Jesus Christus - der Sieger

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 26.01.1997 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Matthäus 20, 1-16

 

Matthäus 20, die Verse 1 bis 20.

Und es geht um den Dienst für Gott, dass das Adel ist, der uns ganz unverdient ehrt, dass das Erholung ist, was man für den Herrn tut, Erquickung, Freude.

Jesu erzählt also: Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markte stehen und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was Recht ist. Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste, das ist mittags um zwölf, und um die neunte Stunde, das ist nachmittags um drei, und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. In der Lutherbibel erklärt steht so gut von Gerhard Meier, der hat dort geschrieben: glatt gelogen. Sie haben ja vorher gemerkt, wo der Herr gerufen hat. Sie wollten nicht. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg. Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen, Jesus kennt unser Herz, und durchschaut es.  Es ist ja bei gläubigen Leuten gar nicht besser. Und Jesus hat das bei seinen Jüngern gesehen. Und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel, wissen Sie es noch, die Jungen, was das heißt, scheel: missmutig dreinblicken, neidisch, geizig,  weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

 

Da ist wieder der gleiche Vers von unserer Schriftlesung mit aufgenommen. Viele von Ihnen kennen ja noch dieses Bild vom breiten und schmalen Weg. Die Frau vom Stuttgarter Zuckerfabrikanten Charlotte Reihlen (1805-1868), die Mitgründerin der Diakonissenanstalt Stuttgart, die hat das ja malen lassen nach ihrem Entwurf wurde das gemalt.

Und in unserer Kindheit haben wir das oft studiert. Und da waren vielen von Ihnen ganz pfiffig, und die haben gesagt: Also, ich würde am liebsten so lang, wie es irgend geht, den breiten Weg hochgehen. Und erst ganz oben führt das Brücklein hinüber auf den schmalen Weg und dann noch oben den Lohn mitnehmen, den es gibt, wenn man mit Jesus geht. Ich hab es oft gehört, dass mir das Leute erzählt haben, das ist ja ein bestechender Gedanke, es wäre doch eigentlich schön, wenn ich die ganzen Freuden der Welt, die Jesus nicht gefallen, auskosten dürfte, und wenn man da oben doch noch wenigstens, das stimmt, da gibt es ja noch ein Brücklein, ist da noch so dahingemalt, wo man doch noch auf den schmalen Weg hinübergehen kann. Aber wissen sie, das Bild ist ja heute nicht mehr in Mode, ganz einfach, weil es ja viele gibt, Lehrer der christlichen Gemeinde, die heute den schmalen Weg so breit machen wie eine Autobahn. Dass jeder mitkann, und da sagen sie, jeder kann kommen, ganz gleich, da gibt’s keine Einschränkungen, man braucht auch die Gebote und den Ruf Jesu gar nicht engherzig verstehen, ganz gleich, was du tust und machst, Jesus hat dich lieb, und du kannst ja mitgehen auf diesen weg Jesus nach. Ich weiß, dass das den Beifall der Zeitungsleute, aller Weltleute, die sind begeistert über so weitherzige Prediger. Aber ich frag sie, darf man die harten Worte Jesu so einfach nach unserem Gutdünken umformen. Jesus hat ja selber vom schmalen Weg gesprochen, vom schmalen Weg der Nachfolge. Und dass es ganz schwer sei, diesen Weg zu gehen, dass es einen hohen Preis kostet, mit ihm zu gehen. Also, wenn heute ein Gauner einen Geldschein fälscht mit einem Farbkopierer, das ist in meinen Augen ein harmloses Verbrechen gegenüber dem schrecklichen Tatbestand, wenn einer die Worte Jesu verändert. Wenn man Jesus was in den Mund legt, was er gar nicht gesagt hat, und dann noch Menschen betrügt am ewigen Heil, wie wollen das Menschen überhaupt verantworten? Jesus redet unheimlich hart und klar: Wer mir nachfolgen will, der soll das Kreuz auf sich nehmen. Und wer mit Jesus siegt, das ist kein leichter Weg. Und da muss man von vielem sich losreißen und lossagen und da hat kein Mensch das Recht, den schmalen weg breiter zu machen. Unser Gleichnis, das Jesus erzählt, das steht im großen Zusammenhang. Ich muss noch ein bisschen weiter ausholen als in der Schriftlesung. Da war ein ganz prächtiger Mann aus einem guten Stall, ein reicher, wohlhabender junger Mann, der ethisch ganz vorbildlich gelebt hat, der sich nichts zuschulden kommen ließ im Wirtschaftsleben, im Umgang mit seinen Freunden, in der Familie, der alle seine Pflichten erfüllt hat, ein junger Mann, wie es ganz wenig gibt, der war zu Jesus gekommen und sagt: Jesus ich würde gerne mit dir gehen. Ich würde gerne dir nachfolgen. Und Jesus legt den Finger auf den wunden Punkt und sagt: Wenn du dich nicht lossagst von dem, was dein Herz besessen hat, kannst du nicht mein Jünger sein. Da ging der junge Mann traurig weg, denn er hatte viele Güter. Es ist also ganz schwer, mit Jesus zu gehen. Da fragen Sie sich: Ist es eins richtig, gehen Sie richtig, oder ist das nur ein Traum im Leben. Setzen Sie das um in der Praxis? Und danach stellt Petrus die Frage: Meister, wir haben alles verlassen, also, wir haben das ja nie gemacht. Petrus sagt: Wir haben alles verlassen, und sind dir nachgefolgt, was kriegen wir jetzt als Belohnung? Was zahlst du uns? Ich bin so froh, dass die Bibel uns die Apostel nicht als weltferne Heilige schildert. In der Bibel ist das ganz nüchtern. Das sind Leute, die sich so natürlich und so echt, das ist doch eine Frage, die jeden bewegt: Lohnt sich das eigentlich, wenn man mit Jesus geht. Kriegt man dafür etwas? Was hat man denn von einem Leben mit Jesus. Haben sie sich noch nie gefragt? Dürfen Sie! Was hat man den von einem Leben mit Jesus? Und die anderen, die dürfen einfach skrupellos leben,  alles genießen ohne irgendwelche Gewissensbisse, und wir haben doch Dienst für Jesus getan, wir haben Opfer gebracht, wir haben uns eingesetzt, was wird uns dafür. Die Frage wird nicht verboten. Die Antwort Jesu ist toll.

