Der kluge Mann sorgt vor?

Lukas-Evangelium 16, 1-9

Bibelwoche Königswalde:

«Da berühren sich Himmel und Erde»

 

 

 

 

Gliederung

I.    Die eigene Haut gerettet

II.      Das eigene Leben optimieren

 


Einleitende Gedanken

Jesus ruft Menschen in die Nachfolge. Wenn ein Mensch auf Jesus hört und sich entschliesst ihm nachzufolgen, dann sprechen wir von einer Bekehrung. Da hat jemand in seinem Leben die Richtung geändert. Wer die Richtung ändert, der lebt anders weiter, als er das bis jetzt getan hat, sonst hat er ja die Richtung nicht geändert.

Heute schauen wir uns eine Geschichte an, die Jesus seinen Jüngern erzählte, um ihnen einen wichtigen Aspekt der neuen Lebensführung aufzuzeigen – einen klugen Lebensstil.

Das Besondere an der Geschicht ist, dass Jesus einen gottlosen, unehrlichen und hinterlistigen Verwalter den Jüngern als Vorbild hinstellt.

Ein gewagter und wie könnte es bei Jesus anders sein, ein sehr gelungener Vergleich.

Lukas berichtet diese Begebenheit direkt nach den grossartigen Gleichnissen über die Retterliebe Gottes, nämlich das verlorene Schaf, den verlorenen Groschen, der verlorene Sohn. Bei diesen Gleichnissen ging es um die Rettung.

Bei der Geschichte, die wir heute anschauen, geht es um die Nachfolge, es geht darum, auf was wir achten müssen, um klug zu leben. Wir lesen zuerst die Geschichte.

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Jesus wandte sich zu seinen Jüngern und sagte: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Über diesen gingen Klagen bei ihm ein; es hiess, er veruntreue ihm sein Vermögen. Da liess er den Verwalter rufen. «Was muss ich von dir hören?», sagte er zu ihm. «Leg die Abrechnung über deine Tätigkeit vor; du kannst nicht länger mein Verwalter sein.» Lukas 16, 1-2.

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Der Mann überlegte hin und her: «Was soll ich nur tun? Mein Herr wird mich entlassen. Für schwere Arbeit tauge ich nicht, und ich schäme mich zu betteln. Doch jetzt weiss ich, was ich tun kann, damit die Leute mich in ihren Häusern aufnehmen, wenn ich meine Stelle als Verwalter verloren habe.» Lukas 16, 3-4.

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Nacheinander rief er alle zu sich, die bei seinem Herrn Schulden hatten. «Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?», fragte er den ersten. «Hundert Fass Olivenöl», antwortete der. Darauf sagte der Verwalter: «Hier, nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin, und schreib statt dessen fünfzig.» Lukas 16, 5-6.

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Dann fragte er den nächsten: «Und du, wie viel bist du ihm schuldig?» – «Hundert Sack Weizen», lautete die Antwort. Der Verwalter sagte zu ihm: »Hier, nimm deinen Schuldschein, und schreib statt dessen achtzig.» Lukas 16, 7.

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Da lobte der Herr den ungetreuen Verwalter dafür, dass er so klug gehandelt hatte. In der Tat, die Menschen dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Menschen des Lichts. Darum sage ich euch: Macht euch Freunde mit dem Mammon, an dem so viel Unrecht haftet, damit ihr, wenn es keinen Mammon mehr gibt, in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet. Lukas 16, 8-9.

I.          

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Die eigene Haut gerettet

Dieser Verwalter hatte ein riesiges Problem. Seine Betrügereien waren so offensichtlich geworden, so dass er 100%ig davon ausgehen konnte, dass er entlassen werden wird.

Seinem Chef musste er zur Übergabe der Geschäfte eine Schlussabrechnung vorlegen und dann war Schluss für ihn. Er war arbeitslos und verlor damit seine Existenzgrundlage.

Das war hart für diesen Mann. Klar, er ist selber schuld. Aber, was sollte er jetzt tun? Wie soll er weiterleben? Es würde ihn wohl kaum jemand als Verwalter einstellen. Arbeitslosenkasse und Sozialhilfe gab es damals nicht. Er war schlicht und ergreifend am Ende. Er überlegt sich, wie er weiterleben könnte.

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«Was soll ich nur tun? Mein Herr wird mich entlassen. Für schwere Arbeit tauge ich nicht, und ich schäme mich zu betteln.» Lukas 16, 3.

Zwei Möglichkeiten sieht er, die ihm aber gar nicht zusagen. Er könnte eine körperliche Arbeit annehmen, aber das würde er nicht aushalten. Als Verwalter ist er sich körperliche Arbeit nicht gewohnt. Die zweite Möglichkeit würde besser zu seiner körperlichen Konstitution passen, denn betteln ist körperlich nicht anstrengend, aber das ist ihm einfach zu peinlich – unter seiner Würde, er würde sich unglaublich schämen.

Gar nicht so einfach, eine gute Lösung zu finden. Durchtrieben wie er war, hatte er doch noch einen Geistesblitz.

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«Doch jetzt weiss ich, was ich tun kann, damit die Leute mich in ihren Häusern aufnehmen, wenn ich meine Stelle als Verwalter verloren habe.» Lukas 16, 4.

Er weiss sich also zu helfen. Er sieht einen Weg, wie er nach der Entlassung einigermassen angenehm weiterleben kann.

Und so funktioniert sein Vorhaben. Er liess, bevor er seine Schlussabrechnung machte, alle zu sich kommen, die seinem Herrn noch etwas schuldig waren. Er fragte jeden einzeln unter vier

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Augen, damit es keine Zeugen gab:

„Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?“ Lukas 16, 5.

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Dann sagt er jeweils welchen Teil der Schuld jeder streichen kann. Natürlich konnte er nicht die gesamte Schuld erlassen, denn das wäre bei der Übergabe der Schlussabrechnung sofort aufgefallen. Beispielsweise sagte er einem Schuldner, der 100 Fass Olivenöl.

„Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin, und schreib statt dessen fünfzig.“ Lukas 16, 6

So ging das bei allen Schuldnern. Damit hat er sie in die Pflicht genommen. Jetzt sind sie ihm einen Gefallen schuldig. Darauf wird der Verwalter zurückkommen, nachdem er entlassen wurde.

Jetzt – nachdem diese Schuldbriefe geändert waren, legte er die Abrechnung seinem Herrn vor. Und nun konnte er getrost in die Zukunft blicken, er hatte auf Kosten seines Herrn vorgesorgt.

Dieser Mann hat sozusagen im letzten Moment seine Haut gerettet. Er konnte seinen Kopf im letzten Moment aus der Schlinge ziehen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie kreativ Menschen mit hoher krimineller Energie sein können.

Ich weiss nicht, was die Jünger dachten, als sie Jesus zuhörten. Vermutlich dachten sie, Jesus würde ihnen sagen, dass dieses Verhalten Gott ganz und gar nicht gefallen würde. Sie solle ja nie auf die Idee kommen, solche krummen Sachen zu machen, denn das sei ein schlechtes Zeugnis.

Ich bin mir sicher, dass die Jünger das, was Jesus jetzt sagt überhaupt nicht erwartet haben.

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„Da lobte der Herr den ungetreuen Verwalter dafür, dass er so klug gehandelt hatte.“ Lukas 16, 8.

Die Jünger werden zunächst völlig perplex gewesen sein. Haben sie das wirklich richtig verstanden? Hat Jesus tatsächlich diesen untreuen und hinterlistigen Verwalter gelobt? Soll ein Mensch mit solcher kriminellen Energie für uns Vorbild sein?

Eins ist sicher, jetzt waren die Jünger bestimmt voll konzentriert und hellhörig, was Jesus jetzt noch weiter sagen wird.

II.        

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Das eigene Leben optimieren

Vom moralischen Standpunkt aus, fand Jesus das, was der Verwalter getan hatte, bestimmt nicht richtig. Vorbildlich war nicht die moralische Einstellung dieses Mannes, vorbildlich war, dass dieser Mann genau wusste, wie die Gesetzmässigkeiten in einer gottlosen Gesellschaft funktionieren und er war so klug, dass er diese Gesetzmässigkeiten so ausreizen konnte, dass er damit seine Haut rettete. Deshalb sagt Jesus:

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„In der Tat, die Menschen dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Menschen des Lichts.“ Lukas 16, 8.

Nicht die untreue und skrupellose Verhaltensweise sieht Jesus als vorbildlich an. Sondern, dass dieser Verwalter es versteht aus seiner aussichtslosen Lage einen Ausweg zu finden, der funktioniert. Der Verwalter konnte sein Problem so lösen, dass man ihn nicht anklagen konnte.

Jesus spricht von den Menschen dieser Welt und damit meint er die Menschen, die nicht in einer persönlichen Beziehung zu Gott leben. Unter ihresgleichen ist das, was er getan hat, klug gewesen. Also nochmals, es geht hier nicht um Moral, vom Standpunkt der Moral, war das natürlich verwerflich.

Nun, Jesus vergleicht die Kinder des Lichts mit den Menschen dieser Welt. Menschen des Lichts, sind eben die Jünger. Es sind die Menschen, die Jesus nachfolgen. Jesus sagt von sich:

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„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8, 12

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Und ein andermal sagt er:

„Glaubt an das Licht, solange ihr das Licht habt, damit ihr zu Menschen des Lichts werdet.“ Johannes 12, 36.

Nun macht Jesus den Jüngern den Vorwurf, dass die Menschen der Welt, klüger handeln als die Menschen des Lichts, also als die Kinder Gottes.

Die Menschen der Welt, kennen die Gesetzmässigkeiten dieser Welt. Die Kinder des Lichts, kennen die Gesetzmässigkeiten der neuen Welt noch nicht. Sie verhalten sich unklug.

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Der wichtigste Vergleichspunkt in dieser Erzählung ist die Entlassung des Verwalters. Für ihn bricht nun eine neue Zeit an und auf die muss er sich vorbereiten.

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Die Entlassung entspricht dem Ende des Lebens. Hier verlieren auch die Kinder des Lichts ihre materielle Existenzgrundlage und sie müssen sich auf die neue Zeit vorbereiten. Aber offensichtlich verhalten sie sich nicht besonders klug.

Jesus meint, sie würden so Leben, als wenn dieser Tag nicht kommen würde. Obwohl jedem klar ist, ob Christ oder nicht, dass wir nichts Materielles in die neue Welt hinüberretten können. Paulus sagt einmal:

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„Oder haben wir etwas mitgebracht, als wir in diese Welt kamen? Nicht das Geringste! Und wir werden auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie wieder verlassen.“ 1. Timotheus 6, 7.

Jesus will den Jüngern sagen, dass sie, wie dieser Verwalter, wissen, dass sie entlassen werden – sprich sterben werden. Sie sollen vom Verwalter lernen, der so klug war, sich über die Zeit danach Gedanken zu machen und eine Lösung zu suchen, die das Leben danach erträglich macht.

Darin bestand nämlich seine Klugheit.

Die Jünger sollen begreifen, dass sie ihr Leben im Blick auf die bevorstehende Zeit gestalten sollen. Sie sollen ihre Leben optimieren. So wie Paulus das machte, denn er sagt:

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„Wir richten unseren Blick nämlich nicht auf das, was wir sehen, sondern auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare ist vergänglich, aber das Unsichtbare ist ewig.“ 2. Korinther 4, 18.

Diese Lebensgestaltung ist wichtig. Die Jünger sollen nicht so leben, als ob wir in dieser Welt die Erfüllung finden könnten.

Deshalb gibt Jesus seinen Jüngern eine klare Anweisung:

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„Macht euch Freunde mit dem Mammon, an dem so viel Unrecht haftet, damit ihr, wenn es keinen Mammon mehr gibt, in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.“ Lukas 16, 9.

Der Verwalter hatte nur für sein irdisches Leben gesorgt. Aber die Jünger sollen über das irdische Leben hinaussehen und die Ewigkeit vor Augen haben.

Dem ungerechte Mammon, dem Hab und Gut, dem immer etwas Ungerechtes anhaftet, diesem Mammon, gibt Jesus nun eine tiefe geistliche Bedeutung.

Mit diesem Mammon können wir uns, wie der Verwalter, sozusagen indirekt Freunde machen. Natürlich meint Jesus nicht, dass wir Menschen beschenken, um sie nachher zu erpressen.

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Wer uns belohnen wird, das ist sowieso Gott selbst. Bereits im AT ist in den Sprüchen zu lesen.

„Bedürftigen helfen heisst dem HERRN etwas leihen, der wird es voll zurückerstatten.“ Sprüche 19, 17

Jesus fordert uns auf, mit unserem Hab und Gut so umzugehen, dass wir uns einen Reichtum anhäufen, der in dieser Welt nicht sichtbar ist. Wie er auch an anderer Stelle sagt:

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„Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen und wo Diebe einbrechen und sie stehlen.“ Matthäus 6, 19.

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„Sammelt euch stattdessen Reichtümer im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen und wo auch keine Diebe einbrechen und sie stehlen.“ Matthäus 6, 20.

Diesen Schatz, der niemals abnimmt entsteht so, wie es der Verwalter gemacht hatte, indem wir unseren Umgang mit Geld und Zeit so gestalten, dass es für das Reich Gottes Bedeutung hat.

Gott belohnt alles, was wir in diese Welt für sein Reich tun. Das zeigt Jesus einmal in aller Deutlichkeit:

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„Wer einem von diesen gering Geachteten auch nur einen Becher kaltes Wasser zu trinken gibt, einfach weil er mein Jünger ist, der wird – das versichere ich euch – nicht ohne Lohn bleiben.“ Matthäus 10, 42.

Das heisst doch nichts anderes, als dass das, was wir hier für die Gläubigen tun, in den Augen Gottes Ewigkeitswert hat.

Natürlich ist es in unserer Zeit gar nicht einfach damit umzugehen. Überall wird man um Geld angegangen, wo Christen in Not sind. Auch wenn es schwierig ist, ist es unsere Aufgabe zu prüfen, wo wir helfen müssen und wo nicht.

Jesus geht es nicht um die Beträge, die wir weitergeben. Sondern es geht ihm um unsere Gesinnung. Haben wir einen klugen Lebensstil als Kinder Gottes, so wie dieser ungetreue Verwalter, in seiner Welt sich klug verhalten hatte?

Wenn wir das tun, dürfen wir uns freuen - und ich denke das tun viele von uns, viele von uns leben diesen klugen Lebensstil. Jeder der so lebt, darf sich freuen, denn er häuft bei Gott einen grossen Reichtum an.

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Schlussgedanke

Jesus fordert uns auf, klug zu leben. Er möchte, dass wir die echten Werte erkennen.

Klug leben kann nur, wer, wie dieser ungerechte Verwalter, seine aussichtslose Lage erkennt und realisiert, dass er alles in dieser Welt zurücklassen muss.

Als Kinder Gottes sollten wir erst recht wissen, dass wir nichts von dieser Welt mitnehmen können. Wir sollten uns davor hüten, unser Herz an unseren Besitz zu hängen. Sonst müssen wir uns von Jesus den Vorwurf gefallen lassen, dass die Menschen der Welt sich in ihrem Umfeld klüger verhalten als wir. Deshalb sagt Jesus seinen Jüngern.

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„Darum sage ich euch: Macht euch Freunde mit dem Mammon, an dem so viel Unrecht haftet, damit ihr, wenn es keinen Mammon mehr gibt, in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.“ Lukas 16, 9.