48. Bibelkurs                                                                                                                            BK 48

 

        MOSE - der Mann mit einem großen Gottvertrauen.

                                 (Hebräer 11, 23-29)

 

            Gottvertrauen ist heutzutage sehr notwendig, vor allem wenn man an die Zukunft unserer Welt denkt. In einem Gleichnis erzählt Jesus von einer Witwe, die trotz größter Schwierigkeiten in ihren Gebeten nicht aufgab und dann doch Erhörung fand. (Lukas 18) Es macht schon nachdenklich, wenn Jesus dann am Schluss seine Zuhörer fragt: „Wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, ER werde Gottvertrauen finden auf Erden?“ Gläubige werden sich aus allen Nationen finden, - aber unter den Gläubigen fehlt wahrscheinlich oft das Gottvertrauen. Da regieren häufig Ängstlichkeit, Verzagtheit, Sorgengeist und Zweifel. Das macht Jesus Sorge.

Der Apostel widmet in Hebräer 11 ein langes Kapitel diesem Thema. Es beginnt mit einer Definition, was Gottvertrauen ( = Glauben) bedeutet und dann folgen eine ganze Serie von Glaubensmenschen, die ein starkes Gottvertrauen hatten. Zehn Gestalten hebt der Apostel besonders hervor und schreibt, wie sich bei ihnen das Gottvertrauen praktisch auswirkte (unter ihnen sogar die Hure Rahab). Dann nennt er sieben nur mit Namen (darunter auch Simson) und schließt mit der Bemerkung, dass für ihn die Zeit zu kurz sei, um die lange Liste von Glaubensmenschen auf-zuführen, die durch ihr Vertrauen auf den Allmächtigen schwerste Schicksale (wie Geißelung, Martyrium, Gefängnis, grausame Hinrichtung) mit Gottes Hilfe überwanden und erst in der Ewigkeit ans Ziel kommen werden. Diese zahlreichen Beispiele aus der Bibel sind sehr hilfreich. Sie sind uns gegeben, damit wir daraus lernen. Der Gott, dem diese Glaubensmenschen vertrauten, ist heute noch derselbe Gott.                                                                                                       

Am ausführlichsten stellt der Apostel uns Abraham als Vorbild dar. Und dann folgt Mose: der Gottesmann, der uns am Sinai die Gebote Gottes gab, der ein großer Prophet genannt wird und ein „Freund Gottes“. Drei Mal, so wird im 5. Buch Mose (5. Mose 9+10) berichtet, war er 40 Tage lang mit Beten und Fasten im Gespräch mit Jahwe, dem Gott Israels, dem Schöpfer des Universums. Aus dem Leben des Mose werden fünf Episoden berichtet, die alle mit dem Exodus, dem Auszug aus Ägypten, zusammenhängen. Bei diesem hochdramatischen Ereignis war Mose das göttliche Werkzeug. Er war der einzige, der von Gott das Allergrößte erwartete. Beim Exodus kann man am besten an Mose studieren, was Gottvertrauen bedeutet. Hier hat Gott gewaltig ein-gegriffen. Vom Zug durch die Wüste aber erhalten wir kein einziges Beispiel. Das war kein Ruhmesblatt für Israel. Versagen, Rebellion, mangelndes Gottvertrauen - das kennzeichnet die Wüstengeneration.

 

I.    Schon die Eltern von Mose hatten großes Gottvertrauen. (Hebräer 11, 23)

 

