8. Bibelkurs                                                                                                                                       BK 8

 

                                     „Ich soll – aber ich kann nicht“

                             Das Gesetz und Christus (Römer 8, 3+4)

 

Ohne Gesetze gibt es kein Leben. Wo keine Gesetze sind, da herrscht das Chaos. Der ganze Kosmos funktioniert nur, weil auch im Weltall ewige Gesetze gelten (die Schwerkraft, die sogenannten „Keplerschen Gesetze“). Bei Spiel und Sport gibt es Spielregeln, die eingehalten werden müssen, wenn das Ganze einen Sinn haben soll. Gesetze sind lebensnotwendig. 

Gott hat den Menschen das Gesetz gegeben, um ein Zusammenleben zu ermöglichen. Die Zehn Gebote (der „Dekalog“) sind die Grundlage der göttlichen Gebote für die Menschheit: Du sollst...! Du sollst nicht...! Jesus hat die Zehn Gebote zusammengefasst in die zwei Hauptgebote: „Du sollst Gott lieben....Du sollst deinen Nächsten lieben!...In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Lukas 10, 27). Auch bei allen Weltreligionen spielen Gebote und Vorschriften eine zentrale Rolle. (z.B. die sog. „Fünf Säulen“ des Islam:

1. Allah-Bekenntnis,

2. Fünf mal Gebet am Tag

3. Almosen geben

4. Fastenmonat Ramadan

5. Die Pilgerreise nach Mekka).

Auch fürs Zusammenleben gelten bei allen Völkern bestimmte Regeln.

Paulus lobt das Gesetz. In Römer 7 schreibt er: „Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut.“ Das Gesetz ist von Gott ausgedacht und formuliert, deshalb ist es vollkommen, aber nicht ausreichend. Drum heißt es in Römer 10: „Christus ist das Ziel (=Telos, griech.) des Gesetzes, wer an Den glaubt, der ist gerecht.“

Das Gesetz ist gut, aber...

·      es kann keinen neuen Menschen machen (das Bürgerliche Gesetzbuch, das BGB, kann keinem Gefängnisinsassen zu einem besseren Charakter verhelfen!)

·      es kann den Menschen nicht zu Gott zurückbringen.

Wo liegt der Defekt? - nicht im Gesetz - sondern im Menschen!

 

I.    Die Stärke des Gesetzes - seine positiven Seiten:

Es zeigt uns den Weg zum Gipfel, zum Himmel, aber es gibt uns keine Kraft, den Gipfel zu erreichen.

1.  Es zeigt uns unsere Schwächen, unsere Fehler, den Schmutz in unserem Leben, - aber es beseitigt den Schmutz und die Fehler nicht; es wäscht nicht ab.

2.  Es tadelt uns und klagt uns an: „Das hätte ich sagen sollen!“ - oder: „Das hätte ich nicht tun sollen!“ - aber es hilft uns nicht, uns zu bessern. (Beispiel: „Ach Gott!“ sagen kann man den Leuten schwer abgewöhnen!). - Friedrich Nietzsche: „Das habe ich getan, sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben, sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich - gibt das Gedächtnis nach.“ (aus „Jenseits von Gut und Böse“ - oft bei Sigmund Freud zitiert!)

3.  Es sagt genau, was du tun sollst, - aber es bewirkt keine Neigung, das Befohlene zu tun, sondern es verstärkt die Neigung zum Verbotenen. „...als aber das Gebot kam, wurde die Sünde lebendig.“ (Römer 7, 9) Das Verbieten weckt erst den Wunsch, das Verbotene zu tun. (Beispiel: Das Verbot des Alkoholgenusses in den USA - die Prohibition ab 1920 - hat nicht das Gewünschte bewirkt, darum wurde sie 1933 wieder aufgehoben). - Diese Reaktionen zeigen, dass der Mensch im Grunde seines Wesens rebellisch ist. Die Gebote sind ihm zur Heiligkeit gegeben, aber sie offenbaren das gottlose und oppositionelle Wesen des Menschen.

 

II.  Die Schwäche des Gesetzes - seine negativen Seiten:

1.  Es unterstützt uns nicht, die Gebote zu erfüllen. Es hält uns nicht zurück, wenn wir von    

Gott weglaufen. Es verbietet das Böse, aber es hilft uns nicht, die böse Tat zu verhindern.

2.  Es bietet kein Heilmittel und kennt keine Barmherzigkeit. Es ist kein „barmherziger Samariter“, der sich unseres Elends annimmt.

3.  Es gibt keine Kraft, um das Gute auszuführen.

4.  Das „Du sollst!“ ist nicht imstande, uns Heilung, Kraft und Frieden zu bringen.

 

     Konsequenzen: Alle Religionen, alle Erziehungssysteme, alle psychologischen Methoden, die dem Menschen helfen wollen, haben ihre Grenzen, erreichen nicht das gewünschte Ziel. Es gelingt ihnen nicht, das Rebellische im Menschen zu beseitigen. Die sog. „Weltverbesserer“, die es gut meinen, werden aber meistens belächelt, weil man weiß, dass sie den erträumten Erfolg nie erreichen werden. Es hilft nicht viel, einem Menschen immer wieder zu sagen: „Das und das musst du tun!“ - Es bewirkt überhaupt nichts im Blick auf die ewige Seligkeit. Das hat Luther am eigenen Leib erfahren, als er als Mönch im Kloster viele Regeln und Vorschriften aufs genaueste befolgte und doch keinen Frieden fand. In einem Lied dichtet er: „...die Angst mich zum Verzweifeln trieb, dass nichts denn Sterben bei mir blieb, zur Höllen musst ich sinken.“ (aus: „Nun freut euch, lieben Christen g’mein ...“) - Paulus beschreibt dasselbe Erleben in Römer 7: „Als das Gebot kam, wurde die Sünde lebendig - ich aber starb. Und so fand sich’s, dass mir das Gebot den Tod brachte, das doch zum Leben gegeben war.“ Die gewissenhafte Befolgung der Gebote hat also nicht zum Frieden, zum Leben, zum Heil geführt - sondern im Gegenteil: das führte zur Unruhe, zur Verzweiflung, zum Sterben.

 

Eine wirkliche Änderung geschieht nach biblischer Lehre erst dann, wenn ein neuer Mensch geschaffen wird - und das ist durch Christus möglich. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, etwas ganz Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5, 17). - Wenn Christus bei den Bemühungen, den Menschen positiv zu verändern, ausgeklammert wird, wird der Mensch nie echte Heilung erfahren. Ohne Christus sind alle Versuche mehr oder weniger kraftlos, auch wenn ein guter Wille da ist, - weil die Kraftquelle Christus fehlt. Wo aber Christus in ein Menschenleben hineinkommt, da geschehen große Veränderungen, - da werden sogar Gangster zu Predigern. -   

                                                                             

Beispiele:
Wolfgang Dyck, als außereheliches Kind in verschiedenen Heimen untergebracht, war ab seinem 18. Lebensjahr 11 Jahre lang im Gefängnis. Dann erlebte er bei der Heilsarmee, wo er nach seiner Entlassung aus der Haft als Hilfshausmeister ein Unterkommen gefunden hatte, eine Bekehrung. An einem Karfreitag, während einer Predigt über Jesaja 53, traf ihn das Wort Gottes. Zum ersten Mal in seinem Leben weinte er über seine Sünde, empfing Vergebung seiner Sünden und nahm Christus als seinen HErrn in sein Leben auf. Und dann war er über  11 Jahre lang als viel gefragter Prediger des Evangeliums tätig, bis er mit 40 Jahren bei einem Verkehrsunfall schuldlos ums Leben kam.

Aus dem gleichen Grund ist Charles Colson, der wegen des Watergate-Skandals unter Präsident Nixon ins Gefängnis gekommen war und sich dann dort bekehrte, so aktiv geworden in der Mission unter Strafgefangenen. Er hatte am eigenen Leib durch Christus eine totale Verwandlung erlebt und sah das als die einzige wirkliche Hoffnung, bei Straffälligen einen Wandel herbeizuführen. Er hat deshalb 1997 in Texas (wo von den 140 000 Strafgefangenen nach ihrer Entlassung 50 % wieder rückfällig werden) mit einem neuen Konzept begonnen: in einem Gefängnis in Texas /USA mit 85 Insassen ist jeden Morgen ein einstündiger Gottesdienst mit biblischer Verkündigung - mit dem Ziel, den Zuhörern die Möglichkeit zu bieten, Christus aufzunehmen und dadurch ein neues Leben zu beginnen.

 

            Einige Bibelstellen sollen das noch deutlicher zum Ausdruck bringen:

     Paulus schreibt an die Galater: „Ich arbeite unermüdlich mit ganzer Kraft an euch, bis Christus in euch Gestalt gewinnt.“ (Galater 4, 19) - Paulus hat das auch selbst erlebt. Darüber schreibt er: „Ich war ein Pharisäer (der moralisch alles sehr genau nahm), ich war ein Eiferer (der sich mit äußerster Anstrengung um alles bemühte), ich war untadelig (man konnte ihm nicht das Geringste vorwerfen) - und doch: das alles betrachte ich als wertlos, als Dreck - gegenüber dem, was ich durch Christus bekommen habe. Durch den Glauben an Christus habe ich einen inneren Frieden bekommen, die Gewissheit, dass ich nun in Ordnung bin, was ich niemals durch das Gesetz erreicht habe.“ (Philipper 3, 8+9) - Im Kolosserbrief schreibt Paulus: „Gott will uns kundtun, was der herrliche Reichtum des göttlichen Geheimnisses ist (= das Geheimnis, wie man einen Menschen zum Guten hin verändern kann, - ein Geheimnis, das die Psychologen schon lange erforschen) - und das Geheimnis lautet: Christus in euch, dass man Gewissheit hat, das große Ziel zu erreichen.“ (Kolosser 1, 27) - An anderer Stelle: „Das große Geheimnis Gottes ist Christus. In Ihm sind alle Schätze verborgen, alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis (dass man weiß, wie man es anpacken muss, um wirkliche und bleibende Veränderungen beim Menschen zu erleben).“ (Kolosser 2, 3) - und etwas später: „Wenn ihr nun Christus angenommen habt als euren HErrn, dann lebt auch innigst mit Ihm verbunden, seid in Christus regelrecht verwurzelt und seid tief innerlich gegründet in Ihm.“ (Kolosser 2, 6)

 

III.  Die H i l f e für den Menschen: C H R I S T U S .

 

Die obigen Gedanken greift Paulus hier im Römerbrief (Römer 8, 3) auf und formuliert es so: „Was dem Gesetz unmöglich war (und was auch bei allen menschlichen Bemühungen nie von Erfolg gekrönt sein wird), das hat Gott selbst in die Hand genommen und unternahm dann etwas ganz Außergewöhnliches: ER schickte Seinen Sohn auf unsere Erde, um mit Ihm das zu vollbringen, was bis jetzt der Menschheit noch nie gelungen war und was aber durch Christus großartig und bestmöglich erreicht wurde.“ (Römer 8, 3) - Was unternahm Gott, nachdem alle Versuche mit Hilfe des Gesetzes gescheitert waren?

1. „Gott sandte...“ - Gott schickte einen Gesandten vom Himmel zur Erde. Gott schickte jemand, ohne dass von der Erde - angesichts der verzweifelten Situation - dringliche Bittgesuche bei Ihm eingegangen wären. ER schickte nicht eine schriftliche Antwort, - nicht ein psychologisches Geheimrezept, dessen Befolgung Heilung bewirkt, - nicht eine geheimnisvolle Botschaft. - Nein, Gott schickt eine Person vom Himmel. „Gott sandte Seinen Sohn“ - nicht einen Engel mit einem besonderen Auftrag, sondern Seinen Sohn (die wertvollste Persönlichkeit im Himmel neben dem Vater).

2. Gott sandte Ihn „um der Sünde willen“. Diese ganze große Aktion geschieht nur we-gen der Sünde. Das war der einzige Grund und auch das Ziel des ganzen Unternehmens: das Problem der SÜNDE zu lösen. Das stellt die Bibel an entscheidenden Stellen klar heraus. Vor der Geburt des Gottessohnes heißt es: „Man soll ihn JESUS heißen. Sein Name bedeutet: ER wird Sein Volk von der Sünde befreien.“ (Matthäus 1, 21) Als Johannes der Täufer seine Anhänger zu Jesus weiter-schickte, wies er sie zu Christus hin mit den Worten: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünden der Menschheit fortträgt (damit sie nicht mehr ihre schädliche Wirkung ausüben können).“ (Johannes 1, 29)

3. „Gott sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches.“ Jesus hat das Wesen eines Menschen angenommen - mit allen seinen Schwächen und Versuchungen. ER wusste genau, was es heißt, ein Mensch zu sein. ER war hungrig, durstig, arm, verachtet, gehasst, verfolgt, verspottet, heimatlos, verlassen, verraten, gequält, und schließlich grauenvoll zu Tode gemartert - aber immer ohne Sünde! ER nahm den Tod eines Verbrechers auf sich - so, als wenn ER selbst die schlimmsten Verbrechen begangen hätte.

4. „Gott verdammte die Sünde im Fleisch.“ Weil die Sünde in Gottes Augen etwas Schreckliches ist, musste auch die Strafe für die Sünde sehr schwer sein. Der Tod am Kreuz war damals die schwerste und grausamste Form der Todesstrafe. Sie war nötig, weil das Gesetz Gottes erfüllt werden musste. Christus hat das vom Gesetz geforderte Strafmaß genau erfüllt. ER nahm den Fluch auf sich (Galater 3, 13). Nun ist die Gerechtigkeit, die Ordnung wiederhergestellt.

5. „Nun ist die Gerechtigkeit in uns erfüllt.“ Nun ist der „Gesetzgeber“ zufrieden. Nun wird keine Anklage mehr erhoben. Nicht nur die Gerechtigkeit wohnt in uns, sondern Christus selbst wohnt in uns. „ER ist unsere Gerechtigkeit“ (2. Korinther 5, 12). - „ER ist uns zur Gerechtigkeit gemacht.“

(1. Korinther 1, 30) ER wohnt in uns - und ist aktiv in uns: ER gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um Gottes Gebote zu erfüllen. ER bewirkt die allmähliche innere Erneuerung. ---  CHRISTUS ist also die Hauptsache für das Neuwerden eines Menschen. Ohne Christus sind nur kleine „Schönheits-reparaturen“ möglich, die es aber nicht verhindern können, dass dann irgendwann einmal doch das alte rebellische Wesen durchbricht und größtes Unheil anrichtet (vgl. die Gräueltaten in Bosnien und anderswo!). Wer nur mit Gesetzen, Geboten und Regeln arbeitet, wird immer wieder Enttäusch-ungen erleben, weil der rebellische Kern des Menschen nicht angepackt wird. Das gilt für die Pädagogik (Erziehung und Schule), für die Politik, für alle Arbeit an alten und jungen Menschen, an Kranken und an Gesunden.

                     Es gibt nur e i n Rezept, das den Menschen wirklich hilft, vom himmlischen Arzt gegeben: das ist CHRISTUS. Darum gibt es nichts Besseres für die Menschheit, als alle Bemühungen zu unterstützen, die den Menschen helfen, Christus in ihr Leben aufzunehmen. Paulus betet, „dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.“ (Epheser 3, 17) - „Wie viele Christus aufnahmen, denen gab ER die Kraft, Gottes Kinder zu werden.“ (Johannes 1, 12) - Gesetze haben auch schon ihren Sinn. Den besten Sinn erfüllen sie, wenn sie die Bahn frei machen für Christus. „Das Gesetz ist unser Zuchtmeister auf Christus hin.“(Galater 3, 24) - „Was dem Gesetz unmöglich ist, das schafft Christus.“ (Römer 8, 3+4)

 

24. Jan. 1998                                                                                          Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün