Herr, hast Du das gesehen?
Gedanken zum Seebeben im Dezember 04 (I)

Schriftlesung: Jakobus 4, 13-17

Nun aber zu euch, die ihr sagt: »Heute oder morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Dort werden wir ein Jahr lang Geschäfte machen und viel Geld verdienen.« (Jakobus 4, 13) Woher wißt ihr denn, was morgen sein wird? Was ist euer Leben? Es gleicht einem Dampfwölkchen, das aufsteigt und sich sogleich wieder auflöst. (Jakobus 4, 14) Sagt lieber: »Wenn der Herr es will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.« (Jakobus 4, 15) Ihr aber seid stolz und überheblich; und ein solcher Stolz ist verwerflich. (Jakobus 4, 16) Im übrigen gilt: Wer die Zeit und die Mittel hat, Gutes zu tun, und es nicht tut, macht sich schuldig. (Jakobus 4, 17)

I.     Warum lässt Gott das zu?

A.       Das gehört zur gefallenen Schöpfung

B.       Gott handelt

II.       Warum müssen soviel unschuldige Menschen sterben?

III.      Wie sollen wir reagieren?

1.     Wir können ganz praktisch helfen

2.     Mitgefühl und Respekt zeigen

3.     Die Botschaft muss unbedingt verbreitet werden

4.     Unser Leben überdenken

 

 


Einleitung

í      Als ich am letzten Sonntag, 26. Dezember 04, vom Gottesdienst an der Trittligasse zu einem Familientreffen fuhr, hörte ich am Radio diese schlimme Nachricht über das Seebeben im indischen Ozean und die Meldungen wurden immer schlimmer. Bis heute weiss man noch nicht genau wie viel Tausend Menschen in diesen Fluten umgekommen sind und wie viele noch durch Seuchen und andere Folgen dieser Flut sterben werden. Das Ausmass ist gigantisch. Inseln sind verschwunden und die Erdachse hat sich um ca. 8 cm verschoben.

í      Eben hatten wir uns mit der frohen Botschaft Gottes beschäftigt, der durch seinen Sohn den Frieden in die Welt brachte und jetzt das, an Weihnachten, nicht Friede überflutete die Welt, sondern Schrecken und Tod.

í      Nun, in Anbetracht dieses schrecklichen Ereignisses, kann ich nicht anders, als zu dieser Katastrophe einige Gedanken weitergebe. Übersicht über die Botschaft.

I.                 Warum lässt Gott das zu?

í      Die Standardfrage, die bei solchen Katastrophen gestellt wird ist: Warum Gott ein so gewaltiges Elend überhaupt zulässt.

í      Hier kann man nicht davon sprechen, dass der Mensch etwas dazugetan hätte, wie das bei den TwinTower am 11. September 2001 der Fall war. Damals konnte man sagen, dass es die Bosheit der Menschen ist, die jene Katastrophe herbeiführte.

í      Aber bei diesem Seebeben, das so viele Menschen ins Elend und in den Tod riss, kann man das nicht sagen. Sicher, man weiss schon lange, dass diese Gebieten Gefahrenzonen sind. Man wusste, dass irgendwann so etwas geschehen könnte, aber diese Strände wurden trotzdem überbaut und besiedelt. Dasselbe geschieht auch in Amerika, dort baute man sogar ein Atomkraftwerk an den Andreasgraben. Auch dort wird es einmal ein grosses Erdbeben geben, und dieses Atomkraftwerk wird die Folgen noch verschlimmern.

í      Ja, man könnte sagen, wenn wir in diese Gefahrenzonen ernst nehmen würden, hätte es weniger Opfer gegeben, aber damit dürfen wir nicht von der ernsten Frage ablenken: Warum Gott das zulässt, oder vielleicht sogar verursacht.

A.              Das gehört zur gefallenen Schöpfung

í      Zuerst muss einmal ganz schlicht festgehalten werden, dass solche Ereignisse seit dem Sündenfall zur Welt- und Menschheitsgeschichte gehören.