Das Kind Mose ist auf eigenartige Weise dem Tod entronnen. Der mächtige Pharao hatte das Gesetz erlassen, dass unter dem 2-Millionen-Volk der Israeliten, die zum Sklavendienst eingesetzt waren, alle männlichen Babys gleich nach der Geburt getötet werden sollten. Moses Eltern, Amram und Jochebed (beide vom Stamm Levi) hielten sich nicht an dieses Gesetz. Sie beteten und vertrauten Jahwe, dem HERRN, ohne von Angst und Verzweiflung geplagt zu werden. Gebete werden oft auf seltsame Weise erhört. Die Eltern setzten ihr Kind in einem Körbchen (eine Erinnerung an die Arche!) auf dem Nil aus. Sie waren innerlich so gewiss, dass Gott auf ihre Gebete hin handeln werde, dass sie ihre Tochter Mirjam beauftragten, den Weg des Körbchens zu verfolgen. Gott lenkte das folgende Geschehen unsichtbar mit Seiner Hand: die Prinzessin, die sich gerade am Ufer des Nils aufhielt, hört das Weinen des Kindes und lässt das Kind holen. Da schaltet sich Mirjam ein und bewirkt, dass die Mutter Jochebed ihr Kind aufziehen darf. Die Prinzessin gibt dem Kind den Namen: Mose ( = aus dem Wasser gezogen) und adoptiert es. Gott hat das Vertrauen der Jochebed sehr belohnt: innerhalb von 1-2 Stunden konnte sie ihr Kind wieder auf den Armen halten. Im Dienst der Prinzessin durfte sie es selbst hegen und pflegen. (2. Mose 2)

  „Beten allein hilft nicht“ - zu diesem Thema sprach Dr. Thießen einmal auf einer Pfingsttagung in Bobengrün. Das Gebet gibt es in allen Religionen. Zum wirksamen Gebet, das wir an den allmächtigen Gott richten, gehört die feste Gewissheit, dass Gott auf unser Gebet hin handeln wird, wie ER es mehrfach in der Bibel versprochen hat. Jochebed hatte diese Gewissheit. Der Psalm 25 fasst es zusammen mit den Worten: „Keiner wird zuschanden, welcher auf Gott seine Hoffnung setzt.“ Jesus sagt: „Alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt ( = wenn ihr Mir vertraut), so werdet ihr es empfangen“ (Matthäus 21, 22). - Jochebed darf die Erziehung ihres Kindes übernehmen. Sie nutzt die Gelegenheit, schon früh guten Samen in das

Herz des kleinen Mose zu säen. Sie erzählt ihm die Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob u. andere.

Auch hier vertraute sie fest, dass diese Saat aufgehen wird. Dies und die Gebete der Eltern haben Mose geholfen, den Versuchungen und Verführungen während seiner Ausbildung am Hof des Pharao zu widerstehen. Im Psalm 119, 11 heißt es: „Ich behalte Dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider Dich sündige.“ à Wenn wir schon frühzeitig Gottes WORT in die Herzen unserer Kinder senken und treu für sie beten, wird das ihnen eine große Hilfe sein, wenn sie durch Ausbildung und Studium nicht mehr die schützende Nähe der Familie erfahren.

 

II.  Im Vertrauen auf Jahwe, seinen Gott, trifft Mose eine schwere Entscheidung. (Hebräer 11, 24-26)  

 

Es kam der Tag, da Mose „nicht mehr als Sohn des Pharao gelten wollte sondern lieber die Gemeinschaft mit dem geknechteten Gottesvolk wählte.“ (V.24-26) Das war keine leichte Entscheidung, denn Ägypten hat sehr viel geboten. Am Königshof genoss Mose eine hervorragende Aus-bildung und hatte besondere Privilegien und Vorteile.                                                  

  Ägypten war die führende Kulturmacht der damaligen Welt. Die Pyramiden und andere prächtige Bauten sind dafür die besten Zeugen. Man denke nur an die Cheops-Pyramide bei Gizeh: vor 4500 Jahren in etwa 30 Jahren von zigtausend Arbeitern sehr präzise erbaut: 146 m hoch, Kantenlänge 233 m, 52.000 qm Grundfläche (= 10 Fußballplätze!), 2, 3 Mio. Granit-blöcke (einer 2, 5 t Gewicht) - und das alles ohne Pferde, ohne Räder (nur auf Gleithölzern). - Die gewaltigen Tempel von Luxor haben fast keinen rechten Winkel. Das bewirkt, dass nahende Besucher meinen, die Gebäude würden sich bewegen. Man bedenke: in diesen wunderbaren Tempeln fanden keine Gottesdienste statt, nur Opferfeste und Prozessionen. Marcel Reich-Ranicki schreibt in seiner Biographie: „Unter allen Religionen der Welt sind die Juden diejenigen, die dem WORT die höchste Wertschätzung entgegenbringen“ ( und die Christen!). Das Hören auf Gottes Stimme bringt uns mehr als die feierliche Stimmung in einem pracht-vollen Gebäude. Unsere Architekten staunen heute noch über die mathematischen, physikalischen und astronomischen Kenntnisse, die diese ägyptischen Ingenieure damals besaßen, manche Geheimnisse sind heute noch nicht geklärt. Das Ägyptische Museum in Kairo, vor 100 Jahren erbaut, ist eine internationale Attraktion: über 7000 Besucher pro Tag. Diese großartige und einmalige Kultur war die Welt, in der Mose aufwuchs und darin lebte.