Mein erster Punkt: Man kriegt viel mehr, als man investiert. Man kriegt viel mehr heraus, als man investiert. Jesus sagt: hundertfacht. Nun, wenn einer böse ist, das darf man ja ruhig beim Bibellesen, da wird es interessant, und sagt: Ja, das ist ja alles bloß in der jenseitigen Welt. Lesen Sie es mal, wie es unser Evangelist Markus angezeichnet hat, er hat da ganz bewusst auch noch etwas festgehalten, was Jesus auch gesagt hat. Bei Markus hat Jesus klar gesagt: In dieser Welt sogar kriegt man's hundertfach zurück. Jesus lässt sich nicht lumpen. Was man für ihn opfert, kriegt man in dieser Welt vielfältig wieder zurück. Jetzt stehen sie mir alle vor Augen, jene großen mutigen Leute, die sich eingesetzt haben. Ach, die Tag und Nacht gewacht haben, bei Kranken, und die nie gefragt haben: Wann krieg ich Urlaub. Um Jesu willen die Oma gepflegt haben, um Jesu willen. Und Jesu sagt, wir kriegen es hundertfach zurück. Ich sehe sie vor Augen, jene Missionare, die hinausgezogen sind, ihre Gesundheit ruiniert haben, ihre Kinder vielleicht noch in einer fremden Umgebung in der Schule zurücklassen mussten. Die seelisch gebrochene Leute waren über dem Opfer, das sie brachten. Wissen sie, es gibt ja immer so Lehren, dass wir unsere natürlichen Empfindungen abtöten müssten. Der Buddhismus sagt: Du musst all deine sinnlichen Wünsche betäuben und töten, hat Jesus nie gesagt. Können sie ja auch nie. Ich kenne Missionare, die schrecklich Heimweh hatten. Aber die dennoch gehen, weil es der Dienst für Jesus fordert. Und ich glaube gar nicht, dass der Dienst immer ein Jux ist. Sondern manchmal muss man sich zusammenreißen, wenn man in der Frühe aufstehen muss, um Jesu willen. Und ich weiß, dass Besuche bis zum heutigen Tag mir immer wieder schwer fallen. Und ich bin froh für jede Türe, die nicht aufgeht. Kann ich noch mal gehen. Man kann ja so viel falsch machen, man ist ja so ungeschickt, man hat eine natürliche Scheu vor Fremden. Man will ja immer wieder zurückziehen, das ist unsere natürliche Art. Und darum können Sie jetzt all die großen Opfer einsetzen, die hier stehen, und wir haben all die natürlichen Empfindungen, aber wie kriegt man denn dann den Lohn, ist das nicht etwas Falsches versprochen? Sie kriegen die Erfüllung im Dienst, dass das schön ist. Und alle, die diesen Weg gehen können, sollen nicht sagen, ich hab zuerst gemeint, mir ginge im Leben viel verloren, wenn ich diesen Weg gehe. Aber wenn ich heute zurückblicke, muss ich sagen: Wie viel hat mir Gott geschenkt. Was habe ich entdeckt, wie habe ich eine Freude und eine Erfüllung gefunden. Der Herr, der uns geschaffen hat, der uns kennt, der weiß doch, wo wie glücklich werden, und wo wir reich werden. Und darum ist es so wichtig, dass sie beim Dienen nicht Klagen und Jammern. Ich möchte jedem, der sagt: Ich muss im Chor singen, ich muss in der Kinderkirche mitarbeiten, sagen, lassen Sie die Finger davon. Was Gott mir geschenkt hat, als junger Schüler, drei Jahre Kinderkirche gehalten, das habe ich fürs ganze Leben. Ich habe gelernt, frei zu reden, das hätte ich nie ohne Kinderkirche gelernt, ich bin ein reicher Mensch geworden, was habe ich mit den Kindern erlebt. Sehen sie, bei jedem Dienst können wir erzählen, wie sind wir von den missionarischen Einsätzen immer wieder beglückt nach Hause gegangen. Zitternd sind wir hingegangen, mutlos, und beglückt, erhoben von der Erfahrung der Größe Gottes zurückgekommen. Und darum soll niemand missmutig und gezwungen einen Dienst für den Herrn tun. Es wäre ja schade! Sondern es ist eine Freude, es ist ein Adel, wenn uns der Herr mitschaffen lässt an seinem Weinberg. Wenn er uns überhaupt braucht. Wir leben heute in einer völlig verrückten Zeit. Und jetzt möchte ich wieder den jungen Leuten, die ja hin- und hergerissen werden, sagen, wenn man euch jungen Leuten sagt: Du musst selber gucken, dass du was für dich selber machst. So ein Unfug! Ich las dieser Tage in einem Artikel, der gerade publiziert wurde, von dem größten Medienmacher unseres Jahrhunderts, vor dem die Präsidenten und Kanzler unserer Republik nur zitterten, der einflussreichste Mann, und da hat sein Biograph, der siebzehn Jahre mit ihm gelebt hat, gesagt: Er hat von Anfang an seines Lebens, im Überfluss gehabt, wovon Millionen nur träumen können. Und dann schreibt er: Ich habe ihn nie auch nur einen Augenblick glücklich gesehen. In unseren Tagen! In einer Biographie, die nicht von Christen geschrieben ist. Die Tragik, wer sich selber nur allein bleibt. Was ist das wunderbar, sie haben einem anderen Freude gemacht, Sie haben einem andern geholfen! Sie haben sich verströmt. Die Menschen Erfüllung kann nur kommen aus dem Verströmen im Dienst für unsern Herrn. Mir sind immer wieder die Leute, die große Opfer gebracht haben, ich habe Ihnen schon einmal erzählt, was in Livingstones Biographie geschrieben ist. Vierundvierzigjährig in Cambridge vor den Studenten, hat dieser Livingstone gesagt, der x-mal Malaria hatte, wo die ganze Familie drüber kaputtging, der alles nur geopfert hat im Kampf gegen die schreckliche Sklaverei, der ein Wrack war körperlich, sagt: Ich selber habe nie aufgehört, mich zu freuen, dass Gott mich in einen solchen Beruf gestellt hat, die Leute reden von einem Opfer, das ich gebracht haben soll, weil ich viele Jahre meines Lebens in Afrika war. Kann man das ein Opfer nennen, womit man Gott doch nur einen kleinen Teil der Schuld bezahlt, die man nie ganz bezahlen kann, ist das ein Opfer, was uns selbst am tiefsten befriedigt? Was sind selbst Lohn durch Befriedigung im Innern und eine herrliche Hoffnung auf die großartige Ewigkeit. Weg mit diesem Wort Opfer, weg mit diesen Gedanken, es ist ganz und gar kein Opfer, sagt lieber, es sein ein großes Glück. Sorge, Krankheit, Leid, Gefahr, Entbehrung der gewöhnlichen Annehmlichkeiten und Freuden des Lebens, das alles mag uns einen Augenblick unsicher und mutlos machen, aber auch nur einen Augenblick. All das ist nichts im Vergleich, die nach allem uns und uns für uns offenbar werden soll. Ich habe niemals ein Opfer gebracht. Ich weiß nicht, was vor Ihnen an Aufgaben Gottes steht, ganz praktischen Aufgaben im täglichen Leben, im Jugendkreis, aber greifen Sie die Chance, und Gott will sie Ihnen schenken, und Gott lässt sich gar nichts schenken, was sie für andere tun. Und Sie brauchen das nicht tun um der Pflicht willen, weil Sie nach Lohn fragen, sondern Sie kriegen es vielmals zurück, Sie werden glücklich werden, und am Ende Ihres Lebens können sie dankbar und fröhlich zurückblicken.

Jetzt ein zweiter Punkt, der mir wichtig ist: Und doch regt sich Misstrauen. Und doch regt sich Misstrauen gegen Gott. Jesus erzählt die packende Geschichte, wenn diese Arbeiter in den Weinberg geschickt werden, und dann kriegen die ihren Lohn ausgezahlt. Einer der hat grad noch eine Stunde gearbeitet, und kriegt den gleichen Lohn, wie der, der den ganzen Tag geschafft hat. Jetzt sagen Sie mal, also, wenn Gott so handelt, dann empören wir uns mit Recht, und sagen: Also, liebe Leute, das kann doch nicht die Ordnung der Welt sein, was macht denn da Gott? Er macht doch alles durcheinander! Jetzt stellen sie sich mal vor, wenn das die Grundlage der künftigen Tarifverhandlungen bei uns würde. Also, da regt sich die ganze Welt auf. Wenn der Weigel so sein Steuerpaket schnüren wird, also, den müssen wir verklagen. Das hat ja keinen Wert! Er muss ja einen Unterschied machen. Was hat es eingebracht? Leistung muss sich wieder lohnen, und so weiter. Aber ist Gott ungerecht? Haben Sie das Wort auch schon gehört: Wie kann Gott das zulassen? Da regt sich ja ganz schnell bei uns dies Wort, ob Gott ungerecht sei. Wir wären vielleicht auch so clevere Leute, ich weiß nicht, ob nicht alle auch sagen würden, wenn das die Grundlage der Entlohnung werden würde, dass wir unsere irdischen Pflichten in unserem Beruf bloß noch so machen, dass wir die letzte Stunde kommen bloß kurz vor dem Zahltag und sagen: Das genügt ja! Wenn man nur so oberflächlich das tut, warum macht denn Gott das völlig anders? Warum handelt er denn nicht so nach Tarif und nach Leistung? Vor einem Jahr hat man daran gedacht, wie im Nürnberger Prozess Massenmörder hingerichtet wurden. Ich habe Ihnen damals die ganzen Stories erzählt, dass da einer dieser großen Massenmörder des Dritten Reiches im Gebetsgottesdienst Harmonium gespielt hat und Buße getan hat, da denkt einer: Haja, das ist ja ein schäbiger, am Ende seines Lebens noch schnell die Gnade Gottes ergreifen. Und ich, ich hatte ja so viel für meinen Herrn getan, jeden Tag habe ich angefangen mit der Losung, und Sonntag in die Kirche gerannt, was habe ich alles für ihn getan, ich habe nie die Ehe gebrochen, ich habe so viel getan, und da ist so ein Schurke, und der kriegt genauso die Gnade! Seien Sie mal ehrlich, wenn solch eine Geschichte sich ereignet bei Ihnen im Umkreis, kommt da nicht was hoch. Warum hat denn Jesus das in uns gesehen, warum regt sich denn da in uns Misstrauen? Weil ganz tief bei uns auch bei bekehrten Leuten das alte böse eigensinnige Ich weiterlebt. Und das muss uns erschrecken. Das Ich, dass wir das nicht ertragen können, dass wir einfach auf eine Ebene gestellt werden mit all den anderen. Ich, wo doch so viel für Gott gemacht