99. Bibelkurs                                                                                                                 BK 99

 

Großes Gottvertrauen - was hilft uns dazu? – Teil 2/3

 

IV. Das beste Beispiel für großes Gottvertrauen ist ABRAHAM.

            Der Apostel Paulus entfaltet im Römerbrief das große Thema des Neuen Testaments:

Wie wird man ein Christ? Das beschreibt er in den ersten acht Kapiteln des Briefs. Das 4. Kapitel verwendet er, um das alles an einem Beispiel, und zwar am Leben Abrahams deutlich zu machen. Er wählt dafür nicht Mose oder David (von dem er nur drei Verse in diesem Kapitel erwähnt) sondern Abraham. Bei ihm kann man Gottvertrauen am besten lernen. Er ist dafür das große Vorbild für die Gläubigen aller Zeiten, der „Vater des Glaubens“ (wie ihn Paulus in Römer 4 nennt) für alle Christen. Abraham ist fast so etwas wie „ein Extremfall“ unter den Patriarchen. (H. Thielicke sagte seinen Studenten in Tübingen oft: „Studiert die Extreme, da lernt ihr am meisten!“). Abraham sollte mit seiner Familie nach Gottes Befehl seine Heimat in Ur am Euphrat verlassen und in ein unbekanntes Land ziehen, 1000 km entfernt. Gott machte ihm ein großes Versprechen (dass er viele Nachkommen haben werde), aber er musste 30 Jahre warten, bis der erste Sohn geboren wurde – und diesen Sohn Isaak sollte er nach einigen Jahren auf einem Altar Gott opfern. In solche ganz außergewöhnliche Situationen hat Gott den Abraham geführt – und Abraham hat an der Richtigkeit der Wege Gottes nicht gezweifelt sondern war fest überzeugt: „Gott führt immer richtig, - auch wenn ich es nicht verstehe.“

            Paulus greift aus dem Leben Abrahams (das 14 Kapitel umfasst: 1. Mose 12-25) nur eine Episode heraus, die der Wendepunkt in seinem Leben war (so wie für Paulus vor Damaskus die Begegnung mit Christus die große Wende in seinem Leben war). Paulus wählt nicht 1. Mose 22, den Bericht über die Opferung Isaaks, den wir für den stärksten Beweis eines großen Gottvertrauens halten würden - sondern 1. Mose 15. In 1. Mose 15 wird der „Durchbruch“ zum großen Gottvertrauen Abrahams geschildert, gleichsam die „Bekehrung“ Abrahams. Die Opferung Isaaks (1. Mose 22) ist das Produkt dieses Gottvertrauens, das Abraham in 1. Mose 15 gewonnen hatte. Der Bericht schließt mit dem Vers: „Abraham glaubte – und das rechnete Gott ihm zur Gerechtigkeit.“ (1. Mose 15, 6). Vier Mal zitiert Paulus diese Episode in Römer 4. Er will sagen: „Abraham setzte sein ganzes Vertrauen auf den lebendigen Gott, - mehr konnte er nicht tun - und mehr sollte er auch nicht tun, – und damit war Gott vollauf zufrieden!“ Und dadurch ist Abraham’s Gottvertrauen das Vorbild für alle Gläubigen geworden: Gott vertrauen, auch wenn wir Seine Führung nicht verstehen – dahin möchte Gott uns bringen. Dabei kann uns Abraham sehr helfen. Deshalb ist es gut, wenn wir diese Episode bei Abraham genau studieren. - Was war da geschehen?

            Abraham machte sich Sorgen um seine Zukunft. Gottes Versprechen (dass Abraham viele Nachkommen bekommen werde) hatte Abraham völlig vergessen, weil er die Erfüllung nicht mehr für möglich hielt. Er machte sich seinen eigenen, ganz anderen Plan. Da rief ihn Gott eines Nachts aus seinem Zelt und sagte zu ihm: „Schau hinauf zum Sternenhimmel und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen? So zahlreich werden deine Nachkommen sein!“ Zum Sternezählen braucht man mehr Zeit als 5 Minuten (mit bloßem Auge kann man am klaren Himmel ca. 3000 Sterne se-en!). Abraham sollte sich Zeit nehmen und über die Botschaft Gottes und die Sterne nachdenken.

 

            Der große Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888), der bedeutendste Theologe der orthodoxen Juden des 19. Jahrhunderts in Deutschland, der in Frankfurt/M. lebte und den auch Jakob Kroeker in seinen Büchern viel verwendet) hat diesen Wendepunkt im Leben Abrahams sehr gut herausgearbeitet (in seinem Kommentar „Der Pentateuch“ 1867/78; Nachdruck 1986). Er hat auf Fakten hingewiesen, die uns wenig bekannt sind und uns helfen können:

            <Freilich wusste Abraham von Kind auf, dass es sehr viele Sterne gibt, ja dass sie unzählig sind. Aber immer, wenn zu einer göttlichen Botschaft noch ein Zeichen (hier: die Sterne) hinzutritt, soll diesem Gotteswort eine tiefere Auffassung gegeben werden. Der Anblick der Sterne soll also einen Gedanken veranschaulichen, der tief in die Seele geprägt werden soll und worin der Kern der Gottesrede liegen muss. Als Gott früher zu Abraham gesagt hatte: „ICH will deine Nachkommen machen wie den Staub auf Erden“ (1. Mose 13, 16), hat ihm Gott vorher nicht den Staub gezeigt. --- Abraham hatte die Hoffnung aufgegeben, ein Kind zu erhalten. Da sagte Gott zu ihm: „Dort am Himmel siehst du eine ganz andere Gestaltung des Daseins als hier auf der Erde. Was wir auf Erden erblicken, ist von anderen Geschöpfen erzeugt (oder hat sich im Lauf der Zeit entwickelt), stammt also nicht direkt aus Gottes Händen. (Für einen Christen hat die Tatsache, dass Gott die Welt geschaffen hat, viel mehr Bedeutung als alles, was mit Entwicklung und Evolution zu tun hat). Abraham hatte recht: innerhalb der irdischen Verhältnisse fehlten alle Voraussetzungen, um Hoffnung auf Kindersegen zu haben. Am Himmel ist es umgekehrt. Dort sehen wir Geschöpfe, die unmittelbar von Gott ins Dasein gerufen wurden, so wie die Sterne seit den Tagen der Schöpfung zu sehen sind. Wenn jemand Gottes Allmacht unvermittelt („im Original“) sehen will, dann muss er zu den Sternen sehen, wo uns eine unmittelbar von Gottes Allmacht geschaffene Welt entgegenleuchtet. Diese unmittelbar aus dem „Schöpfer-Werde!“ („Es werde Licht...“) stammenden Geschöpfe (die Sterne!) sind mehr als alle auf Erden erzeugten Wesen.>         

Das bedeutet: bei den Sternen sehen wir Gottes Werk im gewaltigsten Ausmaß. Unsere heutigen Astronomen sagen: es gibt im Universum Milliarden von Sternen (man zählt etwa 200 Milliarden Galaxien, von denen jede ca. 200 Milliarden Sterne hat). Jeder Stern ist – wie unsere Sonne! – ein „fliegendes Kernkraftwerk“. Um auf Erden ein Kernkraftwerk zu bauen, brauchen unsere Techniker über 30 Jahre; dass es dann noch fliegen kann, darüber denkt niemand nach. Unsere Sonne hat einen Durchmesser von 1, 5 Mio. km. Der größte Stern, den wir nachts am Himmel sehen ist der Sirius (in Verlängerung der drei Gürtel-Sterne vom Orion – nach unten!), der 2000 mal größer ist als unsere Sonne. Diese grandiose Sternenwelt hat Gott geschaffen. Um diesen großen Gott sollen Abrahams Gedanken kreisen, dann wird er langsam begreifen: dem Allmächtigen kann man das Allergrößte zutrauen. Jahwe ist „der Gott Israels, der allein Wunder tut.“ (Psalm 72, 18). „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ (Lukas 18, 27). Mit diesen Worten antwortete Jesus Seinen Jüngern, die sich nicht vorstellen konnten, dass ein reicher junger Mann sein ganzes Vermögen den Armen gibt und dann Jesus nachfolgt. – (Es ist die Jahreslosung für 2009). – <Noch 30 Jahre müssen Abraham und Sara kinderlos herumwandern und auch die letzte irdische Aussicht auf Elternfreude muss ihnen geschwunden sein, - es muss dieses irdische Hoffen zu einem völligen Gelächter geworden sein, Abraham und Sara müssen unwillkürlich lachen, - die ganze Welt lachen, ehe das Kind nach Gottes Verheißung geboren werden sollte.> (Hirsch). - Im Volksmund hört man oft: „Das ist ja zum Lachen!“ und damit will man sagen: das ist unmöglich! Auf diesen Gott setzt Abraham seine ganze Hoffnung, weil ihm Gott die Sterne gezeigt hatte und er ins Nachdenken gekommen war. Da sind ihm – im wahrsten Sinne des Wortes – „die Augen aufgegangen“ über die Größe Gottes. Die Christen glauben an den gleichen Gott und Jesus hat es uns noch leichter gemacht, diesem Gott das Größte zuzutrauen. Seine Wunder, Seine Auferstehung und der Heilige Geist helfen uns dabei. Deshalb sagt Jesus – wie selbstverständlich – nachdem der Feigenbaum durch Seinen Befehl so schnell verdorrt war: „Wenn ihr richtiges Gottvertrauen habt, dann könnt ihr sogar Berge versetzen (nicht bloß Feigenbäume!)“. Als im Psalm 147 die Sterne erwähnt werden, heißt es im nächsten Vers: „Groß ist unser Gott und reich an Kraft“.

            Etwa 40 Jahre nach dieser Sternennacht sollte Abraham auf Gottes Befehl hin seinen Sohn Isaak nach einem 3-Tage-Marsch auf dem Berg Morija opfern. Menschlich gesehen hätte er damit den großen Traum seines Lebens wieder zunichte gemacht. Aber Abraham dachte nicht so, er dachte anders: „er dachte, Gott kann auch den toten Isaak wieder lebendig machen.“ (Hebräer 11, 10). Wieso hat Abraham nach 40 Jahren immer noch so positiv von Gott gedacht wie damals beim Anblick der Sterne? Warum war nach so langer Zeit ihm die Größe Gottes immer noch gegenwärtig, so dass er sogar eine Totenauferweckung bei Gott für möglich hielt? (solches war bisher noch nie geschehen!). Die Antwort ist wohl ziemlich einfach: jedes Mal, wenn Abraham abends zum Himmel schaute (im Orient sind Wolken am Himmel sehr selten!) und die Sterne erblickte, wurde er an jene Nacht erinnert, als Gott zu ihm gesprochen hatte – und zwar an jedem Tag, in jeder Nacht. Wenn die Sonne untergegangen war und die ersten Sterne leuchteten, wurde die göttliche Erinnerung bei Abraham immer wieder neu lebendig. à Wenn man jeden Tag an etwas erinnert wird, kann man es nicht vergessen. Das brauchen wir auch für die großen göttlichen Wahrheiten:

            „Mein Gott ist sehr groß. ER wird mit allem fertig. ER bringt mich überall durch.

Nichts ist IHM unmöglich. ER macht keine Fehler. ER führt mich immer richtig.“ Wenn wir diese Gedanken jeden Tag innerlich bewegen, hilft das uns mehr als wenn wir immerzu über unsere Sorgen grübeln, was ja keine Änderung der Verhältnisse bewirkt. Lieber den Kopf voller Gottesgedanken als den Kopf voller Probleme. Das ist positiv! Solches Gottvertrauen hat sich Jesus bei Seinen Nachfolgern sehnlichst gewünscht, wenn Er sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der echtes Gottvertrauen hat.“ (Markus 9, 23) Es ist nicht nur ein Stichwort (oder ein „Mantra“), sondern echtes Gottvertrauen ist ein Denken, das sich viel mit Gott beschäftigt: mit Seiner gewaltigen Macht, Seinen großen Taten, Seiner großen Liebe, mit Seinen zahlreichen Verheißungen, mit den vielen Wundern Gottes (von der Schöpfung angefangen, - in der Natur im Großen und im Kleinen, - bei Mose und Elia, - bis zu den Wundern Jesu). Wenn das an unserem inneren Auge vorüberzieht und die Phantasie es lebendig macht, dann tut man mehr für die vielen Alltagsprobleme als wenn wir unsere Sorgen immer wieder bedenken (und doch keine Lösung finden).

