Keiner bleibt hungrig

Matthäus 14, 13-21

Reihe: Begegnungen mit Jesus (3/6)

 

Schriftlesung: Matthäus 14, 13-21

 

I.     Budgetiertes Leben

II.       Bewegtes Leben

 


Als Jesus das hörte, zog er sich zurück; er fuhr mit dem Boot an einen einsamen Ort, um allein zu sein. Doch es sprach sich herum, dass er wegfuhr, und aus den umliegenden Ortschaften gingen ihm die Leute auf dem Landweg nach. Matthäus 14, 13.

Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl, und er heilte die Kranken. Matthäus 14, 14.

Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: „Wir sind hier an einem einsamen Ort, und es ist schon spät. Schick die Leute fort, dann können sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.“ Matthäus 14, 15.

Jesus erwiderte: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt doch ihr ihnen zu essen!“ – Matthäus 14, 16.

„Wir haben hier aber nur fünf Brote und zwei Fische“, entgegneten sie. Matthäus 14, 17.

„Bringt sie mir her!“, sagte Jesus. Matthäus 14, 18.

Nachdem er angeordnet hatte, die Leute sollten sich im Gras lagern, nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und dankte Gott dafür. Dann brach er die Brote in Stücke und gab sie den Jüngern, und die Jünger verteilten sie an die Menge. Matthäus 14, 19.

Und alle assen und wurden satt. Am Schluss sammelte man auf, was übrig geblieben war – zwölf Körbe voll. Matthäus 14, 20.

Etwa fünftausend Männer hatten an der Mahlzeit teilgenommen, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Matthäus 14, 21.


Einleitende Gedanken

Jesus bekam Bericht darüber, wie Johannes der Täufer enthauptet wurde. Einen schrecklichen und unwürdigen Tod musste Johannes erleiden. Das war der Preis, den er für seine Treue zu Gott bezahlte. Dieser Bericht ging an Jesus nicht spurlos vorbei.

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Als Jesus das hörte, zog er sich zurück; er fuhr mit dem Boot an einen einsamen Ort, um allein zu sein. Matthäus 14, 13a.

Jesus wollte vermutlich etwas Abstand gewinnen. Vermutlich beschäftigte ihn nicht nur der Tod von Johannes, sondern auch sein eigener Tod, der noch schrecklicher sein würde. Manchmal muss man sich zurückziehen, um unbeobachtet traurig zu sein. Wir brauchen Zeiten der Stille, damit wir unsere Gedanken wieder einmal ordnen und Kräfte sammeln können. Jesus lebte dieses Prinzip der Einkehr und Sendung.

Doch gelang es Jesus selten, diese Ruhe zu finden. Die Menschen wollten ihn sehen. Sie wollten ihm zuhören und sie wollten geheilt werden. Die einzige kurze Ruhezeit, die Jesus nutzen konnte, war die Zeit der Überfahrt auf dem Schiff, denn

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Es sprach sich herum, dass er wegfuhr, und aus den umliegenden Ortschaften gingen ihm die Leute auf dem Landweg nach. Matthäus 14, 13b.

Eine riesige Menschenmenge eilte um den See Genezareth und als Jesus mit dem Schiff landete, waren sie bereits dort.

Was an diesem Tag und vor allem gegen Abend geschah, wollen wir heute miteinander betrachten.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Markus 6, 31-44; Lukas 9, 10-17; Johannes 6, 1-13 (Parallelberichte)

I.                

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Budgetiertes Leben

Ich weiss nicht was Jesus dachte, als er die Menschenmenge sah. Er wollte doch für sich allein sein und nun das. Er hätte ja gleich wieder in See stechen können und einen anderen Ort suchen. Aber Jesus verhält sich natürlich anders. Er dachte nicht zuerst an sich und seine Bedürfnisse.

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Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl, und er heilte die Kranken. Matthäus 14, 14.

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Jesus sah wie diese Menschen orientierungslos waren und wie sie sich nach Hilfe sehnten. Im Markusevangelium heisst es:

Jesus ergriff tiefes Mitgefühl, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Markus 6, 34.

Jesus konnte nicht einfach wegsehen, es bewegt ihn, wenn er Menschen sieht, die keine Perspektive haben. Jesus schaut auch heute nicht weg, wenn er die Menschen in ihrer Orientierungslosigkeit beobachtet. Jesus hat tiefes Mitgefühl mit der verlorenen Welt, das ist ja auch der Grund, warum er am Kreuz für uns starb.

Nun, Jesus heilte die Menschen und wie man aus den anderen Berichten der Evangelien sieht, unterwies er sie. Er lehrte sie über das Reich Gottes.

Jesus schien, die Zeit zu vergessen. Glücklicherweise war er mit seinen Jünger unterwegs, denn sie schienen die Lage noch unter Kontrolle zu haben. Gegen Abend machen sie Jesus auf den Ernst der Lage aufmerksam.

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Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: „Wir sind hier an einem einsamen Ort, und es ist schon spät. Schick die Leute fort, dann können sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.“ Matthäus 14, 15.

Die Jünger befürchteten, dass dieser Tag ein schlimmes Ende finden wird, wenn diese vielen Menschen nichts zu Essen bekämen. Man musste handeln, solange es noch Zeit war. Ihr Plan, wie sie das lösen könnten, war vernünftig und gut. Ich hätte es – ehrlich gesagt – auch nicht anders gemacht.

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Die Antwort von Jesus war einmal mehr überraschend:

Jesus erwiderte: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt doch ihr ihnen zu essen!“ – Matthäus 14, 16.

Ich kann mir gut vorstellen, wie verdattert und ungläubig die Jünger Jesus anstarrten. Hatte er wirklich gesagt, wir sollen ihnen zu essen geben? War das sein Ernst?

Vermutlich versuchten sie, nachdem sie sich einigermassen gefasst hatten, eine Lösung zu finden. Es war aber relativ schnell klar, dass sie weder genügend Geld hatten, um für die grosse Menschenmenge etwas zu besorgen, noch hatten sie die geeigneten Transportmittel, um solche Mengen an Esswaren zu transportieren.

Stellen wir uns vor, jemand würde zu uns kommen und uns mitteilen, innerhalb der nächsten Stunde müssten wir 10'000 bis 15'000 Menschen verpflegen.

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Schliesslich hatten sie ihre Möglichkeiten abgeklärt. Diese Möglichkeiten waren äusserst bescheiden.

„Wir haben hier aber nur fünf Brote und zwei Fische“, entgegneten sie. Matthäus 14, 17.

Das war’s dann. Mehr hatten sie nicht zu bieten. Sie waren schon am Ende mit ihrem Latein. Sie hatten absolut keine Ahnung, wie sie den Auftrag von Jesus erfüllen könnten. Sie erstellten sozusagen ein Budget. Sie stellten fest, was sie hatten und wussten relativ schnell wie viel sie ausgeben können – es war nicht viel. Offen gesagt, war es praktisch nichts im Vergleich zu der anstehenden Aufgabe.

Wie gut können wir diese Jünger verstehen. Wir hätten mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht anders reagiert.

Was aber doch zu Denken gibt, ist, dass die Jünger nicht auf die Idee kamen, Jesus könnte da vielleicht etwas machen.

Immerhin erlebten sie täglich, wie Jesus Menschen heilte. Auch an diesem Tag wurden viele Menschen geheilt. Sie waren dabei, als Jesus einen gewaltigen Sturm bändigte. Sie wurden sogar von Jesus mit ausserordentlichen Vollmachten ausgesandt.

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„Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus.“ Matthäus 10, 8.

Damals kehrten sie Begeistert von diesem grossartigen Missionseinsatz zurück.

Das alles hatten diese Männer schon erlebt und nun stehen sie mit diesen Broten und Fischen vor Jesus und wissen sich nicht zu helfen.

Keiner kam auf die Idee, Jesus zu sagen, er könnte doch jetzt ein Wunder tun. Ein Wunder wie Gott seinerzeit in der Wüste bewirkte, als das Volk Israel vierzig Jahre dort leben musste. Sie hätten ihm sagen können, dass das für ihn bestimmt kein Problem sei. Ist das nicht erbärmlich, dass sie nicht auf diese Idee kamen?

Aber – unterscheiden wir uns wirklich von diesen Jüngern? Ist unser Verhalten nicht oft genug genauso erbärmlich?

Haben wir nicht auch schon viele Führungen und Wunder Gottes erlebt. Was geschieht dann, wenn wir vor einer neuen Herausforderung stehen. Sagen wir: jawohl, wir packen es an, denn Gott hat uns das letzte Mal geholfen, diesmal wird er es genauso tun. Deshalb verlassen wir uns wieder neu auf ihn?

Leider machen wir es wie die Jünger. Wir überlegen, was wir haben und kommen zum Schluss, dass es nicht reicht. Wir möchten das gerne tun, was Gott von uns erwartet, aber wir haben zu wenig.

Wir leben nach unserem Budget und das reicht selten weit.

Wir schauen was wir an Begabungen, Mitteln und Kräfte haben. Wir machen einen Businessplan und rechnen mit dem, was wir haben. Wir reizen das Menschenmögliche voll und ganz aus, doch wir vergessen leider zu oft, mit dem zu rechnen, was Jesus könnte.

Wir stehen dann etwas frustriert da und denken: eigentlich wollten wir, aber wir können nicht, es reicht nicht.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 9, 35;

II.            

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Bewegtes Leben

Wenigsten kamen die Jünger in ihrer Hilflosigkeit zu Jesus. Sie konnten vermutlich gar nicht begreifen, wie Jesus so etwas Unmögliches von ihnen fordern kann.

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Aber sie brachten alles, was sie fanden zu Jesus. Sie hätten es ja auch für sich behalten können. Sie hätten sich überlegen können: besser wir und Jesus werden satt, als dass alle davon essen und niemand satt wird. Jesus forderte sie auf:

 „Bringt sie mir her!“ Matthäus 14, 18.        

So nahm das unfassbare Wunder seinen Fortgang. Übrigens, was hier geschah, hatte auch schon Vorbilder im AT. Z.B. die Witwe, die ihre Ölgefässe füllen konnte. Oder die Brotvermehrung bei Elisa. Also

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Nachdem er angeordnet hatte, die Leute sollten sich im Gras lagern, nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und dankte Gott dafür. Dann brach er die Brote in Stücke und gab sie den Jüngern, und die Jünger verteilten sie an die Menge. Matthäus 14, 19.

Die Leute wurden in Gruppen zu ca. 50 Leuten gesetzt. Jesus nahm das Brot und die beiden Fische und blickte zum Himmel und dankte Gott dafür. Es war eine ganz normale Art, wie man damals für Speisen dankte. Für uns ist vielleicht das Interessante, dass man dafür sein Haupt nicht neigte, sondern zum Himmel erhob.

Also, die Jünger verteilten das Brot. Alle wurden satt!

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Und alle assen und wurden satt. Am Schluss sammelte man auf, was übrig geblieben war – zwölf Körbe voll. Matthäus 14, 20.

Am Ende war mehr übrig, als sie zu Beginn hatten. Das ist umso erstaunlicher, wenn wir sehen, wie viele Leute verköstigt wurden.

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Etwa fünftausend Männer hatten an der Mahlzeit teilgenommen, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Matthäus 14, 21.

Wenn man pro Mann eine Frau und ein Kind rechnet, wären wir schon bei 15'000 Menschen und keiner blieb hungrig.

Jesus kann aus unseren geringen Gaben und Begabungen grossartiges machen. Es zeigt aber vor allem wie grosszügig Gott ist. Bei Gott gibt es alles im Überfluss. Schon im ersten Kapitel des Johannesevangeliums steht:

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Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen. Johannes 1, 16.

Der Samaritern am Brunnen erklärte Jesus:

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Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fliesst, bis ins ewige Leben. Johannes 4, 14.

Paulus war von den Möglichkeiten, die Gott öffnet auch sehr beeindruckt. Er schrieb den Ephesern:

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Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt. (Epheser 3, 20)

Ist das nicht grossartig?! Unser Gott ist mit seinen Segnungen grosszügig.

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Paulus hatte das in seinem eigenen Leben erfahren. Er musste mit Grenzen leben, Gott verweigerte ihm die Heilung, aber gerade darin erwies Gott seine Kraft.

»Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.« (2. Korinther 12, 9a)

Die Reaktion des Paulus war:

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Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja, ich bin stolz darauf, weil dann Christus seine Kraft an mir erweisen kann. (2. Korinther 12, 9b)

Wer aus seinen eigenen Kräften lebt, der wird nicht viel bewegendes im Leben erfahren, er lebt ein budgetiertes Leben, ein berechenbares Leben, da geschieht nicht viel.

Wer aber Jesus etwas zutraut, der lebt ein bewegtes Leben, ein Leben das erfüllt.

Aber eines müssen wir beachten. Das alles erleben wir, wenn wir Jesus unser ganzes Vertrauen schenken. Oder man kann es noch etwa direkter sagen, wenn wir Jesus gehorchen.

Wenn die Jünger schon nicht wussten, wie sie den Auftrag von Jesus erfüllen sollten, dann befolgen sie wenigsten seine Anweisungen. Sie gaben ihm das Brot und die Fische, sie schauten dafür, dass sich die Leute richtig hinsetzten und sie verteilten das Brot und die Fische, die Jesus ihnen gab.

Wenn wir die Kraft Gottes erleben wollen, wenn wir ein bewegtes, ein von Gott bewegtes Leben führen wollen, dann werden wir das nur erleben, wenn wir das tun, was Gott von uns erwartet.

Wir werden nicht erleben, wie Menschen zu Jesus finden, wenn wir ihnen nichts von Jesus erzählen.

Wir werden im Friesenberg nichts bewirken können, wenn wir auf unsere Kräfte setzen. Wir können planen und rechnen wie wir wollen. Es wird nicht reichen. Nur wenn wir Jesus das Wenige geben, was wir haben, kann er etwas daraus machen. Behalten wir aber alles für uns, weil wir befürchten, wir würden alles verlieren, dann werden wir die Kraft Gottes nicht erleben.

Ich kann das nicht ändern. So funktioniert die geistliche Welt nun mal.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Könige 4, 1-7; 2. Könige 4, 42-44;  Johannes 3, 34; Epheser 3, 28-21; Kolosser 2, 2-3

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Schlussgedanke

Uns geht es oft wie den Jüngern. Wir rechnen mit dem, was wir haben und dementsprechend handeln wird. Wir sind uns gewohnt – und das ist sicher nicht schlecht – ein Budget zu erstellen. Aber das machen wir eben nicht nur im finanziellen Bereich, das machen wir auch im praktischen Bereich unseres Leben.  Das führt zu einem budgetierten Leben, ein Leben, das für uns berechenbar und so weit wie möglich absehbar ist.  Vielleicht da oder dort eine kleine Budgetüberschreitung, aber wir sind froh, wenn das nicht geschieht.

Jesus möchte aber nicht, dass wir so leben. Er will, dass wir von seinen Möglichkeiten ausgehen. Er will, dass wir ihm zutrauen, dass er genug für alle hat, dass keiner hungrig bleibt. Jesus möchte uns ein bewegtes Leben schenken, oder könnte auch sagen ein erfülltest, ein reiches Leben, reich an Erfahrungen mit Gott. Er will das wir erleben, dass er durch alles hindurch zu helfen vermag, wie es Gott seinem Volk versprochen hatte, als er sagte:

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Ich, der HERR, werde euch immer und überall führen, auch im dürren Land werde ich euch satt machen und euch meine Kraft geben. Ihr werdet wie ein Garten sein, der immer genug Wasser hat, und wie eine Quelle, die niemals versiegt. (Jesaja 58, 11)

Das gilt auch für die, die mit Jesus unterwegs sind. Du wirst immer erleben, wie Jesus Dir hilft und Dich durchträgt.

Aber alles hat seinen Preis. Ich muss lernen, meine Sicherheiten auf die ich mein Leben aufbauen Jesus zu übergeben, denn nur dann können wir erleben, was grossartiges Jesus damit machen kann.

Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern:

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Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun. Johannes 15, 5.

ohne mich könnt ihr nichts tun. Johannes 15, 5.

Amen