hat, wie heißt das, in der Hitze des Tages für Gott gearbeitet, wie viel Jahre meines Lebens habe ich Gott gedient. Und alle leben wir von der Güte Gottes. Wir singen so oft: Mit ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert, aber wenn wir es konkret erleben, dass wir genau auf der gleichen Stufe stehen, wie ein Kinderschänder, der sich noch in der letzten Minute seines Lebens bekehrt, oder ein Mörder, oder sonst ein Halunke, ein Mafiaboss, dann wollen wir es plötzlich nicht wahrhaben. Die Dienste unseres Lebens, das war doch Geschenk Gottes, dass wir was tun dürfen, dass wir nicht müßig am Markte stehen, ist das nicht schön, dass wir etwas wirken konnten in einer chaotischen Welt, an einem Weinberg Gottes, wo wir etwas sinnvolles geschehen ist, wo Frucht heranreift, wo unser Leben brauchbar und wertvoll wurde? An der Gnade Gottes sind wir doch alle gleich. Regt sich da bei uns Misstrauen? Dass wir scheel gucken, und sagen, aber der andere, aber ich bin doch besser, als der andere, ich bin doch mehr als der andere. Ich kenne kaum einen Hausbibelkreis, wo nicht manche treuen Freunde das immer wieder zum Anlass nehmen, eine abendfüllende Sitzung aus dieser Frage zu machen: Ist Gott nicht eigentlich unfair? Wenn da zum Schluss einer kommt und sich bekehrt. Ich habe viele Dinge gehört, rechtschaffene Christen, die sagen: dann hätte ich ja auch die Ehe brechen können, dann hätte ich ja auch jeden Tag das Nachtleben auskosten können, und hätte, dann hätte ich mich auch in die Sucht verlieren können, und hätte Drogen und den ganzen Schmutz der Welt... Wissen Sie, was ich dann immer sag? Dann tus doch, du Esel! Mach‘s doch, wenn dir‘s Freude macht, in der Sünde zu leben, aber es ist noch nie einer in der Sünde glücklich geworden! Es gab genug Gefühlsaufwallungen, Schwindel, aber noch nie, was will denn dein Leben reicher machen, die Lüge, Unrecht? Etwas Böses? gibt’s doch gar nicht, was mein Leben weiten könnte, gibt’s doch gar nicht, und da kommt auf einmal zum Vorschein, dass hinter unser bürgerlich-christlichen Existenz, wo wir manchmal so arg fromm tun, eine geheimes Sehnsucht steckt, oh, wenn ich auch mal so pervers leben könnte, wie andere. Oh, wenn ich auch mal durch den Schmutzt waten könnte. Wissen sie, dass das alles Elend ist und Grausamkeit? Der Herr hat Ihnen doch Güte geschenkt, wenn Sie all das nicht erlebt haben, was ist da in unserem Kopf bloß falsch gewesen? Und falsch gelaufen, darf ich Ihnen so ganz praktisch sagen, dass Sie verstehen, was ich Ihnen sagen will. Siehst du scheel, dass ich so gütig bin? Ihr ganzes Leben ist nur von der Güte Gottes umfangen. Sie können nur dann gerne sagen, ach wie wunderbar ist das um mich, so beschenkt.

Noch ein letztes: Hör den Ruf! Da sind ja ein paar Arbeiter gewesen, die sagten: Ich wusste gar nicht, dass es da Arbeit gab. Und wir regen uns dann auf und sagen: Na, die hätten ja auch drauf kommen können, dass es da vorher auch Arbeit gab! Die haben auch gesehen, wie der uns geworben hat, die wollten faulenzen. Das ist unsere Rechtschaffenheit, die das immer so sagt. Nein, man muss aufpassen, es ist ein großes Risiko. Ich habe Ihnen schon öfter gesagt: Meine Lebenserfahrung als Seelsorger, als einer, der im evangelistischen Dienst tätig ist, und immer, dass sich ganz ganz wenig Menschen auf dem Sterbebett bekehren. Ich kann an einer Hand aufzählen, was ich in vielen, vielen Krankenbesuchen erleben durfte. Niemand verhärtet sich so gegen das Evangelium, wie der alte Mensch. Gottes größte Gnade, wenn alte Menschen sich bekehren. Wir haben in unserer Gemeinde viel viel mehr Bekehrungen junger Menschen als alte Menschen. Man kann den Ruf Gottes nicht auf die Seite schieben, ungestraft. Und darum ist es so wichtig, dass man hört. Wenn der Herr ruft, und wen der Herr in seinen Dienst nimmt. Dies Gleichnis ist ja so, dass es wirklich skandalös ist, wie Jesus das erzählt. Ich will Ihnen hier zeigen, man muss am Evangelium immer wieder das Ärgerliche finden, das gegen den Strich unseres Denkens geht, dann kommt man auf die Sache drauf. Und wenn man dieses chiffrierte Gleichnis, dieses versteckte Gleichnis kapieren will, muss man die Punkte kriegen, wo man sich ärgert. Nämlich, warum hat der Herr so eine Form von Gerechtigkeit? Weil er auf Güte und auf Gnade aufbaut. Und da sind wir alle gleich Empfänger seiner Güte, und da kann keiner über dem anderen stehen, und da ist noch etwas, in diesem Gleichnis drin, was uns wirklich ärgert. Da bäumt sich etwas in uns auf, wo wir wirklich sagen, kann man so reden. Da steht nämlich das Wort, da fragt der Hausherr, der Verwalter, habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist. Habe ich nicht Macht? Wie kann man so reden? Ungläubige Weltleute ärgern sich am meisten über so einen Satz in der Bibel. Wie kann Gott so reden. Ich darf doch tun, was ich will! Für gläubige Leute ist es der größte Trost. Gott hat seine eigene Rechtsordnung. Und wir können Gott nicht vor unser Gericht ziehen. Heut Morgen die Losung, haben Sie die auch schon gelesen? Der, der uns von Mutterleib bereitet hat, der den Himmel ausspannt, der die Erde erhält. Er braucht keine Helfer. Wissen sie, wer Gott ist? Was sind wir kleinen Leute. Der ewige Gott sagt: Ich gebe, aber Sie brauchen sich vor diesem Gott nicht fürchten. Er hat sich auf Güte und auf Gnade festgelegt. Gott sucht an Ihnen nicht die Sklavenarbeit. Dieser ewige, mächtige Gott, der sagt: Ich darf tun, was ich will, und was mein ist. Der hat sich festgelegt, Sie zu segnen. Er will Sie beschenken und überschütten mit gutem. Dass sie atmen, ist doch ein Geschenk seiner Güte. Doch nicht, weil Sie so gesund leben, ist doch nicht wahr. Nur weil es ein unverdientes Wunder der Gnade ist, und wenn wir für Gott noch etwas wirken wollen und wirken können, ist es Geschenk seiner Gnade, freuen Sie sich doch einfach. Dieser mächtige Gott ist da, und meinen sie nicht, sie müssten vor Gott ein Soll erfüllen, und Gott sei Dank geht es vor Gott nicht nach Tarifen und Leistungen. Wie gesagt, jede Stunde bleibe ich Gott, seinem Tarif und seinen Leistungskatalogen fast alles schuldig. Wo haben sie denn alles verlassen und sind ihm nachgefolgt? Wir sind doch armselige Diener, wir haben doch nur nicht einmal unsere Schuldigkeit getan. Was ist das für ein Gott, der seinen Sohn Jesus uns in Liebe schenkt, und sagt: Für dich lass ich ihn deine Schuld tragen. Sollte er uns in Jesus nun nicht alles schenken, wenn er uns nun in seine Nachfolge ruft, wenn er sagt: Komm, in meinen Weinberg, da habe ich Aufgaben für dich, will er doch nicht schikanieren! Es gibt immer wieder Leute, die sagen: Ich habe keinen Ruf. Jeder Mensch hat einen Ruf, und sie haben einen Ruf, bloß die Frage, wo will Gott sie hin, hier oder im Ausland, in der Familie oder in einem weltlichen Beruf, aber Sie sollen Gott dienen, nicht den Menschen, sie sollen Gottes Eigentum sein, und der Herr will vor Ihnen vorangehen, er, der sagt: Ich kann doch geben wie ich will, ein reicher Gott, und er hat niemanden enttäuscht. Und es ist ein Vorrecht, wenn man ihm dienen darf, er lässt sich nichts schenken. Und jede Stunde ist schad, die man für sich selber lebt, und die man nicht im Dienst verströmt. Amen.