 

Mose verließ diese großartige Welt, weil er etwas Größeres kannte. Wahres Gottvertrauen ist bereit, aufzugeben - in der Gewissheit, dass Gott Besseres für uns bereit hat. Jesus verließ die Welt der Engel, um auf Erden die Erlösung der Menschheit zu vollbringen. - Das Volk Israel lebte in einem erbärmlichen Zustand: als Sklaven wurden sie von Pharao Ramses II. (um 1200 v.Chr.) grausam behandelt und unterdrückt; ein Volk ohne eine Armee, ohne Waffen. - Mose wusste (von den Jakob- und Josefgeschichten her), dass Gott mit diesem geknechteten Volk einen großen Plan hat, - dass durch dieses Volk ein reicher Segen auf alle Völker der Erde kommen wird, - dass in diesem Volk der Messias geboren werden wird, der Retter der Menschheit ( „..aus Juda wird ein Herrscher kommen, dem werden die Völker anhangen.“ 1. Mose 49, 10)

Was hat Mose dabei inspiriert? „Er sah auf die Belohnung“ (V.26) Sein Blick eilte weit voraus, über Jahrtausende hinweg, - so wie Abraham schon von ferne die Gottessstadt Jerusalem gesehen hat (Vers 8-16). - Wahres Gottvertrauen schaut voller Zuversicht in die Zukunft, in der Gewissheit, dass Großes auf die Gläubigen wartet: die ewige Gemeinschaft mit JESUS, dem Regenten des Universums (wir - Seine Gemeinde - werden als Seine Braut bei dem großen Hochzeits-fest neben Ihm sitzen), - unsere Wohnungen in der Goldenen Stadt Jerusalem, - die große Freu-de in der ewigen „Stadt des Friedens“. - Wie oft hören wir in unserer Umgebung: „Nach dem Tod ist alles aus!“ Das ist wirklich hoffnungslos! - Wer auf eine herrliche Ewigkeit zugeht (und Jesus spricht im Johannes Evangelium 17 Mal vom „ewigen Leben“) hat eine großartige Zukunftsperspektive, wie sie sonst niemand zu bieten hat. - Mose hätte eine Pyramide als Grabdenkmal bekommen können - aber er bekam etwas viel Größeres: Gott selbst hat ihn begraben (diese Ehre ist sonst keinem Menschen widerfahren!) in einem Tal - und niemand weiß das Grab. (5. Mose 34). Mose kam nicht ins Gelobte Land - aber auf dem Berg der Verklärung sprachen er und Elia mit Jesus über dessen Ende in Jerusalem. - Mose „wählte viel lieber die Schmach des Gottesvolkes“, schreibt der Apostel, und verbindet das mit dem Leiden Christi. Das überrascht uns. Aber der Apostel weist auf einen wichtigen Punkt hin: zum Erwähltsein gehört das Leiden dazu. Israel

hat als auserwähltes Volk viele schwere Schicksale durchmachen müssen - bis zum heutigen Tag. Das wurde schon Abraham prophetisch von Gott mitgeteilt (1. Mose15, 13). Und bei Christus, dem Sohn Gottes, war das Leiden besonders wichtig: es begann in der armseligen Krippe und mit der Flucht nach Ägypten und fand seinen Höhepunkt am Kreuz von Golgatha. Dadurch wurde unsere Erlösung geschaffen. Auch vom Apostel Paulus, dem „auserwählten Rüstzeug Gottes“, heißt es, dass er nach Gottes Ratschluss „viel leiden muss“ (Apostelgeschichte 9). Das Leiden gehört in Gottes Pläne, wenn ER Großes erreichen will.

