Benedikt Peters – Die Psalmen, Teil 5/7

Psalmen des bedrängten David I

Audioabschrift

 

 

Wir sind mitten im Leben Davids, jenem Leben, das neben dem Leben Sauls einherläuft und daher zu beständigem Vergleichen einlädt. Ich will gleich einen solchen Vergleich, der mir heute Morgen im Laufe der Ausführungen Walters besonders deutlich bewusst wurde. Saul ist ein Mann, der äußerlich alle Eigenschaften hat, die man sich nur wünschen kann und Saul hat auch, was Gott betrifft, nur eine äußere Geschichte. David hat auch eine äußere Geschichte. Die äußere Geschichte Davids ist gar nicht so viel besser, als die Sauls. Aber jetzt kommt der große Unterschied: David hat auch eine innere Geschichte. Wir haben von Saul keinen einzigen Psalm. Im Herzen Sauls war nichts, dass er vor Gott hätte ausbreiten können und das für alle nachfolgenden Geschlechter Herz und Gemüt des Volkes Gottes hätte erfreuen können. Wie anders bei David. Wahrlich der Liebliche in Gesängen Israels. Wenn wir David kennen lernen wollen, wer er wirklich ist, dann lernen wir ihn in den Psalmen kennen. Dort redet er zu seinem Gott. Da erfahren wir, wer er ist, was in seinem Herzen war. Wir haben gestern gesehen, wie auf einen glänzenden Morgen, den David erlebte, ganz jäh ein Abstieg folgte in Düsternis, in Finsternis. David sagt in Psalm 23, jenem Psalm, den wir als Leitfaden genommen haben, an dem wir das ganze Leben Davids aufhängen: Auch wenn ich wanderte im finstern Tal, fürchte ich nichts Übles. Wir haben gut sagen, dass wir Gott vertrauen, ihm in allen Umständen vertrauen. Damit wir Gott vertrauen lernen in allen Umständen, führt er uns eben durch finstere Täler. Und da bleibt uns nichts anderes als Gott. In der Finsternis sieht man nicht wohin man geht, man weiß nicht wer und was auf einen lauert. Man kann sich auch nirgends sicher aufstützen. Du kannst dich ja auf einen Stock stützen im Finstern und nachher greifst du mit deinem Stock in ein Loch und dann stürzt du doch. Und so geht David durchs Dunkel und er sagt: Dein Stecken und dein Stab. Der Herr ist ihm Stütze, der Herr ist ihm Beistand, der Herr ist ihm Führer in der Finsternis.

Ich habe vor einigen Tagen über den 1. Petrusbrief gesprochen und ich will einen Vers daraus in diesem Zusammenhang zitieren, ehe wir weiterfahren. Petrus sagt hier zu uns, die wir ein Erbe im Himmel haben, die wir aber noch unterwegs sind durch eine Welt der Sünde, eine Welt, die im Argen liegt, dass für unseren Weg Drangsal vorgesehen ist. Von wem vorgesehen? Von Gott. Und er sagt, ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist – und zwar steht im Petrusbrief immer: nach Gottes Willen leiden, oder leiden, wenn Gott es will, so wird es ausgedrückt. Gott will es. Und dann steht hier: Ihr werdet betrübt durch mancherlei Versuchungen, weil es nötig ist, auf dass die Bewährung eures Glaubens viel köstlicher werde als Gold. Die Bewährung ist viel köstlicher, die Bewährung des Glaubens, als die Bewährung des Goldes. Nun wie wird Metall bewährt, ob es nun Gold sei oder nicht? Durch Feuer. Und wenn jemand einmal Metall gefunden hat und das glänzt und glitzert so schön in den Augen, dann will er wissen, was es ist. Das ist ihm ganz wichtig, diese Bewährung. Das bringt es an den Tag, ob es echtes Gold ist. Unendlich viel wichtiger aber ist es, dass an den Tag kommt, ob unser Glaube echt ist. Das ist unendlich viel wichtiger, denn davon hängt unendlich viel mehr ab, als vom Wert eines Metalls, das wir in Händen halten mögen. Und so führt Gott die Seinen durch Proben. Übrigens das griechische Wort Prüfung oder Versuchung, peirasmos, das steckt als Grundwort per drin, und das heißt hindurch. Ein peirasmos ist eine Hindurchung. Nur kann man das auf Deutsch nicht sagen, aber genau das ist es. Hindurch, durch Finsternis hindurch, durch Anfeindung hindurch, durch Feuer hindurch. Du hast uns durch Wasser und durch Feuer geführt, sagt der Psalmist, wenn ich mich recht entsinne, in Psalm 66.

David war gesalbt worden zum König, aber er war noch nicht König. Nun, wir alle haben die gleiche Berufung wie David. Wir sind von Gott dazu berufen, bestimmt, erwählt, Könige zu sein; ein Königtum, mit Christus zu herrschen. Wird Gott uns denn für diese ungeheure Aufgabe vorbereiten? Ja, gewiss. Und so dienen all diese Drangsale, durch die David hindurch muss, seiner Erziehung. Wäre David nicht auf diesem Weg in Gottes Schule erzogen worden, wäre er nie jener König geworden, über den folgender zusammenfassender Kommentar gegeben werden konnte. 2. Samuel 8, 15: „Und David regierte über ganz Israel; und David übte Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volke.“ Wir werden einige solcher Stationen jetzt sehen, die zu dieser Schule Gottes gehörten, in denen er von Gott gelehrt und erzogen wurde, für seine großartige Aufgabe. Und wenn wir Schwierigkeiten, Zurücksetzungen, Enttäuschungen in unserem Leben erfahren, dass Leute uns sitzen lassen und uns hintergehen, dass an uns Unrecht geschieht, wie auch an David geschah, dann dient das alles dazu, uns umso tauglicher zu machen, ja, uns überhaupt tauglich zu machen für diese Aufgabe, eines Tages mit Christus zu herrschen. Wir müssen hier lernen, seine Urteile zu denken, nach seinem Sinn zu urteilen. Hier werden wir gelehrt, geschult, für das, was wir dann einst in einem unendlich größeren Rahmen sein werden, ein Königtum, um mit Christus zu herrschen. Das Leid, das Leiden, durch das David hindurch muss, lehrt ihn Gott erkennen. Das werden wir in den Psalmen sehen. Und es lehrt ihn auch sich selbst zu erkennen. Beides, beides geht Hand in Hand. Erkennen wir Gott, erkennen wir auch immer mehr uns selber.

Und jemand, der Gott kennt, seinen Gott kennt, der täuscht sich nicht mehr so sehr über sich selbst. David lernte seinen Gott kennen, er lernte den Menschen kennen, besonders aber den Menschen David. Und er ist es, der diese Worte ausgesprochen hat: In Ungerechtigkeit bin ich empfangen, in Sünde geboren, nichts Reines, nichts Gutes ist an mir. Er lernte sich erkennen, er lernt auch erkennen und verstehen, wer und was der Mensch ist, so dass er am Ende seines Lebens einen Kommentar wie diesen abgeben kann. In 2. Samuel 14 werden David drei Strafen vorgelegt, entweder sieben Jahre Hungersnot oder drei Monate von seinen Feinden gejagt oder drei Tage Pest im Land. Und dann sagt er in Vers 14: „Und David sprach zu Gad: Mir ist sehr Angst! Mögen wir doch in die Hand des HERRN fallen, denn seine Erbarmungen sind groß; aber in die Hand der Menschen lass mich nicht fallen!“ In die Hand Gottes. Meinem Gott, ihm vertraue ich. Er ist vertrauenswürdig, er ist treu, seine Erbarmungen sind groß. Aber nicht in die Hand des Menschen. Ich habe den Menschen kennen gelernt, ich habe auch mich kennen gelernt, wozu ich in der Lage bin. So dient also all das der Erziehung Davids. Nun, was Davids Schmerz so überaus groß machte, das hielten wir auch fest, ist, dass er plötzlich stürzt, ein jäher Sturz und dass er aus großer Höhe stürzt und dazu noch völlig unverschuldet. Unverschuldet hat er den Hass Sauls auf sich gezogen. Schlagen wir eine Stelle aus 1. Samuel auf und nachher einige Stellen aus den Psalmen.

1. Samuel 20, 1: „Und David floh von Najoth zu Rama; und er kam und sprach vor Jonathan: Was habe ich getan? Was ist meine Ungerechtigkeit, und was meine Sünde vor deinem Vater, dass er nach meinem Leben trachtet?“ Unverschuldet und ungerecht zu leiden tut doppelt weh. Und doch muss es sein. Psalm 35, 7 – in mehreren Psalmen kommt das zum Ausdruck - : „Denn ohne Ursache haben sie mir ihr Netz heimlich gelegt, ohne Ursache meiner Seele eine Grube gegraben.“ Vers 19: „Lass sich nicht über mich freuen, die ohne Grund mir feind sind, nicht zwinkern mit den Augen, die ohne Ursache mich hassen!“ Psalm 69, 4: „Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen; mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir feind sind.“ Psalm 109, 3-4: „Und mit Worten des Hasses haben sie mich umgeben und haben wider mich gestritten ohne Ursache. Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet.“ Auch das erlebte David. Er liebte Saul, er achtete Saul. Darin zeigte er seine Liebe zu ihm, er schonte Saul zweimal. Und dafür hasste ihn Saul nur noch umso mehr. Solche Drangsal, durch die Gott David führte, machte ihn auch zum Sänger, zum Lieblichen in Gesängen Israels. In der Stahlpresse der Drangsal entstanden diese Gesänge, die über die Jahrhunderte, die Jahrtausende, für die Seelen aufgewühlter, gequälter, gepeinigter Heiliger, wie Balsam gewesen sind.

Ich will ein Beispiel aus dem Leben eines Gottesmannes der Kirchengeschichte dazu anführen. Wie er durch Leiden geführt wurde, ebenso unverschuldet. Ja, er musste leiden, weil er Gutes tat, weil er das Evangelium predigte. Man kann ja nichts Besseres tun, als den Menschen das Evangelium zu predigen. Das ist das Beste, was man einem Menschen tun kann. Wenn man die Menschen wirklich liebt, dann verkündigt man ihnen das Beste, was es für sie gibt. Und das tat ein gewisser John Bunyan und wurde dafür verhaftet und kam ins Gefängnis. Und während dieser Zeit sind einige dieses Vergehens wegen sogar hingerichtet worden. Er wusste nicht, ob er nicht auch hingerichtet wird. Er hätte nur eines tun müssen, er hätte nur sagen müssen: Ich verspreche, nie mehr das Evangelium in einer irregulären Versammlung zu predigen. Das heißt außerhalb der anglikanischen Kirche. Und er hätte heim gedurft. Heim zu seiner geliebten Frau und zu seinen geliebten Kindern. Er war zwölf Jahre im Gefängnis und dort schrieb er sehr kurz, mehr tagebuchartig, von seinem Ergehen. Und ich habe hieraus folgendes Zitat mir herausgesucht: „Trotz diesen Hilfen musste ich spüren, dass ich ein mit Schwachheiten umgebener Mensch war. Als ich zusehen musste, wie meine Frau und meine armen Kinder von mir weggingen, war es, als zerrte man mir das Fleisch von den Gebeinen. Es ging mir wie jenen zwei säugenden Kühen, welche die Lade Gottes in ein anderes Land ziehen und ihre Kälblein zurück lassen mussten.“

Wir haben diese Geschichte erst in diesen Tagen vor uns gehabt, 1. Samuel 6. Und dann schreibt er in den einleitenden Sätzen zu Grace Abounding to the Chief of Sinners, Überströmende Gnade für den Ersten der Sünder: „Ich sende euch hier einen Tropfen des Honigs, den ich aus dem Kadaver des Löwen genommen habe. Ich habe selbst auch daraus gegessen und ich bin dadurch sehr erquickt. Versuchungen, wenn sie uns zuerst befallen, sind gleich dem Löwen, der sich brüllend auf Simson stürzte. Wenn wir sie aber überwinden, werden wir das nächste Mal, wenn wir ihnen begegnen, eine Wabe voller Honig in ihnen finden.“ Honig für ihn, für John, Honig für David, Honig für den, der durch die Prüfungen geht. Aber er sagt, ich sende euch einen Tropfen Honig aus diesem Kadaver des Löwen. Und es war mehr als ein Tropfen, der aus dem Gefängnis in Bedford in alle Welt gesandt wurde. Seinem Buch Die Pilgerreise, das nach der Bibel in die meisten Sprachen übersetzte Buch, verdanke ich sehr viel. Nebst der Bibel war dieses Buch der Hauptanstoß zu meiner Bekehrung. In jener Zeit las ich die Bibel, jeden Tag die Bibel und jeden Tag ein Kapitel aus der Pilgerreise. Und er hat wirklich durch seine Schriften unzählige Kinder Gottes gestärkt, im Glauben befestigt und ermuntert.

Gott führt uns durch Drangsal und macht uns so passend für unsere Bestimmung und macht uns gleichzeitig zu einem Segen für andere. Wollen wir das? Dann wollen wir dem Herrn danken, wenn Drangsal kommt. Jakobus sagt es. Freut euch, freut euch, wenn Prüfungen euch befallen. Das ist nicht zynisch gemeint, er meint es genau so, weil er weiß, dass das für uns höchstes Gut mit sich bringt. Ich habe noch ein Zitat hervorgeholt von einem Mann, der 100 Jahre später lebte, nämlich George Whitefield. Ein Evangelist, der das Evangelium mehr Menschen predigte, als vor ihm wahrscheinlich je einer gepredigt hatte, mehreren Millionen Menschen. Unzählige Menschen sind gerettet worden. Und wenn man seine Lebensgeschichte liest, stellt man fest, dass er schon ganz früh, ähnlich wie David es erlebte, zuerst ungeheuer beliebt war. So in den ersten Monaten seines öffentlichen Predigens, war er der beliebteste Mann von ganz London. Er war so populär, dass er sich in der Kutsche verstecken musste, so dass ihn niemand sah, denn es war ihm peinlich, so bejubelt zu werden, wenn er durch London fuhr. Aber wie über Nacht ist er gestürzt vom beliebtesten aller Pastoren in der ganzen Church of England zum beschimpftesten aller Pastoren. Und nicht nur das. Auch mancherlei Gemeinheiten, auch von Brüdern, sind ihm angetan worden. Und er schrieb einmal in einem Brief an die Lady Huntingdon, eine Adelige, die George Whitefield sehr viel verdankte: „Ich will Gott für die vielen Angriffe auf mich danken. Man hat mich hintergangen, verachtet, gerügt, verleumdet, verurteilt und mich auf diese Weise meinen innigsten und geliebtesten Freunden entfremdet. Durch all das habe ich die Treue dessen erfahren, der unter allen Freunden der wahre Freund ist. Und ich habe gelernt, mir daran genügen zu lassen, dass er, vor dem alle Herzen offen sind, und der ein jedes Sehnen in den Herzen kennt, jetzt sieht, und hernach alles offen an den Tag legen wird.“ Das gehörte auch zum Weg, den dieser Mann gehen musste, damit er einmal seine Bestimmung in seinem Dienst hier erfüllen konnte und auch das Ziel erreichen, das Gott ihn gesetzt hatte.

Wir wollen jetzt weiter lesen im Leben Davids. Wir haben 1. Samuel 19 nur kurz gestreift. Wir lesen hier von Vers 9 an. Nein, ich muss jetzt erst einen Psalm noch nachtragen. Ein Psalm, der aus einem ganz besonderen Anlass heraus entstand, der 9. Psalm. Den müssen wir doch noch in diesem Zusammenhang nachtragen. Hier steht in der Überschrift: Dem Vorsänger nach Muth-Labben. Ja, wer ist denn das? Im Lexikon nachschlagen und nicht finden. Keine Ahnung wer das ist. Nun, das ist ein einigermaßen rätselhaftes Wort, wenn man es so vor sich hat. Im Hebräischen steht almuth labben. Al heißt auf, al-muth-labben, also es kann dann heißen, auf das Sterben des Sohnes, das könnte es heißen. Dann wäre das ein Trauerlied auf den Tod eines Sohnes. Der Inhalt spricht aber überhaupt nicht davon. Dann aber, und wenn ich mich richtig entsinne, verdanke ich diesen Clou, diesen Hinweis entweder Martin Buber oder Leopold Marx, ein Jude, der auch die Psalmen ins Deutsche übersetzt hat. Und er setzt als Überschrift: Auf den Tod des Zweikämpfers. Im Hebräischen steht also hier das Wort ben und wenn wir in 1. Samuel 17 nachlesen, finden wir dort folgenden Ausdruck. 1. Samuel 17, 4: „Und der Zwischenkämpfer trat aus dem Lager der Philister hervor.“ Der Zwischenkämpfer, der Zweikämpfer. Die Elberfelder Bibel hat das so ihrer Eigenart gemäß fast überwörtlich übersetzt, denn so bedeutet das zunächst ja gar nicht viel. Was ist denn ein Zwischenkämpfer? Ein Kämpfer, ein Zwischending zwei verschiedener Gattungen. Aber das hebräische Wort heißt genau so: ein ijsch-habenajim, ein Mann der dazwischen ist. Und genau das war der Zweikämpfer. Der Zweikämpfer ging nämlich aus seinem Lager heraus und stellte sich ins Niemandsland (zwischen die Fronten) und forderte dann jemand von der Gegenseite heraus. Darum nannte man ihn einen Mann, der dazwischen steht, bejn im Hebräischen, ijsch-benajim. Und Psalm 9 will wahrscheinlich dieses Geschehen zum Ausdruck bringen. Auf den Tod dieses Zwischenkämpfers, dieses Zweikämpfers.

Und das passt ganz genau auf den Inhalt des Psalms. Und darum denke ich, dass das die Erklärung ist, dass dieser Psalm also entstand, indem David darüber nachdachte, was damals geschehen war. Und das Schöne ist, hier sehen wir, was im Herzen Davids ist. Nicht etwa Triumph, dass er sich vor allen präsentiert, sondern das Erste, was ihm über die Lippen kommt ist: Ich will den Herrn preisen. Er hat mich gerettet. Von ganzem Herzen, ich will erzählen alle deine Wundertaten. Welche Wunder hast du, o Gott, gewirkt. Also er erhöht Gott und das ist es ja, was David lernt. Durch alle Drangsal, durch alle Erprobungen, durch alle Versuchungen hindurch lernt er Gott kennen und auch den Menschen. Und so sagt er am Ende dieses Psalms, und das passt auch, auf das Gericht des Antichristen, Psalm 9, 19: „Stehe auf, HERR! nicht habe der Mensch die Oberhand, vor deinem Angesicht mögen gerichtet werden die Nationen! Lege Furcht auf sie, HERR, mögen die Nationen wissen, dass sie Menschen sind!“ Das war im Herzen Davids, dem Manne nach dem Herzen Gottes: Nicht habe der Mensch die Oberhand. Denn was und wie der Mensch ist, das hatte David gelernt auf dem Weg, den Gott ihn führte. Und so hat er große Abscheu davor, dass der Mensch sich durchsetze und sich präsentiere. Und wir merken vielleicht, wie wenig unsere Zeit und vielleicht auch unsere heutige Christenheit hier wie David denkt. Wie vielen Gläubigen ist das ein Herzensanliegen, dass nicht der Mensch die Oberhand habe? Der Mensch trete zurück, Gott will ich preisen. Also so viel zu diesem Psalm.

1. Samuel 19 beschreibt nun, wie Saul David zu töten versucht. Und zwar diesmal nicht, wie es schon vorher geschehen war, dass er in einem Wutanfall die Nerven verlor und den Speer auf David schleuderte, – Da wird David gedacht haben: Na ja, das sind seine Anfälle. – sondern jetzt plant er es. Er nimmt es sich vor, jetzt muss dieser David sterben. 1. Samuel 19, 9: „Und ein böser Geist von dem HERRN kam über Saul; und er saß in seinem Hause, mit seinem Speer in der Hand, und David spielte mit der Hand. Und Saul suchte David mit dem Speere an die Wand zu spießen; aber er wich aus vor Sau. und er stieß den Speer in die Wand. Und David floh und entrann in selbiger Nacht. Da sandte Saul Boten in das Haus Davids, um ihn zu bewachen und ihn am Morgen zu töten. Aber Michal, sein Weib, tat es David kund und sprach: Wenn du nicht diese Nacht deine Seele rettest, so wirst du morgen getötet werden. Und Michal ließ David durchs Fenster hinab; und er ging weg und floh und entrann. Und Michal nahm den Teraphim und legte ihn ins Bett und legte das Geflecht von Ziegenhaar zu seinen Häupten und deckte ihn mit dem Tuche zu. Und Saul sandte Boten, um David zu holen; – also wir sehen, es ist ihm wirklich ernst; das ist nicht einfach ein Anfall. – und sie sprach: Er ist krank. Da sandte Saul die Boten, um David zu sehen, und sprach: Bringet ihn im Bett zu mir herauf, dass ich ihn töte! Und die Boten kamen, und siehe, der Teraphim war im Bett, und das Gefecht von Ziegenhaar zu seinen Häupten. Da sprach Saul zu Michal: Warum hast du mich also betrogen und hast meinen Feind gehen lassen, dass er entronnen ist? Und Michal sprach zu Saul: Er sagte zu mir: Lass mich gehen! warum sollte ich dich töten?“

Nun dieses Geschehen ist Anlass geworden zu Psalm 59: Dem Vorsänger, Verdirb nicht! Von David, ein Gedicht, als Saul sandte, und sie sein Haus bewachten, um ihn zu töten. Zu dieser Überschrift, die dreimal vorkommt, in drei Psalmen steht: Verdirb nicht! Das heißt, in drei Psalmen Davids, in 57, 58 und 59. Ich denke, dass es ziemlich leicht ist, zu verstehen, was diese Bezeichnung soll. David hatte doch Angst um sein Leben. O, verdirb mich nicht! So denkt man doch, wenn man umstellt ist von bewaffneten Männern, die nur darauf warten, bis man aus dem Haus geht, um einen zu greifen und zu töten, oder bald ins Haus eindringen und einen töten. Verdirb nicht! Schon mich! Wir werden darauf noch zurück kommen, weil dieser Ausdruck auch in den Samuelbüchern einmal vorkommt, in einem ganz bemerkenswerten Zusammenhang. Nun, was hat David hier gelernt? Jetzt hat Gott ihn in eine solche Situation geführt, wo ihm nichts und niemand bleibt, als Gott. Und zwar ist das eine Situation, die David sich nicht ausgesucht hätte. Wir sehen das immer wieder im Leben Davids und auch uns geht es so, Gott führt David in Situationen, führt Menschen zu David, alles Dinge, die David sich nicht ausgesucht hätte. Es ist Gott, der treue Hirte Davids, der ihn weidet, der ihn führt, der ihn erzieht, damit er das werde, was er sein muss. Umstellt von Feinden und wo ihm nichts und niemand bleibt als Gott, da lernt er, auf Gott, und auf Gott allein, zu vertrauen, nur auf seine Hilfe.

Verse 1-2: „Befreie mich von meinen Feinden, o mein Gott! setze mich in Sicherheit vor denen, die sich wider mich erheben! Befreie mich von denen, die Frevel tun, und rette mich von den Blutmenschen!“ Was will auch David tun? Er kann auf nichts anderes hoffen, als auf Gottes Hilfe. Und er erfährt Gottes Hilfe. Gott verwendet ja unerwartete Mittel. Hier verwendet er Michal. Michal ist es, die es als Tochter Sauls versteht und es sich als Tochter Sauls auch leisten kann, etwas zu tun, was nachher anderen, die unwissend David halfen, das Leben kostete. Sie hilft also David und Dank Michals Hilfe kann David entkommen. Aber David hatte ja keine Macht über Michals Launen und Michal hatte ihre Launen. Alle Menschen haben ihre Launen. Wir sehen Michal an einer anderen Stelle, – und da können wir vermuten, wenn sie in jener Gemütsverfassung gewesen wäre, dann hätte sie dem David nicht so willig geholfen – wo sie David verachtet hat. Gott ist der, der die Herzen lenkt. Und so lenkte er das Herz Michals, sich schützend vor David zu stellen, und er kam davon.

Vers 9: „Meine Stärke, auf dich will ich achten; denn Gott ist meine hohe Feste.“ Und dann die Verse 16-17: „Ich aber will singen von deiner Stärke, und des Morgens jubelnd preisen deine Güte; denn du bist mir eine hohe Feste gewesen und eine Zuflucht am Tage meiner Bedrängnis. Dir, meine Stärke, will ich Psalmen singen; denn Gott ist meine hohe Feste, der Gott meiner Güte.“ Durch solche Erfahrungen lehrt Gott die Seinen, die ihm vertrauen, dass man ihm vertrauen kann, dass er wirklich der Gott der Umstände ist. So haben wir es doch gehört, oder? Es ist der Gott, der auch die Umstände lenkt, in seiner Hand hat. Und David hatte ja in Psalm 23 gesagt: Wenn ich wandre im finstern Tal, bist du bei mir, und auch im Angesicht meiner Feinde deckst du mir den Tisch. Feinde sind da, die wollen mir Übles, die schauen mir zu, die wollen mir ans Leben, aber du bereitest mir einen Tisch. Du erhältst mein Leben, du ernährst mein Leben, erhältst meine Seele. Und durch solche Drangsale, durch solche Prüfungen, in die Gott David führt, lernt er seinen Gott in einer Weise kennen, als den Treuen, wie er ihn nie gekannt hat. Ich weiß nicht, ob ihr schon in solchen Situationen wart, aber der Herr wird euch noch in solche Situationen führen, wo ihr euch, vielleicht selbst verschuldet oder auch nicht, in einer solchen Sackgasse wiederfindet, wo es kein Heraus gibt, kein Zurück, kein Wiedergutmachen, nichts. Wo nur noch Gott bleibt. Zwei- bis dreimal habe ich mich in solchen Situationen befunden. So ratlos, so dass mir sogar der Magen, das Innere schmerzte. Da kann man nur eines tun, nämlich sich vor Gott niederwerfen, vor ihm liegen, und dann beginnt er zu reden. Und dann erfahren wir, wer Gott ist, der treue Gott, der die Seinen bewahrt, den Seinen beisteht, und der es auch dort, wo alles finster ist, versteht, in ihre Herzen Licht zu geben, Gewissheit, Zuversicht. Dieser Psalm endet mit: Ich will singen von deiner Stärke.

Und auf das Wort Stärke werden wir bald zurück kommen. Ich will hier als Beispiel von diesem Mann, John Paton, Missionar unter Südseekannibalen, etwas vorlesen aus seinem Leben. Ein Mann, der sich in eine Weltgegend begab, die nicht als sicher gelten konnte, nämlich auf die Neuen Hebriden, irgendwo in der Südsee. 1839 hatten erstmals Missionare versucht, dort das Evangelium zu verkündigen. John Williams und sein junger Gefährte James Harris landeten am 30.11.1839 auf der Insel Eromanga, als sie, kaum dass sie den Fuß an Land gesetzt hatten, von Wilden erschlagen und gegessen wueden. So war gleich Märtyrerblut auf diesem Boden geflossen und gehörte nun umso mehr dem Herrn. Sein Kreuz musste umso gewisser dort gepredigt werden, wo seine Boten in seinem Namen das Leben hingegeben hatten. So sandte die Londoner Missionsgesellschaft 1842 die Missionare Turner und Nisbet ab. Sie wählten die Insel Tanna, weil sie Eromanga am nächsten lag. Nach sieben Monaten waren Wut und Mordlust der Tannesen nicht mehr zu bändigen. Nachdem ihr Leben wiederholt bedroht worden war, versuchten beide Missionare in einem kleinen Boot zu entfliehen. Und dann kommt 1858 die John Knox, so hieß das Schiff, nach Tanna mit John Paton und seiner jungen Frau. Beide frisch vermählt, seine Frau in Erwartung. Und dann, was geschieht? Im November 1858 waren sie gelandet. Die Malaria war es dann auch, die John Paton fünf Monate nach der Ankunft zum Witwer machte. Am 12. Februar 1859 wurde sein Sohn Robert geboren. Der Freude über die Geburt des Sohnes folgten Angst und Sorge, denn Mary Anne Paton bekam einen heftigen Malariaanfall. Schnell waren die Kräfte der vorher gesunden Frau aufgezehrt. Nicht einmal drei Wochen nach der Geburt des ersten Kindes starb Mary Anne. Wiederum weniger als drei Wochen später stand Paton vor dem Grab seines Sohnes. Und er schreibt dann in seinem Tagebuch: „Betäubt von dem entsetzlichen Verlust gleich zu Anfang meiner Laufbahn, immer wieder von Fieber und Malaria niedergeworfen, verlebte ich schwere Zeiten. Aber nie fühlte ich mich ganz verlassen: Der ewig gnädige Gott war stets bei mir. Er stärkte mich für die schwere Arbeit, meine Lieben der Erde zu übergeben, die ich ja, obgleich mein Herz fast brach, größtenteils selbst zu verrichten hatte. Ich fasste den Boden und die Wände mit Korallenblöcke ein, wählte den Platz für das Grab möglichst nah dem Haus, und so wurde es in den folgenden Jahren, inmitten von Tod und Gefahren, mein Ruheplatz, an dem ich meinen Gott suchte, wo ich in Gebet und Tränen das Land, in denen ich meine Toten begraben hatte, vom Herrn erbat. Ohne Jesus und ohne die Gemeinschaft mit ihm wäre ich an jenem Grab wohl wahnsinnig geworden.“

Und er erlebte ganz ähnliche Dinge, buchstäblich ähnliche Situationen wie David, umstellt von bewaffneten Männern, die gekommen waren, um ihn zu töten. Er war allein. Und was tut man da? Hier eines der zahlreichen Beispiele. „Eines Morgens zu früher Stunde sah ich das Haus von vielen Bewaffneten umringt. Ein Anführer sagte mir kurz und klar, sie seien gekommen, um mich zu töten. Ich sah, dass ich völlig in ihrer Gewalt war. Von einer Verteidigung gegen so viele konnte keine Rede sein. Ich kniete nieder, übergab in heißem Gebet Jesus Leib und Seele, wie ich dachte, zum letzten Mal, und trat dann unter die Männer. Ruhig setzte ich ihnen auseinander, wie wenig gut sie an mir handelten und dass ich ihnen allen nie irgendetwas zuleide getan hätte. Auch wies ich sie auf die Folgen hin, welche für sie aus dem Mord entstehen würden, als plötzlich ein Anführer sagte: ‚Ihr habt Recht! Wir handelten schlecht an Euch! Nun aber wollen wir für Euch kämpfen und alle töten, die Euch hassen.’“

Nun, genau so ging es auch hier zu, wetterwendisch, einmal so, einmal so. Und dann erlebte er schon kurze Zeit später: „Es folgte mir ein Häuptling mit seiner Flinte fast vier Stunden lang, bei allen meinen Gängen, meiner Arbeit im Hause und draußen. Oft erhob er die Waffe zum Schuss. Aber meines Gottes Macht hat die Hand zurückgehalten von der Tat. --- Die wunderbaren Errettungen stärkten meinen Glauben mächtig und machten mich bereit für kommende Gefahren, die sich aneinander reihten. Ohne die unumstößliche Gewissheit der Gegenwart und der Macht unseres Erlösers würde ich sicherlich den Verstand verloren haben und elend umgekommen sein. Seine Worte: ‚Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!’ wurden eine solche Wirklichkeit für mich, dass ich mich kaum erschreckt haben würde, wenn ich den Herrn auf mich herabschauend gesehen hätte wie Stephanus. Ich fühlte Christi tragende Liebe wie Paulus und sagte oft mit ihm: ‚Ich vermag alles durch Christus, durch welchen ich mächtig bin.’ Es ist einfach Wahrheit, dass ich meinen Herrn mir nie so nahe fühlte, wie in den Momenten, wo Keule, Flinte oder Speer auf mich gerichtet waren.“

Unter solchen Umständen entstand also dieser Psalm 59. Und wir merken uns dieses Wort: Herr, meine Stärke. Denn David brauchte es. Er musste es lernen. Und darum lehrte ihn Gott, in ihm seine Stärke zu finden. Etliche Jahre später befand sich David in einer solchen Lage, die, nach menschlichem Urteil, das Ende Davids, das Ende seines ganzen Weges hätte bedeuten müssen. Aber wir wollen zuerst noch mit der nächsten Episode befassen und kommen dann darauf zurück. Also David flieht. Und dann kommt er zurück zu Jonathan und Jonathan versucht dann herauszufinden, wie sein Vater, wie Saul über David nunmehr denkt, ob sich sein Zorn nunmehr gelegt habe. Saul zürnt David noch immer und so berichtet Jonathan dem David, dass er fliehen müsse. Und wir sehen hier übrigens auch etwas, das für David sehr charakteristisch ist. Darum will ich diesen Vers noch lesen. 1. Samuel 20, 41: „Der Knabe ging, und David machte sich auf von der Südseite her und fiel auf sein Antlitz zur Erde und beugte sich dreimal nieder; und sie küssten einander und weinten miteinander, bis David über die Maßen weinte.“ David war eine wirklich leidenschaftliche Seele. Er war ein Mann von ungeheuer starken Empfindungen. Er war jemand, der weinen konnte, bis er keine Kraft mehr hatte zu weinen. Er war aber auch jemand, der sich so an seinem Gott freuen konnte. Als er die Bundeslade nach Jerusalem brachte und daran dachte, was das bedeutet, vor den Augen des ganzen Volkes Israel wird jetzt kund, Gott ist König in Israel, er thront zwischen den Cherubim. Das hat sein Herz mit solch unbändiger Freude erfüllt, dass Gott als König erkannt wird, dass er vor der Bundeslade tanzte.

An ihm war nichts fade, nichts blass, sondern alles heftig, intensiv. Und wir sehen diesen gleichen David, der als siegreicher Feldherr von Feldzügen zurückkehrte, auch im Staub vor Gott liegen, sieben Tage und hat nichts gegessen. Zerknirscht vor Gott. Und irgendwie gefällt mir das an David. In allem war er ein Mann, der vollständig, total war, eine leidenschaftliche Seele. Und man merkt diese leidenschaftlichen Empfindungen für seinen Gott und das ist das Schönste. Wie er seinen Gott rühmt, sich seines Gottes freut, seine Treue preist, das ist einfach großartig. Und darum ist das auch bezeichnend hier für ihn: David weinte über die Maßen. Er war nicht cool. Also, entschuldigt den Ausdruck, aber ich finde das so idiotisch, dass ein so blödes Wort zum Modewort wird. Und wenn Christen meinen, sie müssten auch cool sein, also das halte ich fast nicht aus. David war nichts von dem. Er war eine leidenschaftliche Seele, der vor Kummer, von Kammer zu Kammer gehen konnte, und klagen konnte: Absalom, mein Sohn. Das ist David. Ein Mann tiefer Empfindungen. Aber so war ja der Herr Jesus auch.

Dann kommen wir zu 1. Samuel 21. David muss also fliehen. 1. Samuel 21, 1-2: „Und David kam nach Nob, zu Ahimelech, dem Priester. Und Ahimelech kam David ängstlich entgegen und sprach zu ihm: Warum bist du allein, und niemand ist bei dir? Und David sprach zu dem Priester Ahimelech: Der König hat mir eine Sache geboten; und er sprach zu mir: Niemand soll irgendwie um die Sache wissen, in der ich dich sende und die ich dir geboten habe! und die Knaben habe ich an den und den Ort beschieden.“ Und jetzt sehen wir David, wie er in dieser Situation zur Lüge Zuflucht nimmt. Das ist eine Lüge. Er sagt nicht die Wahrheit. Er wagt nicht die Wahrheit zu sagen, er, der eben gelernt hat, dass Gott sein Helfer ist. Und so müssen wir die gleichen Dinge immer wieder lernen. Wir haben es nicht mit einem Mal ausgelernt. Und dass er hier log, das hat noch tragische Folgen für Ahimelech und sein ganzes Haus. Und so ist David tatsächlich auch mit Schuld daran, dass Ahimelech und sein ganzes Haus hingemordet wurde. Nun, er bekommt worum er bittet und scheinbar hat ihm da seine Notlüge genützt und geholfen. Und wir merken, dass er jetzt nicht seinem Gott vertraut.

Er hat zuerst zu dieser Notlüge Zuflucht genommen und jetzt flüchtet er. Wohin? Zum Philisterkönig Achis, denn er sagte sich: Meines Feindes Feind ist mein Freund. Das ist sehr menschlich gedacht. Und jetzt sehen wir wiederum, wir Gott der treue Gott ist. Er ist der Hirte Davids. Gott sorgt dafür, dass es ganz einfach nicht geht. Aber dabei wird es so gefährlich; aber auch das kommt von Gott. Mit einem Mal kommen da Knechte des Achis und sagen: Ja, halt, das ist David, das ist der Mann, von dem die Frauen Israels im Reigen sangen. Vers 11-12: „Und die Knechte Achis’ sprachen zu ihm: Ist das nicht David, der König des Landes? Haben sie nicht von diesem in Reigen gesungen und gesprochen: ‚Saul hat seine Tausende erschlagen, und David seine Zehntausende’? Und David nahm sich diese Worte zu Herzen und fürchtete sich sehr vor Achis, dem König von Gath.“ Auf einmal war er umstellt von Männern und die haben ihn ganz hart angeschaut und rüde Hände haben diesen schmächtigen Jüngling gegriffen. Und da stand er. Ja, das hätte sein Ende sein können. Da wurde ihm sehr Angst und er fürchtete sich sehr vor Achis, dem König von Gath, und er verstellte seinen Verstand vor ihren Augen. Hier nimmt er wieder Zuflucht zu einer Lüge. Und wir sehen, wie Gott ihm heraushilft.

Aber was David hier erfuhr, das ist ihm doch in die Knochen gefahren und auch ins Herz gegangen. Und er hat darüber nachgedacht und hat etwas gelernt daraus. Und davon lesen wir in Psalm 56. Also wir schlagen den Psalm 56 auf, da steht das: Dem Vorsänger, nach: ‚Die Taube der fernen Terebinthen’. Von David, ein Gedicht, als die Philister ihn zu Gath ergriffen. Da hatten sie ihn. Und da hat er gleichzeitig auch gebetet: Sei mir gnädig, o Gott! Hat sicher vorher gebetet: Bewahre mich, o Gott! Verse 1-3: „Sei mir gnädig, o Gott! denn es schnaubt nach mir der Mensch; den ganzen Tag mich befehdend, bedrückt er mich. Es schnauben meine Feinde den ganzen Tag; denn viele befehden mich in Hochmut. An dem Tag, da ich mich fürchte, vertraue ich auf dich.“ Wir hatten eben gelesen: da fürchtete er sich sehr. Und da hat er zuerst Zuflucht genommen zu einer Art Lüge, da hat er sich verstellt, und das ist Lüge. Und der Herr ließ ihn davon kommen, aber er muss nachher im Gewissen geschlagen gewesen sein, wie erbärmlich das eigentlich gewesen war, dass er seinem Gott nicht vertraut hatte.

Ist denn Gott nicht treu? Ist denn Gott nicht wahrhaftig? Und so sagt er hier: An dem Tag, da ich mich fürchte, vertraue ich auf dich. Vers 4: „In Gott werde ich rühmen sein Wort; auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten, was sollte das Fleisch mir tun?“ Was will auch der Mensch mir tun. Und hier der Vers 13: „Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, ja, meine Füße vom Sturz, um zu wandeln vor dem Angesicht Gottes im Lichte der Lebendigen.“ Gott rettete ihn und er begriff: es war Gott, der ihn rettete, nicht seine Lüge, nicht sein Verstellen. Gott hat ihn gerettet, in seiner Gnade ihn bewahrt. Und wie oft haben auch wir das erlebt? Wir haben uns immer irgendwie herauszuwinden versucht und der Herr hat in seiner Gnade uns vor größerem Übel bewahrt. Und wir leben noch immer und wir leben nur nicht noch immer, sondern unser Glaube ist noch immer am Leben. Er hat nicht unseren Glauben sterben lassen. Er hat dafür gesorgt, dass unser Glaube wieder zum Leben kam, und damit Einsicht, Buße, Beugung gewirkt und wieder neue Zuversicht in Gott. Wahrlich, der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.