Das Neue Testament aus jüdischer Perspektive - Teil 04/17 - Vortrag 3/7 - Die Lehre Jesu und der Konflikt mit dem Pharisäern

27.02.2016 10:30 Uhr
Feriendorf Groß Väter See, Groß Väter 34, 17268 Templin-Groß Dölln

Ja wir wollen weitermachen. In der Gliederung ist das die Seite 7. Bevor wir uns diesen Teil unseres Studiums zuwenden, möchte ich euch bitten zunächst Johannes Kapitel 15 mit mir aufzuschlagen. Der Schlüsselvers oder den Schlüsselabschnitt in Johannes 15 finden wir im Vers 24: “wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat.“ Bitte beachtet ganz genau diese Aussage in Johannes 15 Vers 24. Der Herr Jesus sagt, er hat den Anspruch, Wunder zu tun, die kein anderer vor ihm getan hat. Es gab viele Wunder, die zuvor getan wurden, zum Beispiel von Elia oder Elisa. Aber es gibt besondere Wunder, die nur durch den Herrn Jesus getan wurden und die nie zuvor oder überhaupt jemand anderes getan hat. Und wir werden feststellen, wenn wir uns diesen Wundern zuwenden, dass eben diese besonderen Wunder viel mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, als alle anderen Wunder, die er getan hat. 

 

 Jetzt können wir uns diese Seite 7 in eurer Übersicht vornehmen. Es geht hier um die Heilung eines jüdischen Aussätzigen. Der Aussatz findet im Mosaischen Gesetz ganz besondere Beachtung. Tatsache ist, dass sogar 2 ganz lange Kapitel im Mosaischen Gesetz sich nur um das Problem des Aussatzes drehen. 3. Mose Kapitel 13 und 14. Diese beiden Kapitel 3. Mose 13 und 14 haben jeweils mehr als 50 Verse, das heißt im Mosaischen Gesetz sind über 100 Verse, die sich nur um den Aussatz drehen. Wir können sagen, es gibt keine andere Krankheit, kein anderes physisches körperliches Gebrechen, was derartige Aufmerksamkeit und in einem derartigen Umfang behandelt wurde, wie das Problem des Aussatzes. 

 

Nach dem Gesetz konnte nur ein Priester jemanden als Aussätzig erklären. An dem Tag, an dem ein Priester jemanden als Aussätzig erklärte, musste er an dem Tag seine Kleider zerreißen und auch von nun ab immer wieder sagen “Aussatz, Aussatz“, wenn er jemandem begegnete. So war er von der jüdischen Gesellschaft ausgeschlossen und konnte an dem normalen jüdischen Teil des Lebens nicht mehr teilhaben. Und es gab einen speziellen Ort in der jüdischen Gesellschaft, der gerade nur den Aussätzigen vorbehalten war. Ein Aussätziger musste auch sein Angesicht bedeckt halten, von der Nase abwärts. Es war eben nicht erlaubt, sich der Stiftshütte oder dem Tempel zu nähern, dort einzutreten und damit war es ihm auch unmöglich, von den geistlichen Segnungen dieser Gottesdienste an der Stiftshütte oder am Tempel teilzuhaben. Und wenn jemand auf ihn zukam auf der Straße und er traf auf ihn, dann musste er ihn warnen, nicht mit den Worten „Aussatz, Aussatz“ sondern „unrein, unrein“. Und jeder, der einen Aussätzigen berührte, machte sich selbst zeremoniell unrein.  

 

Warum ist dieser Hintergrund so wichtig? Es ist bezeichnend, dass von dem Tag an, wo das Mosaische Gesetz abgeschlossen war, kein einziger Jude vom Aussatz geheilt wurde. Wenn ihr an Miriam jetzt denkt, das war vor dem Abschluss des Mosaischen Gesetzes. Und wenn ihr an der Naaman denkt, das war kein Jude. Er war Syrer. Und deswegen noch einmal, es ist so bezeichnend, dass seit Abschluss des Kanons des Mosaischen Gesetz, es keinen Bericht gibt, dass ein einziger Jude je vom Aussatz geheilt wurde. Und trotzdem wird interessanterweise im Mosaischen Gesetz das detailliert beschrieben, was getan werden musste, wenn ein Jude vom Aussatz geheilt wurde. Ich fasse euch das hier zusammen. Das Gesetz sagt: Wenn ein Jude, der vom Aussatz geheilt wurde, er das erlebt hatte, dann hatte er die Verpflichtung, zu einem Priester zu gehen und ihm das anzuzeigen. Er musste ihm sagen: „Ich war aussätzig und nun bin ich geheilt.“ Und an jenem Tag mussten Opfer von 2 Vögeln gebracht werden. Der eine Vogel wurde geopfert, indem sein Blut vergossen wurde. Und dann haben sie den zweiten Vogel genommen, haben ihn in das Blut des ersten getaucht und ihn freigelassen. Der zweite Schritt war: Für die nächsten 7 Tage mussten die Priester diesen vermeintlich oder tatsächlich geheilten untersuchen, um 2 Fragen eindeutig klären zu können. Erstens mussten sie prüfen: War er wirklich mal als Aussätzig bezeichnet worden durch einen Priester? Weil es ja nur einem Priester vorbehalten war, jemanden als Aussätzig zu erklären, deshalb musste es ja auch eine Aufzeichnung darüber geben. Die zweite Frage die sie klären mussten, war: Ist er wirklich vom Aussatz geheilt worden? Deswegen wurde sein gesamter Körper über 7 Tage sehr akribisch untersucht. Seine gesamten Haare wurden abrasiert, inklusive seiner Augenbrauen. Und daraus ergab sich dann eine dritte Frage: Sollte er tatsächlich geheilt sein, was waren die Umstände seiner Heilung? Um zu klären, ob das wirklich eine zulässige Heilung war oder ob das eine unzulässige Heilung war. Sollten alle diese Fragen befriedigend beantwortet sein, dann wurde der achte Tag zu einem Tag von sehr umfangreichen Ritualen. Da wurden verschiedene Opfer dargebracht. Ein Sühnopfer und ein Schuldopfer, und ein Brandopfer und ein Speiseopfer. Dann haben Sie das Blut dieses Sühneopfers genommen und haben dieses Blut an 3 verschiedenen Stellen dieses Körpers, dieses Mannes angebracht: am rechten Ohrläppchen, am rechten Daumen und am rechten großen Zeh. Sie haben den gleichen Prozess auch mit dem Sündopfer wiederholt. Und diese Zeremonie endete dann mit der Anbringung von Salböl , wieder an den gleichen 3 Stellen dieses gleichen Mannes. Erst nach diesen Ritualen des achten Tages war es diesem Juden erlaubt, wieder in die jüdische Gesellschaft einzutreten. Das bedeutete für ihn auch, dass er zum ersten Mal wieder auf das Gelände der Stiftshütte oder des Tempels gehen durfte, um von den geistlichen Segnungen zu profitieren. 

 

Interessanterweise gab Mose dem Volk all diese detaillierten Erklärungen, was zu tun war, wenn ein Jude vom Aussatz geheilt wurde. Bezeichnenderweise haben sie nicht ein einziges Mal die Gelegenheit, dieses umfangreiche Regelwerk zu befolgen. Von dem Tag an, wo das Mosaische Gesetz gegeben und abgeschlossen war, gab es keinen Juden, der je vom Aussatz geheilt wurde. In den rabbinischen Schriften finden wir die unterschiedlichsten Heilungsmethoden für die unterschiedlichsten Leiden. Bezeichnenderweise wurde der Aussatz von diesen Heilungsmethoden in den rabbinischen Schriften ausgenommen. Das Mosaische Gesetz sagt ja unter anderem, dass Gott den Ungehorsam des Volkes durch Aussatz strafte. Das führte im Umkehrschluss dazu, dass die Rabbiner lehrten: Wenn ein Jude vom Aussatz behaftet war, dann musste sich das irgendwie um ein göttliches Gericht handeln. Das führte zu dem Denken in der rabbinischen Tradition und Theologie des ersten Jahrhunderts, dass die Rabbiner sagten: Wenn tatsächlich ein Jude vom Aussatz geheilt wird, das ist der Tag wo der Messias kommt. 

 

Wir haben ja zuvor schon durch den Vers in Johannes 15 Vers 24 festgestellt: Offensichtlich kannten die Juden 2 verschiedene Kategorien von Wundern. Da gab es die eine Kategorie von Wundern, die konnte schlicht und ergreifend jeder tun, wenn Gott ihm die Macht darüber gab. Aber das Judentum glaubte und lehrte zu dem Zeitpunkt schon, dass es auch noch eine zweite Kategorie von Wundern gibt und die könnte dann nur der Messias tun. Und in dieser zweiten Kategorie fanden sich drei große Wunder. 

 

Und das erste dieser besonderen, ausgesonderten Wunder sozusagen, war die Heilung eines jüdischen Aussätzige. 

Ihr seht wieder, wenn wir diesen jüdischen Hintergrund verstehen, dann können wir auch besser verstehen, warum die Dinge hier so passieren, wie sie passieren. In Markus 1, 40 und im Matthäus Kapitel 8, 2 heißt es ja nur schlicht und ergreifend: “Der Mann war ein Aussätziger“ aber ihr wisst, Lukas als Arzt war immer etwas genauer, gerade wenn es um physiologische Dinge ging. Deswegen schreib Lukas, das war nicht irgendein Aussätziger. Dieser Mann war voll des Aussatzes. Das heißt mit anderen Worten, der Aussatz war an diesem Mann so fortgeschritten, dass es nicht mehr lange dauern sollte, dass er daran sterben würde. So sagt Markus in Kapitel 1 Vers 40 nicht: Wenn du willst, dann kannst du mich heilen, sondern er sagt: Wenn du willst, so kannst du mich reinigen. Ihr wisst, seit dem Tag, wo er als Aussätziger erklärt wurde von einem Priester, war er die ganze Zeit unrein. Und der Messias war willig. So heißt es in Lukas Kapitel 13: “Er streckte seine Hand aus und rührte ihn an.“ Der Messias musste ihn mitnichten anrühren um ihn zu heilen. Er kann über lange Distanz heilen. Ihr wisst doch wo der Sohn dieses edlen Mannes von Capernaum krank zu Hause war. Und Jesus befand sich zu dem Zeitpunkt in Kana. Das war 30 Kilometer entfernt. Der Herr Jesus hatte überhaupt kein Problem damit, jemanden zu heilen, der sogar 30 Kilometer entfernt war. Aber ihr versteht, gerade in diesem Kontext des Aussatzes ist auch dieses Berühren etwas ganz Besonderes. Das zeigt die Liebe des Messias für diesen Aussätzigen. Denn das war das erste Mal, dass dieser Mann je wieder berührt wurde, seitdem Tag, wo er als Aussätziger erklärt wurde und aufgrund des Fortgeschrittenseins war das vor einer langen Zeit. Und dieses Berühren war ausreichend für eine vollkommene, spontane Heilung. Lasst uns in Lukas den Vers 14 lesen: “Und er gebot ihm, dass er es niemanden sagen sollte. Geh aber hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.“ Er sagt dem Mann auf den Kopf zu: Verlier jetzt keine Zeit und verstrick dich nicht in irgendwelche Gespräche. Geh bitte direkt zu den Priestern und beginne das, was durch das Mosaische Gesetz geboten wurde für deine Reinigung. Und das wird die Erfüllung des Mosaischen Gesetzes sein. Aber der Herr Jesus sagt, Es gibt noch einen zweiten Grund, warum er das machen soll. Als ein Zeugnis für sie. Wer ist mit diesen „ihnen“ gemeint? Die jüdischen Leiter jener Tage, die ihn ja untersuchen mussten, ob er tatsächlich ein Aussätziger war. 

 

Das ist offensichtlich ein sehr kritischer Moment in seinem öffentlichen Dienst und so zieht sich der Herr Jesus für eine Zeit in die Wüste zurück um zu beten. Warum ist jetzt so ein kritischer Moment? Aufgrund dessen, was als nächstes geschehen sollte. Wenn ihr euch Markus den Vers 45 anschaut Markus 1. Da heißt es in der Mitte des Verses,  dass es von nun ab dem Herrn Jesus unmöglich war, öffentlich in eine Stadt zu gehen. Bitte beachtet, zu diesem Zeitpunkt seines öffentlichen Dienstes hatte der Herr Jesus schon eine Vielzahl von Wundern vollbrach, aber keines dieser Wunder, die er bis dahin getan hat, hat die Aufmerksamkeit auf ihn gezogen, wie dieses Wunder. Das hat dazu geführt, dass es dem Herrn Jesus überhaupt nicht mehr möglich war, öffentlich in die Stadt zu gehen. Weil die Juden sehr wohl verstanden hatte: Das ist ein Wunder, von dem es heißt, nur der Messias kann es tun.  

 

Und das leitet das nächste Ereignis ein, was wir hier in unserer Übersicht unter Punkt 2 finden. Das rabbinische Gesetz hat ferner vorgeschrieben: Sollte es tatsächlich irgendwo eine messianische Bewegung geben, dann musst du die in 2 Phasen untersucht werden. Diese erste Phase hat man die Phase der Beobachtung genannt. Das bedeutete, während dieser Phase der Beobachtung wurde eine Delegation der jüdischen Leiterschaft hingesandt zu dieser messianischen Bewegung und sie durften nichts weiter tun, als nur beobachten. Sie durften keine Fragen stellen, sie durften auch keine Einwände erheben. Alles was sie tun konnten, war lediglich beobachten, nämlich was gesagt und getan wurde. 

Diese Delegation hatte dann die Aufgabe, nach der Phase der Beobachtung zurückzugehen nach Jerusalem, ihre Beobachtungen dort mitzuteilen und zu einer Entscheidung zu kommen. Sie mussten nach dieser ersten Phase der Beobachtung zu einem Entschluss kommen: Handelt es sich hier um eine bedeutsame messianische Bewegung oder ist es unbedeutend? Wenn sie zu dem Schluss gekommen sind: Das ist unbedeutend, dann wurde die Sache fallen gelassen. 

Wenn sie aber als jüdischer Leiterschaft zu dem Schluss gekommen sind, das ist eine signifikante messianische Bewegung, dann wurde eine zweite Delegation losgeschickt. 

Diese zweite Delegation, die durfte dann Fragen stellen und die durfte auch Einwände erheben. Mit der Aufgabe, eine Grundlage zu finden, ob man diesen Anspruch dieses Mannes, der Messias zu sein, annehmen oder ablehnen sollte. Johannes der Täufer hat doch zuvor schon diesen zukünftigen König und sein Reich angekündigt. Diese Ankündigung des Johannes des Täufers hatte ja eindeutig einen messianischen Unterton und deswegen durchlief auch Johannes der Täufer schon diese Untersuchung. Und auch der Herr Jesus selbst durchläuft diese 2 Phasen der jüdischen Leiterschaft. 

 

Deswegen kam es dann zu einer zweiten Phase, hier diese Phase der Beobachtung. Markus Kapitel 2 Vers 1 zeigt uns, wo diese Phase der Beobachtung stattfand, nämlich in Kapernaum. Es ist eine 3 - Tagesreise zu Fuß von Jerusalem entfernt. Lasst uns aus dem Lukas Evangelium den Vers 17 lesen: “Und es begab sich eines Tages, als er lehrte, dass auch Pharisäer und Schriftgelehrte dasaßen, die gekommen waren aus allen Orten in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem. Und die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte.“ Schaut mal bitte, um was es sich nicht handelt. 

Lukas ist sehr deutlich und genau und sagt, das waren nicht irgendwelche lokalen Pharisäer, die mal dabei gesessen haben, was der Herr Jesus gerade gelehrt oder getan. 

Lukas ist hier wieder mal wesentlich genauer. Der sagt hier, dass die ganzen Pharisäer und Schriftgelehrten aus allen Orten in Galiläa, Judäa und Jerusalem zusammengekommen waren. Er sagt, sie kamen aus allen Orten in Galiläa und Judäa und selbst aus Jerusalem. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist folgende: Warum kommen auf einmal die ganzen Leiter der jüdischen damaligen Gesellschaft, alle in diesen kleinen Ort Kapernaum? Warum waren sie alle da? Da gab es keinen großen Baptistenkongress in diesem Ort. Das ist die Antwort, die Reaktion der jüdischen Leiterschaft auf das, was zuvor geschehen war: die Heilung eines jüdischen Aussätzigen. Normalerweise wäre es nicht notwendig gewesen, dass die ganzen Leiter sich dort zur Phase der Beobachtung versammeln. Eine kleine Delegation, grad so wie sie es bei Johannes dem Täufer gemacht haben, wäre doch völlig ausreichend gewesen. Aber schaut, diesmal musste die geistliche Elite Israels nicht eine Antwort auf jemanden finden, der einfach nur behauptet hat, der Messias zu sein. 

Sondern jetzt mussten sie eine Reaktion, eine Antwort finden auf jemanden, der nicht nur sagte, sondern tat, von dem sie lehrten, dass es nur der Messias tun kann. 

 

In dieser Konferenz ist es uns nicht möglich, jedes Detail dieser Phase der Beobachtung zu besprechen. Aber schaut mal, als er dann das nächste Wunder tut, wo er diesen Lahmen heilt, erhebt er ja sogar den Anspruch, ich hab die macht, Sünden zu vergeben. Sünden in einem Sinne der Errettung zu vergeben, war etwas, was selbstverständlich ausschließlich Gott vorbehalten ist. Das hat in den Köpfen der anwesenden Leiter noch viel größere Fragezeichen hervorgerufen. Aber erinnert euch nochmal daran, in welcher Phase befindet sich hier die Delegation? In der Phase der Beobachtung, das heißt, es war ihnen nicht erlaubt, Fragen zu stellen oder Einwände zu erheben. Und deswegen heißt es am Ende von Vers 6 aus Markus 2: “sie dachten“ Wo? „in ihren Herzen.“ Genauso sagt es auch Matthäus im Kapitel im Vers 3, dass sie unter sich Sprachen oder bei sich selbst sprachen. 

Am Ende vom Vers 22 aus Lukas 5 heißt es auch: "Warum denkt ihr so in euren Herzen?“ Versteht ihr, wenn ihr den jüdischen Hintergrund vor Augen habt, wie zum Beispiel, dass sich diese Delegation in der Phase der Beobachtung befand, dann versteht ihr auch diese kleinen Hinweise, dass sie nicht Einwände erhoben haben sondern einfach nur bei sich dachten. Es war ihnen gar nicht erlaubt zu diesem Zeitpunkt, dieser Phase der Beobachtung irgendwelche Einwände zu erheben oder Fragen zu stellen. 

 

Am Ende dieses Zusammentreffens tut der Herr Jesus das, was er vorher sagte. Er heilt diesen Gelähmten und bestätigt damit, dass er das ist, was er von sich selbst behauptet. Und ihr könnt euch sehr wohl vorstellen, dass diese ganzen Leiter dann nach Jerusalem zurückgegangen sind und nach diesen Ereignissen sehr wohl zu dem Schluss gekommen sind: Das ist eine bedeutsame messianische Bewegung. Und das führte die Elite in die zweite Phase, das ist die Seite 8 der Punkt 3 auf eurer Übersicht, die Phase des Verhörs. Es ist die Phase des Verhörs. Das steht im Zusammenhang mit der Wahl der nächsten 7 Jünger, darunter auch Levi oder Matthäus. 

 

Wir wissen, das der Beruf dieses Levis oder des Matthäus ein Zöllner war. Nach dem Mosaischen Gesetz war es den Juden eigentlich verboten, sich als Zöllner zu betätigen. Nichtsdestotrotz haben sich einige Juden für diesen Job gewinnen lassen. Nicht weil sie von den Römern für den Job so gut bezahlt wurden, sondern weil die Römer ihnen gewisse Zugeständnisse gemacht haben. Nehmen wir mal an, da ist ein Mr. Cohen und er hat eine Steuerschuld von 5 Schekel. Dann durfte der Zöllner hingehen und sagen: "Du schuldest 10 Schekel." Dann hat er 5 nach Rom weitergegeben und die anderen 5 hat er in seine Tasche gesteckt. Also ihr könnt euch gut vorstellen, dass die Zöllner für 2 Gründe von ihren eigenen Leuten verachtet, gehasst waren. Zum einen allein schon aufgrund der Tatsache, dass sie ja für die Besatzungsmacht gearbeitet haben. Und zum zweiten wurden sie von ihren eigenen Leuten gehasst, weil sie ihre eigenen Leute ausgebeutet haben. Das bedeutete mit anderen Worten, sobald ein Jude sich dazu hingegeben hat, Zöllner zu werden, wurde er von seiner eigenen Gesellschaft rausgeworfen. Und es gab tatsächlich nur 2 Stände oder Teile der jüdischen Gesellschaft, den überhaupt erlaubt war sich mit Zöllnern abzugeben: die anderen Zöllner oder Prostituierte. Und Sünder oder Sünderin ist oft eine Umschreibung für diese Klasse der Gesellschaft. Es gab aber wiederum 2 Arten von Zöllnern. Die eine war schon böse, aber die anderen noch verdorbener. Die bessere Wahl von diesen Zöllnern war es, wenn du ein Einkommenssteuer- Zöllner warst. Aber die übelste Form eines Zöllners war vermutlich dann der Umsatzsteuer- Zöllner.  

 

Wir wissen aus Lukas 27 dass er (Matthäus) am Zollhaus saß. Das bedeutete er gehörte zu der furchtbarsten Kaste der Zöllner, nämlich er war Umsatzsteuer Zöllner. Das war der übelste Zöllner, der du überhaupt sein konntest. Und eben zu diesem Zöllner sagt der Herr Jesus: “Folge mir nach.“ Überlegt doch mal. In so einer Position konntest du nicht einfach aufstehen und gehen. Da musstest du ein paar Vorkehrungen treffen. Aber als dieser Ruf an ihn erging, dann war klar: Die Autorität des Messias ist höher, als die Autorität Roms. Deswegen berichtet Lukas im Vers 28 von Lukas 5: "Er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.“ Deswegen bezeichnet dieser Moment die Wiedergeburt des Matthäus. 

Dann hat Matthäus entschieden, naja wenn ich schon von neuem geboren bin, dann gebe ich auch eine Party anlässlich dieser Wiedergeburt. Und sie dürfen dreimal raten, wer auf so einer Zöllner - Party eingeladen war? andere Zöllner und Prostituierte. Dann könnt ihr euch vorstellen, wie außergewöhnlich das war, dass auf dieser Zöllner- Party der Herr Jesus und die anderen 6 Jünger, die er bis dahin berufen hat, anwesend war. Die Pharisäer befanden sich in der zweiten Phase, in der Phase des Verhörs und deswegen dürfen sie sehr wohl Einwände erheben und Fragen stellen. Am Ende von Markus Kapitel 2 Vers 16 heißt, dass er sogar mit den Zöllnern und Sündern sitzt und isst. Jesus antwortet ihnen in Matthäus 9 die Verse 12 und 13 auf 3 Arten. Er sagt, “Es sind nicht die Starken, die eines Arztes bedürfen, sondern die Kranken.“ Die Pharisäer haben sich doch selbst als geistlich gesund eingestuft. Die Pharisäer hätten von einem Zöllner wie Matthäus gesagt: Der ist geistlich, buchstäblich krank. Und deswegen dachten die Pharisäer natürlich, deswegen sagt der Herr Jesus, er ist nicht zu denen gekommen, die sich für geistig gesund halten, sondern für die, die sich geistig als krank erkennen.  

 

Zweitens sagt der Herr Jesus ihnen: Ihr Pharisäer, ihr seid sehr bekannt dafür, dass ihr viele Opfer bringt, aber euch mangelt Barmherzigkeit. Dass sie so viele Opfer bringen, ist nur ein Hinweis darauf, dass die Pharisäer sehr wohl bedacht waren, die äußeren Erfordernisse des Gesetzes sehr akribisch einzuhalten. Aber die inneren Forderungen des Gesetzes, die haben sie nicht so gut eingehalten. Und das zeigte einfach ihren Mangel an Barmherzigkeit. Und diesen Mangel an Barmherzigkeit, der drückt sich auch darin aus, wie sie so viele Regeln und Auflagen diesen Zöllnern gemacht haben. 

 

Diese Situation führt uns oder leitet das zweite messianische Wunder ein, was wir uns auch noch hier später, heute anschauen werden. Aber beachtet, wo immer der Herr Jesus von nun ab hingegangen ist, waren Pharisäer, klebten Pharisäer an seinen Fußsohlen. Und sie widersprechen ihm aufgrund der Sachen, die er tut und sie widersprechen ihm auch aufgrund der Sachen die er sagt.