Die 5 Bücher Moses - Teil 2/5

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelseminar 07.03.1998

 

 

Wir sind stehen geblieben beim Anzweifeln von Gottes Wort. Vielleicht dazu noch eine Ergänzung. Eva sagt: Es ist nicht so, dass wir von keinem Baum essen dürfen. Wir dürfen von allen Bäumen essen. Nur von dem Baum, der in der Mitte des Gartens ist, davon dürfen wir nicht essen. Und das überrascht, ihre Aussage überrascht, denn in 1. Mose 2, 9 heißt es ja: „Und der HERR Gott ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Speise; und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“ Es wird nicht gesagt, dass der Baum der Erkenntnis in der Mitte des Gartens stand, sondern der Baum des Lebens und der war erlaubt. Eva sagt nicht: von einem Baum, der in der Mitte des Gartens steht, dürfen wir nicht essen. Sondern sie sagt: von der Frucht des Baumes, der in der Mitte ist, hat Gott gesagt, davon sollen wir nicht essen. Also in ihrem Denken hat es eine Verschiebung gegeben. Für sie ist der verbotene Baum in den Mittelpunkt getreten. Und bei diesem Baum ging es um Erkenntnis, höhere Erkenntnis. Das ist für sie zentral geworden. Der Baum des Lebens weist uns ja heilsgeschichtlich auf den Herrn Jesus hin, der das Leben selber ist. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Der Herr Jesus soll zentral sein, in der Mitte. Dieses Thema beginnt also schon im 1. Buch der Bibel. Aber im Denken von Eva hat der Wunsch nach höherer Erkenntnis einen derartigen Stellenwert bekommen, dass dies in die Mitte kam. Und da sehen wir auch den Ursprung von all dem Leid und der ganzen Katastrophe.

Wir können das auch übertragen auf das christliche Gemeindeleben. Ist der Herr Jesus wirklich der Mittelpunkt? Oder ist das, was uns irgendwie so zentral kennzeichnet, besondere Erkenntnis, besonderes Wissen, mehr Wissen als andere? Und auch die Frage nach Gut und Böse. Die ist ja wichtig, oder. Aber ist die Frage nach Gut und Böse das, was uns kennzeichnet? Was die Leute von uns denken, was bei uns wichtig ist, dass sie denken: Die wissen genau, was gut ist und böse. Oder ist es einfach, dass wir gekennzeichnet sind davon: Das sind Menschen, die Gemeinschaft haben mit dem Sohn Gottes, die erleben wirklich das ewige Leben als eine Realität der Gemeinschaft mit Gott. Also auch da können wir viel lernen.

Dann noch ein Detail. Es scheint dass Eva das Gebot Gottes überhöht hat, denn in 1. Mose 3, 3 sagt sie: „Aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, auf dass ihr nicht sterbet.“ Jedenfalls in Kapitel 2 bei dem Gebot an Adam wird nichts davon gesagt, man dürfe die Frucht des Baumes nicht berühren. Es wird nur gesagt in Kapitel 2, 16-17 sie sollen nicht davon essen. Also es scheint, dass Eva das Gebot noch stärker macht. Das ist etwas ganz Wichtiges im Judentum. Im Talmud wird gesagt, man soll um die Gebote Gottes herum einen Zaun errichten. Das heißt, man soll die Gebote strenger auslegen, als sie dastehen, um damit einen Sicherheitsbereich zu schaffen, damit dass eigentliche Gebot Gottes nicht übertreten wird. Und daraus erklärt sich überhaupt das ganze System der rabbinischen Bibelauslegung. Die würden nie sagen, wir fügen neue Gebote hinzu, sondern sie sagen, wir wollen um die Gebote einen Zaun machen, damit sie wirklich beachtet werden. Aber das hat das erste Menschenpaar nicht vor dem Fallen in die Sünde geschützt. Das ist auch etwas Wichtiges. Es geht nicht darum, dass wir die Gebote Gottes überhöhen, denn das wird letztlich keinen Schutz vor dem Fall geben. Aber dass wir uns an die Gebote halten, so wie Gott sie gegeben hat und darauf unser volles Vertrauen setzen. Ja, bis dahin noch etwas?

Ja, dann gehen wir weiter und schlagen 2. Mose 1, 1 auf. Wir haben ja aus dem ersten Vers einen ganz passenden Titel gefunden für das erste Buch Mose. Das 2. Buch Mose beginnt mit den Worten: „Und dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen; mit Jakob kamen sie, ein jeder mit seinem Hause: Ruben, Simeon, Levi und Juda; Issaschar, Sebulon und Benjamin; Dan und Naphtali, Gad und Asser.“ Die Juden haben die ersten beiden Worte des Buches als Titel genommen: veelleh schemot, dies sind die Namen. Ich habe ja gesagt, die englische Bibel hat Exodus als Titel, also Auszug. Man denkt, das ist eigentlich der treffende Name. Aber: dies sind die Namen, das passt doch gar nicht so sehr. Nun wir müssen uns darüber klar sein, das zweite Buch Mose ist das Buch der Erlösung aus Ägypten. Aber was ist der Zusammenhang zwischen Namen und Erlösung? Und das wird in Jesaja 43, 1 beantwortet. Plötzlich haben wir einen Aha-Effekt. „Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Also ganz deutlich der Zusammenhang zwischen Namen und Erlösung. Vers 2: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen.“ Auch das hat Israel erlebt nach dem Auszug aus Ägypten.

So haben wir am Anfang des Buches der Erlösung die Namen der zwölf Stämme Israels aufgeführt. Gott hat dieses Volk beim Namen gerufen und aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt in die Freiheit. Wir haben also am Anfang des 2. Buches Mose genau die Situation, die das Ende des 1. Buches Mose ist. Wir finden nämlich im ersten Kapitel Israel als Sklavenvolk in Ägypten unter dem Verhängnis des Todes. Ein Völkermord war angeordnet, alle Knaben sollten getötet werden, in den Nil geworfen werden. So finden wir also ganz am Anfang dieses Buches, Israel in der Enge der Sklaverei, in der Fremde in Ägypten, dem Land der Götzendiener, unter dem Urteil oder dem Verhängnis des Todes. Das ist also exakt die Situation, die wir am Ende des 1. Buches Mose gefunden haben. Das 2. Buch Mose knüpft also direkt dort an. Aber wie endet es?

Wir finden am Schluss dieses Buches die Beschreibung der Stiftshütte, wie der transportable Tempel nach Gottes Vorschrift in der Wüste Sinai gebaut wurde. Und wir lesen 40, 34: „Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen, denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung.“ Das Buch endet mit der Herrlichkeit Gottes. Und es endet damit, dass ein Volk heimkehrt, nach Hause kehrt im wörtlichen Sinn. Denn sie kommen zum Haus Gottes. Also wir können sagen, das 2. Buch Mose endet genau da, wo das 1. Buch Mose begonnen hatte, nämlich mit der Herrlichkeit Gottes. Die Himmel verkündigen die Herrlichkeit Gottes. Dann haben wir gesehen, der Mensch kam unter das Verhängnis des Todes. Aber das 2. Buch Mose zeigt, wie aus diesem Verhängnis das Volk Israel herausgeführt wird nach Hause und zur Herrlichkeit Gottes hingeführt wird. Also wir haben ganz klar eine Gegenbewegung von unten nach oben, genau so, wie das 1. Buch Mose von oben nach unten führte.

Der Wendepunkt ist auch da wieder ein Schlüsselkapitel, das Kapitel 12, wo wir das Passahopfer, das Blut des Lammes beschrieben finden. Daraus lesen wir einige Verse. In 2. Mose 12, 6-7 heißt es vom Passahopfer: „Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats; und die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden. Und sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Pfosten und an die Oberschwelle tun, an den Häusern, in welchen sie es essen.“ Vers 11: „Und also sollt ihr es essen: Eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand; und ihr sollt es essen in Eile. Es ist das Passah des HERRN.“ Vers 13: „Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage.“ Wir haben da in Vers 11 den Ausdruck «Passah», hebräisch «pesach». Das kommt von dem Verb «passach» und das bedeutet «schonend vorübergehen». Also Passah übersetzen wir am Besten mit «schonendem Vorübergehen», wenn Gott sage: Sehe ich das Blut, so werde ich an euch passach, schonend vorübergehen.

Zum ersten Mal in der Bibel wird in Verbindung mit Opfern das Blut erwähnt. Schon im 1. Buch Mose finden wir viele Opfer seit dem Opfer von Kain, und wenn wir sogar noch weiter zurückgehen, bis zu dem Zeitpunkt, wo Gott Röcke aus Fellen gemacht hat für Adam und Eva, das Blut ist immer und immer geflossen, aber es wird nie, nicht ein einziges Mal erwähnt. Das erste Mal wo Blut erwähnt wird in Verbindung mit Opfern ist hier in 2. Mose 12. Und gerade da, wo uns an diesem Beispiel der Erlösung Israels par exellence, also in vollendetster Ausführung, gezeigt wird, was Erlösung ist, da wird das Blut nicht nur erwähnt, sondern mit wirklich größter Betonung vorgestellt. Das Blut an den Türen, sehe ich das Blut, so werde ich schonend an euch vorübergehen. Und das macht uns deutlich, wie der Mensch aus der Entfremdung, aus dem Verhängnis des Todes, aus dem Druck der Sklaverei, befreit werden und nach Hause gebracht und die Herrlichkeit Gottes kennenlernen kann. Das geht allein durch das Blut des Stellvertreters.

Der Zeitpunkt wurde ja auch festgelegt, der Zeitpunkt der Schlachtung, nämlich zwischen den zwei Abenden. Das ist ja auch nicht Deutsch. Es gibt kein entsprechendes Wort dafür auf Deutsch. Der Ausdruck bezeichnet die Stunden zwischen drei Uhr nachmittags bis zum Beginn der Nach um sechs Uhr. Das heißt also die Schlachtung der Passahlämmer musste nach dem Gesetz Mose um drei Uhr nachmittags einsetzen. Das ist im Neuen Testament die neunte Stunde. Also genau der Moment, wo der Herr Jesus gestorben ist auf Golgatha. Das war der Moment zeitlich, wo die Passahlämmer Jahr für Jahr geschlachtet werden mussten. Also wir haben bereits hier einen Fokus auf Golgatha, ganz gewaltig, eindrücklich und das zeigt uns, als Wendepunkt, der Gegensatz zum Sündenfall ist die Rückkehr zu Gott.

Das Buch kann wie folgt eingeteilt werden. Kapitel 1 zeigt uns, wovon wir erlöst wurden. Die Kapitel 2-12 zeigen, wie wir erlöst werden. Und die Kapitel 13-40 zeigen, wozu wir erlöst wurden, nämlich um Gott zu dienen in der Wüste. Ja, sind vielleicht neue Fragen oder Ergänzungen?

Frage??? Ja gut, Pfosten und Oberschwelle markieren den Eingang. Und Gott ist selbst nach Ägypten gekommen, um in alle Häuser einzudringen und die Erstgeburt zu vernichten. Und so ist also immer der Eingang da, wo der Vernichter eingezogen wäre. Das ist gewissermaßen durch das Blut markiert als: Hier kannst du schon verschonend vorübergehen, denn das Opfer ist bereits gestorben.

Frage: Wie hat man das Passah verstanden? Tja, die Frage ist, damals oder in den späteren Jahrhunderten? Nein, damals. Nun, was sie verstanden haben unter dieser Symbolik, das können wir nicht sagen, weil wir nicht mehr wissen, als was uns in 2. Mose berichtet wird. Aber jedenfalls hat ja auch die ganze Heilsgeschichte im 1. Buch Mose das Thema schon vorbereitet. Denken wir an die erste Ankündigung des Erlösers. 1. Mose 3, können wir kurz aufschlagen. Gott spricht dort zur Schlange in Vers 15: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ Gott kündigt hier an, dass ein Nachkomme von Eva einmal auf der Weltbühne erscheinen würde. Er würde Satan besiegen, ihm den Kopf zermalmen, aber dabei selbst eine Todeswunde erleiden, nämlich den Biss in die Ferse. Also wusste man schon von da an, dass es einmal einen Menschen geben würde, der Same der Frau, der kommen würde um das Böse zu besiegen und dass er dabei selber sterben würde. Und so hat man von daher schon die Symbolik der Opfer verstehen können. Gott hatte, wie schon gesagt, Adam und Eva Röcke aus Fellen gemacht, um ihre Blöße zu bedecken. Auch da hat man bereits schon einen Vorgeschmack bekommen, dass es den Tod eines anderen braucht, damit man vor Gott bestehen kann. Dann das Opfer Abels, das steht genau auf dieser Linie. Nur, wie gesagt, das Blut wird überhaupt nicht erwähnt, obwohl es ja geflossen ist. Und so konnte man von allem Anfang an die Symbolik der Opfer schon mitbekommen. Am Anfang sind die Opfer immer Tiere, auch die Opfer von Noah.

Aber wir kommen nach 1. Mose 22. Und dort haben wir etwas ganz Ungewöhnliches. Abraham wird aufgerufen, seinen Sohn zu opfern. Jetzt plötzlich geht es um das Opfer eines Menschen. Und da kommen wir derart in die Nähe der Verheißung in 1. Mose 3, wie noch nie zuvor. Das ist ein Nachkomme der Frau, von Eva. Und der soll jetzt eine Todeswunde erleiden, der geliebte Sohn des Vaters. Im letzten Moment verhindert Gott die Opferung Isaaks. Abraham sieht dort einen Widder und opfert ihn anstelle seines Sohnes. Aber schauen wir mal was da steht in 1. Mose 22, 14: „Und Abraham gab diesem Ort den Namen: der HERR wird ersehen; daher heutigen Tages gesagt wird: Auf dem Berge des HERRN wird ersehen werden.“ Das müssen wir noch in Verbindung bringen mit Vers 7b-8: „Und Isaak sprach: Siehe, das Feuer und das Holz, wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Und Abraham sprach: Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“ Isaak wird verschont und Abraham gibt diesem Ort den Namen: Der HERR wird ersehen. Und das bedeutet, der Herr wird das Opfer ersehen. Und das macht die ganze Sache so dramatisch. Isaak kommt also schon so nahe an die Erfüllung von 1. Mose 3 hin, aber es wird doch deutlich gemacht, dass er es nicht ist. Aber Abraham sagt, an diesem Ort, auf diesem Berg wird das eigentliche Opfer einmal ersehen werden. Also auch da hatte man alttestamentlich schon Grundlagen, um immer deutlicher zu sehen, wohin der ganze Heilsratschluss Gottes hindeutet.

Nebenbei gesagt, auf welchem Berg sollte Isaak geopfert werden? Auf dem Morija, also auf dem Tempelberg. Morija ist ja der Tempelberg, der später normalerweise Zion genannt wird. Wir lesen den Text 1. Mose 22, 2: „Und er sprach. Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn daselbst als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.“ Ja, er sagt, geh ins Land Morija. Ja, weil das Land dort war bekannt als Land Morija, weil auf diesem Berg, das heißt genauer gesagt, auf seinem Südabhang, das kleine Städtchen Salem lag. Man hatte Salem nicht auf die Bergspitze gebaut, weil die Wasserversorgung an diesem Ort die Gihonquelle war und die lang ganz unten im Kidrontal. Nun, die ersten Siedler in Jerusalem, also noch vor der Zeit von Abraham, hatten ein Problem. Strategisch sollte man eine Stadt möglichst auf eine Bergspitze bauen. Aber wir haben die eigentliche Wasserversorgung ganz unten im Tal. Und zwar ist die Gihonquelle eine Ganzjahresquelle und sie kann bis zu 50.000 Liter Wasser in der Stunde liefern. Das ist nicht schlecht, oder? Also was macht man in einem solchen Fall? Dann muss man optimieren. Man kann also nicht ganz auf den Berg hinauf, aber auch auf keinen Fall ganz hinunter ins Tal. Und darum hat man Jerusalem auf dem Südabhang des Berges Morija gebaut.

Nun, dadurch war Morija der bekannte Berg und wenn Gott sagt, geh in das Land Morija, dann wusste Abraham, wohin er gehen sollte. Aber wäre der Berg Morija selbst der Berg der Opferung gewesen, dann hätte Gott gesagt, dann opfere ihn dort, eben auf Morija. Aber er sagt, auf einem der Berge, also auf einem weniger bekannten Berg dort bei Morija. Nun, beachtlich ist das: Der Felsenhügel Golgatha liegt auf dem Nachbarhügel, nordwestlich vom Tempelberg und so können wir davon ausgehen, dass eben Isaak nicht auf dem Morija, sondern auf einem Berg dort herum geopfert wurde. Abraham sagt von diesem Berg: auf dem Berg des Herrn wird ersehen werden. Und nun können wir natürlich vom Neuen Testament die Überzeugung haben, dass das Golgatha war, der Nachbarberg des Tempelberges, auf dem Isaak geopfert werden sollte. Und so haben eigentlich all diese Berge rund um Jerusalem heilsgeschichtliche Bedeutung. Eben der Nordwesthügel Golgatha, der Südwesthügel als Quartier der ersten Christen. Und der Abendmahlssaal, wo der Herr Jesus das letzte Abendmahl genommen hat, der war auf dem Südwesthügel. Der wird heute Zion genannt, für die, die schon in Israel waren. Aber fälschlicherweise, denn der biblische Berg Zion ist damit nicht identisch. Der biblische Berg Zion ist der Morija, der Tempelberg. Dann haben wir östlich vom Tempelberg den Ölberg. Dort hat der Herr Jesus das Mandat, den Auftrag gegeben zur Weltmission, bevor er in den Himmel gegangen ist. Und auf diesen Berg wird er wieder zurückkehren als Richter der Welt.

Als Heiland der Welt ging er weg und als Richter der Welt wird er auf den Ölberg zurückkehren. Und nun, interessant ist, in der Zukunft wird einmal der Hesekiel-Tempel gebaut werden auf dem Tempelberg. Aber der hat einen dermaßen großen Vorhof von 1, 5 mal 1, 5 km, dass also alle umliegenden Berge einmal in diesem ganzen neuen Komplex des Hesekiel-Tempels integriert werden, so dass schlussendlich Golgatha, der Berg des Abendmahls und der Ölberg in den Tempelberg Morija integriert werden. Und so gehört das also letztlich im Heilsplan Gottes alles zusammen. Aber es war nicht auf Morija selbst. Und noch etwas. Warum hat Gott die Gihonquelle unten im Kidrontal heraussprudeln lassen? Dadurch blieb die Bergspitze von Morija frei, um später der Tempelplatz zu werden, auf dem höchsten Punkt. Dort sollte nämlich der Tempel gebaut werden und zwar auf dem Bergfelsen, dem höchsten Punkt, der heute in der Omarmoschee ist. Darauf wurde das Allerheiligste gebaut. Also das nur irgendwie zur Klärung in einem größeren Umfeld. Bereits vor 4000 Jahren, zurzeit von Abraham, wusste man, dass das Opfer ein Mensch sein musste. Gott würde es auswählen und man wusste, dass das Opfer im Land Morija sterben würde.

Und weiter können wir noch an Jesaja 53 denken. Gut, das sind wir bereits um 700 vor Christus, aber auch da wird bereits alttestamentlich klar gemacht, was Tieropfer zu bedeuten haben und damit auch das Passahopfer. Denn von dem Knecht des Herrn, der da leidet, der leiden soll, für die Sünden anderer, wird gesagt in Vers 7: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf.“ Also alttestamentlich wird bereits der Messias, der Knecht des Herrn, verglichen mit der Schlachtung von Lämmern. So konnte man also schon im Alten Testamen verstehen, was das bedeutet, aber die Frage war ja: Was haben die damals beim ersten Passah verstanden? Das können wir nur ahnen und das wird auch unterschiedlich gewesen sein, je nach dem, wie die Herzen zu Gott gestanden sind damals. Noch andere Fragen?

Frage: Warum durfte das Opfer nicht gekocht werden und was bedeuten die Zutaten, die man dazu essen sollte? Also das Braten am Feuer sollte deutlicher zum Ausdruck bringen, wie der Zorn Gottes, die Dramatik des Zornes Gottes, über den Stellvertreter kommt, anstatt über die, die es verdient haben, die Erstgeborenen. Das wird dadurch noch viel dramatischer illustriert, also das Opfer direkt ins Feuer. Dann haben wir die bitteren Kräuter. Die werden im Judentum immer erklärt, als Erinnerung an die Bitterkeit der Sklaverei in Ägypten. Also diese bitteren Kräuter bringen eigentlich das Elend zum Ausdruck, das man unter der Knechtschaft, jetzt neutestamentlich gesagt, von Satan erduldet hat. Und das Essen des Opfers zusammen mit den bitteren Kräutern drückt noch mehr aus, von welcher Not uns das Lamm Gottes befreit hat, aus welcher Bitterkeit der Entfremdung er uns heraus geführt hat. Und natürlich können wir das noch vertiefen. Es drückt letztlich auch die Bitterkeit aus, die der Herr Jesus selber am Kreuz erduldet hat, weil er durch seine Stellvertretung unsere Bitterkeit wegnehmen wollte. Dann haben wir das ungesäuerte Brot. Sauerteig bläht ja den Teig auf und so ist es eigentlich ein Mittel des Betruges. Man täuscht mehr vor, als da ist. Und das zeigt, warum Sauerteig durchweg durch die Schrift immer negativ ist. Das ist Bluff, Stolz, Aufblähung, das dadurch gezeigt wird. Und so wird der Sauerteig zu einem Bild der Sünde schlechthin. Man durfte nur ungesäuertes essen. Das soll zeigen, wirkliche Befreiung und Annahme des Opfers des Herrn Jesus ist nur möglich, wenn wir mit der Sünde vor Gott aufräumen. Drum musste aller Sauerteig entfernt werden. Es gibt keine Bekehrung, ohne dass wir mit der Sünde in unserem Leben aufräumen.

Noch nebenbei gesagt, im Judentum sind diese ungesäuerten Brote, Matza (Mz. Matzot) nennt man die, ganz dünn, sie haben Löcher und haben auch Vertiefungen in Streifen. So ist die Vorschrift, wie diese Brote auch heute noch zum Passah auszusehen haben. Es wird vorgeschrieben, wenn man die Matzot vor eine Kerze stellt, muss man hindurch sehen können. Durchbohrt und gestreift, das ist doch eigentlich ganz gewaltig. Ich erwähnt das, weil es nützlich ist, wenn man mit Juden ins Gespräch kommt, die zu Hause jeden Frühling Passah feiern. Man kann sie fragen: Habt ihr schon mal überlegt, wie die Brot aussehen? Durchbohrt: um unserer Übertretungen willen war er verwundet, oder auch durchbohrt, kann man übersetzen. Sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben, Sacharja 12, 10. Und sie haben Streifen: Im Englischen heißt es ja: and by his stripes we are healed, durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Diese Striemen sind diese langen Streifen in den Broten. Durch seine Striemen sind wir geheilt. Und denken wir daran, der Herr Jesus hat ja solches Brot vom Passah genommen und daraus das Abendmahl gemacht und das Brot gebrochen. Und da wird erklärt, wie dieses Brot, diese Beigabe, deutlich auf seine Dahingabe am Kreuz hinweist, durchbohrt und gegeißelt für uns. Reicht das so? Gut, dann haben jetzt Mittagspause.