Wie Probleme erkannt
und benannt werden

Reihe: Knopf drücken – Problem gelöst? (1)

 

Schriftlesung: Lukas 18, 9-14

I.     Wie erkenne ich meine Probleme

A.       Indem ich auf andere höre

B.       Indem ich auf mich höre

C.       Indem ich auf Gott höre

II.       Warum Probleme einen Namen brauchen

 


Einleitung

í      Kürzlich sandte mir ein Freud einen Tipp. Ich soll unbedingt ein Programm im Internet herunterladen und auf meinem Computer installieren. Ich würde staunen, was das Programm bewirken wird. Nun, ich habe mir das Programm runtergeladen, wusste aber nicht recht, wie ich damit umgehen soll, geschweige, was das Programm wirklich macht. So fragte ich ihn bezüglich den verschiedenen Schritten, die ich zu tun hatte. Es war ein Programm, das Probleme im Computer löst. Er schrieb mir dann, Du musst nur den Knopf drücken und die Probleme werden gelöst, wie im richtigen Leben.

í      Ja, schön wär’s dachte ich, im richtigen Leben gibt es nicht einfach einen Knopf, den man drücken kann und die Probleme sind gelöst.

í      Doch auch bei diesem Programm, konnte man nicht einfach einen Knopf drücken und die Probleme wurden gelöst. Zuerst musste ich einen Knopf drücken, dass es die Probleme überhaupt fand. Erst als es sie gefunden hatte, fragte mich dieses Programm, ob ich die Probleme, die alle einen Namen bekamen, beseitigen möchte. Natürlich wollte ich das.

í      Wenn wir von Problemen sprechen, die wir beseitigen wollen, müssen wir das Problem zuerst einmal kennen. Natürlich wusste ich, dass mein Computer Probleme hatte, aber ich kannte nur die Auswirkungen dieses Problems, nicht das eigentliche Problem.

í      So ist es auch mit meinem VW Bus. Er war eine günstige Occassion und wir sind schon zig tausend Kilometer damit gefahren. Er läuft und läuft, aber ein unangenehmes Problem hatten wir mitgekauft. Wenn ich auf eine Kreuzung zufahre und abbremse oder nur schon, wenn ich das Gaspedal loslasse, stellt der Motor ab und zu ab. Manchmal kommt es öfters vor, manchmal hat man den Eindruck, das Problem sei beseitigt. Nun, ich brachte das Auto in die Werkstatt, d.h. in verschiedene Werkstätten, doch ich habe es aufgegeben, bis jetzt hat niemand das tatsächliche Problem erkannt. Man hatte Vermutungen angestellt und Teile ausgewechselt, aber das half nichts, weil niemand herausgefunden hatte, wo das Problem liegt.

í      Wenn ein Problem gelöst werden muss, dann muss man, wie das mein Computerprogramm macht, zuerst die Probleme erkennen, sie klar benennen und dann kann man sich an die Behebung des Problems machen. Wenn ein Automechaniker das Problem meines Autos wirklich erkennt, wird er wissen, welche Reparatur er zu machen hat, damit das Problem behoben wird.

í      Deshalb müssen wir uns zuerst einmal Gedanken machen, wie wir Probleme erkennen. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Wir können nämlich für unsere Probleme blind sein. Denn wer für eine Sache blind ist, weiss auch nicht, dass er sie nicht sieht. So wurde ich völlig überrascht, als ich meine erste Brille beim Optiker abholte…

í      Ein anschauliches Beispiel hörten wir eben, von dem Pharisäer und dem Zolleinnehmer.

í      Der Pharisäer war ein frommer und religiöser Mensch. Wunderbar, was er alles geleistet hatte, er sagte:

Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften. Lukas 18, 12.

í      Weil er so viel für seine Glaubensüberzeugung tat, stellte er sich selbstbewusst hin und bete:

Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Lukas 18, 11.

í      Gott, wie stolz kann Du auf mich sein. Wie viele Opfer bringe ich doch täglich für Dich. Du kannst Dich freuen einen solchen Menschen zu haben, der Dich verehrt. Schau dir nur mal diesen Zolleinnehmer da hinten an, was für ein Abschaum.

í      Der Zolleinnehmer trat in den Tempel, wagte sich nicht einmal aufzublicken, so beschämt war er über sich selbst. Er weiss keine klugen Worte zu machen. Er hat nichts, womit er sich rühmen konnte. Er kann nur seufzen und zu Gott flehen:

Er schlug sich an die Brust und sagte: „Gott, vergibt mir sündigem Menschen meine Schuld!“ Lukas 18, 13.

í      Jesus sagte dann zu diesen Leuten, die meinten so gut wie der Pharisäer zu sein:

Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Lukas 18, 14.

í      Das war für diese eingebildeten und blinden Menschen wie ein Schlag ins Gesicht.

í      Wir haben hier zwei Menschen. Der eine erkennt sein Problem und gesteht seine Schuld ein. Der andere ist blind für seine eigenen Probleme. Er weiss nicht einmal wie schlecht er in Wirklichkeit dran ist. Das kann auch Christen so gehen. Jesus sagte zur Gemeinde in Laodizea:

Textfeld: XDu sagst: „Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts“, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind und nackt.
Offenbarung 3, 17.

í      Wir sehen, es kann sehr wichtig sein, dass wir unsere Probleme erkennen. Aber wie macht man das?

Bibelstellen zum nachschlagen: Offenbarung 3, 17

I.                 Wie erkenne ich meine Probleme

A.              Textfeld: XsIndem ich auf andere höre

í      Es gibt Leute, die hören auf nichts und niemanden. Sie leben in einer eigenen Welt, wie jener Mann, der in einem Park voller Statuen sich plötzlich auszog und sich neben die verschiedenen Statuen stellte, um sie zu imitieren. Da kam ein Aufseher und sagte dem Mann, dass könne er hier nicht machen. Bald würden Schulklassen kommen. Er soll sich anziehen und sofort verschwinden. Der Mann fragte dann, was das Problem sei, die Statuen hätten auch keine Kleider, sie seien auch nackt. Der Aufseher verzweifelt ob dieser Sichtweise und antwortet: Schon, aber die Statuen sind doch aus Sandstein. Der Mann guckt ihn etwas verdutzt an: Ja und? Ich bin aus Kufstein.

í      Ich muss lernen auf andere zu hören. Manchmal haben wir den Eindruck unsere Probleme seien so gross und wir sind damit so beschäftigt, dass wir gar keine Zeit mehr nehmen, um uns Gedanken zu machen. Geschweige auf jemanden zu hören. Es geht uns dann wie jenem Mann, der ein paar Klafter Holz zersägte. Er strengte sich mächtig an, kam aber mit seiner Arbeit nicht recht vom Fleck. Der Grund lag darin, dass seine Säge schon ganz stumpf geworden war. Als er gefragt wurde, warum er denn nicht zuerst seine Säge scharf mache, antwortete er: "Dazu habe ich jetzt keine Zeit, die Arbeit eilt!"

í      Er hatte nicht einmal Zeit sich über das Problem seiner Säge Gedanken zu machen. Der Mann, der ihn ansprach hatte ihm einen guten Hinweis gegeben, aber er hörte nicht auf ihn. Hätte er ihn ernst genommen, wäre er mit seiner Arbeit schneller fertig geworden.

í      Gott schuf uns bewusst so, dass wir Ergänzung brauchen. So heisst es in den Sprüchen:

Textfeld: XEisen wird mit Eisen geschärft, und ein Mensch bekommt seinen Schliff durch Umgang mit anderen. (Sprüche 27, 17)

í      Es ist wichtig, dass wir Menschen um uns haben, die in unser Leben hineinsprechen dürfen. Man muss sich ja nicht von jedem etwas sagen lassen.

í      Textfeld: XsAber Du kannst einmal überlegen, ob Du es überhaupt zulässt, dass Dir jemand etwas sagt. Frage doch jemanden, der Dich gern hat, ob er Dir nicht sagen würde, wenn ihm etwas bei Dir auffällt.

Bibelstellen zum nachschlagen: Sprüche 9, 8-9; Sprüche 18, 17; Sprüche 29, 1

B.               Indem ich auf mich höre

í      Es gibt ein interessantes Phänomen bei uns Menschen. Wir meinen bei Anderen die Probleme zu erkennen, die wir selber haben. Manchmal wird man unfreiwillig damit konfrontiert, wie die Frau, die der Polizei anrief: "In unserer Strasse wird viel zu schnell gefahren", beklagte sie sich. "Die Leute gefährden ja die Kinder auf dem Schulweg." Anderntags wurde sie selbst wegen Schnellfahrens gestoppt. "Aber Herr Wachtmeister", beschwor sie den Beamten, "ich habe doch gestern wegen der Verkehrsrowdys angerufen." "Na schön", gab der zurück, während er den Strafzettel ausfüllte, "dann müssen Sie ja froh sein, dass wir mal einen erwischt haben." B.C. Das Beste 3/95, S.44.

í      So kann das gehen. Nehmen wir noch ein anderes Beispiel. Nehmen mir einmal an, ich bin misstrauisch. Das kann daher kommen, dass mich schon viele Menschen enttäuscht haben. Es kann aber auch daher kommen, dass ich selber nie so richtig zu erkennen gebe, was ich denke. Ich gehe dann wie selbstverständlich davon aus, dass die anderen das auch so machen und deshalb kann ich dem, was sie mir sagen nie richtig trauen.

í      Jesus kannte dieses Prinzip der Projektion. Deshalb sagte er:

Textfeld: XWie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? Matthäus 7, 3.

í      Wir können tatsächlich Probleme bei jemanden entdecken und der tiefen Überzeugung sein, dieses Problem nicht zu haben. Das kann viele Bereiche in unserem Leben betreffen z.B. Eifersucht, Neid usw. Beziehungen werden dadurch sehr belastet und es kann mich einsam machen, wenn ich nicht erkenne, dass das Problem eigentlich bei mir liegt. Jesus fordert unmissverständlich zur Korrektur auf:

Textfeld: XDu Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen. Matthäus 7, 4.

í      Werde ehrlich mit Dir selbst. Überlege doch, welche Dinge Dich bei anderen regelmässig stören und prüfe, ob es nicht Dein eigenes Problem ist.

Bibelstellen zum nachschlagen: Matthäus 7, 1-5;
Römer 2, 1;

C.              Indem ich auf Gott höre

í      Textfeld: XProbleme erkenne ich, wenn ich auf Gott höre und wenn ich ihn überhaupt ernst nehme.

Den HERRN ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis. Wer ihn missachtet, verachtet auch Weisheit und Lebensklugheit. (Sprüche 1, 7)

í      Wer Gott nicht ernst nimmt, der wird blind für das Leben und blind für das, was das Leben lebenswert macht.

í      Die Beziehung zu Gott gibt mir Klarheit darüber wer ich bin. Es gibt mir Orientierung im Leben. Jesus sagte von sich:

Textfeld: XIch bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben. Johannes 8, 12.

í      Doch Jesus weiss, dass das nicht alle möchten, denn nicht alle Menschen möchten sich der Wirklichkeit des Lebens stellen. Denn das Licht von Jesus gibt nicht nur Orientierung für das Leben, sondern öffnet auch den Blick über uns. Im Johannesevangelium steht:

Textfeld: XDas Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihr Tun böse war. / Denn jeder, der Schlechtes tut, hasst das Licht; er tritt nicht ans Licht, damit sein Tun nicht aufgedeckt wird. Johannes 3, 19-20.

í      Es kann schmerzen, wenn plötzlich sichtbar wird, wer ich bin. Wir verhalten uns deshalb oft wie kleine Kinder, die verstecken spielen. Sie halten sich die Augen zu und meinen, man würde sie nicht mehr sehen.

í      Petrus erlebte, wie ihn das Licht traf, als er auf Anweisung von Jesus, aller Erfahrung zum trotz, die Netze auswarf. Er sah wie sich die Netze füllten und plötzlich wusste er, wer mit ihm in diesem Boot stand. Das Licht Gottes hatte ihn getroffen.

Textfeld: XsPetrus warf sich vor Jesus auf die Knie und sagte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Lukas 5, 8.

í      Doch wer sich diesem Licht aussetzt, der erfährt, dass Gott gnädig und barmherzig ist. Jesus sagte ihm nicht: „Ich weiss du bist böse und schlecht und du bist für immer verloren.“ Nein:

Du brauchst dich nicht zu fürchten. Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein. Lukas 5, 10.

í      In der Gegenwart Gottes wird unser Leben und auch unsere Probleme offenbar, aber sie werden auch geheilt.

í      Deshalb ist es das Wichtigste, dass wir unser Leben vor Gott öffnen. Dass wir uns immer wieder ganz bewusst auf Jesus ausrichten. Das möchten wir nun mit einem wunderbaren Lied tun: Jesus wir sehen auf Dich (Nr.285).

Bibelstellen zum nachschlagen: Sprüche 1, 7; Johannes 3, 16-21; Lukas 5, 1-11

II.             Warum Probleme einen Namen brauchen

í      Noch ein ganz kurzer Gedanke. Es kann sehr hilfreich sein, wenn wir einem Problem einen Namen geben. Menschen die krank sind und nicht so recht wissen, was es ist, kein Arzt weiss welche Diagnose gestellt werden soll, sind mit dieser Situation sehr unglücklich. Es ist unangenehm bedrohlich und unheimlich.

í      Sie erleben es oft als eine grosse Erleichterung, wenn ihr Leiden einen Namen bekommt. Die Krankheit ist deswegen nicht besiegt, aber endlich weiss man, was es ist. Ob man dann etwas dagegen tun kann, ist eine andere Frage, aber die Krankheit hat einen Namen und wird fassbar.

í      So ist es sehr hilfreich, wenn wir ein Problem haben und uns die Zeit nehmen, diesem Problem einen Namen zu geben. Dadurch gewinnen wir etwas Distanz und können die Problemlösung besser anpacken.

í      Übrigens fragte Jesus einmal einen Blinden, der Jesus um sein Erbarmen anflehte:

Was möchtest du von mir? Markus 10, 51a.

í      Wie das nicht klar wäre, was ein Blinder von Jesus möchte, aber Jesus möchte wissen, was in seinem Leben das Problem ist, das er beseitigt haben wollte. So antwortete der Blinde:

Ich möchte sehen können! Markus 10, 51b.

í      Jesus heilte ihn.

í      Manchmal scheuen wir uns dem Problem einen Namen zu geben, weil wir dann keine Ausrede mehr haben. Wenn ich nämlich sage: ich esse zuviel, dann kenne ich die Lösung: weniger essen. Aber das will ich vielleicht nicht.

í      In der Suchtarbeit weiss man, dass es erst wirklich möglich ist jemandem zu helfen, wenn er seinem Problem den Namen gibt. Wenn er ein Alkoholproblem hat, dann muss er einmal an den Punkt kommen, an dem er sagt: Ich bin Alkoholiker oder ich habe ein Alkoholproblem. Erst dann, kann man das Problem wirklich anpacken.

í      Vielleicht hast Du auch ein Problem, dem Du lieber keinen Namen gibst.

Bibelstellen zum nachschlagen: Markus 10, 46-52

Schluss

í      Zusammenfassung

í      Wenn ich meine Probleme erkenne und dazu stehe und bereit bin ihnen Namen zu geben, habe ich die besten Voraussetzungen eine Lösung zu finden. Wer überheblich ist, und etwas auf sich einbildet, der wird sein Leben nicht wirklich meistern. In den Sprüchen steht:

Auf Stolz folgt Sturz, nach Übermut kommt Untergang. (Sprüche 16, 18)

í      Aber wer sich den Problemen stellt und ehrlich ist mit den Menschen, mit sich selbst und mit Gott, der wird in seinem Leben seinen Weg gehen.

í      Der Pharisäer und der Zolleinnehmer, die Gott im Tempel aufsuchten zeigen das sehr anschaulich. Jesus Urteil ist klar:

Textfeld: XDer Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Lukas 18, 14.

Amen