Das ewige Leben wurde fassbar

Reihe: Grundlegendes zum christlichen Leben (1/6)

1. Johannes-Brief 1, 1-2

 

 

I.    Wir konnten es berühren!

II.      Jetzt verkündigen wir!

 

 

 

 


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Einleitende Gedanken

Heute beginne ich mit der Auslegung des 1. Johannes-Briefs. Es warten auf uns interessante und spannende Texte, die bei genauem Hinschauen den Eindruck erwecken könnten, widersprüchlich zu sein. Hier ein Beispiel. Im ersten Kapitel des Briefs lesen wir:

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„Wenn wir behaupten, wir hätten nicht gesündigt, machen wir Gott zum Lügner und geben seinem Wort keinen Raum in unserem Leben.“ 1. Johannes 1, 10.

Doch im dritten Kapitel scheint es, als würde Johannes das Gegenteil behaupten. Er schreibt:

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„Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht, denn in ihm ist und bleibt die erneuernde Kraft Gottes. Gott ist sein Vater geworden – wie könnte er da noch sündigen!“ 1. Johannes 3, 9.

Wir sehen, der Brief ist spannend, wie übrigens die meisten Texte in der Bibel, wenn wir sie genauer betrachten. Es gibt aber meistens eine gute und einleuchtende Erklärung, auch für diese beiden Aussagen gibt eine gute, einleuchtende und verständliche Erklärung. Im Verlauf dieser Serie werde ich euch noch aufzeigen, warum hier kein Widerspruch vorliegt.

Ich werde den 1. Johannes-Brief in verschiedene Serien unterteilen. Die erste Serie lautet:

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Grundlegendes zum christlichen Leben.

Sie besteht aus sechs Folgen:

Das ewige Leben wurde fassbar; 1. Johannes 1-2.

Das ewige Leben kommt zu mir; 1. Johannes 1, 3-4.

Online mit dem guten Gott; 1. Johannes 1, 5-6.

Leben in echter und tiefer Gemeinschaft; 1. Johannes 1, 7.

Leben mit einer gesunden Selbsteinschätzung; 1. Johannes 1, 8-10.

Leben nach einem Fiasko; 1. Johannes 2, 1-2.

Der Johannes-Brief ist, wie die meisten Briefe im Neuen Testament, ein apologetisches Schreiben. Apologetik ist die Verteidigung einer Weltanschauung und die christliche Apologetik verteidigt die Lehren und Wahrheiten des christlichen Glaubens.

Die Apologetik, die uns in der Bibel begegnet hat einen eigenen Charakter. Die Überzeugungen, die bekämpft werden, bleiben im Hintergrund. Wir erfahren über die jeweiligen Irrlehren relativ wenig. Das ist der Grund, weshalb wir den apologetischen Charakter nicht sofort erkennen. Johannes geht so vor, dass er die Überzeugungen besonders hervorhebt und betont, die von den falschen Lehren angegriffen und verändert werden.

Er macht es so, wie wenn er jemandem erklären würde, wie man Falschgeld erkennen kann. Er beschreibt nicht die verschiedenen Varianten des Falschgeldes, sondern er erklärt ganz genau, wie man das richtige Geld erkennen kann. Hier ein typisches Beispiel, das auch für den Text, den wir heute anschauen von Bedeutung ist. Johannes schreibt:

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„An Folgendem könnt ihr erkennen, ob jemand sich zu Recht auf Gottes Geist beruft: Wer sich zu Jesus Christus als zu dem bekennt, der ein Mensch von Fleisch und Blut geworden ist, hat den Geist, der von Gott kommt.“ 1. Johannes 4, 2.

Johannes sagt hier nicht, was die anderen über Jesus sagen und denken. Er erklärt, worauf man achten muss, um zu erkennen, ob man es mit einem echten Christen zu tun hat, oder ob jemand nur christlich spricht, aber Christus gar nicht kennt.

Das ist die hauptsächliche Vorgehensweise der Apologetik, die uns in der Bibel begegnet.

