Wie man Einfluss gewinnt

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 16.03.1997 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Markus 10, 35-45

 

Unser Predigtwort für heute steht Markus 10,35-45

35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, das waren zwei Jünger, die Söhne des Zebedäus, also, ein Brüderpaar, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, ein Grundprinzip dieser Welt, haben wir letzte Woche auch Fäuste gesehen, da geht es um Macht in der Welt, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an von oben und von unten. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein, jetzt haben wir wieder dieses Wort, das uns von Anfang des Gottesdienstes an begleitet; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein, dieses Wort ist ja aus dem Sprachschatz unserer Generation völlig verschwunden. Da verstehen unsere Zeitgenossen nicht mehr, was ein Knecht ist. 45 Denn auch der Menschensohn, das ist das Wort für den Weltenrichter Jesus, ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Ich kenne ja viele von Ihnen und weiß, wie hart sie alle in ihrem Beruf gefordert sind. Ich könnte mir denken, so mancher von Ihnen, die haben jetzt so eine heimliche Sehnsucht, o, wenn ich doch einmal richtig gammeln könnte. Wissen Sie, was gammeln ist? So richtig, einfach, ach gar nichts mehr tun müssen, bloß noch faulenzen, in der Sonne liegen, dösen und alles andere vergessen. Muss doch Lebensfreude sein, wenn man so viel Verpflichtungen aus der Arbeit kommt. Das ist ja ein uralter Wunschtraum von uns Menschen. Irgendwo das Leben genießen. Im letzten Jahrhundert lebte der ungarische Dichter Nikolais Lenau (Nikolaus Lenau, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch (seit 1820) Edler von Strehlenau (* 13. August 1802 in Csatád (dt. Schadat) im Banat, Königreich Ungarn innerhalb der habsburgischen Donaumonarchie, heute Lenauheim in Rumänien; † 22. August 1850 in Oberdöbling, heute ein Stadtteil Wiens), war ein österreichischer Schriftsteller des Biedermeier.) Das war so ein vom Weltschmerz angerührter Dichter. Man kennt ja seine schönen Dichtungen. Er hat hier einmal den Freund vom Ludwig Hofacker in Stuttgart besucht, den Albert Knapp (Albert Knapp (* 25. Juli 1798 in Tübingen; † 18. Juni 1864 in Stuttgart) war ein deutscher Pfarrer, Dichter und Begründer des ersten Tierschutzvereins in Deutschland. Sein Enkel war der Pazifist Paul Knapp). Aber danach hat er einem Freund geschrieben, der Knapp hat einen Frieden, den ich nicht kenne, zu dem gehe ich nicht mehr. Der gleiche Lenau, der ein Lied gedichtet hat, das kennen manche von Ihnen, das haben sie vielleicht als Student gesungen, von den drei Zigeunern in der sandigen Heide, da liegt der eine da, der schläft unterm Baum, der andere hängt seine Fiedel irgendwohin, und der dritte raucht. Und der Nikolaus Lenau sagt, die haben mir Eindruck gemacht, die drei Zigeuner, sie haben mir gezeigt, wie man das Leben verraucht, verschläft und vergeigt, und es dreimal verachtet.

Nikolaus Lenau: Die drei Zigeuner

Drei Zigeuner fand ich einmal / Liegen an einer Weide,

Als mein Fuhrwerk mit müder Qual / Schlich durch sandige Heide.

Hielt der eine für sich allein / In den Händen die Fiedel,

Spielte, umglüht vom Abendschein, Sich ein feuriges Liedel.

Hielt der zweite die Pfeif im Mund, Blickte nach seinem Rauche,

Froh, als ob er vom Erdenrund / Nichts zum Glücke mehr brauche.

Und der dritte behaglich schlief, Und sein Zimbal am Baum hing,

Über die Saiten der Windhauch lief, Über sein Herz ein Traum ging.

An den Kleidern trugen die drei / Löcher und bunte Flicken,

Aber sie boten trotzig frei / Spott den Erdengeschicken.

Dreifach haben sie mir gezeigt, Wenn das Leben uns nachtet,

Wie mans verraucht, verschläft, vergeigt / Und es dreimal verachtet.

