46. Bibelkurs                                                                                                                            BK 46

 

          Noah - Gottvertrauen in einer gottlosen Welt

                                  (Hebräer 11, 7)

 

            Bei rund 250 Völkern unserer Erde findet sich eine Sage über die Sintflut. Am bekanntesten ist die Sage der Babylonier, das sog. „Gilgamesch“-Epos, das oft in Verbindung gebracht wird mit dem biblischen Bericht von der Sintflut. Sogar im Sprachgebrauch der heutigen Medien ist von „sintflutartigen“ Regenfällen die Rede, wenn sich Wasserkatastrophen anbahnen. Die Sintflut ist im Volk fast allen ein Begriff. Jesus hat in seiner Endzeitrede in Matthäus 24 und in Lukas 17 auf die Sintflut Bezug genommen. ER sagt: „Wie es in den Tagen Noahs war, so wird es auch sein in den Tagen vor der Wiederkunft des Menschensohnes.“ Es ist deshalb gut, die Zeit Noahs zu kennen und sie mit unserer Zeit zu vergleichen. Noch wichtiger ist es, das Verhalten Noahs zu studieren, um daraus für unser Leben in einer Krisenzeit zu lernen. Jesus setzte die Endzeit auch in Parallele zur Zeit Lots, als die Vernichtung von Sodom und Gomorra bevorstand. Sogar der Apostel Petrus zieht in seinen Gedanken über die Wiederkunft Jesu einen Vergleich mit der Sintflut. (2. Petrus 3) Der Hebräerbrief hebt besonders das Gottvertrauen, den Glauben des Noah hervor. Auch heute ist Gottvertrauen mehr als je zuvor für uns äußerst wichtig. Jesus stellte die Frage: „Meinst du, wenn der Menschensohn wiederkommen wird, dass ER Glauben (= Gott-vertrauen) finden werde auf Erden?“ (Lukas 18, 8) Jesus tadelte immer wieder Seine Jünger, weil sie Ihm zu wenig zutrauten. Deshalb nannte ER sie oft „Kleingläubige“. Wir können von Noah für die letzte Zeit viel lernen. Er war ein Einzelner in einer total gottlosen Welt und hat dennoch treu zu Gott gehalten.

            In Hebräer 11 werden zehn Gestalten des Alten Testaments als Modelle für das Gottvertrauen uns vorgestellt. Die Reihe beginnt mit Abel. Dann folgen Henoch und Noah. Henoch ist der Einzige vom Anfang des Menschengeschlechts, der nicht starb sondern „entrückt“ wurde - ähnlich wie später Elia. (2. Könige 2) In ähnlicher Weise ist auch Noah (der Ur-Enkel Henochs) „entrückt“ worden (durch die Arche) aus einer gottlosen Welt in die neue Welt.

 

I.    Noahs Gottvertrauen ( = Glaube).

 

„Glaube bedeutet ursprünglich das vertrauensvolle Sich-Verlassen auf Gottes Treue und Festigkeit.“ So steht es im theologischen Lexikon. Das hebräische Wort für Glauben heißt „ämunah“ und kommt von der Wurzel „aman“ = festsein. Davon kommt unser Wort AMEN am Schluss unserer Gebete. Luthers Deutung im Katechismus: „Was heißt AMEN? Dass ich soll gewiss sein, so-che Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und erhört. ... Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll also geschehen.“ - Das oft von Jesus zitierte „Wahrlich, wahrlich“ am Anfang bedeutender Aussprüche von Ihm heißt wörtlich „Amen, Amen“. Es ist deshalb heutzutage hilfreich, wenn wir mehr vom Gottvertrauen reden, weil das biblisch ist - und weil „glauben“ häufig im Alltag bei unbedeutenden Sachen (wie beim Wetter!) verwendet wird und deshalb abgegriffen ist.

