34. Bibelkurs                                                                                                                               BK 34

 

 

                         Hoffnung, die nicht enttäuscht

 

                        „Gelobt sei Gott,...der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit

                        wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die

                        Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“  1. Petrus 1, 3

 

 

            „Man soll die Hoffnung nie aufgeben“, - so heißt ein guter, alter Rat, der einem oft gegeben wird, wenn es trostlos aussieht. Und doch kommen wir manchmal an einen Punkt, wo wir sagen: „Es ist wirklich hoffnungslos.“ Das gilt für alle Bereiche des Lebens, für den Alltag und für die hohe Politik. Wir haben oft wenig Hoffnung, wenn wir bei einem Menschen an eine unheil-bare Krankheit denken, - an die Arbeitslosigkeit, - an die Probleme mit der Umwelt, mit AIDS, mit den Tierseuchen, der Gentechnik oder mit der Zukunft unseres Planeten im allgemeinen. Man braucht nur an folgendes zu erinnern: im ehemaligen Russland wird es immer schwieriger, Gewalt und Korruption einzudämmen. Im Jahr 2025 wird es 8 Milliarden Menschen auf unserer Erde geben, 50 % von ihnen wohnen in Städten, davon 1/3 in Slums. Ein Drittel der Erdbevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Wir ahnen, dass viele Probleme auf uns zukommen, die schwer zu lösen sind. Kein Wunder, dass man selten realistische Vorschläge hört.

            Im Griechenland der Antike war im religiösen Bereich Hoffnung unbekannt. Mit dem Wort Hoffnung verband man Beunruhigung und Unsicherheit. Der große römische Redner Cicero sagte: „Wie trügerisch ist die Hoffnung der Menschen!“ Nicht wenige unserer Sprichwörter verbreiten eine ähnliche Meinung des Volkes: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.“ - „Auf der Wiese der Hoffnung weiden viele Narren.“ (russ. Sprichwort) - „Wer von der Hoffnung lebt, der tanzt ohne Musik.“ (engl. Sprichwort). Wenn einer sagt, dass wir „auf bessere Zeiten hoffen“, dann ist das meist spöttisch gemeint. Die Losung der Welt lautet: „Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ (1. Korinther 15, 32) Da ist keine Hoffnung vorhanden. Der Philosoph Ernst Bloch schrieb 1977 ein 3-bändiges Werk mit dem Titel: „Das Prinzip Hoffnung“. Es wird heute kaum mehr zitiert und es hat unser Volk auch nicht mit Hoffnung inspiriert. „Wir brauchen nicht traurig zu sein,“ sagt der Apostel, „wie die anderen, die keine Hoffnung haben.“ (1. Thessalonicher 4, 13) Die Grundfrage lautet immer: „Worauf setzen wir unsere Hoffnung?“ Wenn wir sie auf Menschen, auf die Welt setzen, dann können wir nur mit irdischen Kräften rechnen. Wenn wir unsere Hoffnung auf Gott setzen, dann ist die Lage ganz anders. 1989 waren in der Bundesrepublik die Erwartungen im

Blick auf eine Wiedervereinigung gleich Null. Noch anfangs November konnte man im Bonner Parlament und auch in der zu dieser Zeit tagenden EKD-Synode Reden bekannter Leute hören, die die Wiedervereinigung aufgegeben hatten, - weil sie Gott nicht in ihr Denken einbezogen. Bischof Dibelius von Berlin dagegen sagte beim Bau der Mauer 1961: „Diese Mauer wird wieder fallen und Gott wird unser Volk wieder vereinigen.“ Er hatte Gottvertrauen - und deshalb hatte er auch Hoffnung. Wer mit dem Allmächtigen rechnet, der darf auch mit Wundern rechnen, - der braucht die Hoffnung nie aufzugeben. Denn unser Gott ist ein lebendiger, tätiger Gott.

 

I.    Die Bibel redet oft von Hoffnung, - von einer festen Hoffnung.

 

