Wie Kinder ins Reich Gottes
Lukas 18, 15-17

Jürg Birnstiel
13.03.1994

Einleitung

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I. Säuglinge stören Jesus nicht (15+16)

A. Die Jünger weisen ab

->   Wo Jesus hinging, kamen die Menschen in Scharen. Sie wollten Jesus sehen und wollten ihn hören.

->   Viele erhofften sich auch ein Wunder mitzuerleben oder gar selber von ihm geheilt zu werden.

->   Die Menschen wussten, dass Jesus ein besonderer Mensch war. Es gab aber verschiedene Ansichten über ihn. So antworteten die Jünger Jesus, als sie ihn fragte, für wen ihn die Leute halten:

Sie antworteten ihm: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer; einige sagen, du seist Elia; andere, du seist einer der Propheten. Mk.8,28.

->   Es bestand also eine Unsicherheit im Volk darüber, wer Jesus nun wirklich war. Einig war man sich darüber, dass er ein besonderer Mensch sei, der im Dienste Gottes des Schöpfers stand.

->   Darum drängten sich die Menschen um Jesus und jeder wollte von ihm beschenkt werden.

->   Selbst die Mütter mit ihren Säuglingen wollten zu Jesus vordringen, damit er ihre Kinder berühre, denn von Jesus ging eine besondere Kraft aus, so lesen wir in Markus:

Und wo er in Dörfer, Städte und Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, daß diese auch nur den Saum seines Gewandes berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden gesund. Mk.6,56.

->   Es ist also ganz selbstverständlich, dass die Eltern ihre Säuglinge zu Jesus brachten. Viele von uns würden wohl das selbe tun, denn wer will für sein Kind nicht das Beste.

->   Die Säuglinge sollen also einen besonderen Segen von Jesus erhalten; d.h. sie sollen in besonderer Weise von Gott beschenkt werden.

->   Aber sie konnten nicht zu Jesus kommen. Die Jünger schützten Jesus. Sie entschieden darüber, wer zu ihm kommen durfte und wer nicht. Vielleicht wollten sie ihn einfach von der Überbelastung schützen.

->   Dass nun Säuglinge zu Jesus kommen sollten sahen sie offenbar gar nicht ein. Und sie fuhren sie an und hinderten sie zu Jesus zu kommen.

a) Anwendung

->   Auch wir können Menschen im Weg stehen, die vielleicht zu Jesus kommen möchten. Wir können ihnen den Weg versperren.

->   Vielleicht denen wir auch, Kinder können noch nicht zu Jesus kommen, sie sollen erst volljährig werden.

->   Oder vielleicht sind uns Leute nicht so gekleidet, wie wir uns dies Vorstellen. Dieses Problem gab es sogar in den ersten Gemeinden, deshalb musst Jakobus schreiben:

Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit einem jgoldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung / und ihr sähet auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprächet zu ihm: Setze du dich hierher auf den guten Platz! und sprächet zu dem Armen: Stell du dich dorthin! oder: Setze dich unten zu meinen Füßen!, / ist's recht, daß ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken? Jak.2,2-4.

->   Es gibt noch viele Gründe, die uns dazu führen, den Menschen den Weg zu Jesus zu versperren.

->   Wir können Menschen den Weg versperren, auch dann, wenn wir ihnen nicht zeigen, wie man zu Jesus kommen kann. Das taten die Pharisäer und Jesus tadelte sie, indem er sagte:

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen. Mt.23,13.

->   Hüten wir uns davor aus falschem Eifer den Weg zu Jesus zu versperren.

B. Jesus nimmt an

->   Glücklicherweise wird Jesus auf diese Sache Aufmerksam. Trotzdem, dass er von vielen Menschen umgeben ist, verliert er die Übersicht nicht.

->   Jesus hat immer ein Auge auf das Geringe und Unscheinbare gerichtet. Er lässt sich durch nichts blenden und abbringen.

->   So ruft er die Säuglinge zu sich, indem er sagt:

Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Lk.18,16.

->   Also mit anderen Worten: Macht Platz, dass die Säuglinge zu mir kommen können, denn auch sie sind Menschen, die bei Gott ihren Platz haben und ernst genommen werden.

a) Anwendung

->   Gott erbarmt sich stets über dem Schwachen, über dem, was in der Welt bedeutungslos scheint.

->   Jesus schaut nicht auf die berufliche und gesellschaftliche Stellung, auf das äussere Aussehen, auf die Macht und Kompetenzen eines Menschen usw.

->   Jesus achtet auf den Menschen, der so schwach und hilflos ist, wie ein Säugling, der auf Hilfe angewiesen ist.

->   So sagte Jesus zum Ärger derer, die sich für rechtschaffen hielten:

Wer von den beiden hat des Vaters Wille getan? Sie antworteten: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Mt.21,31.

->   Diese kommen nicht eher ins Reich Gottes, weil sie so gesündigt haben, sondern weil sie wissen, dass sie Gott nichts zu bringen haben und völlig von seiner Gnade abhängig sind.

->   Und Paulus ermahnt die Gemeinden auf die Schwachen Acht zu haben, er sagt:

Vielmehr sind die Glieder des Leibles, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; / und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen achten wir besonders auf Anstand; / denn die anständigen brauchen's nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben. 1.Kor.12,22-24.

->   Lernen wir hier von Jesus und verachten das uns gering scheinende nicht.

II. Wie Säuglinge zu Jesus, kommen erwachsene Menschen ins Reich Gottes (17)

->   Jesus geht nun einen Schritt weiter. Er zeigt nun anhand dieser Säuglinge, wie man in das Reich Gottes kommt.

Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Lk.18,17.

->   Die Hauptaufgabe Jesu bestand ja darin, von dem Reich Gottes zu predigen. Als die Jünger ihm sagten: es warten noch viele Kranke darauf, dass du sie gesund machst, antwortete Jesus:

Er sprach zu ihnen: Ich muß auch den andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes, denn dazu bin ich gesandt. Lk.4,43.

->   Jesus predigte also vom Reich Gottes. Und diese Predigt vom Reich Gott wurde auch von der entstehenden Gemeinde weitergeführt. Evangelium heisst also auch: Verkündigung vom Reich Gottes.

->   So heisst es in der Apostelgeschichte:

Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen. Apg.8,12.

->   Und zu den Leitern der Gemeinde von Ephesus sagt Paulus:

Und nun siehe, ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe. Apg.20,25.

->   Aber was hat es nun mit diesem Reich Gottes auf sich? Wo ist denn das Reich Gottes? - Man kann übrigens auch vom Königreich Gottes sprechen.

->   Der König, der dieses Reich repräsentiert ist Jesus selbst. Deshalb sagte er den Leuten:

Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann; / man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Lk.17,20-21.

->   Jesus ist aber am Kreuz gestorben und drei Tage später auferstanden. Nun ist er beim Vater und er sagte seinen Jüngern:

Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Joh.14,3.

->   Wenn also Jesus wiederkommt, dann bricht das Reich Gottes an. Dies war die Verkündigung der Apostel: Jesus kommt wieder darum kehret um, dass ihr bereit seid wenn er kommt.

->   Denn diese Verkündigung war und ist deshalb wichtig, weil es auch ein anderes Reich gibt, welches den Menschen in Schrecken versetzt. In der Apostelgeschichte sehen wir den Inhalt der Verkündigung des Reiches Gottes, wenn es heisst:

Als aber Paulus von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht redete, erschrack Felix und antwortete: Für diesmal geh! Zu gelegener Zeit will ich dich wieder rufen lassen. Apg.24,25.

->   Und die Dringlichkeit ins Reich Gottes einzugehen und gleichzeitig die Tragik, wenn man nicht ins Reich Gottes kommt zeigt Jesus auf, wenn er sagt:

Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen. Lk.13,28.

->   In dieses Reich Gottes kommen wir, wenn wir wie die Kinder werden, oder eben, wie diese Säuglinge.

->   Wer nicht wie ein Kind, das Reich Gottes annimmt, der kommt nicht hinein. Und wenn Jesus das Reich Gottes repräsentiert, dann heisst das, dass wir Jesus aufnehmen müssen.

->   Diese Säuglingen kommen mit nichts zu Jesus. Sie müssen sogar zu Jesus getragen werden, weil sie nicht in der Lage sind selber zu gehen. Sie stellen keine Bedingungen, sondern sind Empfangende.

->   So können wir ins Reich Gottes eingehen.


a) Evangelisation

->   Hast Du das Reich Gottes angenommen? Oder man könnte auch fragen:
Hast Du Jesus aufgenommen? denn in Johannes lesen wir:

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben. Joh.1,12.

->   Wenn wir dann Gottes Kinder sind, dann sind wir auch Erben des Reiches Gottes. Und wir werden in dieses Reich eingehen.

->   Aber wir müssen Jesus aufnehmen und unser Leben ihm in dieser Weise geben, wie diese Säuglinge. Alles müssen wir ablegen. So wie wir sind sollen wir Jesus begegenen.

->   Alle Frömmigkeit hilft uns nicht. Wir können regelmässig den Gottesdienst besuchen, täglich beten, gute Werke tun und unterstützen, Heilige verehren soviele wir wollen.

->   Wenn wir zu Jesus gehen, dann müssen wir allein gehen und alles zurücklassen, denn Gott erbarmt sich nicht über denen, die mit eigenen Werken sich retten wollen.

->   Ein Mann (Ernst Völk), der fast 20 Jahre alkoholabhängig war und durch Jesus von seiner Sucht freigeworden ist, sagte mir, ich kann doch jetzt nicht einfach in die Gemeinde gehen, ich
habe jahrelang keine Kirche besucht und ich kann Gott gar nichts vorweisen.

->   Und ich durfte ihm sagen, dass er die Besten Voraussetzungen mitbringt.

->   Wir können eben nicht durch eigene Werke in den Himmel kommen, sondern nur dadurch, dass wir von Gott erneuert werden. So sagt Jesus einem jüdischen Gelehrten:

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Joh.3,3.

->   Möchtest Du also ins Reich Gottes eingehen - und es gibt eigentlich nichts Wichtigeres - dann musst Du von neuem geboren werden.

->   Werde doch wie ein Säugling und komme zu Jesus, er schenkt dir neues und ewiges Leben.

->   Gerne helfen wir auf diesem Weg.

Schluß

->   Zusammenfassung

->   Lukas hat dieses Ereignis in einem interesannten Zusammenhang gestellt:

->   Die Erzählung folgt nämlich unmittelbar an die Geschichte von Pharisäer und Zöllner, die mit dem Satz endet:

Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Lk.18,14.

->   Sind wir bereit so wie Säuglinge zu werden. Ich meine damit nicht kindisch zu werden, sondern bereit unsere Masken fallen zu lassen.

->   Einzusehen, dass unsere Kraft nicht ausreicht. Bist Du bereit ein so zu werden wie ein Säugling, dann wirst Du in das Reich Gottes kommen.

Amen

 

 

 

 

 

 

Datei: LK_18_15