1. Gottvertrauen nahm den ersten Platz ein im Leben des Noah. „Er wandelte mit Gott“ - das        steht nur von Noah und Henoch in der Bibel. „Mit Gott wandeln“ - das heißt: vertrauten Um-    gang mit Gott haben, - mit Gott in ständigem Gespräch stehen, - viel über Gott nachdenken, -          sich mit Gott mehr beschäftigen als mit dem miserablen Zustand der         Menschheit, - sich viel           Zeit nehmen, um über Gottes Größe und Macht nachzudenken, - göttlichen Gedanken mehr           Platz einräumen als dem täglichen Ärger mit gottlosen Menschen.

2.  Im normalen Alltagsleben hatte das Gottvertrauen Noahs einen festen Platz - nicht erst, als die Flut kam. „Er wandelte mit Gott“ - das bedeutet: den ganzen Tag über hat er seine Sorgen und Probleme mit Gott besprochen und sie IHM hingelegt. Sorgen wegen der Kinder oder wegen finanzieller Engpässe, Unsicherheit im Blick auf die Zukunft, Probleme mit Krankheiten oder wirtschaftlichen Krisen - das soll uns nur eine Zeitlang beschäftigen - und dann werfen wir alles auf den HERRN, der versprochen hat, für uns zu sorgen. Das ist Gottvertrauen im Alltag! - Gottvertrauen ist nicht nur nötig, wenn wir ein großes Haus bauen sondern auch bei den vielen Kleinigkeiten, die den Großteil unseres Alltags ausfüllen. Deshalb mahnt der Apostel: „Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Taten, das tut alles im Namen des HErrn Jesus Christus und dankt Gott, dem Vater durch IHN!“ (Kolosser 3, 17). Ob Briefeschreiben, Plänemachen oder Essen bereiten - immer sollten wir auf irgendeine Weise Gott mit einbeziehen. - Und Gott wird handeln!

 

3.  Gottvertrauen - auch im Blick auf Gottes Drohungen. In der Regel vertrauen wir darauf, dass Gottes Verheißungen in Erfüllung gehen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass auch Gottes Warnungen beachtet werden müssen. Wenn Noah die von Gott angekündigte große Flut nicht ernst genommen hätte, hätte er die Arche nicht gebaut. Wir freuen uns, wenn Gott Antwort auf unsere Gebete verspricht - aber wer Gottes Mahnungen in den Wind schlägt, darf sich nicht wundern, wenn er auf einmal von Schicksalsschlägen heimgesucht wird. Das eine wie das andere Mal können wir fest mit Gottes Zuverlässigkeit rechnen. Gott hält Seine Versprechungen ein und auch Seine Warnungen gehen in Erfüllung. Das Sprichwort fasst es in die knappe Form: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“

4.  Noah glaubte, was sehr unwahrscheinlich, ja fast unmöglich war. Gott sagte ihm: Es wird eine gewaltige Flut kommen, deshalb soll er ein großes Schiff bauen. Aber weit und breit war kein See, nicht einmal ein Fluss in der Nähe. Seine Zeitgenossen sagten: „Noch nie hat man von einer solchen Katastrophe gehört, - es gibt keine Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, - nach den Gesetzen der Analogie ist das undenkbar, - wenn wir unseren scharfen Intellekt ein-setzen, dann ist so etwas unmöglich!“ - Ähnliche Stimmen hören wir auch heute, wenn wir die biblischen Aussagen über die Wiederkunft Jesu darlegen. - Noah vertraute voll und ganz dem, was Gott ihm gesagt hatte - und er wusste: Bei Gott ist kein Ding unmöglich! Er ließ sich nicht von den „Stimmen der Wissenschaft“ seiner Zeit beeindrucken. Gottes Wort hat eine viel höhere Qualität und absolute Zuverlässigkeit.

5.  Noah glaubte als Einzelner - und niemand aus seiner Umgebung stimmte ihm zu. Nach den Meinungsumfragen der damaligen Zeit hatte die überwältigende Mehrheit seiner Zeitgenossen eine andere Ansicht als Noah. Er predigte jahrzehntelang - und niemand folgte ihm. Noah und sieben aus seiner Familie gingen in die rettende Arche. Diese Sieben aber, meint Spurgeon, hatten vermutlich mehr einen Glauben an Noah als an den lebendigen Gott. Noah war ein einsamer Stern in dunkler Nacht. Er hatte Gottvertrauen, auch wenn ihm niemand dabei Gesellschaft leistete. Von seiner Umgebung erntete er nur Spott. - Als Lot seine Nachbarn warnte: „Geht aus dieser Stadt. Der HERR wird sie verderben,“ heißt es: „Aber es war ihnen lächerlich.“ (1. Mose19). Ungläubigen erscheint vieles in der Bibel lächerlich. Christen ernten oft Spott. Petrus berichtet in seinem Brief von den Spöttern, die die Wiederkunft Jesu madig machen, weil schon Generationen vergangen seien ohne Eintreffen der Voraussage. Auch in den Psalmen lesen wir oft von den bösen Zungen der Spötter. Der Psalter beginnt in Psalm 1 mit dem Vers: „Wohl dem, ... der nicht sitzt, wo die Spötter sitzen!“ Beim Leiden Jesu begegnen uns ganze Wogen des Spottes: die Dornenkrone, der rote Offiziersmantel, das Schilfrohr als Zepter, - „Weissage uns!“ - „Andern hat ER geholfen und kann sich selber nicht helfen!“ Da wurde Jesus als König, Prophet und Heiland auf schmähliche Weise verhöhnt. Die Welt antwortet auf die göttlichen Wahrheiten nicht nur mit Ablehnung sondern auch mit Hohn und Spott. Das sollte uns heutzutage nicht verwundern! Obwohl Noah lebenslang als Einzelner seinen Weg mit Gott ging, war er doch zuversichtlich. Der Allmächtige war im Bund mit ihm, das war ihm mehr wert als das Wohlwollen von Menschen.

6.  Gottvertrauen bedeutet oft eine lange Wartezeit. „Als Noah 600 Jahre alt war, kam die Sintflut auf Erden.“ (1. Mose 7, 6 - Noah starb mit 950 Jahren). Die längste Zeit seines Lebens hat Noah gewartet. Während dieser Wartezeit gab es keine „kleinen Beweise“ für Gottes Ankündigung, - keine kleine Flut zur Stärkung seines Glaubens. Er hat „ein göttliches Wort empfangen über das, was man noch nicht sah“ (Hebräer 11, 7). Dem Gotteswort, das ihm offenbart wurde, schenkte er volles Vertrauen. Er traute diesem WORT mehr als den zweiflerischen Stimmen aus seinem Herzen oder den Stimmen der Besserwisser in seiner Umgebung. Er dachte wie David: „Ich will rühmen Gottes Wort. Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht; was können mir Menschen tun?“ (Psalm 56, 11+12). Das Warten machte Noah reifer - nicht schwach. - Wer lange Zeit betet, ohne Antwort zu erhalten, soll dennoch die Hoffnung nicht aufgeben. Gott hält sein WORT, ER wird niemals die Seinen enttäuschen. Auf lange Wartezeiten folgen große Ereignisse - bei denen, die das Gottvertrauen nie aufgeben, wie Noah! - Für die letzte Zeit sind Geduld und Gottvertrauen sehr wichtig. Jesus sagt in seiner Rede: „Wer beharret bis ans Ende, der wird gerettet.“ (Matthäus 24, 13) Zwei Mal lesen wir in der Offenbarung den Vers: „Hier ist Geduld und Glaube (= Gottvertrauen) der Gläubigen.“ (Offenbarung 13, 10 + Offenbarung 14, 12)

7. Noah trennte sich von der gottlosen Welt. Als er in die Arche mit den Seinen einzog, wurde

  die Trennung offenbar. Er ließ sich nicht vom Geist der Welt anstecken. Jesus beschreibt die-

  se Menschen mit folgenden Worten: „Wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche ging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam, - so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohnes.“ (Matthäus 24, 37-39) Mit Essen, Trinken und Sex ist diese Gesellschaft völlig zufrieden. Stumpfheit und Diesseitigkeit kennzeichnet diese Menschen. Das Interesse für göttliche Botschaften ist gleich Null. Es ist unschwer festzustellen, dass das auf unsere Zeit zutrifft. - Jesus sagt in den Abschiedsreden: „Meine Jünger sind in der Welt, aber sie sind nicht von der Welt. So wie die Welt mich gehasst hat, so hasst sie auch meine Jünger.“ (Johannes 15+17)

 

II.  Gottesfurcht war die treibende Kraft des Gottvertrauens bei Noah.

 

1.  Gottesfurcht ist keine knechtische Furcht.    Hebräer 11, 7 „Noah hat Gott geehrt...“ heißt wörtlich: „Durch den Glauben hatte Noah große Ehrfurcht vor Gott.“ Gott fürchten heißt nicht Angst haben vor Gott sondern bedeutet: großes Vertrauen haben in die Kraft des Allmächtigen. Die typische Bezeichnung für die Gläubigen in den Psalmen lautet: „die den HERRN fürchten“. Es sind die Glaubenden, die fest überzeugt sind von der überwältigenden Macht ihres HERRN, die sich manchmal im Gericht entladen kann - die aber zunächst zum Heil der Gläubigen da ist. Gottesfurcht befreit von Angst. Wer Gott fürchtet, braucht sich nicht vor Menschen und Mächten zu fürchten. Psalm 103: „Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt ER Seine Gnade walten über die, die IHN fürchten.“ - Israel hatte sein Urerlebnis der Gottesfurcht am Berg Sinai, als Jahwe ihnen als ihr Gott erschien und ihnen mit den Zehn Geboten Seinen Bund verkündete. Die Erscheinung Gottes war von gewaltigen Zeichen begleitet: „Blitze, Donner, Erdbeben, Rauchsäulen, ein lauter Posaunenton ... und der Berg stand in Flammen bis an den Himmel“ (2. Mose 19+20 und 5. Mose 4) Das waren nur einige Hinweise auf die wirkliche Kraft des Allmächtigen. Der Hebräerbrief bezieht sich auf diese Stelle, wenn es dort heißt: „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (Hebräer 12, 29) Auch Luther erinnert an die Wichtigkeit der Gottesfurcht, wenn er alle Erklärungen der Zehn Gebote beginnt mit den Worten: „Wir sollen Gott fürchten und lieben...“ Wenn uns heutzutage überall ein blasses und harmloses Gottesbild begegnet, ist es umso notwendiger, die biblische Gottesfurcht zu betonen.

2.  Für Noah war Gott eine Majestät mit unendlicher Macht und Gewalt. Die schrecklichste Botschaft, die je vom Himmel kam, erhielt Noah. Gott teilte ihm Seinen Entschluss mit, die Welt zu vernichten. Noah konnte sich in Gedanken ausmalen, welche grauenvollen Ereignisse diese große Flut begleiten würden. Gott demonstrierte Seine Allmacht bei der Sintflut auf entsetzliche Weise. - Bei den Propheten begegnet uns oft die Rede vom „Tag des Zorns, der ein finsterer Tag ist, ein bitterer Tag, ein Tag des Grimms, ein Tag der Finsternis und der Angst, ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis.“ (Joel 1+2, Zephania1). Im selben Sinn machen auch die Katastrophenserien in der Offenbarung deutlich, dass „es schrecklich ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ (Hebräer 10, 31). Solche Vorstellungen verbanden sich bei Noah mit dem Bild seines Gottes. Wenn Noah als erster in der Bibel den Titel „Prediger der Gerechtigkeit“ bekommt (2. Petrus 2, 5), dann ist das ein Hinweis, dass Gott in der Welt für Recht sorgen wird und dass gottloses Wesen (Ungerechtigkeit = Gottes Gebote verachten) von IHM gerichtet wird. Es ist schon hier ein Hinweis auf das Jüngste Gericht. Noah wusste: wenn Gottes Geduld zu Ende ist, dann erbebt die Erde, dann öffnen sich die Schleusen des Himmels, - dann fallen Sterne vom Himmel - alles Zeichen der Allmacht und Größe Gottes. Die Sintflut ist also gleichsam ein Vorspiel zu den apokalyptischen Katastrophen der Offenbarung. - Nach der Sintflut sagte Gott deutlich: „Ich will hinfort die Erde nicht mehr verfluchen ...“ - ausgenommen das Ende der Welt, nach dem „wir aber warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach Seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2. Petrus 3, 13) - Die Schilderung der Sintflut in 1. Mose 6-9 als Menschheitskatastrophe ist deshalb so zurückhaltend, weil die Bibel nicht Grauen und Entsetzen wecken will (wie die Berichterstatter der Medien) sondern Ehr-furcht vor der Macht und Hoheit Gottes.

 

III. Glaube und Gehorsam gehören zusammen.                                                               

1. Noah war demütig und gehorsam. Glaube und Gehorsam gehören in der Bibel immer eng

zusammen. Drei Mal heißt es im bibl. Bericht: „Noah tat, was ihm der HERR geboten hatte.“ Er

hat sich exakt an die Weisungen Gottes gehalten. Er hat nichts unterlassen und hat auch nichts hinzugefügt. Er machte, wie ihm Gott geboten hatte, nur e i n Fenster in der Decke und

nicht noch einige an der Seite. (Durch dieses Deckenfenster hat Gott auch Noah davor bewahrt, das grausame Drama der Katastrophe zu sehen). Noah war kein Besserwisser und misstraute eher seinem eigenen Urteil als den Anweisungen Gottes. Das erinnert an die weise Mahnung der Maria beim ersten Wunder Jesu in Kana: „Was ER euch sagt, das tut!“ (Johannes 2). à Wir neigen leider sehr dazu, uns bei allem, was uns Gott sagt, unsere eigenen Gedanken zu machen und oft denken wir, dass manches besser gemacht werden könnte. Vor solchen Gedanken sollten wir uns hüten, denn das ist nicht der Geist der Demut und des Gehorsams. - Als Gott nach der langen Prüfungszeit zum ersten Mal zu Hiob aus dem Wettersturm redete, begann ER mit einem harten Tadel: „Wer bist du denn, Hiob, dass du meine Pläne und Strategie angezweifelt hast?“ Es gefällt Gott gar nicht, wenn wir vor IHM rechthaberisch auftreten. Hiob hat sich nach der Rede Gottes sehr gedemütigt. Er antwortete: „Ich habe unweise geredet. Ich will es nie wieder tun. Ich spreche mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (Hiob 40+42)

2.  Noah gehorchte Gott - trotz des täglichen Spottes.

     Wer je ein Haus gebaut hat, weiß davon zu erzählen, wie viele Kritiker ihm tausend gute Ratschläge geben wollten. Wie viel Spott aber wird erst Noah bekommen haben! Seine Zeitgenossen hielten ihn für einen „Spinner“, für verrückt. Und dennoch hielt sich Noah unbeirrt an das göttliche WORT. à Uns Christen wird auch ständig vorgeworfen, wie unzeitgemäß, wie „intolerant“, wie „unwissenschaftlich“ die biblische Lehre sei. Da können wir von Noah und den Aposteln lernen, „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.“ Noah gehorchte, ohne sichtbare Zeichen von Gott zu bekommen.

3.  Noah hat sich seinen Glauben etwas kosten lassen.

     Noah hat keine Kosten gescheut, um die Arche zu bauen. Die Arche brauchte viel Geld und viel Arbeit. Vermutlich hat Noah sein ganzes Kapital in dieses Vorhaben gesteckt. Aber er wusste, dass von seinem Gehorsam auch seine Rettung abhängt. Jesus hat diesen Punkt bei Seinen Nachfolgern oft betont. Wer auf dieses und jenes nicht verzichten wollte, konnte nicht Sein Jünger sein. - Nur drei Mal wird in der Bibel eine genaue Bauanweisung für ein Gebäude gegeben: beim Bau der Stiftshütte, beim Bau des Tempels und beim Bau der Arche. Jedes Mal geht es um Gottes rettendes Handeln an uns Menschen.

4.  Noah sprach durch seinen Glauben das Urteil über die Welt.

     „Durch den Glauben sprach Noah der Welt das Urteil...“ (Hebräer 11, 7) Die Welt soll ein Zeugnis bekommen durch unser Reden und durch unser Handeln. Noah setzte ein Beispiel für seine Zeitgenossen. Durch Seine Botschaften und durch sein Tun offenbarte er den Kontrast zwischen seiner „Lebensphilosophie“ und der seiner Mitmenschen.

 

IV. Die Ergebnisse.

 

1.  Es traf alles ein, so wie Gott es gesagt hatte, - auch wenn es von der ganzen Welt für schier unmöglich gehalten wurde. „Des HERRN Wort ist wahrhaftig und was ER zusagt, das hält ER gewiss.“ (Psalm 33) Das gilt für alle Situationen, - für die Welt und für meinen Privatbereich. Das gilt bis an das Ende der Welt.

2.  Noah und seine Familie wurden gerettet. - Es war die erste der großen Rettungsaktionen Gottes. Die größte vollbrachte Jesus: „...Er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matthäus 1, 21). Die Sintflut lehrt: Gott kann in der schwierigsten Situation retten. „Rufe Mich an in der Not, so will ich dich erretten.“ (Psalm 50, 15)

3.  „Noah erbte die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“ (Hebräer 11, 7) Beim Wort „Ge-rechtigkeit“ kommt es in der Bibel nicht so sehr auf die Taten des Menschen an sondern auf seine Stellung zu Gott. Noah hat Gott vertraut und deshalb IHM auch gehorcht. Das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. So war er in Gottes Augen recht.

4.  Das erste Werk Noahs auf der neuen Erde:

·      Er baut einen Altar und dankt Gott in einem Dankopfer.

·      Gottesdienst und Gebet stehen vor aller Arbeit und vor aller Sorge um die Zukunft.

·      Die Gläubigen geben Gott das Kostbarste und Wertvollste. - „Wer Dank opfert, der preist Mich - und da ist der Weg, dass ICH ihm zeige das Heil Gottes.“ Psalm 50, 23

 

17. August 2002                                                                                    Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün


 

46. Bibelkurs                                                     - 5 -                                                     BK 46 

 

Nachtrag:         Was war denn das Schlimme an der Menschheit vor der Sintflut,

                         dass Gott über sie ein so schreckliches Gericht ergehen ließ?

 

            Die Bibel berichtet uns nicht viel über den moralischen Zustand der Sintflutgeneration. Es wird uns kein „Lasterkatalog“ genannt, wie wir ihn von den Apostelbriefen kennen, z.B. Römer 1.

Die Bibel beschreibt die Situation mit nur einem einzigen Vers: „Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Denken, Sinnen und Planen ihres Herzens nur böse war den ganzen Tag, da reute es Ihn...“ (1. Mose 6, 5) Fast dasselbe sagt Gott noch einmal nach der Sintflut, nachdem Noah den Altar gebaut hatte: „ICH will die Erde nicht mehr verfluchen um der Menschen willen, denn das Denken und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“

            Das Schlimme dieser gerichtsreifen Generation spielte sich im Denken ab. Man versteht jetzt besser, wenn im Neuen Testament das griechische Wort für „umkehren“ (= Buße tun) „meta-noein“ heißt - und das heißt wörtlich: umdenken. Mit diesem Wort begann Jesus Sein Wirken auf Erden: „Ihr müsst umdenken, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen...“

            Die erste Sünde (das erste Verbrechen) nach der Ausweisung aus dem Paradies begann

auch mit einem bösen Denken: der Mord des Kain an Abel. Da heißt es: „... aber Kain und sein Opfer sah Gott nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte seinen Blick.“ (1. Mose 4) Und dann erschlägt Kain seinen Bruder. Von einem Streit wird nichts berichtet. Die Gedanken des Kain müssen eine solche böse Macht gehabt haben, dass daraus sofort der Mord folgte. Gedanken haben eine viel größeres Zerstörungspotential als die meisten Leute meinen. Deshalb sagt auch Jesus ganz deutlich: Das Böse kommt nicht von außen in den Menschen hinein, sondern „aus dem Herzen des Menschen kommen die bösen Gedanken....“ (Matthäus 15)

Was sind böse Gedanken?

·         Selbstmitleid: „ Meine Situation ist besonders schlimm“

·         Vergleiche ziehen: „Warum sind die anderen so viel besser dran? Im 73. Psalm entsteht

  die Verzweiflung, weil ein Frommer sich mit einem glücklichen Gottlosen vergleicht.

·         Die vielen Warum-Fragen: „Warum lässt Gott das zu?“

·         Über andere schlecht denken - und schlecht reden. - Eine Karikatur in der FAZ zeigt Adam

  und Eva, wie sie im Garten Eden spazieren gehen. Text dazu: “Die Unterhaltung zwischen 

  Adam und Eva muss oft sehr schleppend gewesen sein, denn sie hatten niemand, über

  den sie reden konnten!“

·         Eifersucht, Ehrgeiz, Neid, Grübeln, Ärger, Begierden, Unmut, negative Phantasien, Größenwahn, Sorgen - das alles sind böse Gedanken.

Was sind gute Gedanken?

            Über Gott positiv denken: „Gott macht alles richtig.“ - „Gott meint es immer gut mit mir.“

            Über Gottes große Taten, über Seine Liebe, über Seine Weisheit nachdenken. Darüber

staunen, wie Gott alles wunderbar gemacht hat...

Beispiele aus der Bibel:

·      Jesus sagt: „Selig sind, die reines Herzens sind“. S. Kierkegaard erklärt dazu: „Die Reinheit des Herzens ist: e i n e s zu wollen, das Gute in Wahrheit zu wollen.“

·      Warum hat niemand bei der Salbung Davids in Bethlehem gedacht, dass David eigentlich bei der Kandidaten-Vorstellung auch dabei sein müsste (weshalb er auch nicht geladen war)? Weil alle den David nur von außen kannten - und niemand wusste, was David in seinem Herzen dachte - aber Gott sah das. Deshalb fügt ein Ausleger die Frage an: „Was denkst du, wenn du allein bist?“ Das ist in Gottes Augen sehr wichtig. Die Heuchler durchschaut Gott sofort.

·      Die Kundschafter infizierten Israel mit negativem Denken und bösen Phantasien.(4. Mose 13+ 14) Das zerstörte ihr Gottvertrauen. Der Zorn Gottes darüber (und es war kein „Tanz ums Goldene Kalb“!) war so groß, dass die 40-jährige Wüstenwanderung als Gottesstrafe folgte.

·      Römer 3: „Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer!“ - weil eben in Gottes Augen auch die Gedanken zählen!

·      Als der Verlorene Sohn am Schweinetrog sich zur Umkehr entschloss, dachte er über sein Zuhause ganz anders als damals, als er das Vaterhaus verließ.

Aus dem allen erkennt man, wie wichtig unsere Gedankenwelt ist. Wenn wir Jesus aufnehmen, dann wird ER auch HERR über unser Innenleben. ER allein kann diese geheime und schwierige Welt mit Seiner Kraft und Liebe beherrschen.                                                      

  Gerh. Hägel