í      Jesus sagte seinen Jüngern:

»Ein Volk wird gegen das andere kämpfen, ein Staat den andern angreifen. (Lukas 21, 10)

Schwere Erdbeben wird es geben und in vielen Ländern Hungersnöte und Seuchen. Noch Schrecklicheres wird geschehen, und am Himmel werden gewaltige Zeichen zu sehen sein.«
(Lukas 21, 11)

í      Das ist die Folge der gefallenen Schöpfung. Wir sind in eine endliche Welt hineingeboren worden. Eine Welt, die in ihrer jetzigen Beschaffenheit nicht bestehen bleibt, sondern vergehen wird, so wie unser Körper einmal vergehen wird.

í      Petrus beschrieb das Sterben der Erde folgendermassen:

Doch der Tag des Herrn kommt unvorhergesehen wie ein Dieb. Dann wird der Himmel unter tosendem Lärm vergehen, die Himmelskörper verglühen im Feuer, und die Erde und alles, was auf ihr ist, wird zerschmelzen. (2. Petrus 3, 10)

í      Katastrophen gehören zu unserem Leben, sie geschehen verursacht durch Naturgewalten, Kriege, Krankheiten, Unfällen und Verbrechen.

í      Das alles führt uns vor Augen, dass wir noch nicht in der besten Welt leben. Es führt uns vor Augen, wie unsicher unsere Sicherheit ist. Im Psalm 39, stehen Worte, die man viel am Grab liesst, aber die in unseren Alltag hineingehören:

HERR, zeige mir, wie kurz mein Leben ist und dass mein Ende unausweichlich kommt; mach mir bewusst, wie wenig mir noch bleibt! (Psalm 39, 5)

Die Länge meines Lebens - ein paar Handbreit; ein Weilchen nur, ein Nichts in deinen Augen. Wie fest meint jeder Mensch zu stehen und ist in Wahrheit nur ein Hauch! (Psalm 39, 6)

Er kommt und geht wie die Bilder eines Traums; er ist geschäftig und lärmt - für nichts; er sammelt und speichert und weiss nicht, wer's bekommt.
(Psalm 39, 7)

B.                Gott handelt

í      Es gibt aber noch einen weiteren Gesichtspunkt. Gott gebraucht Katastrophen um dadurch zu sprechen. Z.B. wurden die wichtigsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte von Erdebeben begleitet: Die Kreuzigung von Jesus und seine Auferstehung.

Da zerriß der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel von oben bis unten. Die Erde bebte, Felsen spalteten sich, (Matthäus 27, 51) und Gräber brachen auf. Viele Tote aus dem Volk Gottes wurden auferweckt (Matthäus 27, 52)

Als der römische Hauptmann und die Soldaten, die Jesus bewachten, das Erdbeben und alles andere miterlebten, erschraken sie sehr und sagten: »Er war wirklich Gottes Sohn!« (Matthäus 27, 54)

Da bebte plötzlich die Erde, denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, rollte den Stein weg und setzte sich darauf. (Matthäus 28, 2) Er leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war schneeweiß. (Matthäus 28, 3) Als die Wächter ihn sahen, zitterten sie vor Angst und fielen wie tot zu Boden.
(Matthäus 28, 4)

í      Aber auch als die Gläubigen unter dem Eindruck der Verfolgung Gott anflehten, bebte die Erde.

Als sie geendet hatten, bebte die Erde an ihrem Versammlungsort. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und verkündeten die Botschaft Gottes ohne Furcht.
(Apostelgeschichte 4, 31)

í      Auch im Philippi liess Gott ein Erdbeben geschehen und befreite so Paulus und Silas aus dem Gefängnis.

Da gab es plötzlich ein gewaltiges Erdbeben. Die Mauern des Gefängnisses schwankten, alle Türen sprangen auf, und die Ketten fielen von den Gefangenen ab. (Apostelgeschichte 16, 26)

í      Katastrophen haben oft den Aspekt von Gericht und Gnade. Es ist sozusagen ein Mahnruf Gottes an uns Menschen. Nach dem Motto: wenn Ihr nicht hören wollt, wenn alles, was ich Euch sagen möchte, Euch nicht bewegt, dann muss ich Euch aufrütteln, ich muss auch zur Besinnung bringen, sonst geht ihr alle verloren.

í      So machen wir es doch auch in der Erziehung: Wer nicht hören will, muss fühlen.

í      Gott liess durch den Prophet Amos sagen:

»Ich liess ganze Städte untergehen wie einst Sodom und Gomorra, nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe - so wie ein angekohltes Holzscheit gerade noch aus dem Feuer gerissen wird.

Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der HERR. (Amos 4, 11)

í      Gott versucht durch Katastrophen die Menschen aufzurütteln, vielleicht kommt der eine oder andere zur Besinnung. Doch sieht die Wirklichkeit oft anders aus.

Diejenigen, die diese Plagen überlebten, waren nicht zur Umkehr bereit. Sie hörten nicht auf, Dämonen anzubeten und sich vor Götzenbildern aus Gold, Silber, Bronze, Stein und Holz niederzuwerfen, die sie mit eigenen Händen gemacht hatten und die weder sehen noch hören, noch sich von der Stelle bewegen können. / Statt umzukehren, mordeten sie weiter, übten okkulte Praktiken aus, lebten in sexueller Ausschweifung und bestahlen einander, wie sie es immer getan hatten. Offenbarung 9, 20-21.

í      Und dann heisst es sogar noch:

Die Hitze war so furchtbar, dass ihnen die Haut am Körper verbrannte. Sie wussten genau, dass Gott in seiner Macht diese Plagen über sie hereinbrechen liess, aber statt umzukehren und ihm Ehre zu erweisen, verfluchten sie seinen Namen. Offenbarung 16, 9.

II.             Warum müssen soviel unschuldige Menschen sterben?

í      Gut, das können wir noch verstehen. Aber – warum müssen so viele unschuldigen Menschen sterben? Ja, das ist eine ganz heikle Frage. Wie kann ein Gott der Liebe so viele unschuldige Menschen sterben lassen? Das ist doch ganz und gar ungerecht!

í      Aber hier liegt gerade ein Problem in unserem Denken. Wer ist denn unschuldig? Es gibt keine unschuldigen Menschen. Das hätten wir gerne, wenn das so wäre. Wir meinen mit unschuldigen Menschen meistens Menschen, die anständig leben und sich nichts Besonderes zu Schulden kommen liessen. Gut, vielleicht da mal eine Notlüge, vielleicht dort ein kleiner Seitensprung, vielleicht einmal bei der Versicherung falsche Angaben gemacht usw. Aber was ist das schon, wir haben niemanden umgebracht, keine Verbrechen begangen, alles einfach Kleinigkeiten, wir sind eben Menschen und Menschen machen Fehler.

í      Das alleine müsste uns davon überzeugen können, dass wir eben keine unschuldigen Menschen sind, aber es gibt noch eine andere Sichtweise. Wir sind nicht unschuldig, weil wir Gott den Schöpfer verachten. Diese Schuld wiegt viel schwerer als der ganze Kleinkram. Ja, dieser Kleinkram ist geradezu Ausdruck dieser grossen Schuld.

í      Paulus schrieb nach Rom:

Es macht keinen Unterschied, ob jemand Jude oder Nichtjude ist, den alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck. Römer 3, 22-23.

í      Niemand ist unschuldig und wenn Gott richtet, so sind seine Gerichte gerecht.

Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.
Römer 6, 23.

í      Das vergessen wir gerne. In der Offenbarung sehen wir in einem der schrecklichen Gerichte, wie ein Engel Gott anbetet:

„Gerecht bist du, heiliger Gott, der du bist und der du warst, und gerecht sind die Strafen, die du verhängt hast! Offenbarung 16, 5.

í      Durch den Glauben an Jesus werden wir von die Schuld los, und können ein Leben führen, das Gott gefällt. Paulus schrieb:

Dass wir für gerecht erklärt werden, beruht auf seiner Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus. Römer 3, 24.

í      Von der Schuld befreit sind Menschen, die an Jesus glauben und ihm nachfolgen. Wer Jesus und sein Tod und seine Auferstehung verachtet, ist in Gottes Augen kein unschuldiger Mensch. Es sind wohl arme Menschen, aber keine unschuldigen Menschen. Im Johannesevangelium steht:

Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen; der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Johannes 3, 36.

III.          Wie sollen wir reagieren?

1.                 Wir können ganz praktisch helfen

í      Wir können ganz praktisch helfen, indem wir die Hilfsaktionen finanziell unterstützen. In diesen Ländern kann man mit für uns wenig Geld, oft sehr viel bewirken.

í      Der Bund FEG startet eine Sammelaktion. Dieses Geld soll für Christen eingesetzt werden, die in diesen Gebieten leben.

2.                 Mitgefühl und Respekt zeigen

í      Als Christen sollten wir Mitgefühl mit den schrecklichen Schicksalen zeigen, die sich in dieser Zeit abspielen. Dort wo es uns möglich ist auch helfen.

í      Wir können auch dankbar für die Solidarität von so vielen Menschen und Völkern sein.

3.                 Die Botschaft muss unbedingt verbreitet werden

í      Das Seebeben zeigt uns, wie schnell das Leben ein Ende haben kann. Wir dürfen unseren Auftrag, das Evangelium zu verbreiten nicht verschlafen. Denn wenn Menschen für Zeit und Ewigkeit gerettet werden sollen, dann durch den Glauben an Jesus.

4.                 Unser Leben überdenken

í      Solche Katastrophen sollen uns zum Nachdenken bringen. Sie sind auch Botschaften an uns. Wir dürfen nicht einfach mit dem Finger auf die anderen zeigen und sagen: Hört doch, was Gott euch damit sagen will. Wir müssen uns bewusst sein, dass Gott durch solche Katastrophen auch zu uns spricht.

í      Ich stelle oft fest, dass Christen, die schweres zu tragen haben, die mit grossen Schicksalsschlägen konfrontiert sind, oft eine erstaunliche Schlussfolgerung ziehen. Sie sagen nicht: Gott hat mich sehr enttäuscht und ich will von ihm nichts mehr wissen. Sie sagen: Meine Beziehung zu Gott hat sich durch mein Schicksal vertieft.

í      Die Not und die Schwierigkeiten führten dazu, dass diese Menschen sich in ihrer Hilflosigkeit an Jesus wandten und seine Hilfe erfahren haben.

í      Wir müssen aber nicht warten, bis wir von einem Schicksalsschlag heimgesucht werden. Petrus sagte, den Christen, dass das Wissen, dass die Welt komplett verschwinden wird, ihr Leben heute bestimmen soll.

Wenn ihr bedenkt, dass alles auf diese Weise vergehen wird, was für ein Ansporn muss das für euch sein, ein heiliges Leben zu führen, das Gott gefällt!
(2. Petrus 3, 11)

í      Lassen wir uns anspornen. Leben wir ein Leben, das Gott gefällt, dass ganz eng mit ihm verbunden ist.

Schluss

í      Zusammenfassung

í      Die Welt wird noch grössere Katastrophen sehen. In der Offenbarung steht:

Es blitzte und donnerte und dröhnte, und die Erde bebte heftig. Seit es Menschen auf der Erde gibt, hat man ein so schweres Erdbeben noch nicht erlebt.
(Offenbarung 16, 18)

í      Jeder von uns wird einmal von einer Katastrophe getroffen. Für mich ist es kein Unterschied, ob ich am Strand stehe und von einer Welle in den Tod gerissen werde, oder ob ich beim überqueren einer Strasse von einem Auto zu Tode gefahren werde.

í      Als Christen werden wir vor solchen Katastrophen nicht verschont bleiben. Bestimmt starben viele Christen durch dieses Seebeben. Als Christen wissen wir, dass selbst die grösste Katastrophe unser Leben nicht zerstören kann. Paulus schrieb:

Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch unsichtbare Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, / weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn. Römer 8, 38-39.

Amen