Was zählt

Gedanken zum neuen Jahr, Lukas 10, 17-20

 

Schriftlesung: Lukas 10, 1-20

í       

I.     Die Freude an Macht und Erfolg (17)

II.       Der Geber von Macht und Erfolg (18-19)

III.      Das zeitlose Glück (20)

 


Die zweiundsiebzig Jünger kehrten voller Freude zurück. „Herr“, sagen sie, „sogar die Dämonen müssen uns gehorchen, wenn wir uns auf deinen Namen berufen!“ Lukas 10, 17.

Da sagte Jesus zu ihnen: „Ich sah den Satan wie ein Blitz vom Himmel fallen.“ Lukas 10, 18.

„Es ist wahr, ich habe euch Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden, und nichts wird euch schaden können.“ Lukas 10, 19.

„Doch nicht darüber sollt ihr euch freuen, dass euch die Geister gehorchen. Freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind.“ Lukas 10, 20.

Einleitende Gedanken

Wieder starten wir in ein neues Jahr. Der Jahreswechsel wird von vielen guten Wünschen begleitet. Wir wünschen uns ein gutes neues Jahr. Oder: ein gesegnetes und ein erfolgreiches Jahr.

Vor allem wünscht man sich und den anderen eine gute Gesundheit. Gesundheit ist in den Augen vieler Menschen das höchste Gut schlechthin. Hauptsache, man ist gesund. Natürlich ist es wunderbar, wenn wir gesund bleiben. Wie wertvoll das ist, merken wir dann, wenn wir ernsthaft erkranken.

Aber auch Gesundheit und all die guten Wünsche sind eben lediglich gute Wünsche, niemand hat es wirklich in der Hand. Unser Leben kann sich schnell verändern. Denken wir nur an die Menschen, die vom Deckeneinsturz der Eishalle in Bad Reichenau betroffen sind. Sie nutzten den 2. Januar, um etwas Sport zu treiben und Spass zu haben. Leider endete dieses Vergnügen in unerträglichem Leid.

Es ist wichtig, bei allen Erwartungen und Hoffnungen, die wir für dieses Jahr haben, zu bedenken, was wirklich zählt. Was auch dann noch zählt, wenn unsere Erwartungen nicht eintreffen und unsere Hoffnungen sich nicht erfüllen. Was zählt, wenn uns ein Schicksalschlag trifft, wie jene Menschen in Bad Reichenau. Was zählt lernt uns Jesus in der Begegnung mit den 72 Jüngern, die er ausgesandt hatte. Das werden wir jetzt genauer betrachten.

I.                

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Die Freude an Macht und Erfolg (17)

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Jesus schickte die 72 Jünger in Zweiergruppen als Vorboten in die Orte, wohin er nachher selber gehen wollte (Lukas 10, 1). Jesus sandte die Jünger nicht gerade mit verheissungsvollen Aussichten weg:

„Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Lukas 10, 3.

Ich weiss nicht, was die Jünger dachten, als sie das hörten. Wie Schafe werden sie in eine Wolfsherde geschickt – keine ermutigende Perspektive für die Schafe. Aber sie gingen, denn eine wichtige Aufgabe hatten sie zu erfüllen:

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„Heilt die Kranken und verkündet den Bewohnern der Stadt: Das Reich Gottes ist zu euch gekommen.“ Lukas 10, 9.

Nun, was diese Jünger dann erlebten war einfach jenseits ihrer Vorstellungskraft. Sie waren nicht nur fähig Kranke zu heilen, was an sich schon eine spannende Sache ist. Sie realisierten, dass die finsteren Mächte ihnen gehorchen mussten, wenn sie im Namen von Jesus ihnen Befehle erteilten. Ganz beigeistert und voller Freude kehrten sie zu Jesus zurück.

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„Herr“, sagten sie, „sogar die Dämonen müssen uns gehorchen, wenn wir uns auf deinen Namen berufen!“ Lukas 10, 17.

Sie besassen unvorstellbare Kräfte. Vorher lebten sie ein normales Leben, eben so normal und durchschnittlich wie alle. Doch plötzlich verfügten sie über erstaunliche Fähigkeiten und Kräfte.

Wenn das die Auswirkungen des Glaubens sind, dann ist Glaube eine ganz interessante  und spannende Angelegenheit.

Wer von uns wäre nicht hocherfreut zurückgekehrt? Sie hatten Macht und Erfolg. Das fasziniert uns Menschen ungemein. Wer will schon keinen Erfolg haben? Auch Christen lieben es, wenn sich Erfolg einstellt. Lieber sind wir an einem Ort, wo alles wächst und gedeiht. Das gibt uns das Gefühl, etwas bewirken zu können. Wir bekommen den Eindruck, bedeutungsvoll zu sein, weil wir sichtbaren und messbaren Erfolg aufweisen können.

Mit grossem Erfolg und viel Macht, scheint es eindeutig zu sein, dass solche Menschen auf der richtigen Seite stehen. Wunder und Macht über Dämonen sind für viele Christen das unverkennbare Zeichen eines Menschen, der ein echtes geistliches Leben führt und mit Gott in besonderer Verbindung steht. Ist das so?

Jesus sieht das ein bisschen anders. Er sagte einmal im Blick auf das Gericht:

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Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: „Herr, Herr! Haben wir nicht in deinem Namen prophetisch geredet, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunder getan.“ Matthäus 7, 22.

Und dann folgt die erschütternde Antwort:

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Dann werde ich zu ihnen sagen. „Ich habe euch nie gekannt. Geht weg von mir, ihr mit eurem gesetzlosen Treiben!“ Matthäus 7, 23.

Erfolg beflügelt, weil er uns selbst und andere Menschen beeindruckt und uns vor Menschen bedeutungsvoll macht.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 7, 22-23; Lukas 10, 3-9; Apostelgeschichte 8, 7

II.            

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Der Geber von Macht und Erfolg (18-19)

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Jesus nimmt diese Begeisterung und Freude der Jünger gelassen entgegen. Er bestärkt die Jünger und sagt:

„Ich sah den Satan wie ein Blitz vom Himmel fallen.“ Lukas 10, 18.

Mit anderen Worten: Der Satan hatte seine Macht verloren, er hatte keine Chance gegen euer Wirken. Ihr wart ihm völlig überlegen. Und dann stellte Jesus eines richtig, nämlich, weshalb sie diese Macht und diesen Erfolg hatten. Für uns ist das auch eine ganz wichtige Klarstellung von Jesus, denn wir neigen gerne dazu, wenn uns etwas gelingt, zu meinen, es sei deshalb gelungen, weil wir so gut seien, weil wir irgendetwas dazu getan hätten. Sicher, die Jünger waren gehorsam, aber das war’s dann schon. Jesus sagte ihnen: Es stimmt der Satan hatte für diese Zeit seinen Einfluss und seine Macht verloren, denn

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„Ich habe euch Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden, und nichts wird euch schaden können.“ Lukas 10, 19.

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Jesus hatte ihnen diese Macht verliehen. Sie erlebten all das Faszinierende einzig und allein, weil Jesus ihnen diese Macht für diesen Auftrag, nämlich die Menschen auf sein Kommen vorzubereiten, gegeben hatte. Das gilt bis heute. Jesus verleiht Macht und er macht echten Erfolg möglich. Er sagte seinen Jüngern, bevor er zu seinem Vater zurückkehrte:

„Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben.“ Matthäus 28, 18.

Dann erteilte er ihnen den, menschliche betrachtet, unmöglichen Auftrag, allen Völkern das Evangelium zu verkünden. Doch er fügte hinzu:

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„Seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ Matthäus 28, 20.

Jesus, dem alle Macht gegeben ist, er ist mit uns bis heute, besondern dann, wenn wir seinen Auftrag ausführen. Die Macht von Jesus kann man bis heute erleben. Nicht immer und zu jeder Zeit, aber es gibt Momente, in denen Gott seine Macht in besonderer Weise offenbart. Er offenbart sie nicht zur Unterhaltung der Christen, damit ihr Leben interessanter und abwechslungsreicher wird, sondern er offenbart seine Macht, damit Menschen auf ihn aufmerksam werden.

Gott tut Wunder bis heute. Er befähigt Menschen grossartiges, sichterbares und messbares für sein Reich zu leisten. Doch Erfolg ist das in den Augen Gottes nicht. Gott misst den Erfolg anders, als wir Menschen. Wenn ich bei Gott Erfolg haben möchte, dann muss ich einfach treu sein. Treu, egal ob ich damit sichtbaren und messbaren Erfolg haben werde. Jesus sagte der Gemeinde in Philadelphia:

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Ich weiss, wie du lebst und was du tust: Du hast nur wenig Kraft, aber du hast dich nach meinem Wort gerichtet und dich unerschrocken zu meinem Namen bekannt. Darum habe ich eine Tür vor dir geöffnet, die niemand zuschliessen kann. Offenbarung 3, 8.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 91, 13; Matthäus 28, 18-20; Apostelgeschichte 28, 4-6, Kolosser 2, 15

III.         

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Das zeitlose Glück (20)

Und jetzt sagt Jesus ihnen das Wichtigste.

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„Doch nicht darüber sollt ihr euch freuen, dass euch die Geister gehorchen. Freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind.“ Lukas 10, 20.

Warum sollen sie sich nicht über diesen Erfolg und die Macht freuen, die sie hatten? Ist Jesus ein Spielverderber? Mag er ihnen diese Freude nicht gönnen?

Natürlich gönnt Jesus seinen Jüngern die Freude, aber sie sollen sich über das Richtige freuen. Denn das Glück, das sie über dem empfinden, was sie eben erlebten ist zeitlich. Das Glück und die Freude, die Jesus für sie wünscht ist zeitlos. Sie bekamen diese Fähigkeiten für diesen einen Auftrag. Jesus möchte aber, dass sie sich Freuen können, unabhängig, was sie gerade tun. Unabhängig von Erfolgen oder Misserfolgen.

Die Aufgabe, die sie für Jesus erfüllen mussten, hätte nämlich ganz anders ausgehen können. Es hätte sein können, dass sie wie Paulus in Gefängnissen gelandet wären oder dass man sie wie Stephanus gesteinigt hätte.

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An was hätten sie sich dann gefreut? Was wäre für sie das Ermutigende gewesen? Nichts! Ausser sie hätten das getan, was Jesus ihnen jetzt sagte:

Freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind.“ Lukas 10, 20.

Das ist es, was zählt, dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Jesus fordert die Jünger auf, sich nicht an dem zu freuen, was sie aufgrund seiner Vollmacht getan und erlebt hatten. Sie sollen sich darüber freuen, dass sie bei Gott hochangesehen sind, nämlich, dass ihre Namen im Himmel aufgeschrieben sind.

Im Himmel oder im Buch des Lebens aufgeschrieben sein ist gleichbedeutend, wie gerettet. erlöst und gerecht, in Gottes Augen zu sein. Die Bibel verwendet diesen Ausdruck als Synonym für Meschen, die Kinder Gottes sind. So schrieb Paulus den Philippern:

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Die beiden Frauen, Evodia und Syntyche, haben Seite an Seite mit mir für die Sache des Evangeliums gekämpft – sie und Klemens und meine übrigen Mitarbeiter, deren Namen im Buch des Lebens stehen. Philipper 4, 3.

Er hätte auch sagen können, die Jesus lieben, oder: die Busse getan haben usw. Die Namen die im Himmel aufgeschrieben sind, hat Gott selber notiert. Wer im Buch des Lebens oder im Himmel aufgeschrieben ist, der ist Gott bekannt, denn er selbst schreibt die Namen auf. In Jesaja heisst es:

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Die Überlebenden von Jerusalem, alle, die dann noch auf dem Zionsberg übrig sind, werden Gottes heiliges Volk genannt werden; Gott selbst hat ihre Namen aufgeschrieben und sie zum Leben bestimMatthäus  (Jesaja 4, 3)

Alle, die von Gott aufgeschrieben worden sind, gehören zusammen. Im Hebräerbrief wird von den Leuten gesagt, die die Gemeinde besuchen:

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Ihr seid zu der Gemeinde von Gottes Erstgeborenen gekommen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Hebräer 12, 23.

Du bist heute Morgen zu Menschen gekommen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Du triffst Dich heute Morgen mit Menschen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Das ist die Versammlung der Menschen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind!

Aber, wie kann ich wissen, ob mein Namen im Himmel aufgeschrieben ist? Wie kann ich wissen, ob Gott meinen Namen in das Buch des Lebens eingeschrieben hat?

Ich kann das wissen, wenn ich Busse getan habe, wenn ich meine Sünden bekannt und Jesus in mein Leben einladen habe. Deshalb steht einen Vers weiter im Hebräer:

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Ihr seid zu dem Vermittler des neuen Bundes gekommen, zu Jesus, und seid mit seinem Blut besprengt worden. Hebräer 12, 24.

Weisst Du, ob Dein Name im Himmel aufgeschrieben ist? Wenn Du das nicht weisst, dann kannst Du heute Morgen Dein Leben Jesus anvertauen und Du wirst das Volkshaus im Wissen verlassen, dass Dein Name im Himmel aufgeschrieben ist.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 69, 29; Jesaja 4, 3; Jeremia 17, 13; Daniel 12, 1; Philipper 4, 3; Hebräer 12, 23-24

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Schlussgedanke

Einem Freund erzählte ich freitags am Telefon, dass ich heute über Freude sprechen würde. Er meinte dann, ja bestimmt darüber, dass man sich mit dem anderen freuen sollte. „Nein“, sagte ich, „ich spreche über die Freude die zeitlos ist.“ „Ach ja“, meinte er, „darüber sprecht ihr Prediger ja immer.“

Er ist auch Christ, aber diese Antwort zeigte mir, dass wir wohl etwas wissen, aber wir wollen es nicht so wirklich wahrnehmen. Man weiss das ja eigentlich und es scheint langweilig darüber zu sprechen und zuzuhören, weil man eh schon weiss auf was das rausläuft.

Die Freunden, die uns die Welt anbietet sind eben greifbarer, bewegen unsere Gefühle schneller. Diese Freunden sind im Moment spannender. Für das andere, das zeitlose, haben wir dann Zeit, wenn wir nichts mehr finden können, was uns bewegt.

Jesus würde uns das heute genauso so sagen. Freut Euch nicht über diesen und jenen Erfolg. Freut euch nicht über den neuen Computer, als ob er das Leben bedeuten würde. Freut Euch darüber, dass Ihr gerettet seid, dass Eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Diese Freude und dieses Glück ist zeitlos. Es ist unabhängig von den äusseren Umständen.

Für das neue Jahre wünsche ich uns, dass wir uns in jeder Lebenslage, ob wir erfolgreich sind oder Misserfolge verkraften müssen. Ob wir gesund bleiben oder krank werden. Ob wir fröhlich oder traurig sind. Ich wünsche uns, dass wir lernen uns immer wieder daran zu freuen, dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind.

Weisst Du, wann Du Dich das letzte Mal darüber gefreut hast?

Wenn wir nicht lernen in guten Tagen, also wenn es uns gut geht, uns an dem zu freuen, was wirklich zählt, dann werden wir uns vermutlich schwer tun, wenn wir uns erst dann an unserer Rettung freuen, wenn es uns schlecht geht. Vergessen wir es nie, wir leben auf einen wunderbaren Tag hin. Jesus sagte seiner Gemeinde in Sardes:

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Jedem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, wird ein weisses Festgewand angelegt werden. Und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens streichen, sondern mich vor meinem Vater und seinen Engeln zu ihm bekennen. Offenbarung 3, 5.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Daniel 12, 1; Römer 16, 20

Amen