73. Bibelkurs BK 73 Wer ist Jesus Christus? IX Christus und das Leid Das Leid in der Welt - das ist ein Thema, mit dem viele Menschen nicht fertig werden, -auch unter den Christen. Es wird jeder Mensch zu irgendeiner Zeit in das allgemeine menschliche Leiden hineinbezogen. Zum anglikanischen Bischof Baughen in England kam eine Frau und sagte: "Ich betete jeden Tag um den Schutz meines Kindes, doch nun hatte es einen schrecklichen Unfall ... da habe ich meinen Glauben verloren." In aller Sanftmut, schreibt er, muss man dazu sagen: "Je eher man einen solchen 'Glauben' verliert, umso besser. Es handelt sich hier keineswegs um einen christlichen Glauben." Wir brauchen uns nur ein bisschen umzusehen, dann entdecken wir das Leiden schon in unserer Nähe: Menschen mit Krebs, querschnittsgelähmt, Familien mit einem behinderten Kind, Downsyndrom, Leukämie, Multiple Sklerose, Alzheimer Krankheit, Depression, ein plötzlicher Todesfall oder irgendein Schicksalsschlag ... Das sind Lasten, die täglich zu spüren sind und die meist bis ans Ende des Lebens getragen werden müssen. Oder schauen wir in die Ferne und in die Geschichte: Menschen leiden unter Diktaturen, Epidemien, Sklaverei, Erdbeben, der Tsunami an Weihnachten 2004, AIDS in Afrika, die Pest im Mittelalter. Das Erdbeben von Lissabon am 1.11.1755, bei dem in 7 Minuten 60.000 Menschen starben (weil an Allerheiligen die Kathedralen der Stadt überfüllt waren), hat damals das aufgeklärte Europa geistig erschüttert. Wir schieben das Thema Leid meist weit von uns weg, weil wir keine befriedigende Antwort finden und doch weiß jeder: jederzeit könnte es auch mich treffen. Häufig hört man vom "blinden Schicksal", das einen getroffen hat. Aber das gibt keinen Trost und keinen Halt. Das Leiden ist so alt wie die Menschheit. Seit Jahrhunderten, in jeder Generation und immer wieder wird die alte Frage gestellt: "Warum muss ich das erleiden? Warum ist das unserer Familie widerfahren?" Auch in den Psalmen hören wir oft das Warum? von angefochtenen Gläubigen, allein sieben mal in den drei Psalmen 42 - 44. Ein ganzes Buch in der Bibel mit 42 Kapiteln ist diesem Thema gewidmet: das Buch Hiob. Der König Salomo beginnt sein Buch "Prediger" mit der lapidaren Feststellung: "Es ist alles ganz eitel (= nichtig), sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel." In der Geschichte der Menschheit wurden verschiedene Wege gesucht, um dem Leiden zu begegnen. Stanley Jones (1889-1973) war über Jahrzehnte als Missionar tätig in China und hauptsächlich in Indien, in den "Kontinenten des Leidens", wie er sie nennt. Er schrieb 29 Bücher. In seinem Buch "Christus und das menschliche Leiden" beschreibt er die Lösungsversuche der Religionen und Philosophen: * Die Stoiker im alten Griechenland, denen auch Paulus begegnete (Apostelgeschichte 17, 18), predigten: "Man kann nichts verändern, man muss es eben ertragen." Am Ende des letzten Krieges ging unter uns jungen Soldaten die derbe Parole um: "Maul halten, aushalten, durchhalten!" Nietzsche schrieb: "Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker." Da ist überall ein Körnchen Wahrheit drin, aber in schweren Krisen hilft diese Weisheit nicht mehr. Diese stoische Haltung ist auch heute weit verbreitet, besonders bei Menschen, die ohne Gott leben. * Buddha fasst alles in dem ergreifenden Schluss zusammen: "Existenz und Leiden sind eins." Das ganze Leben ist ein Leiden - diese Einstellung ist typisch für Indien. Von einer Überwindung des Leidens erfährt man nichts. * Die Hindus haben eine ähnliche Einstellung wie die Buddhisten. Sie führen Ungerechtigkeiten auf eine frühere Geburt zurück. Jedes Leiden kommt irgendwie von einer vorangegangenen Sünde. Ein Hindu sagte: "Jesus muss ein furchtbarer Sünder in einem früheren Leben gewesen sein, denn er musste so viel in Seinem Leben leiden." Nach dem Tsunami weigerten sich reiche Mineralienhändler in Sri Lanka (Ceylon) für die Geschädigten zu spenden mit der Begründung: "Wir dürfen das Gesetz des Karma nicht stören, durch das sie leiden als Resultat ihrer vorangegangenen Taten." (aus einem Leserbrief in der FAZ) * Der Islam hat eine einfache Einstellung. Er ist beeindruckt von der Allmacht Gottes. Alles, was geschieht, geschieht nach Allah's Willen. Es ist alles vorausbestimmt. Islam bedeutet wörtlich: Unterwerfung unter den Willen Gottes. Die moslemische Haltung gegenüber dem Leiden ist daher, es anzunehmen als den Willen Gottes und sich ihm zu unterwerfen. Durch diese Fakten wird deutlich, warum bei der großen Not durch den Tsunami 2004 von Seiten dieser Religionen so wenig Hilfsaktionen kamen. Das hängt mit ihrer Grundeinstellung zusammen, die sich wesentlich unterscheidet vom Christentum, in dem die Liebe einen dominierenden Platz einnimmt und aktiv wird. Stanley Jones schreibt: "Diese Religionen haben, weil sie Ungleichheiten und Leiden als Gottes Wille auffassen, auf jegliche Zivilisation, die das anerkennt, eine lähmende Hand gelegt." I. Beispiele aus der Bibel: 1. Jesus hat das Thema Leid einmal angeschnitten, als ihm Leute berichteten, dass Pilatus im Tempel von Jerusalem einige Galiläer habe töten lassen, die gerade ihr Opfer darbrachten. (Lukas 13, 1-5) Die Leute erwarteten eine Stellungnahme Jesu, warum Gott so Schreckliches im Gotteshaus zugelassen habe. Jesus antwortet und bringt selbst dazu ein weiteres Beispiel: beim Wasserleitungsbau in Jerusalem ist der Turm von Siloah eingestürzt und hat 18 Menschen tot unter sich begraben. Jesus sagt: die meisten Leute denken, da habe Gott in beiden Fällen eine Strafe für besonders schuldige Menschen geschickt. (Wenn ich als Gemeindepfarrer Besuche machen musste, weil eine Familie von einem Schicksalsschlag getroffen wurde, wurde ich oft gleich am Anfang gefragt: "Womit haben wir das verdient?") Das scheint die erste Reaktion bei uns zu sein, wenn wir eine Hiobsbotschaft erhalten, dass wir nach dem Warum? fragen - Jesus denkt ganz anders. ER sagt zu Seinen Fragestellern: "Nein! Ihr seht das verkehrt! Ihr müsst euch nicht über Ursachen den Kopf zerbrechen, sondern ihr müsst anfangen, euer ganzes Denken* umzubauen. Ihr braucht eine total andere Lebensanschauung - sonst kann es passieren, dass euch dasselbe Schicksal trifft." * "Buße tun" = metanoein (griech.) heißt wörtlich "umdenken". 2. Johannes der Täufer. (Matthäus 11, 1-6) Johannes der Täufer hatte die wichtige Aufgabe, das Wirken des Gottessohnes vorzubereiten. Er hielt am Jordan im Freien gewaltige Bußpredigten. Die Leute strömten in Scharen, - auch aus Jerusalem - , an den Jordan, um Johannes zu hören, taten Buße und ließen sich von ihm taufen. Das war eine gute Vorbereitung für Jesu Verkündigung. Aber dann kam eine Wende. Johannes hatte den Mut, seinem ungerechten König Herodes zu sagen, dass seine Ehe gegen Gottes Gebot ist: "Es ist nicht recht, dass du mit der Frau deines Bruders eine Ehe führst." Dafür warf ihn Herodes ins Gefängnis. Er hätte ihn am liebsten gleich getötet. Aber er hatte Angst vor dem Volk, das Johannes für einen Propheten hielt. Im Gefängnis hat Johannes erfahren, was Jesus alles tat und verkündigte. Er hatte es anders erwartet. Deshalb schickte er einige Freunde zu Jesus mit der Botschaft: "Bist Du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" (das soll heißen: Bist Du der Gottessohn oder nicht?) Johannes bewegten große Zweifel. Jesus gibt diesen Johannes-Jüngern die Botschaft mit: "Sagt Johannes, was ihr seht und hört. Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, ... Tote stehen auf und Armen wird die Frohe Botschaft verkündet, - und glücklich, wer nicht an Mir irre wird!" Jesus will sagen: "Bei Elia auf dem Berg Karmel hieß es: Wer durch Feuer antwortet, das ist der rechte Gott. - Heute heißt es: wer Leben schenkt (den Lahmen, Blinden, Toten), wer Menschen heilt, erlöst, - das ist der lebendige Gott!" Jesus betont, dass ER am Werk ist, (auf eine andere Weise als Johannes dachte, - der vielleicht hoffte, dass Jesus durch Seine Kraft ihn aus dem Gefängnis befreien würde!) Jesus hat gewaltig gewirkt, aber ganz anders als Seine Freunde es erwarteten. - Da ist es nicht leicht, Jesus zu folgen. Deshalb sagt Jesus am Schluss der Botschaft: "Glücklich ist, wer nicht an Mir irre wird." Viele sind unsicher, weil Jesus ihre Gebete nicht so beantwortet, wie sie es erwarten. Aber Jesus handelt immer richtig, - mit großer Weisheit. Wir können IHM kindlich vertrauen, dass ER keinen Fehler macht. C.S.Lewis (1898-1963) war ein bedeutender Sprachwissenschaftler und Schriftsteller (die Narnia-Bücher!) in England und kam spät - mit 43 Jahren - zum Glauben an Jesus. Er heiratete erst mit 58 Jahren eine krebskranke, amerikanische Schriftstellerin jüdischer Abstammung (ehemals kommunistische Journalistin), die durch seine Bücher zum Glauben an Christus gefunden hatte. Nach vierjähriger Ehe - 1960 - starb seine Frau an ihrer Krankheit. Er hat ein Buch "Über den Schmerz" geschrieben. Darin heißt es: "Gott ist weiser als wir. Deshalb muss sich Sein Urteil über viele Dinge von dem unseren unterscheiden, - nicht zuletzt das über Gut und Böse. Was uns gut erscheint, muss deshalb nicht auch in Seinen Augen gut sein, und was uns böse erscheint, muss in Seinen Augen nicht böse sein." - Wer immer wieder Warum? fragt, vergisst, dass Gott in anderen Kategorien plant und handelt, - und die göttliche Planung ist immer richtig und besser! 3. Der Blindgeborene (Johannes 9). Jesus sieht im Vorübergehen einen Blindgeborenen. Die erste Frage der Jünger lautet: "Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern?" Jesus teilt nicht die Einstellung der Jünger. ER ist der Meinung, dass Krankheit nicht unbedingt ein Zeichen von Gottes Zorn oder Seiner Strafe sei. (Der Islam lehrt: Allah schickt auch das Leiden). ER verwirft alle diese Vermutungen (ein alter Ausleger kommentiert: "Was hätten die Jünger davon gehabt, wenn sie es erfahren hätten?") und sagt: "Diese Krankheit ist eine Gelegenheit, die Werke Gottes zu wirken." Die Bibel informiert uns nicht über die Ursachen des Leidens sondern sie zeigt uns, wie wir das Leid überwinden können. Es stimmt, wie C.S.Lewis schreibt, dass 80% alles Leids auf der Welt von Menschen verursacht wird (viele machen gedankenlos den Fehler, dass sie immer gleich Gott anklagen und übersehen, dass die Menschen meist selbst die Schuld für die Not tragen). Aber Jesu Anliegen geht in eine ganz andere Richtung, ER schaut noch vorne und sagt: "Wir wollen in dieser Not auf Gott schauen und wollen IHM vertrauen, dass ER jetzt handeln wird." Das ist der springende Punkt: Nicht zu sehr sich mit der Vergangenheit und Vermutungen beschäftigen, sondern viel mehr über Gottes Macht nachdenken und mit Seinem Eingreifen rechnen. Gebete bringen Gott zum Handeln. Darum sollen unsere Gedanken kreisen! - Jesus bringt noch überraschend den Satz: "ICH bin das Licht der Welt." (wie Johannes 8, 12) An dieser Stelle soll das heißen: Ich bringe Licht in schwierige Situationen. Es hilft nicht, im Dunkel der vergangenen Zeiten zu wühlen sondern viel wichtiger ist es, den allmächtigen Gott in die Überlegungen einzubeziehen! - Der geheilte Blinde sagt später: "Wer gottesfürchtig ist und Seinen Willen tut, den erhört Gott." (Vers 31) 4. Hiob. Hiob ist das Urbild für das Leiden. Er lebte gottesfürchtig - wurde aber plötzlich von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht: an e i n e m Tag starben alle seine zehn Kinder und am selben Tag verlor er sein großes Vermögen (Tausende von Schafen, Kamelen und Rindern) durch kriegerische Überfälle, Unwetter, Wirbelstürme - und wurde dann schwerkrank, so dass seine Frau sogar ihm riet: "Fluche Gott und stirb!" (Hiob 1 und 2). In 34 Kapiteln werden die Gespräche mit seinen Freunden am Krankenbett geschildert. Darin sind 85 Fragen Hiobs enthalten, die meisten fangen an mit warum? Es ist erschütternd, die Klage Hiobs zu lesen. Man ist überrascht, am Schluss - nach langen Auseinandersetzungen - die Antwort Gottes an Hiob zu hören. Gott beantwortet nicht die vielen Fragen Hiobs (die Er alle hätte beantworten können!). Gott beginnt mit einem schweren Vorwurf: "Wie kommst du denn dazu, dass du Meinen Plan und Meine Strategie anzweifelst und von Dingen redest, die du nicht verstehst?" (Hiob 38, 2) Die Rede Gottes an Hiob besteht nur aus Fragen, - rund 85. Alles Fragen über die großartige und wunderbare Schöpfung Gottes, beginnend mit: "Warst du dabei, als ICH die Erde schuf?" Das bedeutet: Gott hat im Kosmos ein gewaltiges Werk mit Milliarden von Galaxien geschaffen. ER ist ein ungeheuer aktiver Gott mit genialen Ideen, auch nach der Schöpfung unentwegt an der Arbeit. Jesus sagt: "Mein Vater ist ständig am Schaffen, - und Ich auch." (Johannes 5, 17) Unser Gott schläft nicht, ER ist ein handelnder Gott. - Hiob bekennt am Schluss: "Ich habe unweise geredet und tue Buße in Staub und Asche." (Hiob 42) Der Psalm 37 enthält eine wertvolle Lebensregel: "Befiehl dem HERRN deine Wege und vertraue auf IHN, so wird ER handeln." 5. Der Apostel Paulus hatte ein großes persönliches Problem. Über Jahre wurde er von einem bösen Satansgeist gequält (er verwendet das Bild "Pfahl im Fleisch" - 2. Korinther 12). Er betete mehrmals: "HERR, nimm mir das weg!" Christus hat aber dieser Bitte nicht entsprochen. ER sagte zu Paulus: "Nein, Ich will dich nicht von diesem Gebrechen heilen. Aber denke daran: Meine Kraft ist in dir unaufhörlich wirksam, auch wenn du dich schwach fühlst - und das genügt. Mit dieser Kraft wirst du mit allem fertig werden." Gott heilt nicht immer. Die Verweigerung kann sogar ein höheres Geschenk bedeuten als die Heilung. Paulus hat es so erlebt. Er fasst am Ende die göttliche Offenbarung zusammen: "wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." Mit seiner Schwäche (seinem "Pfahl im Fleisch") hat er sich später nicht mehr beschäftigt. Dieses Problem taucht bei Paulus in keinem seiner Briefe noch einmal auf, - auch nicht in den Listen, in denen er seine Leiden aufzählt (2. Korinther 4; 2. Korinther 6; 2. Korinther 11). Die Kraftquelle in ihm ist Christus. Wenn Christus sagt "Meine Kraft" dann müssen wir an die Sterne in den Galaxien denken, die durch IHN geschaffen wurden - und an die Auferstehung Jesu. Das sind Kräfte, die alles Bekannte weit übertreffen und von denen unsere Physiker keine Ahnung haben. In einem anderen Brief schreibt der Apostel: "die Kraft der Auferstehung Jesu (die also einen Leichnam lebendig machte!) ist auch in den Gläubigen am Werk." (Epheser 1, 19+20) Die Auferstehungskraft ist natürlich einem Satansboten haushoch überlegen. Deshalb sagt der Apostel am Schluss: "Ich bin frohen Mutes" - weil er weiß: Christus ist da - und mit IHM können alle Probleme gelöst werden. "Christus in uns - die Dynamik des Lebens" hat Major Ian Thomas mit Recht als Titel für sein erstes Buch gewählt. Das hält Paulus für ungeheuer wichtig. Deshalb definiert der Apostel in seinen Briefen immer und immer wieder einen Christen als einen Menschen, der "in Christus" ist, - oder "in dem HERRN", - das ist die kürzeste Formel für einen Christen! Hier liegt das Geheimnis, weshalb Christen auch größte Schwierigkeiten überwinden - weil Christus in ihnen lebt. (Römer 8, 37) Aus diesem Grund haben die christlichen Märtyrer in den ersten drei Jahrhunderten in der Todesstunde ein leuchtendes Zeugnis abgelegt, weil Christus in ihnen lebte und sie diesen Christus nicht aufgeben wollten. Auch die sog. "Liebestätigkeit" der Christen in Kliniken, Waisenhäusern, Kinderheimen ... - durch die Jahr-hunderte - ist nur zu erklären, weil der in ihnen wohnende Christus die Kraft und die Liebe geschenkt hat. - Dazu einige Stellen aus dem Neuen Testament, die das bestätigen: * "Wie viele aber Christus aufnahmen, denen gab ER göttliche Kraft , neue Menschen - nämlich Gottes Kinder - zu werden." (Johannes 1, 12) * Christus sagt: "Bleibet in Mir und ICH in euch. ... ICH bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in Mir bleibt und ICH in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne Mich könnt ihr nichts tun." (Johannes 15, 4+5) * Paulus schreibt von sich selbst: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." (Galater 2, 20) * "Wenn aber Christus in euch ist, ... so ist der Geist Leben..." (Römer 8, 10) * Paulus betet: "... Gott gebe euch Kraft, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne..." (Epheser 3, 17) * "... der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit." (Kolosser 1, 27) Das "Christus in uns" ist nicht die Erfindung einiger Theologen sondern die göttliche Wahrheit, die der Apostel Paulus in seinen Briefen oft (164 mal !! - siehe Bibelkurs Nr. 76) betont, - und die er von Jesus übernommen hat (siehe Johannes 15, 4+5). - Christus aufnehmen schließt noch eine andere wichtige Tatsache ein: erst wenn die Sünde in einem Leben bekannt, vergeben und getilgt ist, - erst wenn "die alten Möbel ausgeräumt" sind, zieht Jesus ein. ER und der Böse werden nie gemeinsam in einem Herzen wohnen. Wo Sünde vergeben wurde und wo Christus aufgenommen wurde, - da wohnt Christus im Innern eines Menschen. In dem Buch "Sieghaftes Leben" von Stanley Jones steht folgende praktische Anwendung, die für jeden Tag passt: Sage heute zu dir selbst: "Ich bin in Christus, also ist Seine Macht in meinem Leben wirksam in jeder einzelnen Angelegenheit des Tages. Heute wird Sein gewaltiger Arm neben meiner rechten Hand sein. Während ich bei meinen Aufgaben bin, wird eine ungewohnte Kraft in mir sein. Während ich mich in Schwierigkeiten befinde, wird es unerwartete Lösungen geben. In meinen Beziehungen zu andern Menschen wird eine Liebe sein, die über die meinige hinausgeht und diese Beziehungen schön und angenehm macht. Nichts wird mir heute begegnen, in dem ER nicht sein wird, und gemeinsam werden wir alles zu Ende führen. Das ist genug." Diese geistliche Praxis ist sehr wichtig und notwendig, weil Jesus selbst sagt: "ohne Mich könnt ihr nichts tun." (Johannes 15, 5) Wir können psychologische Tipps und Erfahrungen von anderen aufgreifen, aber wenn wir Jesus nicht als Kraftquelle haben, werden wir über ein normales Mittelmaß in unserem Leben nicht hinauskommen - und werden in harten Krisen sogar scheitern. Allein durch Christus werden wir zu Überwindern. II. Die Christen und das Leid. 1. Macht und Leid. Der Schweizer Arzt und Schriftleiter eines medizinischen Magazins, Dr. Rentchnick aus Genf, hat 1975 einen aufsehenerregenden Artikel veröffentlicht mit dem Titel: "Waisenkinder regieren die Welt" Er hat bei seinen historischen Forschungen festgestellt, dass unter den einflussreichsten Politikern der Geschichte fast 300 waren, die als Waisenkinder aufwuchsen, - darunter bekannte Namen: Alexander der Große, Julius Cäsar, Nero, Karl V., Ludwig XIV., Peter der Große, George Washington, Napoleon, Golda Meir (Israel) - aber auch: Iwan der Schreckliche, Dschingis Chan, Lenin, Hitler, Stalin, Fidel Castro - und auch religiöse Führer wie Konfuzius, Mohammed, Ignatius von Loyola. Der Autor meint: Waisenkinder haben wenig Rückhalt, müssen sich deshalb durchsetzen und entwickeln einen Sinn für Macht. - Der christliche Psychotherapeut Dr. Paul Tournier, der auf 50 Jahre Klinikerfahrung zurückschaut, greift das auf (in seinem letzten Buch "Im Angesicht des Leidens") und fügt hinzu: "Nicht alle begabten Waisen werden Diktatoren. Der entscheidende Faktor in schweren Zeiten ist die Liebe. Wenn Menschen in Notzeiten keine Liebe erfahren, neigen sie zu Gewalt. Die Liebe ist die einzige Kraft, die in einem solchen Fall Menschen zum Positiven verändern kann." - Die Bibel sagt: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in die Herzen der Gläubigen durch den Heiligen Geist."" (Römer 5, 5) 2. Das Leiden gehört zum Christsein. Leiden gehört zu den Grundbausteinen des Christentums. Jesus wurde vom Vater auf die Erde gesandt, um zu leiden und zu sterben. Durch Seinen Opfertod am Kreuz wurde die Erlösung der Menschheit vollbracht. Dadurch hat Christus gleichsam das Leiden "geadelt". Deshalb ist das Kreuz das Wahrzeichen der Christenheit. Im Anschluss an Seine erste Leidensankündigung sagt Jesus: "Wer Mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach." (Markus 8, 34) Jesus prophezeit also kein "Wohlfühl-Christentum" sondern ER kündigt den Christen Leiden an - aber nicht nur das! ER fügt hinzu: "Wer sein Leben verliert um Meinetwillen, der wird es finden." ER weist auch hin auf das herrliche Ziel der Christen. Die Apostel greifen das auf. Paulus sagt am Schluss seiner ersten Missionsreise den eben entstandenen Gemeinden: "Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes gehen." (Apostelgeschichte 22, 14) 3. Christus - unser Vorbild in unserem Leiden. Es wird leicht übersehen, dass das ganze Leben Jesu von Anfang an von Leiden gekennzeichnet ist. Es begann mit der Geburt in der elenden Umgebung eines Stalls auf einem Dorf. Dann folgte die plötzliche Flucht ins Ausland, wochenlang ist die Familie mit dem Baby unterwegs, 500 km bis Ägypten. Zurück in Israel wollte man Ihn in seiner Heimatstadt Nazareth nach Seinem ersten Auftreten töten. Diese Angriffe auf Sein Leben haben sich später mehrmals wiederholt. Auch unter Seinen Anhängern litt Er, weil sie so lange brauchten, bis sie Seine Botschaft verstanden und in die Praxis umsetzten. Einmal geschah es, dass begeisterte Zuhörer Ihn plötzlich zu Tausenden wieder verließen, weil ihnen Seine Predigt nicht gefiel. Im engsten Kreis hatte Er einen Verräter. Am Schluss ließen Ihn alle Seine Freunde im Stich. ER starb einen einsamen, qualvollen Tod - inmitten von zwei Verbrechern. Bei Seiner Beerdigung waren nicht einmal ein Dutzend Trauernde dabei. - Der Apostel fasst es zusammen in dem kurzen Satz: "ER erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod am Kreuz. - Darum hat Ihn auch Gott erhöht..." (Philipper 2) Wer den Weg des Leidens geht wird von Gott geehrt, - er befindet sich auf den Spuren des Gottessohnes. * Geduldig leiden. Der Apostel Petrus schreibt den Christen, die unter schwierigen Menschen zu leiden haben: "Wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott... denn auch Christus hat gelitten und euch ein Vorbild gelassen, dass ihr sollt nachfolgen Seinen Fußstapfen." (1. Petrus 2, 20+21) Es ist notwendig, dass wir "aufsehen zu Jesus", "der das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete....damit wir nicht matt werden und den Mut nicht sinken lassen." (Hebräer 12) Diese Verbindung zu Jesus ist wichtig, weil ER nicht nur als Vorbild uns Impulse gibt sondern ER gibt uns auch die Kräfte, die wir brauchen. - 1967 ist eine junge amerikanische Christin, Joni Eareckson, beim Tauchen verunglückt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Beim Besuch einer Freundin tröstete es sie, als sie hörte, dass Jesus am Kreuz auch wie gelähmt hing und ähnlich wie sie Schmerzen erlitt. Sie hat später auf großen Treffen im Rollstuhl berichtet, wie ihr Jesus im Leiden geholfen hat. Sie erhielt Tausende von Briefen von Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlitten und Hilfe durch ihr Zeugnis bekamen. So hat sie Gott als Sein Werkzeug benützt - mehr als sie anfänglich dachte. * Durch Leiden führt Gott zu Reife und Heiligkeit. Von Jesus heißt es im Hebräerbrief: "Es ziemte sich für Gott, dass ER Jesus... der viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hat,... durch Leiden vollendete." (Hebräer 2, 10) "So hat Jesus, obwohl ER Gottes Sohn war, doch an dem, was ER litt, Gehorsam gelernt ... und ist dadurch Urheber des ewigen Heils geworden." (Hebräer 5, 8+9) Gerade der Hebräerbrief betont die Sündlosigkeit Jesu an zwei Stellen (Hebräer 4, 17 und Hebräer 7, 26). Wenn also das Leiden beim sündlosen Christus notwendig war, um zur Vollkommenheit zu gelangen, wie viel mehr brauchen wir es in unserer Sündhaftigkeit. Die Heilige Schrift betont das immer wieder. Paulus schreibt: "Nachdem wir Frieden mit Gott gefunden haben, sind uns die Tore zur himmlischen Welt weit geöffnet: wir haben Zugang zum Thron Gottes, wir haben eine große begründete Hoffnung, - aber wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil sie uns Geduld und Bewährung bringen." (Römer 5, 3-5) - sie helfen uns also zur Vollkommenheit. Deshalb beginnt auch der Apostel Jakobus seinen Brief mit einem für uns heute überraschenden Satz: "Freut euch, dass ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, denn dadurch wird euer Glaube echt und ihr lernt Geduld. Die Geduld ist nötig, damit ihr vollkommen werdet." Beide Apostel betonen, dass wir der Vollkommenheit zustreben sollen und dass uns dabei die Bedrängnisse und Leiden sehr helfen. Wir dürfen also nicht so sehr klagen und jammern, wenn immer neue Schwierigkeiten auftauchen sondern wir sollen sie als Stufen betrachten, die uns nach oben bringen. Die Bibel verwendet drei Bilder aus dem Alltag, um das zu verdeutlichen: o Ein guter Vater gibt sich viel Mühe für die Erziehung seiner Kinder und wird deshalb auch manchmal streng sein. Gott macht es ähnlich mit uns, Seinen Kindern - aber immer so, "dass es zu unserem Besten dient, damit wir an Seiner Heiligkeit Anteil erlangen." (Hebräer 12, 5-11) o Ein Juwelier läutert Gold und Silber im Feuer, das tut er nur bei kostbaren Metallen. Ähnlich macht es Gott bei uns. Petrus schreibt: "Deshalb freut euch, wenn ihr in verschiedenen Anfechtungen geprüft werdet - wie das Gold im Feuerofen - , denn Gott hat Großes mit euch vor! - damit euer Glaube als echt befunden wird, wenn Jesus wiederkommt." (1. Petrus 1, 6+7) o Ein Weingärtner beschneidet den Weinstock, (der Weinstock wird von allen Sträuchern und Bäumen am kräftigsten beschnitten, so dass der Laie das mit Angst und Schrecken beobachtet!) damit viel und gute Frucht erzielt wird. (Johannes 15, 1-8). Jesus sagt: "Mein Vater wird verherrlicht, wenn ihr viel Frucht bringt," - aber viel Frucht wächst nur, wenn eine gründliche Beschneidung erfolgt, - wenn wir also manchmal durch viel Leiden geführt werden. Gesegnete Väter und Mütter in Christus sind meist Christen, die sich in vielen Prüfungen bewährt haben. * Dienen durch Leiden. Das Kreuz ist auch das Symbol dafür, dass der beste Dienst durch Leiden geschieht. Christus hat uns den größten Dienst erwiesen durch Seinen Opfertod. Die vier sog. "Gottesknechtlieder" bei Jesaja (Kap. 42; 44; 49 und 53) enthalten die zentrale Botschaft: der "Knecht Gottes" erfüllt Seinen Dienstauftrag, indem ER leidet (vor allem Kap. 53) Dienen und Leiden gehören in der Geschichte der Gemeinde Jesu immer zusammen. Jesus sagt es in einem Bild: "Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt, bringt es viel Frucht." (Johannes 12) - und wenn es nicht erstirbt, bringt es keine Frucht. Der Kirchenvater Tertullian prägte das bekannte Wort: "Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche." Das 20. Jahrhundert zählt die meisten Blutzeugen Jesu in zwei Jahrtausenden. * Die Hoffnung auf eine großartige Herrlichkeit. Wer mit Christus leidet wird auch an der Herrlichkeit Christi teilhaben. Paulus schreibt dazu: "Ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll." (Römer 8, 18) "Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft uns eine ewige und über alles Maß und Ziel hinaus großartige Herrlichkeit - für uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare..." (2. Korinther 4, 17+18) Und was wird diese große Herrlichkeit sein? "Wir werden Jesus Christus gleich sein" und "Wir werden IHN sehen, wie ER ist." (1. Johannes 3, 2) Ein herrlicheres Ziel gibt es sonst nirgends. Es lohnt sich, hier auf Erden einige Prüfungen durchzustehen im Blick auf die Herrlichkeit, die uns erwartet. - Paulus hat in Korinth die Isthmischen Spiele miterlebt (die Konkurrenz zu den Olympischen Spielen im nördl. Griechenland) und er nimmt sie als Vergleich für die ewige Welt: Jene Sportler laufen, kämpfen und trainieren und nehmen manche Entbehrungen auf sich, um einen schnell verwelkenden Lorbeerkranz zu erlangen - wir aber bekommen aus der Hand Jesu eine goldene und unvergängliche Krone. (1. Korinther 9) In den Negro-Spirituals unter den Sklaven der Südstaaten in USA, in schwerer Leidenszeit entstanden, waren das Kreuz und die himmlische Herrlichkeit der Hauptgrund ihrer Freude. Wir spüren noch heute die Kraft dieser bewegenden Gospel-Songs. ("Where you there, when they crucified my Lord?" - "Oh, When the saints go marching in...And when they crown Him Lord of Lords...") Der Kehrreim eines alten Liedes sagt es schlicht. Bei allem Gold und Glanz der himmlischen Herrlichkeit: "... dennoch wird Jesus und Jesus allein Grund meiner Freude und Anbetung sein!" - weil wir IHM alles zu verdanken haben! - IHM gebührt Ehre und Ruhm und Preis und Lob in Ewigkeit! AMEN 1. April 2006 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün