Du sorgst für mich!

Reihe: Unser Vater! (4/6) – Matthäus-Evangelium 6, 11

 

 

 

I.    Gott ermöglicht alles

II.      Gott beschenkt uns


Einleitende Gedanken

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Eine Erhebung des Beratungsunternehmens McKinsey[1] stellt fest, dass in der Schweiz jährlich 830‘000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden! Täglich sind das 2‘273 Tonnen, also 2‘273‘000 Kilogramm! 90 grosse 40 Tönner Lastwagen (Nutzlast 25 Tonnen) können damit beladen werden. Zwei Schweizer Grossverteiler werfen täglich allein 14 Tonnen Brot weg. Die Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel entsorgen die Privathaushalte. Oder noch anders betrachtet: 1/3 aller produzierten Lebensmittel werden nie konsumiert. Aber nicht nur Lebensmittel werden entsorgt. Tonnenweise ungetragene Kleider, nicht gebrauchte Kosmetikartikel usw. werden entsorgt.

Kurz gesagt: Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wir können uns darüber empören, doch wenn wir das nüchtern betrachten, müssen wir einsehen, dass unser Wohlstand genau auf dieser Tatsache beruht.

Die Triebfeder unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems ist der Konsum. Wo viel gekauft wird, muss viel produziert werden. Wo viel produziert wird, braucht es viele Mitarbeiter. Wo viele Menschen arbeiten und gut verdienen, gibt es genügend Geld, um die produzierten Produkte zu kaufen. Es ist ein Kreislauf. Würden wir viel weniger kaufen, muss weniger produziert werden, Arbeitsplätze verschwinden und die Arbeitslosenzahlen steigen.

Ob dieser Kreislauf gut oder schlecht ist, will ich hier gar nicht beurteilen. Aber niemand kann sich diesem Kreislauf wirklich entziehen.

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In dieser von Konsum und Überfluss bestimmten Gesellschaft, könnte uns die Bitte im Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte, peinlich sein:

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“ Matthäus 6, 11.

Klar z.B. in Rumänien oder in Drittweltländern gibt es Menschen, die existenziell vom täglichen Brot abhängig sind. Menschen, die nicht wissen, wann und wo sie am nächsten Tag etwas zum Essen finden. Diese Menschen können von ganzem Herzen um das tägliche Brot bitten.

Aber wir? Können wir heute noch allen ernstes um das tägliche Brot bitten? Müssen wir nicht vielmehr schauen, dass unsere Vorräte nicht verderben? Müssen wir nicht vielmehr beim Einkaufen Zurückhaltung üben?

Heute machen wir uns darüber Gedanken, wie die Bitte um das tägliche Brot in unseren konsumorientierten Lebensstil passen könnte. Wie wir Gott um das tägliche Brot bitten können, obwohl unsere Kühl- und Gefrierschränke voll sind.

Übrigens ist das die erste Bitte im „Unser Vater“, bei der es um uns selbst geht. Das Gebet beginnt mit der Ausrichtung auf Gott und sein Reich:

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„Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe auf der Erde, wie er im Himmel geschieht.“ Matthäus 6, 9-10.

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Zuerst wird Gott und sein Werk geehrt. Doch jetzt geht es auch um unser persönliches Anliegen. Damit zeigt uns Jesus, dass Gott sich auch für unsere persönlichen Bedürfnisse interessiert.

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“ Matthäus 6, 11.

Darum dürfen wir unseren Vater bitten. Jesus zeigt übrigens in derselben Rede, in der er den Jüngern das Beten lehrt, wie wichtig Gott die persönlichen Bedürfnisse eines Menschen sind. Jesus erklärt das mit einem Vergleich:

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„Warum macht ihr euch Sorgen um eure Kleidung? Seht euch die Lilien auf dem Feld an und lernt von ihnen! Sie wachsen ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen und zu weben. Und doch sagen ich euch: Sogar Salomo in all seiner Pracht war nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen.“ Matthäus 6, 28-29.

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„Wenn Gott die Feldblumen, die heute blühen und morgen ins Feuer geworfen werden, so herrlich kleidet, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern?“ Matthäus 6, 30.

Wie gesagt, den meisten von uns geht es sehr gut und fast alle, auch wenn sie nicht im Überfluss leben, haben genug fürs Leben. Wie können wir Gott ernsthaft um das tägliche Brot bitten? Oder anders gefragt: Wie müssen wir diese Bitte im 21. Jahrhundert hier in Zürich verstehen?

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 6, 28-30

I.          

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Gott ermöglicht alles

Die Bitte um das tägliche Brot führt uns zur Einsicht, dass Gott uns alles ermöglicht. Alles, was uns in dieser Welt zur Verfügung steht, hat seinen Ursprung bei Gott dem Schöpfer.

Kinder, die in der Stadt aufwachsen könnten meinen, die Milch würde aus der Tetrapackung kommen. Damit haben sie natürlich recht. Doch wissen sie vielleicht nicht mehr, wie die Milch in diese Packung kommt. Vielleicht haben sie noch nie eine Kuh gesehen, die gemolken wird.

Alle Nahrungsmittel und alle Produkte, die wir kaufen, haben ihren Ursprung in der Erde. Die Grundprodukte konnte niemand herstellen. Man kann das Wachstum von Weizen begünstigen, aber die Voraussetzungen, dass wir das können, sind gegeben. Die Grundprodukte, die wir brauchen entnehmen wir der Erde. Menschen können lediglich die Produkte, die in der Erde existieren, verarbeiten und veredeln. Wir Menschen sind vollständig davon abhängig, welche Voraussetzungen Gott geschaffen hat und was er uns zur Verfügung stellt.

Paulus schreibt Timotheus, was auch in diesem Zusammenhang passt:

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„Haben wir etwas mitgebracht, als wir in diese Welt kamen? Nicht das Geringste! Und wir werden auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie wieder verlassen.“ 1. Timotheus 6, 7.

Wir haben nichts mitgebracht. Alles, was wir in dieser Welt erreichen, ist uns geschenkt und es verliert mit unserem Tod seine Bedeutung wieder.

Wenn wir unseren Vater um das tägliche Brot bitten, dann rufen wir uns in Erinnerung, selbst wenn wir im Überfluss leben, dass alles, was wir haben, Essen und Trinken, Kleider und Häuser, letztlich von ihm kommt. Er hat uns alles ermöglicht.

Alles, was wir haben, ist uns geschenkt. Daran sollten wir denken, wenn wir unseren Vater um das tägliche Brot bitten.

Das hilft uns, unseren Überfluss nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten. Es hilft uns, unsere wachsenden Ansprüche kritisch zu hinterfragen. Diese Bitte hilft uns zu verstehen, dass sich unser Vater nicht um die Steigerung von Luxus kümmert.

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Gott interessiert sich nämlich herzlich wenig für unsere nächste Stereoanlage oder für das nächste Smartphone. Beim täglichen Brot geht es eben nicht um Luxusgüter, sondern darum, dass wir leben können. Paulus sagt sogar:

„Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen.“ 1. Timotheus 6, 8.

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Diese Bitte im „Unser Vater“ ist deshalb sehr wichtig für uns, weil sie uns daran erinnert, dass es um das Notwendige geht. Es reicht, wenn ich für jeden Tag genug habe:

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“ Matthäus 6, 11.

Ich brauche nicht Brot für den nächsten Tag. Heute brauche ich das tägliche Brot. Was der nächste Tag bringen wird, weiss ich noch nicht. Jesus sagt:

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„Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.“ Matthäus 6, 34.

Gott ermöglicht uns alles. Alles was wir haben und sind hat seinen Ursprung bei unserem Vater.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 6, 34; 1. Timotheus 6, 7-8

II.        

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Gott beschenkt uns

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Es gibt noch einen wichtigen Aspekt bei dieser Bitte, den wir oft übersehen. Gott beschenkt uns. Die Betonung liegt auf dem „uns“!

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“ Matthäus 6, 11.

Es geht nicht nur um meine persönliche Versorgung, sondern um die Versorgung der Kinder Gottes. Wir sollen also die Gaben Gottes als eine Gabe an die Gemeinschaft verstehen. Eigenartigerweise tendiert der Mensch dazu, wenn er viel hat, noch mehr zu wollen, statt seinen Reichtum zu geniessen und ihn mit anderen zu teilen.

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Die Geschichte des unglücklichen Königs und seines überglücklichen Dieners, zeigt uns, wie plötzlicher Reichtum das Leben verändern kann.

ES WAR EINMAL ein sehr unglücklicher König, der hatte einen Diener, der wie alle Diener von unglücklichen Königen sehr glücklich war. Jeden Morgen weckte er den König, brachte ihm das Frühstück und summte dabei fröhliche Spielmannslieder. In seinem Gesicht zeichnete sich ein breites Lächeln ab, und seine Ausstrahlung war stets heiter und positiv. Eines Tages schickte der König nach ihm. »Diener«, sagte er. »Was ist dein Geheimnis?« »Mein Geheimnis, Majestät?« »Was ist das Geheimnis deiner Fröhlichkeit?« »Da gibt es kein Geheimnis, Majestät.« »Lüg mich nicht an, Diener. Ich habe schon Köpfe abschlagen lassen für weniger als eine Lüge.« »Ich belüge Euch nicht, Majestät. Ich habe kein Geheimnis.« »Warum bist du immer fröhlich und glücklich?« »Herr, ich habe keinen Grund, traurig zu sein. Eure Majestät erweist mir die Ehre, Euch dienen zu können. Ich lebe mit meinem Weib und meinen Kindern in einem Haus, das uns der Hof zugeteilt hat. Man kleidet und nährt uns, und manchmal, Majestät, gebt Ihr mir die ein oder andere Münze, damit ich mir etwas Besonderes leisten kann. Wie sollte ich da nicht glücklich sein?« »Wenn du mir nicht gleich dein Geheimnis verrätst, lasse ich dich enthaupten«, sagte der König. »Niemand kann aus solchen Gründen glücklich sein.« »Aber Majestät, es gibt kein Geheimnis. Wie gern wäre ich Euch zu Gefallen, aber ich verheimliche nichts.« »Geh, bevor ich den Henker rufen lasse!« Der Diener machte eine Verbeugung und verliess den Raum. Der König war völlig ausser sich. Er konnte sich einfach nicht erklären, wie dieser Diener so glücklich sein konnte. Als er sich beruhigt hatte, rief er den weisesten seiner Berater zu sich und berichtete ihm von dem Gespräch, das er an diesem Morgen geführt hatte. »Warum ist dieser Mensch glücklich?« »Majestät, er befindet sich ausserhalb des Kreises.« »Ausserhalb des Kreises?« »So ist es.« »Und das macht ihn glücklich?« »Nein, mein Herr. Das ist das, was ihn nicht unglücklich sein lässt.« »Begreife ich das recht: Im Kreis zu sein macht einen unglücklich?« »So ist es.« »Und er ist es nicht.« »So ist es.« »Und wie ist er da wieder herausgekommen:« »Er ist niemals eingetreten.« »Was ist das für ein Kreis:« »Der Kreis der neunundneunzig.« »Ich verstehe nicht.« »Das kann ich nur an einem praktischen Beispiel erklären.« »Wie das?« »Lass deinen Diener in den Kreis eintreten.« »Ja, zwingen wir ihn zum Eintritt.« »Nein, Majestät. Niemand kann dazu gezwungen werden, in den Kreis einzutreten.« »Also muss man ihn überlisten.« » Das ist nicht nötig, Majestät. Wenn wir ihm die Möglichkeit dazu geben, wird er ganz von selbst eintreten.« »Aber er merkt nicht, dass er sich dadurch in einen unglücklichen Menschen verwandelt?« »Doch, er wird es merken.« »Dann wird er nicht eintreten.« »Er kann gar nicht anders.« »Du behauptest, er merkt, wie unglücklich es ihn macht, in diesen albernen Kreis einzutreten, und trotzdem tut er es, und es gibt keinen Weg zurück?« »So ist es, Majestät. Bist du bereit, einen ausgezeichneten Diener zu verlieren, um die Natur dieses Kreises zu begreifen?« »Ja, ich bin bereit.« »Gut. Heute Nacht, kurz vor Tagesabruch, werde ich kommen und dich abholen. Du musst einen Lederbeutel mit neunundneunzig Goldstücken bereithalten. Neunundneunzig, keins mehr, keins weniger.« In dieser Nacht holte der Weise den König ab, sie gingen zum Haus des Dieners. Der Weise steckte einen Zettel an den Beutel, auf dem stand: Dieser Schatz gehört Dir. Es ist die Belohnung dafür; dass Du ein guter Mensch bist. Geniesse ihn und sag niemandem, wie Du an ihn gelangt bist. Dann band er den Beutel an die Haustür des Dieners, klingelte und versteckte sich wieder. Der Diener kam heraus, öffnete den Beutel, las die Nachricht, schüttelte den Sack, und als er das metallische Geräusch aus seinem Inneren vernahm, zuckte er zusammen, drückte den Schatz an seine Brust, sah sich um, ob ihn auch niemand beobachtete, und ging ins Haus zurück. Von draussen hörte man, wie der Diener die Tür verriegelte, und so näherten die Spione sich dem Fenster, um die Szene zu beobachten. Der Diener hatte sich hingesetzt, den Inhalt des Beutels auf den Tisch geleert und traute seinen Augen kaum. Es war ein Berg aus Goldmünzen! Er, der in seinem ganzen Leben nicht eine einzige verdient hatte, besass nun einen ganzen Berg davon. Schliesslich begann er seinen Schatz zu zählen. Er machte Häuflein zu zehn Münzen doch das letzten Häuflein, hatte nur 9 Münzen! Zunächst suchten seine Augen den Tisch ab, in der Hoffnung, die fehlende Münze zu finden. Dann schaute er auf den Boden und schliesslich in den Beutel. >Das ist unmöglich<, dachte er. »Man hat mich beraubt!« schrie er. »Man hat mich beraubt! Das ist Diebstahl.« Wie um ihn zu foppen, funkelte auf dem Tisch ein Haufen Goldstücke und erinnerte ihn daran, dass es nur neunundneunzig waren. Nur neunundneunzig. >Neunundneunzig Münzen. Das ist eine Menge Geld<, dachte er. > Aber ein Goldstück fehlt. Neunundneunzig ist keine runde Zahl. Hundert ist rund, doch nicht neunundneunzig.< Der König und sein Ratgeber spähten zum Fenster hinein. Das Gesicht des Dieners hatte sich verändert. Seine Stirn lag in Falten, und die Miene war angespannt. Der Diener steckte die Münzen in den Beutel zurück, vergewisserte sich, dass ihn niemand im Haus beobachtete, und versteckte den Beutel zwischen der Wäsche. Dann nahm er Papier und Feder und setzte sich an den Tisch, um eine Rechnung aufzustellen. Wie lange musste er sparen, um Goldstück Nummer hundert zu bekommen? Der Diener führte Selbstgespräche. Er war bereit, hart dafür zu arbeiten. Danach würde er womöglich niemals wieder etwas tun müssen. Mit hundert Goldstücken konnte man aufhören zu arbeiten. Mit hundert Goldstücken ist man reich. Mit hundert Goldstücken kann man ein ruhiges Leben führen. Wenn er hart arbeitete und sein Gehalt und etwaige Trinkgelder sparte, konnte er in elf oder zwölf Jahren genügend für ein weiteres Goldstück beisammen haben. >Zwölf Jahre sind eine lange Zeit<, dachte er. Eigentlich arbeitet er nur bis um fünf Uhr im Palast. Nachts konnte er noch etwas hinzuverdienen. Er überlegte: Wenn man seine Arbeit im Dorf und die seiner Ehefrau zusammenrechnete, konnten sie in sieben Jahren das Geld beieinander haben. Das war zu lang. Vielleicht konnte er das Essen, das ihnen übrig blieb, ins Dorf bringen und es für ein paar Münzen verkaufen. Je weniger sie also essen würden, desto mehr könnten sie verdienen, verdienen, verdienen. Er schmiedete Pläne bis er bei vier Jahren anlangte. In vier Opferjahren hätten sie Goldstück Nummer hundert. Der König und der Weise kehrten in den Palast zurück. Der Diener war in den Kreis der neunundneunzig eingetreten. Während der kommenden zwei Monate verfolgte der Bedienstete seinen Plan genau, wie er ihn in jener Nacht entworfen hatte. Eines Morgens klopfte er übelgelaunt und gereizt an die Tür des königlichen Schlafzimmers. »Was ist denn mit dir los?« fragte der König höflich. »Mit mir? Gar nichts.« »Früher hast du immer gesungen und gelacht.« »Ich tue meine Arbeit, oder etwa nicht? Was wünschen Ihre Majestät? Soll ich Euch auch noch Hofnarr sein?« Es dauerte nicht mehr allzu lang, da entliess der König den Diener. Er fand es unangenehm, einen Diener zu haben, der immer schlecht gelaunt war.[2]

Wer einmal in den Kreis der neunundneunzig eingetreten ist, kommt wie in einen Rausch. Er will immer mehr und die Angst wächst das Vermögen könnte sich verringern. Habgier breitet sich aus. Paulus sagt:

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„Die Liebe zum Geld ist eine Wurzel, aus der alles nur erdenkliche Böse hervorwächst. Schon manche sind vom Glauben abgeirrt, weil sie der Geldgier verfallen sind, und haben dadurch bitteres Leid über sich gebracht.“ 1. Timotheus 6, 10.

Nun könnte man vielleicht meinen, dass Christen nicht reich sein dürften. Sie müssten ihren Besitz verschenken. Es dürfte eigentlich gar keine reichen Christen geben. Das ist jedoch eine ganz falsche Ansicht. Christen müssen ihr Vermögen nicht verschenken, aber sie sollen damit Sinnvolles und Gutes tun. Paulus schreibt Timotheus, wie er die reichen Christen unterweisen soll, wie sie mit ihrem Reichtum umgehen sollten:

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„Schärfe denen, die es in dieser Welt zu Reichtum gebracht haben, ein, nicht überheblich zu sein und ihre Hoffnung nicht auf etwas so Unbeständiges wie den Reichtum zu setzen, sondern auf Gott; denn Gott gibt uns alles, was wir brauchen, in reichem Mass und möchte, dass wir Freude daran haben.“ 1. Timotheus 6, 17.

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„Ermahne sie, Gutes zu tun, freigebig zu sein und ihren Besitz mit anderen zu teilen. Wenn ihr Reichtum in solchen Taten besteht, ist das im Hinblick auf ihre Zukunft eine sichere Kapitalanlage, und sie werden das wahre Leben gewinnen.“ 1. Timotheus 6, 18-19.

Und wer jetzt meint, dass die Reichen dafür zuständig seien, dafür zu sorgen, dass alle Christen genug zum Essen haben, der hat gleich nochmals eine falsche Sicht der Dinge. Es gab nämlich tatsächlich Christen, die meinten, sie müssten jetzt nicht mehr arbeiten. Schlussendlich soll die Gemeinschaft der Christen für sie sorgen. Dafür hatte Paulus gar kein Verständnis. Den Christen in Thessalonich schreibt er:

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„Schon damals, als wir bei euch waren, haben wir euch den Grundsatz eingeschärft: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ 2. Thessalonicher 3, 10.

Egal, ob er Christ ist oder nicht. Wenn wir Gott um das tägliche Brot bitten, dann bitten wir auch dafür, dass unsere Geschwister genug bekommen. Wir lassen uns mit dieser Bitte in die Verantwortung nehmen, dort, wo es nötig ist, dafür zu sorgen, dass Geschwister, die in Armut leben, genug zum Leben bekommen.

Bedenken wir: Wer mit anderen teilt, der lebt glücklicher, als Menschen, die immer mehr wollen, obwohl sie in ihrem Besitz schon fast ertrinken.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Apostelgeschichte 2, 44-45; 2. Korinther 8, 12-15; 2. Korinther 9, 6-8; 2. Thessalonicher 3, 10; 1. Timotheus 6, 6-10; 1. Timotheus 6, 17-19

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Schlussgedanke

Ich denke, dass die Bitte um das tägliche Brot für uns die schwierigste Bitte ist. In dem Sinn schwierig, dass wir sie wirklich ernstlich beten können.

Aber denken wir daran, wenn wir beten, dass wir damit unsere Abhängigkeit von Gottes Güte bezeugen und wir uns gleichzeitig in die Verantwortung für die Ernährung unserer Geschwister miteinbeziehen lassen, die in Armut leben.

Es gibt aber eine tägliche Nahrung, die auch wir jetzt und heute unabhängig von der Grösse unseres Besitzes jeden Tag bitternötig haben. Jesus sagte einmal:

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„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ Johannes 6, 35.

Jesus selbst ist das Brot. Damit will er sagen, dass es noch eine viel wichtigere Nahrung gibt, als Essen und Trinken. Es ist die Nahrung für unsere Seele. Später sagte er:

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„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er ewig leben. Dieses Brot, das ich ihm geben werde, ist mein Fleisch; ich gebe es hin für das Leben der Welt.“ Johannes 6, 51.

Jesus hat am Kreuz sein Leben für uns gegeben, damit wir unsere Schuld loswerden. Er hat uns ein neues Leben geschenkt.

Täglich brauchen wir geistliche Nahrung, Brot des Lebens, um in dieser Welt zu bestehen und unser Ziel zu erreichen: die Herrlichkeit bei unserem Vater im Himmel.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 4, 31-38; Johannes 6, 35.51; 1. Petrus 1, 9



[1] http://www.umweltnetz-schweiz.ch/neuigkeiten/aktuelles/763-wegwerfgesellschaft-versus-hungersnot.html

[2] Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte (Meridiane/Ammann, 2005) S. 155-162.