In der Bibel begegnet uns eine ganz andere Welt. Die ganze Bibel ist eigentlich nichts anderes als ein großes Hoffnungsbuch. Nicht von ungefähr heißt eine neue Bibelübersetzung: „Hoffnung für alle“. Das zeigt sich gleich auf Seite 3, als nach der Vertreibung aus dem Paradies dunkle Wolken für die Menschen aufgezogen waren. Da taucht schon der erste Hoffnungsstern auf. Gott sagt: „Es wird viel Böses und Schweres durch die Sünde über die Menschen hereinbrechen. Aber es wird Einer kommen, der wird dem Teufel den Kopf zertreten.“ (1. Mose 3, 15) Das ist der erste Hin-weis auf den kommenden Christus. Die Propheten haben 700 Jahre vor Christus diese Hoffnung auf den Messias verstärkt. Das ganze Alte Testament arbeitet auf diesen großen Sonnenaufgang hin. Als Jesus kam, hat ER das Feuer der Hoffnung neu geschürt. ER rief ins Volk: „Kehrt um und schließt euch Mir an. ICH baue ein neues Reich auf, das Gottesreich. ICH werde euch die Last eurer Sünden abnehmen. ICH werde euch Frieden in eure Herzen geben. ICH werde den Teufel und den Tod besiegen. Kommt zu Mir!“ Mit Jesus begann Gott einen großartigen Plan: die Menschen sollen echte Hilfe bekommen, sie sollen ewiges Leben erhalten. Wer sich Christus anschließt, wird an einem triumphalen Finale teilnehmen. Christus kehrt mit Tausenden von Engeln in strahlender Herrlichkeit auf die Erde zurück und zieht mit den Seinen in die himmlische goldene Stadt Jerusalem ein. Es wird ein großes Himmelsfest gefeiert. Gott erschafft eine neue Erde, auf der göttlicher Friede regiert. - Das ist ein wunderbares Ziel. Und es wird Wirklichkeit werden! Das ist die Hoffnung der Christen im Blick auf die Zukunft der Welt. Die Futurologen ( = Zukunftsforscher) und Philosophen haben nichts Ähnliches anzubieten. Durch Christus geht eine großartige Perspektive Gottes in Erfüllung, sowohl beim Menschen als auch im Universum. - Paulus schreibt den Christen in Kolossä: „Es ist ein großes Geheimnis für die Heiden: Christus lebt in euch, der Garant für die Herrlichkeit.“ (Kolosser 1, 27) Durch Christus bekommt ein Mensch wieder Hoffnung, auch wenn er sich in größter Verzweiflung befindet. Das ist einmalig! - In Christus ist die Hoffnung der vergangenen Jahrhunderte wie in einem Brennpunkt gebündelt. Das meint Paulus, wenn er sagt: „Auf alle Gottesverheißungen ist in IHM das JA.“ (2. Korinther 1, 20) Wer mit Christus lebt, trägt in sich die konzentrierte Kraft des Gottessohnes. - Anders ausgedrückt in den apostolischen Worten: „In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kolosser 2, 9)

 

II.  Die klassischen Stellen in der Bibel für diese große Hoffnung.

 

1.  Abraham ist in der Bibel das große Beispiel für die Gläubigen. Über ihn schreibt Paulus: „Abraham hat geglaubt auf Hoffnung, wo nichts zu hoffen war. Er sollte der Vater vieler Völker werden, weil Gott zu ihm gesagt hatte: <So zahlreich sollen deine Nachkommen werden>.“ (Römer 4, 18) Gott hatte Abraham einen Sohn versprochen. Viele Jahre tat sich überhaupt nichts in dieser Richtung. Erst nach 24-jähriger Ehe erhielt er die göttliche Mitteilung, dass ihm nun ein Sohn geschenkt werde. Er selbst war schon alt (99 Jahre) und auch Sara (89 J.), seine Frau. Medizinisch war nichts mehr zu erwarten. Aber Abraham hoffte fest auf einen Sohn, weil Gott, der Allmächtige, es ihm versprochen hatte. Das reichte ihm völlig für eine große Zuversicht. - Wer dem Allmächtigen vertraut und Seine Zusagen für verbindlich hält, darf große Hoffnung haben, - selbst wenn alle irdischen Verhältnisse dagegen sprechen. „Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.“

2.  Eine wichtige Definition der Bibel: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11, 1) Nach dieser Grundsatzerklärung folgen in diesem berühmten Kapitel des Hebräerbriefes zehn Zeugen des Alten Testaments, die als Vorbilder des Glaubens geschildert werden. Fast bei allen hat die Hoffnung eine große Rolle gespielt: Noah baute die Arche und hoffte, dass eine große Flut kommen werde, obwohl ihn alle Zeitgenossen deshalb verspotteten. - Abraham und Sarah hofften auf den Stammhalter Isaak. Jakob hoffte auf den Segen für seine Söhne. Josef hoffte auf die Heimkehr. Mose hoffte fest auf das Gelobte Land. - Kein einziger von ihnen wurde enttäuscht. Bei allen erfüllte Gott ihre Hoffnung. Nach der Bibel gehören Glaube und Hoffnung

     eng zusammen. Wer wirklich glaubt, hat auch eine feste Hoffnung, die nicht zerbricht.

