103. Bibelkurs                                                                                                                          BK 103

 

Wie arbeitet der Heilige Geist? – Teil 3/3

 

            Als Jesus Seine 12 Apostel in die Welt sandte, gehorchten sie Ihm und zogen in alle Himmelsrichtungen. Das war ein gewaltiges Unternehmen, denn Reisen war damals strapaziös und mit vielen Gefahren verbunden. Wir erfahren (wie im letzten Bibelkurs Nr.102 auf Seite 2 aufgelistet), dass sie alle – bis auf Johannes, der in der Verbannung auf der Insel Patmos starb – den Märtyrertod starben, in alle Welt verstreut: Matthäus in Äthiopien, Markus in Alexandrien, Lukas in Griechenland, Petrus und Paulus in Rom, Jakobus in Jerusalem, Thomas in Indien. Als Jesus die 72 Nachfolger in Israel ausschickte, das Evangelium zu verkünden, „sandte ER sie je zwei und zwei vor sich her“ (Lukas 10). Auf ähnliche Weise hat Jesus die 12 Apostel nicht ausgesandt. Bei der Aussendung gibt ihnen Christus zur Ermutigung angesichts des gewaltigen Auftrags nur die göttliche Zusage mit  (- und das reichte!): „MIR ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden (im ganzen Universum). Darum geht hin zu allen Völkern in der Welt und predigt ihnen das Evangelium. Siehe, ICH bin bei euch an jedem Tag bis an die Grenzen der Erde.“ (Matthäus 28). Das glauben die Apostel buchstäblich und machen sich auf den Weg in der Gewissheit, dass sie eine großartige himmlische Unterstützung haben – auch wenn sie manchmal „auf einsamem Posten stehen“:

 

 

Diese himmlische Unterstützung steht auch heute jedem zur Verfügung, der Christus aufgenommen hat (Johannes 1, 12). Hier sind drei Energiezentren (Gott-Vater, Christus, der Heilige Geist), die für jeden Christen da sind. Es sind drei Kraftquellen, die niemals versiegen (eine 3-fache Sicherheit!) und uns immer mit ausreichenden Kräften versorgen: körperlich, psychisch und seelisch. Paulus war von der Realität dieser Fakten total überzeugt, so dass er im berühmten Kapitel 8 des Römerbriefs triumphierend schreiben kann: „Auch in schwierigsten Situationen erringen wir die glänzendsten Siege durch Christus.“ (Römer 8, 37). Vorher hat er schon denselben Ton angeschlagen: „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann eigentlich gegen uns sein?“. (Antwort im letzten Vers: niemand und nichts im ganzen Weltall gelingt es, uns von Christus zu trennen. Mit IHM überwinden wir alle Hindernisse!).

            Ein Christ ist niemals allein, er ist immer umgeben von der Trinität: vom allmächtigen Gott, vom auferstandenen Christus und von der Himmelskraft des Heiligen Geistes. Das klingt für manche vielleicht etwas mystisch, aber mit Mystik kann man den Dienst der ersten Zeugen nicht verstehen. Den todesmutigen Auftrag der Apostel und ihre immensen Leistungen bei der weitläufigen Missionsarbeit kann man nur mit realen Tatsachen erklären. Die 35.000 Märtyrer unter den Christen der ersten drei Jahrhunderte (siehe BK 102, S.2) bestätigen es ebenso. Und wir Christen heute haben die gleichen himmlischen Verbündeten. Von daher kann man es verstehen, dass so häufig in der Bibel steht: „Habt keine Angst! Seid zuversichtlich!“ (Luther: „Fürchtet euch nicht!“) Die spirituelle Lage hat sich bis heute nicht geändert, sie ist die gleiche geblieben.

            Nun wird hier die große Kraft des Heiligen Geistes im einzelnen weiter entfaltet (nach den drei Punkten im vorherigen Bibelkurs) und wir werden staunen, in welch vielfältiger Weise der Heilige Geist arbeitet – bei denen, die Christus aufgenommen haben (meistens werden Seine Tätigkeiten unterschätzt!).


