Wie erkenne ich den Willen Gottes? Serie: Im Glauben reifer und erwachsener werden! (1/5) I. GOTTES WILLE EREIGNET SICH II. GOTTES WILLE RICHTIG VERSTEHEN III. GOTTES WILLE IST EINDEUTIG Einleitende Gedanken Wir beginnen das neue Jahr mit einer Serie, die uns zu einem reiferen Glauben helfen soll: "Im Glauben reifer und erwachsener werden!" So habe ich diese fünfteilige Serie überschrieben. Sie soll uns helfen, die richtigen Fragen zu stellen, um dann auch gute Antworten zu finden. Unser Glaube muss auf einem festen Fundament stehen, damit wir nicht so leicht aus der Bahn geworfen werden können. Paulus schreibt den Christen in Ephesus: "Wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein; wir dürfen uns nicht mehr durch jede beliebige Lehre vom Kurs abbringen lassen wie ein Schiff, das von Wind und Wellen hin und her geworfen wird, und dürfen nicht mehr auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinfallen, die uns mit ihrem falschen Spiel in die Irre führen wollen." Epheser 4, 14. In dieser Serie beschäftigen wir uns mit verschiedenen Fragen, die wir als Christen gerne beantwortet hätten, aber zu denen es keine einfachen Antworten gibt. Es sind Themen, bei denen wir uns fragen, ob wir uns als Christen richtig verhalten, oder ob wir etwas ändern sollten. Vielleicht schöpfen wir das Potenzial, das im christlichen Glauben steckt, gar nicht richtig aus. Dadurch werden wir anfällig auf verschiedene Methoden einzugehen und Glaubenspraktiken anzuwenden, die vielleicht weit weg von einer gesunden biblisch fundierten Lehre sind. Und ungesunde Lehre führt zu einem ungesunden Glaubensleben. Mit fünf Fragen werden wir uns in den nächsten Wochen beschäftigen: Wie erkenne ich den Willen Gottes? Wie höre ich Gottes Stimme? Wie unterscheide ich Schuld von Schuldgefühlen? Wie werde ich unerwünschte Gedanken los? Und zum Schluss: Wie soll ich beten? Wir beginnen heute mit der ersten Frage: Wie erkenne ich den Willen Gottes? Das ist eine wichtige Frage, die uns immer wieder herausfordert. Fragen wir nach dem Willen Gottes in unserem Leben, ist meistens die Fragen, was wir tun sollten. Was erwartet Gott von mir? Bei jeder Predigt und bei jedem Vortrag zu diesem Thema erhoffen wir uns zu hören, wie das genau funktioniert, dass wir Gottes Wille erkennen können. Wir suchen insgeheim nach einem Rezept, wie wir den Willen Gottes für unsere persönlichen Entscheidungen erkennen könnten. Jedesmal werden wir jedoch enttäuscht, denn bis jetzt konnte noch niemand aufzeigen, wie wir den Willen Gottes zweifelsfrei feststellen können. Leider wird das heute nicht anders sein. Ich kann euch kein Rezept oder eine Methode anbieten, die in jedem Fall garantiert funktionieren würde. Aber ich kann mit euch genau hinschauen, was die Bibel über den Willen Gottes sagt und das finde ich schon sehr hilfreich. Beginnen wir mit dem ersten Gedankengang. I. Gottes Wille ereignet sich Gottes Wille ereignet sich, ohne dass ein Mensch irgendetwas dazu tun könnte. So war es im Leben des Apostels Paulus. Bevollmächtigt von der jüdischen Führung in Jerusalem, machte er sich auf den Weg nach Damaskus, um dort die wachsende Versammlung der Christen zu zerstören. Unterwegs begegnete ihm Jesus und berief ihn zum Apostel. Dieses Erlebnis veränderte Paulus und sein Leben radikal. Dieses Erlebnis war für ihn so eindrücklich, dass er sich in vielen seiner Briefe so vorstellt: "Paulus, berufen zum Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes." 1. Korinther 1, 1. (2. Korinther 1, 1; Epheser 1, 1; Kolosser 1, 1; 2. Timotheus 1, 1) Den 1. Timotheus-Brief eröffnet er mit den Worten: "Paulus, Apostel Christi Jesu nach dem Befehl Gottes." 1. Titus 1, 1. Paulus macht damit deutlich, dass er nicht nach dem Willen Gottes gesucht hatte. Gottes Wille ereignete sich in seinem Leben! Gott kam auf ihn zu. Gott ergriff die Initiative ihn für sein Vorhaben, das Evangelium zu den Heiden zu bringen, einzusetzen. Hätte sich Paulus dieser Berufung widersetzt, dann hätte Gott jemand anderen gesucht, um seinen Willen durchzusetzen. Als Jesus mit der Samaritanerin sprach und ihr aufzeigte, dass er der Messias ist, kamen seine Jünger zu ihm und sie waren besorgt, weil er noch nichts gegessen hatte. Sie forderten ihn auf zu essen und Jesus antwortete: "Meine Nahrung ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und das Werk vollende, das er mir aufgetragen hat." Johannes 4, 34. Jesus war dabei der Samaritanerin das Evangelium zu erklären und genau das ist der Wille Gottes: die Rettung der Menschen. Jesus bezahlte mit seinem eigenen Leben. Er erfüllte damit den Willen Gottes, der uns Menschen retten will. Paulus schreibt: "Jesus hat sein Leben hingegeben, um uns von allem Bösen zu befreien, das die jetzige Welt beherrscht, und hat damit den Willen Gottes, unseres Vaters, erfüllt." Galater 1, 4. Ich könnte euch auf viele andere Aussagen in der Bibel hinweisen, bei denen es immer um diesen Willen Gottes geht, seinen Willen Menschen zu retten. Alles, was zur Rettung des Menschen nötig ist, das wollte Gott tun. Das ist sein Wille. Es ist der Wille Gottes, der sich in der Menschheitsgeschichte ereignet. Gott setzte diesen Willen durch. Er will, dass Menschen gerettet werden. Einmal fragten die Menschen Jesus: "Was für Dinge müssen wir denn tun, um Gottes Willen zu erfüllen?" Johannes 6, 28. Und Jesus antwortete: "Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat." Johannes 6, 29. Und in seinen weiteren Erklärungen sagte er es noch deutlicher: "Ja, es ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben hat; und an jenem letzten Tag werde ich ihn auferwecken." Johannes 6, 40. Also: Glaube an Jesus, dann wird Gottes Wille in deinem Leben erfüllt! Gott will, dass du ewiges Leben bekommst! Das ist das Allerwichtigste, was wir über den Willen Gottes sagen können: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Dazu hat Gott alle Vorbereitungen getroffen. Die Frage bleibt, ob du Jesus eingeladen und die Rettung angenommen hast. Und wenn wir schon Christen sind, dann können wir wissen, wenn wir uns damit beschäftigen, das Evangelium zu verbreiten, dann tun wir immer den Willen Gottes, egal ob ich in der Technik, in der Küche, beim Aufräumen, auf der Bühne oder wo auch immer mithelfe. Wo das Evangelium weitergegeben wird, ist unser Wille mit dem Willen Gottes in völliger Übereinstimmung. II. Mögliche Missverständnisse Vielleicht wird der eine oder andere sich mit dem Willen Gottes weiterbeschäftigen und die Konkordanz hervornehmen, was natürlich eine ganz tolle Sache wäre. Du würdest dabei vermutlich auf Stellen stossen, die etwas verwirrend sein könnten. Deshalb will ich ganz kurz auf zwei dieser Aussagen eingehen. Die eine Aussage ist eine Bitte des Paulus an die Christen in Rom: "Betet darum, dass ich vor den Gefahren gerettet werde, dann kann ich, wenn es Gottes Wille ist, in ungetrübter Freude zu euch kommen." Römer 15, 31-32. Paulus will die Christen in Rom besuchen, das ist für ihn keine Frage. Er betet nicht dafür, ob das Gottes Wille sei, dass er nach Rom reisen sollte. Was er eigentlich sagt ist: "Dann kann ich, wenn Gott es zulässt, in ungetrübter Freude zu euch kommen." Römer 15, 32. Paulus will nach Rom und wenn das Gott auch will, dann wird er nach Rom kommen. Das ist ein Ausdruck tiefsten Vertrauens gegenüber Gott, dass Gott die Geschicke seines Lebens lenkt. Die zweite Aussage finden wir im ersten Brief, den der Apostel Petrus schrieb: "Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun." 1. Petrus 4, 19. Liest man diesen Vers, könnte der Eindruck entstehen, dass Gott will, dass diese Christen leiden. Doch Petrus spricht in diesem Abschnitt über die Verfolgung der Christen. Er will nicht sagen, dass Gott will, dass bestimmte Christen leiden müssen. Er will lediglich sagen, dass Leiden entstehen kann, wenn jemand Jesus treu bleiben will. So meinte er bereits einige Sätze vorher: "Ihr Lieben, lasst euch durch das Feuer nicht befremden, das euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Fremdes." 1. Petrus 4, 12. Es ist nichts abnormales, wenn Christen verfolgt werden, wenn sie unter Druck geraten und leiden müssen. Jesus hatte das bereits angekündigt und Paulus meint diesbezüglich auch: "Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden." 2. Timotheus 3, 12. Es ist nicht der Wille Gottes, dass ein Christ leiden muss, aber es kann sein, dass ein Christ leidet, weil er Jesus treu bleiben will. Wenn das geschieht, dann sollen sie wissen, dass das nicht Gott ist, der gegen sie streitet, sondern die Menschen, die gegen Gott streitet. III. Gottes Wille ist eindeutig Wenn wir die Frage nach dem Willen Gottes stellen, fragen wir eigentlich nach dem, was Gott von uns persönlich erwartet. Was will Gott, das ich tue. Ich frage nach dem Willen Gottes, der nur für mich gilt. Ist dieser Mann oder diese Frau, der Partner für mein Leben? Soll ich ihn oder sie heiraten? Welchen Beruf soll ich erlernen? Was willst du Herr? Auf welche Arbeitsstelle soll ich mich bewerben oder wo soll ich zusagen? Was willst du Herr? Alles wichtige Fragen und es ist ganz normal, dass wir als Christen über solche Entscheidungen mit Gott ins Gespräch kommen. Meistens werden aber unsere Erwartungen enttäuscht, denn wir bekommen selten eine eindeutige Antwort. Schlussendlich müssen wir die Entscheidung selber treffen, ohne die absolute Gewissheit zu haben, ob das nun wirklich der Wille Gottes für mich ist. Solche Enttäuschungen erleben wir, wenn wir eine falsche Vorstellung darüber haben, wie uns Gott seinen Willen bekannt macht. Der Wille Gottes ist nämlich bereits bekannt und er ist nicht nur für mich persönlich, sondern er ist für jeden Christen gleich. Hören wir, was die Bibel sagt: "Der Christ lebe hinfort die noch übrige Zeit auf dieser Erde nicht den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes." 1. Petrus 4, 2. Der Wille Gottes ist hier die Art und Weise wie wir leben sollen und nicht was wir tun sollen. So auch im Epheserbrief: "Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen." Epheser 5, 17-18. Lebt im Geist oder man könnte auch sagen, bringt Früchte des Geistes hervor, die sind: Freundlichkeit, Liebe, Geduld usw. Den Thessalonichern schreibt Paulus: "Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch." 1. Thessalonicher 5, 18. Gott interessiert es - um es etwas provokativ zu sagen - nicht besonders, was du zu tun gedenkst. Ihn interessiert es hingegen ausserordentlich, wie du etwas tun wirst und wie du lebst. Wenn du dich für einen Ehepartner entscheidest und du darfst dich wirklich für den Partner entscheiden, den du liebst und gerne heiraten möchtest, dann ist es Gottes Wille, dass du deinen Ehepartner liebst, ihm treu bleibst, in umsorgst usw. Wenn du zwischen zwei Arbeitsstellen wählen kannst, dann nimm die Stelle, die dir am meisten zusagt. Gottes Wille ist, dass du an deinem Arbeitsplatz ein gutes Zeugnis für ihn bist und er will, dass du deine Familie nicht vernachlässigst und er will, dass du die Beziehung zu ihm aufrecht erhälst usw. Sprechen wir vom Willen Gottes für unser täglichliches Leben, dann geht es darum zu erkennen, wie wir etwas tun sollen. Und dazu gibt es genügend Abschnitte in der Bibel die uns das aufzeigen. Paulus schreibt den Christen in Rom: "Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." Römer 12, 1-2. Wir sehen auch hier, dass Paulus nicht davon spricht, dass wir erkennen sollen, was wir tun müssen. Es geht ihm darum, dass wir erkennen was Gott gefällt nämlich das Gute, Wohlgefällige und Volkommene. Danach sollen wir streben. Wachstum im Glauben geschieht genau dadurch, dass wir in den kleinen Dingen des Lebens den Willen Gottes tun, der denen bekannt ist, die aufmerksam die Bibel lesen. Je mehr wir diesen Willen Gottes tun, desto mehr werden wir wachsen und die Führungen Gottes in unserem Leben erkennen. Jesus sagte das einmal so: "Wer in den kleinsten Dingen treu ist, ist auch in den grossen treu, und wer in den kleinsten Dingen nicht treu ist, ist auch in den grossen nicht treu. Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld nicht treu seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?" Lukas 16, 10-11. Anders gesagt: Wenn ihr mit dem Geld schon nicht sorgfältig umgeht, das ihr in den Händen halten könnt, denkt ihr, dass Gott euch das viel wertvollere Gut, anvertrauen wird? Nein, das wird er nicht. Aber wenn ihr im Kleinen treu seid, sei es mit dem Geld oder mit dem, was ihr erkennen könnt, was Gott von euch will, dann wird euch Gott mehr anvertrauen. Gott wird euch tieferen Einblick in seine Gedanken schenkt. Schlussgedanke Wenn wir die Bibel nach dem Willen Gottes befragen, dann können wir die beiden hauptsächlichen Anspekte mit je einem Vers charakterisieren. Der eine Vers steht im Timotheus-Brief: "Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." 1. Timotheus 2, 4. Hier betont Paulus den absoluten Rettungswillen Gottes. Dieser Wille Gottes ereignet sich und wird für uns persönlich wirksam, wenn wir Jesus in unser Leben einladen. Der andere Vers, den Paulus an die Christen in Thessaloniki schrieb, lautet: "Gott will, dass ihr heilig seid: dass ihm euer ganzes Leben gehört. Das bedeutet, dass ihr euch von Unzucht fern halten sollt." 1. Thessalonicher 4, 3. Hier betont Paulus wie wir leben sollen. Gott will, dass wir ein Leben führen, das ihm gefällt. Gottes Wille zu erkennen ist viel einfacher als wir uns das vielleicht vorstellen. Vieles, was uns wichtig scheint, ist für Gott nicht so wichtig und vieles was uns vielleicht eher unwichtig erscheint, das ist Gott wichtig. Natürlich gibt es im persönlichen Leben und im Gemeindeleben Situationen, in denen wir gerne wissen möchten, was Gott von uns erwartet. Wir möchten wissen, was er will, was wir tun sollen. Natürlich dürfen wir Gott fragen, was sein Wille in dieser Angelegenheit sei, doch das hat für mich viel mehr mit Führung zu tun. Es hat mehr damit zu tun, was wir am nächsten Sonntag anschauen werden, nämlich: Wie höre ich Gottes Stimme? Etwas provokativ würde ich zum Schluss behaupten, dass wir 95% des Willens Gottes relativ leicht erkennen können, zumindest von dem, was wir für ein Leben als Christen brauchen. Solange ich nicht in einer Sünde lebe, kann ich nicht aus dem Willen Gottes fallen. Und vergessen wir nicht, dass Gott selbst uns unterstützt, damit wir seinem Willen entsprechend leben können. Paulus schreibt: "Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt." Philipper 2, 13. 13