Das Leben ist nicht fair?
Matthäus-Evangelium 25, 14-30
Bibelwoche Königswalde:
«Da berühren sich Himmel und Erde»
Einleitende Gedanken
Jedes Jahr veröffentlicht das Schweizer Magazin Bilanz im November eine Ausgabe mit den 300 reichsten Familien, die in der Schweiz leben.
Im Jahr 2014 wurde dieses Vermögen auf 589 Milliarden Schweizer Franken geschätzt. Eine Milliarde hat immerhin 1‘000 Millionen. Ein Vermögen, das wir uns nicht wirklich vorstellen können. Natürlich haben diese Leute das Geld nicht auf ihren Bankkonten liegen, sondern in verschiedenen Firmen und Konzernen investiert. Und wie das bei so reichen Leuten ist, werden sie oft immer noch reicher. Jedenfalls wuchs im Jahr 2014 ihr Vermögen um 25 Milliarden.
Als „10 vor 10“, ein bekanntes Nachrichtenmagazin im Schweizer Fernsehen, darüber berichtete, sagte der Kommentator: „Wer hat, dem wird gegeben. Das ist kein Prinzip der Wirtschaftslehre, sondern ein Zitat aus der Bibel. So kann es denn nicht unrecht sein, wenn die Reichsten in der Schweiz noch einmal reicher geworden sind.“
Ob das gerecht ist oder nicht, dazu will ich mich gar nicht äussern. Jedenfalls ist unser Vermögen, selbst wenn es wesentlich kleiner ist, noch lange nicht gerechter. Das Schema, die Reichen sind die Bösen und wir, die wir nicht so viel Geld haben, sind die Guten, ist falsch. Es ist ein oberflächliches Denken.
Jedenfalls hat „10 vor 10“ das, was Jesus gesagt hat in einen völlig falschen Zusammenhang gestellt. Jesus sagte nämlich:
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„Jedem, der hat, wird gegeben, und er wird im Überfluss haben;
wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“ Matthäus 25, 29.
Dieses Zitat finden wir übrigens an ungefähr vier Stellen im Neuen Testament. Doch Jesus verstand dieses Prinzip nie im materiellen Sinn. Es ist nicht richtig, wenn man Jesus aufgrund dieser Aussage unterstellen will, er würde die Art wie wir uns im Kapitalismus bereichern befürworten. Wie gesagt, mit einer materiellen Bereicherung hat das, was Jesus sagte, überhaupt nichts zu tun.
Nun schauen wir uns das genauer an. Wir sind jetzt beim letzten Gleichnis in dieser Bibelwoche angekommen. Lesen wir zuerst das Gleichnis von den Talenten im Matthäusevangelium Kapitel 25, Verse 14-30:
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„Es ist wie bei einem Mann, der vorhatte, in ein anderes Land
zu reisen. Er rief seine Diener zu sich und vertraute ihnen sein Vermögen an.“ Matthäus
25, 14.
X
„Einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei und wieder einem
anderen eines – jedem seinen Fähigkeiten entsprechend. Dann reiste er ab.“ Matthäus
25, 15.
X X
„Der Diener, der fünf Talente bekommen hatte, begann sofort,
mit dem Geld zu arbeiten, und gewann fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei
Talente bekommen hatte, zwei weitere dazu.“ Matthäus 25, 16-17.
„Der aber, der nur ein Talent bekommen hatte, grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.“ Matthäus 25, 18.
X
„Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück und forderte seine
Diener auf, mit ihm abzurechnen.“ Matthäus 25, 19.
X
„Zuerst kam der, der fünf Talente erhalten hatte. Er brachte
die anderen fünf Talente mit und sagte: ‚Herr, fünf Talente hast du mir gegeben;
diese fünf hier habe ich dazugewonnen.‘“ Matthäus 25, 20.
X
„‘Sehr gut‘, erwiderte der Herr, ‚du bist ein tüchtiger und
treuer Diener. Du bist mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel
anvertrauen. Komm herein zum Freudenfest deines Herrn!‘“ Matthäus 25, 21.
X
„Dann kam der, der zwei Talente erhalten hatte. ‚Herr‘, sagte
er, ‚zwei Talente hast du mir gegeben; hier sind die zwei, die ich dazugewonnen
habe.‘“ Matthäus 25, 22.
X
„‘Sehr gut‘, erwiderte der Herr, ‚du bist ein tüchtiger und
treuer Diener. Du bist mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel
anvertrauen. Komm herein zum Freudenfest deines Herrn!‘“ Matthäus 25, 23.
X X
„Zuletzt kam auch der, der ein Talent bekommen hatte. ‚Herr‘,
sagte er, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät
hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast.‘“ Matthäus 25, 24.
„‘Deshalb hatte ich Angst und vergrub dein Talent in der Erde. Hier hast du zurück, was dir gehört.‘“ Matthäus 25, 25.
X X
„Da gab ihm sein Herr zur Antwort: ‚Du böser und fauler Mensch!
Du hast also gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo
ich nicht ausgestreut habe.‘“ Matthäus 25, 26.
„‘Da hättest du mein Geld doch wenigstens zur Bank bringen können; dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückbekommen.‘“ Matthäus 25, 27.
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„‘Nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente
hat!‘“ Matthäus 25, 28.
X
„‘Denn jedem, der hat, wird gegeben, und er wird im Überfluss
haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.‘“ Matthäus 25,
29.
X
„‘Doch diesen unnützen Diener werft in die Finsternis hinaus,
dorthin, wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.‘“
Matthäus 25, 30.
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Der Herr, der auf Reisen geht, sorgt dafür, dass seine Diener während seiner Abwesenheit handlungsfähig sind und in seinem Sinn sein Vermögen verwalten können.
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„Er rief seine Diener zu sich und vertraute ihnen sein Vermögen
an. Einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei und wieder einem anderen eines
– jedem seinen Fähigkeiten entsprechend. Dann reiste er ab.“ Matthäus 25, 14-15.
Ein grosses Vermögen, das er seinen Dienern überlässt. Ein Talent entsprach damals ungefähr 6‘000 Tagelöhnen eines Arbeiters. Diese acht Talente, die er verteilt entsprechen also mindesten 160 Jahresgehältern eines Arbeiters. Ein Arbeiter bräuchte mindestens drei Leben, um eine solche Summe zu verdienen.
Ein Diener bekam fünf, ein anderer zwei und der dritte Diener ein Talent.
Auf den ersten Blick scheint das ungerecht zu sein. Warum bekommt einer mehr als die beiden anderen zusammen!?
X
Wir müssen zuerst verstehen, dass sie diese Talente nicht
als Lohn oder für den persönlichen Gebrauch erhalten. Sie müssen diese Talente verwalten,
denn sie sind immer noch das Eigentum ihres Herrn. Dieser berücksichtigt bei der
Verteilung ein ganz wichtiges Kriterium:
„Er gab jedem seinen Fähigkeiten entsprechend.“ Matthäus 25, 15.
Er achtete darauf, dass er keinen Diener überforderte. Er gab jedem so viel, wie er aufgrund seiner Fähigkeiten und Begabungen bewältigen konnte. Deshalb geht es in diesem Gleichnis nicht um Gerechtigkeit in dem Sinn, dass jeder gleichbehandelt wird. Die Gleichbehandlung, wenn jeder gleichviel bekommen hätte, führte dazu, dass die einen überfordert und andere unterfordert gewesen wären. Vielmehr geht es hier um Fairness.
Es wäre nicht fair, wenn dieser Herr ungeachtet der Fähigkeiten jedem gleichviel anvertrauen würde. Die einen wären von Beginn zum Scheitern verurteilt gewesen.
Je mehr man bekommt, desto grösser wird die Verantwortung. Die Erwartungen an den, der fünf Talente bekam sind wesentlich höher als an den, der eines bekam. Jesus sagt das einmal so:
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„Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert, und wem
viel anvertraut wurde, von dem wird umso mehr verlangt.“ Lukas 12, 48.
Es wäre sehr bedenklich, wenn dieser Herr allen gleichviel gegeben hätte, obwohl er wissen musste, dass nicht alle dieser Verantwortung gewachsen sein würden.
Gott ist fair. Das ist für uns ganz wichtig zu wissen. Ich muss mich nicht mit anderen Christen messen, die fähiger und begabter sind als ich. Es ist wie wenn uns ein Kind eine Zeichnung macht. Wir loben die Zeichnung, indem wir sie im Verhältnis zu den Fähigkeiten des Kindes beurteilen. Wir verwenden dazu keinen absoluten Massstab.
Gott wird uns immer im Verhältnis zu unseren Fähigkeiten beurteilen. Er verwendet keinen absoluten Massstab. Es genügt, wenn ich das tue, zu dem ich die Fähigkeiten und die Kraft habe.
In einer chassidischen Erzählung weiss Rabbi Sussja, dass er in der kommenden Welt nicht gefragt wird: „Warum bist du nicht Moses gewesen?“ Sondern er wird gefragt werden: „Warum bist du nicht Sussja gewesen?“
Jedenfalls haben die drei Diener eine faire Ausgangslage. Zwei der Diener beginnen sofort mit diesen Talenten zu arbeiten und einer entschliesst sich, dieses Talent zu vergraben.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Lukas 12, 48; Römer 12, 3-8; 1. Korinther 12, 11; Epheser 4, 7; 1. Petrus 4, 10-11; Hebräer 9, 14; Hebräer 12, 28; Jakobus3, 1
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Nun, eines Tages kommt der Herr zurück. In diesem Gleichnis beton Jesus nicht den überraschenden Moment seiner Rückkehr, sondern im Vordergrund steht die Abrechnung und somit das Gericht.
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„Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück und forderte seine
Diener auf, mit ihm abzurechnen.“ Matthäus 25, 19.
Die Diener mit fünf und zwei Talenten konnten ihre Talente verdoppeln. Der Herr freut sich riesig über diesen Erfolg und beide bekommen dasselbe Lob und denselben Lohn:
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„Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist
mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel anvertrauen. Komm herein
zum Freudenfest deines Herrn!“ Matthäus 25, 23.
Was der Herr den beiden jetzt anvertraut, ist wesentlich wertvoller als die Talente, die sie zurückgaben. Das ist ein Bild für das Erbe im Reich Gottes, das für die Kinder Gottes bereit liegt.
Dazu sind die Beiden zum Freudenfest eingeladen. Es ist das Fest, an dem wir das Wiedersehen mit Jesus feiern werden.
Für die Beiden hat sich der Einsatz gelohnt! Sie werden reich beschenkt!
Doch was haben die Beiden mit den Talenten gemacht? Wie haben sie sie vermehrt? Oder anders gefragt: Welche Bedeutung haben diese Talente? Was bezeichnete Jesus mit diesen Talenten? In der Sprachforschung vermutet man, dass unser Verständnis von Talent im Sinne von Begabung von diesem Gleichnis abgeleitet wurde. So liegt es nahe, dass wir dazu neigen, dass Jesus hier von Gaben und Begabungen spricht, die er einem jeden Diener übergab.
Möglich wäre das schon, aber was wäre dann der Unterschied zwischen Gaben und Fähigkeiten? Eine Gabe ist doch eine Fähigkeit. Im Gleichnis bestimmt die Fähigkeit eines Dieners darüber, wie gross das Talent ist, das er zu verwalten hat.
So vermute ich, dass es sich hier nicht um Talente im Sinne unseres Sprachgebrauchs handelt. Talent steht – davon gehe ich aus – für Erkenntnis, man könnte vielleicht auch sagen für die Wahrheit oder die Erkenntnis der Wahrheit.
Das würde bedeuten, dass Jesus jedem ein Mass an Erkenntnis gibt, über die er verfügen kann. Es ist die Erkenntnis der Wahrheit, die automatisch wächst, wenn ein Mensch dieser Erkenntnis entsprechend lebt. Im Grunde geht es um das geistliche Wachstum dieser Diener.
Der Mensch, der das, was Gott ihm offenbart, ernst nimmt und sein Leben dementsprechend gestaltet, wird in der Erkenntnis wachsen. Gott wird ihm weitere Erkenntnisse offenbaren. Auf diesen Gedanken hat mich folgende Aussage von Jesus gebracht:
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„Achtet auf das, was ihr hört! Nach dem Mass, mit dem ihr messt,
wird euch euer Teil zugemessen werden; ja, es wird euch noch mehr gegeben werden.
Denn wer hat, dem wird gegeben; aber wer nicht hat, dem wird auch das genommen,
was er hat.“ Markus 4, 24-25.
Es geht um die Umsetzung des Willens Gottes. Je mehr wir unserer Erkenntnis entsprechend leben, desto mehr werden wir in der Erkenntnis wachsen. Die Erkenntnis ist ein Geschenk Gottes. Für Paulus war diese geistliche Entwicklung der Christen ein wichtiges Gebetsanliegen. Er schreibt nach Kolossä:
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„Wir bitten Gott, dass er euch durch seinen Geist alle nötige
Weisheit und Einsicht schenkt, um seinen Willen in vollem Umfang zu erkennen.“ Kolosser
1, 9.
Doch beim Erkennen bleibt es nicht stehen. Wichtig ist, dass man seiner Erkenntnis entprechend lebt. Deshalb fährt er mit diesem Gedanken fort:
X
„Dann könnt ihr ein Leben führen, durch das der Herr geehrt
wird und das ihm in jeder Hinsicht gefällt. Ihr werdet imstande sein, stets das
zu tun, was gut und richtig ist, sodass euer Leben Früchte tragen wird, und werdet
Gott immer besser kennen lernen.“ Kolosser 1, 10.
Um das geht es, dass wir wachsen, unser Leben Früchte bringt und wir Gott immer besser kennen lernen. Und das geschieht nicht bei jedem Menschen im gleichen Masse, sondern es geschieht seiner Erkenntnis entsprechend.
Gott erwartet von uns nur, dass wir entsprechend unserer Erkenntnis leben. Wenn wir das tun, dann werden wir automatisch in der Erkenntnis wachsen. Die Talente werden sich vermehren. Den Philippern schreibt Paulus folgerichtig:
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„Wir alle, die der Glaube an Christus zu geistlich reifen Menschen
gemacht hat, wollen uns ganz auf dieses Ziel ausrichten. Und wenn eure Einstellung
in dem einen oder anderen Punkt davon abweicht, wird Gott euch auch darin die nötige
Klarheit schenken.“ Philipper 3, 15.
Mit anderen Worten: Falls ihr nicht auf demselben Erkenntnisstand seid wie wir, so wird Gott euch diese Erkenntnis noch schenken. Bis es soweit ist, sollen sie einfach entsprechend ihrem aktuellen Erkenntnisstand leben. So sagt Paulus:
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„Von dem, was wir bereits erreicht haben, wollen wir uns auf
keinen Fall wieder abbringen lassen!“ Philipper 3, 16.
Wenn wir im Kleinen treu sind, dann wird uns Gott immer mehr anvertrauen.
Die beiden Diener haben nichts anderes getan, als entsprechend ihren Fähigkeiten gemäss ihren Erkenntnissen gelebt, die Gott ihnen geschenkt hatte. In der Anwendung der Erkenntnisse, sind sie in der Erkenntnis der Wahrheit gewachsen.
Der Diener mit den fünf Talenten hatte zum Schluss sechs Talente mehr als der zweite Diener. Doch jeder der beiden gab sein Bestes. Jeder war seinem Herrn treu ergeben und so erhielten sie das gleich Lob und die gleiche Einladung zum grossen Fest. Es hatte sich gelohnt, ihrem Herrn treu zu dienen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Sprüche 9, 9; Sprüche 11, 24; Matthäus 13, 10-13; Matthäus 18, 23-24; Markus 4, 24-25; Lukas 8, 17-18; Lukas 12, 48; Lukas 16, 10-12; Johannes 7, 17; 1. Korinther 1, 4-5; 1. Korinther 4, 1-2; 1. Korinther 15, 58; 2. Korinther 5, 15; Galater 5, 6; Epheser 2, 10; Epheser 4, 15; Epheser 6, 8; Philipper 1, 9-11; Philipper 3, 15-16; Kolosser 1, 9-10; Kolosser 3, 23-25; 1. Timotheus 2, 4; 2. Timotheus 1, 13; Titus 2, 14; Hebräer 5, 11-14; Hebräer 12, 14
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Der dritte Diener entschloss sich, das eine Talent zu vergraben. Seinem Herrn begründete er das folgendermassen:
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„Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest,
wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast. Deshalb
hatte ich Angst und vergrub dein Talent in der Erde. Hier hast du zurück, was dir
gehört.“ Matthäus 25, 24-25.
Sollen wir mit diesem Mann Mitleid haben? Er schildert seine Situation so, als hätte ihn die Aufgabe zum Opfer werden lassen. Aus purer Angst habe er sein Talent in die Erde vergraben.
Es ist eine schöne Verhaltensweise von uns, dass wir uns schnell mit dem scheinbar Schwachen identifizieren. Deshalb haben viele Leute mit diesem Diener Mitleid, weil er offensichtlich aus Angst eine falsche Entscheidung traf. Wir denken: „Das kann doch jedem passieren.“
Doch so harmlos, wie es auf den ersten Blick aussehen mag, ist das nicht. Was dieser Mann seinem Herrn sagt ist schlicht und ergreifend eine Frechheit und verleumderisch. Er unterstellt seinem Herrn, er würde ernten, wo er gar nicht ausgesät hätte. Wie kommt dieser Mann auf eine solche Idee? Das ist eine freche Verleumdung seines Herrn. Von wem hatte er das Talent bekommen? Das entsprach immerhin einem Wert von ca. 6'000 Tagelöhnen – also nicht wenig. Dafür hätte er über 20 Jahre arbeiten müssen. Ja – er hat es von seinem Herrn bekommen. Wenn sein Herr nun über das Talent abrechnen will, dann will er nur Rechenschaft über das, was er gesät hatte. Der Herr forderte nichts, was er ihm nicht gegeben hätte.
Dieser Mann wollte von diesem Talent gar nichts wissen. Er vergrub es, damit er sich damit nicht beschäftigen musste. Er wollte seine Zeit anders verwenden. Er wollte sein Leben anders gestalten.
Dieser Diener steht für die Menschen, die nicht bereit sind, Gott die Ehre zu geben, die er verdient. Sie vergraben die Erkenntnis, die ihnen von Gott geschenkt ist. Wie dieses Vergraben aussehen kann, schreibt Paulus den Christen in Rom:
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„Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer
Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches
Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung.“ Römer 1, 20.
Paulus sagt, die Menschen haben die Erkenntnis Gottes. Gott hat ihnen die Wahrheit offenbart, aber statt auf diese Offenbarung zu reagieren und Gott die Ehre zu geben, vergraben sie diese Erkenntnis.
X
„Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht
die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich
in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde
es finster.“ Römer 1, 21.
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„An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten
sie das Abbild des vergänglichen Menschen und die Abbilder von Vögeln, vierfüssigen
Tieren und Kriechtieren.“ Römer 1, 23.
Dieser Diener vergrub die Erkenntnis, damit er ein Leben ohne Gott führen konnte. Die Antwort, die er seinem Herrn gab, zeigt wie negativ seine Meinung über seinen Herrn war. Er traute seinem Herrn nicht zu, dass er von ihm Gutes empfangen würde.
Genauso wie dieser Diener, haben viele Menschen eine falsche Vorstellung vom Schöpfer. Sie behaupten Gott sei unbarmherzig und er würde uns unterdrücken und zu hohe Forderungen an uns stellen. Dabei vergessen die Menschen, dass sie alles, was sie haben und sind, letztlich von Gott haben. Das Vertrauen zu Gott ist eine grundlegende Vorrausetzung, um von Gott die wirklichen Reichtümer zu bekommen. Im Hebräer steht:
X
„Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott
kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig
suchen.“ Hebräer 11, 6.
Das glaubte diese Diener nicht und sein Herr sagt ihm:
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„Du böser und fauler Mensch! Du hast also gewusst, dass ich
ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe.“ Matthäus
25, 26.
X
„Da hättest du mein Geld doch wenigstens zur Bank bringen können;
dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückbekommen.“ Matthäus 25,
27.
Das Talent wird ihm weggenommen. Statt der Einladung zum Fest wird er bestraft. Der Herr befiehlt:
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„Werft diesen unnützen Diener in die Finsternis hinaus, dorthin,
wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.“ Matthäus
25, 30.
Dieser Mann hat sein Leben verkalkuliert. Er hatte sozusagen aufs falsche Pferd gesetzt. Leider wird das vielen Menschen so ergehen. Statt Gott die Ehre zu geben, verleumden sie ihn. Doch wenn Jesus kommt, dann wird er abrechnen und Ausreden und falsche Anschuldigungen werden keine Wirkung haben.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Lukas 11, 52; 16, 13; Römer 1, 20-23; Hebräer 1, 6
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Schlussgedanke
Es ist wunderbar, dass Gott jeden Menschen als ein Original versteht. Er erwartet von niemandem etwas, das wir nicht bewältigen könnten. Deshalb ist es auch nicht nötig, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen und messen. Vielmehr sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir erkannt haben und dementsprechend leben. So werden wir in der Erkenntnis wachsen und so werden wir zu reiferen Christen.
Wenn wir entsprechend der Erkenntnis leben, die uns geschenkt ist, werden wir immer reicher an Erkenntnis. So ist das Prinzip zu verstehen, das Jesus aufzeigt, wenn er sagt:
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„Denn jedem, der hat, wird gegeben, und er wird im Überfluss
haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“ Matthäus 25,
29.
Wer hingegen die Erkenntnis der Wahrheit vergräbt, der wird am Schluss alles verlieren. Man könnte das auch mit einer anderen Aussage von Jesus verdeutlichen:
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„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein
Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ Lukas 9, 24.
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„Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn
er dabei sich selbst ins Verderben stürzt oder unheilbar Schaden nimmt?“ Lukas 9,
25.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Lukas 9, 23-25; 1. Korinther 4, 3-5; 2. Korinther 5, 10; 1. Petrus 1, 18-19