71. Bibelkurs BK 71 Wer ist Jesus Christus? VII Was sagte Jesus über sich selbst? In der Bibel findet sich kein Mensch, der so viel von sich selber spricht wie Jesus. Alle anderen weisen ganz anders auf Gott hin - und treten mit ihrer Person in den Hintergrund. "Hinter jedem Wort, hinter jeder Geschichte, die uns von Jesus überliefert sind, steht ein Selbstbewusstsein, so groß und so eigenartig, dass alles andere nicht mehr so wichtig ist" sagt der bedeutende Neutestamentler und Studentenseelsorger Julius Schniewind (gest. 1948) in Halle/Saale. Jesus wusste von Anfang an, dass ER der Sohn Gottes ist. Als 12-Jähriger sagt Er bei Seinem ersten Besuch im Tempel in Jerusalem zu Seinen Eltern: "Wisst ihr nicht, dass Ich sein muss in dem, das Meines Vaters ist?" - und wies damit auf Seinen himmlischen Vater hin (Lukas 2). Jesus hat nur verschlüsselt und versteckt von Seiner Göttlichkeit gesprochen. Erst am letzten Tag Seines irdischen Lebens sagte Er offen und unmissverständlich vor dem Hohenpriester Kaiphas: "ICH bin der Sohn Gottes" - und damit war auch Sein Kreuzestod besiegelt. (Markus 14, 61+62). Wie kein anderer hat der Apostel Paulus das Geheimnis Jesu verstanden und die Großartigkeit und Einmaligkeit Jesu bekannt in einer Passage seines Briefes an die Christen in Philippi. Als Paulus Christus entdeckt hatte, war er von IHM total fasziniert. Er hatte eine sehr gute Ausbildung erhalten, er konnte einen imponierenden Stammbaum aufweisen, hielt die göttlichen Gebote als Jude mit großem Eifer genau ein und war moralisch untadelig - also ein glühender Perfektionist seiner Religion, - aber "das alles betrachtet er später als einen Hundedreck" gegenüber dem überwältigenden Gewinn, den ihm Christus gebracht hat. (Philipper 3, 4-10) Er wollte mit nichts und niemand mehr tauschen. Für Christus ging er durchs Feuer. Diese Großartigkeit Jesu wird nicht nur in den zahlreichen Wundern Jesu offenbar, sondern in vielfältiger Weise vor allem in dem, was Jesus sagte. Seine Gegner fragten Ihn einmal: "Wer bist Du denn eigentlich?" Er gab ihnen zur Antwort: "Zuerst einmal das, was Ich euch sage."(Johannes 8, 25) Wer ist Jesus wirklich? Das hat Jesus sehr einfach beschrieben in den berühmten sieben "ICH-bin-Worten" im Johannes Evangelium. Jesus hat Seinen himmlischen Auftrag nicht mit sieben Thesen beschrieben sondern mit sieben Bildern, die sogar schon ein 5-jähriges Kind verstehen kann. Und diese Bilder sind eindeutig: Jesus ist der Weg zu Gott, nicht ein Weg, - ER ist die Tür zum Himmel, nicht eine Türe von vielen, - ER ist das Licht der Welt, ohne IHN bleibt es überall finster, auch wenn man noch so viel Erleuchtung bringen will. - Wer über diese Antworten nachdenkt wird bald erkennen, dass er in Jesus einer Einmaligkeit und Ausschließlichkeit begegnet, die es sonst nirgendwo im Leben und in den Religionen gibt. Die Einzigartigkeit Jesu kommt in Seinen Worten auf ganz verschiedene Weise zum Aus-druck. Bei Jesus begegnet uns eine große Vielfalt, ein ungeheurer Reichtum. Das zu kennen, ist für einen Christen sehr wichtig. Denn wenn ich weiß, welch eine Macht in Christus verborgen ist, werde ich große Erwartungen beim Beten haben, - ich werde bei Problemen zuversichtlich sein, weil dieser Christus in mir lebt, - werde getrost in die Zukunft gehen, weil dieser Christus mich führt. - Insofern hat es große Bedeutung für meinen Alltag, zu wissen, - wer ER tatsächlich ist - und das erfahren wir aus dem, was ER selbst über sich sagt. I. Jesus - der Sündlose. Jesus war in Seinem ganzen Leben von Aufpassern umgeben. Vier mal heißt es in den Evangelien, dass "Seine Gegner Ihm auflauerten" (Markus 3, 2; 6, 7; Lukas 11, 54; 20, 20). In Seinem engsten Jüngerkreis befand sich ein Verräter (Judas!). Dennoch durfte Jesus die entscheidende Frage an Seine Gegner wagen: "Wer unter euch kann Mir e i n e Sünde