3.  Die Psalmen enthalten die meisten Stellen über Hoffnung. Das hat auch seinen Grund: Wer zu einem Gott betet, dem er voll vertraut, der erwartet auch Antwort auf seine Gebete, - der hat Hoffnung. „Wer zweifelt“, sagt der Apostel Jakobus, „denke ja nicht, dass er etwas vom HERRN empfangen werde.“ (Jakobus 1, 7) Mehrmals im Psalter taucht, nachdem der Beter sein Leid geklagt hat, plötzlich eine Wende auf: „Ich aber bete...“ oder „Ich aber hoffe...“ (Psalm 31) Da kommt also über den Beter im Gebet auf einmal eine Erleuchtung: „Mein Gott hört mich, mein Gott wird antworten.“ Das gibt ihm Hoffnung. Am kürzesten sagt das eine berühmte Stelle: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf IHN, so wird ER handeln.“ (Psalm 37, 5 wörtlich!) Wenn wir uns beim Beten Zeit nehmen für Anbetung (Gottes Größe und Macht uns vor Augen stellen, - auch Seine Liebe und Weisheit, - und uns an Seine großen Taten erinnern), dann beginnt in unserem Herzen die Hoffnung zu dämmern, dass der Allmächtige antworten und handeln wird, - oft noch kräftiger als wir erwarten, sagt der Apostel Paulus (Epheser 3, 20). Gebet nährt die Hoffnung in unseren Herzen. Wer wenig betet, gerät leichter in Hoffnungslosigkeit.

4.  Die Zerstörung Jerusalems (im Jahre 586 v.Chr.) war eine Katastrophe, wie sie das Volk Israel noch nie erlebt hatte. Der herrliche Tempel Salomos wurde zur Ruine. Die Einwohner wurden nach Babylon deportiert . Und mitten drin der Prophet Jeremia, der das alles prophezeit hatte und alles selbst miterlebte. Sein Klagelied über das zerstörte Jerusalem ist ergreifend zu lesen. „Ich habe mir fast die Augen ausgeweint“ schreibt er. Aber in seiner Trostlosigkeit taucht plötzlich fünf Mal das Wort „Hoffnung“ auf (Klagelieder 3, 24). „Der HERR ist auf meiner Seite darum will ich hoffen. - Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des        HERRN hoffen.“ Mitten in aller Aussichtslosigkeit tröstet er sich mit den göttlichen Zusagen,     dass Gottes Güte nicht aufhört, dass Gott treu bleibt und eine Wende schenken wird. - Wenn

Jeremia in dunkelster Stunde Hoffnung fasste, dann dürfen wir es noch mehr, - denn wir haben           den gleichen Gott und in Christus sogar noch einen besonderen Beistand.

5.  Der Prophet Jesaja hatte später die schwere Aufgabe, die Juden im babylonischen Exil, wo sie zu Sklavenarbeit eingesetzt waren, zu trösten und ihnen Hoffnung zu geben. Er tat es, indem er dem Volk die Größe ihres Gottes vor Augen malte: Jahwe hat das ganze Universum erschaffen, ER lenkt das gewaltige Sternenheer, die Völker sind in Seinen Augen nur Wassertropfen. Diesem großen Gott sollten sie vertrauen. Er schließt mit den berühmten Worten: „Die auf diesen HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler...“ (Jesaja 40) - Auch in Babylon sah es für die Juden furchtbar trostlos aus, aber Jesaja sagt ihnen: „Wenn ihr auf die Macht eures Gottes schaut und nicht dauernd auf die gewaltigen Paläste Babylons starrt, dann bekommt ihr wieder Hoffnung.“ - Bei uns heute ist es nicht anders. Je mehr wir uns mit der Macht und Güte Gottes befassen und je weniger die Probleme unser Denken beherrschen, desto mehr wächst die Hoffnung in unseren Herzen.

6.  Die ersten Christen hatten eine starke Hoffnung. Sie hatten die Auferstehung Jesu erlebt, hatten 40 Tage lang Begegnungen mit IHM (Jesus erschien niemals nach Seiner Auferstehung einem Ungläubigen!) und waren begeistert von dem Versprechen Jesu bei Seinem Abschied: „ICH werde zurückkommen“. Das hat sie so sehr erfüllt, dass sie sich am Schluss ihrer Gottes-dienste nicht nur mit „Auf Wiedersehen!“ verabschiedeten, sondern vor allem mit dem Gruß „Maranatha“, das heißt: „Unser HERR kommt zurück“. Sie waren erfüllt von der Kraft, die vom Auferstandenen ausging durch den Heiligen Geist und hatten deshalb eine große Hoffnung. Sie waren überzeugt, dass sie mit ihrem HERRN alles überwinden können, - dass ihnen niemand widerstehen kann, wie das Paulus in Römer 8 beschreibt.

7.  Müden Christen wollten die Apostel in ihren Briefen Ermutigung geben. Die Gläubigen, die der Hebräerbrief anschreibt, waren innerlich schwach und träge geworden. Der Apostel ermahnt sie, die Hoffnung festzuhalten. Er erinnert an zwei Zusagen: Gott hat uns Verheißungen gegeben und sie sogar durch einen Eid bekräftigt. Dadurch will uns Gott einen starken Trost geben. „In der von Gott angebotenen Hoffnung haben wir einen sicheren und festen Anker unserer Seele.“ (Hebräer 6, 19) Was Gott uns über das Zukünftige sagt, ist also absolut zuverlässig. Der Apostel Petrus schreibt: „Wir sind wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu von den Toten.“ (1. Petrus 1, 3) Diese These setzt Petrus an den Anfang seines Briefes und verbindet sie mit einem Jubelruf („Gelobt sei Gott...“). Die Auferstehung Jesu war die größte Tat Gottes in der Geschichte der Menschheit. Sie war wie ein Paukenschlag, der alle Welt aufhorchen ließ. Die Todesmauer ist durchbrochen. Wer mit dem Tod fertig wird, der wird mit allen anderen Problemen erst recht fertig. Aus diesem Grund waren die ersten Christen hoffnungsfrohe Leute und fürchteten nichts. Sie hatten einen ganz Starken auf ihrer Seite. Darum schreibt Petrus später im Brief: „Setzt eure Hoffnung ganz auf JESUS, der uns mit Seiner Gnade eine große Kraft anbietet, die jedes Hindernis nimmt.“ (1. Petrus 1, 13)

 

III. Der Grund der christlichen Hoffnung.

 

     Einfach ins Blaue hinein hoffen, das ist Träumerei oder Verdrängung von Problemen - und das hilft uns nicht. Die Bibel gibt uns eine feste Hoffnung und nennt auch handfeste Gründe dafür:

1.    Der allmächtige Gott selbst ist der Grund unserer Hoffnung. „Hoffe auf den HERRN! Harre des HERRN!“ heißt es immer wieder in den Psalmen. Weil unser Gott ein großer und ein lebendiger, aktiver Gott ist, darum kann ich jederzeit mit Seinem Eingreifen rechnen. ER hat mehrfach versprochen, auf Gebete zu antworten, deshalb kann ich Veränderungen erwarten. Wenn Gott eingreift, dann tut ER es immer zum Guten für die Seinen („…denen, die IHN lieben, muss alles zum Besten dienen.“ Römer 8, 28) Je besser wir Gott kennen in Seiner Größe und in Seinen Taten, um so mehr werden wir von Hoffnung erfüllt. - Im Psalm 146, 5 heißt es: „Wohl dem, der seine Hoffnung auf den HERRN, seinen Gott setzt, der Himmel und Erde gemacht hat.“

2.    Gottes Zusagen sind absolut zuverlässig. Was ER verspricht, das hält ER auch ein. Wer viel in der Bibel liest, wird vielen göttlichen Versprechungen begegnen. Er findet auch viele Berichte, wie Gott auf die Bitten der Gläubigen geantwortet hat und oft mächtig eingegriffen hat. Je mehr in unserer Vorstellungswelt solche Berichte ihren festen Platz haben, desto mehr werden wir Hoffnung bekommen. Das meint Paulus, wenn er sagt: „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben.“ (Römer 15, 4) - Gottes Zusagen sind vertrauenswürdig. Darum steht vier Mal im Psalm 119, der in jedem seiner 176 Verse einen Lobgesang auf das Wort Gottes anstimmt, die Zeile: „Ich hoffe auf Dein WORT.“

3.    Gott sorgt dafür, dass die Hoffnung in Erfüllung geht. Man kann sich total darauf verlassen, dass alles, was Gott verspricht, auch eintreffen wird. - In Römer 5 beschreibt der Apostel Paulus, was alles anders wird, wenn ein Mensch Christ geworden ist, - wenn er also Frieden mit Gott erhalten hat. Er schreibt, dass wir Zugang zum Gnadenthron Gottes bekommen, - dass wir in Bedrängnissen Geduld empfangen, dass die Gottesliebe in unsere Herzen ausgeschüttet wird - und drei Mal erwähnt er die Hoffnung. Er sagt: „Wir rühmen uns der Hoffnung im Blick auf die zukünftige Herrlichkeit. Bewährungszeiten stärken unsere Hoffnung und mit dieser Hoffnung werden wir nie enttäuscht.“ Das sind starke Worte. Paulus will also schlicht sagen, dass es sich lohnt, auf den HERRN seine Hoffnung zu setzen, - dass das nie umsonst ist. Darum ruft er den Christen in Rom zu: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (Römer 12, 12)

Aber manchmal müssen wir auch warten, bis die Hoffnung in Erfüllung geht. Abraham musste sehr lange warten und manchmal sind ihm Zweifel gekommen. Aber am Ende hatte er die Gewissheit: Gott kann alles, nichts ist IHM zu schwer. - Deutlich wird das auch beim Propheten Habakuk im Kapitel zwei, in dem der Satz steht, der für Luther zur Lebenswende wurde („Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben“). Das Buch beginnt mit dem Ruf: „HERR, wie lange soll ich schreien, und Du willst nicht hören?“ Der Prophet steht auf einer Warte, auf einem Turm und lauscht voller Spannung, was Gott ihm sagen will. Da antwortet ihm der HERR: „Die Weissagung wird schon noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und wird nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer, sie wird gewiss kommen und nicht ausbleiben. Siehe, wer halsstarrig ist, wird keine Ruhe in seinem Herzen haben. Der Gerechte aber wird durch sein Gottvertrauen Lebenskraft erhalten.“ (der Schlusssatz ist der „Luther-Vers“). - Psalm 31 hat Jesus am Kreuz gebetet („In Deine Hände, HERR, befehle Ich Meinen Geist.“ V.6). Dadurch erhält dieser Psalm ein besondere Bedeutung. Drei Mal ist in ihm von der Hoffnung die Rede und man kann sich leicht vorstellen, wie sich Jesus in der Kreuzesnacht an diese Verse gehalten hat: „ICH aber hoffe auf den HERRN. - ICH aber, HERR, hoffe auf Dich und spreche: DU bist mein Gott!“ Da hat also Jesus in dunkelster Stunde einfach Seine Hoffnung auf Gott gesetzt und dadurch Ruhe gefunden. Der Psalm schließt mit dem Vers: „Seid getrost und unverzagt, alle, die ihr des HERRN harrt!“

4.    „Glaube, Hoffnung, Liebe“ - Diesen aus 1.Korinther 13 so bekannten Dreiklang finden wir sieben Mal in den Apostelbriefen. Glaube und Hoffnung sind sehr ähnlich und gehören eng zusammen. Abraham ist das Vorbild des Glaubens und er hatte auch eine starke Hoffnung. Aber die Liebe gehört unbedingt noch dazu. Damit Glauben und Hoffen nicht ein geistiger Höhenflug wird, braucht es die praktische Bewährung in der Liebe zu meinen Mitmenschen. Dann erst ist es echter Glaube und echte Hoffnung. - „Es ist im Neuen Testament allerdings nicht verheißen, dass durch die Liebe die Welt allmählich verbessert würde. Christliche        Nächstenliebe erneuert nicht die vergehende Welt, sondern ist ein Zeichen einer neuen Welt.    Auf diese neue Welt ist die Hoffnung der Christen gerichtet.“ (Klaus Eickhoff) Das Ziel Gottes            ist nicht Weltverbesserung sondern Welterneuerung. In der Gemeinde Jesu fängt sie an.

 

Viele Menschen, gerade auch schlichte Menschen, haben in ihren dunklen, hoffnungslos erscheinenden Stunden, gerne ein Lied gesungen, das in einfachen, aber klaren Worten die biblische Botschaft der christlichen Hoffnung zum Ausdruck bringt (von Friedrich Räder, 1845):

 

     Harre, meine Seele, harre des HERRN;           Harre, meine Seele, harre des HERRN;

     Alles IHM befehle, hilft ER doch so gern!       Alles IHM befehle, hilft ER doch so gern!

     Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,                   Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht;

     und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.    Größer als der Helfer ist die Not ja nicht.

     In allen Stürmen in aller Not                                 Ewige Treue, Retter in Not,

     wird ER dich beschirmen, der treue Gott.           rett auch unsre Seele, du treuer Gott.

 

 

5. Mai 2001                                                                                             Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün