Gnade, die für alle reicht
Matthäus 15, 21-28

 

Schriftlesung: Matthäus 15, 21-28

I.     Der begrenzte Auftrag von Jesus

1.     Es ist nicht selbstverständlich

II.       Die unbegrenzte Gnade Gottes

A.       Ich lasse Dich nicht…

1.     Sie anerkennt Jesus

2.     Sie akzeptiert ihre Stellung

3.     Sie appelliert an die Gnade

B.       Jesus befolgt das höhere Prinzip

 


Einleitung

Zwei Frösche fielen in einen Rahmtopf. Sofort realisierten sie, dass sie ertrinken würden: Schwimmen oder sich einfach treiben lassen war in dieser zähen Masse unmöglich. Am Anfang strampelten die Frösche wie wild im Rahm herum, um an den Topfrand zu gelangen. Aber vergebens, sie kamen nicht vom Fleck. Sie spürten, wie es immer schwieriger wurde, an der Oberfläche zu bleiben und Atem zu schöpfen.
Einer von ihnen sprach es aus: »Ich kann nicht mehr. Hier kommen wir nicht raus. In dieser Brühe kann man nicht schwimmen. Und wenn ich sowieso sterben muss, wüsste ich nicht, warum ich mich noch länger abstrampeln sollte. Welchen Sinn kann es schon haben, aus Erschöpfung im Kampf für eine aussichtslose Sache zu sterben!« Sagte es, liess das Paddeln sein und ging schneller unter, als man gucken konnte, buchstäblich verschluckt vom dickflüssigen Weiss.
Der andere Frosch, von hartnäckigerer Natur, vielleicht auch nur ein Dickkopf, sagte sich: »Keine Chance. Aussichtslos. Aus diesem Topf führt kein Weg heraus. Trotzdem werde ich mich dem Tod nicht einfach so ergeben, sondern kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Bevor mein letztes Stündlein nicht geschlagen hat, werde ich keine Sekunde verschenken.« Er strampelte weiter und paddelte Stunde um Stunde auf derselben Stelle, ohne vorwärts zu kommen. Und von all dem Strampeln und die Beinchen schwingen, paddeln und treten verwandelte sich der Rahm allmählich in Butter. Überrascht machte der Frosch einen Sprung und gelangte zappelnd an den Rand des Topfes. Von dort aus konnte er fröhlich quakend nach Hause hüpfen.

í      Die Frau, der wir in dieser Geschichte begegnen gleicht nicht dem ersten Frosch, der nach ersten Anstrengungen aufgibt, sondern dem zweiten, der nicht aufhört zu kämpfen. Also, wollen wir uns das Geschehen genauer ansehen.

I.                

X

 
Der begrenzte Auftrag von Jesus

í      Textfeld: XJesus verliess das jüdische Gebiet und ging nach Syrien in die Gegend von Tyrus und Sidon. Er wollte sich zurückziehen. Das Markusevangelium berichtet:

X

 
Weil er nicht wollte, dass jemand von seiner Anwesenheit erfuhr, zog er sich in ein Haus zurück. Aber es liess sich nicht verbergen, dass er da war. Markus 7, 24.

í      Offensichtlich war Jesus über die Grenzen Israels hinaus bekannt. Als er unterwegs war, wurde er von einer kanaanäischen Frau belästigt. Sie lief schreiend hinter Jesus her:

Textfeld: X„Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem Dämon furchtbar gequält.“ Matthäus 15, 22.

í      Obwohl Jesus sie hörte, reagierte er überhaupt nicht. Den Jüngern wurde das zu bunt. Sie setzten sich für diese Frau ein. Nicht, weil ihnen die Frau leid tat, sondern vielmehr, weil sie es lästig fanden:

„Jesus, erfüll ihr doch die Bitte, sie hört ja nicht auf, hinter uns herzuschreien!“ Matthäus 15, 23.

í      Jesus erklärte seinen Jüngern, warum er nichts unternimmt:

Textfeld: X„Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel gesandt.“ Matthäus 15, 24.

í      Jesus hatte keinen Auftrag für diese Frau, die eine Heidin war und nicht zum Volk Israel gehörte. Sein Auftrag ist auf das Volk Israel beschränkt, auch sein geographischer Wirkungskreis ist auf Israel beschränkt. Jesus verliess das Land Israel äusserst selten und wenn, dann nur für kurze Zeit. Nie reiste er in Länder, deren Grenzen nicht an Israel stiessen.

í      Die Frau näherte sich Jesus und warf sich ihm zu Füssen und flehte: „Herr hilf mir“, Jesus blieb hart.

X

 
„Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“ Matthäus 15, 26.

í      Keine Chance, Jesus blieb seinem Auftrag treu. Seinen Jüngern erteilte er dieselben Anweisungen, als er sie kürzlich ausgesandt hatte:

„Setzt euren Fuss nicht auf heidnisches Gebiet und betretet keine samaritanische Stadt, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel. Matthäus 10, 5-6.

í      Jesus wusste, wenn er in diesem Gebiet anfinge zu wirken, dann würde er seinem Auftrag nicht mehr gerecht werden können. Es würde eine Verwirrung entstehen, denn: wie sollte Israel noch verstehen, dass Jesus der Messias ist, wenn er in Syrien aktiv wird.

í      Jesus war zu den Juden gesandt. Das erklärte er dieser Frau mit dem Bild vom Brot, das für die Kinder und nicht für die Hunde bestimmt ist, sehr deutlich.

1.                 Es ist nicht selbstverständlich

í      Trotzdem, irgendwie befremdet uns dieses Verhalten von Jesus. Wie konnte er nur so schroff sein? Warum erbarmt er sich nicht über dieser armen Frau?

í      Diese Vorstellung von Jesus will uns nicht so recht gefallen. Wir haben lieber einen Jesus, der immer verfügbar ist, der sofort auf jede Bitte eingeht. Einer, der unsere Wünsche erfüllt.

í      Es tut uns gut, diese Seite von Jesus nicht auszublenden, denn obwohl Gott uns Menschen liebt und Jesus genau deswegen in diese Welt kam, heisst das noch lange nicht, dass Gott immer und zu jeder Zeit bereitstehen muss.

í      In einer Diskussion erklärte ein junger Mann: „Ich habe an Gott kein Interesse“. Das ist eine typische Äusserung von Menschen, die die wahren Verhältnisse nicht erkennen. Sie gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass Gott an ihnen Interesse hätte, wenn sie sich um ihn kümmern würden.

í      Diesen Menschen sollte man antworten: Es ist überhaupt nicht wichtig, ob du Interesse an Gott hast. Viel wichtiger ist, ob Gott Interesse an dir hat.“

í      Dieser Kanaanäerin zeigte Jesus unmissverständlich, dass er kein Interesse an ihr hat. Sie gehörte nicht zum erwählten Volk Gottes, es war nicht sein Auftrag, ihr jetzt zu helfen. Er zeigte ihr am Bild der Kinder und Hunde, welchen Unterschied zwischen ihr und den Juden besteht.

í      Wie Jesus hier reagiert mag uns irritieren, aber es ist vielleicht auch heilsam. Gott ist Gott und wir werden nie über ihn verfügen können.

í      Gott kann auch schweigen. Er kann nein sagen. Gott kann uns schreien lassen – und schweigen. Auch wenn wir aufbegehren: Gott ist Gott. Und dass er sich uns zuwendet, ist und bleibt ein Wunder.

í      Genau diese Begebenheit zeigt uns, wie gross das Wunder ist, dass sich Gott uns Heiden zugewendet hat.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 10, 5-6; Markus 7, 24

II.             Textfeld: XDie unbegrenzte Gnade Gottes

A.              Textfeld: XIch lasse Dich nicht…

í      Nun, eine gewaltige Abfuhr für diese arme Frau. Was Jesus ihr sagte war eindeutig und gab keinen Anlass zur Hoffnung. Ich wäre vermutlich enttäuscht und beleidigt weggelaufen. Hätte aufgegeben, wie jener Frosch. Doch sie liess sich nicht abweisen. Geistesgegenwärtig antwortete sie:

X

 
„Das stimmt Herr, aber immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.“ Matthäus 15, 27.

í      Ihr Verhalten erinnert mich an den Kampf Jakobs mit Gott. Gott sagte ihm:

»Lass mich los; es wird schon Tag!«

í      Jakob liess aber nicht los, er klammerte sich fest und antwortete unerschrocken:

»Ich lasse dich nicht los, bevor du mich segnest!« (1. Mose 32, 27)

í      Er wollte von Gott gesegnet werden, er war nicht bereit einfach nachzugeben. Vielleicht sind wir manchmal zu anständig, zu taktvoll, um wirklich an etwas festzuhalten. Vielleicht liegt das auch an in unserer Mentalität. Um so wichtiger ist es, dass wir von Jakob und von dieser Frau lernen, nicht aufzugeben. Gott liebt offensichtlich solche Kämpfer. Selbst wenn Gott im ersten Moment nicht auf uns einzugehen scheint, Gott lässt es sich offenbar gefallen, dass wir insistieren. Wir sollten lernen wie dieser Frosch zu strampeln.

í      Nun wollen wir genauer hinschauen, wie diese Frau kämpft und strampelt. Es sind drei Punkte, die wichtig sind.

X

 
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 32, 27

1.                 Sie anerkennt Jesus

í      Diese Frau wusste genau, an wen sie sich wandte. Jesus war für sie nicht einfach ein Wunderheiler. Sie hatte Ahnung von der Sendung von Jesus, sie sagte: Herr, du Sohn Davids. Sie wusste, dass Jesus der erwartete Messias der Juden war, wie konnte er sonst diese Wunder tun. Sie muss auch gewusst haben, dass die Sendung Jesu eines Tages sich auf alle Menschen ausweiten wird.

2.                

X

 
Sie akzeptiert ihre Stellung

í      Als Jesus sie den Hunden zuordnete, also zu denen, die eigentlich kein Anrecht auf das Brot haben. Gab sie ihm voll und ganz recht.

í      Sie hätte aufbegehren können. Sie hätte Jesus vorwerfen können, dass sie das schon lange ungerecht findet, dass Israel das privilegierte Volk Gottes sein sollte. Sie könne ja nichts dafür, dass sie in einem Heidenvolk geboren wurde.

í      Sie akzeptierte das Urteil von Jesus. Sie rebellierte nicht, als er sie abblitzen liess. „Ja, Herr“, sagt sie. Sie wusste, in welcher Position sie vor Gott stand. Wie heilsam wäre das für viele Menschen, wenn sie bereit wären, das Urteil Gottes über ihrem Leben anzunehmen, statt sich dagegen zu wehren.

í      Keiner ist nämlich gerecht und kann vor Gott bestehen. Es gibt keine Ausnahme, alles rebellieren dagegen hilft nichts. Besser wir geben Gott recht. So taten es auch viele Leute, die seinerzeit Johannes dem Täufer zuhörten.

X

 
Das ganze Volk und sogar die Zolleinnehmer, gaben Gott in seinem Urteil Recht. Lukas 7, 29.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Lukas 7, 29; Römer 3, 22-24

3.                

X

 
Sie appelliert an die Gnade

í      Seinen wahren Zustand zu akzeptieren, heisst nicht zu resignieren. Die Frau wusste, sie kann kein Recht einfordern, aber sie kann um Gnade flehen: „Hab Erbarmen mit mir!“ Sie bat um etwas, was ihr nicht zustand, worauf sie kein Anrecht hatte. Sie nahm das Bild von Jesus auf und sagte ihm unerschrocken:

X

 
„immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.“ Matthäus 15, 27.

í      Mit anderen Worten: Jesus ich will niemanden verdrängen, niemandem etwas wegnehmen. Deine Kinder sollen das Brot bekommen, das ihnen zusteht. Ich möchte einfach etwas von dieser Gnade abbekommen. Das Brot, das Du Deinen Kindern anbietest ist so grosszügig, dass für uns Heiden noch genug übrig bleibt.

í      Das erinnert mich an die Speisung der 4000 Männer mit Frauen und Kindern. Nur sieben Brote hatte Jesus zu verteilen, aber als alle gegessen hatten und keinen Bissen mehr runterkriegten, sammelten sie die restlichen Brotbrocken ein. Es wurden sieben Körbe gefüllt. (Matthäus 15, 32-38) Was vom erwählten Volk Gottes abfällt, ist völlig ausreichend für die Heiden.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 15, 32-38

B.              

X

 
Jesus befolgt das höhere Prinzip

í      Jesus staunte über ihren Glauben. Einem Glaube, dem er in Israel fast nie begegnete. Und Jesus erbarmt sich:

X

 
„Frau, dein Glaube ist gross! Was du willst, soll geschehen.“ Von diesem Augenblick an war ihre Tochter gesund. Matthäus 15, 28.

í      Der Glaube war schon im alten Bund der Grund, warum sich Gott über einem Menschen erbarmte. Deshalb finden wir im Stammbaum von Jesus Frauen, die aus dem Heidentum stammen, wie z.B. Rahab und Ruth. Durch den Glauben, wurden sie zu Menschen die unter Gottes Segen standen. Sie wurden von Gott begnadigt.

í      Hatte nun Jesus seinen Auftrag aufgegeben, an dem er zuerst so festgehalten hatte? Wurde er sich selbst untreu? Hätte er hart bleiben müssen?

í      Nein, er hätte nicht hart bleiben müssen. Jesus macht hier deutlich, dass das Prinzip der Gnade über dem Prinzip der Erwählung steht. - erklären

í      Er wollte in Syrien keine Heilungsfeldzug durchführen. Wenn aber ein Mensch an ihn glaubt, ihn als Retter und Messias erkennt, kann Jesus nicht anders. Es ist dann egal aus welchem Volk, an welchem Ort oder von welchem Geschlecht ein Mensch ist. Paulus schrieb den Römern:

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Ewige Herrlichkeit jedoch und Ehre und Frieden werden jedem gegeben, der tut, was gut ist. Auch das gilt zunächst für die Juden und gilt ebenso für alle anderen Menschen. Denn Gott urteilt nicht parteiisch. Römer 2, 10-11.

í      Es ist eigentlich so einfach: Wir brauchen nur, wie diese Frau, Jesus zu bestürmen:

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Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Römer 10, 13.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Römer 2, 10-11; Römer 10, 13; Epheser 2, 8-9; Galater 4, 28

X

 
Schlussgedanke

í      Zusammenfassung

í      Natürlich wusste Jesus, dass sein Leben und Sterben weit über Israel hinaus Bedeutung haben wird. Er sandte seine Jünger nach der Auferstehung in die ganze Welt:

X

 
Geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Matthäus 28, 19.

í      Jeder Mensch, der zu Jesus kommen will, wird bei Jesus Annahme und Aufnahme finden. Ob jemand zum erwählten Volk Gottes gehört oder nicht, ob Frau oder Mann, ob Kind oder Erwachsen, oder was auch immer:

X

 
Denn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen. 1. Timotheus 2, 3-4.

í      Verbreiten wir diese frohe Botschaft!

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 28, 19; 1. Timotheus 2, 3-4