nachweisen?" (Johannes 8, 46) ER erhielt darauf keine Antwort. Die Apostel bestätigen es in ihren Briefen: "ER ist versucht worden in allem wie wir, doch ohne Sünde." (Hebräer 4, 15) Was für ein Unterschied besteht da im Gegensatz zu den bekannten Religionsstiftern. Otto Borchert schreibt darüber in seinem Jesus-Buch: "An Mohammeds Bild wird es uns leicht, die Schatten zu zeigen. Er war verlogen, ausschweifend, grausam, tyrannisch. Auch Buddhas Flecken kennen wir. Von den Jüngern Jesu sind uns Schwachheiten zur Genüge bekannt." Wir verstehen die Besessenen, die Jesus entsetzt anschreien: "DU bist der Heilige Gottes." (Lukas 4, 34) Die Sündlosigkeit Jesu bestätigt uns Christen, dass Jesus der Gottessohn ist. Das Passa-Lamm beim Auszug in Ägypten sollte ein Lamm sein, "an dem kein Fehler ist" (2. Mose 12, 5). Dessen Blut an den Türpfosten der Häuser Israels bewirkte, dass der Todesengel an ihnen vorüberzog (Passa heißt: "vorübergehen"). Der Apostel deutet das so: "... wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich als Opfer ohne Fehl Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen..." (Hebräer 9, 14) Wenn Jesus die Anrede des reichen jungen Mannes "Guter Meister" ablehnt, dann soll das bedeuten, dass Jesus ein "Gehorsam Lernender" (Hebräer 5, 8) ist, der nicht "gut" ist wie der "unversuchliche Gott" (Jakobus 1, 13) Jesus selber spricht von den Versuchungen, in denen Ihm Seine Jünger beistanden. (Lukas 22, 28) Luther sagt: " Jesus hat Mühe gehabt, sich Satan vom Leibe zu halten." Aber aus Seinem eigenen Herzen stiegen nicht die versucherischen Gedanken auf. Zweimal wehrte ER blitzartig ab: "Weg von mir, Satan!" (Matthäus 4, 10;16, 23) ER hat nie Gewalt angewendet. IHM ist Lieben Natur. Jesus war ohne Sünde - aber dauernd von Sündern umgeben. Das Schlimmste für Ihn war, wenn ER das Verschweigen der Sünde oder das heuchlerische Ableugnen erlebte. Er hatte eine Abscheu gegen alle Heuchelei. Sein beständiger Zorn über die Pharisäer hat hier seinen Ursprung (Matthäus 23). - Bei Jesus finden wir keine Reue. Auf Seinen Lippen ist nie ein Bekenntnis der Sünde. Ein Bedürfnis nach Gottes Vergebung kennt ER nicht. Alle Welt soll von Gnade leben, aber ER braucht sie nicht. ER empfindet keinen Abstand von dem heiligen Gott. ER redet nie von Seinem Gewissen. Auch das hohepriesterliche Gebet (Johannes 17) enthält keinen Dank gegen Gott, dass ER Ihn in den Versuchungen bewahrt habe. - Allein Jesus, der absolut Reine, vermag "uns mit Seinem Blut reinzumachen von aller Sünde" sagt der Apostel Johannes. (1. Johannes 1, 7) II. Jesus - der Messias. Messias (aus dem Hebräischen) heißt: der Gesalbte (griech: Christus). Gesalbt wurden in Israel die Könige, die Priester und die Propheten. Die Juden erwarteten damals den Messias als den großen Retter, der alles neu macht. Sie verbanden damit allerdings vor allem politische und weltliche Hoffnungen. Jesus hatte von Seinem Vater einen anderen Auftrag: ER wollte nicht die Römer aus Israel vertreiben sondern die Menschen von der Sünde und der Macht des Bösen befreien. ER sagte, auf Sich bezogen: "... hier ist mehr als Salomo ... hier ist mehr als Jona" (Matthäus 12) - also: bei Jesus ist mehr als König und Prophet, - das waren die höchsten Spitzen des jüdischen Gottesstaats. - In allerlei Abwandlungen klingt es in den Evangelien immer wieder, wenn Jesus sagt: "ICH bin dazu gesandt..."