 

III. MOSE - und der Auszug aus Ägypten. (Hebräer 11, 27)

 

Nach langem inneren Ringen verließ Mose Ägypten „und hatte keine Angst“, schreibt der Apostel, - vor dem Zorn Pharaos, vor der Armee der Ägypter, - vor ihren Wagen und Pferden (das entspricht den heutigen Panzerdivisionen), obwohl zudem auf seiner Seite nur ein Sklavenvolk stand, ohne Waffen, ohne Offiziere. Warum hatte Mose keine Angst? Weil er wusste, wer unsichtbar hinter ihm steht: Jahwe, der allmächtige Gott, der am feurigen Busch zu ihm gesagt hatte: „ICH will mit dir sein.“ - Unter den Menschen ist vielerlei Angst und Furcht: Leidensangst, Zukunftsangst, Todesangst, Menschenangst, Höllenangst. - Als Luther 1521 nach Worms zog, um sich vor dem Kaiser und vor dem Reichstag zu verantworten (die meisten befürchteten für ihn das Schlimmste), zeigte er keinerlei Furcht sondern getroste Zuversicht - mit den Worten: „Und wenn in Worms soviel Teufel wären wie Ziegel auf den Dächern, ich ginge doch hinein!“ „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ hat er später Römer 8 übersetzt. Der Apostel gibt die Erklärung für dieses Verhalten Moses: „Er hielt sich an Den, den er nicht sah, als sähe er IHN.“. Obwohl Gott für ihn unsichtbar war, hatte er doch eine feste Überzeugung von der Gegenwart Gottes. Worin bestand sie für Mose?

·      Mose wusste - und er hat das in seinem Herzen behalten - , was Jahwe am brennenden Dorn-busch in der Wüste zu ihm gesagt hatte: „ICH werde mit dir sein! - ICH werde euch aus Ägypten herausführen. - ICH werde Pharao zwingen, euch ziehen zu lassen.“ (2. Mose3+4) Gottes großartige Zusagen waren Mose ständig gegenwärtig, gingen ihm immerzu durch den Sinn. Es war ihm, als stünde der Allmächtige direkt hinter ihm. Ähnlich dachte später auch David, als er mutig dem großen Goliath entgegeneilte. Er lief „im Namen des HERRN Zebaoth“, der die unsichtbaren himmlischen Armeen befehligt. à Wenn wir vor schier unlösbaren Problemen stehen, dann ist es wichtig, dass wir uns Gott lebendig vorstellen: den Schöpfer des Universums, - den HERRN, der die Weltmacht Ägypten demütigte, - der Israel 40 Jahre durch die Wüste brachte, - dessen Sohn Jesus Christus allezeit neben uns steht, ja sogar mit Seinen göttlichen Kräften in uns wohnt und uns auch im Dschungel des Lebens begleitet und führt - und dessen Verheißungen alle zuverlässig sind.

·      Mose hatte die 10 Katastrophen (= die 10 „Plagen“), die Gott über Ägypten hereinbrechen ließ, nicht vergessen. Sie waren lebendig vor seinen Augen: wie das Wasser des breiten Nils 7 Tage lang blutrot war, - wie ganz Ägypten von Fröschen überschwemmt war, - wie die Stech-mücken und die Blattern die Menschen quälten, - wie das ganze Land von einem Hagelunwetter heimgesucht wurde - so gewaltig, dass Pharao sogar bereit war zur Buße, - auch bei der folgenden Katastrophe mit den riesigen Heuschreckenschwärmen, die alles kahl fraßen, - wie 3 Tage lang die „ägyptische Finsternis“ herrschte und schließlich die Tötung der Erstgeburt in jedem Haus, auch im Palast, Pharao zur Aufgabe seines hartnäckigen Widerstands zwang. Eine Katastrophe hörte immer erst dann auf, wenn Mose betete. Mose hat diese gewaltigen Naturkatastrophen nie vergessen. Sie waren ihm ein Beweis für die Macht Seines Gottes. Mose kam nie ins Zweifeln, als z.B. nach der 7. Katastrophe Pharao zwar Buße tat, aber sein Herz sofort wieder verstockte. Mose wusste im voraus nicht, dass es 10 Katastrophen sein wer-den, er wusste nur, dass Jahwe auf alle Fälle einen großen Sieg erringen wird, auch wenn es sich lange hinzieht. Dessen war er sich ganz gewiss. Das nennt man Gottvertrauen! Paulus formulierte es in Römer 8: „Bei allen Schicksalsschlägen erringen wir die glänzendsten Siege durch Christus, der uns Seine Liebe geschenkt hat.“ - Mose hatte viel von Ägyptens Macht und Herrlichkeit gesehen, aber die Kraft Jahwes stand ihm viel lebendiger vor Augen und befähigte

     ihn, zuversichtlich zu sein. Es ist der gleiche Gott, an den wir uns in unseren Gebeten wen-

den und durch Christus haben wir sogar eine noch bessere Ausgangsposition. Christus ist nicht nur bei uns sondern ER lebt auch in uns, (Galater 2, 20) - Christus, der geheime Beherrscher des Universums, der stärker ist als der Tod und mächtiger als der Satan. Christus sagt uns: „ICH bin bei euch jeden Tag, - ohne Ausnahme!“ Dieser schlichte Satz beinhaltet ein ungeheures Kräftepotential.

 

III. Die große Bedeutung des Blutes des Passalammes. (Hebräer 11, 28)

 

Die Wende bei Pharao kam durch den Tod. Es war das letzte und schwerste Gericht Gottes. In ganz Ägypten starb in jeder Familie der Erstgeborene. Wenn der Tod redet, dann ist Schweigen und Ratlosigkeit. Als durch Stalingrad vor 60 Jahren fast 250.000 deutsche Soldaten starben, bedeutete das die Wende im Nazireich zum Untergang. - Aber es gab in Ägypten doch eine Rettungsmöglichkeit: Das Blut eines Lammes, an die Türpfosten der Häuser im Volk Israel gestrichen, das schützte vor dem Todesengel. Da gab es sicher ägyptische Spötter: „Seht, die Israeliten streichen ihre Türpfosten mit Blut an! - das soll helfen?“ - Aber Mose vertraute fest auf die göttliche Zusage: wer in einem Haus mit den blutigen Türpfosten wohnt, wird vor dem Tod bewahrt, auch wenn drinnen unter der Familie ein Taugenichts dabei ist. Wer dem Blut vertraut, wird beschützt. Solch eine große Kraft hat das heilige Blut! Durch das Blut des Lammes er-langen wir Erlösung. Darum kann später der Apostel Johannes schreiben: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.“ (1. Johannes 1) Aus diesem Grund erscheint auch im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung über 20 mal das Lamm Gottes, „wie geschlachtet“, - und doch auf dem Thron! - In dem bekannten Abendgebet ist es wunderbar klar enthalten: „Hab ich Unrecht heut getan, sieh es lieber Gott nicht an, Deine Gnad und Christi Blut macht ja allen Schaden gut.“ -    Die Opferung des Lammes ist eine Sühnehandlung und beschwichtigt den Zorn Gottes. - Das Blut des Lammes hat Israel vor dem Gerichtsengel bewahrt, - wer Vergebung der Sünden durch Christi Blut hat, der wird im Jüngsten Gericht gerettet, - der erhält Freispruch.

 

V.  Mit Gottvertrauen durchs Rote Meer. (Hebräer 11, 29)

 

Kaum war Israel dem Zorn Pharaos entronnen, stand das Gottesvolk vor zwei großen Problemen: sie waren der göttlichen Wegweisung gefolgt und standen auf einmal vor dem Roten Meer, ohne eine Brücke oder Furt weit und breit zu sehen - und hinter ihnen die bestens ausgerüstete Armee des wütenden Pharaos. Israel steckte in einer fürchterlichen Klemme. Zum ersten Mal tauchen die gefährlichen Sätze auf, die uns bei der Wüstenwanderung noch einige Male begegnen - und die wir selber auch heute noch bei uns erkennen: „Wären wir doch lieber in Ägypten geblieben! Jetzt müssen wir in der Wüste sterben! O Gott, warum hast Du uns das angetan?“ (2. Mose 14) Mose ist der einzige, der ruhig bleibt. Er hat Gottvertrauen. Er ruft dem zitternden Volk zu: „Habt keine Angst! Wir werden etwas Gewaltiges erleben. Wir können ganz ruhig bleiben, denn Jahwe, der Gebieter der himmlischen Armeen, der HERR selbst wird eingreifen und kämpfen - und von diesen schnaubenden Ägyptern werdet ihr nie mehr einen sehen!“ Warum war Mose so gelassen? Er hatte den allmächtigen Gott vor Augen, er schaute auf Jahwe, der sich bei den 10 Katastrophen gezeigt hatte. Warum wurde Israel nervös, ja sogar verzweifelt? Sie schauten auf die ägyptische Armee und auf das Meer - und vergaßen dabei ganz ihren Gott. - Es ist verständlich, dass in den Psalmen immer wieder (5 mal) an das Rote Meer erinnert wird (Psalm 66.78.106.114.136) Psalm 37, 5 ist wie eine Faustregel, die man in allen Situationen, in kleinen und auch in schwierigen, anwenden sollte: 1. Zum HERRN beten - 2. Gott vertrauen - 3... dann wird Gott handeln. („Befiehl dem HERRN deine Wege und vertraue auf IHN, so wird ER handeln“ - Psalm 37, 5 in wörtlicher Übersetzung aus dem Hebräischen).

 

VI.  Gründe für das starke Gottvertrauen - wie Mose es hatte.

 

Warum hatte Mose keine Angst? Mose wusste, wie groß Jahwe, sein Gott, ist. Diese Überzeugung hat sein Denken, Planen und Handeln regiert. Diese Serie von Katastrophen (es waren nicht nur drei!), die über Ägypten hereinbrachen, waren für ihn zehn Beweise der gewaltigen Macht seines Gottes. Dieses Bündel von Beweisen hatte sich bei ihm innerlich so stark eingeprägt, dass er vor Pharao und jeglichem anderen Hindernis nicht die geringste Angst hatte. Jahwe ist größer und mächtiger! Jahwe steht hinter ihm, deshalb war Mose so ruhig und so mutig. - „Mose hielt sich an Den, den er nicht sah, als sähe er IHN.“ Das ist das Geheimnis eines starken Gottvertrauens. Wie sah das praktisch bei Mose aus?

 

Mose dachte viel über Gott nach. In seinen Gedanken beschäftigte er sich nicht so sehr mit den Gefahren, die ihm von dem mächtigen Ägypten, das er ja sehr gut kannte, drohen könnten. Vielmehr bewegte er in seinem Innern und in seiner Phantasie die Zeichen der Größe Gottes: die Schöpfung war für Israel - bis zum Exodus - der stärkste Beweis von der Kraft Jahwes. Der Kirchenvater Augustin (um 400) sagte: „Wir sollten die Natur studieren, um Einsicht in die Macht und Weisheit des Schöpfers zu erlangen.“ Wer in seinen Gedanken sich in großen, in den göttlichen und ewigen Dimensionen bewegt, dessen Gottvertrauen wächst. Wenn Wissenschaftler heute immer wieder staunen, wie präzise und großartig die verschiedensten Bereiche der Natur gestaltet sind (und dabei fast nie den Schöpfer erwähnen und IHM keinen Respekt zollen), dann bedeuten alle diese Entdeckungen für einen Christen: So groß ist unser Gott! So unergründlich ist Seine Weisheit! Und weil wir durch Christus wissen, dass dieser große Gott uns auch sehr lieb hat, deshalb stärken diese Beobachtungen in der Natur unser Gottvertrauen. Für Abraham war der Blick zum Sternenhimmel eine Wende in seinem Leben. (1. Mose 15) Von da an hielt er bei Gott alles für möglich, gab es für ihn keine Unmöglichkeiten mehr. Wer auf einen großen Gott vertraut, der ist allezeit zuversichtlich. - Deshalb ist es so wichtig, dass sich unser Denken nicht zu sehr in den Kleinigkeiten, Neuigkeiten und Sorgen des Alltags und den Gesprächsthemen der Frühstückspause bewegt. - Die „großen Taten Gottes“ waren das Thema in der ersten Botschaft der 12 Apostel an die Tau-sende auf dem Tempelplatz in Jerusalem bei der Ausgießung des Heiligen Geistes. (Apostelgeschichte 2) Die „großen Taten Gottes“ waren für die Apostel: das Geschehen am Kreuz - Jesus vollbringt unsere Erlösung, die Auferstehung - ein Beweis der großen Kraft Gottes. An diesem Tag begann der Siegeszug des Evangeliums durch die Welt. Es sollten noch viele große Taten Gottes folgen. Wessen Denken jeden Tag von diesen Themen erfüllt ist, der wird Großes von Gott erwarten.

·      Mose vergaß nie die großen Verheißungen Jahwes, der ihm gesagt hatte: „ICH werde mit dir sein, ICH werde euch aus Ägypten herausführen, ICH werde für euch streiten.“ Diese Zu-sagen nahm er für bare Münze. Er war überzeugt, dass sie in Erfüllung gehen werden. Auf jede einzelne Verheißung Gottes können wir uns absolut verlassen.

·      Der große Fehler Israels: das Vergessen.

     Schon bei ersten Prüfung, als das Gottesvolk vor dem Roten Meer stand, versagte Israel. Niemand - außer Mose und einigen wenigen - erinnerte sich an die großen Taten Gottes (die zehn Katastrophen) in Ägypten, die zur Freilassung führten. - Alles vergessen!! Der ganze Psalm 77 (12 mal!) und noch viele andere Psalmen (78.106.119) - erinnern daran, über Gottes Wirken in der Vergangenheit nachzusinnen. Im Psalm 103 steht gleich am Anfang der bekannte Vers: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was ER dir Gutes getan hat!“ - Jesus sagt am Schluss der ersten Abendmahlsfeier: „Solches tut zu Meinem Gedächtnis!“ - das heißt: wir sollen das Leiden und Sterben Jesu in ständiger und lebendiger Erinnerung behalten. Wenn wir über Gottes früheres Wirken - in der Bibel und auch im eigenen Leben - nachdenken, dann hat das zwei positive Seiten:

·      wir geben Gott die Ehre und bestätigen, dass ER ein allzeit aktiver Gott ist, der unentwegt wirkt und schafft. (Psalm 121: „...ER schläft und schlummert nicht“)

·      durch diese „Rückblickewird unser Gottvertrauen gestärkt. Deshalb ist es gut, wenn wir in unserem Leben ab und zu zurückschauen und uns erinnern: wie Gott Gebete erhört hat, - wie ER uns oft in Gefahren bewahrt hat, - wie ER uns in Krisenzeiten gestärkt hat.

Schon den Kindern im Volk Israel wurden frühzeitig die großen Taten Gottes eingeprägt, so dass sie immer wieder das sog. „geschichtliche Glaubensbekenntnis“ auswendig aufsagen mussten:      (dieser Abschnitt gab Luther den Anstoß zum „Kleinen Katechismus“!)           

 

   „Wenn dich dein Sohn fragen wird: Was sind das für Gebote und Rechte, die             

   euch der HERR, unser Gott, geboten hat?, so sollst du deinem Sohn sagen:     

   Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten und der HERR führte uns aus   

   Ägypten mit mächtiger Hand; und der HERR tat große und furchtbare Zeichen 

   an Ägypten und am Pharao und führte uns von dort weg, um uns das Land zu   

   geben, wie ER unsern Vätern geschworen hatte... dass wir den HERRN, unseren

    Gott, fürchten, dass es uns wohlgehe unser Leben lang.“ (5. Mose 6)

 

8. Februar 2003                                                                         Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün