Predigt im Volkshaus feg-zuerich.ch Vorgesetzte: bleibt freundlich und beherrscht (Epheser-Brief 6, 9) Einleitende Gedanken Der neue Firmenchef, der für seinen harten und rücksichtslosen Führungsstil bekannt ist, läuft an einem seiner ersten Arbeitstage gegen Mittag am Empfang vorbei. Er sieht dort einen Mann am Türrahmen lehnen, der absolut nichts tat und auch nicht den Eindruck erweckte, er würde seinem neuen Chef Respekt erweisen. Verärgert fragt er diesen scheinbaren Nichtsnutz, wieviel er im Monat verdienen würde. Über diese direkte und unfreundlich gestellte Frage ist der Mann verblüfft, aber er antwortet freundlich: "1'500 Franken. Wieso wollen sie das wissen?" Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, zückt er ein Scheckbuch und stellt einen Scheck über 3'000 Franken aus. Jetzt will er nämlich ein Beispiel setzen, das seine Mitarbeiter aufhorchen lässt und sie ein für allemal wissen, wie das in Zukunft in dieser Firma laufen wird. Er wendet sich also dem Mann zu, der immer noch untätig am Türrahmen lehnt, drückt ihm den Scheck in die Hand und brüllt: "So, da haben sie ihr Geld für die nächsten zwei Monate, und jetzt verschwinden sie und lassen sich hier nicht mehr blicken!" Stolz, den Mitarbeitern gezeigt zu haben, dass er es nicht dulden wird, wenn Mitarbeiter untätig rumstehen und ihm keinen sichtbaren Respekt entgegenbringen, fragt er die etwas schockiert wirkende Dame am Empfang, welche Aufgabe dieser Faulpelz gehabt hätte. Etwas verlegen antwortet sie: "Das war der Pizza Kurier." Mitarbeiter zu führen ist eine der schwierigsten Aufgaben in einer Firma. Menschen haben Gefühle, sind verletzlich, haben verschiedene Charakter, Fähigkeiten und Eigenheiten. Sie unterliegen Stimmungsschwankungen, werden krank, wollen Ferien usw. Maschinen hingegen sind viel einfacher. Die verlangen keine Ferien. Stimmungsschwankungen kennen sie nicht. Ist etwas defekt, werden sie repariert und arbeiten dann fleissig weiter, wenn es sein muss, 24 Stunden am Tag. Doch in den meisten Firmen sind nicht die Maschinen, sondern die Menschen die wichtigste Ressource für den Erfolg. Selbst wenn eine Maschine den grössten Teil der Arbeit tut, braucht es Menschen, die sie bedienen und dafür sorgen, dass alles einwandfrei läuft. Gute Personalführung ist für den Erfolg einer Firma entscheidend, denn wenn die Mitarbeiter mit der Art der Personalführung nicht zufrieden sind, werden sie sich anders orientieren und wenn immer möglich den Arbeitsplatz wechseln. Hohe Fluktuation in einer Firma kostet viel Kraft und Geld. So gehört die Personalführung zu den grössten Herausforderungen, denen sich ein Vorgesetzter stellen muss. Paulus sagt nun zum Schluss des Abschnittes unserer Serie auch noch etwas zu den Leuten, die Untergebene hatten und damals ihr persönliches Eigentum waren, über das sie frei verfügen konnten. Doch was Paulus den Herren in der damaligen Welt sagte, das gilt auch heute für jene, die Menschen führen. Paulus sagt: Ihr Herren, behandelt eure Sklaven nach denselben Grundsätzen, versucht nicht, sie mit Drohungen einzuschüchtern. Denkt daran, dass es einen gibt, der sowohl ihr Herr ist als auch euer Herr. Er ist im Himmel, und er ist ein unbestechlicher Richter. Epheser 6, 9. I. Das Versetzungs-Prinzip hilft Paulus nimmt Bezug auf das, was er bereits den Sklaven gesagt hatte, denn die Grundsätze, die er für die Sklaven niederschrieb, gelten genauso für die Herren. "Ihr Herren, behandelt eure Sklaven nach denselben Grundsätzen." Epheser 6, 9. Der Kern dessen, was Paulus den Sklaven sagte ist, dass sie ihre Arbeit für Jesus tun sollen. Letztlich seien sie für ihr Verhalten gegenüber ihren Vorgesetzten Gott gegenüber verantwortlich. Ihre Arbeit sei im Grunde eine Form des Gottesdienstes. So fasste es Paulus zusammen: "Erfüllt eure Aufgaben bereitwillig und mit Freude, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn." Epheser 6, 7. Die Vorgesetzten sollen sich dessen bewusst, dass das auch für sie gilt. Sie sind Gott gegenüber verantwortlich, wie sie sich gegenüber ihren Untergebenen verhalten. Sie sollen ihre Untergebenen so behandeln, als würden sie Jesus dienen! Vorgesetzte sollen sich nicht nur auf die Gewinnmaximierung konzentrieren und nicht nur darauf schauen, dass sie baldmöglichst auf Kosten anderer befördert werden. Nein - zuerst sollen sie das, was sie tun, für Gott tun. Sie sollen ihre Arbeit so anpacken, dass sich Gott darüber freuen kann. So bekommen auch Vorgesetzte einen Lohn, der sich ihm Himmel anhäuft und auf ihre Ankunft dort wartet, denn Paulus schreibt: "Ihr wisst: Was ein jeder Gutes tut, das wird er vom Herrn empfangen, er sei Sklave oder Freier." Epheser 6, 8. So gelten die Grundprinzipien, die Paulus den Sklaven sagte vollumfänglich auch für die Herren. Doch Paulus ergänzt nun noch einen Gedanken, der von den Vorgesetzten besonders beachtet werden sollte. Mächtige, erfolgreiche und reiche Menschen neigen nämlich dazu, sich je mächtiger sie sind, sich für besonders wichtig zu halten. Sie geben sich oft der Illusion hin, dass die Welt ihnen zu Füssen liege und sie sich von den normalen Menschen abheben würden. Sie empfinden es selbstverständlich, dass sich die Menschen ihnen gegenüber unterwürfig verhalten. Ihr Ego wächst und wächst... Das kann zu respektlosem Verhalten gegenüber Untergebenen führen. Das will Paulus mit seiner Bemerkung unterbinden. Er warnt: "Versucht nicht, eure Sklaven mit Drohungen einzuschüchtern." Epheser 6, 9. Wer seine Mitarbeiter bedroht und einschüchtert, der missbraucht seine Machtstellung. Seinen Untergebenen, selbst wenn es Sklaven sind, Respekt zu erweisen, das ist keine neue Idee von Paulus. Schon Hiob wusste, dass ein gottesfürchtiger Mensch seine Untergebenen mit Anstand behandeln sollte. Er sagte seinen Freunden, die ihn verurteilten: "Wenn einer meiner Knechte sich beklagte, wenn eine Magd sich über mich beschwerte, hab ich zu keiner Zeit ihr Recht missachtet. Wie könnte ich sonst Gott vor Augen treten und mich verteidigen, wenn er mich prüfte?" Hiob 31, 13-14. Hiob behandelte seine Sklaven respektvoll, wenn sich einer beklagte, nahm er diese Klage ernst. Wie könnte er sonst Gott vor Augen treten? Natürlich bedeutet das nicht, dass Angestellte und Mitarbeiter sich alles erlauben dürfen und keine disziplinarischen Massnahmen ergriffen werden dürfen, aber auch wenn das nötig ist, dann soll es immer mit dem nötigen Respekt geschehen. Wer Menschen führt, der weiss, dass diese Aufgabe viele schwierige und komplexe Entscheidungen erfordern kann, bei denen nicht immer klar ist, welche Entscheidung die Richtige ist. Deshalb stellt sich die Frage, wie wir als Christen erkennen können, welche Entscheidung Gott gefallen würde. Dazu gibt es ein hilfreiches und sehr altes Prinzip: Das Versetzungs-Prinzip. Damit wir uns nicht falsch verstehen. Es geht dabei nicht darum, dass ich den Mitarbeiter versetze, damit ich nichts mehr mit ihm zu tun haben werde. Mein Kompaniekommandant verfuhr mit mir nach dieser Art von Versetzung. Weil er mich nicht ausstehen konnte, musste ich meine WKs immer in einer anderen Kompanie machen. Aber eben, das Versetzungs-Prinzip, von dem ich spreche, funktioniert ganz anders. Es geht darum, dass ich mich als Vorgesetzter in die Situationen der Mitarbeiter versetze, die ich führen muss. Wir sollten es uns zur Gewohnheit machen, dass wir bei Entscheidungen, die wir für andere treffen müssen, überlegen, was das für die betreffende Person bedeuten wird, welche Auswirkungen das auf sie haben wird. Ich könnte mich fragen, wie ich regieren würde, wenn ich diese Anweisung erhalten würde und befolgen müsste. Wer das ernsthaft machen will, der muss die Situation seiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz kennen. Er muss auch über die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter Kenntnis haben. Es ist ein bisschen wie bei einem Dirigenten, der jedes Instrument und die Fähigkeiten des Musikers kennt und genau weiss, wann er wem den Einsatz geben muss, damit das Konzert für den Zuhörer zum Genuss wird. Jedenfalls wird es sich lohnen, wenn sich ein Vorgesetzter diese Mühe macht, denn zufriedene Mitarbeiter sind leistungsstärker und effizienter als unzufriedene. Mitarbeiter, die sich von ihren Vorgesetzen ernstgenommen und respektiert fühlen, werden eher bereit sein, schwierige Entscheidungen mitzutragen. Ein Vorgesetzter sollte darauf achten, dass er nicht sein eigenes Arbeitstempo zum Massstab nimmt. Nicht jeder Mensch kann so hohe Leistungen erbringen und meistens verdienen diese Mitarbeiter auch wesentlich weniger. Ich arbeitete einmal unter einem Chef, der betonte, er würde 90 Stunden in der Woche arbeiten. Das erzeugte einen hohen Druck auf mich. Doch im Gegensatz zu mir, konnte er seine Zeit frei einteilen. Mitten am Tag konnte er einen Vitaparcour machen, ob er den auch zu seiner Arbeitszeit rechnete, weiss ich nicht. Ich jedenfalls arbeitete im Büro und musste für verschiede Arbeiten zur Verfügung stehen. Wir sehen, dieses Versetzungs-Prinzip ist komplex, denn man muss die Situation der Mitarbeiter verstehen und darf sich selbst nicht zum Massstab nehmen. Übrigens wurde dieses Versetzungs-Prinzip von Jesus gefordert. Wir kennen es auch als die goldene Regel: "Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt - das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern." Matthäus 7, 12. Natürlich betrifft das vor allem die Art und Weise wie man einer Person begegnet, denn schwierige Entscheide wie z.B. eine Kündigung sind für Firmen manchmal unumgänglich. II. Das Gleichstellungs-Prinzip gilt Paulus sagt nun in aller Dringlichkeit warum diese Herren ihre Sklaven respektvoll behandeln sollen: "Denkt daran, dass es einen gibt, der sowohl ihr Herr ist als auch euer Herr." Epheser 6, 9. Paulus spricht hier nicht nur von den Sklaven, die Christen sind. Jeder Sklave, jeder Mitarbeiter ist ein Geschöpf Gottes und verdient als solches respektiert zu werden. Paulus spricht also von Menschwürde. Elihu sagte einmal zu Hiob: "Gott nimmt keine Rücksicht auf die Fürsten, zieht keinen Reichen einem Armen vor; denn alle sind Geschöpfe seiner Hände." Hiob 34, 19. Die Unterschiede, die wir machen, kennt Gott nicht. Es beeindruckt ihn nicht, wenn jemand reich ist. Es beeindruckt ihn nicht, wenn jemand viele Mitarbeiter führt. Mächtige Menschen mögen uns beeindrucken, aber nicht Gott. Mose sagte schon den Israeliten: "Der HERR, euer Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren, der grosse Gott, der Mächtige und der Schreckliche, der die Person nicht ansieht und kein Geschenk nimmt." 5. Mose 10, 17. Gott ist absolut unbestechlich. Er lässt sich durch nichts und niemanden beeindrucken, ausser durch Verhaltensweisen, die ihm Ehre erweisen. Und diese Ehre erweisen wir Gott gegenüber, wenn wir die Würde des Menschen nicht antasten und den Menschen Respekt erweisen, einfach deshalb, weil sie Geschöpfe Gottes sind. Paulus führt den mächtigen Herren vor Augen, dass sie nicht tun und lassen können, was ihnen möglich wäre, weil sie über ihre Sklaven verfügen können. Sie werden für ihr Verhalten Rechenschaft ablegen müssen. "Denkt daran, Gott ist im Himmel, und er ist ein unbestechlicher Richter." Epheser 6, 9. Er wird euer Verhalten beurteilen und wenn ihr eure Sklaven unmenschlich behandelt habt, dann wird er euch zur Rechenschaft ziehen. Im Grundtext heisst es eigentlich: "Bei Gott gilt kein Ansehen der Person." Epheser 6, 9. Damit ist natürlich gemeint, dass sich Gott weder durch das äussere Erscheinungsbild, noch durch die soziale Stellung eines Menschen beeindrucken lässt. Ob ein Bettler, ein einfacher Arbeiter, ein Arzt, ein bekannter Schauspieler oder Sänger, wer auch immer vor ihm steht: Er wird jeden Menschen gleich betrachten. Bei Gott gilt eben das Gleichstellungs-Prinzip! Schlussgedanke Wir sind am Ende unserer Serie "Göttliche Anweisungen für gelingende Beziehungen" angekommen. Ein Gedanke hat sich durch diesen Abschnitt im Epheserbrief durchgezogen. Es ist der Gedanken, dass wir darauf achten sollen, dass durch unser Verhalten das Evangelium nicht in Verruf kommt. Wir sollen als Christen so leben, dass Menschen auf Jesus aufmerksam werden können. Das ist natürlich nicht immer möglich, weil die Botschaft des Evangeliums Menschen verärgern kann, denn Jesus sagte selbst, dass wir als Christen verfolgt werden können, weil sich Menschen über die Botschaft des Evangeliums ärgern werden. Jedoch sollen sich die Menschen nicht an unserem Verhalten stören, deshalb sagt Paulus, der selber viel Verfolgungen erleiden musste und von vielen verleumdet wurde: "Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden." Römer 12, 18. Wenn es möglich ist, soviel an uns liegt, aber das ist nicht das höchste Ziel. Das höchste Ziel des Paulus war, dass möglichst viele Menschen zu Jesus finden, damit sie ewiges Leben bekommen. Dafür lebte er! Wie radikal er das lebte, schreibt er den Korinther so: "Ich bin frei und keinem Menschen gegenüber zu irgendetwas verpflichtet. Und doch habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, um möglichst viele für Christus zu gewinnen." 1. Korinther 9, 19. Für dieses Ziel war er auch bereit Unannehmlichkeiten zu ertragen. Er war bereit, obwohl er frei war, sich für dieses Ziel zum Sklaven zu machen! Freie evangelische Gemeinde Zürich Helvetiaplatz 1 Göttliche Anweisungen für gelingende Beziehungen (7/7)