(Johannes 5, 24.30; 7, 16; 12, 45) - "ICH bin dazu geboren..." (Johannes 18, 37) - "ICH bin dazu in die Welt gekommen..." (Matthäus 5, 17; 9, 13; Lukas 19, 10; Johannes 12, 46) Jesus war überzeugt, dass sich in Ihm die alttestamentlichen Hoffnungen erfüllen. Als Jesus in Seinem Heimatort Nazareth zum ersten Mal in der Synagoge auftrat, las Er die Prophezeiungen bei Jesaja (Kap.61) und begann mit den Worten: "Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren!" (Lukas 4) Jesus benützte nicht den Titel Messias in Seinen Reden, - höchstens in verhüllter Weise, aber Er strafte auch die unreinen Geister nicht Lügen, die Ihn vorzeitig als Messias bekannten, da Er von dieser Seite nicht enthüllt werden wollte (Markus 3, 11; Lukas 4, 41). Jesus konnte Seinen Jüngern nur schrittweise klarmachen, dass sich in IHM die alttestamentlichen Weissagungen erfüllten (Matthäus 13, 16+17) Als Petrus dann auf Jesu Frage hin einmal offen bekannte: "DU bist Christus!", antwortete Jesus: "Das hat dir Mein Vater offenbart!" - gebot aber sofort allen Jüngern, niemand zu sagen, dass ER der Christus ist. (Matthäus 16, 16-20). Um nicht falsche Erinnerungen an den Messias zu wecken, hat ER am liebsten einen Namen für sich verwendet, der im Volk wenig geläufig war, aber doch aus der Heiligen Schrift stammte, den Namen: Menschensohn. III. Jesus - der Menschensohn. Das Wort Menschensohn kommt 53 mal (ohne die Parallelen) in den vier Evangelien vor, aber immer nur aus dem Munde Jesu, - nie hat es ein Jünger oder jemand aus dem Volk gesagt. ER sprach von sich nicht als von "einem Menschensohn" sondern von "d e m Menschensohn". ER bezieht sich damit auf eine Stelle des Propheten Daniel: "Siehe, es kam Einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn. Gott gab Ihm Macht, Ehre und Reich, dass Ihm alle Völker dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht und Sein Reich hat kein Ende." (Daniel 7, 13+14) Diesen Vers zitierte Jesus auch vor dem Hohenpriester Kaiphas, als ER diesem offen bekannte, dass ER Gottes Sohn sei, - was Ihm das Todesurteil einbrachte.- Durch das Wort Menschensohn wollte Jesus die Suchenden zum weiteren Nachdenken veranlassen. - Jesus hat es nicht geradeheraus sagen wollen, was ER mit Menschensohn meinte. ER hat es Seinen Jüngern aufs strengste verboten, zu anderen davon zu reden (Markus 8, 30) ER wollte sie so führen, dass sie es allein fanden. - Wenn Jesus von Seinem kommenden Leiden sprach, dann hat ER die verhüllende Redeweise gewählt: "... der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen..." (Matthäus 17, 22) Hätte ER offen von sich gesprochen, dann hätte ER vermutlich die Zuhörer erschreckt, wie man das bei Petrus sehen kann, der den Weg Jesu zum Kreuz sogar verhindern wollte. (Matthäus 16, 28) - Die meisten Menschen dachten eben bei "Menschensohn" an irgendeinen Menschen, aber nicht an einen besonders Großen. IV. Warum hat Jesus Sein Geheimnis verhüllt? Die Fachtheologen nennen es das "Messiasgeheimnis". Es kann uns aber - auch im praktischen Leben - viel helfen, wenn wir erfahren, warum Jesus so sehr darauf bedacht war, Sein wahres Wesen geheim zu halten. Denn die Menschen sind bis heute dieselben geblieben. Jesus hat z.B. auch aus diesem Grunde fast nur in Gleichnissen geredet und Seine Predigt vom Reich Gottes ist eigentlich eine verhüllte Selbstaussage. Gleich in Seiner ersten Predigt rief ER: "Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen." (Matthäus 3, 2) Das Himmelreich ist ER! - Jesus kannte die Menschen, ER durchschaute sie alle und das beachtete ER bei Seiner Redeweise. In uns sind Wünsche und Vorstellungen verborgen, die eine starke Kraft haben und nicht leicht zu überwinden sind. - Als Jesus in Nazareth, wo Er aufgewachsen war, zum ersten Mal in der Synagoge auftrat und Sein Programm entfaltete, gab es eine große Enttäuschung, die beinahe zu Seiner Steinigung geführt hätte. Seine Landsleute hatten ihre Vorstellung von dem Zimmermanns-Sohn und wollten nicht begreifen, dass ER etwas Besonderes sein soll. Da bewahrheitete sich das alte Wort: "Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterland." (Lukas 4, 24) - Warum? Weil sie alle schon von Kind auf ein festgeprägtes Bild von Ihm hatten, das so schnell nicht verändert werden kann. - Als Jesus 5000 Menschen in der Wüste mit Brot