 

·                    Dieses Erinnern an Gottes Taten hat Menschen schon oft geholfen. Als Jakob (der Enkel Abrahams) bei der Heimkehr nach 20-jährigem Auslandsaufenthalt eine schwere Auseinandersetzung mit seinem Bruder Esau (wegen eines Erbstreits) befürchtete, verbrachte er die ganze Nacht im Gebet. Es war für Jakob ein Ringen mit Gott – und dadurch wurde er ein neuer Mensch und bekam auch einen neuen Namen von Gott (Israel). In diesem Gebetskampf erhielt er einen Schlag auf die Hüfte, so dass er von da ab hinkte und an einem Stock gehen musste. (Für Israel ist das eine heilige Geschichte, deshalb essen sie nie das Muskelfleisch über diesem Hüftknochen). Wenn Jakob am Morgen seinen Stock ergriff, wenn er einen hinkenden Schritt machte, war der Gedanke da: „Das hab ich seit jener Nacht bei Pnuel (Pniel = „Angesicht Gottes“, dem Jakob begegnet ist) am Jabbock-Fluss!“ (1. Mose 32, 32+33). Dadurch wurde Jakob oft an die Begegnung mit Gott erinnert, die sein Leben verwandelt hatte und durch die er von Gott einen großen Segen erhielt. Die Erinnerung an dieses Gotteserlebnis hatte auf Jakob einen heilsamen Einfluss.

            Mit Petrus war es ähnlich: ein Hahnenschrei am frühen Morgen beim Prozess gegen Jesus (von Jesus bereits vorausgesagt) bewirkte eine Wende in seinem Leben: er wurde an sein dreimaliges Versagen erinnert – aber auch an die Prophezeiung Jesu, und das bewirkte bei ihm Reue und Umkehr zu Jesus. (Lukas 22, 60-63). Petrus hat später noch oft frühmorgens den Hahnenschrei gehört (vielleicht sogar jeden Tag!). Was hat er sich wohl dabei gedacht? Manche Psychologen würden sagen: Das ist gefährlich, wenn man jeden Tag an sein Versagen erinnert wird, das kann zu Depressionen führen! – Aber Petrus hat wohl anders gedacht (und da war sicher auch der Heilige Geist mit am Werk). Er dachte beim Hahnenschrei: „Es ist alles wieder gut. Jesus hat mir vergeben!“ Bei jedem Hahnenschrei war ihm ein wichtiges Faktum präsent: „das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde.“ (1. Johannes 1, 7). Schon in aller Frühe wurde Petrus an die große Liebe Jesu erinnert – insofern hat ihm dieser tägliche, musikalische Morgengruß sogar Freude bereitet. Als Petrus fünf Wochen später beim Pfingstfest in Jerusalem auf dem Tempelplatz vor Tausenden eine kraftvolle Predigt hielt, hat man bei ihm keinerlei Minderwertigkeitskomplexe gemerkt. Wo Vergebung der Sünden ist, da haben Depressionen keinen Platz mehr, da herrschen Frieden, Gelassenheit und die Gewissheit des göttlichen Beistands.

            Auch die Evangelien schreiben über dieses wichtige Erinnern. (Papst Benedikt XVI. hat in seinem Jesus-Buch 10 Seiten darüber geschrieben). Die großen Feste Israels sollen an die großen Taten Gottes erinnern. Die zwei wichtigsten Feste (Wallfahrtsfeste), die je 7 Tage lang in Jerusalem gefeiert wurden, waren das Passa-Fest und das Laubhüttenfest. Sie erinnerten an zwei große Ereignisse in der Geschichte Israels: an den Exodus (Auszug aus Ägypten) und an die 40-jährige Wüstenwanderung, wo Gott sein Volk wunderbar versorgt hat – in der Wüste (wo es nichts gibt zum Leben, - nur Sand!). An beiden Festen wurden ausführlich die Berichte darüber aus den fünf Büchern Moses öffentlich vorgelesen. Israel sollte bewusst werden, wie Gott sie durch schwerste Krisen hindurchgebracht hat. Das sollte nie vergessen werden.  

Drei Mal wird von den Jüngern berichtet, dass sie sich bei einem Ereignis an ein Schriftwort erinnerten: nach der Tempelreinigung (Johannes 2, 17), bei einer darauf folgenden Botschaft über Seine Kreuzigung (Johannes 2, 22) und beim Einzug in Jerusalem (Johannes 12, 16). Das richtige Verständnis dieser Ereignisse erhielten die Jünger erst nach der Auferstehung Jesu. à Wer die Auferstehung erfasst hat, der tut sich leichter, Zusammenhänge zu erkennen. „Erinnern“ bedeutet in der Hei-ligen Schrift ein vom Heiligen Geist geführtes tieferes Verstehen. Ohne die göttliche Mithilfe können wir manchmal nur „den Kopf schütteln“ oder wir finden manche göttliche Botschaft sogar lächerlich (1. Mose 19, 14). – Auch Maria pflegte dieses „Erinnern“. Zwei Mal heißt es von Maria: „Sie behielt diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“ (nach der Huldigung der Hirten an der Krippe – Lukas 2, 19 – und nach dem Besuch im Tempel mit dem 12-jährigen Jesus – Lukas 2, 51). à Wer sich mit Gottesworten beschäftigt, sie bewegt und über sie nachdenkt, bekommt ein tieferes Verständnis von Gottes Wegen und von Gottes Führungen durch die Mithilfe des Heiligen Geistes. (Der Heilige Geist ist eine Kraft von oben – nicht bloß ein Gefühl! – Apostelgeschichte 1, 8).     

            Es ist uns eine große Hilfe, wenn wir uns jeden Morgen an die Auferstehung Jesu erinnern. Von Anfang an war die Einführung des Sonntags bei den Christen eine wöchentliche Erinnerung an die Auferstehung Jesu. Sie ist das größte Ereignis nach der Erschaffung der Welt. Sie ist der Beweis für die große Kraft Gottes. Denn wer Tote lebendig machen kann, der ist wirklich der Stärkste! Deshalb sagt Paulus: „Christus ist mein Leben. Alles andere ist bloß ein Dreck.“ (Philipper 1, 21; Philipper 3, 8). Das Geheimnis von „Christus in uns“ (Kolosser 1, 27) hat zwei Seiten:

                                   ¡ Der Gekreuzigte macht mich rein. (1. Johannes 1, 8)                                                               ¡ Der Auferstandene macht mich stark. (Epheser 1, 19+20)

Weil Christus in uns lebt (Galater 2, 20), steht uns ständig eine große Kraft zur Verfügung. Vier Mal ist Christus nach Seiner Auferstehung den Gläubigen erschienen (keinem einzigen Ungläubigen!) – und zwar bei unerwarteten Anlässen: nicht in einem Gottesdienst oder in einer Kapelle sondern in einer Versammlung von ängstlichen und verzagten Gläubigen (Johannes 20, 19), bei der Arbeit (Johannes 21, 6+7), bei einer Wanderung (Lukas 24), in einem Garten (Johannes 20, 11-18). Christus wollte damit Seinen Leuten sagen: „ICH bin ständig da, ihr könnt jeden Moment mit Mir rechnen, ICH bin da – mit der großen Kraft der Auferstehung.“ Solche Gedanken können jede Situation positiv verändern!

 

            Wir kennen alle zweierlei Erinnerungen. Es gibt negative Erinnerungen (an früheres Versagen, an schlimme Erfahrungen, an tragische Ereignisse in der Vergangenheit). Sie lassen sich oft nicht vermeiden und kommen unaufgefordert. Aber, so sagt Luther - „wir können verhindern, dass diese <schwarzen Vögel> Nester in unserer Gedankenwelt bauen“. Dabei hilft uns sehr, wenn wir uns mit Gottes WORT und mit Seinen Taten in der Vergangenheit (in der Bibel und in unserem Leben) beschäftigen. Das Volk Israel sollte beim Laubhüttenfest an den Durchzug durch das Rote Meer erinnert werden und an den Felsen (2. Mose 17), der ihnen Wasser spendete (aber auch an den „Tanz um das Goldene Kalb“ – 2. Mose 32 - oder die Rebellion der Truppe Korachs – 4. Mose 16).

 

·     Das Thema Verheißung spielt in Israel eine große Rolle. Der britische Historiker Herbert Butterfield (1900-1979) schreibt: Die Hebräer sind die Erfinder der Geschichtswissenschaft. Sie schrieben die Geschichte ihres Volkes nieder, weil Gott ihnen Dinge versprochen hatte, die dann auch wirklich eintrafen (z.B. die Befreiung aus Ägypten und die Einnahme des Gelobten Landes). Das war ihnen so wichtig, dass sie es aufschrieben. Dieses Phänomen findet man bei keinem anderen Volk der frühen Antike (z.B. nicht bei den Babyloniern, Persern, Ägyptern). - Schon bei Abraham hat Gottes Verheißung eine große Rolle gespielt. Der Anblick der Sterne hat ihm die Größe seines Gottes gezeigt. Daraus zog er einen wichtigen Schluss: wenn dieser große Gott ihm etwas sagt, dann ist das äußerst wichtig (so wie das Urteil des Chefarztes mehr Bedeutung hat als eine Äußerung der Krankenschwester). Wenn aber diese große Gott dann sogar noch ein Versprechen gibt, dann ist das noch mehr zu beachten. Denn auf das Versprechen eines großen Gottes kann man sich absolut verlassen, - auch wenn man vielleicht – wie Abraham! - lange warten muss bis es eintrifft. (Gott hat manchmal sogar sein Versprechen mit einem Eid bekräftigt, um alle Zweifel aus dem Weg zu räumen! Hebräer 6, 13+14; 1. Mose 22, 16+17). Das bestätigt Paulus in Römer 4: „Abraham zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben (weil sich die Erfüllung verzögerte), sondern wurde stark in seinem Gottvertrauen und gab Gott die Ehre (er hat Gott nie kritisiert oder Warum? gefragt) und wusste aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann ER auch tun.“ Deshalb hat der Apostel im Hebräerbrief das größte Versprechen Gottes - „ICH will mit dir sein!“ - den Christen mit einer fünfmaligen Wiederholung eingeschärft: „Nimmermehr! Niemals! Nein! Unter keinen Umständen! Auf keinen Fallwerde ICH dich verlassen und nicht von dir weichen!“ (Hebräer 13, 5; Übersetzung von Erich Sauer). Wir können uns auf jede Verheißung Gottes verlassen. Nicht der leiseste Zweifel sollte in unser Denken eindringen. Was Gott sagt, ist immer Wahrheit! Gott hält, was ER verspricht.

Tollkühnheit ist etwas anderes als Gottvertrauen. Gottvertrauen hat große Ehrfurcht vor Gott und rechnet in allem mit Gott. Tollkühnheit hat keine Beziehung zu Gott, dem Allmächtigen, - ist eine Art Wahnvorstellung und lebt von einer Idee.

 

·         Bei den Verheißungen Gottes braucht es oft Geduld. Abraham musste 30 Jahre lang warten, bis der versprochene Sohn Isaak geboren wurde. Die tägliche Erinnerung durch die Sterne an

das Versprechen Gottes hat ihm die Kraft gegeben, nicht zu zweifeln oder die Hoffnung aufzugeben. Die Nachkommen Abrahams wurden nach der vierten Generation (ab Joseph) auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt (Gott hatte das dem Abraham schon gleich nach dem Sternen-Erlebnis -1. Mose 15 - angekündigt): seine Nachkommen sollen 430 Jahre lang in einem fremden Land Sklavendienste tun. Schon nach vier Menschenaltern sollte Israel wiederum für die Zeit von vier Menschenaltern in einem fremden Land (Ägypten) Unterdrückung erfahren. (1. Mose 15, 16) Die Geschichte Israels fängt mit schweren Prüfungen an. Aber diese lange, harte Zeit endete mit einer großartigen Machtdemonstration Gottes: Ägyptens Diktator Pharao Ramses II. (er regierte 66 Jahre lang, 9 Pharaonen nach ihm nannten sich nach seinem Namen!) musste das Volk Gottes freilassen, damit es am Berg Sinai Gott diene und von IHM eine Offenbarung empfange, um dann den Weg in das ihm versprochene Land anzutreten. – Wer lange warten kann und das Gottvertrauen nicht aufgibt, wird Wunder erleben. – „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ (Hebräer 10, 35+36)

 

                         Gott vertrauen – wie Abraham, wie sieht das praktisch aus?“

 

Es hilft uns manchmal, wenn wir die wichtigen Verse Römer 4, 2-5 über das Gottvertrauen Abrahams in einer freien (aber inhaltlich korrekten) Übersetzung lesen (hier: nach „The Message“ von E. Peterson). Der bekannte Kernvers lautet in der Luther-Übersetzung: „Wer nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“ (Römer 4, 5)

 

<Die Sternen-Geschichte (1. Mose 15) ist keine Abrahamstory sondern eine Gottesstory.

- In der Heiligen Schrift lesen wir: Abraham hatte beim Anblick der Sterne verstanden, was für eine große Kraft Gott besitzt und dass ER diese große Kraft auch für ihn einsetzen will. Und das war der Wendepunkt. Abraham vertraute einfach Gott, dass ER wegen seines Gottvertrauens mit ihm zufrieden ist und für ihn arbeiten wird und Sein Versprechen (wegen eines Sohnes) erfüllen wird. - Wenn du dich mit allen Kräften bemühst, Gottes Gebote zu halten, dann ist das eine gute Sache – und dann bekommst du auch einen Lohn dafür – aber dann ist das eben ein Lohn und kein Geschenk. Aber Gott will dich nicht belohnen sondern ER will dich beschenken. - Wenn du merkst, dass es auch beim besten Willen zu schwer ist, alle Gebote Gottes zu halten, dann ahnst du: das kann nur Gott allein. Und wenn du nun einfach vertraust, dass Gott es auch tun wird, - dann ist dieses „IHM-vertrauen-dass-ER-es-tun-wird“ genau das, womit Gott völlig zufrieden ist. Gott wird arbeiten. Gott will dich beschenken – und nicht belohnen.>

 

„unmöglich!“ - das denken wir oft, wenn wir vor großen Problemen oder vor einem riesigen Sorgenberg stehen! ... es ist doch unmöglich, hier einen Ausweg zu finden! ... es ist doch unmöglich, dass ein gottloser Mensch – nur weil er Gott alles zutraut, von Gott angenommen wird!  ... es ist doch unmöglich, dass ein fast 100 Jahre altes Ehepaar mit zwei „erstorbenen“ Körpern (Römer 4, 19) noch ein Kind bekommen kann! ... es ist unmöglich, dass Gott einen versprochenen und dann wieder getöteten Isaak zu neuem Leben erwecken kann! - Das erscheint u n s unmöglich, aber nicht dem Abraham. Sein Gottvertrauen war so groß, dass er Dinge für möglich hielt, die allgemein für unmöglich gehalten wurden. In der Sternennacht hatte er gelernt, wie groß sein Gott ist, darum traute er IHM auch das Größte zu. Wer Sterne herstellen kann ( – noch dazu in rauhen Mengen! – und in „astronomischen“ Größen, wo man die Entfernungen mit „Lichtjahren“ berechnet – 1 Lichtjahr = 9, 46 Billionen km) für den sind unsere Probleme kein Problem. Beim Nachdenken über die Schöpfung und über den Schöpfer ist dem Abraham „die Sonne aufgegangen“ (wie dem Jakob am Morgen nach dem Gebetsringen – 1. Mose 32, 31+32). In ähnlicher Weise hat Hiob, als Gott ihm Seine Schöpfung vor Augen führte, eine ganz neue positive Perspektive für sein schweres Schicksal bekommen (Hiob 42, 1-6) In diesem Sinn ist Abraham das Vorbild der Gläubigen geworden. -Wenn eine Stimme in uns sagt: „Das ist doch unmöglich!“ dann sollten wir uns an Abraham erinnern: Gott kann mehr als die meisten denken. ER ist größer als man allgemein annimmt. – Was Gott verspricht, das hält ER auch ein! Dieses Gottvertrauen hilft uns am meisten – auch in unserem Alltag!

Weil Abraham der „Vater des Glaubens“ für die Christen ist (Römer 4), soll er ein Vorbild für alle Gläubigen sein. Deshalb hat Christus auch das Gottvertrauen des Hauptmanns von Kapernaum so sehr gelobt und ihn als Vorbild hingestellt – und war traurig, dass ER es unter den Gläubigen des Gottesvolks so selten gefunden hat. Sein Wunsch war, dass immer mehr von Seinen Anhängern diese Einstellung haben: „Bei den Menschen ist nicht alles möglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich – unbegrenzt!“ (Matthäus 19, 26) Wenn dieser Grundgedanke unsere Gedankenwelt beherrscht, dann kommen wir durch alle Schwierigkeiten hindurch, - dann sind wir so, wie Christus uns gerne haben möchte.

 

Martin Luther an der Himmelspforte:

            <Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen,

den Forderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um

Christi willen dies täglich beweinte Zurückbleiben vergebe, dann ist’s aus mit mir.    Ich müsste verzweifeln. Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich hängen, das tu ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin (Lukas 7). Obwohl ich auch noch schlechter bin als diese, halte ich doch meinen HERRN fest. Dann spricht Christus zum Vater: „Dieses Anhängsel muss auch durch. Es hat zwar nichts gehalten und alle Deine Gebote übertreten, Vater. Aber er hängt sich an Mich. Was will’s! ICH starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen!“ Das soll mein Glaube sein!>     

 

Die wichtigsten Verheißungen:

 

·         Gott ist mit mir.  Weil Gott für uns ist, hat es nicht viel zu bedeuten, wenn die ganze Welt

      gegen uns ist. (Römer 8, 31). Jesus bekommt den Namen IMMANUEL, -

 das heißt übersetzt: Gott mit uns! (Matthäus 1, 23)

·         Gott liebt mich.   Göttliche Liebe ist stärker als jede menschliche Liebe. Sie bedeutet:

                                    ER führt mich nur die besten Wege. ER tut immer Sein Bestes für mich.

·         Gott hilft mir.      ER ist mein Verbündeter. Ich bin nicht allein. ER bringt mich durch alle

 Schwierigkeiten hindurch. ER lässt mich nie im Stich. (Jesaja 43, 1)

·         Gott sorgt für mich. Weil Gott mein Vater ist und ich Sein Kind bin, sorgt ER für mich besser

 als meine Eltern und meine Freunde für mich sorgen können. (Psalm 40, 18)

·         Gott gibt mir Kraft. Weil Gott der Allmächtige und der Schöpfer des Universums ist, besitzt

 ER ein unerschöpfliches Reservoir an Kraft. Und weil ER mich lieb hat,

 will ER diese Kraft mit mir teilen. (Jesaja 40, 31)

·         Christus lebt in mir. Darauf weisen die Apostel fast 200 mal in ihren Briefen hin. Das ist sehr

 wichtig! Christus lebt in mir als der Auferstandene. Das bedeutet: Seine

 Kraft ist stärker als die meisten denken, sie macht Tote wieder lebendig.

 Diese Kraft wohnt in mir. (Römer 8, 11 + 2. Korinther 12, 9+10)

 

In der Verheißungskonkordanz von J. Stephen Lang stehen ca. 2000 Verheißungen aus der Heiligen Schrift. Vermutlich sind noch viel mehr in der Bibel. Auf jede Verheißung kann man sich absolut verlassen. Das kann man von Abraham lernen: „Abraham wusste aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann ER auch tun.“ (Römer 4, 20) Wenn Gott nicht so handelt wie wir es uns wünschen, dann deshalb, weil unsere Vorstellung aus Seiner Sicht nicht gut für uns wäre. ER arbeitet immer so, „dass alle Dinge (alle Ereignisse) uns zum Besten dienen.“ (Römer 8, 28). Dabei verfolgt ER vor allem das eine große Ziel, dass „wir gleich sein sollen dem Bild Seiner Sohnes“, - dass wir also in die Art von Christus umgestaltet werden. (Römer 8, 29).

 

Erinnerung an den Auferstandenen:

 

¡Christus möchte ich erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden und so Seinem Tode gleichgestaltet werden...“               Philipper 3, 10

¡ „... das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf IHN hoffen wir, ER werde uns auch hinfort erretten.“                                            2. Korinther 1, 9+10

¡ „Gelobt sei Gott, der Vater unseres HERRN Jesus Christus, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“                                                              1. Petrus 1, 3

¡ „... wie gewaltig Seine Macht sich zeigt an uns, den Gläubigen. Hier wirkt dieselbe starke Kraft, die ER bewiesen hat an Christus, als ER Ihn auferweckte von den Toten und Ihn zu Seiner Rechten setzte in der Himmelswelt.“ (Übers. ALBRECHT)                                    Epheser 1, 19+20

¡ Christus spricht: „ICH lebe und ihr sollt auch leben.“                          Johannes 14, 19

¡ „... mit IHM seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der IHN auferweckt hat von den Toten.“                                                                Kolosser 2, 12

¡ „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“                                                                                              Kolosser 3, 1

¡Mit Christus Jesus hat ER uns auferweckt und in die Himmelswelt versetzt.“   Epheser 2, 6

¡Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten...“ 2. Timotheus 2, 8

¡ „Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, damit auch wir in einem neuen Leben wandeln.“                                                                  Römer 6, 4

¡Christus ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt.“                                                                                                           Römer 4, 25

 

8. August 2009                                                                                 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün