Jesus kann kommen – es ist alles bereit!

Gedanken zur Weihnachtsgeschichte

Lukas-Evangelium 2, 1-20

 

 

I.    Ein Weltreich bewegt sich

II.      Die erste Weihnachtspredigt

 


 

Einleitende Gedanken

Die Erzählung über die Geburt im Lukasevangelium, die wir eben gehört haben, ist einfach grossartig! Zwei interessante Aspekte werden wir jetzt miteinander anschauen.

I.               

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Ein Weltreich bewegt sich

Zur Zeit des römischen Kaisers Augustus war es endlich soweit, dass alles für das Kommen von Jesus breit war.

Eine entscheidende geschichtliche Entwicklung ereignete sich im dritten Jahrhundert vor der Geburt von Jesus.

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Damals eroberte Alexander der Grosse die Welt in atemberaubendem Tempo. Mit Alexander begann die Hellenisierung der damaligen Welt, d.h. die griechische Kultur durchdrang den Orient und im Gegenzug verschmolz die griechische Kultur mit der orientalischen Kultur. So entstand eine Völker verbindende Kultur, die sich weit über den politischen Zusammenbruch des Alexanderreiches erhalten hatte.

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Eine grosse Errungenschaft dieser Hellenisierung war die Ausbreitung der griechischen Sprache. Das ist vergleichbar mit der Bedeutung der englischen Sprache heute. Damals übersetzte man das Alte Testament ins Griechische.

Die Übersetzung bezeichnen wir als Septuaginta oder einfach die LXX. Sie wurde von den Aposteln und den ersten Christen gelesen. Die meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament wurden der Septuaginta entnommen.

Auf das Alexanderreich folgte das römische Reich. Zur Zeit der Geburt von Jesus, war Griechisch immer noch die völkerübergreifende Sprache. Deshalb wurde das Neue Testament in Griechisch verfasst.

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Das römische Reich festigte seine Macht unter Kaiser Augustus. Er schuf die Pax Romana, das römische Friedensreich. Es gab zwar Kriege in den Grenzgebieten des Reichs, aber innerhalb dieses grossen Reiches herrschte Frieden. Die Verkehrsverbindungen waren für die damalige Zeit hervorragend. Es entstand eine Art Schengenraum, in dem sich jeder frei bewegen konnte.

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Zwei Voraussetzungen waren also geschaffen, die für eine schnelle Ausbreitung des Evangeliums wichtig waren: Das war die griechische Sprache und die LXX, denn dadurch konnte das Evangelium ungehindert verkündigt werden. Zum Zweiten war es der römische Frieden und die guten Verkehrswege, was ein hindernisfreies Reisen ermöglichte.

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So war alles für das grösste Ereignis der Weltgeschichte vorbereitet. Gott konnte die Menschen besuchen. Jetzt musste nur noch Maria mit ihrem Kind an den vorgesehenen Geburtsort kommen. Damit das geschehen konnte, setzte Gott das römische Reich in Bewegung.

„In jener Zeit erliess Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs.“ Lukas 2, 1.

Augustus war ein Ehrentitel, der ihm vom römischen Senat verliehen wurde. Das bedeutet "Erhabener", „Verehrungswürdiger“ oder „göttlich Geweihter“.

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Dieser mächtige Kaiser erliess seinen bedeutungsvollsten und wichtigste Befehl in seiner Regierungszeit:

„Alle Bewohner seines Weltreichs, sollen sich in Steuerlisten eintragen lassen.“ Lukas 2, 1.

Er wollte in Erfahrung bringen, wie viel Steuern er einziehen konnte, denn Rom benötigte sehr viel Geld. Drei solche Volkszählungen soll Augustus während seines Lebens veranlasst haben. Vermutlich handelt es sich bei dieser Volkzählung, von der Lukas berichtet, um die zweite Volkszählung[1], jedoch um die erste Schätzung seit Quirinius Statthalter in Syrien war, denn damals wurde Israel von einem römischen Statthalter, der in Syrien stationiert war, verwaltet.

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Einen Befehl des Kaisers konnte man nur unter Lebensgefahr verweigern.

„So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen.“ Lukas 2, 3.

Augustus konnte einen Befehl erlassen und die Menschen im ganzen Reich müssen gehorchen.

Aber Gott kann mächtige Menschen dazu bringen, dass sie das tun, was er will, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.

Augustus veranlasste zwar diese Volkszählung, aber im Grunde handelte er im Auftrag Gottes, ohne sich dessen bewusst zu sein. Gott liess diese Volkszählung durch Augustus ausführen, damit er seinen Sohn nach Betlehem bringen konnte, denn dort – so hatte er es durch den Propheten Micha vorausgesagt, soll der Sohn Gottes geboren werden. Der Prophet Micha sagte:

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„Du, Betlehem, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Micha 5, 1.

Maria musste irgendwie von Nazaret nach Betlehem kommen. Selbstverständlich hätte Gott auch andere Möglichkeiten wählen können, um Maria und Joseph nach Betlehem zu bringen. Zum Beispiel hätte der Engel Gabriel, als er Maria die Geburt von Jesus ankündigte, sagen können, sie soll möglichst bald nach Betlehem reisen.

Doch Gott wählte einen anderen Weg, denn jeder, der es sehen will, soll erkennen, dass hier Gott am Werk war. Wäre Maria ohne diesen Befehl des Kaisers Augustus nach Betlehem gereist, könnte man ihr vorwerfen, sie hätte sich selbst zur Mutter des Retters legitimieren wollen.

Durch den Befehl des Kaisers Augustus setzte Gott ein Weltreich in Bewegung, damit der Retter der Welt dort geboren wurde, wo es Gott vorausgesagt hatte. Maria hatte keine andere Wahl. Sie musste nach Betlehem reisen.

Es ist sehr erstaunlich, dass während der 45-jährigen Regierungszeit des Kaisers Augustus, diese Volkszählung genau zu diesem Zeitpunkt stattfand. Nur wenige Monate früher oder später, hätte Maria ihr Kind in Nazaret entbunden. Jesus wurde aber genau an dem Ort geboren, den der Prophet schon vor über 700 Jahren angekündigt hatte.

Das ist Gottes souveränes Handeln in der Weltgeschichte. Das ist seine Perfektion.

Das Weihnachtsgeschehen sagt uns: Gott will und wird alle Versprechen voll und ganz erfüllen. Wir können uns darauf verlassen. Er wird durch die Wirren der Zeit zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Und er wird auch dafür sorgen, dass die, die ihm ihr Vertrauen schenken, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein werden.

II.           

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Die erste Weihnachtspredigt

Auf den Feldern von Betlehem betreuten Hirten ihre Herde. Hirten waren damals nicht besonders angesehene Leute.

Offensichtlich war es Gott egal, wie man über diese Menschen dachte. Gott wollte diese Hirten in das grosse Geschehen einbeziehen und er sandte ihnen einen Engel.

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„Auf einmal stand ein Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umgab sie mit ihrem Glanz.“ Lukas 2, 9.

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Ich bin mir sicher, noch nie sahen diese Männer ein so helles und glänzendes Licht. Ein Glanz aus einer anderen Welt! Ein Stück Himmel auf Erden.

„Sie erschraken sehr.“ Lukas 2, 9.

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Wir würden genauso erschrecken. Was soll man in einem solchen Moment denken? Was wird mit ihnen jetzt geschehen? So etwas hatten sie noch nie erlebt und noch nie gesehen. Der Engel beruhigte sie:

„Ihr braucht euch nicht zu fürchten!“ Lukas 2, 10.

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Es geht um eine gute Sache.

„Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk grosse Freude herrschen wird.“ Lukas 2, 10.

Das ist die beste Botschaft aller Zeiten! Über diese beste aller guten Nachrichten wird grosse Freude entstehen. Freude, die über die folgenden Jahrhunderte bis heute und über unser Leben hinaus andauern wird. Der Kern dieser grossartigen Nachricht lautet:

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„Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr.“ Lukas 2, 11.

Jetzt war es soweit: Gott sandte den versprochenen Retter, seinen Sohn, zu den Menschen auf die Erde.

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Der Engel sagten ihnen, wie sie dieses Kind erkennen werden.

„Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.“ Lukas 2, 12.

Diesen König werdet ihr nicht in einem Palast finden. Die Weisen suchten Jesus in Jerusalem, im Palast des Königs.

Diesen König werden sie in einem Stall finden, in einer Futterkrippe liegend und in Windeln gewickelt.

Gott wurde in einem ärmlichen Umfeld geboren, der König des Universums!

Natürlich wollten die Hirten dieses Kind unbedingt sehen. Sie sagten zueinander:

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„Kommt, wir gehen nach Betlehem! Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und was der Herr uns verkünden liess.“ Lukas 2, 15.

Tatsächlich fanden sie alles so, wie es ihnen der Engel gesagt hatte. Sie erzählten Maria und Josef, was sie auf dem Feld erlebten und was der Engel ihnen berichtete.

So kann heute noch jeder Mensch zu diesem König kommen. Wir müssen nur unseren Stolz ablegen und eingestehen, dass wir Rettung dringend nötig haben, dass wir sonst verloren gehen. Wie es im bekannten Weihnachtslied «Oh du fröhliche» heisst:

«Welt ging verloren, Christ ist geboren.»

Und warum ist das wichtig, das beantwortet die zweite Strophe:

«Christ ist erschienen, uns zu versühnen.»

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Wir können durch Jesus mit Gott Frieden schliessen. So ruft der Apostel Paulus uns zu:

„Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet!“ 2. Korinther 5, 20.

Nur wer diese Versöhnung annimmt, kann die tiefe Bedeutung von Weihnachten verstehen.

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Schlussgedanke

Jesus konnte kommen! Es war alles bereit! Gott setze ein Weltreich in Bewegung, damit dieser König dort geboren wird, wo er es versprochen hatte. Was Gott hier getan hatte, ist Ausdruck seiner grossen Liebe zu uns Menschen – zu allen Menschen.

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Als der Engel den Hirten diese frohe Botschaft verkündigt hatte, erschienen plötzlich Heerscharen von Engeln, die das erste Weihnachtslied sagen:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Lukas 2, 14.

Ja – Gott allein gehört die Ehre!



[1]Augustus: Res gestae, 8.