versorgte, war die Begeisterung groß. Die Leute wollten Ihn sofort zum König machen - aber Jesus hat dann in einer Rede Seinen Plan aufgezeigt, der ganz anders war. Da waren dieselben Leute enttäuscht und gingen in Scharen einfach weg. Weil ihr Traum von einem "Brotkönig" (Johannes 6, 15) nicht in Erfüllung ging, wollten sie nichts mehr von Jesus hören. - Jesus hat bei fast allen Heilungen (außer bei dem Besessenen von Gerasa - Markus 5) am Schluss den Geheilten scharf verboten, die Heilung weiterzuerzählen. ER wollte nicht als Wunderheiler bekannt werden, sondern Er wollte Menschen total umgestalten, nicht nur gesund machen, Er wollte Menschen von Sünden befreien und Nachfolger werben - nicht bloß Bewunderer. Der bedeutende französische Soziologe Jacques Ellul (gest. 1996), der Christ war und auch theologische Bücher schrieb, hat darauf hingewiesen, dass Jesus oft missverstanden wurde. Die meisten Beispiele dafür sind im Johannes-Evangelium (Johannes 4, 11; 6, 15.52; 8, 27; 9, 24; 11, 12.16; 13, 6.8.9 und andere), - gerade in dem Evangelium, in dem am häufigsten (100 mal) vom Sehen die Rede ist. Ellul schreibt: "Sehen bewahrt uns nicht vor Missverständnissen. Sie kommen deshalb im Johannes Evang. so oft vor, weil die Menschen zu viel Vertrauen haben in das, was sie sehen." Wer mehr auf das achtet, was er sieht und von Leuten hört (und wenig auf das hört, was von Gott kommt), wird falsche Gottesvorstellungen bekommen. Wie oft hören wir im Alltag: "Da müsste eigentlich Gott eingreifen." - "Warum hat Gott meine Gebete nicht erhört?" - Bei dem Unglück in Bad Reichenhall wäre 10 Minuten nach dem Einsturz des Daches die Schließung der Eissporthalle gewesen. "Das hätte doch der da oben leicht verhindern können!" konnte man als Zitat eines Passanten in einer Zeitung lesen. Solche Äußerungen hören wir immer wieder. Sie verraten nur, dass die meisten keine richtige Gottesvorstellung haben. Woher soll ein Mensch wissen, wie Gott wirklich ist, wenn er nur das bedenkt, was die Leute sagen und sich sonst wenig mit göttlichen Dingen beschäftigt? Wie kann man aber eine richtige Gottesvorstellung bekommen? Wie macht das Jesus? Im Johannes-Evangelium kann man zwei Wege erkennen. * Jesus führt viele Gespräche. Die sieben ICH-BIN-Worte und manche anderen göttlichen Wahrheiten bringt Jesus, indem er mit ganz verschiedenen Menschen spricht: Jesus und Seine Mutter Maria, Jesus und Seine Jünger, Jesus und Nikodemus, Jesus und die Samariterin am Brunnen, Jesus und der Gelähmte, Jesus und der Blindgeborene, Jesus und die Juden, Jesus und Martha, Jesus und Maria, Jesus und Kaiphas, Jesus und Pilatus, Jesus und Gott, der Sohn und der Vater. Es sind keine Vorträge für alle Welt sondern Jesus spricht von Person zu Person. Und das geschieht in einer familiären Atmosphäre. Jesus spricht nicht in hochtraben-den Worten und will auch niemand einschüchtern mit einer Show Seiner Autorität. Jesus redet so wie wir heute im Alltag mit unseren Nachbarn reden. - Mit diesen Gesprächen hat Jesus vielen Menschen geholfen. In einfachen Worten erzählt ER große Wahrheiten, ohne Eindruck machen zu wollen. Jeder konnte begreifen, was Er sagte und deshalb können auch wir Ihn heute verstehen. - Das bedeutet für uns: wir brauchen Gespräche, in denen Jesus der gehei-me Mittelpunkt ist - wie im Johannes-Evangelium, dann wird ER als "das Licht der Welt" Licht in die Dunkelheit der Menschenherzen bringen. * Jesus nimmt sich Zeit für die Menschen. ER sitzt ganz locker mit Seinen Zuhörern beisammen. Manchmal wiederholt Er oder beleuchtet das Thema von einer anderen Seite. Es ist bei Jesus fast wie am Anfang der Schöpfung. Da lesen wir: "Die Erde war wüst und leer und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser" (wörtlich heißt es: "brütete über dem Wasser"). Das Brüten bei einem Vogel im Nest dauert auch seine Zeit. Göttliche Wahrheiten können nicht in Eile vermittelt werden. Am Schluss der Evangelien steht keine Zusammenfassung, so dass man in zehn Zeilen schnell alles erfassen kann. - Als Sabine Ball, die "Mutter Teresa aus Dresden" - aus einer Millionärsfamilie stammend - mit 46 Jahren den Sinn des Lebens bei den Hippies in Kalifornien suchte, da hat ein gläubiger Student von den Jesus People sieben Tage lang Gespräche mit ihr über Jesus geführt - und dann zog Jesus bei ihr ein und legte ein Fundament, dass sie später mit 68 Jahren noch die Arbeit an den Straßenkindern in Dresden beginnen und 13 Jahre lang leiten konnte - bis zum 80. Lebensjahr (2005). - Bei Zachäus (Lukas 19) ging es zwar ziemlich schnell, wie es auch manchmal sein kann (Jesus rief zu ihm: "Zachäus steig sofort herunter vom Baum, ICH muss heute bei dir einkehren!") - aber dennoch hat Jesus nachher bei einem Gastmahl mit Zachäus und Seinen Freunden sich viel Zeit für sie alle genommen - und sicher viele Gespräche gehabt! * Jesus kann warten. ER hat Geduld mit den Menschen. ER sät den Samen des Wortes aus und wartet. ER liebt den "reichen Jüngling", muss ihm das Wort der Wahrheit sagen und lässt ihn dann gehen (Markus 10). Jesus will nur einen Glauben in freier Bestimmung, und darum wartet Er. Jesus sieht zu Beginn Seines Wirkens einen großen Zulauf, lässt sich aber dadurch nicht täuschen. Erfolge sehen wollen, das war nicht die Art Jesu. ER ist kein Mann des Betriebs und der Statistik. Wir verderben oft die beste Wirkung unseres Zeugnisses, weil wir Erfolge sehen wollen. - Wie viel Geduld gehört dazu, dass ER einen Judas überhaupt in Seinem Jüngerkreis ertrug! Tragen wir auch die uns "unsympathischen" Menschen mit Geduld? Jesus war demütig und geduldig - und dennoch wurde Er Unzähligen der Stein des Anstoßes und Gegenstand erbitterten Hasses. V. Was bewirkt das "Messiasgeheimnis"? Die Auswirkungen sind größer, als die meisten denken, - bis heute! Man hört immer wieder: "Gott müsste eigentlich..." So dachte schon Johannes der Täufer, als man ihm vom Wirken Jesu berichtete. Er verstand nicht, dass Jesus nur heilte, überall half und predigte. Er dachte: Jesus müsste auch einmal kräftig die Gottlosigkeit strafen. Den Jüngern ging es später ähnlich, als Jesus gekreuzigt wurde. Petrus wollte das verhindern; Jesus nannte ihn deshalb "Satan" (Matthäus 16). Schließlich "verließen sie Ihn alle", - weil sie nichts verstanden. Jesus sagte über Johannes den Täufer - und das gilt für die Jünger und uns alle: "Selig ist, wer nicht an Mir irre wird." (Matthäus 11, 6) Man kann leicht an Gott irre werden, weil wir vieles von Seinem Handeln nicht verstehen, - weil Gottes Gedanken und Wege auf einer höheren Ebene sind (Jesaja 55, 9). Aber es ist gefährlich, wenn man anfängt, an der Güte und Weisheit Gottes zu zweifeln. Das hilft uns nicht. Gott tut immer das Richtige und Sein Plan ist immer gut, - im Leben Jesu und auch in unserem Leben. Wohl dem, der Ihm vertraut und Ihn nicht kritisiert! Gott hat einen reiflich durchdachten Plan. Ein kleines Wörtchen macht uns nachdenklich, das 102 mal im Neuen Testament vorkommt. Es ist das griech. Wörtchen "dei", das heißt: "muss". "Musste nicht Christus leiden?" fragt Jesus die Jünger von Emmaus, - und später: "es musste alles erfüllt werden" (Lukas 24). Es musste alles nach dem Plan Gottes verlaufen, er durfte auf keinen Fall geändert werden (Petrus versuchte das!). Die Erlösung der Menschheit sollte durch den Tod des Gottessohnes geschehen. Diesem Ziel musste alles Geschehen im Leben Jesu dienen. Um diesen Plan rang auch Jesus im Garten Gethsemane in einem harten Gebetskampf und Er folgte nicht eigenen Vorstellungen sondern gehorchte Seinem himmlischen Vater: "Nicht wie Ich will, sondern wie Du willst." Das göttliche Muss ist heilig - und führt zur Herrlichkeit. - Dasselbe gilt für unser Leben: wenn wir den göttlichen Wegen folgen und sie nicht kritisieren - dann führen diese Wege zur Herrlichkeit. Eine einfache Liedstrophe hat es gut formuliert: "Wenn ich auch gleich nichts fühle von Deiner Macht, Du führst mich doch zum Ziele - auch durch die Nacht." Jesus hat es genau so mit schlichten Worten gesagt: "Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden." (Matthäus 10, 39). Das war das Problem beim "Messiasgeheimnis": Jesus war sehr vorsichtig mit Äußerungen über Seine Gottheit, um nicht falsche Vorstellungen unter den Menschen zu wecken und dann die Durchführung der Erlösung zu riskieren. Die Erlösung musste geschehen - nach dem Willen Seines Vaters, - der "Menschensohn musste sterben". Aber der Plan Gottes ging weiter: es folgte die Auferstehung Jesu. Sein letztes großes Ziel ist die Ewigkeit, nicht ein "happy end" auf dieser Erde! Als Jesus auferstanden und der Heilige Geist ausgegossen war, da "ging den Jüngern das Licht auf", da verstanden sie den Plan Gottes. - Um rätselhafte Wege in unserem Leben zu verstehen, brauchen wir den Heiligen Geist und das Wissen um die Auferstehung Jesu - genau so wie die Jünger. Aber dann geht uns die Sonne auf, - dann haben wir den "Durchblick". - Das "Messiasgeheimnis" war für die Jünger unlösbar, aber als es Gott offenbarte, erfüllte sie eine Riesenfreude. Deshalb schreibt Johannes in seinem Evangelium gleich am Anfang - rückblickend: "ER wohnte unter uns - und wir sahen Seine Herrlichkeit." (Johannes 1, 14). "Herrlichkeit" (34 mal) und "ewiges Leben" (17 mal) - kein anderes Evangelium spricht so oft davon wie Johannes. - Deshalb sagt Jesus im Vorausblick auf Seine Passion den Griechen, die als Touristen nach Jerusalem gekommen waren: "Die Zeit ist gekommen, dass des Menschen Sohn verherrlicht werde." (Johannes 12, 23) ER meinte damit Seinen Kreuzestod - und auch Seine Auferstehung. VII. Die sieben ICH-bin-Worte Jesu. Diese berühmten Worte Jesu versteht man erst richtig, wenn man beachtet, dass hier Jesus sich anschließt an eine wichtige Stelle im Alten Testament. Gott offenbart sich zum ersten Mal mit Seinem Namen dem Mose am feurigen Dornbusch (2. Mose 3). Als Mose fragt: "Wen soll ich meinem Volk als Auftraggeber nennen, wie ist Sein Name?" antwortet ihm Gott: "ICH bin, der ICH bin" (oder: "ICH werde sein, der ICH sein werde" - oder "ICH bin der schaffende, wirkende Gott"). Der große Alttestamentler Gerhard von Rad in Heidelberg schreibt dazu: "Gottes Name kann nicht in einer theologischen Definition erklärt werden - Gott offenbart sich selbst in der Geschichte." Das heißt ganz schlicht: Es gibt einen Gott - und ER selbst wird das den Menschen zeigen. Die Psalmen klagen oft, dass die Feinde sagen: "Es gibt keinen Gott!" (Psalm 10, 4 und 14, 1) Wir hören das heute von allen Seiten. Aber der Apostel Paulus sagt deutlich: "Gottes ewige Kraft und Gottheit wird seit der Schöpfung an Seinen Werken erkannt - mit dem Verstand (dazu ist nicht einmal der Heilige Geist notwendig!), so dass die Menschen keine Entschuldigung haben." (Römer 1, 20) Der große Lobpreis in der Offenbarung vor dem Thron Gottes beginnt mit den Worten: "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, der da ist und der da kommt." (Offenbarung 4, 8) Es gibt einen Gott, das kann jeder Mensch erkennen - und hier ist der Punkt, weshalb Hochintellektuelle an der Evolutionstheorie festhalten, obwohl ihnen der Verstand die Unsicherheit dieser Theorie zeigt. Sie ahnen, dass hinter dem großartigen und wunderbaren Kosmos ein Schöpfer ist, - ein "Intelligent Design", wie man heute sagt, - dem sie antworten müssten, - aber sie möchten mit IHM nichts zu tun haben. Schon Blaise Pascal, der große Mathematiker und Physiker, der ein gläubiger Wissenschaftler war, hatte erkannt: "In dem Augenblick, wo du das Dasein des alleinigen Gottes akzeptierst, nimmt, entgegen deinem eigenen Willen, das Christentum mit all seinen Grundsätzen von dir Besitz." An diese Gedanken schließt Jesus an. Das bedeutet: Wenn Jesus sagt "ICH bin ..." dann heißt das: Alle Aussagen, die dann folgen, sind absolut gültig, sie sind heilig und göttlich. Es gibt keine Wahrheit, die daneben auch noch gültig ist. - Und nun im einzelnen: 1. "ICH bin das Brot des Lebens." (Johannes 6, 35) Brot ist lebenswichtig. Brot ist zum Essen da, nicht zum Anschauen, nicht zum Diskutieren. Schon das ist ein Hinweis auf eine Tatsache, auf die Jesus großen Wert legt. ER will eine enge Gemeinschaft mit uns eingehen. "Wer dieses Brot isst, wird nicht sterben." (Johannes 6, 50) Wer Christus in sich aufnimmt wie eine Speise, wird ein neuer Mensch. "Wie viele IHN aber aufnahmen, denen gab ER die Kraft, Gottesmenschen (Gottes Söhne und Töchter) zu werden. (Johannes 1, 12) 2. "ICH bin das Licht der Welt" (Johannes 8, 12) Im Englischen nennt man die "Aufklärung" "enlightenment" - das heißt: Erleuchtung. Die führenden Leute dieser Epoche - seit 1750 - (sie wirkt bis heute nach!) meinten: der Mensch braucht die Erleuchtung durch den Verstand, dann wird es besser. In der franz. Revolution hat man konsequenterweise in der Kathedrale Notre Dame in Paris 1794 eine junge Dame auf den Altar gehoben als die "Göttin Vernunft", die nun angebetet wurde. Aber schon nach kurzer Zeit wurden Tausende hingerichtet, die hier nicht mitmachten. -In letzter Zeit sind immer mehr Menschen misstrauisch gegenüber der Vernunft geworden, weil die Vernunft auch die Atombombe und noch manches andere Schlimme zuwege gebracht hat. - Das Licht war das erste, das Gott im Kosmos schuf. Durch das Licht vertrieb ER die Finsternis, die in der Bibel ein Bild für das Böse, für den Satan, ist. Jesus ist die einzige Macht, die den Satan besiegen kann. "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass ER die Werke des Teufels zerstöre." (1. Johannes 3, 8) Wer Jesus ausschließt, muss ohnmächtig zusehen, wie der Böse sein vernichtendes Werk treibt. 3. "ICH bin die Tür" (Johannes 10, 9) Das bedeutet: Jesus ist der Zugang in den Himmel. ER sagt nicht: Ich zeige euch eine Tür, sondern: ICH bin die Tür. Wer also Jesus hat, wer Ihn aufgenommen hat, der ist schon im Himmel, " der hat das ewige Leben" sagt Jesus (Johannes 3, 16) 4. "ICH bin der gute Hirte" (Johannes 10, 11) ER ist ein Hirte, der seine Herde gut versorgt, der sie nie verhungern lässt, der sie schützt und richtig führt. Das alles bieten auch andere an. Jesus nennt sie "Diebe und Räuber". Niemand versorgt uns besser als Jesus. ER tut auch am meisten für Seine Leute. ER gibt Sein Leben für sie, um sie vor dem ewigen Verderben zu bewahren. 5. "ICH bin der Weinstock" (Johannes 15) Der Weinstock gehörte zu einem jeden Haus in Israel. Das Bild versteht jeder. Jesus ist der Weinstock und wir sind die Reben. ER macht daran wieder eine große Wahrheit deutlich: "Wer in Mir bleibt und Ich in ihm, der bringt viel Frucht. Ohne Mich könnt ihr nichts tun." Es ist also eine innige Verbindung mit Jesus nötig, damit das göttliche Leben in uns fließt. Ohne Jesus in uns geschieht - göttlich gesehen - nichts. 6. "ICH bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ohne Mich." (Johannes 14, 6) Das ist sehr deutlich gesagt. Ohne Jesus kommt man nicht in den Himmel. Und es reicht nicht, dass ich einiges von Jesus weiß, sondern Jesus muss in meinem Inneren wohnen. Es steht nur ein einziges Mal vom Müssen des Menschen in den Evangelien (vom Müssen bei Jesus 102 mal!): Im Gespräch Jesu mit Nikodemus sagt Jesus, nachdem Er schon zwei Mal Nikodemus vergeblich darauf hingewiesen hatte, beim dritten Mal sehr nachdrücklich: "Ihr müsst von neuem geboren werden, sonst kommt ihr nicht ins Reich Gottes." (Johannes 3, 7) Unter den modernen Philosophien gibt es keine absolute Wahrheit. Sie sagen: jede Wahrheit ist relativ. Das eine kann wahr sein, aber das andere auch. Deshalb gibt es auch so viel Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Jesus hat großen Wert auf die Wahrheit gelegt. Zu Pilatus sagt Er: "ICH bin ein König und bin dazu geboren und in die Welt gekommen, um die Wahrheit zu bezeugen." (Johannes 18) Der Mensch sehnt sich nach Wahrheit. Niemand möchte gerne an der Nase herumgeführt oder gar in die Irre geführt werden. Jesus sagt: Allein bei Mir erfährst du die Wahrheit. Was die anderen anbieten, wirst du früher oder später als Täuschung erkennen, - und dann folgt die Enttäuschung, - manchmal sogar eine große Enttäuschung - beim Eingang ins Jenseits. Jesus sagt: ICH bin das Leben. Der Apostel Johannes deutet das so: "Wer den Sohn hat, der hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht." (1. Johannes 5, 12) Alle Welt sucht das Leben - und es gibt tausend verlockende Angebote, aber nur e i n Angebot stillt den Lebensdurst des Menschen wirklich, wie Jesus selber sagt: "Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben sollen, - und zwar das Leben im Überfluss." (Johannes 10, 10) 7. "ICH bin die Auferstehung und das Leben." (Johannes 11, 25) Auferstehung ist für die Medizin, für die Wissenschaft, kein Thema. Aber in der Bibel ist es ein Hauptthema - durch Jesus! Paulus deutet das in einem Apostelbrief: "Dieselbe Kraft, die bei der Auferstehung Christi am Werk war, wirkt auch in den Gläubigen" - weil Christus in ihnen wohnt (Epheser 1, 20) Bei allen ICH-bin-Worten überlässt Jesus den Hörern die freie Entscheidung. ER sagt nicht: "ICH bin... deshalb solltet ihr..." sondern: "ICH bin... wer zu Mir kommt, ... wer Meine Stimme hört, ...wer mir nachfolgt,.... wer Mir vertraut... Jesus will niemand manipulieren oder überrumpeln, - ER möchte Nachdenken, Überlegen und dann eine freie Entscheidung. Die ICH-bin-Worte sind in höchster Instanz gesprochen, sie sind göttliche Offenbarung. Das sehen wir auch noch an anderen Stellen. * "Wahrlich, wahrlich, ICH sage euch..." sehr oft (23 mal) beginnt Jesus Seine Rede mit dem doppelten "wahrlich, wahrlich" (= AMEN, AMEN). Es war die Formel beim Nachsprechen eines Eides. Wenn dieses AMEN gesprochen war, war jede weitere Diskussion abgeschnitten. Jesu Worte sind letzte, entscheidende Wahrheiten. - Jesus selber ist das AMEN (Offenbarung 3, 14) * "ICH aber sage euch..." (5 mal in der Bergpredigt, Matthäus 5) - im Gegensatz zu Mose, der für die Juden als der Übermittler des göttlichen Gesetzes gilt. Jesu Wort ist der feste Baugrund, der in Ewigkeit hält. Auf Sein WORT kann man sich absolut verlassen. * "Deine Sünden sind dir vergeben." das sagte Jesus als Erstes zum Gelähmten - und damit brachte Er zum Ausdruck: ER hat göttliche Autorität. Die Schriftgelehrten protestierten sofort: Das sei Gotteslästerung, denn nur Gott kann Sünde vergeben. (Matthäus 9) Zum Beweis Seiner Autorität heilte Jesus dann auch noch den Gelähmten. Jesus hat ganz sorglos nichts Geschriebenes hinterlassen. ER selbst wird das Werk fortsetzen - nur mit neuen Mitteln - und noch umfassender. ER wird dauernd überall persönlich gegenwärtig sein und der Heilige Geist wird IHN kraftvoll vertreten und unterstützen. - Aus allem merkt man deutlich, dass in Jesus mehr verborgen ist als die meisten denken. In IHM ist Kraft und Reichtum - in solch einem Ausmaß, wie es sonst nirgends in der Welt oder bei anderen Religionen und Lebensphilosophien zu finden ist. Deshalb sagt der Apostel Paulus: "In Christus ist die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig." (Kolosser 2, 9) Das hat ungeheure Konsequenzen. Paulus folgert: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir."(Galater 2, 20) - oder: "Ich vermag alles in CHRISTUS, der mir Seine Kraft gibt." (Philipper 4, 13) 21. Januar 2006 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün