56. Bibelkurs BK 56 Warum Menschen so viele Fragen haben Menschen kommen oft mit Fragen auf uns zu - und sehr oft haben wir keine Antwort. Wir selbst haben viele Fragen, besonders in Krisenzeiten, die wir nicht beantworten können. Und das macht uns unruhig und quält uns, wenn das bohrende WARUM in schlaflosen Nächten uns nicht zur Ruhe kommen lässt. Selbst von Jesus wird uns berichtet, dass ER am Kreuz in tiefster Not den 22. Psalm betet mit den Worten: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Da- bei darf man nicht übersehen, dass dieses Gebet Jesu beginnt mit "Mein Gott, mein Gott". Das bedeutet, dass die Verbindung Jesu zu Seinem Vater nicht abgerissen war. Wir haben oft das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, - wie wenn Gott in weiter Ferne wäre. Aber Gott ist dennoch da, auch wenn wir Ihn nicht fühlen. Im Psalm 139 wird dieses Thema ausgeführt. Da heißt es: "Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir." David gibt im nächsten Vers ganz ehrlich zu: "Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch. Ich kann sie nicht begreifen." Es gibt viele Fragen, die uns immer wieder bewegen: Warum lässt Gott das zu? Wo ist Gott? Wie lange muss ich das noch tragen? Diese Frage stellen die Seelen der Märtyrer unter dem Altar vor Gottes Thron in der Offenbarung (Offenbarung 6), - eine Frage, deren Beantwortung sehr spät erfolgt. 1. Jesus gibt nicht auf jede Frage eine Antwort. (Matthäus 21) In Matthäus 21 wird von einigen Menschen berichtet, die Jesus eine ganz bestimmte Frage stellten: "Woher hast Du die Vollmacht, Wunder zu tun?" Überraschenderweise hat Jesus diese Frage nicht gleich beantwortet sondern Er stellte zunächst eine Gegenfrage: "War die Taufe des Johannes ein göttliches oder ein menschliches Werk?" Die Fragesteller überlegten und merkten, dass sie in einer Klemme saßen und mit jeder Antwort sich eine Blöße gegeben hätten. Deshalb weigerten sie sich, die Frage von Jesus zu beantworten. Da beschloss Jesus die Diskussion mit dem kurzen Satz: "Dann sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht Ich das tue." - Hier erhielten Fragen-de keine Antwort, weil sie zuerst die Frage von Jesus hätten beantworten sollen. Viele Menschen halten ihre Fragen für sehr wichtig, aber sie übersehen ganz, dass auch Gott Fragen an sie richten möchte. Und Gottes Fragen sind wichtiger als unsere Fragen. 2. In der Bibel sind viele Fragen. Durch die ganze Bibel begegnen uns immer wieder Fragen, Fragen von Menschen und auch Fragen von Gott. Das erste Wort, das Gott nach dem Sündenfall im Paradies an Adam richtete, war eine Frage: "Adam, wo bist du?" - Es überrascht uns nicht, wenn der schwergeprüfte Hiob verzweifelte Fragen stellt. Er beginnt seine Klage mit: "Warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? Warum hat man mich auf den Schoß genommen?" Über 50 Fragen Hiobs sind es in den 35 Kapiteln, die von den Gesprächen am Krankenbett berichten. Und auch seine drei Freunde versuchen es, mit Fragen ihn zum Umdenken zu bewegen. - In ähnlicher Weise stellen wir bei den Psalmen fest: Immer, wenn Menschen sich in großen Glaubenskrisen befinden, wenden sie sich mit Fragen an Gott. In den Psalmen 42 - 44 heißt der Kehrreim: "Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir?" Sieben Mal begegnet uns in diesen drei Psalmen das Warum: "Warum hast Du mich vergessen?" - "Warum muss ich so traurig gehen?" - "Warum verbirgst Du Dein Antlitz?" - Zwei Mal werden die "Schlachtschafe" als Beispiel erwähnt, die dann Paulus in Römer 8 zitiert. - Auch der bekannte Psalm 73 fasst seine Zweifel in die Frage: "Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt?" - Als das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten am Roten Meer vor einem schier unüberwindbaren Hindernis stand, taucht zum ersten Mal die Frage auf, die uns dann später noch oft bei dem Zug durch die Wüste begegnet: "Mose, warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten herausgeführt hast? Warum sollen wir in der Wüste sterben?" - Diese Fragen sprechen uns oft aus der Seele aber wir hätten so gerne auch Antworten auf solche Fragen. Wir werden noch erfahren, welche Hilfe uns da die Bibel gibt. Im Neuen Testament stehen 1.022 Fragen. Es ist interessant, nachzuforschen, wie sie verteilt sind. Die meisten Fragen befinden sich im 1. Korintherbrief. Sechs Mal beginnt der Apostel Paulus im 6. Kapitel Fragen mit "Wisset ihr nicht, dass...?" In Korinth war eine Gemeinde mit großen Schwierigkeiten und vielen Problemen. Paulus ringt um diese Gemeinde und möchte mit seinen Fragen sie aufrütteln und zum Nachdenken bringen. - Auch in der Bergpredigt finden wir sehr viele Fragen (21). Hier geht Jesus in ähnlicher Weise vor. Er möchte Seine Zuhörer zum Nachdenken anregen, vor allem bei dem Thema SORGEN: "Schaut auf die Vögel. Sie säen nicht, sie ernten nicht...seid ihr denn nicht viel mehr als sie?" - Schaut auf die Lilien. Sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht. Warum sorgt ihr euch um die Kleidung? "Gott sorgt sogar für das Gras. Sollte Er es nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?" (Matthäus 6) Sehr gut hat diese Sätze der große englische Prediger Martyn Lloyd-Jones (30 Jahre lang an der berühmten Westminster Chapel in London, gest. 1981, ursprünglich ein bedeutender Arzt), in seinem Buch über die Bergpredigt kommentiert: 3. Gott will uns durch Fragen zum Nachdenken bringen. Was Lloyd-Jones über die Bergpredigt sagt, das gilt für die ganze Bibel. Das beginnt schon bei * Adam. Nachdem Adam und Eva ungehorsam geworden waren und durch ihre Sünde eine Trennung von Gott entstanden war, möchte sie Gott zur rechten Erkenntnis bringen und richtet mehrere Fragen an die beiden: "Adam, wo bist du?" - "Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?" - "Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem Ich dir gebot...?" - zu Eva: "Warum hast du das getan?" Mit diesen Fragen wollte Gott Adam und Eva zur Einsicht verhelfen. * Abraham: er erlebte seine "Sternstunde" buchstäblich unter den Sternen (1. Mose 15) In einem Moment größter Ausweglosigkeit ruft ihn Gott nachts aus dem Zelt und fragt ihn: "Schau hinauf zum Sternenzelt. Kannst du die Sterne zählen?" Natürlich sollte Abraham jetzt nicht an-fangen zu zählen, er sollte anfangen nachzudenken. Beim Anblick des prachtvollen Sternen-himmels dachte er ganz richtig: "Dieses Wunderwerk hat mein Gott geschaffen. Das ist groß-artig! Wer das kann, der kann sicherlich auch mein Problem lösen." Abraham war beeindruckt von der Größe Gottes und dachte logisch richtig weiter. Jetzt wusste er, dass ihm Gott einen Sohn schenken werde - auch wenn alles Irdische dagegen sprach (Abraham war 85 J. und Sara war 75 J. alt). Denn wer Sterne machen kann, der kann gegen alle medizinische Weisheit auch im Alter ein Kind schenken. Dieses Vertrauen hat ihm Gott hoch angerechnet. Paulus bezeichnet das als einen Wendepunkt im Leben des Abraham und zitiert die Stelle vier Mal in seinen Briefen. (Römer 4 + Galater 3) * Sara: 15 Jahre danach war die Geburt Isaaks. Ein Jahr zuvor hat ein Engel Gottes das dem Abraham mitgeteilt (1. Mose 18). Als das Sara erfuhr, fing sie an zu lachen. Das erschien ihr schon sehr komisch: mit 89 Jahren noch gebären? Das hielt sie nicht für realistisch. Da fragte Gott: "Sollte Jahwe etwas unmöglich sein?" Diese Frage sollte bewirken, dass Sara über ihren Gott Jahwe nachdenkt! Sicherlich hatte Abraham ihr von seinem Sternenerlebnis erzählt, aber Sara hatte vergessen, über die Größe ihres Gottes nachzudenken. Sie dachte viel mehr über ihr Alter und Aussehen nach, ohne Gott mit einzubeziehen. - Wer Gottes Macht nicht kennt, dem erscheint im Glaubensbereich vieles lächerlich, - der rechnet nicht mehr mit Wundern. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, Gottes majestätisches Handeln zu studieren: die Schöpfung des Kosmos, den Auszug aus Ägypten, die vielen Wunder Jesu, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu, die Taten der Apostel. Die Vorstellung von einem großen Gott muss fest in unseren Gedanken sitzen, damit sie uns bei den Problemen des Alltags jederzeit gegenwärtig ist. Wo Gott ist, da gibt es keine Probleme. * Hiob ist ein besonderer Fall. Er hat als frommer und gottesfürchtiger Mensch ein ganz schweres Schicksal zu tragen: alles verloren und dann noch schwerkrank. Kein Wunder, dass er Gott anklagt und Gott mit Fragen bestürmt: Warum? Warum? Warum? - Man ist gespannt, wenn nach 37 Kapiteln endlich Gott auftritt. Was wird wohl Gott dem Hiob sagen? Wird ER seine Fragen beantworten? Es kommt eine große Überraschung: Gott beantwortet keine einzige von Hiobs Fragen (obwohl Ihm das ein Leichtes gewesen wäre!) - sondern die ganze Rede Gottes an Hiob besteht nur aus Fragen, - 85 Fragen stellt Gott dem Hiob. Gott beginnt: "Wer bist du, dass du Meine Strategie anzweifelst, von Dingen redest, die du nicht verstehst? ICH will dich fragen: Wo warst du denn, als ICH die Erde machte?" - und so geht es weiter, vier Kapitel nur Fragen des Allmächtigen, die Seine Größe und Weisheit bezeugen - und keine einzige kann Hiob beantworten. - Was hat diese Fragenkette bewirkt? Bei Fragen wird man gezwungen, zu denken, denn der Fragende erwartet eine Antwort. Hiobs Antwort ist: "Ich erkenne, Gott, dass Du alles vermagst und nichts ist Dir zu schwer. Ich habe unweise geredet. Ich tue Buße in Sack und Asche." Die Fragen haben ein Nachdenken und Umdenken bewirkt. Gott ist mit Seinen Fragen zum Ziel gekommen. Am Schluss heißt es: "Und der HERR wandte das Geschick Hiobs." * Jesaja, der große Prophet, hat die schwere Aufgabe, ein völlig niedergeschlagenes Volk aufzurichten und ihm neue Zuversicht zu geben. Die Juden sind durch ein Gericht Gottes zu 70 Jahren Sklavenarbeit in Babylon verurteilt und haben alle Hoffnung aufgegeben. Was predigt Jesaja diesen verzweifelten Menschen? Er lenkt ihre Blicke auf die unvergleichliche Größe ihres Gottes Jahwe. Er tut es, indem er 16 Fragen an sein Volk richtet, die sie zum Nachdenken bringen sollen. Hier nur einige: "Wer bestimmt des Himmels Weite? Wer wird von IHM in Seine Pläne eingeweiht? Braucht der Schöpfer der Welt jemand, der Ihm Ratschläge gibt? Begreift ihr denn nicht? Könnt ihr nicht hören? Wird es euch nicht seit Urzeiten verkündet? Gott thront über dem Erdkreis und die Menschen sind wie Heuschrecken. Die Großen und Mächtigen sind vor IHM nichts. Wer kann es mit Gott aufnehmen? Seht doch nur in die Höhe! Wer hat die Sterne da oben geschaffen? Habt ihr denn nicht gehört? Habt ihr nicht begriffen? Der HERR ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Seine Kraft lässt nicht nach. Alle, die auf diesen HERRN vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft." (Jesaja 40) Die Hebräer in Babylon waren so sehr dem babylonischen Denken verhaftet, dass sie die großen Wunder ihres Gottes beim Auszug aus Ägypten ganz vergessen hatten. Sie sahen nur noch das gewaltige Babylon und hatten ihren großen Gott total aus den Augen verloren. - Durch massive Fragen wollte der Prophet wie bei Hiob ein Umdenken bewirken und ihnen die Augen öffnen für die Allmacht Gottes. Des Öfteren finden wir in der Bibel die Situation, dass Gott Menschen in entscheidenden Momenten mit einer Frage begegnet. * Als Kain seinen Bruder Abel erschlagen hatte (der erste Tote und zugleich der erste Mord in der Bibel) stellt Gott den Mörder zur Rede: "Warum ergrimmst du? Warum senkst du deinen Blick? - Wo ist dein Bruder Abel?" (1. Mose 4) Mit diesen Fragen will Gott erreichen, dass Kain sich über die Tat Gedanken macht und ihm dadurch bewusst wird, was wirklich geschehen ist. Letztlich will Gott damit zur Buße führen - und Buße tun heißt wörtlich (im Griechischen) umdenken. Der göttliche Weg beginnt mit Denken - und Fragen setzen das Denken in Bewegung. * Als der Prophet Elia auf dem Berg Karmel durch sein Gebet einen großartigen Gottes-Sieg errungen hatte über 450 Baalspriester, verfolgte ihn die gottlose Königin Isebel, um ihn zu töten. Das war ein Schock für Elia. Er ist völlig am Ende und wünscht sich zu sterben. Aber Gott hat noch einen Plan für Elia. Am Berg Horeb begegnet ihm Gott. ER fragt Elia: "Was machst du hier? - Was hast du hier zu tun?" Diese gezielten Fragen helfen dem Elia, sein Tun zu über-denken. In der Stille hört er auf Gottes Stimme, wird innerlich gestärkt und bekommt neue Aufträge (1. Könige19). Die Stille, das Nachdenken, das Hören auf Gottes Botschaft - das hat ihm geholfen. * Jesaja ist im Tempel von Jerusalem, um zu beten. Da erlebt er eine wunderbare Gottes-erscheinung. Gott beruft ihn zum Propheten durch Fragen: "Wen soll ICH senden? Wer will unser Bote sein?" Die Gedanken Jesajas waren im Heiligtum auf Gott konzentriert. Deshalb konnte er sofort antworten: "Hier bin ich, sende mich!" Durch Fragen (nicht durch einen Befehl) hat Gott dem Jesaja die Chance gegeben, sich frei zu entscheiden. (Jesaja 6) 4. Fragen verraten oft unsere Zweifel. Das wird schon am Anfang der Bibel deutlich. Die Schlange im Paradies hat die Absicht, Adam und Eva zu verführen und von Gott wegzubringen. Sie fängt dabei mit einer Frage an: "Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?" Die Schlange gibt keinen Befehl: "Trennt euch von Gott! Werdet selbständig!" Sie übt sich nicht in Überredungskunst sondern sie beginnt mit einer vorsichtigen Frage - und hat damit einen vollen Erfolg. Mit Fragen gelingt es dem Satan, am leichtesten Eingang bei uns zu bekommen. Mit Fragen hat Satan seinen ersten Sieg über Menschen errungen. Diese erste Frage wirkte wie ein Denkanstoß für Adam und Eva: "Ja, warum eigentlich dürfen wir vor dem einen Baum nicht essen? Was mag wohl der Grund dafür sein?" Unterschwellig wollte die Schlange den beiden suggerieren: "Das ist ja kaum zu glauben! Hat Gott das wirklich gesagt? Das ist ja, wie wenn eine Mutter ihrem Kind verbietet, mit dem schönsten Spielzeug zu spielen." Und sofort machten sich Adam und Eva ihre Gedanken, - und es waren natürlich negative Gedanken: "Da scheint uns Gott etwas vorzuenthalten. Da muss es etwas Gutes geben, was uns Gott nicht gönnen will. Bis jetzt meinten wir, die Güte Gottes sei grenzenlos. Aber das scheint doch nicht ganz zu stimmen. Irgendetwas will Gott uns vorenthalten." Und damit ist dem Teufel ein Volltreffer im Herzen der ersten Menschen gelungen. Das Ziel seiner ersten Attacke war, die Zweifel an der Güte Gottes ins Menschenherz zu senken. Das ist bis heute seine Hauptabsicht: der Teufel will erreichen, dass wir doch nicht so ganz überzeugt sind davon, dass Gott es nur gut mit uns meint. - Seitdem ist der Mensch ein geborener Zweifler. Verursacher der Zweifel ist der Satan. Und deshalb helfen uns die Zweifel kaum. Zweifel verhindern die Freude und führen leicht zu Depressionen. Am Ende der Schöpfung, nach dem sechsten Tag, heißt es: "Und Gott sah an alles, was ER gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut." Alles, was Gott macht, ist sehr gut. Das gilt für die ganze Bibel, das gilt für heute und morgen und bis ans Ende der Zeit. Alle Wege Gottes sind gut. Alle Seine Führungen sind gut. Deshalb heißt es im 136. Psalm 26 mal, bei jedem Vers die zweite Hälfte: " ... und Seine Güte währet ewiglich." Das ist das einzige Mal in der Bibel, dass eine göttliche Wahrheit so oft wiederholt wird. Das heißt, wir sollen es uns fest einprägen: Gott handelt nur in Güte mit uns. Paulus hat es in den berühmten Vers gefasst: "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen." - oder vorher: " ... wie sollte ER uns mit IHM nicht alles schenken?" (Römer 8) Das ist für manche schwer zu fassen, weil eben das Zwei-felswesen tief in uns drinsitzt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Gottesworte, göttliche Gedanken intensiv auf uns einwirken lassen. Die teuflische Art lässt sich nicht so nebenbei überwinden, nicht in Eile und oberflächlich, sondern da braucht es eine Konzentration der göttlichen Kräfte. 5. Gott finden ist wichtiger als Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Das leuchtet nicht jedem sofort ein, denn die meisten Menschen sind dauernd von Fragen bewegt und wollen unbedingt Antworten auf ihre Fragen haben. Das macht sie zu unruhigen Menschen, weil es eben nicht auf alle Fragen eine Antwort gibt. Es gibt eine bessere Lösung, als Antworten zu erhalten. Das beste Beispiel dafür in der Bibel ist Hiob. Er hatte wahrhaftig Grund genug, viele Fragen zu stellen. Denn so schwer wie er wurde selten ein Mensch vom Schicksal getroffen: an e i n e m Tag verlor er seine zehn Kinder und sein riesiges Vermögen. Und dann trifft ihn noch eine schwere Krankheit, so dass seine Frau ihm rät, sich das Leben zu nehmen. Seine Verzweiflung macht sich Luft in einer schier endlosen Serie von Fragen. Aber den inneren Frieden findet Hiob nicht durch Antworten sondern durch eine Begegnung mit Gott. - Der jüdische Theologe und Bibelübersetzer Martin Buber (gest. 1965) hat dieses Thema sehr gut in einem Buch beschrieben: "Wie ist in einer Zeit, in der es Auschwitz gibt, noch ein Leben mit Gott möglich? Glauben kann man noch an den Gott, der zugelassen hat, was an Grausamem geschehen ist. Aber kann man IHN noch anrufen? Kann man dem 'Hiob der Gaskammern' noch empfehlen zu beten: 'Danket dem HERRN, denn ER ist freundlich und Seine Güte währet ewiglich!' ? - Aber wie ist es mit Hiob selber? Er klagt nicht nur, er klagt Gott an. Und er empfängt von Gott eine Antwort. Aber was Gott ihm sagt, beantwortet die Anklage gar nicht. Die wahre Antwort, die Hiob empfängt, ist die Erscheinung Gottes, dass sein Auge IHN sieht. Nichts ist geschehen, als dass der Mensch wieder Gottes Anrede vernimmt." (Martin Buber: "Die vierte Rede über das Judentum" 1952) Die Gemeinschaft mit Gott hat Hiob den Frieden gebracht. Hiob merkt: Gott spricht mit ihm. Das Tischtuch ist nicht zerschnitten. Gott kümmert sich um ihn. Gott wendet sich ihm zu. Das hat Hiob mehr geholfen als die Antworten auf seine Fragen. Wenn jemand einem Fragenden alle seine Fragen beantworten könnte, - er müsste nach einer Woche wiederkommen, denn es haben sich neue angesammelt. Und das ginge so weiter. Auf dieser Fährte findet man keinen Frieden. - Es ist so, wie es der verzweifelte Beter im Psalm 73 als einzigen Halt empfindet, angesichts der oft himmelschreienden Ungerechtigkeit in der Welt: "Wenn ich nur DICH habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist DU doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost." - Das Wichtigste in unserem Leben ist nicht, dass wir die Lösung unserer Probleme finden, sondern dass wir Gott finden. Christus baut dafür die Brücke, ER zeigt uns den Weg in Seinem WORT und ER ist der Weg. Niemand kommt zum Vater ohne Mich, sagt Er, aber mit Christus gelangen wir ans Ziel, zum Thron des Allmächtigen. Dort erhalten wir Kraft, Wegweisung, Liebe, Zuversicht. Das gibt den Frieden, nach dem der Mensch sein Leben lang sucht. Augustin, der jahrelang herumirrte und suchte, hat es in seinem Tagebuch in die berühmten Worte gefasst: "Unser Herz ist unruhig in uns, bis es Ruhe findet, Gott, in Dir." 6. Jesus will, dass wir uns in unseren Gedanken mehr mit göttlichen Fakten beschäftigen. Irgendetwas ist immer in unseren Köpfen. Und wenn wir nichts unternehmen, dann sind automatisch die Sorgen da, der Ärger mit gewissen Leuten oder die Langeweile, - oder eben die Fragen, die uns plagen. Deshalb sind die Bücher über das positive Denken so begehrt. Aber die allgemeinen Rezepte helfen nur ein bisschen. Wir brauchen einen göttlichen Schwerpunkt, um den unsere Gedanken kreisen. - Von der Praxis Jesu kann man da viel lernen: Am liebsten hat Jesus in Gleichnissen geredet (Markus 4, 34!). Das waren einfache Kurz-geschichten über Münzen, Schafe, Banditen, Samenkörner, Feste. Sie waren völlig säkular. Unter den ca. 40 Gleichnissen Jesu sind nur ein paar, in denen der Name Gott vorkommt. Sie könnten in jeder Zeitung stehen. Bei vielen dieser Geschichten war nicht gleich die Absicht Jesu zu erkennen. Hinterher haben viele darüber diskutiert - wie heutzutage am Stammtisch - , was wohl Jesus gemeint habe. Genau das wollte Jesus erreichen: über seine Story nachdenken, darüber reden. Etwas bleibt immer hängen, vor allem bei Geschichten (mehr als bei trockenen Vorträgen). Jesus war überzeugt: Sein WORT wirkt wie eine Zeitbombe. Dann entdeckten auf einmal einige Zuhörer, dass in der Geschichte göttliche Verbindungen, Kontakte zum Ewigen da sind. Weil sie die Geschichte länger im Kopf bewegten, hörten sie die zarte göttliche Stimme. Jesus war fest überzeugt von der Wirkung Seines WORTES und wollte übrigens Seine Hörer nicht manipulieren sondern ihnen Zeit geben, sich frei zu entscheiden. Jesus will freiwillige Nachfolger. Das ist allgemein die Art, wie Gott arbeitet. Elia musste zu seiner großen Überraschung am Sinai erfahren, dass Gott nicht im Erdbeben, nicht im Feuer sondern in der leisen, zarten Stimme ist. Jesus vergleicht Sein Wirken mit den Bildern vom Salz, von einem kleinen Senfkorn, dem Sauerteig: jedesmal ist es etwas Verborgenes, das in aller Stille arbeitet, - aber es arbeitet, und zwar kräftiger als die meisten denken. Auch die göttlichen Gedanken in unseren Herzen arbeiten. Deshalb haben auch die Sprichwörter in der Bibel einen wichtigen Platz. Martin Luther und C.H.Spurgeon haben Sprichwörter gesammelt und oft verwendet. Sprichwörter sind knappe Formulierungen von wichtigen Wahrheiten. Weil sie kurz sind, kann man sie sich leicht merken. Und deshalb hat auch Jesus oft in Sprichwörtern geredet ("Wer sein Leben verliert, der wird es gewinnen..." - "Die Ersten werden die Letzten sein..."). ER wollte haben, dass sich die Zuhörer mit den leicht merkbaren Sätzen in Gedanken noch länger beschäftigen. In den ersten Jahrhunderten war die Mehrheit der Christen Analphabeten. Die kurzen und knappen Formulierungen des Evangeliums konnten auch einfältige Menschen behalten und bewegen (wie Maria - Lukas 2, 19). Aus ähnlichen Gründen empfiehlt der Apostel Paulus 20 Mal in seinen Briefen "allezeit" - "ohne Aufhören" - "Tag und Nacht" - "ohne Unterlass" zu beten. (Siehe die Stellen im Bibelkurs Nr. 35) Es hilft uns am meisten, wenn unsere Gedanken um göttliche Botschaften kreisen (und nicht um Fragen, die niemand beantworten kann): "Unser Gott ist ein großer Gott. Gott hat viel Macht. Von Seinem Thron aus lenkt ER alles Geschehen. ER ist ein handelnder Gott. ER liebt uns und sorgt für uns. Durch Christus haben wir freien Zugang zum Allmächtigen." 8. Mai 2004 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün