HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE ARNOLD G. FRUCHTENBAUM Arnold G. Fruchtenbaum HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE ARNOLD G FRUCHTENBAJM SCHULTE & GERTH Die amerikanische Originalausgabe erschien im Verlag ARIEL PRESS, San Antonio.TX/USA, unter dem Titel THE FOOTSTEPS OF THE MESSIAH © 1982 by Ariel Ministries © der deutschen Ausgabe 1983 Verlag Schulte & Gerth, Asslar © 1991 Verlag Klaus Gerth, Asslar Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Hoene Für die angeführten Bibeltexte wurde, falls nicht anders vermerkt, die Übersetzung von F. E. Schlachter benutzt Bestell-Nr. 815266 ISBN 3-89437-266-4 1. Papcrbackauflage 1993 2. Paperbackauflage 1994 3. Paperbackauflage 1999 4. Paperbackauflage 2002 Umschlaggestaltung: Olaf Johannson Satz: Typostudio Rücker & Schmidt, Langgöns-Niederkleen Druck und Verarbeitung: Ebner Ulm Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 7 Teil I Grundlagen 9 1. Einleitung 10 2. Die Zeiten der Heiden 28 Teil II Der Lauf dieser Weltzeit 53 3. Die sieben Gemeinden 4. Die Reihenfolge der Ereignisse vor der großen 54 Trübsal 87 5. Weitere Ereignisse vor der großen Trübsal 119 6. Die Eschatologie der Gemeinde 129 7. Ereignisse im Himmel vor der großen Trübsal 151 Teil III Die große Trübsal 157 8. Einführung 158 9. Der Beginn der Trübsal 1Ü. Die Ereignisse in der ersten Hälfte der 171 Trübsalszeit 175 11. Ereignisse in der Mitte der großen Trübsal 12. Ereignisse in der zweiten Hälfte der großen 205 Trübsal 13. Die große Trübsal - Weitere Merkmale und 237 Ereignisse 14. Die Schlacht von Harmagedon und die 241 Wiederkunft Christi 270 Teil IV Die Zwischenzeit 317 15. Die Zwischenzeit der 75 Tage 318 Teil V Das Tausendjährige Reich 329 16. Die biblische Grundlage 330 17. Allgemeine Kennzeichen 334 18. Die Regierung 341 19. Israel im Tausendjährigen Reich 357 20. Die Heiden im Tausendjährigen Reich 429 21. Die Übergangszeit 452 22. Gottes neue Welt 461 Anhang 471 I 2. Thessalonicher 2,1-12 472 II Die Ölbergrede Jesu 476 III Die Lichtherrlichkeit Gottes (Schechinah) in Geschichte und Prophetie 502 Grafiken: Die Lehre von der Endzeit - ein zeitlicher Überblick 533 Die große Trübsal 534 Die zehn Reiche 535 Der Feldzug von Harmagedon 536 Ereignisse vor und nach dem Tausendjährigen Reich 537 Bibelstellenverzeichnis 539 Sach- und Namensverzeichnis 546 Vorwort Die Eschatologie, die Lehre von den letzten Dingen, hat sowohl von ihren Freunden als auch von ihren Gegnern viel zu erdulden. Diejenigen, die sie herunterspielen, messen den prophetischen Texten gewöhnlich keine besondere Bedeutung zu. Ihre Verfechter legen dagegen oft zuviel in die prophetischen Texte hinein. Keine der beiden Praktiken ist richtig. Wer die Bibel auslegt, muß sich mit ihrer Botschaft befassen und sich mit den einzelnen Aussagen und der besonderen Art auseinandersetzen, in der sie niedergeschrieben wurden. Arnold G. Fruchtenbaum hat dies getan, immer darum bemüht, den vollen Sinn der biblischen Offenbarung zu verstehen. Er ordnet sein Werk in den Rahmen der Lehre von den Haushaltungen ein und geht davon aus, daß wir uns noch vor der großen Trübsal und vor dem Tausendjährigen Reich befinden. Nur so wird eine durchweg harmonische Auslegung von Prophetie möglich. Die Art, wie der Verfasser das biblische Material sichtet und bearbeitet, verrät Gründlichkeit und regt zum Nachdenken an. Seine Schlußfolgerungen werden aber selbst bei denen, die seine Einstellung grundsätzlich teilen, nicht immer volle Zustimmung finden. Trotzdem werden alle, die dieses Buch lesen, bestimmt gut informiert und zur Überprüfung ihres eigenen Standpunkts angeregt werden. Charles C. Ryrie Teil I Grundlagen 1. Einleitung Dieses Buch ist eine Studie der Prophetie, genauer gesagt, der Eschatologie, der Lehre von der Endzeit. Es setzt sich mit der zeitlichen Abfolge prophetischer Ereignisse auseinander, befaßt sich also mit der Reihenfolge von Ereignissen, die in der Heiligen Schrift vorhergesagt werden. Das Buch beschäftigt sich mit den Prophezeiungen, die sich in unserer Zeit erfüllen, und mit den Ereignissen, die sich von der großen Trübsal bis zum Tausendjährigen Reich hin entwickeln und dann in der Ewigkeit ihr Ziel finden. Aber bevor wir uns mit dem Ablauf im einzelnen befassen, müssen wir zuerst einige wichtige Punkte klären. DIE GRUNDREGELN DER AUSLEGUNG Der erste wichtige Punkt betrifft die Grundregeln der Auslegung, besonders diejenigen, denen der Verfasser bei der Ausarbeitung dieser Studie folgte. Zu oft haben Ausleger der Bibel bestimmte Grundregeln der Interpretation auf nichtprophetische Bibelstellen angewandt, waren dann jedoch nicht fähig oder bereit, dieselben Regeln für prophetische Aussagen der Bibel gelten zu lassen. So mußte die Bibel oft viel von ihren Gegnern erdulden. Aber die Prophetie hat auch oft genug unter den Freunden der Bibel leiden müssen. Selbst dort, wo die gleichen Grundregeln angewendet werden, ist oft in der Art, wie man mit diesen Regeln verfährt, ein innerer Widerspruch spürbar. Er besteht in der Tendenz, Teile eines Bibelabschnittes zu vergeistlichen und/oder die Aussage zu einer Sensation aufzubauschen. Das kommt sogar bei denen vor, die auf einer wörtlichen Auslegung bestehen. So hat die Prophetie auch von ihren Freunden einiges erdulden müssen, was seinerseits zur Folge hatte, daß die Prophetie in ein schlechtes Licht geriet. Da sich dieses Buch mit Eschatologie und nicht mit Fragen der Hermeneutik (Auslegung) befaßt, ist es nicht möglich, hier alle Re- geln der Auslegung aufzuführen, die man in einem Lehrbuch der Hermeneutik finden würde. Darum wird sich diese Untersuchung notwendigerweise auf die Regeln beschränken müssen, die für die Prophetie in besonderer Weise von Bedeutung sind. Es gibt vier Grundregeln für die Auslegung, die gleichsam den Schlüssel zum Verständnis des prophetischen Wortes darstellen. Die erste von ihnen - sie sind von dem amerikanischen Theologen David L. Cooper formuliert worden - wird auch die „goldene Regel der Auslegung“ genannt: „Wenn der einfache Sinn einer Schriftstelle dem gesunden Menschenverstand einleuchtet, dann suche keinen anderen Sinn; versuche deshalb, jedes Wort in seiner ursprünglichen, einfachen, gewöhnlichen und wörtlichen Bedeutung zu erfassen, wenn nicht der unmittelbare Textzusammenhang - im Licht anderer, ähnlicher biblischer Aussagen und unumstößlicher, fundamentaler Wahrheiten betrachtet - deutlich in eine andere Richtung weist.“ Dies bedeutet einfach, daß alle Bibelstellen wörtlich genommen werden müssen, wenn nicht irgend etwas im Text darauf hinweist, daß sie anders als wörtlich zu verstehen sind. Wird diese Regel konsequent angewandt, so vermeidet man eine falsche Deutung derTages-ereignisse und eine „Auslegung aufgrund dessen, was die Tagespresse berichtet“. Das gilt auch für andere Irrtümer, wie zum Beispiel die Auffassung, daß es kein Tausendjähriges Reich gebe. Wenn also die einfache Bedeutung einer Schriftstelle einen Sinn ergibt, braucht nicht nach einer anderen Bedeutung geforscht zu werden. Man sollte nicht mit der Vermutung an die Bibel herangehen, sie sei mit Symbolen überladen und deshalb schwer zu verstehen. Das ist nicht der Fall. Vielmehr sollte man sie so einschätzen, daß dieses Buch genauso verstanden werden kann wie jedes andere auch, das man wörtlich nimmt. Die Bibel gebraucht zwar auch Symbole. Aber diese werden gewöhnlich erklärt, und zwar durch Worte, die buchstäblich zu verstehen sind. Wenn jedoch der Text nicht deutlich erkennen läßt, daß er symbolisch aufgefaßt werden soll, muß die Stelle wörtlich verstanden werden. Diese goldene Regel der Auslegung bildet die erste unter vier grundlegenden Regeln für die Interpretation und ist auch die wichtigste. Sie bildet die Grundlage für die anderen drei. Das zweite Gesetz wird „Gesetz der doppelten Erwähnung“ genannt. Es sagt aus, daß eine bestimmte Stelle oder auch ein größerer vier Grundregeln goldene Regel der Auslegung Gesetz der doppelten Erwähnung Schriftabschnitt oft von zwei verschiedenen Personen oder zwei verschiedenen Ereignissen spricht, die durch eine lange zeitliche Periode voneinander getrennt sind. Aber in der betreffenden Stelle selbst gehen sie in ein einziges Bild über, wobei im Text selbst nicht davon gesprochen wird, daß zwischen den beiden Personen oder Ereignissen eine große Zeitdifferenz besteht. Die Tatsache, daß eine solche zeitliche Differenz wirklich besteht, erfahren wir aus anderen Schriftstellen, obwohl diese in dem besonderen Text nicht sichtbar ist. Ein gutes Beispiel für dieses Gesetz der Auslegung sind einige Weissagungen des Alten Testaments über das erste und das zweite Kommen Christi. Oft verschmelzen diese beiden Ereignisse zu einem Bild, ohne daß darauf hingewiesen wird, daß zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi ein gewaltiger Zeitabschnitt Sach. 9,9-10 liegt. Sacharja 9,9-10 ist ein gutes Beispiel für das Gesetz der doppelten Erwähnung. Vers 9 spricht vom ersten Kommen des Messias, während Vers 10 sein zweites Kommen bezeugt. Aber wiederum gehen die beiden Aussagen ineinander über, ohne daß auf die große Zeitspanne hingewiesen wird, die zwischen beiden Ereignissen liegt. Da eine ganze Anzahl prophetischer Stellen dem Grundsatz der doppelten Erwähnung folgt, muß man diese wichtige Regel kennen. Diese Regel sollte nicht mit einer anderen verwechselt werden, die man oft die Regel der „doppelten Erfüllung“ genannt hat. Der Verfasser erkennt die Gültigkeit des Grundsatzes der doppelten Erfüllung nicht an. Es geht um die Feststellung, daß ein und dieselbe Bibelstelle - was die Erfüllung betrifft - einen nahen und einen fernen Bezugspunkt hat. Von daher kann eine solche Aussage gewissermaßen zweimal in Erfüllung gehen. Oft wird Jesaja 7,14 als ein Beispiel für diese Auffassung angeführt. Die nahe Erfüllung dieses Prophetenwortes wäre dann ein Kind, das zur Zeit des Königs Ahas geboren wurde; der ferne prophetische Zielpunkt wäre ein von einer Jungfrau geborenes Kind, der Christus. Der Verfasser dieses Buches jedoch glaubt nicht, daß es so etwas wie eine doppelte Erfüllung gibt. Eine einzelne Bibelstelle kann nur von einer bestimmten Sache sprechen; und wenn es sich um eine prophetische Stelle handelt, kann es hierfür auch nur eine Erfüllung geben, wenn nicht der Text ausdrücklich davon spricht, daß die Prophezeiung sich auf vielfache Weise erfüllt. So liegt der Unterschied zwischen dem Grundsatz der doppelten Erwähnung und dem Gesetz der doppelten Erfüllung darin, daß bei dem ersten zwei Ereignisse in ein einziges Bild übergehen, dabei jedoch der eine Teil der Stelle sich auf das eine, der andere Teil auf ein zweites Ereignis bezieht. Das ist der Fall in Sacharja 9,9-10. Vers 9 spricht nur vom ersten Kommen, während Vers 10 sich nur auf das zweite Kommen bezieht. Aber es kann von einer doppelten Erfüllung beider Verse keine Rede sein. Es gibt nicht zwei Erfüllungen von Vers 9 und zwei Erfüllungen von Vers 10. Daher muß sich Jesaja 7,14 entweder auf ein Kind zur Zeit des Ahas beziehen oder auf die Geburt des Christus. Er kann nicht von beiden sprechen. So könnte man auch Jesaja 7,13-17 besser verstehen, wenn man darin eher den Grundsatz der doppelten Erwähnung als das Prinzip der doppelten Erfüllung sieht. Die Verse 13-14 beziehen sich nur auf die Jungfrauengeburt des Christus. Diese Verse sind allgemein an das Haus David gerichtet, wie man an dem Gebrauch der Pluralpronomen des hebräischen Textes in diesen beiden Versen sehen kann. Sodann beziehen sich die Verse 15-17 auf ein Kind zur Zeit des Ahas, denn hier wird nur Ahas allein angeredet, wie man im hebräischen Text am Wechsel zu den Singularpronomen sehen kann. Dieses Kind ist wahrscheinlich Schearjaschub von Vers 3. So werden in diesem Textzusammenhang zwei verschiedene Personen genannt, die durch einen Zeitraum voneinander getrennt sind. Die Regel hilft, den Irrtum der doppelten Erfüllung zu vermeiden. Denn wenn sich der Vers auf eine nicht-jungfräuliche Geburt beziehen könnte, gäbe es keinen zuverlässigen Beweis für eine wirklich jungfräuliche Geburt im Alten Testament. Das dritte ist das „Gesetz der Wiederholung“. Es umschreibt die Tatsache, daß bei einigen Schriftstellen auf den Bericht eines Ereignisses ein zweiter folgt, der dasselbe genauer und in mehr Einzelheiten beschreibt. So ergeben sich oft zwei größere Berichtblöcke der Bibel nebeneinander. Der erste gibt jeweils eine Beschreibung eines Geschehens, wie es in chronologischer Folge abläuft. Ihm folgt der zweite Block des biblischen Berichts, der sich mit demselben Ereignis und demselben Zeitraum befaßt, aber mehr Einzelheiten im Verlauf dieses Geschehens wiedergibt. Ein Beispiel für das Gesetz der Wiederholung haben wir in Hese-kiel 38,1 - 39,16. Hesekiel 38,1-23 gibt einen vollständigen Bericht über die Invasion Israels aus dem Norden und die darauf folgende Vernichtung der eingedrungenen Armee. Diesem Abschnitt folgt Gesetz der Wiederholung Hes. 38,1 -39,16 Jes. 30-31 1. M. 1,1-2,25 Gesetz des Zusammenhangs Sach. 13,6 der zweite biblische Block Hesekiel 39,1-16. Er wiederholt einen Teil des Berichts aus dem ersten Abschnitt und fügt dann einige genauere Einzelheiten über die Vernichtung des angreifenden Heeres hinzu. Ein weiteres Beispiel finden wir in Jesaja 30-31. Jesaja 30 spricht ausführlich über den Fall des Bündnisses zwischen Juda und Ägypten. Kapitel 31 wiederholt einfach die Weissagung und fügt noch mehr Einzelheiten hinzu. Ein Beispiel für eine nichtprophetische Stelle ist 1. Mose 1,1 -2,25. 1. Mose 1,1 -2,3 berichtet von den sieben Schöpfungstagen in strenger chronologischer Reihenfolge. Der Abschnitt endet mit dem siebten Tag. Dann aberfolgt derzweite große Erzählblock, 1. Mose 2,4-25. Nach dem Gesetz der Wiederholung blendet er zurück zum sechsten Schöpfungstag, um noch genauer zu beschreiben, auf welche Weise Adam und Eva geschaffen wurden. Das vierte Gesetz lautet: „Ein Text, den man losgelöst von seinem Zusammenhang betrachtet, ist nur ein Vorwand.“ Ein Vers kann das, was er bezeugen will, nur im Zusammenhang des Textes aussagen, und man kann seine Bedeutung nur aus dem Kontext heraus erfassen; darum darf er nicht aus dem Textzusammenhang herausgerissen werden. Wenn dies geschieht, ergibt sich oft eine Bedeutung, die er im Textzusammenhang niemals haben kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist Sacharja 13,6. Dieser Vers wird oft als Weissagung auf Christus hin ausgelegt. Reißt man ihn aus dem Zusammenhang, klingt er tatsächlich, als spreche er von Christus. Aber der Zusammenhang (Sacharja 13,2-6) spricht von falschen Propheten. Daher kann Vers 6 nicht auf Christus gedeutet werden, es sei denn, man bezeichne ihn als einen falschen Propheten. Hier liegt die Gefahr, wenn jemand einen Bibelvers für sich nimmt und ihn nicht aus dem Zusammenhang heraus verstehen will. Der häufig zitierte Satz „Man kann mit der Bibel alles beweisen“ trifft nur dann zu, wenn man diese Regel verletzt. Wenn man diesen vier grundlegenden Regeln folgt, wird sich dies allgemein beim Studium der Heiligen Schrift und besonders bei der Prophetie als sehr hilfreich erweisen. In diesen vier Grundregeln liegt das Verständnis des prophetischen Wortes wie auch der ganzen Bibel. Während die meisten Ausleger diese Regeln auf die nichtprophetischen Stellen der Bibel anwenden, bringen sie es oft nicht fertig, sie auch bei der Behandlung prophetischer Abschnitte zu beachten. Das hat zu einigen schwerwiegenden Irrtümern geführt. Man sollte die Grundregeln für die Auslegung daher immer gleichmäßig auf die gesamte Bibel anwenden. DER GRUNDRISS DER ESCHATOLOGIE Ein zweites Thema im Zusammenhang mit der Einleitung hat mit dem Grundriß der Eschatologie (Endzeitlehre) zu tun. Die eigentliche Eschatologie beginnt mit dem sechsten Abschnitt der Heilsgeschichte. Das Kreuz, mit dem der fünfte Abschnitt, die Haushaltung des Gesetzes, endete, leitete zugleich den sechsten Abschnitt, die Haushaltung der Gnade, ein. Die Gnadenzeit wird in zwei Unterabschnitte aufgeteilt. Der erste Unterabschnitt ist die Zeit der Gemeinde, die für die sichtbare Kirche von Pfingsten bis zum Beginn der (großen) Trübsal dauert. Für die unsichtbare Kirche oder Gemeinde begann dieser Abschnitt auch zu Pfingsten, dauert aber nur bis zur Entrückung. Der zweite Unterabschnitt ist die Zeit der großen Trübsal, die sieben Jahre dauert. Dies werden die letzten sieben Jahre der Haushaltung der Gnade sein. Nach einer kurzen Zwischenzeit, die auf die Trübsal und die Gnadenzeit folgt, kommt der siebte Abschnitt der Heilsgeschichte, das tausendjährige messianische Friedensreich. Auf dieses Reich folgt eine Zeit der Nachwirkung, in der sich verschiedene Dinge ereignen werden. Zuletzt kommt die Zeit der ewigen Ordnung Gottes: die Ewigkeit. So kann man die Eschatologie grob umreißen. Die näheren Einzelheiten sind das Thema dieser Studie. DAS BUCH DER OFFENBARUNG Das dritte Thema unserer Einleitung betrifft das Buch der Offenbarung selbst. Das vorliegende Buch hat es sich zum Ziel gesetzt, den gesamten Bereich biblischer Prophetie zu untersuchen, der weit mehr umfaßt als nur die Offenbarung des Johannes. Aber dieses biblische Buch dient uns als Grundlage. Wir führen zu gegebener Zeit auch andere Schriftstellen mit an, soweit das zur Darstellung der einzelnen Bereiche notwendig ist. Das Buch der Offenbarung wird also für diese Untersuchung als Grundlage dienen; andere Teile der Bibel werden an geeigneter Stelle und nach ihrer Ordnung mit angeführt werden. Der Grundriß der Offenbarung Off. 1,19 Das Buch der Offenbarung gibt uns in 1,19 selbst seinen Grundriß an: „Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was darnach geschehen soll.“ Dieser Vers teilt das Buch der Offenbarung in drei große Abschnitte: die Dinge, die Johannes sah; die Dinge, die sind; und die Dinge, die später geschehen sollen. Wenn wir diese Aufteilung anwenden, können wir den Inhalt der Offenbarung wie folgt gliedern: Gliederung 1. Einleitung 1,1-3 2. Gruß 1,4-8 3. Die Dinge, die Johannes sah - 1,9-20 a. Der verherrlichte Menschensohn - 1,9-11 b. Die Offenbarung - 1,12-16 c. Die Deutung - 1,17-20 4. Die Dinge, die sind - 2,1 - 3,22 a. Ephesus - 2,1-7 b. Smyrna - 2,8-11 c. Pergamon - 2,12-17 d. Thyatira-2, 18-29 e. Sardes -3,1-6 f. Philadelphia - 3,7-13 g. Laodizea - 3,14-22 5. Die Dinge, die geschehen sollen - 4,1 - 22,21 a. Ereignisse im Himmel vor der großen Trübsal -4,1 - 5,14 Der Thron Gottes-4,1-11 Das Lamm und das Buch mit den sieben Siegeln - 5,1-14 b. Die große Trübsal - 6,1 - 18,24 Die erste Hälfte - 6,1 - 9,21 Die Siegelgerichte - 6,1-17 Die 144.000 Juden und die weltweite Erweckung - 7,1-17 Die Posaunengerichte - 8,1 -9,21 Ereignisse in der Mitte der Trübsal - 10,1 - 14,20 Das kleine Büchlein - 10,1-11 Der Tempel der Trübsalszeit - 11,1-2 Die zwei Zeugen - 11,3-14 Die siebente Posaune - 11,15-19 Israel in der Trübsal - 12,1-17 Das Tier aus dem Meer - 13,1-10 Das Tier aus der Erde - 13,11-18 Ankündigungen in der Mitte der Trübsal - 14,1-20 Die zweite Hälfte - 15,1 - 16,21 Das Vorspiel - 15,1-8 Die Schalengerichte - 16,1-21 Wiederholung: Die beiden Babylons - 17,1 - 18,24 Das kirchliche Babylon (erste Hälfte) - 17,1-18 Das politische Babylon (zweite Hälfte) - 18,1-24 c. Das zweite Kommen Christi und die Späternte - 19,1 - 20,3 Vorspiel zu dem zweiten Kommen - 19,1-10 Das zweite Kommen - 19,11-18 Die Schlacht von Harmagedon - 19,19 Antichrist und falscher Prophet - 19,20 Die Heiden - 19,21 Die Fesselung Satans - 20,1-3 d. Das messianische Friedensreich - 20,4-6 Die Herrschaft des Christus - 20,4 Die erste Auferstehung - 20,5-6 e. Die Zwischenzeit danach - 20,7-15 Der letzte Aufstand - 20,7-10 Das Gericht vor dem großen weißen Thron - 20,11-15 f. Die Ordnung des ewigen Reiches - 21,1 - 22,5 Das Ende der alten und die Erschaffung der neuen Welt -21,1-8 Das neue Jerusalem - 21,9-22,5 Die Begründung der neuen Stadt - 21,9-10 Die Beschreibung der Stadt -21,11 - 22,5 6. Schlußwort a. Die Beglaubigung-22,6-9 b. Feierliche Aussagen im Licht der Offenbarung-22,10-15 c. Die erste Bekräftigung-22,16 d. Die Einladung - 22,17 e. Die Warnung - 22,18-19 f. Die zweite Bekräftigung - 22,20 g. Der Segen - 22,21 Das ist der Grundriß der Offenbarung, an den wir uns in diesem Buch halten werden. Der Verfasser des Buches der Offenbarung ist Johannes, der Apostel, von dem auch das Evangelium und die drei Briefe des Johannes stammen. Altes und Neues in der Offenbarung keine wörtlichen Zitate aus dem AT, aber 550 Bezüge Bedeutung der Offenbarung Was ist wirklich neu in der Offenbarung? Und wieviel in diesem Buch ist wirklich alt, das heißt, findet sich bereits im Alten Testament? Das Buch der Offenbarung enthält keine unmittelbaren Zitate aus dem Alten Testament, aber es finden sich 550 Aussagen, die sich auf das Alte Testament beziehen. Der überwiegende Teil dessen, was in den ersten zwanzig Kapiteln der Offenbarung steht, kann man schon irgendwo im Alten Testament finden. Nur die letzten beiden Kapitel handeln von etwas völlig Neuem. Wenn dies zutrifft, erhebt sich die Frage, worin die Bedeutung des Buches der Offenbarung liegt. Die prophetischen Worte des Alten Testaments sind in den Mosebüchern, den verschiedenen Büchern der Propheten und anderen Schriften zerstreut. Es wäre unmöglich gewesen, diese prophetischen Aussagen in eine chronologische Ordnung von aufeinanderfolgenden Ereignissen zu bringen. Der Wert des Buches der Offenbarung liegt nicht darin, daß es neue Informationen vermittelt, sondern daß es eher die Prophetenworte des Alten Testaments aufgreift und sie chronologisch ordnet, so daß man die Folge der verschiedenen Ereignisse bestimmen kann. Dieses Buch liefert uns den Rahmen zum Verständnis der Ordnung und Reihenfolge der Ereignisse, von denen in den prophetischen Wor- ten des Alten Testaments die Rede ist. Aus diesem Grund finden sich in der Offenbarung so viele Bezüge auf das Alte Testament. Dagegen stellt der Inhalt der letzten beiden Kapitel etwas völlig Neues dar, weil hier die neue, ewige Welt Gottes beschrieben wird. Die Propheten des Alten Bundes konnten nie weiter vorausschauen als bis zum messianischen Reich. Dieses Reich war der Höhepunkt in der Prophetie des Alten Testaments, und kein Prophet sah jemals darüber hinaus. Das ewige Reich Gottes ist der Höhepunkt für die neutestamentliche Prophetie; darum berichten die Kapitel 21 und 22 der Offenbarung von etwas Neuem. Der Gebrauch von Symbolen in der Offenbarung Ein anderes interessantes Gebiet im Vorfeld der Auslegung ist die Frage nach den Symbolen. Das Buch der Offenbarung gebraucht viele Symbole. Das hat zu zwei extremen Standpunkten geführt. Der eine behauptet, das Vorhandensein solcher Symbole zeige, daß man dieses Buch nicht verstehen könne; daher müsse es einfach so ausgelegt werden, daß es um einen allgemeinen Kampf zwischen Gut und Böse geht, wobei das Gute am Ende siege. Darüber hinaus, so behauptet man weiter, dürfe man nicht versuchen, die Einzelheiten dieses Buches zu verstehen. Der zweite extreme Standpunkt nutzt die Symbole zu unkontrollierter Spekulation, zur Sensationsdarstellung und allen möglichen Arten von Mutmaßungen. Man versucht, die Symbole vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse zu interpretieren. Solche Spekulation führt zu weit hergeholten Auslegungen, die man willkürlich auch wieder revidiert, wenn der Wechsel laufender Ereignisse es erfordert. Diese Methode hat auch die Festsetzung bestimmter Daten zur Folge. Aber es gibt zwischen beiden Extremen auch einen Ausgleich. In diesem Buch sollen die Symbole im Einklang mit der goldenen Regel der Auslegung untersucht werden. Wenn wir das Vorhandensein der Symbole erkennen, wird es dabei keinen letzten Ausweg zur bloßen Mutmaßung geben. Vielmehr wird diese Untersuchung von der Voraussetzung ausgehen, daß alle im Buch der Offenbarung vorkommenden Symbole an anderer Stelle erklärt werden - entweder an anderer Stelle der Offenbarung oder in einem anderen Teil der Bibel. Es gibt also wirklich Symbole. Aber die Bibel selbst wird uns Off. 21 und 22 zwei extreme Standpunkte Ausgleich mit Hilfe der goldenen Regel was Johannes sah Off. 1,1-3 Ursprung der Offenbarung erklären, was diese Symbole bedeuten. Das geschieht entweder durch eine direkte Aussage oder mit Hilfe eines Vergleiches, wie das betreffende Symbol an einer anderen Stelle der Bibel gebraucht wird. Jedenfalls wird die Bedeutung der Symbole nicht auf dem Weg der Spekulation bestimmt. Die Bibel gebraucht zwar wirklich viele Symbole, aber dies geschieht immer folgerichtig und im Einklang miteinander. Ein besonderes Symbol bedeutet demnach in der überwiegenden Mehrheit der Stellen (wenn auch nicht in allen Fällen) im Alten wie im Neuen Testament dasselbe. Einführung in Offenbarung 1,1-3 Schließlich gehört es auch zur Einführung in dieses wichtige Gebiet, daß wir einen Blick auf das erste Kapitel des Buches der Offenbarung werfen. Dies ist der erste Hauptabschnitt des Buches entsprechend 1,19 und gehört zum Bereich dessen, „was Johannes sah“. In den Versen 1-3 führt Johannes seine Leser in das Buch ein: „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Bälde geschehen soll; und er hat sie kundgetan und durch seinen Engel seinem Knechte Johannes gesandt, welcher das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. Selig, wer liest und die da hören die Worte der Weissagung, und bewahren, was darin geschrieben stehtI Denn die Zeit ist nahe. “ Es ist längst zur Gewohnheit geworden, dieses Buch als „die Offenbarung des Johannes“ zu bezeichnen, obwohl der erste Vers ausdrücklich feststellt, daß dies „die Offenbarung Jesu Christi“ ist und erst nach einem bestimmten Werdegang zu Johannes gelangte. Die Offenbarung, die Johannes empfing, ging von Gott, dem Vater, aus und erreicht nach einer Reihe von Übermittlungsstationen den, der an Jesus Christus glaubt. Der Ursprung der Offenbarung ist Gott, der Vater, der sie an Gott, den Sohn, Jesus, den Messias, weitergab. Von Christus wurde sie in der fortschreitenden Übermittlung an die dritte Person, einen mit Namen nicht näher bezeichneten Engel, weitergegeben. Engel wurden in der biblischen Offenbarung oft von Gott eingesetzt, besonders zur Offenbarung prophetischer Aussagen. Mit Hilfe von Engeln wurde Mose das göttliche Gesetz geoffen- hart (Galater 3,19; Apostelgeschichte 7,53; Hebräer 2,2). Sie waren aktiv beteiligt an der Übermittlung der prophetischen Botschaft an Daniel (7,16-27; 8,16-26; 9,20-27; 10,1-12.13) und an Sacharja (1,9; 2,3; 4,1.5; 5,5; 6,4.5). Engel wurden gesandt, um Zacharias die Geburt des Johannes anzukündigen (Lukas 1,11-20) und Maria (Lukas 1,26-38) und Joseph (Matthäus 1,20-21) die Geburt Jesu. Da Engel sehr häufig bei der Enthüllung prophetischer Botschaften auftraten, ist es nicht ungewöhnlich, daß sie auch an der Offenbarung der Ereignisse und Inhalte beteiligt sind, die im Buch der Offenbarung stehen, dem höchsten Buch der Prophetie. Engel spielen in diesem Buch nicht nur eine überragende Rolle bei der Übermittlung der Weissagung an Johannes, sondern auch bei der Erfüllung dessen, was angekündigt wird. Von dem Engel wurde die Botschaft dann an die vierte Person in dieser fortschreitenden Übermittlungsreihe weitergegeben, den Apostel Johannes, der den Befehl erhielt, die Offenbarung in einem Buch aufzuschreiben. Johannes war ein Empfänger göttlicher Inspiration und gab, befähigt durch den Heiligen Geist, die Worte genauso wieder, wie Gott es wollte, also frei von Irrtum, soweit es die Originalhandschrift betrifft (Vers 2). Die Offenbarung wurde schriftlich niedergelegt, um an die fünfte Person, den Glaubenden, übermittelt zu werden. Vers 1 stellt weiter fest, daß die Dinge, die offenbart werden, „in Bälde geschehen sollen“. Dies wird oft dahingehend mißverstanden, daß alle Weissagungen in diesem Buch schon bald danach in Erfüllung gehen sollten. Andere nehmen diesen Ausdruck als Argument dafür, daß es nicht nötig ist, diese Prophezeiungen allzu ernst zu nehmen, da sie ja nicht alle kurz danach in Erfüllung gegangen sind. Doch der Ausdruck „in Bälde“ bedeutet schlicht, daß der Tag der Erfüllung ganz gewiß kommen wird und daß es dann keinen Aufschub mehr geben wird. Vers 3 enthält eine Verpflichtung an die fünfte Person der Offenbarungsübermittlung, den Glaubenden, und gibt ihm gleichzeitig auch eine Verheißung. Die Verpflichtung besagt, daß der Glaubende dieses Buch sorgfältig studieren soll. Die Verheißung spricht von einem Segen. Hier haben wir das einzige Buch der Bibel vor uns, das denen einen Segen verspricht, die es studieren. Es gibt viele Segensverheißungen Gottes, an die keine Bedingung geknüpft ist, und der Glaubende hat schon dadurch einen Anspruch auf sie, weil er ein Verpflichtung Verheißung Glaubender ist. Aber andere Segenszusagen Gottes sind an Bedingungen gebunden. Das Studium der Prophetie verleiht dem Leser eine Liebe und ein Verlangen nach der Wiederkunft Christi. Den Glaubenden, die Christus lieben und nach seiner Wiederkunft ausschauen, wird eine besondere Krone verheißen, über die wir später noch sprechen werden. Aber Glaubende berauben sich oft bestimmter Segnungen Gottes, weil sie die Bedingungen, die Gott daran geknüpft hat, nicht ernst genug nehmen. Die Verheißung, die an das Lesen der Offenbarung geknüpft ist, gehört zu denen, die mit einer Bedingung verbunden sind. Wir könnten es so ausdrücken, daß Verheißungen göttlichen Segens an das Studium von Gottes Wort gebunden sind, jedoch ein einzigartiger Segen durch das Lesen und Studieren dieses besonderen Buches erfahren werden soll. Bedingung Die Segenszusage gilt nicht nur denen, die die Worte der Offenba- rung lesen und hören, sondern auch denen, die bewahren, was darin geschrieben steht. Wenn der Glaubende gelesen und auf das gehört hat, was die Offenbarung lehrt, sollte er auch wach sein für das, was kommen soll, und aufmerksam mit der Erfüllung all dessen rechnen. Die gleiche Ermahnung zu wachen gab Christus auch am Ölberg in Matthäus 24, 42-44 und 25,13. Der Gruß - Offenbarung 1,4-8 Der Einführung in das Buch der Offenbarung folgt der Gruß in den Versen 4-8: Off. 1,4-8 „Johannes an die sieben Gemeinden in Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde, ihm, der uns Hebt und uns durch sein Blut von unsren Sünden gewaschen und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: ihm gehört die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde! Ja, Amen. Ich bin das A und das 0, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. “ Vers 4a sagt, an wen das Buch - besonders Kapitel 2 und 3 - geschrieben werden soll: an die sieben Gemeinden in Asien. Johannes gebraucht hier den griechischen bestimmten Artikel, der die Vollständigkeit bezeichnet. Die Geschichte zeigt jedoch, daß es noch mehr als nur diese sieben Ortsgemeinden in Kleinasien gab, die hier erwähnt werden. Eine hier nicht genannte Gemeinde in Kleinasien war Kolossä; und trotzdem wird sie unter diesen sieben nicht aufgeführt. Wie soll man dann diese sieben Gemeinden, die mit dem bestimmten Artikel bezeichnet sind, verstehen? Die Zahl Sieben bezeichnet in der Bibel durchgehend die Vollständigkeit. Auch in diesem Kapitel wird die Zahl Sieben in gleicher Weise gebraucht, nur aus einem anderen Anlaß. Hier ist der entscheidende Punkt der, daß es eine Botschaft an die ganze Kirche (die Gemeinde Gottes) ist. Wenn sich Johannes hier an die sieben Ortsgemeinden Asiens wendet, will er damit zum Ausdruck bringen, daß er an die gesamte Gemeinde Gottes schreibt. Alle Glaubenden sollen aus dem lernen, was den sieben Ortsgemeinden in Asien geschrieben wird. Die Verse 4b-5a bestätigen erneut, daß Johannes nicht der eigentliche Verfasser war. Der ursprüngliche Autor ist der dreieinige Gott. Der Urheber war Gott, der Vater. Er wird hier als derjenige beschrieben, „der da ist und der da war und der da kommt“. Als nächster wird der Heilige Geist erwähnt, die Quelle der Offenbarung und Inspiration (2. Petrus 1,20-21). Der Heilige Geist wird hier bezeichnet als „die sieben Geister, die vor seinem Throne sind“. Wieder wird der bestimmte Artikel die im Zusammenhang mit der Zahl Sieben gebraucht, um Ganzheit und Vollkommenheit auszudrük-ken. Hier liegt ein Bezug auf Jesaja 11,2 vor, wo die sieben Eigenschaften des Heiligen Geistes genannt werden. Schließlich wird auch die zweite Person in der fortlaufenden Offenbarungsübermittlung von Vers 1 erwähnt: „... und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde. “ Dann wendet sich Johannes in den Versen 5b-6 dem Sohn zu, um ihn in Anbetung und Dank zu verherrlichen, weil er uns geliebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden gewaschen hat, uns zu einem Königreich und zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat und weil ihm die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit gehören. an sieben Gemeinden Botschaft an die ganze Gemeinde Gottes Autor 2. P. 1,20-21 Jes. 11,2 Thema der Offenbarung Off. 1,7 Wiederkunft Christi Off. 1,8 der Auftrag des Johannes Off. 1,9-11 Während Vers 19 den inhaltlichen Grundriß des Buches gibt, findet sich in Vers 7 das Thema des Buches: das zweite Kommen Christi. „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde! Ja, Amen. “ Die Wiederkunft Christi auf diese Erde ist das zentrale Thema dieses Buches. Es wird sich mit den Ereignissen beschäftigen, die zu dem zweiten Kommen Christi führen, mit denen, die dieses zweite Kommen begleiten, und mit Geschehnissen, die darauf folgen. Schließlich stellt sich Christus in Vers 8 selbst als der Ewige vor, der Anfang und Ende umfaßt. Er ist der göttliche, souveräne Allherrscher, der den Lauf der Geschichte in seinen Händen hat und die Ereignisse herbeiführen wird, die in der Offenbarung beschrieben sind. Die Dinge, die Johannes sah - Offenbarung 1,9-20 Die Verse 9-20 bilden den ersten Hauptabschnitt der Offenbarung, die Dinge, die Johannes sah. Er sah den erhöhten Menschensohn. Diese Stelle läßt sich in drei Unterabschnitte gliedern. Erstens gibt Johannes in den Versen 9-11 eine Einleitung, in der er beschreibt, welchen Auftrag er bekam: „ Ich, Johannes, euer Mitgenosse an der Trübsal und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel namens Patmos, um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu willen. Ich war im Geist am Tage des Herrn und hörte hinter mir eine gewaltige Stimme, wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden, nach Ephesus und nach Smyrna und nach Per-gamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!" In Vers 9 berichtet Johannes, daß er sich auf der Insel Patmos befand, als er die Offenbarung empfing. Patmos ist eine Insel vor der Westküste der heutigen Türkei; es war eine Insel für Menschen, die von der römischen Regierung zur Verbannung verurteilt worden waren. Dies traf auch auf Johannes zu. Darum bezeichnet er sich als „euer Mitgenosse an der Trübsal“. Es war die Zeit der ersten Verfolgung der christlichen Gemeinde durch die römischen Kaiser, und im Zuge dieser Verfolgung wurde Johannes auf die Insel Patmos verbannt. Der Grund für diese Verbannung wird auch angegeben: um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu willen“. In Vers 10 erzählt er, daß er am Tag des Herrn unter der Macht des Heiligen Geistes war und eine gewaltige Stimme hörte, die so mächtig war, daß er sie mit einer Posaune verglich. Im Griechischen ist der Begriff, der hier mit „des Herrn“ übersetzt ist, nicht ein Substantiv, sondern ein Adjektiv. Der Ausdruck bezieht sich daher nicht auf einen besonderen Tag in der Woche wie den Sabbath (Samstag) oder Sonntag. Vielmehr war es ein Tag, an dem Johannes in prophetischer und göttlicher Verzückung entrückt war und eine göttliche Offenbarung empfing. Es war ein Tag, an dem er unter die völlige Herrschaft des Heiligen Geistes geriet und eine prophetische Inspiration erhielt. In Vers 11 erhält er die Weisung, an die sieben Gemeinden zu schreiben, was er sieht; es folgt dann eine Aufzählung, wo diese sieben Gemeinden sich befinden. Zweitens enthalten die Verse 12-16 die Offenbarung an Johannes, einschließlich dessen, was er sah: „ Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete; und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter Einen, der einem Menschensohne glich, angetan mit einem langen Gewände und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel; sein Haupt aber und seine Haare waren weiß, wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße wie schimmerndes Erz, im Ofen geglüht, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser. Und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft." Als Johannes sich umwandte, um den zu sehen, von dem die Stimme kam, sah er Christus in einer Weise, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah den Christus als den erhöhten Menschensohn. Die verschiedenen Gestalten und Bilder, in denen er hier beschrieben wird, stammen alle aus dem Alten Testament. Im wesentlichen beschreiben sie Christus in seinem dritten Amt, dem des Königs. Christus hat drei Ämter: Prophet, Priester und König. Er wirkt jedoch was Johannes sah Off. 1,12-16 Ämter Jesu sieben Leuchter Auslegung dessen, was Johannes sah Off. 1,17-18 Off. 1,19 nicht in allen drei Ämtern gleichzeitig, sondern eher zu verschiedenen Zeiten nacheinander. Sein erstes Amt war das des Propheten. Er wirkte darin während seines ersten Kommens. Das zweite Amt ist das des Priesters. Er ist jetzt in seiner gegenwärtigen Stellung zur rechten Hand Gottes, des Vaters, als Hoherpriester des Glaubenden. Wenn Christus wiederkommt, wird er sein drittes Amt ausfüllen, das des Königs. Jesus hat alle drei Ämter inne, aber nicht alle gleichzeitig. In der Vergangenheit war er Prophet, in der Gegenwart ist er Priester, und in Zukunft wird er als König regieren. In seiner Vision sieht Johannes Jesus als den König. Aber ein König hat viele Funktionen, von denen eine die des Richters ist. Die verschiedenen Beschreibungselemente wollen ihn hier als den König zeigen, der ein richterliches Amt ausübt, denn er wird geschaut als der, der kommen wird, um dann die Welt zu richten. Ein Unterthema dieses Buches ist das Gericht; das ganze Buch beschreibt ein Gericht nach dem anderen. Dann wird Christus hier auch inmitten der sieben Leuchter gesehen. Hier finden wir eines von vielen Symbolen, die in diesem Buch gebraucht werden. Wie wir bereits sagten, soll jedes Symbol im Buch der Offenbarung entweder aus dem Buch selbst erklärt werden oder durch eine andere Schriftstelle. Im vorliegenden Fall wird das Symbol in Vers 20 erklärt, wo gesagt wird, daß die sieben Leuchter die sieben Gemeinden darstellen. Außerdem besagt dieses Bild, daß Christus inmitten seiner Gemeinden bereit ist, zum Gericht zu kommen. Drittens erhielt Johannes in den Versen 17-20 die Auslegung dessen, was er gesehen hatte. In den Versen 17-18 gibt sich der zu erkennen, den er sah: „ Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs. “ Christus gibt sich als der Ewige zu erkennen („Ich bin der Erste und der Letzte“), als der Auferstandene („Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig“) und als der Überwinder von Tod und Hölle. „ Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was darnach geschehen soll." In dieser Anweisung erhielt Johannes auch zugleich den Grundriß des Buches, das er schreiben sollte. Dieser gliedert sich in drei Teile: „was du gesehen hast“ (1,9-20), „was ist“ (2,1 -3,22) und „was darnach geschehen soll“ (4,1 -22,21). Letzteres folgt also auf das, „was ist“. „ Das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen Off. 1,20 hast, und der sieben goldenen Leuchter. Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. " Dieser Vers erklärt zwei der Bilder, die vorher gebraucht wurden. Die sieben Leuchter stehen für die sieben Gemeinden. Die sieben Sterne von Vers 16 sind die sieben Engel, die den sieben Gemeinden zugeordnet wurden. Während das Bild des Leuchters in diesem Sinne an keiner anderen Stelle der Bibel sonst gebraucht wird, so sind doch die Sterne immer das Symbol für Engel. Das gilt für das Alte Testament, trifft aber ebenso für das Neue Testament einschließlich der verschiedenen Stellen in der Offenbarung zu. Mit diesem Vers schließt der erste Hauptabschnitt im Buch der Offenbarung: was Johannes gesehen hat. Lk. 21,24 Heiden herrschen über Jerusalem Off. 11,1-2 2. Die Zeiten der Heiden Ein anderes Thema, in das wir erst eingeführt werden müssen, um die Prophetie verstehen zu können, ist die Frage nach der Art und dem Verlauf der „Zeiten der Heiden“. Eine Definition über die Zeiten der Heiden kann aus Lukas 21,24 hergeleitet werden: „ Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind. “ Die „Zeiten der Heiden“ kann man am besten beschreiben als den langen Zeitraum vom Babylonischen Weltreich bis zum zweiten Kommen Christi, in dem die Heiden die Herrschaft über die Stadt Jerusalem haben. Dies schließt nicht aus, daß die Juden vorübergehend die Herrschaft über die Stadt übernehmen; aber solche Perioden, in denen die Juden die Herren Jerusalems sind, werden bis zum zweiten Kommen Christi immer zeitlich begrenzt sein. Eine solche Periode der Herrschaft gab es in der Zeit der Makkabäer (164-163 v.Chr.), beim ersten jüdischen Aufstand gegen Rom (66-70 n.Chr.), in der Zeit des zweiten jüdischen Aufstands gegen die Römer (132-135 n.Chr.) und seit 1967 nach dem Sieg im Sechs-Tage-Krieg. Aber auch diese Herrschaft ist zeitlich begrenzt, da die Heiden mindestens noch einmal dreieinhalb Jahre lang Jerusalem zertreten werden (Offenbarung 11,1-2). Jede jüdische Machtübernahme über Jerusalem vor dem zweiten Kommen Christi muß deshalb als eine vorübergehende betrachtet werden und kann nicht bedeuten, daß die Zeiten der Heiden schon beendet sind. Die Zeiten der Heiden können erst dann enden, wenn diese die Stadt Jerusalem nicht mehr zertreten können. Um den Verlauf der Zeiten der Heiden verstehen zu können, müssen wir vier verschiedene Schriftstellen untersuchen und dann miteinander in Einklang bringen. DANIEL 2,31-45 Der wesentliche Inhalt des Traums Nebukadnezars findet sich in den Versen 31-35: „ Du, o König, schautest, und siehe, ein erhabenes Standbild. Dieses große und außerordentlich glänzende Bild stand vor dir und war furchtbar anzusehen. Das Haupt dieses Bildes war von gediegenem Gold, seine Brust und seine Arme von Silber, sein Bauch und seine Lenden von Erz, seine Schenkel von Eisen, seine Füße teils von Eisen und teils von Ton. Du sähest zu, bis ein Stein losgerissen ward ohne Handanlegung und das Bild an seine Füße traf, die von Eisen und Ton waren, und sie zermalmte. Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Erz, Silberund Gold und wurden wie Spreu auf den Sommertennen, und der Wind verwehte sie, daß keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, ward zu einem großen Berge und erfüllte die ganze Erde. “ Nach einer allgemeinen Beschreibung des erhabenen und furchterregenden Bildes (Vers 31) schildert Daniel die Zusammensetzung des Standbildes (Vers 32-33). Es hat einen Kopf aus Gold, Brust und Arme aus Silber, Bauch und Lenden aus Messing (Erz), Beine aus Eisen und schließlich Füße und Zehen teils aus Eisen, teils aus Ton. Zwei Dinge sollten im Zusammenhang mit diesen Metallen beachtet werden: erstens nehmen sie an Festigkeit zu; aber zweitens nehmen sie an Wert ab. Die Erfüllung wird darin bestehen, daß die Autorität und die Herrschaft an Wert verlieren, trotzdem aber die Festigkeit gestärkt wird. Dann wird das Standbild durch einen Stein zerstört, der es an den Füßen trifft (Vers 34-35a). Nachdem der Stein das Bild zerstört hat, wird er selbst zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllt (Vers 35b). Nach der Beschreibung des erhabenen Standbildes, von dem Ne-bukadnezar träumte, gab Daniel die Deutung in den Versen 36-45: „ Das ist der Traum; nun wollen wir vor dem König auch seine Deutung sagen: Du, o König, bist ein König der Könige, da dir der Gott des Himmels königliche Herrschaft, Reichtum, Macht und Glanz gegeben hat; und überall, wo Menschenkinder wohnen, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gemacht; du bist das goldene Haupt! Nach dir aber wird ein anderes Reich aufkommen, geringer als das deinige; und das nachfol- Nebukadne-zars Traum Dan. 2,31-35 Deutung Dan. 2,36-45 gende dritte Königreich, das eherne, wird über die ganze Erde herrschen. Das vierte Königreich aber wird so stark sein wie Eisen; ebenso wie Eisen alles zertrümmert und zermalmt, und wie Eisen alles zerschmettert, so wird es auch jene alle zermalmen und zerschmettern. Daß du aber die Füße und Zehen, teils aus Töpferton und teils aus Eisen bestehend gesehen hast, bedeutet, daß das Königreich sich zerspalten wird; aber es wird etwas von der Festigkeit des Eisens darinnen bleiben, gerade so, wie du Eisen mit Tonerde vermengt gesehen hast. Und wie die Zehen seiner Füße teils von Eisen und teils von Ton waren, so wird auch das Reich zum Teil widerstandsfähig und zum Teil zerbrechlich sein. Daß du aber Eisen mit Tonerde vermengt gesehen hast, bedeutet, daß sie sich zwar durch Verheiratung vermischen, aber doch nicht aneinander haften werden, wie sich ja Eisen mit Ton nicht vermischen läßt. Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das ewiglich nie untergehen wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk übergehen; es wird alle jene Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen; es selbst aber wird ewiglich bestehen; ganz so wie du gesehen hast, daß sich von dem Berge ein Stein ohne Handanlegung loslöste und das Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Der große Gott hat dem König kundgetan, was hernach geschehen soll. Das ist wahrhaftig der Traum und zuverlässig seine Deutung! “ Nebukadnezar das medo-per-sische Reich das griechische Reich Nach der Ankündigung der Deutung (Vers 36) gibt Daniel die Deutung des goldenen Hauptes (Vers 37-38); es ist Nebukadnezar selbst, das Haupt des babylonischen Reiches. Mit diesem Großreich begannen die Zeiten der Heiden, als Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. Jerusalem und den Tempel Salomos zerstörte. Babylon war also das erste der vier heidnischen Weltreiche, die Jerusalem beherrschen sollten. Die beiden silbernen Arme, die mit der silbernen Brust verbunden waren, stellen die beiden Reiche der Meder und Perser dar, die das medo-persische Reich gründeten (Vers 39a). Dem medo-persischen Reich folgte das griechische oder hellenistische Weltreich, symbolisch dargestellt durch den Bauch und die Lenden aus Messing (Erz) (Vers 39b), denn das dritte Weltreich umfaßte gebietsmäßig den Osten und den Westen. Die beiden Lenden könnten auch Syrien und Ägypten darstellen, die aus dem hellenistischen Weltreich hervorgingen und die Herrschaft über jüdisches Gebiet ausübten. Der Rest des Standbildes stellt das vierte heidnische Weltreich dar (Vers 40-43). Dieses vierte Weltreich erlebt mehrere Stadien, von denen drei in diesem Text Vorkommen. Zuerst ist es im geeinten Stadium (Vers 40), aber dieses weicht bald einem zweigeteilten Stadium (Vers 41), das noch immer die Stärke des Eisens hat. Schließlich jedoch mündet das vierte heidnische Weltreich in ein in zehn Teile zerspaltenes Stadium, wie an den zehn Zehen zu erkennen ist (Vers 42-43), die aus Eisen und Ton zusammengesetzt sind. Ein Teil dieses zehngeteilten Reiches wird stark sein, ein anderer Teil jedoch brüchig und schwach. Das vierte heidnische Weltreich steht im Vergleich zu den vorangegangenen einzigartig da. Es unterjocht und zermalmt alles, was vor ihm gewesen ist. Dieses vierte heidnische Weltreich wird in dem Text, der sich mit den Zeiten der Heiden befaßt, in besonderer Weise herausgestellt. Das fünfte Reich jedoch, das auf dieses folgen wird, ist kein heidnisches, sondern ein jüdisches (Vers 44-45). Zwei auffällige Symbole werden hier gebraucht, jedoch in derselben Weise wie auch anderswo in der Bibel. Wo immer der Begriff Stein symbolisch verwendet wird, steht er als Symbol für die zweite Person der Dreieinigkeit, für Gott, den Sohn, den Herrn Jesus Christus, den Messias Israels. Und überall, wo der Begriff Berg symbolisch vorkommt, steht er für einen König, ein Königreich oder einen Thron. Gott wird also nach dem vierten heidnischen Weltreich sein eigenes Königreich aufrichten. Dieses Reich ersteht noch während des zehngeteilten Stadiums des heidnischen Weltreiches (Vers 44a) und beendet gleichzeitig die Vorherrschaft der anderen Reiche (Vers 44b). Das Standbild der heidnischen Herrschaft wird schließlich beim zweiten Kommen vernichtet werden. Ist die Vorherrschaft der Heiden durch den Stein, Christus, erst einmal gebrochen und vernichtet, wird das Reich Gottes aufgerichtet, und zwar durch diesen Stein. Fassen wir den Inhalt der ersten Stelle, die von den Zeiten der Heiden handelt, zusammen, so ist es eine Zeit, in der vier heidnische Weltreiche aufeinander folgen und sich gegenseitig ablösen, wobei das vierte mehrere unterschiedliche Stadien durchläuft. Aber schließlich wird dieses letzte Reich Gott selbst weichen müssen, der sein eigenes Reich errichtet. In einer Übersicht könnte man es dann folgendermaßen darstellen: das vierte Reich Gottes Königreich Zusamenfassung vier heidnische Weltreiche Das babylonische Weltreich Das medo-persische Weltreich Das griechische oder hellenistische Weltreich Das vierte Reich Das geeinte Stadium Das zweigeteilte Stadium Das zehngeteilte Stadium Das messianische Königreich DANIEL 7,1-28 Die zweite Stelle, die die Zeit der Heiden näher erläutert, finden wir in Daniel 7,1-28. Die Verse 1-14 beschreiben vier Visionen, die Daniel sah: Dan. 7,1-14 „Im ersten Jahre Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Er schrieb den Traum alsbald auf, und dies ist der vollständige Bericht. Daniel hob an und sprach: Ich schaute des Nachts in meinem Gesichte und siehe, die vier Winde brachen los auf das große Meer; und vier große Tiere stiegen aus dem Meer empor, ein jedes verschieden vom andern: Das erste glich einem Löwen und hatte Adlerflügel. Ich betrachtete das Tier, bis ihm die Flügel ausgerauft wurden und es von der Erde aufgerichtet und wie ein Mensch aufrecht auf seine Füße gestellt und ihm ein menschliches Herz gegeben wurde. Und siehe, das andere, zweite Tier glich einem Bären und war nur auf einer Seite aufgerichtet und hatte drei Rippen in seinem Maul zwischen seinen Zähnen; und es ward zu ihm gesagt: Stehe auf, friß viel Fleisch! Darnach schaute ich weiter und siehe, ein anderes (Tier) wie ein Panther; das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rük-ken; auch vier Köpfe hatte dieses Tier, und ihm ward Macht verliehen. Nach diesem sah ich in den Nachtgesichten und siehe, das vierte Tier war furchterregend, schrecklich und außerordentlich stark; es hatte große eiserne Zähne, fraß und zermalmte und zertrat das übrige mit den Füßen; es war ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. Während ich achtgab auf die Hörner, siehe, da brach ein anderes, kleines Horn zwischen denselben hervor, vor welchem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden; und siehe, dieses Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul, welches große Dinge redete. Solches sah ich, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter sich setzte. Sein Kleid war schneeweiß und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle; sein Thron waren Feuerflammen und seine Räder ein brennendes Feuer. Ein Feuerstrom ergoß sich und ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm emsiglich, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm; das Gericht setzte sich, und die Bücher wurden aufgetan. Ich sah fortwährend hin wegen des Lärms der hochfahrenden Reden, die das Horn führte; ich sah zu, bis das Tier getötet und sein Leib umgebracht und einem brennenden Feuer überliefert wurde. Auch der andern Tiere Gewalt verging; und ihre Lebensdauer ward ihnen auf Zeit und Stunde bestimmt. Ich sah in den Nachtgesichten und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Menschensohn; der gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. Und ihm wurde Gewalt, Ehre und königliche Würde verliehen, daß ihm alle Völker, Stämme und Zungen dienen sollten; seine Gewalt ist eine ewige Gewalt, die nicht vergeht, und sein Königtum wird nie untergehen." Nach der Angabe über Zeit und Ort der vier Visionen (Vers 1) wird in den Versen 2-6 die erste Vision geschildert. Sie beginnt mit einer Vision des Meeres (Mittelmeeres), welches die Heidenwelt repräsentiert (Jesaja 17,12-13; Matthäus 13,47-50; Offenbarung 13,1; 15,2; 16,3) und von den vier Winden aufgewühlt wird (Vers 2). Plötzlich steigen vier Tiere aus diesem Meer auf, jedes anders als das vorige (Vers 3). Alle vier steigen aus dem Bereich des Mittelmeeres auf. Das erste Tier ist wie ein Löwe (Vers 4) und stellt das babylonische Weltreich dar (Jeremia 4,7; 48,40; 49,19.22; 50,17.44; Hesekiel 17,3). Der zweite Teil von Vers 4 ist wahrscheinlich ein Hinweis auf Nebukadnezars Erlebnis, von dem in Daniel 4,1-37 berichtet wird. Das zweite Tier gleicht einem Bären und steht für das medo-persi-sche Weltreich (Vers 5). Der Bär steht schief, nur auf einer Seite aufgerichtet; denn obwohl die Meder und Perser verbündet waren, stellten die Perser doch die bei weitem stärkere politische Kraft dar, so daß das Bündnis ungleich war. Dazu hat der Bär drei Rippen in seinem Maul, von denen er das Fleisch abgefressen hat. Geschichtlich gesehen, stellen die drei Rippen die drei Königreiche dar, die von den Armeen der Meder und Perser erobert wurden und über die sie zur Weltherrschaft kamen: Lydien, Babylonien und Ägypten. Der Bär ist nicht so majestätisch wie der Löwe, sondern eher plump vier Tiere erstes Tier zweites Tier drittes Tier viertes Tier und schwer. Die Meder und Perser errangen die Siege auf ihren Eroberungszügen nur mit Hilfe ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit. Das dritte Tier ist wie ein Leopard und stellt das hellenistische Weltreich dar (Vers 6). Der Leopard ist auch weniger majestätisch als der Löwe und kleiner von Wuchs als der Bär, aber flinker und gewandter als beide. Mit leopardenartiger Schnelligkeit eroberte Alexander der Große das medo-persische Weltreich und breitete das hellenistische Weltreich gebietsmäßig gewaltig aus. Nach seinem Tode spaltete sich das Weltreich jedoch in vier Teilreiche; die vier Flügel stellen diese Königreiche dar, die aus dem Großreich Alexanders entstanden, während die vier Köpfe die vier Generäle repräsentieren, die die Herrschaft über die vier Reiche übernahmen: Ptolemäus über Ägypten, Palästina und das arabische Peträa, Seleukos über Syrien, Babylonien und das Gebiet bis nach Indien, Kassander über Mazedonien und Griechenland und Lysimachos über Thrakien und Bithynien. Die zweite Vision in den Versen 7 und 8 beschreibt das vierte Tier. Im Gegensatz zu den übrigen wird es gar nicht näher beschrieben. Während die anderen mit bekannten Tieren verglichen werden, findet sich für das vierte kein entsprechender Vergleich. Es wird nur als völlig andersartig, ausdrücklich von den übrigen unterschieden, dargestellt. Es besiegt seine Vorgänger völlig und vernichtet sie. Dieses Reich erscheint weit wilder und gefährlicher als die vorhergehenden drei Reiche. Das vierte Tier hat zehn Hörner. Mit diesen ist es aufgestiegen, aber es erhebt sich noch ein elftes Horn, das kleine Horn, welches drei von den zehn anderen ausreißt. Danach beginnt es große Dinge zu reden. So bleiben von den ursprünglich zehn Hörnern sieben übrig, von denen nun das kleine Horn das achte bildet. Wie bereits in Daniel 2, wird die Einzigartigkeit des vierten Reiches, das mehrere Stadien durchläuft, nochmals hervorgehoben. Wie das auszulegen ist, soll später zur Sprache kommen. Es genügt hier festzustellen, daß das vierte Tier ein viertes heidnisches Weltreich darstellt. Die dritte Vision steht in den Versen 9-12. Der Schauplatz befindet sich im Himmel. In den Versen 9-10 wird eine Vision vom Thron Gottes, des Vaters, beschrieben, der hier als ein Hochbetagter bezeichnet wird. Er erscheint in der Vision als Richter, vor dem ein Buch des Gerichts geöffnet wird. Er ist umgeben von Zehntausen- den von Engeln, die dazu beauftragt und dafür verantwortlich sind, die Gerichtsurteile zu vollstrecken. Was hier gerichtet wird, ist das vierte heidnische Weltreich (Vers 11-12). Vers 11 beschreibt das Gericht über das vierte Tier, besonders auch das kleine Horn, das schließlich vernichtet wird. Im Blick auf die anderen drei wird folgendes festgestellt (Vers 12): ihnen wurde ihre Herrschergewalt genommen und ihr Leben auf Zeit und Stunde bestimmt. (Was dies genau bedeutet, soll im Zusammenhang mit der dritten Bibelstelle zur Sprache kommen, die etwas über die Zeiten der Heiden aussagt.) Die Verse 9-12 handeln von Gott, dem Vater, der sich anschickt, Gericht über das vierte Reich zu halten. Die Verse 13-14 enthalten die vierte Vision. Sie beginnt mit der Errichtung des Königreiches Gottes, die auf die Vernichtung des vierten heidnischen Weltreiches folgt. In Vers 13 wird das Kommen Christi vorausgesehen. Danach wird das messianische Reich aufgerichtet (Vers 14). Nachdem Daniel die vier Visionen geschildert hat, die im wesentlichen den gleichen Überblick über die vier heidnischen Weltreiche vermitteln wie Daniel 2, gibt er im Anschluß daran die Deutung in den Versen 15-27: „ Da ich, Daniel, deshalb In meinem Geist beunruhigt ward und die Gesichte meines Hauptes mich ängstigten, näherte ich mich einem der Umstehenden und erbat von ihm sichere Auskunft über das alles. Der redete mit mir und tat mir die Bedeutung der Dinge kund: Jene großen Tiere, vier an der Zahl, bedeuten, daß vier Könige auf Erden erstehen werden; aber die Heiligen des Höchsten werden die Königsherrschaft empfangen, und sie werden die Königsherrschaft immerfort behalten, bis in alle Ewigkeit. Hierauf verlangte ich nach sicherer Auskunft über das vierte Tier, das sich von allen andern unterschied, das so furchterregend war, eiserne Zähne und eherne Klauen hatte, fraß und zermalmte und das übrige mit seinen Füßen zertrat; auch betreffs der zehn Hörner auf seinem Haupte und über das andere, das hervorbrach und vor welchem drei ausfielen; von jenem Horn, welches Augen hatte und ein Maul, das große Dinge redete und das so viel größer aussah als seine Gefährten. Ich hatte auch gesehen, daß jenes Horn Krieg führte mit den Heiligen und sie überwand, bis der Hochbetagte kam und den Heiligen des Allerhöchsten das Gericht übergab und die Zeit eintrat, da die Heiligen das Reich in Besitz nahmen. - Er sprach: Das vierte Tier bedeutet ein viertes Reich, das auf Deutung der Visionen Dan. 7,15-27 vier Tiere -vier Reiche das vierte Reich Erden entstehen wird; das wird sich von allen andern Königreichen unterscheiden und wird alle Länder fressen, zerstampfen und zermalmen. Und die zehn Hörner bedeuten, daß aus diesem Reich zehn Könige auf-stehen werden; und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen. Und er wird freche Reden gegen den Höchsten führen und die Heiligen des Allerhöchsten bedrücken und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden in seine Gewalt gegeben sein eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Aber das Gericht wird sich setzen und ihm die Gewalt wegnehmen, sie endgültig vertilgen und vernichten. Aber die Herrschaft, die Gewalt und die Macht über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Allerhöchsten gegeben werden; sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen!" Nachdem Daniel um die Deutung dieser Visionen gebeten hat (Verse 15-16), erhält er eine zusammenfassende Auslegung in den Versen 17-18. In Vers 17 erfährt Daniel, daß die vier Tiere vier Reiche repräsentieren. Dennoch sind es die Knechte des Allerhöchsten, die das Reich besitzen werden, denn wieviel Macht und Raum den heidnischen Reichen auch zufallen mögen, so wird dies doch nur für eine begrenzte Zeit gelten (Vers 18). Nach dieser zusammenfassenden Deutung erbittet Daniel in den Versen 19-20 genauere Auskunft über das vierte Tier. In Vers 19 wird noch einmal die Andersartigkeit dieses Tieres hervorgehoben. Es ist eine wichtige Beobachtung, daß in verschiedenen Stellen immer wieder die Andersartigkeit dieses vierten Reiches betont wird. Hierfür sucht Daniel nach einer Erklärung. Weiter möchte er erfahren, was die zehn Hörner (Vers 20a) und schließlich auch das kleine Horn (Vers 20b-22) bedeuten. Hier beschreibt Daniel noch einmal, was das kleine Horn anrichtet: es bringt drei von den zehn Hörnern zu Fall (Vers 20b); es redet große Dinge; es führt Krieg gegen die Heiligen und darf sogar über sie Macht gewinnen (Vers 21). Aber schließlich wird es selbst beim Kommen des Hochbetagten besiegt. Nachdem durch den Hochbetagten über das kleine Horn das Gericht ergangen ist, wird es völlig vernichtet, und die Herrschaft wird den Heiligen übergeben. Auf seine Bitte hin erhält Daniel in den Versen 23-26 Aufschluß über das vierte Tier. Wie schon in Daniel 2, durchläuft das vierte Weltreich auch hier mehrere Stadien, auch wenn sich die Beschrei- bungen nicht immer genau decken. In Vers 23a erscheint das vierte Reich als geeint; und gerade dieses erste Stadium läßt den Unterschied zu den vorangegangenen Reichen erkennen. Dem ersten Stadium folgt das zweite, das der Weltherrschaft; denn in Vers 23b heißt es, daß das vierte Reich die gesamte Erde verschlingen wird. Darauf folgt das Stadium der zehn Reiche (Vers 24a). Danach kommt das kleine Horn oder das Stadium des Antichristen (Vers 24b-26). Hier wird darauf hingewiesen, daß sich dieser nach dem zehngeteilten Stadium erheben wird (Vers 24b). So wie sich das vierte Weltreich von den vorangegangenen drei unterscheidet, wird auch das kleine Horn von den übrigen zehn verschieden sein (Vers 24c). Schließlich wirft er drei dieser Könige nieder (Vers 24d). Vers 25 berichtet wieder, daß er freche Reden führt, woran zu erkennen ist, daß er gegen Gott und die Heiligen redet. Er versucht, die Zeiten und Festzeiten zu ändern, wird aber nur eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit herrschen dürfen, was auch aufgrund anderer Belegstellen (Daniel 9,27; 12,7; Offenbarung 11,2-3; 12,6.14; 13,5) dreieinhalb Jahre bedeutet. Aber am Ende wird seine Herrschaft vernichtet (Vers 26). Nach der Vernichtung des kleinen Horns wird für die Heiligen das messianische Reich aufgerichtet (Vers 27). Mit „Heiligen“ meint Daniel das wahre Israel oder den Rest Israels, jedoch nicht die Gemeinde. Das Kapitel schließt mit der Reaktion Daniels auf das, was er gesehen hat (Vers 28). Daniel 7 entfaltet ausführlich, was schon im Kapitel 2 berichtet wurde, besonders im Blick auf das vierte Weltreich. In groben Zügen könnte man den Inhalt von Kapitel 7 folgendermaßen umreißen: Das babylonische Reich Das medo-persische Reich Das hellenistische Reich Das vierte Reich Das geeinte Stadium Das Weltherrschaftsstadium Das zehngeteilte Stadium Das Antichrist-Stadium Das messianische Reich ZUSAMMENFASSUNG UND VERKNÜPFUNG VON DANIEL, KAPITEL 2 UND 7 Vergleich Um verstehen zu können, was die Zeiten der Heiden genau bedeuten, müssen die Kapitel 2 und 7 des Buches Daniel miteinander verglichen werden, bevor wir zu den beiden anderen Belegstellen kommen. Daniel 2 und 7 beschreiben die vier heidnischen Weltreiche, wobei das letzte, das mehrere Stadien durchläuft, besonders hervorgehoben wird. Stellen wir die Aussagen der beiden Kapitel nebeneinander, so ergibt sich im Vergleich etwa folgendes Bild: Daniel 2 Das babylonische Reich Das medo-persische Reich Das hellenistische Reich Das vierte Reich Das geeinte Stadium Das zweigeteilte Stadium Das zehngeteilte Stadium Das messianische Reich Daniel 7 Das babylonische Reich Das medo-persische Reich Das hellenistische Reich Das vierte Reich Das geeinte Stadium Das Weltherrschaftsstadium Das zehngeteilte Stadium Das Antichrist-Stadium Das messianische Reich Übereinstim- mungen Unterschied Verbindung In großen Zügen berichten beide Belegstellen über den gleichen Inhalt. Beide stimmen darin überein, daß vier heidnische Reiche kommen müssen, die aufeinander folgen. Diese Entwicklung gipfelt in der Vernichtung des vierten Reiches durch Christus und der Errichtung des messianischen Reiches. Beide Stellen weisen auch deutlich auf die Andersartigkeit des vierten Reiches hin und darauf, daß es mehrere Entwicklungsstadien durchläuft. In der Beschreibung dieser Stadien liegt zwischen beiden Texten ein geringfügiger Unterschied. Daniel 2 spricht von drei verschiedenen Stadien des vierter. Reiches, von denen zwei auch in Daniel 7 erwähnt sind. Daniel 7 beschreibt vier Stadien des vierten Reiches, von denen zwei auch in Daniel 2 Vorkommen. Verbinden wir inhaltlich die beiden Grundrisse miteinander, ergibt sich folgende Übersicht: Das babylonische Reich Das medo-persische Reich Das hellenistische Reich Das vierte Reich Das geeinte Stadium Das zweigeteilte Stadium Das Weltherrschaftsstadium Das zehngeteilte Stadium Das Antichrist-Stadium Das messianische Reich Überblick über die ersten drei Reiche Das erste ist das babylonische Reich, bei Daniel versinnbildlicht in dem goldenen Haupt und dem löwenähnlichen Tier. Verschiedene Charakterzüge dieses Reiches werden in Daniel 1,1 - 5,30 und 7,4 beschrieben. Das zweite ist das medo-persische Reich, dargestellt durch die Arme und die Brust aus Silber und das bärenähnliche Tier. Verschiedene Züge dieses Reiches werden in Daniel 2,39a; 6,1-29*; 7,5; 8,1-7 und 10,1 - 11,2 gezeichnet. Es folgt das dritte, das griechische oder hellenistische Weltreich, wie es in dem Bauch aus Messing und dem leoparden- oder pantherähnlichen Tier symbolisch erscheint. Es begann als geeintes Reich unter Alexander dem Großen, zerfiel aber nach seinem Tod in vier Teilreiche. Prophetische Offenbarungen über dieses Reich finden sich in Daniel 2,39b; 7,6; 8,7-27 und 11,3-35. Das vierte und imperialistische Weltreich Dem dritten folgt das vierte Reich, das als völlig verschieden von den vorangegangenen drei Reichen geschildert wird. Daniel beschreibt es in 2,40-43; 7,7-12.19-27 und 11,36-45. Es durchläuft fünf verschiedene Stadien, von denen Rom nur das erste darstellt, denn Rom kann nicht als das gesamte vierte Weltreich ausgelegt werden. Was aber macht das vierte Weltreich, das mit Rom beginnt, so völlig verschieden von den drei vorangegangenen Reichen? Der entscheidende Unterschied liegt in der Regierungsform, die erstmals durch Rom * andere Übersetzungen zählen 5,31 - 6,28 erstes Reich zweites Reich drittes Reich viertes Reich Imperialismus das imperialistische Reich fünf Stadien eingeführt wurde: dem Imperialismus. Wenn die Babylonier ein neues Gebiet eroberten, setzten sie dort keine babylonischen, sondern einheimische Herrscher ein. Als das Reich Juda besiegt und erobert worden war, setzte Babel zuerst Zedekia, später dann Gedalja als Statthalter ein. Unter den Medern und Persern wurde in gleicher Weise verfahren, und es regierten jüdische Statthalter wie Serubba-bel und Nehemia. Die Griechen verfuhren in gleicher Weise. Anstatt griechische Statthalter zu entsenden, erlaubte man den jüdischen Hohepriestern während der gesamten griechischen Herrschaftsperiode die Herrschaft über ihr eigenes Volk. Rom aber führte ein neues Regierungssystem ein, den Imperialismus. Dies macht den Unterschied zu den drei vorangegangenen und allen anderen Reichen aus. Wenn Rom neues Hoheitsgebiet erobert hatte, wurden Römer als Statthalter entsandt (wie zum Beispiel Pontius Pilatus). Auf diese Weise verfolgte Rom eine Politik des Imperialismus. Das vierte Reich sollte daher besser mit „Imperialismus“ bezeichnet werden, nicht mit „Rom“. Denn Rom war nur das erste von insgesamt fünf Stadien des vierten Weltreiches des Imperialismus. Wir bezeichnen deshalb künftig das vierte Reich als das imperialistische Reich. Beide Stellen bei Daniel zeigen deutlich, daß das vierte heidnische Weltreich mit dem Untergang des dritten beginnt und bis zur Wiederkunft Christi dauert, der dann sein Reich errichten wird. Das sehr lange bestehende imperialistische Reich wird also nacheinander fünf verschiedene Stadien durchlaufen, die wir der Reihe nach genau untersuchen müssen, um erkennen zu können, wo die Geschichte in diese Entwicklung hineinpaßt. Das geeinte Stadium: Rom Das erste war das geeinte Stadium, und zwar das römische Weltreich. Zwar wird heute das vierte heidnische Weltreich gewöhnlich mit dem Römischen Reich gleichgesetzt, jedoch kann sich das in Wirklichkeit nur auf das erste Stadium des imperialistischen Weltreiches beziehen. Es ist auch zur Gewohnheit geworden, Begriffe wie „Wiederbelebung des Heiligen Römischen Reiches“ zu gebrauchen, aber keiner dieser Begriffe hat seine Berechtigung. Richtiger ist es, von fünf aufeinanderfolgenden Stadien auszugehen, von denen das Römische Reich oder auch das geeinte Reich das erste Sta- dium ist und von 63 v.Chr. bis 285 n.Chr. dauerte. Keine der Danielstellen läßt den Schluß zu, daß es Unterbrechungen oder auch eine Wiederbelebung des alten Römischen Reiches gibt. Das zweigeteilte Stadium Das zweite Stadium des imperialistischen Reiches war das zweigeteilte Stadium. Es wurde in Daniel 2 vorhergesehen, fehlt jedoch in Daniel 7. Dieses Stadium begann im Jahre 364 n.Chr., als Kaiser Valentinian das Römische Reich in ein östliches und westliches Reich teilte. Seitdem entwickelte sich die Geschichte wesentlich als ein Hin und Her zwischen östlicher und westlicher Macht. Es begann 364 mit dem Weströmischen Reich mit Sitz in Rom und dem Oströmischen Reich mit seinem Sitz in Konstantinopel. Nach dieser ersten Teilung in Ost und West stellten diese beiden Städte das Gleichgewicht der Machtblöcke dar. Seitdem haben sich die Zentren dieses Machtgleichgewichts immer wieder verlagert; es blieb jedoch im großen und ganzen bei der Ost-West-Teilung. Der östliche Machtbereich blieb Konstantinopel bis 1453, als die Türken diese Stadt eroberten. Als Konstantinopel unterging, flohen die politischen Herrscher, die Beamten und Gelehrten Richtung Norden nach Rußland hinein und unterwanderten die dortige Regierung. Nach einiger Zeit wurde auch hier der römische Regierungsstil eingeführt, der Imperialismus. Die Herrscher nannten sich selbst Zaren, die russische Bezeichnung für Cäsar oder Kaiser. Bis heute stellt die Sowjetunion mit den kommunistischen Ländern des Ostblocks die östliche Seite des Machtgleichgewichts in der Welt dar. Der westliche Machtblock blieb Rom von 364 bis 476, als es erobert wurde und unterging. Von dort verlagerte sich der westliche Machtschwerpunkt in das Gebiet des heutigen Frankreich, besonders mit der Machtübernahme Karls des Großen im Jahre 800. Im Jahre 962 besiegte Otto I. die Franken und errichtete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Die Herrschenden bezeichne-ten sich mit dem deutschen Wort für Cäsar als „Kaiser“. Seitdem, besonders aber nach dem Ersten Weltkrieg, liegt das Zentrum der westlichen Macht in den westlichen demokratischen Ländern. Im Jahre 364 begann also das zweigeteilte Stadium, das bis zum heutigen Tag andauert. Die politischen Zentren der jeweiligen Rom/Konstan- tinopel 364 n.Chr. bis heute Machtblöcke mögen sich verlagern, aber es wird im wesentlichen bei einem Machtgleichgewicht zwischen Ost und West bleiben, bis das dritte Stadium kommt. Das Weltherrschaftsstadium Zukunft Die folgenden drei Stadien des imperialistischen Weltreiches liegen alle noch in der Zukunft. Eines Tages werden die beiden Machtblök-ke West und Ost zusammenbrechen und einer einheitlichen Weltregierung Platz machen. Dieses Stadium wird in Daniel 7, nicht aber in Daniel 2 beschrieben. Daniel 7,23 berichtet, daß zu einer bestimm- alle Länder ten Zeit das vierte Reich alle Länder - das heißt die ganze Erde -fressen wird. Das hat Rom niemals getan. Manche Ausleger wollen diesen Ausdruck nur auf die „damals bekannte Welt“ beziehen, aber man kann noch nicht einmal behaupten, daß Rom die damals bekannte Welt ganz erobert hat. Es dehnte sich gebietsmäßig noch nicht einmal so weit nach Osten aus wie das Reich Alexanders des Großen. Die Griechen rückten sogar bis zum Indus vor, und zweifellos wäre Alexander auch noch weiter gezogen, hätten seine Generäle nicht dagegen Einspruch erhoben. Auch das Gebiet jenseits des Indus gehörte zur damals bekannten Welt. Und Rom gelangte noch nicht einmal bis dorthin. Ja, auch das Reich der Parther eroberte Rom nicht ganz, und auch dieses war ein Teil der bekannten Welt. Schottland gehörte ebenfalls zu den damals schon bekannten Gebieten der Welt, die Rom nicht eroberte. Rom mußte den Hadrianswall bauen, um die umherziehenden Stämme Nordschottlands daran zu hindern, den Teil Britanniens zu überrennen, der damals unter römischer Herrschaft stand. Also eroberte Rom keinesfalls die damals bekannte Welt. Hinzu kommt, daß die Verwendung des entsprechenden Wortes im Alten Testament auf die gesamte Welt hindeutet (1. Mose 8,9; 9,19; 11,1; Jesaja 6,3; 14,26; 28,22; 54,5; Jeremia 15,10; Sacharja4,10.14). Wenn auch in Daniel 2,39 das Wort nur auf das griechische W'eitreich hindeutet, wird dort doch nur festgestellt, daß ihm dieselbe Macht verliehen wurde wie Babel in Daniel 2,37-38. Keine dieser beiden Weltmächte entschloß sich aber, diese Macht auch auszuüben. Von dem vierten Reich heißt es nur, daß es „alle Länder fressen“ wird. Dieser Text legt nahe, daß das vierte Weltregierung Reich zu einer bestimmten Zeit die ganze Welt beherrschen und sie verschlingen wird. Legt man die Stelle wörtlich aus, wird das vierte Reich des Imperialismus in Zukunft noch die ganze Welt beherrschen, und zwar durch die Bildung einer einzigen Weltregierung. Das hat es bisher noch nicht gegeben. Aus diesem Grunde darf man Rom nicht als das vierte Reich betrachten, sondern nur als das erste Stadium des imperialistischen Reiches. Das dritte Stadium, die Weltregierung, wird sich einstellen, wenn das System der Machtblöcke aus Ost und West zusammenbricht. Über die Datierung dieses dritten Stadiums wird in Kapitel 4 gesprochen. Das zehngeteilte Stadium Dieses Stadium wird in Daniel, Kapitel 2, in den zehn Zehen deutlich und in Daniel, Kapitel 7, in den zehn Hörnern. Es wird klar ausgesprochen, daß das zehngeteilte Stadium aus dem Weltherrschaftsstadium hervorgeht. Aus irgendeinem Grund, den derText nicht angibt, wird sich die Weltregierung in zehn Reiche aufspalten, die über die ganze Welt - und nicht nur über Europa - verteilt sein werden. Es ist heute weithin die Meinung verbreitet, die zehn Reiche würden sich nur auf Europa - genauer: auf die Europäische Gemeinschaft -beschränken. Aber der Text erlaubt eine Deutung dieser Art nicht. Bestenfalls könnte die Europäische Gemeinschaft eines der zehn Reiche werden, aber kaum alle zehn darstellen. Wer sorgfältig die Danielstelle liest, wird feststellen, daß in der Zeit, da das vierte Reich die ganze Welt beherrscht, die Weltregierung sich in zehn Teile aufspalten wird. Dies setzt den Gedanken voraus, daß sich die zehn Reiche über das Gebiet der gesamten Welt - und nicht nur auf Europa - erstrecken. Es wäre ein Fehler, die Europäische Gemeinschaft als das zehngeteilte Stadium des vierten Weltreiches zu werten. Es liegt weit näher, sie für eines von zehn, aber nicht für alle zehn Reiche zu halten. Viel eher entspräche die Prophezeiung Daniels dem Vorschlag des Club of Rome, der empfahl, die Welt in zehn Verwaltungsbezirke aufzuteilen, um einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zu vermeiden. Auch die Datierung dieses Stadiums soll in Kapitel 4 erörtert werden. Entstehung Aufspaltung der Weltregierung Europäische Gemeinschaft Club of Rome Beginn ergänzte Übersicht Off. 13,1-10 Das Antichrist-Stadium Noch während des Zehn-Reiche-Stadiums wird der Antichrist anfangen, seine Macht aufzubauen. Am Ende wird er stark genug sein, um drei der zehn Könige zu vernichten und die anderen sieben seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wenn dies geschieht, beginnt das fünfte und letzte Stadium des vierten heidnischen Weltreiches, das Stadium des Antichristen und des absoluten Imperialismus. Die Datierung dieses Stadiums kommt in Kapitel 11 zur Sprache. Die aus den beiden Kapiteln Daniel 2 und 7 gewonnene Übersicht, die weiter oben dargestellt worden ist, kann nun mit den dazugewonnenen Informationen wie folgt ergänzt und vervollständigt werden: Das babylonische Weltreich Das medo-persische Reich Das hellenistische oder griechische Reich Das vierte Reich - Das Reich des Imperialismus Das geeinte Stadium - Das Römische Reich Das zweigeteilte Stadium - Das Ost-West-Machtgleichgewicht Das Weltherrschaftsstadium (Weltregierung) Das zehngeteilte Stadium - Die zehn Reiche Das Antichrist-Stadium - Der absolute Imperialismus Das messianische Reich Nachdem wir diese Informationen erhalten haben, müssen wir nun die beiden anderen Stellen betrachten, die etwas über die Zeiten der Heiden aussagen. OFFENBARUNG 13,1-10 Die dritte Belegstelle finden wir in Offenbarung 13,1-10: „ Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte und aufseinen Hörnern zehn Kronen, und aufseinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war einem Panther gleich, und seine Füße (waren) wie die eines Bären und sein Rachen wie ein Löwenrachen; und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. Und ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode verwundet, und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah verwundert dem Tiere nach. Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tiere die Macht gegeben, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tiere gleich, und wer vermag mit ihm zu streiten? Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Macht gegeben, Krieg zu führen zweiundvierzig Monate lang. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Zelt und die im Himmel wohnen. Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über alle Geschlechter und Völker und Zungen und Nationen. Und alle Bewohner der Erde werden es anbeten, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes, das geschlachtet ist, von Grundlegung der Welt an. Hat jemand ein Ohr, der höre! Wer in Gefangenschaft führt, geht in die Gefangenschaft; wer mit dem Schwerte tötet, soll durchs Schwert getötet werden. Hier ist die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen. “ Der größere Teil dieser Passage soll an geeigneterer Stelle besprochen werden. Hier müssen wir uns nur insoweit damit befassen, als etwas über die Zeiten der Heiden ausgesagt wird. In den Versen 1-2 beschreibt Johannes das Tier, das aus dem Meer aufsteigt. Das Meer in Offenbarung 13 ist dasselbe wie in Daniel 7, das die Heidenwelt symbolisiert. Daniel 2 gab einen Überblick über alle vier Reiche. Daniel 7 faßte die vier Reiche kurz zusammen und richtete dann sein besonderes Augenmerk auf das vierte Reich des Imperialismus in seinen verschiedenen Stadien. Aber Offenbarung 13 ist ausschließlich auf das vierte Weltreich ausgerichtet. Hierbei wird ein besonderes Stadium des vierten Reiches hervorgehoben, nämlich das fünfte Stadium, das des Antichristen. Das Tier, das Johannes sah, ist dasselbe wie das, das Daniel in Kapitel 7 schaute, ohne es dort zu beschreiben. Aber hier erhalten wir eine Beschreibung des Tieres. In Vers 1 hat es zehn Hörner und sieben Häupter. Die zehn Hörner finden sich auch in Daniel 7 und stellen die zehn Reiche dar, das vierte Stadium des Reiches des Imperialismus. Während das zehngeteilte Stadium dem Stadium des Antichristen weichen muß, bleiben die zehn Reiche bis zum Ende bestehen. Der Unterschied zwischen den beiden Stadien liegt darin, daß in dem vierten die Welt in zehn Reiche aufgeteilt wird, die gleichzeitig von zehn Männern regiert werden, während im fünften Stadium das Meer das Tier zehn Hörner die Welt in allen zehn Machtbereichen allein vom Antichristen beherrscht wird, während die anderen Könige ihm unterworfen sind. Ein neues Element wird in Offenbarung 13 eingeführt: das Tier hat sieben Häupter. Was diese bedeuten, soll erst im Zusammenhang mit der vierten Belegstelle zur Sprache kommen, die wir später in diesem Kapitel auslegen werden. In Vers 2 heißt es, das Tier habe einen pantherähnlichen Körper, bärenähnliche Füße und ein löwenähnliches Maul. Hier haben wir die Deutung dessen, was in Daniel 7,12 zu lesen ist: Dan. 7,12 „Auch der anderen Tiere Gewalt verging; und ihre Lebensdauer ward ihnen auf Zeit und Stunde bestimmt. “ Die Herrschaft der ersten drei Reiche war vorüber, aber ihr Leben wurde verlängert. Dies geschah in der Weise, daß die vorangegangenen Reiche das vierte Reich noch beeinflußten. Aus der Stelle in Daniel 7 geht klar hervor, daß der pantherartige Leib den hellenistischen Einfluß symbolisiert; die bärenähnlichen Füße stehen für den medo-persischen Einfluß, das löwenähnliche Maul für die Beeinflussung durch Babylon. Auf diese Weise existierten sie weiter, obwohl ihre Herrschaft beendet war. Off. 13,3-10 In Offenbarung 13,3-10 faßt der Text das fünfte Stadium des vierten Reiches ins Auge, nämlich das des Antichristen. Näheres hierüber soll an geeigneterer Stelle erörtert werden; darum beschränken wir uns hier nur auf eine notwendige kurze Zusammenfassung. der Antichrist In Vers 3 stehen der Tod und die Auferstehung des Antichristen im Blickfeld. Eines der Häupter wird tödlich getroffen und wieder geheilt. Dies geschieht mit dem siebten Haupt. Die genaue Bedeutung dieses Hauptes und der anderen Häupter werden wir im Zusammenhang mit der vierten Hauptbelegstelle erklären, in der es um die Zeiten der Heiden geht. In Vers 4 wird die Verehrung des Antichristen beschrieben. Die Verse 5-7 berichten über das Wirken des Antichristen, das dem in Daniel 7 beschriebenen ähnelt: Er redet große Dinge (Vers 5a); er regiert mit absoluter Macht dreieinhalb Jahre lang (Vers 5b); er stößt Lästerungen gegen den Himmel aus (Vers 6); er führt Krieg gegen die Heiligen (Vers 7a) und gegen die Nationen (Vers 7b). In Vers 8 wird nochmals geschildert, daß der Antichrist angebetet wird. Die Stelle schließt in den Versen 9-10 mit einer Warnung an diejenigen ab, die so etwas tun. Die Einzelheiten dieser Stelle sollen in dem Kapitel besprochen werden, das sich mit den Ereignissen in der Mitte der großen Trübsal befaßt. In Offenbarung 13 erscheint das vierte heidnische Weltreich des Imperialismus in seinem fünften und zugleich letzten Stadium, dem des Antichristen, und es werden dessen Aktivitäten in der zweiten Hälfte der großen Trübsal beschrieben. Die zehn Hörner versinnbildlichen die zehn Reiche des vierten Stadiums, das dem des Antichristen vorausgeht. Aber Kapitel 13 fügt dieser Beschreibung noch hinzu, daß das genannte Tier sieben Häupter hat, die in keiner der bisherigen Stellen über die Zeiten der Heiden erwähnt werden. Mit der vierten und letzten Belegstelle wird unser Augenmerk auf die sieben Häupter gerichtet. OFFENBARUNG 17,7-14 Die vierte Stelle, die von den Zeiten der Heiden spricht, findet sich in Offenbarung 17,7-14: „ Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich ? Ich will dir Off. 17,7-14 das Geheimnis des Weibes sagen und des Tieres, das sie trägt, welches die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, welches du gesehen hast, war und ist nicht mehr, und es wird aus dem Abgrund herauf-kommen und ins Verderben laufen; und die auf Erden wohnen, deren Namen nicht geschrieben sind im Buche des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird. Hierher, wer Verstand, wer Weisheit hat! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, der eine ist da, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, darf er nur eine kleine Zeit bleiben. Und das Tier, das war und nicht ist, ist auch selbst der achte und ist einer von den sieben und läuft ins Verderben. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche noch kein Reich empfangen haben; aber sie erlangen Macht wie Könige auf eine Stunde mit dem Tier. Diese haben einerlei Ansicht, und ihre Macht und Gewalt übergeben sie dem Tier. Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie besiegen - denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige - und mit ihm die Berufenen, Auserwählten und Getreuen. " Aus Vers 7 geht klar hervor, daß das Tier das gleiche ist wie das in Offenbarung 13 und das vierte Tier von Daniel 7. Dieses Tier hat zehn Hörner und sieben Häupter. Es wurde bereits erklärt, was die zehn Hörner bedeuten - das vierte Stadium des vierten Weltreichs, nämlich die zehn Reiche. Jetzt gilt es herauszufinden, was die sieben Häupter versinnbildlichen. Bedeutung der Die Verse 9-10 erklären die Bedeutung der sieben Häupter. In vielen Häupter Vers 9 heißt es, daß die sieben Häupter sieben Berge sind. Unglücklicherweise haben sehr viele Ausleger hier aufgehört zu lesen und nicht Rom den folgenden Vers außer acht gelassen. Dadurch sind sie zu dem Schluß gekommen, daß die sieben Berge Rom symbolisieren, weil Rom auf sieben Hügeln erbaut worden ist. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß auch eine Anzahl von Städten im Nahen Osten den Anspruch erheben, auf sieben Hügeln oder Bergen zu liegen. Darum reicht dieses Argument nicht aus. Die Gleichsetzung der sieben Berge mit der Stadt Rom erweist sich schließlich als vollends unhaltbar, wenn wir den Vers in seinem vollständigen Textzusammenhang betrachten. Die Bezeichnung der sieben Häupter als sieben Berge zeigt, daß diese Berge symbolisch verstanden werden müssen. Wo immer das Wort „Berg“ symbolisch gebraucht wird, stellt es das Sinnbild eines Königs, eines Königreiches oder Thrones dar. Das ist auch hier der Fall. Der Satz aus Vers 9 geht bis in Vers 10 hinein* und deutet den Sinn der sieben Berge. Nachdem in Vers 9 die sieben Häupter als sieben Berge bezeichnet wurden, stellt Vers 10 fest, daß die sieben Berge etwas anderes bedeuten als wirkliche Berge: „... und sind sieben Könige“. Die Bedeutung der Berge stimmt hier im Hinblick auf den Symbolwert auch mit allen anderen Bibelstellen sieben Könige überein, in denen uns dieses Sinnbild begegnet. Hier ist also nicht die Stadt Rom gemeint, sondern sieben Könige. Vers 10 stellt weiter fest, daß fünf von diesen sieben „Berg“-Königen schon zur Zeit des Johannes „gefallen“ sind, einer zu jener Zeit noch da ist und ein weiterer noch kommen soll. Würde sich dies alles auf die Stadt Rom beziehen, so müßten fünf Hügel schon nicht mehr existieren, einer müßte noch dasein und ein weiterer sich erst in der Zukunft erheben! Vom Textzusammenhang her betrachtet, ist diese Auslegung unmöglich. Die sieben Häupter stehen vielmehr für Könige, die zeitlich aufeinander folgen. Nicht einer von ihnen ist gleichzeitig mit * andere Übersetzungen zählen den ganzen Satz zu Vers 9 einem der anderen an der Macht. Als Johannes seine Offenbarung niederschrieb, waren fünf der Könige bereits Geschichte geworden, der sechste herrschte gerade, und ein weiterer sollte noch kommen. Nachdem wir uns dies verdeutlicht haben, können wir mit Hilfe einer geschichtlichen Studie ableiten, was die sieben Häupter symbolisieren. Rom erlebte fünf verschiedene Arten von Regierungen, bevor es in das erste Stadium des imperialistischen Weltreiches eintrat. Der zeitlichen Folge nach handelt es sich um folgende Regierungsformen: Die tarquinischen Könige Die Konsuln Die Plebejer oder Diktatoren Die Republikaner oder Decemvirn (Oligarchie der Zehn) Das Triumvirat (Dreimänner-Regierung) 753-510 v.Chr. (Das erste Haupt) 510—494 v.Chr. (Das zweite Haupt) 494-390 v.Chr. (Das dritte Haupt) 390- 60v.Chr. (Dasvierte Haupt) 60- 27 v.Chr. (Das fünfte Haupt) Regierungsformen Roms Diese fünf verschiedenen Regierungsformen werden durch die fünf Häupter repräsentiert, die schon „gefallen“ waren, als Johannes sein Buch schrieb. Die sechste Regierungsform ist nun diejenige, unter der Johannes lebte (die „da“ war), nämlich die des Imperialismus. Sie wird bis zum Beginn der nächsten Regierungsform, der absoluten Herrschaft des Antichristen, andauern. Demnach umfaßt das sechste Haupt also zeitlich die uns schon bekannten ersten vier Stadien des imperialistischen Reiches bis zur absoluten Herrschaft des Antichristen (Mitte der Trübsal). Erst dann kommt das siebte Haupt. Es versinnbildlicht das Stadium des Antichristen (die Zeit des absoluten Imperialismus). Wenn er an die Macht gekommen ist, „darf er nur eine kleine Zeit bleiben“, nämlich dreieinhalb Jahre. Zusammenfassend gesagt, stehen die sieben Häupter also für eine zeitliche Folge verschiedener Regierungsformen von den tarquinischen Königen bis zum absoluten Imperialismus. Zur Zeit besteht die sechste Regierungsform. Die siebente, die des Antichristen, muß noch kommen. Johannes schreibt aber auch, der Antichrist sei zugleich ein achter. Inwiefern ein achter? Dies wiederum betrifft die Beziehung zwischen dem Antichristen und den zehn Hörnern. Die zehn Hörner das sechste Haupt das siebte Haupt „ der achte “ und „ einer von den sieben" das Tier die Zeiten der Heiden vier Weltreiche weisen zwar ebenfalls auf zehn Könige hin, die aber im Gegensatz zu den „Häupter-Königen“ alle zur gleichen Zeit leben, denn es handelt sich um die Herrscher der zehn Reiche, die aus der Weltregierung hervorgehen. Nun haben wir in Daniel 7 erfahren, daß der Antichrist zur Zeit seiner Machtübernahme drei der zehn Hörner ausreißt, d.h. er tötet drei der Könige und läßt die anderen sieben für die restliche Zeit der Trübsal an der Macht. Der Antichrist regiert zur gleichen Zeit wie die sieben und macht sich nun selbst zum achten König. So läßt sich erklären, wie er gleichzeitig als achter König an der Macht sein (er ist der achte von den Königen) und doch „einer von den sieben“ (nämlich als das siebente Haupt in der zeitlichen Reihenfolge der Regierungen) sein kann. „Sieben“ bezieht sich also auf die Häupter, „acht“ auf die Hörner. Der Begriff „Tier“ in der Offenbarung weist auf das Weltreich des Imperialismus in seinem letzten und fünften Stadium hin, dem Stadium des Antichristen. Von daher ist es zutreffend, in dem Tier sowohl das vierte heidnische Reich in seinem letzten Stadium als auch den Antichristen persönlich zu sehen. Im Buch der Offenbarung kommt der Begriff in diesem doppelten Sinn vor: manchmal beschreibt er das vierte heidnische Reich als Ganzes in seiner fünften und letzten Gestalt, an anderen Stellen jedoch auch den Antichristen persönlich. In den Versen 12-13 geht es um die zehn Hörner. In Vers 12 werden sie als zehn Könige beschrieben, die, von der Zeit des Johannes aus betrachtet, erst in ferner Zukunft auftreten. In Vers 13 unterwerfen sie sich dem Antichristen. Einzelheiten hierüber wollen wir später erörtern. Schließlich wird in Vers 14 das vierte Reich durch Christus selbst vernichtet. ZUSAMMENFASSUNG Wir fassen nun noch einmal die Stellen aus den vier Kapiteln der Bibel zusammen, die etwas über die Zeiten der Heiden aussagen. Dabei sollten drei Punkte besonders herausgestellt werden: Erstens: Die gesamte Periode der Zeiten der Heiden setzt sich aus vier heidnischen Weltreichen zusammen: dem babylonischen, dem medo-persischen, dem griechischen oder hellenistischen und dem imperialistischen Weltreich. Zweitens: Das vierte Reich, das des Imperialismus, ging aus folgenden fünf Regierungsformen Roms hervor: den tarquinischen Königen (erstes Haupt), den Konsuln (zweites Haupt), den Plebejern (drittes Haupt), den Republikanern (viertes Haupt) und dem Triumvirat (fünftes Haupt). Drittens: Das vierte heidnische Reich durchläuft insgesamt fünf Stadien. Die ersten vier sind das geeinte Stadium (Rom), das zweigeteilte Stadium (Machtgleichgewicht zwischen Ost und West), das Stadium der Weltregierung und das zehngeteilte, das Zehn-Reiche-Stadium. Diese vier stellen zusammen das sechste Haupt dar. Das fünfte Stadium, das des Antichristen bzw. des absoluten Imperialismus, wird dann das siebente Haupt sein. Fassen wir diese Ergebnisse zu einem Grundriß zusammen, so ergibt sich folgende Übersicht: Das babylonische Weltreich Das medo-persische Weltreich Das griechische (hellenistische) Weltreich (Vorstadien der Entwicklung zum vierten heidnischen Weltreich:) Die tarquinischen Könige - Das erste Haupt Die Konsuln - Das zweite Haupt Die Plebejer - Das dritte Haupt Die Republikaner - Das vierte Haupt Das Triumvirat - Das fünfte Haupt Das vierte heidnische Weltreich (Imperialismus) Geeintes Stadium - Das Römische Reich Das zweigeteilte Stadium - Das Machtgleichgewicht zwischen Ost und West Das Weltregierungsstadium Das Zehn-Reiche-Stadium - Die zehn Hörner (zehn Könige) Das Stadium des Antichristen - Das siebente Haupt (elftes und achtes Horn) Das messianische Reich Das sechste Haupt viertes Reich fünf Stadien Übersicht Teil II Der Lauf dieser Weltzeit Off. 2-3 sieben Briefe / sieben Gemeinden Aufbau der Briefe 3. Die sieben Gemeinden Die Kapitel 2 und 3 der Offenbarung bilden den zweiten Hauptteil des Buches. Er befaßt sich mit dem „was ist“: den sieben Gemeinden. Es geht um eine Beschreibung des Zeitalters der Gemeinde in Form von sieben kurzen Briefen an sieben Ortsgemeinden. BESONDERE KENNZEICHEN Es gibt mehrere Wesenszüge dieser sieben Gemeinden, die wir beachten sollten. Erstens handelt es sich ausschließlich um Botschaften Christi an die Gemeinden. Die bis dahin letzte hörbare Botschaft des erhöhten Christus erging an Paulus auf der Straße nach Damaskus. Zweitens geht es hier eher um die sichtbare als um die unsichtbare Gemeinde. Letztere ist der Leib Christi, der sich aus allen wahrhaft Glaubenden seit Pfingsten zusammensetzt und manchmal als weltweite Kirche oder Gemeinde bezeichnet wird. Bei der sichtbaren Gemeinde hingegen handelt es sich um die Körperschaft (Kirche oder Gemeinde) vor Ort, in der sich sowohl wahrhaft Glaubende als auch Ungläubige zusammenfinden. Sie schließt alle ein, die sich als Glaubende bezeichnen, ob sie es nun wirklich sind oder nicht. Während die unsichtbare Gemeinde ausschließlich aus Glaubenden besteht, kann die sichtbare auch Ungläubige enthalten. Wie wir noch sehen werden, sind in den sieben Gemeinden beide Typen vertreten. Ein drittes Merkmal besteht darin, daß Christus gegen fünf dieser Gemeinden etwas einzuwenden hat, zwei dagegen seine volle Zustimmung finden. Darüber hinaus findet Christus in sechs dieser Gemeinden etwas Gutes, in der siebenten aber überhaupt nichts Gutes; diese letzte lebte außerhalb seines Wohlgefallens. Das vierte Kennzeichen ist der Aufriß der sieben Briefe, die inhaltlich vier Hauptgedanken gemeinsam haben. Das erste gemeinsame Element liegt darin, daß jeder Brief einen Teil der Beschrei- bung des Christus nach dem Bild des erhöhten Menschensohnes von Kapitel 1 enthält. Jeder einzelne der Briefe gibt einen Ausschnitt der Beschreibung wieder, der sich auf die nachfolgende besondere Botschaft bezieht. Das zweite gemeinsame Element besteht darin, daß jeder der sieben Briefe den kleinen Satz „ich weiß“ enthält. Fünfmal heißt es „ich weiß deine Werke“, einmal „ich weiß deine Trübsal“ und einmal „ich weiß, wo du wohnst“. Christus bekundet damit: „Ich weiß um den inneren Zustand einer jeden einzelnen Gemeinde.“ Das dritte gemeinsame Element aller sieben Briefe ist der Ausdruck „wer überwindet“; diesem folgt immer eine Verheißung, die mit dem besonderen Zustand der betreffenden Gemeinde zu tun hat. Ein viertes und letztes gemeinsames Element aller sieben Briefe ist der Satz: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Das ist eine Ermahnung zum Gehorsam. Die Gemeinden sind dafür verantwortlich, sich nach den Weisungen der Briefe zu richten. ZUR AUSLEGUNG DER BRIEFE Die wichtigste Frage ist die, wie man diese Briefe deuten muß. Einerseits enthalten sie Aussagen, die nur auf die genannte Ortsgemeinde zutreffen. Andererseits werden Aussagen gemacht, deren Geltung man kaum auf jene besondere Gemeinde und ihre besondere Situation beschränken kann; manchmal scheinen die Aussagen überhaupt nicht auf diese zuzutreffen. Am besten legen wir die Briefe nach der historisch-prophetischen Methode der Interpretation aus. Demzufolge können wir drei wichtige Dinge feststellen. Erstens müssen die sieben Gemeinden, an die Johannes schrieb, in der damaligen Zeit wirklich existiert haben. Gleichzeitig repräsentieren sie sieben Typen von Gemeinden, die es damals gab. Der zweite wichtige Faktor bei der historisch-prophetischen Auslegungsmethode ist die Beobachtung, daß alle sieben Typen von Ortsgemeinden durch das gesamte Zeitalter der Gemeinde hindurch vorhanden sind. Welcher Epoche der Kirchengeschichte wir uns auch zuwenden - immer werden wir alle sieben Gemeindetypen entdecken. Dies wird bis zur Entrückung so bleiben. sieben Gemeinde- typen Der dritte Faktor bei der historisch-prophetischen Betrachtung ist die Feststellung, daß zwar zu jeder Zeit der Kirchengeschichte alle sieben Gemeindetypen anzutreffen sind, jedoch in jeder Epoche der Kirchengeschichte einer davon eine bestimmende Rolle spielt. Von heute aus betrachtet, malen diese Briefe ein anschauliches Bild jener sieben Geschichtsperioden, welche die sichtbare Gemeinde durchlaufen hat bzw. wird. Diese Briefe wurden also an „die sieben Gemeinden“ geschrieben, die zugleich das Ganze darstellen. Diese sieben wurden speziell ausgewählt, und zwar erstens wegen der besonderen Bedeutung ihrer Namen, und zweitens, weil die Situation der betreffenden Ortsgemeinde auch für eine zukünftige Periode der Kirchengeschichte bezeichnend sein wird. Bestimmte Aussagen gegenüber diesen einzelnen Gemeinden können nicht auf die nur örtliche Situation beschränkt bleiben, sondern müssen eine wesentlich weitreichendere Bedeutung haben. Um „das, was ist“, zu verstehen, ist es von großer Wichtigkeit, alle genannten drei Faktoren festzuhalten. Äußere Gliederung Die sieben Briefe haben eine gemeinsame Grundlinie und lassen sich in sechs Punkte gliedern: Empfänger Beschreibung des Christus Lob Tadel Mahnung Verheißung Nicht alle sieben Briefe enthalten alle sechs Punkte. Die Punkte stehen auch nicht immer in derselben Reihenfolge und doch stellt dies die Grundstruktur eines jeden Briefes dar. DIE SIEBEN BRIEFE Ephesus: Die apostolische Gemeinde (30-100 n.Chr.) Den ersten Brief finden wir in Offenbarung 2,1-7: „ Dem Engel der Gemeinde In Ephesus schreibe: Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und daß du die geprüft hast, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erfunden; und du hast Ausdauer, und um meines Namens willen hast du getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle stoßen, wenn du nicht Buße tust! Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum aes Lebens, welcher im Paradiese Gottes ist." Der Adressat des Briefes ist die Gemeinde in Ephesus. Sie stellt die Periode der apostolischen Gemeinde dar, die im Jahre 30 begann und etwa bis ins Jahr 100 reichte, als der letzte Apostel, Johannes, der auch der Verfasser der Offenbarung war, starb. So steht Ephesus vom Typus her für eine Gemeinde, welche die „apostolische Gemeinde“ genannt wird. Der Adresse folgt eine Beschreibung des Christus aus Offenbarung 1,13.16. Sie weist auf die Macht hin, die Christus im Blick auf Weg und Ziel der Gemeinden ausübt. Das Lob finden wir in den Versen 2, 3 und 6. Zuerst wird die Gemeinde gelobt, daß sie falsche Lehrer verurteilt (Vers 2-3). In Apostelgeschichte 20,29-31 warnte Paulus die Ältesten von Ephesus, daß falsche Lehrer kommen würden, um die Gemeinde zu zerstören. Zu jener Zeit schrieb Paulus auch den ersten und zweiten Brief an Timotheus; damals waren Irrlehrer aufgetreten und verursachten schweren Schaden in der Gemeinde (1. Timotheus 1,3-4.18-20; 6,3-10.20-21; 2. Timotheus 2,14-18; 4,1-4). Die Irrlehrer richteten Zerstörungen an, und Timotheus war darüber etwas mutlos geworden. Paulus gab ihm Ratschläge, wie er mit dieser Situation fertig Off. 2,1-7 falsche Lehrer verurteilt Nikolaiten die erste Liebe werden könnte. Zur Zeit des ersten Sendschreibens hat die Gemeinde in Ephesus dieses schwierige Problem gemeistert und den Irrlehrern widerstanden. Dafür erhält sie das Lob des Herrn. Zweitens werden die Christen in Ephesus dafür gelobt, daß sie die Werke der Nikolaiten hassen (Vers 6). In der Kirchengeschichte gibt es keinen schriftlichen Hinweis oder irgendeine Erwähnung dieser Gruppe; darum müssen wir nach anderen Anhaltspunkten suchen, um zu erfahren, um was für eine Gruppe es sich hier handelt. Die Bedeutung des griechischen Wortes ist „Beherrscher des Volkes“. Das könnte ein Hinweis darauf sein, daß man hier versuchte, einen Unterschied zwischen Amtsträgern und Laien zu machen und diese voneinander zu trennen; dadurch könnte es zu einer Beherrschung der Laien durch die Amtsträger gekommen sein. Die Epheser haßten dieses Ansinnen und erhielten dafür das Lob ihres Herrn. Der Tadel findet sich in Vers 4. Sie haben die erste Liebe verlassen, die Liebe zu Christus und zu seinem Wort. Die zweite Generation der Glaubenden ist lahm und müde geworden und abgekühlt. Sie haben nicht mehr die heiße Liebe zu Christus wie die erste Generation. Dafür erhalten sie den Tadel. Ein ähnliches Problem hatten auch die Empfänger des Hebräerbriefes. Dort war es eine Gruppe von Judenchristen der zweiten Generation, die in der Verfolgung im Glauben nachgelassen und ihre erste Liebe verloren hatten. Die Mahnung wird in Vers 5 ausgesprochen. Sie werden dringend aufgerufen, ihrer ersten Liebe zu gedenken, Buße zu tun und zu dieser Liebe zurückzukehren. Wenn dies nicht geschieht, wird ihr Leuchter entfernt, und sie können keine Zeugen für Christus mehr sein. Die Verheißung steht in Vers 7. Während die Briefe an die jeweilige Gemeinde als Ganzes gerichtet sind, gelten alle Verheißungen den einzelnen Christen, die das betreffende Problem überwinden. So erhält hier derjenige, der überwindet und zur ersten Liebe zurückkehrt, die Verheißung, daß er von der Frucht des Lebensbau-mes in der Herrlichkeitswelt Gottes essen darf. Mit jemandem zu essen bedeutet, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Dem, der überwindet, wird hier die Gemeinschaft mit Christus zugesprochen. Da dies auch den Baum des Lebens mit einschließt, ist das eine Verheißung, einmal an der ewigen Welt Gottes teilhaben zu dürfen. Erst im letzten Kapitel der Offenbarung, wo sich diese Symbole wiederfinden, wird davon noch einmal gesprochen. Soweit der Brief (das Sendschreiben) an die Gemeinde in Ephesus. Bestimmte Aussagen über die Ortsgemeinde gelten auch für die apostolische Gemeinde in der zweiten Generation. Dies ist der Typus von Gemeinde, der in der ersten Periode der Kirchengeschichte vorherrschte. Smyrna: Die Gemeinde unter römischer Verfolgung (100-313 n.Chr.) Den zweiten Brief finden wir in Offenbarung 2,8-11: „ Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste Off. 2,8-11 und der Letzte, welcher tot war und lebendig geworden ist: Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut- du bist aber reich -, und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans. Fürchte nichts, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des L ebens geben1 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tod!“ Der Adressat wird in Vers 8a genannt. Der Brief ist an die Gemeinde in Smyrna gerichtet. Der Name dieser Stadt, Smyrna, bedeutet „Myrrhe“ und wird in Verbindung gebracht mit Sterben und Einbalsamieren (Johannes 19,31-40). So wird diese Gemeinde von ihrem Joh. 19,31-40 Namen her zum Symbol für die zweite Periode der Kirchengeschichte, die der Christenverfolgung durch Rom von etwa 100 bis zum Jahre 313. Die Beschreibung des Christus steht in Vers 8b und stammt aus Offenbarung 1,18. Er sagt der Gemeinde, daß er der Erste und der Letzte ist, der tot war und wieder lebendig geworden ist. Obwohl er einen gewaltsamen Tod erlitten hat, ist er doch durch die Auferweckung zu neuem Leben gekommen. Da viele Menschen aus dieser Ortsgemeinde ebenfalls einen gewaltsamen Tod werden erleiden müssen, dient diese Beschreibung Christi ihnen zum Trost, denn auch sie werden durch die Auferstehung zu ewigem Leben erweckt werden. Das Lob ist in Vers 9 zu lesen. Zuerst wird die Gemeinde dafür gelobt, daß sie im Leiden geduldig ist. Sie ist ein gutes Vorbild für das, kein Tadel was der Verfasser des Hebräerbriefes seinen Lesern rät: geduldiges Ausharren. Sie haben Schweres durchgemacht, aber alles geduldig ertragen. Zweitens werden sie gelobt, daß sie die Lästerung derer ertragen haben, die behaupten, Juden zu sein und es doch nicht sind, sondern aus der Synagoge Satans stammen. Im Blick auf die Situation in jener Stadt könnte dies auf ein bestimmtes Ereignis hindeuten, für das wir keine geschichtlichen Zeugnisse haben. In der Kirchengeschichte könnte es auf die Römer gedeutet werden, die sich als das Volk Gottes und ihren Kaiser als Gott betrachteten. Die Christen wurden also von denen verfolgt, die beanspruchten, das Volk Gottes zu sein, es aber nicht waren. Christen wurden oft aus eben diesem Grund getötet, weil sie sich weigerten, dem Kaiser wie einem Gott zu opfern. Smyrna ist eine der Gemeinden, gegen die Christus nichts zu sagen hatte; darum fehlt in diesem Brief der Tadel. Es folgt die Ermahnung in Vers 10. Sie betrifft dreierlei. Erstens werden die Christen aufgerufen, sich nicht vor dem zu fürchten, was sie leiden werden. Zweitens weist Christus sie darauf hin, daß die Verfolgung zehn Tage andauern wird. Diese kurzzeitige Verfolgung könnte etwas mit der besonderen Situation am Ort zu tun haben, und wahrscheinlich hat es eine solche Verfolgung gegeben, in deren Verlauf viele leiden und sterben mußten. Die Stelle könnte aber auch eine weitreichendere Bedeutung haben, denn es ist interessant, daß zwischen den Jahren 81 und 313, in denen mehr als zehn römische Kaiser geherrscht haben, tatsächlich zehn die christliche offizielle Gemeinde verfolgt haben. Es waren Domitian (81-96), Trajan (98-117), Hadrian (117-138), Antoninus Pius (138-161), Marc Aurel (161-180), Septimius Severus (193-211), MaximinusThrax (235-238), Decius (249-251), Valerian (253-260) und Diocletian (284-305). Diese zehn römischen Kaiser könnten in den zehn Tagen der Verfolgung versinnbildlicht sein. Drittens werden die Christen ermahnt, den Tod nicht zu fürchten, denn wenn sie bis zuletzt treu bleiben, sollen sie die Krone des Lebens erhalten. Die Verheißung steht in Vers 11. Wenn die Christen auch möglicherweise eines gewaltsamen Todes sterben müssen, werden sie doch nicht ein zweites Mal sterben, d.h. den zweiten Tod nicht erleiden. Was unter dem zweiten Tod zu verstehen ist, soll an geeigneter Stelle in dieser Studie untersucht werden. Pergamon: Die Kirche des konstantinischen Zeitalters (313-600 n.Chr.) Das dritte Sendschreiben finden wir in Offenbarung 2,12-17: „ Und dem Engel der Gemeinde in Pergamus schreibe: Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat: Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da wo der Thron des Satans ist, und daß du festhältstan meinem Namen und den Glauben an mich nicht verleugnet hast, auch in den Tagen, in welchen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, da wo der Satan wohnt. Aber ich habe etwas weniges wider dich, daß du daselbst solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, weicherden Ba-tak lehrte, ein Ärgernis vor die Kinder Israel zu legen, Götzenopfer zu essen und Unzucht zu treiben. So hast auch du solche, die an der Lehre der Nikolaiten festhalten, was ich hasse. Tue Buße! Sonst komme ich bald über dich und werde mit ihnen Krieg führen mit dem Schwerte meines Mundes. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich von dem verborgenen Manna zu essen geben und will ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein geschrieben einen neuen Namen, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt. “ Der Adressat dieses Briefes ist Pergamon, was soviel wie „ganz fest verheiratet“ bedeutet. Es war eine größere Stadt mit Götzenkult. Hier fanden sich viele Tempel, darunter der Tempel des Äskulap mit einem Götzenbild in Gestalt einer Schlange. Darauf könnte sich der Ausdruck „des Satans Thron“ beziehen, der in dem Schreiben vorkommt. Es ist die Gemeinde, die symbolisch für das konstantini-sche Zeitalter steht, in dem die Kirche sich mit dem Staat vermählte. Im Jahre 391 wurde das Christentum zur offiziellen Staatsreligion des Römischen Reiches erklärt. Auf diese Weise ging die Kirche eine sehr enge Verbindung mit dem Staat ein. Die Beschreibung Christi in Vers 12b stammt aus Offenbarung 1,16. Er erscheint hier als der Richtende, mit dem Schwert des Wortes Gottes, das das Gericht vollstreckt. In Vers 13 steht das Lob. Die Christen von Pergamon werden dafür gelobt, daß sie den Glauben nicht verleugnet haben; einer von ihnen, Antipas, wird besonders hervorgehoben wegen seiner Treue, denn er hat um seines Zeugnisses willen den Märtyrertod erlitten. Von Antipas wissen wir sonst nichts, doch diese kurze Notiz gibt uns Off. 2,12-17 Götzendienst die Lehre Bileams 4. M. 22-24 einen Hinweis, was in der Gemeinde von Pergamon geschehen ist. Sein Name, Antipas, bedeutet „gegen alle“ und könnte daraufhinweisen, daß er sich entschieden gegen alle Satansverehrung stellte. Der Krieg gegen den Glauben der Gemeinde wurde von einer satanischen Opposition inspiriert. Von der Gemeinde in Pergamon heißt es, daß sie dort wohnt, wo der Satan selbst ist, wo Äskulap, der Sohn der Schlange, verehrt wurde. Der Tadel steht in den Versen 14-15. Die Gemeinde wird zweimal getadelt. Erstens in Vers 14, weil sie solche gewähren läßt, die an der Lehre Bileams festhalten. Bileam begegnet uns in 4. Mose 22-24; er war ein Seher aus Mesopotamien. Er wurde von Balak, dem König der Moabiter, der mit den Midianitern verbündet war, gegen hohe Bezahlung dazu beauftragt, als Prophet einen Fluch gegen das Volk Israel auszusprechen. Obwohl er bei vier verschiedenen Gelegenheiten versuchte, die Juden zu verfluchen, bemächtigte sich Gott dieses Sehers und zwang ihn, statt dessen die Juden zu segnen. Als das Vorhaben gescheitert war, Israel zu verfluchen, wandte Bileam eine andere Taktik an, damit Israel von Gott verflucht werden sollte. Auf seine Empfehlung hin wurden Frauen der Moabiter und Mi-dianiter ausgesandt, um die jüdischen Männer zu verführen. Zu dieser Verführung gehörte auch die Verehrung der Götzen Moabs und Midians. Das Ansinnen wurde durchgeführt, und Israel geriet unter den Fluch Gottes. Viele mußten bei dieser Heimsuchung ihr Leben lassen und starben an einer Seuche. Dieser Anschlag auf Israel aber war später der Grund für die Vernichtung der Midianiter und den Tod Bileams selbst (4. Mose 25,1-16; 31,1-20; 5. Mose 23,3-6). Die Lehre Bileams bedeutete Ermutigung zum sittlichen Verfall durch blutsmäßige Vermischung von Gläubigen mit Heiden, was zu Unzucht und Götzendienst führen mußte. Ohne Zweifel war in Pergamon die Vermischung der christlichen Gemeinde mit der heidnischen Welt ein reales Problem. Weil das bürgerliche und das religiöse Leben so eng miteinander verflochten waren, bedeutete dies für Christen wahrscheinlich, sich mit dem Heidentum einzulassen, wenn sie gesellschaftliche Verpflichtungen annahmen. Offensichtlich machten auf diese Weise viele Gläubige Zugeständnisse an die heidnische Umgebung. Im Zeitalter Konstantins ging die Kirche eine enge Verbindung mit dem Staat ein. Dies führte am Ende zur Unzucht auf religiösem Gebiet und zum Götzendienst. Nachdem die christliche Kirche nun zur Staatskirche und ihr Glaubensbekenntnis zur Staatsreligion erklärt worden war, wurden überall im Römischen Reich Menschen getauft und zu Mitgliedern der Gemeinde gemacht, ohne daß dabei nach ihrem persönlichen Glauben gefragt wurde. Sie brauchten sich nur taufen zu lassen und konnten sich dadurch der neuen Institution anschließen. Das Ergebnis hiervon war ein massiver Zuwachs an Heiden, die in die Kirche hereinströmten und dabei auch viele heidnische Praktiken mitbrachten. So drang auch der Götzendienst in die Kirche ein, da diese Menschen Jesus einfach den vielen anderen Göttern zugesellten, die sie bereits hatten. Das führte zu einem tiefen geistlichen Abfall - der Unzucht vergleichbar - und zum Götzendienst. Hier wurde eine unheilvolle Saat ausgestreut, die später in der römisch-katholischen Kirche aufgehen sollte. Die Christen von Pergamon wurden also zu Recht dafür getadelt, daß sie sich an die Lehren Bileams hielten. Zweitens wird die Gemeinde in Vers 15 dafür getadelt, daß sie die Lehre der Nikolaiten bei sich duldete. Es ist die Gruppe, die die Gemeinde von Ephesus nicht zuließ. Pergamon dagegen erntete wegen seiner Toleranz gegenüber dieser Gruppe den Tadel des Herrn. Während dieser Periode der Kirchengeschichte bildete sich der scharfe Unterschied zwischen den Amtsträgern der Kirche und den einfachen Gemeindegliedern - den Laien - heraus, der auch unterschiedliche Gesetzgebung und Regelungen für beide Gruppen zur Folge hatte. So entstand eine besondere Ordnung der Priester in der Kirche, die einen weiteren geistlichen Verfall in sich barg, der in der darauffolgenden Phase der Kirchengeschichte zutage treten sollte. Die Mahnung finden wir in Vers 16. Die Christen werden dazu aufgerufen, Buße zu tun (ihren Sinn zu ändern) und die Gemeinde von allem Fremden zu reinigen; sonst wird das Gericht über sie kommen. Die Verheißung in Vers 17 ist eine dreifache. Erstens wird dem, der überwindet, das verborgene Manna verheißen. Das Manna im Alten Testament war die Nahrung der Kinder Israels, als sie aus Ägypten in die Wüste ausgezogen waren. Derjenige, der die Staatskirche verläßt, könnte seine Arbeit und auch seinen Lebensunterhalt damit verlieren. Aber was ihm dabei auch genommen werden mag, so wird doch Gott für sein Leben sorgen. Zweitens wird dem, der überwindet, ein weißer Stein verheißen. Im Altertum gab es zwei Anlässe, bei denen man einen weißen Stein Manna neuer Name Off. 2,18-29 erhalten konnte. Wenn jemand bei einer Gerichtsverhandlung für unschuldig befunden wurde, gab man ihm als symbolisches Zeichen seines Freispruchs den weißen Stein. Wenn jemand als Mitglied in einen privaten Klub aufgenommen werden sollte, pflegte man ihm bei der Aufnahme einen weißen Stein zu geben - als Zeichen dafür, daß er angenommen war. Beide Elemente könnten in dieser zweiten Verheißung enthalten sein. Wer von Christus diesen Stein bekommt, wird von der Schuld jener Gemeinde freigesprochen werden und soll zugleich auch wissen, daß er von Christus angenommen ist. Die dritte Verheißung spricht aus, daß dem Betreffenden ein neuer Name gegeben wird, der auf dem Stein geschrieben steht und der nur ihm bekannt ist. In der Bibel wurde einem Menschen oft ein neuer Name verliehen, nachdem er gewisse Glaubensprobleme überwunden hatte. Ein Beispiel hierfür ist Jakob, dem ein neuer Name verliehen wurde: Israel (1. Mose 32,22-32). Ein anderes Beispiel ist Abram, dessen Name später in Abraham umgewandelt wurde (1. Mose 17,1-8). Thyatira: Die Kirche des finsteren Mittelalters (60(1-1517) Das vierte Sendschreiben steht in Offenbarung 2,18-29: „ Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße gleich schimmerndem Erz sind: Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Geduld und daß deiner letzten Werke mehr sind als der ersten. Aber ich habe wider dich, daß du das Weib Isebel gewähren läßest, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen. Und ich gab ihr Zeit, Buße zu tun, und sie will nicht Buße tun von ihrer Unzucht. Siehe, ich werfe sie auf ein Bett und die, welche mit ihr ehebrechen, in große Trübsal, wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken. Und ihre Kinder will ich töten, und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht. Und ich will euch vergelten, einem jeden nach seinen Werken. Euch aber sage ich, den übrigen in Thyatira, soviele diese Lehre nicht teilen und welche die Tiefen des Satans, wie sie sagen, nicht erkannt haben: Ich lege keine andere Last auf euch; nur haltet fest, was ihr habt, bis ich komme! Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem will ich Macht geben über die Heiden. Und er wird sie mit eisernem Stabe weiden, wie man irdene Gefäße zerschlägt, wie auch ich (solche Macht) von meinem Vater empfangen habe. Und ich will ihm geben den Morgenstern. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! “ Der Adressat inVers 18a ist die Gemeinde von Thyatira, deren Name „fortgesetztes oder beständiges Opfer“ bedeutet. Er wird zu einer passenden Beschreibung des finsteren Mittelalters, wie es sich in der römisch-katholischen Lehre vom immer wiederkehrenden Opfer in der Messe zeigte. Nach der katholischen Glaubenslehre sollen sich das Abendmahlsbrot und der Kelch in den wirklichen Leib und das wirkliche Blut Christi verwandeln, wenn der Priester diese Elemente segnet (Transsubstantiation), und auf diese Weise soll Christus aufs neue geopfert werden. Die Laien erhielten nur das Brot, während man ihnen den Kelch vorenthielt, denn man befürchtete, daß das wirkliche Blut Christi versehentlich verschüttet werden könnte. Der Kelch war daher nur den Geistlichen Vorbehalten. Damit war die Unterscheidung zwischen den Amtsträgern und den Laien, die von den Nikolaiten begonnen wurde, zu ihrer Vollendung gekommen. Die Beschreibung Christi in Vers 18b stammt aus Offenbarung 1,14-15. Es sind Symbole des Gerichts. Christus allein als der Sohn Gottes beansprucht als einziger, angebetet zu werden. Darüber hinaus darf es nichts geben. In Vers 19 steht das Lob. Die Christen von Thyatira werden für ihre Liebeswerke, ihren Glauben, ihren Dienst und ihre Geduld gelobt und dafür, daß diese Werke noch zunehmen. Es folgt dann ein längerer Tadel in den Versen 20-23. In den Versen 20-21 geht es dabei um die Duldung einer Frau mit Namen Ise-bel. Es ist denkbar, daß es eine Frau unter diesem Namen in der Gemeinde dort gegeben hat. Aber wahrscheinlich liegt darin ein Hinweis auf die im Alten Testament genannte Frau Isebel, um den inneren Zustand und einen Mißstand in der Gemeinde von Thyatira zu beschreiben. In ähnlicher Weise sollte ja die Gestalt des Bileam den Zustand der Gemeinde in Pergamon symbolisieren. Isebel war eine phönizische Königstochter aus Sidon und wurde die Frau Ahabs, des Königs von Israel (1. Könige 16,29-33). Sie war dafür verantwortlich, daß in Israel ein heidnischer Götzenkult eingeführt wurde, der alle bis dahin bekannten Sünden der Abgötterei Isebel 1. Kön. 16,29-33 1. Kön. 12,25-33 2. M. 32,4 Baalskult Kirche des Mittelalters zehn falsche Dogmen irn Nordreich Israel überstieg. Der Götzendienst begann im Nordreich Israel schon mit Jerobeam I., dem ersten König nach der Reichsteilung. Aber zwischen den Sünden Jerobeams und dem von der Königin Isebel eingeführten Baalsdienst bestand ein wesentlicher Unterschied. Die Sünden Jerobeams stellten eine Verzerrung des wahren Gottesdienstes dar. Jerobeam ließ zwar in Dan und Bethel ein goldenes Stierkalb aufstellen, aber diese Bilder sollten den Gott darstellen, der die Israeliten aus Ägypten geführt hatte. Dies war auch Götzendienst, aber es handelte sich in erster Linie um eine Entstellung des wahren Gottesdienstes für Jahwe (1. Könige 12,25-33). Darüber hinaus konnte sich Jerobeam auf ein ähnliches Ereignis in der Geschichte Israels berufen, als das Volk nämlich am Sinai das von Aaron gebaute Goldene Kalb anbetete. Die Worte Jerobeams in 1. Könige 12,28 im Blick auf das Goldene Kalb sind ein Zitat der Worte Aarons in 2. Mose 32,4. Aber bei Isebel war es nicht nur eine Entstellung einer an sich wahren Religion, sondern sie führte in Israel einen völlig neuen Gott und ein neues Gottesdienstsystem ein (1. Könige 16,29-33). Durch Isebel drang der Baalskult nach Israel vor und verführte das Volk zu mehr Götzendienst als je zuvor. Mit der Verehrung Baals war auch sexuelle Ausschweifung verbunden. Bei dem entstellten Gottesdienst für Jahwe galten immer noch die Gebote über sittliches Verhalten; beim Baalskult jedoch war jede Moral außer Kraft gesetzt. So wurde Isebel zu einem treffenden Bild für das, wozu sich die römisch-katholische Kirche im finsteren Mittelalter entwickelte. Sie führte ein heidnisches Denken ein, das schließlich Götzendienst und geistliche Unzucht zur Folge hatte. Es entstand ein religiöses System, das nur noch wenig Ähnlichkeit mit der Kirche des Neuen Testaments hatte. Während dieser Epoche wurden zehn falsche Dogmen (Glaubenssätze) in die Kirche eingeführt: 1. Rechtfertigung aus den Werken - nicht nur aus dem Glauben 2. Taufwiedergeburt - ein Mensch wird schon dadurch selig, daß er getauft wird 3. Verehrung von Bildern 4. Zölibat - den Priestern wird verboten zu heiraten. Das ist ein weiterer Schritt zur Trennung von Priestern und Laien. 5. Konfessionalismus - Überbewertung der Ohrenbeichte. Die Sünden werden vor einem Priester bekannt, der dann den Beichtenden von seinen Sünden losspricht. 6. Lehre vom Fegefeuer - ein Ort der Reinigung, weder Himmel noch Hölle, ein Ort, wo Menschen gereinigt werden müssen, bevor sie in den Himmel kommen. Daher ist die Heiligung eines Menschen bei seinem Tode (wenn er im Glauben gestorben ist) noch nicht abgeschlossen. 7. Transsubstantiationslehre - Wandlung der Abendmahlselemente Brot und Wein in Leib und Blut Christi, also die Lehre vom fortgesetzten und ständigen Opfer Christi. 8. Ablaßlehre - durch das Spenden von Geldern kann für einen Menschen die Zeit verkürzt werden, die er im Fegefeuer zubringen muß. 9. Bußlehre - Bußübungen und Selbstgeißelung, um die Zeit im Fegefeuer abzukürzen. 10. Marienverehrung - Verehrung der Jungfrau Maria, die Lehre über ihre Himmelfahrt als Mutter Gottes und ihre Erhebung in den göttlichen Stand. All dies führte zum Götzendienst und zum geistlichen Abfall von Gott, einer Unzucht vergleichbar. So steht das Weib Isebel in Thya-tira als Symbol für die katholische Kirche im Christentum des dunklen Mittelalters. Wie die Frau, wird auch die Kirche gerichtet werden. Die Mahnung steht in den Versen 24-25. Sie gilt denen, die mit der Lehre der Isebel nichts zu tun haben und die Tiefen des Satans nicht kennen. Sie werden hier ermahnt, an dem festzuhalten, was rein ist. Sie sollen sich an die Wahrheit des Neuen Testaments halten, die höher ist und gegen die römisch-katholische Lehre steht. Schließlich wird in den Versen 26-29 eine doppelte Verheißung ausgesprochen. Erstens soll derjenige, der überwindet, teilhaben am messianischen Reich. Im Gegensatz zur falschen Macht der römisch-katholischen Kirche sollen die Überwinder im messianischen Reich Macht über die Völker bekommen. Zweitens werden sie den Morgenstern haben. Dies ist ein neues Bild in der Offenbarung, nach dem nicht weiter gefragt werden muß, denn in Offenbarung 22,16 wird Jesus Christus selbst der helle Morgenstern genannt. Die Überwinder werden Christus selbst haben. Der Besitz des wahren Glaubens setzt ein enges persönliches Verhältnis zu Jesus Christus voraus. Sardes: Die Kirche der Reformation (1517-1648) Der fünfte Brief steht in Offenbarung 3,1-6: Off. 3,1 -6 „ Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt der, wel- cher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich weiß deine Werke: du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot. Werde wach und stärke das übrige, was sterben will; denn ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden vor meinem Gott. So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße. Wenn du nun nicht wachst, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht merken, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, welche ihre Kleider nicht befleckt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden; und ich will seinen Namen nicht tilgen aus dem Buch des Lebens und will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! “ Der Adressat des fünften Briefes in Vers la ist die Gemeinde in Sardes, was bedeutet „diejenigen, die entkommen“. Der Name steht zugleich auch für die Kirche der Reformation, die im Jahre 1517 begann, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloßkirche heftete, und mit der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648 endete. Man könnte das Ende dieser Epoche auch etwas später - etwa um das Jahr 1700 - datieren. In Vers lb finden wir die Beschreibung Christi aus Offenbarung 1,4.16.20. Es ist ein Hinweis auf die sieben Geister Gottes, die gegen eine Kirche ohne den Geist stehen. Dann folgt in Vers lc der Tadel. Sie haben den Namen, daß sie leben, aber in Wirklichkeit sind sie tot. Dies ist eine zutreffende Beschreibung für die Kirche der Reformation, wie sie sich später entwickelte. Sie hatte den Namen, daß sie lebendig sei, denn die Reformation brachte vieie Korrekturen falscher Glaubenslehren und gute Bekenntnisse hervor. Vieles, was falsch gemacht worden war, wurde zusammen mit den falschen Lehren der römisch-katholischen Kirche durch die Reformation richtiggestellt oder beseitigt. Die verschiedenen protestantischen Kirchen, die aus der Bewegung der Reformation hervorgingen, hatten gute Glaubensbekenntnisse und biblisch gegründete Lehre. Trotzdem waren sie tot; ihnen fehlte die geistliche Kraft. Sie starben ab, weil sie es nicht vermochten, das Grundproblem zu beseitigen, nämlich die Einheit von Kirche und Staat. Nachdem sie sich von der römisch-katholischen Kirche getrennt hatten, wurden auch sie zu Staatskirchen. In Deutschland und Skandinavien wurde die lutherische Kirche zur Staatskirche; in England war es die anglikanische Kirche oder die Kirche von England; in Schottland die presbyterianische Kirche; in einem Teil der Schweiz die Calvinisten oder die reformierte Kirche; in einem anderen Teil der Schweiz die Kirche Zwinglis. Die Reformation vermochte das Problem der Verbindung von Kirche und Staat nicht zu beheben. Darum wurde auch diese Kirche am Ende zu einer toten Kirche. Was Pergamon zum Schaden wurde, brachte auch Sardes Verderben. Weil es Staatskirchen waren, wurden die Kinder, die in dieses System hineingeboren wurden, einfach getauft und somit auch Mitglieder der Kirche. Der persönliche Glaube hatte wenig oder gar nichts mit der Mitgliedschaft zu tun. So kam es, daß im Laufe der Zeit der größere Teil der Kirche aus Nichtglaubenden bestand. Wegen ihrer guten Glaubensbekenntnisse schienen die Gemeinden lebendige Gemeinden zu sein, aber sie waren tot. Es gab in ihnen kein geistliches Leben, weil den meisten Mitgliedern der persönliche Glaube fehlte. Bis heute gibt es in Europa Staatskirchen, die über gute Glaubensbekenntnisse verfügen, aber größtenteils aus Menschen bestehen, die geistlich tot sind. Die Mahnung finden wir in Vers 2-3. In Vers 2 werden die Christen ermahnt, das zu stärken, was im Sterben liegt, das heißt, zum geistlichen Leben wie zu den guten Glaubensbekenntnissen zurückzukehren. Geistliches Leben ist unmöglich ohne eine gesunde Lehre. Aber ohne geistliches Leben ist auch eine gute Lehre totes Dogma. Darum ist beides gleich nötig. In Vers 3 kündigt Christus an, daß er unerwartet kommen wird, wenn der alte Todeszustand nicht aufhört. Eine Kirche mit geistlichem Leben wird nicht vom Kommen Christi überrascht werden .Aber eine tote Kirche wird von ihm überfallen, ehe sie sich’s versieht, weil sie ihn nicht erwartet hat. Vers 4 spricht das Lob über diejenigen aus, „die entkommen“. Ihre Kleider sind unbefleckt und weiß geblieben. Es sind die, die ihren Glauben geübt und geistliches Leben bewahrt und damit den Todeszustand der Kirche überwunden haben. Die Verheißung von Vers 5-6 ist eine dreifache. Erstens werden diese Christen weiße Kleider anziehen. Das hier gebrauchte Symbol Einheit von Kirche und Staat weiße Kleider Off. 7,14 wird an einer anderen Stelle der Offenbarung erklärt. In Offenbarung 7,14 heißt es: und haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blut des Lammes“. So sind die weißen Kleider ein Symbol der Errettung. Die erste Verheißung an die, die davonkommen, ist die Rettung, weil für sie die gute Lehre nicht tot ist, sondern in Christus Leben wirkt. Eine zweite Verheißung verspricht ihnen, daß ihre Namen nicht ausgetilgt werden sollen aus dem Buch des Lebens. Was dies bedeutet, wird später erklärt werden. Aber auch diese Verheißung deutet auf ihre Errettung, die für alle Ewigkeit sicher sein wird, eine Verheißung ewiger Sicherheit. Drittens verspricht Christus, den Namen des Glaubenden vor den Engeln zu bekennen. Philadelphia: Die Kirche der großen Missionsbewegung (1648-1900) Das sechste Sendschreiben steht in Offenbarung 3,7-13: Off. 3,7-13 „ Und dem Engel der Gemeinde In Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, welcher den Schlüssel Davids hat; der öffnet, daß niemand zuschließt, und zuschließt, daß niemand öffnet: Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich verschaffe, daß solche aus der Synagoge des Satans, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen, siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen und vor deinen Füßen niederfallen und erkennen, daß ich dich geliebt habe. Weil du das Wort meiner Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, zu versuchen, die auf Erden wohnen. Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehmei Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen, und ich wiii auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, welches aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und meinen Namen, den neuen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!" Der Adressat ist die Gemeinde in Philadelphia. Der Name bedeutet „Bruderliebe“. Er ist ein passendes Symbol für die Kirche während der großen Erweckungs- und Missionsbewegung von etwa 1700 bis 1900, einer Zeit mit den bekannten Namen großer Prediger und Missionare wie Hudson Taylor, Adoniram Judson und andere. Die Beschreibung Christi in Vers 7b stammt aus Offenbarung 1,18 und bezeichnet Christus als den, der Türen auf- und auch zuschließen kann. Philadelphia ist die zweite Gemeinde von den sieben, die keinen kein Tadel Tadel erhält. Wie bei Smyrna, findet Christus nichts an dieser Gemeinde auszusetzen, sondern ist zufrieden mit ihr. Das Lob finden wir in Vers 8. Die Christen werden gelobt, weil sie von der geöffneten Tür Gebrauch machen. Christus selbst hat diese Tür aufgeschlossen, und die Philadelphier nutzten diese Gelegenheit in großer Treue aus. In der Zeit zwischen 1700 und 1900 gab es so gut wie keinen Ort, an den ein Missionar nicht hingehen konnte; alle Plätze standen ihm offen. In unseren Tagen schließen immer mehr Länder ihre Türen vor den Missionaren zu. Aber in den beiden zurückliegenden Jahrhunderten gab es für die Mission keine Beschränkungen, und die Kirche dieser Zeit nutzte einen solchen Vorteil. Sie hatten nur eine kleine Kraft - jene Missionare wurden nur von einer kleinen Minderheit unterstützt. Doch die kleine Kraft wurde genutzt, um große Dinge zu vollbringen. Dafür werden sie vom Herrn gelobt. Die Verheißung in den Versen 9-10 und 12-13 ist eine vierfache. In Vers 9 wird ihnen von denen Frucht zugesagt, die von sich behaupten, Juden oder das Volk Gottes zu sein, und es doch nicht sind. Es ist immer noch die Periode, die Hosea einmal beschreibt (Hosea 1,8-9; Hos. 1,8-9; 2,25), als Israel abseits des Weges und Wirkens Gottes lebte und als 2,25 „nicht-mein-Volk“ angesehen wurde. Aber in Zukunft wird Israel wieder „mein Volk“ sein (Hosea 2,1-4; 3,5). Es ist auch interessant, Hos. 2,1-4;3,5 daß gerade in dieser Zeit die Judenmission zur Geltung kam und sich um 1900 etwa 250.000 Juden bekehrten. Die Judenmission begann zuerst in Deutschland, faßte dann in England Fuß und kam schließlich in den Vereinigten Staaten zur Entfaltung. Es war eine Zeit, in der - nach dem Bild von Römer 11 - viele der natürlichen Zweige wieder in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft wurden. Es ist auch möglich, daß Vers 9 buchstäblich diejenigen meint, die Juden zu sein beanspruchen, es aber nicht sind. Zu dieser Zeit entstanden auch Sekten und ähnliche Bewegungen wie die Mormonen, die Zeugen Jehovas, die Christliche Wissenschaft und andere. Ein gemeinsames Kennzeichen dieser Sekten ist der Anspruch, die wahren „Juden“ zu sein - entweder die 144.000 aus der Offenbarung oder die zehn verlorenen Stämme Israels. Trotzdem wird die Kirche von Philadelphia auch unter diesen Sekten viele Menschen zum Glauben an Christus gewinnen. Die zweite Verheißung steht in Vers 10: sie werden nicht durch die große Trübsal gehen müssen. Dieser Vers wird in Kapitel 6, das sich mit der Entrückung beschäftigt, genauer besprochen. Hier genügt der Hinweis, daß diese Kirche die Verheißung erhält, von der großen Trübsal verschont zu bleiben. Alle, die in der Thyatira-Kirche der Isebel anhangen, werden dagegen durch die große Trübsal hindurchmüssen. Die dritte Verheißung in Vers 12 verspricht ihnen, daß sie Pfeiler im Tempel Gottes sein werden. Einerseits könnte damit ein Teil des Tempels Gottes gemeint sein, wie ihn die unsichtbare Gemeinde darstellt. Andererseits könnte hier auch von dem Tempel des Tausendjährigen Reiches die Rede sein; dann würden diese Christen Anteil bekommen am Tempel des Tausendjährigen Reiches während des messianischen Zeitalters. Die vierte Verheißung (Vers 13) spricht aus, daß die Überwinder drei neue Namen tragen werden: den Namen Gottes, den Namen Jerusalems und den neuen Namen Christi. Die Mahnung (Vers 11) ermuntert sie, weiter so zu leben und zu handeln wie bisher; denn es ist gut so. Laodizea: Die Kirche des Abfalls (1900 bis zur Gegenwart) Das siebente und letzte Sendschreiben steht in Offenbarung 3,14-22: Off. 3,14-22 „ Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung der Schöpfung Gottes: Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß und bedarf nichts! - und weißt nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und bloß! Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geglüht ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, um deine Augen zu salben, damit du sehest. Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Bußei Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hinein-gehen und das Nachtmahl mit ihm einnehmen und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mit meinem Vater sitze auf seinem Thron. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!" Der Adressat dieses Briefes ist laut Vers 14a die Gemeinde in Laodi-zea. Der Name bedeutet „das Volk spricht Recht“. Dies steht im Gegensatz dazu, daß Gott in der Kirche die Herrschaft ausübt. Hier geht es um eine Kirche, die nur von Menschen regiert wird; denn hier ist der Heilige Geist nicht gegenwärtig, um seine Leitung auszuüben. Dies ist eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und bis in die Gegenwart hinein besteht. Die Beschreibung Christi steht in Vers 14b und stammt aus Offenbarung 1,4.6.7. Christus wird beschrieben als der treue und wahrhaftige Zeuge, während diese Kirche weder treu noch wahrhaftig gegenüber dem Wort ist. Alle sechs übrigen Gemeinden erhielten wenigstens ein Wort der Anerkennung, diese Gemeinde aber geht leer aus. Es gibt von Christus her nichts Lobenswertes an dieser Gemeinde, weil sie überhaupt nicht errettet ist. Darum geht der Text sofort zum Tadel über (Vers 15-17). In den Versen 15-16 werden diese Christen der Lauheit bezichtigt. In Vers 17 wird der äußere Reichtum hervorgehoben, der doch nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß sie sich selbst betrügen, weil sie in Wirklichkeit geistlich arm, blind und bloß sind: eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls. Um all dieser Merkmale willen werden sie verurteilt. Abfall kann als ein Abweichen von der Wahrheit beschrieben werden, die jemand vorgab zu besitzen. Das bedeutet nicht, daß solche Menschen die Wahrheit wirklich besessen haben. Das ist bei Abtrünnigen selten der Fall. Vielmehr ist es das Abweichen von einer Wahrheit, die sie aufgrund der Mitgliedschaft einer bestimmten Kirche oder Vereinigung zu besitzen vorgaben. So behauptet zum Beispiel der Prediger einer Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodi- kein Lob Lauheit Abfall stengemeinde, er glaube an die Lehren der Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodistenkirche, weil er ja dieses Amt und diese Stellung in der betreffenden Kirche innehabe. In Wirklichkeit jedoch leugnet ein Abtrünniger diese Lehren und hat sich von der Wahrheit losgesagt, die zu besitzen er bekennt. Dies ist in der Tat weithin ein Kennzeichen der sichtbaren Gemeinde in diesen Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts geworden. Daß in den letzten Tagen viele in der Kirche vom Glauben abfal-len würden, wurde schon an zwei Stellen des Neuen Testaments klar vorausgesagt. Die erste steht in 2. Thessalonicher 2,1-3, wo Paulus schreibt: 2. Thess. 2,1 -3 „ Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm: Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da. Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden. “ Mit dieser Stelle werden wir uns im Anhang I beschäftigen. Hier wollen wir nur darauf hinweisen, daß sie auch etwas mit dem Problem des Abfalls zu tun hat. Wie wir noch sehen werden, steht der Begriff Tag des Herrn immer in Verbindung mit der Zeit der Trübsal. In 2. Thessalonicher 2,1-3 werden zwei Dinge genannt, die erst geschehen müssen, bevor die Trübsal beginnen kann. Das eine ist der Abfall. Das griechische Wort hierfür ist apostasia. Weil vor der Trübsal der Abfall kommen muß, ist es unausweichlich, daß die Kirche im letzten Abschnitt ihrer Geschichte von der Wahrheit abfällt. Die zweite Stelle ist 1. Timotheus 4,1: 1. Tim. 4,1 „ Der Geist aber sagt deutlich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glau- ben abfallen und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen an-hangen werden. “ Auch dieses prophetische Wort weist darauf hin, daß ein Abfall von dem wahren Glauben eintreten wird. Die Gemeinde von Laodizea ist eine Veranschaulichung des Abfalls der letzten Zeit. Art des Abfalls An drei Stellen des Neuen Testaments wird beschrieben, von welcher Art dieser Abfall ist. Die erste steht in 1. Timotheus 4,1-3: „ Der Geist aber sagt deutlich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glau- 1. Tim. 4,1 -3 ben abfallen und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhangen werden, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, die verbieten, zu heiraten und Speisen zu genießen, welche doch Gott geschaffen hat, damit sie von den Gläubigen und denen, welche die Wahrheit erkennen, mit Danksagung gebraucht werden." Hier erfahren wir, daß Dämonen den Abfall hervorrufen; denn Abtrünnige haben sich den Geistern der Verführung hingegeben und predigen eine Lehre, die von Dämonen stammt. Darüber hinaus sprechen sie durch Heuchelei Lügen aus. Ihr Gewissen ist unempfindlich geworden. Ein Teil dieser dämonischen Lehre ist ein Angriff auf die christliche Freiheit, indem die Ehe verboten wird und Vorschriften ergehen, die den Genuß von Fleisch verbieten. Dieses Beispiel zeigt, daß die römisch-katholische Kirche an diesen Punkten schon vor langer Zeit von der Wahrheit abgefallen ist. Dieser Abfall wird sich in den letzten Perioden der Kirchengeschichte noch verstärken. Die Elemente des Abfalls werden in der sichtbaren Gemeinde immer mehr die Oberhand gewinnen. Die zweite Stelle hinsichtlich der Art des Abfalls ist 2. Timotheus 3,5: „... dabei haben sie den Schein von Gottseligkeit, deren Kraft aber ver- 2. Tim. 3,5 leugnen sie. Solche meide! “ Die Verse 1-4 schildern die Verhältnisse der Welt in der letzten Zeit im allgemeinen; es läßt sich kaum leugnen, daß diese Elemente schon heute sichtbar zutage treten. Aber Vers 5 lenkt die Aufmerksamkeit auf den religiösen Bereich, in dem sich das Wesensmerkmal der letzten Zeit deutlich zeigt: Menschen, die eine äußere Frömmigkeit zur Schau tragen, aber die Kraft der Frömmigkeit und des christlichen Glaubens verleugnen. Abgefallene Pfarrer und Prediger, die das geistliche Gewand und kirchliche Titel tragen, haben die äußere Form der Frömmigkeit. Aber sie haben deren Kraft verleugnet, denn sie haben sich von der wahren Macht christlichen Glaubens entfernt. Die dritte Stelle ist 2. Petrus 2,1-22: „ Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter 2. P. 2,1 -22 euch falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten neben- einführen und durch Verleugnung des Herrn, der sie erkauft hat, ein schnelles Verderben übersieh selbst bringen werden. Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten ausbeuten; aber das Urteil über sie ist von alters her nicht müßig, und ihr Verderben schlummert nicht. Denn wenn Gott die Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in Banden der Finsternis der Hölle übergab, um sie zum Gericht aufzubehalten, -und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten beschützte, als er die Sündflut über die Welt der Gottlosen brachte, auch die Städte Sodom und Gomorra einäscherte und so zum Untergang verurteilte, womit er sie zukünftigen Gottlosen zum Beispiel setzte, während erden gerechten Lot herausrettete, der durch den ausschweifenden Lebenswandel der Zuchtlosen geplagt worden war-denn dadurch, daß er es mitansehen und mitanhören mußte, quälte der Gerechte, der unter ihnen wohnte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gottlosen Werken so weiß der Herr die Gott- seligen aus der Prüfung zu erretten, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichts zur Bestrafung aufzubehalten, allermeist die, welche aus Begierde nach Befleckung dem Fleische nachlaufen und die Herrschaft verachten. Verwegen, frech, wie sie sind, fürchten sie sich nicht, die Majestäten zu lästern, wo doch Engel, die an Stärke und Macht größer sind, kein lästerndes Urteil wider sie bei dem Herrn Vorbringen. Diese aber, wie unvernünftige Tiere von Natur zum Fang und Verderben geboren, lästern über das, was sie nicht verstehen, und werden in ihrer Verdorbenheit umkommen, indem sie so den Lohn der Ungerechtigkeit davontragen. Sie halten die zeitliche Wollust für Vergnügen, sind Schmutz- und Schandflecken und schwelgen bei ihren Liebesmahlen und wenn sie mit euch zusammen schmausen; dabei haben sie Augen voll Ehebruch, hören nie auf zu sündigen, locken an sich die unbefestigten Seelen, haben ein Herz, geübt in der Habsucht, sind Kinder des Fluchs. Weil sie den richtigen Weg verlassen haben, irren sie jetzt herum und folgen dem Wege Bileams, des Sohnes Beors, welcher den Lohn der Ungerechtigkeit liebte; aber er bekam die Strafe für seine Übertretung: das stumme Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten. Solche (Menschen) sind Brunnen ohne Wasser, und Wolken, vom Sturmwind getrieben, welchen das Dunkel der Finsternis auf behalten ist. Denn mit hochfahrenden, nichtigen Reden locken sie durch ausschweifende Fleischeslust diejenigen an sich, welche denen, die in der Irre gehen, kaum entflohen waren, dabei verheißen sie ihnen Freiheit, wo sie doch selbst Knechte des Verderbens sind; denn wovon jemand überwunden ist, dessen Sklave ist er geworden. Denn wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen sind, aber wieder darin verstrickt werden und unterliegen, so wird es mit ihnen zuletzt ärger als zuerst. Denn es wäre für sie besser, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, als daß sie nach erlangter Erkenntnis sich wiederabwenden von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot. Es ist ihnen ergangen nach dem wahren Sprichwort: , Der Hund frißt wieder, was er gespien hat, und die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot!“' Wer diese Stelle aufmerksam liest, stellt fest, daß Petrus gegenüber den Abtrünnigen, die er hier beschreibt, keinerlei Liebe oder Toleranz erkennen läßt. Die Bibel ist überhaupt gegenüber dem Abfall nicht tolerant, sondern geißelt ihn sehr streng, wie diese Verse deutlich zeigen. Nachdem wir die Art des Abfalls vom Glauben kennen, erhebt sich eine andere Frage im Blick auf die Lehre der Apostaten. Was ist das Kennzeichen der Abtrünnigen? In 2. Petrus 2,1 wird die Lehre solcher Menschen als verderbenbringende Leugnung bezeichnet: „ Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten neben-einführen und durch Verleugnung des Herrn, der sie erkauft hat, ein schnelles Verderben über sich selbst bringen werden. “ Die Lehren der Abtrünnigen werden hier verderbliche Sekten genannt. Das schließt auch die „Verleugnung des Herrn, der sie erkauft hat“, ein. Mit anderen Worten besteht die Lehre der Abgefallenen darin, Person und Heilswerk Jesu Christi zu leugnen. Andere Stellen des Neuen Testaments umschreiben dies noch genauer. 1. Johannes 2,22-23 beschreibt in diesem Zusammenhang die Leugnung der Trinität Gottes, der Dreieinigkeit: „ Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, daß Jesus der Christus sei? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet! Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. “ Zweitens schildert 1. Johannes 4,2-3 eine Leugnung der Menschwerdung Jesu Christi: „ Daran erkennet ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt:, Jesus ist der im Fleisch gekommene Christus', der ist von Gott; und jeder Kennzeichen des Abfalls 1. Joh. 2,22-23 1. Joh. 4,2-3 2. Joh. 7 2. P. 3,3-4 falsche Lehren Jud. 17-19 Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von welchem ihr gehört habt, daß er kommt; und jetzt schon ist er in der Weit. “ Ebenso 2. Johannes 7: „ Denn viele Irrlehrer sind hinausgegangen in die Welt, die nicht bekennen, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist; - das ist der Irrlehrer und der Widerchrist." Drittens befaßt sich 2. Petrus 3,3-4 mit der Leugnung des zweiten Kommens Christi: „ Wobei ihr vor allem das wissen müßt, daß in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die in ihrer Spötterei nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen:, Wo ist die Verheißung seiner Wiederkunft? denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es am Anfang der Schöpfung war!'" Also beinhalten die Lehren der von der Wahrheit Abgefallenen die verhängnisvolle Leugnung von Person und Werk Jesu Christi, besonders im Blick auf seinen Platz in der Trinität, seine Gottheit, seine Menschwerdung als wahrer Gott und wahrer Mensch durch die Jungfrauengeburt und schließlich auch seine leibhaftige Wiederkunft. Grundlage all dieser Leugnungen ist die Leugnung der Inspi-riertheit der Heiligen Schrift überhaupt. Entfernt sich ein Mensch erst einmal von der Anerkennung der Autorität der Heiligen Schrift, ist der Weg offen für alle erdenklichen Lehrirrtümer. In Judas 17-19 werden die Taten oder der Charakter des Verhaltens der Abtrünnigen beschrieben: „ Ihr aber, Geliebte, gedenket der Worte, die zum voraus von den Aposteln unsres Herrn Jesus Christus gesprochen worden sind, als sie euch sagten: ,ln den letzten Zeiten werden Spötter auftreten, die nach ihren eigenen gottlosen Lüsten wandeln. ‘ Das sind die, welche sich absondern, seelische Menschen, die den Geist nicht haben. “ Ein typisches Verhaltensmerkmal von Abtrünnigen ist der Spott (Vers 17-18). Sie machen sich lustig über die fundamentalen Wahrheiten des Glaubens wie wörtliche Eingebung der Heiligen Schrift, die Jungfrauengeburt, den stellvertretenden Sühnetod Christi und seine leibliche Auferstehung von den Toten. 2. Petrus 3,3 hält fest, daß sie auch über die Wiederkunft Christi spotten. Ein zweites Verhaltensmerkmal ist das Verursachen von Spaltungen und Trennungen (Vers 19). Weil sie einige fundamentale Glaubenssätze zu leugnen anfangen, überzeugen sie zunächst einige wenige. Im Lauf der Zeit entwickeln sich aus den zwei Parteien Kräfte, die die Gemeinde spalten. Was mit Spott begann, ist damit zu einer Trennung innerhalb der Gemeinde geworden. In dieser Zeit des Abfalls hat es eine Spaltung nach der anderen gegeben. Ortsgemeinde für Ortsgemeinde und eine Denomination nach der anderen haben sich über der verhängnisvollen Leugnung von Trinität, Menschwerdung und Wiederkunft Christi gespalten. Diese Wesenszüge, Irrlehren und zur Trennung führenden Aktivitäten sind im Verlauf der neueren Kirchengeschichte von 1900 bis heute immer stärker geworden. Wenn das jetzige Zeitalter des Abfalls einen bestimmten Anfang hatte - und das ist unmöglich festzulegen könnte es der 20. Januar 1891 gewesen sein. An jenem Tage hielt ein Mann mit Namen Charles Augustus Briggs an dem Union Theological Seminary in New York City seine Antrittsvorlesung. Zu jener Zeit war Union eine presbyterianische Ausbildungsstätte (Seminar) für Pfarrer, die einmal auf presbyterianischen Kanzeln predigen sollten. In dieser Antrittsvorlesung brachte Briggs sechs entscheidende Punkte vor, von denen einige verhängnisvolle Irrlehren enthielten: 1.) Es gibt drei große Quellen für die Wahrheit: die Bibel, die Kirche und die Vernunft. So wurden hier die Kirche und die Vernunft an Autorität der Bibel gleichgesetzt. 2.) Einige alttestamentliche Prophezeiungen wurden nicht nur nicht erfüllt, sondern sie wurden sogar aufgehoben. 3.) Briggs stellte die Verfasserschaft Moses bei den fünf Büchern Mose in Frage. 4.) Er stellte die Einheit des Jesajabuches in Frage. 5.) Er stellte fest, daß Menschen, die im Unglauben sterben, noch einmal eine zweite Chance nach dem Tode haben. 6.) Die Heiligung ist mit dem Tode nicht abgeschlossen. Briggs war nicht der erste Modernist. Aber seine Antrittsvorlesung war das erste öffentliche Bekenntnis des Modernismus in einem theologischen Seminar der Vereinigten Staaten. Das New Yorker Presbyterium brachte bei zwei verschiedenen Gelegenheiten Anklage gegen Briggs vor (1891 und 1893). Aber man ließ die Anklagen wieder fallen - vor allem aus Sorge um die Einheit der Kirche und nicht so sehr, um sich mit dem zu befassen, was wirklich behauptet worden war. Als die Generalversammlung der presbyteriani- C.A. Briggs (1891) Fundamenta- lismus sehen Kirche Briggs im Jahre 1893 den Prozeß machte, wurde er hernach aus der presbyterianischen Kirche ausgeschlossen. Darauf schloß sich Briggs der Episkopalkirche an, und das Union Theological Seminary trennte sich von den Presbyterianern und wurde selbständig. Aber trotz dieses Schrittes bildete dieses Seminar weiter Pfarrer und Prediger für die presbyterianische Kirche aus. Diese Vorgänge leiteten die Entwicklungsphase ein, in deren Verlauf sich der Abfall von der biblischen Wahrheit im zwanzigsten Jahrhundert immer weiter fortsetzte. Der Abfall begann in einer Ausbildungsstätte einer bestimmten Denomination und beeinflußte so die Ausbildung derer, die später auf den Kanzeln dieser Kirche predigten. Schließlich setzte sich der Liberalismus durch die Prediger immer mehr auf den Kanzeln durch; dadurch wurden auch diese Kirchen und einzelne Gemeinden immer liberaler. So breitete sich in den ersten beiden Jahrzehnten unseres Jahrhunderts der Abfall von der biblischen Wahrheit in den Schulen und dadurch auch bei den Pastoren der einzelnen Gemeinden aus. Um dieser Flut Einhalt zu gebieten, gab die Generalversammlung der presbyterianischen Kirche im Jahre 1910 eine Schrift heraus, in der die fünf Fundamentalsätze des Glaubens festgehalten wurden: 1.) Die Inspiration der Heiligen Schrift; 2.) die Jungfrauengeburt; 3.) das stellvertretende Erlösungswerk Christi; 4.) die Auferstehung Christi und 5.) die Wunder Christi. Diejenigen, die diese Erklärung durch ihre Unterschrift unter die fünf Punkte annahmen, wurden fortan als Fundamentalisten bezeichnet; damit war ein neues Wort geprägt worden. Die anderen, die sich mit diesen Punkten nicht einverstanden erklärten, galten fortan als Modernisten oder Liberale. Im Jahre 1916 und 1923 wurden diese fünf Punkte erneut von der Generalversammlung bestätigt. Die zwanziger Jahre waren von den tiefgreifenden Auseinandersetzungen zwischen Modernisten und Fundamentalisten gekennzeichnet. Es wurden viele Versuche unternommen, aus der Kirche selbst heraus den Modernismus zu bekämpfen. Aber gegen Ende des Jahrzehnts zeigte sich, daß alle führenden Positionen in den einzelnen Denominationen der USA (einschließlich aller größeren Denominationen mit Ausnahme des Südlichen Baptistenkonvents) fest in den Händen und unter dem Einfluß der Modernisten waren, die auch die Ausbildungsstätten beherrschten. Dies führte dann zu den Abspaltungen der dreißiger Jahre, als die Fundamentalisten die Denominationen verließen, indem sie entweder neue Denominationen oder unabhängige Kirchen oder Gemeinden gründeten. Aus der Vereinigten Presbyterianischen Kirche der Vereinigten Staaten von Amerika ging eine Gruppe unter der Führung von J. Greshem Machen hervor, die sich leider in drei voneinander unabhängige Denominationen spaltete (die orthodoxen Presbyterianer, die biblischen Presbyterianer und die evangelikalen Presbyterianer), weil sie durch innere Kämpfe entzweit wurde. Aus dem Amerikanischen Baptistenkonvent ging die Generalvereinigung Regulärer Baptisten (GARB) hervor. So gingen die von der Bibel angekündigten Spaltungen aufgrund des Abfalls von der biblischen Wahrheit in den Separatistenbewegungen der dreißiger Jahre in Amerika in Erfüllung. Die vierziger Jahre und die Zeit bis zur Gegenwart sind durch die ökumenischen Bewegungen gekennzeichnet gewesen. Im Jahre 1948 wurde der Weltkirchenrat auf zwei Grundsätzen begründet: auf der Einheit aller Kirchen (auf der Basis liberaler Lehren) und auf der Einheit aller Religionen. Im Jahre 1950 wurde der Bundesrat der Kirchen (USA) in den Nationalrat der Kirchen umgebildet, um damit alle Kirchen in den Vereinigten Staaten aufgrund liberaler Lehren zu einen. Der Rat der kirchlichen Einheit (COCU) ist der Versuch mehrerer Denominationen, sich zu einer Superkirche zusammenzuschließen. Die Folge ist, daß die sichtbare Kirche heute weithin eine Kirche des Abfalls ist. Sogar bei konservativen Denominationen wird heute schon die Gefahr des Abfalls sichtbar, der von den Ausbildungsstätten Besitz ergreift und dazu führt, daß liberale Pastoren auf den Kanzeln predigen. Selbst die einst so starken südlichen Baptisten sind von diesem Trend nicht unberührt geblieben. Die Ermahnung in Offenbarung 3,18-20 ist ein Ruf zum Heil. Als erstes werden diese Christen dringend aufgefordert, ihren geistlichen Reichtum in Christus zu suchen. Zweitens werden sie aufgefordert, wegen ihrer Nacktheit von Christus die weißen Kleider der Rettung anzunehmen. Im gesamten Buch der Offenbarung sind die weißen Kleider ein Symbol für das durch Christus geschenkte Heil. In Offenbarung 3,4 werden diese Kleider von solchen getragen, die es wert sind; in 3,5 sind sie damit verbunden, daß deren Träger nicht aus dem Buch des Lebens getilgt werden; in 6,11 erscheinen sie als ökumenische Bewegungen weiße Kleider Off. 3,4-5 Off. 6,11 Off. 7,9.13.14 die Kleider der Heiligen im Himmel; in Offenbarung 7,9.13.14 sind die Kleider weiß, weil sie gewaschen wurden im Blut des Lammes. Das Grundproblem der Gemeinde in Laodizea ist die Tatsache, daß ihre Mitglieder geistlich unbekleidet sind und das Heil in Christus nicht besitzen. Darum werden sie aufgerufen, es sich von Christus geben zu lassen. Drittens werden sie als geistlich Erblindete aufgerufen, die Augensalbe Christi zu suchen, um dadurch geistlich sehend zu werden. Nirgends findet sich ein Hinweis darauf, daß dies eine von Christus errettete Gemeinde ist. Bei allen anderen Gemeinden fand sich wenigstens eine kleine Spur vom Heil in Christus, aber nicht in dieser Kirche. Darum fehlt hier auch jede Art von Anerkennung durch Christus. Vers 20 betont, daß Christus außerhalb dieser Gemeinde steht und anklopft. Christus ist nicht in ihr, weil sie nicht errettet ist. Die Mahnung Christi gilt jedem einzelnen Christen in der Kirche des Abfalls, die Stimme Christi zu hören und ihm sein Herz zu öffnen. Dann wird Christus zu ihm kommen und Gemeinschaft mit ihm haben. Auch dies ist eine Mahnung, das Heil anzunehmen. Die Verheißung steht in Vers 21-22. Wer den Abfall überwindet und Christus annimmt, soll nach seiner Verheißung Anteil bekommen am messianischen Reich. Der überwiegende Teil dieser Kirche wird sich in der großen Trübsal wiederfinden. Die Überwinder sollen jedoch Teil am Tausendjährigen Reich erhalten, während die anderen ihr Teil in der Trübsal bekommen. Wenn wir nun in der Behandlung des Abfalls zum Schluß kommen, sollten wir uns noch eine Frage stellen: Wo liegt die Verantwortung des Glaubenden angesichts des Abfalls? Die Bibel beschreibt diese Verantwortung in drei verschiedenen Bereichen. Erstens sollen die Glaubenden mit den Abgefallenen keine Gemeinschaft haben. Man muß bedenken, daß ein Abtrünniger nicht nur ein Ungläubiger ist oder nur das Glied einer abgefallenen Kirche. Der Abtrünnige setzt sich vielmehr aktiv innerhalb seiner Ortsgemeinde für die verhängnisvolle Leugnung der Trinität, der Jungfrauengeburt, der Gottheit Christi und seiner Wiederkunft ein. Die Abtrünnigen, von denen die Bibel spricht, sind nicht nur Ungläubige, sondern Vertreter von Irrlehren, die sie versuchen zu verbreiten. Daß der Glaubende mit einem solchen Menschen keine Gemeinschaft haben darf, sagt 2. Johannes 7-11: „ Denn viele Irrlehrer sind hinausgegangen in die Welt, die nicht bekennen, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist; - das ist der Irrlehrerund der Widerchrist. Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was ihr erarbeitet habt, sondern vollen Lohn empfanget! Wer darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, der hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, den nehmet nicht auf in (euer) Haus und grüßet ihn nicht. Denn wer ihn grüßt, macht sich teilhaftig seiner bösen Werke. “ Wenn also jemand in dieses Bild paßt, ist Gemeinschaft mit ihm verboten; ja, man soll ihm sogar den Zutritt zum Haus verweigern. Die zweite Warnung betrifft den Abgefallenen, der in der eigenen Ortsgemeinde lebt. Wenn sich erweist, daß ein Gemeindemitglied schädliche Irrlehre verkündet, soll es aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. So hat es Paulus in Galater 1,8-9 geschrieben: „Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium predigt außer dem, das ihr empfangen habt, der sei verflucht! “ Wenn jemand in der Gemeinde eine andere Wahrheit als die Wahrheit der Bibel verkündet, so steht er unter dem Fluch Gottes. Das betreffende griechische Wort anathema bedeutet „unberührbar“. Was die Abgefallenen außerhalb der Gemeinde angeht, so soll der Glaubende mit ihnen keine Gemeinschaft haben. Die Abtrünnigen innerhalb der Gemeinde sollen ausgeschlossen werden. Der dritte Bereich, in dem sich die Verantwortung der Glaubenden gegenüber Abtrünnigen zeigen muß, betrifft den Fall, daß Abtrünnige in einer führenden Position der Kirche Leitungsvollmacht haben und nicht ausgeschlossen werden können. Was sollte ein Glaubender in diesem Fall tun? Hier lautet die Mahnung, daß er verpflichtet ist, sich von dieser Kirche zu trennen, wie er sich vom Abfall selbst trennen muß. In 2. Timotheus 3,5 werden die Abtrünnigen als Menschen beschrieben, die „den Schein von Gottseligkeit haben, aber ihre Kraft verleugnen“. Darauf wird Timotheus ermahnt: „Solche meide.“ Ausführlicher wird dieses Problem in 2. Korinther 6,14 - 7,1 behandelt: 2. Joh. 7-11 Gal. 1,8-9 2. Tim. 3,5 2. Kor. 6,14 -7,1 Trennung von Abgefallenen „Ziehet nicht am gleichen Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis ? Wie stimmt Christus mit Belial überein ? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen ? Wie reimt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern zusammen? Ihr aber seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott spricht:, Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.' Darum .gehet aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an, so will ich euch aufneh-men‘, und,ich will euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein', spricht der allmächtige Herr. Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, zur Vollendung der Heiligung in Gottesfurcht. “ Dies ist eine wichtige Bibelstelle, weil sie den Glaubenden dazu aufruft, sich von den Abtrünnigen zu trennen und nicht mehr gemeinsam mit ihnen Gottesdienst zu halten. Vers 14a ist gewöhnlich so ausgelegt worden, daß er die Ehe zwischen Glaubenden und Ungläubigen verbietet, aber der Textzusammenhang spricht von Gottesdienst und nicht von Ehe. Der gemeinsame Gottesdienst mit Ungläubigen, die abgefallen sind, wird mit einem Ziehen am gleichen Joch verglichen. In den Versen 14b-16a werden die Gründe dafür genannt, warum es sich hier eigentlich um ein ungleiches Joch handelt. Wir müssen bedenken, daß der Textzusammenhang vom Gottesdienst redet. Fünf Fragen werden hier gestellt, die im Griechischen bereits negative Antworten anzeigen. Fünf Begriffe werden gebraucht, die im Mittelpunkt der Argumentation stehen: Miteinander-zu-schaffen-Ha-ben, Gemeinschaft, Übereinstimmung, Gemeinsamkeit und Sichzu-sammenreimen. Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit können nichts miteinander zu schaffen haben. Glaubende sind ein Teil der Gerechtigkeit, Ungläubige ein Teil der Gottlosigkeit; die beiden passen in einer Gemeinde nicht zusammen. Es gibt auch keine Gemeinschaft zwischen dem Licht und der Finsternis. Glaubende sind vom Licht, Ungläubige von der Finsternis. Es gibt nichts Gemeinsames zwischen den beiden. Christus kann mit dem Satan nicht übereinstimmen; sie haben zwei verschiedene und entgegengesetzte Wirkungsbereiche, zwei unterschiedliche Programme. Der Glaubende stellt einen Teil des Programmes Christi dar, während der Ungläubige ein Teil des Programmes Satans ist. Der Glaubende hat nichts gemeinsam mit dem Ungläubigen. Der eine ist für den Himmel, der andere für die Hölle bestimmt. Ihre beiden Bestimmungen sind einander völlig entgegengesetzt und schließen sich gegenseitig aus. Schließlich reimt sich der Tempel Gottes nicht mit den Götzenbildern zusammen. Der Glaubende ist eine Wohnstätte des Heiligen Geistes, der Ungläubige nicht. Darum kann es auf dem Gebiet des Gottesdienstes nichts Gemeinsames zwischen beiden geben; Anbetung Gottes gemeinsam mit einem Ungläubigen bedeutet ein ungleiches Joch. In Vers 16b gibt Paulus die Begründung für die notwendige Trennung. Sie liegt darin, daß wir der Tempel Gottes sind. Deshalb dürfen wir uns nicht mit Ungläubigen zusammen zum Gottesdienst einfinden. In 17a werden drei verschiedene Phasen einer solchen Trennung genannt: 1. Gehet aus von ihnen; 2. sondert euch ab; 3. rühret kein Unreines an. Vers 17b-18 ist eine Verheißung an die, die diese Mahnung befolgen und sich trennen. Entsprechend den drei Phasen der Absonderung werden auch drei verschiedene Zusagen für die gegeben, die dem Wort gehorsam sind: 1. Ich will euch aufnehmen; 2. ich will euer Vater sein und 3. ihr sollt meine Söhne und Töchter sein. Die Passage schließt in 7,1 mit einer Mahnung an den Glaubenden, auf der Grundlage dieser Verheißungen dort die Trennung von den Abtrünnigen zu vollziehen, wo sie geboten ist. Wir sollen also angesichts des Abfalls keine Gemeinschaft mit solchen Menschen haben. Außerdem sollen wir Abtrünnige aus der Gemeinde ausschließen bzw. uns von ihnen trennen, wenn der Geist des Abfalls die Gemeinde regiert. ZUSAMMENFASSUNG Damit schließen wir die Untersuchung über die sieben Gemeinden beziehungsweise Kirchen ab. Wie wir früher bereits festgestellt haben, finden sich alle sieben Kirchen in jeder Epoche der Kirchengeschichte wieder. Als Konferenzsprecher kommt der Verfasser auf seinen Reisen in vielen Kirchen und Gemeinden überall im Lande herum. Er kann bezeugen, daß heute alle sieben Typen von Gemeinden zu finden sind. Die Ephesus-Kirche findet man in der jungen Kirche der zweiten Generation, die die Glut der ersten Liebe verloren hat. Sie begegnet uns oft auch in jenen Kirchen, die sich selbst von dem Abfall der frühen dreißiger Jahre distanzierten, bei denen aber die zweite Generation träge geworden ist. Dem Smyrna-Typ können wir jenseits des Eisernen Vorhangs und auch auf den Missionsfeldern begegnen, wo Christen um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Die Pergamon-Kirche existiert noch immer in den Ländern Europas, die eine Staatskirche haben. Der Typ der Gemeinde von Thyatira zeichnet sich deutlich in der römisch-katholischen Kirche ab. Die Kirche von Sardes kann man oft in den Hoch-und orthodoxen Kirchen finden, die ein gutes und schriftgemäßes Glaubensbekenntnis, aber kein geistliches Leben in sich haben. Hierzu gehören auch die Kirchen, die auf der Bibel gründen, in denen von den Kanzeln gesunde Lehre gepredigt wird, die aber infolge des Mangels an geistlicher Kraft kein wirkliches Leben in sich haben. Die gesunde Lehre hat es nicht vermocht oder zugelassen, in das persönliche Leben der Menschen einzudringen; darum bleibt sie nur ein bloßes Wissen im Kopf. Die Philadelphia-Kirche ist in denjenigen Denominationen und unabhängigen Kirchen zu finden, die viel für die Missionsarbeit opfern, mit Kraft und Eifer evangelisie-ren, und von denen manch ein Gemeindeglied zum Dienst auf dem Missionsfeld bereit ist. Trotzdem herrscht heute offensichtlich die Laodizea- oder abgefallene Kirche vor. Es läßt sich kaum leugnen, daß die Mehrheit der derzeitigen Kirchen dem Abfall nachgegeben haben oder selbst ein Teil davon geworden sind. 4. Die Reihenfolge der Ereignisse vor der großen Trübsal Die große Trübsal steht noch nicht unmittelbar bevor. Die Bühne der Weltgeschichte muß erst in gewisser Weise hergerichtet werden, bevor diese Trübsalszeit tatsächlich beginnen kann. Die Bibel weist sehr deutlich auf eine Anzahl von Ereignissen hin, die der Trübsalszeit vorangehen werden. Einige davon werden allgemein so angekündigt, daß sie sich irgendwann vor dieser Zeit ereignen werden und nicht im Zusammenhang mit denen stehen, die in einer strengen zeitlichen Abfolge eintreten. Auf erstere werden wir in den beiden nächsten Abschnitten dieses Kapitels zu sprechen kommen. Hier wollen wir uns mit der Reihenfolge jener Ereignisse beschäftigen, deren Spur geradewegs zur Zeit der großen Trübsal hinführt. Diese Zeit wird nicht eintreten, bevor die Ereignisse nicht alle eingetroffen sind. Im ganzen können wir neun aufeinanderfolgende Ereignisse aus dem prophetischen Zeugnis der Heiligen Schrift ableiten. Sie treten alle vor der großen Trübsal ein und führen geradewegs auf sie zu. DER ERSTE UND DER ZWEITE WELTKRIEG Auf christlichen Konferenzen, die sich mit prophetischen Themen befassen, taucht immer wieder eine bestimmte Frage auf: „Leben wir in der Endzeit?“ Ohne Unterschied lautet die Antwort darauf: „Ja!“ Aber wenn man dann weiter fragt: „Woher können wir das wissen?“, neigen die Antworten eher dazu, allgemein auszufallen, und werden gewöhnlich mit den Krisen unserer Zeit und den damit verbundenen Umwälzungen und Veränderungen begründet. Oft sind solche Antworten von dem Gedanken bestimmt, inwieweit solche Krisen unser Land betreffen, als sei eben dies der bestimmende Faktor für das, was die Endzeit heraufführt. Auf diesem Gebiet haben sich viele „Zeitungsexegeten“ besonders hervorgetan, die in fast jedem größeren weltgeschichtlichen Ereignis einen Teil prophetischer Erfüllung und einen weiteren Beweis dafür sehen, daß wir tat- Endzeit sächlich in der Endzeit leben. Aber es ist sehr gefährlich, so viel Zeit und Kraft mit dem Versuch zuzubringen, die Ereignisse unserer Tage in den Rahmen erfüllter Prophetie einzupassen. Prophetie muß vor allem von der Bibel her bestimmt und erst dann an Ereignisse der Gegenwart angelegt werden; dagegen ist es nicht richtig, laufende Ereignisse gewaltsam in eine bestimmte Bibelstelle hineinpressen zu wollen. Erst muß eine klare Eschatologie aufgrund der Auslegung der Bibel gewonnen werden, ehe man Ereignisse der Gegenwart mit heranzieht, um zu prüfen, ob sich mit ihnen Weissagungen der Bibel erfüllen. Nur wenn diese Ereignisse vollkommen in den Rahmen der biblischen Aussage passen, dürfen sie als Erfüllung von Prophetie gekennzeichnet werden. Aber wer von laufenden Ereignissen ausgeht und sie nur aufgrund möglicher Ähnlichkeiten als teilweise Erfüllung oder als Hinweis auf zukünftige Erfüllung kennzeichnet, läßt sich auf „Zeitungsexegese“ und nicht auf biblische Auslegung ein. Dennoch leben wir in der Endzeit, weil bestimmte, für die Zeit vor der großen Trübsal vorhergesagte Ereignisse bereits eingetroffen sind. Das erste ist der Erste Weltkrieg, dem der Zweite Weltkrieg folgte. Wir finden den biblischen Hinweis in Matthäus 24,1-8: Mt. 24,1 -8 „ Und Jesus ging hinaus und vom Tempel hinweg. Und seine Jünger tra- ten herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht dieses alles? Wahrlich, ich sage euch, hier wird kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen wird! Als er aber auf dem Ölberge saß, traten die Jünger zu ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen, und welches wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch niemand irreführeI Denn es werden viele unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin Christus, und werden viele irreführen. Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; sehet zu, erschrecket nicht; denn es muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. Denn ein Volk wird sich wider das andere erheben und ein Königreich wider das andere; und es werden hin und wieder Hungersnöte, Pest und Erdbeben sein." Der Hintergrund dieser Stelle wird in Vers 1-2 dargestellt. Nach der Scheltrede über die geistlichen Führer der Juden in Kapitel 23 und als Folge auf seine Aussagen in 23,37-39 kündigte Christus in 24,1-2 die Zerstörung des Tempels an; diese Weissagung ging im Jahre 70 n.Chr. in Erfüllung. Diese Ankündigung löste in den Gedanken der Jünger Fragen aus, mit denen sie zu Christus kamen: Wann wird dies geschehen, d.h. die Zerstörung des Tempels, von der Jesus in den Versen 1-2 sprach? Welches wird das Zeichen deines Kommens sein? Was wird das Zeichen für das Ende der Welt sein? Die erste Frage wird in dem Matthäusbericht über das Ölberggespräch nicht beantwortet, sondern findet sich in der Parallelstelle Lukas 21,20-24. Die zweite Frage wird in Matthäus 24,29-31 beantwortet. In unserem Zusammenhang ist aber die dritte Frage besonders wichtig: Was wird das Zeichen für das Ende der Welt sein? Welches Zeichen kündigt an, daß die Endzeit bereits begonnen hat? Welches einzelne, besondere Ereignis entscheidet darüber, daß die Endzeit begonnen hat und wir uns bereits in ihr befinden? Diese Frage beantwortet Christus zuerst negativ und danach auch positiv. Zuerst sagte er seinen Jüngern, was nicht darauf hindeutet, daß das Ende der Welt schon herbeigekommen ist. Danach weist Christus positiv auf das Zeichen hin. Die Verse 4-6 enthalten die negative Antwort. Christus beschrieb schlicht, was für diese Zeit charakteristisch sein wird; aber keins von diesen Ereignissen deutet darauf hin, daß das Ende der Welt schon gekommen ist. Als erstes - nach den Versen 4-5 - wird diese Zeit durch falsche Messiasse gekennzeichnet sein. Aber das Aufstehen von falschen Christussen beweist keinesfalls, daß das Ende schon gekommen ist. Weiter werden begrenzte Kriege in verschiedenen Teilen der Welt diese Zeit charakterisieren (Vers 6). Aber auch dies deutet noch nicht auf das Ende hin. So sind die falschen Messiasse und viele Kriege in der Welt nichts weiter als typische Kennzeichen für diese Zeit und Welt. „Es muß so geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ Den positiven Teil der Antwort finden wir in den Versen 7-8. Dort weist Christus auf das eine Ereignis hin, das anzeigt, daß das Ende der Welt begonnen hat. Dieses Zeichen soll gekommen sein, wenn „ein Volk sich gegen das andere erheben wird und ein Königreich wider das andere.“ Diese Ereignisse sollen mit Hungersnöten und Erdbeben einhergehen. Es heißt, daß dies alles erst der „Beginn der Wehen“ ist. In allen prophetischen Abschnitten der Bibel werden die endzeitlichen Tage als „Wehen“ bezeichnet, was „Geburts- Lk. 21,20-24 Mt. 24,29-31 Zeichen für Beginn der Endzeit schmerz“ bedeutet und sich auf die Schinerzen bezieht, die eine Frau vor der Geburt ihres Kindes durchstehen muß. In gleicher Weise wie bei einer Gebärenden werden die letzten Tage dieser Welt durch eine Reihe von Geburtswehen gekennzeichnet sein, bevor die neue Welt, das Reich Gottes, geboren wird. Der Begriff „Wehen“ wird uns bei der Untersuchung verschiedener prophetischer Stellen noch öfter begegnen. Ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis ist auch die Bedeutung des Satzes: „Ein Volk wird sich wider das andere erheben und ein Königreich wider das andere.“ Stellt man diese Wendung in den zeitgeschichtlichen Rahmen der damaligen jüdischen Geschichte, so deutet sie auf einen umfassenden Konflikt in dem betreffenden Gebiet hin. Der Satz findet sich an zwei Stellen im Alten Testament. Zuerst in Jesaja 19,1-4: Jes. 19,1-4 „ Weissagung wider Ägypten: Siehe, der Herr fährt auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten! Da werden die ägyptischen Götzen vor ihm beben, und das Herz wird den Ägyptern im Leibe vergehen. Und ich will die Ägypter gegeneinander aufstacheln, daß ein Bruder gegen den andern, eine Stadt wider die andere und ein Königreich wider das andere streiten wird. Und der Geist wird den Ägyptern ausgehen in ihrem Innern, und ich will ihren Rat zunichte machen; alsdann werden sie die Götzen, die Zauberer, die Totenbeschwörer und die Wahrsager befragen. Und ich will Ägypten in die Hände eines strengen Herrn überliefern, und ein harter König soll über sie herrschen, spricht der Herr, der Herr der Heerscharen. “ In diesem Wort geht es um das Land Ägypten; es handelt von Auseinandersetzungen, die sich überall in diesem Lande nach Art eines Bürgerkrieges vollziehen. Die zweite Stelle finden wir in 2. Chronik 15,1-7: 2. Chr. 15,1-7 „Und der Geist Gottes kam aufAsaria, den Sohn Odeds; der ging hinaus. Asa entgegen, und sprach zu ihm: Höret mir zu, Asa, und du, ganz Juda und Benjamin! Der Herr ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid; und wenn ihr ihn suchet, so wird er sich von euch finden lassen; werdet ihr aber ihn verlassen, so wird er euch auch verlassen! Israel war lange Zeit ohne den wahren Gott und ohne einen Priester, welcher lehrt, und ohne Gesetz. Als es sich aber in seiner Not zu dem Herrn, dem Gott Israels, kehrte und ihn suchte, da ließ er sich von ihnen finden. Aber zu jenen Zeiten hatten die, welche aus- und eingingen, keinen Frieden, sondern es kamen große Schrecken über alle Landesbewohner. Und es schlug sich ein Volk mit dem andern und eine Stadt mit der andern; denn Gott erschreckte sie durch allerlei Not. Ihr aber, ermannet euch und laßt eure Hände nicht sinken; denn euer Werk hat seinen Lohn! “ Bei dieser Stelle geht es um den Nahen Osten, und es wird von kriegerischen Auseinandersetzungen in diesem Gebiet gesprochen. Beim Ölberggespräch Jesu ist jedoch die ganze Welt im Blickfeld, wie aus den Versen 14,21, 30 und 31 von Kapitel 24 hervorgeht. Daher spricht Jesus hier von einem weltweiten Konflikt, der zugleich der erste Geburtsschmerz ist und den Beginn der Endzeit ankündigt. Zur Zeit Christi war der Ausdruck „Volk gegen Volk und Königreich gegen Königreich“ die jüdische Bezeichnung für einen Weltkrieg, der dem Kommen des Messias vorangeht. In Bereschit Rabbah heißt es: „Wenn ihr Königreiche sehen werdet, die sich gegeneinander erheben, dann gebt acht und erkennt die Fußstapfen des Messias!“ Und im Zochar Chadasch ist zu lesen: „Zu jener Zeit werden in der Welt Kriege entstehen. Volk wird gegen Volk und Stadt gegen Stadt sein. Und die Feinde Israels werden immer wieder viel Not erleiden müssen.“ Zum ersten Mal gab es einen solchen weltweiten Konflikt im Ersten Weltkrieg 1914-1918. Viele Historiker sind sich darin einig, daß der Zweite Weltkrieg in Wirklichkeit die Fortsetzung des Ersten war. Das erste Zeichen oder die erste Geburtswehe, die den Beginn der Endzeit anzeigt, sollte ein weltweiter Krieg sein. Er wurde 1914-1918 ausgefochten. Damit ist auch das erste Ereignis markiert, das zur großen Trübsal hinführt. DIE NEUGRÜNDUNG ISRAELS Die Neugründung des jüdischen Staates im Jahre 1948 hat all denen 1948 einen heftigen Stoß versetzt, die nicht an ein Tausendjähriges Reich glauben, hat aber gleichzeitig einen Riß in der Schar derer hervorgerufen, die von dem bevorstehenden Tausendjährigen Reich überzeugt sind. Erstaunlicherweise haben einige der letzteren geäußert, zwei verschiedene Heimkehr- bewegungen Hes. 20,33-38 man müsse folgern, der heutige Staat Israel habe nichts mit der Erfüllung von Prophetie zu tun. Aus einigen Gründen paßt der jetzige Staat Israel nicht in den Rahmen, den diese Leute sich gemacht haben; darum ist der Staat Israel für sie nicht mehr als ein Zufallsprodukt der Geschichte. Welche Gründe gibt es für diese Ablehnung? Der Punkt, der vielen Vertretern des Millennialismus* soviel Ärgernis und Anstoß bereitet, ist die Tatsache, daß die Juden nicht nur im Unglauben gegenüber dem Herrn Jesus Christus in ihr Land zurückgekommen sind, sondern daß auch die große Mehrheit der Juden noch nicht einmal dem jüdischen orthodoxen Glauben verbunden sind. Tatsächlich besteht die Mehrheit der Israelis aus Atheisten oder Agnostikern. Sicher paßt dieses Israel dann nicht in all diejenigen Bibelstellen hinein,"die sich mit der Rückkehr Israels beschäftigen. Denn die Bibel spricht von einer wiedergeborenen Nation, d.i. ein Bild, in das der derzeitige Staat Israel kaum hineinpaßt. Aufgrund dieser Überlegungen wird der heutige Staat Israel von vielen verachtet, da er nicht die Erfüllung von Prophetie bestätigt. Das eigentliche Problem besteht jedoch darin, daß man nicht erkennt, daß die Propheten von zwei verschiedenen weltweiten Heimkehrbewegungen der Juden gesprochen haben. Zuerst sollte es eine Sammlung der Juden im Unglauben geben, um damit das Gericht vorzubereiten. Gemeint ist das Gericht der großen Trübsal. Dieser ersten Rückführung soll dann eine zweite Sammlung im Glauben folgen, um die Segnung des Volkes vorzubereiten, nämlich den Segen des messianischen Zeitalters. Hat man erst einmal verstanden, daß die Bibel von zwei verschiedenen Rückkehrbewegungen der Juden spricht, ist es leicht, den gegenwärtigen Zustand Israels mit dem prophetischen Wort in Einklang zu bringen. Eine Belegstelle, die von der Rückkehr ungläubiger Juden zur Vorbereitung auf das Gericht spricht, ist Hesekiel 20,33-38: „ So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, ich will selbst mit gewaltiger Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm über euch herrschen; und ich will euch aus den Völkern herausführen und euch aus den Ländern sammeln, in welche ihr zerstreut worden seid, mit gewaltiger Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Millennium: Tausendjähriges Reich Grimm; und ich will euch in die Wüste der Völker führen und dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht. Wie ich in der Wüste des Landes Ägypten mit euren Vätern gerechtet habe, so will ich auch mit euch rechten, spricht Gott, der Herr. Ich will euch unter dem Stabe hindurchgehen lassen und euch in die Bundesverpflichtungen einführen. Ich will auch die Abtrünnigen und die Übertreter von euch absondern, ich will sie aus dem Lande ihrer Pilgrimschaft herausführen; aber sie sollen nicht wieder in das Land Israel kommen, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin. “ An dieser Stelle zieht Hesekiel einen Vergleich zwischen dem Auszug Israels aus Ägypten und der zukünftigen Rückkehr. Beim Exodus wurde das ganze Volk Israel aus Ägypten zur Sinaihalbinsel geführt. In der Wüste Sinai bestand der Plan Gottes darin, ihnen das Gesetz zu geben und die Stiftshütte zu bauen. Erst danach, wenn dies beides vollbracht war, sollten sie in das gelobte Land einziehen. Aber nachdem die Israeliten mehrmals hintereinander gegen Gott gemurrt und sich gegen ihn aufgelehnt hatten, ging Gott schließlich an einem Ort mit Namen Kadesch Barnea mit seinem Volk ins Gericht. Das Urteil Gottes verdammte sie zu einer vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste - bis mit Ausnahme von zwei Männern die gesamte Generation im Alter von zwanzig Jahren und aufwärts gestorben war. Vierzig Jahre später konnte dann ein ganz neues Volk von Menschen, die frei in der Wüste und nicht als Sklaven in Ägypten geboren waren, unter der Führung Josuas in das Land einziehen. Nach diesem Wort Hesekiels soll nun etwas Ähnliches in der Zukunft geschehen. Gott wird zuallererst sein Volk aus der ganzen Welt, wohin es auch zerstreut worden war, zusammenführen. Daß diese Zusammenführung nicht im Glauben, sondern im Unglauben geschieht, geht aus der Tatsache hervor, daß es „mit gewaltiger Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm“ geschieht. Dieser Satz wird zweimal wiederholt und findet sich in den Versen 33 und 34. Die Sammlung im Unglauben vollzieht sich, nachdem der Zorn Gottes über dem Volk ausgeschüttet worden ist. So ist es kein Zufall, daß aus den Feuern des nationalsozialistischen Holocaust der Staat Israel geboren wurde. Nachdem diese Sammlung vollendet ist, wird Gott mit seinem Volk ins Gericht gehen, nämlich in das Gericht der großen Trübsal. Durch diese Gerichte Gottes wird das Volk von allen Rebellen gereinigt. Dann wird Israel ein ganz neues Volk sein, eine wiedergeborene Nation, die in das Hes. 22,17-22 Hes. 36,22-24 Jes. 11,11-12 messianische Land Israel unter ihrem König, dem Christus, einziehen kann. Eine andere Stelle zum gleichen Thema ist Hesekiel 22,17-22: „ Und das Wort des Herrn erging also an mich: Menschensohn, das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden! Sie alle sind wie Erz, Zinn, Eisen und Blei im Schmelzofen; Silberschlacken sind sie geworden. Darum spricht Gott, der Herr: Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, so will ich euch mitten in Jerusalem zusammenbringen; wie man Silber, Erz, Eisen, Blei und Zinn mitten in einem Schmelzofen zusammentut und ein Feuer darunter anbläst, um es zu schmelzen, also will ich auch euch in meinem Zorn und in meinem Grimm zusammenbringen, emlegen und schmelzen. Ich will euch versammeln und das Feuer meines grimmigen Zorns unter euch anzünden, daß ihr darin geschmolzen werden sollt. Wie das Silberim Schmelzofen geschmolzen wird, so sollt auch ihr darin geschmolzen werden, und ihr sollt erfahren, daß ich, der Herr, meinen grimmigen Zorn über euch ausgegossen habe." Auch diese Stelle spricht von der Sammlung Israels zum Gericht. Außerdem stellt dieses Wort fest, daß es sich um eine Rückführung des ungläubigen Volkes handelt, die in besonderer Weise mit Jerusalem zu tun hat. Zwar spricht die nächste Stelle, Hesekiel 36,22-24, in erster Linie von der Erneuerung Israels, aber trotzdem geht deutlich daraus hervor, daß vor der Erneuerung eine Rückführung stattfindet: „ So spricht Gott, der Herr: Nicht um euretwillen tue ich solches, Haus Israel, sondern wegen meines heiligen Namens, welchen ihr entheiligt habt unter den Heiden, zu welchen ihr gekommen seid. Darum will ich meinen großen Namen wieder heilig machen, der vor den Heiden entheiligt worden ist, welchen ihr unter ihnen entheiligt habt! Und die Heiden sollen erkennen, daß ich der Herr bin, spricht Gott, der Herr, wenn ich mich vor ihren Augen an euch als heilig erweisen werde. “ Eine weitere Stelle zu demselben Thema ist Jesaja 11,11-12: „Zu jener Zeit wird der Herr zum zweitenmal seine Hand ausstrecken, um den Best seines Volkes loszukaufen, der übriggeblieben ist in Assyrien, Ägypten, Patros, Äthiopien, Elam, Sinear, in Chamat und den Inseln des Meeres. Und er wird den Nationen ein Panier aufstecken und die Verjagten Israels sammeln und die Zerstreuten Judas von den vier Enden der Erde zusammenbringen. “ Die Rückführung, von der hier die Rede ist, betrifft ein glaubendes Israel, das für das tausendjährige messianische Reich vorbereitet wird. Aber es wird auch deutlich, daß diese Sammlung im Glauben eine zweite weltweite Rückführung ist. Nun erhebt sich die Frage, wann die erste Rückführung stattgefunden hat. Es kann sich dabei wohl kaum um die Fleimkehr aus Babylon handeln, weil sie gewiß keine weltweite gewesen ist, wie es der Text ausdrücklich angibt. Darum ist die erste Heimkehr der Juden aus der Welt diejenige zum Gericht. Also spricht auch dieses Wort aus Jesaja 11 von zwei Rückkehrbewegungen, obwohl der Ton auf der zweiten liegt. Nur die zweite Heimkehr geschieht im Glauben. Wir haben nun Belegstellen aufgeführt, die von einer Rückführung ungläubiger Juden zum Gericht sprechen, im Gegensatz zu anderen Worten über eine Heimkehr gläubiger Juden, die im Segen Gottes endet. Allerdings haben diese Bibelstellen nicht ausdrücklich hervorgehoben, daß die Sammlung im Unglauben zum Gericht vor der Zeit der großen Trübsal stattfinden wird. Es gibt aber auch Bibelstellen, die als Datum für die erste Rückführung Israels im Unglauben die Zeit vor der großen Trübsal heraussteilen. Eine dieser Stellen ist Zephanja 2,1-2: „ Tut euch zusammen, sammelt euch, Volk ohne Scham, ehe der Ratschluß sich erfüllt - wie Spreu geht der Tag vorüber! ehe der grimmige Zorn des Herrn über euch kommt, ehe der Tag des Zornes des Herrn euch ereilt!" In dem vorangehenden Abschnitt Zephanja 1,14-18 beschrieb der Prophet die Wesensmerkmale einer Zeit, die „Tag Jehovas“ oder -wie in anderen Übersetzungen - „Tag des Herrn“ genannt wird. Wie wir noch sehen werden, bezeichnet dieser Ausdruck immer die große Trübsal. Es ist der bekannteste Ausdruck für die große Trübsal im Alten Testament. Dann spricht Zephanja 2,1-2 von einem Ereignis, das noch vor Beginn des „Tages Jahwes“ eintreten wird. In Vers 1 wird das Volk Israel aufgerufen, sich zu sammeln. Es ist klar, daß dies eine Sammlung des ungläubigen Volkes ist. In Vers 2 wird dreimal das Wort „ehe“ im Verhältnis zur vorangehenden Stelle gebraucht, die von der großen Trübsal handelt. Einmal heißt es hier ausdrücklich: „... ehe der Tag des Herrn euch ereilt“ So stellt diese Stelle in Ergänzung zu den vorher genannten aus- Zeitpunkt der Rückführung im Unglauben Zeph. 2,1-2 der dritte Tempel drückiich fest, daß diese Sammlung im Unglauben noch vor der Zeit der großen Trübsal vonstatten gehen wird. Eine weitere klare Linie kann schon in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Sie wird im zweiten Abschnitt von Kapitel 3 ausführlicher zur Sprache kommen und betrifft den Ausgangspunkt für die Zeit der großen Trübsal. Die Trübsal beginnt mit der Unterzeichnung des siebenjährigen Bündnisvertrages (und nicht mit der Entrückung). Dieses Bündnis wird zwischen dem Antichristen und den Führern Israels geschlossen. Deshalb setzt die Unterzeichnung eines solchen Bündnisses die Existenz einer jüdischen Regierung in einem jüdischen Staat voraus. Die Trübsal beginnt nicht, bevor dieser Vertrag unterzeichnet ist. Deshalb bezeichnete das Jahr 1948 eine weitere Wehe der Endzeit. Die Wiederherstellung eines jüdischen Staates stellt die Erfüllung jener Prophezeiungen dar, die von einer Rückführung Israels im Unglauben zum Gericht sprechen. Sie ist ein weiteres Ereignis, das zur Trübsal hinführt und die Voraussetzungen für mehrere andere Ereignisse vor der Trübsal schafft. JERUSALEM UNTER JÜDISCHER HERRSCHAFT Das dritte Ereignis vor der großen Trübsal schließt auch die jüdische Herrschaft über Jerusalem ein. Die Tatsache, daß der jüdische Staat vor der Trübsal entstehen mußte, bedeutet nicht unbedingt die völlige Beherrschung Jerusalems durch die Juden. Nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948-1949 beherrschten die israelischen Truppen das westliche Jerusalem, also den jüngeren, jüdischen Bereich der Stadt. Die Altstadt von Jerusalem (die biblische Stadt) fiel der jordanischen Legion in die Hände und wurde später dem haschemitischen Königreich Jordanien angegliedert. Jerusalem wurde eine geteilte Stadt und blieb es für die folgenden 19 Jahre. Und doch mußte - nach den Worten der Propheten - die Altstadt von Jerusalem unter jüdische Herrschaft kommen. Man kann dies den Prophetenworten entnehmen, die sich mit dem dritten jüdischen Tempel befassen. Er ist auch unter dem Namen „Tempel der Trübsal“ bekannt. Vier Bibelstellen sprechen im Zusammenhang mit diesem Tempel von einem besonderen Ereignis, das in der Mitte der großen Trübsal geschehen wird. Die Bibelstellen lauten: „ Und man wird vielen den Bund schwer machen eine Woche lang und mitten in der Woche Schlacht- und Speisopfer auf hören lassen, und auf der Zinne werden Greuel des Verwüsters aufgestellt, bis daß sich die bestimmte Vertilgung über die Verwüstung ergossen hat. “ „ Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen sehet an heiliger Stätte (wer es liest, der merke darauf!), alsdann fliehe. “ „ Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt. “ „ Und mir wurde ein Rohr gegeben, gleich einem Stabe; und es wurde zu mir gesagt: Mache dich auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die, welche dort anbeten. Aberden Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, laß weg und miß ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. “ Alle diese Stellen sprechen vom dritten jüdischen Tempel, nämlich dem Tempel der Trübsalszeit. Von ihm wird im nächsten Teil noch die Rede sein. Hier genügt der Hinweis, daß der jüdische Tempel wieder aufgebaut und auch wieder in Dienst gestellt werden wird; denn alle diese Bibelstellen setzen den Wiederaufbau und die gottesdienstliche Nutzung des jüdischen Tempels voraus. Sie gehen natürlich auch davon aus, daß der Tempelbezirk unter jüdischer Kontrolle steht - und damit auch die Altstadt von Jerusalem. Obwohl aus keiner dieser Stellen ein genaues Datum für diese Vorgänge herauszulesen ist, wurde die Prophezeiung doch deutlich im Sechs-Tage-Krieg erfüllt. Bei diesem Ereignis geht es um die dritte Wehe der Endzeit. Der Sechs-Tage-Krieg wurde zwar nirgends in der Bibel angekündigt, dafür aber sein Ergebnis. Dieser Krieg brachte die Prophezeiung von der j üdischen Herrschaft über die Altstadt Jerusalems zur Erfüllung. Es ist das dritte wichtige Ereignis vor dem Beginn der großen Trübsal. Drei dieser Ereignisse sind also bereits eingetroffen und Geschichte geworden; sechs weitere jedoch stehen noch aus. Dan. 9,27 Mt. 24,15 2. Thess. 2,3-4 Off. 11,1-2 die Angreifer und ihr Führer Hes. 38,1-6 Gog Magog, Rosch, Mesech, Tubal DIE INVASION ISRAELS - HESEKIEL 38,1 -39,16 Hesekiel 38,1 - 39,16 beschreibt eine Invasion Israels von Norden her und die darauffolgende Vernichtung der feindlichen Streitkräfte, wenn sie das Gebiet der „Berge Israels“ erreichen. Zuallererst werden wir uns über die Einzelheiten dieser Invasion Klarheit verschaffen müssen, bevor wir zu der umstrittenen Frage kommen, wann diese Invasion stattfinden wird. Wir untersuchen diesen Bibelabschnitt unter der Fragestellung, wer der Feind ist, wo dies geschieht, warum es dazu kommt und was im einzelnen geschieht; schließlich fragen wir auch nach dem Wie und Wann. Wer der Angreifer ist, nennt Hesekiel 38,1-6: „Und das Wort des Herrn erging folgendermaßen an mich: Menschen-sohn, wende dein Angesicht gegen Gog im Lande Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, und weissage wider ihn. Und sprich: So spricht Gott, der Herr: Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, siehe, ich will an dich! Und ich will dich herumlenken und will dir Haken in deine Kinnbacken legen; ich will dich und alle deine Kriegsmacht herausführen, Rosse und Reiter, alle aufs beste gekleidet, ein großes Volk, die alle Tartsehen, Schilde und Schwerter tragen: Perser, Äthiopier und Lybier mit ihnen, alle mit Schild und Helm, Gomer samt allen seinen Truppen, das Land Togarma vom äußersten Norden, auch mit allen seinen Truppen, viele Völker mit dir!" Die Verse 1-4 lenken die Aufmerksamkeit auf Gog, den Führer des Landes Magog. Er ist der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal. Wer dieser Gog sein wird, kann erst zur Zeit dieser Invasion genauer gesagt werden; denn „Gog“ ist kein Eigenname, sondern eher ein Titel für den Herrscher von Magog, so wie Pharao, Kaiser und Zar Herrschertitel und keine Eigennamen waren. Derjenige, der zur Zeit dieser Invasion das Bündnis anführt, wird der bei Hesekiel genannte Gog sein. Was unter Magog, Rosch, Mesech und Tubal zu verstehen ist, kann aufgrund der Annahme bestimmt werden, daß diese Völkerstämme der antiken Welt wahrscheinlich die Gebiete des heutigen Rußland bevölkerten. Magog, Mesech und Tubal lagen zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, der heutigen südlichen Sowjetunion. Die Stämme von Mesech und Tubal gaben später den Städten einen Namen, die heute Moskau (Hauptstadt der Sowjetunion) und Tobolsk (größere Stadt östlich des Ural in Sibi- rien) heißen. Rosch lag im Gebiet der heutigen nördlichen Sowjetunion. Die Bezeichnungen in diesen vier Versen umfassen also das Gebiet der heutigen nördlichen und südlichen Sowjetunion vom europäischen Teil bis nach Sibirien im Osten. Um die letzten Zweifel auszuschließen, fügt Vers 6 hinzu, daß sie alle aus dem äußersten Norden kommen. Dies wird in 38,15 und 39,2 wiederholt. Von Israel aus betrachtet, ist der äußerste Norden das nördliche Rußland, wobei Moskau fast genau auf der von Jerusalem nach Norden verlaufenden Linie liegt. Also führt die Sowjetunion (und falls diese zerfällt: die auf dem Gebiet Rußlands entstehende Staatsmacht) das nördliche Bündnis an. Aber die Sowjetunion ist nur Teil eines Bündnisses und stellt dessen politische Führung (Gog). Andere an diesem Unternehmen beteiligte Völker werden in den Versen 5-6 aufgezählt. Beispielsweise gehört Persien oder der heutige Iran dazu. Obwohl Persien lange Zeit prowestlich und auch proisraelisch eingestellt war, wird sich das schließlich ändern. (Anmerkung: Dies wurde vor der islamischen Revolution unter Khomeini geschrieben. Zur Zeit steht der Iran gegen den Westen und gegen Israel, jedoch noch nicht unmittelbar im Einflußbereich der Sowjetunion.) Eine weitere beteiligte Nation ist Kusch. Es gab zwei Gebiete dieses hebräischen Namens. Das eine lag nach 1. Mose 2,13 in Mesopotamien. Aber an allen anderen Stellen der Bibel bezieht sich dieser Name auf Äthiopien. Wenn wir die politischen Ereignisse der Gegenwart betrachten, sind wir versucht, Kusch mit den Staaten des Zweistromlandes, Syrien und Irak, zu identifizieren; aber der Gebrauch dieses Namens an allen anderen Stellen der Bibel spricht deutlich dafür, daß Äthiopien gemeint ist. Zeitgeschichtliche Ereignisse dürfen nie als Maßstab für die Auslegung der Bibel herangezogen werden, sondern vielmehr interpretiert die Bibel selbst die Ereignisse der Zeit. Unter Kaiser Haile Selassie ist Äthiopien auch auf der Seite Israels gewesen. (Anmerkung: Dies wurde noch vor dem Sturz Selassies geschrieben. Äthiopien hat sich inzwischen gegen Israel gewandt und steht politisch voll auf der Seite der Sowjetunion.) Als nächstes wird Put erwähnt, das nicht Libyen ist (sonst stünde hier der Name Lub), sondern vielmehr Somaliland oder Somalia. Somalia grenzt an Äthiopien. Darauf folgt Gomer. Es liegt nach Aussage verschiedener Schriftausleger im heutigen Deutschland. Persien Kusch Put Gomer Togarma Ort der Invasion Hes. 38,7-9 Der letzte Name dieser Reihe ist Togarma, das heutige Armenien, ein Teil der Sowjetunion. Vers 6fügt dann noch hinzu: und viele Völker mit dir.“ Dieser Ausdruck könnte einfach die bereits erwähnten vielen Völker bezeichnen oder noch andere meinen, die nicht namentlich aufgeführt sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die erste Deutung zutreffend. Die Frage, wer an diesem Bündnis beteiligt ist, muß dahingehend beantwortet werden, daß es die Sowjetunion und die mit ihr verbündeten Staaten Iran, Äthiopien, Somalia, Deutschland und Armenien sind. (Anmerkung: Wenn auch politische Ereignisse der Gegenwart in diesen Völkern daraufhinzudeuten scheinen, daß sie sich zu einem derartigen Bündnis zusammenschließen, kann in alledem doch sehr rasch eine Veränderung der politischen Konstellationen erfolgen. Es ist noch verfrüht zu sagen: Dies ist es. Man muß auf das genaue Eintreffen der prophetischen Aussagen warten, ehe man feststellt, daß sie erfüllt sind.) Ein interessanter Punkt ist übrigens die Tatsache, daß nicht ein einziger arabischer Staat an dieser Invasion teilnimmt. Der Becher der Bosheit der Sowjetunion ist fast zum Überlaufen voll. Mit dieser Invasion wird das Maß ihrer Bosheit überlaufen, so daß das Gericht Gottes über die Sowjetunion hereinbricht. Es ist Gott selbst, der das alles steuert. Er bringt die Invasion ins Rollen. Wenn wir diese prophetische Stelle lesen, sollten wir die Macht und Souveränität Gottes bei dieser Invasion beachten. Sie wird das Mittel sein, durch das Gott die Sowjets für ihre Sünden bestraft. Der nächste Abschnitt, Hesekiel 38,7-9, gibt Antwort auf die Frage, wo die Invasion stattfindet: „ So bereite dich nun und rüste dich mit all deinem Volke, welches sich zu dir versammelt hat, und sei du ihr Hüter! Nach langer Zeit sollst du aufgeboten werden; zur letzten Zeit wirst du in ein Land kommen, das dem Schwert entronnen und aus vielen Völkern wieder gesammelt worden ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren; es ward aber aus den Völkern ausgeführt, und sie wohnen nun alle in Sicherheit. Du aber wirst heraufziehen, herankommen wie ein Ungewitter; du wirst sein wie eine finstere Wolke, die das Land bedecken will; du und alle deine Truppen und viele Völker mit dir. “ Auch hier wird Gog als Anführer dieses Bündnisses angesprochen (Vers 7). In Vers 8 wird als besonderer Ort, dem die Invasion gilt, das Land Israel angegeben, genauer: die Berge Israels. Vers 9 schil- dert die Wucht dieser Invasion, die mit einer finsteren Wolke verglichen wird, die das ganze Land bedeckt. Auch diese Stelle zeigt deutlich, daß zuvor der jüdische Staat wiederhergestellt sein muß und die Juden im Unglauben in ihr Land zurückkehren müssen. Ungeachtet, welchen Standpunkt man im Blick auf den Zeitpunkt dieser Invasion einnimmt, muß doch jeder davon ausgehen, daß der jüdische Staat zuvor gegründet worden ist. Darüber hinaus zeigt auch diese Stelle, daß Israel im Unglauben aus den Völkern gesammelt wird, denn erst nach dieser Invasion bekehren sich viele in Israel zum Herrn. Vers 8 beschreibt den jüdischen Staat erstens als ein Land, das dem Schwert entronnen ist, zweitens als ein Volk, das aus vielen Völkern gesammelt worden ist, und drittens als ein Land mit Bergen, die beständig verödet waren. All diese Feststellungen treffen auf das heutige Israel zu. Diese Entwicklung begann gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts und gipfelte in der Staatsgründung im Jahre 1948. Seitdem wurden die „verödeten Stätten“ wiederaufgebaut und das Land auf breitester Basis besiedelt. Der nächste Abschnitt, 38,10-13, gibt Antwort auf die Frage, warum die Invasion von Rußland aus stattfinden wird: „ So spricht Gott, der Herr: Zu jener Zeit wird dir allerlei in den Sinn kommen, und du wirst böse Pläne schmieden. Du wirst sagen: ,lch will hinaufziehen in das offene Land; ich will zu denen kommen, welche ruhig und sicher wohnen; sie wohnen ja alle ohne Mauern; sie haben weder Riegel noch Tore!' - Um Beute zu machen und Raub zu kriegen, wirst du deine Hand zu legen suchen an die wieder bewohnten Ruinen und an das Volk, welches aus den Heiden gesammelt ist, welches Vieh und Güter bekommen hat und auf dem Mittelpunkt der Erde wohnt. Alsdann werden Seba und Dedan und die Kaufleute von Tarsis und alle ihre jungen Löwen zu dir sagen: Bist du da, um Beute zu machen ? Hast du deine Menge gesammelt, um zu plündern, um Silber und Gold zu nehmen, um Vieh und Güter wegzuführen und großen Raub an dich zu reißen?“ Der wichtigste Grund für die russische Invasion ist die „Beute“. Was Israel Begehrenswertes besitzt, wird im Text nicht genauer gesagt. Der Text nennt nur Vieh und Güter, Silber und Gold, aber dies sind im Alten Testament allgemeine Bezeichnungen für Kriegsbeute. Man hat sehr viel gerätselt, welche besonderen Schätze es sind, die Grund für die Invasion Hes. 38,10-13 protestierende Staaten nur verbaler Protest Israel besitzt und auf die Rußland aus ist. Als Grund wird zum Beispiel das Tote Meer angegeben, das 45 Milliarden Tonnen Natrium, Chlor, Schwefel, Kalium, Kalzium, Magnesium und Brom enthält. Aber die Sowjetunion könnte auch auf dem Wege einer Invasion Jordaniens an das Tote Meer gelangen. Ein anderer Versuch einer Begründung spricht von der Ölkrise im Zusammenhang mit dem Ölreichtum des Nahen Ostens. Das Ziel der Invasion könnte sein, daß die Sowjetunion im Nahen Osten Fuß fassen will. Eine Eroberung Israels könnte ihr eine Machtposition verschaffen, ohne einen allzu großen Widerstand der Araber zu provozieren. Sie wären mit einer Zerstörung Israels einverstanden, selbst wenn sich dadurch in diesem Gebiet eine russische Armee aufhielte. Der Text jedoch schweigt sich über den Inhalt der Beute aus und gibt nur an, daß die Sowjetunion um dieser Beute willen ins Land eindringt. Wie auch immer die Sowjetunion diese Invasion öffentlich begründen wird, der wirkliche Grund wird Eigeninteresse sein. In Vers 10 wird festgestellt, daß die Invasion von den Sowjets vorher sorgfältig durchdacht worden ist, denn „sie werden böse Pläne schmieden“ und beschließen, ins Land einzudringen, um Beute zu machen (Vers 11-12). In Vers 13a wird eine zweite Gruppe von Staaten aufgeführt, die gegen die Invasion protestieren, weil sie erkennen, daß die Invasion einzig dazu dient, Beute zu machen. Seba und Dedan sind Länder in Nordarabien. Aus ihrer Nennung geht hervor, daß zumindest einige der arabischen Staaten die russische Präsenz im Nahen Osten nicht gutheißen. Weiter wird Tarsis genannt, ein Volk von Seefahrern und Kaufleuten im westlichen Mittelmeer. Die genannten Löwen sind in der Bibel ein Symbol der Macht. Auch wenn die Frage nach der Identität der Völker nicht genau geklärt werden kann, so ist es jedenfalls diese Staatengruppe, die öffentlich gegen das Unternehmen Protest einlegt. Sie geht allerdings auch nicht über einen verbalen Protest hinaus. (Anmerkung: Ein deutliches Beispiel hierfür war der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. Die Vereinigten Staaten und auch andere Nationen legten lautstark Protest ein, gingen über diesen aber zu keiner Zeit hinaus. Das wird sich in gleicher Weise wiederholen, wenn die Sowjetunion in Israel einmarschiert.) Die Sowjetunion hat bei ihrer Invasion Israels Erfolg, aber danach wird die Invasionsarmee ver- nichtet, ohne daß diejenigen, die protestiert haben, etwas dazu beitragen. Hesekiel 38,14-16 beschreibt die Invasion, die bereits stattgefunden hat, und beantwortet noch einmal die Frage nach dem Warum, diesmal aber aus der Sicht Gottes: „ Darum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht Gott, Hes. 38,14-16 der Herr: Wirst du nicht, sobald du vernimmst, daß mein Volk Israel sicher wohnt, von deinem Orte herkommen, aus dem äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, welche alle auf Pferden reiten, deren ein großer Haufe und ein mächtiges Heer ist? Ja, du wirst wider mein Volk Israel heraufziehen, um wie eine Wolke das Land zu bedecken. Solches wird am Ende der Tage geschehen, daß ich dich wider mein Land heraufkommen lasse, damit mich die Heiden erkennen sollen, wenn ich mich an dir, o Gog, vor ihren Augen als den Heiligen erweisen werde! “ In den Versen 14-16a beginnt die Invasion, und die Armee der Verbündeten bedeckt das Land wie eine finstere Wolke. Deshalb kann die Sowjetunion am Anfang auch einen Erfolg verzeichnen. In Vers 16b erfahren wir, aus welchem Grunde Gott diese Invasion geschehen läßt - im Unterschied zu den Gründen, die die Sowjets zu diesem Schritt geführt haben: Gott will sich vor den Augen der Völker als der Heilige erweisen. In 38,17-23 wird die Frage beantwortet, was alles wie geschehen Hes. 38,17-23 wird: „ So spricht Gott, der Herr: Bist du nicht der, von welchem ich vorZeiten geredet habe durch meine Knechte, die Propheten Israels, welche in jenen Tagen viele Jahre lang weissagten, daß ich dich wider sie heraufführen werde? Es soll aber zu jener Zeit, wenn Gog gegen das Land Israel herauf zieht, geschehen, spricht Gott, der Herr, daß mir das Zornesfeuer in mein Angesicht steigen wird. Und ich sage es in meinem Eifer, im Feuer meines Zornes, daß alsdann im Lande Israel ein großes Erdbeben sein wird. Die Fische im Meere werden vor mir erbeben, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, auch alles Gewürm, dasauf dem Erdboden kriecht, und alle Menschen, die auf Erden sind. Auch die Berge sollen einstürzen, die Felswände fallen und alle Mauern zu Boden sinken. Ich will auch auf allen meinen Bergen das Schwert gegen ihn auf bieten, spricht Gott, der Herr, daß eines jeglichen Schwert gegen den andern gerichtet sei. Ich will ihn richten mit Pest und Blut; Platzregen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf all sein Hes. 39,1-5 die Berge israels Heer, auf die vielen Völker, welche bei ihm sind. Also will ich mich groß und heilig erweisen und mich kundtun vor den Augen vieler Nationen, und sie sollen erfahren, daß ich der Herr bin." Mit der Invasion Israels ist der Becher der Bosheit für Rußland voll geworden, denn es hat den Augapfel Gottes angetastet und damit seinen grimmigen Zorn erregt, so daß er sich nun zum Gericht aufmacht (Vers 17-18), um die Invasionsarmee zu vernichten. Es folgt die Antwort auf die Frage, wie die eingedrungene feindliche Armee vernichtet und unschädlich gemacht wird. Mehrere Ursachen werden aufgezählt: Erdbeben (Vers 19-20), Feindseligkeiten unter den Soldaten der verbündeten Armeen, die zur Selbstvernichtung führen (Vers 21), Pest, Blut, Platzregen, Hagelkörner, Feuer und Schwefel (Vers 22). Da alle diese Katastrophen die angreifende Armee ohne die Hilfe anderer Völker völlig vernichten, hat Gott seine Absicht verwirklicht. Gott erweist sich als heilig vor den Augen vieler Völker (Vers 23). Der Abschnitt Hesekiel 39,1-16 ist ein Beispiel für das Gesetz der Wiederholung. Hier werden weitere Einzelheiten zu den Informationen von Kapitel 38 gegeben. Kapitel 39,1-5 beschreibt noch einmal die Invasion und die darauf folgende Vernichtung des Heeres: „ So weissage nun, Menschensohn, wider Gog und sprich: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will an dich, Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tu ball Und ich will dich herumlenken und dich gängeln und dich heraufführen vom äußersten Norden und dich auf die Berge Israels bringen. Ich will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile aus deiner rechten Hand fallen lassen. Auf den Bergen Israels sollst du fallen, samt allen deinen Truppen und allem Volk, das bei dir ist: daselbst will ich dich den Raubvögeln, allem, was Flügel hat, und den wilden Tieren des Feldes zur Speise geben. Du sollstauf dem weiten Felde fallen!" Weiterführende Informationen finden wir hier in den Versen 2 und 4, wo es heißt, daß die feindlichen Heere auf den Bergen Israels fallen. Die Berge liegen im Zentrum des Landes, beginnen am südlichen Punkt des Tales Jesreel bei der Stadt Jenin in Galiläa und ziehen sich nach Süden, bis sie bei einem Punkt nördlich von Beer-seba im Negev auslaufen. In diesen Bergen befinden sich die bekannten Städte Sichern, Samaria, Bethlehem, Hebron und - am bekanntesten - Jerusalem, das das Ziel der Invasionsarmee zu sein scheint. Auch hier haben wir ein Beispiel dafür, daß der Sechs-Tage-Krieg die Voraussetzung für die Erfüllung der Prophetie geschaffen hat. Bis zum Sechs-Tage-Krieg im Jahre 1967 waren alle Berge Israels mit Ausnahme eines schmalen Korridors in West-Jerusalem völlig unter der Oberhoheit der Jordanier. Erst seit 1967 befinden sich die Berge Israels in Israel. Nun kann auch diese Prophetie in Erfüllung gehen. In Hesekiel 39,6 erfahren wir noch etwas über die Begleitumstände der russischen Invasion: „ Ich will Feuer legen an Magog und an die, welche auf den Inseln sicher Hes. 39,6 wohnen, damit sie erfahren, daß ich der Herr bin. “ In Israel wird nicht nur das sowjetische Heer mit den Armeen der Verbündeten vernichtet; auch die Sowjetunion selbst wird durch furchtbare Hagelunwetter verwüstet, und es werden schreckliche Zerstörungen angerichtet. Dies wird Rußland dazu zwingen, seine politische Vormachtstellung in der Welt aufzugeben. Hesekiel 39,7-8 bezeugt weiter, daß sich Gottes Name nicht nur unter den Heiden, sondern auch in Israel als heilig erweisen wird: „ Und meinen heiligen Namen will ich unter meinem Volke Israel kundtun Hes. 39,7-8 und meinen heiligen Namen hinfort nicht mehr entweihen lassen; sondern die Heiden sollen erfahren, daß ich, der Herr, der Heilige in Israel bin! Siehe, es kommt und es wird geschehen, sprichtGott, der Herr! Das ist der Tag, von welchem ich geredet habe. “ Dies alles führt in Israel zu einer Erweckung, bei der sich viele Juden zum Herrn bekehren. Der Schlußabschnitt zeichnet das gewaltige Finale dieser feindlichen Invasion. Kapitel 39,9-10 schildert, daß es sieben Jahre dauern wird, um die gewaltigen Mengen an zurückgelassenem militärischem Material aus dem Lande wegzuräumen: „ Die Bewohner der Städte Israels werden herauskommen und ein Feuer Hes. 39,9-10 anzünden und die Waffen, Schilde und Tartschen, Bogen und Pfeile, Keulen und Speere verbrennen und werden sieben Jahre lang damit heizen. Man wird kein Holz mehr vom Felde holen und keines in den Wäldern hauen; sondern man wird die Waffen als Brennstoff benützen. Sie werden die berauben, welche sie beraubt haben, und diejenigen plündern, welche sie geplündert haben, spricht Gott, der Herr. “ Schließlich wird in den Versen 11-16 die Bestattung der Toten beschrieben, die sieben Monate dauern wird: Hes. 39,11-16 „ Und zu jener Zeit will ich für Gog einen Ort zum Begräbnis in Israel an-weisen, nämlich das Tal Abarim östlich vom (Toten) Meer, und es wird den Wanderern (den Weg) versperren. Daselbst wird man Gog und all sein Volk begraben und wird es das, Tal der Haufen Gogs' nennen. Das Haus Israel wird an ihnen sieben Monate lang zu begraben haben, um das Land zu reinigen. Und zwar wird das ganze Volk des Landes an ihnen zu begraben haben, und das wird ihnen zum Ruhm gereichen. Es ist der Tag, an welchem ich mich verherrlichen werde, spricht Gott, der Herr. Und man wird Männer bestellen, welche beständig das Land durchziehen, um zur Reinigung desselben die auf der Erdoberfläche liegengebliebenen Toten zum Begräbnis nach dem Abarimtal zu bringen; sieben Monate lang werden sie Nachforschung halten. Und wenn sie auf ihrer Reise durchs Land ein Menschengebein sehen, so werden sie dabei ein Mal errichten, bis die Totengräber es im , Tal der Haufen Gogs' begraben haben. Daselbst wird auch eine Stadt ,Hamona‘ sein. Also werden sie das Land reinigen. " Der Ort dieses gewaltigen Begräbnisses wird eines der Täler östlich des Mittelmeeres sein (Vers 11) und wird danach einen neuen Namen erhalten. Dieses große Begräbnisunternehmen wird sieben Monate dauern (Vers 12-13). Da die Armeen in den Bergen Israels vernichtet werden, werden viele Soldaten in Felsspalten fallen, wo man sie nicht leicht finden kann. Daher wird die Regierung für diese sieben Monate Leute beauftragen, die Leichen zu suchen und in dem dafür vorgesehen Tal zu begraben (Vers 14-15). Über diesem Begräbnisplatz wird eine neue Stadt gebaut werden und den Namen „Hamona“ („Haufen“) erhalten (Vers 16). Die sieben Monate für das Begraben und sieben Jahre für das Ver- Zeitpunkt der brennen der Kriegsreste machen es sehr schwer, den Zeitpunkt die- Invasion Ser Invasion zu bestimmen. Eine zutreffende Bestimmung muß mit diesen sieben Monaten und sieben Jahren in Einklang stehen. Die am meisten umstrittene Frage ist auch tatsächlich die nach dem Zeitpunkt dieser Ereignisse. Zu welchem Zeitpunkt in der Folge der prophetischen Ereignisse werden sie eintreten? Aus dem allgemeinen Zusammenhang in der Bibel kann nur entnommen werden - und das ist auch die Meinung des Verfassers -, daß die sowjetische Invasion einige Zeit vor der großen Trübsal stattfinden wird. Zur Bestimmung des Zeitpunktes finden sich einige wichtige Hinweise im Text. Nach Kapitel 38,8.11-12.14 findet die Invasion statt, wenn Israel wieder ein Staat ist, die wüsten Orte der vergangenen Jahrhunderte wieder bewohnt sind, Israel wieder in unbefestigten Dörfern wohnt (eine treffende Beschreibung der heutigen Kibbuzim) und Israel sicher wohnt. Wie wir noch später zeigen werden, ist nirgendwo im gesamten Text davon die Rede, daß Israel in Frieden lebt. Es heißt nur, daß Israel sicher wohnt, was soviel wie „im Vertrauen“ bedeutet, unabhängig davon, ob es sich im Kriegszustand oder im Frieden befindet. Alle diese verschiedenen Beschreibungen treffen auf das heutige Israel zu. Der gegenwärtige Zustand des Staates Israel und auch seine geographische Ausdehnung stimmen mit der Beschreibung in Hesekiel überein. Von hier aus betrachtet, kann die Invasion zu jeder Zeit vor der großen Trübsal erfolgen. Bleibt noch die Schwierigkeit mit den sieben Jahren und sieben Monaten, die bedacht werden muß, wenn man die Frage nach der Datierung beantworten will. Es gibt fünf wichtige Theorien im Hinblick auf das Datum der Invasion. Wir werden zuerst die widersprüchlichen Meinungen hierzu und ihre Begründungen betrachten und dann auch auf die Gegenargumente zu sprechen kommen. Schließlich werden wir Gründe dafür anführen, warum man den Zeitpunkt der Invasion am besten auf die Zeit vor der großen Trübsal legt. Wir werden auch auf die Einwände eingehen, die dagegen erhoben werden. Die erste Theorie, die von einigen einflußreichen Lehrern für biblische Prophetie verfochten wird, setzt den Zeitpunkt für die Invasion auf die Mitte der großen Trübsal fest. Für diese Position wird eine doppelte Begründung angeführt. Erstens beziehe sich der Hinweis, daß Israel in Sicherheit wohnt, auf eine Zeit äußeren Friedens, der mit dem Bündnis Israels mit dem Antichristen nach Daniel 9,27 Zusammenhänge; zweitens wird diese Invasion mit derjenigen des „Königs aus dem Norden“ in Daniel 11,40 gleichgesetzt. Es gibt aber Bedenken gegen diesen Standpunkt. Erstens muß der Ausdruck „sicher wohnen“ - wie wir später noch sehen werden -nicht notwendig äußeren Frieden bedeuten. Zweitens ist es schwer zu begreifen, warum Gott an diesem Punkt zum Heil Israels eingrei-fen sollte und dann gleich anschließend jene Ereignisse aus der zweiten Hälfte der großen Trübsal hereinbrechen ließe, die Israel einen Hes. 38,8. 11-12.14 fünf Theorien über den Zeitpunkt der Invasion in der Mitte der großen Trübsal am Ende der großen Trübsal großen Schaden zufügen. Drittens besteht zwar Einvernehmen mit den Vertretern dieser Position, daß die in Daniel 11,40 geschilderten Ereignisse in der Mitte der großen Trübsal stattfinden. Aber es ist falsch, den „nördlichen König“ von Daniel 11,40 mit Gog von Hese-kiel 38,1-39,16 gleichzusetzen. Immer wieder begegnen uns im Danielbuch Hinweise auf den südlichen und den nördlichen König. Durchgehend bezeichnet der erstere Ägypten (auch in Vers 40); letzterer jedoch steht für Syrien. Wenn die Verfechter dieser Theorie zu Vers 40 kommen, bringen sie ihn mit Rußland in Verbindung und setzen die Stelle mit Hesekiel 38 und 39 gleich. Der Textzusammenhang und auch der sonstige Gebrauch bei Daniel legen es nahe, daß hier Syrien gemeint ist. Die Invasion von Daniel 11,40 unterscheidet sich von derjenigen, die Hesekiel 38-39 beschreibt. Es ist eine widersprüchliche und falsche Auslegung, den nördlichen König im gesamten Buch Daniel mit Syrien gleichzusetzen und bei 11,40 eine Ausnahme zu machen, indem man den Vers auf die sowjetische Invasion bezieht und diese anschließend in die Mitte der großen Trübsal legt. Viertens löst diese Theorie nicht das Problem der sieben Monate und sieben Jahre. Sie würde voraussetzen, daß die sieben Monate für die Bestattung in die zweite Hälfte der Trübsal fielen, also in eine Zeit, in der sich die Juden auf der Flucht befinden und gar nicht fähig sind, ihre eigenen Toten zu begraben, ganz zu schweigen diejenigen der Invasoren. Wir werden in dem Teil, der von den Ereignissen in der Mitte der Trübsal handelt, ausführlicher über die Situation der Juden sprechen. Die Lage der Juden um die Mitte der Trübsal ließe ihnen keine sieben Monate Zeit, um die Toten zu begraben und eine neue Stadt zu bauen. Dasselbe gilt für die sieben Jahre, in denen das Kriegsgerät verbrannt wird; die Theorie würde voraussetzen, daß auch dies in der zweiten Hälfte der Trübsal geschieht, wenn die Juden aus ihrem Land fliehen. Sie müßten diese Verbrennung auch noch dreieinhalb Jahre lang in das Tausendjährige Reich hinein fortsetzen. Dieser Gedanke aber steht im Widerspruch dazu, daß der Messias sein Land reinigt und es dadurch erneuert wird. Die Schwierigkeiten, denen die Juden in der zweiten Hälfte der Trübsal gegenüberstehen, müßten sie eher dazu veranlassen, die Waffen sicherzustellen und aufzubewahren, anstatt sie zu verbrennen. Eine zweite wichtige Theorie über den Zeitpunkt der Invasion besagt, daß die Invasion am Ende der großen Trübsal stattfinden wird. Grundlage dieses Standpunkts ist die Gleichsetzung der Invasion mit der Schlacht von Harmagedon. Da die Schlacht von Harmage-don tatsächlich am Ende der großen Trübsal stattfindet und die Vertreter dieser Theorie Hesekiel 38 und 39 in den Zusammenhang dieser Ereignisse einordnen, folgern sie, daß die sowjetische Invasion am Ende der Trübsal stattfindet. Es gibt hier jedoch einige Probleme. Der Haupteinwand liegt in dem deutlichen Unterschied zwischen der Invasion von Hesekiel 38 und 39 und Harmagedon. Erstens werden bei Hesekiel bestimmte Verbündete genannt, die auch zahlenmäßig begrenzt sind, während andere Staaten in Opposition stehen. In der Schlacht von Harmagedon haben sich jedoch alle Völker ausnahmslos gegen Jerusalem verbündet. Zweitens erfolgt die Invasion bei Hesekiel von Norden her, die von Harmagedon aber von der ganzen Welt aus. Drittens ist es Ziel der sowjetischen Invasion, Beute zu machen, während in der Schlacht von Harmagedon alle Juden vernichtet werden sollen. Viertens gibt es bei der Invasion, die Hesekiel beschreibt, einen Protest, nicht aber bei der Schlacht von Harmagedon, an der alle Völker beteiligt sind. Fünftens wird die Hesekiel-Invasion durch Naturkatastrophen vereitelt; die Heere von Harmagedon hingegen werden durch die persönliche Wiederkunft und das Eingreifen des erhöhten Christus vernichtet. Sechstens finden die Heere der Hesekiel-Inva-sion ihr Ende in den Bergen Israels, der Harmagedon-Feldzug dagegen wird zwischen Petra und Jerusalem zerschlagen. Siebtens findet die Invasion zu einem Zeitpunkt statt, da Israel in Sicherheit lebt, während sich Israel zur Zeit des Harmagedon-Feldzuges auf der Flucht und in der Verborgenheit befindet. Außerdem kann diese Theorie die Frage nach den sieben Monaten und sieben Jahren nicht beantworten, da beides zeitlich bis in das Tausendjährige Reich hinein ausgedehnt werden müßte. Dieser Gedanke aber steht im Widerspruch zu anderen biblischen Aussagen über dieses Reich. Eine dritte Theorie setzt die Invasion zeitlich zwischen der Trübsal und dem Tausendjährigen Reich an. Begründet wird dies mit der Behauptung, nach der Wiederkunft Christi und der Wiederherstellung Israels, aber vor der Errichtung des messianischen Reiches müsse noch eine Zwischenzeit liegen. Aber auch hier ergeben sich Einwände. Erstens basiert diese Theorie auf der Annahme, daß zwischen der Wiederkunft Christi Harmagedon zwischen der Trübsal und dem Tausendjährigen Reich und dem Tausendjährigen Reich eine Zwischenzeit liegt. Es fällt in der Tat nicht schwer, eine solche Zwischenzeit auszumachen, da vor der Errichtung des Tausendjährigen Reiches noch einige Dinge geschehen müssen; dazu gehören das Gericht über die Heiden, die Auferstehung der Heiligen des Alten Bundes und derjenigen aus der Zeit der großen Trübsal usw. Es wird tatsächlich eine Zwischenzeit geben. Das Problem liegt jedoch darin, daß sie sieben Jahre umfassen muß, wenn man diesen Standpunkt mit der Bibel in Einklang bringen will. Daniel 12 begrenzt allerdings die Zwischenzeit auf nur 75 Tage. In Vers 6-7 wird die zweite Hälfte der Trübsal auf 1.260 Tage festgesetzt, was genau den dreieinhalb Jahren entspricht (die 1290 Tage von Vers 11 werden zu Beginn des Abschnittes über die Zwischenzeit besprochen). In Daniel 12,12 wird schließlich denen, die bis zum 1.335. Tagausharren, ein wunderbarer Segen verheißen, was nichts anderes bedeuten kann als das Tausendjährige Reich. Aus anderen Schriftstellen geht hervor, daß viele nicht bis zu diesem Tag durchhalten, sondern in der Zwischenzeit umkommen. Demnach ist die Zwischenzeit auf nur 75 Tage beschränkt, eine zu kurze Zeitspanne für all die Ereignisse, die Hesekiel voraussagt. Der zweite Einwand gegen diese Theorie liegt darin, daß keine befriedigende Antwort auf die Frage nach den sieben Monaten und sieben Jahren gegeben wird. Sieben Monate Bestattungszeit sind insgesamt 210 Tage. Wenn davon ausgegangen wird, daß die Invasion in der Zwischenzeit stattfindet, so reicht die Begräbniszeit mindestens 135 Tage in das Tausendjährige Reich hinein. Das paßt aber nicht zu den vielen Bibelstellen, die das Tausendjährige Reich und Israel beschreiben. Hinzu kommen auch noch die sieben Jahre, in denen das Kriegsgerät verbrannt wird. Damit ist diese Theorie nicht zu halten. am Ende des Eine vierte Theorie legt die Invasion auf das Ende desTausendjäh- Tausendjäh- rigen Reiches. Das Hauptargument ist die Gleichsetzung dieser In- rigen Reiches vasion mit derjenigen in Offenbarung 20,7-9. Aber auch hiergegen müssen zwei gewichtige Argumente vorgebracht werden. Erstens kommt die Invasion bei Hesekiel aus dem Norden, die der Offenbarung aber aus der ganzen Welt. Zweitens kann auch diese Theorie die Frage nach den sieben Monaten und sieben Jahren nicht klären. Diese Welt wird kurz nach der Invasion aus Offenbarung 20 vernichtet; da bleibt weder Raum noch Ort für sieben Monate Begräbnis und sieben Jahre Verbrennung. Sonst müß- ten diese Maßnahmen bis in das ewige Reich Gottes hineinreichen. Die fünfte Theorie, die auch der Verfasser vertritt, besagt, daß die russische Invasion noch vor Beginn der großen Trübsal erfolgt. Von Hesekiel 38,1-39,16 aus gelangt diese These zu sicheren Aussagen. Erstens ist Israel vor der großen Trübsal wieder in das Land gekommen und wohnt in Sicherheit. Zweitens dringt das sowjetische Heer mit seinen Verbündeten während dieser sicheren Zeit vor der Trübsal in Israel ein. Drittens wird das sowjetische Bündnis vor der großen Trübsal in Israel vernichtet. Auch mehrere andere Punkte sprechen für diese These. Erstens paßt die Beschreibung Israels in diesem Bibelabschnitt gut zu dem heutigen Staat Israel, der vor der Trübsal gegründet worden ist. Israel ist ein Land, das dem Schwert entronnen ist (38,8). Nach 1900 Jahren, 46 Invasionen und dem Unabhängigkeitskrieg gehört das Land wieder den Juden und ist frei von Fremdherrschaft. Dieses Volk ist aus vielen Nationen und Völkern zusammengebracht worden (38,8.12). Die Juden des heutigen Israel kommen aus 80 bis 90 verschiedenen Staaten. Die jahrhundertelang verödeten Gebiete sind heute wieder bewohnt (38,8.12). Die Israelis bauen die alten Ortschaften wieder auf und wandeln sie in moderne Städte und Großstädte um. Sie wohnen in Sicherheit (38,11.14). Man hat dies oft als einen Zustand äußeren Friedens mißverstanden. Aber das ist nicht die Bedeutung der hebräischen Wortwurzel batach. Die Substantivform dieses Wortes bedeutet „Sicherheit“, und zwar nicht eine Sicherheit als äußeren Zustand des Friedens, sondern ein Sich-sicher-Fühlen aufgrund der eigenen Stärke. Diese Beschreibung paßt sehr gut auf das moderne Israel. Die israelische Armee hat seit der Staatsgründung fünf Kriege geführt und sie jedesmal nach kurzer Zeit siegreich beendet. Heute ist Israel sicher und vertraut darauf, daß seine Armee jede mögliche Invasion eines arabischen Landes Zurückschlagen kann. Israel wohnt in Dörfern ohne Mauern (38,11). Dies trifft auf die heutigen Siedlungen in Israel, die Kibbuzim, zu. Zweitens ist die heutige Sowjetunion die erste und führende Weltmacht vor der großen Trübsal. Sie ist zu dieser Machtstellung gleichzeitig mit der Gründung des Staates Israel nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestiegen. Drittens gibt diese Theorie eine bestmögliche Antwort auf das Problem der sieben Monate und sieben Jahre. So bleibt als einzige Möglichkeit die Datierung der Invasion auf die Zeit vor der Trübsal. vor Beginn der großen Trübsal Invasion dreieinhalb Jahre vorder Trübsal Einwände „sicher wohnen die Entrückung Die Juden bleiben auch nach der Invasion bis zur Mitte der Trübsals-zeit im Lande wohnen. Die erwähnten sieben Jahre könnten sich dann - wenn notwendig - bis zur Mitte der Trübsalszeit ausdehnen. So gelangen wir aufgrund dieser Theorie zu einer Datierung der Invasion mindestens dreieinhalb Jahre vor Beginn der Trübsal. Obwohl diese besondere Theorie gut zu begründen ist, erheben sich auch hier Einwände, auf die wir noch eingehen müssen. So hält man uns entgegen, daß die Stelle Hesekiel 38 und 39 im Zusammenhang mit der Wiederherstellung Israels steht. Dies trifft wohl zu, antworten wir darauf, aber was für eine Wiederherstellung Israels ist hier gemeint? Die teilweise Herstellung im Unglauben oder die letzte im Glauben? Anscheinend ist die erste gemeint. Der Glaube beginnt für Israel erst nach der Invasion. Die Zeitfolge der Ereignisse des Hesekielbuches würde für diese Theorie kaum ein Problem bedeuten. Die Beschreibung der Wiederherstellung Israels im Glauben finden wir in den Kapiteln 40-48. Ein zweiter Einwand, der gewöhnlich geäußert wird, ist der Hinweis, daß sich der Ausdruck „sicher wohnen“ im Alten Testament immer auf den Frieden und die Sicherheit des Tausendjährigen Reiches beziehe - etwas, das Israel doch gar nicht vor der Trübsal zuteil werden wird. Bei dieser Gleichsetzung handelt es sich jedoch um eine Übertreibung. Es trifft zwar zu, daß der Ausdruck „sicher wohnen“ für das Leben im Tausendjährigen Reich gebraucht wird, jedoch nur in ganz wenigen Fällen. Es gilt zum Beispiel nicht für 3. Mose 25,18.19; 26,5; 5. Mose 12,10; 1. Samuel 12,11; 1. Könige 4,25; Psalm 4,9; und Zephanja 2,15. Die Jeremiastelle ist besonders bedeutsam, da sie dieselben Worte gebraucht wie Hesekiel 38,11. Der strittige Ausdruck findet sich weitaus häufiger an Stellen, die nicht vom Tausendjährigen Reich sprechen, als an anderen. Ein dritter Einwand macht geltend, daß diese Theorie die Lehre von der nahe bevorstehenden Wiederkunft Christi zunichtemacht. Dieser Ein wand läßt sich nun wirklich nicht halten. Die Feststellung, etwas gehe der großen Trübsal voran, ist nicht mit der Feststellung gleichzusetzen, daß es vor der Entrückung geschehen muß; dann müßte schon zusätzlich gesagt werden, daß die Entrückung die Trübsal einleitet. Jedoch leitet nicht die Entrückung die große Trübsal ein, sondern die Unterzeichnung des sieben Jahre gültigen Bündnisses. Mit der Datierung der Invasion auf einen Zeitpunkt vor der großen Trübsal wird vorausgesetzt, daß die Invasion vor der Unter- Zeichnung des Siebenjahresvertrages erfolgt. Dadurch wird kein Argument für die nahe bevorstehende Wiederkunft zerstört, weil ja die Entrückung noch vor der Unterzeichnung eintreten könnte. Hier wird nicht gesagt, die Invasion geschehe vor der Entrückung, sondern nur festgestellt, daß sie vor der Trübsal eintreffen wird. Die Entrückung kann zu jeder Zeit zwischen heute und der Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses erfolgen. Wir können es auch noch anders deutlich machen und fragen: Könnte die Entrückung schon vor 1948 gekommen sein? Die Antwort lautet Ja, weil die Entrückung immer kommen kann. Könnte hingegen die Trübsal vor 1948 gekommen sein? Die Antwort lautet Nein, da es zu der Zeit noch keinen jüdischen Staat mit einer Regierung gab, die den Vertrag hätte unterzeichnen können, mit dem die Trübsal beginnt. Der Verfasser hält an der Entrückung noch vor der Trübsal fest und ist überzeugt, daß diese Entrückung jederzeit in naher Zukunft erfolgen kann. Die Überzeugung, daß die sowjetische Invasion noch vor der großen Trübsal eintritt, widerspricht nicht dem Gedanken einer nahen Entrückung. Ein vierter Einwand lautet: Wie konnte Israel so schnell wieder von Gott abfallen, nachdem das Volk eine solche Wiederbelebung erfahren hatte? Eigentlich sollte das kein Problem sein. In der Geschichte des alten Bundes ist es oft so gewesen. Israel fiel sehr rasch wieder ab, nachdem es die gewaltigen Wunder beim Auszug aus Ägypten und die Offenbarung Gottes am Sinai erlebt hatte. Auch die Stadt Ninive wandte sich bald wieder von Gott und dem Glauben ab, nachdem sie aufgrund der Predigt Jonas Buße getan hatte. Wenn das schon oft zuvor geschehen ist, warum sollte es sich nicht wieder ereignen können? Ein fünfter Einwand gibt zu bedenken, daß sich die Invasion erst in den letzten Tagen und Jahren ereignen wird. Aber diese Zeitangabe weist einfach auf die gesamte Endzeit hin und gilt daher auch für die letzten Tage der Zeit der Gemeinde. Der ganze Einwand beruht auf der falschen Annahme, nach unserer Theorie geschehe die Invasion vor der Entrückung. Das stimmt aber nicht. Wir gehen von einer Invasion vor der großen Trübsal aus, nicht von einer vor der Entrückung. Ein sechster und letzter Einwand macht geltend, daß Israel weder einen Rechtsanspruch auf das Land noch das Recht zur Heimkehr erhalten wird, bis es das Bündnis mit dem Antichristen unterzeich- net hat. Diejenigen, die diese Meinung vertreten, folgern schließlich, das Bündnis müsse unserer Theorie zufolge dann auch vor der Entrückung geschlossen werden. Hier handelt es sich um ein großes Mißverständnis. Wir haben bereits dargelegt, daß die Invasion nicht vor der Entrückung stattfindet. Überhaupt erscheint uns dieser Einwand etwas sehr dürftig. Israel besitzt diesen Rechtsanspruch und hat ihn schon immer gehabt, seit Gott den Bund mit Abraham schloß. Außerdem erkannten die Vereinten Nationen im Jahre 1948 den Staat Israel an. Seitdem haben die Juden auch das Recht, in ihr Land zurückzukehren. Und sie machen davon Gebrauch. Das Recht Israels auf Heimkehr gründet sich ebensowenig auf das Bündnis mit dem Antichristen wie auf die volle Anerkennung durch die Vereinten Nationen. Der Anspruch Israels auf das Land beruht auf dem Bund Gottes mit Abraham. Die Bibel sagt eine Rückkehr Israels im Unglauben als Vorbereitung für das Gericht voraus. Gott selbst ist die treibende Kraft. Er bringt das Volk ins Land zurück, und damit ist Israels Recht auf das Land ausreichend nachgewiesen. Israel ist schon vor der Trübsal wieder im Lande; von daher kann die Invasion vor der Trübsal erfolgen. Der Verfasser kommt aufgrund all dieser Fakten zu dem Schluß, daß seine Theorie die bestmögliche ist. Die sowjetische Invasion ist eine weitere Wehe vor dem Beginn der großen Trübsal. DIE WELT-EINHEITSREGIERUNG Die nächsten drei Ereignisse, die zur großen Trübsal hinführen, entnehmen wir der vorangegangenen Untersuchung über die Zeiten der Heiden. Alle drei finden sich in Daniel 7,23-24: Dan. 7,23-24 „Er sprach: Das vierte Tier bedeutet ein viertes Reich, dasauf Erden entstehen wird; das wird sich von aiien andern Königreichen unterscheiden und wird alle Länder fressen, zerstampfen und zermalmen. Und die zehn Hörner bedeuten, daß aus diesem Reich zehn Könige aufstehen werden; und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen." Die fünfte Geburtswehe, die zur großen Trübsal hinführt, ist die Entstehung einer einheitlichen Regierung für die ganze Welt (Vers 23). Wir sahen bereits, daß sich das vierte Weltreich der Heiden nach seinem ersten Stadium, dem römischen Weltreich, schließlich in einen östlichen und einen westlichen Teil aufspaltete. Die Ost-West-Achse bildet zur Zeit ein Gleichgewicht der Macht. Auf der östlichen Seite steht die Sowjetunion mit den kommunistischen Staaten des Ostblocks, während die westliche Seite von den westlichen Demokratien beherrscht wird. Eines Tages jedoch wird diese Ost-West-Achse einer einheitlichen Weltregierung weichen. Nach Hesekiel 38,1-39,16 bricht der östliche Machtblock mit der Niederlage der sowjetischen Streitkräfte in Israel und der Vernichtung der Sowjetunion zusammen. Dann ist der Weg frei für eine Welt-Einheitsregierung. Über die Art dieser Regierung wird nichts gesagt. Es wird natürlich eine imperialistische Regierung sein, aber ob sie vom Aufbau her den Vereinten Nationen ähneln oder sich in Form einer Alleinherrschaft eines einzelnen äußern wird, ist nicht bekannt. Es ist aber gewiß, daß sie kommen und die ganze Welt vereinnahmen wird. DIE ZEHN REICHE Diese Welt-Einheitsregierung wird sich nach Daniel 7,24a zuletzt in zehn einzelne Reiche aufspalten: „ Und die zehn Hörner bedeuten, daß aus diesem Reich zehn Könige aufstehen werden. “ In den vergangenen Jahren hat es in diesem Zusammenhang viele Spekulationen über die Europäische Gemeinschaft gegeben. Nach dem gewöhnlich gezeichneten Bild soll es eine Wiederbelebung des alten römischen Weltreiches als ein politisches Bündnis von zehn europäischen Staaten geben. Eine Eschatologie, die auf „Zeitungsexegese“ beruht, versucht sich selbst aus dem Zeitgeschehen zu begründen. Aber die Bibel läßt eine solche Deutung nicht zu. Vielmehr muß erst die Welt-Einheitsregierung kommen; erst dann spaltet sich deren Herrschaftsbereich in zehn Reiche auf. Sie umfassen die ganze Welt und nicht nur Europa. Bestenfalls könnte die Europäische Gemeinschaft eines dieser Reiche sein, aber kaum alle zehn in sich vereinen. Ost- West-Gleichgewicht Hes. 38,1 -39,16 Dan. 7,24a Das Stadium der zehn Reiche beginnt vor der großen Trübsal und erstreckt sich zeitlich bis in die Mitte der Trübsal. Das wird die sechste Geburtswehe sein. DER AUFSTIEG DES ANTICHRISTEN Wenn die Welt sich in zehn Reiche aufspaltet, wird nach Daniel 7,24b der Antichrist seinen Aufstieg beginnen: Dan. 7,24b „ Und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen. “ Daß bereits vor der großen Trübsal deutlich wird, wer der Antichrist ist, geht aus 2. Thessalonicher 2,1-3 hervor: 2. Thess. 2,1 -3 „ Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm: Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da. Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden. “ Hier ist von zwei Ereignissen die Rede, die noch vor dem Tag des Herrn eintreten sollen, der sich ja immer auf die große Trübsal bezieht . Das erste ist der Abfall, den wir schon besprochen haben. Das zweite ist das Offenbarwerden des Menschen der Sünde, des Sohnes des Verderbens. Noch vor der großen Trübsal soll klar werden, wer der Antichrist ist, genauer: in derZeit der zehn Reiche. Das wird die siebente Geburtswehe sein. In welcher Weise der Antichrist seine Identität zeigen wird, wird nicht gesagt. Vielleicht wird er bestimmt durch den Zahlenwert seines Namens oder auch durch andere Umstände. Aber er wird bekannt werden. Die Machtergreifung des Antichristen vor der Trübsal ist eine biblische Notwendigkeit. Da die Trübsal mit der Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses zwischen Israel und dem Antichrist beginnt, muß der Antichrist zuvor zu politischer Macht gelangt sein, um einen solchen Vertrag unterzeichnen zu können. DIE ZEIT DES FRIEDENS UND DER FALSCHEN SICHERHEIT Ein anderes Ereignis, das zur Trübsal hinführt, steht in 1. Thessalo-nicher 5,1-3: „ Von den Zeiten und Stunden aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wisset ja genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: .Friede und Sicherheit', dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. “ Noch einmal findet sich hier der Begriff „Tag des Herrn“, der auf die Trübsal hinweist. Zu einer Zeit, wenn die Menschen sagen „Frieden und Sicherheit“, wird sie die verheerende Kraft der Trübsal plötzlich und unentrinnbar treffen. So trügerisch wird die Zeit unmittelbar vor der Trübsal sein. Wenn sich die ganze Welt unter der Herrschaft der zehn Reiche befindet und der Antichrist an die Macht kommt, wird es also eine Periode des Friedens und der falschen Sicherheit geben. Mit der großen Trübsal aber wird sie zu Ende gehen. Folgerichtig erscheint in Vers 3 wieder das Wehenmotiv. Dies ist die achte Geburtswehe, die zur großen Trübsal führt. DAS SIEBENJAHRESBÜNDNIS Das neunte Ereignis, das zur Trübsal hinführt und sie auch unmittelbar einleitet, ist die Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses zwischen Israel und dem Antichristen. In Kapitel 9 wollen wir darauf näher eingehen. Hier möchten wir nur noch einmal darauf hinwei-sen, daß nicht die Entrückung die Trübsal einleitet, sondern die Unterzeichnung dieses Vertrages. Wenn wir uns das merken, werden wir vor manchem Mißverständnis in Bezug auf die bevorstehende Entrückung bewahrt. 1. Thess. 5,1-3 ZUSAMMENFASSUNG Dies sind also die neun Ereignisse, die zur großen Trübsal hinführen und in einer zeitlichen Aufeinanderfolge ermittelt werden können. Es gibt jedoch auch noch andere Ereignisse, die ebenfalls vor der Trübsal eintreten sollen, aber nicht in eine zeitliche Folge eingeordnet werden können. Mit diesen Ereignissen wollen wir uns in den nächsten beiden Kapiteln befassen. 5. Weitere Ereignisse vor der großen Trübsal Während einige der für die Zeit vor der Trübsal angekündigten Ereignisse in eine zeitliche Folge eingeordnet werden können, ist das bei einigen anderen erst möglich, wenn sie eingetroffen sind. Dazu gehört die Entrückung, die noch in einem besonderen Kapitel zur Sprache kommen wird. Jetzt wollen wir erst einmal über die anderen Ereignisse vor der Trübsal sprechen, die man nicht in einen genauen zeitlichen Rahmen einordnen kann. DIE ERSTE ALLGEMEINE FINSTERNIS In der Endzeit - einschließlich der letzten Tage der Zeit der Gemeinde und der großen Trübsal - soll der Bibel zufolge fünfmal eine totale Finsternis eintreten. „Finsternis“ bedeutet, daß das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne plötzlich verlischt, so daß die Erde von diesen kosmischen Lichtquellen kein Licht mehr erhält und daher in völlige Finsternis gehüllt ist. Dieses Geschehen wird mit der in 2. Mose 10,21-23 geschilderten ägyptischen Finsternis zu vergleichen sein: „ Und der Herr sprach zu Mose: Strecke deine Hand gen Himmel, daß es 2. M. 10,21 -23 im Ägyptenland so finster werde, daß man die Finsternis greifen kann! Da streckte Mose seine Hand gen Himmel. Und es ward eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland, drei Tage lang, daß während drei Tagen niemand den andern sah, noch jemand von seinem Platz auf stand. Aber bei allen Kindern Israel war es hell in ihren Wohnungen. “ Ein weiteres Beispiel für eine derartige Finsternis haben wir in der Kreuzigungsgeschichte in Matthäus 27,45: „ Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Mt. 27,45 Land bis zur neunten Stunde. “ Die erste der fünf Finsternisse für die Zeit vor der großen Trübsal wird in Joel 3,4 angekündigt: Joel 3,4 Mal. 3,23-24 Auftrag Ellas Ella = Johannes der Täufer? Mal. 3.1 Jes. 40,3-5 „ Die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn da kommt der große und schreckliche Tag des Herrn. “ Hier wird der „Tag des Herrn“ genannt, der ja immer eine Bezeichnung für die große Trübsal ist. Die erste Finsternis soll davor eintre-ten. Sie wird eine weltweite Finsternis sein. DIE RÜCKKEHR ELIAS Ein anderes Ereignis, das vor der Trübsal eintreten wird, ist nach Maleachi 3,23-24 die Rückkehr Elias: „ Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und furchtbare Tag des Herrn; der soll das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder wieder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen das Land nicht mit dem Banne schlagen muß! “ Vers 23 kündigt die Rückkehr Elias für die Zeit vor dem Tag des Herrn an, also für die Zeit vor der Trübsal. Vers 24 beschreibt den Auftrag Elias zu dieser Zeit. Er soll die jüdischen Familien wieder vereinen. Der Zusammenhalt der jüdischen Familie, der jahrhundertelang sehr stark war, ist in der letzten Zeit mehr und mehr zerbrochen und wird - dem Prophetenwort zufolge - noch weiter schwinden. Der Dienst Elias wird darin bestehen, diese Einheit als Vorbereitung auf das zweite Kommen Christi wiederherzustellen. Es herrscht einige Verwirrung in der Frage des Verhältnisses zwischen Elia und Johannes dem Täufer. Man sollte bedenken, daß Elia nicht für die Zeit vor dem ersten Kommen Christi angekündigt wurde. Vielmehr wurde verheißen, daß er vor der zweiten Erscheinung Christi und vor der Trübsal kommen wird. In Maleachi 3,1 wird aber ein Vorläufer für die Zeit vor dem ersten Kommen Christi angekündigt: „ Siehe, ich sende meinen Engel, der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr suchet, und der Engei des Bundes, nach dem ihr begehret; siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen! “ Auch in Jesaja 40,3-5 wird ein solcher Vorläufer angekündigt: „ Eine Stimme ruft: In der Wüste bereitet den Weg des Herrn, ebnet auf dem Gefilde eine Bahn unserm Gott! Jedes Tal soll erhöht, jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und was krumm ist, soll gerade, und was höckerig ist, zur Ebene werden; und die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren und alles Fleisch zumal wird sie sehen; denn der Mund des Herrn hat es gesagt. “ Mit dem Kommen Johannes des Täufers waren diese Prophezeiungen deutlich erfüllt, wie in Matthäus 3,1-6 festgestellt wird: „ In jenen Tagen aber erscheint Johannes der Täufer und predigt in der Mt. 3,1 -6 Wüste des jüdischen Landes und spricht: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Das ist der, von welchem gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht:, Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet seine Pfade eben! ‘ Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; und seine Speise waren Heuschrecken und wilder Honig. Da zog zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze umliegende Landschaft des Jordan, und es wurden von ihm getauft im Jordan, die ihre Sünden bekannten. “ Auch Matthäus 11,7-10 bestätigt es: „Als aber diese aufbrachen, fing Jesus an zur Volksmenge zu reden Mt. 11,7-10 über Johannes: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen, einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige! Oder was seid ihr hinausgegangen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, einen, der mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist's von dem geschrieben steht: .Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesichte her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.' “ Dasselbe gilt für Johannes 1,23: „Er sprach: Ich bin ,eine Stimme, die da ruft in der Wüste: Ebnet den Joh. 1,23 Weg des Herrn!“ wie der Prophet Jesaja gesagt hat. “ Wenn Johannes der Täufer mit seinem Kommen auch diese Weissagungen des Vorläufers für die Zeit von Christi erstem Kommen erfüllte, war er doch nicht der eine, der für die Zeit vor dem zweiten Kommen Christi angekündigt wurde. Das wird deutlich, wenn die entsprechenden Belegstellen herangezogen werden. Eine wichtige Stelle finden wir in Johannes 1,19-23: „ Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Joh. 1,19-23 Priester und Leviten sandten, um ihn zu fragen: Wer bist du ? Und er be- kannte: Ich bin nicht der Christus! Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht! Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein! Nun sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn ? Damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du über dich selbst? Er sprach: Ich bin ,eine Stimme, die da ruft in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!' wie der Prophet Jesaja gesagt hat. “ Hier spricht Johannes der Täufer selbst aus, daß er nicht Elia ist. Diesen Anspruch hat er nie für sich erhoben, und wenn er danach gefragt wurde, verneinte er es. Die nächste Stelle finden wir in Matthäus 17,9-13: Mt. 17,9-13 „ Und als sie den Berg hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Sagt niemandem von dem Gesichte, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist! Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, daß zuvor Elia kommen müsse ? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Elia kommt freilich und wird alles in den rechten Stand setzen; ich sage euch aber, daß Elia schon gekommen ist: und sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn von ihnen leiden müssen. Da verstanden die Jünger, daß er zu ihnen von Johannes dem Täufer redete. “ Als Antwort auf die Frage der Jünger nach dem Kommen des Elia stellt Jesus zunächst fest, daß Elia in der Zukunft wirklich kommen wird, um die Dinge wieder in den rechten Stand zu setzen. Hier Mal. 3,24 spielt Jesus deutlich auf den Dienst an, den Elia nach Maleachi 3,24 tun wird. Aber das war eine Verheißung im Blick auf das zweite und nicht auf das erste Kommen Christi. Darum stehen das Kommen Elias und sein Dienst der Wiederherstellung noch aus. Die Verwirrung und Ratlosigkeit der Jünger ist darauf zurückzuführen, daß sie nichts von dem zweimaligen Kommen Christi wußten und immer noch damit rechneten, Christus würde sein Reich zu ihrer Zeit er- Mk. 9,9-13 richten. Die Parallelstelle in Markus 9,9-13 fügt noch einen Gedanken hinzu: Wenn Elia vor dem ersten Kommen Christi schon erschienen wäre und alles zurechtgebracht hätte, dann wären alle Weissagungen über das Leiden Christi im Zusammenhang mit seinem ersten Kommen unerfüllt geblieben. Elia wird kommen, aber erst vor der Wiederkunft Christi. Den besonderen Dienst, den der wiederkehrende Elia tun soll, hat Johannes der Täufer nicht vollbracht. Aber dann fügt Christus hinzu, daß Johannes der Täufer in einem gewissen Sinn doch Elia gewesen ist. Aber in welchem Sinne? Zwei andere Stellen geben uns Antwort. Die erste ist Matthäus 11,11-14: „ Wahrlich, Ich sage euch, unter denen, die vom Weibe geboren sind, ist Mt. 11,11-14 kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer. Doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt leidet das Himmelreich Gewalt, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz bis auf Johannes haben geweissagt. Und wenn ihr es annehmen wollt: er ist der Elia, der da kommen soll." Um das verstehen zu können, müssen wir wissen, daß Christus hier die frohe Botschaft vom Reich Gottes predigt (Vers 11-12). Wenn Israel diese Botschaft - das heißt das Reich Gottes in Christus - annähme, so hätte Johannes der Täufer schon den Dienst Elias vollzogen und das Volk wieder zurechtgebracht. Aber das Reich Gottes in Christus wurde von ihnen zurückgewiesen. Daher konnte Johannes der Täufer den Dienst des Elia nicht tun, der nun noch kommen muß, um Israel wieder zurechtzubringen. Die andere Stelle, die eine Antwort auf die Frage gibt, inwiefern Johannes der Täufer Elia war, steht in Lukas 1,13-17: „Aberder Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Lk. 1,13-17 Gebet ist erhört worden, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vordem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und mit heiligem Geiste wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an. Und viele von den Kindern Israel wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzu wenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein gerüstetes Volk. “ Bei der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers erklärt der Engel, daß Johannes im Geist und in der Kraft des Elia auftreten wird. Wenn wir zusammenfassen, was diese Verse aussagen, so wird einige Zeit vor der Trübsal der Prophet Elia zurückkehren und Israel in der angekündigten Weise wieder zurechtbringen. Elia wird als Vorläufer des zweiten Kommens Christi auftreten, wie es Johannes der Täufer vor dem ersten Kommen des Messias tat. Johannes glich dem Propheten Elia darin, daß er in derselben Kraft und in demselben Geist auftrat. Hätte Israel damals die Botschaft angenommen, hätte Johannes der Täufer die Funktion Elias erfüllt und Israel wieder zurechtgebracht. Doch Johannes der Täufer und Christus wurden verworfen. So muß Elia noch kommen, um dieses Werk zu tun, bevor die große Trübsal beginnt. Wir können heute nichts über den genauen Zeitpunkt sagen, wann Elia vor der Trübsal kommen wird. Darum ist auch keine Einordnung in eine zeitliche Folge möglich. DER DRITTE TEMPEL? Wir haben diese Überschrift mit einem Fragezeichen versehen, weil die biblischen Daten eine genaue Datierung für den Wiederaufbau des jüdischen Tempels vor der großen Trübsal nicht zulassen. An vier Stellen wird dieser Tempel der Trübsalszeit erwähnt. Die erste ist Daniel 9,27: Dan. 9,27 „ Und man wird vielen den Bund schwer machen eine Woche lang und mitten in der Woche Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und auf der Zinne werden Greuel des Verwüsters aufgestellt, bis daß sich die bestimmte Vertilgung über die Verwüstung ergossen hat." Die zweite Stelle ist Matthäus 24,15: Mt. 24,15 „ Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen sehet an heiliger Stätte (wer es liest, der merke darauf!), alsdann fliehe. “ Die dritte Belegstelle ist 2. Thessalonicher 2,3-4: 2. Thess. 2,3-4 „ Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt. “ Die vierte Stelle ist Offenbarung 11,1-2: „ Und mir wurde ein Rohrgegeben, gleich einem Stabe; und es wurde zu Off. 11,1-2 mir gesagt: Mache dich auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die, welche dort anbeten. Aberden Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, laß weg und miß ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. “ Alle vier Stellen beschreiben Ereignisse, die mit dem jüdischen Tempel in Zusammenhang stehen. Alle Ereignisse treten in der Mitte der großen Trübsal ein (Einzelheiten werden in Kapitel 11 erörtert). Wir haben hier nur festzuhalten, daß dieser Tempel um die Mitte der Trübsal bereits einige Zeit steht und auch benutzt wird. Demnach ist er also vor dieser Zeit erbaut worden. Das läßt nur zwei Vermutungen zu: Der Tempel muß entweder vor der großen Trübsal oder in der ersten Hälfte dieser Periode gebaut worden sein. Mehr können wir hier über eine genaue Datierung dieses Vorhabens nicht sagen. Man kann also den Wiederaufbau des jüdischen Tempels vor der Trübsal nur als eine Möglichkeit sehen; denn es ist auch möglich, daß er erst in der ersten Hälfte der Trübsal gebaut wird. Unsere vier Belegstellen machen nur deutlich, daß der Tempel um die Mitte der Trübsal steht und der Opferdienst des mosaischen Gesetzes wiederaufgenommen worden ist. Dieser Tempel findet jedoch nicht die Zustimmung Gottes. Das geht aus Jesaja 66,1-6 hervor: „ So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron und die Erde meiner Jes. 66,1 -6 Füße Schemel! Was für ein Haus wollt ihr mir denn bauen? Oder wo ist der Ort, da ich ruhen soll? Hat doch meine Hand das alles gemacht, und so ist dies alles geworden, spricht der Herr. Ich will aber den ansehen, der gebeugten und niedergeschlagenen Geistes ist und der zittert ob meinem Wort. Wer einen Ochsen schächtet (ist wie einer), der einen Menschen erschlägt; wer ein Schaf opfert (ist wie einer), der einen Hund erwürgt; wer Speisopfer darbringt (ist wie einer), der Schweineblut (opfert); wer Weihrauch anzündet (ist wie einer), der einen Götzen verehrt, - sie alle erwählen ihre eigenen Wege, und ihre Seele hat Wohlgefallen an ihren Greueln. Darum will auch ich über sie bringen, was sie fürchten; denn als ich rief, gab mir niemand Antwort; als ich redete, wollten sie nicht hören, sondern taten, was in meinen Augen böse ist, und erwählten, was mir nicht gefiel! Höret das Wort des Herrn, ihr, die ihr vor seinem Wort erzittert: Es höhnen eure Brüder, die euch hassen und euch verstoßen um meines Na- Reaktion Gottes Sechstage- krieg mens willen:, Wird der Herr bald zu Ehren kommen, daß wir eure Freude sehen?' Aber sie werden sich schämen müssen! Eine Stimme des Getümmels erschallt von der Stadt her, eine Stimme vom Tempel! Das ist die Stimme des Herrn, der seinen Feinden bezahlt, was sie verdienen!" Jesaja spricht von einem Haus bzw. einem Tempel, der für Gott gebaut wird und dennoch nicht seine Zustimmung findet. Damit kann nicht der Tempel Salomos oder der Tempel Serubbabels gemeint sein; denn Gott segnete beide. Es kann auch nicht der Tempel des Tausendjährigen Reiches sein; denn dieser wird von Christus selbst gebaut und findet sicher das Wohlgefallen Gottes. Darum kann es sich hier nur um den Tempel der Trübsalszeit handeln. Jesaja sieht also den Bau eines Tempels voraus, den Gott nicht bestätigen wird. Gott erwartet zu dieser Zeit von Israel, daß es im Glauben zu ihm umkehrt, statt ihm ein Haus zu bauen. Die Bibelstelle beginnt mit einem Protest Gottes. Er macht deutlich, daß er keinen Tempel, den Israel zu jener Zeit baut, annehmen wird. Gott wird nicht kommen und darin wohnen (Vers 1), wie es beim ersten Tempel war. Gott erwartet zu dieser Zeit keinen neuen Tempel, sondern Glauben (Vers 2). Er wird die wiedereingeführten Opfer nach dem Opfergesetz genauso ablehnen wie Menschenopfer, Schweinefleisch und Götzendienst (Vers 3). Die Tatsache, daß die Juden diesen Tempel bauen werden, beweist, daß sie nicht fähig und bereit sind, auf Gottes Wort zu hören (Vers 4) und im Glauben an Jesus, den Messias, zu Gott zu kommen. Dann findet Jesaja ein Wort der Ermutigung für die treuen Juden, die sich am Wiederaufbau des Tempels nicht beteiligen (Vers 5), sondern darauf bedacht sind, Gottes Willen zu tun. Es wird ein gläubiger Rest übrigbleiben, der sich am Wiederaufbau des jüdischen Tempels für die Zeit der Trübsal nicht beteiligt. Am Ende stellt Jesaja fest, daß dieser Tempel im Gericht Gottes endet (Vers 6) und weder Vergebung der Sünden noch einen wohlgefälligen Gottesdienst bewirken kann. Zwei andere Dinge sollten noch im Zusammenhang mit dem dritten Tempel erwähnt werden. Erstens schuf der Sechstagekrieg im Jahre 1967 die Voraussetzung für die Erfüllung dieser Prophetie, denn bis zu jenem Zeitpunkt stand der Tempelbezirk unter arabischer Herrschaft. Im Verlauf des Sechstagekrieges errang Israel auch über diesen Teil Jerusalems die Oberhoheit. Zur Zeit werden keine Anstrengungen von jüdischer Seite unternommen, den Tempel wieder zu bauen, obwohl es in dieser Beziehung viele Gründe gibt. (Beispielsweise ist die neue große Synagoge in Jerusalem nicht der Tempel. Ihre Architektur entspricht nicht den Anforderungen, die an den Tempel gestellt werden. Sie steht auch nicht im Tempelbezirk.) Der Sechstagekrieg hat jedenfalls den Bau des Tempels ermöglicht, und das zum ersten Mal seit vielen Jahrhunderten. Eine zweite Anmerkung im Zusammenhang mit dem dritten Tempel betrifft den Stamm Levi. Diesem Stamm war es als einzigem erlaubt, sich um den Tempel zu kümmern und den Opferdienst zu verrichten. Es ist interessant, daß nur der Stamm Levi seine Identität nicht verloren hat, seit die Aufzeichnungen über die Stammeszugehörigkeit im Jahre 70 n.Chr. vernichtet wurden. Wenn ein Jude nicht dem Stamm Levi angehört, kann er nicht nachweisen, von welchem Stamm Israels er abstammt. Aber der Stamm Levi hat seine reine Abkunft bewahrt. Juden mit den Namen Levi, Levy, Levin, Leventhal, Levinson, Cohen und anderen vergleichbaren Namen sind Angehörige des Stammes Levi. Wenn es um die Darbringung von Opfern geht, hat einzig der Stamm Levi eine Bedeutung. Es ist nicht wichtig zu wissen, wer die Angehörigen der anderen Stämme sind. Anders ist es bei den Leviten, und der Stamm Levi ist bekannt. So sind in jeder Beziehung die Voraussetzungen für den Wiederaufbau des jüdischen Tempels geschaffen worden, und der Bau erfolgt möglicherweise schon vor der großen Trübsal. Wenn nicht, dann bestimmt in der ersten Zeit der großen Trübsal. Denn um die Mitte dieser Periode muß der Tempel stehen und auch benutzt werden, und zwar schon eine Zeitlang. Immer, wenn die Frage nach dem Wiederaufbau des Tempels gestellt wird, kommt auch die Frage nach dem Felsendom der Moslems in Jerusalem auf. Er steht auf dem Gelände des Tempels, wenn auch nicht an derselben Stelle wie die früheren beiden Tempel. Nach Auffassung einiger Leute wird der Felsendom irgendwann entfernt werden müssen. Andere meinen, das Tempelgelände sei groß genug, um den jüdischen Tempel wieder aufzubauen, ohne dabei den Felsendom abreißen zu müssen. Vor einigen Jahren hat man eine neue Theorie aufgestellt: daß nämlich die Araber vielleicht die Hoffnung aufgeben würden, jemals Jerusalem zurückerobern zu können, und deshalb den Felsendom an einen geeigneteren Ort versetzen würden. Die Verfechter dieser Theorie haben jedoch nicht bedacht, daß Stamm Levi Felsendom es nicht der Felsendom ist, der dem Islam heilig ist, sondern der Platz, auf dem er steht. Nach moslemischer Überlieferung wurde der Felsendom an der Stelle errichtet, von der aus Mohammed in den Himmel gefahren sein soll. Nicht das Gebäude, sondern der Felsen ist dem Islam heilig, und der Felsendom erinnert nur daran. Daher scheint es töricht anzunehmen, daß die Araber einer Versetzung des Felsendomes zustimmen würden. Eine weitere Theorie jüngeren Datums besagt, daß der neue Tempel an einer ganz anderen Stelle gebaut werden soll. Aber auch dies beruht auf Unkenntnis gegenüber jüdischem Gesetz und jüdischem Denken. Die Juden würden keinen jüdischen Staat außerhalb Palästinas anerkennen und ebensowenig einen Tempel, der nicht an der historischen Stelle steht. So bleibt der Felsendom ein Problem, das zu weiteren Spekulationen Anlaß gibt und über das die Bibel schweigt. Sie bezeugt aber eindeutig, daß der Tempel wieder aufgebaut wird. Auf welche Weise und an welcher Stelle des Tempelbezirks der Aufbau erfolgen wird, kann nur die Geschichte selbst zeigen, wenn es soweit ist. Wir haben in diesem Kapitel von zwei Ereignissen gesprochen, die noch vor der Trübsal eintreffen werden und zu denen möglicherweise noch ein drittes hinzukommt. Keines dieser Ereignisse kann in einen genauen zeitlichen Rahmen gestellt werden. Es gibt aber noch ein weiteres Ereignis, das vor der Trübsal anzuordnen ist, jedoch ebenfalls zeitlich nicht genau zu datieren ist. Es handelt sich um die Entrückung der Gemeinde. Darüber haben wir im nächsten Kapitel zu sprechen. 6. Die Eschatologie der Gemeinde Die Gemeinde Jesu setzt sich zusammen aus allen wahren Gläubigen, während die sichtbare Kirche aus Ungläubigen und Gläubigen bestehen kann. Der endzeitliche Weg der sichtbaren Kirche ist bereits erörtert worden. Die Eschatologie der unsichtbaren Kirche dagegen gehört in den Zusammenhang der Ereignisse vor der großen Trübsal. DEFINITION Eine genaue Beschreibung und Bestimmung dessen, was die Gemeinde tatsächlich ausmacht, wird uns helfen zu erkennen, wer bei der Entrückung dabeisein wird. Dazu müssen wir fünf Bibelstellen aufführen. In Kolosser 1,18 wird die Gemeinde als der Leib Christi dargestellt: „ Und er ist das Haupt des Leibes, (nämlich) der Gemeinde, er, der der Kol. 1,18 Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei." Zweitens wird in Epheser 2,11-16 beschrieben, wie sich der Leib Christi, die Gemeinde, zusammensetzt: „ Darum gedenket daran, daß ihr, die ihr einst Heiden im Fleische wäret Eph. 2,11-16 und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht, - daß ihr zu jener Zeit außerhalb Christus wäret, entfremdet von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung und keine Hoffnung hattet und ohne Gott wäret in der Welt. Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst ferne wäret, nahe gebracht worden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und des Zaunes Scheidewand abgebrochen hat, indem er in seinem Fleische die Feindschaft -das Gesetz der Gebote in Satzungen - abtat, um so die zwei in ihm selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leibe durch das Kreuz mit Gott zu versöhnen, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. “ Die Gemeinde oder der Leib Christi setzt sich aus Juden und Heiden zusammen, die durch den Glauben an Christus zu einer Einheit geworden sind. Diese Stelle macht deutlich, daß es nicht eine heidenchristliche und eine jüdische Gemeinde gibt, die nebeneinander existieren. Die Heiden sind in einen jüdischen Ölbaum eingepfropft Rom. 11,16-24 worden und nicht die Juden in einen heidnischen (Römer 11,16-24). Die Epheserstelle macht klar, daß es die Heiden sind, die durch Christus „nahegebracht wurden“, damit sie ebenfalls an den Segenswirkungen der jüdischen Bundesschlüsse teilhaben können; der Bund selbst aber gehört immer noch Israel. Die Heiden sind demnach „Miterben und Miteinverleibte und Mitgenossen seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium (Epheser 3,6). Die Heiden sind Teilhaber, aber keine Besitznachfolger. Das Zeitalter der Gemeinde hat sein Hauptziel darin, Menschen aus den Heiden durch das Evangelium herauszurufen, wie es in Apostelgeschichte 15,14 steht: Apg. 15,14 „Simon hat erzählt, wie Gott zum erstenmal sein Augenmerk darauf rich- tete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. “ Nach Römer 11,25-27 wird die Predigt des Evangeliums, die die Heiden aus den Völkern herausruft, so lange dauern, bis die Vollzahl der Heiden nach dem Willen Gottes eingegangen ist: Rom. 11,25-27 „Denn ich will nicht, meine Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt bleibe, damit ihr euch nicht selbst klug dünket, - daß Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, bis daß die Vollzahl der Heiden eingegangen sein wird und also ganz Israel gerettet werde, wie geschrieben steht: ,Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden', und:, das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde. ‘ “ Mit diesem Werk Gottes unter den Heiden ist nicht nur eine Absicht für die Heiden, sondern auch eine für die Juden verbunden. Tatsächlich beabsichtigt Gott dadurch, die Juden zur Eifersucht zu reizen, so daß während dieser Zeit der Gemeinde auch viele Juden zum Röm. 11,11-15 Glauben an den Messias Jesus kommen (Römer 11,11-15). Die Heidenchristen erfreuen sich des geistlichen Segens, der aus dem Bund Gottes mit den Juden kommt. Sie werden in einen jüdischen Ölbaum eingepfropft, der sich auf Israel bezieht, „denn das Heil kommt von den Juden“ (Johannes 4,22). Deshalb gibt es nicht so etwas wie eine Gemeinde der Heiden. Die Gemeinde ist einfach ein Leib, der sich aus jüdischen und heidnischen Gliedern zusammenfügt, die durch den Glauben an Christus miteinander verbunden sind. 1. Korinther 12,13 erklärt, wie man zur Gliedschaft an diesem Leib gelangt: „ Denn wir wurden alle in einem Geist zu einem Leibe getauft, seien wir Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und wurden alle mit einem Geist getränkt." Die Gliedschaft am Leib Christi wird erlangt, wenn jemand mit dem Geist getauft wird. Jeder Glaubende ist ein Glied des Leibes, weil er mit dem Heiligen Geist getauft wurde. Das geschieht in dem Augenblick, in dem man an Christus gläubig und gerettet wird. Wenn wir wissen, wie jemand ein Glied am Leib Christi wird, können wir auch beschreiben, wann die Gemeinde begann. Das wiederum ist wichtig für die Frage, wer bei der Entrückung dabei ist. Aus Apostelgeschichte 1,5 geht hervor, daß die Taufe mit dem Geist zu der Zeit noch nicht gekommen war, als Jesus sie ankündigte: „ Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt im heiligen Geiste getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen. “ Wann trat dieses Ereignis ein? Allgemein herrscht Übereinstimmung darüber, daß die Taufe mit dem Geist in Apostelgeschichte 2 begann, aber mit diesem Kapitel ist kein Beweis möglich, weil uns der Begriff selbst dort nicht begegnet. Doch Apostelgeschichte 11,15-16 bestätigt klar, daß diese Taufe in Apostelgeschichte 2 beschrieben wird: „Als ich aber zu reden an fing, fiel der heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang. Da gedachte ich an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt im heiligen Geist getauft werden. “ Wenn Petrus in Vers 15 sagt: „... gleichwie auf uns am Anfang“, so spricht er von dem, was die Apostel in Apostelgeschichte 2 erlebten. In Vers 16 zitiert Petrus Apostelgeschichte 1,5 und stellt fest, daß diese Verheißung „am Anfang“ der Pfingstgeschichte erfüllt wurde. Also besteht die Gemeinde, der Leib Christi, aus Juden- und Heidenchristen, die nur durch die Taufe mit dem Geist zu Gliedern des 1. Kor. 12,13 Apg. 1,5 Apg. 11,15-16 Beginn der Gemeinde Leibes geworden sind. Deshalb konnte es vor dem Pfingstfest in Jerusalem, das Apostelgeschichte 2 beschreibt, noch keine wahre Gemeinde gegeben haben. Als Jesus in Matthäus 16,18 vom Bau seiner Gemeinde sprach, gebrauchte er die Zukunftsform, weil es zu der Zeit die Gemeinde noch nicht gab. In der Hauptsache liegt das daran, daß sowohl die Auferstehung (Epheser 1,19-20) als auch die Himmelfahrt Christi mit dem darauf folgenden Empfang der Geistesgaben (Epheser 4,7-12) die unverzichtbaren Voraussetzungen für den Bau der Gemeinde waren. Die Gemeinde besteht aus allen wahren Glaubenden in Christus vom ersten Pfingstfest bis zur Entrückung. An der Entrückung sind weder die Heiligen des Alten Bundes noch die Heiligen der großen Trübsal beteiligt. Entrückt werden nur die Heiligen der Gemeinde. Alle Belegstellen bestätigen, daß nur die, die in Christus sind, an der Entrückung teilhaben. „In Christus“ sind sie wegen der Taufe mit dem Geist, die in Apostelgeschichte 2 begann. DIE ENTRÜCKUNG DER GEMEINDE Die Ereignisse Wir müssen uns gründlich mit drei Bibelstellen befassen, um Klarheit über die Entrückung zu erhalten. Die erste finden wir in Johannes 14,1-3: Joh. 14,1-3 „ Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wo nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß auch ihr seid, wo ich bin." Diese Stelle beschreibt nicht die Entrückung, sondern gibt nur einen Hinweis darauf. Jesus verspricht, zu den Glaubenden zurückzukehren. Über Zeit und Umstände wird hier nichts gesagt; es wird nur die Tatsache erwähnt, daß Christus zu seinen Heiligen zurückkommt. Dieses besondere Kommen Christi für seine Heiligen wird an zwei anderen Stellen genauer erklärt. 1. Thessalonicher 4,13-18 beschreibt den Ablauf der Entrückung: „ Wir wollen euch aber, ihr Brüder, nicht in Unwissenheit lassen in betreff der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn, daß wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden; denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Darnach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in den Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten! “ In Vers 13-16 geht Paulus auf eine Frage ein, die in der Gemeinde in Thessalonich aufgebrochen war: Haben Glaubende, die schon vor der Entrückung gestorben sind, keinen Anteil am Segen der Entrük-kung? Diese Christen wußten von einer bevorstehenden Entrük-kung, konnten sich aber nicht vorstellen, wie tote Heilige an der Entrückung beteiligt sein könnten. So entstand die Meinung, daß nur lebende Christen an dem Segen und der Freude der Entrückung Anteil hätten. Zu dieser Frage war es gekommen, weil einige Christen kurz zuvor gestorben waren. Die noch lebenden Angehörigen dieser Gläubigen machten sich Sorgen, weil sie nicht wußten, was die Zukunft ihnen bringen würde. Offenbar hatte Paulus ihnen, als er sich bei ihnen aufhielt, einiges über die Entrückung gesagt, aber wohl nur bezüglich der noch Lebenden. Deshalb tröstet Paulus die traurigen Angehörigen mit der Wahrheit, daß die toten Gläubigen keinesfalls des Segens der Entrückung verlustig gehen, sondern sogar als erste daran teilhaben werden. Im Zusammenhang mit den toten Gläubigen gebraucht Paulus das Wort „schlafen“. Dieses synonyme Wort für Tod wird immer nur auf Gläubige, aber nie auf Ungläubige angewandt. Die Bibel betrachtet den Tod glaubender Menschen nur als ein vorübergehendes Ruhen von körperlicher Aktivität, bis der Glaubende bei der Entrückung wieder auferweckt wird. Der körperliche Schlaf ist auch nur ein vorübergehendes Ausruhen von Aktivität, und doch gibt es dabei kein Aufhören der geistigen Aktivität. Die Verse 13-15 sagen nichts über 1. Thess. 4,13-18 Ablauf der Entrückung in sieben Schritten den „Schlaf der Seele“, weil es kein Aufhören der geistig-seelischen Aktivität gibt, sondern nur der körperlichen. In den Versen 16-17 wird der Ablauf der Entrückung in sieben Schritten beschrieben. Zuerst „wird der Herr selbst vom Himmel herniederfahren“. Einmal wird der Herr also aus der unsichtbaren Welt Gottes an unserem sichtbaren Himmel hervortreten. Zweitens heißt es: „... wenn der Befehl ergeht.“ Das griechische Wort bezeichnet hier einen lauten, militärischen Befehl. Er löst die Auferstehung und die Verwandlung aus. Drittens heißt es: „... mit der Stimme des Erzengels.“ Oft sind Engel die Ausführenden der Pläne Gottes. Was die Stimme sagt, wird nicht angegeben. Aber wenn wir das Bild aus dem militärischen Bereich auf diese Situation anwenden, so ist damit gemeint, daß der untergebene Offizier den Befehl des Oberkommandierenden laut wiederholt. Christus gibt den Befehl zum Beginn der Entrückung, und der Erzengel leitet das Geschehen ein, indem er den Befehl Christi noch einmal wiederholt. Der vierte Schritt ist „die Posaune Gottes“. Der Klang der Posaune wurde als Aufforderung zum Kampf oder zum Beginn des Gottesdienstes verstanden. Wenn der Erzengel den Befehl Christi wiederholt, erschallt die Posaune, dadurch wird die Entrückung selbst ausgelöst. Der fünfte Schritt läßt „die Toten in Christus zuerst auferstehen“. Die in Christus Entschlafenen werden den Segen der Entrückung nicht versäumen. Vielmehr werden sie als erste diese Freude erfahren. Der Ausdruck „in Christus“ beschränkt die Auferstehung zur Zeit der Entrückung auf die, die durch die Taufe mit dem Geist dem Leib Christi eingefügt wurden. Daher bleibt diese Auferstehung der Toten auf die Heiligen der wahren Gemeinde Christi beschränkt. Die Heiligen des Alten Bundes werden erst zu einem späteren Zeitpunkt auferweckt werden, wie es Gott in seinem prophetischen Plan vorgesehen hat. Der sechste Schritt betrifft die noch lebenden Christen. „Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft.“ Der Auferstehung der toten Heiligen folgt die Entrückung der lebenden Christen. Ohne Ausnahme wird jeder Glaubende von der Erde emporgehoben und mit dem Herrn Jesus Christus im Himmel vereint werden. Dies geschieht dann zusammen mit denen, die zuvor von den Toten auferweckt wurden. Der siebte Schritt ist: .. und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ Hier wird die Gewißheit ausgesprochen, daß wir nach der Vereinigung mit Christus in der Luft mit ihm in den Himmel zurückkehren und immer bei ihm sein werden. 1. Korinther 15,50-58 spricht von der Verwandlung zu einer neuen Leiblichkeit: „ Das aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht ererben die Unver-weslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muß anziehen Un-verweslichkeit, und dieses Sterbliche muß anziehen Unsterblichkeit. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht:, Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?' Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, nehmet immerzu in dem Werke des Herrn, weil ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn! “ Vers 50 bezeugt die Notwendigkeit, daß die Lebenden und die Toten bei der Entrückung verwandelt werden: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben; auch wird das Verwesliche nicht 1- ^or■ ererben die Unverweslichkeit.“ Den Hintergrund für diesen Tatbe- 15,50-58 stand beschreibt 1. Mose 2,17: „Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du 1. M. 2,17 nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, mußt du unbedingt sterben!" In 1. Mose 3,17-19 wird das weiter ausgeführt: „ Und zu Adam sprach er: Dieweil du gehorcht hast der Stimme deines 1. M. 3,17-19 Weibes und von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot und sprach: ,Du sollst nicht davon essen', verflucht sei der Erdboden um deinetwillen, mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang; Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zur Erde kehrst, von der du genommen bist; denn du bist Staub und kehrst wieder zum Staub zurück!" Um der Sünde willen ist der Mensch dem Tode und der Vergänglichkeit verfallen. Alle Menschen gelten als schuldig, weil Gott ihnen die Sünde anrechnet und sie teilhaben an der Sünde Adams, wie es in Römer 5,12-14 heißt: Röm. 5,12-14 „ Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekom- men ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben - denn schon vor dem Gesetz war die Sünde in der Welt; wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht angerechnet. Dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht mit gleicher Übertretung gesündigt hatten wie Adam, der ein Vorbild des Zukünftigen ist. " Die Menschheit lebt unter dem Todesurteil Gottes, durch das der natürliche Leib dem Tod und der Vergänglichkeit unterworfen ist. Die Sünde wohnt im natürlichen Leib, und das kommt beim leiblichen Tod zum Vorschein. Dieser Leib - der Sünde, dem Tod und der Verweslichkeit unterworfen - kann nicht in den Himmel eingehen. Darum ist ein Wechsel notwendig (Auferstehung oder Verwandlung), bevor der Leib in den Himmel eingehen kann. In 1. Korinther 15,51-53 wird diese Wandlung beschrieben. Der Ton liegt auf der Geschwindigkeit der Verwandlung, die „plötzlich“ geschehen wird. Das griechische Wort hat etwas mit dem Begriff „Atom“ in bezug auf die Winzigkeit des Zeitraumes zu tun. So schnell wird das geschehen. Dazu kommt noch der Ausdruck „in einem Augenblick“. Damit ist so etwas wie ein Blitz des Erkennens gemeint. Es ist, als ob jemand einen Menschen erblickt und im selben Moment weiß, wen er vor sich hat. Auch hier geht es also um die Plötzlichkeit der Verwandlung. die letzte Das alles soll „zur Zeit der letzten Posaune“ geschehen. Diejeni- Rosaune gen, die die Entrückung in die Mitte und auf die Zeit nach der Trüb- sal datieren, wollen diese Posaune mit der siebenten Posaune der Offenbarung gleichsetzen. Aber das kann hier nicht gemeint sein; als Paulus den 1. Korintherbrief schrieb, lag die Offenbarung des Johannes noch nicht vor. Die Korinther konnten noch nichts von sieben Posaunen wissen. Aber wenn Paulus hier von der letzten Posaune spricht, mußten die Korinther wissen, was gemeint war. Sie kann- ten nur die Posaunen des Alten Testaments, besonders die festlichen Posaunen. Die letzte Posaune betrifft das Fest der Posaunen und den jüdischen Brauch, in jedem Jahr an diesem Fest die Posaunen zu blasen. Bei der Festfeier gab es mehrere kurze Posaunensignale, die mit einem langgezogenen Posaunenton endeten (hebräisch tekiah gedolah, der „große Posaunenton“). Das meint Paulus mit der letzten Posaune, und er will damit sagen, daß die Entrückung die Erfüllung des Posaunenfestes ist. Als solches sagt dieses Bild aber nichts über den Zeitpunkt der Entrückung. Diese Posaune ist identisch mit der Posaune Gottes in 1. Thessalo-nicher 4,16. Denn auch dort stehen beim Klang der Posaune die Toten unverweslich auf, und wir, die Lebenden, werden verwandelt werden. In Vers 53 wird das Problem gelöst, das den Todesleib vom Himmel ausschließt und ihn der Verweslichkeit unterwirft: er wird durch die Auferstehung in einen unverweslichen Leib verwandelt. Das sterbliche Leben wird durch die Verwandlung die Unsterblichkeit anziehen. Über die Art dieses neuen Auferstehungsleibes wird nicht viel gesagt, aber einige Aussagen gibt es. Wir finden sie in 1. Korinther 15,35-49: „ Aber, wird jemand sagen, wie sollen die Toten auferstehen ? Mit was für einem Leibe sollen sie kommen? Du Gedankenloser, was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn! Und was du säst, das ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa von Weizen, oder von einer andern Frucht. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und zwar einem jeglichen Samen seinen besonderen Leib. Nicht alles Fleisch ist von gleicher Art; sondern anders ist das der Menschen, anders das Fleisch vom Vieh, anders das Fleisch der Vögel, anders das der Fische. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber anders ist der Glanz der Himmelskörper, anders der der irdischen; einen andern Glanz hat die Sonne und einen andern Glanz der Mond, und einen andern Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch den Glanz. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät verweslich und wird auf erstehen unverweslich; es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auf erstehen in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistiger Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistigen Leib. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geiste. Aber nicht das Geistige ist 1. Kor. 15,35-49 das erste, sondern das Seelische, darnach (kommt) das Geistige. Der erste Mensch ist von Erde, irdisch; der zweite Mensch ist der Herr vom Himmel. Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen; und wie der Himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen. Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. “ Sechs Aussagen werden über den Auferstehungsleib gemacht: Erstens ist es ein unverweslicher Leib (Vers 42), zweitens ist es ein Herrlichkeitsleib (Vers 43). Das wird auch in Philipper 3,21 gesagt: Phil. 3,21 „ Welcher den Leib unsrer Niedrigkeit umgestalten wird, daß er gleichge- stellt werde dem Leibe seiner Herrlichkeit, vermöge der Kraft, durch welche er sich auch alles untertan machen kann! “ Drittens ist es ein Leib in Auferstehungskraft (Vers 43); viertens ein geistlicher Leib (Vers 44-47); fünftens ein himmlischer Leib (Vers 47-49) und sechstens ein unsterblicher Leib (Vers 53). Weitere Informationen über die Art des neuen Leibes könnte man auch aus den Berichten über den auferstandenen Christus erhalten. Aber hier ist doch Vorsicht geboten. Diese Quelle hat nämlich einen großen Nachteil: Es ist nicht immer leicht zu bestimmen, was an dem neuen Leib Christi auf seine Auferstehung und was auf seine Gottheit zurückgeht. So könnten einige der folgenden Beobachtungen im Blick auf den Auferstehungsleib Christi vielleicht für alle Auferstehungsleiber gelten. Wir wissen, daß die Jünger die Stimme Christi als die gleiche erkannten, die sie vor seinem Tod und seiner Auferstehung gehört hatten (Johannes 20,16). Dasselbe gilt für seine äußeren Züge, wenn sie auch nicht immer sofort erkannt wurden (Johannes 20,26-29; 21,7). Es war ein realer Leib und nicht einer in der Art eines Gespenstes, da man ihn umfassen konnte (Johannes 20,17.27). Trotzdem konnte der auferstandene Christus plötzlich verschwinden (Lukas 24,31) und durch Wände gehen (Johannes 20,19). Es war ein Leib, der auch Nahrung aufnehmen konnte (Lukas 24,41-43). Eine Anzahl dieser Kennzeichen könnte auf alle Auferstehungsleiber zutreffen, aber ob es sich so verhält, werden wir gewiß erst bei der Entrückung erfahren. Schließlich endet in 1. Korinther 15,54-58 die Verwandlung von der Verweslichkeit zur Unverweslichkeit und von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit mit dem endgültigen Sieg über den Tod. Die Datierung der Entrückung Als nächstes müssen wir die Frage stellen, wann die Entrückung stattfinden soll. Daß die Bibel die Entrückung vor der großen Trübsal einordnet, geht aus mehreren Belegstellen deutlich hervor. Erstens wird in keiner Bibelstelle, die von der Trübsal handelt, die Gemeinde Jesu erwähnt. Die Tatsache, daß es auch in der großen Trübsal Heilige gibt, beweist die Anwesenheit der wahren Gemeinde nicht mehr, als die Heiligen im Alten Bund dafür sprechen, daß es schon damals eine solche Gemeinde gegeben hat. Wir haben schon gezeigt, daß die Gemeinde an jenem ersten Pfingstfest begann, als der Heilige Geist die Apostel und die ersten Christen taufte. Die Heiligen des Alten Testaments gehören also nicht zur Gemeinde. Daß die Gemeinde während der großen Trübsal nicht mehr auf Erden ist, ergibt sich besonders klar und deutlich aus der Offenbarung. Die Gemeinde kommt in den Kapiteln 1-3 vor, die von Ereignissen vor der großen Trübsal sprechen. Später erscheint sie wieder in den Kapiteln 19-22, die die Zeit nach der Trübsal beschreiben. In den anderen Kapiteln dagegen, die von der Zeit der großen Trübsal selbst handeln, erscheint die Gemeinde Jesu nicht ein einziges Mal. Das ist höchst ungewöhnlich, wenn man bedenkt, welchen breiten Raum sie in den Kapiteln einnimmt, die von der Zeit vor und nach der großen Trübsal berichten. Auch außerhalb der Offenbarung wird an keiner Stelle, die von der Trübsal spricht, die Gemeinde erwähnt. Das ist nur ein argumentum e silentio (Argument aufgrund des Ver-schweigens), aber innerhalb des Buches der Offenbarung doch ein schwerwiegender Tatbestand. Schon von der Gliederung dieses Buches her ist es unmöglich, die Gemeinde an irgendeiner der Stellen nachzuweisen, die von der Trübsal sprechen. Eine besondere Stelle, in der von der Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal gesprochen wird, ist 1. Thessalonicher 1,9-10: „ Denn sie selbst erzählen von uns, wie wir bei euch Eingang gefunden und wie ihr euch von den Abgöttern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten, welchen er von den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns vor dem zukünftigen Zorn errettet." Die Worte am Schluß sind schwierig. Die Gemeinde in Thessalonich wartete auf die Wiederkunft Christi, der sie „von dem zukünftigen 1. Thess. 1,9-10 Zorn Gottes 1. Thess. 5,1-10 der Tag des Herrn Zorn“ erlösen sollte. Das Wort „Zorn“ wird für Gottes allgemeinen Zorn über die Sünde gebraucht (wie in Römer 1,18) und auch für den Zorn der großen Trübsal (wie in Offenbarung 6,17; 14,10.19; 15,1.7; 16,1 usw.) Dieses Wort wird nie für die Hölle oder den Feuersee verwendet. Hier bezieht sich der Zorn Gottes auf die Zukunft; daher kann es nicht der Zorn Gottes über die Sünde sein, der immer gegenwärtig ist. Die Hölle und der Feuersee sind zwar auch zukünftig, aber trotzdem kann sich diese Stelle nicht auf sie beziehen; dank seiner Errettung durch Christus ist der Glaubende bereits von der Hölle erlöst. Christus kommt nicht wieder, um die Gemeinde vor der Hölle und dem Feuersee zu erretten. Das hat er bereits am Kreuz vollbracht. Christus kommt vielmehr, um seine Gemeinde vor dem „kommenden Zorn“ der Trübsalszeit zu erretten. Dem Glaubenden wird die Befreiung vom allgemeinen Zorn Gottes (Römer 5,9) und vom Zorn der großen Trübsal zugesagt (1. Thessalonicher 1,10). Eine weitere Stelle über den Zeitpunkt der Entrückung finden wir in 1. Thessalonicher 5,1-10: „ Von den Zeiten und Stunden aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wisset ja genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden:, Friede und Sicherheit', dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb überfallen könnte; ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. So lasset uns auch nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die Betrunkenen sind des Nachts betrunken; wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn(-gericht) bestimmt, sondern zum Besitze des Heils durch unsren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zugleich mit ihm leben sollen." In Vers 9 teilt Paulus den Menschen aus der Gemeinde in Thessalo-nich mit, daß sie nicht zum Zorn bestimmt sind. Die Bedeutung des Wortes „Zorn“ muß man Vers 2 entnehmen. Es bezieht sich nämlich auf den „Tag des Herrn“, und damit ist immer die große Trübsal gemeint. Also ist die Gemeinde nicht für diesen Tag des Herrn oder die große Trübsal bestimmt. Paulus behandelt das Thema „Tag des Herrn“ oder „die große Trübsal“ unmittelbar im Anschluß an das Thema „die Entrückung“ (4,14-18). Demnach schließt der „Trost“ in 4,18 mit ein, daß die Glaubenden nicht durch den Tag des Herrn hindurchmüssen. Von daher erklärt sich auch das „aber“ in 5,1. Vers 9 fügt weiter hinzu, daß die Gemeinde nicht für den Zorn bestimmt ist, sondern zum Besitz des Heils. Vers 8 spricht von der Hoffnung des Heils. Dieses Heil ist ebenfalls zukünftig und darf nicht mit dem schon durch Christus erworbenen Heil gleichgesetzt werden; denn das ist doch schon jetzt Wirklichkeit. Das Heil aus Vers 8 und 9 bezieht sich auf die Endzeit und betrifft die Errettung des Leibes Christi bei der Entrückung. Zu diesem Heil ist die Gemeinde bestimmt. In Vers 4-8 geht es um einen Gegensatz, mit dessen Hilfe Paulus den Thessalonichern zeigen will, daß sie sich nicht vor dem kommenden Tag des Herrn fürchten müssen, weil die Glaubenden Kinder des Lichtes sind. Der Tag des Herrn wird hingegen als eine Zeit der Finsternis und des Dunkels beschrieben (Zephanja 1,14-18; 2,1-2; Joel 2,1-2.10-11), und er wird über alle Söhne der Finsternis hereinbrechen. Ein weiterer Vers über die Zeit der Entrückung ist Offenbarung 3,10: „ Weil du das Wort meiner Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, zu versuchen, die auf Erden wohnen. “ Hier wird der Gemeinde die Bewahrung vor der Stunde der Versuchung zugesagt, die über den ganzen Erdkreis kommen soll. In der Offenbarung steht die große Trübsal, die in den Kapiteln 6-19 geschildert wird, für die Stunde der Versuchung. Nun wird aber nicht nur gesagt, daß die Gemeinde in der Versuchung bewahrt wird, sondern daß sie auch vor der Stunde der Versuchung verschont wird, das heißt vor dieser ganzen Zeit. Das setzt eine Entrückung vor der Trübsal voraus. Wer Offenbarung 3,10 so auslegt, daß die Gemeinde Jesu während dieser Trübsal bewahrt wird, irrt sich. Denn während der Trübsal werden viele Heilige getötet (Offenbarung 6,9-11; 11,7; 12,11; 13,7.15; 14,13; 17,6; 18,24). Diese Heiligen werden offensichtlich nicht bewahrt, und wenn sie der Gemeinde angehören, verliert Offenbarung 3,10 seine Bedeutung. Nur wenn wir die Heili- Zeph. 1,14-18; 2,1-2; Joel 2,1-2.10-11 Off. 3,10 die Stunde der Versuchung gen der Gemeinde und die Heiligen der großen Trübsal voneinander unterscheiden, erhält die Verheißung von Offenbarung 3,10 einen Sinn. Alle zitierten Stellen bestätigen, daß die Gemeinde noch vordem Zorn - dem Tag des Herrn, der großen Trübsal - entrückt wird. Es gibt noch weitere Belegstellen für eine Entrückung vor der Trübsal, die aber in anderem Zusammenhang zur Sprache kommen werden. Aber wir müssen auch noch über eine andere Frage sprechen: zu welchem Zeitpunkt vor der Trübsal erfolgt die Entrückung? Die Bibel lehrt, daß das Kommen Christi für den Glaubenden in jedem Augenblick erfolgen kann, das heißt, es könnte schon im nächsten Moment geschehen. Nach Johannes 21,20-23 hätte Christus schon in den Tagen des Apostels Johannes wiederkommen können: Joh. 21,20-23 „ Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb- te, der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: Herr, werist’s, der dich verrät? Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Daher kam nun das Gerede unter den Brüdern: , Dieser Jünger stirbt nicht. ‘ Und doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht, sondern: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an ? “ Auch in Römer 13,11-12 wird die Erlösung des Leibes als ein sehr nahe bevorstehendes Ereignis gesehen: Röm. 13,11-12 „ Und dieses (sollen wir tun) als solche, die die Zeit verstehen, daß nämlich die Stunde schon da ist, wo wir vom Schlafe aufwachen sollten; denn jetzt ist unser Heil näher, als da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe. So lasset uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts." Auch hier müssen wir das Heil als ein endzeitiiches sehen, das von dem in Christus schon geschenkten Heil zu unterscheiden ist; denn das Heil aus Vers 11 steht noch aus. Jeder Tag, der hier auf Erden zu Ende geht, bringt die Glaubenden dem Tag der Entrückung näher. Und weil die Entrückung so nahe sein kann, ist es für die Glaubenden Zeit, vom Schlaf aufzustehen und ein Leben zu führen, das sich für Söhne des Lichts gehört. Auch in Jakobus 5,7-9 wird das Kommen Christi als nahe bevorstehend bezeugt: „ So geduldet euch nun, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Jak. 5,7-9 Siehe, der Land mann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. Geduldet auch ihr euch, stärket eure Herzen; denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! Seufzet nicht widereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür! “ Die Wiederkunft des Herrn ist nahe, und der Richter steht vor der Tür. Deshalb kann dieses Ereignis jeden Augenblick hereinbrechen. Die letzten Worte Christi in der Offenbarung (22,20) deuten ebenfalls auf die baldige Wiederkunft hin: „ Es spricht, der dieses bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen, komm, Herr Off. 22,20 Jesus!“ Während die weiter oben angeführten Stellen lehrten, daß die Entrückung vor der großen Trübsal erfolgt, sprechen die vier letzten Stellen von der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi: Er könnte schon im nächsten Augenblick kommen. Das kann aber nur zutreffen, wenn die Entrückung vor der Trübsal stattfindet. Datiert man die Entrückung in die Mitte der Trübsal beziehungsweise danach, so erfolgt sie mindestens dreieinhalb bzw. sieben Jahre später und und kann daher niemals unmittelbar bevorstehen. Wir sollten also in bezug auf die Datierung der Entrückung zweierlei bedenken. Erstens kommt die Entrückung gewiß vor der großen Trübsal, die mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages beginnt. Deshalb wäre dieses politische Ereignis der spätestmögli-che Zeitpunkt für die Entrückung; noch später kann sie nicht eintre-ten. Zweitens kann die Entrückung jeden Augenblick davor erfolgen. Man sollte also nicht auf die Unterzeichnung des Siebenjahresver-trages warten. Fassen wir beide Gesichtspunkte zusammen, so wird die Entrük-kung irgendwann zwischen heute und der Unterzeichnung des erwähnten Vertrages eintreten. Da es sich möglicherweise um einen längeren Zeitraum handelt, mag die Gemeinde noch einige andere Ereignisse vor der großen Trübsal erleben; drei davon haben wir schon erwähnt. Das hängt aber wiederum von dem Zeitpunkt ab, an dem die Entrückung stattfindet. Rom. 14,10-12 2. Kor. 5,10 Gericht über die Werke 1. Kor. 3,10-15 DER RICHTERSTUHL CHRISTI In der endzeitlichen Situation der Gemeinde Jesu spielt auch der Richterstuhl Christi eine bedeutende Rolle, von dem aus Jesus die Taten der Glaubenden - nicht ihre Sünden - richten wird. Dieses Gericht wird nach der Entrückung der Gemeinde im Himmel abgehalten. Damit befassen sich drei Bibelstellen. In Römer 14,10-12 weist Paulus schlicht darauf hin, daß ein solches Gericht stattfindet: „ Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen; denn es steht geschrieben: ,So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird Gott bekennen.' So wird also ein jeglicher für sich selbst Gott Rechenschaft geben. “ Die zweite Stelle, 2. Korinther 5,10, teilt uns mit, auf welcher Grundlage dieses Gericht gehalten wird: „ Denn wir alle müssen vordem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit ein jeglicher empfange, was er vermittels des Leibes gewirkt hat, es sei gut oder böse." Hier geht es um die Beurteilung dessen, was der Glaubende seit seiner Bekehrung zu Christus getan hat. Die Sünden der Glaubenden müssen nicht mehr gerichtet werden, weil das schon für immer am Kreuz geschehen ist. (Nach Römer 8,1 gibt es „keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind“.) Aber es muß noch darüber entschieden werden, welchen Lohn der Glaubende für seine Taten erhält. Die dritte Belegstelle, 1. Korinther 3,10-15, gibt uns die ausführlichste Beschreibung dieses Gerichts: „ Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf. Ein jeglicher sehe zu, wie er darauf baue. Denn einen andern Grund kann niemand legen, außerdem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird eines jeden Werk offenbar werden; der Tag wird es klar machen, weil es durchs Feuer offenbar wird. Und welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erproben. Wird jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleiben, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so, wie durchs Feuer hindurch. " In den Versen 10-11 macht Paulus deutlich, daß es um die Werke des Glaubenden geht. Sie werden hier als ein Bau dargestellt, der auf einem bereits bestehenden Fundament gründet. Das Gericht soll klarstellen, wie jemand auf diesem Fundament (Jesus Christus) gebaut hat. Außerdem geht es in diesem Gericht nicht um die Menge der getanen Werke, sondern um deren Güte oder Qualität. Es wird nicht bewertet, wieviel Gold, Silber, Edelsteine oder Holz, Stroh und Stoppeln verwendet wurden, sondern ob es Gold, Silber und Edelsteine waren oder nur Holz, Stroh und Stoppeln. Also wird bewertet, ob der Glaubende dem Willen Gottes für ihn entsprach oder nicht. Wenn ein Glaubender den Willen des Herrn tut, seinen Geboten gehorcht und treu den Dienst verrichtet, für den er von Gott geistliche Gaben empfangen hat, dann baut er auf dem Fundament Gold, Silber und Edelsteine auf. Aber wenn er dabei versagt, dann baut er mit Holz, Stroh und Stoppeln. Vers 13 nennt das Feuer als Mittel der Prüfung. Wenn Feuer an Holz, Stroh oder Stoppeln gerät, bleibt nur Asche übrig. Aber wenn Gold, Silber oder Edelsteine ins Feuer geraten, werden sie bei diesem Vorgang geläutert. Schon an diesem Prüfmittel ist erkennbar, daß es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität geht. Wieviel brennbares Material auch vorhanden ist, das Feuer wird nichts davon übriglassen. Und wieviel Gold, Silber und Edelsteine auch ins Feuer kommen, immer werden sie dabei geläutert. So werden einige Glaubende erleben, daß ihre Werke verbrennen, und andere werden die ihren geläutert wiederfinden. Schließlich werden in den Versen 14-15 die Prüfungsergebnisse beschrieben. Vers 14 sagt, daß diejenigen, die mit edlen Elementen gebaut haben, ihre Werke geläutert wiederfinden und einen Lohn erhalten werden. Über die Art der Belohnung wird nichts gesagt, doch geben andere Stellen deutliche Hinweise: Es werden Kronen sein. In der griechischen Sprache gibt es zwei Begriffe für das Wort Krone. Das „Diadem“ ist die Königskrone, die Krone des Herrschers, der von der Abstammung und Stellung her ein König ist. Diese Krone trägt Christus. Das andere griechische Wort lautet Qualität, nicht Quantität die Belohnung Kronen die unvergängliche Krone 1. Kor. 9,24-25 die Krone des Ruhms 1. Thess. 2,19 die Krone der Gerechtigkeit 2. Tim. 4,7-8 stephanos und bezieht sich auf den Kranz oder die Krone, die ein Sieger erhält, der einen Kampf oder einen Lauf gewonnen hat. Solche Kronen erhalten die Glaubenden, weil sie vor dem Richterstuhl Christi bestanden haben. In der Bibel werden fünf derartige Kronen erwähnt. In 1. Korinther 9,24-25 geht es um die unvergängliche Krone: „ Wisset ihr nicht, daß die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Laufet so, daß ihr ihn erlangt! Jeder aber, der sich am Wettlauf beteiligt, ist enthaltsam in allem; jene, um einen vergänglichen Kranz zu empfangen, wir aber einen unvergänglichen. " Dieser Kranz wird denen verliehen, die sich selbst in Zucht halten, den Kampf des Christuslebens durchstehen und schließlich Sieger werden. Sie sind es, die den Sieg über den alten Menschen, die sündige Natur, errungen haben. Sie haben gelernt, dem Geist Gottes in ihrem Leben die Herrschaft zu überlassen. 1. Thessalonicher2,19 spricht von einer zweiten Krone, die Krone des Ruhms genannt wird: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft?“ Diese Krone wird denen verliehen, die Menschen für Jesus Christus gewonnen haben. Sie verkündigten als Prediger und Zeugen die Frohe Botschaft von Jesus Christus und erlebten, daß als Lohn dieser Arbeit Menschen zu Jesus Christus und in seine Nachfolge kamen. 2. Timotheus 4,7-8 handelt von der dritten Krone, der Krone der Gerechtigkeit: „ Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben." Diese Krone ist für diejenigen bestimmt, die in der Lehre und im Leben trotz widriger Umstände den Glauben bewahrt haben. Sie wird denen gegeben, die „seine Erscheinung liebhaben“ - die auf die Wiederkunft Christi warten. In einem Leben, das mit der Botschaft des NeuenTestaments im Einklang steht, wird auch mit der baldigen Wiederkunft des Herrn gerechnet. Eine vierte Krone wird Krone des Lebens genannt und an zwei Stellen erwähnt. In Jakobus 1,12 ist es eine Krone für die, die Anfechtungen erdulden: „ Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen verheißen hat, die ihn lieben! “ In Offenbarung 2,10 wird sie denen verheißen, die für ihren Glauben den Märtyrertod erleiden: „ Fürchte nichts, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben! “ Die fünfte und letzte Krone ist der Ehrenkranz in 1. Petrus 5,2-4: „ Weidet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen, sondern freiwillig, nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern aus Zuneigung, nicht als Herrscher über die euch zugewiesenen (Seelen), sondern als Vorbilder der Herde! So werdet ihr, wenn der Oberhirt erscheint, den unverwelkli-chen Ehrenkranz davontragen! “ Dies ist eine Krone für solche, die die Herde Gottes treu geweidet haben - die Pastoren, Ältesten und andere, die die Schafe mit der Milch und der festen Speise des Wortes Gottes versorgt haben. Diese fünf Kronen sind für solche bestimmt, deren Werk bleibt, weil es mit Gold, Silber und Edelsteinen gebaut wurde. Die Kronen geben darüber Auskunft, welchen Grad von Vollmacht und Autorität die Christen während des messianischen Reiches besitzen werden. Die einzelnen Glaubenden werden verschiedene Ehren- und Machtstellungen innehaben, wie das auch in dem Gleichnis in Lukas 19,11-27 zum Ausdruck kommt. In der Ewigkeit werden dann alle Glaubenden gleich sein. Was aus denen wird, die mit Holz, Stroh oder Stoppeln gebaut haben, wird in 1. Korinther 3,15 gesagt: sie werden durch das FeuerVer-lust erleiden. Der Verlust betrifft aber nur die Belohnung und die Stellung. Ein solcher Christ wird nicht für seine Sünden bestraft, denn ein Wettläufer wird ja auch nicht dafür bestraft, daß er nicht als die Krone des Lebens Jak. 1,12 Off. 2,10 der Ehrenkranz 1. P 5,2-4 Lk. 19,11-27 1. Kor. 3,15 Hochzeit in Israel Eph. 5,25-27 erster ins Ziel gelangt. Aber er verliert seine Belohnung. Damit niemand auf den Gedanken kommt, daß er in einem solchen Falle sein ewiges Heil verlieren könnte, wird ausdrücklich hinzugefügt: „... er selbst aber wird gerettet werden.“ Seine Werke entscheiden nicht über sein Heil. Das wird ihm zugesichert, weil er Christus vertraut hat. Schließlich beruht das Heil auf der Gnade durch den Glauben. Es ist nicht von den Werken abhängig. DIE HOCHZEIT DES LAMMES Der dritte entscheidende Punkt in der Geschichte der endzeitlichen Gemeinde ist die Hochzeit des Lammes. Um verstehen zu können, was mit diesem Ausdruck gemeint ist, müssen wir uns klarmachen, wie zu jener Zeit in Israel eine Hochzeit ablief. Sie verlief in vier verschiedenen Abschnitten. Als erstes führte der Vater des Bräutigams mit den Eltern der Braut die Verhandlungen für die Hochzeit und zahlte den Brautpreis. Der Zeitpunkt für diese wichtigen Vorbereitungen war unterschiedlich. Manchmal begannen sie schon, wenn beide Ehepartner noch Kinder waren; zu anderen Zeiten begann sie erst kurz vor der Hochzeit selbst. Oft begegneten sich Braut und Bräutigam erst an ihrem Hochzeitstag. Der zweite wichtige Schritt, der Wochen, Jahre oder Jahrzehnte nach dem ersten erfolgen konnte, war das Heimholen der Braut. Der Bräutigam zog zum Haus der Braut, um sie zu sich zu holen. Dann folgte der dritte Schritt, die Hochzeitszeremonie, zu der nur wenige eingeladen wurden. Der vierte und letzte Schritt war das Hochzeitsfest selbst. Es konnte bis zu sieben Tage dauern, und es wurden sehr viele Menschen eingeladen. Bei der Hochzeit des Lammes treten alle vier Schritte deutlich zutage. Zuerst traf Gott der Vater die Vorbereitungen für seinen Sohn und bezahlte den Brautpreis, in diesem Fall das Blut Christi. Dieses Bild steht hinter Epheser 5,25-27: „ Ihr Männer, Hebet eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf daß er sie heilige, nachdem er sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort; damit er sich selbst die Gemeinde herrlich darstelle, so daß sie weder Flecken noch Runzel noch etwas ähnliches habe, sondern heilig sei und tadellos. “ So, wie zwischen dem ersten und zweiten Schritt der jüdischen Hochzeitsvorbereitungen oft eine lange Zeitspanne liegen konnte, war es auch hier. Fast zweitausend Jahre sind nun vergangen, seitdem Gott den ersten Schritt getan hat. In 1. Thessalonicher 4,13-18 (wir haben die Verse bereits erläutert) wird der zweite Schritt beschrieben. Die Entrückung bedeutet nichts anderes als das Heimholen der Braut. Christus wird in der Luft erscheinen, um seine Braut in sein himmlisches Vaterhaus zu holen. Im Himmel wird dann der dritte Schritt erfolgen. Es ist die Hochzeitszeremonie, wie sie in Offenbarung 19,6-8 dargestellt wird: „ Und ich hörte wie die Stimme einer großen Menge und wie das Rauschen vieler Wasser und wie die Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, ist König geworden! Laßt uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich in feine, glänzende reine Leinwand zu kleiden; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen. " Die Hochzeitszeremonie findet im Himmel statt und schließt die Gemeinde mit ein. Das geschieht erst nach dem Gericht vor dem Richterstuhl Christi, weil nach Vers 8 die Braut in weiße Leinwand gekleidet ist, und die ist ja ein Symbol für die gerechten Werke der Heiligen. Alles, was aus Holz, Heu und Stoppeln bestand, ist nun verbrannt, während das Gold, das Silber und die Edelsteine geläutert wurden. Auf die Entrückung der Gemeinde und das Gericht über die Werke folgt die Hochzeitszeremonie. Dies alles findet noch vor dem zweiten sichtbaren Kommen Christi statt. Was Offenbarung 19 anbetrifft, so schildern die Verse 1-10 Ereignisse, die dem zweiten Kommen Christi vorausgehen, während die Verse 11-21 das zweite Kommen mit den darauf folgenden Ereignissen beschreiben. Wir sollten besonders beachten, daß sich die Gemeinde Jesu schon vor dem zweiten Kommen Christi im Himmel befindet. Sie ist dann schon so lange im Himmel gewesen, daß sie vor dem Richterstuhl Christi erscheinen konnte. Wir müssen also die Entrückung von dem zweiten Kommen Christi sorgfältig unterschei- 1. Thess. 4,13-18 Off. 19,6-8 den, denn diese Ereignisse sind eine gewisse Zeitspanne voneinander entfernt. Wir haben bereits mehrere Stellen zitiert, aus denen klar hervorgeht, daß die Entrückung noch vor der großen Trübsal erfolgen wird. Auch Offenbarung 19,6-8 spricht dafür. An der Hochzeitszeremonie, die nach der Entrückung im Himmel stattfindet, sind dabei nur die Heiligen der Gemeinde Jesu beteiligt. Der vierte Schritt ist das Hochzeitsfest. Es wird auf Erden nach dem zweiten Kommen Christi gefeiert und das messianische Reich einleiten. Während an der Hochzeitszeremonie im Himmel nur die Gemeinde Jesu teilnimmt, sind an dem Fest auch die Heiligen des Alten Bundes und die aus der großen Trübsal beteiligt. Näheres dazu werden wir in Kapitel 15 erläutern. Soviel zur endzeitlichen Geschichte der Gemeinde Jesu. Es gibt aber noch andere Ereignisse, die im Himmel kurz vor der Trübsal geschehen. Sie werden im folgenden Kapitel untersucht. 7. Ereignisse im Himmel vor der großen Trübsal Die Kapitel 4 und 5 der Offenbarung berichten über Ereignisse, die unmittelbar vor der großen Trübsal eintreten. Mit diesen Kapiteln beginnt der dritte und umfangreichste Teil der Offenbarung. Er berichtet von dem, „was danach geschehen soll“, und umfaßt insgesamt die Kapitel 4-22. Kapitel 4 spricht vom Thron Gottes, Kapitel 5 vom Lamm und der Schriftrolle mit den sieben Siegeln. DER THRON GOTTES - OFFENBARUNG 4,1-11 Vers 1 gibt uns eine Einleitung in die beiden folgenden Kapitel: „ Darnach schaute ich, und siehe, eine Tür war geöffnet im Himmel; und Off. 4,1 die erste Stimme, die ich gleich einer Posaune mit mir reaen gehört hatte, sprach: Steige hier herauf, und ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll! “ Viele, die die Entrückung in die Zeit vor der Trübsal datieren, sehen in diesem Vers ihre Auffassung bestätigt. Zur Begründung muß der Vers jedoch sinnbildlich gedeutet werden. Halten wir uns aber an die goldene Regel der Auslegung, enthält der Vers nur eine Einladung an den Seher Johannes, in die himmlische Welt hineinzuschauen, um zu sehen, „was danach geschehen soll“. Johannes hat schon geschildert, was „er gesehen hat“ (den erhöhten Menschensohn) und „was ist“ (die sieben Gemeinden). Nun soll ihm gezeigt werden, was nach der Periode der sieben Gemeinden geschehen wird. Das Wort „danach“ weist auf Vers 1,19 zurück, wo zum ersten Mal der Aufriß der Offenbarung gegeben wurde. Von Kapitel 4 an wird also berichtet, was nach der Periode der sieben Gemeinden geschehen soll. Dieser Umstand selbst mag auf die Entrückung vor der Trübsal einen Hinweis enthalten. Die Einladung an Johannes ist jedoch kein Symbol für die Entrückung, denn wie wir noch feststellen werden, wird hier die Gemeinde schon als in den Himmel entrückt gesehen. Johannes soll einfach gezeigt bekommen, was noch geschehen muß. der Thron Gottes Off. 4,2-3 Off. 4,4 die 24 Ältesten ln der Offenbarung kommen immer wieder zwei wichtige Ausdrücke vor: „danach“ und „nach diesem“. Sie weisen auf einen zeitlichen Ablauf hin. Was immer nach diesen Ausdrücken beschrieben wird, folgt zeitlich auf vorangegangene, jedoch beschriebene Ereignisse. So ist es auch in Vers 1; Johannes kündigt Ereignisse an, die sich unmittelbar an das Vorherige anschließen, nämlich an die Briefe für die sieben Gemeinden. In Kapitel 4,2-3 beschreibt Johannes den Thron und den, der darauf sitzt: „ Und alsbald war Ich Im Geist; und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. Und der darauf saß, war anzusehen wie Jaspis- und Sardisstein; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd. “ Daß Johannes nicht leiblich im Himmel war, sondern ihn nur in einer Vision sah, geht aus dem Ausdruck „im Geist“ hervor. Der auf dem Thron sitzt, ist Gott, der Vater. Vers 4 schildert die Umgebung des Thrones: „ Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen sah ich vierundzwanzig Älteste sitzen, angetan mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen. “ Es ist viel darüber diskutiert worden, wer diese 24 Ältesten sind. Die einen halten sie für himmlische Wesen, andere wieder für Repräsentanten der Gemeinde Jesu. Der Text enthält zwar keine direkten Hinweise auf die Identität der Ältesten, wohl aber Anhaltspunkte, die uns zu einer Schlußfolgerung verhelfen können. Erstens wird darauf hingewiesen, daß die Ältesten „mit weißen Kleidern angetan“ sind. In der Offenbarung ist das immer ein Hinweis auf das empfangene Heil in Christus. Himmlische Wesen vor dem Thron Gottes brauchen ein solches Heil nicht. Denn sie waren niemals vor Gott schuldig und verloren. Aber bei den Ältesten gab es eine Zeit des Verlorenseins, und sie empfingen eines Tages das Heil und die Vergebung. Ein zweiter Hinweis besteht darin, daß sie Kronen tragen. Es sind keine Diadem-Kronen, die von denen getragen werden, die königlicher Abstammung sind; wären diese Gestalten himmlische Wesen, so müßten sie solche Kronen tragen. Aber hier handelt es sich um die Siegeskränze, die die Überwinder als Lohn für ihre Werke vor dem Richterstuhl Christi erhalten haben. Ein weiterer Hinweis findet sich in der Bezeichnung „Älteste“. An keiner Stelle der Bibel wird dieser Titel himmlischen oder Engelwesen gegeben. Er bezeichnet vielmehr Menschen in angesehener und führender Stellung in der Synagoge oder Gemeinde. Aufgrund dieser Hinweise aus dem Text müssen die Ältesten die Heiligen der Gemeinde Jesu repräsentieren. Damit wäre auch noch einmal bestätigt, daß die Entrückung vor der Trübsal geschehen wird. Die Gemeinde Jesu befindet sich also zur Zeit der in Kapitel 4 und 5 beschriebenen Ereignisse schon im Himmel. Erst danach beginnt laut Kapitel 6 die große Trübsal. Das paßt auch gut in den zeitlichen Rahmen der Offenbarung. In Kapitel 2 und 3 befand sich die Gemeinde auf der Erde; in 3,10 wurde ihr die Verheißung gegeben, daß sie vor der Zeit der Versuchung bewahrt werden wird. In Kapitel 4 ist die Gemeinde im Himmel (die Verheißung von 3,10 ist eingelöst worden). Daß die 24 Ältesten Überwinderkronen tragen, bestätigt auch, daß die Ereignisse von Kapitel 4 und 5 nach dem Gericht vor dem Richterstuhl Christi eintreffen, jedoch vor der Hochzeit des Lammes. Die dritte Person der Dreieinigkeit, der Heilige Geist, erscheint in Offenbarung 4,5: „ Und von dem Throne gehen Blitze und Stimmen und Donner aus, und Off. 4,5 sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes." Die sieben Geister Gottes stellen die sieben Eigenschaften des Heiligen Geistes dar, wie sie Jesaja 11,2 beschreibt. Die Verse 6-8 stellen die vier lebendigen Wesen vor: „ Und vor dem Thron ist es wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall; und in der Mitte des Thrones und rings um den Thron sind vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten. Und das erste ist gleich einem Löwen, das zweite gleich einem Kalbe, das dritte hat ein Angesicht wie ein Mensch, und das vierte ist gleich einem fliegenden Adler. Und die vier lebendigen Wesen, von denen ein jedes sechs Flügel hat, sind ringsherum und inwendig voller Augen; und sie hören Tag und Nacht nicht auf zu sagen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der da war, und der da ist, und der da kommt! “ die sieben Geister Gottes die vier lebendigen Wesen Off. 4,6-8 Von diesen Wesen wird gesagt, daß sie sechs Flügel haben und „heilig, heilig, heilig“ rufen; darum sind sie wohl mit den Seraphim von Jesaja 6,1-3 identisch: Jes. 6,1 -3 „ Im Todesjahre des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Throne, und seine Säume füllten den Tempel. Seraphim standen oben über ihm, ein jeder von ihnen hatte sechs Flügel; mit zweien deckten sie ihre Angesichter, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen; die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit. “ Offenbarung 4 schließt mit den Versen 9-11, die von der nie endenden Anbetung Gottes sprechen: Off. 4,9-11 „ Und so oft die lebendigen Wesen Ruhm und Ehre und Dank darbringen dem, der auf dem Throne sitzt, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, so fallen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Throne sitzt, und beten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und werfen ihre Kronen vor dem Throne nieder und sprechen: Würdig bist du, unser Herr und Gott, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!" Nachdem die Wesen vor dem Thron das „Heilig, heilig, heilig“ ausgerufen haben, werfen die Ältesten ihre Kronen vor dem Thron nieder. Das ist keine Geste, mit der die Heiligen ihre Kronen an Christus zurückgeben wollen. Der Ruf, der Gott Anbetung und Ehre gibt, ist ja eine ständige Anbetung. Auch der Ausruf „heilig, heilig, heilig“ ertönt wiederholt und abwechselnd zwischen den Wesen und den Ältesten. Deshalb wollen die Heiligen auch durch das Hinwerfen der Kronen zum Ausdruck bringen, daß sie immer neu durch diese Geste Gott, den Vater, anbeten. DAS LAMM UND DIE BUCHROLLE MIT DEN SIEBEN SIEGELN - OFFENBARUNG 5,1-14 Kapitel 5 beschreibt das Lamm und die Buchrolle mit den sieben Siegeln, und zwar als Vorspiel zu den sieben Siegelgerichten. Alle drei Serien von Gerichten (Siegel, Posaunen, Schalen) haben ein Vorspiel. Die Buchrolle mit den sieben Siegeln wird in Vers 1 eingeführt: „ Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, ein Buch, innen und außen beschrieben, mit sieben Siegeln versiegelt. " Es handelt sich um eine Buchrolle (das ist die eigentliche Bedeutung des griechischen Wortes, das meist mit „Buch“ übersetzt wird), die beidseitig beschrieben und mit sieben Siegeln verschlossen ist. Die Verse 2-4 schildern ein Problem im Zusammenhang mit dieser Buchrolle: Und ich sah einen starken Engel, der verkündete mit lauter Stimme: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen? Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, vermochte das Buch zu öffnen und hineinzublicken. Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen noch hineinzublicken. " Die Schwierigkeit bestand darin, daß niemand gefunden werden konnte, die Siegel zu brechen, weil niemand dazu würdig war. Das Problem wird in den Versen 5-7 gelöst: „ Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen. Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde. Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. “ Die zweite Person der Dreieinigkeit ist würdig, die siebenfach versiegelte Schriftrolle zu öffnen. In Vers 5 wird er als der Löwe aus dem Stamm Juda bezeichnet, aber als Johannes näher hinsieht, erblickt er den Löwen als ein Lamm (Vers 6). Hier werden die zwei verschiedenen Aspekte deutlich, die das erste und zweite Kommen Christi betreffen: Zuerst kam Jesus Christus als das Lamm Gottes, das für die Sünden der Welt am Kreuz starb. Aber vor seinem zweiten Kommen erscheint er als der Löwe, der das Gericht über seine Feinde ausgießen wird. die Buchrolle Off. 5,1 Off. 5,2-4 Off. 5,5-7 Das Lamm erscheint in dieser Vision „wie geschlachtet“. Diese Bezeichnung ist ein Hinweis auf den Auferstandenen. Christus wurde getötet und hätte nach menschlicher Erfahrung tot bleiben müssen. Aber trotzdem ist er wieder auferstanden. Aber wie konnte nun gerade Christus allein würdig sein, das Buch zu öffnen, wo doch auch Gott, der Vater, und der Heilige Geist zugegen waren? Aus dem Textzusammenhang geht hervor, daß nur jemand „würdig“ sein konnte, die siebenfach versiegelte Buchrolle zu öffnen, der für die Sünden gestorben und dann auch auferstanden ist. Diese Voraussetzungen erfüllte nur der Sohn. Weil der, der Löwe und Lamm in einer Person ist, würdig befunden wurde, die Siegel aufzubrechen, folgt am Schluß von Kapitel 5 in den Versen 8-14 die Anbetung des Lammes: Off. 5,8-14 „ Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamme nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu brechen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott mit deinem Blut (Menschen) erkauft aus allen Stämmen und Zungen und Völkern und Nationen und hast sie für unsren Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden. Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl warzehn-tausendmal zehntausend und tausendmal tausend; die sprachen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lobpreisung! Undalle Geschöpfe, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meere sind, und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit." Das waren also die Ereignisse, die nach Kapitel 4 und 5 der Offenbarung der großen Trübsal vorausgehen. Mit der Öffnung der sieben Siegel werden nun die Gerichte der großen Trübsal eingeleitet. Darum wollen wir uns im folgenden mit der Trübsal befassen. Teil III Die große Trübsal 2. P. 3,10 8. Einführung Der zweite große Hauptabschnitt der Eschatologie ist die Zeit der sieben Jahre, die gewöhnlich als die „große Trübsal“ bezeichnet wird. Manche wollen sie die „Trübsal“ nennen und den Begriff „große Trübsal“ nur auf die zweite Hälfte der sieben Jahre anwenden. Wir gebrauchen den Begriff „große Trübsal“ für die gesamte Zeit der sieben Jahre. In diesem einführenden Kapitel wollen wir drei Aspekte erörtern: die Namen der Trübsal, ihr Ziel und die allgemeinen Schilderungen dieser Zeit an verschiedenen anderen Stellen der Bibel. ANDERE BEZEICHNUNGEN FÜR DIE GROSSE TRÜBSAL Im Alten Testament finden wir an verschiedenen Stellen als Bezeichnung für die große Trübsal den Begriff „Tag Jahwes“ oder „Tag des Herrn“. Wir werden auf die einzelnen Stellen im Laufe dieser Untersuchung zurückkommen. Aufgrund von 2. Petrus 3,10 wird der „Tag des Herrn“ manchmal mit dem Tausendjährigen Reich und der großen Trübsal gleichgesetzt. Aber wie wir in diesem Kapitel noch sehen werden, sollte man in diesem Vers besser nur einen Hinweis auf die Trübsal selbst und nicht auch auf die darauf folgenden Ereignisse sehen. An allen Stellen, die vom „Tag Jahwes“ bzw. vom „Tag des Herrn“ sprechen, ist nur von der Trübsal die Rede. Das ist der am häufigsten gebrauchte Name für diese Zeit im Alten Testament. Er findet sich auch an einigen Stellen im Neuen Testament. Es gibt jedoch im Alten Testament auch noch einige andere Namen oder Bezeichnungen für die Trübsalszeit, die wir im folgenden aufzählen: Die Zeit der Angst für Jakob - Jeremia 30,7 Die siebzigste Woche Daniels - Daniel 9,27 Gottes fremdartiges Geschäft - Jesaja 28,21 Gottes unerhörtes Werk - Jesaja 28,21 Die Zeit des Verderbens für Israel - 5. Mose 32,35 Die Zeit des Unglücks Israels - Obadja 12-14 Die Not - 5. Mose 4,30 Der Zorn - Jesaja 26,20; Daniel 11,36 Die überschwemmende Flut - Jesaja 28,15.18 Der Tag der Rache - Jesaja 34,8; 35,4; 61,2 Das Jahr der Vergeltung - Jesaja 34,8 Der Tag der Not - Daniel 12,1 Der Tag der Bedrängnis - Zephanja 1,15 Der Tag des Zorns - Zephanja 1,15 Der Tag der Angst - Zephanja 1,15 Der Tag des Ruins - Zephanja 1,15 Der Tag der Zerstörung — Zephanja 1,15 Der Tag der Finsternis - Zephanja 1,15; Arnos 5,18.20; Joel 2,2 Ein bewölkter Tag- Zephanja 1,15; Joel 2,2 Ein finsterer Tag - Zephanja 1,15; Joel 2,2 Im Neuen Testament begegnen uns folgende Namen und Bezeichnungen: Der Tag des Herrn - 1. Thessalonicher 5,2 Der Zorn Gottes - Offenbarung 15,1.7; 14,10.19; 16,1 Die Stunde der Versuchung - Offenbarung 3,10 Der zukünftige Zorn - 1. Thessalonicher 1,10 Der Zorn - 1. Thessalonicher 5,9; Offenbarung 11,18 Die große Trübsal - Matthäus 24,21; Offenbarung 2,22; 7,14 Die Trübsal - Matthäus 24,29 DIE ZIELE DER TRÜBSAL Der Bosheit und den Bösen ein Ende bereiten Die große Trübsal soll zuerst der Bosheit und den Bösen ein Ende setzen. An zwei Stellen der Bibel wird diese Absicht deutlich ausgesprochen, zuerst bei Jesaja 13,9: „ Siehe, der Tag des Herrn kommt, unbarmherziger, überfließender und Jes. 13,9 glühender Zorn, das Land zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen. “ Hier ist vom Tag des Herrn als von einer Zeit die Rede, in der „die Sünder aus dem Lande vertilgt werden sollen“. Dies wird in Jesaja 24,19-20 weiter ausgeführt: Jes. 24,19-20 „ Die Erde wird laut krachen, die Erde wird reißen und bersten, die Erde wird bedenklich wanken. Die Erde wird schwanken wie ein Betrunkener und schaukeln wie eine Hängematte; ihre Missetat liegt schwer auf ihr; sie fällt und steht nicht wieder auf! “ Am Ende von Vers 20 wird das Hauptziel dieser Gerichte genannt: die weltweite Schuld soll fallen und nicht wieder aufstehen. Aller Bosheit soll ein Ende gemacht werden. Eine weltweite Erweckung heraufführen Das zweite Ziel der großen Trübsal ist die Ermöglichung einer weltweiten Erweckung. Das erfahren wir in Offenbarung 7,1-17. In den Versen 1-8 beschreibt Johannes die Mittel, mit denen Gott diese weltweite Erweckung heraufführt, während die Verse 9-17 von den Ergebnissen dieser Erweckung handeln. Kapitel 7 der Offenbarung wird im Kapitel über die erste Hälfte der Trübsal auch noch aus einer anderen Perspektive betrachtet; bestimmte Tatsachen sollten aber schon an dieser Stelle vermerkt werden. In Offenbarung 7,1-4 lesen wir: Off. 7,1 -4 „ Darnach sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen, die hiel- ten die vier Winde der Erde, damit kein Wind wehe über die Erde noch über das Meer noch über irgend einen Baum. Und ich sah einen andern Engel vom Sonnenaufgang heraufsteigen, der hatte das Siegeides lebendigen Gottes; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, welchen Macht gegeben war, und sprach: Schädigt die Erde nicht, noch das Meer noch die Bäume, bis wir die Knechte unsres Gottes auf ihren Stirnen versiegelt haben! Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: Hundertvierund-vierzigtausend Versiegelte, aus allen Stämmen der Kinder Israel. “ die 144 000 In den Versen 5-8 wird dann weiter geschildert, daß aus jedem Stamm zwölftausend Juden ausgewählt werden, so daß es schließlich 144 000 sind. Mit Hilfe dieser jüdischen Evangelisten wird Gott die weltweite Erweckung bewirken und so ein weiteres Ziel der Trübsal verwirklichen. Betrachten wir dies einmal vom menschlichen Standpunkt aus. Es bringt einen Vorteil, wenn Gott absichtlich Juden dazu benutzt, um in der kurzen Zeit von dreieinhalb Jahren eine weltweite geistliche Erweckung zu bewirken; wie wir später noch darlegen werden, beschränkt sich die Erweckung zeitlich auf die erste Hälfte der großen Trübsal. Wenn man heute Missionare für die Evangelisation auf einem fremden Missionsfeld ausbildet, müssen sie erst einmal in einer Bibelschule oder in einem Seminar gründlich geschult werden, um die Bibel kennenzulernen. Das dauert drei bis vier Jahre. Aber wenn ein solcher Bibelschüler oder Seminarist durch seine Ausbildung die Fähigkeit erhalten hat, das Wort Gottes in seinem eigenen Volk zu predigen, ist er immer noch nicht für ein Arbeitsfeld im Ausland ausgebildet. Die beiden folgenden Jahre muß er dann noch mit Sprachstudien zubringen; denn er muß die Sprache des Landes erlernen, dem er das Evangelium predigen will. So muß heute ein Missionar etwa sechs Jahre Ausbildung durchmachen, bis er alle Voraussetzungen erfüllt, um das Evangelium in einer fremden Sprache verkündigen zu können. Die große Erweckung, von der hier die Rede ist, wird jedoch in dreieinhalb Jahren - in der ersten Hälfte der Trübsalszeit - erfolgen. Daher bleibt nicht viel Zeit für die Ausbildung. Aus diesem Grund hat Gott in seiner Weisheit gerade Juden zu dieser Aufgabe erwählt. Überall auf der Welt leben Juden. Jede der großen Weltsprachen und auch eine Anzahl kleinerer Sprachen wird irgendwo von Juden gesprochen. Mit Ausnahme der amerikanischen Juden sprechen die meisten mindestens zwei Sprachen. Der Verfasser dieses Buches spricht zwei Sprachen, seine Eltern sogar mehrere, nämlich fünf. Außerdem erhalten die meisten Juden - mit Ausnahme eines großen Teils der amerikanischen Juden - eine gute und gründliche Unterweisung in den Schriften des Alten Testaments. Sie haben also alle eine mehr oder weniger gute Kenntnis der alttestamentlichen Texte, wenn sie im Judentum erzogen worden sind. Einige Zeit nach der Entrückung der Gemeinde werden sich demnach 144 000 Juden aus der ganzen Welt zum Glauben an Christus bekehren. Sie werden schon die Sprachen sprechen, die sie einmal brauchen. Sie werden auch alle das Alte Testament gut kennen und brauchen dann nur noch eine kurze Zeit, um den Inhalt des Neuen Testaments zu lernen. Daher sind sie schon nach kurzer Zeit in der Lage, das Evangelium zu predigen. Während der ersten Hälfte der Trübsal wird Gott die Welt durch diese 144 000 Juden evangelisieren und so die Prophetie von Matthäus 24,14 erfüllen: Mt. 24,14 „ Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt gepredigt werden, zum Zeugnis allen Völkern, und dann wird das Ende kommen. “ Nachdem Johannes die 144 000 Juden im ersten Teil von Offenbarung 7 gesehen hat, erfährt er in den Versen 9-17 auch, welches Ergebnis der Dienst dieser Juden hat: Off. 7,9-17 „Darnach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen; die standen vor dem Throne und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern, und Palmen in ihren Händen. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil steht bei unsrem Gott, der auf dem Throne sitzt, und bei dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen und fielen vordem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen! Lobpreisung und Ruhm und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke bei unsrem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Und einer von den Ältesten hob an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt esl Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Trübsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blute des Lammes. Darum sind sie vordem Throne Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt, wird über ihnen wohnen. Und sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht die Sonne auf sie fallen noch irgend eine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu Wasserquellen des Lebens, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." Nach den 144 000 Juden sah Johannes Tausende und Abertausende von Heiden und anderen Juden, die während der Trübsal durch den Glauben an Jesus Christus die Rettung erfahren hatten. Gott wird durch die 144 000 Juden das zweite Ziel der großen Trübsal - die weltweite Erweckung - erreichen. Die .Macht des heiligen Volkes brechen Das dritte Ziel der Trübsal ist, die Macht bzw. den stolzen Eigenwillen des jüdischen Volkes zu brechen. In Daniel 11 und 12 sah der Prophet in einer Vision, unter welchen Bedingungen sein Volk (Israel) während der Trübsalszeit leben muß. In Daniel 12,5-7 wird dann die Frage gestellt, wie lange diese schwere Zeit noch dauern wird. „ Und ich, Daniel, schaute und siehe, da standen zwei andere da; einer an diesem, der andere an jenem Ufer des Flusses. Und einer sprach zu dem Mann in leinenen Kleidern, welcher oberhalb der Wasser des Flusses stand: Wie lange werden diese unerhörten Zustände dauern? Da hörte ich den in Linnen gekleideten Mann, der oberhalb der Wasser des Flusses war, wie er seine Rechte und seine Linke zum Himmel erhob und sch wur bei dem, der ewig lebt:, Eine Frist, zwei Fristen und eine halbe; und wenn die Zersplitterung der Macht des heiligen Volkes vollendet ist, so wird das alles zu Ende gehen!“' Diese Stelle erwähnt das dritte Ziel der Trübsal. Die Trübsal wird so lange dauern, bis es erreicht ist. Wenn der stolze Wille des Volkes dann gebrochen ist, kann Gott eine nationale Erneuerung herbeiführen. Mit welchen Mitteln Gott das erreichen wird, sagt Hesekiel 20,34-38: „ Und ich will euch aus den Völkern herausführen und euch aus den Ländern sammeln, in welche ihr zerstreut worden seid, mit gewaltiger Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm; und ich will euch in die Wüste der Völker führen und dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht. Wie ich in der Wüste des Landes Ägypten mit euren Vätern gerechtet habe, so will ich auch mit euch rechten, spricht Gott, der Herr. Ich will euch unter dem Stabe hindurchgehen lassen und euch in die Bundesverpflichtungen einführen. Ich will auch die Abtrünnigen und die Übertreter von euch absondern, ich will sie aus dem Lande ihrer Pilgrimschaft herausführen; aber sie sollen nicht wieder in das Land Israel kommen, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin. “ Hier zieht Hesekiel einen Vergleich zum Auszug Israels aus Ägypten, von dem wir schon in Kapitel 4 gesprochen haben. An dieser Bibelstelle ist besonders wichtig, daß Gott mit seinem Volk ein Gericht hält (Trübsal), nachdem er es aus den Völkern gesammelt hat. Durch dieses Gericht werden die rebellischen und abtrünnigen Dan. 12,5-7 Hes. 20,34-38 Juden ausgesondert. Erst dann darf das gesamte neue Volk, eine erneuerte Generation, in das verheißene Land unter dem Messiaskönig einziehen. ALLGEMEINE BESCHREIBUNGEN DER GROSSEN TRÜBSAL Zahlreiche Stellen im Alten Testament sprechen über Art und Dauer der großen Trübsal; wir werden sie nicht alle für unsere Untersuchung heranziehen können. Aber es gibt einige Schlüsselstellen, die wir zur Einführung berücksichtigen sollten. Die kleine Apokalypse bei Jesaja Eine wichtige Belegstelle für die große Trübsal ist Jesaja 24,1 -27,13. Dieser Abschnitt ähnelt in vielem der Offenbarung, und man hat ihn deshalb auch „die kleine Apokalypse bei Jesaja“ genannt. Kapitel 24,1-13 beschreibt, wie sich die Erde unter den Gerichten der großen Trübsal im Zustand äußerster Not befindet: Jes. 24,1-13 „ Siehe, der Herr wird die Erde entvölkern und verwüsten, er wird ihr An- gesicht entstellen und ihre Bewohner zerstreuen. Alsdann wird der Priester wie das Volk, der Herr wie sein Knecht, die Frau wie ihre Magd, der Verkäufer wie der Käufer, der Leiher wie der Entlehner, der Gläubiger wie der Schuldner sein. Die Erde wird gänzlich entvölkert und ausgeplündert werden; ja, der Herr hat dieses Wort gesprochen! Es trauert und welkt die Erde; der Erdboden verschmachtet und verwelkt; es verschmachten die Höhen der Erde. Denn die Erde ist unter ihren Bewohnern entweiht worden; sie haben die Gesetze übertreten, die Satzung abgeändert, den ewigen Bund gebrochen! Darum hat der Fluch die Erde gefressen, und die darinnen wohnten, mußten es büßen; darum sind die Bewohner der Erde von der Glut verzehrt und nur wenig Menschen übriggeblieben. Der Most steht traurig, der Weinstock verschmachtet, es seufzen alle, die sich von Herzen gefreut hatten. Das Jubeln der Paukenschläger ist vorbei; das Geschrei der Fröhlichen ist verstummt, und die Freude der Harfenspieler hat ein Ende. Man singt nicht mehr beim Weintrinken; wer noch starkes Getränk zu sich nimmt, den dünkt es bit- ter. Die leere Stadt ist zerstört, alle Häuser sind unzugänglich. Man klagt um den Wein auf den Gassen; alle Freude ist untergegangen, alle Wonne der Erde dahin. Nur Verwüstung bleibt in der Stadt zurück, und die Tore werden in Trümmer geschlagen. Ja, es wird auf der Erde und unter den Völkern also gehen, wie wenn man Oliven abklopft, oder wie bei der Nachlese, wenn der Herbst beendigt ist." In den Versen 19-20 wird beschrieben, wie die Erde unter den Gerichtsschlägen wankt, die um ihrer Sünden willen über sie hereingebrochen sind: „ Die Erde wird laut krachen, die Erde wird reißen und bersten, die Erde Jes. 24,19-20 wird bedenklich wanken. Die Erde wird schwanken wie ein Betrunkener und schaukeln wie eine Hängematte; ihre Missetat liegt schwer auf ihr; sie fällt und steht nicht wieder auf! “ Doch die Gerichte ergeben sich folgerichtig aus der Gerechtigkeit Gottes. Die Gerechten, die zu dieser Zeit leben, erkennen das auch, wie Jesaja 26,8-10 sagt: „ Sogar auf dem Wege deiner Gerichte, Herr, harrten wir dein; auf deinen Jes. 26,8-10 Namen und dein Gedächtnis war das Verlangen der Seele gerichtet. Meine Seele begehrte deiner in der Nacht, und mein Geist in mir sehnte sich nach dir; denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Wird der Gottlose begnadigt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit; in einem Lande, wo beste Ordnung herrscht, handelt er verkehrt und sieht nicht die Majestät des Herrn. “ Nach Jesaja 26,20-21 werden die Gerechten in besonderer Weise von Gott bewahrt, während die Gerichte über alle Ungerechtigkeit über die Erde ausgegossen werden: „ So gehe nun, mein Volk, in deine Kammern und schließe die Tür hinter Jes. 26,20-21 dir zu und verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergegangen ist! Denn siehe, der Herr wird von seinem Orte ausgehen, die Bosheit der Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen; und die Erde wird das auf ihr vergossene Blut offenbaren und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen. “ Dieser Abschnitt stellt einen guten Hintergrund für das dar, was in der Offenbarung gesagt wird. „ an jenem Tag" Jes. 2,12-22 Die Belegstellen zum Tag des Herrn Die Bezeichnung „Tag Jahwes“ oder „Tag des Herrn“ ist der am häufigsten gebrauchte Ausdruck für die große Trübsal im Alten Testament. Diese Zeit beginnt mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages und endet genau sieben Jahre später mit dem zweiten Kommen Christi. Manche sagen, der Tag des Herrn beginne mit der Entrückung. Aber da wahrscheinlich noch ein gewisser Zeitraum zwischen der Entrückung und dem Beginn der Trübsal liegt, ist es besser anzunehmen, daß die Trübsal erst mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages beginnt. Andere möchten die Dauer des Tages Jahwes noch auf einen längeren Zeitraum ausdehnen, damit auch das Tausendjährige Reich und die Nachwirkungen noch dazugehören. Eine genaue Untersuchung der Begriffe anhand der betreffenden Bibelstellen zeigt aber, daß diese Bezeichnung nur im Zusammenhang mit der großen Trübsal selbst vorkommt. Während andere Ausdrücke wie „jener Tag“ oder „an jenem Tag“ sowohl für die Trübsal als auch für das Tausendjährige Reich gebraucht werden, findet sich der Begriff „Tag Jahwes“ nur im Zusammenhang mit der großen Trübsal. Einige Stellen sprechen unter dem Begriff „Tag des Herrn“ ausschließlich von Israel in der Zeit der Trübsal; sie werden in Kapitel 13 besprochen. Jetzt untersuchen wir nur die Stellen über den Tag Jahwes, die von der Welt im allgemeinen sprechen oder ein bestimmtes Volk aus der Heidenwelt im Blick haben. Es sind insgesamt sieben Stellen, die wir uns hier merken sollten. Erstens betont Jesaja 2,12-22 den Schrecken Jahwes, der zu jener Zeit geoffenbart werden wird: „ Denn es kommt ein Tag vom Herrn der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, daß es erniedrigt werde; über alle hohen und erhabenen Zedern Libanons und über alle Elchen Basans; über alle hohen Berge und über alle erhabenen Höhen; über alle hohen Türme und über alle festen Mauern; über alle Tarsisschiffe und über alle köstlichen Kleinodien; und der menschliche Hochmut wird gebeugt und der Männerstolz gedemütigt werden, der Herr allein aber wird erhaben sein an jenem Tage. Und die Götzen werden gänzlich verschwinden. Und man wird sich in Felshöhlen und Erdlöcher verkriechen aus Furcht vor dem Herrn und vor seiner majestätischen Pracht, wenn er sich auf-machen wird, die Erde zu schrecken. An jenem Tage wird der Mensch seine silbernen und goldenen Götzen, die er sich gemacht hatte, um sie zu verehren, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen, um hineinzukriechen in die Felsspalten und Steinklüfte aus Furcht vor dem Herrn und seiner prachtvollen Majestät, wenn ersieh auf machen wird, die Erde zu schrecken. Zweitens stellt Jesaja 13,6-16 das erste Ziel der Trübsal heraus: alle Bosheit und allen Ungerechten ein Ende zu setzen: „ Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung von Jes. 13,6-16 dem Allmächtigen! Darob werden alle Hände schlaff und die Herzen aller Sterblichen verzagt. Sie sind bestürzt; Krämpfe und Wehen ergreifen sie, sie winden sich wie eine Gebärende; einerstarrt den andern an, ihre Angesichter sind feuerrot. Siehe, der Tag des Herrn kommt, unbarmherziger, überfließender und glühender Zorn, das Land zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen. Ja, die Sterne des Himmels und seine Sternbilder werden nicht mehr glänzen; die Sonne wird sich bei ihrem Aufgang verfinstern und der Mond sein Licht nicht leuchten lassen. Und ich werde heimsuchen an der Welt ihre Bosheit und an den Gottlosen ihr Unrecht und will die Prahlerei der Übermütigen zum Schweigen bringen und den Hochmut der Gefürchteten erniedrigen. Einen Mann will ich seltener machen als Gold und einen Menschen teurer als Schätze von Ophir. Darum will ich den Himmel erschüttern, und die Erde soll von ihrer Stelle rücken vor dem Zorn des Herrn der Heerscharen und am Tage der Glut seines Zorns. Und sie werden wie verscheuchte Gazellen und wie Schafe, die niemand sammelt, sich wenden, ein jeder zu seinem Volk, und fliehen, ein jeglicher in sein Land. Welchen man aber erwischt, der wird erstochen, und wer ergriffen wird, fällt durchs Schwert. Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Weiber geschändet werden." Drittens beschreibt Hesekiel 30,1-9 die Auswirkungen des Tages Jahwes auf die Völker des Nahen Ostens, besonders auf Ägypten: „ Und das Wort des Herrn erging an mich also: Menschensohn, weissa- Hes. 30,1 -9 ge und sprich: So spricht Gott, der Herr: Heulet:, Wehe, welch ein Tag!‘ Denn nahe ist der Tag. Ja, nahe ist der Tag des Herrn! Ein bewölkter Tag; die Zeit der Heiden wird es sein. Es wird ein Schwert nach Ägypten kommen; und in Äthiopien wird große Angst sein, wenn die Erschlagenen in Ägypten fallen und man seinen Reichtum wegnimmt und seine Grundfesten niederreißt. Äthiopien, Libyen, Lydien, ganz Arabien und Kub und die Söhne des Bundeslandes werden samt ihnen durchs Schwert fallen. So spricht der Herr: Die Stützen Ägyptens werden fallen, und ihre stolze Macht muß herunter! Von Migdol bis nach Syene sollen sie darin durchs Schwert fallen, spricht Gott, der Herr. Und sie sollen unter andern verwüsteten Ländern wüste sein und ihre Städte unter andern zerstörten Städten daliegen; so sollen sie erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich ein Feuer in Ägypten anzünde und alle ihre Helfer zerbrochen werden. An jenem Tage werden Boten von mir ausfahren auf Schiffen, um die sicheren Äthiopier aufzuschrecken, und große Angst wird sie überfallen am Tage Ägyptens." Viertens schildert Joel 1,15-20 die Auswirkungen dieses Tages auf die Ernten der Welt: Joel 1,15-20 „ Ach, was für ein Tag! Ja, der Tag des Herrn ist nahe, er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen! Ist nicht vor unsern Augen die Nahrung weggenommen worden, Freude und Frohlocken von dem Hause unsres Gottes? Verdorrt sind die Samenkörner unter den Schollen, die Speicherstehen leer, die Scheunen zerfallen; ja, das Korn ist verwelkt! O wie seufzt das Vieh, wie sind die Rinderherden zerstört, weil sie keine Weide haben; auch die Schafherden gehen zugrunde! Zu dir, o Herr, will ich rufen; denn das Feuer hat die Auen der Wüste verzehrt, und die Flamme hat alle Bäume versengt! Auch die Tiere des Feldes lechzen nach dir, weil die Wasserbäche vertrocknet sind und das Feuer die Auen der Wüste verzehrt hat." Fünftens beschreibt Obadja 10-20 die Auswirkungen auf das Land Edom, das heutige Jordanien: Ob. 10-20 „Wegen der Grausamkeit gegen deinen Bruder Jakob soll dich Schmach bedecken und sollst du auf ewig ausgerottet werden; weil du an jenem Tage, als du dabei standest, am Tage, da Fremde seine Habe wegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und das Los über Jerusalem warfen, auch warst wie einer von ihnen! Du sollst aber deine Lust nicht sehen am Tage deines Bruders, am Tage seines Unglücks, und sollst dich nicht freuen über die Kinder Juda am Tage ihres Untergangs und nicht großsprecherisch reden am Tage der Not. Du sollst auch nicht zum Tor meines Volkes einziehen am Tage ihres Unglücks und auch nicht dich weiden an seinem Unglück an seinem Schicksalstag, noch deine Hand ausstrecken nach seinem Gut am Tage seines Unglücks. Du sollst dich auch nicht beim Scheideweg auf stellen, um seine Flüchtlinge niederzumachen, und sollst seine Entronnenen nicht ausliefern am Tage der Not! Denn nahe ist der Tag des Herrn über alle Natio- nen; wie du getan hast, so soll dir getan werden; dein Tun fälltauf deinen Kopf zurück. Denn gleichwie ihr auf meinem heiligen Berge getrunken habt, so sollen alle Nationen beständig trinken; sie sollen trinken und schlürfen und sein, als wären sie nie gewesen. Aber auf dem Berge Zion wird Zuflucht sein, und er wird ein Heiligtum sein, und die vom Hause Jakob werden ihre Besitzungen einnehmen. Und das Haus Jakob wird ein Feuer sein und das Haus Joseph eine Flamme; aber das Haus Esau wird zu Stoppeln werden; und jene werden sie anzünden und verzehren, daß dem Hause Esau nichts übrigbleiben wird; denn der Herr hat’s gesagt! Und die im Süden werden das Gebirge Esau einnehmen; auch die Gefilde von Ephraim und Samaria werden sie in Besitz nehmen und Benjamin (das Land) Gilead. Die Gefangenen aber dieses Heeres der Kinder Israel werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört bis nach Zarpat hin, und die Gefangenen Jerusalems, die zu Sepharad sind, die Städte des Südens." Der Tag des Herrn wird sich besonders schrecklich auf Edom auswirken, weil dieses Volk Israel in besonderer Weise mißhandelt hat. Obwohl auch andere Völker gleichermaßen schuldig sind, muß Edom sich besonders schämen, weil dieses Volk mit Israel blutsverwandt ist. Sechstens malt Zephanja 1,14-18 den Tag des Herrn als eine Zeit der Finsternis und der Not und nimmt dabei auch Bezug auf das erste Ziel der Trübsal: „ Nahe ist der große Tag des Herrn; nahe ist er und eilend kommt er her- Zeph. 1,14-18 bei! Die Stimme des Tages des Herrn! Bitter schreit auf auch der Held. Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag der Angst und der Bedrängnis, ein Tag des Ruins und der Zerstörung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein bewölkter und finsterer Tag, ein Tag des Posaunen- und Trompetenklangs wider die festen Städte und die hohen Zinnen. Da will ich die Menschen ängstigen, daß sie herumtappen wie die Blinden; denn am Herrn haben sie sich versündigt; darum soll ihr Blut hingeschüttet werden wie Staub und ihr Fleisch wie Mist! Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie zu retten vermögen am Tage des Zornes des Herrn, sondern durch das Feuer seines Eifers soll die ganze Erde verzehrt werden; denn einen plötzlichen Untergang wird er allen Bewohnern der Erde bereiten. “ Siebtens wird in 2. Petrus 3,10-12 der Tag des Herrn alseine Zeit beschrieben, in der die Erde brennen wird: 2. P. 3,10-12 „ Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; da werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflö-sen und die Erde und die Werke darauf verbrennen. Da nun dies alles derart aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottseligkeit, dadurch, daß ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, an welchem die Himmel in Glut sich auf lösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden!" Die Erde wird durch die Feuergerichte verbrennen, die in den Siegel-, Posaunen- und Schalengerichten enthalten sind. Wir kommen in Kapitel 10 und 12 auf sie zurück. Zusammenfassend gesagt, gibt die Bibel einige allgemeine Schilderungen der großen Trübsal als einer Zeit der Finsternis, der Qual, der Angst, des Aufruhrs, der allgemeinen Verwirrung, des Sterbens und der massiven Zerstörung, besonders durch Feuer. 9. Der Beginn der Trübsal Wir haben schon an mehreren Stellen ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die große Trübsal nicht mit der Entrückung beginnt, sondern mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages zwischen dem Antichristen und Israel. Zwei wichtige Schriftstellen belegen dies. DANIEL 9,24-27 Die erste Belegstelle ist Daniel 9,24-27. Hier geht es um die berühmten siebzig Jahrwochen des Propheten Daniel. Über das jüdische Volk wird eine Zeit von 490 Jahren verordnet. Eine genaue Untersuchung dieses Textes zeigt, daß die ersten 483 Jahre von den 490 nun schon Geschichte sind, da sie zur Zeit des ersten Kommens Christi erfüllt wurden. Es stehen jedoch noch sieben Jahre dieses prophetischen Zeitplanes Gottes für Israel aus. Sie sind mit den sieben Jahren der großen Trübsal identisch. Dieser wichtigen Stelle ist auch zu entnehmen, daß die Trübsal sieben Jahre dauern wird. Die Frage ist nun, mit welchem Ereignis diese Zeit beginnt. Daniel 9,27 gibt eine Antwort: „ Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Greuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden “ (Elberfelder Übersetzung). Hier wird von einem Bund gesprochen, den jemand mit dem jüdischen Volk schließt, und zwar für sieben Jahre. Der hebräische Text betont, daß es ein starker Bund sein wird. Das „er“ verweist auf den „zukünftigen Fürsten“ von Vers 26. Diese Person ist uns unter dem Namen „Antichrist“ bekannt. Wenn also der Antichrit mit Israel ein Siebenjahresbündnis unterzeichnet, brechen die letzten sieben Jahre oder die letzte Woche der von Gott für Israel verordneten Zeit an. Dann beginnt die große Trübsal. die 70 Jahrwochen Dan. 9,27 Von daher sollte deutlich sein, daß nicht die Entrückung die Trübsal einleitet, weil sie schon vorher stattgefunden hat. Es können mehrere Jahre oder auch nur eine kurze Zeit zwischen diesen Ereignissen liegen. Drei andere Punkte sollten uns an dieser Bibelstelle wichtig sein. Erstens wird der Bund in diesem Vers aus der Perspektive des Menschen gesehen. Die Menschen werden ihn einfach als einen Siebenjahresbund zwischen Israel und dem Antichristen betrachten, den der Antichrist nach Ablauf der halben Frist brechen wird. Zweitens wird der Bund mit vielen, jedoch nicht mit allen geschlossen. Im hebräischen Text steht ein bestimmter Artikel; deshalb lautet die Übersetzung „mit den Vielen“. Unter ihnen müßten dann auch die Führer Israels sein, die bevollmächtigt sind, Bündnisse dieser Art zu unterzeichnen. Aber ein Teil des jüdischen Volkes wird sich weigern, irgend etwas mit diesem Bündnis zu tun haben zu wollen, und sich nicht damit identifizieren. Drittens wird der Bund gebrochen: „Zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.“ Obwohl das Bündnis für sieben Jahre geschlossen wurde, wird der Antichrist es um die Mitte der Zeit brechen. Das zeigt sich in der Abschaffung des Opferkults. Das letzte Hauptwort des Verses im Hebräischen kann mit „Verwüstung“ oder „Verwüster“ übersetzt werden. Gilt die erste Übersetzung, sind damit die Juden und ihre Leiden in der zweiten Hälfte der Trübsal gemeint; gilt die zweite, bezieht es sich auf den Antichristen, dessen Untergang am letzten Tag der siebzigsten Jahrwoche kommen wird. JESAJA 28,14-22 Im Gegensatz zu Daniel 9,27 sieht Jesaja 28,14-22 den Bund, mit dem die große Trübsal beginnt, aus der Perspektive Gottes. In Vers 14 werden die „Vielen“, die diesen Bund eingehen, aus der Sicht Gottes beschrieben: Jes. 28,14 „ Darum höret das Wort des Herrn, ihr Spötter, die ihr über dieses Volk herrscht, das zu Jerusalem ist." Gott nennt die, die diesen Bund schließen, Spötter. Vers 15 erklärt, warum Gott sie nicht als ernsthafte Führer des Volkes ansieht und was er selbst von diesem Bund hält: „ Weil ihr sprecht: , Wir haben mit dem Tode einen Bund und mit dem Totenreich einen Vertrag gemacht; wenn eine überschwemmende Flut daherkommt, wird sie nicht zu uns gelangen; denn wir haben Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und in Betrug uns geborgen'." In sehr lebendiger Sprache wird hier geschildert, warum Gott diese Führer als Spötter bezeichnet. Offenbar wollen sie den Bund einge-hen, um ein gewisses Maß an Sicherheit zu erhalten und der „überschwemmenden Flut“ zu entgehen. Dieses Bild einer Überschwemmung wird immer als Symbol für eine militärische Invasion gebraucht. Die Führer Israels werden zu jener Zeit glauben, sie könnten durch dieses Bündnis künftigen militärischen Invasionen entgehen. Aber Gott erklärt, daß es nicht ein Bündnis zum Leben, sondern eines zum Tode ist - nicht ein Bund des Himmels, sondern ein Bund mit dem Totenreich. Anstatt Sicherheit zu erhalten, werden sie sich in große Unsicherheit begeben. Vers 16 spricht von den „nicht Vielen“: „ Darum spricht Gott, der Herr, also: Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohlgegründet ist; wer traut, der flieht nicht! “ Wie schon in Daniel 9,27 gesagt wurde, wird es eine kleine Gruppe von Juden geben, die nichts mit dem Bündnis zu tun haben wollen. Sie werden es nicht eilig haben, dem Bündnis beizutreten oder sich damit zu identifizieren. In den Versen 17-22 werden die gleichen Auswirkungen des Bündnisses beschrieben wie in Daniel 9,27. Zuerst wird nach Vers 17-18 der Bund gebrochen, und Israel sieht sich den Angriffen ausgesetzt, denen es zu entkommen versuchte: „ Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen; der Hagel wird eure Lügenzuflucht wegreißen, und die Wasser sollen euren Bergungsort wegschwemmen; daß euer Bund mit dem Tode abgetan werde und euer Vertrag mit dem Totenreich nicht bestehe. Wenn die überschwemmende Flut daherfährt, so wird sie über euch Weggehen. “ Jes. 28,15 überschwemmende Flut Jes. 28,16 Auswirkungen des Bündnisses Jes. 28,17-18 Jes. 28,19-20 Jes. 28,21-22 Schließlich kommt in den Versen 19-20 Verwüstung über das jüdische Volk: „ So oft sie einherfährt, wird sie euch packen; ja, sie wird alle Morgen da -herkommen, bei Tag und bei Nacht; und es wird eitel Schrecken sein, ihre Kunde zu vernehmen! Denn das Bett wird so eng sein, daß man sich nicht darauf ausstrecken kann, und die Decke so schmal, daß man sich nicht darein wickeln kann. " Anstatt Sicherheit zu erlangen, werden sie in Unsicherheit leben müssen. Diese Unsicherheit wird als grenzenlose Enttäuschung beschrieben und anhand von zwei Bildern veranschaulicht: erstens ist es wie bei einem Mann, der sich im Bett ausstrecken will, das zu kurz für ihn ist; zweitens ist es wie bei einem, der sich vor der nächtlichen Kälte schützen will, indem er sich in eine Decke einwickelt, die nicht seinen ganzen Körper bedeckt. Anstelle von Bequemlichkeit kommt Unbequemlichkeit, statt Sicherheit Unsicherheit. Eine weitere Auswirkung ist der Zorn Gottes, der in den Versen 21-22 beschrieben wird: „ Denn der Herr wird aufstehen wie auf dem Berge Perazim und wird zürnen wie im Tal zu Gibeon, um sein Geschäft, ja sein fremdartiges Geschäft zu verrichten, und sein Werk, ja sein unerhörtes Werk zu vollbringen. Und nun treibt keinen Spott, daß eure Bande nicht fester werden; denn ich habe von dem Herrn, dem Herrn der Heerscharen, gehört, daß Vertilgung und Strafgericht über das ganze Land beschlossen sei. “ Hier finden wir zwei alttestamentliche Bezeichnungen für die große Trübsal: „Jahwes fremdartiges Geschäft“ und „sein unerhörtes Werk“. Dem liegt der letzte Satz von Vers 22 zugrunde, wo es heißt: „Ich habe von dem Herrn, dem Herrn der Heerscharen gehört, daß Vertilgung und Strafgericht über das ganze Land beschlossen sei.“ Dieser Beschluß Gottes ergeht wegen des Bündnisses, das auf der Erde unterzeichnet wurde. Das Fremdartige und Unerhörte liegt darin, daß der Beschluß der ganzen Erde gelten soll. Er entspricht der siebenfach versiegelten Schriftrolle in Offenbarung 5. Wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, kommt mit dem Aufbrechen der Siegel eine massive Zerstörung über die ganze Erde, wenn das Bündnis unterzeichnet worden ist. 10. Die Ereignisse in der ersten Hälfte der Trübsalszeit Die Kapitel 6-19 der Offenbarung handeln von der Zeit der großen Trübsal. Kapitel 6-9 und 17 betreffen die Ereignisse in der ersten Hälfte der Trübsal, Kapitel 10-14 die in der Mitte und Kapitel 15-16 und 18 die in der zweiten Hälfte. Im Hinblick auf das Geschehen der ersten Hälfte ist zweierlei zu vermerken. Zum einen treffen manche Ereignisse in streng zeitlicher Abfolge ein; in diese Kategorie fallen die Siegelgerichte aus Kapitel 6 und die Posaunengerichte aus Kapitel 8-9. Zum andern finden fünf weitere Ereignisse parallel dazu statt. Zwei von ihnen beginnen schon vor der Trübsal und dauern bis in die erste Hälfte. Es handelt sich um das Wiederauftreten des Propheten Elia und sein Wirken und um das Regierungssystem der zehn Könige mit den zehn Reichen. Wie bereits erwähnt, wird nach Auflösung und Fall der Welteinheitsregierung vor der Trübsal die Welt in zehn Reiche aufgeteilt. Diese Teilung dauert zeitlich bis in die erste Hälfte der Trübsal. Die anderen drei Parallelereignisse kommen später in diesem Kapitel zur Sprache. Es sind das Wirken der 144.000 und die weltweite Erweckung (Offenbarung 7), der Dienst der beiden Zeugen (Offenbarung 11) und die Herrschaft der Babylon-Kirche, die das religiöse Leben der Welt während der ersten Hälfte der Trübsal beherrschen wird (Offenbarung 17). DIE SIEGELGERICHTE Die Siegelgerichte von Offenbarung 6 bilden die erste von drei Gerichtsserien während der Trübsal. Die Serien beginnen mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages und stellen einen Teil des von Gott beschlossenen Strafgerichtes über die ganze Erde dar (Jesaja 28,22). Es gibt sieben Siegelgerichte. Das siebente enthält schon die sieben Posaunengerichte, und das siebente Posaunengericht enthält Off. 6-19 Off. 6/Gerichtsserien Siebenjahresvertrag Jes. 28,22 apokalyptische Reiter Off. 6,1-2 Antichrist falsche Dreieinigkeit / Off. 13 wiederum die sieben Schalengerichte. Die ersten vier der sieben Siegelgerichte sind auch unter dem Namen „die vier apokalyptischen Reiter“ bekannt. Das erste Siegel Das erste Siegel wird in Offenbarung 6,1-2 beschrieben: „ Und ich sah, daß das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als Sieger und um zu siegen. “ Mit dem ersten apokalyptischen Reiter beschreibt die Offenbarung einen Mann mit einer Krone, der als Sieger auszieht, um zu siegen. Diese Gestalt auf dem weißen Pferd spielt in der Trübsalszeit eine wichtige Rolle. Daß es sich nicht um Christus handelt, geht daraus hervor, daß er nicht die Krone (diadema) eines Herrschers, sondern den Siegeskranz (stephanos) eines Überwinders trägt. Diese Gestalt, die die Trübsalszeit einleitet und auszieht, um zu siegen, ist der Antichrist. Um die Gestalt und das Wirken des Antichristen verstehen zu können, müssen wir ihn im Rahmen der falschen Dreieinigkeit sehen. Nach Offenbarung 13 wird in der Trübsal eine unheilige Trinität in Nachahmung der göttlichen Dreieinigkeit auftreten. Dabei wird Satan die Rolle des Vaters übernehmen. So, wie der wahre Vater im Himmel seine ganze Vollmacht und Autorität dem Sohn verlieh, wird Satan seine Macht dem Antichristen übergeben. Der falsche Prophet wird dann die Rolle des falschen „heiligen“ Geistes übernehmen. Das Wirken des Heiligen Geistes besteht darin, Menschen zur Anbetung Christi zu rufen. Der Dienst des falschen Propheten bringt die Menschen zur göttlichen Verehrung des Antichristen. In allen Einzelheiten wird der Antichrist - wie wir noch sehen werden - die Rolle des falschen Sohnes spielen. Wenn wir diese Rolle erst einmal begriffen haben, wird vieles, was in der Bibel von ihm gesagt wird, leichter zu verstehen sein. Die Namen des Antichristen Die Gestalt, die während der großen Trübsal die Geschicke der Menschheit beherrscht, trägt in der Bibel eine ganze Anzahl von Namen. Diese verschiedenen Namen, Titel oder Bezeichnungen geben einfach die verschiedenen Charakterzüge wieder. Im ganzen gesehen, beschreiben sie die Gestalt als die Verkörperung alles Bösen im menschlichen Bereich, so, wie der Satan die Verkörperung des Bösen für die himmlische Welt darstellt. Die verschiedenen Namen des Antichristen lauten: Der Same Satans - 1. Mose 3,15 Das kleine Horn - Daniel 7,8 Der freche und listige König - Daniel 8,23 Der zukünftige Fürst - Daniel 9,26 Der Verwüster - Daniel 9,27 Der König, der tut, was ihm beliebt - Daniel 11,36 Der Mensch der Sünde - 2. Thessalonicher 2,3 Der Sohn des Verderbens - 2. Thessalonicher 2,3 Der Gesetzlose - 2. Thessalonicher 2,8 Der Antichrist - 1. Johannes 2,22 Das Tier - Offenbarung 11,7 Von diesen elf Namen finden wir sechs im Alten und fünf im Neuen Testament. Die des Alten Testaments stehen bis auf einen alle im Buch Daniel. Von denen im Neuen Testament stammen drei von Paulus in ein und demselben Kapitel seiner vielen Briefe. Die anderen beiden Namen stammen von Johannes in zwei seiner fünf Bücher. Die meisten Ausleger der Propheten haben für diesen künftigen Weltherrscher nur einen einzigen Namen gebraucht: der Antichrist. Wenn dieser Titel auch nicht so oft in der Bibel vorkommt, so ist er jedenfalls gut gewählt. Beschreibt er doch die wahre Absicht des Menschen, nämlich gegen Christus zu wirken. Alle anderen Namen, die er trägt, schildern im wesentlichen seine veschiedenen Charakterzüge, die in seinem Kampf gegen Christus zum Vorschein kommen werden. Schon hier können wir entdecken, daß auch in der Vielzahl seiner Namen der Antichrist eine Fälschung des Christus ist. Denn auch Christus Jesus trägt eine Anzahl von Namen und Würdetiteln. verschiedene Namen natürliche und übernatürliche Herkunft Nationalität kein Jude Die Herkunft des Antichristen Da der Antichrist eine Fälschung des wahren Sohnes ist, wird er wie Jesus eine natürliche und eine übernatürliche Herkunft aufweisen, um auch darin den wahren Sohn zu imitieren. Der wahre Sohn wurde nach seiner menschlichen Herkunft von einer jüdischen Frau geboren. Sein übernatürlicher Ursprung lag in der Jungfrauengeburt, die durch die Überschattung seiner Mutter durch den Heiligen Geist möglich wurde. So entstand der Gott-Mensch. Seine natürliche Herkunft Bei der Frage nach der natürlichen Herkunft des Antichristen geht es immer wieder darum, welcher Nationalität er sein wird und ob er ein Jude sein wird oder nicht. Diejenigen, die behaupten, der Antichrist müsse ein Jude sein, geben mehrere Gründe an. Einer davon könnte als die logische Begründung bezeichnet werden. Die Behauptung wird in Form eines logischen Schlusses aufgestellt, wobei folgendermaßen argumentiert wird: Hauptschluß: Die Juden werden den Antichristen als den Messias anerkennen. Nebenschluß: Die Juden werden niemals einen Heiden als Messias anerkennen. Folgerung: Der Antichrist wird ein Jude sein. In dieser Begründung finden sich zwei Denkvoraussetzungen, die fraglich sind. Die erste lautet, die Juden würden den Antichristen als den Messias anerkennen. Davon ist in der Bibel nichts zu lesen. Wenn die Bibel lehrt, daß Israel mit dem Antichristen ein Bündnis schließt, bedeutet das noch nicht, daß die Juden ihn als den Messias annehmen. Manche haben diese Überlegung noch weitergeführt und gesagt, daß die Juden mit einem Heiden noch nicht einmal ein Bündnis schließen würden. Aber beides stimmt nicht, da sie in der Vergangenheit schon oft politische Bündnisse mit Heiden geschlossen haben. (Das jüngste Beispiel ist die Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Israel und Ägypten. Keiner in Israel hat geglaubt, daß Sadat der Messias sei.) Die zweite Denkvoraussetzung ist, daß die Juden niemals einen Heiden als Messias anerkennen würden. Selbst wenn das zuträfe, wäre es noch kein Beweis dafür, daß der Antichrist ein Jude sein muß. Die Juden haben in ihrer Geschichte immer wieder dazu geneigt, heidnische Messiasse anzuerkennen; ein Beispiel hierfür war der 6. August 1806, als große Gruppen des Weltjudentums Napoleon zum Messias erklärten, weil er sich für die Wiederherstellung des Staates Israel in Palästina aussprach. Aber diese logische Begründung läßt den Gesamtzusammenhang des Themas außer acht. Man könnte auch andersherum fragen: Wie könnten die Heiden ihn anerkennen, wenn er ein Jude ist? Man kann den logischen Schluß nach beiden Seiten wenden, und im Grunde ist nichts bewiesen. Die oben angeführten logischen Argumente für die Annahme, daß der Antichrist ein Jude sein muß, versagen in jeder Beziehung. Außerdem können wir letzte Klarheit nicht aus logischen Argumenten, sondern nur aus der Bibel selbst gewinnen. Die letzte, entscheidende Frage lautet nicht: „Ist das logisch?“, sondern: „Ist es schriftgemäß?“ Die zur logischen Begründung vorgebrachten Denkvoraussetzungen können nicht durch die Bibel bestätigt werden. Eine andere Begründung, daß der Antichrist ein Jude sein muß, wird mit Offenbarung 7,1-8 belegt. Formulierte man diese Begründung zu einem logischen Schlußverfahren, würde es so lauten: Hauptschluß: Der Stamm, aus dem der Antichrist hervorgeht, kann nicht unter den 144 000 genannt sein. Nebenschluß: Dan ist nicht unter den 144 000 genannt. Folgerung: Der Antichrist kommt aus dem Stamm Dan. Wie unsinnig eine solche Argumentation ist, wird jedem klar, der sich an eine wörtliche Auslegung der Schrift hält. Erstens beruht dieses Argument auf einer bloßen Vermutung. Wenn der Ausleger ehrlich ist, müßte er zugeben, daß er selbst nicht weiß, warum der Stamm Dan in der Liste der 144 000 fehlt. Die Bibel gibt dafür auch keine Begründung. Sollte die Begründung zutreffen, die die Verfechter dieser Ansicht geben, müßte erklärt werden, warum ein ganzer Stamm um eines einzigen Menschen willen so bestraft wird. Warum ist dann aber Dan beim Israel des Tausendjährigen Reiches mit dabei (Hesekiel 48,2), wenn ein Fluch auf dem Stamm lastet? Eine Information aus dem zu gewinnen, was die Bibel verschweigt, ist eine große Gefahr für angemessene Auslegung. Die Argumentation basiert außerdem auf einem „Denken im Kreis“. Um das Schlußverfahren noch einmal zu wiederholen: Dan. 11,37 Antichrist heidnischer Abstammung Hauptschluß: Der Stamm, aus dem der Antichrist hervorgeht, kann nicht unter den 144 000 genannt sein. Nebenschluß: Dan ist nicht unter den 144 000. Folgerung: Der Antichrist kommt aus dem Stamm Dan. Man könnte auch noch etwas anderes ableiten: Hauptschluß: Der Antichrist ist vom Stamm Dan. Nebenschluß: Dan ist ein jüdischer Stamm. Folgerung: Der Antichrist ist ein Jude. Oder man ordnet die einzelnen Schlüsse folgendermaßen an: 1. Der Antichrist ist ein Jude. 2. Der Stamm, der den Antichristen hervorbringt, würde nicht unter den 144 000 erscheinen. 3. Dan ist nicht unter den 144 000. 4. Der Antichrist ist vom Stamm Dan. 5. Dan ist ein jüdischer Stamm. 6. Darum ist der Antichrist ein Jude. Wie man es auch formuliert, hier dreht sich die Argumentation im Kreise; ob sie sich als Wahrheit erweist, ist jeweils abhängig von der Richtigkeit der Voraussetzung. Wenn diese logische Argumentation in sich selbst auch richtig sein mag, so ist sie deshalb noch lange nicht schriftgemäß. Eine Schriftstelle, die gern als Beleg für die jüdische Nationalität des Antichristen angeführt wird, ist Daniel 11,37: „ Er wird sich auch nicht um die Götter seiner Väter kümmern, noch um den Lieblingsgott der Frauen, überhaupt um gar keinen Gott, sondern wider alle wird er großtun. “ Das Argument beruht darauf, daß in manchen Übersetzungen „der Gott seiner Väter“ steht. Biblische Lehre sollte sich aber auf die hebräischen und griechischen Urtexte der Bibel berufen, weil sie dem Original am nächsten sind. Jeder, der Hebräisch kann, wird erkennen, daß in Daniel 11,37 wirklich übersetzt werden muß mit „die Götter seiner Väter“ und nicht „der Gott seiner Väter“. An dieser Stelle ist eindeutig nicht der Gott Israels gemeint, sondern heidnische Gottheiten. Wir haben schon gezeigt, daß die Bibel nicht lehrt, der Antichrist müsse ein Jude sein. Dann aber müssen wir die Frage stellen: Geht aus dem Zeugnis der Bibel klar hervor, daß der Antichrist ein Heide sein muß? Die Antwort lautet ja. Als Beleg können wir die biblische Typologie, die biblische Bildersprache und die Art der Zeiten der Heiden angeben. Daß der Antichrist ein Heide sein muß, erkennen wir zuerst an der biblischen Typologie. Der einzige Typ des Antichristen in der Bibel ist die Gestalt des Antiochus Epiphanes, ein Heide. Nirgends erscheint ein Heide als Typus für Christus, und das mit gutem Grund; denn Christus selbst mußte ein Jude sein. Entsprechend ist hier der Heide Antiochus Epiphanes der Typ für den Antichristen; denn der Antichrist selbst muß ein Heide sein. Ein weiteres Argument finden wir in der Bildersprache der Bibel. Wo immer das Wort „Meer“ symbolisch in der Bibel erscheint - besonders im Buch der Offenbarung - ist es Symbol für die heidnische Völkerwelt. Da das Tier in Offenbarung 13,1-10 aus dem Meer aufsteigt, weist auch dies auf die heidnische Herkunft des Antichristen hin. Aber das wichtigste Argument dafür, daß der Antichrist ein Heide sein muß, geht aus der Art der Zeiten der Heiden hervor. Dieser Zeitabschnitt geht erst bei der Wiederkunft Jesu zu Ende. Der Antichrist ist der letzte Herrscher der Zeiten der Heiden. Wir haben darüber schon in Kapitel 2 gesprochen. Wenn das zutrifft, wie kann dann ein Jude der Antichrist sein? Die Behauptung widerspricht der Art jener Epoche, die die Zeiten der Heiden genannt wird. Faßt man die Argumente aus der Typologie und der Bildersprache, die in sich nicht stark genug sind, mit dem zusammen, was die Schrift über die Zeiten der Heiden sagt, können sie den klaren Beweis erbringen, daß der Antichrist ein Heide sein muß. Seine übernatürliche Herkunft Der Sohn Gottes hatte einen irdischen und einen übernatürlichen Ursprung, was durch die Jungfrauengeburt möglich wurde. Da der Antichrist ein falsches Gegenbild zu Christus ist, könnte er gleichfalls einen natürlichen und einen übernatürlichen Ursprung haben, was ebenfalls durch eine Jungfrauengeburt ermöglicht werden müßte. Seine übernatürliche Herkunft könnte aus 1. Mose 3,15 abgeleitet werden: „ Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. “ das Meer Off. 13,1-10 Antichrist Gegenbild zu Christus 1. M. 3,15 Jes. 7, 14 2. Thess. 2,9 Dieser Vers enthält nicht nur die erste Weissagung auf den iMessias, sondern gibt möglicherweise auch einen ersten Hinweis auf den Antichristen. Es ist die Rede von einer künftigen Feindschaft zwischen dem Samen der Frau und dem Samen Satans. Der Same der Frau ist der Messias Jesus. Als Gott existierte er von Ewigkeit her; als Mensch wurde er vom Heiligen Geist gezeugt und von einer Jungfrau geboren. So war er wahrer Gott und wahrer Mensch. Bedeutsam ist, daß hier der Same einer Frau genannt wird. Das steht der biblischen Norm entgegen, denn die Nationalität wurde immer nach den Nachkommen des Mannes bestimmt. Darum werden in den Geschlechtsregistern der Bibel, mit nur wenigen Ausnahmen, die männlichen Namen genannt. Warum der Messias nach der Nachkommenschaft der Frau bestimmt werden muß, erklärt Jesaja 7,14: der Messias wird von einer Jungfrau geboren. Da er keinen irdischen Vater hat, wird seine Herkunft nach der Frau bestimmt, denn von ihr hat er seine menschliche Natur. Der Ausdruck „ihr Same“ weist also auf eine wunderbare Empfängnis hin. Im Blick auf den „Samen“ Satans, der im selben Vers genannt wird, müßte das gleiche gelten: auch seine Natur entstammt vermutlich einer übernatürlichen und wunderbaren Empfängnis. Wenn der Same der Frau Christus ist, müßte der Same Satans der Antichrist sein. Aus dieser Stelle können wir ersehen, daß Satan anscheinend die Jungfrauengeburt nachäffen und eines Tages eine wunderbare Empfängnis bewirken wird. Die betreffende Frau wird dann den Satanssamen gebären, der einmal der Antichrist wird. Die Frau selbst mag keine Jungfrau sein, aber die Empfängnis wird bei ihr auf wunderbare Weise durch den Satan bewirkt werden. Auf diese Weise könnte auch der Antichrist eine übernatürliche Herkunft aufweisen. Einen ähnlichen Hinweis könnte auch 2. Thessalonicher 2,9 enthalten: „ Ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte." Das griechische Wort für „Wirkung“ geht auf das Verb energeo zurück, das „wirken, bewirken“ heißt. Der Antichrist wird durch das Wirken Satans selbst hervorgebracht werden. Das mag sich auch auf eine falsche Jungfrauengeburt beziehen. Demnach wird der falsche Sohn in Nachahmung des wahren Sohnes eine natürliche und zugleich übernatürliche Herkunft haben. Im Blick auf seine übernatürliche Herkunft wird Satan sein Vater sein, von der irdischen Herkunft her wird er eine menschliche Mutter haben. Das Ergebnis wird ein falscher Gott-Mensch sein. Wesen und Aufstieg des Antichristen Wenn der Antichrist übernatürlicher Herkunft und Sohn Satans ist, verwundert es nicht, daß er ständigen Zugang zur satanischen und dämonischen Welt haben wird. Schließlich wird der falsche Sohn das Angebot annehmen, das der wahre Sohn zurückwies. Als Satan Christus alle Reiche der Welt unter der Bedingung anbot, ihn nur ein einziges Mal anzubeten, wies er diese Versuchung mit der Aussage zurück, nur ein einziger verdiene Anbetung, nämlich der lebendige Gott. So wird in einer ähnlichen Situation der falsche Sohn das Angebot der Herrschaft über alle Reiche der Welt annehmen, und dann wird sein Aufstieg zur politischen und religiösen Machtstellung über die ganze Welt beginnen (Daniel 11,38-39; Offenbarung 13,2). An zwei Stellen wird dieser Aufstieg beschrieben. Die erste ist Daniel 8,23-25: „ Aber am Ende ihrer Regierung, wenn die Übertreter das Maß voll gemacht haben, wird ein frecher und listiger König auftreten. Er wird stark sein, aber nicht in eigener Kraft; und er wird ein erstaunliches Verderben anrichten, und es wird ihm gelingen, Starke zu verderben und das Volk der Heiligen. Und ob seiner Klugheit und weil ihm der Betrug in seiner Hand gelingt, wird er sich in seinem Herzen erheben und viele in ihrer Sorglosigkeit verderben und wider den Fürsten der Fürsten auftreten, aber ohne Handanlegung zusammenbrechen. “ Hier wird betont, daß ein „frecher und listiger König“ (der Antichrist) stark und mächtig sein wird. Er wird die ganze Macht der Finsterniswelt hinter sich haben. Der folgende Vers bestätigt, daß er nicht in eigener Kraft stark sein wird. Mit anderen Worten, der Antichrist hat einen Zugang zu uneingeschränkter Machtfülle. Sie entstammt einer anderen Quelle - seinem Vater, dem Satan. Vers 25 charakterisiert den König als klug und betrügerisch. Er wird die Herrscher der Welt in ein Gefühl falscher Sicherheit wiegen und sie damit entmachten. Eine Zeitlang wird es ihm gelingen, seine Absichten mit Erfolg durchzusetzen. Er wird „sich in seinem Herzen erheben“ und sich dann selbst zum Gott erklären (2. Thessalonicher 2,3-4; Offenbarung 13,3-9). Er wird gegen den „Fürsten der Für- Dan. 11,38-39; Off. 13,2 Dan. 8,23-25 2. Thess. 2,3-4; Off. 13,3-9 sten“, den Messias, auftreten, und sich darin in Wahrheit als der Anti-Christus erweisen. Eine zweite Stelle, die seinen Aufstieg zur Macht beschreibt, ist Daniel 11,36-39: Dan. 11,36-39 „Und der König wird tun, was ihm beliebt, und wird sich erheben und großtun wider jeglichen Gott, und er wird gegen den Gott aller Götter unerhörte Worte ausstoßen, und es wird ihm gelingen, bis der Zorn vorüber ist; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt werden. Er wird sich auch nicht um die Götter seiner Väter kümmern, noch um den Lieblingsgott der Frauen, überhaupt um gar keinen Gott, sondern wider alle wird er großtun. Statt dessen wird er den Gott der Festungen verehren; diesen Gott, den seine Väter nicht kannten, wird er verehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kleinodien. Er wird die starken Festungen behandeln wie den fremden Gott. Wer diesen anerkennt, dem wird er große Ehre erweisen, und er wird ihnen Gewalt geben über viele und zur Belohnung Ländereien unter sie verteilen." In dieser Stelle beschreibt Daniel den Antichristen als einen König, der nur nach seinem eigenen Belieben handelt (Vers 36a), indem er sich über alle Menschen erhebt, ja sich selbst zum Gott macht und sich damit über Gott stellt (Vers 36b-37). In dieser Selbstüberschätzung wird der Antichrist gegen den Gott aller Götter unerhörte Worte Dan. 7,25 ausstoßen (Daniel 7,25). Er wird unter der völligen Beherrschung Satans leben (Vers 38-39). Nach Vers 38 wird er einen Gott verehren, den seine Vorfahren väterlicherseits niemals gekannt haben: den Gott der Festungen. Seine Politik wird unter dem Motto stehen: „Macht schafft ihr eigenes Recht.“ Mit Hilfe dieses fremden Gottes - letztlich Satan selbst - wird er auch die stärksten Verteidigungsanlagen der Welt bezwingen und schließlich als unbesiegbar gelten. Wer sich seiner Autorität und seinem göttlichen Anspruch unterwirft, wird von ihm gefördert und erhält höchste Machtpositionen in seinem Reich. Der Antichrist wird die eroberten Gebiete unter denen aufteilen, die ihm treu ergeben sind und ihn als ihfen Gott anbeten. Der Antichrist wird ein Wesen sein, das unter der Herrschaft Satans steht und von ihm befähigt wird, sich die ganze Welt zu unterwerfen. Diese Eroberung beginnt mit dem ersten Siegel, aber die totale Weltherrschaft ist erst in der Mitte der Trübsal zu erwarten. Das also ist der apokalyptische Reiter, die entscheidende Persönlichkeit während der Trübsalszeit. Wir werden später noch einmal auf ihn zurückkommen. Das zweite Siegel Das zweite Siegel wird in Offenbarung 6,3-4 beschrieben: „ Und als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! und es zog ein anderes Pferd aus, ein feuerrotes, und dem, der darauf saß, wurde die Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen und daß sie einander hinschlachten sollten: und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben." Mit dem Erscheinen des zweiten apokalyptischen Reiters wird der Friede von der Erde genommen. Die Periode des Friedens und der falschen Sicherheit, die vor der Trübsal bestand, geht zu Ende. Da der Antichrist „als Sieger kommt, um zu siegen“, beginnt die Trübsal mit einem Krieg. Es gibt drei Kriege während der großen Trübsal. Das zweite Siegel stellt den ersten davon dar. Der zweite Krieg findet in der Mitte der Trübsal und der dritte - die Schlacht von Har-magedon - gegen Ende der Trübsalszeit statt. » Das dritte Siegel Das dritte Siegel finden wir in Offenbarung 6,5-6: „ Und als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd, und der darauf saß, hatteeine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebendigen Wesen, die sprach: Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar; und das Öl und den Wein schädige nicht!" Der dritte apokalyptische Reiter führt eine weltweite Hungersnot herauf, wie sie oft auf einen Krieg folgt. Der Ausdruck: „Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar“ zeigt an, daß diese wichtigen Nahrungsmittel sehr knapp geworden sind. Das Gericht einer weltweiten Hungersnot wird jedoch durch Gottes Gnade gemäßigt. Zwar besteht ein akuter Mangel an Nahrung, aber Heilmittel gibt es noch zur Genüge, denn Öl und Wein sind von dem Mangel nicht betroffen. Diese beiden Erzeugnisse dienten früher medizinischen Zwecken. Off. 6,3-4 Ende des Scheinfriedens Off. 6,5-6 Hungersnot Off. 6, 7-8 Off 6,9-11 Märtyrer Das vierte Siegel Das vierte Siegel wird in Offenbarung 6,7-8 genannt: „ Und als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist: der Tod; und das Totenreich folgte ihm nach, und ihnen wurde Macht gegeben überden vierten Teil der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit dem Hunger und mit der Pest und durch die vielen Tiere der Erde." Der vierte apokalyptische Reiter ist der todbringendste von allen, denn bei diesem Gericht wird ein Viertel der Weltbevölkerung vernichtet. Das geschieht auf vierfache Weise: durch das Schwert (was ein massives Blutbad oder einen weiteren Krieg bedeuten könnte), durch Hunger, durch Seuchen und durch wilde Tiere. Wird die Nahrung knapp, fangen die wilden Tiere an, den Menschen aus Hunger anzugreifen, während sie ihn sonst meiden. Das fünfte Siegel Das fünfte Siegel schildert Offenbarung 6,9-11: „ Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen ? Und es wurde einem jeden von ihnen ein weißes Kleid gegeben, und es wurde ihnen gesagt, daß sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, die auch sollten getötet werden, gleichwie sie. “ Dieses Siegel hat mit den christlichen Märtyrern zu tun, die in der ersten Hälfte der Trübsal ihr Leben verlieren. Hier erfahren wir, daß es im Anfang der Trübsal eine Verfolgung der an Christus Glaubenden geben wird. Damit erheben sich zwei Fragen. Erstens: wer sind diese Heiligen, und wie kommen sie zum Glauben, da doch die Gemeinde Jesu bereits entrückt wurde? Zweitens: von wem geht die Verfolgung aus? Wie die Märtyrer zum Glauben kamen, erklärt Of- fenbarung 7: durch die Predigt der 144 000 Juden. Wer die Glaubenden verfolgt, wird in Offenbarung 17 gesagt: die Babylon-Kirche. Das sechste Siegel Über das sechste Siegel berichtet Offenbarung 6,12-17: „ Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Off. 6,12-17 Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut. Und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird. Und der Himmel entwich wie ein Buch, das zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden aus ihren Stellen gerückt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Heerführer und die Reichen und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in die Klüfte und in die Felsen der Berge und sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallet auf uns und verberget uns vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?" Jede der drei Gerichtsserien endet mit einer Erschütterung der Natur. Die der ersten Gerichtsserie beginnt mit einem Erdbeben (Vers 12a), auf das eine tiefe Finsternis folgt. Sonne und Mond verlieren ihren Schein; danach ergießt sich ein Meteoritenhagel über die Erde (Vers 12b-14). Wie schon in Kapitel 5 erwähnt, wird es in der Endzeit fünf solcher totalen Finsternisse geben, und dies ist die zweite davon. Anarchie und Chaos machen sich breit, wenn die Menschen lieber vor dem Zorn Gottes fliehen, als sich im Glauben zu ihm zu bekehren (Vers 15-17). DIE 144.000 JUDEN UND DIE WELTWEITE ERWECKUNG Offenbarung 7 spricht von dem zweiten Hauptziel der großen Trübsal: eine weltweite geistliche Erweckung heraufzuführen. Das Kapitel ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. 1. Das Werkzeug der weltweiten Erweckung Durch welches Werkzeug Gott das zweite Ziel der großen Trübsal erreicht, lesen wir in Offenbarung 7,1-8: Off. 7,1-8 „ Darnach sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen, die hiel- ten die vier Winde der Erde, damit kein Wind wehe über die Erde noch über das Meer noch über irgend einen Baum. Und ich sah einen andern Engel vom Sonnenaufgang heraufsteigen, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, welchen Macht gegeben war, die Erde und das Meer zu schädigen, und sprach: Schädiget die Erde nicht, noch das Meer noch die Bäume, bis wir die Knechte unsres Gottes auf ihren Stirnen versiegelt haben! Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: Hundertvierundvierzigtausend Versiegelte, aus allen Stämmen der Kinder Israel. Aus dem Stamm Juda zwölftausend Versiegelte; aus dem Stamm Rüben zwölftausend; aus dem Stamm Gad zwölftausend; aus dem Stamm Asser zwölftausend; aus dem Stamm NaphtaH zwölftausend; aus dem Stamm Manasse zwölftausend, aus dem Stamm Simeon zwölftausend; aus dem Stamm Levi zwölftausend; aus dem Stamm Issaschar zwölftausend; aus dem Stamm Sebulon zwölftausend; aus dem Stamm Joseph zwölftausend; aus dem Stamm Benjamin zwölftausend Versiegelte." Was Johannes hier in der Vision von den 144 000 sieht, umfaßt die ganze erste Hälfte der Trübsal und nicht nur die kurze Zeit nach dem sechsten Siegelgericht. Genaugenommen umfaßt es die Zeit der Siegelgerichte und gibt an, durch wen die Heiligen des fünften Siegels zum Glauben kommen. die vier Engel In den Versen 1-3 erhalten die vier Engel, die den Befehl bekommen, Gericht über die Erde zu bringen, den Auftrag, mit der Zerstörung zurückzuhalten, bis eine bestimmte Zahl von Knechten versiegelt worden ist. Versiegelung erfolgt aus zwei Gründen: Dienst und Schutz. Beide sind hier gegeben. Die 144 000 werden zum Schutz versiegelt, damit sie weder durch Gottes Gerichte noch durch die Verfolgung gegen die Glaubenden verletzt werden können. Aber sie werden auch zum Dienst versiegelt, denn sie verkündigen in der Trübsal die Botschaft des Evangeliums. In den Versen 4-8 wird genauer gesagt, wer die Versiegelten sind, nämlich 144 000 Juden. Um das noch deutlicher zu machen, werden zwölf Stämme aufgeführt. Aus jedem dieser Stämme sind 12 000 erwählt. Diese genaue Schilderung läßt keinen Zweifel darüber, daß die 144 000 Juden sind und niemand sonst - entgegen allen Spekulationen. Bei der Betrachtung der Liste mit den zwölf Stämmen haben einige gefolgert, daß hier der Stamm Ephraim fehlt; aber das ist nicht der Fall. Anstelle Ephraims erscheint hier der Name seines Vaters Joseph (Vers 8); es handelt sich aber um denselben Stamm. Ein Stamm fehlt jedoch wirklich: der Stamm Dan. Eine Begründung wird nicht gegeben. Zu den dadurch hervorgerufenen Spekulationen und dem Rätselraten gehört vor allem der Gedanke, der Antichrist werde aus diesem Stamm hervorgehen. Aber diese Frage haben wir bereits beantwortet. Andere behaupten, der falsche Prophet werde aus dem Stamm hervorgehen, und deshalb fehle der Name Dan. Aber auch das ist reine Spekulation. Nichts aus dem biblischen Text läßt darauf schließen, daß eine dieser beiden Behauptungen wirklich zutrifft. Der Text selbst nennt keinen Grund für das Fehlen Dans. Darum sollte der Ausleger auch nichts weiter dazu sagen. Durch den Dienst der 144 000 Juden, die das Evangelium predigen, geht die Weissagung von Matthäus 24,14 in Erfüllung. (Mehr darüber in Kapitel 8.) 2. Die Auswirkungen Das Ergebnis des Wirkens der 144 000 beschreibt Offenbarung 7, 9-17: „Darnach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen Off. 7,9-17 konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen; die standen vor dem Throne und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern, und Palmen in ihren Händen. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil steht bei unsrem Gott, der auf dem Throne sitzt, und bei dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen und fielen vordem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen! Lobpreisung und Ruhm und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke sei unsrem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Und einer von den Ältesten hob an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Trübsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blute des Lammes. Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt, wird über ihnen wohnen. Und sie werden nicht mehr hungern und dürsten; es wird auch nicht die Sonne auf sie fallen noch irgend eine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu Wasserquellen des Lebens, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." In Vers 9-10 sieht Johannes eine große Schar von Heiden aus allen Völkern vor dem Thron Gottes stehen. Der Ausdruck „danach“ bedeutet, daß die Errettung dieser Myriaden von Heiden zeitlich auf das Wirken der 144 000 Juden folgt und das eine das andere bedingt. Nachdem in den Versen 11-12 beschrieben wurde, wie der Eine auf dem Thron von allen angebetet wird, erfahren wir in den Versen 13-14, wer die Heiden um den Thron Gottes sind. Es sind jene, die aus der großen Trübsal gekommen sind. Sie sind durch Christus errettet worden, weil sie ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen haben. Offensichtlich sind sie aufgrund der Verkündigung jener 144.000 Juden zum Glauben an Christus gekommen. Zu den Erretteten gehören auch die Heiligen des fünften Siegels, die den Märtyrertod gestorben sind. Wegen der massiven Verfolgung, die diese Heiligen in der großen Trübsal erdulden mußten, wird am Ende beschrieben, wie sie nun in der Gegenwart Gottes getröstet werden und sich wieder freuen dürfen (Vers 15-17). Aus diesem Kapitel kann deutlich herausgelesen werden, daß der Heilige Geist auch während der Trübsal noch am Werk sein wird, denn es ist sein besonderer Dienst, Menschen neu zu schaffen. Zwar ist seine Aufgabe der Zurückhaltung des Bösen nun beendet, so daß der Antichrist mit seinem Aufstieg zu gewaltiger und böser Machtentfaltung beginnen kann. Aber der Heilige Geist ist immer noch in der Welt und erfüllt seinen Dienst. Er wird zwar nicht mehr taufen (weil das ein besonderer Dienst nur für die Gemeinde Jesu ist, siehe Kapitel 6), doch wird er immer noch anderen Aufgaben, die mit Wiedergeburt, Fülle und Versiegelung Zusammenhängen, nachgehen. In alledem wird das zweite Ziel der großen Trübsal erreicht: die weltweite Erweckung. DIE POSAUNENGERICHTE Das Vorspiel Die zweite Serie von Gerichten in der großen Trübsal, die Posaunengerichte, wird in Offenbarung 8,1-6 eingeleitet: „ Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, von etwa einer halben Stunde. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, der hatte eine goldene Räucherpfanne; und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es mitsamt den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar gäbe, der vor dem Throne ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten auf vor Gott. Und der Engel nahm die Räucherpfanne und füllte sie mit Feuer vom Altar und warf sie auf die Erde; und es entstanden Stimmen und Donner und Blitze und Erdbeben. Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit zu posaunen. “ In den Versen 1-2 wird das siebte Siegel geöffnet; es enthält die zweite Serie von Gerichten, die Posaunengerichte. Die Verse 3-5 schildern Ereignisse im Himmel und auf Erden, die den Posaunengerichten unmittelbar vorausgehen. Daß der Engel zu den Gebeten der Heiligen Räucherwerk hinzugibt, bedeutet, daß die Posaunengerichte eine Antwort auf die Gebete der Heiligen darstellen, die schon während des fünften Siegelgerichtes vor Gott gebracht worden sind. Als Warnung an die Bewohner der Erde über den Beginn der Posaunengerichte kommt es zu großen Erschütterungen in der Natur. In Vers 6 schicken sich die sieben Engel an, die sieben Posaunen zu blasen. Die erste Posaune Mit dem Schall der ersten Posaune in Offenbarung 8,7 wird ein Drittel der Landoberfläche der Erde vernichtet: „ Und der erste Engel posaunte, und es entstand Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte. “ Off. 8,1-6 das siebte Siegel Die zweite Posaune Die zweite Posaune in Offenbarung 8,8-9 läßt ein Drittel des Salzwassers einschließlich der darin lebenden Pflanzen und Tiere verderben: Off. 8,8-9 „ Und der zweite Engel posaunte, und es wurde etwas wie ein großer feuerspeiender Berg ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, und der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, welche Seelen haben, starb, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde. “ Der große brennende Berg könnte ein gewaltiger Meteor oder ein Vulkan sein, aber die Auswirkungen sind übernatürlicher Art, denn sonst würde sich das Meer nicht in Blut wandeln. Einige der Gerichte der Trübsal ähneln den Plagen, die Gott über Ägypten brachte. Auch hier liegt eine solche Ähnlichkeit vor. Die dritte Posaune In Offenbarung 8,10-11 zerstört die dritte Posaune ein Drittel des Süßwassers: Off. 8,10-11 „ Und der dritte Engel posaunte; da fiel ein großer Stern vom Himmel, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen; und der Name des Sternes heißt Wermut. Und der dritte Teil der Gewässer wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Gewässern, weil sie bitter geworden waren. “ Überall wo das Wort „Stern“ symbolisch gebraucht wird, bezeichnet es einen Engel, so auch hier. Der Name des Engels, Wermut, deutet darauf hin, daß es ein gefallener Engel ist. Er läßt ein Drittel des Süßwassers bitter werden, so daß viele Menschen daran sterben. Auch zu anderen Anlässen werden gefallene Engel als Vollstrecker göttlichen Gerichts über die Erde benutzt. Die vierte Posaune In Offenbarung 8,12 nimmt die vierte Posaune den kosmischen Lichtquellen der Erde ein Drittel ihres Lichts: „ Und der vierte Engel posaunte; da wurde der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne geschlagen, damit der dritte Teil derselben verfinstert würde und der Tag ohne Beleuchtung sei seinen dritten Teil, und die Nacht in gleicher Weise. “ Diese Verse müssen nicht besagen, daß der dritte Teil der Sonne, des Mondes und der Sterne vernichtet wird, sondern daß ihr Licht gehindert wird, voll die Erde zu erreichen. Demnach nimmt dieses Gericht ein Drittel des Sonnenlichtes und ein Drittel des Mondlichtes völlig hinweg. Vorspiel zu den Wehegerichten Nach den ersten vier Posaunen werden in Offenbarung 8,13 die letzten drei eingeleitet: „ Und ich sah und hörte einen Adler, der in der Mitte des Himmels flog und mit lauter Stimme rief: Wehe, wehe, wehe denen, die auf Erden wohnen, wegen der übrigen Posaunenstimmen der drei Engel, die noch posaunen sollen!“ Weil die drei letzten Posaunengerichte für die Menschheit besonders hart und schlimm sind, heißen sie auch Wehegerichte. Waren die ersten vier Gerichte schon schlimm, so werden die drei letzten noch weit furchtbarer sein. Das wird durch eine gewaltige Stimme vom Himmel her besonders angekündigt. Der Adler ist wahrscheinlich ein Seraph (Offenbarung 4,7), der im Auftrag Gottes dieses Ereignis warnend ankündigen soll. Die ersten beiden Wehegerichte stellen Angriffe von Dämonen auf die Erde dar, während das dritte und letzte die Schalengerichte enthält. Die fünfte Posaune Das erste Wehegericht bzw. das fünfte Posaunengericht schildert Offenbarung 9,1-11: „ Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlunde des Abgrunds gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und ein Rauch stieg empor aus dem Schlunde, wie der Rauch Off. 8,12 Off. 8,13 der Abgrund Lk. 8,31 eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde; und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, daß sie das Gras der Erde nicht schädigen sollten, auch nicht irgend etwas Grünes, noch irgend einen Baum, sondern nur die Menschen, welche das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirne haben. Und es wurde ihnen gegeben, sie nicht zu töten, sondern zu plagen fünf Monate lang. Und ihre Qual war wie die Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen sticht. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden; sie werden begehren zu sterben, und der Tod wird von ihnen fliehen. Und die Gestalten der Heuschrecken glichen Pferden, zum Kampfe gerüstet, und auf ihren Köpfen (waren) wie goldene Kronen, und ihre Angesichter wie menschliche Angesichter. Und sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie Löwenzähne. Und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel war wie das Rasseln vieler Wagen und Rosse, welche zum Kampfe laufen. Und sie haben Schwänze wie Skorpione, und Stacheln, und in ihren Schwänzen lag ihre Macht, die Menschen zu schädigen fünf Monate lang. Und sie haben als König über sich den Engel des Abgrunds; sein Name ist auf hebräisch Abaddon, und im Griechischen hat erden Namen Apollyon. “ Die Stelle beginnt damit, daß ein Stern, der gefallen ist, den Schlüssel zum Abgrund erhält (Vers 1). Wie auch sonst, symbolisiert der Stern auch hier einen Engel, und zwar wieder einen gefallenen Engel. Der „Abgrund“ ist ein vorübergehendes Gefängnis für gefallene Engel oder Dämonen. Als Christus die Dämonen austrieb, fürchteten sie sich davor, an diesen Ort verbannt zu werden (Lukas 8,31). Dieser Aufenthalt ist auf eine bestimmte Zeit befristet, denn der endgültige Ort für die gefallenen Engel wird der Feuersee sein. Aber nicht alle Dämonen sind jetzt dort eingeschlossen. Diejenigen aber, die sich dort aufhalten, warten darauf, zum Zweck bestimmter Gottesgerichte über die Welt freigelassen zu werden. Wenn der Abgrund durch den gefallenen Engel aufgeschlossen worden ist, fällt zum dritten Mal tiefe Finsternis auf die Erde (Vers 2), weil kein Sonnenstrahl mehr zur Erde hindurchdringt. Aber nicht diese Finsternis macht das fünfte Posaunengericht zum ersten Wehegericht. Vielmehr wird aus dem Abgrund eine große Anzahl von Dämonen freigelassen, um die erste von zwei großen dämonischen Invasionen der Erde heraufzuführen (Vers 3). Diese Dä- monen haben den Auftrag, das fünfte Posaunengericht zu vollstrek-ken (Vers 4-5). Sie sollen keine Vegetation zerstören, sondern nur diejenigen quälen, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben. Daher erleiden die 144 000 bei dieser ersten dämonischen Invasion keinen Schaden (7,3-4); aller Wahrscheinlichkeit nach gilt das generell für alle zu jener Zeit Glaubenden. Außerdem sollen die Dämonen niemanden töten, sondern die Menschen nur fünf Monate oder 150 Tage lang quälen. Das Ausmaß der Zerstörung, die diese Dämonen anrichten, wird begrenzt sein und das von Gott zugelassene Maß nicht überschreiten. Die nicht errettete Menschheit wird Qualen, aber nicht dem Tod ausgesetzt sein. Die Dämonen werden die Menschen nicht töten können. Auch die gequälten Menschen selbst werden sich nicht den Tod geben können (Vers 6), obwohl sie so furchtbar geplagt werden, daß sie am liebsten sterben möchten. Aber alle Selbstmordversuche werden fehlschlagen. Die Menschen werden diese Qualen in ihrer ganzen Härte erdulden müssen. Die Beschreibung der „Heuschrecken-Skorpione“ in den Versen 7-10 zeigt deutlich, daß es sich nicht um die bisher bekannten Skorpione oder Heuschrecken handelt; ihre Herkunft-der Abgrund-weist sie als Dämonen aus. Es ist für Dämonen und gefallene Engel durchaus nicht ungewöhnlich, daß sie tierähnliche Merkmale besitzen. Die Schilderung des ersten Wehe schließt damit, daß der Engel, der den Abgrund geöffnet hat, namentlich vorgestellt wird. Er heißt auf Hebräisch „Abaddon“ und auf Griechisch „Apollyon“; beides bedeutet „Verderber“. Die fünfmonatige Qual wird schließlich aufhören. Wenn danach auch eine Phase der Erleichterung eintritt, so wird sie nur von kurzer Dauer sein, wie 9,12 zeigt: „ Das eine Wehe ist vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesem." Die sechste Posaune - das zweite Wehegericht Folgerichtig ertönt nach Offenbarung 9,13-21 die sechste Posaune: „ Und der sechste Engel posaunte, und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott steht, die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Löse die vier Engel, die am gro- die Heuschrecken Off. 9,12 zweite dämonische Invasion 200 Millionen nicht China ßen Strom Euphrat gebunden sind! Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf Stunde und Tag und Monat und Jahr bereitstanden, den dritten Teil der Menschen zu töten. Und die Zahl des Reiterheeres war zweimal zehntausendmal zehntausend; ich hörte ihre Zahl. Und so sah ich im Gesicht die Pferde und die darauf saßen: sie hatten feurige und violette und schwefelgelbe Panzer, und die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe; und aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor. Durch diese drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, durch das Feuer und den Rauch und den Schwefel, die aus ihren Mäulern gingen. Denn die Macht der Pferde liegt in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze gleichen Schlangen, und sie haben Köpfe, und mit diesen schädigen sie. Aber die übrigen der Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten nicht Buße von den Werken ihrer Hände, so daß sie nicht mehr die Dämonen und die Götzen von Gold und Silber und Erz und Stein und Holz angebetet hätten, die wedersehen, nochhören, noch gehen können. Und sie taten nicht Buße, weder von ihren Mordtaten noch von ihren Zaubereien noch von ihrer Unzucht noch von ihren Diebereien. “ Mit dem Ertönen der sechsten Posaune werden die vier gefallenen Engel, die am Euphratstrom gebunden sind, losgebunden; sie führen die zweite dämonische Invasion an (Vers 13-14). Während die erste Invasion nur von einem gefallenen Engel angeführt wurde, hat die zweite vier Anführer. Während die erste die Menschen quälen, aber nicht töten sollte, hat die zweite den Auftrag, ein Drittel der Erdbevölkerung zu töten (Vers 15). Deshalb ist das zweite Wehe noch ärger als das erste. Die Anzahl der an der zweiten Invasion beteiligten Dämonen wird mit zweihundert Millionen angegeben (Vers 16). Mit dieser gewaltigen Zahl hat sich ein weites Feld für phantastische Spekulationen ergeben. Sie können aber nur bestehen, wenn man die Zahl aus dem Zusammenhang herauslöst und mit Ereignissen unserer Zeitgeschichte in Verbindung bringt. Das kommunistische China hat einmal erklärt, es könne ein Heer von zweihundert Millionen Mann ins Feld führen. Auch wenn man die Wahrheit einer solchen Erklärung nicht bezweifelt, haben viele fälschlich geschlossen, diese Zahl deute auf eine chinesische Invasion im Nahen Osten hin. Der Textzusammenhang unserer Stelle verbietet das jedoch. Zur Untermauerung ihrer Theorie führen die Vertreter einer chinesischen Invasion an, die Invasion werde von den „Königen des Ostens“ angeführt, und „Osten“ beziehe sich hier auf China. Zuerst finden wir die „Könige des Ostens“ in Kapitel 16, und zwar nicht in Verbindung mit den zweihundert Millionen von Kapitel 9. Die „Könige des Ostens“ stehen im Zusammenhang mit den Zomschalenge-richten, die zweihundert Millionen jedoch mit den Posaunengerichten. Sie haben also nichts miteinander zu tun. Beide Ereignisse sind durch einen gewissen Zeitraum voneinander getrennt. Außerdem ist es vom sonstigen Gebrauch her erforderlich, daß wir die „Könige des Ostens“ mit mesopotamischen Königen und nicht mit China in Verbindung bringen. Wer die „Könige des Ostens“ sind, soll in Kapitel 14 erklärt werden. Es genügt hier darauf hinzuweisen, daß „Osten“ in der Bibel immer Mesopotamien und niemals China bedeutet. Die Zweihundert-Millionen-Armee besteht aus Dämonen und nicht aus Chinesen. Es sind überhaupt keine Menschen, denn die Armee wird von vier gefallenen Engeln angeführt. Hinzu kommt, daß der Ausgangspunkt der Invasion der Euphrat ist. Er liegt nicht in China, sondern in Mesopotamien, im alten Babylonien. Das ist ein Ort, den die Bibel oft mit Dämonen in Verbindung bringt. Der Ankündigung über die Größe der Armee folgt eine Beschreibung ihres Aussehens (Vers 17-19). Man müßte den Sinn dieser Worte schon sehr pressen, wollte man auch nur einen einzigen Chinesen finden, der so aussieht - geschweige denn zweihundert Millionen. Die Beschreibung der Armee schließt aus, daß es sich um Menschen handelt, und spricht dafür, daß es Dämonen sind. Außerdem weist die Art, mit der ein Drittel der Weltbevölkerung vernichtet wird (Feuer, Rauch, Schwefel) eher auf etwas Übernatürliches als auf etwas Natürliches. Fassen wir noch einmal die Argumente dafür zusammen, daß es sich bei den zweihundert Millionen nicht um Chinesen, sondern um Dämonen handelt: erstens werden sie durch vier gefallene Engel angeführt; zweitens ist der Ort, von dem aus dieses Invasionsheer auf-tritt, der Euphrat, wo auch Babylon liegt (das zukünftige Hauptquartier der falschen Dreieinigkeit); drittens spricht die Beschreibung des Heeres dagegen, daß es aus Menschen besteht; und viertens haben die „Könige des Ostens“ überhaupt nichts mit all dem zu tun. Eine andere Schilderung der Dämoneninvasionen finden wir in Joel 1,15-2,11: Joel 1,15-2,11 „Ach, was für ein Tag! Ja, der Tag des Herrn ist nahe, er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen! Ist nicht vor unsern Augen die Nahrung weggenommen worden, Freude und Frohlocken von dem Hause unsres Gottes? Verdorrt sind die Samenkörner unter den Schollen, die Speicherstehen leer, die Scheunen zerfallen; ja, das Korn ist verwelkt! O wie seufzt das Vieh, wie sind die Rinderherden verstört, weil sie keine Weide haben; auch die Schafherden gehen zugrunde! Zu dir, o Herr, will ich rufen; denn das Feuer hat die Auen der Wüsten verzehrt, und die Flamme hat alle Bäume versengt! Auch die Tiere des Feldes lechzen nach dir, weil die Wasserbäche vertrocknet sind und das Feuer die Auen der Wüste verzehrt hat. Stoßt in die Posaune zu Zion und blaset Lärm auf meinem heiligen Berge, daß alle Bewohner des Landes erzittern; denn der Tag des Herrn kommt, er ist nahe, ein finsterer und dunkler Tag, ein bewölkter und neb-lichter Tag. Wie Morgenrot breitet sich über die Berge aus ein großes, mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und auch in künftigen Zeiten nicht mehr sein wird. Fressendes Feuer geht vor ihm her und hinter ihm her eine lodernde Flamme: ist das Land wie der Garten Eden vor ihm gewesen, hinter ihm ist es eine öde Wüste; und man kann ihm nicht entrinnen! Wie Rosse sehen sie aus, und wie Reiter rennen sie. Wie rasselnde Kriegs wagen kommen sie über die Berge her, wie eine Feuerflamme, welche prasselnd das Stroh verzehrt, gleich einem mächtigen Heer, das zum Kampf gerüstet ist. Vor ihm erzittern die Völker, alle Angesichter verfärben sich. Wie Helden laufen sie, wie Krieger ersteigen sie die Mauer, jeder geht seines Weges, und keiner kreuzt des andern Pfad. Keiner drängt den andern, jeder geht seine eigene Bahn; zwischen die Lanzen stürzen sie sich und lassen sich nicht auf halten. Sie laufen in die Stadt, rennen auf der Mauer, erklimmen die Häuser, steigen wie die Diebe zum Fenster hinein. Vor ihnen erbebt die Erde, der Himmel zittert, Sonne und Mond kleiden sich in Trauer, und die Sterne verlieren ihren Schein. Und der Herr läßt seine Stimme hören vor seinem Kriegsvolk her; denn gewaltig sind, die seinen Befehl vollstrecken. Ja, groß ist der Tag des Herrn und sehr schrecklich; wer kann ihn ertragen?" Joel beginnt mit der Beschreibung der Verwüstung, die der Tag des Herrn oder die große Trübsal (1,15-20) anrichtet. Nachdem er das Herannahen des Heeres angekündigt hat (Vers 15), berichtet er, welche Auswirkungen es auf die Ernten und Felder hat (Vers 16-17): für den Tempel und die Ernährung bleibt nur wenig übrig. Darauf folgt eine Schilderung der Vernichtung des Viehs (Vers 18-20). Anschließend beschreibt Joel den Verlauf der Invasion selbst (2,1-11). Ein Alarm wird gegeben (Vers 1), der das Herannahen der Dämonenarmee und den Beginn der Rache Gottes am Tag des Herrn ankündigt. Dann folgt der Tag des Herrn (Vers 2a) - ein finsterer und dunkler Tag, bewölkt und neblig. Wie sich das Morgenrot über die Berge ausbreitet, so plötzlich und weitreichend ist das Gericht. Nun weist Joel auf die Invasionsarmee hin (Vers 2b-9). Sie naht heran (Vers 2b-c), ist so noch nie dagewesen und verwüstet alles (Vers 3). Auch diese Schilderung ähnelt sehr derjenigen in der Offenbarung und weist darauf hin, daß es sich hier nicht um Menschen handeln kann. Joel beschreibt die Armee (Vers 4-9), ihre Erscheinung (Vers 4), den Lärm (Vers 5), den Schrecken (Vers 5-6), die Eile (Vers 7), ihre Disziplin (Vers 8) und ihren Angriff (Vers 9). Auch hier wieder eine starke Ähnlichkeit zur Offenbarung. Die Auswirkungen (2,10) der Invasion schließen auch Erschütterungen in der Natur und eine totale Finsternis - die dritte der Endzeit - ein. Der Abschnitt schließt, indem der Grund für die Invasion angegeben wird (2,11): sie stellt den Zorn Gottes und sein Gericht dar. Das Heer ist gewaltig groß, denn es sind zweihundert Millionen Dämonen, genug zur Vollstreckung des Wortes Gottes: ein Drittel der Menschheit wird vernichtet. Auch das ist ein Beispiel dafür, daß die Offenbarung die zeitliche Abfolge der im Alten Testament ge-weissagten Ereignisse angeben soll. Aber auch bei diesem sechsten Posaunengericht verweigern die Menschen die Buße (Verse 20-21). Sie huldigen weiter den gleichen Dämonen, die sie fünf Monate lang gequält haben und denen vor kurzem ein Drittel der Menschheit zum Opfer gefallen ist. Die Posaunengerichte enden gegen Mitte der großen Trübsal. DIE ZWEI ZEUGEN Das vierte Geschehen, das sich über die erste Hälfte der Trübsalszeit hinzieht, ist das Wirken der zwei Zeugen nach Offenbarung 11,3-6: „ Und ich will meinen zwei Zeugen verleihen, daß sie weissagen sollen tausendzweihundertsechzig Tage lang, angetan mit Säcken. Das sind dritte totale Finsternis Sach. 4,11-14 Hebr. 9,27 1. Kor. 15,51 1. Thess. 4,15-17 Henoch die zwei ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Und wenn jemand sie schädigen will, geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand sie schädigen will, muß er so getötet werden. Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen falle in den Tagen ihrer Weissagung; und sie haben Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, so oft sie wollen. “ In Vers 3 wird die Dauer dieses Wirkens mit 1 260 Tagen angegeben, was dreieinhalb Jahren entspricht. Das ist die erste Hälfte der großen Trübsal. Wer die zwei Zeugen sind, sagt Vers 4; mit ihnen erfüllt sich die Weissagung von Sacharja 4,11-14: „ Und ich antwortete und sprach zu ihm: Was sind das für zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters? Und ich hob abermals an und sprach zu ihm: Was bedeuten die zwei Olivenbüschel zur Seite der beiden goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl fließt? Er sprach zu mir: Weißt du nicht, was diese bedeuten? Ich antwortete: Nein, mein Herr! Da sprach er: Das sind die beiden Gesalbten, welche vor dem Herrscher der ganzen Erde stehen. “ Die zwei Zeugen haben viel Anlaß zur Spekulation gegeben. Viele Ausleger haben versucht, sie mit zwei Männern aus der biblischen Geschichte zu identifizieren. Der eine soll Elia sein, während der andere entweder Mose oder Henoch sein soll. Daß es Mose oder Elia sein müßten, wird damit begründet, daß diese beiden nicht gestorben sind; darum würden sie zurückkehren, um während der großen Trübsal zu sterben. Oft wird dann Hebräer 9,27 als Beweis angeführt: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben.“ Aber das ist eine allgemeine Aussage über den Menschen und kein absolutes Prinzip. Nehmen wir zum Beispiel das Wort „einmal“. Es sind doch einige Menschen zweimal gestorben, nämlich alle, die im Alten und im Neuen Testament außer Christus vom Tode auferweckt wurden. Und was ist dann mit den Heiligen der Gemeinde Jesu, die nicht sterben? Wenn Hebräer 9,27 eine absolute Regel sein soll, dann müßten auch alle, die bei der Entrückung der Gemeinde Jesu verwandelt werden, eines Tages sterben. 1. Korinther 15,51 und 1. Thessalonicher 4,15-17 zeigen, daß Hebräer 9,27 nur ein allgemeiner Grundsatz ist. Und im Licht von Hebräer 11,5 kann Henoch auch in der Zukunft nicht sterben: „ Durch Glauben wurde Heroch entrückt, so daß er den Tod nicht sah, und er wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung wurde ihn das Zeugnis gegeben, daß er Gott wohl-gefallen habe. “ Von Henoch wird klar gesagt, daß er entrückt wurde, das bedeutet, daß bei ihm das Verwesliche die Unverweslichkeit anzog und das Sterbliche die Unsterblichkeit (1. Korinther 15,50-58). Da Elia schon in den Himmel aufgenommen wurde, muß dasselbe auch auf ihn zutreffen, denn niemand kann in seinem sterblichen Leib in den Himmel eingehen (1. Korinther 15,50). Elia und Henoch können nicht mehr sterben, weil sie unsterblich sind. Diejenigen, die in den Zeugen Mose und Elia sehen wollen, greifen darauf zurück, daß diese beiden bei der Verklärung Christi erschienen sind. Das ist jedoch nur ein dürftiger Beweis, der eine Verbindung zwischen dieser Geschichte und Offenbarung 11,3-6 kaum vermuten läßt. Andere behaupten, daß Mose und Elia ihren Dienst damals nicht vollenden konnten und sie deshalb wiederkehren, um ihn zu Ende zu führen. Das ist ein sehr subjektives Urteil und trifft genausogut auf viele andere aus dem Alten Testament zu. Die Tatsache, daß die Wunder, die diese beiden Zeugen vollbringen, denen von Mose und Elia ähneln, ist kaum ein hinreichender Beweis, denn Gott kann auch andere Menschen gebrauchen, um dieselben Wunder zu tun. Am besten sieht man in diesen beiden zwei jüdische Propheten, die Gott während der Trübsalszeit erwecken wird; es werden keine Menschen sein, die schon einmal gelebt haben. Die Bibel lehrt, daß Elia vor der Trübsal zurückkehren und während der Trübsal wirken muß. Aber es gibt in der Bibel keinen sicheren Beweis dafür, in Elia einen der beiden Zeugen zu sehen. Sie werden einfach zwei jüdische Männer jener Zeit sein, die Gott ins Prophetenamt beruft und mit Wunderkräften ausstattet. In den Versen 5-6 werden die Art ihres Dienstes und ihre Vollmacht beschrieben. Sie haben die Macht, Menschen durch Feuer zu töten, das sie gegen diejenigen einsetzen, die ihnen schaden wollen, bevor die Zeit gekommen ist (Vers 5). Sie haben auch Macht über die Natur; sie können Trockenheit verursachen, indem sie den Regen zurückhalten, können Wasser in Blut verwandeln und andere Plagen heraufführen (Vers 6). Vielleicht liegt eine Ähnlichkeit zu den zehn Plagen Ägyptens vor. Hebr. 11,5 1. Kor. 15,50-58 1. Kor. 15,50 Mose und Elia? Off. 17,1-6 zwei politische Systeme -zwei religiöse Systeme die große Hure Mittelpunkt des Wirkens der Zeugen wird Jerusalem sein. Mehr werden wir im nächsten Kapitel hören. DIE BABYLON-KIRCHE Das fünfte Geschehen in der ersten Hälfte der großen Trübsal ist die Herrschaft der Babylon-Kirche nach Offenbarung 17,1-6: „ Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm! ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt, mit welcher die Könige der Erde Unzucht getrieben haben und von deren Wein der Unzucht die Bewohner der Erde trunken geworden sind. Und er brachte mich im Geist in eine Wüste. Und ich sah ein Weib auf einem scharlachroten Tiere sitzen, das voll Namen der Lästerung war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und das Weib war mit Purpur und Scharlach bekleidet, und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen; und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und der Unreinheit ihrer Unzucht, und an ihrer Stirne einen Namen geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde. Und ich sah das Weib trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu; und ich verwunderte mich gar sehr, als ich sie sah." Wie es während der großen Trübsal in der Welt zwei große politische Systeme geben wird - eines in der ersten Hälfte (die zehn Reiche) und eines in der zweiten Hälfte (der Antichrist) so wird es auch zwei religiöse Systeme in dieser Zeit geben, von denen eines auf die erste und eines auf die zweite Hälfte der Trübsalszeit entfällt. Die Stelle beschreibt das religiöse System der ersten Hälfte. In den Versen 1-2 wird Johannes eingeladen, das bevorstehende Gericht über die „große Hure“ zu sehen. Prostitution bedeutet, daß etwas aus seinem natürlichen und normalen Gebrauch in einen unnatürlichen verkehrt wird. Eine Prostituierte benutzt die Sexualität, die ihren guten Sinn und ihre Bedeutung hat, zu etwas Unnatürlichem und Bösem und verkehrt sie zu etwas Unerlaubtem, das zur Unzucht führt. Im vorliegenden Fall stellt die Hure die „Religion“ dar, die ihren guten Sinn hat (Jakobus 1,26-27), aber hier zu einem unsachgemäßen Gebrauch entartet ist. Sie dient nicht, sondern herrscht. Der falsche Gebrauch der Frömmigkeit verursacht geistliche Unzucht. Das Wort Hurerei wird sowohl für leibliche als auch für geistliche Untreue gebraucht, z.B. in Hosea 1-2; Jeremia 2,20; 3,1-9; Hesekiel 16,15-41; 23,1-49 usw. Mit dieser Hure treiben die Könige der Erde Unzucht (Vers 2), was auf eine enge Verbindung von Kirche und Staat hindeutet. Die Frau sitzt an vielen Wassern (Vers 1). Damit ist nach Vers 15 die Weltbevölkerung gemeint: „ Und er sprach zu mir: die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Scharen und Nationen und Sprachen. “ In Vers 3 reitet die Hure auf dem Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern. Das bedeutet, daß das falsche religiöse System in der ersten Hälfte der großen Trübsal die Unterstützung der Regierung genießt und deshalb Macht ausüben kann (siehe Kapitel 2). In den Versen 4-5 wird die Frau beschrieben, und es wird gesagt, wer sie ist. Sie erscheint als sehr wohlhabend und einflußreich. Ihr voller Name ist „Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde“. Hier haben wir die letzte Ausprägung religiösen Abfalls vor uns. Er endet in einer Superkirche, die über die ganze Welt herrscht. Es ist die falsche Braut, die sich im Gegensatz zur wahren Braut Christi als Prostituierte darstellt, ganz anders als die reine Jungfrau (2. Korinther 11,2; Epheser 5,25-27; Offenbarung 19,6-8). Die Hure Babylon steht also für eine religiöse Institution, die in der ersten Hälfte der großen Trübsal die religiösen Angelegenheiten in der Welt bestimmt. Sie herrscht über die Völker (die vielen Wasser), indem sie alle religiösen Angelegenheiten kontrolliert und dabei auch die widerwillige Unterstützung der weltlichen Regierung genießt. Das Hauptquartier dieser einen Weltreligion wird die wiederaufgebaute Stadt Babylon sein, die „Mutter“ des Götzendienstes, denn hier begannen der Götzendienst und die falsche Religion (1. Mose 11,1-9). In Vers 6 ist die Frau trunken vom Blut derer, die für Christus den Märtyrertod erlitten. Hier wird die Frage beantwortet, wer die Heiligen des fünften Siegelgerichts tötete und verletzte: es ist diese falsche Superkirche. Die Zehntausenden von Heiden, die durch das Wirken der 144 000 Juden zum Glauben an Christus kommen, werden von der Babylon-Kirche verfolgt, und viele werden dabei umkommen. Ott. 17,15 1. M. 11,1-9 ZUSAMMENFASSUNG Die Ereignisse ziehen sich über die erste Hälfte der großen Trübsal hin: 1.) das Wirken Elias; 2.) die 144 000 Juden und die weltweite Erweckung; 3.) der Dienst der zwei Zeugen; 4.) das politische System der zehn Könige und 5.) das religiöse System der Babylon-Kirche. 11. Ereignisse in der Mitte der großen Trübsal Das sechste Posaunengericht schließt gegen Mitte der Trübsal. Ihm folgt eine vorübergehende Unterbrechung der göttlichen Gerichte. Die Trübsal nähert sich dem Punkt, den wir bildlich als das Auge des Wirbelsturms bezeichnen könnten. Das heißt jedoch nicht, daß die Erde jetzt Frieden hat. Die Völker werden sich in großer politischer Turbulenz und in Aufruhr befinden, weil der Antichrist auf dem Weg zur Übernahme der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Weltherrschaft weiter voranschreitet. Zu dieser Zeit treten eine Menge Ereignisse ein, die man schwer in eine zeitliche Folge einordnen kann. Die folgende Darlegung stellt mehr eine logische Ordnung dar, denn die Ereignisse werden nicht unbedingt in der genannten Reihenfolge eintreten. Sicher ist nur, daß sich alle in der Mitte der Trübsal ereignen werden. In der Offenbarung umfassen sie die Kapitel 10-14 und 17. DAS KLEINE BUCH Die vorübergehende Unterbrechung der Gerichte beginnt nach dem sechsten Posaunengericht in Offenbarung 10,1-11: „ Und ich sah einen andern starken Engel aus dem Himmel herabstei- Oft. 10,1-11 gen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen (war) über seinem Haupte und sein Angesicht wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen. Und er hielt in seiner Hand ein offenes Büchlein; und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde, und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er gerufen hatte, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen. Und als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf! Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwur bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was darauf ist, und das Meer und was darin ist: es wird keine Zeit mehr sein; sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, ist das Geheim- sieben Zornschalen- gerichte nis Gottes vollendet, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als frohe Botschaft verkündigt hat. Und die Stimme, die ich aus dem Himmel gehört hatte, redete abermals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Büchlein in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! Und ich ging zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er spricht zu mir: Nimm und verschlinge es; und es wird dir im Bauche Bitterkeit verursachen, in deinem Munde aber wird es süß sein wie Honig! Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und verschlang es; und es war in meinem Munde süß wie Honig! Als ich es aber verschlungen hatte, wurde es mir bitter im Leibe. Und er sprach zu mir: Du sollst abermals weissagen über viele Völker und Nationen und Zungen und Könige. “ Kapitel 10 der Offenbarung ist die Geschichte des kleinen Büchleins. Johannes sah einen starken Engel, der ein kleines Buch bzw. eine Buchrolle trug (Vers 1-2). Es ist die zweite Buchrolle, die in der Offenbarung erwähnt wird. Die erste war die siebenfach versiegelte Buchrolle; sie enthielt die sieben Siegel- und die sieben Posaunengerichte, die die Ereignisse der ersten Trübsalshälfte darstellen. Nun erscheint eine zweite Buchrolle, deren Inhalt in Kürze offenbart werden soll. Nachdem der starke Engel mit mächtiger Stimme gerufen hat, folgen die sieben Donner, deren Worte Johannes nicht aufschreiben darf (Verse 3-4). Bis hierher sind sechs Posaunengerichte ergangen, so daß nur noch eine Posaune übrigbleibt. Die Auswirkungen der siebten Posaune werden jetzt durch den starken Engel angekündigt (Verse 5-7): In den Tagen des siebten Engels sollen die Gerichte zum Abschluß kommen. So, wie das siebte Siegelgericht die sieben Posaunengerichte enthielt, birgt das siebte Posaunengericht die sieben Zornschalengerichte in sich, durch die die von den Propheten angekündigten Gottesgerichte vollendet werden. Dann werden auch alle Weissagungen in bezug auf die zweite Hälfte der Trübsal in Erfüllung gehen. Daß die siebte Posaune nicht einen plötzlichen Gerichtsschlag auslöst, sondern einen längeren Prozeß einleitet, geht aus dem Satz hervor: .. in den Tagen der Stimme des siebenten En- gels ... ist das Geheimnis Gottes vollendet.“ Der Plural in dieser Zeitbestimmung deutet auf eine längere Periode hin. Die Zornschalengerichte treffen gegen Ende der Trübsal ein; dann ist das Geheimnis Gottes vollendet. Die siebte Posaune mit diesen Gerichten ist das dritte Wehe und das schlimmste von allen. Das kleine Buch enthält alles über die siebte Posaune mit den Zornschalengerichten aus Offenbarung 15-16. Besondere Aufmerksamkeit wird dem kleinen Buch in den Versen 8-10 gewidmet. Johannes erhält die Weisung, das Buch aufzuessen. In seinem Mund schmeckt es süß wie Honig, aber in seinem süß und bitter Bauch wird es bitter. Was diese symbolische Handlung bedeuten soll, wird in Vers 11 gesagt und betrifft den Inhalt des Buches: „ Und er sprach zu mir: Du sollst abermals weissagen über viele Völker Off. 10,11 und Nationen und Zungen und Könige. “ Der Inhalt des kleinen Büchleins ist Weissagung, besonders über die Mitte und die zweite Hälfte der Trübsalszeit. Das gibt uns den Schlüssel zur Bedeutung der Verse 8-10. Für fast alle Menschen ist Weissagung etwas Süßes. Konferenzen mit prophetischen Themen haben mehr Teilnehmer und Zuhörer als solche mit anderen Themen. Der gewaltige Umsatz mit Büchern, die sensationelle Prophetie bringen, bestätigt, wie „süß“ vielen dieses Thema ist. Aber wenn das alles ist, ist die Prophetie nicht viel wert. Jeder, der Prophetie studiert, sollte auch die andere Erfahrung des Sehers Johannes machen: das bittere Grimmen im Bauch. Die Erkenntnis kommender Ereignisse sollte jedem Glaubenden eine schwere Last für die anderen Menschen auf die Seele legen. Denn diesen schrecklichen Dingen kann man nur durch die Entrückung entgehen; und die Voraussetzung dafür ist, daß man jetzt Jesus Christus im Glauben annimmt. Wer sich ernsthaft mit Prophetie befaßt, sollte es nicht nur bei der Kenntnisnahme zukünftiger Ereignisse belassen. Solches Wissen wird ihm die Pflicht aufladen, anderen Menschen das Evangelium zu verkünden und ihnen dadurch auch die Möglichkeit anzubieten, dem kommenden Unheil zu entgehen. Auf diese Weise führt Offenbarung 10 den Leser in die Ereignisse in der Mitte der großen Trübsal ein. DER ZWEITE WELTWEITE KONFLIKT Die scheinbare Friedenszeit zwischen dem Antichristen und den Königen der zehn Königreiche wird erschüttert, wenn der Antichrist sich anschickt, die politische Weltherrschaft allein zu übernehmen. Der zweite weltweite Konflikt der Trübsalszeit beginnt damit, daß der Antichrist den zehn Königen den Krieg erklärt. Dieser Konflikt wird in Daniel 11,40-45 beschrieben: Dan. 11,40-45 „ Zur Endzeit aber wird der südliche König mit ihm Zusammenstößen. Da wird dann der nördliche König mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen auf ihn losstürmen und in seine Länder eindringen und sie überschwemmen und überfluten. Er wird auch in das liebliche Land kommen, und viele werden unterliegen. Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom, Moab und die Erstlinge der Kinder Ammon. Er wird auch seine Hand nach den Ländern ausstrecken, und Ägyptenland wird nicht entrinnen; sondern er wird sich der Gold- und Silberschätze und aller Kleinodien Ägyptens bemächtigen; auch werden Lybier und Mohren zu seinem Gefolge gehören. - Aber Gerüchte aus Osten und Norden werden ihn erschrecken; daher wird er in großer Wut aufbrechen, um viele zu verderben und zu vertilgen. Und er wird sein Palastgezelt zwischen dem Meer und dem lieblichen Berg des Heiligtums aulschlagen; da wird er sein Ende finden; aber niemand wird ihm helfen." Mit dem Beginn des Krieges gegen die zehn rückt der Antichrist in alle Richtungen vor, um zu erobern. Er wendet sich dabei gegen den Norden (Vers 40.44), den Süden (Vers 40.42-43) und den Osten (Vers 40). Die drei Könige, die er töten kann (Daniel 7,8.20.24), werden der König des Nordens (Syrien), der König des Südens (Ägypten) und der König des Ostens (Mesopotamien) sein. Mit der Eroberung Ägyptens steht ihm das Tor zur Eroberung Afrikas offen (Vers 42-43). Er wird auch Israel angreifen, „das liebliche Land“ (Vers 41), um so die Voraussetzung zu schaffen, damit der Greuel der Verwüstung aufgestellt werden kann. Darauf werden wir später in diesem Kapitel noch zu sprechen kommen. Wenn der Antichrist schließlich auch die Herrschaft über die ganze Welt erringt, werden doch drei Länder seinem Zugriff entgehen: Edom, Moab und Ammon (Vers 41). Diese Länder der Antike stehen heute unter einer Herrschaft: der des Königreiches Jordanien. Warum Jordanien der Herrschaft des Antichristen entgeht, wird in Kapitel 13 dieses Buches erklärt. In Vers 45 schildert Daniel, wo der Antichrist während dieses Krieges in der Mitte der Trübsalszeit sein Hauptquartier errichten wird. Eine genauere Übersetzung des Verses müßte lauten: „Er wird seine Palastzelte zwischen den Meeren bei dem herrlichen, heiligen Berg aufschlagen.“ Das hier gebrauchte Wort für „Zelt“ meint das militärische Zelt eines Generals und das Wort für „Palast“ ein königliches Zelt. Hier wird also das königliche Zelt eines Generals (des Antichristen) aufgestellt, und zwar „zwischen den Meeren“, das heißt zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer. Außerdem wird es am „lieblichen Berg des Heiligtums“ errichtet; damit ist der Tempelberg oder Berg Morija oder Berg Zion gemeint. Nun sind die Voraussetzungen für mehrere Ereignisse geschaffen, die in diesem Kapitel noch zur Sprache kommen sollen. DER ANTICHRIST WIRD GETÖTET Offensichtlich wird der Antichrist im Verlauf des Konfliktes getötet. Daniel 11,45 stellt fest: „... da wird er sein Ende finden; aber niemand wird ihm helfen.“ Auch Offenbarung 13,3 spricht vom Tod des Antichristen: Off. 13,3 „... und ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode verwundet, und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah verwundert dem Tiere nach.“ Das siebente Haupt, der Antichrist, wird tödlich getroffen. Der Ausdruck „wie zu Tode verwundet“ besagt nicht, daß er nur scheinbar stirbt, denn dieser Ausdruck findet sich auch für das Lamm in Offenbarung 5,6. Hier wird von jemandem gesprochen, der wirklich tot war und später wieder auferweckt wurde. SATAN WIRD AUF DIE ERDE GEWORFEN Zu diesem Zeitpunkt wird Satan vom unsichtbaren Bereich des Himmels auf die Erde gew orfen, wie es Offenbarung 12,7-12 schildert: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel Off. 12,7-12 kämpften mit dem Drachen. Auch der Drache und seine Engel kämpften; aber sie siegten nicht, und e:s wurde für sie kein Platz mehr gefunden im Himmel. So wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, ge- Namen des Teufels nannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten gekommen! Denn gestürzt wurde der Verkläger unsrer Brüder, der sie vor unsrem Gott verklagte Tag und Nacht. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod! Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und die ihr darin wohnet! Wehe der Erde und dem Meere! Denn der Teufel ist zu euch hinabgestiegen und hat einen großen Zorn, da er weiß, daß er nur wenig Zeit hat. “ Um die Mitte der Trübsalszeit bricht auf der Erde der Krieg zwischen dem Antichristen und den zehn Königen aus; zur gleichen Zeit gibt es auch Krieg im Himmel (Vers 7). Es ist ein Kampf des Erzengels Michael und seiner Scharen gegen den Erzfeind Satan und seine Heere. Michael bleibt Sieger, und Satan und seine Heere werden aus dem Himmel geworfen und auf die Erde verbannt (Verse 8-9). Satan hat fünf Namen, die alle seine Person und sein Werk beschreiben. In dem Namen „der große Drache“ erscheint seine Wut und Wildheit. Die „alte Schlange“ weist uns zurück zum Garten Eden, wo infolge der Versuchung der Mensch von Gott abfiel und allen kommenden Menschen die Sünde und den Tod einbrachte. (Die große Trübsal ist das Gericht über die Sünde des Menschen.) In dem Namen „Teufel“ wird er als der Verkläger aller Kinder Gottes gesehen. „Satan“ bedeutet Feind und weist ihn als den großen Gegenspieler gegen alles aus, was Gott plant und wirkt. Mit „Verführer“ wird er als der Meister der Fälschung und der Lüge gekennzeichnet, mit deren Hilfe er versucht, Erwählte und Nichterwählte in gleicher Weise zu betrügen. Daß Satan auf die Erde verbannt wird, wirkt sich doppelt aus: erstens ist ihm nun der Zugang zum Himmel verwehrt, so daß er nicht mehr vor dem Thron Gottes stehen und die Brüder anklagen kann. Darüber herrscht Freude im Himmel. Zweitens ist Satan nun voller Zorn (Vers 12b), weil er weiß, daß er nicht mehr viel Zeit hat, nämlich nur dreieinhalb Jahre. Wegen dieses Zornes heißt es in Vers 12a „wehe der Erde“. Das ist wichtig, um die Ereignisse während der Mitte und der zweiten Hälfte der Trübsal verstehen zu können . Deren volle Bedeutung wird später in dieser Untersuchung klar werden. DIE AUFERSTEHUNG DES ANTICHRISTEN Die zweite Hälfte des zwölften Kapitels der Offenbarung macht deutlich, daß der Satan alles daransetzt, die Juden zu vernichten. Er versucht das durch die beiden Tiere aus Offenbarung 13 zu erreichen und beginnt damit, daß er den Antichristen wieder ins Leben zurückruft; in Offenbarung 13,3 lesen wir: „ Und ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode verwundet, und seine To- Off. 13,3 des wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah verwundert dem Tiere nach." Aus dem Zusammenhang wird ersichtlich, daß Satan selbst den Antichristen zum Leben erwecken wird. Über den Ausdruck „wie zu Tode verwundet“ haben wir schon gesprochen. Er bezeichnet jemanden, der vom Tod auferstanden ist. In diesem Fall wird das zu Tode verwundete Haupt des Antichristen durch Auferstehung wieder geheilt. Manche wollen den Satz darauf deuten, daß das Römische Reich wieder auflebt und dies allein die Menschen dazu bringt, es zu verehren. Aber ein wiedererstandenes Römisches Reich würde die Menschen nicht mehr zur Anbetung verleiten als das wiedererstandene Polen oder Israel. Dieser Gedanke ist reine Phantasie. Die Auferweckung des toten Antichristen bringt die Menschen dazu, ihn anzubeten. Damit ist der Antichrist in jeder Hinsicht eine böse Nachahmung des wahren Sohnes. Wir sahen das schon in der Vielfalt seiner Namen, in der Jungfrauengeburt und in seinem Gott-Mensch-Sein, und nun kommen noch sein Tod und seine Auferweckung hinzu. Eine Nachahmung des zweiten Kommens, um die sichtbare Herrschaft über die Welt anzutreten, können wir darin erkennen, daß er sich anschickt, alle Völker und Königreiche der Welt in Besitz zu nehmen. Satan spielt auf diesem Schauplatz die Rolle Gott-Vaters. Denn wie der wahre Vater seine Macht dem Sohn gab, so gibt der falsche Vater seine dem Antichristen. DREI KÖNIGE WERDEN GETÖTET, SIEBEN UNTERWERFEN SICH Der Versuch des Antichristen, an die Macht zu gelangen, wird durch seinen Tod unterbrochen. Aber nach seiner Auferweckung wird der zweite weltweite Krieg der Trübsalszeit weitergehen, bis drei von den zehn Königen den Tod gefunden haben. Wir haben den betreffenden Text aus Daniel 7,24 schon untersucht: Dan. 7,24 „ Und die zehn Hörner bedeuten, daß aus diesem Reich zehn Könige aufstehen werden; und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen. " Nach dem Tod der drei Könige unterwerfen sich die anderen sieben der Herrschaft des Antichristen. Das wird in Offenbarung 17,12-13 bezeugt: Off. 17,12-13 „ Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche noch kein Reich empfangen haben; aber sie erlangen Macht wie Könige auf eine Stunde mit dem Tier. Diese haben einerlei Ansicht, und ihre Macht und Gewalt übergeben sie dem Tier. “ Die zehn Hörner des Tieres sind zehn Könige (Vers 12), aber sie überlassen schließlich ihre Macht und Autorität dem Antichristen. Dasselbe wird in Vers 17 gesagt: Off. 17,17 „ Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, seine Absicht auszu führen und ihr Reich dem Tier zu geben, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden. “ Die anderen Könige werden alle „zu einerlei Ansicht“ kommen und „ihre Macht und Gewalt dem Tier übergeben“. Daraufhin wird der Antichrist die politische Macht über die ganze Welt mit Ausnahme des Königreiches Jordanien übernehmen (s den Abschnitt über den zweiten weltweiten Konflikt in diesem Kapitel). An diesem Punkt wird das zweite politische System der Trübsalszeit seinen Anfang nehmen. Das nächste Ziel des Antichristen besteht dann darin, auch die religiöse Macht über die Welt zu erlangen. VERNICHTUNG DER BABYLON-KIRCHE Eines der ersten Unternehmen des Antichristen auf seinem Wege zur religiösen Macht wird die Vernichtung des ersten religiösen Systems der Trübsalszeit sein, der Babylon-Kirche aus Offenbarung 17,16: „ Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, diese werden Off. 17,16 die Hure hassen und sie einsam machen und nackt und ihr Fleisch verzehren und sie mit Feuer verbrennen." In den ersten dreieinhalb Jahren der Trübsalszeit genoß dieses religiöse System die Unterstützung der weltlichen Regierung. Ist aber erst einmal alle weltliche Macht in die Hand des Antichristen übergegangen, wird seine Regierung die Herrschaft der Babylon-Kirche zerstören. DER TOD DER ZWEI ZEUGEN Um sich weiter die religiöse Ergebenheit der Massen zu sichern, wird der Antichrist nun auch gegen die beiden Zeugen vorgehen, die in der ersten Hälfte der Trübsalszeit die Bewohner der Erde gepeinigt haben. Das wird in Offenbarung 11,7-13 berichtet: „ Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Off. 11,7-13 Abgrund heraufsteigt, mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und sie töten. Und ihre Leichname werden auf der Gasse der großen Stadt liegen, welche im geistlichen Sinne Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist. Und (viele) von den Völkern und Stämmen und Zungen werden ihre Leichname sehen, drei Tage lang und einen halben, und werden ihre Leichname nicht in ein Grab legen lassen. Und die auf Erden wohnen, werden sich über sie freuen und frohlocken und werden einander Geschenke schicken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde gepeinigt hatten. Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie traten auf ihre Füße, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen. Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her, die zu ihnen sprach: Steiget hier herauf! Da stiegen sie in den Himmel hinauf in der Wolke, und ihre Feinde sahen sie. Und zur selben Stunde entstand ein großes Erdbe- ben, und der zehnte Teil der Stadt fiel; und es wurden in dem Erdbeben siebentausend Menschen getötet, und die übrigen wurden voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. “ Der Antichrist wird gegen die beiden Zeugen zu Felde ziehen und sie töten können (Vers 7). Dies alles geschieht nach der Erweckung des Antichristen vom Tode, denn er wird als „das Tier, das aus dem Abgrund emporsteigt“ bezeichnet; er ist also durch die Auferwek-kung aus dem Totenreich zurückgekommen. Die Ermordung der beiden Zeugen wird neben seiner Auferstehung ein weiterer Grund dafür sein, daß alle Menschen ihn als Gott verehren. Alle vorherigen Versuche, die beiden Zeugen zu töten, scheitern an ihren Wunderkräften, mit deren Hilfe sie alle töten können, die ihnen ans Leben wollen. Jetzt aber ist ihr Wirken beendet, und Gott erlaubt dem Antichristen, sie zu besiegen und zu töten. Nach den Mißerfolgen vieler anderer vor ihm wird dieser Erfolg des Antichristen über die beiden Zeugen ein weiterer Grund dafür sein, daß die Massen ihm treu ergeben sind. Vielleicht um seine neue Macht öffentlich zur Schau zu stellen, gibt der Antichrist keine Erlaubnis, die beiden Zeugen zu begraben. Sie werden in den Straßen Jerusalems liegen bleiben und von allen gesehen werden (Vers 8-9). Daß alle Welt die beiden Leichen sehen kann, ist mit der modernen Technik des Fernsehens jederzeit möglich, und manch ein Spötter früherer Jahre ist nun verstummt. Dreieinhalb Tage lang werden die Leichen der beiden in den Straßen Jerusalems liegen. Während dieser Zeit werden die Bewohner der Erde sich freuen und den Tod der beiden Zeugen feiern - um der Plagen willen, die sie durch ihr Wirken erleiden mußten (Vers 10). Die Freude wird so weit gehen, daß man sich aus diesem Anlaß sogar gegenseitig beschenkt. Aber plötzlich wird der lauten Freude ein Ende gesetzt. Nach drei Tagen werden die beiden Zeugen vom Tode erweckt und vor aller Augen zum Himmel entrückt werden (Vers 11-12). Alle, die dabei zuschauen, werden bei der Aufnahme der beiden Zeugen in den Himmel zutiefst erschrecken. Über Jerusalem, wo der Mord stattfand und die beiden Leichen zur Schau gestellt wurden, wird dann ein plötzliches Gericht hereinbrechen (Vers 13). Ein schweres Erdbeben wird den zehnten Teil der Stadt in Trümmer legen und siebentausend Menschen das Leben kosten. Während die Heiden anfangen, dem Antichristen göttliche Verehrung zu erweisen, werden die jüdischen Einwohner Jerusalems dem Gott des Himmels die Ehre geben. Die Errettung der Juden Jerusalems um die Mitte der Trübsalszeit wird schließlich gegen Ende der Trübsal zur Errettung „ganz Israels“ führen. DIE VEREHRUNG DES ANTICHRISTEN Staunend wird die Welt die nachgeahmte Auferweckung des Antichristen von den Toten und seine Macht über die beiden Zeugen erleben. Sie werden zwar wiedererweckt, verschwinden aber aus dem Blickfeld, und man hört nichts mehr von ihnen. Die Einwohner der Erde werden dann anfangen, den Antichristen als den König der Welt und als Gott zu verehren. In Offenbarung 13,3-10 heißt es: Und ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode verwundet, und seine To- Off. 13,3-10 deswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah verwundert dem Tiere nach. Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tiere die Macht gegeben, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tiere gleich, und wer vermag mit ihm zu streiten ? Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große Dinge und Lästerungen redete: und es wurde ihm Macht gegeben, Krieg zu führen zweiundvierzig Monate lang. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Zelt und die im Himmel wohnen. Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden: und es wurde ihm Macht gegeben über alle Geschlechter und Völker und Zungen und Nationen. Und alle Bewohner der Erde werden es anbeten, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes, das geschlachtet ist, von Grundlegung der Welt an. Hat jemand ein Ohr, der höre! Wer in Gefangenschaft führt, geht in die Gefangenschaft: wer mit dem Schwerte tötet, soll durchs Schwert getötet werden. Hier ist die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen. “ Weil Satan seine Autorität dem Antichristen übergibt, werden die Menschen ihn anbeten. Wie der wahre Vater dem Sohn alle Macht übergab, wird Satan die seine dem Antichristen übergeben und sich so als ein falscher Gott-Vater erweisen. Wie der wahre Vater durch Verehrung durch die ganze Welt Macht für 42 Monate den Sohn angebetet wird, genießt auch der Satan durch den Antichristen alle Verehrung (Vers 4). Die Menschen werden dem falschen Sohn die höchste Ehre und Anbetung erweisen, indem sie sagen: „Wer ist dem Tiere gleich, und wer vermag mit ihm zu streiten?“ Hier sollte beachtet werden, daß die Verehrung von der ganzen Welt und nicht nur von Europa kommt (Vers 3). In den Versen 5-7 wird über das Wirken dieses Pseudogottes berichtet. Er wird große Dinge und Lästerungen reden (Vers 5a), sich selbst zum Gott ernennen und die Menschen dazu aufrufen, ihn anzubeten. Er wird seine große Macht für 42 Monate bekommen (Vers 5b), das sind dreieinhalb Jahre, also die zweite Hälfte der Trübsalszeit. Er wird über alles lästern, was im Himmel ist: über Gott und alle, die bei ihm sind (Vers 6). Er wird gegen die Heiligen Krieg führen, sie besiegen (Vers 7a) und auch weiterhin alle an Christus Glaubenden verfolgen. Außerdem wird er die politische Macht über die ganze Welt besitzen, „denn es wurde ihm Macht gegeben über alle Geschlechter und Völker und Zungen und Nationen“. Auch hier wird deutlich, daß seine Macht unmöglich auf Europa begrenzt sein kann. Was in den Versen 5-7 steht, finden wir auch in Daniel 7,25. Gleichzeitig wird der Antichrist aber auch in religiöser Hinsicht über die ganze Welt herrschen (Vers 8). Alle Ungläubigen, deren Namen nicht im „Lebensbuch des Lammes“ geschrieben stehen, werden ihn anbeten. Im Licht all dieser Ereignisse wird in Vers 9-10 eine Warnung ausgesprochen. So, wie zu dieser Zeit die Menschen mit den Heiligen umgehen, wird Gott auch sie behandeln. Wenn sie die Heiligen versklaven, werden auch sie versklavt werden. Wenn sie die Heiligen töten, werden auch sie den Tod erleiden. Das ist ein Wort der Geduld für die Heiligen, ein Wort des Trostes an die Glaubenden dieser Verfolgungszeit. Sie werden erkennen, daß Gott diejenigen, die sie so grausam verfolgen, mit denselben Qualen strafen wird. DER FALSCHE PROPHET Wir haben im vorigen Abschnitt von dem falschen Vater und dem falschen Sohn gesprochen. Um diese nachgeahmte Dreieinigkeit zu vervollständigen, bringt Offenbarung 13,11-15 eine Beschreibung des falschen Propheten, der sich als der falsche heilige Geist erhebt: „ Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm und redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor seinen Augen aus und macht, daß die Erde und deren Bewohner das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, so daß es sogar Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen läßt vor den Menschen. Und es verführt die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor dem Tiere zu tun ihm gegeben sind, und es sagt den Bewohnern der Erde, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, welches die Wunde vom Schwert hat und am Leben geblieben ist. Und es wurde ihm verliehen, dem Bilde des Tieres einen Geist zu geben, so daß das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. “ Nach dem Aufstieg des ersten Tieres, des Antichristen, sieht Johannes ein zweites Tier aus der Erde kommen (statt vom Himmel). Es erscheint wie ein Lamm und stellt ein frommes Aussehen zur Schau, mit dem es viele täuschen wird. Aber es redet wie ein Drache und offenbart damit seine wahre Natur; es ist ein Agent Satans, der überall in der Bibel als der Drache beschrieben wird. Dieses zweite Tier wird an anderer Stelle auch als der falsche Prophet bezeichnet (16,13; 19,20; 20,10). In Vers 12-15 werden die Aktivitäten dieses falschen „heiligen Geistes“ beschrieben. Da der Heilige Geist dieselbe Vollmacht wie der Sohn besitzt, bekommt der falsche Prophet auch dieselbe Macht wie der Antichrist (Vers 12a). So, wie der Heilige Geist die Menschen zur Anbetung des auferstandenen Gottessohnes bewegt, bringt sie der falsche Prophet zur Anbetung des wiedererstandenen Antichristen, „dessen Todeswunde geheilt wurde“ (Vers 12b). Um den Betrug vollkommen zu machen, besitzt der falsche Prophet „Geistesgaben“ und vollführt Zeichen und Wunder, die die Menschen täuschen (Vers 13-14a). Nachdem er die Welt von der Größe und Macht des Antichristen überzeugt hat, befiehlt er den Menschen, dem Tier ein Bild zu machen; danach wird dem Bild durch den falschen Propheten Leben verliehen. Auch um dieses Wunders willen beten die Menschen den Antichristen und sein Bild an; diejenigen, die sich weigern, werden getötet (Vers 14b-15). Auf diese Weise wird die unheilige Dreieinigkeit vervollständigt. Off. 13,11-15 Off. 16,13; 19,20:20,10 6 6 6 - DAS ZEICHEN DES TIERES Um das Siegel Gottes auf den Stirnen der Heiligen - das Siegel des Heiligen Geistes - nachzuäffen, führt der falsche Prophet auch ein eigenes Siegel oder Zeichen ein, wie Offenbarung 13,16-18 bezeugt: Off. 13,16-18 „ Und es bewirkt, daß allen, den Kleinen und den Großen, den Reichen und den Armen, den Freien und den Knechten, ein Malzeichen gegeben wird auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, und daß niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit! Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666. “ Das falsche Siegel ist das vieldiskutierte Zeichen des Tieres. Das Zeichen wird an der Stirn oder der rechten Hand angebracht (Vers 16). Alle diejenigen erhalten es, die sich der Herrschaft des Antichristen unterwerfen und ihn als Gott anbeten. Es dient auch als Ausweis im täglichen Geschäftsleben (Vers 17a). Ohne dieses Zeichen kann nie-kein Kredit- mand kaufen oder verkaufen. Wir sollten wohl beachten, daß es System nichts mit Kredit zu tun hat, wie viele heute lehren. Bei einem Kre- ditsystem muß jeder eine andere Nummer besitzen. Hier aber hat jeder dieselbe Nummer. Die Markierung dient als äußere Kennzeichnung derer, die dem Antichristen als ihrem Gott gehören. Nur diejenigen, die diese Zahl haben, können arbeiten, kaufen, verkaufen, also ihren Lebensunterhalt verdienen. Der Vers spricht nicht von Kreditkarten, Computern oder dergleichen. Die Deutung des Zeichens läßt sich anhand von fünf Hinweisen geben (Vers 17b-18): Der Name des Tieres Die Zahl seines Namens Die Zahl des Tieres Die Zahl eines Menschen Die Zahl ist 666 Folgen wir diesen Angaben in ihrer logischen Reihenfolge, so ist die Zahl des Tieres auch die Zahl eines Menschen, weil der Antichrist ein Mensch sein wird, nämlich der letzte Herrscher des letzten Stadiums des vierten Heidenreiches. Außerdem ist die Zahl auch die seines eigenen Namens, dessen Zahlenwert 666 beträgt. Das besagt folgendes: wie der Name des Antichristen in Hebräisch auch lauten mag, so wird sein Zahlenwert 666 betragen. Jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets hat einen zahlenmäßigen Wert. Das hebräische Alphabet hat 22 Buchstaben, die nacheinander folgende Zahlenwerte darstellen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100, 200, 300 und 400. Daher hat auch jeder Name im Hebräischen einen Zahlenwert. Der Name des Autors ergibt 966, der Name Jesus Christus 749. Wie auch immer der Name des Antichristen lauten wird, der zahlenmäßige Wert wird 666 betragen, wenn man den Namen auf Hebräisch buchstabiert. Diese Zahl wird den Verehrern des Antichristen aufgedrückt. Da ein Name aus sehr verschiedenen Buchstaben zusammengesetzt sein kann, gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Deswegen ist es unmöglich, den Namen des zukünftigen Antichristen im voraus herauszufinden oder auszurechnen. Wenn er auftritt, wird die Zahl seines Namens jedenfalls 666 sein. Diejenigen, die zu jener Zeit weise sind (Vers 18), werden dann ermitteln können, wer es ist. DER BRUCH DES SIEBENJAHRESBÜNDNISSES Ein weiteres Ereignis, das um die Mitte der Trübsalszeit stattfindet, ist der Bruch des Siebenjahresbündnisses, das dreieinhalb Jahre zuvor geschlossen worden war. In Daniel 11,41 heißt es: „... er wird auch in das liebliche Land kommen.“ Das bezieht einen Angriff des Antichristen gegen Israel ein, der einen Bruch des Bündnisses notwendig macht. Auch in Jesaja 28,18 heißt es, daß der Bund abgetan wird: „ Daß euer Bund mit dem Tode abgetan werde und euer Vertrag mit dem Toten reich nicht bestehe. Wenn die überschwemmende Flut daherfährt, so wird sie über euch Weggehen. “ Weitere Stellen, die mit dem Bruch dieses Bündnisses zu tun haben, werden im Zusammenhang mit anderen begleitenden Ereignissen besprochen. Zahlen werte Dan. 11,41 Jes. 28,18 DIE GREUEL DER VERWÜSTUNG Die erste logische Folge des gebrochenen Bündnisses ist der Greuel der Verwüstung im Zusammenhang mit dem jüdischen Tempel in Jerusalem. Davon wird in Daniel 9,27 berichtet: Dan. 9,27 „ Und man wird vielen den Bund schwer machen eine Woche lang und mitten in der Woche Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und auf der Zinne werden Greuel des Verwüsters aufgestellt, bis daß sich die bestimmte Vertilgung über die Verwüstung ergossen hat. “ Bei der Erörterung dieser wichtigen Stelle haben wir in Kapitel 9 festgestellt, daß mit der Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses die Trübsalszeit beginnt. Der Vers gibt auch an, wie lange die Trübsal dauern wird: insgesamt sieben Jahre. Aber hier geht es nun darum, daß „mitten in der Woche“ - das heißt um die Mitte der Trübsalszeit - der Antichrist eine Beendigung des wiedereingeführten Opferdienstes verfügen wird. Es heißt dann weiter, daß „auf der Zinne Greuel des Verwüsters aufgestellt werden“. Auf die gewaltsame Beendigung des Opferdienstes und den Bruch des Bündnisses folgt also etwas, das als „Greuel der Verwüstung“ oder „des Verwüsters“ bezeichnet wird. Nähere Einzelheiten über die Art dieser Maßnahme werden hier nicht genannt. Deshalb wissen wir nicht genau, worin diese Greuel der Verwüstung bestehen, sondern nur, daß sie um die Mitte der Trübsalszeit geschehen werden. Der Begriff „Zinne“ weist auf den Spitzturm des Tempels hin, der den Gedanken eines sich ausbreitenden Einflusses symbolisiert. Was hier beginnt, wird sich nach allen Richtungen hin ausbreiten. Der Begriff „Greuel“ bezieht sich auf ein Götzenbild. Eine andere Stelle, Daniel 12,11, gibt an, wie lange dieses Geschehen dauern wird: Dan. 12,11 „ Und von der Zeit an, da das beständige (Opfer) beseitigt und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind 1290 Tage. Wohl dem, der ausharrt und 1335 Tage erreicht!“ Wie in Daniel 9,27 geht man auch hier von der Beendigung des Opferdienstes aus. Der Greuel der Verwüstung soll insgesamt 1.290 Tage dauern; dieser Zeitraum geht volle dreißig Tage über das Ende der Trübsalszeit hinaus. Es wird nicht begründet, warum der Greuel noch weitere dreißig Tage dauert. Wiederum wird über den Greuel der Verwüstung nichts Näheres gesagt. Aber auch hier bezieht sich „Greuel“ auf ein Standbild. In Matthäus 24,15-16 wird dieses Ereignis ebenfalls erwähnt: „ Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen sehet an heiliger Stätte (wer es liest, der merke darauf!), alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge. “ Die Stelle erinnert an die Weissagung Daniels, ohne nähere Angaben zu diesem Ereignis zu machen. Der einzige Hinweis findet sich darin, daß etwas „dastehen“ wird (wie ein Götzenbild oder etwas Ähnliches), und zwar an heiliger Stätte. Die Verse helfen uns, die Danielstelle auf ein zukünftiges Ereignis hin zu deuten, denn ihnen zufolge betrachtete man diese Weissagung Daniels auch zur Zeit Jesu noch als zukünftig. Der Greuel der Verwüstung wird den Juden Israels als ein warnender Hinweis dienen, das Land fluchtartig zu verlassen. Eine andere Stelle zu diesem Thema ist Offenbarung 11,1-2: „ Und mir wurde ein Rohr gegeben, gleich einem Stabe; und es wurde zu mir gesagt: Mache dich auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die, welche dort anbeten. Aberden Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, laß weg und miß ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang." Auch diese Verse befassen sich mit der Einnahme des Tempels und der Stadt Jerusalem (zumindest der Altstadt) und bringen dieses Geschehen mit den Zeiten der Heiden in Verbindung. Es geht um die letzte heidnische Herrschaft über Jerusalem, die 42 Monate oder dreieinhalb Jahre dauern wird. Die gewaltsame Einnahme der Stadt und des Tempels durch Heiden wird die Beendigung des Opferdienstes zur Folge haben. Obwohl die Herrschaft der Heiden über Jerusalem dreieinhalb Jahre dauert, wird der Greuel der Verwüstung noch einen Monat länger bestehen. Wie gesagt, haben wir keine genaueren Hinweise darauf, was dieser Greuel wirklich ist. Wie erhalten wir eine Antwort auf diese Frage? Wahrscheinlich hängen zwei Phasen der Entwicklung damit zusammen; einen ersten Hinweis gibt 2. Thessalonicher 2,3-4: „ Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn Mt. 24,15-16 Off. 11.1-2 2. Thess. 2,3-4 2. Thess. 2,8-12 des Verderbens, geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt. “ Hier wird darauf hingewiesen, daß der Antichrist sich in den Tempel Gottes setzt und sich vor aller Welt zum Gott erklärt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er dann im Allerheiligsten sitzen. Nachdem er die Stadt Jerusalem und den Tempel eingenommen hat, wird er dort wie ein Gott residieren und damit das zweite religiöse System der Trübsalszeit einleiten. Seine Selbsterhöhung zur Gottheit wird begleitet von Wunderzeichen, die die Verführung der Menschheit bewirken. In 2. Thessalo-nicher 2,8-12 heißt es: „ Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird, ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, daß sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben. “ Der kommende Antichrist erhält seine Kräfte vom Satan, der ihn auch wieder zum Leben erwecken wird. Nach seiner Erweckung wird sein Aufstieg „unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder“ erfolgen. Das Ziel dieser Lügenwunder ist nach Vers 10-12 die Verführung der Menschen, damit sie den Antichristen als Gott anbeten. Man hat diese Stelle oft so ausgelegt, daß die Menschen, die vor der Entrückung das Evangelium gehört haben und es nicht annahmen, nach der Entrückung keine Gelegenheit mehr haben werden, durch den Glauben gerettet zu werden. Aber davon steht in dieser Stelle nichts. Es wird erst kein Zurück mehr geben, wenn jemand die „große Lüge“ der selbstangemaßten Gottheit, des Antichristen, annimmt und sich durch die Annahme seines Zeichens der Anbetung dem Diktator unterwirft. Erst dann ist der Punkt erreicht, von dem aus es keine Rückkehr mehr gibt. Die Entscheidung für das Zeichen des Tieres ist erst in der Mitte der Trübsalszeit möglich. Auch der Textzusammenhang zeigt, daß es sich hier um Ereignisse in der Mitte der Trübsal handelt. Diejenigen, die den Antichristen als Gottheit anbeten, wurden dazu durch seine Wunderkräfte verführt. Sie tun es, „weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben“. Es ist nicht das Evangelium, das sie vielleicht vor der Entrückung gehört und nicht angenommen haben, sondern wohl später das Zeugnis der 144.000 Juden und der zwei Zeugen, dessen Ablehnung bei ihnen zur Verblendung geführt hat. Der Antichrist wird sich zwar im Allerheiligsten des Tempels feierlich zum Gott erklären, seinen Thron jedoch nicht dort, sondern in Babylon errichten. Der Greuel der Verwüstung soll insgesamt 1.290 Tage dauern, während der Antichrist selbst sein Unwesen 1.260 Tage lang treiben darf. Doch der Greuel der Verwüstung muß noch etwas mehr als nur die Gottesproklamation des Antichristen umfassen. Außerdem deuten die Daniel- und die Matthäusstelle an, daß im Tempel ein Standbild aufgestellt wird. Ein zweites wichtiges Element zu diesem Thema finden wir in Offenbarung 13,11-15: „ Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde auf steigen, und es hatte zwei Off. 13,11-15 Hörner gleich einem Lamm und redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor seinen Augen aus und macht, daß die Erde und deren Bewohner das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, so daß es sogar Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen läßt vor den Menschen. Und es verführt die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor dem Tiere zu tun ihm gegeben sind, und es sagt den Bewohnern der Erde, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, welches die Wunde vom Schwert hat und am Leben geblieben ist. Und es wurde ihm verliehen, dem Bilde des Tieres einen Geist zu geben, so daß das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. “ Im zweiten Stadium des Greuels der Verwüstung wird der falsche Prophet Vollmacht bekommen, viele Zeichen und Wunder zu tun (Vers 13) und damit die Menschheit zur Anbetung des Antichristen zu verführen (Vers 12). Das wird auch in 2. Thessalonicher 2,8-12 deutlich; beide Stellen verhelfen zum Verständnis dessen, was der Greuel der Verwüstung mit sich bringt. Die große Verführung erreicht ihren Höhepunkt, wenn das Bild des Antichristen zum Leben das Bild erwacht und die Menschen zur Anbetung des Bildes aufgerufen werden (Vers 14-15). So schreitet die Vergötzung des Antichristen weiter voran. Das Bild wird im Allerheiligsten aufgestellt, um den weltweite Juden- verfolgung Mt. 24,15-28 Greuel der Verwüstung fortzusetzen. Jerusalem wird die religiöse Hauptstadt des Antichristen und der Tempel, in dem das lebendige Bild steht, der Mittelpunkt des Antichristkultes. Wenn der Antichrist nach 1.260 Tagen beseitigt wird, bleibt das lebende Bild noch weitere 30 Tage im Tempel. Dann wird es auch vernichtet. Der Greuel der Verwüstung vollzieht sich also in zwei Stadien: am Beginn der 1.290 Tage steht die Erklärung des Antichristen im Allerheiligsten, er sei Gott; darauf folgt die Aufstellung seines Bildes am gleichen Ort. DIE VERFOLGUNG DER JUDEN Ein weiteres Geschehen, das den Bruch des Siebenjahres-Abkom-mens begleitet, ist der Beginn einer weltweiten Judenverfolgung, die nach Matthäus 24,15-28 mit dem Greuel der Verwüstung beginnt: „ Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen sehet an heiliger Stätte (wer es liest, der merke darauf!), alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; wer auf dem Dacheist, der steige nicht hinab, etwas aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht zurück, um sein Kleid zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen! Bittet aber, daß eure Flucht nicht im Winter, noch am Sabbat geschehe. Denn alsdann wird eine große Trübsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden. Wenn alsdann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist Christus, oder dort, - so glaubet es nicht. Denn cs werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie nun zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste, -so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in den Kammern, - so glaubet es nicht. Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Adler. “ Mit dieser Stelle warnt Christus jene Juden, die erleben, daß der Bund gebrochen und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird (Vers 14-19). Sobald sie von diesem Ereignis hören, sollen sie Israel so schnell wie möglich verlassen. Wenn sie zu der Zeit zufällig auf dem Dach sind, sollen sie nicht einmal die wenigen Minuten zum Zusammenraffen einiger Habseligkeiten im Hause verlieren, sondern sofort herabsteigen und fliehen. Und wenn sie beim Eintreffen dieser Nachricht gerade auf dem Felde sind, sollen sie nicht erst nach Hause laufen, um etwas mitzunehmen, sondern auf schnellstem Wege das Land verlassen. Die Flucht soll so rasch wie nur möglich erfolgen. Sie sollen auch darum beten, daß es nicht gerade im Winter oder am Sabbat geschieht (Vers 20). Warum nicht am Sabbat? Nun, in Israel verkehren am Sabbat keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die Busse und Bahnen fahren nicht. Darum wird ein Israeli, der kein eigenes Auto besitzt, nur schwer entkommen können. Das konnte man zum Beispiel im Jom-Kippur-Krieg 1973 erleben. Der Angriff der Araber erfolgte an einem Sabbat, als keine öffentlichen Verkehrsmittel fuhren. Die Folge waren große Schwierigkeiten für die Israelis, ihre Einheiten in Marsch zu setzen und an die Frontabschnitte zu bringen. Darum also sollen sie beten, daß es nicht am Sabbat geschieht. Es soll auch darum gebetet werden, daß es nicht im Winter geschieht. Warum nicht? Schließlich schneit es doch nur äußerst selten in Israel. Der Grund liegt darin, daß die Juden in Richtung auf die Berge im Osten fliehen werden. Die meisten dieser Fluchtwege werden durch die Wadis führen, ausgetrocknete Flußläufe, die sich infolge der heftigen Regenfälle im Winter rasch mit reißenden Wassern füllen. In Israel fällt zwischen April und Oktober kein Regen, dafür um so mehr von Oktober an über die Wintermonate bis April. Dann werden viele dieser Wadis in kürzester Zeit zu reißenden Strömen, die zu passieren sehr gefährlich ist. Jedes Jahr kommen in solchen Flußbetten Israelis durch Ertrinken ums Leben, wenn sie dort von den Fluten plötzlich überrascht werden. Deshalb wird bei der Aufstellung des Greuels der Verwüstung im Winter die Flucht in Richtung Osten sehr viel schwieriger. Der Grund für die eilig gebotene Flucht liegt darin, daß zu diesem Zeitpunkt weltweit ein neuer Antisemitismus ausbricht. Die dann beginnende weltweite Judenverfolgung wird dreieinhalb Jahre dauern (Vers 21-22). Sabbat Winter Off. 12,1-5 die Frau mit zwölf Sternen 1 M. 37,9-11 Die Verse 23-28 richten sich besonders an den gläubigen Überrest Israels. Diese Glaubenden werden gewarnt, den Gerüchten, der Messias sei erschienen, keine Beachtung zu schenken, indem sie womöglich aus ihren Verstecken hervorkommen. Denn wenn der Messias zurückkommt, werden ihn alle sehen und erkennen können. Alle Juden werden verfolgt werden, aber die Verfolgung zielt besonders auf diejenigen Juden, die zum gläubigen Überrest gehören. Eine zweite Stelle, die die Flucht der Juden beschreibt, ist Offenbarung 12,1-17. Der Abschnitt beginnt mit einem geschichtlichen Rückblick und einer Zusammenfassung in den Versen 1-5: „ Und ein großes Zeichen erschien am Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone mit zwölf Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Wehen und Schmerzen der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: siehe, ein großer, feuerroter Drache, der hatte sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Kronen; und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels nach sich und warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor dem Weibe, das gebären sollte, auf daß, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind verschlänge. Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der alle Heiden mit eisernem Stabe weiden soll; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron." Hier wird das ganze Leben Christi von der Zeit kurz vor seiner Geburt bis zu seiner Himmelfahrt noch einmal zusammengefaßt. Johannes sah zwei Zeichen am Himmel. In dem ersten Zeichen (Vers 1-2) wird Israel als eine Frau dargestellt. Das ist ein Motiv aus dem Alten Testament, in dem Israel als die Ehefrau Jahwes erscheint. Die Sonne, der Mond und die zwölf Sterne sind ebenfalls Bilder aus dem Alten Testament und beziehen sich auf Israel. Der alttestamentliche Hintergrund des gesamten Zeichens ist der Traum Josephs in 1. Mose 37,9-11: ., Er hatte aber noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir! Als er aber das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Sollen etwa ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und uns vor dir bis zur Erde verneigen? Und seine Brüder beneideten ihn; sein Vater aber behielt das Wort (im Gedächtnis). “ Von dieser Stelle her kann die Vision des Johannes leicht gedeutet werden. Die Sonne symbolisiert Jakob, der den neuen Namen Israel erhielt; beide Namen wurden oft für das ganze Volk gebraucht (z.B. in Jesaja 40,27; 49,5; Jeremia 30,10). Der Mond steht für Rahel als Symbol für alle jüdischen Frauen, besonders die Mütter (Jeremia 31,15 und Matthäus 2,18). Die zwölf Sterne stellen die zwölf Söhne Jakobs dar, die Stammväter der zwölf Stämme Israels. Daraus ist ersichtlich, daß die Frau, die mit Sonne, Mond und Sternen bekleidet ist, für Israel steht (und nicht für die Gemeinde). In Vers 2 wird sie im letzten Stadium der Schwangerschaft kurz vor der Geburt eines Kindes beschrieben. Folglich deutet diese Vision auf das Volk Israel kurz vor der Geburt des Messias hin. Es würde auch zeitlich gar nicht zusammenpassen, wenn Christus aus der Gemeinde geboren werden sollte statt aus dem Volk Israel. Anschließend beschreibt Johannes das zweite Zeichen. Der große rote Drache ist der Satan in seinem grimmigen Zorn (Vers 3). Die sieben Häupter und zehn Hörner stellen die letze Form des Weltreiches der Heiden dar (siehe Kapitel 2), das nun direkt unter Satans Macht und Herrschaft steht. Die sieben Kronen weisen auf Sieg und Eroberung. In Vers 4 treffen die beiden Zeichen zusammen. Weil ihm der Zugang zur Erde gestattet wird, bringt Satan seine Dämonen auf die Erde, um den Versuch zu unternehmen, das Kind, das zur Welt kommen soll, zu ermorden. Das dämonische Heer reißt in dieser Vision den dritten Teil der Sterne mit sich, was auf ein Drittel aller von Gott geschaffenen Engel hinweist. Nur aus diesem Vers erfahren wir, wie viele Engel zusammen mit Satan bei seinem ursprünglichen Aufstand gegen Gott abfielen. Der Mordversuch aus Vers 4 bezieht sich auf den Kindermord von Bethlehem (Matthäus 2,16-18). Immer wieder versucht Satan, den Messias vor der Zeit (Passah) und mit den falschen Mitteln (z.B. Steinigung statt Kreuzigung) zu vernichten. Daß alle Dämonen auf die Erde gekommen waren, wurde im Leben und beim Wirken Christi immer wieder deutlich. Wir verzeichnen in den Berichten der Evangelien eine starke Tätigkeit der Dämonen gegenüber den nur spärlichen Berichten über dämonische Aktivitäten im Alten Testament. Diese Aktivität nimmt dann im Verlauf der Evangelien zur Apostelgeschichte hin wieder ab. Vers 5 berichtet, daß der Versuch Satans, das Kind zu töten, fehlschlägt. Das Kind, das die Völker einmal mit eisernem Stabe weiden soll, bleibt so lange am Leben, bis seine von Gott bestimmte Zeit gekommen ist. Nach seiner Auferstehung fährt Jesus zum Himmel auf und sitzt zur Rechten des Vaters. Nach diesem historischen Rückblick wendet sich die Vision des Johannes den Ereignissen um die Mitte der Trübsal zu, von denen eines in Offenbarung 12,6 beschrieben wird: Off. 12,6 „ Und das Weib floh in die Wüste, wo sie eine Stätte hat, von Gott berei- tet, damit man sie daselbst ernähre tausendzweihundertsechzig Tage. “ Wie in der Matthäusstelle geht es auch hier um Flucht. Dort ist das Ziel der Flucht das Gebirge, hier jedoch flieht die Frau in die Wüste bzw. zu einem besonderen Ort in der Wüste, den Gott schon vorbereitet hat. Wo dieser Ort liegt, soll in Kapitel 13 besprochen werden. Nachdem der Versuch Satans, das Kind zu töten, vereitelt worden ist, wendet er sich nun gegen das Volk, aus dem das Kind hervorging. Der Grund für den ständigen Haß Satans gegen Israel ist die Tatsache, daß Gott durch Israel seinen Heilsplan vollenden wird. Die Zeit der Flucht und der Verborgenheit Israels wird mit 1.260 Tagen oder dreieinhalb Jahren angegeben; das betrifft die zweite Hälfte der Trübsalszeit. Der nächste Abschnitt - die Verse 7-12, die wir bereits in einem anderen Zusammenhang besprochen haben - gibt den Grund für die Flucht Israels an: Satan wird für die nächsten dreieinhalb Jahre auf die Erde verbannt (Vers 7-9). Damit hat der Krieg der Engel zwei Auswirkungen. Erstens herrscht im Himmel Freude darüber, daß der Verkläger der Brüder nun hinausgeworfen worden ist und keinen Zugang mehr zum Himmel hat (Vers 10-12a). Zweitens aber bringt dies der Erde zusätzliche Not, weil der Satan voller Zorn ist und weiß, daß er nicht mehr viel Zeit hat (Vers 12b). Die Verse 7-12 sind so etwas wie eine Einfügung, die den Grund für die Flucht Israels in Vers 6 näher ausführt. Die Verse 13-17 setzen dort wieder ein, wo Vers 6 aufhört: Off. 12,13-17 „Und als der Drache sah, daß er auf die Erde geworfen war, verfolgteer das Weib, welches den Knaben geboren hatte. Und es wurden dem Weibe zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste flöge an ihre Stätte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht der Schlange. Und die Schlange schleuderte aus ihrem Maul dem Weibe Wasser nach, wie einen Strom, damit sie von dem Strom fortgerissen würde. Und die Erde half dem Wei- be, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, welchen der Drache aus seinem Maul geschleudert hatte. Und der Drache ergrimmte über das Weib und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihres Samens, welche die Gebote Gottes beobachten und das Zeugnis Jesu haben. “ Vers 13 sagt aus, daß Satan, nachdem er auf die Erde geworfen worden ist, die Frau (Israel) verfolgt. Das gibt uns eine weitere Erklärung für die Flucht Israels in die Wüste (Vers 6). Man sollte Vers 13 auch mit Vers 12 verbinden, der wegen des großen Zorns Satans von einem Wehe für die Erde spricht; er weiß, daß er nur wenig Zeit hat, nämlich dreieinhalb Jahre. Was tut er nun in einer so kurzen Zeit? Er verfolgt Israel (Vers 13). Wir müssen uns nun fragen: Wo liegt die logische Verbindung zwischen den Tatsachen, daß Satan weiß, wie wenig Zeit er noch hat, und daß er die Frau verfolgt? Warum sollte er die Juden verfolgen, weil er so wenig Zeit hat? Wir werden diese interessante Frage in Kapitel 13 beantworten. In Vers 14 flieht Israel in die Wüste, wo es „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ ernährt wird. Das entspricht den dreieinhalb Jahren von Vers 6. Das Bild von den „Flügeln des Adlers“ hat den „Zeitungsauslegern“ reichlich Anlaß zur Spekulation gegeben. Es ist schon erstaunlich, daß man die Flügel des Adlers z.B. auf die amerikanische Luftwaffe gedeutet hat - schließlich ist doch der Adler das Symbol für die Vereinigten Staaten, und da könnte doch die amerikanische Luftwaffe den Juden bei ihrer Flucht zu Hilfe kommen! Aber auch andere Nationen verwenden das Symbol eines Adlers, und doch will man von deren Luftwaffe hier nichts wissen. Wir haben am Anfang unseres Buches schon darauf hingewiesen, daß jedes Symbol in der Offenbarung entweder im Buch der Offenbarung selbst oder an einer anderen Stelle der Bibel erklärt wird. Also muß auch das Bild von der Flucht in Verbindung mit den Schwingen des Adlers so erklärt werden, wie es an anderer Stelle der Bibel gebraucht wird. Wir finden es in 2. Mose 19,4 und 5. Mose 32,11 im Zusammenhang mit dem Auszug aus Ägypten. Offensichtlich stand Mose nicht die amerikanische Luftwaffe hilfreich zur Seite. Deshalb muß das Bild von seinem sonstigen Gebrauch her gedeutet werden. Es beschreibt eine erfolgreiche Flucht nach einer Verfolgung. Israel wurde vom ägyptischen Heer verfolgt, konnte aber in die Wüste Sinai entkommen. Auch hier wird Israel verfolgt und kann sich in eine (andere) Wüste retten. Adlerflügel 2. M. 19,4; 5. M. 32,11 Flutwelle Dan. 9,26 Dan. 11,41 In Vers 15 wird diese Verfolgung dann mit Hilfe eines Bildes vom Wasser eines Flusses beschrieben, das zu einer mächtigen Flutwelle anschwillt, um Israel zu ertränken und zu vernichten. Wo das Symbol einer Flut gebraucht wird, steht es für eine militärische Invasion. Ein gutes Beispiel ist Daniel 9,26, wo die römische Invasion und Zerstörung Jerusalems des Jahres 70 n.Chr. als eine große Flut angekündigt wird. Die von Satan verursachte Invasion Israels aus Offenbarung 12,15 wird in Daniel 11,41 so beschrieben: „... er wird auch in das liebliche Land kommen.“ Von derselben Invasion, in deren Folge der Antichrist die Herrschaft über die Stadt Jerusalem und den Tempel übernimmt und den Greuel der Verwüstung aufstellt, handelt auch Offenbarung 11,1-2. Aber sie kann das gesteckte Ziel, die Juden zu vernichten, nicht erreichen (Vers 16). Israel flieht vor der Invasionsarmee in die Wüste. Der Abschnitt schließt in Vers 17 mit der Beschreibung des großen Zorns Satans, der die Juden nicht vernichten konnte. Im Schluß-vers wird hier - wie auch bei der Matthäusstelle - vom Krieg Satans gegen den gläubigen Rest der Juden berichtet, gegen die „übrigen seines Samens“. Das sind die, „die Gottes Gebote beachten und das Zeugnis Jesu haben“. Zu ihnen gehören alle Christen unter den Juden zu jener Zeit, einschließlich der 144 000. Offenbarung 12 zeichnet ein anschauliches Bild von der blutigen Verfolgung der Juden durch Satan während der Trübsal. Sie wird um die Mitte der Zeit beginnen, wenn Satan auf die Erde geworfen worden ist. Er wird ein Programm zur Vernichtung aller Juden starten, die dann noch leben. Warum er das tut, werden wir in Kapitel 13 sehen. Der erste Versuch Satans um die Mitte der Trübsal wird scheitern. Deshalb organisiert er einen weltweiten Verfolgungskreuzzug, um auf der ganzen Welt ein für allemal alle Juden zu vernichten. Offenbarung 13 beschreibt die beiden Wesen, derer sich Satan in diesem Vernichtungsfeldzug bedient: den Antichristen und den falschen Propheten. Wir haben über dieses Kapitel bereits früher gesprochen, wollen aber noch einmal auf die enge Verbindung zwischen Offenbarung 12 und 13 hinweisen. In Offenbarung 12 beschreibt Johannes, wie Satan ein für allemal alle Juden vernichten will, in Kapitel 13 die Werkzeuge, derer er sich bei der Durchführung dieses Programmes bedient: die beiden Tiere. ANKÜNDIGUNGEN FÜR DIE ZWEITE HÄLFTE DER TRÜBSAL Offenbarung 14 stellt ein Verbindungsglied zwischen der Schilderung der Ereignisse in der Mitte der Trübsalszeit (Offenbarung 10-13) und den Geschehnissen in der zweiten Hälfte der Trübsal (Offenbarung 15-16) dar. Der größte Teil der Kapitel 11-13 befaßt sich inhaltlich mit dem Wirken der falschen Dreieinigkeit und ihrem Versuch, die Macht Gottes an sich zu reißen und diejenigen zu vernichten, die dabei bleiben, Gott allein anzubeten. Offenbarung 14 bringt nun sieben feierliche Ankündigungen Gottes, die dreierlei bezwecken: Sie sollen das Scheitern der satanischen Dreieinigkeit ankündigen, die Auswirkungen der kommenden letzten sieben Gerichte ansagen und den Heiligen, die in der letzten Hälfte der Trübsal leben, Gewißheit, Ermutigung und Trost geben. Die erste Ankündigung steht in Offenbarung 14,1-5: „ Und ich sah und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie die Stimme eines starken Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. Und sie sangen wie ein neues Lied vordem Throne und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen als nur die Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. Diese sind es, die sich mit Weibern nicht befleckt haben; denn sie sind Jungfrauen. Diese sind es, die dem Lamme nach folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm, und in ihrem Munde ist kein Betrug gefunden worden; sie sind unsträflich." Der erste Vers zeichnet ein Bild, das anscheinend an eine Szene aus dem Tausendjährigen Reich erinnert: die 144 000 Juden von Offenbarung 7 befinden sich nun zusammen mit Jesus Christus, dem Lamm Gottes, auf dem Berg Zion. Sie tragen den Namen Gottes, des Vaters, an ihren Stirnen. Es ist das Siegel, das sie vor dem Tode bewahrt hat (Offenbarung 7,3-4). Die Frage ist, warum eine Szene aus dem Tausendjährigen Reich in diesem Zusammenhang in der Offenbarung erscheint. Die Antwort hängt mit den beiden vorangegangenen Kapiteln zusammen, in denen geschildert wird, wie Satan sieben Ankündigungen Off. 14,1-5 Trost Wesensmerkmale der 144 000 Off. 14,6-7 letzter Aufruf mit all seiner Macht versucht, die Juden zu vernichten. Der erste Vers von Kapitel 14 macht ja deutlich, daß der Versuch fehlschlägt. Und das will die erste Ankündigung ausdrücken. Damit soll sie zugleich den Heiligen in der Trübsal Trost spenden. Die Verse 2-3 erwähnen das Lied der 144 000, ein Lied, das nur sie kennen. Die Verse 4-5 beschreiben vier Wesensmerkmale dieser Menschen. Erstens sind es jungfräuliche Menschen. Das ist eine notwendige Voraussetzung für ihren Dienst, der Welt in der ersten Hälfte der Trübsal die Botschaft vom Heil in Christus zu verkündigen, und zwar wegen der kommenden furchtbaren Gerichte und der Verfolgung der Heiligen durch die Babylon-Kirche und später durch die satanische Trinität. Zweitens folgen sie Christus, wohin er auch geht. Drittens sind sie Erstlinge. Das weist darauf hin, daß nach ihnen noch viele andere kommen, und bestätigt den Fehlschlag aller Versuche Satans und seiner falschen Trinität. Viertens sind sie infolge ihrer sittlichen Reinheit ohne Lüge oder Makel. Sie sind nicht durch irgendein falsches religiöses oder politisches System befleckt. Die zweite Proklamation finden wir in Offenbarung 14,6-7: „ Und ich sah einen andern Engel durch die Mitte des Himmels fliegen, der hatte ein ewiges Evangelium den Bewohnern der Erde zu verkündigen, allen Nationen und Stämmen und Zungen und Völkern. Der sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde und das Meer und die Wasserquellen gemacht hat! “ Diese Ankündigung ist ein letzter dringender Aufruf an die Welt, das Evangelium angesichts der Verführung von Offenbarung 13 anzunehmen; der Antichrist erklärt sich selbst zum Gott, und der falsche Prophet ruft alle Menschen dazu auf, das Zeichen des Tieres anzunehmen und so ihre Bereitschaft zu zeigen, sich dem pseudogöttlichen Anspruch des Antichristen zu unterwerfen. Die Bewohner der Erde sollen sich zwischen Christus und dem Antichristen entscheiden. Mit diesem letzten Ruf zur Annahme des Evangeliums ist der Hinweis auf die bevorstehende letzte Serie von Gerichten verbunden, die durch die Zornschalen über die Welt hereinbrechen werden. Angesichts der kommenden Gerichte sollen die Menschen den anbeten, der Himmel und Erde gemacht hat. Die dritte Ankündigung steht in Offenbarung 14,8: „ Und ein anderer, zweiter Engel folgte ihm, der sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, die mit dem Glutwein ihrer Unzucht alle Völker getränkt hat! “ Hier wird der Sturz des politischen Babylon angesagt, über den in Offenbarung 18 genauer berichtet wird; wir werden darüber in Kapitel 14 sprechen. In diesem Text wird nur gesagt, daß die Hauptstadt des Antichristen reif für das Gericht ist. Die vierte Proklamation lesen wir in Offenbarung 14,9-12: „ Und ein dritter Engel folgte ihnen, der sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen auf seine Stirne oder auf seine Hand nimmt, so wird auch er von dem Glutwein Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in dem Kelch seines Zornes, und er wird mit Feuer und Schwefel gepeinigt werden vor den heiligen Engeln und dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und keine Ruhe haben Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt! Hier ist die Standhaftigkeit der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren. “ Diese Ankündigung ist an solche Menschen gerichtet, die das Zeichen des Tieres annehmen. Für sie gibt es dann kein Zurück mehr. Solange jemand dieses Zeichen noch nicht trägt, kann er noch errettet werden. Wenn er es aber erst einmal angenommen hat und damit bekannt gibt, daß er den Antichristen als Gott anerkennt und annimmt, hat er die letzte Möglichkeit verspielt, gerettet zu werden. Alle, die das Zeichen annehmen, sind zu einem doppelten Gericht bestimmt: sie werden „von dem Glutwein Gottes trinken“ (die Schalengerichte von Offenbarung 15-16 erleiden) und zur ewigen Qual in den Feuersee geworfen. Niemand wird das Zeichen des Tieres aus Unwissenheit annehmen, denn zu dieser Zeit ist das Evangelium von Jesus zweimal auf der ganzen Welt verkündet worden: das erste Mal in der ersten Hälfte der Trübsal durch die 144 000, das zweite Mal durch den Engel von Offenbarung 14,6-7 in der Mitte der Trübsal. Wer das Zeichen dann annimmt, hat von der Liebe Wahrheit gehört und sie zurückgewiesen (2. Thessalonicher 2,8-12). Off. 14,8 der Sturz Babylons Off. 14,9-12 kein Zurück mehr Off. 14, 13 besonderer Segen Off. 14,14-16 Ernte Off. 14,17-20 Die vierte Ankündigung weist zum Schluß dieses Abschnitts in Vers 12 auf die Geduld der Heiligen hin. Sie werden durch die Ablehnung des Zeichens schwere Verfolgung und den Märtyrertod auf sich nehmen müssen. Aber eine Ermutigung für die Glaubenden liegt in dem Wissen, daß ihre Verfolger dazu verurteilt sind, die harten Zornschalengerichte und danach ewige Qual zu erleiden. Die fünfte Ankündigung steht in Offenbarung 14,13: „ Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, spricht der Geist, auf daß sie ruhen von ihren Mühen; ihre Werke aber folgen ihnen nach." Auch dies ist wieder ein Wort der Ermutigung und des Trostes an die Heiligen, die in der zweiten Hälfte der Trübsal sterben werden. Ihnen wird ein ganz besonderer Segen verheißen. Die sechste Ankündigung wird in Offenbarung 14,14-16 gemacht: „Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer, der glich einem Menschensohn; er hatte auf seinem Haupte eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel. Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor, der rief mit lauter Stimme dem zu, der auf der Wolke saß: Sende deine Sichel und ernte; denn die Stunde des Ern-tens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden! Und der auf der Wolke saß, warfseine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde geerntet. " Hier wird eine Ernte angekündigt. Ernte ist ein verbreitetes Bild für Gottes Heil. So wird hier angekündigt, daß trotz der vielen, die das Malzeichen des Tieres annehmen, viele in der zweiten Hälfte der Trübsal Jesus Christus erkennen und durch den Glauben an ihn gerettet werden. Die siebte Ankündigung steht in Offenbarung 14,17-20: „ Und ein anderer Engel kam hervor aus dem Tempel, der im Himmel ist, und auch er hatte eine scharfe Sichel. Und ein anderer Engel kam vom Altar her, der hatte Macht über das Feuer und rief mit lauter Stimme dem zu, der die scharfe Sichel hatte, und sprach: Sende deine scharfe Sichel aus und schneide die Trauben des Weinstocks der Erde ab, denn seine Beeren sind reif geworden! Und der Enget warfseine Sichel auf die Erde und schnitt den Weinstock der Erde und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes. Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und es floß Blut aus der Kelter bis an die Zäume der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit. “ In dieser Proklamation geht es um die Weinkelter. Während die Kelter Weinlese im allgemeinen das Heil symbolisiert, dient die Kelter als ein Symbol des Gerichts. Die Trauben werden gesammelt und erfahren dann die Schärfe des göttlichen Zorns, der sich in den kommenden Zornschalengerichten erweist. Die Kelter wird „außerhalb der Stadt“ Jerusalem getreten, wo das Tal Kidron liegt; es ist auch unter dem Namen „Tal Josaphats“ bekannt. Die Kelter in diesem Tal ergibt viel Blut, das ungefähr 1,30 Meter hoch steigt, und zwar 300 Kilometer weit. Da diese Bibelstelle gleichzeitig auch die Schlacht von Harmagedon betrifft, kommen wir in Kapitel 14 noch einmal auf sie zu sprechen. DIE SIEBTE POSAUNE-DAS DRITTE WEHE Die siebte Posaune beendet die Ereignisse um die Mitte der Trübsalszeit und kündet die Zornschalengerichte der zweiten Hälfte der Trübsal an. In Offenbarung 11,14-19 lesen wir: „ Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell. Off. 11,14-19 Und der siebente Engel posaunte; da erschollen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Weltreich unsres Herrn und seines Gesalbten ist zustande gekommen, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der da ist, und der da war, daß du deine große Macht an dich genommen und die Regierung angetreten hast! Und die Völker sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, daß sie gerichtet werden, und daß du den Lohn gebest deinen Knechten, den Propheten und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und daß du die verderbest, welche die Erde verderben! Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde sichtbar in seinem Tempel. Und es entstanden Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und großer Hagel. “ Die siebte Posaune ist zugleich das dritte Wehe (Vers 14). Mit ihrem Schall wird angekündigt, daß Christus die Herrschaft über die Welt erben wird (Vers 15). Bemerkenswert an dieser Stelle ist, daß das Wort Reich hier im Singular steht. Demnach wird Christus das eine Weltreich, das der Antichrist innehat, selbst in Besitz nehmen. Weiter wird angekündigt, daß die letzten Gerichte jetzt kommen müssen, um diejenigen zu vernichten, die die Erde zerstören, und an denen Rache zu üben, die die Propheten und Heiligen töten (Verse 16-18). Zugleich werden auch die Folgen der Zornschalengerichte, der letzten Gerichtsserie, angekündigt. Die Auswirkungen der siebten Posaune sind dieselben wie diejenigen der sieben Schalengerichte. Daraus wird deutlich, daß die siebente Posaune die sieben Schalen enthält. Um Offenbarung 11,16 zusammenzufassen, schließt Offenbarung 11 mit der Ankündigung, jetzt werde man die sieben Schalengerichte über die Erde ausgießen. Offenbarung 12-13 führt aus, welche Ereignisse auf der Erde die sieben Schalengerichte notwendig gemacht haben: die Aktionen der satanischen Trinität. Offenbarung 14 zeigt, wie das Vorhaben der falschen Dreieinigkeit fehlschlägt, und kündigt zugleich auch einige Auswirkungen der Schalengerichte an, die dann in Offenbarung 15-16 beschrieben werden. Mit diesem Thema befaßt sich unser nächstes Kapitel. In diesem Kapitel haben wir vor allem die Ereignisse um die Mitte der Trübsal besprochen. Nun kommen wir zu denen der zweiten Hälfte. 12. Ereignisse in der zweiten Hälfte der großen Trübsal Offenbar dauern die Ereignisse, die um die Mitte der Trübsal begonnen haben, bis in die zweite Hälfte, weil ihre Ausführung längere Zeit in Anspruch nimmt. Die zweite Hälfte der Trübsal umfaßt deshalb hauptsächlich Ereignisse, die wir bereits im vorigen Kapitel beschrieben haben. Der letzte Teil der zweiten Hälfte enthält dann die Zornschalengerichte von Offenbarung 15-16. Das Vorspiel zu den Schalengerichten wird in Offenbarung 15,1-16,1 beschrieben: „ Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wunderbar: sie- Off. 15,1-16,1 ben Engel, welche die sieben letzten Plagen hatten, denn mit ihnen ist der Zorn Gottes vollendet. Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermischt; und die, welche als Überwinder hervorgegangen waren über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens, standen an dem gläsernen Meere und hatten Harfen Gottes. Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und des Lammes und sprechen: Groß und wunderbar sind deine Werke, o Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaft sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du allein bist heilig. Denn alle Völker werden kommen und vor dir anbeten; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden. Und darnach sah ich, und siehe, der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet, und die sieben Engel, welche die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel hervor, angetan mit reiner und glänzender Leinwand und um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln. Und eines der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll vom Zorn Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft, und niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren. Und ich hörte eine taute Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet die sieben Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde!“ die Zorn schalengerichte erste Zornschale Off. 16,2 Vers 1 beschreibt die sieben Engel mit den sieben Schalen. Die Schalen stellen die letzten sieben Gerichte dar und bringen den Zorn Gottes, den sie enthalten, zur Vollendung. In den Versen 2-4 erscheinen die Heiligen aus der zweiten Hälfte der Trübsal, die den Märtyrertod erlitten haben. Sie sind als Sieger aus den Bedrängnissen um die Anbetung des Tieres und das Annehmen des Malzeichens hervorgegangen. Durch ihren Tod als Märtyrer haben sie in dem geistlichen Kampf den Sieg errungen (Vers 2). Nun singen sie zwei gewaltige Lieder. Eines ist das Lied Moses (Vers 3a), das entweder auf 2. Mose 15,1-18 oder auf 5. Mose 32,1-43 zurückweist und die Befreiung rühmt. Das zweite ist das Lied des Lammes (Vers 3b-4), dessen Inhalt hier wiedergegeben wird. In den Versen 5-8 werden den sieben Engeln die Schalen übergeben. Darauf füllt sich der himmlische Tempel mit der Herrlichkeit Gottes. Anschließend wird das himmlische Heiligtum verschlossen, bis die sieben Schalengerichte vollstreckt sind. Schließlich erhalten die Engel in Vers 16,1 den Befehl, die Schalen mit dem Zorn Gottes auf die Erde auszugießen. Der Befehl kommt von einer Stimme aus dem himmlischen Tempel. Das erste Schalengericht ergeht in 16,2: „ Und der erste ging hin und goß seine Schale aus auf die Erde; da entstand ein böses und schmerzhaftes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten. “ zweite Zornschale Off. 16,3 dritte Zornschale Off. 16,4-7 Diese Schale ist offensichtlich nur gegen diejenigen gerichtet, die gemäß Offenbarung 14,9-11 das Zeichen des Tieres tragen. Alle, die den Antichrist anbeten, leiden unter einem schlimmen Geschwür. Es ist eine Art Hautausschlag, der große Schmerzen verursacht. Das zweite Schalengericht wird in 16,3 beschrieben: „ Und der zweite goß seine Schale aus in das Meer, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben." Während beim zweiten Posaunengericht ein Drittel des Salzwassers verdarb, wird beim zweiten Schalengericht das gesamte übrige Meerwasser in Blut verwandelt, wodurch alles Leben im Meer erstirbt. Vom dritten Schalengericht lesen wir in 16,4-7: „ Und der dritte goß seine Schale aus in die Flüsse und in die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut. Und ich hörte den Engel der Gewässer sagen: Gerecht bist du, Herr, der du bist und der du warst, du Heiliger, daß du so gerichtet hast! Denn das Blut der Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie verdienen es! Und ich hörte vom Altar her sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, wahrhaft und gerecht sind deine Gerichte!" Während beim dritten Posaunengericht ein Drittel des Süßwassers der Erde verdarb, wird unter dem dritten Schalengericht das noch übrige Frischwasser in Flüssen und Quellen ungenießbar, weil es auch zu Blut wird (Vers 4). Offenbar wird das Wasser in Brunnen und Zisternen erhalten bleiben. Bei diesem Gerichtsakt werden zwei feierliche Erklärungen abgegeben. Erstens verkündet der Engel, der mit dem Schutz der Gewässer beauftragt ist, dieses Gottesgericht sei gerecht: da die Menschen das Blut der Propheten und Heiligen vergossen haben, bekommen sie nun Blut zu trinken. Die zweite Erklärung (Vers 7) geht vom Altar aus und bezeugt, daß Gottes unwandelbare Gerechtigkeit auch durch seine Gerichte bestätigt wird. In 16,8-9 wird die vierte Schale ausgegossen: „ Und der vierte goß seine Schale aus auf die Sonne; und ihr wurde gegeben, die Menschen zu versengen mit Feuerglut. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben." Das vierte Posaunengericht hatte die Sonne beeinträchtigt und ein Drittel ihres Lichtes zerstört. Auch das vierte Schalengericht wird die Sonne angreifen. Es läßt ihre Temperatur so stark ansteigen, daß die Menschen von der Hitze versengt werden. Die Menschen werden erkennen, daß dieses Gericht von Gott kommt, aber statt sich ihm im Glauben zuzuwenden, werden sie seinen Namen lästern. Vom fünften Schalengericht spricht 16,10-11: „ Und der fünfte goß seine Schale aus auf den Thron des Tieres, und dessen Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße von ihren Werken. “ Zu den verschiedenen Auswirkungen des fünften Posaunengerichtes gehörte auch die dritte Finsternis. Das fünfte Schalengericht löst ebenfalls eine Finsternis aus; es ist die vierte der Endzeit. Der ge- vierte Zorn-schale Off. 16,8-9 fünfte Zorn-schale Off. 16,10-11 samte Machtbereich des Tieres wird verfinstert. In diesem Stadium trifft es also die ganze Welt mit Ausnahme der drei Nationen auf dem Gebiet Jordaniens. Gleichzeitig überfällt die Menschen ein nagender Schmerz, der bei ihnen noch schlimmere Gotteslästerungen auslöst. Die Finsternis wird so dicht sein, daß man sie spüren kann. Die Begleitumstände erinnern an diejenige in Ägypten, über die 2. Mose 10,21-23 berichtet. Das sechste und siebte Schalengericht (16,12-16 und 16,17-21) stehen mit der Schlacht von Harmagedon in Zusammenhang und kommen daher in Kapitel 14 zur Sprache. 13. Die große Trübsal - weitere Merkmale und Ereignisse Dieses Kapitel soll zunächst noch einige offene Fragen in bezug auf die große Trübsal klären, bevor wir auf das herausragende Ereignis der Zeit, die Schlacht von Harmagedon, zu sprechen kommen. Die Propheten des Alten Testaments hatten zur großen Trübsal sehr viel zu sagen, und es wäre unmöglich, auf sie alle in gleicher Weise einzugehen. So wollen wir uns hier auf bestimmte Schlüsselbelegstellen beschränken. BABYLON Wir haben schon mehrfach daraufhingewiesen, daß Babylon wieder aufgebaut werden und die Hauptstadt der weltweiten politischen und wirtschaftlichen Herrschaft des Antichristen sein wird. Die Stellen, die sich mit dem Wiederaufbau Babylons befassen, sollen im nächsten Kapitel in Verbindung mit der Schlacht von Harmagedon erörtert werden. Wir möchten hier zunächst nur darauf hinweisen, daß die Weissagungen über die Stadt Babylon bisher noch nicht in Erfüllung gegangen sind. Man kann es in einem Nachschlagewerk unter dem Stichwort „Babylon“ nachlesen. Damit die Weissagungen in Erfüllung gehen können, muß die Stadt Babylon an ihrem alten Ort wieder aufgebaut werden. Das antike Babylon lag im heutigen Irak. ISRAEL UND DIE GROSSE TRÜBSAL Obwohl die ganze Welt in die Ereignisse der Trübsalszeit verwickelt sein wird, betrifft diese Zeit in besonderer Weise das Volk Israel. So geht es aus den unzähligen Schriftstellen des Alten Testaments über diese Zeit hervor. Von den drei Auswirkungen der Trübsal, über die wir in Kapitel 7 gesprochen haben, haben die zweite und dritte unmittelbar mit den Juden zu tun (siehe Kapitel 9). Die große Trübsal wird erst beginnen, wenn Israel den Siebenjahresvertrag unterzeichnet. Wir wollen im folgenden einige wichtige Punkte über Israel und die große Trübsal heraussteilen. Israel im allgemeinen Die Zeit der Angst für Jakob Die Einzigartigkeit der Trübsal in ihrem Verhältnis zu Israel wird besonders in Jeremia 30,4-7 deutlich: Jer. 30,4-7 „ Das aber sind die Worte, die der Herr zu Israel und Juda gesprochen hat: So spricht der Herr: Wir haben ein Schreckensgeschrei vernommen, da ist Furcht und kein Friede! Fraget doch und sehet, ob auch ein Mannsbild gebiert! Warum sehe ich denn, daß alle Männer ihre Hände auf den Hüften haben wie eine Gebärende und daß alle Angesichter totenbleich geworden sind? Wehe, denn groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Angst ist es für Jakob: aber er soll daraus errettet werden. “ Die Bibel gebraucht viele Namen für die große Trübsal. Hier erscheint ein Name, der die Bedeutung für Israel zum Ausdruck bringt: die Zeit der Angst für J akob. Wenn auch alle unter dieser Zeit leiden werden, so wird es Israel doch besonders hart treffen. Der eigentliche Grund dafür liegt in dem einzigartigen Verhältnis Israels zu Gott (2. Mose 4,22); darum empfängt Israel doppelten Segen, aber auch doppelten Fluch. Dieser Grundsatz, erkennbar an doppelter Sprache für die Sünde, wird auch in Jesaja 40,1-2 deutlich: Jes. 40,1 -2 „ Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott; redet freundlich mit Jeru- salem und rufet ihr zu, daß ihr Frondienst vollendet, daß ihre Schuld gesühnt ist: denn sie hat von der Hand des Herrn Zwiefältiges empfangen für alle ihre Sünden. " Dasselbe finden wir in Jeremia 16,16-18: Jer. 16,16-18 „ Seht, ich will viele Fischer senden, spricht der Herr, die sie fischen sol- len; darnach will ich viele Jäger senden, die sie jagen sollen von allen Bergen und von allen Hügeln und aus den Felsenklüften. Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet; sie sind nicht verborgen vor meinem Angesichte, und ihre Schuld ist nicht verhüllt vor meinen Augen. Darum will ich zuvor ihre Schuld und Sünde zwiefach vergelten, weil sie mein Land mit ihren schändlichen Götzen entweiht und mein Erbteil mit ihren Greueln erfüllt haben. “ Weil Israel für seine Sünde doppelte Strafe vom Herrn empfangen muß, ist die große Trübsal eine Zeit besonderer Angst für Jakob. Allgemeine Schilderungen Eine anschauliche Schilderung Israels während der Trübsal finden wir in Jesaja 3,1 -4,1: „ Denn siehe, der Herr, der Herr der Heerscharen, wird von Jerusalem Jes. 3,1 -4,1 und Juda wegnehmen Stab und Stütze, jede Stütze an Brot und jede Stütze an Wasser, den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten, den Hauptmann über fünfzig und den Hochangesehenen, den Ratsherrn samt dem geschickten Handwerker und den Zauberkundigen. Und ich werde ihnen Knaben zu Fürsten geben, und Buben sollen sie beherrschen. Und die Leute werden sich gegenseitig drängen, einerden andern: der Junge wird sich empören gegen den Alten und der Verachtete wider den Vornehmen. Wenn einer alsdann seinen Bruder im Hause seines Vaters festhalten und zu ihm sagen wird: ,Du hast ein Kleid, sei unser Fürst, und diese Trümmer seien unter deiner Hand!' so wird er schwören und sagen: ,lch kann nicht Wundarzt sein, und in meinem Hause ist weder Brot noch Kleid: macht mich nicht zum Fürsten des Volkes!' Denn Jerusalem strauchelt und Juda fällt, weil ihre Zungen und ihre Taten wider den Herrn gerichtet sind, den Augen seiner Majestät zu widerstreben. Der Ausdruck ihres Angesichts zeugt wider sie, und ihre Sünden künden sie aus wie die Sodomiter und verbergen sie nicht. Wehe ihren Seelen, denn sie fügen sich selbst Schaden zu. Saget den Gerechten, daß es ihnen wohl gehen wird; denn sie werden die Frucht ihrer Taten genießen. Wehe dem Gottlosen! Ihm geht es schlecht: denn er wird den Lohn seiner Tat bekommen! Mein Volk wird von Kindern bedrückt, und Weiber beherrschen es. Mein Volk, deine Führer verführen dich und haben den Weg verwüstet, den du wandeln sollst. Der Herr tritt auf, um zu rechten, und steht da, um die Völker zu richten. Der Herr geht ins Gericht mit den Ältesten des Volkes und mit seinen Fürsten: Ihr habt den Weinberg verderbt! Der Raub des Armen ist in euren Häusern! Warum zertretet ihr mein Volk und unterdrückt die Person der Elenden ? spricht der Herr, der Herr der Heerscharen. Und der Herr sprach: Weil die Töchter Zions stolz geworden sind und mit emporgerecktem Hals einhergehen und herausfordernde Blicke werfen; weil sie trippelnd einhergehen und mit ihren Fußspangen klirren, so wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen, und der Herr wird ihre Scham entblößen. An jenem Tage wird der Herr die Zierde der Fußspangen, die Stirnbänder und Möndchen wegnehmen, die Ohrgehänge, die Armspangen, die Schleier, die Turbane, die Schrittfesseln und die Gürtel, die Riechfläschchen und die Amulette, die Fingerringe und die Nasenringe, die Feierkleider und die Mäntel, die Überwürfe und die Täschchen; die Spiegel und Hemden, die Hüte und die Schleier; und statt des Wohlgeruches gibt es Moder, statt des Gürtels einen Strick, statt der gekräuselten Haare eine Glatze, statt des Prunkgewandes einen engen Sack, und ein Brandmal statt der Schönheit. Deine Männer werden durchs Schwert fallen und deine Helden im Krieg. Ihre Tore werden seufzen und trauern, und sie wird ausgeplündert auf der Erde sitzen. Alsdann werden sieben Frauen einen Mann ergreifen und sagen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns selbst bekleiden; laß uns nur deinen Namen tragen, nimm unsere Schmach hinweg!“ Die Verse 1-15 beschreiben die Auswirkungen der Trübsal auf die jüdischen Führer; aus welchem Grunde dies geschieht, werden wir später hören. Dieser Beschreibung folgt ein Bericht, wie es dann den jüdischen Frauen ergehen wird (3,16-4,1). Ihre Mode- und Schmucksachen werden ihnen genommen (3,16-24), und der männliche Bevölkerungsanteil wird stark reduziert, bis auf jeden jüdischen Mann sieben Frauen kommen (3,25-4,1). Israel und der Tag des Herrn Es gibt insgesamt fünf Belegstellen über den Tag des Herrn, die Israel in unmittelbarem Zusammenhang mit der großen Trübsal sehen. Erstens schildert Hesekiel 13,1-7 den Tag des Herrn im Zusammenhang mit den falschen jüdischen Propheten der Trübsalszeit: Hes. 13,1-7 „ Und das Wort des Herrn erging an mich also: Menschensohn, weissa- ge wider die Propheten Israels, welche weissagen, und sage zu denen, die aus ihrem eigenen Herzen weissagen: Höret das Wort des Herrn! So spricht Gott, der Herr: Wehe den törichten Propheten, die ihrem eigenen Geiste folgen und dem, was sie nicht gesehen haben! Israel, gleich Schakalen in den Ruinen sind deine Propheten! Ihr seid nicht in die Risse getreten und habt keine Mauer um das Haus Israel gemacht, daß es im Kampfe standzuhalten vermöchte am Tage des Herrn! Sie schauen Trug und lügenhafte Wahrsagung, sie, die da sagen: ,So spricht der Herr!' obgleich der Herr sie nicht gesandt hat; und sie machen (ihnen) Hoffnung, daß er das Wort bestätige. Habt ihr nicht falsche Gesichte gesehen und lügenhafte Wahrsagung ausgesprochen und dabei gesagt: ,So spricht der Herr!' während ich doch nichts gesagt habe?" Die große Zahl der falschen Propheten in Israel wird eine durchgreifende Reinigung erfordern, wie es in Sacharja 13,2-6 beschrieben wird: „ Und es soll geschehen, an jenem Tage, spricht der Herr der Heerscharen, da will ich die Namen der Götzen aus dem Lande ausrotten, daß man ihrer nicht mehr gedenken soll; auch die Propheten und den unreinen Geist will ich aus dem Lande treiben. Und es wird Vorkommen, daß, wenn einer noch weissagen wird, sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, zu ihm sagen werden:, Du sollst nicht am Leben bleiben; denn du hast Lügen geredet im Namen des Herrn!' Und sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, werden ihn durchbohren wegen seines Weissagens. Und es wird an jenem läge dazu kommen, daß sich die Propheten alle schämen werden ihrer Gesichte, wenn sie weissagen, so daß sie keinen härenen Mantel mehranziehen werden, um zu täuschen; sondern sie werden sagen: ,lch bin kein Prophet, ich bin ein Erdarbeiter; denn ein Mensch hat mich erkauft von meiner Jugend an!' Wird man ihn aber fragen:, Was sind das für Wunden in deinen Händen?' - so wird er antworten: ,Die hat man mir geschlagen im Hause meiner Lieben!“' Zweitens schildert Joel 2,1-11 den Tag des Herrn als eine Zeit der Finsternis und der feindlichen Invasion: „ Stoßt in die Posaune zu Zion und blaset Lärm auf meinem heiligen Berge, daß alle Bewohner des Landes erzittern; denn der Tag des Herrn kommt, er ist nahe, ein finsterer und dunkler Tag, ein bewölkter und neb-lichter Tag. Wie Morgenrot breitet sich über die Berge aus ein großes, mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und auch in künftigen Zeiten nicht mehr sein wird. Fressendes Feuer geht vor ihm her und hinter ihm her eine lodernde Flamme: ist das Land wie der Garten Eden vor ihm gewesen, hinter ihm ist es eine öde Wüste; und man kann ihm nicht entrinnen! Wie Rosse sehen sie aus, und wie Reiter rennen sie. Wie rasselnde Kriegs wagen kommen sie über die Berge her, wie eine Feuerflamme, welche prasselnd das Stroh verzehrt, gleich Sach. 13,2-6 Joel 2,1-11 einem mächtigen Heer, das zum Kampf gerüstet ist. Vor ihm erzittern die Völker, alle Angesichter verfärben sich. Wie Helden laufen sie, wie Krieger ersteigen sie die Mauer, jeder geht seines Weges, und keiner kreuzt des andern Pfad. Keiner drängt den andern, jeder geht seine eigene Bahn; zwischen die Lanzen stürzen sie sich und lassen sich nicht auf halten. Sie laufen in die Stadt, rennen auf der Mauer, erklimmen die Häuser, steigen wie Diebe zum Fenster hinein. Vor ihnen erbebt die Erde, der Himmel zittert, Sonne und Mond kleiden sich in Trauer, und die Sterne verlieren ihren Schein. Und der Herr läßt seine Stimme hören vor seinem Kriegsvolk her; denn sehr groß ist sein Heerlager und ge wattig sind, die seinen Befehl vollstrecken. Ja, groß ist der Tag des Herrn und sehr schrecklich; wer kann ihn ertragen?“ Etwas später wird in der dritten Stelle, Joel 4,14-17, der Tag des Herrn als eine Zeit der Zuflucht für Israel dargestellt: Joel 4,14-17 „ Scharen um Scharen (treffen ein) im Tal der Entscheidung; denn nahe ist der Tag des Herrn im Tate der Entscheidung. Sonne und Mond trauern, und die Sterne verlieren ihren Schein, und der Herr wird aus Zion brüllen und von Jerusalem her seine Stimme hören lassen, daß Himmel und Erde zittern; aber der Herr ist seines Volkes Schutz und die Zuflucht der Kinder Israel. Und ihr sollt erfahren, daß ich, der Herr, euer Gott, zu Zion, auf meinem heiligen Berge wohne. Jerusalem aber wird heilig sein, und Fremde sollen es nicht mehr betreten. “ Welcher Art diese Zuflucht sein wird, soll später in diesem Kapitel erörtert werden. Viertens wird der Tag des Herrn in Arnos 5,18-20 wieder als eine Zeit der Finsternis geschildert: Am. 5,18-20 „ Wehe denen, die den Tag des Herrn herbeiwünschen! Was soll euch der Tag des Herrn? Er wird finster sein und nicht Licht, gleich als wenn jemand vor dem Löwen flöhe und ihm ein Bär begegnete, und wenn er heimkäme und sich mit der Hand an die Wand lehnte, ihn eine Schlange bisse! Wird nicht der Tag des Herrn finster sein, und nicht Licht, dunkel und ohne Glanz?“ Fünftens erscheint der Tag des Herrn in Zephanja 1,7-13 als besonders hart gegen Jerusalem: Zeph. 1,7-13 „ Seid stille vor dem Angesicht Gottes, des Herrn! Denn nahe Ist der Tag des Herrn; denn der Herr hat ein Schlachtopfer zugerichtet, er hat seine Geladenen geheiligt. Und es wird geschehen am Tage des Schlacht- opfers des Herrn, daß ich strafen werde die Fürsten und des Königs Söhne und alle, die sich in ausländische Gewänder hüllen; auch werde ich an jenem Tage alle diejenigen strafen, welche über die Schwelle hüpfen, die das Haus ihres Herrn mit gewalttätig und betrügerisch erworbenem Gute füllen. An jenem Tage, spricht der Herr, wird ein Geschrei vom Fischtor her erschallen und ein Geheul vom andern Stadtteil her und ein großes Krachen von den Hügeln her. Heulet, die ihr im Mühlental wohnet! Denn das ganze Krämervolk ist vernichtet, alle Geldabwäger werden ausgerottet. Und es wird geschehen, daß ich zu jener Zeit Jerusalem mit Laternen durchsuchen und darin alle die Leute heimsuchen werde, die auf ihren Hefen erstarrt sind, indem sie in ihrem Herzen sagen: ,Der Herr wird weder Gutes noch Böses tun!“ Ihr Vermögen soll der Plünderung und ihre Häuser der Verwüstung anheimfallen; sie werden Häuser bauen und nicht darin wohnen, Weinberge pflanzen und keinen Wein davon trinken. “ Weltweiter Antisemitismus Die wichtigste Stelle, die die große Trübsal als eine Zeit weltweiten Antisemitismus’ beschreibt, steht in Matthäus 24.9-28. Da wir diese Mt. 24,9-28 Stelle schon ausführlich in früheren Abschnitten dieses Buches behandelt haben, benötigen wir hier nur eine kurze Zusammenfassung*. Matthäus 24,9-14 schildert Ereignisse aus der ersten Hälfte der Trübsal. Die Verse 9-12 geben einige allgemeine Darstellungen; Vers 13 enthält die Verheißung, daß diejenigen Juden, die bis zum Ende ausharren, gerettet werden; darüber wird im nächsten Kapitel noch zu sprechen sein. Vers 14 betrifft die Predigt der 144000 Juden. In den Versen 15-28 bekommen wir eine Beschreibung der zweiten Hälfte der Trübsal. Vers 15 schildert die Aufstellung des Greuels der Verwüstung; darauf folgt eine Beschreibung der Flucht der Juden in den Versen 16-20. In Vers 21-22 wird die große Trübsal als eine Zeit des Antisemitismus und in Vers 23-26 als eine Zeit der falschen Religion und der falschen Propheten beschrieben. Das Ganze schließt mit der Wiederkunft Christi in den Versen 27-28. Siehe Anhang II über die Ölbergrede Israel und Satan Off. 12,1-17 Offenbarung 12,1-17 ist die zentrale Stelle über das Verhältnis Satans zu Israel während der Trübsal. Zu jener Zeit wird er einen wohlüberlegten Feldzug starten, um die Juden ein für allemal von der Erde zu vertilgen. Wir haben das schon in Kapitel 11 besprochen; deshalb soll hier ein kurzer Aufriß genügen. Die Verse 1-5 geben einen geschichtlichen Überblick von der Geburt bis zur Himmelfahrt des Christus. Vers 6 beschreibt Israel auf der Flucht, ähnlich wie schon Matthäus 24,16-20. Danach wird in den Versen 7-12 der Grund für die Flucht geschildert: Satan wird auf die Erde geworfen und setzt nun alles daran, die Juden zu vernichten. Vers 13-14 führt Vers 6 weiter aus, wo Israel auf der Flucht ist. Der Abschnitt schließt in den Versen 15-17 mit einer Beschreibung, wie Satan die Juden - besonders aber den gläubigen Rest - verfolgt. Das Endergebnis Wie weit wird Satan die Juden vernichten können? Sacharja 13,8-9 gibt die Antwort: Sach. 13,8-9 „ Und es soll geschehen, spricht der Herr, daß im ganzen Lande zwei Drittel ausgerottet werden und umkommen, ein Drittel aber soll darin übrigbleiben. Aber dieses letzte Drittel will ich ins Feuer bringen und es läutern, wie man Silber läutert, und will es prüfen, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will ihm antworten; ich will sagen: , Das ist mein Volk! ‘ und es wird sagen:, Der Herr ist mein Gott!' “ Im Holocaust unter Hitler kam ein Drittel der jüdischen Weltbevölkerung um. Unter der grimmigen Verfolgung des Antichristen, die von Satan ausgeht, werden zwei Drittel der Juden sterben. Dies wird die größte Verfolgung von Juden sein, die es jemals in der Geschichte des jüdischen Volkes gegeben hat. Israel und Michael Michael ist nicht nur der Erzengel, sondern auch der Engelfürst, der mit dem Schutz Israels beauftragt ist. Er wird den Satan aus dem Himmel vertreiben (Offenbarung 12,7-12). Die wichtigste Belegstelle, die das Verhältnis Michaels zu Israel während der Trübsal beschreibt, ist Daniel 12,1: „ Zu jener Zeit wird sich der große Fürst Michael erheben, der für die Kinderdeines Volkes einsteht; denn es wird eine Zeit der Not sein, wie noch keine war, seitdem es Völker gibt, bis zu dieser Zeit. Aber zu jener Zeit soll dein Volk gerettet werden, ein jeder, der sich im Buche eingeschrieben findet." Israels Überleben ist auch dem Dienst des Erzengels und Engelfürsten Michael zu verdanken. Die vier Gruppen von Juden Während der großen Trübsal wird es vier verschiedene Gruppen von Juden geben, von denen wir drei schon früher erwähnt haben. Die erste Gruppe kann man als die vom Glauben abgefallenen Juden bezeichnen. Es sind die „vielen“ von Daniel 9,27*, die das Siebenjah-res-Bündnis mit dem Antichristen eingehen. Sie (etwa zwei Drittel des ganzen Volkes) werden während der weltweiten Verfolgung der Juden in der Trübsal sterben. Die zweite Gruppe ist unter der Bezeichnung „die 144 000“ bekannt. Sie gehören zu dem einen Drittel, das die Trübsalszeit überleben wird. Es sind diejenigen Juden, die nach der Entrückung der Gemeinde durch den Glauben an Jesus errettet und versiegelt werden. Sie werden in der ersten Hälfte der Trübsal der Welt die Botschaft von Jesus Christus verkünden und damit eine weltweite Erweckung heraufführen. Die dritte Gruppe kann man als „die anderen Judenchristen“ bezeichnen. Es sind die Juden, die Jesus Christus durch die Predigt der 144 000 im Glauben annehmen, aber selbst nicht zu dieser Zahl gehören. Der Ausdruck „aus allen Nationen“ in Offenbarung 7,9 bezieht auch Israel ein. Da Offenbarung 7,9-17 vom Textzusammenhang her dem Abschnitt über die 144 000 in Vers 1-8 folgt, können die Juden, die hier genannt werden, nicht zu den 144 000 gehören. Einige von diesen anderen jüdischen Christen werden als Märtyrer sterben und daher zu den zwei Dritteln gehören, die umkommen. Die vierte Gruppe wird der gläubige Überrest genannt. Da sie eine wichtige Gruppe in der zweiten Hälfte der Trübsal sind, werden wir im folgenden Abschnitt gesondert über sie sprechen. Dan. 12,1 abgefallene Juden die 144 000 andere Judenchristen der gläubige Überrest * Elberfelder Übersetzung Dan. 9,27 (Elb. Übers.) Jes. 10,20-23 Der gläubige Überrest Wer gehört zum gläubigen Überrest? Faßt man alle Belegstellen zusammen, wird diese Gruppe die Mehrheit desjenigen Drittels des Volkes umfassen, das die Trübsal überlebt. Während der Trübsal werden sie einerseits nicht an die Messianität Jesu, aber andererseits auch nicht an den Antichristen glauben. Sie werden nicht zu den „vielen“ aus Daniel 9,27 gehören und nichts mit dem Bündnis zu tun haben wollen. Es werden die sein, die „nicht fliehen“ (Jesaja 28,16). Der Überrest als Tatsache Die Tatsache, daß es einen Überrest geben wird, bezeugt Jesaja 10,20-23: „An jenem Tage werden die Überbliebenen Israels und die Geretteten vom Hause Jakobs sich nicht mehr stützen auf den, der sie geschlagen hat, sonden sie werden sich in Wahrheit verlassen auf den Herrn, den Heiligen Israels. Der Überrest wird sich bekehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Denn wenn dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Überrest sich bekehren; denn Vertilgung ist beschlossen, überströmend von Gerechtigkeit. Denn ein Vertilgen, und zwar ein festbeschlossenes, wird der Herr, der Herr der Heerscharen, inmitten des ganzen Landes ausführen. “ Nach Vers 20 stützt sich der Überrest im Gegensatz zum übrigen Israel nicht mehr auf den, der sie geschlagen hat (d.h. den Antichristen), sondern auf den Heiligen Israels. Wenn diese Juden auch von Anfang an auf Gott vertraut haben, ist damit noch nicht gesagt, daß sie schon an Jesus als den Messias glauben. In Vers 21 heißt es, daß sie am Ende zu dem Gott Israels zurückkehren werden. Diese Umkehr wird nur durch den Glauben an den Messias Jesus möglich sein. Die Verse 22-23 sprechen von einem Beschluß zur Vertilgung der ganzen Erde, der nur ein Überrest der Juden entkommen wird. Hier finden wir dieselben Worte wie in Jesaja 28,22, wo der Vertilgungsbeschluß mit der Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses einhergeht. Sehen wir beide Belegstellen zusammen, so wird der Überrest die Verfolgung der Juden und auch die Vernichtung der Erde während der Trübsal überleben. Darum werden diese Juden auch die „Entronnenen Israels“ genannt (siehe auch Jesaja 4,2; 37,31-32; Joel 3,5 und Obadja 17). Die Bewahrung des Überrestes Eine andere Jesajastelle (41,8-16) spricht von der Bewahrung des Überrestes durch die Gegenwart Gottes: „ Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, mein Auserwählter, du Same Abrahams, meines Freundes; welchen ich von den Enden der Erde genommen und aus ihren Winkeln berufen und zu dem ich gesprochen habe: Du bist mein Knecht, ich habe dich auserwählt und verwerfe dich nicht; -fürchte dich nicht; denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Siehe, zuschanden und zu Spott werden alle, die wider dich zürnten; es werden zunichte und kommen um die Männer, die mit dir zankten. Du wirst sie suchen, aber nicht finden, die Leute, welche mit dir haderten; wie nichts und gar nichts werden die Männer, die wider dich stritten. Denn ich, der Herr, dein Gott, ergreife deine rechte Hand und sage dir: Fürchte dich nicht; ich helfe dir! Erschrick nicht, du Würmlein Jakob, du Häuflein Israel; denn ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser ist der Heilige Israels. Siehe, ich mache dich zu einem neuen, scharfschneidenden Dreschwagen: du wirst Berge zerdreschen und zermalmen und Hügel der Spreu gleichmachen; du wirst sie worfeln, und der Wind wird sie davontragen, und der Sturmwind wird sie zerstreuen; du aber wirst an dem Herrn Freude haben und dich des Heiligen Israels rühmen. “ Diese Verheißung sagt die Bewahrung des Überrestes inmitten der schrecklichen Verfolgung, die Satan zur Vernichtung der Juden anzettelt, zu. Gottes Fürsorge für den Überrest Wenn es jedem, der das Zeichen des Tieres nicht besitzt, verboten ist zu kaufen oder zu verkaufen, wie wird Gott dann diesen Überrest bewahren und durchbringen? Jesaja hat zu diesem Punkt viel zu sagen. Er gebraucht den Ausdruck „die Elenden und Armen“ als Bezeichnung für den gläubigen Überrest und stellt in 41,17-20 fest: „ Die Elenden und Armen suchen Wasser und finden keines; ihre Zunge verdorrt vor Durst. Ich, der Herr, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will die „ Entronnenen Israels Jes. 41,8-16 Jes. 41,17-20 sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen. Ich öffne Bäche auf kahlen Höhen und Brunnen inmitten der Täler; ich mache die Wüste zum Wasserteich und dürres Erdreich zu Wasserquellen. Ich setze Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume in der Wüste; ich pflanze Zypressen, Platanen und Buchsbäume zumal in der Steppe; daß alle miteinander sehen und merken, zu Herzen fassen und ermessen, daß die Hand des Herrn solches gemacht, der Heilige Israels es geschaffen hat." In der Wüste Sinai verschaffte Gott auf wunderbare Weise seinem Volk Israel Nahrung und Wasser. Er wird es auch in der Trübsalszeit wieder tun, wenn die Juden in die Wüste fliehen. Diese wunderbare Fürsorge Gottes wird sie schließlich dazu bringen, ihre Beziehung zu Gott neu zu überdenken. An einer anderen Stelle zeigt Jesaja, wie Gott einerseits für den gläubigen Überrest sorgt, andererseits aber den abgefallenen Juden seine Fürsorge entzieht. So heißt es in Jesaja 65,8-16: Jes. 65,8-16 „ So spricht der Herr: Wie wenn sich noch Saft in einer Traube findet, und man dann sagt:, Verdirb es nicht; es ist ein Segen drin!' so will auch ich tun um meiner Knechte willen, daß ich nicht das Ganze verderbe. Ich will aus Jakob einen Samen hervorgehen lassen und aus Juda einen Erben meiner Berge; meine Auserwählten sollen es (das Land) besitzen, und meine Knechte werden daselbst wohnen. Saron soll zu einer Schafhürde und das Tal Achor zu einer Lagerstätte für das Vieh werden, für mein Volk, das mich gesucht hat. Ihr aber, die ihr den Herrn verlasset, die ihr meines heiligen Berges vergesset, die ihr dem, Glück' einen Tisch zurü-stet und dem, Verhängnis ‘ zu Ehren einen Trank einschenket; über euch will ich das Schwert verhängen, daß ihr alle zur Schlachtung hinknien müßt! Denn als ich rief, antwortetet ihr nicht; als ich redete, wolltet ihr nicht hören; sondern ihr tatet, was in meinen Augen böse ist, und erwähltet, was mir nicht gefiel. Darum spricht Gott, der Herr, also: Siehe, meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte sollen vor gutem Mut jauchzen, ihr aber sollt euch schämen; siehe, meine Knechte sollen vor Freude des Herzens frohlocken, ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor gebrochenem Mut heulen; und ihr müßt euren Namen meinen Auserwählten zum Fluchwort hinterlassen; denn Gott, der Herr, wird dich töten; seine Knechte aber wird er mit einem andern Namen benennen, so daß wer sich im Lande segnen will, sich bei dem wahrhaftigen Gott segnen, und wer im Lande schwören will, bei dem wahrhaftigen Gott schwören wird; denn man wird der früheren Nöte vergessen, und sie werden vor meinen Augen verborgen sein. “ Während hier die Abtrünnigen Not leiden und sterben müssen, wird Gott den gläubigen Überrest bewahren und mit Nahrung und Wasser versorgen. Die Glaubenden werden so die Verfolgungen und Verwüstungen der großen Trübsal überstehen können. Die Stadt der Zuflucht In früheren Abschnitten über die Juden und die große Trübsal haben wir schon mehrmals die Flucht der Juden erwähnt, vor allem die des gläubigen Überrestes. Bisher ist als Ziel für diese Zuflucht noch kein besonderer Ort genannt worden. Die Frage ist nun, ob man einen genauen Ort ausmachen kann, an dem sich die Juden dann verbergen werden. Bis jetzt haben wir drei Hinweise erhalten. Einer steht in Matthäus 24,16: „... alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge. “ Nach diesem Text liegt der Ort für die Flucht, das Versteck, in den Bergen. Den zweiten und dritten Hinweis erhalten wir aus Offenbarung 12,6.14: „ Und das Weib floh in die Wüste, wo sie eine Stätte hat, von Gott bereitet, damit man sie daselbst ernähre tausendzweihundertsechzig Tage. “ „ Und es wurden dem Weibe zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste flöge an ihre Stätte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht der Schlange. “ Der Zufluchtsort muß nicht nur in den Bergen, sondern auch in der Wüste gelegen sein. Außerdem wird dieser Ort im voraus von Gott zubereitet und stellt deshalb ein besonders sicheres Versteck dar. Es gibt auch noch eine andere Belegstelle, die zwar nicht soviel Beweiskraft besitzt, aber doch etwas zu dieser Frage aussagt. Sie findet sich in Jesaja 33,13-16: „ Höret ihr, die ihr ferne seid, was ich tue, und die ihr nahe seid, erkennet meine Stärke. Die Sünder zu Zion sind erschrocken, Zittern hat die Heuchler ergriffen: Wer von uns kann bei einem verzehrenden Feuer wohnen, wer von uns kann bei der ewigen Glut bleiben ? Wer in Gerechtigkeit wandelt und aufrichtig redet; wer verschmäht, durch Bedrückung Mt. 24,16 Off. 12,6.14 Jes. 33,13-16 Jes. 33,16 Jes. 41,17-20; 65,8-16 Bozra Gewinn zu machen; werseine Hände abzieht, daß er keine Bestechung nehme; werseine Ohren verstopft, daß er nicht von Blutvergießen höre; wer seine Augen zuschließt, daß er Böses nicht ansehe; - der wird in der Höhe wohnen, eine Felsenfeste ist seine Burg, sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie." Da der Text vom Zusammenhang her mit Ereignissen der Endzeit zu tun hat, stellt diese Stelle wohl auch den Unterschied zwischen den Abtrünnigen einerseits und dem gläubigen Überrest und dessen Bewahrung und Versorgung andererseits heraus. Wie der Überrest bewahrt wird, sagt Vers 16: der wird in der Höhe wohnen, eine Felsenfeste ist seine Burg, sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie. “ Einerseits bestätigt diese Stelle die Verheißung von Jesaja 41,17-20 und 65,8-16 über die Versorgung mit Nahrung und Wasser, andererseits gibt sie auch einen wichtigen Hinweis auf die Art des Zufluchtsortes selbst: er wird „auf der Höhe“ liegen, also in den Bergen (siehe die Matthäusstelle. Jesaja fügt hinzu, dieser sichere Ort werde eine „Felsenfeste“ sein, das heißt, er wird sehr gut zu verteidigen sein. Wir haben nun insgesamt vier wichtige Hinweise. Der Zufluchtsort wird 1. in den Bergen 2. in der Wüste liegen 3. ein im voraus zubereiteter Ort und 4. ein leicht zu verteidigender Ort sein. Nun, all das deutet auf die alte Stadt Bozra hin. Sie lag im Gebirge Seir. Das ist eine sehr felsige Gebirgskette, so daß die Bedingung aus Matthäus 24 erfüllt wäre. Das Gebirge selbst liegt in einer Wüste auf dem Gebiet des früheren Edom und entspricht daher auch den Erfordernissen der Stellen aus Offenbarung 12. Außerdem ist die Gebirgskette von Natur aus sehr gut zu verteidigen; sie kommt also auch der Forderung aus Jesaja nach. Das Gebirge Seir liegt im westlichen Teil des alten Edom und erstreckt sich vom Südosten des Toten Meeres bis zur Stadt Akaba. Es ragt über der Araba empor, einem Teil des Senkungsgrabens zwischen der Südküste des Toten Meeres und dem Golf von Eilat. Heute gehört die Gegend zum südlichen Jordanien. Im nächsten Kapitel werden wir uns mit Bibelstellen beschäftigen, die die Stadt Bozra mit dem gläubigen Überrest in Verbindung bringen. Eine wirklich faszinierende Sache ist die genaue Lage von Bozra innerhalb des Gebirges Seir. Man vermutet eine von zwei bestimmten Gegenden. Die eine ist das heutige arabische Dorf Buseira, weil es den Namen Bozra bewahrt zu haben scheint. Damit ist das Hauptargument für diese Lösung auch schon genannt. Der zweite Vorschlag bezieht sich auf die Stadt Petra. Zwar erfüllen beide Orte die oben genannten Bedingungen, aber der Autor zieht trotzdem Petra vor. Petra liegt in einem Talkessel des Gebirges Seir und ist auf allen Seiten von Bergen und steilen Abhängen umgeben. Es gibt nur einen Weg in die Stadt und aus ihr heraus: zu Fuß oder zu Pferde auf einem schmalen, ungefähr 1,5 Kilometer langen Weg. Damit ist die Stadt leicht zu verteidigen. Die steilen Felsen bestätigen geradezu die Aussage von Jesaja 33,16. Seite an Seite kommt man über den Weg bestenfalls zu dritt in die Stadt, so schmal (und so gut zu verteidigen) ist er. „Bozra“ bedeutet „Schafhürde“. In alten Zeiten hatten die Schafhürden eine enge Eingangspforte, damit der Hirte seine Schafe zählen konnte. Wenn die Schafe dann erst einmal in der Hürde waren, hatten sie mehr Bewegungsfreiheit. Mit seiner schmalen Paßstraße, die sich zu einer weiträumigen, mit Abhängen umgebenen Kreisfläche öffnet, sieht Petra tatsächlich wie eine riesige Schafhürde aus. Egal, welchen der beiden Orte man für das alttestamentliche Bozra hält, ganz allgemein bleibt es immer noch beim Gebirge Seir. Aber gibt es noch irgendwelche anderen Gründe außer den natürlichen Verteidigungsmöglichkeiten, die auf diese Gegend hinweisen? Im Zusammenhang mit Daniel 11,40-45 (siehe Kapitel 11) finden wir einen Hinweis. Wir hatten schon festgestellt, daß dieser Abschnitt die Feldzüge des Antichristen in der Mitte der Trübsal beschreibt. Hier ist Vers 41 der Schlüsselvers: „ Er wird auch in das liebliche Land kommen, und viele werden unterlie- Dan. 11,41 gen. Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom, Moab und die Erstlinge der Kinder Ammon. “ Der Absatz sagt voraus, daß drei Länder der Herrschaft des Antichristen entgehen werden: Edom, Moab und Ammon. Gegenwärtig Wandel Im Dienst Jesu Mt. 12,22-37 liegen alie drei in Jordanien, die Stadt Bozra im südlichen Jordanien. Da diese Gegend nicht unter die Herrschaft des Antichristen fallen wird, ist es ganz natürlich, daß die Juden dorthin fliehen werden. Ihr Zufluchtsort wird von Gott zubereitet worden sein; er wird sehr gut zu verteidigen sein, und auf wunderbare Weise wird für Wasser und Nahrung gesorgt werden. Die Grundlage für die Wiederkunft Christi Für die Entrückung der Gemeinde gibt es keine Voraussetzungen. Sie kann jeden Augenblick erfolgen. Aber für das zweite Kommen Christi müssen wichtige Voraussetzungen vorhanden sein. Eine bestimmte Bedingung muß erst erfüllt sein, bevor Christus kommt und sein Reich aufrichtet. Aber bevor wir wirklich verstehen können, worin die Grundlage seiner Wiederkunft besteht, müssen wir uns erst über einige Sachverhalte klar werden, die zu der Zeit bestanden, als Israel Jesus als seinen Messias verwarf. Die Ablehnung der Messianitüt Jesu Matthäus 12,22-45 Im Matthäusevangelium beginnt Jesus seinen Dienst in Kapitel 4. Von Matthäus 4 bis 12 zieht Jesus im Land Israel umher, verkündigt seine Messiasbotschaft und predigt das Evangelium vom Reich. Er tut viele Wunder, deren Sinn darin besteht, seine eigene Vollmacht (als der Messias) und die seiner Botschaft (des Evangeliums vom Reich) zu belegen. Die Wunder sollen dem Volk Israel als Zeichen dienen, damit die Menschen den Anstoß zu einer persönlichen Entscheidung für ihn erhalten. Aber in Kapitel 12 tritt in der Zielsetzung seiner Wunder und seines gesamten Wirkens ein radikaler Wandel ein. Grund ist die Zurückweisung seines Messiasanspruches nach Matthäus 12,22-37: „ Da wurde ein Besessener zu ihm gebracht, der blind und stumm war, und erhellte ihn, so daß der Blinde und Stumme redete und sah. Undalles Volk erstaunte und sprach: Ist dieser nicht etwa der Sohn Davids? Als aber die Pharisäer es hörten, sprachen sie: Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch BeelzebuI, den Obersten der Dämonen I Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird veröden, und keine Stadt, kein Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann bestehen. Wenn nun ein Satan den andern austreibt, so ist er mit sich selbst uneins. Wie kann dann sein Reich bestehen? Und wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder wie kann jemand in das Haus des Starken hineingehen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuerst den Starken bindet? Erst dann kann er sein Haus plündern. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden. Und wer ein Wort redet wider des Menschen Sohn, dem wird vergeben werden; wer aber wider den heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden, weder in dieser Weltzeit noch in der zukünftigen. Entweder pflanzet einen guten Baum, so wird die Frucht gut, oder pflanzet einen schlechten Baum, so wird die Frucht schlecht! Denn an der Frucht erkennt man den Baum. Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze (des Herzens) Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus seinem bösen Schatze Böses hervor. Ich sage euch aber, daß die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben. Denn nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden. “ Zu den vielen Wundern, die Jesus tat, gehörte auch die Austreibung von Dämonen. Auch im Judentum gab es Exorzisten, die Dämonen austrieben (Vers 27). Aber beim jüdischen Exorzismus mußte der Betreffende erst eine Sprachverbindung zu dem Dämon herstellen, um dessen Namen zu erfahren. Dann konnte er den Dämon beim Namen nennen und ihn austreiben. Bei anderen Gelegenheiten verfuhr Jesus auch auf diese Weise, wie z.B. in Lukas 8,30. Wenn Dämonen sprechen, so benutzen sie dabei die Stimme der Person, von der sie Besitz ergriffen haben. Die jüdischen Exorzisten konnten jedoch nichts ausrichten, wenn es sich um einen stummen Dämon handelte, denn mit einem solchen Dämon war keine Kommunikation möglich. Die jüdische Theologie aber lehrte, der Messias werde bei Dämonenaus- treibung Besonderheit bei stummen Dämonen Urteil der Pharisäer über Jesus die Sünde wider den Heiligen Geist seinem Kommen auch solche Dämonen austreiben können. Die Beobachtung der Juden, daß stumme Dämonen anders waren, wurde auch durch Jesus in Markus 9,17.25.29 bestätigt. In Matthäus 12,22 nun trieb Jesus einen stummen Dämon aus. Das löste nach Vers 23 bei den Menschen die Frage aus: „Kann Jesus wirklich der Messias sein?“ Gerade darauf zielte dieses Wunder Jesu ab: die Menschen sollten sehen, daß er der Sohn Davids ist. Aber sie waren nicht bereit, in dieser Frage eine eigene Entscheidung zu treffen. Statt dessen blickten sie auf ihre religiösen Führer, die Pharisäer, um von ihnen Hilfe für ein Urteil zu bekommen. Sie warteten auf die Entscheidung der Pharisäer, ob Jesus nun der Messias sei oder nicht. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten konnten die Pharisäer wählen: Jesus ist der Messias, oder er ist es nicht. Sollten sie nun zu dem Schluß kommen, Jesus sei nicht der Messias, müßten sie auch erklären, wie Jesus so viele Wunder vollbringen konnte -insbesonders diejenigen, die man nur dem Messias zutraute. In Vers 24 trafen die Pharisäer ihre Wahl. Sie weigerten sich, Jesus als Messias anzuerkennen, weil er in seinem Reden und Tun nicht in das Bild paßte, das sie sich vom Messias gemacht hatten (Lukas 7,30-35). Also konnten sie die Macht Jesu, Wunder zu vollbringen, nur mit der Behauptung erklären, Jesus selbst sei von Dämonen besessen - nicht von einem gewöhnlichen Dämon, sondern vom Fürsten der Dämonen, Beelzebub (Beelzebul). Dieser Name stellt eine Verbindung von zwei hebräischen Worten dar, die „Herr der Fliegen“ bedeutet. Die Behauptung wurde zur Basis für die Verwerfung der Messianität Jesu. Vor diesem Sauerteig der Pharisäer warnte Jesus seine Jünger: dem Sauerteig ihrer Lehre, Jesus sei nicht der Messias, sondern von Dämonen besessen. In den Versen 25-29 machte Jesus seinen Gegnern deutlich, daß ihre Anschuldigung nicht wahr sein könne, weil das Reich Satans sonst mit sich selbst uneins und zersplittert sei. In Vers 30-37 kündigte Jesus dann ein Gericht über die Generation der Juden seiner Zeit an. Sie hatten die unvergebbare Sünde begangen: die Lästerung des Heiligen Geistes. Hier sollte man genau darauf achten, worin die Lästerung des Heiligen Geistes bestand: es war nicht die Sünde eines einzelnen, sondern die eines ganzen Volkes. Sie wurde von einer bestimmten Generation Israels zur Zeit Jesu begangen und kann deshalb nicht allen nachfolgenden Generationen zur Last gelegt werden. Die unvergebbare Sünde bestand darin, daß das ganze Volk die Messianität Jesu zurückwies, als er noch unter ihnen lebte und wirkte - mit der Begründung, er sei von Dämonen besessen. Darum wurde über diese Generation das Urteil gesprochen, das im Jahre 70 nach Christus mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels und der weltweiten Zerstreuung des jüdischen Volkes vollstreckt wurde. Es handelt sich hier also um keine Sünde, die ein einzelner in unserer Zeit begehen kann. Deshalb legen die Evangelien in diesem Zusammenhang immer wieder den Ton auf „diese Generation“ („dieses Geschlecht“), denn sie machte sich dieser einmaligen Sünde schuldig. Es gab auch keine Möglichkeit, das über jene Generation verhängte Urteil zu mildern, weil es sich um eine unvergebbare Sünde handelte. In Vers 38-40 kündigte Jesus an, wie er künftig bei seinen Wundern verfahren wollte: „ Da hoben etliche der Schriftgelehrten und Pharisäer an und sprachen: Meister, wir wollen von dir ein Zeichen sehen! Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Das böse und ehebrecherische Geschlecht begehrt ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauche des Piesenfisches war, also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoße der Erde sein. “ Die Pharisäer waren durch die Ankündigung des Gerichtes betroffen und versuchten nun, ihr scharfes Vorgehen gegen Jesus zurückzunehmen, indem sie ein Zeichen von ihm forderten (Vers 38) - als hätte Jesus bisher nichts getan, was seine Messianität hätte auswei-sen können! Aber in Vers 39 zeigt sich, wie anders Jesus jetzt mit den Wundern und Zeichen verfuhr. Von jetzt an sollte es für dieses Volk außer einem einzigen kein Zeichen mehr geben. Jesus tat zwar auch künftig Wunder, aber mit einer anderen Absicht. Sie dienten nicht mehr dazu, seine Person und seine Botschaft als gottgesandt und gottgewirkt auszuweisen, damit das Volk zu einer Entscheidung käme. Diese Entscheidung war nun getroffen worden. Vielmehr sollten seine Wunder nun die zwölf Jünger für ihren neuen Dienst zurüsten, den sie nach der Verwerfung der Messianität Jesu durch die Juden nun erfüllen sollten. Es ist der Dienst der Apostel, wie er in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Jene Generation aber sollte nur noch ein einziges Zeichen erleben: das Zeichen des Jona, Mt. 12,38-40 das Zeichen Jonas das Zeichen der Auferstehung. Es war ein Zeichen, das Israel bei drei verschiedenen Gelegenheiten erlebte bzw. erleben wird: zuerst bei der Auferweckung des Lazarus; zweitens bei der Auferstehung Jesu; und drittens, wenn die beiden Zeugen der großen Trübsal auferweckt werden. Die beiden ersten Zeichen wurden abgelehnt. Das dritte jedoch wird angenommen werden, denn die Auferweckung der beiden Zeugen wird zur Errettung der Juden Jerusalems führen (siehe Kapitel 11). Jesus schloß mit weiteren Gerichtsworten für jene Generation in Vers 41-45. Es fällt auf, wie oft uns hier die Wendung „dieses Geschlechts“ begegnet: Mt. 12,41-45 „Leute von Ninive werden auftreten im Gericht wider dieses Geschlecht und werden es verurteilen; denn sie taten Buße auf die Predigt des Jona hin. Und siehe, hier ist mehr als Jona! Die Königin von Mittag wird auftreten im Gerichte wider dieses Geschlecht und wird es verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo! Wenn aber der unreine Geist vom Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er wasserlose Stätten und sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus welchem ich gegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leer, gesäubert und geschmückt. Alsdann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die schlimmer sind als er; und sie ziehen ein und wohnen daselbst, und es wird zuletzt mit diesem Menschen ärger als zuerst. So wird es auch sein mit diesem bösen Geschlecht." In Vers 41 verglich er das Geschlecht seiner Zeit mit der Stadt Ninive und erklärte, warum diese Stadt beim Gericht gegen die Generation auftreten würde. Dasselbe gilt für die Königin von Saba (Vers 42). Diese Menschen waren alle Heiden. Obwohl Gott sich ihnen weit weniger offenbart hatte, glaubten sie sogar ohne Wunder. Aber dieses Geschlecht tat es nicht. In den Versen 43-45 schließen diese Gerichtsworte mit einer Geschichte über einen Dämon, die veranschaulichen soll, was am Ende aus dieser Generation werden wird. Jesus erzählte von einem Dämon, der einen Mann verließ, den er vorher besessen hatte. Aber als er keinen neuen Körper fand, von dem er Besitz ergreifen und über den er herrschen konnte, kehrte er zu seiner früheren Wohnung zurück. Er fand sie zwar gekehrt und geschmückt vor, aber trotzdem noch leer. Dieser Mensch hatte die Gelegenheit nicht wahrgenommen, sein Leben mit dem Heiligen Geist füllen zu lassen. Auch kein anderer Dämon war in ihn gefahren. So zog der Dämon bei dem Menschen, den er vorher besessen hatte, wieder ein und lud sieben andere Dämonen ein, sich ihm anzuschließen. Deshalb wurde es mit diesem Menschen am Ende schlimmer als am Anfang, weil er nun von acht Dämonen besessen war. Die Pointe dieser Geschichte wird oft nicht gesehen: was für diesen Menschen galt, traf auch auf jene böse Generation zu. Am Anfang erlebte sie die Predigt Johannes des Täufers. Der Dienst des Johannes bestand wesentlich in der Reinigung, denn er sollte das Volk vorbereiten, den Messias zu empfangen. Durch Johannes wurde, bildlich gesehen, das Haus dieser Generation gereinigt und geschmückt. Aber nachdem der Messias nun gekommen war, verwarfen sie ihn mit der Begründung, er sei von Dämonen besessen. So blieb das Haus dieses Volkes gekehrt und geschmückt - leer, weil es die Messianität Jesu zurückwies. Und darum sollte es am Ende mit diesem Geschlecht schlimmer ausgehen, als es am Anfang gewesen war. Als diese Generation geboren wurde, standen die Menschen unter der Herrschaft Roms. Trotzdem besaßen sie eine gewisse nationale Selbständigkeit. Sie hatten eine Art eigene Regierung im San-hedrin, dem Hohen Rat. Jerusalem prangte damals im Glanz der he-rodianischen Zeit, und das religiöse System im Tempel blieb von der römischen Herrschaft unberührt. Aber aufgrund der Verwerfung des Messias und des darauf folgenden Gerichtes Gottes im Jahre 70 n.Chr. hörte Israel als Nation auf zu existieren. Statt weiterhin versklavt zu bleiben, wurden die Juden von den römischen Armeen überallhin zerstreut. Der Tempel - Mittelpunkt des Judentums -wurde so zerstört, daß kein Stein auf dem anderen blieb. In der Tat wurde es am Ende mit diesem Volk schlimmer als am Anfang. Aus der Sklaverei kam es in die weltweite Zerstreuung. Johannes 11,1-57 Auch nach den Ereignissen, über die Matthäus 12 berichtet, kamen die Pharisäer zu Christus und verlangten von ihm ein Zeichen, mit dem er seine Person und seine Botschaft als von Gott her ausweisen sollte (Matthäus 16,1-4). Aber wieder verweigerte Jesus ihnen wei- Mt. 16,1-4 tere Zeichen und kündigte ihnen nur „das Zeichen von Jona“ an, das Zeichen der Auferstehung. Auferweckung des Lazarus Joh. 11,42 Joh. 11,45-46 Joh. 11, 47-50.53 Die Auferweckung des Lazarus, die in Johannes 11,1-44 berichtet wird, ist das erste Jonazeichen, das Jesus offenbarte. Christus erweckte auch andere Menschen von den Toten, doch alle diese Berichte umfassen nur wenige Verse. Hier aber wird Johannes sehr ausführlich und beschreibt in 44 Versen die Auferweckung des Lazarus. Warum? Es geht um das Zeichen des Jona, das Jesus angekündigt hatte. In Vers 42 macht Jesus deutlich, für wen Lazarus auferweckt wurde, nämlich für die jüdische Volksmenge: „ Doch ich weiß, daß du mich allezeit erhörst; aber um des umstehenden Volkes willen habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast. “ Dann kommt in den Versen 45-46 die Antwort und Reaktion der Juden auf dieses Zeichen: „ Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus getan hatte, glaubten an ihn. Etliche von ihnen abergingen zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte. “ Einige Juden reagierten richtig auf dieses erste Zeichen des Jona und glaubten, daß Jesus der war, der zu sein er beanspruchte. Aber die anderen wollten immer noch ein Wort oder ein Urteil über Jesus von seiten ihrer Führer und berichteten deshalb den Pharisäern, was Jesus getan hatte. Da die Auferweckung das ihnen von Jesus angekündigte Zeichen war, antworteten sie auf diese Herausforderung in den Versen 47-50 und 53: „ Da versammelten die Hohenpriester und Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was wollen wir machen? Denn dieser Mensch tut viele Zeichen! Lassen wir ihn so fortfahren, so werden alle an ihn glauben; und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute weg. Einer aber von ihnen, Kajaphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts und bedenket nicht, daß es für uns besser ist, ein Mensch sterbe für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe!... Von jenem Tage an beratschlagten sie nun, ihn zu töten." Die Pharisäer blieben auch hier bei ihrer Ablehnung wie in Matthäus 12. Der Hohe Rat versammelte sich, um darüber zu beschließen, wie sie auf das Zeichen des Jona, das Jesus ihnen in der Auferweckung des Lazarus gegeben hatte, antworten sollten. Sie beschlossen , das Zeichen abzulehnen und eine Gelegenheit zu suchen, Jesus zu töten. Jetzt war bei ihnen die Ablehnung der Messianität Jesu endgültig. Sie gingen sogar noch einen Schritt weiter, indem sie ihn jetzt zum Tode verurteilten. Die Verse 54-57 sprechen über die Auswirkungen dieses Urteils. Erstens verbarg sich Jesus eine Zeitlang, weil die Stunde seines Todes noch nicht gekommen war (Vers 54). Zweitens fragten die Menschen immer noch nach ihm; das konnte im Lichte der Auferwek-kung des Lazarus auch nicht anders sein (Vers 55-56). Und drittens drang der Todesbeschluß des Hohen Rates bis zu den Massen durch (Vers 57): „ Es hatten aber auch die Hohenpriester und die Pharisäer einen Befehl Joh. 11,57 gegeben, daß, wenn jemand wisse, wo er sei, er es anzeige, damit sie ihn greifen könnten. “ Sie suchten nun eine Gelegenheit, um ihn zu töten. Die Verwerfung des Messiasanspruchs Jesu von Matthäus 12 erreicht in Johannes 11 ihren Höhepunkt darin, daß dieser Todesbeschluß nun drohend über Jesus hing. Das erste Zeichen des Jona, die Auferweckung des Lazarus, war zurückgewiesen worden. Lukas 19,41-44 Auch Lukas 19,41-44 gibt einen weiteren Hinweis zu der Frage, welcher Art die unvergebbare Sünde ist. Diese Stelle steht im Zusammenhang mit dem begeistert gefeierten Einzug Jesu in Jerusalem. Tausende von Juden riefen: „Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ Das ist im Judentum ein offizieller Gruß für den Messias im Zusammenhang mit dem messianischen Psalm 118 (Vers 26). Die jüdischen Massen riefen Jesus als Messias aus, als er in Jerusalem einzog. Aber die jüdischen Führer hatten schon die unvergebbare Sünde begangen; das Gericht über diese Generation war schon beschlossen. Es gab keine Möglichkeit, eine Milderung zu erwirken. Jesus mußte trotz der begeisterten Begrüßung durch das Volk über Jerusalem Worte des Gerichtes aussprechen: „ Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Lk. 19,41-44 Wenn doch auch du erkannt hättest an diesem deinem Tage, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen, daß Tage über dich kommen werden, da deine Feinde einen Wall gegen dich aufwerfen, dich ringsum einschließen und von allen Seiten ängstigen und dich dem Erdboden gleich machen werden, auch deine Kinder in dir, Urteil über die Schriftgelehrten und Pharisäer Mt. 23,13 Mt. 23,29-36 und in dir keinen Stein auf dem andern lassen werden, darum, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast! “ Matthäus 23,1-36 Eine andere Schriftstelle, die überdas Gericht über jene Generation spricht, ist Matthäus 23,1-36. In dem ganzen Kapitel verurteilt Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer, die Führer Israels, um verschiedener Sünden willen. In den Versen 1-12 werden sie wegen ihrer Heuchelei verurteilt; in den Versen 13-14 dafür, daß sie das Volk zur Verwerfung des Messias verleitet haben; in Vers 15 für den schlechten Einfluß auf die Proselyten. In Vers 16-22 tadelt sie Jesus, daß sie das Gesetz Moses durch pharisäische Überlieferungen wirkungslos machen; in Vers 23-24 dafür, daß sie die Geringen beherrschen und unterdrücken; in Vers 25-28 dafür, daß sie nur mit äußeren Dingen beschäftigt sind; und in den Versen 29-36, daß sie die Propheten verwerfen. Es gibt zwei besonders wichtige Punkte bei dieser Gerichtsrede. Der erste steht in Vers 13: „Aber wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließet! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die laßt ihr nicht hinein. “ Die Pharisäer werden nicht nur dafür verantwortlich gemacht, daß sie Jesus als den Messias verwarfen, sondern daß sie auch das ganze Volk dazu verleiteten, dasselbe zu tun. Dieser Faktor ist für das Verständnis der Grundlage des zweiten Kommens Jesu wichtig. Der zweite bedeutsame Punkt steht in den Versen 29-36: „ Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Gräber der Propheten bauet und die Denkmäler der Gerechten schmük-ket und saget: Hätten wir in den Tagen unsrer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht. So gebt ihr ja über euch selbst das Zeugnis, daß ihr Söhne der Prophetenmörder seid. Ja, machet nur das Maß eurer Väter voll! Ihr Schlangen! Ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr dem Gerichte der Hölle entgehen? Darum, siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und etliche von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr in euren Synagogen geißeln und sie verfolgen von einer Stadt zur andern; auf daß über euch komme alles gerechte Blut, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blute Abels, des Gerechten, an bis auf das Blut Zacharias, des Sohnes Barachlas, welchen ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt. Wahrlich, ich sage euch, dies alles wird über dieses Geschlecht kommen. “ Diese Verse stellen deutlich heraus, wie streng das Gericht über dieses Geschlecht sein wird. Es ergeht in erster Linie gegen die Führer, aber auch gegen das ganze Volk, das durch sie zur Verwerfung des Messias Jesus verleitet wurde. Und Jesus machte sie nicht nur dafür verantwortlich, sondern auch für das Blut aller Propheten des Alten Testaments. Nach der jüdischen Zählung der alttestamentlichen Bücher (die Anzahl der Bücher ist dieselbe, nur die Reihenfolge ist verschieden), die auch Jesus benutzte, ist das erste Buch der Bibel die Genesis, wo Abel erwähnt wird. Das letzte Buch ist das 2. Chronikbuch, in dem Zacharias erwähnt wird. Jesus erklärte sie für schuldig am Blut aller Propheten von der Genesis bis zum 2. Chronikbuch; heute würde man sagen: vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. Der Grund dafür war, daß die jüdischen Propheten bereits alles verkündet hatten, was Gott im Blick auf den kommenden Messias sagen wollte. Jene Generation hatte den vollständigen Kanon des Alten Testaments in Händen. Außerdem hatte sie auch die Predigt Johannes des Täufers gehört, der das baldige Kommen des Herrn ankündigte. Sie hatte Jesus, den Messias, leibhaftig bei sich, der mit allen Zeichen, die ihn als Messias auswiesen, zu ihnen gekommen war. Trotz alledem verwarfen sie ihn als Messias, indem sie dem Beispiel ihrer Führer folgten. Aus diesem Grunde sollten sie für das Blut aller Propheten verantwortlich gemacht werden, die vom Messias geredet hatten. Gerade das ist das Einmalige an jener Generation. In Vers 36 steht: „Wahrlich, ich sage euch, alles dies wird über dies Geschlecht kommen.“ Es ist das Gericht über die unvergebbare Sünde. Wenige Tage, nachdem Jesus diese Worte gesprochen hatte, wurde den Juden in der Auferstehung Christi das zweite Jonazeichen gegeben. Es wurde nach dem Bericht der ersten sieben Kapitel der Apostelgeschichte ebenfalls abgelehnt. Die Steinigung des Stephanus in Apostelgeschichte 7 durch den Hohen Rat machte die offizielle Zurückweisung des zweiten Jonazeichens offenkundig. Aus diesem Grunde wird die Verkündigung des Evangeliums in der nichtjüdischen Welt erst ab Kapitel 8 berichtet. Der Hebräerbrief wurde an eine Gruppe von Judenchristen geschrieben, die wegen der Verfolgung eine Rückkehr zum Judentum in Betracht zogen. Der Verfasser des Hebräerbriefes warnte sie davor und ermahnte sie dringend, sich völlig vom Judentum zu trennen. Andernfalls würden sie dem Gericht des Jahres 70 n.Chr. anheimfallen und den Tod erleiden müssen. Nur wenn sie sich völlig vom Judaismus lossagten, hätten sie die Möglichkeit, dem Gericht über jene Generation zu entkommen. Natürlich wissen wir aus dem Brief selbst nicht, wie der Hebräerbrief auf jene Christen gewirkt hat. Aber wir wissen es von Josephus und Eusebius, die Hegesipp, einen christlich-jüdischen Historiker des zweiten Jahrhunderts zitieren. Sie berichten, wie die Hebräerchristen - den Worten des Briefes gehorchend - sich vom Judaismus trennten. Als dann im Jahre 66 n.Chr. der jüdische Aufstand gegen die Römer begann, verließ die ganze judenchristliche Gemeinde das Land und wartete den Krieg außerhalb in Pella ab, am Ostufer des Jordan. Im Verlauf des blutigen Aufstandes starben 1,1 Millionen Juden, aber nicht ein einziger Judenchrist kam um. Hätten sie dem Verfasser des Hebräerbriefes nicht gehorcht, hätten sie den Tod gefunden. So aber retteten sie ihr Leben und entkamen dem Gericht Gottes über jene Generation. Die Voraussetzung für die Wiederkunft Christi Fünf weitere Bibelstellen werden uns helfen, die Frage nach der Grundlage für die Wiederkunft Christi zu beantworten. Die erste Stelle ist 3. Mose 26,40-42: 3. M. 26,40-42 „ Werden sie aber ihre und ihrer Väter Missetat bekennen samt ihrer Übertretung, womit sie sich an mir vergriffen haben und mir trotzig begegnet sind, weswegen auch ich ihnen widerstand und sie in ihrer Feinde Land brachte; und wird sich alsdann ihr unbeschnittenes Herz demütigen, so daß sie dann ihre Schuld büßen, so will ich gedenken an meinen Bund mit Jakob und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham, und will des Landes gedenken." In 3. Mose 26 sagte Mose voraus, daß die Juden wegen ihres Ungehorsams gegenüber dem offenbarten Willen Gottes über die ganze Welt zerstreut werden sollten. Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments war dies die unmittelbare Folge ihrer Ablehnung des Messias Jesus. Vers 39 stellt die weltweite Zerstreuung als eine Tatsache hin. Bis zu diesem Punkt ist 3. Mose 26 bereits in Erfüllung gegangen. In Vers 42 sagt Mose dann, daß Gott immer noch die feste Absicht hat, Israel alle Segnungen und Verheißungen des Abrahambundes zuteil werden zu lassen, besonders hinsichtlich des verheißenen Landes. Aber bevor die Juden sich an den Segnungen des Abrahambundes im messianischen Reich erfreuen können, müssen sie die Bedingungen von Vers 40 erfüllen: sie müssen „ihre und ihrer Väter Missetat samt ihrer Übertretung“ bekennen. Es ist zu beachten, daß das Wort „Missetat“ hier in der Einzahl steht: es geht um eine ganz bestimmte Missetat, die Israel bekennen muß, bevor es in den Genuß aller Wohltaten des Abrahambundes gelangt. Die zweite Belegstelle finden wir in Jeremia 3,11-18: „ Und der Herr sprach zu mir: Die Abtrünnige, Israel, steht gerechter da Jer. 3,11-18 als die treulose Juda. Gehe hin, predige diese Worte gegen den Norden hin und sprich: Kehre wieder, du Abtrünnige, Israel! - spricht der Herr, ich will mein Angesicht nicht vor euch verdüstern; denn ich bin gnädig -spricht der Herr - und zürne nicht ewig! Nur erkenne deine Missetat, daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue gebrochen und hierhin und dorthin zu den Fremden gelaufen bist unter alle grünen Bäume; aber auf meine Stimme habt ihr nicht gehört, - spricht der Herr; denn ich bin euer Herr! Und ich will euch nehmen, einen aus jeder Stadt und zwei aus jedem Geschlecht, und euch nach Zion bringen; ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die sollen euch weiden mit Kenntnis und Verstand. Und es wird geschehen, wenn ihr euch dann mehrt und fruchtbar werdet im Lande, in jenen Tagen - spricht der Herr-, so wird man nicht mehr sagen: ,die Bundeslade des Herrn'; und sie wird niemandem mehr in den Sinn kommen, man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; es wird auch keine mehr gemacht werden. Zu jener Zeit wird man Jerusalem, Thron des Herrn' nennen, und es werden sich alle Heiden dorthin versammeln, zum Namen des Herrn, nach Jerusalem, und sie werden hinfort nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens folgen. In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Hause Israel gehen, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, das ich ihren Vätern zum Erbteil gegeben habe." In den Versen 14-18 beschreibt Jeremia die Segnungen, die Gott im messianischen Reich für Israel bereithält. Es wird für das jüdische Volk eine Zeit unermeßlichen Segens und der Wiederherstellung sein, wenn der Messias sein Reich aufrichtet. Aber all dieser Segen hängt von der Bedingung in Vers 13 ab: sie müssen die besondere Missetat gegen den Herrn, ihren Gott, erkennen bzw. bekennen. Die dritte Stelle steht im Buch Sacharja. Dessen Kapitel 12-14 bilden eine innere Einheit und behandeln ein einziges Thema. Kapitel 13 spricht von der Reinigung des ganzen Volkes Israel von seiner Sünde; Kapitel 14 beschreibt das zweite Kommen Christi und die Errichtung seines Reiches. Aber die Reinigung Israels und die Wiederkunft Christi sind an eine Bedingung gebunden, die Sacharja 12,10 nennt: Sach. 12,10 „Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie werden bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich weint über einen Erstgeborenen." Bevor Israel von seiner Sünde gereinigt wird und Christus wiederkommt, um sein Reich aufzurichten, muß Israel erst zu dem Einen hinschauen, den es durchbohrt hat, und ihn um seine Wiederkunft bitten. Nur dann, wenn die Juden das tun, werden sie die Reinigung von ihrer Sünde bekommen und sich der Segnungen des messiani-schen Reiches erfreuen können. Die vierte Stelle steht in Hosea 5. In dem ganzen Kapitel spricht Gott selbst - auch noch in Vers 15: Hos. 5,15 „ Ich will wiederum an meinen Ort gehen, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen werden; in ihrer Not werden sie mich ernstlich suchen." Zum Verständnis dieses Verses sind bestimmte Voraussetzungen notwendig. Bevor jemand an einen Ort zurückkehren kann, muß er ihn verlassen haben. Hier sagt Gott, daß er wieder an seinen Ort zurückgehen werde. Gottes Platz ist im Himmel. Bevor Gott in den Himmel zurückkehren kann, muß er ihn verlassen. Wann aber verließ Gott den Himmel? Er tat es bei der Menschwerdung in der Person Jesu von Nazareth. Weil man ihm ein besonders schweres Unrecht zugefügt hatte, kehrte er bei der Himmelfahrt vom Ölberg in den Himmel zurück. Der Vers stellt weiter fest, daß Jesus erst dann zur Erde zurückkehren wird, wenn jenes Unrecht erkannt bzw. bekannt worden ist. Worin liegt das ihm zugefügte Unrecht, dessen das ganze jüdische Volk schuldig ist? Es liegt nicht darin, daß sie Jesus töteten, wie viele meinen. Jesus Christus starb durch die Hand von Heiden, nicht durch die von Juden. Er wurde durch einen heid- nischen Richter verurteilt und hingerichtet. Aber all das ist in diesem Zusammenhang nicht so entscheidend, auch nicht Christi Kreuzigung durch römische Soldaten. Jesus mußte ja sterben, um ein Opfer für die Sünden werden zu können, ganz gleich, ob die Juden ihn annahmen oder verwarfen. Das Unrecht des ganzen jüdischen Volkes gegen Jesus lag in der Ablehnung seiner göttlichen Sendung als Messias. Nur wenn dieses Unrecht erkannt bzw. bekannt wird, kehrt Christus zur Erde zurück. Die fünfte Stelle ist Matthäus 23. Wie wir bereits sagten, klagt Jesus hier die Schriftgelehrten und Pharisäer - die geistlichen Führer jener Zeit - an, daß sie das Volk dazu gebracht haben, ihn als Messias zu verwerfen. Auch die Verse 37-39 sind noch an dieselbe Adresse gerichtet: „ Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu Mt. 23,37-39 dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Kücklein unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen werden; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Mit diesen Worten an die jüdischen Führer wiederholt Christus, was er von Anfang an wollte: sie sammeln, wenn sie ihn nur annähmen (Vers 37). Weil sie ihn aber als den Messias zurückwiesen, anstatt sich von ihm sammeln zu lassen, sollen sie nun zerstreut werden. Ihr Haus, der jüdische Tempel, wird veröden und zerstört werden, daß nichts davon bleiben wird (Vers 38). Schließlich sagt Jesus, daß sie ihn nicht mehr sehen werden, bis sie sagen: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ Das ist der messianische Gruß und deutet an, daß sie zu der Zeit ihren Messias Jesus annehmen werden. Jesus wird also erst dann wiederkommen, wenn die Juden und ihre geistlichen Führer ihn darum bitten. Denn wie die geistlichen Führer Israels ihr Volk zur Verwerfung ihres Messias verführten, so müssen sie es eines Tages dazu bringen, ihn im Glauben anzunehmen. Die doppelte Voraussetzung für die Wiederkunft Christi liegt einmal im Bekenntnis der nationalen Sünde Israels und dann in der Bitte an den Messias, zurückzukommen, „um ihn zu klagen, wie man um seinen einzigen Sohn klagt“. acht Phasen Off. 16,12-16 14. Die Schlacht von Harmagedon und die Wiederkunft Christi Die beiden Höhepunkte der großen Trübsalszeit sind die Schlacht von Harmagedon und die Wiederkunft Jesu Christi. In der Bibel finden wir eine beträchtliche Anzahl von Hinweisen über diese Zeit. Eine der größten Schwierigkeiten beim Studium der Eschatologie ist die Einordnung dieser beiden Ereignisse in eine zeitliche Folge, um daraus zu erkennen, was in der Schlacht von Harmagedon wirklich geschehen wird. Dieses Kapitel will den Versuch unternehmen, es herauszufinden. Die Schlacht von Harmagedon kann man in acht verschiedene Phasen einteilen und so das Verständnis für die Reihenfolge der einzelnen Ereignisse erleichtern. DIE ERSTE PHASE: DIE VERSAMMLUNG DER VERBÜNDETEN DES ANTICHRISTEN Die Schlacht von Harmagedon wird mit der ersten Phase, dem sechsten Zornschalengericht, eingeleitet, von dem Offenbarung 16,12-16 berichtet: „ Und der sechste goß seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser vertrocknete, damit den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet würde. Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Mau! des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen. Es sind nämlich Geister von Dämonen, welche Zeichen tun und zu den Königen des ganzen Erdkreises ausziehen, um sie zum Kampfan jenem großen Tage Gottes, des Allmächtigen, zu versammeln. - Siehe, ich komme wie ein Dieb! Selig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht bloß einhergehe und man nicht seine Schande sehe! - Und er versammelte sie an den Ort, der auf hebräisch Harmagedon heißt." Mit dem Ausgießen der sechsten Schale wird der Euphrat austrocknen (Vers 12). Das soll es dem Antichristen leichter machen, seine Heere für die Schlacht von Harmagedon zu versammeln. Es ist weithin üblich, die „Könige des Ostens“ als Chinesen zu identifizieren und dann mit der Zweihundert-Millionen-Armee von Offenbarung 9 in Verbindung zu bringen. Diese Deutung ergibt weder aufgrund regelgerechter Auslegung noch im Blick auf den Aufbau der Offenbarung einen Sinn. Nach dem Aufbau und Grundriß der Offenbarung gehören die „zweihundert Millionen“ und die „Könige des Ostens“ zu zwei unterscheidbaren Gerichten. Die „zweihundert Millionen“ gehören zu einem Posaunengericht, während die „Könige des Ostens“ zu einem Zornschalengericht gehören. Außerdem haben wir bei der Auslegung von Offenbarung 9 bereits gesehen, daß es sich bei den zweihundert Millionen nicht um Menschen, sondern um Dämonen handelt. Auch in Hinsicht auf die Folgerichtigkeit der Auslegung kann man die „Könige des Ostens“ keinesfalls auf die Chinesen deuten. An allen anderen Stellen der Bibel ist mit „Osten“ immer Mesopotamien (Assyrien und Babylonien) gemeint. Darum muß auch diese Stelle auf Mesopotamien und nicht auf China gedeutet werden. Auch die Tatsache, daß die Hauptstadt des Antichristen, Babylon, an den Ufern des Euphrats liegen wird, spricht dafür, daß die Könige des Ostens mesopotamische Könige sein werden. Deshalb ist eine Deutung dieser Stelle auf China auszuschließen. Folgerichtige biblische Auslegung und nicht Zeitereignisse müssen die Grundlage bei der Bedeutungsfindung biblischer Aussagen sein (siehe auch Kapitel 10 zu dieser Frage). Das sechste Schalengericht wird also zur Austrocknung des Euphrat führen. Dadurch wird die Operationsfähigkeit der babylonischen Heere des Antichristen erhöht. Von der Hauptstadt Babylon aus wird ein Befehl ergehen, daß die Verbündeten des Antichristen ihre Armeen versammeln sollen (Vers 13-14). Dieses Aufgebot der Heere zum letzten Kampf gegen die Juden ist offenbar das Werk der falschen Dreieinigkeit. Alle drei Wesen dieser Trinität sind daran beteiligt: der Drache oder Satan (das falsche Abbild des Vaters), das Tier oder der Antichrist (das falsche Abbild des Sohnes) und der falsche Prophet (das falsche Abbild des Heiligen Geistes). Dieser Einberufung von höchster Stelle wird durch dämonische Aktivität die Könige aus dem Osten besonderer Nachdruck verliehen, um sicherzustellen, daß die Nationen sich wirklich zusammentun und ihre Heere versammeln. Die dämonischen Boten werden die Vollmacht erhalten, Wunderzeichen zu vollbringen, um die Bereitwilligkeit der Betroffenen zu stärken und jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Man hat allgemein den Namen „Schlacht von Harmagedon“ verwendet, obwohl es in Wirklichkeit eine falsche Bezeichnung ist; denn in Harmagedon wird keine Schlacht stattfinden. Aus diesem Grund haben viele, die sich mit der Auslegung der Propheten befassen, lieber die Bezeichnung „Feldzug von Harmagedon“ gewählt, wie auch wir es in diesem Kapitel tun. Aber auch dieser Name ist nicht ganz zutreffend. Nicht in Harmagedon wird ein Kampf stattfinden, sondern an einem anderen Ort. Für diesen letzten Kampf hat die Bibel in den abschließenden Worten von Vers 14 einen treffenderen Namen: „... der Kampf an jenem großen Tage Gottes, des Allmächtigen.“ Dieser Name umschreibt deutlicher das Ausmaß und die Art des letzten Kampfes. Vers 15 unterbricht den Gedankengang durch einen Einschub. Er enthält eine Botschaft des Trostes und der Hoffnung an die Gläubigen, die zu dieser Zeit der großen Trübsal leben. Sie werden ermutigt, am Glauben festzuhalten. Wenn sie sehen, daß sich die Armeen des Antichristen sammeln, wissen sie, daß die Wiederkunft Jesu Christi unmittelbar bevorsteht. Also dürfen sie getrost und voller Hoffnung sein. Mit Vers 16 wird der Gedankengang wiederaufgenommen. Er nennt Harmagedon als den Ort, an dem sich die Verbündeten des Antichristen versammeln. Man kann diesen Namen aus zwei hebräischen Worten mit „Berg von Megiddo“ übersetzen. Megiddo war eine strategisch wichtige Stadt am Westende der Ebene Jesreel, von der aus der berühmte Paß von Megiddo in das größte Tal Israels beherrscht wurde. Von dem Berg, auf dem die Stadt Megiddo lag, konnte man die ganze Ebene Jesreel überblicken. Das bekannte Tal von Harmagedon ist also in Wirklichkeit die biblische Ebene Jesreel. In dieser großen Ebene des unteren Galiläa werden sich die Armeen der Welt versammeln, um alle noch lebenden Juden zu vernichten. Es fällt auf, daß Offenbarung 16,12-16 nichts von einer Schlacht in diesem Tal sagt, denn die Ebene Jesreel unterhalb des Berges von Megiddo dient den Armeen des Antichristen nur als Aufmarsch- platz. Harmagedon wird die gleiche Rolle wie England in den Endkämpfen des Zweiten Weltkrieges spielen. Damals sammelten die Alliierten ihre Armeen in England; aber die entscheidende Schlacht fand dort nicht statt. Sie begann an der Küste der Normandie am Tage der Invasion. Diese Stelle beschreibt den Aufmarsch der Armeen der Völker aus der Perspektive des Menschen. Menschlich betrachtet, ist das alles nur ein militärischer Aufmarsch auf Befehl des Antichristen. Zwei andere Bibelstellen betonen im Gegensatz dazu den Blickwinkel Gottes. Die erste steht in Joel 4,9-11: „ Rufet solches aus unter den Nationen, rüstet euch zum heiligen Krieg! Joel 4,9-11 Machet euch auf, ihr Heiden! Alle Krieger sollen einrücken und auszie-hen! Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern um und eure Rebmesser zu Spießen! Der Schwache spreche: Ich bin stark! Eilet und kommt herbei, alle Nationen ringsum, und versammelt euch! Dorthin führe, o Herr, deine Helden hinab! “ Dieses Wort aus der Perspektive Gottes ist reiner Spott. Die Völker werden ermuntert, ihre landwirtschaftlichen Werkzeuge und Geräte in Kriegswaffen umzuschmieden. Auch die Schwachen sollen sich einreden, sie seien stark. Während Satan und der Antichrist die Völker versammeln, um die Juden zu vernichten, verfolgt Gott seine eigene, ganz andere Absicht, wenn er diesen Aufmarsch zuläßt. Der Spott über den kriegerischen Aufmarsch der Völker wird auch in Psalm 2,1-6 bildlich ausgedrückt: „ Warum toben die Heiden und reden die Völker vergeblich? Die Könige Ps. 2,1-6 der Erde stehen zusammen, und die Fürsten verabreden sich wider den Herrn und widerseinen Gesalbten:, Wir wollen ihre Bande zerreißen und ihre Fesseln von uns werfen!' Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer. Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm:, Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge!'“ Die Versammlung der Völker wird hier als ein Aufmarsch gegen Gott und seinen Gesalbten, den Messias Jesus, gesehen. Indem Satan die Juden vernichten will, versucht er auch die Stricke der Weltherrschaft Gottes zu zerreißen. Wie töricht! Denn Gott sitzt im Himmel und lacht, weil er diese Völker schon bald in helle Verwir- Sach. 5,5-11 das Epha rung und Flucht ausbrechen sieht. Gott selbst wird seinen eigenen König über Zion einsetzen. Satan und der Antichrist werden es nicht verhindern können. Wenn die Völker sich auch versammeln, um das Vorhaben der ungöttlichen Dreieinigkeit zu verwirklichen, werden sie in Wirklichkeit doch nur den Willen des dreieinigen Gottes vollstrecken. Der Aufmarsch der Armeen der Völker in der Ebene Jesreel ist also das erste Stadium des Feldzuges von Harmagedon. DIE ZWEITE PHASE: DIE ZERSTÖRUNG BABYLONS Wir haben schon in einem der letzten Kapitel erwähnt, daß die Stadt Babylon als Hauptstadt des Antichristen und seines Weltreiches wieder aufgebaut werden muß. Aber Babylon muß nicht nur die politische Hauptstadt der Welt werden, sondern auch das Zentrum der Weltwirtschaft. Das wird in der Vision von Sacharja 5,5-11 deutlich: „ Und der Engel, der mit mir redete, trat hervor und sprach zu mir: Erhebe doch deine Augen und siehe, was da herauskommt! Ich aber fragte: Was ist das? Er sprach: Das ist ein Epha, das da hervorkommt. Und er fügte hinzu: Das ist ihre Verschuldung im ganzen Lande. Und siehe, da erhob sich eine Scheibe von Blei, und ein Weib saß drinnen im Epha. Da sprach er: Das ist die Bosheit! Und er warf sie wieder ins Epha hinein und den Bleiklumpen auf die Öffnung. Und ich erhob meine Augen und schaute; und siehe, da kamen zwei Weiber hervor, und der Wind blies in ihre Flügel - denn sie hatten Flügel wie Störche und sie trugen das Epha fort zwischen Himmel und Erde. Da fragte ich den Engel, der mit mir redete: Wo bringen sie das Epha hin ? Er antwortete mir: Ihm ein Haus zu bauen im Lande Sinear, damit es dort eingesetzt werde und an seinem Orte bleibe. “ Das Epha war ein Gewichtsmaß und wurde zum Symbol der Wirtschaft, in diesem Fall im negativen Sinne. Es sollte im Lande Sinear aufgestellt werden, also in Babylon. Demnach wird sich das zukünftige Zentrum der Weltwirtschaft in Babylon befinden. Tatsächlich verlagert es sich schon heute in den Nahen Osten, und es wird in Zukunft in der wiedererbauten Stadt Babylon liegen. In der zweiten Hälfte der Trübsal wird Babylon das politische und wirtschaftliche Zentrum der Welt sein. Später aber, im zweiten Stadium des Feldzuges von Harmagedon, wird Babylon plötzlich verwüstet werden. Mehrere Stellen sagen etwas über diese plötzliche Verwüstung aus; wir wollen uns auf einige wesentliche Stellen beschränken. In Jesaja 13,1 - 14,23 hat der Prophet viel über dieses Ereignis zu sagen. Durch wen die Verwüstung erfolgen wird, erklärt Jesaja 13,1-5: „ Weissagung wider Babel, welche Jesaja, der Sohn des Amoz, vernom- Jes. 13,1-5 men hat: Errichtet ein Panier auf kahlen Höhen, rufet ihnen laut zu, winket mit der Hand, daß sie zu den Toren der Fürsten einziehen! Ich habe meinen Geheiligten Befehl erteilt, meine Helden berufen zum Zorngericht, meine stolz Frohlockenden. Man hört einen Lärm in den Bergen wie von einem großen Volk! Das ist das Kriegsgeschrei der versammelten heidnischen Königreiche, der Herr der Heerscharen mustert das Kriegsheer! Sie kommen aus einem fernen Lande, vom Ende des Himmels, der Herr und die Werkzeuge seines Zorns, um das ganze Land zu verderben. “ Die Last über Babylon, die Jesaja sah, war ein weiterer Aufmarsch vieler Völker. Während im ersten Stadium die Heere derer aufmarschieren, die an der Seite Babylons und des Antichristen stehen, werden dies Streitkräfte sein, die gegen Babylon und den Antichristen kämpfen. Sie wollen Babylon zerstören. Näheres darüber schildert Jesaja 13,6 - 14,23. Beachten wir, daß diese Weissagung über die Zerstörung Babylons bis zum heutigen Tag noch nicht so in Erfüllung gegangen ist, wie es dieser Text beschreibt. Zum Beispiel stellt der Textzusammenhang von Jesaja 13,6-22 die in Vers 1-5 angekündigte Zerstörung Babylons in das Umfeld und die Zeit des „Tages des Herrn“, der auf die große Trübsal hinweist. Wir haben uns schon in Kapitel 7 damit beschäftigt. Außerdem ist die Zerstörung Babylons in Jesaja 14,1-2 mit der schließlichen Erlösung Israels verbunden: „ Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen Jes. 14,1-2 und sie in ihrem Land zur Ruhe bringen; und die Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich dem Hause Jakobs beigesellen. Und es werden sich Völker ihrer an nehmen und sie an ihren Ort bringen; dieselben wird sich das Haus Israel im Lande des Herrn zum Erbteil nehmen, so daß sie ihm als Knechte und Mägde dienen; also werden sie die ge- fangennehmen, deren Gefangene sie gewesen sind, und diejenigen beherrschen, welche sie einst drängten. “ Bei dieser letzten Zerstörung wird Babylon Sodom und Gomorra darin ähnlich sein, daß es nur noch den wilden Tieren der Wüste zur Wohnung dient und kein Mensch sich hier mehr ansiedeln kann. Darauf zielt auch Jesaja 13,19-22 ab: Jes. 13,19-22 „Also wird Babel, die Zierde der Königreiche, der Ruhm, der Stolz der Chaldäer, umgekehrt von Gott wie Sodom und Gomorra. Sie wird nicht mehr bewohnt werden ewiglich und nicht mehr zur Behausung dienen für und für. Kein Araber wird daselbst zelten, und keine Hirten werden ihre Herden dort lagern lassen; sondern Steppentiere werden daselbst Hegen, und ihre Häuser werden voll Uhus sein, und Strauße werden dort hausen und Gespenster herumhuschen. Und es werden Wölfe heulen in ihren verödeten Palästen und Schakale in den Lustschlössern. Ihre Zeit ist nahe herbeigekommen, und ihre Tage sollen nicht verlängert werden! “ Die Weissagung Jesajas über Babylon schließt in Jesaja 14,22-23. Dort wird festgestellt, daß es im Gegensatz zu anderen Völkern in Babylon nach dem Unglück keine Überlebenden geben wird: Jes. 14,22-23 „ Ich will wider sie auf stehen, spricht der Herr der Heerscharen, und von Babel ausrotten Namen und Nachkommen, Schoß und Sproß, spricht der Herr. Und ich will es zum Besitztum der Igel und zu Wassersümpfen machen und will es wegfegen mit dem Besen des Verderbens, spricht der Herr der Heerscharen." Ein anderer Prophet, der die Zerstörung Babylons durch eine Anzahl von Völkern ausführlich schildert, ist Jeremia. Er widmet diesem Ereignis zwei lange Kapitel (50-51). Wegen der Länge dieser Kapitel werden wir die Untersuchung auf einige wichtige Verse beschränken müssen, die die Zerstörung Babylons ausführlich beschreiben. ln Jeremia 50,1 wird deutlich, daß die Weissagung wirklich Babylon betrifft: der. 50,1 „ Dies ist das Wort, welches der Herr über Babel, über das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia gesprochen hat. “ Wie schon bei Jesaja, wird auch in Jeremia 50,9-10 angekündigt, daß sich viele Völker gegen Babylon versammeln werden: „ Denn siehe, ich erwecke im nördlichen Lande ein Heer großer Völker Jer. 50,9-10 und lasse sie gen Babel hinaufziehen, um sie zu belagern, und von dort aus wird sie erobert werden. Ihre Pfeile sind wie die eines gewandten Schützen, der nicht leer zurückkehrt. Also soll Chaldäa zur Beute werden, daß alle, die es plündern, genug bekommen sollen, spricht der Herr. “ Das Ausmaß der Zerstörung und der Krieg selbst werden in Jeremia 50,11-16 geschildert: „ Denn du freutest dich und frohlocktest, als du mein Erbe plündertest; Jer. 50,11-16 du hüpftest wie eine dreschende Kuh und wiehertest wie die Hengste. Eure Mutter wird sehr zuschanden werden, die euch geboren hat, wird schamrot dastehen. Siehe, sie wird das letzte der Völker, eine dürre Wüste, eine öde Steppe! Wegen des Zornes des Herrn wird sie unbewohnt bleiben und gänzlich verwüstet werden; wer an Babel vorübergeht, wird staunen und zischen ob all ihren Plagen. Stellet euch ringsum wider Babel auf, ihr Bogenschützen alle! Schießt nach ihr, sparet die Pfeile nicht! Denn sie hat wider den Herrn gesündigt. Erhebet ringsum Kriegsgeschrei wider sie! Sie muß sich ergeben; ihre Grundfesten fallen, ihre Mauern werden geschleift. Denn das ist die Rache des Herrn. Rächet euch an ihr! Tut ihr, wie sie getan! Rottet aus Babel den Sämann aus samt dem, der zur Zeit der Ernte die Sichel führt! Vor dem grausamen Schwert wird sich jedermann seinem Volke zu wenden und ein jeder in sein Heimatland fliehen. “ Später, in Jeremia 50,21-27, folgt eine anschauliche Beschreibung des Falles Babylons: „Ziehet hinauf wider das ,Land des zwiefachen Trotzes' und wider die Jer. 50,21-27 Bewohner der .Heimsuchung'! Ziehe das Schwert hinter ihnen her und vollstrecke den Bann, spricht der Herr, und tue ihnen ganz, wie ich dir befohlen habe! Kriegslärm ist im Lande und ein gewaltiger Zusammenbruch! Wie ist doch der Hammer der ganzen Erde abgehauen und zerbrochen worden! Wie ist doch Babel unter den Völkern zum Entsetzen geworden! Ich habe dir Schlingen gelegt, Babel, und du bist auch gefangen worden, ohne daß du es merktest; du bist ertappt und ergriffen worden; denn du hast dich wider den Herrn aufgelehnt. Der Herr hat seine Rüstkammer aufgetan und seine Zorneswaffen hervorgeholt; denn im Lande der Chaldäer hat der Herr, der Herr der Heerscharen, etwas zu tun. Kommet von allen Enden über sie! Öffnet ihre Kornhäuser, ladet sie auf wie Garben und Jer. 50,39-40 Jer. 50,41-42 Jer. 50,45-46 Jer. 51,7-9 vollstrecket den Bann an ihr, daß nichts übrigbleibe! Stecht alle ihre Far-ren nieder und führt sie zur Schlachtbank hinab! Wehe ihnen; denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung!" Diese Zerstörung soll so vollständig und endgültig sein, daß Babylon nie mehr von Menschen bewohnt wird. Sie wird so total wie die Zerstörung von Sodom und Gomorra sein, wie Jeremia 50,39-40 bestätigt: „ Deswegen sollen Wildkatzen mit Schakalen darin wohnen und Strauße daselbst hausen; aber es soll nimmermehr besiedelt werden, sondern für und für unbewohnt bleiben; wie Gott Sodom und Gomorra samt ihrer Nachbarschaft umgekehrt hat, so soll auch daselbst niemand wohnen und kein Menschenkind sich dort aufhalten! spricht der Herr. “ Noch einmal spricht Jeremia in 50,41-42 davon, daß sich viele Völker gegen Babylon versammeln werden: „ Siehe, es kommt ein Volk von Mitternacht her, und ein großes Volk und mächtige Könige erheben sich von den Enden der Erde; sie tragen Bogen und Spieße, sind grausam und unbarmherzig; sie machen einen Lärm, als tobte das Meer; sie reiten, wie Kriegsleute gerüstet, auf Rossen wider dich, du Tochter Babel, heran. “ Jeremia 50 schließt damit, daß Gott den Untergang Babylons beschlossen hat und die Völker über die Zerstörung ihrer Welthauptstadt in ein großes Geschrei ausbrechen. So heißt es in den Versen 45-46: „ Darum höret den Ratschluß des Herrn, welchen er über Babel beschlossen, und seine Absichten, die er über das Land der Chaldäer hat: So gewiß die kleine Herde mißhandelt worden ist, so gewiß soll um ihretwillen die Aue verwüstet werden! Von dem Geschrei:, Babel ist eingenommen! ‘ erbebt das Erdreich, und der Lärm wird unter den Völkern gehört. “ Der anschaulichen Schilderung vom Fall Babylons in Jeremia 50 folgt eine ausführlichere Beschreibung in Jeremia 51. Es wird besonders der Einfluß Babylons auf andere Völker sein, der nach Jeremia 51,7-9 das Gericht Gottes über die Stadt hereinbrechen läßt: „ Babel war ein goldener Becher in der Hand des Herrn, der die ganze Welt trunken machte; die Völker haben von ihrem Wein getrunken, darum sind die Völker toll geworden. Babel ist plötzlich gefallen und zertrümmert worden. Heulet über sie! Bringet Balsam für ihre Wunden, vielleicht kann sie geheilt werden!, Wir haben Babel heilen wollen, aber sie ist nicht gesund geworden! Verlasset sie und lasset uns ein jeder in sein Land ziehen! Denn ihr Gericht reicht bis zum Himmel und steigt bis zu den Wolken empor. ‘" Nach Jeremia 51,24 wird das Gericht über Babylon besonders hart sein, weil es dem Volk Israel so viel Schlimmes angetan hat: „ Nun aber will ich Babel und allen Bewohnern Chaldäas alles Böse vergelten, das sie Zion angetan haben, vor euren Augen, spricht der Herr." Weil Babylon die ganze Welt durch ihre Herrschaft ins Verderben geführt hat, wird Gott nun diese Stadt, die so viele vernichtet hat, nach Jeremia 51,25-26 selbst zugrunde richten: „ Siehe, ich will an dich, du Berg des Verderbens, der du die ganze Erde verdirbst; an dich - spricht der Herr - lege ich meine Hand und wälze dich von den Felsen herunter und mache dich zu einem ausgebrannten Krater, daß man weder Eckstein noch Grundstein von dir nehmen soll, sondern eine ewige Wüste sollst du werden, spricht der Herr. “ Gott hat über die Stadt Babylon wirklich eine völlige Zerstörung beschlossen, wie wir aus Jeremia 51,29 erfahren: „ Da wird die Erde zittern und beben, wenn der Ratschluß des Herrn wider Babel zustande kommt, um die Landschaft Babel zur Wüste zu machen, daß niemand mehr darin wohne. “ Noch einmal stellt Jeremia in den Versen 35-36 heraus, daß dieses Gottesgericht über Babylon kommen muß, weil es die Juden so grausam behandelt hat: „,Der Frevel, an mir und meinem Fleische begangen, komme über Babel!' spricht die Bewohnerin von Zion, ,und mein Blut komme über die Bewohner von Chaldäal' spricht Jerusalem. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will deine Sache führen und die Rache für dich vollziehen; und will ihr Meer austrocknen und ihre Quelle versiegen lassen. “ Die Zerstörung Babylons wird unter den Gläubigen einen großen Jubel auslösen, und nach Jeremia 51,48-49 sehen sie darin die Vergeltung Gottes für die Mißhandlung der Juden: „ Himmel und Erde samt allem, was darin ist, werden alsdann über Babel jubeln, denn vom Norden her werden die Zerstörer über sie kommen, spricht der Herr. Auch Babel soll fallen, ihr Erschlagenen Israels, gleichwie um Babels willen Erschlagene auf der ganzen Erde gefallen sind." Jer. 51,24 Jer. 51,25-26 Jer. 51,29 Jer. 51,35-36 Jer. 51,48-49 Die Weissagung der Zerstörung Babylons schließt in Jeremia 51, 54-58 mit einer Beschreibung der Auswirkungen ihres Falles: „ Es erschallt ein Geschrei aus Babel und ein großes Krachen aus dem Lande der Chaldäer! Denn der Herr zerstört Babel und macht darin dem lauten Lärmen ein Ende; es brausen ihre Wellen wie große Wasser; es erschallt ihr lautes Rufen. Denn der Zerstörer ist über sie, über Babel ge-Jer. 51,54-58 kommen; ihre Helden sind gefangen und ihre Bogen zerbrochen worden; denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung, er wird sicherlich bezahlen! Und zwar will ich ihre Fürsten und ihre Weisen, ihre Statthalter, ihre Vögte und ihre Helden trunken machen, daß sie einen Schlaf schlafen, davon sie nicht mehr erwachen sollen, spricht der König, dessen Name Herr der Heerscharen ist. So spricht der Herr der Heerscharen: Babel soll von seinen breiten Mauern gänzlich entblößt und seine hohen Tore sollen mit Feuer verbrannt werden. Also arbeiten die Völker umsonst, und die Nationen mühen sich für das Feuer ab! “ Um diese Weissagungen zu versiegeln, ließ der Prophet eine symbolische Handlung ausführen, die in 51,59-64 beschrieben wird: „ Dies ist der Auftrag, welchen der Prophet Jeremia Seraja, dem Sohne Nerijas, des Sohnes Machsejas gab, als dieser Zedekia, den König von Juda, im vierten Jahre seiner Regierung nach Babel begleitete; Seraja war Reisemarschall. Und Jeremia schrieb all das Unglück, das über Ba-Jer. 51,59-64 bel kommen sollte, in ein einziges Buch, alle jene Worte, die über Babel geschrieben sind. Und Jeremia sprach zu Seraja: Wenn du nach Babel kommst, so siehe zu und lies alle diese Worte vor: und du sollst sagen: Herr, du hast wider diesen Ort geredet, daß du ihn ausrotten wollest, also daß niemand mehr daselbst wohnen soll, weder Mensch noch Vieh, sondern daß er zur ewigen Wüste werde! Und wenn du dieses Buch ganz ausgelesen hast, so binde einen Stein daran und wirf es in den Euphrat und sprich: Also soll Babel versinken und nicht wiederaufkommen infolge des Unglücks, das ich über sie bringen werde! “ Eine Abschrift von Jeremia 50,1 - 52,58 wurde auf eine Schriftrolle geschrieben und an einen Stein gebunden. Nachdem diese Worte den in Babylon verbannten Juden vorgelesen worden waren, wurde die Schriftrolle mit dem Stein in den Euphrat geworfen. So, wie diese Schriftrolle im Fluß unterging, wird Babylon untergehen. In dem Wortlaut der Weissagungen finden wir zwei Hinweise, daß der König von Babylon, der Antichrist, nicht in der Stadt sein wird, wenn sie zerstört wird. Der erste steht in Jeremia 50,43: „ Wenn der König von Babel Kunde von ihnen erhält, so läßt er seine Hände sinken; es ergreift ihn Angst, Wehen wie eine Gebärende. “ Der zweite findet sich in Jeremia 51,31-32: „ Ein Schnelläufer läuft dem andern entgegen und ein Bote dem andern, um dem König von Babel zu melden, daß die Stadt an allen Enden eingenommen ist, daß die Furten genommen und die Sümpfe durchs Feuer ausgetrocknet sind und die Kriegsleute den Mut verloren haben." Die Tatsache, daß dem König von Babylon die Nachricht von der Zerstörung seiner Stadt übermittelt werden muß, spricht klar dafür, daß er sich zu jener Zeit nicht dort aufhält. Sonst brauchte man es ihm nicht zu melden. Aber wo ist er dann? Vergleichen wir die Belegstellen über das erste Stadium mit denen über das zweite Stadium, so scheinen die Feinde des Antichristen die Gelegenheit zu nutzen, um sich zu sammeln und seine Hauptstadt zu zerstören, während er seine Heere im Tal Jesreel inspiziert. Bevor die plötzliche und vollständige Vernichtung über Babylon hereinbricht, werden die Juden, die sich noch in der Stadt aufhalten, gewarnt; sie sollen aus der Stadt fliehen, bevor es zu spät ist. Diese Warnung erscheint mehrmals in den Weissagungen Jeremias, zum ersten Mal in 50,6-8: „ Mein Volk war wie verlorene Schafe; ihre Hirten haben sie irregeführt, daß sie die Berge verließen; von den Bergen sind sie zu den Hügeln gezogen und haben ihre Ruheplätze vergessen. Wer sie fand, fraß sie auf, und ihre Feinde sprachen:, Wir verschulden uns nicht; sondern sie haben sich an dem Herrn versündigt, an der Aue der Gerechtigkeit, an der Hoffnung ihrer Väter, am Herrn!' Fliehetaus Babels Mitte und ziehet hinweg aus dem Lande der Chaldäer und seid wie Böcke vor der Herde her! “ Eine zweite Warnung steht in 50,28: „ Man hört ein Geschrei von denen, die aus dem Lande Babel entronnen und geflohen sind, um zu Zion die Rache des Herrn, unsres Gottes, zu verkündigen, die Rache für seinen Tempel. “ Diejenigen, die aus Babylon entkommen, werden nach Jerusalem fliehen, um den dort lebenden Juden die Zerstörung der Stadt anzusagen. Mit dieser Zerstörung hat Gott das Unrecht gegenüber den Juden und die Entweihung seines Tempels durch den Greuel der Verwüstung gerächt. Jen 50,43 Jen 51,31-32 Jer. 50,6-8 Jen 50,28 Jer. 51,5-6 Jer. 51,10 Jer. 51,45 Jer. 51,50 Eine dritte Ermahnung finden wir in 51,5-6: „Denn Israel und Juda sollen nicht verwitwet gelassen werden von ihrem Gott, dem Herrn der Heerscharen, obgleich ihr Land voller Schuld ist vor dem Heiligen Israels. Fliehet aus Babel und rettet ein jeder seine Seele, daß ihr nicht umkommet in ihrer Missetat! Denn dies ist die Zeit der Rache des Herrn; er bezahlt ihr, was sie verdient hat. “ Gottes Rache wird in Kürze über Babylon ausgeschüttet. Deshalb werden die Juden ermuntert, aus der Stadt zu fliehen, um nicht auch der Rache Gottes anheimzufallen. Wie in 50,28 fliehen sie nach Jerusalem, um dort zu verkünden, was Gott getan hat. So berichtet 51,10: „ Der Herr hat unsere Gerechtigkeit ans Licht gebracht; kommt, wir wollen zu Zion das Werk des Herrn, unsres Gottes, erzählen!" Darauf folgt die vierte Warnung in 51,45: „ Gehet fort aus ihrem Bereiche, mein Volk, und rettet ein jeder seine Seele vor dem grimmigen Zorn des Herrn! “ Die fünfte und letzte Warnung erfolgt in 51,50: „ So ziehet nun hin, die ihr dem Schwerte entronnen seid, und stehet nicht still! Gedenket in der Ferne des Herrn, und Jerusalem sei eures Herzens Anliegen! “ In dieser letzten Ermahnung, aus Babylon zu fliehen, ehe die Stadt zerstört wird, werden die Juden auch aufgefordert, nach Jerusalem zu gehen, um die Juden dort zu benachrichtigen. Die Juden werden aufgrund dieser Warnungen die Stadt Babylon verlassen können und nach Jerusalem entkommen. Wir wiederholen noch einmal: diese Prophetenworte über Babylon sind in der Geschichte noch nicht in Erfüllung gegangen, jedenfalls nicht so, wie es hier deutlich beschrieben wird. Das Babylon der Antike starb langsam zu einer Geisterstadt aus. Hinzu kommt, daß diese völlige und endgültige Zerstörung Babylons deutlich mit der Wiederbelebung und Wiederherstellung Israels in Verbindung gebracht wird. Solche Dinge ereigneten sich in der Geschichte des antiken Babylon nicht. In bezug auf die geistliche Erweckung Israels heißt es in Jeremia 50,4-5: „ In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der Herr, werden die Kinder Israels kommen und die Kinder Juda mit ihnen; sie werden weinend hingehen, den Herrn, ihren Gott, zu suchen. Sie werden nach Zion fragen, ihr Angesicht dahin richten: .Kommt, laßt uns dem Herrn anhangen mit einem ewigen Bunde, der nicht vergessen werden soll!“' Nach diesen Versen soll die Vernichtung Babylons zur selben Zeit eintreten, in der Israel den Herrn, seinen Gott, sucht und in einen ewigen Bund mit Gott nach dem neuen Bund von Jeremia 31,31-34 eintritt. In Jeremia 50,19-20 wird die Zerstörung Babylons mit der Wiederherstellung Israels in Zusammenhang gebracht: „ Und ich will Israel wiederauf seine Weide führen, damit es auf dem Karmel und in Basan weide und auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead seinen Hunger stille. In jenen Tagen und zu jener Zeit wird man die Missetat Israels suchen, spricht der Herr, aber sie wird nicht mehr vorhanden sein, und die Sünde Judas, aber man wird sie nicht finden; denn ich werde denen vergeben, die ich übriglasse. “ Israel erscheint hier als das Volk, das wieder in seinem Lande wohnt. Gott hat ihnen alle Sünden vergeben. Diese Wiederherstellung muß eine unmittelbare Folge der Zerstörung Babylons sein und kann deshalb kaum auf das antike Baylon zutreffen. Hier deutet alles darauf hin, daß die Stadt Babylon zur Zeit der Wiederherstellung Israels zerstört werden soll. Das setzt voraus, daß diese Zerstörung während des Feldzuges von Harmagedon erfolgt. Und dies wiederum ist ohne einen Wiederaufbau der Stadt nicht denkbar. Eine andere Stelle, die sich ausführlich mit der Zerstörung Babylons befaßt, ist Offenbarung 18,1-24. In diesem Kapitel der Offenbarung geht es besonders um das Babylon, das politisch und wirtschaftlich dreieinhalb Jahre lang die ganze Welt regieren wird. Der Abschnitt beginnt in 18,1-3 mit der Erklärung, Babylon sei gefallen: „ Darnach sah ich einen andern Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt, und die Erde wurde erleuchtet von seiner Herrlichkeit. Und er rief mit mächtiger Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen und ein Gefängnis aller unreinen Geister und verhaßten Vögel geworden. Denn von dem Wein ihrer grimmigen Unzucht haben alle Völker getrunken, Jen 50,4-5 Jen 50,19-20 Off. 18,1-3 Off. 18,4-5 Off. 18,6-8 drei Gruppen von Klagenden Off. 18,9-10 und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kauf-leute der Erde sind von ihrer gewaltigen Wollust reich geworden." Nach der Zerstörung soll Babylon eine Wohnstätte der Dämonen werden. Hier also werden die Dämonen während des messianischen Reiches wohnen; hierhin werden sie verbannt sein (Vers 1-2). Das kann nicht auf das heutige Babylon zutreffen. Das strenge Gericht über Babylon erfolgt wegen der weltweiten politischen (Könige der Erde) und wirtschaftlichen (Kaufleute der Erde) Entartung, die unter der Herrschaft des Antichristen in dieser Stadt ihren Anfang nahm (Vers 3). Wie schon die Weissagungen Jeremias, so spricht auch Offenbarung 18,4-5 von einem warnenden Ruf an die Juden, aus der Stadt Babylon zu fliehen, bevor sie zerstört wird: „ Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Gehet aus ihr heraus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfanget! Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. “ Der Becher der Sünde und Bosheit Babylons wird zu dieser Zeit voll sein. Damit die Juden nicht auch dem Gericht über die Stadt verfallen, sollen sie fliehen. Die Anklage gegen Babylon wird in Offenbarung 18,6-8 erhoben: „ Vergeltet ihr, wie auch sie euch vergolten hat, und gebet ihr das Zwiefache nach ihren Werken; in den Becher, welchen sie euch eingeschenkt hat, schenket ihr doppelt ein! In dem Maße, wie sie sich selbst verherrlichte und Wollust trieb, gebet ihr nun Pein und Leid! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich throne als Königin und bin keine Witwe und werde kein Leid sehen. Darum werden an einem Tage ihre Plagen kommen, Tod und Leid und Hunger, und sie wird mit Feuer verbrannt werden; denn stark ist Gott, der Herr, der sie richtet. “ Nach der Zerstörung dieser Stadt werden alle diejenigen laut klagen, die dort viel investiert haben, durch sie reich wurden und nun alles verloren haben. Drei verschiedene Gruppen werden über Babylon klagen, wie Offenbarung 18,9-19 berichtet. Zuerst klagen die Könige, die politischen Beherrscher der Welt, in 18,9-10: „ Und es werden sie beweinen und sich ihretwegen an die Brust schlagen die Könige der Erde, die mit ihr Unzucht und Wollust getrieben haben, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen, und werden von ferne stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sagen: Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du gewaltige Stadt; denn in einer Stunde ist dein Gericht gekommen!" Es sind die sieben Könige, die mit dem Antichristen regierten und ihre Macht ihm, dem König von Babylon, unterstellten. Die Machtbefugnisse, die ihnen dann noch blieben, hatten sie nur durch die Stadt Babylon. Nun, da ihre Macht durch die Vernichtung der Stadt dahinschwand, beklagen sie die Plötzlichkeit dieses Gerichtes. Sie sehen den Rauch des brennenden Babylon „von ferne“, nämlich von der Ebene Jesreel her. Die zweite Gruppe der Klagenden sind die Kaufleute in 18,11-16: „ Und die Kaufleute der Erde weinen und trauern über sie, weil niemand Off. 18,11-16 mehr ihre Ware kauft, die Ware von Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen und feiner Leinwand und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei Tujaholz und allerlei Elfenbeingeräte und allerlei Geräte vom köstlichsten Holz und von Erz und Eisen und Marmor, und Zimmet und Räucherwerk und Salbe und Weihrauch und Wein und Öl und Semmelmehl und Weizen und Lasttiere und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen der Menschen. Und die Früchte, woran deine Seele Lust hatte, sind dir entschwunden, und aller Glanz und Flitter ist dir verloren gegangen, und man wird ihn nicht mehr finden. Die Verkäufer dieser Waren, die von ihr reich geworden sind, werden aus Furcht vor ihrer Qual von ferne stehen; sie werden weinen und trauern und sagen: Wehe, wehe! die große Stadt, die bekleidet war mit feiner Leinwand und Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen! denn in einer Stunde wurde dieser so große Reichtum verwüstet! “ Babylon wird das Wirtschaftszentrum der Welt werden, das Zentrum für Gewerbe und Handel - eine Stadt, die sich durch die genannten Luxusartikel auszeichnet. Aber all dies wird plötzlich in Flammen aufgehen, und mit dem Feuer wird auch aller Reichtum und Wohlstand dahin sein. Weil sie so plötzlich verarmt sind, werden die Kaufleute laut klagen. Die Spediteure der Waren sind die dritte Gruppe, die von ihrer engen Verbindung mit Babylon profitierten. Auch sie werden klagen; in Kapitel 18,17-19 steht: „ Und jeder Steuermann und jeder, der nach irgend einem Orte fährt, und Off. 18,17-19 die Schiffer, und alle, die auf dem Meere tätig sind, standen von ferne und riefen, als sie den Rauch ihres Brandes sahen: Wer war dieser gro- ßen Stadt gleich ? Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und riefen weinend und trauernd: Wehe, wehe! die große Stadt, durch deren Wohlstand alle reich wurden, die Schiffe auf dem Meere hatten! denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden! “ Da die Kaufleute keine Waren mehr zu vermarkten haben, können die Schiffe auch keine Handelsgüter mehr transportieren, durch die sie bisher reich geworden waren. Darum werden auch sie die plötzliche Zerstörung beklagen. drei Gruppen Doch während diese Gruppen klagen, werden sich drei andere von Jubelnden Gruppen von Menschen laut freuen, wie es in 18,20 heißt: Off. 18,20 „ Seid fröhlich über sie, du Himmel und ihr Heiligen und Apostel und Pro- pheten; denn Gott hat euch an ihr gerächt! “ Während auf Erden die Könige, Kaufleute und Schiffer klagen, werden im Himmel die Heiligen, Apostel und Propheten laut jubeln. Die Zerstörung Babylons zeigt die baldige Rückkehr Jesu Christi an. Der Abschnitt schließt mit einem Bild von der völligen Zerstörung Babylons in 18,21-24: Off. 18,21-24 „ Und ein starker Engel hob einen Stein auf, gleich einem großen Mühl- stein, und warf ihn ins Meer und sprach: So wird Babylon, die große Stadt, mit einem Wurf hingeschleudert und nicht mehr gefunden werden! Und die Stimme der Harfenspieler und Sänger und Flötenspieler und Trompeter soll nicht mehr in dir gehört werden, und kein Künstler irgend einer Kunst wird mehr in dir gefunden werden, und die Stimme der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden; und das Licht des Leuchters wird nicht mehr in dir scheinen und die Stimme des Bräutigams und der Braut nicht mehr in dir gehört werden. Denn deine Kaufleute waren die Großen der Erde, und durch deine Zauberei wurden alle Völker verführt; und in ihr wurde das Blut der Propheten und Heiligen gefunden und aller derer, die auf Erden umgebracht worden sind." Jeremia befahl, daß ein Stein, der in eine Schriftrolle gewickelt war, in den Euphrat geworfen werden sollte, um dadurch den Untergang der Stadt Babylon zeichenhaft anzudeuten. Nun wirft ein andererem Engel - ebenfalls einen Stein ins Wasser. Er wirft einen Mühlstein ins Meer, um zu veranschaulichen, wie unwiederbringlich Babylon verschwinden wird (Vers 21). Babylon wird aufhören, Zentrum und Hauptstadt der Welt zu sein (Vers 22-23), weil die Stadt am Blut der Propheten (zum Beispiel der zwei Zeugen) schuldig geworden und für die Ermordung der Heiligen in der Trübsal verantwortlich ist (Vers 24). Wir fassen zusammen: Im zweiten Stadium des Feldzuges von Harmagedon wird der Antichrist seine Heere in der Ebene Jesreel aufmarschieren lassen; währenddessen werden seine Feinde die Gelegenheit nutzen und plötzlich und rasch die Stadt Babylon zerstören. Kurz zuvor aber werden die Juden angewiesen, aus der Stadt zu fliehen. Sie werden Babylon verlassen und nach Jerusalem kommen, um den dort lebenden Juden zu berichten. Die plötzliche Zerstörung der Stadt, die bis dahin der politische und wirtschaftliche Mittelpunkt der Welt war, wird auf der Erde - aber nicht im Himmel - große Bestürzung auslösen. Denn die Zerstörung Babylons wird signalisieren, daß die Wiederkunft Christi und gleichzeitig die Wiederherstellung Israels unmittelbar bevorsteht. DIE DRITTE PHASE: DER FALL JERUSALEMS Obwohl der Antichrist inmitten seiner verbündeten Heere die Nachricht von der Zerstörung seiner Hauptstadt erfährt, wird er sich nicht nach Osten wenden, um seine Feinde zu vernichten. Satan hat die Macht über ihn, und der hat sich nun einmal vorgenommen, die Juden zu vernichten; nur diesen einen Gedanken wird auch der Antichrist im Kopf haben. Also wird er sich statt nach Osten nach Süden wenden, um in Richtung Jerusalem zu ziehen. Sacharja hat dieses dritte Stadium des Feldzuges an zwei Stellen beschrieben. Die erste steht in Kapitel 12,1-3: „ Dies ist der Ausspruch, das Wort des Herrn über Israel: Es spricht der Sach. 12,1-3 Herr, der den Himmel ausspannt und die Erde gründet und den Geist des Menschen in seinem Innern bildet: Siehe, ich mache Jerusalem zum Taumelkelch für alle Völker ringsum und auch gegen Juda wird es gehen bei der Belagerung Jerusalems. Und es soll geschehen an jenem Tage, daß ich Jerusalem zum Laststein für alle Völker machen werde; alle, die ihn heben wollen, werden sich daran wund reißen; und alle Nationen der Erde werden sich gegen sie versammeln." Die zweite Stelle ist Sacharja 14,1-2: Sach. 14,1-2 „ Siehe, es kommt ein Tag des Herrn, da man deine Beute in deiner Mitte verteilen wird! Da werde ich alle Nationen bei Jerusalem zum Kriege versammeln; und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen geschändet werden; und die Hälfte der Stadt muß in die Gefangenschaft wandern, der Rest aber soll nicht aus der Stadt ausgerottet werden." Vom Tal bzw. der Ebene Jesreel aus wenden sich die Heere des Antichristen nach Süden und marschieren auf Jerusalem zu. Noch einmal wird Jerusalem in die Hände der Heiden fallen. Die Hälfte der jüdischen Bevölkerung wird in die Sklaverei geführt werden, während die andere Hälfte in der Stadt bleiben darf, um dort ihr weiteres Schicksal abzuwarten. Die Eroberung Jerusalems durch die Streitkräfte des Antichristen wird nicht so leicht vonstatten gehen. Gott wird die Juden mit großer Energie erfüllen; sie werden dem Angriff großen und heftigen Widerstand entgegensetzen und den Heeren des Antichristen schwere Verluste zufügen. Sacharja 12,3 stellt fest, daß sich alle Völker, die sich Jerusalem aufgebürdet haben, daran wundreiben werden, so daß die Stadt ihnen zu einer schweren Last werden wird. Sacharja 12,4-9 beschreibt, wie die Streitkräfte der Juden eine Zeitlang mit großer Kraft und Mut kämpfen werden: Sach. 12,4-9 „An jenem Tage, spricht der Herr, will ich alle Rosse mit Scheu und ihre Reiter mit Wahnsinn schlagen; aber über das Haus Juda will ich meine Augen offen halten, und alle Rosse der Völker will ich mit Blindheit schlagen. Und die Fürsten Judas werden in ihren Herzen sagen: Meine Stärke sind die Bewohner Jerusalems, durch den Herrn der Heerscharen, ihren Gott! An jenem Tage will ich die Fürsten Judas machen gleich einem glühenden Ofen zwischen Holzstößen und gleich einer brennenden Fackel in einem Garbenhaufen, daß sie zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren; Jerusalem aber soll wieder bewohnt werden an seinem alten Platz. Und der Herr wird zuerst die Hütten Judas erretten, damit sich der Stolz des Hauses David und der Stolz der Bewohner Jerusalems nicht gegen Juda erhebe. An jenem Tage wird der Herr die Einwohner Jerusalems beschirmen, so daß an jenem Tage der Schwächste unter ihnen sein wird wie David, und das Haus David wie Gott, wie der Engel des Herrn vor ihnen her. Und es soll geschehen, an jenem Tage, daß ich trachten werde, alle Nationen zu vertilgen, die gegen Jerusalem kommen. “ Die Verse schildern, wie Gott in diesem Stadium des Feldzuges von Harmagedon in seiner Vorsehung für sein Volk handelt, bevor er selbst persönlich durch die Rückkehr des Messias Jesus eingreift. In der Schlacht um Jerusalem scheinen die militärischen Führer der Juden so mit Kraft und Mut erfüllt zu sein, daß sie den Feind rasch niederzuschlagen scheinen - wie eine Fackel einen trockenen Holzstoß entzündet. Die Schwachen unter den Juden werden plötzlich mit der Stärke Davids erfüllt, und die Davids unter ihnen zeigen unvermutet die Stärke des Engels des Herrn. Was damit gemeint ist, daß Gott „zuerst die Hütten Judas“ erretten wird, das heißt noch vor Jerusalem selbst, soll später in diesem Kapitel erklärt werden. Jedenfalls wird Gott auch durch diese Schlacht beginnen, die Völker, die gegen Jerusalem herangezogen sind, zu vernichten (Vers 9). Das Erstarken der jüdischen Streitkräfte in der Schlacht um Jerusalem wird auch in Micha 4,11-14 beschrieben: „ Denn jetzt haben sich viele Völker wider dich versammelt, welche sa- Mi. 4,11-14 gen:, Sie soll entweiht werden, damit unser Auge seine Lust an Zion sehe!' Sie wissen aber nicht, was der Herr im Sinne hat, und merken seinen Ratschluß nicht, daß er sie zusammengebracht hat wie Garben auf der Tenne. Mache dich auf und drisch, du Tochter Zion! Denn ich mache dir eiserne Hörner und eherne Hufe, daß du große Völker zermalmest und ihren Raub dem Herrn weihest und ihren Reichtum dem Beherrscher der ganzen Erde. Nun schließe deine Reihen, du Schar! Man errichtet Bollwerke gegen uns; mit der Rute wollen sie den Richter Israels auf den Backen schlagen. “ Die Völker werden gegen Jerusalem heraufgeführt, um diese Stadt zu vernichten (Vers 11). Aber dabei werden sie selbst wie Garben auf einer Tenne (Vers 12), weil die jüdischen Truppen sie „dreschen“ werden. Die Stadt wird jedoch verloren sein. Die Heiden werden sie erobern und ihren Sieg symbolisch verkünden, indem sie den Führer Jerusalems auf die Backe schlagen (Vers 14). Nach ihrem schweren Kampf und den erlittenen Verlusten werden die Soldaten die Häuser der Juden Jerusalems plündern und die Frauen vergewaltigen (Sacharja 14,2). Damit wird das dritte Stadium been- Sach. 14,2 det sein. Jer. 49,13-14 3. M. 26,40-42; Jer. 3,11-18; Hos. 5,15; Sach. 12,10; Mt. 23,37-39 die letzten drei Tage Hos. 6,1-3 DIE VIERTE PHASE: DIE HEERE DES ANTICHRISTEN BEI BOZRA Die Juden und ihre Führer werden sich nicht mehr in Jerusalem oder Israel, sondern vor allem in Bozra aufhalten, im alttestamentlichen Land Edom und heutigen Südjordanien. Da der Feldzug von Har-magedon das Ziel verfolgt, die Juden völlig zu vernichten, werden sich die Armeen der Welt von Jerusalem aus nach Süden wenden -nach Bozra, wie aus Jeremia 49,13-14 hervorgeht: „ Denn ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, daß Bozra zu einer verwüsteten, beschimpften, versengten und verfluchten Stätte werden soll, ja, alle ihre Städte sollen zu ewigen Trümmern werden. Ich habe eine Kunde vernommen von dem Herrn, es ist ein Bote zu den Heiden gesandt worden: Versammelt euch und ziehet wider sie und stehet auf zum StreitI" In Bozra sammeln sich die Armeen der Welt, um den Überrest Israels zu vernichten, der sich dort gesammelt hat. Mit dem Abschluß des vierten Stadiums brechen die drei letzten Tage des Feldzuges von Harmagedon und der großen Trübsal an. DIE FÜNFTE PHASE: DIE NATIONALE WIEDERGEBURT ISRAELS Wir haben schon im vorigen Kapitel daraufhingewiesen, daß zu der grundlegenden Voraussetzung für die Wiederkunft Christi zwei Aspekte gehören. Zuerst muß Israel die Sünde bekennen, die es als Volk begangen hat (3. Mose 26,40-42; Jeremia 3,11-18; Hosea 5,15); zweitens muß es den Messias um seine Rückkehr bitten (Sacharja 12,10; Matthäus 23,37-39). Wenn die Heere des Antichristen nach Bozra ziehen, werden nach Hosea 6,1-3 die letzten drei Tage des Feldzuges von Harmagedon beginnen: „ Kommt, wir wollen wieder umkehren zum Herrn! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns verwundet, er wird uns auch verbinden; nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen, am dritten Tage wird er uns auf richten, daß wir vor ihm leben; und laßt uns erkennen, ja, eifrig trachten nach dem Erkennen des Herrn! Sein Erscheinen ist so sicher wie das (Aufgehen) der Morgenröte, und er wird zu uns kommen wie ein Regenguß, wie ein Spätregen, der das Land benetzt! “ Diese Stelle ist in Wirklichkeit eine Fortsetzung von Hosea 5. Unglücklicherweise unterbricht gerade hier der Anfang eines neuen Kapitels den Gedankengang. Es wird davon gesprochen, daß die Menschen ihre Sünde erkennen, wie es in 5,15 gefordert wird, ln den Versen 1-3 rufen die jüdischen Führer nun das Volk auf, Buße zu tun und seine Sünde zu bekennen (Vers 1-2). Nur dann wird Israel wieder den äußeren Segen zurückgewinnen, dessen es sich früher erfreute (Vers 3). Am Ende werden auch die Führer Israels erkennen, warum die große Trübsal über sie kommen mußte. Ob dies durch das Studium der Heiligen Schrift, durch die Predigt der 144 000 oder die beiden Zeugen (das dritte Zeichen des Jona, auf das die Juden von Jerusalem schon geantwortet hatten) oder schließlich durch den Dienst des Elia geschehen wird, ist nicht klar zu erkennen. Höchstwahrscheinlich werden alle diese Faktoren Zusammenwirken; den Führern des Volkes wird irgendwie die nationale Sünde Israels bewußt werden. So, wie die Führer einst das Volk dazu verleiteten, Jesus als den Messias zu verwerfen, werden sie dann dem Volk dabei helfen, ihn als den Messias anzunehmen, und diesen Aufruf von Hosea 6,1-3 erlassen. Das Sündenbekenntnis des Volkes wird zwei Tage dauern, in denen das ganze Volk zum Glauben an Jesus kommt und gerettet wird. Diese nationale Sündenbekenntnis Israels wird wörtlich in Jesaja 53,1-9 zitiert: „ Wer hat dem geglaubt, was uns verkündigt ward, und der Arm des Herrn, wem war ergeoffenbart? Er wuchs auf vor ihm wie ein Schoß, wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, - aber sein Anblick gefiel uns nicht. Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut; wir aber achteten seiner nicht. Doch wahrlich, unsere Krankheit trug er, und unsere Schmerzen lud er auf sich; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und geplagt; aber er wurde durchbohrt um unserer Übertretung willen, zerschlagen wegen unserer Missetat; die Strafe, uns zum Frieden, lag auf ihm, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeder wandte sich aufseinen Weg; aber der Herr warf unser aller Schuld auf ihn. Da er mißhandelt ward, beugte er sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein die Umkehr Israels Jes. 53,1 -9 Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt und seinen Mund nicht auftut. Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer bedachte aber zu seinerzeit, daß er aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, wegen der Übertretung meines Volkes geschlagen ward? Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab und bei einem Reichen seine Gruft, obwohl er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Munde gewesen war.“ In diesem Bekenntnis gestehen die Juden, daß sie in Jesus nicht mehr als einen gewöhnlichen Menschen gesehen hatten, einen Verbrecher, der um seiner eigenen Schuld willen starb. Aber nun haben sie erkannt, daß er kein gewöhnlicher Mensch war, sondern das vollkommene Lamm Gottes, der Messias selbst. Er starb nicht um seiner eigenen, sondern um ihrer Sünden willen, so daß sie nun nicht mehr wegen ihrer Schuld bestraft werden müssen. Durch das Bekenntnis nach Jesaja 53,1-9 wird das Volk zu neuem geistlichen Leben erweckt. Das ganze Volk wird errettet und die Weissagung von Römer 11,25-27 erfüllt werden: Röm. 11,25-27 „Denn ich will nicht, meine Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt bleibe, damit ihr euch nicht selbst klug dünket, - daß Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, bis daß die Vollzahl der Heiden eingegangen sein wird und also ganz Israel gerettet werde, wie geschrieben steht: ,Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden', und: ,das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde'. “ „Ganz Israel“ meint hier einfach jeden Juden, der zu dieser Zeit lebt - das Drittel, das von der ursprünglichen Zahl der Juden zu Beginn der Trübsalszeit übrigbleiben wird (Sacharja 13,8-9). Das nationale Bekenntnis und die Wiedergeburt Israels werden sich innerhalb von zwei Tagen nach dem Aufruf zur Umkehr vollziehen. Der zweite Aspekt der Grundlage für die Wiederkunft Christi ist die Bitte Israels an den Messias, er möge zurückkommen und das Volk aus dieser verzweifelten Lage erretten. Denn sie wissen genau, daß die Armeen der Welt sich außerhalb von Bozra versammelt haben, um alle Juden zu vernichten. Dieses Gebet um Rückkehr des Messias und Errettung wird an mehreren Stellen der Bibel bezeugt, so in Sacharja 12,10-13,1: „Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf Sach. 12,10-13,1 mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie werden bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich weint über einen Erstgeborenen. An jenem Tage wird große Klage sein zu Jerusalem, wie die Klage zu Hadadrimmon war in der Ebene Megiddo. Das Land wird klagen, jedes Geschlecht besonders; das Geschlecht des Hauses David besonders und ihre Frauen besonders, das Geschlecht des Hauses Natan besonders und ihre Frauen besonders; das Geschlecht des Hauses Levi besonders und ihre Frauen besonders, das Geschlecht des Hauses Simei besonders und ihre Frauen besonders; desgleichen alle übrigen Geschlechter, ein jegliches Geschlecht besonders und ihre Frauen besonders. An jenem Tage wird dem Hause David und den Einwohnern von Jerusalem ein Born eröffnet sein wider Sünde und Unreinigkeit. “ Das Gebet geht nicht nur von den Juden in Bozra aus, sondern auch von denen, die noch in Jerusalem sind. Sie bekennen ihre nationale Sünde und bitten um das Kommen dessen, den sie durchbohrt haben; dieses Bekenntnis hat der Heilige Geist in ihnen bewirkt. Eine andere Stelle, die dieses Ereignis beschreibt, ist Joel 3,1-5: „ Und nach diesem wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgieße Joel 3,1 -5 über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen; und auch über die Knechte und über die Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen; und ich werde Zeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut und Feuer und Rauchsäulen; die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn da kommt der große und schreckliche Tag des Herrn. Es soll aber geschehen, daß ein jeder, der den Namen des Herrn anruft, gerettet wird; denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Zuflucht sein, wie der Herr versprochen hat, und bei den Übriggebliebenen, die der Herr beruft. “ Die Wiedergeburt ist das Werk des Heiligen Geistes. Das ganze Volk Israel wird innerlich erneuert, wenn der Heilige Geist auf die Menschen ausgegossen wird und sich dabei in gewaltigen und dramatischen Zeichen an den Menschen bekundet (Vers 1-2). Wunderzeichen am Himmel werden noch hinzukommen (Vers 3-4). Daraufhin werden die Juden Jerusalems und auch der Überrest in Bozra befreit und gerettet (Vers 5). Wenn Israel unter all diesen wunderbaren Zeichen wiedergeboren wird, werden die falschen Propheten, die Israel während der Trübsalszeit verführt haben, hingerichtet werden, wie Sacharja 13, 2-6 berichtet: Sach. 13,2-6 „ Und es soll geschehen, an jenem Tage, spricht der Herr der Heerscha- ren, da will ich die Namen der Götzen aus dem Lande ausrotten, daß man ihrer nicht mehr gedenken soll; auch die Propheten und den unreinen Gast will ich aus dem Lande treiben. Und es wird Vorkommen, daß, wenn einer noch weissagen wird, sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, zu ihm sagen werden:, Du sollst nicht am Leben bleiben; denn du hast Lügen geredet im Namen des Herrn!“ Und sein Vater und seine Mutter, seine eigenen Eltern, werden ihn durchbohren wegen seines Weissagens. Und es wird an jenem Tage dazu kommen, daß sich die Propheten alle schämen werden ihrer Gesichte, wenn sie weissagen, so daß sie keinen härenen Mantel mehranziehen werden, um zu täuschen; sondern sie werden sagen:, Ich bin kein Prophet, ich bin ein Erdarbeiter; denn ein Mensch hat mich erkauft von meiner Jugend an!“ Wird man ihn aber fragen:, Was sind das für Wunden in deinen Händen?“ - so wird er antworten: ,Die hat man mir geschlagen im Hause meiner Lieben!““ Zu derselben Zeit, in der Israel als Volk von seinen Sünden befreit und gereinigt wird, werden die falschen Propheten aufgespürt und getötet werden. Oft werden es die Eltern der falschen Propheten selbst sein, die vertuschen wollen, daß sie früher Propheten gewesen sind; aber die Narben an ihrem Körper, die sie symbolisch als Propheten ausweisen, werden sie dann verraten. Auch ihr Leugnen wird ihnen dann nicht helfen (Vers 4-6). Sacharja 13,7-9 beschreibt, daß der Überrest durch das Feuer der Trübsal schließlich Jesus als Messias und Heiland erkennt: Sach. 13,7-9 „ Schwert, mache dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mein Nächster ist, spricht der Herr der Heerscharen; schlage den Hirten, so werden die Schafe sich zerstreuen, und ich will meine Hand zu den Kleinen wenden! Und es soll geschehen, spricht der Herr, daß im ganzen Lande zwei Drittel ausgerottet werden und umkommen, ein Drittel aber soll darin übrigbleiben. Aber dieses letzte Drittel will ich ins Teuer bringen und es läutern, wie man Silber läutert, und will es prüfen, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will ihm antworten; ich will sagen:, Das ist mein Volk! ‘ und es wird sagen:, Der Herr ist mein Gott!““ Vers 7 gibt den eigentlichen Grund an, warum die Ereignisse der großen Trübsal über Israel hereinbrechen. Gottes Hirte, der Mes- sias, wurde geschlagen, und darum wurden seine Schafe, Israel, über die ganze Welt zerstreut. Gegen Ende dieser Zerstreuung wird die große Trübsal hereinbrechen, durch die zwei Drittel aller Juden umkommen werden (Vers 8). Aber das restliche Drittel wird geläutert werden. Nachdem sie ihre Sünde bekannt haben, werden sie gereinigt werden (Vers 9). Dann wird Gott ihr Gebet, er möge doch kommen und sie erretten, erhören. Sie werden wieder sein Volk sein, und er wird ihr Gott sein. Auch Jesaja 64,1-11 beschreibt das Gebet Israels um das zweite Kommen Christi: „Ach, daß du den Himmel zerrissest und herabführest, daß die Berge Jes. 64,1-11 vor dir zerschmölzen - wie Feuer Reisig entzündet und Wasser siedend macht -, um deinen Namen deinen Feinden kundzutun, daß die Heiden vor dir erzittern müßten; indem du furchtbar eingriffest, unerwartet herabführest, daß vor deinem Angesicht die Berge zerschmölzen! Denn von Ewigkeit her hat man nie gehört, nie vernommen, hat kein Auge es gesehen, daß ein Gott tätig war für die, welche auf ihn warten, außer dir allein! Als du denen entgegenkamst, die sich an der Gerechtigkeit freuten und sie übten, gedachten sie an dich auf deinen Wegen. Siehe, du wurdest zornig, und wir sündigten; sollen wir ewig darin bleiben, oder kann uns geholfen werden? Wir sind allesamt geworden wie Unreine und alle unsere Tugenden wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsere Sünden führen uns dahin wie der Wind. Niemand ruft deinen Namen an oder macht sich auf, dich zu ergreifen; denn du hast dein Angesicht verborgen und uns dahingegeben in die Gewalt unserer Missetaten! Nun aber bist du, Herr, unser Vater; wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer, wir sind allzumal deiner Hände Werk. Zürne nicht allzusehr, o Herr, und gedenke nicht ewiglich der Sünden! Ziehe doch das in Betracht, daß wir alle dein Volk sind! Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden; Zion ist verwüstet, Jerusalem zerstört! Unser heiliges und herrliches Haus, darin unsre Väter dich gelobt haben, ist in Flammen aufgegangen, und alles, was uns teuer war, ist verwüstet! Willst du, Herr, trotz alledem dich zurückhalten, schweigen und uns ganz und gar beugen?“ Die Stelle beginnt mit der Bitte, daß der Herr „herabführe“ und allen Völkern seine Gegenwart kundtue (Vers 1-2). Der Überrest Israels wird an die gewaltigen Taten Gottes in der Vergangenheit denken (Vers 3-6) und diese mächtigen Taten Gottes wieder suchen (Vers 7). Sie werden um Vergebung ihrer Sünden bitten (Vers 8). Ihre unglückliche Lage wird daran deutlich, daß Jerusalem durch die Völker zu einer wüsten Stätte wurde (Vers 9-10) und der Tempel zerstört daliegt (Vers 10). Der Abschnitt endet mit der Bitte, daß Gott eingreifen möge, damit sie nicht auch untergehen (Vers 11). Mehrere Psalmen geben in dichterischer Form dieses Gebet des Überrestes Israels wieder. Eine der Stellen ist Psalm 79,1-13: Ps. 79,1-13 „O Gott, es sind Heiden in dein Erbe eingedrungen; die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt und Jerusalem zu Steinhaufen gemachtI Sie haben die Leichname deiner Knechte den Vögeln des Himmels zur Speise gegeben, das Fleisch deiner Frommen den wilden Tieren; sie haben deren Blut vergossen wie Wasser, rings um Jerusalem her, und niemand begräbt sie. Wir sind ein Hohn für unsere Nachbarn und vor unsrer Umgebung zu Spott und Schanden geworden! Wie lange soll das noch währen, o Herr? Willst du ewiglich zürnen? Soll dein Eifer wie Feuer brennen? Gieße deinen Grimm über die Heiden aus, die dich nicht kennen, und über die Königreiche, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob gefressen und seine Wohnung verwüstet. Rechne uns nicht die Verschuldungen unsrer Vorfahren an; dein Erbarmen komme uns bald entgegen; denn wir sind sehr geschwächt! Hilf uns, du Gott unsres Heils, um der Ehre deines Namens willen, und rette und und vergib uns unsre Sünden um deines Namens willen! Warum sollen die Heiden sagen:, Wo ist nun ihr Gott?' Laß unter den Heiden kundwerden vor unsern Augen die Rache für das vergossene Blut deiner Knechte! Laß vor dich kommen das Seufzen der Gefangenen; bewahre durch deinen gewaltigen Arm die dem Tode Geweihten, und vergilt unsern Nachbarn siebenfältig in ihren Busen die Lästerungen, womit sie dich, Herr, gelästert haben! Wir aber, dein Volk und die Schafe deiner Weide, wollen dir ewiglich danken und deinen Ruhm erzählen von Geschlecht zu Geschlecht. “ Man kann diesen Psalm unmöglich verstehen, wenn man nicht den geschichtlichen Hintergrund dabei mitbedenkt; der gläubige Überrest fleht den Messias an, zurückzukommen und sie vor den eindringenden Armeen der Heiden zu retten. Wenn wir uns die Ereignisse um die Eroberung Jerusalems (drittes Stadium), das in Schutt und Asche sinkt, den Greuel der Verwüstung im Tempel und den Tod so vieler Juden (Vers 1-4) vor Augen führen, wird verständlich, daß sie Gott um Hilfe anrufen, damit er sie errette und seinen Zorn über die Heidenvölker ausschütte (Vers 5-7). Sie werden Gott um Vergebung der Sünden ihrer Vorväter anrufen (wie es in 3. Mose 26,40 gefordert wird), die das Volk zur Verwerfung ihres Messias Jesus verleitet haben. Sie werden auch für sich selbst um Vergebung bitten (Vers 8-9). Für das, was die Fleiden Israel angetan haben, soll Gott ihnen vergelten, wie er verheißen hat (Vers 10-12). Dann werden sie ihm Dank sagen und ihm für immer Lob bringen (Vers 13). Auch Psalm 80,2-20 gibt das Gebet des Überrestes wieder: „ Du Hirte Israels, höre, der du Joseph führst wie Schafe; erscheine, der Ps. 80,2-20 du thronst über Cherubim! Erwecke deine Macht vor Ephraim, Benjamin und Manasse und komme uns zu Hilfe! O Gott, stelle uns wieder her, und laß dein Antlitz leuchten, so wird uns geholfen. O Herr, Gott der Heerscharen, wie lange willst du deinen Zorn rauchen lassen beim Gebet deines Volkes ? Du speisest sie mit Tränenbrot und tränkst sie mit einem Becher voller Tränen; du machst uns unsern Nachbarn zum Zankapfel, und unsre Feinde spotten über uns. O Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her; und laß dein Antlitz leuchten, so wird uns geholfen! Einen Weinstock hast du aus Ägypten gebracht; du hast die Heiden vertrieben und ihn gepflanzt; du machtest vor ihm Raum, daß er Wurzeln schlug und das Land erfüllte; sein Schatten bedeckte die Berge und seine Ranken die Zedern Gottes; er streckte seine Zweige aus bis ans Meer und seine Schosse bis zum Strom. Warum hast du nun seine Mauer ein-gerissen, daß alle, die des Weges ziehen, ihn zerpflücken? Der Eber aus dem Walde zerwühlt ihn, und die wilden Tiere des Feldes weiden ihn ab. O Gott der Heerscharen, kehre doch wieder, blicke vom Himmel herab und schaue darein und nimm dich dieses Weinstocks an! Und schütze, was deine Rechte gepflanzt, den Sohn, den du dir großgezogen hast! Die ihn abgeschnitten und mit Feuer verbrannt haben, mögen sie umkommen vor dem Schelten deines Angesichts! Deine Hand sei über den Mann deiner Rechten, über dem Menschensohn, den du dir großgezogen hast, so wollen wir nicht von dir weichen. Erhalte uns am Leben, so wollen wir deinen Namen anrufen! O Herr, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Antlitz leuchten, so wird uns geholfen! “ Der Psalm beginnt mit der Bitte an den Hirten Israels, zu kommen und sein Volk zu erretten (Vers 2-3). Sie bitten nicht nur um äußere Errettung, sondern auch um geistliche Hilfe (Vers 4). Der Begriff „stelle uns wieder her“ deutet auf Buße und Bekehrung, durch die ihnen „geholfen wird“. Nach der Schilderung ihrer besonderen Not, daß sie zum Gespött und Zankapfel der Heiden geworden sind, bitten sie erneut, Gott möge kommen und ihnen helfen (Vers 5-8). Sie erinnern sich an die Taten Gottes - vom Auszug aus Ägypten bis Zusammen- fassung Ort der Wiederkunft Bozra Jes. 34,1-7 David und Salomo (Vers 9-12) - und beklagen nun, daß sie durch die Heidenvölker so tief gebeugt worden sind (Vers 13-14). Darum soll Gott sich ihnen jetzt zuwenden und ihre Rechtssache führen, da sie so hart geschlagen sind (Vers 15-17). Sie wenden sich bei ihrem Gebet besonders an den „Mann seiner Rechten“, den Menschensohn. Es ist kein anderer als der Messias Jesus, der seit seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes, des Vaters, sitzt, nachdem er von Israel verworfen wurde. Nur durch den Glauben an den Menschensohn kann Israel wiedergeboren werden; nur durch die Anrufung des Namens Gottes kann es geistlich zurechtgebracht werden (Vers 19-20); und nur durch die Rückkehr des Menschensohnes kann es auch äußerlich errettet werden. Wir fassen zusammen: Im fünften Stadium wird Israel als Volk geistlich wiedergeboren und nach zwei Tagen, in denen sie ihre Sünde als Volk vor Gott bekannt haben, errettet werden. Am dritten Tage werden sie schließlich um die Wiederkunft Christi bitten. DIE SECHSTE PHASE: DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI Im sechsten Stadium wird Jesus auf die Bitte des Volkes Israel hin wiederkommen. Der Ort seiner Ankunft wird nicht - wie weithin angenommen und gelehrt - der Ölberg sein, sondern Bozra. Da den meisten diese Auslegung vermutlich neu sein wird, halten wir es für angebracht, zuerst über den Ort der Wiederkunft Christi zu sprechen, bevor wir uns über die Art seines Kommens klarwerden. Vier wichtige Belegstellen bezeichnen uns Bozra als den Ort seiner Wiederkunft. Eine fünfte enthält eine Andeutung in dieser Frage. Die erste Stelle ist Jesaja 34,1-7: „ Kommt herzu, ihr Heiden, um zu hören, und ihr Völker, merket auf! Es höre die Erde und was sie erfüllt, der Weltkreis und alles, was ihm entsproßt. Denn der Herr ist zornig über alle Völker und ergrimmt über ihr ganzes Heer. Er hat sie mit dem Bann belegt und zur Schlachtung überliefert. Ihre Erschlagenen sollen hingeworfen werden und der Gestank ihrer Leichname auf steigen, und die Berge werden von ihrem Blute zerfließen. Das gesamte Heer des Himmels wird vergehen, und die Himmel werden zusammengewickelt wie ein Buch, und all ihr Heer wird verweb ken wie das Laub am Weinstock verwelkt und wie die Blätter am Feigenbaum verdorren. Denn mein Schwert ist trunken geworden im Himmel; siehe, es wird herabfahren auf Edom, überdas von mir zum Gericht verdammte Volk. Das Schwert des Herrn ist voll Blut; es ist geölt mit dem Fett, mit dem Blut der Lämmer und Böcke, mit dem Nierenfett der Widder; denn der Herr hält ein Opfern zu Bozra und ein großes Schlachten im Lande Edom. Da werden die Büffel mit ihnen fallen und die Farren mit den starken Ochsen; ihr Land wird mit Blut getränkt und ihr Boden mit Fett gedüngt." Jesaja beginnt mit einem Aufruf an alle Völker, der Herr habe einen großen Zorn gegen sie, besonders aber gegen ihre Armeen. Sie sind zur Schlachtung mit dem Schwert bestimmt (Vers 1-3). Zu dieser Zeit wird die Erde durch Beben erschüttert werden, und die Himmel werden ins Wanken kommen (Vers 4). Aber an welchem Ort wird das Schwert Gottes alle Armeen der Völker schlagen? Der Name des Landes, in dem dies alles geschehen soll, wird mit „Edom“ angegeben (Vers 5). Genauer gesagt, wird es sich bei der Stadt Bozra im Land Edom ereignen (Vers 6-7). Dies also wird geographisch genau der Ort sein, an dem Gott die feindlichen Armeen schlagen v/ird (Südjordanien). Eine noch anschaulichere Schilderung gibt Jesaja 63,1-6. Der Prophet stand bei dieser Vision auf irgendeinem erhöhten Punkt - vielleicht einem Berg - und schaute nach Osten zum Land Edom hin. Er sah eine erhabene, mit Blut bespritzte Gestalt in Glanz und Majestät daherkommen. Nun entspann sich ein Zwiegespräch in Frage und Antwort zwischen Jesaja und dieser erhabenen Gestalt. Jesaja begann das Gespräch mit der ersten Frage: „Wer kommt dort von Edom her, mit geröteten Kleidern von Bozra? Prächtig sieht er aus in seinem Gewand, stolz tritt er auf in der Fülle seiner Kraft! “ Die männliche Gestalt kommt aus dem Land Edom und von der Stadt Bozra her. Seine Züge spiegeln seinen Glanz wider, und er erscheint in Herrlichkeit und Majestät. Es besteht kein Zweifel, daß diese Gestalt der Messias der Juden selbst ist. Die Antwort erhält Jesaja in 63,1b: „ Ich bin es, der ich von Gerechtigkeit rede und mächtig bin zum Retten!" Jes. 63,1a Jes. 63,1b Jes. 63,2 Jes. 63,3-6 Hab. 3,3 Wenn bis dahin noch Zweifel bestanden, wer diese Person ist, sollte es jetzt klar sein. Nur einer kann sagen „ich, der ich von Gerechtigkeit rede“. Nur einer hat die „Macht zu erretten“. Es ist Jesus, der Messias, der von dem Land Edom und der Stadt Bozra zu seinem Volk Israel kommt. Jesaja hat eine zweite Frage in 63,2: „ Warum ist denn dein Gewand so rot und sehen deine Kleider aus wie die eines Keltertreters?“ Jesaja bemerkte, daß die Kleidung dieser Gestalt mit Blut besudelt ist. Deshalb fragt Jesaja, woher dieses Blut kommt. Die Frage wird in 63,3-6 beantwortet: „ Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern stand mir niemand bei; und so habe ich sie in meinem Zorn getreten und in meinem Grimm zerstampft, daß ihr Saft an meine Kleider spritzte und ich alle meine Gewänder besudelte. Denn ich hatte mir einen Tag der Rache vorgenommen, das Jahr meiner Erlösten war gekommen. Und ich sah mich um, aber da war kein Helfer; ich ward stutzig, aber niemand unterstützte mich; da half mir mein eigener Arm, und mein Grimm, der unterstützte mich! Also habe ich die Völker in meinem Zorn zertreten und sie trunken gemacht mit meinem Grimm und ihren Saft auf die Erde geschüttet!“ Das blutbefleckte Gewand stammt von einer Schlacht im Lande Edom bei der Stadt Bozra. Jesus allein kämpfte gegen die Völker. Als er sie zertrat, spritzte ihr Blut auf seine Kleider und färbte sie rot (Vers 3). Dieser Kampf war nötig, damit er sein erlöstes Volk Israel erretten konnte (Vers 4). Er kämpfte allein - niemand war da, um ihm beizustehen (Vers 5-6). Das wichtigste für uns ist, daß die Schlacht im Lande Edom bei der Stadt Bozra beginnt. Wenn der Messias nach Israel zu seinem Volk kommt, sind seine Kleider schon mit dem Blut des vorherigen Kampfes bedeckt. Die dritte Belegstelle, die seine Wiederkunft mit diesem Gebiet in Verbindung bringt, ist Flabakuk 3,3: „ Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Berge Paran. Seine Pracht bedeckt den Himmel, und seines Lobes ist die Erde voll. “ Teman und der Berg Paran liegen beide in der Nähe von Bozra und gehören ebenfalls zum Gebirge Seir. Offensichtlich spricht der Text- Zusammenhang von der Wiederkunft Christi, die in eben diesem Gebiet erfolgen soll. Die Beschreibung Bozras als des Ortes, an dem sich Christus bei seinem zweiten Kommen aufhält, trifft mit der Tatsache zusammen, daß auch der Überrest Israels in den letzten Tagen hier sein wird. Die Sammlung des Überrestes in Bozra und die Wiederkunft Christi gehören also eng zusammen, wie auch in Micha 2,12-13 bestätigt wird: „ Sammeln werde ich dich, Jakob, ganz sammeln; versammeln, ja, versammeln werde ich den Überrest Israels. Ich werde ihn zusammenbringen wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde inmitten ihrer Trift; sie werden lärmen vor Mengen der Menschen. Der Durchbrecher zieht herauf vor ihnen her; sie brechen durch und ziehen durch das Tor und gehen durch dasselbe hinaus; und ihr König zieht vor ihnen her, und Jehova an ihrer Spitze “ (Elberfelder Übersetzung *). Demnach wird der Überrest Israels in Bozra gesammelt (Vers 12), wo er von den Heeren des Antichristen belagert wird. Schließlich können sie die Belagerung durchbrechen, weil der Herr, ihr König, sie führen wird (Vers 13). Der Durchbrecher, der Herr (Jahwe) und der König sind hier ein und dieselbe Person. Eine fünfte Belegstelle für dieses Ereignis könnte auch Richter 5,4-5 sein: „ O Herr, als du von Seir auszogest, als du einhergingst vom Gefilde Edom, da erzitterte die Erde und der Himmel troff, ja die Wolken troffen vom Wasser. Die Berge zerflossen vordem Herrn, der Sinai dort zerfloß vor dem Herrn, dem Gott Israels. “ Es ist nicht sicher, ob diese Verse von der Wiederkunft Christi sprechen, aber wenn ja (der Verfasser neigt zu dieser These), dann kommt Gott hier vom Gebirge Seir und vom Lande Edom her. Nun müssen wir zu den Schriftstellen kommen, die sich mit der Art der Wiederkunft Christi befassen und über die Schlacht zwischen Christus und dem Antichristen berichten. Wir haben in Jesaja 63,2-6 bereits gelesen, daß der Messias allein kämpfen und auf seiner Seite sonst keiner an diesem Kampf beteiligt sein wird. * Anra. d. Übers.: Andere übersetzen das „Bozra“ des hebräischen Textes (Vers 12) nicht mit dem Ortsnamen Bozra, sondern mit „Schafe“ oder „Hürde“. In der englischen Übersetzung steht hier der Ortsname Bozra. Mi. 2,12-13 Rcht. 5,4-5 Art der Wiederkunft mit den Wolken Mt. 24,30 Ap. 1,9-11 Off. 19,1-2 Off. 19,3 Die Art des zweiten Kommens wird in Matthäus 24,30 beschrieben: er wird mit den Wolken des Himmels kommen: „ Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden alle Geschlechter der Erde sich an die Brust schlagen und werden des Menschen Sohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. “ Nach Apostelgeschichte 1,9-11 wird Christus auf die gleiche Weise wiederkommen, wie er in den Himmel aufgefahren ist: „ Und nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und vor ihren Augen weg. Und als sie unverwandt gen Himmel blickten, während er dahin fuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in gleicher Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. “ Beachten wir, daß die Engel hier nicht voraussagten, daß Jesus an denselben Ort wiederkehren würde, sondern in der gleichen Weise, wie er von ihnen gegangen war. Jesus fuhr auf mit den Wolken des Himmels, und er wird auf dieselbe Weise wiederkommen. Ein Abschnitt, der das zweite Kommen Christi ausführlich beschreibt, ist Offenbarung 19,1-18. Dieses Kapitel hat ein Vorspiel, das aus drei Elementen besteht (Vers 1-10). Das erste ist das vierfache Halleluja in 19,1-8. Das erste Halleluja wiederum gilt dem Fall der Babylon-Kirche (1-2): „ Darnach hörte ich wie eine laute Stimme einer großen Menge im Himmel, die sprachen: Halleluja! Das Hell und der Ruhm und die Kraft gehören unsrem Gott! Denn wahrhaft und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die große Hure gerichtet, welche die Erde mit ihrer Unzucht verderbte, und hat das Blut seiner Knechte von ihrer Hand gefordert!" Das zweite Halleluja erfoigt wegen der Zerstörung der Stadt Babylon, der wirtschaftlichen und politischen Hauptstadt der Welt (Vers 3): „ Und abermals sprachen sie: Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Das dritte Halleluja ist ein anbetender Lobpreis von den vierundzwanzig Ältesten und den vier Lebewesen um Gottes Thron (4-5): „ Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen fielen Off. 19,4-5 nieder und beteten Gott an, der auf dem Throne saß, und sprachen: Amen! Halleluja! Und eine Stimme ging aus vom Throne, die sprach: Lobet unsren Gott, alle seine Knechte und die ihr ihn fürchtet." Das vierte Halleluja in Vers 6-8 gilt der Hochzeit des Lammes, über die wir in Kapitel 4 gesprochen haben: „ Und ich hörte wie die Stimme einer großen Menge und wie das Rau- Off. 19,6-8 sehen vieler Wasser und wie die Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, ist König geworden! Laßt uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich in feine, glänzend reine Leinwand zu kleiden: denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen. “ Das zweite Element des Vorspiels ist eine Einladung zur Hochzeit des Lammes in 19,9: „ Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind die, welche zum Hochzeits- Off. 19,9 mahl des Lammes berufen sind! Und er sprach zu mir: Dieses sind wahrhaftige Worte Gottes!" Mit diesem Hochzeitsmahl des Lammes wird das Tausendjährige Reich eröffnet. Die Einladungen dazu ergehen kurz vor der Wiederkunft Christi an alle Erlösten, die nicht zur (entrückten) Gemeinde Jesu gehören, also an die Heiligen des Alten Bundes und der großen Trübsal, die in Kürze auferstehen sollen. Schließlich kommt das dritte Element des Vorspiels, die feierliche Erklärung des Geistes der Weissagung (Prophetie) in Vers 10: „ Und ich fiel vor seinen Füßen nieder, ihn anzubeten. Und er sprach zu Off. 19,10 mir: Siehe zu, tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung." Der prophetische Geist ist das Zeugnis Jesu. Er ist die Quelle aller Prophetie, und alle Weissagung ist auf die Erfüllung durch Christus hin ausgerichtet und zielt auf seine Verherrlichung. Nach diesem Vorspiel beschreibt Johannes in 19,11-16 die Wiederkunft Christi: Off. 19,11-16 „ Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt der Treue und Wahrhaftige; und mit Gerechtigkeit richtet und streitet er. Seine Augen sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupte sind viele Kronen, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst. Und er ist angetan mit einem Kleide, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: ,Das Wort Gottes“. Und die Heere im Himmel folgten ihm nach auf weißen Pferden und waren angetan mit weißer und reiner Leinwand. Und aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert, daß er die Heiden damit schlage, und er wird sie mit eisernem Stabe weiden, und er tritt die Weinkelter des grimmigen Zornes des allmächtigen Gottes. Und er trägt an seinem Kleide und an seiner Hüfte den Namen geschrieben:, König der Könige und Herr der Herren. '" Der Bericht beginnt mit einer Beschreibung Christi als des Weltenrichters (Vers 11-13); er ähnelt sehr den Schilderungen aus dem ersten Kapitel der Offenbarung. Der Krieg, den Jesus mit den Völkern führt, geht auf ihn als den Richter, den Treuen und Wahrhaftigen, zurück. Er trägt auf seinem Haupt Kronen (Diademe), die seine königliche Würde und Autorität versinnbildlichen. Wie in Jesaja 63, 2-6 sind seine Kleider mit Blut besprengt. Dies ist das zweite Kommen des Richters und fleischgewordenen Wortes Gottes; Jesus kommt in Gerechtigkeit, um die Völker zu richten. Bei seiner Wiederkunft werden lichte Heere in seinem Gefolge sein (Vers 14). Das Wort (Plural) zeigt an, daß mindestens zwei Armeen mit ihm zurückkehren werden. Die eine ist unter dem Namen „Heerscharen des Herrn“ oder als Engelarmee bekannt. In Matthäus 16,27 heißt es: Mt. 16,27 „ Denn des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Va- ters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinem Tun. “ Ein anderes Heer, das mit Jesus wiederkommt, ist das Heer der Heiligen, die vor der Trübsal zu Jesus hin entrückt worden sind. Judas 14-15 beschreibt die Ereignisse wie folgt: Jud. 14-15 „Es hat aber auch von diesen Enoch, der siebente nach Adam, geweis- sagt mit den Worten:, Siehe, der Herr ist gekommen mit seinen heiligen Zehntausenden, um Gericht zu halten über alle und alle Gottlosen zu strafen wegen all ihrer gottlosen Taten... und wegen aller harten Worte, welche die gottlosen Sünder gegen ihn geredet haben. Jesaja 63,1-6 macht allerdings deutlich, daß die Armeen der Heiligen und der Engel zwar mit Jesus zurückkommen, aber an dem anschließenden Kampf nicht teilnehmen werden. Der Messias wird seine Schlacht allein schlagen. Als nächstes beschreibt Johannes Jesus in seinem königlichen Amt (Vers 15-16). Nachdem er ein gerechtes Gericht über die Völker gehalten hat, soll er als König mit eisernem Stabe regieren. Die Völker werden sich versammeln und versuchen, die Juden zu vernichten, um damit die Herrschaft Gottes über sich abzuschütteln (Psalm 2,1-6). Doch sie werden bei der Wiederkunft Christi den Zorn Gottes zu spüren bekommen; er wird über sie herrschen. Dann wird Jesus endgültig sichtbar der König aller Könige und Herr aller Herren sein. Während des furchtbaren Gemetzels unter den Armeen der Völker ergeht eine weitere Einladung. Die Vögel des Himmels werden zu dem großen Mahl Gottes eingeladen. Davon spricht Offenbarung 19,17-18: „ Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, der rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die durch die Mitte des Himmels fliegen: Kommt und versammelt euch zu dem großen Mahle Gottes, zu verzehren das Fleisch der Könige und das Fleisch der Heerführer und das Fleisch der Starken und das Fleisch der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Knechte, der Kleinen und Großen! “ Die Vögel werden die unbegrabenen Leichname vieler fressen, die an dem Feldzug von Harmagedon beteiligt waren. Sie werden reichlich satt werden, wie es Offenbarung 19,21 beschreibt: „ Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Munde dessen hervorgeht, der auf dem Pferde sitzt, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleisch." Dieses Festmahl für die Vögel wird auch in Hesekiel 39,17-20 beschrieben; hier ergeht die Einladung auch an die Tiere des Feldes: „ Du aber, Menschensohn, - so spricht Gott, der Herr: Sage zu den Vögeln aller Gattungen und zu allen wilden Tieren: Versammelt euch und kommt! Sammelt euch von allen Seiten zu meinem Schlachtopfer, das ich euch geschlachtet habe! Es ist ein großes Schlachtopfer auf den Bergen Israels; esset Fleisch und trinket Blut! Das Fleisch der Helden sollt ihr essen und das Blut der Fürsten der Erde trinken: Widder, Lämmer, Jes. 63,1-6 Ps. 2,1-6 Off. 19,17-18 Off. 19,21 Hes. 39,17-20 Böcke und Ochsen, welche alle zu Basan gemästet worden sind. Esset das Fett, bis ihr satt werdet, und trinket das Blut, bis ihr trunken werdet von meinen Schlachtopfern, die ich euch geschlachtet habe! Sättiget euch an meinem Tische von Pferden und Fleitern, von Helden und allen Kriegsleuten! spricht Gott, der Herr." Hesekiel verbindet diese Ereignisse in 39,21-29 eng mit der endgültigen Erlösung Israels: Hes. 39,21-29 „Und ich will meine Herrlichkeit unter den Heiden erweisen, daß alle Heiden mein Gericht sehen sollen, das ich gehalten und meine Hand, welche ich an sie gelegt habe. Und das Haus Israel soll erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von diesem Tage an und hinfort. Und die Heiden sollen erkennen, daß das Haus Israel wegen seiner Missetat in Gefangenschaft geraten ist, weil sie sich gegen mich vergangen haben, so daß ich mein Angesicht vor ihnen verbarg und sie in die Hand ihrer Feinde gab, so daß sie alle mit dem Schwert erschlagen wurden. Gemäß ihren Unreinigkeiten und ihren Übertretungen habe ich an ihnen getan und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen. Darum spricht Gott, der Herr, also: Jetzt will ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern. Und sie sollen aller ihrer Schmach und ihrer Vergehen, womit sie sich wider mich vergangen haben, vergessen, wenn sie sicher und ungestört in ihrem Lande wohnen, wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und mich an ihnen vor den Augen dieser Heiden als heilig erwiesen habe. Daran sollen sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, weil ich sie unter die Heiden in die Gefangenschaft führen Heß und sie nun wieder in ihr Land versammle und keinen von ihnen mehr dort zurücklasse. Und ich will fortan mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht Gott, der Herr." Erst dann werden die Heidenvölker erkennen, daß Gott sein Volk nicht für immer verstoßen hat. Das Gericht über Israel und seine Zerstreuung in alle Welt geschahen wegen Israels Sünde - vor allem wegen der Sünde der Verwerfung ihres Messias Jesus. Deshalb verbarg Gott sein Angesicht eine Zeitlang und ließ zu, daß die Völker Verwüstung und Zerstörung über Israel brachten. Aber später wird Israel seine Sünde bekennen, und in ihrer Bedrängnis werden sie sein Angesicht suchen (Hosea 5,15). Sie werden sich nach Rettung vor den Völkern sehnen, die sie so schwer geschlagen haben. Bei der Wiederkunft Christi werden die Völker dann erkennen, daß Gott immer noch der Gott Israels ist, der ihnen vergilt, was sie Israel zugefügt haben. Wenn sie alle ihre Armeen gegen Israel aufmarschieren lassen, so sammeln sie sich in Wahrheit gegen Israels Messias, wie in Offenbarung 19,19 deutlich zu lesen ist: „ Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde sitzt, und mit seinem Heer. “ Eine weitere Stelle, die von der Wiederkunft Christi spricht, ist Ha-bakuk 3,1-19: „ Ein Gebet des Propheten Habakuk, nach Art einer Ode. O Herr, ich habe die Kunde von dir vernommen, ich bin erschrocken. O Herr, belebe dein Werk inmitten der Jahre! Inmitten der Jahre tue dich kund! Im Zorn sei eingedenk deiner Barmherzigkeit! - Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Berge Paran. Seine Pracht bedeckt den Himmel, und seines Lobes ist die Erde voll. Ein Glanz entsteht, wie Licht; Strahlen gehen aus seiner Hand hervor, und daselbst ist seine Kraft verborgen. Vor ihm her geht die Pestilenz, und die Seuche folgt ihm auf dem Fuße. Bleibt er stehen, so erbebt die Erde, sieht er die Völker an, so schrecken sie auf, und die uralten Berge zerstieben, es sinken die ewigen Hügel; er wandelt ewige Pfade. In Nöten sehe ich die Hütten Ku-schans, es zittern die Zelte des Landes Midian. Ist der Herr über die Ströme ergrimmt? Ergießt sich dein Zorn über die Flüsse, dein Grimm überdas Meer, daß du auf deinen Rossen reitest, auf deinen Wagen des Heils? Bloß, enthüllt ist dein Bogen; deine Eide sind die Pfeile, gemäß deinem Wort. Durch Ströme zerteilst du das Land. Wenn die Berge dich sehen, erzittern sie; die Wasserfluten wogen einher, der Ozean läßt seine Stimme hören, hoch gehen seine Wellen, Sonne und Mond bleiben in ihrer Wohnung beim Leuchten deiner fliegenden Pfeile, beim Glanz deines blitzenden Speers. Im Grimm schreitest du über die Erde, im Zorn zerdrischest du die Heiden. Du ziehst aus zum Heil deines Volkes, zum Heil deines Gesalbten; du zerschmetterst das Haupt von dem Hause des Gottlosen, entblößest den Grund bis an den Hals. Du durchbohrst mit ihren eigenen Speeren das Haupt seiner Horden; sie stürmten einher, um mich in die Flucht zu schlagen, und erhoben ihr Freudengeschrei, als wollten sie den Elenden im Verborgenen verzehren. Du betrittst das Meer mit deinen Rossen, die schäumenden Wassermassen. Off. 19,19 Hab. 3,1-19 Als ich das hörte, erzitterte mein Leib; ob dieser Stimme erbebten meine Lippen; Fäulnis drang in mein Gebein, und meine Füße zitterten; denn sollte ich ruhig sein können am Tage der Not, da gegen das Volk heranzieht, der es angreifen will? Denn der Feigenbaum wird nicht ausschla-gen und der Weinstock keinen Ertrag abwerfen; die Frucht des Ölbaums wird trügen, und die Äcker werden keine Nahrung liefern; die Schafe werden aus den Hürden verschwinden und kein Rind mehr in den Ställen sein. Ich aber will mich im Herrn freuen und frohlocken über den Gott meines Heils! Der Herr, der Herr ist meine Kraft; er hat meine Füße denen der Hindinnen gleich gemacht und wird mich auf meine Höhen treten lassen!" Dies ist ein prophetisches Gebet (Vers 1), das in einer Vision wiedergibt, was nur auf das zweite Kommen Christi zutreffen kann. Es beginnt mit dem Gebet des Überrestes (Vers 2), Gott möge sie äußerlich („belebe dein Werk“) und innerlich („im Zorn sei eingedenk der Barmherzigkeit“) erretten. Als Antwort kommt Gott in aller Pracht und Herrlichkeit von Edom her (Vers 3-4). Er übt Gericht an den Völkern, die sich versammelt haben (Vers 5-7). Sowohl die Naturkräfte (Vers 8-10) als auch die Atmosphäre des sichtbaren Himmels (Vers 11) werden in Mitleidenschaft gezogen. Als nächstes erscheint der Messias, der in seinem Zorn daherkommt und die Heiden um des Volkes Israel willen (Vers 13a) zerdrischt (Vers 12). Das Haupt dieser Armeen, der Antichrist, wird zerschmettert (Vers 13b). Ebenso ergeht es seinen Soldaten (Vers 14-15), die gekommen sind, um die Juden von neuem zu zerstreuen. Wegen dieser Vision von den daherkommenden Armeen und der Wiederkunft Christi zittert Habakuk, denn er weiß nun, was noch alles über sein Volk Israel kommen muß (Vers 16-17). Aber er tröstet sich selbst damit, daß sein persönliches Heil im Herrn liegt, der bei seinem zweiten Kommen alle Dinge zurechtbringen wird (Vers 18-19). Die Psalmen enthalten in dichterischer Form viele Hinweise auf die Wiederkunft Christi. Ein sehr anschaulicher Hinweis steht in Psalm 18,9-17: Ps. 18,9-17 „ Rauch stieg auf von seiner Nase und verzehrendes Feuer aus seinem Munde, Feuerglut brannte daraus hervor. Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen; er fuhr auf dem Cherub und flog daher, er schwebte auf den Fittichen des Windes. Er machte Finsternis zu seinem Gezelt, dunkle Wasser, dichte Wolken zur Hütte um sich her. Aus dem Glanze vor ihm gingen seine Wolken über von Hagel und Feuerglut; und der Herr donnerte im Himmel, der Höchste ließ seine Stimme erschallen, - Hagel und Feuerglut. Und er schoß seine Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und schreckte sie. Da sah man Wasserbäche, und die Gründe des Erdbodens wurden aufgedeckt von deinem Schelten, o Herr, von dem Schnauben deines grimmigen Zorns! Er streckte (seine Hand) aus von der Höhe und ergriff mich, er zog mich aus den großen Wassern. “ Bei seinem zweiten Kommen bringt Christus den Zorn Gottes (Vers 9-10). Er fährt auf einem Cheruben (Vers 11). Die Natur wird bei Jesu zweitem Kommen von Erschütterungen heimgesucht (Vers 12-16), und die ganze Welt wird von seiner Herrlichkeit erfüllt sein. Christus kehrt also im sechsten Stadium des Feldzuges von Har-magedon auf das Gebet Israels zurück und greift selbst in die Schlacht mit dem Antichristen und seinen Armeen ein. Wenn er zum Überrest Israels nach Bozra zurückkehrt, wird er zuerst „die Hütten Judas erretten“, bevor er den Juden in Jerusalem zu Hilfe kommt. Sacharja 12,7 prophezeit: „ Und der Herr wird zuerst die Hütten Judas erretten, damit sich der Stolz Sach. 12,7 des Hauses David und der Stolz der Bewohner Jerusalems nicht gegen Juda erheben. “ Der Begriff „Hütten“, den man auch mit „Zelte“ wiedergeben kann, deutet auf ein nur vorübergehendes Wohnen hin. Wenn Juda in Hütten oder Zelten wohnt, hat es offensichtlich nicht im Lande Juda seine Wohnstatt, sondern lebt vorübergehend anderswo. Dieser andere Ort ist Bozra. Da der Messias die Hütten Judas zuerst erretten wird, ist dies auch ein Hinweis darauf, daß Christus bei seiner Wiederkunft zuerst nach Bozra und nicht zum Ölberg kommt. DIE SIEBTE PHASE: DIE SCHLACHT VON BOZRA BIS ZUM TAL JOSAPHAT Die Schlacht zwischen Christus und dem Antichristen beginnt zwar in Bozra, wird sich dann offensichtlich aber den ganzen Weg zurück bis zu den östlichen Mauern Jerusalems hinziehen, die das Kidrontal (das Tal Josaphats) überblicken. Tod des Antichristen Hab. 3,13b 2. Thess. 2,8 Jes. 14,3-11 Unter den ersten Opfern dieser Schlacht wird der Antichrist selbst sein. Nachdem er die Welt mit großer Macht regiert und gegen den wahren Sohn Gottes geredet hat, wird der falsche Sohn vor Christus machtlos sein. In Habakuk 3,13b steht dazu: „ Du zerschmetterst das Haupt von dem Hause des Gottlosen, entblößest den Grund bis an den Hals. “ Wie mühelos Christus den Antichristen töten wird, lesen wir bei Paulus in 2. Thessalonicher 2,8: „ Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird." Derjenige, der den Anspruch erhob, Gott zu sein, der alle möglichen Wunder vollbrachte und während seiner Weltregierung über alle Macht Satans verfügte, wird allein durch das Machtwort des Herrn Jesus Christus in einem Augenblick getötet. Dann stirbt der Antichrist zum zweiten Mal. Die Ankunft des Antichristen in der Hölle wird in Jesaja 14,3-11 beschrieben: „ Wenn dir nun der Herr Ruhe verschafft hat von deiner Qual und Unruhe und von dem harten Dienst, der dir auferlegt war, dann wirst du dieses Spottlied auf den König von Babel anstim men:, Wie hat nun der Treiber ein Ende genommen, hat aufgehört die Erpressung! - Der Herr hat den Stab der Gottlosen zerbrochen, das Zepter des Tyrannen, der die Völker in seinem Übermute schlug mit unaufhörlichen Schlägen, der in Grimm Nationen mit schonungsloser Verfolgung niedertrat. Jetzt ruht und ist stille das ganze Land; man bricht in Jubel aus. Selbst die Zypressen und die Zedern Libanons freuen sich deinethalben und sagen: Seitdem du darniederliegst, kommt niemand herauf, um uns abzuhauen! Das Totenreich drunten gerät in Aufregung vor dir in Erwartung deines Kommens; es weckt die Schatten auf deinethalben; alle Fürsten der Erde läßt er von ihren Thronen aufstehen, alle Könige der Heiden. Sie alle heben an und sprechen zu dir: Auch du bist schwach geworden wie wir, bist uns gleich geworden! Deine Pracht und das Rauschen deiner Harfe ist auch ins Totenreich gefahren: Maden werden dein Lagerund Würmer deine Decke sein!'“ Zur Zeit der Errettung Israels werden die Juden, die der König von Babylon vernichten wollte, ihn mit einem neuen Gleichnis verspot- ten (Vers 3-4); es wird daran erinnern, daß Gott doch die größere Macht besitzt (Vers 5). Der Antichrist herrschte über die Völker der Welt (Vers 6); dann aber wird die ganze Welt darüber frohlocken, daß er seine Krone einem Stärkeren überlassen mußte (Vers 7-8). Wenn der Geist des Antichristen durch die Pforten des Totenreiches eingeht, werden die vormals Großen der Welt sich von ihren Thronen erheben (Vers 9) und darüber bestürzt sein, daß auch er ins Totenreich einziehen mußte (Vers 10). Später beschreibt Jesaja (Vers 16-21), was aus dem Leichnam des Antichristen auf der Erde wird: „Die dich sehen, werden dich verwundert anschauen, dich betrachten Jes. 14,16-21 und sagen: Ist das der Mann, der die Erde erzittern und die Königreiche erbeben machte; welcher den Erdkreis verwüstete und die Städte niederriß; der seine Gefangenen nicht nach Hause entließ? Alle Könige der Völker ruhen mit Ehren, ein jeder in seinem Hause; du aber bist hingeworfen fern von deinem Grabmal, wie ein verachteter Sprößling, bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, die man in eine Grube warf und mit Steinen bedeckte, wie ein zertretenes Aas. Du wirst nicht mit jenen vereinigt werden im Grab, denn dein Land hast du verderbt, dein Volk erwürgt; von dem Samen der Übeltäter wird man gar nicht mehr sprechen! Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne, um ihrer Väter Missetat willen, daß sie nicht wiederaufkommen und das Land erobern und den Erdkreis voller Städte machen! “ Viele werden den Leichnam des Antichristen sehen und ihn ungläubig betrachten, daß er so plötzlich und ohne große Mühe zu Tode kam, er, der die Reiche dieser Welt erschüttert hatte und vor dessen Gegenwart die Erde erzitterte (Vers 16-17). Während geringere Könige in prächtigen Gräbern bestattet werden (Vers 18), wird der Leichnam des Antichristen unter den Stiefeln seiner fliehenden Armeen zertreten (Vers 19). Niemals wird sein Leichnam eine Ruhestätte finden (Vers 20). Seine ganze Familie wird vernichtet, so daß seine Angehörigen nicht seinen Spuren folgen und versuchen können, die Welt zu regieren (Vers 21). Nach dem Tode des Antichristen geht das Gemetzel unter den Armeen weiter, die für ihn kämpften. Wir haben schon mehrere Bibelstellen zitiert, die beschreiben, wie der Messias so voll Zorn durch das Land schreitet und die Völker unter seinen Füßen zertritt, daß ihr Blut seine Kleider besudelt. Sacharja 14,12-15 beschreibt, auf welche Weise die Horden des Antichristen vernichtet werden: Sach. 14.12-15 Joel 4,12-13 Off. 14,19-20 Jer. 49,20-22 „ Das aber wird die Plage sein, mit welcher der Herr alle Völker schlagen wird, die wider Jerusalem zu Felde gezogen sind: ihr Fleisch wird verfaulen, während sie noch auf ihren Füßen stehen; ihre Augen werden verfaulen in ihren Höhlen, und ihre Zunge wird verfaulen in ihrem Munde. Auch wird vom Herrn über sie kommen, daß einer des andern Hand pak-ken und einer gegen den andern die Hand erheben wird. Aber auch Juda wird kämpfen bei Jerusalem, und es wird der Reichtum aller Heiden ringsum zusammengerafft werden, Gold und Silber und Kleider in großer Menge. Die gleiche Plage wird auch den Rossen, Maultieren, Kamelen und Eseln, ja, allem Vieh widerfahren, das in jenen Lagern sein wird. “ Auf diese Weise zieht sich der Kampf bis nach Jerusalem hin und endet dann im Tal Josaphat, wie in Joel 4,12-13 geschildert wird: „ Die Nationen sollen sich auf machen und in das Tal Josaphat hinaufziehen! Daselbst will ich zu Gericht sitzen über alle Nationen ringsum. Leget die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt und tretet, denn die Kelter ist voll; die Kufen fließen über, denn ihre Bosheit ist groß! “ Die Völker, die sich gegen die Juden versammelt haben (4,9-11), werden jetzt selbst vom König der Juden zertreten wie Trauben in der Kelter. Von dieser Gerichtskelter im Tal Josaphat spricht auch Offenbarung 14,19-20: „ Und der Engel warfseine Sichel auf die Erde und schnitt den Wein stock der Erde und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes. Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und es floß Blut aus der Kelter bis an die Zäume der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit. “ In diesen Versen wird von der Stadt Jerusalem gesprochen; die Kelter liegt außerhalb der Stadt, im Tal Josaphat. Von hier aus werden die Heere des Antichristen nach Bozra marschieren und auch hierher zurückkehren, wenn der Kampf sich seinem Ende nähert. Das Blut reicht 1.600 Stadien weit, das entspricht etwa 300 Kilometern. Diese Entfernung könnte das ganze Gebiet vom Tal Harmagedon bis nach Bozra einschließen. Eine mögliche Deutung beruht auf Je-remia 49,20-22: „ Darum höret den Rat des Herrn, den er über Edom gefaßt hat, und seine Gedanken über die Einwohner von Teman: Wahrlich, man wird sie wegschleppen, die Kleinsten der Herde! Wahrlich, ihre Aue wird sich über sie entsetzen! Vom Getöse ihres Falls wird die Erde erbeben; man hört am Schilfmeer (Roten Meer) den Widerhall von ihrem Geschrei. Siehe, wie ein Adler steigt er empor und breitet seine Flügel über Bozra aus! An jenem Tage wird das Herz der edomitischen Helden werden wie das Herz eines Weibes in Kindesnöten! “ Dem Textzusammenhang nach handelt diese Stelle von dem Feldzug von Harmagedon (siehe Vers 13-14). Die Schlacht beginnt in Bozra und dehnt sich südwärts durch das Wadi el-Arabah, bis hin zum Roten Meer aus (in die Nähe der heutigen Städte Eilat und Aka-ba). Die Entfernung von dort bis nach Jerusalem beträgt etwa 300 Kilometer. Das Blut soll etwa 1,20 Meter hoch stehen. Was dies genau zu bedeuten hat, wird man erst wissen, wenn es in Erfüllung geht. Es könnte sich dabei außer um Menschenblut auch um andere Dinge handeln, die durch göttliches Gericht in Blut verwandelt werden. Jedenfalls wird die Schlacht im Tal Josaphat enden und damit das siebente Stadium des Feldzuges von Harmagedon beschließen. DIE ACHTE PHASE: DER SIEGER AUF DEM ÖLBERG Nachdem der Kampf zu Ende ist, wird der Sieger den Ölberg besteigen, wie in Sacharja 14,3-4a geschrieben steht: „ Aber der Herr wird ausziehen und streiten wider jene Nationen, wie dereinst am Tage seines Kampfes, am Tage der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Morgen liegt." Diese Stelle wird oft so ausgelegt, daß Christus bei seiner Wiederkunft zuerst zum Ölberg kommen wird. Darum ist es nötig, sie sorgfältiger unter Berücksichtigung der übrigen Stellen zu studieren. In Sacharja 12,7 hieß es, daß Christus „zuerst die Hütten Judas erretten“ wird, bevor er den Juden in Jerusalem zu Hilfe kommt. Was das bedeutet, ist im Abschnitt über das sechste Stadium des Feldzuges genauer beschrieben worden. Wir haben bereits andere Stellen zitiert, aus denen hervorgeht, daß Jesus zuerst nach Bozra kommt, wo der Kampf seinen Anfang nimmt. In Sacharja 14 heißt es dann, daß der Herr zuerst gegen die Völker kämpft, die gegen die Juden aufmarschiert waren (Vers 3). Erst nach diesem Kampf werden seine Füße auf dem Ölberg stehen (Vers 4). Im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Siegers auf den Ölberg werden sich einige Naturkatastrophen ereignen, denn die Zeit der Trübsal neigt sich ihrem Ende zu. Sie sind die Auswirkungen des siebenten Schalengerichts, von dem Offenbarung 16,17-21 spricht: Off. 16,17-21 „ Und der siebente goß seine Schale aus in die Luft; da kam eine laute Stimme aus dem Tempel des Himmels, vom Throne her, die sprach: Es ist geschehen! Und es entstanden Blitze und Stimmen und Donner, und ein großes Erdbeben entstand, wie dergleichen noch nie gewesen ist, seit es Menschen gab auf Erden, ein solches Erdbeben, so groß. Und die große Stadt wurde in drei Teile (zerrissen), und die Städte der Heiden fielen, und Babylon, der Großen, wurde vor Gott gedacht, ihr den Becher des Glutweines seines Zornes zu geben. Und alle Inseln flohen, und Berge wurden nicht mehr gefunden. Und ein großer, zentnerschwerer Hagel kam vom Himmel auf die Menschen herab, und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, weil seine Plage sehr groß war. “ Beim Ausgießen der siebenten Schale ruft eine Stimme: „Es ist geschehen!“ Diese Schale beendet die Zeit der großen Trübsal (Vers Erdbeben 17). Der Erklärung folgen Erschütterungen in der Natur, besonders ein gewaltiges Erdbeben, wie es in der Geschichte dieser Welt noch nicht vorgekommen ist (Vers 18). Das Beben wird die Stadt Jerusalem in drei Teile aufspalten, während die Stadt Babylon den vollen Zorn Gottes zu spüren bekommt (Vers 19). Viele geographische Umwälzungen werden sich an der Erdoberfläche vollziehen (Vers 20), und zentnerschwere Hagelkörner werden auf die Erde fallen (Vers 21). Dieses Erdbeben, das Jerusalem erschüttern wird, schildert auch Sacharja 14,4b-5: Sach. 14,4b-5 „ Da wird sich der Ölberg in der Mitte spalten, daß es von Sonnenaufgang nach dem Meere hin ein sehr großes Tal geben und die eine Hälft des Berges nach Norden, die andere nach Süden zurückweichen wird. Da werdet ihr in das Tal meiner Berge fliehen; denn das Tal zwischen den Bergen wird bis nach Azel reichen; und ihr werdet fliehen, wie ihr geflohen seid vor dem Erdbeben in den Tagen Ussias, des Königs von Juda. Dann wird der Herr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit dir!" Der Ölberg spaltet sich in der Mitte und läßt ein Tal entstehen, das in ost-westlicher Richtung verläuft. Es wird den jüdischen Einwohnern Jerusalems einen Fluchtweg vor dem Erdbeben öffnen, das die Stadt zerstören wird. Auf diesem Wege werden die Bewohner Jerusalems gerettet werden. Zu dieser Zeit ereignet sich eine weitere Naturkatastrophe, nämlich die fünfte totale Finsternis, die Matthäus 24,29 schildert: „ Bald aber nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne verfinstert wer- Mt. 24,29 den, und der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels in Bewegung geraten. “ Das Erdbeben und die Finsternis dieser Zeit beschreibt auch Joel 4,14-17: „ Scharen um Scharen (treffen ein) im Tal der Entscheidung; denn nahe Joel 4,14-17 ist der Tag des Herrn im Tale der Entscheidung. Sonne und Mond trauern, und die Sterne verlieren ihren Schein, und der Herr wird aus Zion brüllen und von Jerusalem her seine Stimme hören lassen, daß Himmel und Erde zittern; aber der Herr ist seines Volkes Schutz und die Zuflucht der Kinder Israel. Und ihr sollt erfahren, daß ich, der Herr, euer Gott, zu Zion, auf meinem heiligen Berge, wohne. Jerusalem aber wird heilig sein, und Fremde sollen es nicht mehr betreten." Wenn die große Schar der Feinde zum Abschluß des Tages des Herrn im Tal Josaphat besiegt ist (Vers 14), ereignen sich die fünfte Finsternis (Vers 15) und das große Erdbeben (Vers 16a). Aber die Juden finden vor diesen Naturkatastrophen eine sichere Zuflucht (Vers 16b-17) in dem Tal, das mitten durch den Ölberg verläuft. Mit diesen Katastrophen geht die Zeit der großen Trübsal zu Ende. Teil IV Die Zwischenzeit 15. Die Zwischenzeit der 75 Tage Das Tausendjährige Reich wird nicht unmittelbar auf den letzten Tag der großen Trübsal folgen, weil dazwischen noch eine Zeit von 75 Tagen liegt. In dieser Zeit werden ganz bestimmte Ereignisse ein-treten. Daniel 12,11-12 redet deutlich von einer solchen Zwischenzeit: Dan. 12,11-12 „Und von der Zeit an, da das beständige (Opfer) beseitigt und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind 1290 Tage. Wohl dem, der ausharrt und 1335 Tage erreicht! “ 1260 Tage 1290 Tage 1335 Tage In den früheren Darlegungen sind wir immer wieder auf die Zahl von 1 260 Tagen gestoßen, die den dreieinhalb Jahren entsprechen. Manchmal betrifft dies die erste Hälfte der Trübsal von der Unterzeichnung des Siebenjahres-Bündnisses bis zur Besetzung des jüdischen Tempels und der Aufstellung des Greuels der Verwüstung. Ein andermal bezieht sich die Zahl auf die zweite Hälfte der Trübsal vom Greuel der Verwüstung bis zur Wiederkunft Christi, also auf die Zeit, in der der Antichrist die Welt regiert. Der Sturz des Antichristen und das Ende der Trübsal werden 1260 Tage nach der Mitte der Trübsal eintreten. Diese Danielstelle nennt nun zwei weitere Zahlen. Die erste beträgt 1290 Tage, also zusätzlich dreißig Tage, in denen der Greuel der Verwüstung im Tempel steht, bevor er beseitigt wird. Die zweite Zahl beträgt 1 335 Tage, also eine Zeitspanne, die 45 Tage über die 1 290 Tage und 75 Tage über die 1 260 Tage hinausreicht. Ein besonderer Segen wird denen verheißen, die bis zum 1 335. Tag aushalten. Der Segen besteht darin, daß die, die bis zum 75. Tag der Zwischenzeit am Leben bleiben, den Beginn des messianischen Reiches erleben dürfen. Viele werden es nicht schaffen und sterben, bevor der 1335. Tag kommt, obwohl sie über den 1 260. Tag hinaus am Leben geblieben waren. Während dieser 75 Tage wird eine Anzahl von Ereignissen kommen, deren chronologische Folge man unmöglich ermitteln kann. Darum wollen wir diese Ereignisse thematisch geordnet darstellen, nicht chronologisch. DIE ENTFERNUNG DES GREUELS DER VERWÜSTUNG Die Einnahme des jüdischen Tempels durch den Antichristen markiert den Anfang der zweiten Hälfte der Trübsal. Anschließend erklärt sich der Antichrist selbst zum allmächtigen Gott. Er bringt dann den falschen Propheten dazu, sein Standbild im Tempel aufstellen zu lassen und so den Greuel der Verwüstung zu offenbaren. 1260 Tage lang wird der Antichrist seine Herrschaft ausüben, dann wird er getötet. Aber das Bild, das zum Leben erweckt wurde, wird noch weitere 30 Tage dort stehenbleiben dürfen, wie es in Daniel 12,11 heißt: „ Und von derzeit an, da das beständige (Opfer) beseitigt und der Greuel Dan. 12,11 der Verwüstung auf gestellt wird, sind 1290 Tage. “ Die Entweihung des Tempels darf 30 Tage über das Ende der großen Trübsal hinaus andauern. Dann wird der Tempel zerstört und damit auch der Greuel der Verwüstung beseitigt. DER ANTICHRIST In bezug auf diese Person der unheiligen Trinität stellt Offenbarung 19,20 fest: „ Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Off. 19,20 Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten; lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt." Hier heißt es ausdrücklich, daß der Antichrist lebendig in den Feuersee geworfen werden soll. Im vorangegangenen Kapitel haben wir Schriftstellen zitiert, denen zufolge der Antichrist gleich nach der Wiederkunft Christi getötet wird. Der eben zitierte Vers setzt nun voraus, daß der Antichrist zu dieser Zeit wieder zum Leben erweckt und dann lebendig in den Feuersee geworfen wird. Deshalb erklärt Jesaja 14,20, der Antichrist werde nie begraben werden. Darin liegt eine gewisse Ironie. Wie wir später in diesem Kapitel noch sehen werden, ist der Begriff „erste Auferstehung“ nur auf diejenigen anzuwenden, die vor Gott gerecht sind; diese Auferstehung findet in mehreren Phasen statt. Dagegen bezieht sich die „zweite Auferstehung“ auf alle von Gott Verdammten; auch sie ereignet sich in verschiedenen Abschnitten. Christus war der Erstling der ersten Auferstehung. Die Ironie besteht nun darin, daß der falsche Sohn die Rolle, die er bis dahin gespielt hat, auch bis zum Letzten spielen darf, indem er der Erstling der zweiten Auferstehung aller Verdammten wird. Nur steht für ihn am Ende der Feuersee. DER FALSCHE PROPHET Nach Offenbarung 19,20 wird auch der falsche Prophet lebendig in den Feuersee geworfen werden. Die ersten tausend Jahre werden die beiden - der Antichrist und der falsche Prophet - als einzige im Feuersee zubringen müssen. SATAN Der Satan, das falsche Abbild des Vaters, wird nach Offenbarung 20,1-3 in den Abgrund geworfen werden. Off. 20,1 -3 „ Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und Satan ist, und band ihn auf tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloß zu und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführte, bis die tausend Jahre vollendet wären. Und nach diesen muß er auf kurze Zeit losgelassen werden. “ Diese Stelle berichtet darüber, wie Satan gebunden wird. Anscheinend wird ein gewöhnlicher Engel (Vers 1) diesen Cheruben binden können, der von Gott gesalbt war und alle Weisheit und Schönheit in sich vereinte. Dort im Abgrund wird Satan für eintausend Jahre verbannt sein (Vers 2). Vers 3 spricht von dem Ort, dem Zweck und der Verheißung im Zusammenhang mit dem Gebundensein Satans. Er wird in den Abgrund eingeschlossen, den vorübergehenden Ort des Gefängnisses für die gefallenen Engel. Der Zweck der Haft Satans liegt darin, daß er nicht länger frei sein soll, um unter den Völkern als Verführer und Lügner zu wirken. Aber er wird mit dem Hinweis eingeschlossen, daß er noch einmal für eine kurze Zeit freigelassen werden soll, um die Menschheit mindestens noch einmal auf die Probe zu stellen. DAS GERICHT ÜBER DIE HEIDEN Obwohl sehr viele Heiden in den Jahren der großen Trübsal umkommen und die heidnischen Armeen beim Feldzug von Harmage-don in dem furchtbaren Gemetzel vernichtet werden, wird doch eine Anzahl von Heiden noch am Leben sein. Sie werden jetzt gesammelt, damit über sie Gericht gehalten werden kann, wie es uns zwei Stellen der Bibel beschreiben. Die erste Stelle ist Joel 4,1-3: „ Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich die Gefangenen Judas und Jerusalems zurückbringen will, da werde ich alle Nationen versammeln und sie ins Tal Josaphat hinab führen und daselbst mit ihnen rechten wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, weil sie es unter die Heiden zerstreut und mein Land verteilt haben; und weil sie über mein Volk das Los geworfen und den Knaben für eine Dirne hingegeben und das Mädchen um Wein verkauft und vertrunken haben. “ Was den Zeitpunkt dieses Gerichtes betrifft, so steht es in Zusammenhang mit der Wiederherstellung Israels (Vers 1). Alle Heiden werden im Tal Josaphat zum Gericht versammelt werden (Vers 2a). An eben dem Ort, wo der Feldzug von Harmagedon beendet wird, werden auch die Heiden gerichtet. Bei einem solchen Gericht, in dem über ewiges Leben oder ewige Verdammnis entschieden wird, geht es nicht um ganze Völker, sondern jeder einzelne Mensch empfängt persönlich sein Urteil. Das Wort „Nationen“ bedeutet auch „Heiden“. Die Grundlage und der Maßstab für dieses Gericht wird der Antisemitismus bzw. die Liebe zu Israel sein (Vers 2b-3). Alle diese Heiden erhalten ihren Urteilsspruch danach, wie sie die Juden in der Zeit der großen Trübsal behandelt haben. Die Sünden gegen Israel, die hier aufgezählt werden und zur Anklage dienen, sind: erstens die Joel 4,1-3 Grundlage des Gerichts Zerstreuung der Juden (in der Mitte der Trübsalszeit), zweitens die Teilung des Landes (Feldzug von Harmagedon) und drittens der Verkauf von Juden in die Sklaverei (Sacharja 12,1-2). Jeder einzelne Heide wird zu dieser Zeit danach gerichtet, ob er bei diesen Greueltaten mitgewirkt oder seine Mitwirkung verweigert hat. Über die Auswirkungen dieses Gerichtes berichtet die zweite Stelle in Matthäus 25,31-46. Der Richter, das Gericht und die Gerichteten erscheinen in 25,31-33: Mt. 25,31-33 „ Wenn aber des Menschen Sohn in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird ersitzen auf dem Throne seiner Herrlichkeit; und vor ihm werden alle Völker versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken. “ Der Richter (Vers 31) wird kein anderer als der Herr Jesus Christus selbst sein. Er wird auf einem Thron sitzen, der im Tal Josaphat von seiner Herrlichkeit umstrahlt wird. Alle dann noch lebenden Heiden werden vor ihm zum Gericht versammelt (Vers 32). Es ist ein Gericht, in das jeder hineinkommt, ob er nun gegen oder für Israel gewesen ist. Alle Heiden werden in zwei große Gruppen aufgeteilt: die Schafe, die „für Israel“ waren, und die Böcke, die „gegen Israel“ gewirkt haben (Vers 33). die Schafe Matthäus 25,34-40 spricht von denen, die sich für Israel entschieden hatten: Mt. 25,34-40 „ Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig und haben dich getränkt? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen, oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, habt ihr es mir getan!" Die für Israel waren, sind solche, die den „Brüdern“ Christi - den Juden - in der Zeit der großen Trübsal helfen. Das ist ja eine Zeit, in der so etwas äußerst gefährlich ist. Die Juden, die ohne irgendwelche Hilfsmittel in die Wüste fliehen müssen, werden oft von den Heiden, die hier als Schafe zur Rechten Christi stehen, mit Nahrung, Kleidung und schützender Unterkunft versorgt. Sie fühlen sich mit den Juden aufs engste verbunden, besuchen die Juden im Gefängnis und liefern andere Erweise ihrer Menschenfreundlichkeit. Um dieser Taten willen werden diese Heiden in das messianische Reich ein-gehen dürfen (Vers 34). Es sind diejenigen, die an der Zerstörung Babylons beteiligt sind (Jesaja 12,1-5). Sie werden den 1335. Tag erleben und die heidnischen Nationen im messianischen Reich bevölkern. Im Blick auf die „Böcke“, die Gruppe der Feinde Israels, stellt die Böcke Matthäus 25,41-45 fest: „ Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Gehet hinweg von mir, ihr Mt. 25,41 -45 Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufei und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt; nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet; krank und gefangen, und ihr habt mich nicht besucht! Dann werden auch sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder gelangen gesehen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es nicht getan habt einem dieser Geringsten, habt ihr es mir auch nicht getan! “ Die Antisemiten, die dem Antichristen bei seinem Programm zur Vernichtung der Juden helfen, werden getötet und in die Hölle geschickt (Vers 41). Es sind diejenigen, die den 1335. Tag nicht erreichen und darum auch nicht an den Segnungen des Tausendjährigen Reiches Anteil gewinnen. Die Grundlage und der Maßstab dieses Gerichtes werden nicht das Heil oder der Nichtbesitz des Heiles sein, sondern nur die freundliche oder die feindliche Haltung gegenüber den Juden. Dies wirft im Vergleich mit 25,46 eine Frage auf: „ Und sie werden in die ewige Pein gehen, die Gerechten aber in das Mt. 25,46 ewige Leben." Die Böcke werden in die Hölle geschickt, während die Schafe nicht nur in das messianische Reich eingehen, sondern auch das ewige Leben erben werden (Vers 34). Beruht dann also ihr Heil auf den Werken, seien sie nun israelfreundlich oder judenfeindlich? Auf keinen Fall! Die Bibel sagt deutlich, daß das Heil immer aus Gnade durch den Glauben und nicht aufgrund von Werken geschenkt wird. In der Trübsalszeit werden die Juden für die Glaubenden oder Nichtglaubenden zur Scheidelinie. Nur Glaubende werden es wagen, die Anordnungen des Antichristen zu übertreten und den Juden zu helfen. Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Juden liegt darin begründet, daß sie selbst gerettet sind. Jakobus würde sagen, daß sie ihren Glauben durch die Werke zeigen. Die Ungläubigen aber werden ihre israelfeindliche Haltung in ihren israelfeindlichen Taten zeigen. Der Urteilsspruch über die Heiden wird dann darüber entscheiden, wer von ihnen in das messianische Reich eingehen darf. Nur glaubende Heiden dürfen es, weil sie ihren Glauben durch die israelfreundlichen Taten unter Beweis gestellt haben (siehe auch Anhang II „Die Ölbergrede“). DIE AUFERSTEHUNG DER HEILIGEN DES ALTEN BUNDES An der Entrückung werden nur die Heiligen der Gemeinde Jesu beteiligt sein; sie erfolgt vor der großen Trübsal. Später, während der fünfundsiebzig Tage, werden die Heiligen des Alten Bundes auferweckt werden. Zwei Stellen im Alten Testament bestätigen dies. Die erste steht in Jesaja 26,19: Jes. 26,19 „ Aber deine Toten werden leben, und mein Leichnam wird auferstehen! Wachet auf und jubelt, ihr Bewohner des Staubes! Denn dein Tau ist ein Morgentau, und die Erde wird die Toten wiedergeben." Dies ist eine allgemeine Feststellung, eines Tages werde eine Auferstehung stattfinden. Ein deutlicheres Bild zeichnet Daniel 12,2: Dan. 12,2 „ Und viele von denen, die im Erdenstaube schlafen, werden aufwachen; die einen zu ewigem Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. “ Eine genauere Wiedergabe dieser Stelle würde etwa so lauten: „Und (zu jener Zeit) werden viele (deines Volkes) aufwachen (oder abgesondert werden) von den Schläfern im Staub der Erde. Diese (die aufwachen) werden es tun zum ewigen Leben, aber jene (die übrigen von den Schläfern, die zu dieser Zeit nicht aufwachen) zur Schande und ewigen Verachtung.“ An dieser Stelle wird deutlich zwischen einer Auferstehung der Gerechten und einer Auferstehung der Ungerechten unterschieden. Nur die gerechten Heiligen werden zu dieser Zeit auferweckt, damit sie an den Freuden und Segnungen des Tausendjährigen Reiches Anteil bekommen. Es sind die „Freunde des Bräutigams“ (Johannes 3,29). Sie werden zum Hochzeitsfest eingeladen, mit dem das Tausendjährige Reich eröffnet wird. Im Zusammenhang mit Daniel 12,2 spricht Daniel von Ereignissen nach der großen Trübsal, und darum werden die Heiligen des Alten Bundes eben zu dieser Zeit vom Tode auferweckt. DIE AUFERSTEHUNG DER HEILIGEN AUS DER GROSSEN TRÜBSAL Es wird nicht nur für die Heiligen des Alten Bundes eine Auferstehung geben, sondern auch für die Heiligen, die im Verlauf der großen Trübsal nach Offenbarung 20,4 den Tod finden: „ Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und (ich sah) die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand genommen hatten und sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre." Hier sieht Johannes zwei Gruppen von Heiligen, die mit Christus gemeinsam herrschen. Die ersten sind diejenigen, denen das Gericht übergeben wurde. Hier ist das Gericht vor dem Richterstuhl Christi gemeint. Diese Heiligen werden diejenigen aus der Gemeinde sein, die bei der Entrückung der Gemeinde auferweckt worden sind. Die zweite Gruppe von Heiligen sind solche, die enthauptet wurden, weil sie den Antichristen oder sein Bild nicht anbeteten und Off. 20,4 zwei Gruppen nicht bereit waren, das Zeichen des Tieres anzunehmen. Dies können offenbar nur die Heiligen der Trübsal sein, die zu diesem Zeitpunkt auch auferweckt werden. DIE ERSTE AUFERSTEHUNG Off. 20,5-6 1. Kor. 15,20-23 Reihenfolge An der ersten Auferstehung sind nur die Glaubenden beteiligt. Sie wird in Offenbarung 20,5-6 erwähnt: „ Die übrigen der Toten aberlebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre. “ Nach Vers 5 bringt die Auferstehung der Heiligen aus der großen Trübsal die erste Auferstehung zum Abschluß. Sie ist von der Vollendung der zweiten Auferstehung nach eintausend Jahren zu trennen. Entscheidend ist, daß nach Vers 6 an der ersten Auferstehung nur Glaubende teilhaben. Darum bedeutet es einen Segen und ist eine heilige Sache, an der ersten Auferstehung beteiligt zu sein. Die erste Auferstehung ist jedoch kein einmaliges Ereignis zu einer bestimmten Zeit, sondern sie erfolgt in verschiedenen Stufen nach einer bestimmten Ordnung, wie 1. Korinther 15,20-23 bezeugt: „ Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden, als Erstling der Entschlafenen. Denn weil der Tod kam durch einen Menschen, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen; denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus, darnach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft. “ Nachdem Paulus darauf hingewiesen hat, daß es eine Auferstehung der Gerechten geben wird (Vers 20-22), stellt er fest, diese Auferstehung werde so erfolgen, daß ein „jeglicher in seiner Ordnung“ vom Tode aufersteht (Vers 23). Das Wort „Ordnung“ ist ein militärischer Begriff, der die Truppenfolge von Soldaten bei einem Aufmarsch oder in einer Schlacht bezeichnet. Dabei folgt eine Abteilung auf die andere. Demnach werden die Gerechten nicht alle zur gleichen Zeit, sondern eher in einer bestimmten Reihenfolge auferweckt. Die erste dieser Ordnungen war die Auferstehung Jesu Christi (Vers 23). Er ist der Erstling der ersten Auferstehung. Die zweite Ordnung ist die Auferstehung der Heiligen der Gemeinde Jesu bei der Entrückung der Gemeinde (1. Thessalonicher 4,16) vor der großen Trübsal. Dann kommen die Heiligen des Alten Bundes (Jesaja 26,19; Daniel 12,2) während der 75 Tage nach der großen Trübsal (Offenbarung 20,4). Damit ist die erste Auferstehung abgeschlossen. So weit die Ereignisse der Zwischenzeit von 75 Tagen, die dann zu jener langen und besonderen Epoche hinführen, nach der die Heiligen voller Sehnsucht Ausschau halten - zum Tausendjährigen oder messianischen Reich. TeilV DasTausendjährige Reich 16. Die biblische Grundlage Die Vertreter einer Entrückung vor dem Tausendjährigen Reich sind oft kritisiert worden, sie könnten für ihren Glauben an ein tausendjähriges Reich nur eine einzige Bibelstelle anführen, nämlich Offenbarung 20. Und weil sich diese Stelle in einem Buch findet, das viele Symbole enthält, ist es angeblich töricht, den Begriff „tausend Jahre“ wörtlich zu verstehen. Doch diese Kritik ist nicht sehr stichhaltig. Um es gleich deutlich zu sagen: es trifft zwar zu, daß die Offenbarung sehr viele Symbole enthält. Aber all diese Bilder werden entweder im Buch der Offenbarung selbst oder in anderen biblischen Schriften gedeutet. Hinzu kommt, daß Jahre in diesem besonderen Buch nie im symbolischen Sinn gebraucht werden. Die ebenfalls erwähnten 1260 Tage, 42 Monate und dreieinhalb Jahre sind wörtlich und nicht symbolisch zu verstehen. Daher gibt es auch keinen Grund, die tausend Jahre in einem anderen als wörtlichen Sinn aufzufassen. Wer den Text im übertragenen Sinn auslegen will, muß diesen Wunsch begründen können. Ohne objektiven Beweis oder Begründung wird eine solche Deutung immer rein subjektiv bleiben. Natürlich trifft es zu, daß sich der Begriff tausend Jahre ausschließlich in Offenbarung 20 findet. Aber in diesem einen Textabschnitt wird die Zahl an sechs verschiedenen Stellen genannt. Diese Wiederholung geschieht bestimmt nicht von ungefähr - hier soll etwas verdeutlicht werden. Während der Begriff Tausendjähriges Reich nur einmal im Buch der Offenbarung vorkommt, liegt dem Glauben an ein messiani-sches Friedensreich nicht nur diese Bibelstelle zugrunde. Tatsächlich ist sie gar nicht so maßgebend. Die eigentliche Grundlage für den Glauben an ein tausendjähriges Reich bilden die zahlreichen Weissagungen des Alten Testaments über das Kommen des Messias, der auf dem Thron Davids sitzen und über ein großes Friedensreich regieren wird. Im Alten Testament gibt es eine große Anzahl von Belegstellen über dieses messianische Reich. Der Glaube an ein solches Reich basiert auf einer wörtlichen Auslegung dieser Belegstellen. Der einzige Beitrag, den die Offenbarung in diesem Zusammenhang leistet, ist die deutliche Angabe des Zeitraums, nämlich tausend Jahre. So ist der Begriff „Millenium“ (lat.), also Tausendjähriges Reich, entstanden. Dieser Schlüsselhinweis wird als einziger über dieses Reich nicht im Alten Testament gegeben. Nun ist auch begreiflich, warum sich die Offenbarung ausführlich über die große Trübsal äußert. Zwar geht eine große Anzahl der in Offenbarung 4-19 beschriebenen Ereignisse auf viele im Alten Testament verstreute Stellen zurück, aber wir bekommen sie unmöglich nur mit Hilfe des Alten Testaments in eine chronologische Reihenfolge. Erst die Offenbarung liefert einen geeigneten Rahmen. Ein großer Teil des Buches der Offenbarung dient diesem Ziel. Andererseits wurden all die verschiedenen Grundzüge und Aspekte des messianischen Zeitalters bereits im Alten Testament offenbart. Sie beschreiben die allgemeinen Kennzeichen des Lebens in diesem Reich, ohne die Frage oder das Problem der zeitlichen Abfolge aufzuwerfen. Es war also nicht nötig, in der Offenbarung den verschiedensten Einzelfragen zu diesem Friedensreich ausführlich nachzugehen. Das meiste war ja bereits aus dem Alten Testament bekannt. Zwei wichtige Fragen wurden jedoch im Alten Testament nicht beantwortet. Die erste betrifft die Dauer dieses Zeitalters. Die Propheten des Alten Bundes sahen zwar eine lange Zeit der Friedensherrschaft des Messias voraus, sagten aber nichts über den Zeitraum. Die Offenbarung gibt eine klare Antwort: es werden tausend Jahre sein. Eine zweite Frage betrifft die genauen äußeren Umstände, unter denen das Friedensreich zu seinem Ende gelangen und dann in das ewige Reich Gottes übergehen wird. Auch dazu äußert sich die Offenbarung. Mit den Antworten auf diese beiden Fragen trägt Offenbarung 20 dazu bei, letzte Klarheit über das messianische Friedensreich zu gewinnen. Unser Wissen über das Reich beruht - wie bereits gesagt -nicht auf diesem einen Kapitel, sondern auf zahlreichen Belegen im Alten Testament. Zur Grundlage des Glaubens an ein kommendes Friedensreich gehören auch die vier bedingungslosen, unerfüllten Bundesschlüsse Millenium Bundes- schlüsse Bund mit Abraham Palästina- Bund Bund mit David Neuer Bund Gottes mit Israel. Die Bundesschlüsse unterliegen keiner Einschränkung von seiten der Menschen; ihre endgültige Erfüllung hängt einzig und allein von Gott selbst und nicht von Israel ab. Da Gott zu seinen Verheißungen steht, werden sie ganz bestimmt vollständig erfüllt. Aber das kann nur im Rahmen eines messianischen Zeitalters bzw. eines tausendjährigen Reiches geschehen. Über die Bundesschlüsse sprechen wir ausführlich in Kapitel 4. Trotzdem seien die wichtigsten Punkte hier kurz zusammengefaßt. Der erste Bundesschluß ist der mit Abraham. Ihm wurde eine ewige Nachkommenschaft verheißen, die sich zu einem Volk vermehren und das verheißene Land in bestimmten Grenzen besitzen sollte. Obwohl jenes Volk, die Juden, immer noch existiert, hat es nie in der Geschichte das ganze Gelobte Land besessen. Diese Verheißung kann erst in einem zukünftigen Reich wirklich in Erfüllung gehen. Abgesehen davon wurde das Land nicht nur der Nachkommenschaft Abrahams versprochen, sondern auch Abraham persönlich, denn Gott sagte zu ihm: „Dir und deinen Nachkommen will ich es für immer geben.“ Gott kann dieses Versprechen dem Abraham (wie auch dem Isaak und Jakob) nur einlösen, wenn es noch ein zukünftiges Reich gibt. Der zweite ist der Palästina-Bund. Er beinhaltet, daß die Juden nach ihrer Zerstörung in der ganzen Welt wieder gesammelt und das Land wieder besitzen werden. Zwar hat die Zerstreuung längst stattgefunden; sie ist bis zum heutigen Tag wirksam. Allerdings wartet die Verheißung der Sammlung und erneuten Inbesitznahme des Landes immer noch auf ihre Erfüllung. Auch dies erfordert ein zukünftiges Reich. Der Bund mit David ist der dritte Bundesschluß. Er stellt viererlei in Aussicht: ein ewiges Geschlecht, einen ewigen Thron, ein ewiges Reich und eine ewige Person. Das Herrscherhaus ist schon ewig und unvergänglich, weil es seinen Höhepunkt in einer Person gefunden hat, die selbst unvergänglich ist: Jesus, der Messias. Aus diesem Grunde werden auch Thron und Reich von ewigem Bestand sein. Aber Jesus hat noch nie auf dem Thron Davids gesessen und über ein Königreich Israel geherrscht. So warten die Wiederaufrichtung des Davidsthrones und die Herrschaft Christi über das Reich noch auf ihre Verwirklichung in der Zukunft. Auch deshalb muß es ein zukünftiges Reich geben. Der vierte und letzte Bundesschluß ist der Neue Bund. Er schließt die nationale Wiederherstellung sowie die Rettung Israels und jedes einzelnen Juden ein. Auch diese Verheißung kann erst in einem zukünftigen Reich erfüllt werden. Die ausführlichen prophetischen Aussagen begründen zusammen mit diesen vier Bundesschlüssen den Glauben an ein zukünftiges messianisches Reich - es gibt durchaus stichhaltigere Belege als „nur“ ein Kapitel eines in höchstem Maße symbolischen Buches. Gerechtigkeit 17. Allgemeine Kennzeichen Viele alttestamentliche Propheten richteten ihr Augenmerk auf die einzelnen Wesensmerkmale des messianischen Reiches und entwarfen ein umfassendes Gesamtbild des Lebens in diesem Zeitalter. Wir beschäftigen uns in diesem Kapitel mit denjenigen biblischen Belegstellen zu den allgemeinen Kennzeichen des messianischen Zeitalters, die gleichermaßen für Juden und für Heiden gelten. PSALM 15,1-5 „Herr, wer wird wohnen in deiner Hütte? Wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge ? Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen; wer keine Verleumdungen herumträgt auf seiner Zunge, seinem Nächsten nichts Böses tut und seinen Nachbar nicht schmäht; wer den Verwerflichen verachtet, aber die ehrt, welche den Herrn fürchten; wer, auch wenn er sich selbst zum Schaden geschworen hat, es dennoch hält; wer sein Geld nicht um Wucherzinsen gibt und keine Bestechung annimmt gegen den Unschuldigen. Wer solches tut, wird ewiglich nicht wanken!“ Diese Stelle beschreibt das gerechte Verhalten und Leben eines Bürgers des messianischen Reiches. Zwar wird nicht jeder einzelne Bürger diese Merkmale göttlicher Gerechtigkeit aufweisen (die Gründe besprechen wir später in diesem Abschnitt), aber doch die meisten. PSALM 24,1-6 „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdboden und die darauf wohnen; denn er hat ihn über Meeren gegründet und über Strömen befestigt. Wer wird auf den Berg des Herrn steigen? Und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte ? Wer unschuldige Hände hat und reines Herzens ist, wer seine Seele nicht auf Trug richtet und nicht falsch schwört. Dem wird Segen zugesprochen von dem Herrn und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Dies ist das Geschlecht derer, die nach ihm fragen, die dein Angesicht suchen, du Gott Jakobs!" Hier geht es um die Errichtung des Reiches und die gottgefällige und rechte Art eines Menschen, der zu jener Zeit mit Gott verbunden ist. JESAJA 2,2-4 „ Es wird in spätem Zeiten geschehen, daß der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und über alle Höhen erhaben sein wird, und es werden ihm alle Heiden Zuströmen; und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns wallen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns belehre über seine Wege und wir wandeln auf seinen Pfaden! Denn von Zion wird die Lehre ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird Schiedsrichter sein zwischen den Nationen und zurechtweisen große Völker, also daß sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Rebmessern verschmieden werden; kein Volk wird wider das andere ein Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen." Jesaja beschreibt einen der herausragendsten Wesenszüge des mes-sianischen Reiches: den weltweiten Frieden. Wenn auch zwischen den Völkern Unstimmigkeiten entstehen, so werden sie nicht mehr auf dem Weg kriegerischer Auseinandersetzungen beigelegt werden, sondern einzig durch das Wort und die Weisung des Herrn, die von Jerusalem ausgehen. Die Völker werden sogar vergessen, wie man Kriege führt! JESAJA 11,6-9 „ Da wirdL der Wolf bei dem Lämmlein wohnen, der Leopard bei dem Böcklein niederliegen. Das Kalb, der junge Löwe und das Mastvieh werden beieinander sein, also daß ein kleiner Knabe sie treiben wird. Die weltweiter Frieden Kuh und die Bärin werden miteinander weiden und ihre Jungen zusammen lagern. Der Löwe wird Stroh fressen wie das Rindvieh. Der Säugling wird spielen am Loch der Otter und der Entwöhnte seine Hand nach der Höhle des Basilisken ausstrecken. Sie werden nicht schaden und nicht verderben auf dem ganzen Berge meines Heiligtums; denn die Erde wird erfüllt mit Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser den Grund bedecken." Der eben beschriebene weltweite Friede wird sich sogar auf das Tierreich ausdehnen. Alle Tiere werden wieder in den Stand des Gartens Eden zurückversetzt und nur noch Pflanzen fressen (Vers 6-7). Auch die ältesten und erbittertsten Feinde - der Mensch und die Schlange - werden verträglich miteinander leben (Vers 8), denn die Erkenntnis Gottes wird die ganze Welt durchdringen und ihre Wirkung gleicherweise auf Menschen und Tiere ausüben (Vers 9). JESAJA 65,17-25 „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, also daß man der frühem nicht mehr gedenkt und sie niemand mehr in den Sinn kommen werden; sondern ihr sollt euch freuen und frohlocken bis in Ewigkeit über dem, was ich erschaffe; denn siehe, ich verwandle Jerusalem in lauter Jubel und ihr Volk in Freude. Und ich selbst werde über Jerusalem frohlocken und mich über mein Volk freuen, und es soll fortan kein Klagelaut und kein Wehgeschrei mehr darin vernommen werden. Es soll dann nicht mehr Kinder geben, die nur ein paar Tage leben, noch Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen; sondern wer hundertjährig stirbt, wird noch als Jüngling gelten, und der Sünder wird als Hundertjähriger verflucht werden. Sie werden Häuser bauen und dieselben bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Früchte genießen. Sie werden nicht bauen, daß es ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, daß es ein anderer esse; denn gleich dem Alter der Bäume wird das Alter meines Volkes sein, und was ihre Hände erarbeitet haben, werden meine Auserwählten auch verbrauchen. Sie werden nicht umsonst arbeiten, noch ihre Kinder durch ein Unglück verlieren; denn sie sind ein gesegneter Same des Herrn und ihre Sprößlinge mit ihnen. Und es soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten, wenn sie noch reden, will ich sie erhören! Wolf und Lamm werden einträchtig weiden, der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, und die Schlange wird sich mit Staub begnügen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr. “ Dieser Abschnitt beginnt mit der Ankündigung, daß ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaffen werden sollen (Vers 17). Sie dürfen nicht mit den in Offenbarung 21 und 22 beschriebenen verwechselt werden. Letztere Stelle schildert den neuen Himmel und die neue Erde des ewigen Gottesreiches, der neuen Schöpfungsordnung, während die eben zitierte Stelle aussagt, daß der gegenwärtige Himmel und die jetzige Erde im messianischen Zeitalter eine Erneuerung erfahren sollen. In der Offenbarung geht es in diesem Zusammenhang nicht um eine Erneuerung, sondern um eine von Grund auf neue Schöpfungsordnung. Im Tausendjährigen Reich werden Himmel und Erde also eine völlige Erneuerung erfahren. Das Wort „schaffen“ zeigt an, daß dieser wunderbare Akt der Erneuerung nur von Gott selbst durchgeführt werden kann. Manches aus der alten Schöpfungsordnung wird zwar weiter bestehen, aber es wird viel Neues hinzukommen. Ein gutes Beispiel für das Nebeneinander von Altem und Neuem bietet sich uns in den Aussagen der Bibel über das Land Israel. Auch Israel wird einen Erneuerungsprozeß durchlaufen. Einiges aus der alten Schöpfungsordnung wird fortbestehen, wie etwa das Mittelmeer und das Tote Meer. Aber vieles wird völlig neu sein, so der außerordentlich hohe Berg (der höchste Berg der Welt) im Zentrum des Landes. An diese Ankündigung eines neuen Himmels und einer neuen Erde schließt sich eine Schilderung Jerusalems zur Zeit des Tausendjährigen Reiches an (Vers 18-19). (In Kapitel 4 steht Näheres darüber.) Vers 20 ist besonders wichtig, weil dort zu Leben und Tod im messianischen Reich mehrere Aussagen getroffen werden. Erstens wird es keine Säuglingssterblichkeit mehr geben; jeder Mensch, der in dieser Zeit auf die Welt kommt, wird ein bestimmtes Mindestalter erreichen. Zweitens wird jeder mindestens einhundert Jahre lang am Leben bleiben. Und weil die Lebenserwartung so hoch liegt, werden diejenigen, die im Alter von einhundert Jahren sterben, noch als recht früh Verstorbene gelten. Drittens betrifft die Angabe zum Sterbealter offensichtlich nur Ungläubige; nur diese gelten als verflucht. Demzufolge werden im Tausendjährigen Reich nur Ungläubige sterben. Vergleichen wir diese Schriftstelle mit dem, was andere Stellen neuer Himmel und neue Erde Leben und Tod über das Heil aussagen, so kann die ganze Frage nach Leben und Tod im Tausendjährigen Reich wie folgt zusammengefaßt werden: zu Beginn dieses Friedensreiches werden alle Menschen - Juden und Heiden - an Gott glauben. Die Juden als Volk werden kurz vor der Wiederkunft Christi durch den Glauben errettet werden. Alle Ungläubigen (Böcke) werden während der fünfundsiebzig Tage zwischen der großen Trübsal und dem Anbruch des Tausendjährigen Reiches umkommen; nur Heiden, die zum Glauben gekommen sind (Schafe), werden in dieses Reich eingehen können. Doch im Laufe der Zeit werden bei Juden und Heiden neue Kinder geboren werden. Diese durch natürliche Geburt Hinzugekommenen werden von ihren leiblichen Eltern auch die sündige Natur erben und deshalb ebenfalls eine Wiedergeburt brauchen. Obwohl Satan inzwischen in der Verbannung und die Versuchung zum Bösen erheblich gemindert ist, kann sich die sündige Natur immer noch gegen Gott auflehnen, auch wenn Satan nicht direkt beteiligt ist. So wird es mit der Zeit auch Unerrettete geben, die unter den anderen leben und eine geistliche Wiedergeburt benötigen. Wie schon in früheren Zeiten, wird auch dann die Gnade Gottes durch den Glauben das Mittel zur Errettung sein; Inhalt des Glaubens wird wie bisher der stellvertretende Tod Christi für die Sünde und seine Auferweckung vom Tode sein. Die in dieses Reich Christi Hineingeborenen werden bis zu ihrem hundertsten Lebensjahr die Möglichkeit haben, Christus in ihr Leben aufzunehmen. Tun sie es nicht, werden sie im Alter von einhundert Jahren sterben. Der Ungläubige wird also nicht über sein erstes Lebensjahrhundert hinaus am Leben bleiben können. Wer aber Christus annimmt, wird das ganze Tausendjährige Reich über leben und niemals sterben. Tod und Sterben betreffen nur noch die Ungläubigen. Deshalb steht auch nirgendwo in der Bibel etwas über eine Auferstehung der Heiligen des Tausendjährigen Reiches. Und deshalb ist die erste Auferstehung mit der Auferstehung der Heiligen aus der großen Trübsal abgeschlossen (Offenbarung 20,4-6). Aus dem Hinweis auf den Neuen Bund in Jeremia 31,31-34 geht auch deutlich hervor, daß es keine ungläubigen Juden geben wird; alle Juden, die in dieses Reich hineingeboren werden, werden spätestens in ihrem einhundertsten Lebensjahr den Messias annehmen. Unglauben wird es nur unter den Heiden geben, und darum werden alle, die sterben, ungläubige Heiden sein. In den Versen 21-24 wird das Leben in diesem Reich weiter geschildert, und zwar als eine Zeit besonderen persönlichen Friedens und Wohlstands. Es wird eine Zeit des Bauens und Pflanzens sein. Wer baut und pflanzt, soll ausdrücklich Freude haben an den Werken seiner Hände; denn viele unheilvolle Auswirkungen des Fluches gegen den sündigen Adam werden von Gott weggenommen (Vers 21-22a). Die Lebenszeit wird besonders lang sein (Vers 22b), Unglücke wird es nicht mehr geben (Vers 23), und Gott wird auf alle Anfragen und Gebete unmittelbar und sofort antworten (Vers 24). Wie schon in Jesaja 11,6-9 beschrieben, wird auch das Reich der Tiere in sich und gegenüber den Menschen in Frieden bestehen (Vers 25). MICHA 4,1-5 „ Es wird aber in den letzten Tagen geschehen, daß der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und über alle Höhen erhaben sein wird. Und Völker werden ihm Zuströmen, und viele Nationen werden hingehen und sagen: .Kommt, laßt uns wallen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!' Denn von Zion wird die Lehre ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird Schiedsrichter sein zwischen großen Völkern und zurechtweisen starke Nationen, die weit weg wohnen, also daß sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Rebmessern verschmieden; kein Volk wird wider das andere ein Schwert erheben, und sie werden nicht mehr den Krieg erlernen; sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn stören; denn der Mund des Herrn hat es geredet! Denn alle Völker mögen wandeln, ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber wollen wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich!" Die ersten drei Verse dieser Stelle sagen dasselbe aus wie Jesaja 2,2-4: der Berg, auf dem das Haus des Herrn steht, zieht die Aufmerksamkeit aller Heiden der Welt auf sich. Hier wird das messianische Reich beschrieben als eine Zeit direkter Unterweisung durch Gott. Es gibt keinen Krieg mehr, weil überall in diesem Reich bis an die fernsten Grenzen Frieden herrscht. Auch Micha fügt die Aussage hinzu, dies sei für jeden eine Zeit persönlichen Friedens und Wohlstands (Vers 4), und ganz Israel werde in Treue seinem Gott dienen (Vers 5). ZUSAMMENFASSUNG Wir können die allgemeinen Kennzeichen des messianischen Reiches wie folgt zusammenfassen. Während dieser Zeit wird Satan verbannt und gebunden sein; folglich werden Sünde und Tod sehr stark zurückgehen, obwohl diese Mächte zu der Zeit noch nicht völlig beseitigt sein werden. Unter den Menschen werden Wohlstand und Frieden herrschen; ebenso werden die Tiere untereinander und zusammen mit den Menschen in Frieden leben. Viele unheilvolle Auswirkungen des Fluches (aber doch nicht alle) werden nicht mehr zu spüren sein. Die Zeit wird von Wahrheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit geprägt sein. Das Recht wird sich von Jerusalem stetig in die ganze Welt ausbreiten. Jeder soll den Ertrag und die Freuden seiner Mühe genießen können. 18. Die Regierung Das messianische Reich wird als absolute Monarchie regiert. Unterhalb des Monarchen gibt es noch mehrere Ebenen der Macht und Autorität. Der absolute Herrscher wird Jesus Christus selbst sein. Die von ihm delegierte Regierungsgewalt gliedert sich in zwei Linien: die jüdische und die heidnische Herrscherlinie. Jede von ihnen weist die genannten Ebenen der Regierungsgewalt auf. Man kann es folgendermaßen darstellen: Jesus Christus, der König Heiden I Juden 1 Gemeinde und Heilige David aus der großen Trübsal 1 1 12 Apostel Könige 1 1 Fürsten Nationen der Heiden 1 Richter und Ratgeber 1 Israel 1 Heiden Dieses Kapitel befaßt sich mit verschiedenen Schriftstellen über das Regierungssystem des Reiches. mehrere Ebenen zwei Linien DER KÖNIG-DER HERR JESUS CHRISTUS Das Alte wie auch das Neue Testament lehren eindeutig, daß Christus einmal auf dem Thron Davids sitzen und über Israel und ein Reich herrschen soll, das auch alle Heiden umfassen wird. Auf den Bund mit David als der Grundlage für die äußere Herrschaft Christi kommen wir im nächsten Kapitel zu sprechen. Hier wollen wir nur solche Stellen betrachten, die den Bund mit David berühren bzw. etwas über die Herrschaft Christi über ein Königreich im wörtlichen Sinne aussagen. Die Errichtung des Thrones Daß es zum Plan Gottes gehört, seinen Sohn in Jerusalem als König einzusetzen, ist deutlich erkennbar in Psalm 2,6-8: Ps. 2,6-8 „,lch habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!' Ich will erzählen vom Ratschluß des Herrn; er hat zu mir gesagt:, Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. - Heische von mir, so will ich dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde zu deinem Eigentum. ' “ Obwohl der Thron Christi in Jerusalem errichtet wird, erstreckt sich Christi Herrschaftsgebiet nicht nur bis an die Grenzen Israels, sondern vielmehr auf die ganze Welt, so daß dann alle Nationen der Heiden unter sein Zepter kommen. Die Regentschaft Jesu vom wiedererrichteten Thron Davids aus ist das Thema von Jesaja 9,5-6: Jes. 9,5-6 „ Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herr- schaft kommt auf seine Schulter; und man nennt ihn: Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst. Der Mehrung der Herrschaft und des Friedens wird kein Ende sein auf dem Throne Davids und in seinem Königreich, daß er es gründe und mit Recht und Gerechtigkeit befestige von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird solches tun! “ Ein Kind wird in die jüdische Umwelt hineingeboren - ein Sohn des Hauses David, auf dessen Schultern die Regierungsgewalt gelegt ist (Vers 5a). Doch diesem Kind werden Namen gegeben, die nur auf Gott selbst zutreffen können (Vers 5b). Die Unvergänglichkeit der Dynastie, des Thrones und des Reiches Davids ist also gesichert, weil sie auf dem Gott-Menschen beruht. Nach seiner menschlichen Natur ist er ein Nachkomme Davids, aufgrund seiner Gottheit lebt er ewig; also hat auch sein Thron in Ewigkeit Bestand. Ausgehend von dieser Grundlage beschreibt Jesaja die Errichtung der Herrschaft Christi. Die eingesetzte Regierung wird an Autorität zunehmen. Die Herrschaft wird sich für immer durch Recht und Gerechtigkeit auszeichnen. Gottes brennender Eifer, nicht eher zu ruhen, bis dieses Ziel verwirklicht ist, garantiert dafür, daß dieses Reich ganz bestimmt errichtet werden wird. Zu diesen Aussagen fügt Jesaja 16,5 hinzu: „Und ein Thron wird in Gnaden errichtet; und wird auf ihm sitzen in Jes. 16,5 Wahrheit, in der Hütte Davids, ein Richter, welcher das Recht erforscht und die Gerechtigkeit fördert." Als wolle er seine frühere Aussage wiederholen, erklärt Jesaja noch einmal, auf der Grundlage der Gnade und Treue Gottes solle ein Thron errichtet werden. Auf dem Thron wird ein Mitglied des Hauses David sitzen, das sich durch Herrschaft in Wahrheit auszeichnen wird. Er wird König und Richter sein und für Gerechtigkeit sorgen -Gerechtigkeit, die ihren Ursprung in der Gerechtigkeit dieses Königs selbst haben wird. Ähnliche Prophezeiungen finden wir zweimal im Buch Jeremia. Die erste steht in Jeremia 23,5-6: „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich dem David einen Jer. 23,5-6 rechtschaffenen Sproß erwecken werde; der wird als König regieren und weislich handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen; und das ist der Name, den man ihm geben wird: Der Herr, unsere Gerechtigkeit." Wieder wird bestätigt, daß ein Nachkomme Davids auf dem Davidsthron sitzen wird. Er heißt „der Herr, unsere Gerechtigkeit“ - dieser Eine auf dem Thron Davids ist kein anderer als der Gott-Mensch. Und deshalb wird seine Herrschaft durch Weisheit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit gekennzeichnet sein. Nur in ihm besteht Israels Sicherheit. Die zweite Stelle, Jeremia 33,14-17, fügt hinzu: Jer. 33,14-17 „ Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich das gute Wort erfüllen will, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda geredet habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen rechtschaffenen Sproß hervorsprießen lassen, welcher Recht und Gerechtigkeit schaffen wird auf Erden. In jenen Tagen soll Juda gerettet werden und Jerusalem sicher wohnen, und das ist der Name, den man ihr geben wird: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit! Denn also spricht der Herr: Es soll dem David nie an einem Mann fehlen, der auf dem Throne Israels sitzt. “ Nachdem er zu Beginn die Absicht Gottes bekräftigt hat, seinen Bund mit David zu erfüllen (Vers 14), stellt Jeremia noch einmal die wichtigsten Aussagen von 23,5-6 zusammen (Vers 15-16). Das Haus David soll nie ausgelöscht werden können (Vers 17). In den übrigen Versen von Jeremia 33 versichert Gott, er werde den Davidsbund in allen Einzelheiten erfüllen. (Mit diesen Versen beschäftigen wir uns im nächsten Kapitel.) Der Thron Christi wird zwar in Jerusalem errichtet, Jesu Herrschaft wird sich aber über die ganze Erde erstrecken, wie Sacharja 14,9 bestätigt: Sach. 14,9 „ Und der Herr wird über die ganze Erde König werden. An jenem Tage wird nur ein Herr sein und sein Name nur einer. " Sacharja weist darauf hin, daß der Messias zu jener Zeit einziger Herrscher über die ganze Erde sein wird Die ganze Menschheit wird ihn als den einzigen Gott anerkennen. Die Wiederaufrichtung des Thrones Davids und die Herrschaft Christi über das Reich Israel werden nicht nur im Alten Testament gelehrt. In Lukas 1,30-33 steht: Lk. 1,30-33 „ Und der Enget sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; und du sollst Ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein." Nachdem der Engel Maria angekündigt hat, daß sie - obwohl sie noch Jungfrau ist - einen Sohn gebären wird (Vers 30-31), erklärt er ihr die künftige Machtstellung dieses Sohnes. Wie schon Jesaja und Jeremia prophezeiten, soll der Sohn in die jüdische Umwelt hineingeboren werden und als göttlicher Menschensohn auf dem Thron Davids sitzen (Vers 32). Was seine Gottheit betrifft, ist er Gottes Sohn, im Hinblick auf seine menschliche Herkunft aber ist er ein Nachkomme Davids. Durch einen Erlaß Gottes selbst soll er den Thron Davids besteigen. Er soll über Israel regieren, und seine Herrschaft soll kein Ende haben (Vers 33). Die Ankündigung Gabriels, daß Jesus als König vom Thron Davids aus regieren wird, findet ihre Wurzeln eindeutig in den Weissagungen des Alten Testaments. Die Herrschaft des Königs Eine Anzahl von Bibelstellen zeigt die besonderen Merkmale der Herrschaft Christi auf. Ein Hauptkennzeichen der künftigen absoluten Herrschaft besteht darin, daß Christus mit einem eisernen Stab regieren wird. So heißt es in Offenbarung 12,5: „ Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der alle Heiden mit eisernem Stabe weiden soll; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron." Dies wird durch Offenbarung 19,15 bestätigt: „ Und aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert, daß er die Heiden damit schlage, und er wird sie mit eisernem Stabe weiden, und er tritt die Weinkelter des grimmigen Zornes des allmächtigen Gottes. " Herrschaft mit eisernem Stab Off. 12,5 Off. 19,15 Jesus Christus muß zu dieser Zeit mit einem eisernen Stab regieren, weil es immer noch politische Machtgebilde geben wird und die Menschen immer noch ihre sündige Natur besitzen. Wir haben im vorigen Kapitel schon darauf hingewiesen, daß nach der ersten Generation im Tausendjährigen Reich auch wieder ungläubige Menschen leben werden. Die natürlichen Auswirkungen ihrer sündigen Natur müssen im Zaum gehalten werden. Das Reich wird keine Demokratie, sondern eine absolute Monarchie sein. Jesus wird streng regieren und von allen Menschen Gehorsam gegenüber den gerechten Gesetzen, die von Jerusalem aus erlassen werden, verlangen. Am Beginn der Herrschaft Christi wird der feierliche Einzug des Königs in das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches stehen, wie ihn Psalm 24,7-10 beschreibt: Ps. 24,7-10 „Hebet eure Häupter empor, ihr Tore, und erweitert euch, ihr ewigen Pforten, daß der König der Ehren einziehe! Wer ist dieser König der Ehren? Es ist der Herr, der Starke und Mächtige, der Herr, der Held im Streit! Hebet eure Häupter empor, ihr Tore, ja, erhebet euch, ihr ewigen Pforten, daß der König der Ehren einziehe! Wer ist denn dieser König der Ehren ? Es ist der Herr der Heerscharen; er ist der König der Ehren! “ In Psalm 72,1-19 wird seine Herrschaft noch ausführlicher dargelegt: Ps. 72,1-19 „O Gott, gib dein Gericht dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, daß er dein Volk richte mit Gerechtigkeit und deine Elenden nach dem Recht. Die Berge mögen dem Volke Frieden spenden und die Hügel, durch Gerechtigkeit. Er schaffe den Elenden des Volkes Recht und helfe den Kindern der Armen und unterdrücke den Gewalttätigen. So wird man dich fürchten, solange die Sonne und der Mond scheint, von Geschlecht zu Geschlecht. Er wird herabkommen wie Regen auf die kahle Flur, wie Regenschauer, die das Land erweichen. In seinen Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Frieden wird sein, bis kein Mond mehr ist. Und er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde. Vor ihm werden sich die Wüstenvölker beugen, und seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige von Tarsis und den Inseln werden Gaben bringen, die Könige von Saba und Seba werden Geschenke senden. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. Denn er wird den Armen erretten, wenn er schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. Des Geringen und Armen wird er sich erbarmen und die Seelen der Armen erretten. Er wird ihre Seele von Bedrückungen und Mißhandlung erlösen, und ihr Blut wird in seinen Augen teuer sein; auf den Bergeshöhen werden seine Fruchtbäume rauschen wie der Libanon und werden blühen im Frühling wie das Kraut auf dem Land. Sein Name bleibt ewiglich, sein Ruhm wachse an der Sonne; alle Völker sollen sich segnen in seinem Namen und sollen ihn glücklich preisen! Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut! Und gepriesen sei ewiglich der Name seiner Majestät, und die ganze Erde soll voll werden seiner Herrlichkeit! Amen, Amen! “ Der gesamte Psalm beschreibt die Herrschaft dieses gerechten Königs. Sie wird außer durch Gerechtigkeit durch Heiligkeit und Rechtschaffenheit bestimmt sein. Die Unschuldigen werden ihr Recht bekommen, die Schuldigen jedoch verurteilt werden (Vers 1-7). Sein Herrschaftsbereich wird sich über die ganze Erde ausdehnen (Vers 8-11) und andererseits von einem Meer zum anderen reichen, womit das westliche (das Mittelmeer) und das östliche (das Tote Meer) die Grenzen Israels im Tausendjährigen Reich angeben. Als weitere Grenze Israels wird der Strom genannt, das heißt der Euphrat, nach der Weissagung die nördliche Begrenzung des wiederhergestellten jüdischen Staates. Nun erwartet man, daß der „Bach Ägyptens“ als jüdische Grenze bezeichnet wird. Aber statt dessen schreibt der Psalmist: „... bis an die Enden der Erde.“ Er will ausdrücken, daß der Thron des Herrschers zwar in Israel stehen wird, wie an der Erwähnung der westlichen, östlichen und nördlichen Begrenzung erkennbar ist, Jesu Herrschaft jedoch nicht allein auf Israel beschränkt sein wird. Seine Freunde und Feinde werden ihm in gleicher Weise huldigen (Vers 9); alle Könige unter den Völkern werden sich seinem Herrschaftsanspruch und seiner Autorität unterwerfen (Vers 10-11). Weil er mit eisernem Stab und in Gerechtigkeit, Heiligkeit und Rechtschaffenheit regieren wird, werden alle Übeltaten gestraft und die Gerechten erhöht werden (Vers 12-15). Unter Jesu Herrschaft wird das Land reiche Frucht tragen (Vers 16). Alle werden in diesem König gesegnet sein und ihm Segen wünschen, weil er der ewige Gott-Mensch ist (Vers 17-19). Jesaja 11,1-5 beschreibt noch einen weiteren Wesenszug seiner Herrschaft: „ Und es wird ein Sproß aus dem Stumpfe Isais hervorgehen und ein Jes. 11,1-5 Schoß aus seinen Wurzeln hervorbrechen; auf demselben wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und sein Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn; er wird nicht nach dem Augenschein richten, noch nach dem Hörensagen strafen, sondern er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden im Lande ein unparteiisches Urteil sprechen; er wird die Welt mit dem Stabe seines Mundes schlagen und den Gottlosen mit dem Odem seiner Lippen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden und Wahrheit der Gurt seiner Hüften sein. “ Jesaja beginnt mit dem Zeugnis von der Herkunft dieses Königs; er stammt aus dem Haus David (Vers 1). Er ist mit der Fülle des Heiligen Geistes ausgestattet, die sich in der siebenfachen Manifestation des Geistes Gottes offenbart (Vers 2). Die Begabung mit der Fülle des Heiligen Geistes wirkt sich in der genannten Weise aus (Vers 3-4). Schließlich werden Gerechtigkeit und Wahrheit als Kennzeichen des Königs angegeben (Vers 5). Der Herr Jesus Christus wird sowohl König Israels als auch König der ganzen Welt sein. Unter seiner absoluten Macht und Herrschaft werden zwei Regierungen gebildet - eine für die Heiden und eine für die Juden. DIE REGIERUNG ÜBER DIE HEIDEN Die Gemeinde und die Heiligen aus der großen Trübsal Daß die Gemeinde im Tausendjährigen Reich an der Herrschaft Christi teilhaben wird, lesen wir in Offenbarung 20,4-6: Off. 20,4-6 „ Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um dos Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand genommen hatten; und sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre. Die übrigen der Toten aber lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre. “ In Vers 4 beschreibt Johannes die Heiligen, die zusammen mit Christus regieren sollen. Als erste Gruppe gehören dazu diejenigen, denen „das Gericht übergeben“ worden ist, also die Heiligen der Gemeinde, die kurz vor der großen Trübsal entrückt wurden. Bei dem Gericht handelt es sich um das Gericht vor dem Richterstuhl Christi. Dort werden die Werke der Glaubenden beurteilt. Der Ausgang des Gerichts wird darüber entscheiden, welchen Platz jeder einzelne Heilige der Gemeinde im Tausendjährigen Reich einnehmen wird. (Näheres über dieses Gericht siehe Handbuch der biblischen Prophetie I,S. 144-148). Eine zweite Gruppe bilden diejenigen, die „enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu willen“. Es sind die Glaubenden, die in der ersten Hälfte der Trübsal den Zeugentod sterben werden; von ihnen ist beim fünften Siegel die Rede (Offenbarung 6,9-11). Eine dritte Gruppe besteht aus solchen, die den Antichrist oder sein Bild nicht anbeteten und nicht das Zeichen 666 auf ihre Stirn oder rechte Hand empfingen. Weil es sich dabei um Geschehnisse aus der Mitte der großen Trübsal handelt, ist die dritte Gruppe von Heiligen eher der zweiten Hälfte der Trübsal zuzuordnen. Also werden sowohl die Heiligen der Gemeinde als auch diejenigen aus der großen Trübsal zusammen mit Christus tausend Jahre regieren. (Die Heiligen des Alten Testaments haben eine andere Bestimmung; wir sprechen darüber im folgenden Kapitel.) Mit den Ereignissen von Vers 4 ist die erste Auferstehung abgeschlossen. Bei dieser Auferstehung werden alle Gerechten aufer-weckt; sie muß von der zweiten Auferstehung unterschieden werden, die sich tausend Jahre später ereignet. Christus wurde drei Tage nach seinem Tode auferweckt und ist damit der Erstling der ersten Auferstehung (1. Korinther 15,23). Die Heiligen der Gemeinde werden bei der Entrückung vor der Trübsal auferstehen (1. Thessalonicher 4,16). Schließlich werden die Heiligen des Alten Bundes (Jesaja 26,19; Daniel 12,2) und die Heiligen aus der großen Trübsal (Offenbarung 20,4) in den fünfundsiebzig Tagen zwischen der Trübsal und dem Beginn des Tausendjährigen Reiches auferweckt werden. Wir haben schon darauf hingewiesen, daß während der folgenden tausend Jahre nur Ungläubige sterben werden. Eine Auferweckung der Heiligen aus dieser Zeit wird also nicht notwendig sein. Erst am Ende des Friedensreiches wird die zweite Auferstehung erfolgen. mehrere Gruppen erste Auferstehung der. 30,9 Die Gemeinde und die Heiligen aus der großen Trübsal werden zusammen mit Christus die Nationen der Heiden regieren. Sie werden mit der Autorität des Königs versehen sein und für die Ausführung seiner Befehle sorgen. Könige Wie in Psalm 72 erwähnt, werden die verschiedenen Nationen der Heiden auch eigene Könige haben. Diese Könige werden natürliche menschliche Körper besitzen, während die über sie herrschenden Heiligen ihre geistlichen Auferstehungsleiber haben werden. Die einzelnen Könige sind also in ihren Nationen die obersten Herrscher, stehen aber ihrerseits unter den Heiligen der Gemeinde und der großen Trübsal. DIE REGIERUNG ÜBER DIE JUDEN David, der König und Prinz Die Alleinherrschaft des Messias wird sowohl Israel als auch die Heidenvölker umfassen. Aber unter Christus herrscht der auferweckte David über Israel. David ist König, weil er über Israel regiert, und gleichzeitig Prinz, weil er unter der Autorität Christi steht. Wie die Heidenvölker bekommt also auch Israel einen König. Der Unterschied liegt darin, daß die heidnischen Könige natürliche Körper haben werden, David aber schon seinen Auferstehungsleib. In mehreren Belegstellen wird David König über Israel und Prinz unter dem Messiaskönig genannt. Dazu gehört zum Beispiel Jere-mia 30,9: „... sondern sie werden dem Herrn, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will." Israel wird in Zukunft nicht nur Jahwe, seinem Herrn und Gott, sondern auch seinem König David dienen. Eine weitere Stelle ist Hesekiel 34,23-24: „ Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der soll sie weiden, und der soll ihr Hirte sein. Und ich, derHerr, will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll Fürst sein mitten unter ihnen; ich, der Herr, habe es gesagt/ “ Israel soll nicht in Gestalt zweier Königreiche mit jeweils eigenem König wiederhergestellt werden, sondern als vereinte Nation unter einem Haupt, nämlich unter dem auferstandenen König David, der hier als Fürst dargestellt wird. Später schreibt der Prophet in Hesekiel 37,24-25: „ Und mein Knecht David soll ihr König sein, und sie sollen alle einen einzigen Hirten haben. Und sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen beobachten und dieselben tun. Sie werden wieder in dem Lande wohnen, welches ich meinem Knechte Jakob gegeben habe, darin auch ihre Väter gewohnt haben. Ja, darin sollen sie, ihre Kinder und Kindeskinder, allezeit wohnen; und mein Knecht David soll ihr Fürst sein ewiglich. “ Hier bestätigt Hesekiel, daß David König über Israel, Fürst und Hirte sein wird. Unter seiner Anleitung wird Israel die gerechten Gebote Gottes halten können. Auch das Land wird Gott dem Volk zurückgeben. Eine letzte Stelle, die diesen Aspekt der Herrschaft im Tausendjährigen Reich hervorhebt, ist Hosea 3,5: „ Darnach werden die Kinder Israel um kehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen und werden sich bebend zu dem Herrn und zu seiner Güte flüchten am Ende der Tage." Wie schon Jeremia und Hesekiel stellt auch Hosea eindeutig fest, daß Israel bei der künftigen Wiederherstellung nicht nur Jahwe, seinem Gott, sondern auch David, seinem König, dienen wird. Alle diese Stellen werden oft so ausgelegt, als sprächen sie in Wahrheit von Christus, Davids großem Nachkommen. Jedoch weist im Text nichts daraufhin, daß „David“ hier symbolisch verstanden werden muß. Wenn wir bei der wörtlichen Auslegung bleiben wol- Hes. 34,23-24 Hes. 37,24-25 Hos. 3,5 David oder Christus? len, ist es das beste, den Text so zu lesen, wie er dasteht. Also handelt es sich hier wirklich um David, der nach seiner Auferweckung durch Gott als König über Israel und zugleich als Fürst unter dem König der Welt, Christus, herrscht. Nur in diesem Sinn kann David König und Fürst zugleich sein - König als Herrscher über Israel, Fürst als Herrscher unter dem Messias. Die zwölf Apostel über den zwölf Stämmen Bei zwei Gelegenheiten versprach Jesus den Aposteln, sie würden im Reich Gottes Macht über die zwölf Stämme Israels ausüben. Die erste Stelle finden wir in Matthäus 19,28: Mt. 19,28 „Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet in der Wiedergeburt, wenn des Menschen Sohn auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten." Der Zeitpunkt, von dem Jesus hier spricht, ist die Wiederherstellung oder Erneuerung der Erde, wenn Christus in seiner Herrlichkeit auf dem wiedererrichteten Davidsthron sitzen wird. Dann werden auch zwölf andere Throne aufgestellt werden, einer für jeden Stamm Israels; die Apostel werden darauf Platz nehmen. Die zweite Stelle ist Lukas 22,28-30: Lk. 22,28-30 „Ihr aber seid die, welche bei mir ausgeharrt haben in meinen Anfechtungen. Und ich verordne euch, wie mir mein Vater das Reich verordnet hat, daß ihr an meinem Tische in meinem Reiche essen und trinken und auf Thronen sitzen sollt, um die zwölf Stämme Israels zu richten. “ Jesus weitet also die Herrschaft im Tausendjährigen Reich auf die zwölf Apostel aus. Der Unterschied besteht darin, daß sich der Herrschaftsbereich Christi auf die ganze Welt erstreckt und Davids Herrschaft über ganz Israel, die Rechtsprechung über einzelne Stämme aber den Aposteln zugewiesen wird. Zugleich mit dieser Verfügung verleiht Jesus den Zwölfen zwei besondere Vorrechte. Erstens werden sie für immer bei Christus sein und während der gesamten Zeit des Tausendjährigen Reiches mit ihm an seinem Tisch essen und trinken. Zweitens sollen sie ihre eigenen Throne bekommen, von denen aus sie über die Stämme Israels regieren werden. Leider finden wir keinen Hinweis, welcher Apostel über welchen Stamm herrschen soll. So wird diese Frage erst bei der Erfüllung der Ankündigung im zukünftigen Reich ihre Antwort finden. Fürsten Zu den bereits erwähnten Ebenen der Herrschaft kommt noch eine weitere. Sie besteht aus Menschen, die einfach als Fürsten bezeichnet werden. Eine Belegstelle ist Jesaja 32,1: „ Siehe, ein König wird in Gerechtigkeit regieren, und Fürsten werden nach dem Rechte herrschen. “ Der König, der in Gerechtigkeit herrscht, wird der Herr Jesus Christus sein. Gleichzeitig werden Fürsten erwähnt, die auch eine Herrscherstellung innehaben und ihrem Wesen nach gerecht sind. Eine weitere Stelle ist Hesekiel 45,8: „ Das soll sein eigener Grundbesitz in Israel sein, damit meine Fürsten hinfort mein Volk nicht mehr bedrücken. Und das übrige Land soll man dem Hause Israel nach seinen Stämmen überlassen. “ Der Gesamtzusammenhang dieser Stelle (Hesekiel 40-48) wird im nächsten Kapitel behandelt. Hier sollten wir nur beachten, daß wieder einmal Fürsten erwähnt werden, die im Tausendjährigen Reich eine Machtposition einnehmen. Anders als die meisten Fürsten früherer Zeiten sollen sie das Volk aber nicht unterdrücken. Zu ihrem Herrscherauftrag gehört, daß sie das Land Israel in seine zwölf Stammesgebiete aufteilen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird auch der auferweckte Serub-babel unter diesen Fürsten sein. Er wird in Haggai 2,20-23 erwähnt: „ Und das Wort des Herrn erging zum zweitenmal an Haggai am vierundzwanzigsten Tage des Monats also: Sage zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda: Ich erschüttere den Himmel und die Erde und will Königs- Jes. 32,1 Hes. 45,8 Serubbabel Hag. 2,20-23 throne umstoßen und die Macht der heidnischen Königreiche zertrümmern, und ich will die Kriegswagen umstoßen samt ihren Reitern, daß Roß und Mann zu Boden sinken und ein jeder umkomme durch das Schwert des andern. An jenem Tage, spricht der Herr der Heerscharen, will ich dich, Serubbabei, Sohn Sealtiels, meinen Knecht, nehmen und dich anstecken wie einen Siegelring; denn dich habe ich erwählt, spricht der Herr der Heerscharen! “ Gott will Himmel und Erde erschüttern (Vers 21) und die eingedrungenen Armeen vernichten (Vers 22). Für diese Zeit wird Serubbabei eine besondere Ehrenstellung verheißen (Vers 23). Er soll Gott so nahe sein wie ein Siegelring einem König und wird offensichtlich zu den schon erwähnten Fürsten zählen. Serubbabei gehört dem Geschlecht Davids an. Richter und Ratsherren Eine weitere Gruppe von Fürsten bilden im Tausendjährigen Reich die Richter und Ratsherren, die in Jesaja 1,26 erwähnt werden: Jes. 1,26 „ Und ich werde deine Richter wieder machen, wie sie ursprünglich wa- ren, und deine Ratsherren wie am Anfang; darnach wirst du genannt werden die gerechte Stadt, die fromme Stadt. “ Diese Ebene der Regierungsgewalt bezieht sich insbesondere auf die Stadt Jerusalem. Die Richter und Ratsherren werden für die Durchsetzung des Rechts im richterlichen Bereich verantwortlich sein. Falsche Rechtsprechung wird es dann nicht mehr geben. Israel als Haupt über die Heiden Das letzte Glied in dieser Kette von Ebenen der Machtausübung besteht darin, daß Israel das Haupt über alle Heiden werden soll. Hierzu soll im nächsten Kapitel mehr gesagt werden, aber wir müssen schon an dieser Stelle darauf hinweisen. Israels Stellung als Haupt über die Heiden gehörte schon zu Gottes Verheißungen an Israel im 5. Buch Mose. Eine solche Stelle ist 5. Mose 15,6: „Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen, wie er dir verheißen hat. So wirst du vielen Völkern leihen, du aber wirst nicht entlehnen; du wirst über viele Völker herrschen, sie aber werden nicht herrschen über dich. “ Die Führerschaft Israels über die Heiden sollte ein Teil der Belohnung sein, die Gott in 5. Mose 28,1 seinem Volk für dessen Gehorsam versprach: „ Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, wirklich gehorchst und darauf achtest zu tun alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, daß dich dann der Herr, dein Gott, erhöhen wird über alle Völker auf Erden. “ Gehorsam und Führerschaft sollen das Wiedererstehen Israels als Nation begleiten. Diese Verheißung wird in 5. Mose 28,13 wiederholt: „ Und der Herr wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz; und du wirst nur zuoberst und nicht zuunterst sein, wenn du gehorchst den Geboten des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, daß du sie beobachtest und tust." Neben diesen Aussagen im Gesetz Moses beschrieben auch die Propheten die künftige Stellung Israels als Haupt über die Heiden. Eine solche Stelle ist Jesaja 14,1-2: „ Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen und sie in ihrem Land zur Ruhe bringen; und die Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich dem Hause Jakobs beigesellen. Und es werden sich Völker ihrer annehmen und sie an ihren Ort bringen; dieselben wird sich das Haus Israel im Lande des Herrn zum Erbteil nehmen, so daß sie ihm als Knechte und Mägde dienen; also werden sie die gefangen nehmen, deren Gefangene sie gewesen sind, und diejenigen beherrschen, welche sie einst drängten. “ 5. M. 15,6 5. M. 28,1 5. M. 28,13 Jes. 14,1-2 Nicht nur werden die Heiden die Juden in deren Land zurückbringen - Israel wird die Völker sogar in Besitz nehmen, so daß sie Knechte Israels werden. Ähnliche Stellen finden wir in Jesaja 49, 22-23 und 61,6-7. Die Ebenen der Machtausübung bezüglich der Juden erstrecken sich also von Jesus über David zu den zwölf Aposteln, den Fürsten, den Richtern und Ratsherren über ganz Israel, das wiederum zum Haupt über die Heiden wird. 19. Israel im Tausendjährigen Reich Israel in der Zeit des messianischen Friedensreiches ist ein beherrschendes Thema der alttestamentlichen Propheten. Tatsächlich stellte es den Höhepunkt der Prophetie des Alten Testaments dar. Alle Schriftpropheten mit Ausnahme von Jona, Nahum, Habakuk und Maleachi hatten dazu etwas zu sagen. Eine solche Fülle von Schriftstellen zu vergeistigen und mittels Sinnbildern zu entschärfen würde die gesamte Auslegungsforschung durcheinanderbringen. Es gibt ebensowenig Grund, eine dieser Belegstellen zu vergeistigen, wie es bezüglich der Weissagungen über das erste Kommen Christi notwendig ist, wie zum Beispiel die über die Jungfrauengeburt, seine Geburt in Bethlehem, seinen Tod oder seine leibhafte Auferstehung. Wegen der großen Fülle der Bibelstellen, die etwas über Israel im messianischen Friedensreich aussagen, teilen wir dieses Kapitel in acht Hauptabschnitte auf und behandeln 1. die vier Aspekte der endzeitlichen Wiederherstellung Israels; 2. weitere Kennzeichen der Wiederherstellung Israels; 3. den Berg des Hauses Gottes im Tausendjährigen Reich; 4. den Tempel im Tausendjährigen Reich; 5. die Priesterschaft und das Opfer; 6. den Fluß; 7. Israel und 8. Jerusalem im Tausendjährigen Reich. DIE VIER ASPEKTE DER ENDZEITLICHEN WIEDERHERSTELLUNG ISRAELS Zur letzten Wiederherstellung Israels gehören vier Aspekte, von denen jeder einzelne auf einem besonderen Bundesschluß beruht. Jeder Bundesschluß wird in der späteren prophetischen Offenbarung ausführlich dargelegt. Dieser Abschnitt möchte eine Übersicht über die vier Bundesschlüsse geben, soweit sie mit Israels endzeitlicher Wiederherstellung zu tun haben, und zugleich ihre prophetische Darstellung beschreiben. Die innere Erneuerung Israels Grundlage: Der Neue Bund Erster Aspekt der endzeitlichen Wiederherstellung Israels ist das Wiedererscheinen Israels als Nation und die schließliche innere Erneuerung auf der Grundlage des Neuen Bundes von Jeremia 31, 31-34: Jer. 31,31-34 „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tage, da ich sie bei der Hand ergriif, um sie aus dem Lanae Ägypten auszufuhren; denn sie haben meinen Bund gebrochen, und ich hatte sie mir doch angetraut, spricht der Herr. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen will, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und es in ihren Sinn schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und es wird niemand mehr seinen nächsten oder seinen Bruder lehren und sagen: „ Erkenne den Herrn!", denn sie sollen mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken!" Der Neue Bund wird als Bund mit den Juden angekündigt, denn er bezieht sich auf die beiden „Häuser“ Israels (Vers 31). Er wird zudem scharf von dem älteren mosaischen Bund unterschieden (Vers 32). Von den fünf jüdischen Bundesschlüssen war der mosaische der einzige mit Bedingung. Gott hatte sich selbst in großer Treue an seine Bundeszusagen gehalten, aber Israel war nicht so treu gewesen, so daß der mosaische Bund gebrochen wurde. Er hatte zwar verdeutlicht, welchen hohen Standard an Gerechtigkeit das Gesetz forderte, konnte aber den Juden nicht gleichzeitig die Kraft vermitteln, ihn auch zu halten. Dieses Problem wird im Neuen Bund gelöst (Vers 33), indem Gott Israel eine innere Erneuerung schenkt. Sie wird dem Volk die nötige innere Kraft vermitteln, so daß es den hohen Forderungen entsprechen kann, die das Gesetz ihm abverlangt. Als Ergebnis des Neuen Bundes wird Israel als Nation völlig wiederhergestellt werden (Vers 34). Mission bzw. Evangelisation unter Juden wird im messianischen Reich nicht mehr nötig sein, weil alle Juden - kleine und große-den Herrn kennen werden. Gott wird die Sünden Israels vergeben und vergessen. Zwar werden in diesem Reich ungläubige Heiden leben, aber kein einziger Jude, der nicht an Gott glaubt. Alle Juden werden den Herrn kennen und lieben. Auf diesem Neuen Bund beruht der erste Aspekt, die innere Erneuerung Israels. Darstellung in der Prophetie Eine nationale Wiedergeburt Israels ist nicht nur der Ankündigung des Neuen Bundes zu entnehmen. Es gibt noch viele andere Stellen, zum Beispiel Jesaja 29,22-24: „ Darum spricht der Herr also zum Hause Jakobs, er, der Abraham erlöst Jes. 29,22-24 hat: Nunmehr soll Jakob nicht zuschanden werden, und nunmehr soll sein Angesicht nicht erbleichen. Denn wenn er, wenn seine Kinder sehen werden das Werk meiner Hände in ihrer Mitte, so werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten; die irrenden Geister werden Unterscheidungsgabe bekommen und die Murrenden Belehrung annehmen. “ Hier wird dem Erzvater Jakob eine Verheißung gegeben. Zwar hätte er sich wohl mit Blick auf den größten Teil der Geschichte Israels der Abtrünnigkeit seiner Nachkommen geschämt, aber wenn die nationale Wiederherstellung seines Volkes geschehen ist, wird er auf vieles stolz sein können. Eine andere Stelle ist Jesaja 30,18-22: „ Darum wartet der Herr, damit er euch begnadigen kann, und darum ist Jes. 30,18-22 er hoch erhaben, damit er sich über euch erbarmen kann, denn der Herr ist ein Gott des Gerichts; wohl allen, die auf ihn harren! Denn du Volk, das zu Zion wohnen wird, in Jerusalem, du sollst nicht weinen; er wird sich über dich erbarmen, sobald du schreist; sobald er’s hört, antwortet er dir! Der Herr hat euch zwar Kerkerbrot zu essen und Wasser der Gefangenschaft zu trinken gegeben; aber dein Lehrer wird sich nicht länger verborgen halten, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen; deine Ohren werden hören das Wort, das hinter dir her also spricht: .Dies ist der Weg, denselben geht', wenn ihr zur Rechten oder zur Linken abbiegen wollt. Und ihr werdet eure mit Silber überzogenen Götzen und die goldene Bekleidung eurer gegossenen Bilder ent- weihen; du wirst sie wegwerfen wie etwas Unflätiges und zu ihnen sagen: Hinaus!“ Nach Aussage dieser Verse wird die Erneuerung Israels eine Folge der Gerichte in der großen Trübsal sein, mit denen Gott ganz Israel hart züchtigt, um es wieder zurechtzubringen. Unter den Schlägen Gottes in der großen Trübsal wird Israel seinen Messias erkennen und errettet werden. Später schreibt der Prophet in Jesaja 44,1-5: Jes. 44,1 -5 „So höre nun, mein Knecht Jakob, und Israel, den ich erwählt habe! So spricht der Herr, der dich gemacht und gebildet und dir von Mutterleib an geholfen hat: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du Je-schurun, den ich erwählt habe! Denn ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre; ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprößlinge; daß sie hervor -sprossen so schnell wie das Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen. Dieser wird sagen:, Ich bin des Herrn!' und jener wird mit dem Na -men Jakob benannt werden; ein anderer wird sich mit seiner Hand dem Herrn verschreiben und mit dem Namen Israel geehrt werden. “ Gott selbst hat Israel von Anfang an erwählt (Vers 1-2). Aber Israel muß noch das auserwählte Werkzeug werden, zu dem es bestimmt wurde. Gott wird seinen Geist auf das ganze Volk ausgießen (Vers 3). Daraufhin wird Israel anfangen, Gott Frucht zu bringen (Vers 4), und seinem Gott immer treu ergeben sein (Vers 5). Im gleichen Kapitel betont Jesaja in den Versen 21-23 nachdrücklich, Gott werde die Sünden Israels wegnehmen: Jes. 44,21-23 „Bedenke solches, Jakob, und du, Israel; denn du bist mein Knecht! Ich habe dich geschaffen, daß du mein Knecht seiest. O Israel, vergiß meiner nicht! Ich vertilge deine Übertretungen wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich habe dich erlöst! Frohlocket, ihr Himmel; denn der Herr hat es getan! Jauchzet, ihr Tiefen der Erde! Brechet in Jubel aus, ihr Berge und Wälder samt allen Bäumen, die darin sind! Denn der Herr hat Jakob erlöst, und an Israel verherrlicht ersieh. “ Von Israels ewigem Heil und seiner Befreiung aller Schande und Schmach ist in Jesaja 45,17 die Rede: „ Israel aber wird durch den Herrn errettet mit einer ewigen Errettung. Ihr sollt nicht zuschanden werden, noch in Schmach geraten ewiglich! “ Auch die beiden anderen großen Schriftpropheten sprachen von der inneren Erneuerung Israels am Ende der Zeiten. In Jeremia 24,7 heißt es: „ Und ich will ihnen ein Herz geben, daß sie mich erkennen sollen, daß ich der Herr bin, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren. “ Wenn Gott den Juden ein neues Herz schenkt, werden sie ihn erkennen und lieben und ihm ungeteilt dienen können. Dann werden ihre Sünden vergeben sein, wie Jeremia 50,19-20 zu entnehmen ist: „ Und ich will Israel wiederauf seine Weide führen, damit es auf dem Karmel und in Basan weide und auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead seinen Hunger stille. In jenen Tagen und zu jener Zeit wird man die Missetat Israels suchen, spricht der Herr, aber sie wird nicht mehr vorhanden sein, und die Sünde Judas, aber man wird sie nicht finden; denn ich werde denen vergeben, die ich übriglasse. “ Hesekiel spricht ebenfalls von der zukünftigen Erneuerung Israels, wenn er in Kapitel 11,19-20 schreibt: „ Ich aber will ihnen ein einiges Herz geben und einen neuen Geist in eure Brust legen und will das steinerne Herz aus ihrem Leibe nehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Rechte beobachten und sie tun; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein." Die Juden werden ein neues Herz und einen neuen Geist erhalten, weil ihr menschlicher Geist wiedergeboren wird (Vers 19). Durch dieses Werk Gottes an Herz und Geist werden sie in den Wegen Gottes wandeln und seine gerechten Lebensordnungen einhalten können. Später, in Kapitel 36,25-27, stellt Hesekiel fest: „ Ich will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr rein werdet; von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will ich euch reini- Jes. 45,17 Jer. 24,7 Jer. 50,19-20 Hes. 11,19-20 Hes. 36,25-27 gen. Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euch legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Satzungen wandeln und meine Rechte beobachten und tun.“ Hesekiel beschreibt die kommende Erneuerung Israels, indem er einige Gesichtspunkte wiederholt und weitere Angaben hinzufügt. Alle Sünden Israels sollen abgewaschen werden (Vers 25). Die Juden sollen ein erneuertes Herz und einen neuen Geist empfangen (Vers 26). Der Heilige Geist wird in ihnen Wohnung nehmen und ihnen die innere Kraft schenken, in den Geboten des Herrn wandeln zu können (Vers 27). Die Erneuerung Israels ist auch für die „kleinen“ Propheten ein herausragendes Thema. Hosea, der viel von Gottes Strafen wegen der Sünden Israels spricht, läßt trotzdem die Erneuerung Israels nicht unerwähnt. Eine solche Stelle ist Hosea 2,1-3: Hos. 2,1 -3 „ Es wird aber die Zahl der Kinder Israels werden wie der Sand am Meer, der nicht zu messen noch zu zählen ist; und es soll geschehen, an dem Ort, da zu ihnen gesagt worden ist:, Ihr seid nicht mein Volk', sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden. Alsdann werden die Kinder Juda und die Kinder Israel sich einmütig versammeln und über sich ein einziges Oberhaupt setzen und werden aus dem Lande herauf-ziehen; denn groß wird sein der Tag von Jesreel. Nennet eure Brüder ,Mein Volk', und eure Schwestern .Begnadigte'!" Wenn die Gerichte Gottes auch die Reihen Israels stark lichten werden, so wird doch eine Zeit kommen, in der Israels Bevölkerung gewaltig anwachsen wird (Vers la). Zwar hießen sie lange Zeit „Lo Ammi“ („nicht mein Volk“), aber Gott wird sie einmal wieder ,, Ammi“ („mein Volk“) nennen (Vers lb). Zur Zeit der Zusammenführung wird Israel als Volk Gottes Gnade erlangen (Vers 2-3). Hosea schreibt nicht nur zu Beginn seines Buches über Israels Erneuerung, sondern gibt auch am Ende einen deutlichen Hinweis in Kapitel 14,5-9: Hos. 14,5-9 „Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn hat sich von ihnen abgewandt! Ich will für Israel sein wie der Tau; es soll blühen wie eine Lilie und Wurzel schlagen wie der Libanon. Seine Schößlinge sollen sich ausbreiten; es soll so schön werden wie ein Ölbaum und so guten Geruch geben wie der Libanon. Die unter seinem Schatten wohnen, werden Wiederaufleben wie das Getreide und blühen wie der Weinstock und so berühmt werden wie der Wein vom Libanon. Ephraim sagt: Was sollen mir weiter die Götzen? Ich, ich will ihn erhören und zu ihm sehen. Ich, ich bin wie eine grünende Zypresse; es soll sich zeigen, daß deine Frucht von mir kommt!" Der Abfall von Gott und die Treulosigkeit Israels werden vollständig geheilt (Vers 5); erst dann erfährt Israel die vielfältigen Segenserweise Gottes (Vers 6-8). Auch das Anbeten fremder Götter hört auf, wenn Israel wiedergeboren wird (Vers 9). All dies hat seinen Grund in der Ausgießung des Heiligen Geistes, wie Joel 3,1-5 bezeugt: „ Und nach diesem wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen; und auch über die Knechte und über die Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen; und ich werde Zeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut und Feuer und Rauchsäulen; die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn da kommt der große und schreckliche Tag des Herrn. Es soll aber geschehen, daß ein jeder, der den Namen des Herrn anruft, gerettet wird; denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Zuflucht sein, wie der Herr versprochen hat, und bei den Übriggebliebenen, die der Herr beruft. “ Wenn der Heilige Geist auf ganz Israel ausgegossen wird, werden die Juden den Namen des Herrn anrufen. Gott wird ihnen antworten und sie erretten. Die Wiederherstellung Israels als Nation wird zur Vergebung aller Sünden des Volkes führen, wie Micha 7,18-20 bezeugt: „ Wer ist, o Gott, wie du, der die Sünde vergibt und dem Rest seines Erbteils die Übertretung erläßt, derselben Zorn nicht allzeit festhält, sondern Lust an der Gnade hat? Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Bosheit bezwingen. Und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen! Du wirst Jakob treulich geben und Abraham gnädig halten, was du unsern Vätern vorlängst geschworen hast. “ Joe13,1 -5 Micha 7,18-20 Gottes treue Liebe zu Israel wird ihn bewegen, seinem Volk die Sünden zu vergeben und die Schuld zu erlassen, wenn er sich ihm in großem Erbarmen wieder zuwendet (Vers 18-19). Er wird dies aufgrund des mit Abraham geschlossenen Bundes (Vers 20) und dessen Erweiterung unter dem Aspekt der Errettung im Neuen Bund tun. Eine weitere Stelle über die Wiederherstellung Israels ist Ze-phanja 3,9-13: Zeph. 3,9-13 „Denn alsdann will ich den Völkern die Sprache ändern, daß sie rein werde, daß sie alle des Herrn Namen anrufen und ihm einträchtig dienen. Von jenseits der Ströme Äthiopiens werden meine Anbeter, die Tochter meiner Zerstreuten, mir Speisopfer bringen. An jenem Tage brauchst du dich nicht mehr zu schämen wegen aller deiner Taten, mit welchen du dich wider mich vergangen hast; denn alsdann will ich die stolzen Prahler aus deiner Mitte tun, und du wirst dich forthin nicht mehr überheben auf meinem heiligen Berge. Und ich will in dir übriglassen ein demütiges und geringes Volk, das auf des Herrn Namen vertrauen wird. Die Übriggebliebenen von Israel werden kein Unrecht tun und keine Lüge reden; man wird auch in ihrem Munde keine trügerische Zunge finden; ja, sie werden weiden und ruhen, ohne daß sie jemand schreckt." Noch in ihrer Zerstreuung werden die Juden anfangen, den Namen des Herrn anzurufen, und zwar einmütig, ganz gleich, an welchem Ort sie sich befinden. So wird Israel völlig erneuert werden. Eine letzte Stelle finden wir in Römer 11,25-27: Rom. 11,25-27 „ Denn ich will nicht, meine Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt bleibe, damit ihr euch nicht selbst klug dünket, - daß Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, bis daß die Vollzahl der Heiden eingegangen sein wird und also ganz Israel gerettet werde, wie geschrieben steht: ,Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden' und:, Das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde. Zum Abschluß seiner langen Ausführungen über die Stellung Israels im Heilsplan Gottes weist Paulus darauf hin, daß die gegenwärtige Blindheit und Verhärtung Israels nicht für immer bestehen wird. Sie dauert nur so lange, bis alle Heiden, die Gott für den Leib Christi verordnet hat, errettet sind (Vers 25). Dann wird die Verstockung Israels aufgehoben, und alle dann lebenden Juden werden errettet (Vers 26-27). Die Sammlung Israels aus der Zerstreuung Grundlage: Der Palästina-Bund Ein zweiter wichtiger Gesichtspunkt der zukünftigen Wiederherstellung Israels ist die Sammlung aller Israeliten aus der ganzen Welt auf der Grundlage des Palästina-Bundes von 5. Mose 29,1 - 30,20. Dieser Abschnitt beginnt mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß der im Land der Moabiter vor den Toren des Gelobten Landes geschlossene Bund vom Mosebund am Sinai zu unterscheiden ist (29,1). Der erstere gilt ewig und bedingungslos, während letzterer zeitlich begrenzt und bedingt ist. Mose faßt anschließend die Erfahrungen der vierzigjährigen Wüstenwanderung zusammen und kommt zu dem Punkt, an dem das Volk vor den Toren des Gelobten Landes steht, in das es einziehen soll (29,2-9). Aber vorher muß ein neuer Bund geschlossen werden, um das Volk vor kommenden Dingen zu warnen (29,10-13). Sie werden besonders davor gewarnt, sich vom Herrn abzuwenden (29,14-21). Dann sagt Mose ihnen voraus, daß sie genau dies tun werden und zur Strafe aus dem Land vertrieben und unter die heidnischen Völker zerstreut werden sollen. Dort sollen sie eine lange Zeit schwerer Verfolgungen erleben (29,22-29). Aber die Zerstreuung wird nicht ewig dauern, weil Gott das Volk sammeln wird. Darüber lesen wir in 5. Mose 30,1-10: „ Es wird aber geschehen, wenn das alles über dich kommt, der Segen 5. M . 30,1-10 und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst unter all den Völkern, dahin dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat, und wenn du umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst, du und deine Kinder, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, in allem, was ich dir heute gebiete; so wird der Herr, dein Gott, dein Gefängnis wenden und sich deiner erbarmen und wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, dahin dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat. Und wenn du auch bis an das Ende des Himmels verstoßen wärest, so wird dich doch der Herr, dein Gott, von dannen sammeln und dich von dannen holen. Und der Herr, dein Gott, wird dich in das Land zurückbringen, das deine Väter besessen haben, und du wirst es einnehmen, und er wird dir wohltun und dich mehren, mehr als deine Väter. Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deines Samens beschneiden, daß du den Herrn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf das du leben mögest. Aber alle diese Flüche wird der Herr, dein Gott, auf deine Feinde legen und auf die, welche dich hassen und verfolgen. Du aber wirst umkehren und der Stimme des Herrn gehorchen, daß du befolgest alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete. Und der Herr, dein Gott, wird dir Überfluß geben in allen Werken deiner Hände, an der Frucht deines Leibes, an der Frucht deines Viehes, an der Frucht deines Landes zu deinem Besten; denn der Herr wird sich über dich wiederum freuen, zu deinem Besten, wie er sich über deine Väter gefreut hat, wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchest und seine Gebote und seine Satzungen befolgest, die in diesem Gesetzbuch geschrieben stehen, wenn du zu dem Herrn, deinem Gott, zurückkehrst von ganzem Herzen und von ganzer Seele. “ Nach der in Kapitel 29 beschriebenen langen Verfolgungszeit wird Israel schließlich neu erstehen, weil die Menschen zum Herrn umkehren (Vers 1-2). Anschließend werden alle Juden - wo immer sie auch leben mögen - in das Gelobte Land zurückgebracht (Vers 3-5). Aber die Sammlung Israels erfolgt erst nach einer inneren Erneuerung des Volkes (Vers 6). Dann kommen die Strafgerichte, die Israel bisher erdulden mußte, über die Heiden (Vers 7). Der Fluch geht auf die Heiden über, doch Israel wird gesegnet (Vers 8-9), weil es ganz zu seinem Herrn und Gott umgekehrt sein wird (Vers 10). Der Palästina-Bund endet mit weiteren Mahnungen, Warnungen und Verheißungen (30,11-20). Darsteilung in der Prophetie Die Rückführung Israels in sein Land im Anschluß an seine innere Erneuerung ist ein weiterer Höhepunkt prophetischer Offenbarung, der sich bei vielen Propheten findet. In Jesaja 11,11 - 12,6 wird die letzte Sammlung Israels als die zweite der weltweiten Rückführungen Israels beschrieben: „Zu jener Zeit wird der Herr zum zweitenmal seine Hand ausstrecken, um den Rest seines Volkes loszukaufen, der übriggeblieben ist in Assyrien, Ägypten, Patros, Äthiopien, Elam, Sinear, in Chamat und den Inseln des Meeres. Und er wird den Nationen ein Panier aufstecken und die Verjagten Israels sammeln und die Zerstreuten Judas von den vier Enden der Erde zusammenbringen. Die Eifersucht Ephraims wird beseitigt und die Widersacher Judas sollen ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Ephraim nicht mehr bedrängen; sondern sie werden, nach dem Meere zu, den Philistern auf die Schulter fliegen und gemeinsam die Morgenländer plündern. Nach Edom und Moab greift ihre Hand, und die Kinder Ammon gehorchen ihnen. Auch wird der Herr die Zunge des ägyptischen Meeres mit dem Bann belegen und seine Hand über den Strom schwingen in der Glut seines Zorns und ihn zu sieben Bächen schlagen, daß man mit Schuhen hindurchgehen kann. Und es wird eine Bahn vorhanden sein für den Überrest seines Volkes, der in Assur übrigbleiben wird, wie die Israeliten eine hatten am Tage, als sie aus Ägypten zogen. Und du wirst an jenem Tage sagen: Ich lobe dich, Herr; denn du zürntest mir; dein Zorn hat sich gewendet, und du tröstest mich! Siehe, Gott 'st mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn der Herr, der Herr, ist meine Kraft und mein Lied, und er ward mir zum Heil! Und ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils und werdet sagen zu jener Zeit: Danket dem Herrn, ruft seinen Namen an, verkündiget unter den Völkern seine Wunder, erinnert daran, wie erhaben sein Name ist! Singet dem Herrn; denn er hat Großes getan; solches werde in allen Landen bekannt! Jauchze und rühme, die du zu Zion wohnst; denn groß in deiner Mitte ist der Heilige Israels!" Manche Kommentatoren bezeichnen die Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft als erste Rückführung. Aber das ist wohl kaum eine weltweite Sammlung gewesen. Die erste Rückführung Israels geschieht vielmehr vor der großen Trübsal, wenn Israel noch nicht an seinen Messias glaubt. Sie findet seit 1948 statt. Diese erste Sammlung Israels im Unglauben bereitet das Volk auf das göttliche Gericht vor. In Vers 11 beginnt nun die Beschreibung der zweiten Rückführung (Vers 11a). Sie betrifft das glaubende Israel und soll das Volk auf die Segnungen des Tausendjährigen Reiches vorbereiten. Die Juden werden nicht nur aus den Völkern des Nahen Jes. 11,11-12,6 Babylonische Gefangen- schaft Ostens zurückgeführt (Vers 11b), sondern aus allen Ländern der Welt (Vers 12). Jesaja schildert dann nähere Merkmale dieser letzten Sammlung Israels. Zuallererst wird die Einheit zwischen Israel und Juda wiederhergestellt (Vers 13-14). Ephraims Neid gegenüber Juda hört auf (Vers 13), ein Neid, der sich an der Tatsache entzündete, daß das Haus Gottes seinen Platz in Juda hatte (Psalm 78,9-11.67-68). Die wiedergewonnene Einheit befähigt das Volk, seine Feinde zu besiegen (Vers 14). Außerdem geschehen auf dieser zweiten Rückführung Wunder (Vers 15-16). Die „Zunge des ägyptischen Meeres“, der Golf von Suez, trocknet aus; der Euphrat wird von Gott geschlagen und in sieben kleinere Ströme gespalten, um die Rückführung Israels zu erleichtern. So wie beim Auszug, als Gott Israel eine Straße durch das Meer bahnte, geht es auch bei der zweiten Rückführung zu. Unmittelbar nach dem Auszug aus Ägypten und dem Zug durchs Rote Meer sang Israel das Lied aus 2. Mose 15,1-19. Nach der letzten Rückführung wird Israel das Lied von Jesaja 12,1-6 singen. Es besteht aus zwei Strophen. In der ersten Strophe (Vers 1-3) preist Israel seinen Gott dafür, daß er seinen Zorn von ihm abgewendet hat (Vers 1). Jetzt hat das Volk erkannt, daß das Heil nur in Jahwe liegt (Vers 2), der die Wasser des Heils hat strömen lassen (Vers 3). In der zweiten Strophe (Vers 4-6) wollen sie aller Welt Gottes große Taten kundwerden lassen; darum danken (Vers 4) und singen sie (Vers 5) und erzählen überall jubelnd von Gottes Güte (Vers 6). Später, in Jesaja 27,12-13, schreibt der Prophet: Jes. 27,12-13 „ Und es wird geschehen an jenem Tage, daß der Herr ein Dreschen anstellen wird von den Fluten des Euphrat-Flusses an bis zum Bache Ägyptens, und ihr sollt gesammelt werden, ihr Kinder Israel, eins ums andere. Und es wird an jenem Tage die große Posaune geblasen werden; da werden heimkommen die Verlorenen aus dem Lande Assur und die Verstoßenen aus dem Lande Ägypten; und sie werden den Herrn anbeten auf dem heiligen Berge zu Jerusalem!' Hier wird betont, daß alle heimkehren werden; denn jeder Jude -einer nach dem anderen - soll in das Land Israel zurückgebracht werden. Wie schon im zuvorgenannten Abschnitt wird auch hier darauf hingewiesen, daß die meisten Juden aus den Ländern des Nahen Ostens kommen werden. Nach dem Abfall Israels in der Mitte der großen Trübsal wird nämlich die Mehrheit der Juden in den benachbarten Ländern leben und dort auch die schwersten Verfolgungen zu erdulden haben. Einer nach dem anderen werden also die Juden aus Ägypten und Assyrien (dem heutigen Irak) gesammelt. Auch heute leben viele Juden in den arabischen Ländern und leiden dort unter schlimmen Verfolgungen. Aber bei der Rückführung werden sie aus dem Land ihrer Feinde errettet werden. Das Ausmaß der letzten Sammlung Israels wird in Jesaja 43,5-7 beschrieben: „ So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will deinen Samen vom Aufgang herführen und dich vom Niedergang sammeln. Ich will zur Mitternacht sagen: Gib her! und zum Mittag: Halte nicht zurück! Bringe mir meine Söhne aus der Ferne herbei und meine Töchter von den Enden der Welt, alle, die mit meinem Namen genannt sind und die ich zu meiner Ehre geschaffen habe, die ich gebildet und gemacht habe." Auch diese Stelle bestätigt, daß eine weltweite Sammlung Israels stattfindet; ausdrücklich werden die vier Windrichtungen genannt (Vers 5-6). Die Bedeutung dieser Rückführung zeigt sich in den Ausdrücken „geschaffen“, „gebildet“ und „gemacht“ (Vers 7). Diese drei Wörter werden auch im Schöpfungsbericht von 1. Mose 1-2 gebraucht. Gott sieht die letzte Sammlung seines Volkes als ähnlich bedeutsam an wie die Erschaffung der Welt. Auch Jeremia vergleicht die letzte Sammlung Israels mit Gottes wunderbarem Handeln in der Vergangenheit, und zwar mit seinem Eingreifen beim Auszug aus Ägypten. In Jeremia 16,14-15 lesen wir: „ Darum seht, es kommen Tage, spricht der Herr, da man nicht mehr sagen wird: ,So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus Ägyptenland geführt hat!', sondern: ,So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel herausgeführt hat aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, wohin er sie verstoßen hat! ‘ Denn ich will sie wieder in ihr Land führen, das ich ihren Vätern gegeben habe." Durch die gesamte jüdische Geschichte hindurch hat man den Auszug aus Ägypten als den Höhepunkt der Geschichte Israels betrachtet; dies wird sich nach der letzten Rückführung Israels ändern Jes. 43,5-7 Auszug aus Ägypten Jer. 16,14-15 (Vers 14). In der Zukunft wird jene zweite Sammlung der Juden der Höhepunkt der Geschichte Israels sein (Vers 15). In Jeremia 23,3-4 stellt der Prophet fest: Jer. 23,3-4 „ Und ich selbst will den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, dahin ich sie verstoßen habe, sammeln und wieder zu ihren Hürden bringen, daß sie fruchtbar sein und sich mehren sollen. Und ich will Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen; sie werden sich nicht mehr fürchten noch erschrecken müssen, auch keines soll vermißt werden, spricht der Herr. " Aus allen Ländern der Erde sollen die Juden in ihr Land zurückgebracht werden (Vers 3). Außerdem wird Gott ihnen gerechte Führer geben, die dem Volk Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Verständnis vermitteln sollen (Vers 4). Wir finden noch einen weiteren Vergleich mit dem Auszug, und zwar in Jeremia 23,7-8: Jer. 23,7-8 „ Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da man nicht mehr sa- gen wird: ,So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat!', sondern: ,So wahr der Herr lebt, der den Samen des Hauses Israel aus dem nördlichen Lande wiedergebracht hat und aus allen Ländern, dahin ich sie verstoßen habe!' Und sie sollen wohnen in ihrem Land." Auch in Jeremia 31,7-10 ist von der Rückführung Israels die Rede: Jer. 31,7-10 „Denn also spricht der Herr: Frohlocket mit Freuden über Jakob und jauchzet über das Haupt der Völker! Verkündet, singet und sprechet: Rette, o Herr, dein Volk, den Überrest Israels! Siehe, ich bringe sie vom Mitternachtslande herbei und sammle sie von den Enden der Erde; unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende miteinander; eine große Gemeinde kehrt hierher zurück! Weinend kommen sie, und betend lasse ich sie wallen; ich will sie zu Wasserflüssen führen auf einer ebenen Straße, da sie nicht anstoßen sollen; denn ich bin Israels Vater, und Ephraim ist mein Erstgeborener. Höret das Wort des Herrn, ihr Heiden, und verkündigt es auf den fernen Inseln und sprechet: Der Israel zerstreut hat, der wird es auch sammeln und wird es hüten wie ein Hirt seine Herde. “ Nach der inneren Erneuerung Israels (Vers 7) werden alle Juden zurückgeführt werden - unabhängig von ihrem Gesundheitszustand oder ihrem Aufenthaltsort (Vers 8). Kein Hindernis wird diese Sammlung aufhalten können (Vers 9), denn der, der sie zerstreuen konnte, wird sie auch wieder zusammenführen (Vers 10). Hesekiel greift dieses Thema in Kapitel 11,14-18 auf: „Da erging das Wort des Herrn an mich also: Menschensohn, deine Brü- Hes. 11,14-18 der, ja deine Brüder, deine Verwandten und das ganze Haus Israel, sie alle sind es, von denen die Einwohner Jerusalems sagen:, Sie sind fern vom Herrn; uns aber ist dieses Land zum Besitztum gegeben!' - Darum sollst du zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr: Ich habe sie wohl fern unter die Nationen getan und in die Länder zerstreut; aber ich bin ihnen doch ein wenig zum Heiligtum geworden in den Ländern, dahin sie gekommen sind. Darum sollst du weiter zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr: Ich will euch aus den Völkern sammeln und euch aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, wieder zusammenbringen und euch das Land Israel wieder geben! Und sie werden dahin kommen und alle Scheusale und Greuel daraus entfernen. “ Derselbe Gott, der Israel der Zerstreuung preisgab (Vers 14-16), ist sehr darauf bedacht, das Volk wieder in sein eigenes Land zu bringen (Vers 17). Das bekehrte und erneuerte Israel soll das Land von aller Befleckung reinigen (Vers 18). Der Prophet bestätigt Gottes Absicht in Hesekiel 36,24: „ Denn ich will euch aus den Nationen herausholen und aus allen Län- Hes. 36,24 dem sammeln und euch wieder in euer Land bringen." Die „kleinen“ Propheten standen hinter den großen nicht zurück und sprachen ebenfalls von der Sammlung Israels. Eine solche Weissagung finden wir in Arnos 9,14-15: „ Und ich will das Gefängnis meines Volkes Israel wenden, und sie wer- Arnos 9,14-15 den die verwüsteten Städte wieder aufbauen und darin wohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Gärten antegen und deren Früchte genießen. Und ich will sie einpflanzen in ihr Land, daß sie aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe, nicht mehr herausgerissen werden sollen, spricht der Herr, dein Gott! “ Arnos betont hier die Dauerhaftigkeit. Israel soll in das Land zu- rückgeführt werden und es wieder aufbauen (Vers 14). Gott wird das Volk so mit dem Land verbinden, daß es nie wieder in alle Welt zerstreut werden kann (Vers 15). Der Prophet Zephanja (der fast ausschließlich vom Gericht redet) schließt sein Buch mit der Verheißung ab, Gott werde Israel wieder heimführen. In Kapitel 3,18-20 steht: Zeph. 3,18-20 „ Die Bekümmerten, die der Versammlungen entbehren mußten, will ich sammeln; sie waren von dir, aber eine Last auf dir, ein Vorwurf. Siehe, ich will zu jener Zeit alle deine Peiniger unterdrücken und will dem Hinkenden helfen und das Verstoßene sammeln und will sie zu Lob und Ehren machen in allen Ländern, wo sie jetzt verachtet sind. Zu jener Zeit will ich euch hereinbringen, zurZeit, da ich euch sammeln werde; denn ich will euch zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern der Erde, wenn ich euer Gefängnis vor euren Augen wenden werde, spricht der Herr. “ Gott verhängte als Strafe für Israels Sünden Gerichte über das Volk (Vers 18), die es aber nicht vernichten, sondern zurechtbringen sollten. Haben sie erst einmal ihren Zweck erfüllt, wird Israel ganz gewiß wieder in sein Land zurückgebracht und ein Lobpreis unter den Heidenvölkern sein (Vers 19-20). Als letzter Prophet im Alten Testament spricht Sacharja in Kapitel 10,8-12 von der Sammlung Israels: Sach. 10,8-12 „ Ich will ihnen pfeifen und sie sammeln; denn ich habe sie erlöst; und sie sollen so zahlreich werden, wie sie einstmals waren. Ich werde sie zwar unter die Völker säen; aber in der Ferne werden sie meiner gedenken; und sie sollen leben mit ihren Kindern und wiederkehren. Ich will sie aus Ägyptenland zurückführen und aus Assur sammeln und sie ins Land Gi-lead und auf den Libanon bringen; aber es wird nicht Raum genug gefunden werden für sie. Und sie werden durch das Meer der Angst gehen; er aber wird die Wellen im Meere schlagen, daß alle Tiefen des Nil versiegen; und das stolze Assur wird gestürzt, und das Zepter Ägyptens muß weichen. Und ich will sie stark machen in dem Herrn, und sie werden wandeln in seinem Namen, spricht der Herr. “ Sacharja beschreibt die letzte Rückführung bildhaft: Gott pfeift seinem Volk wie ein Hirte seinen Schafen (Vers 8a). Die Sammlung wird eine Folge der Umkehr und Erneuerung Israels sein (Vers 8b-9) und alle Juden in der ganzen Welt betreffen, wenn auch mit besonderem Schwerpunkt auf den Ländern des Nahen Ostens (Vers 10-11). Wenn die Juden erst einmal heimgekehrt sind, werden sie sich nie mehr vom Herrn trennen (Vers 12). Im Neuen Testament wird die letzte Heimführung Israels, wie sie von den alttestamentlichen Propheten offenbart worden ist, in Matthäus 24,31 kurz und knapp zusammengefaßt: „ Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von einem Ende des Himmels bis zum andern." Jesus stellt fest, daß die Engel an dieser letzten Sammlung Israels beteiligt sein und die Juden wieder in ihr Land bringen werden. Hier wird vor allem von der weltweiten Sammlung Israels gesprochen. Der Vers faßt alles zusammen, was die alttestamentlichen Propheten über diesen zweiten Aspekt der Wiederherstellung Israels zu sagen hatten. Jesus wollte damit verdeutlichen, daß die weltweite Rückführung Israels erst nach seinem zweiten Kommen stattfinden wird. Die Inbesitznahme des Landes Grundlage: Der Bund mit Abraham Der dritte wichtige Aspekt der endzeitlichen Wiederherstellung Israels, die Inbesitznahme des Landes, umfaßt zwei Gesichtspunkte: die endgültigen Grenzen und die erhöhte Fruchtbarkeit des Landes. Grundlage dieses Aspektes ist der Bund Gottes mit Abraham, der an verschiedenen Stellen des ersten Mose-Buches beschrieben wird. Wir können sie hier nicht alle anführen und werden nur diejenigen über das Gelobte Land zitieren. Die Einsetzung des Bundes mit Abraham wird in 1. Mose 12,1-3 beschrieben: „ Und der Herr sprach zu Abraham: Geh aus von deinem Land und von deiner Verwandtschaft und von deines Vaters Hause in das Land, das ich dir zeigen will! So will ich dich zu einem großen Volke machen und dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dir Mt. 24,31 1. M. 12,1-3 fluchen; und durch dich sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden!“ Am Anfang dieses Bundes erhielt Abraham einfach den Befehl, seine Heimat zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen würde. Als er dort ankam, offenbarte Gott sich ihm, wie in 1. Mose 12,7 berichtet wird: 1. M. 12,7 „Da erschien der Herr dem Abraham und sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben! Und er baute daselbst einen Altar dem Herrn, der ihm erschienen war. “ In diesem Vers spricht Gott die Verheißung aus, Abrahams Nachkommen sollten einmal das Land besitzen. Nur auf diese Stelle gestützt, könnte man zu der Schlußfolgerung gelangen, Abraham selbst sei davon ausgeschlossen. Aber das ist nicht der Fall, wie aus einer anderen Stelle über den Bund mit Abraham deutlich hervorgeht: in 1. Mose 13,14-17 steht: 1 M. 13,14-17 „ Der Herr aber sprach zu Abraham, nachdem sich Lot von ihm getrennt hatte: Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Orte, da du wohnst, nach Norden, Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinem Samen geben auf ewig. Und ich will deinen Samen machen wie den Staub auf Erden; wenn ein Mensch den Staub auf Erden zählen kann, so soll man auch deinen Samen zählen. Mache dich auf, durchziehe das Land seiner Länge und Breite nach! Denn dir will ich es geben. “ Zwar wurden zu jener Zeit die Weidegebiete zwischen Abraham und Lot aufgeteilt, aber alles Land, das Abraham sah, sollte ihm gehören (Vers 14-15). Diese Verheißung macht deutlich, daß das Land sowohl Abraham persönlich als auch seinen Nachkommen gehören soll. Doch Abraham starb, ohne je einen Teil des Landes besessen zu haben - mit Ausnahme einiger weniger Brunnen und einer Grabeshöhle, für die er auch noch Geld bezahlen mußte. Soll Gott seine Verheißung an Abraham doch noch erfüllen, müssen zwei Dinge geschehen: Abraham muß auferstehen, und das Land muß Israel zurückgegeben werden. Und da auch Abrahams Nachkommen das Land besitzen sollen, wird die Bevölkerung Israels zu jener Zeit stark anwachsen (Vers 16). Abraham erhält dann von Gott die Anweisung, das Land zu durchziehen, um es kennenzulernen - er soll es ja eines Tages besitzen (Vers 17). Nach der gerade zitierten Stelle erfuhr Abraham von Gott, alles Land, das er sehen könne, werde einmal ihm gehören. Aber Gott gab den genauen Grenzverlauf für dieses Gebiet nicht an. Später jedoch, als Gott den Bund bestätigte, wurden auch die Grenzen beschrieben. In 1. Mose 15,12-21 erfahren wir: „ Da nun die Sonne anfing sich zu neigen, fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham, und siehe, Schrecken und große Finsternis überfielen ihn. Da ward zu Abraham gesagt: Du sollst für gewiß wissen, daß dein Same fremd sein wird in einem Lande, das nicht ihm gehört; und daselbst wird man sie zu dienen zwingen und demütigen vierhundert Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten; darnach sollen sie mit großer Habe ausziehen. Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern hinfahren und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen im vierten Geschlechte wieder hierherkommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine Feuerfackel fuhr zwischen den Stücken hin. An dem Tage machte der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Fluß Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat: die Keniter, die Kenisiter, die Kadmoniter, die Hetiter, die Pheresiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgasiter und die Jebusiter. “ Als Gott den Bund mit Abraham Unterzeichnete und mit seinem Siegel versah, erzählte er ihm, was geschehen würde, bevor seine Nachkommen dieses Land besitzen würden (Vers 12-16). Gott Unterzeichnete und siegelte den Bund (Vers 17) und erklärte Abraham, wie groß das Land sein würde (Vers 18-20). Die Grenzen würden sich vom Euphrat im Norden bis zum Fluß Ägyptens im Süden erstrecken. Nun gibt es kein Problem mit der Bestimmung des Euphrat im Norden. Die Frage, was mit dem „Fluß Ägyptens“ gemeint sei, hat jedoch zu einiger Verwirrung geführt. Manche Ausleger haben ihn mit dem an anderen Stellen erwähnten „Bach Ägyptens“ gleichgesetzt. Beide wiederum sind zuweilen mit dem Nil identifiziert worden, der damit die südliche Grenze bilden würden. Aber keine dieser Vermutungen ist richtig. Grenzen des Landes 1. M. 15,12-21 Fluß Ägyptens Bach Ägyptens Erstens sind der Bach Ägyptens und der Fluß Ägyptens nicht identisch. Letzterer bezeichnet einen ständig fließenden Strom, während ersterer ein Wadi bezeichnet - ein ausgetrocknetes Flußbett, das nur zur Regenzeit Wasser führt. Für „Fluß“ und „Bach“ gibt es im Hebräischen zwei verschiedene Begriffe, so daß wir die Worte unterscheiden müssen. Der Bach Ägyptens ist das heutige Wadi-el-Arisch; es verläuft in der Mitte der Sinaihalbinsel in nordsüdlicher Richtung. Auch mit dem Nil ist der Fluß Ägyptens nicht identisch. Er ist vielmehr einer der Mündungsarme des Nils. Der Nil fließt von Süden nach Norden durch ein Gebiet, das unter dem Namen „Nildelta“ bekannt ist; hier teilt sich der große Strom in eine Vielzahl kleinerer Mündungsarme auf. Der östlichste dieser Mündungsarme war unter dem Namen „Fluß Ägyptens“ bekannt. Heute verläuft er etwa dort, wo sich der Suezkanal befindet. Nach unserer Bibelstelle wird Israels Südgrenze also vom Suezkanal gebildet werden. Dies wirft einige Fragen im Blick auf die Übereinstimmung mit anderen Bibelstellen auf, weil die Propheten, die von der Besiedlung des Landes im Zusammenhang mit der letzten Wiederherstellung Israels sprechen, als südlichen Grenzpunkt den Bach Ägyptens angeben. Aber das ist in Wirklichkeit kein Widerspruch. Der Unterschied liegt in folgendem: einerseits geht es um das Hoheitsgebiet Israels, andererseits um das tatsächlich von Juden besiedelte Gebiet. Bei der letzten Rückführung und Wiederherstellung des Landes werden die Juden das gesamte Gebiet nach Süden hin bis zum Fluß Ägyptens in Besitz nehmen, also das Land bis zum heutigen Suezkanal kontrollieren. Aber das von den Juden tatsächlich besiedelte Land wird im Süden nur bis zum Bach Ägyptens, also bis zum Wadi-el-Arisch reichen. Der Bund mit Abraham wird dem Isaak in 1. Mose 26,2-5 bestätigt: 1. M. 26,2-5 „ Da erschien ihm der Herr und sprach: Reise nicht nach Ägypten hinab, sondern bleib in dem Lande, das ich dir sage! Sei ein Fremdling in diesem Lande, und ich will mit dir sein und dich segnen: denn dir und deinem Samen will ich dieses ganze Land geben und will den Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe, und will deinen Samen mehren wie die Sterne des Himmels und will deinem Samen das ganze Land geben, und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden; weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen und meine Rechte, meine Gebote, meine Sitten und meine Gesetze gehalten hat. “ Isaak erhält den Befehl, im Land zu bleiben (Vers 2), denn gerade ihm und seinen Nachkommen soll es gegeben werden (Vers 3). Wir sollten hier beachten, daß die Verheißung nicht nur den Nachkommen Isaaks, sondern auch ihm selbst gegeben wird. Deshalb wird auch Isaak einmal auferweckt werden und das Land besitzen. Die Nachkommenschaft Isaaks wird sich gewaltig vermehren (Vers 4). Beachten Sie, daß der Bund mit Abraham dem Isaak, nicht dem Is-mael bestätigt wird. Nach Isaak erhält Jakob eine erneute Bestätigung des Abraham-Bundes in 1. Mose 28,13-15: „Und siehe, der Herr stand oben darauf und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinem Samen geben. Und dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und gegen Abend und Morgen und Mitternacht und Mittag sollst du dich ausbreiten, und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden! Und siehe: Ich bin mit dir, und ich will dich behüten allenthalben, wo du hinziehst, und dich wieder in dieses Land bringen. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich dir gesagt habe." Jakob - und nicht seinem Bruder Esau - wird der Bund von Gott neu zugesprochen (Vers 13a). Die Verheißung besagt, das Land solle sowohl Jakob als auch seinen Nachkommen gegeben werden (Vers 13b). So gilt das Versprechen, das Land einst zu besitzen, nicht nur den Nachkommen, sondern auch dem Erzvater Jakob selbst. Deshalb muß Jakob ebenfalls von Gott auferweckt werden und in den Besitz des Landes kommen. Wie schon zuvor verheißen, werden die Nachkommen zu jener Zeit sehr zahlreich sein (Vers 14). Und Jakob selbst, der sein Land als Flüchtling verlassen mußte, sollte noch zu seinen Lebzeiten von Gott zurückgebracht werden (Vers 15). Wir fassen zusammen: Der dritte Aspekt der letzten Wiederherstellung Israels beruht auf dem Bund mit Abraham, der von Gott auch Isaak und Jakob gegenüber und für alle ihre Nachkommen bekräftigt wurde. 1. M. 28,13-15 Darstellung in der Prophetie Dieser dritte Aspekt der endzeitlichen Wiederherstellung Israels, die Inbesitznahme des Landes, wird im Gesetz und bei den Propheten näher erläutert. Im Gesetz findet sich eine Belegstelle in 3. Mose 26,40-45: 3. M. 26,40-45 „ Werden sie aber ihre und ihrer Väter Missetat bekennen samt ihrer Übertretung, womit sie sich an mir vergriffen haben und mir trotzig begegnet sind, weswegen auch ich ihnen widerstand und sie in ihrer Feinde Land brachte; und wird sich alsdann ihr unbeschnittenes Herz demütigen, so daß sie dann ihre Schuld büßen, so will ich gedenken an meinen Bund mit Jakob und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham, und will des Landes gedenken. Aber das Land wird von ihnen verlassen sein und seine Sabbate genießen, indem es um ihretwillen wüste liegt, und sie werden ihre Schuld büßen, darum und deswegen, weil sie meine Rechte verachtet und ihre Seele meine Satzungen verabscheut hat. Jedoch, wenn sie gleich in der Feinde Land sein werden, so will ich sie nicht gar verwerfen und sie nicht also verabscheuen, daß ich sie gar aufreibe oder meinen Bund mit ihnen breche; denn ich, der Herr, bin ihr Gott. Und ich will für sie an meinen ersten Bund gedenken, als ich sie aus Ägypten führte vor den Augen der Heiden, daß ich ihr Gott wäre, ich, der Herr. “ Nach der inneren Erneuerung Israels (Vers 40-41) wird Gott die Verheißungen aus dem Bund mit Abraham, die das Land betreffen, voll einlösen (Vers 42). Er wird die Juden in ihr Land zurückbringen, das so lange Zeit wüst dalag (Vers 43-45). Nach einer anderen Stelle der Gesetzbücher, 5. Mose 30,5, gehört der Besitz des Landes auch zu den Verheißungen des Palästina-Bundes: 5. M. 30,5 „ Und der Herr, dein Gott, wird dich in das Land zurückbringen, das deine Väter besessen haben, und du wirst es einnehmen, und er wird dir wohl-tun und dich mehren, mehr als deine Väter. “ Die Propheten Israels führten diesen Aspekt weiter aus, und zwar sowohl die „großen“ als auch die „kleinen“ Propheten. So weissagt Jesaja in Kapitel 27,12: „ Und es wird geschehen an jenem Tage, daß der Herr ein Dreschen anstellen wird von den Fluten des Euphrat-Flusses an bis zum Bache Ägyptens, und ihr sollt gesammelt werden, ihr Kinder Israel, eins ums andere." Hier kommt der erste Gesichtspunkt (die Grenzen des Landes) zur Sprache. Die nördliche Grenze (der Euphrat) und die südliche Grenze (der Bach Ägyptens) sind zum ersten Mal in der Geschichte Israels jüdisches Gebiet. Die Angehörigen des Volkes können sich überall im Gelobten Land niederlassen. In einer anderen Stelle, Jesaja 30,23-26, wird der zweite Gesichtspunkt der Inbesitznahme des Landes, die erhöhte Fruchtbarkeit, betont: „ Und er wird deiner Saat, mit der du den Acker bestellst, Regen spenden, daß das Getreide, der Ertrag deines Ackers, saftig und nahrhaft wird; dein Vieh wird zu jener Zeit auf weiter Aue weiden. Die Ochsen und Esel, welche das Feld bearbeiten, werden gesalzenes Mengfutter fressen, welches mit der Worfschaufel und Wanne geworfelt ist. Auf allen hohen Bergen und auf allen erhabenen Hügeln werden Bäche, Wasserströme entspringen am Tag der großen Schlacht, wenn die Türme fallen werden. Und das Licht des Mondes wird dem Licht der Sonne gleichen, das Licht der Sonne aber wird siebenmal stärker sein, wie das Licht von sieben Tagen, zu der Zeit, da der Herr den Schaden seines Volkes verbinden und die ihm geschlagenen Wunden heilen wird." Das Land wird gut bewässert sein und in reicher Fülle Futter und Nahrung für Tiere und Menschen hervorbringen (Vers 23-25). Darüber hinaus wird die Lichtmenge gewaltig zunehmen, wenn der Mond so hell wie die Sonne und diese siebenmal heller als zuvor scheinen wird. Über die Wüstenlandschaften Israels lesen wir in Jesaja 35,1-2: „ Die Wüste und Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und blühen wie ein Narzissenfeld. Sie wird lieblich blühen und frohlocken, ja, Frohlocken und Jubel wird sein; denn die Herrlichkeit Libanons wird ihr gegeben, die Pracht des Karmel und der Ebene Saron. Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. “ Jes. 27,12 fruchtbares Land Jes. 30,23-26 Jes. 35,1-2 Auch in Jesaja 65,21-24 wird die überaus große Fruchtbarkeit des Landes erwähnt: Jes. 65,21-24 „ Sie werden Häuser bauen und dieselben bewohnen, Weinberge pflan- zen und deren Früchte genießen. Sie werden nicht bauen, daß es ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, daß es ein anderer esse; denn gleich dem Alter der Bäume wird das Alter meines Volkes sein, und was ihre Hände erarbeitet haben, werden meine Auserwählten auch verbrauchen. Sie werden nicht umsonst arbeiten, noch ihre Kinder durch ein Unglück verlieren; denn sie sind ein gesegneter Same des Herrn und ihre Sprößlinge mit ihnen. Und es soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten, wenn sie noch reden, will ich sie erhören! “ Wenn die Juden das Gelobte Land in Besitz genommen haben, werden sie nicht nur Häuser bauen, Weinberge pflanzen und Ernten einbringen können (Vers 21), sondern sich auch an dem Erarbeiteten erfreuen können. Kein Feind wird es ihnen mehr nehmen können (Vers 22-23). Bis ins hohe Alter werden sie Freude daran haben. Auch Jeremia betont die weit größere Fruchtbarkeit des Landes im Anschluß an die Wiederherstellung Israels. Er schreibt in Kapitel 31,1-6: Jer. 31,1-6 „Zu jener Zeit, spricht der Herr, will ich aller Geschlechter Israels Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. So spricht der Herr: Ein Volk, das dem Schwerte entronnen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste; gehe hin, daß du Israel zu seiner Ruhe führest! Von ferne her ist der Herr mir erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir meine Gnade so lange bewahrt! Ich will dich wiederum bauen, und du sollst gebaut werden, du Jungfrau Israel; wiederum sollst du dich mit deinen Handpauken schmücken und ausziehen in lustigem Reigen. Wiederum wirst du auf den Höhen Samariens Weinberge pflanzen; die sie angelegt haben, sollen sie auch genießen. Denn es kommt ein Tag, da die Wächter auf dem Gebirge Ephraim rufen werden: Auf, laßt uns nach Zion gehen, zu dem Herrn, unserm Gott!" Weil Gott sein Volk mit ewiger Liebe liebt (Vers 1-3), will eres wiederherstellen (Vers 4). Wieder einmal wird für Israel eine Zeit der Fülle kommen (Vers 5), und über die Berge Ephraims soll der ein- ladende Ruf hallen, zu kommen und Gott in Jerusalem anzubeten (Vers 6). In Kapitel 31,11-14 nimmt Jeremia das Thema noch einmal auf: „ Denn der Herr hat Jakob erlöst und ihn aus der Hand dessen befreit, der ihm zu mächtig war. Und sie werden kommen und auf der Höhe von Zion jubeln und herbeiströmen zu der Güte des Herrn, zum Korn, zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein wasserreicher Garten, und sie werden hinfort nicht mehr verschmachten. Alsdann wird die Jungfrau sich mit Reigentanz erfreuen, auch Jünglinge und Greise miteinander; und ich will ihre Traurigkeit in Freude verwandeln und sie trösten und erfreuen nach ihrem Schmerz. Und ich will die Seele der Priester mit Fett erlaben, und mein Volk soll meiner Gaben die Fülle haben, spricht der Herr. “ Nach der Erlösung Israels (Vers 11) werden die Juden in ihr Land zurückgebracht. Gott segnet das ganze Land (Vers 12), so daß alle Bewohner sich freuen (Vers 13-14). Auch der nächste der „großen“ Propheten, Hesekiel, schreibt über die Besitznahme des Landes, ln Hesekiel 20,42-44 heißt es: „ Und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel führe, in das Land, über dem ich meine Hand erhoben habe, daß ich es euren Vätern geben werde. Daselbst werdet ihr an eure Wege gedenken und an alle eure Taten, mit denen ihr euch verunreinigt habt; und ihr werdet an euch selbst Mißfallen haben, wegen aller eurer bösen Taten, die ihr begangen habt. Und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mit euch handeln werde um meines Namens willen und nicht nach eurem bösen Wandel und euren ruchlosen Taten, Haus Israel, spricht Gott, der Herr!" Israel soll in sein Land zurückgebracht werden, wie es Gott den Erzvätern verheißen hat (Vers 42). Das Volk wird sich von den Sünden seiner Vergangenheit abwenden und sie verabscheuen (Vers 43), um nun Gott allein zu dienen (Vers 44). Hesekiel 28,25-26 fügt hinzu: „ So spricht Gott, der Herr: Wenn ich das Haus Israel wieder sammle aus den Völkern, unter welche sie zerstreut worden sind, so werde ich mich an ihnen heilig erweisen vor den Augen der Heiden, und sie sollen in Jer. 31,11-14 Hes. 20,42-44 Hes. 28,25-26 Hes. 34,25-31 ihrem Lande wohnen, welches ich meinem Knechte Jakob gegeben habe. Ja, sie sollen sicher darin wohnen, Häuser bauen und Weinberge pflanzen; ja, sie werden sicher wohnen, wenn ich an allen denen rings um sie her, welche sie verachten, das Urteil vollziehen werde; alsdann werden sie erfahren, daß ich, der Herr, ihr Gott bin. “ Nach seiner inneren Erneuerung und Rückführung wird Israel das Land besitzen, wie es Gott in seinem Bund mit Abraham zugesagt hatte (Vers 25). Hier wird ausdrücklich betont, daß Israel dann sicher leben und sich an den Werken seiner Hände erfreuen kann (Vers 26). Über die Sicherheit Israels und die große Fruchtbarkeit des Landes schreibt Hesekiel in Kapitel 34,25-31: „ Ich will einen Friedensbund mit ihnen schließen und alle bösen Tiere aus dem Lande treiben, daß sie in der Wüste sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich will sie und die Umgebung meines Hügels zum Segen setzen und will ihnen den Regen zu seiner Zeit herabsenden; das sollen gesegnete Regen sein! Und die Bäume des Feldes sollen ihre Früchte bringen und das Erdreich sein Gewächs; und sie sollen sicher in ihrem Lande wohnen und erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich ihr Joch zerbreche und sie aus der Hand derer errette, die sie knechteten. Sie sollen hinfort nicht mehr eine Beute der Heiden werden, noch sollen die wilden Tiere des Landes sie fressen, sondern sie sollen sicher wohnen, und niemand wird sie erschrecken. Ich will ihnen auch eine berühmte Pflanze erwecken, daß sie nicht mehr durch Hunger im Lande weggerafft werden und die Schmähung der Heiden nicht mehr tragen müssen. Also werden sie erfahren, daß ich, der Herr, ihr Gott, bei ihnen bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind, spricht Gott, der Herr. Und ihr seid meine Herde; ihr Menschen seid die Schafe meiner WeideI Ich bin euer Gott, spricht Gott, der Herr. “ Weil es im ganzen Land keine wilden Tiere mehr gibt, erfreut sich Israel eines völlig sicheren Lebens (Vers 25). Der Regen fällt zur rechten Zeit und in der richtigen Menge (Vers 26) und erhöht die Fruchtbarkeit (Vers 27a). Israel ist aber nicht nur vor wilden Tieren, sondern auch vor all seinen früheren Feinden sicher (Vers 27b-28). Niemand wird mehr kommen, um die Ernte zu vernichten (Vers 29). In jeder Beziehung hat Israel das rechte Verhältnis zu Gott, dessen Eigentum es ist (Vers 30-31). Der Prophet ist mit diesem Thema noch nicht am Ende und fährt in Kapitel 36,8-15 fort: „ Ihr aber, Berge Israels, laßt euer Lob sprossen und traget eure Frucht Hes. 36,8-15 für mein Volk Israel; denn bald sollen sie heimkehren! Denn seht, ich komme zu euch und wende mich wieder zu euch, daß ihr angebaut und besät werdet! Ich will viele Menschen auf euch wohnen lassen, das ganze Haus Israel, sie alle; die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden. Ich will Menschen und Vieh bei euch zahlreich machen, und sie werden sich mehren und fruchtbar sein; ich will euch bevölkern wie ehedem und euch mehr Gutes erweisen als je zuvor, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin! Und ich will Menschen auf euch wandeln lassen, nämlich mein Volk Israel; die sollen dich besitzen, und du sollst ihr Erbteil sein und sie nicht mehr der Kinder berauben! So spricht Gott, der Herr: Weit sie zu euch sagen:, Du warst eine Menschenfresserin und hast dein Volk der Kinder beraubt, so sollst du hinfort keine Menschen mehr fressen und dein Volk nicht mehr der Kinder berauben, spricht Gott, der Herr. Ich will dich hinfort nicht mehr die Schmähungen der Heiden hören lassen, und den Hohn der Nationen sollst du nicht mehr tragen und dein Volk nicht mehr kinderlos machen, spricht Gott, der Herr. “ Wenn das Land auch viele Jahre lang verödet war, soll es doch wieder bebaut und von vielen Menschen bewohnt werden (Vers 8-11). Gott wird Israel sicher wohnen lassen (Vers 13-15). In Kapitel 36,28-38 heißt es dann: „Und ihr sollt in dem Lande wohnen, das ich euren Vätern gegeben Hes. 36,28-38 habe, und ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. Und ich will euch von allen euren Unreinigkeiten befreien, und ich will dem Korn rufen und desselben viel machen und euch keine Hungersnot mehr schik-ken. Ich will auch die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes vermehren, daß ihr hinfort die Schmach des Hungers unter den Heiden nicht mehr tragen müßt. Alsdann werdet ihr an eure bösen Wege gedenken und an eure Taten, welche nicht gut waren, und werdet vor euch selbst Abscheu empfinden wegen eurer Sünden und wegen eurer Greuel. Nicht euretwegen werde ich solches tun, spricht Gott, der Herr, das sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel! So spricht Gott, der Herr: Zu jener Zeit, da ich euch von allen euren Missetaten reinigen werde, will ich die Städte wieder bewohnen lassen, und die Trümmer sollen wieder aufgebaut werden. Das verwüstete Land soll wieder bearbeitet werden, nachdem es zuvor wüste lag vor allen, die vorübergingen. Alsdann wird man sagen:, Dieses verwüstete Land ist wie ein Garten Eden geworden, und die zertrümmerten Städte, welche zertrümmert und zerstört waren, sind wohl befestigt und bewohnt! Und die Nationen, welche übriggeblieben sind rings um euch, werden erfahren, daß ich, der Herr, es bin, welcher das Abgebrochene baut und das Verwüstete bepflanzt. Ich, der Herr, habe es gesagt und werde es auch tun. Ferner spricht Gott, der Herr, also: Auch dafür will ich mich von dem Hause Israel noch erbitten lassen, daß ich es für sie tue: Ich will sie mehren wie eine Menschenherde: wie die Herden im Heiligtum, wie die Herden zu Jerusalem an ihren Festen, so sollen auch die verlassenen Städte voll Menschenherden werden, und man soll erfahren, daß ich der Herr bin! “ Hier erklärt Hesekiel, daß Israel das Land wieder zurückbekommen wird (Vers 28), nachdem das Volk innerlich erneuert worden ist (Vers 29). Die Schmach Israels soll von ihm genommen werden (Vers 30), und es wird seine früheren Sünden verabscheuen (Vers 31). Dies aber geschieht nicht um Israels willen, sondern zur Ehre Gottes vor den Heiden (Vers 32-36). Eine große Zahl von Menschen wird die verödeten Orte wieder aufbauen (Vers 37-38). Die Inbesitznahme des Landes wird auch von den „kleinen“ Propheten vorausgesagt, wie zum Beispiel von Joel in Kapitel 2,18-27: Joel 2,18-27 „ Da eiferte der Herr für sein Land und hatte Mitleid mit seinem Volk. Und der Herr antwortete und sprach zu seinem Volk: Siehe, ich sende euch Korn, Most und Öl, daß ihr davon satt werden sollt, und ich will euch nicht mehr der Beschimpfung unter den Heiden preisgeben: sondern ich will den von Norden Kommenden ferne von euch treiben und ihn verstoßen in ein dürres und wüstes Land, seinen Vortrab ins östliche Meer und seine Nachhut ins westliche Meer, und sein Gestank soll aufsteigen und sein Modergeruch sich erheben: denn er hat großgetan! Fürchte dich nicht, o Land, sondern frohlocke und freue dich: denn der Herr hat Großes getan! Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes: denn die Auen der Wüste sollen grünen, und die Bäume sollen ihre Früchte tragen, der Weinstock und der Feigenbaum, so viel sie nur können. Und ihr Kinder Zions, frohlocket und freuet euch über den Herrn, euren Gott: denn er hat euch den Frühregen in rechtem Maß gegeben und Regengüsse, Früh regen und Spätregen, am ersten Tage zugesandt. Und es sollen die Tennen voll Korn werden und die Keltern von Most und Öl überfließen. Also will ich euch die Jahre wiedererstatten, deren Ertrag der Nager, die Heuschrecke, der Fresser und der Verwüster verzehrt haben - mein großes Kriegsheer, welches ich gegen euch gesandt habe; und ihr sollt genug zu essen haben und satt werden und den Namen des Herrn, eures Gottes, loben, der wunderbar an euch gehandelt hat, und mein Volk soll nicht zuschanden werden ewiglich! Und ihr sollt erfahren, daß ich in Israels Mitte bin und daß ich, der Herr, euer Gott bin und keiner sonst; und mein Volk soll nimmermehr zuschanden werden!" Gott wird um sein Land eifern (Vers 18) und es überaus fruchtbar und ertragreich werden lassen (Vers 19.21-22). Das Land wird vor weiteren Angriffen von außen sicher sein (Vers 20). Der Regen wird zur rechten Zeit und in der rechten Menge fallen (Vers 23), und die Vorratshäuser werden sich füllen (Vers 24). Gott wird dem Volk alle früheren Verluste erstatten (Vers 25). Israel wird nie mehr zuschanden werden (Vers 26), sondern ein besonders vertrautes Verhältnis zu Gott haben (Vers 27). In Kapitel 4,18 bezeugt der Prophet, daß es in dem Land Wasser im Überfluß geben wird: „ Und zu jener Zeit wird es geschehen, daß die Berge von Most triefen Joel 4,18 und die Hügel von Milch fließen werden; alle Bäche Judas werden voll Wasser sein, undaus dem Hause des Herrn wird eine Quelle hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern. “ Auch Arnos sagt in Kapitel 9,13 eine vermehrte Fruchtbarkeit des Landes zu jener Zeit voraus: „ Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da der Pflüger den Schnitter Arnos 9,13 und der Traubenkelterer den Sämann ablösen wird! Alsdann werden die Berge von Most triefen und alle Hügel zerfließen." Wir fassen zusammen: Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird Israel das ganze Gelobte Land besitzen, das ungemein fruchtbar und reich bewässert sein wird. All dies wird auf der Grundlage des Bundes mit Abraham und der in ihm ausgesprochenen Verheißungen geschehen. 2. Sam. 7,11 b-16 1. Chr. 17,10b-14 Die Wiedererrichtung des Thrones Davids Grundlage: Der Bund mit David Vierter Aspekt der endzeitlichen Wiederherstellung Israels ist die Wiedererrichtung des Thrones Davids. Dieser Gesichtspunkt gründet auf dem Bund Gottes mit David, der an zwei Stellen der Bibel beschrieben wird. Die erste ist 2. Samuel 7,1 lb-16: „ Und der Herr tut dir kund, daß Er dir ein Haus bauen will. Wenn deine Tage erfüllt sind und du bei deinen Vätern liegst, so will ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leibe kommen wird, und will sein Königtum befestigen; der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul abwandte, den ich vor dir beseitigt habe; sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig vor dir beständig sein; dein Thron soll auf ewig bestehen. “ In diesem Bund erhält David zuerst Gottes Zusage, er werde das Haupt eines Herrschergeschlechts sein (Vers 11b). Nach dem Tode Davids soll einer seiner Söhne den Thron einnehmen (Salomo); in dessen Hand soll das Königreich gefestigt werden (Vers 12). Salomo wird auch den Tempel errichten, und Gott (nicht Salomo selbst) wird Salomos Thron in Ewigkeit festigen (Vers 13). Salomo wird sündigen, und Gott wird ihn dafür strafen müssen. Aber Gottes Liebe und Treue werden nicht-wie einst von Saul-von Salomo weichen (Vers 14-15). Trotz alledem werden das Geschlecht Davids, sein Thron und sein Königreich auf ewig bestehen (Vers 16). In diesem ersten Bericht über den Bund Gottes mit David hegt das Hauptaugenmerk auf Salomo. In der zweiten Belegstelle, 1. Chronik 17,10b-14, ist der Akzent geringfügig verschoben: „ Und ich verkündige dir, daß der Herr dir ein Haus bauen wird. Wenn aber deine Tage vollendet sind, daß du zu deinen Vätern hingehst, so will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinen Söhnen sein wird; sein Königtum will ich bestätigen. Der soll mir ein Haus bauen, und ich will seinen Thron befestigen ewiglich. Ich will sein Vatersein, und er soll mein Sohn sein. Und ich will meine Barmherzigkeit nicht von ihm wenden, wie ich sie von dem gewendet habe, der vor dir war; sondern ich will ihn auf ewig über mein Haus und mein Königreich bestellen, und sein Thron soll auf ewig bestätigt sein." Der Akzent liegt bei dieser Stelle nicht auf Salomo, sondern auf dem Messias. David wird auch hier ein Herrschergeschlecht verheißen (Vers 10b). Einige Zeit nach ihm wird einer seiner Söhne als Herrscher über das Königreich eingesetzt (Vers 11). Die genannte Stelle aus 2. Samuel sprach von Salomo, einem der leiblichen Söhne Davids. Das Chronikbuch jedoch spricht von einem Nachkommen eines der Davidssöhne, nämlich von Jesus, einem Nachkommen Nathans, der ja ein Sohn Davids war. Dieser Nachkomme Davids, der Messias, wird für Gott einen Tempel bauen (den Tempel des Tausendjährigen Reiches), und sein Thron wird in alle Ewigkeit Bestand haben (Vers 12). Gottes Gnade wird niemals von ihm weichen (Vers 13). Weil die Samuelstelle von Salomo handelt, mußte auch auf eine mögliche Sünde eingegangen werden. In dem Abschnitt von 1. Chronik geht es jedoch um den Messias. Da ist Sünde ausgeschlossen, und deshalb wird sie auch nicht erwähnt. Schließlich ist es dieser Nachkomme Da-- ^ nrek selbst, der ausdrücklich für immer in seiner Herrscherstellung bestätigt wird - nicht nur das Geschlecht, das Reich und der Thron (Vers 14). Zusammenfassend können wir sagen, daß im Bund mit David viererlei verheißen wird: ein ewiges Herrschergeschlecht, ein ewiges Reich, ein ewiger Thron und eine ewige Herrscherpersönlichkeit. Der ewige Bestand von Geschlecht, Reich und Thron ist nur garantiert, indem die Nachkommenschaft Davids auf den Einen hinführt, der selbst ewig ist. Christus vereinigt in seiner Person drei Ämter: Prophet, Priester und König. Er hat aber diese drei Ämter nicht alle gleichzeitig inne, sondern nacheinander. Bei seinem ersten Kommen auf diese Erde übte Jesus Christus das Amt eines Propheten aus, und zwar bis er am Kreuz starb. Seit dem Kreuzestod und der Auferstehung hat Christus bis zu seiner Wiederkunft das Amt des Priesters inne. In seinem Amt als König hat Christus noch nicht gewirkt. Zuvor muß nämlich der Thron Davids wieder errichtet werden, denn auf ihm soll Christus sitzen und als König über Israel und die ganze Welt herrschen. Dieses Amt wird Jesus bei seiner Wiederkunft übernehmen. Darstellung in der Prophetie Zwar wird dieser Aspekt der Wiederherstellung Israels in der Prophetie nicht so ausführlich entfaltet wie die anderen, aber er wird auch nicht gänzlich außer acht gelassen. Einige der prophetischen Darstellungen, wie etwa Jeremia 23,5-6 und Jesaja 9,6-7, haben wir bereits in Kapitel 2 erörtert, als wir über die Regierung im messiani-schen Zeitalter sprachen. Aber es gibt noch andere Belegstellen, wie zum Beispiel Psalm 89,4-5: Ps. 89,4-5 „Ich habe mit meinem Auserwählten einen Bund geschlossen, habe meinem Knecht David geschworen: Auf ewig will ich deinen Samen bestätigen und für alle Geschlechter bauen deinen Thron!" Hier betont Gott, daß er einen Bund mit David geschlossen hat (Vers 4), der auch die Errichtung eines ewigen Geschlechts und eines ewigen Thrones einschließt (Vers 5). Diese Aussage wird in Vers 30 wiederholt: Ps. 89,30 „ Und ich setze seinen Samen auf ewig ein und mache seinen Thron wie die Tage des Himmels. “ In den Versen 35-38 bekräftigt Gott: Ps. 89,35-38 „ Meinen Bund will ich nicht ungültig machen und nicht ändern, was über meine Lippen gekommen ist. Einmal habe ich bei meiner Heiligkeit geschworen: sollte ich David belügen? Sein Same soll ewig bleiben und sein Thron wie die Sonne vor mir: wie der Mond soll er ewig bestehen und wie der Zeuge in den Wolken zuverlässig seini “ Die ewige Geltung des Bundes hängt nicht von David oder seinen Nachkommen ab, sondern beruht auf Gottes Wesen (Vers 34). Weil Gott nicht lügt, hat der Bund auch sicheren Bestand (Vers 35). Aus eben diesem Grund werden auch Geschlecht und Thron ewig bestehen (Vers 36-37). Eine andere prophetische Belegstelle zu diesem Thema ist Jere-mia 33,17-26: „ Denn also spricht der Herr: Es soll dem David nie an einem Mann fehlen, der auf dem Throne Israels sitzt; auch den Priestern und Leviten soll es nie an einem Manne fehlen vor meinem Angesicht, der Brandopfer darbringe und Speisopfer anzünde und Schlachtopfer zurichte allezeit! Und das Wort des Herrn erging an Jeremia also: So spricht der Herr: Wenn ihr meinen Bund betreffs des Tages und meinen Bund betreffs der Nacht auf heben könnt, also daß Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten werden, so wird auch mein Bund mit meinem Knecht David aufgehoben werden, so daß er keinen Sohn mehr habe, der auf seinem Thron regiere - und mit den Leviten, den Priestern, daß sie nicht mehr meine Diener seien. Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, also will ich mehren den Samen meines Knechtes David und die Leviten, meine Diener. Und das Wort des Herrn erging an Jeremia also: Merkst du nicht, was dieses Volk behauptet, wenn es spricht:, Die zwei Geschlechter, die der Herr erwählt hat, die hat er verworfen?' Also verlästern sie mein Volk, daß es in ihren Augen kein Volk mehr ist. So spricht nun der Herr also: So gewiß ich meinen Bund mit Tag und Nacht, die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so wenig werde ich den Samen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen, daß ich aus seinen Nachkommen keinen Herrscher mehr nähme, der über den Samen Abrahams, Isaaks und Jakobs herrschen soll; denn ich will ihre Gefangenschaft wenden und mich ihrer erbarmen!" In dieser Stelle wird betont, daß der Bund mit David ewig gilt und unmöglich gebrochen werden kann. Unter keinen Umständen wird das Haus Davids jemals ausgelöscht werden (Vers 17-18), denn Gottes Bund mit David ist bedingungslos und von ewiger Dauer (Vers 19-21). David ist eine an Zahl gewaltige Nachkommenschaft verheißen (Vers 22). Die Wiedererrichtung seines Thrones wird Gottes Antwort auf die giftige Behauptung sein, er beabsichtige nicht mehr, seine Bundeszusagen an Israel einzuhalten und zu erfüllen (Vers 23-26). Gott hat Israel nicht den Rücken gekehrt (Vers 23-24), sondern wird jede einzelne Zusage des Bundes mit David (Vers 25-26a) und mit Abraham (Vers 26b) erfüllen. Eine andere Stelle hierzu ist Arnos 9,11-12: Jer. 33,17-26 Arnos 9,11-12 „An jenem Tage will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer wiederherstellen und sie wieder bauen wie in den Tagen der Vorzeit, so daß sie den Überrest Edoms in Besitz nehmen werden und alle Nationen, über welche mein Name gepredigt worden ist, spricht der Herr, der solches tut." Wenn dieses Reich errichtet ist, wird auch das Haus David wieder zurechtgebracht worden sein, und Davids Thron wird wieder denselben Glanz wie in den Tagen der Vorzeit ausstrahlen (Vers 11). Aber neben all diesem Glanz wird der Thron nun auch über allen heidnischen Nationen stehen (Vers 12). Auch im Neuen Testament wird die Wiedererrichtung des Thrones Davids bezeugt, und zwar in Lukas 1,32-33: Lk. 1,32-33 „Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein." Hier werden alle vier Hauptgesichtspunkte bezüglich des Thrones Davids erwähnt. Der Sohn Marias soll auf dem ewigen Thron über ein ewiges Reich herrschen, denn er wurde in ein ewiges Herrschergeschlecht hineingeboren. Der ewige Bestand von Geschlecht, Thron und Reich ist gewährleistet, weil dies alles auf einer Person beruht, die selbst ewig ist: auf dem Sohn Gottes. Die Verheißungen, die Gott Israel gegeben hat, sind niemals für null und nichtig erklärt worden. Israel soll sich eines Tages aller Verheißungen der vier noch nichterfüllten Bundesschlüsse erfreuen. Jeder von ihnen weist auf besondere Weise auf die vier Aspekte der letzten Wiederherstellung Israels hin. ANDERE MERKMALE DER ENDGÜLTIGEN WIEDERHERSTELLUNG ISRAELS Neben den Bibelstellen, die sich mit den Bundesschlüssen und ihrer Darstellung in der Prophetie befassen, weisen auch andere Stellen auf Wesensmerkmale der Wiederherstellung Israels hin, ohne unbedingt mit einem bestimmten Bund zusammenzuhängen. Einige dieser Kennzeichen, die bei der endgültigen Wiederherstellung Israels zutage treten werden, sollen das Thema dieses Abschnittes sein. Israels Wiedervereinigung als Nation Ein wichtiges Kennzeichen der Wiederherstellung Israels besteht darin, daß es als Nation wieder vereint sein und dann nie wieder in verschiedene Reiche aufgespalten werden wird. In Jeremia 3,18 lesen wir: „ In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Hause Israel gehen, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, das ich ihren Vätern zum Erbteil gegeben habe." Die wichtigste Stelle zu diesem Wesensmerkmal ist die Vision des Propheten Hesekiel von dem Tal voller Totengebeine, die in Hese-kiel 37,1-23 beschrieben wird. Zuerst erhält Hesekiel den Befehl, über den verdorrten Gebeinen zu weissagen, die über das ganze Tal zerstreut sind (Vers 1-6). Als er dies tut, werden die Gebeine mit Sehnen und Haut überzogen; dann wird ihnen der Lebensodem eingeblasen, und sie werden wieder lebendig (Vers 7-10). Nach der Auslegung, die Gott seinem Propheten von dieser Vision im Tal mit den Totengebeinen gibt (Vers 11-17), sollen die Totengebeine das ganze Haus Israel repräsentieren, das geistlich gestorben und in alle Welt zerstreut worden ist (Vers 11). Doch Gott will das Volk wieder sammeln und es wieder in das Land führen (Vers 12-13). Zur gleichen Zeit soll es durch den Geist Gottes innerlich erneuert werden und damit eine lebendige Beziehung zu seinem Gott erlangen (Vers 14). Danach fährt der Prophet in Kapitel 37,15-23 fort: Jer. 3,18 das Tal mit den Toten-gebeinen Hes. 37,15-23 „ Und das Wort des Herrn kam zu mir also: Du, Menschensohn, nimm dir einen Holzstab und schreibe darauf: ,Für Juda und die Kinder Israel, seine Mitverbundenen.' Alsdann nimm einen andern Holzstab und schreibe darauf:, Für Joseph, den Stab Ephraims, und das ganze Haus Israel, seine Mitverbundenen. ‘ Danach füge beide Stäbe zusammen, einen zum andern, damit ein Holzstab daraus werde, ja, zu einem einzigen sollen sie werden In deiner Hand. Wenn dann die Kinder deines Volkes zu dir sagen:, Willst du uns nicht erklären, was das bedeutet?', so gib ihnen zur Antwort: So spricht Gott, der Herr: Seht, ich will den Holzstab Josephs nehmen, welcher in der Hand Ephraims und der Stämme Israels, seiner Mitverbundenen, ist, und will ihn zu dem Holzstab Judas tun und sie zu einem einzigen Holzstab machen, und sie sollen ein Ganzes in meiner Hand werden! Also sollst du die Holzstäbe, auf welche du geschrieben hast, vor ihren Augen in deiner Hand halten. Und sage zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Seht, ich will die Kinder Israels aus den Nationen, unter welche sie gekommen sind, zurückholen und sie von überallher sammeln und sie in ihr Land führen und sie im Lande auf den Bergen Israels zu einem einzigen Volke machen; sie sollen alle nur einen einzigen König haben, sie sollen auch hinfort nicht mehr zwei Völker bilden, noch in zwei Reiche zerteilt werden. Und sie sollen sich auch hinfort nicht mehr mit ihren Götzen und mit ihren Greueln und durch allerlei Übertretungen verunreinigen. Und ich will ihnen aus allen ihren Wohnorten, in welchen sie gesündigt haben, heraushelfen und will sie reinigen; sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein." Hesekiel erhält die Weisung, zwei Holzstäbe zu nehmen und auf den einen „Juda“ und den anderen „Joseph“ zu schreiben; dann soll er die beiden Stäbe Zusammenlegen, so daß sie in seiner Hand zu einem Stab werden (Vers 15-17). Dieses Wunder wird so gedeutet, daß die zwei Reiche eines Tages zu einer Nation wiedervereinigt werden (Vers 18-20). Wenn Israel wieder aus allen Völkern zusammengeführt wird (Vers 21), wird es nicht wieder zwei Reiche, sondern nur noch ein einziges bilden und einen gemeinsamen König haben (Vers 22). Zu jener Zeit wird Gott das Volk auch von dessen Sünden reinigen - der eigentlichen Ursache der Reichsteilung (Vers 23). Israel im Brennpunkt Ein zweites wichtiges Merkmal der letzten Wiederherstellung Israels besteht darin, daß dieses Volk in besonderer Weise die Aufmerksamkeit der Heidenvölker auf sich lenken wird. Davon ist in mehreren Bibelstellen die Rede, wie zum Beispiel in Jesaja 14,1-2: „ Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen und sie in ihrem Land zur Ruhe bringen; und die Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich dem Hause Jakobs beigesellen. Und es werden sich Völker ihrer annehmen und sie an ihren Ort bringen; dieselben wird sich das Haus Israel im Lande des Herrn zum Erbteil nehmen, so daß sie ihm als Knechte und Mägde dienen; also werden sie die gefangen nehmen, deren Gefangene sie gewesen sind, und diejenigen beherrschen, welche sie einst drängten. “ Nachdem Israel innerlich erneuert und äußerlich wiederhergestellt worden ist (Vers la), schließen sich die Heiden Israel an, um den Gott Israels anzubeten (Vers lb). Wenn das Volk dann aus allen Völkern gesammelt wird, sind auch die Heiden behilflich und geleiten die Juden in ihr Land (Vers 2a). Schließlich werden die Heiden Israels Eigentum und dienen ihm (Vers 2b). Eine ähnliche Aussage finden wir in Jesaja 49,22-23: „ Darum spricht Gott der Herr also: Siehe, ich will mit meiner Hand den Heiden winken und den Völkern mein Panier auf richten; dieselben werden dir deine Söhne in den Armen herbringen und deine Töchter auf den Achseln herzutragen; und Könige sollen deine Wärter und ihre Fürstinnen deine Ammen sein. Sie werden vor dir niederfallen, das Angesicht zur Erde gewandt, und werden den Staub deiner Füße lecken, auf daß du erfahrest, daß ich der Herr bin, an welchem nicht zuschanden werden, die auf mich harren." Auch hier helfen die Heiden bei der Sammlung und Rückführung Israels und geleiten die Juden in ihr Land (Vers 22). Zu jener Zeit werden Heiden aus allen Gesellschaftsschichten Israels Diener (Vers 23a). Israel jedoch soll nie mehr zuschanden werden (Vers 23b). Jesaja begründet in Kapitel 60,1-3, warum Israel die Aufmerk- Jes. 14,1-2 Jes. 49,22-23 samkeit der Heiden auf sich zieht: über Israel ruht die Schechinah, der Lichtglanz Gottes (s. Anhang): Jes. 60,1-3 „ Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlich- keit des Herrn erglänzt über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und tiefes Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und Nationen werden zu deinem Lichte wallen und Könige zu dem Glanz, der über dir erstrahlt." In Jesaja 61,4-9 heißt es weiter: Jes. 61,4-9 „Sie werden die alten Trümmer aufbauen und was vor Zeiten zerstört worden ist wieder aufrichten; sie werden die zerstörten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht wüste gelegen haben. - Fremde werden einstehen und euer Vieh weiden, und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein; ihr aber werdet Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Ihr werdet die Güter der Nationen genießen und in ihre Machtstellung ein-treten. Die erlittene Schmach wird euch zwiefach vergolten, und anstatt der Schande werden sie frohlocken über ihr Teil; denn sie werden in ihrem Lande ein doppeltes Erbteil erlangen, und ewige Freude wird ihnen zuteil werden. Denn ich, der Herr, liebe das Recht und hasse frevelhaften Raub; ich werde ihnen ihren Lohn getreulich geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen. Und man wird ihren Samen unter den Heiden kennen und ihre Sprößlinge inmitten der Völker; alle, die sie sehen, werden anerkennen, daß sie ein Same sind, den der Herr gesegnet hat. “ Wenn die Juden aus den Heidenvölkern zurückgekehrt sind, werden sie alle verödeten Städte des Landes wieder aufbauen (Vers 4). Zu jener Zeit werden die Heiden Israels Knechte sein, die Herden weiden und die Felder pflügen (Vers 5). Israel hingegen wird den Heiden mit dem Wort Gottes dienen (Vers 6a) und sich dafür am Reichtum der Heiden erfreuen können (Vers 6b). Israel wird nie mehr von den Heiden beschämt werden, sondern statt dessen den doppelten Anteil an Segen und materiellem Besitz erhalten (Vers 7). Das alles beruht auf dem Neuen Bund (Vers 8). Die Juden werden überall unter den Heiden bekannt sein; alle Heiden werden anerkennen, daß die Juden von Gott vor allen Völkern erwählt sind und er sie segnen will (Vers 9). Jesajas Zeitgenosse Micha sagt zu diesem Thema in Kapitel 7,14-17: „ Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Schafe deines Erbteils, welche Micha 7,14-17 abgesondert wohnen im Walde, mitten auf dem Karmel; laß sie in Basan und Gilead weiden wie in uralter ZeitI Ich will sie Wunder sehen lassen wie zu der Zeit, als du aus Ägypten zogst! Die Heiden werden es sehen und zuschanden werden trotz aller ihrer Macht; sie werden ihre Hand auf den Mund legen, und ihre Ohren werden taub sein. Sie werden Staub lecken wie die Schlangen, wie Erden würmer zitternd aus ihren Löchern hervorkriechen; angstvoll werden sie zu dem Herrn, unserm Gott, nahen und sich fürchten vor dir. “ Israel soll wieder gesammelt werden und das Land besitzen (Vers 14), und Gott wird sogar mit Wundern eingreifen (Vers 15). Angesichts dessen werden die Heiden aufhören, die Juden zu beschimpfen, und in ehrfürchtiger Scheu vor ihnen leben. Schließlich werden sie sich dem Gott Israels unterwerfen (Vers 16-17). Ein im Brennpunkt stehendes Israel wird auch in Zephanja 3,20 offenbar: „ Zu jener Zeit will ich euch hereinbringen, zurZeit, da ich euch sammeln Zeph. 3,20 werde; denn ich will euch zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern der Erde, wenn ich euer Gefängnis vor euren Augen wenden werde, spricht der Herr. “ Schließlich finden wir noch in Sacharja 8,23 eine wichtige Aussage des Propheten: „ So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen wird’s gesche- Sach. 8,23 hen, daß zehn Männer aus allen Sprachen der Nationen einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden:, Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist!' “ Wenn in früheren Zeiten zehn Heiden einen Juden bei seinem Rockzipfel packten, geschah das aus einem anderen Grund, als daß sie sagen wollten: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist.“ Aber in jener letzten Zeit, wenn Israel wiederhergestellt ist, wird niemand mehr die Juden beschimpfen, son- dem sie werden dann mit größter Ehrerbietung behandelt, weil sie bei allen als Diener Gottes bekannt sind. Gerechtigkeit, Heiligkeit, Frieden, Sicherheit, Jubel und Freude Weitere Kennzeichen der letzten Wiederherstellung Israels sind Gerechtigkeit, Heiligkeit, Frieden, Sicherheit, Jubel und Freude. Gerechtigkeit und Frieden werden als die bedeutendsten von ihnen in Jesaja 32,16-20 herausgestellt: Jes. 32,16-20 „ Und es wird das Recht in der Wüste und die Gerechtigkeit im Baumgar-ten wohnen; und der Gerechtigkeit Wirkung wird Friede sein und der Gerechtigkeit Nutzen Ruhe und Sicherheit ewiglich. Und mein Volk wird in Häusern des Friedens wohnen, in sichern Wohnungen und in stolzer Ruhe. Aber hageln muß es zuvor, daß der Wald zusammenbricht und die Stadt tief erniedrigt wird. Wohl euch, die ihr an allen Wassern säet und den Fuß eurer Ochsen und Esel frei umherschweifen lasset!" Heiligkeit, Frieden, Sicherheit und Freude werden in Jesaja 35,5-10 als Merkmale hervorgehoben, welche die Zeit nach der Rückkehr Israels kennzeichnen: Jes. 35,5-10 „Alsdann werden der Blinden Augen auf getan und der Tauben Ohren geöffnet werden; alsdann wird der Lahme hüpfen wie ein Hirsch und der Stummen Zunge lobsingen; denn es werden Wasser in der Wüste entspringen und Ströme in der Einöde. Die trügerische Wasserspiegelung wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen. Wo zuvor die Schakale wohnten und lagerten, wird ein Gehege für Rohr und Schilf sein. Und eine Bahn wird daselbst sein und ein Weg; man wird ihn den heiligen Weg nennen; kein Unreiner wird darüber gehen, sondern er ist für sie; wer auf dem Wege wandelt, selbst Toren werden sich nicht verirren. Daselbst wird kein Löwe sein, und kein reißendes Tier wird darauf kommen oder daselbst angetroffen werden, sondern die Losgekauften werden darauf gehen. Und die Erlösten des Herrn werden wiederkehren und gen Zion kommen mit Jauchzen. Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Wonne und Freude werden sie erlangen; aber Kummer und Seufzen werden entfliehen." Jubel und Freude werden auch in Jesaja 51,3 bezeugt: „ Denn der Herr tröstet Zion; er tröstet alle ihre Trümmer und macht ihre Jes. 51,3 Wüsten wie Eden und ihre Einöde zu einem Garten des Herrn. Freude und Wonne, Danksagung und Lobgesang wird darin gefunden. “ Freude und Frieden in der Natur und unter den Menschen schildert Jesaja 55,12-13: „ Denn ihr sollt mit Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden; Jes. 55,12-13 Berge und Hügel sollen vor euch in Jubel ausbrechen und alle Bäume des Feldes in die Hände klatschen. Anstatt der Dornen werden Zypressen wachsen und anstatt der Hecken Myrten; und das wird dem Herrn zum Ruhm gereichen, zu einem ewigen Denkzeichen, das nicht ausgerottet wird. “ In Jesaja 61,10-11 liegt die Betonung auf Gerechtigkeit: „ Ich freue mich hoch am Herrn, und meine Seele frohlockt über meinen Jes. 61,10-11 Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Rock der Gerechtigkeit mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich mit priesterlichem Kopfputz schmückt und wie eine Braut ihren Schmuck anlegt. Denn gleichwie das Erdreich sein Gewächs hervorbringt und ein Garten seinen Samen sprossen läßt, also wird Gott der Herr Gerechtigkeit und Ruhm vor allen Heiden hervorsprossen lassen. “ DER BERG DES HAUSES JAHWES Wenn Christus wiederkommt, wird das Land gewaltige geographische und topographische Veränderungen erfahren. Eine der größten Veränderungen in Israel wird das Entstehen eines sehr hohen Berges sein, der alle anderen Berge überragen wird. Auf dem Gipfel dieses Berges werden der Tempel und das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches liegen. Es gibt mehrere Stellen über diesen Berg des Hauses Jahwes. Eine von ihnen ist Jesaja 2,2-4: Jes. 2,2-4 „ Es wird in späteren Zeiten geschehen, daß der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und über alle Höhen erhaben sein wird, und es werden ihm alle Heiden Zuströmen; und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns wallen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns belehre über seine Wege und wir wandeln auf seinen Pfaden! Denn von Zion wird die Lehre ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird Schiedsrichter sein zwischen den Nationen und zurechtweisen große Völker, also daß sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Rebmessern verschmieden werden; kein Volk wird wider das andere ein Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen. " Hier wird deutlich gesagt, daß der Berg, auf dem das Haus Gottes zu jener Zeit stehen wird, höher sein wird als alle anderen Berge (Vers 2a). Alle Völker werden sich dort hinbegeben, um die Wege Gottes zu lernen; denn das Gesetz wird im Tausendjährigen Reich von diesem Berge aus verkündet werden (Vers 2b-3). Weltweiter Friede wird entstehen, weil die Unstimmigkeiten und Streitpunkte zwischen den Völkern durch das Wort des Herrn von seinem Berg aus beigelegt werden (Vers 3b-4). Später, in Jesaja 27,13, wird der Berg auch als Mittelpunkt des jüdischen Gottesdienstes hervorgehoben: Jes. 27,13 „ Und es wird an jenem Tage die große Posaune geblasen werden; da werden heimkommen die Verlorenen aus dem Lande Assur und die Verstoßenen aus dem Lande Ägypten; und sie werden den Herrn anbeten auf dem heiligen Berge zu Jerusalem!" Aber nicht nur die Juden werden dort Gott anbeten. In Jesaja 56,6-8 lesen wir, daß der Berg mit dem Haus Gottes darauf eine Stätte des Gebets für alle Völker werden soll - für Juden und Heiden: Jes. 56,6-8 „ Und die Fremdlinge, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu die- nen und des Herrn Namen zu lieben, und alle, die darauf achten, den Sabbat nicht zu entheiligen, und die an meinem Bund festhalten; die will ich zu meinem heiligen Berge führen und sie in meinem Bethaus er- freuen; ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen angenehm sein auf meinem Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker. So spricht Gott, der Herr, der die Verstoßenen Israels sammelt: Ich will noch mehr zu ihm sammeln, zu seinen Gesammelten!" Nach Jesaja 66,20 werden die heidnischen Nationen das Volk Israel zum Berg des Hauses Gottes bringen: „ Und sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen dem Herrn zur Gabe herbeibringen auf Pferden und auf Wagen und in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren, zu meinem heiligen Berg, gen Jerusalem, spricht der Herr, gleichwie die Kinder Israel das Speisopfer in reinem Gefäß zum Hause des Herrn bringen. “ Micha, ein Zeitgenosse Jesajas, spricht in Kapitel 4,1-2 ebenfalls von diesem Berg: „ Es wird aber in den letzten Tagen geschehen, daß der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und über alle Höhen erhaben sein wird. Und Völker werden ihm Zuströmen, und viele Nationen werden hingehen und sagen; .Kommt, laßt uns wallen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!' Denn von Zion wird die Lehre ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem." Der Berg Gottes wird höher als alle anderen Berge der Welt sein (Vers 1), und das Gesetz Gottes wird von dort ausgehen (Vers 2). Die meisten göttlichen Offenbarungen über den Berg des Hauses Gottes erhielt Hesekiel. Er spricht zum ersten Mal in Kapitel 17,22-24 davon und beschreibt den „hohen Berg Israels“ als einen Ort üppigen Grüns und Pflanzenwuchses: „ Also spricht Gott, der Herr: Ich will auch ein Ästlein von dem Wipfel des hohen Zedernbaumes nehmen und will es einsetzen. Von dem obersten seiner Schosse will ich ein zartes Reis abbrechen und will es auf einem hohen und erhabenen Berg pflanzen; auf dem hohen Berge Israels will ich es pflanzen, damit es Schosse treibe und Früchte bringe und zu einem prächtigen Zedernbaum werde, daß allerlei Vögel und allerlei Geflügel unter ihm wohnen und unter dem Schatten seiner Äste bleiben können; und alle Bäume des Feldes sollen erfahren, daß Ich, der Herr, den Jes. 66,20 Micha 4,1 -2 Hes. 17,22-24 hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe; daß ich den grünen Baum dürre gemacht und den dürren Baum zum Grünen gebracht habe. Ich, der Herr, habe es gesagt und auch getan. “ In Hesekiel 20,40-41 beschreibt der Prophet den Berg als Zentrum des Gottesdienstes. Nach Israels innerer Gesundung und äußerer Wiederherstellung wird es auf diesem hohen, erhabenen, heiligen Berg seinen Gott anbeten: Hes. 20,40-41 „ Denn auf meinem heiligen Berge, auf dem erhabenen Gebirge Israels, spricht Gott, der Herr, daselbst wird mir das ganze Haus Israel dienen, sie alle, im Lande; daselbst will ich ihnen gnädig sein; und daselbst will ich eure Hebopfer fordern und eure Erstlingsgaben und alles, was ihr heiligt. Als einen lieblichen Geruch will ich euch gnädig annehmen, wenn ich euch aus den Völkern heraus führe und euch aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, sammle, daß ich an euch vor den Augen der Heiden geheiligt werde. “ Erst in den letzten Kapiteln seines Buches berichtet Hesekiel im einzelnen, wie dieser hohe Berg des Hauses Jahwes aussehen wird. Wir finden die erste von drei Belegstellen in Hesekiel 40,1-4: Hes. 40,1 -4 „ Im fünfundzwanzigsten Jahre unserer Gefangenschaft, am Anfang des Jahres, am zehnten Tage des Monats, im vierzehnten Jahre, nachdem die Stadt erobert worden war, an eben dem Tage, kam die Hand des Herrn über mich und führte mich dorthin. In göttlichen Gesichten führte er mich ins Land Israel und ließ mich nieder auf einem sehr hohen Berg; auf dessen Südseite war etwas wie der Bau einer Stadt. Dorthin führte er mich. Und siehe, da war ein Mann, der sah aus, als wäre er von Erz, und er hatte eine leinene Schnur in der Hand und eine Meßrute; und er stand unter dem Tor. Und der Mann sprach zu mir: Menschensohn, schau mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren und fasse zu Herzen alles, was ich dir zeigen werde! Denn du bist hierhergebracht worden, daß dir solches gezeigt werde; alles, was du sehen wirst, sollst du dem Hause Israel verkündigen!" Im fünfundzwanzigsten Jahr der siebzigjährigen Gefangenschaft erhielt Hesekiel eine letzte, besondere Offenbarung über die Zukunft Israels im messianischen Reich (Vers 1). Wie schon Jesaja und Micha vor ihm, sah er einen sehr hohen Berg und auf dessen Südseite die Silhouette einer Stadt (Vers 2). Wie wir später sehen werden, ist diese Stadt das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches. Dann hörte der Prophet eine Botschaft, ihm würden jetzt bestimmte Offenbarungen von Gott gegeben werden, die er dem Haus Israel übermitteln solle (Vers 3-4). Die zweite Stelle, Hesekiel 45,1-8, beschreibt den Berg, auf dem das Haus des Herrn steht, im einzelnen so: „ Und wenn ihr das Land als Erbteil verlosen werdet, sollt ihr für Jehova ein Hebopfer heben als Heiliges vom Lande: die Länge fünfundzwanzigtausend Ruten lang, und die Breite zwanzigtausend: dasselbe soll heilig sein in seiner ganzen Grenze ringsum. Davon sollen zum Heiligtum gehören fünfhundert bei fünfhundert ins Geviert ringsum, und fünfzig Ellen Freiplatz dazu ringsum. Und von jenem Maße sollst du eine Länge messen von fünfundzwanzigtausend und eine Breite von zehntausend: und darin soll das Heiligtum, das Allerheiligste, sein. Dies soll ein Heiliges vom Lande sein: den Priestern, den Dienern des Heiligtums, soll es gehören, welche nahen, um Jehova zu dienen, und es soll ihnen ein Platz für Häuser sein, und ein Geheiligtes für das Heiligtum. Und fünfundzwanzigtausend Puten in dis Länge und zehntausend in die Breite soll den Leviten, den Dienern des Hauses, gehören, ihnen zum Eigentum, als Städte zum Wohnen. Und als Eigentum der Stadt sollt ihr fünftausend in die Breite und fünfundzwanzigtausend in die Länge geben, gleichlaufend dem heiligen Hebopfer; dem ganzen Hause Israel soll es gehören. Und dem Fürsten sollt ihr geben auf dieser und auf jener Seite des heiligen Hebopfers und des Eigentums der Stadt, längs des heiligen Hebopfers und längs des Eigentums der Stadt, an der Westseite westwärts und an der Ostseite ostwärts, und der Länge nach gleichlaufend einem der Stammteile, welche von der Westgrenze bis zur Ostgrenze liegen. Als Land soll es ihm gehören, als Eigentum in Israel; und meine Fürsten sollen nicht mehr mein Volk bedrücken, sondern das Land dem Hause Israel nach seinen Stämmen überlassen. “ Der heilige Berg wird hier als „heiliges Hebopfer“ bezeichnet, weil irgendwo auf ihm der Tempel und die Stadt Jerusalem stehen sollen. Dieser höchste Berg der Welt soll auf seiner Spitze ein Plateau von insgesamt 6400 km2 aufweisen (Vers 1-6). Es soll in drei Abschnitte aufgeteilt werden. Der nördliche Bezirk soll eine Fläche von 80 x 32 km umfassen; darin soll der Tempel mit einer Grundfläche Hes. 45,1-8 (Elb. Üb.) Plateau nördlicher Bezirk von 1,6 km2 liegen (Vers 2-3); die verbleibende Fläche des Bezirks soll den Priestern gehören (Vers 4): 80 km Wohngebiet Tempel (1,6 km2) Söhne der Priester Zadoks 32 km Der mittlere Bezirk wird ebenfalls eine Fläche von 80 x 32 km umfassen und für die Angehörigen des Stammes Levi reserviert sein (Vers 5): 80 km Leviten E mittlerer Bezirk südlicher Bezirk Hes. 48,8-20 (Elb. Üb.) Der südliche Bezirk (Vers 6-8) wird eine Ausdehnung von 80 x 16 km haben. Hier wird das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches stehen, das selbst 256 km2 groß sein wird. Zu beiden Seiten der Stadt werden Ackerflächen liegen, jede 32 x 16 km groß. Diese Gebiete werden dem Fürsten-dem auferstandenen David-unterstehen. Er wird jedem Stamm sein Land zuteilen. Landwirtschaft Jeru- salem Landwirtschaft 32 km 16 km 32 km Die dritte Stelle, in der Hcsckiel Einzelheiten über den Berg des Hauses Gottes beschreibt, ist Kapitel 48,8-20: „ Und an der Grenze Judas, von der Ostseite bis zur Westseite soll das Hebopfer sein, welches ihr heben sollt: fünfundzwanzigtausend Ruten Breite, und die Länge wie eines der Stammteile von der Ostseite bis zur Westseite: und das Heiligtum soll in dessen Mitte sein. Das Hebopfer, welches ihr für Jehova heben sollt, soll fünfundzwanzigtausend Ruten in die Länge, und zehntausend in die Breite sein. Und diesen soll das heilige Hebopfer gehören, den Priestern: gegen Norden fünfundzwanzigtausend Ruten in die Länge, und gegen Westen zehntausend in die Breite, und gegen Osten zehntausend in die Breite, und gegen Süden fünfundzwanzigtausend in die Länge: und das Heiligtum Jehovas soll in dessen Mitte sein. Den Priestern - wer geheiligt ist von den Söhnen Za-doks-, die meiner Hut gewartet haben, welche, als die Kinder Israel ab irrten, nicht abgeirrt sind, wie die Leviten abgeirrt sind, ihnen soll ein Gehobenes von dem Hebopfer des Landes gehören, ein Hochheiliges an der Grenze der Leviten. Und die Leviten sollen, gleichlaufend dem Gebiete der Priester, fünfundzwanzigtausend Ruten in die Länge und zehntausend in die Breite erhalten; die ganze Länge soll fünfundzwanzigtausend und die Breite zehntausend sein. Und sie sollen nichts davon verkaufen noch vertauschen; und der Erstling des Landes soll nicht an andere übergehen, denn er ist Jehova heilig. Und die fünftausend Ruten, die in der Breite übrig sind, längs der fünfundzwanzigtausend, soll gemeines Land sein für die Stadt zur Wohnung und zum Freiplatz: und die Stadt soll in der Mitte desselben sein. Und dies sollen ihre Maße sein: die Nordseite viertausend fünfhundert Ruten, und die Südseite viertausend fünfhundert, und an der Ostseite viertausend fünfhundert, und die Westseite viertausend fünfhundert. Und der Freiplatz der Stadt soll sein: gegen Norden zweihundertundfünfzig Ruten, und gegen Süden zweihundertundfünfzig, und gegen Osten zweihundert-undfünfzig, und gegen Westen zweihundertundfünfzig. Und das Übrige in der Länge, gleichlaufend dem heiligen Hebopfer, zehntausend Ruten, gegen Osten und zehntausend gegen Westen (es ist gleichlaufend dem heiligen Hebopfer), dessen Ertrag soll den Arbeitern der Stadt zur Nahrung dienen. Und die Arbeiter der Stadt, die sollen es bebauen aus allen Stämmen Israels. Und das ganze Hebopfer soll fünfundzwanzigtausend Ruten bei fünfundzwanzigtausend sein. Den vierten Teil des heiligen Hebopfers sollt ihr heben zum Eigentum der Stadt." Nachdem Hesekiel die Fläche des hohen Berges mit 6400 km2 angegeben hat (Vers 8), beschreibt erden nördlichen Bezirk (Vers9-12). Dieser soll 80 x 32 km groß sein (Vers 9) und von Priestern bewohnt werden, denn im Zentrum des Bezirks soll der Tempel des Tausendjährigen Reiches stehen (Vers 10). Die Priester, die dieses Gebiet um den Tempel herum bewohnen sollen, sind Nachkommen Za-doks, weil dieser Zweig des Stammes Levi Gott treu blieb, während die übrigen von Gott abfielen (Vers 11-12). Der zentrale Bezirk (Vers 13-14) wird auch 80 x 32 km groß sein. Größe des Plateaus Er wird dem Rest des Stammes Levi Vorbehalten bleiben - jenen Leviten, die nicht zur Linie Zadoks gehören. Der südliche Bezirk soll 80 x 16 km messen (Vers 15-19); in seiner Mitte soll das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches errichtet werden. Die Stadt selbst wird 256 km2 groß sein (Vers 15-17). Die zwei übrigen Abschnitte des südlichen Bezirkes - östlich und westlich von Jerusalem - werden je 32 x 16 km messen und den Einwohnern Jerusalems zur landwirtschaftlichen Nutzung überlassen sein (Vers 18). Jerusalem selbst wird keinem bestimmten Stamm zugewiesen, sondern von Angehörigen aller zwölf Stämme Israels bewohnt werden (Vers 19). Dieser Berg mit einem Plateau von 6 400 km2 darauf wird also das „heilige Hebopfer“ sein und die Stadt Jerusalem und den Tempel tragen (Vers 20). Fügt man all diese Stellen zusammen, so könnte man den Berg des Hauses Jahwes wie folgt skizzieren: 80 km Tempel Wohngebiet (1,6km2) Söhne der Priester ■ Zadoks Leviten Landwirtschaft Jeru- salem Landwirtschaft 32 km 16 km 32 km DER TEMPEL - Hesekiel 40,5 - 43,27 In Kapitel 37,26-28 weissagt Hesekiel, das Heiligtum Gottes werde inmitten Israels stehen: „ Ich will auch einen Bund des Friedens mit ihnen schließen, ein ewiger Bund soll mit ihnen bestehen, und ich will sie seßhaft machen und mehren; ich will mein Heiligtum auf ewig in ihre Mitte stellen. Meine Wohnung wird bei ihnen sein, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und die Heiden werden erfahren, daß ich der Herr bin, welcher Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in Ewigkeit unter ihnen sein wird." Der Inhalt dieser Verse wird in Hesekiel 40,5 - 43,27 näher ausgeführt. Bei der Betrachtung und Erläuterung dieses langen Abschnitts müssen wir uns darauf beschränken, einen Überblick zu geben und einige bedeutende Kennzeichen hervorzuheben. Der Abschnitt besteht aus acht Teilen. Der erste Teil (40,5-27) betrifft den äußeren Vorhof. Hesekiel gibt die Maße der Außenwand an (Vers 5) und beschreibt den äußeren Vorhof (Vers 6-27) mit dem Osttor (Vers 6-16), den dreißig Gemächern, dem Steinpflaster (Vers 17-19), dem Nordtor (Vers 20-23) und dem Südtor (Vers 24-27). Der zweite Teil schildert den inneren Vorhof (40,28-47). Zuerst geht es um dessen Tore, das südliche (Vers 28-31), das östliche (Vers 32-34) und das nördliche Tor (Vers 35-37). Dann beschreibt der Prophet die Tische für die Zubereitung der Opfertiere (Vers 38-43), die Gemächer für die diensthabenden Priester (Vers 44-46) und den Altar (Vers 47). Der dritte Teil beschreibt den Tempel des Tausendjährigen Reiches selbst (40.48 - 41,26). Dargestellt werden die Vorhalle (Vers 48-49), die Pfeiler und der innere Tempelraum (Vers 1-2), das Allerheiligste (Vers 3-4), die Tempelwand und die Seitengemächer (Vers 5-11), der abgegrenzte Hof (Vers 12-15) und die Ausstattung des Tempels innen und außen (Vers 16-26). Aus all den Maßangaben wird deutlich, daß dieser Tempel größer als alle vorherigen Tempel sein wird, denn er wird eine Fläche von etwa 1,6 km2 umfassen. Der heutige Tempelplatz ist gar nicht groß genug, um den von Hesekiel beschriebenen Tempel fassen zu können; darum müs- Hes. 37,26-28 äußerer Vorhof innerer Vorhof Gemächer Mauer Altar Satzung sen dessen Bau einige größere geographische Veränderungen vorausgehen. Der vierte Teil beschreibt die Gemächer des äußeren Vorhofs (42,1-14), der fünfte die äußere Mauer (45,15-20). Im sechsten Teil prophezeit Hesekiel die Rückkehr der Schechi-nah (43,1-9). So, wie die Schechinah (der Lichtglanz Gottes) zum salomonischen Tempei kam und ihn damit als Gottes Wohnung bestätigte, wird sie auch diesen Tempel feierlich bestätigen; sie wird aus derselben Richtung zurückkehren, in der sie den Tempel einst verließ (Vers 1-5). Mit der Rückkehr der Schechinah läßt Gott zugleich eine Botschaft ausrichten: Er verheißt, die Schechinah werde nie mehr von Israel weichen, sondern für immer inmitten dieses Volkes wohnen (Vers 6-9). (Weitere Einzelheiten hierzu siehe Anhang). Der siebte Teil (43,10-12) ist ein Befehl an den Propheten, Israel auf seine Sündhaftigkeit hinzuweisen. Gerade im Licht des zukünftigen heiligen Hebopfers müßte sich das gegenwärtige Israel seiner Sünde schämen. Im achten Teil geht es um den Altar (43,13-27) - um die Abmessungen (Vers 13-17) und die Satzung (Vers 18-27). Dieser gewaltige Tempel soll im Tausendjährigen Reich Juden und Heiden als Zentrum der Anbetung Gottes dienen. PRIESTERSCHAFT UND OPFER - Hesekiel 44,1 - 46,24 Diese drei Kapitel des Hesekielbuches haben mit den verschiedenen Gesetzen zu tun, die Priesterschaft und Opfer regeln. Zwar bestehen gewisse Ähnlichkeiten mit den entsprechenden Vorschriften des mosaischen Gesetzes, aber es gibt auch einige deutliche Unterschiede. Aus diesem Grund dürfen wir die Regeln für Priesterschaft und Opfer im Tausendjährigen Reich nicht als Wiedereinführung des mosaischen Gesetzes betrachten, das ja mit dem Tod Christi für immer ein Ende fand. Im messianischen Zeitalter wird ein vollständig neues System von Gesetzen eingeführt werden, das nichts mit einem vorher bestehenden Gesetzeswerk zu tun haben wird. Die Bibelstelle zu diesem Thema läßt sich in sieben größere Abschnitte gliedern. Der erste Abschnitt (Hesekiel 44,1-3) betrifft das Gesetz des äußeren östlichen Tores: Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches soll das äußere östliche Tor geschlossen und dann nicht mehr geöffnet werden, weil die Schechinah durch dieses Tor in den Tempel zurückgekehrt ist, um Israel nie mehr zu verlassen (Vers 1-2; vgl. Hesekiel 43,1-9). Die Schließung dieses Tores soll also daran erinnern, daß Gottes Lichtglanz nicht mehr von Israel weichen wird. Dann beschreibt Hesekiel den Fürsten und seine Aufgaben im Zusammenhang mit dem Tor (Vers 3). Wie wir schon gezeigt haben, wird der auferstandene David der Fürst sein. Er wird vor dem Tor essen (Vers 3a) und nur durch die Vorhalle eintreten (Vers 3b). Es sollte deutlich gesagt werden, daß diese Schriftstelle nichts mit dem heutigen Osttor Jerusalems zu tun hat, das uns unter dem Namen „Goldenes Tor“ bekannt ist. Aus dem Textzusammenhang wird klar, daß diese Bibelstelle nicht vom heutigen Jerusalem, sondern vom Tempeltor im messianischen Reich handelt. Der zweite Abschnitt (Hesekiel 44,4-8) enthält eine weitere Botschaft über die Schechinah, die Herrlichkeit des Herrn, und bringt wiederum die Sünden Israels zur Sprache. Der dritte Abschnitt (Hesekiel 44,9-14) beschreibt die Pflichten der Leviten bei ihrem Dienst im Äußeren des Tempels. Der vierte Abschnitt (Hesekiel 44,15-31) betrifft die Pflichten der Söhne Zadoks, die für den Opferdienst im Tempel zuständig sind. (Anmerkung: Nach Jesaja 66,21 wird es dann auch Priester aus den Heiden geben; siehe nächstes Kapitel.) Der fünfte Abschnitt handelt von der heiligen Abgabe (Elb. Übers.: „heiliges Hebopfer“) oder dem Berg des Hauses Jahwes, über den wir in diesem Kapitel schon gesprochen haben (Hesekiel 45,1-8). Der sechste Abschnitt (Hesekiel 45,9 - 46,18) enthält die Pflichten des Fürsten David. Dreierlei müssen wir in diesem Zusammenhang beachten: erstens zeichnet sich das Gesetz über Maße und Gewichte (46,9-12) im Gegensatz zu Vorschriften der früheren Geschichte Israels dadurch aus, daß es genaue und gerechte Gewichtseinheiten fordert. Zweitens wird zu den Pflichten des Fürsten auch die Einhaltung der Opferbestimmung gehören (45,13 - 46,15). Nachdem Hesekiel einige allgemeine Vorschriften aufgezählt hat östliches Tor Leviten Söhne Zadoks Pflichten des Fürsten Opfertiere Bundeslade der. 3,16 Unterschiede zum mosaischen Gesetz (Vers 45,13-17), beschreibt er das Gesetz für die Neujahrsopfer (Vers 18-20), die Passahopfer (Vers 21-24), die Opfer für das Laubhüttenfest (Vers 25) und die Sabbatopfer (Vers 46,1-5). Letztere sollen am inneren Osttor dargebracht werden. Es wird jeweils sechs Tage geschlossen bleiben und am Sabbat geöffnet werden, und zwar während des ganzen Tausendjährigen Reiches. Darauf werden die Neumondopfer (Vers 6-8), die besonderen Festopfer (Vers 9-12) und die täglichen Opfer (Vers 13-15) beschrieben. Drittens wird der Fürst wegen seiner besonderen Stellung über einige Sonderrechte verfügen (46,16-18). Der siebte Abschnitt (Hesekiel 46,19-24) behandelt die Vorschriften für das Kochen der Opfertiere. Einer der Gegenstände, die im salomonischen Tempel vorhanden waren und im Tempel des Tausendjährigen Reiches fehlen werden, ist nach Jeremia 3,16 die Bundeslade: „ Und es wird geschehen, wenn ihr euch dann mehrt und fruchtbar werdet im Lande, in jenen Tagen - spricht der Herr-so wird man nicht mehr sagen: .Die Bundeslade des Herrn1; und sie wird niemandem mehr in den Sinn kommen, man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; es wird auch keine mehr gemacht werden. “ Gott selbst wird in der Person des Messias in Jerusalem wohnen und von dort aus regieren. Deshalb wird eine Bundeslade nicht mehr notwendig sein. Die Bundeslade enthielt ja die steinernen Tafeln mit dem Gesetz Moses. Es hat zu dieser Zeit seine Gültigkeit verloren - ein weiterer Grund für das Fehlen der Bundeslade. Wir fassen zusammen: Die Opfergesetze des Tausendjährigen Reiches weisen mit denjenigen im mosaischen Gesetz in einigen Zügen Ähnlichkeit auf, enthalten aber auch völlig neue Vorschriften. Aus eben diesem Grund dürfen die Opfergesetze für das Tausendjährige Reich nicht als Wiedereinführung der Opferordnung Moses gesehen werden - sie sind es nicht und weiden auch zu einem ganz anderen Zweck eingesetzt. Ein verbreitetes Argument gegen die wörtliche Deutung dieser Schriftstellen ist die Frage, warum eine solche Opferordnung überhaupt noch nötig sein soll, weil der Messias ja als Opferlamm gestorben ist. Wenn der Tod Christi das letzte und endgültige Opfer für die Sünde war, wie sollen da Tieropfer noch eine Vergebung und Til- gung von Sünden bewirken? Also - sagen manche - dürfen diese Ausführungen bei Hesekiel nicht wörtlich verstanden werden. Wäre der Einwand richtig, so würde Hesekiel in diesen Kapiteln nur bedeutungslose Einzelheiten beschreiben. Noch dazu wird deren angebliche symbolische Bedeutung an keiner Stelle gedeutet. Wer sie also nicht wörtlich auslegen will, muß diese Aussagen notwendigerweise mit Hilfe eigener Meinungen und Vermutungen deuten und wird einen Sinn bestenfalls erraten können. Die wörtliche Auslegung jedoch ist der sicherste Weg zu einem Verständnis dieser Bibelstellen. Aber worin mag der Zweck dieser Opfer liegen, wenn man sie vom Kreuzestod Christi her betrachten muß? Wir sollten uns zunächst daran erinnern, daß auch die Opfer nach dem mosaischen Gesetz keine Sünden hinwegnehmen, sondern sie nur bedecken konnten (Hebräer 10,4). Diese Opfer sollten den Menschen nur dinghaft vor Augen stellen, was der Messias einmal tun würde (Jesaja 53,10-12). Jesus gebot der Gemeinde, das Mahl des Herrn als sichtbare Erinnerung an sein am Kreuz vollbrachtes Werk zu feiern. Und Gott möchte auch dem Israel des messianischen Reiches ein deutliches Bild dessen vor Augen stellen, was Christus am Kreuz getan hat. Für Israel wird dies freilich mit Hilfe eines Systems von Opfern anstelle des Mahles mit Brot und Wein geschehen. Also dienen die Opfer im Tausendjährigen Reich demselben Zweck wie das Abendmahl: die Menschen an das „... zu meinem Gedächtnis“ zu erinnern. DER FLUSS - Hesekiel 47,1-12 Es gibt insgesamt drei Bibelstellen über den Fluß im messianischen Reich. Hesekiel 47,1-12 beschreibt den Fluß, wie er im Tempelbezirk entspringt und schließlich nach Süden in das Tote Meer fließt. Dieser ganze Abschnitt wird in Joel 4,18 zusammengefaßt: „ Und zu jener Zeit wird es geschehen, daß die Berge von Most triefen Joel 4,18 und die Hügel von Milch fließen werden; alle Bäche Judas werden voll Wassersein, und aus dem Hause des Herrn wird eine Quelle hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern. “ Joel zufolge wird der Fluß im Tempelbezirk entspringen. Der Quellort wird in Hesekiel 47,1-2 näher beschrieben: Hes. 47,1-2 „ Und er führte mich zur Tür des Hauses zurück, und siehe, da floß unter der Schwelle des Hauses Wasser heraus, nach Osten hin; denn die Vorderseite des Hauses lag gegen Osten. Und das Wasser floß hinab, unterhalb der südlichen Seite des Hauses, südlich vom Altar. Und er führte mich durch das nördliche Tor hinaus und brachte mich auf dem Weg außen herum zum äußeren Tor, das nach Osten gerichtet ist; und siehe, da floß von der Südseite das Wasser heraus! “ Der Fluß wird an der Vorderseite des Tempels - genauer: unter der Türschwelle und rechts vom Altar, der vor dem Tempel stehen wird - entspringen. Er wird sich zunächst nach Osten wenden, bis er am östlichen Tor vorbeigeflossen ist, und dann nach Süden in Richtung Totes Meer fließen. Auf dem Weg dorthin wird der Fluß auch Jerusalem durchqueren, wie es in Sacharja 14,8 beschrieben wird: Sach. 14,B „An jenem Tage werden lebendige Wasser von Jerusalem ausfließen, die eine Hälfte in das östliche, die andere in das westliche Meer; Sommer und Winter wird es so bleiben." Aus dieser Stelle geht deutlich hervor, daß der Fluß von der Quelle aus nach Süden - eben in die Stadt Jerusalem - fließt und sich dort in zwei Arme aufteilt. Der westliche Flußarm wird das Gebirge hinab ins Mittelmeer strömen, der östliche dagegen ins Tote Meer. Aufgrund dieser Verzweigung werden die landwirtschaftlichen Gebiete auf beiden Seiten Jerusalems ausreichend mit Wasser versorgt sein. Wegen des Zuflusses durch den östlichen Flußarm wird sich der Charakter des Toten Meeres verändern. Es wird vor Leben nur so wimmeln, wie Hesekiel in 47,8-10 prophezeit: Hes. 47.S-10 „ Und er sprach zu mir: Dieses Wasser fließt hinaus zum östlichen Kreis und ergießt sich über die (Jordan-)Ebene und mündet ins (Tote) Meer, und wenn es ins Meer geflossen ist, dann wird das Meerwasser gesund. Undalle lebendigen Wesen, alles, was sich da tummelt, wohin diese fließenden Wasser kommen, das wird leben. Es werden auch sehr viele Fische sein, weil dieses Wasser dorthin kommt, und es wird alles gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt. Und es werden Fischer von En-Gedi bis En-Eglaim an ihm stehen und ihre Fischernetze darin ausspannen. Seiner Fische werden sehr viele sein, gleich den Fischen im großen Meer, nach ihrer Art. “ Fügen wir diese Angaben unserer letzten Skizze hinzu, ergibt sich folgendes Bild: 80 km 32 km 16 km 32 km DIE GRENZEN ISRAELS - Hesekiel 47,13 -48,29 Nordgrenze Ostgrenze Südgrenze Aufteilung des Landes Zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte werden die Juden das gesamte Gelobte Land besitzen und besiedeln. Es wird zwar wieder in zwölf Stammesgebiete aufgeteilt sein, aber die Aufteilung wird sich von derjenigen, die im Buch Josua beschrieben ist, unterscheiden. Wir können Hesekiel 47,13 - 48,29 in fünf Abschnitte über Israel im messianischen Reich aufteilen. Im ersten Abschnitt (47,13-14) bekräftigt Gott, die Aufteilung des gesamten Gelobten Landes bedeute die endgültige Erfüllung seiner Bundesverheißungen. Der zweite Abschnitt (Hesekiel 47,15-20) handelt von den Grenzen des Landes im Tausendjährigen Reich. Die Nordgrenze wird sich vom Mittelmeer - unter Einschluß eines großen Gebietes des heutigen Libanon und des heutigen Syrien - zum Euphrat erstrecken (Vers 15-17). Die Ostgrenze wird sich in südlicher Richtung vom Euphrat aus unter Einschluß der Golanhöhen und Teilen Syriens bis fast nach Damaskus und dann südwärts zum Jordan hinziehen, dort, wo er den See Genezareth verläßt. Von da wird die Grenze den Jordan entlang nach Süden bis zum Südzipfel des Toten Meeres verlaufen (Vers 18). Die Südgrenze setzt am Südende des Toten Meeres an und verläuft unter Einschluß des Negev und von Teilen der Sinaihalbinsel auf den „Bach Ägyptens“ (den heutigen Wadi-el-Arisch) zu, und zwar bis zu dessen Mündung ins Mittelmeer (Vers 19). Das Mittelmeer selbst bildet die westliche Grenze (Vers 20). Der dritte Abschnitt beschreibt den nördlichen Teil des Landes. Er wird unter sieben der zwölf Stämme aufgeteilt (Hesekiel 48,1-7), und zwar von Norden nach Süden in nachstehender Reihenfolge: Dan (Vers 1), Asser (Vers 2), Naphthali (Vers 3). Manasse (Vers4), Ephraim (Vers 5), Rüben (Vers 6) und Juda (Vers 7). Im vierten Abschnitt geht es um die schon erwähnte „heilige Abgabe“ (Hesekiel 48,8-22). Diesmal bezeichnet Hesekiel jedoch die genaue Lage dieses Berges des Hauses Jahwes. Er wird an der Südgrenze des Gebietes von Juda liegen und die Trennungslinie zwischen den sieben nördlichen und fünf südlichen Stämmen bilden. Sodann gibt der fünfte Abschnitt (Hesekiel 48,23-27) die Aufteilung des Landes auf die fünf restlichen Stämme an. Sie werden - wieder in Nord-Süd-Richtung - in dieser Reihenfolge das Land besie- dein: Benjamin (Vers 23), Simeon (Vers 24), Issaschar (Vers 25), Sebulon (Vers 26) und Gad (Vers 27) bis zur südlichen Grenze (Vers 28-29). Wir können also das geographische Israel des Tausendjährigen Reiches mit der „heiligen Abgabe“ wie folgt grob skizzieren: DAN ASSER NAPHTALI MANASSE EPHRAIM RÜBEN JUDA 80 km BENJAMIN SIMEON ISSASCHAR SEBULON GAD Stadttore Umfang Ps. 48,2-4 JERUSALEM - Hesekiel 48,30-35 Hesekiel beschließt sein Buch mit einer kurzen Schilderung der Stadt Jerusalem im Tausendjährigen Reich und fügt einige Einzelheiten hinzu, die nirgends sonst in prophetischen Bibelstellen zu finden sind. Er beschreibt die vier Seiten der Stadt mit ihren Toren und deren Namen. Die Stadttore sollen nach den zwölf Söhnen Jakobs benannt werden. Die Nordseite (Vers 30-31) wird 16 Kilometer lang sein (Vers 30), ihre drei Stadttore sollen nach Rüben, Juda und Levi benannt werden (Vers 31). Auch die östliche Seite (Vers 32) soll 16 Kilometer lang sein (Vers 32a); ihre Tore werden die Namen von Joseph, Benjamin und Dan tragen (Vers 32b). Die Südseite wird ebenfalls eine Länge von 16 Kilometern haben (Vers 33a) und Tore mit den Namen von Simeon, Issaschar und Sebulon aufweisen (Vers 33b). Schließlich wird auch die Westseite (Vers 34) 16 Kilometer lang sein (Vers 34a); die Tore sollen die Namen von Gad, Asser und Naphthali tragen (Vers 34b). (Wir haben jeweils den in 48,17 genannten Freiplatz hinzugerechnet.) Der Umfang der Stadt wird also 64 Kilometer betragen (Vers 35a), ihr Name wird von Jerusalem in „Jahwe schammah“ („Der Herr ist hier“) umbenannt werden (Vers 35b). Weil Christus von hier aus regieren wird, entspricht sowohl ihr alter („Stadt des Friedens“) als auch ihr neuer Name ihrem Charakter. Das gilt auch für einen weiteren Namen: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit“ (Jeremia 33,16). Während Hesekiel das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches nur grob umreißt, finden wir an anderen Stellen der Schrift weitere bedeutende Kennzeichen dieser Stadt. Besonders in den Psalmen wird das Jerusalem des Friedensreiches freudig beschrieben. Eine solche Stelle ist Psalm 48. Die Verse 2-4 schildern die Stadt als Wohnsitz des Gottes Israels: „ Groß ist der Herr und hoch gelobt in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge. Schön erhebt sich der Berg Zion, die Freude des ganzen Landes; auf der Seite gegen Mitternacht ist die Stadt des großen Königs. Gott ist in ihren Palästen bekannt als eine feste Burg. “ In Vers 9 heißt es, Gott werde die Stadt ewig erhalten: „ Wie wir's gehört, so haben wir's gesehen in der Stadt des Herrn der Ps. 48,9 Heerscharen, in der Stadt unsres Gottes. Gott wird sie erhalten bis in Ewigkeit." Weil Gott dort wohnen und von dort aus Gericht halten wird, soll sich Jerusalem freuen, ln Vers 12 lesen wir: „ Der Berg Zion freut sich, die Töchter Judas frohlocken um deiner Ge- Ps. 48,12 richte willen." Schließlich werden die Bewohner Jerusalems ermutigt, sich die Schönheit dieser Stadt anzuschauen. In Vers 13-14 steht: „Geht rings um Zion, umwandelt sie, zählt ihre Türme! Beachtet ihre Ps. 48,13-14 Bollwerke, durchgehet ihre Paläste, auf daß ihres den Nachkommen erzählet. “ Weil Gott selbst die Stadt gründen und ihr Bestand geben wird, soll sie Stadt Gottes genannt werden, wie es in Psalm 87,1-7 heißt: „ Er hat sie fest gegründet auf heiligen Bergen; der Herr liebt die Tore Ps. 87,1-7 Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs. Herrliche Dinge sind von dir zu melden, du Stadt Gottes. - Ich nenne Rahab und Babel denen, die mich kennen; siehe, Philistäa und Tyrus und das Mohrenland:, Dieser ist dort geboren!' Aber von Zion wird man sagen:, Mann für Mann ist in ihr geboren, und der Höchste selbst wird sie befestigen!' Der Herr wird zählen, wenn er die Völker verzeichnet: , Dieser ist dort geboren. ‘ - Und man singt und spielt: Alle meine Quellen sind in dir!" Im Jerusalem des Tausendjährigen Reiches wird Frieden herrschen, weil dort der Davidsthron wieder errichtet sein wird. Von diesem Frieden ist in Psalm 122,1-9 die Rede: „... Ich freue mich an denen, die zu mir sagen: Lasset uns zum Hause Ps. 122,1 -9 des Herrn gehen! Unsre Füße stehen in deinen Toren, Jerusalem! Jerusalem, du bist gebaut als eine Stadt, die fest in sich geschlossen ist, wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des Herrn - ein Zeugnis für Israel -, zu preisen den Namen des Herrn! Denn dort sind Stühle gesetzt zum Gericht, die Stühle des Hauses David. Bittet für den Frieden Jerusalems! Es gehe wohl denen, die dich lieben! Friede sei in deinen Mauern Ps. 14/,2-3 Ps. 14/12-14 Ps. 14/ 15 Ps. 147,19-20 Jes. 1,26-27 und Glück in deinen Palästen! Um meiner Brüder und Freunde willen sage ich: Friede sei in dir! Um des Hauses des Herrn, unsres Gottes, willen will ich dein Bestes suchen!" Der Wiederaufbau Jerusalems zur Zeit der Sammlung Israels ist das Thema von Psalm 147,2-3: „ Der Herr baut Jerusalem, die Verjagten Israels wird er sammeln. Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und lindert ihre Schmerzen." Da Gott selbst diese Stadt wieder aufbaut, wird sie durch Stärke und Frieden gekennzeichnet sein. So heißt es in Psalm 147,12-14: „ Preise, Jerusalem, den Herrn; lobe, Zion, deinen Gott! Denn er hat die Riegel deiner Tore befestigt, deine Kinder gesegnet in deiner Mitte; er gibt deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen. “ Nach Psalm 147,15 werden Gottes Gebote von dieser Stadt ausgehen: „ Er sendet seine Rede auf Erden; gar schnell läuft sein Wort." Auch in Vers 19-20 geht es um die Verkündigung der Gebote Gottes: „Er läßt Jakob sein Wort verkündigen, Israel seine Satzungen und Rechte. So hat er keinem Volk getan, noch läßt er sie wissen seine Rechte. Hallelujah!" Auch andere Propheten Israels nannten Merkmale des Jerusalems im Tausendjährigen Reich. Jesaja beschreibt die Stadt in 1,26-27 als einen Ort der Heiligkeit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit: „ Und ich werde deine Richter wieder machen, wie sie ursprünglich waren, und deine Ratsherren wie am Anfang; darnach wirst du genannt werden die gerechte Stadt, die fromme Stadt. Zion wird durch Recht erlöst werden und ihre Wiederkehrenden durch Gerechtigkeit. “ In Jesaja 4,3-6 finden wir folgende Schilderung: „Und es wird geschehen: jeder Übriggebliebene in Zion und jeder Übriggelassene in Jerusalem wird ,heilig' heißen, jeder, der unter die Lebendigen eingeschrieben ist in Jerusalem. Ja, wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions abgewaschen und die Blutschulden Jerusalems aus seiner Mitte hinweggetan hat durch den Geist des Gerichts und den Geist der Vertilgung, dann wird der Herr über der ganzen Wohnung des Berges Zion und über ihren Versammlungen bei Tag eine Wolke und Rauch schaffen und den Glanz einer Feuerflamme bei Nacht: denn über der ganzen Herrlichkeit wird eine Decke sein und eine Hütte zum Schatten tagsüber vor der Hitze und zur Zuflucht und zum Schirm vor Ungewitter und Regen. “ Das neugegründete Jerusalem soll durch Heiligkeit gekennzeichnet sein (Vers 3), denn alle früheren Sünden Jerusalems sollen durch Gottes Gerechtigkeit und sein reinigendes Feuer ausgetilgt werden (Vers 4). Darum wird auch über dem ganzen Berg Zion der Lichtglanz Gottes (die Schechinah, siehe Anhang) liegen (Vers 5-6). Nach Jesaja 14,32 wird Jerusalem eine Zufluchtsstätte für das bedrängte Volk werden: „ Was wird man den Boten der Heiden antworten ? Daß der Herr Zion gegründet hat: und daselbst werden die Elenden seines Volkes Zuflucht finden. “ Jesaja 33,20-24 entnehmen wir folgende Beschreibung der Stadt: „Schaue Zion an, die Stadt unsrer Zusammenkunft! Deine Augen werden Jerusalem sehen als eine sichere Wohnung, als ein Zelt, das nicht mehr wandert, dessen Pfähle nimmermehr ausgezogen werden und von dessen Seilen keines je losgerissen wird. Denn dort wird der Herr in seiner Herrlichkeit bei uns sein, statt der Flüsse, derbreiten Ströme: gegen ihn wird kein Kriegsschiff kommen und kein mächtiges Ruderboot sich herüberwagen. Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Gesetzgeber, der Herr ist unser König: er wird uns retten! - Deine Seile sind locker geworden, daß sie weder ihren Mastbaum festhalten noch die Flagge ausbreiten können! - Alsdann wird Raub in Menge ausgeteilt werden, so daß auch die Lahmen Beute machen. Und kein Einwohner wird sagen:, Ich bin schwach!' Dem Volk, das darin wohnt, ist die Sünde vergeben. “ Jes. 4,3-6 Jes. 14,32 Jes. 33,20-24 Ruhe und Sicherheit werden in Jerusalem herrschen (Vers 20), denn Jahwe selbst wird in der Person des Messias dort wohnen (Vers 21a). Auf den vielen Strömen und Wassern der Stadt werden keine Kriegsschiffe mehr fahren (Vers 21b). Der Messias wird Richter, Gesetzgeber, König und Retter sein (Vers 22) und die Sünden Israels vergeben (Vers 23-24). Die Heiligkeit und Freiheit der Stadt betont Jesaja 52,1-2: Jes. 52,1 -2 „ Wache auf, wache auf! Zion, ziehe deine Stärke an! Lege deine Ehren- kleider an, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn hinfort wird kein Unbeschnittener noch Unreiner mehr in dich hineinkommen. Schüttle den Staub von dir ab, stehe auf und setze dich, Jerusalem! Mache dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion! “ Zu jener Zeit wird Jerusalem eine heilige Stadt sein; nichts Unheiliges wird je in sie hineinkommen (Vers 1). Die Stadt wird frei sein, weil die Zeiten der Heiden vergangen sind und sie nie wieder in Knechtschaft geraten wird (Vers 2). In Jesaja 52,7-10 wird Jerusalem eine gute Nachricht verkündet: Jes. 52,7-10 „ Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der Frie- den verkündigt, der gute Botschaft bringt, der das Heil predigt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König! Da ist die Stimme deiner Wächter! Sie werden ihre Stimme erheben und miteinander jauchzen; denn Auge in Auge werden sie es sehen, wenn der Herr wieder nach Zion kommt. Ihr Trümmer Jerusalems, freuet euch und frohlocket miteinander! Denn der Herr hat sein Volk getröstet, Jerusalem erlöst! Der Herr hat seinen heiligen Arm vor den Augen aller Heiden entblößt; und alle Enden der Erde werden das Heil unsres Gottes sehen!" Die gute Nachricht für Jerusalem besteht darin, daß der Messias in Zion regieren wird (Vers 7) und die Juden wieder nach Jerusalem zurückgebracht werden sollen (Vers 8). Jerusalem wird wieder aufgebaut werden. Gott wird die Stadt erlösen (Vers 9), und sein Heil wird in ihr offenbar werden (Vers 10). Nach Jesaja 60,10-14 wird sich das Interesse aller Heiden auf Jerusalem richten: Jes. 60,10-14 „ Fremdlinge werden deine Mauern bauen und ihre Könige dich bedie- nen; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, und in meiner Gnade erbarme ich mich über dich. Deine Tore sollen stets offen stehen und Tag und Nacht nicht geschlossen werden, damit der Reichtum der Heiden herzugebracht und ihre Könige herbeigeführt werden können. Denn das Volk und das Königreich, welches dir nicht dienen will, wird umkommen, und die Heiden sollen gänzlich vertilgt werden. Die Herrlichkeit des Libanon wird zu dir kommen, Zypressen, Platanen und Buchsbäume zumal, um den Ort meines Heiligtums zu zieren; denn den Schemel meiner Füße will ich herrlich machen. Es werden auch tief gebückt die Söhne deiner Unterdrücker zu dir kommen, und alle, die dich geschmäht haben, werden sich zu deinen Fußsohlen niederwerfen und dich .Stadt des Herrn' nennen, ,Zion des Heiligen Israels“.“ Die Israel dienenden Heiden wirken auch am Aufbau Jerusalems mit (Vers 10). Die zwölf nach den Söhnen Jakobs benannten Tore stehen offen und werden nicht geschlossen, solange das Reich besteht (Vers 11a); die Heiden müssen nämlich ihre Abgaben durch diese Tore bringen und werden sofort bestraft, falls sie es versäumen. Heidnische Nationen, die Jerusalem in der Vergangenheit bedrängten und bekämpften, unterwerfen sich willig der Autorität dieser Stadt (Vers 13-14). Eine ziemlich genaue Beschreibung finden wir auch in Jesaja 62, 1-12: „ Um Zions willen schweige ich nicht, und um Jerusalems willen lasse ich Jes. 62,1-12 nicht ab, bis ihre Gerechtigkeit hervorbricht wie Sonnenglanz und ihr Heil entbrennt wie eine Fackel; bis die Heiden deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit und du mit einem neuen Namen genannt wirst, welchen des Herrn Mund bestimmen wird; bis du eine Ehrenkrone in der Hand des Herrn und ein königlicher Kopfbund in der Hand deines Gottes sein wirst; bis du nicht mehr, Verlassene' heißest und dein Land nicht mehr .Wüste' genannt wird, sondern man dich ,Meine Lust an ihr' und dein Land , Vermählte' nennen wird; denn der Herr hat Lust zu dir und dein Land wird wieder vermählt sein. Denn wie ein Jüngling sich mit einer Jungfrau vermählt, so werden sich deine Kinder dir vermählen; und wie sich ein Bräutigam seiner Braut freut, so wird sich dein Gott über dich freuen. O Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nimmer stille schweigen sollen! Die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe! Und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem herstellt und bis er es zu einem Ruhm auf Erden setzt! Der Herr hat bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm geschworen: Ich will dein Korn in Zukunft nicht mehr deinen Feinden zur Speise geben, und die Fremdlinge sollen nicht mehr deinen Most trinken, den du erarbeitet hast; sondern die es einernten, die sollen es essen und den Herrn preisen; und die ihn einbringen, die sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. Gehet hin, gehet hin durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg, machet Bahn, machet Bahnt Räumet die Steine weg! Hebt das Panier hoch empor über die Völker! Siehe, der Herr läßt verkündigen bis ans Ende der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung vor ihm! Und man wird sie nennen , das heilige Volk, Erlöste des Herrn'; und dich wird man nennen, die auf-gesuchte und nicht verlassene Stadt'." Das Jerusalem jener Zeit ist durch Pracht und Gerechtigkeit gekennzeichnet (Vers 1). Alle Völker erkennen diese Gerechtigkeit (Vers 2a). Jerusalem erhält auch den neuen Namen (Vers 2b), den Hesekiel in 48,35 erwähnt: „Jahwe schammah“. Jerusalem zeichnet sich außerdem durch Schönheit aus (Vers 3). Gott wird die Stadt nie mehr verlassen oder verwüsten (Vers 4a), denn sie ist ja seine Freude und Wonne (Vers 4b-5). Damit Gottes Verheißungen auch bestimmt eines Tages erfüllt werden, sind göttliche Boten auf die Mauern Jerusalems gestellt worden. Sie sollen Gott daran erinnern, daß er versprochen hat, Jerusalem zur Freude und zum Lobpreis der ganzen Welt zu machen (Vers 6-7). Die Einwohner der Stadt erhalten die Zusage, sie dürften sich der Frucht ihrer Arbeit erfreuen, denn was sie sich erarbeitet haben, soll ihnen kein Feind mehr nehmen können (Vers 8-9). Gott erklärt feierlich, er werde Jerusalem Heil und Erlösung schenken, weil er sich an seine Zusagen gebunden hat (Vers 10-12). Jubel und Freude als herausragende Merkmale des zukünftigen Jerusalem können wir auch Jesaja 65,18-19 entnehmen: Jes. 65,18-19 ... sondern ihr sollt euch freuen und frohlocken bis in Ewigkeit über dem, was ich erschaffe; denn siehe, ich verwandle Jerusalem in lauter Jubel und ihr Volk in Freude. Und ich selbst werde über Jerusalem frohlocken und mich über mein Volk freuen, und es soll fortan kein Klagelaut und kein Wehgeschrei mehr darin vernommen werden." Frieden, Trost und Freude begleiten die Stadt nach Jesaja 66,10-14: „ Freuet euch mit Jerusalem und frohlocket über sie, ihr alle, die ihr sie liebet; teilet nun auch ihre Freude mit ihr, ihr alle, die ihr euch um sie betrübt habt, indem ihr euch satt trinket an ihrer tröstenden Brust, indem ihr euch in vollen Zügen erlabet an der Fülle ihrer Herrlichkeit! Denn also spricht der Herr: Siehe, ich will den Frieden zu ihr hinleiten wie einen Strom und die Herrlichkeit der Heiden wie einen überfließenden Bach; und ihr sollt gestillt werden. Man wird euch auf den Armen tragen und auf den Knien liebkosen. Wie nur eine Mutter trösten kann, so will ich euch trösten; ja, ihr sollt in Jerusalem getröstet werden! Und wenn ihr solches sehet, wird euer Herz sich freuen, und eure Gebeine werden sprossen wie grünes Gras. Also wird die Hand des Herrn erkannt werden an seinen Knechten, sein Zorn aber an seinen Feinden. “ Neben Jesaja sprechen auch andere Propheten vom Jerusalem des Tausendjährigen Reiches. In Jeremia 3,17 erfahren wir, der wiedererrichtete Thron Davids in Jerusalem werde die Aufmerksamkeit der Heiden auf sich lenken: „ Zu jener Zeit wird man Jerusalem , Thron des Herrn' nennen, und es werden sich alle Heiden dorthin versammeln, zum Namen des Herrn, nach Jerusalem, und sie werden hinfort nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens folgen. “ Auch die Juden werden Sehnsucht nach dieser Stadt haben. Jeremia 31,6 lautet: „ Denn es kommt ein Tag, da die Wächter auf dem Gebirge Ephraim rufen werden: Auf, laßt uns nach Zion gehen, zu dem Herrn, unserem Gott!" Die Ausmaße Jerusalems und die Heiligkeit und Unzerstörbarkeit der Stadt sind das Thema von Jeremia 31,38-40: „ Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da diese Stadt dem Herrn gebaut werden soll, vom Turm Hananeel bis zum Ecktor; und weiter soll die Meßschnur geradeaus gehen bis zum Hügel Gareb und sich von da nach Goa wenden; und das ganze Tal, wo man das Aas und die Asche hinwirft, samt dem ganzen Schindanger bis zum Bach Kidron, bis zur Jes. 66,10-14 Jen 3,17 Jen 31,6 Jen 31,38-40 Jen 33,9-11 Joel 4,17 Ecke des Roßtors im Osten, soll dem Herrn heilig sein; es soll ewiglich nicht mehr zerstört noch niedergerissen werden." Frieden und Freude werden nach Jerusalem zurückkehren, wie es Jeremia 33,9-11 schildert: „ Und sie sollen mir zum Ruhm, zur Freude, zum Lob und zur Ehre dienen bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten vernehmen werden, das ich ihnen tue, und sie werden erschrecken und erzittern ob all dem Guten und ob all dem Frieden, den ich ihnen schenken will. So spricht der Herr: An diesem Orte, von dem ihr sagt, daß er verlassen sei von Menschen und Vieh, nämlich in den Städten Judas und in den Gassen Jerusalems, die verödet sind, weil kein Mensch mehr darin wohnt und kein Vieh, da soll man wiederum Jubel- und Freudengeschrei vernehmen, die Stimme des Bräutigams und der Braut, die Stimme derer, welche sagen:,Danket dem Herrn der Heerscharen; denn gütig ist der Herr, und ewig währt seine Gnade!' und derer, die Dankopfer bringen ins Haus des Herrn: denn ich will die Gefangenschaft des Landes wenden, daß es wieder sei wie im Anfang, spricht der Herr. “ Die Freude, der Friede und die Pracht Jerusalems werden die heidnischen Völker beeindrucken (Vers 9). Die Verwüstungen der Vergangenheit werden in der Stadt für immer vergessen sein (Vers 10), denn in den Straßen und Gassen werden Ausgelassenheit und Freude herrschen und die frohen Stimmen von Braut und Bräutigam zu hören sein (Vers 11). Hier und da finden wir auch bei den „kleinen“ Propheten Hinweise auf das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches. Nach Joel 4,17 wird die Stadt heilig und sicher sein, weil Gott selbst in ihr wohnen wird: „ Und ihr sollt erfahren, daß ich, der Herr, euer Gott, zu Zion, auf meinem heiligen Berge, wohne. Jerusalem aber wird heilig sein, und Fremde sollen es nicht mehr betreten. “ Von Jerusalem aus wird Gott über Israel regieren, das er aus den Völkern gesammelt hat. So heißt es bei Micha in Kapitel 4,6-8: Micha 4,6-8 „ An jenem Tage, spricht der Herr, will ich das Hinkende sammeln und das Verstoßene zusammenbringen und die, denen ich Unheil zugefügt habe; und will aus dem Hinkenden einen Überrest machen und aus dem, was weit entfernt war, ein starkes Volk; und der Herr wird über sie herrschen auf dem Berge Zion von nun an bis in Ewigkeit. Und du, Herdenturm, Hügel der Tochter Zions, bis zu dir wird reichen und zu dir wird zurückkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem!" In Zephanja 3,14-17 finden wir folgende Schilderung: „Jauchze, du Tochter Zion, juble, Israel! Freue dich und sei fröhlich von Zeph. 3,14-17 ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der Herr hat die Gerichte von dir abgewendet, er hat deinen Feind weggeräumt! Der Herr, der König Israels, ist in deiner Mitte; du brauchst kein Übel mehr zu fürchten! In jenen Tagen wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht! Zion, laß deine Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der helfen kann; er wird sich über dich freuen mit Wonne, er wird schweigen in seiner Liebe, er wird über dir jubelnd frohlocken. “ Jerusalem soll in seiner Freude laut jauchzen (Vers 14), denn die Stadt wird aus allen Gerichten Gottes erlöst sein (Vers 15a). Gott selbst wird in ihr wohnen (Vers 15b-17) und über die Einwohner der Stadt regieren. Von den „kleinen“ Propheten hat Sacharja am meisten über das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches zu sagen. In Sacharja 1,14-17 berichtet der Prophet von einem Versprechen Gottes: der Herr will Jerusalem, das von den Heiden so sehr verwüstet wurde, wieder erwählen: „ Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Predige und sprich: Sach. 1,14-17 So spricht der Herr der Heerscharen: Ich eifere für Jerusalem und für Zion mit großem Eifer und bin sehr erzürnt über die gleichgültigen Nationen; denn als ich nur ein wenig erzürnt war, halfen sie zum Unglück! Darum spricht der Herr also: Ich habe mich Jerusalem wieder voll Erbarmen zugewandt; mein Haus soll darin gebaut werden, spricht der Herr der Heerscharen, und man wird die Meßschnur ausspannen über Jerusalem. Predige wiederum und sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte wollen wiederum von Gutem überfließen, und der Herr wird Zion wieder trösten und Jerusalem wieder erwählen! “ In Sacharja 2,5-9 heißt es weiter: Sach. 2,5-9 „ Und ich hob meine A ugen auf und schaute und siehe da, ein Mann, der hatte eine Meßschnur in der Hand. Den fragte ich: Wo gehst du hin? Er sprach zu mir: Jerusalem zu messen und zu sehen, wie breit und wie lang sie sein soll! Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging aus, und ein anderer Engel ging ihm entgegen; zu dem sprach er: Lauf und sage jenem Jüngling und sprich: Als offene Stadt soll Jerusalem bewohnt werden wegen der großen Menge von Menschen und Vieh in ihrer Mitte; und ich selbst, spricht der Herr, will eine feurige Mauer um sie her und Herrlichkeit in ihrer Mitte sein. “ Diese Stelle führt die eben genannte Verheißung genauer aus. Jerusalem soll tatsächlich wieder aufgebaut werden, und zwar zu einem weit größeren Ausmaß als je zuvor (Vers 5-6). In Vers 8 ist von Jerusalem als „offener Stadt“ die Rede. Es wird nicht gesagt, Jerusalem werde keine Mauern mehr haben - sonst widerspräche Sacharja anderen Aussagen, die wir schon erwähnten. Bisher hatten Stadtmauern der Sicherheit gedient. Doch das Jerusalem des messianischen Reiches wird zu diesem Zweck keine Mauer brauchen, denn der Messias selbst wird darin wohnen, und die Herrlichkeit Gottes (die Schechinah) wird einem Feuer gleich die Stadt umgeben (Vers 9). Jerusalems Stadtmauer wird also nicht dem Schutz, sondern dem Schmuck dienen. Weiter lesen wir in Sacharja 2,14-16: Sach. 2,14-16 „Juble und freue dich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will in deiner Mitte Wohnung nehmen, spricht der Herr. An jenem Tage werden sich viele Nationen dem Herrn anschließen, und sie sollen mein Volk sein, und ich will in deiner Mitte Wohnung machen, und du sollst erfahren, daß mich der Herr der Heerscharen zu dir gesandt hat. Und der Herr wird Juda als sein Erbteil in Besitz nehmen im heiligen Lande und Jerusalem wieder erwählen. “ Gott selbst wird in der Gestalt des Messias in Jerusalem wohnen (Vers 14). Darum wird die Aufmerksamkeit der Heidenvölker weltweit auf diese Stadt gerichtet sein (Vers 15). Von seinem Thron in Jerusalem aus wird der Messias über ganz Israel herrschen (Vers 16). Eine weitere anschauliche Schilderung des zukünftigen Jerusalem finden wir in Sacharja 8,1-8: „ Und das Wort des Herrn der Heerscharen erging also: So spricht der Sach. 8,1 -8 Herr der Heerscharen: Ich eifere für Zion mit großem Eifer, und mit großem Grimm eifere ich für sie. So spricht der Herr: Ich bin wieder nach Zion zurückgekehrt, und ich will Wohnung nehmen in Jerusalem, und Jerusalem soll, die Stadt der Wahrheit' heißen und der Berg des Herrn der Heerscharen ,der heilige Berg'. So spricht der Herr der Heerscharen: Es sollen noch auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und alte Frauen sitzen, ein jeder mit einem Stab in der Hand ob hohen Alters. Und die Plätze der Stadt sollen voll Knaben und Mädchen werden, die auf ihren Plätzen spielen. So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn das in den Augen des Überrestes dieses Volkes wunderbar sein wird in jenen Tagen, sollte es auch in meinen Augen wunderbar sein ? spricht der Herr der Heerscharen. So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ich rette mein Volk aus dem Lande des Aufgangs und aus dem Lande des Untergangs der Sonne; und ich will sie herein führen, daß sie mitten in Jerusalem wohnen sollen; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Wahrheit und Gerechtigkeit." Gottes besonderer Eifer um Jerusalem (Vers 1-2) wird ihn veranlassen, nach Jerusalem zurückzukehren und dort zu wohnen (Vers 3a). Zu jener Zeit wird Jerusalem die „Stadt der Wahrheit“ auf dem Berg des Hauses Jahwes werden (Vers 3b). In ihr werden auch sehr junge und sehr alte Menschen leben (Vers 4-5). Nur Gott wird etwas so Wunderbares wie diese Stadt schaffen können (Vers 6). Gleich nach der Fertigstellung werden die Juden aus aller Welt in Jerusalem ein-treffen (Vers 7-8). Jerusalem als Mittelpunkt des Interesses aller Völker der Welt ist Thema von Sacharja 8,20-22: „ So spricht der Herr der Heerscharen: Es werden noch Völker und die Sach. 8,20-22 Bewohner vieler Städte kommen; und die Bewohner einer Stadt werden zu denen einer anderen kommen und sagen:, Lasset uns gehen, den Herrn anzuflehen und den Herrn der Heerscharen zu suchen! Auch ich will gehen! ‘ Also werden große Völker und mächtige Nationen kommen, den Herrn der Heerscharen zu Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen. " Die einzigartige Stellung Jerusalems im Tausendjährigen Reich wird in Sacharja 14,9-11 beschrieben: Sach. 14,9-11 „ Und der Herr wird über die ganze Erde König werden. An jenem Tage wird nur ein Herr sein und sein Name nur einer. Das ganze Land von Geba bis Rimmon, südlich von Jerusalem, wird in eine Ebene verwandelt werden. Jerusalem aber wird erhöht sein und an seiner Stätte bewohnt werden, vom Tore Benjamin bis an die Stelle des ersten Tors, bis an das Ecktor, und vom Turm Hananeel bis zu den Keltern des Königs. Und sie werden darin wohnen; und es wird kein Bannfluch mehr sein, und Jerusalem wird sicher wohnen. “ Der Messias wird von der Stadt aus herrschen (Vers 9). Das Land wird sich völlig verändert haben, denn Jerusalem soll sich auf dem Berg des Hauses Gottes gewaltig ausdehnen und vergrößern können (Vers 10). Erst dann wird es wirklich die Stadt des Friedens sein, in der man in völliger Sicherheit leben kann (Vers 11). Schließlich wird sich die Heiligkeit Jerusalems sogar auf die Schellen der Pferde und die Kochtöpfe und Pfannen erstrecken, wie Sacharja 14,20-21 ausführt: Sach. 14,20-21 „An jenem Tage wird auf den Schellen der Rosse stehen:,Heilig dem Herrnund die Töpfe im Hause des Herrn werden sein wie die Spreng-becken vor dem Altar. Es wird auch jeder Topf in Jerusalem und In Juda dem Herrn der Heerscharen heilig sein, so daß alle, die da opfern wollen, kommen werden und davon nehmen und darin kochen. An jenem Tage wird kein Kanaaniter mehr im Hause des Herrn der Heerscharen sein." Das goldene Zeitalter Jerusalems steht noch bevor! 20. Die Heiden im Tausendjährigen Reich ALLGEMEINE MERKMALE Die Heiden, die das Weltgericht über alle Heiden überleben, weil sie Israel gut behandelt haben, werden in das messianische Reich eingehen und die „Nationen der Heiden“ bilden. Diese Heiden werden im Gleichnis vom Weltgericht durch die Schafe symbolisiert (Matthäus 25,31-46); wegen ihrer prosemitischen Haltung werden sie an diesem Reich teilhaben und darin leben können. Wir haben über die Stellung der Heiden zu dieser Zeit schon einiges gesagt, und zwar über ihr Verhältnis zu Christus, zur Gemeinde und zu Israel. Dieses Kapitel befaßt sich mit den Bibelstellen, die ausschließlich etwas über den Platz der Heiden im Tausendjährigen Reich aussagen. Eine ganze Anzahl davon finden wir bei den „großen“ und „kleinen“ Propheten. Von den „großen“ Propheten ist hier Jesaja der wichtigste. Nach Jesaja 11,10 wird der Messias die Aufmerksamkeit der Heiden auf sich lenken: „Zu der Zeit wird es geschehen, daß die Heiden fragen werden nach Jes. 11,10 dem Wurzelsproß Isais, der als Panier für die Völker dasteht; und seine Residenz wird herrlich sein. “ Jesaja 14,1-2 zufolge werden sie Israel gehören und dienen: „Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen Jes. 14,1-2 und sie in ihrem Land zur Ruhe bringen; und die Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich dem Hause Jakobs beigesellen. Und es werden sich Völker ihrer annehmen und sie an ihren Ort bringen; dieselben wird sich das Haus Israel im Lande des Herrn zum Erbteil nehmen, so daß sie ihm als Knechte und Mägde dienen; also werden sie die gefangennehmen, deren Gefangene sie gewesen sind, und diejenigen beherrschen, welche sie einst drängten. “ Die Heiden werden dem Messias-König zwar unterworfen sein, aber er wird sie auch gerecht behandeln. In Jesaja 42,1 lesen wir: Jes. 42,1 „Siehe, das ist mein Knecht, auf den ich mich verlassen kann, mein Aus- erwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird das Recht zu den Völkern hinaustragen. “ Zu jener Zeit wird der Messias den Heiden zum Licht werden, wie in Jesaja 49,5-7 zu lesen ist: Jes. 49,5-7 „Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knechte gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen, daß Israel zu ihm gesammelt werde - und ich bin geehrt in den Augen des Herrn, und mein Gott ist meine Stärke - ja, er spricht: ,Es ist zu gering, daß du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Geretteten Israels wiederzubringen; darum will ich dich zum Lichte der Heiden machen, daß du mein Heil seiest bis ans Ende der Erde. So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem von jedermann Verachteten, zu dem Abscheu des Volkes, zu dem Knecht der Herrscher: Könige werden ehrfurchtsvoll aufstehen und Fürsten anbetend niederfallen um des Herrn willen, der getreu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich ausenwähtt hat. “ Die Berufung des Messias geschieht nicht nur um Israels willen - um das zerstreute Volk wieder zu sammeln (Vers 5a) -, sondern auch, um den Heiden Licht und Heil zu senden (Vers 6b). In jener letzten Zeit - wenn Israel endgültig wiederhergestellt ist - wird Christus den Heiden im wahrsten Sinne des Wortes als Licht offenbar werden; alle Könige der Heiden werden ihn anbeten (Vers 7). Eine ausführliche Belegstelle ist Jesaja 56,1-8: Jes. 56,1-8 „So spricht der Herr: Beobachtet das Recht und übet Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, um herbeizukommen, und meine Gerechtigkeit, um offenbart zu werden. Wohl dem Menschenkinde, das solches tut, und dem Menschen, der solches festhält: der den Sabbat beobachtet, um ihn nicht zu entweihen, und auf seine Handlungen achtgibt, um nichts Böses zu tun! Es soll der Fremdling, der sich dem Herrn angeschlossen hat, nicht sagen: Der Herr wird mich gewiß von seinem Volke ausschließen! Und der Verschnittene soll nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer Baum! Denn also spricht der Herr zu den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir gefällt, und an meinem Bund festhalten: denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern einen Raum und einen Namen geben, der besser ist als Söhne und Töchter; ich will ihnen einen ewigen Namen geben, der nicht ausgerottet werden soll. Und die Fremdlinge, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu dienen und des Herrn Namen zu lieben, und alle, die darauf achten, den Sabbat nicht zu entheiligen, und die an meinem Bund festhalten; die will ich zu meinem heiligen Berge führen und sie in meinem Bethaus erfreuen; ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen angenehm sein auf meinem Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker. So spricht Gott, der Herr, der die Verstoßenen Israels sammelt: Ich will noch mehr zu ihm sammeln, zu seinen Gesammelten!“ Wenn das messianische Reich errichtet wird, mögen einige der aus dem Weltgericht geretteten Heiden befürchten, sie seien wegen der besonders hohen Stellung Israels von den Wohltaten und Segnungen des Gottesdienstes im Tempel ausgeschlossen (Vers 1-3). Aber der Dienst im Tempel wird auch allen Heiden möglich sein, die das rechte Verhältnis zu ihrem König, dem Messias, haben. Sie werden bestimmt nicht deshalb ausgeschlossen bleiben, weil sie Heiden oder Verschnittene sind (Vers 4-5). Erst zu dieser Zeit wird das Haus Gottes wahrhaft ein Bethaus für alle Völker sein (Vers 6-7). Und wann wird das sein? Wenn Israel wieder zusammengeführt worden ist (Vers 8)! Daß auch Heiden Gott im Tempel dienen werden, bestätigt Jesaja 66,18-24: „ Wenn aber ihre Werke und Pläne zustande gekommen sind und ich alle Jes. 66,18-24 Nationen und Zungen zusammenbringen werde, so sollen sie kommen und meine Herrlichkeit sehen. Und ich will ein Zeichen an ihnen tun und aus ihrer Mitte Gerettete entsenden zu den Heiden nach Tarsis, Phul und Lud, zu den Bogenschützen gen Tubal und Javan, nach den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir erhalten und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; sie sollen meine Herrlichkeit unter den Heiden verkündigen. Und sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen dem Herrn zur Gabe herbeibringen auf Pferden und auf Wagen und in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren, zu meinem heiligen Berg, gen Jerusalem, spricht der Herr, gleichwie die Kinder Israel das Speisopfer in reinem Gefäß zum Hause des Herrn bringen. Und ich werde auch von ihnen welche zu Priestern und Leviten nehmen, spricht der Herr. Denn gleichwie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor meinem Angesicht bleiben werden, spricht der Herr, so soll auch euer Same und euer Name bestehenbleiben. Und es wird dahin kommen, daß an jedem Neumond und an jedem Sabbat alles Fleisch sich einfinden wird, um vor mir anzubeten, spricht der Herr. Und man wird hinausgehen und die Leichname der Leute anschauen, die von mir abgetanen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen; und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch. “ Die Herrlichkeit des Herrn, die im messianischen Reich in besonderer Weise zutage tritt, wird auch von vielen Heiden wahrgenommen (Vers 18). Wer sie gesehen hat, macht sich auf, solchen Heidenvölkern davon zu erzählen, die bisher nichts von ihr wußten (Vers 19). Zur gleichen Zeit veranlaßt Gott die Heiden, die Juden in deren Land Israel heimzugeleiten (Vers 20a). Man bringt sie zum Berg des Hauses Gottes, wo sie Gott anbeten können (Vers 20b). Und sogar von diesen Heiden erwählt Gott einige, die ihm im Tempel als Priester dienen sollen (Vers 21). Nicht allein Israel wird ewig bestehen - auch die Treuen unter den Heiden werden unvergänglich sein (Vers 22). Ihr Platz ist im Tempel, wo sie Gott anläßlich der Sabbat-und Neumondopfer anbeten (Vers 23). Aber die Leichname der Ungläubigen unter den Heiden - auch ihre Qualen - sind sichtbar, solange das Reich besteht (Vers 24). Damit offenbart sich tausend Jahre lang die Gnade Gottes an denen, die an ihn glauben, seine Strenge aber an den Verlorenen. Neben diesen allgemeinen Kennzeichen gibt es noch einige besondere Elemente, auf die wir zu sprechen kommen müssen. DIE VERPFLICHTUNG ZUR FEIER DES LAUBHÜ TTENFESTES Von den verschiedenen Festen, Feiern und Festopfern im messianischen Reich, die Hesekiel erwähnt, wird ein Fest allen heidnischen Nationen zur Pflicht gemacht: das Laubhüttenfest. So wird es in Sa-charja 14,16-19 feierlich erklärt: „ Und es wird dazu kommen, daß alle Übriggebliebenen von all den Na- Sach. 14,16-19 Honen, die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für Jahr heraufkommen werden, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Welche aber von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen werden, um anzubeten den König, den Herrn der Heerscharen, über die wird kein Regen fallen. Und wenn das Geschlecht der Ägypter nicht heraufkommen will, dann wird auch über sie die Plage kommen, mit welcher der Herr die Heiden schlagen wird, die nicht heraufkommen wollen, das Laubhüttenfestzu feiern. Das wird die Strafe der Ägypter und die Strafe aller Heiden sein, welche nicht hinaufziehen wollen, das Laubhüttenfest zu feiern. " Alle heidnischen Nationen des messianischen Reiches werden hier verpflichtet, eine Abordnung nach Jerusalem zu entsenden, um den König beim Laubhüttenfest anzubeten (Vers 16). Möglicherweise entrichten die Heiden bei dieser Gelegenheit dem König ihren Tribut (Jesaja 60,11). Nicht jedes Volk der Heiden mag bereit sein, der Verpflichtung zur Teilnahme am Laubhüttenfest nachzukommen. Über jedem Land, dessen Volk versäumen sollte, eine Abordnung zum Laubhüttenfest nach Jerusalem zu entsenden, wird im betreffenden Jahr der Regen ausbleiben (Vers 17). Als warnendes Beispiel hebt Sacharja hervor, wie es Ägypten ergehen wird (Vers 18-19). Daß hier gerade Ägypten als Beispiel für eine widerspenstige Nation genannt wird, die ihre Teilnahme am Laubhüttenfest verweigert, ist besonders bezeichnend; denn das Laubhüttenfest wurde ja zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus der ägyptischen Knechtschaft eingerichtet. Aber es ist letztlich einerlei, welches Volk in dieser Hinsicht ungehorsam sein wird - die Strafe wird für alle Widerspenstigen dieselbe sein. DIE ARABISCHEN STAATEN Ein weiteres Gebiet, mit dem sich die Bibel besonders befaßt, bilden die arabischen Staaten. Als schwerste Anschuldigung weisen die Propheten auf deren ständigen Haß auf Israel hin. Von diesem unerbittlichen Haß - einem Charakterzug der Nachkommen Ismaels und Esaus - lesen wir schon in 4. Mose 20,14-21. Er hielt sich durch die gesamte Epoche der biblischen Geschichte bis in unsere heutige Zeit hinein. Psalm 83,2-9 faßt diese bestimmende Haltung zusammen: Ps. 83,2-9 „Bleibe nicht stille, o Gott, schweige nicht und halte nicht in ne! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk, verabreden sich wider deine Schutzbefohlenen. Sie sprechen:, Kommt, wir wollen sie vertilgen, daß sie kein Volk mehr seien, daß des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!' Ja, sie fassen einen einmütigen Beschluß, sie schließen einen Bund wider dich; die Zelte Edoms und die Ismaeliter, Moab und die Ha-gariter; Gebal, Ammon und Amalek, die Philister samt denen zu Tyrus. Auch Assur hat sich mit ihnen befreundet und leiht den Kindern Lots seinen Arm. “ Der Psalmist beschreibt zu Anfang eine Verschwörung gegen Israel (Vers 2-4). Wilde und listige Menschen rotten sich gegen die Juden zusammen (Vers 3-4). Ihr Ziel ist die völlige Vernichtung Israels, damit sich niemand mehr an den Namen „Israel“ erinnert (Vers 5). (Es ist kein Zufall, daß Nasser, der frühere Staatschef Ägyptens, kurz vor Beginn des Sechstagekrieges diesen Absatz beinahe Wort für Wort zitierte.) Die verschiedenen Nationen beraten und verbünden sich (Vers 6) und kommen überein, den genannten Plan in die Tat umzusetzen: die völlige Vernichtung Israels. In den Versen 7-9 werden die betreffenden Nationen namentlich aufgeführt - zwar mit den alten biblischen Bezeichnungen, aber diese betreffen genau das Gebiet der heutigen arabischen Staaten, auch wenn sie heute andere Namen haben. Die nachstehende Übersicht zeigt, mit welchen Gebieten die alten Völkernamen heute identisch sind: Ismaeliter Edom Moab Hagariter Gebal Ammon Amalek Philister Tyrus Assur Ismael war einer der Vorfahren aller Araber Südjordanien Zentraljordanien Ägypten Libanon Nordjordanien Sinaihalbinsel Gazastreifen Libanon Syrien und Irak Die Verschwörung der arabischen Länder gegen Israel ist schon seit 1948 Wirklichkeit und trat besonders deutlich während und nach dem Sechstagekrieg zutage; sie wird aber ihre volle Wucht erst während der großen Trübsal entfalten, insbesondere beim Feldzug von Harmagedon. Auch zwei andere Propheten wiesen auf den ständigen Haß gegen Israel hin, besonders seitens Edom, des heutigen Südjordanien. In Hesekiel 35,1-5 heißt es: „ Und das Wort des Herrn erging an mich also: Menschensohn, wende dein Angesicht gegen das Gebirge Seir und weissage wider dasselbe und sage zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will an dich, Gebirge Seir; ich will meine Hand wider dich ausstrecken und dich zur Wüste und Einöde machenI Deine Städte will ich in Trümmer legen, und zur Wüste sollst du werden, damit du erfahrest, daß ich der Herr bin, weil du ewige Feindschaft hegst und die Kinder Israel der Schärfe des Schwertes überliefert hast zur Zeit ihres Unglücks, zur Zelt der endgültigen Abrechnung. “ Das Gebirge Seir ist die langgezogene Bergkette im Lande Edom, von der aus man weit nach Israel hineinschauen kann. Dort ließen sich einst die Nachkommen Esaus nieder. Hesekiel weissagt von einem Gericht Gottes, das Edom zur Wüste machen wird (Vers 1-4). Edom hatte seinen ständigen Haß gegenüber Israel darin bewiesen, daß es sogar bereit war, jüdische Flüchtlinge an die Babylonier auszuliefern, obwohl es selbst von Babel unterworfen worden war. Auch das nur aus einem Kapitel bestehende Buch Obadja erwähnt in Vers 10-14 diesen Haß gegen Israel: „ Wegen der Grausamkeit gegen deinen Bruder Jakob soll dich Schmach bedecken und sollst du auf ewig ausgerottet werden: weil du an jenem Tage, als du dabei standest, am Tage, da Fremde seine Habe weg führten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und das Los über Jerusalem warfen, auch warst wie einer von ihnen! Du sollst aber deine Lust nicht sehen am Tage deines Bruders, am Tage seines Unglücks, und sollst dich nicht freuen über die Kinder Juda am Tage ihres Untergangs und nicht großsprecherisch reden am Tage der Not. Du sollst auch nicht zum Tor meines Volkes einziehen am Tage ihres Unglücks und auch nicht dich weiden an seinem Unglück an seinem Schicksalstag, noch deine Hand ausstrecken nach seinem Gut am Tage seines Edom Hes. 35,1 -5 Ob. 10-14 Unglücks. Du sollst dich auch nicht beim Scheideweg aufstellen, um seine Flüchtlinge niederzumachen, und sollst seine Entronnenen nicht ausliefern am Tage der Not! “ Die Sünden Edoms, von denen Obadja hier spricht, betreffen eine Zeit vor der Zerstörung Israels durch die Babylonier. Damals begingen die Edomiter ähnliche Sünden wie später unter babylonischer Herrschaft. Auch hier ist der Grund für die Schandtaten Edoms in seinem brennenden Haß gegen die Juden zu suchen. Die Frage, welchen Platz die arabischen Staaten im messianischen Reich einnehmen werden, sollte man vor dem Hintergrund ihres ständigen Hasses gegen die Juden beantworten, und zwar auch im Hinblick auf die besondere Schuld der Edomiter, des heutigen südlichen Jordanien. Schließlich wird es doch zum Frieden zwischen Israel und den verschiedenen arabischen Staaten kommen, allerdings entweder durch Eroberung oder durch Zerstörung oder durch Bekehrung. Wir müssen uns jetzt einzeln mit diesen Staaten befassen, um ein klareres Bild zu gewinnen. Libanon Eroberungen Der Frieden zwischen Israel und Libanon wird durch Eroberung entstehen. Dies wird zwar in der Bibel nicht ausdrücklich gesagt, kann aber aus bestimmten Tatsachen abgeleitet werden. Wie schon im vorigen Kapitel erwähnt, gibt Hesekiel 47,13-48,29 die Grenzen Israels im messianischen Reich an. Der Verlauf der Nordgrenze zeigt, daß auch das gesamte Gebiet des heutigen Libanon zu Israel gehören wird. Wir können daraus ableiten, daß Israel im Tausendjährigen Reich den Libanon erobern und besetzen wird und daß dieses Gebiet von einigen nördlichen Stämmen Israels besiedelt werden wird. Jordanien Das heutige Jordanien umfaßt die ehemaligen Gebiete Edom. Moab und Ammon. Es war Edom bzw. das südliche Jordanien, mit dem sich die Propheten immer wieder besonders befassen mußten. Mehrere Bibelstellen zeigen, daß der Frieden zwischen Israel und dem südlichen Jordanien zustande kommt, indem das Land zerstört wird. Eine dieser Stellen ist Hesekiel 35,6-9: „Darum, so wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, ich will dich bluten machen, und Blut soll dich verfolgen; weil du das Blutvergießen nicht gescheut hast, so soll das Blut auch dich verfolgen! Und ich will das Gebirge Seir zu einer Wüste und Einöde machen und alle Hin- und Herziehenden daraus vertilgen. Ich will seine Berge mit seinen Erschlagenen füllen; und auf deinen Hügeln und in deinen Tälern und allen deinen Gründen sollen mit dem Schwert Erschlagene fallen. Zur ewigen Wüste will ich dich machen, und deine Städte sollen unbewohnt bleiben, so werdet ihr erfahren, daß ich der Herr bin." Hesekiel zeichnet ein Bild massiver Zerstörung: Blut fließt, und die Berge, Hügel und Täler sind von den Leichen Erschlagener bedeckt (Vers 6-8). Edom wird für immer zur Wüste (Vers 9). Jeremia 49,7-13 fügt hinzu: „ Über Edom: So spricht der Herr der Heerscharen: Ist denn keine Weisheit mehr zu Teman? Ist der Rat der Klugen abhanden gekommen? Ist ihre Weisheit ausgeschüttet? Fliehet, kehret um, verkriechet euch in die Höhlen, ihr Bewohner von Dedan! Denn Esaus Verhängnis lasse ich über ihn kommen, die Zeit seiner Heimsuchung. Wenn Winzer über dich kommen, werden sie nicht eine Nachlese übriglassen?, wenn Diebe des Nachts, so verderben sie, bis sie genug haben! Weil ich Esau bloßlege und aus seinen Schlupfwinkeln hervorziehe, also daß er sich nicht länger verbergen kann, so wird sein Same samt seinen Brüdern und Nachbarn vertilgt werden, und es wird nichts mehr vorhanden sein. Laß nur deine Waisen! Ich will sie am Leben erhalten, und deine Witwen mögen auf mich vertrauen! Denn so spricht der Herr: Siehe, die, welche nicht dazu verurteilt waren, den Kelch zu trinken, müssen dennoch trinken; und du solltest ungestraft bleiben? Nein, du bleibst nicht ungestraft, sondern du mußt gewiß auch trinken! Denn ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, daß Bozra zu einer verwüsteten, beschimpften, versengten und verfluchten Stätte werden soll, ja, alle ihre Städte sollen zu ewigen Trümmern werden. “ Zerstörung Hes. 35,6-9 Jer. 49,7-13 Jer. 49,19-20 Ob. 5-9 Jeremia betont, das Land Edom solle so vollständig vernichtet werden, daß von den Nachkommen Esaus niemand übrigbleiben wird (Vers 7-10). Edom hatte von Gott eine Gnadenfrist bekommen, sein Vertrauen auf den Herrn zu setzen, hatte diese aber nicht genutzt (Vers 11). So ist nun der Becher der Bosheit zum Überlaufen gekommen, und Edom muß den Kelch des Zornes Gottes austrinken (Vers 12). So wird es schließlich zum Entsetzen aller ein beschimpftes, verwüstetes, verfluchtes Land sein (Vers 13). Und dann fügt Jeremia in Kapitel 49,19-20 noch hinzu: „ Siehe, wie wenn ein Löwe heraufkommt von aem stolzen Jordan zu der immergrünen Weide, so plötzlich will ich sie von ihr weg vertreiben; und wer ist der Erwählte, den ich über sie setzen werde? Denn wer ist mir gleich, und wer ladet mich vor, oder welcher Hirte mag vor mir bestehen ? Darum höret den Rat des Herrn, den er über Edom gefaßt hat, und seine Gedanken über die Einwohner von Teman: Wahrlich, man wird sie wegschleppen, die Kleinsten der Herde! Wahrlich, ihre Aue wird sich über sie entsetzenI “ Noch einmal liegt der Ton auf der Radikalität der Vernichtung. Wir erfahren, daß die Zerstörung Edoms durch einen Krieg und einen bewaffneten militärischen Konflikt herbeigeführt wird. Das kleinste Prophetenbuch des Alten Testaments, Obadja, richtet sein ganzes Augenmerk auf die völlige Vernichtung Edoms. In den Versen 5-9 heißt es: „ Wenn Diebe zu dir kämen, nächtliche Verwüster- wie wirst du dann untergehen! würden sie nicht stehlen, nur bis sie genug haben? Wenn Winzer zu dir kämen, würden sie nicht eine Nachlese übriglassen? Wie ist aber Esau durchsucht, wie sind seine Verstecke ausfindig gemacht worden! Deine Bundesgenossen schicken dich an die Grenze zurück; getäuscht, überwältigt haben dich die Männer, mit denen du Frieden hieltest; die dein Brot aßen, haben dir Schlingen gelegt, ohne daß du es merktest. Werde ich, spricht der Herr, an jenem Tage nicht die Weisen aus Edom vertilgen und die Einsicht vom Gebirge Esau ? Und deine Starken sollen den Mut verlieren, damit bei dem Gemetzel auf dem Gebirge Esau jedermann ausgerottet werde. “ Obadja betont ebenfalls die Gründlichkeit der Zerstörung (Vers 5-6) und weist darauf hin, daß Edom weder von seinen Freunden (Vers 7) noch durch seine eigene Weisheit oder militärische Stärke (Vers 8-9) Hilfe zuteil werden wird. Weiter lesen wir in Obadja 17-21: „ Aber auf dem Berge Zion wird Zuflucht sein, und er wird ein Heiligtum Ob. 17-21 sein, und die vom Hause Jakob werden ihre Besitzungen einnehmen. Und das Haus Jakob wird ein Feuer sein und das Haus Joseph eine Flamme; aber das Haus Esau wird zu Stoppeln werden; und jene werden sie anzünden und verzehren, daß dem Hause Esau nichts übrigbleiben wird; denn der Herr hat 's gesagt! Und die im Süden werden das Gebirge Esau und die in der Ebene das Philisterland einnehmen; auch die Gefilde von Ephraim und Samaria werden sie in Besitz nehmen und Benjamin das Land Gilead. Die Gefangenen aber dieses Heeres der Kinder Israel werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört bis nach Zarpat hin, und die Gefangenen Jerusalems, die zu Sepharad sind, die Städte des Südens. Und sie werden als Befreier nach dem Berge Zion hinaufziehen, um das Gebirge Esau zu richten. Und die Königsherrschaft wird dem Herrn gehören!" Die Zeit der letzten Wiederherstellung Israels (Vers 17) wird zugleich die Zeit der Vernichtung Edoms sein. Obadja spricht deutlich aus, daß die Zerstörung durch die Kinder Israel selbst erfolgen wird (Vers 18); denn die beiden Häuser Israels werden dem Feuer gleichen, während Edom wie Stoppeln sein wird, die ja bei Berührung mit einer Flamme sofort Feuer fangen. Nach dieser völligen Zerstörung wird von den Nachkommen Esaus niemand übrigbleiben, während die Nachkommen seines Bruders Jakob die Berge Esaus in Besitz nehmen werden (Vers 19-20). Vom Berg Zion aus wird das Gericht über Edom hereinbrechen (Vers 21). Daß Israel von Gott dazu benutzt wird, Edom endgültig zu vernichten, wird auch in Hesekiel 25,12-14 beschrieben: „ Ferner spricht Gott, der Herr, also: Weil Edom am Hause Juda Rach- Hes. 25,12-14 sucht geübt und sich damit verschuldet hat, da es sich an ihnen rächte, darum spricht Gott, der Herr, also: Ich will meine Hand wider Edom ausstrecken und Menschen und Vieh darin ausrotten! Von Teman an bis gen Dedan will ich es in Trümmer legen; durchs Schwert sollen sie fallen! Ich will meine Rache an Edom durch mein Volk Israel vollstrecken; diese sollen an Edom handeln nach meinem Zorn und nach meinem Grimm, daß sie meine Rache erfahren sollen, spricht Gott, der Herr. “ Moab Der Prophet nennt zunächst die Sünde Edoms: sie haben Rache am Volk Israel genommen (Vers 12). Dann kündigt er an, Gott werde im Gericht seine Hand gegen Edom ausstrecken, um dort alles zu vernichten. Die völlige Zerstörung (Vers 13) werde durch Israel in einem militärischen Konflikt herbeigeführt (Vers 14). Auch Moab, das heutige Zentraljordanien, wird vernichtet werden (Jeremia 48,1-46), allerdings nicht vollständig. Nach Jeremia 48,47 wird ein Überrest Moabs umkehren: der. 48,47 „ Doch will ich Moabs Gefängnis in den letzten Tagen wieden wenden, spricht der Herr. - Bis hierher das Urteil über Moab. “ Ammon Was Ammon oder das nördliche Jordanien betrifft, so wird es ebenfalls zerstört und Besitz Israels werden. In Jeremia 49,1-2 heißt es: Jen 49,1-2 „ Über die Kinder Ammon: So spricht der Herr: Hat Israel keine Kinder, oder hat es keinen Erben? Warum hat denn Malkam Gad geerbt und wohnt sein Volk in dessen Städten? Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich wider Rabba der Kinder Ammon Kriegslärm werde erschallen lassen, daß es zu einem Schutthaufen wird und seine Dörfer in Feuer aufgehen; und Israel soll seine Erben wieder beerben, spricht der Herr!" Aber auch hier wird es - wie bei Moab - keine totale Vernichtung sein, denn zum messianischen Reich werden auch Ammoniter gehören. Jeremia 49,6 lautet: Jen 496 „ Aber darnach will ich die Gefangenen der Kinder Ammon zurückbringen, spricht der Herr. “ Wir fassen zusammen: Zwischen Israel und den drei Regionen Jordaniens wird es durch Zerstörung zum Frieden kommen, die jedoch nicht bei allen Regionen das gleiche Ausmaß erreicht. Edom bzw. das südliche Jordanien wird völlig zerstört werden; im messianischen Reich wird es kein Volk Edom mehr geben. Die Edomiter sind Nachkommen Esaus, des Zwillingsbruders von Jakob. Moab bzw. Zentraljordanien und Ammon bzw. der nördliche Teil Jordaniens werden nur teilweise zerstört werden. Diesen beiden Völkern werden auch im messianischen Reich Bewohner angehören, die je- doch alle Israel als Knechte dienen werden. Diese Nationen sind Nachkommen von Lot, dem Neffen Abrahams. Ägypten Zwischen Israel und Ägypten wird es anfangs durch Zerstörung des Zerstörung Landes und später durch Bekehrung des Volkes zum Frieden kom- und men. Eine umfassende Schilderung der Zukunft Ägyptens gibt Je- Bekehrung saja 19,1-22. In den Versen 1-10 beschreibt der Prophet die Strafe, die Gott über Ägypten wegen dessen Sünden verhängt. Ägypten wird zu jener Zeit durch Bürgerkrieg, Verwahrlosung und Hungersnot erschüttert. In den Versen 11-15 nennt der Prophet die Ursache der Verwüstung Ägyptens: seine Führer haben es in die Irre geleitet. Unter der Gewaltherrschaft von Faruk, Nasser und Sadat trat Ägypten viermal in einen Krieg gegen Israel ein - alle hatten für das Land schwere Verluste und wirtschaftlichen Ruin zur Folge. Aus alledem erwuchs den Ägyptern eine tiefe Furcht vor Israel, wie es Jesaja in 19,16-17 weissagte: „Alsdann werden die Ägypter wie Weiber sein; sie werden zittern und Jes. 19,16-17 erschrecken vor dem Erheben der Hand des Herrn der Heerscharen, die er gegen sie erheben wird. Es wird auch das Land Juda für die Ägypter ein Schrecken sein; jede Erwähnung desselben wird sie in Furcht versetzen vor dem Ratschlüsse des Herrn der Heerscharen, den er gegen sie beschlossen hat." Im Ägypten des Altertums ist dies nie eingetroffen; auch in der Zeit Salomos konnten ägyptische Heere frei das Land Israel durchziehen. Erst seit 1948-und besonders seit dem Sechstagekrieg-haben die ägyptischen Streitkräfte etwas von der Furcht erkennen lassen, die Jesaja hier beschreibt. Seit jener Zeit hat sich diese Furcht in Ägypten gehalten. Nachdem Ägypten vier Kriege gegen Israel verloren hat, die sehr viele Menschenleben forderten, ist diese Furcht im Volk tief verwurzelt. Vom Standpunkt der Prophetie aus betrifft Jesaja 19,16-17 durchaus die Gegenwart. Aber schließlich wird es zwischen Israel und Ägypten doch noch zum Frieden kommen. Anfangs ist es ein politischer Friede; fünf Städte Ägyptens werden Hebräisch sprechen, wie es in Jesaja 19,18 heißt: Jes. 19,18 „Zu jener Zeit werden fünf ägyptische Städte die Sprache Kanaans reden und bei dem Herrn der Heerscharen schwören; eine derselben wird Irheres heißen." Zur Zeit Jesajas war Hebräisch die „Sprache Kanaans“. Also könnte man annehmen, daß die fünf Städte von Juden bewohnt werden. Allerdings wird sich erst in der Zukunft zeigen, wie dieses Prophetenwort erfüllt wird. (Ob der Friedensvertrag von Camp David zwischen Israel und Ägypten, der von Begin und Sadat unterzeichnet wurde, hiermit etwas zu tun hat, wird auch die Zukunft zeigen müssen. Bis es wirklich zur Erfüllung dieser Prophezeiung kommt, sollten alle Spekulationen darüber, ob Camp David und dieses Prophetenwort Zusammenhängen, vermieden werden.) Schließlich wird sich Ägypten zu Gott bekehren, wie uns Jesaja in 19,19-22 voraussagt: Jes. 19,19-22 „ Zu derselben Zeit wird für den Herrn mitten im Lande Ägypten ein Altar, und hart an seiner Grenze für den Herrn eine Denksäule stehen; die wird für den Herrn der Heerscharen im Lande Ägypten ein Zeichen und ein Zeugnis sein; denn sie werden zum Herrn schreien wegen ihrer Bedrük-ker, und er wird ihnen einen Retter und Streiter senden, der sie erlöse. Und der Herr wird sich den Ägyptern zu erkennen geben, und die Ägypter werden den Herrn erkennen; sie werden Schlachtopfer und Speisopfer darbringen, sie werden dem Herrn Gelübde tun und sie auch bezahlen Also wird der Herr Ägypten schlagen und heilen, und sie werden sich zum Herrn wenden, und er wird sich von ihnen erflehen lassen und sie heilen." Als Zeichen für die Macht des Gottes Israels, das Land Ägypten zu erretten, wird man ihm einen Altar errichten (Vers 19-20a). Ägypten wird durch die Heere des Antichristen und dessen Verbündete arg in Bedrängnis geraten (Daniel 11,42-43), aber Gott wird Ägypten aus ihrer Gewaltherrschaft erretten (Vers 20b). Die Ägypter werden erkennen, daß nicht Allah, der Gott des Islam, sie befreien kann, sondern nur Jahwe, der Gott Israels. Das ganze Land wird sich zu diesem Gott bekehren. Ägypten wird den Herrn erkennen und ihn mit freiwilligen Geschenken, Opfern und Gelübden ehren (Vers 21). Derselbe Gott, der Ägyptens Zerstörung herbeiführte, wird es also auch wiederherstellen und heilen, wenn es sich im Glauben zu ihm wendet (Vers 22). Die Bekehrung Ägyptens wird im Zusammenhang mit den letzten Tagen der großen Trübsal und dem Feldzug von Harmagedon erfolgen. Schließlich werden auch die Ägypter beim großen Weltgericht des Menschensohnes auf der Seite der Schafe stehen. Wir sollten beachten, daß Ägypten unter den Völkern sein wird, die gegen den Antichristen zu Felde ziehen (Daniel 11,40). Aber weil Ägypten Israel so lange haßerfüllt gegenüberstand, wird das Land aufgrund der Fluchankündigung im Bund mit Abraham eine Zerstörung erleiden, welche derjenigen Edoms nahekommt. So heißt es in Joel 4,19: „ Ägypten soll zur Wüste werden und Edom zu einer öden Trift, wegen Joel 4,19 der Mißhandlung der Kinder Juda, weil sie in deren Lande unschuldiges Blut vergossen haben." Die Sünde Ägyptens gleicht derjenigen Edoms: Mißhandlung der Juden. Die Strafe dafür wird folgen. Nun muß zwar Edom so zerstört werden, daß es zur Wüste wird, aber Ägypten wird keine totale Vernichtung erleiden müssen. Seine Verwüstung soll nur die ersten vierzig Jahre des messianischen Reiches andauern, wie Hesekiel 29,1-16 bezeugt: „ Im zehnten Jahr, am zwölften Tage des zehnten Monats, erging das Hes. 29,1-16 Wort des Herrn an mich also: Menschensohn, richte dein Angesicht wider den Pharao, den König von Ägypten, und weissage wider ihn und wider ganz ÄgyptenI Sage und sprich: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großes Krokodil, das mitten in seinen Strömen liegt und spricht:, Mein ist der Strom, und ich habe ihn mir gemachtT So will ich dir denn Haken in deine Kinnbacken legen und die Fische in deinen Strömen an deine Schuppen hängen samt allen Fischen deiner Ströme; und ich will dich herausziehen aus deinen Strömen samt allen Fischen, die an deinen Schuppen hängen. Und ich will dich samt allen Fischen deiner Ströme in die Wüste schleudern, daß du auf dem Felde Hegen bleibst. Man wird dich weder zusammenlesen noch begraben, sondern ich will dich den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels zur Speise geben! Dann sollen alle Ein-wohner Ägyptens erkennen, daß ich der Herr bin, weil sie für das Haus Israel ein Rohrstab gewesen sind. Wenn sie dich in die Hand nahmen, so knicktest du ein und durchstachst ihnen die ganze Schulter; und wenn sie sich auf dich lehnten, so zerbrachst du und machtest ihre Lenden wanken. Darum spricht Gott, der Herr, also: Siehe, ich will das Schwert über dich bringen und Menschen und Vieh in dir ausrotten. Und Ägyptenland soll zur Wüste und Einöde werden; so sollen sie erfahren, daß ich der Herr bin. Weil du sagst: ,Der Strom ist mein, und ich habe ihn gemacht', darum siehe, will ich an dich und an deine Ströme, und ich will Äyptenland zur Wüstenei machen, zur dürren Einöde, von Migdolbis nach Syene, bis an die Grenze Äthiopiens. Keines Menschen Fuß soll es durchwandern, auch keines Tieres Fuß soll es durchwandern, und es soll vierzig Jahre lang unbewohnt bleiben. Und ich will Ägyptenland inmitten anderer verwüsteter Länder zur Wüste machen, und seine Städte sollen unter andern öden Städten vierzig Jahre lang öde liegen. Aber die Ägypter will ich unter die Heiden zerstreuen und in die Länder versprengen. Dennoch spricht Gott, der Herr, also: Wenn die vierzig Jahre vollendet sind, will ich die Ägypter aus den Völkern, unter welche sie zerstreut worden sind, wieder zusammenbringen; und ich will die gefangenen Ägypter wiederbringen; ja, in das Land Patros, in das Land ihres Ursprungs, will ich sie zurückbringen, daß sie daselbst ein bescheidenes Königreich seien. Ja, es soll geringer sein als andere Königreiche, daß es sich hinfort nicht über die Völker erheben soll. Denn ich will sie also vermindern, daß sie nicht über die Völker herrschen sollen. Sie werden auch für das Haus Israel hinfort keine Zuflucht mehr sein, die an ihre Missetat erinnert, wenn sie sich zu ihnen wenden. Und sie sollen erfahren, daß ich Gott, der Herr, bin." Hesekiel erhält von Gott den Befehl, gegen Ägypten zu weissagen (Vers 1-2), und kündigt zunächst bildlich die zukünftige Vertreibung des Volkes und seine Zerstreuung in fremde Länder an (Vers 3-5). Das alles soll geschehen, weil Ägypten Israel so lange mißhandelt hat (Vers 6-7). Das Land wird vierzig Jahre völliger Verödung durchmachen (Vers 8-12a); die Ägypter werden - ähnlich wie zuvor Israel - über die ganze Welt zerstreut (Vers 12b). Aber nach Ablauf der vierzig Jahre werden sie wieder gesammelt (Vers 13) und in ihr Land zurückgebracht (Vers 14). Ägypten wird zwar wieder ein Königreich, doch nie mehr ein so mächtiges wie früher (Vers 15). Und Israel wird nie mehr Schuld auf sich laden, indem es sich auf Ägyp- ten verläßt (Vers 16), sondern es wird allein auf den Herrn, seinen Gott, vertrauen. Auch dieses bescheidene Königreich Ägypten wird zu den Ländern gehören, denen Gott die Feier des Laubhüttenfestes gebietet (Sacharja 14,16-19). Wir fassen zusammen: Zwischen Israel und Ägypten wird es zum Frieden kommen, indem sich Ägypten zu Gott bekehrt. Erst wenn die Ägypter durch Jesus, den Messias, denselben Gott wie die Juden anbeten, wird wirklich Friede sein. In den ersten vierzig Jahren des messianischen Reiches wird das Land verödet sein und seine Bevölkerung zerstreut in der ganzen Welt leben. Danach aber werden die Ägypter gesammelt und wieder ein Königreich bilden. Assur (Irak und Syrien) Das Assur oder Assyrien der Antike umfaßt den heutigen Irak und Teile Syriens - zwei weitere arabische Länder, die mit Israel unversöhnlich verfeindet sind. Aber zwischen ihnen und Israel wird es schließlich ebenfalls zum Frieden kommen, indem sie sich zum lebendigen Gott bekehren. So kündigt es Jesaja in 19,23-25 an: „ Alsdann wird von Ägypten eine gebahnte Straße nach Assyrien gehen; derAssyrer wird nach Ägypten und der Ägypter nach Assyrien kommen, und die Ägypter werden mit den Assyrern dienen. Zu jener Zeit wird sich Israel als drittes zu Ägypten und Assur gesellen und inmitten der Länderein Segen sein, wozu der Herr der Heerscharen es setzt, indem er sagen wird: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbteil!" Vers 23 beschreibt eine wirtschaftliche Einheit zwischen Ägypten, Israel und Assyrien. Die alte Fernstraße der Antike - unter dem Namen „via maris“ bekannt - hat seit der Gründung des Staates Israel 1948 ihre Bedeutung verloren. Im Jahre 1948 schlossen Ägypten und Syrien ihre Grenzen, so daß diese alte Fernstraße unterbrochen wurde. Wenn der Friede im messianischen Reich wiederhergestellt ist, werden alle Grenzen geöffnet sein; die alte Fernstraße, ein Wahrzeichen der Wirtschaft und des Handels, wird für die betreffenden Staaten wieder ihren Dienst erfüllen. All dies kommt zu- Bekehrung Jes. 19,23-25 Zerstörung Jer. 49,33 begrenzte Zerstörung stände, weil sich sowohl Ägypten als auch Assyrien zu Gott bekehren (Vers 24-25). Assyrien wird nicht nur ein Segen für die Menschheit werden, sondern auch Segen von Gott empfangen. Die drei ehemaligen Feinde werden dann sowohl geistlich als auch wirtschaftlich und politisch eine Gemeinschaft bilden. Gott erklärt: „Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbteil!“ Die Gemeinschaft im Glauben an Gott wird die Grundlage für alle übrigen Gemeinsamkeiten sein. Kedar und Hazor (Saudi-Arabien) Zwischen Israel und Saudi-Arabien wird es zum Frieden kommen, indem letzteres zerstört wird. So lehrt es Jeremia 49,28-33. Diese Bibelstelle beschreibt, wie Saudi-Arabien durch einen Krieg völlig verwüstet wird und seine Bewohner in die ganze Welt zerstreut werden. Über das Land selbst trifft Jeremia 49,33 folgende Aussage: „ Also soll Hazor zur Wohnung der Schakale und zu einer ewigen Wüste werden, daß niemand daselbst wohnen und kein Menschenkind sich dort auf halten wird!" Während der ganzen Zeit des messianischen Reiches wird Saudi-Arabien verwüstet daliegen; seine Bewohner werden in alle Welt zerstreut. Elam (Persien hzw. Iran) Obwohl Persien bzw. der Iran (das Elam des Altertums) kein arabischer Staat ist, wollen wir hier auch die Zukunft dieses Landes untersuchen, weil es mit den moslemischen Arabern die Religion, den Islam, teilt. Nach Jeremia 49,34-39 wird der Friede zwischen Israel und dem Iran durch Zerstörung herbeigeführt werden. In den Versen 34-38 beschreibt Jeremia die Vernichtung Elams, dessen Bewohner in alle Winde zerstreut werden sollen. Dann heißt es aber in Vers 39: „Aber in den letzten Tagen will ich Elams Gefangenschaft wenden, spricht der Herr." Vernichtung und Zerstreuung sollen zeitlich begrenzt bleiben. Am Ende werden die Bewohner heimkehren und den Iran neu besiedeln. Die Zukunft des Iran ähnelt derjenigen Ägyptens. Wie lange die Zeit der Zerstreuung dauern wird, ist dem Text nicht zu entnehmen. Im Tausendjährigen Reich wird es demnach ein Land Elam (Persien bzw. Iran) geben. DIE ZWEI UNFRUCHTBAREN GEBIETE Wir haben schon in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt, daß die ganze Erde in der Zeit des messianischen Reiches überaus fruchtbar und ertragreich sein und sich durch große Schönheit auszeichnen wird. Aber zwei Gebiete werden über die gesamte Epoche hinweg verwüstet sein (für Ägypten gilt das nur vierzig Jahre). Babylon Eines dieser Gebiete wird die frühere Welthauptstadt des Antichristen, Babylon, sein. Mehrere Schriftstellen weisen darauf hin, unter anderem Jesaja 13,20-22: „ Sie wird nicht mehr bewohnt werden ewiglich und nicht mehr zur Behausung dienen für und für. Kein Araber wird daselbst zelten, und keine Hirten werden ihre Herden dort lagern lassen; sondern Steppentiere werden daselbst liegen, und ihre Häuser werden voll Uhus sein, und Strauße werden dort hausen und Gespenster herumhuschen. Und es werden Wölfe heulen in ihren verödeten Palästen und Schakale in den Lustschlössern. Ihre Zeit ist nahe herbeigekommen, und ihre Tage sollen nicht verlängert werden! “ Jer. 49,39 Jes. 13,20-22 Jer. 50,39-40 Jer. 51,41-43 Off. 19,3 Off. 18,1-2 Nach Jeremia 50,39-40 werden die unbewohnbaren Ruinen denjenigen von Sodom und Gomorra ähneln: „ Deswegen sollen Wildkatzen mit Schakalen darin wohnen und Strauße daselbst hausen; aber es soll nimmermehr besiedelt werden, sondern für und für unbewohnt bleiben; wie Gott Sodom und Gomorra samt ihrer Nachbarschaft umgekehrt hat, so soll auch daselbst niemand wohnen und kein Menschenkind sich dort auf halten! spricht der Herr." In Jeremia 51,41-43 beschreibt der Prophet dann, wie gründlich Babylon zerstört wird: „ Wie ist Sesach erobert und die Weltberühmte eingenommen worden! Wie ist Babel zum Entsetzen geworden unter den Heiden! Ein Meer ist über Babel gegangen; von seinen brausenden Wellen wurde es bedeckt. Seine Städte sind zur Einöde geworden, zu einem dürren und wüsten Land, zu einem Land, darin niemand wohnt und das kein Mensch durchzieht. “ Während des ganzen messianischen Reiches wird nicht einmal jemand in den Ruinen Babylons umhergehen; das trifft auf die heutige Zeit wohl kaum zu, sondern weist auf ein Geschehen in der Zukunft. Babylon soll nicht nur eine verlassene Einöde sein - von dort soll auch ständig Rauch aufsteigen. Wir lesen in Offenbarung 19,3: „ Und abermals sprachen sie: Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Es liegt auf der Hand, daß die Tiere, die in Jesaja 13,20-22 und Jeremia 50,39-40 erwähnt werden, nicht an einem Ort leben könnten, an dem es ständig brennt und von dem aus fortwährend Rauch aufsteigt; es wird sich also nicht wirklich um Tiere handeln. Die Erklärung finden wir in Offenbarung 18,1-2: „ Darnach sah ich einen andern Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt, und die Erde wurde erleuchtet von seiner Herrlichkeit. Und er rief mit mächtiger Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel geworden." In der Zeit des Tausendjährigen Reiches wird Babylon als Ort der Verbannung für viele Dämonen dienen. Aus Offenbarung 9 und anderen Stellen geht hervor, daß Dämonen tierähnliche Züge tragen; solche Tiere meinen Jesaja und Jeremia in ihrer Schilderung dieses verwüsteten Ortes. Edom Die andere Einöde im Friedensreich wird Edom sein. Darauf weisen mehrere Propheten hin, zum Beispiel Jesaja in Kapitel 34,8-15: „Denn das ist der Tag der Rache des Herrn, das Jahr der Vergeltung, zur Jes. 34,8-15 Rache für Zion. Da sollen ihre Bäche in Pech verwandelt werden und ihr Staub in Schwefel; ja, ihr Land wird zu brennendem Pech. Tag und Nacht wird es brennen, ewig wird sein Rauch aufsteigen; es wird wüste liegen von Geschlecht zu Geschlecht, und niemand wird mehr hindurch wandeln ewiglich; sondern der Pelikan und der Igel werden es einnehmen, und die Eule und der Rabe werden darin wohnen; die Meßschnur der Verödung wird Er darüber spannen und das Richtblei der Verwüstung. Von ihrem alten Adel wird keiner mehr da sein, den man zum Königtum berufen könnte; und alle ihre Fürsten sind dahin. In ihren Palästen werden Dornen wachsen, Nesseln und Disteln in ihren Burgen; sie werden den Schakalen zur Wohnung dienen, zum Gehege den jungen Straußen. Wölfe und Marder werden einander begegnen und ein Dämon dem andern rufen; ja, dort wird das Nachtgespenst sich niederlassen und eine Ruhestätte für sich finden. Daselbst wird die Pfeilschlange nisten und Eier legen, sie ausbrüten und ihre Jungen sammeln unter ihrem Schatten, daselbst werden auch die Geier Zusammenkommen, ein jeder zu seinem Gesellen. “ Edom wird zur Einöde werden, weil es schwere Sünden gegen Israel begangen hat (Vers 8). Gleich Babylon soll auch dieses Land ein Ort sein, an dem es ständig brennt und von dem Rauch aufsteigt (Vers 9-10), den Vögel und andere Tiere bewohnen und der von Verwüstung gekennzeichnet ist; für Menschen wird Edom völlig unbewohnbar sein (Vers 11-15). Die genannten Tiere können nicht an Orten leben, an denen ständig Pech und Schwefel brennen. Zwei deutliche Hinweise in diesem Text zeigen, daß es sich nicht um die uns be- kannten Vögel und sonstigen Tiere handeln kann. In Vers 14 werden Dämonen erwähnt, und das Nachtges/?ens/ ist ein Nachtdämon. Also wird Edom wie Babylon eine Behausung der Dämonen werden. In einer anderen Weissagung - in Jeremia 49,17-18- heißt es: Jer. 49,17-18 „Und Edom soll zum Entsetzen werden; wer daran vorübergeht, wird sich entsetzen und zischen ob all ihren Plagen. Wie Sodom und Gomorra samt ihren Nachbarstädten umgekehrt worden sind, spricht der Herr, so wird auch dort niemand mehr wohnen und kein Menschenkind sich daselbst auf halten." Der Ton liegt bei dieser Aussage auf dem Grad der Zerstörung: kein menschliches Wesen wird das Land bewohnen oder auch nur hindurchziehen. Auch Edoms Vernichtung gleicht derjenigen von Sodom und Gomorra. Der Grund für die massive Zerstörung Edoms wird in Hesekiel 35,10-15 genau beschrieben: Hes. 35,10-15 „ Weil du gesagt hast: ,Diese beiden Völker und diese beiden Länder müssen mein werden, und wir wollen sie einnehmen!' obgleich der Herr daselbst gewesen ist, darum spricht Gott, der Herr: So wahr ich lebe, ich will mit dir verfahren nach deinem Zorn und nach deiner Eifersucht, wie du auch nach deinem Haß mit ihnen gehandelt hast; und ich werde mich bei ihnen zu erkennen geben, wenn ich dich richte. Du aber sollst erfahren, daß ich, der Herr, alle deine Lästerungen gehört habe, welche du wider die Berge Israels ausgestoßen hast, indem du sprachst:, Sie wurden verwüstet, uns sind sie zur Speise gegeben!' Also habt ihr mit eurem Maul wider mich groß getan und freche Reden wider mich geführt. Ich habe es gehört. So spricht Gott, der Herr: Wenn alle Welt sich freut, so will ich dich zur Wüste machen I Wie du dich gefreut hast über das Erbe des Hauses Israel, weil es verwüstet wurde, also will ich auch dir tun. Du sollst verwüstet werden, Gebirge Seir, und du, Edom, insgesamt, so wird man erfahren, daß ich der Herr bin!" Weil Edom unverhohlene Schadenfreude über den Fall Israels und Judas gezeigt hat, wird Gottes Gericht über das Land kommen (Vers 10-13) und es zur Wüste machen (Vers 14), während die ganze übrige Erde vor Schönheit strahlt und vor Freude jubelt. Das Un- glück, über das Edom hämisch frohlockte, weil es Israel traf, wird noch schrecklicher auf Edom zurückfallen (Vers 15). Schließlich heißt es in Joel 4,19: „Ägypten soll zur Wüste werden und Edom zu einer öden Trift, wegen Joel4,19 der Mißhandlung der Kinder Juda, weil sie in deren Lande unschuldiges Blut vergossen haben. “ Die Verödung Ägyptens wird auf vierzig Jahre beschränkt sein. Weil aber Edom in beispielloser Grausamkeit gegen Israel vorging, wird das Land während der ganzen Epoche des Friedensreiches verwüstet bleiben. So werden Edom und Babylon inmitten einer fruchtbaren, blühenden und wunderschönen Welt mit Pech und Schwefel brennen und rauchen. Der aufsteigende Rauch wird während der tausend Jahre für alle sichtbar sein. Und während Satan im Abgrund gefangengehalten wird, werden seine Dämonen nach Babylon und Edom verbannt sein - den Wohnstätten der bösen Geister während der tausendjährigen messianischen Friedensherrschaft. 21. Die Übergangszeit Während des Tausendjährigen Reiches herrschen auf der Erde die denkbar günstigsten Lebensbedingungen - die besten seit dem Sündenfall des Menschen. Und doch sind es keine vollkommenen Verhältnisse. Sünde und Tod sind zwar sehr stark eingeschränkt, aber noch nicht endgültig beseitigt. Gegen Ende des messianischen Zeitalters leben auf der Erde auch viele ungläubige Menschen. Dann, nach eintausend Jahren bester Lebensbedingungen in einer wunderschönen Welt, endet das messianische Reich mit einer letzten großen Prüfung für die Menschheit. DIE BEFREIUNG SATANS UND DER LETZTE ANGRIFF AUF ISRAEL Das Tausendjährige Reich geht zu Ende, wenn der Satan aus seinem Aufenthaltsort befreit wird. In Offenbarung 20,7-10 lesen wir: Off. 20,7-10 „ Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, sie zum Kampfe zu versammeln; ihre Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo auch das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. “ Am Ende der tausend Jahre wird der Satan aus seinem Gefängnis im Abgrund losgelassen (Vers 7) und verführt die Völker der Erde ein letztes Mal (Vers 8). Inzwischen gibt es ja eine große Anzahl ungläubiger Menschen. Die Bezeichnung „Gog und Magog“ deutet auf das Ausmaß der Verführung hin - sie reicht bis zu den „Enden der Erde“; in Hesekiel 38,1-39,16 stehen die Namen in Zusammenhang mit dem Angriff vor der großen Trübsal. Die Gemeinsamkeit besteht darin, daß der Angriff auch diesmal Israel gilt. Die Verführung der Menschen durch Satan ist so massiv, daß eine weltweite Rebellion entsteht. Armeen aus der ganzen Welt greifen Israel an. Das Jerusalem des Tausendjährigen Reiches wird von den irregeleiteten heidnischen Heeren umzingelt. Aber in dem Augenblick, in dem sie den Berg des Hauses Gottes erreichen, fällt vom Himmel Feuer auf die Angreifer und vernichtet sie (Vers 9). Der Anstifter dieser Revolte wird in den Feuersee gebracht (Vers 10). Dies ist sein letzter Aufenthaltsort - ein Ort der Qual in alle Ewigkeit. Eben dort befinden sich schon seit tausend Jahren der Antichrist und der falsche Prophet. Damit sind die unheilvolle Laufbahn und das Wirken Satans zu Ende. Wenn diese letzte Revolte am Ende des messianischen Zeitalters niedergeschlagen ist, findet eine Machtübertragung statt, die in 1. Korinther 15,24-28 so beschrieben wird: „... hernach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater übergibt, wenn er abgetan hat jede Herrschaft, Gewalt und Macht. Denn er muß herrschen, ,bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat'. Als letzter Feind wird der Tod abgetan. Denn ,alles hat er unter seine Füße getan'. Wenn er aber sagt, daß ihm alles unterworfen sei, so ist offenbar, daß der ausgenommen ist, welcher ihm alles unterworfen hat. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott sei alles in allen." Endlich werden Macht und Königswürde wieder Gott, dem Vater, übergeben. Aber zuvor müssen alle Feinde der Menschen beseitigt sein; es darf niemanden mehr geben, der Herrschaft, Würde und Macht des lebendigen Gottes herausfordert (Vers 24). Aus diesem Grunde muß Christus herrschen, bis jeder einzelne Feind der Menschen unterworfen worden ist (Vers 25). Der letzte von ihnen ist nicht der Satan, sondern der Tod (Vers 26). Wir erinnern uns, daß der Tod auch im Tausendjährigen Reich noch existiert. Erst nach dem letzten Aufstand Satans und seiner Verbannung in den Feuersee kann der Tod endgültig vernichtet werden. Satan brachte den Tod zu den Menschen, als er Adam und Eva versuchte und ver- 1. Kor. 15,24-28 Off. 20,11-12 Gericht über Ungläubige Zweck: Bestimmen des Strafmaßes führte. Und erst wenn der eigentliche Verursacher des Todes an seinen endgültigen Aufenthaltsort verbannt ist, kann auch der Tod beseitigt werden. Dies wird dann geschehen sein. Das messianische Reich hört damit auf zu bestehen. Alles ist Christus unterworfen und wird von ihm Gott, dem Vater, übergeben, damit Gott alles in allem sei (Vers 27-28). DAS GERICHT VOR DEM GROSSEN WEISSEN THRON Das Gericht vor dem großen weißen Thron (Offenbarung 20,11-12) wird nach dem Ende des Tausendjährigen Reiches gehalten und bereitet die Errichtung des ewigen Gottesreiches vor: „ Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vordem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch wurde aufgetan, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken." Dieses prophetische Wort beginnt mit einer Vision. Sie zeigt eine Gestalt, die auf einem großen weißen Thron sitzt (Vers 11a). Zwar trägt sie hier keinen Namen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird es der Herr Jesus Christus sein, denn ihm ist alles Gericht von Gott übergeben worden (Johannes 5,22). Vor diesem Gericht wird die alte, bisher gültige Weltordnung vergehen - der jetzige Himmel und die nach 1. Mose 1 geschaffene Erde (Vers 1 lb). Auch was Gott für die Zeit des messianischen Reiches erneuert hatte und was durch die letzte Rebeiiion der Menschen wieder befleckt worden war, wird für immer vergehen. Dann wird das Gericht beginnen (Vers 12). Es betrifft die Ungläubigen aller Zeiten. Nun soll nicht etwa herausgefunden werden, ob ein Mensch errettet ist oder nicht - das steht bereits fest, wenn jemand stirbt. Das Gericht legt vielmehr die Höhe der Bestrafung fest. Die Bibel lehrt ein Prinzip, demzufolge es verschieden hohe Strafen gibt - je nach dem Maß an Wissen oder Erleuchtung, auf das ein Mensch mehr oder weniger verantwortungsbewußt eingegangen ist. In Matthäus 11,20-24 sagt Jesus voraus, das Gericht werde für den einen erträglicher ausfallen als für den anderen: „ Da fing er an, die Städte zu schelten, in welchen die meisten seiner Taten geschehen waren, weil sie nicht Buße getan. Wehe dir, Chorazin, wehe dir, Bethsaida! Denn wenn zu Tyrus und Sidon die Taten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst im Sack und in der Asche Buße getan. Doch ich sage euch, es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen am Tage des Gerichts als euch! Und du, Kaper-naum, die du bis zum Himmel erhoben bist, du wirst bis zur Hölle hinabgeworfen werden. Denn wenn zu Sodom die Taten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es stünde noch heutzutage! Doch ich sage euch, es wird dem Lande Sodom erträglicher gehen am Tage des Gerichts als dir! “ An anderer Stelle, in Lukas 12,47-48, spricht Jesus von unterschiedlich vielen Schlägen: „ Der Knecht aber, der seines Herrn Willen kannte und sich nicht bereit hielt, auch nicht nach seinem Willen tat, wird viele Streiche erleiden müssen; wer ihn aber nicht kannte und doch tat, was der Streiche wert ist, der wird wenig leiden müssen. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern. “ In Johannes 19,11 spricht Jesus von unterschiedlich großen Sünden: „ Jesus antwortete: Du hättest gar keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wäre; darum hat der, welcher mich dir überantwortet hat, größere Schuld!" Muß also jemand bei diesem Gericht vor dem großen weißen Thron erscheinen, dann, weil er nicht an Christus als den Heiland geglaubt hat. Das Maß seiner Bestrafung aber richtet sich nach seinen Werken. Um die verschiedenen Strafmaße zu bestimmen, werden außer dem „Buch des Lebens“ andere „Bücher“ herangezogen. Wir sollten sehr genau zwischen dem „Buch des Lebens“, dem „Lebensbuch Mt. 11,20-24 Lk. 12,47-48 Joh. 19,11 Buch des Lebens des Lammes“ und den anderen in Vers 12 erwähnten „Büchern“ unterscheiden. Das „Buch des Lebens“ enthält den Namen jedes Menschen, der je geboren wurde. In Psalm 139,16 lesen wir: Ps. 139,16 „ Deine Augen sahen mich, als ich noch unentwickelt war, und es waren alle Tage in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, als derselben noch keiner war. “ Off. 3,5 Die Namen der Menschen, die an Christus glauben, bleiben im Buch des Lebens stehen, wie Offenbarung 3,5 bezeugt: „ Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden; und ich will seinen Namen nicht tilgen aus dem Buch des Lebens und will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. “ Aus Psalm 69,29 erfahren wir, daß die Namen der nicht Erretteten jedoch aus dem Buch des Lebens getilgt werden: Ps. 69,29 „ Tilge sie aus dem Buch der Lebendigen; sie sollen nicht mit den Gerechten eingeschrieben werden!" Lebensbuch des Lammes Wenn jemandes Name beim Gericht vor dem großen weißen Thron nicht im Lebensbuch gefunden wird, so ist er nicht errettet und muß zu Recht dieses Gericht über sich ergehen lassen. Erst danach werden die in Vers 12 erwähnten „Bücher“ hinzugezogen. Sie enthalten nämlich genaue Eintragungen über die Taten der Menschen. Auf der Grundlage dieser Aufzeichnungen wird das Strafmaß für jeden einzelnen bestimmt. Ein anderes Buch, das in der Bibel erwähnt wird und das wir von den anderen unterscheiden müssen, ist das „Lebensbuch des Lammes“. Dieses Buch enthält den Namen jedes Menschen, der wiedergeboren ist - keine anderen. Ihre Namen wurden in dieses Buch geschrieben, bevor die Erde geschaffen wurde. Dazu lesen wir in Offenbarung 13,8: Off. 13,8 „ Und alle Bewohner der Erde werden es anbeten, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes, das geschlachtet ist, von Grundlegung der Welt an." Aufgrund der Erwählung und Vorsehung Gottes enthält dieses Buch nur die Namen von Menschen, die wiedergeboren sind. Und weil Errettung und Heil für ewig gewiß sind, ist es unmöglich, aus diesem Buch wieder getilgt zu werden. DIE ZWEITE AUFERSTEHUNG Die zweite Auferstehung wird in Offenbarung 20,13 beschrieben: „ Und das Meer gab die Toten, die darin waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. “ Nach der Schilderung des Gerichts weist Johannes auf die zweite Auferstehung hin. Während bei der ersten Auferstehung nur die Gläubigen auferweckt werden, gilt die zweite Auferstehung nur den Ungläubigen. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen eintausend Jahre. Und so, wie sich die erste Auferstehung in verschiedenen Stadien vollzieht (Christus als Erstling, dann die Heiligen der Gemeinde, die Heiligen des Alten Bundes und die Heiligen aus der großen Trübsal), ist es auch bei der zweiten Auferstehung. Der Erstling der zweiten Auferstehung ist der Antichrist, dessen Tod und Auferstehung wir bereits beschrieben haben (vgl. Kapitel 15 in Band 1). Schließlich werden die Leiber aller im Unglauben gestorbenen Menschen auferweckt und mit den in der Hölle verwahrten Seelen vereinigt. Dann werden diese Menschen vor dem großen weißen Thron nach ihren Werken gerichtet. DER ZWEITE TOD - DER FEUERSEE Nach der Verkündigung des Urteils beim Gericht vor dem großen weißen Thron erfolgt nach Offenbarung 20,14-15 die Vollstreckung: „ Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht im Buche Off. 20,13 nur Ungläubige Reihenfolge Off. 20,14-15 des Lebens eingeschrieben gefunden ward, wurde er in den Feuersee geworfen." Auf die zweite Auferstehung folgt der zweite Tod, der im Feuersee; dies ist in Ewigkeit der Aufenthaltsort für die Verlorenen. Die Verkündigung des Evangeliums und der Ruf zu Christus konzentrierten sich in der Regel auf die Notwendigkeit, Christus anzunehmen, um einer Ewigkeit in der Hölle zu entgehen und in den Himmel zu kommen. Aber nach der Bibel geht es hier weder um Himmel noch um Hölle. Überall im Alten Testament heißt es sowohl von den Gerechten als auch von den Ungerechten, sie kämen im Tod an einen Ort, der Scheol/Hades auf Hebräisch „Scheol“ und auf Griechisch „Hades“ genannt wird. Wenn die Opfer des Alten Bundes auch die Sünden der Heiligen des Alten Bundes bedeckten, so konnten sie diese doch nicht tilgen (Hebräer 10,4). Erst der Tod des Messias konnte eine Tilgung bewirken. Die alttestamentlichen Opfer reichten zwar aus, die Menschen vor der Hölle zu bewahren, aber sie vermochten sie nicht in den Himmel zu bringen. Darum mußten alle Toten - die Gerechten und die Ungerechten - in die Scheol bzw. den Hades. Dieser Ort enthielt zwei Abteilungen, die nur in Lukas 16,19-31 geschildert werden: Lk. 16,19-31 „ Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Ein Armer aber, namens Lazarus, lag vor dessen Tür, voller Geschwüre, und begehrte, sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tische fiel; und es kamen sogar Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, daß der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme! Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt. Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, so daß die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die von dort es vermögen, zu uns herüberzukommen. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn in das Haus meines Vaters sendest - denn ich habe fünf Brüder -, daß er sie warne, damit nicht auch sie kommen an diesen Ort der Qual! Spricht zu ihm Abraham: Sie haben Mose und die Propheten; auf diese sollen sie hören! Aber er sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun! Er aber sprach zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten auferstände. “ Eine der Abteilungen war für die Ungerechten vorgesehen. Wir können sie auch - in dem Sinn, wie wir heute diesen Begriff gebrauchen - „Hölle“ nennen; es war tatsächlich ein Ort der Qual (Vers 23-25.28). Die andere - die für die Gerechten - war als „Abrahams Schoß“ bekannt (Vers 22); es war ein Ort des Trostes (Vers 25), aber noch nicht der Himmel. Er wird an anderer Stelle als „Paradies“ bezeichnet. In Lukas 23,43 heißt es: „ Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein! “ Die Menschen auf beiden Seiten konnten einander zwar sehen und auch miteinander sprechen, waren aber durch eine gewaltige Kluft voneinander getrennt (Vers 26), so daß niemand herüber- oder hinübergelangen konnte. Wenn ein Heiliger des Alten Bundes starb, wurde sein Leib begraben, während seine Seele in Abrahams Schoß bzw. ins Paradies gelangte. Wenn dagegen ein Sünder des Alten Bundes starb, wurde sein Leib zwar ebenfalls in der Erde bestattet, aber seine Seele kam in die Hölle. Als Christus am Kreuz starb, bezahlte er damit nicht nur den Preis für alle zukünftigen Sünden, sondern zugleich auch den für alle früheren Sünden (Römer 3,25; Hebräer 9,15). So erst wurden auch die Sünden der Heiligen des Alten Bundes getilgt. Was dann geschah, beschreibt Epheser 4,8-10: „ Darum heißt es: ,Er ist auf gefahren zur Höhe, hat Gefangene gemacht und den Menschen Gaben gegeben.' Das (Wort) aber, Er ist aufgefahren was bedeutet es anderes, als daß er auch zuvor hinabgefahren ist in die untersten Örter der Erde ? Der hinabgefahren ist, ist derselbe, weicherauch hinaufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle." Abrahams Schoß Paradies Lk. 23,43 Eph. 4,8-10 Als der Leib Christi im Grab lag, stieg seine Seele in die „Paradiesabteilung“ der Scheol bzw. des Hades hinab und verkündete, daß nun die Schuld für die Sünden beglichen war. Als Jesus dann auferstand, wurden alle Seelen der Heiligen des Alten Bundes aus Abrahams Schoß bzw. aus dem Paradies in den Himmel gebracht. Folglich wurde diejenige Abteilung der Scheol, die den Gerechten als Aufenthalt gedient hatte, aufgehoben; seitdem existiert sie nicht mehr. Wenn heute ein Ungläubiger stirbt, wird sein Leib begraben, und seine Seele fährt in die Hölle - alles wie zuvor. Wenn aber ein Glaubender stirbt, wird zwar sein Leib begraben, aber seine Seele kommt unverzüglich in den Himmel. Paulus schreibt in 2. Korinther 5,8: 2. Kor. 5,8 „ Wir sind aber guten Mutes und wünschen vielmehr, aus dem Leibe auszuwandern und heimzukehren zu dem Herrn. “ Nach dem Tod im Himmel zu sein bedeutet, bei Christus zu sein, denn in Philipper 1,23 heißt es: Phil. 1,23 „Denn ich werde von bei dem bedrängt: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre." Bei der ersten Auferstehung werden die Leiber der Glaubenden auferweckt und mit ihren Seelen wieder vereint. Dies geschieht für die Heiligen der Gemeinde bei der Entrückung, für die Heiligen des Alten Bundes und die Glaubenden aus der großen Trübsal nach der Wiederkunft Christi. Bei der zweiten Auferstehung werden die Leiber der Verlorenen auferweckt und ihre Seelen aus der Hölle herausgeführt und mit den Leibern vereint. Dann wird auch die „Höllenabteilung“ der Scheol bzw. des Hades beseitigt, weil nicht die Hölle der ewige Aufenthaltsort für die Verlorenen ist, sondern der Feuersee. Die Hölle ist „nur“ ein Ort der Qual für die Seele, aber der Feuersee ward einer für Leib und Seele sein. Wie uns nun die beiden letzten Kapitel der Offenbarung lehren, wird andererseits der Himmel auch nicht der endgültige Aufenthaltsort für die Glaubenden sein. 22. Gottes neue Welt Während das messianische Friedensreich der Höhepunkt in der alt-testamentlichen Prophetie ist, stellt Gottes neue, ewige Welt den Höhepunkt in der neutestamentlichen Weissagung dar. Zwar können wir den größten Teil der Aussagen in den ersten zwanzig Kapiteln der Offenbarung auch schon im Alten Testament finden, aber die beiden letzten Kapitel der Offenbarung enthalten völlig neue Aussagen, die uns kein Prophet des Alten Testaments enthüllt hat. Das messianische Reich währt nur tausend Jahre. Gemäß den Verheißungen Gottes im Bund mit David sollte es jedoch ein ewiges Herrschergeschlecht, ein ewiges Reich und einen ewigen Thron geben. Der ewige Bestand des verheißenen Geschlechts ist gewährleistet, weil es seinen Höhepunkt in einer ewigen Person findet: in dem Herrn Jesus Christus. Aber der ewige Bestand von Thron und Reich müssen auch noch gewährleistet werden. Die für das Tausendjährige Reich speziell gestaltete Herrschaft Gottes endet nach den tausend Jahren. Aber das Königreich Gottes im Sinne von Herrschaft Gottes wird bis in die neue Ordnung hinein fortdauern. Christus wird seine Stellung der Vollmacht auf dem Thron Davids bis in Gottes neue Welt hinein beibehalten. Alles, was wir über diese neue Welt erfahren, wissen wir aufgrund von Offenbarung 21,1-22,5. Dieser Bibelabschnitt soll das Thema dieses Kapitels sein. DER UNTERGANG DER ALTEN WELTORDNUNG UND DIE ERSCHAFFUNG DER EWIGEN NEUEN WELT-Offenbarung 21,1-8 Zur Vorbereitung des Gerichts vor dem großen weißen Thron wird die alte Schöpfungsordnung - Himmel und Erde - beseitigt. Nach dem Gericht wird dann eine neue, ewige Welt geschaffen. In Offenbarung 21,1-2 heißt es: Off. 21,1-. das Meer das neue Jerusalem Gal. 4.26 Heb. 11,9- „ Und Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabsteigen von Gott, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. “ Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden durch Gottes Schöpfermacht die vergangene Weltordnung ersetzen. Allerdings wird ein bedeutendes Element der alten Welt in der neuen fehlen: das Meer. Vor der Schöpfung bestand die Erde aus Steinen und Edelsteinen und war der Wohnort Satans (Hesekiel 28,11-16). Aber als Satan fiel, wurde nicht nur er von Gott gerichtet, sondern auch die Erde, die unter seiner Autorität stand. Als Folge des Gerichts entstanden die Ozeane (1. Mose 1,2). Und weil die Meere Bestandteil des Gerichts Gottes über die erste Erde waren, wird es sie auf der neuen Erde nicht mehr geben. Der neue Himmel und die neue Erde müssen erst von Gott geschaffen werden, nicht aber das neue Jerusalem, das schon jetzt im Himmel existiert. Wenn die neue Erde geschaffen ist, wird das neue Jerusalem vom Himmel auf die Erde kommen - geschmückt wie eine Braut, die auf die Hochzeit vorbereitet worden ist. Die meisten Einzelheiten über das neue Jerusalem finden wir in den beiden letzten Kapiteln der Offenbarung. Die Stadt wird aber auch in anderen Büchern des Neuen Testaments erwähnt. Paulus bezeichnet sie in Galater 4,26 als „frei“: „ Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist unsere Mutter. “ Das irdische Jerusalem stand unter der Knechtschaft verschiedener Mächte; aber das neue Jerusalem im Himmel ist schon immer frei gewesen und wird es auch in Ewigkeit bleiben. Nach Hebräer 11,9-10 wartete schon Abraham auf diese Stadt: 10 „ Durch Glauben siedelte er sich im Lande der Verheißung an, als in ei- nem fremden, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf die Stadt, welche die Grundfesten hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." ln Hebräer 12,22-24 wird das neue Jerusalem als die ewige Wohnung aller Erlösten geschildert: „... sondern ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zur Festversammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als Abels Blut. * In der Stadt werden der dreieinige Gott, das ganze Heer der Engel, die Heiligen der Gemeinde und die „Geister der vollendeten Gerechten“ - das sind die Heiligen des Alten Bundes - wohnen. Letztere waren schon zu ihren Lebzeiten gerecht, weil sie durch ihren Glauben gerechtfertigt wurden; aber vollendet wurden sie durch den Kreuzestod Christi. Hier nicht erwähnt, aber offensichtlich eingeschlossen sind die Heiligen aus der großen Trübsal und aus dem Tausendjährigen Reich. Nach der Vision von der Erschaffung der ewigen Welt gibt der Eine auf dem Thron eine feierliche Erklärung ab. Sie steht in Offenbarung 21,3-4: „ Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. “ Auf zwei wichtige Punkte wird in dieser Erklärung hingewiesen. Erstens wird nun die Wohnung Gottes bei den Menschen sein. Dies ist eine Bestätigung von Hebräer 12,22-24, wonach das neue Jerusalem die ewige Wohnung Gottes, der Engel und der Menschen sein wird. Das hier mit „wohnen“ übersetzte Wort heißt eigentlich „zelten“. Es weist auf die Herrlichkeit (Schechinah) Gottes hin, die bei den Menschen sein wird wie einst über der Stiftshütte in der Wüste. Zweitens wird bestätigt, daß alle Auswirkungen des Fluches von 1. Mose 3,16-19 nun beseitigt sind: „Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viele Schmerzen durch häufige Empfängnis bereiten: mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und du sollst nach deinem Manne verlangen, er aber soll herrschen über dich! Heb. 12,22-24 Off. 21,3-4 Und zu Adam sprach er: Dieweil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot und sprach: , Du sollst nicht davon essenverflucht sei der Erdboden um deinetwillen, mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang: Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zur Erde kehrst, von der du genommen bist: denn du bist Staub und kehrst wieder zum Staub zurück!“ Als der Mensch zu Beginn der alten Schöpfungsordnung von Gott abfiel, entstand als Folge des über Adam verhängten Fluches eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen. Aber alle Auswirkungen des Fluches werden mit dem Untergang der alten Welt vergangen sein. Darum wird es keineTränen,Tod, Klage, Geschrei oder Schmerzen mehr geben. Nun folgt vom Thron her eine zweite Erklärung. In Offenbarung 21,5-8 heißt es: Off. 21,5-8 „ Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er sprach zu mir: Schreibe: denn diese Worte sind gewiß und wahrhaft! Und er sprach zu mir: Es ist geschehenI Ich bin das A und das 0, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben aus dem Quell des Wassers des Lebens umsonst! Wer überwindet, wird solches ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Den Feiglingen aber und Ungläubigen und Greulichen und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern wird ihr Teil sein in dem See, der von Feuer und Schwefel brennt: das ist der zweite Tod. “ Diese zweite Erklärung betrifft die Werke Gottes. Erstens wird verdeutlicht, daß die Erschaffung der ewigen Welt gewährleistet ist, weil der Eine, der diese Verheißung ausspricht, selbst treu und wahrhaftig ist (Vers 5). Zweitens hat Gott eine Quelle mit Wasser des Lebens vorgesehen (Vers 6). Drittens wird das Erbe der Glaubenden angesprochen (Vers 7), nämlich der neue Himmel, die neue Erde und das neue Jerusalem, das in den beiden Schlußkapiteln der Offenbarung beschrieben wird. Und viertens wird auch das Erbe der Ungläubigen geschildert (Vers 8): der zweite Tod im Feuersee. DAS EWIGE NEUE JERUSALEM - Offenbarung 21,9 - 22,5 Der nächste große Abschnitt enthält eine Schilderung des ewigen neuen Jerusalem. Noch einmal weisen wir darauf hin, daß dies alles ist, was wir aus der Bibel über die neue Welt erfahren können. Johannes sieht die Stadt - Offenbarung 21,9-10 Der Abschnitt beginnt mit einer genaueren Ausführung von Offenbarung 21,2 in Offenbarung 21,9-10: „ Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll der sieben letzten Plagen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das Weib, die Braut des Lammes zeigen! Und er brachte mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Stadt, das heilige Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam... " Johannes soll kommen (wie in 4,1), weil Gott ihm noch mehr von den zukünftigen Dingen zeigen will. Er soll Näheres über die Braut Christi erfahren (Vers 9), nämlich über deren ewige Wohnung, das neue Jerusalem (Vers 10); es wird aus dem Himmel auf die neue Erde herabkommen. Die Beschreibung des neuen Jerusalem - Offenbarung 21,11 - 22,5 Wir finden nun in Offenbarung 21,11 - 22,5 eine ausführliche Beschreibung der Stadt. Ihre Herrlichkeit wird in Offenbarung 21,11 erwähnt: „... welche die Herrlichkeit Gottes hat. Und ihr Lichtglanz ist gleich dem köstlichsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis. “ Es ist die Schechinah, die Lichtherrlichkeit Gottes, die jetzt für immer über dem neuen Jerusalem bleiben wird. Off. 21,9-10 Herrlichkeit Off. 21,11 Stadtmauer Offenbarung 21,12-13 beschreibt die Stadtmauer: Off. 21,12-13 „ Und sie hat eine große und hohe Mauer und zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen angeschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Kinder Israel. Von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore." Grundsteine Die Stadtmauer symbolisiert Schutz. Sie soll groß und hoch sein, aber nähere Angaben über Größe und Höhe finden wir hier nicht. Die Stadt wird insgesamt zwölf Tore haben, von denen jedes in die Obhut eines Engels gegeben wird. Die zwölf Tore werden nach den zwölf Stämmen Israels benannt: in alle Ewigkeit soll man sich an diese Namen erinnern. Die Mauer soll vier Seiten mit je drei Toren haben. In Offenbarung 21,14 erfahren wir etwas über die Grundsteine der Mauer: Off. 21,14 „ Und die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. “ Ausmaße Grundsteine sind ein Symbol für Beständigkeit. Es wird insgesamt zwölf von ihnen geben, die nach den zwölf Aposteln Christi benannt werden. Auch diese Namen sollen in alle Ewigkeit in Erinnerung bleiben. Die Ausmaße der Stadt werden uns in Offenbarung 21,15-17 mitgeteilt: Off. 21,15-17 „ Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Meßrohr, um die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer zu messen. Und die Stadt bildet ein Viereck, und ihre Länge ist so groß wie ihre Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr, auf zwölftausend Stadien; die Länge und die Breite und die Höhe derselben sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, weiches der Engei hat. “ Die Maße der Stadt symbolisieren ihre Weite und Geräumigkeit. Die Stadt wird die Form eines Würfels haben. Höhe, Länge und Breite werden also gleich sein, und zwar werden sie etwa 2200 Kilometer betragen. Ganz offensichtlich wird es die größte Stadt sein, die je ein Mensch gesehen hat; sie wird allen Erlösten aus allen Zeit- altern genügend Lebensraum bieten. Die Mauer wird etwa 70 Meter hoch und damit wirklich - wie schon in Vers 12 erwähnt - eine sehr hohe Mauer sein. Der Aufbau der Stadt wird in Offenbarung 21,18-21 beschrieben: „ Und der Baustoff ihrer Mauer ist Jaspis, und die Stadt ist reines Gold, wie reines Glas. Und die Grundsteine der Stadtmauer sind mit allerlei Edelsteinen geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardis, der siebente ein Chrysolit, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore sind zwölf Perlen, jedes der Tore aus einer Perle, und die Straßen der Stadt sind reines Gold, wie durchsichtiges Glas. “ Die Mauer wird aus Jaspis und die ganze übrige würfelförmige Stadt aus durchscheinendem Gold bestehen. Zwölf Edelsteine werden die Grundsteine der Mauer bilden, jeder mit einer charakteristischen Farbe. Sechs dieser Edelsteine kennzeichneten auch die erste Erde vor dem Fall Satans (Hesekiel 28,13). Die neue Erde wird all die Kostbarkeiten der ersten in doppeltem Ausmaß aufweisen. Die nach den zwölf Stämmen Israels benannten Stadttore werden aus je einer einzigen riesigen Perle bestehen. Die Straßen (Elb. Übers.: Straße) der Stadt werden - wie diese selbst - aus reinem, durchsichtigem Gold sein. Neben den Weltmeeren wird es laut Offenbarung 21,22-24 auf der neuen Erde noch andere Dinge nicht mehr geben: „ Und einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln und die Könige der Erde ihre Herrlichkeit in sie bringen. " Mit der Geschichte der alten Welt sind insgesamt vier Tempel verbunden. Aber auf der neuen Erde wird kein Tempel mehr benötigt, denn der dreieinige Gott wird selbst in der Stadt wohnen - zusammen mit den Erlösten aller Zeitalter. Auch Sonne und Mond soll es Aufbau Off. 21,18-21 Off. 21,22-24 Zugang Off. 21,25-27 nach der neuen, ewigen Ordnung nicht mehr geben. Ursprünglich existierte die erste Erde ohne Sonne und Mond, denn diese wurden erst am vierten Schöpfungstag erschaffen (1. Mose 1,1-5). Also wird in der Ewigkeit alles wieder so sein wie am Anfang. Das Licht wird in der ewigen Welt nicht von etwas Geschaffenem, sondern vom Schöpfer selbst ausgehen; die Herrlichkeit des Lammes wird in der ganzen neuen Welt erstrahlen. Die Heidenvölker werden in diesem Licht zusammen mit denen, die in der alten Welt geherrscht hatten, wandeln. (Wir sollten beachten, daß die Unterscheidung zwischen Juden und Heiden auch in der neuen Ordnung und somit in alle Ewigkeit beibehalten wird.) In Offenbarung 21,25-27 erfahren wir etwas über den Zugang zur Stadt: „ Und ihre Tore sollen nicht geschlossen werden am Tage; denn dort wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen. Und es wird durchaus nichts Unreines in sie einge-hen, noch wer Greuel und Lüge übt, sondern nur die, welche im Lebensbuch des Lammes geschrieben stehen." Die zwölf Perlentore der Stadt, von denen jedes unter der Obhut eines Engels steht, sollen in alle Ewigkeit offenbleiben. Und schließlich wird es in der ewigen neuen Welt Gottes noch etwas nicht mehr geben: die Nacht. Die Finsternis auf der Erde war eine Auswirkung der Verfluchung der Erde beim Fall Satans (1. Mose 1,2). In den sechs Schöpfungstagen schenkte Gott nur eine begrenzte Verdrängung der Finsternis: durch die Sonne am Tage und den Mond und die Sterne teilweise bei Nacht. Aber weil in der Ewigkeit alle Auswirkungen der Sünde für immer verschwunden sein sollen, wird es auch keine Nacht mehr geben. Durch die ständig offenen Tore des neuen Jerusalem werden die Gerechten aus den Heiden - deren Namen im Lebensbuch des Lammes stehen - in die Stadt kommen. Andererseits wird nichts Ungerechtes und Unreines jemals die ewige Stadt betreten dürfen; es wird dann für ewig in den Feuersee verbannt sein. Der Strom des Lebens wird in Offenbarung 22,1 beschrieben: Off. 22,1 „ Und er zeigte mir einen Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes ausging..." Am Thron Gottes und des Messias entspringt ein Strom, funkelnd wie ein Kristall. In Offenbarung 22,2 wird der Baum des Lebens genannt: „und inmitten ihrer Straßen und zu beiden Seiten des Stromes den Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker." Nun ist der Baum des Lebens, der schon im Garten Eden stand (1. Mose 2,9; 3,22.24), wieder da. Sein Stamm wächst zu beiden Seiten des Lebensstromes. Der Baum ist sehr fruchtbar, denn er trägt jeden Monat - das ganze Jahr hindurch - frische Frucht. Wir sollten beachten, daß hier das Wort „Monat“ erwähnt wird. Also gibt es auch in der neuen Welt ein Zeitmaß. Weil aber Sonne, Mond und Nacht nicht mehr vorhanden sind, ist es ein völlig anderes Zeitsystem als das unsere. Die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Das hier gebrauchte griechische Wort hat etwas mit dem Fremdwort Therapie zu tun. Die Blätter dienen aber nicht zur Heilung bestehender Krankheiten, denn in der neuen, ewigen Welt gibt es keine Krankheit mehr. Die Blätter sorgen vielmehr für Gesundheit, so daß Krankheiten gar nicht entstehen können. In Offenbarung 22,3-4 erfahren wir etwas über die Bewohner des neuen Jerusalem: „ Und nichts Gebanntes wird mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen; und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein. “ Über der ewigen Welt liegt kein Fluch mehr. Zu den Bewohnern der Stadt gehören das Lamm (Christus) und die Erlösten aller Zeiten, die den Namen Jesu auf ihrer Stirn tragen. Schließlich wird in Offenbarung 22,5 noch einmal der Lichtglanz Gottes erwähnt: „ Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichtes eines Leuchters, noch des Sonnenscheins; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. “ Baum des Lebens Off. 22,2 Bewohner Off. 22,3-4 Off. 22,5 In der neuen Stadt gibt es keine geschaffene Lichtquelle mehr, weil Gott selbst in alle Ewigkeit das Licht ist. Anhang I 2. Thessalonicher 2,1-12 Hauptaus- sagen 2. Thess. 2,1-12 In jedem Buch zum Thema Eschatologie muß auch die wohlbekannte Stelle 2. Thessalonicher 2,1-12 ins Gespräch gebracht werden. Es hat viele Diskussionen darüber gegeben, was Paulus an dieser Stelle sagen wollte. Es geht ja um die Frage, was den Sohn des Verderbens aufhält, und in welchem Verhältnis der Antichrist zu dem steht, was ihn aufhält. Vielleicht fassen wir am besten zuerst die Hauptaussagen des ganzen Abschnitts zusammen, bevor wir den Text im einzelnen erläutern. Uns scheinen folgende Aussagen von besonderer Bedeutung zu sein: Erstens sollen die Gläubigen von Thessalonich getröstet und darauf hingewiesen werden, daß sie sich noch nicht in der großen Trübsal befinden und diese auch noch nicht eingetreten ist. Zweitens will Paulus ihnen klarmachen, daß sich der Antichrist zweimal zu verschiedenen Zeiten offenbaren wird. Drittens wird gesagt, daß das Geheimnis der Gesetzlosigkeit und der Antichrist noch aufgehalten werden. Vor diesem Hintergrund können wir die Stelle im Zusammenhang ins Auge fassen. Sie lautet folgendermaßen: „ Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm: Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da. Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß ersieh in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt. Denket ihr nicht mehr daran, daß ich euch solches sagte, als ich noch bei euch war? Und nun wisset ihr ja, was noch aufhält, daß er geoffenbart werde zu seiner Zeit. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt auf hält, erst aus dem Wege geschafft werden; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird, ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügen- sehen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, daß sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben." Kurz nachdem Paulus die Gemeinde in Thessalonich wieder verlassen hatte, kamen offensichtlich Irrlehrer in die Gemeinde, welche lehrten, die große Trübsal sei bereits gekommen, und behaupteten, die Glaubenden befänden sich schon in dieser Zeit. Verständlicherweise waren dieThessalonicher zutiefst beunruhigt darüber, daß der „Tag des Herrn“ (die gebräuchlichste Bezeichnung für die große Trübsal) schon angebrochen war (Vers 1-2). Aber an dieser Stelle korrigiert Paulus, die Trübsal könne noch nicht angebrochen sein; zwei bestimmte Ereignisse, die dieser Zeit vorangehen müßten, seien nämlich noch nicht eingetreten (Vers 3). Das erste Ereignis ist der Abfall der Kirche und das zweite das Offenbarwerden des Menschen der Sünde, des Sohnes des Verderbens. Es muß erst offenbar werden, wer der Antichrist ist (der seine Identität noch vor der großen Trübsal preisgibt), und zwar um der Glaubenden willen, die zu jener Zeit leben. Zu diesem Zeitpunkt könnte die Entrückung eventuell schon erfolgt sein, denn die Bibel sagt nichts Genaues darüber, wann vor der großenTrübsal die Entrückung geschieht. Das Offenbarwerden des Antichristen vor der Trübsal könnte also den Glaubenden der Gemeinde gelten (wenn die Entrückung noch nicht stattgefunden hat) oder auch einer neuen Generation von Glaubenden, die das Evangelium nach der Entrückung angenommen haben. Wer die Glaubenden zu jener Zeit auch sein mögen, sie werden vor Beginn der großenTrübsal klar erkennen, wer der Antichrist ist. Der Text sagt nicht genau, auf welche Weise diese Offenbarung erfolgen wird, aber andere Schriftstellen geben einen Hinweis darauf, daß sie aufgrund zweier Umstände gegeben wird. Erstens geht aus Daniel 9,27 hervor, daß die Zeit der Trübsal mit der Unterzeichnung des Siebenjahresbündnisses zwischen Israel und dem Antichristen beginnen wird. Wenn dieses politische Bündnis angekündigt wird, können die Glaubenden auch erkennen, wer der Antichrist wirklich ist. Zweitens wird es auch möglich sein, aus dem Zahlenwert des Namens, den der Antichrist trägt (der Zahl 666), seine Identität zu errechnen. Nun stellt Paulus im Blick auf den Antichristen zweierlei fest. Erstens wird er sich gegen Gott und gegen alles erheben, was Gegenstand der Verehrung ist. Zweitens wird er gewaltsam den jüdischen Tempel besetzen, sich selbst zum Gott erklären und die Menschen zwingen, ihm entsprechende Verehrung entgegenzubringen. Dieses Geschehen wird um die Mitte der Trübsalszeit und im Zusammenhang mit der Aufstellung des Greuels der Verwüstung erfolgen. Die Verse 5-7 stehen gleichsam in Klammern, da Paulus hier seine Leser an Dinge erinnert, die er sie gelehrt hatte, als er noch bei ihnen war (Vers 5). Das Wichtigste darunter war die Tatsache, daß die gewaltsame Einnahme des jüdischen Tempels und die Erklärung des Antichristen zur Gottheit noch aufgehalten werden würde; darum der, der aufhält könnten die Ereignisse von Vers 4 nicht eher eintreten, bis derjenige, der das alles aufhält, beseitigt wäre (Vers 6). Wir haben in diesem Buch bereits ausführlich darüber gesprochen, daß es drei von den zehn Königen aus der ersten Hälfte der großen Trübsal sein werden, die mit ihren Regierungen den Antichristen daran hindern, die volle politische und religiöse Herrschaft zu übernehmen (siehe auch Kapitel 11). Wenn der letzte dieser drei Könige getötet worden ist und sich auch die anderen sieben dem Antichristen unterworfen haben, dann hat er freie Hand, die Weltherrschaft auf allen Gebieten zu übernehmen und die Ereignisse von Vers 4 zu veranlassen. Demnach wird der letzte der drei Könige zusammen mit seiner Regierung derjenige sein, der zuletzt noch alles aufhält. Dann erinnert Paulus seine Leser daran, daß das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon an der Arbeit ist und im Augenblick noch zurückgehalten wird (Vers 7). Die Aufgabe, das Böse zu dämpfen und zurückzuhalten, wurde unter dem noachitischen Bund nach 1. Mose 9,1-17 der weltlichen Regierung übertragen; diese Grundwahrheit wurde durch Paulus in Römer 13,1-7, neu in Erinnerung gebracht. Also hält einerseits die weltliche Regierung die Gesetzlosigkeit zurück; andererseits werden die Regierungen der letzten drei Könige den Antichristen bis zur Mitte der Trübsalszeit aufhalten. In den Versen 8-12 nimmt dann Paulus den Gedankengang wieder auf, den er in den Versen 5-7 verlassen hatte. Nach Vers 8 wird der Greuel der Verwüstung, von dem Vers 4 spricht, als zweites Offenbarwerden des Antichristen gelten. Während das erste Offenbarwerden nur für die Glaubenden vor der Trübsal bestimmt ist, gilt das zweite in der Mitte der Trübsal dem Volk Israel. Mit der Aufstellung des Greuels der Verwüstung wird sich der Antichrist als der Gesetzlose offenbaren, und dann wird Israel erkennen, mit wem es sich beim Abschluß des Bundes eingelassen hat. Auch Jesus bestätigt in Matthäus 24,15-22, daß die Aufstellung des Greuels der Verwüstung ein Zeichen für Israel ist. Dann spricht Paulus von weiteren Tatsachen über den Antichristen. Er wird am Ende bei der Wiederkunft Christi vernichtet werden (Vers 8b). Er ist es, dem der Satan überirdische Kräfte verleiht, um Wunder zu tun (Vers 9) und die ganze Welt zu verführen, denn er wird die Menschen dazu bringen, ihn anzubeten (Vers 10). Diejenigen, die durch ihn getäuscht werden und seine Lügenwunder bestaunen, haben bereits das Evangelium vom Herrn Jesus Christus verworfen (Vers 11-12). Man hat diese Verse oft so auslegen wollen, daß die Menschen, die das Evangelium vor der Entrückung gehört und nicht geglaubt haben, nach der Entrückung und während der großen Trübsal keine Gelegenheit mehr haben werden, durch Glauben gerettet zu werden. Diese Stelle hier scheint aber eine solche Verwerfung des Evangeliums eher in die Zeit der Trübsal selbst als davor zu datieren. Man sollte nicht vergessen, daß in der ersten Hälfte der Trübsal das Evangelium durch 144 000 Juden weltweit verkündet werden wird (Matthäus 24,14; Offenbarung 7). Wenn auch viele Tausende das Evangelium im Glauben annehmen werden, sind es doch weit mehr, die es nicht tun werden. Sie, die sich in der ersten Hälfte der Trübsal weigerten, die Botschaft von Jesus Christus anzunehmen, werden dann in der zweiten Hälfte der Trübsal vom Antichristen getäuscht und lassen sich verführen, ihn anzubeten. Wenn jemand zum ersten Mal den Antichristen anbetet, wird er auch das Zeichen - die Zahl 666 - annehmen. Ist dies aber erst geschehen, hat der betreffende Mensch keine Möglichkeit mehr zur Umkehr und kann nicht mehr gerettet werden (Offenbarung 14, 9-12). II Die Ölbergrede Jesu zeitliches Umfeld Mt. 24-25; Mk. 13; Lk. 21,5-36 Frage nach der Errichtung des Reiches Die bekannte Ölbergrede unseres Herrn Jesus Christus stand zwischen zwei bedeutsamen Ereignissen. Kurz zuvor sprach Christus seine letzten Worte in der Öffentlichkeit, wie uns in Matthäus 23,1-39 überliefert wird. Hier geht es darum, daß Jesus die geistlichen Führer Israels anklagt und sie insbesondere beschuldigt, sie hätten das Volk Israel dazu verführt, seinen Messias Jesus zu verwerfen. Mit dieser Scheltrede beendete Jesus seine Verkündigung als Prophet. Danach sprach er nur noch zu seinen Jüngern. Unmittelbar nach der Rede, die Jesus auf dem Ölberg an seine Jünger hielt, wurden das letzte Passah und das Abendmahl des Herrn vorbereitet. Dieses Ereignis lag unmittelbar vor dem Tod des Herrn. Beim letzten Passah und Abendmahl sprach Jesus noch einmal zu seinen Jüngern; nun sprach er nicht mehr als Prophet, sondern als Priester. Zwischen den beiden eben erwähnten Ereignissen liegt die Ölbergrede, die von drei Evangelisten bezeugt wird: in Matthäus 24-25, Markus 13 und Lukas 21,5-36. Da Israel das königliche Opfer des Messias zurückwies, konnte sein Reich zu jener Zeit noch nicht aufgerichtet werden, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Im Lichte seiner Scheltrede gegen die Führer Israels in Matthäus 23 und seiner letzten Worte in den Versen 37-39, er werde nicht eher zurückkommen, bis Israel ihn darum bitte, erhebt sich die Frage: Wann wird das Reich errichtet werden? Die Antwort gibt Jesus in dieser Ölbergrede. Wir müssen uns mit allen drei Berichten in den Evangelien beschäftigen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Keiner von den Schreibern zeichnete alles auf, was Jesus an jenem Tag sagte. Jeder von ihnen gibt nur die Informationen wieder, die im Zusammenhang mit seinem eigenen Bericht am wichtigsten waren. Deshalb ist es notwendig, alle drei Darstellungen zu studieren. Nur dann bekommen wir wirklich vollständige Informationen darüber, was Jesus in diesen letzten Tagen seines prophetischen Dienstes sagte. Wir werden also im folgenden die drei Berichte nebeneinander untersuchen. DER HISTORISCHE HINTERGRUND Den historischen Hintergrund für die Ölbergrede Jesu beschreiben Matthäus 24,1-2, Markus 13,1-2 und Lukas 21,5-6. Im Bericht des Matthäus heißt es: „ Und Jesus ging hinaus und vom Tempel hinweg. Und seine Jünger traten herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht dieses alles? Wahrlich, ich sage euch, hier wird kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen wird! “ Nachdem Jesus in seiner harten Scheltrede mit den Pharisäern ins Gericht gegangen war und die Zerstörung des Tempels angekündigt hatte, verließ er endgültig mit seinen Jüngern den Tempelbezirk. Auf diesem Weg aber wiesen die Jünger auf die wunderbaren und prächtigen Gebäude des Tempels hin. Die Tempelgebäude waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet. Der Bau des Tempels und der dazugehörigen Gebäude wurde durch Herodes den Großen im Jahre 20 v.Chr. begonnen, jedoch erst im Jahre 64 n.Chr. abgeschlossen - nur sechs Jahre vor der Zerstörung. Jesus hielt die Ölbergrede im Jahre 30 n.Chr.; der Tempel befand sich also schon 50 Jahre im Bau. Bis zur Fertigstellung sollten noch weitere 34 Jahre vergehen. Es waren wirklich prächtige Steine, die die Jünger so sehr beeindruckten. Man kann sie noch heute sehen. Sie werden „die Steine des Herodes“ genannt und haben mit einer Länge von drei bis dreieinhalb Metern riesige Ausmaße. Trotzdem wiederholte Jesus, der gesamte Tempel sei zur Zerstörung verurteilt; kein Stein werde auf dem anderen bleiben. Diese Gerichtsankündigung Christi erfüllte sich buchstäblich im Jahre 70 n.Chr., als die Römer Jerusalem zerstörten. Der Tempel wurde in Brand gesteckt. Ein großer Teil des vielen Goldes, das sich in seinen Räumen befand, begann zu schmelzen und ergoß sich in die Fugen zwischen den großen Quadern. Als die Ruinen wieder abgekühlt waren, gingen die Römer systematisch daran, Stein für Stein zu entfernen, um an das Gold zu gelangen, das nun zwischen den Fugen erkaltet war. Die Ankündigung der Zerstörung des Tempels ließ die Jünger jedenfalls in großer Bestürzung zurück. Mt. 24,1-2 Bau des Tempels Mt. 24,3 Lk. 21,7 Fragen nach drei Zeichen erste Frage zweite Frage dritte Frage DIE DREI FRAGEN Als sie dann zum Ölberg kamen, veranlaßte diese Prophezeiung Christi vier seiner Jünger, ihm drei Fragen zu stellen, die uns in Matthäus 24,3, Markus 13,3-4 und Lukas 21,7 überliefert werden. Im Bericht des Matthäus lesen wir: „ Als er aber auf dem Ölberge saß, traten die Jünger zu ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen, und welches wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein 7 “ Im Bericht des Lukas heißt es: „ Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann wird denn das geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann es geschehen soll?" Insgesamt wurden Jesus drei Fragen vorgelegt, die gleichzeitig den Wunsch nach Benennung von drei Zeichen einschlossen. Die erste Frage lautete: „Wann wird das alles geschehen?“ „Das alles“ bezieht sich auf die Zerstörung des Tempels, die Jesus in den beiden vorangehenden Versen angekündigt hatte. Bei Lukas lautet die Frage: „Meister, wann wird denn das geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann es geschehen soll?“ Die erste Frage hieß also: „Wann wird der Tempel zerstört werden, und welches wird das Zeichen sein, das dies ankündigt?“ Die zweite Frage lautet: „Welches wird das Zeichen deiner Wiederkunft sein?“ Diese Frage bezieht sich nicht auf die Entrückung der Gemeinde, denn sie kann ja unmittelbar bevorstehen und jederzeit eintreten, ohne daß ihr ein warnendes Zeichen vorausgeht. Jedoch wird die Wiederkunft Christi durch ein Zeichen angekündigt werden; und danach fragten die Jünger. Die dritte Frage lautete: „Welches wird das Zeichen des Endes der Weltzeit sein?“ Das dritte Zeichen, nach dem die Jünger fragten, bezieht sich auf das Ende dieser Weltzeit (oder dieses Zeitalters). Die Jünger stellten also drei Fragen nach den drei Zeichen, auf die sie achten sollten. Christus gab auf alle drei Fragen eine Antwort, aber nicht in der Reihenfolge, wie sie gestellt worden waren. Auch finden wir nicht alle drei Antworten in allen drei Berichten. Wäh- rend Matthäus und Markus die Antworten auf die zweite und die dritte Frage berichten, geben sie beide keine Antwort auf die erste Frage. Bei Lukas jedoch finden wir diese Antwort. ALLGEMEINE MERKMALE DES ZEITALTERS DER GEMEINDE Bevor Christus auf die ihm gestellten drei Fragen antwortete, gab er den Jüngern in Matthäus 24,4-6, Markus 13,6-7 und Lukas 21,8-9 einige allgemeine Beschreibungen des Zeitalters der Gemeinde. In der Matthäusstelle heißt es: „ Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch niemand irreführe! Denn es werden viele unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin Christus, und werden viele irreführen. Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerichten hören; sehet zu, erschrecket nicht; denn es muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende." Keines von diesen Kennzeichen bedeutet, daß das Ende bereits begonnen hätte. Jesus wollte sichergehen und die Jünger davor bewahren, aufgrund bestimmter Ereignisse und Beobachtungen voreilige und falsche Schlüsse zu ziehen. Darum wollte er ihnen erst einige Dinge nennen, die noch nicht den Beginn des Endes bedeuten. Hier ging es besonders um zwei allgemeine Erscheinungen im Zeitalter der Gemeinde. Als das erste charakteristische Phänomen nennt Jesus das Auftreten falscher Messiasse. Jesus war der erste in der Geschichte, der den Anspruch erhob, der Messias zu sein. Nach ihm traten viele andere auf, die den gleichen Anspruch erhoben. Von der Zeit Jesu an bis etwa zum Jahre 1850 traten in großer Zahl immer wieder Juden in Erscheinung, die sich als der Messias ausgaben und in der Tat viele Menschen verführten. Auch Heiden haben je und dann diesen Anspruch für sich erhoben (das jüngste Beispiel ist Moon, der Gründer und Leiter der „Vereinigungskirche“). Das Auftreten solcher Messiasgestalten bedeutet keinesfalls, daß das Ende schon begonnen hat. Das zweite typische Kennzeichen dieses Zeitalters sollten Kriege an vielen Orten der Welt sein. Jesus wies nachdrücklich darauf hin, Mt. 24,4-6 falsche Messiasse Krieg an vielen Orten daß auch die Kriege und Unruhen, von denen sie hören würden, kein Zeichen für das Ende seien. Im Blick auf diese beiden Erscheinungen stellte Jesus dann fest: „Es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ Und Lukas betont besonders diesen Punkt, wenn er schreibt: „Das muß zuvor geschehen, aber das Ende kommt nicht so bald“ (Lukas 21,9). Mit anderen Worten, falsche Messiasse müssen sich erheben, und eine lange Zeit, in der immer wieder hier und da Kriege geführt werden, muß kommen. Aber keines dieser Phänomene weist irgendwie auf das Ende hin. DAS ZEICHEN DES ENDES DIESER WELTZEIT Nachdem Jesus seinen Jüngern diese Hinweise gegeben hatte, beantwortete er zunächst die dritte Frage nach dem Zeichen für das Ende dieser Weltzeit. Wir lesen darüber in Matthäus 24,7-8, Markus 13,8 und Lukas 21,10-11. In der Matthäusstelle lesen wir: Mt. 24,7-8 „ Denn ein Volk wird sich wider das andere erheben und ein Königreich wider das andere; und es werden hin und her Hungersnöte, Pest und Erdbeben sein. Dies alles ist der Wehen Anfang. " Nach dem Bericht aller drei Evangelisten soll das Zeichen für das Ende dieser Weltzeit darin bestehen, daß sich „ein Volk gegen das andere und ein Königreich gegen das andere“ erheben wird. Das wird mit „Hungersnöten und Erdbeben“ verbunden sein. Jesus stellte fest, dies sei „der Anfang der Wehen“. Der Begriff „Wehen“ bedeutet „Geburtsschmerz“. Er bezeichnet die immer wieder auftretenden heftigen Schmerzen, die eine Frau kurz vor der Geburt ihres Kindes aushalten muß. Die Propheten schilderten die Endzeit bildhaft als eine Reihe solcher Wehen vor der Geburt des neuen messia-nischen Zeitalters. Der „Anfang der Wehen“ oder der erste Geburtsschmerz - das Zeichen für das Ende dieser Weltzeit - ist eingetroffen, wenn sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erhebt. Jesus hatte bereits auf begrenzte Kriege zwischen einigen wenigen Völkern hingewiesen, die aber noch nicht das beginnende Ende an-zeigen sollten. Hier nun sagt er ausdrücklich, das Aufstehen „eines Volkes gegen das andere und eines Königreiches gegen das andere“ bedeute den Anfang vom Ende. Um den Ausdruck „ein Volk gegen das andere und ein Königreich gegen das andere“ verstehen zu können, müssen wir auf die ursprüngliche Bedeutung dieser Begriffe im Judentum zurückkommen. Wir haben darüber weiter oben in diesem Buch schon gesprochen (siehe Kapitel 4). Die Redewendung ist ein hebräischer Ausdruck für einen Weltkrieg. Jesus weist hier also darauf hin, daß ein Weltkrieg im Gegensatz zu einem oder mehreren örtlich begrenzten Kriegen den Beginn des Endes dieser Weltzeit anzeigt. Der erste Weltkrieg von 1914-1918 stellt die Erfüllung dieser Teilprophetie dar, weil er der erste Weltkrieg überhaupt war. Nach der Beurteilung und der Meinung aller Historiker war der Zweite Weltkrieg eine bloße Fortsetzung des Ersten. Darüber hinaus hatten beide Weltkriege entscheidende und schwerwiegende Auswirkungen auf die Geschichte des jüdischen Volkes. Der Erste Weltkrieg gab entscheidende Anstöße zur Stärkung der zionistischen Bewegung. Der Zweite Weltkrieg führte dann zur Gründung eines neuen jüdischen Staates. Unsere Weltgeschichte ist also mit dem Ersten Weltkrieg in die letzte Periode des Zeitalters der Gemeinde eingetreten. Wir müssen allerdings davon ausgehen, daß diese letzte Periode einen längeren Zeitraum umfaßt. PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN DER APOSTEL Nach dieser Antwort auf die dritte Frage seiner Jünger wandte sich Jesus wieder seiner eigenen Zeit zu, um seine Apostel auf einige persönliche Erfahrungen und Erlebnisse hinzuweisen, die auf sie zukommen würden. Davon lesen wir in Markus 13,9-13 und Lukas 21,12-19. Der Lukasbericht lautet: „ Vor diesem allem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und in Synagogen und Gefängnisse überliefern und vor Könige und Fürsten führen um meines Namens willen. Das wird euch aber Gelegenheit zum Zeugnis geben. So nehmet euch nun zu Herzen, daß ihr eure Verteidigung nicht vorher überlegen sollt; denn ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Widersacher nicht sollen widerspre- der Erste Weltkrieg Lk. 21,12-19 neun Einzelheiten chen noch widerstehen können. Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überantwortet werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet von allen gehaßt sein um meines Namens willen. Und kein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Durch eure Geduld gewinnet eure Seelen! “ Was hier in dem Bericht des Lukas angesprochen wird, bezieht sich auf eine Zeit vor dem Ende dieser Weltzeit mit dem einleitenden Zeichen, denn der Abschnitt beginnt mit der Wendung „vor diesem allem“. Jesus beschrieb einige persönliche Erfahrungen der Jünger aus der Zeit, da er nicht mehr persönlich bei ihnen sein würde. Insgesamt nannte er neun Einzelheiten: erstens werden sie von den Juden verworfen werden (Vers 12a); zweitens werden sie auch von den Heiden zurückgewiesen werden (Vers 12b); drittens werden sie Verfolgungen erdulden, die ihnen aber Gelegenheit geben werden, Zeugnis über ihren Glauben abzulegen (Vers 13); viertens werden sie überall erfolgreich das Evangelium verkündigen (Markus 13,10; Römer 10,18 und Kolosser 1,6.23); fünftens brauchen sie sich nicht zu sorgen, wie sie sich vor den Gerichten verteidigen sollen, denn Gott selbst wird ihnen eingeben, was sie reden sollen (Vers 14-14); sechstens werden sie auch von ihren eigenen Familienangehörigen abgewiesen und verachtet werden (Vers 16); siebtens werden sie von allen Menschen gehaßt werden (Vers 17); achtens wird ihnen trotz all dieser Dinge Bewahrung zugesprochen (Vers 18) und neuntens werden sie ihre Seelen gewinnen (Vers 19). Die Apostel mußten tatsächlich all diese Erfahrungen machen. Wir wissen das aus der Apostelgeschichte des Lukas und aus anderen historischen Berichten, die das Leben der Apostel verfolgen und über den Bericht der Apostelgeschichte hinaus schildern. Auf diese persönlichen Erfahrungen wollte Christus seine Jünger hinweisen. Sie sollten nicht zu bald das Ende der Welt erwarten. DAS ZEICHEN FÜR DEN FALL JERUSALEMS Erst nachdem Jesus den Aposteln verdeutlicht hatte, daß sie eine Zeit persönlicher Verfolgungen und Leiden durchlaufen müßten, aber auch einen gesegneten und erfolgreichen Missionsdienst aus- richten würden, gab er ihnen die Antwort auf die erste Frage nach dem Zeichen für die bevorstehende Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Diese Antwort wird nur in Lukas 21,20-24 berichtet: „ Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert sehet, alsdann erkennet, daß ihre Verwüstung nahe ist. Alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; und wer in (der Stadt) ist, der entweiche daraus und wer auf dem Lande ist, gehe nicht hinein. Denn das sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. Wehe aber den Schwängern und den Säugenden in jenen Tagen, denn es wird große Not im Lande sein und ein Zorn über dieses Volk! Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind." Das Zeichen bestand in der Belagerung Jerusalems durch feindliche Heere. Die Judenchristen wurden aufgefordert, dann sofort Jerusalem und Judäa zu verlassen und außer Landes zu fliehen, weil das Zeichen die Zerstörung Jerusalems markieren würde. Von diesem Zeitpunkt an sollte Jerusalem von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind. Diese Weissagung wurde auf wunderbare Weise erfüllt. Im Jahre 66 n.Chr. brach der erste Aufstand der Juden gegen die Römer aus. Beim Beginn dieser Revolte zog der römische Oberbefehlshaber des Landes, Cestus Gallus, mit seinen Armeen von Cäsarea heran und schloß Jerusalem ein. Diese Belagerung war das Zeichen, das Jesus angekündigt hatte; die Judenchristen konnten daran erkennen, daß Jerusalem bald zerstört werden würde. Jesus hatte ihnen geboten, die Stadt sogleich zu verlassen. Sie konnten es jedoch nicht, weil die Römer die Stadt eingeschlossen hatten. Dann aber stellte Cestus Gallus fest, daß seine Nachschubwege nicht sicher waren und er auch nicht genug Vorräte hatte, um eine längere Belagerung erfolgreich durchzustehen. So hob er die Belagerung Jerusalems wieder auf und zog sich nach Cäsarea zurück. Auf diesem Rückzug wurde er von jüdischen Kampfgruppen angegriffen und kam ums Leben. Damit war Jerusalem eine Zeitlang wieder frei, und die Judenchristen konnten ungehindert die Stadt verlassen. Sie überschritten den Jordan und gründeten in Pella in Transjordanien eine neue judenchristliche Gemeinde. Dort warteten sie Lk. 21,20-24 Belagerung Jerusalems darauf, daß die Prophezeiung Jesu über Jerusalem in Erfüllung gehen sollte. Im Jahre 68 n.Chr. zogen ein neuer römischer Feldherr namens Vespasian und sein Sohn Titus erneut gegen Jerusalem heran und schlossen den Belagerungsring um die Stadt. Im Jahre 70 n.Chr. wurden Stadt und Tempel zerstört. In diesem letzten Massaker wurden 1,1 Millionen Juden getötet; aber nicht ein einziger Judenchrist kam dabei ums Leben, weil sie alle den Worten ihres Messias gefolgt waren. Seit jener Zeit ist Jerusalem wirklich von den Heiden zertreten worden. So ist es bis heute geblieben. Jerusalem wird solange nicht von heidnischen Völkern frei sein, bis der Messias wiederkommt. Nach dieser Antwort Jesu auf die erste Frage blieb noch eine weitere Frage offen. DIE GROSSE TRÜBSAL Als Vorbereitung auf die Beantwortung der zweiten Frage wandte sich Jesus dem Thema der großen Trübsal zu. Was er zu dieser Zeit zu sagen hatte, finden wir in Matthäus 24,9-26 und Markus 13,14-23. In diesem Abschnitt sprach Jesus über die Ereignisse der ersten und der zweiten Hälfte der großen Trübsal. Die erste Hälfte der großen Trübsal Die Ereignisse, die in der ersten Hälfte der großen Trübsal eintreten werden, schildert Matthäus 24,9-14: Mt. 24,9-14 „ Alsdann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehaßt sein von allen Völkern um meines Namens willen. Und dann werden viele Anstoß nehmen und einander verraten und einander hassen. Und es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt ge- predigt werden, zum Zeugnis allen Völkern, und dann wird das Ende kommen. “ Obwohl diese Stelle eine gewisse Ähnlichkeit mit Markus 13,9-13 und Lukas 21,12-19 aufweist, deuten doch die Unterschiede darauf hin, daß es hier nicht um dieselbe Sache geht. Lukas stellt deutlich heraus, daß die geschilderten Ereignisse eintreten sollen, bevor das Zeichen für den Beginn des Endes dieser Weltzeit eintrifft - bevor sich also ein Volk und ein Königreich gegen das andere auflehnt. Im Bericht des Matthäus jedoch beginnt diese Stelle mit dem Wort „alsdann“. Daraus geht hervor, daß Jesus hier etwas schildert, was nach dem allgemeinen Aufstand der Völker und Königreiche gegeneinander eintreten soll. Die Ähnlichkeit dieser beiden Berichte beweist nicht, daß es hier um das gleiche geht. Markus und Lukas beschreiben Ereignisse, die den Aposteln vor dem Zeichen (dem Ersten Weltkrieg) widerfahren sollten, während Matthäus von Ereignissen der ersten Hälfte der grqßen Trübsal spricht, die erst danach stattfinden. Insgesamt stellt Jesus fünf Ereignisse heraus, die in der ersten fünf Ereignisse Hälfte der Trübsal eintreten werden. Erstens wird eine gewaltige Verfolgung der Heiligen einsetzen (Vers 9-10), wie sie auch in Offenbarung 6,9-11 beschrieben wird. Das System einer Welteinheitsreligion - auch bekannt unter der Bezeichnung „die Babylon-Kirche“ - wird diese Verfolgung durchführen und für den Tod derjenigen Heiligen verantwortlich sein, die in der ersten Hälfte der großen Trübsal umkommen (Offenbarung 17,1-6). Zweitens wird diese Periode durch das Auftreten vieler falscher Propheten gekennzeichnet sein (Vers 11). Dies wird auch in Sachar-ja 13,2-6 beschrieben. Drittens werden Sünde und Gottlosigkeit gewaltig zunehmen (Vers 12), weil der Bosheit nicht mehr Einhalt geboten wird (2. Thessalonicher 2,6-7). Viertens werden die Juden, die bis zum Ende der Trübsal überleben, gerettet werden (Vers 13). Das fünfte Ereignis in der ersten Hälfte der großen Trübsal wird die weltweite Verkündigung des Evangeliums (Vers 14) durch die 144 000 Juden sein (Offenbarung 7,1-8). Offenbarung 7,9-17 schildert das Ergebnis dieses Dienstes: eine große Anzahl Heiden wird unsern Herrn Jesus Christus erkennen, annehmen und so gerettet werden. Mt. 24,15-28 acht Aussagen 2. Thess. 2,3-10 Off. 13,11-15; Dan. 12,11 Die zweite Hälfte der großen Trübsal Danach wandte sich Christus den Ereignissen der zweiten Hälfte der großen Trübsal zu, von denen Matthäus 24,15-28 und Markus 13, 14-23 berichten. Bei Matthäus lesen wir: „ Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen sehet an heiliger Stätte (wer es liest, der merke darauf!), alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; wer auf dem Dache ist, der steige nicht hinab, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht zurück, um sein Kleid zu holen. Wehe aber den Schwängern und Säugenden in jenen TagenI Bittet aber, daß eure Flucht nicht im Winter, noch am Sabbat geschehe. Denn alsdann wird eine große Trübsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch errettet werden; aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden. Wenn alsdann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist Christus, oder dort, - so glaubet es nicht. Denn es werden falsche Chri-stusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie nun zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste, - so geht nicht hinaus; siehe, er ist in den Kammern, - so glaubet es nicht. Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Adler." Insgesamt macht Christus acht Aussagen: Erstens befaßt er sich mit dem besonderen Ereignis, das den Beginn der zweiten Hälfte der Trübsal markiert, dem „Greuel der Verwüstung, der an heiliger Stätte steht“ (Vers 15). Der Greuel umfaßt zwei Stadien. Das erste Stadium beinhaltet, daß der Antichrist den jüdischen Tempel einnimmt, sich im Allerheiligsten niederläßt und sich selbst zum Gott erklärt (2. Thessalonicher 2,3-10). Das zweite Stadium tritt ein, wenn der falsche Prophet ein Standbild vom Antichristen anfertigen und es im Allerheiligsten aufstellen läßt (Offenbarung 13,11-15; Daniel 12,11). Diese Ereignisse zeigen an, daß die zweite, schlimmere Hälfte der großen Trübsal begonnen hat. Zweitens wird der Greuel der Verwüstung für die Juden das Signal sein, aus dem Land zu fliehen (Vers 16-20); die Flucht wird auch in Offenbarung 12 geschildert. Dieser Abschnitt läßt durchscheinen, welche Dringlichkeit die Flucht Israels hat. Der Ton liegt auf der Eile, in der sie stattfindet. Dies wird besonders deutlich, wenn Christus hier von drei erschwerenden Umständen spricht, die bei der Flucht ins Gewicht fallen könnten. Die erste Schwierigkeit betrifft die Frauen, die schwanger sind oder sehr kleine Kinder haben. Beides macht eine Flucht äußerst schwierig, wie jede Frau, die sich schon einmal in einer solchen Situation befand, bestätigen kann. Die zweite Schwierigkeit hat mit dem Sabbat, die dritte mit dem Winter zu tun. Drittens liegt der Grund für die eilige Flucht in dem Umstand, daß zu dieser Zeit in der ganzen Welt der Judenhaß in aller Schärfe ausbricht (Vers 21). Viertens wird Israel diese schreckliche Periode überleben, wenn es dabei auch zahlenmäßig sehr stark dezimiert wird (Vers 22). Fünftens wird die zweite Hälfte der großen Trübsal durch einen falschen Messias gekennzeichnet sein, wie er sich in der Gestalt des falschen Sohnes - des Antichristen - zeigt (Vers 23). Sechstens wird die zweite Hälfte der Trübsal durch viele irreführende Zeichen und Wunder gekennzeichnet sein. Sie haben den Zweck, die Menschen auf der Welt zu täuschen und werden sowohl vom Antichristen (2. Thessalonicher 2,8-10) als auch vom falschen Propheten vollbracht (Offenbarung 13,11-15). Siebtens warnte Christus vor Menschen, die dann behaupten, er sei hier oder dort bereits wiedergekommen und die Wiederkunft habe bereits heimlich stattgefunden (Vers 25-27). Christus warnte seine Jünger davor, solchen Behauptungen oder Gerüchten Glauben zu schenken, weil seine Wiederkunft im Gegensatz zu seinem ersten Kommen nicht im Verborgenen geschehen wird. Wenn Christus wiederkommt, werden es alle sehen - wie einen Blitz, der über die ganze Erde zuckt. Achtens gab Christus einen Hinweis auf den Ort seiner Wiederkunft (Vers 28). Er sagte, dort, wo das Aas sei, würden sich die Geier sammeln. Das Aas weist auf Israel hin, während die Geier die Heidenvölker symbolisieren, die sich gegen Israel versammeln. Der Ort der Wiederkunft Christi wird also dort sein, wo sich die Heidenvölker gegen Israel versammeln. Dieser Ort wird auf Hebräisch Bozra, auf Griechisch Petra genannt. Dort wird Israel versammelt sein (Micha 2,12-13); die Geier werden dem Volk entgegentreten Mt. 24,29-30 Lk. 21,25-27 Finsternis (Jesaja 34,1-7; 63,1-6); an diesen Ort wird Christus wiederkommen (Habakuk 3,3). Wir fassen zusammen: Christus schilderte an dieser Stelle die Ereignisse der zweiten Hälfte der großen Trübsal. Es wird eine besonders schwierige und schlimme Zeit für Israel sein, die ihren Höhepunkt in der Wiederkunft Christi finden wird. Aber damit hat Jesus noch nicht die zweite Frage nach dem Zeichen seiner Wiederkunft beantwortet. Dieser Frage wandte er sich als nächstes zu. DAS ZEICHEN FÜR DIE WIEDERKUNFT CHRISTI Die Antwort auf die zweite Frage der Jünger finden wir in Matthäus 24,29-30, Markus 13,24-26 und Lukas 21,25-27. Die Matthäusstelle lautet: „ Bald aber nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels in Bewegung geraten. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden alle Geschlechter der Erde sich an die Brust schlagen und werden des Menschen Sohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. “ Im Bericht Lukas lesen wir: „ Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden Angst der Völker vor Ratlosigkeit bei dem Tosen des Meeres und der Wogen, da die Menschen in Ohnmacht sinken werden vor Furcht und Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen soll: denn die Kräfte des Himmels werden in Bewegung geraten. Und dann werden sie des Menschen Sohn kommen sehen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. “ Nach Matthäus nennt Christus als Zeichen für seine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft eine totale Finsternis auf der Erde. Kein Lichtstrahl wird von der Sonne, dem Mond oder den Sternen zur Erde dringen (Vers 29). Lukas fügt hinzu, auf Erden werde sich eine große Bestürzung ausbreiten, da die Menschen aufgrund von verschiedenen Naturphänomenen noch Schlimmeres erwarten (Vers 25-26). Matthäus sagt an dieser Stelle, dann werde das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen (Vers 30a). Dieses Zeichen hat etwas mit dem Lichtglanz Gottes zu tun. Er wird die Wiederkunft Christi ankündigen. Die Antwort auf die Frage „Welches wird das Zeichen der Wiederkunft sein?“ lautet: die Lichtherrlichkeit Gottes. „Unmittelbar nach der Trübsal jener Tage“ wird eine totale Finsternis eintreten, in die plötzlich ein herrliches und furchterregendes Licht hereinbrechen wird. Dem Aufstrahlen dieses überirdischen Lichtes wird dann die Wiederkunft Christi folgen (Vers 30b). Damit hatte Christus alle drei Fragen beantwortet. Das Zeichen für die Zerstörung Jerusalems sollte die Belagerung durch feindliche Heere sein. Das Zeichen für den Beginn des Endes dieser Weltzeit sollte ein Weltkrieg sein. Das Zeichen der Wiederkunft soll die Lichtherrlichkeit Gottes sein, die eine totale Finsternis auf der Erde durchdringt. Das erste Zeichen erfüllte sich im Jahre 66 n.Chr.; das zweite trat 1914-1918 ein. Am Ende der großen Trübsal wird schließlich das dritte Zeichen erscheinen. Obwohl Jesus damit alle drei Fragen beantwortet hatte, wollte er seinen Jüngern im Blick auf die letzte Zeit noch einige Hinweise geben. DIE SAMMLUNG ISRAELS Da die biblischen Propheten bereits die weltweite Sammlung Israels aus der Zerstreuung vorausgesagt hatten, wendete Jesus für dieses Thema nicht viel Zeit auf und wies nur darauf hin, daß die Sammlung nach seiner Wiederkunft geschehen wird. Wir finden sie in Matthäus 24,31 und Markus 13,27. Bei Matthäus lesen wir: „ Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von einem Ende des Himmels bis zum andern. “ DIE ERMAHNUNG Nachdem Jesus die kommenden Ereignisse von der damaligen Zeit bis zum sichtbaren Beginn seines Reiches geschildert hat, fügt er Lichtglanz Gottes Mt. 24,31 Lk. 21,28 Mk. 13,28-32 Mt. 24,32-35 Lk. 21,29-33 noch eine Mahnung an seine Jünger hinzu, die wir in Lukas 21,28 lesen können: „ Wenn aber dieses zu geschehen anfängt, so richtet euch auf und erhebet eure Häupter, weil eure Erlösung naht." Die Mahnung richtet sich an die Glaubenden. „Wenn dieses zu geschehen anfängt“, sollen sie „aufblicken und ihre Häupter erheben“, weil dann die baldige Erlösung der Glaubenden aus dieser Welt bevorsteht. Der Ausdruck „dieses“ weist auf das Zeichen des weltweiten Krieges in Lukas 21,10-11 zurück. Die in der Ölbergrede geschilderten Ereignisse und Zeichen deuten nicht auf die Entrük-kung hin, sondern auf die große Trübsal. Wenn der Glaubende jedoch erkennt, daß die Trübsal nahe ist, so weiß er auch, daß die Entrückung der Gemeinde noch viel näher ist. Die Entrückung liegt ja eine unbestimmte Zeitspanne vor der großen Trübsal. Da aber das Zeichen für den Anfang der Endzeit - der Erste Weltkrieg - bereits eingetroffen ist und es auch schon andere Zeichen gibt, die auf den Beginn der großen Trübsal hindeuten, sollten die Glaubenden aufblicken in der Erwartung, daß bei der Entrückung der Gemeinde ihre Erlösung vollendet wird. DAS GLEICHNIS VOM FEIGENBAUM Das Gleichnis vom Feigenbaum steht in Matthäus 24,32-35, Markus 13,28-32 und Lukas 21,29-33 als Teil der Ölbergrede. Im Matthäusbericht heißt es: „Am Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und Blätter gewinnt, so merket ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet, so merket, daß er nahe vor der Türe ist Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. " In der Lukasstelle lesen wir: „ Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet den Feigenbaum und alle Bäume! Wenn ihr sie schon ausschlagen sehet, so merket ihr von selbst, daß der Sommer jetzt nahe ist. Also auch, wenn ihr sehet, daß dieses ge- schieht, so merket ihr, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen sein wird. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. “ Dieser Abschnitt ist oft bei dem Versuch mißbraucht worden, die Entrückung oder die Wiederkunft Christi zu datieren. Man hält dabei den Feigenbaum für einen sinnbildlichen Hinweis auf die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948. Danach müßte sich im Laufe einer einzigen Generation, das heißt innerhalb von 40 Jahren nach 1948, die Wiederkunft Christi ereignen. Das entscheidende Datum wäre also 1988. Wenn aber die Entrückung mindestens sieben Jahre vor der Wiederkunft Christi erfolgt, würde für die Entrückung das Jahr 1981 herauskommen. Aber diese Datierung ist zu einfach - und die Schrift verbietet uns, so etwas zu tun. In dieser Art der Argumentation und Berechnung liegen zwei entscheidende Irrtümer. Erstens begrenzt die Bibel an keiner einzigen Stelle den Zeitraum einer Generation auf nur vierzig Jahre. Nur an einer Stelle wird dem Begriff „Generation“ eine bestimmte Zeitspanne zugemessen, und zwar mindestens hundert Jahre (1. Mose 15,13-16). Das Wort „Generation“ oder „Geschlecht“ kann in Wirklichkeit 20,40,70,80 oder 100 Jahre bedeuten. Manchmal bezeichnet dieser Begriff einfach die „Zeitgenossen“ im Sinne des heutigen Wortgebrauchs. Ein zweiter Fehler in dieser Berechnung ist die Annahme, der Feigenbaum sei ein Symbol für den Staat Israel, und diese Stelle handle von der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948. An keiner Stelle seiner Ölbergrede hat Jesus darüber auch nur ein Wort gesagt. Die Wiederherstellung Israels hat man in dieser Stelle nur vermutet oder vorausgesetzt; darüber wird aber in diesem Zusammenhang nirgendwo gesprochen. Außerdem ist das gebräuchlichste Symbol für Israel in der Bibel der Weinberg. Die Pointe dieser Bibelstelle liegt jedoch darin, daß der Feigenbaum hier als Veranschaulichung und nicht als Symbol für Israel gebraucht wird. Das wird in der Parallelstelle bei Lukas deutlich, in der es heißt: „Sehet den Feigenbaum und alle Bäume“ (Vers 29). Wenn der Feigenbaum hier für Israel stehen soll, worauf deuten dann die anderen Bäume hin? Wenn sie auf andere Staaten hindeuten - und seit 1948 sind ja eine Anzahl neuer Staaten entstanden wann beginnt dann der Countdown der vierzig Jahre wirklich? Weder der Feigenbaum noch die anderen Bäume werden hier symbolisch ge- irrtümliche Auslegungen braucht, um eine oder mehrere Nationen zu repräsentieren. Es geht vielmehr um eine Veranschaulichung am Beispiel der wirklichen Bäume. Folgendes wird veranschaulicht: Wenn der Feigenbaum und die anderen Bäume anfangen zu blühen, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, daß der Sommer bevorsteht; denn der Frühling ist die Zeit der Blüte. In Anwendung dieser Illustration sagt Jesus dann: „Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet, so merket, daß er nahe vor der Tür ist.“ So wie der blühende Feigenbaum auf den nahen Sommer hindeutet, sollen die Jünger wissen: wenn all die Ereignisse hereinbrechen, von denen Jesus hier spricht, steht seine Wiederkunft nahe bevor. Wodurch aber wird die baldige Rückkehr des Herrn signalisiert? Es ist nicht die Neugründung des Staates Israel im Jahre 1948, weil Jesus dieses Ereignis hier gar nicht erwähnt. Er spricht vielmehr vom Greuel der Verwüstung. Wenn der Greuel im Tempel aufgestellt wird, zeigt dies die baldige Wiederkunft Christi dreieinhalb Jahre später an. Genauer gesagt, werden nach der Aufstellung des Greuels der Verwüstung bis zur Wiederkunft Christi noch 1260 Tage vergehen. Dann weist Jesus darauf hin, daß die Generation, die dieses Ereignis miterlebt (nämlich den Greuel der Verwüstung), noch leben wird, wenn er dreieinhalb Jahre später wiederkommt. Jesus meint hier in Vers 34 also nicht die Generation, die die Neugründung des Staates Israel miterlebt, werde auch bei seiner Wiederkunft noch leben. Es wird vielmehr die Generation sein, die den Greuel im jüdischen Tempel miterlebt. Vers 34 will also als ein Trostwort angesichts der weltweiten Bestrebungen verstanden sein, die Juden zu vernichten. Wie wir uns erinnern, deutet der Greuel der Verwüstung ja darauf hin, daß Satan und der Antichrist am Ende versuchen, das jüdische Volk völlig auszurotten. Aber es wird noch eine jüdische Generation am Leben sein, wenn Christus wiederkommt. Der Versuch Satans zur Vernichtung Israels wird fehlschlagen; Jesus möchte die jüdischen Heiligen der zweiten Hälfte der großen Trübsal mit diesen Worten trösten. DIE ENTRÜCKUNG DER GEMEINDE Der Bibelabschnitt wendet sich nun der Entrückung der Gemeinde zu. Man wird nicht im voraus sagen können, wann sie geschehen wird. Von der Entrückung wird in Matthäus 24,36-42 und Lukas 21,34-36 gesprochen. Die Stelle bei Matthäus lautet: „Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel Mt. 24,36-42 im Himmel nicht, sondern allein mein Vater. Wie es aber in den Tagen Noahs war, so wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wie sie in den Tagen vor der Sündflut aßen und tranken, freiten und sich freien ließen bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und nichts merkten, bis die Sündflut kam und sie alle dahinraffte, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein. Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird genommen, und der andere wird zurückgelassen. Zwei werden auf der Mühle mahlen; eine wird genommen und die andere wird zurückgelassen. So wachet nun, da ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommt!" Im Blick auf die Entrückung macht Christus drei wichtige Aussagen. Die erste betrifft die Frage des Zeitpunktes. Nur ein einziger weiß Zeitpunkt darum, Gott der Vater (Vers 36). Die Engel wissen nichts darüber. Auch der Sohn, als er noch als Mensch auf Erden lebte, kannte den Zeitpunkt nicht. Allein Gott weiß, wann es geschieht. Wenn der Zeitpunkt den Engeln und sogar dem Sohn während seines Erdenlebens verborgen blieb, wieviel mehr dann der Menschheit allgemein! Deshalb gibt es nur einen einzigen Elinweis: die Entrückung wird einige Zeit vor der Trübsal geschehen, und es muß nicht unbedingt kurz davor sein. Es könnte auch zehn oder zwanzig Jahre vor der Trübsal sein. Auf die Frage, wann dieses Ereignis eintreten wird, können wir nur antworten: niemand weiß es. Die Unbestimmtheit des Zeitpunktes trifft aber nicht auf die Wiederkunft Christi zu, wie wir bereits gezeigt haben; für sie gibt es klare Anhaltspunkte für eine zeitliche Bestimmung: den Siebenjahresvertrag Israels mit dem Antichristen und den Greuel der Verwüstung im Tempel von Jerusalem. Zweitens wird es vorher keinerlei Anzeichen für die Entrückung keine geben (Vers 37-39) wie vor der Wiederkunft. Sie wird sich ereignen, Ankündigung wenn auf der Erde ganz normale und alltägliche Verhältnisse herrschen. Auch die Sintflut brach über die Menschen herein, als äußer- lieh nichts auf eine solche Katastrophe hindeutete. Damals herrschten ganz normale Verhältnisse: die Menschen aßen, tranken und heirateten. All diese Dinge sind keine Sünde, sondern notwendig zur Erhaltung des Lebens und zur Fortpflanzung. Unter solchen normalen irdischen Lebensbedingungen brach dann die Sintflut herein und riß alle mit. Genauso wird auch die Entrückung kommen und alle Glaubenden hinwegnehmen (Vers 40-41). Wenn Christus jedoch auf die Erde zurückkehrt, werden die Verhältnisse und Lebensbedingungen alles andere als normal sein, wie wir bereits dargelegt haben und andere Stellen aus der Ölbergrede und der Offenbarung bestätigen. Mahnung zur Drittens fügt Jesus eine Mahnung zur Wachsamkeit hinzu, damit Wachsamkeit die Angesprochenen der großen Trübsal entgehen (Vers 42). In der gesamten Ölbergrede bedeutet „wachen“ bereit sein. Das Wachen entspricht dem Bereitsein, und nur wer errettet ist, kann bereit sein. Darum muß einer durch den Glauben an Jesus Christus errettet sein, wenn er der großen Trübsal entkommen will. Nur diejenigen, die Christus vor der Entrückung der Gemeinde angenommen haben, können bereit und wach sein. Das bringt Lukas 21,36 sehr schön zum Ausdruck: Lk. 21,36 „ Darum wachet jederzeit und bittet, daß ihr gewürdigt werdet, zu entflie- hen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn!" Lukas gibt zwei Gründe dafür an, warum wir wachen sollen. Erstens, damit wir gewürdigt werden, den Ereignissen der großen Trübsal zu entfliehen; und zweitens, damit wir vor des Menschen Sohn im Himmel stehen sollen. GLEICHNISSE, DIE ZU WACHSAMKEIT UND BEREITSCHAFT MAHNEN Um seine abschließende Mahnung aus der vorhergehenden Endzeitrede noch zu unterstreichen, erzählt Jesus fünf Gleichnisse, die alle die dringende Mahnung zu Wachsamkeit und Bereitschaft betonen. Diese fünf Gleichnisse sind uns in Matthäus 24,43 - 25,30 und Markus 13,33-37 überliefert. In allen geht es nicht um die verschiedenen Arten von Glaubenden, sondern um den Unterschied zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden. Die Gleichnisse beschreiben verschiedene Verhaltensweisen von Glaubenden und Ungläubigen bezüglich der Wiederkunft (nicht der Entrückung); erstere werden bereit, letztere aber nicht bereit sein. Das Gleichnis vom Türhüter Das erste Gleichnis ist das Gleichnis vom Türhüter in Markus 13, 33-37: „ Denn ihr wisset nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie bei einem Menschen, der verreiste, sein Haus verließ und seinen Knechten Vollmacht gab, einem jeden sein Werk, und dem Türhüter befahl, daß er wachen solle: - so wachet nun, denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zur Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen; auf daß nicht, wenn er unversehens kommt, er euch schlafend findet. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!" Dieses Gleichnis betont das Wachsein und das Warten auf die Ankunft des Herrn. Wie wir bereits erwähnt haben, bedeutet Wachsein immer Bereitsein, und Bereitsein setzt Errettetsein voraus. Nur wer errettet ist, wird diesem allem entfliehen können. Das Gleichnis vom Hausvater Das zweite ist das Gleichnis vom Hausvater in Matthäus 24,43-44: „ Das aber merket: wenn der Hausvater wüßte, in welcher Nachtstunde der Dieb käme, so würde er wohl wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. Darum seid auch ihr bereitI Denn des Menschen Sohn kommt zu der Stunde, da ihr es nicht meinet. “ Auch bei diesem Gleichnis liegt der Ton auf dem Bereitsein. Dies aber ist nur denen möglich, die gerettet sind. Mk. 13,33-37 Mt. 24,43-44 Das Gleichnis vom treuen und vom bösen Knecht Das dritte Gleichnis spricht in Matthäus 24,45-51 vom treuen und vom bösen Knecht: Mt. 24,45-51 „ Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesin- de gesetzt hat, damit er ihnen die Speise gebe zu rechter Zeit? Selig ist der Knecht, welchen sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird. Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht: Mein Herr säumt zu kommen, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen und mit den Schlemmern zu essen und zu trinken; so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tage kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn entzweihauen und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben. Da wird das Heulen und Zähneknirschen sein. “ Die Betonung liegt in diesem Gleichnis auf dem Tun. Damit die Glaubenden die vorher betonte Wachsamkeit und Bereitschaft nicht dahingehend mißverstehen, sie brauchten nur noch dazusitzen und zum Himmel zu schauen, macht Jesus den Jüngern in dem dritten Gleichnis deutlich, daß sie trotz ihres Wartens wirken und arbeiten müssen. Wenn Christus wiederkommt, wird er also seine Glaubenden emsig bei der Arbeit antreffen. Dagegen wird Jesus die Ungläubigen nicht bei der Arbeit, sondern in Faulheit und Müßiggang vorfinden. Worin die Arbeit besteht, werden wir später erörtern. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen Die beiden folgenden Gleichnisse befassen sich ausführlicher mit dem Thema, das schon die drei ersten angesprochen haben. Das vierte ist das Gleichnis von den zehn Jungfrauen in Matthäus 25, 1-13: Mt. 25,1-13 „ Dann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleich sein, die ihre Lam- pen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen aber waren töricht und fünf klug. Die törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber entstand ein Ge- schrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Gehet aus, ihm entgegen! Da erwachten alle jene Jungfrauen und rüsteten ihre Lampen. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl; denn unsre Lampen erlöschenI Aber die klugen antworteten und sprachen: Niemals! Es würde nicht reichen für uns und für euch! Gehet vielmehr hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst! Während sie aber hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen. Hernach kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht! Darum wachet; denn ihr wisset wederden Tag noch die Stunde!“ Auch hier liegt der Ton wieder auf Wachsamkeit und Bereitschaft. Die Jungfrauen stehen in diesem Gleichnis weder für die Gemeinde noch für Israel. Sie sollen einen bestimmten Punkt veranschaulichen. Wenn bei einer jüdischen Hochzeit die Ehe vollzogen werden sollte, so zog der Bräutigam zum Hause der Braut, um sie von dort abzuholen und zu sich heimzuführen. Wenn er sich später seinem eigenen Haus näherte, pflegte er von einer Schar Jungfrauen feierlich empfangen zu werden. Sie sollten die Braut und den Bräutigam zur anschließenden Hochzeitszeremonie und dem Hochzeitsmahl geleiten. Dies ist der Hintergrund des Gleichnisses. Wenn der Bräutigam mit seiner Braut auf die Erde zurückkehrt, um das Hochzeitsmahl zu halten, werden die Jungfrauen dafür verantwortlich sein, wachsam auf seine Rückkehr zu achten und - wenn er dann zurückkommt -ihre Lampen zu entzünden. Die fünf klugen Jungfrauen werden die Glaubenden sein, die dann bereit und wachsam sind. Es sind diejenigen, die das Öl haben, ein verbreitetes Symbol für den Heiligen Geist. Aber die fünf törichten Jungfrauen stehen für die Ungläubigen, die weder bereit noch wachsam sind. Sie haben auch kein Öl. Nur darum geht es hier. Es wäre falsch, aus einem schlichten Gleichnis zu viele Einzelheiten abzuleiten. In diesem Gleichnis wird der Ton besonders auf Wachsamkeit und Bereitschaft gelegt, die durch den Glauben an Jesus Christus möglich werden. Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden Das fünfte Gleichnis, das von den anvertrauten Pfunden, wird in Matthäus 25,14-30 berichtet: weder Gemeinde noch Israel Mt. 25,14-30 „Denn es ist wie bei einem Menschen, der verreisen woilte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab; dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Kraft, und reiste ab. Da ging der, welcher die fünf Talente empfangen, hin und handelte mit ihnen und gewann fünf andere. Desgleichen, der die zwei Talente empfangen, gewann auch zwei andere. Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen. Da trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen: brachte noch fünf andere Talente herzu und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe damit fünf andere gewonnen. Sein Herr spricht zu ihm: Gut, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude! Da trat auch der hinzu, welcher die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe zwei andere Talente gewonnen. Sein Herr spricht zu ihm: Gut, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude! Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine! Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmet ihm das Talent weg und gebet es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluß habe; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. Und den unnützen Knecht werfet hinaus in die äußerste Finsternis. Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein. “ Bei diesem Gleichnis liegt die Betonung auf der Notwendigkeit, an der Arbeit zu bleiben, während man wachsam ist und in Erwartung des Kommenden lebt. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Glaubenden unterschieden. Die Glaubenden sind die Knechte, die weiter fleißig arbeiten, während sie auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Aber der Ungläubige kann nicht für den Herrn tätig sein und wird deshalb bei der Wiederkunft Christi nichts vorzuweisen haben. Christus hat insgesamt fünf Gleichnisse vorgelegt, drei kurze und zwei ausführliche. Alle betonen die Notwendigkeit, wachsam, bereit und im Werk des Herrn tätig zu sein, während man auf die Wiederkunft des Herrn wartet. Auf welche Weise und mit welchen Mitteln die Glaubenden in der großen Trübsal wachsam, bereit und tätig sein werden, beschreibt der nächste Abschnitt. DAS GERICHT ÜBER DIE HEIDEN Die Ölbergrede schließt mit dem Gleichnis vom großen Weltgericht über die Heiden in Matthäus 25,31-46: „ Wenn aber des Menschen Sohn in seiner Herrlichkeit kommen wird Mt. 25,31-46 und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird ersitzen auf dem Throne seiner Herrlichkeit; und vor ihm werden alle Völker versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig und haben dich getränkt? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen, oderim Gefängnis, und sind zu dir gekommen ? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, habt ihr es mir getan! Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Gehet hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt; nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet; krank und gefangen, und ihr habt mich nicht besucht! Dann werden auch sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich Zeitpunkt Ort Maßstab Schafe Glaube und Werke hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder gefangen gesehen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es nicht getan habt einem dieser Geringsten, habt ihr es mir auch nicht getan! Und sie werden in die ewige Pein gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben. “ Der Zeitpunkt dieses Gerichts liegt nach der Wiederkunft Christi, wenn der Thron Davids aufgerichtet sein wird (Vers 31). Der Ort dieses Gerichts wird hier nicht genannt, dafür aber in einer Parallelstelle (Joel 4,1-3). Es wird im Tal Josaphat-unmittelbar außerhalb Jerusalems zwischen der Stadt und dem Ölberg - stattfinden. Das Gericht wird über einzelne Personen und nicht über ganze Völker gehalten (Vers 32-33). Das griechische Wort für „Völker“ hat hier in erster Linie die Bedeutung von „Heiden“ und wird auch an anderen Stellen des Neuen Testaments entsprechend übersetzt. Demnach werden alle Heiden, die die große Trübsal und die Schlacht von Harmagedon überleben, im Tal Josaphat versammelt und dann von Christus so aufgeteilt werden, daß die einen zu seiner Linken und die anderen zu seiner Rechten zu stehen kommen. Der Maßstab und die Basis dieses Gerichts besteht darin, ob einer „gegen“ oder „für“ die Juden war. Jeder einzelne Heide wird danach gerichtet werden, wie er mit den Juden in der großen Trübsal umgegangen ist (Vers 34-45). Die Schafe, die hier für die Freunde der Juden stehen, werden in aller Deutlichkeit als die Gerechten bezeichnet. Werden sie deshalb errettet, weil sie für die Juden waren? Das kann nicht sein, denn dann geschähe die Rechtfertigung pur auf der Grundlage von menschlichen Werken. Diese Stelle ist ein Beispiel für Jakobus 2, 14-26, wo zu lesen ist, daß jemand seinen Glauben durch die Werke bezeugt. Weil die Gerechten an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, werden sie sich entschieden der Politik des Antichristen widersetzen, der die Juden vernichten will. Während dieser Zeit der schrecklichen Verfolgung werden die an Christus gläubigen Heiden alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Juden unter diesen schlimmen Verhältnissen zu helfen. Ihre Werke werden ihren Glauben beweisen. Sie sind wache und bereite Menschen, die an der Arbeit sind; dazu mahnen ja auch die fünf Gleichnisse. Diese Gerechten werden - weil sie errettete Heiden sind - in das Reich des Mes- sias (das messianische Reich) eingehen dürfen und während des messianischen Zeitalters die Nationen der Heiden bilden (Vers 34). Andererseits stehen in diesem Gleichnis die Böcke für diejenigen, Böcke die gegen die Juden waren und - weil sie nicht an Jesus Christus glaubten - die heimtückischen Methoden der Verfolger unter der Herrschaft des Antichristen mitgetragen haben. An ihren Werken ist der fehlende Glaube offenbar geworden. Es sind Menschen, die nicht wach und bereit gewesen sind, nicht gearbeitet und damit die Botschaft der fünf Gleichnisse mißachtet haben. Aus diesem Grunde werden sie von dem messianischen Reich ausgeschlossen (Vers 41-45). Nach Ablauf des messianischen Reiches werden schließlich die gläubigen Heiden in das ewige Leben, aber die ungläubigen Heiden in die Qual ewiger Verdammnis eingehen (Vers 46). SCHLUSS Die Ölbergrede ist die ausführlichste Belehrung Jesu, die er über kommende Ereignisse gegeben hat. Es war seine letzte große Rede als Prophet, da er von diesem Zeitpunkt an vom Dienst des Propheten zu dem des Priesters überging. Er brachte durch seinen Tod am Kreuz und das dort vergossene Blut ein Opfer dar, um danach als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks für uns einzustehen. Die Ölbergrede enthält Worte für Glaubende unserer Zeit (damit wir aufblicken und auf unsere endgültige Erlösung warten), aber auch Worte für Ungläubige unserer Zeit (damit sie zum Glauben an Christus kommen). Sie enthält Worte für Juden (damit sie fliehen) und Heiden (damit sie wach, bereit und tätig sind) in der Zeit der großen Trübsal. III Die Lichtherrlichkeit Gottes (Schechinah) in Geschichte und Prophetie BEGRIFFSBESTIMMUNG Wir definieren die Lichtherrlichkeit Gottes (Schechinah) als die sichtbare Gegenwart Gottes, das Offenbarwerden seiner majestätischen Gegenwart, wenn er herabsteigt, um unter Menschen zu wohnen. Gewöhnlich wird die Schechinah Gottes in der Bibel als Herrlichkeit des Herrn“ bezeichnet. Der hebräische Ausdruck „kavod ado-nai“ bedeutet „Lichtherrlichkeit Gottes“ und gibt an, was die Schechinah ist. Die griechische Bezeichnung „doxa kyriou“ wird ebenfalls mit „Herrlichkeit des Herrn“ übersetzt. Jedoch bedeutet „doxa“ „Helligkeit“ oder „Strahlenglanz“ und beschreibt somit, wie die Schechinah erscheint. Andere Bezeichnungen fügen dem Ausdruck die Nuance „wohnen“ hinzu, geben also an, was die Schechinah tut. Die hebräische Form „schechinah“ geht auf die Wurzel „schachan“, „wohnen“, zurück. Das griechische Wort „skänä“, das von dem hebräischen Wort „schechinah“ abgeleitet wird (das Griechische kennt kein „sch“), bedeutet „Zelt“. Wie schon gesagt, stellt die Schechinah die sichtbare Gegenwart Gottes dar. Im Alten Testament waren diese Offenbarungen als Licht, Feuer oder Wolke oder als Verbindung dieser Elemente wahrnehmbar. Im Neuen Testament taucht die Schechinah zuweilen in Verbindung mit anderen Elementen auf, nämlich mit dem Engel Jahwes, dem Heiligen Geist, den Cherubim und/oder tiefer Finsternis. DIE SCHECHINAH IN DER GESCHICHTE DES ALTEN TESTAMENTS Der Garten Eden Die wohl erste Erscheinung der Schechinah finden wir in 1. Mose 3,8: „ Und sie hörten die Stimme Gottes, des Herrn, der im Garten wandelte beim Wehen des Abendwindes; und der Mensch und sein Weib versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des Herrn hinter die Bäume des Gartens." Nach Aussage dieses Verses erlebten die Stammeltern die persönliche Gegenwart Gottes, und zwar täglich, weil Gott in enger Gemeinschaft mit ihnen lebte. Weitere Einzelheiten erfahren wir hier nicht; die Frage, ob man dies als erste Offenbarung der Schechinah bezeichnen kann oder nicht, ist unmöglich zu beantworten. Es könnte aber auf die Lichtherrlichkeit Gottes hinweisen. Trifft dies nicht zu, so finden wir die erste Erscheinung der Schechinah in 1. Mose 3,23-24: „ Und Jehova Gott schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, um den Erdboden zu bebauen, davon er genommen war; und er trieb den Menschen aus und ließ lagern gegen Osten vom Garten Eden die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baume des Lebens zu bewahren. “ Der Ausdruck „er ließ lagern“ heißt im Hebräischen „wajjaschken“, hat die gleiche sprachliche Wurzel wie „schechinah“ und bedeutet wörtlich „er ließ wohnen“. Dies war ein sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes, und zwar in der Form eines gezückten flammenden Schwertes. Der bestimmte Artikel stellt besonders heraus, daß es sich um die Flamme des Schwertes handelte. In dieser Manifestation der Herrlichkeit Gottes erschien die Schechinah als Feuer. Außerdem fällt hier die Verbindung der Schechinah mit den Cherubim - einem der vier Elemente, die wir schon erwähnten - ins Auge. 1. M. 3,8 1. M. 3,23-24 (Elb. Üb.) Der Bund mit Abraham An mehreren Stellen des ersten Buches Mose (Genesis) lesen wir etwas über den Inhalt des Bundes Gottes mit Abraham. Die Besiegelung und Unterzeichnung des Bundes finden wir in 1. Mose 15,12-18: 1.M. 15,12-18 „ Da nun die Sonne an fing sich zu neigen, fiel ein tiefer Schlaf auf Abra- ham, und siehe, Schrecken und große Finsternis überfielen ihn. Da ward zu Abraham gesagt: Du sollst für gewiß wissen, daß dein Same fremd sein wird in einem Lande, das nicht ihm gehört; und daselbst wird man sie zu dienen zwingen und demütigen vierhundert Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten; darnach sollen sie mit großer Habe ausziehen. Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern hinfahren und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen im vierten Geschlechte wieder hierherkommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine Feuerfackel fuhr zwischen den Stücken hin. An dem Tage machte der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Fluß Ägyptens bis an den großen Strom ... “ In Vers 12 erscheint zum ersten Mal eine ungewöhnliche Finsternis in Verbindung mit der Schechinah. Nachdem der Inhalt des Bundes mit Abraham zusammengefaßt worden war (Vers 13-16), wurde er unterzeichnet (Vers 17). Gott erschien in sichtbarer Gestalt: als lodernde Fackel in einem rauchenden Ofen. Die Schechinah besiegelte diesen Bund mit Abraham, der seinerseits Grundlage der drei anderen uneingeschränkten Bundesschlüsse zwischen Gott und Israel wurde: des Palästina-Bundes, des Bundes mit David und des Neuen Bundes. Nicht nur im ersten Buch Mose, sondern auch im zweiten, dritten und vierten Mosebuch (Exodus, Leviticus und Numeri) finden wir Hinweise auf die Schechinah. Im zweiten Buch Mose wird bezeugt, daß die Schechinah Wohnung unter dem Volk Israel nahm und das Gesetz Moses rechtskräftig werden ließ. Im dritten Buch Mose bestätigt die Schechinah die Priesterschaft Aarons. Im vierten Buch Mose hören wir, wie die Schechinah Gericht wegen des Ungehorsams Israels brachte. Der brennende Dornbusch Auch in 2. Mose 3,1-5 wird die Schechinah erwähnt: „Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, des 2. M. 3,1-5 Priesters in Midian, und trieb die Schafe hinten in die Wüste und kam an den Berg Gottes Horeb. Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und als ersieh umsah, siehe, da brannte der Dornbusch im Feuer, und der Dornbusch ward doch nicht verzehrt. Da sprach Mose: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung besehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt! Als aber der Herr sah, daß er hinzutrat, um zu sehen, rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch und sprach: Mose, Mosel Er antwortete: Hier bin ich! Da sprach er: Komm nicht näher herzu! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! “ Gott gab sich Mose zu erkennen. Die Verse 2-3 beschreiben, was Mose sah: eine Feuerflamme und einen brennenden Busch. Wieder finden wir Feuer in Verbindung mit dem Erscheinen der Schechinah. Hier bezieht sie sich auf den Engel Jahwes; berücksichtigen wir alle ähnlichen Bibelstellen, so ist das niemand anders als die zweite Person der Dreieinigkeit: der Messias Jesus, der Sohn Gottes. Aus 5. Mose 33,16 geht hervor, daß in der Feuerflamme und dem brennenden Dornbusch wirklich die Herrlichkeit Gottes offenbar wurde: „... mit dem Besten, was auf der Erde wächst und sie erfüllt; und das 5. M. 33,16 Wohlgefallen dessen, der im Busche wohnt, komme auf Josephs Haupt und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern!" Die Bezeichnung „dessen, der im Busche wohnt“ lautet im Hebräischen „schochni senäh“. Das erste Wort bedeutet „Wohnung“ und geht sprachlich auf dieselbe Wurzel zurück wie das Wort „schechinah“. Also wurde Mose von der Schechinah beauftragt, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Der Auszug aus Ägypten Während des Auszugs aus Ägypten und der Wanderung durch die Wüste erschien die Schechinah bei Tag als Wolkensäule und bei Nacht als Feuersäule. In 2. Mose 13,21-22 lesen wir, wie die Schechinah das Volk aus Ägypten heraus und in die Wüste führte: 2. M. 13,21 -22 „ Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, daß er sie den rechten Weg führte, und des Nachts in einer Feuersäule, daß er ihnen leuchtete, damit sie bei Tag und bei Nacht wandeln konnten. Die Wolkensäule wich nimmer vom Volk des Tages, noch die Feuersäule des Nachts. “ 2. Mose 14,19-20 nennt einen weiteren Dienst der Schechinah: 2. M. 14,19-20 „ Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und trat hinter sie; und die Wolkensäule macht sich auch auf von ihrem Angesicht weg und trat hinter sie und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels; und sie war für die einen Wolke und Finsternis, und für die andern erleuchtete sie die Nacht, so daß diese und jene die ganze Nacht nicht zusammenkamen." Hier schützte die Schechinah das Lager der Israeliten die ganze Nacht vor den Ägyptern, indem sie das Heer der Ägypter von den Israeliten trennte. Wieder erscheint die Schechinah im Zusammenhang mit dem Engel Jahwes. Sie bringt tiefe Finsternis, aber für die Israeliten erleuchtet sie die Nacht. Nach 2. Mose 14,24 verwirrte die Schechinah das Heer der Ägypter: 2. M. 14,24 „Als nun die Morgenwache kam, schaute der Herr aus der Feuersäule und Wolke auf der Ägypter Heer und verwirrte das Heer der Ägypter..." In 2. Mose 16,6-12 wird bezeugt, daß die Schechinah Israel mit Wachteln und mit Manna versorgte: 2. M. 16,6-12 „ Da sprachen Mose und Aaron zu allen Kindern Israel: Am Abend sollt ihr erfahren, daß euch der Herr aus Ägypten geführt hat, und am Morgen werdet ihr des Herrn Herrlichkeit sehen, denn er hat euer Murren wider den Herrn gehört. Aber was sind wir, daß ihr wider uns murret? Weiter sprach Mose: Der Herr wird euch am Abend Fleisch zu essen geben und am Morgen Brot die Fülle; denn er, der Herr, hat euer Murren gehört, womit ihr wider ihn gemurrt habt. Denn was sind wir? Euer Murren ist nicht wider uns, sondern wider den Herrn! Und Mose sprach zu Aaron: Sage der ganzen Gemeinde der Kinder Israel: Kommt herzu vor den Herrn, denn er hat euer Murren gehört! Und als Aaron zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel redete, wandten sie sich gegen die Wüste und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erschien in einer Wolke. Und der Herr sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Kinder Israel gehört. Sage ihnen: Um den Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen mit Brot gesättigt werden; also sollt ihr erfahren, daß ich der Herr, euer Gott bin! “ In Vers 7 wird die Schechinah zum ersten Mal so bezeichnet, wie sie uns auch sonst normalerweise in der Bibel begegnet, nämlich als „Herrlichkeit des Herrn“. In Vers 10 erscheint die Herrlichkeit in einer Wolke - eine weitere sichtbare Gestalt der Schechinah. Der Berg Sinai Die bedeutendste Offenbarung der Schechinah während der Zeit des Auszugs aus Ägypten ereignete sich am Berg Sinai, zum ersten Mal in 2. Mose 19,16-20 vor der Übergabe der Zehn Gebote: „Als nun der dritte Tag kam und es noch frühe war, erhob sich ein Don- 2. M. 19,16-20 nern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berg und der Ton einer sehr starken Posaune. Da erschrak das ganze Volk, das im Lager war. Und Mose führte das Volk aus dem Lager, Gott entgegen, und sie stellten sich unten am Berge auf. Aber der ganze Berg Sinai rauchte davon, daß der Herr im Feuer auf ihn herabstieg. Und sein Rauch ging auf, wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte sehr. Und der Ton der Posaune ward je länger je stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm mit lauter Stimme. Als nun der Herr auf den Berg Sinai, oben auf die Spitze des Berges herabgekommen war, rief er Mose hinauf auf die Spitze des Berges. Und Mose stieg hinauf." Vers 16 berichtet von starkem Donner, Blitzen und einer dichten Wolke. Laut Vers 18 stieg Jahwe im Feuer herab; Vers 20 belegt, daß es sich um eine sichtbare Offenbarung der Gegenwart Gottes gehandelt haben muß, denn hier heißt es, Jahwe sei nun auf den Berg Sinai herabgestiegen. Diese gewaltige Offenbarung der Gegenwart Gottes erzeugte beim Volk tiefe Furcht. Als sie die Herrlichkeit Jahwes am Berg Sinai gesehen hatten, baten sie darum, die Stimme Gottes nicht mehr hören zu müssen: 2. M. 20,18-21 „ Und alles Volk sah den Donner und Blitz und den Ton der Posaunen und den rauchenden Berg. Als nun das Volk solches sah, zitterte es und stand von ferne und sprach zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen zuhören; aber Gott soll nicht mit uns reden, wir müssen sonst sterben! Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, euch zu prüfen, und damit seine Furcht euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündiget! Und das Volk stand von ferne; Mose aber machte sich hinzu in das Dunkel, darinnen Gott war. “ Dies wird in 5. Mose 5,22-27 wiederholt: 5. M. 5,22-27 „ Das sind die Worte, die der Herr zu eurer ganzen Gemeinde redete auf dem Berge, mitten aus dem Feuer, den Wolken und der Dunkelheit, mit gewaltiger Stimme, und er tat nichts dazu. Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und gab sie mir. Als ihr aber die Stimme aus der Finsternis hörtet und der Berg im Feuer brannte, da tratet ihr zu mir, alle Obersten eurer Stämme und eure Ältesten und sprächet: Siehe, der Herr, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und seine Majestät sehen lassen, und wir haben aus dem Feuer heraus seine Stimme gehört; heute haben wir gesehen, daß Gott mit den Menschen redet und sie am Leben bleiben. Und nun, warum sollen wir sterben? Denn dieses große Feuer wird uns verzehren. Wenn wir die Stimme des Herrn, unseres Gottes, noch mehr hören, so müssen wir sterben. Denn wer von allem Fleische könnte die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer heraus reden hören, wie wir, und am Leben bleiben ? Tritt du hinzu und höre alles, was der Herr, unser Gott, reden wird, und sage du es uns; alles, was der Herr, unser Gott, zu dir reden wird, das woiien wir hören und tun!" In 2. Mose 24,15-18 erscheint die Schechinah, kurz bevor Mose auf dem Berg Sinai die Gesetzestafeln empfängt: 2 M. 24,15-18 „Als nun Mose auf den Berg stieg, bedeckte eine Wolke den Berg. Und die Herrlichkeit des Herrn wohnte auf dem Berg Sinai, und die Wolke be- deckte ihn sechs Tage lang; am siebenten Tag aber rief er Mose von der Wolke aus zu. Und die Herrlichkeit des Herrn erschien den Kindern Israels wie ein verzehrendes Feuer oben auf dem Gipfel des Berges. Mose aber ging mitten in die Wolke hinein, da er den Berg bestieg; und Mose blieb vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge. “ Eine Wolke bedeckte den Berg; die Herrlichkeit Jahwes nahm Wohnung auf dem Berg Sinai (Vers 15-16). Der hebräische Ausdruck für „wohnte“ ist „wajjischkön“; darin steckt wieder die Wurzel, zu der auch „schechinah“ gehört. In Vers 17 erscheint die Herrlichkeit Jahwes dem Volk als verzehrendes Feuer. Am Sinai offenbarte sich die Schechinah also in Gestalt von Licht, Feuer, Wolke und Blitz; außerdem trat wieder tiefe Finsternis ein. So manifestiert sich die Gegenwart Gottes auch an anderen Stellen des Alten Testaments. Die Schechinah und Mose Mose erlebte eine ganz besondere Offenbarung der Schechinah. In 2. Mose 33,17-23 äußerte er eine gewaltige Bitte: „ Der Herr sprach zu Mose: Was du jetzt gesagt hast, das will ich auch tun; denn du hast vor meinen Augen Gnade gefunden, und ich kenne dich mit Namen! Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen! Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorüberziehen lassen und will den Namen des Herrn vor dir ausrufen; und wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich; aber mein Angesicht-sprach er-kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht! Doch sprach der Herr: Siehe, es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, so stelle ich dich in die Felsenkluft und will dich mit meiner Hand solange decken, bis ich vorübergegangen bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, so magst du mir hinten nachsehen; aber mein Angesicht soll man nicht sehen! “ M. 33,17-23 In Vers 18 bittet Mose, die Herrlichkeit Gottes sehen zu dürfen. In Vers 23 antwortet ihm Gott, Mose dürfe Gott nachschauen, aber nicht dessen Angesicht sehen. Dr. Dwight Pentecost meinte, das betreffende Wort könne mit „nachglühen“ übersetzt werden (J. Dwight Pentecost: „Pattern for Maturity“, Seite 15). Gott habe Mose also gestattet, seinen vorübergehenden Lichtglanz zu sehen, aber nicht Gott, wie er wirklich ist. Nun hat das hebräische Wort zwar nicht die Bedeutung „nachglühen“, aber der Grundgedanke könnte stimmen. Mose soll nicht Gott sehen, wie er wirklich ist, sondern nur eine größere sichtbare Offenbarung der Herrlichkeit Gottes als je zuvor empfangen. So versprach es Gott seinem Knecht Mose. In 2. Mose 34,5-9 erfahren wir, wie Gott diese Verheißung erfüllte: 2. M. 34,5-9 „ Da kam der Herr herab in einer Wolke und trat daselbst zu ihm und rief den Namen des Herrn aus. Und als der Herr vor seinem Angesicht vorüber ging, riefen Der Herr, der Herr, der starke Gott, derbarmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue; welcher Tausenden Gnade bewahrt und Missetat, Übertretung und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft läßt, sondern heimsucht der Väter Missetat an den Kindern und Kindeskindern bis in das dritte und vierte Glied! Da neigte sich Mose eilends zur Erde, betete an und sprach: O Herr, habe ich vor deinen Augen Gnade gefunden, so ziehe mein Herr mitten unter uns, wiewohl es ein halsstarriges Volk ist; du aber wollest unserer Missetat und Sünde gnädig sein und uns zum Erbteil annehmen!" An dieser Stelle wird noch von einer weiteren Offenbarung der Schechinah Gottes gesprochen: vor Mose wurde der eigentliche Name Gottes, des Herrn, ausgerufen. Mose erlebte eine Manifestation der Herrlichkeit Gottes, die vor ihm noch kein anderer Mensch erfahren hatte. Laut Vers 9 bat Mose am Ende dieser Manifestation Gott darum, die Schechinah möge für immer inmitten des Volkes Israel wohnen. Später erfüllte Gott diese Bitte teilweise, als er in der Stiftshütte, im heiligen Zelt. Wohnung nahm; aber vollständig konnte die Bitte Moses um das ewige Wohnen Gottes unter seinem Volk zu dieser Zeit noch nicht erfüllt werden. Dieses Erlebnis ließ Mose nicht unberührt, wie wir in 2. Mose 34,29-35 erfahren: 2. M. 34,29-35 „Als nun Mose vom Berge Sinai hinabstieg und die beiden Tafeln des Zeugnisses in der Hand hielt, als er vom Berge herabstieg, da wußte er nicht, daß die Haut seines Angesichts strahlte davon, daß er mit Ihm geredethatte. Und Aaron und alle Kinder Israel sahen Mose, und siehe, die Haut seines Angesichts strahlte; da fürchteten sie sich, ihm zu nahen. Aber Mose rief sie; da wandten sie sich zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde; und Mose redete mit ihnen. Darnach traten alle Kinder Israel näher zu ihm. Und er befahl ihnen alles, was der Herr mit ihm auf dem Berge Sinai geredet hatte. Als nun Mose aufhörte mit ihnen zu reden, legte er eine Decke auf sein Angesicht. Und wenn Mose hineinging vor den Herrn, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und er ging heraus und redete mit den Kindern Israel, was ihm befohlen war. Und die Kinder Israel sahen das Angesicht Moses, daß die Haut desselben strahlte, und Mose tat die Decke wieder auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden. “ Auf Moses strahlendem Gesicht war die Schechinah zu sehen - nicht die wirkliche Herrlichkeit des Herrn, sondern ihr Widerschein. Moses Verhältnis zur Schechinah ähnelte also demjenigen des Mondes zur Sonne: die Sonne strahlt Licht aus, und der Mond reflektiert es. In gleicher Weise strahlte das Angesicht Moses jenes Licht wider, das von der Schechinah ausgegangen war. Die leuchtende Offenbarung der Herrlichkeit Gottes hatte Mose durchdrungen und manifestierte sich in seinem Angesicht. Nachdem er das Gesetz verkündet hatte, verhüllte Mose sein Gesicht. Den Grund für diese Verhüllung erfahren wir nicht im 2. Buch Mose, sondern in 2. Korinther 3,12-18: „Da wir nun solche Hoffnung haben, so gebrauchen wir große Frei- 2. Kor. 3,12-18 mütigkeit und tun nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israel nicht auf das Ende dessen, was auf hören sollte, schauen möchten. Aber ihre Sinne wurden verhärtet; denn bis zum heutigen Tage bleibt dieselbe Decke beim Lesen des Alten Testamentes, so daß sie nicht entdecken, daß es in Christus aufhört; sondern bis zum heutigen Tage, so oft Mose gelesen wird, liegt die Decke auf ihrem Herzen. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen. Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber spiegeln mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden umgewandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich von des Herrn Geist." Mose verhüllte sein Angesicht nicht, weil Israel den Widerschein der Herrlichkeit Gottes nicht hätte ertragen können. Vielmehr wußte Mose, daß dieser Widerschein zeitlich begrenzt war; er wollte nicht, daß Israel sah, wie das Strahlen verblaßte. So blieb Israel verborgen, daß der Widerschein der Herrlichkeit auf dem Angesicht Moses vorüberging. Die Stiftshütte und die Bundeslade In 2. Mose 29,42-46 erfahren wir etwas über den Zweck der Stiftshütte: 2. M. 29,42-46 „ Das soll das beständige Brandopfer eurer Geschlechter sein vor dem Herrn, vor der Tür der Stiftshütte, wo ich mit euch Zusammenkommen will, um mit dir zu reden; ja, ich will mich daselbst bei den Kindern Israel einstellen, und sie soll geheiligt werden durch meine Herrlichkeit. Und ich will die Stiftshütte heiligen samt dem Altar und mir Aaron samt seinen Söhnen heiligen zum Priesterdienst. Und ich will mitten unter den Kindern Israel wohnen und ihr Gott sein. Und sie sollen erfahren, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, der sie aus Ägypten geführt hat, damit ich unter ihnen wohne, ich, der Herr, ihr Gott. “ Nach Vers 43 sollte die Stiftshütte durch die Schechinah geheiligt werden. Vers 45 nennt den Zweck der Stiftshütte: Gott wollte bei den Kindern Israel wohnen. Das hebräische Wort für „ich will wohnen“, „weschachänti“, hat dieselbe sprachliche Wurzel wie „schechinah“. Nach Vollendung der Stiftshütte zog die Schechinah dort ein, wie 2. Mose 40,34-38 berichtet: 2. M. 40,34-38 „ Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in die Stiftshütte gehen, solange die Wolke darauf blieb und die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllte. Wenn sich aber die Wolke von der Wohnung erhob, so brachen die Kinder Israel auf, während aller ihrer Reisen. Wenn sich aber die Wolke nicht erhob, so brachen sie nicht auf bis zu dem Tag, da sie sich erhob. Denn die Wolke des Herrn war bei Tag auf der Wohnung, und des Nachts war Feuer darauf vor den Augen des ganzen Hauses Israel, während aller ihrer Reisen." Vers 34 beschreibt, wie die Wolke die Stiftshütte bedeckte; die Herrlichkeit Jahwes erfüllte das heilige Zelt. Das hebräische Wort für „Stiftshütte“, „hamischkän“, hat ebenfalls dieselbe sprachliche Wurzel wie „schechinah“. Wir könnten „Stiftshütte“ auch mit „Wohnplatz der Schechinah“ übersetzen. In Vers 35 heißt es, daß die Wolke über das heilige Zelt kam und dort unter dem Volk Israel blieb. Das hier verwendete Verb heißt im Hebräischen „schachän“, wieder mit derselben sprachlichen Wurzel. Schließlich hören wir in Vers 36-38, daß die Wolke Israel auf seinem Zug durch die Wüste leitete. Die Schechinah nahm also ihre Wohnstatt inmitten des Volkes Israel, und zwar im Allerheiligsten, über der Bundeslade und unter den Cherubim. Nachdem der Glanz auf dem Angesicht Moses vergangen war, offenbarte sich Gottes Herrlichkeit in der Stiftshütte. Das heilige Zelt war zwar äußerlich nicht besonders attraktiv, denn es war mit wettergegerbten Tierhäuten bedeckt. Aber Gott gebrauchte nun einmal das Unansehnliche, um sich Israel zu offenbaren. Das Allerheiligste hatte kein Fenster. Es war darin absolut dunkel; andere Bibelstellen sprechen von „tiefer Finsternis“. Die Dunkelheit wurde nur durch den Schein der Schechinah durchbrochen. Nun mag sich jemand fragen, wie der Hohepriester im Allerheiligsten trotz pechschwarzer Dunkelheit seinen Pflichten nachkommen konnte; Antwort: das notwendige Licht ging von der Schechinah aus. Das dritte Buch Mose Im zweiten Buch Mose hörten wir, daß die Schechinah das Gesetz beglaubigte und schließlich Wohnung im Allerheiligsten nahm. Das dritte Buch Mose bezeugt, wie die Schechinah diejenigen bestätigte, die den Dienst nach dem Gesetz und in der Stiftshütte auszuführen hatten, nämlich die Priester vom Stamm Aaron. Das wichtigste Kapitel ist 3. Mose 9. In den Versen 6-7 finden wir die entsprechende Verheißung: 3. M. 9,6-7 3. M. 9,22-24 „ Da sprach Mose: Was der Herr geboten hat, das sollt ihr tun, so wird euch die Herrlichkeit des Herrn erscheinen! Und Mose sprach zu Aaron: Tritt zum Altar und verrichte dein Sündopfer und dein Brandopfer und erwirke Sühne für dich und das Volk. Darnach bringe das Opfer des Volkes dar und erwirke Sühnung für sie, wie der Herr geboten hat! “ In den Versen 22-24 folgt die Beglaubigung der Priesterschaft, und zwar durch Feuer: „ Darnach streckte Aaron seine Hand aus gegen das Volk und segnete es und stieg herab, nachdem er das Sündopfer, das Brandopfer und das Dankopfer dargebracht hatte. Und Mose und Aaron gingen in die Stiftshütte hinein. Und als sie wieder herauskamen, segneten sie das Volk. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn allem Volk; und es ging Feuer aus von dem Herrn und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als alles Volk solches sah, jubelten sie und fielen auf ihre Angesichter. “ Das vierte Buch Mose Im vierten Buch Mose vollstreckt die Schechinah das Gericht wegen Sünde und Ungehorsam. Dies geschah bei drei Gelegenheiten. In 4. Mose 13,30-14,45 hören wir vom Gericht der Schechinah über Israel bei Kadesch Barnea; dort hatte sich das Volk gegen die Führerschaft Moses aufgelehnt, weil zehn der zurückgekehrten Kundschafter einen entmutigenden Bericht über das Gelobte Land gegeben hatten. Zur Strafe für diese Rebellion sollten die Stämme Israels vierzig Jahre lang in der Wüste umherziehen. Die Schechinah mußte Mose und Aaron sogar vor der Steinigung bewahren (14,10). In 14,22 wird die Härte der Strafe u.a. damit begründet, daß die Israeliten „meine Herrlichkeit gesehen haben“ und sich dennoch auflehnten und nicht glauben wollten. Die Schechinah erscheint dann wieder in 4. Mose 16,1-50 im Zusammenhang mit dem Aufstand Korahs. Die Schechinah ließ eine schwere Plage über das Volk kommen, weil es über den Tod Korahs gemurrt hatte. Schon zuvor (Vers 19) hatte sie durch ihr Erscheinen den Führungsanspruch und die Autorität Moses bestätigt und den falschen Anspruch Korahs zurückgewiesen. Schließlich erscheint die Schechinah in 4. Mose 20,6-13 im Zusammenhang mit dem Zwischenfall an den Wassern von Meriba. Die Zeit Josuas und der Richter Während dieses Zeitraums wohnte die Schechinah weiter im Allerheiligsten, ohne sich besonders zu offenbaren. Als die Philister den Israeliten die Bundeslade raubten und sie ins Philisterland brachten, befürchtete das Volk, es habe die sichtbare Gegenwart Gottes verloren. In 1. Samuel 4,21-22 lesen wir: „... sondern hieß den Knaben ikabod und sprach: Die Herrlichkeit ist fort von Israel! weil die Lade Gottes genommen war und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. Und sie sprach abermals: Die Herrlichkeit ist fort von Israel, denn die Lade Gottes ist genommen! “ Der Name „Ikabod“ bedeutet „die Herrlichkeit ist fort“. Aber Elis Schwiegertochter irrte sich natürlich; denn die Schechinah war zu dieser Zeit noch nicht von Israel gewichen, auch wenn viele im Volk dies befürchteten. Der salomonische Tempel Als Salomo seinen Tempel baute, errichtete er auch ein ganz neues Allerheiligstes. Zu dieser Zeit zog die Schechinah von der Stiftshütte in das Allerheiligste des Tempels. Die wichtigste Belegstelle hierfür ist 1. Könige 8,1-13 (eine Parallelstelle ist 2. Chronik 5,2-7,3). Die Verse 1-9 berichten, wie die Bundeslade in das Allerheiligste gebracht wurde. In Vers 10-13 bewegt sich die Schechinah vom bisherigen Ort zu ihrer neuen Wohnstätte: „Als aber die Priester aus dem Heiligtum traten, erfüllte die Wolke das Haus des Herrn, also daß die Priester wegen der Wolke nicht hintreten konnten, um ihren Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Damals sprach Salomo: Der Herr hat gesagt, er wolle im Dunkeln wohnen. So habe Ich nun ein Haus gebaut, dir zur Wohnung: einen Sitz, daß du da ewiglich bleiben mögest!" 1. Sam. 4,21-22 1. Kön. 8,10-13 Die Wolke erfüllte das Haus, und die Herrlichkeit Jahwes hielt Einzug (Vers 10-11). So ähnlich war es auch, als die Schechinah in die Stiftshütte einzog. Nach Vers 12 ließ die Schechinah sich im tiefen Dunkel des Allerheiligsten nieder. Vers 13 betont, daß es sich um ein Haus handelte, einen Ort, an dem Gott in Gestalt der Schechinah sichtbar wohnen wollte. Wie schon vor ihm Mose, bat auch Salomo, die Schechinah möge für immer in Israel wohnen. Aber auch diesmal konnte Gott diese Bitte noch nicht erfüllen. Das Buch Hesekiel und der Auszug der Schechinah Geschichtlich gesehen, erscheint die Schechinah erst wieder dem Propheten Hesekiel, dem sie ihren bevorstehenden Wegzug aus Israel ankündigte. Sie gab Hesekiel die in seinem Buch niedergelegte Offenbarung, wie uns die Verse 1,28; 3,12.23 und 8,3-4 bestätigen. In diesen Stellen ist die Schechinah mit den Cherubim verbunden -wie schon im Garten Eden, in der Stiftshütte und im Tempel. Sie erscheint aber auch im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist. Das Buch Hesekiel berichtet vom Wegzug der Schechinah. Sie verließ das Volk Gottes im Zorn, und zwar in vier Schritten. Der erste Schritt des Auszugs vollzog sich vom Allerheiligsten (erster Ort) zur Türschwelle des Tempels (zweiter Ort). Dies wird in Hesekiel 9,3a beschrieben: Hes. 9,3a „ Da erhob sich die Herrlichkeit des Gottes Israels von dem Cherub, über welchem sie gewesen, hin zur Schwelle des Hauses ..." Und in Hesekiel 10,4 heißt es wiederum: Hes. 10,4 „Da erhob sich die Herrlichkeit des Herrn von dem Cherub zu der Schwelle des Hauses hin, also daß der Tempel von der Wolke erfüllt und der Vorhof voll Glanzes der Herrlichkeit des Herrn wurde. “ Mit dem zweiten Schritt entfernte sich die Schechinah aus dem Tempel, hin zum östlichen Tor (dritter Ort), wie Hesekiel 10,18-19 berichtet: „ Und die Herrlichkeit des Herrn ging von der Schwelle des Tempels hinweg und stellte sich über die Cherubim. Da schwangen die Cherubim ihre Flügel und erhoben sich von der Erde bei ihrem Wegzug vor meinen Augen, und die Räder neben ihnen. Aber an der östlichen Pforte des Hauses des Herrn blieben sie stehen, und oben über ihnen war die Herrlichkeit des Gottes Israels. “ Im dritten Stadium zog die Schechinah vom Osttor zum Ölberg hinüber (vierter Ort). Hesekiel schreibt in 11,22-23: „ Darnach hoben die Cherubim ihre Flügel empor, und die Räder gingen neben ihnen, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen. Und die Herrlichkeit des Herrn stieg auf, mitten aus der Stadt, und blieb stehen auf dem Berge, der östlich von der Stadt liegt. “ Schließlich verließ die Schechinah Israel im vierten Stadium ganz und verschwand vollends aus der Geschichte des Gottesvolkes. Erst hier sehen wir erfüllt, was in dem Namen „Ikabod“ angedeutet wird: die Herrlichkeit Gottes war fort. Der zweite Tempel Nach der Rückkehr der Juden aus Babylon wurde der zweite Tempel gebaut. Aber die Schechinah wohnte nicht im zweiten Tempel wie einst im ersten. So heißt es in Haggai 2,3: „ Wer ist unter euch übriggeblieben, der dies Haus in seiner frühem Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht so viel wie nichts in euren Augen?" Doch Haggai 2,9 enthält eine Verheißung: „ Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, als die des ersten war, spricht der Herr der Heerscharen; und an diesem Orte will ich Frieden geben, spricht der Herr der Heerscharen." Hier verheißt der Prophet Haggai, die Herrlichkeit, die den Tempel verlassen hatte, werde größer und herrlicher zu jenem zweiten Tem- Hes. 10,18-19 Hes. 11,22-23 Hag. 2,3 Hag. 2,9 pel zurückkehren. Anders als die Stiftshütte und der erste Tempel wurde der zweite Tempel nicht sofort durch eine Offenbarung der Schechinah bestätigt. Aber Gott gab die Verheißung, zu diesem zweiten Tempel werde die Herrlichkeit Gottes in anderer und größerer Weise kommen. Dann sollte das Volk wieder die Gegenwart Gottes in der Schechinah erleben. Die Tatsache, daß der zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. zerstört wurde, macht die Erfüllung der Weissagung Haggais vor diesem Zeitpunkt notwendig. DIE SCHECHINAH ZUR ZEIT DES NEUEN TESTAMENTS Die Erscheinung vor den Hirten In der Geschichte des Neuen Testaments erscheint die Schechinah zum ersten Mal in Lukas 2,8-9: Lk. 2,8-9 „ Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem Feld blieben (Elb. Üb.) und des Nachts Wache hielten über ihre Herde. Und siehe, ein Engeides Herrn stand bei ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. “ Es heißt, die Herrlichkeit des Herrn sei ihnen erschienen und habe sie umleuchtet. Hier haben wir es deutlich mit dem Wiedererscheinen der Schechinah zu tun. Sie brachte den jüdischen Hirten die Botschaft von der Geburt des Messias. Der Stern von Bethlehem Matthäus 2,1-12 enthält den Bericht über den Besuch der Weisen aus dem Osten, die durch einen sichtbaren Stern geleitet wurden. Daß es sich bei diesem um keinen gewöhnlichen Stern handelte, geht deutlich aus bestimmten Eigenheiten hervor. Erstens führte er sie von Osten nach Westen (nach Jerusalem); zweitens führte er sie von Norden nach Südwesten (von Jerusalem nach Bethlehem); drittens blieb der Stern über dem Haus stehen, in dem sich Jesus befand; und viertens war es „sein“ Stern in einem Sinne, der alle anderen Sterne ausschließt. Demnach war es bestimmt kein gewöhnlicher Stern. Das griechische Wort für „Stern“ bedeutet einfach „Glanz“ oder „Helligkeit“. Also handelte es sich hier um ein Wiedererscheinen der Schechinah in Gestalt eines Lichtes, das auch den Heiden die Geburt des Messias anzeigte. Das Erscheinen der Schechinah in neuer Gestalt In Erfüllung der Haggai-Prophezeiung sollte die Schechinah in völlig neuer Gestalt erscheinen. Darum geht es in Johannes 1,1-14. Dieser Abschnitt verkündet die Erscheinung des Schechinah-Lichtes in einer neuen, sichtbaren Gestalt. Vers 14 faßt dies brennpunktartig zusammen: „ Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Joh. 1,14 Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. “ Das hier mit „wohnte“ übersetzte Wort ist das griechische Wort „skäneln“, ein hellenisisertes Lehnwort des hebräischen „schechinah“ (im Griechischen gibt es kein „sch“). Aber wörtlich übersetzt, bedeutet das griechische Wort nicht einfach „wohnen“; dafür gibt es ein anderes Wort. „Skäneln“ heißt wörtlich „zelten“. Demnach muß Vers 14a so übersetzt werden: „Und das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns.“ Anders ausgedrückt: die sichtbare Gegenwart Gottes hatte sich auf ganz neue Weise offenbart. Nun konnten die Menschen die Herrlichkeit Gottes in Gestalt eines Menschen, nämlich des Gott-Menschen Jesus Christus, sehen. Hier ging Jesaja 9,1 in Erfüllung, wo vom Kommen des Lichts die Rede ist: „ Das Volk, das in der Finsternis wandelt, sieht ein großes Licht, überden Jes. 9,1 Bewohnern des Landes der Todesschatten geht eine Leuchte auf. “ Indem Jesus während seines Wirkens im Tempel ein- und ausging, wurde die Weissagung Haggais erfüllt. Jesu Herrlichkeit wurde darin offenbar, daß er den Tempel von den Geldwechslern und Opfertierhändlern reinigte und dort - besonders während des Passah-und Laubhüttenfestes - lehrte. Die Parallele zum Alten Testament sollte hier nicht übersehen werden. Am Anfang erschien die Schechinah und verschwand wieder, bis sie in Stiftshütte und Tempel ihre ständige Wohnung nahm. Sie verschwand dann endgültig vom Ölberg aus. In der Geschichte des Neuen Testaments erschien die Herrlichkeit Gottes erst vereinzelt hier und da und kam schließlich in Gestalt des Messias, der für eine gewisse Zeit unter dem Volk wohnte. Später verließ die Herrlichkeit Gottes Israel wiederum vom Ölberg aus, nämlich bei der Himmelfahrt Christi. Die Verklärung Die bedeutendste Manifestation der Schechinah in der Person Christi finden wir in der Geschichte von der Verklärung, die uns an mehreren Stellen berichtet wird. Es sind die Abschnitte Matthäus 17,1-8, Markus 9,2-8, Lukas 9,28-36 und 2. Petrus 1,16-18. Diese Stellen beschreiben die Geschehnisse unterschiedlich, aber sie übermitteln uns sowohl einzeln als auch insgesamt einen Eindruck von der Pracht der Schechinah. Nach dem Bericht des Matthäus leuchtete das Angesicht Christi wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Eine helle Wolke überschattete ihn; die Stimme Gottes erscholl aus ihr und bestätigte den messianischen Auftrag Jesu. Vom Erscheinen der Wolke und vom Reden Gottes aus der Wolke erfuhren wir schon in bezug auf die Geschehnisse am Berg Sinai. Matthäus’ Bericht gibt deutlich das Offenbarwerden der Schechinah wieder, wie es im Alten Testament geschildert wird. Diese Manifestationen entfalten sich in der Zeit des Neuen Testaments weiter und gelangen in der Person Christi zur Erfüllung. In der Markusstelle lesen wir, daß „seine Kleider glänzend wurden, sehr weiß wie Schnee, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann“, und daß ihn eine Wolke überschattete. Nach dem Bericht des Lukas wurde „das Aussehen seines Angesichts anders, und sein Kleid strahlend weiß“. Sie sahen Gottes Herrlichkeit, während die Wolke Jesus überschattete. In seinem zweiten Brief bezeugt Petrus, was er auf dem Berg der Verklärung gesehen hat; er weist ausdrücklich darauf hin, „Augenzeuge seiner Herrlichkeit“ gewesen zu sein. Der Messiasanspruch Jesu wurde durch diese Herrlichkeit bestätigt. In Jesus offenbarte sich die Herrlichkeit Gottes in ganz neuer Gestalt. Bei der Verklärung trat sie, die sonst durch Jesu menschlichen Leib verhüllt war, hervor; drei von den Aposteln erblickten die Schechinah in ihrem strahlenden Glanz - größer und mächtiger, als sie im Alten Testament erschienen war! Denn zu den alttestamentli-chen Offenbarungen der Herrlichkeit Gottes kam nun die einzigartige Manifestation in Christus, dem Gott-Menschen. Auch spätere Schriften des Neuen Testaments beschreiben Jesus als einzigartige Offenbarung der Gegenwart Gottes. So schreibt Paulus in 2. Korinther 4,5-6: „ Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, daß er der 2. Kor. 4,5-6 Herr sei, wir aber eure Knechte um Jesu willen. Denn der Gott, welcher aus der Finsternis Licht hervorleuchten hieß, der hat es auch in unsern Herzen licht werden lassen zur Erleuchtung mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. “ Hier wird festgestellt, daß durch Christus das Licht aus der Finsternis hervorleuchtet, und zwar das Licht „der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“. Die Herrlichkeit Gottes war demnach in der Person Jesu gegenwärtig und in ihm sichtbar. Dieser Gedanke wird in Hebräer 1,1-3 weiter ausgeführt: „ Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Heb. 1,1-3 Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er zum Erben von allem eingesetzt, durch welchen er auch die Weltzelten gemacht hat; welcher, da er die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens ist und alle Dinge trägt mit dem Wort seiner Kraft, und nachdem er die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst vollbracht, sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat..." In Vers 1 wird gesagt, Gott habe sich in vergangenen Zeiten auf verschiedene Weise offenbart, nun aber habe er sich im Sohn gezeigt (Vers 2). Vers 3 beschreibt den Sohn in einer Weise, die klar auf die Schechinah hindeutet. Er wird dargestellt als Ausstrahlung der Herrlichkeit des Vaters und als Ausdruck seines Wesens. Ein weiteres Beispiel finden wir in der Beschreibung des erhöhten und verherrlichten Menschensohnes in Offenbarung 1,12-16. Der letzte Teil von Vers 16 lautet: Off. 1,12-16 „... und sein Angesicht leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft. “ Jesus strahlt eine Helligkeit aus, die mit dem Schein der Sonne verglichen wird. Der Leib des erhöhten Jesus verhüllt den strahlenden Glanz der Herrlichkeit Gottes nicht mehr. Der Widerschein der Herrlichkeit Gottes Mose spiegelte eine Zeitlang die Herrlichkeit Gottes wider, die er am Sinai geschaut hatte, als Gott sich ihm ganz neu offenbarte. Ebenso können auch heute gläubige Menschen die Herrlichkeit Christi widerspiegeln, denn er war nach 2. Korinther 3,12-18 eine noch größere Offenbarung der Schechinah: 2. Kor. 3,12-18 „ Da wir nun solche Hoffnung haben, so gebrauchen wir große Freimütigkeit und tun nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israel nicht auf das Ende dessen, was auf hören sollte, schauen möchten. Aber ihre Sinne wurden verhärtet; denn bis zum heutigen Tage bleibt dieselbe Decke beim Lesen des Alten Testamentes, so daß sie nicht entdecken, daß es in Christus aufhört; sondern bis zum heutigen Tage, so oft Mose gelesen wird, liegt die Decke auf ihrem Herzen. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen. Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber spiegeln mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden umgewandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich von des Herrn Geist. “ Diesem Abschnitt liegt der Bericht vom Widerschein der Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht Moses zugrunde. Mose verhüllte sein Angesicht, damit niemand sah, daß der Glanz langsam verblaßte (Vers 12-13). Auch überden Herzen der Juden liegt eine Decke-sie erkennen nicht, daß das Zeitalter des Gesetzes vergangen ist (Vers 14-15). Die Decke wird erst dann von den Augen Israels abgenommen, wenn das Volk sich vom Gesetz zu Jesus, dem Messias, bekehrt (Vers 16-17). Mose entfernte die Decke, sobald er sich wieder dem Herrn zuwandte. Wenn sich ein Jude vom Gesetz (als Heilsbringer) zu Jesus Christus wendet, wird ebenfalls eine Decke entfernt. In Vers 18 kommt Paulus auf den Widerschein der Schechinah bei den Glaubenden zu sprechen. Der Glaubende erblickt die Herrlichkeit des Herrn mit unverdecktem Angesicht und wird dabei in dasselbe Bild verwandelt - „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“. Die in Christus durch den Glauben erblickte Herrlichkeit schafft im Glaubenden eine ähnliche Herrlichkeit. Der Glaubende soll diese Herrlichkeit Christi widerspiegeln. Während der Widerschein bei Mose am Leuchten seines Gesichtes erkennbar wurde, soll der Glaubende durch die Umwandlung seines Lebens die Herrlichkeit Christi widerspiegeln. Ähnlich wie in den weiter oben erwähnten Hesekiel-Stellen, ist die Schechinah auch hier mit dem Heiligen Geist verbunden. Denn ein christusähnliches Leben ist nur möglich, wenn man in der Fülle bzw. unter der Herrschaft des Heiligen Geistes lebt. Auch Epheser 1 lehrt, daß Glaubende die Schechinah Christi widerspiegeln sollen. Nach Vers 6 und 14 sollen sie „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“ (der Gnade Gottes) leben, nach Vers 12 „zum Lobe seiner Herrlichkeit“ (vergleiche auch Römer 8,29; Philipper 3,21; Kolosser 3,10). Wir fassen zusammen: Die Schechinah, die sichtbare Gegenwart Gottes, offenbarte sich in der Person Jesu. Es ist die Bestimmung und Verpflichtung der Glaubenden, diese Herrlichkeit Gottes widerzuspiegeln. Die Apostelgeschichte Die Schechinah erscheint in den Berichten der Apostelgeschichte bei zwei Ereignissen. Das erste mag hier nicht ganz schlüssig sein, aber wir halten es zumindest für möglich, daß zu dem wunderbaren Geschehen von Apostelgeschichte 2,1-3 auch die Erscheinung der Schechinah gehört: Ap. 2,1 -3 „ Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig bei- sammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie von einem daherfahrenden gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, worin sie saßen. Und es erschienen Zungen, die sich zerteilten, wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen. “ Mit den „Zungen, die sich zerteilten, wie von Feuer“, könnte die Schechinah gemeint sein. Die Informationen reichen jedoch für einen schlüssigen Beweis nicht aus. Der zweite Beleg ist deutlicher: es geht um die Erscheinung, die Paulus auf dem Weg nach Damaskus hatte. Von ihr wird an drei verschiedenen Stellen in der Apostelgeschichte berichtet, zuerst in 9,3-8: Ap. 9,3-8 „ Auf der Reise aber begab es sich, als er sich der Stadt Damaskus nä- herte, daß ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Und als er zur Erde fiel, hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sagte: Wer bist du, Herr? Der aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel auszuschlagen! Da sprach er mit Zittern und Schrecken: Herr, was willst du, daß ich tun soll? Und der Herr antwortete ihm: Steh auf und gehe in die Stadt hinein, so wird man dir sagen, was du tun sollst! Die Männer aber, die mit ihm reisten, standen sprachlos da, indem sie zwar die Stimme hörten, aber niemand sahen. Da stand Saulus von der Erde auf; aber obgleich seine Augen geöffnet waren, sah er nichts. Sie leiteten ihn aber an der Hand und führten ihn nach Damaskus!" Die zweite Stelle ist Apostelgeschichte 22,6-11: Ap. 22,6-11 „ Es geschah mir aber, als ich auf meiner Reise in die Nähe von Damas- kus kam, daß mich am Mittag plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Saul! Saul! was verfolgst du mich ? Ich aber antwortete: Wer bist du, Herr? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus, der Nazarener, den du verfolgstI Meine Begleiter aber sahen zwar das Licht und wurden voll Furcht, aber die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht. Und ich sprach: Was soll ich tun, Herr? Der Herr sprach zu mir: Steh auf und gehe nach Damaskus; dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun verordnet ist. Da ich aber vor dem Glanze jenes Lichtes nicht sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und kam nach Damaskus. “ Drittens lesen wir in Kapitel 26,13-18: „... sah ich mitten am Tage auf dem Wege, o König, vom Himmel her ein Ap. 26,13-18 Licht, heller als der Sonne Glanz, welches mich und meine Reisegefährten umleuchtete. Und da wir alle zur Erde fielen, hörte ich eine Stimme in hebräischer Sprache zu mir sagen: Saul, Saul! was verfolgst du mich? Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen! Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst! Abersteh auf und tritt auf deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschienen, dich zu verordnen zum Diener und Zeugen dessen, was du von mir gesehen hast und was ich dir noch offenbaren werde, und ich will dich erretten von dem Volk und von den Heiden, unter welche ich dich sende, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, auf daß sie Vergebung der Sünden und ein Erbteil unter den Geheiligten empfangen durch den Glauben an mich!" ln Vers 9,3 wird die Schechinah als „ein Licht vom Himmel“, in Vers 22,6 als „ein helles Licht vom Himmel“ geschildert. In Vers 11 bezeugt Paulus, daß er vom „Glanze jenes Lichtes“ geblendet wurde. Schließlich wird die Schechinah in Vers 26,13 als „ein Licht, heller als der Sonne Glanz“ beschrieben. Sie erschien dem Paulus, um ihn als Apostel für die Heiden einzusetzen. Die Offenbarung Die letzte Erscheinung der Schechinah in der bisherigen Geschichte erlebte der Apostel Johannes in Offenbarung 1,12-16 (wir haben es bereits erwähnt). Die Stelle beschreibt Jesus in der Fülle seiner Herrlichkeit, deren strahlender Glanz nicht mehr durch den Leib verhüllt wird. Diesmal offenbarte sich die Schechinah, um Johannes zu beauftragen, ein Buch (das Buch der Offenbarung) zu schreiben und damit die Heilige Schrift zum Abschluß zu bringen. DIE SCHECHINAH IN DER PROPHETIE Die große Trübsal Als einzige Stelle bringt Offenbarung 15,8 die Schechinah in einen gewissen Zusammenhang mit der großen Trübsal: Off. 15,8 „ Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft, und niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren." Hier ist die Schechinah mit den Zornschalengerichten verbunden, der letzten und härtesten Serie von Gerichten in der großen Trübsal. Sie bringen den Zorn Gottes zur Vollendung. Ähnlich wie zur Zeit, als das Volk Israel in der Wüste umherzog, wird die Schechinah auch in der großen Trübsal Gericht wegen der Sünden bringen. Die Wiederkunft Christi Mit der Wiederkunft Christi wird sich die Schechinah erneut offenbaren. In Matthäus 16,27 heißt es: Mt. 16,27 „ Denn des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Va- ters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinem Tun. “ Es geht hier besonders darum, daß der Menschensohn „kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters“. Nach Johannes 1,14 konnten die Menschen beim ersten Kommen Christi die Herrlichkeit Gottes schauen ; bei Jesu Wiederkunft wird er dieselbe Herrlichkeit offenbaren - die Herrlichkeit des Vaters wird für alle Menschen erkennbar sein. Auch Matthäus 24,30 verbindet die Wiederkunft Christi mit der Schechinah: Mt. 24,30 „ Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erschei- nen, und dann werden alle Geschlechter der Erde sich an die Brust schlagen und werden des Menschen Sohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit." Kurz vor der Wiederkunft Jesu wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Dieses Zeichen wird sicher die Schechi-nah sein, denn „der Menschensohn wird kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit“. Parallelstellen hierzu sind Markus 13,26 und Lukas 21,27. Das Tausendjährige Reich Der Prophetie zufolge wird das Tausendjährige Reich die größte Offenbarung der Schechinah bringen - besonders für Israel. Die Lichtherrlichkeit Gottes wird sich auf verschiedene Weise zeigen. Erstens wird sie sich im Allerheiligsten offenbaren. Hesekiel gab in seinem Buch einen genauen Bericht über den Wegzug der Schechinah aus Israel, weissagte aber auch über die zukünftige Rückkehr der Lichtherrlichkeit Gottes. Wir lesen in Hesekiel 43,l-7a: „ Und er führte mich zum Tor, welches nach Osten liegt. Und siehe, da Hes. 43,1-7a kam die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her, und seine Stimme war wie das Rauschen großer Wasser, und die Erde ward von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Und sein Anblick war wie der Anblick, welchen ich sah, als ich kam, da die Stadt zerstört wurde. Die Erscheinung glich derjenigen, welche ich am Flusse Kebar gesehen hatte. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Und die Herrlichkeit des Herrn kam zum Hause, durch den Weg des Tores, welches nach Osten gerichtet war. Und der Geist hob mich empor und führte mich in den inneren Vorhof, und siehe, das Haus war erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn! Und ich hörte jemand vom Tempel her mit mir reden; und es stand ein Mann neben mir. Und er sprach zu mir: Menschensohn, dies ist der Ort meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen, wo ich unter den Kindern Israel ewig wohnen will! “ In den Versen 1-3 heißt es, daß die Schechinah von Osten her kommt und die Erde von ihr erleuchtet wird. Im Osten liegt der Ölberg; von dort aus hatte die Schechinah Israel verlassen. Mit anderen Worten: sie wird aus derselben Richtung zurückkommen, in die sie wegge- zogen war. Sie wird durch das Osttor hereinkommen (Vers 4) und in das Allerheiligste des Tempels einziehen (Vers 5). Schließlich prophezeit Hesekiel, die Schechinah werde an diesem Ort auf ewig unter dem Volk Israel wohnen (Vers6-7a). „Ich will wohnen“ - im Hebräischen „eschkhan“ - hat wieder dieselbe sprachliche Wurzel wie „schechinah“. So wird Gott schließlich die Gebete Moses und Salomos erhören. Nach Hesekiel 44,1-2 soll das Osttor geschlossen und nicht mehr geöffnet werden, weil die Schechinah durch dieses Tor zurückgekehrt ist: Hes. 44,1-2 „ Und er führte mich wieder zurück nach dem äußeren Tor des Heilig- tums, welches nach Osten sieht, und dasselbe war verschlossen. Da sprach der Herr zu mir: Dieses Tor soll verschlossen bleiben und nicht aufgetan werden, und niemand soll durch dasselbe hineingehen: weil der Herr, der Gott Israels, durch dasselbe hineingegangen ist, darum soll es verschlossen bleiben!“ Es sollte deutlich daraufhingewiesen werden, daß Hesekiel an dieser Stelle nicht vom heutigen Goldenen Tor an der Ostmauer Jerusalems spricht. Viele der auf Sensationsprophetie bedachten Ausleger haben versucht, diese Hesekiel-Stelle mit dem Goldenen Tor in Verbindung zu bringen. Aber vom Textzusammenhang her ist dies ausgeschlossen. Hesekiel spricht hier vom Tempelbezirk des Tausendjährigen Reiches, der eine völlig andere Mauer und andere Tore haben wird. Außerdem soll das Tor geschlossen werden, weil die Schechinah durch es zum Volk zurückgekommen ist und in Zukunft nie mehr von Israel weichen wird. Durch das heutige Goldene Tor trat die Schechinah nie hindurch - auch Jesus nicht denn es wurde erst Jahrhunderte nach Christus erbaut. Zweitens wird die Schechinah nicht nur im Allerheiligsten des messianischen Tempels wohnen, sondern auch den ganzen neuen Berg Zion bedecken. Jesaja prophezeit in 4,5-6: Jes. 4,5-6 dann wird der Herr über der ganzen Wohnung des Berges Zion und über ihren Versammlungen bei Tag eine Wolke und Rauch schaffen und den Glanz einer Feuerflamme bei Nacht: denn über der ganzen Herrlichkeit wird eine Decke sein und eine Hütte zum Schatten tagsüber vor der Hitze und zur Zuflucht und zum Schirm vor Ungewitter und Regen." Hier wird die Schechinah als „Wolke und Rauch“ bei Tage und als „Glanz einer Feuerflamme“ bei Nacht beschrieben. Über dieser ganzen Herrlichkeit soll eine Decke liegen und Schutz vor Hitze, Sturm und Regen bieten. Der neue Berg Zion wird an verschiedenen Stellen der Prophetenbücher beschrieben; er wird ein außerordentlich hoher Berg mit einem Plateau von 6400 km2 Fläche sein, auf dessen Südseite die neue Stadt Jerusalem und auf dessen Nordseite der Tempel des Tausendjährigen Reiches stehen wird. Über diesem Berg soll die Schechinah als Wolke, Rauch und flammendes Feuer zu sehen sein - wie zur Zeit des Alten Testaments am Berg Sinai! Drittens wird die Schechinah nach Sacharja 2,8-9 besonders über Jerusalem ruhen: zu dem sprach er: Lauf und sage jenem Jüngling und sprich: Als Sach. 2,8-9 offene Stadt soll Jerusalem bewohnt werden wegen der großen Menge von Menschen und Vieh in ihrer Mitte; und ich selbst, spricht der Herr, will eine feurige Mauer um sie her und Herrlichkeit in ihrer Mitte sein.“ Der Prophet sagt voraus, Jahwe werde eine „feurige Mauer“ um Jerusalem und die Herrlichkeit inmitten Jerusalems sein. Dies sind die Offenbarungen der Schechinah in bezug auf das Jerusalem des messianischen Reiches. Viertens soll die Schechinah nicht nur im Tempel, in Jerusalem und auf dem Berg Zion, sondern in ganz Israel zu sehen sein. In Jesaja 35,1-2 heißt es: „ Die Wüste und Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken Jes. 35,1 -2 und blühen wie ein Narzissenfeld. Sie wird lieblich blühen und frohlocken, ja, Frohlocken und Jubel wird sein; denn die Herrlichkeit Libanons wird ihr gegeben, die Pracht des Karmel und der Ebene Saron. Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. “ Die Völker werden in Israel die Herrlichkeit Jahwes sehen. Das entnehmen wir auch Jesaja 58,8-9a: „Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Jes. 58,8-9a Heilung wird rasche Fortschritte machen; deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut sein! Dann wirst du rufen, und der Herr wird antworten; du wirst schreien, und er wird sagen: Hier bin ich!“ Die Schechinah wird als Offenbarung der Gegenwart Gottes auf ganz Israel ruhen. Die Heiden werden die Herrlichkeit des Herrn sehen können, müssen aber zu den Juden kommen (Sacharja 8,20-23). Fünftens wird Jesus selbst die Schechinah widerspiegeln. All dies wird eng mit Israel verbunden sein, denn die Schechinah soll in ihren verschiedenen Ausdrucksformen beim Volk Israel wohnen. Gottes neue Welt Nach den tausend Jahren der Friedensherrschaft Christi wird Gott eine neue Welt schaffen. Auch dann wird die Schechinah sichtbar sein. Johannes schreibt in Offenbarung 21,1-3: Off. 21,1-3 „ Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabsteigen von Gott, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott." Die Verse 1-2 beschreiben das neue Jerusalem und Vers 3 die Gegenwart Gottes in Jerusalem: die „Hütte Gottes“ wird bei den Menschen sein, und er wird unter ihnen wohnen. Das griechische W'ort „skänein“ bedeutet nicht „wohnen“, sondern „zelten“. Also wird es in Gottes neuer Welt wieder sein wie zur Zeit des Alten Testaments: die Schechinah wird unter den Menschen zelten, auch wenn es dann keine Stiftshütte und keinen Tempel mehr gibt. Jerusalem wird die Herrlichkeit Gottes in sich bergen, weil Gott dort unter den Menschen zelten wird. Offenbarung 21,10-11 lautet: Off. 21,10-11 „ Und er brachte mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Stadt, das heilige Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam, welche die Herrlichkeit Gottes hat. Und ihr Lichtglanz ist gleich dem köstlichsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis. “ In Offenbarung 21,23-24 lesen wir, welche Folgen die Gegenwart Gottes unter den Menschen haben wird: „ Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, daß sie ihr Off. 21,23-24 scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln und die Könige der Erde ihre Herrlichkeit in sie bringen. “ Man wird in der Gottesstadt kein Licht von der Sonne, dem Mond oder von Lampen mehr benötigen, denn die Schechinah wird Licht in Fülle spenden; alle Bewohner werden in jenem Licht wandeln können. Und so wird es in alle Ewigkeit bleiben. 0) N O 2? LU 0 i_ -O C 0 O -£= > ~ 0 ~ £ s 3 c 0 0 Q Die zehn Reiche Der Feldzug von Harmagedon Ereignisse vor und nach dem Tausendjährigen Reich Gericht vor dem großen weißen Thron Bibelstellenverzeichnis 1. Mose 3. Mose 1. Könige 1,1-2,25 .... 14 9,6-7 .... . . 513 8,10-13 . . . 515 2,17 135 22-24 . . . . 514 12,25-33 . 66 3,8 503 26,40-42 . . . . 266, 16,29-33 . 65 15 180 290 16-19 .... 463 40-45 . . . . 378 17-19 .... 135 1. Chronika 23-24 .... 503 11.1-9 203 4. Mose 17,10b-14 . . 386 12,1-3 373 7 374 22-24 .... . . 62 13,14-17 .... 374 2. Chronika 15,12-18 .... 504 12-21 .... 375 5. Mose 15,1-7 . . . 91 26,2-5 376 28,13-15 .... 377 5,22-27 . . . . 508 37,9-11 226 15,6 . . 355 Psalmen 28,1 . . 355 13 .... . . 355 2,1-6 . . . 273, 305 30,1-10 . . . . . 365 6-8 ... . . 342 2. Mose 5 . . 378 15,1-5 . . . . . 334 32,11 . . . . . . 229 18,9-17 . . . . 308 3.1-5 505 33,16 .... . . 505 24,1-6 . . . . . 334 10,21-23 .... 119 7-10 . . . . 346 13,21-22 .... 506 48,2-4 . . . . . 416 14,19-20 .... 506 Richter 9 .... . . 417 24 506 12 ... . . 417 16,6-12 506 5,4-5 .... . . 301 13-14 . . . 417 19,4 229 69,29 . . . . . 456 16-20 .... 507 72,1-19 . . . . 346 20,18-21 .... 508 1. Samuel 79,1-13 . . . . 296 24,15-18 .... 508 80,2-20 . . . . 297 29,42-46 .... 512 4,21-22 . . . . 515 83,2-9 . . . . . 434 32,3 66 87,1-7 . . . . . 417 33,17-23 .... 509 89,4-5 . . . . . 388 34,5-9 510 2. Samuel 30 ... . . 388 29-35 .... 510 35-38 . . . 388 40,34-38 .... 512 7,1 lb-16 . . . 386 122,1-9 . . . . 417 139,16 . . . . . 456 19-20 . 160,165 58,8-9a 529 147,2-3 . . ... 418 26,8-10 . .... 165 60,1-3 394 12-14 ... 418 19 . . .... 324 10-14 . . . . 420 19-20 ... 418 20-21 .... 165 61,4-9 394 27,12 . . .... 379 10-11 . . . . 397 12-13 .... 368 62,1-12 421 Jesaja 13 . . .... 398 63,1 299 28,14 . . .... 172 2-6 300 1,26 . , , 354,418 15 . . .... 173 64,1-11 295 2,2-4 . . . 335,398 16 . . .... 173 65,8-16 252 12-22 . ... 166 17-18 .... 173 17-25 .... 336 3,1-4,1 ... 243 18 . . .... 219 18-19 .... 422 4,3-6 . . . ... 418 19-20 .... 174 21-24 .... 380 5-6 . . . ... 528 21-22 .... 174 66,1-6 125 6,1-3 . . . ... 154 29,22-24 .... 359 10-14 .... 423 7,14 . . . ... 182 30,18-22 .... 359 18-24 .... 431 9,1 . . . . . . . 519 23-26 .... 379 20 399 5-6 ... . . . 342 32,1 . . . .... 353 10,20-23 . ... 250 16-18 .... 396 11,1-5 . . . ... 347 33,13-16 .... 253 Jeremia 2 ... . ... 23 20-24 .... 419 6-9 . . . ... 335 34,1-7 . . .... 298 3,11-18 . . . . 267, 10 . . . ... 429 8-15 . .... 449 290 11-12 . ... 94 35,1-2 . . . 379,529 17 423 11,11-12,6 ... 367 5-10 . .... 396 18 391 13,1-5 . . . ... 275 40,1-2 . . .... 242 16,14-15 .... 369 6-16 . . . . . 166 3-5 . . .... 120 16-18 .... 242 9 ... . . . . 159 41,8-16 . . . . . 251 23,3-4 370 19-22 . ... 276 17-20 . . . . 251 5-6 343 20-22 . ... 447 42,1 . . . .... 430 7-8 370 14,1-2 . . . 275, 355, 43,5-7 . . .... 369 24,7 361 393,429 44,1-5 . . .... 360 30,4-7 242 3-11 . . . . . 310 21-23 .... 360 9 350 16-21 . . . . 311 45,17 . . . . . . 361 31,1-6 380 22-23 . ... 276 49,5-7 . . .... 430 6 423 32 ... . . . 419 17-18 .... 450 7-10 370 16,5 .... ... 343 22-23 .... 393 11-14 .... 381 19,1-4 . . . . . . 90 51,3 . . . .... 397 31-34 .... 358 16-17 . . . . 441 52,1-2 . . .... 420 38-40 .... 423 18 ... ... 442 7-10 . .... 420 33,9-11 424 19-22 . ... 442 55,12-13 .... 397 14-17 .... 344 23-25 . . . . 445 56,1-8 . . .... 430 17-26 .... 389 24,1-13 . . . . . 164 6-8 . . .... 398 48,47 440 49,1-2 440 11,14-18 . 371 45,1-8 . . . . . 401 6 440 19-20 . 361 8 .... . . 353 7-13 437 22-23 . 517 47,1-2 . . . . . 412 13-14 .... 290 13,1-7 . . . 244 8-10 . . . . 412 19-20 .... 438 18-19 . 516 47,13-48,29 . . 414 20 312 17,22-24 . 399 48,8-20 . . . . 404 33 446 20,33-38 . . 92 163 30-35 . . . 416 39 447 40-41 . 400 50,1 276 42-44 . 381 4-5 283 22,17-22 . 94 Daniel 6-8 281 25,12-14 . 439 9-10 277 28,25-26 . 381 2,31-45 . 7,1-28 . . 23 ... 29 32 42 11-16 19-20 .... 277 283, 361 277 29.1- 16 . . 30.1- 9 . . . 34,23-24 . 25-31 . 443 167 351 382 21-27 28 23-24 . 24 ... . . 114 . . 212 281 35,1-5 . . . 435 25 ... . . 184 39-40 .... 41-42 .... 43 45-46 .... 51,5-6 278, 448 278 281 278 282 6-9 ... 10-15 . 36,8-15 . . 22-24 . 24 ... 25-27 . 437 450 383 94 371 361 8,23-25 . 9,26 . . . 27 ... 171 11,36-39 . 37 . . . 183 . . 230 97, 124, 220,250 . . 184 180 7-9 10 24 25-26 .... 29 278 282 279 279 279 28-38 . 37,15-23 . 26-28 . 38,1-39,16 38,1 . . . . 383 392 407 115 13 38-39 .... 183 40-45 .... 208 41 219, 230,255 12,1 249 2 324 5-7 163 11 220,319,486 31-32 .... 281 4-16 . . 103 35-36 .... 41-43 .... 279 448 7-9 ... 10-13 . 100,107 101, 107 45 282 17-23 . 103 48-49 .... 279 39,1-5 . . . 104 50 282 6 .... 105 Hosea 54-58 .... 280 7-8 ... 105 59-64 .... 280 9-10 . . 105 1,8-9 . . . 71 53,1-9 291 11-16 . 106 2,1-3 . . . . . 362 17-20 . 305 1-4 ... . . 71 21-29 . 306 25 ... 71 liesekiel 40,1-4 . . . 400 3,5 .... 71,351 43,1-7a . . 527 5,15 . . . 268, 290 9,3a 516 44,1-2 . . . 528 6,1-3 . . . . . 290 10,4 516 44,1-46,24 408 14,5-9 . . . . . 362 Joel Habakuk 7-9 ... . . 294 8-9 ... . . 248 1,15-20 . . . . 168 3,1-19 . . . . . 307 14,1-2 . . . . . 288 1,15,-2,11 . . 198 3 . . 300 2 .... . . 289 2,1-11 . . ... 245 13 . . . . . . 310 3-4 ... . . 313 18-27 . ... 384 5 .... . . 314 3,1-5 . . . 293,363 8 .... . . 412 4 .... . . . 120 Zephanja 9 .... . . 344 4,1-3 . . . . . . 321 9-11 . . . . 428 9-11 . . ... 273 1,7-13 . . . . . 246 12-15 . . . 312 12-13 . . . . 312 14-18 . . . . 169 16-19 . . . 432 14-17 . ... 246 2,1-2 . . . . 95 20-21 . . . 428 17 . . . ... 424 3,9-13 . . . . . 364 18 . . . 385,411 14-17 . . . . 425 19 . . . 443.451 18-20 . . . . 372 Maleachi 20 . . . . . . 395 3,1 . . 120 Amos 23-24 . . . . 120, Haggai 122 5.18-20 . ... 246 9,11-12 . . . . 390 2,3 . . 517 13 . . . . . . 385 9 . . 517 Matthäus 14-15 . . . . 371 20-23 . . . . 353 3,1-6 . . . . . . 121 11,7-10 . . . . . 121 Sacharja 11-14 . . . . 123 Ohadja 20-24 . . . . 455 . . . 438 1,14-17 . . . . 425 12,22-45 . . . . 256 5-9 . . 2.5-9 . . . . . . 426 16,27 . . . 304,526 10-14 . . . . 435 14-16 . . . . 426 17,9-13 . . . . . 122 10-20 . . . . 168 4,11-14 . . . . 200 19,28 . . . . . . 352 17-21 . ... 439 8,1-8 . . . . . . 427 23,13 . . . . . . 264 20-22 . . . . 427 29-36 . . . . 264 23 .... . . 395 37-39 . 269, 290 Micha 9,9-10 . . . . . . 12 24,1-2 . . . . . . 477 10,8-12 . . . . . 372 1-8 . . . . . . 88 2,12-13 . . . . 301 12,1-3 . . . . . . 287 3 . . 478 4,1-2 . . . . . . 399 4-9 . . . . . . 288 4-6 . . . . . . 479 1-5 . . . . . . 339 7 . . 309 7-8 . . . . . . 480 6-8 ... . . . 424 10 ... 268. 290 9-14 . . . . . 484 11-14 . . . . 289 12,10-13,1 . . . 292 14 . . . . . . 162 7,14-17 . . . . 395 13,2-6 . . . 245, 294 15 . . . . 97,124 18-20 . . . . 363 6 14 15-16 . . . . 221 15-28 .... 224, 29-33 .... 490 1. Korinther 486 36 494 16 . .... 253 22,28-30 .... 352 3,10-15 .... 144 29-30 .... 488 23,43 459 15 147 29-31 .... 89 9,24-25 .... 146 30 . . 302,526 12,13 131 31 . . 373,489 15,20-23 .... 326 32-35 .... 490 Johannes 24-28 .... 453 36-42 .... 492 35-49 .... 137 45-51 .... 495 1,14 518 50-58 .... 135, 25,1-13 .... 496 19-23 .... 121 201 14-30 .... 497 23 121 31-33 .... 322 11,1-57 261 31-46 .... 499 14,1-3 132 34-40 .... 322 19,11 455 2. Korinther 41-45 .... 323 31-40 .... 59 46 . .... 323 21,20-23 .... 142 3,12-18 . . . . 511, 27.45 . .... 119 522 4.5-6 521 5,8 460 Markus Apostelgeschichte 10 144 6,14-7,1 .... 84 9.9-13 .... 122 1,5 131 13,28-32 .... 490 9-11 302 33-37 .... 495 2,1-3 523 9,3-8 524 Galater 11.15-16 . . . . 131 Lukas 15,14 130 1.8-9 83 22,6-11 524 4,26 462 1,13-17 .... 123 26,13-18 .... 524 30-33 .... 344 32-33 .... 390 Kpheser 2,8-9 . .... 518 8,81 . .... 194 Römer 2,11-16 . . . . 129 12,47-48 .... 455 4,8-10 459 16,19-31 .... 458 5,12-14 .... 136 5,25-27 .... 148 19,11-27 .... 147 11,11-15 .... 130 41-44 .... 263 16-24 .... 130 21,7 . . .... 478 25-27 .... 364 12-19 .... 481 25-27 .... 130, Philipper 20-24 . . 89,483 292 24 . .... 28 13,11-12 .... 142 1.23 460 28 . .... 489 14,10-12 .... 144 3,21 138 Kolosser 1,18 ........ 129 1. Thessalonicher 1,9-10 . . . . . 139 2,19 . . . . . . 146 4,13-18 . . . . 133, 149 15-17 . . . . 200 5,1-3 . . . . . . 117 1-10 . . . . . 140 2. Thessalonicher 2,1-3 .... 74,116 1-12 ........ 472 3-4 .... 97, 124, 183, 221 3-10 ..... 486 8 .......... 310 8-12 ....... 222 9 .......... 182 . Timotheus 4,1 74 1-3 75 !. Timotheus 75,83 . 147 Hebräer 1,1-3........... 521 9,27 ........... 200 11,5 ............. 201 9-10 ......... 462 12,22-24 .... 463 Jakobus 1,12 ......... 147 5,7-9......... 143 1. Petrus 5,2-4.......... 147 2. Petrus 1,20-21 .... 23 2,1-22 .......... 75 3,3-4............ 78 10 158 10-12 .... 169 1.Johannes 2.22-23 .... 77 4,2-3......... 77 2. Johannes 7 .......... 78 7-11 ....... 83 Judas 14-15 .... 304 17-19 .... 78 Offenbarung 1,13 20 4-8 22 9-20 24 12-16 .... 522 19 16 2,1-7 57 8-11 59 10 147 12-17 .... 61 18-29 .... 64 3,1-6 68 4-5 81 5 456 7-13 70 14-22 .... 72 4,1 151 4 152 5 153 6-8 153 9-11 154 5,1 155 2-4 155 5-7 155 8-14 156 6,1-2 176 3-4 185 5-6 185 7-8 186 9-11 186 11 8! 12-17 .... 187 7,1-4 160 1-8 188 9 82 9-17 . . 162, 189 3,5 4,7-8 13-14 . . . . 82 4-7 . . 14 . . . . 70 8-9 . . 8.1-6 . . . . . . 191 10-11 7 . . 191 12-16 8-9 . . . . . . 192 17-21 10-11 . . . . 192 17,7-14 . 12 . . . . . . 193 12-13 13 . . . . . . 193 15 . . 9,1-11 . . . . . 193 16 . . 12 . . . . . . 195 17 . . 13-21 . . . . 195 18,1-2 . . 10,1-11 . . . . . 205 1-3 . . 11,1-2 . . . . 28,97, 4-5 . . 125,221 6-8 . . 3-6 . . . . . . 199 9-10 . 7-13 . . . . . 213 11-16 14-19 . . . . 235 17-19 12,1-5 . . . . . . 226 20 . . 1-17 . . . . . 248 21-24 5 . . 345 19,1-2 . . 6 .... 228,253 3 . . . 7-12 . . . . . 209 4-5 . . 13-17 . . . . 228 6-8 . . 14 . . . . . . 253 9 . . . 13,1-10 . . . 44, 181 10 . . 2 . . 183 11-16 3 .... 209,211 15 . . 3-9 . . . . . . 183 17-18 3-10 . . . . . 215 19 . . 8 . . 456 21 . . 11-15 . . . . 217, 20,1-3 . . 223,486 4-6 . . 16-18 . . . . 218 5-6 . . 14,1-5 . . . . . . 231 7-10 . 6-7 . . . . . . 232 11-12 8 . . 233 13 . . 13 . . . . . . 234 14-15 14-16 . . . . 234 21,1-2 . . 17-20 . . . . 234 1-3 . . 19-20 . . . . 312 3-4 . . 15,8 . . 526 5-8 . . 16,2 . . 238 9-10 . 3 . . 238 10-11 239 11 . .... 465 239 12-13 .... 466 239 14 . .... 466 270 15-17 .... 466 314 18-21 .... 467 47 22-24 .... 467 212 23-24 .... 531 203 25-27 .... 468 213 22,1 . . .... 468 212 3-4 . .... 469 448 5 . . .... 469 283 20 . .... 143 . . . 284 . . . 284 . . . 284 . . . 285 . . . 285 . . . 285 ... 286 . . . 302 302,448 . . . 303 149,303 . . . 303 . . . 303 . . . 304 . . . 345 . . . 305 . . . 307 . . . 305 . . . 320 . . . 348 . . . 326 . . . 452 . . . 454 . . . 457 . . . 457 . . . 461 . . . 530 . . . 463 . . . 464 . . . 465 . . . 530 Sach- und Namenverzeichnis Abfall (geistl.) 73 Abrahams Schoß 459 Adlerflügel (Off. 12,14) 229 Ägypten 441 Älteste (Off. 4,4) 152 Ammon 440 Apostel 352 Äskulap 61 Assur 445 Äthiopien 99 Alexander d. Gr. 18 Antichrist 44, 46, 116, 176, 207ff., 215, 222, 271,287ff. 472ff. Antichrist (Herkunft) 178ff. Antichrist (Namen) 177 Antichrist (Tod) 209, 310 Antipas 61 Apokalyptische Reiter 176 Auferstehung 324ff. - erste Auferstehung 349 - zweite Auferstehung 457 Auslegung (Regeln) 10 Baalskult 66 Babylon 447 Babylon (geistl. System) 202, 213 Babylon (wirtsch. und pol. System) 241,274 Babylonische Gefangenschaft 367 Babylonisches Weltreich 30, 33, 39 Bach Ägyptens 347, 375 Baum des Lebens 469 Bileam 62 Bozra 254, 290, 298, 309 Briggs, C.A. 79 Buch des Lebens 456 Buchrolle (Off. 5,1) 155 Bundeslade 410,512 Bundesschlüsse - Bund mit Abraham 332, 373 - Palästina-Bund 332, 365 - Bund mit David 332, 366 - Neuer Bund 332, 358 Club of Rome 43 David 350 Dedan 102 Dogmen, falsche 66f. Dritter Tempel 96L, 124ff. Edom 435,446 Eiserner Stab 345 Elam 446 Elia 120ff., 201 Entrückung 132ff., 151,493ff. Ephesus (Gemeinde in E.) 57ff. Ephesus (Gemeindetyp) 86 Falscher Prophet 216, 320 Feigenbaum 490tt. Felsendom 127 Feuersee 453,457 Frau mit zwölf Sternen (Off. 12,1-5)226 Fürst aus dem äußersten Norden 98 Fundamentalismus 80 Gebirge Seir 435 Gericht 321 ff., 499ff. Gleichnis vom Feigenbaum 490ff. Gleichnis vom Hausvater 495 Gleichnis vom treuen und bösen Knecht 495 Gleichnis vom Türhüter 495 Gleichnis von den anvertrauten Pfunden 497 Gleichnis von den zehn Jungfrauen 496 Gog 98 Gomer 99 Greuel der Verwüstung 220, 319 Griechisches Weltreich 30, 35, 39 Große Trübsal 349 Grundregeln der Auslegung 10 Hades 458 Häupter (symbol.) 48 Harmagedon 109, 185, 270ff. Hazor 446 Henoch 200 Heuschrecken (Off. 9,7-10) 195 Hochzeit des Lammes 148 Die Hundertvierundvierzig-tausend 160ff., 188, 232 Imperialistisches Weltreich 39f. Invasion Israels 98ff. Irak 445 Iran 99, 446 Isebel 65 Israel, Rückführung93ff. Israel, Staat 91, 111 Israel, Volk 241ff..290ff. Jahrwochen (Dan. 9,24) 171 Jerusalem 96f., 287ff., 482ff. Jordanien 96, 208,436 Judenverfolgung 224, 247 Kedar 446 Kelter 235 König des Nordens 208 König des Südens 208 Könige aus dem Osten 271 Königreich Gottes 476ff. Konstantinopel 41 Kronen 145ff. Kusch 99 Laodizea (Gemeinde in L.) 72ff. Laodizea (Gemeindetyp) 86 Laubhüttenfest 432 Lebensbuch des Lammes 456 Leuchter 26 Libanon 436 Magog 98 Manna 63 Medo-persisches Weltreich 30, 33,39 Meer (symbol.) 45, 181 Mesech 98 Millenium 331 Mosaisches Gesetz 410 Mose 201 Nebukadnezar 30 Nebukadnezars Traum 29 Nikolaiten 58 Ökumenische Bewegung 81 Paradies 459 Pergamon (Gemeinde in P.) 61ff. Pergamon (Gemeindetyp) 86 Pharisäer 258 Philadelphia (Gemeinde in Ph.) 70ff. Philadelphia (Gemeindetyp) 86 Posaune (letzte P.) 136 Posaunengerichte 191 Prophetie 207 Put 99 Richterstuhl Christi 144, 349 Römisch-katholische Kirche 65ff., 75 Rom 40f., 48f. Rosch 98 Sabbat 225 Sardes (Gemeinde in S.) 68ff. Sardes (Gemeindetyp) 86 Satan 208, 248 Saudi-Arabien 446 Scheol 458 Seba102 Sechstagekrieg 126f. Serubbabel 353 Siegelgerichte 175ff. Smyrna (Gemeinde in S.) 59f. Smyrna (Gemeindetyp) 86 Somalia 99 Sowjetunion 99ff. ,111 Staatskirche 69 Stern von Bethlehem 518 Stiftshütte 512 Sünde wider den Heiligen Geist 258 Symbole 19 Syrien 445 Tag des Herrn 96, 116f., 140, 165ff.,244ff.,331 Tausendjähriges Reich 72, 82, 109, 112,231 Tempel - Tempel Salomos 515 - zweiter Tempel 517 - Tempel des Tausendjährigen Reiches 407 Thyatira (Gemeinde in Th.) 64ff. Thyatira (Gemeindetyp) 86 Togarma 100 Tubal 98 Überrest Israels 250 Verklärung Jesu 520 Weiße Kleider 69, 81 Weißer Stein 63 Weltregierung 43,114f. Wiederkunft Jesu 256, 270ff., 298ff., 488 Zeichen Jonas 259 Zeichen des Tieres 218, 222, 475 Zeiten der Heiden 28ff. Zorn Gottes 140 Zornschalengerichte 237ff. Zwei Zeugen (Off. 11,3-6) 199ff., 213 Das HANDBUCH DER BIBLISCHEN PROPHETIE basiert auf einer umfassenden Auslegung der Offenbarung. Sie wird ergänzt durch zahlreiche Verweise auf andere neu- und auf alttestamentliche Endzeitprophezeiungen. Damit entsteht ein vollständiges Bild der vor uns liegenden Zeit: die Ereignisse vor der großen Trübsal, die Entrückung der Gläubigen, die Siegel-, Posaunen- und Zornschalengerichte, der Antichrist und die Schlacht von Harmagedon, die Wiederkunft Christi und das Tausendjährige Reich werden in ihren zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang gestellt und erläutert. Auch wenn Fruchtenbaum die notwendigen Verbindungslinien zu unserer Zeit zieht, verliert er sich nicht in „Zeitungsexegese“ oder in Spekulationen über Entwicklungen, die keine klare biblische Grundlage haben. Bei der Interpretation folgt er zwei bewährten Auslegungsprinzipien: erstens wird der Text, soweit es geht, wörtlich ausgelegt, und zweitens werden Symbole anhand der Bibel erläutert und nicht anhand wechselnder Zeitereignisse. Um das Verständnis der Zusammenhänge und die Arbeit mit diesem Buch zu erleichtern, sind sämtliche besprochene Bibeltexte vollständig abgedruckt. Ein Stichwortregister, ein Bibelstellenverzeichnis sowie hervorgehobene Bibelstellen und Schlagwörter an den Seitenrändern helfen beim Nachschlagen. Mit diesem Werk bekommt der Leser ein Arbeitsbuch an die Hand, das die wohl gründlichste Gesamtdarstellung der prophetischen Aussagen der Bibel über die Endzeit enthält! ISBN 3-89437-266-4 ARNOLD G. FRUCHTENBAUM wurde 1943 in einem Internierungslager in Sibirien geboren. Seine Eltern waren als polnische Juden vor den Deutschen dorthin geflohen. Nach dem Krieg emigrierte die Familie über Deutschland in die USA. Im Anschluß an seine Bekehrung studierte Arnold G. Fruchtenbaum an verschiedenen Universitäten Theologie und leitet heute ein Missionswerk in den USA. Er lebt mit seiner Frau in Tustin, Kalifornien.