40. Bibelkurs                                                                                                                            BK 40

 

   Apokalypse III - Das Gebet, das Zeugnis, das Gericht

                      in der Offenbarung des Johannes.

 

I.    Das Gebet (Kap. 8)

 

In den ersten sechs Siegeln, die das Lamm öffnete, waren große Katastrophen für die Menschheit und für den ganzen Kosmos angekündigt. (Kap.6) Nun tut das Lamm das siebente Siegel auf; es ist das letzte der sieben Siegel, die alle vom Lamm geöffnet werden (bei den später folgenden zwei Katastrophen-Serien treten Engel in Aktion!). Das letzte Siegel kündigt kein Gericht an, es signalisiert einen Höhepunkt. Das Lamm schließt Seinen Auftritt ab mit einer Vision über das Gebet. Dadurch wird die Wichtigkeit des Gebets stark hervorgehoben. Das Gebet hat ebenso ein Gewicht wie die großen Katastrophen, die die Menschheit erschüttern. Ja, das Gebet hat noch größere Kraft!

Die Christen des ersten Jahrhundert waren in einer schlimmen Lage: sie waren fast so et-was wie Geächtete im römischen Weltreich, sie wurden hart verfolgt, sie hatten keine Waffen, kein Geld, kein Ansehen, keine Beziehungen nach oben. Warum gab es keine Nervenzusammenbrüche? Warum ließen sie nicht alles einfach laufen? - Sie beteten und waren überzeugt, dass durch das Gebet die größten Bewegungen ausgelöst werden. Damit alle diese Gebete gehört werden, - deshalb ist jetzt große Stille im Himmel. Danach erscheinen sieben Engel, die bald mit ihren Posaunen neue Gerichte für die Menschheit ankündigen werden. Aber zuvor tritt ein anderer Engel mit einem goldenen Räuchergefäß vor den Altar Gottes. In diesem goldenen Gefäß bringt er die Gebete der Heiligen - mit Weihrauch vermischt (zur Reinigung der Gebete!) vor Gott, vermengt am Altar die Gebete mit Feuer (dem Geist Gottes) und tut das alles in sein Räuchergefäß. Damit geht er an den Rand des Himmels und schüttet das Feuer hinunter auf die Erde. Das Ergebnis: „es geschahen Donner, Stimmen, Blitze und Erdbeben“ (Offenbarung 8, 4) Die Gebete, die zum Himmel aufgestiegen waren, (kein Journalist hat darüber auch nur eine Zeile geschrie-ben!) kehrten mit ungeheurer Gewalt zurück auf die Erde. Gebet kommt vom Himmel zurück und gestaltet unsere Geschichte mit unberechenbaren Auswirkungen. Unsere Erde wird immer wieder davon erschüttert.

Diese Vision gibt den Christen des 1. Jahrhunderts Gewissheit über das Kraftpotential des Gebets. Schon in Kap. 5 ist an einer wichtigen Stelle das Gebet erwähnt: Die 24 Ältesten um den Thron Gottes (12 für Israel, 12 für die Apostel), mit Kronen auf ihren Häuptern, haben „Harfen und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen“. Das ist die einzige Tätigkeit der 24 Ältesten, die sie für die Gläubigen tun. Die Gebete werden als etwas sehr Kostbares auf dem edelsten Metall vor Gott gebracht. - Gebet bedeutet Zugang zu der Schalt-stelle, wo das Zentrum aller göttlichen Aktionen sich befindet. Alle anderen wichtigen Persönlichkeiten oder Kraftzentren sind drittrangig. Vom Thron Gottes her werden alle Ereignisse in Gang gesetzt. Gott ist der große Beweger. Die Beter werden nicht irritiert von den Dämonen der Macht, von den Medienzentralen, von den großen internationalen Metropolen. Sie wenden den Macht-götzen dieser Welt den Rücken zu und blicken auf den Thron Gottes. Dort fallen die Würfel. Und die Gebete spielen dabei mit. Die Beter sind es, die die Welt bewegen.

Der Apostel Johannes lebte im Exil auf der Insel Patmos: isoliert, gefangen, ohne Macht, getrennt von den Brüdern, ohne geistliche Gemeinschaft, allein. Aber „er ist vom Geist ergriffen am Tag des HERRN“ (Offenbarung 1, 10). Das heißt: er ist durch das Gebet (= „vom Geist ergriffen“) in Verbindung mit den göttlichen Energien. Gott antwortet ihm mit einer großen Vision des Christus als eines gewaltigen Herrschers. (Kap.1) Wer betet, nimmt Kontakt auf mit einem schaffenden, wirkenden Gott. Die Beter sind bereit, vom allmächtigen Gott Signale und Kraft zu empfangen. Johannes selbst ist machtlos, aber er erhält Verbindung mit dem Gott, der Macht über alles besitzt. Johannes kann nichts, aber Gott kann alles. Durch das Gebet entsteht eine enge Beziehung zu diesem großen Gott. Viele wissen eine Menge über Gott, aber das reicht nicht - es braucht eine persönliche, innige Verbindung zu diesem Gott. - In der Bibel ergreift Gott immer die Initiative: ER spricht, ER zeigt, ER befiehlt, ER segnet. Durch das Gebet werden solche Initiativen ausgelöst.

            Das römische Weltreich hatte damals seinen Höhepunkt erreicht. Die Macht Roms lenkte fast alles. Die Christen waren zu unbequemen Außenseitern geworden. Oft endete ihr Leben bei Gladiatorenkämpfen in der Arena. Die Welt kommt den Christen manchmal wie ein Tollhaus vor.

Aber im Gebet entdecken die Gläubigen, dass es dennoch einen Brennpunkt in all dem Wirrwarr gibt, den Thron Gottes. Von dort aus wird letztendlich alles Geschehen gesteuert - und nicht von den Machtzentralen der irdischen Herrscher.

            „Im Himmel entstand eine Stille, etwa eine halbe Stunde lang“ (Offenbarung 8, 1) Großes Schweigen im Himmel. Warum? - E. Peterson beschreibt es sehr plastisch: < Gott will zuhören. ER will alles hören, was zu IHM emporsteigt: alles Seufzen und Stöhnen, unser Gestotter und Gestammel, unser wirres Durcheinanderreden - und zwar so, dass jede Silbe und jede Nuance unserer Äußerungen von IHM verstanden wird. Wir spüren: alles, was wir sagen oder fühlen, hält Gott für sehr wichtig. ER hört uns mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Die gewaltigen Stimmen der Engel verstummen, die schmetternden Posaunen werden niedergelegt, der tausendstimmige Chor um den Thron Gottes verharrt in Schweigen. Kein einziges Wort unserer Gebete soll verloren gehen, deshalb die große Stille im Himmel! Gott will alle Gebete hören: die spontanen Hallelujas, die kräftigen Amen, die verzweifelten Warums, das aufrichtige Vaterunser. Deshalb lässt Gott die Ältesten und die Engel schweigen.

            Unter demselben Altar, an dem die Gebete zu Gott aufsteigen, liegen die Seelen der Märtyrer (Offenbarung 6, 9-11), die immer wieder gebetet haben: „Wie lange, HERR...?“ Solche ungeduldigen Gebete sind seit Jahrhunderten zum Himmel gestiegen. Die Antwort steht jetzt bevor. Gott lässt Sein Werk nie unvollendet. ER hat einen Plan, der auch zur Ausführung gelangt. Wenn wir auf Erhörung warten müssen, dann ist das nicht eine Verzögerungstaktik, - dass man uns vielleicht vergessen hätte, - dann wäre das Warten unerträglich. Während die Beter warten, werden im Himmel Aktionen vorbereitet. Die Gebete werden nicht einfach auf dem Altar wie Akten gestapelt, - sie werden mit dem Gottesfeuer vermischt und wieder zur Erde zurückgeschickt. Gebet ist nicht ein mystisches Entfliehen sondern ein Eingreifen in geschichtliche Ereignisse. Gott benützt unsere Gebete bei seiner Arbeit. Dadurch erhält der Mensch von Gott eine besondere Würde, sagt Pascal.>

            Nach dieser Gebetsstille im Himmel folgen die 7 Posaunen-Visionen. Damit will Johannes zeigen, dass Gott nach unseren Gebeten kraftvoll ans Werk geht. Während unsere Gebete auf die Erde mit Getöse zurückkehren, rüsten sich die 7 Engel mit ihren Posaunen zu ihrem Auftrag. - Die Posaunen erinnern jeden Bibelleser sofort an Jericho. Israel stand nach langem Marsch durch die Wüste an der Grenze des neuen Landes. Jericho bildete das erste große Hindernis. Meterdicke Mauerwälle machten es schier uneinnehmbar. Aber es wurde ein großer Sieg errungen - durch das Gebet. Sieben Priester, die den täglichen Gebetsdienst in der Stiftshütte inne hatten, zogen mit 7 Posaunen mit dem Volk 7 Tage um die Stadt, am letzten Tag 7 mal. Die häufige Sieben weist auf heiliges Handeln hin: durch Gebet wird der Arm Gottes bewegt und dadurch fielen die Mauern Jerichos. - Durch Posaunenschall wurde der Neujahrstag in Israel ein-geleitet, dem 10 Bußtage folgten mit dem Jom Kippur (dem Großen Versöhnungstag) am Schluss, - alles Tage des Gebets! - Im Tempel von Jerusalem wurden an jedem Tag die Posaunen geblasen, wenn der Priester am goldenen Altar mit Weihrauch seine Gebete darbrachte und dann das Opferlamm in das Feuer des Altars warf. Was sich auf Erden für Israel jeden Tag wiederholte, geschah jetzt im Himmel nach demselben Muster: wenn gebetet wird, dann handelt Gott. - Auch das Wiederkommen Jesu wird mit dem „kräftigen Ton der Posaune Gottes“ (1. Thessalonicher 4, 16) eingeleitet. Die Posaunen verkünden durch die ganze Bibel: Gott antwortet auf unsere Gebete - und sie wecken uns auf, fest mit Seinem Eingreifen zu rechnen.

            Die Posaunen erinnern an die Siege Gottes, die in der Geschichte Israels durch Gebet er-rungen wurden. Die sechs Katastrophen, die durch die Posaunen angekündigt werden (Kap.8+ 9), sind eine Parallele zu den 10 Plagen unter Pharao in Ägypten. Die Exodus-Katastrophen waren keine Strafe für die Ägypter sondern sie sollten Pharao zum Umdenken führen ( = zur Buße). Er sollte Israel freilassen, damit es seinem Gott diene. Auch die Katastrophen in der Offenbarung sollen die Menschheit zur Umkehr führen - „...aber sie bekehrten sich nicht“ heißt es zwei Mal am Ende des 9. Kapitels nach dem 6. Posaunengericht. Echte Umkehr ist das einzige, was uns vor dem Gericht bewahrt. Das gilt auch heute noch. Christen, die sich wenig um ihre eigenen Fehler und Verirrungen sorgen, stehen in einer großen Gefahr. - Die fünf törichten Jungfrauen im Gleichnis hatten kein Öl bei sich, das heißt: es fehlte bei ihnen die Buße, deshalb wurden sie vom HERRN nicht in den Hochzeitssaal eingelassen und mussten draußen bleiben. (Matthäus 25)

Die Buße muss im Volk Gottes beginnen, - das ist die beste Vorbereitung auf das Wiederkommen Jesu. Zehn Mal schreiben die Apostel davon, dass wir „untadelig und unbefleckt“ am „Tag des

HERRN“ vor IHM erscheinen sollen. (1. Korinther 1, 8; Epheser 1, 4; Philipper 1, 10; Kolosser 1, 22; 1. Thessalonicher 5, 23; 1. Timotheus 6, 14; 2. Petrus 3, 11+14; 1. Johannes 3, 13; Judas 24) Die Gemeinde Jesu ist die Braut des HERRN - und das Kennzeichen der Braut ist das strahlende Weiß, in das sie gekleidet ist. Weiß ist die Farbe der Reinheit. Deshalb betonen die Apostel, dass die Gläubigen sich selbst überprüfen sollen im Spiegel des Gotteswortes und sich reinigen. - „Benütze deine Bibel so, dass durch sie deine Gebete inspiriert werden!“ schrieb ein alter Gottesmann. Der Apostel Johannes tat es auf den Knien auf Patmos. Die großen Taten Gottes im Alten Testament ermutigten ihn zum Gebet.

 

II.  Das Zeugnis von Jesus. (Kap.10+11)

 

Es fällt auf in der Offenbarung, dass häufig vom „Zeugnis von Jesus“ die Rede ist. Der Apostel Johannes stellt sich ganz am Anfang vor: „...Johannes, der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesus.“ In Kap. 12 werden die Christen beschrieben als die Menschen, „die das Zeugnis Jesu haben.“ Ganz am Ende heißt es: „Es spricht, der dies bezeugt...“ Im Griechischen heißt Zeuge „martys“, davon kommt das Wort Märtyrer. Viele Christen haben in den ersten drei Jahrhunderten haben ihr Leben hingegeben, weil sie die Wahrheit von Jesus bezeugt haben. Das Christentum ist die Religion der Wahrheit. Für andere Religionen sind Tempel, Riten, Zeremonien wichtig. Im Mittelpunkt des biblischen Glaubens steht die Tatsache, dass Gott gesprochen hat („HERR, Dein Wort ist die Wahrheit“ Johannes 17, 17) - und dass wir zuhören und antworten sollen. Viele Propheten und fast alle Apostel - bis auf Johannes - haben die Verkündigung der Wahrheit mit ihrem Blut bezahlt. Zahlreiche Familien im ersten Jahrhundert hatten unter ihren Verwandten oder Bekannten einen Märtyrer. Gott will, dass die Christen die Wahrheit bezeugen. Aber hat es einen Sinn, mitten im Alltag von Gottes Wahrheiten zu sprechen zu Menschen, die lieber etwas anderes hören möchten? Unsere Welt ist voll von Unterhaltungssendungen, interessanten Programmen und spannenden Filmen. Können wir dieser Welt sagen, wer Gott ist und was Ewigkeit bedeutet? Gegen dieses Zögern wenden sich die Kap. 10 und 11 in der Offenbarung. Mitten in dem Chaos der vielen Katastrophen treten plötzlich zwei Zeugen auf. Gott will, dass auch im tollsten Durcheinander Seine Stimme gehört wird. Die siebente Posaune darf erst erschallen, wenn das christliche Zeugnis erklungen ist.

Das größte Hindernis, das christliche Zeugnis weiterzugeben, ist die Furchtsamkeit. Die Visionen der Offenbarung helfen uns, sie zu überwinden. Da taucht am Anfang von Kap.10 ein

starker Engel auf mit einem Büchlein in der Hand, in dem die göttliche Wahrheit steht. Er ist eine überdimensionale Gestalt (kein süßes Engelchen von Raffael oder den Weihnachtsspielen!): über seinem Haupt ist ein Regenbogen, sein Angesicht strahlt wie die Sonne, seine Füße wie feurige Säulen, mit einem Fuß steht er auf dem Meer, mit dem anderen auf dem Land. Seine Stimme ist wie Löwengebrüll. Wenn er schreit, dann kommt wie ein Echo gewaltiges Donnern siebenfach aus dem Weltall zurück. Das Schwert eines Engels ist wie ein Komet. Das ist die biblische Engelswelt, - nicht zur Unterhaltung sondern den Gläubigen zur Ermutigung! Das ist der Hintergrund für alle, die Gottes Wort den Menschen sagen. Wir brauchen uns wahrlich nicht zu verstecken, wenn wir göttliche Wahrheiten weitergeben. Hinter uns ist die Himmelswelt, - keine Phantasie oder Einbildung sondern Realität. - Der Psalm 29 macht uns deutlich, was die sieben Donner bedeuten. Sieben Mal donnert in dem Psalm die Stimme des HERRN durch das All, über Himmel und Erde. Die ganze Schöpfung ruft am Schluss in Ehrfurcht: „Ehre dem Allmächtigen!“ Dieser Gott ist unser Auftraggeber - und ER steht zu Seinen Dienern.

            Der Engel ruft: „Schreib es nicht auf!“, was die 7 Donner geredet haben. Zurückhaltung ist manchmal von den Zeugen gefordert. Bezeugen heißt nicht alles sofort ausplaudern. Jesus hat oft nach Wunderheilungen verboten, es weiterzuerzählen. Es braucht die Geschicklichkeit des Zeugen, zu wissen, wann die Zeit des Schweigens und wann die Zeit des Redens ist. Zur richtigen Zeit das richtige Wort - das ist manchmal entscheidend. - Der Engel reicht dem Apostel Johannes ein Buch (in Kap. 5 war er schon mit dem Buch mit den 7 Siegeln erschienen!). „Buch“ - das heißt: es enthält die Offenbarungen Gottes, das sind klare Gedanken, eine komplette Sammlung von allem, was wichtig ist. - Das soll jetzt verkündet werden, - und es darf keinen Aufschub geben! „Nimm und iss es!“ sagt der Engel zu Johannes. Er soll den Inhalt des Buches ganz in sich aufnehmen. Wer ein Zeugnis vom lebendigen Gott geben will, muss erst selbst von der Gottesbotschaft voll durchdrungen sein. Wir geben nicht Informationen über Gott weiter sondern das, was Christus uns selbst bedeutet.

Als Johannes es verschlang, war es „süß in seinem Mund und bitter in seinem Magen.“ (Offenbarung 10, 10) Der Diener Gottes, der Gottes Wort durchdenkt und durchforscht, hat große Freude daran; aber er merkt auch, dass es oft bei den Zuhörern abgelehnt wird. Das ist die Bitterkeit! Darunter hatten alle Propheten zu leiden, auch Jesus und die Apostel. Und uns selbst geht es nicht anders. - Dennoch schließt der Engel mit den Worten: „Du musst das WORT weiterhin verkünden den Völkern und Nationen!“ Für das Zeugnis von Jesus gibt es keinen Ruhestand, kein „Moratorium“, keine Pause.

            In Kap. 11 erscheinen zwei Zeugen. Sie erinnern uns an Mose und Elia, die auf dem Berg der Verklärung Jesus bezeugten, welches Ende ER in Jerusalem nehmen werde. Sie sind ein Vorbild für echte Zeugen:

·      Mose übergab dem Volk Israel das „Gesetz Gottes“ und überbrachte ihm damit die Ordnungen Gottes. Gott hat für die Menschen einen Plan, der durchdacht ist und der gut für die Menschen ist. Wenn wir Christus bezeugen, dann sollen wir nicht so sehr unsere Gefühle offen-baren sondern aufzeigen, was Gott uns offenbart hat, - dass der Mensch Sinnerfüllung für Sein Leben findet, wenn er sich an Gottes Plan hält und dass er andernfalls in die Irre geht.

·      Elia ist der Prophet, der die Offenbarung Gottes anwendet auf unsere persönliche Geschichte. Wir sollen die Wahrheiten Gottes transponieren in den Alltag, - auch in die kleinen all-täglichen Dinge: - ob es das Telephonieren ist, der kleine Plausch an der Tankstelle oder der Besuch in der Bank. Ein wahrer Zeuge stellt die Verbindung her zwischen Gottes Ewigkeit und dem Alltag.

In der Botschaft der beiden Zeugen (in Kap.11) steckt eine beachtliche Kraft: es kommt Feuer aus ihrem Mund und vernichtet die Feinde; sie haben die Vollmacht, den Himmel zu verschließen, so dass es nicht regnet. Das WORT der Zeugen ist also kein Ohrenkitzel für neugierige Zuhörer sondern wird unterstützt von himmlischen Kräften. - Aber die zwei Zeugen werden auch sehr ge-demütigt. Sie werden getötet und die Menge treibt ihren Spott mit ihnen. Das werden wir bis ans Ende der Zeit erleben. Aber nach 3 ½ Tagen waren die zwei Zeugen wieder auf ihren Füßen. Die Gottesbotschaft kann nicht gestoppt werden.

Die Botschaft der zwei Zeugen ist gleichsam ein Zwischenakt, bevor die siebente Posaune er-schallt. Inmitten aller Katastrophennachrichten rufen sie der erschütterten Menschheit die Wahrheiten Gottes zu. è Gottes WORT trägt mehr zur Überwindung des Bösen bei als alle politischen und moralischen Reformen. Die Ereignisse bei der siebenten Posaune (Kap.11) unterstreichen noch einmal, welche Kräfte unser Zeugnis begleiten. Die 24 Ältesten rühmen die große Macht und Herrscherkraft Gottes, die alle gottfeindlichen Mächte besiegen wird. Als der Blick sich in den geöffneten Himmel richtet, spielt sich Dramatisches ab: Blitze, Donner, Erdbeben, Hagelunwetter und gewaltige Stimmen. Diese Symbolik will uns verdeutlichen, welches Energiepotential mit denen ist, die das Zeugnis von Jesus weitergeben. Sie sind sehr zuversichtlich, wenngleich die halbe Welt rebelliert und sie verhöhnt.

 

III. Das Gericht Gottes. (Kap. 15-18)

 

In dramatischen und oft grotesken Visionen entfaltet Johannes in der Offenbarung den Weg Gottes mit der Menschheit bis zum Ende. Die kräftigen Bilder sollen in uns wirken und sollen das Leben mit Christus in uns stärken. E i n e Frage hat die Christen durch Jahrhunderte beschäftigt: „Wie lange verbirgst DU Dein Antlitz vor mir?“ Wie lange...? viermal wird diese Frage im Psalm 13 gestellt und in Offenbarung 6 rufen es die Seelen der Märtyrer unter dem Altar. Es gibt so viel Ungerechtigkeit in der Geschichte - und auch heute in der ganzen Welt. Und die Sehnsucht der Menschen nach Gerechtigkeit ist groß. Nun warten wir auf eine Antwort. In Kap. 6 wird den Märtyrern (im 5. Siegel) geantwortet, das sie noch eine Zeit warten müssten. - Die Bibel gibt nicht gleich Antwort auf diese Frage „Wie lange...?“ Die Glaubensmenschen sind dennoch fest überzeugt, dass Gott gerecht ist und recht richten wird, auch wenn sich vor ihren Augen ganz anderes abspielte. Wie gelangten sie zu diesem Glauben? Der verzweifelte Beter in Psalm 73 betet: „...es war mir zu schwer, es zu begreifen, bis ich ging in das Heiligtum Gottes.“ Bevor die letzten sieben Zornes-schalen Gottes ausgeschüttet werden (Kap.16) erleben wir einen Gottesdienst im Himmel mit. (Kap.15) Sieben Engel rüsten sich für die letzten Gerichte, während die große Schar der Gläubigen einen gewaltigen Lobgesang anstimmt. Sie singen das Lied des Mose (5. Mose 32) über

die Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten und das Lied des Lammes, das uns von der

Macht der Sünde freigekauft hat. Rückblickend auf Jahrtausende singen die Gläubigen: „Groß und wunderbar sind Deine Werke, o HERR. Gerecht und wahrhaft sind Deine Gerichte!“ (Offenbarung 15, 3) Sie beschäftigen sich mit den großen Taten Gottes in der Geschichte - nicht mit den Kriegen und Kongressen der Weltherrscher. Christen schauen auf das, was Gott getan hat und tut. Wir orientieren uns am göttlichen Kompass, er zeigt auf: Schöpfung, Bund mit Israel, Erlösung durch Christus, Jüngstes Gericht. Wer die Verbindung mit dem allmächtigen Gott verliert, der will der Welt helfen mit moralischen, ökologischen und politischen Rezepten. Aber ohne Einplanung der Christus-Strategie sind alle diese großen Aktionen zum Scheitern verurteilt. Es kommt nicht darauf an, was die Menschen tun sondern was Gott tut. Und Gott handelt in dieser Welt durch Sein Wort (das Zeugnis von Jesus), durch das Gebet und dadurch, dass wir IHN ehren als Schöpfer und HERRN.

            Die sieben Zornesschalen der Engel (Kap.16) erinnern an die zehn Plagen in Ägypten.

