Das erste Paar

Reihe: So hat alles begonnen… (3/7)

1. Mose 2, 4-25

 

Schriftlesung: 1. Mose 2, 4-25

 

I.     Zwei Vorbemerkungen

A.       Haben wir es mit zwei verschiedenen Schöpfungsberichten zu tun?

B.       Gibt es tatsächlich Widersprüche zwischen den beiden Berichten?

II.       Der Mensch braucht ein Gegenüber

III.      Das Paar braucht Intimität

 

 

 


Dies ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde; so hat Gott sie geschaffen. 1. Mose 2, 4

Es gab zunächst noch kein Gras und keinen Busch in der Steppe; denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Es war auch noch niemand da, der das Land bearbeiten konnte. 1. Mose 2, 5

Nur aus der Erde stieg Wasser auf und tränkte den Boden. 1. Mose 2, 6

Da nahm Gott, der Herr, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen. 1. Mose 2, 7

Dann legte Gott im Osten, in der Landschaft Eden, einen Garten an. Er ließ aus der Erde alle Arten von Bäumen wachsen. Es waren prächtige Bäume und ihre Früchte schmeckten gut. Dorthin brachte Gott den Menschen, den er gemacht hatte. In der Mitte des Gartens wuchsen zwei besondere Bäume: der Baum des Lebens, dessen Früchte Unsterblichkeit schenken, und der Baum der Erkenntnis, dessen Früchte das Wissen verleihen, was für den Menschen gut und was für ihn schlecht ist. 1. Mose 2, 8

In Eden entspringt ein Strom. Er bewässert den Garten und teilt sich dann in vier Ströme. 1. Mose 2, 10

Der erste heißt Pischon; er fließt rund um das Land Hawila, wo es Gold gibt. 1. Mose 2, 11

Das Gold dieses Landes ist ganz rein, außerdem gibt es dort kostbares Harz und den Edelstein Karneol. 1. Mose 2, 12

Der zweite Strom heißt Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. 1. Mose 2, 13

Der dritte Strom, der Tigris, fließt östlich von Assur. Der vierte Strom ist der Eufrat. 1. Mose 2, 14

Gott, der Herr, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen. 1. Mose 2, 15

Weiter sagte er zu ihm: »Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, 1. Mose 2, 16

nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Sonst musst du sterben.« 1. Mose 2, 17

Gott, der Herr, dachte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das ihm hilft und das zu ihm passt.« 1. Mose 2, 18

So formte Gott aus Erde die Tiere des Feldes und die Vögel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er jedes Einzelne nennen würde; denn so sollten sie heißen. 1. Mose 2, 19

Der Mensch gab dem Vieh, den wilden Tieren und den Vögeln ihre Namen, doch unter allen Tieren fand sich keins, das ihm helfen konnte und zu ihm passte. 1. Mose 2, 20

Da versetzte Gott, der Herr, den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm eine seiner Rippen heraus und füllte die Stelle mit Fleisch. 1. Mose 2, 21

Aus der Rippe machte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. 1. Mose 2, 22

Der freute sich und rief: »Endlich! Sie ist’s! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen.« 1. Mose 2, 23

Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele. 1. Mose 2, 24

Die beiden waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander. 1. Mose 2, 25


Einleitende Gedanken

Im 18. Jahrhundert begann der Siegeszug der historischen kritischen Methode in der Theologie, die das Denken über die biblischen Texte fundamental veränderte. Das 18. u. 19 Jahrhundert waren geistesgeschichtlich gesehen Jahrhunderte, in denen tief greifende Veränderungen stattfanden.  Denken wir nur an die Aufklärung und die Theorien Dawins. Es war geistesgeschichtlich eine Zeit des Umbruchs und eine Zeit des Aufbruchs.

Vor dem 18. Jahrhundert war ziemlich unbestritten, dass Mose die 5 ersten Bücher der Bibel verfasst hatte. Je länger je mehr wich man im Laufe der Entwicklung von dieser Sicht ab. Man vermutete verschiedene Verfasser und verschiedene Traditionen und Theologien, die in diesen Büchern miteinander verwoben worden sind.

Die Bibel war in den Augen der Forscher nicht mehr Gottes Offenbarung an uns Menschen. Vielmehr sahen sie in der Bibel eine Art menschliche Überliefungen, die fehlerhaft durch fehlbare Menschen verfasst wurde. Die Bibel sagte für sie mehr darüber aus, wie diese Menschen über Gott dachten. Sie gibt ihn ihren Augen kein klares Bild über den lebendigen Gott, wenn sie überhaupt noch glaubten, dass es einen Gott gibt.

Ein Höhepunkt in dieser Entwicklung bildete Julius Wellhausen, der im 19. Jahrhundert geboren wurde und 1918 starb. Dieser hoch angesehene Theologieprofessor krempelte die ganze Geschichte Israels um. Man könnte das als eine kopernikanische Wende in der AT-Theologie bezeichnen. Mit dem wichtigen Unterschied, dass Kopernikus die Wirklichkeit ans Licht brachte, Wellhausen richtete hingegen einen irreparablen Schaden an.

Er behauptete Israel sei nie wirklich in Ägypten gewesen und auch die Wüstenwanderung hätte nicht – wie in der Bibel beschrieben – stattgefunden. Das Volk Israel sei durch einen anderen Prozess zu einem Volk verschmolzen. Die Geschichte, die im AT aufgeschrieben wurde, sei alles viel später aufgeschrieben und vor allem, sie sei erfunden worden. Dies sei nötig gewesen, weil die Juden als sie im babylonischen Reich im Exil lebten, eine Volksidentität benötigten. Sie mussten sich eine Geschichte geben, damit das Volk zusammenhalten konnte. Eine gemeinsame Geschichte würde das Zusammengehörigkeitsgefühl des Volkes stärken.

Das kann man gut mit unserer Erzählung von Schillers Willhelm Tell veranschaulichen. Wir betrachten die Geschichte von Tell, als wäre das so geschehen, als würde in dieser Erzählung das typisch schweizerische zum tragen kommen. Doch jedes Kind weiss – hoffentlich – dass diese Geschichte erfunden ist und nicht einmal von einem Eidgenossen verfasst wurde.

Dieses Denken in der Theologie setzte sich später im Neuen Testament fort. Dort behauptet man analog, dass wir in den Evangelien nicht den Jesus kennen lernen würden, der damals wirklich gelebt hatte, sondern wir würden in den Evangelien den Jesus entdecken, wie die ersten Christen ihn damals gesehen hätten. Weil Jesus nicht so schnell wie erwartet zurückgekommen ist, hätten einige Christen die Evangelien verfasst und ihre Vorstellungen von Jesus niedergeschrieben. Wir hätten nach ihrer Meinung in den Evangelien nicht den Jesus, der wirklich lebte, sondern lediglich den Jesus, den die ersten Christen konstruiert hätten.

Dieser Umgang mit der Offenbarung Gottes hat sich – wie Sie sich vorstellen können – verheerend auf das christliche Abendland ausgewirkt.

Vielleicht fragen Sie sich mittlerweile, warum ich Ihnen das heute bei diesem Thema alles erzählte. Wir beschäftigen uns doch mit dem ersten Paar, also mit dem zweiten Kapitel im Buch Mose.

Ich erzähle das, weil das mit unserem Bibelabschnitt sehr viel zu tun hat. In den ersten beiden Kapiteln der Bibel begann diese vernichtende Kritik. Deshalb kann ich, wenn ich über diesen Text predige, diese Entwicklung nicht ausser Acht lassen. Überall werden Ihnen die Gedanken dieser Entwicklung begegnen, wenn sie sich mit diesen Texten beschäftigen. Ich stelle fest, dass Christen, die der Bibel vertrauen und das hören, oft hilflos diesen Argumenten ausgeliefert sind. Deshalb muss ich zuerst noch zwei wichtige Vorbemerkungen machen.

I.                

X

 
Zwei Vorbemerkungen

A.             

X

 
Haben wir es mit zwei verschiedenen Schöpfungsberichten zu tun?

X

 
1753 veröffentlichte der Arzt Jean Astruc ein Buch, in dem er die Konzeption der 5 Bücher Mose deutete. Er meinte, verschiedene Quellen entdeckt zu haben. Die Hauptsächlichen Quellen, Quelle A und B, meinte er, anhand des Gebrauchs der Gottesnamen erkennen zu können. Es sind die beiden Namen Elohim und Jahwe.

Elohim ist der allgemeine Name für Gott – erklären.

Jahwe ist der Eigenname Gottes – erklären.

Später wurden diese Quellen als Elohist und Jahwist bezeichnet.

Und jetzt sind wir bei unseren Texten. Im 7 Tage Bericht über die Schöpfung wird immer von Elohim gesprochen, nie von Jahwe.

Hingegen wird im Bericht über das Paradies, also der Abschnitt, den wir heute betrachten, von Jahwe gesprochen.

Deshalb sahen diese Leute zwei verschiedene Überlieferung. Die Überlieferung des Elohisten, das wäre der 7 Tage Bericht. Und die Überlieferung des Jahwisten, das wäre der Bericht über das Paradies.

Oberflächlich mag das vielleicht noch einleuchten, aber wenn wir genauer hinschauen ist es für mich nicht wirklich fassbar, warum man diese irreführende Theorie angenommen hat.

X

 
Beim Laien wird nämlich der Eindruck erweckt, dass im ersten Bericht von Elohim gesprochen wird, was auch richtig ist, und im zweiten Bericht nur von Jahwe, was falsch ist.

Im Bericht über das Paradies wird nämlich genauso oft Elohim, wie Jahwe erwähnt. Leider wird das in der Guten Nachricht Übersetzung nicht ersichtlich. In der Luther kann man das schön nachvollziehen. Dort steht:

„Es war zur Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte.“ 1. Mose 2, 4.

Gott ist im hebräischen Elohim, also wie beim 7 Tage Bericht. HERR mit Grossbuchstaben steht für den Eigennamen Gottes: Jahwe.

Wir haben hier also nicht zwei verschiedene Überlieferungen, sondern wir haben eine fortschreitende Offenbarung. Im Bericht über die Erschaffung der Welt wird von Elohim gesprochen.

Bei der Erzählung über das Paradies, macht der Schreiber deutlich, dass Gott (Elohim) der die Welt geschaffen hat, Jahwe ist.

B.              

X

 
Gibt es tatsächlich Widersprüche zwischen den beiden Berichten?

Die These, dass es sich bei diesen beiden Erzählungen über die Schöpfung um zwei unabhängige Überlieferung handelt, wird dadurch noch begründet, dass man auf verschiedene Widersprüche hinweist. Die zwei Hauptsächlichen möchte ich kurz erklären.

Erster Widerspruch: Gemäss der Schilderung vom Paradies schuf Gott zuerst den Menschen und danach liess er erst die verschiedenen Pflanzen wachsen. Im 7 Tage Bericht wurden die Pflanzen am 3. Tag erschaffen.

Dazu kann man sagen, dass es sich hier um die Anlage des Paradieses handelt, um den Garten Eden, in den Adam hineingesetzt wurde. Gott gestaltete hier einen speziellen Lebensraum für den Menschen. Zudem wird auch nicht gesagt, dass die Pflanzen erschaffen wurde, sondern es wird gesagt, dass das Wasser die Pflanzen aufgehen liess.

Zweiter Widerspruch: Hier geht es um die Erschaffung der Tiere. Hier scheint ebenfalls die Reihenfolge vertauscht. Gemäss dem 7 Tag Bericht wurden zuerst die Landtiere geschaffen und nachher der Mensch. Nun erweckt diese Erzählung den Eindruck, als wäre zuerst der Mensch und nachher die Tiere erschaffen worden. Die gute Nachricht beschreibt dies folgendermassen:

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„So formte Gott aus Erde die Tiere des Feldes und die Vögel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er jedes Einzelne nennen würde; denn so sollten sie heissen.“ 1. Mose 2, 19

Luther übersetzt das so:

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„Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heissen.“ 1. Mose 2, 19

Sogar die Elberfelder Bibel übersetzt in dieser missverständlichen und irreführenden Weise.

Und Gott, der HERR, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und genau so wie der Mensch sie, die lebenden Wesen, nennen würde, <so> sollte ihr Name sein. 1. Mose 2, 19

X

 
Offen gesagt ärgert mich das, dass ich bis jetzt noch keine deutsche Übersetzung gefunden habe, die hier korrekt übersetzt, denn man könnte sprachlich völlig korrekt anders übersetzen. Die Idee stammt nicht von mir, sondern von einem hervorragenden Ausleger, der die hebräische Sprache beherrscht. Es würde zu weit führen, wenn ich das jetzt erklären würde, weshalb man das anders und korrekt übersetzen kann. Doch wer sich dafür genauer interessiert kann mich oder auch Andreas Symank gerne darauf ansprechen. Es hat letztlich mit den Eigenarten der hebräischen Sprache zu tun. Also, Carl Friedrich Keil schlägt vor, dass man diesen Vers folgendermassen übersetzen müsste:

„Und Gott der Herr brachte die Tiere, die er gebildet hatte zu Adam.“ 1. Mose 2, 19 (Carl Friedrich Keil)

Es handelt sich hier nicht um eine Abfolge. Es ist wie wenn ich zum Essen eingeladen werde. Der Gastgeber hat alles vorbereitet. Nach dem Essen wird das Dessert aufgetischt. Das Dessert, das bereits gemacht wurde, wird mir nun serviert.

Wichtig in dieser Aussage ist, dass die Tiere, die Adam vorgeführt wurden, von Gott erschaffen worden sind. Der Schreiber wollte uns keine Reihenfolge der Schöpfung präsentieren, das machte er ja bereits beim 7 Tage Bericht.

Bei der Erzählung über das Paradies wird, wie mit einer Lupe genauer auf den 6. Schöpfungstag geschaut. Noch präziser, der Bericht konzentriert sich auf die Erschaffung des Menschen, er will berichten wie die Menschheitsgeschichte begonnen hat.

Alles, was hier berichtet wird, dreht sich um den Menschen und sein Umfeld, in das er gestellt wird.

Es gibt also keinerlei Gründe hier Widersprüchlichkeiten zu suchen. Natürlich kann ich, wenn ich es einfach nicht gelten lassen will, dass es einen Schöpfer gibt und die Bibel die Offenbarung Gottes ist, scheinbare Widersprüche aufzeigen, aber glauben Sie mir, sie halten einer genaueren Prüfung nicht stand.

Die meisten Übersetzer teilen die Meinung, dass es sich um zwei verschiedene Traditionen handelt, deshalb sind sie auch nicht daran interessiert, die Texte so zu übersetzen, dass die Widersprüche auch für den deutschen Leser verschwinden.

Beschäftigen wir uns jetzt noch mit dem Inhalt dieses Abschnittes

II.            

X

 
Der Mensch braucht ein Gegenüber

Unser Blick wird jetzt voll und ganz auf den Menschen gerichtet. Der Mensch und sein Umfeld bilden das Zentrum dieser Erzählung. Der 6. Schöpfungstag wird uns gewissermassen detailliert präsentiert.

X

 
„Da nahm Gott, der Herr, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen.“ 1. Mose 2, 7

Einmal mehr wird hier deutlich, wie Gott sich in besonderer Weise der Schöpfung des Menschen widmete.

Nun, könnte man natürlich frage, wie alt Adam war, als er geschaffen wurde. Natürlich war er ein Tag alt. Wie gross war er, als er geschaffen wurde? Natürlich war er erwachsen, sonst hätte er gar nicht überleben können.

X

 
Aber er war allein, der einzige Mensch auf dieser grossen Erde! Nicht wie einige meinen, Gott hätte gleichzeitig einige Menschen geschaffen. Es war tatsächlich nur Adam. Das bezeugte sogar Paulus in Athen:

„Aus einem einzigen Menschen hat er alle Völker hervorgehen lassen.“ (Apostelgeschichte 17, 26)

Adam war ganz allein. Als ihm die Tiere vorgeführt wurden und er ihnen Namen zuteilte,  begegnete ihm kein ebenbürtiges Gegenüber. Wenn wir davon ausgehen, dass ihm vielleicht sogar ein Affe vorgeführt wurde, müssen wir sagen, erkannte er darin auch keinen Verwandten.

Gott fand nicht gut, wenn der Mensch allein bleibt, es war für Adam nicht gut und Adam könnte sich auch nicht vermehren.

X

 
Gott, der Herr, dachte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das ihm hilft und das zu ihm passt.“ 1. Mose 2, 18

X

 
Er wollte also dem Adam ein Gegenüber schaffen. Wie das vor sich ging, wird ebenfalls beschrieben:

X

 
„Da versetzte Gott, der Herr, den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm eine seiner Rippen heraus und füllte die Stelle mit Fleisch.“ 1. Mose 2, 21

„Aus der Rippe machte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen.“ 1. Mose 2, 22

Wie genau das funktioniert, kann ich nicht erklären. Eins wissen wir ja mittlerweile sehr gut, dass in der Rippe Adams der genetische Code vorhanden war, gewissermassen der Bauplan gespeichert war, um ein ähnliches Wesen zu gestalten.

Es gibt Leute, die das sehr anzweifeln. Sie meinen sie hätten ein ausgezeichnetes Argument, wenn sie behaupten würden, wenn Gott die Frau aus der Rippe Adams geschaffen hätte, die Männer heute eine Rippe weniger als die Frauen haben müssten.

Ein Arzt kam mit einem seiner Patienten genau auf diese Punkt zu sprechen und argumentierte in dieser Weise. Der Patient, ein überzeugter Christ, fragte ihn, wie das denn sei, wenn er jemandem ein Bein amputieren müsste und dieser würde später Kinder bekommen, ob diese Kinder dann auch nur noch ein Bein hätten – natürlich nicht. Dieser Arzt soll sich dann für den Glauben geöffnet haben.

Nun, Eva war geschaffen und Adam erwachte und war überrascht, was er da vor sich sah:

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Der freute sich und rief: „Endlich! Sie ist’s! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen.“ 1. Mose 2, 23

Das ist übrigens bei Männer bis heute so, wenn sie einer Frau begegnen.

Es ist nicht gut, das der Mensch allein ist. Gott schuf uns als Wesen, die in Gemeinschaft leben. Wir sind Ebenbilder Gottes auch in dieser Hinsicht. Gott selbst lebt in Gemeinschaft.

Es gibt Menschen, die ziehen sich – vermutlich aus Enttäuschungen und Verletzungen – von den Menschen zurück. Sie leben viel lieber mit Tieren.

Doch wer sich von den Menschen zurückzieht, der wird über kurz oder lang innerlich verkümmern. Er wird einsam werden. Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist. Das gilt auch für Menschen, die nicht verheiratet sind. Gemeinschaft kann man auch mit anderen Menschen pflegen. Ohne Gemeinschaft geht es nicht wirklich, so hat sich Gott das Leben nicht gedacht. Leben kann deshalb nur in Gemeinschaft funktionieren.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Hiob 19, 9; Hiob 32, 8; Hiob 33, 4; Hesekiel 28, 13; Apostelgeschichte 17, 26; 1. Korinther 15, 45

III.         

X

 
Das Paar braucht Intimität

Nun lebte das erste Paar auf der Erde. Ehrlich gesagt hätte ich da gerne zugeschaut. Gott sagte nun nach welchen Regeln sich das Leben der Menschen gestalten wird, wie das Verhältnis zwischen Mann und Frau sein wird.

X

 
„Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele.“ 1. Mose 2, 24

Ein Mann verlässt seine Eltern und lebt mit seiner Frau zusammen. Übrigens ein wichtiger Teil in einer Paarbeziehung. Ich bin überzeugt, dass das Verlassen der Eltern nicht nur ein äusserlicher Akt ist, vielmehr handelt es sich hier um einen innerliche Entwicklung. Die Männer und Frauen entziehen sich, wenn sie zusammenkommen dem Einfluss ihrer Eltern. Nicht, dass die Eltern nichts mehr sagen dürften, aber Eltern dürfen nicht in die Beziehung dieses neuen Paares hineinfunken.

Durch die enge Verbindung von Mann und Frau entsteht eigentlich ein neues Wesen. Diese Beziehung ist von einer tiefen Intimität geprägt. Zwei Menschen schmelzen wie zu einer Persönlichkeit zusammen: Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele!

Wenn zwei Menschen zusammenfinden entsteht etwas ganz Neues, etwas theoretisch Unzertrennliches. Deshalb sagte Jesus:

X

 
„Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.“ (Matthäus 19, 6)

Jesus war sich dessen bewusst, als er das sagte, wie schlimm es um die Ehen in jener Zeit stand.

Gerade deshalb, weil für sie Scheidungen einfach normal und selbstverständlich waren, erinnert er sie daran, wie sich Gott das eigentlich gedacht hatte.

Mir ist auch klar, dass es ganz schwierige Partnerschaften gibt und wohl kaum jemand freudig in eine Scheidung hineingegangen ist. Ich möchte auch über niemanden, der Geschieden ist ein Urteil sprechen. Zuerst bin ich einfach dankbar, dass uns das nicht passiert ist. Es hätte auch in meinem Leben anders kommen können.

Wichtig ist jedoch, dass wir mit unserer Lebensgeschichte ehrlich umgehen und was wir falsch gemacht haben mit Gott klären.

Wenn wir dem, wie sich Gott unser Leben wünscht nicht entsprechen, neigen wir dazu, die Ordnungen Gottes zu ändern, damit rechtfertigen wir unsere falschen Verhaltensweisen. Das ist aber der falsche Weg. Der richtige Weg ist, wenn wir Gott unser Fehlverhalten und unsere Unzulänglichkeiten bekennen. Wir geben dann seinen Ordnungen und Vorstellungen recht und beugen uns darunter, dass wir – aus welchen Gründen auch immer – dagegen verstossen haben. So wird ein erstaunlicher Neubeginn im Leben möglich.

Genau das sagt Jesus hier. Er macht diesen Menschen deutlich, dass sich Gottes Ordnung, wie sie seit der Schöpfung besteht nicht veränderte und seine Gültigkeit behalten hat, selbst wenn sie schamlos dagegen verstossen.

Ein Weg um einem Zerbruch der Ehe vorzubeugen ist die Schaffung und Erhaltung der Intimität in einer Ehe. Jedes Ehepaar ist herausgefordert darauf Acht zu geben, sich nicht fremd zu werden. Schnell lebt man sich in gewissen Lebensphasen auseinander, lebt plötzlich aneinander vorbei und die nötige und wichtige Intimität geht verloren und damit verbunden wächst die Wahrscheinlichkeit eines Zerbruchs.

In Ehen muss sich jeder dafür einsetzen, diese Entwicklung zu vermeiden. Jeder ist aufgefordert seinen Beitrag zu leisten, dass die Beziehung einzigartig bleibt und von einer besonderen Intimität geprägt ist.

Die Intimität in einer Ehe kann erhalten werden, wenn jeder seinen Partner ernst nimmt und sich dafür interessiert, was ihn beschäftigt. Intimität entsteht dort, wo Menschen voneinander wissen, dass nur sie zusammengehören. Menschen, die es nicht zulassen, dass sich jemand anders, seien es Kinder, Eltern oder andere Menschen, sich in diese Intimität hineindrängen.

Intimität wird nicht geschaffen wenn ich erwarte, dass mein Partner sich ganz und gar um mich kümmert und mir meine Wünsche von den Augen abliest, aber ich selber beschäftige mich gar nicht mit seinen Anliegen.

Gott ist diese Intimität so wichtig, dass er später anordnete, dass wenn ein Mann heiratet, er für ein Jahr nicht ins Militär muss. Er soll sich ungestört seiner Frau widmen können! (5. Mose 24, 5)

Intimität entsteht da, wo sich zwei Menschen einander verschenken – dort geschieht die Vermelzung. So hatte sich Gott das von Anbegin der Schöpfung gedacht.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 5. Mose 24, 5; Matthäus 5, 27-32; Matthäus 19, 3-6; Epheser 5, 21-33; Hebräer 13, 4

X

 
Schlussgedanke

X

 
Als Adam und Eva alleine auf der Erde lebten, war das natürlich noch einfacher. Nicht nur weil sie alleine waren, sondern weil die Sünde noch nicht wirksam war. Es war eine Zeit der Unschuld.

„Die beiden waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.“ 1. Mose 2, 25

Die Versuchung, der wir heute ausgesetzt sind, kannten sie damals noch nicht in diesem Ausmass.

Aber eines ist für uns ganz wichtig. Wenn das neue Testament von der Ehe spricht, dann orientieren sich die Schreiber immer an dem, wie es vor dem Sündenfall war, also so, wie sich Gott die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau gedacht hat.

Wir sind auf Gemeinschaft angelegt. Egal ob Du verheiratet, verwittwet oder ledig bist. Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist. Lebe bewusst in Gemeinschaft mit Menschen, das wird Dein Leben bereichern und so wirst Du ans Ziel kommen. Wie es so schön bildlich im Predigerbuch heisst:

X

 
Ein einzelner Mensch kann leicht überwältigt werden, aber zwei wehren den Überfall ab. Noch besser sind drei; es heisst ja: „Ein Seil aus drei Schnüren reisst nicht so schnell.“ Prediger 4, 12

Bibelstellen zum Nachschlagen: Prediger 4, 7-12

Amen