29. Bibelkurs                                                                                                                            BK 29

 

 

Was Katastrophen bewirken können - und was sie nicht können.

                                       (Offenbarung 16, 9-11)

 

1.  Katastrophen in der Geschichte.

 

            Als sich im November dieses Jahres das Bergbahnunglück bei Kaprun in den österreichischen Alpen ereignete, bei dem 155 Skifahrer den Tod fanden, hat das auf viele wie ein Schock gewirkt und hat zahllose Menschen ins Nachdenken gebracht. Eine Münchener Boulevard-Zeitung schrieb: „Die Menschen sind ganz süchtig nach Religion geworden.“ - Erst im Sommer hatte der Absturz des „Concorde“-Flugzeugs in Paris, der über hundert Urlaubern - meist aus Deutschland - den Tod brachte, einen ähnlichen Schrecken ausgelöst. Ursache des Unglücks war ein 40 cm langes Metallstück, das vier Minuten vor dem Start der Concorde ein anderes Flugzeug auf der gleichen Startbahn verloren hatte und das zum Platzen der Reifen der Unglücksmaschine führte. - Als am 12.7.1984 München von einem Hagelunwetter heimgesucht wurde (Hagelkörner in der Größe eines Tennisballs) hatte ein Leserbriefschreiber aus Rosenheim in der Süddeutschen Zeitung klipp und klar geschrieben: „Das ist ein Gottesgericht vom Herrgott für die zunehmende Gott-losigkeit in München.“ Diesem Leserbrief folgte eine Flut von anderen Leserbriefen, bei denen aber auffiel, dass sie eine Menge Fragen enthielten - aber keine Antworten, warum das Unwetter gera-de die bayrische Hauptstadt getroffen hat.

            Katastrophen hat es schon immer in der Geschichte gegeben. Das Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755, bei dem in 6 Minuten 15.000 Menschen ums Leben kamen, hat den Fortschrittsglauben der Aufklärungsphilosophie gewaltig erschüttert. - 1783 wurde Messina von einem Erdbeben total zerstört. - Im Mittelalter wurden unsere Vorfahren noch schwerer getroffen. Der sog. „Schwarze Tod“ (durch die Pest und die Pocken verursacht) von 1348 bis 1350 hat die Bevölkerung von Europa um die Hälfte reduziert. Die Pest im Jahre 1634 hat in Deutschland mehr Opfer gekostet als der ganze 30-jährige Krieg. Hier haben auch die Passionsspiele von Oberammergau ihre Wurzel, die ein Zeichen für „Gottes gnädige Heimsuchung“ sein sollten. Sie werden alle 10 Jahre vor über 5000 Besuchern aufgeführt. - In früheren Zeiten hat man solche große Katastrophen „Heimsuchungen“ genannt, um damit anzudeuten, dass Gott durch sie die Menschen zu sich ziehen möchte. - Zum Kaprun-Unglück schrieb die FAZ in einem Leitartikel:

„Früher blickten die Menschen bei solchen Ereignissen nach oben, heute schaut man auf den Menschen“ ( - und fragt: wer trägt die Schuld an dem Unglück?). - Katastrophen können also große innere Unruhe verursachen und Menschen ins Fragen bringen - aber mehr können sie nicht.

 

2.  Katastrophen in der Bibel

 

Auch die Bibel berichtet von großen Katastrophen. Sie sind alle ohne Ausnahme Gottesgerichte als Strafe für das sündige Tun der Menschen. Die wichtigsten seien hier aufgezählt:

·      Die Sintflut. (1. Mose 6-9) Wegen der großen Gottlosigkeit wird die ganze Menschheit vernichtet. Gerettet werden durch die Arche nur Noah und seine Familie (8 Personen)

·      Sodom und Gomorra. (1. Mose 19) Wegen extremer Gottlosigkeit und sexueller Verwilderung werden die beiden Städte durch Feuer und Schwefel zerstört. Lot und seine zwei Töchter werden mit knapper Not gerettet. Lots Frau stirbt dennoch wegen Ungehorsam.

·      Pharao in Ägypten. (2. Mose 7-12) Weil Pharao das Gottesvolk Israel nicht ziehen lassen will, treffen 10 Katastrophen die Weltmacht Ägypten vernichtend. Untergang Pharaos mit seiner Armee im Roten Meer. - Rettung durch das Blut des Lammes an den Türpfosten.

·      Das Goldene Kalb. (2. Mose 32) Wegen Götzendienst, Hurerei und Zuchtlosigkeit werden 3000 aus dem Volk Israel getötet. Mose zerschlägt die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten.

·      40 Jahre Wüstenwanderung. (4. Mose 13+14) Weil das Volk Israel kein Gottvertrauen hat und gegen Gott rebelliert, muss es 40 Jahre lang durch die Wüste ziehen.

·      70 Jahre Babylonische Gefangenschaft. (2.Chr. 36) Weil das Volk Juda durch fünf Gene-rationen nicht auf die Propheten hörte, die zur Umkehr riefen, wird Jerusalem von den Babyloniern zerstört und das Volk nach Babylon verschleppt, wo sie Sklavendienst tun müssen.

 

Die Bedeutung dieser göttlichen Gerichte kann man kaum besser zusammenfassen als Martin Luther, der über die Zehn Gebote im Kleinen Katechismus am Schluss sagt: „Gott droht zu strafen alle, die diese Gebote übertreten, darum sollen wir uns fürchten vor Seinem Zorn und nicht wider solche Gebote tun. ER verheißt aber Gnade und alles Gute allen, die diese Gebote halten; darum sollen wir IHN auch lieben und vertrauen und gerne tun nach Seinen Geboten.“

 

3.  Jesu Stellungnahme zu den Katastrophen. (Lukas 13)

 

Einige Leute berichteten Jesus, dass Pilatus einige Galiläer (vermutlich rebellische Zeloten) beim Opfern im Tempel niedermetzeln ließ und erwarteten neugierig seine Meinung dazu. In Seiner Antwort erwähnt Jesus zunächst eine weitere Katastrophe: In Jerusalem ist beim Wasserleitungsbau der Turm von Siloah eingestürzt, so dass 18 Menschen dabei den Tod fanden. Jesu Kommentar dazu: „Wenn ihr nicht Buße tut, dann ergeht es euch genau so!“ Der alte Ausleger Matthew Henry (um 1700), den Spurgeon viel zitiert, schreibt: „Die Gerichte Gottes sind laute Rufe Gottes an uns, Buße zu tun. Buße ist der Weg, um dem Gericht zu entfliehen.“ - Wer über eine Katastrophe nur debattiert und besserwisserisch kritisiert, hat noch nicht verstanden, was Gott ihm persönlich durch die Katastrophe sagen will.

 

4.  Die Katastrophen in der Offenbarung.

 

In der Offenbarung werden drei große Katastrophen-Serien genannt:

·      die 7 Siegel (Offenbarung 6) darunter die vier apokalyptischen Reiter: Kriege - Hungersnöte - der Tod (1/4 der Menschheit getötet), Erdbeben und kosmische Ereignisse.

·      die 7 Gerichtsposaunen: (Offenbarung 8+9) 1/3 der Erde, 1/3 der Bäume, alles Gras - verbrannt. 1/3 der Fische und der Schiffe zerstört; vergiftetes Wasser (Wermut - „Tschernobyl“ am 26.4. 1986) 1/3 der Gestirne + Sonne verfinstert; 1/3 der Menschen getötet. Fallender Stern.

·      die 7 Zornesschalen: (Offenbarung 16) böse Geschwüre, Tod im Meer, Wasser zu Blut, große Hitze (durch die Sonne), Finsternis und große Schmerzen, Blitze und Erdbeben.

Diese lange Serie von ca. 20 Katastrophen größten Ausmaßes erinnert sehr an die zehn Katastrophen beim Auszug aus Ägypten, die erfolgten, nachdem Israel über 400 Jahre in Ägypten Frondienste geleistet hatte. - Zweierlei wird durch diese „apokalyptischen“ Ereignisse deutlich:

·      Die Katastrophenserien demonstrieren die gewaltige Kraft Gottes - ähnlich wie bei Pharao.

Bis jetzt glaubten die Christen an die verborgene Allmacht Gottes, nun wird sie öffentlich aller Welt vor Augen geführt. Am brennenden Dornbusch hatte Gott zum ersten Mal Mose Seinen Namen offenbart: JAHWE, das heißt: der schaffende, wirkende, dynamische Gott. Die zehn ägyptischen „Plagen“, die dann folgten, waren der Beweis dafür.

·      Es muss eine große Gottlosigkeit vorausgegangen sein, sonst wäre der Zorn Gottes nicht so groß. Ludwig Schneider, Journalist in Jerusalem, schreibt in einem Buch: „Vor jeder großen Erlösungsaktion geschah ein Kindersterben: die ertränkten Knaben im Nil vor dem Exodus, das Kindersterben in Bethlehem - das millionenfache Kindertöten durch die Abtreibung - vor der Wiederkunft Jesu.“

Überraschend ist die Reaktion der Menschen nach dieser großen Katastrophenserie:

                        „...sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese

                        Plagen und bekehrten sich nicht, IHM die Ehre zu geben...und

                        lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer

                        Geschwüre und bekehrten sich nicht von ihren Werken.“ (Offenbarung 16, 9+11)

Die vielen Katastrophen bewirkten keine Buße unter den Menschen, sie bewirkten eher eine Verhärtung der Herzen. Katastrophen an sich können keinen Menschen bekehren. Dazu braucht es ein göttliches „Instrumentarium“: das Wort Gottes und den Geist Gottes. (wird unten ausgeführt!)

 

5.  Katastrophen bewirken oft eine Schein-Buße. (6 mal: „Ich habe gesündigt!“)

 

Dafür gibt es in der Bibel sechs Beispiele:

·      Pharao sagte zwei Mal „Ich habe gesündigt“ zu Mose (nach der Hagel-Katastrophe und nach der Heuschreckenplage - 2. Mose 9, 27 + 2. Mose 10, 16). Als der Sturm vorbei war, war auch das Reue-Gefühl bei Pharao vorbei. Wie viele ähneln dem Pharao, die während der Krankheit so man-

ches geloben und dann schnell wieder vergessen haben, sobald sie wieder gesund sind. Schon das Sprichwort sagt: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“

·       Achan, der sich durch Diebstahl am gebannten Gut in Jericho versündigt hatte, wird seiner Untat durch Josua überführt und gibt öffentlich zu: „Ich habe gesündigt“. Solche Bekenntnisse im Angesicht des Todes sind sehr mit Vorsicht zu beurteilen. Sie kommen mehr durch Furcht als durch Einwirkung des Heiligen Geistes zustande. (Josua 7, 20)

·      Bileam, auf seiner Eselin reitend, erschrickt, als ihm ein Engel drohend den Weg versperrt. Er bekennt: „Ich habe gesündigt“ - aber er ist ein Heuchler, eine zwielichtige Gestalt, die finsteren Mächten gehorcht und später Israel zur Hurerei mit den Midianitern verführt. (4. Mose 22, 34)

·       Der König Saul gesteht ganz offen, nachdem der Prophet Samuel seinen Ungehorsam gegen Gott offenbart hatte: „Ich habe gesündigt“. Dass dies kein echtes Sündenbekenntnis war, wird später deutlich: Sauls Stellung zu Gott wird durch dieses Bekenntnis nicht verändert. Saul ist unaufrichtig und ist nicht willig, sein Leben vor Gott neu zu ordnen. (1. Samuel 15, 24) – auch: 1. Samuel 26, 21 (David in der Höhle Sauls).

·      Auch Judas sagt: „Ich habe Unrecht getan...“, als man Jesus zum Tod verurteilt hatte. Aber dieses Schuldbekenntnis brachte ihm keinen Frieden. In seiner Verzweiflung wandte er sich nicht bußfertig an Jesus, sondern wählte aus Angst vor der Blamage den Tod als einzigen Aus-weg aus seiner Situation. (Matthäus 27, 3-5)

Es ist überraschend, dass es so viele Beispiele in der Bibel gibt für eine Scheinbuße. Man muss wohl den Schluss daraus ziehen, dass wir vorsichtig sein sollten, wenn jemand das „Ich habe gesündigt“ über seine Lippen bringt. Es wird gut sein, solche Bekenntnisse auf ihre Echtheit zu prüfen.

 

6.  Kennzeichen einer Schein-Buße:

 

Sie ist nur äußerlich. Das Herz bleibt dasselbe. Durch die Katastrophe wird vielleicht ein anderer Mensch - aber kein neuer Mensch. Die Veränderung ist durch Furcht hervorgerufen, nicht durch tiefe Sündenerkenntnis. Bereuen auf dem Sterbebett, im Seesturm oder in Todesgefahr führt noch nicht zu dem ehrlichen Bekenntnis: „Ich bin ein schlechter Mensch durch und durch.“ Wie ein großer Prediger sagt: „Der Neger ist frisch gewaschen, aber die Haut ist noch schwarz.“

·      Sie ist nur oberflächlich. Sie hält nicht lange an. Sie erfasst nicht die Tiefen des Herzens. Sobald das Leben wieder seinen gewohnten Gang geht, sind alle Gewissensqualen wieder vergessen.

 

7.  Was fehlt bei dieser oberflächlichen Reue?

 

Das wird deutlich an der Stelle in Offenbarung 16: „...sie gaben Gott nicht die Ehre.“

Echte Buße gibt in allen Bereichen Gott die Ehre.

·      Echte Buße spricht: „Was die Bibel über mich sagt, ist alles wahr: Ich bin ein großer Sünder. Gott weiß alles von mir (Psalm 139). Ich habe Gottes Gebote übertreten. Ich habe die Strafe

Gottes mit Recht verdient.“

·      Echte Buße gibt zu: „Gott handelt immer richtig. Gott ist gerecht und gut, auch wenn ER mich wegen meiner Sünde verdammt. Die Fehler liegen nicht bei Gott sondern bei mir.“

„Deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht!“ (heißt es einige Verse vorher: Offenbarung 16, 7)

„Wer darf denn sagen, dass solches ohne des HErrn Befehl geschehe? Warum murren denn die Leute? Jeder murre wider seine eigene Sünde!“ (Klagelieder Jeremias 3, 37-39)

„Ist auch ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tue?“ (Amos 3, 6)

·      Der Unbußfertige sagt: „Die göttlichen Gebote sind zu streng. Das Gericht Gottes ist zu hart und ungerecht (trifft auch die Verkehrten mit!). Die von Gott angedrohten Strafen sind zu grausam.“

·      Wir geben Gott die Ehre, wenn wir den Weg beschreiten, den ER selbst gewiesen hat: nämlich zu Jesus, zum Erbarmen Gottes fliehen und mit ehrlichem Herzen bekennen: „HERR, ich habe gesündigt.“ Die besten Beispiele dafür sind: der König David gegenüber dem Propheten Nathan wegen seines Ehebruchs und der Verlorene Sohn am Schweinetrog. (2. Samuel 12 und Lukas 15). - In einem alten englischen Kirchenlied heißt es:

 

 „Gesetze und Schrecken verhärten nur, solange sie allein ihre Wirkung tun.

             Es ist die Gnade durch Christus allein, die ein steinernes Herz erweicht.“

 

8.  Wodurch entsteht echte Umkehr?

Die Katastrophe an sich kann keine göttliche Veränderung bewirken. Wenn göttliches Leben entstehen soll, dann müssen göttliche Kräfte wirken.

·      Das WORT ist das Hauptinstrument, mit dem Gott arbeitet und schafft. Gottes Wort wirkt kreativ. Durch das Sprechen Gottes wurde der Kosmos erschaffen. „Gott sprach - und es geschah“. (1. Mose 1) Wo Gottes Wort hinkommt, sind göttliche Kräfte am Werk und fangen an, Neues zu schaffen. - Das sagt uns die Bibel an verschiedenen Stellen:

Hiob 36, 10: „ER öffnet ihnen das Ohr zur Warnung und sagt ihnen, dass sie sich vom

                    Unrecht bekehren sollen.“

Hiob 36, 15: „Aber den Elenden wird ER aus seinem Elend erretten

                    und ihm das Ohr öffnen durch Trübsal.“

1. Petrus 1, 23: „Ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen (Schrecken, Katastrophen) sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.“

Beispiele dafür: Als der Verlorene Sohn durch eine Hungersnot (also eine Katastrophe) am Ende war und ihm sogar das Schweinefutter vorenthalten wurde, war zwar kein Prediger neben dem Trog gestanden - aber die Erinnerung an das Zuhause bei seinem Vater sprach zu ihm, so dass er sich entschloss: „Ich will zu meinem Vater zurückkehren...“ (Lukas 15) - Der Journalist Uwe Siemon-Netto aus Leipzig (jetzt in New York) geriet in der Mitte seines Lebens durch eine tiefe Existenzkrise (im Krieg in Vietnam) in große Verzweiflung. Da gingen ihm die lutherischen Choräle durch den Kopf, die seine Oma ihm als Kind vorgesungen hatte - und das leitete bei ihm die Hinwendung zu Christus ein. Er entschloss sich sogar, noch Theologie in den USA zu studieren.

 

9.  Was folgt daraus?

·       Wir sollen das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesus reichlich ausstreuen. Es sind Samenkörner, die in sich eine große Kraft bergen. Sie werden zu irgendeiner Zeit aufgehen und Menschen zu Christus führen.

·       Wir sollen für Menschen beten, die von Schicksalsschlägen getroffen sind, dass der Heilige Geist ihnen das Ohr öffnet, um Gottes Stimme zu hören.

·      Katastrophen können niemand bekehren. Sie können das Menschenherz nur aufbrechen. Aber dann muss das Samenkorn des Gotteswortes in das aufgebrochene Ackerland fallen – begleitet von den Gebeten - dann schafft Gottes Heiliger Geist einen neuen Menschen. Ohne göttliche Kräfte geschieht kein göttliches Wunder. Aber die Kraft des Gotteswortes bringt auch schier unmögliche Veränderungen bei Menschen zustande. Ein Beweis dafür ist Paulus, zu dem der HERR auf offener Straße nach Damaskus sprach. Die Worte des auferstandenen Christus warfen Paulus zu Boden und wirkten in seinem Herzen. Aus einem fanatischen Christenhasser schuf Christus den größten Prediger der Liebe Gottes.            Katastrophen sind wie schwarze Schäferhunde, die die streunenden Schafe wieder zur Herde zurück bringen sollen. - Schmerzen und Armut sind keine Evangelisten. Anfechtung und Zweifel sind keine Apostel. Leiden hat keine Kraft, uns innerlich zu befreien. Nicht Tränen reinigen uns von unseren Sünden sondern nur das Blut Jesu Christi. Helmut Thielicke sagte nach dem Krieg (1949): „Nicht alle, die in sibirischer Gefangenschaft waren, sind als Bekehrte nachhause gekommen - sondern nur die, die durch das WORT Gottes die Wahrheit hörten und annahmen und dadurch Gottes Kraft zu einem neuen Leben erhielten.“

Der alte Carl Sommermann in Bobengrün (1839-1927) ist in schweren Lebenskrisen nicht in Schwermut verfallen, hat sich auch nicht bei Menschenweisheit Rat geholt, sondern er suchte in der Bibel und im Gebet die Gemeinschaft mit seinem HERRN. Von IHM erbat er sich Antwort, wie so manche Anfechtung zu deuten sei. Wenige Wochen vor seinem Heimgang schrieb er aus dem Gedächtnis ein Gedicht nieder, das mit folgender Strophe beginnt:

  

 „Was hast Du mir zu sagen, mein Meister in der Höh’?

                         Das will ich wieder fragen, bis ich Dich ganz versteh’.

                         Warum hast Du gehemmet aufs neue meinen Lauf?

                         O sage mir die Antwort, ich warte still darauf....“

 

 

 

„Was hast Du mir zu sagen...?“

 

                  

Was hast Du mir zu sagen, mein Meister in der Höh’ ?

Das will ich wieder fragen, bis ich Dich ganz versteh’.

Warum hast Du gehemmet aufs neue meinen Lauf?

O sage mir die Antwort, ich warte still darauf.

 

                   „Mein Kind, Ich mußte führen dich in die Wüste fort,

              allein mit dir zu reden an einem stillen Ort.

              In all dem wirren Treiben der Unruh’ um dich her,

da konntest meiner Stimme du lauschen nimmermehr.“

 

              „Du warest in Gefahren, die du wohl nicht geahnt

              und hörtest nicht mein Rufen, das leise dich gemahnt.

              Drum mußt Ich Halt gebieten und dich durch diesen Schmerz

              aus dem Gedränge ziehen ganz nahe an Mein Herz.“

 

        „Nun sieh Mir in die Augen und geh nicht wieder fort.

Nun glaube Meiner Liebe und höre auf Mein Wort!

Nun beuge dich geduldig auch Meiner heil’gen Zucht,

damit an dir kann reifen des Gottes süße Frucht.“

 

              „Ich habe Dich verstanden, mein Meister und mein Freund,

und will Dir freudig danken, dass Du’s so gut gemeint.

Nun will ich in der Stille in Deine Schule gehn,

dabei in Deiner Schöne DICH, meinen König, sehn."

 

 

          Aus dem Gedächtnis geschrieben von Carl Sommermann (88 Jahre alt),

          Bobengrün, den 24. Februar 1927 (wenige Wochen vor seinem Heimgang).