Aufgepasst!
Kolosser 2, 8-10
Jürg Birnstiel
16.01.2000

Gliederung

I.     In Alarmbereitschaft

II.    Charakter der Verfühurng

1.          Anwendung

III.      Jesus genügt

1.          Evangelisation

 


Einleitung

ð      

Text lesen: Kol.2,8-10

I.                 In Alarmbereitschaft

ð     Paulus wird ganz ernst. Er befürchtet, dass sich die Gläubigen von Jesus abbringen lassen, deshalb spricht er die deutliche Warnung aus:

Gebt acht, passt auf, seht zu, dass nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe, durch Philosophie und durch leeren Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt... V.8.

ð     Eine solche Warnung muss uns aufhorchen lassen. Wir dürfen sie nicht einfach überlesen! Denn manchmal übergehen wir solche Verse achtlos. Doch hier müssen wir hellhörig werden.

ð     Es soll also Leute geben, die sich wie auf einer Jagd nach Christen befinden, denn so sagt Paulus, passt auf, dass euch nicht jemand "als Beute wegführen". Es handelt sich also um einen mehr oder weniger aggressiven Akt. Paulus würde heute vielleicht sagen:

ð     Seid nicht blauäugig, es gibt genügend Leute, die versuchen euch von eurer Überzeugung abzubringen.

ð     Christen sind hart umkämpft sind. Petrus schreibt den Gemeinden:

Seid wachsam und nüchtern! Euer Feind, der Teufel, schleicht um die Herde wie ein hungriger Löwe. Er wartet nur darauf, dass er jemand von euch verschlingen kann. 1.Petr.5,8.

ð     Der Widersacher Gottes ist darauf aus, die Gemeinde zu zerstören und den einzelnen Gläubigen von seinem eingeschlagenen Weg abzubringen. Er kennt da keine Ehrencodex an den er sich halten würde. Jesus charakterisiert ihn so:

Er ist von Anfang an ein Mörder gewesen und hat niemals etwas mit der Wahrheit zu tun gehabt, weil es in ihm keine Wahrheit gibt. Wenn er lügt, so entspricht das seinem Wesen; denn er ist ein Lügner, und alle Lüge stammt von ihm. Joh.8,44.

ð     Bildlich gesprochen: Der Teufel lügt ohne nur ansatzmässig rot zu werden.

ð     Paulus sagt auch den Korinthern über solche Leute, die bewusst oder unbewusst in seinem Dienst stehen:

In Wirklichkeit sind sie falsche Apostel, sie sind Betrüger, die sich nur für Apostel von Christus ausgeben. / Das braucht euch nicht zu wundern. Sogar der Satan verstellt sich und gibt sich für einen Engel aus! / Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Helfer sich verstellen und sich als Diener Gottes ausgeben. 2.Kor.11,13-15.

ð     Diese Warnung des Paulus muss uns wirklich zu Denken geben. Es ist auch ein Aufruf an uns wachsam zu sein.

II.             Charakter der Verfühurng

ð     Die Hauptbedrohung der Verführung sieht Paulus nicht im moralischen Zerfall. Aus dem weiteren Verlauf dieses Kapitels werden wir sehen, dass die Jäger ein sehr gesittetes Leben forderten. Die Verführung geschieht in Sachen der Überzeugungen. Die Gedanken über Christus werden verwirrt. Paulus sagt den Korinthern.

Eva wurde durch die lugen Lügen der Schlange verführt. Ich fürchte, dass eure Gedanken genauso verwirrt werden und ihr Christus nicht mehr rein und ungeteilt liebt. 2.Kor.11,3.

ð     Das ist ganz typisch für den Widersacher Gottes. Es ist die alte Frage, die er immer wieder stellt: Sollte Gott gesagt haben? Meinst Du wirklich? Könnte man das nicht anders sehen? Z.B. so oder so – was spricht denn dagegen? Ist es wirklich so wichtig, dass Jesus allein der Retter ist? Könnte Gott, der so mächtig und Barmherzig ist nicht noch andere Wege zur Rettung haben? Meinst Du wirklich, dass der Gott der Liebe Menschen in die Hölle schickt?

ð     Deshalb warnt er von Philosophien und leerem Betrug, die die Gläubigen in Bezug auf das Werk Christi verwirren.

ð     Philosophie ist nicht einfach eine schlechte Sache. Philosophie fragt nach dem tieferen Sinn des Leben. Sie sucht die Zusammenhänge der Welt zu verstehen.
Eigentlich ist der Mensch das einzige Wesen, das nicht fraglos zu leben vermag. Wir wollen wissen, wozu wir leben. Wir wollen unsere Existenz verstehen verstehen.

ð     Jede Pflanze wächst fraglos so, wie sie muss.
Jedes Tier erfüllt fraglos sein Leben. Kein Hund fragt, wie er wohl ein „richtiger“ Hund werden könne.

ð     Aber der Mensch muss fragen, wie er ein wahrer, ein rechter Mensch wird. Er muss fragen, woher er kommt und wohin er geht. Er fragt nach dem Ursprung, Sinn und Ziel des Weltganzen, fragt nach „Gott“. Dass er so fragen muss, ist das Zeichen seiner Grösse und Hoheit, die er als Ebenbild Gottes des Schöpfers hat.. Er ist eben die Krönung der Schöpfung, geschaffen als Partner Gottes.

ð     In diesem Fragen und suchen ist jeder Mensch gewissermassen ein Philosoph. Menschen die ernsthaft suchen dürfen wir nie verachten, sondern wir sie verdienen eine gewisse Würdigung, weil sie sich doch mit den wichtigsten Fragen des Lebens beschäftigen.

ð     Jedenfalls braucht jeder Mensch eine Philosophie, um leben zu können. Heute spricht man von Ideologie d.h. eine weltanschauliche Konzeption.

ð     Philosophien oder weltanschauliche Konzeptionen gab es damals mehr als genug. Es gab verschiedene Philosophenschulen, die ein starkes religiöses Gepräge hatten.

ð     Damals weit verbreitet war die Philosophie der Stoa. Epiktet, der ca. 50 v.Chr. in Hierapolis geboren ist, diese Stadt liegt unmittelbar bei Kolossä, war einer der führenden Philosophen. Er sagte Beispielsweise:

Wisse: was den Glauben an die Götter anlangt, so ist es die Hauptsache, daß du die richtigen Vorstellungen von ihnen habest, nämlich daß sie vorhanden sind und das Weltall gut und gerecht verwalten; und du selbst mußt dich daran gewöhnen, ihnen zu gehorchen und dich allem, was geschieht, zu fügen und zu unterwerfen, in der Gewißheit, daß es dir ja von höchster Einsicht auferlegt wird. Dann wirst du die Götter nicht tadeln und ihnen nicht vorwerfen, du werdest vernachlässigt...

...Trankopfer und Rauchopfer und Erstlingsopfer nach Vätersitte darzubringen, und zwar mit reinem Herzen und nicht in nachlässiger und gleichgültiger Weise und auch nicht karg, noch über Vermögen, ziemt sich in jedem Falle.[1]

ð     Man war wirklich sehr fromm und in den Argumenten steckte viel Überzeugungskraft, zumal sie sich auf alte Überlieferung beriefen. Es gäbe noch vieles aus dieser Zeit zu berichten. Wir sehen aus diesem einen Beispiel, wie die Gemeinde hart bedroht war, denn sie opferten z.B. nicht mehr usw.

ð     Unter Philosophie verstand man aber viel mehr als heute. So bezeichnete Josephus auch die Pharisäer, die Essener und die Sadduzäer. als Philosophenschule.

ð     Wir wissen nicht genau, auf was Paulus mit dem Elementen und dem leeren Betrug bezug nimmt. Aber eines können wir erkennen. Die Leute müssen der Gemeinde gesagt haben, dass Jesus allein nicht genügt. Es gäbe noch eine höhere Vollkommenheit. Die Gottheit sei nicht allein in der Person von Jesus zu finden und es gäbe da noch einiges zu berücksichtigen. Man könne die alten Überlieferungen nicht einfach so umgehen.

ð     Kurz gefasst: das mit Jesus ist schon gut, aber da gehört noch einiges dazu. Nicht Christus allein, sondern Christus und...

1.                  Anwendung

ð     Haben wir denn heute auch solche Philosphenschulen? Oder ist bei uns nach bald 2000 Jahren Christenheit die Gefahr gebannt?

ð     Nein – ganz und gar nicht. Der Widersacher ist nicht in den Ruhestand getreten. Er ist nach wie vor daran interessiert uns als Gläubige zu verwirren. Uns in unseren Überzeugungen zu erschüttern.

ð     Wir leben in einer sehr toleranten Zeit, die uns als Chriten riesige Vorteile bringt. Man erlaubt uns, unseren Glauben zu leben. Schwieriger wird es dann, wenn wir gleichzeitig sagen, dass Jesus wirklich für alle die Rettung sit, dass alle Jesus brauchen, wenn sie nicht verloren werden sollten; wenn wir von Himmel und Hölle sprechen.

ð     Wer heute etwas Absolutes vertritt, wird je länger je mehr Anstoss erregen. Wir werden zu den sturen Fanatikern und Fundamentalisten gezählt – eine Bedrohung für den inneren Frieden einer Gesellschaft.

ð     Tatsächlich, wer kann den etwas gegen Weltfrieden haben. Der 14. Dalai-Lama, dem heute (10.Dez.1989) in Oslo der Friedensnobelpreis erhält ist ein Kämpfer für das Miteinander der Religionen, d.h. damit eine Weltkultur entsteht. Einige seiner Gedanken:

Alle Religionen sind Ausdruck des gleichen Bemühens, den Menschen Leiden ersparen zu helfen und ihnen Zufriedenheit zu schenken...Jede Religion hat ihre eigene Weise, dem menschlichen Leiden Abhilfe zu schaffen und mitzuwirken an unserer Weltkultur. Es geht nicht darum irgend jemanden zu einer anderen Religion bekehren zu wollen...Wenn alle Religionen ihr wichtigstes Anliegen darin sehen, die Menschen zu bessern, wird es ihnen auch leichtfallen, gemeinsam für den Weltfrieden zu arbeiten... Jede Religion stellt einen einzigartigen Beitrag dar und dient den Menschen, die Welt in einer ganz bestimmten Weise zu verstehen. Nicht eine einzige Religion darf fehlen.[2]

ð     Diese Auszeichnung des Dalai-Lama, der übrigens bereits eine Auszeichnung einer Theologischen Fakultät erhielt. Zeigt in welche Richtung der Trend.

ð     Der Absolutheitsaspruch Jesu hat keinen Platz.

ð     Zu keiner Zeit, war den Leuten dieser Anspruch angenehm. Zu Beginn des 2.Jhds. (ca.111), schrieb Plinius an den Kaiser Trajan, weil er nicht wusste, wie er sich gegenüber der Christen verhalten sollte folgendes:

Ich habe sie gefragt, ob sie Christen seien. Die Geständigen fragte ich unter Androhung der Todesstrafe ein zweites und ein drittes Mal. Diejenigen, die hartnäckig darauf beharrten, ließ ich zur Hinrichtung abführen. Denn darüber bestand für mich kein Zweifel: Was es auch sein mochte, das sie zu gestehen hatten - ihr Starrsinn und ihre trotzige Verstocktheit verdienten auf jeden Fall Bestrafung.[3]

ð     Aber jesus wird noch von einer ganz anderen Seite in seiner Einzigartigkeit angegriffen und die Christen verführt. Z.B. lesen wir im zweiten vatikanischen Konzil:

In den Bischöfen, denen die Priester zur Seite stehen, ist also inmitten der Glaubigen der Herr Jesus Christus, der Hohepriester, anwesend. (Kirche21)

ð     Die Zeit war damals nicht viel anders. Der Druck war genauso stark, wenn nicht särker als heute. Und Paulus sagt ganz deutlich.

Lasst euch nicht als Beute wegführen.

ð     Nur was auf Christus beruht hat Bestand.

III.          Jesus genügt

ð     Wie soll nun die Gemeinde dieser Herausforderung entgegentreten? Einmal mehr sagt es Paulus: Nur was auf Christus beruht hat Bestand.

Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. V.9.

ð     Haltet an Christus fest, vertraut ihm und glaubt an ihn. In Christus schimmern nicht einzelne Züge der Gottheit hindurch; hier "wohnt die ganze Fülle der Gottheit".

ð     Die Gemeinde erfährt nun etwas ganz wichtiges:

und ihr seid in im vollendet V.10.

ð     Das heisst, ich brauche nichts dazu, mir fehlt gar nichts, ich bin vollkommen. Ich brauche keine andere Religion zur Ergänzung usw.

ð     Ja, denn Christus ist das Haupt Mächte und Gewalten. Somit kann keine Religion, keine Philosophie, keine Weltanschauung ihm gleichgestellt werden. Christus ist über allem.

ð     Entweder stützt man sich auf die Gesetzmässigkeit dieser Welt oder auf Christus.

1.                  Evangelisation

ð     Rettung, die über den Tod hinausgeht finden wir nur bei Jesus!

Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten: / wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. Joh.4,13-14.

Schluss

ð     Zusammenfassung

Leistet ihm Widerstand und haltet unbeirrt am Glauben fest. 1.Petr.5,9a.

ð     Das ist der einzig richtige Weg, denn es stimmt, was Paulus sagt: Er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.

ð     Wir müssen uns nicht einschüchtern lassen. So sagt auch Johannes in seinem Brief.

Aber ihr, meine lieben Kinder, stammt von Gott und habt die falschen Propheten besiegt. Er, der in euch wirkt, ist mächtiger als der, der diese Welt regiert. 1.Joh.4,4.

Amen



[1]Epiktet: Handbüchlein der Ethik, Kp.31.

[2]Zürichsee-Zeitung, 8.Dez.1989, S.13.

[3]Plinius: Briefwechsel mit Kaiser Trajan X, 96,3.