Biblische Urgeschichte - Teil 02/10 - Die Schöpfung des Menschen - Die Zubereitung des Paradieses

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage Aarau 1999

1. Mose 2, 1 - 1. Mose 5, 32

 

Gut dann gehen wir zu 1. Mose 2, wo wir also im Detail die Schöpfung des Menschen finden, die Zubereitung des Paradieses. Der Mensch wird hier erschaffen, Vers 7, aus dem Erdboden. Er wird Adam genannt. Adam heißt Mensch und dann wird es auch gebraucht als Eigenname. Adam kommt von dem Wort «adamah», was «Erdboden, rote Ackererde» bedeutet. Weil der Mensch aus der Erde geschaffen worden ist, heißt er Adam. Wir können also Adam übersetzen mit Erdling. Interessant ist, dass wir wirklich bestehen aus den Stoffen, die man in der Erde findet. Und wenn unser Körper verwest, geht er zur Erde zurück. Also nicht aus Blut, die Heiden haben das ein wenig frisieren wollen, aber aus Erde. Der Garten wird bezeichnet als in Eden, Vers 8. Eden kann man übersetzen aus dem hebräischen mit Wonne, Lust. Es gibt ein verwandtes Wort im hebräischen, nämlich «edna». Das ist ein Wort, das den Geschlechtstrieb des Menschen bezeichnet. In 1. Mose 18, 12 sagt die alte Sarah, die nicht glauben kann, dass sie noch gebären sollte: «Wie sollte ich noch Wollust haben?» Und dies ist das Wort «edna». Aber das zeigt uns einen Aspekt, nämlich, dass auch die menschliche Geschlechtlichkeit, im geschützten Rahmen der Ehe, ein Geschenk aus dem Paradies an den Menschen ist. Der Ausdruck «Garten in Eden» wurde in der Septuaginta, der ältesten griechischen Übersetzung aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, übersetzt mit «Paradies in Eden». Und dieses Wort Paradies wird dann im Neuen Testament wieder aufgenommen, um den himmlischen Ort der Freude und der Gemeinschaft mit Gott zu bezeichnen. Ich habe hier alle Stellen aufgeführt, vgl. Lukas 23, 43; 2. Korinther 12, 4; Offenbarung 2, 7.

In Vers 10 wird beschrieben, es gab da einen Strom der von Eden ausging, der den Garten bewässert hat und sich dann in vier Flüsse teilte: den Pison, den Gihon, den Hideqel oder Tigris, und den Phrat oder Euphrat. Tja, nehmen wir mal eine Landkarte und versuchen das zu finden. Wir finden es nicht. Was kann man daraus machen? Ja ganz einfach, sagen liberale Theologen, da muss man gar nichts machen, das ist eben ein mythischer Bericht, der hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Aber komisch ist, dass die geographischen Beschreibungen in der Bibel nach der Sintflut so exakt sind, so genau, so präzise nachzuvollziehen sind. Wenn wir zum Beispiel das Buch Josua nehmen, das ist umwerfend wie im Detail die ganze Topologie von Kanaan beschrieben wird, ausführlich bis ins Detail. Das hier war aber eben vorsintflutlich. Weil durch die Flut die ganze Oberfläche der Erde verändert worden ist, brauchen wir das gar nicht zu suchen. Das ist eine Beschreibung der Geographie vor der Flut.

Wir sehen, dass Gott den Menschen geschaffen hat mit dem Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Und das zeigt uns, dass Arbeit ein paradiesischer Segen ist. Viele Leute sind anderer Ansicht, erst wenn sie arbeitslos werden, dann sind sie der gleichen Ansicht. Aber wir müssen unterscheiden; nach dem Sündenfall kommt dieser Auftrag zu bebauen und zu bewahren, 1. Mose 3, 23-24, wieder. Aber da geht es um den verfluchten Erdboden, da wird es schwieriger. Aber Arbeit ist etwas, das kommt aus dem paradiesischen Segen, hat aber jetzt etwas zu tun mit dem Fluch, der gekommen ist über diese Schöpfung seit dem Fall, dem Sündenfall des Menschen. Und das gibt eben diese Spannung, dass Arbeit manchmal so mit Verdruss verbunden ist und andererseits könnten wir doch nicht leben ohne Arbeit. Arbeit macht Sinn, Arbeit macht glücklich und gibt uns Erfüllung.

In 1. Mose 2, 16 sagt Gott: Von allen Bäumen darfst du essen, aber von einem einzigen nicht. Und Gott schließt hier einen Bund, das wird wirklich Bund genannt in Hosea 6, 7. Und nachher schafft Gott die Ehefrau nach Gottes Plan. Und zwar sagt Gott in Vers 18: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen seinesgleichen.» Die Frau nach Gottes Plan wird hier bezeichnet als Hilfe, Ergänzung. Der Mann ist nur Halb ohne diese Ergänzung. Aber zweitens wird sie bezeichnet als seinesgleichen, ihm entsprechend. Das bedeutet, die Frau nach Gottes Plan ist nicht eine Frau, die alles uninteressant findet, was der Mann interessant findet und somit der Mann alles uninteressant, was die Frau interessant findet, sondern es muss eine klare Entsprechung da sein. Aber nicht so in jedem Punkt, sonst wäre ja die Frau gar keine Hilfe. Wenn meine Frau immer sagen würde: Ja, ja, genau so meine ich es auch, ja warum hätte ich sie dann heiraten sollen? Also Hilfe bedeutet auch Ergänzung, aber Übereinstimmung ist auch ein zweiter wichtiger Aspekt der Entsprechung. Und interessant ist ja: Die Frau wurde gebildet aus der Rippe des Mannes. Wir haben ja in jeder Zelle das genetische Material enthalten. In jeder Zelle steht der Bauplan. In einer Erbsenzelle steht, wie man eine Erbse baut und in Krokodilzellen steht, wie man ein Krokodil bauen muss und in einer Menschenzelle steht, wie man einen Menschen bauen muss.

Gott nimmt das genetische Material von Adam, die Rippe, in einer Operation, der ersten Operation überhaupt, Adam fällt ja in einen Tiefschlaf, die Stelle wird wieder verschlossen und Gott schafft die Frau daraus. Nun, wir kennen Cloning, aber interessant ist ja noch folgendes – Sie erlauben mir ein bisschen Phantasie, das steht ja nicht in der Bibel - : Die Gene des Mannes sind XY. Also haben die Chromosome eines Menschen XY, dann bin ich ein Mann. Und meine Frau hat XX. Also wenn man meine Frau klonen würde, käme kein Mann heraus, denn wie bekäme man das Y hin. Aber XY, das geht, das Y weg und das X verdoppeln, dann haben wir die Frau und ihm entsprechend. Nun gut, wir haben das Thema Klonen damit natürlich nicht abgeschlossen. Aber das zeigt etwas von dem «ihm entsprechend». Die Rabbiner haben früher nachgedacht, warum hat Gott nicht Eva geschaffen aus einem Stück Fußknochen? Ja, weil sie nicht seine Sklavin sein sollte. Warum hat er sie nicht geschaffen aus einem Stück Schädelknochen? Ja, weil sie nicht über ihn herrschen und verfügen soll. Tja, er hat sie geschaffen aus dem Knochen, der am nächsten bei meinem Herzen ist. Das ist Ehe nach Gottes Bauplan, die Frau ganz am Herzen des Mannes. Die Rabbiner haben dann noch ein bisschen weiter phantasiert. Sie haben dann auch gesagt: Adam hat etwas gefehlt und nicht Eva, darum soll der Mann die Frau suchen. Aber vielleicht ist das ja auch eine gute Erklärung, wer wem nachgehen soll?! Dann haben sie aber auch noch erklärt, Knochen sind hart und das erklärt, warum Frauen so knochenhart sein können. Aber ich glaube, das vergessen wir lieber wieder. Aber das mit dem Herzen, das bleibt.

Nun wir finden dann in Vers 19 wie Gott die Tiere schafft und sie mal zu Adam bringt. Und dann kamen wieder die liberalen Theologen und haben gesagt: „Seht ihr, das ist ein anderer Schöpfungsbericht. Kapitel 2 ist nicht eine Ergänzung zu Kapitel 1, denn hier haben wir ja eine andere Reihenfolge, zuerst wird Adam geschaffen und dann die Tiere. Aber in Kapitel 1 zuerst die Tiere und dann Adam.“ Nun vielleicht sollte man im Theologiestudium doch besser das Hebräischstudium wieder verlängern. Das hat man schon genügend massiv gekürzt. Also das sollte man wieder ein wenig verlängern. Das bringt nämlich was. Es ist so, dass die Narrativform, die Erzählform, kann in bestimmten Fällen mit Vorzeitigkeit übersetzt werden. Und nun übersetzen wir Vers 19 ganz einfach: «Jahwe Elohim hatte ja aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet und so brachte er sie zu dem Menschen.» Die Erschaffung der Tiere fand tatsächlich vor der Erschaffung des Menschen statt, aber hier besteht sprachlich kein Widerspruch zu Kapitel 2.

Wir merken aus Kapitel 2, dass Adam von Anfang an sprachfähig war. Vom ersten Tag an konnte er sprechen. Vom ersten Tag an hatte der Sprachverständnis, d.h. er verstand Gott, wenn Er zu ihm redete. Und er war auch von Anfang an fähig, neue Wörter zu erfinden. Er musste ja den Tieren Namen geben. Und er war sogar fähig zur Poesie. Die erste Poesie des Menschen, in Kapitel 2, ich les das grad vor, das ist so schön, und das war, als er von der Operation gerade aufgewacht war und seine Eva gesehen hatte. Und da sagt er plötzlich ganz poetisch, - ja, das ist so, da wird man romantisch und poetisch: «Zot hapaam etzem meatzamaj, vuvasar mibesaraij lezot jikare ischah kij me’isch lukechah zot.» Das ist mit Rhythmus drin, entspricht dem Muster der hebräischen Poesie. Also zu deutsch: «Das ist endlich Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen.» Er macht ein schönes Wortspiel. Mann heißt auf Hebräisch «isch» und für Männin – das gibt es ja auf Deutsch nicht, ist kein Dudendeutsch – steht im Hebräischen «ischah». Das ist auch heute noch das normale Wort. Wenn ich in Israel von meiner Frau spreche, sage ich ischah, meine Männin. Also Mann und Frau sind im Hebräischen isch und ischah. Und wir haben dann in Vers 24 Grundsatzaussagen zur Ehe. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden ein Fleisch sein. Also Ehe: Ein Mann und eine Frau. Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau, nicht seinen Frauen, anhangen. Also einer Frau, Einzahl, und dann kommt erst: und sie werden ein Fleisch sein. Ebenso wie Adam und Eva biologisch eine vollkommene Einheit waren, so gibt dies das Modell der Sexualität von Mann und Frau in der Ehe, wo sie auch biologisch, seelisch, geistig verschmelzen. Wichtig ist aber das Wort anhangen, «davaq» auf Hebräisch, das «ankleben» bedeutet. Dies zeigt auch diese tiefe Beziehung der Liebe und dann kommt die feste, bleibende Verbindung daraus. Aber zuerst werden die Eltern verlassen, dann anhangen und daraus kommt dann die feste Verbindung. Das ist das Modell für die Ehe. Es ist wichtig, dass wir das sehen, wenn wir weiter gehen.

1. Mose 3, der Sündenfall. Wir finden hier ein Tier, das benutzt wird als Medium von Satan. Also Satan ist bereits gefallen. Die Schlange ist hier ein Medium, das erste Medium der Weltgeschichte. Und die Technik der Verführung ist hochinteressant, weil das auch heute noch die Technik ist, wie der Feind Gottes Menschen verführt.

Erstens erweckt er Zweifel an Gottes Wort. Er sagt zu Eva in Frageform: Hat Gott wirklich gesagt? Damit streut er den Zweifel. Ja, da kann man ja mal überlegen: Hat er es eigentlich gesagt? Also er kommt nicht mit einer Aussage: Stimmt ja alles nicht!

Zweitens kehrt er die Relationen um. Satan sagt durch die Schlange: Hat Gott wirklich gesagt, ihr sollt von keinem Baum des Gartens essen? Das ist die richtige Übersetzung. Alle Übersetzungen, die sagen: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens – das ist kein deutsch. «Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens» das ist die hebräische Form zu sagen: Ihr sollt von keinem Baum des Gartens essen. Nicht von jedem – heißt von keinem. Die Relation wird umgekehrt. Gott hat gesagt, ihr dürft von allen essen, aber von einem nicht. Und die Frage hier ist aber: Ihr dürft von keinem essen? Das weckt so irgendwie die Überlegung, ja, meint Gott es irgendwie nicht so gut mit uns.

Drittens macht er Gott zum Lügner und will ihm Missgunst unterschieben. Dann kommt plötzlich eine klare Aussage. Die Schlange sagt: «Mitnichten werdet ihr sterben, sondern Gott weiß, dass...». Also Gott wird als Lügner hingestellt, als jemand, der eigentlich genau weiß, das ist so und so, aber er mag es euch nicht gönnen.

Viertens wird das Verhängnis des Todes geleugnet. «Mitnichten werdet ihr sterben.» Heute wieder sehr aktuell mit der ganzen Reinkarnationslehre. Der Tod ist eigentlich gar kein Verhängnis, das ist nur ein Tor in ein nächstes Leben. Ja, Buddha hat zum Beispiel gelehrt, die Wiedergeburten braucht es um immer höher zu kommen. Wenn man Mönch wird bei ihm, hat man die größte Chance im nächsten Leben da raus zu kommen. Es wollten dann auch Nonnen dazu kommen und er hat gesagt, das ist gut, die sollen schon kommen, aber eine Nonne muss im nächsten Leben zuerst als Mann geboren werden. Erst dann kann sie die Erlösung erreichen. Aber das Verhängnis des Todes wird letztlich geleugnet.

Fünftens wird höhere Erkenntnis versprochen. «Des welchen Tages ihr davon esst, euch die Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.» Hohe Erkenntnis, und das schmeichelt dem Menschen, denn es ist ja auch gerade in der Esoterik heute so aktuell. Menschen wollen in höhere Erkenntnisse, in höhere Geheimnisse, hineingeführt werden.

Sechstens wird Gottgleichheit oder Göttlichkeit versprochen: «und ihr sein werdet wie Gott.» Buddha hat sogar sich und seine Mönche angeschaut als die obersten Wesen, die es gibt. Also Buddha und seine Mönche, dann kommen die Götter und dann kommen die Menschen. Er hat sogar gesagt, dass er eigentlich durch seine Erleuchtung mehr wisse, als der höchste Gott Brahman. Ja, in den buddhistischen Schriften gibt es eine Stelle, da kommt einer und will das letzte Geheimnis wissen, hohe Erkenntnis, von den Göttern. Und der sagt, einer nach dem anderen, ja, ich weiß es auch nicht, das Geheimnis der Erlösung. Und dann kommt er zu Brahman, dem höchsten Gott, und der sagt ihm dann ganz leise: „Du sollst mich doch nicht bloßstellen, sonst merken die Götter, dass ich auch nicht alles weiß. Ich weiß es auch nicht.“ Aber Buddha hat es dann gewusst, den Weg der Erlösung. Also hier ist das Denken, der Mensch wird wie Gott oder sogar noch höher, und das ist heute wieder hochaktuell, durch esoterische Übungen das göttliche in sich zu entdecken. «Und ihr werdet sein wie Gott.»

Und dann sehen wir die Reaktion von Eva, in 1. Mose 3, 6. «Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und das der Baum begehrenswert wäre um Einsicht zu geben. Und sie nahm.» Johannes schreibt in seinem ersten Brief, 1. Johannes 2, 16, über das Dreipunkteprogramm dieser Welt: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens. Da haben wir genau die Entsprechung. Die Lust des Fleisches: Eva sah, dass der Baum gut zur Speise wäre. Eine Lust der Augen: Und dass er eine Lust für die Augen wäre. Und der Hochmut des Lebens: Dass der Baum begehrenswert wäre um Einsicht zu geben. Und so kam der Fall. Aber interessant ist Evas Handlungsweise. Sie macht einige Fehler.

Erstens lässt sie sich mit der Schlange auf ein Gespräch ein. Sie hätte ja das Gespräch verweigern können. Es gibt Situationen, wo Gesprächsverweigerung das einzig Gute ist. Zweitens verengt sie Gottes Gebot. In 1. Mose 3, 3 sagt sie, Gott hat gesagt, wir dürfen diese Frucht nicht essen und sie nicht anrühren. Das steht gar nicht in 1. Mose 2. Im Judentum hat man das auch so praktiziert. Man sagte, man muss die Gebote der Bibel, der Thora, enger auslegen, als sie dort stehen. Man muss einen Zaun herum machen, einen Sicherheitsbereich, damit man das eigentliche Gebot nicht übertritt. Und dadurch sind diese vielen, unendlich vielen Zusatzgebote entstanden. Und nützt das etwas gegen Fallen? Es nützt nichts. Es nützt nichts, wenn wir die Gebote enger machen als sie dastehen. Wir müssen sie einfach so nehmen wie sie sind, nicht mehr und nicht weniger. Bei Eva hat es auch nichts genützt. Sie macht das Gebot enger und drittens entscheidet sie selbst. Sie spricht gar nicht mit ihrem Mann darüber. Und stiftet, viertens, sogar dann ihren Mann zum Ungehorsam an.

Und dann kommt Gott in den Garten, 1. Mose 3, 9. Und es ist so schön, das erste Wort, dass Gott spricht nach dem Fall des Menschen und seiner Entfremdung von Gott, ist «ajecha», das heißt: wo bist du? Das ist Gottes Ruf nach dem Fall. Wo bist du? Er weiß es ganz genau. Aber wissen wir, wo wir sind, wo wir stehen?

Und in 1. Mose 3, 15 kündigt Gott den Erlöser an. Er sagt zur Schlange: «Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.» Gott kündigt an, von Eva wird einmal ein Nachkomme erscheinen, der wird der Schlange den Kopf zertreten, aber dabei wird die Schlange ihm in die Ferse stechen, also tödlich verwunden. Es wird einmal die Macht des Bösen überwunden werden durch einen Menschen, der aber selber dabei eine Todeswunde erleidet. Das ist die erste Ankündigung auf den leidenden Messias. Eine kleine Anekdote: Ein Freund von mir, ein Holländer, war als Journalist in Israel, und da kam er an der Klagemauer mit einem Rabbi ins Gespräch. Er wollte mit ihm über den leidenden Messias sprechen. Der Rabbi sagt: „Ja, aber zeigen sie mir das aus der Thora.“ Also er wollte nichts aus Jesaja 53 oder so akzeptieren, nur aus den fünf Büchern Mose, also ein bisschen schwieriger. Dann sagte mein Freund: „Ja, 1. Mose 3, 15. Gott kündigt der Schlange an, es wird der Same kommen, der der Schlange den Kopf zertreten wird.“ Rabbi: „Ja, ja, am Ende der Zeit wird das Gute über das Böse siegen, über die Macht des Bösen.“ Freund: „Und dann steht doch dort: und die Schlange wird ihm in die Ferse stechen und das ist doch nicht so eine ganz angenehme Erfahrung, oder?!“ Der Rabbi sagt, ein guter Sohn Jakobs: „Oh, es ist Zeit, ich muss gehen.“ Nun, im ersten Jahrhundert nach Christus, ein archäologischer Fund vor einigen Jahren hat das gezeigt, hat man gekreuzigt, indem man den Nagel nicht so wie in den mittelalterlichen Bildern vorne durch die Füße, sondern seitlich unter dem Gelenkknochen durch den Fersenknochen hindurch schlug. Ich habe einen Schwager in den USA, der ist Fußspezialist. Der hat gesagt, das ist gewaltig, der Fersenknochen ist nämlich ein ganz stabiler Knochen, hat aber große Zwischenräume. Die Zwischenräume sind so gebaut, dass der Knochen extrem stabil ist, aber es ist in dem Sinn durch die großen Zwischenräume sehr einfach einen Nagel durchzukriegen. Man hat also einen Fersenknochen gefunden von einem Gekreuzigten mit einem 10 cm langen Nagel drin. Den hat man nicht mehr herausziehen können nachher. Und so quer durch den Fersen. Und der Knochen zersplittert dann nicht. Und in den Psalmen wird von dem Messias gesagt, dass kein Knochen an ihm zerbrochen wird. Also dieser Schlangenbiss in die Ferse, dieser Biss des Todes in die Ferse, hat sich so realisiert: Nagel durch den Fersenknochen des Herrn Jesus Christus. Es gibt hier ein Wortspiel. Im Hebräischen ist das Wort für «den Kopf zermalmen» genau das Gleiche wie das für «in die Ferse stechen». Es sind zwei verschiedene Wörter, aber beide heißen «schuph». Auch hier also wieder ein wunderbares Wortspiel.

 

– Pause –

 

Ich stelle fest, dass diese elf Kapitel für einem Nachmittag ein bisschen viel Stoff ist. Und ich habe gemerkt, dass ich manchmal ein bisschen schnell gewesen bin, zu schnell, so dass man die einzelnen Dinge nicht mehr vertiefen konnte. Also ich glaube, die Informationsdichte war höher, als man in Hochschulvorlesungen das normalerweise macht. Man sollte nicht so viel hereinbringen. Also ich möchte so vorschlagen, wir gehen jetzt noch ein wenig weiter, heben aber die zweite Hälfte auf für den nächsten Bibelstudientag. Ist das recht so? Und so bekommen wir vielleicht noch ein bisschen Zeit für Fragen im Anhang. Und so können wir gewisse Dinge vielleicht noch klären, die heute noch im luftleeren Raum hangen.

Gut, wir gehen weiter zu Adams Glauben. Nach der Ankündigung dieses Erlösers, des leidenden Messias, da sehen wir in der Folge in Vers 20, dass Adam, das steht im Grundtext, der Mensch seiner Frau den Namen Eva gibt. Erst jetzt heißt sie Eva. Vor dem Fall noch nicht, da ist sie ischah. Jetzt bekommt sie den Namen «chavvah», Eva, Leben. Interessant ist, dass Adam ihr nicht den Namen gibt «maveth», Tod, denn er wusste ja, der Tod ist die Folge des Ungehorsams. Und trotzdem gibt er ihr den Namen chavvah, 1. Mose 3, 20: «Denn sie ward Mutter aller Lebendigen.» Er hat also geglaubt, dass wenn Gott sagt, Eva wird noch Nachkommenschaft bekommen, dann werden wir also nicht jetzt sogleich sterben. Es geht weiter mit Leben, es kommt ein Erlöser, der der Schlange den Kopf zertreten und dabei sterben wird. Also das drückt Adams Glauben aus an diese Verheißung des kommenden Erlösers. Wie reagiert Gott?

In Vers 21 macht der HERR Gott Adam und Eva Kleider aus Fell. Es ist ja so: Adam und Eva waren unbekleidet vor dem Fall. Als Gott dann kam nach dem Fall schämten sie sich. Und es gibt tatsächlich Leute, die glauben, Adam und Eva hätten sich voreinander geschämt. Das ist doch Unsinn, das steht so nicht in der Bibel. Mann und Frau schämen sich nicht, das wäre nicht normal. In der Ehe ist auch nach dem Fall die Entblößung gottgewollt, aber nur da. Ich weiß noch, als relativ junger Mann habe ich mit einem gläubigen Maler gesprochen und der hat mir das so beigebracht. Der wusste was es heißt die Darstellung des menschlichen Körpers unbekleidet. Das wird in der Kunst als das Normale angesehen, aber er erklärte mir, dass dies nicht gottgewollt sei. Gott will die Entblößung nur in der Ehe, aber da will er sie. Adam und Eva haben sich nicht voreinander geschämt, das wäre gar nicht natürlich. Aber als Gott gekommen war, haben sie sich geschämt. Sie hatten das Empfinden, wir können gar nicht mehr vor Gott treten so wie wir sind. Und Gott deckt sie zu mit Kleidern, so dass sie das Empfinden bekommen können, wir dürfen vor Gott treten. Aber dabei mussten Tiere sterben. Man bekommt kein Fell ohne Blut. Aber der Tod der Tiere war damals noch nicht normal, darum stand ja auch auf dem Speisezettel, am Schöpfungstag gegeben, nur vegetarisches auf dem Menü, nur Pflanzen, keine Tiere. Und jetzt werden Tiere getötet, Blut fließt, und sie werden bekleidet. So lernen sie das Prinzip, trotz dass wir Gott zum Lügner gemacht, sein Wort gebrochen haben, gibt es eine Möglichkeit vor Gott zu treten, aber nur auf der Grundlage, dass ein Unschuldiger für uns in den Tod geht und wir so vor Gott bedeckt werden. Und da haben wir wieder den Hinweis auf den Erlöser, der kommt und als Stellvertreter stirbt und sein Blut gibt. Und dadurch, auf dieser Grundlage, kann Adam seine Frau chavvah nennen.

Das führt uns zu 1. Mose 4: «Und der Mensch erkannte Eva und sie wurde schwanger und sie gebar Kain. Und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit dem HERRN.» Ein schönes Wortspiel; sie merken ja, das 1. Buch Mose ist voller Wortspiele. Es lohnt sich, Hebräisch zu lernen. Qain (Kain) heißt nämlich Erworbenes, Gewinn. Und sie sagt: Ich habe einen Mann erworben (qanah) mit Hilfe des HERRN. Sie dachte bei ihrem erstgeborenen Baby, das so hilflos schrie: Vielleicht ist er’s, der Same, der Nachkomme, der kommt und der Schlange den Kopf zertritt. Und dann ist das Baby ein bisschen größer geworden und da hat sie gemerkt, dass es nicht so weit her ist. Und der Kain ist sogar ein Mörder geworden, der erste Mörder der Weltgeschichte. Sie erwartet den, der Leben bringt, und ihr erstes Kind ist ein Mörder. Und man merkt diese Frustration. Sie bekam nämlich später noch ein Kind, Abel, Hebräisch «hevel», was Hauch, Nichtigkeit bedeutet. Das Buch Prediger: Eitelkeit der Eitelkeiten, havel havalim. Das ist dieser Ausdruck, Eitelkeit, Nichtigkeit, Hauch, Nichts. Wie kann man einem so niedlichen Baby den Namen hevel geben? Da muss schon eine echte Frustration dahinter sein. Man denkt, jetzt wird es wahrscheinlich wieder so sein wie beim Ersten.

Also irgendwie merkt man, man ist gedämpft in den schnellen Erwartungen auf den Erlöser. Kain wird ein Mörder, er versteckt seinen Bruder, geht dann weg und baut als Erster eine Stadt, 1 Mose 4, 17. Der erste Städtebauer Kain. Übrigens können wir dann auch gleich die Stammtischfrage beantworten: Woher nahm Kain seine Frau? Es steht in 1 Mose 5, 4 so zusammenfassend: Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, waren 800 Jahre. Und er zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Adams, die er lebte, waren 930 Jahre und er starb. Adam war 800 Jahre zeugungsfähig, er hat also ein bisschen mehr, als gerade die zwei Kinder, und zwar Söhne und Töchter. Also offensichtlich ist die Vermehrung der Menschen am Anfang durch Geschwisterehen geschehen. Da sind wir wieder am Stammtisch: Aber das geht ja nicht, das wäre ja Inzucht! Ja, aber seit wann ist Inzucht in der Bibel verboten, ausdrücklich verboten? Seit dem Auszug aus Ägypten. Also viel, viel später erst, als das Erbgut des Menschen durch die Degeneration schon so weit fortgeschritten war, dass Geschwisterehen Schädigungen bei den Nachkommen hervorrufen konnte. Aber wie züchtet man Mäuse? Wenn Mäuse genetisch im Erbgut rein sind, dann gibt es gute Nachkommen, kein Problem. Wir haben es hier nicht mit Mäusen zu tun, aber sie helfen uns zu verstehen, dass dies am Anfang offensichtlich so war und so konnte Kain eine Frau finden. Es wird auch nicht gesagt, wie alt Kain damals war, also wie schnell die Menschheitsentwicklung gegangen ist, das können wir gar nicht genau sagen. Auf jeden Fall ist hier kein Widerspruch nach dem Motto, da taucht plötzlich eine Frau aus dem Nichts auf.

Jetzt ist noch folgendes interessant. Der erste Städtebauer ist ein Mörder. Und in der heutigen modernen Zivilisation merken wir, wo die Mordrate sich konzentriert. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Urbanisierung, der Städtebildung und der Zunahme der Gewalt und des Totschlages. Interessant, nicht wahr?! Aber interessant ist auch folgendes: Ganz am Ende der Bibel finden wir wieder eine Stadt, das Neue Jerusalem und in ihr ist Jesus Christus, das Lamm, der Erlöser, der HERR, der Mittelpunkt. Also krasser geht es nicht. Am Anfang diese Perversion, Stadt von einem Mörder und am Ende die Stadt dessen, der Leben brachte.

Nun, in den Versen 17-24 sehen wir eine Beschreibung der Nachkommenschaft von Kain und wie diese Nachkommenschaft versucht, diese Leere ohne Gott mit kulturellen, zivilisatorischen Erfolgen auszufüllen. Ich lese 1 Mose 4, 20: «Und Adam gebar Jabal, dieser war der Vater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer. Und der Name seines Bruders war Jubal, dieser war der Vater aller, die mit der Laute und der Flöte umgehen. Und Zilla, auch sie gebar, Tubal-Kain, ein Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Erz und Eisen.» Also diese machen große kulturelle, zivilisatorische Fortschritte, in Wirtschaft, in Musik, in Technologie, ja sogar in Poesie. Ein neues Gedicht in der Bibel. Lamech hat einen jungen Mann ermordet – Nachkomme von Kain. Und Lamech hat ein Gedicht gemacht, das steht in 1. Mose 4, 23, darin verherrlicht er seinen Mord. Und Lamech sprach zu seinen Frauen: «Ada und Zilla, höret meine Stimme, Frauen Lamechs, horcht auf meine Rede. Einen Mann erschlug ich für meine Wunde, ja, einen Jüngling für meine Strieme. Wenn Kain siebenfältig gerächt wird, so Lamech siebenundsiebzigfältig.» Das ist hebräische Poesie, wo man immer wieder in zwei Zeilen das Gleiche mit anderen Worten ausdrückt. Ja kennen wir das, dass man in der Kunst die Gewalt verherrlichen, das Böse kulturell versilbern, vergolden kann? Das hat schon ganz frühe Vorbilder. Wenn man auch die Namen übersetzt, dann merkt man, dass diese Namen sehr verbunden sind mit Zivilisation und Kultur. Man merkt, es sind die Nachkommen Kains, und von Kain heißt es ja in Vers 16: Kain ging weg von der Gegenwart des HERRN. Es war also ganz klar ein Weg weg von Gott. Und da finden wir auch moralischen Niedergang. Plötzlich heißt es von Lamech in 1 Mose 4, 19: Lamech nahm sich zwei Frauen. Und somit hat er das Prinzip aus 1. Mose 2 gebrochen. Zum ersten Mal finden wir das hier.

Aber wir finden auch eine andere Linie und zwar in 1 Mose 4, 25. Da heißt es: «Und Adam erkannte abermals seine Frau und sie gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Seth (hebr. Schet, das bedeutet Ersatz), denn Gott hat mir einen anderen Nachkommen gesetzt anstelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat. Und dem Schet, auch ihm wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm den Namen Enosch. Damals fing man an den Namen des HERRN anzurufen.»Wir haben in Kain und Lamech die Linie gesehen, die von Gott wegführt. Jetzt finden wir aber eine neue Linie. Abel ist gestorben, aber jetzt kommt Seth. Und wir werden sehen, Set führt die Linie hin auf den Erlöser, den Messias, weiter.

Wir haben hier wieder ein Wortspiel: Seth bedeutet Ersatz und Eva erklärt den Namen, Gott hat mir einen anderen Samen, quasi als Ersatz, für Abel gegeben. Und Seth bekommt wieder ein Kind und gibt ihm den Namen Enosch. Man ist schockiert, ein kleines niedliches Baby, das gar nichts Böses sagt und so Böses macht, bekommt diesen Namen. Enosch heißt Mensch mit dem Neben­begriff sterblich, böse, schwach, sündig. Wie kann man ein kleines Baby so bezeichnen? Außer man merkt, offensichtlich kriegen unsere Nachkommen jetzt das Böse von Anfang an mit. Offensichtlich vererben wir etwas weiter, so dass die Neigung, -sie haben nichts Böses getan- die Veranlagung hin zum Bösen, in ihnen ist. Und da haben wir bereits im Ansatz die Lehre der Erbsünde, Römer 5, 12, aus dem Neuen Testament, also dass die böse Natur im Menschen biologisch weitergegeben wird. Aber schön ist, genau an dieser Stelle lesen wir dann, das Kind bekommt diesen schrecklichen Namen und dann heißt es: «Damals fing man an den Namen des HERRN anzurufen.» Die Menschen merkten: Irgendetwas stimmt mit uns nicht mehr. Und ob der Erlöser so bald kommt, das sei dahingestellt. Jedenfalls haben wir Menschen irgendwie ein Problem in uns. Und wer kann uns helfen als nur Gott?

Also wir haben zwei Linien: die Linie über Seth und die Linie von Kain, die die Leere mit Zivilisation auszufüllen sucht. Ein sehr aktuelles Thema für die Gesellschaft heute. Unsere Gesellschaft versucht im Allgemeinen auch die Leere, die aus der Gottentfremdung unserer Kultur kommt, mit allem möglichen kulturellen, technischen und elektronischen Luxus auszufüllen. Damit habe ich nichts gegen Computer und so an sich gesagt, sonst hätten wir unsere schönen Arbeitsblätter auch nicht. Aber was ich sagen will: Wenn das ein Ersatz wird und zur Übertünchung unserer Gottentfremdung wird, dann ist es kainitisch böse. Also man fängt an, den Namen des HERRN anzurufen. Jetzt möchte ich noch etwas erklären, nämlich wie diese Geschichte selbst wieder eine prophetische Bedeutung hat. Wir haben Kain, Erworbenes. Er ermordet den Hirten Abel. Nachher sagt Gott, weil du das getan hast, sollst du nun unstet und flüchtig werden auf Erden. Und Kain flieht. Und dann entsteht durch seine Nachkommenschaft eine große Entwicklung in Kunst und Zivilisation. Nun, das weist hin auf Israel. Von Israel heißt es in Psalm 74, 2, dass Gott Israel aus Ägypten erworben hat, qanah. Aber Israel, der oberste Gerichtshof von Israel, hat den guten Hirten Jesus Christus, der ja später gekommen ist, wie Abel später gekommen ist, ermordet. Und dann in der Folge, ab dem Jahr 70, ist das jüdische Volk in alle fünf Kontinente zerstreut worden, unstet und flüchtig also. Und sie haben große Errungenschaften gebracht, in Kunst, Wissenschaft und Technologie. Ja, wollen wir einmal ein paar gute Musiker aufzählen, dann sind es meist Juden. Wollen wir ein paar gute Wissenschaftler aufzählen, neben Einstein, und es wimmelt von Juden. Es gibt kein Volk, das so viele Nobelpreisträger hat, wie die Juden. In allen Bereichen haben sie gewaltige Errungenschaften gebracht, aber unstet und flüchtig, auf allen fünf Kontinenten.

Seth nimmt aber den Platz ein, den Kain eigentlich hätte einnehmen sollen. Er wird nämlich jetzt Verheißungsträger. Und mit der Zerstreuung des jüdischen Volkes, hat wer das Zeugnis auf dieser Erde übernommen? Die Gemeinde, die Kirche Gottes. Israel in der Zerstreuung, die Gemeinde hat die Weltevangelisation übernommen in den vergangenen zweitausend Jahren, auf allen fünf Kontinenten. Aber es kommt der Tag, an dem die Gemeinde entrückt wird. Und wir kommen dann noch auf Henoch in Kapitel 5, der entrückt wurde, aus der Linie von Seth. Von Seth geht es weiter bis zu Henoch, dann kommt die Entrückung und danach das weltweite Gericht. Und das haben wir nach der Entrückung der Gemeinde auch zu erwarten. Aber Noah und seine Söhne, die gehen dann durch das Gericht hindurch und werden gerettet auf die neue Erde, ein Hinweis auf das kommende messianische Reich.

In 1. Mose 5 finden wir nun die Linie der Verheißung, die zehn Generationen von Adam bis auf Noah. Wie ein Refrain heißt es dauernd: Der hat soundso lange gelebt, Kinder gezeugt, und dann ist er gestorben. Und beim Nächsten wieder so. Dauernd heißt es: und er starb, und er starb und er starb. Ich habe einmal gehört von einem Menschen, der in eine Gemeinde kam und da predigte jemand über 1. Mose 5 und hat das Kapitel vorgelesen. Der war so ergriffen, dauernd dieses «und er starb». Genau das Verhängnis des Todes, das hier so eindrücklich gezeigt wird, als Folge des Ungehorsams gegenüber Gottes Geboten. Der Tod nicht als etwas Natürliches, sondern als Verhängnis. Dabei aber die Erwartung auf den, der einmal Leben bringen sollte, den Verheißenen. Man kann diese Zahlen zusammenrechnen und dann kommt man von Adam bis Noah auf 1.656 Jahre. Also dieses Kapitel umfasst eine Zeitspanne von 1.656 Jahren, gewaltig. Und es wird uns hier die messianische Linie der Verheißung gezeigt im Gegensatz zur Nachkommenschaft von Kain. Von denen jetzt wird nicht gesagt, die haben das erreicht, oder diese Leistung erbracht, sondern sie sind einfach da und Träger der Verheißung. Besonders interessant ist die siebte Generation, Henoch, Vers 18: «Und Jered lebte 162 Jahre und zeugte den Henoch. Und Jered lebte, nachdem er Henoch gezeugt hatte, 800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Jereds waren 962 Jahre und er starb. Und Henoch lebte 65 Jahre und zeugte Methusalah. Und Henoch wandelte mit Gott nachdem er Methusalah gezeugt hatte 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Henochs waren 365 Jahre. Und Henoch wandelte mit Gott und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.»

Es ist interessant, Henoch, der siebte von Adam. Er wird im Neuen Testament zitiert in Judas Verse 14-15, eine Prophetie von ihm über das zweite Kommen Christi in Herrlichkeit. Das muss man sich einmal vorstellen. Ein Vorsintflutlicher, der die Wiederkunft Christi zum Gericht in der Endzeit prophezeit. Henoch bedeutet der Eingeweihte, der Belehrte, und er wurde entrückt. Er bildet die Gemeinde vor, denn Paulus sagt zur Gemeinde in 1. Korinther 15, 51: «Siehe, ich sage euch ein Geheimnis. Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune, denn posaunen wird es.» Und er erklärt eben den Moment der Entrückung, wo Jesus Christus wiederkommt und die Gemeinde zu sich nimmt. Und er sagt «ein Geheimnis». Die Gemeinde ist also wie Henoch eingeweiht, belehrt in das Geheimnis der Entrückung. Das ist ein Familiengeheimnis, ja. Nun heißt es, Henoch wandelte mit Gott. Das hebräische Wort «hithallekh» ist nicht das normale Wort für wandeln. Normalerweise steht «hallakh». Also heute machen wir viel Hebräischunterricht, so viel haben wir noch nie gemacht an einem Bibelstudientag. Hithallekh, diese Form im hebräischen bezeichnet man als Reziprok- bzw. Reflexivstamm. Hithallekh bedeutet, als Reziprokstamm, wandeln zur Freude eines anderen. Und deshalb hat die Septuagintaübersetzung, die älteste Bibelübersetzung, die die Apostel im Neuen Testament gebraucht haben, die Stelle aus Hebräer 11, 5 folgendermaßen übersetzt: Henoch gefiel Gott wohl. Eben weil er mit Gott wandelte zu seiner Freude. Interessant ist, dass Henoch nicht sein ganzes Leben mit Gott gewandelt ist, sondern erst seit der Zeugung Methusallahs. Es heißt nämlich 300 Jahre. Mit 65 Jahren ist offensichtlich etwas geschehen. Der Bibeltext ist ganz spärlich, karg, er sagt uns nicht, was geschehen ist. Haben sie Probleme gehabt im Zusammenhang mit der Geburt, oder Schwangerschaft? Oder was ist der Grund? Jedenfalls bemerken wir, dass irgendetwas mit der Entstehung von Methusallah im Leben Henochs eine Veränderung geschehen ist. Das können manche von uns auch erzählen, dass irgendwelche Ereignisse in ihrem Leben eine Wende, einen Schnitt, gemacht haben. Und das kann auch mit 65 Jahren passieren. Aber hoffentlich früher!

Nun, ich erkläre die Namen von Adam bis Noah, diese zehn Namen, die wir hier in 1. Mose 5 finden. Adam, das wissen wir, heißt Erdling oder Mensch. Dann kommt Seth (Schet), das Ersatz bedeutet. Das kommt von der Wurzel «schith», und bedeutet setzen, stellen, d.h. hinstellen an die Stelle von jemand anderem, dann ist das ein Ersatz. Enosch haben wir schon gesehen, sündiger Mensch. Kenan kann man herleiten von einer Wurzel, dann bedeutet es Schmied. Von einer anderen gleichklingenden Wurzel hergeleitet bedeutet es Weinender. Dann kommt Mahalalel (mahalal-El), Gott ist lobenswürdig. Jered heißt Abstieg, das kommt von «jarad», herabsteigen. Dann haben wir Henoch, Geweihter, haben wir schon gehabt. Weiter Methusalah, «methu» heißt Mann und «schalach» bedeutet werfen, Wurfgeschoß. Dann ist es der Mann des Wurfgeschosses. Aber man kann es auch übersetzen mit «meth» (tot) und «uschalach» (so wird er senden). Dann hätte Methusalah die Bedeutung: Ist er tot, so sendet er es. Dann kommt Lamech, man kann das herleiten vom arabischen jilmak, das bedeutet gewalttätiger Mensch oder starker junger Mann. Noah bedeutet Trost, Ruhe. Später, ich habe viele Stellen dazu angegeben, wird damit noch oft ein Wortspiel gemacht, mit dem Namen.

Jetzt denken wir kurz nach über diese Namen und finden das ganze Evangelium. Und zwar machen wir das jetzt so wie Daniel in Babylon. Wir kennen die Geschichte mit Belsazar, eine große Party, großes Feiern, dem Gott der Juden wird gelästert, und plötzlich erscheint die Handschrift an der Wand. Alle Intellektuellen von Babel können es nicht erklären. Dann kommt Daniel und erklärt: mene, mene, tekel upharsin. Mene heißt Mine und kommt von der Wurzel manna, d.h. zählen. Dann sagt er: Es wurde gezählt, deine Tage sind gezählt. Tekel, das bedeutet Schekel an sich und er deutet dann das, was die tiefere Bedeutung von dieser Wurzel ist. Tekel kommt von wiegen und er sagt zu Belsazar: Du bist auf der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Und dann kommt pharsin, d.h. halbe Einheit, halbe Münzeinheit, und er sagt das bedeutet zerteilt, dein Königreich wird zerteilt werden und den Persern gegeben. So hat er die Wörter gedeutet, mit seinen Wortwurzeln. Und nun machen wir das mit den Namen hier.

Der Mensch (Adam) kam in die Stellung (Seth) eines sterblichen Sünders (Enosch). Er weinte (Kenan). Der lobenswerte Gott (Mahalalel) stieg herab (Jered). Er lebte in geweihter Hingabe (Henoch). Sein Tod sendet (Methusalah) dem gewalttätigen Menschen (Lamech) Trost und Ruhe (Noah). Ist doch gewaltig. Ich kann nichts dafür, geht einfach so schön auf. Die ganze Botschaft des Evangeliums in diesem ersten Zeitalter, vom Sündenfall bis zum nächsten Einschnitt mit der Sintflut.

Aber dann möchte ich noch erwähnen, Methusalah hat das höchste in der Bibel erwähnte Alter, nämlich 969 Jahre. Aber keiner hat eintausend erreicht. Interessant, bei den Sumerern gibt es eine Königsliste von vorsintflutlichen Königen mit riesigen Zahlen. Also noch viel, viel höher als hier, dutzende von tausenden Jahren. Interessant ist, dass sie irgendwie eine Erinnerung bewahrt haben, dass es vor der Sintflut so gewaltige Jahreszahlen gegeben hat. Interessant ist bei Methusalah auch noch folgendes. Wenn man die Chronologie durchrechnet bei Methusalah, stirbt Methusalah exakt im Jahr der Sintflut. Ist er tot, so sendet er es. Also durch Henoch, der ja ein Prophet war, wohl ein Hinweis auf die Flut.

Vielleicht noch etwas zu diesem Alter. Man denkt, das ist ja absolut unmöglich. Solche hohen Lebensalter gibt es gar nicht, denn es ist auch heute unmöglich die 120-Jahesgrenze zu durchbrechen. Nun, was sollen wir damit machen? Es ist ja so, dass das Problem des Alterns ein großes Geheimnis ist. Aber es ist eigenartig, wenn man die verschiedenen Tierarten anschaut, so hat jede Tierart ein gewisses Alter, das erreicht werden kann und dann geht es nicht mehr weiter. Bei Elefanten, bei Papageien, bei Hamstern oder was auch immer, leben die einen ganz kurz und die anderen sehr lange, aber jede Tierart hat ihre ganz besondere Lebenserwartung. Bei den Bäumen ist es auch so. Es gibt Bäume, die können Jahrtausende alt werden, und wieder andere, die können nicht besonders alt werden. Irgendwie gibt es in den Arten drin eine biologische Uhr und tatsächlich hat man in den letzten Jahren in diesem Punkt Fortschritte gemacht, und zwar durch die Krebsforschung. Im genetischen Code, in der DNS, gibt es am Schluss so ein Anhängsel, da kommen immer die gleichen Abfolgen von Molekülen und zwar unglaublich lang. Immer die gleiche Abfolge, also ganz langweilig, man wusste nichts damit anzufangen. Aber man hat dann gemerkt, dass jedes Mal, wenn die Zellteilung im Körper geschieht, diese langweilige Kette ein wenig kürzer wird. Also bei der Kopie in unserem Körper, wird nie das Ganze kopiert, sondern das Ende wird immer ein bisschen kürzer. Wenn wir aber unser Erbgut an unsere Kinder weitergeben, wird es immer vollständig weitergegeben, die ganze Länge. Und jetzt hat man gemerkt, wenn diese langweilige Kette am Ende ist, dann kommt ein Signal: Bitte nicht mehr teilen! Und dann kommt der Tod. In der Krebsforschung war das natürlich ein Schlüssel. Und zwar ist ja dort das Problem, dass die Zellen sich zu schnell teilen und man es nicht mehr unter Kontrolle bringen kann und dieses Anhängsel wird kürzer und kürzer und kürzer und dann kommt das Signal: Bitte nicht mehr teilen. Und das ist ja das Verhängnis des Krebses. Also muss man hier ja eingreifen können.

Man hat also gemerkt, dass es tatsächlich eine biologische Uhr gibt. Der Mensch kann nicht unbeschränkt lange leben. Mit dem Ablauf der Kette, ist auch das Leben abgelaufen. Das bedeutet aber auch, theoretisch könnte der Mensch viel älter werden, als er es heutzutage tut. Aber wegen diesem Mechanismus geht es eben nicht. Was wir bräuchten wäre also ein Supervitamin, das alles steuert und den Zellen sagt: Bitte alles kopieren! Ein Supervitamin, also eine Superfrucht. Also im Moment ist das ein bisschen Spekulation. Sie stellen das bitte nicht auf eine Stufe mit dem tatsächlichen Bibeltext. Aber effektiv spricht die Bibel über eine Frucht des Baumes des Lebens, der aber nach dem Sündenfall dem Menschen verwehrt wurde, damit er nicht davon nimmt und ewig lebt. Und dann nach der Flut, da kommen wir dann nächstes Mal dazu, da nehmen die Alter der Patriarchen von Noah bis Abraham kontinuierlich ab. Sie werden wohl noch recht alt, bis auf Abraham 175 Jahre, das geht schon. Aber es geht dann weiter herunter bis auf Mose und Mose sagt in Psalm 90, 12: So lehre uns denn unsere Tage zählen, damit wir ein weises Herz bekommen. Und er sagt: Das Alter des Menschen ist 70 und wenn es hoch kommt 80. Ja, das ist das, was wir in unserer Gesellschaft heute erleben.

Es ist aber folgendes interessant. Ich greife jetzt vor, das käme eigentlich erst später, aber das gehört hierher. Diese Altersangaben, wie das zurückgeht von Noah bis auf Abraham, kann man mit einer Exponentialfunktion mathematisch beschreiben. Mit den gewohnten leichten Abweichungen. Das ist gewaltig. Aber das ist interessant, weil in der Biologie, da wo biologisches zeitabhängig ist, da kann man noch mehr Prozesse mit Exponentialfunktionen beschreiben. Also irgendwie gibt es da einen Prozess, der uns noch unbekannt ist, der Schuld ist an diesem Rückgang, der mit dieser Exponentialfunktion beschreibbar ist. Interessant ist auch, dass man Exponentialfunktionen im Altertum überhaupt nicht kannte. Das ist erst mit der modernen Mathematik aufgekommen. Wie konnte Mose diese Zahlen schreiben, die wir heute als Exponentialfunktionen auffassen können? Das ist natürlich ein starkes Argument, dass es sich hier effektiv um einen biologischen Prozess handelt und dass Mose keine Phantasiezahlen geschrieben hat, sondern wirkliche Zahlen, die es so gegeben hat. Das Alter ging also drastisch zurück und das Warten auf den Messias war die Hoffnung in diesem Drama, in diesem Verhängnis des Todes. Ich möchte hier schließen und jetzt auf Fragen eingehen.

 

Frage: War Henochs Entrückung geistlich oder auch körperlich?

Antwort: Nun es war offensichtlich eine körperliche Entrückung, denn es wird gesagt, dass Henoch nicht mehr gefunden worden ist, Hebräer 11. Also er ist einfach verschwunden so wie auch Elia später. Und damit sollte gezeigt werden, dass das Verhängnis des Todes in Gottes Macht gelöst werden kann. Das war also gewissermaßen wie ein Pfand, dass einmal der kommen wird, der wirklich Macht hat, das Verhängnis des Todes zu lösen und uns ewiges Leben zu geben. Jesus Christus sagt: Ich bin das Leben. Also das hat die Völker immer wieder beschäftigt, die Suche nach dem Baum des Lebens, auch die Babylonier, die Suche nach der Unsterblichkeit; und das interessiert unsere Gesellschaft heute auch. Das Evangelium gibt uns die Antwort, wie wir ewiges Leben bekommen durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus.

Frage: Wie kam man auf die Namen der Patriarchen? Hat Gott das gegeben oder die Menschen?

Antwort: Nun, in gewissen Fällen sehen wir das ganz deutlich. Eva hat Seth benannt, Ersatz für Abel, ganz bewusst. Also wir sehen, dass die Eltern den Kindern die Namen gegeben haben, aber offensichtlich war Gottes Hand mit im Spiel bei der Führung. Zum Beispiel der Vater von Noah, hat ganz bewusst seinem Kind den Namen Noah gegeben und gesagt: Dieser wird uns trösten über all unsere Mühsal hinweg. Also da haben die Eltern etwas gedacht dabei. Heute in unserer Gesellschaft geht es mehr um den Klang und das es ein bisschen ausgefallen klingt, aber man kann es auch kombinieren. Ausgefallen und auch noch eine schöne Bedeutung.