Nach den Zigeunern lang noch schaun / Mußt ich im Weiterfahren,

Nach den Gesichtern dunkelbraun, Den schwarzlockigen Haaren.

Das ist doch der alte Gammlertraum, ich will doch einfach den Widrigkeiten des Lebens trotzen und sie nicht ernst nehmen, und an mir vorüberziehen lassen, aber ist das denn wirklich die Lösung?

Manchmal will man fliehen, ich verstehe auch viele junge Leute heute, die aussteigen. Die sagen, der Druck ist mir viel zu groß, die Verantwortung, die auf mir liegt, aber das ist ja keine Lösung. Der Dichter Nikolaus Lenau ist geisteskrank gestorben. Er kam nimmer zum Frieden. Und für uns ist heute Morgen wichtig, dass wir Jesus begegnen, und wo Jesus ist, da ist Leben. Und da geht es darum, dass wir das Leben ergreifen mit beiden Händen, dass wir es ausschöpfen, dass wir das Leben entdecken, und wissen Sie, wofür leben wir, was macht das Leben lohnend, und reich. Und darum gefallen mir die beiden Jünger, die waren in Ordnung. Das waren tüchtige Leute, das waren keine Aussteigertypen. Das waren keine Drückeberger. Das waren zwei Kerle, die sagen: Wir wollen etwas mit unserem Leben tun. Bei jedem, der mit Jesus in Berührung kommt, wacht sein Verantwortungsbewusstsein auf. Dann sagt er: Ich will doch nicht einfach bloß in den Tag hinein leben, ich will die Zeit nutzen, ich will mein Leben nutzen, ich will bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Christen haben schließlich in dieser Welt etwas zu leisten, und beizutragen. Wissen Sie, man macht sie so schlecht, die beiden, und das müssen dann immer wieder die Christen tun, die eh sich nicht rühren und sich nicht anstrengen und vor Faulheit fast sterben und dann auf die beiden aber schimpfen. Nein, das waren tüchtige Leute, die etwas anpacken wollen und sagen: Jesus, wir wollen auch für dich Verantwortung tragen, du kannst uns in Führungspositionen einsetzen, wir sind bereit, dir zu dienen, und wenn ganz schwere Jobs sind, wir stehen dir mit Haut und Haar zur Verfügung. Und warum wehrt Jesus den beiden? Das wird uns jetzt beschäftigen müssen in der Predigt. So eigentlich, wenn man die Gegensätze so sieht, auf der einen Seite das Faulenzen, und auf der anderen Seite die, die das Leben packen und verantwortlich leben, aber das sind doch die beiden, was hat da Jesus noch dagegen? Ist er dann für's Faulenzen? Oder gibt’s noch was, was anders ist? Bei Jesus geht’s eigentlich um die Beweggründe, mit dem Fremdwort: um die Motive. Warum mach ich denn das alles, was ist der Hintergrund meiner Aktivität? Und da hat Jesus ein paar Fragen an die beiden eifrigen, tätigen, rührigen Schaffer Jakobus und Johannes. Und diesen Fragen Jesu wollen wir jetzt einfach mal nachgehen.

Ich möcht zuerst über die Frage reden: Ihr seid doch anders als die andern. Ihr seid anders als die andern. Was meint denn Jesus, wenn er die Jünger so anspricht: Ihr. Da meint er die Christengemeinden! Ihr seid doch anders als die andern. Ist das bei Ihnen auch so, dass Sie sagen: Ich lebe anders als die Menschen um mich her. Heute gibt es ja unter Christen einen komischen Trend, dass man sich in allem an die Welt anpassen will. Man möchte möglichst nicht mehr auffallen, man möchte so leben, wie alle anderen auch. Und wo sieht Jesu den Hauptunterschied der Christen? Wo macht er den? Der Punkt wird genannt: In der Welt herrscht Gewalt. Jetzt, wir wollen es uns nicht zu leicht machen, im Gottesdienst, sondern nachfragen, trägt da Jesus nicht ein bisschen dick auf. Dass Jesus vielleicht alles so vergröbert sagt, in der Welt herrscht Gewalt. In der Welt gibt es doch auch sehr viel Liebe, so viel Gutes und sehr viel nette Leute, und so ist in der Bibel immer ein bisschen schwarz-weiß gemalt. Nein, Jesus zieht dieser Welt die Maske vom Gesicht. Welt ist: Herrscher herrschen. Das Grundgesetz der Welt ist Macht. Sie können von den alten Babyloniern gehen über die Ägypter und über die Griechen, über die mittelalterlichen Kaiser. In unserer Welt heute: Wer hat das Sagen? Wer hat die Macht. Wir kennen es von den großen Regimes unseres Jahrhunderts. Wir kennen es aber auch von unseren Gesellschaftsordnungen. Wer das Geld hat und wer bezahlt, der hat das Sagen. Und der Kampf um Macht ist in unserer Demokratie gar nicht behutsamer geworden. Jetzt reden wir aber nicht zum Fenster hinaus und reden von den Politikern, von den Wirtschaftskapitänen und was weiß ich von Verantwortlichen in Kunst und Wissenschaft. Ich denke einmal an eine Menschenbeziehung, die allerschönste, die es in dieser Welt gibt. Jetzt im Frühling, ein verliebtes junges Paar. Zwei junge Leute. Es dauert nicht lang, überhaupt kein Liebespaar, wo nicht nach kurzer Zeit die Frage kommt: Wer hat das Sagen? Das ist doch klar. Haben sie gemeint, bloß in Ihrer Ehe wäre das so? Nein! Das gibt es nicht anders. Das gibt’s nicht in einer Familie zwischen Jung und Alt, weil die Frage, wer hat die Macht, die Kernfrage dieser Welt ist. Wer hat die Macht? Und das ist überhaupt nicht zu lösen, sondern höchstens, wenn einer klein bei gibt und sagt: Ich habe mich eben damit abgefunden, zu Hause muss ich den Mund halten, ich kann noch unterm Tisch sitzen und frech vorgucken, aber mehr Rechte habe ich eben nimmer daheim, oder so. Die Mach ist in dieser Welt das Beherrschende, und wo überhaupt in dieser Welt gestaltet wird, ist es Macht. Brutale Macht. Also, bei mir war das ganz arg schwer, wie ich mich so die ganzen Tage vorbereitet hatte, und man sich so überprüft, wie stark prägt das dein eigenes Leben. Selbstverständlich, dass du Macht benützt über andere Menschen, du verfügst, du greifst ein, du bestimmst, über deine Kinder, über deine Freunde, über deine Frau und was weiß ich alles, wir sind Menschen, die herrschen. Und darum ist die Welt so spannungsreich. Und jetzt sagt Jesus: So soll es unter euch nicht sein. Und das ist, wenn Sie ein bisschen Erfahrung haben, wie das so läuft unter Christen, da wissen Sie, dass die Christen alle Jahrhunderte so eine große Sehnsucht gehabt haben, die menschlichen Herrschaftsstrukturen zu übernehmen. Ganz furchtbar, dass es in allen Kirchen und Gruppierungen diese schrecklichen Strukturen der Herrschaft, der Unterordnung gibt. Manche träumen davon, dass möglichst alles hierarchisch gegliedert ist in einer großen Stufenpyramide des Gehorsams. Grausam! Unbiblisch, unchristlich. Wie ist denn das in der Ehe, wer hat denn da das Sagen, wie ist das im Zusammenleben, wie ist das in der Ehe, und wie läuft denn das? Jesus hat oft gesagt, ihr seid alle untereinander Brüder. Es soll sich auch keiner Pfarrer nennen lassen oder Rabbi. Eindeutiges Wort des Evangeliums. Ihr seid Brüder, einer ist euer Meister. (Eingang Pfarrhaus Themar Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid Brüder Matthäus 23, 8) Ich kann Ihnen sagen, dass auch die Lösung der Ehekrise z.B. nur darin liegt, wenn zwei Liebende auf einmal entdecken: Wahnsinn: Wir stehen unter dem Kreuz Jesu. Und wir sind beide Leute, die den Tod verdient haben. Wir sündigen täglich mannigfach und wir leben nur immer in der unverdienten Barmherzigkeit Jesu. Fundament einer Liebe, die Ehe. Da ist keiner über dem andern, sondern da ordnet sich einer dem andern unter. Weil er seine Fehler und Mängel kennt, da braucht keiner mehr rechten, da braucht keiner dem andern mehr seine Mängel vorhalten, weil er den Mund nicht mehr aufkriegt, weil er deutlich ja deutlich im Licht Jesu seine Versäumnisse kennt. Und das ist der Grund, warum Jesus sagt: Unter euch soll es anders sein. Bei euch geht’s nicht darum, wer vorne ist und wer das Sagen hat, und wer die Position erklimmt, sondern bei euch ist die Frage: Wie kannst du mit deinen Gaben dem andern dienen. Nun wollen wir es ganz praktisch zubinden. Also, jetzt soll es drum gehen, Wo können Sie mit Ihren Gaben, mit dem, was Gott Ihnen zugetraut hat, einem andern helfen? Anderen Menschen was weitergeben? Das ist der große Reichtum der Gemeinde Jesu, wir sind nicht an der Herrschaftsordnung beteiligt der Welt. Das müssen wir immer wieder abreißen, wegnehmen. Aufeinander hören. Gemeinschaft entsteht erst unter dem Kreuz. In der versöhnenden Liebe Jesu. Wo man sich erkennt, ich muss das Wort immer wieder sagen, in seiner ganzen großen Sündennot. Wo man, wie der andere, die ganze Gnade Jesu braucht, und sich nicht rühmt, ich bin mehr, oder besser, oder kann mehr als der andere. Darum will Jesus keine Manager der Macht haben in seiner Gemeinde, auch keine großen Strategen, das hat alles keinen Sinn, sondern will Diener der Liebe haben, Brüder und Schwestern, die einander zu Recht helfen. Also, anders als die andern, in der Gemeinde Jesu soll ein anderes Gesetz herrschen, soll es anders zugehen, als in der Welt.

Zweitens: Die Frage, die Jesus diesen übereifrigen Männern stellt, heißt: Wie könnt ihr überhaupt den Preis bezahlen, also, wir wollten großen Dienst tun, bitte schön, aber könnt ihr das überhaupt bezahlen. Ja, wer soll‘s denn bezahlen. Aber jetzt muss ich noch etwas dazu sagen. Im Markusevangelium. Ich glaub, Kapitel zwei, ist erzählt, wie Jesus das Brüderpaar in die Nachfolge gerufen hat, und da ist etwas, das vergisst man nie, ich brauch eine Eselsbrücke, dann vergesse ich es auch nicht. Jesus hat ihnen Spitznamen gegeben. Wissen Sie, welchen Spitznamen die beiden bekommen haben? Den Spitznamen „Donnersöhne“. Ja, warum kriegen die so einen Spitznamen? Also, das waren wahrscheinlich ganz vitale Naturburschen, mit einer sprühenden Dynamik. Die kann ich mir so richtig vorstellen, die waren nicht umzuhauen, mit einem ganz wilden Willen, ungestüm. Fast unberechenbar, leidenschaftlich, hingegeben. Jesus nennt sie Donnersöhne, wie, wenn’s blitzt und donnert. Und die waren offenbar beide ziemlich ähnlich, offenbar aus den gleichen Genen gespeist. Und da war das also so, dass der Spitzname richtig passte. Und jetzt sagt Jesus zu den beiden: Könnt ihr den Preis bezahlen? Jesus nimmt auch unser Natur ernst. Wir sind ja ganz verschieden veranlagt. Die einen sind sanft, die anderen sind mehr ungestüm, die einen sind krass, die anderen sind bedachtsam. Welchen Preis fordert Jesus von ihnen: Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke. Ich weiß nicht, wie es ist, das kommt ja noch mal in Gethsemane. Der Kelch, ob der Kelch auch vorübergehen kann, und das meint doch, Ja Vater, dein Wille geschehe, nicht mein, sondern dein Wille. Haben Sie das schon einmal in Ihrem Leben ganz bewusst gebetet, wo ihnen was wichtig war, und Sie von Gott was wollten, und dann sagen Sie: aber Vater, jetzt geht es nicht um mich, sondern um deinen Willen, und ich kann meinen Willen durchkreuzen. Ja, das Wort müssen wir jetzt nehmen: Kreuz. Unterm Kreuz Jesu durchkreuzen. Das ist der Preis: Den Kelch trinken um Jesu willen, kannst du das machen? Könnt ihr das machen? Also manche machen, das sei so einfach, Jesus nachzufolgen, an Jesus zu glauben, ja, man kann alles Mögliche, bla bla bla, aber das ist nicht glauben, aber wenn Sie richtig eine Lebensübergabe an Jesus vollziehen wollen, hat das seinen Preis. Dass Ihr Eigenwille, Ihr Ich gekreuzigt wird. Dass ich so etwas ausspreche, in einer so ichbetonten Zeit, wie heute, wo wir bei jeder nur denkbaren Gelegenheit genau das Gegenteil selbst von Christen gelehrt bekommen, da können wir uns nur noch aufs Evangelium stützen, bei Jesus geht’s drum, dass die Freiheit erst kommt, wenn ich mein Ich durchstreichen lasse. Und das sind nicht bloß die Leute, die vielleicht Diakonisse werden, die in den Missionsdienst gehen, oder sonst einige himmlische Berufe ergreifen, sondern Christen werden wollen, die Jesus liebhaben, die sagen: Herr, nicht um mich geht es, es geht um dich, und in allen konkreten Lebensentscheidungen das Steuer überlassen, du sollst das Sagen haben, das Kommando in meinem Leben haben, kein Mensch soll mich bestimmen, Du sollst mich bestimmen. Jetzt wird’s auf einmal klar, was ein Beweggrund der beiden war. Ich hab‘s extra ein bisschen komplizierter angefangen, weil wir's uns manchmal zu leicht machen beim Bibellesen. Und da hat mal jemand so ein Kästchen drin und gesagt: Die waren eben ehrgeizig. Wissen Sie, dass es überhaupt keinen Menschen gibt, der nicht ehrgeizig ist? Also außer der, dass ich die Augen überhaupt nicht mehr auf mache vor lauter Phlegma, also, der hat natürlich keinen Ehrgeiz, der keiner Prüfung sich unterzieht. Der Ehrgeiz ist so schlimm, übrigens schon in der Politik und in der Kunst und in der Wissenschaft und in der Schule, Ehrgeiz, da spotten sie ja immer schon, die anderen sehen es ja viel schneller. Wie da Leute kämpfen um Posten in der Firma, Sie kennen‘s doch. Ehrgeiz. Aber Jesus sagt: In der Gemeinde Jesu ist noch noch, noch viel schlimmer als in der Welt. Der Ehrgeiz ist das Übel ohnegleichen. Warum? Weil Gott ein eifriger Gott ist. Ha, ich gefalle mir heut Morgen auch auf der Kanzel. Schön. Doch lieb, wenn Sie mir danke sagen. Sehen sie, dass der Ehrgeiz eine ganz große Gefahr ist? Eitelkeit. Um seiner selbst willen etwas zu tun, um sich selbst zu gefallen. Dann doch Dinge tun, um gelobt zu werden, um Anerkennung zu finden, um Beachtung zu kriegen. Mache ich das genau noch so, auch wenn die anderen über mich höhnen, falsche Verdächtigungen erfinden, und dann mich kritisieren, brandmarken, ausstoßen. Mache ich dann genau noch so viel, bloß weil es  Jesus von mir will? Das ist ja die Frage an die beiden, Johannes und Jakobus. Die beiden Donnersöhne. Lasst ihr euer Ich durchstreichen und wollt ihr wirklich mit Haut und Haaren Jesus allein dienen? Denn Jesus sagt: In der Gemeinde Jesu gibt’s keine Ehrenkronen, nur Dornenkronen. Und keine Orden, sondern nur Wundmale. Wir haben uns früher immer bemüht, dass man im Gottesdienst bei schöner Kirchenmusik ordentlich viel Danke sagt, was wollen Sie aber? Man soll sich‘s immer wieder angewöhnen. Einfach, damit wir auch bereit sind, wenn einmal der Herr bei uns in seinem Dienst das bereit hat, dass wir nur noch Fußtritte kriegen, Verachtung und Spott, Verleumdungen und böse Gerüchte, dann sagen, aber um des Herrn willen tue ich‘s gerne. Und ich trag die Last. Ich denk an eine Mitarbeiterin, die eine Kindergruppe geleitet hat, und das gibt’s ja manchmal und da war so eine schwierige Mutter, und die hat so ein völlig verzogenes Kind gehabt. Und das brachte sie in die Kinderstunde, und natürlich immer noch zu spät, und dann hat sie gesagt: Das Kind wird nicht richtig behandelt. Ja, sie hat der Leiterin so zugesetzt, ich traf sie, völlig aufgelöst in Tränen. Ich sage, du, das war eine erfahrene Frau, das ist der Dienst Jesu. Nichts reden. Sagen, ja, stimmt!. Ich kenne mich ja mit den Augen Jesu, mit all meinen Schwächen, was brauch ich mich vor Menschen rechtfertigen. Da kann ja einem nur das Kind leidtun bei so einer Mutter. Aber nein, ich will das nehmen, weil Jesus mir immer wieder zeigen muss, wer ich bin. Wer ich bin und wo ich bin. Ich will dem Herrn dienen an meinem Platz. Gehorsam und treu, und ich weiß, dass viele unter uns sind, die dann vielleicht nicht damit fertig werden, warum meine Prüfung nicht geklappt hat, warum Gott mir meine Gesundheit nicht wieder geschenkt hat, warum sie vielleicht nicht in den Arbeitsprozess eingegliedert sind, warum dies und jenes Ihnen versagt bleibt, nun, das kann doch der Weg sein, den Sie Jesus führt, das ist er doch. Kannst du den Kelch trinken, kannst du den Kelch trinken, und jetzt sei ein froher Jesuszeuge, auch ohne Anerkennung, oder machst du es nur wegen der Ehre, wegen dem Lob, oder wegen den Vergünstigungen, oder wegen dem Recht, das dir gewährt wird?

Noch ein drittes will ich anfügen: Der größte Einfluss, den man gewinnen kann, also haben Sie es noch behalten, was wir hatten, das erste war: Anders als die anderen soll es sein, das zweite war: Könnt ihr den Preis bezahlen. Das dritte war jetzt: Wie man Einfluss gewinnt. So habe ich ja die ganze Predigt überschrieben. Wie man Einfluss gewinnt. War ja interessant, dass Jesus in diesem Gespräch diesen beiden Donnersöhnen, diesen Johannes und dem Jakobus sagt: Du, ihr beiden, wer groß sein will, das sollen wir ja alle, meinem Enkel kann ich nur eine Freude machen, wenn ich sage, Mensch, bist du groß, das ist aber drin, diese uralte Regel von groß sein, immer größer, als die andern, groß und vornehm. Wir wollen strebsam sein in unserem armen vergänglichen Menschenleben. Und Jesus sagt: Das, was ihr als Ziele habt, groß zu sein, ist gar nicht groß. Da kann ja Jesus sehr hart sein, und jetzt: Verstehen Sie es bitte, dass Jesus manches durchstreicht. Wie Sie Geld zusammenhäufen, ist nicht groß, und ist auch nicht vornehm. Wir fühlen uns alle so toll, und wundern uns, wenn irgendwo das Geld wieder kaputtgeht, und es uns unter den Händen zerrinnt. Wir haben zum Glück Lebensziele, also schaffen wie ein Bär, ohne zur Besinnung zu kommen. Gott sagt: überleg dir ein Lebensziel, das groß und vornehm ist. Was ist groß und vornehm? Nur eins: Nett sein und dienen. Sich untern Menschen drunter zu geben. Mit dem ganzen negativen Klang, den dieses Wort Knecht hat. Und ich wünsche mir nur, dass Sie genau spüren, jetzt hat Jesus heute zu mir gesprochen und hat mir mal einen Dienst ganz ganz wichtig gemacht, vor dem ich lange zurückscheute. Eine Frau, die in einer unhaltbaren Ehe aushält, das heißt Knecht sein, und wenn man die Putzeimer über mir ausleert, um Jesu willen trage ich den Kreuzstab, und ist gleich da drin in dieser Sache. Die ausharren in schwierigen menschlichen Beziehungen, ach, da gibt es ja furchtbar schwierige Beziehungen, in denen man leben kann. Wir sind Diener und Knechte Jesu. Warum sind wir das? Sehen Sie, Wir brauchen ja gar nicht mehr den Ruhm und die Anerkennung, von Menschen, das brauchen wir doch nimmer, warum, wir haben doch viel größeres Lob, wir haben doch das Lob Jesu. Wenn Jesus uns ehrt, wenn er die Hand auf uns legt, wenn er uns beruft, wenn er sagt, ich bin bei dir, was brauchen Sie das Lob von Menschen? Dann können Sie auch durch viel Erniedrigung gehen. Dann fällt Ihnen nichts heraus aus dieser Ehrenkrone Jesu. Und dann brauchen sie das nicht, was Menschen gilt, Sie sind geborgen in Zeit und Ewigkeit. Das Allergrößte, wenn Sie sagen können: Ich gehöre dem einen großen Herrn, und darum noch einmal. Wenn Jesus auf dem Kreuzesweg den Jüngern immer wieder sagt: Wir gehen hinauf nach Jerusalem, dann möchte er uns unter sein Kreuz stellen, und so stehen wir heute wieder unter dem Kreuz, so wie wir den Gottesdienst begonnen haben, als Leute, die vielfach die vergebende Gnade Jesu brauchen. Ohne Jesus bin ich verloren, kann nicht, Jesus, ich brauch dich, wenn ich dich habe, macht’s nichts mehr aus, wo ich auch stehe, in schwieriger Umgebung, an schwierigem Platz. Ich will dir dienen, und das ist meine Lebensaufgabe, und mein Dienst, was können Sie überhaupt geben. Manchmal bilden wir uns viel zu viel ein, jetzt komm ich mit meiner großen Intelligenz. Mit meinen akademischen Befähigungen, mit meiner Schönheit, mit meiner Körperkraft, und was bin ich denn. In den Sendschreiben der Offenbarung steht als schlimmste Anklage an eine Gemeinde einmal: Du sprichst: Ich bin reich, und bin gar satt, und weißt nicht, dass du bist arm, jämmerlich, nackt und bloß. Wissen Sie es noch, das sind wir, unterm Kreuz Jesu. Wir brauchen die Gnade Jesu, aber das ist auch ein Geschenk. Jetzt will dieser Jesus mächtig sein in Ihrem Leben. Und will wirken und will durch Sie hindurch. Und Sie sind ein Rohr, durch das die ganze Energie des Auferstandenen Jesus in diese Welt hinein geht. Wir können nur in unserer ganzen komplizierten Art Gott dienen. Es ist ja immer auch schön, dass unser großspuriges Wesen oft nur überspielte Miko sind. Minderwertigkeitskomplexe. Obwohl vor Jesus darf man so ehrlich sein. Der Gekreuzigte nimmt uns in Dienst und sendet uns, gebraucht uns in seinem Dienst, und da darf ich durch diesen Kanal, durch diese Röhre, die ganz herrlichen Gaben Jesu, seine Liebe, seine Güte, seine Freundlichkeit hinein geben, und ich darf Ihnen sagen, dass Sie in einen wichtigen Dienst gesandt sind, wo Sie auch sind und leben, in schwierigen Beziehungen, wo Gott Sie hingestellt hat, sie sollen sein Zeuge sein, es ist ein Ehrenplatz, den Gott für Sie bereit hat, wo er Sie gebraucht, wo er viel durch Sie hindurch wirken will. Größeres, Vornehmeres, als das bisschen Ämter und Titel – davon können Sie sich nichts kaufen, das ist nichts, das Allergrößte sind Menschen die in der Kraft Jesu wirken und leben. Amen.