IV. Der Heilige Geist ist unser göttlicher Fürsprecher.

Jesus sagt: „ICH will den Vater bitten und ER wird euch einen anderen Fürsprecher geben, dass ER bei euch sei in Ewigkeit.“ (Johannes 14, 16). Jesus meint hier den Heiligen Geist, der Sein Stellvertreter sein wird. Luther übersetzte: „Tröster“. Im Griechischen steht dafür das Wort Paraklet, das im Lateinischen Advokat heißt. Das trifft die Bedeutung am besten: Der Heilige Geist setzt sich ganz für uns ein und will nur unser Bestes (wie auch ein Rechtsanwalt nur das Beste für seinen Klienten erreichen will!). Der Heilige Geist hat kein lautes Wesen. ER ist die leise innere Stimme, die wir alle kennen und die sich immer meldet, wenn Gefahr auf Christen zukommt.

Als gutes Beispiel für die Arbeitsweise des Heiligen Geistes nennt Selwyn Hughes (in „Every Day with Jesus“) die Geschichte von David und Bathseba (2. Samuel 11). Der König David sah die schöne Bathseba, wie sie auf dem Dach ihres Hauses ein Bad nahm. Und sofort schossen ihm böse Gedanken in den Kopf. Er wollte sie unbedingt zur Frau haben. Er fand auch einige vernünftige Argumente, die seinen Plan unterstützten. Die Psychologen haben dafür einen Fachausdruck: „die vernünftige Begründung der Wünsche“. Diese Wissenschaftler haben auch herausgebracht, dass die Fantasie eines Menschen zehn mal stärker ist als unser Wille. Je mehr David davon träumte, wie schön es mit Bathseba im Bett wäre, desto schwächer wurde sein Wille. - Der Heilige Geist ist immer da. Du kannst ihn zum Schweigen bringen, aber ER wird schweigen gegen Seinen Willen. Du kannst Ihm sagen, ER soll gehen – und ER wird unwillig gehen. – Wenn wir auf die zarte Stimme des Geistes hören, kann das uns vor schlimmen Sünden bewahren. Deshalb sagt der Apostel: „... den Geist dämpfet nicht!“ (1. Thessalonicher 5, 19), „... betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes!“ (Epheser 4, 30). – Wir sagen oft: „... da ist mir ein Gedanke gekommen“; es kann durchaus sein, dass sich da der Heilige Geist gemeldet hat. Wenn Christus in uns lebt, wie das Paulus ja häufig sagt, dann ist es so, wie der Apostel schreibt: „Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.“ (Römer 8, 10) Weil Christus in uns lebt, ist auch der Geist lebendig in uns. Deshalb hilft es uns, auf Gedanken zu achten. Gott wirkt auch in kleinen Dingen, wie in einem plötzlichen Gedanken, - so wie auch nur ein Blick des Petrus zum gemarterten Christus blitzartig bei ihm Reue auslöste (Lukas 22, 61).

Dieser Geist ist auch „ein Geist der Wahrheit“ (Johannes 14, 17), das bedeutet: göttliche Gedanken erinnern uns an das WORT Gottes. Jesus betet: „Heilige sie (die Christen) in der Wahrheit, Dein WORT ist die Wahrheit.“ (Johannes 17, 17). Der Heilige Geist erinnert uns immer wieder an Worte von Jesus. Jesus sagt: „Der Paraklet ist ein Geist der Wahrheit ... und wird euch an alles erinnern, was ICH euch gesagt habe.“ (Johannes 14, 17+26). Es ist sehr wichtig, darauf zu hören, denn es ist absolute Wahrheit. Wenn wir nicht auf sie hören, werden wir verführt – und entdecken später: „... das war ein Irrtum! Da bin ich einer Täuschung, einer Lüge gefolgt.“. Der Heilige Geist wird uns „an alles erinnern“, was Jesus sagte, nicht nur an unsere „Lieblingsstellen“. Manche Christen betonen bestimmte Bibelstellen übermäßig und vernachlässigen andere. Der Heilige Geist will, dass wir die ganze Wahrheit kennen lernen, nicht nur eine Auswahl. Wir brauchen oft auch Korrektur unseres Denkens und Handelns, deshalb will uns der Heilige Geist zu vergessenen oder übersehenen Wahrheiten führen. Paulus sagte beim Abschied von den Ältesten von Ephesus, wo er drei Jahre lang gewirkt hatte: „Ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden.“ (Apostelgeschichte 20, 27) Sektierer lieben es, nur eine bestimmte Kollektion von Bibelworten zu verwenden. Das ist nicht im Sinne des Heiligen Geistes!

 

V. Der Heilige Geist lässt uns Sünde erkennen.

 

Jesus sagt: „Wenn der Heilige Geist kommt, wird ER der Welt die Augen auftun über die Sünde.“ (Johannes 16, 8). Menschen werden unruhig, weil sie gesündigt haben. Da hat der Heilige Geist in ihrem Gewissen gearbeitet (weil jemand für sie gebetet hat oder weil ihnen ein Gotteswort vor Augen stand: „Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Römer 3, 20). Vernunft und Logik reichen nicht aus, einen Menschen zur Sündenerkenntnis zu bringen, dazu braucht es eine göttliche Kraft. - Jesus nennt hier nur e i n e Sünde, das ist aber die größte Sünde: „... dass sie nicht an Mich glauben.“ (Johannes 16, 9) Da werden manche erschrecken, weil sie bei dem Wort Sünde meistens an Verbrechen denken und überzeugt sind, an Gott zu glauben. Aber Jesus will, dass ER der Mittelpunkt unseres Lebens wird, - dass ER der HERR für mein Leben wird. Wenn wir das nicht tun, machen wir unser Ich zum Zentrum, das eigentlich Christus einnehmen sollte, - deshalb ist das die größte Sünde! Ein Christ ist ein Mensch, der nicht egozentrisch sondern Christozentrisch geprägt ist. – Der Heilige Geist hilft uns auch, Christus als HERRN anzunehmen: „Niemand kann Jesus den HERRN nennen außer durch den Heiligen Geist.“ (1. Korinther 12, 3). –                                 

Wenn in unserem Leben eine Hoffnung zerbricht oder wir von einem Schicksalsschlag getroffen werden, dann fängt der Heilige Geist an zu reden. ER will uns an Gottesworte erinnern,   - will uns zur Korrektur unseres Lebens verhelfen, - will uns mehr in das Bild Christi umgestalten (Römer 8, 28+29). Diese Erinnerungen an Worte aus der Heiligen Schrift helfen uns mehr als wenn wir anfangen zu grübeln und mit anderen uns zu vergleichen.

 

VI. Der Heilige Geist hilft uns beim Beten.

 

Paulus schreibt: „Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist...“ (Epheser 6, 18) Alle Kommunikation mit dem Himmel beginnt mit Gebet. Je mehr wir beten desto mehr gelangen die göttlichen Reserven in unsere Seele. „Beten im Geist“ bedeutet: gedrängt und gelenkt werden im Beten vom Heiligen Geist. - Als Elieser, der Knecht Abrahams, für Isaak eine passende Frau suchen sollte, lagerte er sich nach seiner langen Reise an einem Brunnen – und wartete und betete. Er hatte eine große und nicht leichte Aufgabe zu erfüllen. Beim Beten kam ihm der Gedanke: wenn ein Mädchen kommt, das nicht nur mich sondern auch meine Karawane mit Wasser versorgen will, dann ist das bestimmt die von Gott erwählte Person (1. Mose 24). Ein amerikanischer Pastor schreibt: „Beten im Geist bedeutet: gewiss sein, dass Beten wichtig ist und ein großes von Gott geschenktes Vorrecht.“ - Wir sollten auch immer bereit sein, unsere Wünsche und Bitten im Gebet von Gott korrigieren zu lassen. Die größten Beter der Bibel erlebten, dass Gott ihre Bitte mit einem Nein beantwortete: David wollte den Tempel bauen (2. Samuel 7, 1-13) – und durfte nicht! – Paulus wollte vom „Pfahl im Fleisch“ befreit werden und erfuhr das nicht, - erhielt aber etwas Besseres (2. Korinther 12). Jesus betete im Garten Gethsemane: „Abba, mein Vater, alles ist Dir möglich; nimm diesen Kelch von mir, doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst.“ (Markus 14). Nicht alle unsere Wünsche erfüllt Gott, aber alle Seine Verheißungen, - und alle Seine Pläne.

            Einer der erstaunlichsten Verse in der Heiligen Schrift findet sich im Römerbrief: „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Heilige Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“ (Römer 8, 26). Es klingt, wie wenn Gott zu sich selbst betet. John Wesley, der durch Luthers Einleitung zum Römer-brief zu einem Christusmenschen wurde, hat es in einem berühmten Satz so formuliert: „Alles im Universum, was zur Erlösung gehört, ist durch Gebet von Gott gewirkt.“ Wenn Gott große Dinge in einem Volk oder bei einem Menschen tun will und ER bei uns nicht durchkommt, kann es sein, dass ER den Heiligen Geist drängt, in uns zu beten, denn „unser Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes“ (1. Korinther 6, 19 – es gehört zu einem Tempel, dass darin gebetet wird!). Eins ist klar: Wenn wir Christus aufgenommen haben, wohnt auch der Heilige Geist in uns – und ER hilft uns nicht nur beim Beten sondern fängt auch an, selbst in uns zu beten. Damit wird unterstrichen, dass das Beten sehr wichtig ist und dass selbst der Heilige Geist einspringt, wenn wir es nicht tun. Das sollte uns natürlich nicht zur Trägheit verführen, das Beten dem Heiligen Geist zu überlassen sondern es sollte uns vielmehr anspornen, das Gebet fleißig zu praktizieren. In den Biographien von Martin Luther, Georg Müller, John Wesley, Kardinal John Henry Newman in England (1801-1890), Amy Carmichael lesen wir, dass diese Gottesmenschen Stunden im Gebet vor dem Thron Gottes verbrachten. Daniel hat als Staatsmann im babylonischen Weltreich viel gebetet (Daniel 6, 10-14), wurde deshalb auch in die Löwengrube geworfen und hat durch das Gebet Großes bei Gott erreicht – vor allem in der Politik.

 

VII. Der Heilige Geist gibt uns einen Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit.

 

Das ist ein anderer Punkt, der bei vielen Christen wenig beachtet wird, obwohl es dafür viele Hinweise in der Heiligen Schrift gibt. Darüber schreibt der Apostel Paulus an drei Stellen: „In Christus seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist ..., welcher ist das Unterpfand unseres Erbes...“ (Epheser 1, 13.14 + 2. Korinther 1, 22 + 2. Korinther 5, 5). Das „Unterpfand“ ist bei einem Kauf die Anzahlung, die mir garantiert, dass ich mit der vollen Auszahlung rechnen kann. Der Heilige Geist lässt uns einen Blick tun auf das, was kommt, damit wir in schwierigen Zeiten ausharren. – Die afrikanischen Sklavenarbeiter auf den Baumwollplantagen durften nur bei der Arbeit und im Gottesdienst (in den sie gehen mussten) singen (weil man sie da kontrollieren konnte!), - nicht zu Hause!. In den Gottesdiensten hörten sie das Evangelium und viele wurden Jesus-Leute – und fingen an, immer mehr Jesus-Lieder zu singen: die noch heute beliebten „Negro-Spirituals“. Viele von ihnen erzählen von der Herrlichkeit, die nach dem Tod sie erwartet ( „When the saints go marching in...“). Die anderen Sklaven sangen auch, - aber wehmütige Lieder („Blues“), die keine Hoffnungsbotschaft enthalten.

Die jenseitige Herrlichkeit ist ein wichtiges Thema im Neuen Testament, weil sie eine Realität ist (Weltmenschen halten das für psychologische Träumerei, die Kommunisten nannten sie „Opium für das Volk“ - obwohl die „Nach-dem-Tod-ist-alles-aus“-Ideologie auch keine Hilfe fürs Sterben ist und schon gar keine Hoffnung gibt). Jesus sagte gleich am Anfang Seiner Abschiedsreden: „In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen ... ICH gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Ich will euch zu Mir nehmen, damit ihr seid, wo ICH bin“ (Johannes 14, 1-3). Paulus spricht mehrmals davon, dass wir als Christen oft „seufzen und uns sehnen nach unserer Erlösung“ (Römer 8, 23) und ist überzeugt, „dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Römer 8, 18). Deshalb ist für Paulus „das Sterben ein Gewinn“ (Philipper 1, 21). Paulus schreibt davon, dass wir „Fremdlinge“ und „Gäste“ sind in dieser Welt. Unser Bürgerrecht (unseren „1. Wohnsitz“) haben wir bei Christus in Seiner Herrlichkeit. (Philipper 3, 20). Darüber wird im Volk meist nicht viel gesprochen. Warum wohl? Weil das Leben hier auf dieser Erde so viel Schönes bietet, vor allem für die, die im „Westen“ leben.

Jonathan Edwards, der große Prediger (und Theologie-Professor) der Erweckung in den USA (um 1750) schrieb: „Unser Leben auf dieser Erde sollte für Christen nichts anderes sein als eine Reise zum Himmel.“ Für die Märtyrer war das eine feste innere Überzeugung, deshalb gingen sie auch freudig in den Tod. Viele Christen haben mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen Abschied von dieser Erde genommen, wie wenn sie durch einen Türspalt schon einen Blick auf die großartige Herrlichkeit werfen durften, die sie erwartet. Der Kirchenvater Augustin (um 400 n.Chr.) sagte: „Das ganze Leben eines echten Christen ist eine heilige Sehnsucht. Je mehr wir uns nach der himmlischen Heimat sehnen, desto weniger belasten uns die Schwierigkeiten, die wir hier auf Erden durchmachen.“ –

In Hebräer 11 werden uns 10 Glaubensvorbilder aus dem Alten Testament vorgestellt. Es fällt auf, dass gerade von Abraham, der ja der „Vater des Glaubens“ für alle Christen ist, viel über seine Sehnsucht nach der Ewigkeit geschrieben ist (9 Verse: Hebräer 11, 8-16). Er wohnte in Zelten, aber „er wartete auf eine Stadt, deren Baumeister Gott ist“. Er hat sie „nur von ferne gesehen und gegrüßt“. Diese Glaubensmenschen „sehnen sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen“. Unser Glaubensvater Abraham lebte zukunftsorientiert. Er hat offen bekannt, „dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.“ Diese Sehnsucht nach der himmlischen Herrlichkeit bei Jesus ist typisch für alle Gläubigen, seit Stephanus im Sterben gerufen hat: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und Jesus, den Menschensohn, zur Rechten Gottes stehen“ (Apostelgeschichte 7, 56).

            Als J.Chr. Blumhardt 1852 von Möttlingen nach Bad Boll umzog, entdeckte man am Haupteingang des großen Baus die umkränzten Initialen W und P des württembergischen Königspaares Wilhelm und Pauline. Seine Freunde deuteten es als „Warten“ und „Pressieren“ (nach 2. Petrus 3, 12: „... warten und eilen für das Kommen des Tages Gottes“). Damit hatten sie genau die Theologie Blumhardts getroffen, der die Wiederkunft Jesu mit brennendem Herzen erwartete. Deshalb stand in einer Scheune ständig eine Kutsche bereit, mit der er seinem kommenden HERRN entgegenfahren wollte. – Der Apostel schreibt: „Schaut auf Jesus, den Anfänger des Glaubens, der zur Rechten des Thrones Gottes sitzt, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst!“ (Hebräer 12, 2+3). Aus dem Gefängnis in Rom schreibt Paulus angesichts des Todes an die Christen in Philippi: „Ich vergesse, was dahinten ist ... und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Jesus Christus.“ (Philipper 3, 13+14) Der Heilige Geist will uns helfen im Kampf des Glaubens, deshalb lenkt er unseren Blick zur Ewigkeit. – Leider sind wir ständig vom weltlichen Trubel umgeben, darum brauchen wir immer wieder Zeiten, in denen wir „abschalten“ und „vergessen, was dahinten ist“ und unsere Gedanken der Ewigkeit zuwenden.

