Wie religiös ist ein Atheist?

Reihe: Da ist wahrscheinlich EIN GOTT freue dich
           + geniesse dein Leben! (3/4)

 

Schriftlesung: Prediger 3, 1-15

 


Einleitende Gedanken

Die Zeitschrift Spiegel Online schreibt im Januar (09) dieses Jahres:

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Spektakel in London

Busfahrt mit gottloser Botschaft

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Es ist die Botschaft, die nun auch in der Schweiz gelandet ist:

Da ist wahrscheinlich kein Gott, also sorge dich nicht, geniesse das Leben.

Es erstaunt die Journalisten, welche Aufmerksamkeit diese Plakate auf sich zogen. In dieser millionen Metropole London sind nur 200 Busse mit diesen Plakaten herumgefahren.

PR Profis seien baff, über die Durchschlagskraft dieser Propaganda.

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Offensichtlich traf die junge englische Journalistin Ariane Sherine den Nerv der Leute. Die Botschaft dieses Slogans polarisiert.

Warum polarisiert dieser Slogen wohl? Er polarisiert, so sehe ich das, weil wir Menschen religiöse Wesen sind. Jeder Mensch hat irgendwie eine Antenne für übersinnliche Dinge. Deshalb fühlen sich die Leute von dieser Kampanie auf irgend eine Art angesprochen. Meine Antwort auf diesen Slogan lautet:

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Da ist wahrscheinlich
EIN GOTT
freue Dich + geniesse Dein Leben!

Immerhin sind 90% der Weltbevölkerung Religionsangehörige. Klar, wir wissen nicht, wie ernst sie es mit ihrer Religion nehmen.

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Dawkins, der verschiedene Bücher schrieb, eines davon „der Gotteswahn“ aus dem ich auch heute einiges zitieren werden, vermutet, dass es viele Menschen geben würde, die im Herzen Atheisten seien. Mit diesem Buch, möchte er ihnen zum coming out verhelfen.

Ich bezweifle, ob es wirklich so viele versteckte Atheisten gibt. Natürlich wird es viele Leute geben, die einer Religionsgemeinschaft angehören, aber innerlich die Überzeugungen ihrer Religion nicht teilen oder oft sie gar nicht kennen. Deswegen sind sie noch keine Atheisten, denn sie glauben trotzdem, es gäbe irgend ein höheres Wesen. Übrigens eine Einstellung, die in unserem christlichen Land weit verbreitet ist.

Kann sich ein Atheist dieser Religiosität entziehen, oder anders gefragt: Wie religiös ist ein Atheist?“ Mit dieser Frage wollen wir uns heute beschäftigen.

I.                

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Schicksal Religion

Zuerst müssen wir ganz grundsätzlich fragen: Gibt es Menschen, die nicht religiös sind? Der Apostel Paulus meint zwar:

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„Der Glaube findet nicht bei allen Zustimmung.“ (2. Thessalonicher 3, 2)

Damit meint er aber nicht die Religiosität des Menschen, sondern er spricht hier vom christlichen Glauben, der nicht bei allen Zustimmung findet. Aber – gibt es Menschen, die nicht religiös sind? Mit religiös meine ich nicht, dass man immer über geistliche Dinge spricht und sich an Kerzenlicht und Weihrauch erfreut.

Interessant ist, dass überzeugte Atheisten der Meinung sind,  jeder Mensch würde sozusagen als religiöses Wesen geboren. Dawkins schreibt:

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Der angeborene Dualismus und die angeborene Teleologie schaffen in uns unter geeigneten Bedingungen eine Neigung zur Religion. Unser angeborener Dualismus bereitet uns darauf vor, an eine „Seele“ zu glauben, die kein untrennbarer Bestandteil unseres Körpers ist, sondern nur in ihm wohnt. Dass ein solcher körperloser Geist nach dem Tod des Körpers an einen anderen Ort wandert, kann man sich leicht vorstellen. S.252-253.

Mit anderen Worten: Jedem Menschen ist die Überzeugung angeboren, dass Körper und Geist zwei verschiedene Wirklichkeiten sind wie Hardware und Software (das meint er mit Dualismus). Jeder Mensch glaubt intuitiv, dass der Körper vergänglich und der Geist unvergänglich ist. Die angeborene Teleologie, von der er spricht, ist nichts anderes, als das Bewusstsein des Menschen, dass wir für irgendetwas in dieser Welt sind und dass unser Leben einen Sinn haben muss. Deshalb beschäftigen sich Menschen, seit es Menschen gibt, mit der Frage wieso und wozu sie hier auf der Erde leben. Deshalb kann man an unseren Universitäten Philosophie studieren. Menschen suchen nach Sinn und Ziel des Lebens und Dawkins meint, dass uns das angeboren ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir die Religiostät in die Wiege gelegt bekommen.

Dawkins versucht dann, dieses für ihn störende und gleichzeitig erstaunliche Phänomen, zu erklären. Mir fehlt die Zeit, seine Überlegungen diesbezüglich darzulegen. Wer sich dafür interessiert, kann das in seinem Buch lesen. Persönlich finde ich seine Erklärungen – sagen wir mal – abenteuerlich.

Interessanter finde ich die Frage, wie denn aus einem Menschen, der von Geburt religiös ist, ein Atheist wird. Er sagt:

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Weil ich mit meiner Vernunft gelernt habe, Monist zu sein, während ich gleichzeitig als Mensch auch ein Tier bin, bei dem sich in der Evolution dualistische Instinkte entwickelt haben. S.251-252.

Dawkins traf also eine Entscheidung, Monist zu werden. Monist meint in diesem Zusammenhang, dass man nicht mehr daran glaubt, dass es eine geistige Welt gibt, die von materiellen Welt losgelöst existiert. Dawkins hat sich also sozusagen zum Atheismus bekehrt, vom Dualisten zum Monisten. Das ist sein gutes Recht. Sein Beweggrund zu dieser Entscheidung sei seine Vernunft. Damit festigt er seine immer wiederkehrende Botschaft, dass der Wissende nicht an einen Gott glauben kann, der Unwissende und Dumme, das sehr wohl tut. Doch was man ständig wiederholt, wird durch die Wiederholung nicht wahrer.

Ich würde zumindest mir die Frage erlauben. Was das mit Vernunft zu hat, wenn man eine allgemein anerkannte und offensichtliche Tatsache, dass der Mensch religiös ist, dermassen missachtet.

Er sagt sogar selbst, dass er die Wahrnehmung einer anderen, nicht sichtbare Wirklichkeit, trotz seiner Entscheidung nicht loswird.

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Der Gedanke, dass hinter meinen Augen ein Ich steckt, das zumindest im Roman in einen anderen Kopf wandern kann, ist in mir und jedem anderen Menschen tief verwurzelt – ganz gleich, wie stark wir intellektuell den Monismus bevorzugen. S.251-252.

Er kann diese Wahrnehmung nicht ausschalten. Mit dieser Veranlagung muss er leben. Wäre es in diesem Fall nicht auch vernünftig, wenn er diese Wirklichkeit als eine Tatsache anerkennen würde?

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Warum muss er dermassen gegen die Existenz Gottes kämpfen? Weil er in sich dieses angeborene Bewusstsein hat, dass es etwas Grösseres geben muss. Die Bibel sagt:

„Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“ Prediger 3, 11.

Weil Gott uns das Bewusstsein für die Ewigkeit gegeben hat, suchen wir nach dem Sinn und Ziel des Lebens. Dawkins zeigt gerade mit seinen Büchern, wie stark die Religiosität bei ihm zum tragen kommt. Was er in seinen Büchern macht, ist nichts anderes, als ein Versuch, das Leben zu erklären. Schliesslich muss er auch an seine Überzeugungen glauben, sogar gegen seine natürliche Neigung. Das ist eine Art – sagen wir mal – atheistische Religion.

II.            

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Pervertierte Religion

Selbstverständlich gibt es unzählige Gründe, die Religion zu kritisieren. Hier muss ich Dawkins in vielem Recht geben, was er vorbringt. Wie viele Kriege werden im Namen eines Gottes geführt und nicht nur geführt, sondern auch gerechtfertigt? Gotteskrieger ist auch heute kein unbekannter Begriff. Denken wir an die Kreuzzüge im Mittelalter, die im Namen des Christentums viel Unheil anrichteten. Es gibt aber auch innerhalb derselben Religion harte und tödliche Auseinandersetzungen, so z.B. in Irland zwischen Katholiken und Protestanten oder der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten.

Bei diesen Konflikten meint jeder, er habe Gott auf seiner Seite.

Viele Menschen sind in den Tod gegangen und haben andere Menschen in den Tod gerissen für Überzeugungen, die nüchtern betrachtet im wahrsten Sinn des Wortes unglaublich sind. Um zu zeigen, wie verkehrt und pervertiert Religion sein kann, brauchen wir die Aufklärung der Atheisten nicht.

Die Kritik über solche religiösen Abartigkeiten kennt finden wir bereits in der Bibel. Gott verurteilte religiöse Praktiken, bei denen Eltern ihre Kinder getötet haben.

Amos Beispiel von gefällten Bäumen zeigt Gott dem Volk Israel, wie unglaublich dumm ihre religiösen Praktiken sind. Nachzulesen in der Bibel:

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„Der Zimmermann haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt und der Regen liess sie wachsen.“ Jesaja 44, 14

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„Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; aber daraus macht er auch einen Gott und betet’s an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder.“ Jesaja 44, 15

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„Die eine Hälfte verbrennt er im Feuer, auf ihr brät er Fleisch und isst den Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ah! Ich bin warm geworden, ich spüre das Feuer.“ Jesaja 44, 16

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„Aber die andere Hälfte macht er zum Gott, dass es sein Götze sei, vor dem er kniet und niederfällt und betet und spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott!“ Jesaja 44, 17

Wie krank ist denn das!?

Feuerbach, ein bekannter Philosoph, hatte mit seiner These nicht ganz unrecht.

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“.

Der Mensch will mit dem wahren lebendigen Gott nichts zu tun haben, lieber gestaltet er seine eigenen Ersatzgötter.

Die Kritik Dawkins an der Religion ist so alt, wie die Bibel. Pervertierte Religion kann aber nicht der Beweis dafür sein, dass es keinen Gott gibt.

Paulus beschreibt, wie die Pervertierung der Religion entsteht:

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„Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster.“ (Römer 1, 21)

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„Weil sie sich für klug hielten, sind sie zu Narren geworden.“ (Römer 1, 22)

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„An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten sie das Abbild des vergänglichen Menschen und die Abbilder von Vögeln, vierfüssigen Tieren und Kriechtieren.“ (Römer 1, 23)

Was muss alles als Ersatz hinhalten. Da kauft man irgendwo einen Talismann, hängt ihn ins Auto und meint, er würde vor einem Unfall schützen. Man kauft Steine, im Glauben, sie würden uns heilen, wenn sie richtig verwenden werden. Sogar Menschen werden zu Göttern hochstilisiert. Als Mickel Jackson starb, gab es Menschen, die meinten sie könnten ohne ihn nicht mehr leben. Unsere Götter sind manchmal eben nicht aus Holz, sondern aus Fleisch und Blut. Manchmal machen wir sogar uns selbst zu Gott.

III.         

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Religion am Ziel

Mit der Religion ist es wie mit unserem Körper. Wir können unserem Körper sorge tragen oder wir können unseren Körper schänden und zerstören. Wenn wir unseren Körper zerstören, sei es mit Drogen oder was weiss ich, können wir doch nicht sagen der Körper sei das Problem.

So ist es auch mit unserer religiösen Neigung. Wir können den wahren Gott suchen oder wir können uns ganz eigenartigen Überzeugungen hingeben, bis dahin, dass wir unser Leben und das Leben anderer zerstören. Da kann man doch nicht sagen, unsere Neigung zur Religiosität sei deswegen schlecht.

Gott hat das Bewusstsein für eine Welt, die für uns nicht sichtbar ist, in uns hineingelegt, damit wir ihn – den lebendigen Gott – suchen. Wenn wir uns toten Göttern zuwenden und sie verehren, ist das doch zuerst einmal unser Problem. Wenn wir obskure Lehren ernst nehmen, ist das doch zuerst unser Problem. Wir entscheiden schlussendlich, wem wir unser Vertrauen schenken. Von welcher Überzeugung wir uns im Leben leiten lassen. Und glaube mir, Du wirst in Deinem Leben von einer Überzeugung geleitet, ob du sie formulieren kannst oder nicht ist nebensächlich.

Gottes Wunsch ist, dass wir mit ihm leben. Paulus sagte in seiner Rede in Athen, Gott würde in unserem Leben eingreifen, damit wir nach ihm suchen.

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„Mit allem, was Gott tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen; er wollte, dass sie – wenn irgend möglich – in Kontakt mit ihm kommen und ihn finden. Er ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne.“ (Apostelgeschichte 17, 27)

Warum will Gott, dass wir ihn finden? Er will das, weil er uns erlösen will und weil ihr mit uns zusammen unterwegs sein möchte.

Wenn wir dem lebendigen Gott begegnen, dann sind wir mit unserer angeborenen Religiosität am Ziel angekommen. Gott verspricht sogar, wer in ernsthaft sucht, von dem wird er sich auch finden lassen.

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„Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia 29, 13

Das sagte Gott zwar dem Volk Israel, aber das gilt für jeden Menschen.

Nun ist aber noch die Frage, wie wir diesen Gott finden und oder wo wir ihn suchen müssen.

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Gott ist uns einen grossen Schritt entgegen gekommen, damit wir nicht weit suchen müssen. Er schickte seinen Sohn in diese Welt, damit Gott für uns fassbar und begreifbar wird. Deshalb sagte Jesus seinen Jüngern:

„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Johannes 14, 9)

Wer dem lebendigen Gott begegnen will, der begegnet ihm, wenn er Jesus begegnet, folgerichtig sagt Jesus:

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„Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ (Johannes 14, 6)

Wer Jesus begegnet und ihm sein Leben anvertraut, der ist am Ziel seiner Entdeckungsreise angekommen. Der hat die wahre Heimat gefunden. Die Suche nach dem Sinn und Ziel des Lebens wurde beantwortet: Gott möchte in Gemeinschaft mit mir leben. In der Begegnung mit dem Schöpfer finde ich zu meiner Identität, dort entdecke ich, wer ich bin und wie wertvoll und wertgeschätzt ich in den Augen Gottes bin.

Wer da angekommen ist erfährt, dass man das Leben erst recht geniessen kann, wenn man mit dem Schöpfer verbunden ist. Paulus beschreibt, was dieses Leben beinhaltet.

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„Denn im Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude.“ (Römer 14, 17)

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Schlussgedanke

Wie religiös ist ein Atheist? Wir haben gesehen, ein Atheist ist genau so religiös wie jeder Mensch. Die Religiosität wurde uns in die Wiege gelegt. Dieser Wirklichkeit kann sich auch ein Atheist nicht entziehen. Er kann dem Dualismus nicht wirklich entfliehen. Er kann sich zwar Entscheiden monistisch zu denken, aber er wird weiterhin dualistisch empfinden. Da fragt man sich, warum sich das ein Mensch antut.

Die religiösen Irrungen und Wirrungen in der Geschichte bis heute, können nicht als Beweis dienen, dass Gott nicht existiert. Vielmehr zeigt es uns, wohin es führt, wenn Menschen den lebendigen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, verwerfen und sich selber Götter basteln.

Unsere Bestimmung finden wir, wenn wir Jesus in unserem Leben Raum geben. Hier kommt unser Leben erst richtig zur Entfaltung. Jesus sagt das mit einem schönen Bild:

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„Wenn jemand an mich glaubt, werden aus seinem Inneren, wie es in der Schrift heisst, Ströme von lebendigem Wasser fliessen.“ (Johannes 7, 38)