Jedenfalls ist es für Christen sehr wichtig, dass wir genau wissen, was und an wen wir glauben. Es ist nicht so wichtig alle christlichen Strömungen, Sekten und Religionen genau zu kennen. Wir müssen nicht unbedingt wissen, was andere falsch sehen oder lehren. Wir müssen aber wissen, was wir glauben, an welchen Überzeugungen wir festhalten sollten. Wenn wir wissen, was wir glauben, werden wir die falschen Lehren erkennen, mögen sie noch so raffiniert und täuschend nahe an der Wahrheit liegen.

Beginnen wir mit den ersten vier Versen dieses Briefes. Heute werden wir uns mit den ersten beiden Versen beschäftigen und am nächsten Sonntag mit den Versen drei und vier. Johannes schreibt:

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Was von allem Anfang an da war, was wir gehört haben, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, was wir angeschaut haben und betastet haben mit unseren Händen, nämlich das Wort des Lebens – davon reden wir. 1. Johannes 1, 1.

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Denn das Leben ist offenbar geworden, und wir haben es gesehen; wir sind Zeugen dafür und verkünden euch das unvergängliche Leben, das beim Vater war und sich uns offenbart hat. 1. Johannes 1, 2.

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Was wir so gesehen und gehört haben, das verkünden wir euch, damit ihr in Gemeinschaft mit uns verbunden seid. Und die Gemeinschaft, die uns miteinander verbindet, ist zugleich Gemeinschaft mit dem Vater und mit Jesus Christus, seinem Sohn. 1. Johannes 1, 3.

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Das erfüllt uns mit grosser Freude. Und wir schreiben euch diesen Brief, damit unsere Freude vollkommen wird. 1. Johannes 1, 4.

I.               

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Wir konnten es berühren!

Johannes stellt sich als Schreiber nicht persönlich vor und er begrüsst auch die Empfänger des Briefes nicht. Wie der Hebräer hat dieser Brief eher den Charakter einer Lehrschrift oder Unterweisung, denn am Ende des Briefes fehlen auch die typischen persönlichen Grüsse eines Briefes.

Einen wichtigen Punkt verrät uns Johannes gleich zu Beginn. Er versteht sich als Teil einer Gemeinschaft. Er schreibt:

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„Was wir gehört haben, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, was wir angeschaut haben…“ 1. Johannes 1, 1.

Und bei diesem «wir» bleibt er auch im fortlaufenden Text. Es ist ihm ausserordentlich wichtig deutlich zu machen, dass er keine exklusive persönliche Erfahrung gemacht hatte, sondern dass andere Menschen mit ihm dieselbe Erfahrung gemacht hatten.  Wen Johannes in besonderer Weise in dieses «wir» einschliesst, werden wir gleich sehen.

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Johannes beginnt, indem er schreibt:

„Was von allem Anfang an da war.“ 1. Johannes 1, 1.

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Wir fragen uns sofort von welchem Anfang Johannes hier spricht. Wie weit liegt dieser Anfang zurück? Spricht er von der Entstehung des Volkes Israels? Spricht er vielleicht von der Geburt von Jesus? Ich denke Johannes meint damit, den Anfang, den er bereits in seinem Evangelium erwähnte. Denn er beginnt das Evangelium mit dem Satz:

„Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Johannes 1, 1.

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Also am Anfang, als die Welt erschaffen wurde, existierte dieses Wort bereits. Dieses Wort war Gott und Johannes spricht im Brief von diesem Wort als:

„Das Wort des Lebens.“ 1. Johannes 1, 1.

Dieses Wort existierte bereits vor der Erschaffung der Welt und dieses Wort kam auf die Erde, wie Johannes in seinem Evangelium den Gedanken weiterentwickelt.  Das Wort, das von Anfang an war und das Gott selbst ist, wurde Mensch. So schreibt er:

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„Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ Johannes 1, 14.

Gott besuchte die Erde und die meisten von uns wissen, dass damit nur Jesus Christus gemeint sein kann, der von der Maria geboren wurde.

Jetzt wird auch klar, wen Johannes in dieses «wir» eingeschossen hat. Es sind bestimmt die Jünger von Jesus, die als Apostel unterwegs waren. Es war eine äusserst wichtige Voraussetzung, dass ein Apostel Jesus mit eigenen Augen gesehen haben musste. Als man für Judas, der Jesus verraten hatte und danach starb einen Ersatzapostel suchte, waren die Bedingungen klar:

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„So muss nun einer von den Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein und aus gegangen ist – seit seiner Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde –, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.“ Apostelgeschichte 1, 21–22.

Johannes betont nun in seinem Brief als Erstes diesen einen Aspekt, dass sie Jesus mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört und mit ihren Händen berührt hatten.

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„Was von allem Anfang an da war, was wir gehört haben, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, was wir angeschaut haben und betastet haben mit unseren Händen, nämlich das Wort des Lebens – davon reden wir.“ 1. Johannes 1, 1.

Wir sehen wie stark Johannes betont, dass Jesus ein Mensch aus Fleisch und Blut war, den man anschauen, mit ihm reden und ihn berühren konnte. Und das war auch nach der Auferstehung von Jesus so. Jesus hatte einen richtigen Körper, einen Auferstehungsleib, aber er war kein Geist. So sagte er seinen Jüngern, als er nach der Auferstehung bei ihnen war:

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„Schaut euch meine Hände und meine Füsse an: Ich bin es wirklich! Berührt mich und überzeugt euch selbst! Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Knochen, wie ihr sie an mir seht.“ Lukas 24, 39.

Damals war auch Johannes dabei mit den anderen Jüngern und sie haben den Auferstanden gesehen, mit ihm geredet und ihn angefasst.

Mit diesem deutlichen Statement bezeugt Johannes, dass Jesus, der Sohn Gottes, auf dieser Erde lebte. Gott wurde ein Mensch.

Dieser Gedanke wird uns durch den ganzen Brief hindurch begegnen.

Es ist Johannes wichtig zu zeigen, dass das Wort des Lebens nicht eine innere Erfahrung ist, die ein Mensch machen kann. Das Wort des Lebens ist Mensch geworden.

Oder anders gesagt: Ewiges Leben bekommt man nicht aufgrund einer inneren religiösen Erfahrung und mag sie noch so faszinierend und beeindruckend sein. Ewiges Leben bekommt man nur bei dem Wort des Lebens – nur bei Jesus.

Die Christen wurden von Lehrern beeinflusst, die erklärten, es sei nicht so wichtig, ob Jesus auf dieser Erde als Mensch aus Fleisch und Blut gelebt hat. Es sei auch nicht so wichtig, ob dieser Jesus Gott war. Er könnte durchaus im Auftrag Gottes gewirkt haben, aber deshalb müsse er doch nicht gleich Gott sein. Wichtig sei hingegen die innere Begegnung mit Christus. Christus dem göttlichen Geist.

Dieses Gedankengut wird uns in diesem Brief oft begegnen und wir werden im Laufe des Briefes dieses Gedankengut, das bis heute weit verbreitet ist, besser verstehen lernen.  Johannes kämpft mit ganzer Kraft und Intelligenz gegen diese irreführenden und attraktiv scheinenden Lehren. Deshalb betont er unmissverständlich, dass er mit seinen Kollegen das Wort des Lebens mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie hatten mit ihm gesprochen, ihm zugehört und ihn mit ihren eigenen Händen berührt. Das war nur möglich, weil Gott in Jesus Christus Mensch wurde und nicht als Geist in dieser Welt kam und schon gar nicht in übersinnlicher Weise in Erscheinung getreten war.

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Anders gesagt: Der Mensch wird nicht durch eine innere geistliche Erfahrung erlöst und mag sie noch so beeindruckend und faszinierend sein. Der Mensch wird durch den Glauben an Jesus Christus erlöst. Die Rettung des Menschen liegt ausserhalb des Menschen. Die Rettung finden wir in der Person Jesus Christus. Später bringt es Johannes in einer prägnanten Aussage auf den Punkt, wenn er sagt:

„Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ 1. Johannes 5, 12.

Das Leben ist in Jesus zu finden. Das ist der einzige Ort in der Welt, an dem wir ewiges Leben bekommen können, denn Jesus ist das Leben. Demnach ist die wichtigste Frage, die jeder Mensch für sich klären muss, ob er diesen Sohn hat. Ob er mit Jesus in Verbindung steht, der vor mehr als 2000 Jahren die Erde besuchte. Nur wenn ich mit Jesus in Verbindung bin, kann ich ewiges Leben haben. Das ist der einzige Weg! Johannes zitiert in seinem Evangelium Jesus, der sagte:

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„Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Johannes 5, 24.

Du kannst heute, wenn du unsicher bist, ob du dieses ewige Leben hast, dieses ewige Leben bekommen. Das ist möglich, weil Jesus auferstanden ist, deshalb können wir mit ihm sprechen. Wir können den ansprechen, den Johannes gesehen, gehört und berührt hatte.

Es gibt keine Aufnahmeprüfung, die wir absolvieren müssten. Es ist nur ein aufrichtiges Gebet, in dem ich Jesus als Gott anerkenne und ihm mein Vertrauen schenke. Paulus sagte das so:

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„Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“ Römer 10, 9.

Nichts auf dieser Welt ist wichtiger, als gerettet zu werden und dieses ewige Leben zu bekommen.

II.           

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Jetzt verkündigen wir!

Johannes war einer der Augenzeugen dieses Lebens. Er sagt damit den Christen, sie sollen an dieser Tatsache festhalten und sich durch andere Ansichten nicht irritieren lassen.

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„Denn das Leben ist offenbar geworden, und wir haben es gesehen; wir sind Zeugen dafür und verkünden euch das unvergängliche Leben, das beim Vater war und sich uns offenbart hat.“ 1. Johannes 1, 2.

Johannes, ein Jünger von Jesus, und seine Kollegen, die mit Jesus unterwegs waren, sind Augenzeugen. Sie sahen das Leben und jetzt berichten sie darüber. Sie sind Augenzeugen und erzählen, was sie von Jesus gehört hatten. Und sie waren auch Zeugen, dass Jesus Auferstanden ist und lebt.

Für die Apostel war es klar, dass niemand, der später zum Glauben an Jesus gekommen ist, Jesus so gesehen hat, wie sie ihn sahen. Niemand konnte Jesus mit den eigenen Händen berühren, so wie sie das konnten.

Der Apostel Petrus, der wie Johannes mit Jesus unterwegs war, konnte deshalb mit grösster Selbstverständlichkeit den Christen schreiben:

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„Ihn (Jesus Christus) habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich eure endgültige Rettung.“ 1. Petrus 1, 8–9.

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Dann – am Ziel angekommen – werden wir Jesus sehen. Doch jetzt Leben wir im Glauben und nicht im Schauen, wie der Apostel Paulus schreibt:

„Wir leben ja noch in der Zeit des Glaubens, noch nicht in der Zeit des Schauens.“ 2. Korinther 5, 7.

Wenn wir Jesus nachfolgen, dann vertrauen wir diesen Augenzeugen, die Jesus gesehen, gehört und ihn berührt hatten. Das werde wir im nächsten Teil dieser Serie vertiefen.

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Schlussgedanke

Johannes hatte Jesus, das Wort des Lebens, Gott, der Mensch wurde, mit eigenen Augen gesehen. Er konnte dieses Wort des Lebens mit seinen eigenen Händen berühren. Er begegnete keinem Geist, sondern Gott, der Mensch wurde und die Erde besuchte.

Von diesem Leben spricht Johannes und macht damit deutlich, dass es keine andere Botschaft gibt, die Menschen retten könnte. Die Botschaft des Evangeliums hat seinen Ursprung in dem, der von Anfang an war.

Wer etwas anderes Verkündigen will, der verführt die Menschen. Der Apostel Paulus sagte mit grossem Ernst den Christen in Galatien, die sich von Irrlehren beeinflussen liessen:

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„Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ Galater 1, 8.

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Es gibt nur dieses eine Evangelium, das Menschen befreit, ewiges Leben ermöglicht und uns in den Himmel bringt. Es ist das Evangelium, dessen Ursprung in diesem Wort liegt, das seit Ewigkeiten existiert und eines Tages die Erde besuchte: Jesus Christus. Oder wir können es auch mit Paulus sagen, der den Christen in Korinth schreibt:

„Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ 1. Korinther 3, 11.