 

VIII. Die übernatürlichen Gaben des Heiligen Geistes.

 

Das ist ein weites Feld göttlicher Gaben. Paulus zählt in 1. Korinther 12 neun Gaben auf: 1. Weisheit, die durch göttliche Offenbarung schwierige Probleme löst. – 2. Erkenntnis, das ist der „Durchblick“, der manchen Christen in verwirrenden Dingen geschenkt wird. – 3. Glaube, der mehr als der normale Glaube Großes von Gott erwartet. – 4. Die Gabe der Heilung (die oft auf bestimmte Krankheiten beschränkt ist). – 5. Die Gabe, Wunder zu tun. – 6. Prophetie: Gottes Botschaft für ein bestimmtes Problem. – 7. Die Gabe der Geisterunterscheidung, die erkennt, ob eine Erscheinung von einem menschlichen oder vom Heiligen Geist stammt, oder sogar aus dämonischer Quelle. – 8. Das Zungenreden. – 9. Die Auslegung der Zungenrede.

  Es sind dies alles Gaben, die Gott nach Seinem Ermessen den Gläubigen zuteilt. Niemand hat alle Gaben, aber es ist auch niemand da, der keine Gabe von Gott erhalten hat. Wegen dieser sehr unterschiedlichen Gaben ist es oft zu Neid, Rechthaberei und Auseinandersetzungen gekommen. Deshalb schließt Paulus dieses Thema in 2. Korinther 12 mit dem Vers: „Strebt nach den größeren Gaben! Ich will euch noch einen besseren Weg zeigen.“ Und dann folgt das „Hohelied der Liebe“ in 1.Korinther13, abschließend mit dem Satz: „... die Liebe ist die größte unter ihnen.“

 

IX. Der Heilige Geist beschenkt uns mit der göttlichen Liebe.

 

Der Apostel Paulus schreibt: „Hoffnung lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Römer 5, 5). In modernen Bibeln ist diese Stelle treffend übersetzt: „die Liebe Gottes kommt über uns wie ein Wolkenbruch, - wir haben nicht genug Container, um sie aufzufangen.“ („Message“). Jesus sagt in den Abschieds-reden: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter-einander habt.“ (Johannes 13, 35). Am Schluss der Bergpredigt betont Jesus: „... an ihren Früchten (nicht an ihren Gaben) sollt ihr sie (die echten Nachfolger) erkennen“ (Matthäus 7, 16) – und die Liebe ist die erste Frucht des Heiligen Geistes bei einem Christen (Galater 5, 22). Diese Liebe treibt die Furcht aus (1. Johannes 4, 18). Bei vielen Christen ist diese große Liebe beim Anblick des Gekreuzigten entstanden (bei Theresa von Avila, Graf von Zinzendorf), wie es in der berühmtesten Bibelstelle zusammengefasst ist: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass ER Seinen eingeborenen Sohn dahingab (ans Kreuz), damit alle, die an IHN glauben, nicht verloren gehen sondern des ewige Leben haben.“ (Johannes 3, 16). Paulus bekennt: „Die Liebe Christi drängt uns“, den Menschen die Botschaft von der Versöhnung zu bringen. (.2. Korinther 5, 14).

Diese Liebe, - ein Gottesgeschenk - , hat sich dann auch als „Nächstenliebe“ in der ganzen Welt ausgewirkt. Ein Soziologe schreibt ein ganzes Kapitel unter der Überschrift: „Barmherzigkeit: eine christliche Innovation“ (A. Schmidt „Wie das Christentum die Welt veränderte“).Von Christen wurden die ersten Krankenhäuser (4.Jahrh. n.Chr.), Waisenhäuser (313 n.Chr.) und Altenheime (550 n.Chr.) eingerichtet. Georg Müller in Bristol gründete zahlreiche Waisenhäuser (nach dem Vorbild von August Hermann Francke in Halle) und versorgte 8.000 Waisenkinder. Der Gründer des „Roten Kreuzes“ war ein Christ: Henri Dunant (1828-1910). Ähnliche Initiativen sind uns von anderen Religionen nicht bekannt (oder sie wurden später kopiert) „Nächstenliebe“ ist typisch christlich. Sie ist ein Zeichen dafür, dass göttliche Liebe durch den Heiligen Geist in Christus-Menschen wirksam geworden ist.

Diese Christus-Liebe war auch die Antriebskraft für Paulus und unzählige Missionare, den Völkern der Welt – oft unter schwierigsten Bedingungen – die Botschaft von Jesus zu bringen. Der junge Zinzendorf erhielt den göttlichen Impuls zur Mission beim Anblick des Gemäldes vom gekreuzigten Christus mit dem Untertitel: „Das tat ICH für dich, was tust du für Mich?“. Bis zu seinem Tod im Jahre 1760 waren von Herrnhut aus (mit 1200 Einwohnern) 226 Missionare in alle Welt gesandt worden. Das waren keine „Idealisten“ (wie weltliche Stimmen oft sagen), bei ihnen war keine Idee die Triebkraft im Hintergrund, sondern hier war der auferstandene Christus an der Arbeit, der in Christen wirkt durch den Heiligen Geist. Die Christen definiert der Apostel Johannes gleich am Anfang seines Evangeliums mit den Worten: „Wie viele aber Christus aufnahmen, denen gab ER Macht, Gottes Söhne und Töchter zu werden.“ (Johannes 1, 12). Ein Mitglied der göttlichen Familie erhält Energie vom Himmel, welche die Wissenschaft nicht kennt und die alle irdischen Kräfte in den Schatten stellt.

 

X. Der Heilige Geist liebt es, durch die Heilige Schrift zu arbeiten.

 

Paulus beschreibt in Epheser 6 die Ausrüstung für Christen, die notwendig ist, um über das Böse zu siegen. Er schließt mit dem Satz: „... und nehmt das Schwert des Geistes, welches ist das WORT Gottes.“ (Epheser 6, 17). Das Schwert ist in diesem Bild die Angriffswaffe eines römischen Soldaten. Dieses Schwert verwendet der Heilige Geist am liebsten, um den Satan zu besiegen. Jesus hat es in der Versuchung siegreich benützt. Der Teufel verwendete mit Psalm 91 auch ein Wort Gottes, - aber ohne den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist unbedingt notwendig, damit das Gotteswort ein scharfes Schwert ist. Deshalb brauchen wir für die Verkündigung und für die persönliche Bibellese das Gebet um den Heiligen Geist, sonst bleibt das Wort ein toter Buchstabe und alles Reden von Gott ist nur ein Geschwätz. Paulus sagt ziemlich drastisch: „... der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“ (2. Korinther 3, 6). -

       Es hilft uns, wenn wir dies im Gedächtnis behalten:

·         Der Heilige Geist ist eine große Kraft. Wer Jesus aufgenommen hat, besitzt diese Kraft.

·         In besonderen Situationen können wir Gott darum bitten. Jesus sagt „... wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die IHN darum bitten“ (Lukas 11, 13).

 

6. März 2010                                                                                      Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün

       

Nächster Termin: Sa. 24.4.2010 – 19.30 Uhr „Christus prägt den Charakter“