Pharao wurden von den Plagen heimgesucht - nicht, weil die Ägypter ganz böse Leute gewesen wären, sondern weil er sich weigerte, Israel zum Dienst für Gott ziehen zu lassen. „Lass mein Volk ziehen, dass es dem HERRN diene in der Wüste...“ forderte Mose von Pharao (2. Mose 5). Das größte Übel ist es, wenn der Dienst für Gott zerstört wird, - wenn die Versammlung um das WORT Gottes ausgehöhlt wird. Gott will, dass wir IHN ehren, auf Seine Stimme hören, Seinen Auftrag ausführen. Wenn das zur Nebensache erklärt wird, dann hat der Böse den Sieg errungen, auch wenn noch so viele so genannte „gute Aktionen“ durchgeführt werden.

            Der Schrei nach dem Eingreifen Gottes („Wie lange...?“) ist in der Offenbarung eingebettet in eine Versammlung vor dem Thron Gottes. An diesem heiligen Ort erfahren wir keine neuen Informationen oder eine persönliche Erleichterung sondern uns werden die Augen geöffnet für Größeres, - für den gewaltigen Plan Gottes, der bei der Schöpfung beginnt und über das Erlösungswerk Jesu zur Vollendung führt. „Und alle Seine Wege und Werke sind gerecht und wahrhaftig!“ (Offenbarung 15, 3)

            Die große Hure, das ist die gottlose Welt, in Kap. 17 trifft das Gericht Gottes aus demselben Grund wie bei Pharao: sie will den wahren Gottesdienst der Gläubigen zerstören. Mit dem großen, schrecklichen Bild der großen Hure Babylon will der Apostel Johannes das in übergroßer Deutlichkeit wie durch eine Karikatur klar machen. Der Apostel will sagen: Wir stehen als Christen mitten in einer Welt, die uns auf alle mögliche Weise von Christus und Seinem WORT wegbringen will. - Eine Hure lebt von Sex und von Geld. In Wirklichkeit ist sie eine große Lügnerin: sie verspricht Liebe und bietet nur schnell vorübergehende sexuelle Erlebnisse. So verspricht „die große Hure“ ein Leben, das leichter ist, besser ist aber doch auch religiös. Sie sagt: „Bei mir kannst du alles haben: Erfolg, Erlebnisse, Begeisterung, Abwechslung...“ Es ist eine leichte Religion. Sie kostet nicht viel.

Die Hure verspricht glückliche Momente, Christus aber verheißt Seiner „Braut“ ( = die Gemeinde) auf Lebenszeit eine innige Gemeinschaft. Johannes übertreibt absichtlich die Karikatur der „großen Hure“, weil er uns die Augen öffnen will für die großen Gefahren, die für uns in einer „billigen Religion“ bestehen. - Der Untergang „Babylons“ mit seiner weltlichen Religiosität wird ausführlich geschildert.(Kap.18) Nicht nur die Stadt wird verwüstet - auch die Religion dieser Gesellschaft bricht zusammen. Am Ende des Wegs ohne Gott ist nicht der Fortschritt sondern das Chaos.

            Das Gericht Gottes über das große Babylon endet nicht mit Schadenfreude sondern mit vier Hallelujas (Kap.19), die Gott die Ehre geben. Das ist eine deutliche Parallele zu den Psalmen. In ihnen wird - wie in der Offenbarung - sehr häufig von Nöten, Zweifeln, Feinden, von der Macht des Bösen gesprochen, aber die letzten fünf Psalmen (146-150) sind Halleluja-Psalmen.

Die vier Hallelujas in der Offenbarung (Kap.19) bewahren uns davor, uns in Rachegedanken zu verirren und lenken unsere Blicke auf den großen Gott, den wir demütig und in Anbetung preisen.

·      Halleluja! Denn wahrhaft und gerecht sind Seine Gerichte.           

·      Halleluja! (in Dankbarkeit, weil Babylons Ende da ist - der aufsteigende Rauch zeigt es!)

·      Amen, Halleluja! ( - singt der Chor der 24 Ältesten, als die Vertreter der Gemeinde)

·      Halleluja! Denn der HERR, unser Gott, hat das Reich eingenommen.

   Lasset und freuen und fröhlich sein und IHM die Ehre geben, denn die

   Hochzeit des Lammes ist gekommen und Seine Braut hat sich bereitet.“ (Offenbarung 19, 1-7)

 

 

15. Dezember 2001                                                                       Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün