Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen
Apostelgeschichte 5, 27-33

Jürg Birnstiel


Einleitung

->   Jedes Jahr erscheint eine sogenannte Jahreslosung. Ein Bibelvers, der Christen in besonderer Weise durch das Jahr begleiten soll.

->   Diese Jahreslosung steht auf der Vorderseite unseres auslaufenden Gemeindeprogrammes. Es ist ein Vers aus der Apg.5,29:

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

->   Diese Jahreslosung hat kontroverse Auslegungen ausgelöst, die ich hier nicht alle aufzeigen möchte. Wir wollen nun dieses Wort genauer betrachten und sehen, was diese Aussage der Apostel für uns heute bedeutet.

->  Text lesen: Apg.5,27-33.

I. Anklage (27-28)

->   Die Apostel stehen einmal mehr vor dem Hohen Rat in Jerusalem.

->   Der Hohe Rat hatte in jüdische Angelegenheiten die Gerichtsbarkeit, denn die Römer verstanden sich in den Rechtssachen, die die Juden betrafen nicht.

->   Die Römer waren froh, wenn es keine Aufstände gab. Was die Sachen bezüglich des Judentums betrifft, waren sie nicht sonderlich interessiert.

->   Der Hohe Rat übte seine Gerichtsbarkeit nicht nur über die Juden in Israel aus, sondern über die Juden in der ganzen Welt. Sie gaben Weisungen an die Synagogen. So holte sich Paulus beim Hohepriester ein Schreiben für die Synagoge in Damaskus, damit er die Christen dort fesseln und nach Jerusalem bringen konnte (Apg.9,2).

->   Der Hohe Rat in Jerusalem bestehend aus 71 Mitgliedern aus dem Hohepriesterfamilien, aus Phariäern und Sadduzäern. Dieser Hohe Rat war sozusagen die religiöse Führung des Judentum in der damaligen Welt.

->   Was war nun geschehen, das die Apostel vor diesem Hohen Gremium erscheinen müssen?

->   Es ist ja nicht das erste Mal, dass Apostel vor dem Hohen Rat zur Rechenschaft gezogen werden. Denn die Apostel waren ihnen schon lange ein Dorn im Auge.

->   Über 5'000 Juden glaubten bereits an Jesus (Apg.4,4). Der Hohe Rat sah sich aber durch diese starke Bewegung sehr bedroht, denn sie hofften, nach der Kreuzigung Jesu Ruhe zu haben, darin täuschten sie sich aber.

->   Nun, sie verboten kurzerhand den Aposteln im Namen Jesu zu lehren:

Und sie riefen sie und geboten ihnen, keinesfalls zu reden oder zu lehren in dem Namen Jesu. Apg.4,18.

->   Petrus und Johannes erwidern auf dieses Urteil:

Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, daß wir euch mehr gehorchen als Gott. Apg.4,19.

->   Sie wussten ja, dass Jesus sie beauftragt hatte, diese Botschaft seinem Volk zu verkündigen, sie konnten doch jetzt nicht einfach schweigen. Aber es ist für die Apostel nicht nur der Auftrag von Jesus. Sie sind ja Zeugen der Auferstehung und darum sagen sie weiter:

Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Apg.4,20.

->   Zähneknirschend musste der Hohe Rat sie ziehen lassen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient hätte.

->   Weil sie nun weiter predigten, wollte der Hohe Rat dem Treiben der Christen nicht mehr länger zuschauen und sie liessen die Apostel ins öffentliche Gefängnis werfen.

->   In der Nacht wurden die Apostel durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit.

->   Die Apostel flohen nun nicht über alle Berge auf nimmer wiedersehen, sondern sie befolgen die Anweisungen des Engels und gehen in den Tempel und lehrten die Menschen über das Wort des Lebens, also über Jesus.

->   Der Hohe Rat lässt sie wieder Abführen und nun werden sie von neuem verhört. Die Anklage lautet:

Haben wir euch nicht streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren?

->   Natürlich haben sie das getan. Aber sie machen auch deutlich, warum ihnen das so zu schaffen macht, dass die Apostel nicht aufhören über Jesus zu sprechen. Sie sagen:

Und seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.

->   Mit anderen Worten, ihr wollt uns für das was Geschehen ist verantwortlich machen. Aber, wenn sie ehrlich sind, so haben sie bei der Kreuzigung Jesu ganz deutlich gesagt, dass sie die Verantwortung für dieses Geschehen tragen wollen, so lesen wir:

Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu!  /  Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder! Mt.27,24.

->   Nun wollen sie nichts mehr von diesem Jesus hören. Sie sprechen nicht einmal seinen Namen aus. Keiner will die Verantwortung für die Kreuzigung Jesu übernehmen.

a) Anwendung

->   Was für ein gutes Zeugnis stellt der Hohe Rat den Aposteln aus. Sie haben ganz Jerusalem mit der Lehre Jesu erfüllt.

->   Das war die Aufgabe der Apostel und das ist die Aufgabe unserer Gemeinde hier: Männedorf und Uetikon mit der Lehre Jesu zu füllen.

->   An den Aposteln könen wir uns ein Beispiel nehmen, die trotz allen Widerwertigkeiten nicht aufgaben, das Evangelium zu verkündigen.

->   Sind wir doch selber erfinderisch, wie wir in Männedörfler und Uetikoner mit dieser wunderbaren Botschaft der Rettung erreichen können.

->   Möge das, was die Apostel sagten auch unserer Haltung entsprechen:

Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Apg.4,20.

->   Werden wir nicht müde!

II. Verteidigung (29-32)

->   Petrus und die Apostel antworten auf diese Anschuldigung, nicht indem sie abstreiten von Jesus gesprochen zu haben - wie wollten sie auch ? -, sondern indem sie sagen:

Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.

->   Und sie lassen nicht nur diese Aussage im Raum stehen, sondern sie geben gleich den Inhalt ihrer Botschaft weiter, die sie verkündigen und die auch für den Hohen Rat Gültigkeit hat:

Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt. / Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Retter, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben. 30-31.

->   Auch der Hohe Rat könnte diese Vergebung bekommen, würden sie an Jesus glauben. Aber lieber bekämpfen sie diese Lehre. Diese Sache mit Jesus wollen sie aus dem Wege schaffen.

a) Anwendung

->   Welche Bedeutung hat für uns nun diese Aussage:

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen?

->   Heisst das, dass wir als Christen völlig frei sind. Wir müssen nur tun, was Gott von uns will?

->   Im gewissen Sinne ist dies tatsächlich so. Es ist ein Grundsatz, der allgemein gültig ist, wenn die Voraussetzungen stimmen.

->   Diese Aussage wird aber dann falsch verstanden, wenn wir uns damit der Obrigkeit gegenüber aufständisch benehmen. Denn dort spricht die Bibel ein deutliches Wort, was es heisst Gott zu gehorchen, wir lesen z.B. im 1.Petrusbrief:

Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten / oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. 1.Petr.2,13-14.

->   Betrachten wir die Apostel, so widersetzen sie sich einer Anordnung, die ersten nicht von der Besetzungsmacht erteilt, sondern von der religiösen Führung verlangt wird.

->   Und sie nehmen den Auftrag Jesu war, und verkündigen das Evangelium.

->   Wo liegt aber die Unterscheidung. Die Grenzen sind doch fliessend. Luther hat in seiner Lehre über die zwei Reiche einen, nach meiner Ansicht, biblischen Sachverhalt deutlich gemacht. Er schreibt:

Darum hat Gott zwei Regimente verordnet: das geistliche, welches Christen und fromme Leute macht durch den heiligen Geist, unter Christus, und das weltliche, das den Unchristen und Bösen wehrt, daß sie äußerlich Frieden halten und still sein müssen, ob sie wollen oder nicht.[1]

->   Er unterscheidet zwischen der Welt und der Gemeinde. Und er zieht dann folgende Grenze für die weltliche Macht:

Wo weltliche Gewalt sich anmaßt, der Seele Gesetze zu geben, da greift sie Gott in sein Regiment und verführt und verdirbt nur die Seelen.[2]

->   An diesem Punkt sollte man sich wehren meint er und zwar nicht mittels Gewalt, sondern mit der Wahrheit, er schreibt:

Denn der Obrigkeit soll man nicht mit Gewalt widerstehen, sondern nur mit dem Bekenntnis der Wahrheit.[3]

->   Das ist genau das, was die Apostel gemacht hatten. Sie hielten gegenüber dem Hohen Rat immer wieder an der Wahrheit fest und somit an der Tatsache der Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

->   Es geht hir nicht in erster Linie um eine Gewissenssache, das die Apostel ihrem Gewissen gerecht werden, sondern es handelt sich um eine Tatsache, die sie vertreten: Jesus ist gestorben und wieder auferstanden, damit wir von unseren Sünden frei werden.

->   Ihre Unterordnung besteht darin, dass sie bereit waren, für ihre Überzeugung die Folgen zu tragen, aber sie waren nicht bereit ihre Überzeugung aufzugeben.

->   Sie konnten und wollten diese Tatsache, diese Wahrheit verleugnen und eine andere Überzeugung annehmen.

->   Genau das wird ja von Christen, die verfolgt werden immer wieder verlangt: Sie sollen Jesus verleugnen.

->   Wir stehen noch nicht in der Situation, dass wir uns vor eine religiösen Führung oder vor dem Staat für unseren Glauben rechtfertigen müssen.

->   Wir können alle Möglichkeiten nutzen um das Evangelium zu verkündigen. Was heisst es nun wirklich für uns, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen.

->   Ich denke für uns heisst es, dass wir nicht einschlafen und vergessen das Evangelium zu verkündigen. Trotz der Gleichgültigkeit der Menschen sollen wir Jesus verkündigen.

->   Trotzdem, dass uns viele für extrem und eigensinnig halten, sollen wir von Jesus erzählen und sagen, dass er der einzig wahre Gott und Retter ist.

->   Wir sollen uns an gewisse gesellschaftliche Übereinkünfte nicht um jeden Preis halten und gewisse Anstandsregeln müssen durchbrochen werden.

->   Wir dürfen uns nicht Mundtod machen lassen.

->   Die Tatsachen der Botschaft müssen ausgesagt und vertreten werden.

->   Hier müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen.

->   Wir sollen das Evangelium nicht in Watte packen, dass die eigentliche Botschaft kaum hörbar ist.

->   Sicherlich wir können unsere Stimme gegen Abtreibung erheben.
Wir können uns für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

->   Dies alles tun aber andere Menschen auch.

->   Die Apostel standen nicht vor Gericht, weil sie sich für mehr Gerechtigkeit einsetzten, obwohl es zu der Zeit genügend Missstände gegeben hat, sondern sie stehen wegen der Verkündigung des Evangelium vor dem Hohen Rat.

->   Gott gehorchen im dieser Aussage der Apostel heisst:
Das unverkürzte, klar verständliche Evangelium auszusagen und zur Umkerh zu rufen.

->   Natürlich ist es populärer sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen, man bekommt dadurch viele Verbündete. Aber es ist viel schwieriger das schlichte Evangelium zu verkündigen. Paulus rät uns:

Eure Rede sei allzeit freundlich und mit Salz gewürzt, daß ihr wißt, wie ihr einem jeden antworten sollt. Kol.4,6.

III. Reaktion (33) / Evangelisation

->   Die Aussage der Apostel war natürlich eine enorme Provokation für den Hohen Rat.

->   Der Hohe Rat, der eigentlich über den rechten Glauben wachen will und meint Gott vertreten und verteidigen zu müssen hört von von diesen Männern, dass sie in ihren Anweisungen nicht Gottes Reden hören, sondern dass Gott einen anderen Weg verfolgt.

->   Anstatt hellhörig zu werden, liessen sie ihrer Wut freien Lauf.

->   Es heisst hier:

Als sie das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie wollten sie töten. 33.

->   Wörtlich übersetzt heisst es: Sie wurden zersägt. Ein Ausdruck für eine fast unbeschreibliche Betroffenheit. Wenn es einem heiss und kalt zugleich wird. Wenn das Blut in den Kopf schiesst und man seinen Körper kaum zu beherrschen vermag.

->   Der Ausweg war klar für sie: Diese Männer müssen sterben. Nur fehlte ihnen die Kompetenz eine Todesstrafe anzuordnen.

a) Evangelisation

->   Menschen reagieren verschieden auf das Evangelium. Die einen so wie der Hohe Rat. Sie finden es eine Unverschämtheit, dass jemand zu sagen wagt, man müsste sein Leben ändern.

->   Sie regen sich auf über die Stündler, die meinen die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben.

->   Oder man kann aber auch anders reagieren, wie die dreitausend Menschen auf die Botschaft des Petrus reagierten. Dort heisst es:

Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Apg.2,37.

->   Oder auch in Athen haben wir verschiedene Reaktionen. Nach der Predigt des Paulus heisst es:

Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiter hören. Apg.17,32.

->   Wie reagierst Du auf das Evangelium, wenn Du noch nicht Christ bist?

->   Vielleicht gleichgültig, erbost über die Anmassung oder fragend und suchend, wie Du Frieden mit Gott bekommen kannst?

->   Petrus antwortete den Juden die ihn fragten, was sie tun sollen:

Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Apg.2,38.

->   Du sollst Busse tun, Deinen Sinn ändern. Denn Du bist schudig vor Gott. Paulus schreibt:

Denn es ist hier kein Unterschied: / Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. Rö.3,23.

->   Wenn Du wirklich fragend und suchend bist, dann bin ich gerne bereit die Fragen zu beantworten und aufzuzeigen, wie Du zu Jesus kommen kannst und somit für alle Ewigkeit mit Gott versöhnt bist.

Schluß

->   Zusammenfassung

->   Wenn wir dieses Wort der Apostel hören:

Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. 29.

->   Dann soll es uns ermahnen, unerschrocken das ganze Evangelium zu verkündigen.

->   Lassen wir uns von diesem Wort durch das Jahr 1993 begleiten, besonders im Blick auf unsere Evangelisation im Nov. 93.

->   Aber auch jeden Tag wollen wir uns vor Augen halten:

Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. 29.

Amen

 

 

 

 

 

Datei: AG_05_27

 



[1]Eine treue Vermahnung Martin Luthers an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1522), S. 45.

[2]Eine treue Vermahnung Martin Luthers an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1522), S. 60.

[3]Eine treue Vermahnung Martin Luthers an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1522), S. 80.