Predigten über die Bergpredigt - Teil 07/26 - Ehe – lebenslänglich?

Wolfgang Nestvogel

1995

Matthäus 5, 31-33

 

Liebe Gemeinde, es stand ein Artikel in der Saturday-Evening-Post, einer amerikanischen Zeitschrift. Da wurde ein Ehemann beschrieben, wie er auf die Erkältung seiner Ehefrau reagiert. Und der Artikel hieß: Die sieben Jahre einer verheirateten Erkältung. Im ersten Jahr sagt er: Du, ich bin beunruhigt, Schätzchen. Du hast so einen ganz schlimmen Schnupfen und es heißt, dass überall so viele Streptokokken herumfliegen zurzeit. Ich glaube ich bringe dich lieber heute Nachmittag ins Krankenhaus. Da sollen sie dich mal ordentlich durchchecken und du kannst dich mal gründlich ausruhen. Das Essen im Krankenhaus ist furchtbar, ich weiß, aber ich bringe dir immer deine Mahlzeiten vom Restaurant gegenüber. Im zweiten Jahr sagt er: Hör mal Schatz, dein Husten klingt aber gar nicht gut. Ich habe Dr. Krause angerufen. Der kommt mal eben rasch vorbei und jetzt gehst du bitte ins Bett wie ein braves Kind. Tu es für Papa. Drittes Jahr: Also, vielleicht wäre es besser, du würdest dich hinlegen Liebling. Nichts ist besser als ein bisschen Ruhe. Ich bring dir auch was zu Essen. Haben wir nicht irgendwo noch eine Tütensuppe? Viertes Jahr: Hey Schätzchen, sei vernünftig. Nachdem du den Kindern zu Essen gegeben und den Abwasch erledigt hast, solltest du dich besser hinlegen. Fünftes Jahr: Sag mal, warum holst du dir nicht endlich ein paar Aspirintabletten? Sechstes Jahr: Könntest du nicht mal mit irgendwas gurgeln, anstatt hier herumzusitzen und wie ein Seehund zu bellen? Und endlich siebtes Jahr: Um alles in der Welt, hör bloß auf hier herumzuniesen! Hast du vor, mir eine Lungenentzündung anzuhängen?

Nun kann man sich ausmalen, wie es in den nächsten zehn Jahren weitergeht. Eine Geschichte zum Schmunzeln und doch legt sie den Finger in eine tiefe Wunde. Es gibt ungezählte Paare, die sind in ihrer Ehe zutiefst unzufrieden und desillusioniert. Da scheint es im Rückblick so, als sei die Liebe von Jahr zu Jahr immer mehr abgekühlt. Und irgendwann kehrt dann Langeweile ein und bittere Enttäuschung. Viele Ehen taumeln von einem Konflikt in den nächsten. Und bei anderen kracht es nicht mal mehr; da ist es einfach still und kalt geworden. Die Diskussion um andere Lebensformen als Konkurrenz zur Ehe ist ja in unserer Gesellschaft im vollen Gange. Viele Politiker sagen, es ist einfach nicht einzusehen, dass die Gesetze ausgerechnet die Ehe besonders schützen sollen; das ist ja nur ein Modell unter vielen. Und wen wundert es da, dass viele junge Menschen richtig Angst haben vor dem Heiraten. Zumal wenn die Statistik ihnen sagt, dass mindestens jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter endet. Viele flüchten in Beziehungen, die von vorne herein nur auf Zeit angelegt sind, aus denen man also jederzeit aussteigen kann. Und dann gibt es Leute, die heiraten zwar, aber die legen schon vor der Hochzeit in einem Ehevertrag fest, wie denn für den möglichen Fall der Scheidung das Vermögen aufzuteilen wäre. Und man muss zugeben, auch unter Christen gibt es massive Eheprobleme.

Ich weiß nicht warum, aber im neuen Gesangbuch sind meines Erachtens die beiden schönsten Ehelieder, von denen wir grade eins gesungen haben, nicht mehr drin. Klingt das manchen zu harmonisch, zu vollmundig? Sind glückliche Ehen nur noch Ausnahmen, Zufall oder gar Schauspielerei? Der Regisseur Ingmar Bergmann hat den Ehenotstand in seinem berühmten Film Szenen einer Ehe beschrieben. Und da sagt eine seiner Figuren: Glaube nie, dass du die Einsamkeit aufheben kannst, sie ist absolut. Und jährlich über 150.000 Scheidungen scheinen das zu bestätigen. Viele sehen einfach keinen Ausweg mehr. Und sie sagen, es ist besser wir trennen uns im Frieden, als dass wir uns ein Leben lang nur verletzen. Die Bibel redet sehr offen über Scheidung. Und in unserer Predigtreihe über die Bergpredigt sind wir jetzt an so einer Stelle angekommen, wo Jesus sagt, wie Christen mit diesem Problem umgehen sollen. Unser Thema also: Ehe lebenslänglich? Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen, ich halte diese Predigt mit zittern und zagen, weil diese Frage für viele Menschen einfach unendlich schmerzlich ist. Und es gibt, denke ich, unter den vielerlei Nöten, mit denen Leute in die Seelsorge kommen, wohl nur wenige Bereiche, die so sensibel und so verletzbar sind wie dieser.

Aber wir wollen und dürfen uns um diesen Text nicht herumdrücken, denn Jesus hat es für nötig gehalten, ihn in die Bergpredigt einzubauen. Und so müssen wir uns dem stellen. Und es ist wichtig, dass wir uns gleich zu Beginn noch mal klarmachen, worum es in der Bergpredigt geht. Hier beschreibt Jesus ja nicht allgemeine moralische Richtlinien für Jedermann. Sondern in der Bergpredigt sagt Jesus welches Konzept, welche Normen denn im Reich Gottes gelten. Die Bergpredigt beschreibt also, wie Christen heute leben sollen. Sie zeichnet das neue Leben, das Jesus den Leuten schenkt, die ihn als ihren Chef akzeptieren. Und wer sagt, ja, ich möchte nach Gottes Willen leben, der erfährt, zum Beispiel hier in der Bergpredigt, was das praktisch heißt. Und es fällt auf, dass Jesus das Thema Ehe und Sexualität recht ausführlich behandelt. Das war zu allen Zeiten ein heißes Eisen. Kriselnde Ehen, kaputte Beziehungen gibt es ja nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Und Jesus redet wie immer sehr offen. In den Versen vorher, darüber habe ich vor einigen Wochen gepredigt, hat Jesus schon deutlich gemacht, dass der Ehebruch nicht erst in dem Augenblick beginnt, wo ein Ehepartner den anderen betrügt und sich außerhalb der Ehe sexuell betätigt. Sondern der Ehebruch, sagt Jesus, beginnt im Herzen. Er beginnt mit dem gierigen Blick. Und die Tat, die praktizierte Untreue, ist dann nur die letzte Station auf diesem Weg.

Und dann kommt Jesus zu unserer Frage: Wie steht es mit Scheidung? Wie soll ein Christ mit diesem Problem umgehen? Und wir hören jetzt die nächsten Verse aus der Bergpredigt, Kapitel 5, Verse 31-32: „Es ist auch gesagt (5. Mose 24, 1): «Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.» Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, - das muss eigentlich wörtlich heißen, wegen Unzucht - der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe“ Warum redet Jesus hier so rigoros? Warum lässt er nicht mehr Spielraum? Warum geht er noch viel weiter, als das Alte Testament? Warum klingt das so hart, was Jesus hier sagt? Wir werden diesen Fragen nicht ausweichen können heute Morgen. Und deswegen müssen wir zunächst mal fragen: Was wird da eigentlich getrennt bei einer Scheidung? Was bedeutet Ehe überhaupt? Worauf lassen sich zwei Menschen ein, wenn sei einander heiraten?

Und die Antwort darauf hat Jesus im Text darunter gegeben, also in Matthäus 19 (ab Vers 4). Da zeigt Jesus was er, was der lebendige Gott, unter Ehe versteht. Da gibt Jesus also nicht einfach eine weitere Meinung zu Protokoll, sondern da sagt Gottes Sohn verbindlich, was Ehe eigentlich ist und wie wir damit umgehen sollen. Und von dort aus werden wir dann besser verstehen, was er über Scheidung und Wiederheirat sagt. Wir beginnen also erstens mit der Ehe. Was ist Ehe? Jesus antwortet darauf in einer brisanten Situation. Das passierte ja häufig, dass er von der Menge umlagert war. Und plötzlich kommen einige Pharisäer auf ihn zu. Hier in Matthäus 19, 3 steht, sie wollten ihn reinlegen, sie wollten ihm eine Fangfrage stellen und sie haben sich dazu das Thema Scheidung ausgesucht. Vers 3: „Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist’s erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet?“ Das ist die Frage. Und wie reagiert Jesus? Jesus antwortet nicht direkt, sondern er zeigt erst einmal, was überhaupt Ehe bedeutet. Und ich habe ihm diese Methode abgeguckt. Deshalb lautet mein erster Punkt auch erstmal Ehe. Und Jesus sagt dann in Vers 4: „Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach: «Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein»?“

Also halten wir erst einmal fest: Die Ehe ist keine menschliche, sondern eine göttliche Erfindung. Die Ehe ist nicht von Menschen gemacht, sondern von Gott gestiftet. Das heißt, wer eine Ehe eingeht, der macht bei einem Modell mit, das Gott schon am Anfang mit der Schöpfung der Welt gesetzt hat. Wer sich auf eine Ehe einlässt, der tritt gewissermaßen in einen Raum ein, den Gott schon von Anfang an bereit gestellt hat. Das ist Ehe. Gottes verbindliche Ordnung für das Zusammenleben von Mann und Frau. Aber Jesus sagt noch mehr. Er sagt nicht nur, dass die Ehe von Gott gemacht wurde, sondern er sagt auch, was das Wesen der Ehe ist, wie sie gelebt werden soll. So steht es schon in 1. Mose 2, 24: Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen, an seiner Frau hängen und die zwei werden ein Fleisch, oder ein Leib, sein. Verlassen bedeutet, er muss erst mal selbstständig sein; er muss in der Lage sein, eine völlig neue Verbindung einzugehen und nicht so zwischen Mama und Frau hin- und herzupendeln. Und dann: Er wird an seiner Frau hängen. Das heißt, sich vorbehaltlos mit ihr zusammen tun, lebenslang zusammenwachsen. An ihr kleben kann man das fast wörtlich übersetzen, das heißt es. Und das Ergebnis? Die beiden werden ein Fleisch sein, eine totale Einheit, körperlich, seelisch und geistig. Zwei Wege kommen zusammen und werden zu einem Weg. Oder wie jemand das mal die höhere Mathematik der Ehe genannt hat: Eins plus eins ist eins.

Und deshalb hat auch die Sexualität in der Bibel eine so große Bedeutung. Sie dient nicht nur der Zeugung von Nachkommen, wie das mal in der Kirchengeschichte behauptet wurde. Nein, die Bibel sagt, die Sexualität dient grade auch der gegenseitigen Beglückung von Mann und Frau und dass sie seelisch immer mehr zusammenwachsen. Sexualität ist nicht das Einzige, aber Sexualität ist ein wichtiges Bindeglied in der Ehe und trägt dazu bei, dass Mann und Frau gewissermaßen zusammen geleimt werden, aneinander hängen. Darum betont die Bibel auch, dass Geschlechtsverkehr in die Ehe, und nur in die Ehe, hineingehört. Vorehelichen Geschlechtsverkehr nennt die Bibel schlicht Unzucht. Nicht weil Gott den Unverheirateten das nicht gönnt, sondern weil die Sexualität den Schutzraum und die Geborgenheit der Ehe braucht, um sich wirklich entfalten zu können. Bedenken Sie: Außerhalb der Ehe leimt die Sexualität Menschen zusammen – wenn Sie an zwei Stückchen Holz denken, die zusammengeleimt werden – die sich jedes Mal wieder trennen können. Und jedes Mal wenn zwei zusammengeleimte Bretter auseinander gerissen werden, dann gibt es Splitter, seelische Splitter, dann geht etwas kaputt. Und je öfter man ein Brett wieder mit einem anderen zusammenleimt, und wieder auseinander reißt, und wieder mit einem zusammenleimt, und so weiter, umso mehr wird es zerrissen und beschädigt. Und auch deshalb ist die Ehe von Anfang an monogam gedacht von Gott, also als Einehe geschaffen, ein Mann und eine Frau.

Später haben Menschen dann versucht die Mehrehe einzuführen. Das wurde von Gott nie gut geheißen. Und das ist im Neuen Testament dann auch ausdrücklich verboten worden. Nein, Gott hat die Ehe geschaffen, um Mann und Frau eine tiefe, beglückende Gemeinschaft zu schenken, in der sie gegenseitig füreinander sorgen. Das ist sein Plan. Und Gott schützt diese Gemeinschaft jetzt, indem er sie umgibt mit einem klaren rechtlichen Rahmen. Die Ehe ist in der Bibel viel mehr als nur ein privates Treueversprechen, sondern sie fordert ein rechtsverbindliches Gelöbnis vor der Öffentlichkeit. Mann und Frau versprechen einander öffentlich für ein ganzes Leben, ohne Vorbehalte, ohne dass sie sich irgendwelche Rückwege offenhalten. Man könnte also sagen: Nicht ARD oder ZDF, sondern die Ehe ist die erste öffentlich-rechtliche Einrichtung. Rundfunkanstalten können aufgelöst werden, die Ehe nicht. Und genau das betont Jesus hier in Matthäus 19, 5. Da sagt er, die zwei werden ein Fleisch sein. Und dann fährt er fort in Vers 6: „So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“ Und deshalb sagen wir ja auch in der Trauformel, bis dass der Tod euch scheidet. Und eine Juristin hat mir vor einiger Zeit eine Kopie eines Familienrechtsbuches gegeben, wo das sogar für das weltliche Eherecht festgeschrieben ist, dass Ehe zunächst mal grundsätzlich auf lebenslange Dauer angelegt ist und dass deswegen die Ehe im juristendeutsch nicht unter einer Befristung oder Bedingung eingegangen werden kann. Ehe lebenslänglich.

Und jetzt fragen wir: Warum ist diese Unzertrennbarkeit so wichtig? Warum hat Jesus das so betont? Sehen Sie, weil alles, was die Ehe ausmacht, diese völlige Hingabe, körperlich und seelisch, diese umfassende und gegenseitige Hilfe und Fürsorge, in diese intime Einheit, in die kein anderer Mensch eindringen darf, all dieses kann nur gelebt werden, wenn Mann und Frau sich einander anvertrauen und zu einer Treue bereit sind, die jeden Rückweg ausschließt. Und daran sehen wir, - es ist bisher noch kein Wort von den Kindern gefallen -  auch ohne Kinder ist die Ehe lebenslänglich angelegt von Gott. Wie viel mehr, wenn durch eine Scheidung dann noch weitere Menschen auseinander gerissen werden. Die Frage lautet nun: Wenn die Ehe so ein hervorragendes Modell ist, warum gehen dann so viele Ehen kaputt? Jesus hat das natürlich gesehen, die Scheidungsstatistiken waren damals nicht viel besser als bei uns heute. Jesus wusste natürlich, das Problem ist unser menschliches Herz, ist unser Egoismus, ist unsere Lieblosigkeit. Das ist das Problem. Und deshalb gibt es in dieser Welt auch keine perfekte Ehe. Unsere Ehen sollten ein Duett sein, wo zwei miteinander singen, zweistimmig, herrlich. Und wie oft werden sie zum Duell, wo zwei gegeneinander kämpfen! Aber es gibt glückliche Ehen zwischen unvollkommenen Menschen. Das gibt es. Gottes Stiftung funktioniert. Gottes Stiftung ist so gut, dass sie sogar mit uns fehlerhaften Egoisten funktioniert. Und sogar viele Nichtchristen, die gar nicht wissen, dass die Ehe irgendwas mit Gott zu tun hat, selbst die können unter Umständen mit diesem Modell viel glücklicher werden, als ohne Ehe. Allerdings, es wird in der Bibel auch klar gesagt, erst wenn wir als Eheleute den Schöpfer bewusst in unsere Ehe einbeziehen, erst dann werden wir wirklich die ganz große Erfüllung schenken, die Gott uns mit dieser Stiftung geben will.

Dankmar Fischer von der Heilsarmee hat das mal so gesagt. Stellen Sie sich das Wort Ehe vor: EHE. Und er hat gesagt: Ehe, das bedeutet, einer rechts, einer links und der HERR in der Mitte. Sehen Sie, es ist ein Unterschied, ob wir uns nur aneinander festhalten, oder ob wir uns gemeinsam an Christus festhalten können. Es ist ein Unterschied, ob wir angewiesen sind auf unseren guten Charakter, oder ob wir von Christus gehalten und bewahrt werden. Es ist ein Unterschied, ob wir aus uns selbst heraus vergeben müssen und uns immer wieder durchringen oder ob wir von Jesus Vergebung erfahren und die Kraft bekommen, unserem Ehepartner zu vergeben. Das ist ein handfester Unterschied. Gott hat uns sein Ehemodell nicht einfach hingeworfen und hat gesagt, nun seht mal zu wie ihr damit klarkommt. Sondern Gott hat gesagt, ich will bei euch sein auf dem Weg. Es ist bewegend was für einen hohen Stellenwert Gott der Ehe gibt. Und wissen Sie, worin das gipfelt? Die höchste Bedeutung unserer Ehe liegt darin, dass sie ein Abbild, dass sie eine Illustration sein soll für das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde. Sie haben sich nicht verhört, es steht wirklich so in der Bibel, in Epheser 5. Unsere Ehe soll ein Hinweis sein auf Christus und die Gemeinde und zwischen den Ehepartnern soll ein so enges Verhältnis entstehen, wie zwischen Christus und der Gemeinde. Und das ist der wichtigste Grund dafür, warum die Ehe auf lebenslange Dauer angelegt ist.

Christus und seine Gemeinde können nicht geschieden werden. Und eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die völlige Treue Jesu zu seiner Gemeinde. Eine geschiedene Ehe kann nicht mehr hinweisen auf die ewige Geborgenheit, die er uns im Himmel schenken will und auf die unzerstörbare Gemeinschaft, die er seinen Leuten schon auf dieser Erde anbietet. Die Ehe in aller menschlichen Gebrochenheit soll hinweisen auf die Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde. Und nicht zuletzt darum hat Jesus sie für unscheidbar erklärt. Das ist die Regel. Und nun taucht natürlich am Horizont die Frage auf: Gibt es nicht auch Ausnahmen von dieser Regel? Gibt es nicht bestimmte Situationen, in denen Scheidung doch von Gott erlaubt ist? Ich habe mir in Gesprächen mit Betroffenen das oft gewünscht, dass es doch irgendwo in der Bibel eine Möglichkeit gibt, dass Gott uns irgendwie so einen kleinen Notausgang zeigt für Ehen, wo scheinbar alles am Ende ist. Es ist auch nicht so, dass jede Scheidung leichtfertig vorgenommen würde. Oft haben Menschen jahrelang gelitten und miteinander ausgehalten, bevor sie dann schweren Herzens den Trennungsstrich zogen. Manche Frauen haben sich jahrelang schlagen lassen von ihren Männern. Manche Männer und Frauen haben sich jahrelang demütigen lassen durch die ständigen Seitensprünge und Kurbekanntschaften ihrer Ehepartner, bevor sie schließlich zum Scheidungsanwalt gingen. Und auch im Alten Testament gab es doch ein Scheidungsrecht. Was sagt Jesus dazu?

Jetzt kommen wir zum zweiten Punkt: Scheidung. Und wir machen weiter im Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern. Vers 7: „Da fragten sie ihn: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidungsbrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?“ Stimmt das denn? Hat Mose das geboten? Nicht ganz! Und Jesus stellt das auch gleich klar. Er sagt nämlich im nächsten Vers, er hat es erlaubt. Er hat es nicht geboten. Das ist ein riesen Unterschied. Das steht im 5. Buch Mose. In Israel, das müssen Sie wissen, war damals eine chaotische Scheidungspraxis eingebrochen. Und um diese Willkür einzudämmen, um die Hemmschwelle für eine Scheidung anzuheben, hat Gott die Sache mit dem Scheidebrief eingeführt, dass das wenigstens offiziell geschehen  musste, dass der Mann seiner Frau nicht einfach im Dunkeln heimlich verstoßen konnte. Aber mit diesem Scheidebrief hat Gott die Scheidung nicht gut geheißen, sondern Jesus sagt hier: Wegen der Härte eures Herzens, weil ihr so hartherzig seid, weil Gott das Chaos eindämmen musste, darum hat er es gemacht. Und zur Zeit Jesu wurde diese Stelle von den Rabbinern oft missbraucht. Und beispielsweise der Rabbi Hillel lehrte, dass ein Mann sich wegen jeder Kleinigkeit, sei es auch nur wegen eines angebrannten Essens, von seiner Frau scheiden lassen kann. Und Jesus sagt: Leute, Stopp, Mose ist kein Freibrief für eine schnelle Scheidung, sondern Gottes grundsätzliche Haltung zur Scheidung steht beim Propheten Maleachi, Maleachi 2, 16. Da sagt Gott: „Ich hasse die Ehescheidung.“

Und nachdem Jesus das klargestellt hat, geht er noch einen Schritt weiter. Er sagt, okay, im Alten Testament gab es diese Ausnahmeregelung, den Scheidebrief, aber jetzt, wo ich gekommen bin, um euch neues Leben zu bringen, jetzt wo ihr meine Hilfe bekommen könnt, jetzt wo das Reich Gottes da ist, hebe ich diese Ausnahmeregelung wieder auf. Und jetzt setze ich den ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes wieder in Kraft. Und das heißt: Ehe lebenslänglich. Und das heißt auf Deutsch, im Neuen Testament ist die Sache mit dem Scheidebrief nicht mehr möglich. Wer an Jesus glaubt und sich an sein Wort halten will, für den gilt das Ehemodell, das Gott von Anfang an angegeben hat: Ein Mann, eine Frau, ein Fleisch, bis der Tod euch scheidet.

Und jetzt verstehen wir auch diese kurze Fassung in der Bergpredigt besser. Jetzt kommen wir zu Kapitel 5 zurück. In Vers 31 zitiert Jesus praktisch noch mal, wie die Pharisäer das Mosewort umbiegen: Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben. So als ob das völlig harmlos wäre, eine problemlose Scheidungsmöglichkeit. Und Jesus setzt in Vers 32 dagegen und sagt: „Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe“ Also, wer sich von seiner Frau scheidet, der macht, dass sie die Ehe bricht, weil er sie damit in eine neue Ehe treibt. Und die Frauen waren oft schon aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, möglichst wieder zu heiraten. Aber mit der neuen Ehe wurde die alte gebrochen. Und das gilt genauso für den, der eine geschiedene Frau heiratet oder für die, die einen geschiedenen Mann heiratet. Man bricht damit ein in die erste Ehe. Und wir fragen: Warum? Wenn doch die Scheidung passiert ist, ist dann die Ehe nicht schon annulliert, ist man dann nicht frei für eine neue Ehe? Jesus sagt hier: Nicht vor Gott. Vor Gott besteht die Ehe weiter auch nach der Scheidung. Und deshalb, wer eine Geschiedene heiratet, der bricht in die erste Ehe ein, die vor Gott nach wie vor Bestand hat. Damit betont Jesus, was sich durch die ganze Bibel durchzieht. Eine einmal geschlossene Ehe bleibt vor Gott gültig bis einer der beiden Ehepartner stirbt. So hat es Gott von Anfang an geplant. So steht es in Matthäus 19, so sagt es Paulus in Römer 7 und 1. Korinther 7. Eine Frau ist an ihren Mann gebunden und ein Mann ist an seine Frau gebunden bis einer der beiden stirbt.

Allerdings spricht Jesus von einer Ausnahme hier in Vers 32. Da sagt er: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs – und man müsste wörtlich eigentlich übersetzen, wegen Unzucht. Hier steht im Griechischen das Wort porneia, daher kommt etwa unser Ausdruck Pornographie. Gibt es also doch einen Fall? Doch ein Fall, wo ein Christ eine Scheidung anstreben darf? Was ist mit porneia, was ist mit Unzucht hier gemeint? Manche sagen, damit sei der Ehebruch gemeint, also sexuelle Untreue. Und sie folgern dann daraus, also, wenn der Ehepartner sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat, dann darf ein Christ sich scheiden lassen, denn, so sagen sie weiter, Ehebruch löst auch die Ehe vor Gott auf. Also wenn der Ehepartner sexuell untreu geworden ist, habe er damit die Ehe vor Gott ohnehin schon aufgelöst und deshalb darf man sich in diesem Fall notfalls auch scheiden lassen. Ich habe das auch mal für eine Möglichkeit gehalten, aber nach intensivem Studium der verschiedenen Bibelstellen bin ich davon überzeugt, dass es nicht stimmt. Warum? Ich will es Ihnen kurz erläutern.

Nirgendwo in der Bibel wird gelehrt, dass Ehebruch die Ehe vor Gott aufhebt. Nirgendwo wird das gelehrt, sondern die Bibel lehrt das Gegenteil. Sie sagt immer wieder, nur der Tod kann eine Ehe beenden. Und auch wenn Ehebruch schwere Schuld ist, so kann und soll sie doch vergeben werden, wie jede andere Schuld auch. Wir hatten eben gesehen, Sexualität begründet die Ehe nicht. Wenn zwei zusammen schlafen sind sie noch nicht verheiratet. Und genauso sehen wir jetzt, Untreue in der Sexualität kann auch die Ehe nicht ausstreichen, ungültig machen. Also muss mit Unzucht etwas anderes gemeint sein als Ehebruch. Außerdem, wenn das Matthäusevangelium sonst von Ehebruch schreibt, dann steht da nie porneia, sondern dann steht da immer ein anderes Wort. Und wenn nun hier an dieser kritischen Stelle ausgerechnet von porneia, von Unzucht, die Rede ist, deutet das darauf hin, dass etwas anderes gemeint ist. Aber was? Was kann porneia bedeuten? Weshalb darf man sich scheiden lassen?

Die Antwort ist verblüffend. Wir finden sie, wenn wir noch mal zu Matthäus 19 zurück gehen. Die Pharisäer wollten Jesus reinlegen und der Zusammenhang zeigt, wo dieses Gespräch stattfindet, nämlich in Peräa. Und wissen Sie, wer in Peräa herrschte? Herodes Antipas. Es war bekannt damals, Herodes Antipas hatte seine Nichte geheiratet, also eine Blutsverwandte. Und im Alten Testament waren diese sogenannten blutschänderischen Ehen streng verboten. Die sind ja auch heute verboten, Verwandtschaftsehen. Sie fielen unter den Tatbestand der porneia, der Unzucht. Ehen unter Blutsverwandten galten nicht als echte Ehen. Und wir können uns vorstellen wie die Pharisäer jetzt Jesus provozieren wollen, er solle doch jetzt etwas zu der blutschänderischen Ehe des Herodes Antipas sagen. Nun wie ist es nun mit der Scheidung? Soll er nun mit seiner Nichte weiter zusammenleben? Und Jesus sagt, Scheidung ist grundsätzlich unmöglich, es sei denn wegen porneia, also wegen blutschänderischen Ehen, wegen Verwandten. Warum können diese Ehen aufgelöst werden? Weil sie vor Gott gar keine Ehen sind.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Aber Verwandtschaftsehen sind keine biblischen Ehen, die hat Gott nicht zusammengefügt. Und wer diese auflöst, der scheidet nicht etwas, das Gott zusammengefügt hat. Jesus kann das mit der porneia so im Nebensatz sagen, weil alle Juden wussten, dass so eine Ehe keine echte Ehe ist und deshalb problemlos geschieden werden kann. Und wenn man diesen Zusammenhang mal begriffen hat, ich kann das jetzt nur kurz andeuten, dann passt alles zusammen. Dann werden einem viele Einzelheiten klar, die vorher völlig unklar waren. Zum Beispiel auch, dass diese Ausnahmeklausel, es sei denn wegen porneia, nur im Matthäusevangelium steht. Warum denn das? Das Matthäusevangelium richtet sich vor allem an Judenchristen. Und unter den Juden waren diese blutschänderischen Ehen in den Herrscherhäusern ein Thema. Das war eine typisch jüdische Diskussion. Bei Markus und bei Lukas wird diese Ausnahmeklausel gar nicht berichtet. Warum? Weil das unter deren Lesern überhaupt kein Thema war. Bei Lukas reicht es, wenn in Lukas 16 steht: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe. Also, Markus und Lukas haben diese Ausnahmeklausel über die porneia gar nicht, weil das eine typisch jüdische Diskussion war.

Und jetzt versuche ich das Ganze zusammen zu fassen. Jesus sagt, im Reich Gottes gibt es vom Wort Gottes her keine Möglichkeit für einen Christen eine Scheidung aktiv anzustreben. Auf die Ausnahmeklausel es sei denn wegen Unzucht können wir uns nicht beziehen, weil eine Verwandtschaftsehe bei uns kein Problem ist, weil vom Staat gar nicht erlaubt. Der bekannte Eheseelsorger Theodor Bovet hat richtig gesagt: Diese Klausel ist heute auf keine christliche Ehe anwendbar. Eine echte Ehe, ob nun Christen oder Nichtchristen, ist Gottes Stiftung und bleibt gültig. Und wir müssen ganz klar sehen, das Nein zur Scheidung ist eine Folge des klaren Ja, das Gott zur Ehe sagt. Wenn der Ehepartner eine Scheidung anstrebt, sollte ein Christ versuchen, das zu verhindern. Er soll kämpfen um seine Ehe. Allerdings, so schreibt Paulus auch im 1. Korintherbrief, wenn der ungläubige Partner auf Scheidung besteht und sich durch nichts abhalten lässt, dann kann der Christ nichts anderes machen, als ihn ziehen zu lassen. Aber von sich aus soll ein Christ keine Scheidung anstreben.

Und liebe Gemeinde, wenn einem diese Tragweite mal bewusst wird, dann kann man eigentlich nur erschrecken, wie die Jünger in Matthäus 19. Am Ende sagen sie nämlich: Wenn das so ist, Jesus, dann lassen wir am Besten die Hände ganz weg von der Ehe. Die waren erschrocken und ich denke, wir sind es auch. Was kann denn zum Beispiel eine Frau machen, die um die Gesundheit ihrer kleinen Kinder fürchtet, wenn der Mann ständig betrunken nach Hause kommt und alle verprügelt? In einem solchen Fall kann es angezeigt sein, denke ich, dass wir der Mutter helfen, erst einmal ein Ersatzquartier zu finden, wo sie für einige Zeit mal in Sicherheit ist. Und wir müssen mit dem Mann reden und versuchen, ihn auf einen anderen Weg zurückzubringen. Nur, zur Scheidung würde ich auch in einem solchen Fall nicht raten, weil Gottes Wort so eindeutig dagegen steht. Und wollen wir klüger sein als Er? Wollen wir Eheprobleme richtiger einschätzen als Gott, der die Ehe erfunden hat?

Damit führt uns Gottes Wort zu einer letzten Konsequenz, die wir auch nicht einfach über die Lippen bringen. Denn auch zur Frage der Wiederheirat gibt uns Jesus ein klares Gebot. Er sagt in Matthäus 5, 32: „und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe“ Und in Lukas 16 und in Markus 10 sagt er das Gleiche. Und Paulus unterstreicht das auch noch mal in 1. Korinther 7, 10-11. Er sagt: Den Verheirateten gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von dem Mann scheiden soll und genau so der Mann seine Frau nicht verstoßen soll. Hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen. Nach allem, was wir jetzt gesagt haben, ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Wenn eine Ehe wirklich unauflöslich ist und vor Gott Bestand hat, bis einer von beiden stirbt, dann ist jede weitere Heirat, trotz erfolgter Scheidung, ein Brechen der ersten Ehe. Und das ist menschlich so verständlich, dass wir immer wieder versuchen, ein Schlupfloch zu finden, um diese eindeutigen Aussagen irgendwie zu entkräften, weil wir jedem Menschen, der geschieden ist, so sehr wünschen, dass er wieder heiraten kann und wünschen, dass er ein neues Eheglück findet. Und doch, bei allem guten Willen, handeln wir töricht, wenn wir Gottes Wort umgehen. Wir wissen es nicht besser als Gott! Er hat ja gesagt, dass seine Wege oft höher sind als unsere. Aber er hat auch versprochen, dass er es immer – und wenn Gott immer sagt, dann meint er auch immer – gut meint mit uns. Und er hat dafür garantiert, dass wir im Rückblick einmal erkennen werden, dass der Gehorsam sich gelohnt hat, dass Gottes Weg ein guter Weg war. Und manchmal blitzt schon jetzt auf, mitten in dieser gezeichneten Welt, wie Gott Gehorsam auch an dieser Stelle belohnt.

Ich habe vor einigen Wochen einen Vortrag in Hannover gehalten, wo es unter anderem auch um diese Frage ging. Hinterher gab es natürlich eine sehr lebhafte, aber bedachte, Diskussion. Und da meldete sich ein junger Mann zu Wort und sagte sinngemäß: ‚Ich habe vor einigen Jahren begriffen, warum Jesus Wiederheirat verbietet. Meine Eltern hatten sich scheiden lassen. Dann waren sie zehn Jahre auseinander und nach diesen zehn Jahren haben sie wie durch ein Wunder wieder zusammen gefunden. Und jetzt ist wirklich alles wieder heil geworden. Hätte einer von beiden vorher wieder geheiratet, dann wäre der Rückweg für immer abgeschnitten gewesen. Ich habe gemerkt, Jesu Verbot ist ein Ja zum Leben.’ Und deswegen zeigt Paulus diese beiden Wege auf. Entweder allein bleiben oder, noch besser, sich versöhnen. Und wir wissen natürlich, dass sich nicht alle Scheidungsnöte auf dieser Welt so wunderbar auflösen, wie in diesem Fall. Jesus hat nirgendwo die Garantie gegeben, wenn du lange genug wartest, dann kommt dein Partner auf alle Fälle wieder zurück. Und doch mutet er es seinen Leuten zu: Gib deinen Mann nicht auf, gib deine Frau nicht auf! Halte fest an der Ehe. Und wenn ihr schon geschieden seid, dann laß ihm, laß ihr den Rückweg offen.

Das Scheidungsrecht in unserem Land hat die Schwelle immer weiter gesenkt, macht die Scheidung immer einfacher. Und doch kann ein Christ, wenn er nicht einwilligt in den Scheidungsprozess, diesen hinauszögern und vielleicht kann ja das die Chance für den anderen sein, dass er doch noch zurückfindet. Ich gebe zu, das mutet uns völlig unmöglich an, wie so vieles in der Bergpredigt. Und doch gilt auch hier: Jesus meint es gut. Und Jesus fordert nur, was er gibt. Und deshalb mutet er uns eines nicht zu. Er mutet es uns nicht zu, dass wir alleine und auf eigene Kraft da hindurch müssen. Das mutet er uns nicht zu, sondern er gibt auch Hilfe zum tragen. Und so lassen Sie mich jetzt zum Abschluss – und ich denke, dass ist wichtig, dass wir das noch mitnehmen – noch mal andeuten, wie diese Krisenhilfe aussieht, die Gott uns gibt.

Viertens also: Gottes Krisenhilfe. Wie sieht sie aus für den, der bereits geschieden ist und wieder geheiratet hat? Vielleicht ist ihnen das Gewissen schwer geworden. Vielleicht nicht erst heute, vielleicht ja schon früher, weil sie ihre Schuld vor Gott erkannt haben. Und dann gilt, was immer gilt, wenn Gott in unserem Leben Schuld aufdeckt. Wir dürfen zu ihm hingehen und ihn um Vergebung bitten und er bringt es in Ordnung. Was geschehen ist, können Sie nicht ungeschehen machen, auch nicht, wenn Sie die neu geschlossene Ehe wieder auflösen würden. Das wäre ja auch wieder eine Scheidung und noch mehr Schmerz und noch mehr Trennung. Jesus bietet Ihnen Vergebung an. Das ist seine Krisenhilfe. Und so macht er es doch immer mit uns. Er deckt uns unsere Schuld auf. Und Ehebruch ist doch nur eine Schuld, wir haben doch alle so viele, viele andere Sachen auf dem Kerbholz und er deckt das auf. Er zeigt es mir und verlangt von mir, dass ich es zugebe und einsehe, dass ich mich darunter beuge und sage: Herr, vergib mir! Und dann tut er’s und dann ändert das ganz viel. Wenn Jesus in meinem Leben Schuld aufgedeckt und bereinigt hat, dann hat das immer viel geändert. Und dann können wir wieder durchatmen und nach Vorne gucken. Aber bekennen müssen wir es vor ihm.

Gott Krisenhilfe, wie sieht sie aus für den, der nach seiner Scheidung allein dasteht und sich so sehr nach einer neuen Ehe sehnt? Vielleicht sind Sie innerlich empört über Jesus. Vielleicht sind Sie sogar froh, Ihren Ehepartner endlich los zu sein und können sich gar nicht vorstellen, dass es einmal zu einer Versöhnung kommen könnte. Jesus verspricht uns, es lohnt sich, wenn wir seinem Wort vertrauen und gehorchen, auch da, wo wir es nicht verstehen. Und er sagt, dass unser Leben nie erfüllter werden kann, als wenn wir ihm gehorchen. In Matthäus 11 hat er das mal so ausgedrückt: „Nehmt auf euch mein Joch, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Das heißt, kommt unter meine Zügel, unter meine Führung, und ihr werdet euch nicht wundscheuern. Es wird euch oft schwer vorkommen, was ich euch zumute, aber mein Joch ist sanft und ihr kommt durch. Und dann fügt er hinzu: „So werdet ihr Frieden finden.“ So werdet ihr zur Ruhe kommen und auch mit euerer Einsamkeit fertig werden. Die wichtigste Krisenhilfe, die Jesus den Christen bietet, ist seine Nähe, Jesu Nähe. Und dann gibt er den Christen noch eine Krisenhilfe, und das ist die Gemeinde. Paulus hat der Gemeinde immer wieder eingeschärft, Leute ihr tragt eine Verantwortung. Und das schärft Paulus uns heute genau so ein: Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit. Wenn ein Glied leidet, weil es allein steht, weil es verwitwet ist, weil es geschieden ist und mit der Einsamkeit nicht klarkommt, dann leiden alle Glieder, dann leidet die ganze Gemeinde mit. Und ich denke, wir als Gemeinde müssen uns heute bei diesem Thema ganz neu bei unserer Verantwortung packen lassen.

Und wie sieht Gottes Krisenhilfe aus für den, der kurz davor ist, die Brocken hinzuschmeißen, alles hinzuwerfen, weil die Ehe so furchtbar bedrängend und unglücklich geworden ist? Und viele Leute und Freunde sagen ihnen, und sie meinen es gut: Hört auf. Ihr quält euch nur. Es gibt keinen Ausweg. Und vielleicht haben Sie heute auch gedacht, du da oben hast gut reden. Du musst das ja nicht jeden Tag aushalten wie ich. Was ist Gottes Krisenhilfe? Es gibt die Möglichkeit mit einem Christen zu reden. Am Besten mit einem Seelsorger, der in Ehefragen viel Erfahrung hat. Und da können wir auch gute Kontakte vermitteln. Diese Eheseelsorger können keine Patentlösung anbieten, aber einzelne Schritte. Das ist Gottes Krisenhilfe. Geh zu einem Christen, der dich beraten kann. Und Gott stellt sich dir zur Verfügung. Gott wartet, dass du zu ihm betest. Gott wartet, dass du deinen ganzen Frust über deine Ehe ihm sagst und ihm hinschreist. Und dann wird Gott Ihnen sagen, fang du an zu vergeben. Und drohen Sie nicht mit Scheidung. Drohen Sie ihrem Mann oder ihrer Frau nie mit Scheidung. Das macht viele unsicher, das macht sie nur bitter und viel verschlossener. Das klingt so einfach, was ich sage. Das haben Sie schon so oft gehört. Aber wenn Jesus wirklich lebt, dann ist es wahr und dann kann er eingreifen. Krisenhilfe.

Tja, und wenn es in ihrer Ehe einfach still und kalt geworden sein sollte, dann lassen Sie sich daran erinnern, es ist immer noch Gottes Stiftung, in der Sie leben. Und über ihrer Ehe, egal wie sie selber darüber denken, über ihrer Ehe steht Gottes großes Ja, immer noch. Und er will, dass Sie glücklich werden. Und er kann das machen, wenn Sie bereit sind mitzuziehen. Und so bitten Sie Gott heute noch, dass er Ihnen den nächsten kleinen Schritt zeigt. Und bitten Sie Gott um Vergebung, dass Sie vielleicht irgendwann einmal Ihren Ehepartner abgeschrieben haben und innerlich gesagt haben: Es bringt ja doch nichts. Bekennen Sie das vor Gott. Und fangen Sie mal wieder an mit kleinen Gesten. Sagen Sie doch Ihrer Ehefrau heute Mittag, nachher, wie gut sie das gemacht hat. Nehmen Sie sie doch mal wieder dafür in den Arm. Und wenn Sie wissen, dass Ihr Ehemann so gerne nachmittags wandert, dann schlagen Sie ihm das doch heute mal vor und gehen Sie mit. Und vielleicht schaffen Sie sich das Ehebuch von Cochlovius an. Vielleicht sind sie beide Christen und haben schon monatelang nicht mehr zusammen gebetet. Hier in der Gemeinde schon, aber nicht bei Ihnen zuhause im Wohn- oder Schlafzimmer. Dann fangen Sie doch heute Abend wieder damit an. Und setzen Sie sich hin und reden Sie gemeinsam mit Jesus über Ihre Situation.

Und wenn Sie glücklich sind über Ihren Ehepartner und über Ihre Ehe, dann freuen Sie sich darüber wie über ein Riesengeschenk. Und sagen Sie es heute noch Gott. Sagen Sie: Ich danke Dir für meine Ehe! Und sagen Sie es Ihrem Ehepartner heute: Du, ich bin so froh, dass ich Dich habe. Und sagen Sie es Ihren Kindern: Was haben wir es gut, dass wir unsere Mutter haben. Was war ich klug, dass ich die damals geheiratet habe. Und fragen Sie sich: Wo ist in unserer Gemeinde oder in unserer Nachbarschaft ein Ehepaar, um das wir uns kümmern sollen, weil sie in Schwierigkeiten sind? Und wo ist vielleicht jemand einsam, an den wir ein Stück von unserem Glück weitergeben können?

Zu welcher Gruppe Sie auch gehören, Gott hat tausend Wege, um in Ihre Situation einzugreifen. Und wenn es noch so düster aussieht. Gott hat sich für zuständig erklärt für Ihre Situation und deshalb lohnt sich ihr Beten genau so, wie das Gebet einer gewissen Frau Rubens im Jahr 1517, mit der ich jetzt schließe. Alles ging kaputt. Ehe kaputt, Familie kaputt, Zukunft kaputt. Ihr Mann, Jan Rubens, war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt. Das war damals noch möglich. Aber diese Frau Rubens gab nicht auf und einmal schrieb sie ihm diese Zeilen ins Gefängnis nach Antwerpen: „Mein lieber und sehr geliebter Mann! Ich vergebe Euch, jetzt und immer. Ihr seid in so großen Ängsten, woraus ich Euch gern erretten würde. Wie könnte ich Euch hassen? Wie könnte ich Euch diese Sünde nicht vergeben, verglichen mit so viel Sünden, für die ich selbst alle Tage Vergebung bei meinem himmlischen Vater erflehe? Ich werde mit ganzer Kraft Gott für Euch bitten und mit mir unsere Kinder.“ Wer von Gottes Vergebung lebt, wird den Partner nicht ewig auf die alte Schuld festnageln. Nach zwei Jahren Haft wurden die Gebete erhört. Jan Rubens kam frei. Die Familie ging nun gemeinsam nach Wien und dort wurde dem Ehepaar noch mal ein Sohn geboren. Der später weltberühmte Maler Peter Paul Rubens. Gott hat mehr als tausend Möglichkeiten. Und darum haben Sie Zukunft. Vertrauen Sie sich ihm an. Amen.