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Evangelisation als Lebensstil
Jim Petersen
Der lebende Beweis
Evangelisation als Lebensstil
FRANCKE
Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
Dieses Buch entstand in Zusammenarbeit mit den Navigatoren. Die Navigatoren sind eine berkonfessionelle Organisation. In Matthus 28, 19 gibt Jesus seinen Jngern den Auftrag, in die Welt zu gehen und Jnger heranzubilden. Die Navigatoren haben das Ziel, bei der Erfllung dieses Auftrages mitzuhelfen, indem sie in allen Vlkern Arbeiter fr Christus zursten. Die verschiedenen Materialverffentlichungen der Navigatoren sind als Hilfe fr das geistliche Wachstum von Glubigen gedacht.
Anschrift: Die Navigatoren Seufertstr. 5 5300 Bonn 2
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Petersen, Jim:
Der lebende Beweis : Evangelisation als Lebensstil / Jim Petersen.
[Dt. Bearb.: A. Sperling-Botteron]. - Marburg an der Lahn : Francke, 1991
(Das biblische Wort - aktuell)
Einheitssacht.: Living proof
ISBN 3-88224-914-5
Alle Rechte vorbehalten Originaltitel: Living Proof 1989 by Jim Petersen
Published by Navpress, Colorado Springs, USA der deutschsprachigen Ausgabe 1991 by Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH 3550 Marburg an der Lahn
Deutsch von Agentur Lardon/A. Sperling-Botteron
Umschlaggestaltung: Agentur Lardon, Wiesbaden
Satz: Druckerei Schrder, 3552 Wetter/Hessen
Druck: St.-Johannis-Druckerei, 7630 Lahr/Schwarzwald 27683
Das biblische Wort - aktuell
INHALT
Ein Wort des Autors 8
Einleitung 11
Teil I: Analyse unserer Zeit
Unsere Zeit verstehen lernen 20
Die Menschen unserer Zeit verstehen 36
Jesus und die Menschen seiner Zeit 47
Die Botschaft fr unsere Generation 56
Die Tatsache der Abkapselung 64
Von der Isolation zur Kommunikation 74
Teil II: Zwei Aspekte der Evangelisation
Verkndigung des Evangeliums i 84
Gelebtes Evangelium 99
Teil III: Der Botschafter und sein Leben
Die Dunkelheit erhellen 110
Die bereinstimmung von Leben und Glaube 116
Die Botschaft nicht verdunkeln 133
Wer pat sich wem an? 139
Das Zeugnis des Leibes Christi 145
Drei gleichzeitige Einflsse 153
Teil IV: Praktische Anleitung zu einem evangelistischen Lebensstil
Einleitung: 158
Evangelisation ist Team-Arbeit 162
Die ersten Schritte machen 171
Die Distanz zwischen Gleichgltigkeit und Glaubenberbrcken 180
Zur Primrquelle gehen 187
Die biblische Grundlage fr den Glauben 197
Die dynamischen Krfte bei der Bekehrung 205
Einen Menschen durch die Bibel fhren 217
Eine Zeit zum Sen, eine Zeit zum Ernten 231
Die Gelegenheiten multiplizieren 245
Nachwort: 255
Anhang A 258
Anhang B 296
Der Autor
Jim Petersen ist Assistent des internationalen Missionsleiters der Navigatoren in Colorado Springs, Colorado.
Er wuchs in einer christlichen Familie in Minneapolis, Minnesota, auf und graduierte an der Universitt Minnesota. Zudem studierte er am Northwestern Bible College sowie am Bethel College.
Als Jim einundzwanzig war, trat Gott in sein Leben und wurde zur grten Realitt fr ihn. Ein verzehrendes Suchen begann ihn zu erfllen er wollte ihn besser kennenlernen. Im folgenden Jahr wandte er sich an Ed Reis, einen leitenden Mitarbeiter der Navigatoren, und bat ihn um persnliche Hilfe. Die Vision und die Befhigung, die seinem innersten Verlangen, von Gott gebraucht zu werden, entsprachen und die er in der Folge empfing, schreibt Jim dem Einflu zu, den Ed auf sein Leben ausbte.
Von 1958 bis 1961 wirkte er als Regionalbeauftragter in Minneapolis-St.Paul. Im Anschlu an eine krzere Ttigkeit am internationalen Hauptsitz der Navigatoren in Colorado Springs, Colorado, gingen Jim und seine Frau Marge 1963 nach Brasilien, um dort mit der Navigatorenarbeit zu beginnen. 1972 wurde Jim Missionsleiter dieser Arbeit in Lateinamerika und war in dieser Funktion bis 1985 ttig.
Er und seine Frau haben vier Kinder: Michelle, Todd, Raquel und Rochelle.
Ein Wort des Autors
Der lebende Beweis" besteht eigentlich aus zwei Bchern: Evangelisation: ein Lebensstil" und Evangelisieren heute". Beide wurden berarbeitet und zu einem Buch zusammengefat. Ich glaube, Ihnen, lieber Leser, eine Erklrung schuldig zu sein, wie es dazu kam. Beginnen wir von vorne.
Mitte der siebziger Jahre kehrten wir nach zehnjhrigem Aufenthalt in Brasilien in die Vereinigten Staaten zurck, um dort einen Zwei-Jahres-Auftrag anzunehmen. Wenn man an einen vertrauten Ort zurckkommt, nachdem man einige Zeit abwesend gewesen ist, dann springen einem die Vernderungen geradezu ins Auge. Uns fielen vor allem die Vernderungen in der Einstellung und bei den Wertvorstellungen der Menschen auf, besonders bei den Nichtchristen unserer Gesellschaft. Amerika war skularer geworden. Zum Beispiel war fr viele die Vorstellung undenkbar, es knnte absolute Werte geben, die einen bestimmenden Einflu auf eine Gesellschaft oder auf das persnliche Verhalten eines einzelnen ausben. Der Relativismus war zu einer allgemeinen Grundauffassung geworden.
Da wir jene zehn Jahre mit Erfolg unter den brasilianischen Universittsstudenten und jungen Berufsttigen gearbeitet hatten, die zum groen Teil ihre religisen Traditionen zugunsten skularer Lebensanschauungen aufgegeben hatten, glaubten wir, solche Menschen auch in den Vereinigten Staaten erreichen zu knnen. Ich war mir auch der grundlegenden Abkhlung des geistlichen Klimas bewut, die in Europa um sich griff. Dieselben Krfte, welche diese Klimavernderung vorantrieben, traten auch in den Vereinigten Staaten in Erscheinung. Auch das beschftigte mich. Durch diese Faktoren veranlat, beschlo ich, meine ffentliche; Vortragsttigkeit in den zwei Jahren unseres vorgesehenen Aufenthaltes im Lande diesem Thema zu widmen. Ich sprach darber berall, wo ich hinkam. Meine Botschaft war einfach: Beinahe die Hlfte unserer Gesellschaft hat mit der Kirche nichts im Sinn, und wir Christen haben keine
Kommunikation mit ihr; die Menschen dieser Hlfte kommen nicht zu uns oder interessieren sich nicht fr unsere Programme, aber sie sind erreichbar; wir mssen lernen, ihnen Christus dorthin zu bringen, wo sie sind in ihre Welt.
Ich hatte geglaubt, das sei einfach. Doch oft bestand die einzige Antwort in ausdruckslosen Blicken. Ich hatte das Gefhl, als versuchte ich beim Reden eine unsichtbare Welt zu beschreiben.
Als wir nach zwei Jahren nach Brasilien zurckkehrten, war meine Besorgnis angewachsen. Ich hatte mittlerweile gemerkt, da sich mein erster Eindruck von einer Verschiebung im geistlichen Klima besttigt hatte, und ich hatte mich genug mit unglubigen Leuten abgegeben, um mich von ihrer Aufgeschlossenheit fr Christus zu berzeugen. Aber ich wute, es war mir nicht gelungen, weiterzugeben, was ich sah und fhlte. Damals beschlo ich, Evangelisation als Lebensstil" zu schreiben. Ich meinte, da, wenn ich das ganze Anliegen in einem Buch niederlegen wrde, ich meine Botschaft an den Mann bringen knnte. Ich schrieb das Buch, empfahl es Gott und dem Herausgeber und wandte mich anderen Dingen zu. Ich glaubte, gesagt zu haben, was ich ber Evangelisation zu sagen hatte.
Dann begannen Briefe einzutreffen. Offensichtlich hatte ich den Lesern meine Hauptbotschaft bermitteln knnen, aber ich hatte nicht gengend praktische Anleitung gegeben, wie man in dieser Sache etwas unternehmen kann. Ich war froh, da wir Tausende von Kilometern entfernt lebten! Da erhielt ich einen vielseitigen Brief von einem Navigator in Kalifornien, Peter Gerhard. Ich war ihm vorher noch nie begegnet. Sein Brief bestand aus einem Wie macht man es, da..." nach dem andern. Whrend ich ihn las, dachte ich: Um diesen Brief zu beantworten, ist ein weiteres Buch ntig! Und deshalb schrieb ich Evangelisieren heute".
Bald nach der Verffentlichung von Evangelisieren heute" schrieb mir Joe Coggeshall von CBMC (Komitee der Christlichen Geschftsleute), die beiden Bcher lieen sich bestimmt als Grundlage fr ein Video-Seminar benutzen. Er teilte mir mit, NavPress und CBMC seien daran interessiert, das als Gemeinschaftsprojekt zu realisieren. Ich brauchte mehr als ein Jahr, um mich fr diese Idee zu erwrmen. Als ich soweit war, meinte Pat McMillan zu mir, es sei sicher eine gute Sache, beide Titel zu einem einzigen Buch zusammenzufgen! Dieser Vorschlag war nicht ganz neu, da ich etwas Ahnliches schon von einigen Theologie-Professoren gehrt hatte. Doch in Anbetracht all meiner laufenden Verpflichtungen schien es einfach unmglich. Ich wandte mich an Jake Barnett.
Jake hatte tatkrftig mitgeholfen, Evangelisation: ein Lebensstil" und
Evangelisation heute" zu schreiben. Ich bezweifle, ob ich ohne seine aufmunternden Worte und kompetente Untersttzung je ein Druckerzeugnis zustande gebracht htte. Jake erbot sich an, fr mich die beiden Texte zu integrieren. Er tat sich mit meinem alten Lehrer Ed Reis zusammen, und nicht lange danach legten sie mir einen Entwurf vor. Ich verschwand damit, arbeitete daran und ging dann zu Jake zurck. Gemeinsam gaben wir dem Text den letzten Schliff. Das Resultat dieses Prozesses ist Der lebende Beweis".
Das Material in diesem Buch ist das Ergebnis vieler Fehler und einiger richtiger Dinge, die im Verlaufe von dreiig Jahren gemacht wurden. Als Quellen dienten mir die Bibel, meine unglubigen Freunde (und Feinde), meine Kollegen und ein paar gute Bcher. Zum Schlu kann ich nicht umhin, einige ganz spezielle Freunde zu erwhnen, die mit mir zusammen Erfahrungen gesammelt und aus ihnen gelernt haben: Ken Lottis, Osvaldo Simes, Aldo Berndt, Fernando Gonzalez und Mario Nitsche. Ein jeder von ihnen wre kompetent genug gewesen, selber dieses Buch zu schreiben.
Einleitung
Neue Erkenntnisse ber die herkmmliche Evangelisation
Evangelisation in Traditionen festgefahren
1963 reisten wir als Familie mit dem Schiff von den Vereinigten Staaten nach Brasilien. Diese Reise stellte fr uns einen Neuanfang dar. Das entsprach auch unserer Erwartung. Doch wir hatten nicht damit gerechnet, da wir schon whrend der sechzehn Tage auf dem Schiff neue Erkenntnisse sammeln wrden, und dieser Vorgang hat sich bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Das vorliegende Buch ist ein Versuch, das weiterzugeben, was ich seit dieser Reise ber das Thema Evangelisation hinzugelernt habe.
An Bord des Schiffes befanden sich hundertzwanzig Passagiere, die Hlfte davon Touristen und die andere Hlfte Missionare, einschlielich uns. Sechzig Touristen und sechzig Missionare ein 1:1 Verhltnis whrend sechzehn Tagen! An Bord lt sich kaum mehr unternehmen als Spazierengehen, lesen oder Gesprche fhren. Aus diesem Grund konnte ich mir kaum vorstellen, da auch nur ein Tourist die Reise beenden konnte, ohne nicht grndlich mit der christlichen Botschaft konfrontiert worden zu sein. Idealere Bedingungen zum Evangelisieren konnte es gar nicht geben.
Whrend der ersten drei Tage versuchten meine Frau und ich, Kontakte zu anderen Passagiere zu knpfen. Wir konnten uns ohne Zeitdruck unterhalten, und schon bald diskutierten wir mit unseren neuen Bekannten eingehend ber Christus.
Am dritten Tag wurde mir klar, da wir die Passagiere bald vllig berfordern wrden, wenn alle anderen achtundfnfzig Missionare dasselbe taten wie wir. Deshalb beschlo ich, mit den anderen darber zu reden, wie wir unsere Bemhungen aufeinander abstimmen knnten. Die erste Gelegenheit dazu bot sich mir, als ich sechs Missionare traf, die auf dem Oberdeck zusammensaen. Ich gesellte mich zu ihnen und teilte ihnen meine Befrchtung mit. Ich schlug vor, da wir uns absprechen sollten, wie wir die Passagiere am besten erreichen knnten.
Ich hatte das Problem vllig falsch eingeschtzt. Als ich ihnen erklrte, was mich beschftigte, schauten sich die sechs einander befremdet an. Offenbar war es ihnen berhaupt nicht in den Sinn gekommen, mit den anderen sechzig Passagieren ber Christus zu sprechen. Schlielich sagte einer von ihnen: Wir kommen gerade frisch vom Seminar, und dort haben wir nicht gelernt, wie man so etwas macht." Ein anderer sagte: Ich wei nicht so recht. In mir strubt sich alles gegen die Vorstellung, da man sich bekehren soll." Ein Dritter meinte: Ich bin jetzt seit drei Jahren Pastor, aber ich habe noch nie mit jemand persnlich ber den Glauben gesprochen. Ich glaube, ich wei auch nicht, wie man das macht."
Ich erinnere mich, wie ich ihnen daraufhin sagte, da wir die 95 Millionen Brasilianer vergessen knnten, wenn es uns nicht gelingen wrde, diesen sechzig Leuten whrend den sechzehn Tagen und mit so vielen Missionaren das Evangelium zu bezeugen. Dann sollten wir doch lieber gleich mit dem nchsten Schiff zurck nach Hause fahren.
Ein paar Stunden spter klopfte es an unserer Kabinentr. Ich ffnete und sah mich dreien der sechs gegenber, mit denen ich zuvor gesprochen hatte. Sie wollten mich darber informieren, da sie vom Kapitn die Erlaubnis erhalten htten, am Sonntag einen Gottesdienst fr die Schiffsmannschaft abzuhalten. Gleichzeitig baten sie mich, die Predigt zu halten.
Als sie mir ihre Absicht erklrten, mute ich an ein Gesprch denken, das ich drei Wochen zuvor mit einem befreundeten Pastor gefhrt hatte. Dieser Pastor erzhlte mir, da seine Gemeindeglieder angefangen htten, Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen. Er sagte, die jungen Leute gingen jetzt jeden Sonntag in ein Altersheim, um dort einen Gottesdienst zu halten. Etliche der Gemeindeglieder hielten jede Woche Gottesdienste im Gefngnis, und im Anschlu daran fhrten sie Seelsorgegesprche mit den einzelnen Hftlingen.
Natrlich ist nichts Verkehrtes daran, Gottesdienste in Gefngnissen I und Altersheimen zu halten. Aber wenn das der ganze evangelistische \
Einsatz ist, dann entsteht ein Problem. Ich fragte den Pastor: Riskieren Sie damknicht^Jhrer GemeindeJiejzubringen, da das Evangelium nur fr Menschen ist^die in sdxaderjgen JJmstnden sind, fr solche, bei clenen unsjiasjku^
sten nicht lernen^jiie^otschaft auchihren"Freunden-und^Bekannten, denMenschen itaerjsig^ Das gleiche
gab ich auch den drei Missionaren in meiner Kabine zu bedenken. Wir standen in Gefahr, hier an Bord in dasselbe Denkschema zu verfallen. Ich sagte: Durch unser Gesprch hat sich Ihr Gewissen geregt. Und nun haben Sie diese armen Seeleute ausgemacht, die nie zur Kirche gehen, und haben einen Gottesdienst fr sie geplant. Das ist in Ordnung; aber ich denke, wir knnen uns nicht der Verantwortung fr die anderen Passagiere entziehen."
Sie begriffen, was ich sagen wollte. Aber sie hatten jetzt schon vereinbart, diesen Gottesdienst fr die Schiffsmannschaft abzuhalten. Der Kapitn machte einen Anschlag in den Mannschaftsunterknften, und man begann den Speisesaal fr den Anla herzurichten. Ich sagte zu, am Gottesdienst teilzunehmen, aber nicht um zu predigen.
Wir vier waren rechtzeitig im Speisesaal. Auer uns war er leer. Dann und wann lief ein Matrose beim Verrichten seiner Arbeit eilig durch den Raum, offensichtlich darauf bedacht, nicht von uns abgefangen zu werden. Schlielich kam ein Matrose herein und nahm Platz. Er war Baptist. Und so hielten wir unseren Gottesdienst: vier Missionare und ein baptistischer Matrose!
Nach diesem Abend begannen meine drei Freunde, sich darber Gedanken zu machen, wie sie auf die Touristen zugehen knnten.
Unter den Passagieren befand sich auch ein lteres, glubiges Ehepaar. Der Mann hatte gerade Geburtstag, und aus diesem Anla veranstalteten die drei Missionare einen Abend mit traditionellen Liedern. Ich ahnte, was kommen wrde, und hielt es fr weiser, fernzubleiben, um nicht die Beziehung zu den Leuten, die ich kennengelernt hatte, zu gefhrden. Als es Zeit wurde, mit ihrem Abendprogramm zu beginnen, war ich auf dem Oberdeck. Auch ein anderer Passagier wollte hier oben die Abendluft genieen. Wir fingen an, uns ber das Neue Testament zu unterhalten, das ich zum Lesen mitgenommen hatte.
Von unten klangen die alten Lieder herauf. Dann wurde Fels des Heils" gesungen und noch ein anderes geistliches Lied. Danach wechselten sich Pausen, weitere Kirchenlieder und Glaubenszeugnisse ab. Schlielich wurde eine Ansprache gehalten.
Als alles vorbei war, zeigten sich meine drei Freunde ganz begeistert.
Es war ihnen gelungen, zu fast allen Passagieren zu predigen". Natrlich organisierten sie fr den bernchsten Tag einen weiteren Liederabend. Wieder begab ich mich auf das Oberdeck, aber dieses Mal waren noch sechzig andere Passagiere oben. Sie wollten nicht ein zweites Mal in dieselbe Falle gehen!
Als ich spter nochmals ber diese sechzehn Tage nachdachte, kam mir in den Sinn, da jene Situation auf dem Schiff eigentlich die Situation der Gemeinde Jesu im kleinen widerspiegelte. Herkmmliche, von uns bis dahin geschtzte Methoden und Bemhungen gengen oft nicht, um die Welt um uns her zu erreichen. Die Erfahrungen der darauffolgenden Jahre, als wir uns um der Verbreitung des Evangeliums willen an die neue Kultur mit ihrer neuen Sprache gewhnten, haben diese Erkenntnis besttigt.
Meine Bemhungen, das Evangelium ber kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg weiterzutragen, haben ein Gutes gehabt, nmlich, da bei diesem Versuch viele meiner besten und vermeintlich unwiderlegbaren Vorstellungen zunichte gemacht wurden. Nur wenige meiner Methoden berlebten diese Grenzberschreitung, und es wre besser gewesen, wenn auch diese dasselbe Schicksal erlitten htten. Als mir kaum noch etwas blieb, erkannte ich meine Unkenntnis, die unterschwellig schon lange dagewesen war. Dies war eine auerordentlich wertvolle Erfahrung; denn wenn man endlich aufwacht und merkt, da man nichts wei, kann man erst anfangen, etwas Neues zu lernen.
All das hat mich zu einem Suchen gefhrt, das bis zu diesem Tage anhlt1.Ich mchte herausfinden, wie man das Evangelium effektiv in die Welt hineintrgen kann, Whrend der letzten Jahre habe ich mir oft die Frage gestellt, wie beweglich wir eigentlich bei der Verkndigung des Evangeliums sind. Viele damit in Zusammenhang stehende Fragen blieben unbeantwortet (so auch einige von denen, die ich hier auffhre). Doch ich habe genug gelernt, um einzusehen, da ich manchmal wichtige biblische Wahrheiten auer acht gelassen habe. Deswegen waren diese Jahre vom Forschen nach Antworten geprgt. Ich mchte Sie gerne in diese Suche mit hineinnehmen, damit wir gemeinsam dazu beitragen knnen, da mehr Menschen mit dem Evangelium erreicht werden.
Hierzu einige Fragen, denen ich mich gestellt habe:
Wie sieht die Welt, in der wir leben, eigentlich aus? Sind wir wirklich vertraut mit ihr? Verstehen wir, was in den Kpfen der Menschen um uns her vor sich geht? Sind wir uns dessen bewut, wohin die moderne Philosophie den Menschen von heute gebracht hat? Wissen wir, wo er gefhlsmig steht?
Wie steht es mit der Skularisierung? Kennen wir das Ausma der Skularisierung in unserer nheren Umgebung? Wie verstndigen wir uns mit den skularisierten Menschen? Ist eine Verstndigung berhaupt mglich?
Was macht eine echte Kommunikation aus? In welcher Weise mssen wir bei unserem Zeugnis von Christus die unterschiedlichen Denk- und Lebensweisen bercksichtigen? Wie knnen wir wissen, da das Evangelium wirklich angekommen" ist? Wer trgt die Verantwortung, wenn wir in der Kommunikation versagen? Wie gehen wir eigentlich auf unsere Zuhrer ein?
Was meinte Jesus, als er sagte, da das Evangelium jeder Kreatur" und in der ganzen Welt" gepredigt werden soll? Inwieweit haben wir diesen Auftrag erfllt? Haben wir ihn schon erfllt, wenn wir jemandem lediglich die Vorbedingungen des Heilserlebnisses erklrt haben, oder geht es nicht doch um viel mehr? Sind evangelisieren" und ernten" gleichartige Begriffe?
Was meinte Jesus, als er uns sagte, da wir in der Welt" leben sollen? Wie lt sich das vereinbaren mit der anderen Aufforderung: Gehet aus ihrer Mitte" (2.Kor 6,17)? Wie wrde ein ausgeglichenes Verhltnis zwischen einem Leben in der Welt und der Absonderung von ihr aussehen? Leben wir in der Welt, so wie Jesus das von uns wollte, oder haben wir uns in ein Ghetto zurckgezogen?
Was ist mit den groartigen Dingen, die heute in der Gemeinde Jesu geschehen? Evangeliumsfeldzge, Seminare, Supergemeinden? Knnen wir es nicht doch mit gengend Zeit und Leuten schaffen, die Befehle Christi auszufhren? Werden unsere Programme und Institutionen den Bedrfnissen entsprechen knnen? Wenn nicht, woran liegt es dann?
Wer sorgt fr den Vormarsch des Evangeliums in der Welt? Ist es realistisch, wenn wir erwarten, da sich hier jeder Christ engagiert? Oder laden wir unseren Brdern falsche Schuldgefhle auf? Ist die persnliche Evangelisation die Antwort? Ist persnliche Evangelisation nur etwas fr einige wenige, die eine besondere Begabung dafr haben? Wo ist die Gemeinschaft der Glubigen einzuordnen?
Als ich nach Antworten auf diese Fragen suchte, erkannte ich, da die christliche Mission viel komplizierter und vielschichtiger ist, als wir zugeben wollen. Die Tatsache, da wir uns nur mit geringem Erfolg ber die Grenzen verschiedener Denkweisen und Kulturen verstndlich machen knnen, zeigte mir, da wir gewisse, wichtige biblische Wahrheiten bei der Verkndigung des Evangeliums in der Welt bersehen haben mssen. Es gelingt uns zuwenig, mit den skularisierten Mnnern und Frauen
der westlichen Kulturen oder mit den Millionen anderer auerhalb des normalen Rahmens unserer Verkndigung zu kommunizieren.
Unsere westliche Gesellschaft reagiert auf die einst wirksamen Methoden immer weniger. Gleichzeitig haben wir unser Verstndnis von Evangelisation so verkrzt und uns so sehr an unsere Erfolglosigkeit gewhnt, da wir mit unseren gewohnten Evangelisationsmethoden weitermachen und uns manchmal der Welt ohne Christus um uns herum gar nicht richtig bewut werden.
Unsere Evangelisation konzentriert sich vor allem auf die verirrten Schafe unserer eigenen Herde, das heit auf jene Menschen, die in unseren Denominationen aufgewachsen sind. Sich um sie und um die Bedrfnisse der eigenen Gemeinde zu kmmern, das gibt uns genug zu tun. Deshalb finden wir auch kaum Zeit, innezuhalten und uns ber die Tatsache Gedanken zu machen, da wir nur mit sehr bescheidenem Erfolg die unglubige Welt um uns her erreichen. In gewissem Sinne fhren wir Selbstgesprche und merken es nicht einmal.
Ken Lottis, zwanzig Jahre lang mein Mitarbeiter in Brasilien, wute eine gute Illustration dafr. Als er seine Erlebnisse whrend eines seiner Urlaube schilderte, erzhlte er mir die folgende Geschichte.
Als ich an diesem Nachmittag zu dem Cafe fuhr, wute ich wirklich nicht, was ich erwarten sollte. Ich hatte Pastor Ellsworth seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Jetzt, nach dieser langen Zeit, hatte er mich mit einem Brief und einigen Telefonanrufen ausfindig gemacht. Mit seiner Frau hatte er fast 300 Kilometer zurckgelegt, um mit meiner Frau und mir eine Tasse Kaffee zu trinken.
Als wir uns das erste Mal begegneten, war er frisch verheiratet, gerade erst ordiniert worden und hatte sein erstes Pastorat. Zu jener Zeit hatte auch ich gerade geheiratet, arbeitete fr die Navigatoren und war Mitglied seiner Gemeinde. Jetzt, zwanzig Jahre spter, sollten wir uns in einem Hotel-Caf treffen. Meine Frau fragte mich, als wir hineingingen: Glaubst du, da wir sie wiedererkennen werden?" Wir erkannten sie, wahrscheinlich deshalb, weil sie so etwas wie ein Spiegelbild von uns waren: ein paar graue Haare, ein paar Pfunde zuviel und einige Falten um die Augen herum.
Zu Beginn unserer Unterhaltung tauschten wir Erinnerungen aus und sprachen von unseren Familien. Dann drehte sich das Gesprch um unseren Dienst im Reich Gottes, den wir in den vergangenen zwanzig Jahren getan hatten. Pastor Ellsworth hatte verschiedene Gemeinden betreut, von denen jede neue ein bichen grer als die vorherige war.
Seine momentane Gemeinde in einer Stadt des Mittelwestens war typisch mittelamerikanisch Farmer, Rancher, usw.
Ich hatte die vergangenen zwanzig Jahre bei den Navigatoren in Brasilien mitgearbeitet. Als ich ihm von einigen unserer Erfahrungen erzhlte, wie wir den jungen Brasilianern das Evangelium weitersagten, antwortete er: In jeder Gemeinde, in der ich gewesen bin, habe ich die herkmmlichen Evangelisationsmethoden ausprobiert: Evangeliumsfeldzge, Hausmission, Evangelisationsseminare. Ich nahm das Buch Evangelisation: ein Lebensstil" zur Hand, weil ich wute, da darin ber deine Arbeit mit Jim Petersen in Brasilien berichtet wurde. Als ich begann, es zu lesen, hatte ich pltzlich das Gefhl, eine Erklrung fr meine Frustration zu finden, die bei meinen Versuchen entstanden war, die Menschen in meiner Stadt mit dem Evangelium zu erreichen.
In unserer Gemeinde wird die Bibel gelehrt und geglaubt wie in vielen anderen Gemeinden des Mittelwestens. Die Stadt ist klein und hat knapp zehntausend Einwohner. Letztes Jahr veranstaltete ich eine Woche lang evangelistische Abende. Wir hatten einen guten Evangelisten, und die Abende waren gut besucht, aber die meisten Menschen kamen aus unserer eigenen Gemeinde.
Als ich darber las, was ihr unter skularisierten Menschen in Brasilien tut, erkannte ich endlich, da es sehr viele Menschen in meiner Stadt gab, die auch skularisiert waren. Sie waren keine Intellektuellen, sondern einfache Menschen, die sich nicht mehr fr die Kirche und ihre Botschaft interessierten. Sie wrden nie in meine Gemeinde kommen. Ich frage mich jetzt, was ich tun mu, um diese Menschen zu erreichen."
Diese Geschichte verdeutlicht uns verschiedene Schwierigkeiten , die wir Christen haben, wenn es um die Kommunikation mit den Menschen um uns her geht. Wir schenken der Kluft zwischen uns und ihnen oft zu wenig Beachtung. Gerade denen, welchen wir es am meisten schulden, knnen wir uns mit unseren Methoden oft nicht verstndlich machen. Es kann sein, da uns dieses Versagen gar nicht bewut ist; aber auch wenn wir darauf aufmerksam werden, geraten wir in Verlegenheit und wissen nicht, was zu tun ist.
Aber es mu nicht so bleiben. Es ist mglich, den verschiedensten Menschen das Evangelium mit Erfolg weiterzusagen. Um das tun zu knnen, mssen wir zunchst besser verstehen, was uns die Bibel ber das Evangelisieren lehrt. Es ist das Ziel dieses Buches, uns wachzurtteln, damit wir anfangen, die vielen Menschen um uns her zu sehen, und damit wir auf einige biblische Wahrheiten, die bis jetzt vernachlssigt wurden,
aufmerksam werden. Wir werden noch zeigen, da Evangelisation, wie Jesus sie beschrieb und wie sie in den Briefen der Apostel dargelegt wird, zwei Aspekte beinhaltet:
1. Das Verkndigen oder Bekanntmachen des Evangeliums ein aktives Handeln, durch das der Nichtchrist ganz klar mit dem Kern der Botschaft konfrontiert wird.
2. Die Bekrftigung oder Darstellung des Evangeliums ein anhaltender Proze, in dessen Verlauf wir die christliche Botschaft ausleben und vorleben.
Wir werden noch sehen, da beide Methoden gleichermaen wichtig sind, wenn wir alle Bevlkerungsschichten erreichen wollen. Aber beide Evangelisationsmethoden haben auch ihre Grenzen. Wir sind vertrauter mit der ersten Art der Evangelisation und haben sie oft als die eigentliche Evangelisation verstanden, obwohl sie doch nur die eine Phase des Gesamtprozesses ist. Es mag die Anfangsphase sein wie bei Paulus, wenn er in eine Stadt kam, in die Synagoge ging und mit den Leuten redete. Oder es kann sieh auch um eine sptere Phase handeln, die in den Rahmen der Bekrftigung durch das ausgelebte Zeugnis hineingehrt.
Vom Gesichtspunkt einer biblischen Definition der Evangelisation aus werden wir feststellen, da sich in unserer Gesellschaft viel mehr Menschen mit dem Evangelium erreichen lassen, als wir denken obwohl diese Menschen vielleicht nicht gleich Christen werden. Es ist Zeit, da wir bewut damit anfangen, Gott wirklich zuzutrauen, da durch unseren Einsatz viel mehr Menschen aus dem Reich der Finsternis herausgerettet werden als bisher. Das ist mglich, aber es erfordert ein Umdenken.
Teil I Analyse unserer Zeit
1. Unsere Zeit verstehen lernen
Eine Welt nie dagewesener Umbrche
In 1.Chronik 12,32 ist die Rede von den Mnnern von Isaschar, die erkannten und rieten, was Israel zu jeder Zeit tun sollte" (l.Chr 12,32). Ihr Mnner von Isasch'ar, wo seid ihr heute?
Die westliche Welt geht gegenwrtig durch einen gesellschaftlichen Proze des Umbruchs, der eine nicht geringe Herausforderung fr alle darstellt, die verstehen mchten, was da vorgeht. Das Wesen und die Bedeutung dessen, was bereits geschehen ist, zu verstehen, ist eine schwer zu lsende Aufgabe. Tendenzen zu identifizieren und zu erkennen, wohin sie fhren, ist noch schwieriger.
Futurologen fllen unsere Regale mit Bchern und Zeitschriften, die eine breite Palette von Vorhersagen und Interpretationen enthalten. Diese bieten wohl interessanten und aufschlureichen Lesestoff. Aber die Vernderungen kommen oft so schnell, da das, was diese Autoren zu sagen haben, meist schon berholt ist, bevor es die Leser erreicht. Um die Verwirrung noch zu steigern, weisen ihre Annahmen grundlegende Unterschiede auf.
Es liegt nicht in meiner Absicht, hier noch eine weitere Analyse unserer Gesellschaft zu den bereits vorhandenen hinzuzufgen. Ich mchte statt dessen mit groben Pinselstrichen die vorherrschenden Tendenzen aufzeigen, die unserer Gesellschaft ihr Geprge verleihen. Mit diesem Kapitel verfolge ich nicht das Ziel, den Leser darber zu informieren, was vor sich geht, sondern ich mchte ihn fr die Tatsache der Vernderung sensibilisieren das heit, da unsere Gesellschaft tatschlich in einem Wandel begriffen ist.
Vernderungen haben die Tendenz, von uns berhaupt nicht bemerkt zu werden, whrend wir so weiterleben wie bisher. Aber um des Missionsbefehls Jesu willen Geht hin in alle Welt" knnen wir uns das nicht
leisten. Wir Christen haben den Auftrag, Mitarbeiter Gottes in dieser Welt zu sein. Wir mssen deshalb versuchen, unsere Zeit zu verstehen; denn die Menschen, die wir erreichen wollen, werden von diesen Zeitstrmungen mitgerissen. Wenn es uns nicht gelingt, diese Wahrheit zu verstehen, werden wir auch zu keiner wirksamen Kommunikation fhig sein. Dann sprechen wir mit den Menschen so, als wren sie noch die gleichen, die sie frher einmal waren. Wir drfen die Entwicklungen nicht verschlafen!
ERKENNTNISSE BER DIE ZEITSTRMUNGEN: WAS SAGEN DIE ANALYTIKER?
Die Vorhersagen ber das geistliche Klima unserer Gesellschaft weisen groe Unterschiede auf. Einige sehen eine Zeit ungewhnlicher Offenheit fr geistliche Werte voraus. Andere behaupten das genaue Gegenteil.
Die Optimisten
Rifkin und Howard machen einige sehr optimistische Angaben ber das Wachstum der Gemeinde Jesu. Sie sagen: Ein wachsende Anzahl von Historikern, kologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Anthropologen fragen: Was wird an die Stelle des Materialismus treten? Die meisten stimmen darin berein, da ... das Hauptinteresse des menschlichen Daseins sich von der horizontalen Ebene des Materialismus zu der vertikalen Ebene der Spiritualismus hin bewegen werde. Nur eine groe geistliche Erneuerung, so argumentieren sie, werde sowohl die Grundlagen fr eine neue Weltanschauung sowie den Glauben und die Disziplin liefern knnen, die ntig sind, um sie in die Tat umzusetzen."1 Dies ist in der Tat eine positive Aussage.
Im gleichen Sinne sagt John Naisbitt voraus, in den Vereinigten Staaten werde es zu einer groen religisen Erweckung kommen und demzufolge der Gottesdienstbesuch zunehmen. Seine Begrndung: Weil viele Menschen in schwierigen Zeiten in ihrem Leben ein festes Gefge und keine Vieldeutigkeit brauchen."2 Die Menschen brauchen etwas, woran sie sich festhalten knnen, etwas, das ihnen in einer Zeit voller Vernderungen einen Anker bietet.
George Gallup fhrte 1977 in Amerika eine religise Umfrage durch. Er kam zu dem Ergebnis, da die sich hufenden Anzeichen darauf
schlieen lassen, da die spten siebziger Jahre tatschlich den Beginn einer religisen Erweckung in Amerika bringen knnten."3
Diese Beobachter eines positiven, religisen Trends sttzen sich alle auf bestimmte Anzeichen, um ihre Analyse zu belegen. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, da 42 Prozent aller erwachsenen Amerikaner wenigstens einmal in der Woche einen Gottesdienst besuchen"; da sich fast jeder dritte Amerikaner als wiedergeboren" bezeichnet; da heute 1300 Radiosender jeder siebente im Besitz von Christen ist und von Christen betrieben wird"; und da evangelikale Verleger ein Drittel des gesamten kommerziellen Buchmarktes abdecken.4
Es stimmt! Es existiert tatschlich ein Aufschwung unter der evangeli-kalen Christenheit Amerikas. Jedermann kann sich davon berzeugen: Er mu einfach einmal probieren, sich am Sonntagmorgen durch den Verkehrsstau in der Umgebung einer der vielen Supergemeinden hindurchzuarbeiten, die es heute in der religisen Szene Amerikas gibt. Die Begeisterung dieser Gemeinden, deren berbeschftigte Mitarbeiterstbe mit ihrem eigenen Erfolg kaum mehr Schritt halten knnen, lt ihnen beinahe keine Zeit, um innezuhalten und ber die Vorgnge auerhalb des eigenen Gemeindegeschehens nachzudenken. Jede Erfolgskurve besttigt, da die Dinge nie besser standen.
Und so kommen Howard und Rifkin zu dem Schlu: Zwei Dinge sind sicher: ein umfassendes religises Erwachen ist zu erwarten, und die ersten Anzeichen dieser Umwlzung sind bereits erkennbar."5 Werden sie recht behalten?
Die Pessimisten
Es gibt jedoch auch davon abweichende Einschtzungen der religisen Zukunft, die mit derselben Gewiheit und mit hnlich berzeugenden Beweisen vorgebracht werden. Diese anderen Stimmen klingen sehr seltsam in den Ohren jener Christen, die sich in dem oben erwhnten Gemeindewachstum engagieren. Kenneth Kantzer, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Christianity Today", stellt fest: Wir stehen wahrscheinlich am Ende einer Zeitepoche, die von der Reformation bis hin zur russischen Revolution reicht. Eine religise Eiszeit geht heutzutage ber Europa und Nordamerika hinweg (von einigen erwhnenswerten Ausnahmen in besonderen Gegenden abgesehen, wo die Evangelikaien stark vertreten sind). Materialistisch geprgtes Heidentum ist zur vorherrschenden Weltanschauung geworden. Diese wachsende Skularisierung, die eine Gesellschaft prgt, welche dem christlichen Glauben
vllig fremd ist, hhlt allmhlich die biblischen Werte in unserer Gesellschaft aus und dringt auch in die Gemeinde Jesu ein."6
Worber spricht Kantzer hier? Ich glaube, er sieht Dinge, die bisher von den optimistischeren Beobachtern ignoriert wurden. Er sieht die Dinge in ihrem greren Zusammenhang. Die soeben beschriebene religise Tendenz ist nicht vorherrschend, so eindrcklich sie auch erscheinen mag. Sie ist vielmehr eine Gegenstrmung, die sich eindeutig von der Hauptstrmung, die unsere Gesellschaft prgt, unterscheidet. Dabei spielt diese skularisierte Hauptstrmung in Gre und Einflu eine berragende Rolle.
Rifkin und Howard erkennen die Brisanz der gegenwrtigen Situation. Sie stellen fest, da Amerika... aus zwei Kulturen besteht, die in einem sorgfltig strukturierten Verhltnis zueinander existieren ... Dies sind die reformatorische Kultur von Calvin, welche die Basis bleibt, und ihre entartete Nachfolgerin, das sie berlagernde liberale Ethos".7 Ihrer Meinung nach HYPERLINK "http://geht.es"geht.es um die Frage, ob die neue evangelikale Erweckung diese kritische Zeit umformen wird, oder ob sie statt dessen von der skularisierten Gesellschaft umgeformt und absorbiert wird".8
Verschiedene Autoren drcken es unterschiedlich aus, aber die meisten sind sich darin einig, da sich ein groer Teil der Welt, insbesondere der westlichen Welt, in diesem gesellschaftlichen Umbruch befindet. Der eine Lebensstil stirbt, und der andere tritt dafr an seine Stelle.
Wie dieser gesellschaftliche Wandel die Offenheit der Menschen unserer Generation fr geistliche Dinge beeinflussen wird, lt sich unmglich voraussagen. Viel hngt davon ab, wie wach wir Christen fr das Geschehen unserer Tage sind, und ob wir die ntige Flexibilitt besitzen oder nicht, angemessen darauf zu reagieren.
Christopher Lasch beschreibt in seinem Buch The Culture of Narcissism" die Richtung, in die unsere Gesellschaft seiner Meinung nach steuert. Darin fat er die Faktoren zusammen, die das Sterben dessen anzeigen, was er den leistungsorientierten Individualismus" nennt, und die Herausbildung dessen, was logischerweise an seine Stelle tritt, nmlich die Jagd nach Glck, die in die Sackgasse einer nazistischen Beschftigung mit sich selbst mndet".9
Lasch stellt fest, da unsere politischen Theorien keine Erklrung mehr dafr finden, da unsere konomischen Theorien dasselbe Schicksal erlitten haben und da die Wissenschaften, die einst so davon berzeugt waren, Antworten fr das Leben geben zu knnen, jetzt deutlich machen, da man von ihnen nicht mehr die Lsung gesellschaftlicher Probleme erwarten solle.
Die Geisteswissenschaften, so Lasch, seien genauso bankrott wie alle anderen und mssen allgemein eingestehen, da humanistisches Studium nichts zum Verstndnis der modernen Welt beizutragen vermag. Philosophen haben es aufgegeben, uns das Wesen der Dinge erklren zu wollen oder zu sagen, wie wir leben sollen". Die Kunst erhebt nur noch den Anspruch, den inneren Geisteszustand des Knsders widerzuspiegeln". Selbst Historiker warnen uns vor den sogenannten Lektionen" der Geschichte sie seien keineswegs belanglos, sondern sogar gefhrlich".10
Zu dieser Ernchterung gesellt sich noch die Angst, indem die Gesellschaft anfngt, sich Gedanken zu machen ber die Folgen der Erschpfung unserer natrlichen Ressourcen sowie ber die wohlbegrndeten Vorhersagen kologischer Katastrophen. Sinnlose Terrorakte und gefhrliche, kriegerische Konfliktherde lassen die Bedrohung durch eine nukleare Vernichtung zu einer tglichen Sorge werden. Die Inflation lt auch die finanzielle Stabilitt ins Schwanken geraten. Selbst der Familie ist ihre frhere Funktion abhanden gekommen, ein sicherer Hort des Zusammenlebens und der Kindererziehung zu sein. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind unverbindlich und oberflchlich geworden.
Lasch fhrt weiter aus: Jetzt, da das zwanzigste Jahrhundert seinem Ende entgegengeht, wchst die berzeugung, da auch viele andere Dinge bald an ihrem Ende angelangt sind. Sturmwarnungen, unheilvolle Vorhersagen und Katastrophensignale beunruhigen unsere Zeit. Das Gefhl eines bevorstehenden Endes" greift in der Vorstellung der Menschen immer mehr um sich."11
Weil das Morgen zu ungewi ist oder das Nachdenken darber uns zuviel Angst einflt, ziehen wir uns lieber in unsere eigene Privatsphre zurck. Fr den Augenblick zu leben, das ist jetzt die vorherrschende Leidenschaft fr sich selbst zu leben, nicht fr unsere Vorfahren oder Nachkommen ... Da die Menschen keinerlei Hoffnung haben, ihr Leben in irgendwelchen Dingen, die von Bedeutung sind, wesentlich verbessern zu knnen, sind sie zu der Uberzeugung gekommen, da es die eigene, seelische Selbstentfaltung ist, die zhlt: Sie machen sich ihre Gefhle bewut, achten auf gesunde Ernhrung, nehmen Ballettstunden, beschftigen sich intensiv mit stlichen Weisheiten, joggen, versuchen zu lernen, wie man Beziehungen knpft' und so weiter."12
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, da sich das positive Zukunftsbild einer geistlichen Erweckung und ^die pessimistische Vorhersage einer Gesellschaft, die sich in den Narzismus zurckzieht, als zwei unrealistische Extreme erweisen. Beides sind bertreibungen. Beide Tendenzen sind zwar weiterhin festzustellen, aber keine von ihnen vermittelt ein ausgewogenes Bild dessen, was in Wirklichkeit geschieht.
In vieler Beziehung erscheint das Leben erstaunlich normal. Die Jugendlichen verfolgen weiter ihr traditionelles Ziel: Erfolg. Sie studieren. Sie wollen durch Leistung zum Erfolg zu kommen. Sie drngen sich nach finanziell lohnenden Arbeitspltzen. Sogar ein ermutigendes, wenn auch bescheidenes Interesse fr Politik und soziale Probleme lt sich unter ihnen feststellen.
Es kommt einem fast so vor, als sei die gute, alte Zeit" wieder da. Nach den Erschtterungen der Generation der sechziger Jahre und der Gleichgltigkeit und der Genusucht, die die siebziger Jahre prgten, scheint sich die gesellschaftliche Szene heute sprbar gebessert zu haben. Jetzt endlich scheint eine Generation zu leben, die nicht mehr darauf aus ist, ihre eigene Umwelt zu zerstren. Aber bei dieser Generation handelt es sich um die Nachkommen der sechziger und der siebziger Jahre. Unter der Oberflche schlummert das Erbe dieser beiden Jahrzehnte. Allen Bloom schreibt zu Beginn seines Buches The Closing of the American Mind": Jnpjngr Sarhp Wann pin Professor sicher sein: Beinahe jeder Student, der an die Universitt geht, glaubt oder behauptet zu glauben, da WahrJiett re)afjv_seiJl13 Blooms These lautet: Da Aufgeschlossenheit und Offenheit von unseren Erziehern als die hchste Tugend betrachtet wird, ist die Relativitt der Wahrheit zu einem moralischen Postulat geworden. Aber sobald wir uns dieses Postulat zu eigen machen, knnen wir in Wirklichkeit berhaupt nicht mehr denken. Darum ist das, was als eine groe ffnung angepriesen wird, ein groes Zumachen."14
Bloom fhrt fort und macht einige Feststellungen, die fr das Thema dieses Kapitels von wesentlicher Bedeutung sind. Er beschreibt, wie er whrend seinen ersten Jahren als Universittsprofessor noch damit rechnen konnte, da die Studenten die Bibel kannten", aber jetzt seien echte Religion und Bibelkenntnis bis auf den Nullpunkt herabgesunken".15 Mit ihrem allmhlichen Verschwinden haben als Folge davon Vter und Mtter die Vorstellung aufgegeben, sie knnten keine greren Ambitionen fr ihre Kinder haben, als da diese weise werden ... [und] ohne das Buch ist sogar die Vorstellung vom Stellenwert des Ganzen verlorengegangen."16
"Wenn die Vorstellung einer absoluten Wahrheit fehlt, so sagt Bloom, dann entscheidet der Einzelne zusammen mit der Gesellschaft, in der er lebt selber darber, was richtig und was falsch ist. Dann ist alles mglich! Die Folge davon ist, da die Grundlagen dieser Generation gottloser als in der Vergangenheit sind. Die Leichtigkeit, mit der wir Abtreibungen akzeptieren, unsere Bereitschaft, uns scheiden zu lassen und wieder zu heiraten, unsere Gleichgltigkeit gegenber der seelischen Gesundheit unserer Kinder all dies sind gottlose und keine christlichen Merkmale. Solange eine solche Einstellung vorheirschtj^bejlsht^ejn^ Spielraum fr eine~DiskulsH~lfj(^^
Gesellschaft^ " ^
DisFkurze Skizzierung unserer Gesellschaft sollte dazu dienen, uns die grundstzliche Unvereinbarkeit vorzufuhren, die zwischen dem Weltanschauungssystem des Hauptteils unserer Gesellschaft und dem Glauben jener besteht, die zu der christlichen Gegenstrmung gehren. Whrend die christliche Ethik sich auf Glaube, Hoffnung und Liebe grndet, sind die in der Welt vorherrschenden Wertsysteme von Ichbezogenheit gekennzeichnet.
Die Menschen der skularisierten Hauptstrmung suchen nicht wirklich unsere geistlichen Werte. Der Gedanke, der christliche Glaube knne eine solide Lebensgrundlage bieten, wrde den meisten Menschen wohl nie in den Sinn kommen. Statt dessen versuchen sie, das Gefhl ihrer inneren Leere und ihres Unbehagens durch Erfahrungen zu berdecken, die ihnen die momentane Illusion des Wohlbefindens vorgaukeln. Einer meiner Bekannten drckte das so aus: Mein Leben besteht darin, von einer Erfahrung zur anderen zu gehen. Keine dieser Erfahrungen dauert lnger als die Zeit, die ich brauche, um sie auszuleben."
Was ist Skularisierung?
Obwohl die Begriffe Skularisation" und Skularisierung" zu jener Terminologie gehren, mit der wir die heute vorherrschende Weltanschauung unserer Gesellschaft beschreiben, ist doch unser Verstndnis dieser Begriffe oft alles andere als klar. Die meisten Definitionen des Wortes Skularisierung konzentrieren sich vor allem auf den Gedanken, da der skularisierte Mensch bewut oder vielleicht auch unbewut seine Unabhngigkeit von Gott erklrt hat. Weil die Skularisierung in unserer Gesellschaft zunehmend um sich greift, ist eine genaue Definierung dieses Begriffs notwendig. Das Wrterbuch definiert skular" als zur Welt gehrend, oder zu
Dingen, die nicht als religis, geistlich oder heilig angesehen werden knnen." Skularisiert" bedeutet profan geworden, losgelst von jeglicher Religion oder geistlichen Zusammenhngen oder Einflssen, weltlich oder ungeistlich geworden." Die erste Definition stellt einen Lebenszustand in den Vordergrund. Die zweite beinhaltet, da sich ein bergang von einem Zustand zu einem anderen Zustand vollzogen hat.
Os Guinness unterscheidet zwischen Skularismus, Skularisierung und dem Skularisierten. Skularismus" ist eine Philosophie, die sich als solche analysieren und genau definieren lt. Skularisation hingegen ist ein Proze, in dessen Verlauf religise Vorstellungen immer weniger Bedeutung haben und religise Institutionen immer nebenschlicher werden".17 Skularisierung frbt auf die Menschen ab. Anders als die Philosophie ist sie ansteckend, so da berall dort, wohin die Modernisierung vordringt, eine gewisse Ansteckung unvermeidlich ist. Bei den Skularisierten" handelt es sich um Menschen, welche angesteckt worden sind. Es gibt verschiedene Grade der Ansteckung, und gegen die von da ausgehenden Einflsse sind Christen nicht immun. i
Die Skularisierten umfassen einen Groteil der Bevlkerung in der/westlichen Welt. Sie sind, wie der Apostel Paulus es ausdrckt, ohneGott in der Welt" (Eph 2,12). In ihrer persnlichen Philosophie gibt eskeinen Platz fr Gott. Er wird nicht als wichtiger Bestandteil ihres Lebensangesehen.
Das wrde sowohl die einschlieen, welche nie eine auf Gott hin orientierte Philosophie gekannt haben, wie auch die, welche erst spter weltlich geworden" sind, bei denen sich ein Gesinnungswandel von einer auf Gott hin orientierten Philosophie zu einer Philosophie ohne Gott vollzogen hat. Manche Menschen haben diesen Wandel whrend ihrer eigenen Lebenszeit miterlebt. Aber meistens erstreckt er sich ber mehrere Generationen. Bei vielen von ihnen ist es eine ganze Generation her, da sie ein Leben innerhalb christlicher Strukturen kennengelernt haben. Fr sie ist Gott kein gltiges Fundament fr eine persnliche Lebensanschauung.
Die Skularisierten kann man nicht eigentlich als nicht religis" bezeichnen. Wenn man unter Religion die persnliche berzeugung eines Menschen versteht, die fr sein Leben mageblich ist, dann sind alle Menschen religis. Das wrde aber auch den Atheisten, den Agnostiker, den Marxisten oder den philosophischen Humanisten einschlieen. Oft basiert eine pseudo-religise Weltanschauung auf dem Glauben an die Wissenschaft, an die konomie und an die Technologie; von ihnen erwartet der skularisierte Mensch Antwort auf seine Fragen und Lsungen fr die Probleme der Gesellschaft. In Wirklichkeit liegt es in der
schpfungsmigen Anlage des Menschen, da er unverbesserlich religis ist, und der Skularismus bernimmt die Funktion einer Religion im oben beschriebenen Sinn seine persnlichen berzeugungen bilden fr ihn das Fundament seines Lebens.
Wohl vermag der Skularismus die Funktion einer Religion zu bernehmen, aber er kann ebensowenig die Bedrfnisse des Menschen befriedigen, wie der Humanismus, der dessen konventionelle Ausdrucksform darstellt. Die gegenwrtigen Tendenzen innerhalb unserer Gesellschaft hin zu den mystischen stlichen Religionen, der bewuten Selbstvergottung, zum Okkulten und zur Satansanbetung sind Anzeichen dafr, da sich der Skularismus in Wirklichkeit in einem Ubergangsstadium befindet. Die New Age"-Bewegung ist ein Beispiel fr die Pseudo-Religion, zu welcher der Skularismus unweigerlich fhrt.
Die verschiedenen Grade der Skularisierung, von denen Guinness spricht, wirken manchmal etwas verwirrend auf uns. Wir beurteilen die Dinge gern nach einem Schwarz-wei-Schema: die Menschen sind entweder religis oder dann skularisiert. Das fhrt dazu, da wir die Skularisierung nicht wahrnehmen, es sei denn, wir begegnen einem Menschen, der unter einer tdlichen Ansteckung leidet.
Oft habe ich den Eindruck, da sich die Leute unter einer skularisierten Person" jemand vorstellen, der etwas aus dem Rahmen fllt und einen alternativen Lebensstil pflegt. Dabei fallen die skularisierten Menschen unserer Gesellschaft gewhnlich keineswegs aus dem Rahmen. Sie rasieren sich. Sie gehen zum Friseur. Sie tragen Anzge und Krawatten. Sie stehen mitten im Geschftsleben, und sie bebauen unsere Acker. Wir sind geradezu umgeben von Skularisierten.
Vor einem Dutzend Jahren erklrte uns ein Bekannter seine persnliche Philosophie so: Immer mit der Ruhe nur keine Verpflichtungen leben und leben lassen." Einer unserer jetzigen Nachbarn beschrieb uns seine Lebensauffassung auf hnliche Weise. Das Leben", sagte er, ist wie die Schmetterlinge. Sie fliegen die ganze Zeit von einer Blume zur andern. Wenn es vorbei ist, dann ist es vorbei. Beim Fliegen gut aussehen darauf kommt es an."
In unserer jetzigen Umgebung sind die vielen Ehescheidungen und unverheirateten Paare fast typisch fr diesen Vorort im Mittelwesten. Gegenber, auf der anderen Straenseite, hat sich ein Ehepaar ein Haus gebaut, einen schnen Rasen angelegt und das Haus zum Verkauf angeboten. Der Grund: Scheidung. Genau das gleiche geschah einige Huser weiter. Der geschiedene Mann lebt jetzt allein in seinem Eckhaus, und die drei kleinen Kinder kommen ihn am Wochenende besuchen. In
einem anderen Hause wohnen zwei Personen, jede erst vor kurzem geschieden, und jetzt brachte jede Seite zum erstenmal die eigenen Kinder hierher. Der Ex-Mann der Frau sitzt wegen versuchten Mordes an seiner Frau im Gefngnis.
Diese Dinge sind die unvermeidbare Folge, wenn man ohne Gott in der Welt" lebt. Das Fehlen einer sinngebenden Lebensanschauung fhrt dazu, da der aus dem Skularismus hervorgegangene Relativismus die Lebensweise unserer Gesellschaft immer strker prgt mit verheerenden Auswirkungen!
Die verschiedenen Zeitstrmungen verstehen und entsprechend handeln
Die Auswirkungen dieser Tendenzen sind sehr verschieden und weitreichend; aber im Rahmen dieses Buches geht es vor allem um diese eine Frage: Welchen Einflu wird all dies auf die Ausbreitung des Evangeliums in der Welt haben?
Ich glaube, da die Antwort davon bestimmt wird, wie wir auf diese Zeitstrmungen reagieren werden. Wenn wir einfach wie bisher weitermachen und bei unseren bewhrten Methoden bleiben, als ob die soeben beschriebene Welt nicht existieren wrde, dann lassen sich die Folgen mit Leichtigkeit absehen. Wenn unsere Reaktion jedoch Durchblick verrt und wir uns auf die Situation einstellen, knnten wir erleben, da die Situation sich sogar zum Vorteil fur das Evangelium auswirken wird.
Die gesellschaftliche Umwlzung, von der wir hier sprechen, geht in einem rasanten Tempo vor sich. In seinem Buch Idols of Destruction" schreibt Herbert Schlossberg, da einige Soziologen diesen gesellschaftlichen Wandel hin zur Verzweiflung in einem einzigen Jahrzehnt ansiedeln: in ,den sechziger Jahren."18 Doch ungeachtet seines ersten Auftretens kann dieser negative Wandel heute ohne weiteres berall beobachtet werden.
Ich arbeite mit einer christlichen Organisation zusammen, die unter dem Namen Navigatoren" bekannt ist. Unsere Arbeit besteht hauptschlich darin, noch nicht gerettete Menschen zu Christus zu fhren und sie zuzursten, selber Menschen in ihrem Bekanntenkreis fr Christus zu gewinnen. Dies bedeutet natrlich, da wir an der Basis" arbeiten, wo die ersten Anzeichen gesellschaftlicher Vernderungen zuerst erkannt werden knnen.
Es scheint, als ob sich diese verschiedenen Zeitstrmungen in der westlichen Welt von Osten nach Westen bewegen. Unsere europischen Mit-
arbeiter waren die ersten, die die oben beschriebenen Vernderungen in der Gesellschaft zu spren bekamen.
Vernderungen in Methode, Inhalt und Erwartung wurden unseren Mitarbeitern in Holland innerhalb einer Zeitspanne von fnf Jahren aufgezwungen. Ein Mitarbeiter der Navigatoren in Holland, Gert Doornen-bal, schrieb hierzu in einem unverffentlichten Aufsatz: Die jungen Leute von heute sind nicht mehr wie die, welche wir vor zehn Jahren erreichten. Immer mehr Kinder wachsen mit nur einem Elternteil auf. Oft fehlt es ihnen an Liebe und Frsorge."
In Schweden sprechen Familienberater von Nie-Kindern", das heit von Kindern, zu denen nie jemand gesagt hat: Ich liebe dich". Sie mssen mit unbefriedigten emotionalen Bedrfnissen leben und kmpfen mit Einsamkeit und Unsicherheit. Sie sind unfhig, ihren Gefhlen und Beziehungen auf normale Weise Ausdruck zu geben.19
Rinus Baljeu, ein hollndischer Mitarbeiter der Navigatoren, der in Schweden arbeitet, schreibt ber die Auswirkungen dieser Situation: Die achtziger Jahre begannen mit der schockierenden Entdeckung, da wir mit unserer Evangelisationsarbeit in gewissen Lndern nur sehr wenige erreichten. Wir sind auf dem Wege zu einer Gesellschaft ohne Religion. 85 bis 90 Prozent der heutigen Teenager betrachten Fragen wie Hat Jesus wirklich gelebt?" oder War er der Sohn Gottes?" als vllig unwichtig und belanglos."20
Ein Mitarbeiter der englischen Navigatoren, John Mulholland, fhrte eine Umfrage unter englischen Studenten durch, um das Ausma der Skularisierung unter ihnen herauszufinden. Er sagte: Die Ergebnisse waren doch sehr berraschend. Die Studenten sind viel skularisierter, als wir glaubten. Wir mssen uns entscheiden, wo wir arbeiten wollen: unter den relativ wenigen, vorbereiteten Menschen, die nicht fern vom Reiche Gottes sind, oder unter den Skularisierteren. Natrlich sollten die vorbereiteten Menschen gewissermaen geerntet werden, aber hier sind schon andere damit beschftigt, diese kleine Ernte einzubringen. Da jene auf der skularisierten Hlfte der Waage zu jenen auf der biblischeren Hlfte im Verhltnis fnf zu eins stehen, wird deutlich, da die Mehrheit der Menschen im Grunde skularisiert ist. Wenn wir unsere Mitarbeiter ausrsten wollen, eine gute Arbeit in der Ernte zu leisten, ist es entscheidend wichtig, da wir lernen, mit Erfolg unter skularisierten Menschen zu arbeiten und andere zu lehren, dies auch zu tun."21 Statt dessen wiederholt sich jedes Jahr das gleiche Bemhen christlicher Studentenorganisationen an den Universitten um Einbringung der kleinen Ernte unter den Vorbereiteten".
Das Tatsache, die Zeitstrmungen nicht verstanden zu haben, hat die Wirksamkeit vieler Gemeinden und christlicher Gruppen bei ihren Bemhungen, ihre Umwelt zu erreichen, erheblich beeintrchtigt. Viele christliche Leiter sind sehr entmutigt, weil sie das Gefhl haben, gegen eine bermchtige Flut ankmpfen zu mssen. Wenn sie dann erschpft sind, schwindet auch ihre Motivation, und es kommen ihnen oft Zweifel an ihrer Berufung oder ihrer Lehre. Sie kommen sich fehl am Platz vor. Das Einfachste fr sie wre, dieser verwirrenden Welt den Rcken zu kehren und sich nur noch auf das ihnen vertraute, angenehme christliche Umfeld zu konzentrieren.
Besonders ltere christliche Institutionen leiden unter dem Druck dieser Umstnde. Das, was vor ein paar Jahren noch wirksam, richtig und erfolgreich war, ist es heute nicht mehr. Diese abnehmende Wirksamkeit bedroht heute jede Organisation. Sie ist ein deutliches Signal dafr, da etwas getan werden mu.
Baljeu bemerkt dazu: Fr die meisten europischen Lnder sind die Umstellungen, vor denen wir stehen, nicht nur kleine Kurskorrekturen. Ein Neuberdenken unserer ganzen Arbeitsweise und strukturen drngt sich auf. Unsere Art der Gemeinschaft, die Schwerpunktverteilung, unsere Ausdrucksweise, unsere Organisationsstruktur, unsere Auffassungen ber Jngerschaft und Verhaltensnormen das alles mu neu berarbeitet werden, damit unser Dienst auch wirklich bei den Bedrfhissen der Menschen ansetzt, die wir erreichen wollen ... Hier geht es nicht um grere Effektivitt, sondern es ist einfach eine Frage des berlebens in den achtziger Jahren."22 Jeder, der die Probleme aus der Sicht einer christlichen Organisation betrachtet, kann die Dringlichkeit und den Ernst der Situation erkennen.
Wir sind also schon von den Auswirkungen der Skularisierung betroffen. Wir machen hier keine Zukunftsvorhersagen; wir sprechen lediglich von den Einflssen, die die christliche Gemeinde und ihre Mission in der Welt stark beeintrchtigen. Der Groteil der Menschen bewegt sich sehr schnell weg von den biblischen Werten. Doch das ist kein Grund fr uns, aufzugeben oder uns mit dem Gedanken zu beschftigen, bestimmte Schichten der Bevlkerung aufzugeben. Unsere Reaktion sollte darin bestehen, uns um ein Verstndnis der Zeitstrmungen zu bemhen und zu versuchen, sie zum Nutzen fr die Ausbreitung des Evangeliums einzusetzen. Wir haben einen langen Weg vor uns, bis dies wirklich geschehen kann. Die meisten von uns wissen gar nicht, wie sie es anfangen sollen, um unsere nichtglubigen Mitmenschen mit dem Evangelium zu erreichen.
Ein typischer Fall
Der Kontrast zwischen der skularisierten Welt und der christlichen Subkultur wird immer offensichtlicher und fr viele Menschen immer beunruhigender. Einer meiner Freunde beschreibt dieses Dilemma mit seinen Worten:
Ich arbeitete in einer Bank in Houston, Texas. Ich war auch Mitglied einer Baptistengemeinde in der Stadt, in der ich Anschlu an eine kleine Gruppe fr Alleinstehende fand. So vollzog sich mein Leben in zwei verschiedenen Welten: unter meinen Freunden aus der Gemeinde und unter meinen Freunden aus der Bank. Die meisten meiner Arbeitskollegen kamen aus kirchlichen Verhltnissen, von denen sie sich aber mit der Zeit distanziert und sich schlielich gelst hatten. Einige hatten aber noch nicht einmal diesen Hintergrund. Es war mein sehnlicher Wunsch, sie zu Christus zu fhren, aber jeder Versuch endete mit Frustration.
Das Arbeitsklima bei uns war gut, und ich versuchte auch, gesellschaftliche Kontakte zu knpfen. Ich besuchte Parties, die von der Bank veranstaltet wurden, und soviel andere gesellschaftliche Anlsse wie mglich, aber die Unterschiede zwischen uns waren zu gro. Wir hatten tatschlich so wenig gemeinsam, da keine echte Kommunikation zustandekam. Da ich in der Stadt noch neu war, ergriffen einige dieser Freunde die Initiative und luden mich gelegentlich ein, um mich in ihre Aktivitten miteinzubeziehen. Einmal nahmen sie mich zu einem Fuballspiel der bekannten Houston Oilers" mit. Aber ich fhlte mich in ihrer Gesellschaft nicht wohl. Das bemerkten sie natrlich und stellten ihre Einladungen an mich nicht lange danach ein. Meine Welt war die christliche Subkultur. Sobald ich diese verlie, fhlte ich mich unsicher. Es war einfacher, zu meinen Freunden aus der Gemeinde zurckzukehren. Und genau das tat ich dann auch. Ich nahm an den verschiedensten Aktivitten teil, weil ich irgendwie evangelistisch ttig sein wollte. Eine Zeidang schlo ich mich einem Team an, das unter den Studenten an der Universitt Zeugnis ablegte. Danach nahm ich an einer stadtweiten Telefon-Evangelisationskampa-gne teil.
Beide Aktivitten stieen auf ein gewisses Echo, aber die Erfahrungen blieben ohne Folgen fr mein geistliches Wachstum, da
sie nicht zu dauerhaften Beziehungen mit Leuten meines Alters fhrten.
Wenn ich heute auf diese Erfahrungen zurckblicke, erkenne ich die groe Distanz, die zwischen mir und meinen Freunden aus der Bank bestand. Damals ist mir das allerdings nicht so aufgefallen. Auch wenn wir gesellschaftlich und intellektuell auf dem gleichen Niveau waren, hatte ich nicht die Beziehung zu ihnen, die es mir erlaubt htte, mich einfach zu ihnen zu setzen und offen mit ihnen ber das Evangelium zu sprechen."
Diese Geschichte ist wirklich typisch. Sie wiederholt sich immer wieder. Grundlegende Unterschiede, die wir nicht gengend verstehen, machen uns im Umgang mit Nichtchristen ngstlich und unsicher. Da wir eine solche Kluft zwischen ihnen und uns verspren, tun wir einfach, als wrden diese Menschen nicht existieren. Evangelistische Anstrengungen gleichen oft einem berraschungsangriff auf vllig fremde Menschen oder sind nicht mehr als das Bestreben, einfach nett zu jemandem zu sein.
Wo bleibt unsere Offensive?
Man kann heute fast keine christliche Zeitschrift in die Hand nehmen, ohne darin einen Hinweis auf die Skularisierung und ihre Auswirkungen zu finden. Das Problem ist, da diese Artikel fast ausnahmslos in der Absicht geschrieben wurden, uns die Bedrohung unserer Religionsfreiheit und Menschenrechte bewut zu machen.
Da sich unsere Gesellschaft durch die Skularisierung immer mehr von ihrer theistischen Religion entfernt, ist der Humanismus der Glaube an den Menschenauf dem Vormarsch, das entstandene Vakuum zu fllen, wobei er die christliche Ethik und die christlichen Werte untergrbt. Und so wird Humanismus" sogar unter Christen zu einem vertrauten Begriff. Der Humanismus wird als philosophische Hauptalternative zum Christentum als dem groen Feind unserer Zeit verstanden.
Ich stimme dem zu, da diese Bedrohung echt ist und wir denen zu Dank verpflichtet sind, die uns auf das Umsichgreifen der Skularisation und ihre Folgen aufmerksam machen. Doch mir scheint, da das, was sie sagen, ziemlich unvollstndig ist. Wir haben darin bung, die Unterschiede zwischen den Positionen herauszustellen. Wir erheben laut unsere warnende Stimme und erteilen Ratschlge bezglich bedrohter Grundwerte und Freiheiten auf privater und politischer Ebene. Kurzum,
wir werfen einen groen Verteidigungswall auf. Aber wo bleibt unsere Ofyensivef^ ~~~ ~ ^ WiTKaben nicht nur mit Tdeen nnd Philosophier zu tun, sondern mit Menschen. Ideen knnen nur in den Kpfen von Menschen existieren. Im Eifer des Gefechtes gegen Ideen bringen wir Christen oft die Dinge durcheinander, indem wir uns gegen diejenigen stellen, die solche Ideen vertreten. Wir drfen jedoch nie vergessen, da wir gerade zu diesen Menschen gesandt sind.
Eine hnliche Situation bestand offenbar im ersten Jahrhundert zwischen den Christen und den Juden. Michael Green weist darauf hin, da zumindest whrend einiger Jahrzehnte nach der Auferstehung Jesu sich das Christentum nicht von der jdischen Kultur unterschied. Die jdischen Christen dachten gar nicht daran, sich vom brigen Israel zu trennen. Der Messias war ja gekommen! Sie hofften, ganz Israel wrde eines Tages ihre berzeugung von Jesus teilen. Obwohl die Mglichkeit der Trennung von Anfang an bestand, hielten die Christen des ersten Jahrhunderts immer noch an der Hoffnung fest, Israel gewinnen zu knnen.
Green schreibt weiter: Obwohl sie manchmal ziemlich ungestm ans Werk gingen, war doch die treibende Kraft dahinter die Liebe ... Sie sehnten sich, zu erleben, wie Israel seinen Messias anerkennt. Aber verschiedene, aufeinanderfolgende Krisenereignisse... lieen diese Einstellung sich in Antipathie und Ha verwandeln. Das Interesse der Christen galt nicht mehr der Evangelisation unter den Juden, sondern der Rechtfertigung ihrer Lehre ihnen gegenber."23
Wir Christen riskieren, heute in hnlicher Weise zu versagen. Ich habedieses Buch mit dem Gebet geschrieben, da wir die Menschen unsererZeit so sehen, wie Christus sie sieht voller Mitgefhl fr die, welcheverschmachtet und zerstreut sind wie Schafe, die keinen Hirten haben"(Mt 9,36). ObwoWesnotwendig sein ma&die JJnterschiede zwischender skularisierten undHer christlichen Position zu verstehen, sollte esdoch unser HauplMeget^sein, Brcken zu bauen. ' ~ %
A n m e r k u n g e n
J e r e m y R i f k i n u n d T e d H o w a r d , T h e E m e r g i n g O r d e r " ( N e w Y o r k : G . P . P u t n a m ' s S o n s , 1 9 7 9 ) , S . 9 5 .
J o h n N a i s b i t t , M e g a t r e n d s " ( N e w Y o r k : W a r n e r B o o k s , 1 9 8 2 ) , S . 2 4 0 .
R i f k i n , S . 9 9 .
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Wanda Urbanska, The Singular Generation" (New York: Doubleday, 1986), S. xl.
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Gert Doornenbal, Knowing the People of Our Time" (Januar 1982), S. 2.
Rinus Baljeu, Evangelism: Secularization and the Navigators" (August 1982), S. 1.
John Mulholland und Gary Pryke, Secularization and The Navigators", Reading, Grobritannien (September 1983), S. 9.
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Michael Green, Evangelism in the Early Church" (Grand Rapids: Eerdmans, 1970), S. 105.
2. Die Menschen unserer Zeit verstehen
Das rebellierende Geschpf
Wir wissen, da sich Menschen in ihrem Verhalten verndern, wenn ein gesellschaftlicher Wandel stattfindet. Dies kann fr Christen, die gegen den Strom schwimmen und sich von dieser Vernderung nicht erfassen lassen, sehr beunruhigend sein. Wir sind von Menschen umgeben, die wir nicht verstehen. Meistens reagieren wir damit, da wir die Realitt dieser gesellschaftlichen Unterschiede einfach ignorieren oder leugnen. Wir sagen uns: Menschen bleiben doch immer Menschen, und das Evangelium bleibt immer noch das Evangelium." Wirksame Kommunikation setzt jedoch ein Verstndnis zwischen Redner und Hrer voraus. Wenn wir uns zuwenig bemhen, den anderen wirklich zu verstehen, kommt uns die Kommunikation abhanden.
Wie sehen die skularisierten Menschen unserer Zeit nun wirklich aus? Was unterscheidet sie von den Menschen frherer Generationen? Inwiefern unterscheiden sie sich von ihren christlichen Zeitgenossen? Wie hneln sie ihnen?
Es gibt drei Hauptfaktoren in der Veranlagung des Menschen, die fr die Antworten auf diese Fragen bestimmend sind. Zwei dieser Faktoren sind konstant; sie haben sich seit Anfang der Menschheitsgeschichte nicht verndert. Der dritte Faktor unterscheidet die Menschen einer Generation oder einer Gesellschaft von der anderen. In gewissem Sinn ist es richtig zu sagen, da sich die Menschen berall in der Welt gleich sind. Wo immer und unter welchen Bedingungen man die Menschen findet, stets stt man auf diese Gleichheit unter ihnen. Aber jene, die uns auf die Unterschiede zwischen Generationen und Vlkern aufmerksam machen, sind der ganzen Wahrheit nher. Es gibt tiefgrndige Unterschiede, die eine deutliche Trennlinie zwischen Vlkern bilden.
Wenn wir ber die Grenzen unserer eigenen Kreise hinaus Kommuni-
kation mit anderen Menschen haben wollen, mssen wir diese drei Merkmale in ihrer richtigen Beziehung zueinander verstehen. Diese drei Hauptfaktoren sind:
Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild erschaffen.
Der Mensch ist in Snde gefallen.
Der Mensch wird von seiner Gesellschaft beeinflut.
Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild erschaffen
Und Gott sprach: Lat uns Menschen machen in unserem Bild, uns hnlich!... Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie" (l.Mo. 1,26-27).
An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn Gott hnlich. Als Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch ... Und Adam ... zeugte einen Sohn ihm hnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth" (l.Mo. 5,1-3).
In ihm [Gott] leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: Denn wir sind auch sein Geschlecht." Da wir nun Gottes Geschlecht sind, wollen wir nicht meinen, da das Gttliche... einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen gleich sei" (Apg. 17,28-29).
Diese drei grundlegenden Bibelstellen sprechen von dem Menschen, der nach Gottes Ebenbild erschaffen wurde. Was bedeutet es nun, nach seinem Bild gemacht zu sein? Vielleicht gibt es irgendwo irgend jemanden, der davon berzeugt ist, die Tiefe dieser Aussage ergrndet zu haben; ich fr meinen Teil aber habe den Eindruck, erst am Anfang zu stehen. Gesttzt auf die oben zitierten Bibelstellen knnen wir einige bruchstckhafte Bemerkungen machen: Der Mensch ist einzigartig und wichtig. Er weist gewisse hnlichkeiten mit Gott auf, der ihn erschuf.
Auerdem knnen wir einige Vermutungen darber anstellen, wie diese hnlichkeiten konkret aussehen: Gott ist eine Person. Er besitzt die Fhigkeit, etwas zu planen, zu entscheiden und zu handeln. Er hat eine Persnlichkeit mit besonderen Eigenschaften wie Liebe und Ha. Er kann sich mitteilen, er ist kreativ und bt Herrschaft aus.
Da der Mensch nach dem Bild Gottes erschaffen ist, unterscheidet ihn
von der brigen Schpfung. Es macht ihn seiner Einzigartigkeit bewut. Der Mensch versteht, da Gott ihn anders erschaffen hat als das ganze Universum. Er kann eine Beziehung zu Gott haben, die kein anderes Geschpf haben kann. Da Gott eine Person ist und der Mensch nach seinem Bild geschaffen wurde, ist auch das Wesen seiner Beziehung zum Menschen persnlicher Art. Doch ich denke, die Bedeutung dieser Wahrheit geht noch viel tiefer.
In seinem letzten groen Werk vor seinem Tod machte der Historiker Arnold Toynbee einige Bemerkungen ber die Einzigartigkeit des Menschen, die uns bei unseren berlegungen den Horizont erweitern knnen. Seine Aussagen sind besonders interessant, weil sie von einer bewut nichtchristlichen Position aus gemacht wurden. Im Vorwort zu seinen Ausfhrungen schreibt Toynbee: Es ist heute kaum mehr mglich zu glauben, da die Phnomene, die der Mensch kennt, durch das Schpfungswort eines menschenhnlichen Schpfergottes ins Leben gerufen wurden."1
Mit dieser Aussage schlo Toynbee das Christentum als Quelle der Erkenntnis als unbrauchbar aus. Zu seinen Schlufolgerungen gelangte er, indem er den Menschen und das Leben beobachtete und darber nachdachte, ohne sie in Bezug zu Gott oder Gottes Offenbarung zu setzen. Er schrieb dann weiter: Aber bis heute ist diese nicht lnger haltbare traditionelle Hypothese [eines Schpfergottes] noch nicht durch irgendeine berzeugende Alternativlsung ersetzt worden ... Unser Wissen und unsere Erkenntnisse sind gewachsen ... aber das hat nicht dazu gefhrt, das Wesen oder den Sinn (wenn es einen solchen gibt) des Lebens und des Bewutseins zu verstehen."2
In Zusammenhang mit seiner Ablehnung der Vorstellung von einem Schpfergott und auch der Darwinschen Lehre spricht Toynbee auch das Ausma des menschlichen Dilemmas an: Jeder Mensch ... ist ein bewuter, sinnvoller Geist, der in einem Krper lebt. Keine dieser Komponenten [ein bewuter Geist und ein Krper] sind je voneinander getrennt angetroffen worden. Sie existieren zwar immer in einem engen Verhltnis zueinander; und doch ist ihre Beziehung zueinander unverstndlich."3
Dann fragte sich Toynbee, wie es mglich ist, da der Mensch im Besitz eines Bewutseins ist ... und die Fhigkeit hat, Plne zu machen". Ebenso machte er sich Gedanken ber die freie Entscheidungsgewalt des Menschen. Er fragte: Was ist die Quelle dieser ethischen und moralischen Entscheidungen, die dem Menschen offensichtlich angeboren, aber dem Wesen nichtmenschlicher Gattungen fremd sind? ... Wel-
che Stellung und Bedeutung im Universum hat ein bewuter, sinnvoller Mensch, der mit dem Gefhl fr die Unterscheidung von Gut und Bse erfllt ist und der sich gedrngt fhlt... zu tun, was ihm als das Richtige erscheint? Ein Mensch fhlt sich als der Mittelpunkt des Universums, weil sein eigenes Bewutsein fr ihn die Basis ist, von der aus er die Welt sieht. Und doch sagt ihm sein Bewutsein, da er moralisch wie auch verstandesmig in dem Mae falsch handelt, wie er seiner Ichbezogenheit Raum gibt."4
Wahrscheinlich finden alle diese sehr scharfsichtigen Wahrnehmungen der Einzigartigkeit der menschlichen Natur ihre Erklrung in diesen drei Worten: nach Gottes Ebenbild". Denn, was immer es sonst noch bedeutet, sagt es uns doch zumindest, da sich der Mensch unweigerlich seiner selbst und auch Gottes bewut ist. Es gibt etwas im Menschen, das ihn veranlat, mit dem Rtsel seines eigenen Bewutseins so lange zu ringen, bis er Gott anerkennt.
Vor kurzem leitete ich eine evangelistische Bibelarbeit mit einigen Studenten. Als die Zeit kam, Fragen zu stellen, fragte ein Student in vollem Ernst: Knnte mir jemand erklren, warum ich hier in diesem Zimmer bin? Ich habe mich nie fr diese Dinge interessiert, und doch sitze ich heute hier. Was treibt mich dazu, nach Antworten zu suchen? Warum kann ich mich nicht damit zufrieden geben, einfach zu leben, ohne stndig zu hinterfragen?"
Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild geschaffen: deshalb besitzt er eine natrliche Offenheit fr geistliche Wahrheit. Alle Evangelisationsar-beit beruht auf dieser Tatsache.
Der Mensch ist in Snde gefallen
Als der Mensch in Snde fiel, wurde er von einem dreifachen Unglck heimgesucht: 1. Er konnte Gut und Bse voneinander unterscheiden. 2. Sein Leben wurde leer und sinnlos; und 3. er starb. Es ist schwer zu sagen, mit welchem Unglck von diesen dreien sich am schwersten leben lt.
Der Mensch wei, was gut und bse ist.
Die Schlange sagte zu Eva: Gott wei, da an dem Tag, da ihr davon et, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Bses" (l.Mo. 3,5). Der Teufel log nicht, als er diese Aussage machte. Dieser Baum wurde ja auch der Baum der Erkenntnis des
Guten und des Bsen genannt. Als Adam und Eva von seiner Frucht gegessen hatten, sagte Gott: Der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Bses" (V.22).
Als der Mensch dem Rat des Teufels folgte, gewann er Krfte und Fhigkeiten, die er zuvor nicht besessen hatte. Was der Teufel ihm nicht sagte, war, da er nicht ausgerstet war, mit dieser Erkenntnis zu leben. Die erste Einsicht des Menschen aus seinen neu gewonnenen Krften war die Tatsache, da er nackt war. Die Ichbezogenheit war geboren. Der Mensch konnte sein Gegenber nicht lnger mit derselben selbsdo-sen Annahme ansehen, wie er es zuvor getan hatte. Beide, der Mann und die Frau, die sich ihrer neuen Einstellungen dem anderen gegenber bewut wurden, bedeckten rasch ihren Krper.
Die Ichbezogenheit brachte auch die Schuld hervor, und diese Schuld entfremdete den Menschen sich selbst, anderen und auch Gott gegenber. Als Gott Adam und Eva rief, nachdem sie gesndigt hatten, antwortete Adam: Ich hrte deine Stimme ... und ich frchtete mich, weil ich nackt bin, und ich versteckte mich" (l.Mo. 3,10). Schuld entfremdet. Ich frchtete mich." Adam war der erste Neurotiker.
Als Nachkommen Adams tragen auch wir die Last unserer Erkenntnis des Guten und Bsen. Ihr Verhalten zeigt, da ihnen die Forderungen des Gesetzes ins Herz geschrieben sind, und dasselbe beweist ihr Gewissen, dessen Stimme sie abwechselnd anklagt oder verteidigt" (Rom. 2,15 Die Gute Nachricht). Hier ist ein weiteres Wesensmerkmal, das mit Sicherheit in den Herzen der Menschen vorhanden ist, zu denen wir gesandt worden sind. Weil der Mensch Gut und Bse voneinander unterscheiden kann, hat er stndig Schuldgefhle.
Der Mensch erlebt Sinnlosigkeit
Eine andere Auswirkung des Sndenfalls beim Menschen ist das Gefhl der Sinnlosigkeit. Gott sagte: Der Erdboden sei verflucht um deinetwillen: Mit Mhsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen ... Im Schweie deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurckkehrst zum Erdboden" (1. Mo. 3,17-19). Mit anderen Worten: das Leben ist ein Kampf ein ziemlich sinnloser Kampf. Wir verbringen unser Leben damit, so gerade mit dem Leben fertig zu werden. Dann mssen wir wieder zu Staub werden.
Das, was wir planen, worauf wir warten und uns freuen, scheint nie ganz unseren Erwartungen zu entsprechen. Immer wieder sprossen diese Dornen und Disteln". Wir heiraten die Person unserer Trume, und
dann geht die Ehe in Brche. Wir freuen uns darauf, eigene Kinder zu haben, und dann brechen sie uns das Herz. Wir gehen viele Opfer ein, um zu studieren und einen guten Beruf zu bekommen, und dann erleben wir, da unser Beruf langweilig und de ist. Dann freuen wir uns auf den Ruhestand und so fort.
Das Leben ist aufgrund des Sndenfalls zu einem Kampf gegen die Verzweiflung geworden. Wahrscheinlich knnen wir uns alle bis zu einem gewissen Grad mit den Worten des ersten Existentialisten identifizieren, die uns berliefert sind: Was bleibt dem Menschen von all seinem Mhen und vom Streben seines Herzens, womit er sich abmht unter der Sonne? Denn alle seine Tage sind Leiden, und Verdru ist sein Geschft; selbst nachts findet sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Nichtigkeit" (Pred. 2,22-23).
Hat je ein Mensch gelebt, der nicht innehielt, um sich diese existentielle Frage zu stellen: Warum tue ich dies alles?" Und dann macht er weiter, auch ohne da seine Frage beantwortet wurde, und alles bleibt in seinem Leben beim alten.
Dieser Kampf gegendie Sinnlosigkeit ist etwas, das Gott demJN^en-scfien auferlegt hatTDaher mu"ernach den Absichten Uottes eine positive Funktion haben. Nicht aus Rache, sondern aus Liebe vertrieb Gott den Menschen aus dem Paradies und stie ihn in diesen Kampf. Im Paradies gibt es keinen Schmerz. Dieses Empfinden der Sinnlosigkeit ist ein Geschenk Gottes. Wen wrde sonst ohne sie nachj/ersjijanung-Verlan^ gen?~Auch dies bewirktTda die Melis^JieiwhTT-Ierz fr das Evangelium ffnen.
Der Mensch erlebt den Tod
Der berlebenswille des Menschen, der ihn veranlat, angesichts der Sinnlosigkeit des Lebens dennoch durchzuhalten, gehrt auch zum Geheimnis des Menschen. Die ersten Hinweise zur Lsung dieses Phnomens finden sich ebenfalls im Sndenfall des Menschen.
Beim Sndenfall starb der Mensch. Das war ein Tod im vollen Sinn des Wortes. Er starb in seiner Beziehung zu Gott, zu seinen Mitmenschen und zu sich selbst. Geistlich gesehen trat der Tod sofort ein. Sein physischer Tod vollzog sich langsamer. Unser Sterben dauert Jahre. Unsere Schuld nagt an unserer Gesundheit. Der Psalmist klagt: Keine heile Stelle ist an meinem Fleisch... nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner Verfehlung. Denn meine Snden wachsen mir ber den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer fr mich" (Ps. 38,3-4).
Warum wehrt sich der Mensch so gegen den Tod? Warum ist er von der Furcht vor dem Tod wie besessen? Die Bibel sagt, da der Teufel die Macht des Todes in seinen Hnden hlt und da der Mensch durch seine Angst vor dem Tod sein ganzes Leben lang Sklave ist (Hebr. 2,14-15). Der Tod wird als Feind betrachtet, und der Mensch setzt alles daran, gegen ihn anzukmpfen, um sein nichtiges Leben zu erhalten. Warum tut er das?
Ich glaube, es liegt daran, da er instinktiv an seine eigene Einzigartigkeit glaubt. Obwohl er diesen Glauben wahrscheinlich nicht offen zugeben wird, ist er gewhnlich nicht bereit, von seinem Leben zu lassen, bis er nicht sein Bestes getan hat, um seine Einzigartigkeit auszuleben. Er kann sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, da er nur siebzig Jahre zur Verfgung haben soll.
Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur da der Mensch das Werk nicht ergrndet, das Gott getan hat, vom Anfang bis zum Ende" (Pred. 3,11). Im Menschen liegt also der Drang nach Unsterblichkeit. Dieser Drang drckt sich oft auf seltsame Weise aus. Die gyptischen Pharaonen widmeten ihr ganzes Leben dem Bau ihrer eigenen Grber. Dieser Drang ist ein weiteres Merkmal, das alle Menschen gemeinsam haben und das sie fr geistliche Dinge empfnglich macht.
Wir haben schon frher festgestellt, da die Kommunikation auf einer gemeinsamen Ebene beginnen mu. Es mu ein Einstieg gefunden werden, der von Redner und Hrer verstanden werden kann. Menschen haben von ihrem Wesen her eine ganze Reihe von Merkmalen gemeinsam. Der Einzelne wei, da er einzigartig, aber auch ruhelos ist und da er seine eigene Sterblichkeit nicht akzeptieren kann. So ist der Mensch; er war immer so und wird immer so sein. Die Zeit wie auch die verschiedenen Kulturen knnen diese Urbedrfnisse und triebe nicht auslschen.
Es gibt also einen gemeinsamen Nenner fr die Kommunikation: Wir knnen geistliche Wahrheit vermitteln. Der Mensch kann sie verstehen und darauf eingehen, weil Gott gewisse Dinge in sein Herz gepflanzt hat. Ich glaube, das wollte der Apostel Johannes beschreiben, als er sagte, da Jesus das wahrhaftige Licht ist, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen" (Joh. 1,9).
Der Mensch wird von seiner Gesellschaft beeinflut
Es gibt noch einen dritten wichtigen Faktor, der auf das Wesen der Menschen unserer Zeit einwirkt. Anstatt zu vereinen, bewirkt dieser Faktor
jedoch die Unterscheidung und Trennung der Menschen nach Kulturen und sogar Generationen. Es handelt sich um den Faktor der Umweltbeeinflussung.
Die Warnungen, die dem Volk Israel im Alten Testament gegeben wurden, bevor es in das Land Kanaan hineinging, bescheinigen die Realitt dieses Faktors. Nach der Weise des Landes gypten, in dem ihr gewohnt habt, sollt ihr nicht tun; und nach der Weise des Landes Kanaan, wohin ich euch bringe, sollt ihr nicht tun" (3.Mo. 18,3).
In derselben Weise warnt Paulus die Christen in seinem Brief an die Rmer: Pat euch nicht den Mastben dieser Welt an" (Rom. 12,2 Die Gute Nachricht).
Der Mensch lt sich sehr leicht von der Gesellschaft beeinflussen, in der er lebt; ja dies ist geradezu unvermeidlich. Auf dem Gebiet der Psychologie sind unzhlige Studien gemacht und zahllose Bcher geschrieben worden, die sich mit dem Thema Umwelteinflsse befassen. Es wre nicht angebracht, wenn wir an dieser Stelle eine ausfhrliche Diskussion dieses Themas bringen wrden. Lassen Sie uns statt dessen mit der Feststellung beginnen, da der Mensch von seiner Umgebung beeinflut wird, und da dieser Einflu seine Moral- und Wertvorstellungen sowie seine Weltanschauung grundlegend prgt.
Die eindeutigsten Beispiele fr diese Feststellung lassen sich in den Unterschieden finden, die zwischen Vlkern verschiedenster Kulturen bestehen. Der Anthropologe Edward Hall bemerkt hierzu: Jeder Mensch, der im Westen weit weg vom Fernen Osten aufgewachsen ist und behauptet, den Chinesen oder den Japaner verstehen und sich ihnen wirklich mitteilen zu knnen, tuscht sich nur selbst."5 Die Unterschiede, die uns unsere Umgebung aufprgt, sind real und drfen nicht ignoriert werden, wenn es zu einem echten Verstndnis kommen soll.
Es ist verblffend, da sich Menschen so sehr von ihrer Gesellschaft formen und prgen lassen. Es stimmt zwar, da dieser Vorgang unbewut abluft, aber diese starke Empfnglichkeit wirft eine Frage auf. Was veranlat den Menschen, blindlings die Werte und Charaktermerkmale der Menschen seiner Umgebung anzunehmen, auch wenn diese Werte ganz offenkundig unvernnftig und zerstrerisch sind? Knnte man dies nicht auf die sndige Natur des Menschen zurckfhren? In Rmer 1 wird uns gesagt, da Menschen ihre Fhigkeit verlieren, vernnftig zu denken, wenn sie sich von Gott loslsen, um auf eigene Faust zu leben. Sie wuten, da ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen
zugewandt, und ihr unverstndiges Herz ist verfinstert. Da sie sich fr weise hielten, sind sie zu Narren geworden" (Rom. 1,21-22).
Der Verstand des Menschen reicht fr belanglose Unternehmungen und Aufgaben aus, ist aber oft unzureichend fr Dinge greren Ausmaes. Der Mensch ist ein sehr subjektives Geschpf. Deshalb erlangt er seine Weltanschauungen und Wertvorstellungen auch in der Hauptsache auf der unterbewuten Ebene.
Hervorzuheben ist hier, da der Mensch dazu neigt, die vorherrschenden Wertvorstellungen seiner Zeit fr sich persnlich zu bernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Obwohl wir unausweichlich Kinder unserer Zeit sind, sind doch die Werte unserer Zeit oft radikal verschieden von den biblischen Werten/Die Zugehrigkeit zur Allgemeinheit, die uns als Menschen verbindet, ist so tief in uns vergraben, da sie kaum wahrnehmbar ist.
1979 wurde in Schweden eine Umfrage unter Teenagern durchgefhrt. Sie sollten den folgenden Satz vervollstndigen: Ich glaube, da das folgende meinem Leben mehr Sinn geben knnte ..." Von den Befragten waren 87 Prozent der Ansicht, da man in einem guten Beruf Sinnerfllung finden knnte. 85 Prozent glaubten, Sinnerfllung in einem Partner zu finden, und 84 Prozent glaubten das von Sport und Freizeit. Nur 15 Prozent glaubten, da Bibellesen und Gebet helfen knnten, und weitere 15 Prozent gaben an, da Alkohol ihnen helfen knnten.
Ungefhr 80 Prozent hielten die Frage nach dem Sinn des Lebens fr wichtig, aber 80 Prozent betrachteten es als unwichtig, ob Jesus als Mensch auf der Erde gelebt hat oder nicht. Volle 75 Prozent kamen zu dem Schlu, da die Frage der Existenz Gottes unwichtig sei.6
Meine Erfahrung zeigt mir, da diese Umfrage fr die vorherrschenden Wertvorstellungen unserer Zeit sehr reprsentativ sind. Weil es berall in Westeuropa und in vielen Teilen Amerikas hnlich ist, scheint es, als ob diese Generation traditionelle religise Erklrungen ablehnt. Obwohl die Frage nach dem Sinn des Lebens als wichtig angesehen wird, sind die Menschen gegenber der Frage nach der Existenz Gottes oder Jesu im Grunde genommen gleichgltig. Es wird heute als unwichtig angesehen, wer Jesus war. Wichtige Dinge sind hingegen die Befriedigung der eigenen Wnsche und die Interessen, die im Augenblick im Vordergrund stehen der Arbeitsplatz, die Freundin oder der Freund und das Skifahren etwa. Obwohl diese Tendenz bei der Mehrheit in unserer Gesellschaft deutlich zutage tritt, wird sie oft von Menschen, die tief in der christlichen Gegenkultur untergetaucht sind und keine engen Beziehungen zu den brigen Menschen unserer Zeit haben, nicht gesehen.
Einbung in Einfhlsamkeit
Stellen wir uns einen Augenblick vor, da das soeben Gesagte eine Beschreibung von Ihnen ist! Sie sind ein Kind Ihrer Zeit und haben es aufgegeben, von der Religion Antworten fr das Leben zu erwarten. Es kommt Ihnen berhaupt nicht in den Sinn, ber Gott oder Jesus Christus nachzudenken. Sie sehen in ihnen berbleibsel der zerbrckelnden Institutionen frherer Generationen. Das Leben bedeutet Ihnen viel, aber Sie haben sich damit abgefunden, da es nur siebzig Jahre dauert und glauben nicht, da etwas danach kommt.
Die Jahre sind schnell verflogen. Heute ist Ihr 40. Geburtstag. Das ist in sich selbst schon eine Krisenmarke. Sie sind nicht mehr in den Dreiigern" Sie sind vierzig! Das Leben ist immer noch wichtig fr Sie. Da Sie nur siebzig Jahre zur Verfgung haben, werden Sie sich heute bewut, da sechzig Prozent Ihres Lebens vergangen sind. Es ist an der Zeit, da Sie sich Gedanken darber machen, wo Sie heute stehen.
Sie sehen in den Spiegel und stellen fest, da Sie langsam lter werden: das Haar beginnt sich zu lichten, berflssige Pfunde haben sich angesetzt, und Anzeichen knftiger Falten werden sichtbar. Ihre beiden Kinder sind schon im Teenager-Alter und haben Ihnen deutlich genug zu verstehen gegeben, da die Eltern ihrer Ansicht nach ihr Leben unntig verkomplizieren. Ihre berufliche Karriere ist gesichert, und Sie wissen, da Sie nie sehr reich, sehr berhmt oder einflureich sein werden.
Jetzt sind Sie gerade aufgestanden, und das sind die ersten Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gehen. Wie reagieren Sie darauf? Wahrscheinlich denken Sie: Das Leben rennt mir davon! Ich mu mehr daraus machen, es mehr genieen. Ja, genau das!" Aber wie wollen Sie es praktisch anfangen? Inwiefern wird dieser Entschlu den heutigen Tag verndern? Was erscheint Ihnen aufgrund Ihrer Lebensauffassung als wichtig? Worauf freuen Sie sich, wofr setzen Sie sich ein? Da gibt es nicht sehr viel. Vielleicht eine gute Tasse Kaffee, einen Spaziergang im Park oder Kontakt mit einem anderen Partner alles, wobei man sich gut fhlt. Aber was immer Sie tun werden, stets wird es von einem Gefhl des Ver-lusts begleitet sein, wenn Sie merken, da ein weiterer Tag vorbei ist.
Dieses kleine Szenario zeigt deutlich, worin sich der Christ und der Nichtchrist im praktischen Leben voneinander unterscheiden: der Christ hat Hoffnung. In Epheser 2,12 steht: Ihr jedenfalls wart frher von Christus getrennt. Ohne Hoffnung und ohne Gott lebtet ihr in der Welt."
Der Christ und der Nichtchrist leben auf der Grundlage zweier verschiedener Wertsysteme. Der Christ hat einen Blick fr die Ewigkeit,
whrend der Nichtchrist ausschlielich fr seine siebzig Jahre hier auf der Erde lebt. Die riesige Distanz zwischen diesen beiden Gesichtspunkten widerspiegelt sich auch in den Dingen, die wir in unserem Alltag fr wichtig und wertvoll halten.
Kehren Sie noch einmal zu unserem Szenario mit Ihnen als Hauptperson zurck es bleibt da noch eine Frage: Was wrde Ihrer Meinung nach Ihr Interesse an der christlichen Botschaft wecken? Was wrde Sie dazu bringen, noch einmal darber nachzudenken und sie zu prfen, nachdem Sie sie doch schon als unwichtiges berbleibsel der Vergangenheit abgetan haben? Was knnte bewirken, da ein Hoffnungsstrahl die aufgehuften Schichten von Entmutigung und Frustration durchdringen knnte?
Anmerkungen
Arnold Toynbee, Mankind and Mother Earth" (Paladin, Grobritannien: Granada Publishing, 1978), S. 2.
Toynbee, S. 2.
Toynbee, S. 2.
Toynbee, S. 3.
Edward Hall, Beyond Culture (Garden City, New York: Anchor Press, Doubleday, 1976), S. 2.
Rinus Baljeu, Evangelism: Secularization and The Navigators" (August 1982), Anhang: Diagramme 6 und 7.
3. Jesus und die Menschen seiner Zeit
Jesus selber war die Botschaft
Der Mensch von heute ist erstaunlich blind, unlogisch und auerordentlich empfnglich fr die Beeinflussung durch seine gesellschaftlich-kulturelle Umgebung. Der bewute Einflu der Institutionen seiner Gesellschaft soll ihn zu dem Schlu fhren, da der Glaube an Gott nichts anderes als Aberglaube ist; da Befreiung und Unbestechlichkeit darin liegt, da man die Relativitt der Wahrheit anerkennt; da es auch irgendwie etwas Anerkennenswertes ist, wenn man in seinem Leben einen stndigen Kampf gegen die Sinnlosigkeit fhrt.
Wie knnen wir als Christen, deren Herzen von der Evangeliumswahrheit durchdrungen sind, auf diese unserer berzeugung zuwiderlaufende Indoktrinierung reagieren? Man kann sich so leicht einschchtern lassen und sich angesichts dieser Unvereinbarkeit der christlichen und der skularisierten Einstellung vllig inkompetent fhlen. Wer, so fragen wir, ist kompetent genug, einen Gegenangriff zu unternehmen? Es mag vielleicht hier und da eine ungewhnliche Persnlichkeit geben, die der Herausforderung gewachsen ist; aber wir halten uns ziemlich sicher nicht dafr.
Die Versuchung, aufzugeben und uns um die Menschen zu bemhen, zu denen wir leichter Zugang finden, ist geradezu berwltigend gro. Aber wir tuschen uns; so schwierig ist das gar nicht. Jeder Durchschnittschrist besitzt die Fhigkeit, unter den Menschen unserer Zeit wirksam das Evangelium weiterzusagen. Weil wir zu allen Vlkern" gesandt sind, knnen wir wohl kaum zu dem Schlu kommen, da der Groteil unserer Gesellschaft nicht mit dem Evangelium erreicht werden kann!
Es gibt nur ein Thema
Der Apostel Johannes begann sein Evangelium mit der Beschreibung Jesu als das Licht der Welt. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema von Licht und Finsternis durch das ganze Buch. Ein solches Thema ist es wert, eingehend von uns untersucht zu werden, weil es die biblische Antwort auf die Probleme des Menschen ist, die wir gerade angesprochen haben.
Jesus sagte ganz deutlich, da er das Licht ist, das der Mensch braucht: Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe" (Joh. 12,46).
Dies ist tatschlich eine gute Nachricht fr Menschen, die in der Finsternis leben! Und dies ist auch unsere Botschaft. Es ist die einzige Botschaft, di&jsdhaben, weil Jesus das.einzige, wKrhaftige Licht istTUnser einziges Ziel mu sein, Jesus Christus den Menschen zu bezeugen.
Sie meinen jetzt vielleicht, da dies sehr viel leichter gesagt als getan ist. Haben wir nicht soeben festgestellt, da es die Menschen, die wir zu gewinnen suchen, gar nicht interessiert, ob Jesus lebte oder ob er wirklich das war, was er von sich behauptete? Wenn ihnen dies doch vllig gleichgltig ist, wie knnen wir dann eine positive Reaktion erwarten, wenn wir ihnen die Botschaft vermitteln wollen, da Jesus das Licht der Welt ist?
Aber die Tatsache, da er das Licht der Welt ist, bleibt bestehen; es gibt kein anderes Licht. Wenn irgendein Hoffnungsstrahl das Denken dieser Generation erleuchten soll, dann mu es dieses Licht sein. Unmglich? Jesus war mit einer hnlichen Situation konfrontiert. Wir wollen uns die Grundlage nher anschauen, auf der Jesus mit den Menschen seiner Zeit kommunizierte.
Jesus, die allgemeingltige Wahrheit
Die Menschen im Leben Jesu lassen sich in vier Gruppen aufteilen: die Menschenmenge, seine Widersacher, seine Jnger und die zwlf Apostel. Es gibt ein Thema, das sich bestndig wie ein roter Faden durch seine Kommunikation mit jeder dieser vier Gruppen hindurchzieht. Wegen der stndigen Wiederkehr dieses Themas und wegen seines Inhalts knnen wir darauf schlieen, da wir es hier mit einer allgemeingltigen Wahrheit zu tun haben. Sie ist in ihrer Bedeutung und in ihrer Wirksamkeit zeitlos.
Wenn diese allgemeingltige Wahrheit klar und unverflscht herausge-
stellt wird, dringt sie bis ins Innerste des Menschen; denn sie spricht die eigentliche und unvernderliche Natur des Menschen an. Wenn diese Wahrheit dargelegt wird und weiter wirkt, reagieren oft sogar die Menschen auf Gottes Ruf zur Umkehr, von denen wir es am wenigsten erwartet htten.
Jesus und seine Feinde
Was war das Hauptproblem, da Jesu Feinde mit ihm in Konflikt gerieten? Jesus erwhnt es in Johannes 8,23-25: Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt ... Denn wenn ihr nicht glaubt, da ich es bin, so werdet ihr sterben in euren Snden."
Wer bist du?" fragten sie. Das war die entscheidende Frage! Immer wieder, wenn Menschen mit Jesus in Berhrung kamen, war dies die Kernfrage, vor die sie sich gestellt sahen die Frage nach seiner Identitt. Dies~iitlmmer noch die wichtigste rrage: Wer ist Jesus? "
Wenn ein sterblicher Mensch behauptet, er sei Gott, sind ehrliche und vernnftige Fragen jedenfalls angebracht! Jesus behauptete ganz eindeutig von sich, da er Gott sei. Es ist jedoch erstaunlich, da sich die Gesprche zwischen Jesus und seinen Anklgern nie um die verstandesmige Haltbarkeit dieses Anspruchs drehten. Fast ohne Ausnahme konzentrierten sich die Diskussionen auf das allzu subjektive Wesen ihres Widerstandes gegen ihn.
Hindemisse des Glaubens
Jesus begegnete vielen Menschen, die nicht bereit waren, ihm nachzufolgen, weil es in ihrem Leben bestimmte Bereiche gab, wo sich der Widerstand gegen ihn erhob. Diejenigen, die heute versuchen, anderen das Evangelium weiterzusagen, stoen immer noch auf die gleichen Hindernisse des Glaubens.
1. Die ffentliche Meinung Jesus fragte einmal die Juden, die ihm ablehnend gegenberstanden: Wie knnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt?" (Joh. 5,44). Er versuchte ihnen zu zeigen, da sie sich nur um ihren eigenen gesellschaftlichen Status sorgten und da dies ihnen den Weg zum Glauben versperrte.
Falsche Informationen
Ein anderes Mal kam es unter den Leuten, die sich in der Nhe Jesu aufhielten, zu einer Diskussion ber die Frage nach seiner Identitt: Einige nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte hrten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Andere sagten: Der Christus kommt doch nicht aus Galila? Hat nicht die Schrift gesagt: Aus der Nachkommenschaft Davids und aus Bethlehem, dem Dorf, wo David war, kommt der Christus?" floh. 7,40-42).
In diesem Fall lag das Hindernis an der falschen Information. Das, was die Menschen zu wissen glaubten oberflchliche und vorgefate Meinungen versperrte ihnen den Weg zu einem echten Verstndnis.
Selbstbezogenheit und Unabhngigkeit
Wenig spter sprach Jesus mit einem Mann, der von Geburt an blind gewesen war und den er gerade geheilt hatte (Joh. 9,35-41). Wieder ging es um dasselbe Thema! ^Glaubst du an den Sohn Gottes?" fragte ihn Jesus.
Wer ist es, Herr?" fragte der Blindgeborene. Jesus sagte: Der mit dir redet, der ist es." Daraufhin bekannte der Mann seinen Glauben an Jesus.
Jetzt wendete sich Jesus an den Menge: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden." Die Phariser in der Menge verstanden, was er damit sagen wollte und fragten ihn: Sind denn auch wir blind?" Jesus antwortete ihnen, da sie in der Tat blind waren. Weil sie darauf bestanden, da sie sehen knnten, vermochten sie ihre eigene Blindheit nicht zu erkennen.
In dieser Situation bestand das Hindernis in dem bermigen Glauben des Menschen an sich selbst. Diese berheblichen Phariser meinten, sie seien von sich aus in der Lage, auf geistlichem Niveau zu leben.
Wieder lag das Hindernis nicht in einem Mangel an Wissen, sondern in einem berma an Subjektivitt.
Sorge um die eigene Position
Unvernunft hier eine Folge der Subjektivitt kennt anscheinend keine Grenzen. Der Fall des Lazarus zeigt dies deutlich (Joh. 11,1-12,11). Wie in fast jeder anderen Situation gebrauchte Jesus eine Krise, um die Aufmerksamkeit auf die entscheidende Frage seiner Identitt zu lenken.
Stellen Sie sich die Szene vor: Lazarus ist gestorben. Wir haben die ganze Nacht gewacht. Dann erscheint Jesus. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er aufgrund seiner Reden und seiner Wunder eine groe Berhmtheit erlangt. Und jetzt vollbringt er ein Wunder, das sich von allen anderen
abhebter weckt Lazarus von den Toten auf! Wie reagieren Sie wohl auf ein solches Wunder? Kamen die Augenzeugen zu dem Schlu, da Jesus Gott ist, wie er behauptete?
Erstaunlicherweise lautete die Reaktion einiger Leute wie folgt: Wenn wir ihn so gewhren lassen, werden alle an ihn glauben." Was ist daran verkehrt? Die Rmer werden kommen und uns den Ort und das Volk wegnehmen" (Joh. 11,48).
Positionen, Prestige, der Status quo all dies hat in den Wertmastben der meisten Menschen den Vorrang ber die Wahrheit.
Wie gingen also die Gegner Jesu mit der Wahrheit um? Sie versuchten sie zu beseitigen! Der Hohe Rat sprach das Todesurteil ber Jesus, und auerdem beschlossen die Hohenpriester, da sie auch Lazarus tteten" Qoh.. 12,10). Unvernnftige Menschen! Wenn sie den Beweis nicht vernnftig widerlegen knnen, zerstren sie ihn einfach!
5. Auflehnung
Letzten Endes war es diese Frage nach der Identitt Jesu, die ihn das Leben kostete (Mt. 26,63-68). Bei der Verhandlung sprach der Hohepriester zu ihm: Ich beschwre dich bei dem lebendigen Gott, da du uns sagst, ob du seist der Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es". Aufgrund dieser Aussage hielten sie ihn fr des Todes schuldig.
Es steckt eine zwingende Logik dahinter, die zu dieser irrationalen Ablehnung des Anspruchs Jesu, er sei Gott, fuhrt: Anzuerkennen, da Jesus Gott ist, wrde heien, da man seine Autoritt anerkennen mte. Und seine Autoritt anzuerkennen heit, auch anzuerkennen, da er ein Recht hat, ber mich zu herrschen. Auflehnung gegen Gott ist seit dem Sndenfall das Grundproblem der Menschheit. Wenn der Mensch das Gottsein Jesu anerkennt, ohne sich nicht auch seiner Herrschaft zu unterwerfen, so bedeutet das, da man seine Auflehnung gegen Gott zugibt. Dieses Eingestndnis fllt wohl jedem Menschen auerordentlich schwer. Letzten Endes ist Auflehnung gegen Gott immer das grte Hindernis fr den Glauben.
Jesus und die Menschenmenge
Oberflchlich betrachtet reagierte die Menge ganz anders auf Jesus als seine religisen Feinde. Sie mochten Jesus. Sie folgten ihm berall hin, wo er auch ging. Diese Leute waren den religisen Menschen unserer Tage recht hnlich. Es war fr sie wichtig, einen Glauben zu haben. Das verleiht dem Leben eine Struktur, und auerdem mssen die Kinder ja nach
einigen soliden, moralischen Prinzipien erzogen werden. Aber hufig war ihre wahre Reaktion identisch mit der Reaktion jener Menschen, die Jesus offen ablehnten.
Zwei Dinge waren es, welche die Menschenmenge zu Jesus hinzog: 1. Sie waren von seiner Lehre tief beeindruckt, denn er redete wie einer, der Vollmacht von Gott hat ganz anders als die Gesetzeslehrer". 2. Sie waren von seiner Vollmacht beeindruckt: Er befiehlt sogar den bsen Geistern, und sie gehorchen ihm" (Mk. 1,22.27). Es war interessant und aufregend, in Jesu Nhe zu sein! Es gefiel ihnen, ihm zuzuhren und zu sehen, was er tat, in der Hoffnung, auch Nutzen davon zu haben.
Die Popularitt Jesu wuchs in einem solchen Mae, da bei einigen Gelegenheiten die Menschen so zahlreich zusammenstrmten, da kein Platz mehr blieb, nicht einmal drauen vor der Tr... Wieder strmte eine so groe Menge zusammen, da er und seine Jnger nicht einmal zum Essen kamen" (Mk. 2,2; 3,20-21). Seine Familie machte sich solche Sorge um ihn, da sie meinten, sich seiner bemchtigen" zu mssen. Sie glaubten, er sei verrckt geworden!
Jesus war berhmt. Er bertraf Johannes den Tufer bei weitem. Jeder war von Jesus begeistert die Menschenmenge, der an Jesus alles gefiel, und die zwlf Jnger, die sich in der Bewunderung sonnten, die Jesus zuteil wurde. Aber Jesus lie sich davon nicht beeindrucken. Er setzte dem allen sogar ein Ende.
Bei einer Gelegenheit konfrontierte Jesus die Menschen, die ihm nachfolgten, mit der Tatsache, da er mit ihren Reaktionen auf ihn unzufrieden war. Er sagte: Ihr sucht mich nicht darum, da ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesttigt worden seid. Schafft euch Speise, nicht, die vergnglich ist, sondern die da bleibt ins ewige Leben." Sie fragten ihn: Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?" Jesus antwortete: Dies ist das Werk Gottes, da ihr an den glaubt, den er gesandt hat" (foh. 6,26-29).
Wieder ging es darum, wer Jesus war. Jesus wollte ihnen damit sagen: Ihr folgt mir, weil ihr einen persnlichen Nutzen davon habt, aber das gengt nicht. Wenn ihr mir nachfolgen wollt, mu das zu meinen Bedingungen geschehen und das bedeutet, da ihr mich als Gottes Sohn akzeptieren mt!"
Die Menschen verstanden wohl, was er damit meinte. Und doch verrt ihre Reaktion ihren Unglauben: Was tust du nun fr ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?" (Joh. 6,30).
Unglaublich! Sie hatten gesehen, wie er Geister austrieb, Kranke heilte
und die Menge speiste. Sie hatten ber seine Lehre gestaunt. Sie konnten ihn akzeptieren als einen groartigen Lehrer, als einen, der Wunder vollbringt, als einen Propheten oder als einen politischen Fhrer. Din aber als Gott anzuerkennen, das war wirklich zuviel verlangt!
Jesus wute darum und schickte sie mit einigen scharfen und inhaltsschweren Bemerkungen ber sich selbst weg: Ich bin das Brot des Lebens... Ich bin vom Himmel gekommen... Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch ... Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch" (foh. 6,35.38.51.53).
Die Menge reagierte sofort. Sie murrten, sie stritten und beklagten sich und waren gekrnkt: Von da an wandten viele seiner Jnger sich ab und wandelten nicht mehr mit ihm" (Joh. 6,66).
Zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Diskussion htte Jesus einlenken und die Lage entspannen knnen; aber er wute, was er tat. Er lie es absichtlich dazu kommen, da sich an der Frage seiner Identitt die Geister schieden. Im wesentlichen sagte er ihnen: Entweder glaubt ihr, da ich der bin, der ich bin, mit allen Konsequenzen, oder ihr geht zurck nach Hause! Hrt auf, euch selbst zu tuschen, indem ihr mir nachfolgt!"
Warum taten sich die Menschen so schwer, die Bedingungen Jesu zu akzeptieren? Sie schienen der Wahrheit doch so nahe zu sein! Aber hier zeigte es sich, wie sehr sie doch den offenen Feinden Jesu glichen. Warum ist es so schwer, Jesu Identitt anzuerkennen? Weil es nicht mglich ist, da Jesus und wir gleichzeitig die Herrschaft ausben knnen es kann nur einer Knig sein! Es fllt uns schwer, unsere unangemessene Herrschaft aufzugeben.
Jesus und seine Jnger
Dieser rote Faden Jesu Identitt zieht sich durch alles hindurch, was Jesus seine Jnger lehrte. Offensichtlich behielt er das meiste seiner entscheidenden Lehren fr diejenigen seiner Nachfolger zurck, die seine Identitt vorbehaldos anerkannt hatten. Mit dem Rest sprach er in Gleichnissen und rtselhaften Worten. Zweifelsohne verstanden sie nur wenig. Jesus sagte zu seinen Jngern: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber drauen widerfhrt es alles durch Gleichnisse, damit sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen" (Mk. 4,11-12). Was war hier geschehen? Hielt Jesus bewut mit der Wahrheit vor den
Menschen zurck, die danach hungerten? Keineswegs! In der Bibel wird weiter erklrt: Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort so, wie sie es zu hren vermochten. Und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen; aber wenn sie allein waren, legte er seinen Jngern alles aus" (Mk. 4,33-34).
Jesus lehrte die Menschen alles, was mglich war. Und das war nicht viel, weil sie ja seine gttliche Identittdie eigentliche Grundlage der biblischen Wahrheit abgelehnt hatten. Bevor wir nkhtdiewichtigste Voraussetzung fr die Lehre Jesu akzeptierennmlich da erGtt ist -r? ergibt alles bngejiur wenig Sinn. "
Jesus vermittelte den Jngern ein immer greres Verstndnis fr die Bedeutung seiner Herrschaft. Auch seine Autoritt grndet sich auf seine Identitt, darauf, wer er ist. Jesus bewies seine Autoritt ber menschliche Autoritten (Mk. 1,22), ber Satan (Mk. 1,27), ber die Snde (Mk. 2,9), ber die Tradition (Mk. 2,27-28), ber die Natur (Mk. 4,39) und sogar ber Leben und Tod (foh. 10,18; 19,10-11). Kurzum, die Antwort, die er seinen Jngern auf die Frage, wer er sei, gab, lautete im wesentlichen: Ich bin die Autoritt ber alles im Himmel und auf der Erde."
Ein echter Jnger Jesu erfat das Ausma der Vollmacht Jesu Christiund stellt sein Leben Schritt fr Schritt unter seine Herrschaft. Whrender dies tut, geschieht etwas Wunderbares. Er wird von Bindungen befreit(foh. 8,31-32). Er berwindet die Welt. Dies ist eine inhaltsschwereWahrheit. Jesus sagt zu jedem von uns: Was ist dein Problem? Wasimmer es ist, gib es mir, denn ich habe die Macht zerstrt, die dieses Pro-blem auf dich ausbt. Ich habe Vollmacht ber dieses Problem. berlaes mir. Ich werde es lsen, und du darfst frei sein." -
Einen anderen zum Jnger Jesu machen, das heit, ihm zu helfen, die., dynamischen Krfte der Autoritt und Herrschaft Jesu Christi zu versteh hen und zu erleben, damit auch er befreit sein kann. Hier zeigt es sich wieder, da die Identitt Jesu die alles entscheidende Frage ist. Fr die Gegner Jesu und fr die Menschenmenge, die ihm nachfolgte, entschied diese Frage nach seiner Identitt ber Leben und Tod. Fr seine Jnger entschied sie ber Freiheit oder Sklaverei. Doch wie stand es mit den zwlf Jngern, die Jesus in den drei Jahren seines Wirkens hier auf Erden am nchsten standen?
Jesus und die zwlf Apostel
Bei der Zurstung der zwlf Apostel machte Jesus deutlich, welche Folgen seine Identitt letzten Endes fr sie hat. Da dies die Kernfrage in
allem war, was er mit den Zwlfen unternahm, zeigt sich in seinem Gebet zum Vater in Johannes 17.
Einleitend unterstreicht er hier noch einmal, da seine Identitt der Kernpunkt seines ganzen Dienstes ist: Dies ist aber das ewige Leben, da sie [alle Glubigen] dich [den Vater], der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen" (Joh. 17,3).
Anschlieend betet er fr die Zwlf: Ich habe deinen Namen geoffenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast... Sie haben's angenommen und erkannt, da ich von dir ausgegangen bin, und glauben, da du mich gesandt hast" (Joh. 17,6.8). Die Schulung der zwlf Apostel bestand vor allem darin, sie aus erster Hand mit Gott bekannt zu machen und sie zu der Erkenntnis zu fhren, da Jesus und der Vater ein und derselbe Gott sind! Jesus sagte: Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen ... Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" ([oh. 14,7.9).
Jesus verbrachte die meiste Zeit seines kurzen Dienstes auf dieser Erde damit, diesem Dutzend Mnner diese eine Tatsache zu vermitteln: Er und der Vater sind eins.
Zu verstehen, was diese Einheit bedeutet und welche Konsequenzen sie hat, bedeutet auch, die Grundlage aller geistlichen Kraft zu verstehen (Joh. 14,20). So sagte Jesus: Ohne mich knnt ihr nichts tun.. [Aber mit mir] werdet ihr grere Werke tun als diese [Wunder], denn ich gehe zum Vater" floh. 15,5; 14,12).
Wenn Jesus nicht Mnner hinterlassen htte, die seine Identitt voll verstanden, htte es fr die christliche Bewegung keine Zukunft gegeben. Jesus sagte: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht zu Jngern alle Vlker" (Mt. 28,18-19). Wenn wir Jesu Identitt voll verstehen und ganz persnlich fr uns bejahen, werden wir auch volle Teilhaber seiner Vollmacht sein.
Die Tatsache, da sich das Thema der Identitt Jesu wie ein roter Faden durch alle seine Beziehungen zu den Menschen hindurchzieht, beweist seine berragende Wichtigkeit! Jedes andere Thema ist diesem einen untergeordnet. rist das Evangelium. rist unsere Botschaft. Alles andere, was wir Christen glauben und was uns teuer ist, ist eine Erweiterung dieser einen Wahrheit. Wenn wir unter den Menschen unserer Zeit das Evangelium wirksam weitersagen wollen, mu uns Christus und die Bedeutung seiner Identitt, seines Todes und seiner Auferstehung klar und zunehmend bewut sein.
4. Die Botschaft fr unsere Generation
Das Thema der Identitt Jesu
Wenn wir evangelisieren, mu Jesus der Kern unserer Botschaft sein. Da Jesus es fr entscheidend wichtig hielt, sich auf diese Tatsache seiner gttlichen Identitt zu konzentrieren, sind wir gut beraten, wenn wir denselben Akzent setzen. In diesem Kapitel werden wir uns damit befassen, auf welche Weise wir unbeabsichtigt diese Betonung der gttlichen Identitt Jesu abschwchen beziehungsweise verwischen.
Das Evangelium der aktuellen Problematik
Was ist das Evangelium? Diese Frage wird gerne von Theologen gestellt. Wenn sie diese Frage stellen, ist es zumeist so, da unter den Anwesenden keiner ist, der auch nur im entferntesten wei, wie die Antwort lauten soll. Ich gehe gewhnlich ziemlich frustriert von solchen Gesprchen weg.
Und doch habe ich bei solchen Gesprchen eine interessante Beobachtung gemacht. Beinahe jedesmal, wenn diese Frage nach dem Inhalt des Evangeliums gestellt wird, verfolgt der Fragende eine ganz andere Absicht. Er mchte, da die anderen wissen wollen, welches sein besonderes Evangelium ist. Es stellt sich dann heraus, da es wohl das Evangelium an sich ist, jedoch ergnzt durch das, was er besonders betont! So gehrt zum Beispiel die Frage nach sozialer Gerechtigkeit zu den dominierenden Themen von heute. Es knnte das Evangelium fr den einen ein Evangelium sozialer Gerechtigkeit sein. Fr einen anderen ist es ein Evangelium des Wohlstands. Und fr einen dritten ist es ein Evangelium der Brgerrechte.
Dabei handelt es sich um einen einfachen Vorgang. Wir konzentrieren uns dermaen auf einen bestimmten Sachverhalt, da er sich in unseren
Kpfen als die wesentliche Sache einnistet. Dann machen wir diesen Punkt oder diese Wahrheit zur Hauptaussage unserer Botschaft. Wenn wir dies tun, schneidern wir uns ein eigenes Evangelium zurecht. Wir bedienen uns des Herrn Jesus dazu, unsere eigene Sache zu untersttzen. Auf diese Weise wird er der Jesus der Armen, der Jesus der Frauenrechte oder der Jesus, der sich fr irgendeine Problematik einsetzt, die zuflligerweise gerade aktuell ist. Aber ein privater Jesus kann nicht gleichzeitig der Jesus sein, der fr die ganze Welt da ist.
Das Evangelium unserer eigenen Prgung
Die meisten von uns greifen bestimmte Lehren heraus und verleihen ihnen eine spezielle Betonung. Wir begnstigen bestimmte Ausdrucksformen unseres Glaubens, weil sie uns so natrlich erscheinen, da wir uns nicht vorstellen knnen, wie ein Christ ohne sie auskommen knnte. Hufig halten wir ein bestimmtes Verhalten bei einem Christen fr wesentlich und normgerecht. Unsere starken Empfindungen verleiten uns dazu, diese Gedanken und Ideen so hochzuhalten oder zu betonen, da wir sie jedem, an dem wir einen geistlichen Dienst tun, zur Bedingung machen.
Diese Tendenz bedeutet eine Einengung des Evangeliums. Wir mssen vorsichtig mit unseren religisen Traditionen, Gottesdienstformen, lehrmigen Akzenten und Ansichten ber christliche Verhaltensweisen umgehen. Wir sollten zurckhaltend sein mit allem, was nicht mit der ganzen Heiligen Schrift in Einklang steht. Wenn wir diese Ausgewogenheit nicht haben, dann bieten wir einen Jesus an, der vielleicht mit den Dingen beremstimmt, die uns persnlich wichtig sind, aber der fr die, die wir eigentlich gewinnen wollen, ein Stein des Anstoes ist. Weil Jesus ihnen in dieser Verpackung" angeboten wird, wollen sie ihn nicht annehmen.
Das Evangelium unseres Kirchenverstndnisses
Welchen Jesus Christus lehnen die schwedischen Jugendlichen ab? Den Jesus der Reformation, der Freikirchen oder der rmisch-katholischen Kirche? Hchstwahrscheinlich ist es einer von diesen, aber wohl nicht der wahre Jesus Christus. Jesus in seiner tatschlichen Flle lt sich nicht in irgendein kirchliches System pressen. Wurde er etwa nach der Reformation ein Protestant? War er je rmisch-katholisch? Nein; Jesus steht ber unseren Denominationen und theologischen Systemen. Fr alle
Zeiten und fr jeden Menschen ist er die Mitte des Evangeliums. Wenn wir ihn mit unserer besonderen gemeindlichen Glaubensrichtung gleichsetzen, isolieren wir ihn auf einen begrenzten Raum. Dabei schlieen wir den Rest der Welt aus.
Ich verbrachte einmal etliche Tage damit, mit einigen glubigen Freunden des einstigen kommunistischen Ostblocks ein Bibelstudium durchzufhren. Whrend fnfunddreiig Jahren muten sie sich auf ihr berleben konzentrieren. Erhaltung und Bewahrung waren ihnen wichtiger geworden als ihre Bemhungen um Auenstehende. Das ist auch verstndlich. In einer solchen Situation wandert die christliche Gemeinde zwangslufig in die Isolation, weil nur so ein berleben als mglich erscheint. Unter solchen Umstnden lt sich Gesetzlichkeit fast nicht vermeiden. Weil viele Christen in jenen Lndern sich immer mehr dessen bewut werden, da es zu diesem Proze bermssiger Enge unter ihnen gekommen ist, unternehmen sie jetzt Schritte, um zu einer besseren Ausgewogenheit zu kommen. *
Als ich ein paar Bibelstellen ber die Freiheit vorlas, die wir in Christus haben, rief eine Frau pltzlich: Wenn das stimmt, gibt es ja noch Hoffnung fr meine Eltern! Auch sie knnen fr Christus gewonnen werden! Bis heute glaubte ich, da sie nur zu Jesus kommen knnen, wenn sie sich unserer Freikirche anschlieen wrden!"
Ein Jesus Christus der Freikirchen!
Das Evangelium der Entscheidung
Die hufigste Schwche unserer heurigen evangelistischen Anstrengungen besteht wahrscheinlich darin, da wir dazu neigen, in unserer Botschaft die Entscheidung" zu betonen, anstatt die Person Jesu Christi in den Mittelpunkt zu stellen. Wir sind so eifrig damit beschftigt, einem Menschen zu helfen, wie man sich fr Jesus Christus entscheidet, da wir ganz bersehen, da er mit groer Wahrscheinlichkeit fast nichts ber Christus wei.
Es ist viel weiser, sich auf die Person Jesu Christi als auf eine Entscheidung zu konzentrieren. Anstatt den Menschen zu sagen, was sie tun mssen, wollen wir ihnen helfen zu verstehen, wer Jesus ist. Wenn sie dies besser verstanden haben, wird ihre Reaktion das, was ein Mensch tun mu, um zum Glauben zu kommen wie selbstverstndlich folgen. Ich habe die Erfahrung gemacht, da die Antwort auf den Ruf des Evangeliums oft ohne mein Dazutun folgte, wenn die Wahrheit ber Christus erst einmal voll verstanden wurde.
Diese Beschftigung mit der Entscheidung anstatt mit der Person Jesu Christi bewirkt noch eine andere Schwche in unserer Evangelisationsar-beit. Wir neigen dazu, uns mehr fr positive Reaktionen auf das Evangelium zu interessieren, als darum, ob der betreffende Mensch verstanden hat, worum es bei Jesus geht. Wir bemhen uns, eine Zustimmung herauszulocken, und wenn wir diese bekommen haben, versuchen wir, den Menschen eine positive Reaktion auf den Glauben abzuringen. Wir nennen dies, einen Menschen zur Entscheidung fr Christus zu fhren". Dies ist aber ein erzwungener Entschlu.
Allzuoft besteht diese Art von Entschlu oder Entscheidung lediglich darin, da wir einen Menschen dazu bringen, bestimmte Stze auszusprechen, die wir ihm vorgeschlagen (oder vorgesprochen) haben. Hat er es dann auch getan, meinen wir, er sei jetzt errettet".
Das Evangelium: Jesus Christus
Das Wesen des Evangeliums ist jedoch Jesus Christus, der starb, begraben wurde und dann von den Toten auferstand und zu seinem Vater auffuhr. Er ist unparteiisch und steht ber unseren menschlichen Strukturen und zweitrangigen persnlichen Auffassungen. Wenn wir wirklich die Kommunikation mit den Menschen dieser Zeit suchen, mssen wir Jesus seine rechtmige Universalitt zugestehen. Wir mssen den Menschen einen durch nichts gefrbten Christus prsentieren.
Vor zwanzig Jahren begannen wir unsere Arbeit in Brasilien. Wir lebten unter Bedingungen, die uns dazu fhrten, viele Uberzeugungen, die wir frher ohne Vorbehalte akzeptiert hatten, neu zu berdenken. Die Studenten, unter denen wir arbeiteten, zeigten keinerlei Reaktion auf das Evangelium, das wir ihnen predigten. Die Hindernisse waren die Folge von zweitrangigen Dingen, die wir der Evangeliumsbotschaft hinzufgten. Hinzu kam auch die Tatsache, da wir ihnen etwas fr sie Fremdes und Institutionelles anboten. Wir prsentierten ihnen nicht einen schlichten Jesu.
In diesem Zusammenhang verstanden wir allmhlich, da unsere Botschaft nur Jesus und nichts anderes sein sollte. Wir wurden nicht ausgesandt, um wirtschaftliche oder politische Systeme, religise Strukturen, unsere eigene Organisation oder unsere persnlichen Lieblingslehren zu verteidigen oder Werbung dafr zu machen. Unsere Botschaft ist die Botschaft einer Person, und wir drfen diese nicht einfach mit irgendwelchen Zustzen predigen. Wir erkannten, da wir nicht berufen sind, irgendwelche menschlichen Mastbe zu vermitteln oder den Respekt vor
Traditionen zu lehren. Statt dessen sind wir dazu berufen, Jesus ohne jedes Beiwerk zu verkndigen.
Als uns dies klar geworden war, merkten wir bald, da wir jetzt mit denselben Menschen, die uns vorher gemieden hatten, kommunizieren konnten. Wir begannen, eine Ernte einzubringen, und sie ist noch nicht zu Ende.
Dieser Ansatz zur Evangeliumsverkndigung ist so grundlegend wie einfach. Wer ist Jesus? Prfen Sie es doch selbst. Wenn Sie es nicht glauben knnen, verstehen wir das. Aber lassen Sie uns mit dieser einfachen Frage zur Bibel gehen, um die Antwort dort zu finden. Sie glauben nicht an die Bibel? Auch das verstehen wir. Auf dieser Basis fangen wir an und rechnen mit der Macht Christi, da er das brige vollbringt.
Vertrauen in die Macht Christi
Francisco ist einer meiner besten Freunde. Als wir uns vor einigen Jahren kennenlernten, war er ein Atheist, der dem Marxismus nahestand. Er hatte wohl nie in eine Bibel hineingeschaut. Trotzdem kam er eines Abends zu einem Bibelstudium, das ich leitete.
Francisco stammte aus dem Nordosten Brasiliens, einer verarmten Gegend, die oft lange Drrezeiten durchmacht. Da er in Armut aufgewachsen war, wollte er gegen das System aufbegehren, das nichts gegen die Armut unternahm. Als er acht Jahre alt war, erklrte er, er wolle Arzt werden, und er beschlo auch, nie etwas mit der Kirche zu tun haben zu wollen. Gott existierte fr ihn nicht. Francisco, der mit Mut und einer ungewhnlichen Intelligenz begabt ist, blieb seinen Vorstzen treu.
Eine Anzahl Jahre spter arbeitete er in einem chirurgischen Arzteteam mit, zu welchem auch ein glubiger Freund von mir gehrte. Gott gebrauchte diesen Freund, um Franciscos Interesse an geistlichen Dingen zu wecken. Flier und da wurde einmal ein Wort gesprochen, oft nur im Spa und manchmal auch whrend einer Operation.
Verschiedenste Umstnde in seiner Familie, bei seinen Patienten und anderes bereiteten Francisco zunehmend Probleme. Er kam zu dem Schlu, da mein Freund recht hatte: Er mute der geistlichen Seite des Lebens mehr Beachtung schenken. Mit der fr ihn typischen Beharrlichkeit setzte er sein Vorhaben in die Tat um. Er dachte: Das Geistliche mu eine Beziehung zum Spiritismus haben." Deshalb schrieb er sich fr einen einjhrigen Informationskursus in einem spiritistischen Zentrum ein und begann, okkulte Dinge zu studieren. Er behielt es aber fr sich.
Schlielich konnte mein Freund Francisco dazu bringen, zu unserem Bibelstudium zu kommen.
Weil Francisco von der Bibel fasziniert war, nahm er sie schnell in sich auf. In der zweiten Woche brachte er seine Frau mit, und von da an haben sie nie einen Abend versumt.
Drei Monate vergingen, in denen wir durch das Wachstum, das Francisco und Daniela in ihrer Beziehung zu Jesus erlebten, sehr ermutigt waren. Dann kam er eines Tages zu mir, um eine besondere Situation" mit mir zu besprechen. Mein Mut sank, als ich erfuhr, da sich beide auf den Spiritismus eingelassen hatten. Sie hatten den Kurs bereits seit sechs Monaten besucht. Francisco glaubte, sein Versprechen halten und den Kurs bis zum Ende durchhalten zu mssen. Er erzhlte mir, er habe schon die Stelle eines Lehrers in einem ihrer neuen Zentren angeboten bekommen, aber sie noch nicht angenommen.
Als ich dort sa, ging ich gedanklich alle Bibelstellen im Alten und Neuen Testament durch, die das Thema Okkultismus behandeln. Es gibt mehr als genug Verse darber, und mein erster Gedanke war, sie alle zu benutzen. Wenn man jedoch unsicher ist, wie ein Mensch genau zu Jesus Christus steht, dann kann sich eine Uberhufung mit Bibelsprchen auf die weitere Reaktion dieses Menschen auf das Evangelium sehr negativ auswirken. Ich schwieg also zunchst.
Am Ende sagte ich zu ihm: Francisco, ich wrde dir gerne etwas zeigen." Wir schlugen .Johannes 4 auf, und ich bat ihn, mir die ersten Verse vorzulesen: Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeglichen Geist, sondern prft die Geister, ob sie von Gott sind... Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennt, da Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott; und ein jeglicher Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott."
Ich erklrte ihm dann weiter: Du bekommst Informationen aus zwei verschiedenen Quellen, von mir und vom spiritistischen Zentrum. Beide Seiten behaupten wir, da wir die Wahrheit lehren. Beide Seiten sprechen wir viel ber Jesus. Nach welchem Kriterium wirst du nun bewerten und entscheiden, wer dir nun wirklich die Wahrheit sagt, wenn du von dieser Bibelstelle ausgehst? Ich habe einen Vorschlag. Wenn du wieder in dieses Zentrum gehst, dann hre genau hin, was sie ber Jesus sagen, und vergleiche es mit den Aussagen der Bibel. Verhalte dich genauso bei dem, was ich dir sage. Prfe das, was du von mir ber Jesus hrst, anhand der Bibel. Entscheide dann, wer aufgrund dieses Bibelverses die Wahrheit sagt."
Als Francisco an diesem Tag wegging, war ich sehr besorgt. Ich war
mir dessen bewut, wie leicht der Spiritismus einen Menschen in seine Gewalt ziehen kann. Und ich war mir auch nicht sicher, ob Francisco schon so weit im Glauben war, da die Bibel fr ihn zur mageblichen Autoritt geworden war.
Francisco tat jedoch, was ich ihm geraten hatte. Es dauerte nicht lange, bis seine Neugeburt im Glauben offenkundig wurde. Der letzte Tag dieses Kurses im spiritistischen Zentrum stand bevor. Erneut boten sie ihm die Lehrstelle an. Aber er entgegnete: Vielen Dank fr die Zeit und Aufmerksamkeit, die Sie mir geschenkt haben. Es war sehr interessant und informativ. In der Zwischenzeit habe ich jedoch auch die Bibel studiert. Ich bin zu dem Schlu gekommen, da der Jesus, den Sie hier prsentieren, nicht der Jesus der Bibel ist. In Ihrem Jesus gibt es kein Heil." Und damit verlie er sie. Hier zeigte sich die berlegenheit Jesu!
Unsere Aufgabe bei der Evangelisation
Unsere Botschaft ist die gute Nachricht ber eine Person, denn das Evangelium ist die Person Jesu Christi. Christentum und Jesus sind jedoch nicht unbedingt dasselbe. Menschen knnen ihn kennenlernen, ohne die Systeme zu akzeptieren, die um ihn herum aufgebaut wurden. Oder sie knnen sich in der Institution engagieren, ohne etwas von ihm zu wissen. Wer Jesus jedoch als seinen persnlichen Herrn annimmt, mu es zu seinen Bedingungen tun. Ihn als Herrn zu haben, bedeutet, alles von ihm zu akzeptieren. Weil er ber alles, was existiert, Gewalt hat, ist er auch der Herrscher ber meine Person. Dies ist die Kernaussage des Evangeliums.
Unsere Aufgabe bei der Evangelisation kann mit dem verglichen werden, was Johannes der Tufer ber sich selbst sagte. Er sah sich selbst als den Freund oder Trauzeugen des Brutigams. Der Brutigam ist Jesus. Die Braut ist, wer die Botschaft hrt und glaubt. Die Aufgabe des Johannes bestand darin, dafr zu sorgen, da die Hochzeit erfolgreich verlief, ohne jedoch dabei die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Braut nimmt nicht den Familiennamen des Trauzeugen an. Sie gehrt einzig und allein dem Brutigam.
Wenn wir verstehen, da unser Ziel mit der Darstellung des Evangeliums darin besteht, eine neue Hochzeit" zustande zu bringen, dann scheinen uns solche, von denen wir vorher meinten, sie nicht erreichen zu knnen, mit einem Mal viel nher zu sein. Sie sind in unserer Reichweite. Natrlich werden manche Jesus ablehnen, nachdem sie ehrlich hingeschaut haben. Das knnen wir nicht verhindern. Aber wir knnen etwas fr die Menschen tun, die Jesus nur deshalb ablehnen, weil er in
den Traditionen, Dogmen oder Moralvorstellungen desjenigen verpackt ist, der ihnen die Botschaft von Jesus bringt. Solche mglicherweise zerstrerischen Einflsse knnen wir vermeiden.
"Wir mssen immer daran denken, da die Evangelisation nicht nur darin besteht, die Voraussetzungen einer Entscheidung fr Christus darzulegen, sondern wir stellen die Person Jesu Christi vor. Es wird viel Zeit erfordern, um einem Menschen zu helfen, die Konsequenzen der Identitt Jesu wirklich zu verstehen.
Bei der Evangelisation bringen wir einen Menschen nicht nur dazu, da er verstandesmig zustimmt, sondern unsere Aufgabe ist viel umfassender. Sie beinhaltet auch, da wir einem Menschen dabei helfen, seine eigene Rebellion oder andere Hindernisse seines Eigenwillens zu berwinden.
Doch fr viele Menschen ist diese ganze Frage nach der Identitt Jesu berhaupt nicht von Interesse. Sie stellen diese Frage gar nicht. Wie soll man also einen Menschen dazu bewegen, Interesse dafr zu entwickeln, eine Antwort auf eine Frage zu suchen, der er vllig gleichgltig gegenbersteht? Die Antwort darauf wird die verbleibenden Seiten dieses Buches beanspruchen.
5. Die Tatsache der Abkapselung
Das Hindernis der Angst voreinander berwinden
Damit ihr seid ohne Tadel und lauter, Gottes Kinder, unstrflich unter einem verderbten und verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch da ihr haltet an dem Wort des Lebens" (Phil 2,15-16).
Dieses Thema, da als Licht fr die dunklen Orte geschaffen ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel. Die Vorstellung, da Christen sich aktiv in der Welt engagieren sollen, erzeugt bei vielen von uns Spannungen. Anscheinend war dies in der ganzen Kirchengeschichte immer wieder der Fall. Das Pendel ist von Anfang an zwischen Abkapselung von der Welt und Kompromissen mit der Welt hin- und hergeschwungen. Das eine Extrem sind jene, die versuchen, sich von der brigen Menschheit abzusondern. Das andere Extrem bilden solche Christen, die die Wertvorstellungen und Verhaltensweisen ihrer geschftlichen und gesellschaftlichen Umwelt bernehmen, und dies in einem Ausma, da sie sich von der brigen Welt berhaupt nicht mehr unterscheiden.
Diese Spannung lt sich nicht einfach auflsen. Sie kommt daher, da Gott seine Gemeinde beruft, zwei anscheinend unvereinbare Aufgaben gleichzeitig wahrzunehmen: die schon Geretteten im Glauben aufbauen und die noch nicht Geretteten zu Jngern Jesu machen. Wie kann man denn beides gleichzeitig tun?
Wenn wir erst einmal einen kleinen Kern von Christen haben, kann man der Versuchung kaum widerstehen, sie auf die Seite zu nehmen, um sie in der Abgeschiedenheit zu lehren und im Glauben aufzubauen.
Wenn wir dies tun, entsteht jedoch das Problem, da wir die Christen so weit von ihren Mitmenschen wegziehen, da eine Arbeit unter diesen nahezu unmglich wird. Die geistliche Zurstung der Geretteten mu mitten in der Welt, mit all ihren Gefahren und Risiken, geschehen.
Dieser gerade von mir beschriebene Vorgang der Abkapselung ist heute so alltglich, da nur sehr wenige Christen noch echte Beziehungen zu Nichtchristen haben. Man hat die Beobachtung gemacht, da ein Durchschnittschrist in der Regel nach zwei Jahren seines Christseins keine nichtglubigen Freunde mehr hat. Unsere Berhrungspunkte mit der Welt beschrnken sich auf einige oberflchliche Bekanntschaften. Wir mssen wieder neu lernen, wie wir Beziehungen zu Menschen auerhalb unseres christlichen Bekanntenkreises aufbauen knnen.
Martin Marty, Theologieprofessor an der Universitt Chicago, beschreibt in einem Artikel, der am 11. Juli 1980 auf der Titelseite des Wall Street Journalunter der berschrift Old Time Religion" erschien, diese Isolation wie folgt: Wenn Sie zur evangelikalen Subkultur gehren, dann spielt sich Ihr ganzes Leben darin ab. Sie gehen in die Gemeinde, Sie kaufen religise Bcher, Sie schauen sich religise Fernsehprogramme an. Aber wenn Sie nicht zu dieser Subkultur gehren, dann wissen Sie noch nicht einmal, da es sie gibt."
In diesem Artikel kommt zum Ausdruck, in welch einem Ausma sich evangelikale Christen von der Welt, in der sie leben, abgekapselt haben. Die Untertitel dieses Artikels spiegeln die Schlufolgerungen des Schreibers wider:
Eine Erweckung ergreift das Land, jedoch ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Welt.
Die Christen meiden diese sndige Welt Angst vor dem Engagement.
In einem anderen Zeitungsartikel kann man lesen: Die gegenwrtige evangelikale Erweckung hat bis heute kaum mehr als Neugierde bei den Nichtchristen hervorgerufen ... Diese Bewegung hat die amerikanische Gesellschaft weit weniger beeinflut als die groe Erweckung des 18. Jahrhunderts." Er merkt auerdem an, da es bei den Evangelikaien eine Tendenz gibt, die sich historisch nachweisen lt, sich nmlich von jeglichem Engagement in der skularisierten, sndigen Welt zurckzuziehen.
Die Kluft zwischen Gemeinde und Welt wurde mir zu Beginn meines Aufenthaltes in Brasilien so recht bewut. Osvaldo war der erste brasilianische Student, der durch unser Zeugnis Christ wurde. Wir luden ihn
ein, bei uns zu wohnen. Er lebte drei Jahre bei uns im Haus. Wir profitierten voneinander: Wir lehrten ihn alles, was wir konnten, ber Nachfolge und Gehorsam gegenber Gottes Wort. Und er lehrte uns, was er konnte, ber Sprache und Kultur Brasiliens.
In dem Mae, wie Osvaldos Liebe zu Gott zunahm, wurde auch die Beziehung zwischen ihm und mir tiefer. Er wurde mir bald zu einem treuen Freund. Aufgrund dieser Entwicklung fand ich, es wre allmhlich an der Zeit, ihn mit in den Gottesdienst zu nehmen. Das war Osvaldos erster Kontakt mit dem Protestantismus. Alles schien gut zu laufen. Er uerte sich nie darber, wie es ihm gefiel, kam aber immer mit. Ich konnte jedoch sehen, da ihn etwas sehr beschftigte.
Eines Sonntags, als wir nach Hause gingen, sagte ich zu ihm: Osvaldo, du scheinst nicht gerne zum Gottesdienst zu gehen, nicht wahr?" Endlich ffnete er sich und stellte seine Fragen: Warum verhalten Sie sich so seltsam? Warum singen Sie auf diese Art und Weise? Warum verndern Sie Ihre Stimme beim Beten?" Und so fort. Seine Fragen waren ernsthaft er suchte wirklich nach Antworten. Aber mich verunsicherten sie etwas, und das um so mehr, als mir meine Versuche, sie ihm zu beantworten, nicht besonders gut gelangen.
Die Zeit verging, aber Osvaldos Fragen gingen mir nach. Sie bewirkten, da ich die Gottesdienste jetzt mit den Augen eines Auenstehenden" sah. Ich mute zugeben, da es auf beiden Seiten scheinbar unberwindliche Verstndigungsprobleme gab. Einer, der neu dazukommt, wrde sich niemals in unserer Gemeinde wohlfhlen, es sei denn, er wrde sich in seinem Lebensstil und seinen Gewohnheiten an uns anpassen. Und die Gemeinde ihrerseits wre nicht bereit, ihn in ihre Gemeinschaft aufzunehmen, ehe er diese nderung nicht vollzogen hat.
Manchmal akzeptieren junge Christen diese Bedingungen und nehmen diese nderungen auf sich. Beispiele dafr gibt es genug. Aber auch wenn solche Eingliederungen in die Gemeinschaft erfolgreich verlaufen, sind es zweifelhafte Siege, denn sie gehen oft auf Kosten der Verstndigung mit dem frheren Bekanntenkreis der Neubekehrten.
Wir geben es zwar nicht gerne zu, aber fr Neubekehrte, die aus einer skularisierten Welt kommen, gibt es oft keine Gemeinde, der sie sich anschlieen knnten. Kulturell gesehen, trennen sie und unsere Gemeinden Welten. Das gilt noch viel mehr fr die unerreichten Volksgruppen, die eine ganz andersartige Kultur haben.
Ich bin offensichtlich nicht der einzige, der so denkt. In seinem Buch Let The Earth Hear His Voice" stellt Ralph Winter die Frage: Sind wir auf die Tatsache vorbereitet, da die meisten Nichtchristen, die noch
zum Glauben kommen werden selbst in unserem Land Mhe haben werden, sich in den Gemeinden, wie wir sie jetzt haben, zurechtzufinden?"1
Es gibt verschiedene Grnde dafr, warum die Gemeinden und die Welt so weit voneinander entfernt sind. Wir knnen hier an dieser Stelle nicht ausfhrlich auf alle Punkte eingehen. Einige Grnde dafr sind positiv und andere negativ. Wichtig ist hier fr uns die Tatsache, da Jesus Christus seine Gemeinde in die Welt gesandt hat, und da wir aus diesem Grund auf keinen Fall den Kontakt mit denen in der Welt verlieren drfen.
Kurz vor seinem Tod nennt Jesus seinem Vater seine Plne fr die Gemeinde: Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt ... Sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, da du sie von der Welt nehmest, sondern da du sie bewahrst vor dem Bsen... Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt" (foh. 17,11.14-15.18).
Nicht so sehr um unsertwillen, sondern vor allem um der Welt willen lt Gott uns noch in der Welt. Aber schon als er uns diesen Auftrag an der Welt gab, erkannte er, vor welchem Dilemma wir stehen wrden: in der Welt leben und doch nicht von der Welt sein. Wie kann ein Christ dem Befehl gehorchen: Geht aus von ihnen und sondert euch ab" (2.Kor. 6,17) und gleichzeitig in die Welt gesandt sein"? (foh. 17,18). Gerade die Beziehung der Christen zur Welt hat im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder zu Spannungen gefhrt. Durch die Jahrhunderte hindurch haben die Christen versucht, die Balance zwischen diesen scheinbar widersprchlichen Befehlen zu halten das Pendel schlug mal auf die eine und mal auf die andere Seite aus. Entweder waren wir isoliert wie Einsiedler, oder wir haben uns der Welt gleichgestellt. Keines dieser Extreme entspricht dem Plan Gottes. Gleichstellung mit der Welt verdunkelt die Herrlichkeit Gottes. Abkapselung macht das christliche Zeugnis unwirksam. Der Welt entgeht etwas Entscheidendes, wenn wir uns von ihr isolieren. Wenn wir in einem Ghetto leben, erfhrt sie nie, wie eine Einheit von Glaube und Leben aussieht. Man zndet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel" (Mt. 5,13).
Die verstndliche Versuchung der Abkapselung
Die Welt birgt Gefahren in sich! Seid nchtern und wacht, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brllender Lwe und sucht, welchen er verschlinge" (l.Petr. 5,8).
Unsere Gemeinsamkeiten mit der Welt sind begrenzt. Was hat das Licht fr Gemeinschaft mit der Finsternis? Was fr ein Teil hat der Glubige mit dem Unglubigen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes. Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab" (2.Kor. 6,14-17).
Bei einigen Dingen kann der Christ einfach nicht mehr mitmachen sie passen nicht mehr zu ihm. Denn es ist genug, da ihr die vergangene Zeit des Lebens zugebracht habt nach heidnischem Willen ... Das befremdet sie, da ihr nicht mehr mit ihnen lauft in dasselbe wste, unordentliche Wesen" (l.Petr. 3,3-4).
Wenn man das alles in Betracht zieht, scheint es das einzig Vernnftige zu sein, sich auf einen Sicherheitsabstand" zurckzuziehen. Die Frage ist nur, wie ein solcher Sicherheitsabstand aussieht.
Vor einigen Jahren nahm ich an einer Tagung teil, auf welcher der Referent sagte: Wenn der Christ klare Stellung bezieht, zwingt er seine nichtchristlichen Freunde und Bekannten zwangslufig, sich zu entscheiden. Entweder hat das Christsein Anziehungskraft fr sie, oder es wirkt abstoend, und das bedeutet: sie ziehen sich zurck. Die Folge davon ist, da der reife Christ eines Tages ohne wirkliche nichtchristliche Freunde dasteht." Ein anderer Redner sagte: Je mehr wir im Glauben wachsen, desto weniger Anklang finden wir in der Welt."
Ist es das, was wir unter Sicherheitsabstand" verstehen: zu meinen, es sei eine christliche Tugend, keine echte Freundschaft mehr mit Nicht-christen zu haben? Wenn ja, ist es tragisch, denn diese Abkapselung hat eine zerstrerische Wirkung auf die Ortsgemeinde und verunmglicht auerdem unsere Verstndigung mit den Fernstehenden. Christen, die in ihrem geschlossenen Zirkel leben und nicht einen stndigen Zuwachs von Menschen erleben, die aus dem Reich der Finsternis errettet werden, isolieren sich selbst in ihrer eigenen Subkultur. Weil sie kein Feedback mehr von denen bekommen, die frisch aus der Welt kommen, vergessen sie, wie es drauen" aussieht. Sie entwickeln eine eigene Sprache, eigene Verhaltensmuster und Verstndigungsmechanismen, die nur noch von den Insidern" verstanden werden. Auf diese Weise wchst die Gemeinde nur noch nach innen. Sie erscheint den Auenstehenden immer seltsamer, bis schlielich die Verstndigung mit dem Mann auf der Strae unmglich geworden ist.
Worin knnte nun also nun ein Sicherheitsabstand" bestehen? Jesus beantwortet diese Frage mit einer erstaunlichen Aussage in Johannes 17,17. Er bittet seinen Vater (in Zusammenhang mit der Sendung seiner Jnger in die Welt), sie in der Wahrheit zu heiligen" [fr einen heiligen
Auftrag abzusondern]. Dein Wort ist die Wahrheit." In Wirklichkeit ist die Heiligung nicht daran gebunden, wo wir uns in der Welt befinden, sondern sie hat etwas mit der Herzenshaltung zu tun (das heit, wem gehrt unser Herz?) Wir haben den richtigen Sicherheitsabstand" von der Welt, wenn wir uns stndig verndern lassen, und zwar durch eine Erneuerung unseres Denksinns durch die Wahrheit des Wortes Gottes. Das erfordert Zeit, die wir mit dem Herrn allein verbringen und wo wir unser Denken bewut von seiner Wahrheit durchdringen lassen. Wenn diese Praxis nicht ein Teil unseres Lebens ist, oder wenn sie nicht echte Frucht bringt, dann sind wir sehr schlecht auf Begegnungen mit Nicht-christen in der Welt vorbereitet. In diesem Fall wre tatschlich eine Abkapselung noch die beste Lsung!
Angst voreinander Ein Hindernis fr ehrliche Beziehungen
Der Christ frchtet sich vor dem Einflu der Nichtchristen. Auf der einen Seite hat er guten Grund dazu: Schlechter Umgang verdirbt den Charakter" (l.Kor. 15,33). Auf der anderen Seite sind diese Befrchtungen grundlos, weil dem Christen gengend Krfte zur Verfgung stehen, um sich in der Welt zu behaupten.
Aber ob nun berechtigte Furcht oder nicht, sie behindert das Weitersagen des Evangeliums in nicht geringem Ma. Uberlegen Sie doch einmal: Wenn Sie vllig frei von jeglicher Furcht wren, was fr ein Zeuge wren Sie?
Selbst der unerschrockene Apostel Paulus hatte mit der Furcht zu kmpfen. Er schrieb an die Christen in Korinth, da er zu ihnen in Schwachheit und in Furcht und mit groem Zittern" (l.Kor. 2,3) kam. Er bat die Epheser, fr ihn zu beten, damit er das Geheimnis der guten Nachricht ohne Furcht verknden" konnte (Eph. 6,19). Die Furcht des Paulus rhrte aus seinen Erfahrungen her. Er kannte die Gefahren von Schiffsreisen, er hatte im Gefngnis gesessen und war gesteinigt worden. Unsere Furcht ist in abstrakteren Gefahren begrndet, sie ist deswegen aber nicht weniger real.
Ebenso trifft es auch zu, da der Nichtchrist genau soviel Angst vor dem Christen hat, und sicher mit gutem Grund: Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die gerettet werden und unter denen, die verlorengehen; diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben" (2.Kor. 1,15-16). Die Gegenwart eines
Christen erinnert den Nichtchristen an Gottes unmittelbar bevorstehendes Gericht. Einige der Befrchtungen von sehen der Nichtchristen sind begrndet, andere hingegen nicht.
Die Furcht des Nichtchristen kommt zum Teil daher, da wir ihn an Tatsachen erinnern, an die er lieber nicht denken mchte: Snde, Tod und das Gericht. Andere ngste ergeben sich daraus, da wir ihm das Gefhl geben, mit seinem Verhalten nicht einverstanden zu sein. Diese Angst ist unntig, denn wir sind nicht sein Richter.
Die ngste des Nichtchristen abbauen
Christen neigen dazu, Nichtchristen anhand einer eigens dafr aufgestellten Liste akzeptablen oder inakzeptablen Verhaltens zu bewerten. Diese Liste enthlt ganz klare Gebote aus Gottes Wort, wie zum Beispiel: Du sollst nicht ehebrechen", bis hin zu traditionsgebundenen Vorschriften wie totale Enthaltung von Alkohol".
Der Nichtchrist wei genau, was der Christ ber ihn denkt, und fhlt sich verurteilt. Manchmal entschuldigt er sich sogar fr seine schlechten Gewohnheiten. Er zeigt damit, da er das Gefhl hat, in die Hnde von jemand gefallen zu sein, der ihn unbedingt umkrempeln will. Solche Verurteilungen machen jede Verstndigung zu einem hoffnungslosen Unterfangen.
Doch wie knnen wir dieses Hindernis berwinden? Wie knnen wir eine Beziehung zu jemand aufbauen, dessen Snden ihn und seine Umgebung zerstren? Sollen wir einfach die Augen verschlieen, wenn wir es mit jemand zu tun haben, der seine Familie mit seinem untreuen Verhalten zugrunde richtet? Knnen wir vor ihm unsere negative Beurteilung verbergen? Worin liegt die Lsung?
Schauen wir auf Jesus. Er brachte es fertig, selbst die Schlimmsten unter uns anzunehmen. Wie? Er schaffte es, weil er ein Realist war. Er kannte den Menschen und seinen Hang zum Bsen er erwartete nicht das Gute von ihm. Er wute auch, da die schlimmsten Taten des Menschen nur Symptome einer tiefer sitzenden und hlicheren Snde sind: der Rebellion gegen Gott. Die Rebellion ist es und nicht die Unkenntnis, die den Menschen von Gott trennt. Und diese Rebellion ist der Ursprung aller Probleme der Menschen. Jesus hielt sich nicht lange mit der Behandlung der Symptome auf: er wollte die Menschen heil machen.
Wir drfen nicht bei den ueren Symptomen stehenbleiben, sondern mssen die tiefere Not sehen. Erst dieser Blick befhigt uns zu ehrlichen Beziehungen mit Nichtchristen. Um sie als Person akzeptieren und lieben zu knnen, brauchen wir ihr Handeln nicht gutzuheien.
Einer meiner Freunde kam aus der alternativen Szene. Er arbeitete fast nie und war drogenabhngig. Er lebte mit einer Frau zusammen. Wir begannen, die Bibel miteinander zu studieren; aber da ich nur sehr wenig Zeit hatte, lud ich ihn zu einer Bibelgruppe ein. Die Leute in der Gruppe wollten auch Christus kennenlernen, waren aber brgerlicher" und intellektueller als mein Freund. Darum gingen unsere Gesprche ber seinen Kopf hinweg.
Eines Abends whrend des Bibelstudiums explodierte er schlielich: Ihr habt ja gar keine Ahnung, wo ich herkomme! Was ihr hier macht, sagt mir berhaupt nichts!" Ich mute ihm recht geben: auch ich verstand ihn nicht. Er versuchte, mich zu provozieren und lud mich ein, seine Welt kennenzulernen. Wir machten einen Termin fr die folgende Woche ab, um einen Abend bei seinen Freunden zu verbringen. Es gab fr mich viel zu lernen!
Wir waren die ersten, doch langsam fllte sich der Raum. Jeder einzelne Ankmmling war eine Lektion fr sich. Schlielich kam der Anfhrer der Gruppe herein. Er sah vllig ungepflegt und schlampig aus, trug lange Haare und einen Bart, und ein paar Vorderzhne fehlten ihm auch. Er setzte sich hin und verkndete: Heute habe ich meinen Job an den Nagel gehngt!" Der Reaktion der anderen entnahm ich, da er das fr ihre Gesellschaft Hchste getan hatte: auf den Job zu pfeifen. Das bedeutete, seine Freiheit zurckzugewinnen, unangenehme Verpflichtungen zu umgehen, andere fr sich arbeiten zu lassen.
Langsam entdeckte ich, wie dieser Mann der uneingeschrnkte Anfhrer dieser Gruppe hatte werden knnen. Er hatte sowohl ein abgeschlossenes Studium als auch eine militrische Laufbahn hinter sich. Eines Tages verlie er aus einer Laune heraus seine Frau und seinen Posten im Pentagon (US-Verteicgungsministerium). Er handelte mit Drogen, um sich ein Leben ohne Verpflichtungen leisten zu knnen. Sein ganzer Besitz bestand nur aus einem schwarzen Lieferwagen, einem Paar Ski und zwei groen Hunden. Er fhrte einen Lebensstil, der es ihm erlaubte, sich keine tiefschrfenden Gedanken mehr zu machen und gerade das zu tun, was ihm im Moment Spa machte.
Nach dieser aufschlureichen Erfahrung nahm ich meinen Freund aus der Bibelgruppe mit den anderen heraus. Statt dessen studierten wir die Bibel bei ihm zu Hause. Seine Freunde erfuhren davon und kamen ab und zu vorbei. Manchmal nahmen sie seine Bibel und lasen selber darin. Seine Freundin gewann auch Interesse, setzte sich zu uns und lie sich kein Wort entgehen.
Aber was sollte ich mit der Snde der beiden machen? Nachdem beide
sich bekehrt hatten, fingen wir an, die Symptome fr die Snde herauszuarbeiten. Das erste Problem, mit dem wir uns beschftigten, war seine mangelnde Verbindlichkeit gegenber seiner Freundin.
Glcklicherweise sind Gottes Gebote vernnftig; sie sind nicht unsinnig oder willkrlich. Ich glaube, wenn jemand alle Weisheit bese und man wrde ihn auffordern, Richtlinien zum berleben der Gesellschaft und Wertmastbe zu ihrem Gedeihen vorzuschlagen, er kme bestimmt auf die Zehn Gebote!
Was die Bibel ber Ehebruch und die Ehe sagt, entspricht dem gesunden Menschenverstand. Eines Tages, als mein Freund und ich wieder zusammen waren, beschrieb ich ihm wie beilufig, wie ich das Verhltnis zwischen ihm und seiner Freundin sah: Sie liebten einander sehr, keiner wollte den anderen verlieren, und doch wuten sie, da sich keiner von beiden fest binden wollte. Die Folge davon war, da sie vorgaben, in einer Harmonie zu leben, die zwischen ihnen in Wirklichkeit gar nicht existierte.
Dann versuchte ich, mir die Zukunft ihrer Beziehung vorzustellen. Ich sagte ihm, da sie wahrscheinlich damit enden wrde, da sie sich nur noch etwas vorspielten und so tten, als ob sie sich liebten. Deshalb wrde ihre Beziehung bei der ersten wirklichen Krise auseinanderbrechen. Wenn es zum Bruch kme, wrden beide ihre Wege gehen und beide sehr verletzt sein. Ich fuhr dann fort und erklrte, wie Gott Mann und Frau zu einer untrennbaren Einheit zusammenfgen will (Mt. 19,6). Deshalb mu die Grundlage einer jeden zwischenmenschlichen Beziehung, wenn sie halten soll, die Verbindlichkeit sein.
Mein Freund sagte kein Wort, aber zwei Wochen spter wurden wir zu seiner Hochzeit eingeladen. Heute stehen sie beide in der Nachfolge Christi.
Wir mssen den Nichtchristen so annehmen, wie er ist, und ihm helfen, Heilung zu finden. Dann erst knnen wir ihn lehren, wie er mit den Dingen, die ihn ruinieren, umgehen kann. Wenn wir diese Reihenfolge umdrehen, versuchen wir, einfach etwas an ihm zu verndern, anstatt ihm Gottes Heilung anzubieten.
Umgang mit unseren eigenen ngsten
Wir mssen handeln, wenn wir aus der Sackgasse der Abkapselung herauskommen wollen. Jesus gab uns ein paar einfache Hinweise, wie wir sie vermeiden knnen und statt dessen unser Licht da leuchten lassen, wo es am ntigsten ist in der Dunkelheit dieser Welt.
In Matthus 5,43-48 sagt Jesus, da wir wie unser Vater sein sollen, der seine Sonne aufgehen lt ber den Bsen und ber den Guten". Im Grunde genommen sagt Jesus: Liebt nicht nur die, die euch wieder lieben. Selbst Zllner tun das. Grt nicht nur eure Brder, das tut jeder. Seid von euch aus zu allen Menschen freundlich und achtet aufmerksam auf das, was um euch her vorgeht. Das ist doch nicht schwer, oder?"
Jesus schlgt fr den Anfang noch einen anderen einfachen Schritt vor. In Lukas 14,12-13 sagt er, da wir nicht nur Freunde und Verwandte zum Essen einladen sollen. Wir wissen ja, wie das geht: dieses Mal sind wir dran und das nchste Mal ihr. Am Ende sind wir quitt. Es hat niemand etwas gekostet. Aber Jesus sagt uns: Ladet die Armen, die Krppel, die Lahmen und die Blinden ein, die es euch nicht vergelten knnen bis zum Tag der Auferstehung, an dem sie eure Treue rhmen werden. Mit anderen Worten, seid gastfrei. Brecht freiwillig mit eurer tglichen Routine; bleibt um des Evangeliums willen nicht immer am selben Ort und immer mit denselben Leuten zusammen.
Ich kenne keinen besseren Rahmen fr ein evangelistisches Gesprch als ein Abendessen zu Hause oder in einem ruhigen Restaurant. Auch das sollte nicht zu schwierig sein, nicht wahr? Wir mssen zur Welt gehen, um die ntigen Kontakte zu knpfen und Leute in unser Leben mit ein-zubeziehen.
Anmerkungen
1 Ralph Winter: The Highest Priority: Cross Cultural Evangelism" in Let The Earth Hear His Voice", Minneapolis, World Wide Publications, 1975, S. 221
6. Von der Isolation zur Kommunikation
Die Dynamik des Prozesses
Wenn wir erst einmal die ngste unserer Zuhrer verstehen und gelernt haben, mit unseren eigenen umzugehen, knnen wir unsere Aufmerksamkeit auch auf jene Krfte richten, die den Kommunikationsproze begleiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, da Reden nicht immer Kommunizieren bedeutet und da Erzhlen nicht dasselbe ist wie Lehren. Der Prfstein dafr, ob eine Kommunikation erfolgreich ist, sind nicht die vielen Worte des Kommunikators, sondern ob der Zuhrer ihn auch tatschlich verstanden hat. Erzhlen ist eine Einbahn-Funktion; Kommunikation ist eine Strae mit Gegenverkehr.
Osvaldo war einer der ersten Brasilianer, mit denen ich ber Christus sprach. Er arbeitete als Chemiker in der Industrie, als ich ihn kennenlernte. Sein Bruder, mit dem ich whrend meines Sprachstudiums zusammen die Bibel las, hatte ihn mir vorgestellt. Osvaldo wollte wissen, was wir da eigentlich machten, weil er sich nicht vorstellen konnte, da sich sein Bruder mit irgendwelchen religisen Dingen beschftigte. Sein Bruder sei nmlich kein religiser Typ. Als ich Osvaldo zu mir zum Essen einlud, willigte er gerne ein.
Unser Gesprch begann damit, da Osvaldo fragte, warum wir in Brasilien lebten und was sich eigentlich zwischen seinem Bruder und mir abspielte. Am besten konnte ich seine Fragen beantworten, indem ich ihm das Evangelium erklrte. Ich nahm ein Stck Kreide sowie eine Bibel und benutzte den Holzfuboden als Schreibtafel. Whrend der nchsten zwei Stunden zeichnete ich ihm ein Diagramm auf, das ich gerne benutzte, wenn ich jemandem die Botschaft des Evangeliums erklren wollte. Anschlieend lehnte ich mich zurck, um zu beobachten, wie Osvaldo reagieren wrde. Ich war sicher, da er im Begriff stand, Bue zu tun und sich zu bekehren.
Statt dessen schaute er zuerst meine Zeichnung und dann mich an. Er war ziemlich verblfft. Wollen Sie mir weismachen, da Sie den langen Weg nach Brasilien zurckgelegt haben, um den Leuten das hier zu erzhlen?"
Die Entdeckung: Evangelisation ist ein Proze
Osvaldo kam das, was ich ihm erzhlt hatte, belanglos und unwichtig vor. In diesem Augenblick erkannte ich, da ich es hier mit einem Verstndigungsproblem zu tun hatte, das mir vorher entgangen war. In meiner Vorstellung hatte ich Evangelisieren" immer mit Ernten" gleichgesetzt. Aber jetzt lag ein Brachfeld vor mir. Hier mute erst gepflanzt, bewssert und bebaut werden, bevor ich darauf hoffen konnte, ernten zu drfen.
Ich lud Osvaldo ein, mit mir zusammen die Bibel zu lesen. Whrend der nchsten drei Monate trafen wir uns mehrmals in der Woche, um zusammen das Johannesevangelium zu lesen und uns darber zu unterhalten. Man konnte ganz deutlich sehen, wie er sich von seiner freidenkerischen humanistischen Philosophie lste und die in Christus geoffenbarte Wahrheit annahm. Das Ergebnis war, da er sich unter die Herrschaft Christi stellte.
Dieser Weg, jemanden anhaltend mit der Heiligen Schrift zu konfrontieren, wurde fr mich zu einem Arbeitsmuster. Ich fand bald heraus, da ich hier in Brasilien Menschen zu Christus fhren konnte, die ich in den USA als gleichgltig und unerreichbar abgeschrieben htte. Ich merkte auch, da diese neuen Christen, die sich nach lngerer Beschftigung mit der Bibel bekehrten, weniger geistliche Schwierigkeiten hatten. Die geistliche Verlustrate war sehr gering. Und etliches fiel auf gutes Land und ging auf und wuchs und brachte Frucht und trug dreiigfltig, sech-zigfltig und hundertfltig" (Mk. 4,8).
Ich lernte einige dringend notwendige Lektionen ber das Wesen der Kommunikation und erweiterte mein Verstndnis vom Evangelisieren. Ich begriff, da Evangelisieren ein langwieriger Proze ist, der auch das Pflanzen, Bewssern und Bearbeiten sowie das Ernten einschlo.
Wenn wir jemand nach einem oder zwei Gesprchen zu einer Entscheidung fr Christus bringen, dann knnen wir sicher sein, da in einem solchen Menschen schon vor uns durch jemand anders eine Vorbereitungsarbeit getan wurde. Das meint Jesus wohl, wenn er zu den Jngern in Johannes 4,36-38 sagt: Der da erntet, empfngt Lohn und sam-
melt Frucht zum ewigen Leben, damit beide, der da st und der da erntet, sich zugleich freuen. Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da st, und ein anderer, der da erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit getreten" (Elberf. bers.).
Gott benutzt verschiedene Dinge, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen: Menschen, Umstnde und Ereignisse.
Einige der entscheidenden Schritte auf diesem Weg kann nur Gott tun. Dazu gehrt die Gotteserkenntnis, die ins Herz jedes Menschen gepflanzt wird (s. Rom. 1,20). Gott hat auerdem sein Gesetz in die Herzen der Menschen geschrieben und sie gleichzeitig mit einem Gewissen und einem Gefhl fr Schuld ausgestattet (s. Rom. 2,14-15).
Gelegentlich bedient er sich politischer Ereignisse. Whrend der Herrschaft des Knigs Josia wurde das gttliche Gesetzbuch im Tempel wiedergefunden, und als man ffentlich daraus vorlas, kam es im Volk zu einer Erweckung. Wirtschaftliche Unsicherheit, politische Umwlzungen, Revolutionen, die die Gewohnheiten und Werte des normalen Lebens umwerfen alle diese Ereignisse knnen dazu dienen, da Menschen aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichtes versetzt werden.
Sogar zufllige Bemerkungen knnen hier eine entscheidende Rolle spielen. Einer meiner Freunde, der vorher Buddhist gewesen war, erzhlt von seiner Bekehrung zu Christus und erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine Bemerkung seiner Mutter, die sie fallen lie, als sie einen buddhistischen Tempel besuchten. Diese Bemerkung wurde zum auslsenden Moment und bewirkte, da er suchend wurde und schlielich zu Christus fand. Seine Mutter hatte sich laut gefragt, warum der wahre Gott" als letzter und nicht als erster auf dem Regal der verschiedenen Gtter im Tempel stand. Die Frage seiner Mutter hatte er nie vergessen. Ihre Bemerkung bereitete ihn vor, sich fr die biblische Botschaft zu ffnen.
Gott bedient sich einer unendlichen Vielfalt von Wegen und Mitteln, um den Samen der Evangeliumsbotschaft auszusen und uns von Unwissenheit und Auflehnung zum Glauben hinzufhren. Das augenflligste und weitaus wirksamste Mittel ist eine stabile, glubige Familie dort aufzuwachsen, wo die Wahrheit der Bibel zu Hause ist und in der Gemeinde gelehrt und ausgelebt wird. Wo eine solche Erziehung genossen wird, ist das Herz reif zur Ernte. Menschen mit einem christlichen Erbe gibt es immer noch in groer Zahl an vielen Orten der Welt. Bei solchen Verhltnissen kann man beim Ernten ermutigende Resultate erhal-
ten. Aber das kann uns auch zu der irrigen Meinung verleiten, da die ganze Welt im gleichen Mae vorbereitet ist. Wir vergessen dabei leicht, da das Evangelisieren in Wirklichkeit ein Proze ist.
Gegensatz zum vorherigen Verstndnis
Meine ersten Bemhungen, Menschen fr Christus zu beeinflussen, beruhten auf dem falschen Verstndnis, Evangelisation sei eine Aktivitt, ein Geschehen. Als junger Christ hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, ziemlich viel Zeit dafr zu verwenden, die Bibel zu studieren und ber das Gelesene nachzudenken. Das wirkte sich offensichtlich auf mein Leben sehr positiv aus, und ich konnte nur darber staunen, was an mir geschah. Aber mit der Zeit wurde ich innerlich immer unruhiger, denn ich wute, da von jedem Christen, der Jesus wirklich gehorchen will, erwartet wird, da er Zeugnis von ihm ablegt. Doch nur schon der Gedanke, mit anderen ber Christus zu reden, rief eine lhmende Furcht in mir hervor, und ich brachte es einfach nicht fertig, meinen Mund aufzumachen.
In meiner Vorstellung hatte sich bei mir das Bild von einem guten Zeugen" eingenistet. Zum Teil wurde dieses Bild von der Vorstellung geprgt, die ich vom Apostel Paulus besa: Er predigte auf dem Areopag, sprach auf dem von Menschen belebten Marktplatz oder redete mit einer rmischen Wache. In unsere heutige Zeit bertragen, stellte ich mir unter einem guten Zeugen so eine Art guten Geschftsmann vorunerschrok-ken, unternehmungsfreudig und ohne Angst vor Fremden. Meine Welt aber war voller fremder Menschen, und ich hatte wirklich Angst vor ihnen. Ich kam zu dem Schlu, da mir diese Gabe nicht gegeben" war und versuchte, das Evangelisieren zu vergessen.
Doch das klappte auch nicht. Die innere Spannung war immer noch da. Ich wollte das Evangelium weitersagen. Mehrere Male lie ich einfach alles stehen und liegen, was ich gerade tat, setzte mich ins Auto und fuhr auf den Campus der Universitt von Minnesota. Ich war entschlossen, mit jemandem ber Christus zu sprechen. Ich unternahm mehrere solcher Fahrten, ohne aber auch nur mit einem einzigen Menschen zu reden. Schlielich vertraute ich mich einem bewhrten Christen an, von dem ich wute, da er treu und mit Erfolg Zeugnis ablegte, und erzhlte ihm von meiner Frustration. Daraufhin nahm er mich mit und lie mich den ganzen Nachmittag dabeisein und zusehen, wie er auf dem Campus Gesprche anknpfte und sich auf diese Weise Gelegenheiten verschaffte, vom Evangelium zu reden. Aus meiner Frustration wurde Begeisterung,
als ich entdeckte, da persnliches Zeugnisgeben doch mglich ist. Diese Erfahrung brachte den entscheidenden Durchbruch bei mir.
In den darauffolgenden Monaten habe ich bei allen meinen Freunden Zeugnis abgelegt. Einige bekehrten sich, andere nicht. Whrend ich in die Leute drang und sie zur Entscheidung bringen wollte, wurden meine Beziehungen zu denen, die diesen Schritt nicht tun wollten, ziemlich gespannt. Bald hatte ich alle meine Freunde in zwei Lager aufgeteilt. Aber das machte mir nichts aus, denn ich hatte endlich meine Frustration berwunden. Ich dachte sogar, damit meine geistliche Integritt bewiesen zu haben!
Als keine Freunde mehr briggeblieben waren, denen ich Zeugnis ablegen konnte, fing ich an, die Studentenwohnheime zu besuchen und ging dort von Tr zu Tr. Ich ging zu Veranstaltungen von Studentenverbindungen und suchte Militrkasernen auf. Dadurch kamen einige Leute zum Glauben, aber die Sterberate" war beinahe so hoch wie die Geburtsrate". Mit dem Gleichnis vom Semann trstete ich mich ber diese schlechten Ergebnisse hinweg: ein schlechter Boden das war ihre Schuld, nicht meine. Mit dieser falschen Einstellung sprach ich in Brasilien mit Osvaldo.
Verstehen die Menschen unsere Sprache?
Die gleichen falschen Vorstellungen ber das, was Kommunikation und Evangelisation eigentlich ist, habe ich in so vielen Situationen angetroffen, da ich glaube, es handelt sich hier um ein allgemeines Problem.
Mitte der siebziger Jahre gingen drei nordamerikanische Ehepaare zusammen als Missionsteam nach Caracas, Venezuela. Die drei Ehepaare waren im Missionsdienst erfahren. Sie hatten jahrelang an der Basis Evangelisation betrieben und in Universitten und Gemeinden Jngerschulungen durchgefhrt.
Ihre erste Zielgruppe in Caracas waren die Studenten. Sie verbrachten die meiste Zeit auf dem Universittsgelnde, um dort jedem, der ihnen zuhren wollte, das Evangelium zu erklren. Sie machten Kontakte, leiteten Bibelgruppen und versuchten mit allen nur denkbaren Mitteln, eine Kerngruppe von Christen ins Leben zu rufen, die ihnen spter bei ihrer Arbeit helfen sollte.
Venezuela ist in mehr als einer Beziehung einzigartig. Es besitzt reiche lvorkommen und zahlreiche ffentliche Sozialeinrichtungen. Die Whrung ist stabil, und Arbeitspltze gibt es relativ genug. Arbeitsuchende aus Europa, Nord- und Sdamerika sind ins Land gekommen. Jeder
kann zu Geld kommen, nur die Armen nicht. Caracas hat sich zu einer berbevlkerten Weltstadt entwickelt und besitzt keine Ausdehnungsmglichkeiten mehr, da es mitten in den Anden liegt. In der Geschichte hat sich Caracas immer wieder den Christianisierungsversuchen von Seiten der rmisch-katholischen und der protestantischen Kirche widersetzt. Aus all dem ist eine eigentlich heidnische Gesellschaft entstanden, die fast ausschlielich fr materielle Dinge lebt.
Nach einem Jahr harter Arbeit, die nur sehr wenig Frucht gebracht hatte, schrieb mir einer der Missionare: bereinstimmend stellen wir alle fest, da wir hier ganz neu lernen, was Evangelisieren bedeutet. Oder vielleicht lernen wir es zum erstenmal richtig. In den Vereinigten Staaten war es keine Seltenheit, da jemand ablehnend reagierte, sobald man Gott, die Bibel oder andere geistliche Dinge erwhnte. Das kommt hier nie vor! Hier sagen die Leute meistens: Wie schade um dich!" Mit anderen Worten, die Studenten in Caracas bedauern es, da sich sonst ganz vernnftige Leute fr solch eine verrckte Sache engagieren."
In seinem Brief heit es weiter: Wir erleben es kaum, da sich jemand von seiner Snde berfhrt fhlt, und es ist auch kein geistliches Bedrfnis da... Es besteht berhaupt kein Interesse an der Bibel oder an dem, was sie zu sagen hat."
Was war der Grund dafr? Warum stieen diese Ehepaare mit dem Evangelium nicht auf dieselbe Reaktion, wie sie es von einer typischen amerikanischen Stadt gewohnt waren? Weil die Hrer und die Redner durch ganze Welten voneinander getrennt waren. Dieses Problem geht aber nicht nur Missionare an! Jeder Mensch, der das Evangelium weitersagen will, stt auf dieselbe Schwierigkeit.
Die Hrer
Das geistliche Erbe eines durchschnittlichen Nichtchristen in Caracas und eines durchschnittlichen Nichtchristen aus der westlichen Welt ist grundverschieden. Nicht jedes Volk auf der Erde ist in der gleichen Weise vorbereitet, das Evangelium aufzunehmen.
Zu diesem Thema hat der Apostel Paulus in seiner Rede auf dem Areo-pag einige bemerkenswerte Dinge gesagt. Er erklrte, da es Gottes Idee war, die Welt in verschiedene Rassen, Sprachen, Kulturen und Nationen zu unterteilen.
Paulus sagte: Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Hnden gemacht sind, noch wird er von Menschenhnden bedient,
als wenn er noch etwas ntig htte, da er selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus Einem jede Nation der Menschen gemacht, da sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, indem er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, da sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fhlen und finden mchten, obgleich er nicht fern ist von jedem von uns" (Apg. 17,24-27 Elberf. bers.).
Da ich in meinem Leben viele Jahre mit kulturellen und sprachlichen Schranken zu kmpfen hatte, sah ich diese eher als etwas an, worauf diese Welt auch gut verzichten knnte. Daher war es fr mich eine Entdeckung, da Gott selbst diese Barrieren eingerichtet hatte und dabei die Vershnung der Welt im Sinn hatte! Anscheinend sollen diese Schranken als Schutz dienen, die den schdlichen Einflu dekadenter Kulturen auf die anderen Kulturen verhindern sollten (s. 1. Mo. 11,19).
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu sehen, da nicht jede Nation oder jedes Volk in der gleichen Weise vorbereitet ist. Das wird sicher auch die Art unserer Kommunikation beeinflussen, zu der es kommen mu, und ebenso die Reaktion der Menschen. Die Leute in einer Stadt wie dem skularisierten Caracas reagieren eben anders als in einer uns vertrauten typischen Stadt in Amerika.
Die Redner
Was geschieht, wenn jemand versucht, ein Gesprch mit einer Person weiterzufhren, obwohl diese nicht dieselbe Denkweise und dieselben emotionellen Prgungen hat wie er?
Krzlich war ich Zeuge eines Gesprchs zwischen einem jungen Missionar und einem nichtchristlichen Studenten aus Lateinamerika. Jedesmal, wenn dieser Missionar versuchte, mit seinen nichtchristlichen Freunden ber das Evangelium zu sprechen, hatte er die schmerzliche Erfahrung gemacht, da sie ablehnend reagierten.
Diesmal hatte er sich mit einem Freund verabredet, mit dem er schon seit einigen Monaten regelmig Fuball spielte. Er bat mich, Zuhrer des Gesprchs zu sein, weil er hoffte, da ein Auenstehender ihm helfen knnte, zu verstehen, was er falsch machte.
Sein Einstieg war gut. Er erklrte, warum er nach Brasilien gekommen war nmlich um in einer christlichen Studentenbewegung mitzuarbeiten. Seine Absicht war, Menschen zu finden, die Interesse daran htten, die Bibel zu studieren und darin Antwort auf die Fragen des Lebens zu suchen. Um effektiv vorgehen zu knnen, so fuhr er fort, msse er
zunchst einmal die Mentalitt der Leute, die er beeinflussen wollte, verstehen. So weit, so gut.
Dann stellte er seinem Freund einige Fragen. Diese wurden zuerst gut aufgenommen, aber dann landete das Gesprch bald in einer Sackgasse.
Bei den Fragen ging es zuerst um grundlegende christliche Glaubensdinge: Welche Vorstellung hat er von Gott? Wer war Jesus Christus? Was versteht er unter Errettung? Bereitwillig gab sein Freund auf alle diese Fragen Antwort aber Antworten aus dem Katechismus!
Da mein Freund diese Antworten fr bare Mnze nahm, war er der Meinung, es mit jemand zu tun zu haben, der seine eigenen Vorstellungen und Auffassungen teilte. Das war sein erster Fehler. Der zweite lie nicht lange auf sich warten.
Der Student fragte meinen Freund, wie er denn dieselben Fragen beantwortet htte. Dieser htte damals besser geschwiegen; aber er miverstand die Frage als eine Gelegenheit zum Zeugnis und ergriff sie. Seine Antwort war nach seiner Meinung eine klare Beschreibung der Evangeliumsbotschaft: Jesus war Gottes Sohn; er starb fr unsere Snden; aus Gnade knnen wir durch den Glauben mit Gott vershnt werden und so weiter.
Whrend mein Freund sprach, beobachtete ich den Studenten. Sein Gesichtsausdruck verriet Enttuschung. Der Katechismus, aus dem er soeben zitiert hatte, war von ihm offensichtlich nie richtig akzeptiert worden. Tatschlich hatte er die Religion seit langem aufgegeben. Seine Antworten waren wie Versuchsballons. Ihm war dieser Amerikaner sympathisch, und er hoffte, da er ihm etwas anzubieten htte, das irgendwie neu war. Aber die feinen Unterschiede zwischen seinem Katechismus und den Ausfhrungen dieses Amerikaners waren fr ihn nicht erkennbar. Beide, der Redende und der Hrende, redeten ohne es zu wollen in verschiedenen Sprachen miteinander. Sie benutzten dieselben Ausdrcke, sie merkten aber nicht, da jeder unter diesen Begriffen etwas ganz anderes verstand. Durch das Gehrte wurde der Student in seiner ablehnenden Haltung gegenber der Religion nur noch bestrkt.
Ohne da der Missionar es merkte, hatte er sich selbst ins Abseits manvriert! Anstatt seine Glaubensansichten direkt auszusprechen, htte er noch mehr Fragen stellen sollen, um sich zu vergewissern, da er wirklich verstand, was sein Freund dachte und glaubte. Er htte erst dann reden sollen, als er genau wute, da sein Freund wirklich bereit war, ihm zuzuhren.
Wenn Menschen wie diese beiden von so unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen, ist das Resultat nicht selten eine Entfremdung. Und
weitere Verstndigungsversuche fuhren dazu, da man sich noch mehr voneinander entfernt, anstatt sich nherzukommen. Beide Seiten erkennen vielleicht nicht einmal die Unterschiede und geben sich der Illusion hin, sich zu verstehen. Wir denken, wir htten die Wahrheit vermittelt, in Wirklichkeit aber werden unsere Worte entsprechend der Lebensauffassung unseres Zuhrers umgedeutet. Die Folge ist, da unser Evangeliumszeugnis, anstatt Einflu zu haben und eine Vernderung zu bewirken, von unserem Zuhrer einfach nur an seine persnliche Philosophie angegliedert, nicht aber integriert wird. Er hat die Botschaft in Wirklichkeit gar nicht gehrt.
Man knnte also sagen, da die Hauptaufgabe dieses Missionsteams in Lateinamerika darin besteht, durch eine richtige Verstndigung die Kluft zwischen den Rednern und ihrer Zuhrerschaft zu berwinden. Das erfordert zweierlei: das Verstehen der Denkmuster der Zuhrer und das bersetzen der Evangeliumsbotschaft in deren Alltagssprache. Die Botschaft der Missionare mu aus der landesblichen protestantischen Terminologie und Verstndigungsform bertragen werden in eine Form, die von sdamerikanischen Studenten verstanden werden kann.
Dieses Verstndigungsproblem ist nicht nur dort anzutreffen, wo wir grere kulturelle Grenzen berschreiten. Es ist jedesmal dann aktuell, wenn wir auerhalb unserer eigenen Subkultur die Verstndigung suchen mit Menschen, die andere Auffassungen als wir haben und mit unserer Ausdrucksweise nicht vertraut sind. Manchmal ist dieses Problem nicht weiter von uns entfernt als die Tr unseres Nachbarn.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Wie sieht all das im Vergleich zum Neuen Testament aus? Wie knnen wir das mit dem einzigartigen Erfolg verbinden, den die Urgemeinde in der Apostelgeschichte verzeichnete?" Genau damit werden wir uns im folgenden Kapitel befassen.
Teil II
Zwei Aspekte der Evangelisation
7. Verkndigung des Evangeliums
Biblisch, am Wesentlichen orientiert, wirksam
Wie vorher schon erwhnt, kennt das Neue Testament hauptschlich zwei Aspekte der Evangelisation. Der erste ist die Verkndigung des Evangeliums. Hierbei geht es um ein konkretes Tun, durch das der Nicht-christ die Hauptaussage der Botschaft deutlich dargelegt bekommt. Dies geschieht meistens zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Beispiel whrend einer Groevangelisation oder wenn wir jemandem die Botschaft persnlich weitersagen. Wir sprechen von Verkndigung immer dann, wenn wir jemand mit den Bedingungen fr die Vershnung des Menschen mit Gott bekannt machen.
Die Bibel gibt uns den klaren Auftrag, der ganzen Welt das Evangelium zu verkndigen, so da es mig ist, darber zu diskutieren, ob wir darauf eingehen sollen oder nicht. Die Verkndigung mu jedoch weise eingesetzt werden, wenn wir wollen, da die Botschaft alle Arten von Menschen erreicht. Verkndigung ist vor allem bei bestimmten Menschen erfolgreich bei denen, die vorbereitet sind.
Wenn wir eine grere Anzahl von Menschen in der Welt, die keinen christlichen Hintergrund aufweisen, erreichen wollen, ist eine andere Art von Evangelisation notwendig. Ich nenne diesen zweiten Aspekt der Evangelisation Bekrftigung durch das gelebte Evangelium.
Was ist darunter zu verstehen? Es handelt sich dabei um einen Proze, bei dem die biblische Botschaft praktisch ausgelebt wird. Diese Art der Evangelisation ist besonders bei Menschen wirksam, die unvorbereitet sind, das heit bei solchen, die keinen christlichen Hintergrund haben oder bei solchen, fr die das Christentum als glaubwrdige Lebensgrundlage nicht in Frage kommt. Meistens besteht bei diesen eine Abhngigkeit von irgendwelchen Ideologien Humanismus, Materialismus, Existentialismus, Sozialismus oder Kapitalismus , die ihnen Sinnerfl-
lung versprechen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen brauchen solche unvorbereiteten Menschen weit mehr als eine summarische Darstellung des Evangeliums, um den Weg in das Reich Gottes zu finden.
Beide Arten des Evangelisierens Verkndigung und Bekrftigung sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir sowohl Menschen aus einem nichtchristlichen Milieu als auch christlich vorgeprgte Menschen ansprechen wollen. Man kann nicht sagen, da die eine Form besser und wichtiger ist als die andere. Das neutestamentliche Muster legt eher nahe, da stets beide Formen ineinander wirken sollen. Fr uns ist vor allem wichtig zu wissen, wann wir was tun! Wenn wir da, wo Verkndigung gengen wrde, auf die Bekrftigung durch das gelebte Zeugnis beharren, dann verschwenden wir nur Kraft und Zeit. Aber wenn wir da nur verkndigen, wo mehr als das notwendig ist, werden wir keinen Erfolg haben.
Die Verkndigung des Evangeliums
Das griechische Wort fr Verkndigung" ist kerusso und bedeutet soviel wie bekanntmachen, verkndigen, herolden". Eine solche Funktion ben zum Beispiel unsere Tageszeitungen und die Nachrichtensendungen aus. Sie geben bekannt, was in der Welt geschieht. Bei den Rmern beschrieb dieses Wort die Ttigkeit des Ansagers bei ffentlichen Wettspielen. Es wre jedoch zu wenig, die Bedeutung des Wortes verkndigen" nur auf das ffentliche Predigen zu begrenzen. Die Verkndigung kann viele Formen annehmen und schliet auch das persnliche, missionarische Gesprch von Mensch zu Mensch ein.
In allen vier Evangelien wird uns der Auftrag erteilt, das Evangelium zu verkndigen. In Matthus 24,14 sagt Jesus: Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden (kerusso) auf dem ganzen Erdkreis." Das Evangelium zu predigen ist nicht nur an einigen bestimmten Orten der Welt mglich, sondern wir sollen es in der ganzen Welt tun. Markus 16,15 sagt es noch konkreter: Geht hin in die ganze Welt und predigt (kerusso) das Evangelium der ganzen Schpfung." In Lukas 24,47 wird dasselbe Wort gebraucht und auch der Inhalt unserer Verkndigung genannt: Bue und Vergebung der Snden ... allen Nationen."
Denken wir einmal einen Augenblick darber nach, was wir gewhnlich von der Verkndigung erwarten. Nehmen wir an, Sie wollen einem vierundzwanzigjhrigen Mann das Evangelium bezeugen. Dieser junge Mann hat Zeit seines Lebens so gelebt, wie es ihm pate, er hat bestimmte Gewohnheiten entwickelt und sich ein eigenes Wertsystem zugelegt.
Fast alles, womit er sich geistig beschftigt hat, steht in direktem Gegensatz zum Worte Gottes. Wir wrden uns nun eine Stunde lang mit ihm unterhalten und ihm erklren, was der christliche Glaube ist. Was erwarten wir jetzt? Wir erwarten, da er einsieht, da er in seinem bisherigen Leben eine falsche Richtung eingeschlagen hat. Wir erwarten, da er sagt: Ich habe mich mein ganzes Leben lang geirrt. Sie haben mir im Verlaufe dieser einen Stunde gezeigt, wie ich eine Kehrtwendung vollziehen und meinem Leben eine andere Richtung geben kann."
Erwarten wir hier nicht das Unmgliche? Tatschlich; und doch werden tagtglich auf der ganzen Welt ganz hnliche Gesprche gefhrt. Inimerhin kommt es dabei oft zu Ergebnissen. Weshalb? Es gibt dafr mehrere Grnde.
In Apostelgeschichte 11,21 berichtet Lukas, wie die Evangeliumsverkndigung Erfolg hatte, denn die Hand des Herrn war mit ihnen Das ist das Entscheidende. Erst dadurch wird eine fruchtbare Verkndigung mglich. Wenn die Hand des Herrn nicht mit uns ist, vergeuden wir tatschlich unsere Zeit. Doch die Bibel nennt noch andere Grnde, weshalb wir mit Ergebnissen bei der Verkndigung rechnen knnen.
In Apostelgeschichte 11,24 wird ein zweiter Grund angefhrt: Der Verkndiger (Barnabas) war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens". Das ist ein kraftvolles Dreigespann: ein gottesfrchtiges Leben, der Heilige Geist und der Glaube. Die Verkndigung brachte Frucht, weil das geistliche Leben des Verkndigers eine hervorragende Qualitt aufwies.
In Apostelgeschichte 13,48, wo von einer weiteren Evangeliumsverkndigung berichtet wird, erklrt Lukas, warum es auch hier Resultate gab: Es glaubten, so viele zum ewigen Leben verordnet waren." Ich verstehe das so, da Gott bestimmte Menschen vorbereitet hat, die dann zum Zeitpunkt unserer Begegnung mit ihnen offen sind fr die Botschaft, die wir ihnen ausrichten. Wir knnen damit rechnen, fast berall, wo wir mit der Botschaft hingehen, wenigstens einige solcher Menschen zu finden.
Es gibt jedoch noch weitere Grnde dafr, warum wir erwarten drfen, da die Evangeliumsverkndigung nicht ohne Frucht bleibt. In Apostelgeschichte 14,1 schreibt Lukas: Sie redeten so, da eine groe Menge, sowohl von Juden als auch von Griechen, glaubte." Apostelgeschichte 16,14 nennt noch einen Grund. Lukas schreibt von Lydia: Deren Herz tat der Herr auf, da sie achtgab auf das, was von Paulus geredet wurde."
So haben wir also eine Anzahl von Grnden, die uns Anla geben, mit
Resultaten zu rechnen, wenn wir das Evangelium verkndigen. Wenn wir Mnner und Frauen sind, deren Leben von Glaube und Reinheit geprgt ist, knnen wir auch erwarten, da die Hand des Herrn mit uns sein wird. Wir knnen erwarten, da wir wo immer wir hingehen auf einige Menschen stoen, deren Herzen vorbereitet sind. Wir knnen es lernen, wie man die Botschaft so weitergibt, da es Wirkung zeigt. Und ebenso drfen wir erwarten, da der Herr Menschenherzen ffnet und sie das Evangelium annehmen.
Das religise Erbe Voraussetzung fr wirksame Verkndigung
Da bestimmte Menschen positiv auf die Verkndigung reagieren, ist darauf zurckzufhren, da sie frher darauf vorbereitet wurden. Vielleicht ist das der wichtigste Grund fr ihre Offenheit.
Nach dem Bericht der Apostelgeschichte gab es zwei Gruppen von Menschen, die auf die Verkndigung des Evangeliums eingingen. Die erste Gruppe waren die Juden. Zur Zeit des Neuen Testamentes konnte ein Jude auf eine religise Tradition von sechzehn Jahrhunderten zurckblik-ken. Gott hatte dem Volk der Juden die heiligen Schriften das Gesetz Moses und die Propheten gegeben. Bis zur Zeit ihres Exils bildeten der jdische Staat und die jdische Religion ein untrennbares Ganzes.
Die Juden waren also sehr gut vorbereitet. Das Pfingstfest brachte jeweils gottesfrchtige Juden aus allerlei Volk" nach Jerusalem (Apg. 2,5).
Die zweite Gruppe waren zum Judentum bergetretene Heiden. Sie waren unter der Bezeichnung Proselyten" oder Gottesfrchtige" bekannt.
Den Anfang seines gttlichen Wirkens unter den Heiden durch das Evangelium machte Gott bei Kornelius, einem rmischen Offizier, den Lukas als fromm und gottesfrchtig" beschreibt (Apg. 10,2).
Den nchsten Schritt bildete der Beginn der Missionsbewegung. Zu den fnf leitenden Mnnern der Gemeinde in Antiochia gehrten auch Paulus und Barnabas. Der Heilige Geist sonderte diese beiden aus, damit sie als Missionare auszogen.
Wo sie auch hinkamen, verfolgten sie eine bestimmte Taktik. Zuerst gingen sie in die Synagogen. Fast jeder, der in einer Synagoge anzutreffen war, brachte offensichtlich ein gewisses geistliches Interesse mit. Obwohl diese Menschen noch nichts von Christus gehrt hatten, suchten sie
Gott, wie es ihrer religisen berlieferung entsprach. Sie hatten den Vorteil, ein religises Erbe zu besitzen. So kam es, da viele von ihnen zum Glauben kamen, als Paulus und Barnabas ihnen das Evangelium predigten. Sowohl Juden als auch konvertierte Heiden wurden Christen.
Etwas Ungewhnliches geschah, als sie in Philippi angekommen waren. Eine Synagoge gab es in dieser Stadt nicht. Anscheinend hatten Paulus und Barnabas vernommen, da sich die Leute irgendwo am Flu regelmig zum Gebet trafen. Also begaben sie sich dorthin und lernten Lydia kennen. Aber auch sie war bereits eine gottesfurchtige Frau" (Apg. 17,16-34). Das bedeutete, da sie wieder solchen das Evangelium brachten, die vorbereitet waren.
In Athen verhielt es sich anders (s. Apg. 17,16-34). Whrend Paulus dort auf seine Brder wartete, wurde sein Geist in ihm erregt, da er die Stadt voll von Gtzenbildern sah. Er unterredete sich nun in der Synagoge mit den Juden und mit den Anbetern und auf dem Markt an jedem Tag mit denen, die gerade herzukamen" (Apg 17,16.17). Sogar mit den Philosophen den Epikurern und den Stoikern fing er Diskussionen an.
Die Philosophen, neugierig geworden durch seine neue Lehre, nahmen ihn mit zum Areopag, damit er ihnen einen Vortrag halten sollte. Das ist die einzige schriftlich berlieferte Rede, die Paulus vor einer heidnischen Menge (vor Menschen ohne religises Erbe) gehalten hat. Beachten wir den inhaltlichen Unterschied in dieser Rede von Paulus. Er berief sich nicht auf das Alte Testament, sondern verfolgte eine philosophische Linie. Dabei zitierte er sogar die griechischen Dichter. Er benutzte fr sein Zeugnis einen anderen Einstieg er setzte bei der Person Gottes an. Dann redete er von Jesus und von der Auferstehung. Das Resultat war mager. Einige Mnner aber schlssen sich ihm an und glaubten" (Apg. 17,34). .
Vergleichen wir einmal das Echo auf die Botschaft des Paulus mit dem . Resultat, das Petrus mit seiner Pfingstpredigt erzielte (Apg. 2,37-41). Worin lag der Unterschied? Besa Petrus eine grere Geistesflle? Verstand er es vielleicht besser, die Botschaft weiterzugeben? Nein; der Unterschied lag allein in dem religisen Erbe des Judentums, durch das die Menschen vorbereitet waren, das Evangelium so bereitwillig aufzunehmen.
Damit die Verkndigung wirkliche Frchte bringt, mssen die Menschen vorher vorbereitet werden; jemand mu zuvor gepflanzt und bewssert haben. Und doch lautet unser Auftrag, das Evangelium der
ganzen Welt zu verkndigen. Warum wohl? Weil wir voraussetzen drfen, da Gott berall am Wirken ist und Menschen vorbereitet. Aber nie ist es seine Absicht gewesen, da wir unseren Zeugendienst allein auf die Verkndigung beschrnken.
Die Reichweite der Verkndigung Grenzen ihrer Wirksamkeit
Die Verkndigung ist ein Befehl
Sie erweist ihre Wirksamkeit auf der ganzen Welt, sie hat aber auch ihre Grenzen. Diese Grenzen gelten fr die Zuhrerschaft, die durch die Verkndigung erreicht wird, als auch fr das Ziel, das man mit der Verkndigung verfolgt.
Paulus erkannte dies, und darum erlegte er sich Beschrnkungen auf, indem er sich bei seiner Missionsarbeit an ganz bestimmten Richtlinien orientierte. Diese Haltung war entscheidend fr seinen Erfolg. Er versuchte nicht, alles zu tun. Er war vor allem Verkndiger. Er durchzog die damalige Welt und verkndigte ihr das Evangelium, bis er in seinem Brief an die Rmer die erstaunliche Aussage machen konnte: ... so da ich von Jerusalem und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus vllig verkndigt habe ... Nun aber, da ich in diesen Gegenden keinen Raum mehr habe und seit vielen Jahren ein groes Verlangen, zu euch zu kommen, falls ich nach Spanien reise ..." (Rom. 15,19,23-24).
Was meinte Paulus mit seiner Aussage, da er seine Arbeit vollendet habe? Wollte er damit behaupten, er habe jedem einzelnen Menschen von Jerusalem bis Illyrien das Evangelium bezeugt? Das scheint kaum mglich. Seine Arbeitsweise bestand darin, da er in eine Stadt ging, dort diejenigen zum Glauben fhrte, die vorbereitet waren, sie im Glauben befestigte und dann weiterzog. Wie viele Menschen hatten in jenen Stdten, die Paulus auf seinen Missionsreisen besuchte, je eine jdische Synagoge von innen gesehen? Doch wohl nur ein geringer Prozentsatz der Bevlkerung. Das wird auch in Korinth, einer Hochburg der Snde im rmischen Reich, nicht viel anders gewesen sein. Dennoch beschrnkte Paulus in vielen Stdten seine missionarische Arbeit auf die Synagogen. Mit welchem Recht konnte er dann behaupten, da er an allen diesen Orten seine Aufgabe vllig ausgefhrt htte?
An die Korinther schrieb Paulus: Wir aber wollen uns nicht ins Malose rhmen, sondern nach dem Mae des Wirkungskreises, den uns
Gott als Ma zugeteilt hat, nmlich auch bis zu euch zu gelangen ... dabei rhmen wir uns nicht ins Malose mit fremden Arbeitsleistungen, haben vielmehr die Hoffnung, wenn euer Glaube wchst, unter euch noch ungleich grer zu werden entsprechend unserem Wirkungskreis" (2.Kor. 10,13-15). Paulus wollte damit sagen, da er sich in seinem Wirkungskreis darauf beschrnkte, Menschen zur Bekehrung zu fhren, damit diese gewissermaen als Brckenkpfe fr weitere missionarische Vorste dienten. Diesem ausschlielichen Ziel galt all sein Bemhen. Er wollte nicht die ganze Arbeit selber machen; vielmehr zhlte er darauf, da seine geistlichen Kinder" im Glauben Fortschritte machten und sich dann selber fr die Ausbreitung des Evangeliums einsetzten.
Nicht selten wurde Paulus durch Verfolgung gezwungen, weiterzuziehen. Aber selbst, wenn er nicht verfolgt wurde, blieb er nicht lange an einem Ort. Er zog dann weiter, wenn diejenigen, welche vorbereitet waren, sich bekehrt hatten und durch ihn ber die Grundlagen des Glaubens unterrichtet worden waren. (Ephesus bildete eine Ausnahme; hier blieb er drei Jahre.)
Wir wollen heute in unserer evangelistischen Arbeit gerne dem Beispiel des Paulus folgen. Aber es gelingt uns nicht, uns ein vollstndiges Bild seiner missionarischen Ttigkeit zu machen. Wir gestalten unsere Arbeit so, als ob das Evangelium, wenn es erst einmal der Welt verkndigt worden ist, bereits sein ganzes Werk getan hat. Wir meinen, unsere Aufgabe schon erfllt zu haben, wenn wir jedem Menschen unserer Generation das Evangelium einmal gebracht haben.
Unsere Umgebung ist ein Beispiel dafr, was ich meine. berlegen Sie nur einen Augenblick. Wie viele Ihrer Freunde und Bekannten sind nicht fern vom Reiche Gottes? Wie viele von ihnen wrden bereitwillig ihr Leben Christus bergeben, wenn ihnen jemand das Evangelium erklren wrde? Was ist mit den anderen? Sind sie hoffnungslose Flle? Wenn nicht, wie knnte man sie ansprechen? Und wer wird das tun?
Wir leben in einer Welt, auf die wir mit der Evangeliumsverkndigung bisher kaum einen Einflu ausben konnten. Zum Teil liegt das daran, da wir eine begrenzte Sicht dessen haben, was Evangelisation wirklich ist. Wir betrachten sie lediglich unter dem Aspekt des Weitersagens des Evangeliums. Aber nicht jeden Menschen kann man auf diese Weise zum Glauben fhren. Wenn wir jedoch erst einmal verstehen, da Evangelisation mehr beinhaltet als bloe Verkndigung, dann ffnet sich fr uns der Weg, das Evangelium in einer Form weiterzugeben, die fr alle verstndlich ist. Die Folge davon ist, da wir viel mehr Menschen erreichen knnen.
Betrachtet man die Evangelisation lediglich im Sinne der Verkndigung, schrnkt man die Mglichkeiten des Evangeliums auf zweifache Weise ein. Zum einen wird dadurch der Kreis von Menschen, die dadurch erreicht werden, auf diejenigen begrenzt, die dafr vorbereitet sind, und zum andern wird er begrenzt durch die geringe Anzahl derer, die verkndigen knnen. Geschftsleute mittleren Alters oder Hausfrauen werden sich wohl kaum der Verkndigung als Evangelisationsme-thode in ihrer normalen, alltglichen Umgebung bedienen knnen. Stndige Verkndigung setzt voraus, da man immer neue Zuhrergruppen hat. Jesus sandte die zwlf Jnger zu zweit aus; doch weder sie selbst noch diejenigen, die nach ihnen kamen, haben sich damit aufgehalten, hnliche Methoden anzuwenden.
Kann unsere evangelistische Auffassung wirklich als umfassend genug angesehen werden, wenn sie dem Durchschnittschristen nicht erlaubt, sich mit seinem ganzen Leben fr das Evangelium einzusetzen und Frucht zu bringen? Das aber ist schwierig, wenn man die Verkndigung und das Einbringen der Frucht, die sie bewirkt, als die vollstndige Summe des Evangelisierens betrachtet. Die Folge davon ist, da viele Christen frustriert und enttuscht sind.
Die Ernte-Mentalitt Sind wir zu sehr erfolgsorientiert?
Vor etlichen Jahren besuchte uns ein guter Freund in Curitiba, Brasilien. Er war Missionar und besa eine zehnjhrige Erfahrung im Organisieren von Evangelisationsfeldzgen in greren Stdten. Zusammen mit seinem Team ging er gewhnlich in eine Stadt, brachte alle Pastoren zusammen und schulte whrend drei bis sechs Monaten Seelsorgehelfer, organisierte die Nacharbeit und traf andere Vorbereitungen, die fr solche Groanlsse notwendig waren.
Wir saen in seinem VW-Bus auf einem Parkplatz vor dem Postamt, als er mir folgendes erzhlte: Ich werde es noch ein einziges Mal versuchen. Ich mache diese Arbeit schon seit zehn Jahren und habe trotzdem keine bleibenden Resultate bei meinen Bemhungen gesehen. Wir organisieren einen Evangeliumsfeldzug, und es entscheiden sich ganze Scharen von Menschen. Die Pastoren der rtlichen Gemeinden legen begeistert Zeugnis davon ab, wie ihre Gemeinden verwandelt wurden. Aber dann ist alles wieder vorbei. Wenn wir drei Monate spter noch einmal zurckkommen, dann ist keine Spur mehr davon zu sehen, da wir berhaupt einmal dort waren. Wenn es auch bei diesem Versuch nicht
anders ist, gebe ich auf, gehe in die Vereinigten Staaten zurck und trete ins Geschftsleben ein."
Und genau das tat er dann auch! Solche Frustrationen und Enttuschungen kommen daher, wenn man versucht, dort zu ernten, wo unter den Menschen fast keine Vorbereitung stattgefunden hat. Lassen Sie mich mit ein paar Beispielen zeigen, welche Grenzen diese Ernte-Mentalitt bei der Evangelisation hat.
Vor ein paar Jahren kam die Idee der Durchdringungs-Evangelisa-tion" auf. In seinem Buch Frontiers in Missionary Strategy" (Grenzen der Missionsstrategie) beschreibt Peter Wagner das Ziel dieser Form von Evangelisation so: Das Evangelium in mndlicher und schriftlicher Form allen Menschen eines Landes, jeder Gesellschaftsschicht, in jedes Haus und jedem einzelnen Menschen bringen ... Die Durchdringungs-Evangelisation will jeden Glubigen motivieren und ihn schulen, damit er ein aktiver und wirksamer Zeuge fr Christus wird."1
Das sind begeisternde Ziele. Ich wrde ohne weiteres mein Leben dafr einsetzen, wenn sie nur realistisch wren!
Solche Feldzge mit dem Ziel vlliger Durchdringung sind in grerer Anzahl in Lateinamerika und anderen Lndern durchgefhrt worden. Aber Untersuchungen von verschiedenen Missionswissenschaftlern ber die Auswirkungen dieser Groevangelisationen haben gezeigt, da sie nur wenige oder berhaupt keine Resultate hervorbrachten. Wagner zitiert Dr.George Peters vom Dallas Theological Seminary, der zu folgendem Schlu gelangte: Aufgrund der Berichte und Statistiken ist es in den Jahren nach solchen Evangeliumsfeldzgen in den meisten Kirchen zu keinem nennenswerten, mebaren Gemeinde Wachstum gekommen."
Wagner zeigt auf, da die Gemeinden vor diesen grndlichen" Bemhungen in Wirklichkeit mehr Gemeindewachstum zu verzeichnen hatten. Er bringt ein Beispiel aus Bolivien und sagt: Der Prozentsatz des jhrlichen Wachstums der sieben zusammenarbeitenden Denominationen ... war in dem Jahr vor der Groevangelisation grer als in den zwei darauffolgenden Jahren."2
In verschiedensten Lndern waren fr diese Groevangelisationen alle Krfte wirklich mobilisiert worden, aber am Ende all dieser Bemhungen blieb fast nichts davon brig. Der Grund dafr? Zum einen", so Wagner, waren die meisten Leute, die mitgemacht haben, am Ende total erschpft. Der Einsatz, den das Veranstaltungsprogramm den Mitbeteiligten abverlangte, zehrte enorm an ihren Kraftreserven. Einige konnten nicht einmal mehr ihrer gewohnten Beschftigung nachgehen ... und anschlieend muten sie einen Berg von liegengebliebener Arbeit nach-
trglich bewltigen. Manche haben ihre Ferien aufgeschoben und dann gemerkt, da sie doppelt soviel Ferien ntig hatten ... Etliche Leiter zogen sich eine ziemlich schlimme evangelistische Verstopfung" zu, und es ging ein ganzes Jahr, bis sie sich davon erholten."3
Dr.Win Arn, Prsident des Institute for American Church Growth (Institut fr amerikanisches Gemeinde Wachstum), untersuchte die Statistiken einer krzlich durchgefhrten, groangelegten Evangelisations-kampagne und verffentlichte das Ergebnis in der Zeitschrift Church Growth: America.
Die Berichterstattung darber war typisch: 140 Verantwortliche geschult; 7200 gettigte Telefonanrufe; Material an 1987 Personen verteilt; 525 Entscheidungen fr Christus; 72 an einem Bibelstudium interessiert (20 davon lieen sich in einer Gemeinde aufnehmen; von diesen hatten 16 schon vorher Kontakt zur Gemeinde).4
Dieser Bericht stammt aus einer nordamerikanischen Stadt des sogenannten Bibel-Grtels" im Mittleren Westen, also einer christlichen" Gegend. In Gegenden mit weniger vorbereiteten Leuten wrde ich noch schlechtere Resultate erwarten. Natrlich kann man nicht nur die Gemeindezugehrigkeit als Bewertungsmastab fr den Erfolg nehmen, und ich stelle auch nicht den Wert solcher Bemhungen in Frage; immerhin gab es einen gewissen Erfolg.
Diese Form von evangelistischen Programmen erfordert einen enormen Aufwand und eine gewaltige Organisation, und dennoch bringen sie nur enttuschende Ergebnisse! Etwas anderes ist auch kaum zu erwarten, wenn wir beim Evangelisieren unter nicht vorbereiteten Menschen unbedingt an unserer Ernte-Mentalitt festhalten wollen.
Die aufwendigen evangelistischen Groeinstze der meisten Ortsgemeinden fhren in der Regel zu enttuschenden Resultaten, wenn man davon ausgeht, wie wenig dadurch die Gesellschaft mit dem Evangelium erreicht wird. Eine sehr erfolgreiche Gemeinde in Minneapolis hat vor kurzem ein Marktforschungsinstitut damit beauftragt, eine Meinungsumfrage unter den 200 000 Einwohnern im engeren Umkreis der Gemeinde durchzufhren. 86 Prozent wuten gar nicht, da es diese Gemeinde berhaupt gab, obwohl sie in gut sichtbarer Lage an einer Hauptverkehrsader liegt. Nur 7 Prozent dachten an die Mglichkeit, irgendwann einmal in einen Gottesdienst dieser Gemeinde zu gehen.
Ein anderer Pastor fate die Ergebnisse seines sechsjhrigen Dienstes in einer evangelikalen Gemeinde von 350 Mitgliedern wie folgt zusammen: Whrend dieser Zeit waren von den 159 neuen Mitgliedern 117 aus anderen Gemeinden bergetreten. 36 der neuen Mitglieder waren Kinder von
Gemeindegliedern, und es blieben nur sechs brig, die aus der Welt gekommen waren und sich bekehrt hatten.
Das gleiche Problem gibt es auch bei den Evangelisationen kleineren Stils und sogar bei der persnlichen Evangelisation von Mensch zu Mensch. Ich knnte dieses Buch mit Berichten aus meiner eigenen Erfahrung fllen und mit denen anderer Leute, die ich beobachtet habe, und alle zeigen das eine: Wo man sich ausschlielich auf die Verkndigung verlassen hat, ist es nur zu sehr bescheidenen und teilweise flchtigen Resultaten gekommen.
Es liegt mir fern, hier nur zu kritisieren. Wir sollten dafr dankbar sein, wenn immer das Evangelium in irgendeiner Form weitergegeben wird. Ich mchte hiermit nur sagen, da wir anders vorgehen mssen, wenn wir die unerreichten Gruppen unserer Bevlkerung mit guten Resultaten erreichen wollen.
Grenzen der Verstndigung
Dr.Ralph Winter, Direktor des Centerfor World Mission in den USA, hat einmal gesagt: In der zweiten Generation tauchen automatisch Namenschristen auf, die sich berall wie ein Hefekranz" um die christliche Gemeinde zu legen scheinen, der dann die engagierten Christen daran hindert, die nichtchristliche Welt jenseits dieses Hefekranzes zu erreichen."5 Mit anderen Worten: Er behauptet, da wir unsere evangelistischen Energien auf unseren engen Kreis verschwenden auf die Namenschristen um uns her. Knnte das stimmen?
Vor etlichen Jahren kamen mir Zweifel, was die Wirksamkeit unserer Kommunikation mit den Verlorenen betrifft. Ich versuchte, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wen erreichen wir eigentlich mit unseren evangelistischen Anstrengungen?" Ich fand bald heraus, da sich eine solche Frage nur schwer beantworten lt. Einerseits sind wir nicht daran gewhnt, in solchen Kategorien zu denken, und andererseits ist es schwierig, genaues Zahlenmaterial ber den Stand des Christentums zu erhalten. Deshalb habe ich mir einen einfachen Test ausgedacht, der wenigstens zeigen wrde, welche Ergebnisse mein Mitarbeiterkreis auf diesem Gebiet erzielt hat.
Nach meinen Schtzungen betrachtet ungefhr die Hlfte der Bevlkerung Amerikas das Christentum nicht als Grundlage fr ihre persnliche Lebensanschauung. Vor die Wahl gestellt, wrden sie sich wahrscheinlich fr das Christentum entscheiden. Aber fr ihr praktisches Leben ist das ohne Bedeutung. Wenn wir diese unerreichte Hlfte unserer Bevl-
kerung wirkungsvoll erreichen wrden, dann mten diejenigen, die sich bekehren, meiner Meinung nach doch irgendwo im Leib Christi, das heit in der Gemeinde, auftauchen. Deshalb habe ich eine Frage formuliert, die ich whrend Jahren und bei jeder Gelegenheit meinen glubigen Zuhrern gestellt habe.
Ich habe diese Frage in Gemeinden, Bibelschulen, Konferenzen und Studentengruppen gestellt. Mein besonderes Interesse galt dabei den Studentengruppen, denn hier bekommt man die besten Allgemeineindrcke.
Meine eigene Organisation, die Navigatoren, hat sich zum Ziel gesetzt, selber Jnger heranzuziehen, indem sie die Verlorenen fr Jesus zu gewinnen sucht und dann die Bekehrten in der Jngerschaft schult. Aus diesem Grund beginnt berall jede Navigatorenarbeit immer mit Evangelisieren. Aus verstndlichen Grnden war ich daran interessiert, solche Veranstaltungen gut im Auge zu behalten, weil man dort gewhnlich jene Neubekehrten antrifft, die durch persnliche Evangelisation gewonnen wurden. Ich wollte herausfinden, woher sie kamen. Hatten sie einen kirchlichen Hintergrund, oder kamen sie direkt aus der Welt? War jemand von diesen Neubekehrten in einem skularisierten Milieu fr Christus gewonnen worden?
Die Frage, die ich stelle, lautet: Wie viele von euch kommen nicht aus christlichen Verhltnissen? Das heit, wie viele von euch sind seit einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Jugend nicht mehr regelmig zum Gottesdienst gegangen?"
Meine berlegung war, da ihre Antworten die Zuhrerschaft rasch in zwei Kategorien teilen wrden, die aus einem christlichen Milieu und diejenigen ohne ein solches. Durch einen Vergleich dieser Antworten mit meinen Schtzungen des nationalen Durchschnitts (die eine Hlfte aus christlichen Verhltnissen, die andere Hlfte mit einem anderen Hintergrund) wrden wir uns einen Begriff davon machen knnen, wie wirkungsvoll unsere Arbeit unter den beiden Gruppen ist.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen stellte ich fest, da ungefhr neunzig Prozent der Menschen in unseren christlichen Kreisen auf ein religises Erbe zurckblicken knnen. Selten habe ich eine Gruppe gefunden, in der mehr als einer von zehn aus einem anderen Milieu stammte. Mit anderen Worten: Etwa 90 Prozent der aktiven Christen an den Universitten sind aus dieser einen Hlfte der Bevlkerung hervorgegangen, die schon vorher einem religisen Einflu ausgesetzt gewesen ist, whrend nur ungefhr zehn Prozent aus der anderen Hlfte kam.
Evangeliumsfeldzge
Vor ein paar Jahren hatte ich Gelegenheit, dieses Thema mit Charlie Riggs vom Billy Graham Evangelisationsteam zu besprechen. Riggs hatte schon mehr als dreiig Jahre im Billy Graham Team mitgearbeitet und war fr die Nacharbeit verantwortlich.
Ich wollte von ihm wissen, was fr eine Art von Leuten in der ersten Zeit zu Christus gekommen waren. Woher kamen sie? Dann fragte ich ihn, was fr Leute denn heute zum Glauben kommen. Er erklrte mir, da die Menschen, die sich damals fr Christus entschieden, aus den liberalen Kirchen kamen, wo sie das Evangelium nicht hrten." Heute dagegen, so sagte er, kommen neunzig Prozent der Neubekehrten aus unseren evangelikalen Gemeinden".
Ich wollte weiter von ihm wissen, wann es denn zu diesem Umschwung gekommen sei und wie er diese Verschiebung interpretieren wrde. Er antwortete, da diese Verschiebung Mitte der sechziger Jahre stattgefunden habe. Er glaube, der Baum ist abgeerntet". Das heit, jene Fernstehenden, die fr das Evangelium offen waren, htten inzwischen Christus angenommen!
Die Tatsache, da Menschen mit dem Evangelium erreicht wurden, soll nicht geschmlert werden. Aber wir knnen es uns nicht erlauben, zu denken, da unsere gesamte westliche Welt das Evangelium wirklich gehrt hat. Kommunikation erfordert immer zweierlei: einen Redner und einen Hrer. Die Leute sind sehr whlerisch in bezug auf das, was sie hren und wem sie ihre Aufmerksamkeit schenken. Deshalb mssen diejenigen unter uns, die das Evangelium weitersagen, die Art und Weise, wie sie es tun, verbessern.
Schlufolgerungen
Ich gebe offen zu, da ich hier nicht sehr wissenschaftlich vorgehe und meine Ergebnisse viele Ausnahmen zulassen. Doch ich mu es jemand anderem berlassen, der auf diesem Gebiet der Forschung qualifizierter ist als ich, diesem Thema genauer nachzugehen. Da meine Zahlen eher von Eindrcken herrhren, als da sie in allem genau sind, wollen Sie vielleicht selber prfen, inwieweit Sie diese Angaben auf^Ihre Situation bertragen knnen. Das sollte nicht allzu schwierig sein. Vergleichen Sie einfach das religise Profil Ihrer Stadt oder Ihrer Umgebung mit jenem Ihrer eigenen rtlichen Gemeinde. In welchem Ausma erreicht Ihre Gemeinde die Menschen im Einzugsgebiet Ihrer Gemeinde?
Welche Lehren knnen wir aus all dem ziehen? Wenn neunzig Prozent unserer Neubekehrten aus der Bevlkerungshlfte kommen, die bis zu einem gewissen Grad sowieso schon Kontakt mit uns hatte, dann stehen wir vor einem tatschlichen Kommunikationsproblem mit der anderen Hlfte. Das bedeutet, da wir die Schranken unterschiedlicher Denkweisen berwinden mssen, um diejenigen mit dem Evangelium zu erreichen, die nicht aus christlichen Verhltnissen stammen.
Wir sollten nicht der Selbsttuschung verfallen, da wir unseren Auftrag, das Evangelium zu verbreiten, schon zur Genge erfllt htten. Wir sollten auch nicht glauben, da wir unsere Welt bestimmt erreichen werden, wenn wir unsere Anstrengungen verdoppeln, gleichzeitig aber in derselben Weise vorgehen wie bisher. Das erfordert viel mehr. Wir mssen unsere Evangelisationsmodelle und methoden ndern!
Als das Billy Graham Evangelisationsteam die Vorbereitungen fr einen Kongre ber Evangelisation zu Beginn der siebziger Jahre traf, gaben sie eine Erklrung heraus, in der das Ziel des Kongresses vorgestellt wurde. Church Growth Bulletin verffentlichte diese Erklrung unter dem Titel: Billy Grahams neue Sicht fr die Zukunft." Der Artikel nennt Projekte, welche vorsehen,
... da zuerst einmal ein frher bersehenes, schwieriges Problem in Angriff genommen werden soll: die meisten der unerreichten Vlker der Welt (mindestens eine Milliarde Menschen) leben nicht in dem normalen Umfeld irgendeiner Kirche. Diese Tatsache ist berraschend, da wir wissen, da es heute in jedem Land der Welt christliche Kirchen gibt. Das Problem liegt darin, da herkmmliche evangelistische Einstze einfach nicht wirksam genug sind angesichts der unberbrckbaren Schranken, die durch ethnische, kulturelle und soziale Unterschiede bedingt sind. Es ist eine schlimme Tatsache, da die Kirchen der USA und der ganzen Welt, die geographisch diesen noch nicht mit dem Evangelium erreichten Menschen oder ethnischen Gruppen am nchsten stehen, oft kulturell oder emotional am weitesten von ihnen entfernt sind... Diese erstaunliche neue Sicht hat die Illusion vieler Christen zerstrt, da . die Welt gewonnen werden kann, wenn sich die weltweite Gemeinde nur darum bemht, den Menschen, mit denen sie normalerweise in Berhrung kommt, das Evangelium weiterzusagen."
Was mich am meisten in Verbindung mit dieser Erklrung beunruhigte, war das Erstaunen des Artikelverfassers ber das alles!
Schlubemerkung
Unsere begrenzte Fhigkeit, das Evangelium weiterzusagen, hat auch eine direkte Auswirkung auf die Effektivitt unserer Weltmission. In einer krzlich von einer christlichen Missionsgesellschaft, die in mehr als dreiig Lndern arbeitet, weltweit durchgefhrten Untersuchung kam man zu dem Ergebnis, da 87 Prozent der durch sie erreichten Menschen aus protestantischen Verhltnissen stammten!
Vielleicht mssen wir es erst einmal ganz neu lernen, uns den skularisierten Menschen unserer eigenen Kultur verstndlich zu machen, bevor wir in anderen Kulturkreisen mit wirklichem Erfolg arbeiten knnen. Schicken wir Menschen in die Missionsgebiete, die nur unter denen arbeiten knnen, welche dieselben evangelikalen Voraussetzungen haben wie wir?
Wo sind die Heiden-Apostel fr unsere Generation?
Anmerkungen
C. Peter Wagner, Frontiers in Missionary Strategy", Chicago, Moody Press, 1971, S. 135.
Wagner, S. 143
Wagner, S. 159-160
Win Arn, A Church Growth Look at ,Here's Life Americal'", Church Groth: America, Januar-Februar 1977, S. 7
Ralph Winter, Who are the tree Billion?" (Juli 1977), S. 139-144
8. Gelebtes Evangelium
Ein hufig fehlender Faktor
Die rtselhaften Apostelbriefe Wo sind die Aufforderungen zum Zeugnisgeben?
Bevor Sie sich diesem Kapitel zuwenden, sollten Sie die neutestamentlichen Briefe lesen und sich die Stellen merken, die eine Aufforderung zum Zeugnisgehen enthalten.
Wie wir schon vorher festgestellt haben, hat sich Paulus in seiner Missionsarbeit auf das Errichten von Brckenkpfen (Bildung von Kerngruppen aus Neubekehrten) beschrnkt und sich dabei in der Regel auf strategisch wichtige Orte konzentriert. Wohl war sein Wirkungskreis begrenzt, nicht aber seine Vision, wie die Arbeit weitergehen sollte. Damit die Frchte seiner Arbeit erhalten blieben, war er abhngig vom stndigen Wachstum dieser kleinen Gemeinden von Glubigen. Diese sollten dann das Evangelium weiter in die Welt hineintragen. Wenn dies nicht geschehe, so stellte Paulus sogar fest, wrde seine ganze Arbeit letzten Endes umsonst gewesen sein (s. Phil. 2,16).
Wenn aber soviel vom Einsatz dieser kleinen Gemeinden abhing, wrde man dann nicht erwarten, da Paulus sie in seinen Briefen immer wieder dazu aufforderte, hinauszugehen, Zeugnis abzulegen und weiterzufhren, was er angefangen hatte, nmlich allen Menschen das Evangelium weiterzusagen? Aber solche Aufforderungen finden wir nirgends in seinen Briefen. Was mag der Grund dafr sein? Vielleicht war sich Paulus bewut, da noch mehr Verkndigung auch das Gegenteil bewirken knnte. Er war gekommen und hatte geerntet. Um die brigen Menschen dieser heidnischen Regionen fr Christus gewinnen zu knnen, bedurfte es jetzt mehr als nur Worte. Vor einem erneuten Ernten mute noch mehr gepflanzt und bewssert werden.
Das kommt auch in dem zum Ausdruck, was Paulus in seinen Briefen ber das Gewinnen von Verlorenen schreibt. Zum Beispiel fordert er Titus auf: Den alten Frauen gebiete, da sie sich halten, wie den Heiligen geziemt... da sie die jungen Frauen lehren zchtig sein, ihre Mnner lieben, Kinder lieben, sittig sein, keusch, huslich, gtig, ihren Mnnern sich unterordnen, damit nicht das Wort Gottes verlstert werde " (Tit. 2,3-5).
Er fordert Titus auerdem auf, die jungen Mnner zu ermahnen, da sie sich in Zucht halten. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbild guter Werke, mit unverflschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit gesundem und untadeligem Wort, damit der Widersacher beschmt werde und nichts habe, da er von uns knne Bses sagen" (Tit. 2,6-8).
Diese Aussagen des Paulus ber Ursache und Wirkung zeigen, da er deutlich erkannte, wie entscheidend wichtig es ist, da das Volk Gottes das Wesen Gottes ganz praktisch und beispielhaft vorlebt, bevor den anderen Menschen das Evangelium gepredigt wird. Fast jedes Mal, wenn Paulus das Problem der verlorenen Welt anspricht, legt er den Nachdruck auf das, was wir sind". Hierin unserem Leben" liegt der entscheidende Schlssel fr ein wirksames Zeugnis.
Wandelt nur wrdig des Evangeliums Christi, auf da, ob ich komme und euch sehe oder abwesend von euch hre, ihr stehet in einem Geist und kmpfet mit uns einmtig fr den Glauben des Evangeliums" (Phil. 1,27).
Das Beispiel von Sergio
Sergio gehrte zu den ersten, die durch unsere Arbeit unter den Studenten in Brasilien zum Glauben gekommen waren. Er stammte aus einer Industriellenfamilie, die in dem Ruf stand, es mit der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit nicht so genau zu nehmen. Sergio studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft und bereitete sich mit seinem Studium darauf vor, einmal die Verantwortung fr die juristische Seite der Unternehmen seiner Familie zu bernehmen.
Im Alter von vier Jahren hatte Sergio Kinderlhmung gehabt. Er konnte nur mit Hilfe eines Korsetts und von Krcken laufen. Er besa einen unglaublich starken Willen die Folge seines jahrelangen Ankmpfens gegen die Behinderungen seines gelhmten Krpers.
Bei unserer ersten Begegnung machte er den Eindruck eines kalten, harten Menschen. Ein- oder zweimal in der Woche fuhren wir zusammen zu einem beliebten Aussichtspunkt, von dem aus man die ganze
Stadt berblicken konnte, und betrieben dort ein Bibelstudium. Als Sergiojesus Christus als Herrn und Heiland annahm, begann er sich zu verndern. Bis zum Abschlu seines Bibelstudiums war aus ihm ein reifer Christ geworden. Die Vernderungen in seiner Persnlichkeit waren fr alle, die ihn kannten, deutlich erkennbar.
Allerdings gab es fr ihn noch ein Problem. Wie sollte seine Zukunft aussehen? Seine Familie hatte ihn in der Erwartung studieren lassen, da er anschlieend fr sie arbeiten wrde. Aber mute er sich dabei nicht kompromittieren? Gehrte es nicht zur Aufgabe eines Rechtsanwaltes, einem Geschftsmann dabei zu helfen, trotz all seiner fragwrdigen Manipulationen mglichst ungeschoren davonzukommen? Ich konnte sehen, da sich Sergio deswegen Sorgen machte. Aber wie konnte ich ihm helfen?
Im selben Jahr, als Sergio sein Abschluexamen an der Universitt machte, ging Brasilien durch eine schwere wirtschaftliche Krise. Viele Firmen machten bankrott, unter ihnen auch jene von Sergios Familie. Jetzt war er auf einmal frei von seiner Verpflichtung, fr seine Familie arbeiten zu mssen. Er stand nun auf eigenen Fen.
In der Woche, als er graduierte, kam er zu mir und teilte mir mit, er habe zwei Entschlsse gefat. Erstens wolle er von nun an Gott in seinem Leben an die erste Stelle setzen, und zweitens wolle er immer ehrlich sein. Mit diesen Vorstzen kehrte er in seine Heimatstadt zurck. Dort mietete er ein Bro und erffnete eine eigene Anwaltspraxis.
Ein paar Monate spter drohte einem Bauern aus der Gegend der Verlust von Haus und Hof. Er hatte seine Steuern nicht mehr zahlen knnen. Es kam zur ffentlichen Versteigerung. Es war Sergio, der das Anwesen kaufte. Gerchte begannen die Runde in der Stadt zu machen: dieser Kauf sei wieder einmal typisch fr das profitgierige Verhalten von Sergios Familie. Aber was Sergio dann tat, versetzte die ganze Stadt in Erstaunen. Er ging nmlich zu dem Bauern, hndigte ihm die Grundstcksurkunde wieder aus und gestattete ihm, die Schulden so zurckzuzahlen, wie er es vermochte.
Sergio war nicht verpflichtet gewesen, so zu handeln. Es wre sein Recht gewesen, den Hof zu behalten. Aber er lie Gnade vor Recht ergehen so wie Gott sich uns gegenber verhlt.
Sergio hat aller Voraussicht nach noch fnfunddreiig Jahre Berufsttigkeit vor sich. Wenn er auf dem eingeschlagenen Weg weitergeht, wird er mit seinem Leben einen solchen Einflu ausben, da der geistliche Boden in seinem Heimattal fr das Evangelium aufgebrochen wird.
Ich habe eine Menge dadurch gelernt, wie Sergio sich in seinem Berufs-
leben als Christ und Jnger Jesu bewhrte. Sein zweifacher Entschlu, Gott an die erste Stelle zu setzen und immer ehrlich zu sein, waren von entscheidender Bedeutung gewesen! Ohne die damalige Entscheidung htte er weder den Freiraum fr sein Zeugnisgeben noch eine Botschaft gehabt, hinter der er mit seinem ganzen Leben als Christ stand.
Jesus hat gesagt: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein" (Apg. 1,8). Ich glaube, dieser Satz fat alles zusammen, was in diesem Kapitel gesagt wurde. Der Auftrag lautet nicht, Zeugnis zu geben, sondern Christi Zeugen zu sein. Evangelisieren ist nicht blo etwas, das wir tun, sondern es ist ein Lebensstil. Wenn wir das aus den Augen verlieren und das Hauptgewicht auf das Verkndigen legen, dann werden sie es nicht lernen, wie man durch sein Leben andere zu Christus fhrt. Wir mssen dem Befehl Christi gehorchen und Jnger heranbilden, indem wir sie lehren, alles zu halten, was ich euch befohlen habe" (Mt. 28,20). Andernfalls werden diese Neubekehrten nie hingehen und selber Frucht bringen knnen, und damit wrde es auch keine zweite Ernte geben. Die Ernte wrde sich auf den ersten Ertrag beschrnken. Aber wo es uns in erster Linie um das Sein geht, werden wir immer wieder ernten knnen.
In Anbetracht all dessen hoffe ich, da Sie sich Zeit nehmen, noch einmal die neutestamentlichen Briefe daraufhin durchzulesen und sich alles aufzuschreiben, was sie ber unser Zeugnis in der Welt sagen.
Israel ein lebendiges Zeugnis Das auserwhlte Volk Gottes
Hinter allem, was Gott in Zusammenhang mit den Menschen tut, steht ein bestimmtes Ziel. Dies lt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Vershnung. Denn Gott vershnte in Christus die Welt mit ihm selber und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Vershnung" (2.Kor. 5,19).
Er gab den Menschen den Auftrag, die Botschaft der Vershnung" zu predigen. Wie bereits festgestellt, hat Gott sogar die Welt in verschiedene Vlker und Kulturen aufgeteilt und dabei ihre Vershnung im Auge gehabt.
Das Volk Gottes hat bei der Verwirklichung seiner Ziele immer eine wesentliche Rolle gespielt. Solange wir das nicht begriffen haben, werden wir nie richtig verstehen, was Evangelisation oder was das Glaubensleben ist.
Israel: kein Volk war ungeeigneter
Als Nation hatte Israel einen wenig verheiungsvollen Beginn. Als Volk besa es nur geringe berlebenschancen. Alles begann mit einem Mann und einer Verheiung. Abraham war fnfundsiebzig und Sara Sechsundsechzig Jahre alt, als sie Haran verlieen, um die Erfllung der gttlichen Verheiung zu empfangen. Nach elf Jahren eines Nomadenlebens in der Wste Abraham war inzwischen sechsundachzig und Sara siebenundsiebzig geworden verloren sie die Geduld. Das Ergebnis war Ismael. Aber dieser zhlte nicht im gttlichen Heilsplan; und Abraham und Sara gerieten nur in eine noch grere innere Bedrngnis.
Sie muten noch weitere vierzehn Jahre warten, bis Isaak, der Sohn der Verheiung, geboren wurde. Zu dieser Zeit war Abraham hundert und Sara einundneunzig Jahre alt. Vierzig Jahre spter heiratete Isaak Rebekka. Zu diesem Zeitpunkt war seine Mutter schon tot. Isaak und Rebekka muten zwanzig Jahre warten, bis ihre Zwillinge Jakob und Esa auf die Welt kamen. Doch nur der eine der Zwillinge, Jakob, sollte an der Verheiung teilhaben. So bestand das Volk Israel also nach fnf-undachzig Jahren angefangen bei der gttlichen Berufung Abrahams in Haran bis hin zur Geburt Jakobslediglich aus drei Personen: Jakob und seinen Eltern.
Weder Jakob noch seine Mutter waren Musterbeispiele der Rechtschaffenheit. Jakob hinterging seinen Vater, log seinen Bruder an und hatte Auseinandersetzungen mit seinem Onkel. Seine Frauen dienten anderen Gttern. Bei alledem wuchs Jakobs Familie auf siebzig Leute an; aus ihnen wurde ein Nomadenstamm mit zweifelhaften moralischen Mastben.
Nach 225 Jahren (in dieser Zeit zogen sie von Haran nach gypten) bestand dieses Volk also aus einer einzigen Familie mit siebzig Personen.
Es schlssen sich 430 Jahre in der Sklaverei gyptens an. Es waren Jahre, in denen Gott schwieg: keine Wunder, keine Zeichen, keine Erneuerung der Verheiungen. Nichts als Schweigen Gottes. In all diesen Jahren mute Israel sich mit der Erinnerung an einen Gott bescheiden, der sich frher einmal ihren Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob offenbart hatte. Jetzt aber, als Israel in der Sklaverei leben mute, schien er so weit weg. Und die Sklaverei war nicht gerade eine Umgebung, die einer kulturellen Entwicklung frderlich war.
Schlielich entkam Israel unter Moses Fhrung aus gypten. Inzwischen waren sie ein Volk von ungefhr einer Million Menschen geworden. Whrend der Wstenwanderung entwickelten die Kinder Israel eine
Kultur, die so fortschrittlich und vielgestaltig war, da sie ihrer Zeit und den benachbarten Vlkern weit voraus waren. Gott gab dem Volk Richtlinien fr die Bereiche der Medizin, der Hygiene, der Wirtschaft, der Landwirtschaft, der Ethik, der Politik, der Rechtsprechung und der Religion.
Zwischen dem Aufbruch aus Haran und dem Auszug aus gypten lagen 655 Jahre eine sehr lange Zeit! bertragen auf unseren zeitlichen Standort wre das etwa so, wie wenn Abraham im Mittelalter gelebt htte. Warum hat Gott das so gemacht? Das 5. Buch Mose gibt uns etwas Aufschlu. Gott dachte dabei nicht nur an Israel, sondern an die ganze Welt.
Mose forderte das Volk heraus, an diesen umfassenderen Plan Gottes zu denken und sagte zu ihnen: Siehe, ich habe euch Ordnungen und Rechte gelehrt... damit ihr danach handelt mitten in dem Land, in das ihr kommt... So bewahrt und tut sie! Denn das ist eure Weisheit und eure Einsicht in den Augen der Vlker, die alle diese Ordnungen hren. Und sie werden sagen: Ein wahrhaft weises und verstndiges Volk ist diese groe Nation! Denn wo gibt es eine groe Nation, die Gtter htte, die ihr so nahe wren wie der Herr, unser Gott, in allem, worin wir zu ihm rufen? Und wo gibt es eine groe Nation, die so gerechte Ordnungen und Rechte htte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?" (5.Mo. 4,5-8 - Elberfelder bers.)
Gott erwhlte Israel nicht, weil sie die Besten oder die Grten gewesen wren, sondern weil sie so schwach und ungeeignet waren. Wenn etwas aus ihnen werden sollte, so mute ganz eindeutig Gott dabei seine Hand im Spiel haben. So erkenne denn, da nicht wegen deiner Gerechtigkeit der Herr, dein Gott, dir dieses gute Land gibt, es in Besitz zu nehmen! Denn ein halsstarriges Volk bist du ... Vergi nicht, wie du den Herrn, deinen Gott, in der Wste erzrnt hast. Von dem Tag an, als du aus dem Land gypten herausgezogen bist, bis ihr an diesen Ort kamt, seid ihr widerspenstig gegen den Herrn gewesen" (5.Mo. 9,6-7 Elberfelder bers.).
Israel war Gottes Sprachrohr fr die Welt. Angesichts der Geschichte Israels sollte die Welt erkennen, da der lebendige Gott sich dieses Volkes angenommen hatte. Darum ging es. Und so geschah es auch. Als Salomo Knig geworden war, war er grer an Reichtum und Weisheit als alle Knige auf Erden. Und alle Welt begehrte Salomo zu sehen, damit sie seine Weisheit hrten, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte" (l.K. 10,23-24).
Gott schlo mit Israel einen Bund. Er identifizierte sich selber so sehr
mit diesem Volk, da er in der Welt als der Gott Israels" bekannt wurde. Und wie sehr gedieh Israel aufgrund dieser Beziehung zu Gott! Israel wurde ein angesehenes Volk, denn es spiegelte das Wesen Gottes wider. Die Frsten der Vlker pilgerten nur so nach Israel.
Alles ging so lange gut, wie Israel den Geboten Gottes gehorchte. Aber Gott hatte sich durch diesen Bund selber verwundbar gemacht. Israel besa die Macht, die ganze Welt auf einen verkehrten Weg zu fhren! Es brauchte nur Gott ungehorsam zu sein oder die Gtter seiner Nachbarn anzubeten, und schon wrde die Welt ein falsches Bild von Gott haben und falsche Schlsse ber sein Wesen ziehen. Und so geschah es dann auch.
Das erklrt, weshalb Gott bei ihnen keinen Gtzendienst dulden konnte und weshalb er Israel seinen Namen und seine Gegenwart auf dieselbe dramatische Weise entzog, wie er sie ihnen gegeben hatte. Mose hatte die Israeliten gewarnt, da Gottes Gericht ber sie kommen wrde, wenn sie gegen Gott rebellieren wrden. Es werden alle Vlker sagen: Warum hat der Herr an diesem Lande so gehandelt? Was ist das fr ein groer grimmiger Zorn? Dann wird man sagen: Darum, weil sie den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Vter, verlassen haben ..." (5.Mo. 29,23-24).
Gott mute es vor der Welt klarmachen, da er sich nicht mit Israels Ungerechtigkeiten und Ausschweifungen identifizierte. Durch den Propheten Hesekiel sagte Gott: Darum sollen sie erfahren, da ich der Herr bin, wenn ich sie unter die Heiden verstoe und in die Lnder zerstreue. Aber ich will ihnen einige wenige briglassen vor dem Schwert, dem Hunger und der Pest. Die sollen von all ihren Greueltaten erzhlen unter den Heiden, zu denen sie kommen werden; und sie sollen erfahren, da ich der Herr bin" (Hes. 12,15-16).
Wenn Israel Gott gehorsam war, verherrlichte es Gott. Das heit, die Welt konnte an ihm das Wesen Gottes erkennen. Die Israeliten verkrperten die Eigenschaften Gottes. Israel war ein Gebilde aus Fleisch und Blut, fr alle sichtbar. Weil es Israel gab, konnte sich die Welt nicht lnger damit entschuldigen, Gott und seine Wege nicht zu kennen.
Das Zeugnis der Gemeinde Jesu Ein einzigartiges Volk
Wenn aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, der du ein wilder lbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Saftes im lbaum" (Rom. 11,17). Hier ist von
der Gemeinde Jesu, dem neuen Volk Gottes, die Rede. Sie grndet auf den gleichen Verheiungen und soll denselben Zweck erfllen wie einst das alte Israel.
Israel versagte und taugte nicht lnger als Gottes Sprachrohr in der Welt
Nach dem glaubensmigen Niedergang schlugen die meisten Israeliten eine von zwei Richtungen ein. Sie mibrauchten die Vorzge und den Reichtum, mit denen Gott das Volk ausgestattet hatte, um ihren Lsten und Neigungen in einem Mae nachzugehen, da Sittenverfall, Ungerechtigkeit und Korruption geradezu zu vorherrschenden Merkmalen des Volkes wurden (s. Hes. 16).
Die anderen, die frommen Juden, entsetzten sich ber die Preisgabe der alten Werte. Sie, die sich als den tapferen Rest betrachteten, waren entschlossen, den Glauben zu bewahren. Sie erweiterten die fnf Bcher Moses um einen siebzig Bnde umfassenden Kommentar und behielten die Verwaltungsstruktur der siebzig Altesten, die Mose mit den siebzig ltesten eingefiihrt hatte (s. 2.Mo. 18). Fest entschlossen, die alten Wertmastbe zu bewahren, verfielen sie in eine tote Werkgerechtigkeit (s. Mal. 1-2). So entstand die Sekte der Phariser.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie aus einem so gesegneten Volk ein abgefallenes Volk werden konnte. Es ist schwer zu sagen, wer von beiden abstoender ist, der Gesetzesverchter oder der berfromme Gesetzesmensch. Beide hatten einen negativen Einflu auf die Welt (s. Rom. 2,24).
Aber Gott hielt an seinem Plan fest. Er schuf sich durch seinen Sohn ein neues Volk, das in dieselbe Wurzel eingepflanzt wurde, aus der auch Israel gewachsen war.
Die Anfnge wiesen Parallelen auf: zwlf Shne Jakobs, zwlf Apostel. Aber die Zeitspanne war unterschiedlich. Was bei Israel 225 Jahre gedauert hatte, brachte Jesus Christus in kaum mehr als drei Jahren zustande. Jakob hinterlie eine siebzigkpfige Sippe in gypten, whrend Jesus in einem Saal in Jerusalem hundertzwanzig Menschen zurcklie. Gott hatte Israel mit einer einzigartigen Kultur ausgezeichnet; Jesus tat dasselbe mit seiner Gemeinde. Hier sehen wir jedoch einen auffallenden Unterschied: Israels Kultur besa von ihrem Wesen her eine gesellschaftspolitische Prgung; dieses neue Gottesvolk dagegen war von einem geistlichen Charakter gekennzeichnet.
Die Gemeinde Jesu: die Vorhut des Reiches Gottes
Jesus kam und predigte das Reich Gottes. Das war von Anfang bis zum Ende seines Wirkens auf der Erde das Thema seiner Verkndigung. Obgleich dies sein Hauptthema war, verstanden nur ganz wenige die Bedeutung dessen, was er meinte. Wir knnen es ihnen auch kaum verdenken, sind doch seine Worte vom Reich Gottes auch heute noch dunkel und oft rtselhaft.
Er beschrieb das Reich Gottes als etwas Gegenwrtiges und zugleich Zuknftiges; als etwas Geoffenbartes und zugleich Geheimnisvolles; als etwas, das mitten unter uns und doch nicht von dieser Welt ist; als etwas, das klein ist wie ein Samenkorn, und doch alles durchdringt. Er verglich das Reich Gottes auch mit einem Netz voller Fische, mit zehn Jungfrauen, mit einem im Acker vergrabenen Schatz und mit einem Kaufmann, der eine kostbare Perle fand.
Bei ihrem letzten Gesprch mit Jesus, unmittelbar vor seiner Himmelfahrt, zeigte sich, da die Apostel nicht voll verstanden hatten, um was es beim Reich Gottes ging. Sie wollten von Jesus wissen, ob er jetzt ihre Erwartungen erfllen und das politische Reich Israel wiederherstellen wrde. Sie hatten die wirkliche Bedeutung und die universelle Dimension des Reiches Gottes nicht erfat. Es war ihnen nicht bewut geworden, da Jesus mit seiner Lehre eine vllig andere Lebensordnung einsetzte, einen neuen Lebensstil mit neuen Werten, neuen Einstellungen und neuen Beziehungenkurz, eine neue Lebensweise: die Lebensweise des Reiches Gottes.
Sobald wir verstanden haben, was Jesus ber die Zugehrigkeit zum Reiche Gottes lehrt, knnen wir die gnzliche Einzigartigkeit des Lebens aus und mit Christus erahnen. Die Worte Jesu sind fr uns das, was das 4. Buch Moses fr Israel war. Jesus mchte, da sein Volk, die Gemeinde, das Reichsgottes-Leben" praktisch darstellt.
E. Stanley Jones weist darauf hin, da das Reich Gottes eigentlich ein totalitres Reich ist. Es ist nicht wie eine menschliche Gesellschaftsordnung, die sich mit einer reih uerlichen bereinstimmung begngen mu. Das Reich Gottes reicht bis in unsere Gedankenwelt hinein. Jeder Gedanke wird an den Wertmastben des Reiches Gottes gemessen. Das gleiche gilt fr unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Das sieht nach Sklaverei aus! Aber die Wirkung ist genau umgekehrt als in autoritren Systemen. Es bedeutet Befreiung und nicht Sklaverei fr die Menschen, welche die Kultur und die Lebensart des Reiches Gottes bejahen und annehmen.
Die Worte Jesu erscheinen vielleicht gerade deshalb schwer verstndlich, weil sie im Gegensatz zum Wertsystem der Welt stehen. Wir lesen, was Jesus gelehrt hat, und verstehen die Stze, die er gesprochen hat, aber irgendwie gelangen wir zu dem Schlu, da er wohl kaum alles so gemeint haben kann.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, zu erkennen, da Gott uns denselben Auftrag gegeben hat wie einst dem Volke Israel: wir sollen sein Sprachrohr in der Welt sein. Petrus wiederholte, was den Israeliten Jahrhunderte vorher verheien worden war: Ihr seid das auserwhlte Geschlecht, das knigliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, da ihr verkndigen sollt die Wohltaten des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht... Und fhret einen guten Wandel unter den Heiden, damit... sie eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn er alles ans Licht bringt" (l.Petr. 2,9.12).
Zusammenfassung
Die Bedeutung, die Paulus unserem Sein" beimit, wird in der Heiligen Schrift immer wieder unterstrichen. Die Existenz eines einzigartigen Volkes, dessen Leben von Gott selbst geprgt ist, gehrt ganz zentral zu seinem Vershnungsprogramm mit der Welt. Sein Volk verkrpert seinen Charakter; es ist gewissermaen eine audio-visuelle Darstellung eines Lebens unter seiner ewigen Herrschaft.
Wie sich das ganz praktisch und real verwirklichen lt, ist schon immer eines der schwierigsten Probleme gewesen, mit denen die Gemeinde Jesu zu kmpfen gehabt hat. Seit zweitausend Jahren schwankt die Gemeinde zwischen zwei Extremen: der Isolation und dem Kompromi.
Keines von beiden ist annehmbar. Wo der Kompromi herrscht, geht der echte Sinn des Evangeliums verloren und damit auch seine Kraft. Wo es zur Isolation kommt, kann das Licht des Evangeliums gerade unter denen nicht leuchten, die es am meisten brauchen.
Teil IH
Der Botschafter und sein Leben
9. Die Dunkelheit erhellen
Das Wesen des Lichts
Wir sind der erste Bericht, den die meisten Menschen je lesen werden. Nachdem sie uns gelesen haben, werden sie mehr darber wissen wollen, oder aber sie werden zu dem Schlu kommen, da das Ganze nichts fr sie ist.
Die ersten beiden Kapitel dieses Buches beschreiben, wie sich das geistliche Klima der westlichen Welt verndert hat und welches die Folgen dieser Vernderung fr den einzelnen sind. Am Ende des zweiten Kapitels stellten wir zwei Fragen: Wie kann man das Interesse eines Menschen wecken und ihn dazu bewegen, die biblische Botschaft von neuem ernsthaft zu prfen, nachdem er sie als unwichtiges berbleibsel der Vergangenheit bereits abgetan hatte? Welcher Hoffnungsstrahl knnte die Desil-lusionierung, die im Laufe der Zeit eingetreten ist, durchbrechen?
In Kapitel drei beschftigten wir uns damit, wie Jesus mit den Menschen seiner Zeit umging. Wir sahen, wie er immer wieder dieses eine Thema zu vermitteln suchte: da er, der eine sehr kurze Zeit in der Geschichte der Menschheit als Mensch mitten unter uns lebte, auch Gott der Schpfer war. In dieser Eigenschaft lie er sein Licht in eine Welt hineinscheinen, in welcher die Lichter ausgegangen waren und sich die Finsternis verbreitet hatte. Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Joh. 8,12). Menschen, die an Jesus glauben, tappen nicht mehr in der Dunkelheit umher, sondern im Gegenteil: sie knnen sehen, wohin sie gehen.
Jesus reichte die Fackel an seine Nachfolger weiter. Er sagte: Ihr seid das Licht der Welt... So soll euer Licht leuchten vor den Menschen" (Mt. 5,14.16). Diese Aussage legt eine sehr groe Verantwortung auf uns. Jesus ging fort, und wir traten in seine Fustapfen. Genau wie sein Lebensstil und sein Reden den Weg aus der Dunkelheit in eine Beziehung mit dem Vater wiesen, so sollen auch wir durch unseren Lebensstil und
unser Reden die gleiche Distanz fr die Menschen berbrcken, welche noch in der Finsternis leben.
Denn ihr wret vormals Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn" (Eph. 5,8). Das Licht zieht automatisch die Blicke auf sich. Werbeleute wetteifern miteinander durch geschickte Leuchtreklame und gute Werbeslogans um die Aufmerksamkeit der Kufer. Der Widerschein der Sonne in einem einzigen Spiegel im Walde wird augenblicklich gesehen. Wenn wir Licht sind, werden auch wir nicht unbemerkt bleiben.
Glaube, Hoffnung und Liebe
Was ist das Besondere an Christen? Leider fallen etliche von uns im negativen Sinne auf. Unser Anderssein verkmmert zu einem Festhalten an bestimmten Skrupeln, die uns unsere Verhaltensmuster auferlegen. Allerdings gibt es auch solche, die im positiven Sinne auffallen.
In Afrika besuchte ich einmal zusammen mit anderen Teilnehmern aus verschiedenen afrikanischen Lndern eine Konferenz. Unter ihnen war auch ein junger Mann, der ein paar Monate vorher seinen ltesten Bruder verloren hatte. Dieser hatte sich vor einigen muslimischen Freunden zu Jesus bekannt. Eines Tages wurde er erwrgt in seinem Zimmer aufgefunden. Der ermordete Bruder war das lteste von acht Kindern gewesen. Der Vater war frh gestorben, und so hatte er die Rolle des Familienoberhauptes bernommen. Der Schmerz und das Gefhl des Verlustes saen immer noch tief in der Seele dieses Bruders, der an der Konferenz teilnahm.
Viele schwarzafrikanische Lnder weisen einen bedeutenden Prozentsatz von Moslems auf. Aus diesem Grund war Fouad Accad, ein libanesischer Christ, der sich intensiv mit der muslimischen Denkweise befat hatte, eingeladen worden, um auf dieser Konferenz eine Reihe von Vortrgen zu halten. Wenn man sich in der Nhe dieses Mannes aufhlt, erkennt man rasch, da ihn nur eine Leidenschaft und nur ein Gedanke beseelt: die eine Milliarde Moslems in der Welt zu erreichen. Er strahlt die Liebe fr die Moslems sprbar aus. Wenn man ihn reden hrt, knnte man glauben, da die Moslems das wunderbarste Volk auf Erden seien.
Whrend Fouad Accad seine Vortrge hielt, hatte der junge Afrikaner, der seinen Bruder verloren hatte, schwer mit dem zu kmpfen, was er hrte. Er mute immer wieder denken: Wer noch nie durch schweres Leid gegangen ist, hat gut reden." Fouad Accad sprte, was den Afrikaner beschftigte, und erzhlte einige Beispiele von dem, was er durchge-
macht hatte. Er schilderte, wie die Moslems sein Haus geplndert, die Aussteuer seiner Frau sowie andere Dinge geraubt hatten, mit denen viele wertvolle Erinnerungen verbunden gewesen waren. Er erzhlte weiter, da zwei seiner treusten Mitarbeiter ermordet worden waren. Was Faoud berichtete, bedeutete nicht nur fr den jungen Afrikaner, sondern fr uns alle eine Hilfe. Es war eine echte Botschaft an uns. Fouad Accad lebt nach anderen Mastben. Deshalb kann er Menschen lieben, die er sonst hassen wrde. An ihm wurde deutlich, was es heit, ein Licht zu sein.
Ganz einfach ausgedrckt: Der Unterschied zwischen dem Christen und dem Nichtchristen liegt in der Tatsache, da beide aufgrund von verschiedenen Weltsystemen handeln. Paulus schreibt: Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei" (l.Kor. 13,13). Diese drei Qualitten sind die Grundsteine des christlichen Wertsystems. Wir sind in dem Mae Licht, wie wir unser Leben auf diese drei Grundsteine aufbauen.
Vielleicht denken Sie jetzt: So sieht es in meinem Leben ja nicht gerade aus! Wo und wie kann man denn diesen Glauben, diese Hoffnung und diese Liebe bekommen?" Interessanterweise haben alle drei ihren Ursprung in einer einzigen Quelle: Jesus Christus.
Glaube
Das Neue Testament bringt immer wieder zum Ausdruck, da die Grundlage unseres Glaubens in der Person Jesu Christi liegt. Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfnger und Vollender unseres Glaubens" (Hebr. 12,2). Wir leben im Glauben an den Sohn Gottes" (Gal. 2,20). Unser Glaube grndet auf der berzeugung, da Jesus wirklich ist, der er zu sein behauptete, und da er hlt, was er verheien hat.
Hoffnung
Unsere Hoffnung wurzelt in drei Tatsachen. Erste Tatsache: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Gott hat uns nach seiner groen Barmherzigkeit wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten" (l.Petr. 1,3). Zweite Tatsache: Jesus ist zum Vater aufgefahren, wo er stndig fr uns eintritt. So sollten wir einen starken Trost haben, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung. An ihr haben wir einen sicheren und festen Anker unsrer Seele, der hineinreicht bis in das Innere hinter dem Vorhang. Dahin ist als Vorlufer fr uns eingegangen
Jesus" (Hebr. 6,18-20). Dritte Tatsache: Wir haben die Hoffnung, da Jesus wiederkommen wird. Wir warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des groen Gottes und unsres Heilandes Christus Jesus" (Tit. 2,13).
Liebe
Daran haben wir erkannt die Liebe, da er sein Leben fr uns gelassen hat" (l.Joh. 3,16). Darin steht die Liebe: nicht, da wir Gott geliebt haben, sondern da er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Vershnung fr unsre Snden" (l.Joh. 4,10). Die biblische Liebe hat also ihren Ursprung in der Tatsache, da Jesus Christus fr uns den Tod erlitt.
Ohne Zweifel sind wir uns unseres Zukurzkommens auf dem Gebiet des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe schmerzlich bewut. Es stellt sich die Frage: Wie knnen wir darin wachsen? Ich wei keinen praktischeren Rat als diesen: Machen Sie es sich Ihr Leben lang zur Gewohnheit, ber die Bedeutung dessen, was Gott fr uns in Jesus Christus getan hat, immer wieder nachzudenken. Jeder, der wirklich von diesen groen Wahrheiten ergriffen ist, wird durch sie verndert werden (2.Kor. 3,18).
Die Auswirkungen, die der Glaube, die Hoffnung und die Liebe nach sich ziehen, sind deutlich erkennbar. Jedes von ihnen wird seine eigene Frucht in Ihrem Leben hervorbringen. Der Glaube zum Beispiel wird sowohl Freiheit (Rom. 14,2) als auch Gehorsam (Rom. 1,5) bewirken. Die Liebe wird Sie zum Dienen veranlassen (Gal. 5,13) und Ihnen Geduld verleihen (Eph. 4,2).
Auch die Hoffnung wird Frucht bringen. Anscheinend schafft Hoffnung die eindeutigsten Vernderungen in einem Menschen. Nach Ephe-ser 2,12 unterscheidet sich der Christ vom Nichtchristen vor allem durch die Hoffnung: Ohne Hoffnung und ohne Gott habt ihr in dieser Welt gelebt." Petrus gab den Menschen den Rat: Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung jedermann gegenber, der Rechenschaft von euch ber die Hoffnung in euch fordert" (l.Petr. 3,15 Elberfelder bers.).
Hoffnung ist anziehend. Sie bewirkt Freude und Frieden (Rom. 15,13), Reinheit (l.Joh. 3,2-3), Selbstbeherrschung (Tit. 2,11-13) und Ausdauer (l.Thes. 1,3). Diese Liste liee sich beliebig verlngern.
Halten Sie doch einen Augenblick inne und denken Sie nach: Wonach sucht denn eigentlich jeder Mensch? Sie knnen irgend jemanden fragen. Die Leute werden sagen, sie wnschen sich Glck, Frieden, Freiheit, ein reines Gewissen, Stabilitt und Sicherheit. Aber all das, was sie sich vom Leben ersehnen, ist in der Hoffnung zu finden, die Jesus Christus
schenkt. Wenn ein Christ auch nur ein Minimum dieser Eigenschaften in seiner Lebensfhrung aufweist, so kann es gar nicht ausbleiben, da er als Licht in der Dunkelheit scheint (Eph. 5,8).
Unsere Hqffhungv/irkt also anziehend auf die Menschen. Wenn sie uns dann mit der Zeit besser kennenlernen, wirkt unsere Liebe entwaffnend auf sie. Auf diese Weise werden vermeintliche Barrieren sowie Vorurteile weggerumt. Die Liebe, die alles ertrgt, alles glaubt und alles erduldet, macht es mglich, da eine vertrauensvolle Beziehung entsteht. Wenn wir dann den Menschen unter solchen Voraussetzungen den Grund fr unsere Hoffnung erklren und die Liebe, die Christus uns ins Herz gegeben hat, in die Tat umsetzen, knnen sie viel eher zum Glauben kommen.
Vorjahren hrte ich Dr.Bob Smith, einen tief glubigen und angesehenen Professor am Bethel College in St. Paul, Minnesota, eine eher zufllige Bemerkung machen, die mich nicht mehr losgelassen hat. Er war gerade von einer zweijhrigen Lehrttigkeit im Nahen Osten zurckgekehrt und in Gedanken immer noch mit den Erfahrungen beschftigt, die er in der Begegnung mit Moslems gesammelt hatte. Er beschrieb, wie sich die Menschen dort an jedes kleinste Anzeichen von persnlichem Interesse oder Freundlichkeit klammern. Und dann sagte er: Wit ihr, neunzig Prozent des Evangelisierens ist Liebe."
Das wute ich noch nicht! Zu jener Zeit, als ich ein junger Christ war und nach Erfolgen hungerte, betrachtete ich das Evangelisieren vor allem als ein persnliches, intensives Engagement. Ich sah in den Menschen eher Missionsobjekte, die gerettet werden muten, als wirkliche Personen. Ich wollte Ergebnisse erzielen und keine Zeit damit verlieren, irgend jemandem Liebe entgegenzubringen.
Aber Dr. Smith hatte recht. Der Apostel Paulus sagte: Denn die Liebe Christi dringt uns, da wir dafr halten, da, wenn einer fr alle gestorben ist ..." (2.Kor. 5,14). Beachten wir, woher die Liebe kam, die Paulus motivierte. Es war die Liebe Christi. Und Christi Liebe spiegelt die Liebe des Vaters wider. Gott hat den Anfang damit gemacht: Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt" (l.Joh. 4,19). Hier wird die Liebe mit dem ganzen Leben bezeugt.
Ich mu bekennen, da ich erst dann Frucht bei meinen Evangelisati-onsbemhungen sah, als ich anfing, die Bedeutsamkeit dieser Tatsache zu verstehen und sie in die Tat umsetzte.
Jesus wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit ... voller Gnade und Wahrheit" (Joh. 1,14). Wir Christen sind dazu berufen, wie Christus zu sein und Gnade und Wahrheit in uns
Gestalt gewinnen zu lassen. Wie er, so sollen auch wir bei all unseren Beziehungen die Erlsung der Menschen im Auge haben. Das ist die wahre Bedeutung von ein Licht sein".
10. Die bereinstimmung von Leben und Glaube
Die gestaltgewinnende Gnade Gottes
Wie wir festgestellt haben, bt ein Christ, der ein gutes Zeugnis hat, einen heilsamen Einflu aus. Der Grund dafr: sein Leben ist von Glaube, Hoffnung und Liebe geprgt. Wo immer er hingeht, st er Leben und Hoffnung statt Verzweiflung, Unruhe oder Tod. Ein solcher Mensch ist von grter Bedeutung fr unsere Gesellschaft. Jesus nennt ihn das Salz und das Licht der Welt sowie den guten Samen. Er stellt in einer Welt, die jegliche Orientierung verloren hat, eine einzigartige Ausnahme dar.
Eines Tages der Watergateskandal war gerade aufgedeckt worden befand ich mich unterwegs im Flugzeug nach Washington. Ich war so vertieft in ein Buch ber Politik, da ich dem neben mir sitzenden Passagier keine Beachtung schenkte. Offensichtlich schien meine Lektre sein Interesse zu wecken, denn er fing ein Gesprch mit mir darber an. Ich erfuhr, da er von Beruf Anwalt fr arbeitsrechtliche Fragen war. Dann kamen wir auch auf die Watergateaffre zu sprechen. Ich fragte ihn, was seiner Meinung nach die eigentliche Ursache dafr war. Er erwiderte, die ganze Sache wrde die Fhrungsschwche und die Wirklichkeitsentfremdung der Fhrungsspitze" widerspiegeln.
Ich entgegnete darauf, da es in meinen Augen wenigstens noch einen anderen Grund gbe, nmlich das Fehlen von absoluten moralischen Wertmastben. Da er nicht verstand, was ich damit meinte, erklrte ich es ihm mit Hilfe eines Beispiels.
Anfang der sechziger Jahre hatten etliche Restaurantbesitzer in Kalifornien damit angefangen, Oben-ohne-Kellnerinnen zu beschftigen. Die Bewohner jener Gegend strengten einen Proze wegen unmoralischen Verhaltens gegen sie an. Nachdem sie ihn vor verschiedenen Instanzen gewonnen hatten, legten die Beklagten beim Obersten Amerikanischen
Gerichtshof Berufung ein. Das ursprngliche Gerichtsurteil wurde widerrufen, und damit erhielten die Restaurantbesitzer die gesetzliche Genehmigung, weiterhin Oben-ohne-Kellnerinnen zu beschftigen.
Ich wies meinen Gesprchspartner daraufhin, da das Beunruhigende an der ganzen Angelegenheit die Begrndung des Freispruchs der Restaurantinhaber war. Die vom Obersten US-Gerichtshof gefllte Entscheidung (zusammen mit einigen hnlich gelagerten Fllen) schuf im amerikanischen Recht einen Przedenzfall, der ein weiteres Mal das gesamte Gesellschaftssystem untergrub. Die siegreiche Prozepartei gewann die gerichtliche Auseinandersetzung mit folgendem Argument: Etliche der mageblichen Persnlichkeiten der Stadt pflegten solche Restaurants zu besuchen. Da man davon ausgehen kann, da diese Person-lichkeiten die moralischen Wertmastbe der Stadt widerspiegeln und es die Brger einer Stadt sind, welche ber die Weltmastbe entscheiden, ist es rechtmig, was in jenen Restaurants vor sich geht.
Ich versuchte meinem Nachbarn zu erklren, da wir uns einem totalen Relativismus auslieferten, wenn es Sache der Brger sei, darber zu entscheiden, was recht oder unrecht ist. berspitzt ausgedrckt, knnten die fhrenden Brger eines Ortes auch entscheiden, da sie keine spanisch sprechenden Leute oder sonst eine Volksgruppe mgen und damit eine Rechtfertigung htten, sie zu tten!
Wem das bertrieben scheint, der denke nur einen Moment daran zurck, welche Entscheidungen die russischen Fhrer 1920, die deutschen in den dreiiger Jahren oder die argentinischen im letzten Jahrzehnt getroffen haben. Genau aufgrund solcher Argumente erlitten Abermillionen einen gewaltsamen Tod. Paul Johnson, ein zeitgenssischer Historiker, legt dar, wie fhrende Persnlichkeiten im Namen der Klasse", der Rasse" oder der nationalen Sicherheit" die Idee einer absoluten Moralitt ber Bord warfen. Er spricht von einer Welt, die steuerlos in einem relativistischen Universum dahintreibt".
Ich erinnerte meinen Gesprchspartner daran, wie sich die Angeklagten im Watergateproze immer wieder darauf beriefen, sie htten nur getan, was sie fr richtig hielten, um ihr Ziel zu erreichen: Prsident Nixon im Amt zu halten. Wenn es erst einmal dahin kommt, da als Recht" bezeichnet wird, was zur Erlangung eines Zieles zweckdienlich ist, dann fhrt das letzten Endes zur Auflsung von Recht und Ordnung. Mein Nachbar verstand, was ich meinte, und gab mir recht. Eine Weile saen wir schweigend da und machten uns besorgt Gedanken ber eine solche Entwicklung, die den Lebensnerv einer Gesellschaft aufs Empfindlichste trifft.
Schlielich stellte er die Frage, die zwangslufig kommen mute: Welche absoluten Werte wrden Sie denn vorschlagen?" Ich bin Christ", antwortete ich. .
Da er nicht verstand, was das mit dem Thema zu tun hatte, ging ich nher darauf ein. Nehmen wir an, Sie und ich, wir wren Christen. Das hiee, wir wrden beide an Gott glauben. Und das hiee wiederum, da er fr uns ein Absolutum wre, nicht wahr?"
Er stimmte mir zu.
Ich fuhr fort: Aber selbst wenn es Gott gibt, wrde uns das nicht viel ntzen, es sei denn, da er uns sagt, warum wir berhaupt leben." Wieder stimmte er zu.
Und genau das sagt uns Gott in der Bibel. Sie ist sein Wort und zeigt uns, worin der Sinn des Lebens besteht. So htten wir, Sie und ich, als Christen also zwei absolute Werte: Gott und sein Wort. Sind Sie nicht auch der Meinung, da dies eine echte Grundlage fr unser Handeln wre?" Es schlo sich ein interessantes und lebhaftes Gesprch ber Jesus Christus an.
Es entspricht einer Tatsache, da der Mensch auf der gesellschaftlichen Ebene nicht ohne moralische Grundwerte auskommt. Ebenso wahr, wenn auch weniger augenfllig, ist dies auf der individuellen Ebene.
Whrend eines krzeren Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten zogen wir als Familie in eine uns fremde Stadt. Zu den ersten Bekanntschaften, die wir schlssen, gehrte ein junges Ehepaar, das ein paar Huser weiter auf der anderen Straenseite wohnte. Bei einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant erzhlten meine Frau und ich ihnen, da wir vorhatten, einige unserer Nachbarn einzuladen. Wir wollten uns mit ihnen ber Ehe-, Familien- und hnliche Probleme unterhalten und uns fragen, was die Bibel dazu zu sagen hat. Sie waren von dieser Idee ganz begeistert. Der Mann sagte: Ich glaube, in unserer Nachbarschaft wrden sich viele dafr interessieren; denn wir kennen keine einzige Ehe, die man als wirklich glcklich bezeichnen kann."
Wir leben tatschlich in einer neurotischen Gesellschaft. berall in der Gesellschaft gibt es Probleme und Spannungen, und der einzelne stellt sich Fragen wie: Wie werde ich mit dem Gefhl von Sinnlosigkeit und Unsicherheit fertig? Wie soll ich nur mit einer solchen Frau weiter zusammenleben knnen? Was sollen wir mit unseren Kindern machen?"
Antworten auf solche existentiellen Fragen sind weder von unseren Soziologen noch von unseren Philosophen zu erwarten. Frankreichs neue Philosophen" ein Spiegelbild unserer Zeit sagen uns, alle Ideologien seien gefhrliche Illusionen. Sie und andere mit ihnen sind zu dem
Schlu gekommen, da es auf die entscheidenden Lebensfragen des Menschen keine echten Antworten gibt. Mit dieser Auffassung kommen sie der Wahrheit so nahe, wie es fr einen Nichtchristen berhaupt mglich ist!
Gott hat vorausgesagt, wohin es fuhrt, wenn der Mensch seinen eigenen Weg geht. In Jesaja 50,11 heit es: Siehe, ihr alle, die ihr ein Feuer anzndet und die Brandpfeile zurstet, geht hin in die Glut eures Feuers und in die Brandpfeile, die ihr angezndet habt! Das widerfhrt euch von meiner Hand; in Schmerzen sollt ihr liegen."
Als Jesus sagte: Ich bin die Wahrheit", war das wirklich eine gute Nachricht. Er ist die Mitte unseres Lebens. Durch ihn vermag der Christ an den trgerischen Fassaden menschlicher Philosophien vorbei einen geraden Kurs zu verfolgen. Wenn er in dem Licht und in der Wahrheit wandelt, die Christus selber ist, dann will Gott durch ihn der Welt klarmachen, da es tatschlich keine echte Alternative gibt.
Das Wertsystem der Christen
Denn ihr wret vormals Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichts" (Eph. 5,8). Licht sein" erfordert beremstimmung: eine Harmonie zwischen den Wegen Gottes und unseren eigenen. Diese Harmonie wird jedoch von den stndigen, unterschwelligen, oft kaum zu erfassenden Einflssen bedroht, denen wir in der Gesellschaft ausgesetzt sind.
Jesus wies in seinen Ausfhrungen ber den Sauerteig auf diese Gefahr hin. Er warnte seine Jnger: Htet euch vor dem Sauerteig der Phariser und Sadduzer" (Mt. 16,6) und: Sehet euch vor dem Sauerteig des Herodes vor" (Mk. 8,15). Der Sauerteig ist ein Bild fr die menschliche Unvollkommenheit (s. 2.Mo. 12,15-20; 13,3-8; 3.Mo. 2,11; l.Kor. 5,6-8). Jesus warnt uns davor, unvollkommene menschliche Ideen mit Gottes Wahrheit zu vermischen. Die Phariser hatten ihre eigenen religisen Traditionen mit dem vermischt, was die Heilige Schrift sagt. Die Sadduzer waren die Philosophen der jdischen Gesellschaft, und Herodes reprsentierte das weltliche System. Diese drei Einflsse Tradition, Philosophie und Gesellschaft scheinen sich fast unaufhaltsam ihren Weg in das Wertsystem einer jeden christlichen Gemeinschaft zu bahnen. Das geschieht auf eine Weise und in einem Ausma, da ein Christ es nicht einmal merken mu, wenn er nach heidnischen Wertmastben lebt.
Das wurde mir klar, als wir nach Brasilien gingen und dort mit einem
vllig anderen Kulturkreis in Berhrung kamen. Kulturelle Unterschiede werden uns erst dann richtig bewut, wenn wir unseren eigenen Kulturkreis hinter uns lassen. Ein Fisch bemerkt nichts vom Wasser, in dem er schwimmt. Genausowenig sind wir uns unserer eigenen Kultur und des Einflusses bewut, den sie auf unsere Gedanken und unser Verhalten ausbt. Oft mssen wir erst einmal aus unserem vertrauten Kulturkreis heraustreten, um ihn zu verstehen und uns selbst!
Mit der Zeit habe ich gemerkt, da jeder, der kulturelle Grenzen berschreitet, eine hnliche Erfahrung macht. Einer meiner Bekannten, Bob Malcolm, langjhriger Missionar auf den Philippinen, sagte mir einmal: Die meiste Zeit auf den Philippinen habe ich damit verbracht, herauszufinden, was an meinem Glauben amerikanisch, philippinisch oder wirklich biblisch geprgt war. Ich kam zu dem Schlu, da ein groer Teil dessen, was ich glaubte, zu den beiden ersten Kategorien gehrte."
Je mehr wir mit der brasilianischen Kultur vertraut wurden, desto bewuter wurde uns der Ursprung unseres eigenen Wertsystems. Es bereitete mir nicht wenig Kummer, als ich entdeckte, da mein vermeintliches biblisches Christentum" keineswegs so eindeutig in der Bibel wurzelte. Meine Einstellung zur Arbeit und zu materiellen Dingen entstammte einer kulturellen Verzerrung der puritanischen Arbeitsmoral. Meine Denkweise und meine Art, Probleme zu lsen, waren von der Computerrevolution geprgt. Die Marktwirtschaft und das Konsumdenken hatten einen Einflu darauf, was in meinen Augen Fortschritt war und woran ich ihn ma. Werbung und Fernsehen hatten dazu beigetragen, mir eine Vorstellung von jenem Lebensstandard zu machen, den ich erreichen wollte. Ich stellte fest, da ich einen greren Hang zur Gewalt hatte als die Menschen, unter denen wir evangelisierten. Meine Vorstellungen von Kindererziehung waren vom Humanismus beeinflut. Sogar die Frauenbewegung und die Beades hatten einen Einflu auf mich gehabt. Welch ein Schock, als ich erkannte, von welchen Einflssen mein sogenanntes biblisches Christentum in Wirklichkeit bestimmt wurde! Ich war ein von einer christlichen Subkultur geprgter Christ!
Als mir das bewut wurde, fragte ich mich: Will ich meinen brasilianischen Freunden eine Botschaft bringen, die den Stempel meiner Subkultur trgt?" Ich hatte geglaubt, ich mte mein Christentum brasilianisie-ren". Aber bald sah ich ein, da das nur wieder eine weitere christliche Subkultur hervorbringen wrde; denn alle menschlichen Systeme sind unvollkommen.
Damals wurde ich bei meinen berlegungen auf den Begriff Reich Gottes" aufmerksam. Bis dahin hatte dieser Begriff zu jenen Dingen
gehrt, ber die ich beim Bibelstudium hinweglas. Fr mich zhlte er zu den eher abstrakten biblischen Wahrheiten. Ich wei eigentlich nicht weshalb, doch irgendwie fing ich jetzt an, jede Bibelstelle zu unterstreichen, die das Wort Reich" enthielt. Das machte ich zwei Jahre lang, ohne eigentlich zu wissen, warum. Es gelang mir damals nie richtig, jemandem zu erklren, was ich zu diesem Thema lernte ein sicheres Zeichen, da ich die Zusammenhnge noch nicht richtig erkannt hatte. Ich betete zu Gott, mir doch Klarheit in diesem Punkt zu schenken, denn ich stie fast auf jeder Seite der Bibel auf diesen Begriff. Wenn ein solches Thema immer wieder auftauchte, dann mute es doch von groer Bedeutung sein!
Dann ging mir auf, da dies die dritte Alternative war: weder ein amerikanisiertes noch ein brasilianisiertes Christentum, sondern ein Christentum, das durch die Kultur des Reiches Gottes hervorgebracht wird eine Reichgotteskulturi'Nicht eine provinziale, unvollkommene, menschliche Ordnung, sondern Gottes vollkommene, weltweite Herrschaft einen vllig neuen Lebensstil. Und diesen Lebensstil hatte Gott auf wunderbare Weise fr sein Volk bereitgestellt. Wenn wir dieser einzigartigen Reichgotteskultur unsere volle Aufmerksamkeit widmen, dann kommen auch die Ungereimtheiten und alle Lebensbereiche, die bis dahin vom befreienden Umwandlungsproze nicht erfat worden waren, zum Vorschein. Keine anderen biblischen Wahrheiten fhren uns die radikale Besonderheit des Glaubenslebens so vor Augen wie die Lehre vom Reich Gottes.
In Zusammenhang mit dem Reich Gottes sprach Jesus auch von den Gefahren des Sauerteigs. Wie entsteht dieser Sauerteig? In Markus 7,6-13 beschreibt Jesus die einzelnen Stadien. Er zeigt uns, da am Anfang dieses Prozesses eine gute Idee steht. Diese Idee ist sogar so gut, da wir bereit sind, sie zur Norm, zur Regel zu erheben. Die Folge davon ist, da eine menschliche Idee ebensoviel Gewicht wie das Wort Gottes erhlt.
Im nchsten Stadium wird das Wort Gottes vernachlssigt, whrend an der guten Idee festgehalten wird. Mittlerweile hat sich aus der guten Idee eine Tradition entwickelt. Es dauert nicht lange, und die Tradition gefllt uns besser als das Wortes Gottes; also schieben wir das Wort Gottes beiseite. Und endlich schliet sich der Kreis: An die Stelle des Wortes Gottes tritt die Tradition. Jesus sagte: Und ihr hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen (Traditionen), die ihr aufgestellt habt" (Mk. 7,13). Das geschieht immer dann, wenn wir unsere eigene Tradition pflegen, anstatt den Willen Gottes zu tun.
Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen, wollen wir eine der
bewhrtesten Einrichtungen unserer (amerikanischen) Kirchen betrachten: die Sonntagsschule. Am Anfang war die Sonntagsschule eine vorzgliche Idee. Ursprnglich war sie ins Leben gerufen worden, um Kindern, die unglubige Eltern hatten, biblischen Unterricht zu erteilen. In der ersten Zeit schickten christliche Eltern, die etwas auf sich hielten, ihre Kinder nie zur Sonntagsschule, wre dies doch einem Eingestndnis gleichgekommen, als glubige Eltern versagt zu haben. Sie wren als Eltern angesehen worden, die ihrer Verantwortung, ihre Kinder im Sinne von 5.Mose 6,6-7 zu unterweisen, nicht nachgekommen sind. Dort heit es: Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschrfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst." Doch der geistliche Nutzen der Sonntagsschule war so offensichtlich, da die christlichen Eltern ihre Einstellung nderten. Jetzt legten dieselben Leute, die.etwas auf sich hielten, Wert darauf, ihre Kinder zur Sonntagsschule zu schicken.
Der nchste Schritt war voraussehbar. Der Vater vernachlssigte seine biblische Verantwortung, seine Kinder im Worte Gottes zu unterweisen, und schob sie auf die Gemeinde ab. Diese aber kann sie nicht bernehmen, einfach deshalb nicht, weil die Unterweisung der Kinder im Worte Gottes Aufgabe der Eltern ist. Die Sonntagsschule kann wohl einen Beitrag leisten, nie aber die Verantwortung bernehmen, die allein der Vater trgt.
Diese stufenweise Entwicklung ist ein Beispiel dafr, was Jesus in Markus 7 sagen will. Wenn der Vater seine Verantwortung nicht wahrnimmt, rennt er oft in sein eigenes Unglck! Mit der Zeit flacht sich bei ihm der Wunsch ab, ein Leben zur Ehre Gottes zu fhren und seine Bibelkenntnisse zu vertiefen. Damit schwindet auch seine Fhigkeit, seine Kinder zu lehren. Wenn der Vater die geistliche Verantwortung fr seine Familie abgibt, luft er Gefahr, vom Glaubensweg abzukommen.
Wenn es etwas gibt, das mich anspornt, meine geistige und geistliche Selbstdisziplin nicht zu vernachlssigen, dann ist es das Bewutsein, da meine Kinder und Kindeskinder die Frchte meiner Einstellung ernten werden. So betrachtet, kommt der Heiligung ein besonderer Sinn zu (s. 5.Mo. 4,39-40).
Wie kommt es also, da sich Ungereimtheiten wie Sauerteig in unser Leben als Christen einschleichen? Um es nochmals zusammenzufassen: Die Gute Nachricht wird in Verhalten umgesetzt und das Verhalten in Gewohnheit. Die Gewohnheit kann zur bloen Sitte werden und dadurch zur Form ohne wirklichen Inhalt. Ebenso besteht die Tendenz,
da der Glaube zum bloen Glaubensbekenntnis wird, und aus dem Glaubensbekenntnis wird schlielich ein bloes Dahersagen."
Was hat nun dieses ganze Thema der Ubereinstimmungder Harmonie mit den Wegen Gottes mit dem Erreichen Fernstehender zu tun? Sehr viel sogar. Ein Leben, in dem Leben und Glaube bereinstimmen, ist der Schlssel zu einer "natrlichen Kommunikation". Und diese Natrlichkeit ist das Geheimnis, warum unser Zeugnis Eindruck macht statt abzustoen. Wenn es aber in unserem Glaubensleben Ungereimtheiten gibt, mssen wir uns verstellen oder irgendwelche Tricks anwenden, um unsere Botschaft an den Mann zu bringen.
Die Frage bleibt uns nicht erspart: Woher beziehe ich meine Ansichten ber Dinge wie Geld, Erfolg, Ehe, Kindererziehung, Berufsleben, Zeit- %% e i n t e i l u n g , S e x u a l i t t , M e n s c h e n , V e r g n g e n , B i l d u n g , F o r t s c h r i t t , G e s e l l s c h a f t , S p o r t , P o l i t i k , V e r b n d e u n d R e l i g i o n ? H a b e i c h b e r h a u p t b e r z e u g u n g e n , d i e w i r k l i c h b i b l i s c h b e g r n d e t s i n d ? E s g e h t n i c h t a n , d a d e r C h r i s t s e i n e W e r t m a s t b e v o n d e r W elt entleiht. In Hoffnung fr alle", einer modernen Wiedergabe des Neuen Testaments, wird Rmer 12,2 wie folgt formuliert: Nehmt die Forderungen dieser Welt nicht zum Mastab, sondern ndert euch, indem ihr euch an Gottes Mastben orientiert."
Wenn wir unsere Wertmastbe wirklich dem Worte Gottes entnommen haben, dann wird es fr uns unendlich leichter sein, unseren Glauben an andere weiterzugeben. Wenn wir ber ein Thema egal welches nicht nur oberflchlich diskutieren, werden wir immer auf das Evangelium zu reden kommen. Wir mssen stets bereit sein, anderen zu erklren, weshalb wir gerade so sind, wie wir sind (vgl. l.Petr. 3,15).
Zu Beginn meines Glaubenslebens versuchte ich meinen Freunden Zeugnis von Jesus zu geben, hatte aber immer Schwierigkeiten, den richtigen Einstieg ins Gesprch zu bekommen. Ich wute fast nie, was ich sagen sollte. Ich fing an, mir mgliche Einstiegsfragen" in einem Notizheft aufzuschreiben. Diese Fragen wollte ich stellen, um zum Thema zu kommen. Es waren Fragen darunter wie: Hat es eine Zeit in Ihrem Leben gegeben, wo Sie sich ernsthaft mit dem Gedanken beschftigt haben, Christ zu werden? Was halten Sie von der Predigt? Interessieren Sie sich fr .Glaubensfragen?"
Fragen dieser Art knnen tatschlich eine Hilfe sein, aber hufig ging bei mir der Schu nach hinten los". Oft flocht ich solche Fragen in ein ganz gewhnliches Gesprch wie zufllig" ein. Von diesem Moment an war es mit der Natrlichkeit vorbei. Mein Opfer verkrampfte sich und wurde beinahe ebenso nervs wie ich selbst. Unter einer solchen ungn-
sgen Voraussetzung begann ich vom Glauben zu reden. Das ganze Gesprch war dann so unnatrlich wie meine Einstiegsfrage. Mit groer Hartnckigkeit konfrontierte ich mein Gegenber mit dem Angebot des ewigen Lebens und erzhlte ihm ziemlich vage etwas von einem echten Glck schon hier auf Erden. Fehlt bei uns die bereinstimmung zwischen Leben und Glaube, dann haben wir tatschlich kaum mehr als das anzubieten. Das, wovon wir reden, unterscheidet sich gar nicht wesentlich davon, was er schon hat. Selbst das Angebot des ewigen Lebens besitzt wenig Verlockendes fr ihn. Er hat schon jetzt eine zwiespltige Einstellung zum Leben: er liebt es und hat es zugleich und findet es nicht attraktiv genug, um es ewig fortzusetzen.
Vor einigen Jahren war ich whrend einer ziemlich langen Zeit von zu Hause fort. Stndig hatte ich mit Leuten zu tun gehabt. Deshalb empfand ich ein starkes Bedrfnis, eine Weile allein zu sein. Als ich ins Flugzeug stieg, suchte ich mir einen-Platz am Gang. Der mittlere Sitz war nicht besetzt, und auf dem Fensterplatz sa eine junge Frau. Um meine Ruhe zu haben, holte ich ein Buch hervor und vertiefte mich darin. Aber die junge Frau war zum Reden aufgelegt. Sie fragte: Was lesen Sie denn?"
Ein Buch", erwiderte ich.
Und wie heit es?"
Psycho-Kybemetik von Maxwell Maitz", antwortete ich.
Studieren Sie Psychologie?"
Nein."
Ein einsilbiger Wortwechsel soweit. Unterdessen liefen die Motoren, und die Maschine raste ber die Startbahn. Meine Nachbarin war hartnckig. Ich hatte eine Erkltung und konnte sowieso fast nichts verstehen. Schlielich klappte ich das Buch zu und setzte mich auf den freien Platz neben sie, und wir fingen an, uns zu unterhalten.
Ich merkte bald, da sie eigentlich nur mnnliche Gesellschaft suchte. Ohne Umschweife sagte ich: Ich bin viel auf Reisen, und oft fhle ich mich dabei einsam. Ich bin vielen Versuchungen ausgesetzt, meiner Frau untreu zu werden. Aber ich bin zu dem Schlu gekommen, da es sich nicht lohnt. Ich wei, da ich sie betrgen knnte. Aber unsere Beziehung ist auf gegenseitige Liebe und auf Vertrauen aufgebaut. Sie vertraut mir, und ich vertraue ihr. Ich bin alt genug, um zu wissen, da der Sinn des Lebens weder in Heimlichkeiten noch in greren Leistungen, weder in einer beruflichen Position noch in einem Freizeithobby liegt. Ich habe entdeckt, da erst menschliche Beziehungen Sinnerfllung schenken. Aus diesem Grund will ich auch nicht die beste Beziehung, die ich zu einem Menschen habe, aufs Spiel setzen. Selbst wenn meine Frau
nicht bemerken wrde, da ich ihr untreu gewesen bin und es mir gelingen wrde, es vor ihr zu verbergen, dann wrde ich es doch immer noch wissen. Sie wrde mir mit blindem Vertrauen begegnen, whrend ich ihr gegenber meine Befangenheit verstecken mte. Zwischen uns wrde sich eine Trennwand schieben, und sie wrde niemals wissen, warum. Bald wrden wir wie Fremde unter einem Dach leben. Den hchsten Preis dafr wrden meine Frau und meine Kinder zahlen mssen. Und das wre tatschlich der Gipfel an Egoismus."
Die junge Frau neben mir war zuerst wie vom Donner gerhrt! Doch dann begann sie sich zu ffnen und erzhlte von sich selber: Ich bin vierundzwanzig. Eigentlich sollte ich ans Heiraten denken; aber alle meine verheirateten Freunde haben auereheliche Beziehungen. Wenn die Ehe . so aussieht, verzichte ich lieber darauf. Wenn meine Freundinnen am Wochenende verreisen, geht es nicht lange und ihre Ehemnner klopfen an meine Tr. Sie sind wie kleine Jungens. Ich glaube, ich knnte es nicht ertragen, wenn mein Mann auch so wre."
Dann setzte sie hinzu: So etwas, wie Sie sagen, habe ich noch nie gehrt. Woher haben Sie diese Gedanken?"
Sie werden lachen, wenn ich es Ihnen sagen wrde."
Nein, das werde ich nicht", entgegnete sie.
Ich habe sie aus der Bibel", sagte ich und versuchte dann, ihr zu erklren, worum es beim Evangelium geht und wie es einen Menschen verndern kann. Doch da setzte das Flugzeug schon zur Landung an. Wie schade waren wir doch mitten in der Erklrung! Sie war hchst interessiert an allem, was ich sagte, aber wir muten uns trennen.
Kurz darauf sah ich sie im Flughafengebude, umringt von einem knappen Dutzend ihrer Freunde, die sie abholten. Wahrscheinlich waren es dieselben, von denen sie mir im Flugzeug erzhlt hatte. Sie winkte mich herbei und stellte mich ihren Freunden vor. Ich stand wenigstens zehn Minuten bei ihnen, whrend sie den anderen von unserem Gesprch erzhlte. Im stillen dachte ich: Wenn ich doch nur einige Tage mit diesen Leuten Zusammensein knnte! Vielleicht htte ich ihnen helfen knnen, ihre Dunkelheit in Licht zu verwandeln. Irgendwie fhlte ich mich in dieser Situation unersetzlich, aber ich mute meine Reise fortsetzen.
Doch Gott bereitete mich auf eine noch grere Lektion vor. Nicht wir, sondern Gott ist es, der die Vershnung zwischen sich und den Menschen bewirkt. Etwa ein Jahr spter hatte ich wieder in derselben Stadt zu tun. Weil es Sonntagmorgen war, ging ich in einen Gottesdienst. Da sah ich eine Frau hereinkommen, und ich erkannte sofort, da es dieselbe
Frau war, mit der ich mich im Flugzeug unterhalten hatte. Sie nahm genau vor mir Platz. Nach dem Gottesdienst ging ich zu ihr und wollte mich vorstellen. Das war nicht ntig, rief sie doch sofort aus: ,Ja, natrlich erinnere ich mich an Sie! Ich werde unser Gesprch nie vergessen. Es hat mein ganzes Leben verndert!"
Diese Begebenheit ist ein Beispiel dafr, wie wir fast jede Unterhaltung in ein Gesprch ber das Evangelium verwandeln knnen, wenn unsere Wertmastbe ihre Wurzeln in der Bibel haben.
Aber ich mu bekennen, da ich auch heute noch eine gewisse Furcht berwinden mu, wenn ich neue Nachbarn einziehen sehe, wenn wir in eine andere Stadt umziehen oder wenn ich Leuten begegne, die ich nicht kenne. Im ersten Augenblick reagiere ich oft ngstlich. Wie komme ich an diesen Menschen heran? Er scheint nicht besonders zugnglich zu sein. In solchen Momenten mu ich mich selbst daran erinnern, da die Barrieren gewhnlich verschwinden, sobald man sich nher kennengelernt hat. Ein Gesprch beim Essen oder eine gemeinsam verbrachte Freizeit fhrt frher oder spter zu einer Gelegenheit, ber geistliche Dinge zu reden. Uber irgend etwas spricht man ja sowieso, und jede Unterhaltung gelangt schlielich auch beim Thema Jesus Christus an.
Melker, ein Priester aus dem 1. Jahrhundert, beschreibt, wie es sein sollte: Das Reich Gottes mu in uns beginnen, in unserem Herzen und dort regieren; dann werden aus dem Innern heraus auch die Handlungen flieen in Ubereinstimmung mit den offenbarten und niedergeschriebenen Lehren und Geboten Gottes ... bis das Auere dem Inneren entspricht; und so geht es weiter vom einzelnen bis hin zu den Vlkern."1
Ein gutes Zeugnis Oft nur eine Karikatur
Als mein Sohn Todd dreizehn war, fragte er mich eines Tages: Papa, wie kann ich ein gutes Zeugnis sein? Ich bin nicht ein so guter Christ wie Michelle (seine ltere Schwester). Sie redet mit ihren Freundinnen immer von Christus."
Ich dachte an die Zeit zurck, als ich so alt gewesen war. Ich erinnerte mich, wie ich zwischen zwei gegenstzlichen Wnschen hin und hergerissen wurde. Einerseits wollte ich meinen Freunden von meinem Glauben erzhlen, denn das schienen auch meine Eltern von mir zu erwarten. Gleichzeitig aber wollte ich auch die Anerkennung meiner Kameraden gewinnen. Ich erinnere mich noch an die Schuldgefhle und die innere Spannung, die dieser Konflikt bei mir auslste. Wie konnte ich
jetzt meinem eigenen Sohn helfen und ihn vor demselben Problem bewahren?
Schlielich sagte ich: Todd, mach dir keine Sorgen, was du sagen sollst. La dir nur eines wichtig sein: sei ein Friedensstifter." Ich erklrte ihm, da es dem Willen Gottes entspricht, wenn wir dem anderen wirklich Beachtung schenken und von uns aus die Initiative bei der Lsung von Konflikten ergreifen. Dieser Ratschlag war etwas, mit dem mein dreizehnjhriger Sohn sicher etwas anfangen konnte.
Einige Wochen darauf hatte Todd einen heftigen Streit mit Eduardo, dem Sohn unseres Nachbarn, und ihre Freundschaft ging in die Brche. Als Todd und ich die Angelegenheit besprachen, kamen wir noch einmal auf meinen damaligen Ratschlag zurck. Dabei lasen wir zusammen Rmer 12,17: Vergeltet niemand Bses mit Bsem. Befleiigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann. Ist es mglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden." Todd entschlo sich, den ersten Schritt zu machen, besuchte Eduardo, und die beiden vershnten sich wieder.
Bald darauf lud Eduardos Mutter meine Frau zu einem Gesprch zu sich ein. Sie erzhlte, da ihre Familie Todds Freundschaft mit Eduardo aufmerksam verfolgt hatte, und sie schlo: Wir glauben, Sie haben etwas, was wir auch dringend brauchen." Das Beispiel eines Dreizehnjhrigen hatte die Tr zu einer ganzen Familie geffnet.
Das Leben zeugnishaft fr sich sprechen lassen! Darum ging es Gott schon im alten Israel und in der Lehre der Apostel. Denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem Heiligen Geist und in groer Gewiheit. Ihr wit ja, wie wir uns unter euch gehalten haben um euretwillen" (l.Thes. 1,5).
Man hat diese groe Wahrheit auf die unzureichende Phrase reduziert: Ein gutes Zeugnis haben." Das kann so weit gehen, da unser christliches Zeugnis in der Praxis zu einer Karikatur wird und Christen wie Nichtchristen ein falsches Bild davon bekommen, wie ein guter Christ" in Wirklichkeit aussieht. Diese Karikatur besteht hufig aus unbiblischen Einengungen und ist immer wieder in christlichen Gruppen anzutreffen. Wenn wir diesem erwarteten christlichen Image nicht entsprechen, befrchten wir, fr Christen und Nichtchristen ein Stein des Anstoes zu sein. Aber dadurch wird diese Karikatur nur genhrt. Der Nichtchrist, der den Christen sehr gut beobachtet, wird die erste beste Gelegenheit benutzen und ihn darin erinnern, doch nach seinen eigenen frommen Mastben zu leben.
Das reicht aus, um diese Karikatur, wie sich ein Christ zu verhalten hat, zum Normbild eines Christen werden zu lassen. Die traurige Folge
davon ist, da wir anderen Leuten, die sonst eigentlich offen wren, den Zugang zum Evangelium versperren.
Was mu ich aufgeben?" fragte ein junger Mann. Zuerst einmal bunte Kleidung. Alles, was in deinem Kleiderschrank nicht wei ist, wirf weg. Du darfst nicht mehr auf einem weichen Kissen schlafen. Du mut deine Musikinstrumente verkaufen und darfst kein Weibrot mehr essen. Wenn du Christus wirklich gehorchen willst, dann darfst du kein warmes Bad mehr nehmen oder deinen Bart nicht mehr rasieren. Wenn man sich rasiert, lehnt man sich gegen den auf, der uns geschaffen hat, weil man dann nmlich versucht, sein Werk noch zu verbessern."2
Seltsam, dieses Beispiel nichtbiblischer, moralischer Bedenken, nicht wahr? Vielleicht amsieren wir uns darber. Aber solche Listen die oben zitierte entstand vor 1800Jahren! werden immer wieder neu aufgestellt. Auch in meiner Generation hat es das gegeben. Die Liste ndert sich je nachdem, wer du bist und wo du lebst auf der Welt. Doch trotz des relativen Charakters unserer Verhaltensnormen als Christen neigen wir immer wieder dazu, sie sehr ernst zu nehmen. Es scheint fast unvermeidlich, da sich der Moralismus mit seinen zur Norm erhobenen starren Mastben immer wieder gegen jeglichen lebendigen Ausdruck innerhalb des Leibes Christi durchsetzen will. Es liee sich eine ganze Reihe von Grnden dafr aufzhlen, warum das so ist, aber wir wollen hier nicht darauf eingehen. Wichtig ist fr uns jedoch die Tatsache, da berspitzte Moralvorstellungen die Verbreitung des Evangeliums in der Welt behindern. Jesus warf den Pharisern vor, durch ihre Lehre den Menschen das Himmelreich zuzuschlieen" (Mt. 23,13). Wenn immer der Nachdruck darauf gelegt wird, was Christen tun mssen, anstatt was sie sind, wird es mehr oder weniger zu hnlichen Auswirkungen kommen.
Jesus sprach dieses Thema auch in der Bergpredigt an. Er sagte: So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, da sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt. 5,16). Etwas spter schien er sich zu widersprechen, wenn er sagte: Habt acht auf eure Frmmigkeit, da ihr sie nicht bt vor den Leuten, damit ihr von ihnen gesehen werdet" (Mt. 6,1). Worin besteht der Unterschied zwischen diesen beiden Aussagen? Der Textzusammenhang macht ihn deutlich.
In der ersten Aussage drckt Jesus den Gedanken aus, da wir so leben sollen, da die Menschen Gott in uns erkennen knnen. Hier betont Jesus die einzigartige Besonderheit unserer Beziehungen zu Menschen und Situationen.
Der textliche Zusammenhang der zweiten Aussage Jesu hat mit Aktivitten zu tun: geben, beten und fasten. Jesus hat nicht gesagt, da wir diese
Dinge nicht tun sollen. Er befiehlt sie uns sogar. Was er sagen wollte, war, da wir sie nicht an die groe Glocke hngen sollen. Und weshalb nicht? Es geht dabei um die Motive unseres Herzens. Wenn das, was ich als Christ tue, das sichtbarste Element meines christlichen Glaubens ist, dann ist es naheliegend, da ich mich des Eigenruhms schuldig mache. Und damit vermittle ich zwangslufig ein falsches Gottesbild. Die Folge davon ist, da Auenstehende niemals Lust bekommen werden, auch Christen zu werden. Wer verzichtet denn schon gerne aufs Essen, gibt gerne sein Geld weg und verbringt gerne seine ganze Zeit auf den Knien im Gebet, und das alles, um in den Himmel zu kommen, der einem vielleicht gar nicht gefallen wird?
Wir fgen dem Evangelium groes Unrecht zu, wenn wir versuchen, unseren Glauben dadurch zu bezeugen, da wir unsere moralischen Forderungen ffentlich verkndigen, unsere kirchlichen Aktivitten jedermann vorzeigen oder unser geistliches Leben den anderen vor Augen fhren. Wenn sich jetzt noch jemand finden sollte, der von dieser Vorstellung beeindruckt wre, wrde er wahrscheinlich denken: Vielleicht sollte ich auch Christ werden, aber woher wrde ich die Zeit dafr nehmen ?
Von Gnade und Wahrheit erfllt sein
Was ist denn nun ein gutes Zeugnis? Ein Mensch mit einem guten Zeugnis ist jemand, der den Charakter Gottes verkrpert. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen voller Gnade und Wahrheit" (foh. 1,14). Welch eine anziehende, unwiderstehliche Person war doch Jesus! Keine gesetzliche Karikatur, sondern das Abbild der Person Gottes selber. Das ist es, glaube ich, was Verherrlichung Gottes bedeutet: mit seinem ganzen Leben die Person Gottes offenbaren.
Gnade und Wahrheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit das sind untrennbare Merkmale der Person Gottes. In Epheser 4,15 wird uns gesagt, die Wahrheit in Liebe zu bekennen" (Elberfelder bers.) auch dies ein hnliches Begriffspaar. Wahrheit ohne Liebe zerstrt, Liebe ohne Wahrheit betrgt.
Sich als Shne der Wahrheit verhalten
Selbst die Widersacher Jesu muten anerkennen, da er sich der Wahrheit verschrieben hatte. Als sie ihm eines Tages eine Falle stellen wollten, sagten sie zuerst zu ihm: Meister, wir wissen, da du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst nach niemand: denn du ach-
test nicht das Ansehen der Menschen" (Mt. 22,16). Wir als Glieder seines Leibes sind dazu berufen, Christus nachzuahmen und auch wahrhaftig zu sein. Wie Petrus ber Jesus schrieb: ... ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden" (l.Petr. 2,22).
Warum sollte einer, der ein gutes Zeugnis hat, unbedingt auch wahrhaftig sein? Zum einen, weil beinahe alle unsere gesellschaftlichen Probleme, angefangen bei zerrtteten Ehen bis hin zur Armut, ihren Ursprung im Egoismus und in der Habgier haben. Die Probleme beginnen im Herzen des Menschen, darum mu die Lsung der Probleme auch hier beginnen. Das Gegenteil von Egoismus besteht darin, das Richtige zu tun, selbst wenn es uns Nachteile bringt (s. Ps. 15). Das heit, integer sein, in der Wahrheit leben. Was diese Welt in erster Linie braucht, sind wahrhaftige Mnner und Frauen. Und wenn diese Wahrhaftigkeit nicht im Volk Gottes zu finden ist, wo sonst sollte man sie denn finden?
Wenn der Christ vorlebt, was Wahrhaftigkeit ist, beweist er damit der Welt, da man das Leben auch auf eine andere, bessere Art und Weise gestalten kann.
Gnade
Wir knnen die Gnade Gottes nur in unseren Beziehungen zu anderen ausleben. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wieviel Wert Jesus auf die Qualitt unserer Beziehungen zu anderen Menschen legt? Nach dem grten Gebot gefragt, antwortete Jesus, da sich das ganze Gesetz in zwei Stzen zusammenfassen lt, und beide haben mit Beziehungen zu tun: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken... Du sollst deinen Nchsten lieben wie dich selbst" (Mt. 22,37-39 Zrcher Bibel).
Vieles, was Jesus in seiner Bergpredigt sagte, ist nichts anderes als ein Aufruf an uns, heilsame, aufbauende Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen. Schauen wir uns einmal die folgende Umschreibung von Matthus 5,21-48 an:
Euch wurde gesagt: Ihr sollt nicht tten. Ich aber sage euch: Seid nicht zornig auf euren Bruder.
Euch wurde gesagt: Verachtet euren Nchsten nicht. Ich aber sage euch: Setzt euch nicht gegenseitig herab. Vershnt euch mit eurem Bruder, bevor ihr die Gemeinschaft mit Gott sucht.
Regelt eure Konflikte mit euren Gegnern schnell und geht damit nicht vor Gericht.
Wer eine Frau mit Begehr ansieht, der hat mit ihr in seinem Herzen schon die Ehe gebrochen.
Ihr habt gehrt, da es heit: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Ihr sollt euch berhaupt nicht gegen eine bse Person wehren.
Wenn einer dich um etwas bittet, dann gib es ihm; und leih dem, der von dir etwas borgen mchte.
Ihr wit auch, da es heit: Liebe deine Freunde, hasse deine Feinde. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet fr die, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Ihr sollt vollkommen sein, weil euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Vgl. Mt. 5,17-48).
Das sind schwer zu verdauende Aussagen, und es scheint, da man sie fast unmglich in die Praxis umsetzen kann. Aber so erscheint die Gnade immerals absolut unmglich, genau entgegengesetzt von dem, was wir instinktiv als richtig erkannt" haben, sei es da, wo der Glaube gegen die Werkgerechtigkeit steht, oder da, wo im Alltagsleben die Unfairness gegen die Gerechtigkeit steht.
Gnade ist ihrem Wesen nach das, was der Mensch am wenigsten verdient. Aber auf dieser Grundlage beruht Gottes Beziehung zu uns, und er will, da auch wir in unseren Beziehungen zu anderen Gnade walten" lassen. Die Einsicht in diese Wahrheit der Gnade Gottes so wie wir sie empfangen und weitergeben knnte man als Ausgangspunkt des ganzen geistlichen Wachstumsprozesses bezeichnen. So wie Paulus es ausdrckte: berall breitet diese gute Nachricht sich aus und bringt Frucht. Sie tut es auch bei euch, seit dem Tag, da ihr von Gottes Erbarmen gehrt habt und von der Wahrheit dieser Botschaft berzeugt worden seid" (Kol. 1,6 - Die Gute Nachricht).
Alle unseren natrlichen Neigungen widersetzen sich dieser groen Wahrheit. Der Schweizer Psychiater und Autor Paul Tournier hat festgestellt, da wir uns selbst gegenber nachsichtig sind oder grozgig mit unseren eigenen Schwchen umgehen (Ich habe Ubergewicht, weil das bei uns in der Familie liegt"), whrend wir so etwas bei anderen bemngeln (Warum kann er sich nicht beim Essen beherrschen?")3 Unsere Haltung in solchen Dingen sollte eine nderung erfahren.
Vielleicht ist im Begriff Bekehrung" wenigstens zum Teil eine solche Kehrtwendung eingeschlossen. Dazu gehrt, da wir versuchen zu ver-
stehen, warum ein anderer Mensch so und nicht anders ist, und da wir dann entsprechend nachsichtig und gndig sind, whrend wir gleichzeitig nicht versumen, uns selber fr unser eigenes Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen. Dies ist die Botschaft von Matthus 18, dem Kapitel der Vergebung". Httest du da dich nicht auch erbarmen sollen ber deinen Mitknecht, wie ich mich ber dich erbarmt habe?" (Mt. 18,33). Der Schlu des Kapitels enthlt eine ernste Warnung an uns: Und sein Herr wurde zornig und berantwortete ihn den Peinigern, bis er bezahlt htte alles, was er ihm schuldig war. So wird euch mein himmlischer Vater auch tun, wenn ihr nicht vergebt von Herzen, ein jeglicher seinem Bruder" (Mt. 18,34-35).
Unnachsichtige Worte zum Thema Vergebung! Wie ist das mglich? Ich frage mich, ob Jesus nicht damit sagen will: Wenn ihr nicht vergebt, wenn ihr in euren Beziehungen zu euren Mitmenschen nicht Gnade walten lat, ist das ein sicheres Zeichen dafr, da ihr die Bedeutung des Kreuzes niemals verstanden habt!"
Selber zu erfahren, wie jemand uns gegenber Gnade walten lt, das verschafft uns ein Gefhl der Erlsung. Sind Sie jemals akzeptiert und verstanden worden, als Sie das genaue Gegenteil erwartet und verdient hatten? Das ist eine berwltigende Erfahrung. Aber noch besser ist, selber mit einem anderen so gndig umzugehen.
Abschlieend knnen wir also sagen, da ein gutes Zeugnis" der Mensch ist, dessen Lebensqualitt ihn als Kind seines himmlischen Vaters, voller Gnade und Wahrheit, ausweist. Wie sein Vater bt er einen heilsamen, wohltuenden Einflu auf seine Umgebung aus, angefangen beim engeren Kreis der eigenen Familie bis hin zu den Menschen am Rande, zu seinen Feinden.
Anmerkungen
Brief von Melker, einem Priester aus dem 1. Jahrhundert der Synagoge von Bethlehem, an den Hohen Rat der Juden in Jerusalem. TheArchko Volume, New Canaan, Connecticut, Keats Publishing Inc., 1975, S. 71-72.
E. Elliot, The Liberty of Obedience, Waco, Texas, Word Books, 1968, S. 45-46.
P. Tournier, The Person Rehorn, New York, Harper and Row, 1966, S. 128-129.
11. Die Botschaft nicht verdunkeln
Wahrheit von der Tradition verdeckt
Man zndet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel" (Mt. 5,15). Mit diesen Worten warnt uns Jesus vor der sehr realen Mglichkeit, da wir das Werk, das er an uns getan hat, unter einen Scheffel stellen und damit verdunkeln knnten. Auf diese Weise wrden wir die Absichten, die er durch uns verwirklichen mchte, durchkreuzen.
Wenn wir davon sprechen, da das Licht verdunkelt wird, dann ist wohl das erste, was uns dabei in den Sinn kommt, die Snde. Wenn wir sagen, da wir Gemeinschaft mit ihm [Gott] haben, und wandeln in der Finsternis, so lgen wir" (l.Joh. 1,6). Es ist sicher wahr, da ein Christ, der weiter in Snde lebt, nicht viel Licht ausstrahlt. Doch es gibt noch viele andere, subtilere Mglichkeiten, unser Licht unter einen Scheffel zu stellen. Das kann leicht geschehen, ohne da wir uns dessen bewut sind. Unser Umgang, unsere Erwartungen, unsere Ausdrucksweise oder unser Verhalten das alles kann unser Licht verdunkeln.
Bewertungen
Welchen Eindruck haben die Menschen, die ich zu gewinnen suche, von mir? Wenn sich zwei Menschen zum ersten Mal begegnen, so versucht jede Seite sofort, den anderen irgendwo einzuordnen. Beide sind eifrig bemht, den anderen so zu identifizieren, da er ihn der richtigen Kategorie zuordnen kann. Das ist unfair, aber wir verhalten uns alle so.
Welche berufliche Ttigkeit ben Sie aus?" frage ich Sie zum Beispiel. (Die Antwort, die ich darauf erhalte, gibt mir bereits einige Anhaltspunkte. Ich kann jetzt Mutmaungen ber Ihren gesellschaftlichen Status, ber Ihre finanzielle Situation und ber Ihre Schulbildung anstellen.)
Wo wohnen Sie?" (Eine weitere Frage, die mir ebenfalls irrefhrende
Informationen einbringen kann. Die Stadt oder der Stadtteil hilft mir, das Bild, das ich mir von der betreffenden Person mache, abzundern oder auszumalen.)
Wo gingen Sie zur Schule?"
Was haben Sie studiert?"
Oh, kennen Sie vielleicht Hans? Wie haben Sie ihn kennengelernt?" (Volltreffer! Wir haben also einen gemeinsamen Bekannten. Und da Hans von mir schon in eine bestimmte Kategorie eingeordnet ist, ist meine Untersuchung beinahe abgeschlossen. Man kann ja Leute nach den Menschen, mit denen sie verkehren, beurteilen.)
Wenn wir anderen die frohe Botschaft: weitersagen, spielt sich derselbe Vorgang ab. Sie fragen sich im stillen: Zu welcher Gemeinde gehrt er wohl? Vielleicht sogar zu einer Sekte? In welche Sache will er mich da hineinziehen?
Es ist eine sehr heikle Angelegenheit, jemanden aufgrund von Rckschlssen zu klassifizieren. Wenn wir mit anderen ber das Evangelium reden, so wird daraus geschlossen: Wenn Sie diese Botschaft annehmen, werden Sie wie ich." Und wenn unser Christentum gnzlich und ausschlielich mit einer bestimmten Denomination, Kirche oder Organisation gleichgesetzt wird, dann werden wir von anderen abgelehnt, bevor wir berhaupt wissen, was geschehen ist. Besonders der skularisierte Mensch ist nun einmal nicht darauf erpicht, sich irgendwo fest anzuschlieen. Er lehnt sehr schnell jede Identittsvernderung ab, die er nicht fr absolut notwendig hlt.
Vor einigen Jahren organisierten etliche meiner Freunde eine evangelistische Aktion, durch die sie die Studenten in ihrem Land erreichen wollten. Sie stellten einen Aktionsplan auf, lieen Material drucken, und dann begannen sie, systematisch Studenten in ihren Wohnheimen zu befragen. Dir Ziel war es, Interesse an einigen evangelistisch ausgerichteten Bibelkreisen zu wecken und dafr einzuladen.
Meine Freunde kontaktierten insgesamt achthundert Studenten, aber sie waren schon zum Scheitern verurteilt, ehe sie berhaupt begonnen hatten. Sie merkten es nur nicht. Ihr Verteilmaterial trug die Uberschrift: [Der Name ihrer Organisation] ldt Sie ein ... " Sie meinten, sie wrden die Studenten zu Christus lenken. Aber die Studenten sahen in ihnen Leute, die sie einluden, sich ihrer Organisation anzuschlieen! Nur drei von den achthundert zeigten ein gewisses Interesse, und das ganze Unternehmen brachte praktisch nichts ein. Appelle von Organisationen und Programme, die Menschen zur Kirche einladen, rufen bei skularisierten Menschen nur selten positive Reaktionen hervor.
Es drfte klar sein, da kein Christ bewut mchte, da sein Name oder seine Identitt mit dem Namen oder der Identitt Jesu Christi konkurriert. Wir wren schockiert und betrbt, wenn wir eine solche Verdrehung entdecken wrden. Das Problem liegt darum nicht darin, wie wir uns selbst sehen, sondern wie wir von den anderen beurteilt werden. Eine gute Frage, die wir uns immer wieder stellen sollten, ist: Wie beurteilen mich die Menschen, die ich zu gewinnen versuche?"
Unsere Erwartungen
Dieser zweite Scheffel", unter dem wir manchmal unser Licht verstekken, hat mit dem ersten zu tun. Ein bertriebenes Engagement fr unsere religise Identitt geht hufig Hand in Hand mit einer hnlich bertriebenen Sorge fr das Wachstum und den Erfolg unserer Gruppe. Der Erfolg einer Gemeinde wird gewhnlich an ihrer Mitgliederzahl gemessen. Man erstellt Statistiken ber die zahlenmige Beteiligung an den verschiedenen Gemeindeveranstaltungen und bewertet danach Erfolg und Mierfolg. Indem wir aber das Gemeindewachstum und den Besuch der Gemeindeveranstaltungen als Erfolgsmastab betrachten, kommen wir unweigerlich in die Versuchung, einen Nichtchristen zum Besuch unserer Veranstaltungen zu bewegen, ohne uns darber Gedanken zu machen, ob er wirklich fr all das bereit ist, was wir ihm anbieten oder ob es seinen Bedrfhissen entspricht.
Statt dessen erwarten wir, da Neubekehrten das gefllt, was wir ihnen anbieten, und da sie sich uns anpassen. Wir erwarten, da sie sich in unsere Strukturen einfgen, sich unseren religisen Formen anpassen, sich an unseren Aktivitten beteiligen und unsere Verhaltensmuster bernehmen. Es ist unglaublich, wie schnell ein Mensch, der sich fr Christus ffnet, all das walimimmt. Manchmal akzeptiert er die fr ihn neuen Verhaltensmuster und pat sich an. Aber noch fter kommt es vor, da er negativ reagiert. Ich knnte auf meinen eigenen Dienst zurckblicken und Ihnen Namen von Menschen nennen, die ich durch diese Art von Manipulation eher abgestoen anstatt gewonnen habe. Sie tauchten einfach nicht mehr auf und uerten sich nie ber den Grund, aber im Rckblick wird deutlich, was nicht richtig gelaufen war.
So knnen wir also durch unsere Erwartungen das Licht unter den Scheffel stellen. Wenn wir unsere eigenen Wnsche nach persnlichem Erfolg oder dem Erfolg unserer Gruppe in unsere Evangelisation einflieen lassen, dann setzen wir das eigentliche Ziel der Evangelisation aufs Spiel.
Unsere Ausdrucksweise
Eine gemeinsame Charakteristik einer jeden Gruppe ist ihre spezielle Ausdrucksweise. In Brasilien, wo ich seit vielen Jahren lebe, braucht man sich nur ein paar Minuten ber geistliche Dinge zu unterhalten, und schon kann man allein anhand der Wortwahl des Gesprchspartners unterscheiden, ob er ein Katholik oder ein Protestant dieser oder jener Gruppe ist. Das ist kein Problem, solange jeder Angehrige einer Gruppe mit Gleichgesinnten zusammen ist. Aber unser Bestreben ist ja, vor allen Dingen zu jenen Menschen zu gehen, die nicht zu unserer Gruppe gehren. Ich habe immer wieder erlebt, wie unsere fromme Sprache auf Menschen abstoend gewirkt hat. Auch unsere religise Ausdrucksweise kann ein Scheffel sein, der das Licht verbirgt.
Als immer mehr unserer Nachbarn begannen, unseren Bibelkreis zu besuchen, waren auch einige Nichtchristen darunter, die ber keinerlei christlichen Hintergrund verfgten. Weil die meisten Teilnehmer gemeinsam im selben Krankenhaus arbeiteten, wurde unser Bibelstudium rasch bekannt.
Eines Tages erzhlte mir einer der Teilnehmer, er habe einen Kollegen, der daran interessiert sei, in unseren Bibelkreis zu kommen. Ich war einverstanden, da man ihn einlud. Als wir das nchste Mal zusammen kamen, erschien auch Marcos. Er erwies sich als ein feiner, reifer Christ. So war es nicht verwunderlich, da seine Bibel ganz abgenutzt aussah er schien sie fast auswendig zu kennen.
Als ich jedoch das Bibelgesprch leitete, erkannte ich bald, da es Schwierigkeiten geben wrde. Kaum hatte ich eine Frage gestellt, gab Marcos bereits die Antwort, bevor die anderen berhaupt nachdenken konnten. Ich wollte jedoch gar keine Antworten auf meine Fragen, denn die hatte ich schon selbst. Ich wollte nur die Gruppe zum Nachdenken anregen. Da seine Antworten immer richtig waren, machte alles noch komplizierter, und das um so mehr, als sie fr die anderen unverstndlich waren. So gab es nichts mehr hinzufgen.
Darum versuchte ich es mit einer anderen Taktik. Ich stellte eine Frage und gab dann eine Parallelstelle an, in der die Antwort zu finden war. Aber auch das fhrte nicht zum gewnschten Resultat. Ehe die anderen berhaupt herausfinden konnten, ob die Stelle im Neuen oder im Alten Testament stand, hatte sie Marcos schon gefunden, vorgelesen und einen Kommentar darber gegeben alles natrlich in der Sprache Kanaans. So blieb mir nichts anderes brig, als selber das Reden zu besorgen nicht gerade die beste Kommunikationsmethode!
Eines Abends am Schlu des Bibelstudiums sagte eine der Frauen zu mir: Ich wei, ich kann mich nicht so gut ausdrcken wie Marcos. Aber ich brauche die Gelegenheit, mich auszudrcken, selbst wenn das, was ich sage, nicht so tiefschrfend ist. Aber immer, wenn ich den Mund auftun will, ist Marcos mir schon zuvorgekommen." Ich wute nur zu gut, da sie recht hatte. Am Tag darauf lud ich Marcos zu mir nach Hause ein. Ich erklrte ihm die Situation, und wir kamen berein, da es besser wre, wenn er nicht mehr zu uns in den Bibelkreis kommen wrde. Das war ein schwerer Tag fr mich.
Jeder biblische Begriff, der nicht zu unserer Alltagssprache gehrt, bedarf der bersetzung. Einige dieser Ausdrcke sind uns Christen sehr gelufig: Gnade, Snde, Glaube, Rechtfertigung, Vershnung, Wiedergeburt, Wandel im Geist und andere. Mit theologischen Fachausdrcken ist es dasselbe. Wenn wir von Dispensation, Ekklesiologie oder Eschato-logie reden, klingt das jedenfalls in den Ohren vieler sehr geheimnisvoll. Dann gibt es noch die Begriffe fr Insider. Man redet sich einander als Bruder" und als Schwester" an. Wir sprechen davon, Christus anzunehmen", zum Thron der Gnade zu kommen" und anderes mehr.
Auch unsere Gebete sind von bestimmten Formen und Formeln geprgt. Viele Christen scheinen eine besondere Stimme mit einem speziellen Tonfall zu haben, die sie nur bei religisen Anlssen gebrauchen.
Wir mssen versuchen, uns selbst mit den Ohren derer zuzuhren, die wir erreichen wollen.
Unser Verhalten
Oft verdunkeln wir das Evangelium durch die Skrupel, die wir haben. Aus irgendeinem bedauerlichen Grunde sind wir Christen im allgemeinen bekannt fr die Dinge, die wir nicht tun. Wenn unser Ruf darin bestehen wrde, da wir uns von unmoralischem Verhalten, Ungerechtigkeit und Unehrlichkeit enthalten, so wre das wunderbar. Aber so nobel ist die Liste nicht. Sie besteht im wesentlichen darin, wie sich Christen verhalten sollten; das gilt insbesondere auf Gebieten, wo die Bibel keine besonderen Anweisungen gibt. Wir wollen hier Verhaltensvorschriften durchsetzen, obwohl die Bibel uns ausdrcklich auffordert, gerade hier keine Gesetze festzulegen. In Kolosser 2,20-21 heit es dazu: Wenn ihr denn nun abgestorben seid mit Christus den Elementen der Welt, was lasset ihr euch denn Satzungen auferlegen ...: Du sollst das nicht angreifen, du sollst dies nicht kosten, du sollst jenes nicht anrhren?"
Es war vor ein paar Jahren, als ein junges Ehepaar whrend eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Mexiko zum Glauben an Christus kam. Bald danach kehrten sie wieder in ihr Heimatland zurck. "Wir hatten wenig Hoffnung, da sie geistlich wachsen wrden, weil sie noch so jung im Glauben waren und wahrscheinlich von jeder weiteren Hilfe abgeschnitten sein wrden. Doch kaum waren sie wieder zu Hause, begannen sie damit, das Wenige, das sie wuten, an ihre Freunde weiterzugeben. Bald gab es dort einen kleinen Kreis von sieben Ehepaaren, die von ihnen Hilfe fr ihr geistliches Wachstum erwarteten.
Da dieses junge Ehepaar rmisch-katholisch war, bat es einen Priester dort am Ort um Hilfe. Als sie bei diesem nichts erreichten, machten sie einen protestantischen Missionar ausfindig. Doch auch er beunruhigte sie mehr, als er ihnen helfen konnte. Schlielich nahmen sie die Kosten auf sich und reisten zu jener Person zurck, die ihnen anfnglich geholfen hatte, das Evangelium zu verstehen. Sie erklrten ihm: Wir haben nicht eine Tradition hinter uns gelassen, um jetzt eine andere anzunehmen. Was wir brauchen, ist jemand, der uns nur die Bibel lehrt."
Dieses junge Paar erkannte genau die Probleme, die unsere engen christlichen Verhaltensnormen hervorrufen. Diese Verhaltensnormen gewhren einer zweiten Autoritt Einla in unsere christliche Gemeinschaft: der Tradition. Die Folge solcher erdachten ueren Normen ist, da ein falsches Bild davon entsteht, was das Glaubensleben in Wirklichkeit ist. Das wiederum stt solche ab, die vielleicht positiv auf das Evangelium reagiert htten.
Unsere Bewertungen, Erwartungen, unsere Ausdrucksweise und unser Verhalten machen zusammen das Bild aus, das wir nach auen hin bieten. Wir mssen sorgfltig darauf achten, da dieses Bild nicht die Botschaft verdunkelt!
12. Wer pat sich wem an?
Sich auf den anderen einstellen
Wenn wir Menschen auerhalb unserer eigenen Kreise erreichen wollen, dann mssen wir es uns zu einem Hauptanliegen machen, die Verstndigungslcke zwischen uns und den Nichtchristen unserer Gesellschaft zu schlieen. In den vorhergehenden Kapiteln haben wir etliche Faktoren untersucht, die notwendig sind, um das zu erreichen. Wir sahen, da die bereinstimmung von Glaube und Leben dazu gehrt, und wir befaten uns damit, wie wir als Christen durch unsere Einordnungen, Erwartungen, Ausdrucksweisen oder Handlungen abstoend auf die Menschen wirken knnen.
Aber damit ist das Problem der zwischen ihnen und uns bestehenden Distanz noch nicht gelst. Es gehrt mehr dazu nmlich die Notwendigkeit, uns denen anzupassen, die wir zu gewinnen suchen. Ohne diese Anpassung entgeht auch der vorbildlichste Lebenswandel der Aufmerksamkeit derer, die es am meisten brauchen. Ohne eine solche Anpassung unsererseits ist es gar nicht mglich, da die Leute uns ber eine gewisse Zeit hinweg beobachten knnen.
Der Apostel Paulus befate sich in 1.Korinther 9 mit diesem Thema der Anpassung. Er schreibt:
Denn wiewohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht, auf da ich ihrer viele gewinne. Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf da ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie einer unter dem Gesetz, wiewohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin, auf da ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden ... auf da ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden ein Schwacher, auf da ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden,
damit ich auf alle Weise etliche rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, auf da ich seiner teilhaftig werde" (1. Kor. 9,19-23).
Damit sagt Paulus, da er sich als Zeuge denjenigen anpassen mu, die das Evangelium noch nicht gehrt haben. Es ist Sache des Zeugen, sich auf die einzustellen, die er zu gewinnen trachtet, und nicht umgekehrt. Paulus verteidigt seine Freiheit, allen Menschen alles zu sein, denn er wute, da diese Freiheit notwendig ist, um eine ausgewogene Haltung zwischen dem in der Welt sein" und dem von ihr abgesondert sein" einzunehmen. Um in der Welt zu sein, mu man die Freiheit besitzen, am Leben der Menschen teilzunehmen, mit denen wir zu tun haben. Abgesondert sein bedeutet, da wir gleichzeitig keinen Kompromi eingehen, was Gottes souverne Herrschaft in unserem Herzen betrifft mit anderen Worten, da wir nicht sndigen.
Allen alles sein" was bedeutet das in der Praxis? Was bedeutete es fr Paulus, wie ein Jude unter Juden zu leben und dann, wenn er unter Heiden war, sich vllig umzustellen und wie einer ohne Gesetz zu leben? Das hie fr ihn, die moralischen Bedenken und Traditionen derjenigen, mit denen er gerade zusammen war, zu respektieren und gengend flexibel zu sein, um seine eigene Kultur hintenan zu stellen.
Fr viele war diese Vorstellung skandals. Aber Paulus war bereit, den Preis fr seine Uberzeugung zu zahlen. Bis zu seinem Tode war er bei Christen wie bei Nichtchristen eine umstrittene Person. Man braucht Reife und Mut, um zu den Heiden zu gehen".
Als ich einmal mit einem Sdamerikaner darber diskutierte, weshalb denn ein bestimmtes Missionsteam in seinem Lande so groe Schwierigkeiten hatte, eine erfolgreiche Arbeit aufzubauen, sagte er zu mir: Ihre Heiligung ist nordamerikanisch. Ich habe den Eindruck, da sie Angst haben, sich an die Kultur anzupassen, weil sie sich mit der Welt beschmutzen knnten. Sie haben Angst, von der heidnischen Lebensweise angesteckt zu werden."
Sich umstellen und verndern zu mssen, ist tatschlich schwer, besonders wenn es um andere Verhaltensweisen geht. Das In-die-Welt-Gehen" macht aber Anpassungen notwendig. Es bedeutet, am Leben anderer teilzunehmen. Und das wiederum heit, da wir so denken und fhlen wie die, welche wir gewinnen wollen, und da wir sie verstehen und ihre Wertmastbe ernstnehmen.
Liier liefert uns die Menschwerdung Jesu das Vorbild. Er verlie seine himmlische Herrlichkeit, er entuerte sich selbst und nahm Knechts-
gestalt an, wurde gleich wie ein anderer Mensch ... er erniedrigte sich selbst" (Phil. 2,7-8). Darum haben wir einen Hohenpriester, der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Snde" (Hebr. 4,15). Er kam in die Welt und fhrte hier ein Leben genau wie wir, doch ohne Snde. Inwieweit knnten wir uns mit Gott identifizieren, wenn Jesus nie Mensch geworden wre?
Paulus folgte dem gleichen Prinzip. Er ging zu den Nichtchristen, um sie zu Gott zu fhren. Aber er wute, da ihr Weg zu Gott nur ber sein Leben fhrte. Er erinnerte die Thessalonicher daran, da sie Zeugen sind, wie heilig und gerecht und unstrflich wir bei euch, die ihr glubig wret, gewesen sind" (lThes 2,10).
So oder so vermittelt das Leben eines Christen, das er unter denen fhrt, die er gewinnen will, eine Vorstellung davon, wie das Leben eines Nichtchristen aussehen wird, wenn er das Evangelium annimmt. Er wird sich je nachdem, was er im Leben eines Christen sieht, fr oder gegen das Christentum entscheiden. Die Entdeckung dieser ernchternden Wahrheit kam auch fr mich ziemlich berraschend.
Ein brasilianischer Freund, Mario, studierte mit mir vier Jahre lang die Bibel, bevor er sich bekehrte. Als Intellektueller hatte Mario fast alle bedeutenden westlichen Denker von Rousseau bis Kafka gelesen und sich seine eigene Weltanschauung zurechtgelegt. Diese war im Grunde genommen marxistisch und hatte Bertrand Russell zum Schutzpatron. Er bettigte sich politisch und war an zahlreichen marxistischen Aktivitten beteiligt. Wieso er es durchhielt, mit mir vier Jahre lang die Bibel zu lesen, und warum ich so lange Geduld mit ihm hatte, kann sich heute keiner von uns beiden mehr erklren. Aber es war tatschlich so.
Da er sich so intensiv mit der Philosophie beschftigte, kamen wir bei unserem Bibelstudium immer wieder auf dieses Thema zu sprechen. Eines Tages Mario war schon einige Jahre bekehrt erinnerten wir uns an diese Zeit. Er fragte mich: Weit du eigentlich, was mich dazu bewogen hat, mich fr Christus zu entscheiden?" Natrlich dachte ich sofort an die vielen Stunden Bibelarbeit, aber ich antwortete: Nein, was?"
Seine Antwort kam fr mich vllig berraschend. Er sagte: Erinnerst du dich daran, wie ich das erste Mal bei dir zu Hause war? Wir wollten irgendwo hingehen, und ich a bei deiner Familie einen Teller Suppe. Whrend ich dabei dich, deine Frau und deine Kinder beobachtete und sah, wie ihr miteinander umgingt, fragte ich mich: Wann werde ich eine solche Beziehung zu meiner Verlobten haben? Als mir bewut wurde, da ich diese Frage nur mit nie" beantworten konnte, stand fr mich fest, da ich Christ werden mute, um berhaupt zu berleben."
Ich konnte mich daran erinnern, da sich die Kinder an jenem Abend nicht besonders gut benommen hatten. Ich wute auch noch, da ich ziemlich frustriert gewesen war, weil ich sie in Marios Gegenwart zurechtgewiesen hatte.
Doch Mario sah, da eine Familie, die Christus kennt, zusammengeschweit wird. Im letzten Vers im Alten Testament steht die Verheiung: Der soll das Herz der Vter bekehren zu den Shnen und das Herz der Shne zu ihren Vtern" (Mal. 3,24).
Unsere Familie ahnte gar nichts von ihrem Einflu auf Mario. Gott arbeitete, ohne da wir etwas davon gemerkt hatten. Die meisten Christen sind sich nicht bewut, welche Vernderungen Gott im Verlaufe des Heiligungsprozesses in uns bewirkt.
Wir neigen dazu, die Schwchen und Unzulnglichkeiten in unserem Leben zu sehen und schrecken schon vor dem Gedanken zurck, Auenstehende so nahe an uns herankommen zu lassen, da sie entdek-ken knnen, wie wir wirklich sind. Selbst wenn diese ngste berechtigt sind, habe ich doch beobachtet, da ein Christ, der aufrichtig seinen Weg mit Gott gehen will, trotz all seiner Fehler etwas von Christus widerspiegelt.
Es gengt also nicht, wenn wir nur gelegentlich einmal in der Welt eines anderen Menschen auftauchen, ihn anpredigen und dann wieder unsere Wege gehen. Irgendwie mu er auch Zugang zu unserem Leben bekommen. Ist das nicht der Fall, sieht er nur einen Teil der Wirklichkeit des Lebens mit Christus. Er knnte gar nicht sehen, wie sich die Gnade Gottes in unserem alltglichen Leben auswirkt.
Aber diese Wechselseitigkeit der Beziehung wird erst dann mglich, wenn wir Christen lernen, allen alles" zu sein und diese Anpassung in einer Weise vornehmen, da auch mit Nichtchristen Freundschaften geknpft und echte Beziehungen aufgebaut werden.
Durch Freundschaft der Botschaft den Weg ebnen
Bei einer Evangelisation, die unser ganzes Leben mit einschliet, ist die Botschaft untrennbar mit dem Botschafter verbunden. Das Image" ist wirklich wichtig, denn wir haben diesen Schatz in irdenen Gefen" (2.Kor. 4,7). Der Nichtchrist wird als erstes darauf reagieren, was er in uns sieht. Deshalb mu sich jeder von uns fragen: Wenn ein Nichtchrist mich sieht, wen sieht er dann? Findet er meinen Lebensstil attraktiv?" Wie Sie sehen, kann diese Art von Evangelisation nicht als eine Aktivi-
tat verstanden werden, fr die man sich bei bestimmten Gelegenheiten besonders einsetzt. Es ist unser ganzes Leben gemeint. Das Leben selbst wird evangelistisch ausgerichtet. Wir lassen Nichtchristen an unserem Leben teilnehmen und treten in ihr Leben ein. In dem Mae, wie die Beziehung wchst, wird auch der Einflu des Evangeliums wachsen. Joe Aldrich drckt es so aus: Evangelisieren bedeutet, da man ein sauberes, attraktives Leben fhrt und auf dieser Basis eine Beziehung zum Nichtchristen aufbaut."1
Der Proze beginnt mit der Entwicklung einer Freundschaft, die gewhnlich einem vorhersehbaren Muster folgt. Damit sich zwischen zwei Menschen eine Freundschaft entwickelt, ergreift meist einer von ihnen die Initiative. Er unternimmt den Versuch, mit dem anderen Men-: sehen ins Gesprch zu kommen. Wenn der andere auf diesen Annherungsversuch eingeht, beginnt sich eine Beziehung zwischen den beiden zu entwickeln. Diese Beziehung wird durch Freundschaftsbeweise vertieft.
Lassen Sie uns nun diese vier Stufen des Aufbaus einer Freundschaft nher betrachten und dabei einige mgliche Aspekte einer jeden Phase auffhren.
Die Initiative ergreifen
Der erste sein, der den anderen begrt.
Freundlich sein.
Sich ber Belangloses miteinander unterhalten.
Sich den Namen der anderen Person merken und sie oft damit anreden.
Echtes Interesse am anderen haben.
Eine Beziehung aufbauen
Eine Beziehung setzt eine Haltung der gegenseitigen Annahme voraus.
Im Herzen denken: Ich akzeptiere dich so, wie du bist."
Mit Interesse dem zuhren, was der andere sagt.
Anerkennung ausdrcken; Komplimente verteilen, wo sie angebracht sind.
Offene Augen haben fr besondere Nte und fr Gelegenheiten zu dienen.
Nach einer Gelegenheit suchen, um den anderen einzuladen, an einer bestimmten Aktivitt teilzunehmen.
Ein Freund sein
Freundschaft kostet einen Preis. Das bedeutet, da man Menschen die erste Prioritt einrumt.
Zuhren; Gedanken und Gefhlen Beachtung schenken.
Den anderen besttigen; zum Ausdruck bringen, was man an ihm schtzt.
Dem Freund gestatten, einem zu dienen und einen Gefallen zu tun.
Ihn so annehmen, wie er ist; nicht versuchen, ihn zu verndern.
Eine Beziehung vertiefen
Den anderen wissen lassen, was man denkt; ihm die Gelegenheit geben, in einen hineinschauen zu drfen.
Seinen Rat suchen.
Persnliche Dinge mit ihm teilen: Geld, Fhigkeiten usw.
Sich Zeit fr ihn nehmen.
Es nicht bertreiben; nicht versuchen, ihn zu beherrschen oder besitzergreifend zu sein.
Ich mchte keineswegs behaupten, da die obenstehende Liste die Voraussetzung dafr ist, jemandem das Evangelium weiterzusagen. Evangelisation kann zu jedem Zeitpunkt geschehen, und oft ist sie auch schon in den Anfngen einer Beziehung wirksam. In den folgenden Kapiteln werden wir sehen, wie sich das in die Praxis umsetzen lt.
Anmerkungen
1 Joseph Aldrich, aus einem Referat mit dem Titel Developing Vision for Disciplemaking
13. Das Zeugnis des Leibes Cnristi
Gegenseitige Ergnzung
Im Abschnitt ber die Verkndigung sprachen wir von der Notwendigkeit des mndlichen Zeugnisses. Im Abschnitt ber die Bekrftigung des Evangeliums sprachen wir vom Zeugnis des Lebens. Es besteht kein Zweifel, da die Gemeinde Jesu beiden Aspekten der Evangelisation ihre Aufmerksamkeit widmen mu. Doch ebenso trifft es zu, da das Bestehen einer Gruppe von Glubigen, die echte Beziehungen untereinander pflegen, schon an sich ein Zeugnis ist. Wir haben gesehen, da sich Gott von Anfang an der Welt vor allem durch ein Volk geoffenbart hat. Das erste Volk war Israel, die Nation, die sich innerhalb weniger Generationen von der Sklaverei zu unvergleichlichem Ansehen entwickelte. Dann rief Gott die Gemeinde ins Leben, indem er eine radose Gruppe von hundertzwanzig Jngern, die sich in einem Saal in Jerusalem hinter verschlossenen Tren zurckgezogen hatten, in ein einzigartiges Volk umwandelte, dessen bloe Existenz der Welt zu denken geben sollte.
Gott hat immer ein Volk dazu benutzt, um seine Stimme in der Welt hrbar zu machen und er wird es auch in Zukunft tun. Diese Tatsache ist von entscheidender Bedeutung fr Theorie und Praxis unseres Zeugnisses.
Was bedeutet das konkret? Zwei Dinge sind zu nennen: Erstens das Zeugnis der Gemeinde; zweitens das Prinzip des Leibes Christi.
Das Zeugnis der Gemeinde
In seinem Buch Die Gemeinde am Ende des 20. Jahrhunderts" schreibt Francis Schaeffer: Die Gemeinde sollte in einer sterbenden Kultur eine von Liebe geprgte Gemeinde sein. Nach welchen Kriterien wird uns also die sterbende Kultur beurteilen? Jesus sagte: ,Daran wird die Welt
erkennen, da ihr meine Jnger seid, so ihr Liebe untereinander habt' Qoh. 13,25). In einer sterbenden Kultur gibt Jesus der Welt das Recht zu beurteilen, ob du und ich wiedergeborene Christen sind, und zwar je nachdem, ob unsere Liebe zu allen Glubigen erkennbar ist oder nicht."1 Jesus betete: Auf da sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; da auch sie eins seien, damit die Welt glaubt, du habest mich gesandt" (foh. 17,21). Als Kommentar zu diesem Vers schreibt Schaeffer: Hier sagt Jesus ... wir knnen von der Welt nicht erwarten, da sie glaubt, da der Vater den Sohn gesandt hat da sie glaubt, da Jesu Behauptungen stimmen und da das Christentum auf Wahrheit beruht, wenn die Welt nicht etwas von einer echten Einheit wahrer Christen sehen kann."2
Der Christ, der ohne die anderen versucht, Verlorene zu gewinnen, beraubt sich einer entscheidenden Kraftquelle. Selbst wenn in seinem Leben die Frucht des Geistes unbersehbar vorhanden ist, werden solche, die er zu gewinnen sucht, nicht die ganze Kraft seines Zeugnisses erleben, eben weil er allein ist. Es ist nicht schwer, eine einzelne Person abzutun oder sie mit der Bemerkung zu bergehen: Er hat eine ungewhnliche Vergangenheit" oder Er ist ein komischer Kauz". Aber wenn sich der Nichtchrist einer ganzen Gruppe von Christen gegenbersieht, dann wird der gemeinsame Nenner der Heilige Geist bald fr jedermann sichtbar sein. Dann ist ihr Zeugnis unwiderlegbar.
Manchmal lt es sich nicht vermeiden, da man alleine arbeitet. Zum Beispiel liegt es im Wesen der Arbeit eines Apostels, da er in Orte oder zu Menschen geht, wo noch keine christliche Gemeinde existiert. Paulus sagte: Dabei aber habe ich sonderlich meine Ehre darein gesetzt, das Evangelium zu predigen, wo Christi Name nicht bekannt war, auf da ich nicht auf einen fremden Grund baute" (Rom. 15,20). Diese apostolische oder missionarische Aufgabe ist immer noch ein wesentliches Element der Gemeinde, weil die Welt noch voller Vlker und Subkulturen ist, die keine christliche Grundlage haben. Ich selber habe einen groen Teil meines Lebens in einer solchen Subkultur verbracht.
Es ist auerordentlich mhsam, ganz bei Null anzufangen. Die ersten Kontakte kommen gewhnlich sehr schwer zustande. Aber mit der Zeit findet man hier und da verstreut in der Stadt einzelne Menschen. Diese kennen sich jedoch nicht untereinander und haben auch keinen Sinn fr Gemeinschaft. Doch nach einiger Zeit wollen sie gerne, da ihre Freunde und Verwandten auch Christus kennenlernen. Oft ist dieser Wunsch sogar schon vorhanden, wenn sie sich gerade erst bekehrt haben. Ich frage mich, ob Gott es dem Neubekehrten nicht geradezu ins Herz gibt,
damit er sich seiner Abhngigkeit von anderen Christen bewut wird. Wenn jemand, der noch jung im Glauben ist, anfngt, mit anderen ber das Evangelium zu reden, dann wird er merken, da er lernen mu, wirksamer zu evangelisieren. Gerade weil er sich dieser Notwendigkeit bewut ist, treibt es ihn zu anderen Christen hin und wird in ihm das Bedrfnis wach, Beziehungen zu reiferen Christen aufzunehmen.
Das war eine weitere Einsicht, die mir meine langjhrige Erfahrung vermittelt hat. Erst spter habe ich ihren biblischen Ursprung erkannt.
Vor einigen Jahren arbeiteten ein Mitarbeiter und ich mit einer Gruppe Neubekehrter, die gerne lernen wollten, wie man Freunden das Evangelium weitersagt. Leider besaen sie dazu nicht das geistliche Rstzeug. Bevor wir sie kennenlernten, hatten die meisten von ihnen nie eine Bibel zur Hand genommen. Wie konnten wir ihnen helfen, ihre Freunde im Sinne des Evangeliums zu beeinflussen?
Oft bernimmt in einer solchen Situation der Missionar selber die Aufgabe und spricht mit den Freunden der Neubekehrten. Aber auf diese Weise geht im allgemeinen eine Gelegenheit verloren, weil der Neubekehrte daraus rasch den Schlu zieht, da das Evangelisieren nur etwas fr vollzeitliche Mitarbeiter ist. Wenn der Missionar selber den Besuchsdienst bernimmt, begibt sich der Frischbekehrte auf die Zuschauerrnge, wo er oft fr den Rest seines Glaubenslebens sitzenbleibt.
Das galt es unbedingt zu vermeiden! Aber wie sollten wir eine Gruppe junger Christen anleiten, die so wenig vom wirksamen Evangelisieren wissen?
Auf der Suche nach einer Antwort kamen wir auf die Idee, eine offene Bibelstudiengruppe" wie wir es nannten anzufangen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von sechs wchentlichen oder vierzehntgigen Bibelabenden, die auf Nichtchristen abgestimmt sind. Sie werden in einem neutralen und persnlichen Rahmen durchgefhrt, meistens bei jemand zu Hause. Kaffee und verhaltene brasilianische Musik unterstreichen die entspannte Atmosphre, die an diesen Abenden herrscht. Es wird eine kurze, herausfordernde Ansprache ber ein bestimmtes biblisches Thema gehalten, wie zum Beispiel Wer ist Jesus Christus?" oder Was ist der Mensch?". Es schliet sich eine Diskussion an, an der sich jeder beteiligen kann und wo jede Frage erlaubt ist. Damit das Gesprch lebendig bleibt, achten wir darauf, da sich die Gruppe zur Hlfte aus Nichtchristen und zur Hlfte aus Christen zusammensetzt.
Damit ein Neubekehrter bei diesen Bibelkreisen etwas lernt, nimmt ihn ein erfahrener Christ unter seine Fittiche und hilft ihm bei der Gesprchsleitung. Die Christen unter den Teilnehmern weisen wir an, mg-
liehst alle Patentantworten zu vermeiden, die die Glubigen oft so schnell zur Hand haben.
Diese offenen Bibelabende waren ein voller Erfolg, und zwar in einem Mae, da Osvaldo eines Tages zu mir kam und sagte: Ich habe mich entschlossen, keinen meiner Freunde mehr zu diesen Hauskreisen mitzubringen. Jeder, der kommt, bekehrt sich schlielich. Ich habe das Gefhl, da diese Bibelstudien fr mich zu einer Krcke werden. Ich komme einfach aus der bung, wie ich selber jemandem das Evangelium weitersagen kann."
Ich wute nicht, welche Antwort ich Osvaldo darauf geben sollte. Aber ich beobachtete aufmerksam, was an den Abenden vor sich ging. Worauf war ihr Erfolg zurckzufhren? Am Inhalt konnte es nicht liegen, denn die Kurzansprachen waren ziemlich schwach. Auch an den Gesprchen, die sich jeweils anschlssen, lag es nicht. Mein Mitarbeiter und ich hatten beschlossen, uns die meiste Zeit zurckzuhalten und zu schweigen. Oft muten wir mit ansehen, wie die Nichtchristen unsere Zglinge ziemlich auseinandernahmen". Trotzdem hrte ich die Gste wiederholt sagen: Ich habe noch nie solche Leute gesehen. Sie sind ganz anders als die, mit denen ich bis jetzt zusammengewesen bin." Nach einiger Zeit fand ich das Erfolgsgeheimnis heraus. Die Nichtchristen reagierten nicht in erster Linie auf das, was sie gehrt hatten, sondern auf das, was sie gesehen hatten. Sie hatten nie zuvor Christen in einer Gruppe erlebt.
Dann fielen mir noch andere Dinge auf. Woher hatte Osvaldo die Idee, da er in der Lage sein sollte, im Alleingang seinen Freunden das Evangelium weiterzusagen? Offensichtlich hatte er diese Idee von mir. Und woher hatte ich sie?
Es war nie Gottes Absicht, da ein einzelner evangelisieren soll. Die Bibel sieht vor, da das Zeugnis des einzelnen in den Rahmen einer gemeinsamen Aktion eingebettet sein soll. Das Zeugnis einer Gruppe von Christen sagt den Menschen: Schaut auf uns alle. Genauso knnt ihr eines Tages werden. Es gibt Hoffnung." Man kann immer Grnde finden, das Zeugnis eines einzelnen abzuwerten, aber ist unmglich, das Zeugnis einer ganzen Gruppe zu widerlegen. Der Apostel Johannes schreibt dazu: Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist vllig in uns" (l.Joh. 4,12).
Das Prinzip des Leibes Christi
Evangelisieren kann zwei verschiedene Formen annehmen: einerseits die Form von Groveranstaltungen und andererseits die Form des persnlichen Zeugnisses. Beides ist gut, aber unzureichend, denn es passiert nur ein Bruchteil dessen, was eigentlich geschehen knnte. Bei beiden Evan-gelisationsmethoden knnen die meisten Christen nicht mitmachen. Verkndigung im groen Stil kann leicht dazu fhren, da der einzelne Christ seine Verantwortung, ein wirksamer Zeuge zu werden, nicht mehr walirnimmt. Und in der persnlichen Evangelisation von Mensch zu Mensch ist der Christ gewhnlich sich selbst berlassen. Hinzu kommt, da sich viele Christen nicht dazu in der Lage fhlen, ihren Glauben persnlich zu bezeugen.
Beim Versuch, die Verlorenen zu erreichen, gehen wir oft folgendermaen vor: Wir vermitteln das ntige geistliche Rstzeug, wir starten eine kurzfristige, evangelistische Aktion, ermahnen zum Zeugnisgeben und lassen dann viele Christen zurck, die ein schlechtes Gewissen haben. Gibt es denn keinen Weg, um auch den normalen Glubigen die Mglichkeit zu geben, aktiv beim Evangelisieren mitzumachen, und zwar in einer realistischeren Art und Weise und auf lange Sicht?
Die eine berragende Wahrheit im Neuen Testament in bezug auf die christliche Gemeinde ist die Tatsache, da sie als Leib dargestellt wird, als ein lebendiger Organismus, dessen Glieder in stndiger Abhngigkeit voneinander leben mssen (vgl. l.Kor. 12; Eph. 4 und Rom. 12). Wenn es einen Bereich gibt, wo diese Wahrheit Anwendung finden mu, dann ist das bei der Evangelisation der Fall.
Es ist viel darber geschrieben und gelehrt worden, wie man seine geistlichen Gaben entdeckt und ausbt. Dabei ist die Frage: Welche Gabe habe ich?" gar nicht leicht zu beantworten. Auf welcher Grundlage basiert unsere Antwort? Es wre wohl besser zu fragen: Was kann ich tun ?" Diese Frage kann jeder beantworten. Wenn wir das tun, was wir tun knnen, werden wir auch die Frage nach unseren Gaben beantworten knnen. Wenn wir anfangen zu handeln, werden wir auch unsere Gaben entdecken!
Wie oft hat man Ihnen schon gesagt: Evangelisieren ist nicht meine Gabe"? Von der Methode her gesehen besitzt niemand die Gabe des Evangelisierens. Es gibt jedoch Menschen, die bestimmte Gaben haben und die es ihnen leichter machen, mit Erfolg zu evangelisieren. In 1.Korinther 12,4-6 werden verschiedene Arten von Diensten und verschiedene Arten von Gaben beschrieben.
Wenn wir das Evangelisieren als gemeinsamen Dienst einer Gruppe verstehen, werden wir bald die Festellung machen, da praktisch jede Geistesgabe, die den Leib auferbaut, auch bei der Evangelisation der Verlorenen ihren Platz hat. Aus diesem Grund knnen wir das Seelengewinnen nicht von der Auferbauung des Leibes trennen. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Evangelisation als Funktion des Leibes geschieht, wenn sich einige Christen zusammentun und ihre Fhigkeiten und Mglichkeiten vereinen, um mit der Botschaft die Welt zu erreichen. Auf diese Weise kann jede vorhandene Gabe gut eingesetzt werden. Alles, was Sie von Natur aus habenGastfreundschaft, Organisationstalent, Geselligkeit, Gebet, Kochen, Bibelkenntnis, Lehrbegabung alles, was Sie tun knnen, kann beim Evangelisieren gebraucht werden. Ihre Gaben Ihre Fhigkeiten, Strken und Interessen knnen den Leib Christ auferbauen und auch Brcken der Verstndigung zu Nichtchri-sten schlagen. Fangen Sie mit dem an, was Sie haben. Wenn Sie voranschreiten, werden Sie Fhigkeiten entwickeln, die Sie vorher nicht besaen.
Vor einigen Jahren haben fnf Ingenieure zur gleichen Zeit ihr Examen an der Universitt Curitiba in Brasilien abgelegt. Sie waren alles junge Christen von unterschiedlicher geistlicher Reife. Gemeinsam beschlossen sie, nach Sao Paulo zu gehen, um sich dort fr das Reich Gottes einzusetzen.
Sao Paulo ist eine Grostadt mit vierzehn Millionen Einwohnern. Christen gibt es nur wenige dort. Die Stadt gehrt zu den rmsten auf der Erde. Zu dem Zeitpunkt, als sie sich dort eine gemeinsame Wohnung suchten, hatte keiner der fnf eine Arbeit gefunden. Sie legten ihr Geld zusammen. Es ging ihnen bald aus. Schlielich, als sie buchstblich hungerten, bekam einer von ihnen eine Stelle. Er war der jngste Christ unter ihnen. Sechs Wochen vergingen. Die fnf muten von seinem Gehalt leben. Es dauerte elf Monate, bis der letzte von ihnen, Evilasio, eine Stelle fand. Von allen war er am weitesten im Glauben. Er war auch der Initiant des gewagten Unternehmens gewesen.
Keiner dieser Mnner hatte viel Ahnung vom Evangelisieren. Keiner hatte Leitungserfahrung oder eine spezielle Lehrbegabung. Aber wenn sie so hatten sie gelernt das Wenige, das sie hatten und konnten, zusammentaten, sollte es gengen. Sie sten unter ihren Bekannten und Arbeitskollegen den guten Samen des Evangeliums, und als Folge davon entstand eine neue Gruppe von Glubigen.
Epheser 4,11-12 zeigt deutlich, da die Aufgabe der Leiter (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) darin bestand, Gottes Volk
zum Dienst zuzursten. Es ist wichtig zu verstehen, da jeder glubige Christ die Verantwortung hat zu dienen. Es darf keine Zuschauer geben, denn jede Gabe ist wichtig, wenn sie zusammen mit den anderen Gaben genutzt wird. Dann knnen Dinge geschehen, die sonst unmglich waren. Das Evangelisieren ist nicht auf diejenigen beschrnkt, die sich auf die Verkndigung des Evangeliums spezialisiert haben. Gemeinsam vermgen wir Dinge zu vollbringen, auf die wir niemals hoffen knnten, wenn wir allein arbeiten wrden.
Vielleicht die einfachste und am besten zu praktizierende Anwendung des Gesagten ist der Hauskreis mit den Nachbarn. Was braucht man dazu? Man sollte ein aufmerksamer und rcksichtsvoller Nachbar sein. Wir mssen unsere Huser ffnen, Leute einladen und ihre Interessen und Nte kennen. Wir mssen bereit sein, ein Bibelgesprch zu leiten. Jemand mu sich fr die Gruppe verantwortlich fhlen, um sie zusammenzuhalten und in Gang zu halten. Wenn die Gruppe zu gro wird, mu jemand da sein, der erkennt, da es Zeit fr eine Teilung und den Beginn eines neuen Hauskreises ist. Das ist alles, was ntig ist! Stellen Sie sich einmal vor, was geschehen wrde, wenn wir alle uns in einer solchen Arbeit einsetzen wrden!
Was wir gerade beschrieben haben, kommt jener Evangelisationsform nahe, die die Gemeinde Jesu whrend der ersten drei Jahrhunderte ihrer Geschichte zur Verfgung hatte. Den verfolgten Christen war die Mglichkeit verwehrt, in der ffentlichkeit zu wirken. Es gab keine Gotteshuser. Sie waren auf Privathuser und hnliches angewiesen (s. Rom. 15-16). Ich frage mich, ob die Gemeinde des Herrn nicht etwas Entscheidendes von ihrem Wesen verloren hat, als wir sie aus unseren Wohnstuben und Geschften herausnahmen und anfingen, sie in speziell dafr konstruierten Gebuden unterzubringen. Nun war es vorbei mit der stndigen Nachfrage nach verantwortlichen Leitern, die solch ein Netzwerk von Hauszellen hervorbrachte. Mit der zunehmenden Einrichtung von geistlichen mtern wurde der Durchschnittschrist vom Druck der Verantwortung enthoben. Doch wir brauchen diesen Druck. Die Gemeinde Jesu soll nicht eine uneinnehmbare Festung sein, sondern einer Guerillabewegung gleichen.
Schlufolgerung
Ein jeder von uns ist vor Gott dafr verantwortlich, wie er seine Fhigkeiten und Krfte nutzt, um Verlorene fr Jesus zu gewinnen. Das bedeutet aber nicht, da Evangelisation Sache des einzelnen ist. Sie ist in erster
Linie eine gemeinsame Aufgabe. Die wenigsten von uns knnen unseren Teil zu diesem Dienst beitragen, wenn wir uns nicht mit anderen zusammentun und unsere Krfte und Mglichkeiten mit Gleichgesinnten zu teilen. Auf diese Weise knnen wir das gemeinsame Ziel verwirklichen, nmlich als eine Gemeinschaft von Glubigen Zeugnis abzulegen, indem wir aktiv am Leben etlicher nichtchristlicher Freunde teilnehmen.
Anmerkungen
Zitat: Francis Schaeffer, The Church at the End of the Twentieth Century" (Downors Grove, Illinois, Inter-Varsity Press, 1970), S. 136-137.
Schaeffer, ebenda, S. 138-139
14. Drei gleichzeitige
Leben, Gemeinschaft und gesprochenes Zeugnis
In Zusammenhang mit der Bekrftigung des Evangeliums durch das gelebte Zeugnis haben wir drei Dinge besonders hervorgehoben:
Das Zeugnis unseres Lebens
Dazu ist die bereinstimmung zwischen Leben und Glauben ntig. Gemeint ist damit nicht ein fehlerloses Leben, sondern ein Leben, in welchem die Gnade Gottes sichtbare Vernderungen schafft. Das Evangelium gewinnt praktische Gestalt in uns, und auf diese Weise knnen wir in unseren Beziehungen einen heilsamen, aufbauenden Einflu ausben.
Das Zeugnis der Gemeinschaft
Wir haben bereits darber gesprochen, welche Auswirkungen das gemeinsame Zeugnis einer Gruppe von Christen auf Nichtchristen haben kann. Allein die einfache Tatsache, da es eine solche Gruppe von Menschen mit ihrer einzigartigen Liebe zueinander gibt, ist schon an sich eine eindrucksvolle Verkndigung an die Welt. Sie zeugt von der Realitt der Botschaft: da wir wirklich andere Menschen geworden sind, da Jesus wirklich vom Vater in die Welt gesandt wurde und da es fr einen jeden Menschen Hoffnung gibt.
Aber wenn wir erwarten, da unser Zeugnis Gehr und Beachtung findet, mssen wir als Glieder des Leibes Christi in der Welt und zum Segen der Welt leben. Das ist das Zeugnis der Gemeinde.
Das gesprochene Zeugnis
Wenn sich unser Zeugnis nur auf die beiden ersten Arten beschrnkt, ist es allerdings unvollstndig. Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehrt haben? Wie sollen sie aber hren ohne Prediger?... Wie lieblich sind die Fe derer, die gute Botschaft verkndigen" (Rom. 10,14-15).
Was Menschen sehen, mu mit Worten erklrt werden, damit es zu einer Verstndigung kommt. Wie kann ich verstehen, wenn mich niemand anleitet?" fragte der Kmmerer aus thiopien den Philippus (Apg. 8,31). Wir mssen von unserem Glauben auch sprechen.
Drei gleichzeitige Vorgnge
Es knnte jetzt leicht der Eindruck entstehen, da ich meine, diese Dinge sollten nacheinander geschehen da man fr den Aufbau einer persnlichen Freundschaft eine bestimmte Zeit einsetzen, spter diese Person mit unseren glubigen Freunden zusammenbringen und dann schlielich mit ihm ber den Glauben reden mte. Wenn dieser Eindruck bei Ihnen entstanden ist, wrde er Sie auf eine falsche Fhrte fhren: in die Unwirksamkeit.
Wir drfen erwarten, da Gott uns auf alle drei Arten gleichzeitig brauchen wird. Darum sollten wir alle drei Einflumglichkeiten unser Leben, die Gruppe, zu der wir gehren, und unser gesprochenes Zeugnis so lange benutzen, bis der Angesprochene Christus begegnet und anfngt, als Jnger zu leben.
Jeder dieser drei Vorgnge ist fr sich genommen unvollstndig. Die Schwchen eines stummen Zeugen liegen auf der Hand. Aber auch ein nur gesprochenes Zeugnis weist ernstliche Mngel auf. Es wirkt unpersnlich, auch wenn wir mit einzelnen persnlich sprechen. Paulus schreibt in l.Thessalonicher 2,8: So hatten wir Herzenslust an euch und waren willig, euch mitzuteilen nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser Leben, darum da wir euch liebgewonnen hatten."
Die drei Einflsse wirken zusammen. Womit wir zuerst anfangen, hngt von der jeweiligen Situation ab. Ich habe zwar die Erfahrung gemacht, da ich schon ziemlich am Anfang einer Beziehung von meinem Glauben reden mu. Je lnger ich damit warte, desto schwieriger wird es. Im Verlaufe einer Freundschaft bilden sich Verhaltensmuster heraus, die sich spter nur schwer durchbrechen lassen. Wir brauchen am Anfang nicht besonders viel zu sagen; oft gengt es, einfach Farbe zu bekennen".
Wenn das gesprochene Zeugnis zuerst kommt, mssen die anderen beiden Einflumglichkeiten so schnell wie mglich folgen.
Larry war ein skularisierter Existentialist, der am Rande der Gesellschaft lebte. Wir waren gerade in eine andere Stadt umgezogen. Dort lernte ich ihn auf einer Party kennen.
Wir unterhielten uns, und im Verlaufe unseres Gesprchs erklrte ich ihm, ich wre neu in der Stadt und wrde kaum jemanden kennen. Ich erzhlte, da ich sonst mit Freunden zusammen die Bibel zu studieren pflegte, aber am neuen Wohnort noch keine Interessenten gefunden htte. Da ich das jetzt vermissen wrde, knnte er mir doch eigentlich dabei Gesellschaft leisten. Er antwortete, da er zwar nicht an Gott glaube und nichts von der Bibel wte; aber wenn er mir damit helfen knne, wrde er gern einmal kommen und es versuchen. Ich mochte ihn als Mensch und sagte ihm das auch. Und so vereinbarten wir ein Treffen.
Als wir mit dem Bibelstudium begannen, waren wir uns noch fremd. Doch bald entwickelte sich zwischen uns eine enge, ungezwungene Freundschaft. Wir spielten miteinander Tennis, liefen Ski und aen gelegentlich zusammen. Unterdessen fand ich noch andere Bekannte und Freunde und lud sie zu unseren Zusammenknften ein.
Larry hatten Schwierigkeiten mit dem Inhalt und den Ansprchen des Evangeliums. Er hatte vor allem verstandesmige Probleme, aber auch die blichen Kmpfe mit dem Willen. Wenn diese inneren Kmpfe beginnen, ist das Element der Liebe in einer Beziehung zu einem Nichtchristen von entscheidender Bedeutung. Die natrliche Reaktion des Nichtchristen zu diesem Zeitpunkt ist die Flucht vor der Botschaft irgendwo hingehen, nur nicht mehr in die Nhe der Bibel! Aber Liebe freinander und Freundschaften in einem kleinen Kreis sorgen dafr, da der Nicht-christ sein Interesse am Glauben nicht verliert. Der Heilige Geist benutzt diese Einflsse, um den Nichtchristen immer wieder mit der Schrift zu konfrontieren.
Das war auch bei Larry der Fall. Diese drei Einflsse das Zeugnis des Lebens, die Gemeinschaft und das gesprochene Zeugnis haben offensichtlich zusammen bewirkt, da er schlielich doch Christ wurde. In seinem Fall erfolgte der erste Kontakt durch ein gesprochenes Zeugnis.
Im folgenden und abschlieenden Teil dieses Buches wollen wir uns mit den praktischen Aspekten der Evangelisation und seiner Bekrftigung durch das gelebte Zeugnis beschftigen.
Teil IV
Praktische Anleitung einem evangelistiscn Lebensstil
Einleitung
Geisteshaltung vor Methoden
Im Zusammenhang mit der Evangelisation wird vor allem diese eine Frage gestellt: Wie erweckt man das Interesse fr das Evangelium? Wie knnen wir unter den Menschen, die die Mehrheit unserer Gesellschaft ausmachen, evangelisieren? Das Thema Religion gehrt nicht zu jenen Dingen, fr die sich skularisierte Menschen am strksten interessieren. Die Frage, wie man bei uninteressierten Menschen Interesse weckt, ist darum die vordringlichste Frage fr die Evangelisationsarbeit!
Wenn wir uns dann tatschlich im Leben unserer nichtchristlichen Freunde engagieren, tauchen schnell unzhlige Fragen ber das Wie auf. Wir entdecken, da Methoden und Anleitungen, die einmal wirksam waren, heute nicht mehr richtig sein mssen. Es werden also stndig neue Methoden und Wege gebraucht, die der vernderten Mentalitt der Gesellschaft angepat sind.
Es ist entscheidend wichtig, die richtigen Methoden zu haben, denn sie dienen uns als Werkzeug. Allerdings wre es irrefhrend, den Eindruck zu erwecken, da Erfolg und Frucht nur von der richtigen Taktik abhnge. Es gibt zwei andere Faktoren, die noch viel wichtiger sind:
Wir mssen unsere bestehenden Auffassungen ndern.
Wir mssen ganz von geistlichen Krften abhngig sein und nicht von bestimmten Methoden.
Unsere bestehenden Auffassungen ndern
Gesellschaftliche Umwlzungen bewirken tiefgreifende Vernderungen von Weltanschauungen und Wertmastben. Deshalb mssen wir lernen, da, wo wir wohnen, den kulturellen Gegebenheiten Rechnung zu
tragen! Ob wir den Kontakt zu den Menschen finden, zu denen wir gehen, hngt davon ab, ob wir sie verstehen. Dieses Verstehen kommt dann zustande, wenn wir uns in die Lage versetzen, um das Leben aus ihrer Sicht zu sehen. Das verstehe ich darunter, wenn ich sage, da wir unsere bestehenden Auffassungen ndern mssen. Es bedeutet, da wir uns einer wirklichen Vernderung des eigenen Denkens unterziehen. Das fhrt uns dazu, da wir die Wertmastbe des anderen verstehen und uns in ihn einfhlen. Diese kulturbedingte Einsicht wird zu jener Ausgangslage, von der aus wir die Brcke berschreiten knnen, die die Distanz zwischen ihnen und Jesus Christus berspannt.
Uns auf geistliche Krfte verlassen
Das gefhrlichste an Methoden ist wohl, da wir anfangen, uns auf sie zu verlassen, wenn sie sich als wirkungsvoll erwiesen haben. Wir experimentieren mit etwas, und weil es gelingt, machen wir es noch einmal so. Und wieder funktioniert es. Wenn wir dann Erfolg damit haben, beginnen wir zu glauben, da bleibender Erfolg nur davon abhngt, diese Aktivitt immer weiter fortzufhren. Wir glauben, da wir unsere Ziele erreichen werden, wenn wir diese Aktivitt nur lange und bestndig genug wiederholen. Doch wenn wir unser Vertrauen auf solche erfolgversprechenden Methoden setzen, verlassen wir uns auch auf fleischliche Waffen.
Unsere wichtigsten geistlichen Krfte sind jedoch der Geist Gottes und das Wort Gottes. Jeder echte Fortschritt, jeder echte geistliche Sieg wird durch diese beiden Krfte erlangt.
Die Verwandlung vom Saulus zum Paulus
Die Erfahrung des Apostels Paulus, der seine Vergangenheit hinter sich lie, um der erste Heidenapostel zu werden, ist ein gutes Beispiel dafr, wie man von geistlichen Krften abhngig ist. Paulus mute sich einer tiefgreifenden Umwandlung seiner Gesinnung unterziehen, alles Vertrauen auf sich selbst aufgeben und sich statt dessen auf den Geist Gottes und das Wort Gottes verlassen.
Paulus begann seinen Verkndigungsdienst sofort nach seiner Bekehrung. Er brachte alle Voraussetzungen fr den Erfolg mit. hiimerhin war er ja ein Phariser hohen Ranges und von Gamaliel ausgebildet. Wenn einer wirklich in der Lage war, eine gute Evangelisationsarbeit unter den
Juden zu tun, dann war es Paulus. In Damaskus, wo er sich bekehrt hatte, begann er unverzglich damit, seine beeindruckenden Fhigkeiten innerhalb der jdischen Gemeinde einzusetzen. Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die zu Damaskus wohnten, und bewies, da dieser ist der Christus" (Apg. 9,22).
Paulus schien jedes Streitgesprch zu gewinnen. Doch anstatt seine Zuhrer zum Glauben zu inspirieren, rief er nur Ha bei ihnen hervor. Sie wollten ihn tten! Er entkam in einem Korb aus Damaskus.
Auch in Jerusalem erwies sich Paulus als unschlagbarer Debattierer, aber mit einem hnlichen Resultat: Da das die Brder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Csarea und schickten ihn weiter nach Tarsus" (Apg. 9,30-31). Vielleicht gab es einen Zusammenhang zwischen dem Weggang des Paulus und dem nachfolgenden Frieden fr die Gemeinde!
Als Paulus nach Tarsus aufbrach, htte er vielleicht seine Erfahrungen in Damaskus und Jerusalem als ein doppeltes Versagen ansehen knnen. Aber seiner Meinung nach gehrte dieses Versagen zu den wichtigsten Erfahrungen seines ausgefllten Lebens (2. Kor. 11,30-33). Unser Versagen ist gewhnlich ein sehr wirksamer Lehrer, besonders wenn wir es unter der Fhrung Gottes erleben.
In den darauffolgenden Jahren, die Paulus mit Gott, der Heiligen Schrift und seinen eigenen Gedanken allein verbrachte, erlebte er eine Umwandlung. Als er zurckkehrte, war er ein vernderter Mensch, der anscheinend vllig anders an die Evangelisation heranging. Unter Verzicht auf alle fleischlichen Mittel war der verwandelte Apostel entschlossen, seinen Dienst ausschlielich mit geistlichen "Waffen zu verrichten (s. 2. Kor. 10,3-4).
Paulus beschreibt, wie er das Evangelium nach seiner Vernderung verkndigte: Da ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit... Denn ich hielt nicht dafr, da ich etwas wte unter euch als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten ... Mein Wort und meine Predigt geschah nicht mit bermenschlicher Weisheit... auf da euer Glaube nicht bestehe auf Menschenweisheit" (1. Kor. 2,1-5).
Worin bestanden nach Auffassung von Paulus die fleischlichen Waffen? In Redegewandtheit, auerordentlichem Wissen sowie klugen und berzeugenden Worten! Obwohl er diese drei Qualitten, die er von Natur und Bildung aus mitbrachte und in seinem Dienst htte einsetzen knnen, entschied er sich bewut fr einen Verzicht auf diese fleischlichen Waffen.
Anscheinend hatte Gott in der Zeit, als Paulus mit seinen Gedanken alleine war, ihm die Tatsache wichtig machen knnen, da die Weisheit,
die er besa, und das hohe Ansehen, das er geno, nicht das waren, was die Menschen von ihm brauchten. Wahrscheinlich htte er sich sicherer gefhlt, wenn er weiterhin mit seinen natrlichen Strken und Fhigkeiten htte wirken knnen. Aber er legte sie alle beiseite und kam statt dessen mit Furcht und Zittern auf die Bedrfnisebene der Zuhrer.
Die besten Methoden sind Ihre eigenen
Es liegt im Wesen von Methoden, da sie ihre Beschrnkungen haben. Eine Methode wird normalerweise in dem Versuch geboren, ein bestimmtes Bedrfnis an einem bestimmten Ort unter Bercksichtigung bestimmter Umstnde zu stillen. Das macht dann die Runde, und andere beginnen, ebenfalls die erprobte Methode anzuwenden. Aber wenn sie in anderen Situationen benutzt wird, ist ihre Wirksamkeit nur dann gewhrleistet, wenn die beiden Umgebungen, in denen sie zur Anwendung kommt, absolut gleich sind. Aus diesem Grund ist es nicht meine Absicht, auf den folgenden Seiten eine bestimmte Methode" anzupreisen. Es ist vielmehr mein Ziel, allgemeine Prinzipien und Beispiele anzubieten, welche dazu anregen sollen, neue Ideen zu entwickeln. Kreativitt ist die Fhigkeit, neue Kombinationsmglichkeiten bei Dingen zu entdecken, mit denen man schon vertraut ist.
Sie werden Methoden bentigen. Wenn Sie Methoden aus den folgenden Seiten bernehmen, dann achten Sie darauf, da sie Ihrer eigenen speziellen Situation angepat sind. Das Resultat wird dann auch den rtlichen Bedrfnissen entsprechen.
15. Evangelisieren ist Team-Arbeit
Gegenseitige Ergnzung durch verschiedene Gaben
Sie wollen sich in der Evangelisationsarbeit einsetzen. Sie wrden in diesem Augenblick wohl kaum diese Seite dieses Buches lesen, wenn es nicht so wre. Nehmen wir einmal an, da Sie motiviert genug sind, um Ihre Absicht in die Tat umzusetzen. Was sollte Ihr erster Schritt sein? Ich wrde vorschlagen, da Sie sich zunchst wenigstens einen Gleichgesinnten suchen, jemand, der Ihren Wunsch teilt. Dann sollten Sie sich auf eine echte Zusammenarbeit einigen.
berrascht Sie das? Vielleicht, aber eigentlich sollte es nicht, weil wir nicht dazu geschaffen wurden, alles alleine zu machen. Mehr als einmal sandte Jesus seine Jnger zu zweit aus. Der Apostel Paulus, ohne Zweifel einer der befhigsten Christen in der Geschichte, arbeitete fast immer mit einem Team. Er war sehr whlerisch bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Von denen, die mit Paulus zusammen Missionsreisen unternahmen, wurden bestimmte Qualitten gefordert. Markus gengte diesen Anforderungen nicht. Das fhrte dazu, da sich Paulus und Barnabas trennten, weil Paulus sich weigerte, Markus in seinem Team zu behalten (Apg. 15,36-41).
Fhigkeiten und Krfte vereinigen
Es gibt verschiedene Grnde, weshalb Teamarbeit wichtig ist. Der erste Grund ist, da keiner von uns alle Gaben besitzt. Alleine steht uns nur ein begrenztes Ma an Fhigkeiten und Zeit zur Verfgung. Denken Sie einmal einen Moment nach und ziehen Sie Bilanz. Wo liegen Ihre Strken? Welche Fhigkeiten haben Sie? Wieviel Zeit steht Ihnen in der Woche zur Verfgung, um sie anderen Menschen zu widmen? Welche Schwchen, welche ngste haben Sie?
Wenn Sie so sind wie die meisten von uns, werden Sie die Antworten auf diese Fragen wahrscheinlich entmutigen. Sie werden versucht sein, den Gedanken aufzugeben, je eine bedeutsame Rolle bei der Evangelisation spielen zu knnen, bevor Sie berhaupt angefangen haben. Vielleicht kommen Sie auch nie ber das Stadium des Wnschens hinaus. Sie werden jedoch wahrscheinlich genug von der Bibel kennen, um zu wissen, da sie uns nicht die Wahl lt, einfach nichts zu tun. Bibelstellen wie Epheser 4,11-16 machen deutlich, da es keine Zuschauer geben kann, die blo dasitzen und zusehen, wie andere die Arbeit tun. Gottes Volk soll fr das Werk des Dienstes" zugerstet sein. Der Leib Christi wird nur in dem Mae wachsen, wie jedes Glied seinen Teil dazu tut". Jeder Christ soll ein Mitarbeiter sein und sich entsprechend seiner geistlichen Reife und seiner Gaben einsetzen, um mitzuhelfen, da Verlorene gerettet und Gerettete in ihrem Glauben aufgebaut werden. So oder so befinden wir uns also in einer Spannung! Bei der Einschtzung unserer persnlichen Fhigkeiten werden die meisten von uns wohl zu dem Schlu kommen, da wir nicht das ntige Rstzeug besitzen, um die Evangeliumsbotschaft in unsere Umwelt hineinzutragen. Aber abseits stehen und Zuschauer sein, geht auch nicht. Wie lsen wir dieses Dilemma?
Zu den grundlegendsten Wahrheiten ber die Gemeinde gehrt die Tatsache, da sie ein Leib, ein Organismus ist. Das bedeutet: es war nie Gottes Wille, da einzelne Glieder isoliert von anderen funktionieren. Es trifft zwar zu, da jeder von uns vor Gott verantwortlich ist, aber das Glaubensleben und der Dienst im Reiche Gottes sollten sich nicht in der Abkapselung von anderen vollziehen. Wir schaffen es allein nicht.
Ich finde es interessant, da Gott nicht alle seine Gaben jedem einzelnen gegeben hat, obwohl er es natrlich htte tun knnen. Auf den ersten Blick scheint es, als knnte heute viel mehr Arbeit fr ihn getan werden, wenn er einfach jedem einzelnen Glubigen alles geben wrde, was dieser braucht, um seinen Dienst alleine zu tun. Statt dessen hat Gott uns alle zu Spezialisten gemacht. Er hat uns Gaben in einigen Bereichen gegeben und dafr keine in anderen Bereichen. Wir brauchen unsere Schwchen ebenso wie unsere Strken. Ohne unsere Beschrnkungen wrden wir es alleine schaffen. Mit unseren Beschrnkungen aber sind wir aufeinander angewiesen. Sie dienen als der Zement, der uns aneinander bindet. Das Endresultat ist vermehrte Kraft.
Deshalb mssen wir uns zusammentun. Wenn Sie unter Gebet einen oder zwei Gleichgesinnte gefunden haben, sehen sie nchsten Schritte so aus:
Verpflichten Sie sich zur Zusammenarbeit.
Werden Sie sich ber Ihre Mglichkeiten klar und machen Sie Gebrauch von ihnen. Ein kleines Team von zwei oder mehreren Personen wird fr Sie zu einem Arbeitsinstrument werden, mit dem Sie evan-gelisieren knnen.
Eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit
Die meisten von uns haben drei Feinde zu berwinden, bevor sie sich wirklich fr Menschen engagieren knnen. Diese Feinde sind Geschftigkeit, Trgheit und die Angewohnheit des Aufschiebens.
"Wir neigen immer wieder zur Geschftigkeit. Wir sagen hier unsere Teilnahme zu, wir bernehmen dort eine Verantwortung, und bevor wir uns dessen bewut werden, ist jeder Abend in der Woche verplant. Das hatten wir niemals gewollt, aber pltzlich befinden wir uns unter der Tyrannei einer endlosen Reihe von Verpflichtungen.
Zu diesem Zeitpunkt bekommen wir es mit dem zweiten Feind, der Trgheit, zu tun. Trgheit ist jene Neigung in uns, die alles beim alten belt. Wir sind zu beschftigt. Wir wissen das. Wir beklagen uns darber. Wir wissen sogar im Innersten, da wir uns in unserem Leben mit den falschen Dingen beschftigen. Dennoch geht unser Leben Woche fr Woche und Jahr fr Jahr unverndert so weiter. Es fllt uns schwer, aus unserer Trgheit auszubrechen.
Unser dritter Feind ist unsere Neigung, Dinge auf die lange Bank'1zu schieben. Wir sind uns bewut, da wir uns von allen mglichen Aktivitten fortreien lassen, die ihrerseits eine Eigendynamik entwickelt haben. Wir wissen, da wir unser Leben mit zweitrangigen Angelegenheiten verschwenden. Wir wissen auch, da die eigentlichen Absichten, die Gott mit uns hat, vernachlssigt werden. Wir wissen, da wir innehalten, unser Leben berdenken und es wieder unter Kontrolle bekommen mssen, aber wir tun es nicht. Wir verschieben es ein weiteres Mal.
Jesus sagte: Gehet ein durch die enge Pforte" (Mt. 7,13). Wahrscheinlich sprach er hier von der Wahl eines Menschen zwischen Errettung und Gericht. Aber wir knnen diesen Vergleich von den zwei Pforten auch auf unser ganzes Leben beziehen. Entscheiden Sie sich fr die enge Pforte, fr den schwierigeren Weg. Lassen Sie sich nicht ziellos vom Leben treiben. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis fhrt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln." Gott nachzufolgen heit, da man sich sein ganzes Leben lang immer neu fr die enge Pforte entscheidet. Paulus weist daraufhin, da einige von uns eines
Tages vor Gott wie berlebende eines Hotelbrandes erscheinen werden mit nichts anderem auf dem Leibe als einem Pyjama, weil wir unser Leben vergnglichen Zielen gewidmet haben (l.Kor. 3,15).
Die meisten von uns brauchen Hilfe, um diese Feinde der Geschftigkeit, der Trgheit und des Aufschiebens zu besiegen.
Unser Leben kann eine groe Vernderung erfahren, wenn wir uns verbindlich mit einigen Gleichgesinnten zusammentun. Das hat auch den Vorteil, da wir unsere Prioritten und Verpflichtungen ganz neu ordnen mssen. Ein Messer wetzt das andere und ein Mann den anderen" (Spr. 27,17). Menschen, die in einem Team zusammenarbeiten, mssen Zeit zum gemeinsamen Beten aufbringen, ihr Leben einander ffnen und ihre Herzen auf der Grundlage der Gebote und Verheiungen Gottes vereinen. Das ist darunter zu verstehen, eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit einzugehen.
ngste und Entmutigung berwinden
Ein anderer Vorteil dieser Zusammenarbeit mit anderen ist die Untersttzung und Hilfe, die wir durch sie bekommen, wenn wir versuchen, die ngste zu berwinden, die sich immer wieder einstellen, wenn wir das Evangelium weitersagen wollen. Hufig ist die Angst der eigentliche Grund fr unser Aufschieben; das ist zumindest die Erfahrung, die ich bisher gemacht habe.
Es ist seltsam, wie sich diese Angst immer wieder einstellt. Bis heute beschleicht mich oft Angst, wenn ich mit einem Menschen zum ersten Mal ber die Botschaft des Evangeliums spreche. Es kommt immer wieder vor, da ich mich den ganzen Tag lang in einem gewissen Sinne vor dem Gesprch frchte, das fr den Abend abgemacht ist.
Aber wir furchtsamen Seelen befinden uns in guter Gesellschaft. Wir haben schon frher festgestellt, da auch Paulus in Schwachheit und in Furcht und mit groem Zittern" das Evangelium verkndigte (l.Kor. 2,3). Das einzige persnliche Gebetsanliegen, das er seinen Brdern in Ephesus hinterlie, war, da er seine ngste berwinden wollte (Eph. 6,19-20). Das erste berlieferte Gebet der Urgemeinde war ein Gebet um Mut (Apg. 4,29).
Was sind das fr ngste, die uns beunruhigen wollen? In einigen Fllen gibt es gute Grnde dafr, krperlichen Schaden zu befrchten. Paulus wute aus eigener Erfahrung um Auspeitschungen, Steinigungen und Gefngnishaft. Christen in vielen Teilen der Welt heute leben unter der stndigen Bedrohung, aus Glaubensgrnden krperlichen Schaden zu
erleiden. Schlieen wir diese Gefahren fr den Leib aber aus, dann sind die ngste immer noch da! Wovor furchten wir uns denn? Vor Ablehnung? Vor Versagen? Vor einer peinlichen Situation? Vermutlich ein bichen von jedem.
Wir knnten uns ebensogut mit der Tatsache abfinden, da uns unsere ngste immer begleiten werden. Das einzige, was wir damit tun knnen, ist, sie einander zu bekennen und sie dann gemeinsam zu Gott bringen. Angst an sich ist noch keine Snde. Wenn ich mich aber in meinem Verhalten von meinen ngsten beeinflussen lasse, handle ich im Unglauben (Mk. 4,40). Ich vermute, da diese Angst auch der Grund war, weshalb Jesus die Jnger jeweils zu zweit aussandte. Wer mit seinen ngsten allein ist, wird auch von ihnen berwltigt.
So ist's besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn fr ihre Mhe. Fllt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fllt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft" (Pred. 4,9-10).
Ohne Zweifel werden auch Ihnen manche Fehlschlge nicht erspart bleiben. Sie werden Plne machen, Sie werden darber beten, Sie werden anfangen, Ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen und nichts geschieht. Was dann? Es wre eine ganz normale Reaktion, die ganze Idee aufzugeben und nichts mehr zu unternehmen. Ein Fehlschlag ist immer entmutigend. Jeder neue Versuch ist ein Experiment, und jedes Experiment birgt die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags in sich. In solchen Zeiten wird die Objektivitt des oder der Menschen gebraucht, mit denen Sie zusammenarbeiten, damit Sie sich neu orientieren und wieder Mut fassen knnen.
Einschtzung und Aktivierung Ihrer Mglichkeiten
Vor einigen Jahren zogen wir als Familie in eine andere Stadt in Zentralbrasilien. Meine Verpflichtungen brachten es mit sich, da ich mehr als die Hlfte meiner Zeit auf Reisen war. Deshalb hatten wir uns fr die Stadt vor allem wegen ihrer Schulen fr die Kinder sowie wegen des Flugplatzes entschieden. Sobald wir uns etwas eingelebt hatten, begann ich, mir Gedanken darber zu machen, wie ich unter den Menschen hier arbeiten knnte. Die Tatsache, da ich die meiste Zeit auf Reisen war, Vortrge hielt, Evangelisationen durchfhrte und anderen in ihrem Dienst half, befriedigte mein persnliches Bedrfnis nicht, mich intensiv der Arbeit unter Nichtchristen und Neubekehrten zu widmen. Auch meine Frau und meine Familie empfanden das gleiche Bedrfnis.
Die folgenden Monate brachten nichts als Frustrationen. Es gelang mir, ein paar Bekanntschaften zu schlieen und sie dafr zu interessieren, mit uns die Bibel zu lesen. Zu jenem Zeitpunkt standen auf meinem Programm wieder etliche vier- bis fnfwchige Reisen. Wenn ich dann nach Hause kam, hatten diese Bekannten gewhnlich meinen Namen bereits wieder vergessen, und ich mute von vorne beginnen. Das wiederholte sich immer wieder von neuem, bis ich vllig frustriert war. Ich dachte: Vielleicht ist eine solche Arbeit einfach nicht mglich fr jemanden, der soviel reisen mu wie ich." Aber ich wute, da ich eine solche Entschuldigung bei einem Geschftsmann, der viel zu reisen htte, nicht gelten lassen wrde.
Als meine Frau und ich fr diese Situation beteten, kam uns der Gedanke, da ja meine eigene Familie ein Team war und da unsere Arbeit bei den Kontakten beginnen mute, die wir als Familie zu anderen geknpft hatten. Mit wem spielten unsere Kinder? Kannten wir deren Eltern? So fingen meine Frau und ich an, fr die Eltern der Freunde unserer Kinder zu beten. Speziell zu einem Ehepaar begann sich eine Freundschaft zu entwickeln. Wir taten ihnen manchen Gefallen und sie umgekehrt uns. Da sowohl der Mann wie auch die Frau beruflich selber viel auf Reisen waren, glaubten wir, auf Verstndnis fr unsere eigene Situation zu stoen.
Eines Tages erklrten meine Frau und ich ihnen, worin unsere Absichten bestanden. Wir sagten ihnen, da wir es gewohnt waren, mit unseren Freunden die Bibel zu lesen, und da wir diesen Austausch brauchten, weil wir unser Leben nach biblischen Grundstzen ausrichten wollten. Wir erzhlten ihnen auch von unserer Frustration wegen meines Arbeitsprogrammes. Dann sagte ich: Marge und ich haben darber gesprochen und wrden euch gerne einladen, mit uns zusammen die Bibel zu studieren." Sie fhlten sich geehrt, und wir setzten unser Vorhaben unverzglich in die Tat um.
Als ich wieder auf Reisen gehen mute, konnten meine Frau und meine Familie die Beziehung weiterpflegen. Nach meiner Rckkehr nahmen wir unser Bibelstudium wieder auf. Dies setzten wir achtzehn Monate so fort, bis der Mann und auch seine Frau die Gnade Gottes erfaten und Fortschritte im Glauben an Jesus machten. Unser Team hatte sich verdoppelt.
Nachdem wir unsere Mglichkeiten neu berdacht hatten, fanden wir, da es wieder an der Zeit war, einen neuen Vorsto zu wagen. Und so luden wir zwei andere nichtglubige Ehepaare zum gemeinsamen Bibellesen ein. Wir begannen wieder mit Johannes Kapitel 1. Da dies fr das er-
ste Ehepaar kein Neuland mehr war, konnte der Mann das Gesprch leiten, wenn ich abwesend war. Mein Reisedienst fing an, sich positiv auszuwirken. Andere waren gezwungen, die Leitung zu bernehmen.
So sahen die Anfnge unserer Arbeit unter Nichtglubigen aus, wie ich sie whrend mehreren Jahren tat. Diese Arbeit entwickelt sich weiterhin erfreulich, und zwar in dem Mae, wie jeder Teilnehmer, selbst wenn er noch nicht zum Glauben gekommen ist, seinen Teil dazu beitrgt. Einige beteiligen sich durch ihre Gastfreundschaft. Andere pflegen den Kontakt zwischen den verschiedenen Teilnehmern. Und wieder andere knpfen stndig neue Beziehungen und wecken neues Interesse. Dann gibt es solche, die sich vor allem im Gebet engagieren. Zwei oder drei leiten das Bibelstudium. Andere kmmern sich um die organisatorische Seite.
Wichtig ist, da alle in einer Gruppe vorhandenen Fhigkeiten eingesetzt werden. Wenn Menschen das tun, was sie heute tun knnen, werden sie morgen das tun, was sie gestern noch nicht tun konnten. Doch auch das Umgekehrte ist mglich. Wenn wir unsere Fhigkeiten nicht nutzen, verkmmern sie allmhlich.
Diese grundlegenden Gedanken lassen sich in der folgenden Darstellung verdeutlichen:
Eine solche Arbeit mu unter'dem Gesichtspunkt des Teilens geschehen, wenn sie ihre Dynamik behalten soll. Dadurch wird ein gesunder Bedarf an neuen Leitern und nach vermehrter Beteiligung eines jeden einzelnen geschaffen. Bei der Teilung von Gruppen sollte darauf Rcksicht genommen werden, da die Teilnehmer der jeweiligen Gruppe gut zusammenpassen.
Was wird meine Gemeinde dazu sagen?
Wahrscheinlich taucht jetzt bei Ihnen die Frage auf: Wird mich dies nicht mit meinen brigen Verpflichtungen in Konflikt bringen? Wie wird sich meine Gemeinde dazu stellen? Werde ich nicht mit den Zielen und Programmen meiner rtlichen Gemeinde in Konflikt geraten?"
Die Antwort wird vom Selbstverstndnis Ihrer Gemeinde abhngig sein. Betrachtet sie sich als Operationsbasis, von der aus die lebendige Gemeinde (das heit die einzelnen Glubigen) nach auen wirkt, dann wird sie sich ber die Entwicklung freuen. Versteht sie sich jedoch als Festung, die gelegentlich Kundschafter aussendet, um ein paar weitere Menschen in ihre sicheren Mauern zu bringen, kann es sehr wohl zu Spannungen wegen des Zielkonfliktes kommen.
Wenn wir, die Gemeinde Jesu dieser Generation, die Verlorenen unserer Generation zu erreichen hoffen, mu unsere geistliche Schau gengend Weite besitzen. Solche nach auen hin gerichteten Bemhungen, wie ich sie soeben beschrieben habe, mssen ein fester und wesentlicher Bestandteil der Gemeinde Jesu sein. Vielleicht brauchen wir eine neue Definition dessen, was Gemeinde ist. Diese Definition sollte weit genug gefat sein, so da sie auch ihre Berufung mit einschliet, in die Nachbarschaft und auf die Pltze und Straen zu gehen. Doch das ist ein Thema fr eine andere Gelegenheit.
Was Sie jetzt vor allem brauchen, ist die Untersttzung Ihrer Gemeinde, so da Sie die Freiheit haben, Ihre Prioritten neu zu setzen und Ihren Lebensstil Ihrem Dienst fr Gott anzupassen.
Es gibt bereits Anzeichen fr eine solche Entwicklung. D sind Gemeinden, die sich in diese Richtung bewegen. Ich hrte Gene Getz (u.a. als Autor zahlreicher Bcher bekannt, d. Ubers.) zu seiner Gemeinde sagen, da es ausreiche, wenn man einmal in der Woche in die Kirche oder in das Gemeindehaus kommt. Alles andere wrde den Gemeindegliedern nur die notwendige Zeit rauben, die sie eigentlich mit ihren nichtglubigen Freunden verbringen knnten. Die brigen Aktivitten sollten sich bei ihnen zu Hause abwickeln.
Joe Aldrich sagt dazu: Wir brauchen Mnner und Frauen, die sich gedrungen fhlen, hinauszugehen und sich an die Front zu begeben ... da, wo die Nichtchristen sind." Er spricht auch davon, da Christen berall in die Welt ausschwrmen sollten".
Die evangelistische Methode, von der wir sprechen, lt sich wohl kaum als zustzliche Aktivitt des Gemeindeprogramms bewut organisieren. Wie sollten wir auch die gelegentlichen und unstrukturierten Stunden, die zur Pflege sinnvoller Beziehungen zu Nichtchristen ntig sind, organisatorisch in den Griff bekommen knnen? Hier kann die Gemeinde (der Leib Christi) ihren Auftrag erfllen hier, wo sie hingehrt: in die Welt. Wenn wir die Menschen unserer Zeit erreichen wollen, dann mssen wir sie da abholen, wo sie sind. Sie selber werden nicht zu uns kommen.
Anmerkungen
1 Joseph Aldrich, aus dem Referat Developing Vision for Disciplemaking".
16. Die ersten Schritte machen
Schritt fr Schritt zur Bekehrung
Krzlich fhrte ich in meiner Heimatstadt ein Seminar ber Evangelisation durch. Unter den Teilnehmern befand sich auch ein alter Freund von mir. Vor fnfundzwanzig Jahren hatten er und ich viele Stunden zusammen verbracht. Da er damals noch nicht lange glubig war, hatte ich versucht, ihm einiges von dem weiterzugeben, was ich ber Jngerschaft wute.
Whrend dieser Zeit zeigte ich ihm auch, wie man einem anderen Menschen das Evangelium erklrt. Er begleitete mich einige Male, wenn ich bei bestimmten Gelegenheiten Zeugnis ablegte. Als nchstes bat ich ihn, eine Liste seiner Freunde und Kollegen aufzustellen. Nachdem er mir diese Liste gezeigt hatte, beteten wir gemeinsam einige Wochen lang fr jeden der aufgefhrten Namen. Dann ermutigte ich meinen Freund, doch seine Bekannten zum Essen einzuladen, um ihnen das Evangelium zu erklren.
Nach dem Seminar kam dieser Freund zu mir und sagte: Du hast dich wirklich verndert."
Ja", entgegnete ich, du hast recht." Er erinnerte mich an den Schulungsproze, durch den ich ihn vor fnfundzwanzig Jahren gefhrt hatte, und wie er jedem seiner Freunde das Evangelium bezeugt hatte. Ich machte es genau so", erzhlte er mir, bis ich berhaupt keinen Freund mehr hatte."
Ich hatte geglaubt, meinem Freund beigebracht zu haben, wie man evangelisiert. Doch in Wirklichkeit hatte ich dazu beigetragen, da er sich von den Menschen isolierte, die er am meisten fr Christus gewinnen wollte. Ich hatte den Fehler begangen, ihn zu dem Versuch zu ermutigen, unter Menschen zu ernten, die noch nicht vorbereitet waren.
Durch verkehrtes Vorgehen Distanz bewirken
Viele Jahre lang hatte ich ein sehr vereinfachendes Verstndnis von dem, was Evangelisation bedeutet. Fr mich war es lediglich darum gegangen, auf passende Gelegenheiten zu warten, um das Evangelium einem Freund oder einem Bekannten zu erklren, damit dieser die Entscheidung treffen konnte, ob er sein Leben Gott ffnen wollte oder nicht. Wenn sich diese Gelegenheit nicht von selber bot, fhrte ich einfach eine solche herbei.
Dewey Johnson und ich waren Klassenkameraden. Aufgrund seines Verhaltens war ich berzeugt, da ich ihn, wenn er noch nicht glubig war, durch ein einfaches Gesprch zur Bekehrung fhren knnte. Doch die Wochen verstrichen, ohne da sich eine Mglichkeit dazu gezeigt hatte. So suchte ich also nach einer passenden Gelegenheit, um mit ihm zu reden, und lud ihn ein, mit mir angeln zu gehen.
Als wir nach dem Angeln unsere Fische ausnahmen, fing ich an und erzhlte Dewey ber das Evangelium. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr in einem Menschen getuscht. Dewey Johnson war weit davon entfernt, Christ zu sein, und er wollte nicht einmal ber dieses Thema sprechen. Mein Versuch bewirkte nur, da eine Spannung in unserer Beziehung entstand und eine weitere Kommunikation unmglich wurde. Von da an war das Verhltnis zwischen uns recht schwierig.
Wenn ich damals doch blo etwas von dem gewut htte, was ich seither gelernt habe, dann wre die Sache mit Dewey wahrscheinlich ganz anders verlaufen. In diesem Buch habe ich die These aufgestellt, da Evangelisation ein Proze ist, der sowohl Pflanzen, Pflegen und Ernten mit einschliet. Wenn wir diese Tatsache miachten und dennoch versuchen, dort zu ernten, wo der Boden noch nicht vorbereitet und die Saat nicht aufgegangen ist, dann kommt es nicht selten zu einer Polarisierung anstatt zu einer Bekehrung. Der Grund dafr liegt auf der Hand. Die Verkndigung des Evangeliums beinhaltet naturgem auch einen Aufruf zur Entscheidung. Ein hartnckiger und wenig einfhlsamer Zeuge Jesu wird den Nichtchristen, der nicht bereit ist, sich unter die Herrschaft Christi zu stellen, zwangslufig dazu bringen, sich zurckzuziehen und eine Distanz zwischen sich und den Menschen, die ihn bekehren wollen, zu schaffen.
Erfolgsgeschichten beweisen, da es auch anders geht
Wenn Sie dieses Kapitel lesen, denken Sie wahrscheinlich an Menschen, die Sie kennen oder von denen Sie gehrt haben, die gleich beim ersten Mal, als sie das Evangelium hrten, zum Glauben an Christus kamen, ohne da es vorher ein Aussen oder sonst eine Vorbereitung gegeben hatte. Vielleicht haben sogar Sie selber es auf diese Weise erlebt. Ich bin sicher, da es diese Ausnahmen gibt. Doch es wre nicht sehr gescheit, unser Leben mit der Suche nach den Ausnahmen zu verbringen. Auerdem ergibt eine nhere Untersuchung oft, da die Ausnahme in Wirklichkeit gar keine war.
In Wahrheit sind die pltzlichen Bekehrungen, die wir im Neuen Testament finden, die Frucht einer betrchtlichen Vorbereitung. Der thiopische Eunuch befand sich auf dem Rckweg von einer religisen Pilgerreise und las im Buch Jesaja, als er zum ersten Mal das Evangelium hrte (Apg. 8,26-39). Der erste Rmer, der sich bekehrte, Kornelius, wird als ein frommer, gottesfurchtiger Mann beschrieben, der fr die Armen spendete und regelmig zu Gott betete (Apg. 10,1-2). Fr den Apostel Paulus bestand die Vorbereitung darin, da er durch das Erbe von 16 Jahrhunderten biblischer Glaubensinhalte geprgt war. Hinzu kam eine mchtige Vision, die ihn zu Boden warf und erblinden lie (Apg. 9,1-9). In Philippi, wo es keine Synagoge gab, bereitete Gott eine unmittelbare Ernte vor, indem er ein Erdbeben auftreten lie, das einem Kerkermeister fast das Leben gekostet htte (Apg. 16,25-34).
Es ist wirklich wahr, da wir Gottes Mitarbeiter" sind (l.Kor. 3,9). Wo Gott schon vorbereitend gewirkt hat, knnen und sollen wir auch ernten. Doch sehr oft will Gott, da wir, seine Mitarbeiter, selber die Vorbereitung der Ernte bernehmen. Hier trifft das Wort zu: Einer st, der andere erntet" (Joh. 4,37).
Die Frage lautet darum nicht, was von beiden richtig ist, die Evangelisation durch Verkndigung oder die Evangelisation durch das gelebte Zeugnis. Beide haben ihren Platz. Statt dessen mssen wir uns fragen: Welche Art sollen wir wann anwenden?
Dawson Trotman, der Grnder der Navigatoren, pflegte zu beten, da Gott ihn im Leben eines jeden Menschen gebrauchen mge, dem er begegnen wrde. Dieses Gebet verdient Nachahmung. Wenn die Hinwendung zu Christus ein Proze ist, warum sollten wir dann nicht jedem Menschen, dem wir begegnen, helfen, Christus einen Schritt nher zu kommen? Manche Leute mssen nur noch einen Schritt zu Jesus hin
machen, und da knnten wir die Freude erleben, bei ihrer geistlichen Geburt mitzuhelfen. Andere sind weiter entfernt, aber der Schritt, den sie mit unserer Hilfe tun, ist darum nicht weniger wichtig.
Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sind im Grunde genommen zweierlei Natur. Es gibt die zuflligen Begegnungen mit Fremden, und es gibt die dauerhafteren Beziehungen zu Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen. Der Fahrgast, der nebejruns im Bus sitzt, ist ein Beispiel fr die erste Art von Beziehungen. Der Nachbar, der Sie um einen Gefallen bittet, ist ein Beispiel fr die zweite Art. Wenn wir im Sinn haben, mit anderen ber unseren Glauben zu sprechen, ist es wichtig, diese Unterscheidung zu beachten, obgleich unser unmittelbares Ziel dasselbe ist Menschen helfen, den nchsten Schritt hin zu Jesus Christus zu tun.
Bei einer zuflligen Begegnung mssen wir gengend Wahrnehmungsvermgen besitzen, um den Hintergrund und die Denkweise eines Menschen zu erkennen. Wir sollten darauf vorbereitet sein, das Evangelium zu erklren, aber es gleichzeitig vermeiden, diesen Menschen ungebhrlich in Bedrngnis zu bringen, indem wir ihn mit der Botschaft des Evangeliums geradezu berfallen. Bei den meisten zuflligen Begegnungen wird unser Zeugnis durch andere Einflsse, die Gott zum Tragen bringt, untersttzt und bekrftigt werden. Manchmal wird es uns gelingen, einem Menschen ein klares Verstndnis der eigentlichen Evangeliumsbotschaft, zu vermitteln. Wenn wir so gefhrt werden, knnen wir gewi sein, da Gott unser Zeugnis besttigen wird.
Was Beziehungen von lngerer Dauer betrifft, mssen wir ein feines Gespr fr die Einstellung und die Gefhle anderer haben. Das Evangelium ist eine Nachricht, die Dringlichkeit besitzt, aber das bedeutet nicht, da wir bei der Weitergabe hasten und drngen mten. Nach 2. Petrus 3,9 hlt Gott das Gericht ber die Welt und die Einfhrung seiner neuen Schpfung zurck, bis die letzten Verirrten nach Hause gekommen sind. Deshalb knnen wir annehmen, da Gott dann, wenn er durch uns ein Werk im Leben eines Menschen anfangen will, auch die Absicht hat, Frucht daraus entstehen zu lassen. Darum mssen wir unter den Menschen in unserer alltglichen Umgebung auf die Weise evangelisieren, da wir die Beziehungen zwischen ihnen und uns immer mehr vertiefen, anstatt sie aufs Spiel zu setzen.
Die meisten von uns haben nur einen bestimmten Kreis von Freunden und Bekannten. Diesen Freundeskreis knnen wir entweder in einen zunehmend fruchtbaren Boden fr das Evangelium umwandeln, oder wir knnen ihn durch eine Fri-oder-Stirb"-Methode ruinieren. Das Ziel dessen, was ich als gelebtes Zeugnis bezeichnet habe, ist, das Beste
aus den Gelegenheiten zu machen, die sich uns im Rahmen unserer dauerhafteren Beziehungen bieten.
Entscheidungen in kleinen Schritten
Ich hre immer wieder, da Christen gerne wissen mchten, wie sie ein Gesprch mit einem Bekannten auf das Thema Glaube bringen knnen. Jemand drckte es so aus: Ich mu einen positiven, unaufdringlichen Einleitungssatz finden, der mir den Einstieg in dieses Thema ermglicht. Was schlagen Sie vor?"
Was hier gesucht wird, ist eine Einstiegsfrage etwas, womit man von einem toten Punkt im Gesprch wegkommen und zu einer fruchtbaren Diskussion ber Christus liinfhren kann. In Situationen, wo Gott den Weg schon vorbereitet hat, kann man an diesem Punkt fast nichts falsch machen. Beinahe alles, was man sagt, ist gut. Philippus fragte den thiopier einfach, ob er auch verstehe, was er lese. Petrus fragte Kornelius, weshalb er ihn kommen lie. Aber die meisten Menschen, denen wir begegnen, lesen weder das Buch Jesaja, noch werden sie unlngst Visionen gehabt haben. Fr Menschen, die nicht vorbereitet sind, gibt es keinen einfachen Schritt von dort, wo sie innerlich stehen, bis dahin, wo wir sie liinfhren wollen. Diese Frage, wie man jemand mit einem einzigen Schritt zum Glauben fhren kann, wrde der Frage entsprechen: Wie kann ich beim Golfspielen den Ball so spielen, da er mit einem Schlag ein ca. 65 m entferntes Loch erreicht?
Anstatt mit Entscheidungen zu rechnen, die in einem einzigen Schritt zustande kommen, ist es wohl besser, an Entscheidungen in kleinen Schritten zu denken.
Wenn Evangelisation ein Proze ist, dann besteht unsere Aufgabe darin, unsere Bekannten auf dem Weg zu Christus zu begleiten und ihnen den Weg zu ihm zu zeigen. Wir mssen den Weg mit ihnen gehen und zusammen einen Schritt nach dem anderen machen. In diesem Sinne verstehen wir kleinere Schritte oder Mini-Entscheidungen. Dieser Proze lt sich wie folgt darstellen:
ENTFERNUNG ZU JESUS
BEKEHRUNG
Wenn wir die Dinge aus dieser Perspektive betrachten, sieht auch unsere Fragestellung anders aus. Anstatt zu fragen, wie wir das Evangelium auf eine solche Weise mitteilen knnen, da die betreffende Person, die weit weg vom Glauben ist, positiv darauf reagiert, lautet jetzt die Frage: Was mu geschehen, damit diese Person berhaupt zu Christus hingefhrt werden kann?
Wir werten die uns zur Verfgung stehenden Mglichkeiten aus: Gott hat uns zum Licht gesetzt; wir haben den Heiligen Geist, und wir knnen beten. Das ist ein eindrckliches Rstzeug. Wir setzen unsere Bemhungen fort und rechnen damit, da Gott eingreift, wenn wir diese Hilfsmittel einsetzen.
Die ersten Schritte zu Jesus hin knnen mit scheinbar unbedeutenden Dingen beginnen: jemanden als erster begren; ihm wiederholt einen Gefallen tun; unter Nachbarn sich Dinge ausleihen; ber den Gartenzaun miteinander plaudern.- Diese Dinge entwickeln sich zu greren Freundschaftserweisungen und zu Gastfreundschaft. Man geht zum Beispiel gemeinsam aus, veranstaltet ein Picknick und anderes mehr.
Wenn die innere Distanz allmhlich abgebaut wird, behalten Sie den anderen gut im Auge. Versuchen Sie, die Bedrfnisse und Interessen Ihrer neuen Freunde zu verstehen. Vermeiden Sie aber, mit Ihrem Zeugnis auf der Problemseite ihres Lebens anzusetzen; denn das wre ein verkehrter Start.
Mit der Zeit werden Sie Ihren Freunden einige dieser Entscheidungen vor der Bekehrung" vor allem Sie persnlich betreffend entlocken knnen:
Er ist eigentlich in Ordnung.
Ich wrde ihn gerne besser kennenlernen.
Ich fhle mich in seiner Gegenwart wohl. Er akzeptiert mich.
Ich mchte herausfinden, weshalb er so anders ist.
Es sieht so aus, als ob er seine Auffassungen aus der Bibel hat.
Er ist zwar Christ, aber trotzdem in Ordnung.
Es ist sicher ein Vorteil, wenn man Christ ist.
Ich mag seine Freunde. Ich beneide sie wegen der Zuversicht, die sie ausstrahlen.
Vielleicht wre es interessant, einmal in die Bibel hineinzuschauen.
Jetzt sieht unsere graphische Dar s t e l l u n g w i e f o l g t a u s :
%
D E R C H R I S T
B E K E H R U N G
D E R H E I L I G E G E I S T
- %
W e n n e i n N i c h t c h r i s t e r s t e i n m a l d a h i n k o m m t , d a e r w i s s e n w i l l , w a s d i e B i b e l s a g t , d a n n s i n d v i e l e d e r g r e r e n H i n d e r n i s s e f r d e n G l a u b e n s c h o n b e r w u n d e n . D e r W e g v o m Z u s t and des Unglaubens zum Glauben an Jesus Christus ist verhltnismig einfach geworden. Das ist darauf zurckzufhren, da das Arsenal der geistlichen Waffen nun vollstndig ist. Der Heilige Geist kann jetzt das Schwert aufnehmen, das durchdringt, bis da es scheidet Seele und Geist... und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens" (Hebr. 4,12). Aus diesem Grund bringt es viel mehr ein, den Nichtchristen soweit zu bringen, da er gemeinsam mit uns die Bibel studieren mchte. Wenn wir uns das zu unserem vorrangigen Ziel machen, bringt das viel grere Vorteile, als zu einem gnstigen Zeitpunkt ein einziges Mal das Evangelium erklren zu wollen.
Wenn wir richtig vorgehen, wird unser Bibelstudium mit dem Nichtchristen unsere Beziehung festigen, anstatt sie zu gefhrden. Zudem erlaubt uns dies, ein Wahrheitsfundament zu legen, das gleichzeitig als Grundlage fr den Glauben dienen wird. So hat der einzelne die Zeit und die Freiheit, den Kampf gegen seinen eigenen Willen, der bis dahin stets nein zu Gott gesagt hat, zu kmpfen und zu gewinnen. Auf diese Weise kommt es zu einer gesunden geistlichen Wiedergeburt.
Wir fgen unserer graphischen Darstellung also folgende Faktoren hinzu:
DER CHRIST BEKEHRUNG
DER HEILIGE GEIST
DAS WORT GOTTES
Weitere kleine Entscheidungen
Sobald der Nichtchrist erst einmal damit angefangen hat, zusammen mit uns die Bibel zu studieren, knnen wir erwarten, da eine ganze Reihe von kleineren Entscheidungen folgen werden. So knnte er zum Beispiel zu uns sagen:
Letzten Endes ist es gar nicht unmglich, die Bibel zu verstehen.
Es stehen wirklich wichtige Dinge in der Bibel.
Was die Bibel ber das Leben sagt, entspricht auch meiner Erfahrung.
Jesus scheint der Schlssel zu sein. Ich frage mich, wer er wirklich war.
Jesus ist Gott.
Ich mu das tun, was er sagt.
Ich will an ihn glauben.
Wenn wir unter Menschen aus der Welt mit Erfolg evangelisieren wollen, ist es von grter Wichtigkeit, sie dazu zu bringen, da sie mit uns unter positiven Bedingungen die Bibel studieren. Das heit, da sie mit unserem gelebten Zeugnis konfrontiert und von uns akzeptiert werden. Das ist etwas ganz anderes als die gebruchlichere Methode, wo wir auf eine einzige Bezeugung'des Evangeliums vertrauen, um jemanden vom Unglauben zum Glauben zu bewegen. Doch was wir hier vorschlagen, ist wohl fr viele ziemlich neu und wird deshalb wieder andere Fragen aufwerfen. Einige dieser Fragen lauten: Wie bringe ich Menschen, die nicht einmal an die Bibel glauben, dazu, da sie sie studieren wollen? Wie kann ich ihr Interesse an der Bibel aufrecht erhalten, damit sie Woche fr
Woche darin lesen? Was soll ich mit all den Fragen machen, die sie wahrscheinlich stellen werden und auf die ich berhaupt keine Antwort habe? Wie soll ich zu konkreten Ergebnissen kommen? Wir werden uns mit diesen Fragen in den folgenden Kapiteln befassen.
17. Die Distanz zwischen Gleichgltigkeit und Glauben berbrcken
Gemeinsame Interessen entdecken
Das unaufmerksamste Publikum wrden wir wahrscheinlich auf Flgen am Freitagnachmittag zwischen New York und Washington antreffen. Diese Flge sind vor allem von Geschftsleuten belegt, die diese Reise zum Teil mehr als hundert Mal im Jahr machen. Vor dem Start erteilt die Stewardess die blichen Routine-Sicherheitsinstruktionen. Whrend ihren Erklrungen herrscht absolutes Desinteresse. Man lt sie reden und ist froh, wenn sie endlich fertig ist.
Aus zwei Grnden gelingt es ihr nicht, die Aufmerksamkeit der Passagiere zu wecken. Erstens sagt sie nichts Neues. Die Fluggste haben das schon unzhlige Male miterlebt. Zweitens scheint die Gefahr, auf die die Stewardess sie vorbereiten will, sehr unwahrscheinlich. Das Bedrfnis der Fluggste fr das, was sie sagt, ist gleich null.
Was wre ntig, um die Aufmerksamkeit ihrer Passagiere zu gewinnen, so da sie tatschlich zuhren und verstehen, wie man eine Sauerstoffmaske anlegt? Angenommen, das Flugzeug wrde in neuntausend Meter Hhe ernste technische Probleme bekommen und an Hhe verlieren. Wrden dieselben Anweisungen unter diesen Ernstfallbedingungen wiederholt, knnte die Stewardess der vollen Aufmerksamkeit eines jeden einzelnen sicher sein! Die Menschen sind in dem Mae motiviert, etwas zu lernen, wie die betreffende Sache von unmittelbarer Bedeutung fr ihre persnlichen Bedrfnisse und Wnsche ist.
Aus hnlichen Grnden hat der skularisierte Mensch aufgehrt, auf alles zu hren, was mit Religion zusammenhngt. Er ist zu dem Schlu gekommen, da es ja nichts Neues (neue Informationen) mehr gibt. Christliche Ansprche und Warnungen erscheinen ihm vollkommen
berflssig. Wenn wir seine Aufmerksamkeit zurckgewinnen wollen, mssen wir bei den Bedrfnissen und Wnschen beginnen, die ihm selbst bewut sind.
Das ist auch der Grund, weshalb Jesus in der bekannten Weise mit Nikodemus redete. Dieser war auf der Leiter der jdischen Hierarchie ganz nach oben gekommen. Das, was er erreicht hatte, verlieh ihm ein Gefhl von Sicherheit. Als Jesus dann zu ihm sagte: Du wirst es nie schaffen, es sei denn, du wirst von neuem geboren", gewann er seine Aufmerksamkeit. Mit einer Frau, die jeden Tag Wasser vom Brunnen holte, sprach Jesus ber das Wasser. Mit einem Fischer sprach er ber die Fischerei. Zu einem Hungrigen redete er ber Brot. Er begann mit dem, was den Menschen vertraut war und was sie tglich beschftigte. Von diesen alltglichen Dingen aus fhrte er seine Zuhrer zu einer neuen Tiefe des Verstndnisses.
Das grte Hindernis, das sich uns stellt, ist die Gleichgltigkeit. Gleichgltigen Menschen ist alles egal. Sie hneln dem Weg, von dem Jesus in seinem Gleichnis vom Smann spricht (Mt. 13,4) und der so hart war, da der ausgestreute Samen einfach auf ihm liegen blieb, bis die Vgel ihn fanden und auffraen. Die Hrte des Bodens ist ein Sinnbild fr die Gleichgltigkeit.
Manche Menschen erwecken den Eindruck, als sei ihnen alles gleichgltig. Sie haben alles gesehen und glauben nichts. Aber das ist nur der uere Eindruck. Jeder interessiert sich fr etwas, und dieses Etwas bietet uns den Einstieg. Was immer auch dieser Einstiegspunkt sein mag, wir knnen zuversichtlich sein, da Gott immer das letzte Wort haben wird. Unser Ziel ist es also, von den eigentlichen Bedrfnissen eines Menschen auszugehen und ihn dann zu dem Punkt zu fhren, wo er selbst erkennt, da Jesus alle seine Bedrfnisse stillen kann.
Einstiegsmglichkeiten
Aus dem zuletzt Gesagten geht deutlich hervor, da es nicht eine einzige Methode und keinen Patentschlssel gibt, um die Tr zu dem Interesse der Menschen garantiert aufzuschlieen. Oft werden wir neue Schlssel anfertigen mssen, die bestimmten Situationen entsprechen. Das ist nicht sehr schwierig. Wir mssen nur anfangen, zu beobachten und einfhlsam zu sein. Hier sind ein paar Beispiele dafr.
1. Junge Eltern. Fr viele Brasilianer steht die Familie noch ganz oben auf der Priorittenliste. Fragen wir einen Studenten in Brasilien, der kurz vor seinem Examen steht, nach seinen Zielen, wrde er uns in den mei-
sten Fllen erzhlen, da er gerne heiraten und Kinder haben mchte. Er wnscht sich ein angenehmes Familienleben und mchte in der Lage sein, gut fr seine Frau und fr seine Kinder sorgen zu knnen. Die brasilianische Gesellschaft ist kinderorientiert.
Nach seinem Universittsabschlu ist ein solcher Student dem Evangelium gegenber oft vllig ablehnend. Er ist mit anderen Dingen beschftigt: Er mchte eine berufliche Stellung antreten, bald heiraten und anderes mehr. Wenn wir uns jedoch diese junge Familie sechs oder sieben Jahre spter anschauen, werden wir feststellen, da ihr Leben nicht ganz nach Plan verlaufen ist. Mutter und Vater leben jetzt unter der diktatorischen Herrschaft ihres Dreijhrigen, der seine Terrorherrschaft gerade verstrkt hat, um dem Eindringling, dem neugeborenen Geschwisterchen, den Kampf anzusagen.
Die Eltern wissen nicht, was sie tun sollen. Aus Angst, der Psyche ihres Kindes zu schaden, indem sie es fr sein Verhalten bestrafen, ziehen sie es vor, dieses Martyrium zu erdulden. Aber es ist einfach zu viel. Allmhlich lassen sie ihre Frustration aneinander aus, und bald sind die letzten Uberreste ihrer frheren Idealvorstellungen dahin.
Jetzt haben sie ein tatschliches Bedrfnis!
Wir haben dieses Bedrfnis aufgenommen, indem wir eine Diskussionsreihe zu dem Thema Kindererziehung in der Bibel zusammengestellt haben. Wir stellten fest, da die Eltern oft so hilflos sind, da sie jetzt gerne erfahren mchten, was die Bibel zum Thema Kindererziehung zu sagen hat, obwohl sie die Bibel ihr ganzes bisheriges Leben lang ignoriert haben. Obwohl die Bibel und die moderne Psychologie in fast allen Punkten unterschiedliche Standpunkte vertreten, und obwohl diese Eltern oft nicht bereit sind, die Inspiration der Bibel anzuerkennen, enden unsere Gesprche regelmig damit, da die Bibel die unbestrittene Autoritt ist. Die Erfahrungen dieser Eltern sprechen eine deutliche Sprache.
2. Universittsstudenten. Htten wir mit denselben Menschen zehn Jahre frher angefangen zu arbeiten, wrden sie keinerlei Interesse daran gehabt haben, Ratschlge ber Kindererziehung entgegenzunehmen. Studienanfnger haben andere Interessen und Bedrfnisse.
Die ersten Jahre des Studentenlebens bieten die lang ersehnte Gelegenheit, der stndigen Kontrolle durch Eltern, Geschwister, Tanten und Onkel zu entrinnen. Jetzt gibt es die Mglichkeit, nachzudenken, zu hinterfragen, zu handeln. Wenn ein Mensch irgendwelche philosophischen Neigungen besitzt, werden sie sich in dieser Phase seines Lebens bemerkbar machen. Der Student wird versuchen, eine Erklrung fr den Sinn
seiner Existenz zu finden und sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Der Einstieg, den wir hier haben, ist also gnzlich anders.
In diesem Fall knnte unsere Brcke aus der Gleichgltigkeit heraus etwa im Sinne folgender Aussagen gebaut werden:
a. Der Mensch existiert. Entweder ist er durch Zufall auf der Erde und hat sich evolutionsmig entwickelt, oder er ist hier, weil er erschaffen wurde. Wenn es einen Schpfer gibt, mu er intelligent und mchtig sein. Die Frage ist, welche dieser Alternativen entspricht der Wahrheit?
ZUFALL
SCHPFUNG
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b. Das Instrument, das uns zur Verfgung steht, um die Antwort auf diese Frage zu erforschen, sind unsere fnf Sinne. Alles, was wir wissen, haben wir durch Hren, Sehen, Schmecken, Tasten und Riechen erfahren.
BILD 2
c. Wenn es einen Gott gibt und er Geist ist, dann ist er auerhalb unserer Sinnesbereiche. Er kann nicht wahrgenommen werden. Die Wissenschaft, welche nur auf der Grundlage dieser Sinne forschen kann, wird die Gottesfrage nie beantworten.
d. Gott kann darum also nicht erkannt werden es sei denn, da er selbst die Initiative ergriffen htte, um sich dem Menschen zu offenbaren.
e. Der Hauptanspruch, den die Bibel erhebt, besteht darin, da sich Gott tatschlich zu erkennen gab, indem er in unsere Zeit und Welt gekommen ist.
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f. Jesus von Nazareth behauptete, diese Offenbarung zu sein. Entweder war er das, was er von sich behauptete, oder Gott bleibt unerkennbar. Die Menschheitsgeschichte wei von keinem anderen zu berichten, der ernsthaft den Anspruch erhob, Gott zu sein.
BILD 4
g. Das vereinfacht unsere Suche, die auf eine einzige Frage reduziert wird: Wer ist Jesus? Wenn er das ist, was er von sich behauptet, dann haben wir Antworten fr das Leben. Wenn wir hingegen zu dem Schlu
kommen, da er nicht das ist, was er von sich behauptet, dann gibt es trotzdem eine Antwort nmlich, da es keine Antworten gibt.
Wenn wir von der Mglichkeit ausgehen, da dieser Anspruch Jesu wahr sein knnte da man Gott in Jesus sehen, berhren und ihm zuhren konnte (1 Joh 1,1-2) dann haben wir auch eine Grundlage dafr, den Nichtchristen einzuladen, der Frage nachzugehen: Wer ist Jesus wirklich?".
3. Menseben jenseits christlicher Tradition. Das Obengesagte ist eine gute Einstiegsmglichkeit bei Menschen, die sich existentielle Fragen stellen. Doch solche Fragen sind unter vielen Menschen heute praktisch berhaupt kein Thema. Die skularisierten Europer, von denen in Kapitel 1 die Rede war, wren ein gutes Beispiel fr Menschen, die es aufgegeben haben, sich den lebenswichtigen Fragen zu stellen. Sie geben bereitwillig zu, da sie keine Antwort gefunden haben, sind aber auch davon berzeugt, da niemand anderer Antworten auf solche Fragen hat. Weshalb sollen wir uns also, so argumentieren sie, damit abmhen, noch weiter zu suchen? Es ist besser, sich den Tagesaktualitten zu widmen.
Uns, die wir in der aristotelischen Tradition der linearen Logik aufgewachsen sind, verblffen solche Leute sie sind fr uns unverstndlich! Aber sie sind keine Ausnahme der Regel. Auch sie haben Bedrfnisse und Wnsche, die genauso als Brcken zu Christus dienen knnen wie alle anderen. Es ist nur so, da die Brcke ganz anders beschaffen sein mu. Sie kann nicht auf eine Folge logischer Gedanken aufgebaut werden.
Fr den skularisierten Europer und seinen amerikanischen Vetter stehen insbesondere zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund. Dahinter verbirgt sich eine gewisse Ironie; denn obwohl bei ihnen Beziehungen an der Spitze ihres Wertsystems stehen, erweisen sie sich gleichzeitig als ungewhnlich unfhig auf diesem Gebiet. Zum Teil ist diese Schwche auf die Tatsache zurckzufhren, da sie in schlechten persnlichen Verhltnissen aufgewachsen sind. Da sie spren, da ihr geistliches Erbe bankrott gegangen war, ehe sie es berhaupt antreten konnten, wird ihnen jetzt bewut, da das einzige, das ihnen noch bleibt und mglicherweise Sinnerfllung verspricht, andere Menschen sind. Deshalb knnen ihre Bedrfnisse und Wnsche auf dem Gebiet der Beziehungen nach Liebe, Besttigung und Annahme als geeigneter Brckenkopf dienen, um ihre Brcke zu Christus zu bauen.
Die Bibel hat sehr viel zum Thema Beziehungen zu sagen, und Gesprche darber knnen reizvoll und hilfreich sein. Doch bei dieser Art von Brcke ist die Praxis viel wirksamer als die Theorie. Uber Liebe und Annahme zu reden, kann die echte Liebe nicht ersetzen. Bauen Sie ein-
fach eine sinnvolle Beziehung auf. Ich habe erlebt, da viele Menschen unserer Tage nur deshalb zur Bibel und dann weiter zu Christus gefhrt wurden, weil sie die bedingungslose Freundschaft eines evangelistisch engagierten Christen erfuhren. Da die Einladung, in der Bibel zu forschen, angenommen wurde, war nicht das Ergebnis irgendwelcher berwltigender Argumente oder eines tiefempfundenen Bedrfnisses, Antworten zu finden. Der Grund dafr war einfach, da sich dadurch eine weitere Gelegenheit bot, die von dieser Beziehung ausgehende Liebe und Wrme zu genieen. Ich bin davon berzeugt, da die Logik als berzeugungsfaktor bereits berholt ist. Sie ist im Vergleich mit der Liebe nur zweitrangig.
Diese drei Beispiele dafr, wie man Brcken bauen kann, wollen nur als Illustrationen verstanden sein. Ich hoffe, da sie zum kreativen Nachdenken anregen werden, wie man Brcken bauen kann, die den Bedrfnissen und Wunschtrumen der Menschen entsprechen, die man gewinnen will. Es gibt noch viele andere, wie das Streben nach Erfolg, der Wunsch nach einer guten Ehe und anderes mehr. Ehe wir weitergehen, sollten wir uns zwei Fragen stellen:
Welches sind die Bedrfnisse und Wunschtrume der Menschen, die ich erreichen mchte?
Aufweiche Weise knnten diese Bedrfnisse und Wunschtrume als Brcken dienen?
Die nchste logische Frage, mit der wir uns im folgenden Kapitel befassen wollen, lautet: Wie stellen wir es an, da unsere Freunde diese Brk-ken betreten und dann weiter zu Christus gefhrt werden?
18. Zur Primrquelle gehen
Vlliges Vertrauen in die Schrift
Es gibt Primr- und Sekundrquellen. Ein Augenzeuge zum Beispiel ist eine Primrquelle. Im Wissenschaftsbereich ist es die Person, die die Experimente vornimmt. Sie betreibt Grundlagenforschung und frdert neue Informationen zutage. Sekundrquellen hingegen berichten ber das, was Primrquellen herausgefunden und getan haben.
Verllichkeit ist ein Problem bei Informationen jeglicher Art, besonders bei Informationen, die aus Sekundrquellen stammen, weil sie nie vllig frei von persnlichen Vorurteilen und Subjektivitt sind. Informationsbermittler brauchen gar nicht absichtlich zu lgen, um auf eine falsche Fhrte zu fhren. Aber weil sich die subjektiven Wahrnehmungen eines Menschen mit den Tatsachen vermischen knnen, ber die er berichtet, kann es zu Entstellungen von Tatsachen kommen.
Die Medien sind ein besonders passendes Beispiel dafr, wie unterschiedlich die Nachrichtenvermittlung sein kann. Selbst wenn alles, was ber einen bestimmten Gegenstand berichtet wird, auch stimmt, kann doch das, was fr die Berichterstattung ausgewhlt oder weggelassen wird, oder auch die Zeit und der Raum, der diesem Gegenstand gewidmet wird, darber entscheiden, ob die ffentlichkeit auf diese Nachricht positiv oder negativ reagiert.
Ein weiteres Beispiel fr solch unterschiedliche Kommunikation ist die weite Spannbreite von Geschichtsbchern. Ein kurzer Vergleich eines franzsischen Geschichtsbuchs mit einem deutschen, in denen dieselben Ereignisse geschildert werden, ergibt, da die Helden und Schurken hufig ausgetauscht werden. Was bei dem einen "Mut" ist, wird in dem anderen als "Brutalitt" dargestellt, und eine unbedeutende Episode in dem einen Buch ist in dem anderen ein groer Sieg.
Wenn es darum geht, einem skularisierten Menschen das Evangelium zu vermitteln, erzielen wir eine ungleich strkere Wirkung, wenn wir ihn wissen lassen, da wir uns auf eine Untersuchung der einzigen Primr-
quelle beschrnken, die wir Christen als solche anerkennen: die Bibel. Obgleich der durchschnittliche skularisierte Mensch weder die Inspiration noch die Autoritt der Bibel akzeptiert, wird der Gedanke, selber einmal einen Blick in dieses berhmte Buch zu werfen, wahrscheinlich einen gewissen Reiz fr ihn haben. Dies steckt auch den Rahmen unserer Diskussion fr ihn und uns ab. So bekommt er das Gefhl, da die Chancen gleichmiger verteilt sind und da er die Freiheit haben wird, selbst nachzudenken und eine freie Entscheidung zu treffen.
Hufig hat der Nichtchrist Angst davor, manipuliert und mdoktriniert zu werden. Christliche Bcher und Traktate gibt es mehr als genug, und es erscheinen immer neue. Obwohl viele von ihnen auerordentlich hilfreich sein knnen, gehren sie alle doch zu der Kategorie der Sekundrquellen. Sie geben nur die Wahrnehmungen und Auffassungen eines Menschen von der Primrquelle wieder. Als solche werden sie oft von einem Nichtchristen mit Argwohn betrachtet. Er ist sich nie sicher, da er wirklich die ganze Geschichte vermittelt bekommt. Deshalb wird ein skeptischer oder mitrauischer Nichtchrist nicht selten die Gelegenheit ergreifen, selbst einmal in der Originalquelle etwas zu forschen vorausgesetzt, die Umstnde sind gnstig dafr. Unser Ziel ist also, die richtige Atmosphre zu schaffen und gleichzeitig den Nichtchristen davon zu berzeugen, da es klug wre, sich Zeit dafr zu nehmen, ein Thema von solcher Wichtigkeit persnlich zu untersuchen.
Sich an den Gedanken gewhnen
Die meisten Menschen lehnen neuartige Ideen automatisch ab. Da es zum menschlichen Wesen gehrt, sich gegen Vernderungen zu struben, reagieren wir besonders dann negativ, wenn sie uns aufgezwungen werden. Das liegt daran, da Vernderung gewhnlich von einem Gefhl von Verlust begleitet ist. Das Bekannte weicht dem Unbekannten. Jemand hat Vernderung einmal als Proze in vier Stufen beschrieben: Ablehnung, Duldung, Akzeptieren und Anpassung. Wenn wir zum ersten Mal mit etwas Neuem konfrontiert werden, neigen wir dazu, es abzulehnen. Doch mit der Zeit gewhnen wir uns daran und dulden es. Allmhlich sehen wir auch die positiven Mglichkeiten der neuen Sache und akzeptieren sie schlielich. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt dazu, da wir uns fr diesen Gedanken ffnen und ihn uns zu eigen machen.
Wenn sich ein Nichtchrist zum ersten Mal mit dem Gedanken konfrontiert sieht, die Bibel zu erforschen, wird er dies meistens ablehnen. So
tragen wir erst einmal den Gedanken an ihn heran, ohne eine direkte Reaktion von ihm zu erwarten: Eines Tages mchte ich dir gerne einmal zeigen, wie du die Bibel selbst lesen und verstehen kannst." Oder: Eines Tages werde ich dich zu unserem montglichen Bibelstudium einladen." Eines Tages" ist eine vage und unverbindliche Formulierung. Aber wenn wir die Reaktion eines Menschen auf eine solche Aussage richtig deuten, wird es uns nicht schwerfallen, zu beurteilen, ob man diesen Tag fr die folgende Woche oder fr den folgenden Monat ins Auge fassen oder ihn erst einmal bis auf weiteres verschieben sollte.
Wenn Sie eine abstrakte Einladung dieser Art mehrere Male wiederholen, knnen zwei Dinge geschehen. Zum ersten hat Ihr nichtchristlicher Freund Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewhnen und ihm immer positiver gegenberzustehen. Zum anderen beginnt er sich zu fragen, wann Sie diese Einladung in die Tat umsetzen werden. Der Ball liegt jetzt beim andern. Jetzt wartet er darauf, da Sie ihr Versprechen einlsen.
Den Anfang machen
Unser unmittelbares Ziel besteht darin, einem Menschen dabei zu helfen, die Bibel zu erforschen. Von da aus verfolgen wir die Absicht, ihn zu einem Verstndnis der zentralen Botschaft der Bibel zu fhren, das heit, da Jesus Gott ist und wir durch den Glauben an ihn vom Tod zum Leben gelangen. Dieses Ziel lt sich in zwei Fragen zusammenfassen: 1. Wer ist Jesus? 2. Was erwartet er von mir?
Die weitreichende Bedeutung dieser zwei Fragen kann allerdings angesichts der Sechsundsechzig Bcher der Bibel mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit leicht bersehen werden. Wenn wir einen Menschen dafr gewinnen mchten, selbst in der Bibel zu forschen, mssen wir ihm dabei helfen, seine Suche auf diese wesentlichen Punkte zu konzentrieren. Der Dialog knnte etwa so aussehen:
A: Wenn Sie daran interessiert sind, in der Bibel zu lesen, wrde ich Ihnen gerne dabei behilflich sein und Ihnen zeigen, wo Sie anfangen knnen.
B: Ich wte gerne, was sie sagt. Doch ich glaube, Sie sollten wissen, da ich nicht so an die Bibel glaube wie Sie. A: Das steht Ihnen zu. Die Bibel ist jedoch die einzige Originalquelle, die wir Christen haben. Wenn Sie, nachdem Sie diese Quelle geprft haben, zu dem Schlu kommen, da sie nicht recht hat, dann haben Sie Ihre Antwort gefunden. Sie knnen
Dire Fragen nach Gott vergessen und Ihre Wege gehen. Finden Sie aber die Wahrheit in der Bibel, dann haben Sie auch Ihre Antwort gefunden. Gewinnen werden Sie in jedem Fall. B: Das klingt vernnftig.
A: Zuerst sollten Sie wissen, da die Bibel anders ist als alle brigen Bcher. Sie knnen Sie nicht einfach in die Hand nehmen und sie von Anfang bis Ende lesen. Die Bibel enthlt 1189 Kapitel und ist in 66 verschiedene Bcher aufgeteilt. Sie wurde in einem Zeitraum von ca. 1600 Jahren von vielen verschiedenen Autoren geschrieben. Wenn Sie sich hinsetzen und sie ganz durchlesen wrden, um eine Antwort auf Ihre Fragen zu suchen, wre das etwa so, als ob Sie mit einer Frage in eine Bcherei gehen und wahllos die verschiedensten Bcher aus den Regalen nehmen und lesen wrden, um eine Frage zu beantworten. Es wre viel besser, sich vom Bibliothekar helfen zu lassen. Er kann Ihnen viel Zeit und Arger ersparen, indem er Ihnen hilft, die richtigen Bcher vom Regal zu nehmen. Und das ist der Vorschlag, den ich Ihnen machen mchte: Lassen Sie mich Ihnen dabei helfen, sich in der Bibel zurechtzufinden. B: Damit bin ich gerne einverstanden. A: In Ordnung. Lassen Sie uns einen Termin abmachen.
Wir nehmen das Gesprch zum vereinbarten Zeitpunkt und Treffpunkt wieder auf. Das sollte am besten an einem neutralen und bekannten Ort sein, entweder bei Ihnen oder aber bei ihm zu Hause. Sie haben eine weitere Bibel mitgebracht, die dieselbe Seiteneinteilung hat wie Ihre eigene. Sie benutzen eine moderne bersetzung und vermeiden bewut eine bertragung der Bibel. Mten Sie nmlich erklren, da die Wiedergabe einer bestimmten Bibelstelle nicht mit dem biblischen Grundtext bereinstimmt, wrde das nicht gerade die Glaubwrdigkeit der Bibel unterstreichen.
A: Die Bibel ist in zwei Teile unterteilt: das Alte und das Neue Testament. Das Alte Testament handelt von Dingen, die in der Zeit vor Jesus Christus geschahen. Das Neue Testament beginnt mit den vier Berichten ber das Leben Jesu, geschrieben von vier seiner Zeitgenossen. Dann gibt es ein Buch, das ber die ersten Jahre der christlichen Bewegung berichtet. Der Rest des Neuen Testamentes besteht aus Briefen, die an die jungen christlichen Gruppen oder Gemeinden, die im ersten Jahrhundert ber die ganze Welt verstreut waren, gerichtet sind.
Das Thema der ganzen Bibel, sowohl des Alten wie des Neuen Testaments, ist das gleiche. Es geht darum, da Gott sich dem Menschen mit dem Ziel geoffenbart hat, ihn von seiner selbstzerstrerischen Auflehnung zu befreien. Der Hauptanspruch der Bibel besteht darin, da diese Offenbarung Gottes in dem Menschen Jesus Christus gipfelt.
Das Alte Testament wurde geschrieben, um die Welt auf diese Offenbarung vorzubereiten. Das Neue Testament wurde geschrieben, um von diesem Ereignis zu berichten und seine Bedeutung zu erklren.
B: Ich verstehe, was Sie sagen, kann Ihnen aber nicht versprechen, da ich zu denselben Schlufolgerungen kommen werde wie Sie.
A: Natrlich nicht. Alles, was ich von Ihnen erwarte, ist, da Sie erst einmal anfangen, selber in der Bibel zu lesen. Es geht jetzt nicht darum, ob die Bibel recht hat oder nicht. Wichtig ist, da Sie verstehen sollten, da die christliche Position mit dieser einen Person, Jesus Christus, steht oder fllt. Wenn er sich nicht als das erweist, was die Bibel von ihm behauptet, dann bietet der christliche Glaube niemandem eine echte Antwort. Leuchtet Ihnen das ein?
B: Ich verstehe, was Sie meinen.
A: Ich schlage Ihnen vor, da Sie eine Gelegenheit bekommen, die Bibel selbst zu untersuchen, so da Sie Ihre eigenen Schlsse in bezug auf die Frage nach der Identitt Jesu ziehen knnen. B: Einverstanden!
A: Wie schon gesagt, beginnt das Neue Testament mit vier Bchern, die wir die Evangelien nennen. Drei sind Augenzeugenberichte ber Leben und Lehre Jesu, das vierte ist von einem Arzt geschrieben worden. Weshalb vier? Es ist so, als ob vier Menschen an verschiedenen Ecken einer Kreuzung stnden und Zeugen eines Unfalls wrden. Obwohl diese vier Zeugen im wesentlichen das gleiche aussagen, werden sie sich jedoch unterscheiden, je nachdem, wo der jeweilige Zeuge gestanden hat und welche Einzelheiten seine Aufmerksamkeit besonders gefangen nahmen. Wenn man die Berichte von vier Zeugen zusammennimmt, dann wird ber jedes Ereignis exakter berichtet werden. Dies ist auch die Wirkung der vier Evangelien. Die Summe dieser vier ergibt einen quadrophonischen Bericht des Lebens Jesu. Ich schlage vor, da wir mit dem vierten Evangelium anfangen,
dem Johannesevangelium. Johannes war einer der engsten Freunde Jesu. Somit haben wir den Augenzeugenbericht von jemand, der Jesus sehr nahestand. Sein Bericht beginnt auf der Seite 1137. Wir wollen zuerst die ersten drei Verse lesen. B: Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist." A: Haben Sie das verstanden? B: Nein.
A: Das kann ich Ihnen nicht verbeln. Lassen Sie uns sehen, ob wir herausfinden knnen, was das meint. Worauf bezieht sich das Wort" in diesem Abschnitt? B: Ich wei es nicht. A: Lesen Sie Vers 14.
B: Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns." A: Das Wort" wurde also ein Mensch. Wer knnte dies sein? B: Jesus?
A: Richtig. Lesen Sie jetzt diese drei Verse noch einmal, und setzen Sie, Jesus" an die Stelle von Wort". Was behauptet Johannes also von Jesus?
B: Da er von Anfang an existierte, da er Gott war und da er
die Welt schuf. Aber damit stimme ich nicht berein!
A: Das erwarte ich ja auch nicht von Ihnen, erinnern Sie sich?
Meine Aufgabe besteht nur darin, Ihnen zu helfen, damit Sie
verstehen, was hier geschrieben ist. Knnten Sie es auch sehen,
da Johannes dies von Jesus behauptete?
B: Ja, aber ich kann es nicht akzeptieren.
A: In Ordnung. Lassen Sie uns fortfahren. Knnten Sie bitte die
nchsten zwei Verse lesen?
Und so geht es immer weiter. Unser Ziel ist es, unseren nichtchristlichen Freund durch das Johannesevangelium zu begleiten und ihm dabei zu helfen, da er versteht, was die Bibel zu diesen zwei Fragen zu sagen hat: 1. Wer ist Jesus? 2. Was will er von mir?
Unser erstes Anliegen ist nicht, seine Zustimmung zu gewinnen oder als Sieger aus der Diskussion hervorzugehen. Wir wollen ihm vielmehr helfen, die Aussagen der Bibel zu verstehen. Dabei mssen wir Raum fr andere Meinungen und fr Zweifel lassen. Der Heilige Geist allein ist es, der von Snde, Gerechtigkeit und Gericht berzeugt, nicht wir. Es ist die
Bibel, die die wahren Motive des Herzens offenbart. Das sind nicht unsere Aufgaben. Unsere Rolle als Mitarbeiter Gottes ist es, den Unglubigen in Kontakt mit diesen gttlichen Krften zu bringen und ihm Liebe zu erweisen, whrenddem er darum ringt, aus seiner Rebellion herauszukommen und zum Glauben zu gelangen.
Im Anhang dieses Buches finden Sie eine Reihe von hilfreichen Fragen ber den Text des Johannesevangeliums. Sie sind nicht erschpfend, doch mit einiger Erfahrung werden Sie diese Reihe durch weitere Fragen ergnzen knnen, die Ihnen vielleicht noch besser dienen werden als die von mir angefhrten. Aber diese sollen Ihnen wenigstens den Anfang erleichtern. Es ist gewhnlich am besten, immer zu versuchen, ein Kapitel des Johannesevangeliums nach dem anderen durchzunehmen. Hchstwahrscheinlich werden Sie den Inhalt eines ganzen Kapitels nicht in einem Gesprch von einer Stunde erschpfen knnen. Aber wenn Sie nicht widerstehen knnen, ins kleinste Detail zu gehen, dann werden Sie wohl bald wieder alleine studieren!
Doch zurck zu unserem Gesprch! Etwa eine Stunde ist vergangen, und wir sind gerade mit den ersten vierzehn Versen des ersten Kapitels des Johannesevangeliums fertig. Wir nehmen wieder Bezug auf unser erstes Angebot: da wir unserem Freund helfen wollen, die Botschaft der Bibel selber zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt wei er nur soviel, da dies das erste und letzte Gesprch ist, das wir beide ber dieses Thema fhren werden.
A: Das soll fr den Anfang gengen. Ich habe den Eindruck, da Sie die Bedeutung des Textes gut verstanden haben. Wie denken Sie darber?
B: Es ist kompliziert, aber ich verstehe es.
A: Von jetzt an wird es einfacher, wenn Johannes damit beginnt,
von Ereignissen im Leben Jesu zu berichten. Mchten Sie gerne
weitermachen?
B:Ja.
A: Dann wollen wir das nchste Mal hier weitermachen. Wenn Sie in der Zwischenzeit gerne weiterlesen wollen, tun Sie es ruhig. Unterstreichen Sie alles, was Sie besonders interessant oder wichtig finden, und machen Sie ein Fragezeichen da an den Rand, wo Sie etwas nicht verstehen. Wir wollen uns in etwa einer Woche wiedertreffen und dann ber Ihre Beobachtungen und Fragen reden.
Fr Fortsetzung sorgen
Es ist besser, sich jeweils von Woche zu Woche zu verabreden, als eine Abmachung zu treffen, das ganze Johannesevangelium zu studieren beziehungsweise sich in den nchsten sechs Wochen regelmig zu treffen. Je ungezwungener wir die Beziehung gestalten, desto freier fhlt sich der andere. Wenn wir Erwartungen uern, die er nicht erfllen kann, stellt sich ein Gefhl des Versagens ein. Das knnen wir ganz einfach dadurch vermeiden, indem wir keine Erwartungen uern oder irgendwelche Anforderungen stellen. Die Fortsetzung dieses Bibelstudiums mu davon abhngig gemacht werden, ob ein echtes Interesse am Thema vorhanden ist und ob die Beziehung oder persnliche Freundschaft zwischen uns gengend gefestigt ist.
Wie wichtig es ist, ihm zwischen unseren Zusammenknften zum Bibelstudium unsere Freundschaft immer wieder zu besttigen, kann gar nicht genug betont werden! Ein kurzer Besuch oder Telefonanruf von uns ist ein Ausdruck von Annahme und Interesse unsererseits. Noch besser ist es, gemeinsam die Freizeit zu verbringen. Wenn wir zusammen sind, sollten wir ber Dinge reden, die ihn besonders interessieren, sei es ber Sport oder sogar das Wetter. Aber reden wir nicht ausschlielich ber die Bibel! Uns wrde bald der Gesprchsstoff ausgehen, wenn wir uns einzig und allein ber das erste Kapitel des Johannesevangeliums unterhalten wrden.
Manchmal spricht ein Unglubiger vllig ungeniert mit seinen Freunden ber sein zunehmendes Interesse an der Bibel. Meistens ist es jedoch umgekehrt. Er mu sich gegen das Gefhl der Angst wehren, verspottet zu werden. Wir mssen uns dieser Gefhle des anderen bewut sein. Nikodemus suchte Jesus zur Nachtzeit auf, weil er nicht wollte, da seine Kollegen etwas von seinem Interesse an diesem umstrittenen Menschen wuten. Jesus merkte das natrlich, aber er schickte Nikodemus nicht weg mit der Aufforderung, doch bei Tage wiederzukommen. Ein Mensch, der unterwegs zu Jesus ist, hat schon gengend innere Kmpfe durchzustehen. In solchen Momenten braucht er nicht noch zustzliche Gegner. Deshalb sollten wir gengend Feinfhligkeit aufbringen und ihm Sicherheit geben.
Eine Mglichkeit, dem Empfinden unseres Freundes Rechnung zu tragen, ist, da wir darauf achten, wo und wann wir uns zum Bibelstudium treffen. Es sollte mglichst ein neutraler und privater Ort sein. Kirchliche Gebude kommen nicht in Betracht, weil sie nicht neutral sind. Restau-
rants und Bros sind nicht privat genug. Zu Hause bei uns oder bei ihm wre es am besten.
Vor vielen Jahren haben ein Freund und ich etliche evangelistische Abende in verschiedenen Studentenverbindungen durchgefhrt. Wir wurden eingeladen, Diskussionen zu leiten. Meistens kamen die Mitglieder solcher Studentenverbindungen in einem Tagesraum zusammen, wo wir unseren Vortrag hielten und anschlieend Gelegenheit zum Fragenstellen gaben. Nachher organisierten wir mit solchen, die echtes Interesse zeigten, verschiedene Hausbibelkreise.
In einer Studentenverbindung waren wir bereingekommen, unsere Bibelkreiszusammenknfte im Zimmer von Jack Smith durchzufhren. Das Treffen in der ersten Woche nahm einen sehr guten Verlauf so glaubten wir wenigstens. Aber wir hatten nicht an die brigen Mitglieder der Studentenverbindung gedacht und sie komplett berrumpelt. Die darauffolgende Woche waren sie auf uns vorbereitet. Anscheinend hatten sie die ganze Woche dazu gebraucht!
Whrend der ersten halben Stunde nahm alles seinen normalen Verlauf. Pltzlich ging in voller Lautstrke ein Tonbandgert mit einer berspielten Radiosendung los genau vor der Tr. Musik und Werbung wechselten sich ab. In der Werbung wurde zum Beispiel fr echte Sandalen von Johannes dem Tufer und fr Leuchtbilder von Jesus geworben. Jack Smith und seine Kommilitonen, die am Hauskreis teilnahmen, waren ziemlich verrgert. Ich selber war eher frustriert. Unser Bibelstudium war unterbrochen worden! Wenn ich auf diesen Vorfall zurckschaue, kann ich kaum glauben, was wir dann machten. Wir kamen nmlich weiter in Jack Smiths Zimmer zusammen. Allerdings blieben seine Freunde fern, so da nur noch Jack und ich da waren. Was htte er auch machen knnen? Wir benutzten ja sein Zimmer! Die Strungen gingen weiter. Schlielich, als Jacks zwischenmenschliche Beziehungen ruiniert waren, brachte er den Mut auf und lie uns wissen, da er uns nie wiedersehen wolle.
Irgendwie rechtfertigten wir unser Tun mit dem Mut, den wir als Christen haben sollten. Aber wenn wir uns mit Jesus Christus identifizieren, dann stellen sich Schwierigkeiten und der Druck von auen schon frh genug ein. Wir sollten die letzten sein, die noch selber fr solche sorgen!
In diesem Kapitel haben wir das Thema behandelt, wie man mit Menschen ein Bibelstudium beginnen kann. Sehr oft fngt es in diesem Rahmen an mit einem einzelnen. Wenn wir von der Vorstellung ausgehen, da wir erst eine Gruppe von Nichtchristen beisammen haben mssen, bevor etwas geschehen kann, dann bersehen wir leicht die Gelegenhei-
ten, die sich uns bei einzelnen Menschen anbieten. Hufig erweisen sich diese Chancen auf lange Sicht als die besten! Die Vorgehensweise, die wir hier beschrieben haben, kann natrlich auch sehr wirksam in einer kleinen Gruppe angewandt werden.
19. Die biblische Grundlage fr den Glauben
Bewuter Gehorsam gegenber Gott durch sein Wort
Das Ziel, das wir verfolgen, wenn wir zur Primrquelle gehen, ist, da wir Menschen zum Glauben an Jesus Christus bringen. Mark Twain definierte Glauben als an etwas glauben, wovon man wei, da es eigentlich gar nicht wahr ist". Aber echter Glaube ist genau das Gegenteil er mu auf Wahrheit gegrndet sein.
Eine der hilfreichsten Definitionen von Glauben finden wir in Rmer 4,21 : Und wute aufs allergewisseste: Was Gott verheien hat, das kann er auch tun." Glauben ist die feste Zuversicht, da Gott das tun wird, was er verheien hat. Zum Glauben kommen heit also: wissen, was Gott gesagt und getan hat, und sich dann mit seinem ganzen Leben darauf einlassen. Der Glaube ist nicht ein Sprung ins Ungewisse. Er ist vielmehr eine bewute, freiwillige Unterwerfung unter den Willen Gottes fr unser Leben.
Beim Evangelisieren schaffen wir beim Nichtchristen die informationsmige Grundlage, die er braucht, um im Glauben auf den Ruf Gottes einzugehen. Bei dieser Grundlage, die wir legen mssen, handelt es sich um die biblische Wahrheit. Wann aber knnen wir wissen, da sich diese Grundlage gengend gefestigt hat? Es ist nicht immer leicht, das zu erkennen.
In einem unverffentlichten Artikel unter dem Titel Die Sndenlehre beim Gemeindebau in anderen Kulturen" beschreibt Wayne Dye die Bemhungen einer Gruppe von Missionaren, die unter den Bergstmmen Neuguineas arbeiteten. Als sie sich mit diesen primitiven Vlkern eingehender beschftigten, machten ihnen die Vielweiberei und das Betelnukauen dieser Menschen so sehr zu schaffen, da diese beiden
Praktiken zum Hindernis fr eine christliche Gemeinschaft zu werden drohten.
Doch fr die Dorfbewohner waren andere Dinge wichtiger. Nach ihrer Auffassung hing ein langes Leben von der Vermeidung jeglichen Unfriedens ab.
Dye berichtet von einem Fall, wo sich als Folge der missionarischen Bemhungen eine Anzahl dieser Menschen bekehrt hatten. Sie waren getauft worden, hatten mehrere Jahre lang den Zehnten gegeben, die Gottesdienste besucht und die christlichen Verhaltensregeln befolgt, die von den Missionaren eingefhrt worden waren. Eines Tages kam einer der Dorfltesten zu den Missionaren und sagte: Wir haben jetzt wohl genug getan, um abzuzahlen, was Jesus fr uns getan hat." Dann kehrten sie wieder zu ihrem alten Heidentum zurck.
Was war geschehen? Sie waren gar nicht zum echten Glauben gekommen. Man hatte auf die heidnischen Voraussetzungen etwas aufgepfropft, das nach christlichem Glauben aussah. In der Folge hatten die Dorfbewohner mit den Missionaren mitgemacht, bis sie es leid waren, und gingen dann wieder ihre eigenen Wege.
In einem solchen Fall, wo die Gegenstze zwischen Christentum und Heidentum so kra sind, bedarf es keiner besonderen Scharfsicht, um zu erkennen, was falsch gelaufen war. Aber dieselbe Gefahr droht berall dort, wo evangelisiert und missioniert wird, und oft ist es sehr schwierig, sie zu erkennen.
Ich lernte Henrique im Januar 1964 in Curitiba (Brasilien) kennen. Wir begegneten uns in einer Kunsthandlung und kamen miteinander ins Gesprch.
Henrique war einer der gescheitesten Menschen, die ich je gekannt habe. Er war auerordentlich belesen und besa ein erstaunliches Gedchtnis. Er konnte ber jedes Thema diskutieren, angefangen bei byzantinischer Kunst bis hin zur Genetik, als ob er gerade gestern erst ein Buch darber gelesen htte. Neben Portugiesisch sprach er flieend Englisch und Spanisch. Als wir uns kennenlernten, war er gerade einundzwanzig, frisch verheiratet und leitete eine Sprachschule.
Weil wir uns noch weiter unterhalten wollten, begaben wir uns in ein Restaurant und tranken zusammen Tee. Seine erste Frage war: Was machen Sie, ein Amerikaner, hier in Curitiba?" Als ich es ihm erzhlt hatte, sagte er: Gut; dann bekehren Sie zuerst einmal mich, dann haben wir eine ganze Schule als Missionsfeld." Er meinte es tatschlich ernst. Er wollte, da ich dort an seiner Schule das Evangelium erklrte. Er hatte sich entschieden, das Evangelium anzunehmen, bevor er es berhaupt
gehrt hatte. Ich lie ihn bis zum nchsten Tag warten, damit wir in aller Ruhe zusammen die Bibel studieren konnten. Am diesem Tag traf Henrique seine Entscheidung fr Christus. Seine Frau folgte einige Wochen spter seinem Beispiel. Einige Jahre lang trafen wir uns jeden Tag. Eine tiefe Freundschaft entwickelte sich zwischen uns. Wir wurden wie Brder.
Ich kannte Henrique erst eine Woche, als ich bei ihm eine gefhrliche Charakterschwche entdeckte. Das erste Mal bemerkte ich sie, als wir zusammen aen. Er konnte sich beim Essen nicht beherrschen. Darauf aufmerksam geworden, begann ich, nach weiteren Anzeichen fr eine mangelnde Selbstbeherrschung Ausschau zu halten. Tatschlich zeigten sich solche in seinem Umgang mit dem Geld, in der Art und Weise, wie er seinen Beruf ausbte, sowie in seiner starken Abhngigkeit vom Rauchen. Ich geriet deswegen in echte Besorgnis. Die Frucht des Geistes... ist Selbstbeherrschung" (Gal. 5,22-23). Aber diese war bei ihm einfach nicht vorhanden.
Die Bibel war fr Henrique noch etwas Neues, und so verschlang er sie frmlich. Er legte furchdos Zeugnis ab, aber auch das nur, weil es fr ihn etwas Neues war. Ich sah voraus, da, wenn der Reiz des Neuen vorbei war und er eine tiefergehende Motivation brauchte, um im Glaubensleben weiterzukommen, es Schwierigkeiten geben wrde. Und so war es auch.
Als er aufhrte, von sich aus die Bibel zu lesen, taten wir es gemeinsam, um diesen Mangel an Selbstdisziplin auszugleichen. Wir trafen uns zwei Jahre lang jeden Tag zum gemeinsamen Bibelstudium. Dadurch hatte Henriques Leben immer noch einen christlichen Anstrich. Aber ich sah nie, da der Heilige Geist ihn an der Wurzel seiner Probleme packen konnte. Ich war mit Gott ein wenig unzufrieden und fragte ihn, warum ich zustzlich zu meiner Arbeit noch seine Arbeit machen sollte. Doch diese Einstellung half auch nicht weiter.
Ich konnte diese Transfusion" nicht auf die Dauer aufrechterhalten. Nach ungefhr zwei Jahren beschlo ich, ihn zu entwhnen". Henrique mute jetzt anfangen, seine geistliche Nahrung von Gott selber zu beziehen.
Als wir nach siebenmonatigem Heimaturlaub nach Curitiba zurckkehrten, erfuhren wir, da Henriques Sprachschule Pleite gegangen war, da er von seiner Frau geschieden war und die Stadt verlassen hatte.
Das letzte Mal war ich mit Henrique 1971 in einem Restaurant in Porto Alegre zusammen. Auch seine neue berufliche Karriere und seine zweite Ehe waren gescheitert. Im Verlaufe unseres Gesprchs sagte er: Du
weit gar nicht, wie nahe du daran warst, aus mir einen Christen zu machen!"
Henrique hatte versucht, ein christliches Leben zu fhren, ohne Christ zu sein, und ich hatte ihn noch darin untersttzt. Welch ein Leerlauf! Wohl hatte Henrique eine Entscheidung getroffen, aber ich hatte ihm nicht dabei geholfen, die richtige Grundlage fr seinen Glauben zu legen. Wir waren also zwei Jahre lang einer Illusion erlegen.
Wir mssen darauf achten, da sich der Glaube auf die einzig sichere Grundlage, den Felsen des lebendigen Wortes Gottes des Fleisch gewordenen wie des geschriebenen grndet (s. Eph. 2,20). Nur auf diesem Fundament kann der Glaube ruhen. Man kann ihn nicht mit anderen Glaubensvorstellungen sowie heidnischen oder humanistischen Philosophien vermischen. Wenn wir zu Gott kommen wollen, mssen wir uns nach seinen Bedingungen richten und nicht nach unseren Vorstellungen.
Wie leicht kann man doch Dinge, die einen anderen stark beschftigen, mit ein paar oberflchlichen Stzen bergehen, jemandem ein bergabegebet endocken oder ihn etwas anderes tun lassen, was wir als eine Entscheidung fr Christus" werten. Dann gehen wir fort und freuen uns ber unseren vermeintlichen Erfolg. Eine der Herausforderungen an den Missionar ist, zu erkennen, ob diejenigen, denen er seelsorgerlich dient, auch wirklich ihren Glauben in Jesus Christus gesetzt haben, oder ob sie sich nur dem Missionar selber angeschlossen haben. Manchmal kann es eine ganze Generation dauern, bis ein solcher falscher Glaube aufgedeckt wird.
Wo immer also evangelisiert wird, sollte der Zeuge Jesu sich um eine echte Reaktion derer bemhen, die das Evangelium gehrt haben. Oberflchliche, gut gemeinte Entscheidungen untergraben nur eine echte Bekehrung. So hatte Henrique alles getan, was ich ihm als notwendige Schritte fr eine echte Bekehrung erklrt hatte. Folglich nahmen er und ich an, da eine geistliche Wiedergeburt stattgefunden hatte, obgleich das berhaupt nicht der Fall gewesen war. Wenn so etwas geschieht, fuhrt es entweder zu Verwirrung oder wie in unserem Fall zu Enttuschung.
Wenn jemand auf unser Angebot eingeht und auf den versprochenen Segen wartet, der dann aber ausbleibt, so ist das Endresultat nur Desillusion. Als ich einem unserer Nachbarn in Amerika das Evangelium bezeugte, antwortete er: Mann, ich bin schon dreimal bekehrt worden." Er hatte es mit dem Glauben versucht, aber es hatte nicht funktioniert. Also probierte er es mit etwas anderem.
Wie knnen wir so etwas vermeiden?
Eine Entscheidung treffen
Drei Persnlichkeitsbereiche sind betroffen, wenn wir uns fr Christus entscheiden oder sonst eine wichtige Entscheidung im Leben zu treffen haben: das Gefhl, der Verstand und der Wille.
Da begegnet zum Beispiel ein junger Mann einer jungen Frau. Sie fhlen sich augenblicklich zueinander hingezogen. Sie sagen sich beide: Das wre jemand, den ich gerne heiraten wrde." Wenn sie zu diesem Zeitpunkt ihrem Gefhl nachgeben wrden, gbe es bald eine Hochzeit. Doch der Verstand schaltet sich ein und stellt die gefhlsmige Reaktion in Frage. Wrden wir wirklich zusammenpassen? Wie ist sie in Wirklichkeit? Kann ich fr ihren Unterhalt sorgen? Beide kommen zu dem Schlu, da es besser wre, sich noch etwas mehr Zeit zu lassen und ein paar Fragen zu klren, bevor sie eine feste Verbindung eingehen. Also werden die beiden jetzt mehr Zeit miteinander verbringen. Er stellt schlielich fest, da ihr inneres Wesen genauso schn ist wie ihr Aueres. Jetzt stellt sich auch sein Verstand auf die Seite seiner Gefhle und befrwortet den Gedanken an eine Heirat.
Aber die letzte und schwierigste Entscheidung mu noch getroffen werden die Entscheidung mit dem Willen. Bevor es zum Gang zum Traualtar kommt, stellt sich der Wille verschiedene Fragen: Bin ich bereit, meine gewohnte Lebensweise fr jemand anders aufzugeben? Was ist mit meiner Freiheit lohnt sich der Tausch? Will ich wirklich die zustzliche Verantwortung auf mich nehmen?" Erst dann wird es zur Hochzeit kommen, wenn schlielich auch der Wille mit den Gefhlen und dem Verstand zur bereinstimmung gelangt. Genauso verhlt es sich, wenn man zu Christus kommt.
Sagt uns das nicht auch das Gleichnis vom Smann?
Wenn jemand das Wort von dem Reich hrt und nicht versteht, so kommt der Arge und reit hinweg, was da gest ist in sein Herz; das ist der, bei dem an den Weg gest ist. Bei dem aber auf das Felsige gest ist, das ist, der das Wort hrt und es alsbald aufnimmt mit Freuden; aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Trbsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so nimmt er rgernis. Bei dem aber unter die Dornen gest ist, das ist, der das Wort hrt, und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht. Bei dem aber in das gute Land gest ist, das ist, der das Wort hrt und versteht es und dann auch Frucht
bringt; und der eine trgt hundertfltig, der andere sechzigfltig, der andere dreiigfltig" (Mt. 13,19-23).
Der Unterschied in der Reaktion liegt nicht im Samen, sondern an der Beschaffenheit des Bodens. Vier verschiedene Bden vier verschiedene Reaktionen.
Der Same, der an den Weg gest wird. Der Boden war hart. Es gab nicht genug lockeren Boden, damit auch nur eine gefhlsmige Reaktion zustande kommen konnte. Wir alle kennen solche Menschen. Sie sind gleichgltig und interessieren sich berhaupt nicht fr Glaubensdinge. Diese Menschen sind am schwersten fr Jesus zu gewinnen. Sie mgen gebildet und nett sein, aber gnzlich verschlossen gegenber dem Wort Gottes. Es gibt fr sie nur eine Hoffnung, nmlich da Gott selber diesen harten Boden aufbricht, die Beschaffenheit des Bodens verndert und ihn bearbeitet, damit er den guten Samen aufnehmen kann. Im Blick auf solche Menschen knnen wir zunchst nur eines tun: fr sie beten. Gott "grbt" ihren harten Herzensboden auf, wenn wir beten. Wie oft habe ich schon erlebt, da Gott so etwas getan hat, und es ist immer wieder beeindruckend.
Dann gibt es den felsigen Boden. Dieser Mensch hrt das Wort und nimmt es zuerst mit Freuden auf. Er reagiert gefhlsmig, aber ihm fehlt die entsprechende Grundlage fr den Glauben. Darum ist seine Reaktion nicht von Dauer. Was ist hier geschehen? Menschen dieser Art fangen erst nach ihrer Entscheidung an zu denken. Sie stellen hinterher alles, was sie vorher getan haben, wieder in Frage. Sie schmen sich sogar ihrer Gutglubigkeit und Impulsivitt. Oftmals gehen sie dann denen aus dem Weg, die dafr verantwortlich sind, da sie eine Entscheidung getroffen haben.
In diesem Fall fehlte vor allem so wird es im Gleichnis erklrt das rechte Verstndnis. Die vorher getroffene Entscheidung hielt einer genaueren, verstandesmigen Prfung nicht stand. Aus irgendeinem Grund sind solche Menschen verstandesmig noch nicht zu einer verbindlichen bergabe an Christus bereit.
Einige Samenkrner fallen zwischen die Domen. Hier geht der Same auf, und die Sache sieht gut aus. Sicher wird diesmal Frucht entstehen! Aber andere Samenkrner liegen noch unbeachtet auf demselben Boden. Es sind die Sorgen dieses Lebens" und der Betrug des Reichtums". Es sind anderweitige Interessen und Ambitionen. Der Wille hlt noch an Dingen fest, die mit der Zeit die positive Reaktion auf das Evangelium wieder zunichte machen.
Weshalb entschliet sich ein solcher Mensch berhaupt, Christ zu werden? Vielleicht tut er es nur deshalb, weil ihm die Argumente gegen das Evangelium ausgegangen sind. Er findet keine Grnde mehr, warum er nicht Christ werden sollte, selbst wenn er es eigentlich gar nicht will. Es ist eigentlich gar nicht so schwer, die Argumente eines Menschen gegen das Evangelium zu zerstreuen. In einer solchen Situation hrt man dann nicht selten den anderen einfach sagen: Sie haben gewonnen!" Er beugt sich zwar der Wahrheit, stellt aber sein Leben nicht unter die Herrschaft Christi. Sein Wille behauptet sich immer noch.
Haben Sie sich jemals darber Gedanken gemacht, wie leicht es fr Gott eigentlich wre, jedem Menschen seine Existenz zu beweisen? Oder denken wir an Jesus warum ging er nicht wenigstens einmal nach seiner Auferstehung zurck nach Jerusalem in den Tempel, hielt dort eine Rede und forderte die heraus, die ihn drei Tage zuvor gettet hatten? Statt dessen beschrnkte sich Jesus darauf, diejenigen zu besuchen, die sowieso schon an ihn glaubten. Wre er in den Tempel gegangen, htte die ganze Welt anerkannt, da er der Messias ist. Warum tat er es nicht? Ich glaube, er war gar nicht daran interessiert, da die Leute daraufhin praktisch gegen ihren Willen vor seiner Souvernitt kapituliert htten. Das htte nichts mit Glauben und Liebe zu tun gehabt, sondern wre nur ein widerwilliges Eingestndnis gewesen, da seine Botschaft tatschlich die Wahrheit war.
Es wird ein Tag kommen, an dem das geschehen wird, was ich gerade beschrieben habe; aber es wird der Tag des Gerichts sein.
Es kann sich auch jemand deshalb fr Christus entscheiden, weil er meint, sein Leben trotzdem nach seinem Willen einrichten zu knnen. Das ist ausgeschlossen. Die Bedingungen, auf welche Weise wir zu Gott kommen, stellen nicht wir, sondern er.
In den dreieinhalb Jahren seines ffentlichen Wirkens gab es eine Zeit, in der Jesus groe Popularitt beim Volk geno. Die Massen folgten ihm berall hin. Ihnen gefiel, was er sagte. Seine Wunder faszinierten sie. Sie wollten ihn zum Knig machen. Nach auen betrachtet, war Jesus sehr erfolgreich. Er lie sich aber nicht davon beeindrucken. Im Gegenteil, er stie die Leute mit einer Reihe von harten Aussprchen bewut vor den Kopf, worauf sie verletzt reagierten und nach Hause zurckgingen (s. Joh. 6,25-66).
Wo lag das Problem? Die Menschen folgten Jesus aus falschen Beweggrnden. Er sagte ihnen, er knne sie nicht in seiner Nachfolge gebrauchen, wenn sie nicht bereit wren, ihn als die einzige Quelle des ewigen Lebens anzunehmen. Obwohl sie Jesus mochten, waren sie nicht bereit,
ihn zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen. Schockiert durch seine hohen Anforderungen gingen sie weg.
Der eigene Wille war schon immer das grte Hindernis fr den persnlichen Glauben. Das kommt daher, da das Kernproblem seit dem Sndenfall die Auflehnung des Menschen gegen Gott ist. Satan sagte zu Eva: Ihr werdet sein wie Gott" (l.Mo. 3,5). Das war ein verlockendes Angebot! Auflehnung bedeutet, da man sein eigener Gott sein mchte (s. Jes. 53,6).
In einem Menschen, der sich gegen Gott auflehnt, kann Gott nur in beschrnktem Mae wirken. Gott hat uns so erschaffen, da er unsere Entscheidungsfreiheit nicht verletzt. Das zeigt sich auch in seinem Aufruf an sein Volk: Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel? Denn ich habe keinen Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der Herr. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben" (Hes. 18,31-32).
Oft evangelisieren wir unter den Menschen um uns her auf eine Weise, als meinten wir, da Unkenntnis das Haupthindernis zum Glauben wre. Es ist ein Hindernis, jedoch nur ein untergeordnetes. Stellen Sie sich vor, wie leicht es sonst wre, in Ihrer Stadt zu evangelisieren, wenn die Aufgabe lediglich darin bestnde, die aufzuklren, die vom Evangelium noch keine Ahnung haben. Aber Errettung bedeutet, da man sich vllig Christus ausliefert. Einen anderen Weg kann es nicht geben. 4. Der vierte Boden ist das gute Land. Er hrt das Wort und versteht es." Wir wissen, da jemand einem guten Boden gleicht, wenn er Frucht bringt. Wir wissen, da da, wo Frucht ist, auch Leben ist.
Wie knnen wir wissen, da ein neues, geistliches Leben begonnen hat? Woher wissen wir, da ein Baby geboren wurde? Das Leben spricht fr sich selbst. Christ werden ist gleichbedeutend mit dem Empfang des Heiligen Geistes (s. Rom. 8,9). Ist es mglich, da der Schpfer aller Dinge, der alle Macht und Weisheit besitzt, in ein Menschenleben tritt, ohne da man etwas davon bemerkt? Der Beweis fr geistliches Leben besteht nicht einfach darin, da man auf bestimmte Fragen die richtigen Antworten gibt. Er liegt aber im Offenbarwerden der Geistesfrucht: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gtigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit" (Gal. 5,22-23).
Die Heilsgewiheit eines Neubekehrten stammt aus derselben Quelle: Und daran erkennen wir, da er in uns bleibt, an dem Geist, den er uns gegeben hat" (l.Joh. 3,24).
20. Die dynamischen Krfte bei der Bekehrung
Der Christ, der Heilige Geist und die Bibel
Wir sind zu dem Schlu gekommen, da das Haupthindernis zum Glauben nicht die Unwissenheit, sondern die Auflehnung gegen Gott ist. Wenn das zutrifft, hngt es weitgehend von den Mitteln ab, deren sich Gott bedient, um Menschen zu sich zu ziehen. Wie wir schon frher sahen, macht Gott seinen Einflu auf die Geschicke der Nationen geltend und wirkt durch Umstnde und Ereignisse, um Menschen fr seine Botschaft vorzubereiten. Darber hinaus stehen Gott noch andere Einflu-mglichkeiten zur Verfgung: der Heilige Geist, die Bibel und der Christ. Das sind die drei Hauptwerkzeuge, die Gott fr sein Vershnungswerk einsetzt.
Wir haben uns auch schon damit befat, da Gott den Christen auf drei verschiedenen Ebenen einsetzt: durch das Zeugnis seines Lebens, durch das gemeinschaftliche Zeugnis der Christen und durch das gesprochene Zeugnis des einzelnen Christen. In diesem Kapitel wollen wir noch die beiden anderen Mglichkeiten zur Beeinflussung untersuchen: den Heiligen Geist und die Bibel.
Der Heilige Geist
Als wir 1964 mit unserer Arbeit in Curitiba, Brasilien, begannen, sah ich mich vor die dringende Notwendigkeit gestellt, etwas zu unternehmen. Da waren wir nun, vollbeschftigt mit all dem, was ein Familienleben mit sich bringt. Eines Tages, als meine Frustrarion ein nie zuvor erreichtes Ausma angenommen hatte, schrieb ich in mein Tagebuch: Ich bin jetzt ein ausgewachsener Missionar. Ich habe ein Haus, ein Auto und eine Kamera. Das einzige, was mir fehlt, sind Menschen!" Wir waren Auslnder, Fremde in der Stadt und kannten nicht eine
Menschenseele. Ich suchte verzweifelt nach etwas, was ich tun konnte, um in meinen Augen eine Daseinsberechtigung zu haben.
Ich entdeckte bald, da es nicht so schwer ist, eine Beschftigung zu finden, wenn man nicht whlerisch ist. Es ergaben sich verschiedene Mglichkeiten, aber als ich sie prfte, gab Gott mir einen beunruhigenden Gedanken aus Matthus 15,13 ins Herz. Er begleitete mich berall hin und lt mich bis heute nicht los. Jesus sagte: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen."
Wie leicht ist es doch, irgend etwas zu machen, nur weil man sich von einem falsch verstandenen Pflichtbewutsein bestimmen lt, weil wir um etwas gebeten wurden und nicht nein sagen konnten, oder weil wir einfach das Gefhl hatten, etwas tun zu mssen. Mir wurde klar, da, wenn Gott nicht mit mir war bei dem, worauf ich mich in Curitiba eingelassen hatte, alles vergeblich wre. Nichts wrde davon berdauern. Als ich die verschiedenen Mglichkeiten berdachte, beschlo ich, keinen Gebrauch davon zu machen und meine Spannungen auszuhalten. Gott mute zuerst in Aktion treten, bevor ich etwas anfing. Meine Abhngigkeit vom Heiligen Geist fhrte mich in die Nhe schierer Verzweiflung. Ich sah mir einige Verheiungen in Jesaja 45,13-14 an. Sechs Monate lang fing ich jeden Tag damit an, diese Verse zu lesen, darber zu beten und sie fr unseren Dienst in Brasilien in Anspruch zu nehmen.
Jesus sagte: Ohne mich knnt ihr nichts tun" ([oh. 15,5). Wenn der Heilige Geist nicht in sprbarer Form in unseren Aktivitten beteiligt ist, dann sollten wir herausfinden, was falsch luft, oder damit aufhren. Nachdem Jesus auferstanden war, sagte er zu seinen Jngern, sie sollten nach Jerusalem gehen, sich in einem Raum einschlieen und auf das Kommen des Heiligen Geistes warten. Das war alles, wozu sie fhig waren, bevor der Heilige Geist auf den Plan trat.
Der Heilige Geist und die Bekehrung
Jesus beschreibt in Johannes 16,7-11, worin die Rolle des Heiligen Geistes beim Vershnungsvorgang besteht. Er sagt, er wrde den Jngern den Heiligen Geist senden, und dieser wrde die Welt von drei Dingen berfuhren: von Snde, Gerechtigkeit und Gericht. Genau diese drei Dinge sind notwendig, um die Bodenbeschaffenheit" des menschlichen Herzens zu verndern, damit der gute Same des Wortes Gottes darin Aufnahme finden kann. Jesus geht auf diese drei Dinge nher ein und beschreibt drei Zusam-
menhnge zwischen Ursache und Wirkung: ber die Snde, da sie nicht glauben an mich; ber die Gerechtigkeit: da ich zum Vater gehe ... ber das Gericht, da der Frst dieser Welt gerichtet ist" (Joh. 16,9-11). Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ist in diesen Versen nicht sofort erkennbar.
Was hat die Uberfhrung von Snde durch den Heiligen Geist damit zu tun, da jemand nicht an Jesus Christus glaubt? Sehr viel sogar, denn Unglaube ist die Wurzel aller Snde. Unglaube bedeutet soviel wie Auflehnung gegen Gott. In Lukas 16 lesen wir von einem reichen Mann, der sich, nachdem er in die Hlle gekommen war, um seine Brder sorgte. Er bat daher, da Lazarus, der Bettler, der vor seiner Tr gelebt hatte und gleichfalls gestorben war, zu seinen Brdern auf die Erde geschickt wrde, um sie zu warnen. Abrahams Entgegnung auf diese Bitte war bestrzend: Sie haben Mose und die Propheten [das Alte Testament], la sie dieselben hren ... Hren sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten auferstnde" (Lk. 16,29.31).
Auch hier werden wir wieder daran erinnert, da das Hauptproblem des Menschen nicht seine Unwissenheit ist, sondern seine Auflehnung gegen Gott. Wenn Menschen nicht an die Evangeliumsbotschaft glauben, obwohl sie sie verstanden haben, dann deshalb, weil sie nicht wollen. Darum sendet Gott den Heiligen Geist, um den Menschen von seiner Snde zu berfhren.
Was hat es mit dem zweiten Ausdruck, mit der Gerechtigkeit auf sich? Jesus sagte, der Heilige Geist werde die Menschen von ihrer Schuld in bezug auf die Gerechtigkeit" berfhren, weil er zum Vater geht" (Joh. 16,10). Worin besteht hier die Beziehung? Einfach darin, da Jesus der vollkommene Mastab fr Gerechtigkeit ist. Sein Leben ist eine Definition dessen, was Gerechtigkeit ist. Whrend Jesus als Mensch in dieser Welt war, trat die Ungerechtigkeit des Menschen offen zutage. Er unterstrich dies durch Aussagen wie: Ich bin das Licht der Welt" und: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht berfalle" (Joh. 12,35). Als Jesus diese Welt verlie, sandte er den Heiligen Geist, damit dieser seine Aufgabe bernahm. Heute ist der Heilige Geist der Mastab fur das, was wahre Gerechtigkeit ist, und zeigt dem Menschen in seinem Herzen, wie wenig er vor Gott bestehen kann.
Was sagt der dritte Ausdruck ber die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung aus: Uber das Gericht, da der Frst dieser Welt gerichtet ist" (Joh. 16,11)? Wir leben auf einem gefallenen Planeten, der von Snde
geplagt wird. Die ganze Schpfung kommt ins Gericht. Satan, der Frst dieser Welt, ist schon tdlich verwundet.
Nichtsdestoweniger lebt und handelt der Nichtchrist so, als wren seine Leistungen und sein Besitz ewig. Es gehrt zum Werk des Heiligen Geistes, da er dem Nichtchristen die Unsicherheit, die Sinnlosigkeit und die kurze Dauer seines Lebens bewut macht.
Der Heilige Geist berfhrt von Snde, Gerechtigkeit und Gericht. Welch eine Erleichterung fr uns, zu sehen, da diese Verantwortung auf ihm liegt und nicht auf uns!
Die Bibel und die Bekehrung
Die Bibel ist unsere Autoritt. Sie vermag sich selbst gegenber dem Unglubigen zu behaupten; Unsere Aufgabe als Zeugen ist nicht, sie zu verteidigen, sondern ihr Gelegenheit zu schaffen, damit sie ihre Wirkung ausben kann.
Aber was fangen wir mit Nichtchristen an, die sich weigern, die Autoritt der Bibel zu akzeptieren? Die Position des skularisierten Menschen lt entweder auf seinen Unglauben oder auf seine Ablehnung der Autoritt der Bibel schlieen. Was sagen wir ihm?
Wir sollten uns nicht in Diskussionen ber die Inspiration und Autoritt der Bibel hineinziehen lassen. Nicht, weil dies kein wichtiges Thema wre, sondern weil das nicht der richtige Ausgangspunkt ist. Die Wahrheiten des Evangeliums weisen eine gewisse Reihenfolge auf, die wir ebenso beachten sollten, wie man das Dach ja auch erst auf ein Haus setzt, wenn dessen Mauern hochgezogen sind.
Jorge, einer unserer Freunde, wurde Christ. Spter nahm auch Elisa, seine Verlobte, Christus an. Elisas Vater, ein Deutscher und immer noch ein treuer Anhnger des Dritten Reiches, war entsetzt. Er suchte uns zu Hause auf, um herauszufinden, wer wir waren und was wir mit seiner Tochter machten. Er war so wtend, da er einen kleinen Salontisch in unserem Wohnzimmer bersah und umrannte. In seiner Wut zum Teil wegen seiner Tochter und zum Teil wegen des Schmerzes am Schienbein verkndete er lautstark, er werde anfangen, die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite zu studieren, um ihre Glaubwrdigkeit zu widerlegen. Er wolle im l.Buch Mose anfangen und alle Irrtmer und Widersprche notieren.
Natrlich hat er das nicht geschafft. Jedem Punkt, den er aufwarf, fehlte die Beweiskraft. Irgendwo in der Wste" zwischen 3. und 4.Mose
gab er auf. In der Zwischenzeit wuchs seine Tochter Elisa zu einem reifen Gotteskind heran.
Fast alle Leute, mit denen wir im Laufe der Jahre ber das Evangelium sprachen, waren zuerst nicht bereit, die Autoritt und Inspiration der Bibel anzuerkennen. Dennoch kam es selten vor, da ich mit Nichtchri-sten oder mit solchen, die wir zu Christus fhrten, ber dieses Thema zu reden brauchte. Und wenn dies geschah, dann handelte es sich gewhnlich um den geschichtlichen Hintergrund der Bibel und um das Wie und Wann ihrer Entstehung.
Da die Bibel in der Tat autoritativ ist, beansprucht sie ihren rechtmigen Platz im Leben eines Neubekehrten, der sich mit ihr beschftigt. Nach und nach akzeptiert er unbewut ihre Entscheidungshoheit. Das geschieht, weil die Bibel die Wahrheit ist. Sie bringt Licht und Wahrheit in die Themen, die sie anspricht. Wenn sie Aussagen ber den Menschen, das Leben, die Gesellschaft und die Welt macht, dann klingen ihre Worte wahr.
Aber die Bibel geht noch einen Schritt weiter. Sie deckt die Irrtmer und die Inkonsequenzen in unseren persnlichen Anschauungen auf. Denn das Wort Gottes ist lebendig und krftig und schrfer und dringt durch, bis da es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens" (Hebr. 4,12).
Was sonst knnte ein Nichtchrist tun, wenn er mit dieser lebendigen, aufdeckenden und prophetischen Kraft der Bibel konfrontiert wird, als anzuerkennen, da sie wirklich die entscheidende Autoritt ist? Er wird sich entweder der Herrschaft Christi beugen oder aber zugeben, da er einfach nicht will, da dieser ber sein Leben herrscht.
Wo anfangen?
Welches ist der Ausgangspunkt? Wo fangen wir an, wenn wir positive Reaktionen hervorrufen wollen? Die Antwort auf diese Frage hngt ganz davon ab, wo der Zuhrer steht. Was wei und versteht er? Was anerkennt er?
In jedem Fall lt sich, wie wir schon in Kapitel 3 gesehen haben, die gesamte christliche Botschaft in zwei Fragen zusammenfassen. Doch ungeachtet dessen, wie ein Mensch zu diesen beiden Fragen steht, besteht unser Ziel darin, mit ihm ein Bibelstudium zu beginnen. Bei den beiden Fragen handelt es sich um jene, die Paulus Jesus bei ihrer Begegnung auf dem Weg nach Damaskus stellte: Herr, wer bist du?" und: Herr, was soll ich tun?" (Apg. 22,8.10).
Anders ausgedrckt heien die beiden Fragen: Wer ist Jesus?" und Was will er, da ich tun soll?"
Wer ist Jesus?
Die Mitte der Bibel ist eine historische Gestalt: Jesus von Nazareth. Er sagte: Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Von nun an kennet ihr ihn und habt ihn gesehen... Wer mich sieht, der sieht den Vater" (Joh. 14,7.9).
Die Grundaussage des christlichen Glaubens ist, da man Gott kennen kann: er hat den ersten Schritt gemacht und die Kluft zwischen sich und dem Menschen geschlossen. Das ist entscheidend, denn wenn das nicht stimmen wrde, wre der Mensch bei seiner Suche nach Gott auf seine eigenen, schwachen fnf Sinne angewiesen und kme doch nirgendwo hin. Kurz gesagt: Entweder war Jesus Gott oder man kann Gott nicht kennen. Im letzteren Fall wrde fr uns alles nur noch relativ sein.
Nach Aussage der Bibel hat Gott sich in der Geschichte auf verschiedenste Weise geoffenbart, bis dieser Proze in Jesus seinen endlichen Hhepunkt erreichte. Nachdem Gott vorzeiten manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat... durch die Propheten, hat er in den letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn ... Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens" (Hebr. 1,1-3).
Das Ebenbild seines Wesens". Knnen Sie glauben, da Gott existiert? Wer war dann Jesus? Wie verhlt es sich mit der Gerechtigkeit Gottes? Haben Sie auch damit Probleme? Dann schauen Sie auf Jesus. Wie sah sein Gerechtigkeitsempfinden aus? Wie ist es mit dem Problem des Bsen in der Welt? Wie hat Jesus sich dem Bsen gegenber verhalten? Ist die Bibel das inspirierte Wort Gottes? Was sagte Jesus darber?
Bevor wir nicht diese grundlegende Frage nach der Person Jesu geklrt haben, knnen wir auch nichts Schlssiges ber andere einzelne Punkte sagen. Gelangen wir aber zu dem Schlu, da Jesus Gott ist, werden wir entdecken, da viele unserer anderen Fragen, die vorher unlsbar schienen, mit einem Mal entweder berflssig oder aber leicht erklrbar sind.
Die Bibel bringt Menschen zu dieser Schlufolgerung ber Jesus. Johannes sagte, sein Evangelium sei geschrieben worden, auf da ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und da ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen" (Joh. 20,31).
Jesus wies die unglubigen Juden zurecht, weil sie das Grundanliegen der Heiligen Schrift nicht verstanden. Er sagte zu ihnen: Ihr suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin." Aber Jesus
fgte hinzu, da das Ziel der Schrift ist, von ihm zu zeugen" (Joh. 5,39).
Die erste Aufgabe, die die Bibel bei der Bekehrung erfllt, ist also, auf die Frage: Wer ist Jesus?" Antwort zu geben. Wenn wir auf diese Frage antworten, gewinnt die nchste Frage an Bedeutung.
Was will Jesus, da ich tun soll?
Es versteht sich von selbst, da diese zweite Frage bedeutungslos wird, wenn der Nichtchrist nicht zu dem Schlu kommt, da Jesus Gott ist. Glaubt er aber, da Jesus der ist, der zu sein er beansprucht, dann wird jedes andere Problem in seinem Leben von dieser einen Frage berragt: Was will Jesus, da ich tun soll?"
Wenn die Menschwerdung Jesu wahr ist, wenn Gott wirklich Mensch wurde, mu diese Tatsache fr jeden Menschen auf der Erde von allergrter Bedeutung sein. Logischerweise mssen wir dann fragen: Was willst du, da ich tun soll?"
Fr den Nichtchristen gibt es nur eine mgliche Antwort: glauben.
Eines Tages kam aus der Menge, die Jesus nachfolgte, eine ganz hnliche Frage wie die, die uns an dieser Stelle beschftigt: Was sollen wir tun, da wir Gottes Werke wirken?" Jesus antwortete: Das ist Gottes Werk, da ihr an den glaubet, den er gesandt hat" (Joh. 6,28-29).
Ich werde nie den Tag vergessen, als ich die Antwort auf die erste Frage Wer ist Jesus?" so richtig begriff. Die erste logische Reaktion, die mir einfiel, war, da ich auch die zweite Frage beantworten und sofort zur Tat schreiten wollte. Ich besorgte mir ein Notizbuch und schrieb jedes Gebot auf, das ich in den Evangelien finden konnte. Als mein Notizbuch zu zwei Dritteln voll war, packte mich die Verzweiflung. Ich erkannte: das kann ich ja gar nicht alles ausleben, ich kann mich nicht einmal an alles erinnern. Ich war mir der Eigendynamik meines Stoffes nicht bewut. Die Bibel ist ein lebendiges Buch, die in unser Leben hinein-spricht, sofern wir das Gelesene anwenden. Die Bibel wird unter der Einwirkung des Heiligen Geistes lebendig, und zwar entsprechend unseren persnlichen Bedrfnissen.
Tatschlich werden wir keine dieser beiden Fragen je endgltig beantworten. Stndiges Wachstum im Glaubensleben ergibt sich aus wachsender Einsicht in die Person Jesu Christi. Wer ist er?" und Was will er, da ich tun soll?" diese beiden Fragen sollten in jeder Lebenslage an erster Stelle stehen. Auch bei unserem tglichen Bibellesen mssen uns immer wieder und vor allem diese Fragen beschftigen.
Wir haben uns in diesem Kapitel damit befat, wie Gott sich im Rah-
men des Vershnungswerkes einer gewissen Arbeitsteilung bedient. Die Christen, einzeln und gemeinsam, legen mit ihrem Leben und Reden Zeugnis ab. Sie bringen den Nichtchristen in Hrweite des Wortes Gottes. Die Bibel offenbart die Wahrheit und zeugt von Christus. Der Heilige Geist berfhrt, fhrt den Menschen zur Bue und gibt neues Leben.
Das Folgende ist ein Beispiel dafr, wie alle drei Mglichkeiten zusammenwirken.
Das Beispiel von Abrahao
Abrahao studierte an der Universitt von Parana in Brasilien Agrarwis-senschaften. Es ging ihm bei seinem Studium nicht so sehr um eine Berufsausbildung, als vielmehr darum, an der Universitt Unruhe zu stiften. Er war Kommunist. Sein Zimmerkamerad im Studentenheim war ausgerechnet ein junger Christ. Sein Name war Jark. Abrahao machte sich auf unbarmherzige Weise ber Jark lustig, bis dieser so frustriert war, da er Abrahao in einen unserer Bibelkreise einlud. Abrahao hatte erreicht, was er wollte die Mglichkeit, noch mehr Unruhe zu stiften.
Er nahm in einer Ecke unseres Wohnzimmers, wo der Bibelkreis zusammenkam, Platz und zeigte sich an allem, was gesagt wurde, scheinbar uninteressiert. Pltzlich, als das Gesprch beinahe zu Ende war und jeder schon mehr am nachfolgenden Kaffee interessiert war als weiter zuzuhren, hob Abrahao die Hand. Er stellte dem Hauskreisleiter eine gezielte Frage. Dieser mute einen Augenblick lang berlegen. Abrahao nutzte diese Gelegenheit, um eine zweite Frage folgen zu lassen. Jetzt waren schon zwei Fragen zu beantworten. Der Leiter war sichtlich verwirrt. Die Verlegenheitspause wurde grer. Abrahao stellte zustzlich zu den beiden anderen noch zwei oder drei Fragen. Als der Leiter in seiner Verwirrung immer noch kein Wort herausbrachte, sagte Abrahao: Sehen Sie, Sie wissen noch nicht einmal, wovon Sie reden. Sie sind gar nicht in der Lage, meine Fragen zu beantworten."
In den folgenden Wochen lie Abrahao nicht eine einzige Zusammenkunft aus. Er tat sein Bestes, um soviel Verwirrung wie mglich zu stiften. Ich berlegte, ob ich ihn nicht bitten sollte, doch unseren Bibelgesprchen fernzubleiben. Doch dann beschlo ich, noch einen letzten Versuch zu machen, um ihm nher zu kommen.
Am Schlu unseres nchsten Bibelstudiums, als Abrahao und ich uns etwas unterhielten, fragte ich ihn: Abrahao, wie stehen deiner Meinung nach die Chancen fr mich?"
Er wollte wissen, was ich damit meinte. So fuhr ich fort: Wieviel
Chancen habe ich, da ich im Recht bin, wenn ich das Gegenteil von dir behaupte und sage, da es Gott gibt?" Er lachte: Keine!"
Dann sagte ich: Willst du damit sagen, da du alles menschliche Wissen und alles Unbekannte erforscht hast, da du das ganze Universum durchsucht hast und jetzt vor mir stehen und sagen kannst: Beruhige dich, es gibt keinen Gott?"
Er erwiderte: Das wrde ich nicht sagen."
Dann rumst du also die Mglichkeit ein, da ich recht habe und du unrecht?"
Er stimmte zu. Ich lie nicht locker: Wieviel Chance gibst du mir ein? Zwanzig Prozent?" Nein."
Ich handelte mit ihm um fnfzehn, um zehn Prozent und sagte schlielich: Fnf Prozent mut du mir aber bestimmt geben."
Er wollte wissen, worauf ich hinauswollte. Ich entgegnete: Wenn ich recht habe und du unrecht, dann hast du verloren. Und da diese Mglichkeit besteht, wre es das einzig Vernnftige fr dich, nachzuprfen, wer von uns recht hat."
Er fragte: Wie kann ich das tun?"
Ich antwortete: Indem du zur Urquelle zurckgehst. Jeder, der ernsthaft forscht, lt die Sekundrquellen beiseite (also das, was andere Menschen zu einem Thema gesagt haben) und prft statt dessen die Originaldokumente."
Und welches sind die Urquellen des Christentums?" Die Bibel."
Ich glaube nicht an die Bibel."
Ich antwortete: Dann hast du einen Vorteil mir gegenber. Die Bibel ist das einzige Originaldokument, das wir Christen haben. Wenn du die Bibel widerlegen kannst, hast du gewonnen."
Er fragte: Was schlgst du vor?"
Ich erklrte: Die Bibel ist ein dickes, kleingedrucktes Buch. Du kannst es nicht wie irgendein anderes Buch von vorne bis hinten durchlesen; denn sie ist wie eine Bibliothek, die 66 Bcher umfat. Du wirst Hilfe brauchen, um zu wissen, welches Buch du zuerst lesen solltest. Ich mchte dir gerne zeigen, wo du nachschauen mut, und ich will dir helfen, zu verstehen, was die Bibel sagt."
Abrahao ging auf mein Angebot ein, und wir machten ab, wann wir uns das erste Mal treffen wollten.
Ich fhrte ihn in das Johannesevangelium ein und bat ihn zu Beginn,
die ersten drei Verse zu lesen: Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist" (Joh. 1,1-3).
Ich fragte Abrahao, ob er verstehe, was dort gesagt wird. Es verstand es nicht. Ich fragte ihn: Worauf bezieht sich das Wort"?"
Er wute es nicht, also wies ich ihn auf Vers 14 hin: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns." Mit ein wenig Hilfe meinerseits verstand er, da dieser Abschnitt von Jesus Christus spricht. Als er begriff, da die Bibel den Anspruch erhebt, da Jesus ewig ist und da er alle Dinge erschaffen hat, war er zum Kampf bereit. Ich kam ihm zuvor, indem ich sagte: Ich verlange nicht von dir, da du glaubst und akzeptierst, was hier geschrieben steht. Ich mchte nur sicherstellen, da du verstehst, was die Bibel sagt. Tust du das?"
Er antwortete: Ja, aber ..."
Ich sagte: Gut, dann la uns den nchsten Abschnitt lesen."
Whrend wir in den nchsten Wochen Abschnitt um Abschnitt durchnahmen, schien sich Abrahao innerlich keinen Fingerbreit zu bewegen. Jeden Anspruch in bezug auf Christus wies er als Mrchen oder als bertriebenen Bericht ab. Ich hielt an meinem Ziel fest, ihm zu helfen, das, was die Bibel ber die Identitt Jesu sagt, zu verstehen. Und so waren unsere Zusammenknfte bei all seiner Auflehnung zwar spannungsgeladen, aber frei von harten Diskussionen.
In dieser Zeit betete ich mit einigen Freunden gemeinsam darum, da der Heilige Geist sein berzeugungswerk an ihm vollbringen mge.
Ein paar Monate spter bemerkte ich schon erste Anzeichen einer Vernderung. Abrahao hrte damit auf, die Bibel stndig zu attackieren. Allmhlich erkannte er die Zusammenhnge zwischen den einzelnen Bibelstellen. Mit der Zeit vernderte er sich von einem negativ eingestellten Menschen zu einem positiv eingestellten. Er meldete sich in seinen Sommerferien freiwillig als Mitarbeiter bei einem Regierungsprojekt fr Arme. Nach Ablauf des Sommers kehrte er als alter Freund zurck und nicht mehr als Gegner. Ohne da ein weiteres Wort ntig gewesen wre, nahmen wir unser Studium des Johannesevangeliums wieder auf.
Schlielich konnte ich meine Neugierde nicht lnger bezhmen. Er hatte sich wirklich sehr verndert! Als wir gerade Johannes 13 lasen, sagte ich: Sag mal, Abrahao, was ist passiert?"
Er erwiderte: Tja, es ist wahr."
Was ist wahr?"
Da Jesus Gott ist."
Na und?"
Nun, ich denke, da ich jetzt Christ bin. Aber", so fuhr er fort, ich mu dir eins sagen. Ich bettige mich politisch und vertrete eine regierungsfeindliche Position. Auerdem bin ich anti-amerikanisch eingestellt. Meine Freunde kritisieren mich, weil ich mit dir verkehre."
Und weiter?"
Das ist alles", sagte er. Ich wollte nur, da du es weit."
Glaubst du, da das etwas bei mir ndert?"
Nein."
Dann sagte ich: Ich mchte dir gern eine Bibelstelle zeigen." Sie stand in demselben Kapitel, das wir gerade durcharbeiteten. Wir schlugen Johannes 13,13 auf: Ihr heiet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin's auch."
Ich fragte Abrahao: Was bedeutet es, wenn Jesus unser Meister ist?"
Seine Antwort konnte nicht besser sein. Es bedeutet, da das, was wir denken und glauben, von ihm kommen mu. Wir beziehen unsere Vorstellungen von ihm."
Akzeptierst du das fr dich?"
Ja."
Was bedeutet es, da Jesus Herr ist?"
Wieder gab er eine ausgezeichnete Antwort. Es bedeutet, da er der Chef ist!"
Akzeptierst du das fr dich persnlich?" Er bejahte auch diese Frage.
ber Politik oder Wirtschaft diskutierten wir nie. Abrahao und ich hatten jetzt denselben Meister und standen unter demselben Herrn Jesus Christus. Beide folgten wir derselben Berufung: Seid wrdige Brger des Reiches."
Was kann uns dieses Beispiel lehren?
Unsere Aufgabe ist es, einem Menschen zu helfen, die Bibel zu verstehen. Die Beweislast liegt nicht auf unseren Schultern, sondern auf der Bibel. Die Verantwortung, einen Menschen zu berzeugen, liegt nicht bei uns, sondern beim Heiligen Geist. Wir sind verantwortlich, diesem Menschen treu beizustehen, da er so lange mit dem Worte Gottes in Berhrung bleibt, bis er eine endgltige Entscheidung pro oder kontra getroffen hat.
Ich habe einen glubigen Bekannten, der zu jenen bewundernswerten Menschen gehrt, die eine groe Anziehungskraft besitzen. Er wute immer das richtige Wort im richtigen Augenblick zu sagen. Ungezwungen gab er berall, wo er hinkam, sein Zeugnis und weckte in den Men-
sehen einen Hunger nach mehr davon. Als wir uns Vorjahren anfreundeten, dachte ich: Hier ist einmal jemand, der wirklich Eindruck machen wird."
Das Erwartete traf jedoch nicht ein. Er gleicht einem schnen Schmetterling; aber von einem Schmetterling kann man nicht erwarten, da er sich zweimal auf derselben Blume niederlt. Einen skularisierten Menschen zu Christus zu bringen, erfordert viel Ausdauer und Zhigkeit. Es bedeutet, eine Beziehung aufzubauen und diese auch dann aufrechtzuerhalten, wenn er eine Phase des Widerstrebens durchmacht. Manchmal hlt ihn nur unsere Beziehung zu ihm davon ab, den Heiligen Geist abzuweisen und davonzulaufen.
Zusammenfassung
Um sich den Menschen, die noch nicht mit Gott vershnt sind, mitzuteilen, bedient sich Gott des Heiligen Geistes, der Bibel und des Christen. Jeder von ihnen hat seine besondere Funktion. Der Christ bezeugt das, was er gesehen und gehrt hat (s. l.Joh. 1,1-3). Er bringt Nichtchristen mit der Bibel in Berhrung. Dann tritt der Heilige Geist auf den Plan und berfhrt die Menschen. Das lebendige und krftige Wort Gottes" (Hebr. 4,12) bewirkt, da ein Mensch wiedergeboren wird.
Es ist wichtig, da uns diese Arbeitsteilung klar bewut ist. Es ist nutzlos, wenn wir versuchen, die Arbeit des Heiligen Geistes oder der Bibel zu tun. Wenn ein Mensch durch den Heiligen Geist berfhrt worden ist und eine geistliche Wiedergeburt durch das Wort Gottes erlebt hat, knnen wir voller Zuversicht sein, da neues Leben entstanden ist, das auch Frucht bringen wird. Wir hatten nur das Vorrecht, die Vorbereitungsarbeit zu leisten.
21. Einen Menschen durch die Bibel fhren
Fragen unser wertvollstes Werkzeug
Eine gute Frage ist das bestmgliche Werkzeug, einem Menschen etwas zu lehren. Da Jesus der hervorragendste Lehrer war, konnte auch niemand so gute Fragen stellen wie er. Hufig drang er mit einer einzigen Frage direkt zum Kern auch der umstrittensten Themen vor.
Was ist leichter, zu sagen ... dir sind deine Snden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf, nimmt dein Bett und wandle?" (Mk. 2,9).
Zeiget mir einen Groschen! Wes Bild und Aufschrift hat er?" (Lk. 20,24).
Wer sagt denn ihr, da ich sei?" (Mt. 16,15) Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen?" (Mk. 11,30)
Die Fragen Jesu bten eine starke Wirkung aus. Sie endockten den Zuhrern Schlufolgerungen, zu denen sie sonst nicht gelangt wren. Ein Studium der Evangelien mit dem Ziel, zu beobachten, wie Jesus Fragen gebrauchte und welche Wirkung sie auf andere ausbten, ist in sich selbst schon ein ganzer Kurs ber Kommunikation.
Eine Kommunikation findet immer dann statt, wenn sich ein Mensch dem anderen verstndlich machen kann. Nicht was wir jemand sagen knnen, ist wichtig. Es kommt allein auf das an, was vom anderen gehrt und aufgenommen wird. Der Gebrauch von Fragen ist bei der Kommunikation deswegen so wirksam, weil dies in Einklang mit der Arbeitsweise unserer natrlichen Gedankengnge steht. Beim Denken stellen wir uns selbst stndig Fragen: Was mu ich als nchstes tun? Wann kann ich das auch noch einschieben? Welchen Vorteil knnte die andere Mglichkeit bringen?
Die Naturwissenschaften sind auf Hypothesen und Forschung aufgebaut. Eine Hypothese ist eine Aussage, die als Frage gilt. Die Forschung besttigt, widerlegt oder modifiziert die Hypothese. Wenn wir diesen Prfvorgang wiederholen, vermehrt sich unser Verstndnis.
Ich habe dieses Kapitel unter die Uberschrift gestellt: Jemand durch die Bibel fhren." Fhren" bringt besser zum Ausdruck als erzhlen" oder lehren", was wir beim Evangelisieren tun sollten. Unser Ziel ist es, den Nichtchristen auf seiner Suche nach Wahrheit durch die Bibel zu fhren. Wir mssen uns bewut sein, da seine grundlegenden Einstellungen und Wertvorstellungen bis zu dem Zeitpunkt, wo er zum Glauben kommt, nicht der Bibel entsprechen. Das Umdenken erfordert Zeit. Gewisse Dinge mu er sozusagen fr sich entdecken und neu formulieren. Vieles davon geschieht unbewut, aber es wird stattfinden. Whrend dieses Prozesses des Umdenkens brauchen wir in unserer Begleiterfunktion Geduld.
Wenn wir unser Verstndnis von Evangelisation darauf beschrnken, anderen etwas zu erzhlen (das Wesen des Evangeliums darlegen) oder zu lehren (von der biblischen Wahrheit abgeleitete Anweisungen zu erteilen), dann werden wir nicht das ntige Stehvermgen besitzen, um an Menschen zu arbeiten, die eine Kehrtwendung von 180 Grad machen mssen, was ihre persnlichen Einstellungen und Wertmastbe betrifft. Solche Menschen mssen in einer von Ermutigung und Annahme geprgten Atmosphre fr sich nachdenken knnen. Der Schlssel dazu, diesen Bedrfnissen zu begegnen, ist, da wir lernen, die richtige Art von Fragen zu stellen.
Im allgemeinen machen wir uns nicht viel Gedanken darber, Fragen zu stellen. Meistens sind wir mehr daran interessiert, die Fragen, die uns Nichtchristen stellen, zu beantworten. Christen fallen oft zwei verkehrten Auffassungen zum Opfer. Diese sind die zwei Seiten derselben Mnze und lauten wie folgt: 1. Ich bin fr eine evangelistische Arbeit nicht qualifiziert genug, weil ich Mhe habe, die Fragen von Leuten zu beantworten. 2. Ich kann mich jedem stellen, denn ich habe die Antworten auf die zehn hufigsten Fragen auswendig gelernt, die Nichtchristen gewhnlich stellen.
Diese Menschen gehen am Kern der Sache vorbei, weil sie davon ausgehen, da es auf unsere Antworten, die wir auf Fragen geben, ankommt. Sicher sollten wir wissen, wie man auf Fragen antwortet, aber es ist nicht ntig, da wir alle Antworten wissen. Wenn es darum geht, einen Menschen durch die Bibel zu fhren, ist es in Wirklichkeit mindestens ebenso wichtig, Fragen zu stellen als zu beantworten. Den Grund dafr werden
wir im Verlauf dieses Kapitels sehen, wenn wir uns damit beschftigen, wie man Fragen stellt und beantwortet.
Wie man Fragen stellt
Wir sind dann darauf vorbereitet, ein Bibelstudium zu leiten, wenn wir einige Fragen formuliert haben, die den anderen dahin bringen, da er die wichtigen Wahrheiten eines Bibeltextes entdeckt. Dies tun zu knnen, setzt natrlich voraus, da wir selber zuerst verstanden haben, was der Text aussagt. Das erfordert einige Arbeit, besonders am Anfang.
In Kapitel 15 sprachen wir davon, wie wichtig die Teamarbeit fr die Evangelisation ist. Wir werden ein Team zu diesem Zeitpunkt brauchen, weil nur wenige von uns die Initiative oder Selbstdisziplin aufbringen, Woche fr Woche mit einem Bibelstudium weiterzumachen, wenn wir auf uns selbst gestellt sind. So knnten Sie beispielsweise als erstes zusammen mit den anderen das Johannesevangelium oder ein anderes Buch Ihrer Wahl kapitelweise durcharbeiten. Bei diesem Studium wrden Sie einen doppelten Zweck verfolgen: selber den Text zu verstehen und Fragen zu formulieren, die Sie anderen stellen knnten.
Fragen knnen drei Aufgaben erfllen. Sie knnen erstens eine Starthilfe fr ein Gesprch ber ein bestimmtes Thema sein, zweitens einem Gesprch die Richtung angeben und drittens dazu dienen, das bisher Gesagte zusammenzufassen. Die folgenden Fragen sind Beispiele fr diese drei Funktionsweisen von Fragen:
Einstiegsfragen: Welche Bemerkungen machte Nikodemus ber Jesus?
Wegweisende Fragen: Wie reagierte Jesus auf diese uerungen des Nikodemus?
Zusammenfassende Fragen: Zu welchen Schlufolgerungen fhrt uns dieser Dialog ber die menschlichen Fhigkeiten, geistliche Dinge zu verstehen?
Die Fragen ber das Johannesevangelium, die Sie im Anhang dieses Buches finden, sind zumeist Einstiegsfragen. Wenn Sie dann ber eine bestimmte Bibelstelle ins Gesprch kommen, werden Sie in der Lage sein, die meisten wegweisenden und zusammenfassenden Fragen aus dem Stegreif zu stellen. Es ist auch hilfreich, sich daran zu erinnern, da Fragen alle drei Funktionen bernehmen knnen. Richtig eingesetzt, knnen solche Fragen dem Gesprch zu einem vertieften Austausch verhelfen.
Es gibt eine Reihe von Standardfragen, die sich hufig als sehr ntzlich
erweisen, um das Gesprch in eine bestimmte Richtung zu lenken. Hier einige Beispiele:
Warum sagte er dies Ihrer Meinung nach?
Worauf mchte er Ihrer Meinung nach hinaus?
Was sehen Sie sonst noch in diesem Vers?
Weshalb sagen Sie das?
Was meinen Sie damit?
Warum gebraucht er hier Ihrer Meinung nach dieses Wort ...?
Einige Fragen knnen Sie besonders gut als zusammenfassende Fragen benutzen:
Wie wrden Sie den Kerngedanken dieses Bibelabschnitts zusammenfassen?
Wie wrden Sie dies mit Ihren eigenen Worten ausdrcken?
Wie wrden Sie den Gedanken, ber den wir gesprochen haben, am besten zusammenfassen?
Wir haben soeben die drei Aufgaben beschrieben, die Fragen in einem Gesprch bernehmen knnen. Darber hinaus gibt es auch eine Vielfalt unterschiedlicher Arten von Fragen. Wieder einige Beispiele dafr:
Verstndnisfragen: Was sagt dieser Text aus? Was noch?
Auslegungs- oder Klrungsfragen: Was bedeutet dies?
Begrndungsfragen: Wie sind Sie zu diesem Ergebnis gekommen?
Lenkungsfragen: Michael, was denken Sie darber?
Vergleichsfragen: Wo sind wir diesem Gedanken schon einmal begegnet?
Anwendungsfragen: Was bedeutet das fr uns persnlich?
Ein Wort zur Vorsicht
Zu Beginn dieses Kapitels sagten wir, Fragen seien die besten Werkzeuge zum Lehren. Sie knnen jedoch auch als Waffen benutzt werden. In achtlosen Hnden knnen sie die Kommunikation augenblicklich zerstren oder zumindest lhmen. Das liegt daran, da Fragen selten neutral sind. Eine Frage ist gleichzeitig eine Aussage. Die Aussage hinter der Frage:
Wann haben Sie damit aufgehrt, Ihre Frau zu schlagen?" ist eindeutig. Aber auch hinter einer so scheinbar harmlosen Frage wie: Welche praktische Bedeutung hat dieses Kapitel fr Ihr Leben?" steht eine bestimmte Aussage. Mit ein oder zwei solcher Fragen knnen wir die Person, mit der wir zusammen die Bibel studieren, unversehens schachmatt setzen. Das wrde etwa so gehen:
Was sagt dieses Kapitel ber Sie aus?
Dieses Kapitel spricht von Ihrem Leben!"
Sind Sie auch der Ansicht, da dieses Kapitel wahr ist?
Sie mssen sich ndern!"
Was sollten Sie in dieser Sache tun?
Sie mssen sich jetzt ndern!"
Was einmal in einer offenen Atmosphre angefangen hat, kann mit einigen wenigen gut plazierten" Fragen in einen Wortkrieg umschlagen. Wir bringen es damit fertig, unser Opfer in die Ecke zu drngen. Das geschieht ganz leicht, aber sicher nur einmal!
Vernnftig ist es, die Anwendungsfragen mehr allgemein zu stellen, etwa so: Haben Sie in diesem Kapitel etwas ber sich gelernt?" Mit diesen Worten beenden Sie das Gesprch. Damit geben Sie dem anderen den Raum, den er braucht, um seine 180 Grad Kehrtwendung zu vollziehen. Er wird es schaffen.
Wie man Fragen beantwortet
Wenn ein Nichtchrist anfngt, zusammen mit Ihnen die Bibel zu studieren, wird ihn vor allem diese eine unausgesprochene Frage beschftigen: Inwieweit werde ich ihm gegenber das ausdrcken knne, was ich wirklich denke? Wie wird er reagieren, wenn er von meinen wahren Zweifeln und Fragen erfhrt?" Der Nichtchrist wird darum zuerst einige relativ sichere" Versuchsfragen stellen. Wie wir auf diese Fragen reagieren, wird von da an unsere Kommunikationsebene bestimmen. Wenn wir mit Rechthaberei oder Abwehr (beides ist eine Form von Unsicherheit) reagieren, wird der Nichtchrist die Spielregeln schnell verstanden haben und sich dementsprechend verhalten. Entweder wird er innerhalb unserer gesteckten Grenzen weitermachen oder er wird nicht mehr wiederkommen. Wenn wir jedoch eine Haltung an den Tag legen, die ihn ermutigt, seine Zweifel und Fragen auszudrcken, dann werden wir mit viel grerer Wirksamkeit arbeiten knnen.
Fragen sind willkommen
Noch viel wirksamer als eine gute Frage zu stellen ist es, wenn die Person, die Sie fhren, eine gute Frage stellt. Wird das Gesprch ber einen Bibeltext auf der Grundlage der Fragen gefhrt, die der andere stellt, dann bekommt das Gesprch eine viel grere Bedeutung. Wir sollten darum dem Nichtchristen die erste Chance einrumen. Nachdem wir einen Abschnitt gelesen haben, sollten wir ihn zuerst fragen, ob bei ihm vom Text her Fragen aufgetaucht sind. Manchmal hat er vielleicht nicht genug vom Text verstanden, um eine Frage stellen zu knnen, aber oft kommt er mit gengend Gesprchsstoff. Wenn eine wichtige Wahrheit noch nicht angesprochen wurde, nachdem er gengend Gelegenheit hatte, sich auszudrcken, sollten wir unsere eigenen Fragen stellen.
Wenn wir unsere Gesprchsleitung in diesem Sinne gestalten, dann schaffen wir ein Klima, in dem Raum genug ist fr alle mglichen Fragen, sogar fr solche, die keinen unmittelbaren Bezug zum Text haben. Dies sind Fragen, die der Nichtchrist seit Jahren mit sich herumgetragen hat, ohne je die innere Freiheit oder Gelegenheit gehabt zu haben, sie vorher einem Menschen zu stellen. Es ist wichtig, diese Fragen mit einem offenen Herzen aufzunehmen, wenn sie gestellt werden. Vielleicht erschrek-ken diese Fragen Sie, besonders wenn Sie keine Ahnung haben, wie Sie sie beantworten sollen; aber darum knnen Sie sich spter sorgen. Wichtig ist, da Sie die Fragen des Nichtchristen positiv aufnehmen.
Drei Arten von Fragen
Weshalb fragen die Menschen? Nicht immer steckt der Wunsch dahinter, zu lernen. Vielleicht wollen sie nicht einmal eine Antwort haben. Manchmal verfolgen sie damit nur die Absicht, jemandem eine Falle zu stellen oder in Verlegenheit zu bringen. Das sind dann die sogenannten Fangfragen. Oder jemand will mit seinem Fragen die Flucht ergreifen, sein eigenes Verhalten rechtfertigen oder lediglich Zeit gewinnen. Das. sind die Selbstverteidigungsfragen. Dann gibt es die echten Fragen, die von dem Wunsch motiviert sind, etwas zu erfahren und zu lernen. Das sind die ehrlichen Fragen.
Fragen mssen ihrer Absicht entsprechend beantwortet werden. Der Verfasser der Sprche Salomos drckt es sehr geschickt aus: Antworte dem Toren nicht nach seiner Torheit, da du ihm nicht gleich werdest. Antworte aber dem Toren nach seiner Torheit, da er sich nicht weise dnke (Spr. 26,4-5). Mit anderen Worten: wenn wir die Absicht oder die
wahren Motive hinter einer Frage nicht erkennen, gehen wir vielleicht dem anderen in die Falle. Wenn wir versuchen, auf eine Fangfrage eine ehrliche Antwort zu geben, dann sind wir der Dumme.
In den Gesprchen Jesu mit Menschen, die uns in den Evangelien berliefert sind, finden wir zahlreiche Beispiele fr diese drei Arten von Fragen. Es ist sehr lehrreich, zu beobachten, wie Jesus auf Fragen reagierte. Anstatt eine Frage fr bare Mnze zu nehmen, antwortete er entsprechend dem Motiv der Fragesteller. In einem Gesprch in Lukas 10,25-37 haben wir Beispiele dafr, wie Jesus mit einer Fangfrage wie auch mit einer Frage, die aus Selbstverteidigung heraus gestellt wurde, umging.
Da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was mu ich tun, da ich das ewige Leben ererbe?" Das war eine Fangfrage. Anstatt das als eine Gelegenheit zu benutzen, den Fragesteller zu belehren, antwortete Jesus ihm mit einer Gegenfrage. Was steht im Gesetz geschrieben? Was liesest du?"
Er [der Gesetzesexperte] antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben ..." und: Liebe deinen Nchsten wie dich selbst."
Du hast recht geantwortet", erwiderte Jesus. Tue das, so wirst du leben." Leute, die Fangfragen stellen, wollen keine Informationen; deshalb gab Jesus hier auch keine. Er erinnerte ihn nur an das, was er schon wute. Aber das gengte schon, um den Angreifer in die Defensive zu treiben.
Er aber wollte sich rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nchster?" eine Selbstverteidigungsfrage.
Diesmal antwortete Jesus mit einer Geschichte, dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, die er bezeichnenderweise mit einer Frage abschlo: Welcher dnkt dich, der unter diesen dreien der Nchste gewesen sei dem, der unter die Ruber gefallen war?"
Der Schriftgelehrte sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat." Diese haarspalterische Frage des Schriftgelehrten nach dem Nchsten ist vielfach typisch fr Selbstverteidigungsfragen. Hinter solchen Fragen steht der Versuch, der persnlichen Verantwortung auszuweichen oder sich selbst zu rechtfertigen. Jesu letztes Wort an ihn: So gehe hin und tue desgleichen!" trug sicher auch nicht dazu bei, da der Mann seine Fassung zurckgewann. Er mu wohl ziemlich niedergeschmettert von diesem Wortwechsel weggegangen sein.
Hingegen hatte Jesus immer Zeit fr Menschen, die mit ehrlichen Fragen zu ihm kamen. Aber wenn sie allein waren, legte er seinen Jngern alles aus" (Mk. 4,34).
Man kann Jesus unmglich vollkommen nachahmen. Aber wir knnen manche Lektionen von ihm lernen. Wir knnen uns entweder damit abmhen, unwiderlegbaren Argumente und Verteidigungsreden auf unaufrichtige Fragen vorzubereiten, oder wir knnen die an uns herankommenden Fragen aussortieren, indem wir die ernstgemeinten ernstnehmen und uns durch die anderen nicht aus der Fassung bringen lassen. Wir mssen uns auch bewut sein, da es den Fragenden kaum nher zu Jesus bringen wrde, selbst wenn wir die Fangfragen zufriedenstellend beantworteten! Unsere Antworten sollten also in Einklang mit der Absicht stehen, die hinter den Fragen steht.
Die Absicht hinter einer Frage erkennen
Wenn es uns gelingt, eine offene und von Annahme geprgte Atmosphre fr den Nichtglubigen zu schaffen, dann sollte er sich frei genug fhlen, alle mglichen Fragen zu stellen. Vielleicht stellt er Ihnen zuerst Testfragen, bevor er mit seinen echten Fragen herausrckt. Die Absicht hinter einer solchen Testfrage braucht gar nicht immer negativ zu sein wie im Fall von Lukas 10. Der Fragende will nur sehen, ob er ohne Risiko auch ernsthaftere Fragen stellen kann. Die Testfrage dient ihm als Versuchsballon. Es ist nicht einfach, aber auch nicht ntig, die Absicht hinter einer jeden Frage zu erkennen. Es gibt jedoch ein paar einfache Richtlinien, die uns helfen knnen, die einzelnen Fragen voneinander zu unterscheiden.
Was bewirken unsere Antworten?
Wenn der Nichtchrist eine Frage stellt, mssen wir nicht dem anderen, sondern uns selber verschiedene Fragen stellen: Was sind die Folgen, wenn ich diese Frage beantworte? Was wird er tun, wenn ich ihm eine zufriedenstellende Antwort gebe? Wird er sie akzeptieren und sich danach richten? Oder ist diese Frage mehr eine allgemeine Aussage, hinter der sich eine gewisse Ablehnung verbirgt?"
Wenn Sie, nachdem Sie sich diese Fragen gestellt haben, zu dem Schlu kommen, da der Nichtchrist eine sofortige Antwort verdient, und wenn Sie sich gengend vorbereitet glauben, darauf antworten zu knnen, dann sollten Sie nicht zgern, dies auch zu tun.
Ein Kennzeichen der ehrlich gemeinten Frage ist, da der Fragesteller bereit ist, auf die Antwort zu warten. Es macht ihm nichts aus, wenn Sie sagen: Das ist eine gute Frage; aber ich wei im Moment nicht, was ich
darauf antworten soll. Ich will sie mir aber diese Woche durch den Kopf gehen lassen, und wenn wir uns das nchste Mal wiedersehen, werde ich Ihnen sagen, was ich herausgefunden habe." Wenn Sie aber jemand auf die Probe oder Ihnen eine Falle stellen will, dann wird er seine Antwort sofort haben wollen. Doch wie wir schon feststellten, werden auch unsere besten Antworten gar nichts bewirken, wenn die Beweggrnde nicht stimmen.
Die Fragen aufschreiben
Fragen, die sich aus dem Bibeltext ergeben, mit dem Sie sich befassen, sind meistens ehrliche Fragen, die man sogleich beantworten sollte. Aber da niemand alle Antworten wei, werden unweigerlich manche Fragen auftauchen, auf die wir keine Antwort haben. Das wird dem anderen nichts ausmachen, wenn es auch uns nichts ausmacht. Wenn wir sagen: Das wei ich nicht; aber ich will versuchen, es herauszufinden", wird das unsere Glaubwrdigkeit eher frdern, anstatt sie zu untergraben, wie wir es vielleicht befrchten. Solche Fragen sollten wir aufschreiben und sie dann das nchste Mal beantworten.
Fragen, die nichts mit dem Text zu tun haben, sollten nher unter die Lupe genommen werden. So fragt zum Beispiel jemand pltzlich: Wenn Jesus der einzige Weg ist, was wird Gott dann mit den Heiden machen, die noch nie seinen Namen gehrt haben?"
Solchen Fragen knnen mehrere Beweggrnde zugrundeliegen. Es kann sich um eine bewute Fangfrage handeln. In diesem Fall ist es eigentlich keine richtige Frage. Es ist einfach eine Aussage, mit der der andere versucht, seinen Unglauben zu rechtfertigen, indem er behauptet, da Gott nicht gerecht sei.
Oder die Frage wird zur Selbstverteidigung gestellt. Vielleicht hat das Gesprch den Nichtchristen aus seiner Ruhe aufgeschreckt. Er braucht Zeit und Gelegenheit, um darber nachzudenken. Er sprt, da Sie oder der Heilige Geist ihm zu sehr auf den Leib rcken, und er ist noch nicht bereit dazu. Deshalb wirft er zur Abwehr eine komplizierte Frage auf. Manchmal braucht der andere tatschlich eine Gelegenheit zum Nachdenken, die wir ihm dann auch einrumen sollten. Wenn der Fragende jedoch mit der gleichen Absicht fragt wie jener Schriftgelehrte mit seiner Frage: Wer ist mein Nchster?", so sollten wir keine Antwort geben.
Es ist nicht schwierig, sich vor einer solchen Ablenkungstaktik zu schtzen. Sie knnten zum Beispiel sagen: Das ist wirklich eine wichtige Frage. Darber will ich nachdenken. Ich schreibe sie mir auf." Lassen Sie
den anderen die Frage wiederholen, damit Sie sie genau aufschreiben knnen. Dadurch geben Sie ihm zu verstehen, da Sie ihn ernstnehmen, auf ihn eingehen und seine Anliegen und Zweifel respektieren.
Achten Sie aber darauf, da Sie das nchste Mal diesen Zettel wieder mitbringen. Nehmen Sie ihn zu Beginn des Gesprchs hervor und legen ihn auf den Tisch vor sich. Das ist fr den anderen ein aufschlureiches Zeichen. Es bedeutet ihm: Ich habe deine Frage nicht vergessen. Wir werden darauf noch zurckkommen. Und wenn du noch andere Fragen hast, sind auch sie stets willkommen!"
Fragen haben eine bestimmte Reihenfolge
Nicht selten kann man eine Frage einfach deshalb nicht beantworten, weil der passende Zeitpunkt fr sie noch nicht da ist. Wie knnen wir zum Beispiel ber die Gerechtigkeit eines Gottes sprechen, dessen Existenz noch bezweifelt wird? Wir sollten dem anderen zu verstehen geben, da Fragen ihre Reihenfolge haben und diese mit der Person zusammenhngt, mit der wir Bibelarbeit machen. So wird er besser verstehen, weshalb wir die Beantwortung dieser oder jener seiner Fragen noch aufschieben. Er fhlt sich dann auch frei, der Liste weitere Fragen hinzuzufgen.
Wenn wir solche zusammenhangslosen Fragen aufschreiben, sobald sie geuert werden, anstatt sie auf der Stelle zu beantworten, sind wir besser in der Lage, das Gesprch nicht vom Thema abweichen zu lassen. Wir knnen entscheiden, wann und wie wir diese Fragen behandeln werden. Auf diese Weise knnen wir die falschen Motive neutralisieren, wenn eine neue Frage auftaucht. Der Wunsch, uns eine Falle zu stellen oder uns herauszufordern, lt nach, wenn wir unverndert dem anderen Liebe und Annahme zeigen. Wenn sich dann die Beziehung vertieft, verndern sich auch die Fragen, die gestellt werden.
Es gibt natrlich Ausnahmen dieser Regel, Fragen nur in einer bestimmten Reihenfolge zu beantworten. Oft zeigt sich, da eine bestimmte Frage tatschlich ein Hinderungsgrund fr einen Menschen ist, den Weg zu Christus zu finden. Selbst wenn wir nicht die Zeit hatten, die ntige Grundlage fr eine Antwort auf diese Frage zu schaffen, wird uns bewut, da der Fragende wirklich eine Antwort braucht, bevor er weiterkommen kann.
In solchen Fllen knnte unsere Antwort etwa so aussehen: Ich sehe, da diese Frage fr Sie wichtig ist. Deshalb will ich versuchen, Ihnen zu zeigen, was die Bibel dazu sagt. Ich wre nicht berrascht, wenn die Ant-
wort Sie nicht zufriedenstellen wrde [er hat die Autoritt der Bibel noch nicht akzeptiert], aber ich will Sie ja nur darber informieren, was die Bibel zu diesem Punkt sagt."
Ob die betreffende Person die Antwort, die wir in dieser Situation geben, annimmt oder ablehnt, ist zweitrangig. Wichtig ist, die Frage von der Bibel her zu beantworten.
Konsequent bei der Bibel bleiben
Wenn wir mit Menschen arbeiten, die nicht an die Bibel glauben, ist es speziell wichtig, uns immer und ausschlielich auf die Bibel zu berufen.
Unsere Position lautet: Sie sind nicht bereit, die Autoritt der Bibel anzuerkennen? Das ist verstndlich. Einer der Grnde, warum wir hier zusammensitzen, ist, Ihnen die Gelegenheit zu geben, selber zu beurteilen, ob die Bibel die Wahrheit sagt oder nicht. Deshalb werde ich versuchen, meine persnliche Auffassung aus der Diskussion herauszuhalten. Wenn Sie eine Frage stellen, werde ich mich darauf beschrnken, Ihnen zu zeigen, was die Bibel dazu sagt."
Jede andere Position wrde schlielich die Autoritt der Bibel untergraben. Sobald wir anfangen, Meinungen unsere eigenen oder solche, die aus Sekundrquellen oder Traditionen stammen mit der biblischen Wahrheit zu vermischen, schaffen wir eine zweite Autoritt: den Menschen selbst! Wo immer das geschieht, hat schluendlich der Mensch das letzte Wort!
Diese Grundhaltung, die Bibel fr sich selbst sprechen zu lassen, mu auf unserem vlligen Vertrauen in die Bibel beruhen. Weil sie die Wahrheit ist, ist sie auch die Autoritt. Als solche ist sie vllig in der Lage, sich selbst zu behaupten. Wenn sie von Lebensbewltigung, vom Menschen und von seiner Gesellschaft spricht immer spricht aus ihr die Wahrheit. Wenn das immer wieder geschieht, fngt der Nichtchrist gewhnlich unbewut einfach an, die Autoritt der Bibel anzuerkennen.
Die Gretchenfrage
Es gibt eine Schlsselfrage, die, wenn sie beantwortet wird, zu den Antworten auf die meisten anderen Fragen fuhrt. Viele der zuvor nicht zu beantwortenden Fragen sind dann kein Problem mehr, sondern erbrigen sich sogar. Diese entscheidende Frage ist natrlich diejenige, wie wir schon in Kapitel 3 gestellt haben die Frage nach der Identitt Jesu. Die Identitt Jesu ist die unerlliche Grundlage, auf welcher alle un-
sere anderen Antworten gegrndet sind. Ein Beispiel: Solange ein Mensch nicht die Gottheit Jesu anerkennt, wird er vor einem unlsbaren Dilemma stehen, wenn es zur Frage seiner Beziehung zu Gott kommt. Dieses Dilemma wird in Lukas 7,29-30 beschrieben: Und alles Volk... gab Gott recht und lieen sich taufen mit der Taufe des Johannes. Aber die Phariser und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und lieen sich nicht von ihm taufen."
Eine Gruppe sagte, Gott sei gerecht, die andere nicht. Diejenigen, welche sagten, da Gott gerecht sei, waren von Johannes getauft worden, die anderen nicht. Doch was hatte die Taufe des Johannes mit der Einstellung eines Menschen zu Gottes Gerechtigkeit zu tun? Es war eine Butaufe. Bue tun heit, da man sein Unrecht einsieht. Zu dieser Schlufolgerung mssen wir kommen, bevor wir zugeben knnen, da Gott gerecht ist.
Mit anderen Worten: wenn Gott gerecht ist, bin ich ungerecht. Aber wenn ich gerecht bin, ist Gott ungerecht. Weil ich aber nicht bereit bin, zuzugeben, da ich ungerecht bin, mu Gott derjenige sein, bei dem etwas nicht stimmt. Deshalb mu ich irgend etwas Ungerechtes bei ihm finden. Von daher rhren auch oftmals die Fragen nach dem Schicksal der Heiden oder nach dem geistig zurckgebliebenen Kind. Hier liegt auch der Grund, warum der Mensch, nachdem er die Welt in eine Hlle verwandelt hat, Gott fr das Chaos verantwortlich macht. Entweder klagen wir Gott an, oder wir mssen die Schuld auf uns selbst nehmen. bernehmen wir aber die Schuld, sprechen wir uns selber das Urteil.
Wenn wir die Frage nach der Identitt Jesu geklrt haben, knnen wir auch dahin kommen, da wir uns unserer eigenen Ungerechtigkeit stellen. Man knnte Rmer 1,17 auch so bersetzen: Denn darin [im Evangelium von Christus] zeigt sich die Gerechtigkeit Gottes."
Sie stellen Gottes Gerechtigkeit in Frage? Sehen Sie sich doch das Leben Jesu an. War er je ungerecht? Nein. Aber in ihm werden wir auch von unserer eigenen Ungerechtigkeit befreit. Dazu knnen wir stehen.
Wenn dies erst einmal verstanden wurde, beantworten sich die brigen Fragen fast wie von selbst.
Sie haben eine Frage in bezug auf die Existenz Gottes ? Diese Frage erbrigt sich jetzt, weil wir erkannt haben, da Jesus Gott ist.
Wie ist Gott? Schauen Sie Jesus an.
Wie ist die Welt entstanden? Was ist der Mensch? Was ist der Sinn des Lebens? Die Antworten auf diese und hnliche Fra-
gen finden sich in den uerungen, die Jesus ber diese Dinge gemacht hat.
Zusammenfassende Vorschlge
Wenn Sie beabsichtigen, jemanden durch die Bibel zu fhren, finden Sie nachfolgend noch einige praktische Ratschlge.
Was Sie tun sollten
Vergessen Sie nicht, da reden" nicht gleich lehren" ist.
Denken Sie daran, da Ihre Aufgabe darin besteht, den andern so weit zu bringen, da er die Wahrheit entdeckt.
Sttzen Sie sich ganz auf die Bibel. Lassen Sie die Bibel selber ihre Autoritt besttigen und die Wahrheit offenbaren.
Benutzen Sie Fragen als Ihr wichtigstes Lehrmittel.
Lernen Sie, mit philosophischen Fragen umzugehen.
Lernen Sie, ernsthafte Fragen gengend auszuwerten.
Geben Sie der Person, mit der Sie in der Bibel lesen, die Mglichkeit, nachzudenken und Antworten zu finden.
Nicht zwischen Ihnen beiden soll die Auseinandersetzung stattfinden, sondern zwischen der Person und der Wahrheit.
Achten Sie auf Gefhle und Befrchtungen entwickeln Sie Sensibilitt auf diesem Gebiet.
Sorgen Sie dafr, da sich der andere frei fhlt.
Achten Sie darauf, wie das Bibelstudium verluft.
Sie sollten die Zusammensetzung der Gruppe bestimmen.
Fhren Sie eine Liste von schwierigen Fragen. Beantworten Sie sie in ihrer logischen Reihenfolge.
Vermeiden Sie es, die Bibel verteidigen zu wollen.
Fhren Sie keine Streitgesprche ber irgendein Thema.
Geben Sie nicht immer selber die Antworten, insbesondere rechthaberische Antworten.
Fhlen Sie sich nicht durch die Gre des Widerstands oder durch Ihr lckenhaftes Wissen verunsichert.
Vermeiden Sie es, philosophische Standpunkte zu verteidigen.
Bestehen Sie nicht auf der Zustimmung des anderen.
Meinen Sie nicht, alles beurteilen zu mssen.
Zu erwartende Ergebnisse
Die Bibel wird ihre Autoritt unter Beweis stellen.
Die Bibel wird die Kraft ihrer Wahrheit beweisen.
Der Heilige Geist wird sein Teil tun: aufdecken und berfuhren.
Die Identitt Christi wird offenbar werden.
22. Eine Zeit zum Sen, eine Zeit zum Ernten
Den Proze aufmerksam und geduldig verfolgen
Auch ihr wart tot in euren bertretungen und Snden" (Eph. 2,1).
Unser Dienst geschieht an den Toten. Genau das ist es, was Evangelisation bedeutet. Der Tod ist jedoch abstoend und hlich. Wir wenden uns am liebsten von ihm ab, um ihm nicht ins Angesicht schauen zu mssen.
Ebenso geht es uns mit den geistlich Toten. Ihr Verhalten ist oft hlich und stt uns ab. "Wir fhlen uns verletzt durch das, was sie tun und sagen. Wir mchten wirklich, da sie sich bekehren, damit sie ihr Leben ins Reine bringen knnen. Aber die Welt ist kein schner Ort zum Leben, die Menschen in ihr sind oft alles andere als respektabel und der Umgang mit ihnen alles andere als angenehm. Dennoch sind wir gerade zu diesen Menschen gesandt.
Jesus sagte: Die Gesunden bedrfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, zu rufen die Snder zur Bue und nicht die Gerechten" (Lk. 5,31-32). Spter sprach er ber denselben Gedanken in seinem Gleichnis vom groen Hochzeitsmahl. Nachdem sich die obere Gesellschaftsklasse mit ihren Ausreden abgemeldet hatte, schickte der Knig seine Diener auf die Straen und Gassen, um die Armen, Krppel, Blinden und Lahmen zu rufen. So wurde der Hochzeitssaal mit vielen Ausgestoenen der Gesellschaft gefllt (Lk. 14,15-24).
Es ist so leicht, andere zu verurteilen und sie an unseren Normen fr akzeptables Verhalten zu messen. Doch welche Erwartungen sollten wir gegenber Menschen haben, die in geistlicher Beziehung tot, stumm und blind sind? Was knnen wir von einer Person erwarten, die im Alter von elf Jahren sich selbst berlassen wurde? Was von dem Mann, der gegen seine Verbitterung gegenber seinem Vater ankmpfen mu, der sich zwar religise gab, aber es ihm berlie, mit dem finanziellen und morali-
sehen Durcheinander aufzurumen, nachdem er die Stadt mit seiner Geliebten verlassen hatte? Im Alten Testament kommt wiederholt zum Ausdruck, da Gott die Kinder fr die Vter bis in die dritte und vierte Generation straft. Jeder, der einige Zeit in Tuchfhlung mit Menschen dieser Welt verbracht hat, versteht die schreckliche Wahrheit dieses traurigen Vermchtnisses. Es gibt ein Gesetz von Ursache und Wirkung: wie der Vater, so der Sohn (2.Mo. 20,5). Sndiges Verhalten ist die bliche Norm bei denen, zu welchen wir gesandt sind, um sie zu gewinnen. Der Verfall von Sitte und Moral bertrgt sich von den Eltern auf die Kinder. Wir sollten also weder schockiert noch verletzt sein durch das, was uns begegnet.
Wie schnell verurteilen wir doch andere Menschen. Es ist so leicht, eine kritische und abschtzige Einstellung zum Nichtchristen zu haben. Wir kommen uns so tugendhaft vor, wenn wir den Ehemann verdammen, der seine Frau verlassen und durch sein Verhalten seine Kinder zu emotionellen Krppeln gemacht hat. Statt dessen sollten wir weinen. Die Toten sind tot. Sie sind unter der Herrschaft des Mchtigen, der in der Luft herrscht" (Eph. 2,2). So sieht die Situation in Wirklichkeit aus. Wir mssen uns der Distanz und des Unterschieds zwischen den Lebenden und den Toten bewut sein, wenn wir die ntige Toleranz und Geduld haben wollen, um jemand auf seinem Wege aus der Herrschaft der Finsternis in das Licht und Leben des Reiches Gottes zu begleiten.
Fr die groe Mehrheit der Menschen ist der Weg zu Christus ein weiter Weg. Auch wenn Christus dem Menschen nahe ist, ist der Mensch doch weit entfernt. berzeugungen und Auffassungen mssen umgekrempelt werden. Viele Menschen mssen eine vllige Kehrtwendung machen. James Engel fate die Uberzeugungen und Auffassungen zusammen, die unter den sogenannten modernen Menschen allgemein vorherrschen:
Gott, wenn er berhaupt existiert, ist nur eine unpersnliche, moralische Macht.
Der Mensch hat in sich die Kraft, sich moralisch zu bessern und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Glck bedeutet, unbegrenzt materielle Dinge zu erwerben. Es gibt keine wirklich objektive Grundlage fr das, was gut oder bse ist.
Das bernatrliche existiert nur in der Phantasie gewisser Leute.
Wenn ein Mensch ein gutes Leben" fhrt, ist ihm der Himmel garantiert.
Die Bibel ist nichts anderes als ein von Menschen geschriebenes Buch.1
Der Gegensatz zwischen einer solchen Weltanschauung und der christlichen Einstellung offenbart die Distanz, mit der wir rechnen mssen, wenn wir dieser Generation das Evangelium bringen. Diese enorme Distanz lt sich nicht durch Konfrontation, Debattieren und Polemik berwinden. Wir gewinnen die Menschen nicht dadurch, da wir ihnen ihren Irrtum nachweisen. Vielmehr ist es die Herrlichkeit und berlegenheit Christi, die ihnen bewut macht, da es einen besseren Weg gibt. Das zu erkennen, braucht jedoch Zeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, da ein Nichtchrist hufig ein Jahr oder lnger bentigt, um durch die Bibel mit Jesus Christus vertraut zu werden, bevor es zu einer geistlichen Wiedergeburt kommt. Doch solche Geburten verlaufen nach einer angemessenen Schwangerschaftszeit" in der Regel gut. Das Baby lebt.
Eine Zeit zu sen Das Interesse whrend des Pflanzens und Bebauens aufrechterhalten
Wie halten wir das Interesse aufrecht? Wie bringen wir einen Menschen dazu, Woche fr Woche wiederzukommen, wenn er noch nicht Christ ist?
Auf diese Frage haben wir schon mehrere Antworten gegeben. Entscheidend ist die Liebe und Annahme gegenber dem Nichtchristen. Hinzu kommt der Verzicht auf Normen und Erwartungen, die von Menschen aufgestellt wurden. Des weiteren sollten wir den anderen nicht fr unseren persnlichen Erfolg mibrauchen. Wir bieten ihm die Gelegenheit an, einen ehrlichen Blick auf die Primrquelle zu werfen. Dazu kommt das bestndige Wirken des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes an seinem Herzen. Dies sind die grundlegenden Faktoren, die bei den Menschen das Interesse aufrechterhalten. Doch es gibt auch andere, vielleicht mehr technische Dinge, die man nicht vergessen sollte.
1. Achten Sie bei Ihren Bibelgesprchen auf die Uhr.
Oft hat man mir erzhlt: Gestern abend haben wir bis Mitternacht diskutiert. Sie wollten einfach nicht aufhren."
Vielleicht wollten sie wirklich nicht aufhren. Aber am nchsten Tag,
wenn sie sich mde durch den Tag schleppen, werden sie es wahrscheinlich bedauern, nicht frher aufgehrt zu haben. In der Woche darauf werden es sich die Nichtchristen zweimal berlegen, ob sie die krperliche und gefhlsmige Energie aufbringen, einen hnlichen Abend zu berstehen. Verhindern Sie endlose Gesprche und Diskussionen. Beenden Sie den Abend, bevor die Teilnehmer selber mit diesem Vorschlag kommen.
Beachten Sie dieses Prinzip auch, wenn Sie ein Kapitel durcharbeiten. Gehen Sie weiter und versuchen Sie nicht, das Letzte aus jedem Punkt herauszuholen. Sie und nicht die anderen sollen bestimmen, da es Zeit ist, zum nchsten Abschnitt berzugehen.
Also: langweilen Sie die Leute nicht.
Achten Sie darauf, da der Inhalt Ihrer Ausfhrungen wirklich etwas aussagt.
Wenn die Menschen, die Sie durch die Bibel fhren, sagen, wie tief Ihre Gedanken sind, dann ist das wahrscheinlich kein Kompliment. Was sie damit eigentlich sagen mchten, ist, da sie Mhe haben zu verstehen, worber Sie reden. Die Wahrheit aber ist in ihrem Kern ganz einfach.
Diskussionen wirken ermdend, wenn wir fast nur die theoretische oder lehrmige Seite eines Themas beleuchten. Lebendig werden sie, wenn es uns gelingt, eine Verbindung zwischen der Aussage der Bibel und der alltglichen Erfahrung herzustellen.
Der Inhalt mu den Zuhrer ansprechen. Wichtig ist nicht unbedingt, was Sie an einem Bibeltext interessant finden, sondern was fr den Zuhrer wichtig ist. Zwischen Ihren Bedrfhissen und Interessen und jenen des Zuhrers kann ein groer Unterschied bestehen.
Bleiben Sie gelassen, wenn jemand nicht kommt.
Nehmen Sie es nicht bel, wenn der Nichtchrist sich im letzten Moment abmeldet oder einfach nicht auftaucht. Das ist ein unvermeidbarer Bestandteil des ganzen Prozesses. Der Nichtchrist empfindet nicht immer gleich, was diese Bibelarbeiten betrifft. Einerseits mchte er weitermachen, andererseits aber auch wieder nicht! Wenn er dann mit der Zeit versteht, was die biblische Botschaft mit sich bringt, entwickelt sich diese Unschlssigkeit zu einem wirklichen Kampf in seinem Innern. Das aber bedeutet Fortschritt.
Einer meiner Freunde gab einmal Zeugnis von seinem sich ber Jahre
hinziehenden Weg zu Jesus Christus und erzhlte in diesem Zusammenhang, wie er mich fters versetzt hatte. Er war dann jeweils auf dem Weg zu unseren Zusammenknften gewesen und hatte dabei nach einem Vorwand gesucht, um ja nicht daran teilnehmen zu brauchen. Oft war er schlielich irgendwo hngengeblieben und hatte zusammen mit einem Freund ein Bier getrunken, anstatt seinen Weg zu mir fortzusetzen.
Wenn das vorkam, lie ich gewhnlich ein paar Tage verstreichen. Dann suchte ich ihn in der Bank, in der er arbeitete, auf. Wir tranken meistens einen Kaffee zusammen und plauderten ein Weilchen. Ich fragte ihn nie, weshalb er das letzte Mal nicht gekommen sei. (Ich wute es ja auch so.) Und er gab auch nie eine Erklrung dafr. Wenn ich mich dann verabschiedete, sagte ich oft: Wie wre es mit Donnerstag abend, nach den Nachrichten?"
Wir sollten akzeptieren, wenn jemand nicht kommt. Wichtig ist, da wir immer wieder den persnlichen Kontakt herstellen, ganz unabhngig davon, wie die Dinge laufen. Ein kurzer Besuch oder Telefonanruf strkt die Freundschaft und bereitet den Weg fr die Zeit, wenn der wirkliche Kampf beginnt.
4. Sorgen Sie dafr, da bei Gruppen das Verbindende erhalten bleibt.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde viel ber den Begriff Homogenitt" oder Gleichfrmigkeit diskutiert. Es war Donald McGavran, der als erster dieses Homogenittsprinzip, wie er es nannte, entwickelte. Was er vor allem damit sagen wollte, ist, da Menschen sich nicht gerne in Gruppen mit anderen zusammenfinden, die sehr unterschiedlich von ihnen sind. Deshalb wird auch eine Gemeinde nicht wachsen, wenn sie heterogen ist. McGavrans Kritiker behaupten, da sein Prinzip auf Pragmatismus anstatt auf der Bibel beruhe. Die Bibel, so sagen sie, lehrt, da alle in Jesus Christus eins sind und es deshalb keine Mauern menschlicher Verschiedenheit zwischen den Menschen gibt. Die Befrworter der Thesen von McGavran ihrerseits behaupten, da die Kritiker zu idealistisch denken.2
Von der Gemeinschaft der Christen zu sprechen, ist eine Sache. Aber im obigen Sinne etwas von einem Nichtchristen zu erwarten, ist eine ganz andere Sache. Zu Anfang dieses Kapitels bezeichneten wir Evangelisation als Arbeit unter den Toten. Christliche Liebe kann nur von Menschen ausgehen, die der Heilige Geist zu neuem Leben erweckt und heil gemacht hat. Nach den Aussagen der Bibel ist es realistischer, beim
Nichtchristen eher mit einer verbitterten Einstellung und mit Konflikten zu rechnen.
Es ist rtselhart, da der Nichtchrist, obwohl er von dieser einzigartigen Einheit unter den Christen wirklich beeindruckt ist, selber nicht imstande ist, sich ebenso zu verhalten. Er ist vielleicht sehr angesprochen, wenn wir ihm sagen, da Gott bei den Menschen keinen Unterschied macht und da der Leib Christi, die Gemeinde, eine Einheit ist. Er gibt vielleicht zu, da diese Vorstellungen richtig und wahr sind. Aber das wird nichts daran ndern, da er das neue Ehepaar, das wir in die Gruppe zu integrieren versuchen, nicht mgen wird.
Oft wird der Nichtchrist nicht mehr zu den Zusammenknften kommen, weil diese innere Verbundenheit fehlt. Er wird einfach fernbleiben, ohne damit spezielles Aufsehen zu erregen. Es ist eine nicht zu bersehende Tatsache: Wir knnen nicht einfach Menschen willkrlich in einer Gruppe zusammenfassen, ohne uns zu fragen, ob sie auch zusammenpassen. Das Interesse an einer solchen Gruppe wrde bei ihnen nicht von langer Dauer sein.
5. Sorgen Sie fr eine ausgewogene Gruppe
Es mte klar sein, da eine evangelistisch ausgerichtete Bibelarbeitsgruppe den Nichtchristen und nicht den Christen den Vorzug geben sollte. Doch nicht selten habe ich beobachtet, wie drei oder vier glubige Ehepaare ein oder zwei nichtglubige Ehepaare frmlich berfielen. Das wirkt auf Nichtchristen fast immer auerordentlich einschchternd. Wegen ihrer mangelnden Bibelkenntnis werden sie unsicher und wagen nicht, die Fragen zu stellen, die sie wirklich beschftigen. Sie frchten, ihre Fragen knnten dumm erscheinen oder sie selbst knnten auf Ablehnung stoen, wenn sie durch ihre uerungen zu verstehen geben, wie tief sie im Widerspruch zur christlichen Position stehen. Weil sie nicht widersprechen wollen, behalten sie ihre Meinung einfach fr sich. Unter solchen Umstnden ist eine echte Kommunikation beinahe unmglich.
Eine gute Bibelarbeitsgruppe sollte in einer zwanglosen und entspannten Atmosphre zusammen sein und auf Nichtchristen nicht einschchternd wirken. Gegenseitige Annahme sollte die Norm sein. Unter solchen Bedingungen wird man natrlich eine ganze Reihe seltsamer Vorstellungen zu hren bekommen. Aber das ist gut und mu auch so sein, damit wirklich Meinungsfreiheit herrscht. Das bedeutet, da auch Raum fr unausgereifte und falsche Schlufolgerungen ist. Wir brauchen nicht
alles sofort richtigzustellen. Wenn die Gruppe aber mehrheitlich aus Christen besteht, wird immer jemand darunter sein, der der Versuchung nicht widerstehen kann und eine Bibelstelle aufschlgt, um alles wieder ins rechte Lot zu bringen". Wenn der Denkproze immer wieder auf diese Weise abgeblockt wird, erlahmt das Interesse des Nichtchristen bald. Dieser mgliche Hemmschuh fuhrt uns zu dem letzten Hinweis, wie sich das Interesse wachhalten lt.
6. Christliche Lieder und Gebete sind fehl am Platz.
Das gleiche gilt fr Kurzpredigten. Manchmal fllt es Menschen, die in einer Gemeinde aufgewachsen sind, wirklich schwer, zu erkennen, welchen Eindruck sie auf Nichtchristen machen. Oft tun sie ganz automatisch Dinge, ohne sich zu fragen, ob ihr Handeln angebracht ist Dinge, die einem Nichtchristen sehr seltsam erscheinen.
Wenn ich zum Beispiel alleine bin und meine Bibel aufschlage, bete ich gewhnlich zuerst und bitte Gott, mir zu helfen, sein Wort zu verstehen. Nachher bete ich wieder und bitte Gott, mir zu helfen, das gerade Gelernte im Alltag auszuleben. Ich beginne oder beende jedoch aus zwei Grnden nie ein Bibelstudium mit einem Nichtchristen mit Gebet. Erstens ist der Nichtchrist nicht in der Lage, am Gesprch mit jemand teilzunehmen, dessen Existenz er noch anzweifelt. Zweitens aber, und das ist noch wichtiger: Ein Bibelgesprch mit Gebet zu erffnen oder zu schlieen, wird vom Nichtchristen als religise Form verstanden. Das reicht gewhnlich aus, um das Gesprch frmlich werden lassen! Die ganze Atmosphre verndert sich.
Sicher knnen Sie vor und nach Ihren Bibelgesprchen beten, aber tun Sie es in Ihrem Herzen und nicht als eine unterschwellige Predigt an den Nichtchristen. Wenn Sie singen mchten, singen Sie in Ihrem Herzen. Christliche Lieder, Gebet und Predigten sind fr den Nichtchristen gleichbedeutend mit einem Gottesdienst. Darum sollten wir uns zwanglos unterhalten, anstatt einen Vortrag zu halten, die Diskussion leiten, anstatt zu lehren, und wir sollten in unseren Herzen zu Gott beten und singen.
In Kapitel 20 habe ich davon gesprochen, da drei Bereiche der Persnlichkeit beteiligt sind, wenn jemand sich entscheidet, Christ zu werden. Diese drei Bereiche sind die Gefhle, der Verstandund der Wille. Die Gefhle bewirken den Wunsch, der Verstand liefert uns die Begrndung, und der Wille fhrt den Menschen zum Handeln. Eine Entscheidung, die allein auf der Grundlage der Gefhle oder blo als Ergebnis einer verstan-
desmigen Zustimmung getroffen wird eine Entscheidung, hinter der nicht auch das volle Engagement des Willens steht ist genau genommen keine Entscheidung. Solche Entscheidungen halten dem Test der Zeit und des Druckes von auen nicht stand. Die Vorstze, die wir immer wieder zu Anfang jedes neuen Jahres fassen, sind ein gutes Beispiel dafr.
Es ist entscheidend wichtig, da der Wille bei der Entscheidung fr Christus mitbeteiligt ist. Das ist so, weil es ja vor allem unser Wille war, der uns mit Gott in Konflikt brachte. Adams Snde war der Versuch, die Herrschaft ber sein Leben an sich zu reien. Bei der Bekehrung legen wir unsere Waffen nieder und kapitulieren vor Gott. Wir unterstellen uns Gottes souverner Herrschaft ber unser Leben. Dies ist, wie wir im dritten Kapitel gesehen haben, die Bedeutung, die Jesus dem Wort glauben" gab. Bekehrung als etwas Geringeres darzustellen, wrde bedeuten, das Evangelium falsch darzustellen.
Welche offenkundige Reaktion ein Mensch auch immer zeigt, um seiner Entscheidung, Christ zu werden, Ausdruck zu verleihen (ob durch ein Gebet, ein Zeugnis oder den Wunsch, sich taufen zu lassen), sie mu immer eine innere Erfahrung mit dem Heiligen Geist widerspiegeln. Wenn wir Menschen in der beschriebenen Weise evangelisieren, kommt es sehr oft vor, da eine solche Erfahrung gemacht wird, wenn wir gar nicht dabei sind. Da etwas Entscheidendes geschehen ist, merken wir dann an den Vernderungen im Leben und in der Einstellung eines solchen Menschen. Manchmal ist das erste Anzeichen dafr eine berraschend andere Ausdrucksweise. Anstatt von ihr Christen" spricht der Betreffende jetzt von wir Christen". Auch ein spontanes Zeugnis ist ein solches Anzeichen.
Obgleich wir die innere Vernderung vom Tod zum Leben nicht bewirken knnen, knnen wir ziemlich viel tun, um diesen Proze helfend zu untersttzen.
Whrend wir mit einem Nichtchristen die Bibel studieren, ist es gewhnlich seine Einstellung, die sich als erstes zu verndern beginnt. Am Anfang spiegeln seine Fragen und Reaktionen Unglauben, Zweifel oder sogar Streitsucht wider. Doch es kommt der Moment, an dem der Widerstand nicht mehr da ist. Die Absicht hinter seinen Fragen ist nicht mehr die gleiche. Das bedeutet, da er von der anfnglichen Frage: Wer ist Jesus?" zur nchsten Frage: Was will er von mir?" bergeht.
Sobald diese Vernderung in der Einstellung eingetreten ist, ist es an der Zeit, die Aufmerksamkeit ganz auf den Kern der Evangeliumsbotschaft zu konzentrieren. Wir sollten der betreffenden Person eine zusam-
mengefate Darstellung des Evangeliums geben und klar definieren, was sie tun mu, um auf die Evangeliumsbotschaft: einzugehen. Sie mu sich der Tatsache bewut werden, da eine Entscheidung getroffen werden mu.
Nachdem etliche Wochen verstrichen sind, schlage ich gewhnlich vor, da wir einmal etwas anderes tun wollen. Ich sage dem anderen, da ich ihm gerne eine Illustration zeigen mchte, die eine Zusammenfassung der zentralen Botschaft der Bibel beinhaltet, ich zeige ihm dann die Brcken-Illustration". Diese Illustration zeigt, wie Jesus Christus die Brcke ber die Kluft bildet, die den Tod vom Leben trennt. Wenn wir das Johannesevangelium zusammen lesen, benutze ich als Grundlage Bibelverse aus diesem Buch. Fr die wichtigsten Punkte suche ich auch Parallelstellen, um das Gesagte eingehender zu erklren und um die bereinstimmung der biblischen Aussagen aufzuzeigen. (Diese Illustration finden Sie im Anhang A dieses Buches.)
Wenn ich zu diesem Zeitpunkt ber die Brcken-Illustration spreche, beabsichtige ich nicht, den anderen aufzufordern, eine Entscheidung zu treffen. Statt dessen mchte ich diesen Gedanken an eine Entscheidung bei ihm einpflanzen. Wenn wir fertig sind, frage ich ihn nicht: Wo wrden Sie sich in diesem Bild einordnen?" er hat dies in seinem Innern ja schon getan. Ich frage ihn auch nicht: Sehen Sie einen Grund, weshalb Sie diese Entscheidung nicht jetzt treffen sollten?" wahrscheinlich ist er ja vom Verstand her schon vllig berzeugt. Vielmehr sage ich: Diese Illustration fat die zentrale Botschaft der Bibel zusammen. Falten Sie dieses Blatt zusammen, und legen Sie es in Ihre Bibel. Wir werden gelegentlich wieder darauf zurckkommen." Von dieser Zeit an werden wir diese graphische Darstellung jedesmal benutzen, um unsere Gesprche zu rekapitulieren. Am Ende eines jeden Gesprches nehmen wir es heraus und sprechen darber, wie der Inhalt des jeweiligen Kapitels in dieses Bild hineinpat.
Das Evangelium auf diese Weise zusammenfassend darzustellen, hat mehrere wichtige Auswirkungen:
Es erleichtert das Verstndnis der Bibel, denn es gibt uns einen grundlegenden Rahmen, dem die einzelnen Teile zugeordnet werden knnen.
Es vertieft den Gedanken, da eine Entscheidung notwendig ist.
Es verdeutlicht, was der Betreffende daraufhin tun mu.
Jemand, mit dem ich auch die Bibel studierte, drckte es so aus: Jeden Morgen, wenn ich aufstand, stellte ich mir die Frage: Ist heute der Tag, an dem ich diese Brcke berqueren werde?" Fr den Menschen, der zu Christus unterwegs ist, ist es hilfreich, das zu verstehen, was wir in diesem Abschnitt ber die Beteiligung der Gefhle, des Verstandes und des Willens an diesem Entscheidungsproze gesagt haben.
Vor mehreren Jahren erhielt ich einen Brief von einem Freund, der gerade in einem anderen Land als Missionar begonnen hatte. Darin erzhlte er mir, da er seit einigen Monaten mit mehreren Nichtchristen die Bibel studiert hatte, aber jetzt kurz davor stand, aufzugeben. Sie waren so weit gekommen, da sie alles verstanden und die Wahrheit des Evangeliums akzeptierten. Aber keiner von ihnen hatte sein Leben Christus ausgeliefert. Da sie offen zugaben, einfach nicht bereit zu sein, diese Entscheidung zu treffen, wollte er die Arbeit mit ihnen aufgeben und mit anderen Menschen seine Arbeit fortfhren. Er wollte von mir wissen, wie ich darber dachte.
Li meiner Antwort gratulierte ich meinem Freund dazu, da er diese Menschen so weit fhren durfte, da sie klar verstanden, worum es ging. Ich schrieb, da es letzten Endes immer auf den Willen des Menschen ankommt. Wenn ein Nichtchrist das zugibt, sollten wir uns freuen, anstatt uns entmutigen zu lassen; denn das ist schon an sich ein Fortschritt. Mein Freund blieb bei dieser Gruppe. Am Ende fand er in diesen Menschen seine ersten Mitarbeiter fr seinen Dienst in diesem Land.
Oft hilft es einem Menschen, wenn wir sagen: Ich mchte einfach unseren momentanen Standpunkt noch einmal klarstellen. Ich habe den Eindruck, da Ihre Fragen auf der verstandesmigen Ebene fast alle beantwortet sind. Jetzt mssen Sie sich fragen, ob Sie Gott in Ihr Leben hineinlassen wollen oder nicht. Sehen Sie das auch so?"
Verstandesmige Fragen sind gewhnlich nicht von langer Dauer. Selbst wenn jemand aus dem Atheismus oder Agnostizismus kommt, sind diese Fragen meistens im Verlaufe einiger Wochen geklrt. Aber mit dem Willen ist es eine ganz andere Sache. Er kann sich unglaublich lange gegen eine Entscheidung wehren.
Wann sollen wir aufgeben?
Gott wird sich nicht ber den Willen eines Menschen hinwegsetzen. Der Mensch kann bis zum Ende dabei bleiben, nein zu Gott zu sagen. Ich glaube, da ein Mensch Gott ein endgltiges Nein geben kann und da Gott eine solche Entscheidung akzeptiert und ihn von diesem Moment
an in Ruhe lassen wird. Wir mssen in dieser Beziehung ganz besonders sensibel sein fr Gottes Fhrung.
Der ganze Proze, den wir beschrieben haben, mu von Gebet begleitet sein. Bei jedem Gesprch nehmen wir eine innere Gebetshaltung ein. Dabei schauen wir zu Gott auf, um das zu tun, was im Leben eines Menschen ntig ist, um ihn zu Christus zu fhren. Gott antwortet ganz offensichtlich auf solche Gebete. Wir lassen uns von Gott Anweisungen geben, wie lange wir bei einem Menschen ausharren sollen, und kmmern uns um ihn so lange, wie Gott es will, aber auch nicht lnger. Das Signal zum Aufhren fr uns ist, wenn dieser Mensch den Kampf aufgibt und von sich aus beschliet, Gott nicht in sein Leben hineinzulassen.
Hilfe leisten
Das Problem bei einer vorzeitigen Entscheidung fr Christus ist, da man einem Menschen Worte in den Mund legt und ihn dadurch glauben macht, etwas vollzogen zu haben, was in Wirklichkeit berhaupt nicht stattgefunden hat. Es ist schwierig, sich wie ein Christ zu verhalten, wenn man es gar nicht ist. Das hlt niemand auf die Dauer durch, und eines Tages gibt man es auf.
Eine Entscheidung andererseits hinauszuschieben, ist gleichermaen riskant. Menschen, die den Weg zu Christus wissen, sterben dennoch oft in ihren Snden. Manchmal brauchen sie nur noch einen kleinen Ansto. Das knnte etwa so aussehen:
A: Wir haben jetzt sechs Monate in der Bibel geforscht. Wie geht es voran? Wo stehen Sie Ihrer Meinung nach auf dem Weg zu Jesus Christus?
B: Ich verstehe jetzt schon viel mehr.
A: Was mu Ihrer Meinung nach noch geschehen, damit Sie Christ werden?
B: Ich bin nicht sicher. Wahrscheinlich mu ich mich jetzt nur noch entscheiden, Christus in mein Leben aufzunehmen. A: Sind Sie bereit, das zu tun? B: Ja, ich denke schon.
A: Mchten Sie wissen, wie Sie das praktisch tun knnen? B: Ich glaube, ja.
A: Was wrden Sie dazu meinen, wenn wir es gerade an Ort und Stelle tun? Oder vielleicht mchten Sie es lieber fr sich alleine tun?
Zeitdruck vermeiden
Die Kuh von Mutter O'Leary hatte einen groen Einflu auf die Evange-listionsarbeit in Amerika. Die Kuh stie eine Laterne um und verursachte dadurch das Grofeuer von Chicago, bei dem viele Menschen den Tod fanden. Zum gleichen Zeitpunkt fhrte D.L.Moody in der Stadt Evangelisationsversammlungen durch. Durch diese Tragdie erschttert, kndigte er an, da er nie wieder predigen wrde, ohne einen Aufruf zur Entscheidung zu machen. Viele Reichsgottesarbeiter haben sich den Entschlu Moodys zu eigen gemacht mit dem Resultat, da viele unter uns auf der Ebene der persnlichen Evangelisation unter einem bertriebenen Gefhl der Dringlichkeit arbeiten. Wir befrchten oft, da ein Mensch sich nie entscheidet, wenn er es nicht auf der Stelle tut. Wenn er seinen eigenen Weg weitergeht, ohne die Entscheidung fr Christus getroffen zu haben, befrchten wir, er knnte vielleicht von einem Auto berfahren werden, und dann wrden wir die Verantwortung fr seinen ewigen Tod tragen.
Solche ngste entspringen jedoch einem falschen Verantwortungsgefhl. Nicht ich bin der Herr der Ernte, Gott ist es. Der die Menschen zu Jesus Christus zieht, ist der Heilige Geist. Wir knnen darauf vertrauen, da Gott sein Werk in denen, die zu Jesus unterwegs sind, fortfuhren und vollenden wird.
Sicher ist das Evangelium eine dringliche Nachricht, aber das heit nicht, da wir uns unter einen bertriebenen Zeitdruck setzen lassen. Dabei kme doch nichts Gutes heraus, im Gegenteil! Ich habe einen Freund, der unter einem solchen Druck, wie wir ihn soeben beschrieben haben, im Alter von acht Jahren gedrngt wurde, sich fr Jesus zu entscheiden. In den darauffolgenden fnfzehn Jahren machte er einen unglaublichen inneren Kampf durch. Schlielich war er im Alter von fnfundzwanzig Jahren imstande zu erkennen, da die notwendige innere Vernderung nie stattgefunden hatte. Wir brauchen also Geduld. Wir mssen den Glauben haben, da Gott zur rechten Zeit die Bekehrung schenken wird.
Zusammenfassende Ratschlge
Whrend des ganzen Prozesses des Sens und Erntens sollten wir bestimmte praktische Richtlinien beachten:
Was wir tun sollen
Akzeptieren Sie den Nichtchristen so, wie er ist. Bringen Sie ihm echte Freundschaft entgegen.
Pflegen Sie freundschaftliche Kontakte zwischen den einzelnen Treffen, aber bertreiben Sie es nicht. Eine einzige Kon-taktnahme zwischen den Treffen ist gewhnlich ausreichend.
Machen Sie es nicht kompliziert. Konzentrieren Sie sich auf die beiden grundlegenden Fragen.
Achten Sie auf die Homogenitt Ihrer Bibelgruppe.
Seien Sie sensibel, wenn es darum geht, wann Sie das erste Mal von der Notwendigkeit einer eventuellen Entscheidung sprechen.
Lassen Sie den Leuten Zeit, damit der Gedanke an eine Entscheidung in ihnen Wurzel fassen kann.
Geben Sie Hilfestellung, nachdem der Heilige Geist sein Werk getan hat.
Was wir vermeiden sollen
Versuchen Sie nicht, den Nichtchristen umzuformen oder zu verndern.
Ziehen Sie die Treffen nicht bermig in die Lnge. Wenn Sie so frh aufhren, da die Menschen eigentlich gern noch mehr gehabt htten, ist es viel besser.
Lassen Sie sich durch Absagen nicht beunruhigen. Reagieren Sie mit Verstndnis.
Machen Sie sich keine Sorgen, da es nur langsam vorangeht. Helfen Sie dem Nichtchristen, weiter in der Bibel zu lesen.
Drngen Sie nicht ungeduldig auf eine Entscheidung. Vergessen Sie nicht, da es Zeit braucht, um einen widerspenstigen Willen zu berwinden. Lassen Sie den Heiligen Geist sein Werk tun.
Was Sie erwarten drfen
Gott wird seine Absichten durchfhren.
Die Bekehrung wird echt sein.
Die Nacharbeit wird automatisch folgen, wenn Sie Ihre Bemhungen um die betreffende Person fortsetzen.
Anmerkungen
James F. Engel, Contemporary Christian Communications" (Nashville: Thomas Nelson Publishers, 1979), S. 75
Engel, S. 98
23. Die Gelegenheiten multiplizieren
Nutzen ziehen aus neuen Beziehungen
Der Mensch sehnt sich von Natur aus danach, sich fr wichtige Dinge zu engagieren. Es gibt nichts Wichtigeres oder Abenteuerlicheres, als an der Verwirklichung der Absichten Gottes teilzuhaben, damit sein Werk vollendet wird. Und sein Werk hat mit Menschen zu tun.
Dieses Buch wurde in der Annahme geschrieben, da es der Wunsch jedes echten Christen ist, sich fr die Evangelisation der Menschen um uns her einzusetzen. Das Buch geht auch von der Voraussetzung aus, da ein solches Engagement Erfllung bringen kann. Jesus selbst sprach von persnlicher Erfllung, nachdem er mit der samaritischen Frau gesprochen hatte. Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisset... Meine Speise ist die, da ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk" (Joh. 4,32.34). Jesus hatte sich durch sein Gesprch innerlich genhrt.
Als Christen haben wir ein natrliches Interesse an der Evangelisation. Doch die meisten von uns mssen etliche persnliche Umstellungen vornehmen, wenn wir ernstlich unter Nichtchristen evangelisieren wollen. Ich habe solche Umstellungen, die fr die Evangelisationsarbeit notwendig sind, im Rahmen dieses Buches bereits beschrieben. Rufen wir sie uns nochmals in Erinnerung:
Wir sollten unsere Trgheit berwinden, indem wir zu handeln beginnen und unseren Lebensstil ndern.
Wir sollten die Menschen unserer Zeit zu verstehen suchen und lernen, wie man mit ihnen kommuniziert.
Wir sollten uns neue Kommunikationsfhigkeiten aneignen.
Wir sollten unsere nichtchristlichen Freunde dazu bringen, regelmig die Bibel mit uns zu lesen.
Fangen sie nicht immer wieder von vorn an
Wenn wir erst einmal soweit gekommen sind, wollen wir unseren endlich gewonnenen Elan bestimmt nicht wieder verlieren. Das Evangelisieren sollte darum zu einem stndigen, wesentlichen Bestandteil unseres Lebensstils werden. Die erste Krise beim Evangelisieren stellt sich oft als Folge unseres Erfolgs ein. Unsere nichtchristlichen Freunde haben Jesus Christus kennengelernt. Wie geht es nun weiter? Fangen wir wieder von vorn an, suchen neue Bekanntschaften und bauen neue Beziehungen auf, so da wir wieder mit einem Nichtchristen zusammen die Bibel studieren knnen?
Es drfte wirklich schwierig sein, ein Leben lang diesen langwierigen und mhsamen Proze stndig neu zu wiederholen. Sollte diese Art von Wiederholung tatschlich notwendig sein, haben wir sicher irgend etwas verkehrt gemacht und aus den natrlichen Gelegenheiten nicht den bestmglichen Nutzen gezogen. Wenn wir erst einmal Beziehungen zu Nichtchristen geknpft haben und Menschen anfangen, positiv auf Christus zu reagieren, dann zieht gewhnlich eine Beziehung die andere nach sich. Diese aufeinanderfolgenden konzentrischen Kreise von Gelegenheiten knnen sich fast endlos fortsetzen.
Wir mssen jedoch weise vorgehen, wenn unsere Gelegenheiten sich auf diese Weise ausweiten sollen. Es ist eine echte Herausforderung an uns, dem jungen Christen zu helfen, sich so in die Gemeinde zu integrieren, da er gleichzeitig die Beziehungen zu seinen Freunden und Verwandten beibehlt.
Die erste Begegnung des Neubekehrten mit der Gemeinde
Die erste Begegnung des Neubekehrten mit der Ortsgemeinde kann eine sehr heikle Angelegenheit sein! Ich war einmal eingeladen, auf einer Konferenz fr Missionare einer bestimmten Denomination ein Referat ber dieses Thema zu halten. Sie erklrten mir ihre Situation wie folgt: Wir haben bei unserer Evangelisationsarbeit relativ viel Erfolg. Unsere Schwierigkeit besteht darin, die Neubekehrten in die Gemeinden zu bekommen. Die meisten von ihnen verlieren wir an diesem Punkt." Das ist eines der hufigsten Probleme, das der christlichen Gemeinde berall in der Welt begegnet.
Wieviel Erfolg wir dabei haben, frischbekehrte Christen aus der Welt in unsere bestehenden Gemeinden zu bringen, hngt von einer Anzahl Faktoren ab: von der geistlichen Vitalitt der rtlichen Gemeinde; von dem Eindruck, den die Gemeindeformen auf die Neuankmmlinge machen;
von der Art der Evangelisation, die angewandt wird; vom Hintergrund der Menschen, die zu Christus kommen, und von der Distanz zwischen der Kultur" der Gemeinde und der Kultur der neubekehrten Christen.
Ich staune ber die offenbare Leichtigkeit, mit welcher die Gemeinden des 1. Jahrhunderts ihre Neubekehrten eingliederten. Dabei waren die Gemeinden stark verwurzelt in der Gesellschaft. Diese Urgemeinden fhrten ein ganz natrliches Dasein in der Kultur, in welcher sie aufblhten. Die Christen trafen sich meistens in den Husern. Sobald erst einmal die Ausgangsbasis durch die Arbeit der Apostel geschaffen war, wuchsen die Gemeinden aufgrund des Einflusses, den die Glubigen auf ihre Umgebung ausbten. Strukturen oder Formen hatten einen direkten Bezug zu den Menschen, weil sie aufgrund der unmittelbaren Bedrfnisse geschaffen wurden. Es ist interessant, da das Neue Testament noch nicht einmal die Frage anspricht, wie man Neubekehrte in eine Gemeinde eingliedert. Wer sich bekehrte, war praktisch schon in einer Gemeinde!
Vielleicht mssen wir eine 180-Grad-Kehrtwendung in unserem diesbezglichen Denken vollziehen. Das gilt vor allem fr Situationen, wo die Distanz zwischen zwei Kulturen oder sogar zwischen zwei Subkulturen tatschlich sehr gro ist. Sollten wir weiterhin planen, die Frischbe-kehrten mit in die Gemeinde zu nehmen, oder sollten wir uns berlegen, ob wir nicht die Gemeinde zu ihnen bringen sollten? Die Gemeinde ist kein starres Gebilde; die Gemeinde, das sind Menschen. Das sind Christen, die so miteinander umgehen, da sie einander in ihrem Glaubensleben untersttzen. Ein Kirchengebude ist nicht unbedingt erforderlich, um die geistlichen Bedrfnisse einer Gruppe neubekehrter Christen zu befriedigen.
Wenn uns beim Gedanken Gemeinde" vor allem die Menschen vor Augen stehen, dann haben wir auch die notwendige Flexibilitt, um diejenigen einzugliedern, die wir gewonnen haben, ohne da wir sie in eine neue Umgebung versetzen. Wenn noch mehr solcher Nichtchristen zu Christus kommen, und wenn sie von Leuten, die von der Gemeinde dafr beauftragt sind, untersttzt und gefrdert werden, dann werden ihre geistlichen Bedrfnisse auch gestillt. Ob diese Einrichtung nun provisorisch oder von Dauer ist, sie bietet jedenfalls zwei Vorteile. Erstens hat der Neubekehrte viel Zeit zur Verfgung, in einer von ihm schon akzeptierten Umgebung geistlich heranzureifen. Mit dieser zunehmenden Reife wchst auch seine Bereitschaft fr eine weitere Anpassung. Zweitens lsen wir ihn auch nicht aus seinem natrlichen Beziehungsnetz heraus, wenn wir ihn dort belassen, wo er ist.
Ich schlage darum vor, da wir neubekehrte Christen nicht allzu schnell in unsere Gemeindestrukturen einbinden; das gilt insbesondere fr jene Neubekehrten, die aus einer ausgeprgt skularisierten Umgebung kommen. Damit will ich auch sagen, da es Situationen gibt, wo die Distanz so gro ist, da wir einfach die Tatsache akzeptieren sollten, da neue Schluche notwendig sind.
Erwartungen an christliches Verhalten
Indem wir auf Gleichfrmigkeit in Grauzonen des Verhaltens bestehen, knnen wir sehr schnell die Kommunikation des neubekehrten Christen zu seinem frheren Beziehungskontext blockieren. Darum mssen wir unterscheiden zwischen einem Verhalten, ber das sich nicht diskutieren lt (was richtig und was. falsch ist), und einem Verhalten, fr das keine festen und unvernderlichen ethischen Richtlinien bestehen. Die Bibel gibt uns Anweisungen ber verschiedene Verhaltensweisen. Etliche Dinge sind immer richtig. Wie immer auch die Situation sein mag wenn man diese Dinge tut, ist das Verhalten richtig. Galater 5,22-23 gibt uns eine Liste von Beispielen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gtigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Gegen solche Eigenschaften lt sich berhaupt nichts sagen. Die erste Gruppe des Verhaltenskatalogs besteht aus jenen Eigenschaften, die die Bibel als richtig bezeichnet.
Dann werden im selben Abschnitt andere Verhaltensweisen als grundstzlich falsch bezeichnet. Unabhngig von der Situation sind sie immer falsch. Sexuelle Ausschweifung, Unreinigkeit, Ha, Zwietracht, Eifersucht, Zorn, Ichsucht, Neid, Saufen und so weiter sind nicht erlaubt (Gal. 5,19-21). Sie haben zu keiner Zeit Platz im Leben irgendeines Christen.
Obwohl einige Verhaltensweisen klar umrissen sind, gibt es eine Grauzone von Verhaltensweisen, wo man unterschiedlicher Meinung" sein kann (Rom. 14,1). Dies sind Bereiche, die die Bibel nicht speziell anspricht beispielsweise an welchem Tag ein Gottesdienst stattfinden sollte oder was man essen darf oder was nicht. Was in solchen Fllen das richtige Verhalten ist, wird von Faktoren bestimmt, die sich verndern knnen. Manchmal kann es falsch sein, eine bestimmte Sache zu tun. Zu anderen Zeiten kann jedoch dieselbe Handlung richtig sein. Die Bibel berlt es dem einzelnen Glubigen, zu entscheiden, was fr ihn das Richtige ist und auch wann und wo.
Diese eher offene Handhabung wird von vielen Denominationen als zu diffus und riskant angesehen. Mit Verhaltenskonformitt lt es sich
leichter leben. Wir meinen, Nonkonformitt frdere nur den Kritikgeist und Auseinandersetzungen. Deshalb finden wir es sicherer, bei den schwierigeren, zweifelhaften Sachfragen eine bestimmte Position zu definieren, und dann verlangen wir von jedem, sich danach zu richten. Die Bibel lehrt uns, nicht auf diese Weise mit zweifelhaften Sachfragen umzugehen; aber wir verhalten uns trotzdem so (Rom. 14,1-4,22; Kol. 2,16.20-23).
Nach Rmer 14 ist eines der Zeichen einer gesunden Gemeinschaft eine liebevolle Einstellung gegenber unterschiedlichen Uberzeugungen in diesen persnlichen Verhaltensweisen, die relativ und nicht absolut sind. Gereifte Christen wissen, da das Reich Gottes nicht in Essen und Trinken besteht. Deshalb akzeptieren sie es, wenn sich jemand in einer umstrittenen Frage fr eine andere Verhaltensweise entschliet, und richten ihn deswegen nicht. Sie wissen, da jeder letzten Endes Gott selber fr sein Verhalten verantwortlich ist. Sie respektieren den, der in Verhaltensfragen Skrupel hat, wie auch den, der darin freier ist. Ihr eigenes Verhalten wird bestimmt vom Gesetz der Liebe und der Migung (Rom. 13,10; l.Kor. 9,24-27).
In einer Gruppe, in der diese Prinzipien vorherrschen, gewhrt man jungbekehrten Christen den ntigen Freiraum, um in ihren eigenen berzeugungen zu wachsen. Das verhilft ihnen langfristig zu einer greren Reife (Hebr. 5,14).
Wie wir mit solchen umstrittenen Verhaltensfragen umgehen, wird das Wesen und den Umfang unserer evangelistischen Bemhungen stark beeinflussen. Oft verlieren Neubekehrte den Kontakt zu ihren nichtchristlichen Bekannten und Freunden, wenn sie sich den auerbiblischen Anforderungen und Regeln anpassen, die ihnen die christliche Gemeinschaft, der sie sich angeschlossen haben, auferlegt. Wegen solcher Regeln entdecken Jungbekehrte pltzlich, da ihnen ihre alten Freunde entglitten sind. Wenn dies geschieht, sind wir wieder da, wo wir angefangen haben, und suchen nach neuen Mglichkeiten, wie wir Beziehungen knpfen knnen usw.
Zusammenarbeit mit unseren geistlichen Kindern
Wir werden nur in dem Mae einen dauerhaften, fruchtbaren Dienst unter den Menschen tun knnen, wie wir imstande sind, unser Zeugnis auch in das Beziehungsnetz derer hineinzutragen, die wir schon erreicht haben. Wir drfen die Kommunikation innerhalb dieses Beziehungsnetzes nicht unabsichtlich und unntig abbrechen.
Einerseits ist es auerordentlich wichtig, den frischbekehrten Christen, die aus der Welt kommen, dabei zu helfen, sich in die Gemeinde zu integrieren. Andererseits darf dies jedoch nicht auf eine Weise geschehen, da sie von ihrem frheren Beziehungskreis abgeschnitten werden. Ganz eindeutig bedeutet die Hinwendung zu Christus einen Bruch mit der Vergangenheit und einen Neuanfang. Das zieht zwar eine Distanzierung von dem Tun der Vergangenheit nach sich, nicht aber eine Distanzierung von den Menschen, mit denen man in der Vergangenheit Kontakt hatte.
Wenn eine Beziehung zu der nchsten fhrt und sich dadurch unsere Mglichkeiten ausweiten, mssen wir mit den Menschen, denen wir dienen, zusammenarbeiten, weil wir dabei ihre Hilfe brauchen und sie die unsere.
Nichtchristen knnen groartige Evangelisten sein
Das ist bertrieben ausgedrckt, trifft: aber den Punkt. Menschen, die zum erstenmal die Bibel entdecken und unterwegs zu Christus sind, legen oft eine frische und ungeknstelte Begeisterung ber ihre Neuentdeckung an den Tag.
Ein neubekehrter Christ, mit dem ich immer noch in Verbindung stehe, brachte wenigstens ein Dutzend Menschen mit, bevor er selber zum Glauben kam. Oft kam er in Begleitung seiner Freunde zu unserem Bibelstudium. Dann pflegte er in seiner fr ihn typischen Ungezwungenheit bewut Fragen und Zweifel an Gott und seiner Schpfung zu uern. Unangenehm war dies nur fr den Gesprchsleiter. Seine Gste jedoch fhlten sich dadurch eher zu Hause, anstatt durch seine uerungen selber in Zweifel zu geraten. Ohne es zu beabsichtigen, wurde er zum Sprachrohr auch ihrer Fragen.
Menschen brauchen nicht viel zu wissen, bevor sie anfangen, einen Einflu auf andere auszuben. Philippus fhrte Nathanael mit drei Worten zu Jesus: Komm und sieh" (foh. 1,46). Die samaritische Frau tat hnliches mit ihren Nachbarn: Kommt, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei?" (Joh. 4,29).
Wir sollten nicht die evangelistischen Mglichkeiten bersehen, die uns ein Nichtchrist bietet. Wir sollten ihn ermutigen, indem wir seine Bemhungen untersttzen und die Bedrfnisse und Gefhle der Freunde, die er mitbringt, ernstnehmen.
Jungbekehrte Christen knnen sehr schlechte Evangelisten sein
Sobald ein Mensch die Grenze zum Glauben berschreitet, erlebt er oft aus irgendeinem Grund eine Zeit, wo er seine Fhigkeit verliert, andere fr den Glauben zu interessieren. Die Dinge werden irgendwie schwierig. Der Frischbekehrte ist in der Lage, sehr arrogant und gesetzlich mit seinen Freunden und besonders mit seiner Familie umzugehen. Er hat die Tendenz, zu viel zu sagen und zu stark zu drngen und wundert sich, warum jedermann blind ist fr das, was er so klar sieht. Er vergit dabei nur, da er selber Jahre brauchte, bis er so weit war.
In den ersten Wochen kann das Glaubensleben eines Neubekehrten bleibenden Schaden davontragen. Es kann sein, da er seine Verbindung zu seinen Freunden vllig abbricht. Aufgrund der daraus folgenden Ablehnung kommt er zu dem Schlu, da man das Evangelisieren in Zukunft lieber bleiben lassen sollte.
Jungbekehrte bentigen darum Hilfe. Man mu sie auf diese und andere Dinge aufmerksam machen. Wir mssen sie ermutigen, Zeugnis abzulegen; aber wir mssen ihnen auch dabei helfen und ihnen zeigen, was und wieviel sie anderen sagen sollen. Auch sie mssen lernen, da Evangelisieren mehr ist als blo zu reden. Wenn sie selbst durch den frher schon beschriebenen evangelistischen Lebensstil eines anderen Christen zum Glauben gekommen sind, knnen sie leichter verstehen, da derselbe Proze auch fr ihre Freunde notwendig ist.
Freundschaften ausdehnen
Wenn jemand, der zu Christus kommt, bemerkt, da Sie Ihre Liebe und Annahme auch auf seine Freunde ausdehnen, ohne die erste Gelegenheit zu ergreifen, um mit dem Evangelium ber sie herzufallen, dann wird er seine Freunde gerne mitbringen. Solange er dessen nicht sicher ist, wird er es nicht tun.
Wir sollten gewillt sein, ein geselliges Beisammensein wirklich als solches anzusehen und es nicht als Kder fr ein Bibelstudium zu benutzen. Ich mute diesbezglich erst etliche grobe Schnitzer machen, bevor ein Nichtchrist mich damit konfrontierte und beschuldigte, hinterlistig zu sein. Wir erreichen bei den Menschen viel mehr, wenn wir ehrlich sind und unsere Absicht nicht verbergen. Ein geselliges Beisammensein soll auch ein geselliges Beisammensein sein. Wenn wir die Absicht haben, mit Menschen gemeinsam die Bibel zu lesen, sollten wir dies in unserer Einladung zum Treffen auch sagen.
Wenn das Gesprch beim Abendessen nicht dazu fhrte, auf irgendeine Art von unserem Glauben Zeugnis abzulegen, sollten wir nicht das Gefhl haben, der Abend wre verschwendet. Wenn wir Licht sind, wird dem anderen auch ohne Worte ein Zeugnis bermittelt. Mini"-Ent-scheidungen werden sicherlich folgen, und wenn erst einmal eine gewisse Vertrauensgrundlage geschaffen worden ist, wird eine solche Beziehung auch das mndliche Zeugnis ertragen. Es braucht viel weniger Zeit, dieses Vertrauen unter den Freundesfreunden aufzubauen, weil wir in gewisser Weise auf langjhrige Beziehungen aufspringen" knnen.
An dieser Stelle ist ein Wort zur Vorsicht angebracht. Wir sprechen von der Ausweitung unserer evangelistischen Bemhungen auf die Einflubereiche derer, zu denen wir schon Zugang bekommen haben. Wir mssen darauf achten, in welcher Form dies geschieht. Die Versuchung besteht, da wir die Gelegenheiten mibrauchen und daraus unsere eigenen Evangelisationsgelegenheiten machen. Der Neubekehrte gibt uns vielleicht sogar selber den Ansto dazu, indem er seine Freunde zu uns fhrt, damit wir mit ihnen ber das Evangelium reden. Doch dadurch lassen wir uns die groe Chance entgehen, die uns eine solche Situation bietet, nmlich unseren Dienst dadurch zu vervielfachen, da wir den Neubekehrten anleiten, selber mit seinen Freunden ber das Evangelium zu sprechen. Wir mssen darauf aus sein, ihn immer wieder als Mitarbeiter an unseren evangelistischen Bemhungen zu beteiligen und ihm mit zunehmender geistlicher Reife immer mehr direkte Verantwortung zu bergeben. Indem sich die evangelistischen Gelegenheiten konzentrisch ausweiten, wird sich auch die Zahl der Evangelisten entsprechend vermehren.
Eine Brcke zum Evangelium schlagen
Die Evangelisationsarbeit in Ephesus nahm eine immer faszinierendere Gestalt an. Paulus begann in der Synagoge. Als die Auseinandersetzung mit den Juden an Intensitt zunahm, suchte er sich mit seinen Anhngern einen anderen, neutralen Ort. Zwei Jahre lang redete er tglich in der Schule von Tyrannus (Apg. 19,8-10). Die Folge war, da alle, die in der Landschaft Asien wohnten, Juden und Griechen, das Wort des Herrn hrten". Wie sahen diese Gesprche ber das Evangelium wohl aus? Wie wurden sie geleitet? Worber wurde im einzelnen gesprochen? Wir werden es nie wissen. Wir wissen nur, da sie sehr lebendig gewesen sein mssen, sonst wren die Leute wohl kaum aus der ganzen Provinz Asia herbeigestrmt, um Paulus zu hren.
Es kann ntzlich sein, festzustellen, da diese tglichen Diskussionen ein Forum bildeten, wo die Leute hinkommen, zuhren, miteinander reden, weggehen und nachdenken konnten, um dann spter wiederzukommen, wenn sie mehr hren wollten. Bekannt wurden diese Gesprche hchstwahrscheinlich durch jene, die zum Glauben gekommen waren oder kurz davor standen und davon sprachen. Da die Menschen dort stndig mit dem Evangelium konfrontiert wurden, hatte in der Gegend seine verstrkende Wirkung.
Nur ein ungewhnlich begabter Lehrer konnte versuchen, etwas so Weitreichendes zu wagen, wie Paulus es durch seinen Lehrdienst in Ephesus tat. Doch auch wir knnen entsprechend den Mglichkeiten unserer kleinen Gruppe Gleichgesinnter einen hnlichen Effekt erzielen. Die Schule von Tyrannus war ein neutraler Ort (im Gegensatz zur Synagoge), wo interessierte Leute immer wieder die Evangeliumsbotschaft hren konnten.
Es gibt Mglichkeiten, wie wir eine hnliche Gelegenheit schaffen knnen und dies sogar mit einem einzelnen. Zum Beispiel knnen wir gegenber den Freunden jener, mit denen wir gerade die Bibel studieren, eine Offene-Tr-Haltung" einnehmen. Da sind wir gerade bei Kapitel 5, als ein Neuer zu uns stt was jetzt tun? Eine kurze Zusammenfassung des bisher Gesagten bringt den Neuankmmling up to date" und ist auch fr alle anderen ntzlich.
Es gibt noch eine andere Art, eine Umgebung zu schaffen, in der frischbekehrte Christen die Kluft zwischen ihren Freunden und dem Evangelium berbrcken lernen. Wir knnen drei oder vier offene Diskussionsabende ber Themen durchfhren, die sich mit aktuellen Bedrfnissen befassen (s. Kapitel 17). Wenn Sie sich dies nicht selbst zutrauen, laden Sie doch jemand anders ein, der darber spricht. Besser aber wre, wenn Sie oder jemand aus der Gruppe mit Hilfe einer kompetenten Person das betreffende Thema selber ausarbeiten knnten. Das wre eine Gelegenheit fr Sie, etwas zu lernen und gleichzeitig sich weiterzuentwickeln.
Whlen Sie ein aktuelles Thema oder einen Themenbereich von allgemeinem Interesse. Lesen Sie Bcher dazu. Lassen Sie sich bei der Vorbereitung Zeit, und wenn Sie Ihre Gedanken geordnet und kommunikationsreif gemacht haben, gehen Sie damit in Ihre Gruppe. Laden Sie etwa so viele Nichtchristen ein, wie Sie sonst zusammen sind. Bleiben Sie auch an diesen Abenden bei dem Irl-Verhltnis.
Fangen Sie mit einer zwanzig- bis dreiigmintigen Einfhrung an, die dazu dienen soll, grundlegende biblische Gedanken zum Thema zu vermitteln und zur Diskussion anzuregen. Eine Diskussion kommt vor
allem dadurch zustande, da eine gewisse natrlich positive Spannung erzeugt wird. Dafr eignen sich besonders gute Fragen. Halten Sie ein paar richtungsweisende Fragen bereit, um das Gesprch in Gang zu halten, und richten Sie sich auch auf eine abschlieende Zusammenfassung ein. Anschlieend sollten Sie zusammen Kaffee trinken und ungezwungene Gemeinschaft miteinander haben. Hier sind einige Themen, die fr Sie in Frage kommen knnten:
Gott und die Geschichte: Was sagt die Bibel zum heutigen Weltgeschehen? ber die Zukunft?
Was sagt die Bibel ber die Ehe? ber die Familie? ber Kindererziehung?
* Was ist Erfolg? Wie wird man erfolgreich? Wie sichert man' Erfolg?
Biblische Prinzipien ber den Umgang mit Geld.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Der Zweck dieser offenen Diskussionen ist nicht, Menschen zu einer Entscheidung fr Christus zu bewegen. Wir wollen sie vielmehr zu der Erkenntnis bringen, da eine Beziehung mit Gott fr das Leben und fr das Lebensverstndnis von grundlegender Bedeutung ist. Solche Diskussionen sollen die Menschen motivieren, positiv auf unsere Einladung zu reagieren, weiter die Bibel mit uns zu erforschen. Eines der positiven Ergebnisse dieser Gesprche wird darin bestehen, da wir unseren neuen Mitarbeitern die ntige Hilfestellung gegeben haben, damit sie ihre Freunde zu einem fruchtbaren Kontakt mit Christen und der Evangeliumsbotschaft verhelfen.
Nachwort
Einheit in Vielfalt
In diesem Buch ging es um eine der wesentlichen Aufgaben der Gemeinde Jesu: um die Evangelisation. Da man diese unmglich von den anderen, mit ihr eng verbundenen Aufgaben Christen fr den Dienst im Reiche Gottes festigen, aus- und zursten trennen kann, befrchte ich, da ich ebensoviele Fragen aufgeworfen wie beantwortet habe. Das ist auf die Tatsache zurckzufhren, da ich den Inhalt dieses Buches nicht nur auf die Evangelisation an sich beschrnkt habe, sondern zudem auf eine besondere Form der Evangelisation, die zwei grundlegenden Bedrfnissen entspricht: 1. der Notwendigkeit, das Evangelium den Menschen zu bringen, die der Hauptstrmung unserer Gesellschaft zuzurechnen sind und die in die entgegengesetzte Richtung gezogen werden, also weg von biblischen Vorstellungen und Werten; und 2. der Notwendigkeit eines evangelistischen Konzepts, das es auch dem Durchschnittschristen ermglicht, sich immer wieder unter seinen Freunden und Kollegen fr die Sache des Evangeliums einzusetzen. Die aufgeworfenen Fragen lassen sich aus dem Zusammenhang beantworten.
Ich wrde mir die Reaktion des Lesers nach der Lektre dieses Buches gerne etwa so vorstellen: An und fr sich schaffe ich das nicht! Aber mit ein wenig Hilfe von meinen Freunden knnte es trotzdem gehen." Ich hoffe, mit diesem Buch gengend Wegweisung und Antworten gegeben zu haben, damit der Leser zu einer solchen Schlufolgerung gelangt.
Dieses Buch stellt auch die Frage, was denn mit jenen Menschen unserer Gesellschaft geschieht, die positiv auf unsere evangelistischen Bemhungen reagiert haben. Im allgemeinen sind wir nicht an diese Art von Menschen gewhnt, die da nun in unsere Gemeinden kommen. Wie dienen wir diesen Menschen, deren Bedrfnisse sich stark von den unseren unterscheiden? Wie verkraften wir diese Art von Gemeinde Wachstum?
Doch wir wollen jetzt erst einmal die evangelistische Aufgabe neu
anpacken und uns darauf konzentrieren, da diese Fragen auch bei uns aktuell werden! Die Frucht unserer Arbeit wird zur Folge haben, da solche Fragen, die jetzt vielleicht noch theoretischen Charakter besitzen, zu echten Bedrfhissen werden. Das wird uns in die Lage versetzen, sie genau zu definieren und sie praktisch und im biblischen Sinne zu beantworten. Not macht erfinderisch.
Ein Schluwort
Nachdem der Apostel Paulus vierzehn Jahre lang unter den Heiden gewirkt hatte, kehrte er nach Jerusalem zurck, um sich mit den leitenden Mnnern dort zu beraten (Gal. 2,1-10). Dies tat er aus der Sorge heraus, da ich nicht etwa vergeblich gelaufen wre".
Ist es nicht seltsam, da Paulus nach all dem groen Segen Gottes, den er bei seiner Arbeit erlebt hatte, sich Sorgen machte, es knnte alles vergeblich gewesen sein? Worin bestanden denn seine Befrchtungen? An seiner Botschaft hegte er nicht den geringsten Zweifel, hatte er doch gerade gesagt: Wenn jemand euch Evangelium predigt anders, als ihr es empfangen habt, der sei verflucht!" (Gal. 1,9).
Seine Zweifel galten der Frage, wie seine Brder ber seine Arbeit dachten. Er wollte sich sicher sein, da sie seine relativ ungewhnliche Ttigkeit unter den Heiden auch verstanden und akzeptierten. Er wollte ihre Billigung und Untersttzung. Es ging ihm um die Einheit, weil er sich wohl bewut war, welche eine zerstrerische Macht Uneinigkeit war. Er wute, da sie alles zunichte machen konnte, was er mhsam aufgebaut hatte.
Einheit bedeutet nicht Gleichfrmigkeit. Bei dieser Begegnung einigten sich Paulus und Barnabas mit Petrus, Jakobus und Johannes darauf, da es am ntzlichsten sei, die Verschiedenheit beizubehalten. Sie wurden mit uns eins, da wir unter den Heiden, sie aber unter den Juden predigten" (Gal. 2,9). So herrschte Verschiedenheit in dem, was sie machten und wie sie es machten, Einheit des Sinnes und der Zielsetzung aber im Blick auf ihren Gesamtauftrag.
Wir haben davon gesprochen, das Evangelium in eine vernderte und sich stndig noch verndernde Welt hineinzutragen. Unter den mehr als fnf Milliarden Menschen in der Welt gibt es unzhlige Kulturen und Subkulturen und viele Trends innerhalb jeder dieser Kulturen! Es bedarf eines Wunders der gttlichen Gnade, wenn wir als Gemeinde Jesu in diese Welt gehen und dieser Verschiedenheit gerecht werden wollen, ohne unrichtige Beurteilungen und Vergleiche vorzunehmen.
Whrenddem wir uns in jenen Bereichen evangelistischer Arbeit, die wir in diesem Buche nher untersucht haben, zur Mitarbeit bereithalten, wollen wir uns gleichzeitig in Demut unseren Pastoren, geistlichen Leitern und Brdern unterstellen. Alles andere wrde das Risiko in sich bergen, da wir vergeblich arbeiten. Wo nicht die Liebe unter Brdern herrscht, verleugnen wir tatschlich das Evangelium. Wir berauben es seiner Glaubwrdigkeit und Kraft und zerstren das, was wir eigentlich aufbauen wollten. Jesus sagte: Daran wird jedermann erkennen, da ihr meine Jnger seid, so ihr Liebe untereinander habt" (Jon. 13,35).
Anhang A
24 Stunden mit Johannes
Rein vom historischen Standpunkt aus gesehen war Jesus von Nazareth die auerordentlichste Persnlichkeit der gesamten Menschheitsgeschichte. Wie immer auch die Leute ber ihn denken mgen niemand wrde sich wohl die Gelegenheit entgehen lassen, einen Tag zusammen mit einem seiner (Jesu) engsten Freunde zu verbringen.
Zu den drei engsten Freunden Jesu gehrte auch der Apostel Johannes. Er war berall dabei. Oft waren sie ihrer nur vier: Jesus, Petrus, Jakobus und Johannes. Johannes hatte enge Tuchfhlung mit Jesus, beobachtete ihn und hrte ihm oft zu. Zusammen wanderten sie in der Hitze ber staubige Straen, unterhielten sich dabei, schwitzten und wurden hungrig und durstig dabei.
Der Bericht des Johannes ber seine Erfahrungen und Erlebnisse mit Jesus das Johannesevangelium ist in einundzwanzig Kapitel eingeteilt. Das Bibelstudium in diesem Anhang umfat im ganzen vierundzwanzig Lektionen. Zwei der Kapitel im Johannesevangelium sind so lang, da ich beide ber je zwei Lektionen verteilt habe. Diese vierundzwanzig Bibelarbeiten bieten uns die Gelegenheit, vierundzwanzig Stunden mit Johannes zusammen zu sein.
Wenn Sie als Fhrer den Nichtchristen in das Abenteuer mit Johannes hineinfhren, ist es wichtig, bestimmte Dinge im Auge zu behalten. Die meisten davon haben wir in diesem Buch schon angesprochen; an dieser Stelle kommen wir noch einmal auf sie zurck.
1. Denken Sie daran, da Ihre Aufgabe bei Ihren evangelistischen Bemhungen darin besteht, dem einzelnen Menschen Liebe zu erweisen und ihm dabei zum Verstndnis der biblischen Wahrheit zu helfen. Das brige berlassen Sie getrost dem Heiligen Geist und dem Wort Gottes.
Zum Glck ist es nicht unsere Sache, eine Religion zu verteidigen nicht einmal das Christentum. Dasselbe gilt fr die Bibel, die Schpfungsgeschichte oder die Existenz Gottes.
Da fr den Nichtchristen vor allem die Frage nach der Identitt Jesu im Vordergrund steht, werden wir in diesen Bibelarbeiten diesem Punkt unsere besondere Aufmerksamkeit schenken. Zusammengefat werden dabei zwei Fragen im Mittelpunkt stehen: a) Wer ist Jesus? und b) Was erwartet er von mir?
Sie brauchen sich nicht unbedingt strikt an die hier aufgefhrten Fragen halten. Gesprche verlaufen nicht immer in der beabsichtigten Richtung. Es ist nicht das Ziel dieses Studiums, den ganzen Stoff zu bewltigen, sondern einfach dem anderen zu helfen, da er versteht, was jedes Kapitel aussagt.
Bemhen Sie sich, mit dem Stoff weiterzukommen. Wenn Sie jemand loswerden mchten, dann brauchen Sie mit ihm nur einen Monat lang das gleiche Kapitel durchzuackern. Versuchen Sie, bei jeder Zusammenkunft ein ganzes Kapitel durchzunehmen.
Bedenken Sie andererseits, da es sich bei den meisten aufgefhrten Fragen um Einstiegsfragen handelt. Sie sollten je nach Verlauf des Gesprchs Ihre eigenen weiterfhrenden und zusammenfassenden Fragen formulieren (Siehe Anhang B).
Gehen Sie nicht in einen evangelistisch ausgerichteten Bibelkreis mit der Bibel in der einen und mit diesem Buch in der anderen Hand. Ich habe mich dabei nie so ganz wohl gefhlt, wenn ich beim Bibelstudium zusammen mit Nichtchristen gedrucktes Arbeitsmaterial benutzt habe. In ihren Augen sieht das oft wie ein lehrmiger Drill aus. Es ist besser, wenn Sie sich die Fragen und die Referenzbibelstellen, die Sie verwenden wollen, auf einem Extrablatt Papier aufschreiben. Sie knnen sie auch an den Seitenrand in Ihrer Bibel schreiben. Ich glaube, das trgt dazu bei, da die Gesprche spontaner verlaufen.
Sie werden in diesen Bibelarbeiten sowohl Anmerkungen als auch Querverweise finden. Diese sollen als Verstndnishilfe fr die behandelten Abschnitte dienen und zur Klrung von Fragen beitragen, die im Verlaufe Ihres Studiums auftreten. Es ist nicht unbedingt notwendig, da Ihre Bibelgruppe alles lernt, was in den Anmerkungen steht. Whlen Sie einfach aus, was Sie erklren mchten, damit Ihr Studienpartner nicht das Gefhl hat, da er nichts wei oder da Sie ihn anpredigen.
Es wird selten bis zum Abschlu aller vierundzwanzig Bibelarbeiten
dauern, bis der Nichtchrist zum Glauben kommt. Wie lange es im einzelnen Fall dauert, hngt davon ab, wo der Betreffende innerlich steht, aber auch davon, welche Art von Schwierigkeiten er zu berwinden hat. Wenn jemand beispielsweise beim Studium von Kapitel 6 zum Glauben kommt, was mssen Sie dann tun? Gehen Sie einfach weiter zu Kapitel 7.
Das ganze Glaubensleben lt sich in unseren zwei Fragen zusammenfassen: Wer ist Jesus? Was erwartet er von mir? Wir alle tun gut daran, in unserem ganzen Leben immer wieder Antwort auf diese beiden Fragen zu geben.
Wenn also jemand im Verlaufe dieser Bibelarbeiten zum Glauben kommt, dann fahren Sie mit dem Studium fort. Freuen Sie sich mit ihm zusammen ber seine geistliche Wiedergeburt und schenken Sie dann beim Weiterstudium speziell der zweiten Frage Ihre Aufmerksamkeit: Was erwartet er von mir?" Das Johannesevangelium enthlt mit das beste Nacharbeitsmaterial", das je geschrieben wurde. 10. Denken Sie daran, da sich Ihr Freund nur von Mal zu Mal verpflichtet fhlt, mit Ihnen zusammen die Bibel zu studieren. Behalten Sie diesen Punkt auch im fortgeschrittenen Stadium Ihres gemeinsamen Bibelstudiums im Auge.
Das hier vorliegende Material ist nicht fr die andere Person, sondern fr Sie bestimmt. Vielleicht sollte sie nicht einmal von der Existenz dieses Buches etwas wissen. Dadurch haben Sie viel mehr Spielraum, aus diesem Material das auszuwhlen, was Sie fr notwendig halten. Es sei Ihrem gesunden Urteil berlassen, zu entscheiden, was und wieviel Sie davon benutzen.
Bibelarbeit 1 Johannes 1,1-14
Lesen Sie 1,1-14
Worauf nimmt Johannes Bezug, wenn er in den Versen 1-3 und 14 von dem Wort" spricht? (s. l.Joh. 1,1-3)
Weshalb wird er Ihrer Meinung nach als das Wort" beschrieben? Anmerkung: Die Funktion eines Wortes besteht darin, einen Gedanken zu bermitteln. Ich sage Bleistift", und Sie wissen sofort, was ich meine. Wenn ich Gott" sage, was kommt Ihnen dabei in den Sinn? Woher haben Sie diesen Begriff Gott"? Jesus Christus ist das Wort" fr Gott (s. Joh. 1,18).
Ich bin auf den Wahrnehmungsbereich meiner fnf Sinne beschrnkt.
Knnte Gott vielleicht jenseits derselben existieren? Natrlich. Wrde er dort bleiben, wre es eine Unmglichkeit, ihn zu kennen. Ehe ich ihn kennen kann, mu er die Initiative ergreifen und uns das Wort" geben. Und genau das ist der Anspruch, der hier in bezug auf Jesus gemacht wird.
Ob wir bereit sind, diesen Anspruch anzuerkennen oder nicht wir mssen zugeben, da die Position des Atheismus oder jener, die alles leugnen, was jenseits der sinnlichen Wahrnehmung liegt, unhaltbar ist. Niemand wei soviel, da er mit Recht die eine oder die andere Position vertreten kann!
Welches sind einige der Eigenschaften, die dem Wort" in den Versen 1-5 und 14 zugeschrieben werden?
In den Versen 4-9 wird Christus als Licht bezeichnet. Was wird Ihrer Meinung nach mit dieser gleichnishaften Beschreibung alles zum Ausdruck gebracht? (s. 3,19-21; 8,12; 12,35-36)
In Joh. 1,19 steht, da jeder Mensch durch Christus erleuchtet wird. In welchem Sinn meint Johannes das?
Anmerkung: Alle Menschen sind durch ihn erschaffen. Alle haben das Leben von ihm. Doch der Mensch hat diese Lebensquelle verlassen und ist in geistlicher Dunkelheit versunken. Der Mensch weist immer noch Spuren seines edlen Ursprungs auf, doch sie sind nur die berreste dessen, was er einst war. Was ist davon briggeblieben?
Ein gewisses Gottesbewutsein Jeder besitzt eine gewisse Erkenntnis von Gott, etwa in dem Sinne, wie man etwas vom Wesen eines Knsders aufgrund seiner Werke erkennen kann, (s. Rom. 1,18-21)
Ein angeborenes Moralempfinden Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, wie das Leben eigentlich sein sollte: innere Gesetze", (s. Rom. 2,14-15)
Diese beiden Elemente erklren die Existenz von Religionen und Philosophien: eine Gottes"-Ahnung sowie ein Moralstandard, deren Hter Gott ist. Jedoch nur wenn der Mensch wieder zum Licht zurckkommt, kann er erleuchtet werden und dadurch wiederum eine Neuorientierung bekommen. In Jesus ist das Leben. Wir verstehen unter Leben dem un-srigen und dem von anderen ein Hinzutreten zum Licht.
Wie kann man nach Joh. 1,11-13 zur Familie Gottes hinzugefgt werden?
Anmerkung: Dies geschieht nicht durch
Vererbung
Selbstanstrengung
Bemhungen anderer (Pastor, Priester usw.) Nur Gott kann Leben geben.
Was bedeutet es Ihrer Meinung nach, Christus aufzunehmen"? Anmerkung:ln 1,12 sind aufnehmen" und glauben" Synonyme, das heit, beide Ausdrcke bedeuten das gleiche. Nach 3,36 ist das Gegenteil von Glauben die Auflehnung gegen Gott die Nichtanerkennung seiner Autoritt ber unser Leben. Welche Schlufolgerung knnen wir daraus ziehen? Glauben hat mit Sich-Unterwerfen zu tun (Offb. 3,20).
Bibelarbeit 2 Johannes 1,15-51
Lesen Sie 1,15-28
Welche Behauptungen stellen Johannes der Tufer und der Evangelist Johannes in den Versen 15-18 ber Jesus auf?
Anmerkung: Der Schreiber dieses Evangeliums erwhnt sich nie selbst. Johannes" bezieht sich auf Johannes den Tufer, einen sehr bekannten, radikalen Propheten zur Zeit Jesu.
Was wissen Sie ber das Gesetz, das Mose dem Volk Israel gab (1,17)? Weshalb wurde es ihm Ihrer Ansicht nach gegeben? Anmerkung: Das Gesetz wurde nicht gegeben, da man es halten sollte, sondern da es das Wesen der Snde aufdeckte. Rntgenstrahlen knnen keine Heilung bewirken, sondern nur ein Problem aufdecken. Dasselbe trifft auch auf das Gesetz zu. (s. 5,45; Rom. 3,19-20; 7,7; Gal. 2,16; 3,24)
Wie verstehen Sie anhand von Joh. 1,23 die Hauptrolle von Johannes dem Tufer? (s. auch 3,26-30; Luk. 3,4-14; 7,29-30) Anmerkung: Johannes der Tufer kndigte die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Messias an und rief die Menschen auf, ihren Weg gerade zu machen einen Weg, der durch jahrhundertelangen Eigenwillen und durch religise Traditionen krumm geworden war. Taten sie das nicht, wrden sie den Messias nicht erkennen.
Auf welche Weise konnte das Volk Israel seinen Lebensweg seine Lebensweise gerade machen?
Anmerkung: Bue bedeutet eine Vernderung in der Mentalitt; sie bedeutet den Wunsch, unsere jetzige Lebensweise aufzugeben, um in eine persnliche Beziehung zu Christus zu treten. Beachten wir, da damals zuerst die Vernderung kam, danach die Taufe. Die Taufe des Johannes war das Zeichen dafr, da der Mensch Bue getan hatte (Lk. 3,4-14).
Lesen Sie 1,29-34
Weshalb wurde Jesus das Lamm Gottes" genannt? (s. Jes. 53,4-7; Hebr. 10,1-14)
Anmerkung: Die alttestamentlichen Opfer illustrieren die Notwendigkeit eines einzigen, ausreichenden Opfers Christi.
Welches sind die Auswirkungen der Aussage von Johannes dem Tufer in Joh. 1,33, da Jesus mit dem Heiligen Geist taufen werde?
Anmerkung: Christsein heit nicht, blo eine bestimmte Weltanschauung zu vertreten oder Anhnger eines Religionssystems zu werden. Christsein ist vielmehr eine Beziehung zwischen zwei Personen: Jesus Christus und dem betreffenden Mensch (1,12; 3:5-8; 4,23-24). Diese Taufe geschieht nicht mit Wasser.
Lesen Sie 1,35-51
Dieser Abschnitt erzhlt die Geschichte, wie fnf Menschen das erste Mal Jesus begegneten. Jeder kam auf eine andere Weise dazu. Wer sind die Fnf, und was war es, das jeden von ihnen dazu brachte, an Christus zu glauben?
Bibelarbeit 3 Johannes 2
Lesen Sie 2,1-11
Welche Hinweise auf Jesus gibt uns die Tatsache, da Jesus auf der Hochzeit war? (s. Mt. 11,16-19)
Halten Sie die Art und Weise, wie Jesus das Problem des fehlenden Weines bei der Hochzeit lste, fr glaubhaft? Warum oder warum nicht?
Anmerkung: Welche Behauptung wird in Joh. 1,3 ber Jesus aufgestellt? Man kann sich nur uerst schwer vorstellen, da der Schpfer auf der Erde in Erscheinung tritt, ohne seine Macht ber seine Schp-
fung kundzutun. Christus, der volle Kenntnis ber das Wesen der Materie besitzt und Macht ber sie hat, konnte ohne weiteres ber die Elemente der Schpfung gebieten (Hebr. 11,3).
Beachten Sie, da Johannes in Joh. 2,11 dieses Ereignis als erstes [Wunder-]Zeichen" beschreibt. Er benutzt diesen Ausdruck immer wieder, wenn er von den Wundern Jesu spricht (3,2; 4,54; 6,14; 6,26 usw.). Warum? Worin besteht die Aufgabe eines Zeichens? Anmerkung: Zeichen dienen zum Informieren.
Was sagt das Zeichen ber Jesus aus?
Wie verstehen Sie dieses Gesprch zwischen Jesus und seiner Mutter (2,3-5)?
Anmerkung: Weib" (so die Lutherbibel) war eine Art Kosewort. Was Jesus sagte, lt sich wie folgt umschreiben: Wir sind nicht von derselben Welt. Was fr euch ein Problem ist, ist fr mich berhaupt keines. Ich werde mich darum kmmern. Ich habe Zeit fr solche Dinge, bevor meine ,Stunde' kommt."
Von welcher Zeit" spricht Jesus in 2,4? (S. 7,6; 12,23.27; 17,1) Anmerkung: Sein Tod war nicht eine nutzlose und unvorhergesehene Tragdie. Gerade dieser Tod war der Grund, weshalb er auf die Erde gekommen war. Die Wunderzeichen" trugen dazu bei, jene Kettenreaktion auszulsen, die unweigerlich zu seinem Tod fhren mute.
Lesen Sie 2,12-22
Was halten Sie fr den Grund, weshalb Jesus bei der Tempelreinigung (2,13-17) gerade so und nicht anders handelte?
Anmerkung: Das Passafest war eines der Hauptfeste der Juden. Sie pilgerten zum Zweck des Feierns und der inneren Reinigung nach Jerusalem. Die Hndler auf dem Tempelareal nutzten die Gelegenheit aus, indem sie Opfertiere verkauften und fremde Whrung gegen die Tempelwhrung wechselten natrlich alles mit Gewinn. Jesus beschuldigte sie, den Namen Gottes zu beschmutzen. Er sagte es ihnen in aller Deutlichkeit: Mibraucht ja nicht den Namen meines Vaters, um eure schmutzigen Geschfte zu machen!" (s. Rom. 2,24)
Wie lt sich der Zorn Jesu rechtfertigen? (s. Rom. 1,18)
Die Juden verlangten von ihm gewissermaen einen Vollmachtsausweis fr eine solche autoritative Aktion. Was knnen Sie aus seiner Antwort ber Jesus erfahren (Joh. 2,18-22)?
10. Weshalb glauben Sie, da seine Auferstehung der allerbeste Vollmachtsausweis ist? (s. l.Kor. 15,12-19)
Lesen Sie 2,23-25
11. Aus welchem Grund hat Ihrer Meinung nach Jesus den Leuten in 2,23 nicht geantwortet, obwohl es doch von ihnen heit, da sie an ihn glaubten?
Anmerkung: Wirklicher Glaube hat mit Hingabe zu tun. Aber so weit ging ihr Interesse an Jesus nicht (s. 12,42-43; Jak. 2,19). Ein Glaube, der sich das Recht vorbehlt, ber sein Leben selber zu bestimmen, ist berhaupt kein Glaube (s. Joh. 3,36).
Bibelarbeit 4 Johannes 3
Lesen Sie 3,1-14
Was fllt Ihnen auf an den Aussagen, die Nikodemus in bezug auf Jesus machte (3,1-2)?
Jesus korrigiert Nikodemus in Vers 3. Wann ist jemand nach den Worten Jesu qualifiziert, die Dinge Gottes zu verstehen? (s. 1,12-13; l.Kor. 2,7-16)
Anmerkung: Jesus sagte, Nikodemus knne zu keinen sinnvollen Schlssen ber das Reich Gottes kommen, solange er nicht wiedergeboren" ist.
Woran zeigte es sich, da Nikodemus geistliche Dinge nicht verstand Qoh. 3,4.9)?
Anmerkung: Gott redet auf einer geistlichen Ebene. Der Mensch interpretiert ihn in menschlichen Begriffen und findet es schwierig, sich etwas vorstellen und aufzunehmen, was darber hinaus geht. Stellen Sie sich zum Beispiel Blinde vor, die versuchen, sich einen Begriff von der Farbe Rot zu machen. Da ihnen das nicht gelingt, schliet nicht aus, da Rot existiert. Um das Reich Gottes zu sehen", mu der Mensch geistliche Sinne bekommen.
Wie verstehen Sie den Ausdruck wiedergeboren" bzw. von neuem geboren werden" in Joh. 3,3-8?
Anmerkung: Wiedergeboren sein bedeutet:
Ein Mensch war in einer gewissen Hinsicht tot und ist nun in derselben Hinsicht lebendig. Der Heilige Geist macht einen vorher toten Menschengeist lebendig (Eph. 2,1-9).
Der Mensch bekommt eine neue Vaterschaft. Glubige sind aus Gott geboren (foh. 1,12-13); darum haben sie die geistlichen Gene" ihres Vaters.
Weshalb besteht Jesus darauf, da jemand wiedergeboren sein mu, bevor er das Reich Gottes sehen kann (3,3.5.8)? (s. auch Eph. 2,1-9) Anmerkung: Sie mssen einen lebendig gemachten Geist haben, der mit den geistlichen Genen" des himmlischen Vaters seinen Wesenszgen und etlichen seiner Fhigkeiten ausgestattet worden ist, um im Besitze jener geistlichen Sinne zu sein, mit denen Sie das Reich Gottes sehen knnen.
Was bedeutet aus Wasser geboren" (Joh. 3,5)?
Anmerkung: Jesus dachte hier wohl an die Taufe des Johannes. (Das war die einzige Art von Wasser", mit der Nikodemus vertraut war.) Damit wird jedoch nicht gesagt, da man getauft sein mu, um gerettet zu sein. Die Johannestaufe war einmalig, ein Symbol einer Bue, die bereits vollzogen war (s. Lk. 3,7-14).
Der Sinneswandel wurde nicht durch das Wasser herbeigefhrt, sondern durch die Bue. Die Bue ist notwendig, wenn die geistliche Neugeburt stattfinden soll (Jes. 55,6-7; Lk. 13,1-5). Jesus sagte praktisch zu Nikodemus: Tut, was Johannes der Tufer gesagt hat. Macht eine Kehrtwendung, gebt eure alte Denkweise auf, und dann lat den Heiligen Geist in euch kommen, damit er euch ein neues Leben gibt."
Die Bupredigt des Johannes allein reichte nicht aus. Ohne die zustzliche Erfahrung der Neugeburt durch den Geist" gengte sie fr das geistliche Leben nicht." (S. Apg. 19,1-7)
Lesen Sie 3,14-21
Das Wort glauben" kommt in den Versen 15-18 mehrere Male vor. Worin besteht die Beziehung zwischen glauben und wiedergeboren sein"?
Zu welchem Zweck sandte Gott Jesus Christus (3,16-21)?
Lesen Sie 3,22-36
Wie beschreibt Johannes der Tufer sich selbst und sein Wirken (3,27-30)? Welche Eigenschaften sind fr diesen Mann charakteristisch?
Anmerkung: Er ist ein Vorbild fr all jene, die von Christus zeugen wollen. Er lenkt die Aufmerksamkeit nicht auf sich selbst, sondern bezeichnet sich als eine Stimme" (1,19-23) oder als den Freund des Brutigams" (3,27-30). 10. Was mu nach Joh. 3,31-36 erst stattfinden, damit ein Mensch zu dem Schlu gelangt, da diese Botschaft ber Gott die Wahrheit ist?
11. Was haben Sie aus unserem Gesprch ber dieses Kapitel in bezug auf Ihre Beziehung zu Gott gelernt?
Bibelarbeit 5 Johannes 4
Lesen Sie 4,1-18
Was erfahren Sie aus diesen Versen ber Jesus?
Anmerkung: Es passierte selten, da sich ein Rabbi dazu herablie, mit einer Frau zu reden, geschweige denn einer samaritischen Frau.
Was meinte Jesus Ihrer Meinung nach mit lebendigem Wasser" (4,10)? (S. Jes. 44,3-4; Joh. 7,37-39)
Was behauptete er von diesem ganz speziellen Wasser?
Wie verstehen Sie diesen Durst", von dem Jesus redet? Anmerkung: Das Unbefriedigtsein, das der Mensch von Natur aus hat, ist eine starke Empfindung.
Auf welche Weise hat die Frau vorher versucht, ihren Durst zu stillen?
Anmerkung: Sie hatte von der falschen Quelle getrunken der Quelle der Promiskuitt (= ungebundene sexuelle Beziehungen) (4,17-18). (s. auch Jes. 55,1-2)
Was glauben Sie: Warum verstand die Frau nicht, was Jesus mit dem lebendigen Wasser meinte?
Anmerkung: Ihr Denken bewegte sich im natrlichen Bereich, Jesus hingegen sprach vom geistlichen Bereich (Joh. 3,4; 6,26.34).
Lesen Sie 4,19-30
7. Sobald die Samariterin merkte, da Jesus auf das Thema Religion zu sprechen kam, griff sie zu einer sehr verbreiteten Taktik, um das Gesprch nicht allzu persnlich werden zu lassen. Worin bestand die Taktik (4,19-20)?
Anmerkung: Sie probierte, Jesus in eine allgemeine Diskussion ber Religion zu verwickeln, die jedoch nicht die ihrige war.
Wie reagierte Jesus auf ihre Ausweichtaktik (4,21-24)? Anmerkung: Es kommt nicht auf das Religionssystem, die religisen Formen oder Glaubensbekenntnisse an. Gottes neuer Tempel ist inwendig in den Herzen, und hier findet die Anbetung statt (l.Kor. 6,19).
Was lernen wir von der Aussage Jesu in Joh. 4,26?
Vor welche Entscheidung sah sich die Frau gestellt?
Was geschah mit ihrem Wasserkrug?
Lesen Sie 4,31-42
Warum war Jesus nicht lnger hungrig (4,31-34)?
Was ist die Ernte (4,35)? (S. auch Mt. 9,36-38) Wer sind die Arbeiter Qoh. 4,36-38)? (s. auch 2.Kor. 5,18-20)
Zu welchen Schlufolgerungen ber Jesus kamen die Stadtbewohner? Was bildete die Grundlage fr ihre berlegungen Qoh. 4,39-42) ?
Lesen Sie 4,43-54
Wie interpretieren Sie die Reaktion Jesu auf die Bitte des kniglichen Beamten? Vergleichen Sie dessen Einstellung mit derjenigen des Offiziers in Mt. 8,8.
Weshalb erfllte Jesus die Bitte, obwohl der Mann nur einen schwachen Glauben hatte?
Bibelarbeit 6 Johannes 5
Lesen Sie 5,1-18
Die ltesten bekannten Bibelhandschriften enthalten Vers 4 nicht. Das lt darauf schlieen, da er spter eingefgt wurde, um das Phnomen des Teiches zu erklren.
Warum whlte Jesus Ihrer Meinung nach gerade jenen gelhmten Mann aus der Menge der Kranken aus (5,7)? (s. auch Lk. 19,10)
Waren bei dem Lahmen irgendwelche Anzeichen fr einen Glauben erkennbar? Aus welchem Grund knnte das von Bedeutung sein?
Weshalb wohl fragte Jesus: Willst du gesund werden?" Qoh. 5,6). War das nicht eine dumme Frage?
Stellen Sie sich vor, Sie wren ein gelhmter Bettler, der achtunddreiig Jahre lang auf eine Heilung wartet, fr die kaum eine Wahrscheinlichkeit besteht. Doch Jesus sprach von etwas rgerem" (5,14). Was knnte das sein? (s. Mt. 16,26)
Ist es mglich, da man mit Sndigen aufhrt? (s. Rom. 7,14-20) Weshalb sagte Jesus zu ihm, er solle damit aufhren? (s. Rom. 3,19-31; 7,21-25)
Anmerkung: Was mochte der Mann wohl empfunden haben, als er feststellte, da er wieder gesndigt hatte, nachdem Jesus ihn doch
davor gewarnt hatte. Aber er mute es selber versuchen, es nicht mehr zu tun, um davon berzeugt zu werden, da er es nicht konnte. Oft bedarf es erst solcher eigensinnigen, selbstbewuten Versuche, bevor wir bereit sind, es auf Gottes Weise zu tun. Dem Mann mute klar werden, da er es selber unmglich schaffte, nicht mehr zu sndigen, solange er nicht sein Wesen nderte. Er mute erst wiedergeboren werden (Joh. 3,3). 6. Warum hat Jesus bewut das Sabbatgebot bertreten (5,16-18)? (s. auch Mt. 12,1-14)
Anmerkung: Eine Jahrhunderte alte Tradition hatte verdunkelt, was das Alte Testament in Wirklichkeit ber den Sabbat lehrte. Jesus zeigte einfach, wie der Sabbat zu verstehen war. Zu den Kennzeichen der Tradition gehrt, da sie mit der Zeit eine autoritative Eigendynamik entwickelt (s. Mk.7,6-9).
Was fllt Ihnen in Joh. 5,17-18 an Jesus auf?
Lesen Sie 5,19-30
Welche Feststellungen knnen Sie ber das Verhltnis Jesu zu seinem Vater machen (5,19-23)? (s. 8,28; 12,48-49; 14,10) Inwiefern war er von seinem Vater abhngig?
Was verheit Jesus in Joh. 5,24? Wie bekommt man das, was hier verheien wird?
Wie lt sich Joh. 5,29 mit der Lehre vereinbaren, da das neue Leben nicht durch Werke, sondern durch den Glauben kommt? (s. 6,28-29; 15,5)
Anmerkung: Das Leben mu zuerst kommen; denn es ist das Leben, das die Werke hervorbringt.
Lesen Sie 5,31-47
Jesus nennt fnf Zeugen, die alle sein Gottsein besttigen (5,31-39). Wer oder was waren diese?
Anmerkung:
Jesus selbst
Seine eigenen Werke
Johannes der Tufer
Der Vater
Die Heilige Schrift
Es ist mglich, diese Zeugen voneinander zu isolieren und sie in Frage zu stellen. Aber wenn man ihr Zeugnis zu einer gemeinsamen Aus-
sage zusammenfat, sind sie unwiderleglich, auch wenn sie das Gottsein Christi nicht mit menschlichen Beweisen nachweisen. 12. Welches Hindernis fr den Glauben erkennen Sie in Joh. 5,44? (s. auch 12,42-43) Inwiefern ist das auch heute noch ein Hindernis fr die Menschen?
Bibelarbeit 7 Johannes 6
Lesen Sie 6,1-31
Was bewog die Menge, Jesus nachzufolgen (6,2.14-15.26-27)? Anmerkung:
Ihre krperlichen Nte (6,2)
Politische Beweggrnde
Materielle Vorteile Brot ohne Bezahlung (6,26-27)
Glauben Sie, da die gleichen Dinge auch heute Menschen veranlassen, religis zu sein?
Wie hat Jesus auf diese Menschen reagiert (6,26-29)?
Was hat sie Ihrer Auffassung nach disqualifiziert, echte Nachfolger Jesu zu sein?
Anmerkung: Sie weigerten sich, die eigentliche Bedeutung der Wunderzeichen zu akzeptieren. Sie waren nur am Ntzlichkeitsaspekt interessiert, das heit daran, was Jesus fr sie tun konnte.
Was war es in Wirklichkeit, was Jesus die Menge lehren wollte, als er sie speiste (6,27)?
Jesus verband mit dem Brot und dem Manna, das Mose den Israeliten gab, eine zweite Bedeutung. Wie wrden Sie diese zweite Bedeutung erklren? (s. Jes. 55,1-2)
Lesen Sie 6,32-58
Was wollte Ihrer Meinung nach Jesus damit ausdrcken, wenn er sich selbst als das Brot des Lebens" bezeichnete (6,35.51)? Anmerkung:
Er ist von oben von der bernatrlichen Welt (6,38.41.42).
Er gibt der Welt Leben (6,33).
Er stillt unseren Hunger und Durst (6,35).
Er ist ewig (6,51.54).
Wie kann ein Mensch etwas von diesem Brot" bekommen (6,51-58)?
Was meinte Jesus mit mein Fleisch essen und mein Blut trinken"? Anmerkung: Es handelt sich hierbei um einen individuellen Akt. Der Mensch mu Christus ganz persnlich als Lebens-Mittel" in sich aufnehmen (s. Gal. 2,20). Dieses Kapitel spricht nicht vom Abendmahl. Mit wem brach Jesus beim Abendmahl das Brot? Zu welchem Zweck? (s. Lk. 22,14-23) Das Abendmahl war dazu bestimmt, eine stndige Erinnerung an die Todesstunde Jesu zu sein. Jesus sagte zu der Menge in Joh. 6, da sie ihn aus einem ganz anderen Grund essen und trinken sollten. Welches war dieser Grund?
Weshalb ist es unmglich, da Jesus nur ein Lehrer oder ein Philosoph war und sagen konnte, was er in 6,35-38 sagte?
Lesen Sie 6,59-71
Warum unternahm Jesus keinen Versuch, das Gesagte abzuschwchen, als er sah, da sich seine Anhnger ber das rgerten, was er sagte (6,60-66)? (s. auch Mt. 15,8-9; Apg. 28,26-27) Anmerkung: Die Menschen hatten Jesus nur in oberflchlicher Weise angenommen. Er wollte jedoch alles oder nichts. Er tat diesen Menschen einen Gefallen, wenn er sie wegschickte. Sie hatten sich lange genug der Illusion hingegeben, Nachfolger Christi" zu sein. Aber die indiskutable Bedingung Jesu lautet: Gib mir dein ganzes Leben oder vergi es!"
Wenn das Christentum etwas wre, das wir anfertigen wrden, so knnten wir es natrlich leichter machten. Aber so ist es nicht. Wir knnen nun einmal nicht mit Leuten mithalten, die Religionen erfinden. Wie knnten wir auch? Wir haben es mit einer Tatsache zu tun. Jeder kann es natrlich einfach machen, wenn er sich nicht um Tatsachen zu kmmern braucht. (CS. Lewis)
Als Jesus seine zwlf Jnger fragte, weshalb sie ihn denn nicht verlieen wie alle anderen auch, machte Petrus ihre Position (Joh. 6,68-69) klar. Wie lautete seine Antwort?
Was meinte er Ihrer Meinung nach damit?
Haben Sie durch dieses Evangelium etwas Neues ber die Nachfolge Jesu Christi dazugelernt?
Bibelarbeit 8 Johannes 7
Das Thema dieses Kapitels ist die stndige Kontroverse ber die Frage: Wer ist Jesus?"
Lesen Sie 7,1-52
Zhlen Sie mit Hilfe der folgenden Bibelstellen die Faktoren auf, die zur Verwirrung der Leute in dieser Frage beitrugen:
Johannes 7,14-15
Johannes 7,19-20
Johannes 7,25-27
Johannes 7,31
Johannes 7,40-44
Johannes 7,46-49
Johannes 7,52
Inwieweit war ihre Verwirrung das Resultat ihrer vorgefaten Meinungen ber den Messias? Woher stammten Ihrer Meinung nach diese Vorurteile?
Anmerkung: Unkenntnis der Heiligen Schrift und/oder mangelhaftes Verstndnis derselben (Lk. 24,25-27); religise Traditionen (Mk.7,6-
Glauben Sie, da die Leute heute mit hnlichen Vorurteilen fertigwerden mssen, bevor sie verstehen, wer Jesus Christus wirklich ist? Nennen Sie einige Beispiele, wie solche Vorurteile heute aussehen.
Welche Hinweise auf das Gottsein Jesu finden Sie in diesem Kapitel? Anmerkung:
Joh. 7,15-16.46 seine Weisheit
Joh. 7,28-29 sein Selbstanspruch
Joh. 7,31 seine Zeichen
Joh. 7,33-34 seine von ihm vorausgesagte Auferstehung
Joh. 7,37-39 sein Anspruch, anderen Leben zu geben
Joh. 7,41-42 die Propheten
Was beeindruckt Sie an dem Angebot Jesu in 7,37-39?
Wem machte er das Angebot?
Von welcher Art von Durst sprach er? (s. 4,13; 6,35; Jes. 55,1-3)
Worin bestand sein Angebot genau? (s. Joh. 14,25-26; Rom. 8,9) d. Wie soll man auf dieses Angebot reagieren? (s. Offb. 3,20)
Die Wachen waren von den Worten Christi beeindruckt. Auf welche Weise versuchten die Behrden, diesen Eindruck abzuschwchen floh. 7,48-49)?
Welches Argument fhrte Nikodemus an, und wie reagierten die Behrden darauf (7,50-52)?
Welche Einstellung war fr die Behrden typisch? Wie wirkt sich eine solche Einstellung auf das objektive Denken aus (s. Ps. 10,4)?
Wie denken Sie ber Nikodemus?
Bibelarbeit 9 Johannes 8
Lesen Sie 8,1-11
Aus welchem Grund brachten die Phariser Ihrer Meinung nach diese Frau zu Jesus?
Was fllt Ihnen am Verhalten Jesu gegenber dieser beim Ehebruch ertappten Frau auf? (Billigte er, was sie getan hatte? Warum verurteilte er sie dann nicht?)
Anmerkung: Drckte er einfach ein Auge zu, was ihre Snde betraf? (s. Joh. 3,16-18; l.Petr. 3,18.) Jesus zahlte einen hohen Preis, um ihr die Vergebung anzubieten, deren sie bedurfte. Er nahm die Stelle der Frau ein (s. 2.Kor. 5,21).
Was erscheint Ihnen am Verhalten Jesu gegenber den Pharisern besonders wichtig?
Anmerkung: Er versuchte, ihnen zu der Einsicht zu verhelfen, da sie nicht anders waren als die Frau. Ihr Fall wog sogar noch schwerer. Sie wute um ihr Problem, die Phariser nicht (s. Mt. 9,10-13 ; 21,28-32).
Lesen Sie 8,12-20
In 8,12 haben wir eine weitere Ich bin"-Selbstbezeugung Jesu. Wie verstehen Sie seinen Anspruch, das Licht der Welt" zu sein?
Wenn Jesus das Licht der Welt ist, was knnte das fr Sie bedeuten? (s. Eph. 5,8-15)
Lesen Sie 8,21-38
In Joh. 8,24.28.58 stoen wir auf weitere Ich bin"-Aussagen. Worauf bezog sich Jesus? Ich bin was? Er sagte, nach seiner Auferstehung wrden die Menschen die Antwort auf die Frage nach seiner Identitt wissen (8,28). Wie lautet die Antwort? (s. Rom. 5,8)
a) Welches war der Hauptgrund fr den Konflikt zwischen Jesus und seinen Gegnern (8,23)?
b) Warum ist es Ihrer Meinung nach schwer, so etwas zu akzeptieren?
Anmerkung: Das Eingestndnis, da Jesus Gott ist, ist gleichzeitig auch das Eingestndnis, da man im Irrtum ist und diesen korrigieren mu (s. Lk. 7,29-30).
Jesus spricht ber Wahrheit und Freiheit (Joh. 8,31-36).
Was meint er mit Wahrheit"? Was ist Wahrheit? Anmerkung: Eine Wahrheit ist etwas, das man geprft und fr richtig befunden hat. Jesus sagte in Joh. 14,6: Ich bin die Wahrheit." Das war entweder Ausdruck einer unbertroffenen Selbstberschtzung oder er hatte recht!
Wie knnen wir feststellen, ob er mit diesem Anspruch recht hatte oder nicht (8,31-32)?
Anmerkung: Wir mssen ihn auf die Probe stellen nach seinen Bedingungen.
Jesus formulierte einen geistlichen Grundsatz: Sndigen fhrt zur Knechtschaft (8,34). Was heit das?
Anmerkung: Wer sagt: Ich bin frei, zu machen, was mir meine innere Stimme sagt", der wird bald merken, da er ein Sklave dessen ist, was er in seiner Freiheit meint tun zu knnen (s. Mk.7,14-23). Es ist unmglich, das zu tun oder zu sein, was wir wirklich tun oder sein mchten.
Was betrachten Sie als Ursache dafr, da die Juden ihre geistliche Knechtschaft nicht erkennen konnten (Joh. 8,33)? Anmerkung: Menschen, die sich in einer geistlichen Knechtschaft befinden, knnen es nicht erkennen, weil die Knechtschaft selbst sie blind dafr macht (s. 9,39-41).
Was mu zuvor geschehen, damit ein Mensch wirklich frei sein kann?
Anmerkung: Sich Christus unterstellen erfordert eine bedingungslose bergabe an ihn (Lk. 14,25-33). Wir mssen uns ihm erst ganz unterstellen, ehe er etwas fr uns tun kann. Beispiel: Der Kranke mu sich dem Arzt unterstellen, so da dieser tun kann, was zur Heilung notwendig ist.
Lesen Sie 8,39-59
Weshalb sagte Jesus, da die Juden, die ihn ablehnten, nicht Shne Gottes waren (8,42)? Womit begrndete er diese Feststellung (8,37-47)?
10. Halten Sie es fr mglich, da man wohl an Gott, aber nicht an Jesus
Christus glaubt? Warum? Was kennzeichnet den, der Gott kennt, und den, der ihn nicht kennt?
Wie dachten zu diesem Zeitpunkt die Phariser ber die Identitt Jesu (8,48)?
Womit begrndeten sie diese Beurteilung?
Wie antwortete Jesus ihnen (8,.49-59)?
Zhlen Sie abschlieend die Hauptgrnde auf, warum es von hchster Wichtigkeit ist, eine persnliche Beziehung mit Jesus Christus zu bekommen.
Bibelarbeit 10 Johannes 9
Die Wunder, welche Jesus vollbrachte, waren Zeichen", die auf die geistlichen Wahrheiten hinwiesen, die Jesus lehrte. Die Geschichte dieses blinden Mannes ist ein Beispiel dafr. Indem Jesus ihn heilte, deckte er auf, was wahre Blindheit ist und wer blind ist.
Lesen Sie 9,1-12
Wie beurteilten die Jnger den Blinden (9,2)? Weshalb dachte sie so? (s. 9,34)
Anmerkung: Das entsprach der blichen religisen Erklrung jener Zeit.
Wie beurteilte Jesus den Blinden (9,3)?
Anmerkung:^ betrachtete ihn als eine Gelegenheit, das Werk Gottes an ihm zu tun. Wie interpretiert Jesus Leiden? (s. Lk. 13,1-5; Rom. 8,18-20.) Das Leiden, das wir in der Welt sehen, ist eine Folge des Sndenfalls. Wer glaubt, ist davon genausowenig ausgenommen wie der, der nicht glaubt (s. 2.Kor. 12,8-10). Leiden ist fr uns eine Gelegenheit, Gottes Teilnahme an unserem Leben zu erfahren.
Wie reagierten die Nachbarn auf die Heilung des Blinden (Joh. 9,8-12)?
Aus welchem Grund waren sie von der Erklrung des vormals Blinden nicht befriedigt?
Was sind nach der Aussage Jesu die Werke" Gottes (6,28-29.40)?
Lesen Sie 9,13-34
Wie oft mute der geheilte Blinde seine Geschichte erzhlen? Warum?
Weshalb taten sich andere so schwer, die Heilung zu akzeptieren?
Die Nachbarn (9,13)
Die Eltern (9,22)
Die Phariser (9,16-19.24.29-34)
Die Nachbarn, die sich mit seiner Erklrung nicht zufriedengeben wollten, brachten den Fall vor die Theologen. Zu welchem Schlu kamen diese, nachdem sie den Fall nach ihren theologischen Kriterien geprft hatten?
Weshalb konnten ihre Argumente den geheilten Blinden nicht erschttern?
Wer befand sich in der besseren Position: der geheilte Blinde oder die Theologen? Weshalb?
Anmerkung: Stellen Sie sich vor, einer Welt voller Blinder erklren zu mssen, was Farbe ist. Sie knnen ihnen nicht beweisen, da es so etwas gibt. Die Blinden knnten sogar theoretische Beweise dafr vorlegen, weshalb es keine Farbe geben kann. Dieser einfache Bettler, der sein Sehvermgen wiederbekommen hatte, knnte mehr ber Farbe sagen, als der gescheiteste Intellektuelle.
Wer ging schlielich als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor? Aus welchen Grnden?
Knnen Sie erklren, warum die Eltern dieses Mannes eine solche Haltung einnahmen, wie sie hier beschrieben wird?
Lesen Sie 9,35-41
Warum konnten die Phariser nicht das gleiche tun wie der Bettler?
Weshalb besteht mehr Hoffnung fr diejenigen, welche ihre Blindheit zugeben, als fr diejenigen, die es nicht tun (Lk. 5,30-32)?
Denken Sie an den Zweck, zu welchem Christus gekommen war (Lk. 4,16-22). Erkennen Sie eine Parallele zwischen dem Wunder in Joh. 9 und dieser Aussage ber den Zweck seines Kommens?
Bibelarbeit 11 Johannes 10
In diesem Kapitel sehen wir, wie Jesus den echten Leiter und den falschen Leiter beschreibt. Die Bibel braucht oft das Bild von den Schafen und vom Hirten, wenn es um das Thema Leiter und Nachfolger geht. Weshalb?
Anmerkung: Schafe knnen ohne einen Hirten nicht berleben. Sie sind hilflos.
Lesen Sie 10,1-18
Dieser Abschnitt enthlt ein Gleichnis und dessen Erklrung. Welches ist nach Ihrer Aulfassung der Hauptpunkt des Gleichnisses? Anmerkung: Christus ist der einzige, der ein solches Interesse am Menschen hat, da er sein Leben fr ihn hingibt (s. auch Ps. 100,3; Lk. 15,4-7; Rom. 8,31-39; l.Petr. 2,24-25).
Welches sind die Merkmale eines schlechten Hirten Qoh. 10,12-13)? Fr wen knnte er reprsentativ sein?
Anmerkung: Er ist am Wohlergehen des einzelnen nicht interessiert. Er ist ein Professioneller, und darum ist der Mensch fr ihn nur Mittel zum Zweck. Deshalb lt er den Menschen in seiner Not allein, sobald es Schwierigkeiten gibt.
Lesen Sie Hes. 34,1-31.
Beachten Sie, was in diesem Abschnitt gesagt wird ber:
den schlechten Hirten (V 1-10) den schlechten Leiter
den treuen Hirten (V 11-16) den guten Leiter
die Schafe (V16-31) die Art von Schafen, an welchen der gute Leiter interessiert ist.
Welche Lehre ber den Menschen knnen Sie aus dem Gleichnis von den Schafen lernen? (s. auch Jes. 53,6; Mt. 9,36)
Was stellen Sie bei Jesus fest, wenn Sie an das von ihm in Joh. 10,7 gebrauchte Bild von der Tr" denken (s. 14,6)?
Wie wrden Sie aufgrund des Bildes von den Schafen die Beziehung beschreiben, die Jesus mit den Menschen haben mchte, die ihm gehren?
Lesen Sie 10,19-42
Im restlichen Kapitel taucht wieder die alte Frage auf: Wer ist dieser Jesus?" Auf welche Weise uert sich Jesus in diesem Abschnitt ber sein Gottsein?
Jesus spricht immer wieder vom Glauben an ihn. Schauen Sie l.Joh. 3,1-2 an (oder auch 2.Petr. 1,4; Rom. 8,16-17.28-30). Was bietet Jesus denen an, die glauben, das heit, die auf sein Wort achten und eingehen?
Anmerkung: Christus kam auf die Erde als der eingeborene Sohn, als der Erstgeborene unter vielen Kindern Gottes, die Anteil am groen ewigen Erbteil haben werden.
Joh. 10,27-29 beschreibt die Sicherheit und Geborgenheit, derer sich solche erfreuen, die Christus angehren. Worin besteht der Beitrag des einzelnen daran? Welches ist der Beitrag Jesu?
Sind Sie in der Frage, die von den Juden aufgeworfen wurde, zu einer persnlichen Schlufolgerung gekommen (10,24)? Wie begrnden Sie diese? Welche Auswirkungen auf Ihr Leben ergeben sich daraus?
Bibelarbeit 12 Johannes 11
Lesen Sie 11,1-17
Beachten Sie, da Jesus bewut damit wartete, auf den dringenden Hilferuf seiner Freunde zu antworten. Das Resultat war, da Lazarus starb, ehe Jesus eintraf. Warum verhielt sich Jesus Ihrer Meinung nach so (11,3-6.11-15)?
Was wollte Jesus damit sagen, wenn er das Bild vom Wandel bei Tage und vom Wandel bei Nacht redete (11,9-10) ? (s. auch 8,12; 9,4; 13,27-30)
Lesen Sie 11,18-27
Welches sind Ihrer Meinung nach die Auswirkungen der Behauptung Jesu: Ich bin die Auferstehung und das Leben" (11,25)? Anmerkung: Lesen Sie 2.Kor. 15,12-19. Seine Auferstehung ist der Schlssel zu der Auferstehung, die er uns verheien hat (s. 2.Kor. 15,35-49). Was wird das Wesen unserer Auferstehung sein?
Was mu erst geschehen, ehe ein Mensch diese Verheiung fr sich in Anspruch nehmen kann (Joh. 11,25-26)? (s. 12,24-25) Anmerkung: Zwei Weizenkrner mgen uerlich genau gleich aussehen, aber das eine hat einen Lebenskeim in sich und das andere vielleicht nicht (s. Rom. 8,9-11).
Lesen Sie 11,28-46
Weshalb weinte Jesus wohl, wenn er doch wute, da er Lazarus bald von den Toten auferwecken wrde (11,31-35.41-44)? (s. auch Lk. 19,41-44)
Lesen Sie 11,47-57
Welches waren die beiden Reaktionen auf das Wunder?
Gewhnlich bringt man Unglaube mit Dingen in Verbindung, die der
Verstand nicht ergrnden kann. Aber in diesem Fall behauptete sich der Unglaube sogar angesichts eines unwiderlegbaren Beweises. Was bewog die jdischen Fhrer, Jesus abzulehnen (11,47-48)? (s. auch 12,9-11.42-43)
Anmerkung: Es waren politische und persnliche Grnde.
Bilden solche Grnde auch heute noch ein Hindernis fr den Glauben?
Welcher menschlichen berlegungen bediente sich der Hohepriester Kaiphas, um seinen Plan zur Beseitigung eines unbescholtenen Menschen wie Jesus zu rechtfertigen (11,49-50)?
10. Inwiefern fiel dieser Standpunkt mit dem ewigen Plan Gottes zusammen (11,51-53)?
Anmerkung: (s. auch Jes. 53,1-12; Apg. 2,22-23) Der Tod Jesu war kein Unfall und auch keine ihm durch seine Gegner zugefgte Niederlage. Er war die Erfllung des gttlichen Heilsplans fr den Menschen.
Bibelarbeit 13 Johannes 12
Lesen Sie 12,1-11
Beachten Sie, wer unter den Zwlfen die gemeinsame Kasse verwaltete (12,4-6). Was meinen Sie: Aus welchem Grund delegierte Jesus diese Aufgabe gerade an den einzigen Dieb in der Gruppe? Anmerkung: Judas hatte eine Gelegenheit ntig, um sich selber so zu sehen, wie er wirklich war, damit ihm bewut wurde, da er einen Heiland brauchte (s. Rom. 7,7-8).
Lesen Sie 12,12-19
Was veranlate die Menge zu dieser Demonstration (12,17-18)? Anmerkung: Jesus hatte die frheren Versuche des Volkes abgelehnt, ihn in die Politik hineinzuziehen (6,14-18). Warum stellte er sich diesmal nicht dagegen? Er wollte die endgltige Auseinandersetzung herbeifhren (s. 11,27-57). Durch diesen Akt wollte er die Juden herausfordern, Farbe zu bekennen, was ihn betraf: Entweder anerkennt ihr mich als den Messias, oder dann ttet mich!" Es war das letzte Zeichen (s. Sach. 9,9).
Lesen Sie 12,20-36
Wie wrden Sie anhand dieser Bibelverse den entscheidenden Lebenszweck Jesu bezeichnen?
Jesus sagte: Die Zeit ist gekommen, da des Menschen Sohn verherrlicht werde" (12,23). Worauf bezog er sich? (s. 12,27.32)
Warum redete er von seinem Tode als von seiner Verherrlichung"? Anmerkung: Joh. 17,4-5; 2.Mo. 33,18-19. So wie Jesus lebte, machte er vor der Welt deutlich, wie das Wesen seines Vaters war, und verherrlichte dadurch seinen Vater. Jetzt sollte der Tod Jesu seine Identitt und den Zweck seines Kommens fr die Welt aufzeigen.
Wer ist der Frst dieser Welt" (Joh. 12,31)? (s. auch Lk. 4,5-7)
Welche Auswirkungen hat das unter anderem? (s. Rom. 8,18-22; l.Joh.5,19)
Was knnen Sie anhand seines Beispiels vom Weizenkorn ([oh. 12,24) ber den Tod Jesu lernen? Inwiefern trug sein Tod viel Frucht? (s. Rom. 5,15-19; l.Petr. 2,24) Warum ist dieser Tod unerllich? (s. Lk. 9,23-25)
In den nachfolgenden Bibelversen bertrgt Jesus dieses Prinzip vom Sterben als Vorbedingung des Fruchttragens auch auf uns. Wie verstehen Sie das?
Lesen Sie 12,37-50
10. Was ist der Grund dafr, da manche Menschen nicht an ihn glauben knnen?
Anmerkung: Was passiert mit den Menschen, die sich fr das Wertsystem der Welt entschieden haben oder sich weigern, ihre Vorurteile oder Halsstarrigkeit aufzugeben? (s. Apg. 28,25-28) Bedeutet Joh. 12,38-40, da manche dieser Menschen unmglich gerettet werden knnen? (s. 2.Kor. 3,15-16)
Bibelarbeit 14 Johannes 13
Lesen Sie 13,1-20
In Joh. 13,1-16 finden wir den Bericht ber einen symbolischen Akt Jesu, mit dem er seinen Jngern ein geistliches Prinzip nahebringen will. Was will er sie Ihrer Meinung nach lehren? (s. auch Lk. 22,24-
27)
Aus welchem Grund fiel es Petrus schwer, sich von Jesus die Fe waschen zu lassen (Joh. 13,6-9)? (s. Mt. 16,13-17)
Die Fuwaschung hat offenbar noch eine andere Bedeutung (2.Kor. 6,11). Wir brauchen die tgliche Reinigung durch Jesus Christus, weil
unsere Fe stndig durch den Staub der Welt beschmutzt werden (Rom. 12,1-2).
Jesus macht in Joh. 13,13 zwei Aussagen. Welche Auswirkungen haben diese fr Sie?
Was meint er damit, da er unser Meister" (= Lehrer) ist? Knnen Sie ihn in diesem Sinne anerkennen? (s. 6,68-69)
Was meint er damit, da er unser Herr" ist? Knnen Sie ihn in diesem Sinne anerkennen? (s. Mt. 7,21)
Welche andere Lektion wollte Jesus den Jngern mit der Fu Waschung erteilen (Joh. 13,14-17)? Was knnte das fr uns ganz praktisch bedeuten?
Lesen Sie 13,21-38
Was veranlate Ihrer Meinung nach Judas, Jesus zu verraten? (s. Joh. 12,4-6; Mt. 26,14-16.47-50; 27,3-10)
Welches Gebot gab Jesus seinen Jngern in Joh. 13,34-35? Weshalb bezeichnete er es als neu? (s. 3.Mo. 19,18; Mt. 22,34-40) Anmerkung: Bis dahin galt die jdische Regel, da man seinen Nchsten wie sich selbst lieben sollte. Jetzt gibt Jesus uns eine neue Dimension zum Vergleich: Wie ich euch geliebt habe." (s. l.Joh. 3,16)
Was ist es um die von Jesus beschriebene Liebe, da Menschen, die sie praktisch ausleben, einzigartig sind (Joh. 13,35)? (s. l.Joh. 4,7-12)
Glauben Sie, da Petrus aufrichtig war, als er beteuerte, er wrde fr Jesus sein Leben lassen (Joh. 13,35)? (s. Mt. 26,40-41; Joh. 15,5; Rom. 7,18-25)
Bibelarbeit 15 Johannes 14,1-14
Lesen Sie 14,1-14
Wie Sie ohne Zweifel bemerkt haben, gehrt das Thema ewiges Leben" zu den vorherrschenden Lehren Jesu. In den ersten vier Versen dieses Kapitels geht er auf das Wesen dieses Lebens nher ein. Was sagen Ihnen diese Verse ber das ewige Leben? (vgl. 2.Kor. 15,35-50)
Was erfahren Sie in Joh. 14,6 ber Jesus?
Was meinte er mit Ich bin der Weg"? (s. Eph. 2,1-10)
Was meinte er mit Ich bin die Wahrheit"? (s. Joh. 8,32)
Was meinte er mit Ich bin das Leben"? (s. l.Joh. 5,11-12)
Jesus sagte zu seinen Jngern, da sie Gott den Vater bereits gesehen htten. Philippus, der ihn nicht verstand, bat Jesus, ihnen doch den Vater zu zeigen. Jesus reagierte darauf, indem er nochmals besttigte, da sie tatschlich schon den Vater gesehen htten. In welchen Sinne ist das wahr? (s. Joh. 5,19.30; 8,28; 12,49-50; 14,11) Anmerkung: Welches war der Ursprung der Dinge, die Jesus sagte? Welches war der Ursprung seiner Werke? Wessen Willen gehorchte er?
Auf welche Weise offenbarte Jesus seinen Jngern den Vater? Wenn sie ihn sahen, sahen sie auch den Vater.
Welche Auswirkungen hat fr uns dieses wesensmige Ineinandergreifen zwischen Jesus und seinem Vater?
Anmerkung: Gott ist erkennbar. Welche Fragen wir ber ihn auch haben sie lassen sich beantworten, indem wir Jesus betrachten. Zum Beispiel: Ist Gott gerecht? Sehen wir Jesus an. War Jesus gerecht? (s. Hebr. 1,2)
Wie wrden Sie die Beziehung Jesu zu seinem Vater beschreiben? (s. Joh. 14,10)
Inwiefern ist dies ein Vorbild fr die Beziehung zwischen Jesus und denjenigen, die an ihn glauben? (s. 14,10; 15,5)
Wir haben nun unsere Definition eines Christen. Wie lautet sie? (s. Rom. 8,9)
Wie kommt Ihrem Verstndnis nach ein Mensch zu dieser Art von Beziehung zu Jesus Christus? (s. Rom. 10,9-13)
Welche Mglichkeit bietet Jesus uns an, damit auch in unserem Leben groe Dinge geschehen knnen? (Joh. 14,12-14)
Bibelarbeit 16 - Johannes 14,15-31
Lesen Sie 14,15-20
In diesem Abschnitt beginnt Jesus seinen Jnger klarzumachen, da er sie bald verlassen wrde. Was erfahren Sie in dieser Bibelstelle ber den Heiligen Geist (14,16-17)? (s. Rom. 8,9-17; 2.Kor. 2,10-12)
Wie verstehen Sie die paradoxe Aussage Jesu in dieser Stelle? Er sagte, er wrde ihnen jemand senden (Joh. 14,16-17). Dann sagte er, er wrde selber zu ihnen kommen (14,18-20). Und schlielich sagte er, da nicht nur er, sondern auch sein Vater kommen wrden, um in ihnen Wohnung zu machen (14,23).
Lesen Sie 14,21-31
In Joh. 14,15.21.23 beschreibt Jesus das Wesen der Beziehung, die er mit den Seinen haben mchte. Wie wrden Sie erklren, was Jesus in diesen Bibelversen sagt?
Was wird denen verheien, die Jesus Christus aus Liebe gehorchen (14,23)?
Weshalb ist Gehorsam eine notwendige Voraussetzung fr ein tieferes Verstndnis Jesu Christi? (s. Mt. 11,28-30)
Anmerkung: Wenn wir nicht bereit sind, es auf seine Weise" zu versuchen, kann er uns nicht helfen.
Was tut der Heilige Geist fr den Christen ([oh. 14,26)?
Welchen Unterschied macht seine Gegenwart Ihrer Meinung nach im Leben eines Menschen aus? (s. Rom. 8,14-17; 8,26-27; 2.Kor. 2,12; Gal. 5,22-23)
In Joh. 14,27 sagt Jesus, da der Friede, den er gibt, anders wre als der Friede, den die Welt gibt. Wie wrden Sie diesen Unterschied beschreiben? (s. auch Phil. 4,6-7)
Bibelarbeit 17 Johannes 15
Lesen Sie 15,1-8
Jesus vergleicht sein Verhltnis zum Christen mit dem des Weinstocks zu den Reben. In welcher Weise sind wir wie Reben an ihm?
Was sind die Auswirkungen der Aussage Jesu, da er der wahre Weinstock ist (15,1)? (Vgl. Lk. 6,43-45)
Anmerkung: Er ist der einzige Weinstock, der wahres Leben hervorbringt.
Wenn Christus der Weinstock und der Christ die Rebe ist, welche Frucht bringt dann der Christ hervor?
Anmerkung: Christus bringt Frchte nach seiner Art. Sein Wesen wird im Christen reproduziert, (s. 2.Kor. 13,1-8; Gal. 5,22-23)
Wie legen Sie das aus, was Jesus ber die Reben sagt, die Frucht bringen oder auch nicht? (Joh. 15,2.6-7)
Anmerkung: Die Rebe, die mit dem Weinstock verbunden ist, bringt naturgem Frucht. Was keine Frucht bringt, wird abgeschnitten, und sogar das, was fruchtbar ist, wird beschnitten, so da noch mehr Frucht entsteht. Wenn auch schmerzvoll, so ist es doch ein positiver Proze. Zwischen Leiden und Fruchtbarkeit besteht eine Wechselbeziehung, (s. Rom. 5,1-5; Hebr. 12,4-13)
Was ist das Geheimnis des Fruchtbringens?
Anmerkung: Der Schlssel ist das Bleiben" in Jesus, das Leben in der Abhngigkeit von ihm. Als Vorbild fr diese Abhngigkeit verweist Jesus auf seine Beziehung zu seinem Vater, (s. Joh. 5,19.30; 8,28-29) Er mchte dieselbe Art Beziehung mit uns haben (15,5).
Worin besteht nach Joh. 15,8 die Bestimmung der fruchtbringenden Rebe?
Warum wird der Vater durch das Fruchtbringen verherrlicht? (s. 14,7; 17,4)
Anmerkung: Jesu Aufgabe auf der Erde war die Verherrlichung seines Vaters zu zeigen, wer und was der Vater ist. Ein wahrer Jnger hat die gleiche Aufgabe.
Lesen Sie 15,9-27
Was darf der Mensch, der in der Abhngigkeit von Christus lebt, umgekehrt erwarten? (15,9-27)
Anmerkung:
Weil wir Empfnger der Liebe Christi sind, kennen wir ihn immer besser. Worin zeigt sich seine Liebe? Er opferte sich selbst (15,13), er suchte tiefe Gemeinschaft (15,15), und er machte den ersten Schritt (15,16).
Friede
Freude
Sie lieben andere so, wie sie von Jesus geliebt werden; sie werden deren Freunde und helfen ihnen auf diese Weise, auch seine Jnger zu werden (15,12-17).
Ein neues Verhltnis zur Welt: Konflikt (15,18-20). Warum hat die Welt Christus und seine Jnger? Weil sie anders sind (15,19) weil sie Gott nicht kennt (15,21), und weil er ihre Snde aufdeckt (15,22-25). Welche beiden Wege gibt es, um diese spezielle Einstellung der Welt zu ndern (15,26-27)? Antwort: Das Werk des Heiligen Geistes und das Zeugnis der Jnger mit ihrem verwandelten Leben.
Bibelarbeit 18 Johannes 16
Dies ist das letzte der vier aufeinanderfolgenden Kapitel, in denen Jesus seine volle Aufmerksamkeit auf die Unterweisung der Zwlf konzentriert. Diese Belehrung erfolgte in den letzten wenigen Tagen seines
Lebens. Da er sie auf seinen Weggang vorbereitete, knnen wir sicher sein, da er jene Stunden besonders dazu benutzte, um die Dinge zu unterstreichen, die von grter Wichtigkeit waren. Machen wir einen Rckblick:
Welche Einstellung lehrte Jesus seine Jnger (Kap.13)?
Welche Vorsorge verhie er ihnen in Anbetracht seines bevorstehenden Weggangs (Kap.14)?
Welches ist das Schlsselwort von Kapitel 15? Was bedeutet es?
Lesen Sie 16,1-11
\. Jetzt, in Kapitel 16, setzt Jesus dasselbe Thema fort und redet von der Vorsorge, die er getroffen hat, um seinen Jngern auch nach seinem Weggang beizustehen. Beachten Sie in Vers 7, da er sogar behauptete, es wre besser fr sie, wenn er wegginge. Wie konnte das stimmen? (s. 14,16-20; 2.Kor. 2,11-16)
Anmerkung: Die mtimitt aller menschlichen Beziehungen ist durch .physische Trennung begrenzt. Jesus sagte praktisch, da er durch seinen Weggang seine physische Begrenzung ablegen wrde. Er betonte jedoch, da er wiederkommen wrde, um in unseren Leibern Wohnung zu nehmen. Wenn das geschieht, erfreuen wir uns einer hheren Stufe der Intimitt mit ihm, als es sogar die Apostel kannten, whrend sie mit ihm wandelten. 2. a) Was haben Sie ber das Wirken des Heiligen Geistes an denen gelernt, die nicht an ihn glauben ([oh. 16,8-11)? Anmerkung: In Joh. 16,8-11 kommt das Wort weil" dreimal vor. Jedesmal folgt ein abhngiger Nebensatz, der den Hauptsatz erklren soll. Auf den ersten Blick scheinen diese Nebenstze allerdings nichts zu erklren. Doch wie mssen wir diese Verse verstehen?
Was bedeutet das Wort Snde" in Vers 9?
Anmerkung: In diesem Fall bezieht sich Snde auf die bewute Weigerung, an Christus zu glauben, (s. Jes. 53,6; Joh. 3,36; 5,40)
Wie wird Gerechtigkeit" erlangt (16,10)?
Anmerkung: Durch die Rckkehr Jesu zum Vater, (s. Joh. 11,51; Rom. 5,18; 8,31-34; l.Petr. 3,18)
Wer steht nach Joh. 16,11 unter dem Gericht"?
Wer regiert die Welt? (s. Joh. 12,31; Mt. 4,8-10) Der Geist Gottes berfuhrt den einzelnen Menschen davon, da er ein Wrack ist, das keine Zukunft; hat. (s. 2.Petr. 3,7)
Was sagt Jesus ber das Werk des Heiligen Geistes im Christen voraus floh. 16,13-15)?
Anmerkung: Er wird den Christen in alle Wahrheit leiten, (s. l.Joh. 2,27) Auerdem wird er Christus verherrlichen (d.h. unsere Erkenntnis Christi vertiefen), (s. Eph. 1,17-19)
Lesen Sie 16,16-33
Jesus sah eine Krise im Leben seiner Jnger voraus.
Worin bestand diese Krise (16,16-22)?
Anmerkung: Whrend sie litten und weinten, wrde die Welt frohlocken.
Was wrde zu dieser Krise fhren? Anmerkung: Sein Weggang.
Warum wrde sein Weggang zu dieser Krise fhren? Anmerkung: Die Jnger wrden sich wie Feiglinge verhalten, ihr Glaube wrde versagen, und sie wrden so verwirrt sein, als wren sie das Opfer eines Scharlatans geworden, (s. Mk.14,27-42)
Zu welchem guten Ergebnis wrde diese Krise fhren (Joh. 16,22-23)?
Anmerkung: Die Jnger wrden bestndig werden und geistlich heranreifen. Inmitten ihrer Verzweiflung wrden sie sich der Realitt der Auferstehung Jesu bewut werden. Dann wrden sie nicht mehr unterzukriegen sein. Niemand wrde die daraus resultierende Freude zerstren knnen.
Glauben Sie, da Krisen fr uns wichtig sind? Warum? (vgl. 5.Mo. 8,2-3; Jak. 1,1-4; 2.Kor. 7,8-10; Hebr. 12,4-13)
In diesem Zusammenhang verheit uns Jesus eine besondere geistliche Kraftquelle. Worin besteht diese (Joh. 16,24)?
Weshalb erhrt Gott Ihrer Meinung nach Gebete im Namen Jesu (16,26-27)?
Anmerkung: Wer sein Eigentum ist, hat als Gotteskind auch Familienrechte, (s. Eph. 5,14-15)
Bibelarbeit 19 Johannes 17
Lesen Sie 17,1-5
1. In Vers 3 beschreibt Jesus das ewige Leben in etwas ungewhnlichen Worten. Wie verstehen Sie diese Beschreibung?
Anmerkung: Ewiges Leben ist nicht einfach ein Seinszustand. Es ist auch eine ewige Beziehung zu Gott dem Vater und zu Jesus Christus. (Vgl. l.Joh. 5,11-12)
Lesen Sie 17,6-19
In Vers 4 sagte Jesus zum Vater, da er das Werk, welches ihm von diesem gegeben worden war, vollendet htte. Welches Werk meinte er damit?
Anmerkung: Er vervielfachte sich durch elf. (s. Lk. 6,12-13; Joh. 15,16)
Weshalb war dieses Werk so wichtig (17,18)? (Vgl. Mt. 28,16-20)
In Joh. 17,6-19 wird beschrieben, was Jesus tat, um die Jnger auf ihre zuknftige Aufgabe vorzubereiten. Worin bestanden diese Vorbereitungen?
Er vermittelte ihnen das Wort Gottes in einer Weise, da sie glauben und in bereinstimmung mit dem Wort leben konnten (17,6-8).
Er war bei ihnen (17,9-13).
Er betete fr sie, damit sie imstande waren, dem Druck einer Welt standzuhalten, die anders dachte und handelte als sie (17,9-11).
Er bewahrte sie, damit sie die Orientierung nicht verloren (17,12-17).
Er vertraute ihnen seinen Auftrag an (17,18.19).
Beschreiben Sie, wie Ihrer Meinung nach ihr Verhltnis zur Welt aussehen sollte. Warum sehen Sie es so?
Lesen Sie 17,20-26
Was erscheint Ihnen in diesen Versen in bezug auf Einheit wichtig? Warum ist Einheit wichtig?
In diesem Kapitel beschreibt Jesus seine Strategie zur bermittlung seiner Botschaft an die Welt. Wie sieht diese Strategie aus? (s. Mt. 9,36-38; 2.Kor. 5,18-21)
Anmerkung: Das Mittel dazu war die Vervielfachung von Arbeitern im Reiche Gottes.
Welche Mglichkeiten sehen Sie, sich aktiv an diesem Werk zu beteiligen? Welche Aufgabe knnten Sie bernehmen?
Bibelarbeit 20 Johannes 18
Jesus wute von Anfang an, da man ihn tten wrde. Er wute auch, da sein Tod der Hauptzweck fr sein Kommen in die Welt war. (s. 2,4; 3,14-15; 12,27) Jesus hatte die Kontrolle ber die Umstnde und ber den Zeitpunkt seines Sterbens (11,53-54), bis er sein Werk vollendet hatte und diejenigen, die ihn ablehnten, reichlich Gelegenheit gehabt hatten, ihn zu beobachten und zu hren.
Lesen Sie 18,1-9
Warum brauchte wohl die religise Behrde die Hilfe des Judas? Anmerkung: Judas kannte die stillen Orte, wohin Jesus und die Jnger sich oft zurckzogen (18,2). Die Festnahme Jesu mute heimlich geschehen, weil Jesus im Volke sehr bekannt war. (vgl. Mt. 26,3-5.14-16)
Lesen Sie 18,10-27
Wie denken Sie ber das Verhalten des Petrus? Von den zwei Schwertern, die im Besitz der Zwlf waren, besa er eines und griff damit die Soldaten an. Nur wenig spter erlebte er eine Niederlage, als eine junge Frau ihm lediglich eine Frage stellte. Wie wrden Sie die Tatsache erklren, da aus einem mutigen Petrus innerhalb krzester Zeit ein feiger Petrus wurde? (vgl. Mt. 26,31-35; Lk. 22,31-34)
Welche persnliche Lehre knnen wir aus der Erfahrung des Petrus ziehen? (s. 2.Kor. 10,12-13)
Lesen Sie 18,28-40
Mit welchem Argument versuchten die Anklger Jesu bei Pilatus, den Proze gegen ihn nach dem rmischen anstatt nach dem jdischen System stattfinden zu lassen (18,33-37)? (s. Mk.15,1-15)
Wie verstehen Sie die Antwort Jesu auf die Anklage, sich als Knig der Juden auszugeben?
Anmerkung: Er besttigte, ein Knig zu sein, betonte jedoch zugleich, da sein Reich keine politische Ordnung wie die jdische Nation htte (Joh. 18,36).
Worin liegt die Bedeutung seines Anspruchs auf das Knigtum? (s. Phil. 2,5-11; Kol. 1,13-14; Offb. 19,11-16)
Was war der wirkliche Grund, da die religisen Fhrer den Tod Jesu verlangten? (s. Joh. 19,7; Mt. 26, 63-66)
Anmerkung: Der Grund war das, was er ber seine Identitt aussagte.
Er behauptete, Gott zu sein. Ihn als solchen anzuerkennen, htte bedeutet, ihn auch als Knig anzuerkennen. Das wiederum wrde bedeutet haben, da sie sich ihm htten unterwerfen mssen.
Was meinte Jesus damit, wenn er sagte, er sei dazu in die Welt gekommen, um fr die Wahrheit zu zeugen" (foh. 18,37)? (vgl. 1,14; Kol. 1,15-17; 2,3)
Anmerkung: Wir knnen den kennen, den wir sonst nicht kennen knnten. Wir knnen Gott kennen, weil Jesus ihn uns geoffenbart hat.
Was halten Sie von der Frage des Pilatus: Was ist Wahrheit?" Warum stellte er diese Frage?
Anmerkung: Solange wie ich suche und zu keinem Schlu gekommen bin, bin ich nicht verantwortlich." (s. 2.Tim. 3,7)
Bibelarbeit 21 Johannes 19
Lesen Sie 19,1-16
In diesem Abschnitt wird noch einmal das Zusammengehen zwischen den religisen Verantwortlichen und Pilatus unmittelbar vor der Verurteilung Jesu geschildert. Was war in Ihren Augen das eigentliche Motiv des Hohen Rates?
Was ging Ihrer Meinung nach im Kopf von Pilatus vor?
Lesen Sie 19,17-30
Als Jesus erkannte, da er seinen Auftrag erfllt hatte, sagte er: Mich drstet." Welche Art Durst war das? (s. Mk.15,33-37; Gal. 3,13) Anmerkung: Es ist bezeichnend, da der, der lebendiges Wasser anbietet (Joh. 4,13-14), durstig starb. Er bernahm unseren Durst.
Was war vollbracht" (19,28)? (s. 12,24-27)
Der Tod am Kreuz trat gewhnlich durch Asphyxie (Erstickung infolge Sauerstoffverarmung des Bluts) ein. Um den Tod zu beschleunigen, brachen die rmischen Soldaten die Beine des Opfers. Weil sie dadurch ihre Beine nicht mehr am Kreuz absttzen konnten, um sich etwas aufzurichten, erstickten die am Kreuz Hngenden bald. Weshalb brachen die rmischen Soldaten nicht auch Jesus die Beine (19,31-37)?
Was fhrte in Wirklichkeit den Tod Jesu herbei (abgesehen von der Kreuzigung selber)?
Anmerkung:
Er trug unsere Sndenlast, (s. 2.Kor. 5,21)
Sein eigener Entschlu, (s. Joh. 10,18)
Dieses Kapitel bringt uns zum Hhepunkt des Lebens Jesu. Sein Tod war nicht eine unheilvolle Wende der Ereignisse, wie die meisten seiner Anhnger und Feinde glaubten. Im Gegenteil: die Propheten hatten schon Jahrhunderte zuvor eingehend davon geredet. Auch Jesus selber hatte vom Beginn seines Wirkens an von dieser Stunde" gesprochen und sie als den Zweck bezeichnet, wofr er Mensch geworden war. Das zeigt uns, da die Kreuzigung Jesu die Grundlage fr den Heilsplan Gottes fr die Menschheit ist. Vergleichen Sie die Details dieses Kapitels mit einigen Prophezeiungen ber dieses Ereignis.
a) Welche Details, die in Ps. 22 prophezeit wurden, sind in Joh. 19 in
Erfllung gegangen? b) Was verrt Ihnen dieser Psalm ber das Leiden Jesu, was in Joh. 19 nicht erwhnt wird?
a) Welche Details sind in Jes. 53 vorausgesehen worden und beim
Sterben Jesu in Erfllung gegangen?
Welche Bedeutung mit Jesaja dem Tod Christi bei?
Worin wrden Sie die Bedeutung des Todes Christi sehen (Rom. 5,6-11)?
Inwiefern kann sein Tod einen entscheidenden Unterschied im Leben eines Menschen ausmachen?
Bibelarbeit 22 - Johannes 20
Lesen Sie 20,1-18
Was erfahren Sie ber die Nachfolger Jesu aufgrund ihrer ersten Reaktion auf das leere Grab? Warum reagierten sie auf die bekannte Art und Weise? (Vgl. auch Lk. 24,1-12.19-27)
Welchen Beweis hatten die Jnger fr die Auferstehung Jesu? Anmerkung:
* Der Stein war entfernt worden ([oh. 20,1). Das in den Fels gehauene Grab wurde mit einem kreisfrmigen Stein, der mehrere Tonnen wog, versiegelt. Ein solcher Stein konnte wohl auf einer geneigten Ebene in Position gerollt, nicht aber ohne weiteres wegbewegt werden. Zu beachten ist, da der Eingang nicht deshalb
geffnet worden war, um Jesus herauszulassen, sondern um die Jnger sehen zu lassen, da er nicht da war.
Das leere Grab. Das Leichentuch war beiseite gelegt worden (20,3-8).
Die Anwesenheit von Engeln (20,12-13).
Die Weissagung Jesu Christi sowie die Prophezeiungen der Propheten, (s. Lk. 24,25-27)
Keiner dieser Beweise berzeugte die Jnger so, da sie glaubten. Was bedurfte es dazu (Joh. 20,16)? (Vgl. Lk. 24,25.31; 2.Kor. 3,16; 4,3-4) Anmerkung: Es bedurfte eines Verstehens, einer von Gott geschenkten Einsicht.
Beachten Sie die neue Beziehung zwischen dem Menschen und Gott in Joh. 20,17. Jesus spricht zum ersten Mal von meinem Vater und eurem Vater" und von meinem Gott und eurem Gott". Wie konnte es durch die Auferstehung zu dieser neuen Beziehung kommen?
Welche anderen Auswirkungen sehen Sie als Folge der Auferstehung Jesu? (s. 2.Kor. 15,12-19)
Lesen Sie 20,19-23
6. a) In diesem Abschnitt lesen wir, wie Jesus Christus seinen Jngern
einen Sendungsauftrag gibt. Worin bestand nach Ihrem Verstndnis diese Sendung?
Welche Mittel stellte er ihnen zur Verfugung, damit sie den Auftrag ausfhren konnten?
Welches sind Ihrer Meinung nach die Auswirkungen dieser Sendung auf unser Leben heute?
7. Wie verstehen Sie die Spezialvollmacht, die Jesus seinen Jngern inJoh. 20,22-23 verlieh? (s. Rom. 1,16-17; 2.Kor. 4,5-7)
Lesen Sie 20,24-31
8. a) In Joh. 20,24-29 lesen wir die bekannte Geschichte vom zweifeln-
den Thomas. Wie ging Jesus mit den Zweifeln des Thomas um? b) Weshalb begegnet er unseren eigenen Zweifeln nicht mit hnlich dramatischen Gesten? (s. 20,29; vgl. auch Mt. 12,38-39; Lk. 16,31; Joh. 4,48; l.Petr. 1,8-9)
9. Was erfahren Sie aus Joh. 20,31 ber die Absicht des Johannesevange-liums? Wie bekommt man dieses Leben?
Bibelarbeit 23 Johannes 21
Lesen Sie 21,1-14
Petrus ist wohl die dominierende Persnlichkeit in Kapitel 21. Das gilt fr sein Handeln ebenso wie fr seine Beteiligung an den Gesprchen. Als was fr eine Art von Mensch zeigt ihn dieses Kapitel? Wie wrden Sie ihn beschreiben?
Als Jesus Simon das erste Mal begegnete, gab er ihm den Zunamen Kephas (Petrus), was soviel wie Fels" bedeutet (foh. 1,42). Aus welchem Grund hat er das wohl getan?
Petrus machte im Laufe seiner Bekanntschaft mit Jesus eine Menge Fehler, (vgl. Mt. 16,21-23; 17,2-6.) Inwiefern beeinflussen diese sein Persnlichkeitsbild ?
Petrus war es, der Jesus verleugnete, (s. Mk.14,27-31.66-72) Diese Verleugnung war das letzte, was sich zwischen Jesus und Petrus vor den Ereignissen von Joh. 21 zutrug. Aufweiche Weise wirkte sich dies Ihrer Meinung nach auf die Antwort aus, die Petrus hier in Joh. 21 gab?
Lesen Sie 21,15-23
Zu einem sehr interessanten Dialog zwischen Jesus und Petrus kam es in Joh. 21,15-19. Weshalb stellte Jesus Petrus dreimal praktisch dieselbe Frage? (Vgl. Mk.14,27-31)
Was sollten die Antworten Jesu wohl bedeuten? (vgl. Jes. 40,11; Apg. 20,27-31)
Glauben Sie, da Petrus mitbekam, was Jesus meinte? (s. 1. Petr. 5,1-4; 2. Petr. 1,12-15)
Folge mir nach" waren fast die ersten Worte, die Jesus zu Petrus gesprochen hatte, (s. Mk.1,16-18) Es waren auch fast die letzten Worte, die er zu ihm sagte (Joh. 21,19-20). Weshalb ist diese zweite Aufforderung noch wichtiger als die erste? In welcher Weise war das Nachfolgen von nun an anders?
Welchen Vers oder Gedanken in diesem Kapitel halten Sie fr den persnlich am herausforderndsten?
Bibelarbeit 24
Die 24. Stunde mit Johannes
Mensch
5.
Hren
Glauben
Gott
1. Joh. 3,17-21 - Der Mensch der nicht glaubt
Tut Bses
Verwirft das Licht/
Ist verdammt
JESUS CHRISTUS
Religion Joh. 5,39
2. Joh. 5,24 - Der Mensch der glaubt:
Hat Leben
Ist vom Gericht befreit
Ist vom Tod zum Leben durchgedrungen
3. Joh. 14,6
Selbstanstrengung Joh. 1,13
Der von Gott getrennte Mensch steht wegen der Snde unter dem Gericht (Joh. 3,17-21.36). (s. auch Rom. 3,23; 6,23; Hebr. 9,27)
Die vielen Aussagen, die Jesus ber das ewige Leben gemacht hat, weisen darauf hin, da es fr diese Trennung von Gott eine Lsung gibt floh. 5,24).
Der Mensch versucht, sich selber Brcken zu bauen (1,13). Aber Jesus sagt, da er der einzige Weg ist (14,6). (s. auch Eph. 2,8-9)
Jesus ist der Weg aufgrund dessen,
wer er ist: Gott (Joh. 1,14); das Lamm (1,36).
was er tat: Er starb (6,51; siehe auch Rom. 5,8); er stand von den Toten auf (Joh. 11,25).
(5) Jesus fordert uns auf, auf diese Botschaft zu reagieren: zu hren und zu glauben (5,24). Synonyme: empfangen (1,12), wiedergeboren sein (3,3), trinken (4,13). (s. auch Offb. 3,20)
Zusammenfassende Frage:
Welche bleibenden Auswirkungen auf Ihr Leben glauben Sie durch das Studium dieses Buches erwarten zu drfen?
Anhang B
Zwlf Fragetypen
Synonyme: Welche anderen Worte oder Ausdrcke gibt es, die das-selbe bedeuten wie ..?"
Definitionen: Wie wrden Sie definieren?"
Unterschiede: Welches ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwi-schen und ?"
hnlichkeiten: Inwiefern sind sich Ihrer Auffassung nach
und hnlich?"
Gegenstze: Was ist wohl der Gegensatz zu ?"
Beziehungen: Worin besteht Ihrer Meinung nach die Beziehung zwi-schen und ?"
Beispiele: Welche Beispiel gibt es fr ?"
Warum: Warum heit es in diesem Bibelvers , whrend
mehrere andere Stellen betonen, da ?"
Erklren: Wie wrden Sie Vers .... erklren? Wie erklren Sie sichdie vernderte Haltung von ?"
Extreme: Welches davon ist Ihrem Empfinden nach das grte
(oder das kleinste )?"
Quantitt/Qualitt: Was glauben Sie: wie wichtig ist
eigentlich?"
Wie: Inwiefern ist heute noch gltig?"
In der Reihe Das biblische Wort - aktuell liegen auerdem vor:
David Seamands
So kann man leben!
Gottes Gebote fr unsere Zeit Bestell-Nr. 329 913 ISBN 3-88224-913-7 Paperback, 144 Seiten
Was bedeuten uns die Zehn Gebote heute? Natrlich, sie sind Gottes Regelbuch fr eine Welt ohne Regeln. Aber geht es uns mit ihnen nicht so wie jenem Wissenschaftler, der ein ganzes Buchpaket mit neuesten Verffentlichungen erhielt und seinen Assistenten anwies, alle Bcher aus dem Regal zu nehmen, die lter als zehn Jahre waren?
David Seamands zeigt auf, da die Gebote Gottes nicht berholt sind. Er beschreibt, wie Jesus und die Autoren des Neuen Testaments mit diesen alten, jdischen Texten umgingen und sie auf das Leben bezogen. Nur so lernen wir zu verstehen, da Gott-der uns besser kennt als wir selbst - uns mit ihnen einen vollkommenen Plan fr ein erflltes Leben gegeben hat.
Earl Radmacher
Denken - fr Christen nicht verboten
Bestell-Nr. 329 915 ISBN 3-88224-915-3 Paperback, 88 Seiten
Die Zeitschrift TIME schrieb vor einiger Zeit: Denken gilt wieder als schlechte Angewohnheit. Vernunft und Logik sind verpnt, und Gefhl und Impuls werden grogeschrieben...
Geht es uns als Christen auch so? Hat unser Glaube mehr mit Gefhl als mit Vernunft zu tun? Inwieweit finden Bibelworte wie So kommt denn und lat uns miteinander rechten (Jes. 1, 18) oder Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist (1. Petr. 3,15) noch ihren Niederschlag in unserem Leben?
FRANCKE
Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
Immer, wenn ich jemandem von meinem Glauben erzhlen soll, bricht mir der kalte Schwei aus. Alles, was ich dann herausbringe, klingt irgendwie so abgedroschen...
Kennen Sie das Gefhl? Es sollte Sie nicht 1 3 5 9 B I \ ] {
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