Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingeftigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. x»»«»»,.,,..,«- ...-—»,«.-»»,.» » . « .»,».»««»., «»IACDMPOM«»W «-»--«-».«.«-»«-« »»«.«»,»-.-«.-»« Band 6 Das Neue Testament Der ersten Hälfte oder der Geschichtsbijcher zweite Abteilung: Das Evangelium St. Johannis und die Apostelgeschichte nebst einem Anhang Its Verlag der Lutheri c Buch dl ng Heinrich Harms — 3 Gro ingen Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubet, wie die Schrift sagt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Joh 7, 37. as. O« Jnhalt » Seite Gesch1chtsbiicher: Evangelium St. Johannis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Der Apostel Geschichte St. Lucä . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 Anhang: Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu . . . . . . . . 1 Fortsetzung der Geschichte des apostolischen Zeitalters . . . . . 145 G 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung ISBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147—275—9 (Band 6) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå 0esingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Evangelium St. Iohannis Was ist es doch, das uns die Schriften des heil. Apostel Johannes so außerordentlich an- ziehend 1nacht, wodurch sie sich, wenn wir sie hören oder lesen, unsrer Seele so gewaltig bemeistern? Es ist wahr, es ist in ihnen ein Ton der Einfalt und der Liebe, die nicht von dannen, sondern vom Himmel sind; aber woher diese Einfalt, diese Liebe? Es ist nicht die Einfalt des Kindes, sondern die eines Seraphs, und die Liebe ist nicht Liebe von der Art, wie sie die Welt hat und giebt, sondern Liebe, wie sie um den ewigen Thron des gebenedeieten Gottessohns blüht. Es ist die Ein- falt des Vesitzes, welche in der Einfalt der Form wiederscheint, und die Liebe zu dem Einen, an dessen Brust der liebende Jünger beim Abendmahl gelegen, ist es, welche die Sprache der Liebe erzeugte. Einsältige Liebe zu dem Einen Jesus, welcher ist wahrhaftiger Mensch, aber auch wahr- haftiger Gott und das ewige Leben, das ist es, was aus Johannis Munde redet und die Geister zwingt, die Geister der Menschen, welche ja alle nur in die Welt kommen, um zu Johannis geliebtem HErrn zu gelangen und zu der Brust, wo Er gelegen ist. Das l. Kapitel. Von Christi Person und Amt; wie auch non Andreas, Petrus, Vhilippus und Jiathanaelj seinen Jüngern. A· Der Evangelist beginnt mit einem Prolog oder diorwort (§ 2), wodurch er seine Eeser gleich von vorn- herein aus den erhabenen Standort erheben will, auf wel- chem die allerheiligste Geschichte, die es in der Welt giebt, zu betransten ist. ilach Kaki. Eh, 31 isi ja das, was in diesem Eoangelio niilgetheilt wird, dazu bestimmt, daß die Eeser glauben lernen, daß Jesus sei Christ, der Sohn Gottes, nnd daß sie durns den Glauben das Erben haben in seinem Namen; da muß denn vor allen Dingen ein tiefes Bewußtsein von der Hoheit der person Jesn ihrer Herzen sich bemächtigen, ehe sie an die Zetranslnng der eigentlinsen Gesniinste herantreten. Wenn irgend wo, so gilt es hier: ,,zeuch deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehest, ist heilig« (2. Eins. 3,5; Jus. s, 15). I· it. 1—5. Kann eine Weltgeschictste snslensterdings nicht weiter zurückgehen, als bis zu dem ,,Ansang«, aus welnsen nun) der iheoliratisnse Geschichtssnsreiber in 1. Was. 1 zurünigreifu aus den Anfang der Welt nnd der Zeit überhaupt, so vermag den) die Geschichte des Evangeliums von Jesn Christo noch höher hinanfzusleigen nnd liann über diesen Anfang hinaus in die Ewigkeit sich versenken: dort, in dem Eereinsq der vor allem Anfang und aller Zeit liegt, findet sie die Hauptpersoiu welche sie darstellen will, deu Urheber des Werkes, mit dem sie es zu thun hat, snson vor in dem Wort, das von Ewigkeit bei Gott und selbst Gott war, und durch das alles, was einem Anfang genommen in der Zeit, sein Dasein empfangen (b. 1——3). Dieses Wort, das im Anfange bei Gott«war, hat aber auns zu der Mensch— heit, als sie non) in ihrem ursprünglichen normalen Lin— ßande sich befand, in bestimmter Beziehung gestanden; in ihm hatte sie ihr Erben, nnd das Erben, das sie in Ge- meinschaft mit ihm führte, war für sie ein Erben im Einst (il. 4). Aber nun« nachdem sie durch ihren Ab— fall von Gott sich von dem Erben im Wort losgerissem hat dieses gleinswohl nicht aufgehört, in ihre Flnslerniß D ä ch s e l ’O Bibelwtrk (VI») (W. Löhe.) hinein elwas von seinem Einste scheinen zn lassen, nur daß freiltns leider sie diesen Ren göttlinsen Einstes uinst hat in sich aufgenommen, um ihn an sich wirlien zu lassen, was dadnrch gewirkt werden ltonnte und sollte· W· 5)· Evangelium am Z. Weihnachtstage als» am Tage St. Johannin des Apostels: V. l—l4.) Johannes, der Jünger, den der HErr lieb hatte (13, 23), giebt hier ein großes und herrliches Zeugniß von Christo, daß wir erkennen, welchen Wesens und welcher Herrlichkeit das Kindlein in der Krippe ist, auf· daß wir ihm die Ehre geben, die ihm gebührt· (Diesfenbach.) I. Im Anfang [als alles, was im Himmel und auf Erden ist, durch· Gottes Schöpfermacht aus dem Nichts ins Dasein ftrat l. 1, 1] war sschon da] das swesentliche, personliche Ps- 107, 20 u. Spr. 8, 3 Am] Wort, und das Wort [von dem hier die Rede] war bei sdem vor allen Creaturen daseienden Pf. 90, 21 Gott [den wir den Vater nennen, l. Joh. 1, 2., ihm gleich- sam in dem Schooß sitzend 1t3], Und« [selbst] Gott [alle Wesenseigenthümlichkeit der Gottheit an sich tragend] war das Wort [also zwar, wie vorhin gesagt, der Person nach von Gott unter- schieden, dach nicht der Natur nach von ihm ver- schieden Kap· 8, 58; 10, 30; 17, b; PhiL 2, S; Col. l, 15; Hebr. 1, 3]. » · Das schöpferische und überhaupt den göttlichen Willen tragende Wort (vgl. das immer sich« wieder- holende »und Gott sprach« in 1.Mos. 1) wurde schon von der hebräischen Poesie personificirt oder als Per- son dargestellt (Ps. 33, 6;·107, 20; 147, 15; Jes. 55, 10 f.), und es wurden ihm in Folge dieser con- cretemselbstständlimxgn Anschauun die öttlichen Eigen- schaften beigelegt («s. 33, Jee 40, ; Pf. 1l9,105), sofern es zugleich die fortwahrende Kundgebun Gottes in Gesetz und Prophetie ist; die eigentiche ists-often- sirung (Erhebung auf die Stufe eines als wir liche Person existirenden Wesens) war damit als weiterer Fortschritt in der Erkenntniß des göttlichen Wesens- R« T« I. L. 1 2 Evangelium Iohannis 1, 2. Z. verhältnisses angebahnt, trat aber erst nach der Zeit des Exils allmälig ein. Doch tritt eine andere Form der Vorstellung hervor, nicht die ursprüngliche des Worts (10g0s), sondern die der Weisheit (chokma), deren Ausdruck das schaffende Wort gewesen war; diese wird im Buche Hiob (28, 12 ff.), in den Sprüch- wörtern (Kap. 8 u. 9), beim Sirach (l, 1—10; 24, 1sf.) und im Buche Baruch (Kap. 3, 37—4, 4) noch per- sonificirt (als persönlich gedacht) dargestellt und ge- schildert, jedoch dermaßen, daß die Darstellung näher an die der Hypostase (wirklicher persönlicher Existenz) streift, der förmliche Uebergang der Weisheit zur Hypostase findet dann im B. der Weisheit (Kap. 7 u. 8) statt, wo die Weisheit als wesentlich aus Gott her- vorgegangenes Lichtweseiy als reales Ebenbild Gottes, als Veisitzerin des göttlichen Throns, als wirkliches und selbstständiges Offenbarungsprincip Gottes in der Welt (besonders in Israel), vermittelnd zwischen beiden, nachdem sie als Organ Gottes die Welt geschaffen hat, erscheint, mit einem Geiste, unter dessen vielen Prädi- katen auch »ein eboren« (Luther: ,,einig« 7, 22) ge- nannt wird. uch der göttliche Logos (das Wort) erscheint wieder im B. der Weisheit (Kap. 9, 1 vgl. mit V. 2), aber nur im alttestamentlichen Sinne des dichterisch personificirten Willensspruchs Gottes, sei dieser segnend (16, Z; vgl. Pf. 107, 20) oder strafend (18, 15). Ist sonach die Logos-Vorstellung in den Apokrgphen vor der Entwickelung der Idee der Weis- heit (iese als in Christo erschienen findet sich im neuen Testam. noch in Luk. 11, 49., vgl. Matth. 11, 19) urückgetreten, so hat sie sich doch bei den chaldäischen araphrasten desto bestimmter geltend emacht: sie lassen das Wort Gottes als die göttliche O enbarungs- Hypostase erscheinen, einerlei mit der schechina (1. Kön. 8, 12 Anm.), welche sich in dem Messias offenbaren sollte. So geht durch das ganze Iudenthum in ver- schiedenen Formen der Vorstellung (vgl. besonders auch den ,,Engel des HErrn« im alten Testament seit 1. M. 16; Z. Mos. 23 als den namentlich bei Hosea, Sacharja und Maleachi öfter erwähnten Repräsentanten des sich offenbarenden Gottes) die Idee, daß Gott nicht un- mittelbar, sondern mittelbar sich selbst offenbar mache, nänilich nicht sein Verborgenes, unanschaubares Wesen, sondern seine Erscheinun (2. Mos. 32, 12——23), und diese Idee, jedoch unter influß hellenischer, besonders platonischer und stoischer Speculationen, ward auch ein Hauptgegenstand der jüdischmlexandrinischen Philosophie (1. Macr. 1, 11 Anin.), wie sie sich bei Philo darstellt, einem älteren Zeitgenossen Iesu. Nach letzterem ist« der Logos der Inbegriff aller göttlichen Kräfte, sofern diese in der Gottheit selbst beschlossen oder in die Welt ausgegangen und in ihr zerstreut sind Geiz-o; est-Epim- mcclg. Als Immanenz in Gott (noch in ihm be- schlossen), die urbildliche Welt in sich enthaltend, welche als reales Weltideal gedacht ist, -ist er — noch nicht äußerlich geworden, wie beim Menschen die immanente Vernunft — der Läg-o; Foöioissrog (das innerlich ge- dachte Wort), welcher aber weltschaffend ans Gott hervorgetreten ist als der zeig-o; ykgoqaopincig (das durch Vortrag sich äußernde Wort), wie beim Menschen das Wort, gesprochen, die Erscheinung des Gedankens ist. Der Zeit-Oe itoogsogmög ist nun der Inbegriff des ge- sammten Thätigkeitsverhältnisses Gottes zur Welt, so daß Schöpfung, Vorsehung, Mittheilnng aller phhsischen und ethischen Kraft und Begabung, alles Leben, Licht und Weisheit aus Gott sein Werk ist, in Eigenschaften und Wirkungen nicht wesentlich ver chieden von der Weisheit und dem göttlichen Geiste elbst. So ist er Ebenbild der Gottheit, der älteste und erstgezeugte Sohn Gottes, der Inhaber der ganzen Gottesfiille, der Mittler zwischen Gott und der Welt, das Substrat aller Gotteserscheinungen,· auch der Messias, dieser aber eben als Gotteserscheinung idealistischfaufgefaßt nicht als concrete menschgewordene Persönlichkeit, wie denn eine Fleischwerdung dces Logos dem Systeme des Philo fremd ist. Daß nun Iohannes die Logos-Lehre, in welcher er das vorzeitlich» schon dagewesene und menschlich in die -Menschhei»t eingetretene göttliche Messiaswesen darstellt, lediglich der alexandrinischen Philosopie verdanke, ist, zumal bei der Verschiedenheit der philonischen und johanneischen Legre wie über- haupt, so hinsichtlich der Subsistenz des» ogos (derselbe heißt bei Philo »der zweite Gott und ist ein-Zwischen- wesen zwischen Gott und dem Menschen, erhabener als der Mensch, aber auf einer niedrigeren Stufe stehend als Gott), nur init Willkür zu behaupten; es spricht dagegen auch dies, daß bei Johannes der Name logos unzweifelhaft vom gottlichen Sprech·en·(Wort her- kommt, bei Philo hingegen vom gottlichen »enk·en (Vernunft). Jene iohanneische Lehrform begreift sich vielmehr natürlich und geschichtsmäßig nur so, daß eine Einwirkung der alexandrinischenGnosis (Erkennt- nißiveisheiy aufeJohannes zwar keineswegs ausge- schlossen, aber» die altheilige volksthumliche Weisheit vom Worte Gottes, welche auf I. Mos. I zuruckleiteh als dasjenige anerkannt wird, woraus ihm die Idee des in Christo menschlich erschienenen Logos zunächst dar- geboten ward und woran er die eigenthumliche Ent- wickelung dieser Idee in aller Klarheit und Tiefe des Geistes nach Maßgabe der in seiner Erinnerung fort- lebenden Selbstzeugiiisse seines HErrnangeknüpft und fortgesührt hat; dabei hat eriiideß auch die nach Ursprung und Inhalt ahnliche nnd weitverbreitete alexandriiiische Speculation auf sich· einwirken lassen undjelbststandig mit allem Bewußtsein ihrer Verschiedenheiten, behufs Darstellung des Wesens undWirkens des« Göttlichen in Christo benutztsz Versucht ·i»nan die Johanneische Logoslehre dem Einfluß der xudischkalexandrinischen Gnosis zu entziehen, so nimmt inan ihr, wenn auch iin Interesse apostolischer Dignität, die geschichtliche Begreiflichkeit aus» dem Zusammenhang der Zeitver- haltnisse, sowie die nothwendige Voraussetzung ihrer Verständlichkeit für die Leser des Evangeliums. · Aber qerade dieegroßartige Einfachheit und Klarheit des Prologsczeigh mit welcher wahrhaft apostolischen Ge- wißheit Iohannes den Einfluß der Zeitspeculationen erfahren hatte und H err daruber war, sie modificirend, berichtigend und nutzbar machend nach seinen Ideen. Der sachliche Inhalt (die Idee des Gottessohns und seine Menschwerdung) war bei Johannes, ehe»er dein- selben Jene eigenthuniliche Darstellung gab, langst die ganze Grundlage feines Glaubens und »der· höchste Gegenstand einer Erkenntniß gewesen, wie dies nicht minder bei Paulus-»und allen andern Aposteln der Fall war, obgleich siedie Logos-lehre der Form nach sich-nicht aneigneten; jener sgchlicheInhalt ist schleeht- hin auf Christumcwselbst zuruckzu Uhren, dessen«Eroff- nungen an seine Iunger, dessen unmittelbarer Eindruck auf diese und dessen weitere Offenbariiicgen und Lei- tungen durch den Geist der Wahrheit ihnen den Stoff geben, welcher sich später die verschiedenen Foriiiender arstellung dienstbar machte. (Meher.) Schon Iüdische undheidnische Weisheit hatte eine Ahnung von ·dem im Wesen Gottes gelegenen Urbild des eschöpflichen Menschenworts, worin des Menschen edanke »sich offenbart; die apostolische Verkündigung verschmahte das Gefaß Jener Weisheit nicht, aber sie schuttete es erst aus, daß nichts Unreines darinnen blieb, und er- füllte es dann mit dem, durch die neutestamentliche Erfüllungsgeschichte dargereichten Inhalt. (Besser.) Vorwort. -—— Das Wort, das im Anfang bei Gott und Gott war. 3 Da wir täglich Worte sprechen, so dünken sie uns ver- ächtlich, weil sie, schallend und verschallend, uns so gering sind; aber es ist auch im Menschen ein Wort, das in ihm bleibt, während der Schall aus dem Munde geht Wenn wir nänilich etwas aussprechen, was wir wi sen, so· muß nothwendig aus dem Wissen unsers Gedächtnisses ein Wort von der Art wie das Wissen selbst entstehen; denn ein Gedanke, der geformt ist nach dem, was wir erkennen, ist ein in unserm Herzen ge- sprochenes Wort —- kein griechisches oder lateinisches oder irgend einer Sprache angehöriges. Sollen dies Wort aber auch Andere verstehen, so nehmen wir ein Zeichen zu Hilfe, mit dem es bezeichnet wird; so ist das außen tönende Wort nur ein Zeichen des drinnen verbor enen, dem vielmehr der Name ,,Wort« zukommt. (Auguiztin.s Das Wort wird erst im Herzen geboren in unerfaßlicher und unkörperlicher Geburtsstätte, und bleibt unbekannt im Innern des Nienschenx dann wird es in zweiter körperlicher Geburtsweise mittelst der Lippen geboren und so ein allgemein kundbares, ohne daß sein Zusammenhang mit der Seele, die es ge- boten, aufgehoben wird — ein lehrreiches Abbild der beiden Geburten Gottes, des Logos. (Anastasius Sinaita — nach seinem Aufenthalte als Einsiedler auf dem Berge Sinai zum Patriarchen von Antiochien ge- wählt, -l— 599 n. Chr.) Wort heißt nicht allein, das der Mund redet, sondern vielmehr der Gedanke im Herzen, ohne welchen das äußeriche Wort ni tge- redet wird; wie nun ein Mensch ein Wort, Ge präch oder Gedanken mit sich selber hat, er redet o ne Un- terlaß mit sich selber, ist voller Gedanken un Rath- schläge, was er thun oder lassen wolle, also hat Gott auch von Ewigkeit in seiner Majestät und gött- lichem Wesen ein Wort, Rede, Gespräch oder Gedanken in seinem göttlichen Herzen mit ich selber, allen En- geln und Menschen unbekannt. as heißt sein Wort, das von Ewigkeit in seinem väterli en Herzen inwen- dig gsewesem dadurch Gott beschlo sen hat, Himmel und rde zu schaffen. Wort heißt aber der Sohn nicht allein, weil er durch des sich ansehenden und betrachtenden Vaters Gedanken gezeugt ist, sondern auch, weil durch ihn der Rathschluß von der gan en Ordnung der Schöpfung und- Wiederherstellung es menschlicheci Geschlechts ausgesprochen ist. (Luther.) St. Johannes begnügt sich, unserm Glauben die Ewig- keit des Sohnes Gottes darzulegen, seine Lebens- gemeinscl aft mit dem Vater und seine Gottheit, ohne uns diese Geheimnisse zu entwickelns unser Glaube muß sich auch damit begnügen. In· ezug auf» dies ewige, unaussprechliche und unbegrecsliche Geheimniß müssen wir mehr glauben als räsonniren, mehr an- beten als erklären, mehr denken als ergründen, mehr lieben als reden. (Quesnel.) - Die drei Glieder des Verses stehen in dem Ver- hältniß der Steigerung zu einander; erst das dritte spricht das Höchste aus, was überhaupt gesagt werden kann, die Gottheit des Wortes, auf welche mittelbar schon die beiden ersten Glieder hinführen, die ihnen als Voraussetzung zu Grunde liegt. (Hengstenberg.) Das ,,im Anfang« bezieht sich auf das allererste Werden der Dinge; wenn aber der Logos in diesem Anfang sgon war, so folgt, daß er von Ewigkeit war. L. Lange.) So etwas ist vor der Welt und aller reaturen Schöpfung, das muß Gott sein. (Luther.) »Bei Gott« war das Wort, nicht in ihm blos; es war Gottes Beimann, der Mann, der Gottes Nächster ist (Sach 13, 7). Also nicht eine in Gott ruhende Eigenschaft oder eine von ihm ausgehende Kraft, son- dern eine Person ist das Wort, ein selbstständiges Ich, durchtönt von dem Du der göttlichen Liebe und erfüllt von dem Inhalt des göttlichen Lebens (Kap. 17, 5. 24; 5, 26). Jn dem griech. Worte für unser deutsches ,,bei«, das eigentlich ,,zu Gott hin« besagen will, ist zugleich die Gegenliebe mit ausgedrückt, in welcher das Wort Gott ewiglich zugewandt ist — nicht sowohl wo, sondern wie, in welchem Stande das Wort war, nämlich in ewigem Liebesverkehr mit Gott, will Johannes sagen. So sind denn ihrer Zwei: Gott und das Wort; das persönlich von Gott unterschiedene Wort ist aber wohl ein Anderer, doch nicht etwas Anderes als Gott, und darum, daß niemand dem Wesen nach trenne das Wort von Gott, den Sohn vom Vater, kömmt er wieder herum, schleußt den Ring zu und spricht: »und Gott war das Wort« Fragst du: wann war das Wort? so antwortet Johannes: -es war im Anfang; fragst du: wo war das Wort? so antwortet er: es war bei Gott; fragst du: was war das Wort? so antwortet er: es war Gott— leicher Gott von Macht und Ehren. Nun faßt der postel den ersten und dritten Satz dieses Verses mit dem zweiten zusammen und fährt fort: 2. Dasselbige ldieses Wort, welches selbst Gott war] war im Anfang bei Gott. Es war nicht etwa im Anfang in Gott verschlosseiy um eine selbstständige Person da zu werden, als durch dasselbige die Welt wurde, sondern als Gott von Gott war es im Anfang bei Gott. (Besser.) Der Vater könnte nicht persönlich sein, wenn nicht der Sohn wäre· (Origines.) Daß der. Logos »Gott bei Gott« gewesen, ist aber erst dann nach allen Seiten hin aus- gesagt, wenn auch hervorgehoben ist, daß alle von Gott ausgehende Thätigkeit von Anfang an durch ihn hindurchgegangen ist; das wird denn im folgenden Verse bezeugt. (Luthardt.) 3. Alle Dinge [die im Himmel und auf Erden sind] sind durch dasselbige [das , als diese Dinge ihren Anfang nahmen, ja schon- da und vermöge seines bei-Gott-Seins auch im Stande war, Gottes Gedanken zu verstehen und auszuführen] gemacht, und ohne dasselbige [d. i. anders als durch dasselbige] tst nichts gemacht, was gemacht Ist [Ps. 33, S; Col. 1, 16 f.»;»Hebr. 1, 2]. Bisher ist das Wort beschrieben innerhalb dem Schooße des Vaters; nun wird es beschrieben, wie es sich geoffenbaret in der Schöpfung (Berleb. Bib.) Das ,,durch« ist nicht so zu verstehen, als sei der Logos, das Wort, nur der äußerliche Werkmeister ge- wesen; Paulus drückt es aus: »in ihm ist alles ge- schaffen«, und fügt dann hinzu: ,,durch ihn und zu ihm« (Col. I, 16 im Grundtext) — Worte, die sonst ebenso von dem Vater stehen (Röm. 11, 36). Das, ,,durch« ist also von einer inneren Vermittelung zu verstehen; wäre aber der Sohn als ein Werkzeug dazu gemacht worden, damit Gott durch ihn die Welt machte, so wäre er eringer, nicht blos als Gott, son- dern auch als die elf, denn die Axt ist geringer als das Haus, das wir damit bereiten. (v. Gerlach.) Jedes Wesen muß, um zum Sein zu gelangen, durch die Hand, durch den Gedanken, durch den Willen des Wortes hindurchgehenx das Wort aber schasft alles in dem Vater und bezieht alles auf den Vater. (Godet.) Bleibt Christus nicht wahrer natürlicher Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und Schöpfer aller Crea- turen, so sind wir verloren; denn was wäre mir mit des HErrn Christi Leiden und Sterben geholfen, wenn er nur ein Mensch wäre wie ich und du. So hätte er den Teufel, Tod und die Sünde nicht überwinden Pl· 4 Evangelium Johannis 1, 4—6. können, er wäre ihnen viel zu schwach gewesen. Darum müssen wir einen solchen Heiland haben, der wahrer Gott und ein Herr über Sünde, Tod, Teufel und Hölle sei: wenn Er, als der Sohn Gottes, sein Blut für uns vergeußt, auf daß er uns erlöse und von Sünden reinige, und wir es glauben und dem Teufel vor die Nase halten, wenn er uns der Sünden halben schrecket und plagt, so ist der Teufel bald geschlagen, der muß weichen und uns zufrieden lassen. Denn die Angel, das ist die Gottheit Christi, so unter dem Regen- warm, unter seinerMenschheit (die der Teufel in sei- nem Rachen verschlang, da Christus starb und begraben ward), verborgen war, zerriß ihm den Bauch, daß er ihn nicht halten konnte, sondern wieder herausgeben mußte, und er den Tod daran fraß; welches unser höchster Trost ist, denn sowenig er Christum hat im Tode halten können, so wenig kann er auch, die an Christum glauben, darinnen behalten. (Luther.) Wie könnten wir das Heil erlangen, wenn es nicht Gott war, der das Heil gewirkt hat? oder wie kann der Mensch zur Gemeinschaft mit Gott kommen, wenn nicht Gott zu dem Nienschen kam? wie war es 1nög- lich, daß Christus den Starken, der den Menschen in feiner Botmäßigkeit hielt, besiegt, den von jenem Ge- knechteten aber in die Freiheit entlassen hat, wenn er nicht ein Höherer war als der geknechtete Mensch? (Jrenäns.) -4. Jn ihm sals demjenigen, dem der Vater gegeben das Leben zu haben in ihm selbst Kap. Z, W] war das Leben salles Creatürlichen be- schlossen, so daß, was es an Leben in der2 Schöpfung giebt, sei es Natur- oder Geistesleben, ein Ausfluß seines Lebens ist], nnd [er, der nun folgerichtig selber] das Leben lheißt Kap. 11, 25z 14, S] war sin jener schönen Morgen- zeit der Schöpfung, ehe durch die Sünde die Finstermß heremgebrochen] das Licht der Menschen [sie erleuchtend zu göttlicher Erkenntniß, wie solche namentlich in 1. Mos· 2, 20 u. 23 ff. offen zu Tage tritt]. ,,Jn ihm war Leben« (im Grundtext steht das Wort ohne den Artikel ,,das«) —- Leben nicht für den Logos selbst, denn die Beschreibung seines Wesens ist mit V. 1 u. 2 beendigt, sondern Leben für das von ihm geschaffene Weltall V. Z: nachdem die Welt durch die Macht des Worts vom Nichts in’s Dasein getreten war, schöpfte sie in ihm oder in der Verbindung mit ihm auch die zu ihrer Erhaltung und zu ihrem Fort- bestehen nothwendiger: Kräfte; zuerst war der Logos die WurHel des Baumes, dann aber auch der Saft. Jn der erbindung mit dem schöpserischen Wort, will Johannes sagen, war Leben, volles Leben, vollkommene Entwickelung des Seins für jedes Wesen nach seinem Maß und für das ganze All· (Godet.) Jm Munde Johannis schließt der edle (54 Mal im Evangelio vor- kommende) Name Leben beständig einen göttlichen Lebensinhalt ein. Jn unsrer Sprache reden wir wohl, wie auch die Schrist sonst hin und wieder thut, von einem Leben ohne Gott, einem sündlichen, weltlichen, irdischen, vergänglichen, unseligen Leben; Johannes dagegen hat den Namen ,,Leben« ausschließlich dem bewilligt, was wesentlich Leben ist (1. Tim. S, 19), d. h. was aus der göttlichen Lebensfülle seinen Ur- sprung und in der Gemeinschaft mit Gott seinen Be- stand hat. Als Gott ansahe alles, was er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut (1. Mos. J, 31), da sahe er lauter Leben aus seinem Leben, und sein Wohlgefallen ruhete auf aller Creatur; unvergängliches Leben und unverwelkliches Bliihen ergoß sich ohne lElngerlaßdaus des Fuelle ages Lebetfskz Settifemd die sr e, un was ie egt, ni t mehr e r gut, on ern durch die Sünde verderbt und von Gott losgerissen ist, Pakdder Tråd Fjettvalt gåkrileYtGligms 8, Zgjx aber Eziäh eiemun eueno e, a mienim e girfer Zalkinsfechknden TTelt segenf hat,d ig äOem, esen ie e tär er als er o it un e en e ens- Zwei? die7GesgaltEder Erde vernguerh If. 1((L);t,ss30; potg.1,1· ol.1 17« Her. 1,.. eer.) Johannes spitzst die Kegel Iind macht eine Ecke, daß er herein w1ll kommen auf die Schnur des mensch- lichen Geschlechts; da wendet er sich nun gar hin und spricht: »und das Leben war das Licht der Menschen« (Luther.) » Die Darstellung geht vom Allgemeinen auf das Verhaltmß des Logos zur Menschheit uber; sur diese war er als der allgemeine Lebensquell der durch ihn LgewordenfendWelt, wflcher als sokfher afn wekngsten in ezug au ie Men chen unwir am ein onnte, sondern sich an ihnen nach ihrer vernünftig-sittlichen Yatur wirksam erweisen mußteg sinsbesondere das icht, na dem nothwendigen uammenhange von Leben und icht, im Gegensatz, von Tod und Finsternis; (Kap. 8», 12»; Pf. Bis, 10;»Ep»hes. 5, 14; Hut. I, 78»f.). åOads istd die råingfgottlichedslsahrheih tkheorygxxskclh n e i eren m ang un neignun en - schen Zum«Erleuchteten, zum Kinde des Lizchts macht, Peren b ichgemp arfg ugiddsliicgytarfitsnahånebiigss Bewsridßtg ein a er en u an er in erni e ing . a Leben war der Menschen Licht, weil es in seiner - Wirksamkeit auf sie die nothwendige Potenz ihrer Er- leuchtung war. (Meyer.) Offenbar beziehen sich die Worte dieses Verses auf diejenige Periode, welche un- mittelbar auf den im vorhergenden Verse erwähnten Schöpfungsakt folgte: es war die erste Blüthezeih während welcher der Logos noch keinem Widerstand in dem Weltall begegnete und dasselbe befruchten konnte, indem er ihm, je nach der Fassungskraft der dasselbe bildenden Wesen, den Reichthum seines Lebens mit- theilte —— ein herrlicher Anfang einer schnell unter- brochenen Entwickelung, welcher aber doch den recht- mäßigen Stand, das eigentliche Wesensverhiiltniß offen- bart. Dieser Normalzustand fand seinen höchsten Aus- druck in dem Wesen, swelches das Meisterwerk der Schöpfung war, in dem Menschen: in diesem bevor- zugten Geschöpß das nach dem Bilde des Wortes selbst gemacht war, entwickelte sich das Leben als Licht; der tiefe Ausdruck bezeichnet in der Sprache des Apostels die klare Anschauung des höchsten Guts oder das seiner selbst bewußte sittlich Gute, also dasselbe, was bei Johannes das Wort ,,Wahrheit« ohne Bild aus- drückt. Jn diesem Sinn ist auf Erden nur der Mensch em- pfänglich für das Licht, als das einzige Wesen, welches mit dem inneren Sinne, um es zu fassen, begabt ist; dieser innere Sinn ist das ursprünglich Eine, jetzt ge- theilte Organ, welches wir Gewissen und Vernunft nennen. (Godet.) 5. Und das Licht [zu dem das Wort als Inbegriff des Lebens nach dem vorhin Gesagten den Menschen ward] scheinet [von da an, wo diese sich durch den Sündenfall 1. Mos. 3 von ihm losgerissen, ohne Unterlaß] in der Finsterniß sder die Menschen nun anheimgefallen waren, um das Grauen derselben durch einige lichte Punkte zu mildern und ihre völlige Herrschast abzuwenden, Das Wort, durch welches alle Dinge geschaffen, als das Leben und das Licht der Menschen. 5 vielmehr eine Zukunft vorzubereiten, wo es wieder hell werden sollte], und die Finsteruiß [d. i. die von der Finsternis; umfangenen und beherrschten Menschen] haben es nichtbegriffen sdaß sie das, was von lichten Punkten ihnen gelassen war oder von neuem Licht ihnen gegeben ward, treu be- nutzt hätten und dadurch selber licht geworden wären, sondern hielten die Wahrheit in Unge- rechtigkigkeit auf Röm. l, 18]. Wie der Apostel in V. 1-—3 die Bekanntschaft mit dem 1. Kap. des l. Buchs Mosis bei seinen Lesern voraussetzt und bei V. 4 die Bekanntschast mit dem L. Kap., so hier die mit dem Z. Kap.: die organische Verbindung zwischen dem Logos und der Menschheit ist durch den Sündenfall abgerissen, der Zustand, der das »in ihm« bezeichnet, ist nicht mehr, der Quell des Lebens und damit des normalen Lichts istder Mensch- heit versiegt, wie der Rebe der Saft, sobald sie vom Weinstock abgetrennt ist; so tritt in V. 5 die Finsternis; auf, deren Erwähnung schon durch das ,,war« in V. 4 angekündigt worden. Diese »Finsterniß« bezeichnet die Menschheit als eine solche, die des Lichts, das aus dem Leben floß, und des Lebens, das von dem Logos ausging, beraubt ist; sie « bezeichnet jedoch nicht blos den Mangel des Lichts, sondern schließt zugleich die Jdee des Gegensatzes gegen das Licht in sich, denn eine verkehrte Entwickelung ist mehr als eine unvoll- ständige —- so gewiß das innere Leben das- innere Licht erzeugt, so gewiß hat die Verderbniß des Herzens die Verfinsterung des inneren Sinnes zur Folge, statt der wachsenden Erkenntnis des Guten und Gottes tauchen eitle, von den Leidenschaften ausgeborene, von einer ihrer normalen Nahrung beraubten Phantasie begierig ergriffene Wahnbilder auf (Röm. 1, 21 f.). Der Logos übt da einen ersten Akt des Erbarmens an der gefallenen, verfinsterten Menschheit; er erhält im Herzen der Menschen die Begriffe von gut, gerecht, heilig, aber es ist nicht mehr eine Vorliebe, ein Ver- langen, eine Macht, sondern ein Gesetz, das Gewissen (Röm. 2, 14 s.) Es ist zwar eine innere Offenbarung, weil sie im Herzen vorgeht, aber doch eine äußerliche, weil sie dem verderbten Willen des Menschen fremd, ja entgegengesetzt ist; die Erkenntniß des Guten, so- weit sie noch vorhanden, ist nicht mehr der Ausdruck, das Ausstrahlen des inneren Lebens, sondern der Logos drängt sich als Lichtwirkung unmittelbar dem Menschen auf, offenbart ihm das Gute und verdammt in ihm das Böse. (Godet.) Alles, was die göttliche Liebeje und je zur Erlösung der gefallenen Menschheit veran- staltet hat, von der ersten Verheißung des siegreichen Weibessaamens, des Schlangentreters, bis zur Er- füllung dieser Verheißung, es ist insgesammt ein Scheinen des Lichtes in der Finfterniß. Wie stark schien das Licht hinein in die Finsterniß, als ein Noah, ein Abra am, ein Moses, ja endlich als das Bundes- volk im anzen Leuchter dieses Lichtes waren! Die ganze Haushaltung des alten Bandes ist durchleuchtet vom Lichte des Sündern sich erbietenden Heils; die Verheißung das Gesetz, der Gottesdienft mit seinen Vorbildern, es ist alles eine Ausstrahlung des mit der Finsternis; ringenden Lichts Christus ist der Licht- inhalt des ganzen alten Testaments (Kap. 5, 39); und, selbst diejenigen Völker, welche vor dem Lichte münd- licher Offenbarung in ihren eigenen Wegen geflohen waren (Apostg. 14, 16), hat das Licht der Menschen dennoch nimmer gänzlich unbes ienen gelassen in ihrer Finsternifz etliche Lichtfunken prüheteu auch in die finstern Heidenherzen hinein, denn die Schöpfung pre- digtevihnenvhne Wort den lebendigen Gott, und ihr Gewissen fein Gesetz, und zahllose Opfer der Heiden bekunden die Gewissensgedankem die sich unter ein- ander verklagen und entschuldigen (Besser.) Das Suchen Gottes ist der lebendige Pulsfchlag in der ge- sammten religiösen Entwickelung des Alterthums; es mtßlingt ihm jeder Versuch, aber die sittlichen Justi- tutionen (Familie und Staat), unterstützt von dem steten Zeugniß des Gewissens, erhielten das Weltwesen bis zu der Zeit, wo der Yienschengeish im eigenen Suchen des lebendigen Gottes befriedigungslos er- schöpft, das als Gnadengeschenk von Oben erhielt, was er nie sich selbst zu geben vermögend war. (Nägels- bachs Der tragische Zug, welcher durch die ganze Schrift des Johannes hindurchgeht, ist bereits in den letzten Worten dieses Abschnitts zu finden und zu fühlen: »die Finsternis; haben’s nicht begriffen«. (Lut- fhardtJ Unter den åljtillionen menschlicher Wesen, welche eit dem Fall nach und nach in die Welt eingetreten sind, war kein einziges, welches das strahlende Licht des Logos aufgenommen und den lebendigen Gottver- mittelst dieser Offenbarung efunden hätte. Allerdings hatte dieses Nichtfassen ver chiedene Stufen, einem So- crates oder Plato kann diese Verblendung nicht in gleichem Grade vorgeworfen werden, wie der Masse der abgöttischen Menschheit; aber nirgends in der gefallenen Welt fand sich ein Einziger, der der Erleuchtung des Logos vollkommen sich hingegeben hätte — die einen haben sich in den Abgriinden des Götzendienstes ver- loren, die andern auf die Höhen der Speeulation ver- irrt, den lebendigen Gott hat niemand erkannt. Die Herrschaft des Heidenthums in der ganzen Menschen- welt außer dem Gebiet der geschichtlichen Offenbarung Påzezigs die Wahrheit der Behauptung des Apostels. o et. II. so. 6—13. Hatte der Evangelist, als er vorhin vom Scheinen deg Lichtes in der Finsternis redete, zunächst nur erst die allgemeinen Einwirkungen des Worts auf die vorkhristliche Menschheit, wie ne aurh der Heiden« well zu Theil wurden, im Auge, so geht er jetzt auf die besonderen Offenbarungen in Israel über, bommt aber da sofort auf denjenigen Mann zu sprechen, der die anglaiifetsde Spitze, der znsammenfassende Inbegriff aller dieser Qfsenbarungeu und zugleich der Zeuge von dem nun persönlich erschienenen Lichte der Welt nnd der dasselbe bei dem vorerwiihlten Iooltie einführeude Gotteggesandte ist, auf Johannes den Täufer; anrh hier muß er klagen, daß der, welcher unter diesem Volke sith eine Wohnstätte bereitet und sie zu den Seinen gemacht hatte, bei ihnen keine Aufnahme fand. dlur ihrer etliche, die sikh von dem großen Haufen schieden, ließen sich durch den Glauben an seinen Namen zu Gottes tlitnderu machen und legten damit den Grund zu einem nentestamentl. Gotte-volle, wie eg jetzt bereits unabhängig von der nationalen Abstammung tu der Welt besteht. 6. Es wars· [zu der Zeit, wo das Licht nun am allerhellsten in der Finsterniß scheinen, ja in eigener Person sich offenbaren wollte] ein Mensch, von Gott gesandt fund als göttlichen Propheten sich in seinem ganzen Wesen deutlich zu erkennen gebend], der hieß [was ebenfalls nicht ohne Be- deutung an ihm war] Johannes sdenn solcher Name gab zu erkennen, daß jetzt die in Pf. 102, 14 längst schon erflehete Zeit vorhanden sei, da der HErr seinem Volke gnädig fein würde 2.Kön. 23, 30 Anm.]. 6 Evangelium Johannis 1, 7—-10. "«) So schreibt Luther in der Postillez es entspricht diese Lesart besser dem Grundtext, als die der Bibelausgabex ward. Will man letztere beibehalten, so muß man] wenigstens so er- klären: Es ward (trat in die Erscheinung ein oder vor das Volk hervor, als die nentestatnentliche Geschichte sich nun in Bewegung setzte) ein Mensch von Gott gesandt 2c., darf aber nicht etwa so verbinden: »Es ward ein Mensch von Gott gesandt &c. 2c.«, da dies den Gesetzen der deutschen Sprache gemäß nicht denjenigen Sinn ergiebt, der in der griechischen Grundsprache vorliegt, wo gesagt werden soll, daß ein Mensch aufstand oder hervortrat, dessen ganzes Leben in seine Sendung ausging, eine Sendung, die das Zeugniß vom erschienenen Lichte zu ihrem Endzweck hatte. 7. Derselbige kam sseiner Sendung gemäß zu keinem andern Zweck, als] zum Zeugniß, daß er snämlich durch Verkündigung dessen, was ihm durch göttliche Offenbarung kund geworden über den, der nach ihm kommen sollte] von dem Licht zeugen, auf daß sie alle sfiir die er zum Pro- pheten bestimmt war] durch ihn glaubeten san das Licht Kap. 12, 35 f., indem er nicht nur ihre Herzen ans die Erscheinung desselben borbereitete, sondern auch, da es nun erschienen war, es ihnen zeigete und sie zu ihm hinwiese V. 29 ff. Bis; Z, 31 ff.]. 8. Er sfür seine eigene Person] war nicht swofür Viele anfangs ihn halten wollten V. 19, was er aber immer entschieden von sich abwies V. 20; Z, 28] das Licht, sondern snur vor dem- selben hergesandt] daß er zengeie von dem Licht sfiir den vorhin angegebenen Zweck] 9. Das snämlich das Licht, von dem er zeu- getes war das wahrhaftige Licht, welches alleMenschen erleuchtet, die in diese Welt kommen srichtigerx Es war ja das wahrhaftige Licht, welch.es alle Menschen erleuchtet, im Kommen in die Welt begriffen — darum eben mußte ein solcher Zeuge, der auf dasselbe hinwiese, voraus- gehen]. Die Einführung des Täufers an dieser Stelle ist eine Repräsentation des ganzen prophetischen Zeug- nisses von Christo von concentrirter, persönlicher Ge- stalt; der Täufer war die letzte Reeapitulation aller prophetischen Stimmen von dem Christus. Das alte Testament hatte zwei Seiten, eine verborgene und eine offenbare: die verborgene Seite war das Werden des genealogischen Lebens Christi selbst, sein christo- logischer Advent (Osfenb.12, 2), die offenbare war das prophetischeZeugniß von diesem Advent; wie aber die Verbal-Prophetie (die Weissagung im Wort) der Real-Prophetie (der Weissagung im Werk) ihrer Natur nach vorauseilte, so ging auch die Erfüllung der Verhal- Prophetie in Johannes der Erfüllung der Real-Pro- phetie in Christus voraus. Darum steht hier Johannes an der rechten Stelle; er ist der vorausleuchtende Glanz des wesentlichen Lichtes, der große Zeuge von Christi Advent, der Vorläuser. (P. Lange.) Wie man meistens an einem vom Lichte beschienenen Körper sehen kann, daß die Sonne ausgegangen ist, die man noch nicht sehen kann; wie man auch mit kranken Augen wenigstens einen von der Sonne angeschienenen Berg oder Baum oder dergleichen anzusehen im Stande ist, daß man daran den Aufgang der Sonne erkenne, die man noch nicht ansehen kann: so leuchtete denen, die Christum noch nicht ansehen konnten, Johannes, und durch ihn, welcher bekannte, er sei selbst nur ange- schienen, wurde der Scheinende und Leuchtende selbst erkannt. (Augustin.) Die Beziehung des »von Gott gesandt« auf Mal 3, I: ,,fiehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll« und auf Mal. ·4, 5: ,,fiehe, ich will euch senden den Pro- pheten El1a« kann keinem Zweifel unterworfen sein; auf dieselben Stellen weist der Täufer hin in Kap 3,28 und der HErr in Matth 11, 10. Es gehört zu der schriftftellerischen Weise des Johannes, selten ausdrück- liche Citate aus dem alten Testament zu geben und die Beziehungen auf dasselbe in versteckter, leise an- deutender Weise anzubringen, wie dieselbe Erscheinung sich bei denPropheten des alten Bundes im Ver- hältniß zu den Büchern Mosis findet; der Grund liegt darin, daß häufige Citate sich zu dem höheren Styl nicht passen würden, in dem das Evangelium ge- schrieben ist. »Ein Mensch« ist in diesem Zusammen- hange, wo alles darauf gerichtet ist, Christum im Ver- hältniß zu Jo annes zu erhöhen, gewiß nicht s. v. a. ein gewisser ensch oder jemand, sondern das Wort Mensch hat einen bestimmten Nachdrucb in der Grundstelle Mal· Z, I werden sich der Engel des Bundes und der Engel der Sendung, der göttliche und der menschliche Bote, so scharf als möglich ent- geåengesetzt ·Der Name des Johannes, den der H rr selbst ihm beigelegt (Luk. l, 18 u. 63), be- deutet: »der HErr ist gnädig«, und war also treff- lich «eeignet für den Boten, welcher den·Anbruch der Zeit verkündigen sollte, von der der Psalmist (Ps. 102, 14; vgl. 4. M. 6, 25 und Pf. 123, 3) ge- weissagt hatte: »du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen» (Hengstenberg.) Johannes mußte (durfte) nicht mit einem zufiilligen Namen wie andere Leute genannt werden, sondern mit einem Namen, der das, was er lautet, auch mit sich brächte, wie alle Namen, die Gott machet und giebt· (Lnther.) Zu zeugen war Johannis Amt (V. 15 u. 19), und zwar zu zeugen von dem Lichte, welches er selbst als das wahrhaftige Licht erkannt und erfahren hatte (V. 31); denn nur Erfahrenes wird be eugt —- Johannes konnte darauf schwören, daß dieser Jesus Gottes Sohn sei. Wohl ist aller Propheten Rede ein Zeugniß erfahrener Wahrheit, denn der Geist Christi war in ihnen und sie sahen ihn im Geist (Kap. 8, 56; 12, 4l; . Petri 1, ; aber darin ist Johannis Zeugniß einzig in seiner Art (Matth. 11, 1l ff.), daß es auf den gegenwärtigen Christus (V. 26) als auf Den mit dem Finger hinweist, in welchem alle Verheißungen der Propheten Ja und Amen sind. Zeugend von dem Lichte nun war Jo- hannes selber ein Licht, eine brennende und scheinende Leuchte, wie der HErr ihn nennt (Kap. 5, 35); aber das Licht war er nicht, und seine Größe besteht eben darin, daß er wußte, was er nicht war. (Besser.) Nicht ein Mensch kann uns erleuchten, und wäre es auch ein St. Johannes; das Wort Gottes, die ewige Wahrheit, ist allein unser Licht. (Quesnel.) In Jo- hannes, dem größten der Menschen, dem größten unter den Propheten des alten Bundes (Matth. 11, 117 Luk. 7, 27), wird das ganze Menschengeschlecht Christo zu Füßen gelegt: von ihm zu Åkeugem das ist die höchste Würde, zu der es ein ensch bringen kann, das höchste Ziel, dem ein Mensch nachtrachten darf und soll. (Hengstenberg.) Der Jdee des Zeugnisses legt der Evangelist eine so große Wichtigkeit bei, daß er sie in doppelter Form ausdrücktrzuerst (»zum Die Wirkungen des Worts in Jsrael bis auf Johannes deu Täufer. 7 Zeugniß«) für sich ohne Gegenstand, um sie in ihrer absoluten Bedeutung hinzustellen; dann (,,daß er von dem Licht zeuget«) ergänzt durch das Objekt. Beide Ausdrücke hängen auf gleiche Weise von »derselbe kam« ab; der erste hebt bei demTäufer den Zeugenberuf im Gegensatz gegen die höher stehende Person hervor, welche auf ihn folgen sollte, der zweite vervollständigt diese Bezeichnung, indem er den Gegenstand dieses Zeugnisfes angiebt. Der Begriff ,,Zeugniß« ist mit dem ganz entfprechenden Begriff ,,glauben« einer der Grundbegriffe unsers Evangeliums: das Zeugnis; wird nur um des Glaubens willen abgelegt, und der Glaube ist nur durch das Zeugniß möglich, denn er ist die Auf- nahme des Zeugnisses Das Zeu niß steht da wie eine Säule mit göttlicher Gewi heit, der Glaube schlingt sich an ihm hinauf wie eine fchwache Pflanze an ihrer Stütze; Glaube nennt der Apostel die Hin- gebung an bestimmte, geschichtlicbe göttliche Offen- barungen. Aber braucht denn das Licht bezeugt, kund gethan zu werden? macht es sich nicht von selbst fühlbar? Allerdings, wenn es in feiner eigenen Ge- stalt erfchiene, würde es in Aller Augen hineinleuchten und sogleich erkannt werden; allein es Verdeckt sich unter einer Hülle, hinter welcher der Zuschauer etwas zu suchen hat —— unter dieser Hülle des Fleisches das Licht zu erkennen ift die Sache des Glaubens, und in dem Zustand der Blindheit, in welchem der Menfch sich befindet, ist dieser Glaube nur möglich durch das Zeugniß (Godet.) Bis zum J.1527 hatte Luther den 9. Vers übersetzt: »Das war ein wahrhaftig Licht, welches alle Menschen erleuchtet durch seine Zu- kunft in diese Welt«, und diese Beziehung des Kommeus auf das Licht ist auch unzweifelhaft die richtige, da die Redensart ,,kommen in die Welt« zwar im rabbinifchen Sprachgebrauch, aber nie im neuen Testament von gewöhulichen Menschen vorkommt, welche durch die Geburt in das irdische Dasein eintreten, während sie gerade bei unserm Evangelisten wie aus- gefondert und geheiligt erscheint für den Eintritt des Sohnes Gottes in die Menschenwelt (Kap. 3, 19. 31; 6, 14; 11, 27; 12, 46; 16, 287 18, 37); mit seiner jetzigen Ueberfetzung hat sich Luther an die Vulgata angeschlossen, wie er das früher schon in der Postille ethan. Der Ausdruck: »das wahrhaftige Licht« steht nicht entgegen dem falfch en Licht, denn der Täufer war kein solches; sondern dem relativen oder abgeleiteten, und bezeichnet den Sohn Gottes als das Urlicht (Jak. I, 17). ,,Es war auch deshalb dies das wahrhaftige, allein mitvollem, ganzem Rechte so zu« nennende Licht, weil es nicht blos ein einzelnes Volk und einzelnes Geschlecht in demselben erleuchten sollte, sondern jeden Menschen. (v. Gerlach.) Der Begriff Welt bezeichnet 1) im allgemeinsten Sinne die Gesammtheit der erschaffenen Dinge, das Schöpfungs- all nach seinen Hauptgebietem Himmel und Erde, ohne daß dabei auf eine Störung durch die Sünde Riickficht genommen ist (Ps. 90, 2; Apostg 17, 24); sodann « ) das uns Menschen angewiesene Wohngebäude, die Erde und ihre Bewohner (Matth. 13, Es; Joh. 6,14). Z) Jm engeren Sinne bedeutet ,,Welt« in sehr vielen Stellen die von Gott abgefallene Creatur, die im Argen» liegende verlorene Sünderwelt, welche in ihrer Finsterniß Gott und Christum haßt (Joh. Z, 16; Röm.5, G« D· Cor.5, 19; 1.Jvh. 2, 2); 4) im engsten Sinne ist damit ein scharfer durchgreifender Gegenfatz ge en die Kinder Gottes ausgedrückt, wie er nament- li bei Johannes hervortritt. So befaßt der Aus- druck alle die Men chen, welche Gott und Jesum nicht lieben, mit Wissen und Willen in der Sünde beharren und die göttlichen Gnadenzüge zurückstoßem die Welt in diesem Sinne liegt im Argen, im Teufel, wie die Erde in ihrer Dunstkugel (1. Joh. 5, 19), sie kennt daher Gott nicht und ebensowenig die Kinder Gottes (1. Joh. 3, 1; Joh· 17, 25), welche sie vielmehr haßt und verfolgt (Joh. 15, 18 f·). Sie ist wider Gott, und Gott wider sie (Joh. 4, 4): sie ist im Kriegszu- stande gegen ihn, der mit ihrem Untergang endigen muß (1. Joh 2, 17; 1. Cor. 7, 37). Was Johannes fchlechthin Welt heißt, nennt Paulus diese Welt, diesen gegenwärtigen Aeon (Röm. 12, 2; Z. Tim. 4, m; 2. Cor. 4-, 4; Ephes 2, 2; 6, 12), einen bösen Aeon (Gal. I, 4): beide meinen nicht die Geschöpfwelh wie sie «aus der Hand Gottes hervorgegangen, sondern wie sie vom Teufel verderbtist, nicht nur die Menschen, welche Gott und Jesum nicht lieben, nicht fürchten, ihm nicht vertrauen und sich in der Finsternißliebe gegen das Licht verschanzen, sondern im Besonderen auch die Kainsmenschem welche im bewußten Wider- streben gegen Gott stehen, bei welchen der in Allen liegende böse Samen der Sünde sich zu dem argen Getvächs der positiven Feindschaft gegen Gott und Christum ausgebildet hat (Joh. 8, 44 f.); unter ihnen giebt es dann folche, welche man als ,,Erftgeborene des Satans« bezeichnen könnte. (Fronmüller). Es liegt bei Johannes stets ein Schmerzenssinn in diesem, 68 Mal im Evangelium vorkommenden Namen ,,Welt«. Die Finsternis; hatdas lichte Werk des Schöpfers ver- derbt und es zur Welt gemacht; die Menschen, die aus dem Licht des Lebens in die Finsterniß des Todes sich verloren haben, sie sind Welt geworden. Jedoch scheidetJohannes nochzwifchen Welt und Welt: die ganze Welt ist eine verlorene, doch hat Gott in Christo sich ihrer erbarmt und will sie heraus-lieben aus dem Verderben; die Welt aber, welche folche Liebe ver- achtet und Christo gegenüber Welt bleibt unter ihrem Fürsten, dem Teufel, ist eine verworfene. (Befser.) 10. Es [Derjenige, der soeben als das wahr- haftige Licht bezeichnet«wurde] war snoch bevor er in die Welt kam, auf die in V. 5 angedeutete Weise schon wirksam] in der Welt, und die Welt ift snach dem in V. 3 Gesagten] durch dasselbige snämlich durch das Wort, das im Anfang bei Gott und von Anfang an auch« das Licht der Menschen war V. 4] gemachh Und die Welt strotz jener ihrer Verwandtschaft mit dem Licht und trotz dieses Anrechtes des Wortes auf sie] kannte es [richtiger: ihn, als er »in sie herein kam] nicht [fondern schloß sich gegen ihn ab]. Offenbar erinnern die Worte: ,,es war in der Welt« an die allgemeine erleuchtende Thätigkeit des Logos, und zwar in der Absicht, eben dadurch in dem dritten Sah: »die Welt kannte es nicht« die Blindheit der Welt, welche dieses Licht nickt erkannt hat, umso stärker hervortreten zu lassen. icht allein war aber das Wort in der Welt als das Licht, dasin der Finster- niß scheinet, sondern die Welt hatte auch eine gewisse Wesensgleichheit mit ihm, wie das Werk mit dem Meister, der es erdacht und ausgeführt hat, denn »die Welt ist durch dasselbige gemacht«; und doch, obgleich aus der Hand des Logos hervorgegangen und von ihm erleuchtet, hat die Welt Ihn (das Maseulinum tritt hier an die Stelle des bisherigen Neutrums wegen der herannahenden persönlichen Erscheinung des Logos, welche den Gegenstand des folgenden Verses ausmacht) nicht erkannt. Dieser letztere Ausdruck, entsprechend dem ,,haben’s nicht begriffen« in V. 5, bezeichnet »das wollte. 8 Evangelium Iohannis 1, 1l——14. die allgemeine Verblendung, deren die gefallene Welt sich schuldig gemacht hat, indem sie die Idee des höchsten Gutes, des lebendigen Gottes nicht erfaßte, welche ihr göttlicher Schöpfer und Erziehey der Logos, ihr ein- zuprägen unablässig bemüht war. (Godet.) 11. Er sder Sohn Gottes, der als das Licht der Menschen sich noch ein besonderes Volk als Wohn- und Wirkungsstätte für seine beabsichtigte Zukunft zugerichtet hatte in Israel] kam sdenn auch, als die Zeit seiner Menschwerdung nun da war Gal. 4, 4·, nicht zu irgend welchem belie- bigen andern Volk, sondern] in fein Eigenthum [indem er von ihm Fleisch annahm und bei und unter ihm wohnete und seine Herrlichkeit offen- barte], Und die Seinen [die, was ihr besonderes Verhältnis; zu ihm betrifft, seine Blutsfreunde und Hausgenossen waren] nahmen ihn [gleichwohl] nicht auf [sondern wiesen ihm die Thür und ruheten nicht, bis sie ihn hinausgeführt hatten vor das Lager Matth. 2l, 39; Hebr. 13, 13]. Aus der Welt, dem Werke seiner Hände, hatte der HErr Ein Volk längst aus esondert zum Pflegling seiner göttlichen Liebe, um ertrauten seines Herzens, um Inhaber seiner ffenbarungem es war das olk, welches sich der Herr der ganzen Erde zum Eigenthümer-wählte vor allen Völkern, damit es als ein priesterliches Volk das allen Völkern bestimmte Heil unter seines Gottes königlicher Hut Pflege, be- wahre und vermittele (2. Mos 19, 5 f.; 5. M. 7, S; 26, IS; Sir. 24, 7 ff.); das Volk, welchem unter seinen übrigen Heilsgütern auch gehörte die Herrlich- keit (Röm. 9, 5), nämlich das herrliche Wohnen des ewigen Worts, des Bundesen els, inmitten des Volks sich offenbarend in der Wol en- und Feuersäule, in der Stiftshütte und im Tempel (2. Mos. 40, 34; Z. M. 16, 2; 1. Kön. 8, 10). Der HErr sein Gott ist bei ihm und das Trommeten des Königs unter ihm: so schaute Bileam Jsraels Herrlichkeit (4. M. 23, 21); ein Christus-Volk zu sein, während die Heiden ohne Christus waren (Ephes. L, 12), das war dieses Volkes Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit, Jsraels Wonne von Alters her und seine Segnsucht seit den Tagen der Gefangenschaft lHagg. ·2, ; Mal. Z, 1), sie erschien nun voller Gnade und wohnte leibhaftig in dem heil. Tempel der Menschheit des ewigen Worts — so kam er in sein Eigenthum; er war in der Welt, Mensch unter den Menschen; er kam in sein Eigenthum als Abrahams verheißener Same, als ersehnter Held aus dem Stamme Juda, als der Stern aus Jakob und das Scepter aus Israel, als längstgewünschter Davidssohn, als der dem Volke aus seinen Brüdern erweckte Prophet nach der Weise Muse, Jude unter den Juden. Aber wie die finster ewordene Welt Den nicht mehr kannte, durch wel en ie geschasfen worden, so kannte auch das bund rüchige Eigenthunisvolk Den nicht mehr, welchem es eigen gehörte — die Seinen nahmen ihn åiichåsailisxwxBessckesh EJOiest wilämeg htefaggm atls dåiß ie e inni eranne: ie e eranne 1 n nicht, das bekundet die klägliche Blindheit der gefallenen Natur, welche aus eigener Kraft und Vernunft Christum nicht u erkennen im Stande ist; die Seinen, welche ort der Offenbarung hatten, nahmen ihn nicht aus, das bekundet die mit er Blindheit verbundene äu erste Bosheit, in welcher sie dem heil. Geist wider- strebten, der durch das gegebene Wort sie erleuchten (Ehemnitz.) Wir haben alle die Gnaden ge- erbt, welche den Juden zu Theil geworden, und wir sind dafür die Dankbarkeit fihuldig, welche sie ihm da- für nicht bewiesen haben. (Quesnel.) 12. Wie viele ihn aber [von den Seinen oder aus den Juden] aufnahmen [sich dadurch von der großen Masse des Volkes sondernd und zu den ,,Uebergebliebenen nach der Wahl der Gnaden« Röm. 11, 5 gestaltend], denen gab er sdurch Zueignung seines eigenen Besitzes ver- mittels des heil. Geistes Kap. 16, 14 f.] Macht ssuständigkeit und Vollmacht Kap. 5, 27 ; 17, 2; Offenb. 2, 2(3; 22, 14], Gottes Kinder zu werden ser gab solche Macht aber denen], die an seinen Namen glauben ssie nunmehr auch auf Andere übertragend, die nichtaus der Bürger- schaft Israels sind Kap. 10, 16]; 13. sUnd so steht denn jetzt schon, wo dies geschrieben wird, eine von Abrahams Kindern losgelöste Gemeinde von Kindern Gottes da:] Welche [nämlich] nicht von dem Geblict saus dem doch nur natürliches Leben fließt, wie es alle Menschen ohne Ausnahme haben Kap. 3, S; Apostg 17, 26], noch von dem Willen des Fleifches sder doch nichts weiter als eine ver- derbte Geburt hervorzubringen vermag Pf. 51, 7], noch von dem Willen eines Mannes [der,- wäre er gleich für fein Theil ein Kind Gottes geworden, doch nur Kinder zu zeugen vermag, die demjenigen Bilde gleich, das er von Natur an sich getragen 1. Mos. 5, Z; Matth. Z, 9], sondern von Gott sdurch Einpflanzung eines neuen, göttlichen Lebens] geboren find [bilden diese Gemeinde von Kindern Gottes 1. Ioh· 3, 1«f.]. Dem Anstoße, welchen die Thatsache des Unglauben-s des Bundesvolks ewähren konnte, stellt hier der Evan- gelist die herrliche egitimation entgegen, welche Christus in den edlen Gaben besitzt, die er den an ihn Glau- benden ertheilt hat: hat er diese er oben zuder höchsten unter allen Würden, der der inder Gottes, so steht es fest, daß diejenigen, die ihn nicht auf- nahmen, der Vorwurf trifft (5. M. 32, 5), daß sie eine böse und verkehrte Art sind, Schandflecken und nicht Gottes Kinder. (Hengstenberg.) Dadurch, daß das Volk Israel in der Person seiner Obersten und Ver- treter dem Messias einen allgemeinen Empfang ver- weigerte, hat der Glaube einen durchaus individuellen, sozusagen sporadischen Charakter angenommen, und das Gefühl davon ist in dem ,,wie viele« ausgesprochenx aber es liegt noch mehr in diesem Ausdruck. Indem der Glaube an den åJJiessias von aller Gesammtver- bindlichkeit mit der jüdischen Nationalität als solcher losgelöst worden, ist der Zutritt zu demselben jedem menschlichen Wesen eröffnet, der Juden Schade (wört- lich: ,,Abnehnien«) ist der Heiden Reichthum geworden (Röm. 11, 12). Die ,,wie viele« sind also nicht blos diejenigen aus Israel, welche an dem Unglauben der Nation keinen Antheil haben, sondern alle gläubi en Individuen als solche, Juden oder Griechen, we che Johannes als vereini t und das neue Volk bildend anschaut, wenn er in . 16 sagt: »wir alle«. Die Folgen des tieftragifchen Zeugnisses : »die Seinen nahmen ihn nicht aus«, den geistlichen Tod und das zeitliche Ver- derben Jsraels, spricht der Apostel nicht aus; aber Gegensatz derer, die Jesum nicht aufnahmen, und derer, die an seinen Namen glauben. 9 um so freudiger stellt er die herrlichen Folgen in’s Licht, welche die Aufnahme des Worts für die ein- zelnen Gläubigen aus allen Sprachen und Nationen nach sich zieht. Der göttliche Gast hat denen, welche ihn aufgenommen haben, Vorrechte ertheilt, welche feiner würdig sind: eine neue Stellung und ein neues Leben, welches aus derselben nothwendig hervorgehen muß; die neue Stellung ist die dem Glauben geschenkte perfönliche Versöhnung mit Gott, ist aber einmal der Stand der Versöhnung, die Gotteskindschaft da, so muß die Wiedergeburt folgen, die reale Lebensmit- theilung von Seiten Gottes oder die Widergeburt, da- durch Gott den Menschen vermöge der schöpferischen Kraft des heil. Geistes tin eigentlichen Sinne zu feinem Kinde macht (Gal.4, 6), denn Gott kann dem Wesen, das er in seine Kindesstellnng wieder eingefetzt hat, sein höchftes Gut, sein Leben nicht versagen. (Godet.) Die Wieder» eburt steht in schlechthinnigem Gegensatz, u der menfchlichen Zeugung: sie ist keine materielle, ebt vielmehr an im Geiste und wirkt aus dem Geiste heiligend zurück auf das seelisch-leibliche Leben; sie geht auch nicht von dem Willen des fleischlichen Triebes aus, wird vielmehr ersehnt und erfleht vom bekehrten Menschen unter Wirkung des heil. Geistes; endlich ist sie nicht eines Menschen That, sondern Gottes That am Menschen. (Ebrard.) Es ist mit Absicht der Gegensatz der natürlichen Geburt recht eoncret bezeichnet, damit wir auch das »von Gott geboren« möglichst eigentlich verstehen· (Luthardt.) Der Adel des Kindes Gottes wird nur durch den Geist, durch Geburt aus Gott, durch eine eigentliche geiftliche Zeugung erlangt; da- durch wird ein ganz neuer heiliger Lebenstrieb in dem Menschen gepflanzh gleichsam ein neues Blut ihm ein- geimpft. (Heubner.) III. b· l4—18. llach den vorbereitenden Wirkungen: des Wortes, das im Anfang bei Gott war, auf die Jilensihenwelt überhaupt wie ans Israel insbesondere, von denen im vorigen die Rede gewesen, lioniml der Evan- gelist nunmehr ans die skienschwcrdiing desselben zu sprechen nnd besihreibet da, was seine Gliiubigen mit eigenen Augen an ihm sahen, aus Iohannis Munde iiber ihn hörten nnd in seiner Gcnieinschast von ihm ein— pfrngen llitser Abschnitt bildet den eigentlinzen Höhe— punlit des ganzen Vorwort-I; er tiennzeichnet sich als ein neuer Ansatz, nnd indem er ans den im ersten Abschnitt gebrauchten Ausdruck. »das Wort« zurüelilioimneud, mit diesem sich znsammenschließy haben wir in den drei Theilen des Vrologs einen Ring vor uns, wo das Ende in den Anfang zueürligeht während jedoch der erste nnd der zweite Theil jeder mit einer besonderen Klage über den sllnglanben der Welt schließt, geht der dritte Theil ans in einen preisgesaiig derer, die durch den Glauben Gottes Kinder geworden, wegen des nvlltioiiiiiienen Heils, das sie in Christi: Jesn besitzen. 14. Und [um das bisher Gesagte nun in seine Spitze auslaufen zu lassen und den schon bei V. 11 vorausgesetzten Gedanken auch bestimmt auszusprechen] das Wort [das im Anfang bei Gott und selbst Gott. war V. l] ward fdurch Annahme der ganzen, vollen Menschennatur von einem Weibe] Fteisch kwie wir F1eisch, d. i. hin- fällige, schwache Menschen sind Pf. 78, 39; Jes· 40, 6ff.], nnd wohnete [in Erfüllung der Ver- heißung von einem Wohnen Gottes unter seinem Volk Z. Mosz 26,»11·; Hei— 37, 271 unter uns, und wir [die wir ihn aufnahmen] sahen sin seiner ganzen Erscheinung und Wirksamkeit, trotz der Verhüllling durch das FleischJ feine Herr- lichkeit, sund das war] eine Herrlichkeit als des eingeborencn Sohnes vom Vater [eine Herrlichkeih wie sie nur Demjenigen eignen kann, der des Vaters einzig in seiner Art exi- stirender Sohn ist], voller Gnade und Wahr- heit [zeigte er sich in dieser Offenbarung seiner Herrlichkeih die Gnade und Wahrheit V. 17 er- schien in ihm wie concentrirt]. Man liest eine Historie oder Legende, daß der Teufel auf eine Zeit, da dies Evangelium von vorn her: ,,Jm Anfang war das Wort« gelesen ward, un- bewegt dabeigestatideniund zugehört habe bis auf das Wort: »und das Wort ward Fleifch« — da sei er verschwunden. Es sei nun erdichtet oder geschehen, so ift’s doch die Wahrheit, daß wer von Herzen in einem rechten Glauben diese Worte spricht und betrachtet, ihn der Teufel gewißlich fliehen muß. (Luther.) O un- aussprechliches, unerschöpfliches Wort voll Leben, Kraft und Segen: Der Lohns, der Sohn Gottes, ist ein wahrer Mensch, unser Bruder geworden! Wie ist dadurch die Menschheit wieder zu Ehren gekommen, wie verherrlicht, vor allen Weltenbewohnern aus- gezeichnet! Das ist der geheimste, tiefste, feligste Glaube des Christen; das verwerfen, weil es ein Ge- heimniß ist, heißt, sich vom Glauben losfagen. (Heubner.) Ein-jedes Wort in dem kurzen Spruch enthält ein Ge- heimnis« er weist uns nach Oben und nach Unten, in den Himmel hinauf, in das verborgene Wesen Gottes hinein, auf die Erde, auf die Nienfchheit herab, und, was noch Wunderbarer, er schließet beides, was doch soweit von einander etrennt ist, zusammen, mit einem »und« verbindet er bei es: »und das Wort ward Fleisch l« (Thomafius.) Gott bei Gott ist er gewesen, Unsersi gleichen ist er geworden; dies ist der Gegeufatz, welcher sich aber zunnächft nicht auf das Wesen, sondern auf die Gestalt des Seins bezieht, von deren einer er in die andere übergegangen ist. (Luthardt.) Da er ward, was er vorher nicht war, so ist die Fleisch- werdung die Annahme einer andern Wesentlichkeit, wodurch nun aus der rein göttlichen Logos-Perfon, deren speeifische Natur dabei unverändert blieb, behufs Beschaffung des Erlösungswerks eine leiblich-reale Persönlichkeih d. h. die gottnienschliche Person Jesus Christus, wurde I. Joh. 4, Z; Phil. 2, 7; 1. Tini. El, ; . ebrz 2, 1·4; 5, 7. (Meher.) Da der Logos der Menschheit bei ihrer Erfchaffung sein eigenes Bild ausgeprägt hatte (V. 3 f.; l. Mos. 1, 26), so war i« dieser ursprünglichen Wesens-Verwandtschaft die Be- dingung gegeben für die reale, organifche Vereinigung zwischen ihm und dem Menschen. (Godet.) Wohl hätte er können eine menschliche Natur von Neuem schaffen, die er annähme, reicher und herrlicher, als sie in Adam vor dem Falle gewesen; aber er wollte viel- mehr unsere Natur annehmen in dem Schooße der heil. Jungfrau, diese Natur, welche wegen der Ge- brechlichkeih Schwachheit und des Elends, womit sie um der Sünde willen beladen ist, Fleisch heißt. (Chemnitz.) Fleisch bedeutet nicht soviel als Leib, sondern die volle, ganze Menschennatur; aber diese nicht an sich, sondern die in Folge der Sünde schwach und sterblich gewordene, iin Gegensatz von ,,Geist«, der göttlichen, alles im Nienfchen allmächtig verneuernden, belebenden, aufertveckeiideii Natur. Christus, obwohl er göttlicher Natur, Geist war (Röm. 1, 3 f.; 1.Tini.3, 16 , nahm unser Fleisch an, um in der Ohnmachh dem eiden und Sterben l0 Evangelium Johannis I, 14 Annn des Fleisches, das er zugleich als Strafe trug für uns, die siegende Kraft des Geistes zu offenbaren und eben damit uns aus sleischlichen zu geistlichen Menschen, u Kindern Gottes umzufchassen Während das Fleisch bei uns eine Macht ist, welche den Geist unterjocht, ist er eben deshalb Fleisch geworden, um dem Geiste wieder die Herrschaft zu erwerben und das Fleisch zu verklären. (v. Gerlach.) Ohne Sünde Fleisch gewor- den, trägt Christus, indem er unsre Sünden trägt, «auch die Folgen, die Strafe unserer Sünden an seinem Fleisch, damit er unserem Fleische Erlösung und Ver- klärung erwerbe, nachdem an ihm alle Fleischesarmuth und alles Todesweh verschlungen ist in den Reichthum seines unauflöslichem seligen Lebens. Er ist reich, und ward arm um unsertwillen, auf daß wir durch seine Armuth reich würden. Auch seine menschliche Natur würdeden Reichthum der Herrlichkeih welcher ihr eignet, kraft ihrer Aufnahme in das ewigreiche Leben des Worts vom Nu seiner Menschwerdung an und ohne Aufhören ausgestrahlt haben, hätte nicht die Macht seiner Liebe diese Strahlen gelö cht und das Fleisch vielmehr zu einer Hülle, als zu einem Spiegel seiner Herrlichkeit gemacht. (Vesser.) Für ,,wohnete unter uns« heißt es im Grundtext genauer: »zeltete«, eine Anspielung auf die Stistshüttn in welcher Jehova in der Wüste wie in einem Zelt mitten unter seinem Pilgervolke wie ein selbst pilgernder Gott wohnte (2. Mos. 25, 8; 29, 45). Die Zusammenstellung der Art des Wohnens Jehova’s mit der seines Volkes paßt gut zu der Jdee der vermöge der Fleifchwerdung bestehenden Gemeinschaft der Natur zwischen dem Logos und den andern Menschen: das Fleisch, in welchem er wohnte, war die der unsrigen ganz ähnliche Hütte, in welcher er mitten unter uns lagerte· Das Wort ,, el- tete« bezeichnet in diesem Sinne alle menschlichen e- ziehungem in welche er mit Seinesgleichen eingetreten ist, wie ein Pilger mit andern Gliedern der Karavane in mancherlei trauliche Verbindungen eintritt; es ist, wie wenn der Apostel gesagt hätte: »wir haben an demselben Tisch gegessen und getrunken, unter demselben Dach geschlasen, sind mit einander gegangen und ge- reist; wir haben ihn gesehen als Sohn, Bruder, Freund, Gast, Niitbürger (l. Joh. l, 1 ff.). So ist der Logos bis an’s Ende treulich in dem Wege geblieben, in welchen er durch seine Fleischwerdung eingetreten war. Mit dem Ausdruck »zeltete« verbindet sich dann weiter die Jdee eines vorüber ehenden Aufenthalts, wie es unter einem Zelt der Fall ist; er kam in die Welt nur, um durch sie hindurchzugehen und sie wieder zu verlassen. Endlich finden wir in diesem Wort den Begriff der göttlichen Majestän wie Jehova von der Stiftshütte aus seine unumschränkte Königsherrlichkeit in Gegenwart seines Volkes offenbarte (2. Mos. 16, 10; Z. M. O, 23; 4. M. 11, 25; 12, Z; 14, 10; is, 19), so hat der Logos von der irdischen Hütte aus einen Strahl des göttlichen Wesens vor den Au en seiner Mitbürger erglänzen lassen; diese letztere Jgee enthält den Uebergang zu dem folgenden Satz, so daß das »unter uns« in seiner Verbindung mit dem »zeltete« an die vertrauten Verhältnisse des Lebens erinnert, in welchen die Jünger mit Jesu standen, denn offen- bar hat das »wir« bei dem »wir sahen seine Herrlich- keit« diese zum Subjekt. (Godet.) Es sind mit dem »wir« die Jünger und Zeugen Christi gemeint, aber als Mittelpunkt des Volkes, der Menschheit selbst. (P. Lange.) Der Apostel redet im Plural, weil er nicht blos seine ersönlichen Erfahrungen, sondern die der gesanimten irche bezeichnen will, soweit sie aus ,,Augen- zeugen des Worts« Luk. l, 2) bestand; ein gleicher Gebrauch des Plural "ndetsich in Kp.21,24. (Hengsten- berg.) Jene Verheißungen des Wohnens Gottes unter seinem Volke, des Wiedererscheinens seiner Herrlichkeit sind erfiillt»worden: sie erschien in dem Tempel des Leibes Christi; in der Ohnmachh dem Leiden und Tode offenbarte sie sich »innerlich als eine überschtvängliche ottliche Herrlichkeit, wie sie nur dem ein eborenen z. h. einzigen Sach. 12, ·1i)) Sohne vom» ater zu- kani, der in einem ganz eigenthumlichen Sinne, nicht Zie vikrshig die»Könige und Propheten odåiå d»as Volk srae, on ern einem ewigen göttlichen een nach der Sohn Gottes heißt. (v. Gerlach.) Das »als« be- zeichnet die »Herrlichkeit Christi »als eine solche, wie sie Dem eigen ist, welcher der Eingeborene des Vaters heißt; also das Moment des Zukomniendezn Wesent- lichen», nicht das des Gegebenen, tritt bei »der Herr- lichkeit hervor. Wenn Christus als d»er Eizigeborene bezeichnet wird, nachdem kurz zuvor die Wurde aller Glaätbigefi dareån gesetzt worden, dc»i»ß» siedKinder Gottes wer en o mu er in einem ganz e on eren, einzigen Sinne Sohn Gottes sein, nicht durch die Gnade, son- dern durch die Natur, so daß seine Sohnschaft nicht mit der der Gläubigen auf Einer Linie liegt, sondern gräkeiziifgufxgvukidSilår Grign»ä»isdt. Ezengstenlcisergh o a on ie e o neun in er, a ernur mer is; de; E8ig?orene, »i»)on demd das gesagtSwård, PaF a es ur in gema Jt sei; ie an ern ö ne in nicht das Wort, durch welches alle Dinge gemacht sind» sonäiäröi side sin»d»sgschafgzen» diårch»pid»iesezi» eing»e; orenen n, er g ei em a er o er imme åndh des: Erden» ist· Dse andeg »; zumäiclh werd»en ö ne ur die en einge orenen o n we er un er Err und Gott ist, und heißen wir«,,vielgeborene« öhne, dieser aber ist allein der ,,eigeborene« Sohn, den er in der Gottheit von Ewigkeit gezeugt hat. (»Luther.) »Es war,»sagt der Apostel, eine einzige Herr- lichkeit, w»ie man sie nur bei dem Sohne sich denken konnte, bei dem Sohne, der, vom Vater herabgekommen, einen Wiederschein des Glanzes um sich her verbreitete, welcher ihm im Schooße des Vaters umleuchtet hatte; wenn man in seine Nähe kam, merkte man wohl, von wel- Yem Vater her dieser Mensch »als Sohn»kam. Wenngleich Jesus, wie eine ganze Geschichte beweist, der Allwissen- heit, der Allmacht, der Allgegenwart sich entaußert atte, besaß er dennoch wahrend des ganzen Verlaufs keiner öffentlichen Amtssührung eine ganz einzige Eigen- thümlichkeih welch»e ihn von jedem andern Menschen unterschied und in ihm den Sohn offenbarte; diese Eigenthümli keit war sein »Sohnesbewu»»ßts»ein, die innere Gewi heit seines einzigen Verhaltnisses zum Vater, das helle Licht, welches die Gewißheit- einer solchen» Verbindung über sein ganzes Wesen verbreitete, und die unwiderstehliche Macht, welche er in Jedem Augenblick daraus» chöpfte. Jn dieser Sohnes-herrlich- keit war der Besitz der Allmacht sur den Augenblick nicht eingeschlossen, denn er betete; wohl aber; derGe- brauch» der Allmachh denn er ubte sie bei jeder Ge- legen eit aus wie ei»n Sohn, der frei aus dem »Scha»tz des aters heraiisnimmt. Ebenso verhielt es sich mit den andern göttlichen Vollkonimenheitenz »er besaß sie» nicht sa»»erfönlich, denn es findet sich bei ihm Nicht- wissen, Kanipfen,»Gehorchen,» Glaube; aber er ge»- brauchte sie, wie wenn er sie »besessen hatte, weil sei»n Vater» ihm ihren Gebrauch jeden Augenblick ge- wahrte, wie es di»e Ausgabe Jedes Au enbl»icks» erade erforderte. Jn diesem acht kindlichen erhaltni zum Vater, welches sich bald in feinen» Worten, dem Aus- druck seines innersten Bewußtseins, bald in feinen Machthandlunge»n offenbarte, worin» der Vater fiir ihn zeu te und worin »die Wahr eit» seiner Worte sich be- wa rte, bestand seine Herrli keit auf Erden. Aber so der Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns· 11 herrlich auch dieses sittliche Verhältniß Jesu war, so war dies doch nicht der göttliche Stand, auf welchen er veåzichtet hatte. Das Sohnesbewußts ein ist nicht ohnesstand: wie der Gläubige schon auf Erden ein Kind Gottes ist und ein inni es Bewußtsein dieses Verhältnisses in si trägt, dessgen heilig; Schönheit seinem anzen We en eine himmlische eihe giebt, ohne dag er jedoch schon mit der Herrli keit im eigent- lichen Sinne bekleidet und in seine Sie ung als Erbe wirklich eingese t ist, so und in noch viel höherem Sinne konnte hristus dem Vater gegenüber das Ge- fühl haben, als Sohn zu lieben und geliebt zu wer- den, und dennoch am Ende seines Laufs den Sohnes- stand, den er von Ewigkeit her genossen hatte, sich wieder zurückerbitten Der Beisatzc ,,voller Gnade und Wahrheit« ist auf das Hauptsubjekt des ganzen Satzes, auf das Wort, welches Fleisch ward und unter uns wohnete, zurück ubeziehen; nicht als ob der’Zwischen- satz: »und wir sahen — vom Vater« eine mit über- legter Absichtlichkeit eingeführte Parenthege wäre, diese Unterbrechung ist vielmehr das unmittel are Ergebniß der lebhaften wonnigen Erinnerung, wohl aber nimmt der Evangelist, nachdem er den durch diese Erinnerung wieder erweckten Eindrücken Raum gsgeben hat, das im Anfang des Verses entworfene ild von Neuem vor, um es zu vollenden. Für diejenigen, welche ge- sehen hatten wie Er, reichte das Wort ,,es wohnete« hin, um den ganzen Anblick ihrer Anschauung wieder vorzuführem aber für diejenigen, welche nicht Ysehen hatten, war mehr erforderlich, und so ist jener ei atz am Schlusse gleichsam ein letzter Pinselstrich, den der Apostel hinwirft, um das angefangene Gemälde zu vervollständigen (Godet.) Wer nur überhaupt den HErrn in seinem Wandel aus Erden esehen hat, sei es mit leiblichen Augen oder in dem ilde, das uns die Evangelien von ihm geben, wer ihn gesehen hat in der Mitte der Elenden und Armen, denen er wunderbar geholfen, umringt von den Blin- den und Lahmen, die er geheilt, und von Ve- sessenen, aus denen er die Teu el ausgetrieben hat; in der Wüste, wo er mit wenigen Broden Tausende sättigt, an den Thoren von Nain, wo er den gestor- benen Sohn seiner Mutter wiedergiebt, oder im Schiff- leiii auf den brausenden Wellen, die sich auf sein Ge- bot ihm zu Füßen legen — der muß darin die Offen- barung einer Macht erkennen, wie sie nur von dem Allmächtigem von dem HErrn der Kreatur ausgehen kann. Auch das Volk hat das mit Erstaunen gesehen und hat sich entsetzt über die gewaltigen Thaten dieses Jesus, und sich verwundert, daß Gott solche Macht einem Menschen gegeben. Mehr als das war es aber auch bei den Meisten nicht, einen tieferen Eindruck hat es nicht auf ihr Gemüth gemacht: wie an einem Schau- spiel gingen die einen neugierig und schaulustig daran vorüber, die andern ärgerten sich und hoben Steine auf, daß sie ihn würfen. Zum Glauben, zur Liebe gegen den HErrn haben diese Wunder nur Wenige ge- racht: und darüber verwundere ich mich auch nicht, denn wer in ihnen nichts sah als eine Offenbarung der Macht, wie sollte sich derMzu ihm hingezogen gefühlt haben? Macht in eines enschen Hand, und wäre es eine Macht über die Kräfte der Tiefe und der Höhe, eine Macht über Leben und Tod seiner Brüder, kann an sich höchstens Schrecken erregen — die Herzen gewinnen kann sie nicht· AberJohannes hat an derBrust seines Meisters gelegen und einen Blick in die Tiefe seines Herzens gethan; und was er da Arg, war noch etwas ganz Anderes, etwas unendlich S öneres als Macht und Stärke, es war eine Herrlichkeit voll Gnade. Denn es war da ein heiliges Mitleid mit seinen armen Brüdern, ein Mitgefiihl mit ihrem Elend so tief und zart, daß er ihren Schmerz zu seinem eigenen Schmerz gemacht und ihr Leid als sein eigenes Leiden mitempfunden und mitgelitten hat; es war da ein Herz voll nadenreicher Liebe, wie es in keines andern Menschen rut jemals geschlagen hat. Aus dieser barmherzigen iebe heraus sind alle die Wunder seiner Allmacht geflossen; in dieser Liebe hat er die Müh- seligen und Beladenen zu sich gerufen und die Wunden der Kranken geheilet; in ihr hat er mit den Zöllnerii und Sündern gegessen und ist nicht müde geworden, die Schwachheit seiner Jünger und den Unverstand des Volkes mit Geduld zu tragen, und hat sich nicht erbittern lassen durch den Haß seiner Obersten, der ihn bis in den Tod verfolgt hat. Ja eben hier, wo sich dieser Haß bis zur blutigen Feindfchaft steigerte, aus dem Dunkel der Leiden, in welches sein Weg am Ende hinabführt, bricht jene Liebe in ihrer höchsten Kraft hervor; vom Kreuze herab, an das ihn sein Volk ge- schlagen, leuchtet sie in ihrem wunderbarsten Glanze: ,,Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!« Denn am Kreuze hat er Friede gemacht durch sein Blut, am Kreuze hat er Versöhnung gestiftetund der Welt das verlorene Wohlgefallen Gottes auf’s Neue erworben, indem er ihren Fluch und ihre Strafe litt· Johannes aber ist unter seinem Kreuze gestanden und hat ihm in das bleiche sterbende Antlitz geschaut; darum spricht er: ,,eine Herrlichkeit voll Gnade« Und wenn nun das eben die Offenbarung seiner göttlichen Herrlichkeih wenn das das Zeichen seiner Gottessohn- schast ist, so thut sich uns hier ein Blick in das innerste Wesen Gottes auf, und wir erkennen im Sohn, daß Gott die Liebe ist. — »Gott ist die Liebe«: das ist unter allen Erkenntnisseu die höchste und seligste, und darum die Herrlichkeit des Eingebornen vom Vater zugleich eine Herrlichkeit voll W ahrheit. Wie die Gnade in seinem Thun, so hat sich die Wahrheit vor- nehmlich in seinem Wort geosfenbartx und dieses Wort ist von Anfang an bis an’s Ende nichts anderes, als Zeug- niß von jener Gnade, in welcher der Vater den Sohn ge- sandt und der Sohn die Welt mit dem Vater versöhnt hat, nichts anderes als Verkündigung der Liebe, welche in Christo Mensch geworden ist. Diese Eine Wahrheit macht alles hell, was zuvor dunkel und räthselhaft war; sie wirft ihr Licht auf den alten Bund zurück und läßt uns im Schattenwerk desselbigen Gottes »vor- bildliche und lvorbereitende Wege erkennen; sie wirft ihr Licht auf das Menschenleben herab und erklärt das Elend desselben, in das Menschenherz herein und deckt die Finsterniß, die darin wohnt, auf. Denn wie jene Liebe eine heilige ist und die Sünde nicht ver- giebt, ohne sie im Sohn gerichtet zu haben, so ist auch diese Wahrheit eine heilige Wahrheit und will den Menschen nicht hingehen lassen in seinen Lügen, wo- mit er sich über sein eigenes Unheil uiid über das Bedürfnis; des Heils beträgt, sondern sie straft ihn um seiner Ungerechtigkeit und Sünde willen, und ist gar kein anderer Weg, zur Erkenntnis; jener Gnade zu gelangen, als durch die Zucht dieser heilsamen Wahrheit hindurch. Denn das heißt noch nicht ihre Herrlichkeit schauen, wenn man etwas von ihr weiß oder B: reden versteht; Predigen und Hören, Weisheit und issenschaft thut’s noch lange nicht, sondern wie der HErr sagt: »so du lauben könntest, würdest du die Herrlichkeit Gottes FchauenF Glauben aber kann niemand, er habe denn zuvor seine eigene Armuth er- kannt und das Elend seiner Sünden in aufrichtiger Buße gefühlt; denn der Schmerz der Buße ist der Schlüssel zum Verständnis; der Gnade. (Thoniasius.) Gnade und Wahrheit sind die Grundzüge Jehovcks im 12 Evangelium Johannis 1, 15—18. alten Testament, seitdem ihn das mesfianifche Bewußt- sein vorzugsweise als den Erlösergott erkannt hat (2. Mos 34, 6; Pf. 25, 10; 36, 6)· Christus nun war voll Gnade und Wahrheit; nicht nur war er wie lauter Gnade und Wahrheit, sondern es erschien auch die Gnade und Wahrheit in ihm wie concentrit. Er war lauter Gnade als die absolute Erlösung, lauter Wahrheit als die absolute Offenbarung. (P· Lange.) Beide Begriffe, die der Gnade und die der Wahrheit, gehören zum Kreise der eigenthümlichen johanneischen Begriffe. Die Gnade ist da die Aeußerung und Wirk- samkeit der Liebe gegen das Niedrige, das sich Herab- lassen gegen die Welt der Creatureku wird letztere zugleich als die durch Sünde unglückliche gedacht, »so heißt die Gnade alsdann Erbarmen. Hiernach erweist der Vater gegen den Sohn keine Gnade, wohl aber Liebe (Kap. 17, 24); im sleifchwerdenden Logos aber war eben die sich herablassende Liebesäußerung, die Gnade, der hervorstechende Charakter. Was sodann die Wahrheit betrifft, so steht sie nicht nur der Lüge, son- dern auch der Eitelkeit entgegen; nach der johanneischen tiefsinnigen Auffassung ist die Wahrheit Eins mit dem Wesen als Gegensatz der Wesenlofigkeit, d. i. der Leer- heit, der Enibehrung des göttlichen Wesens. Dies ist der Charakter der sündigen Welt (Röm. 8, 20), die Wahrheit ist da egen Gott selbst und sein Logos (Kap. 14, 6); er hat sie nicht als etwas in der Vorstellung neben ihm Seiendes, von ihm Besessenes, er ist sie selbst seinem Wesen nach. Die Mittheilung der Wahr- heit daher durch den Logos ist keine Mittheilung von gewissen richtigen Vorstellungem sondern eine Mit- theilung des Wesens, des Princips aller Wahrheit, die » Gemeinschaft des Geistes; die Gläubigen, die aus Gott Geborenen werden darum von Johannes »die Gehei- ligten in der Wahrheit« genannt (Kap. 17, 19). Jn der johanneifchen Sprache ist also die Wahrheit (mit dem Artikel) wohl zu unterscheiden von Wahrheit (ohne Artikel); irgend eine Wahrheit hat auch das Unheilige im Besitz, nur vom Teufel heißt es: Wahr- heit ist nicht in ihm« (Kap. 8, 44), während von den unbußfertigen Menschen steht: »die Wahr eit ist nicht in ihnen« (1. Joh. 1, 8). Die absolute ahrheit ist aber allein das Ewige. (Olshausen.) 15. Johannes zeuget [von da an, wo er bei der Taufe Jesu die göttliche Offenbarung em- pfangen V. 32 ff·] von ihm [mit einem beständig giltigen Zeugniß, wenn auch sein eigener Mund längst nun verstummt ist], ruft [mit lauter Stimme, zum Ausdruck der Zuversicht und Ent- schiedenheit, die ihm das Herz bewegt] und spricht [dort zu den Abgesandten des Hohenraths V. 27, sowie hernach zu seinen Jüngern V. 30]: Dieser war ed [war von mir unter Demjenigen gemeint], von dem ich fbei meiner Predigt über die Wasser- taufe, die ich ertheile Matth. 3, U; Mark. 1, 7] gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen lmir vorangegangen oder mein Vor- gänger] ist; denn er war [als das Wort, das im Anfang bei Gott war] eher denn ich [und damit erklärt sich das Räthsel, wie ich meinen Nachfol- ger als meinen Vorgänger bezeichnen kann] Von denen, welche des sleifchgewordenen Wortes Herrlichkeit sahen, war der Erste der Täufer Johannes: als er Jesum getauft hatte, da erhub er in fröhlicher Zuversicht seine Zeugenstimme (Jes. 58, l) und be- kräfti te nun von diesem Jesus, was er zuvor von dem ommenden Christus gefa t hatte. (Besser.) Wie ein Mensch, der eine wichtige ntdeckung geinacht hat, sich an die Anzeichen erinnert, durch »welche zuerst ein Verständniß geweckt und auf die richtige Spur gebracht worden ist, so verfetzt sich der Apostel von dem Zeit- punkt des vollen Besitzes wieder auf denjenigen zurück, wo er ein Wort hörte, das er zuerst nicht verstand, welches ihm aber von dem Augenblick an völlig in’s Licht gestellt wurde, da ihm die in V. 14 geschilderte Thatfache geoffenbaret ward. Dies Wort des Täufers war ein Wortspiel, gemäß dem allgemeinen Charakter der Erscheinung des Johannes und seiner an’s Para- doxe grenzenden Redeweise; es liegt in der Form des Ausdrucks ein absichtlicher Widerspruch zwischen dem Subjekt: »der nach mir kommt« und dem Prädikat: ,,ist vor mir gewesen« — mein Nachfolger ist mein Vorgän er. Dieser scheinbare Widerfpruch sollte die Aufmer samkeit derer, an die das Wort gerichtet wurde, wecken und ihre Geistesthätigkeit anre en; er diente dazu, diese wichtige Erklärung dem edächtniß der Hörer unauslöschlich tief einzuprägen. Das Räthsel- afte ist der Charakter der Sinnsprüche des Alter- thums und diese Form hat sich in manchen der bib- lischen Sprüchwörter erhalten, wie sie auch bei den meisten VolkssSprüchwörtern sich findet. Erst im Lichte der Worte und Thaten Jefu hat dann der Apostel, der dem Täufer Bzuhörte (V. 30), bei späterem Nachdenken über dessen ort den ganzen Sinn des- selben begriffen und darin die Offenbarung der That- sache der Fleischwerdung des Logos erkannt. IS. Und sum nach dieser Bezugnahme auf das Zeugniß des Täufers, welcher zuerst die Thatsache, daß das Wort Fleisch geworden und unter uns wohnete, uns verkündigt hat, bis wir dann in der Offenbarung seiner Herrlichkeit sie bestätigt fanden, wieder auf dies Wohnen als ein Wohnen voller Gnade und Wahrheit V. 14 zu- rückzukommen] von [eben dieser] f einer Fülle haben wir alle [die wir zu seiner Gemeinde gehören Kap. 21, 24., was wir zu unserm vollen Heil bedurften und jetzt wirklich besitzen] ge- nommen [und zwar] Gnade um Gnade seine Gnade über die anderes indem jede empfangene Gnade das Angeld einer noch zu empfangenden größeren ist, so daß uns für Zeit und Ewigkeit nichts mehr gebricht]. 17. Denn das Gesetz sdiese Heilsanstalt unter dem alten Bunde] ist durch Mosen gegeben [und trägt als ,,gegeben« allerdings göttlichen Ursprung, aber weil ,,durch Mosen«, einen bloßen Knecht im Hause Gottes, gegeben, doch nur unvollkom- menes Wesen an sich]; die Gnade und Wahrheit [dagegen, als in welchen beiden Stücken das ganze volle Heil beschlossen liegt] ist durch Jesnm Christum worden. Das Gefetz predigt den Zorn Gottes und die Ver- dammniß (Röm. 4, 15; 2. Cor. s, 9), das Evan elium die Gnade und die Rechtfertigungx das Gesetz ist eine Weissagung und offenbart den Rath Gottes nur stück· weise, es hat den Schatten der zukünftigen Güter, das Evangelium zeigt uns da egen die Treue und Heilig- keit Gottes in der Erfü un und Vollendung alles dessen, was er je verheißen atte. Uebrigens ist bei Von seiner Fülle haben wir Alle genommen Gnade um Gnade. 13 diesen Worten wohl in’s Auge zu fassen, daß Johannes hier von dem redet, was im alten Bunde vornehm- li hervortritt, das ist das tödtende, verdammeiide Ge eh, das den Zorn Gottes offenbart; sonst weiß aber jeder Leser der Schrift, wie der Bund der Gnade, der auf Christum weissagte, schon mit Abraham ge- schlossen ward und Abraham selbst gerecht geworden ist durch den Glauben. (v. GerlachJ Es ist der heil. Schrift eigen, die unvollkominenere Stufe im Lichte der vollkomineneren so verschwinden zu lassen, daß der Schein, aber nur der Schein eines absoluten Unter- schiedes erzeugt wird; so wenn hier gesagt wird: ,,das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die Gnade und Wahr- heit ist durch Jesum Christum worden«, müßte man, wenn man diese Aussage schlecht äußerlich versteht, dem alten Testament alle Bekanntschaft mit Gnade und Wahrheit absprechen, und doch sind Gnade und Wahrheit schon die Sterne des alten Testaments, der Sternenschein ist nur noch nicht zum Sonnenaufgang geworden. Oder wenn man in Frau. 7, 39 liest: »der heil. Geist war noch nicht du«, so möchte man denken, daß von einem Wirken und Walten des heil. Geistes vor der Verklärung Jesu gar nicht die Rede sein könne; aber der Sinn ist nur, daß die verheißene Geistesausgießung noch nicht erfolgt war. (Delitzsch.) War die gesetzliche Heilsanstalt göttlich nach ihrem Ursprung, so ist es die evangelische nach Ursprung und Wesen; aus diesem inneren Vorzug des Evangeliums erklärt sich die Gegenüberstellung von «gegzben« und ,,geworden«. Wenn der Ausdruck: ,,ist gegeben« die äußere positive Einsetzung des Gesetzes bezeichnet’, so spricht der Ausdruck: ,,ist geworden« nachdrücklich die von selbst fließende, lebendige Ausströmung der gött- lichen Quelle aus, welche sich reichlich über die Erde ergießt. Die Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, haben sich in wahrer, vollkommener Realität durch die Erscheinung und das Leben dessen verbreitet, wel- cher seinem Wesen nach die Quelle dieser Güter ist (V. 4). Moses kann verschwinden, das Gesetz bleibt, denn es ist nur durch ihn gegeben; aber würde Christus weggethan, so verschwänden Gnade und Wahr- heit, denn diese Gaben sind durch ihn geworden. (Godet.) Der Hergang geschah beim Gesetz in der historischen Form des Gegebenwerdens, war aber bei der Gnade und Wahrheit ein Werden, ein Entstehen — nist s lechthin, sondern im Verhältnisse zu den Mens en, ür welche sie vorher erfahrungsmäßig nicht vorhanden gewesen waren, nun aber in der Erfchei- nung und dem Wirken Christi ihre eschichtliche Ent- stehung entwickelten (1. Cor. 1, 30). Teachte übrigens, wie passend, der schöpferischen Kunstanlage des Prologs angemessen, nachdem bereits die Fleischwerdiing des Logos und dessen daran sich kniipfende Herrlichkeits- offenbarung mit glühender Begeisterung dargestellt ist, nun erst er große geschichtliche Name, welche den menschgewordenen Logos als das ganze Concretum seiner Erscheinung bezeichneh ausgesprochen wird: Jesus Christus (1.Joh.1,1—3)». Erst je t ist der Prolog in seiner Entwickelung so weit, da Jesus Christus, die historische Person des fleischgewordenen Worts, vor den Blick des Lesers hintritt, welcher nun aber auch die ganze gottmenfchliche Herrlichkeit des- selben in diesem Namen zusammenzufassen weiß. (Meyer.) · , » 18. Niemand lwas insonderheit die Wahr- heit betrifft, die unter dem Gefetz iioch nicht in ihrem rechten Maß vorhanden war] hat Gott se [seinem innersten Wesen nach oder in seiner eigent- lichen Herrlichkeit] gesehen [auch Mofe nicht, wenn er gleich Gotteserscheinungen und Gesichte gehabt hat 2. Mos. 33, 20]. Der eingeborne Sohn [dagegen], der [auch nach seiner Menschwerdungs in des Vaters Schooße ist [im trautesten Verhält- iiiß zu ihm steht und gewiß weiß, was in seinem Herzen vorgeht Kap. Z, 13], der hat es [alles, war zur rechten Erkenntniß Gottes und zum Voll- besitz der Wahrheit gehört] uns Verkundigt [Kap. 6, 46]. »Wie in Jesu die Gnade sozusagen persönlich herab- gekommen ist, so ist «Jesus auch die persönlich er- schienene Wahrheit; außer ihm kann niemand auf der Welt von Gott reden als von einem Geseheiien, darum ist auch die Wahrheit aus Erden nicht vorhan- den außer in ihm. Jn erster Linie geht das »der in des Vaters Schooße ist« auf den vorgeschichtlichen Zu- stand des Logos: als das Wesen, welches in einem so iniiigen Verhältniß zu Gott stand, aus Erden er- schien, mußte es offenbar von ihm reden, wie sonst niemand von ihm geredet gut. Zugleich aber muß jener Satz auf den Zustan Jesu während seines Wandelns auf Erden bezogen werden: die Jnnigkeit des Verhältnisses, welche mit der in Rede stehenden Formel bezeichnet wird, wurde durch die Mensch- werdung nicht getrübt. Ja, man wird sagen müssen, daß diejenige Erkenntniß Gottes, welche der Logos vor seiner Fleischwerdung besaß, in menschlicher Sprache unaussprechlich war (2. Eor. 12, 4); was der So n Gottes aber, nachdem er Mensch geworden, der Er e von Gott geoffenbaret hat, ist durch sein menschliches Bewußtsein hindurchgegangen. Hätte er als Gott von Gott geredet, so wäre seine Sprache uns unverständ- lich gewesen; wiederum aber, da er als des Menschen Sohn zu uns geredet hat, ist sein menschliches Bewußt- sein das des Eingeborenen vom Vater und besaß so, wie kein anderes, den zum Erfassen Gottes als Vaters nothweiidigen Sinn« B« Zins das Vorwort folgt nun die eigentliche Geschichtserzälslunxk deren erster, bis Rad. 2,1l reichendee Theil von der ersten Einführung Jesu in die Welt berichtet, wie solche theils durch das Zeugnis des Täufers von ihm, theils durch die Selbslosfenbariing seiner Herrlichkeit, »son1ohl bei der Gewinnung der ersten Jäfngelzt als in dein Wunder aiif der Hochzeit zu Taua ge cha . I. v. 19——28. (§ 18.) Uicht blos im Allgemeinen ge- zeugt, sondern auch gerufen, lant nnd öffentlich, feierlich und eindringliih gezeugt von Jesu hat Johannes der Täufer: so sagte der Evangelist oben (v. 15) im Eingang seines Buches; da beginnt er denn seine Ge- schichtserzählnng uiit demjenigen Ereigniß, bei dessen Gelegenheit das geschehen ist, und holt gleich hier, wie es ja überhaupt seine Absicht ist, die drei übrigen Evan- gelien zn ergänzen, einen Vorgang nach ans der Zeit der Wirksamkeit des Täufers, mit welcher das eigent- liche Evangelium von Jesu Christo, dem Sohne Gottes, seinen Anfang nimmt Winke. l, 1 ff.l. Es ist das das offiziel, d. h. vor der höchsten geistlichen Landes-tie- hdrde, den Abgeordneten des tsohenrathiz abgelegt: Zeug— nisz des von Gott gefandten Propheten über Den, der da lioninien sollte, das als solches nun aber auch ein Zeug· nisi von der grdßten Tragweite und hächsten Bedeutung in; der Vorgang fällt auf den ersten von den drei Ta- gen, die im Herzen unsers Evangellsten einen unaus- ldschlicheu Eindrnni hinterlassen haben (v. 19 ff» 29 ff. 35 sf.). ktoch lionnte da der Täufer sticht mit Fingern 14 Evangelium Johannis l, II. auf Denjenigen weisen, von dem er 3engete; aber am andern Tage that er’s, und der durch das Wort des vorigen Tages vorbereitete Glaube durehleuchtet niit seinem ersten Strahl das Her; des Johannes und der andern Zuhörer des Täufers, und in Folge einer wei- teren Erklärung des letzteren verläßt denn am dritten Tage, wie wir ans dim folgenden Abschnitt ersehen, erstere: in Gemeinschaft mit non) einem Sänger seinen bisherigen Meisleynm sich dem neuen Meister anzuschließein (Eviingeliuin am El. Sonntags des Advents.) Wieder, wie im Evangelio des vorigen Sonntags, eine Gesandtfchaft und ein Zeugniß; aber jetzt eine Gesandtschaft an den Mann sel er, der im vor. Evangelium an den Eckern seine Frage sendete, und nun auch ein Zeugni aus dem Munde dessen, den der HErr dort als seinen Engel bezeugt hat, der ihm den Weg bereiten sollte, und der damit als ein Zeuge "der Wahrheit versiegelt ist. (Nebe.) Neulich sahen wir Johannes im Stande der Anfechtung, heute aber sehen wir ihn ini Stande der Versuchung: wie er nun wider die Anfechtung mit den rechten Waffen ge- stritten und der rechte Meister ihm zum Siege ver- holfen hat, so sehen wir ihn hier die Verfuchung so- fort von sich abweisemøgründlich bekämpfen und sie zu einer Gelegenheit zum uten gebrauchen (Matth. 4, Il Anm.); Johannes also, der Vorläufer des HErrn, kann uns, den Nachfolgern des HErrn, zu. einem trefflichen Muster gereichen. Das Evangelium ist aber für den heuti en Sonntag nvch von besonderer Ve- deutung. — gieute treten wir in die gnadenreiche Christwoche ein; noch wenige Tage, und an allen Or- ten, wo man Christi Namen nennt, wird’s heißen: ,,o du selige, o du fröhliche, gnadenbringende Weih- nachtszeit 2c.«; Werden wir aber auch alle, die wir hier an heil. Stätte versammelt sind, uns recht von Herzensgrund der Geburt Christi freuen können? A , wenn du nicht weißt, was du ohne Christum bit, nämlich ein armer, fündiger Mensch, der dem Fluche Gottes verfallen ist, und was du durch i n werden follst, nämlich ein begnadigtes, geheiligtes otteskind, auf welches der himmlische Vater mit Wohlgefallem herabfcha1it; wenn du nicht weißt oder nicht glaubst, daß Christus wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch sei, also die göttliche und menschliche Natur in seiner Person vereinigen muß, wenn durggæseine Genugthuung der heil. Gott mit der sündigen enfch- heit versöhnt werden soll: dann magst du immerhin zur Zeit des Weihnachtsfeftes um der irdischen Gaben willen dich freuen, welche die althergebrachte löbliche Sitte dir bringt; aber des Weihnachtsfeftes selber und des reichen Gnadensegens, den es dir erneuern mö te, kannst du dich ni t freuen. Gott der HErr aber mö te, daß wir uns re t auf das heil. Weihnachtsfest freuen, und zwar um des Segens willen, den er uns in der Menschwerdung feines Sohnes zugedacht hat; und die Kirche versteht die Absicht seiner Vaterliebe und will darum, daß in der Adventszeit, und namentlich an dem heutigen Sonntage, die erzen für solche Fest- freude vorbereitet werden. ie hat deshalb den evangel. Abschnitt zur Betrachtung verordnet, in wel- chem Johannes der Täufer von sich selber und von dem HCrrn Jesu Christo ein Zeugnis; ablegt. Wenn er in deni Zeugnis» das er von sich elber ablegt, be- kennt, daß er nicht Christus, nicht lias, nicht einer der alten Propheten, ondern nur die Stimme eines Predigers in der Wüste sei, der dem HErrn den Weg bereiten soll, so sehen wir, daß er sich selber kannte und nicht höher von sich hielt, denn sich zu halten e- bührt; und wenn er von dem HErrn, dessen Vorläukser er war, zeuget: »der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, und ich bin nicht wert? daß ich seine Schuh- riemen auflöse«, so erhellt, da er, von dem Geiste Gottes erleuchtet, hineingeschaut abe in das kündlich große Geheimniß: »Gott ist geo enbaret im FleischC Und solches ist uns zur Lezre geschrieben und wird uns insonderheit in dieser eit der Vorbereitung aus das heil. Weihnachtsfest zu bedenken gegeben; denn aus dem doppelten Zeugniß, welches Johannes der Täufer von sich und von dem HErrn Jesu Christo ablegt, wird es uns leicht, die wichtige Fra e: wer kann sich» recht auf das heil. Weihnachts est freuen? dahin Fu beantworten: 1) wer sich selber kennt, Z) wer den H rrn Jesum Christum kennt. (Die el.) Demuth ist die beste Rüstung aus die ukunft des HErrm I) weil sie niedrig von sich selber denkt, 2) und das Herz zum HErrn hinüberlenkh (Ahlseld.) Wie dem HErrn Jesu der Weg in unsre Her- en bereitet werde? I) durch die Predigt des Ge- setzes, Z) durch die Predigt von Christo. (Wendel.) Richtet den Weg des HErrm 1) von wem dieser Ruf ausgeht, Z) wo er erschallt, Z) und was für eine Aussi t er uns eröffnet. (Baur.) Die Stimme des redigers in der Wüste: I) eine starke Stimme, denn a. sie ruft noch immer Leute allerlei Art herbei, h. in großer Zahl, c. und zu wiederholten Malen; 2) eine wahre Stimme, denn sie Verkündigt noch immer n. denselben HErrn, b. denselben Weg und c. denselben Gott; Z) eine beunruhigende Stimme, denn nochjmmer a. weckt sie aus dem Schlafe, b. er- regt sieWiderspruchnind o. schafft sich Feinde; 4) eine tiefdringende Stimme, denn noch immer a. geht sie zu Herzen, b. gewinnt sie Herzen und c. ändert auch die Herzen, (Schuur.) «19.. Und dies swas in den folgenden Mit- theilungen erzählt werden soll] ist das sin V. 15 bereits vorlaufig erwähnte] Zenguiß Johannis sin feierlicher und amtlicher Weise, wenn auch nicht in demselben Wortlaut, doch in demselben Wortsinn von ihm abgelegt damals], dadie Juden [von Seiten ihrer obersten Repräsentan- ten, nainlich des Hohenraths] sandten von Je- rusalem sder Centralftätte ihres ganzen Gottes- dienstes und Volkslebens] Priester und Leviteii [als eigens abgeordnete Gesandtschaft zu ihm an den Jordan V. 28], daß sie ihn [der ihre Auf- merksamkeit in hohem Maße erregt hatte, nach- dem er nun schon 4—-5 Monate lang fein Werk getrieben] frageten: Wer sdeiiier Person nach] bist du? [um sich selbst ein Urtheil über ihn zu verschaffen und darnach auch das Volk zu leiten]. Jm Eingang hat der Apostel bei der Darlegung des Glaubensinhalts ein Zeugnis; des Täufers ange- führt, welches die Jdee der absoluten Präexiftenz des Messias und folglich den Hauptgedanken des Eingang-s enthält; dieses dort nur citirte Zeugniß will er jetzt berichten mit Angabe des Orts und Tags oder viel- mehr der Tage, denn das in V. 15 angeführte Zeug- niß ist nicht blos das am ersten Tage ausgesprochene (V. 26 f.), sondern auch das des folgenden Tags (V. 30), in welchem der Täufer seine vorher gegebene Er- klärung wiederholt und zugleich vervollständigh indem er sie genau so ausspricht, wie der Evangelist in V. 15 sie citirt hat. Durch die Verbindung mit »Und« senkt unsre Erzählung sozusagen ihre Wurzeln in das Vor- wort ein. (Godet.) Jn V. 15 ist mit ,,zeuget von 1. Theil: Von der ersten Einführung Jesu in die Welt. l5 ihm« ein allgemeines Gesamintzeugniß von einem, mit dem darauf folgenden ,,rufet« angedeuteten Spezialzeugniß unterschieden; dieses laute, öffent- lichste Zeugniß von Jefu vor den Oberen ist ohne Zweifel an unsrer Stelle gemeint, es ist die bestimmte Hinweisung der jüdischen Oberen auf die Person des Messias gemeint, welcäse die Sghenoptiker in dieser Be- stimmtheit nicht mitt eilen. it jener Gesandtschaft aber verhält es sich folgendermaßen. Während Jesus in der Wüste mit der Versuchung kämpfte (§17), welche ihm in der entftellten Messiashoffnung seiner Zeit entgegentrat, und in diesem siegreichen Kampfe sich der Gang seines messianis en Werkes entwickelte, veranlaßte dieselbe Messiasho nung im Synedrium u Jerusalem die Absendung einer Deputation an Johannes den Täufer. Johannes hatte nicht nur auf das Volk überhaupt, sondern auch auf seine Führer, die Pharisäer (Matth. 3, 7), einen gewaltigen Eindruck gemacht,»und Viele von den letzteren hatten fich durch die BeYisterung des Volks mit fortreißen lassen, sich seiner aufe zu unterziehen; allmälig aber hatte ich im Shnedrium ein bestimmteres Urtheil über die noth- wendige Bedeutung eines so außerordentlichen theo- kratifchen Beginnens gebildet, man war zu der Ueber- eugung gekommen, daß ein Mann, welcher es mit Ziecht wagen wolle, die Nation einer solchen Reinigung zu unterwerfen, welche die vorläufige Excommunieation voraussetzte, entweder der Messias selber oder doch einer seiner Vorläufer, der von den Propheten (Mal. 4, S; vgl. Sir. 48, 10 oder der von Moses (5. M. 18, 15) verheißene rophet sein müsse. Wenn aber der Täufer so die außerordentlichsten Ansprüche durch fein Werk kund gab, so wurde es für das Syne- drium zur Amtspflichh denselben förmlich zu ver- nehmen, um mit, ihm auf’s Reine zu kommen. So entstand im Rathe dieser Behörde der Beschluß, eine Deputation an ihn abzusenden, und diese bestand der Natur der Sache gemäß aus Priestern und Levitem Die Priester waren mit der Sanctionirung der reli- »iösen Reini ung betraut,. also auch vertraut mit dem Ziechte der aschungen (3.Mos.13)« die Leviteii aber bildeten das natürlichste Gefolge der elben und dienten zum Theil zur stattlichen Bedeckung der Ge andten, zum Theil zur Wahrnehmung des hierarchischen olizei- . dienstes, wie er nöthig werden konnte, wenn Johannes nicht im Stande war sich auszuweisen Jetzt nämlich mußte der Täufer entweder als einer der großen Propheten des messianifchen Advents oder als ein falscher Prop et erkannt werden, wenn die Deputation ihren vollen weck erreichtex bei dieser aber war es nicht, wie wohl Manche angenommen haben, von vorn- herein darauf abgesehen, den Täufer zu bekämpfen, vielmehr kann man annehmen, daß dieselbe von einer Ziliastischen ·Aufregun»g getragen war. »(P. Lange) s kann keinem Zweifel unterworfen sein, daß die öchste nationale Behörde des Landes durch die Ge- andtschaft an den Täufer, mit der formell die Gesandt- schaft an Christum in Matth. 21, 23 auf Einer Linie liegt, ihrer Verpfli tnng und der Obliegenheit ihres Amtes nachkam. eber die Gesinnung, aus der die Gesandtschaft hervorging, haben wir eine zuverlässige Erklärung in Kap. 5, 33——35, wo der HErr zu den Juden sa t: ,,ihr schicktet zu Johanne, und er zeugete von der ahrheitz er war ein brennendes und schei- nendes Licht, ihr aber wolltet eine kleine Weile fröh- lich sein von seinem Licht.« Darnach betrachtete der Hoherath damals die Erscheinung des Täufers mit Wohlgefallenx 1e Höheres derselbe sich beigelegt hätte, desto lieber wäre es ihnen gewesen. Sie betrachteten seine Größe als die ihrige, die Hoheit seines Amtes als ein Unterpfand der Erhebung ihres Volkes aus dem Staube der Niedrigkeit. Die aus solchem Geiste hervorgegangene Gesandtschaft ist ein Zeugniß dafür, daß damals, ausgehend von den Weissagungen Dan»iels, die Erwartung der Nähe des messianischen Reiches die Gemüther des Volkes ergriffen hatte; sonst würde man nicht von der Voraussetzung ausgegangen sein, daß der Täufer entweder der Messias selbst oder einer seiner unmittelbaren Vorläufer sein müsse oder doch sein könne. Gengftenber .) Jii des Volkes Namen, als Repräsentanten desselben, tritt hier das Synedriuiu dem Johannes entgegen; in dieser ersten Begegnung aber bil et sich bereits und spiegelt sich darum auch, wenngleich noch ganz anfan sweise und un eklärt, das allgemeine Verhältniß zwis eii Jesus und srael, wie es später immer entschiedener heraustratz daher heißt es: »die Juden sandten Priester und Leviten«« (Lut- hardt.) Der Ausdruck ,,Juden« begegnet uns bei Jogannes sehr häufig (2, 6. 13. 18. 20; Z, 1. 22. 25; 4 « 5 l 10. 15. 16. 18· G, 4. 41. 52; 7, 1. 2. , ! N · Z. 11. 13. 15. as; 8, 2«2. 31. Eis. 52. 57; g, 18. 22; 10, 19. 24. 31. 33; 11, 8. 19. 33.36. 45. 54. 55; 12, 9. 11; is, 33; 18, 12. 14. 20. 31. 33. 35. 36.38. Eis; 19, Z. 7. 12. 14. 19. 20. 21. 31. 38. 40. 42; 20, 19). An mehreren Stellen ist es indisserente (unterscheidungs- lose) Bezeichnung des Volkes, an andern aber bilden diese Juden den Ge ensatz gegen die messianische Ge- meinde; sie werden gnrch diese Bezeichnung gleich als Gegner Jesu charakterisirt. Johannes, welcher in seinem Evangelium sich gern zwischen den großartigsten Gegen- sätzen bewegt —- Licht und Finsterniß, Leben und Tod —- sieht in dem Volke der Wahl den schroffen Ge en- satz gegen das Reich Gottes, die Feindschaft der elt ist sozusa en in diesem jüdischen Volke personificirtx bald wer en die Obersten des Volkes kurzweg als« Juden bezeichnet, bald haben wir das Volk insgesainmt unter diesem Namen wieder zu erkennen, denn jene Volksoberen handeln aus dem Geiste der Gesammtheit heraus. Es ist die Frage, wie Johannes dazu kam, diesen Namen zu diesem ganz besonderen üblen Sinne zu verwenden; und da müssen wir davon ausgehen, daß die Kinder Jsrael in der Schrift zuerst in 2. Kön. 16, 6 u. Jerem. 34, 9 Juden ge- nannt werden, der Naine also zuerst mit dem Exil gäng und gäbe wird. Jsraeliten, so scheint es, heißen die Nachkommen Abrahams, solan e sie noch auf den Wegen Gottes im Großen un Ganzen wan- delten; Juden aber werden sie von der Zeit an ge- nannt, wo sie im Großen nnd Ganzen von dein Glauben und den Sitten ihrer Väter abgefallen sind· Wenn also bei Johannes unter diesem Namen das Volk als ein Ganzes gedacht wird, bald in dieser, bald in jener Repräsentation auftretend, und sich in alle dein, es mag hier handeln , wer da will , das charakte- ristische Verhalten des jüdischen Volks zu Christo re- präsentirt, wodurch seine geschichtliche Stellung zur Gottesgemeinde des neuen Bandes entschieden wurde, es also immer ein Thun solcher ist, welche zu diesem Christo und seiner Gemeinde entfreindeten und feind- seligen Volke der Juden gehören, so würde zur Be- nennung dieses Volkes kein anderer Name, als eben dieser angemessen gewesen sein. (Nebe.) Es giebt sich durch den ungewöhnlich häufigen Gebranch dieser Bezeichs nung bei Johannes zu erkennen, daß derselbe fern von Palästina und besonders für Gläubige ans den Heiden schreibt, auch daß damals die Aussonderung der christlichen Kirche von der jüdischen Volksgemeiw schaft schon eine abgeschlossene Thatsache war. Jo- hannes weiß auch sich selbst von der Jndenschaft ge- trennt und sieht sie als eine fremdartige Körperschaft 16 Evangelium Johannis I, 20——23. sich gegenüberstehen, im Einklange mit der Apokalypse, wo die Judenschaft in Kap. 2, 9 u. Z, 9 als ,,des Satans Schule« erscheint (Hengstenberg.) Auch die bei den Shnoptikern so oft genannten Schriftgelehrten und Aeltesten führt Johannes als ihm bereits fern und fremd Gewordene nicht mehr an, sondern nennt die Priester mit ihren Untergebenen, den Leviten, die indeß auch eine Lehrerstellung hatten (2. Chron. 17, 7 ff.; 35, 3; Reh. 8, 7) und zu priesterlicher Geltung aufstrebtein IOie Schriftgelehrten (Matth. 17, 10),« wenn nicht aus der Zahl der Priester, waren gewiß größten- theils Leviten. (Meyer.) 20. Und er bekannte und lengnete nicht [bekannte ohne allen Rückhalt und ohne jegliche Verklausulirung seiner Rede]; nnd er bekannte smit Beziehung auf die eigentliche Meinung, in welcher die Frage an ihn gerichtet wurde]: Jch bm nicht Christus [wie ihr von mir voraussetzh sondern da müßt ihr euch an einen Andern wenden V. 26 f.; Apostg. 13, 25]. Höchst umständlich ist die Art und Weise, wie der Evangelist die Antwort des Täufers einführt; wir müssen daraus schließen, daß die Antwort, welche das Zeugnis; des Täufers enthält, ihm von dem höchsten Belange war (vgl. Röm.9, l; 1.Tim.2, 7: ,,ich sage die Wahrheit und lüge nicht«). Ein und dieselbe Aus- sage erscheint zuerst als ein Zeugnis» als ein Geständnis» und dannals ein Nichtleugnenz Johannis Aussage ist ein Geständniß, ein Bekenntniß, eine freie, osfene un- uniwundene Aussage, und zugleich ist sie ein ·Nicht- leugnen; denn wenn er auch von vornherein immer Nein sagt und seine Aussage wie ein Nichtantworb geben erfcheint, so ist diese Antwort wesentlich doch eine Kundmachung der Wahrheit, aber gerade in dieser Form eine fich selbstverleugnende Kundmachung »und darauf eben kommt es an. Es herrschten über ihn die verschiedensten Ansichten im Volke, ebenso wie her- nach über Jesum selber (Matth. 16, 14; Mark. 6, 14f.), und mit Beziehung hierauf wird er von der Gesandt- schast des Hohenrathes gefragt: »wer bist ·du?« Da schlägt er denn den ganz richtigen Weg ein, daß er zunächst sich erklärt über die höchste Meinung, welche das Volk von ihm hegte (Luk. 3, 15); von der untersten Meinung war nicht auszu ehem er will ja nicht wachfen vor dieser Gesandtscha t, sondern immer mehr abnehmen, bis daß er so klein geworden ist, daß er in seinen Angen unwürdig erfcheint, dem HErrn die Schuhriemen aufzulösen. Seine Antwort »auch 1in Folgenden ist immer kurz und rauh, abweisendund abftoßend; mit Mißbehagen und Unwillewweist er alle Zumuthungen des Volkes von fich ab, nicht einen Augenblick mag er in einem falschen Lichte erscheinen -— Hochmuth hat keinen Theil an ihm. (Nebe.) Es liegt hier eine große Versuchung des Täufers zum Abfall von der Wahrheit vor; denn die zu ihm ge- sandt waren, sind Männer von der höchsten, edelsten Klasse, Priester und Leviten aus der Hauptstadt, welche das ganze Volk vorstellte, und diesebieten ihm an die alleroberste Herrlichkeit, das Königreich und alle Obrigkeit, und sind bereit, ihn für Christum anzu- nehmen — o· welch ein Wind ist das gewesen! wie hOätte er weltliche Herzen ausblasen mussenl » (Luther.) as Synedrium mußte seine Taufe als ein Zeichen des beginnenden messianischen Zeitalters betrachten, und in einem Charakter, welcher das ganze Volk geistig bewegte und fortriß, · konnte» es wohl eine Anwart- schaft auf die messianische Wurdesindenz daß nun»aber eine solche Frage, welche die Moglichkeit voraussetzth der Täufer könne der Messias sein, für ihn eine große Versuchung war, liegt a1n Tage. So wurde also auch Johannes versucht, gleichzeitig mit Jesu selber; das Gewicht der Versuchung hat der Evangelist angedeutet mit den Worten: ,,er bekannte und leugnete nicht; er bekannte nämlich: ich bin nicht Christus«. (P.Lange.) Es standen allerdings so bedeutende Schriftgründe dem entgegen, daß Johannes der Christ sei (namentlich die durch die Schrift so nachdriicklich bezeugte Abstam- mung des Messias von David, während Johannes aus priesterlichem Geschlechte war), »daß die Frage: ,,bist du Christus l« ihnen nicht über die Lippen will; daß sie so Verdeckt fragen: »wer bist du?« zeigt, daß sie fich der Gegengründe wohl bewußt sind. Sie mögen aber doch nicht die Sache von vornherein als ab e- macht betrachten; dazu ist ihr Wunsch nach der Er- scheinung des Messias zu groß, die Beweise des Geistes und der Kraft, welche Johannes gegeben, zu augen- fällig, und die Auslegung der alttestamentlichen Weis- sagungen, zumal bei dem damaligen Zustand der Exe- gese, blieb doch immer mancherlei Schwankungen unter- worfen. (Hengstenberg.) Auf theokratischem Stand- punkte war es jedensalls ein Fehler, daß der Macca- bäer Simon seiner Zeit die vom Volk ihm undseinen Nachkommem wenn auch vorbehaltlich künftiger ander- weiter Entscheidung durch einen Propheten, angetragene Fürstenwürde annahm (1. Mute. 14, 25 ff.) und nicht vielmehr Josua’s uud Gideons Exempel (Jos. 24, 28; Richt. 8, 22f.) fich zum Muster setzte, indem er daran gedacht hätte, daß das Königthum Davids allein das verheißungsgemäße in Jsrael war (2. Sam. 7, 12 sf.; I. Macc. 2, 57); er half damit dazu, daß das Scepter von Juda entwendet ward, und brachte ein Strafge- richt über sein Haus, das fich schoii in seiner eigenen Ermordung durch den Tochtermann Ptolemäus offen- barte(1.Macc.16,11sf.), dann aber immer weiter fich entfaltete bis zur Ausrottung des ganzen Geschlechts und der Aufrichtung des idumäischen Königst rons, ja schließlich der heidnischen Oberherrschaft der ömer im Lande, womit jener Anfang einer Beseitigung des legitimen Fürstenthums nun zu seiner Vollendung kam. Die Priester und Leviten mochten hier an den Vor- gang dieser Hasmonäey die einst über das Volk ge- herrscht, denken, wenn sie von des Johannes Abkunft aus priesterlichem Geschlecht als einem Hindernis; seiner Messiaswürde absehen, und vielleicht es nicht ungern sehen, wenn einer ihres Stammes zu dieser Würde fich erheben solltex aber der Priesterssohn Johannes machte durch desto größere Entsagung, wie sie ini Fol- enden fich herausstellt, wieder gut, was der Priesters- Fohn Simon vor 168 Jahren versehen hatte. 21. Und sie fragten ihn: Was denn swie verhält es fich denn mit dir, wenn du nicht Christus bist]? bist du Elias [der zuvor muß kommen Matth. 17, 10]? Er sprach: Jch bin? nicht sdenn er wußte wohl, daß sie den Elias in eigener Person wieder erwarteten]. —- Bist du ein Propbet setwa Jeremias oder sonst der Propheten einer Matth. 16, 14., wer es auch sei, der mit der Weissagung in 5. Mos. 18, 15 ge- meint ist, als z. B. der wiedererstandene Josua]? Und er antwortete: Nein. Die Ab esandten fragen nicht: »wenn du nicht Christus bist, wer ist denn Christus und wo ist er!« denn es fragte ja keine Heilsbegierde aus ihnen; sie fahren vielmehr fort, Johannem zu versuchen. Die Ehre, Christus zu sein, hatte er von fich abgewiesen; Johannis des Täufers Selbstzeugniß vor den Abgesandten des Hohenraths 17 so niöchte er der Elias-Ehre vielleicht sich annehmen. Sie kannten die Verheißung in Mal. 4, 5., d. h. den Buchstaben derselben, und erwarteten den Thisbiter Elias, der gen Himmel gefahren war, in eigener Person als Vorläufer des Messias, den ihr fleischlicher Sinn erträumte. Jhr Elias nun war Johannes nicht, so- wenig als Jesus ihr Christus war, und es kam dem treuen Bekenner zuerst darauf an, dies Nein auf’s Unzweidentigste auszusprechen; gerade indem er ·ab- lehnte, was in ihren Augen ihn herrlich gemacht hätte, verleugnete er den Eliasgeist nicht, welcher wirklich in ihm gefchäftig war (Luk. 1, 17; Matth. 11, 10; 17, 12). Aber für den« Elias, welcher in Johannes wieder ausgelebt war, hatten die Juden freilich keine Augen —- ,,sie erkannten ihn nicht«, sagt der Heiland (Matth. 17, 12) «— und verleugneten seine Stimme. Auch der Prophet (wie es eigentlich heißt) war Johannes nicht; die herrliche Weissagung auf Christum (Kap. 6, 14), die wir in 5. Mos. 18, 15 lesen und deren Trost dann in Jesaia von Kap. 40 an kündlich groß wird gvgl 1. Macc. 14, 14), hatten die Schriftgelehrte1i·ver- ehrt, und man erwartete damals einen gewaltigen, Mosi ähnlichen Propheten, welcher gegen den römischen Pharao dem Messias Bahn brechen würde (Kap. 7, 40). Einige dachten, Jeremias würde wieder erscheinen (vgl. 2. Maec.2, 1 f.; 15, 13 s.) Nun war Johannes wohl ein Prophet, ja der größte aller Propheten (Matth. 11, 9); aber der Prophet war er nicht, weder im Sinne der damaligen Juden, noch im Sinne des heil. Geistes, der die Verheißung 5. Mos.18 gegeben, welche in Christo erfüllt worden ist. Das einfache ein- shlbige »Nein« des Johannes erklärt sich aus der hei- ligen Eile, in welcher sein Herz Christo und dem Be- kenntniß seines Namens zustrebt; ess ist als spräche er: was haltet ihr euch so lange bei mir auf? lasset uns auf die Hauptsache, zu Dem kommen, der des Fragens werth ist! (Besser.) So wies also Johannes drei verfiihrerische Fragen zurück, die von demselben Geiste beseelt waren, wie jene drei Versuchungen, welche Christus in der Wüste besiegte. (P. Lange.) 22. Da sprachen sie zu ihm [mit einer gewissen Ungeduld, nun end ich über ihn auf’s Reine zu kommen]: Was bist du denn? [sage es uns mit einem bestimmten, positiven Ausdruck] daß wir Antwort geben denen, die uns ge- sandt haben ldenu mit bloßen Verneinungen deinerseits ist der geistlichen Oberbehörde des Landes noch nicht gedient; sie will wissen, —welche Würde du für dich in Anspruch nimmst]. Was [also] sagst du von dir selbst [wer du eigent- lich seiest]? s 23. Er [ganz seine eigene Person in den Hintergrund stellend, desto mehr aber auf die Bot— schaft Gewicht legend, die er zu verkündigen habe, und da ebenso eine prophetische Weissagung auf sich anwendend, die von dem herrschenden Zeit- geist nicht beachtet und nicht verdunkelt worden war, wie der HErr später selbst so that, wenn er sich nach Dan. 7, 13 des Menschen Sohn nannte Matth. 8, 20 Anm.] sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Nichtet den Weg des HErrn sso zu, daß er zu euch kommen kann]! wie der Propbet Je- saias [in Kap. 40, 3—5] gesagt [und sich auch D ä ch s e l’ s Bibelwerh (VI.) näher darüber erklärt] hat [wie dies Zurichten geschehen soll]. Was die Juden an wunderbaren Persönlichkeitem deren Auftreten zum Behuf der messianischen Zeit etwa erfolgen sollte, sich denken konnten, um diese alle fragen sie; aber es handelte sich nm den Beruf des Täufers, darum verweist er sie von sich ausschließlich auf diesen. Jn seiner Verkündigung liegt seine Bedeutun ; dagegen verschwindet ganz seine Person. sLuthardts Nichts, ruft er den neiigierigen Fragern zu, nichts bin ich als ,,eine Stimme«; haltet euch nicht auf bei meinem Namen oder meinem Rock oder meiner Person, sondern merket auf meinWort, das ich ver- kündige in göttlichem Auftrag! Sehet da als in einem Spiegel, wie niedrig ein Diener des Evangeliums denken soll von seiner Person; da fragt sich’s nicht: wer bist du? wie heißest du? was kannst du? was iltst du? nich; dich selbst in den Vordergrund zu tellen, deine erson geltend Zu machen, soll dieser Predigerrock dir dienen, soll ieser Predigtstuhl dir helfen — nein! hier im Gotteshaus bist du nichts als eine Stimme, hier in deinem Amte gilt nichts als das Wort, das du verkündigst, das Gottesworh das deiner Zunge sich bedient, um an die Herzen der Menschen zu sprechen. Und hätte einer denFeuergeift des Elias oder den Adlerschwung eines Jesaias oder die Donner- stimme eines Täufers Johannes — das alles tau t nichts und gilt nichts, du gebest denn demüthig es in den Dienst der göttlichen Wahrheit. »An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd: was Christus mir gegeben, daß ist der Liebe werth« (Gerok.) Mit seiner Selbsterklärung sagte Johannes dreierlei von sich aus: er stehe in der Wüste, er sei eine Stimme in dieser Wüste, nnd es gebe einen Prediger, der« ihn als seine Stimme in der Wüste gebrauche. Er stand in der That in einer Wüste, nicht nur weil er in einer wirklichen Natzurwüste am Jordan sich auf- hielt, lehrte und wirkte, sondern auch weil der geistige Zustand seines Volks und Landes damals in jeder Beziehung einer Wüste ähnlich war» Jsrael war ja wie eine Heerde verirrter Schafe, die keiiien Hirten haben, und wie ein Feigenbaum, derwohl Blätter trug, aber keine Früchtez der HErr kam·in sein Eigen- thum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wer konnte an diesen Zöllnern und Sündern, an diesen Pharisäern und Sadducäern, an diesen Priestern und Leviten sich stärken und erquicken? Wie in einer Wüste alles ausgedörrt und vertrocknet ist, kein grüner Baum, keine duftende Blüthe, keine saftige Fruchh kein wohlthuender Grashalm das Auge labt, kein rieseln- der Bach den Durst des Wanderers löscht, keine Her- berge den Ermüdeten gastlich und heimisch aufnimmt, sondern jeder nur eilt, daß er weiter und durch komme und die Richtuiig nach dem Reiseziel nicht verfehle, so war Jsraels Zustand damals auch ausgedörrt, ohne Licht und Leben, ohne Labung und Hoffnung· Ach, die Hand auf’s Herz: sieht es in unsrer Brust von Natur nicht auch so trocken und dürr, so unfruchtbar und unwegsam, so unwirthlich »und unbehaglich aus wie in einer Wüste? Züngeln nicht die wilden Thiere und feurigen Schlangen der Leidenschaften, der Eigen- liebe, des Zornes, des Neides, des Geizes, der Un- zucht und Feindschast in uns umher. Hat die Sonne der Selbstsucht nicht unser Herz ausgebrannt, daß es leer ist an wahrer Erkenntnißf des Heils, an brennen- der Liebe zum HErrn, an Eifer für seine Sache, an Aufrichtigkeit und Demuth,·an Selbstverleugnung und Hingabe? Und vollends· die Welt um uns, in welcher wir leben, diese Welt, die im Argen liegt und voll R« T« I. 2. 2 18 Evangelium Johannis l, 24—27. Fleischeslush Augenlust und hossärtigen Wesens ist, ist sie nicht erst recht eine Wiiste? Unter all ihren Gü- tern, ist da wohl ein einziges, das unsre tiefsten Be- dürfnisse auch nur einigermaßen auf die Dauer be- friedigt und von dem wir, nachdem wir es ausgekostet und ausgenossen, nicht sagen müßten: ist das alles? weiter nichts? Spähen wir da nicht vergebens aus nach erquickendem Thau und nach Brunnen lebendigen Wassers? Ja, fühlen wir uns nicht manchmal recht verlassen und unheimlich im äußerlichen Leben, als wären wir wirklich in einer Einöde? Jn dieser laut- losen Wüste war Jolannes eine Stimme, die weit, weithin schallte, d. er war, wie der Ton, nichts Selbstständiges und 11nabhängiges, sondern nur die laute Offenbarung der geheimen Gedanken und Wahr- heiten eines Andern; der Prediger aber oder der Rufende, welcher ihn als seine Stimme gebranchte, war der heil. Geist selber, und darum, weil er des Föchften aller Redner Stimme war, war er eine so tarke Stimme, die die Leute von allerlei Art in großer Anzahl herbeirief, und eine so wahre Stimme, die den rechten Weg zum nahe herbeigekommenen Himmelreich verkündigte Wohl uns, wenn der neue Niensch in uns auch eine Stimme eines Predigers in der alten Wüste unsers Herzens ist; denn dann ist er nicht nur da und in uns geboren, dann ist er auch wirksam und lebendig in der Einöde; dann hat er auch die starken, um das Herz gezogenen Mauern durchbrochen, die stolzen Zugbrücken herabgelassen und die« am festesten verriegelten Thore dem König der Ehren ausgethan, niimlich die angeborene Selbst- und Werkgerechtigkeit. (Fr. Arndt.) Wie vor einem großen König des Mor- genlandes, welcher reisen will, die Läufer dahineilen, seine Ankunft melden, zur Herstellung der Straßen ausfordern: so war Johannis ganze Ausgabe, vor Christo herzulaufen, seine Ankunft zu melden, zur Bereitung der Seelen, zur würdigen Aufnahme dessen, der da kam, anzumahnen Zwar wer will die Wüste bereiten? wer wird in ihr Wege bauen? wie kann sie schnell zum Paradiese werden, welches des kommen- den Königs wiirdig wäre? Aber gerade diese schein- bar trostlosen Fragen führen uns auf das, was der HErr begehrt, auf die Bereitung, die er von einer Wüste verlangen kann. Die Wüste soll erkennen, daß sie Wüste, also des HErrn unwerth ist, die Berge ihres Hochmuths sollen erniedriget und doch auch die Thiiler ihres Unglaubens und Mißtrauetis erhoben, der schlichte, gerade Weg demüthigen, einfältigen Glaubens hergestellt werden; in aufrichtigem Bekennt- niß des eigenen Unwerthes, demüthig und weinend über ihre Unfruchtbarkeit und Unwirthbarkeit, aber auch ohne Verzagen, in Hoffnung auf die Hilfe dessen, der auch eine Wüste durch seine allmächtzge Gnaden- kraft umwandeln kann zum fruchtbaren artenlande, so sollte Judäa, die geistliche Wüste, zur Zeit des Täufers Dem, der da kommen sollte, entgegenharren und entgegensehen. Das war die Bereitung, welche der HErr beabsichtigte, und diese Bereitung ist die Aufgabe des Täufers Johannes, die er mit aller Kraft umfaßt, der er lebt, die er vollbringh nach deren Voll- bringung er aufhört zu leben, eben weil er zu nichts Anderen: gesandt ist und nichts Anderes in der Welt zu thun hat. (Löhe.) Wenn die fragenden Priester und Leviten im Text zu den geniessenen strengen Worten des Mannes in Kaineelslxaaren sein feuriger, ernster Blick traf und sie hörten, wie er ihnen kurz und un- mnthig die Worte zumas3, und sie sahen nun den geraden unerschrockenen Piann an, der in jeder Miene und Bewegung den Propheten Gottes leibhaftig vor- stellte, als stünden Legionen Engel hinter ihm zu seinem Dienst, so darf man glauben, daß ihnen die Worte auch nicht werden zu reichlich vom Munde ge- flossen sein; es war ein ängstliches, schwiiles Beisam- mensein. Und wenn sie nun Johannes an die wohl- bekannte Bußpredigt des Jesajas erinnerte, so hätten sie müssen un: alles Gewissen gekommen sein, wenn ihnen nicht der surchtbare Mann im rauhen Gewande mit seiner einschneidenden Rede als ein Verkliiger von Gott erschienen wäre, vor dem sie in ihrer ganzen Armseligkeit dastanden. Das war auch eine Stunde der Gnadenheimsuchung für sie, das; sie neben dem großen Manne fast die Sprache verloren und ein Ge- fühl von einer andern Welt, von einer Verantwortung, von einem göttlichen Feuereifer und der dringenden Forderung der Buße bekamen; nnd dazu that der Mann Gottes und seine Person fast mehr als seine Worte, die wie schwirrende Pfeile rasch von der Sehne flogen. »Welch ein Segen wäre es für Jsrael gewesen, wenn seine Hirten und Regierer an diesem Tage die Zeit der Heimsuchungerkannt und die Wege des HErrn gerichtet hatten! (Munkel.) Vgl. zu Kap. 2, 18. 24. Und die gesandt waren [jene von dem Hohenrath abgeordneten Priester und Le- viten V. 19, die so dem Johannes mit ihren Fragen zusetzten und an seinem endlichen Bescheid in V. 23 wenig Gefallen fanden], die waren von·den Pharifaern sdieser strengsten Sekte des Jiidischen Gottesdienstes Apostg 26, 5 zuge- hörigl · 25. Und fragten ihn [nun, vor den Rich- terstuhl ihrer angemaßten Auctoritiit Matth. 23, 2 ihn ziehend]: Warum taufesr du denn sund erklärst damit das giinze Volk für unrein und von Gott abgefallen Matth. Z, 6 Anm.], so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein [genauer: "der in b. Mos. 18, 15 verheißeUeJ Propbet [da doch einer von diesen allein das kliecht zu solche1n Thun haben würde Hes 36, 25 f.; Sach. 13, 1]? 26. Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich [meinestheils] taufe snur erst] mit Waffe: [und das hat noch nicht soviel als dasjenige Tausen zu bedeuten, welches Christo allein vor- behalten bleiben muß V. 33]; aber er ist sinittels Ueber·nah1ne seines messianischen Amtes, zu dem ihn Gott durch Elliittheilutig des heil. Geistes gesalbt hat Matth. 3, 13 — 14, I ff., schon] mitten unter euch getreten, den Ihr sfreilich noch] nicht kennet sich aber kenne ihn V· 29 ff., und der wird nicht allein das zukünftige höhere Taufen vollbringen Matth. Z, 11; Mark. 1, 8; Luk. Z, 16 f., sondern verleihet auch mir das Recht und die Pflicht zu meiner Wassertaufe]. 27. Der ist’s, der swie ich dem Volke, das zu nieiner Taufe kommt, zu sagen pflege Kap. 3, 261 nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist [V. 15], deß ich swie ich ferner von meinem Verhältniß zu ihm schon be- kannt habe Matth. Z, U; Mark. 1, 7; Lnk. 3- IS] nicht Werth bin, daß ich sals sein ge- Johannes bezeugt ferner, daß der Messias bereits da sei. 19 ringster Diener mich vor ihm bücke und] seine Schuhriemen anflöse. Früher war das Amt der Abgeordneten angegeben worden, hier wird auf die Partei hingewiesen, der sie angehörtenx diese Hinweisung muß in Beziehung stehen auf die Frage, die sie weiter an den Täufer richten. Die Mitglieder der pharisäis en Partei wachten nämlich überall mit inquisitoris er Strenge darüber, daß die theokratische Ordnung aufrecht er- halten würde, nicht blos in ritueller Beziehung, son- dern auch in Bezug auf die Amtsbefugniß und Lehre (Kap. 9, 13; 7, 47 f.; 12, 42); bei allem, was anders war, als es nach ihren vorgefaszten Meinungen sein sollte, waren sie gleich damit bei der Hand, zur Rede zu stellen und zu richten. (Hengstenberg.) Die Phari- säer waren die Ultra-Conservativen in Israel; niemand mußte daher an der aufsallenden Neuerung, welche sich der Vorläufer durch Einführung der Taufe erlaubte, sich mehr stoßen als sie. Allerdings gab es im jüdischen Gottesdienst gesetzliche Reinigungem nnd Manche be- haupten sogar, daß für heidnische Proselhten bei ihrem Eintritt in die jüdische Gemeinschaft eine völlige Ein- tauchung angeordnet gewesen sei; aber die Anwendung dieses Symbols absoluter Beflecktheit auf Glieder des theokratischen Volks war eine so besremdliche Iieuerung, daß sie die Empfindlichkeit der a1ntlichen Wächter über den Cultus, und vollends die der eifrigsten Anhänger der Tradition, im höchsten Grad aufregen mußte. Daher war auch bei der Wahl der Gesandtschast, welche den Johannes iiber sein öffent- liches Auftreten und über den von ihm eingeführten Gebrauch zur Rechenschaft auffordern sollte, das pharisäische Element im Hohenrath vorherrschend ge- wesen; die desfallsige Bemerkung bringt der Evangelist erst jetzt bei, wie das ja seine gewöhnliche Art zu er- zählen ist (vgl. V. 41 u. 45; Kap. 4, 30; 9, 14;11, 5 u. 18; 13, 23), daß er nicht gleich zu Anfang eine vollständige Darstellung der äußeren Umstände, unter welchen die zu beschreibende Handlung vor sich geht, entwirft, sondern, wie es gerade das Bedürfnis; mit sich bringt, die zur Beleuchtung seiner Erzählung dienenden Umstände nachholL (Godet.) Die Antwort des Täufers auf die ihm hier vorgelegte Frage ent- spricht dem, was er in V. 23 ausgesagt hatte, daß er auf den ålliessias vorzubereiten bestimmt sei. So war zwar seine Taufe nicht die Geistestaufe, die dem Messias vorbehalten war, sondern eine Was sertaufe, noch ohne das himmlische Element, aber schon in ihrer Mitte stand der weit Größere, dem dieses vor- bereite11de Taufen galt. Im ersten Versgliede: ,,ich taufe mit Wasser« liegt also, daß er sich mit seinem Taufen nichts, was dem Messias zukomme (das Geistes- taufen), anniaße, und dieser Theil bezieht sich auf jenes: »so du nicht Christus bis« in V. 25; im zweiten Versgliedet »aber er ist mitten unter euch getreten« liegt dagegen, daß dieses sein vorläufiges Taufen jetzt die Berechtignng der nach seiner Stellung zum Mefsias (V. Es) gottgeordneten Nothwendigkeit habe, da der Messias, ihnen freilich unbekannt, bereits in ihrer Mitte stehe, mithin das, was sie dem Elias oder dem sonst erwarteten Propheten einräumten, seinerseits nicht unterbleiben dürfe, und dieser Theil der Antwort bezieht sich aus jenes: ,,noch Elias, noch ein Propbet«- (Met)er.) Den Abgeordneten des Hohenraths erscheint das Wassertaufen des Johannes als außerordentlich groß, ihm selber dagegen will sie als außerordentlich klein erscheinen, weil ihm stets die große Wirkung vorschwebt, mit welcher nächstens der Messias austreten wird. Aber er setzte nicht nur seine Taufe nicht herab, er recht- fertigte sie auch, indem er den Abgesandten verkündigte, der Piefsias sei ihnen bereits ganz nahe gekommen; mit dieser Verkündigung nämlich mußte er ihnen als der nächste Vorläufer des Messias, ja als sein Ver- trauter erscheiuen -— schon ist er in eure Mitte ge- treten, nnd doch kennt ihr ihn nicht, der nach mir kommt und doch vor mir gewesen ist. (P. Lange) Was die Worte ,,mitten unter euch getreten« betrifft, so haben einige Ausleger sie dahin verstehen wollen, als habe Jesus, nachdem er schon an diesem Tage aus der Wüste seiner Versuchung (Matth. 4, 1—11) zu Johannes an den Jordan zurückgekehrt war, sich mitten unter der die Gesandtschast umgebenden Volksmenge befunden und der Täufer daher die Worte mit einem hinweisenden Blick auf ihn begleitet; das ist aber an sich schon gekünstelt, selbst wenn die Annahme einer die Gesandtschast umgebenden Volksmenge begründeter wäre, als sie in Wahrheit ist, und überdies scheint ein solcher hiuweisender Blick vor einer Zuhörerschaft dieser Art uns des Johannes geradezu unwürdig Dagegen sind die Worte ein sicherer Beweis» dafür, daß die Taufe Jesu durch Johannes vor einiger Zeit schon geschehen war; in Luk. Z, 21 hieß es: ,,da sich alles— Volk taufen ließ und Jesus auch getauft war und betete, that sich der Himmel auf und der heil. Geist fuhr hernieder«, darauf bezieht sich hier Johannes, wenn er sagt: ,,er ist mitten unter euch getreten«. Dieses Zeugnis; des Täufers von der Nähe des Messias, sagt Baumgartem klingt, als hörete Johannes schon das Rauschen der Füße Jesu, wie er aus der Wüste wieder zurückkehrt an den Jordan (V. 29). »— Der Christ des HErrn ist nun da, hat festen Fuß gefaßt, um zu bleiben unter ihnen; Johannes weiß das, er at durch das Wunder bei der Taufe im Jordan diese rkenntniß empfangen, das Volk weiß aber nichts, es erkennt Den nicht, der jetzt in der Menschen Fleisch und Blut gekleidet mitten unter ihm steht. Er will jedoch nicht blos die Unkenntniß des Volkes mit seiner eigenen Erkenntnis; in einen scharfe1i Gegensatz stellen, er will auch sie reizen, daß sie ihn zu erkennen trach- ten, er will auch diesen Pharisäern gegenüber der Wegbereiter des HErrn sein; dies erhellt klar aus dem gleich folgenden Zeugniß von der alles über- ragenden Herrlichkeit des erschienenen Messias. Dem Täufer ist es eine Herzensfreude, Den, welcher nach ihm kommt, vor sich zu sehen: Neid kennt sein Herz nicht; mit Recht vergleicht der Err ihn mit einem Lichte, denn von dem Lichte hei t es: lucendo con- sumor, indem ich leuchte, zehre ich mich selber auf. (Nebe.) Vor keinem unter den Sterblichen würde der Täufer sich also gedemüthigt haben —- er, der mehr war als ein Prophet, so groß, daß unter allen, die von Weibern geboren sind, nicht aufkommen ist, der größer sei denn Johannes der Täufer. (Lampe.) Laßt uns beachten, was das Wort der Wahrheit von der Person des HErrn Jesu Christi lehrt, wenn wir dem Feste seiner Geburt mit Freuden entgege1igehen wollen! Nicht die Geburt eines gewöhnlichen Menschen, nicht die Geburt des vorzüglichsten und erhabensten aller Menschenkinder Verkündigt uns das heil. Fest, sondern das große, unergründliche Wunder der Menschwerdung dessen, der als der wesentliche Gottessohn, als der Ab- lanz der Herrlichkeit Gottes und als das Ebenbild feines Wesens von Ewigkeit her Gott ist, wie der Vater und der heil. Geist, hochgelobet immer und ewiglich; nur ein solcher konnte uns aus dem Ver- derben herausreißen, in welches die Sünde unser ganzes Geschlecht gestürzt hatte, nur ein solcher in Wahrheit unser Heiland werden, der da wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in Einer Person ist. (Dietzel.) Jst- 20 Evangelium Johannis I, 28. 29. Manchen ugtiker urtis des: vorhaxridtenh usns geårezigtq unter uns eann e ri us ni ) , wa er o anni war: nicht da, nicht von Ewigkeit, nicht kommend, Eichä koänmegd ini WoZtHTFZiYt im Tode, Seht am n e er age — a i as armseige eenii- riiß einer großen Anzahl von Menschem die den· Namen des Hochgelobten noch zu tragen, noch Christen· zu heißen sich nicht entblödenz Sie kennen ihn nicht, und sich kennen sie auch nicht; kenneten sie sich, so würden sie nicht genug an sich haben, so würden sie nicht so selbstgenügsam, so wohlzusrieden mit sich selber sein, sie würden voll Schrecken über ihre Leere, ihre Schwachheit, Thorheih Bosheit, suchen gehen, ob einer käme, den sie anstatt ihrer selbst lieben, ehren, fürchten könnten, sie würden suchen und finden. Aber der H»och- muth hat alles eingeborene Sehnen nach dem Ewigen ertödtet und die Lebenszeit, die doch eine fortwährende Adventszeit Jesu ist, aller Hoffnung und Erwartung entledigt; man wartet auf keinen Christus mehr, man hat ohne ihn alles genug, gleich jenen neuen Juden, die sich des großen Fortschritts freuen, auf keinen Hei- land mehr hoffen zu müssen. Christus gilt Vielen nichts mehr — was soll ihnen sein Geburtstag sein? man freut sich seiner nicht, wie soll man sich seiner Geburt freuen? Ach, es ist traurig, wenn die Zeit kein Advent mehr ist, wenn man des HErrn nicht mehr wartet und nicht niehr seiner Geburt sich freuen kann! Was ist denn das Leben, was der eigene Ge- burtstag und was der eigene Todestags? Sind wir nicht für Jhn geboren, weil er nicht für uns geboren ist, für wen und für was find wir denn geboren? für was leben wir denn? und was ist denn unser Sterben? Wenden wir uns schaudernd von dem Theil der Menschheit weg, der sich alle Freude durch Unglauben raubt und freiwillig verarmt, indem er den HErrn der Herrlichkeit nnd sein Reich aufgiebt; wenden wir uns langfani und für denselben betend weg — dem heil. Johannes und seinen Gleichgesinnten zu, der seligen Schaar vollendeter Knechte und Magde Gottes, die in Jesu Geburt ewige Freude fanden, zu den Gleichge- sinnten in der noch streitenden Kirche, die im lieblichen Feste der Weihnachten mehr als ein bloßes Spiel er- kennen, die angelegentlich begehren, das Dankfest fiir die Geburt ihres Heilandes zu feiern, die sich mit Johannes vor ihm niederwerfen und nichts rühmen wollen als Jhn und seine Gnade! (Löhe.) Wie ist es möglich, daß die Abgeordneten des Hohenraths den Täufer verließen, ohne ihn zu fragen, wer die Person sei, von der er rede? Entweder lag ihnen nichts daran, es zu erfahren, oder sie verachteten den, der so zu ihnen redete; in beiden Fällen fängt an diesem Punkte dieDGeschichte ihres Unglaubens an. (Godet.) 28. ies lwas ini vorliegenden Abschnitt erzählt worden] geschah zu Bethabara, jenseit des Jordan, da Johannes snachdem er sich von seiner nrfprünglicheii Wirkungsstätte ani un- teren Jordan, die noch zur eigentlichen Wüste Juda gehörte Matth. Z, 1 Anm. 3., weiter nach Norden hinauf gezogen hatte Matth. B, 6 Anm.] taufete. Dem Johannes war dieser wichtige Vorgang des offizielleu Zeugnisses des Täufers von Dem, der da konimen sollte, so eindrnckliih geworden, daß er noch genau den Ort, wo derselbe stattgefunden, im Gedächtniß behalten hatte» Fiirgniis »in der Gegenwartnber hat es große Schwierigkeit, diesen Ort sowohl in seinem Namen als nach seiner Lage genauer zu bestimmen: in ersterer Hinficht stehen sich einander die beiden Les- arten Bethanien und Bethabara gegenüber, und in der anderen Hinsicht läßt sich weder sagen, wo ,,Bethanien jenseit des Jordan« (im U1iterschied von Bethanien am Oelberge Kap. it, 18), noch wo Betha- bara zu suchen sei; wir sind also auf bloße An- nahmen, je nachdem einer so oder so sich entscheidet, angewiesen. Jndem wir niin die getoöhiiliche Lesart, die wissenschaftlich recht wohl sich vertheidigen läßt, festhalten nnd Bethabara für einerlei halten niit Bethbara (Richt. 7, 24), haben wir auf Karte V deni Orte eine Stelle angewiesen, wie sie sowohl zu Beth- bara dort, als zu Bethabara hier trefflich paßt (an der Furt, die auf der Straße von Sichem nach Ra- moth in Gilead über den Jordan führt); da aber bei der Taufe Jesu durch Johannes die Wirkungsftiitte des letzteren noch am unteren Jordan sich befand, so muß derselbe während der 40tägigen Versiichung Jesu in der Wüste diese Stätte aufgegeben und sich fünf Meilen weiter nach Norden hinaufgezogen haben; voii dort hatte Jesus noch einen Weg von 12 Meilen bis nach Cana in Galiläa (Kap. L, 1 ff.). II. V. 29—51. (§ 19.) Jlm darauf folgenden Tage, als der ans der wüste bei Ierikho znrüililiehreiide Jesus sitt) wieder bei Johannes einstellt, wiederholt dieser sein Zeug— niß von ihni vor den Ohren der ihn iniigebcnden Sänger, dort) so, daß ihni ein neues Geheimnis; aufleiirhtet in dein neuen Anblick; als er dies neiie Geheininiß an drin demnächst folgenden Tage in Gegenwart zweier Immer, des Johannes niid Andreas, abermals kund thut, folgen diese der darin liegenden Aufforderung, gehen Jesu nach nnd herbei-gen bis zum Abend bei ihm, halten aber aurh uoch Bett, gleich an demselbigen Tage ein jeder seinen eigenen Bruder dein neuen Meister ziszufilhreiy bei welcher Gelegenheit denn des Andreas Bruder, Simon, den neuen tlauien Petrus eninfiiiigt Jln dein noch weiter folgenden Tage sindet Jesus, der ini Begriff sieht, seine Herberge ain Jordan zu verlassen nnd wieder nach Galtläa zu ziehen, den philiopuik den er zum fünften Sänger« gewinnt, und dieser wieder holt deu illathanael herbei. Mr Geschichte des letzteren wird noch von besonderer Bedeutung; sie zeigt uus »das Bild einer dlathanaeLSeele I) auf dein Wege zu Christo, L) in der Begegiiitug init Christo, Z) iii ihrer Zukunft durch Christ-cui. (6ri"tctiiier.) 29. Des andern Tages snach dem in V. 19 —28 berichteten Vorfall, nach unsrer Rechnung am 16. Februar a. 27 n. Ehr.] siehet Johannes sdort in Bethabara V. 281 Jesum zu ihni konimcn nnd spricht szu seinen Jüngern, indem ihn gerade jetzt der heil. Geist in ganz besonderer Weise er- leuchtete und bewegte Matth.11, 3 2liini.]: Si eh c, das ist Gottes Lamm sdas von Gott ihni aus- ersehene Lamm], welches der, Welt Sünde tragt [ftellvertreteiid auf sich nimmt und durch Biißung derselben sie wegnimtnts Jesus hatte sich nach seiner Taufe durch Johannes (vor e· 6 Wochen) von deinselben entfernt nnd in die Einsainkeit zurückgezogeii, um sich als Soh1i in den Schooß des Vaters zu versenken, der sich ihiii eben jetzt wieder eröffnet hatte, und um das Amt des Welt- erlösers, das er übernommen, u erwägen; jetzt erscheint er wieder, um sein Werk zu eginnen. Er konimt zu- rück zn Johannes: hier konnte er ja hoffen, die ihm von dem Vater bereiteten Werkzeuge zu finden, welche ihm ur Erfüllung seiner Aufgabe unentbehrlich waren; unterzscheidet doch Jesus selbst (Kap. 10, Z) den Dieb Johannes kennzeichnet seinen Jüngern Jesum, 1) als den Erlöser der Menschheit; 21 und Mörder, den, der sich auf eigene Faust zum Messias macht, von dem Hirten, dem ächten Messias, eben da- durch, daß dieser nicht über die Mauer des Schafstallss hineinsteigt, sondern an der Thüre den Thürhüter findet, wel er ihn in den Schafstall hineinläßt Jesus wußte, da der von Gott verordnete Thürhüter Jo- hannes war; darum, da der Augenblick erschienen, in den Schafstall einzugehen und sich seine Heerde zu bilden, kommt er zu Johannes — oder hätte er etwa nach Jerusalem oder— nach Galiliia rgehen sollen und dort sich selbst als Messias ausrufen (Godet.) Den Tag vorher (Freitags) hatte Johannes sein Zeugniß offen abgelegt; diese Treue wird ihm nun damit vergolten, daß sein Principal zu im kommt. (Berleb. Bib.) Da von Jesu weder ein ort noch ein Werk bei dieser Gelegenheit berichtet wird, so kann der Sinn seines Kommens zu Johannes kein anderer sein, als sein Wille, sich selbst darzustellem und zwar zunächst fängt er an der Stelle an, wo er das hellste und tiefste Ver- ständnis; des in ihm bes lossenen Geheimnisses vor- handen wußte. Johannes chaut ihn, den Kommenden, und kann dieser Erscheinung gegenüber nicht stumm bleiben; denn ein neues Geheimniß leuchtet ihm auf in dem neuen Anblick. Von dem Tage an, da er den Geist hat herabfahren sehen auf Jesum, hat dieser Zeuge ihn nicht aus dem Sinn gelassen; er hat ihn verschwinden sehen auf dem Wege in die menschenleere Wüste, und von eben daher sieht er ihn jetzt kommen — es kann ihm— nicht entgangen sein, daß seit jenem Tage seiner höchsten Freude vierzig Abende vergangen sind. Diese vier ig Tage dessen, der vor seinen Augen gesalbt worden ist mit dem Geist ohne Maß, können ihm nicht anders erscheinen, als die Wiederherstellung des verlorenen Jsrael und des verlorenen Anfangs der Menschheit. Er schaut ihn ja als Den, der aus dem Kampf sie reich hervorgegangen, der in der Wüste mit En elsspeise gestärkt ist, um seinen Sieg als eine ewige ebensmacht in die Welt hinein auszubreiten Dies esDenken und Schauen des Johannes versiegeltihm der Geist, und er thut seinen Mund auf und spricht: ,,siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt« Gestellt hat er sich, das will er sagen, unter die Sün- denlast Jsraels und aller Heiden als der rechte, von Gott bestellte Stellvertreter, und darum unterliegt er nicht dieser Last, sondern trägt sie stark und freudig und nimmt sie hinwe. (Baumgarten.) Daß das ,,Lamm« nicht bloßes Bild der Gelassenheit und Ge- duld, daß es vielmehr als Opferlamm zu fassen ist, welches die Sünde der Welt büßend auf sich nimmt, erhellt daraus, daß in V. 36, wo Johannes nicht wieder wie hier die Absicht hat, Christum als Versöhner der Welt darzuftellen, das »der die Sünde der Welt auf sich nimmt« fehlt; das letztere kann nur Erklärung und Ausdeutung sein, der Begriff des Versö ners der Welt muß schon in dem »das Lamm ottes« allein gegeben sein. Dazu kommt noch, daß Johannes in Kap. 19, 36 auf Christum überträgt, was im alten Testament von dem Passalamm geschrieben steht, daß in der Apokalhpse Christus in Bezug auf die von ihm gestiftete Versöhnung das Lamm, das geschlachtet ward, genannt und von dem Blute des Lammes ge- redet wird, daß auch in 1. Petri I, 19 Christus dar- gestellt wird als ein fehler- und fleckenloses Lamm, durch dessen Blut wir erlöst sind. Daß aber unter den verschiedenen Thieren des Sündopfers gerade das Lamm zum Symbol des fühnenden und büßenden Christus ausgewählt wird, erklärt sich daraus, daß es am meisten geeignet war zur Abschattung der herrlichen Eigenschaften Christi, seiner Unschuld und Gerechtigkeit (1. Petri 1, 19), und besonders der herrlichen Tugen- den, die er in seinem Leiden offenbarte, seiner stillen Geduld und Sanftmuth; gerade diese bildet den Ver- gleichspunkt in der Stelle des alten Testaments, in welcher bereits der leidende Christus mit einem Lamm verglichen wird: Jes. 53, 7. Man wird es aber nicht allein aus dieser Stelle ableiten dürfen, daß Johannes Christum hier als das Lamm Gottes bezeichnetx denn so entschieden und nachdriicklich Jesajas auch in dem ganzen Abschnitt die Stellvertretung des Knechtes Gottes lehrt, so stellt er doch das Bild des Lammes darauf nicht in unmittelbare Be iehun — er faßt dabei nicht die stellvertretende Eigenschaft es Leidens Christi in Betracht, sondern seine Geduld in demselben. Man wird daher zugleich auf den Gebranch des Lammes als Sühnopfer zurückgehen müssen. An die gewöhn- lichen Sündopfer freilich wird man nicht denken dürfen, denn da waren die Opferthiere der junge Farre oder ein Ziegenbock, eine Ziege oder ein weibliches Schaf; ein ausgedehnter und wichtiger Gebranch des Lammes zur Sühnung der Sünde fand dagegen beim Passa statt, und daran müssen wir um so mehr denken, da diese Sühne die eigentlich wurzelhafte ist, die Grund- lage aller andern Sühnopfer, da in Kap. 19, 36 Christus als das Gegenbild des Passa’s erscheint, und ebenso auch in 1. Cor. 5, 7. Der Genitiv ,,Gottes« bei ,,Lamm« ist ein solcher der Zugehörigkeit und des Eigenthums« er deutet nicht allein an, daß dies Lamm von Gott gesendet und äegeben werde, auch nicht allein, daß es Gott wohlgefä is sei (vgl. Pf. 51, 19), sondern zugleich, wie nahe dies amm Gott angeht, s. V. 34 u. 50; SaFh. 13, 7». (Hengstenberg.) Jenes Lamm, das Passa, haben die Menschen zugerichtet nach Gottes Befehl, dieses dagegen hat sich Gott selber bereitet; in dem ,,tragen« nun liegt beides, sowohl das Auf- sichnehmen als das Wegtragen; denn nimmt er die esammte Sünde der Welt auf sich, so nimmt er sie sgelbstverständlich denen ab, auf denen sie eigentlich liegt. (Luthardt.) Der Ausdruck: ,,Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt«, gehört unter die Meisterzüge des heil. Geistes, der soviel in ein einziges Wort zu fassen und den Samen des Glau- bens so anzubringen wußte, das alles, was in dem Gesetz und dessen Vorbildern auf diesen Glauben vor- bereitet; alles, was in den Propheten auf diesen Sün- denträger Verkündigt war, dabei im Herzen erweckt und zu Nutzen gebracht, der Glaube selbst aber mit seinem Warten, Sehnen, Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit auf diese rechte Person geleitet wurde; so ist auch unter dem Tragen unsrer Sünden, das Wer- sen dieser Last aus ihn von Seiten Gottes, sein ge- duldiges,« ehrerbietiges, auf Gott und dessen Heiligung gerichtetes Hingehen unter dieser Last, das Wegtra en und Aufheben der Sünde durch sein einiges Opxfey sein daran hangendes Ers einen vor dem Angesicht Gottes und sein endliches ommen ohne Sünde als in Einen köstlichen Kern usammengefaszt (Rieger.) Das ist ein schön herrlich Zeugniß Johannis von dem neuen Regiment und Reich Chriti, wie es soll an- ehen, und sind deutliche, elle orte, darinnen Jo- gannes klärlich herausdrü t, was man an Christo haben solle, und ist ein gewaltiger Spruch. Das Ge- setz legt unsre Sünden auf unser Gewissen, schiebt sie uns in Busen; aber Gott nimmt sie von uns und leget sie auf des Lämmleins Schulter. Wo sie auf mir nnd auf der Welt lägen, so sind wir verloren, denn die Sünde ist zu stark und mächtigz da spricht Gott: Jch weiß, daß dir deine Sünden gar zu schwer sind zu tragen, derhalben siehe, ich will sie auf mein Lämmlein legen und von euch wegnehmen — dasselbe glaube du; enn so du es thust, so bist du frei von« 22 Evangelium Johannis 1, 30—34. Sünden. (Luther.g Wenn Johannes jemals der gcinze erold Jesu wer en sollte, also auch der Herold seines eidens, was er doch einmal werden mußte, so mußte ihn der Moment dazu machen, in welchem er sich mit dem Messias in Einer Stimmung der triuinphirenden Weltentsagung begegnete; dieser Moment aber war eben an diesem Tage, da seine eigene Seele in der Seligkeit der am Tage zuvor bewährten Weltentsagung feierte, Jesus aber, nach der Versuchung aus der Wüste mit dem festgestellten Bewußtsein, daß er bestimmt sei und willig sei, das Lamm Gottes zu werden, das der Welt Sünde trägt, in einem Wesen sich ihm zeigte, welches ein Vorgefühl seines Sieges am Kreuze zu verklären schien. Man bemerke den Ausdruck der Er- grisseuheit, womit der Täufer sein großes Wort aus- spricht! Derselbe Propheh welcher in der Stimme des Rufenden in der Wüste, wovon der Prophet Jesaias geredet hat, das ernste Bild seines Lebens fand, sah jetzt mit derselben Klarheit in dem leidenden, die Sün- den der Menschen tragenden Lamme Gottes bei dem- selben Propheten das tragische Lebensbild des Messias; die eine Erkenntniß hing mit der andern genau zu- sammen. (P. Lan e.) Johannes hatte hier nicht einen plötzlichen Lichtbli natürlicher Art oder eine auf- steigende Ahnung, sondern eine göttliche Offen- barung (vgl. V. 33); deren bedurfte es, um die Jdee des leidenden Messias, die, wenn sie auch von einzelnen tiefer schauenden Gemüthern durch die prophetischen Spuren oder durch göttliche Erleuchtung (Luk. L, 25. 34 f.) gefunden war, doch jedenfalls im Allgemeinen ganz entgegengesetzte Erwartungen vorsand (Kap. 12, .4; Luk. 24, 26), mit solcher Entschiedenheit und Be- stimmtheit, und zwar nach ihrer in Jesu eintretenden geschichtlichen Verwirklichung, zu verkündigen und ihr die, wenngleich schon durch die Abrahamische Verheißung angebahnte Ausprägung der weltumfayenden Allgemein- heit zu geben. Je fremder dem Vol e die Vorstellung eines leidenden Piessias war, je unzugänglicher sich selbst die Jüngersür dieselbe zeigten (Matth. 16, 21; Luk. 24, 25), je gewisser ihre Verbreitung erst auf dem Wege der geschichtlichen Entwickelung geschah und doch auch so das beständige Aergerniß der Juden blieb, desto nothwendiger, aber auch desto gerechtfertig- ter erscheint jene Voraussetzung besonderer göttlicher Enthüllung Diese hier empfangene Offenbarung aber, sowie auch die bei der Taufe geschaute (V. 3"2), schließt ein nachmaliges zeitweiliges Jrrewerden auf Seiten des Täufers (Matth. 11, Z) uicht aus; dasselbe war ja nicht durch Leiden Jesu, sondern durch eigenes Leiden, den messianischen Thaten Jesu gegenüber erregt, wodurch das früher erhaltene göttliche Licht in menschlicher Schwäche und Ungeduld verdunkelt wurde. (Meher.) 30. Dieser ists, von dem ich [wie früher zu dem Volke, so gestern zu den Priestern und Leviten aus Jerusalem, ohne jedoch da schon auf eine bestimmte Person hinweisen zu können] gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann [Apoftg. 17, Z; Sach. 6, 12], welcher vor mir gewesen ist; denn er war eher denn ich [V. 15 u. 27]. Wenn der Täufer den Mann, der nach ihm auf- treten sollte, als Den bezeichnet, welcher vor ihm ge- wesen sei, so spricht er damit die wesentliche Priorität oder Fürstlichkeit Christi aus, das wesentliche Voran- gehen desselben im Reiche Gottes. Schon bei einem gewöhnlichen Herold findet sich dieses Doppelverhält- niß: der Herold eilt dem Fürsten äußerlich voran, aber der Fürst war früher da als er, und hat ihn zum Herold gemacht, und nach der Wirkung seiner Majestät ·eht der Fürst ihm voran, der Herold ist der äußerliche orgänger des Fürsten, aber der Fiirst ist der geistige Vorgänger des Herolds Wenn nun aber der Täufer den vollen Eindruck davon hatte, daß er in seinem Berufe durchaus bedingt sei durch den tiefer liegenden Beruf Christi, in seiner Würde ein Produkt der Würde Christi, und wenn er es aussprach, daß Christus diese Priorität in der Theokratie habe, so sprach er damit zugleich die wesentliche Priorität desselben in der Ewigkeit Gottes aus; denn das eine ist nicht ohne das andere. (P. Lange) . 31. Und ich kannte [selber vormals, bei mei- nem Zeugniß an das Volk] ihn lder Person nach noch] nicht [Matth. Z, 14 Anm.]; sondern auf daß er offenbar würde in Israel [zu welchem Gottesvolk ich ja ebenfalls als ein bloßes Glied gehöre, so daß ich keine Ausnah1ne-Stellung in demselben einnehme], darum bin ich kommen zu taufen mit Wasser sdenn dieses Taufen mit Wasser, wie es aus seine Ankunft vorbereitet, sollte nach Gottes Rath auch die Gelegenheit geben, ihn mir zuzuführen und vom Himmel her als den Kom- menden vor mir zu legitimireu V. 33]. 32. Und Johannes [um shier sogleich die Art und Weise, wie diese Legitimation vor sich ging, einzufügen] zeugete und sprach: Ich sahe sals ich ihn getauft und er aus dem Wasser wieder herauf- stieg und betete], daß der Geist herabfuhr, wie eine Taube, vom Himmel und blieb aus ihm [ge- nauer: auf ihn — die äußerlich sichtbare, in der Gestalt einer Taube sich verkörpernde Er- scheinung des Geistes schwebte über seinem Haupte in der auf ihn zugewandten Haltung oder Rich- tung Matth. Z, 16; Mark. 1, 10; Luk· 3, 21f.]. 33. Und ich kannte ihn nicht [so knüpfen wir jetzt an den Jnhalt des 31. Verses wieder an und führen die in V. 32 abgebrochene Erzählung der Rede des Johannes, von der alsbald das Schliißzeugniß angegeben wurde, nachträglich weiter fort, um nun auch zu erklären, inwiefern gerade jenes Schlußzeugniß von so hoher Wichtigkeit ists; aber der mich sandte zu taufen mit Wasser lGott der HErr], derselbige sprach zu mir sdurch innere Einsprache seines Geistes, von der ich gewiß wußte, daß sie kein eigener Einfall meinerseits wars: Ueber welchen svon allen deinen Täuflingen] du sehen wirst sin dem Augenblick, da er getauft worden] den Geist [vom Himmel] herabfahren und auf ihm bleiben, derselbige,ist’s, der [deiner pro- phetischen Ankündigung geniäß Matth. Z, 11; Mark· I, 8; LUk- Z, 16] mit dem heil. Geiste taUfet [Apostg. l, 5]. 34. Und ich sahe es [daß, wie schon in V. 32 im Voraus bezeugt wurde, der Geist in der vorher von Gott angezeigten Weise herabfuhr, wie ein Taube, vom Himmel und blieb auf ihm] und zeugete snun auch gestern vor den Abgesand- ten des HohenrathsL daß dieser ist Gottes Sohn L) als den von Gott vom Himmel herab sichtbar bezeugten Gottessohn. 23 smdem ich auf denjenigen, der nun mitten unter sie getreten sei, das Wort anwendete, das ich schon früher gesprochen von Einem, der nach mir kommen würde, welcher vor mir gewesen, und mich ihm gegenüber für unwerth erklärte, seine Schuhriemen aufzulösen V. 26 f. —- jenen konnte ich ihn da noch nicht in Person zeigen, aber ihr, meine Jünger, sehet ihn in Dem dort, der zu mir kommt V. 29]. V. 29 hat den Messias charakterifirt hinsichtlich seines Erlösnngswerkes, V. 30 charakterisirt ihn hinsichtlich seiner persönlichen Göttlichkeit — damit wird das kurze Zeugniß des Täufers vollständig. (Godet.) Nach dem vierten Evangelium hat der Messias- begriff des Täufers die Merkmale des siihnenden Lei- dens und einer vorweltlichen himmlischen Existenz. (Strauß.) Auf das Zeugnis; in V. 26 f. gründet sich die Beziehung in V. 30 und auf diese wiederum die Mittheilung in V. 15. Der Täufer hat die göttliche Signatur des Messias früher beschrieben, bevor er ihn in seiner Individualität kannte; er hebt jetzt mit Freu- digkeit hervor, daß er ihn recht gezeichiieh nicht zu viel gesagt habe. (P. Länge) Jn V. 31 will der Täufer dem möglichen Verdacht entgegentreten, als ob das vorangehende Zeugnis; aus Freundschaft oder Gunst hervorgegangen sei. (Calvin·) Jn V. 26 setzte Jo- hannes in dem allgemeinen Nichtkennen Eine Aus- nahme, sich selbst; hier hebt er diese Ausnahme mit »Und auch ich« (so genauer nach dem Grundtext) auf, indem er sagen will, als er seine ersten Zeugnisse über den Messias, der m? ihm kommen werde, aus e- sprochen, habe er eben owenig als das Volk gewu t, wer der zu dieser Würde berufene Mann sei. Nun begreift aber das ,,ich kannte ihn nicht als Messias« ohne Zweifel auch das in sich: ,,ich kannte ihn auch persönlich nicht«; denn nur so kann der Täufer seine Absicht, allen Verdacht einer Parteilichkeit für Jesum von sich fern zu halten, erreichen, daß er jedwede Ver- bindung, jedwede persönliche Bekanntschaft mit ihm in Abrede stellt· (Godet.) Seiner eigenen Erklärung ge- mäß, die er hierauf folgen läßt, war seine Taufe nicht blos dazu bestimmt, das Volk vorzubereiten für das Reich Gottes, sondern auch den Christ des HErrn selber zu offenbaren; dieser in sich gedoppelte Zweck ist doch zugleich ein einziger, denn in göttlichem Auf- trag das Volk auf Jesum hinweisen als den Christ konnte er ja doch nur, wenn er selbst auch göttliche Gewißheit hatte, daß Jesus der Christ sei, darum mußte bei Gelegenheit des Taufens ihm Jesus als Sohn Gottes öttlich kund gethan werden. Den Vor- gang der Taufe Jesu selbst braucht da der Evangelist nicht zu erzählen, sondern er hat nur, wie er in V. 32 auch thut, as Zeugnis; des Täufers zu berichten, wo- mit er die Momente heraushebt, die ihm die von ihm bezeugte Gewißheit,gaben, damit aber hatte nichts zu schaffen, daßJesus den Geist auf sich herabkommen sah (Mark. l, 1()), sondern darauf kam es an, daß er selber das geschaut hat. Ebenso that auch die Himmelsstimine (Matth. Z, 17; Mark. 1, 11; Luk. Z, 22), obwohl diese sich ebenfalls an ihn, den Täufer, richtete, zunächst nichts zur Sache, sondern« auf das Verhältniß des Geistes Gottes zu diesem Menscl en Jesus, sowie darauf kam alles an, daß ihm in diesem von ihm geschauten Verhältniß das Zeichen in Er- füllung ging, das ihm Gott in Betreff des zu ver- kündi enden Messias gegeben hatte. Indem nun der eist in leiblicher Gestalt wie eine Taube (Luk· Z, 22) auf Jesum herabkam, d. h. vereinigt, die ganze Fülle des Geistes beisammen, wie in eine Gestalt zu- sammengeschlossen, und zwar mit dem Licht lanz Pimmlischer Reinheit und Klarheit, und auf Jesu lieb, o ist damit dem Johannes ein Doppeltes klar ge- worden, einmal, daß die ganze Fülle des Geistes Jesu gegeben sei, und dann, daß er in seiner absoluten gött- lichen Reinheit ihm eigen sei. Daran nahm er dann sich ab, daß Jesus es vermöge, den Geist Gottes zu verleihen, also das Wesen der neuen Zeit selbst her- beizuführem welche er nur vorbereiten konnte; und daraus erkannte er weiter, daß Jesus nicht Einer unter den Vielen, sondern vor Allen ist, nicht ein Menschenkind wie die Andern, sondern der Sohn Gottes. Denn so vor allen Andern könnte er nicht sein, wäre er diesen glei von der Erde, so muß er vom Himmel sein (Kap. Z, .1); und den Geist ohne Maß könnte er nicht besitzen und die Fülle der Gottesoffenbarung in sich tragen und mittheilen (3, 34), fiele er nicht seinem Ursprung und somit seinem Sein nach außer die Ge- setze irdischer Beschriinkung (Luthardt.) Jn sichtbarer Taubengestalt senkte der heil. Geist auf Jesum sich nieder und blieb, zur Darstellung des prophetischen Wortes (Jes. 11, 2), auf ihm beruhen, gleichwie er schwebte über den Wassern am Schöpfungsmorgen (1. Mof. I, 2) nach Art der Taube, welche ihre er- wärmenden Flügel über ihre Jungen breitet. Damit Johannis Auge ihn schauen möchte, wollte der heil. Geist sich nicht allein vergleichen mit einer Taube, sondern nahm einer Taube Gestalt an sich- wie in thatsächlicher Bildersprache Doch meinte denn der vom Himmel herabsahrende Geist nur den Täufer, nicht zugleich Jesum, den Getauften, mit s einem Kommen und Rufens? Gewiß meinte er auch Jesum: sein Kommen zu Jesu war nicht ein leeres Kommen, nur für Johannis Augen bestimmt, sondern ein Kommen voller Gnade und Wahrheit, auch für des Sohnes Gottes Jesus-Wohnen unter uns bestimmt; der Hei- land empfing den heil. Geist in seiner Taufe, und wohl zunächst diese Taufgabe des Geistes meint der Apostel, wenn er auf das »Gott ist geoffenbaret im Fleisch« folgen läßt: ,,gerechtfertigt im Geist (1. Tim. Z, 16). Aber hatte er ihn denn nicht von Ewigkeit, als das ewige Wort, und hatte er ihn nicht auch als « das fleischgewordene Wort, empfangen vom heil. Geiste im Schooße der gebenedeieten Jungfrau? Wokl hatte er ihn für sich auf ewige Weise; aber er wo te ihn zwiexdach haben, für sich und auch für uns, als Geist es Lebens und als Geist des Amts, gleich- wie er Gerechtigkeit und Seligkeit besitzt nach einem zwiefachen Recht, na dem Rechte der Geburt und nach dem Rechte des rwerbes. Für uns hat er den heil. Geist empfangen, als er für uns getauft ward; als das Haupt seiner Kirche hat er ihn empfangen zum Segen der Glieder. (Besser.) Daß Johannes an jener Erscheinung der Taube Jesum als Messias erkannte, beruhete auf einer vorher gehabten desfall- sigen Offenbarung; durch dieselbe war er auf ein äußer- lich erscheinendes Zeichen des Geistes im Allgemeinen, ohne Bestimmung der Gestalt desselben, hingewiesen: herabkommen und auf Jesu bleiben ollte er den Geist sehen, und das erfolgte hernach in der Tauben- gestalt. (Meyer.) Jn V. 31 hatte der Täufer nur erst im Allgemeinen angedeutet: ,,es war mir ein Zeichen angekündigh das mir den Messias kund thun sollte«, und darnach in V. 32 bezeugt: »ein Zeichen habe ich gesehen-«. Aber dies genügt ihm noch nicht; er will noch einmal den Verdacht der Begünstigung abweisen, er stellt daher in V. 33 die Jdentität des empfangenen Zeichens mit dem angekündigten fest. So wird die Deutung, die er dem Zeichen giebt, gegen alle 24 Evangelium Johannis 1, 35—42. menschliFe Willkür sicher gestellt; daraus erklärt sich die Wie erholung der Worte: »und ich kannte ihn nicht«, sowie auch die Wiederholung des Subjektes: »der mich sandte«, das aber dies Subjekt wiederauf- nehmende ,,derselbige« foll die Unterschiebung besei- tigen: du hast vielleicht einer zufälligen Erscheinung eine Bedeutung gegeben, die sie nicht hatte! —— nein, antwortet der Täufer, sie war mir gerade so, wie sie stattsand, voraiisgesagt von demselbigen, welcher niich sandte zu taufen! V. 34 drückt dann auf feierliche Weise das Gefühl aus, eine hohe Aufgabe erfiillt zu haben. Der göttliche Herold hat das Seini e gethan: das Volk foll jetzt das Seinige thun, nämli glauben. (Godet.) Von dem Jnhalt dieses Tages sagt der Evangelist außer dem Zeugniß Johannis kein Wort weiter, als wollte er andeuten, daß wer der Jnhalt dieses neuen Zeugnisses aus dem Munde des Täufers über den gegenwärtigen Stand Jesu recht erwägt, für etwas Weiteres gar keinen Raum haben könne. Jesus kehrt also zurück in seine Herberge, welcle er in der Nähe sich ausersehen und bestellt hatte. ( aumgarten.) 35. Des andern Tags sam 17. Februar, einem Sonntag, s. zu Käse. Z, 2 u. vgl. damit Ofsenb. 1, 10 ff.] stund abermal Johannes»- sdort bei Be- thabara] und zween seiner Jünger [stunden neben ihm, wartend auf ein Wort der Lehre aus seinem Munde]. 36. Und als er sahe Jesum [in einiger Ent- fernung] wandelniis [doch nicht, wie am Tage zu- vor, auf ihn zukommen], sprach er szu den beiden]: Siehe, das ist Gotte-s Lamm-«« swelches der Welt Sünde trägt]. ') Er stund -— nach Mehreren: der Ausübung seines Berufs gewärtig, nach Andern: in Erwartung Christi; die letztere Annahme ist vorzuziehen. Bei dem Propheten, dem Manne der innerlichen Einsprachen, dem auf dem Wege seines Berufs nicht leicht Uner- wartetes begegnen kann, wird man am besten thun, den Zweck nach dem Erfolge zu beurtheilen. Aehnlich kommt das Stehen vor in Hab. 2, I; da steht der Prophet auf seiner Warte, harrend, daß der» HErr sich ihm kund gebe. (Hengstenberg.) Johannes stand als auf der Schildwache, und aus seinen Jün ern zween, die hingen sich mit an, stunden mit Schildwache- (Anton.) ·—- "·«) Jn dem Verhältniß Jesu zu dem Täufer tritt zwischen dem heutigen und dem gestrikgen Tage ein bestimmter Unterschied hervor: gestern am Jesus zu Johannes, als um etwas bei ihm zu suchen, er bedurfte seines Zeugnisses als der normalen Be- dingung des Glaubens; heute hat er .nichts mehr von dem Täufer zu empfangen, das Zeugnis; ist abgelegt, aber er weiß, daß in der Umgebung des Täufers sich die Seelen finden müssen, welche der Vater für ihn bereitet hat, und wie der Magnet, den man auf dem Sande hin- und herbewegt, um die Metallsplitter an- zuziehen, nähert er sich dem Jiingerkreis des Täufers, um einige aus demselben zu bestimmen, daß sie sich an ihn anschließen. Die Gemeinde wird von dem Baum der Theokratie gepflückt, aber nicht cgewaltsam ihm entrissen. (Godet.) Gleichwie zur Ho )zeit nicht die Braut um den Bräutigam freiet, sondern der Bräutigam um die Braut, wäre auch der Bräutigam ein Königssohn und die Braut eine geringe Magd, so steiget nicht die nienschliche Natur hinauf gen Himmel, sondern Gott selbst steigt zu ihr hernieder, wie niedrig und voller Schmach sie auch ist. (Ehrysostonius.) Hi) Es ist kein Grund anzunehmen, daß die beiden Jünger, zu welchen dies Zeugniß gesprochen ist, nicht am vorhergehenden Tage dasselbe follen gehört haben; wenn aber dies, warum wiederholte es denn der Täufer, wenn er nicht eine besondere Absicht hatte? Hatte er aber eine solche, so wird sie sich im Erfolge realisirt haben; so war sie eine indirekte Aufforderung, Jesu nachzufolgen Tags vorher· kommt» Jesus a·uf den Täufer zu wie Einer, der zu ihni gehort, der sich ihm anschließt und nachfolgt; deshalb spricht der Täufer, daß der, welcher sein Jünger zu sein scheiiie, seiii Meister sei, und wenn er das sagt, will er nichts, ·als daß man dies wisse. An diesem Tage dagegen sieht er Jesum ,,wandeln«, ein Wort, welches in unserem Evangelium die stehende Bezeichnuug für Jesu Lebens- geschäft ist; für alle Fälle sagt es, daß Jesus nicht hinter dem Täufer drein, sondern seinen eigenen Weg gegangen sei. Bereits hat sich Jesus vom Täufer ab- gelöst, um seine eigene Wirksamkeit zu beginnen; wenn nun von Jesu, dem nunmehr in amtlicher Selbststän- digkeit vor ihren Augen Stehenden, der Täufer vor zwei Jüngern, die bei ihm End, ein Zeugniß ablegt, was thut er anders, als da er sie auf Jesum hin- weist und indirekt zur Anschließung an Jesum auf- fordert? Warum er es indirekt, d. i. in Form einer bloßen Aussage über Jesum thut, das wird seinen Grund darin haben, daß die Anschließung an Jesum eine freie That sein sollte und nicht eine That blos des Gehorsams der Schüler gegen ihren Meister, welchem zu gehorchen sie gewohnt waren, vielmehr eine Folge des persönlichen Eindrucks Jesu und nicht ohne eine Kundgebung seines eigenen Willens, vgl· V. 39. (Luthardt.) Die wenigen Worte des Täufers reichen völlig hin, das ganze Jnteresfe der Beiden auf den Dahinwandelnden zu richten, da sie ohne Zweifel — denn die Nichthinzufügung von etwas Wei- tereni zu ,,Gottes Lamm« hat ganz den zurückwei- senden Charakter — Tags vorher Zeugen des in V. 29 bis 34 Gesprochenen åewesen waren. Einer von den zween Jüngern war · wiß Johannes selbst, theils wegen dessen Eigenthüm- lichkeit, sich selbst nicht zu nennen, theils wegen der besonderen Anschaulichkeit des folgenden Berichts im Einzelnen,-wie es ihm aus dieser ersten entscheidungs- vollen Begegnung mit seinem HErrn unvergeßlich ge- blieben war. (Meher.) · 37. Und [die] zween seiner Juuger swelckze neben ihm stunden V. 35] höreten ihn reden sdie Absicht bei dieser Wiederholung des Zeugnisses wohl verstehend], und folgeten Jesn nach* lindern sie ihm nachgingen, um mit ihm in Berührung zu kommen]. · · 38. Jesus aber [als sie nun nahe bei ihni waren] wandte sich um und sahe sie nachfvlgen [als solche, die auch für die weitere Zukunft seine Nachfolger werden wollten], und snun seinerseits die Hand ihnen dazu bietend] sprach [er]· zu ihnen: Was suchet ihr [bei mir]? Sieaber [in beschei- dener Zuriickhaltungs sprachen zu ihm: ·Rabbi — das ist verdolmetscht Meister ——, wo hist du zur Herberge? [hier, unterwegs, wollen wir mit An- liegen dich nicht behelligen; aber sage uns, bei welchem Gastfreuud du dich aufhältst, daß wir bald einmal dich aufsuchen und uns ungestört mit dir besprechen können] · · 39. Er sprach zu ihnengKommet sxetzt gleich mit mir] und sehct es [wo ich herberge]. Sie kamen und sahen es« [indem sie bei ihm ein- ndreas (V. 40), der andere ge- « Die ersten Jünger Jefu. g 25 kehrten] und blieben den selbigen Tag sbis die Sonne zum Abend sich neigete] bei ihm; es war aber um die zehnte Standes-it· fda sie ihn verließen, d. i. Nachmittags 4 Uhr, und hatten sie also bis zum wirklichen Einbruch des Abend immer noch ]Zeit, ihr Erfahrniß auch Andern mitzu- ei en . ,40. Einer [nun] aus deii zween, die von Johanne sjenes Zeugiiiß V. 36] höreten Und sder darin liegenden Mahnung gemäß] Jesu nachfolgten swie so eben erzählt worden], war Andreas, der Bruder Simonis [mit dem nachherigen Beinamen] Petri [Matth. 4 18]. 41. Derseiiiige findet kais beide von Jesu wieder weggegangen waren und ein jeder von ihnen seinen eigenen Bruder aufsuchten] seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den [von Johannes dem Täufer angemeldeten und von uns sehnlich erwarteten] Messias [Kap· 4, 25] funden — welches fnämlich ,,Messias«] ist ver- dotmetschet [Chris»tus], der GesalbteHk 42. Und suhrete ihn snoch an selbigem Abend] zu Jesu-H- [in dessen Herberge] Da ihn Jesus sahe, sprach er: Du bist Simon, [des] Jonas Sohn; du sollst Kephas heißen fMatth 16, 181 —— das wird verdolmetschet [Petrus], ein FelsHJp it) Es ist ein heiliger Augenblick der ganzen Mensch- heitsgefchichte es ist der Augenblick, in welchem die in der Wüste der Weltverirrte und verlorene Mensch- heit sich zuerst berührt mit Dem, in dessen Herzendas Paradies Gottes wieder erneuert ist und der dieses neue Paradies angelweit aufthut, um die ganze Mensch- heit darin aufzunehmen. Es ist noch kein Wort ge- fprochen, weder von der einen noch von der andern Seite; aber das neue Gottesleben zeigt sich auf Erden in seiner stillen Größe und Gewalt, und die ahnende Seele der Menfchen thut sich auf, um das heilige und selige Geheimniß aufzunehmen. (Baumgarten.) » Logik) Jesus-»sich ,,zrji)fcålligä;umgi;iiftaiidt habeGliesgg e i m im Sinne e angei en: im ei hatte er schon vorher sie ihm folgen sehen und die Aufrichtigkeit ihres Verlangens erkannt. Diesem Ver- langen kommt er liebend entgegen. Die Frage: ,,was suchet ihr ?« soll nicht Auffchluß über Unbekanntes ver- schaffen, sie soll nur das Gespräch anknüpfen, ihnen Veranlassung geben, ihren Wunfch kund zu. thun. (Hengstenberg.) Wir pflegen zu fuchen, was wir ver- lfiren habenboder igas fcsnst usiåtnützlich Eint? efrtkhütiischst ’t« was a es a er rwün eres un re nere seii 40 Jahrhunderten für so viele glorreiche Männer, die Patriarchen, Richter, Könige, Propheten und alle Heiligen des alten Teftaments, als dieses Lamm Gottes, welches als vorhanden bezeugt ward von der Stimme auf den Scheidebergen des alten und neuen Testaments, vostdsm heil. Jicshannes ?b Ggvlglhsletkisixehetlnageern ni inanzureemerae i zi ,- muthigt ihre Schüchternheit und fragt: »was suchet ihr?« Sie sollen sich· bewußt werden, was denn eigentlich ihre Abficht sei; man muß wissen, was man bei ihm UAiJied jsto antworterli sftiedmst der Bessern- :,, a i, eier woweie u wo i u xiiargdherbergesf« Sie deine-nun: »wir inöchten, wenn wir dürfen, dich besuchen;szwir»mochten, wo du bleibst, gern auch bleiben. Sogleich hält der HErr sie freund- lich fest: »kommt und sehet es«; kommt gerade jetzt mich zu befuchen, kommt zu mir und sehet noch mehr als die Herberge. (Riggenbach.) Wo hielt sich Jesus auf? in einer Höhle am Jordanufer, oder in einer Karavanenherberge oder in eines Freundes Hause? Wir wissen es nicht, ebensowenig wissen wir den Ge- genstand ihrer Unterredung; aber das Resultat der- selben kennen wir, der Ausruf des Andreas in V.41 ist der begeisterte Ausdruck der dadurch in den bei den Jüngern hervorgebrachten Wirkung· Bedenkt man, was nach der Vorstellung eines Juden der Mesfias war, so begreift man den tiefen Eindruck, den diese jungen Männer empfangen haben mußten, um diesen armen, unscheinbaren Menfchen unbedenklich für den Mefsias zu erklären. (Godet.) —— ’1·’««’1·)Vergleichen wir die Ortsbeftimmung in Kap. 11, 18, wo die Nähe Be- thaniens bei Jerusalem als Grund für den Befuch vieler Juden im Schwefternhause angegeber wird, also offenbar die Angabe in V. 18 vorwärts auf V. 19 zu beziehen ist, so werden wir (gleichwie in den Fällen: Kap. 4, S; S, 4) auch hier die Zeitbestimmung nicht rückwärts, sondern vorwärts Z: beziehen haben, und zwar im Grunde auf 42, da «) . 41 gleichsam als Pa- renthefe zur Erklärung von 42 dient. Welches war aber die 10. Stunde? Man hat, namentlich durch die Rücksichtnahme auf Kap. 19, 14 verleitet, angenommen, Johannes bediene sich der röinischen Stundenzähluug, welche von Mitternacht an rechnetz aber der römischen Stundenberechnung bediente man sich nur beim rö- mifchen Gerichtsverfahren, und das Wort in Joh. 11, 9 fetzt entschieden die jiidische Rechnung voraus, welche 12 Stunden vom Sonnenaufgang an ählt, welche Stunden natürlich sehr ungleich sein mu ten, da sich die Länge der Tage in Palästina zwischen 12 Stunden 12 Min. und 9 Stunden 48 Min. bewegt, der Unter- schied zwischen dem längsten und kürzesten Tage des Jahres also über 4 Stunden beträgt. Dama s, im Monat Februar, in welchen jene Begebenheit fällt, war der Tag ziemlich kurz, und die«10. Stunde, 2St. vor Sonnenuntergang, ziemlich nahe an die Nacht ge- rückt; nun will aber der Evangeli t offenbar bemerken, daß sie einen großen Theil des Tages selbst bei Jefu in der Herberge zugebracht hätten, nicht daß sie noch bis in die Nacht bei ihm geblieben wären, was sonst Johannes gewiß, wie in Kap. Z, 2., ausdrücklich er- wähnt hätte. Folglich müssen wir annehmen, daß An- dreas und Johannes schon des Morgens mit Jesu zu- fammentrafen, dann den größten Theil des Tags bis ur 10. Stunde, also bis gegen Abend, bei Jesu in der Herberge verweilten, und als sie dann um diese Zeit ihn verließen und alsbald ihre Brüder fanden, sie ohne Zaudern noch diesen Abend zu Jesu brachten; denn es wäre doch seltsam, daß, wenn sie erst am andern Tage ihre Brüder gefunden und zu Jesu ge- führt hätten, der Evangelist, welcher hier so genau er- zählt, diesen Tag förmlich übersprungen, ja auch nicht einmal die Zwischenzeit· wie in Kap·.2,1., angedeutet haben sollte. (Lichtenstein.) — f) Die Sache ist so zu denken: An dem Herbergsorte gehen beide Jünger (gleichzeitig oder vielleicht Andreas zuerst) noch in der ersten frischen Freude des Glücks, den Mesfias gefunden zu haben, aus, damit jeder von ihnen feinen eigenen Bruder (beide Brüder muß man also in der Nähe ge- wußt haben) auffuche, ihn von dem neuen Glück in Kenntniß zu setzen und Christo zuzuführen. Andreas ist der Erste, welcher seinen Bruder findet 2e.; daß aber auch Johannes feinen eigenen Bruder, nämlich den Jakobus, ausgefucht, gefunden und Jesu zuge- führt habe, verschweigt ·er zwar nach der ihm eigenen zarten Zurückhaltung, sich selbst und die Seinigen zu 26 Evangelium Johannis 1, 43——49. nennen (auch der Name des Jakobus kommt in seinem Evangelium nicht vor), läßt es aber in dem ,,am ersten« hindurchblicken (Met)er.) —- -H«) So wird ein Bruder dem andern, und nachher ein Landsmann dem andern, zum Herold der erfahreneu Gnade. Wieviel Mal üben die Bande des Bluts oder der irdischen Be- kanntschaft eine verführende Kraft oder hemmen doch wenigstens den Austausch gerade im Gebiet des Hei- ligen! Hier erscheinen sie geweiht und verklärt zu göttlichen Liebesfeilen. (Riggenbach.) In dieser lieb- lichen Seene erblicken wir den ersten Anfang aller christlichen Missionsthätigkeit. (Tholuck.) —- TH-) Mit seinem forschenden Blick ergründet Jesus den natür- lichen Charakter Simon’s und entdeckt darin die Grund- züge des zukünftigen Petrus; indem er ihn mit einem neuen Namen nennt, ergreift er Besitz von ihm und weiht seine natürlichen Eigenschaften für das höhere Werk, das er ihm anvertrauen will. Bei den zwei ersten Persönlichkeiten hat sich der Evangelist fast gar nicht aufgehalten, aber die Persönlichkeit des Petrus wird von dem Augenblick seines Auftretens an Gegen- stand eines besonderen Jnteresses; es ist, als ob seine Berufung das Ziel wäre, auf welches alles Vorher- gehende hinauslaufen müßte. (Godet.) Da der Name in dem Sinne der heil. Schrift nicht, wie bei uns, ein blos conventionelles Zeichen für den Menschen ist, sondern als Ausdruck feines Wesens gilt, so deutet das Wort, das Jesus an Simon Petrus richtet, auf eine wefentliche Verwandlung, die mit demselben geschehen soll, und zugleich erfahren wir, worin diese Verwand- lung bestehen wird. Simon ist er von seinem Vater genannt, und so ist auch sein natürliches Wesen: Simon heißt Hören, und das schnelle leichte Hören, die rasche Empfänglichkeit für alles, was an ihn herankommt, ist die Eigenthümlichkeit dieses Namens. Solange er aber die verschiedenen Stimmen der Welt hört, ist und bleibt er in sich unfest, wird leicht hin und her bewegt; jetzt aber, da er zu Jesu kommt mit gespannter Em- pfänglichkeit und verlangender Seele, von jetzt an wird er die Stimme Jesu hören, und diese Stimme wird alle andern Stimmen übertönen, und dieser Stimme, in welcher der unwandelbare Felsengrund der Welt ruht, wird er sich hingeben, bis er mit ihr Eins ge- worden ist, und dann wird er sein und heißenPetrus, der Felsenmann Das ist die Weissagung Jesu über Simon in dem ersten Augenblick ihrer Gemeinschaft. (Baumgarten.) Für den Hebräer, der die Beziehung kannte zwischen der Taube und dem Felsen, worin die Taube in Judäa zu horsten liebte, und zwischen der Gemeinde und der Taube, welche als ein Bild der- selben erscheinen konnte (Hohel. 2, 14; Jer. 48, 28), enthielt das Wort ,,Jona Sohn« einen großen, ver- heißungsvollen Gegensatz: jetzt bist du der Sohn der scheuen Taube des Felsens, künftig wirst du der fchir- mende Fels der Taube heißen. (P. Lange-J 43. Des andern Tages [am 18. Februar a. 27 n. Chr·] wdllte Jesus [der nunmehr bereits vier Jünger in seiner Begleitung hatte, von dem Herbergsorte in V. 39 aus] wieder in Ga- lilaam ziehen svon wannen er vor ca. 7 Wochen zu Johannes an den Jordan gekommen war Matth. 3, 13], und findet sbald beim Ausgehen —— scheinbar zusällig, in Wahrheit aber von seinem himmlischen Vater ihm zugeführt Kap. 17, S] Phrlrppum und spricht zu ihm: Folge mir nach [und werde mein Jünger Luk. 9, 57 ff.]. Sobald Jesus etliche Jünger gewonnen hatte, war für ihn die Möglichkeit und der Anfang einer selbst- ständigen Wirksamkeit gegeben, darum verließ er die Umgebung Johannis des Täufers; da aber dieser immer noch der von Gott verordnete Prophet Jsraels blieb mit der Aufgabe, das Werk der Bereitung des Volks hiuauszåuführem konnte Jesus sich auch wieder in die Stille es Familienlebens zu Nazareth zurück- ziehen, um dort seine Zeit abzuwarten. Die Jünger, welche sich ihm am Jordan angeschlossen, durften ihn natürlich begleiten, aber zunächst, als er wieder in ihre gemeinschastliche Heimath Galiläa zurückkehrte, werden sie mehr als seine Angehörigen, welche einen Theil seiner Familie mit ausmachtem denn als Werzeuge und Gehilfen seiner Prophetenthätigkeih wie sie es später wurden, bei ihm verweilt haben. (Lichtenstein.) Jesus mußte seine Amtsthätigkeit in Jerusalem er- öffnen, aber der Augenblick dafür war noch nicht ge- kommen, er mußte den feierlichen Zeitpunkt des Oster- festes abwarten; deswegen beschloß er, vor dem ent- scheidenden Schritt der Eröffnun seiner össentlichen Thätigkeit von seiner Familie Ab chied zu nehmen und die Periode seines Privatlebens auf eine geziemende Weise abzuschließem (Godet.) Philippus hatte gewiß auch eine Pilgerfahrt an den Jordan zu dem Täufer gemacht. Jesus nun bewährt sich abermals als den Herzenskündigey als den, der da wußte, was im Men- schen war (2, 25), dadurch, daß er das ,,folge mir nach·« gleich bei der ersten Begegnung zu einem· per- sonlich Unbekannten sprach. (Hengstenberg.) Philippus ist der Erste, welchen Jesus selber auffordert, ihm nachs zufolgen, nicht blos für den einmaligen Gang, sondern zur bleibenden Gemeinschafh vgl. Matth. 9, 9; Luk. 9, 59. (Riggenbach.) » 44. Philippus aber sum diese Bemerkung zum Verständnis; des Folgenden hier vorauszu- schicken V. 39 Anm. 2] war von Bethsaida, aus der [am westlichen Ufer des See’s Genezareth ge- legenen] Stadt [des] Andreas und sseines Bruders] Petrus IV. 40; Matth. 11, 21]. 45. Philippus [nun] findet [unterwegs den aus Kana in Galiläa gebürtigen Kap. 21, 2 und daher ihm, der, wie eben gesagt, ebenfalls ein Galiläer war, wohl bekannten] Naihanael [oder Bartholomäus Matth. 10, 4 Anm. Nr. 6], und spricht zu ihm: Wir haben den fanden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben [den Messias V. 41J- Jesnm [nämlich], Jo- sephs Sohn von Nazareth [denn dieser ist un- zweifelhaft der verheißene Seligmacher]. Philippus ist rafch und munter zum Glauben; wie Andreas dem Simon, so wird er feinem Freunde Na- thanael, der in der · leichen Glaubenshofsnung mit ihm verbunden ist, zum Boten des Heils. Andreas und Philippus mit einander, die beiden Apostel, welche griechische Namen führen, dienen später (Kap. 12, 22) den Griechen, welche Jesum zu sehen wünschen. (Rig- genbach.) Wahrscheinlich war auch Nathanael, zu dem Kreise der durch Johannes Angeregten gehörend, aus dem Rückwege vom Jordan zu seiner Heimath be- griffen; er war früher abgereist, als Jesus mit seinen Gefährten, und irgendwo unterwegs, seitwärts vom Wege eingekehrt. Philippus der seinen Reiseplan kannte, fucht ihn, seine Reisegesellschast verlassend, dort auf, um ihm die frohe Botschaft mitzutheilen, die er bei sich nicht bergen kann, so tief ist sein Herz davon er- griffen. (Hengstenberg.) Zwar spricht Philippus in inem Athem zwei Jrrthümer aus, ohne sich des Noch andere Jünger kommen zu Jefu, ihm nachzufolgen. 27 darin liegenden Widerspruchs, daß er Jesum auf der einen Seite als Josephs Sohn von Nazareth, auf der andern als Messias bezeichnet, bewußt zu werden; aber indem uns der Evangelist dieses erste Stammeln des Glaubens aus seinem Munde aufbewahrt hat, giebt er uns damit ein Beispiel, daß der Jrrthum, welcher dem menschlicheii Glauben anhängt, die Wirk- samkeit des göttlichen Geistes nicht hindern kann, wenn man nur offene Augen hat, um zu sehen, und wenn das Herz auf die Quelle gerichtet ist, aus welcher die Berichtigung der Jrrthümer kommt, auf die Schrift. (Wunderlich.). Philippus scheint selber den Contrast zu fühlen, den er verkündigt; es stört ihn aber nicht, es hebt ihn, er legt ein Gewicht darauf und staunt da- rüber, daß der Niessias derSohn des Joseph, der von Nazareth ist. (P. Lange) Es hätte ihm genügt, wäre Jesus gewesen, wofür er gehalten wurde — Joseph’s Sohn; war doch David, der Sohn Jsai’s, der Hirtenknabe, König geworden über Jsrael — warum sollte der ,,Sohn Joseph’s« nicht einen gleichen Helden- gang gehen können? (Vesser.) 46. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth sdem verachteten Städtchen des ver- achteten Galiläa 7, 41. 521 Gutes kommen sund nun leitest du daraus gerade das Ausgezeichnetste und Beste ab]? Philippus spricht zu ihm: Komm Und siehe es [da wirst dich bald überzeugen, daß der Jesus von Nazareth, von dem ich dir ge- redet, in der That der Messias ist]. Nathanael geht von dem Vorurtheil des natür- lichen Menschen aus, daß die Größe eine natürliche Grundlage haben müsse; es gehört ein schon tief in Gott gegründeter Geist dazu, um das Große ohne An- schluß an ein menschlich Großes unmittelbar vom Himmel zu erwarten (Ps. 113, 5 f.), auf jener Sinnes- art des natürlichen Menschen aber beruht die prophe- tische Verkündigung, daß Gott vor der Erscheinung des Heils alles natürlich Große und Hohe aus Js- rael tilgen werde, damit der Ruhm seiner Barmherzig- keit ihm ungeschmälert bleibe. In Nazareth nun, dem kleinen verachteten Ort in dem verachteteten Galiläa, durch keine Begebenheit aus der Vorzeit geheiligt, nicht genannt im alten Testament, vielleicht erst nach der Rückkehr aus dem Exil gegründet, vielleicht noch mit einer besonderen Schmach behaftet, war nichts vor- handen, was irgend eine natürliche Basis für die Größe des Messias abgeben konnte; wer eine solche haben wollte, der mußte nothwendig den Blick nach Jerusalem wenden. (Hengstenberg.) Nathanael kann sich keines prophetischen Worts erinnern, in welchem Nazareth eine solche Bedeutung zugeschrieben würde, wie des Philippus Wort sie voraussetztz und doch ist er überzeugt, daß alles, was den Niessias be- trifft, geweissagt sein muß. Ueberdies ist er selbst von Kann, das nur einige Stunden von Nazareth entfernt liegt; und bekanntlich giebt es da kleine Dorfeifer- süchteleien, aus welchen leicht eine gegenseiti e Gering- schätzuttg entsteht. (Godet.) Nathanael spricht so, nicht als wollte er auf seiner SMeinung besteigen, son- dern er hatte nur noch einen kleinen Ansto : sollte wohl von Nazareth etwas Gutes kommen? das wäre was Seltsames! Es ist ein großer Unterschied zwischen den Vorurtheilen; Mancher sncht nur deshalb ein Vorurtheih damit er sich von Christo mit einem Schein los1nachen möge, das ist Bosheit, und die war bei Nathanael nicht. (Anton). Er läßt zunächst von seiner Selbständigkeit sich mehr bestimmen, als durch eine noch so große Zuversicht seiner Freunde; Phi- lippus nun hält sich nicht auf mit Demonstriren und Disputirein sondern führt ihn den. Weg, auf dem er selbst und seine Freunde zur Erkenntnisz und Ueber- zeugung gelangt waren, und in dieser dringlichen und zuversichtlichen Weise des Freundes lag für Nathanael, dem es doch schließlich mehr um die Wahrheit als um seine Meinung zu thun war, ein bewegendes Moment. (Baumgarten.) Nathanael weiß, was er der begei- sterten Ueberzeugung des Freundes und dem Gott, welcher die größten Wunder thut, schuldig ist; er geht also mit dem Philippus um mit eigenen Geistes- augen zu sehen. (P. Lange.) » · 47. Jesus sahe Nathanael sm Begleitung des PhuippUZJ zu sich kommen, nnd spricht szu seinen Begleitern, den vier Jüngern, um die es sich in V. 37—42 handelte, jedoch so, daß die beiden Herankommenden ebensalls hören konnten, was er sagte] von ihm [mit göttlichem Meister- blick sein ganzes Wesen charakterisirend]: Siehe, ein rechter Jsraeliter sgenauert wahrhaftig ein Jsraeliter, nicht blos der äußerlichen Her- kunft und Erfcheinung nach, sondern in der, dem göttlichen Wesen eines rechten Jsraeliten ent- sprechenden Wirklichkeit Röm. 9, S; 2, 29], in welchem kein Falsch ist [fo aufrichtig und redlich, so innerlich wahr, wie jeder Jsraelit seinem Beruf und Ursprung nach es sein sollte l. Mos. 32, 28; 4. M. 23, 10; Pf. 32, 2]. 48. Nathanael [in dem schon bei diesem ersten Worte Jesu die Erkenntniß von dessen übermensch- lichem Wesen aufdämmerte] spricht zu ihm: Wo- her kennst du mich [da wir doch nie in unserm Leben bisher mit einander zufammengetroffeii sind]? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dir Philippus rief [V. 45], da du unter dem sdir wohl bewußten] Feigenbaum sam Wege] warest [und da in stiller Einsamkeit mit Gott ver- kehrend deine besonderen Gedanken hattest], sahe ich dich fund weiß wohl, was da in deinem Herzen vorgegangen ist]. 49. Nathanael sganz von dem» Eindruck hin- genommen, daß er hier Einem gegenüberstehe, dessen Weise die eines Menschen sei, der Gott der HErr ist 2. Sam. 7, 19; Pf. 139, 1 ff.; Hebr. 4, 131 antwortete und spricht zu ihm: Rabbi [V. 38], du bist Gottes Sohn, du bist der König von Jsrael [Matth. 14, 33 Anm. — »Philippus aber wird da gesagt haben: o Nathanael, da siehest du nun, wer der Nazarener sei«, Luther]. Nathanael gehört, wie Philippus wohl weiß, zu den au richtigen Gemüthern, die Jesum nur sehen dürfen, um an ihn zu glauben; auch Jesus erkennt, sobald er seiner ansichtig wird, diese Eigenschaft an ihm und spricht es aus. (Godet.) Was das heißen solle, wenn Jesus den herbeikommenden Nathanael als einen Jsraeliten im wahren Sinne des Worts be- »rüßt, ist wohl hinreichend deutlich; denn ist er dies, o ist er geschickt, ein Glied der Gemeinde Christi zu werden, welche sich aus Jsrael aufbaut. Daß er dies aber sei, begründet Jesus durch den Relativsatzx »in welchem kein Falsch ift.« Die Truglosigkeit seines 28 Evangelium Johannis I, 50. 51. Wesens hebt Jesus hervor, der gemäß er sich weder . von ungeprüfter Freude Anderer über die Erfüllung der Hoffnun Jsraels bestechen, noch durch Rücksichten abhalten lie , seinen Zweifel zu äußern· Daß es ihm ernstlich und aufrichtig um die Erfüllung der Weissa- gnug so, wie sie gegeben war und lautete, nicht wie dem voreiligen Wunsch als erfüllt scheinen konnte, zu thun war, dies will wohl Jesus hiermit hervorheben; und darum Heißt er ein Jsraelite im rechten Ber- stande. (Lut ardt.) Jesus geht dabei auf die Grund- eschichte des israelitischen Namens zurück: der dritte rzvater, von dem das Volk seinen zwiefachen Namen geerbt hat, hieß zuerst Jacob, und damit war seine natürliche List und Verschlagenheit bedeutet; nachdem er aber mit Gott gerungen und in diesem Kampfe seine bisherige Falschheit abgethan hatte, wurde sein Name in Jsrael verwandelt. Dieses neue, gerade, falschlose Wesen ist es, was Jesus in Nathanael er- kannt hat; und eben dasselbe war es ja auch, was uns aus den wenigen Zügen, die wir von ihm kennen gelernt, sofort entgegentrat. Denselben Charakter be- währt er auch dieser Anrede Jesu gegenüber. Was er auch immer von dem Nazarethaiier denken mag, das weiß er, seine vertrauten Freunde halten ihn für den Höchsten und Größtem den die menschliche Zunge nennen kann; und diese Ueberzeugung seiner Freunde tritt mit einem solchen Gewichte auf, daß er nicht um- hin kann, selber näher zuzusehen. Jesus nun begrüßt ihn mit solche1nLobspruch: müßten wir nicht erwarten, daß dieser Weihrauch seine klaren Sinne ein wenig trüben wird? Aber wir haben es hier mit einem Nianne zu thun, der dieser in den meisten Fällen zu- tresfenden Berechnung spottet; ohne ehrendes Beiwort richtet Nathanael an den ihn selbst so hoch Rü men- den die Frage: ,,woher kennest du mich?« Die rage will offenbar sagen, daß er nur dann auf das Lob Jesu etwas geben könne, wenn er vorher wisse, daß Jesus ihn wirklich erkannt habe. (Baumgarten.) nd nun überrascht ihn der HErr noch mächtigey beweist ihm Ein Wunderbares durch das Andere, das noch Wunderbarer ist, rückt ihm vor Augen, wie er ihn nicht blos im Kommen durchschauh wie er ihn mit pro he- tischem Fernblick im Geiste gesehen hat, bevor ihn hi- lippus rief, da er unter dem Feigenbaum war. Der gewaltige Eindruck, der bei diesem Worte den Natha- nael überwältigt, hat die Leser des Evangeliums von jeher vermuthen lassen, daß der HErr nicht von einem natürlichen Sehen rede, wo er den Nathanael be- obachtet habe, und daß er ihm nicht nur den äußeren Zug des Verweilens unter einem ihm bekannten Baum vorhalte, daß er vielmehr mit dem eiusachen Wort eine Oertlichkeit bezeichne, wo in Nathanaeks Herzen etwas Großes vorgegangen war; etwas, das nicht ge- nannt zu werden brauchte, weil die leise Hindeutung genügte, die reinste Saite mächtig anzuschlagen. Kann is; nicht bezeugen, du seist ein rechter Jsraelit, wenn i doch weiß, wo du eben warst, nicht nur unter dem Fei enbaum, sondern im unsichtbaren Heiligthum? wei ich nicht, wo du wohnest? weiß ich nicht deine Werke und deinen Glauben? Das übernimmt ihn, wie es ihm auf einmal vor die Seele tritt: wo er meinte allein zu sein, da sei er nicht allein gewesen! O was ist das, spüren, daß man von je nnd je gekannt sei, besser, als wir uns selber kennen; spüren, wie die ver- borgensten Gedanken bloß und entdeckt vor den Augen des Heiligen sind! Das ma t nun auch alsobald dem offenen Bekenntniß seines ra ch ezeitigten Glaubens Luft: ,,Rabbi, du bist Gottes So n, du bist der König von Jsrael-« Der Jsraeli·t, in dem kein Falsch ist, grüßt seinen König, er spricht das Größte noch ent- schiedener aus, als Philippus es gethan hatte. (Rig- genbach.) Jede edlere Nation findet das tiefste Wesen ihrer Nationalität in der Wahrhaftigkeit und Treue, der Jude aber ist vor andern dazu berechtigt, weil in Christo das tiefste Leben seines Volkes ist, weil der Kern des israelitischen Volks der treue Zeu« e ist, in dessen Munde kein Trug erfunden worden: o bemerkt P. Lange in Beziehung auf das Zeugniß Christi, daß das Wesen eines rechten Jsraeliten darin bestehe, daß kein Falsch in ihm sei« aber damit hat er den gegen dieses Zeugniß erho enen Einwand: »von dieser Nationaltugend er Juden hört man sonst nicht« keineswegs als bedeutungslos erwiesen, er wird viel- mehr erst bedeutungslos, wenn die aus Jsrael ge- sammelte Endgemeiiide nun als eine Gemeinde von Solchen dasteht, in deren Munde kein Falsches gefun- den (Osfenb. 14, 5), und der neue Tempel gebauet ist, von dem in Hesek. 40 ff. die Rede. Unsere Stelle hier ist somit ein unwiderleglicher Beweis, daß die Aus- legung der Ofsenb Joh. und des Gesichtes vom Hefe- kiekscheii Tempel, wie unser Bibelwerk sie giebt, die wirklich richtige ist: Christi Zeugniß über Jsrael bleibt sonst ein bloßes Jdeal, eine fromme Täuschung 50. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubest sjetzt schon an mich als den Sohn Gottes und König von Jsrael], weil ich dir [so- eben] gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum sund du das ganz richtig als ein Selbstzeugniß meiner Herrlichkeit mit em- pfänglichem Herzen aufgenommen hast]; du wirst sindem du jetzt in meine Jüngerschast eintrittst und da der Nachfolger auf meinen weiteren Wegen sein wirst] noch Grbßercs denn das sehen [und so im Glauben mehr und mehr wachsen]. 51. Undspricht sJesus dann weiter] zu ihm [zugleich an die fünf übrigen Jünger sich wendend und den Kernpunkt alles dessen, was sie bei ihm sehen sollten, in einer gleichnißartigen Rede be- zeichnend]: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an [da ich mein Werk beginne und ihr bei mir als Augenzeugen seid] werdet ihr [die Er- füllung dessen, was Jakob dort 1. Mos. 28, 12 im Traumgefichte sah, in lebendiger Wirklichkeit, nämlich] den Himmel osfen sehen und die Engel Gottes hinauf: und herabfahren auf des Menschen Sohn [Matth. 8, 20 u. 16, 16 Anm.]. Jesus hat das Gefühl, daß er die ersten Schritte in einer glorreichen Laufbahn gethan hat, in der der Wundesrlzeichem und seine Antwort kommt aus dem gohen s ewußtsein von der Größe dieses Au enblicks. uvörderst nun erkennt und billigt er den si bilden- den Glauben Nathanael’s, und wünscht ihm Glück da- zu; darnach aber verheißt er ihm ein Wachsthum an Glauben in Folge der noch viel er reifenderen Kund- gebungen von dem Verhältnis; zwixfchen dem Himmel nnd ihm, wovon Nathanael Zeuge sein werde. (Godet.) Des Menschen Sohn ist zwar auf der Erde und somit fern von dem Himmel, von! Orte Gottes; aber dieser Zwischenraum ist hier keine Trennung, sondern ist nur dazu da, um in jedem Augenblick überwunden zu wer- den, nämlich durch eine Bewegung, welche des Raums mächtig ist, indem sie durch die göttlichen Boten be- wirkt wird« Diese Bewegung hebt an mit dem Auf- steigen der Gottesboten, sie geht also aus von dem Jesu Verheißungswort an seine Jünger. 29 Menschenfohnee was liegtdarin anderes, als daß jede Regung des» Willens, die» m dem Sohne des Menschen nach oben sich erhebt, mit unheminbarer Gewalt durch die Wolken dringtbundh zumdHiEnmel komnidt? Weåin nun, was von o en ernie er omint, wie erum ie Boten Gottes sind, was anderes werden sie bringen, als den göttlichen, durch nichts u bintertreibeiiden Zällzug alller tWjillensczceggnäzremfst ielspzuem rone ge ang aren i i a ine - schaft zwischen Himmel »und Erde, die, weil sie durch nichts inßder gesärt iändh gkeheinmtßwerxee kFm einen au erwe i en run a en mu ; iee e- nieinschaft ist darauf angelegt, daß alles, was mensch- lich innerhalb des Menschensohnes gewollt wird, gött- lich innerhalb der· Welt zum Vollgåig kommt, d. h» sowie diese Gemeinschaft auf dem ohnen Gottes m diesem MenschenlbceruhtWstå ist ihr fZäelddie V5lgen- diin die es ötti Jen o nens au r en. er: hiergist dixs währhaftige Bethel, das wahre Gotteshaus, auf welches der Traum Jakobs hingewiesen hat; und es schließt sich demnach« diese höchfte Aussicht, welche Jesus hier den Jüngern eröffnet, eng zusammen mit jenem Verlangen der ersten Beiden, welche nach der Wohnung Jesu fragen ·und dadurch den ersten blei- benden Eindruck von seiner Erfcheinung erhielten, daß sie in seine Wohnung aufgenommen wurden. (Baum- garten.) Wie Jakob dort im Traume den Himmel offen sah und auf der Leiter, welche Himmel und Erde verband, dieEngel Gottes auf- und niedersteigem so» solleii nun die rechten Engel, Gottes im Leben Christi offenbar werden und ein ewiges Weben der Vermitte- lung, der Versöhnungund Vereinigung zwischen Himmel und Erde darstellen: die Gebete, die Fürbittem die Werke Christi und sein Opfer steigen empor; die Heim- suchuiigem die Segnungerh die Wuiidergabem die Hilfen und Friedenserklarungen Gottes steigen herab. So soll alle Sehnsucht Nathanaeks und seiner Mitgenossen er- fiillt werden. (P. Lange.) Die betheuernde Redens- art: ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch« —- gleichwie auch der zum Nachdenken auffordernde Redeschluß: »Wer Ohren hat zu hören, der höre« ist Jesu ur- eigenthümlich. Er lautete in der Landes·fprache·, ums-Hi, amena lenken; und dies ,,Anien· ist sur Christum fo charakterifch geworden, daß er in Osfenb. z, 14 der ,,Amen«, der treue und wahrhaftige Zeu e genannt wird. (Delitzsch.) Die Stelle, worin Josepfhus HL Ehren. Z5,·7 Anm.) des· HEern Jesu» ermahnt, autet vollständig so: ,,Jn dieser Zeit erschien Jesus, ein weiser Mann, [wenn man Jbn anders einen Menschen nennen darf; denn] er verrichtete wunderbare Werke, Ler tgzarh eåntLehrerhdekrljleniälelig Nåensxxchteåyntttldelfckzie ieillig ie a r ei anna m a r eine Lehre viele Juden und Heiden. [Er war der Mefsias.1 Nachdem ihn auf die Anklage der vornehmsten Männer iinter uns Pilatus zum Kreuzestod verurtheilt hatte, ließen die noch nicht von ihm, fwelche ihn zuerst ge- liebt hatten; denn »er erschien. ihnen nach drerTagen wieder« lebendig [wie die gottlichen Propheten dies und vieles andere Wunderbare von ihm vorausgesagt atten]. Noch bis jetzt hat sich die Gesellschaft der« enschen erhalten, welche naeh ihm sich Christen ge- iiannt haben«. Daß ein Christ diese Stelle in ihrem Gesamiiitinhalt nicht eingeschoben hat, geht schon aus ihrem für Christen wenig sagenden Jnhalte hervor; sag» ges; se se) gakiissgzgkseisegisxstsss Zeiss; e u un ue iu , i ein ige Jxnoriren der Geschichte Christi durch Jofephus fast unbegreiflich. Dagegen aber· macht es auch der Cha- rakter des Josephus, der einerseits bei allem Eklek- ticismus (wählerifchenVerfahren) äußerlich confessionell doch Jude war und blieb, und bei dem andererseits die Messiasidee so sehr verwifcht war, daß er in den Propheten nur Hinweisungen auf einen von Palästina ausgehenden wichtigen König fand und dies auf Ves- pasian anwandte, sehr fraglich, ob die Stelle in ihrem Gesammtinhalte, und namentlich auch mit Eins luß der oben eingeklainmerten Worte von Josephus elbst herrühre, so daß also dieseWorte als Einschaltung zu fassen sein dürften· (Guericke.) Das 2. Kapitel. Von der Hochzeit zu Cana und Rcinigiing des Tempels. III. U. l—11. (§ 20.) Es geschieht nun die weitere Selbstoffenbatung seiner Herrlichkeit von Seiten Jesu in dem Wunder aiif der Hochzeit zu Diana: wie er bei der Berufung der ersten Sänger die innige verbin- duiig, in der er init Gott stand, durch ein Wort wun- derbaren Wissens linnd gethan, so legt er uiiii seiiie Herrlichkeit vor ihren Augen dar in einer Handlung giitilicher Allmacht, nnd offenbart sich so als den pro— pheteii mächtig von Thaten und Worten. Da er indem Fainilienhause zu Kann weder mit ,,allem volle« es zu thun hat, noch an der Stätte sich befindet, aus welcher der schöne Glanz Gottes aulireihen sollte statt. U, 19; Pf. 50, 2), so war eigentlich die Stunde für ihn noih nicht gelioniinen, ein Zeichen zu thun und darin seine Herrlichkeit zii offenbaren, nnd die Jlnmnthung feiner ttkliitletz die ihn dazu herausforderte, lioiinte ihm zunächst niir den Eindriicli einer uiibereihtigteu Iliimaßiing tauchen; aber da sie willig hinter die Grenze zur-umgeht, die fortan sie in einer gewissen Ferne von ihui halten soll, und init ihkein Glauben das ganze Familienhaim in welchem er sich befindet, bis auf die Diener herab zu eiiier Gemeinde ini tlileluen ihm heiligt, so tritt die Stunde ziir Offenbarung seiner Herrlichkeit in Zeichen nnd Wundern friihcr für ihn ein, als es soiisl der Fall gewesen sein wurde —- fie lionnte jetzt schon eintreten, ohneden Entwictieluugsgaiig des Reiches Gottes zu stören oder zu verrüitieu, weil dieser gerade iii dein zu ver- richteiiden Wunder selber, gleichwie auch in deni Kreise, darin es geschehen sollte, ein treffliche-s Abbild« fund. (Evangelinni am T. Sonntag nach Epiplsiinia.) Auf das erste Wort (am1.Sonnt.n.Epiph.Luk. 2, 49) folgt nun die erste That des HErrn, denn durch Wort und Werk (L»uk. 24, 19) vollzieht sich die Offenbarun seiner Herrlichkeit (Nebe.) Die Schluß- worte des extes weisen auf die besondere Bedeutung hin, welche dem hier erzählten Ereignisse zukommt als dem ersten Wunder, wodurch Christus no sei- nem öfsentlichen Auftreten seine Herrlichkeit offen arte; die genauere Betrachtung dieses ersten Zeichens ist denn auch ganz besonders geeigZet, uns über Wesen, Art undBedeutung der under des HErrn überhaupt aufzuklären. (Baur.) Das erste Zeichen Christi: I) der Sehauplatz, 2) die Veranlassung, Z) der Hergang, 4) die Bedeutung und 5) die Folge. (Roffhack.) Wenn das Evangelium des vorigen Sonn- tags besonders für Eltern und Kinder wi tig ist, weil jene aus dem Beispiele· Josephssund der aria lerneii können, wie sie ihre Kinder fromm und gottesfürchtig erziehen sollen, und weil diese aus dem Beispiel des zwölfjährigen Jesus lernen können, wie sie ihren Eltern unterthan sein und streben sollen, daß sie zu- nehmen, wie an Jahren, also auch aii Weisheit und 30 Evangelium Johannis 2, 1—4. Gnade bei Gott und den Menschen; so ist das heutige Evangelium besonders wichtig für solche, die mit dem Gedanken umgehen, einen Hausstand zu begründen, oder die bereits einen Hausstand eingerichtet haben, also für Brautpaare und Eheleute — es hält ihnen vor ein güldenes Sprüchlein für den Haus- und Eheftand: I) mit Jesu an efangen, 2) mit Jesu fortgegangen, Z) dann kehrt gewi der Segen· bei uns ein 4) und niemals darf um Trost uns bange sein. (Eouard.) Das Evangelium führt uns in des Hauses stillen Kreis, also in die eigentliche Heimath unsers diesseitigen Daseins, in die Geburtsstätte, den Mittel- punkt aller übrigen Verhältnisse, Verbindungen und Fflichtenkreise des Lebens, auf den Schauplatz aller ebenserfahrungem wie des tiefsten, schneidendsten Schmerzes, so der reinsten und köstlichsten Se nungen, nnd zeigt uns, wie der HErr darin die Er cheinung seiner Herrlichkeit lasse kund werden und wie gern er daselbst einkehre als sein edelster Gast. Die Ers ch ei- nun« Christi im Hausstande, wie sich darin I) defsen Würde kund thut, L) dessen Bürde ver- klärt, s) dessen Trost erweiset, 4) dessen Regel offen- bart und 5) dessen Segen zeiget. (Schmaltz.) Jesus unter allen Freunden und Gästen des Hauses der beste: 1) der wohlfeilste, denn a. er fordert nichts als ein willig Ohr, b. er verzehret nichts als den alten Menschen, e. er hindert nichts als das Böse; 2) der nützlichste, denn a. er macht jede bretterne Wand zu einem Gottestempeh b. verklärt alle Tage des Lebens zu hohen Festen, e. verwandelt das Wasser in Wein; 3) der treueste, denn a. gerade in der Noth hält er um so fester bei uns aus, b) ge- rade im Tod tritter nicht hinter uns zurück, sondern geht uns voran, o. gerade im Gericht, wo niemand uns vertreten mag, stellt er sich uns zur Seite. (Schuur.) Rath für das Herz, dem es an Freude ge- bricht: 1) klage deinem HErrn das Leid, Z) thue, was sein Wort gebeut; Z) traue seiner Freundlichkeit (Rautenberg.) I. Und am dritten Tage svon dem in V. 43 ff. gemeinten Tage an gerechnet, also am 21. Februar] ward eine Hochzeit [fü»r diesen Tag ausgerichteq zu Kana in Galiläa sdem ziemlich 3 St. nördlich von Nazareth gelegenen Matth. 4, 25 Anm. Herkunftsort des Nathanael Kap. l, 45 ff.; 21, 2], und die Mutter Jesu [welche mit dem betreffenden Familienhaus durch ihre Schwägerin Maria, die Wittwe des Alphäus, in sreundschaftlichem, vielleicht sogar verwandt- schaftlichem Verhältniß stund Biatth 10, 4 Anm. unter Nr. 11 — Nicephorus in der Kirchen- geschichte sagt, Simon von Kana selber habe die Hochzeit gefeiert] war da [um hilfreiche Hand bei den Erfordernissen des Festes zu leisten] 2. Jesus aber und seine Innger [An- dreas, Johannes, Petrus, Jakobus, Philippus uud Nathaiiael, nachdem sie wohl schon am Abend zuvor »in Kana eingetroffen waren] wurden auch auf die Hochzeit ·eladen. Daß der Evangelit bei der Zeitbestimmung ,,am dritten Tage« im Allgemeinen von dem in V. 43 genannten Tage an zählt, liegt auf der Hand; bleiben wir nun aber bei diesem allgemeinen Satze stehen, so müßten wir, wie das auch nicht wenige Ausleger thun, von jenem Tage ans rechnen, und es läge zwischen ihm und dem hier gemeinten Tage nur Ein Tag in der Mitte. Das kann jedoch schlechterdings nicht rich- tig sein; denn Kana in Galiläa ist von Bethabara am Jordan (Kap.1,28) etwa 12 Meilen entfernt, und die konnte der HErr nicht in einem einzigen Reisetage mit seinen Jüngern zurücklegen. Wir haben also weiter zu beachten, daß der Evangelist in Kap. 1, 51 seinen Bericht von jenem Tage mit dem Worte Jesu an Na- thanael und die andern Jünger abschließt: »von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn«. Damit betrachtet er den Tag für ab ethan, es ist für ihn der Kreis der in Kap. I, 19 29 ff. 35 ff. 43 ff. vorgeführten Tage geschlossen, es beginnt nun eine neue Zeit, wo das Wort des HErrn sich er- füllt; und da sällt denn das erste sichtbare Zeichen dieser Ersüllung in dem Wunder auf der Hochzeit zu Kana auf den dritten Tag des neuen Kreises, so daß der Evangelist, wenn er auch den Tag in Kp.1, 43 ff. im Auge behält, doch bei seiner Rechnung ihn nicht mit- zählt. Erwägen wir nun, daß Jesus damals sich be- reits auf der Reise nach Galiläa befand und gewiß an demselben Tage noch einen Weg von ca. 4 Meilen zurückgelegt hat, auf den ersten und zweiten Ta des neuen Kreises aber ebenso ein Weg von je 4 eilen sällt, so sind die 12 Meilen zwischen Bethabara und Kana vollständig untergebracht, und wir brauchen uns durch Schenkel nicht irre machen zu lassen, der da behauptet, nach unserm Evangelisten sei Jesus allem Anschein nach durch ein Allmachtswunder nach Kana versetzt worden. Erwägen wir dann weiter, daß u den oben genannten vier Tagen (vom 15. bis 18. Februar) jetzt 3 Tage hinzukommen, so daß der Hoch- zeits- und Wundertag den siebenten Tag bildet, so erscheint dieser wie der Sabbathstag dieser ersten Woche aus dem Leben des HErrn, die St. Johannes uns vorführtx da nun aus unsrer Erklärung der Offenbarung Johannis hervorgeht, daß nach biblischer Prophetie sich für Jsrael die gesammte Weltzeit in eine große Weltwoche theilt, von der I Tag ist= 1000 Jahr und von der der siebente Tag ist »die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn« (Apstg. Z, 20) oder das tausendjährige Reich (Offb. 20, 1ff.), so erscheint uns das Dasein Jesu auf der Hochzeit und sein Wunder, das er vollbringt, in einem gar bedeutsamen Licht — er zeigt hier, daß er Derjenige ist, der dem Volke seines Eigenthums die ihm durch die Propheten zu Theil gewordenen Verheißungen von einein Freudenmahl (Luk. 14, 15 ff.) iii sichere Er- süllnng bringt, wenn auch nicht dem Volk in seiner ganzen unterschiedslosen Masse, so doch denen, die im Glauben ihn aufnehmen und zu seiner Gemeinschaft sich berufen lassen. Es läßt sich berechnen, daß von jenen 7 Tagen vom 15.-El. Februar des J. 27 n. Chr. der 16. Februar, also derjenige Tag, an welchem Johannes der Täufer das Zeugniß in Kap. I, 29—34 ablegte, ein Sonnabend gewesen ist; folglich sällt die Hochzeit zu Kana am 21. Februar auf einen Donners- tag, Jesus konnte also vom 18.—20. Februar recht wohl 3 Tagemärsche zurücklegen, das Gesetz vom Sabbatherweg hinderte ihn nicht. Mit dein Donners- tag des Kann-Wunders steht dann in gewisser Ver- wandtschaft der Donnerstag der Eharwoche, wo der HErr, als er mit den Zwölsen zur Feier des Passa sich niedersetzh mit den Worten beginnt: »ich werde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Got- tes komme« (Luk. 22, 18), und da ebenfalls auf jene Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn hinweist (Matth. 26, 29). Auch der Himmelfahrtstag der ja gleicherweise auf einen Donnerstag sällt, läßt Jesus mit seinen Jüngern auf der Hochzeit zu Kana. 31 sich hierbei-in Vetracht ziehen: der HErr ging da zu- nächt für seine Person ein in das Reich der Herrlich- keit. — Warum Jesus mit den neugeworbenen Jüngern gerade nach Kana ging, und nicht nach Nazareth? Die Veranlassung dazu scheint —- abgesehen von Na- thanael, dem er sein Wort in Kaki. I, 51 einzulösen gedachte —- besonders seine Mutter gewesen zu sein, zu der er unter wesentlich gegen früher veränderten Verhältnissen jetzt zurückkehren wollte und die von dieser ersten Wiederbegegnung nachdem er seit seinem Weggang von Nazareth (Mark. I, 9 ff.) nun iiber 6 Wochen von ihr getrennt geblieben war, einen beson- deren Segen haben sollte (V. 4). Was aber die Hoch- zeit betrifft, zu der er dort geladen wurde, so war er ja nun selbst ein Bräutigam, und bei sich hatte er die ersten Seelen, die ihm sein Vater verlobt hatte (Kap. z, 29), darum gehörte er mit Fug und Recht auf die Hochzeit. — Als Valerins Herber er, jener fromme und reichbegabte Prediger zu Fraukstadt in Posen, sich a. 1590 verheirathen wollte, fragte er sein Mütterlein, wen er zur Hochzeit bitten follte; sie antwortete: ,,schreibt mir den HErrn Jesum oben an«. Du wirst nun sagen: wie mache ich’s doch? wie lade ich Den ein? Einen Brief kannst du ihm nicht schicken, die Post geht nicht nach dem Hiinmelx wohl aber soll dein inniges Sehnen, daß er deinen Ehebund heilige, daß er mit in deinem Haufe wohne, der Brief, nnd dein brünstiges Gebet der Briefträger sein. Glaube es, er bringt deine Ladung sicher hinauf! Nimmt Er es denn an, wird er kommen? Er hat es doch dort in Kana angenommen, warum sollte er hier nicht kommen? Du wirst sein Kommen schon merken. An solchen großen Tagen des Lebens, wie der Hochzeitstag, ist das Herz voller von verschiedenen Gedanken denn je. Jn eine m Kämmerlein wohnt die Freude, daß man eine treue Gehilfin oder einen festen Lebensgesährten gefunden hat; in dem andern Kämmerlein wohnt die Sorge: ,,wie werde ich mit meiner Gehilfin durch das Leben kommen? ich habe fortan nicht mehr für mich allein zu sorgen« —- und welche andern Sorgen sich um solchen Tag zusammendrängen. Wenn es mitten in diesem Getiinnnel ab und zu so ruhig, so friedlich, so gewiß wird in den Seelen der Brautleute, wenn es unter den Hochzeitsgästen so still wird, wie wenn sie in der Kirche wären, und dabei doch die Freudig- keit aus den Augen schaut: siehe, da ist er, er hat die Lade angenommen, er ist gekommen. Du siehst ihn nicht; er ist dir .aber so gewiß da, wie wenn du ihn sähest. Wenn in einer frommen, sröhlichen Gesellschaft das Gespräch plötzlich aufhört, wenn alle Sprecher zuweilenmit einem Male schweigen, dann sagt man wohl: ,,es ist ein Engel durch den Saal oder die Stube geflogen« —- ier geht dann der HErr selbst hindurch. (Ahlfeld.) Laß dich, HErr Jesu Christ, durch mein Gebet bewegen: komm in mein Herz und Haus und bringe mir den Segen. Nichts richten Müh und Kunst ohn deine Hilfe aus: wo dn mit Gnaden bist, kommt Segen in das Haus. (Joh. HeermannJ Die ersten Jünger Christi waren wohl Alle Schüler des Täufers; natürlich schien ihnen die Lebensweise desselben, der strenge Bußernsh das einsame Leben in der Wüste, das allein Richtige — welcher Eontrast nun für sie, da der Messias, zu dem der Täufer selbst sie hinge- wiesen, sie zuerst auf eine H och z eit führt! (Olshausen.) Es ist eben, das sollen die Jünger erkennen, ein großer Unterschied zwischen dem alten Meister und dem neuen Meister: der alte Meister muß ein solches Leben führen, darf sich auf Hochzeiten und dergleichen nicht einlassen, denn er versteht es nicht, Wasser in Wein zu verwandeln; er tauft nur mit Wasser und nicht mit dem Geist, der da durch seine Freude an und in Gott die Lust der Welt überwindet. Alles geistliche Leben, welches noch zu keiner Festigkeit und inneren Kernhaftigkeit gekommen ist, sucht seine Hilfe natur- nothwendig in einem gesetzlichen Formalismus, in einer das Fleisch tödtenden äußeren Ascetik; es ist deshalb für die Kirche des HErrn kein ungünstiges Zeichen, wenn in ihr die Formen und Anstalten, in welchen eine äußere Weltentsagun ihr Genüge findet, allmälig sinken — der Glaube ist der Sieg allein, der die Welt überwindet, und diesem Glauben eignet eine evangelische Freiheit. (Nebe.) Es galt dem HErrn, darauf hinzuweisen, daß Hochzeit und Ehe der Heili- gung durch die hiinmlischen Kräfte, die er bringt, fähig sind, und siir alle Zeiten der Kirche einen Protest ab- ulegen gegen die, welche den Ehestand als einen pro- fanen betrachten — eine Betrachtungsweise, die wir schon im apostoliscl)en Zeitalter keimen sehen (1. Tim. 4, 3). Uebrigens ist die Zeit zu beachten, in welcher Jesus die Einladung zu der Hochzeit annimmt: kurz vor seinem Leiden würde Jesus schwerlich seine Jünger auf eine Hochzeit geführt haben· (Matth. 9, I5); ·in Jener ersten Zeit aber erschemt die Annahme der Ein- ladung zur Hochzeit um so mehr als angemessen, da dieselbe neben ihrer selbstständigen Bedeutung noch einen hohen Werth als Symbol und Abschattung hat, Hof. 2, I9 f.; Matth. 22, I ff; Osfenb. 19, 7. (Hengsten- rg. Man hat gefragt (aber schon die bloße Frage verletzt das Christengefühl), warum Christus nicht zur Ehe sich bekannt habe durch Eingehen einer irdischen, zeitlichen Ehe? Nicht mit Einem aus der Zahl der Menschen wollte der HErr Ein Fleisch werden, sondern mit der ganzen Menschheit durch seine Menfchwerdung, und seine Kinder sollten ihm geboren werden nicht wie dem ersten Adam im Wege der natürlichen Geburt, sondern im Wege der Wiedergeburt sollte das alte Sündergeschlecht erneuert werden zu einem heiligen Gottesvolk, welches von ihm genährt und gepflegt wird, nicht natiirlicher, sondern sacramentlicher Weise. Weil es ihm denn nicht ziemte, selber ehelich zn werden, so hat er wie zum Ersatz dem Ehestande die höchste Ehre, die ihm widerfahren konnte, anthun wollen, indem er egiesHoPzeit mit seiner segnenden Gegenwart schmückte ( es er. 3. Und da es [in Folge der nun bedeutend vermehrten Anzahl der Gäste, auf die man sich nicht vorgesehen, wohl auch bei den dürftigen Verhältnissen des Hauses gar nicht hätte vorsehen können] an Wein gebrach [insofern der geringe Vorrath jetzt keineswegs ausreichte, daß ein jeg- licher unter den Anwesenden ein wenig nehme Kap. 6, 7], spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein« [da wirst du nach deiner göttlichen Macht dem Mangel wohl ab- helfen müssen, wie einst der Prophet Elias dem Mangel der Wittwe zu Zarpath hat abgeholfen 1. Fern. 17, 13 ff.]. 4. Jesus [hier abermals als den männ- lichen Sohn sich beweisend, der er war Offenb. 12, 5 Anm·] spricht zu ihr: Weib [Kap. II, 26], was habe ich mir dir zu fchaffcntr lwarum machst du auch jetzt noch dein Mutter- verhältniß mir gegenüber geltend, als müßten deine Gedanken und Wege auch die meinen 32 Evangelium Johannis 2, 5. 6. sein, da doch nunmehr ein anderes Verhältniß gilt und du vielmehr auf n1ich zu merken hast, was ich thun will ·2. Sam l6, 10; Jes. 55, 8 f.; Matth. 12, 4819 Meine Stunde sda ich vor das Volk Israel hervortreten und meine Herr- lichkeit in Zeichen und Wundern offenbaren soll] ist noch nicht swie du meinest] kommen [du· aber sollst sie nicht als meine Mutter beschleunigen wollen, sondern Den über mir walten lassen, der mein Vater ist Luk. L, 49]· 5. Seme Mutter sdkeser Weisung sich demüthig unterwerfeud, aber nun auch von dem Geiste Gottes erleuchtet, daß denn doch Jesu Wort noch eine Seite offen lasse, von der aus er sich bestimmt fühlen könne, etwas zu thun, vgl. Matth. 15, 27] fpricht zu den Dienern: Was er euch saget, das thut [1. Mos. 41, 55]. «) Die Hochzeitsfeier dauerte oft mehrere Tage, ja eine ganze Woche (1. Mos. 29, 27; Richt.14, 15), und daraus erklärt man gewöhnlich den Weinmangel; allein nach der Darstellung scheint die Feier vielmehr nur Einen Tag gedauert zu haben, wie es bei nicht vermöglichen Familien der Fall sein mußte, es ist da- her wahrscheinlicher, daß der unerwartete Zuwachs der h—7 erst nachträglirk eingeladenen Gäste die Ursach davon war. Was eabsichtit nun Maria mit den Worten: ,,sie haben nicht - ein«? O enbar haben dieselben eine Aehnlichkeit mit der otschast der Schwestern des Lazarus (Kap. 11, 3): ,,HErr, siehe, den du lieb hast, der liegt krank«; es ist eine leise Bitte. Aber wie kommt Maria auf den Gedanken, sich in einem solchen Falle an Jesum um Hilfe zu wenden? Vorerst war es, da die unerwartete Gegen- wart des HErrn und seiner Jiinger den Weinmangel veranlaßt hatte, ganz uatürlich, daß Maria in der Verlegenheih in der sie sich befand, sich zunächst an Jhn wandte; dann müssen wir uns aber auch die ge- hobene Stimmung ver egenwärtigem in welcher eben jetzt die ganze Gesells aft und esonders Maria sich befand. Man unterhielt sich von dem, was kiirzlich in Judäa eschehen war, von den feierlichen Zeug- nissen des äufers über Jesnm, von dem bisher noch unbekannten wunderbaren Vorgang bei der Taufe, welchen Johannes enthüllt hatte, von dem Beweis eines übernatürlichen Wissens, den Jesus bei der Be- gegnung mit Natganael gegeben, und besonders auch waren die Gemüt er von der Ankündigung erfüllt, die Jesus selber in Kost. 1, 51 gemacht hatte; und nun mußte ja schon die Thatsache, daß er zum ersten Mal von Jüngern umgeben erschien, die neue Entwickelungs- stufe, in die er eingetreten war, auffallend machen. Wie hätte da die so lange niedergehaltene Erinnerung an die wundervollen Vorgänge bei der Geburt dieses Sohnes nicht in diesem Augenblick mächtig in dem Herzen der Maria wieder erwachen sollen? Jetzt war endlich die so lange erwartete Stunde seines Kund- werdens, seines Hervortretens vor das Volk Israel (Luk. I, 80) ersghieneiiz der Maria, welche die ersten Offenbarungen über seine zukünftige Größe empfangen, schien es zuzukommen, für diesen entscheidenden Augen- blick das Zeichen zu geben, und nun fühlt man aus ihrem Wort wohl heraus, daß es ihr nicht sowohl um eine Hilfe für den Bräutigam in seiner Verlegenheit, als um eine großartige That Jesu zum feierlichen Ugitäitsseines mesfianischen Königthums zu thun ist. ( o et. «mit dir zu fchaffen?« sit) Mit der Anrede ,,Weib« deutet Jesus an, daß er in den Angelegenheiten seines Berufs nicht unter das 4. Gebot gestellt ist, im Einklange mit 5. SMos. 33, 9., wo es den Dienern des Heiligthums ur Pflicht gernacht wird, zu Vater und Mutter zu sprechem »ich sehe sie nicht« (Hengstenberg.) Der zwölfjährige Knabe zerriß mit seinem Worte: ,,muß ich nicht sein in dem, das meines Vaters ist«-»« die Bande des Fleis es und Blutes, welche ihn mit Vater und Mutter ver anden, im Gehorsam gegen seinen Gott und Vater, um ein neues Band der Gemeinschaft zwischen sich und seinen Eltern zu weben; so zerreißt der HErr seht, bei dem Antritt seines messianischen Berufs, mit dem Wort: »was habe ich mit dir zu fchaffen?« die natürlichen Bande, welche zwischen ihm und feiner Mutter noch bestanden aben. Jetzt muß Maria in ihrem Sohne ihren H rrn erkennen; sie muß in« ein ganz neues Verhältniß eintreten, wenn sie anders Antheil haben will an dem HErrn und Heiland, den sie der Welt geboren hat. (Nebe.) Wenn Jesus feine Mutter mit trengem Wort zur Geduld verweist und sie in seinen eruf sich nicht einmifchen läßt, so hat er ihr dadurch etwas gegeben, was sie brauchte, wenn sie zum Glauben an ihn kommen sollte. Für Maria war es aus nahe liegenden Gründen fchwerer als für Andere, sich ihm als ihrem Erlöser, an den sie wie Andere glauben müsse, unterzuordnen; daher konnte die Liebe zu ihr, die nicht ohne Wahrheit sein durfte, sich nicht anders als dadurch beweisen, daß er, wo er in seinem Berufe handelt und redet, ihr um nichts mehr zugesteht als Anderen. Indem er sie so in die ihr, wie sie auch bald gefühlt, gebührende Stel- lung versetzt, erleichtert er ihr soviel als möglich den Glauben und giebt dem gewohnheitsmäßigen Zusam- meuleben ein Gegengewicht; er ehret sie als seine Mutter, aber nicht auf Kosten seines Vaters, seines Berufes und der wahren, auf die Seele gerichteten Liebe zu ihr. (Dorner.) Maria sollte gleich bei diesem ersten Wiedersehen, nachdem er mit dem Geist gesalbt und der Meister seiner Jiinger geworden war, deß inne werden,- da sie für das, was er von jetzt an zu thun haben wird, nicht mehr zso zu ihm steht, wie die Mutter zu dem Sohne, sondern wie ein Weib zu dem Manne Gottes. (v. HofmannJ Nicht zwischen Maria und ihrem Sohne, sondern zwischen Gott und seinem Sohne mußte beschlossen werden, ob und wann der HErr seine Herrlichkeit offenbaren möchte. Während zu der wirklich en Maria Jesus spricht: ,,Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?« spricht die römische Maria zu Am: ,,Jesus, was habe ich ( esser.) Der HErr nennt seine Mutter ein Weib, damit nicht Einige meinen möchten, die heil. Jungfrau wäre etwa von einer vor- trefflicheren Natur als Andere ihres Geschlechts, und sagt dies vorher wegen der künftigen Spaltungen und Ketzereien au Erden, daß nicht Einige aus allzugroßer Bewunderung der heil. Jungfrau sich zu dem thörich- ten Wahn dieser Ketzerei möchten verleiten lassen. (Epiphanius.) Er sieht es gern, wenn Einer für den Andern zu ihm betet; aber er estattet keinem betenden und fürbittenden Menschen au nur den Schein, der Andere glauben machen könnte, als sei durch sein Verdienst oder um seinetwillen die Hilfe erfolgt. (Löhe.) Hist) Seine Stunde ist seine Zeit, wie sie ihm der Vater zum Handeln oder Leiden bestimmt durch die Gelegenheit und in seinem Geiste, im Gegensatz) gegen die Stunde, welche ihm von dem Gutdünken der Mensche11 bestimmt wird (Kap. 7, 6). So ist also die Hinweisung auf seine Stunde hier eine Ver- tröstung für seine Mutter, daß er für den rechten Zurückweisung der Maria und doch sofortiger Eintritt der Stunde Jesu. 33 Moment der rechten Auskunft (Kap. B, 19 f.) gewiß sei; daher auch konnte Maria den Dienern, welche wußten, wie der Wein auf die Neige ging, und uach ihrer Stellun am meisten geängstigt waren, die Wei- sung geben, ie möchten nur thun, was Jesus ihnen sagen werde. (P. Lange) Sie ist gewiß, die Hilfe wird nicht ausbleiben, und trifft Anstalt, wenn sie kommt, sie an- und aufzunehmen. So auch du, wenn du recht gebetet hast! Dann sei nur still und warte ganz getrost der Stunde, die dein Heiland schon versehen hat; in aller Demuth schicke dich an, wann sie erscheint, mit aufgewecktem Sinn sie zu begrüßen; mit voller Zuversicht harre des Ausgangs, ob er auch deiner nngeduldigeti Sehnsucht lange zu Irerziehen scheint. Der HErr, den du im Glauben angerufen hast, weiß alle Dinge und hat noch nie den rechten Augenblick versäumt, wo seine Hilfe noth that. Daran erkennt manGottes Kinder, und darin unterscheiden sie sich von den Kindern dieser Welt, die auch wohl, wenn sich’s trifft, einmal den HErrn versuchen, ob es denn wahr sei, was man sagt, daß er Gebet erhöre: die Kinder Gottes kennen ihren HErrn, sie bitten mit entschlossenem Vertrauen und können warten, wenn sie ihn gebeten haben; die Kinder aber dieser Welt verstehen das Warten nicht, und wenn der HErr nicht zu ihrer Stunde hilft, d. h. zu der, die sie sich aus- ersehen, die sie ihm gefetzt und vorgehalten haben, so wenden sie sich ab und sprechen: ,,er hilft doch nicht!« (v. Burger.) Die vom Vater bestimmte Stunde, durch ein Wunder seine Herrlichkeit zu offenbaren, war für Jesum noch nicht gekommen; sie wäre auch nicht» ge- kommen, wenn nicht in Piaricks Seele etwas vorge- gangen wäre, was bewirkte, daß die Stunde sich ein- finden und die Hilfe mit Macht hereinbrechen könnte (dies nämlich, daß Jesus die Ablösung von der Mut- ter, die sein Amt gleich von vornherein, noch ehe er den ersten Schritt zu dessen Bethätiguug that, von ihm verlangte, ohne Empfindlichkeit und Jrrewerden ihrerseits zu vollbringen vermochte). Maria und das« kananäische Weib bilden ein Paar: hier wie«dort die demüthigende und läuternde Weigerung des HErrm hier wie dort die willige Beugung «und der Glaube, der nicht weiß, aber trauet, und der den HErrn gleichsam fängt in seinen Worten; hier wie dort die Hingabe, das Sichüberwundeiigeben des HErrn, der sich Gewalt anthun läßt durch den Glauben der Sei- neu. Der Glaube der gedemüthigten Maria ist das köstliche Bindeglied zwischen der Verweigerung und der Gewährung ihrer Bitte. (Besser.) Er wird zwar eine Weile mit seinem Trost verziehn und thun an seinem Theile, als hätt’ in seinem Sinn er deiner sich begeben, und sollst dn für und für in Angst und Nöthen schweben, fragt’ er doch nichts nach dir. Wird’s aber sich befinden, daß du ihm treu verbleibst, so wird er dich entbinden, da dn’s am wen’gsten glaubst; er wird dein Herze lösen von der so schweren Last, die du zu keinem Bösen bisher getragen hast. (Befiehl du deine Wege — V. II u. m) s. Es warenaber allda Iwohl auf dem Vorplatz des Hochzeitszimmerss sechs steinerne Wasser-trage sodenStander hin-J gesetzt nach der Weise der judischeu Reinigung [von1vel- cher in Mark. 7, 3 f. die Rede ist und zu der man bei Tisches viel Wasser bedurftes und ging in je einen sso hat Luther·geschr1eben, nicht, wie es in den gewöhnlichen Bibelausgaben heißt: »und gingen jein einen«] zwei oder drei Maß soder Dächseks Bibelwerl (vll·) Bath St 173J5 Berl. Quart 2. Mos. 29, 40 Anm., zusammen also etwa 50 Quart in je einen]. Die große Quantität des hiernach in Wein verwandelten Wassers (300 Quart) ist aus dem Segens-Charakter des Wunders (vgl. die wunder- baren Speifungen) begreiflich, wobei anzunehmen ist, daß der Ueberfluß nach der Absicht Jesu dem Hoch- zeitspaare zu gute kam; auch ist zu beachten, daß« dem HErrn die Bestimmung der Weinmenge durch die einmal dastehenden sechs Kriige gegeben war und er daher, wenn er überhaupt als seguender Wnnderthåter nicht das bloße Bedürfuiß abzumessen hat, um so nähere Veranlassung hatte, nicht unter dieser von den Umständen dargcbotenen Quantität zu bleiben und etwa l oder 2 Krii e zu verwandeln und die übrigen nicht. (Meyer.) enn man das Beden- ken erhoben hat, die Menge des Weins thue der gast- lichen Ueppigkeit Vorschub, so könnte man ebenso gut verlangen, daß Gott wegen der Säufer keinen guten Herbst gewähren dürfe; der Mißbrauch war aber in diesem Kreise, bei der Anwesenheit Jesu und im An- gesicht des mit heil. Scheu erfüllenden Wunders am wenigsten zu befürchiem (Hengstenberg.) Hierbei läßt Christus merken, daß er kein Mißfallen hat an der Köstung der Hochzeit noch an allem, was zur Hochzeit gehört, als Schmuck und-Fröhlichsein, Essen und Trin- ken, wie das der Brauch und des Landes Sitte sor- dert, welches doch scheint, als sei es ein Ueberflttß und verlorne Kost und weltlich Ding, sofern doch, das; solches alles seine Maße habe und einer Hochzeit ähn- lich sei. Ob bei den Juden Tänze gewesen sind, weiß ich nicht, aber weites Landessitte ist, gleichwie Gäste laden, schmücken, essen, trinken und fröhlich sein, weiß ich nicht es zu verdammen, ohne die Uebermaß, so es unzüchtig oder zu viel ist. Daß aber Sünden da ge- schehen, ist des Tauzens Schuld nicht allein, sintemal auch über Tisch und in den Kirchen dergleichen ge- scheheu, gleichwie es nicht des Essens und Trinkens Schuld ist, daß etliche zu Säuen darüber werden. So es aber züchtig zugehet, lasse ich der Hochzeit ihr Zliecht und Gebrauch und tanze immerhin. (Luther.) Die 6 Krüge, genau der Zahl der Jesutn begleitenden Jün- ger eutsprechend, wurden der Ausdruck der Dankbar- keit derselben gegen den Hausherrn und ein bleibendes Denkmal von dem Segen des Meisters über die neue unter seinem Walten gegründete Haushaltung (Godet.) Luther deutet die G. Krüge thpologisch von der Arbeit und Mühe, welche die Juden in solcher Reinigung haben, weil nicht der Sabbath, der siebente Tag da ist; dieser siebente Tag bricht jetzt an, es ist der große Tag des Messias, des HErrn Jesus Christus. (Nebe.) Der HErr giebt hier eine irdische Vorausdarstellung jenes Hochzeitsmahles wo er mit ihnen von! Gewächs des Weinstocks im Reiche seines Vaters trinken werde. (v." Hofmannh Der gewöhnliche Gebrauch dieser Kriige wird angegeben: sie waren ,,nach der Weise, uach Maßgabe der Reinigung der Indem« also um all den mancherlei Zwecken zu dienen, auf welche bei St. Mareus in der oben angeführten Stelle hingewie- sen wird, wozu viel Wasser erforderlich war; daher die großen Krüge Ferner ist zu bemerken, wie der Ausdruck: nach der Reinigung der Juden, zu erken- nen giebt, daß der Verfasser des Evangeliums, als er es schrieb, weder unter Juden lebte 11och sich selbst ferner zu ihnen zählte. Endlich aber wird eine Be- merkung über den eigenthiixitlicljeti Charakter des hier erzählten Wunders nicht zuriickgewieseii werden können. Wenn der HErr in Matth ll, 5 von Johannes dem Täufer verlangt, daß er in den von Jesu verrichteten N« T« I. L. 3 34 Evangelium Iohannis 2, 7——9. Thaten die Erfiillung der Weissagungen: Jes. 29, 18 f.; 35, 5 f., also den Anbruch der messianischen Zeiten erkenne, so ist damit seinen Wundern die Bedeutung von Zeichen, welchen Namen sie ja auch tragen, unwidersprechlich gesichert; der HErr verlangt, daß man sie nicht hinnehme als einfache Thatsachen für sich, sondern erkenne, was uns durch sie gezei t werden soll. Anknüpfend nun an den angegebenen weck des Wassers in den Krügen, daß es zur Reinigung nach jüdischer Weise, also zur äußerlichen Reinmachung dienen solle (Hebr. Ei, l3), ist darauf hinzuweisen, wie durch die Verwandlung des Wassers in Wein die Um- fetzung aus dem alt- in das ueutestamentliche Wesen bedeutet wird. Aus detn Wasser der vorbereitenden mosaischen Oekonomie macht Jesus den Wein der neu- testamentlichen ErfüllungxMatth 9, 17); an die Stelle des Wassers zur äußeren Abwaschung setzt er das Mittel innerer Belebung und Kräftigung; statt der bloßen symbolischen Reinigkeih die doch das alte We- sen nicht aufheben konnte, den Geist des neuen Lebens. Somit tritt dieses erste Zeichen, vermöge seiner tiefen, weitgreifenden Bedeutung, mit vollem Fug an die Spitze aller verwandten Thaten Jesu als eine Offenbarung, in welcher sich der ganze Zweck seiner Sendung auf- schließt, aber freilich noch, so zu sa en, sich auf eine verborgene Weise aufschließt, angemessen der Stufe der Niedrigkeit, auf der der HErr noch steht, und so, daß nicht die Augen des Fleisches, sondern des Geistes durch den Glauben vermögend sind, seine Herrlichkeit zu fassen. (v. Burgen) · » · 7. Jesus sgleich nachdem Maria den Dienern die» Anweisung m V.5»gegeben] spricht zu ihnen: Fullet die Wasserkruge sdie durch den Gebrauch für die Zwecke der Reinigung V. 6 nun leer ge- worden, von Neuem] mit Wasser. Und sie svon einen! Zuge des Geistes Gottes geleitet, der nicht mechanisch oder als willenlose Werkzeuge sie. ge- horchen ließ, sondern zu entgegenkommendem wenn auch unbewußten Mithelfern an dem Wunderwerk sie machte] fülleten sie bis« oben an swie es der Absicht des HErrn entsprachs « , 8. Und er sder unter dem Fällen sein Werk der Verwandlung schon vollbracht hatte] spricht zu ihnen: Schöpfet nun sans den Krügen in ein Trinkgefäß, was ihr in jenen habt — nicht Wasser, sondern Wein) und bringeks dcm Speis emeister sdem Ordner des Mahls Sir. 32, 1., damit er prüfe]. Und sie brachten? swas sie geschöpft und in die Gefäße eingegossen hatten, bei welchem Geschäst des Schöpfens sie denn bereits inne ge- worden, was mit dem Wasser unter dem Fällen der Krüge vorgegangen war; sie hüteten sich aber, bei ihrem Hinreicheii den Stand der Dinge zu verrathen, sie reichten Wein ohne zu bemerken, daß derselbe zuvor Wasser gewesen, und trafen mit feinem Sinne ganz den Sinn des HErrns Mit ihrem Wort an die Diener, das bei diesen auf einen empfänglichen Boden fiel, hat Maria die Stunde, die bisher noch nicht gekommen war, herbei- geführt, daß der HErr erkannte, er habe schon jetzt nach dem Willen des Vaters seine Herrlichkeit zu offen- baren; wir gewahren hier an Maria und den Dienern (vorhin hatten sie mit der Anzeige des eintretenden Weinmangels sich an Maria gewendet und nun hatte diese sie an ihren Sohn als den alleinigen Aus elfer verwiesen) etwas von dem, was die Worte der ula- mith im Hohel. l, 12 besagen wollen: ,,da der König sich her wandte, gab mein Narde seinen Geruch« Daher ist es auch eine gewisse Befriedigung und Freu- digkeit, mit welcher Jesus zu den Dienern sich be iebt und ihnen seine erste Weisung ertheilt, die sie dann ist««- feits nicht als bloße Diener des Hauses, sondern viel- mehr als seine Diener, wie von Gottes Geiste erfaßt, befolgen; daß sie dabei nichtglauben, es gälte abermals das Mittel zu einer jüdischen Reinigung herbeizuschaffen, liegt auf der Hand, denn die vor Tische war vorüber und zu der nach Tische war noch nicht Zeit, sie befin- den sich also in derselben Lage, wie hernach die Apostel bei dem doppelten Speisungswundey als sie das Volk sich lagern ließen nnd dem HErrn die Brode brachten, daß er sie segne, etwas Großes ahnend und von Hoch- gefühl ergriffen; wenn auch natürlich nicht wissend,- was da geschehen werde, haben sie doch ein Bewußt- sein davon, daß dieses ihr Wasferschöpfen mit dem Weinmangel, den sie recht wohl kunnten; in irgend einem näheren Zusammenhang stehe. Es kann keine Frage sein, daß der Vollzug der Verwandlung in die Zeit des Fsiillens der Krüge fällt, nicht in die des Schöp- fens aus denselben; das geht aus dem weiteren Wort des HErrm ,,schöpfet nun und bringet es dem Speise- meisten« deutlich hervor, was ja das Wunder als be- reits geschehen voraussetzt Was die Art und Weise der Verwandlung betrifft, so sagen die Kirchenvätey es sei hier nichts anderes geschehen, als was in lang- samer Entwickelung sich alljährlich im Weinstock dar- ftellez sie fassen also das Wunder als einen beschleu- nigten Naturproeeß, was jedoch mancherlei Bedenken gegen sich hat, jedenfalls ist es bezeichnenden» wenn man es mit Neander als eine Potenzirung der Kraft des Wassers zur Kraft des Weines charakterisirtz nur daß wir statt ,,Kraft« lieber ,,Wefen« sagen möchten Gerade in demVerwandeln, sagt Schulze, besteht das Eigenthümliche dieser That, durch die Jesus von Anfang an auf alle feine Wunder und überhaupt auf seine Erlösungs- und Heilandsthätigkeit ein helles Licht verbreitet; denn verwandeln heißt nicht zerstören und an Stelle des Zerstörten etwas Neues setzen, sondern etwas in einen treuen Zustand versehen, so daß-von dem vorigen alten nichts mehr zu inerken ist. Alles, was dereinst aus der Schöpfungshaiid seines Vaters hervorgegangen oder von ihm gewollt war, das will und kann der- HErr nicht vernichten, wohl aber soll das Natürliche in einen ueuen Zustand verfetzh ver- wandelt werden; darum bleiben alle natiirlichen Ver- hältnisse im Christenthuni bestehen, die Familie, der Staat, Wissenschaft, Kunst —— nichts wird zerstört, nur durch den christlichen Geist in den vollkommenem von Gott gewollten, seiner Bestimmung gemäßen Zustand versetzt. Aehnlich spricht sich Godet dahin aus: Wenn das Werk der Natur der letzte Gedanke des Schöpfers wäre, so wäre unstreitig das·Wunder im höchsten Grade unwahrscheiiilichx denn eine solche Thatsache würde wie eine åliachbesseritng aussehen, und ein sol- ches Verfahren wäre eines solchen Meisters unwiirdig Wenn« aber die gegenwärtige Natur ein Entwurf ist, aus welchem sich unter åbiittvirkung des freien Ge- schöpfs ein höheres Werk entwickeln soll, in welchem die Materie einfach das Organ und der Abglanz des Geistes sein soll, so ist das Wunder für den Denker die vorläufige Erscheinung, das entzückeude Vorspiel dieser neuen Ordnung der Dinge; es ist kein Zahlungss abschluß, sondern ein Angeld· Ausführlich hat Nebe nachzuweisen versucht, wie der Begriff der Offenbarung mit innerer-Notwendigkeit Wunder erfordert. Die Verwandlung des Wassers in Wein. 35 Sünde, schreibt derselbe, hat den Ebienschen aus der Gottesnähe entfernt und ihm die Organe, niit welchen er Gott inne werden kann, verschlosseuier ist ein phy- sisches Wesen geworden, ein natürlicher Mcnsch, dessen gerz an dieser Welt hängt und dessen Sinne nur " innlichem erschlossen sind. Will Gott sich offenbaren, so muß er sich den äußeren Sinnen auf handgreifliche Weise kimdgeben, er muß durch die Sinne den ganzen Menfchen erregen; die Wunder sind sozusagen der Stimmhammer, welcher die Saiten in dem 9Jieiischeii- herzen wieder auszieht und spannt, in die der heil. Geist dann hineingreifen will — nur unter der Folie (Unterlage) des Wunders kommt die Offenbarung Gottes zu Stande. Jst dies das Verhältniß wischen beiden, so versteht es sich von selbst, daß das under, welches der Offenbarung dient, mit dem, was geosfen- bart werden foll, auch in einer gewissen Harmonie, in einer geistigen Verwandtschaft sich befinden muß; das betreffende Wunder foll ja einer bestimmten Offen- barung den Weg zum Herzen bereiten. Die Offen- barungen Gottes nun haben ein gemeinschaftliches Ziel, einen großen Centralpunkt; sie zielen alle auf ein und dasselbe, nämlich auf die Erlösung ab. Erlösung ist aber nicht eine neue Setzung, eine zweite Schöpfung: die Schöpfung ist ein absolutes Sehen; die Erlosung ist dies durchaus nicht, sie setzt vielmehr eine erste Setzung voraus, sie will dieses Gefetzte, ·welches sich in einen abnorinen Zustand versetzt hat, wieder ziirecht sehen, erlösen heißt die Bande eines Gebundenen lö en, einem Gefangenen wieder zu seiner Freiheit verhelfen — eine Wiederherstellung in den vorigen Stand, eine Wiederherstellung in den Stand der Un- versehrtheiv das ist die Erlösung. Wie aber die Er- lösung, indem sie den gefallenen Menschen von der Sünde befreit, um darnach sein Wesen zu poteiiziren und zu verklären, so werden wir erwarten müssen, daß demnach auch das Wunder in entsprechendem Pa- rallelisnius das Vorgefundene, das Voransgesetzte, indem es geschieht, zu »eine»r höheren Existenzweise fordert. Jedes Wunder ist ein Glied in der Kette, an welcher der große Gott Himmels und sder Erden durch die allniächtige Kraft seiner heilsamen Gnade die Erde aus den Angeln der Sünde herausheben und hineinversetzen will in die selige Kindschaft Gottes; Jedes Wunder ist ein vervollstäudigender Bestandtheil der Offenbarungsgeschichtz ein»sicheres Merkzeichem daß wieder eine große Stunde in dem Reiche Gottes geschlagen hat. Es erscheint aber in dem Spiegel des hier vorliegenden Zeichens, wenn man zunächst auf die sechs steinernen Wasserkriige vor Vollbrin ung des Wunders blickt, das Judenthum gleich den erktagen, denen der Sabbath fehlt, gleich der Mühe und Arbeit, welcher der Friede und die Freude des heil. Geistes noch abgeht; es zeigt sich, wenn nian darnach die Kriige nach Vollbringung des Wunders ins Auge faßt, der Unterschied der beiden Haushaltungen aus’s Deut- lichste: hier Gesetz, dort Gnade, hier äußerliche Reini- gun , dort innerliche Erfreuung Aber es findet keine Neutschassung statt, sondern die Substanz des Wassers eht über in die des Weines; so soll ja auch das alte estanient verklärt werden in das neue. Christus aber, der hier durch seine Gabe an die Stelle des Bräutigams tritt, vollzieht diese Wandlung; so offen- bart sich hier Christus als der wahrhaftige Messias. Zu beachten ist auch Lanipe’s Bemerkung: Während die Wunder Mosis anfingen niit der Verwandlung Wassers in Blut ("2. Mos. 7, H ss.), fangen die Wun- der Christi an mit der Verwandlung Wassers in Wein; dadurch trat der große Uiiterschied Mosis und Christi ans Licht («2. Cur. B, 7 f.), jener trägt das Amt des Todes, dieser des Lebens. Endlich führen wir noch Steinnieyer’s Ausdeiitnng des Wunders an. »Die ganze Darstellung ist darauf berechnet, die That Jesu als eine Verwandlung zu betonen. Es ist dies nun zunächst symbolisch zu verstehen: die Herrlichkeit Dessen tritt hier zu Tage, der weder zer- stört noch schafft, und der doch das Alte neu macht -— es ist die Herrlichkeit des Wiederherftellers, des Erlösers Aber zu diesem symbolischen Moment tritt das prophetische hinzu; es wird dein Reiche Gottes gelingen, die Verwandlung des Alten in das Neue auf Erden zu vollenden (Osfenb.21, 5). Das Wunder zu Kana eröffnet in dem vierten Evangelium die ge- sammte Wirksamkeit Christi auf Erden; eben diese Stellung an der Spitze bestärkt uns in der Ueberzeu- gnug, daß dasselbe symbolisch-prophetisch die Herrschaft deute, welche das Reich Gottes aus Erden ini sieg- reichen Laufe gewinnen wird-« Unfererseits fügen wir dem noch hinzu, daß hiernach die Offenbarung St. Jo- annis in ein ähnlich Ver ältniß zu dem vierten vangelium tritt, wie die poftelgeschichte St. Lucä zu dem dritten Evangelium, es ist gleichsam die zweite Rede zu jener ersten; wie aber das vierte Evangelium eine Ergänzung des dritten (sowie auch des zweiten und ersten) ist, so ist die Offenbarung gewissermaßen eine Ergänzung der Apostelgeschichte, nur daß sie natür- lich als prophetisches Buch den Thatsachen voraus- geht, während die Apostelgeschichte als ein historisihes Buch ihnen nachfolgt. Es bestätigt sich hier auf’s Neue, was wir schon mehrmals zu beobachten Ge- legenheit gehabt haben, daß der dritte und der vierte Evangelist in einer gewissen Wahloerwandtschaft mit einander stehen, daß sie als der Abschluß des neutesta- mentlichen Schriftthums in einander greifen, wie die Glieder einer Kette, und daher gewiß au gegen Aus- gang des apostolischen Zeitalters in per önlicher Be- rührung mit einander gestanden haben, wie unsre Darstellung der Zeitverhältnisse seit der römischen Ge- fangenfchaft des Paulus bis Hut: Zerstörung Jerusalems im il. Anhang zu diesem ande dies näher darlegt. I. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war [im Grundtext steht: das Wasser geworden zu Wein — der Evangelist richtet hier die Aufmerksamkeit der Leser zunächst darauf, was vorher dagewesen, um dar- nach erst zu bemerken, was nunmehr geworden, während Luther gleich von dem bereits geworde- 1ien redet und erst nachträglich einfließen läßt, wie es zuvor daniit gestanden; im Folgenden kommen dann der deutsche und der griechische Text wieder überein, da auch in diesem bei deni ,,woher (x) war« das x = er, der Wein, den er schmeckte, zu nehmen ist],nnd wußten nicht, von tvannen er kam sda er bei den in V. 7 u. 8 er- zählten Vorgängen im Vorplatz des Hochzeitzim- niers nicht Augen- und Ohrenzeuge gewesen war] —- die Diener aber wußten’s, die das Wasser geschöpft hatten fund hätten, wenn sie nach dem «,,von wannen« gefragt worden wären, können Befcheid geben] ——, rufet der Speifemeister dem Bräutigam [ihm ohne Weiteres die Unterstellung machend, daß derselbe den Wein noch in Vorrath gehabt habe, ohne sich etwas davon merken zu lasseii], spl- 36 Evangelium Johannis 2, 10. 11. 10. Und spricht zu ihm: Jedermann [in der Welt, wenn er ein Gastmahl aUsrichtetJ giebt sseinen Gästen] zum ersten guten Wein sum Ehre bei ihnen einzulegen], nnd [erst] wenn sie trunken worden sind sund gut oder gering nicht mehr zu unterscheiden wissen], alsdann den geringer-n sum feinen Borthei·l wahrzunehmen und Kosten zu sparen]; du hast fes umgekehrt gehalten, hast vorhin uns den geringeren Wein vorgesetzt und dagegen] den guten Wein [in dem, den du jetzt uns reichen lässest] bisher behalten. Jn Betresf dieses Speisemeisters fragt es sich zunächst, welche Stellung er äußerlich zur Hochzeits- gesellschast einnahm; die griech. Sprache unterscheidet nämlich bei Gastmählern zwischen dem arehitrietinos oder Tis chwart, dem Obersten der Tischdieney welcher die Obsorge für Speisen und Getränke und die ganze Eiurichtung des Slliahls hatte und zugleich der Vor- koster der Speisen und Getränke war, und dem synv posioaretios oder Trinkwart (arbiter bibenäix wel- cher von den Gästen selbst aus ihrer Mitte gewählt wurde. Da im Grundtext das erstere Wort gebraucht wird, so scheint es, daß wir auch hier an jenen Tafel- meifter zu denken haben; dem widerspricht aber, daß er einerseits den Dienern fern und andrerfeits zu dem Bräutigam in einem vertraulichen Verl)ältniß steht, wir haben vielmehr ein jüdisches Mahl hier vor uns, auf welches wir die Unterscheidung der Griechen und Rö- mer nicht übertragen dürfen, sondern es fällt bei dem- selben der Begriff des Trinkwart mit dem des Tisch- wart zusammen, es gab da eigentlich nur einen he— gnmenos, wie in Sir. 32 (nach anderer Zählung 35), I ste t, der zn den Gästen, nicht zu den Dienern gehörte un auch in 2. Mute. L, 28 (27) in Betracht kommt. Auch Luther hat sich die oben bei V. 1 angeführte Meinung des Nicephorus angeeignet, wonach der Bräutigam Simon von Kann war, den wir in Matth. 10, 4 unter den 12 Aposteln des HErrn fin- den; und da wir in demselben einen von den in Mark. 6, 3 namhaft gemachten vier Brüdern Jesu, d. i. nach- gelassenen Söhnen des Bruders seines Pslegevaters Joseph, des Alphäus oder Kleophas, mit denen er nach der zu Matth. 2, 23 gegebenen Darstellung sei- ner verwandtschaftlichen Verhältnisse im Elternhause zu Nazareth aufwnchs, wiedererkannt haben, so kön- nen wir unsrerseits uns wiederum Lnther’s weitere Auslassung aneignen: ,,ist wohl zu denken, daß Bräu- tigam und Braut inüssen der heil. Mutter Maria nahe zngehört haben und ihre nahe Freunde gewesen sein, weil sie selbst da ist und hilft regieren, und nimmt sich des Thuns an, als sei ihr sonderlich daran gelegen, da sie Mangel sieht; denn die liebe Mutter Maria sich nicht so leichtfertig in fremde oder weite Freundschafh Hochzeit oder Köste mengen würde, da wohl andere nahe Freundschaft gewesen wäre« Es liegt nun da nahe anzunehmen, daß unser Speisemeister der Ehe- gatte eines von den in Mark. 6, Z» erwähnten Schwe- stern Jesu war; nienn wir in Folgendem seine innere Stellung zu dem HErrn und seiner Wunderthat wer- den näher besprochen haben, wird sich ergeben, daß bei ihm sich schon jetzt derjenige Sinn zeigte, der in Kap. 7, 3 sf.; Mark. s, 21 ff. die Brüder Jesu charak- terisirt, und werden wissen, an welcherlei Verwandte wir beidiesen Brüdern zu denken haben. Jn der Regel gehen die Ansleger an dem Verhalten und dem Ausfpruch des Speisemeiftersu ,,jedermann giebt zum ersten guten Wein, und wenn sie trunken worden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bis- get behalten,« ziemlich gleichgiltig vorüber. Das eugniß des Speisemeisters für die Wirklichkeit des Weins, schreibt z. B. Hengstenberg, und für die Güte desselben, das allein ist es, warauf es hier an- kommt, und an dem »wenn sie trunken worden sind« zu künsteln ist nicht die geringste Veranlassung. Sie behandeln sein Wort etwa als »ein nach dem Kosten des Weins in heiterer Ueberraschung fcherzend ge- sprochenes Wort;« er spricht, bemerkt z. B. v. Burger, nach Maßgabe dessen, was sonst wohl vorgekommen sein mag, ohne Ahnung davon, was sich hier begeben hat, als ein nur um so unbefangenerer Zeuge. Mit der Hinweisung aus den Unterschied zwischen dieser Hochzeit und einer gewöhnlicheu: ,,f onst zuerst guter Wein, dann truukene Gäste und schließlich geringer Wein; hier zuerst geringer Wein, keine trunkenen Gäste und endlich anz köstlicher Wein,« meint man wohl den ganzen ewinn aus unsrer Stelle erschöpft zu haben. Wir müssen aber die Sache ernster fassen: gehörte der Speisemeister zu dem Verwandtenkreise des Hauses, pwie das ja mehr als wahrscheinlich ist, hatte er mit angehört, was die fechs Jünger, die Je- sus bei sich hatte, von ihm zu erzählen wußten, kannte er den anfänglichen Mangel, war Augen- und Ohren- zeuge der Verhandlung zwischen Maria und Jefu ge- wesen (V. 3 f.), hatte er zuerst die Maria hinaus- gehen sehen zu den Dienern, dann Jesum hinausgehen sehen und nach einiger Zeit die Diener hereinkonimen und ihm Wein zum Kosten präsentiren, dann ist sein Wort nicht mehr ein Scherzwort an den Bräutigam, dann ist es vielmehr ein Unglaubenswort, womit er über Jesum und sein Wunder zur Tagesordnung über- gehen und Bräutigam und Mitgäste von der Auf- merksamkeit auf das, was geschehen, ablenken "will. Und so scheint uns, daß dem Evangelisten es bei sei- nem Berichte hier nicht sowohl darauf ankommt, die Wirklichkeit und Güte des Weins zu konstanten, wie Hengstenberg meint, denn dazu bedurfte keiner der Gäste des Zeugnisses ihres Speisenieifters, dazu hatten sie ihre eigenen Gefchmacksnervem wenn sie hernach tranken; was vielmehr dem Evangeliften den Griffel regiert hat, als er unsre beiden Verse schrieb, war der« innere, tiefe Schmerz, der sein Herz erfüllte, daß» leich bei dieser ersten so herrlichen Wunderthat Christi es sich so anließ, wie er in Kap. 1, 11 gesagt hat: ,,er kam in sein Eigenthum und- die Seinen nahmen ihn nicht auf-« Von diesem Standpunkt der Betrachtung ans sind die Worte: »und wußte nicht, von wannen er kam, die Diener aber wußten es, die das Wasser geschöpft hatten,« nicht sowo l eine Entschuldigung, wie es auf den ersten Blick s einen könnte, sondern im Gegentheil eine Anklage. Es lag so nahe, zu fragen, und die da Bescheid geben konnten, standen unmittelbar vor ihm; aber der Speisemeister hat keine Lust zn fragen; von denen, die nicht blos als Bringer von Wein, sondern auch als Verkiindiger einer herr- lichen Botschaft, als Zeugen eines Gotteswunders ihm egeuüberstehem wendet er sich ab, um ihr leuchtendes s ngesicht, worin sich das Bewußtsein einer erhabenen Mission spiegelt, nicht mit ansehen zu müssen, und bringt lieber bei dem Bräutigam einen schlechten Welt- witz an, als daß er zum Herold des ersten Wunder- zeichens des Niefsias Jsraels werden wollte, wozu er berufen ist. Aber, so erkennen wir weiter, er muß auch mit seinem fchlechten Witz zum Propheten wer- den, wie tiachmals Kaiphas in Kap. 11, 49 ff. mit seinem srevelhasten Verführungswort zum Propheten geworden. ,,So verfährt der HErrx zuletzt giebt er den guten Wein; so verfährt die Welt: zuletzt giebt Verhalten des Speisemeisters. Wachsthum im Glauben auf Seiten der Jiingen 37 sie den geringem. Sie lockt mit glänzenden Verspre- chungen und giebt zuerst das Beste, ivas sie austreiben kann; aber bald folgt das Herde, was ihr Eigenes ist. Sie macht trunken und meint, der Berauschte merke nicht, was sie ihm alsdann biete; aber wenn er zur Nücltternheit zurückgekehrt ist, dann nimmt er der Täu chung wahr. Auch der HErr giebt Versprechuiigem die Krone der Gerechtigkeit stellt er in Aussicht; aber er verhehlt es iiicht, schmal sei sein Weg und eng die Pforte zum Leben. Zuvor verlangt er eine Wieder: geburt aus dem Wasser, bittere Thränen der Buße; aber dann salbt er mit Freudenöh und sein heiliger freudiger Geist enthält uns. Setzest du nicht Miß- trauen in den, welcher dir die Erreichung eines hohen Gutes so leicht und mühelos darstellt? hegst du da nicht Zweifel entweder über die Preiswürdigkeit dieses Gutes selbst oder über die Gewißheit, fein theilhaftig zu werden? Dagegen, wo Schwierigkeiten vorausge- sagt, Schnierzeii als Bedingungen gestellt, für den Anfang nur geringe Geniisse verheißen werden, ur- theilst du da nicht, hier sei Aufrichtigkeit und Treue ohne alles Falsch? Ja, auch hierin finden wir einen Strahl der Herrlichkeit Jesu als einer Herrlichkeih gleichwie voller Gnade, so voller Wahrheit, und auch das läßt uns jeden Unglauben als eine Versün- digung an dem allergewöhnlichsten natürlichen Gefühl für Recht und Wahrheit erkennen« Jst so der Speise- meister der ächte Dolinetscher der Welt und ihres Sinnes, so ist er auch mit seinem eigenen Herzen ein Kind der Welt und der Repräsentant aller Weltkinder dem Sohne Gottes und seiner Gemeinde gegenüber. ,,Christiis legt, indem er zu den Dienern sagt: schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister! der Welt sein Werk gleichsam zur Beurtheilung vor. Wie er zu den Aussätzigen sagt, die er geheilt (Luk. 17, 14): gehet hin und zeiget euch deii Priestern! und da hin- zufügt, daß das gereiche1i solle zu einem Zeugniß über sie (Matth. 8, 4), so wird auch in unsrer Ge- schichte das sittliche Gericht des Erlösers über die Welt offenbar. Der Speisemeister erklärt den Wein, in welchen Christus das Wasser verwandelt hatte, für gut, für den besten, den er genossen; so erklärt die Welt noch immer die Wirkungen des Erlösers für gut, für besser als alles Natürliche, was ohne ihn gewor- den. Christliche Liebe, Treue, Redlichkeit, Einsigkeit erkennt sie lobend an, und weiß diese christlichen Tugenden auch ar wohl zu unterscheiden von blos natürlichen EigenFchaften, welche in ihren Erweisungeii znwar jenen ähnlich, aber ihrem Grunde und ihrer ichtung nach wesentlich von ihnen verschieden find; diese Anerkennung spricht sie nicht blos aus, weil es doch am Ende eine Verleugnung alles Wahrheitssinnes sein würde, hier tadeln zu wollen, sondern deshalb vornämlich, weil sie selbst davon einen Genuß hat. Wie der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser ewesen war, und daran einen Wohlgeschiiiack fand, o schmeckt die Welt die Wirkungen des Erlösers und wünscht nichts sehnlicher, als daß diese Wirkungen vollständiger und allgemeiner wären; sie fühlt, wie alsdann jene ängstliche Vorsicht, jene mannigfache Be- sorgniß, welche jetzt die·Klughei«t anräth, unnöthig, wie alsdann die Sicherheit des Eigenthunis und der Ehre verbürgh eine strenge läftige Aufsicht über Andere überflüssig sein würde, und sie beklagt es, hier nur kosten zu können, nicht mit vollen Zügen genießen zu dürfen. Aber sie begehrt »nur das Er ebniß der Wunderwirkungen Christi, Jedoch ·ihn selbst ver- schniäht sie; das Ziel, das er verfolgt, behagt ihr, xedoch den Weg dazu verachtet sie. Ja, wie der Speisemeister so thut, als habe der Bräutigam den Wein herbeigeschasfh als sei ein großer Vorrath schon dagewesen und nur absichtlich bisher iioch behalten worden, so thut die Welt noch immer so, aus ihrem Schooße komme das hervor, wovon die Diener des HErrn wissen, Er allein hat es gespendet; sie glaubt in sich selbst eine Fülle von Lebenskraft zu besitzen, sie dürfe ihre verborgenen Kainniern nur öffnen, sie brauche ihre Kräfte nur zusammen zu nehmen, dann würde es sich zeigen, über welch ein Kapital sie zii verfügen habe« Jm Gegensatz zu dem Speisemeister stehen die übrigen Hochzeitsgästh besonders die Braut- leute und die Jünger; die werden jedenfalls hier die Diener nach) den näheren Umständen gefragt haben, und es wir nun ein Rühmen und Preisen des Wun- derthäters laut geworden sein, vor welchem der Speise- meister mit seinem Wort sich verkriechen mußte. So wird einst auch alles Spotten der Weltkinder zu Schandeii werden: ,,da wird das Lachen werden theuer, wenn alles wird vergehn im Feuer, wie Petrus davon schreibet.« (Es ist gewißlich an der Zeit — V. L) 11. Das swas hier erzählt worden V. 7f.] ist das erste Zeichemdas Jesus that sseine Wunderwirksamkeit damit eröfsnend], geschehen [ist es, um noch einmal V. 1 darauf hinzuweisen, weil die O»ertlichkeit von Bedeutung ist] zu Kana in Galilaa sin welcher Landschaft hernach die meisten seiner Wunderwerke geschehen sind Jes. 9, I f.; Matth. 4, 14ff., so daß die drei ersten Evangelisten, welche darauf hauptsächlich ihre« Aufmerksamkeit gerichtet, bis zur Leidensgeschichte fast ausschließlich mit der Wirksamkeit des HErrn in Galiläa es zu thun haben) und ossenbarete fgleich in diesem ersten Zeichen] seine Herrlich- keit [eine Herrlichkeit als des eingeborenen Soh- nes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit Kap. I, 14].· Und seine Junger sdie sechs, die er schon Jetzt zu sich gezogen hatte, und dazu auch die drei unter seinen Brüdern, die er 1iach- nials unter die Zwölfe aufnahm, Jakobus der Jüngere, Judas Lebbäus und Simon von Kana Matth. 10, 3 f.] glaubten an ihn. Als Kind hat Jefus keine Wunder gethan, wie die apokrhphischen Evangelien fabeln; Jetzt inacht er den Anfang. (Heubner.) Zeichen nennt Johannes das Geschehene, weil sein Zweck nicht in der nächsten Wir- kung ausging, sondern weil diese selbst etwas Weiteres bedeutete, woraiif das Geschehene hinwies und auf- merksani machte. Was dies war, sagt der Zusatzx »und offenbarete seine Herrlichkeit«; die· Herrlichkeih von der in Kap. I, 14 gesagt ist, daß die Jünger sie geschaut haben, auf welche Jesus sie in Kap. 1, 52 hinwies, leucl)tete hervor in diesem Zeicheii und wollte darin erkannt sein. (v. Burgen) Die Herrlichkeit Christi ist seine Würde als eingeborner So n; nun ist diese Herrlichkeit iErer Natur nach den lickender Erdenbewohner ver orgen, aber die Wunder sind ihre in die Augen leuchteiideii Zeicheii. Sie thun dem be- fchränkten Verstande die unbegrenzte Freiheit kund, mit welcher der Sohn uber Alles· bei-fügt, die unbe- schränkte Gewalt, mit ivelcher die Liebe des Vaters ihii bekleidet hat (Kap. ·3, Es ist dabei zu mer- ken, daß es heißt: ,,sein·e zgerrlichkeit«; damit wird ein tiefgehender Unterschied geniacht zwischen Jesus und allen göttlichen Gesandten, welche vor ihm Wun- 38 der gethan haben. Jn den Wunderthaten der letzteren sah man die Herrlichkeit Jehovcks (2. Mos. 16, 7),. niemalsihre eigene; die Thaten Jesu dagegen offen- baren seine eigene Herrlichkeit, indem sie von seiner Sohneswürde zeugen. (Godet.) Das Zeichen unter- scheidet sich von dem Wunder (in Kap. 4, 48 werden Zeichen und Wunder mit einander verbunden) so, daß bei dem ersteren die objektive Bedeutung und der Zweck in’s Auge gefaßt wird, bei dem letzteren die dadurch hervorgerufene subjektive Empfindung, mittelbar also das Llußerordentlichq den gewöhnlichen Naturlaus Uebersteigendex .alle Wunder sind Zeichen, doch sind nicht alle Zeichen auch Wunder, indem zuweilen auch gewöhnliche Dinge als Zeichen angewandtswerdein hier aber ist nach dem Zusammenhange von einem Wunder-Zeichen die Rede. (Hengstenberg.) Während die meisten übrigen Wunderthaten, die wir bei Jo- hannes lesen, die Bestimmung haben, gewisse Epochen in dem Leben Christi zu bezetchnen und zu begründen oder als die Veranlassungen zu längeren Reden und Gesprächen, die der HErr in Folge derselben gehalten und gepflogen hat, auf diese selbst ein erläuterndes Licht zu werfen, so unterscheidet sich von ihnen die vorliegende Wundererzählung dadurch, daß sie weder mit dem Vorhergehenden oder Nachfol enden in irgend einem wesentlichen Zusammenhange teht, noch auch die Trägerin hoher und herrlicher Worte ist, die der HErr dabei gesprochen hätte. Der natiirliche Schluß, den wir daraus ziehen, ist dieser, daß dies Wunder zu Kana für den Johannes, der sonst der äußeren Werke des Erlösers so selten gedenkt und nur die in- nere Herrlichkeit des Sohnes Gottes darzustellen be- müht ist, an sich selbst eine besondere Bedeutung müsse gehabt haben; darüber spricht er denn sich selbst aus in den Worten: »und offenbarete seine Herrlich- keit, und seine Jünger glaubten an ihn«. Der Glaube der Jünger, oder vielmehr das Erstarken derselben im Glauben (gläubig waren sie ja schon vorher gewesen) war hiernach eine Folge der in diesem ersten Zeichen offenbar gewordenen Herrlichkeit Christi; da fragt es sich denn, was an der That Jesu das Eigenthümliche gewesen sei, welche eigenthümliche Herrlichkeit des HErrn sich in derselben ausgeprägt habe. So oft nun Jesus ein Zeichen that, geschah es im Dienste der Liebe, und eine jede Zumuthung, daß er zu einem andern Zwecke seine Macht zeigen sollte, wies er entschieden·zurück; von dieser Seite her betrachtet verschwindet Jedoch die zu Kana geleistete Hilfe vor andern ungleich bedeutenderen Wohlthaten Ein eigentliches Unglück, eine wirkliche Noth war hier lgar nicht vorhanden; und wenn man auch sagen wo te, daß nicht wenige Gemüthey etwa insonderheit weib- liche, eine sol e Verlegenheit schwerer ertragen als ein wirkliches eid, vor einer solchen Beschämung sich mehr scheuen als vor einem wahrhaftigen Schmerz, so ist das doch eben ein Mangel, eine Verkehrtheit, die wir hier nicht als Maßstab anlegen dürfen. Was der HErr gab, der Wein, das war kein dringendes Be- dürfniß, sondern nur eine entbehrliche Erhöhung der Freude; und vielleicht ist es selbst gefchehein daß die, welchen die Verlegenheit erspart wurde, ihr Eintreten gar nicht einmal bemerkt hatten. Wie weit steht da- rum diese Hilfleistung des HErrn zurück hinter der Speisung von Tausenden, die ohne sein Erbarmen ver- schmachtet wären in der Wüste, hinter der Wiederher- stellung einer surchtbar zerrütteten Gesundheit, der Zurückrusung des bereits entflohenen Lebens! Jst es hiernach nicht die Gabe des Erlösers, worin sich seine Herrlichkeit offenbarte, so bleibt nichts Anderes übrig, als daß es die Art und Weise gewesen sei, in wel- Evangelium Johannis 2, 11 Anm. cher er sie verliehen. Diese ist nun allerdings eine eigenthiimliche Sonst sprach er, und es geschahz er gebot, so stand es da. Sonst nahm er das Wenige, as vorhanden war, segnete und gab es, und es reichte aus und blieb noch übrig. Also hätte er auch hier verfahren können; er hätte plötzlich die Frucht desWeinstocks verschaffen können, und so wünschte, so erwartete es vielleicht die Maria, als sie zu ihm sprach: »sie haben nicht Wein«; oder wie er später that mit Brod und Fisch in der Wüste, und wie es geschehen war in der. Zeit des alten Bandes mit dem Mehl und dem Oel jener Wittwe, so hätte er auch hier, als es begann an Wein zu gebrechen, das wenige noch Uebrige segnen können, se daß kein Mangel fühl- bar geworden wäre. So wollte er es aber nicht, kla- rer wollte er" seine Herrlichkeit offenbaren und das Licht sollte leuchten allen denen, die im Hause waren; ohne daß seine Hand es berührt, ohne daß sein Mund ein Wort spricht, wird das Wasser zu Wein, das Eigenthümliche feiner That zu Kann besteht in der Verwandlung. Was verwandelt wird, das bleibt nicht in dem alten Zustande, es tritt über in einen neuen, und zwar in einen wesentlich neuen, der mit dem alten nicht einmal mehr eine Aehnlichkeit hat —- noch mehr, durch und durch, ganz und gar in einen neuen; verwandeln heißt nicht verbessern, ausbessern, es heißt nicht in irgend einer einzelnen Beziehung verändern, sondern wie alles Wasser zu Wein wurde, kein Tropfen Wassers zurückblieb, so bleibt bei der Verwandlung nichts in dem alten Zustande, und in- sofern dürfen wir dies Verwandeln eine schöpferische Thätigkeit nennen, dem Weitre sah man es nicht an, daß er vorher Wasser gewesen war. Aber auf der andern Seite heißt verwandeln auch nicht, das Alte zerstören und an dessen Statt ein Neues setzen, son- dern das Verwandeln setzt voraus ein Zurückbleiben des Alten, nur daß es eben in einen neuen Zustand verse t wird. So ließ ja der HExk ausdkiickiich erst das asser schöpfen, und dies frisch geschöpfte Wasser machte er zu Wein: warum erst schöpsen, wenn er es unmittelbar darauf wieder hätte zerstören wollen? Jn beidem liegt deshalb das Wesen der Verwandlung: neuschasfen und doch nicht zerstören, nicht vernichten das Alte und doch ein Neues verleihen; was die Natur gab, das nahm der HErr, aber er ließ es nicht in dem natürlichen Zustande, sondern hieß es durch seine Kraft und Gnade übergehen in einen neuen, den er schuf. Das Erhalten des Alten und das Schaffen des Neuen wird in dem Verwandeln Eins; und das ist die Thätigkeit des"Erlösers, von der wir sagen, daß sie diesem Wunder zu Kana eigenthümlich sei und ihm eine eigenthiimliche Bedeutung verleihe, diese aber ist keine andere als die, daß in solch äußerem Werke seine gesammte erlösende Wirksamkeit sich darstellt und wir hier ein Vorbild haben für seine Thätigkeit im Reiche der Gnade. Das Necht zu solcher Betrach- tungsweise wird uns schon gegeben durch die ausfal- lende Zusammenstimmung der einzelnen Beziehungen in dem Wunder des HErrn mit dem, was uns fest- steht als der Zweck der Erlösung überhaupt. Eine Hochzeit ist die Veranlassungdes Wunders, ein ge- meinsames Mahl der Schauplatz desselben, der Wein aber sein Gegenstand: eine Hochzeit —- bedient sich die Schrist nicht durchgängig dieses Bildes, um die innere Vereinigung Jesu mit seinen Gläubigen darin zu beschrei- ben? ein gemeinsames Mahl — o wie oft spricht das Evan . von einem Abendmahl im Reiche Christi, zu dem iele berufen seien, wenngleich nur wenige der Geladenen es schmecken würden! der Wein —- wie I mannigfach kehrt dies Bild wieder in beiden Testa- Bedeutsamkeit des ersten Zeichens Christi. 39 nienten zur Bezeichnung derselben Sache auf dem Ge- biete des geistigen Lebens! Er bezeichnet die Wir- kungen-der Gnade Jesu Christi an dem Menschen, dazu aber ist er ein überaus passendes Bild: wie er ein erregender stärkender Genuß ist, so will Christi Gnade uns mit neuer Lebenskraft durchgehen, mit neuem Lebe1isniuth erfüllen; wie er eine erheiternde Kraft besitzt, so will Christus schaffen, daß wir uns freuen allewege iii dem HErrnx wie er ein gei- stiges Getränk ist, so will Christus uns seinen heil. Geist verleihen und kraft desselben wesentlich selbst Wohnung in uns machen. Den geraden Ge- gensatz gegen den Wein nun bildet das Wasser als das Gewöhnliche, Gehaltlose, keine kräftige Einwir- kung auf den Organismus Ausübende, das Niichterne und nüchtern Lassende —- ein Bild des Natürlicheiy eine Vezeichnung unsres schalen, matten, schlassen, in der Abgezogenheit von der Gnade Christi befindlichei1 Geistes. Wenn wir nun sehen, wie der Erlöser zu Kana an die Stelle des Wassers den Wein setzt, und zwar in der Weise, daß er das Wasser in Wein ver- wandelt, so werden wir es begreifen, inwiefern dem Apostel Jolfannes dies Wunder so wichtig, ein Bild voll überra chender Wahrheit gewesen ei für die ge- sammte erlösende Wirksamkeit des HErrn, als welche ja nämlich den Zweck hat, an die Stelle des i1atür- lichen Sinnes und Lebens einen heiligen Sinn, ein göttliches Leben zu setzen, und wel e diesen Zweck er- reichen will auf dem Wege der erwandlii1ig. Ja, Christi Wunderwerke im geistigen Leben sind lauter Verwandlungen! Was der HErr gethan hat an dem ganzen menschlichen Geschlechte, es ist nichts Anderes, als daß er Wasser in Wein verwandelt hat; alle Ver- hältnisse und Beziehungen des Lebens, das häusliche, das öffentliche, das religiöse, das Berufs-Leben, alles ist neu geworden —- doch nicht also, als wäre das Alte zerbrochen und an dessen Statt ein neues gesetzt worden, es ist nur vergangen, übergegangen in das Neue, nur verklärt. Was der HErr thut an jeder einzelnen Seele« es ist nichts Anderes, als daß er Wasser in Wein verwandelt; die alten Neigungen, Be- gierden, Gedanken, Hoffnungen, Bestrebungen sind um- geschlagen in neue; aber das Alte ist nicht zerstört, vernichtet ist nur, was der Verwandelung nicht fähig war —- Wasser kann in Wein verwandelt werden, aber nicht Gift in Wein. So ist freilich das Gift der Sünde durch Christum zerstört, sonst aber ist alles Alte nur erneut, nur verklärt. Thränen verwandelt er in Freude, Schwachheit in Kraft, Armuth in Reich- thum, Furcht in Hoffnung; aber er läßt den Grund der Thränem nur daß er dabei verleiht seinen Frie- den, er läßt das Schwachheitsgefühh nur daß er es überschattet mit seiner Kraft, wie es der Apostel be- schreibt in 2, Tor. S, 10. Ja, Verwandelungen siehest du im Reiche der Gnade: sie in’s Werk zu setzen, das ist die Aufgabe des Sohnes Gottes. Eine andere Ausgabe konnte er nicht haben; denn er war nicht ge- sandt zu schaffen, sondern wiederherzustellen, zu er- neuern, wiederzubringen, nicht das dumm gewordene Salz zu zertreten, nicht das Wasser zu verschütten, sondern zu wirken, daß es nicht fades, mattes, ge- schmackloses Wasser bliebe. Und in dem Maße, als er das gethan hat, in demselbigen hat er sich so ganz als den Sohn Gottes erwiesen. Jst dem aber also, werden wir dann dem Apostel nicht Recht geben müs- sen, wenn er spricl)t, Jesus habe hier seine Herrlichkeit geosfenbart? wie kann seine Herrlichkeit mehr offenbar werden, als wenn er erscheint, wie er ist, wenn seine eigentliche Natur und Bestimmung erkennbar wird, wenn es sichtbar wird, daß er die Aufgabe, die ihm der Vater gegeben, erstrebt und gelöst hat? Diese Aufgabe war keine andere als die, die Welt zu ver- wandeln, das verdorbene menschliche Geschlecht Gott zu einem süßen Geruch zu machen, den sündigen Ellienschen zu erneuern zu einem Opfer, das da sei heilig, gerecht und dem Vater wohlgesällig; welch eine Macht aber erforderte das, und welch eine Liebe ge- hörte dazu! Ein ganz neues Geschlecht zu schassen, das wäre keineswegs eine neue Berherrlichung der göttlichen Allmacht gewesen, sondern nur die Wieder- holung einer schon einmal vollzogenen allmächtigen Thätigkeit; nun aber aus diesem Menschen, der ent- fremdet war von dem Leben aus Gott, aus diesem Wasser, in welchem kein Tröpflein Weins, aus dieser Finsternis» in der kein Strahl von Licht, aus diesem sinnlichen Wesen, in dem kein Funke von Geist war, ja aus diesem Stoffe eine neue Ereatur zu bilden, und zwar so, daß kein Zwang stattfinden, keine gebie- teriscåe Nothwendigkeit wirken, sondern die Freiheit des eschöpfs unbeschränkt verbleiben sollte, das er- forderte eine Macht, so großartig, so eigenthümlich, wie sie eben nur der Sohn Gottes offenbart hat und wie wir sie selbst in des Vaters Walten vor der Sendung des Erlöfers nimmer entdecken. Die unaus- denkliche Schwierigkeit dieser Aufgabe erheischt alle jene öttlichen Anstalten, die zum weck der Erlösung etroFfen wurden; deshalb· niußte der Sohn Gottes ins Fleisch kommen und sein Fleisch wiederum lassen, ihm war Arbeit gemacht in der Menschen Sünden und Mühe in ihren Missethaten. Das alles wäre nicht nothwendig? gewesen zu einer bloßen neuen Schöpfung der llmacht, dazu hätte die Stimme des HErrn vom Himmel hingereicht; aber sollte nun eine Erneuerung eintreten ohne ein vorangehendes zerstö- rendes Gericht (Kap. s, 17), ein anderer Weg stand dann nicht offen als der Weg der Verwandelung, und den konnte nur die Liebe erwählen, auf dem konnte nur die Liebe verharren. Und mit welcher Treue at sich der HErr auf demselben behauptet! mit wel er himmlischen Geduld und Selbstverleugnung hat er das mühevolle Werk des Verwandelns unverrückt ge- trieben, alle Versuchungen,»das·fade Wasser lieber zu vergießem beharrlich uruckiveisend . (J·es. ·42, l» ff.)! Diese Macht und diese iebe Jesn, wie sie sich spiegelt in seiner verwandelnden Thätigkeit aus der Hochzeit zu Kana, hat wohl Johannes im Sinne ehabt bei dem Worte: ,,er osfenbarete seine Herrlich eit«; und wenn er bemerkt, dies sei das erste Zeichen, das Jesus gethan, so wollte er ohne Zweifel gleich an- fangs die Regel und das Ziel der gesaminten erlö- senden Wirksamkeit des HErrn bestimmt hervortreten lassen. (Steinmeyer.) Der Err hat hernach Hungrige gespeist, Kranke geheilt, odte auferweckt —- alles hehre Offenbarungen seiner Herrlichkeitl Aber in die- sem ersten Zeichen liegt Etwas, was die andern Wiin- der, obgleich sie sämmtlich ein sreundliches, heilsames, segnendes Angesicht haben, nicht in leichem Maße gegen. Deshalb schließt auch der «vangelist diese ochzeitsgeschichte «ab mit den Worten: »und seine Jün er glaubten an ihn«; sie atten nun von dem Grögeren etwas gesehen, was er HErr ihren Jün- geraugen verheißen hatte (1, 50), und so ward auch ihr Glaube größer. (Besser.) Wie Jesus am mach- seiiden Glauben sich verherrlichn 1)ihn weiter entwickelt, Uüberschwänglich lohnt. (Fr.Arndt.) Die erste Bedingung des Glaubens ist das Zeugniß (Kap.1, 19—34); nachdem er durch dies indirekte Mittel geweckt ist, befestigt er sich durch die persönlicheBerühruiig niit seinem Gegenstand (1,35—51); endlich wird ihm in diesem persönlichen Verhältniß Gelegenheit geschenkt, 40 Evangelium Johannis 2, 12——l4. solche Erfahrungen von der Macht und der Güte des Wesens zu machen, an welches der Glaube sich angeschlossen hat, daß er dadurch unerschütterlich be- festigt und begründet wird (2, 1—10). Dann erst verdient er eigentlich seinen Namen, er ist völliger Glaube; allerdings muß er noch wachsen in dem Maß, als solche Erfahrungen sich mehren, aber von diesen! Augenblicke an hat er bereits die drei wesentlichen Entwickelungspunkte durchlaufen, durch welche er ent- steht. (Godet.) Der Christ ist nicht im Gewordensein, sagt Luther, sondern im Werden; er muß, wenn es mit ihm recht steht, von Tag zu Tag an Dem wachseii, der das "aupt ist, Christus. (Nebe.) Das Ver- halten esu als Muster für die Christen im eselligen Leben: 1) der Christ wird sich nicht ab- syonderm das gesellige Leben nicht für unverlräglich mit seiner Würde ansehen, vielmehr wird er diese Bande, durch die er mit der Geseilschaft zusammen- hängt, ehren als Mittel zu etwas Höherm, immer aber sich in der unsiil tbaren Gegenwart Jesu fiihle1i und daher christliche Bzürde beweisen; Z) er wird mit theilnehmender Liebe, wie Maria, Kummer und Sorge bemerken, «ui·id wie Jesus den Sor en wehren und Freude fördern; Z) er wird das oft eist- und Freu- denleere des geselligen Lebens zu mindern bedacht sein, wie es Zeit und Ort erlaubt, und geräuschlos und be- scheideii hinwirken, daß eine geistige Freude, ein höhe- rer Genuß befördert und das Gemeine veredelt werde; 4) ja, er wird die Gesellfchaft zu einer Schule des christlichen Glaubens machen und die Gemüther inni- ger an Christum Jesum zu fesseln suchen. (Heubner.) Ein frommer Hofprediger ward— einst von seinein Fürsten zur Tafel geladen; er -ließ demselben sagen, er wolle kommen, wenn ihm vergönnt würde, einen Gast mitzubringen. Die Hofjunker verwunderten sich der Antwort und meinten, der Hofprediger sei ein unhöflicher Mann und wisse iiicht viel von Hofmanierz der Fürst aber war eiu Freund der-Diener Gottes und hatte diesen Mann gern um sich, daher ließ er ihni entbieten, er solle nur kommen und möchte mit- bringen, wen er wollte. Jedermann wartet mit Ver- langen, was für einen Gast der Hofprediger wohl mitbringen würde; er konimt aber ganz allein. Der Furst empfängt ihn sehr freundlich und fragt, wo er denn seinen Gast gelassen habe; der Hofprediger ant- wortete nach damaliger deutscher Art: Ew. Gnaden geduldeu sich, er loird sich schon noch einstellen und hören lasseii. Als nun Etliche über der Tafel anfingen mehr zu trinken als nöthig war, erhob sich plötzlich der Hofprediger ui1d sagte: »Jch wurde gefragt, wer mein Gast sei; jetzt will ich’s sagen: mein Gast ist der HErr Jesus und sein Wort; er ist selbst auf Hoch- zeiten und Gastmählern gewesen, und hat zwar wohl einmal viel und guten Wein gemacht, er hat aber dessen nicht viel getrunken, und fein Wort sagt: hütet euch, daß eure Herzen nicht beschlveret werden mit Fressen und Sausen. Geschieht dies, so weicht dieser liebe Gast von uns, und er hat mir geboten, daß ich Ihnen, meine Herrn, dies sagen und anzeigen soll« Der fromme Fürst hatte darüber eine herzliche Freude, half dies gute Gastgespräch fortsekzen und bat den Hofpredigeiq er sollte in Zukunft die en lieben Gast ja allezeit mitbringen und niemals ohne ihn erscheinen. (Gerber.) . C· Jluf die Geschiihtserziihliiiig von Jesu erster Ein— siihruiig in die Welt, bei welcher er jedoih nur erst niii einzelnen Klassen oder personen seines llloitis in Berührung kam, folgt nun die non seinem Eintritt in die Ge- saniiiitheit des Volks nach der dreifachen Theilung des Landes in Lied-ist, Sainaria iiud Gailläin Es entstehen uns damit siir diesen, bis ttau 4, 54 reichenden zweiten Theil 3 Hunptabsaznlttez davon zerlegt sich der erste oon selbst in drei, der zweite in zwei tlnlertheiliz der dritte je— doih steht für sieh allein da. I- b. l2——liap. Z, 36 zeigt uns Iefum in seiner ersten Thsitigkeit in Jerusalem und Jndäaz geographifetz nun zerlegt sich das Ganze in die drei Abstufungen: der Tempel, die Hauptstadt, das jiidisihe Land, aber auch innerlich wird sich eine dreifache Abstufung herausstelleln a. V. l2—22. (§. 2l.) Dieser erste tlntertlictl bericlztct von Jesu erstem Zusammentreffen mit der jiidisitzen Obrigkeit als der Repräsentantin des dama- ligen Jndenthiims im Tempel zu Jerusalem; wir krsnlzrein auf welchem gottgcordneten Wege es dazu kam, zu welcher Handlung es nothwendig fiihreu ninßtc niid welchen Kein! zu einer spiilereii setzlimmen Frucht es jetzt schon pflanzte. Der Mittelpunkt der Gcsctzielzte ist die erste Teinpelreiniguug (zu Ostern des J. 27 u. Elzr.), womit Jesus sein messin- nisihes Amt nun iu Eingriff nimmt; aber der jiidisihe Geist widersetzt sieh nnd schließt sich ungläubig nor ihin zu, daß gleich im Anfang sich das Ende spiegelt. 12. Datnnch lnachdem Jesus« wohl schoii Freitags den 22. Februar niit den Seinen nach Nazareth sich gewendet und hier den Sabbath zugebracht hatte] zog et sin einer von den niichst- folgenden Wochen Besuchs halber] gen Kapernattm [am galiläischen Meer], er, seine Mutter [Maria], seine Brüder [Jakobns, Joses, Simon und Judas Matth.13, 551 und seine Jiinger [Andreas, Jo- haniies, Simon Petrus, Jakobus der Aeltere, Philippus und Nathanael oder Bartholomäus], und blieben sdiese alle miteinander] nicht lange— [sondern nur einige Tage] daselbst [Jesus nahm also noch nicht, wie 74 Jahr später Matth. 4, 13 ff., seinen bleibenden Aufenthalt an diesem rt]. Kana war der Heimathsort Eltathanaelbsx da liegt die Vermuthuiig nahe, daß ihn die füiif andern Jün- ger eingeladen haben, in der noch bis zum Osterfest übrigen Zeit sie auch in ihrer Heimath am See Tibe- rias aufzusuchen Die Brüder Petrus und Andreas waren, sowie Philippus, aus Bethsaida in der Nähe Kapernaums, welch letzterer Ort wahrscheinlich der Heimathsort der Söhne Zebedäi, des Johannes und Jakobus war. (Lichtenstein.) Warum wird dieser kurze Aufenthalt in Kapernauin auf der Dnrchreise zum Feste erwiälgnh da Johannes doch keines dortigen merkwürdigen organges gedenkt? Es scheint, daß der Grund ein persönlicher ist, daß Johannes aus Kapernaum war, daß Jesus in deni Hause seines Vaters Einkehr hielt. Der Wohnort von des Johan- nes Vater Zebedäus wird nirgends ausdrücklich be- merkt; zu Kapernaum aber paßt, daß die niichsten Freunde des Johannes, seine und feines Bruders Geschäftsgenossen (Luk. 5, 10), Petrus und Andreas, aus Bethsaida sind, loelches, wie es scheint, die Fischer- vorstadt von Kapernaum war. (Hengsteiiberg.) Noch werden die Brüder Jesii von seinen Jüngern unter- schieden, denn noch waren sie nicht berufene Apostel, und außerdem gehörte auch Joses zu ihnen; daß sie Jesu Thätigkeit im Tempel. Austreibuug der Käufer und Verkäufer. 41 aber jetzt schon dem Kreise Jesu sich anschließen, be- weist, daß die gewöhnliche Auffassung der Notiz in Kap. 7, 5 salsch ist. (P. Lange.) 13. Und der Juden Ostern svom 14 — 21. Nisan dauernd] war nahe, nnd Jesus [in Beglei- tung der ganzen in V. 12 genannten Gesellschast, an welche sich wohl auch die Angehörigen der Jünger aus Kapernaum und Bethsaida anschlossens zog hinauf gen Jerusalem, 14. Und fand sals er dort zum GottesdieIIstJ im Tempel [sich einfaiid, in dem Vorhof der Heiden, s. Matth. 4, 7 Anni.] sitzen, die da [zur Bequemlichkeit sur die Opferndeus Ochsety Schafe und Tauben feil hatten, nnd die sfremde Münzen gegen den Tempelgroschen Matth. 17, 24 ein: tauscheiiden] Wechsleu Am Hochzeitsfest hat Jesus sich als den rechteii Bräutigam geoffenbart, aber er muß sich seine Ge- meinde erst noch reinigen; das thut er denn nach kurzem Aufenthalt in Kapernaum, indem er am Passa- fest in der Hauptstadt sein Wirken beginnt, der Freu- denmeister zeigt da den gewaltigsten Richterernst Jii Kana war er bei einem häuslichen Fest aus, den Schranken der häuslichen Verborgenheit zum ersteii Mal heraiisgetreten: mit der Tempelreinigung eröffnet er nun seine Wirksamkeit unter allem Volk. (Riggen- bach.) Jesus soll össentlich austreten und sich ankün- digen als Den, der er ist: wo besser als in Jerusalem? wann besser als zur Passazeit? Wie nun gleich beim Beginn der Geschichtserzählung des Johannes in Kuh. I, 19 ff. uns Abgeordnete der Obrigkeit in Jerusalem als dem Täufer entgegeiitretend begegnetem so haben wir ohne Zweifel uns hier unter den Juden in V.18 u. 20 die nämlichen Repräsentanten des christusfeind-" lich gewordenen Volks zu denken, diese erste Begeg- nung Jesu mit den Juden ist also eine Andeutung der künftigen Entwickelung ihres beiderseitigen Verhältnisses. An einein Passa beginnt Jesus seine ösfentliche Laus- bahn m Jerusalem, an einem Passawirder sie da- selbst beschließenx so stellt sich das Ende dein Anfang gegenuber. (Luthardt.) Von den Festreisen Jesu nach Jerusalem» mit Ausnahme der lehren, schweigen die drei ersten Evangelisten und beschränken ihre Berichte auf Jesu Thätigkeit in Galiläa; daß gleichwohl eine öftere Anwesenheit Jesu in Jerusalem auch ihnen be- kaiint war und von ihnen vorausgesetzt wird, erhellt aus Matth. 28, 37; Luk· 13, 34. Die hier erzählte Reise Jesu nach Jerusalem (sowie auch seine Aiiwe- senheit auf deni unbenannt gelassenen Feste in Kap. 5) konnte keinen andern Zweck haben, als dem Volke Jsrael in seinem Mittelpunkte, am Sitz des Tempels, sich u offenbaren und sein Heil anzubieten; erst nach der rfolglosigkeit dieser durch den Beruf Jesu ge- forderten Versuche begann die Wirksamkeit Jesu in Galiläa, welche Jnhalt des Berichts der drei ersten- Evangelien ist. (v. Burgen) Die ersten Evangelisten kennen das Wort, das Jesus ini unmittelbaren Zusam- menhang mit der hier von Johannes berichteien ersten Tempelreinigung gesprochen (V.19): ,,brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten« (vgl. Matth. 26, Si; Mark. 14, 58); dadiirch bezeugen sie indirekt auch diesen Vorgang, und wenn sie ihn nicht erzählen, so liegt der Grund eben darin, daß sie sich bis zu dem letzten Passa Jesu auf de» Bericht über seine Thätigkeit in Galiläa beschränkeii. (Heng- stenberg.) Jesus fand.in dein Tempel, d. h. im Ringe des Heiligthums, in dein Vorhof der Heiden, die Ochsenz Schaf- und Taubenhändley sowie die Wechsler an ihren Wechseltischeii sitzend. Diese Uiisitte war all- mäli aus den jüdischen Bedürfnissen, Gebräuchen nnd orstellungeii entstanden: die festbesuchenden oder überhaupt die opsernden Jsraeliteii bedurften der Opferthiere, dazu war also der Viehmarkt da; außer- deni aber inußten die Juden iiach Z. Was. 30, 13 eine Tenipelabgabe bezahlen, nnd zwar in der Tempel- müiize, einen halben Sekel nach deni Sekel des Heilig- thums, dafür waren die Wechsler nöthig. ällian konnte diese Abgabe zwar auch außerhalb Jerusalem ent- richten (Matth.17, 24); aber die Festbesuchenden zogen es in der Regel vor, dieselbe in Jerusalem abzutragen. Wahrscheinlich war dieser Tempelmarkt ursprungli iu der Nähe des Vorhoss und wurde dann allmälignn denselben hineinverlegh in deinselben Maße nämlich, in welcheui der Pharisäisiniis die Heiden iiiimer »Mehr verachtete, so daß man iiach der späteren indischen Theologie an eine1ii Heiden sich verunreinigen konnte (Apostg. I, 12sf.) und die Heiden in dieser Beziehung auf Einer Linie niit den unreinen Thieren standen, schätzte er dagegen die Opferthiere, weil sie eine Be- zieh1ing zum Tempel hatten uiid zur Reinigung dienten, iinmer höher, und zuletzt galten ihm diese sur edler als jene, uiid verdrä1igten demgemäß ·aiich iene aus ihrem Vorhof. (P. Lange) Jm Gesetz war der»Fall vorgesehen, daß dem Volke ,,des Weges zu viel ware«, uni das zum Opserdieiist Nöthige hinzutragen zu deni erwählteu Ort der Wohnung des HErrii; dann sollte solches um Geld gekauft werden (5. Mos 14, 24 ff.). Es war also an sich selber unanstößig, daß » in der Nähe des Teiiipels für die Opsergäste Opserthiere feil geboten wurden uiid daß Wechslertische dastandeiy an welchen man die Tempelmünze gegen römisches Cou- rant einwechselii konnte; aber der dem Geiste des Gesetzes entsre1ndete und iii pharisäisches Unwesen ausgeartete Sinn der Juden hatte es dahin gebracht, daß diese Osterniesse zuletztiii den Tenipelvorhos selber liiiieiuverlegt wurde. (Besser.) Was nun da, ganz in der Nähe der Aubeteiiden, die» der höchsten Stille bedürften, oftmals für ein unheiliger Lärm verführt worden sein mag, dies Bieten und Feilfchem diese Aiifregung der Leidenschastem welche man bei jedem Jahrmarkt sehen kann, wohl aiich dies Betrügeii und was alles! —- man kann es sich vorstellen, und der HErr bezeichnet es genug, wenn er hernach sagt: ,,machet iiicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus.« Wenn ich nun diese Geschichte aus die der Reformation der Kirche im 16. Jahrh. anwende, so muß ich mich erst besinnen, ob ich dem, was ich zu sagen habe, nicht eine Unehre thue, wenn ich’s eine bloße Anwendung nenne, ob ich’s nicht vielmehr wagen soll, die Refor- mation eine Wiederholung der That, ivelche Chri- stus vollbringt, da er in das Gewühl hiiieiutrat, seine Geißel schwang, sie alle zum Tempel hinaustrieb und den Wechslern das Geld verschüttete, zu nennen. Jch will eiich die Wahl lassen zwischen den Beueiiiiungen Anwendung und Wiederholung; ich denke aller, der HErr hat in der Reformation wie dortmals iin Tem- pel gewaltet, und der Unterschied war keiner als der eine, daß niau ihn im Tempel persönlich sah, nnd bei der Reformation nicht· Was nun war der erste An- laß zu derselben? Tetzeks Ablaßkraiiy der init un- verschämter Frechheit über die ohiiehin schon schlimme Lehre der Römischen vom Ablaß hinausging! wenn er mit seinen Fahnen und seinem Gepräiige in die Kirchen einzog und »den Geldkasten des Ablasses in den Gotteshäusern aufrichtete und laut predigte, daß er für Geld, nach Taxe, so für zukünftige wie für 42 « Evang· Johannis Z, 15—19. vergangene Sünde Straflosigkeit zusichern und Abso- lution anweisen könne, ist das nicht ein Markt und Kram, der jenen! im Tempel gleich war, ja ihn an Abscheulichkeit übertraf? Und dieser Ablaßkrain war dvch erst nur das grobe Ende eines damit verwandten uiid ziisammenhangendem weit ausgedehnten gottlosen Wesens. Jch ivill nicht an die käuslichen Seelenmessen allein, überhaupt nicht an dergleichen Einzelheiten er- innern, sondern ich sage, das Haus Gottes war in Lehr und Gottesdienst und Zucht und Regiment ver- unreinigt und an die Stelle des lebendigen, selig- machenden lauteren Wortes Gottes hatten sich Bien- schentand und Menschenlehre gesetzt und breit gemacht; vor der Resormation sah es in den Kirchen und in der Kirche selbst gerade so und nicht besser aus, als im Vorhof des Tempels zu Jerusalem in den Tagen Christi. Wer es widerlegen kann, der widerlege es, so werden alle Redlichen abbitten; aber es wird nicht widerlet werden können, es ist von den Römischen selbst oszt zugestanden worden, und sie selber datiren von der Reformation an eine neue, bessere Zeit ihres Kirchenwesens (Löhe.) 15. Und er machte eine Geißel ans sden auf dem Boden umherliegendeiq Stkicleu [dem Abfall von jenem Viehhandels und trieb sie alle ldie da kauften und verkauften, indem er mit geschwun- gener Geißel vor sie hintrat, sie aber, von ihrem Gewissen geschlagen, sofort ihm wichen] zum Tempel hinaus, sammt den Schafen und Ochfen kwelche die Verkäufer hinter sich her. zogen] und vetschut- tete den Wechsletn das Geld [das sie nicht einmal aufzuheben wagten], und stieß [mit. dem Fußes die Tische um; » 16. Und sprach zu denen, die sni Körbeiq die Tauben feil hatten fund mit denen er jetzt milder verfahren konnte, weil sie von feinem, an den Andern geübten Richterernst schon hmlänglich ergriffen waren]: Traget das von dannen, nnd machet nicht sindem ihr an dieser Stätte Handel treibt] meines Vaters Haus zum Kanfhaiise [Sach. l4, 21]. Jn Jerusalem, im Tempel, mußte amtlich die Thätigkeit des Messias beginnen, der Erösfnungsakt durfte nicht ein Wunderzeichen der Macht sein, wie sich die Juden vorstellten, sondern nur, der wahren Natur des Reiches Gottes entsprechend, ein Wunder der Heiligkeit: »Und bald wird kommen zu seinem Tempel der HErr, und der Engel des Bandes, deß ihr begehreL Siehe, er kommt, spricht der HErr Ze- bavth. Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erlei- den mögen? und wer wird bestehen, wann er wird er- scheinen? Denn er ist wie das Feuer des Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher; er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen, er wird die Kin- der Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie« deni HErrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeitx und wird dem HErrn wohl efallen das Speisopfer Juda und Jerusalems, wie vorlsin und vor langen Jahren.« (Mal. Z, 1 sf.) Jesus ermißt voll- ständig die Tragweite seiner Handlung; sie ist ein Weckerus für Jsraels Gewissen, ein Termin der Ent- scheidun», der der Nation und ihren Obersten gesetzt wird. enn der Ruf gehört wird, so wird das sym- bolische Gericht in eine wirkliche Reinigung übergehen, nach der Abstellung der Entweihung des Heiligthums werden auch aus dem Leben die Unordnungen ver- schwinden, und die Reform der Theokratie wird die Erösfnung des messianischen Reichs sein; wenn dagegen das Volk taub bleibt und Jesum allein handeln läßt, so ist die Theokratie verloren und mit ihrem Sturz ist die Verwerfung und der Tod des Messias gegeben. (Godet.) Jetzt ist der Tempel noch das Haus seines Vaters, weil er noch auf ihre Buße wartet; in dem Moment, wo er vom Tempel Abschied nimmt, wegen ihrer Verstockung, nennt er ihn ,,euer Hans« (Matth. M, 38). Jetzt ist der Ausdruck noch nicht so stark, wie bei der zweiten Teinpelreiiiigung, das ,,Kaushaus« bezeichnet nur erst die volle Verweltlichung des Eul- tus; dagegen bezeichnet das ,,zUr Räuberhöhle« (Mör- dergrube, Matth. 2l, 13) den propheten- und geistes- inörderischen Fanatisnius, in welchen zuletzt diese Verioeltlichung ausläuft. (P.Lange.) Noch ist Jesus in Jerusalem ganz unbekannt, noch geht kein Ruf von seiiier Wuiiderniacht vor ihm her, und dennoch lassen die Krämer, welche durch die allgemeine Sitte und den Zweck ihres Geschästs geschützt waren und ohnehin nicht eben schüchtern zu sein pflegen, zumal wenn es sich um den Erwerb handelt, sich diesen Eingriff in ihren Handel ruhig gefallen; keiner der Versammelten nimmt sich des Herkommens gegen den eifernden Reformator an, und selbst die aintlichen Aufseher wagen keine Ein- rede gegen diese plötzliche Neuerung Wir müssen uns vorstellen, daß jener Akt von Jesus ausgeführt wurde mit einer ganz ungewöhnlichen Würde und Majestät in Haltung und Benehmen; vor dieser unvergleichlicheii angeborenen Herrschermachh die sich auch wieder in Kap. l8, 6 zeigt, beugt sich alles in Staunen und Entsetzen, und dieser Hoheit des Befehlens gegenüber erscheint allen das Gehorchen-und Schweigen natur- nothwendig. (Baumgarten.) Die Reformation, was war sie? Jch sage: der HErr gin damals in seinen Tempel, flocht eine Geißel ans ztricken und fegte seine Vorhöfe ans; die Reforn1atio11 war eine T e mp el- reinigung Oder ist es nicht so? wo ist denn nun bei uns all der Ablaßkram, die Seelenmefsein die Meß- opfer, die Werkerei und all der zahllose und unendliche Menschentand? unigeworfeir und ausgefegt ist die ganze Sache! Das Wort des HErrn wie eine starke Geißel» fuhr hinein und das Getümmel der eigenen Wege, der Jahrmarkt der Selbst- und Werkgerechtig- keit hörte auf — und wer im Tempel blieb, das war der HErr mit seinen Aposteln und Jüngern, mit sei- nem süßen Evangelium. (Löhe.) 17. Seine Jünger aber gedachten sbei dem Zorneifer, von dem sie Jesum ergriffen sahen] daran, daß lin Pf. 69, 10] geschrieben steht: Der. Eifer um dein Haus hat mich gefressen sinnerliclj aufgerieben oder verzehrt Pf. 119, 139]. Die milde und ganz freundliche Offenbarung der Herrlichkeit des HErrn auf der Hochzeit zu Kann, welche der Jünger Herzen durchsüßt atte und ihnen noch im Sinne lag, und nun diese O enbarung seiner Herrlichkeitl — selbst die Jünger mochten im ersten Augenblick diese wiefache Ausstrahlung desselbigen Einen Lichts, die inheit von eiliger Liebe und hei- ligem Zorn in Dem, welcher ie Wahrheit ist, nicht völlig verstehen; aber bald fanden sie sich zurecht, ein Wort der Schrift legte das Thun des Heilands-s ihnen aus, der Eifer um das Haus des HErrn that solches. Dieser Eifer hatte einst in Davids Herzen gebrannt; verzehrt hatte er sich, schier zu Tode geeifert im Dienst feines Gottes, indem er der Heuchler seelenlose Opfer und lästerlichen Lippendienst strafte. Was für ein Keim des Todeshasses gegen Jesum in den Herzen der Obersten der Juden. · 43 Verzehren es sei, das der Eifer um Gottes Haus dem Heiland schließlich noch einbringen sollte, das ahnten die Jünger freilich damals nicht, erst hernach haben sie den Sinn des Wortes ganz ergründet, in dessen Licht sie jetzt zum ersten Male Jesnm erblicktenx der HErr selbst aber wußte es wohl, zu welchem Gange solches Wort ihm leuchte, daß der Eifer um das Haus seines Vaters zuletzt auch iin ivörtlichen Verstande ihn verzehren werde, und woran er Zedachte während dieser Eiferstunde, das wird uns V· 1 sagen. (Besser.) Jesus lehrt uns, daß der Eifer um das Haus Gottes gleichsam die eigenthümliche Tugend der Pastoren ist. (Quesnel.) Denn je frommer ein Pastor oder Predi- ger ist, je mehr er den Eifer fühlt; er soll ihn auch fühlen. (Luther.) Wenngleich aber der Eifer uns allen und dem Sohne Gottes gemeinsam sein muß, so ist es doch nicht allen erlaubt, sogleich die Geißel zu ergreifen und thätlich gegen die Mißbräiiche einzu- schreiten; denn wir haben nicht dieselbe Vollmacht und das gleiche Amt. (Calvin.) 18. Da antworteten [Matth. 1i, 25 Anna] nun [nachdeni sie von ihrem ersten Staunen über Jesu Beginnen in V. 15 f. und von der Schreckens-Lähniung, in der sie nicht gewagt hat- ten, ihm entgegenzutreten, sich in etwas erholt] die Juden [in ihren Repräsentanten, den Obersten des Volks Kap. I, 19 Anm., ihn »wegen feines Thuns zur Rede sehend] und sprachen zu ihm: Was zeigest du uns für ein [Wunder-] Zeichen [damit dii uns beweisest], daß dn [ein unmittel- barer Gottes-Gesandter, wohl gar der Messias seiest und als solcher] solches thun Mögest swas ja ein Anderer sich nicht herausnehmen dürfte, indem wir, die Schriftgelehrten und Mitglieder des Hohenrathes, die rechtmäßigen Aufseher des Tein- pels sind und in das, was wir gestattet haben, niemand vom gemeinen Volk drein reden soll]? Erst nachdein der ganze Akt der Tempelreinigung vollzogen ist, kommen die Juden zu Wort; während sie sonst gleich mit ihren Bedenken und Fragen bei der Hand sind und sich nicht scheuen, mit ihren Zwischen- bemerkungen das Handeln Jesu zu unterbrecheiy brau- chen sie hier Zeit, sich erst zu besinnen, ehe Je mit ihren Gedanken an den Tag treten. Die Re enden sind ohne Zweifel die Führer des Volks, Schriftgelehrte und Synedristem welche· Johannes nach dem Sprach- gebrauch seines Evangeliums darum die Juden nennt, weil sie das Volk repräsentirten und allmälig das ganze Volk in ihre Gesinnung gegen Jesnm hinein- zo en. »Die Frage der Juden nunscheint einen ganz unsfchuldigen harakter zu haben, Ja man möchte sie fast für eine amtliche Pflichtubung halten; denn eine Neuerung war es jedenfalls, welche sie vor sich ge- sehen, und zwar beruhrte diese Neuerung die bestehende gottesdienstliche Ordnung, sie betraf eine Einrichtung, welche namentlich für die Festzeiten als eine aner- kannte Nothwendigkeit galt, und ausgegangen war diese plötzljche Acnderung von Einem, dessen amtliche Befugniß in Jerusalem noch in keiner Weise konstatirt war. War nicht unter diesen Umständen die Frage nach der Legitimation von»Seiten derer, denen die Aufsicht über das gottesdieiistliclie Gemeinwefemin Jsrael anvertraut» war, eine erlaubte, ja war sie nicht amtlich geboten? Bedenken wir ferner, daß die Frage nach der Legitimation noch keine Leugnung derselben ist, soiidern den Beweis derselben offen läßt; bedenken wir desgleichen, daß in der Frage auch nicht einmal ein Tadel dessen, was Jesus gethan hat, enthultev»lft- vielmehr eine stillschweigende Anerkennung darin liegt (indein sie die« Tempelreinigung stillschweigend haben geschehen lassen und diese »Veränderung selbst auch in ihrer Frage gar nicht beruhren, raumen sie ein, daß es etwas an sich Gutes nnd Richtiges sein möge, und geben zu verstehen, daß »sie sich gäiizlich dabei beriihi- gen wurden, wenn nur sur solches ungewohnliche Han- deln die »nothige Berufsmaßigkeit nachtraglich aufge- wiesen wurden: da sollte man wohl denken, Jesus hätte mit dem Erfolg dieses seines ersteii Handelns in der Mitte seines Volkes sehr wohl zufrieden sein kö1i- nen und diese Jnstanz von Seiten der Oberen nach- träglich leicht und gern beseitigen müssen. Wenn wir nun aber finden, daß er auf die Frage der Juden so wenig eingeht, daß er sievielmehr im folgenden Verse auf die schärfste Weise, die denkbar ist, zuruckweist·, so muß sein Geistesblick in jener scheinbar so unschuldigeii Frage einen Gegeiisatz der Gesinnung sehauem welcher ihn zu der schrecklichen Aufforderung nöthigt: ,,brechet diesen Tempel«; es muß in dein Grunde jener Frage, die er mit seinem Geiste durchdringh nichts Geringeres enthalten sein als der Keim des Todeshasses gegen ihn. (Baumgarien·) Hätten diese Juden, die ja der Schrift Meister seiii wollten, nur halbwegs sich besin- nen wollen, was sie vor etwa 8 Wochen mit Johan- nes dem Täufer verhandelt hatten und was dieser ihnen bezeugt (Kap. 1, 19 fs.), so lag es ihnen nahe enug, die Erfüllung der beiden Weissagungen in Mal. », l ff.: ,,Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten foll,« und: ,,bald wird koiiiinen zu seinem Tempel der HErr, den ihr suchet, und der Engel des Bandes, deß ihr begehrt,« zu mer- ken; gerade Jesu Thi1n, welches sie hier die Le- gitimation fordern diirch ein Zeichen, wäre ihnen sel- ber ein Zeichen gewesen, daß Derjenigh von welchem Johannes damals noch gesagt: »er ist mitten unter euch elreten, den ihr nicht kennt,« sich nunmehr ihnen zu erlennen gebe, weil dieses Thun so ganz mit der vom Propheten beschriebenen Thätigkein ,,er ist wie das Feuer eines Goldfchmieds und wie die Seife der Wäscher« zusamme1istimmte· Aber sie wollen nur glauben, ohne zuvor Buße zu thun, und wollen glauben, nicht iim seinet-, sondern um sinnfälliger Wunder willen, bei denen sie auch das Glauben seinem wahren Wesen nach sich ersparen können; und diese Herzensgesinnung ist sich verhärtender Un- laube (Kap. I, 27 Anm. am SchlUß)- ist nichts An- eres als der Keim des Tod eshasses gegen ihn (Kap. Z, 20). 19. Jesus antwortete nnd sprach» zu ihnen: Brechet [iinmerhin, wie das ja im weiteren Fort- schritt eures jetzt hervortretenden Widerstandes gegen mich wirklich noch von euch geschehen wird Matth 23, 321 diesen Tempel »[da —· aber nicht ihn selbst, sondern sein Gegenbiliz diesen meinen Leibes-Tempel, um so zu erfüllen, was in Daii. g, 26 geweissaat ist], und am dritten Tage [dar- nach] will ich ihn [wenn ich nun aus des Vaters Macht mein Leben wieder nehmen werde Katz. 10,17 ff., auf’s Neuesanfrichten fdas soll dann das Zeichen sein, das ich thue, um meine Voll- iiiacht zu beweisen, solches, wie geschehen, an die- sem steinernen Tempel zu thun Matth. 12, 39 s.]. 44 Evangelium Johannis 2, 20—23. 20. Da sprachen die Juden smit ihren Ge- danken an dem steinernen Tempel haften bleibend, ohne durch die Hiille des Ausspruchs auf den Kern seines Sinnes hindurchzudriiigeiqt Dieser Tempel ist in sechs und vierzig Jahren fvom Schluß des Jahres 20 v. Chr. an gerechnet] erdanet, und du willst ihn snach dem Abbrechen, das du dir 5t)Torgeiiomifne3tM;1tth. 26, St; 27, 40] in dreien agen an ri en. 21. El? aber redete sobwohl allerdi1igs in räthselhafter Form, nicht von dem steinernen Tem- pel, auf den er hinwies, weil er sie wollte mer- ken lassen, wer er eigentlich sei Col. 2, 9., sondern] von dem Tempel seines Leibes swie er ja Fu? nicht sing; It? wiäl däesen Tempel brechen,« on ern: ,, re e i r1n«· 22. Da er nun auferstanden war [geuauer: auserwecket ward] von den Todten sund dies gerade am dritten Tage geschah, nachdem die Juden den Tempel seines Leibes gebrochen hatten] gedachten seine Junger svon dem Geiste den sie am Pfingsttage empfingen, erinnert und «erlenchtet Kap.14, 261 daran, daß er dies gesagt fund da- mit zum ersten Mal sein Sterben und Auferstehen EIFrZaUFtverkEnZigtJ htcxtthdnnd glabiibtfenllsliekchSchtift e a en e atuen ie Ja e en a on an mehreren Stellen von« diesem Sterben und Auf- erstehen am dritten Tage handelt Kap. 2«0, I; Luk. 24, 25 ,fs.; 1. Petri 1, U] nnd der Rede, die Jesus ihrer] gesagt hatte sund deren Sinn ihnen Ietzt ebenfalls noch nicht einleuchtete Kap. 12, 16]. Nach des Evangelisten eigener Auslegung V. 21 f. ist befichdemdAusåspruchk iki 19 zu Fenkekich daß Jssus i ts es empe ge äu es, au we es er in- itiitiessek ,,diesen Tempel da,« in demselben den heiligen Fypiist lsjeinkest Tgchauä unzsinwalkpriospcgestischfetr nmi e arei e 1 erge rau , ieiei oo, z. B. bei Jesaias findet, geradezu das Bild an die Stelle des Abgebildeten seht, so daß diese scharfen, ksssssdssrsersdreäskkssi lsigssggkssstst Zgdksiek ieineme eaeeine m 1-r eie Vorhersagung seiner Auferstehung enthalten» Der Feger bildlkchen Håille enltkleidettedSitnn icst initlzin nach «o annes ein an rer, a s: » ö e mi J, un inner- halb dreier Tage werde ich aufersteheii,« wobei der befehlende Ausdruck im Vordersatz herausfordernd ist, aus schmerzlich gereiztem Gefühl im Herzens-kundi- gen Hinblick aus die jetzt schon hervortretende unver- söhnlifche uiöd erst mit der Zöldtiång zluz bsfziedissiide Oppoition ervorgegangen vg. ap. I, « . enn man vielfach gemeint hat, die Beziehung auf den steinernen Tempel damit verbinden» zu müssen, dessen Zerstorung die Juden durch feine Todtung»herbeisfuh- ren Zurdke)n, und kfieiiz entsepresendd im wzitenstliede d" ezie ung an ens u au es ei es ottes, Pleetiser inBKrafFf skeiner AufeerstYungtvollbriikgen wegdg o it in ere es zweiten un es zu agen, a die Aufrichtung des neuen geistigen Tempels von einer vorherigen Vernichtung der jüdischen Theokratie gänzlich nicht bedingt war, vielmehr bereits einen Anfang gemacht hatte, dessen Weiterentwickelung nicht die Folge, sondern die Ursach der Auflösung der alten Theokratie sein sollte, daher das Verhältniß von Vorder- und Nachsatz weder logisch noch geschichtlich richtig sein würde; in Betrefs jenes ersten Punktes aber, als sei eine Mitbe iehung auf den steinernen Tempel darum nothiven ig, weil es sich dabei um einen an diesem vollzo enen Akt und ein diesen Akt plötzlich legitimirendes Lgeichen gehandelt habe, ist zu bemerken, daß allerdings Ort und Veranlassung des Ausspruches zum Gebrauch des Tempelbildes führ- ten, aber keineswegs den sachlichen Jnhalt dieses Bildes bestimmten, denn ein Zeicheii überhaupt, jedoch i1icht gerade ein in Bezug aus den Tempel stehen- des war gefordert, und da weist der HErr auch hier schon aiif dasjenige hin, welches er sonst immer dein Zeichen fordernden Geschlecht seiner Zeit entgegenhält, für welches auch allein die Worte: ,,am dritten Tage« zn ihrem vollen Rechte kommen. Daß Jesus eine Antwort gab, bemerkt M et) er, an dessen Auseinander- setzungen wir iins vorstehend angeschlossen haben, welche danials weder die Juden noch die Jiinger rich- tig verstehen konnten, kann nicht irre machen an der Richtigkeit der johaniieischen Deutung: Jesus hat, zu- mal bei Johannes (vgl. Kap. Z, 14), die Weise, Saat- körner, die jetzt noch nicht wurzeln können, für die Zukunft auszuwerfen; und daß er gleich beim ersten Auftreten der fcheinbar arglosen Partei die ganze Entwickeliing ihrer Opposition bis zu deren Endpunkte, d. i. bis zum Abbrechen des Tempels seines Leibes überschaute, gehört ganz zu der göttlich - untrüglichen Herzenskuiidh die der Evangelist in V. 24 f. aus- drücklich von ihm bezeugt. Dem haben wir nur noch hinzu ufügen, daß es zu Christi Amt als des Hirten und ischofs der Seelen seines Volkes gehörte, den Obersten und Führern desselben, in deren Händen, wie er wußte, die ganze Entscheidung fiir die ukunst lag, schon am Anfang des Weges, den sie jetzt einzuschla- geii im Begriff standen, das Ende, zu welchem sie darauf gelangen würden, ini Voraus anzuzeigen, um wo inöglich sie noch jetzt zur Umkehr zu bewegen, denn mit jedem Schritte weiter wurde diese immer schwerer und schwerer; ebenso hat er hernach iii Kap. 6, 70 f. leich anfangs dein Judas Jscharioth das Ende seines egs angedeutet, als in dessen Herzen bei Gelegen- heit der Volksbeivegung die in Folge der Speisung der Fünftausend entstand und die Aufrichtung eines irdisch-messianischen Königthums in Israel zwangs- weise herbeiführen wollte, eine Verstiinmung darüber, daß der Meister solche Bewegung im Keim erstickte (Matth. 14, 27 Anm·), sich sestsetzte und diese den Grund legte, auf welchem Satan bei ihm weiter bauen konnte. Alle dergleichen Weissagungen für die Zukunft, bei denen es sich iiicht sowohl um geschichtliche Ereig- nisse, als vielmehr um persönliche Thatsachen handelt, müssen immer in ein mystisches Duiikel gehüllt sein, damit die eigentliche Thatsache noch verborgen und der Person ihre freie Willensentscheidung gewahrt bleibe, wie wir das in recht augenfälliger Weise bei dem Qrakel in Matth. 23, 35 wahrnehmen; da besteht denn hier die Verhüllung darin, daß, während der HErr bei dein ,,brechet diesen Tempel« den Tempel seines Leibes meint, er mit einer Handbewegung die Augen derer, die er anredet, auf den sie umgebenden äußeren Tempel lenkt und sich auch mit dem »brechet« eines solchen Ausdrucks bedient, der die Gedanken auf die- sen Tempel hinrichtet, auf die Kreuzigiiiig seines Lei- bes (1. Cor. 11, 24) aber nicht füglich bezogen werden kann. Sie erkennen sofort, daß das Wort, aus den steinernen Tempel bezogen, eiiie Absurdität oder Unge- reinitheit enthält; aber statt dadurch sich treiben zu Wunderthaten Jesu während der Osterzeit und Halbglaube der großen Masse. 45 lassen, mit ihrem Nachdenken weiter einzudringen, da sie dem so gewaltig vor ihnen auftretenden Propheten wohl hätten zutrauen können, daß er keine Absurdi- täten ihnen zuni Besten geben werde, und nun mit Hilfe solcher Sschriftstellem wie Hei. 37, 26 ff. vgl. mit 2. Mos. 2·5, s; 29, 43 ff. (»J·oh». l, 14; Col. 2», 9), des rechten Sinnes sich zu bemachtigeiy bleiben sie an der Abfiirdität haften und thun sich etwas darauf zu Gute, dieselbe entdeckt zii haben, indem sie sprechen: ,,dieser Tempel ist in 46 Jahren gebaut, und du toillft ihnsin dreien Tagen aufrichten?« Sie nehmen damit Bezug anf das Unternehmen Herodis d. Gr., der in seinem l8. Regierungsjahr anfing, den Seriibabekschen Tempel abzubrechen und an dessen Stelle einen viel prachtvolleren, größeren auszubauen; war derselbe gleich seinem Hauptbestandtheil nach läiigst fertig und in Gebrauch, so wurde doch noch jetzt an dein Ausbau weiter gearbeitet, der erst wenige Jahre vor der Zer- störung Jerusalems völlig u Stande kam (s. Schlußs bem. zum l. Maecabäerb. r. 11, d). Er werde doch nicht, meinen sie, wenn er aiich wirklich dasselbe mit dem Herodianischen Tempel vornehmen wollte, was Herodes mit dem SerubabePschen Tempel gethan, um die Weissagiing in Hagg 2, 10 in Erfülluiig zu brin- gen, in drei Tagen zuStande bringen wollen, wozu Herodes und seine Nachfolger mit allen ihren Macht- mitteln schon jetzt 46 Jahre gebriiuchtund noch immer nicht ganz damit fertig geworden seien! Jesus läßt sie bei ihren Gedanken, ohne etwas darauf zu ertvie- dern; sie sind mit der Wendung, die sie seinem Wort gegeben, als habe er esagt: ,,ich will diesen Tempel brechen« in welcher endung dann das Wort bei den Juden verblieben ist, so daß sie es nur immer so im Munde führen können, wie sie es aufgenommen haben, zu Propheten geworden» die das Schiiksal des Herodianischen Tempels und die Crstehung des neuen geistlichen Tempels in der christlichen Gemeinde (Jes. its, l——l2) wider ihr eigen Wissen und Wollen weis- sagen, und da will er das Walten des Geistes über ihnen, der sie zu unfreiwilligen Werkzeugen der Zu- kunftsverkiindigung macht, nicht stören. Es hat näm- lich das Wort aiich in dieser Wendung seine volle Wahrheit, indem Christus nicht nur wirklich seiner Zeit diese Stätte zerstören wird (Apostg. G, 14; Matth. 26, 64; Offenb. 6, l—l7), sondern auch in dreien Tagen den neuen Tempel aufrichten, von dem in Hes 40 ff. geredet wird; nur daß freilich um des Unglau- bens und der Sünde Jsraels willeji Ein Tag wird werden müssen zu tausend Jahren (2. Petri Z, 8), so daß ert nach Verlauf von 2 Jahrtausenden der christ- lichen eitrechnung und mit Anbruch des Z. Jahr- ta1isends kommen kann die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn (Hos. S, 27 Offeiib. 10, 5). — Wichtig ist das Wort: ,,dii-ser Tempel ist in 46 Jahren erbauet,« zur Bestimmung desjenigen Oster- festes, bei welchem wir mit unserer Geschichte stehen. Allerdings ist der Anfang der Regieriingszeit Hero- dis d. Gr. unter den Gelehrten noch streitig, am sichersten aber rech1iet man sie vom Herbst des J. 37 v. Chr. an; darnach haben wir es hier (18 -i— 46 - 64 Jahre weiter gerechnet) mit dem J. 27 n. Chr. zu thun —- nicht, wie Wiefeler u. Lange wegen ihrer Auffassung des in Kap. S, l iiiibenannt gelassenen Festes als Pnrim des J. 29 wollen, mit dem J. 28, in welchem Ostern auf Dienstag den 30. März bis Montag den 5. April fiel. Nach Berechnung des Di- rektors der Breslauer Sternwarte Dr. Galle trifft für dieses Jahr der neue Vollniond vor dem Früh- lingsvollmonde auf die Nacht vom 26. zum 27. März, der 15. Nisan also oder der erste Tag des Osterfestes reicht vom Abend des 10. bis zum Abend des 1t. LlpriL Es war das ein Freitag, was umso bedeut- samer erscheint, da Christus 3 Jahre hernach (am 15. Nisan des J. 30 oder am 7. April) ebenfalls an einem Freitage starb und damit die Juden sein Wort: ,,brechet diesen Tempel« an ihm erfüllten. Wir be- richtigen bei dieser Gelegenheit ein Versehen, das uns in Angabe des Datums zu § 16—20 der Evange- lien-Harmonie widerfahren ist: die Taufe Jesu sällt auf den 5. Januar, die Versuchung in die Zeit vom G. Januar —- 14. Februar, das Zeugnis; Johannis vor den Abgesandten des Hohenraths auf den Ist. Fe- bruar, die Sammlung der ersten Jünger in die Zeit vom l5.—-sl7. Februar und die Hochzeit zu Kana auf den 20. Februar; die zu Katz. 2, 2 gemachte Angabe der Wochentage aber ist richtig. b. V. DIE-Ray. Z, El. (§ Lin. 22.) Trat iiii vorigen Jtisschiiitt in den Obersten des jiidisiisen tiollis gteich bei Jesu erstem Zusammentreffen niit ihnen iino die Entschtossenlicit des tlngtanbeng entgegen, dcr bei weiterer Entwtetietiing sich« zu siirmlichem Todes« baß ans-gestatten iniisite», so das; der iijErr jetzt schoii ihnen voraussagen konnte, was sie schließlich niit ihm thnii würdest; so haben wir in dem nunniehrigen Abschnitt ans der einen Seite vor nns die Unent- sihiedeiiheit des thalbglaiibens bei der großen Masse, welche die Zeichen sieht, die er in den Ostern ans dein Feste thut, und ihii atg Jtlessiag annehmen zn wollen scheint, welcher er aber gielchwolil flch nicht vertrauen kann, nnd anf der andern Seite die Ein— psiingticljtieit deg Glaubens in dein Obersten hien- deiniis, welchem er dann in der That siih vertraut, obwohl der Zug zu Gott einestheilo iind die Macht der Weit anderntheils eineii noch nneutschicdeiieii lianips in seinem Herzen mit einander tiiiniufem Er, als derjenige, der sie alte nennt, weiß, dass dieser Kontos in stnseiiniiiszigeni Fortschritt Mino. T, 50 ff; l9, 39 ff) noch zinn Siege des Guten bei tliiodeiniis ausschlagen wird, und so scheidet er ihn ano von den übrigen Obersten der Juden, indem er ihiii zu rekhtein ver— stiindnisi der Wirksamkeit des Tiiiisers das Geheimnis; des itjiiniiielrcictis non der Wiedergebnrt und znin Verständnis; des Endes, das es mit ihm selber nehmen wird, das Gelieitniiiß non der Lieb e Gottes, der seines eingeborencii Sohnes nicht verschonen sondern ihn an das Kreuz erhöhen läßt, offenbart. 23. Als er aber [auch nach diesem ersten Tage, dein ist. Nisan, an welchein das in V. ist ff. Erzijhtte vor-fiel, noch ferner] in Jerusalem war in den sspbis zuin 2l. Eliisan währenden] Ostern auf Ei« Eis« .s««3.i«,:sch;s««s-««g»s. nie» ee oi er r, ie iein a. , von seiner Anwesenheit zum letzten Osterfest berichte- änssdeiin daraufz Fuss) masnfdies Erfüflliing der ei agungen in Je. ,1 .« O, s) .;tj1, l; Hes. Bis, M; 37, 5 nierke, kam ,es ihiii a1i Niatth 11, f.]d, gizafibtecsfiesttifixle lvoaixl diåni asnsl dem san. zeii an e ir ier n ) Jeraaem ge ow- meneii Juden] an seinen Namen svals des 9Jiessias, insofern sie sich geneigt zeigten» ihii dafür zuhal- fsntsfapi ? BGB, Te säe jne Befahl-Haben, die er a Vg. up— «, « , s» o gei es zu weit» Zihrejio Rinde, hie; etliche davon anzuführen so, s .. 46 Evangelium Johannis L, 24. 25. 24. Aber Jesus vertranete sich ihneiriiicht sdaß er seinerseits in ein näheres Verhaltniß zii ihnen hätte eintreten mögen als zu seinen Gläu- bigeii]; denn er kannte sie cille swie es um ihre innerste Gesinnung bestellt sei, welchen er sich ruck- haltlos hingeben dürfe »und welchen nichts, 25. Und bedurfte nicht swie unser einer], daß jemand [Anderes, der ihm schon bekannt und eine Auctorität für ihn wäre, erst] Zeugniß gabe vou einem Menschen [mit dem er es zum ersten Mal zu thun hatte, um zu erfahren, von tvelcher Ge- sinnung er beseelt sei]; denn et» wußte svon selber] wohl fund besser als ein Dritter es« ihm hatte sagen können], was Im Menschen sder ihm gFVUde entgegentrat] war [Kap. 1,·47 sf.; 4,·1b ff-; S, 61 u. 64; IS, l9., d. i. um den Innersten Grund seines Herzens und wie derselbe zu ihm stehel . Aus V. 24 erhebt, daß Jesus zii eiiier umfassenden Selbstbezeugiing sich damals ·in»Jerusale·m herbeiließ, also nicht eher zu seiner galilaischen Wirksamkeirsich zurückzog, bis er zuvor in Judaa dasWerk seines Berufes reichlich» vollzogen hatte. Die drei Bestimmun- gen: er war a)»in Jerusalem, b) in den Ostern, c) aus dem Fest, bezeichnen Ort, Anlaß und gewissermaßen die Dauer seiner damaligen Anwesenheit— die ganze Festzeit verweilte Jesus in Jerusalem. (v. Burger.) Mit der Höhe des Teinpelbergs nerlaßt Jesus auch die Höhe seines gewaltigen koniglichen Handelns; er fängt an in Jerusalem zu lehren und begleitet in der Weise der alten Propheten seine Lehre» »init·Wui·ider- thaten. Ohne Wirkung «war diese Thatigkeit keines- wegs, im Gegentheil berichtet Johannes, »daß Viele in Folge dessen an seinen Namen glaubten, indem sie die Zeichen sahen, die er verrichtete; da nun die ganze Offenbarung Jesu ebeii ausGlauben angelegt ist» so könnte man denken, daß bei diesen Vielen die Absicht Jesu erreicht worden sei und diese als ihn Ausneh- inende bezeichnet werden mußten. Jndessen, wie der Geist des neuen Testanients den Bogen der mensch- Iichgn Sprache auf das Hochste gespannt hat, wie iiberall, so auch in Bezug auf das Wort Glaube» sV hat aiidrerseits die· neutestamentliche Sprache Bieg- samkeit genug, um in die mannigfaltigen Schivankuiii gen und Abschwachiingen der geivohnlichen Rede ein- zugehen, nur daß uberall dasur gesorgt ist, daß der heilige Grundton der Wahrheit sich immerdar geltend macht und regulirend auftritt. » So ist es auch hier; indem Johannes über die Vielen, welche glaubten, gleich hinzufügtt ,,Jesus aber vertrauete sich ihnen iiicht an, denn er wußte, was iin Aiensctjen war, giebt er sofort zu erkennen, daß er hier nicht im·vollen Sinne vom Glauben rede, sondern in der »We·ise dies gewöhnlichen Sprachgebrauchs Da er ·nam·lich su«r» den Gedanken: ,,Jesus vertrauetenhnen sich nicht an dasselbe Wort gebraucht tscmksessiax welches auch ,,glauben« bezeichnet, so will er schoii durch diese An- spielung andeuten, daß der Glaube der Vielen nicht das gewesen ist, was Jesus vom Glauben verlangte. Jesus kann sich nur denen anvertrauen, Weschkdulsch den Glauben göttliches, sunvergangliches Wesen in sich ausgenommen haben; in dem Lllienscheii von Natur da- gegen, so vortrefflich ersonst immer sein inag, ist nichts, dem Jesus sich hingeben kann, er weiß» daß kein Natürliches Raum hat, sein Vertrauen einzu- schließen, er kann nur Göttlichem und Ewigem sich überlassen, und dieses geht nur veriiiittels des Glau- bens iii den natürlich gewordenen Menschen ein. Wenn Jesus sich also diesen Juden nicht anvertraut, so hat er vermöge seines inensihenerforschenden Blicks erkannt, daß ihr Glaube an seinen Namen diesen seinen Namen wenigstens noch nicht in ihren persönlichen Lebens- grund aufgenomnien hat. Die Aeußerung des Jo- hannes, daß Jesus sich den glaubenden Juden nicht anvertraut habe, ist uns auch noch in anderer Bezie- hung, und zwar eben in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Daß Jesus sich den Juden nicht anvertraut hat, kann Johannes nur wissen, wenn er voraussehen darf, daß Jesus das Bedürfniß hat und kennt, sich jeiiiandeni aiizuvertrauen; von Einem, der an sich sel- ber genug hat, wird man nicht noch bemerken, daß er sich diesem oder jenem nicht anvertraut habe, weil er sie zuvor durchschaueten Johannes, der an seiner Brust gelegen, weiß es, daß die Liebe, die in diesem Herzen wohiit und waltet, eine wirkliche und ganze Liebe ist, die sich nicht blos mittheilen, sondern auch in dem An- dern ruhen, sich selber finden und besitzen will. Da- mit kommen wir erst an diejenige Stätte, wo wir das Nichtausnehmen Jesu von Seiten der Seinen (Kap. i, U) recht verstehen lernen: diese Stätte, in welche wir eindringen müssen, wo wir unsern Standort zu nehmen haben, um das Ganze richtig zu überfchauem ist der unendliche Schmerz der verschmähten Liebe. (Baiimgarten·) Sie glaubten an seinen Namen, wel- eher seine Person bekleidet wie ein Rock und eben in seinen Wundern sich herrlich erwies; jedoch die Wur- zeln des Glaubens dieser Vielen gingen noch nicht gar tief (Matth. 13, 20 f.). Es waren angeregte Seelen, welche den Namen des Messias mit Freuden priesen, da sie die Zeichen sahen, die er that; aber ob sie zu dem Flehen sortschreiten würden: ,,thue an mir ein Zeichen!« ob sie an ihrem Herzen Jesum als Selig- macher zu erfahren begierig merden würden, stand noch dahin. (Besser.) Jesus glaubte nicht an ihren Glauben, und daher behandelte er sie auch nicht als Gläubige. (Godet·) Es ist derselbe Glaube noch ein Miß- glaube und ein junger Glaube, derer, die leicht zu- fallen oder zuplatzen und glauben, wenn sie aber etwas hören, das ihnen nicht gesällt oder deß sie sich nicht versehen hätten, so prallen sie flugs zurücke und sallen wieder auf ihre alten Träume. (Luther.) Daß Jesus sich ihnen nicht anvertrauen, besagt, daß er im Ver- kehr mit ihnen eine gewisse Zurückhaltung beobachtete, iiiimer iin Auge behielt, daß die jetzigen Freunde viel- leicht dereinst Feinde werden würden, und so die Schlangenklugheitz die er in Matth 10, 16 von den Seinen verlangt, selbst durch sein Beispiel bewahrte, (Heiigstenberg.) Seelsorger und Andere, denen Seelen anbefohlen sind, lernen hier einen wichtigen Artikel in der Seelenpfleger es liegt uns sehr nahe, die ersten Anfänge des Glaubens in Seelen zu überschätzem namentlich, wenn wir das Werkzeug ihrer Berufung geworden sind; da gilt es denn, um ungefärbte Liebe iind um den Scharfblick eines einfältigen Auges zu bitten, damit wir nicht durch saiiguinisches Vertrauen Seeleiischaden anrichten und so der Sünden uns theil- hastig machen, welche des Rückfalls, dieses bösen Geistes, Gefolge bilden. (Besser·) Aus das höhere Wisse« Isllb seinen klaren, durchdringeiiden Blick, wel- chem es so leicht war, ini Grund der Herzen wie in einem aufgeschlagenen Buche zu lesen, so daß er in keinem Fall erst Erkundtguiigen einzuziehen nöthig hatte, um zu wissen, was er von diesem oder jenem Menscheil ZU halten hätte, niacht Johannes öfter auf- merksam; es lag darin ein Zeicheii göttlicher Erhaben- heit, die dem Lteblingsjiiiiger iiicht verborgen geblieben Warum der HErr sich den Vielen in Jerusalem, die an ihn glauben, nicht anvertrauetl 47 war und die er geflissentlich ins Licht stellt. (Godet.) Christus kennt die Wurzeln der Bäume selbst; wir da- gegen die Beschaffenheit der Bäiime nur an den Früchten. (Calvin.) Es ist Gottes Privilegium, Her- en und Nieren zu prüfen, der Herzenskündiger zu sein, die Gedanken der Menschen von ferne zu ver- stehen (Ps. 7, 10; 139, 2; Apostg 15, 8); an diesem Privilegium mußte Christus in vollem Maße Theil nehmen, weil er der eingcborene Sohn Gottes war. Wir werden aber dadurch erinnert, wie sehr wir davor auf der Hut sein müssen, uns in Selbstgefälligkeit ein- zuwiegen, da das Urtheil Christi, nach dem wir ge- richtet werden, gar leicht von dem unsrigen weit ver- schieden fein kann, Offenb. 2, 23. (Hengstenberg.) Wer sonst vom Geiste Gottes erfüllt war, besaß doch nur Erkenntniß der Nienscheii von der besonderen Seite, um die es sich bei seinem besonderen Beruf handelte, wie denn z. B. der Täufer wohl erkannte, wer buß- fertig sei, wer nicht; also nur, ob dies oder jenes im Menschen sei, erkannten die Andern, Jesus aber, was im Menschen sei, schlechthin. Der Mensch selbst ist ihm ansgedeckt und ganz, zum Zeichen, daß er den Geist ohne Maß besitztx denn kraft dieses Geistes hat er olche Erkenntniß (Luthardt.) Das wunderbare Wissen hristi ist überall gottmenschlich, d. h. einerseits nicht blos göttlich, andererseits nicht blos menschlich, sondern beides zugleich — göttlich unmittelbar, menschlich vermittelt. (P· Länge) Ehe wir zur folgenden Geschichte übergehen. bei welcher uns in der Person des Nicodemus ein Mann entgegentritt, der seiner äußeren Lebensstel- lung nach zu den Obersten unter den Juden gehört, die in V. 18 ff. sich schon als die zum Unglauben Entschlossenen zu erkennen gaben, seiner inneren Herzensstellung nach dagegen zu den Vielen, von denen wir in V. 23 hörten, daß sie an Jesu Namen glaub- ten um der Zeichen willen, die er that, der aber gleich- wohl auch unter diese nicht recht zählt, sondern, gleich- wie er von dem Unglaub en seiner Standesgenossen sich los esagt hat, so auch von dem Halbglauben der grogen Menge sich scheidet und den Weg betritt, um zu dem Glauben eines Jüngers zu gelangen, was ihm später auch durch weitere Handreichung des HErrn (Matth. 26, 18 Anm.) vollkommen gelungen, müssen wir uns klar zu machen suchen, ob diese zwiesache Scheidung wohl so ganz eine Frucht eigner Entschlie- ßung ist, oder ob nicht vielmehr Nieodemus eine Seele sein dürfte, an der der HErr sich einen Starken zum Raube genommen und die er wie einen Brand aus dem Feuer gerissen (Jes. 53, 12; Amos 4, 11)? Wer sein eigen Herz kennt und an ihm selber die Erfahrung gemacht hat, daß es nicht liegt an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm. 9, 16), der wird sich bald mit uns für das Zweite ent- scheiden; und da ist nun schon in Matth. 26, 6 in der Bemerk über Simon den Aussätzigen der Grund ge- legt, auf dem wir hier weiter bauen können. Unter den Vielen, die an Jesu Namen gläubig wurden, da sie die Zeichen sahen, die Jesus in den Ostern auf dem Feste that, ja die wohl schon gläubig geworden waren, als er die Geißel aus Stricken machte und die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel hinaus-trieb, befanden sich, so meinen wir, auch Lazarus von Be- thanien und seine beiden Schwestern Maria und Marthm was gilt’s! in dein Herzen der Maria schlug das Wort: ,,brechet diesen Tempel« tief ein, sie hat es nicht wieder los werden können, und bei dem, was sie an Jesu auf seiner Reise zum letzten Osterfeste that (Kap. 12, 3), lenkte Gottes Geist mittelst jenes Wor- tes, wenn auch ihr selber unbewußt, ohne wenigstens von ihr klar verstanden zu sein, ihr Herz und ihre Hand —- wie käme sonst Jesus dazu, ihrer Handlung eine solche Deutung zu geben, wie er das in Matth. 26, 12; Mark. 14, S; Joh. l2, 7 thut? Diese Drei nun machten eine Ausnahme von dem, was m V. 24 von den Vielen gesagt wird; Jesus vertrauete sich ihnen wirklich, er nahm bei ihnen, wozu sie ihn ein- luden, Herberge in Bethanien für die weiteren Tage des Festes und schloß schon jetzt das Freundschaftsband, das ihn an dieses Haus knüpfte und das uns in Luk. 10, 38 sf.; Joh. il, I ff. als ein sehr festes und inni- ges erscheint, ohne daß uns nur eine Silbe gesagt würde, wie es entstanden. Nun hatte Martha, wie sich vermuthen läßt, an jenem Simon, der »der Aus fähige« heißt, ihren Gatten; hat aber Jesus, als er hernach bei Simon Petrus in Kapernaum seine Her- berge aufschlug, dessen Schwie ermutter geheilt Matth. 8, 14 f.), so hat er gewiß au den Gatten der artha nicht ungcheilt gelassen, als er in Bethanien zum ersten Mal einkehrte. Was hindert da weiter anzunehmen, daß dieser Simon nicht blos zu dem Familienhaus in Bethanien, sondern auch zu Nicodemus, dem Pharisäer und Obersten unter den Juden, in naher Beziehung stand, daß er sein Freund, sein Verwandter, sein Zunft- oder Berussgenosse war, obwohl nicht ein und dieselbe Person mit dem Pharisäer Simon in Luk. 7, 36 ff., wie man vielfach fälschlich voraussetzy doch ein wirkliches Seitenstück zu ihm sowohl als Namens- Vetter, wie auch als Vereinsbruder? Da gingen denn die Zeichen, die Jesus in Jerusalem that, den Nico- demus noch näher an, als daß er blos sie »sah«; sie griffen ihm in’s Herz, sie berührten in dem Freunde seinen eigenen inneren Menschen, und wenn die Hei- lung Sin1on’s vielleicht gar noch an demselben Tage geschehen, an welchem das Zusammentreffen mit den Obersten unter den Juden in V. 18 ff. vorgefallen, und das erste war unter den Zeichen, die Jesus that, so griff solches Zeichen bei ihm recht tief — er ahnete in Dem, der nicht blos seines Vaters Haus, das man zum Kaufhans herabgewiirdigt hatte, wiederherstellte zum Bethaus allen Völkern, sondern auch segnete, die ihm fluchten, und die Sonne seiner Freundlichkeit den Boshaftigen und Undankbaren scheinen ließ, etwas von der Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, in welchem Gott voller Gnade und Wahrheit unter seinem Volke Wohnung nehmen wollte, wenn er auch fürfjetzt noch zu sehr vom pharisäischen Sauerteig in seinem ganzen Wesen durchdrungen war, um Jesu ein unbe- fangenes Herz entgegenbringen zu können. Das 3. Kapitel. Hesfträch Christi mit Ricodeino non! Wege zum ewigen Leben; nnd Iohannis mit seinen Jüngern. Eva« . an! Sonnta e Crinitatis » i! Das Trinitatisfest hat später erst den l.Sonn- tag nach Pfingsten mit Beschlag belegt; die uns vor- liegende Perikope stammt noch aus einer Zeit, welche ein Fest der heil. Dreieinigkeit nicht kannte; sie prägt den Gedanken, mit welchem die Kirche in die e zweite Hälfte ihres eigenthümlichen Jahres eintrat, sehr scharf aus und spricht gerade heraus von der Wiedergeburt als der Grundbedingung zu dem Sehen des Reiches Gottes. Jn der römischen Kirche werden denn noch immer bis zum Peter-Paulstage (29. Juni) die Sonn- 48 Evangelium Johannis Z, 1. 2· tage nach Pfingsten berechnet; da nun die alte Kirche an dem, diesem Tage nächstvorhergehenden Sonntage die Perikope von Petri wunderbarem Fischzuge (Lnk. B, lff.) gelesen wissen wollte, so fallen an den weiter voraufgehenden Sonntagen evangelische Abschnitte Je nach Umständen aus. (Nebe.) Das Trinitatisfest (durch- Papst Johann XXlL in der ersten Hälfte des 14. Jahrh als Pfingstoktave auf den Sonntag nach Pfing- sten fixirt) feiert nicht, wie alle andern und eigentlichen Feste, eine besondere That Gottes zu unserer Erlösung, sondern hat eine dogmatische Grundlage; die mit ihm beginnende Zeit des Kirchenjahres hat das Walten des heil. Geistes, die Mittheilung aller Gnadengüter, welche der Vater uns durch den Sohn gesendet und welche der Sohn uns durch sein Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen erworben hat, zu ihrem Gegenstande, und zwar kommen zuerst (Trinitatis bis 5. Gönnt. n. Tr.) die Berufung und Sammlung, dann (6.—10. Sonnt.) die Erleuchtung, hierauf (l1.—14. Sonnt.) die Bekehrung, weiter (l5.—-23. Sonnt.) die Hei- ligung und endlich (24.——27. Sonnt.) die Voll- endung alles Heils zur Betrachtung Schon in der heil. Taufe beginnt der Geist Gottes sein Werk an uns und beruft uns zum Reiche Gottes, sie ist innerhalb der christlichen Kirche der Anfang unserer Berufung; das Evangelium des Festes handelt dem- nach von der Taufe als der Wiedergeburt aus Wasser und Geist. (Dieffenbach.) . — 1. Es war aber sum hier eine besonders wichtige Geschichte aus jenerAufenthaltszeit Jesu zu Jerusalem näher mitzutheilen] ein Mensch ff. v. a. ålltann] unter den Pharisaern sum welche es sich schon bei dem Vorfall in Kap. 2, 18 ff. hauptsächlich handelte, vgl. ·Kap.’1, 24s.], mit Namen Nicodemus s—- em griech Wort, zu deutsch: ,,Volksüberwinder« —], ein Oberster Unter den Juden [d. i. ein Mitglied des Hohen- raths, der obersten geistlichen Behörde bei den Juden Kap. 7, 26 u. So; Matth. Z, 4 Anm.]. Z. Der kam zu Jesu sals derselbe in den Tagen des Osterfestes zu Jerusalem weilte, wohl aber schon damals des ,Abends hinausging gen Bethaiiien ENatth 2l, 17] bei der Nacht laus Scheu vor seinen Standesgenossemdie eine solche Annäherung unter ihrer Würde hielten und sein Vornehmen gewiß ihm hätten übel entgelten las- sen, hätten sie darum gewußt], und sprach zu ihm swie einer, der gern etwas wissen inöchte, an Den sich wendend, der allein kann Bescheid gebekip Meister. [hebr. Rabbi »Niatth.« 23, 6 Anm.j, wir snämlich ich und meine Gesinnungs- genossen im Hohenrath Kap 12, 42; l9, 381 wissen, daß du bist ein Lehrer· von Gott kommen; denn niemand kann die lto große und wunderbare] Zeichen thun, die du thust [Kap. 2, 23], es sei denn Gott fauf besondere und wunderbare Weise] mit ihm fihn dadurch als seinen Gesandten und Propheten zu beglau- bigen; da wirst du denn mir sagen können, was zum Besitz des Himnielreichs ich noch Größeres, als ich bisher gethan, zu leisten habe Matth. 19, 16 ff.]. Wie wollen wir von deni Gespräch mit Nicodemus in Kürze gebührend reden? Es greift ja so tief hin- ein iu die Herzen und in Gottes Guadenrath, daß wir uns iinnier von Neuem hineinversenken und wer- den es doch nicht erschöpsen. (Riggenbach.) Unstreitig gehört das Gespräch des HErrn mit Nicodemus zu den tiefsten und wichtigsten Unterredungen, die er auf Erden mit Nienschen gehabt hat; sie handelt von der Wiedergeburt und ftellt dieselbe von drei Seiten dar: I) als befremdend und doch nothwendig, 2) als unbegreislich und doch erkennbar, Z) als schwer und doch iuöglich (Fr. Arndt.) Die neue Geburt: I) was ist sie? Z) wie entsteht sie? s) wohin führt sie? (Hoßbach.) Wodurch kommen wir in das Reich Gottes? l) durch die Geburt des neuen Menschen, Z) durch den Tod des Menschensohns (Mün- kel.) Nicodemus ist beides, Beispiel und Ausnahme von dem am Schluß des vorigen Kapitels Gesagten: Beispiel, sofern die Wunder zu seinem Glauben der Lliilaß geworden sind; Ausnahme, sofern Jesus ihn so behandelt, daß man siehet, er erkennt die tieferen Wur- zeln, welche der Glaube in seinem sittlichen Bewußt- sein geschlagen hat. (Godet.) Jm Allgemeinen steht ja wohl Nicodemus noch auf demselben Standpunkte des Halbglaubeiisky der uns bei den Vielen in Kap. Z, 23 ff. begegnete, insofern das Wunderbare der Zeichen Jesu zwar Eindruckgetnacht hat, der dadurch erzeugte Glaube aber noch keine sittliche That, noch 1iicht Glaube im Grunde des Herzens ist. Jndessen ist zwischen Halbglaube und Halbglaube ein Unterschied zu machen: der eine ist, wie Banr sagt, nur Unglaube in der Form des Glaubens, und er ist das, insofern er sich auf feinem Standpunkte des bloßen Anstaunens, dem der sittliche Werth fehlt, fixirtz der andere dagegen ist nicht Unglaube, sondern der Anfang des Glaubens, sobald er in sich selbst seine Ruhe -nicht hat, sondern über sich hinauszukommen sucht, wie das gerade bei Nieodeinus in so entschiedener Weise-der Fall ist. (Lut- hardt.) Rasch und scharf hat sich bereits das Miß- verhältniß der Volksführer gegen Jesum ausgebildet: erst kurze Zeit ist er in Jerusalem zum ersten Mal als der Gesalbte anwesend, er hat den Tempel gerei- nigt, hat sich durch Lehren und Wunderthun als Nieister und Prophet in Jsrael bewiesen; gleichwohl ist es bereits dahin gediehen, daß jeder unter den geistlichen Großbeamten in Jerusalem seine Stellung würde gefährdet haben, der offenkundig mit dem gött- lichen Nieister eine Beziehung eingegangen wäre. (Baumgarten·) Nicodemiis ist durch die Gnade Gottes ein rechter Ueberwinder geworden, der seine Obersten- Ehre bei dem Volke daran gegeben und die Christen- Ehre bei Gott erlangt hat. Ein leiser, schwacher An- fang von Ueberwindung war es, daß er zu Jesu kam mit seiner Leben suchenden Seele; freilich bei der Nacht, denn die Menfchenfurcht hatte er noch nicht iiberwun- den, aber er kam doch, hatte also die Scham über- wunden, als ein armer Schüler vor den galiläischen Propheten hinzutreten. (Zeller’s Bibl. Wörterb.) Die Tradition berichtet von ihm, er sei später, nachdem er sich ösfentlich zu Jesu Lehre bekannt hatte und von Petrus und Johannes getauft worden war, feines Amtes entsetzt und aus Jerusalem verwiesen, von sei- nem Vetter Gamaliel aber in einem Landhause bis an seinen Tod unterhalten worden; damit läßt sie ihn iii unwürdiger Weise später wieder init seinem Glau- ben sich verstecken. Auch der Talmud kennt einen Ni- codemus, Sohn Gorion’s, eigentlich Bunni genannt, der ein Schüler Jesu war und Jerusalems Zerstörung überlebte, dessen Familie aber aus dem Reichthum in große Armuth versank, so daß seine Tochter zur Zeit Der Pharisäer Nicodemus kommt bei Nacht zu Jesu. 49 der Belagerung aus den Ställeii der arabischen Ka- meele die Gerstenkörner hervorsuchte, um nicht zu ver- hungern. Abgesehen von dem hohen Alter, welches Nicodemus müßte erreicht haben, wenn das richtig wäre, spricht auch das gegen die Wahrheit dieser gan- zen Sage, daß ja die Jünger Christi noch vor der Belagerung aus Jerusalem nach Pella geflüchtet sind; die Angaben des Talmud verrathen überhaupt deutlich die Absicht, unsern Nieodemns als einen vom Fluche Gottes getroffenen Mann darzustellen und seinen Namen zu brandmarken. — Man kann freilich aller- lei an ihm aussetzem Es ist heutzutage, wo man un- beschrieen am hellen Tage in eine christliche Kirche gehen kann, sehr leicht, dem Nicodemus seine Men- scl)enfurcht vorzuwerfen, die ihn nur bei Nacht zu Jesu sihleichen ließ, und es ist für einen geschulten Christen, der von Kind auf in der göttlichen Heils-ordnung un- terrichtet worden, keine Kunst, über den Meister in Israel zu lächeln, der das Geheimniß der Wiederge- burt nicht im Augenblick versteht. Aber wer billig urtheilt und das Gute auch in seinen Anfängen zu schätzen versteht, der wird sagen: mir gefällt dieser Nicodemus mit seinem Nachtbesuch bei Jesu, dieser Nieister in Jsrael zu den Füßen des Zimmeriiianns- sohnes von Nazareth; und was mir an ihm gefällt, das ist sein redlich suchender Geist, seine aufrichtige Lernbegier in göttlichen Dingen, die ihn vom Weltge- triebe weg dorthin zieht, wo er Wahrheit zu finden hofft über die heiligsteu Fragen des menschlichen Gei- stes. (Gerok.) Wer weiß, wie laiige er mit sich ge- kämpfh ehe er den Fuß über die Schwelle zu Jesu setzte; denn auch er gehörte ja zu den Mitgliedern der Sekte, die es sich einmal zum Ruhme angerechnet hat, daß wenigstens aus ihrer Mitte keiner an Jesuni glaube (Kap. 7, 48 f.), er stand also unter alleii den feindlicheii Einflüssen, welche die übrigen beherrschten Dennoch ist er gekommen, hat sich über alle Vorur- theile seines Standes hinweggesetzt und ist, wenn auch vorerst nur zaghaft, doch mit jener heiligen Unruhe, die aus einem Gefühle inneren Mangels entspringt, bei dem HErrn eingetreten. Seien wir deshalb ge- recht gegen ihn, nnd heißen wir den Schiichteriien will- koniineii im Kreise der Jünger Jesut Er war ein Anfänger im Glauben, und ein solcher ist auch der gefördertste Christ eines Tages gewesen; m ihm ist « die allmälige Entwickelung des christlichen Glaubens und Lebens uns so deutlich vorgebildet, daß wir an ihm die Stufen des Glaubens an den drei- einigen Gott in Betrachtun nehmen können, wir treteirda ein 1) zuerst in den Horhof des Glaubens, dann Z) in das Heilige und zuletzt 3) in das Allerheiligste. (Sixt.) Sowie aus den Mönchen der katholischen Kirche, namentlich den Doniinika1iern, die herrlichften Mystiker hervorgegangen sind, aus den Augustinerii der große Reformator Luther, so hat auch die werkheili e und vom Buchstabendienst gefesselte Partei der Pharisäer dem Reiche Gottes namentlich zwei große Zeugen des lebendigsten Ehristenglaubens geliefert, den Paulus und den Nicodemus. Jn der Person des Nieodemus hat Christus sofort bei seinem ersten Auftreten nicht nur einen Pharisäer, sondern so- ar einen Obersten der Juden, ein Mitglied des hnedriums besiegt. Die Redlichkeit seiner Hinnei- gung zu Jesu ist von vornherein entschiedenx "a, ein ächter Glaubenskeim fängt schon an, seine Ansprüche und seine Vornrtheile niederzukämpfeii, sonst könnte nicht er, der Greis, sich bei dem jungen Manne, der vornehme Rathsherr bei dem galiläischen Rabbi fra- gend als Schüler einfinden und dadurch sein ganzes Ansehn aus’s Spiel setzen. Wir sehen auch, wie dieser Dichseiso Dir-etwas. (v1·) Kein: allmälig immer mächtiger wird, bis er zur völ- ligen Glaubensfrucht reift, indem er mit seiner Ent- wickelung durch bestimmte Stadien kindurchgehtx daß aber der Keim in seiner ersten Getalt noch schwach sei, giebt Njcodenius deutlich zu er :ennen, nicht nur dadurch, daß ·er zu Jefu kommt in der Nacht, wozu ihn ohne Zweifel Rücksichten der Furcht bestimmen, sondern auch durch seine Aeußerungen selbst. gPLangeJ Wir haben alle genug Hindernisse zu ü erwinden, wenn wir in Gottes Reich eingehen wollen, doch wird es· dem einen schwerer gemacht als dem andern; Nicodeinus war einer von denen, die zwei schwere Lasten zu tragen haben und gewöhnlich daran zu Grunde gehen: er war ein Pharisäer und hielt alsv auf die eigene Gerechtigkeih welche er glaubte gethan zu haben, kann aber jemand durch seine eige- nen Werke gerecht werden, so kann er sich selber selig machen, so braucht er keinen Heiland; und er saß im hohen Rathe uiid regierte das Volk, Vieler Augen waren auf ihn gerichtet und was er sagte, das hatte Gewicht und Ansehn, wehe aber dem Menschem der geneigt·ist,· von sich selber hoch zu halten, und er kommt in die Lage, wo auch Andere von ihm hoch- alten, ihm schmeicheln und· allerlei Ehre erweisen! smuß ein ganzer Mann sein, der da in der Demuth bleibt ·und sich von der eitlen Ehre, der Ehre der Welt nicht fangen und zum elenden Sklaven machen läßt. Nun war Nicodeinus schon bei Jahren (V. 4), das Leben hatte ihn ernster gemacht, und er hatte euch wohl Erfahrungen geniagigh die mancherlei Zweifel in ihm erweckten·, ob der eg der Pharisner ganz richtig sei; es ging in ·1hm etwas vor, das ihm noch selber nicht klar war, ein dunkles Verlangen, ein un- ruhiges Suchen, ein Fragen ohne Antwort, er hörte Je nin und sah seine Zeichen, da wurde der Entschluß in ihm reif, zu Jesu zu gehen und· sichnäher unter- richten zu lassen, und scheint mit gleichgesinnten Freun- den (Kap.· 19, 38) deii Besuch vorher verabredet zu haben. Hier aber lernen wir den· Mann näher ken- nen. Erst wartete er die Dunkelheit ab, daß ihn nie- mand sehen sollte; dann schlich er sich heimlich durch die Straßen von Jerusalem, und als er vor dem Hause angekommen war, sah er sich noch scheu um, ob ihn auch niemand sähe, daß er, der Meister in Israel, ·bei Jesu in die Schule gehe. Dann klopfte er an die That, aber sein Herz klopfte viel stärker —- o wie Iammerlich richtet· doch die Menfchenfurcht den Menschen zu! Eis· hat eine gute· Sache und verkriecht sich damit, als wäre· es eine å·)Jiissethat; er will nach Gott fra en nnd fragt erst die Nienscheiy ob sie es ihm au nicht ubel nehmen; er will seine Seele retten, aber er wagt nicht, ·es ohne Erlaubniß der Menschen zu thun. etzt tritt er ein zu Jesu; er fuhlt sich selber etwas beklommen, daß er zu so un- ge·ivohnter Zeit kommt. iMünkelJ ,,Meister, wir wissen« — w·ir,·in der illiehrzahl redet er; ,,ich weiß« zu sagen, ware ihm zu pe·rsönlich, zu nahe gewesen, so schiebt er·seine Mitobersten gleich am vor und ver- steckt sich hinter· ihnen. Er· fuhlt nnn auch alsbald selber, daß er mit diesem »wir« zu viel geredet; da- rum bricht er deni »von Gott gekommen« sogleich die Spitze ab, indem er ,»,»e1n Lehrer« hinzufügt und so sekn nnfangliches, so schones Bekenntni zu einem ar durstigen znsammenschrumpfen lnßt · Besser) ag man gleich dieses Bekenntniß ein ziemlich dürftiges nennen, aber so ungefähr druckt sich ein jeder Mensch aus,·so lan e der rerborgene Gott ihm erst von ferne erschienen it; er sieht in dem eingebornen Sohne vom Vater voller Gnade nnd Wahrheit nur einen mit höheren Kräften des Geistes ausgestatteten Lehrer. V» T« I. Z. 4 50 Evangelium Johannis 3, Z. 4. Jndem er jedoch sich wenigstens dem Geständniß nicht entziehen kann, daß ein lebendiger Gott ist, der sich nicht unbezeugt gelassen, der mächtig in Thaten und Worten sich der Welt geoffenbaret hat, kann von solch einem Anknüpfungspunkt aus der Geist Gottes einen Menfchen wohl noch in alle Wahrheit leiten; denn wie die Strahlen der Sonne nicht mit Einem Male, son- dern allmälig das Erdenrund beleuchten, so erweitert sich auch der Gesichtskreis der Gotteserkenntniß nur stufenweis, Schritt für Schritt gelangt der suchende Mensch zur Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Auf der Vorstufe des Glaubens an den wahrhaftigen Gott befinden sich die, welche ahnen, ja wissen, daß Gott der Erste und der Letzte und der Lebendige ist; in deren Brust aber auch ein unruhiges, vielleicht»so- gar schmerzliches Verlangen sich regt nach dem hoch- sten Gut und in deren Seele man den Psalmspruch lesen kann: »meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott — wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?« (Sixt.) Willkommen, ihr redlichen Nieode1nus-Seelen, die ihr mitten in der Welt doch auch über die Welt hinaus denket, die ihr, wenngleich schüchtern noch und verschämt, nach Gott und göttlichen Dingen fragt, weil ihr es fühlt, mein Theil ist nicht in dieser Welt, ich bin ein Gast auf Erden; die ihr unter dem irdischen Berufskleid, unter dem Schurzfell des Handwerksmanns wie unter dem Staatskleid des Beamten, unter dem Hausrock des Gelehrten wie unter der Uniform des Kriegers noch ein aufrichtiges åMenschenherz tragt, das sich’s nicht leugnen kann: »du hast ja dieses meiner Seele, o HErr, gleich anfangs eingesenkt, daß sie in dieser Lei- beshöhle nach was Unendlichem sich lenkt; sie sucht und wünschet immerzu, und findet nirgends ihre Ruh« (Gerock.) 3. Jesus antwortete [auf seine nicht be- stimmt ausgesprochene, doch aus seiner ganzen Erscheiniing und den einleitenden Worten, deren er sich bediente, von selber sich ergebenden Frage] nnd sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, so kann er das sim Anbrnch fchon befindliche] Neich Gottes nicht sehen snicht einmal sein Dasein merken, weil ihm der Sinn fehlt, uni es wahrzunehmen, geschweige seines Vesitzes theilhaftig werden Luk. 17, 20 f.]. Jesus ist nach des Nieodemus Ausspruch mehr als ein Rabbi: welcher andere, auch rechtschaffeiie Rabbi maszte sich’s an, von Gott gekommen zu sein? Er er- kennt die Wunder, die der HErr that, an als über- menschliche, nur mit Gotteskrast mögliche Thatenz dies war das Urtheil der angeseheneren Schriftgelehr- ten unter den Juden, und dasselbe Urtheil fand sich auch bei dem gewöhnlichen Volk (Joh.9,31 ff.), dessen natürliches Gefühl oft am richtigsten urtheilt. Er stand also im Vorhof der Bekehrung: daß ihn, die Wunder auf Jesuni aufmerksam machten, ihn reizten, näheren Umgang mit Jesu zu suchen, das war vor- laufende Gnade; und er folgte der Spur, währendes sonst doch Viele giebt, die im Vorhof des Christen- thums stehen bleiben, eine Ahnung haben von dein Geiste Jesu und ein Bedürfniß in sich fühlen, aber doch säumen, in’s innere Heiligthnm einzutreten. Die ausdrücklich .oder stillschweigend an Jesum gerichtete Frage, die ergänzt werden muß, ist die: ,,darum sage mir, ist die Hoffnung unsrer Nation auf den Messias ·egründet? kommt er bald? erscheint bald die bessere Zeit, das Reich Gottes? und meinst du, daß dann Wenige selig werden? (Luk. 13, 22 sf.) — Daß Jesus der Messias, der Christ sei, sagt Nieodemus nicht; ist er aber ein Lehrer von Gott gekommen, steht also nicht auf gewöhnlichem, menschlicheni Wege in diesem Berufe, sondern durch unmittelbaren Auftrag und mit Vollmacht von Gott versehen, so muß er mindestens zuverlässige Aufschlüsse über die Zukunft des Messias, über die Beschasfenheit seines Reichs und den Zugang zu demselben geben können, und diese erwartet Nico- demus von ihm. (v. Burgen) Jesus beginnt seine Antwort mit einer Betheurung, die nur einem gött- lichen Gesandten zukommt, in dem Munde eines menschlichen Lehrers oder Philosophen aber anmaßend klingen würde; nnd was er dann antwortet, ist nicht, was die Neugier befriedigen konnte, wie es noch mit dem Messiasreich werden; würde, sondern was Nico- demus und jeder zu thun habe. Wie viele in unsrer Zeit brennen vor Neugier, den Ausgang unsrer Wir- ren zu wissen, anstatt daß sie lernen follten, was sie zu thun haben, um sich zu bewahren, daß sie nicht untergehen! Whitfield (der zweite ausgezeichnete Be- gründer der Methodisten-Gesellschaft in England, geb. 1714) schrieb an seinen Freund Franklim Jch finde, daß Sie immer berühmter und berühmter in der Welt werden; da Sie große Fortschritte in den Niysterien der Electricität gemacht haben, so niöchte ich Ihrem sleißigen, vorurtheilsfreien Streben und Forschen das Mysterium der neuen Geburt demüthig anempfehlen. Es ist ein sehr wichtiges, interessantes t1idium, und wird, wenn Sie es recht treiben, Sie für alle Jhre Arbeiten reichlich entschädigen und belohnen; er, vor dessen Richterstuhl wir bald erscheinen müssen, hat feierlich erklärt, daß wir ohne dasselbe nicht in das Himmelreich eingehen können. (Heubner.) Warum fängt Jesus gerade mit der Wiedergeburt an? Zu- nächst deshalb, weil der Gegensatz gegen die Ansicht des Nicodemus darauf führte; denn der Pharisäer kennt nur eine stückweise angeeignete Heiligkeit, bei der der Mensch die erste Rolle zu spielen, Gott dagegen in der Hauptsache das Zusehen und Belohnen hat. Da wird ihm nun gesagt: es gilt nicht, wie du nieinst, einige neue Lebensfriichte, sondern neue Leben-wurzeln, nicht eine moralische Ausbesserunxh sondern einen Neubau von Grund aus, nicht die Enipfangnahme und Befolgung einzelner Vorschriften, sondern eine neue Daseinssphäre (Luther: ,,keine neue Lehre bringe ich, sondern neue Menfchen will ich schaffen; meine Lehre ist nicht vom Thun und Lassen, sondern vom Werden, daß es heißt, nichtneu Werk gethan, sondern Zuvor neu geworden, nicht anders gelebt, sondern an- ers geboren«). Dann aber auch deshalb, weil die Legt-e von des Menfchen Elend und der darauf be- ru enden Nothwendigkeit der Wiedergeburt die Grund- lage bildet für alle andern Lehren, welche Christus als der Lehrer von Gott gekommen zu ertheilen hat; erst wenn durch diese Lehre die Erlösungsbedürftigkeit hervorgerufen worden, ist die Empfänglichkeit vorhan- den für die Lehre von der Gottheit Christi, von seiner Versöhnung und von der Bedeutung des Glaubens. Darauf weist der HErr selbst hin, wenn er in V. 12 die irdischen Dinge als zugänglicher denn die himm- lischen bezeichnett die Kenntniß der Verderbtheit un- serer Natur, sagt Quesnel, und die Notwendigkeit, erneuert zu werden durch Jesum Christum, sind die ersten Elemente der christlichen Religion. Die starke Versicherung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage dir«, hat die Unkenntniß der großen Wahrheit und das Sträu- ben gegen ihre Anerkennung zu ihrer Voraussetzung, Des Nicodemus Bedenken in Betreff der Worte Jesu von der Wiedergeburt. 51 wie es in den Worten des Nicodemus selbst sich an- deutet nnd völlig durchschaut wurde von Dem, der da wußte, was im Menschen war; für jenen war der Moment ein wahrhaft tragischer, es blieb nichts von ihm übrig. Der Jude, der als solcher schon meinte, einen Antheil an dem Reiche Gottes zu haben, der Pharisäer, der Abgesonderte, dessen Wesen darin lag, sich für besser zu halten als andere Leute, das Mit- glied des zsgohenraths der Ruf eines besonders tugend- haften Mannes, das eifrige Streben, ein » solcher zu sein, alles schien plötzlich zu einem Häuflein Asche zu verbrennen; er muß von vorne geboren werden, es ist so gut, als ob er noch gar nicht geboren wäre. (Hengstenberg.) Es ist ein alter Streit, ob das griech. fix-»ide- hier »von Neuem« (vgl. Luk. 1, s; Apostg. 26, 5; Gal. 4, 9: von vorne an) oder »vonOben« bezeichne; die neueren Ausleger haben sich meistens für letzteres entschieden, und allerdings kommt das Wort in V. 31; Kap. 19, 11 u. 23 in dieser Bedeu- tung vor, wie denn auch das »aus Gott geboren werden« ein dem Johannes geläufiger Begriff und Ausdruck ist. Wenn man nun aber sofort behauptet, daß Johannes blos diesen Begriff, und nicht auch den der Wiedergeburt kenne, so ist das eine irrige Be- hauptung, da in V. 4 u. 6 sowohl der Sache als dem Ausdruck nach von einer neuen Geburt, die aus dem Geiste geschiehet, die Rede ist; ganz im Kreise des edankens einer zweiten Geburt sehen wir denn auch den Nicodemus sich bewegen, und in der T at, wäh- rend Jesus, wenn er mit dem Begriff und ort einer Geburt von Oben her begonnen hätte, er das Ganze von vornherein würde dem Manne unverständlich ge- macht haben, konnte die neue Geburt diesem nicht so ganz fremd sein, er durfte nur an die Beschneidung des Herzens in 5. Mos. 30, b; Jer. 4, 4 und an die Verheißung eines neuen Herzens und neuen Geistes in Hes 11, 19 f.; 36, 26 f. denken. Darum werden wir wohl zu der älteren gewöhnlichen Fassung, wo- nach das Wort soviel ist als »von vorne« oder ,,wie- der« (Luk. 1, s; Apostg.26,4; Gal. 4,9) zurückkehren n1üssen. (Luthardt.) Aus lauter Stückwerk einzelner Leistungen, neben einander und über einander ange- häufter Verrichtungen und Uebungen setzte sich die Be- reitschaft der Pharisärer zum Himmelreich zusammen: der HErr verlangt einen von der Wurzel aus neuen ganzen Menschen, nicht einzelne neue Be- thätigungen des alten, sondern eine neue Creatur. »Von vorne an«, und das heißt bei Einem, der schon einmal geboren worden, nochmals oder »von Neuem« geboren, eigentlich gezeugt werden muß der Mensch, der zum Himmelreich geschickt sein will; ein völlig neuer Lebensanfang thut ihm noth, und zwar ein solcher Lebensanfang, den nicht schlechthin in seiner Hand steht selbst zu machen, wie man wohl sagen hört, daß Einer ein neues Leben anfangen wolle, wenn er bis- her epflegte Unarten abzuthun sich entschließtz sondern ein nfang, der ihm gegeben werden, an ihm ge- schehen muß, bei dem er sich leidend verhält wie das Kind, das in der Mutter Schooß erzeuget wird. (v. Burgen) 4. Nicodemus [der den HErrn so verstan- den, als wäre mit einem Menschen, dessen Leben schon einen bestimmten Bestand gewonnen, eine ausgeprägte Gestalt angenommen hätte, für das Reich Gottes überhaupt nichts mehr anzufangen, sondern nur mit einem solchen, der sein Leben auch physisch oder im natürlichen Sinne erst von vorne beginne und dem man darum die einzu- schlagende Richtung noch geben könne] spricht zu ihm fmit einer gewissen Wehmuth auf sich selber blickend, weil ihm ja alle Hoffnung auf Theil- nahme mit jener Forderung völlig abgeschnitten werde]: Wie kann ein Mensch fder gern in das Reich Gottes eintreten möchte und nun von dir hört, daß er nur als ein eben erst Geborener das könne, solche Bedingung erfüllen und zur Gewinnung eines ersten Lebensansangs] geboren werden, wenn ev alt [und von dem ersten Lebensanfang schon so weit fOrtgeriicktJ ist fwie das mit mir der Fall]? kann er auch wiede- rum m seiner Mutter Leib gehen und ge: bereit werden? [Jch muß gestehen, daß imir deine Rede etwas Ungeheuerliches, rein Unmög- liches zu fordern scheint; und da wirst du schon dich näher über deine Meinung aussprechen müssen, wenn ich nicht mit gänzlicher Niedergeschlagenheit von dir weggehen soll.] Des Nicodemus Meinung ist: wie kann dieses »von Neuem geboren werden« stattfinden, ohne mit einer zweiten leiblichen Geburt? Er faßt die Wiedergeburt richtig von einem neuen Anfang persönlichen Lebens, das innewpersönliche Leben ist ihm aber so eng mit dem Naturleben verkettet und in Abhängigkeit davon, daß er einen wirklichen (nicht blos bildlichen) Anfang von jenem ohne einen neuen wirklichen Anfang von diesem nicht zu denken vermag; er nennt also nicht, wie man ihm untergeschoben hat, das zweite Kommen aus Mutterleib als eins und dasselbe mit dem »von Neuem Geborenwerden« Jesu, sondern als nothwendige Naturvoraussetzung in und mit welcher allein er sich den neuen persönlichen Lebensanfang zu denken im Stande ist. (Luthardt.) Nicodemus unterwirft si dem Wort des HErrn, er will hinein in das Neid? Gottes und weiß, daß er noch nicht wiederge- boren ist; er hat die Forderung des HErrn ganz richtig auf sich selbst bezogen. Wie aber ist es mög- lich, das; er, dieser alte Mensch, ein neuer Mensch wird? ein alter Mensch ist kein weiches, bildsames Wachs mehr, er ist starr und steif, fest und abge- schlossen, er hat sein charakteristisches Gepräge, ist fix und fertig; er nn wohl noch hie und etwas stücken und flicken, es gelingt wohl auch noch einen und den andern Fehler abzulegen, aber. eine Erneue- rung von Grund aus, wie soll die möglich sein? Das innere sittliche Leben hat eine natürliche Grundlage; soll jenes neu werden, so muß auch diese, auf welcher es ruht, erneuert werden — wie soll das geschehen? Die physische Natur, der Untergrund unsers Wesens ist einmal durch die Geburt vorhanden, hat sich durch das folgende Leben auch gestaltet und gefestet; die Wiedergeburt scheint eine reine Unmöglichkeit. (Nebe.) Nicodemus giebt die Antwort, die überall der geben wird, der ein langes Leben in dem Elemente der blo- ßen Natur geführt hat, auch unter den vereinzelten Einflüssen der Gnade, wenn die Anforderung zur Er- neuerung der Lebenswurzeln zuerst an ihn lzerantritt Ein älterer Mensch ist im Ganzen und Gro en, was er ist« er tritt solchen Anforderungen mit dem Be- wufzt ein entgegen: »das bin ich«, und sie kommen ihm nicht viel anders vor, als wenn man an einen Baum des Waldes die Anforderung stellen wollte, ein Frucht- baum zu werden. Er kann im Einzelnen wohl mit Aufbietung aller Kräfte und unter dem. Beistande 48 -Ephef- l, 3; 52 Evangelium Johannis Z, 5——8. Gottes und seines Geistes an sich bessern und flicken, aber ,,geboren werden«, in eine ganz neue Daseins- sphäre eintreten, das ist nach seiner Anschauung un- möglich; dazu müßte er sein Dasein ganz von vorne beginnen, müßte schon als ein Anderer aus dem Mutterschoße auf die Welt kommen, da das Meiste von dem, was sich uachher entwickelt und eonsolidirt hat, auf dem Grunde dessen ruht, was man schon mit auf die Welt brachte, und da dies, wie sich von selbst versteht, unmöglich ist, so schwebt die Anforderung der Wiedergeburt in der Luft, und der sie gestellt hat, wird sie zurücknehmen müssen. (Hengstenberg.) Das ist ja eine Unmöglichkeit: soll ich denn deswegen aus dem Reiche Gottes ausgeschlossen sein? (Henmann.) Z. Jesus sseinen vorigen Satz der Haupt- sakhe nach wiederholend, ihn aber durch einen andern Ausdruck für den, an welchem des Nico- demus Unverständniß haftete, näher bestinimend] antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand geboren werde ans dem Wasser [besser: aus Wasser] nnd Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen« s. [Von irgend einem leiblichen Wiederge- boreiiwerden ist also fchlechterdiiigs nicht die Rede; das würde auch ganz und gar nichts helfen, sondern nur den alten Erbschaden der menschlichen Natur von Neuem zu Tage bringen.] Was vom Fleisch [von einer der gefallenen Menschheit angehörigen Mutter, die ihre Leibes- frucht von einem Manne derselben Art em- pfangen] geboren wird, das ist [auch seiner- seits, gleich von dem ersten Augenblick seiner Entstehung an] Fleisch [fleischlich, unter die Sünde verkauft Röni. 7 , 14 und kann aus eigenem Vermögen nimmermehr aus diesem ver- hängnißvollen Kreis herauskommen]; und lwie nun diese Wahrheit die unbedingte Nothwendigkeit einer neuen Geburt begründet, so weist sie der letzteren auch dasjenige Gebiet zu, auf welchem sie sich zu vollzieheu hat:] was vom Geist ge- boten wird, das ist Geist« [geistlichen Wesens und Charakters Gal· G, 1 und ka1in geistliche Dinge vernehmen und geistlichen Segen in sich ausnehmen und verbreiten 1. Cor. L, 14 f.; 1. Petri 2, 5., so daß also der Niutterleib, auf den du zurückblickst V. 4, hier ganz anßer Spiel bleibt, sondern es sich um eine ganz andere Zeugung oder Geburt handelt Jak. I, 17 f·]. 7. Laß dich? sdenn jetzt, nachdem ich dir meinen Ausspruch insoweit näher erklärt habe, daß deine Gedanken nicht mehr auf falsches Ge- biet hiiiüberfchweifen werden wie vorhin V. 4, ferner] nicht wundern, daß ich dir [bei meiner ersten Erwiederung V. Z] gesagt habe: Ihr müsset von Neuem geboren werden-«« sund sorge dich nicht, als sei damit für den Eintritt in das Reich Gottes eine Bedingung gestellt, die ältere Personen von vornherein ausschließe]. s. [Jm. Gegentheil kann die Bedingung bei Einem, der alt ist, schon anfangen sich zu erfüllen, ohne daß er selber um diesen ersten Anfang weiß, bis dann später, wenn der Geist seine Wieder- geburt zu Stande gebracht hat, er der mit ihm geschehenen Umwandlung seines ganzen Wesens sich bewußt wird.] » Der Wind sdraußen in der äußeren Natur] blafet, wo er will [bald hier, bald dort, ohne sich in Schranken weisen und seine Bahnen vorschreiben zu lassen], und du horest sein Sausen wohl san dem Ort, wo er sein Dasein spüren läßt, daß du von letzterem nun eine gewisse Ueberzeugung bekommst], aber du weißt nicht, von wannen er kommt, und wohin er fahrt ssondern er erscheint und ver- schwindet wie ein freies Hereinbrechen des Unend- lichen in’s Endliche Pred. 11, 5»]; also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist [ohne daß das Auge etwas bemerkt hätte, ist auf einmal ein von Neuem gebotener Mensch vor- handen, ein Eintritt in das Reieh Gottes bewirkt — alles ist gefchehen, nichts sichtbar vorge- gangen]. Die Worte »aus Wasser und Geist« sind die Aus- legung des »von Neuein«; die von Johannes, dem Vorläufer Christi, eingeführte Wasseriaufe nun hatte eine allgenieine tiefgehende Aufregung hervorgerufem und besonders die Pharisäer hatten sich daran gestoßen (Kap.1, 24f.), die Taufe war also der erste Gedanke, der sich dem Nieodemus aufdringen mußte, besonders da dieser Ritus damals in der Form einer gänzlichen oder theilweisen Eintaiichung vollzogen ward, daher der Ausdrnck »aus Wasser geboren werden«· sich ganz natiirlich auf diese Handlung anwenden ließ, und anch die negative, fast drohende Wenduiig: »so jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist 2c.« scheint auf die Weigerung der Pharisäer, sich der Taufe des Jo- hannes zu unterziehen (Luk. 7, 30), anzuspieleir. Die Erklärung Jefu gegen Nicodemus enthielt also eine Aufforderung, sich in dieser Beziehung von dem von seiner Partei eingeschlagenen Wege u trennen und durch die von Gott selbst eröffnete Pforte, durch die Taufe Johannis oder durch die Taufe Jefu (V. 22 in das Reich Gottes einzugehen. (Godet.) Die neue Geburt, Nicodeinus, ist keine fleischliche, sie muß aus dem heil. Geiste geschehen; und dazu wäre es gut, wenn ihr Pharisäer die Taufe mit Wasser nicht ver- achtetet, wie ihr bislang gethan habt, denn durch die Taufe will der heil. Geist an euch sausrichteiy was dir so wunderlich vorkommt. Gehe nicht in deiner Mutter Leib, gehe in’s Bad der Taufe: da wirst du gewahr werden, was die neue Geburt ist. (Münkel.) Aus- drücklich nemit Johannes seine Taufe eine Taufe mit Wasser; und ebenso bestimmt spricht er aus, der nach ihm komme, werde mit dem«heil. Geiste taufen. An dies Zwiefache hat man also zu denken, an die Taufe mit Wasser als-»das Mittel zur Abwaschiiiig des alten Unflaths, als die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, und an die verheißene Geistestaufe als das Mittel der Neubelebung, der geweissagten Schöpfung eines neuen Geistes und neuen Herzens, beides ver- einigt in Hes 36, 25— 27. Somit konnte Jesus er- Die Wiedergeburt ist ein innerlicher, vom heil. Geiste gewirkter Vorgang. 53 warten, jetzt von Nieodemus verstanden zu werden; die Mittel des Verständnisses lageii diesem nahe, theils in der jüngsten Geschichte seit dem Auftreten des Täufers, theils in der Verheißung auf die der Täufer hinge- wiesen hatte. Kam zu der Wassertaufe des Johannes die Geistestaufe, die von Jesu ausging (Kap. 7, 38; Apostg.2,33), hinzu, so war die Neugeburt vollendet, die Bedingung von V.3 erfüllt. Daß nach dem Auf- hören der Johannistaufe beide Piittel würden ver- bunden und in einer neuen, der christlichen Taufe ziisammengesaßt werden, spricht Jesus iiichtaus in den Worten des 5. Verscs, das wäre auch etwas dem Nicodenius Unverständliches gewesen; daß es gleich- wohl also kommen mußte, als Er selbst, der mit dem heil. Geistezn taufen berufen war, die Fortsetzung der Taufe sowohl bei feinen Lebzeiten von seinen Jün- gern vornehmen ließ, als scheidend verordnete zum dauernden Aufnahme-Sacrainent in seine Gemeinde, bestätigt die Stelle: Tit. Z, 5 f. (v. Burgen) Wie hier das Wasser als einer der Faktoren und als die Grundbedingung der Wiedergeburt erscheint, so erscheint in ganz gleichem Verhältniß in der mit der unsrigen sich sehr nahe berührenden Stelle:«Tit.3, 5 die Taufe, welche daselbst als - »das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heil. Geistes« bezeichnet wird. Ver- bieten nun alle namhaft gemachten Gründe entschiedeii das Wasser hier von der Taufe loszureißeiy so spre- chen wieder andere Gründe eben so bestimmt dafür, daß das Wasser hier syinbolischen Charakter trägt und die Vergebun der Sünden abbildet (Ps. 51, 4 ff.; Jes. 52, 15; es. Bis, 25 f; Jer. 31, 34; Sach.13,1). Wie ist nun beides, daß das Wasser nach der einen Reihe von Gründen die Taufe und nach der andern die Sündenvergebiing bedeuten muß, zu vereinigen? Antwort: das Wasser ist die Taufe und zugleich ist es die verkörperte Vergebung der Sünden; denn das Wesen der Taufe besteht eben darin, daß sie die Ver- gebung der Sünden mit sich führt. Das Wasser der Taufe bedeutet die Vergebung der Sünden, aber nicht so, daß diese unabhängig von ihr exigirt uiidsdurch sie nur abgebildet wird, sondern o, da die Sünden- vergebung an das Wasser gebunden ist. erscheint in gleicher Weise wie der Geist als Faktor des neuen Lebens; wenn dies in V. 6 nur von dem Geiste abgeleitet zu werden scheint, so ergänzt sich dies aus V. 5 dahin, daß der Geist, welcher der positive Faktor des neuen Lebens ist, das Wasser zu seiner Vorausfetzung hat; das Wasser versiegelt den Zugang zu dem Geiste und soll im Hinblick auf die nächstens zu vollziehende Taufe empfohlen, als das Vehikel (Mittheilungsmittel) der Vergebung der Sünden, die nothwendige Vorbedingung und die sichere Gewähr der Ertheilung des Geistes bezeichnet werden. (Heng- stenberg.) Diese Kraft konnte das Wasser nicht in sich selbst besitzen, sie kam ihm nur zu als Symbol des einzig wirksamen- Mittels der Vergebung, des Versöh- nungsblutes; deswegen stelltauch Johannes in 1.Joh. 5, 6 das Wasser, das Blut und den heil. Geist in Verbindung mit einander,- als Fu demselben Werk des Heils zusammenwirkend: das lut versöhnt, der Geist wirkt die Wiedergeburt, das Wasser ist das Zeichen des Bluts und das Pfand des heil. Geistes (Apostg. 2, 38). Wer also die Wassertaufe mit der geforderten Gesinnung empfängt, wird des Versöhnungsblutes und der messianischen Vergebungsgnade theilhaftig; die Verdammniß ist von ihm genommen und er befindet sich Gott gegenüber wieder in der Stellung eines Menschen, der nicht gesündigt hätte. Von diesem Augenblick an darf er erwarten, die Gabe des heil. Geistes zu« empfangen, welcher nur sein verdanimungs- Das Wasser würdiger Zustand im Wege lag. Die Johannistaufe ist in dieser Beziehung keine andere als die christliche Taufe; nur der Unterschied ist zwischen beiden Hand- lungen, daß die eine geschah im Hinblick auf das Blut, das noch vergossen werden sollte, und die andre aufdeni schon vollbrachten Opfer beruht. (Godet.) M) Der HErr führt hier das Naturverderben des Menschen schon auf die natürliche Geburt zurück und läßrsie init demselben gesetzt sein; mit dem Worte Fleisch ist aber-nicht etwa nur die materielle Men- scheniiatur als Sitz der verderbten sinnlichen Triebe gemeint, da Ja Nieodemus als Repräsentant des Pha- risäferthunis auftritt, welches im Gegensatz zum Sud- ducaismus nicht nach Sinnenlust, sondern nach Ge- rechtigkeit in guten Werken trachtete, welches gesetzliche Trachten also gleichfalls mit unter Fleisch begriffen sein muß. So nennt auch Paulus in Röm. , If. das Gerechtsein durch die Werke ein Gerechtigkeitfinden nach dem Fleisch. ,,Fleisch« bezeichnet demnach nicht nur die siniiliche Menschennatuy sondern die Men- schennatur uberhaupt nach ihrer geistig -sinnlichen Beschaffenheih und. zwar die Menscheiinatur in ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit, also die verderbte geistig-sinnliche Menschennaturx darum werden in Gal. 5, 19 ff. als Werke des Fleischesebensowohl Sünden der·Selbstsucht, als Sünden der Sinnlichkeit aufgeführt, 1··a in Col. 2, 18 wird der aufgeblasene Sinn eines uberäeistlichen»Asceten, der gerade auf Vernichtung der innlichkeit ausgeht, als fleischlicher Sinn bezeich- net. Jst nun der a te Mensch oder der Mensch, wie er »von· Natur ist vor der Wiedergeburt durch den Geist, ein fleischlicher Mensch, so ist damit ausgesagt, daß er von» Natur verderbt ist· nach Leib , Seele und Geist. (Philippi.) « Von Christo, seinem dreifachen menschlichen Wesensbestande nach, gehen Wirkungen aus, welche den Menschen mittheilungsweise mit Geist, Seele uiid Leib Christi in eine für seinen eigenen Geist, seine eigene Seele, seinen eigenen Leib umwan- delungskräftigeGemeinschaft segen- Das Werk der Gnade sest sich also dadurch ort, daß wir 1) von dem Gei te Christi empfangen, welcher, nachdem die- ser in» der Auferstehung jegliche Schranke abgestreift hat, mit dem heil. Geiste in Eins zusammen egangen ist, so daß alle Geistesmittheilung wie die p ngstliche eigt, seit Christi Erhöhung diirch den Geist des Men- schensohns vermittelt ist; diese Geistesmittheilung macht das erstorbene Gottesbild in unserm Geiste wieder lebendig und erhält es lebendig, sie giebt unsern Geist dadurch seinem wahren Wesen zurück, so daß der Mensch, der auch natürlicher Weise Geist zu haben nicht aufgehört hat, erst jetzt Geist wieder recht zu Raben (Judä V. 19) und geistlich oder Geist zu sein eginnt Wir empfangen 2) von Christi Seele, denn wir empfangen von Christi Blute, das Blut »aber ist die Seele, d. i. Seele und Blut sind in einander (3. Mos.17, 11 ff.); es ist das Blut, in und mit welchem er seine Seele für uns Vergossen hat (Jes. 53, 12), nicht aber das auf die Erde geflossene des Sterbenden, sondern das in Einerleiheit mit diesem ihm, dem Er- höheten verbliebene, das Blut, welches den Zorn ge« löfcht hat und nun ganz und gar von göttlicher Liebe in ihrer ganzen vollen Herrlichkeit durchdrungen ist. Dieses gottmenschliche Blut des Versöhners wird die Tinctur unsrer Seele, deren Herrlichkeit— zur Turba glnordnung und Verwirrung) geworden ist (,,die sieben aiten der Seele sind verstimmt; der sie verstimmt hat, ist der ihr innerlich gewordene Weltgeist und durch diesen der Finstergeist —wenn der Lichtgeist die sieben« Saiten nicht wieder zurechtbringt, wird ihr Gepolter und Gekrächz weder in dieser noch in jener Welt auf· 54 Evangelium Johannis s, 9—13. hören«), und obgleich es diese Turba innerhalb des Diesseits noch nicht aushebt, so hebt er doch ihre Ver- dammlichkeih also ihre Fluchkrast auf und besänftigt durch die Macht der Liebe und des Friedens, die es in sich trägt, den zornigen wilden Streit der Kräfte, so daß die Seele kraft dieses Bluts und des im Geiste Christi wieder Gottes gewordenen Geistes ihre gottes- bildliche Herrlichkeih wenn nicht schon in Mittagshelle doch wie in Morgendämmer und Morgenroth zurück- gewinnt. Vei der wesentlichen Beziehung, in welcher die Seele zum Leibe steht, kommt dies auch dem Leibe zu gute; wir empfangen aber auch Z) von Christi Fle1sche, welches, weil durch himmlische Zeugung in Maria entstanden und von dem lebendcgmachenden Geiste durchdrungen«(Kap. G, 63), Zeistartig und zu geistlichem Nutzen mittheilbar ist. ieses Fleisch, von ihm selbst himmlisches Lebensbrod und unsterblich machendes Manna genannt, geht in uns ein, ohne sich mit unserm durchsündeten, materialischen, thieri- fchen Fleische zu vermischen, es wird aber in Betresf dieses unsers adamitischen Fleifches für uns zu einer Kraft des Gnadentrostes und der· Ueberwindung, zu eisier Biirgs aft des Lebens mitten im Tode, zu einer Tinktur der nsterblichkeih welche trotz des Verwesens das Wesen unseres «Fleisches festhält, um einst in der Auferstehung auch dessen Erscheinung sich zu verähnlichew (Del1tzsch.) Wie in der Menschheit zwei Häupter da- stehen: Adam, von welchem Sünde und Tod aus- geht über alle, und Christus, der zweite Adam, von welchem Gerechtigkeit und Leben allen, welche nur glauben wollen zufließt, so steht in der Welt nicht blos Ein wirksames Princip, sondern zwei zerzgende Kräfte treten hervor — Fleisch und Geist. ( ebe.) Das Neutrum: »was geboren is «, ist in beiden Satzgliedern statt des Maseulink »wer geboren is « gesetzt, um die Natur des Erzeugten, abgesehen von der einzelnen Person zu bezeichnen und so die Allge- meinheit des Gesetzes ausdrücklicher herauszustellen — Gleichwie die leibliche Geburt den Menschen nicht in das Ende, sondern an den Anfang des zeitlichen Lebens »und Werdens stellt, so wird-auch mit dem Namen ,,Wiedergeburt« nitht die höchste menschliche Vollen- dung bezeichnet, die im Reiche Gottes möglichi ist, sondern nur der Eingang und Anfang, von welchem aus der Weg zum Ziele der Vollendung offen steht. Die Wiedergeburt ist ein zarter Keim, der Blüthe und Frucht weissagt, ein Funke, der zur Flamme werden, ein Quell, der um Strome heranwachsen kann, ein neues göttliches eben, welches der allmäch- tige und allweise Gott den Gesetzen eines stetigen, von innen nach außen strebenden Wachsthums unter- worfen hat. Wahrlich, ein Ausdruch der seines Mei- sters werth ist, der aber auch Gott und Engel zur Wache um jede junge Wiedergeburt herbeirustx denn was kann der Satan an einem so zarten Anfang ver- derben, wenn Gottes Augen nicht offen stehen und der Engel flammende Schwerter dem Bösewicht nicht weh- ren! Gott sei allen wiedergeborenen Gotteskindern gnädig und erhalte ihnen ihr himmlisches Leben, um so mehr, als wir ja hören, daß unsre alte Geburt, unser eigener Fleiß und Eifer keine Gnade bei Gott findet, sondern schlechthin alles an der Wiedergeburt gåidhdgm Wachsthum derselben zur Vollendung liegt! o e. Damit soll sich Nicodemus beruhigen, daß die Geisteswirkung eine erfahrungsmäßige Thatsache ist, welche er ebenfalls an sich erfahren kann und soll. (Luthardt.) Durch den Ausdruck: ,,ihr müsset von Neuem geboren werden« nimmt Jesus sich selbst von der Nothwendigkeit der neuen Geburt aus, die er für alle Andern behauptet; er hat wohl geistlich wachs en können (Luk.2, 40 u. 52), aber der Wiedergeburt be- durfte er nicht. Die Gabe des heil. Geistes bei seiner Taufe war keine Wiedergeburt, sondern die Krönung seiner durchaus vom heil. Geist regierten und geord- neten vorangehenden Entwickelung. (Godet.) s) Gleichwie du den Wind mit deiner Vernunft nicht fassen kannst, wer er sei, und ob du schon sein Sausen auswendig hörst, dennoch kannst du weder seinen Anfang noch sein Ende wissen nnd merken, wie fern er von dir angefangen hat oder wie weit er hin- ter dir aufhört, also wirst du viel weniger mit deiner Vernunft begreifen, wie die Wiedergeburt zugehe- (Luther.) Jm Griechischen springt der Vergleichungs- punkt zwischen Geist und Wind dadurch sofort ins Auge, daß ein und dasselbe Wort: pneuma, sowohl Geist als Wind bedeutet. (Besser.) Wenn Eine Macht unberechenbar und unmeßbar ist in der Welt, so ist es der GeistGottes, der Geist der schöpserischen Allmachh der freien Gnade, der unerforschlichen Weis- heit. Lassen sich ja schon in weltlichen Dingen die Wege des Geistes nicht berechnenx plötzlich wie ein Blitz kommt dem Erfinder irgend ein schöpferischer Gedanke, unbestellt kommt über den Dichter die Stunde der Begeisterung, unversehens fährt in eine ganze Zeit ein Sturm der Bewegung. Aehnlich ist’s mit dem heil. Geist: man kann ihn nicht bestellen auf Tag und Stunde, man kann ihn nicht einschließen an einen bestimmten Ort, man kann ihm nicht entfliehen auf irgend einem«Wege; er kann zögern und auf sich warten lassen, wenn wir sein am sehnlichsten harren; er kann ausbleiben, wo man meint, es sei alles für ihn bereit, z. B. beim prunkvollsten Gottesdienst und der studirtesten Predigt, und wiederum kann er einen Menschen fassen, wo er. sich’s am wenigsten versieht. (Gerok.) Das Walten des Geistes der Wiedergeburt ist l) ein freies, der Gewalt menschlicher Willkür, menschlichen Eigenwirkens entzogenes; 2) ein geheim- nißvolles, jenseit menschlichen Bewußtseins gelege- nes, nur an seinen Wirkungen erkennbares Der Wiedergeborene erkennt sich, wenn er seinen gegen- wärtigen Zustand mit dem alten und dessen noch un- getilgten Reste vergleicht, als einen neuen Menschen mit umgewandter Grundrichtung aller seiner Kräfte,- durch Besprengung mit dem Blute Christi entledigt des bisher bösen Gewissens oder, was wesentlich das- selbe, durch die rechtfertigende, heiligungskräftige Gnade aus einem Kinde des Zornes wieder zu einem Kinde des Gottes der Liebe geworden, und erneuert im Grunde seines Wesens nach Gottes Bilde, sowie es in Christo neue schöpferische Wirklichkeit in der Mensch- heit gewonnen hat; er ört die Stimme des Geistes gleich dem Sausen des indes, indem er das Zeug- niß des Geistes von seiner Kindschafh die in seine Gebete sich mischenden unaussprechlichen Seufzer, den Abba-Ruf, die in Unterweisung, Mahnung und Rüge sich mannigfach ertveisende Zucht des heil. Geistes an Lich erfährt; er ist ein für alle Mal erleuchtet, schmeckt ie himmlische Gabe der Sündenvergebung, in welcher aller Reichthum der Gnade beschlossen ist, weiß sich im wesentlichen Besitz des heil. Geistes, schmeckt das liebe trostreiche Wort Gottes und die schon in das Dies- seits hineinreichenden Kräfte der zukünfti en Welt der Vollendung (Hebr. S, 4 f.). Aber das a es sind doch nur die Folgen dessen, was an ihm geschehen, die Gottesthat selbst ist«und bleibt für ihn in einer unter- halb seines Bewußtseins gelegenen unerreichbaren Tiefe, und wie die natürliche Geburt, welche sein na- türliches bewußtes Leben zur Basis hat, so bleibt die geistliche Geburt, die Basis seines geistlichen bewußten Jesu Klage über Mangel an Glauben bei den Schristgelehrten. 55 Lebens, für ihn in Dunkel gehüllt; er ist sich des Gewirkten bewußt, aber als der Folge eines in der Region seines Unbewußtseins geschehenen Geisteswerkes. (Delitzsch.) Der Wind bezeugt im Sausen seine Ge- genwart: der Geist der Wiedergeburt hat auch eine Stimme, er Verkündigt der Welt» sein Werk, entweder so, daß er in dem Lande rumort, oder so, daß dem Wiedergebornen der Mund geöffnet wird und er mit neuen Zungen die Gnade preist, nicht zu gedenken, daß ihm die Kraft gegeben wird, in Thaten zu be- weisen, daß ein neuer Geist über ihn gekommen; frage aber den Wiedergebornem woher dieses Neue gekommen, was es mit ihm noch werden will, er weiß das eine so wenig wie das andere. Die Wiedergeburt ist nicht der Anfang, der unmittelbar gesetzte Anfang eines neuen Lebens, sondern nur der Abschluß eines Processes, dessen erste Anfänge uns nicht bewußt sind; und so liegt auch das Ende im Verborgenen —- wer kann sagen, wie mächtig sich die Ströme des leben- digen Geistes über die einzelne Seele ausgießen wer- den, welche Ströme lebendigen Wassers von diesem, welche von jenem ausgehen? (Nebe.) Mag dem Winde niemand wehren, daß er nicht dahin fahre, wohin er will, wieviel weniger wird der heil. Geist sich hindern lassen durch die natürlichen Schranken irgend einer irdischen Gewalt! (Ehrysostomus.) 9. Nicodemus sjetzt in Beziehung auf das »aus Wasser und Geis « seine Bedenken erhebend, wie er vorhin V. 4 es in Beziehung auf das »von Neuem« gethan hatte] antwortete nnd sprach zu ihm: Wie mag solches zugehen [daß Einer aus Wasser und Geist ein ganz neuer Mensch werde? Jst ja doch Jsrael nicht ein Volk wie die ohne Gott dahin lebenden Heiden, daß es erst zu Gott sich noch bekehren müßte, sondern steht schon im Bunde mit ihm; und ist es doch auch nicht ohne den Geist Gottes, sondern hat durch Mosen des HErrn Gesetz em- pfangen: wie kannst du da von ihm eine völlige Neugeburt verlangen? worin soll die denn eigent- lich bestehen]? 10. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Jsrael seiner von denen, die es auf sich genommen haben, Gottes Volk in Gottes Wort zu unterweisen, und also dafür sich ausgeben, der Schrift Meister zu sein], und weissest das nicht [wie die Schrift aus allen ihren Blättern gerade von Js- rael zu allererst und vor allen andern Völkern Buße und Umkehr zu Gott und Glauben an Den, den er senden werde, fordert]? 11. iUnd wenn denn ihr Meister in Jsrael Matth. 23, 2 es allzumal wirklich nicht wisset, weil ihr von euch selber blind seid, warum lasset ihr es euch von uns nicht sagen, die wir es euch vorhalten, von Johannes, dem Täufer, und mir, der ich ihm ans dem Fuße nachfolge?] Wahr- lich, wahrlich, ich sage dir, wir [beide, wenn wir wie mit Einer Stimme die Mahnung und Botschaft vor euren Ohren erschallen lassen: ,,thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei- kommen« Matth. Z, Z; 4, 171 reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben [wie unsre ganze Erscheinung und unser ganzes Auftreten euch dessen den Beweis liefert], und ihr lMeister und Obersten gerade, die ihrdem Volke mit einem richtigen Verständniß des Willens Gottes und guten Exempel des Glaubens solltet vorangehen] nehmet unser Zeugnis; nicht an sdenn wie ihr von Johannes euch nicht habt tau- fen Matth. 21, 32 und nicht zu Dem hinweisen lassen, der nach ihm kommen werde, daß ihr weiter gefragt hättet, wer derselbige sei Kap. 1, 26 f., so bleibet auch das , was ich jüngst mit dem Tempel habe vorgenommen 2, 15 f., bei euch ohne alle Frucht, so daß ich aus deine Frage V. 9 antworten muß: auf dem Wege, den ihr eingeschlagen habt, wird es nimmer mit euch zu einer Wiedergeburt und zum Sehen des Reiches Gottes kommen]. 12. Glanbei ihr nicht, wenn ich sindem ich das offensichtlich zu einem Kaufhaus herab- gewürdigte Haus meines Vaters inshandgreif- licher Weise gereinigt habe] euch von irdischer: Dingenisage sdaß ihr Verstündet, wie noth euch gründliche Buße und ernste Umkehr thut], wie würdet lbesserx werdet] ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde sgesagt haben werde, nämlich von dem Geiste, den diejenigen empfahen sollen, die an mich glauben, wie ich in der That euch da- von noch zeugen werde Kap. 7, 38 f.]. 13. Und [nun meint nur nicht, daß ihr auch ohne mich, schon mit Hilfe des Mose, auf den ihr euch verlasset Kap. 5, 45., die Verheißung Gottes, wie sie in Joel Z, 1 ff.; Jes. 44, 3 geschrieben steht, erwerben werdet! Denn wenn ihr auch in Beziehung auf Mofe um deswillen, was von ihm in 2. M. 24 , 18 erzählt wird, euch des Ausdrucks bedient, er sei zum Himmel aufgestiegen, so gilt doch für die Sache, um die es hier sich handelt, der Satz:J niemand fahret gen Himmel sdaß er von da den Geist herab- sende auf Gottes Volk], denn der [zuvor] vom Himmel herniederkommen ist sund also im Himmel feine Heimath und daselbst als Sohn des Vaters das Versügungsrecht hat über allen geistlichen Segen in himmlischen Gütern], näm- lich des Menschen Sohn, der im Himmel ist [auch in seinem irdischen Dasein durch den nnunterbrochenen Verkehr mit dem Vater Kap. 1, 51; 5, 20; 16, 32 ein himmlisches Leben lebt IS, 7. 28., während Mofe nur wünschen konnte: ,,wollte Gott, daß alle das Volk weissa- gete und der HErr seinen Geist über sie gäbe!« 4. M. II, 29]. 56 Evangelium Johannis 3, 14—16. d Den Aitisldruä äMeisåerßitåiyeJsgael« haFen Nltanghe avon ver e en wo en, "eo emus ama s ohne-heim im Hohenrathe gefweseii sei oder der Weis Trug« Leg-Eises;- Fsggke Zsgkssssz Sirt-s: Ass- e . m. · e i a er ungewiß ob die Einrichtungwines solchen chacham damals schon bestanden hat, man geht also sicherer, wenn man den bestimmten Artikel, den das«Wort hat, da es genauer heißt: »der Lehrer Jsraels , so auf- faßt, daß Nieodemus damit als der dem HErrn ge- sisäilåexsiäkeåijäisiökkikss Tskfåikitkiseskk d23’"FI’iZ«-’2Lif?r« e ii ir , i nn auch Jesu Rede sich weni er an seine Person als an Bei-nein Stazitvllrichtetgjindl åsseisit Genossen in ihmS ihre eeoneraen.,,eni · s,w ·1. . 52758 Davitd taufd die åkrlggedlSaeiiks etrgneßlnSzosljn äijst u an wor e : er o n eines ne tes ai ie ganze Sippschaft Jsai’s wird für Saul durch; David repräsentirt); wenn in Hagg. 1, 13 der Prophet der llkåigiill dses PErcichn lgenatnnt wirdzHwenn Jesus in Kap. ag : i in er ute irte -— in meiner Fersånt stfflltd der Begrisgf deingsEgiitjejn HzrktenddarÆ n e re e en nun, was er rr em ico emus ktlsltiliepräsenxarsictlzsn desbisizaelitgisrheki Lehrstandesf sggh e , wie un eint, ei en us egern zumeit as Fehl? Verstägidniß; sosnamentlich wissen sie nichts e tes mit em Gegena der ird’ uid ’m - lischen Dinge. in· V. 12 Enzufangesipelitiei dlemhcgtictn ei FEKTZLJFETTZJJUFHZEIT-Es? Si» TUUZF PFFELT »wir reden« streiten sie unter einandeå wer darunter emeindt sei, »3hiwohl, wem; die ebebn erwähikte Auffas- ung ie ri ge wäre ann ü er aut e"n ,,w" « mehßii Steig) hätte, dsosiidgrn esßdann heißgxn mu e:,i ree a i wei «2e.- ir aen a- rum bei« der Etklärung unsern eigenen Weg gehen Tkifspssakäeesåk ZEFTFTLEWILTHZZTHDFTFJ AkTsfÜHN , er mm- Pichen Auffassungen uns im Einzelnen nicht einlassen; WkgissikisieäFETZFHZZZAist«« III? d? skirklsptwl . ie erge r eu e on der der HErr hier zu Nicodemus redet, es schön an sich etwas Mißliches hat, diese zu den irdischen Dingen zu· zahlen und nun den Gegensatz der ,,himmlisc·hen Yinge da u ausfindig zu machen, außerdem giebt - 1 c , 1 skHkpkkxtekekizexzeikfiksigeke ZTLeZZTHZZUH2TFF2 Zum-III Sinne, hat, ssondern vicgmehr etwas, was er dessen tan esgeno en unter ie Augen gestellt, sie aber hatten es unbußfertig und ungläubig von sich abge- e Mdiiisd käkekkmåsäe’k"äedß’kkså’ dkåsäsipeåäsmfiäiiii gahrheit sein, wie sehr sie der uße uisd Besserun i- d « · - 9 Mitte KPZFZILULLUVWFP DFKFIIEELEETZEELEH · — . r e Zkicodiklmik ihn V. 2 enttszprieht Nieodemus hatte Je- um as e rer begrüt o sagt er· d v de: Zuverlässigkeit und Gewißheit seiuerchsZhreetin,,kkfiY reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben«, indem er den Johannes mit einschließt, der ja auch in des Nieodemus Sinne ein ,,Lehrer von Gåttqkominemsgu heißeizz veårdienäe hgetgeniiber Zlen , eis ern in rae «· ico emu a e « t Glaubensbekenntniß ’abgelegt, Jesus aberklnlieeklagtt ils-est Motststlgebhan Zvahtrems Glåiubenßbeichseinen an e gen en:,,1 rne me uner eu ni ni a «, indem er sich ·an diejenigen wendet, ingderen Nanifen II«Füäsääåiemåhkkkmgii:3«Tmk;-."«E,’L««k Zksxkspäiåhexikiik ? Lehrer ,,v o n Gott kommen« bezeichnet, dieser nun zeigt ihm, in welchem «anz besonderen und eigenthümlichen i Sinne dies zu fa sen sei, wenn es ni t als oberflåch- liche Redensart genommen werden oll —- es steht nämlich derjenige Lehrer vor ihm, der wirklich vom Himmel herniedergekommem ja gewissermaßen noch immer im Himmel ist, und auch wieder gen Himmel fahren wird. 14. Und swillst du nun wissen, woher das Wasser der Taufe seine Kraft nimmt, zur Ab- waschung der in der Buße erkannten und bereu- ten Sünde zu dienen, so hat die Schrift dies längst schon vorbedeutetz denn] wie Moses in der Wüste [dort, an der Grenze des Edomiter- Landes, nach der dir bekannten Geschichte 4. M. 21, 4 ff. für die von Feuerschlangen Gebissenen] eine [eherne] Schlange sdurch Aufhängen an einem Pfahl] erhöhet hat sdaniit alle, die im Glauben an das Wort göttlicher Verheißung zu diesem Zeichen emporschauten, heil würden Weish. 1 S, 6], also muß [nach göttlichem Rathschluß Matth. is, 21; 24, S; Luk. 24, 161 des Menfchen Sohn [durch Aufhängen an ein Holz, was frei- lich nur dadurch möglich ist, daß der Finsternis; künftig, wenn die Stunde dafür wird gekommen sein, Macht über ihn gegeben wird Luk. 22, 53] erhöhet werden [Kap. 8, 28; 12, 32 f.], 1«5. Auf daß alle, die an ihn glauben sgläubig zu seinem Kreuze emporblicken] , nicht sim Tode, den sie mit ihrer Sünde verwirkt habe« Rötm S, 231 verloren werden, sondern sindem sie Vergebung der Sünde empfahen und zugleich »die Gabe des heil. Geistes zur Erneue- rung« ihres inwendigen Menschen erlangen] das ewige Leben haben [Mark. is, is; Apostg 2, 38 — damit habe ich dir denn deine Frage in V. 9, nachdem ich dir-»in V. 10 »— 13 gesagt, was bei euch Obersten der Wiedergeburt und» dem Sehen des Reiches Gottes entgegen steht, auch in positiver Weise beantwortet, daß du weißt, was du zu thun hast, wenn du nicht mit -den Andern willst verloren gehen, sondern viel- mehr selig werden Apostg 2, 40; Cor. 5, 17 ff]. Da zeiget er nun, wie und wodurch wir auch hin- auf gen Himmel kommen mögen, das ist, was er fiir uns« gethan, und wie wir seiner Wohlthat theilhaftig werden; denn weil sonst kein Rath noch Hilfe war, Gottes ewigen Zorn über die Sünde zu versöhnen und von dem ewigen Tode zu erlösen, durch keine Creatur im Himmel und auf Erden, so hat müssen der einige Sohn Gottes an unsere Statt treten und siir unsere Sünde ein Opfer werden, dadurch Gottes Zorn versöhnet werde und Abtrag geschehe. Das Werk ist nun unser Heil und Trost, und die Kraft, so in der Taufe wirket, daß wir neugeborne Menschen werden und gen Himmel kommen mögen. (Luther.) Die Vergleichung mit der Aufrichtung der Schlange, die natürliche materielle Bedeutung des Worts ,,erhöhet werden«, sein Verhältniß zu dem entsprechenden ara- mäischen Ausdruck (E]ET)- tvelches von dem Hången der 16, 31; 2. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er ihr seinen eingebornen Sohn gab. 57 Missethäter ebraucht wird (Esra G, 11), entscheiden dafür, daß Zesus von seinem leiblichen Hängen am Kreuze redet; der eingebildeten Herrlichkeit des Mes- sias, an welcher sich der jüdische Nationalstolz schon zum Voraus weidete, stellt er die Realität, die Erhö- hun an’s Kreuz als die von Gott geordnete Form der rhöhung des Messias entgegen, dieses schmachvolle Aufhängen soll aber sreilich zu einer desto herrlicheren Erhöhung der Macht und Ehren führen, als diejenige, von der auch Nikodemus träumt. Ohne Zweifel war es.eine Wirkung dieser Weissagung, daß die Stunde, da er nun Jesum am Kreuze hängen sah, statt für ihn die Stunde des Abfalls und der Verzweiflung zu werden, der entscheidende Augenblick war, wo fein lange zurückgehaltener Glaube frei hervortrat, Kap. 19, 39. (Godet.) Der HErr benutzt diesen Abend, um dem Nikodemus Dinge zu sagen, woran dieser sein Lebenlang zu lernen hatte; wir wollen daher auch nicht so ängstlich sein, ob die Menschen gleich alles fassen können, wenn wir sie in den Geheimnissen des Himmel- reichs zu unterrichten haben. Vorhin war es seine Per- son, die Jesus mit den Worten beschrieb: ,,niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder- kommen ist, nämlich des Oslienschen Sohn, der im Him- mel ist«; er ist also kein bloßer Lehrer, von Gott kommen, den man neben andere Propheten stellen könnte oder blos in dem Sinne über die andern setzen, daß er der ausgezeichnetste derselben wäre, sondern er ist von Oben her als der Sohn Gottes. Hier aber ist es sein Werk, davon der HErr redet, wenn er spricht: ,,wie Moses in der Wüste eine Schlange er- höhet hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet wer- den, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben«; hier sollte Nikodemus lernen, wie es mit der neuen Geburt zu- geht. Man fühlt den schmerzhaften Biß der Sünde, man geht gläubig zu Christi Kreuz, man lebt aus Gottes Gnaden und empfängt das geistliche, göttliche Leben, welches uns zu neuen Menschen macht. (Mün- kel.) Es kann einer, der getauft ist und im Glauben steht, der Vollendung ermangeln, und wird es auch, o lange er hier walletz es können ihm viele Dinge, die in und an ihm sind, iuißfallem und mit Recht; er kann viel zu gestehen, zu beweinen, zu kämpfen, zu erringen haben; aber todt ist er nicht mehr, er ist wiedergeboren, er lebt und ist auf dem Wege zur Vollendung, denn er glaubt und ist getauft. Das lasse man sich von Keinem nehmen, der die Schrift verkehrt, der Wiedergeburt und Heiligung verwechselt und vermengt. Das Auge des Bußfertigen und Wei- nenden ruht auf dem Gekreuzigten, wie das Auge des von Schlangen gebissenen Jsraeliteii auf der ehernen Schlange; von dem Gekreuzigten weiche kein Auge, dorthin flü te sich die gescheuchte Seele, dorther kommt Ruhe und tärkez dorthin flüchte sich, was nicht ster- ben will, dort fließt Leben — wer will, kann es er- fahren! (Löhe.) Das Gift der Begierden kann mir nicht me r schadeu, denn ich nehme täglich ein das kräftige egengist, Christum den Gekreuzigten (Gre- gor von Nyssa.) Evangelium am psingstinoiilageh Eine seltsame Perikope auf das Pfingstfestl Das ist der erste Eindruck, welchen man bei diesem Texte empfängt; ist doch vom heil. Geiste in ihr auch mit keiner Silbe die Rede. Und doch eine Perikope, sagen wir, welche nicht leicht trefflicher gewählt werden konnte; der heil. Geist, welcher an dem Tage der Pfingsten über die Apostel ausgegossen wurde, brachte durch die Predigt mit neuen Zungen, welche er erweckte, eine Scheidung hervor, hielt ein Gericht über die Pfingst- gäste, über die Männer aus allerlei Volk, welche durch das Brausen des gewaltigen Windes herbeigeweht worden waren von allen Ecken und Enden. Die einen sprachen: »was will das werden?« und was es wer- den will, lehrt uns bald die andere Frage: ,,ihr Män- ner, liebe Brüder, was sollen wir thun?« Die andern hatten’s ihren Spott und sprachent »fie sind voll süßen Weines!« Wo heil. Geist ist, da ist auch eine Krisis, eine Scheidung, ein Gericht. Das Evangelium des ersten Feiertages hat gezeigt, was der heil. Geist für die Gläubigen für eine gute Gabe ist; unsere Perikope zeigt uns des heil. Geistes Werk im Ver- hältniß zu der Welt — er scheidet die Welt, er drängt zur Entscheidung. (Nebe.) Was in der gestrigen Epistel mehr äußerlich erscheint, das sehen wir in dem heuti- gen Evangelium innerlich vorgehen; wie sich’s dort vor den Augen sammelt und sche1det, so scheidet und sammelt sich’s hier innerlich; dort sehen wir, wie sich äußerlich die Kirche bildet, hier wie sie innerlich ent- steht. (Löhe.) Dies ist der besten und herrlichsten Evangelien eins, das wohl werth wäre, mit güldenen Buchstaben, nicht auf Papier, sondern in’s Herz zu schreiben, und billig sollte eines jeden Christen tägliche Lection und Betrachtnng sein, in seinem Gebet ihm selbst sürzusprechem seinen Glauben u stärken und sein Herz damit zu erwecken zur Anrusungz denn es sind Worte, die da können aus Traurigen fröhlich, aus einen: Todten« lebendig machen, so nur das Herze festiglich daran gläubt. (Luther.) Der Pfing ttag ein Gerichtstag Gottes: l) er stellt dir ottes Gnade vor dein Angesicht, 2) und fragt dich: willst du leben oder nicht? Llhlfeldh Gott hat seinen Sohn gegeben, da wir daran merken sollen l) die Größe seiner Liebe, 2) den Ernst unsrer Entscheidung. (Münkel.) Welches ist schwerer, an Christum glauben oder gute Werke thun? Ein jeder denkt, sagt Luther, an Jesum Christum zu glauben sei eine gar leichte Sache, aber Gottes Wort halten und nach Gottes Geboten unsträflich einhergehn, sei schwer; aber hierin steckt ein großer Jrrt um, der Glaube ist keines- wegs eine so leichte Sache, ondern das Allerwichtigste und Schwerste, und wenn der da ist, so ist das Uebrige leicht. So wollen wir denn zusehen: l) wie schwer es mit dem Glauben anfangs hergehe, L) wie leicht aber daraus die Heiligung des Lebens folge. (Rieger·) 16. Also [nämlich, um dir eine nähere Eiusicht sowohl in das Muß des Erhöhetwerdens des Menschensohnes an’s Kreuz, von dem ich so eben sprach, als auch in die Allgemeinheit des von ihm zu schaffenden Heils zu geben] hat Gott die Welt ldes gesammten von ihm abgefalle- nen menschlichen Geschlechts Kap. l, 9 Anm.] geliebt, daß er sda die Zeit zur Ausführung seines Rathschlusses ersüllet war Gal. 4, 4] sei- nen eiugeborenen Sohn [den er bis da- hin in seinem Schooße von Ewigkeit her gehegt Kap. 1, 18., an sie heraus-J gab [nicht blos um in ihr ein Mensch 1, 14., sondern auch für sie das Sühnopser der Sünde 11, 51 f.; 1. Joh. 2, 2 zu werdend, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht [wie es sonst der Fall sein würde, wenn er das nicht gethan hätte] ver- loren werden, sondern sseinem Gnaden- 58 Evangelium Johannis Z, 17. 18. willen gemäß Hes. 18, 23; 33, 11] das ewige Leben haben. Nach dem Vorgange des Erasmus haben mehrere neuere Ausleger angenommen, daß das Gespräch Christi mit Nicodemus mit V. 15 aufhöre und daß von da an Johannes auf ei ene Hand die Rede fort- führe; dafür aber spricht ein irgend probehaltiger Grund, und wenn sich die Beziehung auf Nicodemus hier ganz verliert, so liegt das darin, daß Nieodemus, dem gerade in diesem letzten Theil auf’s Ernstlichste an’s Herz gegriffen wird, nicht wieder zu Worte kommt. (Hengstenberg.) Die Sorge, an Gott Theil zu haben, war dem Nikodemus an sein Herz gekommen; darum wird er nun hier stille und verliert sich ganz, so daß man nicht weiß, wo er bleibt. Er war durch die vorige Materie ganz niedergelegt, sein Herz war ganz durchackert; darum hörte er fleißig und gelassen zu und erkannte, wie nothwendig ihm dieser eingeborene Sohn wäre, und da er hierbei am meisten hätte kön- nen Einwürfe machen, wenn er seiner verderbten Ver- nunst hätte fol en wollen, so war doch jetzt gar keine Widerrede in seinem Munde, weil er die Wahrheit und Nothwendigkeit der Sache erkannte. (Berl. Bib.) Es ist Ein Erguß des Jesusherzens, welchen wir von V. 11 -- 21 vor uns haben, und aus des HErrn eigenem Munde hat Jo annes den herrlichen Namen »ein eborner Sohn« ge ernt; auf das geheimnißvolle Mu der Kreuzeserhöhung des Menschensohnes nun wirft hier die Liebe Gottes ihr helles, erhellendes Licht, als wollte Jesus, wie Ehrysostomus erklärt, sagen: ,,Laß dich’s nicht wundern, daß ich erhöhet werden muß, damit ihr errettet werdet; das ist des Vaters Liebesrath, welcher also euch geliebet hat, daß er seinen Sohn gab-« Vom Geiste, der die Wieder- geburt wirkt, zum Sohne, der versöhnend sie erwirbt, und von beiden zum Vater, dessen Gabe das vom Geiste zugeeignete und vom Sohne vermittelte Leben ist, steigt die Rede des HErrn auf; es hängt alles auf’s Jnnigste zusammen. (Besser.) Christus hatte als solche, ie da elig werden sollen, alle ohne Aus- nahme bezeichnet, ie an ihn glauben (V. 14 f.); das konnte ebenfalls den Nicodemus wundern, denn da sollten ja auch die Heiden durch den Messias selig werden, was so gar nicht mit dem Gedanken der Juden, besonders der Pharisäer, sich reimen wollte. Darum wird ihm nun gesagt, daß Gottes Absehen allerdings auf die ganze Welt gerichtet sei und daß die Heiden ebensowo l ein Gegenstand feiner Liebe sind wie die Juden, ie Juden aber ebensowohl von sich selbt verloren sein müßten wie die Heiden. (Heub- ner.) as unser Spruch besagt, das sind wohl kurze, einfältige Worte; aber es sind eitel Centnerworte und eitel Werkstücke, und ist da zu merken l) die Person des Gebers, L) die Ursach des Gebers, oder was ihn dazu bewegt, Z) die Gabe an ihr selbst, 4) wie und welcherlei Weise der Sohn ge eben wird, B) der Nehmer, dem solches Geben gescsiehh 6) die Frucht und Nutzen des Geschenks, 7) die Hand, damit man solchen Schatz und Geschenk faßt. (Lut.er.) Die Welt, die natürliche Menschheit, deren grö ten Theil Gott im alten Testament außerhalb seiner theo- kratischen Regierung gelassen hatte, welche die Phari- säer fast ohne Ausnahme dem Zorn und dem Gericht preisgegeben, stellt Jesus dem Nicodemus als Gegen- stand der unendlichsten Liebe Gottes vor Augen; die Wirkung dieser Liebe ist die Sendun und Hingabe des Erlösers Die hier gebranchte ezeichnung ist nicht mehr wie in V. 13 f. des Menschen Sohn, son- dern: »der eingeborne Sohn«; hier ist es nicht mehr darum zu thun, die Gleichartigkeit dieser Person mit dem menschlichen Geschlecht in’s Licht zu stellen, son- dern die Unermeßlichkeit der göttlichen Liebe gegen die Welt recht erglänzen zu lassen, dazu aber ist ein Name erforderlich, welcher bezeichnet, was der Weltheiland für das Herz Gottes selbst ist. Das Wort geben enthält unftreitig, besonders in diesem Zusammenhan , mehr als die Jdee der Sendung: es driickt die vo - ständige Hingebung aus, das bis auf die äußerste Grenze, bis zur Aufopferung, wenn es nöthig ist, getriebene Geben. Etwas besonders Feierliches liegt in der Wiederholung der Worte des 15. Verses an( Schluß des ganzen Satzesr die Allgemeinheit des Heils, dieLeichtigkeit des Heilsmittels, die Größe des abgewendeten Uebels und die unendliche Vortrefflich- keit und Dauer des geschenkten Guts (alle —- die da glauben — nicht verloren werden — sondern das ewige Leben haben), alle diese für Nicodemus voll- ständig neuen Jdeen dränFn sich in dieser Periode zusammen, in welcher die eschreibung des messiani- schen Heils ihren großartigen Abschluß findet. (Godet.) Vor Gottes Augen standen beide, die Welt und der eingeborne Sohn —- die Welt voller Sünde und Schande, werth des Fluches und der Verdammniß der eingeborne Sohn als das wefentliche Ebenbild des Vaters, der Abglanz seiner Herrlichkeih der ewige Genosse seiner Seligkeit in der Liebe. Da —- noch vor Grundlegung der Welt (Ephes. 1, 4), denn ohne die Bereitfchaft er Erlösung hätte Gott abgestanden von der Schöpfung — ward es beschlos en in Gottes unendlichem, freiem Erbarmen, der elt zu ver- schonen und dagegen seines eingebornen Sohnes nicht u verschonen (Röm. s, 32), den eingebornen Sohn ahinzugeben zur Versöhnung unddie verlorne Welt als er öste an fein Herz u ziehen. Entweder die Welt mußte ewig verloren ein, oder der ewige So n mußte in der Welt Verlornen Zustand sich ver-- sen en, damit er durch das endliche Leiden ihrer Ver- dammniß, welches um der Unendlichkeit seiner Person willen unendlichen Wert? hat, die Ursach ihrer ewigen Seligkeit werde; in die em Entweder-Oder entschied sich die erbarmende Liebe Gottes zum Heile der ver- lornen Welt (Hebr. L, 9) und ertrug es, daß der ein- geborne Sohn wie ein verlorner in Tod nnd Hölle hinabstieZ damit die Welt nicht ewig verloren werde, sondern as ewige Leben habe. Einst las der Missio- nar Nott unsern Spruch etlichen erweckten Tahitiern vor und legte ihn aus; da fragte einer der Zuhörem »Ist es denn wahrhaftig wahr, daß Gott dich nnd uns alle also geliebet hat, daß er seinen eingebornen Sohn für uns dahingab?« Als Nott die Wahrhaftigkeit feines Evangeliums bekräftigte, rief der Tahitier aus: ,,o, und von solcher Liebe kannst du ohne Thränen reden!« Gott helfe, daß dies Evangelium, an dessen Klang« unser Ohr von Kind auf gewöhnt ist, heute und alle age neues, anbetendes Staunen unserm Getnüthe entlocke, bis wir endlich ohne Stückwerk die Größe der unbegreiflichen Liebe erkennen werden, welche unsrer Seligkeit Grund ist! (Vesser.) 17. Denn sso muß ich noch ausdriicklich zur Widerlegung eurer jüdischen Vorstellung vom Messias, als habe derselbe, wenn er nun erschie- nen sein wird, vor allen Dingen das Gericht der Verdammniß an der Heidenwelt zu vollstrecken, um darnach das auserwählte Volk Israel ohne Weiteres zum Vollbesitzdes ihm verheißenen Heils zu führen] Gott hat seinen Sohn sder in mei- ner Person hier vor dir steht] mcht gesandt m Wer an den Sohn Gottes glaubt, der wird nicht gerichtet. 59 die Welt, daß er die Welt richte fund der wohlverdienten Verdammniß überantworte], son- dern daß die Welt durch ihn selig szur Selig- keit gerettet] werde [wie das in Jes. 52, 10 zu- vor verkündigt worden, und das laßt ihr Juden auch um euretwillen euch lieb sein; denn handelte es sich bei dieser Sendung wirklich um ein äußer- lich zu vollstreckendes Gericht, wie wolltet ihr dem- selbigen entgehen? Matth. 3, 9 f.]. 18. [Obwohl aber das Gericht nicht die Abs icht der Sendung des Sohnes Gottes ist, so ist es doch die Folge derselben, und obwohl es nicht äußerlich zum Vollzug kommt, so geht es doch innerlich und von selber vor sich als eine Scheidung zwischen denen, die von dem Gericht sich erretten lassen, dem sie von sich selber als dem Zorne Gottes verfallen V. 36 unterliegen müßten, und den Andern, die nicht sich erretten lassen, sondern Gottes Zorn immer mehr auf sich häufen Röm. 2, 5.] Wer [nämlich] an ihn [den Sohn Gottes] glaubt, der wird nicht gerichtet sdaß er noch die Verdammniß zu fürchten hätte, weil ja die Sünde, um deretwillen allein Einer verdammt werden soll, ihm vergeben und nun mit der ihm zugesprochenen Gerechtigkeit auch ewiges Leben, das gerade Gegentheil der Verdammniß, ihm geschenkt wird Kap. 5, 24]; wer aber nicht glaubet [weil er entweder ein armer Sünder nicht heißen oder aber ein frecher Sünder bleiben will, und darum Den, der ihm zum Versöhner für die Sünde und zum Erretter von derselben gegeben ist, verschmähet], der ist sthvn gerichtet strägt das Gericht bereits inuerlich in seinem Herzen, bis es künftig auch äußerlich zum Voll- zuge kommt]; denn er glaubet nicht an den Namen des eiugeborenen Sohnes Gottes saußer welchem es ja keine andere Errettung geben kann Apostg 4, 12; Hebr.10, 26 s. und in welchem er keinen Geringeren verschmähet hat als Den, der der Glanz -der Herrlichkeit Gottes, das Ebenbild seines Wesens ist und die sichtbare Erscheinung seiner Freundlichkeit und Leutseligkeit und seiner heilsamen Gnade Hebr. 1, Z; Tit. Z, 4; 2, 11]. Schon im 16. Verselag der Gegensatz gegen den jüdischen Partikularismus; hier tritt er noch bestimm- ter hervor. Nach der jüdischen Christologie sollte der Messias kommen zum Gericht über die Heiden; sinn- liche Deutungen alttestacnentlicher Stellen (wie Pf. 2, 9; Mal. 4, 1) hatten den partieularistischen, pharisäischen Geist auf diese Exegese geführt» und den Satz aufge- stellt: der Jnde wird nicht gercchtet, wohl aber wird der Nichtjude verdanimet (vgl. den Satz der kathol. Dogmatik: wer der katholischen Glaubenssphäre ange- hört, wird selig, wer aber ihr nicht angehört, wird verdammt). Christus dagegen macht das Seligwerden abhängig von einem individuellen, persönlichem leben- digen Glauben, ebenso das Unseligwerden von dem entschiedenen, beharrltchen Unglauben; wie die Erlö- sung den gläubigen Heiden nicht verwirft, so verschont das Gericht nicht den ungläubigen Juden, das Gericht macht keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, sondern nur zwischen Gläubigen und Ungläubigem (P. Lange.) Jeder Mensch bringt, indem er gläubig oder ungläubi wird, thatsächlich seinen sittlichen Zu- stand an den ag, noch besser als es durch die strengste gerichtliche Untersuchung geschehen könnte; dieses Ge- richt ist von demjenigen, welches die Juden sich vor- stellten, ebenso verschieden, als die in V. 14 f. be- chriebene Gründung des Reiches von derjenigen, die sie sich einbildeten (Godet.) Der Ungläubige ,,ist schon gerichtet« mit dem Moment des Unglaubens selbst, der ihn ausschließt von dem eini en Quell des Lebens und der Seligkeit und bewirkt, aß der Zorn Gottes über ihm bleibt (P. 36). Dadurch wird natür- lich nicht ausgeschlossen, daß in einer bestimmten Epoche auch eine äußere Offenbarung» des Gerichts ein- tritt. (Hengstenberg.)« Der Ungläubige verfällt dem Gericht, nicht weil er ein Sünder ist, sondern weil er ein Sünder bleiben und nicht durch den Glauben gerettet werden willx Gott hat an ihm gearbeitet, ihn zum Glauben zu bringen, weil er aber im Unglauben verharrt, nun so wird er verdammt. Das ist also die rechte Hauptfünde wenn der Mensch nicht glaubt. (Anton.) Da steht das Urtheil, so den Unterschied zwischen denen macht, die da selig und verdammt wer- den· es liegt nicht daran, wie würdig oder unwürdig du seiest, denn es ist schon beschlossen, daß sie alle Sünder und der Verdammniß würdig sind; sondern daran liegt’s, ob du an diesen Christum glaubest, oder nicht. Glaubst du, so ist dir schon geholfen und das Urtheil der Verdammniß von dir genommen; wer da glaubet, der darf des jüngsten Gerichts nicht siirchten, denn das Gericht ist aufgehoben, es geht ihn so wenig an, als es die Engel angeht. Wiederum aber ist auch ein schrecklich Urtheil über den Haufen derer gefällt, so dieser Predigt nicht glauben, sondern mit ihrer eigenen Heiligkeit und Verdienst sich unterstehen, vor Gott zu kommen und selig werden zu wollen; denn solchen ist alle Gnade verneint und schlechthin abge- Lprochem sie sind unter die Verdammniß beschlossem araus sie nicht kommen sollen, so lange sie nicht glauben, und soll sie nichts helfen, ob sie schon in großen, schweren, vielen Werken und trefflichem Schein der Heiligkeit dahergehen. (Luther.) Wie sollte der Gläubige von dem von Gott verordneten Richter ge- richtet werden, ist der Glaube doch nichts-anderes, als ein ihn Ausnehmen, und das Glaubensleben nichts anderes, als ein Sein in ihm? Der HErr, wenn er über den Gläubigen zu Gericht sitzen wollte, müßte dann sich selbst in demselben richten. »Wer aber nicht laubet, er hat schon die Hölle am Halse« sagt uther drastisch genug. Der zweite Satz ergiebt sich von selbst aus dem ersten; dennoch giebt es Je us dem in sich versunkenen Nieodemus nicht anheim, ob er diesen Gedanken aus jener Sentenz herausziegen will oder nicht, er thut es selbst, und das nicht o ne Absicht. Der Mensch zieht so gern die allernächsten Folgerungen aus einer unbestreitbaren Wahrheit nicht; er mag den scharsen Stachel sich nicht selbt in das Herz driicken, er wandelt an einem Abgrund und mag denselben nicht erkennen. Der HErr will aber retten; er deckt dem Obersten der Pharisäer die Hölle auf, die vor ihm gähnt; das Gericht über den Ungläubigen steht nicht in der Zukunft, ist nicht erst zu erwarten, da selbe hat sich in dem Momente, in welchem er dem Unglauben sich überantwortete, schon vollzogen; die Akten sind in dem Augenblick, wo der Unglaube ent- schieden erscheint, vollständig geschlossen, ein Instanzen- zug ist rein unmöglich, der ganze Handel ist spruchreis 60 Evangelium Johannis Z, 19——21. (Nebe.) Der Glaube an Christum hat den Werth der Gerechtigkeit im Gericht, weil er besteht in der Hin- gebung an die Gerechtigkeit, die sich im Gericht be- währte; der Unglaube gegen ihn ist dagegen das Urtheil des Menschen über sich selbst, daß er die himmlische Weltordnung auch in ihrem klarsten Aus- druck, im Leben Christi nicht erfa sen und annehmen wolle, der Mensch sprichtsich damit selbst das Bürger- recht in der himmlischen Welt ab und spricht sich einer gegenüber liegenden Weltordnun voll Verdammniß zu, der Unglaube hat daher den erth aller Schlech- tigkeiten, die er dem Anfang und der Kraft nach in sich enthält und unter Umständen auch aus sich erzeugt· (P. Lange) Der Unglaube an Christum verwirft den höchsten und am stärksten autorisirten Gesandten des ewigen Gottes, widerspricht ihm in’s Angesicht, ver- greift sich an Gottes Majestät und verschmäht seine größte Liebesgabe; er ist also das Zeichen eines bösen ottlosen Herzens. Heubner.) Vorher wunderte sich Ziicodemus daß der Mensch wiedergeboren werden müsse, und konnte sich nicht denken, wie das zugehen solle; verstehen wir ihn recht, so hat er sich nunmehr gewundert, wie irgend ein Mensch nicht wiedergeboren werden könne, und seine Seele hat gefragt, wie es zugehe, daß es dennoch solche giebt, die nicht glauben und darum schon gerichtet sind. Darauf giebt ihm denn der HErr im Folgenden Bescheid. (Besser.) 19. Das ist aber das san den Ungläubi- gen sich selber auswirkende] Gericht svon dem ich eben sprach V. 17 f., darin hat es sein Wesen und seinen Bestand], daß [in mir, dem nunmehr erschienenen Messias] das Licht sdas schon im Anfang der Schöpfung in einem bestimmten Ver- hältniß zu den Menschen stund und sie auch da noch zu erleuchten suchte, als sie der Finsterniß anheim gefallen Kap. J, 4 f., jetzt, um das höchste zu ihrer Errettung zu thun, persönlichj in die Welt kommen ist, und die Menschen [statt sich an seine Heilswirkung hinzugeben] liebten die Finsterniß [d. i. ihre Entfreindung von Gott, ihre salsche, von dem eigenen Herzen er- sonnene Weisheit und ihre dem Dienst der Welt und des Fleisches angepaßten Grundsätze] mehr, denn das Licht sund zogen vor diesem scheu und flüchtig, ja mit einer gleich anfangs schars ausgeprägten Abneigung sich zurück], denn ihre Werke waren böse* sund indem sie wohl fühl- ten, daß dieselben von dem Lichte enthüllt und verdammt würden und sie daher sie aufgeben müßten, wollten sie Gemeinschaft haben mit dem Licht, gaben sie lieber diese Gemeinschaft preis als jene ihre Werke]. 20. Wer Arges thut sinit bösen Dingen umgeht, von denen er nicht lassen mag, sei es nun, daß er in grober Weise sich der Sünde zum Knecht begiebt, oder daß er bei äußerer Gesetz- lichkeit dennoch ein unlauteres, eigennütziges und hosfärtiges Herz in sich trägt und dem, was dieses ihm eingiebt, zu folgen entschlossen ist], der hasset das Licht [welches in der Person, dem Wort und Werk des Sohnes Gottes ihm entgegentritt, daß er gleich beim ersten Zusammentreffen mit demselben eine Antipathie gegen ihn empfindet, sich von ihm abgestoßen fühlt], und· kommt nicht an das Licht [sondern meidet im Gegentheil jede nähere Berührung mit Dem, der das Licht der Welt ist Kap. 8, 12«; »9, 5], auf daß seine Werke ldie er treibt] nicht gestraft werden-«« [als das, was sie sind, erscheinen, und er um ihretwegen in seinem Gewissen Unruhe und vor Andern Scham empfinden müsse]. V) Die in V. 18 befolgte Ordnung wird jetzt um- gekehrt, indem die Ungläubigen vorangestellt werden (V. 19 f.) und die Gläubigen erst hinterher folgen (V. 21); offenbar liegt dem HErrn daran, mit einem an Nieodemus gerichteten Wort der Ermunterung den Schlusz zu machen. Er spricht nun hier schon das all- gemeine Ergebniß desjenigen Geri ts aus, das sich in Folge seines Kommens in die elt vollzieht; die Akten sind bereits geschlossen, der Ausgang kann mit Sicherheit geweissagt werden: »die Menschen liebten die Finsterniß mehr denn das Licht« Die Menschen, sagt Jesus, was sich unmittelbar auf die Masse des judi- schen Volks bezieht (V.1l), aber zugleich auf die anze gefallene Menschheit, als deren Vertreter das jii ische Volk dasteht. (Godet.) Es könnte befremdlich scheinen, daß Jesus von dem Verhalten der Menschen zu ihm als von einer vollendeten Thatsache redet, obgleich er noch im Anfang seiner Thätigkeit —steht; aber gleich der Anfang entschied über das Gesammtverhalten Jsraels und damit der Menschen gegen ihn. Sie machten vom Licht solche Erfahrung, die zur Liebe aus- sorderte durch das Zeugniß, das der Geist Gottes des Schöpfers im Gewissen ihrem Geiste gab; aber die Finsterniß, der sie von Natur angehörten,"erkoren sie nun bewußter und willentlicher Weise. (Luthardt.) Um der Finsterniß willen, in welche die Menschen durch die Sünde geriethen, sollen sie nicht gerichtet, nicht verdammt werden: Christus ist mächtig und ge- willt, sie der Finsternis; zu entreißen und seines Licht- Wesens sie theilhastig zu machen. Aber »das ist das Gericht,« dadiirch wird das zum Seligmachen erschienene Licht ein Ossenbaren des gerechten Gerichts Gottes, daß, nachdem es gekommen ist in die Welt, »die Menschen die Fsinsterniß mehr liebten, denn das Licht« Mehr liebten die Menschen die Finsterniß, denn das Licht: also ein wenig liebten sie das Licht auch; des Lichtes durchdringende Lieben-Würdigkeit, das ,,Also« der erbarmenden Liebe Gottes ließ sich an Keinem ganz unbezeugt, es ist kein Mensch, dem Jesus Christus nicht irgend einmal den Wunsch entlockt hätte: ,,ich möchte wohl durch diesen seli werden» O das wird die Seligkeit klar machen, da unter den Verlorenen niemand gefunden wird, wel er nicht Züge zum Licht des Lebens mitten in der insterniß seines Todes verspürt hätte; aber —— es ist jammervoll —- sie lieb- ten die Finsternis; mehr als das Licht! um den Preis, die Finsterniß hassen und lassen zu müssen, wollten sie lieber des Lichts verlustig sein! Zwei Wunder —- eins aus der Höhe, das andere aus satanischer Tiefe: also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen ein- gebornen Sohn gab; also hat die Welt die Finster- niß geliebt, daß sie den dahingegebenen ein ebornen Sohn Gottes verschmähetet Das ist die eschichte Jsraels und aller Verlorenen, wie sie der HErr als vollendet anschaut und darum in der Vergangenheit redet. Gan e Liebe zum Licht gebiert ganzen Haß der Finsternisk aber mehr Liebe ur Finsterniß als zum Licht gebiert endlich vollen Ha des Lichtes und macht dem Satan gleich. (Besser.) Der Grund der Wer Arges thut, der hasset das Licht, wer aber die Wahrheit thut, der kommt an’s Licht. 61 Verschmähung des Lichtes wird angegeben in den Worten: »denn ihre Werke waren böse« Jn gewissem Sinne sind aller Menschen Werke böse, so gewiß als das Dichten nnd Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an und als alle Menschen nach der Erklärung des Heilandes (Matth. 7, U) arg sind; indiesem Sinne können aber die Worte hier nicht gemeint sein, sie können sich hier nur auf die entsihiedene und hartnäckige Bosheit beziehen. Die Schrift lehrt gleich, nachdem sie über die Tiefe des Siindenfalls berichtet hat, in der das ganze menschliche Geschlecht verwickelt ist, daß trotz desselben noch immer ein Gegensatz, stattfindet zwischen Ungerechten und Ge- rechten, solchen, die sich der angebornen Sünde unbe- dingt hingeben, wie Kain und sein Geschlechh und sol- chen, welche im Anschluß an Gdtt und durch den Wandel mit ihm ihr widerstreben, wie Abel, Henoch, die Kinder Gottes in l. Mos. 6, 2 und Noah. Jn demselben Sinne, in dem die bösen Werke hier stehen, kommen sie auch in 1. Joh. 3, 12 vor, wo die bösen Werke Kains den gerechten Werken Abels entgegen- gesetzt.werden. Dieser Unterschied gab sich besonders zu erkennen aus dem Gebiet des Bandes-Volks, welches der Heiland hier zunächst im Auge hat; in der Heiden- welt trat er mehr zurück. (Hengstenb erg.) So lange das Herz in seinem Sündenverderben bleiben, es sich i1icht eingestehen und es nicht los werden will, kann es iiicht glauben; dem Glauben geht die Erkenntniß der Sünde und das ernste Verlangen, von ihr los zu werden, voran, Glaube und beharrlicher Vorsatz, in der Sünde zu bleiben, sind unvereinbar. So ist also ein böses, verdorbenes Herz Quelle des Unglaubens, Verwerfung des Chrifteiithunis ist ein unzweideutiges Merkmal von der Herzensverdorbenheiy man kann viel reden von Pflicht und Tugend, wenn man aber seine Pflicht gegen das Oberhaupt der Menschen, gegen den Heiland vergißt, so ist’s eitler Schein und Prah- lerei. (Heubner.) » M) Hier ist der christliche Begriff derer, die eigeiit- lich lichtscheu sind» zu finden. (Heubner.) Den Kindern der Finsternis; it’s ein Greuel, wenn das Liiht des Evaiigelii unter sie gebracht wird; sie fahren dann auf, wie die Eulen und Flederniiiuse auffahren, wenn man mit einer Fackel in ihre Schlupfwinkel l)ineinleuchtet, das Licht stört sie in ihrem finstern Treiben. (Gerok.) Es liegt im Nienschen eine Träg: heit nicht allein, sondern auch eine Scham, sich zu ändern; es will ein Jeder den Ruhm haben, sich nie geändert zu haben, denn dieser Elinhni scheint ein und derselbe zu sein mit deiii, keiner Aenderiing bediirft zu haben. Wer in bösen Lisetten herringewachsen ist, ist ein Kind der Nacht, das von de1i Strahlen des Lichts iiicht bestrahlt werden will, weil jeder Lichtstrahl die Schwärze der neichtlicljeii Finsternis; straft. Jn Christo ist keine Finsternis» sondern eitel Wahrheit, Gercchtig- keit und Friede; ihm naht kein Siinder, ohne in sich zu fiihleii, wie böse er ist, ohne erkennen zu inüssen, daß er ein Urtlzeil wider sich habe. Das schent, das bestrafende Gefühl iiiid Gewissen fürchtet der Sünder; es thut zu weh, es inacht zu unruhig, es stört zu sehr iiii Traum selbstgciiiigsaiiiey sicherer Ruhe, es wider- streitet zu mächtig jeder Hoffnung des Eigendünkelsx Da wäre es ja wahr, daß man nicht bloß unisonst, sondern auch sich zuni Schaden gelebt habe; man müßte nicht blos iieiie Wege einschlagetu sondern auch die alten selber tadeln und für sie Buße thun —- und das, wie könnte man das vertragen! Zu Schanden werden, in den Staub geworfen werden, ein armer Sünder sein, deni außer der Gnade keine Hoffnung bleibt, nein, nur das nicht! Da zieht man sich zurück, da entweicht man dem Licht, da ergiebt man sich mit Entschlossenheit dem vorigen Wesen, und nun wird man ärger denn zuvor; denn wenn das Wort umsonst ver- nommen ist, wenn sich die Seele verhärtet hat gegen das Gute, dann kommt das Böse als Strafe über den Menschen, und wenn er zuvor gefündigt hat, weil ihn seine Lust verführte, so ist es jetzt sein eigener Wille, des Bösen Knecht und Sklave zu sein; da wird er ein Gewaltiger in der Bosheit, und mit jedem Tage weicht die Sonne der Gnade weiter von ihm. (Löhe.) 21. Wer aber die Wahrheit thut [d. i. sucht und ehrt, nach ihr vor allen Dingen ver- langt und ihr willig nnd gern sich unterwirft Kp. 8, 47; 18, 37], der kommt [von Dem, der dazu geboren und in die Welt gekommen ist, daß er die Wahrheit zeugen soll, sich angezogen fuh- lend] an das Licht [um in dem Schein desselben seines Lebens und Strebens sich immer bewußter und des Wegs zu seinem Ziel immer gewisser zu werden, nnd kann es auch darauf ankommen lassen], daß feine Werke [die er aus Liebe zur Wahrheit unternimmt, vor Andern] offenbar werden; denn sie sind in Gott gethan [und braucht er daher vor niemand sich ihrer zu schämen]. - Unter den Bäumen eines und desselben Waldes bergen sich während der Nacht allerlei Arten von Vögeln unter einander; aber des Morgens, sobald die Sonne ihre Strahlen verbreitet, schließe1i die einen die Augen und suchen das dunkelste Dickicht auf, wäh- rend die andern mit den Flü eln schlagen und die Sonne mit ihrem Gesang begrii en. (»P.Laiige.) Zwei Klassen von Menscheii werden uiiterschieden, von denen die eine das Licht haßt, weil es das Arge in ihnen enthüllt, die andere es liebt, weil es Werke in Gott gethan offenbart; dariiach könnte es scheiiien, als wenn nach der Meinung Christi nur gerechte und heilige Leute zum Licht kommen könnten, alle Sünder aber nicht, was doch nicht blos der gesainniten Schrift- lehre, sonderii auch den ausdrücklichen Erklärungen des HErrn widerspricht. Der Gedanke ist daher viel- mehr so aufzufassen: Nicht vereinzelte gute Werke befähigen zum Kommen zum Licht, diese können viel- mehr, indem der Mensch eiiie eigene Gerechtigkeit da- raus aufbaut, oft gerade sehr davon abhalten; sondern die ganze innere Grundstinimung der Wahrheit und Lauterkeih und was ans ihr hervorgeht, befähigt dazu. Wer die Wahrheit thut, die Wahrheit in sich vollziehh sie in sich wirken, zu seiner eigenen That werden und durch sie das, was Finsterniß ist, gerichtet und ertödtet werden läßt, keine Selbsttäuschung und Lüge will, der darf sich kühn vor Gottes Flammen- angen stellen; er will ja nicht Lohn und Anerkennung guter Werke, er hat überhaupt nichts zu rühmen als das gute Werk, das Gott an und in ihm gethan, und seine Griindstiminung besteht darin, daß er sich nicht entschuldigt, sondern Böses böse nennt. Demnach ist es die wahre, lautere Buße, die zum Lichte führt; und die muß ebe1isowohl der thun, der, diirch Uni- stände geleitet, nicht gerade in grobe Sünde verfallen ist, als der, bei dem dies der Fall war· (Olshausen.) Ernstliches Trachten nach der Heiligkeit, welches sich ebensogut bei einem bußfertigen Zöllner als bei einem untadelhaften Nicodemus finden kann, bewirkt sofort einen Zug des Herzens zu Christo hin, sobald ei: er- scheint; das Geniüth erkennt in ihm sein Jdeal als 62 Evangelium Johaunis Z, 22-—24. verwirklicht und fühlt sich zu ihm hingezogen als zu Dem, durch welchen es» dasselbe selber auch zu ver- wirklichen in Stand gesetzt werden wird. Jesus nun weiß es wohl zu würdigen, welche Wahrheitsliebe und sittliche Geradheit in dem greisen Nieodemus liegen mußte, daß er überhaupt zu ihm kam, wenn auch bei Nacht, und alles, was er bis jetzt hatte an- hören müssen, ohne Widerstreben an sich kommen ließ. Die ,,Werke in Gott gethan«, von welchen er redet, sind die Seufzer eines bußfertigen Zöllners, eines zerknirschten Schächers, gleichwie die edlen Herzens- regungen eines Johannes oder Nathanael: der Vater zieht die Seelen zu dem Sohne und giebt sie ihm (Kap. 6, 44. 37), Gott erregt in dem aufrichtigen Ge- müth das Bedürfnis; nach einem Heiland und Selig- macher, und bei wem nun die Hingebung an die vor- laufende Gnade Gottes, an das göttliche Rnfen und Ziehen zur Herrschast gelangt ist, der hat Werke, in Gott gethan. Jeder solche Aufrichtige ist dann froh, in innige Berührung mit Christo Zu kommen; er hat keinen Grund, sich dem Scheine es Lichtes zu ent- ziehen, in welchem alles offenbar wird, im Gegentheil findet er in der herzlichen Anerkennung des inneren Triebes, von welchem sein Thun bestimmt wird, die ihm auf Seiten Christi entgegenkommt, eine Stärkung und einen Reiz, ein Pfand und ein mächtiges Hilfs- mittel zum Sieg über das, was ihm jetzt noch von nienfchlicher Schwachheit und Rücksicht auf Andere an- hängt. Jst es nicht, als ob man Jesum beschreiben hörte, was er in diesem Augenblick, eben durch dies sein Wort, an Nicodemus thut? (Godet.) Mit diesem Wort schien Jesus dem Nicodemus zu sagen: du bist jetzt in der Nacht zu mir gekommen, einst wirst du im Licht zu mir kommen —— aus Wiedersehen im Licht! (P. Lange) Nicodemus hat die letzten großen Worte schweigend gehört: was ist ihr Erfolg in seinem Her- zen? für den Augenblick wird keiner berichtet, und das hat eine tiefe Wahrheit. Wie manchmal- gehen wir von dannen, und sind noch außer Stande, einen Entschluß zu fassen! wie langsam reifen unsre Ueber- zeuguugen! Wo wir vielleicht widersprachen und uns sträubten, ist gleichwohl ein Widerhaken haften geblie- ben, daran wir unvermerkt gezogen werden; die nach- haltige verborgene Erschütterung ist größer als ein schneller Beifall. So ging Nieodemus dahin; im Hohenrath sprach er später, als seine Genossen über Jesum fluchten, das schüchterne, aber doch gute Be- kenntniß (Kap. 7, 50): ,,richtet unser Gesetz« auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennt, was er thut?« und unter dem Ertragen des Hohns und der Lästerung erstarkte er, unter Gottes Geduld reiste sein Glaube, bis er im Feuer der Trübsal probehaltig er- funden wurde, bis er besser bewährt als jene Genossen seines Standes, denen die Ehre bei den Menschen lieber war als die Ehre bei Gott (12, 43), unter der Schmarh des Kreuzes völlig an’s Licht kam (19, 39). Das war nicht, wie der Pharisäer Saulus, ein plötzlich bekehrter, das war ein durch Gottes Langmuth allmälig gezo- gener Mann: wer dankt genug für die Gnadensrist, wenn uns durch Gottes geduldige Treue zum späten Kommen an’s Licht noch Raum gelassen wird? (R1ggenbach.) c. V. 22—36. (§. 23.) Sn dem ersten Alsschnitt des hier uns beschäftigend» Theiles war Sesns mit tscrtscherwitrde inc Tempel aufgetreten wie ein Fürst, der in seinen Palast einzieht; aber da zeigte es ßih sofort, daß er als mesßanisazer tiötiig sein wert: nicht tu Augrisf nehmen könne, daß er mit einer solchen Wirksamkeit nicht verßanden werde; so besetzränkt er sich aus diejenige Thätigkeiy die sich als oronhetisase bezeiihnen läßt, aus die predigt des Worts und das Wnnderthum wo er denn wenigstens Einen bedeuten— den Mann in Jerusalem findet, der ernstlich geneigt ist, das Einst der Finsterntß vorzuziehety wie uns der zweite Abschnitt gezeigt hat. Sn dem vorliegenden Z. Abschnitt nun sehen wir ihn im jiidischeu Lande in der ttiiihe derjenigen Stelle wirken, wo Johannes der Täufer zuerst mit der Znßpredigt und Wassertanfe aufgetreten ist; er selber nimmt nun das Taufeu auf, wenn er’s nun) nur durch seine Sänger veerilhtetz nnd scheint da viel Anhang und Anklang zu finden, aber bald stellt sich auch heraus, daß die Sänger des Johannes sieh dariiber ärgern. Sie werden klagbar bei ihrem Meister: da konnnt es bei diesem zu seinen! letzten nnd herrlithßett Zeugniß, in welchem er die messianisklje Würde und himmlische Abkunft Sesu nach· drürtiilctzer und bestimmter, als je zuvor, tinnd that, zugleich aber einen ernsten, drohenden Ton anskhlägh in welchem er feierlichst proteß erhebt gegen den tin- glanben, mit welchem Ssrael dem Sohne Gottes nnd Heiland der Welt begegnet, nnd mit aller Macht seel- sorgerliiher Liebe auch seine letzten Sänger zn dem einigen Heiland nnd Seligmarher hintreiben möchte. 22. Darnach [etwa um die Mitte des Oktober] kam Jesus und seine Jünger [deren er damals nur erst sechs hatte] in das jüdische Land [die Land- schaft Judäa, und da besonders in den Strich am Jordan bei Jericho, s. Karte IV], und hatte da- selbst scin Wesen mit ihnen sindem er auf ein längeres Bleiben sich einrichtete 11, 54] und taufeie [unter Vermittelung seiner Jünger 4; 2]. 23. Johannes [der Täufer] aber taufete auch noch fund zwar] zu Eisen, nahe bei Salim sim südöstlichsten Theile der Landschast Galiläa Matth. 3, 5 Anm.], denn es war viel Wassers daselbst [an diesem, etwa 172 d. M. südlich von Bethsean gelegenen Ort] und sie [die Leute der Umgegend, zu denen vermuthlich auch jene Sünderin in Luk. 7, 37 ff. gehörte] kamen dahin und ließen sich taufen. 24. Denn Johannes [stund jetzt noch in voller Wirksamkeit und] war noch nicht swie das 7 Monat später mit ihm geschah Kap. Z, 32 ff., von Herodes dem Viersürsten] in’s Gefängniß- gelegt [Matth. 4, 12; 14, 3 f«.]. Die Bemerkung, daß Johannes noch nicht in’s Ge- sängniß gelegt war, hat zur Voraussetzung, daß eine Veranlassung vorliege, sich die Sache anders zu denken; in unserm Evangelio selber liegt eine solche nicht vor, wohl aber in dem Bericht der drei ersten Evaugelistem nach welchem es scheineu könnte, als habe eine frühere Wirksamkeit Jesu in Judäa vor der in Galiläa nicht stattgefunden, als sei der HErr überhaupt erst öffent- lich aufgetreten nach seines Vorläufers Gefangensetzung (Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14), und als schließe diese sich unmittelbar an die Taufe Christi und desssen Versuchun durch den Teufel an. So, will un er Evangfelist sagen, ist die Geschichtserzähluug bei Matthäus, arkus und Lukas uicht zu verstehen; son- dern wir haben es hier noch mit einer Zeit zu thun, wo das Ereigniß, welches den HErrn veranlaßte, den Schauplatz seiner Thiitigkeit nach Galiläa zu verlegen und damit die Weissagung in Jes. O, If. in Erfüllung Jesus tauft (dnrch feine Jünger) in Judäa und Johannes in Galiläa. 63 zu bringen, noch nicht eingetreten war· Jndem es aber heißt: ,,in’ss Gefängiiiß gelegt (genauer: ge- worfen)«, was mit Beziehung auf Herodes gesagt ist, erhalten wir zugleich einen Fingerzeig, den Aus- druck: ,,i·iberantwortet« in Matth. 4, 12 nicht dahin zu verstehen, als hätten etwa die Pharisäer durch Auslieferung des Johannes an den Vierfürsten bei der Gefangennehmung sich betheiligt, wie z. B. Hengstenberg will, sondern dieser Ansdruck ist entweder so gemeint, wie das ,,aus bedachtem Rath und Vorsehung Gottes ergeben« in Apstg Z, oder so, wie es in Mark. I, 14 erklärt wird. Wir finden auch sonst keine Veranlas- sung, mit diesem und andern Schriftsorfchern das ,,Eiion bei Salim« in dein »Silhim« und ,,Ain«, die in Jos. 15, 32 als Ortschaften des Südlandes, nahe bei Berfaba, aufgeführt werden (s. Karte 1Il), zu suchen, sondern halten daran fest, daß Salim das jetzige Wely (Grabmal eines muhainedanischen Heiligen) Schejch Salim sei; wir haben nur wenige Orte in Palästina gefunden, schreibt van de Velde, von denen man mit so vieler Wahrheit sagen könnte: ,,es war viel Wassers daselbst-« Allem Anschein na haben wir die Zeit, da Jesus Jerusalem verließ un in das jü- dische Land am Jordan sich znrückzog auf die Zeit nach dem Laubhüttenfest des J. 27 n. Ihr. zu beziehen. Vor einem Jahre, mit Beginn des vom Herbst des J. 26 bis dahin 27 reichenden Sabbathjahres, hatte in dieser Gegend Johannes der Täufer seine Wirksamkeit eröffnet (Matth. Z, 1sf.) und da auf Den- jenigeii hingewiesen, der nach ihm kommen und mit dem heil; Geist und mit Feuer taufen werde; nun fand, wie wir nicht anders glauben können, vom Herbst des J. 27 bis dahin 28 ein Jubel- oder Erlaß- jahr (3. Mos. 25, 8 ff.) statt; da mußte im Anschluß an die prophetische Weissagung in Jes. 61, 2 Jesus in die Stelle des Täufers dort eintreten und die Zeit der Erfüllung seiner Verkündigung durch eine anch äußerlich sich vollziehende Taufe anmelden. Johannes og sich da natur- und sachgeniäß vor ihm in eine folche Gegend zurück, welche er bisher noch außerhalb seines Wirkungskreises gelassen hatte, um seine vorbe- reitende Taufe fortzusetzenx und dazu eignete sich am besten jene Gegend bei Salim, wo er nun, wie früher am Jordan vom jiidischen Lande ans zugleich das Ienseitige Land, so xetzt von Galiläa aus zugleich Sa- maria umspannte, um so das ganze ehemalige Land Jsraels für den Errn gleichsam in Beschlag zu neh- men und das olz Josephs sammt ihren Zuge- thanen und das Holz Juda wieder zusanimenzubriiigeii (Hes. 37, 15 ff.), die Stelle des Jordan vertrat ihm aber nunmehr das wafserreiche Enon. Hiernach ist sehr wahrscheinlich, daß Jesus nach dem Ostersest des J. 27, das mit dem 17. April zu Ende ging, Jeru- salem wieder verlassen hat und nach Nazareth zurück- gegangen ist, bis er dann auch auf das Pfingstfest am l. Juni sich einfand und später am Laubhiittenfest vom 5.—12. Oktober; der Evangelist läßt diese Fest- besuche bei Seite, da nichts wesentlich Neues bei den- selben vorfiel , giebt aber mit dem Ausdruck, den er für ,,darnach« in V. 22 wählt Werts: Härte» und den er immer da braucht, wo es sich um eine niittelbare Zeitfolge handelt, während er für die unmittelbare Zeit- folge sich eines andern hier«-i komm) bedient, zu ver- stehen, daß zwischen den Ereignissen in Kap. Z, 13 — Z, 21 und dem vorliegenden Abschnitt ein längerer Zwischenraum in der Mitte liegt. Was niin Jesu Taufen durch seine Jünger betrifft, so bezeichnet P. Lange sie als ein Mittelglied zwischen der neutesta- mentlichen Geistestaufe und der Taufe des Johannes; es war also jedenfalls ein Zeichen, daß das Reich Gottes jetzt noch näher gekommen sei, als da vorhin Johannes noch für sich allein diese Botschaft erschallen ließ: diHIer konnte nur erst hinweisen auf Den, der nun im ommen be rissen sei, und folche zusammen- bringen, welche in u e und Bekehrung sich aus die Zukunft Christi zurüstetem während Jesu Jünger mit ihrem Taufen die Einzelnen aus dem Volke zu einer Gemeinde derer sammelten, die an den schon gegen- wärti en Erlöser gläubig wurden und das Bekenntniß des amens Jesu als des Christ des HErrn annah- men (Apostg. 19, 1—7). Dabei freilich hatte auch diese Taufe immer noch mehr weissagende als gewäh- rende Bedeutung; das ,,geboren werden aus Wasser und Geist« (V. Z) konnte immer noch, wie Hensten- berg bemerkt, nur unvollkommen stattfinden, denn erst nach der Verherrlichung Christi gelangte der hl. Geist in seiner Eigenschaft als wiedergebärendes Prineip zu seinem wahrhaftigen Wesen und zu seiner vollen Energie (Kap. 7, 39), und auch das wahr afti e Wasser der Taufe, d. i. »die rothe Fluth, von hriti Blut gefärbet, die allen Schaden heilen thut, von Adam her geerbet, auch von uns selbst begangen,« floß erst mit diesem Blute selber aus Jesu Seiten- wunde (Kap. 19, 34). Die Einsetzung der eigentlichen nnd vollen Taufe geschieht hernach durch den Aufer- standenen, bevor er en Himmel fährt (Matth. 28,19; Mark. 16, 16); demselben Lehramte nun, dem dort die Verwaltung des eigentlichen Taufsaeramentes an- vertrauet wird, überläßt der HErr auch hier das vor- bildende, weissa ende Taufen, und daß er das thut, daß er nicht sel er tauft, sondern seine Jünger die Handlung verrichten läßt, dazu hatte er auch noch einen besonderen Grund. ,,Christus hätte sich wohl nicht-geschämt, es selbst zu verrichten; er enthielt sich aber dessen, weil die Leute gern Vergleichimgeii und Ruhm daraus machen: der und der hat mich getauft mit feiner Hand! wie zu Eorinth folche Spaltungen entstanden waren, daß auch Paulo lieb war (1. Cor- 1, 14 ff.), daß er nicht Viele getauft hatte. (Berleb. Bib.) Damit at denn der Heiland allen Christen insgemein den rost gelassen, daß ihre Taufe, durch die Hand seiner Diener verrichtet, eine Taufe sei, von welcher in gleicher Weise das Wort gilt: ,,Christus taufete — Er ist allhie der Täufers« Aufsallesnd ist. daß von der Zeit»an, die· uns das nachfolgende 4. Kap. beschreibh da Christus seine erste inessianische Thätig- keit einstellt und sich nach seiner Heimath in das Privatleben zurückziehh er auch fortan das Taufen aufgab; seine zweite messianische Thätigkeit, die er nach der Gefchichte in Kap. 5 für Galiläa eröffnete, enthält keine einzige Spur eines weiter sortgesetzten Taufens, und da zu dieser Zeit auch Johannes der Täufer aus seiner Wirksamkeit durch die Gefangenschaft und nachmalige Enthauptung herausgerissen war, so hat das Taufen für diejenige Zeit, welche die 3 ersten Evangelien von Matth. 4, U; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14 an erzählen, überhaupt ein Ende, bis es erst am Pfingsttage von den Aposteln wieder aufgenommen wird, und zwar da in seiner vollen Kraft und Wirkung (Apostg. 2, 38 ff.). Es erklärt sich das einerseits aus der nie r unter eordneten Stellung, welche die Taufe währen des rdenlebens Jesu einnahm, vermöge welcher sie dann aus bestimmten Gründen auch wieder wegfallen konnte; andrerseits aus den veränderten Um- ständen, unter welchen der HErr seine zweite messianische Thätigkeit eröffnete und welche nun auch die Gründe abgeben für den Wegfall der Taufe. Diese Verände- rung der Umstände wird uns bei Betrachtung der fol- genden beiden Kapitel von selber klar werden; wir unterlassen daher, schon hier näher darauf einzugehen. 64 Evangelium Johannis Z, 25———30. Auf die Frage, die von etlichen Kritikern in der Ab- sicht, die Wahrheit der ganzen evangelischen Geschicht.- schreibung zu verdächti en, erhoben worden ist: warum Johannes bei so entschiedener Anerkennung des Vor- zugs Christi nicht sofort sein Heroldsanit einstellt, als Christus nun selber taufen ließ? antwortet Ebrard sehr zutressendx »weil, wo etwa eine neue Universität errichtet wird, die Gymnasiallehrer nicht sofort ihre Stellen niederlegen.« » 25. Da lalsdas m V. 22 ff. beschriebene Verhältniß eine Zeitlang gedauert hatte, die, Menge derer aber, die zur Taufe Jesu kamen, immer größer wurde im Vergleich mit der Menge derer, die sich bei Johannes einsanden Kap. 4, l] erhnb sich eine [Streit-] Frage [oder Erörterung] unter den Jungern Johannis sammt» den Juden sauf Seiten der Jünger Johannis mit einem Juden, wie die bessere Lesart lautet] uber die Reinigung fgleich als wäre es ein eigenmächtiger Eingriff Jesu in die Gerechtsame ihres Meisters, wenn auch er jetzt die·Taufe vollziehen lafse]. 26. Und site] kamen zu Johanne sihre Sache ihm zur Entscheidung vorlegend] und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war [deine Taufe zu empfangen Matth. Z, 1·3 ff.] jenseit des Jordan [da du vorhin deine Wirkungsstätte hatteft], von dein du [vor dem Volke und den Abgesandten des Hohenrathes Kap. 1, 19 ff.] zengetest fund ihm so erst zu Ansehn verholfen haft]; siehe, der· tanset sjetzt auchL und jedermann kommt zu ih ssich von ihm taufen zu lassen 12, 19]. « Die Taufe der Jünger Jesu gewann durch die Wirksamkeit Christi einen volleren Gehalt (Kap. 10, 4i f.) und machte einen mächtigeren Eindruck als die Taufe des Johannes; so geschah es denn, daß der Zudraiig zu Jesu größer wurde, während der zu Johannes ab- nahm. Dies kränkte die Jünger sdes Johannes, nnd vollends mochten am Ende die Vorwürfe, welche ihnen jener Jude, den der Evangelist erwähnt, scheint gemacht zu haben, ihre Eifersucht aufregen. Dieser Jude macht den Auslegern viel zu schaffen; es löst sich aber alle Schwierigkeit einfach dadurch, daß es eben ein solcher ist, welcher der Taufe Jesu von Haus aus schon darum den Vorzug giebt, weil sie auf jüdischem Gebiete ge- schieht, während Johannes zwischen dem verachteten Galiläa und dem in noch weit ärgerer Verachtung stehenden Samaria sein Werk treibt. Wahrscheinlich kam er eben von der Taufe Jesu her und sprach gegen die Johannisjiinger seine Meinung dahin aus, daß ihr Meister dvch nunmehr sein Taufen einstellen sollte; vielleicht hatte er sich früher von Johannes taufen lassen und erklärte, daß er erst 1etzt, nachdem er die Taufe Jesu hinzugenommem sich für wirklich gereinigt ansehen könne· Da erhuben die Johannisjünger es zu einer sörmlichen Streitsache, daß die Reinigung oder religiöse Waschung, wie sie nach der prophetischen Weissagung (Hes. 36, 25; Sach. 1:-3, I) dem Himmel- reich vorangehen müsse, durch ihren Meister, als den- jeni en zu vermitteln sei, der allein den Beruf des Tau ens habe; dagegen sei Jesus selber erst aus der Gemeinschast des Täufers hervorgegangen und verdanke sein Ansehen beim Volk lediglich dessen zu seinen Gunsten abgelegtem Zeugnis» weshalb es vo1i ihm unrecht sei, wenn er jetzt den! Meister eine Coneurrenz eröfsne, durch welche dieser in Schatten gestellt werde. Sie bringen denn auch mit einer gewissen Gereiztheiy die sich schon darin ausspricht, daß sie den Namen Jesu vermeiden und ihn vielmehr nach derjenigen Stellung charakterisirem die er ihrer Meinung nach zu Johannes einneh1ne, die Streitsache an diesen, damit er in ihrem Sinne dieselbe entscheide uiid sich dagegen verwahren könne, daß ihm fernerhin sozusagen seine Kundschaft von eineni Manne entzogen werde, der erst durch ihn etwas geworden sei- «Jetzt aber offenbart sich die ganze Größe des Täufers neben der Kleinheit dieser Jünger, in denen ihm nur die oberflächlichsten seiner blühenden Schiile geblieben sind, während er die besten entlassen hat in die Schule Jesu: feierlich und im begeisterten priesterlichen Borgefühl seines nahen tragischen Ausgangs und der beginnendeii Verherr- lichung Jesu let er noch einmal ein Zeugniß für diesen ab. (P. lange) 27. Johannes sdem grade das, was seine Jünger betrübete, die größte Freude war, und der in seinem Herzen sich weit davon entfernt fühlte, eine höhere Stellung für sich in Anspruch zu nehmen, als die fein dem HErrn Jesu unter- geordneter Beruf ihm anwies] antwortete nnd spracht Ein Mensch kann [feinem ganzen, von Gottes Gabe und Berufung abhängigen Stande nach ihm selber] nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel« fund trachtet er gleichwohl nach etwas, das darüber hinausliegt, so ist das ein frevelhaftes und verderbliches Unterfangen] 28. Jhr selbst sihr Eifersüchtigen, die ihr nieinet, ich müsse meine Würde ausrecht halten und dürfe niich nicht um mein Ansehen beim Volke bringen lassen] seid Damit, daß ihr euch auf das von mir über Jesum abgelegte Zeugniß berufet V. 26] nieiiie Zeugen, daß ich sgelegentlich der danials an mich gerichteten Fragen Kap. 1, 19 ff.] gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern snurj vor ihm her gesandt« sihm den Weg zu bereiten, daß ich also ganz der mir zugewiesenen Stellung mich bescheide]. e 29. Wer die Braut hat lindemsie ihm,vsür welchen sie bestimmt ist, sich auch in Erkenntniß ihres Berufs zuwendet], der ist der Bräutigam [und hat ein Anderer nun einmal kein Recht, sie ihm abwendig inachen zu wollen, um sich selber sie anzueignen]; der Freund aber des Bräutigams [der bei eineni solchen Verhältniß allerdings als der Dritte noch in Betracht kommt Nicht. 14, 11 Anm.] stehet nnd höret ihm zu, nnd freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllen« suud da hütet euch, sie durch den Versuch, andere Gefühle in niir zu er- wecken, mir stören und verkümmern zu wollen]. 30. lFindet euch vielmehr darein, daß der Diener zurücktritt, wenn der Herr kommt, und der Vorläuser seine Bedeutung verliert, wenn der auftritt, dem er Bahn gemacht hat!] Er [von dem ihr vorhin so angehalten euch geäußert habt, daß ihr nicht einmal seinen Namen nanntet V. 26] Johannes bezeugt nachdrücklichst die messianische Würde und himmlische Abkunft Jesu. 65 fmuß wachsen, ich aber muß abnehmen [so muß es kommen; denn so erheischt es die Natur der Sache und die von Gott gesetzte Ordnung der Dinge, vgl. die Bem. zu Matth. 2, 2].«s- V) Es ist streitig, ob sich dieser Satz blos aus Christus bezieht, oder auf Johannes, oder auf beide zugleich, man wird aber bei Johannes stehen bleiben müssen; denn es kann kaum zweifelhaft fein, daß das »ein Mensch« mit Nachdruck steht und dem »wer von der Erde ist« in V· 31 entspricht, daß es die Begründung des Spruches in sich enthält, nach welchem ein jeder mit dem von oben ihm beschiedenen Loose zufrieden sein muß (vgl. Pred. 6, 10). Auch das »gegeben vom Himmel« paßt besser auf Johannes als auf Jesum, der von oben her kommt (V. 31), Gottes Sohn und Re räsentant ist auf Erden, und was er hat, als Aus- slu seiner gan en Persönlichkeit hat, nicht als eine bloße Gabe. (3engstenberg.) Man muthet dem Jo- hannes zu, sich gegen Jesum, der ihm das Seinige nehme, zu wahren: ich kann nichts nehmen, antwortet er, was mir Gott nicht gegeben hat; ich kann mich nicht zum Bräutigam machen, wenn ich nur der Freund des Bräutigams bin (V. 29). Die ganze Stellung des Täufers verurtheilte ihn von Anfang an dazu, sich ausziehen zu lassen (V. 30); hätteer Dem gegenüber, welchem er den Weg zu bahnen hatte, sich halten wollen, so hätte er genommen, was ihm nicht gegeben war. (Godet.) - «) ,,Jhr selbst-«, saägt Johannes, weil sie eben dieses Zeugniß aus der cht gelassen Azu haben schei- neu, indem sie über Jesu steigendes nsehen sich be- schwerenz was sie selbst von ihm gehört, sollte ihnen zgir Zurechtstellung dienen. Diesen Jesus, der ihre ifersucht erweckt hat, hat Johannes vor ihren Ohren feierlich für den Christ des HErrn erklärt; darum steht ihnen eine Kritik über Jesu Verfahren in keiner Weise zu, am wenigsten aber Eifersucht über seine Erfolge. (V. Burger.) Mit diesen Worten macht sich der Täufer los von aller Verantwortlichkeit für die eifersüchtige Stimmung seiner Jünger; im Folgenden unterscheidet er dann bestimmt das, was ihm versagt, von dem, was ihm gegeben ist. (Godet.) Hi) Die Freude Simeons war vollendet, als er das Jesuskind in seine Arme schloß, die Freude des Täufers, als er die Braut in den Armen des Messias wußte; in dem Worte »der Freund des Bräutigams« spricht er seine Stellung und Gesinnung aus, er darf nicht Nebenbuhler sein wollen, weil die Braut nicht ihm, sondern dem Bräutigam gehört, er ist es auch nicht, sondern neidlos empfindet er gerade jetzt die höchste Freude, wo Christus ihn ablöst und die Braut, die er demselben zugeführt at, ihm abnimmt. (Ebrard.) Nach hebräischer Sitte war er sch0schben, ein Freund des Bräutigams, die nothwendige Mittelsperson so- wohl bei der Bewerbung als bei der Schließung der Ehe; er machte für den Freund die Werbung bei der Braut und war der unentbehrliche Unterhändler zwi- fchen Braut und Bräutigam bei der Hochzeit Bei der Hochzeit selbst war er ein Hauptordner der Fest- lichkeit, nothwendig ugegen bei der Untersuchung der Hochzeitskammey un auch nach eschlossener Ehe» ein Vermittler etwaiger Mißverständnisse und ZwistiIeiten. Ohne Zweifel hat Johannes das Moment der raut- werbung, wozu er bestellt war, besonders im Auge; sodann spricht er aber mit seiner Unterordnung unter den Bräutigam, seiner neidlofen Theilnahme in Be- iehung auf die Braut zugleich das Ehrenvolle und Be riedigende seiner Stellung aus. Er steht zurück- tretend da und hört schweigend mit an, wie der Bräu- Däch s e l’ s Bibelwerb kvk s tigam selber der Braut von seiner Liebe sagt im Gegen- satz gegen das, was er ihr als Brautwerber nur trocken davon sagen konnte; die Stimme des Bräuti- ams ist also die neutestamentliche Liebesrede, das vangelium Christi, und zwar im Gegensatz gegen das nun verstummende prophetische Lallen von dem neuen Bunde. (P. Lange) Zwar trat Johannes, um seine abgesonderte Stellung als Vorläufer zu wahren, in keinen näheren persönlichen Verkehr mit Christo; wohl aber unterhielt er die Gemeinschaft mit ihm durch Mittelspersonen, und da werden wir vor allem an den Apostel Johannes zu denken haben, der durch ihn selbst zu Christo hingewiesen war, von dem es sich aber ganz von selbst versteht, daß er das Verhältniß zu seinem früheren Meister nicht abbrach, sondern aus der Fülle desjenigen, was er von dem neuen Meister gewonnen, dem alten mittheilte. Hand in Hand mit dem Ausdruck: ,,stehet und höret ihm zu,« der daraus hinweist, wie begierig der Täufer die Kunde von Christi Thaten und Worten aufnahm, geht die That- sache, daß seine in diesem Abschnitt vorliegende Rede unverkennbare Berührungen enthält mit dem Gespräch Christi mit Nikodemus (Hengstenberg.) Diese Unter- redung war dem Täufer mitgetheilt worden, das war des Bräutigams Stimme, über welche sein Herz freu- diger schlugz und wenn er im Verlauf seiner Rede einige von den Worten des HErrn wiederholt, so ist es, um die Wahrheit des Selbstzeugnisses Jesu mit seinem Ja und Amen zu bekräftigen. (Godet.) Das ist ein lieblicher Name, welcher hier den Dienern des Worts ge eben wird, daß sie ,,Freunde des Bräuti- gams« hei en. Denn gleichwie ein Bräutigam ver- trauter Freunde zu Brautwerbern sich bedient, so»be- dient Christus sich seiner Diener, welche das geistliche Verlöbniß mit ihm den elenden Sündern antragen und sie durch Ausdeckung ihrer Sünden und Vormalung seiner Versöhnung ihm gewinnen sollen, damit solcher- gestalt durch das Amt des Worts und der Saeramente die auserwählte Braut dem Bräutigam zugeführt werde. Und auch nachdem die Braut dem Bräutigam angetrauet ist, will der Bräutigam diese seine Freunde bei der Hochzeit gegenwärtig haben, damit, die ver- trauet ist Einem Manne, als eine reine Jungfrau dar- gestellet werde (2. Cor. 11, Z) und die eheliche Treue bewahre. Allezeit braucht also der Sohn Gottes seiner Diener in der Kirche, sei es, damit die Braut dem Bräutigam zugeführt werde, sei es, damit die Verlobte ihre Treue halte, oder wenn sie dieselbe gebrochen, urückgeführt werde zum ehelichen Bunde; und welche solches thun, die sind Freunde des Bräutigams. Das ist ein feines Bildniß, wodurch sowohl das Amt des neuen Testaments errlich geziert, als die Verwalter desselben an ihren eruf gemahnt werden, daß sie es nämlich ihre höchste Freude sein lassen, Christo viele Seele zu gewinnen und zuzufzisrenx denn keine größere Freude mag dem, welcher in ahrheit des Bräutigams Freund ist, widerfahremals wenn er hört die Stimme des Bräutigams, wie er die Braut aufnimmt und mit sich ewi verbindet zur Gemeinschaft aller seiner Güter. FChemnitzJ f) Auf der klaren Gewißheit über den göttlichen Rath beruht des Johannes edle Selbstverzi tung. (Meyer.) Jn der That spielte der Freund des räu- tigams im Anfang des Verhältnisses die Hauptpersom je mehr dasselbe aber sich entwickelte, desto unbedeu- tender wurde seine Rolle, und zuletzt verschwand er ganz, der Bräutigam blieb allein und war alles in allem. Godet.) Wenn der HErr dem Worte seiner Diener egen giebt, daß Sünder zur Buße und zum Glauben kommen, so pflegen diese jungen Kindlein im N. T. I. Z. 5 66 Evangelium Johannis Z, 31—34. Anfang an die Person ihres Seelsorgers mit einer Liebe sich zu hängen, welche dem Worte: ,,verlasset euch nicht auf Menschen!« leicht zu nahe tritt; je völli- « ger aber Christus durch’s Wort in ihnen eine Gestalt gewinnt, desto reiner von allem fleischlichem Beischmack wird ihre Liebe zu den geliebtesten Freunden, auch zu ihrem Vater in Christo. Eitle Prediger empfinden das oft schmerzlich und finden leicht Hochmuth in Andern, während der eigene ihnen verborgen bleibt: wohl dem Prediger, der in folchem Falle ohne Falsch Johanni sein Wort nachzusprechen verma ! Der ist ein wahrer Freund des Bräutigams. (Besgser.) 31. Der [vermöge seiner göttlichen Abkunft] von oben her kommt svom Himmel, nämlich Christus, der Sohn Gottes V. IS; I, 49], ist über alle sGesandten Gottes, die Propheten, und stellt sie alle in Schatten gegen sich]. Wer sseiner Her- kunft nach, als ein bloßer Mensch 1. Mos. 5, 2; Pf. 10, 18] von der Erde ist, der ist von der Erde [mit der ganzen Art seines Seins und Wesens, Denkens und Fühlens irdisch, in die Schranken dieser zeitlichen, sichtbaren Welt hineingestellt, so daß er ein Kind der Erde bleibt, auch wenn Andere ihn noch so hoch erheben wollen] und redet sselbst wo er als gottgesandter Lehrer redet] von der Erdei sso daß sein Zeugniß ebenfalls an der Beschränkung Theil hat, die ihm vermöge seiner Herkunst anhaftet, denn die übernatürliche Er- leuchtung, der er gewürdigt wird, durchbricht wohl das Dunkel, das ihn umgiebt, hebt es aber nicht schlechthin auf]; der vom Himmel kommt [dagegen, von dem ich vorher sPMchJ- der ist über alle sdie in dieser beschränkten Weise erleuchtet werden], 32. Und zeuget, was er gesehen und gehöret bat-H« [wenn er redet, sein Zeugniß beruht aus unmittelbarer Kenntniß und Anschauung, die von seinem Wohnen im Himmel her ihm eignet, und um- faßt zugleich das ganze Gebiet der göttlichen Ge- heimnisse]; und sein Zeugniß sdessen die Menschen billig aus ganzer Seele sich freuen und das sie mit aller Heilsbegierde sich zu eigen machen soll- ten] nimmt [gleichwohl] niemand aus«-«« 33. Wer es aber annimmt swie ja in der That etliche schon sind, die das thun, und hoffent- lich ihrer noch mehr werden], der bersiegeit [be- scheinigt und bestätigt] es smit solcher im Glau- ben bewirkten Annahme], daß Gott [als er seiner- seits Jesu das Zeugniß ausstellte: ,,dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe« Matth. 3, 17., nicht etwa zu viel geredet, sondern] wahrhaftig sei [und uns Menschenkinder an den rechten Mann als unsern Heiland und Selig- macher gewiesen habe]. 34. sDas ist er denn gewiß auch, und kein Anderer außer ihm Apostg. 4, 12.] Denn wel- chen Gott [im eigentlichen, wahren Sinne des Worts] gesandt hat [vom Himmel her, während alle andern Lehrer doch nur von der Erde her kommen V. 31], der redet [nun auch folgerichtig] Gottes Wort sals Gottes unmittelbarer, höchst- eigener Mund, und in ihm hat der heil. Geist, der die Propheten nur in einzelnen Momenten be- seelte und nur für einzelne Offenbarungen befähigte, während sie sonst doch nur mehr oder weniger »von der Erde« redeten, volle und bleibende Wohnung genommen]; denn Gott giebt den Geist sindem er ihn diesem seinem eigentlichen Ge- sandten in der That und Wahrheit giebt und nicht blos zeitweilig leihet] nicht nach dem Maß-s- [sondern in unbegrenzter Fülle Jes. 11, 2 Anm.] Der Abschnitt in V. 31—36 ist nicht Betrachtung des Evangelisten, wie manche Ausleger glauben, ob- wohl besonders V. 32 dafür zu sprechen scheint, son- dern, da der Text nichts anderes andeutet und da der Faden ununterbrochen fortläuft, auch der Jnhalt dem nicht entgegensteht, noch weiterer Vortrag des Täufers, der hier vor seinen Jüngern, in deren engerem Kreise er redet, mit steigender Begeisterung des letzten Pro- pheten noch die gan e Hoheit Jesu im Sinne dieses letzteren selbst enthü t und damit wie mit einem Schwanengesang seine Zeugnisse vollendet, ehe er aus der Geschichte verschwindet; es erhellt von selbst, wie alles, was er sagt, seine Jünger reizen sollte, an Jesum zu glauben und vor dem Unglauben zurüc- zuschrecken. Nicht übergetreten aber zu Jesu, trotz seines Zeugnisses von ihm, ist der Täufer, weil er den Beruf des Vorläufers einmal göttli überkommen hatte und so lange treiben zu müssen si bewußt war, als das Messiasreich noch nicht errichtet sei. (Met)er.) Die Rede des Johannes nimmt von hier an eine andere Richtung; nicht mehr zur Erklärung des Ver- hältnisses zwischen ihm und Jesu dient dieser Abschnitt, darüber ist das Ersorderliche schon im vorigen Ab- schnitt enthalten; sondern er bezeugt nun, was dem erschienenen HErrn und Christ gegenüber Pflicht der Welt sei. Es war ihm nicht genug, seinen Jün- gern zu bedeuten, wie wenig Ursache sie haben deshalb ungehalten zu sein, weil alle zu Jesu kommen; die nothwendige Ergänzung zu dem Inhalt von V. 27-—30 ist vielmehr das Zeugnis» daß dies in noch viel höhe- rem Grade der Fall sein sollte, daß damit nur ge- schehen würde, was die göttliche Sendung Jesu sor- dert". (v. Burgen) i) Die Johannisjünger hatten sich dadurch verletzt gefühlt und verstanden es nicht, daß der von ihrem Meister Getaufte nun seinen Täufer verdunkelex dem setzet Johannes gewaltig das Zeugniß entgegen: »der von oben her kommt, ist über alle,« als von oben her ekommen stehet er, wie über allem, was geschaffen ist, szo über allen, die von Weibern geboren sind (Matth. 11, 11), also auch über dem größten unter allen Pro- pheten. (Besser.) Wer dagegen als gewöhnlicher Mensch von der Erde, nicht vom Himmel herstammt, ist von keiner andern Art und Natur, als eben ein von der Erde Stammender, und seine Rede hat nicht den Him- mel zum Ausgangspunkt, wie die des Messias, welcher aussagt, was er im Himmel eschaut hat, sondern sie geht von der Erde aus, so daß er redet, was ihm auf Erden, also in der Beschränkung irdischer Bedingtheit, zur Erkenntniß gekommen; der Ausdruck: ,,reden von der Erde« ist aber nicht mit dem: ,,reden von der Welt« (1. Joh. 4, 5) zu verwechseln, gleichwie der: ,,sein von der Erde« nicht mit dem: ,,sein von der Welt« (Meyer.) Jm vollen Gegensatz zu der vollen Herrlichkeit Christi· hat niemand, auch die Propheten und der Täufer nicht, Gott Ie gesehen (Kap. 1, 18); Des Täufers feierlicher Protest gegen den Unglauben Jsraels 67 in diesem Gegensatz ist jedermann, auch die Propheten mit Einschluß des Täufers, von der Erde — in Bezug auf Christum sind alle Menschen gestellt in den Gegen- satz der Heilsbedürftigkeit (P. Lange.) Jn V. 30 hatte der Täufer sein Verhältniß zu Christo als ein relatives hingestellt, hier dagegen stellt er» es als ein absolutes hin: Christus muß nicht blos wachsen, son- dern er ist in sich schon der über allen Stehende, weil er vom Himmel gekommen ist. (Ebrard.) Pf) Auch der Täufer redete nicht blos von der Erde, er hatte höhere Jnspirationenx aber das war nur ein theilweises, fragmentarisches Erkennen und Weissagen (1. Cor. 13, 9), und trotz» dieser Lichtblicke blieb er im Ganzen in seinen Reden an die Erde ge- bunden, und liegt hierin die Erklärung für die That- sache seines späteren momentanen Jrrewerdens an Christo (Matth. 11). Auch Johannes bezeugte in ge- wisfem Sinne, was er gesehen und gehört hatte (V. 11), seine Leu, nisfe von Christo hatte ihm nicht Fleisch und Blut geoffenbarh sondern der Vater im Himmel; aber im höchsten und vollsten Sinne ist nur Einer, der be- zeuget; was er gehört und gesehen hat, nur Einer, bei dem dies Bezeugen ein Quell ist, dessen Wasser nicht lügen (Kap. I, 18), und bei diesem ist die Theil- nahme an der Gottheit, das Kommen vom Himmel die Grundlage solches wahrhaftigen Sehens und Hörens und Leu« ens. (Hengstenberg.) VII) enn Johannes klagend hinzusetztt »und sein Zeugniß nimmt niemand an,« so steht dies im scharfen Gegensatz, aber nicht im Widerspruch zu der Aussage seiner Jünger (V. 26): ,,jedermann kommt zu ihm.« Was die Jünger ein Kommen aller nennen, ist dem Meister gar nichts gegen das, was stattfinden sollte; es sind der Kommenden vergleichsweise noch immer so wenig, daß es in ar keinem Verhältniß steht zu dem, was Jsraels Pfli t wäre, zumal wenn noch betrachtet wird, daß es bei den meisten ein äußeres Kommen war, welches noch keineswegs die wirkliche Annahme des Zeugnisses Jesu in sich schloß. (v. Burger.) Das ,,niemand« ist eine Uebertreibung des schmerzlichen Unwillens,· eine Rüge der Gesinnung der Jünger nnd zugleich eine Mahnung an sie, zu »Jesu zu gehen; gewaltsam konnte er sie nicht fortschicken, weil seine Schule eine Vorbereitungsklasse war, in welcher nur diejenigen die Reife für die Schule Christi hatten, die freiwillig zu diesem gingen. Er beschränkt nun das Uebertreibende seiner Aussage mit dem folgenden Worte. (P. Lange.) Da will er gleichsam sagen: es ist noch erumzulenken — wer es doch annähmel (Berleb. ib.) f) Indem der Gläubige sich unter die das Zeugniß Jtspstisssshsssssgssssgsisxkhn hgskszskkkschihsisxxsk Ei: ae aeine ernie ern iei i des erhabenen Wesens, für welches er sich erklärt, eingesetzdt zu habend Es oxfengaiiüettgas Csjsegfzeistxk tes in ie em para oxen us ru ·r ie rö e er Glaubensthat; aber noch stärker tritt der Schwung des Zeugnisses des Täufers in den folgenden Worten her- vor. Da nennt er Jesum den Gesandten Gottes schlechthint die andern» göttlichen Gesandten verdienen diesen Namen nur uneigentlich, sie sind genau genom- men nur ezxwehcktxf um äksasndszlzzthwergem chikiuß man von o en er ein. en o e in rau er das: Gottes Wort reden; er allein besitzt die gött- liche Offenbarung vollständig, alle Andern aben sie nur im Stuckwerk Ebenso war allen An ern der Geist nur geliehen, für Jesum dagegen war die Mittheilung des Geistesvwahrhaft eine Gabe; »und wenn Gott einmal den Geist giebt, i n eigentlich giebt, wie er es zum ersten Mal bei der « aufe Jesu gethan« hat, so giebt er ihn auch ohne Maß. Dieser Aus- spruch kann nur aus dem Munde Dessen kommen, welcher den Geist in der organischen Gestalt der Taube hatte auf·Jesum herabfahren und auf ihm bleiben ehenz er ist sozusagen ein Wiederschein dieser Erschei- nung. (Godet.) « » 35. Der Vater hat den Sohn lieb [wie er selbst vom Himmel her in jener Stimme Matth. 3, 17 erklärt hat] und hat ihm Demgemäß] alles in feine Hand gegebens [nicht nur durch die Mittheilung seines Geistes die Herrschaft über die Herzen der Gläubigen, sondern auch die Herrschergewalt über alle Dinge Matth. 11, 27]. 36. Wer an den Sohn glaubet, der hat [nun aber auch in ihm, dem Herrscher über alles] das ewige Leben; wer Dagegen] dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes [den er damit sich zu- zieht, für den es aber keinen Versöhner giebt] bleibt über ihm« [und da mag er zusehen, wie er dem in Pf. L, b. 9 geweissagten Gericht ent- gehen möge]. «) Wie schrecklich also ist es, sich mit Dem in Op- position zu setzen, der alles in seiner Hand hat, alles Gute, zuletzt das ewige Leben uns entziehen, alles Böse, zuletzt den bleibenden Zorn über uns bringen kann! Wie muß Der ein Feind seines eigenen Heils sein, der es nicht zum höchsten Lebensziele macht, mit diesem in Gemeinschaft zu treten, in Gemeinschaft zu bleiben! (Hengstenberg.) Eil) War es nicht eine gewisse sittliche Nothwendig- keit, daß der Vorläufer vor seinem Abtreten von dein Schauplatz sich noch einmal über den Ernst der Lage aussprach, welche sich für die Welt und für jeden ein- zelnen Menschen aus der Erscheinung des Messias und aus seiner jetzt erfüllten Offenbarung in Jsrael ergab? Wie hätte der Predåger der Buße im Angesicht des Volks, welches den eg des Unglaubens einschlug, seine Amtsthätigkeit abschließen können ohne eine ent- scheidende Aufforderung, ohne einen letzten Ruf zur Buße? Seine letzten Worte haben auffallende Aehn- lichkeit mit dem Schluß des 2. Psalm: ,,küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege, ’denn sein Zorn wird bald entbrennen; aber wohl allen, die auf ihn trauen!« nur beginnt der Täufer mit den Gläubigen und schließt mit den Un- läubigen, ohne Zweifel im Hinblick auf seine eigenen Jünger und auf die ganze Nation; es it eine letzte Warnung, worin er ihnen erklärt, da außer dem Sohne nur Zorn für sie vorhanden ist· (Godet.) Daß doch alle Christen drei Dinge wüßten: I) was sie waren ohne Christum — verloren; Z) was sie sind durch Christum für sie — gerecht; Z) was ie werden durch Christum in ihnen—heilig! (Besser.) Wie der Mensch zum «Heilande·steht, so ste t er zu Gott und seiner Gabe, dem ewigen Leben. ( raune·) Das 4. Kapitel. Bekehrung der Sainariien lgesundniactjniig des Ziöiiigischen Sohnes. II. v. 1—42. (§; Tit) In einen auffälligen Gegeusah zu dem vorhergehenden ersten Theil unsrer Gefangne- 58 68 Evangelium Johannis 4, 1——6. grnnpe tritt der hier folgende zweite Theil: dort sucht Jesus Frucht durch öffentliche Wirksamkeit nnd findet ihrer verhältnismäßig so wenig, hier findet er welche, da er nieht suchte, sondern verborgen sein wollte; dort ist der Grbßte des alten Bandes sein kjerold, aber Obrig- keit und Volk Jerusalems nnd Sudäws nehmen ihn niiht an im Glauben, sondern er muß wieder oon dannen weichen und sein Wert: einstellen, hier dagegen ist ein geringes, nicht wohl lierüchligtes Weib sein Bote, nnd doch stndet er aiif ihr Zeugnis; hin alsbald Glauben und wird genöthigt zum stritten im größeren Maße, als er’s gewähren kann; dort hat er es mit Solchen zu thun, welche religiöse Erkenntnis nnd eine gewisse Gerechtigkeit des Lebens haben, aber sie verschließen ihm die That, und hier mit Solchen, die oerwahrlost sind und verachtet dastehen iui Volke Gottes, doeh öffnen sie ihm willig die Häuser nnd die Herzen. Wir theilen uns den Jtbskhnitt in zwei Unterlheilu a. v. 1—29: Jesus« und das samaritisetiegseitx Der Jtnfang seines Gespräehs mit ihr zeigt uns die snchende triebe, mit welcher er sich ihr nährt, und die ersten Regungen, die er in ihrem Herzen wirkt; der Ausgang hiuwiedernm zeigt das Heils— verlangen, das in dem weil-e fich regt, die theils— er kenntniß, welche ihr aufgeht, nnd den tjeilssegen, den sie daoouträgn (tzri"imner.) 1. Da nun [nach Beseitigung des Anstoßes den die Jünger des Johannes an seiner Wirk- samkeit im jüdifchen Lande nahmen Kap. 3, 26., durch ihres eigenen Meisters Zeugniß und Mah- nung] der HErr lJesus bald darauf] inne ward [in Erfahrung brachte b, S; 12, 9], daß vor die Pharisäer smittels Laurer, durch die sie fein Thun und Vornehmen beobachten ließen, oder mittelst Denunziantem die ihnen von selber in die Hände arbeiteten 11, 46] kommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und taufte [bei seiner Taufe noch mehr Zulauf habe], denn Johannes, 2. Wiewohl sum mit diesem schon in Kap. 3, 22 u. 26 dieses Evangelii gebrauchten Aus- druck nicht mißverstanden zu werden, zu bemerken ist, daß] Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jüngers [verrichteten die Handlung in seinem Auf- trag und in seiner Gegenwart]; Z. Verließ er [damit ihre Feindseligkeiten nicht noch mehr gereizt würden und schon jetzt bis zum Todeshaß fich steigerten] das Land Judåa [feine ganze bisherige Thätigkeit für jetzt und das Taufen selber für alle Zukunft aufgebend] nnd zog wieder in ssein Heimathland] Galiläa lindem er es für gut ansah, noch einmal auf einige Zeit als bloßer Privatmann zu leben]. Schon des Johannes Taufe war den Pharisäern nicht recht; wenn sie gleich, da er, von dem Mittel- punkt der jüdischen Theokratie sich fern haltend und nur in der Wüste sein Wesen treibend, auf dem geseh- lichen Standpunkt verharrte und seine Jünger fich nach ihrer Weise hielten (Matth. 9, 14), ihn nicht gerade verfolgten, so ließen sie ihn doch im Stich, so daß hernachmals Herodes mit einem Weibe an ihm thun konnten, was sie wollten, und die Mitschuld an deren Verbrechen ihnen und der von ihnen geleiteten Nation Zur Last fällt (Matth. 17, 12; Mark. 9, 13). Aber agegen war ihnen der gleich so reformatorisch, wun- derthätig und erfolgreich in Jerusalem auftretende Jesus von vornherein ein Dorn im Auge (Kap.2, 19); vielleicht auch war es ihnen nicht ganz verborgen Lges blieben, daß bis, in ihre Kreise hinein durch die n- ziehungskrafh die er auf Nicodemus ausübte (Kap. s, 1 ff.), sein Einfluß fich erstreckte, und wenn er nun mit seiner Taufe hier das Volk auf seine Seite be- kommt in einem Maße, wie es bei Johannes noch nicht der Fall gewesen war, so mußte das bei der Eifersucht, mit der sie über ihrem Ansehen und ihrer Geltung bei der Nation hielten, nothwendig sie zu feindseligem Einschreiten wider den HErrn reizen, und bereits fingen sie an, ihn zu belauern oder nahmen doch Zuträgereien von solchen an, die fich zu Liebe- dienereien für sie heägzabem Da geht ihnen denn Jesus lieber ans dem ege; nicht daß er jetzt schon, wie die Ausleåer meist die Sache auffassen, nach Ga- liläa in der bsicht fich zurückzöge, um dort seine Wirksamkeit zu eröffnen (Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. z, f14), dånn ldas that ei? erst, tkirachdiemßsgohfnåizes in’s eängni ge egt war, avona er, a iee e- fangenfetzung egenwärtig schon geschehen sei, findet fich auch nicht gte geringste Spur im Texte, im Ge- gentheil spricht die ganze Fassung der Erzählung da- gegen, wohl aber trat er in das Privatleben zurück, aus welchem heraus er in Kap.5 ohne die Umgebung von Jüngern nach Jerusalem auf das unbenannt ge- lassene Fest kommt. Erst von dem Ausgang an, den dieser Festbesuch»hatte, so werden wir im Folgenden uns immer gewisser uberzeugen, war er nicht mehr durch Verpflichtungen gegen Jerusalem gebunden, son- dern konnte fein Arbeitsfeld nach Galiläa verlegen; undd weil Fr eben das Ist nafch dder Zåvischenzeit des wie er an genommenen rivat tan es t ut, war eins der ersten Werke feines galiläischen Aufenthaltes die Neuberufung seiner Jünger, wie sie in Matth.4,18ff.; Mark. 1, 16 ff; Luk. 5, 1 ff. uns begegnet, während diese keinen rechten Sinn hat, wenn sie unmittelbar an das im vorlie enden 4. Kap. Erzählte fich an- ghließden Zoll, tgie ikeseäjeey Lange und 3nderehwosllen. or er eit, emert eyer gan ri tig, e e eine Stunde nahe und sein bewußter Lheruf erfüllt war, fich den Nachstellungen der Widersacher preiszugeben, råtarckdesm Betåußgein Jefu vom ggttlicheii Fbescllziick nnd we einer en ung entgegen; arum egn" gte er fich für jetzt mit der Erregung, welche er bereits in Judäa für sein Werk hervorgebracht hatte, und zo fich vorläufig in fein weniger beachtetes Heimathsland zurück. Das aber mußte, da er für jetzt Jerusalem noch nicht aufgeben und Galiläa noch nicht zum Wir- kungskreis erwählen konnte, ztrleich ein Sichzurücb ziehen in’s Privatlebeu fein: ,,er fuspendirt fein Werk, um es nicht ganz unmöglich zu machen.« 4. Er mußte aber [bei diesem Rückgang aus Judäa nach Galiläa der geographischen Lage beider Landschaften gemäß, da er keine Veran- lassung hatte, nach Art der strengen Juden, welche keine Gemeinfchast mit den Samaritern unterhielten V. 9, den Umweg über Verein, das Land jenseitt des Jordan, zu machen] durch Sa- MllctctM kct M. 5. Da kam et in eine Stadt [genauer: nach einer Stadt hin] Samariå, die heißt smit ihrem ursprünglichen Namen Sichem, der II. Theil: Erfolgreiche Wirksamkeit Jesu in Samaria. Sein Verweilen am Iakobsbrunnem 69 aber dann umgewandelt worden in den andern:] Sichar [nach richtigerer Schreibung: Sychar, d. i. Taumel- oder Lügenstadt 1. Mos. 33, 18 Anm.], nahe bei dem Dörflein [oder Grundstück], das Jakob [in dem Testament 1. M. 48, 22] seinem Sohn Joseph gab [und wo,dann später des Letzteren Gebeine begraben wurden Jos. 24, 32]. s. Es war aber daselbst [etwas südlich von dem bei Sichem gelegenen Grabmal Josephs] Jakolks Brunnen [den dieser zur Zeit seines Ve- sitzes des Grundstücks sich gegraben hatte und den die Samariter noch immer in hohen Ehren hielten V. 12]. » Da nun Jesus [als er bei der Stelle ankam] mude war von der Reise, seszte er sich also [nur feinem Bedürfniß nach dem Aus- ruhen folgend, ohne gerade die Gelegenheit zu dem nachherigen Gespräch mit dem samaritischen Weibe, die ihm vielmehr von seinem Vater im Himmel entgegengeführt wurde, selber beabsichtigt zu haben] auf den Brunnen; und es war um die fechste Stunde [nach jüdischer Rechnungsweise Kap. 1, 39., d. i. Piittags 12 Uhr, also schon hiernach keine geeignete Zeit, wo sich darauf hätte rechnen lassen, daß das Weib zum» Brun- nen kommen würde Matth. 26, 17 Anm. 1]. An die Betrachtung dieser Begebenheit müssen wir, um sie ihrem heilsgeschichtli en Zusammen- bange zu verstehen, unter Vornahme er prophetischen Wecsagung in Jes. 49, 4— 6 gehen; das, was dort in V. 4 gesagt wird, ist nun wirklich erfüllt, die leib- liche Müdigkeit Jesu ist ein Sinnbild seiner inneren Herzensstimmnng mit welcher er von Judäa her- kommt, um nach Galiläa in’s Privatleben sich zurück- zuziehem ,,ich dachte, ich arbeitete vergeblich, und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu; wie- wohl meine Sache des HErrm und mein Amt meines Gottes is .« Da aber wird damit, daß das samaritische Weib ihm zugeführt wird, von Seiten Gottes ihm die Antwort in dem 6. Vers jener Stelle zu Theil: ,,es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und das Verwahrlofete in Israel wieder zu bringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende-« Um diese göttliche Einführung, die ganz frei ist von aller eigenen menschlichen Herbeiführung oder Erwartung Jesu, recht nachdrücklich hervortreten zu lassen, heißt es in V. 4 unsers Abschnitts: ,,er mußte durch Samaria reisen«, in V. 6: ,,er setzte sich also (ermüdet, wie er war, und ohne etwas An eres als leibliche Ruhe suchend) auf den Brunnen« und dann weiter: ,,es war um die sechste Stunde« Das Weib (V. 7) scheint nicht unmittelbar aus der Stadt, sondern vom Felde zu kommen und will bei ihrem Heimgange sich Wasser mit nach Hause nehmen; indem sie aber zu sonst nicht gewöhnlicher Zeit des Schöpfens zum Brunnen kommt, ist die Möglichkeit zu einem län eren Allein- sein Jesu mit ihr gegeben, welche des orgens oder Abends wohl nicht stattgefunden haben würde. Was die Oertlichkeit des Vorganges betrifft, so legen wir nebenstehend ein Kärtchen zur Orientirung für den Leser vor. Viel Schwierigkeiten bereitet den Gelehrten das åeographifch - geschichtliche Sachverhältniß der Namen ichem, Salem, Sichar, welche in den biblischen Büchern vorkommen; wir wollen das elbe nicht aus- führlich erörtern, namentlich auch in eziehung dar- auf, ob das Salem in 1. Mos. 33, 18 etwa einerlei sei mit dem auf dem Kärtchen angegebenen Salim, und Sichar sich vielleicht decke mit dem jetzigen Ort Askar (d. i. das Gekaufte), so daß es ein kleinerer, besonde- rer Ort neben Sichem wäre, wir folgen vielmehr der gewöhnlichen Auslegung, wonach Sichar s. v. a. - v? «« « - «. OF» »die-»F»- «««""-«s«"-"" list-«»- « --,,,»»H »HW-»»»,»» Wirth« s) »Es, Styx-« «— « - Æswäi Es; «Z,,WY»» H«" T « · EVEN« "-- . - - «« 7 WE- -. H »« » « · W is? «»- . : «« · Umgegend von sichern. Sichem ist —- Beispiele von dergleichen Umwandlung herkömmlicher Namen in Spottnamen find Bet aven statt Bethel ( of. 4, 15); Baal-Sebub st. Baal- ebul (2.Kön.1,2); erg Mashith st. Oelberg (2. K. 23,13); Achar st. Achan (1. Chron.2,7; Ins. 7, 25 s.) —, und soll wohl die Anwendung dieses Namens ier auf den heidnischen Charakter (Habak. 3, 18) der amaritaner hindeuten, den der HErr selber in Matth. 10, 5 f. contatirt, indem er Samariter und Heiden in Eine Klasse rechnet. Ueber die Lage des Jakobsbrunnens selber kann kein Zweifel fein; er befindet sich südlich von Josephs Grab, und beide Punkte liegen in dem östlich an den Bergrücken oder Sattel zwischen Ebal und Garizim, auf wel em Sichem erbaut ist, sich an- Lchließenden Thal zwi chen Askar Im Norden und elztah im Süden, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt. Dur dieses Thal geht die Straße von Jerusalem nach azareth in Galiläax den Brun- nen hatte sich Jakob gegraben, weil er als Fremdling im Lande unabhängig von den eananitischen Landes- bewohnern leben wollte, er blieb um dieser seiner Herkunft willen den Samaritern eine Art Heiligthum oder ein Erbstüch auf das sie stolz waren, und wurde elezentlich auch benutzh obgleich Sichem selber fzonst uellen genug hatte, um für gewohnl1ch mcht eine halbe Stunde weit das Wasser herholen zu müfsen.. So reihet auch diese gelegentliche Vensutzung von Seiten des Weibes sich den mancherlei zufälligen Um- ständen ein, wie wir uns auszudrücken pflegen, durch deren eigenthümliche Zusammenfügung Gott der Vater« es herbeiführte, daß sein Sohn als der Welt Heiland diese Begegnung hatte. 70 Evangelium Johannis 4, 7—12. 7. Da kommt ein Weib von Samarta [nicht aus der Stadt Samaria, die ja 74 M. nord- westlich von Sichar liegt, sondern s. v. a. ein samaritisch Weib V. 9], Wasser [aus dem Brun- nen] zu schbpfem Jesus sallerdings zunächst von seinem leiblichen Bedürfniß Veranlassung neh- mend, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, aber doch zugleich auch prüfend, ob ihm nicht sein Vater im Himmel mit Zusendung dieses Weibes begegne 1. Mos. 24, 12 ff.] spricht zu ihr: Gieb mir zu trinken. 8. Denn seine Jünger waren in die Stadt [Sychar] gegangen, daß sie Speise kaufeten [er war also in Beziehung auf Menschen allein, und in solchen Fällen, das wußte er, war ihm der Vaterganz besonders nahe Kap. 16, 32]. 9.« Spricht nun das famaritische Weib [ver- wundert darüber, daß sie hier von einem Juden angeredet werde, und ihn an seiner Aussprache: teni Ii sohekotli, wofür man dort zu Lande « sekoth sagte Richt. 12, 6., sogleich für einen Juden erkennend] zu ihm: Wie bitiest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist, und ich [da- gegen] ein samaritisch Weib? Denn sum diese Bemerkung für das Verständniß des Lesers ein- zuschalten] die Juden haben saußer in Handels- geschäften V. s] keine Gemeinschaft mit den Sa- mariteru [Sir. 50, 28; Esra 4, 3 Anm.]. 10. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes [die er durch mich dir anbietet], und wer der ist, der zu dir sagt: Gieb mir zu trinken [nämlich der Mes- sias, auf den auch du mit deinem Volke wartest V. 25]; du bcitest ihn [genauer: hättest, mit Bitten deinerseits ihm zuvorkommend, ihn also gebeten, wie er nun dich angesprochen hat], und er gäbe dir [hätte, mit Gewähren seiner- seits nicht, wie du, zögernd und das Gespräch auf Nebensachen ablenkend, dir gleich mit seinem ersten Wort gegeben] lebendiges Wasser [Kap. 7 37]. , Jndem Jesus müde von der Reise vor der Stadt am Brunnen sitzt, siehe, da kommt eine junge, rüstige Frau, den Eimer oder sonst ein Wassergefäß in der Hand, daher; ihren Namen nennt der Evangelist nicht, eine Legende aus späterer Zeit heißt sie Photina. Sie kommt näher und näher, und wie es Frauen eigen ist, daß sie mit Einem flüchtigen Blick mehr Einzeln- eiten auffassen, als des Mannes Auge kaum in einer tunde, so hat sie es gleich weg, daß ein Fremdling am Brunnen sitzt, den sie nach seiner Kleidung und galtung auch gleich als einen jüdischen Lehrer erkennt. ie grüßt ihn nicht: er gehört zu einem ihren Lands- leuten feind eligen, von diesen nicht minder angesein- deten Volke; sie verrichtet vielmehr ihr Geschäft, ohne ihn weiter einer Aufmerksamkeit zu würdigen. Schon hat sie ihren Eimer mit Wasser gefüllt und ist eben in Begriff, mit ihrer Lat davon zu gehen, als der fremde Mann sie freundli anblickt und spricht: ,,Gieb mir zu trinken« (Fr. Arndt.) Diese Bitte des HErrn ist gewiß kein bloßer einleitender Vormund, sondern durch wirklichen Wunsch und Bedürfniß hervorgerufen; dadurch ist aber nicht ausgeschlossen, daß, indem er dies Bedürfniß ausspricht, sogleich die Benutzung des gegebenen Anlasses sich vorsetzt und das Gespräch in er Absicht beginnt, dem Weibe mehr und Besseres zu eben, als er von ihr fordert. (v. Burger.) Jesus suchte nicht absichtlich Samaria auf, um dort zu wir- ken; deshalb bleibt er auch, als er nach Sychar ge- kommen, außerhalb des Orts und läßt seine Jünger allein hineingehenx um Speise zu kaufen. Wir sehen, er tritt nur soweit in Berührung mit dem Land und Volk Samaria’s, als es eben unumgänglich nöthig war; wenn er nun aber doch mit jenem Weibe ein Gesprä beginnt, so thut er dies zunächst nur, weil er Durt hat, also sie bitten muß, weiterhin aber, weil er theils aus der ungewöhnlichen Stunde, theils aus ihrer Antwort erkannte, daß sie ihm vom Vater eschickt sei. Sofort tritt nun sowohl sein Wunsch, sich Für einige Zeit von seiner Berufsthätigkeit zurückzu- iehn, als sein nächstes Bediirfniß hinter den Willen seines Vaters zurück; dieser tritt ihm an die Stelle jenes Wunsches und macht ihm die Befriedigung die- fes Bedürfnisses unnöthig oder läßt sie· ihn vergessen, denn jenen Willen zu vollbringen ist ihm wesentliche Befriedigung. Aber auch der Ort ist Jesu vielleizt eine Andeutung und Aufforderung gewesen; denn ni t blos als bedeutungsvoller Hintergrund wird er er- wähnt sein, sondern als der Ort, an welchem die Patriarchenzeit der Verheißung wartete und welchen im Bild das Verheißungswort mit seiner Erfüllun in Zusammenhang brachte (1.Mof.49,22; 5.M.33,2 f.). Jn den Besitz, dieser Verheißung nun, das Erbe der Patriarchem sollte Samarien eintreten: dafür war der Besih des Brunnens Jakobs Bild und Gewähr; da- mit ollte dies Land auch Besitz dessen werden, welchen der von seinen Brüdern verachtete und doch ihr Ret- ter gewordene Joseph vorbildete. (Luthardt.) Jesus sieht das Weib herankommen: es kommt nicht zu ihm, es sind andere Zwecke, die es in seine Nähe führen; nur Wasser will es schöpfen, nichts weiter. Aber der HErr ergreift die Gelegenheit, es zu dem Brunnen des ewi en Lebens, der in ihm selber quillt, zuführen; und dieses Weib hat ihm der Vater gegeben. Er ist nach Samarien nicht gegangen, um da zu wirken, am wenigsten in dem Augenblick der Ruhe und Rast; aber dies Weib wird ihm zugeführt, der Vater hat ihm diese Seele gesendet, und dankbar nimmt er sie hin· Wie er in allem, was er redet, nur das redet, was der Vater ihm heißt; wie er in allem, was er thut, nur das"thut, was der Vater ihm zeigt: so sieht er auch in allem, was er empfängt, nur die Gabe, die der Vater ihm giebt. So wird auch diese Seele für ihn zur Gabe; hinter dem Weibe, das ihm sich naht, erkennt er die Hand Gottes, die eine Seele ihm schenkt, hinter der äußeren Begegnung sieht er die verborgene Gnadenführung, hinter dem äußeren Zusammentreffen sieht er den göttlichen Rathschluß (Brückner.) Er weiß, daß das Mittel, eine Seele zu gewinnen, oft darin liegt, einen Dienst von ihr zu verlangen; da» durch räumt man ihr eine Ueberlegenheit ein, welche ihr wohl thut. (Godet.) Das kleine Wort zeigt, wie die fromme demüthige Bitte Wunder thut; es war der Anfang jener Wirksamkeit, welche die alte Scheidewand des Grolls und Hasses zwischen den Juden und Sa- maritern, die später in die Gemeinde Christi eintreten sollten, niederriß. Aber nicht nur, daß der HErr die Samariterin bat, auch daß er das einsame Weib, endlich besonders, daß er das sündige, verirrte Weib Gespräch Jesu mit dem samaritischen Weibe aus Sychar. 71 also bat, läßt ihn in der ganzen Freiheit und Hoheit seiner Liebe erscheinenz denn an dem ersten Umstand konnte jeder Jude Anstoß nehmen, da die Juden den Umgang mit Samaritern vermieden, an dem zweiten jeder Rabbi, da es namentlich für Rabbinen nicht schicklich war, sich mit fremden Weibern einzeln zu unterhalten, an dem dritten jeder Pharisäer, da es pharisäische Voraussetzung war, man müsse die Ge- fallenen mit Härte von sich weisen. So weist denn die kleine Bitte des HErrn mit Einem Male zugleich in drei Provinzen seiner Geistesherrlichkeit hinein. Das Weib empfand auch sofort das Außerordentliche dieser Anrede; sie erkannte nämlich in der Sprache oder in der Tracht und dem ganzen Wesen des Man- nes den Juden, und sie konnte nicht umhin, ihm ihr Befremden zu äußern: ,,wie? du, ein Jude, bitteft von mir zu trinken, von dem samaritischen Weibe?« Mag sie gleich die Herablassung dieses wunderbaren Juden dunkel empfinden, so fcheint sich doch ihr Na- tionalgesühl an seiner Hilfsbedürftigkeit weiden zu wollen; sie hebt es hervor, daß er, der vermeintlich stolze Judäer, der Bittende ist, daß er jetzt von ihrem Wohlwollen abhängt mit seinem Bedürfnis. Dieser Ton veranlaßt den HErrn, das ent egenge etzte Ver- hältniß hervorzuheben, daß sie die edürftge sei, er der Besitzer des wahren Borns der Befriedigung: ,,o hättest du gewußt, die Gabe Gottes zu schätzen, diese einzige Gelegenheit, und wer es ist, der dich bittet um einen Trunk, du hättest ihn schon gebeten, und nicht vergebens; er hätte dir lebendiges Wasser gegeben, sprudelndes Quellwasser.« Damit erklärt er ihre Ant- wort für eine durchaus verfehlte; sie ist in der Ge- währung der kleinsten Bitte noch schwierig, er wollte ihr schon von Anfang an huldreich sein in der Ge- währung des höchsten Anliegens. (P. Lange.) ,,Leben- diges Wasser« im eigentlichen Sinne ist Quellwasser im Gegensatz gegen Eisternenwasser und stehendes Wasser, das sich nicht erneuert (1. Mos. ·26, W; 3.M 14, 5); im bildlich en Sinne ist es ein Gut, welches die Eigenschaft hat, sich unaufaufhörlich selbst wieder zu erneuern, wie eine sprudelnde Quelle, ja wie das Leben selbst, und welches daher sich nie erschöpft Nach esu eigener Erklärung in V. 13 f. ist es das ewige eben; aber das ewige Leben ist er selbst, durch die Kraft des Geistes in der Seele lebend, lebendiges Wasser geben heißt also bei ihm ,,sich selbst mittheilen«, denn das Leben fällt mit dem Lebensprincip zusam- men. (Godet.) Lebendiges Wasser kann Quellwasser bedeuten zum Unterschied vom Wasser des Sodbrun- nens; der HErr aber meint das fris e Wasser des Geistes, das Wasser, welches aus dem- eben für das wahre Leben quillt. Kann es die Frau verstehen? auch hier sowenig, als bei dem Wort vom Tempelbau (2, 19) oder von der neuen Geburt (3, 3), war es möglich, daß, wer es zum ersten Mal hörte, sogleich die ganze Tiefe faßte, am wenigsten eine so ganz ins Jrdische versunkene Hörerim Aber sie konnte doch merken, daß er ihr ein Räthsel ausgebe; sie konnte und sollte es gerade an dem seltsamen Wort inne werden, daß es etwas Großes und Wirkliches geben könne über den gemeinen Sinn und Verstand hinaus. Sie konnte an der Leiter des irdischen Gleichnisses hinaufzuklimmen versuchen, sie konnte verständig fragen ;« aber sie redet unverständig. (Riggenbach.) 11. Spricht zu ihm das Weib [bei dem eigentlichen Sinne des Wortes ,,lebendiges Wasser« stehen bleibend, doch schon mit einem gewissen Respekt gegen ihn erfüllt]: Herr [Apstg. 16, 30; 2. Kön. 6, 5], hast du doch Uichts [kein an einem Seil herabzulassendes Gefäß], damit du schbpfesh nnd der Brunnen ist setwa 105 Fuß] tief [so daß ohne einen Schöpfer es gar nicht möglich ist, Wasser daraus zu bekommen]; woher hast du denn lebendiges Wasser [wie du mir es anbietest]? 12. [Du müßtest entweder eine eigene, be- sondere Quelle hier in der Nähe wissen, die dem Blick Jacobs entgangen wäre, wenn dein Wort einen Sinn haben soll, oder aber wunderbarer Weise einen Quell können entspringen lassen, wo der Patriarch erst mühsam darnach graben mußte; doch da frage 1ch:] Bist du mehr swillst du für einen Größeren, Mehrvermögenderen dich aus- geben], denn unser Vater Jakob [von dessen» Enkelsöhnen Ephraim und Manasse wir Sama- riter abstammen, seiner Zeit gewesen], der Uns diesen Brunnen gegeben [in seinem Testament hinterlassen] hat; Und er hat [da er selber keinen besseren als ihn besaß] daraus getrunken und [mit ihm] seine Kinder und sein Vieh? sich weiß also nicht, was du redest.] Wenn ihr Einer an dieser Stelle von einem vor- ziiglichen lebendigen Wasser oder Quellwasser spricht, so kann sie ihrem Nationalgefühl gemäß zunächst nicht anders denken, als er müsse es aus der Tiefe dieses Brunnens schöpfem da er aber das nicht kann, weil er kein Schöpfgefäß hat, so will er wohl irgend eine Quelle der Umgegend höher stellen, dafür soll er ihr jedoch erst eine höhere Auctorität aufweisen als die des Vaters Jakob. (P. Lange.) Sie hält trotz i rem Sündenwandel große Stücke darauf, von Jako zu stammen, von dem sie rühmt, daß er ihnen den Brun- nen hinterlassen, aus welchem Er getrunken habe, und seine Kinder und sein Vieh; aber wie verrät? sie sich doch mit dem letzten Wort! Jst denn Was er, von welchem das Vieh zugleich mit dem Menschen trinkt, das rechte Wasser zum rechten Leben? — Die Welt will sich ihre großen Güter, die sie zu besitzen meint, nicht verkümmern lassen, und wenn sie auch nur dem thierischen Leben frommen. (Riggenbach.) »Das »Unser« und «uns« betont sie» nachdrücklich dem judi- schen Fremdling gegenüber, denn das war eben der Samariter erlogener Ru m, ihr Sychar-Ruhm, daß sie von Jakob durch oseph abstammeteuz Jakobs Brunnen nähre Jakobs rechte Kinder, meinten sie, doch ,,blieb Samaria nur ein Samaria, ob Jakob da gewohnt, ob Joseph da begraben» Der HErr nimmt vorläufig die hingeworfene Streitfrage über die Ab- stammung der Samariter nicht auf —- er thut das mittelbar erst in V. 22, wo er dem Weibe zu beden- ken giebt: wirklichen Nachkommen Jakobs könnte nicht alle wesenhafte Gotteserkenntniß so abgesprochen wer- den, wie den Samaritern —-, sondern er dringt weiter vor in dem Liebesbemühen, die Samariterin zu einer Bitterin um die Gottesgabe des lebendigen Wassers u machen. (Besser.) O es gleich ein unberechtigter nspruch ist, wenn sie von Jakob als ihrem Vater spricht, so soll es doch ihr und ihren Landsleuten zu Statten kommen, daß sie auf dem Erbe Jakobs sitzen, und der begehrte Anspruch an Jsrael und seinen Segen soll ihnen nicht entgehen. (v. Burgen) Es folgt nun das dritte von den 7»Worten, die Jesus 72 Evangelium Johannis 4, 13—18. mit dem samaritischen Weibe gewechselt hat (V. 7.10. 13 f. 16. 17 f. 21 ff. 26). ,,Die Siebenzahl ist hier gewiß ebensowenig zufällig, wie die Zehnzahl der Ge- ote, die Srebenzahl der Seligkeiten, der Bitten im Vaterunser, der letzten Worte am Kreuz; sie zeigt, daß hier alles gezählt und ewogen ist, nichts gegen die Absicht Jesu durch den Lauf des Gesprächs her- beigeführt, dessen Fäden er in der Hand behält. (Hengftenberg.) 13. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer dieses Wassers [wie es aus einem solchen irdischen, natürlichen Brunnen kommt, dergleichen auch euer Jakobs-Brunnen ist] trinket, den wird snicht lange darnach] wieder dürften sdenn ein jegliches solches Wasser, selbst aus dem allerbesten Brunnen geschöpft, ist feinem ganzen Wesen nach 1iicht dazu angethau, eine wirkliche und dauernde Befriedigung zu gewähren, gleichwie auch natür- liches Brod nicht vor dem Sterbenmüssen bewahren kann Kap. S, 58]. 14. Wer aber des Wassers trinken wird, das Jch [im Gegenfatz zu Jakob mit dem Wasser sei- nes Brunnens] ihm gebe sfalls er sich im Glau- ben zu mir wendet], den wird ewiglich nicht dürften [Jes. 49, 10]; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brun- nen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillet [indem es sein Jnneres mit einer heiligen- den Lebenskraft erfüllt, die immer weiter sich ausbreitet und entfaltet und ihn tüchtig macht zum Erbtheil der Heiligen im Licht Col. I, 12]. 15. Spticht das Weib [die wohl merkte, daß er von geistlichen, himmlischen Dingen rede, aber keine Luft hatte, darauf näher einzugehen, und daher, wie Leute ihrer Art in solcher Lage es zu machen pflegen, in tändelnder, spielender Weise dem weiteren Gespräch sich zu entziehen suchte] zu ihm: Herr, gieb mir dasselbige Wasser fdas so große Dinge ausrichtet, wie du da sagft], aus daß mich [nachdem ich davon getrunken, ewiglich] nicht [mehr] dürfte, daß ich [darum auch fernerhin] nicht [mehr] herkommen müsse zu schöpfen [und Mühe und Arbeit mir spare Kap. 6 34 . « Der Err stellt, ohne den Jakob zu verkleinern, dem Weiser, nach dessen Trinken man stets von Neuem dürstet, bis Gott den Bauch und die Speise zusammen umbringt, diesem Wasser des Todes, auch wenn es lebendig aus der Quelle sprudelt, das rechte Wasser des Lebens gegenüber, welches den Durst der Seele wesentlich stillt, die lebendige Quelle, welche, wo sie einmal inwendig durch den Stab des Glaubens aus dem Felsen des Herzens gefchlagen ist, in’s unver- gängliche Leben quillt und strömt. (Riggenbach.) Das« »dieses Wasser« ist im Munde Jesu zugleich ein Bild aller irdischen Genüsse, nach welchen bald die Leere in der Seele wiederkehrt und welche den Men- schen in der Abhängigkeit von äußeren Dingen er- halten. (Godet.) as konnte das Weib nicht leug- nen: »wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dür- sten«: und wir können es auch nicht leugnen, daß kein Erdenwasser und kein Erdengenuß ins emein un- sern Durst nach voller Vergnügung des eibes und der Seelen zu stillen vermag. Alles, was in der Welt ist, aller Trost der Ereatur, auch alle erlaubte Freude vergänglicher Natur, trägt die Inschrift: »wer hiervon trinkt, den wird wieder dürften —— heute satt, morgen matt — was ist, das mich heut erfreuet, das mich morgen nicht gereuet?« Und wenn nun alles Vergängliche ein Ende nehmen und nach dem Ver- ehen er Welt zum Löschen des Weltdurftes kein ropfen Wassers -mehr vorhanden fein wird, ach, wie wird der Weltmenschen dürftende Seele durchbohrt werden von dem Wort: Du hast dein Gutes, das Wasser, welches deine Zunge kühlt, empfangen in deinem Leben (Luk. IS, 57)! Wieder dürften hier in dieser, ewig dürften dort in jener Welt, das ist der Jrdischgefinnten unfeliges Loos. (Besser.) Wer an den Brunnenröhren der Weltlust saugt, der wird nimmer satt — ist’s nicht also? Gesteh es, liebe Seele: alle deine irdischen Freuden, deine Gesellschaf- ten, deine Bälle, deine Theater, deine Romane, deine Mahlzeiten, deine Kleider, deine Reisen, deine Kapi- talien, deine Aetien, und was du weiter nennst von irdischen Gütern, haben sie deinen Durst je gestillt, deinen Geist je wahrhaft befriedigt, so daß dusagen könntest: nun bin ich satt, nun bin ich reich und habe ·enug für’s Leben, für’s Sterben, für Zeit und wigkeit genug? Wenn ich auch keins verdammen will von allen den Dingen, die ich vorhin genannt, wenn ich nicht sa en will: »wer dieses Wassers trinkt, der wird davon finden« — ist nicht das wenigstens wahr: »den wird wieder dürften«, er hat nicht genug daran, er wird nicht selig davon? Sie essen, und sind doch nicht satt, sie trinken, und das Herz bleibt matt; denn es ist lauter Trü en. (Gerok.) — Jn Be- ug auf den Zustand der rwählten im jenseitigen Dasein, in der himmlischen Seligkeit, heißt es in Qffb. 7, 16: ,,sie wird nicht mehr hun ern noch dürften«; und in Qffb. 21, 6 heißt es in ezug auf die Zeit, da Gott alles neu macht: ,,ich will em Durstigen eben von dem Brunnen des lebendigen Wassers um- onft.« Gott stellt aber den Seinen keine bloßen ,,Vollmachtsbriefe zum Glücke« aus; auch in dem trüben Diefseits ist er in Christo stets für die Seinen der Quell des Lebens, es kommt für sie nie eine Zeit, da sie wiinschen nicht geboren zu sein, da sie verfucht sind in’s Wasser zu gehen, da sie, wie Calvin sagt, völlig trocken wären. (Hengstenberg·) Das, was Christus giebt, durch den Glauben in’s innere Leben aufgenommen, bewirkt die Befriedigung des Heilsbe- dürfnisses auf ewig, so daß man niemals den Mangel dieser Befriedigung empfindet, weil man sie immer hat; denn an sich selbst hat sein Wasser, wie Bengel bemerkt, unvergängliche Kraft, und wo der Durst wiederkehrt, liegt der Man el im Menfchen (er ver- säumt es nämlich zu trinkenä nicht im Wasser. Der Ausdruck in Sir· 24, 28 f.: »wer von mir (der Weis- heit) trinket, den dürstet immer nach mir«, beruht auf einer andern Anschauung des fortwährenden Genusses, nämlich nach seinen einzelnen, im steten Wechsel von Verlangen und Befriedigung sich vollziehenden Mo- menten, nicht nach der aus ihnen bestehenden Einheit und Zuständlichkeit im Ganzen. Zu der negativen Wirkung des Nichtdürftens kommt dann die positive, wobei »das Wasser, das ich ihm geben werde« mit Nachdruck wiederholt ist: die im Glauben angeeignete. Gabe Christi wird ihr Leben in dem Gläubigen so energisch in unversiegbarer Fülle entwickeln, daß dessen treibende volle Kraft in’s ewige Leben hineinreicht; bei feinem Eintritt ins Reich der Herrlichkeit nimmt er Von dem Wasser, das allen Durst stillt und in’s ewige Leben quillt. 73 diese innere lebendige Macht der aufgenommenen Gabe mit hinein, vgl. Kap. 6, 27. (Meher.) Offenbar ver- steht derspHErr unter dem lebendigen Wasser, das er iäÆskiäkåkixäkie siikxiiikkkiksskh«få’åd?I-?’T»?b THIS; eines ebens selbst; wie er sagt: ,,ich bin das Brod es Lebens« ebenso ist er auch selbst das Wasser des Lebens, indem er der Welt das Leben giebt (Kap. 6, 33. 35). Der Vergleichungsxunkt ist daher, wie beim ,,Licht« dczs ErlkuchtenZF rkenntnig defr Bgahrlåeit M«tt·l e,o « , «ds rri ene, r- qulillckxiidektgdassLSlehliiliing unYseVerkccingeiå fSTllZnde; d e; t·tm"t em een as r · t, aes enen e bfliänschieiåhgrzensz in sderläekgäxiilgelichkeih difis durch i e au em er an i en immer nur ur eine ei lang befriedi t wedzdeng kann, für immer und ewig, giebt volle enüge 10, 10). Als eine zweite Eigen- thiimliclzkeit seines ebenswafsers wird dann dessen Ekkkiålkikkäåsskäurskkfåsstrkkkchsåisk«s2ixifäksisTHE« J! müthe dessen, der es aufnimmt, eine selbstständige Qiielle des Wassers (Kap. 7, 385 Sir. 24, 40 fs.); es gefriedigts aliso nichtckxiurd dsie Lkledikrfiiisse des Pifiditåf uums on ern ma t ’ es lbt zu e’ner eru - tenden«Lebensquell für sdine Uingebung l(Olshausen.) Wer mit Jesu in emeinschast des Glaubens tritt, der wird seines Geistes theilhaftig, hat in ihm das Pfand und Siegel der geschlossenen Gemeinschaft und darin Leben und Seli keit; aber dieser Geist wird auch ein lebendiger Que in ihm selber, er wird sein geistiges Besitzthum und äußert in jedem seine Wirkungen in ieikstikkåkäsixisewsskpist Willst« ikxmthkkxskkååitx i i er egun na ei i Ziele begriffen, und dieses Ziel ist das ewi e Leben. gsxksexgsss .rsksgkkd2kx sssssxsskgmijszükskmdxi en e : stglåzi dayckljujrch das, wasf er hieizieden uns s erzit- u ur as, was er ür dro en uns ver ei t- aber auch 2) ihn zu wecken a) durch die Erinnerung« an die Eitelkeit aller irdischen Genüsse, b) durch den Zinnxefs auf die Schaden unsers Herzens. (Nach ero · 16. Jesus [der, wenn er auch für den Augen- blick sie nicht länger aufhalten konnte, doch aus der geistlichen Haft, in die er sie einmal genom- men, nicht jetzt schon sie entlassen mochte] spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinem Manne fdaß er dich begleite] und komme» [dann wieder] hersich bin bereit, euch beiderseits von dem lebendigen Wasser, das ich habe, mitzutheilen]. 17. Das Weib sbeschämt ihre Augen nieder- schlagend] antwortete und sprach zn·thm: Jch habe keinen Zesuttmltißermoge sein? Bekgiilcikung mit dem eit o ne a 3 34 jetzt inein i end in die gesammten Lebensveihältnisse des persön- lich ihm völlig unbekannten Weibes wie in ein aufgeschlagen Buch 1, 47 f·.] spricht zu ihr: Du hast recht gesagt [wenn du in Beziehung auf» den, mit dem du zusammenlebst, dich also ausdruckst]: Jch habe kåineki Mann. 18. ün Männer haft du lvormals alle nur denkbaren Möglichkeiten des ehelichen Verhältnisses erschöpfend Luk. 12, 6. b2; 14, 19; 16, 28., allerdings] gehabt [aber eines nach dem andern dich zu entledigen gewußt V. 29], und den du nun hast, der fweil er es nicht für werth hält, dich zum wirklichen Weibe zu nehmen] ist nicht dein Mann. Da hast du swenn es sich bei dem ,,Mann« freilich nur um einen Ehemann handeln kann] recht gesagt. Die Ausleger fassen die Rede des Weibes in V. 15 meist als ein treuherziges, zwar in großem Unverstand, aber doch voll Verlan ens nach Christi wunderbarem Wasser gesprochenes ort, und nehmen nun des HErrii Aufforderung in V. 15 als einen bloßen Vormund, um die von ihm vorhergesehene Antwort hervorzurufen und daran seine Vorhaltung anzuschließem dieihr sein übermenschliches Wissens kund thun und einen Nagel in ihr Gewissen treiben sollte; wir können uns jedoch weder« mit der einen noch mit der andern Auffassung einverstanden erklären, jene thut dem Weibe zu viel Ehre an, wenn sie dasselbe als ,,schon ergriffen« bezeichnet, ob es gleich das Wort in V. 14 noch nicht begreife, und diese beeinträchtigt die Ehre des HErrn, indem sie ihm ein berechnetes Verfahren zuschreibt,» das mit der vollkommenen Ge- radheit seines Wesens sich nicht recht vertragen will. Allerdings können menschliche Lehrer und Erzieher nicht selten in die Lage kommen, an einen Pslegebe- fohlenen eine Aufforderung zu erlassen, die insofern nicht im vollen Ernst gemeint ist, weil man voraus- sieht, »daß der Aufgeforderte ihr nicht entsprechen kann, um diesen mit einer falschen An abe zu Schanden zu machen; aber um dergleichen han elt es sich hier über- haupt nicht, und außerdem müssen wir, die wir kein untrügliches-Wissen besitzen, sondern etwa nur eine moralische Ueberzeugung, dem Lügengeist gegenüber nur allzuoft mit einer Schlangenklugheit uns behelfen, die ziemlich weit von der Taubeneinfalt sich entfernt, während die Stellung eines mit göttlichem Wissen und göttlicher Machtbefugniß ausgestatteten Propheten ihm viel besser gestattet, gerade durch zu gehen (2. Sam. 12, 7). Wir haben nun oben bei der Erklärun den Sinn des Weibes in V. 15 nach derjenigen Auffassung, die der Engländer Lightfoot an die Hand giebt und die guts dem bisher von dem Weibe an den Tag ge- legten harakter entspricht, kenntlich zu machen ver- sucht: sie ist allerdings ergriffen, sie merkt den Ernst ihrer Lage, sie fühlt sich gepackt von diesem jiidischen Lehrer; aber leichtfertig und in die Welt versunken, wie sie noch ist, hat sie keine Lust, sich noch fester fassen oder gar bekehren zu lassen, und will daher en Händen, die sie angefaßt haben, mit einem wohlfeilen Witz sich entwinden. Es läßt sich die Stelle gewiß in sehr praktischer und fruchtbarer Weise verwerthen, wenn man auf diese sehr übliche Selbsthilfe der Kinder dieser Welt, womit sie dem Ernst des Wortes Gottes auszuweichen suchen, näher ein eht; aller landläufige Scherz und Spott über die Bi el oder einzelne Aus- sprüche derselben fällt unter das Kapitel solcher Selbst- hilfe und ist weiter nichts als die Anstrengung eines vom Angelhaken gefaßten Fisches, sich demselben wie- der zu entreißen und das Weite u gewinnen, daher er auch in der Regel da laut wird, wo zuvor das Wort Gottes seine Sprache erhoben hat, und je ein- dringlicher das geschehen ist, desto lauter erhebt er seine Ge enrede. Der HErr wehrt in V. 16 dem auf den Rü zug bedachten Weibe nicht, sich von dannen zu begeben, durch das Ersuchen, i n noch weiter an- zuhören; der rabbinische Anstand eines Volks erfor- derte, daß man sich nicht lange mit einer Frau, nament- lich mit einer fremden, allein unterhalte. Aber andern- 74 Evangelium Johannis 4, 19—22. theils war der Beruf, den ihm der Vater an diesem Weibe gegeben, noch nicht erfiillt, das Gespräch mit ihr war noch nicht zu einem Samenkorn geworden, das da Frucht bringen könnte; er mußte also sie wieder haben, und konnte sie nur wieder bekommen, wenn sie in Begleitung ihres Mannes zu ihm käme, dazu ladet er sie denn ein, ohne noch zu wissen (vgl. Mark. 19, 32), welchen bedenklichen Auftrag er eigent- lich dem Weibe iebt: »gehe hin und rufe deinem Manne« Dieses ort, in aller Arglosigkeit des Soh- nes gesprochem ist der Pfeil in der Hand des Vaters, der bei dem Weibe in’s Schwarze trifft; man verkennt die Gegenwart und Mitwirkun Gottes in diesem ganzen Handel, wenn man das Wort zu einem Pfeil in der Hand Christi selber macht, aber freilich tritt Christi göttliches Wissen sofort an die Stelle seines bisherigen menschlichen Nichttvissens als es nun darauf ankommt, dem Worte des Weibes gegenüber: ,,Jch habe keinen Mann« sich in einer Weise zu verhalten, daß diese merke, wer Der ist, der mit ihr redet (V. 10), und erkenne die Gabe Gottes, die in ihm sich ihr an- bietet. Ein anz ähnliches Eintreten augenblicklichen göttlichen Wissens für seitheriges menschliches Nicht- wissen werden wir bei der Botschaft der Schwestern Maria und Martha in Kuh. 11, 3 beobachten dürfen. Aber was für eine Weibes-Gestalt erblickt doch das eistige Auge esu, als auf einmal sein himmlischer Vater in den piegel der Ver angenheit und Gegen- wart dieser Frau ihn blicken läßt! welche Fleischeswege ist sie gegangen, welcher leichtfertiger Scheidungen hat sie sich schuldig geinacht, welches Herabkommen in noch tiefere Versunkenheit ist darauf gefolgt! ,,Drei Dinge sind nicht zu sättigen, und das vierte spricht nicht: es ist genug«, heißt es in Spr. 30,15 f.; für das zweite von diesen 4 Dingen, der Frauen verschlofsene Mutter, wie unsre deutsche Bibel schreibt, steht hier ein aus- ges uchtes Exemplar dem HErrn gegenüber· Bei den Samaritern war die Ehescheidung nur im Falle des Ehebruchs zulässig; schwerlich nun hat diese Frau ihre 5 Männer einen nach dem andern durch den Tod ver- loren, sondern sie hat einem nach dem andern die Treue gebrochen, und hat zuletzt einem, der zum Weibe sie nicht mochte, als Eoncubine sich an den Hals geworfen. Soll der HErr nicht erschreckem daß er mit einem solchen Weibe sich überhaupt erst eingelassen? soll er nicht davor zurückschaudern, noch weiter mit ihr zu verhandeln? Nun allerdings bekommt er menschlicher Weise hier ein Bewußtsein davon, was das eigentlich für ein Geschenk ist, das der Vater mit den Worten»(Jes. 49, 6) ihm macht: ,,ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende-«; denn in diesem Weibe tritt ihm eine Repräsentantin der Heidenwelt entgegen, die alle nur irgend erdenklichen Götter zu ihren eigentlichen Männern gehabt (5. Mos. 4, 19) und die nun sich an utranen für den wahren Gott so wenig Reiz hat, da er vielmehr sich versucht fühlen könnte, sie von sich fern zu halten. Aber Jesus, indem er dem Weibe den ganzen Sachverhalt ihrer Vergan- genheit und Gegenwart vor die Seele führt, legt wohl, wie die Berleb. Bib. sich ausdrückt, den Finger an die Wunde, doch mit solcher Sanftmuth, daß es scheinet, als fürchte er sich, ihr wehe zu thun; er denkt nicht, was sie sonst gethan, wie es in einem bekannten Liede heißt, und erklärt damit seinem himmlischen Vater, daß er auch mit dem Geschenk einer Heidenwelt von der Art, wie sie nun einmal ist, zufrieden sei, dem Weibe aber, daß er auch bei einem Stande ihrer Ver- hältnisse, wie er ihn wohl kenne, ohne von ihr irgend etwas Näheres erfahren zu haben, als daß sie keinen Mann habe, sein Angebot in V. 10 u. I4 in voller Kraft gelten lasse. Jesus am Jakobsbrunnem oder wie der Heiland allenthalben Seelen zu gewinnen sucht: 1) kein Ort ist ihm zu unge- legen, er weiß ihn zu brauchen; Z) keine Zeit ist ihm zu unbequem, er weiß sie zu nützenx Z) keine Seele ist ihm u schlecht, er weiß sie zu fassen; 4) kein Be- dürfniß ist ihm zu hoch, er weiß es zu stillen. (Gerok.) 19. Das Weib spricht zu ihm: Herr [V.11], ich sehe [an deinem Wissen um meine, des per- sönlich dir so völlig unbekannten Weibes Verhält- nisse, das dir nur von Oben kann zugeflossen sein 1. Kön. 14, 6; 2. K. 5, 26; 6-, 12], daß du ein Propbet bist lund da möchte ich gern deine Entscheidung hören in Betreff der Streitfrage, die seit alten Zeiten zwischen uns, den Samaritern, und deinem Volke, den Juden, besteht Neh. 13, 28 Anm.]. 20. Unsere Väter haben [seit auf dem dort abendwärts gelegenen Garizim 5. Mos. 11, 31 Anm. ein Tempel bestanden und auch nachher, als er zerstört und ein bloßer Altar an seiner Stelle errichtet worden] auf diesem Berge [als dem ursprünglichen Segensberge 5. Mos. 27, 12; Jos· Ist; Izssucknlkxebetlietlzs uknd iärt Fudgn dgcgegånå saget, e a em a er a te er rr er- nzeihlenhabe 1. Ko» 8, 44"; Pf. 132, is] sei die Sinne, da man [nach 5. Mos. 12, 1 ff·] an- beten solle [wie steht es nun welcher von beiden Parteien magst du Recht geben?]. Beides, die Schuld, die sie verwirkt, und das Elend, in das sie sich gestürzt, hat der HErr dem Weibises mit ßåsfrhaltugig åhrerdLebensgestalt in V. 17 f. zum ewu tein ge ra t« amit ·st wol " « rs Herzens Grunde schon etwas geweikh das) ziin elikiietici Durste nach dem lebendigen Wasser, das er zu geben Permag fühgen kanmhdiefser Däirst selber aber noch eineswegs erart vor an en, aß es cho u dr eines kejrnstlichgnsssjleljlsveåläinFens kotsnmelii iniißteex « rr, gie mir a e ige as er.« Man e Aus- leger wollen ein solches Heils-verlangen aus de? Streit- frage zwischen Samaritern und Juden, die sie Jesu is? F3TL?e1diIå"Z2k"TE-T3si Pksksssskjeixkiikfckänsåå Ei« wgsens Zas reHkHe Heiligthiåm hzu erfagrenfxäixhdleäii sie i wen en mu e,-um ie ü nun irer u m"t pfer und Gebet zu suchen und Tie Gewißheit dxr göttlichen Vergebung sich zu holen; offenbar gehen diese Aus-le· er zu weit, wenn sie dem Weibe schon Ei? Isåkkspichpskssipktkkigikkhåik«5;2i«?;j’2L«’gE-,Lk2"äkiåk den«? wo kann ich Rettung finden?« Aber andrerseits ist es auch weder eine bloße Weiberlist, um von dem ihr unangenehmen Gegenstande, bei dem das Gespräch rzskxxssxixis»Ak-I,öikiksssrxke.»««-2«k-»s7;«k.ch«gss , , r er Prophet, mit dem sie ihr gutes Glück hier zusammen- eführt hat, in der so lange schon bestehenden Streit- Fache thun werde, was die Samariterin auf diese Rede bringt; wie sie bei seiner Vorhaltung ihm ohne irgend welchen Leugnungs- oder Veschönigungsversuch unum- whuitidsxis Reschtfggellztt ,,He:hr,bich tseheö gut; diå ein Pro- pe i«, o ü ieau ereis a ie raevon großer Wichtigkeit sür ihrsSeelenheil werden qdiirftq Das« Heil kommt von den Juden. 75 an welcher Stätte man Gottes Angesicht zu suchen habe. Ja, sie ist wohl an ihrem Berge Garizim, an dem sie bisher, wie an ihrem Jakobsbrunnem mit dem fanatischen Eifer ihres Volks gehangen, einigermaßen schon zweifelhaft geworden und spürt einen Zug hin- über nach den«Bergen, von welchen ihr Hilfe kommen könnte, um des Propheten willen, der von dort zu ihr herübergekommen und ihr die tiefe Noth vor die Augen gerückt hat, in der sie steckt, nachdem er zuvor darauf zugewiesen, daß es einen Helfer aus aller solcher eelennoth gebe. So werden wir den HErrn wohl verstehen, warum er es mit dem Sünden-Vorhalt in V. 18 genug sein und dagegen auf jene Streitsache das Gespräch hinüber lenken läßt; dort handelte es sich ja um Dinge, die, wenn sie einmal scharf und bestimmt bezeichnet und kurz und bündig eingestanden sind, einer weiteren Besprechung am besten entzogen bleiben, ier aber war der Weg gebahnet zu dem Ziel, wo as Samenkorn des Evangeliums nun ausgestreut werden konnte, wie denn in der That die Rede von Garizim und Jerusalem ar bald zu der vom Messias führt und· da in das ort sich zuspitzu ,,ich bin’s, der mit dir redet« s—- Es ist leicht zu merken, daß in dem Worte des Weibes: »Herr, ich sehe, daß du ein Pro- phet bist,« ein Doppeltes liegt, ein Bekenntniß ihrer Sünden ebenso wie eine erste ciiisdrückliche Anerkennt- niß Christi; man merkt es ihr an, sie fühlt sich ge—- trofsen, sie erkennt das Wort des HErrn als Wahrheit an, und andrerseits geht ihr der erste Einblick auf in Christi höhere Natur· Jn dem Augenblick, wo sie ihre Sünde erkennt, geht ihr auch das erste Verständnis; vom HErrn auf. Es ist das immer so: wenn sich das Auge schärst für das, was in der Seele vorhanden ist, so ist auch das Auge geschickt, um das zu erkennen, was in Christo gegeben ist. Es ist bei dem ersten Aufleuchten des inneren Lichtes immer beides zusam- men, die Erkenntniß der Sünde, die man gethan, und die Erkenntnis; des Worts, das Christus geredet hat; in diesem Sinne ist Sünden-Erkenntnis; immer Eugleich der erste Schritt zur Christus-Erkenntniß. s hat dieses Wort des Weibes eine eigenthümliche Gestalt, es ist nichts weiter als ein stilles Eingeständniß, es ist kein offenes, ehrliches, rückhaltloses Sündenbekenntniß. Und dennoch nimmt der, HErr es an, dennoch läßt er es gelten; wir fragen, warum? Nun, wäre hier nichts gewesen als jene falsche Schain, welche nicht dazu kommt, den Seelenzustand, in welchen man sich gestürzt hat, zu enthüllen, welche die Wunden, die man sich mit eigner Hand geschla en, nicht bloßlegen will, welche die Schmach, die man sich selbst bereitet, nicht tragen mag, welche der Wahrheit die Ehre zu geben sich wei- gert: gewiß, der HErr, der dieser verlorenen Tochter nachgeht, uin sie zu gewinnen, würde auch noch ein offenes Bekenntniß ihr abgerungetn diese Scham über- wunden haben. Aber es giebt auch Verhältnisse, unter denen die Scham schon ein Bekenntniß ist, so daß man den glimmenden Docht auslöschen würde, wollte man mehr begehren;-es kann in der Schamröthe, die über die Wangen läuft, in dem niedergeschlagenen Auge oder in einem einzelnen slehenden Blick bisweilen ein. tieferes Sündenbewußtsein liegen, als in einem ganzen Sündenbekenntniß Es giebt insbesondere Naturen, und die leichtfertigen gehören dazu, welche man leichter dazu bringt, ihre Sünden einzugestehen, als dazu, daß sie innerlich von ihrer Schuld ergriffen werden. Es giebt einen Punkt, wo man die keimende Zustimmung zur Wahrheit verkehren würde in hartnäckige Verstockt- heit oder leichtes Sichabwenden, wollte man mit rau- her Hand das stille Zugeständniß verwandeln in ein offenes Bekenntniß. Etwas der Art ist auch bei dem samaritischen Weibe der Fall; sonst ist die Scham die Hüterin der Keuschheit, hier ist die Scham die erste Regung »der wiederkehrenden Keuschheit. Wir sehen darum hier wieder die suchende Liebe des Erlösers in der ganzen Fülle ihrer Weisheit: Christus nimmt das Geständniß des Weibes an, und er kann es auch, weil mit demselben ein wirkliches Sehnen nach Vergebung, ein wirkliches Verlangen nach Heil, ein wirkliches Suchen nach Gnade sich verbindet. Es giebt kein wirkliches Sündenbekenntniß das sich nicht verbindet mit dem Suchen nach Gnade; es giebt keinen wahren Sündenschmerz ohne den sehnlichen Wunsch, von der Sünde befreit zu werden; Sünden bereuen können wir nur bei dem Sehnen nach Sündenbefreiung. So ist’s bei dem Weibe auch; sie fragt plötzlich nach dem Ort der Anbetung. Ja, das Beten, das ist es, worin die reuige Seele ihre Seufzer aushaucht; das Beten ist es, worin der Schmerz der Sünde seine Thaten vor die Augen Gottes stellt; im Beten geschieht es, daß die innerlich tief ergriffene Seele sich dem Allheiligen naht: ,,HErr, vergieb! HErr, hilft« Auf dem Wege des Gebets wird jedes Sünndenbekenntniß siegend zum Glaubensbekenntniß umgewandelt; auf dem Wege des Gebets empfängt die suchende Seele die Antwort von Oben; auf dem Wege des Gebets wird das zerrissene Band zwischen Gott und Menschen befestigt; auf dem Wege des Gebets wird man der Versöhnung gewiß (Apostg. 9, 11). -Jst’s nicht, als ob auch das Weib dies geahnt hätte, wenn es plötzlich nach dem rechten Ort der Anbetung fragt? Was äußerlich den Schein hat, als wollte sie ablenken, dem Eindruck der Wahr- heit ausweichem sich selbst wieder entfliehen, das ist innerlich ein verborgenes Suchen nach Vergebung, ein Verlangen nach Heil. Der HErr hat es auch als sol- ches anerkannt; darum weist er sie hin auf die rechte Art des Betens, auf die Anbetung im Geist und in der Wahrheit; er führt sie hinein» in die Heilsgeschichte, durch die man allein die Vergebung findet; er sucht ihr nationales Vorurtheil zu überwinden, welches sie an dieser Erkenntniß verhindert. (Brückner.) 21·. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir sals einem großen und wahrhaftigen Propheten Sir 48, 2F); I. Macc. 14, 41], es kommt die Zeit, daß ihr [Samaritaner] weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem werdet den Vater an- beleii sweil das eine Zeit sein wird, wo die Ver- ehrung Gottes, wenn sie auch immerhin an einer äußeren Oertlichkeit noch ferner geschieht, doch nicht an eine einzelne bestimmte Stätte, wie unter dem alten Bunde, durch göttliches Gebot gebun- den ist Röm. 10, 4: Jes. 19, 18 sf.; Mal. I, 11]. 22. sJnVeziehung auf den gegenwärtigen Stand»der Dinge aber muß ich das Urtheil fäl- len:] »Ihr [Samaritaner] wisset nicht, was ihr au- bctct lgenauem betet an, was ihr nicht wis- set, einen Gott, von dem ihr eigentlich nicht wisset, was ihr anihm habt, weil ihr seine fort- laufendeOffenbarung nicht angenommen, sondern sice willkurlich mit Mose abgebrochen habt]; wir Landen] wisseii aber, was wir anbeten [beten an, was wir wissen, einen uns wohl bekannten Hebt. 1, 1 und nun auch seine Rathschlüsfe bis zu ihrem Endziel an uns hinausführenden Gott]; denn das Heil lwelches eben das Endziel dieser 76 Evangelium Johannis 4, 23—26. Rathschliisse ist] kommt [in Dem, der aus ihnen herkommt nach dem Fleisch Röm. 9, b] von den Juden. » · 23. Aber [um im Gegensatz zu diesem gegen- wärtigen Stand der Dinge auf die in V. 21 an- gedeutete Zukunft zurückzukommen] es kommt die Zeit, und ist sdem Anfange nach] fchon jeszt sein- getreten], daß die wahrhaftigen Anbetet [Gottes] werden [ihn als] den Vater sihres HErrn Jesu Christi und auch ihren Vater] anheten im Geist Und in der Wahrheit [genauer: in Geist und Wahrheit]; denn der Vater will auch [seiner- IeitsJ haben, die ihn also anbeten [wie sie’s- ihrer- seits thun -—— auf sie allein kommt es ihm an]. 24. Gott ist [wie fich fchon aus dem alten Testament erkennen läßt: 2. Mof. 20, 4 f.; b. M. 4, 15 fs.] ein Geist sgenauer: Geist ist Gott]; nnd die ihn anbeten, die mussen [solchem feinem Wesen entsprechend] ihn tm Geist nnd in der Wahrheit [in Geist und Wahr- heit] anbeten. Die Antwort Jesu ist bewunderungswürdig Er ist als Prophet angeredet worden, und er weissagt, verkündigt für die Zukunft eine höhere Oekonomie, in welcher der bisherige Gegensatz zwischen Juden und Samaritern aufgehoben sein wird; dur diesen Aus- blick in die Zukunft erhebt er feine nparteilichkeit über allen Verdacht und geht nun näher auf die ge- stellte Frage ein, die er, was die Vergangenheit und Gegenwart betrifft, zu Gunsten der Juden entscheidet. Nachdem er so die Reellität und den Werth des theo- kratischen Vorrechts fest estellt hat, kommt er aus die zuerst ausgesprochene J ee urück und entwickelt sie nach ihrer ganzen Größe» FGodetJ Jesus weist also unächst (V. 21) darauf hin, daß der Streitpunkt zwi- schen den Juden und Samaritern in Zukunft alle Be- deutung verlieren wird: was dem Untergan nahe ist, das darf sie fchon jetzt nicht abhalten, dem uge ihres Herzens zu folgen, das darf fich fchon jetzt nicht als eine Zwischenwand hinstellen zwischen sie und Den, der ihr lebendiges Wasser geben will· Das »glaube mir« knüpft an des Weibes ,,ich sehe, daß du ein Prophet bist« an und fordert sie auf, diesem Bekennt- niß Folge zu geben. (Hengstenberg.) Das ,,ihr« in Jesu Antwort ist zunächst allerdings an die Samari- terin und ihre Volksgenossen gerichtet: ,,ihr werdet weder auf diesem Berge noch in Jerusalem anbeten«; aber der Grund, warum sie weder mit dem einen fort- fahren, noch das andere dafür annehmen werden, ist, daß der Unterschied selbst seine Bedeutung verlieren wird, daß nicht der Ort mehr für die Rechtmäßigkeit und Wirksamkeit des Gebets und Gottesdienstes maß- gebend sein wird, sondern ganz andere Bedingungen, die in V. 23 f. namhaft gemacht werden. Damit hängt die Benennung zusammen, die der HErr hier fchon anwendett ,,ihr werdet den Vater anbeten«; denn Zu dieser Ansprache an Gott hatten die Sama- riter is jetzt ein Recht nicht, sie werden es aber er- langen, wenn sie die rechte Anbetung Gottes lernen werden — der diese lehrt und ausschließt ist ja Der- selbe, in dem wir Gottes Kinder werden. (v. Burger.) Jndem hierauf (V. 22) Jesus näher auf die gestellte Frage eingeht, entscheidet er für die Juden. Gott wird nur soweit erkannt, als er sich zu erkennen giebt; der Sitz seiner Offenbarung ist auch der seiner wahr- haften Erkenntniß Indem denn die Samariter sich von der theokratischen Entwickelung lossagten, haben sie den Faden, der sie mit dem lebendigen Gott ver- knüpfte, abgebrochen; es blieb ihnen nur noch· der ab- strakte Begriff von Gott, statt einer zusammenhängen- den geschichtlichen Offenbarung hatten sie nur noch einen Verstandes-Monotheismus, wie heutzutage die Muhamedaner oder die Deisten. Nun ist aber die Gottesidee, sobald man sie für Gott selbst nimmt, nur noch ein Trugbild, und wenn sie anbeteten, kannten sie selber Den ni t, den sie anbeteten. Hingegen die Juden hatten si unter fortwährender Einwirkung göttlicher Offenbarungen entwickelt; sie waren in Gottes Schule erzogen und diese lebendige Beriigrunsgs war die Bedingung einer wahrhaften Erkenntni . arum aber ist Gott in dieses besondere Verhältniß mit diesem Volke getreten? weil seine Geschichte in dem Heil der Welt endigen sollte. Das Heil hat rückwirkend alle theokratischen Osfenbarungen hervorgebracht, wie die Frucht, obgleich sie zuletzt erscheint, doch das eigentliche Princip alles Pflanzenlebens ist; die Endursache ist die eigentliche Ursache. (Godet.) Das ,,ihr wisset nicht, was ihr anbetet, wir wissen aber, was wir an- beten« will sagen, daß der Gott, den die Samariter anbeten, ihnen ein nicht verstandener, den Juden ein besser gekannter sei; neutral ist hier von Gott die Rede, weil nicht Er an und für fich es ist, den die Sama- riter nicht wissen, wohl aber die Juden, sondern was man an ihm habe, nämlich daß er ein Gott des Heils, ein Gott der Erlösung sei, denn dieses von Gott lehrt die Prophetie, welche die Samaritaner verworfen haben. Solche rechte Kenntniß Gottes also ist nur in Jsrael, denn dort ist die rechte Stätte des Heils; dort also ruht auch seine Zukunft, und so lange es noch nicht geosfenbart ist, muß es dort gesucht werden. Aber nun ist es eben im Anbruch, und zwar in Jesu Per- son: damit hört die Bedeutung jenes Orts der Anbe- tung auf, Jesus ist an seine Stelle getreten, das rechte Gottesverhältniß ist von da an nicht mehr örtlich, sondern persönlich, nämlich durch Jhn vermittelt und durch die Gemeinschaft mit ihm im Geist. (Luthardt.) Nachdem Jesus die stolze Samariterin in dem Weibe ebensowohl wie vorhin die sichere Sünderin in ihr ge- demüthigt hat, verkündigt er ihr eine neue Religion, deren Anfang fchon vorhanden ist in den wahren An- betern. Der Geist und die Wahrheit sind die heiligen Berge der Anbetung für sie, die Tempelräiime, in denen sie als Beter stehen; und solche Anbeter sucht Gott, in sie senkt fich sein Geist, miti nen allein tritt er in eine ewige Lebensgemeinschast o ist es seinem Wesen gemäß! (V. Lange) Das »der Vater will auch haben, die ihn also anbeten,« redet der Heiland als einen freundlicheii Zufpruch an’s Herz des Weibes. (Besser.) Nach draußen hatten wir uns verirrt, nach innen werden wir gewiesen: drinnen in dir thue dein Werk; und suchst du irgend etwa eine erhabene, irgend eine heilige Stätte, gieb dich innerlich Gott dar zu einem Tempel. Jn einem Tempel willst du beten: bete in dir; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher seid ihr (1. Tor. Z, 17). Aber uvor werde ei1i Tempel Gottes; denn wer ihn anrust aus seinem Tem- pel, den will er erhören. (Augustin.) Das Herz muß fich zum Herzen Gottes finden, der Geist muß fich mit dem Geiste Gottes vermählen; der inwendige Menfch muß fich unter das Licht der göttlichen Wahr- heit stellent so eschieht das Anbeten Gottes im Geist und in der Wahrheit. (Brückner.) Jch suchte vormals Ort und Zeit zum Beten und zur Einsamkeit; nun bet’ ich stets in meinem Sinn; nun bin ich einsam, wo ich bin. (Tersteegen.) V. 23 u. 24 enthalten den Gott ist ein Geist und muß im Geist und in der Wahrheit angebetet werden. 77 positiven Theil der in V. 21 angefangenen Antwort: was künftig keine Bedeutung mehr haben wird, sagte V. 21; was dafür allein Geltun behaupten wird, erklären V. "23 u. 24. ,,Die Stun e kommt und ist jetzt,« sagt der HErrz denn weil Er bereits erschienen und Glaube an ihn, wenn auch ert bei Wenigen, doch schon vorhanden war, so war au ) die Voraussetzung und Bedingung der Anbetun gegeben, welche nun bald allein- den Ausschlag ge en sollte und in dem Maße sich ausbreiten mußte, als die Gemeinschaft mit Christo durch den Glauben die Welt erfüllte. Darum ist auch Gott zwei Mal mit dem Vater-Namen be- zeichnet, der das Verhältniß im neuen Bunde aus- drückt. Die »wahrhaftigen« Anbeter sind die, die des Namens Anbeter wirklich werth sind, weil sie in Wahr- Zeit leisten, was der Name sagt; was aber ihre An- etung charakterisirt, ist in den Worten gesagt: »in Geist und Wahrheit« — ohne Artikel (im Grundtext) steht beides, wei hier Geist und Wahrheit als reiner Gegensatz der Beschaffenheit zu dem gefaßt sein will, was bisher für die rechte Anbetung maßgebend war. Bisher bestimmte der rechte Ort die Rechtmäßigkeit des Gottesdienstesx im neuen Testament wird nicht irgend- etwas äußerlich Beftimmtes und Gegebenes, sondern Geist und Wahrheit as sein, was den Gottes- dienst Gott wohl efällig macht. Wenn aber Geist und Wahrheit nichts nderes sagten, als was viele Aus- leger darin ausschließlich gesagt finden, nämlich die subjektiven Bedingungen jedes rechten Gebets, daß es im Geiste, d. h, mit Andacht, und in Wahrheit, d.h. mit Aufrichtigkeit der Gesinnung geschehe, so würden die Worte nichts der neuen Ordnun der Dinge Eigenthümliches aussagenx denn diese su jekti- ven Bedingungen waren Lchon im alten Testament ge- fordert und vorhanden ( s. 50, 8 ff; 51, 18 f.; Jes. 29, 18; 57, 15 u· s. w.). Aber weil die durch die Sünde abgebrochene Gemeinschaft mit Gott noch nicht thatsächlich wiederhergestellt war, so genügte dieses subjektive Verhalten nicht, sondern es bedurfte noch der vorbildlichen Vermittelung durch Opfer und vor- geschriebene Formen des Gottes-Dienstes, die an Ort und Zeit banden. Jm neuen Bunde sind diese Stufen der Vorbereitung überwunden; an die Stelle des Schattens und der Bilder ist die Wirklichkeit und Wahr- heit der Versöhnung mit Gott getreten, und der Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Es ist also nicht blos die Erhebung des mensch- lichen Geistes zu Gott gemeint, wenn der HErr hier von der Anbetung im Geist redet, sdndern der Stand, wo unser Geist das Pfand und die Versicherung des öttlichen Geistes hat, daß wir zu Gott als dem ver- öhnten Vater nahen dürfen, und wo wir also mit der Zuversicht der Kinder beten, in denen der Geist Jesu Christi das ,,Abba, lieber Vater!« schreit (Gal. 11, 7; Röm. 8, 15). Damit hängt zusammen, daß alles ver- mittelnde Bildwerk des alten Testainents in der Zeit des neuen aufhört und bedeutungslos wird; denn die Glieder des letzteren beten in Wahrheit, nicht in Bil- dern und Symbolen, nicht in Ceremoniem welche das Verhältniß abschatten, das in ihnen noch nicht gegeben ist. So ist die Anbetung des neuen Bundes nach ihrer nicht blos subjektiven, sondern zugleich objektiven, von Gott gewirkten Beschaffenheit dem unvollkommenen Wesen des alten gegenübergestellt, soweit es zur Be- lehrung der Samariterin nöthig war. Solche Anbeter nun sind es auch, die der Vater sucht oder begehrt, nach denen er verlangt, um die es ihm zu thun ist; und V. 24 fü t als neues Moment hinzu, daß erst durch die Her tellung dieses rechten Dienstes die An- betung dem Gegenstande derselben, welcher Gott ist, gemäß sein wird. Nicht daß Gott Geist ist, ist der neue, noch nicht dagewesene Ausschluß, den Jesus giebt: deß waren sich alle Gläubigen des alten Bundes schon wohl bewußt; er könnte nicht der Gott der Geister alles Fleisches heißen (4. Mos. 16, 22), wenn er nicht selbst als Geist gedacht wäre, und in Jes. 31, 3 sind »Gott« und ,,Geist« einander parallel gesetzt Aber eben darum war der alttestamentliche, in zeitlose und örtliche Bestimmungen gefaßte Gottesdienst noch nicht der dem Wesen Gottes an emessene, und erst die neue Zeit, die in und mit der EIFersoU Jesu anhebt, löst das bisherige Mißverhältniß und stellt eine Anbetung her, wie sie Gottes Wesen fordert. Daß diese Anbetung im Geist und in der Wahrheit mit äußeren Formen sich umgeben, Zeiten und Orte in Anspruch und in ihren Dienst nehmen kann, dies zu le nen ist nicht die Meinung des HErrnz aber abhängig von diesen Aeußerlichkeitem an sie gebunden ist die Anbetung nicht mehr, sie sind nicht mehr w es enilich für dieselbe, sondern unterliegen der freien Bestimmung des Ein- gelnen wie der Gemeinde der Gläubigen aus Gründen er Ordnung, Angemessenheit und Zweckmäßigkeit, können daher im Laufe der Zeit und je nach Anlaß und Bedürfniß wechseln, ohne daß die Anbetung elbst dadurch beeinträchtigt oder umgewandelt wird. (v· ur- Heu) Der Mensch als geistleibliches Leben bedarf des eußeren, um zum Geistlichen geführt zu werden, und das geistliche Leben muß verkümmern, wenn ihm diese Stiitze entzogen wird; doch ergiebt sich aus dem Aus- spruche Christi die Regel, daß jede Ueberhäufung mit Aeußerlichkeiten im Cultus, die so leicht den Geist, statt ihn anzuregen, überwältigen und in die Aeußer- lichkeit herabziehen kann, zu meiden ist. (Hengstenberg.) 25. Spricht das Weib zu ihm fihn gewisser- maßen herausfordernd, sich näher zu erklären, wer er denn eigentlich sei, indem sie schon ahnete, mit wem sie es zu thun habe]; Jch weiß, daß Messias [wie ihr Juden den verheißenen Propheten nennt] kommt, der da [um es nochmals für die Leser des griechischen Grnndtextes zu verdollmetschen 1, 41] Christus [der Gesamte] heißt. Wenn derselbige kommen wird, so wird ers uns alles veriundigen [was du schon hier zur Sprache gebracht hast]. 26. Jesus fnun auch wirklich ohne weiteren Rück- halt sich ihr zu erkennen gebend] spricht zu ihr; Jch bin’s fnämlich Messias -— ich, der Prophet, wie du vorhin mich genannt hast V. 19], der mit dir redet fvgt Kap. 8, 25 u. 9, 37]. Es ist verkehrt, wenn man die Rede des Weibes in V. 25 als einen weiteren Versuch faßt, das Ge- spräch abzubrechen und den ihr unangenehmen weiteren Erörterungen auszuweichen, wohl ar sie auf gleiche Stufe setzt mit dem Felix in Apoftg 24, 25; es lilst aber auch verfehlt, wenn man sie so auffaßt, als wo e das Weib sagen, dergleichen Dinge, wie Jesus sie hier vorbringe, seien zu wunderlich und zu hoch, sie könne sie nicht begreifen und müsxe daher die Sache vertagt bleiben bis auf die Zukunt des Messias. Vielmehr at das Weib wohl verstanden, daß das Wort des Errn in V. 23: »der Vater will auch haben (wört- lich : s u cht s v l ch e), die ihn also anbeten,« eine Einladung an sie enthalte, in die neue, über die jüdische Theo- kratie hinaus ehende Religionsgesellschaft, deren bereits bestehenden snfang das ,,ist schon jetzt« andeutet, welches vermuthlich mit einem Hinweis auf die so eben aus der Stadt an den Brunnen zurückkehrenden 78 Evangelium Johannis 4, 27——29. und von der Höhe herabkommenden Jünger (V. 8 u. 27) gesprochen wurde, einzutreten; sie ist auch geneigt, den Anbetern im Geist und in der Wahrheit sich zu- zugesellen, und ahnt einigermaßen, daß Jesus sich ihr als denxenigen Gesandten Gottes präsentiren will, durch den der Vater die wahrhaftigen Anbeter u ge- winnen sucht, daß er für eben diesen Zweck nach Sa- maria gekommen sei und in eben diesem Sinne sich gleich anfangs als den Spender lebendigen Wassers ihr bezeichnet habe. Aber dann müßte er ja, so ist ihre Meinung, kein gewöhnlicher jüdischer Rabbi, dann müßte er, wo nicht der erwartete Mesfias selber, doch wenigstens dessen Vorläufer und Werber (3, Es) sein; und so will sie die Sache, bei welcher das Gespräch in V. 21-—24 angelangt, nicht vertagt, sie will es bis zu dem letzten entscheidenden Punkte fortgeführt sehen, wo das ,,es kommt die Zeit« auch für sie und das in ihr erweckte Bedürfniß in die Spitze ausläuft: »und ist schon jetzt.« Was den Messiasglauben betrifft, so lag derselbe den Samaritern, welche die göttliche Offenbarung mit Mose abgebrochen und von dem pro- phetischen Wort des alten Testaments sich losge agt hatten, eigentlich fern; denn das prophetische ort war es ja gerade, welches diesen Glauben zu erwecken und zu entwickeln hatte. Aber nun war gerade Sichem ein Ort, zu dem nach des Josephus Bericht jüdische . Ueberläuser gern ihre Zuflucht nahmen, und dort an dem Jakobsbrunnen vorbei führte die gerade Straße zwischen Jerusalem und dem mittleren Galiläa; wir befinden uns also mit unsrer Geschi te aus einem Schauplatz, wo die jüdische Mesfias- rwartung am meisten ihren Einfluß aus die Samariter übte, daß sie dieselbe in ihr religiöses Bewußtsein ausnahmen, nur legten sie dieselbe sich na ihren sonstigen Religions- meinungen sich zurecht. ie nannten den Mesfias Hatt-Weh, den Wiederkehrendem und verstanden dar- unter nach Z. Mos. 18, 15 den wiederkehrenden Moses, sie faßten ihn vorzugsweise als Propheten, als gött- lichen Lehrer, der die volle Wahrheit enthüllen werde; Christi Wort in V. 21 ff. schlägt also eine verwandte Saite in den Religionsansichten des Weibes an, und diese Saite giebt ihren Klang in dem, was sie darauf erwiedert, als wolle sie sagen: »was du da vorbringst, das ist es ja, was wir von der Zukunft des Mesfias erwarten« Und nun ist auch der Ausspruch: »das Heil kommt von den Juden« bei ihr auf einen frucht- baren Boden gefallen; sie bezeichnet den, der da kom- men soll, nicht mit seinem samaritanischen, sondern mit dem jüdischen Namen ,,Messias«, und rückt da diesem Juden, dem sie gegenübersteht, geistlicher Weise so nahe, daß nur noch Ein Schritt ist, ihn als Mesfias anzuerkennen und anzunehmen, diesen letzten Schritt darf aber sie nicht selber thun, diesen Schritt muß Er thun, und er thut ihn, indem er spricht: ,,Jch bin’s, der mit dir redet-« Wenn hernach die Samariter in V. 42 noch einen Schritt weiter gehen in ihrem Be- kenntniß und den Christus, den sie in Jesu erkannt haben, als den ,,Heiland der Welt« bezeichnen, so ist das eine Frucht des zweitägigen Unterrichts, der von dem HErrn ihnen zu Theil geworden; vielleicht daß er sie aus die Stelle: I. Mos. 49, 10 verwiesen und ihnen von dem schilo (Luther: ,,Held«) gepredigt hat, dem die Völker anhangen werden, von sich selber haben sie die Stelle schwerlich messianisch verstanden, sondern sie, wie aus späteren samaritischen Volks-vor- stellungen hervorgeht, aufSalomo gedeutet (bis dieser komme, werde das angemaßte Scepter von Juda nicht weichen, von diesem an aber, der den Zauberern an- hing, nicht mehr bei dem Stamme bleiben). ——,,Wenn du wüßtest, wer Der ist, der mit dir redet« —- diese Worte werden lebendig in der Seele des Weibes; ihr Blick ist aus den Propheten geheftet, dessen Rede wie ein scharfer Pfeil ihr Herz etrossen —- sollte Er es sein? sollte er der Mesfias sgelber sein? Sie wagt es nicht zu glauben, wiewohl ihr Herz in unerkannter Freude dem rechten Bräutigam entgegenhüpft. ,,Jch weiß, daß Mesfias kommt«, sagt sie; was sie als Sa- mariterin je von einem Mesfias ehört, wacht jetzt in ihr auf, und sie würde dem essias zufallen, auch wenn er und das Heil mit ihm von den Juden käme. ,,Alles wird er uns verkündigen«, mir und meinem armen Volke; was du jetzt geredet hast vom lebendigen Wasser, vom Vater, vom Anbeten des Vaters im Geist und Wahrheit, das und alles, was zu unserm Heil gehört, wird er frei heraus verkündigen und wird uns erleuchten zu vollem Verständniß Ach, daß er bald käme! und weil du sagst: ,,es kommt die Stunde und ist schon jetzt«, so ist er wohl schon da? O, wenn er da ist, so Weiter läßt sie Jesus nicht reden und fragen, er eilt ihrem Verlangen entgegen als der Freund, der im Heilandsgeschäst schnell ist wie ein Reh. (Besser.) Unter den Juden verfuhr Jesus in Bezug auf seine messianische Würde behutsam, zurück- treibend (Matth.16, 20); der Grund la in dem poli- tischen Charakter der jüdischen Meflsiashoffnungen (Kap. 6, 15), dieser Grund fiel bei den Samaritern weg. (Hengstenberg.) Das ,,ich bin’s, der mit dir redet«, ist das siebente und letzte Wort Jesu; damit schließt sich der siebenfache Gang von Rede und Ge- genrede zu einem festen, wohl efügten Ring zusammen, jeder Wechsel von Frage und ntwort beszzeichnet einen bestimmten, klaren Gedankenfortschritt ( aumgarten.) Wie läßt sich das Staunen beschreiben, welches die Selbsterklärung Jesu bei dem Weibe erregen mußte! es spricht sich, mehr als in Worten, durch ihr Still- schweigen aus und durch ihr Thun in V. 28 f. Wenige Augenblicke vorher war sie sorglos, mit irdischen Ge- danken erfüllt, hergekommen, und jetzt ist sie um Glauben geführt, ja schon in eine Glaubensbotin esu verwandelt: wie hat der HErr diese Seele so gehoben! Bei Nicodemus war er von dem Begriff des Reiches Gottes ausgegangen, von welchem das Gemüth des Pharisäers erfüllt war, und hatte daraus die ernstesten praktischen Folgerungen gezogen; er hatte da mit einem Manne zu thun, der an die Zucht des Gesetzes ge- wöhnt war. Dann hatte er ihm in etner tiefgehenden Belehrung die erhabensten Wahrheiten des Reiches Gottes enthüllt, indem er sie an ein bezeichnendes Vorbild des alten Testaments anknüpfte und fort- während den pharisäischen Vorurtheilen gegenüberstellte. Hier hingegen, bei einem Weibe ohne alle Vorbereitung durch die Schrift, geht er von dem Alltäglichsten aus, von dem Wasser dieses Brunnens, und erhebt sie durch den Gegensatz zu der Jdee des ewigen Lebens, welches den Durst der menschlichen Seele aus ewig stillt. Jhre so aufgeweckten geistigen Bedürfnisse sind die instinct- mäßige Weissagun , an welche er seine Verheißungen ankniipft, und auf diesem Wege gelangt er zu einer Belehrung über den ächten Gottesdiensh welche ebenso unmittelbar dem besonderen Jdeenkreis dieses Weibes entspricht, wie die Offenbarung der himmlissen Dinge den innersten Gedanken des Nicodemus ei diesem enthüllt er sich als eingeborenen Sohn, aber vermeidet das Wort Christus; bei der Samariterin scheut er das Wort Christus nicht, aber er hütet sich wohl, eine Seele, die erst an den ersten Anfangsgründen religiösen Lebens und Wissens steht, in die Tiefen der Mensch- werdung und Erlösung einzuführen. (Godet.) Diese nun erweist den Ernst ihrer Sinnesänderung, indem sie, durch as Kommen der Jünger gestört, den Krug Das samaritische Weib eilt in die Stadt und Verkündigt, was sie am Brunnen erlebt hat. 79 stehen läßt und hineilt, daß sie ihren Landsleuten zur Botin des Heils werde. (Riggenbach.) 27. Und über dem swährend die Verhand- lung in V. 25 u. 26 vor sich ging] kamen seine Jünger sdie schon die Stadt wieder verlassen hatten, als Jesus das Wort in V. 23 redete, und dem Brunnen sich näherten] , und es nahm sie Wunder, daß et mit dem Weibe redete [da jüdische Rabbinen sonst nicht in ein Gespräch mit Weibern sich einließen]. Doch sprach [in ehrerbie- tiger Zurückhaltung und gebührender Bescheiden- heit] niemand svon ihnen zu ihm]: Was fragest du sgenauerz suchest du bei ihr? was für ein Anliegen hast du an sie V. 7]? oder, was redest du mit ihr? Die Weise der Rabbinen, Gespräche mit einem fremden Weibe zu vermeiden, hat ihren Grund eines- t eils in der orientalischen Sitte, welche eine strenge eschränkung im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht verlangte, anderntheils in der Verachtung des weib- lichen Geschlechts, das man religiöser Belehrung für unfähig erachtete Unterhalte dich nicht lange mit einem Weibe, so lauteten ihre Vorschriften, selbst nicht mit der eigenen Frau; wer seine Tochter im Gesetz unterrichtet, ist wie einer, der Narrheit treibt, lieber soll man die Worte des Gesetzes verbrennen, als sie die Weiber lehren. Jn solchen Vorurtheilen«aufge- wachsen halten nun auch die Jünger ihren Meister für zu gut (vgl. Maith 19, 13), mit einem Weibe, und gar mit einer Samariterin zu reden, und thut es ihnen wohl leid, so lange abwesend gewesen zu sein, daß er mittlerweile etwa sich genöthigt gesehen, einen Dienst von ihr zu begehren; sie kannten aber seine Heilands- tugeiid noch nicht recht, welche zu dem Schwachen und Berachteten in der Welt erbarmend sich niederneigt. Indessen sind sie doch schon viel zu sehr von Ehrfurcht egen ihn erfüllt, daß sie ihn fragen wollten, weil chon die bloße Frage wie ein Vorwurf oder doch wie ein Urtheil über feine Handlungsweise geklungen hätte; wir lernen da, wenn uns in den Werken Gottes und Christi etwas nicht gefällt, daß wir ebenfalls nicht dürfen uns die Zügel schießen lassen zu Tadel und Widerstreben, sondern bescheiden schweigen müssen, bis aus dem Himmel uns offenbar wird, was uns ver- borgen ist. 28. Da sweil so durch die Zwischenkunft der Jünger Jesu das Gespräch nun zu Ende ge- bracht war] ließ das Weib sam Brunnen] ihren Krug stehen [denn sie hatte im Laufe der« Unter- redung ebenso ihr Wasserschöpsen vergessen, wie Jesus gleich anfangs sein Dürsten], und ging hin in die Stadt, nnd spricht zu den Leuten [daselbst]: 29. Kommt [hinaus an den Jakobsbru1inen, bei dem ich so eben gewesen bin], sehet einen Menschen [dort fitzen], der mir [in prophetifcher Vorhaltung] gesagt hat alles [Böse], das ich [in meinem bisherigen Lebenswandel V. 18] gethan habe, ob er nicht [etwa] Christus [oder Messias] sei sder da -kommen soll — ich selber will kein Urtheil fällen, aber ihr sollt die Sache ent- scheiden]. Sie läßt den Krug stehen —— ein anscheinend unfbeiåeiktendgy ubntilddochRwicglgtggertjllmsgtsiind: esdistß esin an ür i re a ige ü e r, er eweis, a ie Beute herbeiholen will; eben dadurch bestellt sie sich zur Abgesandtitr. zur Glaubensbotin Jefu. Welcher Fontgst znfischen deiähäsebkhagigkåg de? WiedibesNund em weig amen na en i en egge en es ico- Zemuslf (Gi;dets)« Ngcht ,,ihreu Fugu« g(e t ge her; eizuru en, on ern ie ganze ta t. . ange. O gehet aus auf allen Wegen und holt die Jrrenden herbei; streckt jedem eure Hand entgegen und ladet froh zu uns ihn ein! Der Himmel ist bei uns auf Erden, das kündigt allen freudig an; und wenn sie . ge e e a a Fskkkåkgswlååihsksäksaikkkiiskst siehst-s? ikkks TUITATHTEJ »dem Jakobs-braunen sie vergessen inachtz im Kruge ihres Herzens tragt sie dies Wasser heim, und den ersten Leutenspwelche ihr begegnen, ru t sie ihr ,,kom- met und sehet« aus einein uberstroinenden Herzen zu. Aus dem ,,einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich gethan habe«, erkennen wir, daß des Heilands Bußstimme unter allen Worten, die sie aus seinem Munde vernommen, am tiefsten ihr zu Herzen gegan- gen war. »W·omit· wollen Sie denn jemand aber- zeugen, daßdie Bibel Gottes Wort ist?«·wurde»einst ein Bibelckzrift gefragt. Antwort: »Mit seiner Sunde! Jch weise ihn hin auf das, was die Bibel von dem Menschen sagt, und frage ihn: bist du das nicht?« gkilssggs De; esse; ssesgssslzschs Pers« gis DE«- un i re ge eimen e an en Znen sagen können· (Heub»iier.) Was ihr Jesus in . 18 gesagt, war dem Weibe das Summarium ihrer Sittengeschichtez was sie nun weiter den Leuten sagt: ,,doch nicht etwa dieser ist der Ntessias ?« ist aus der Scheu und Schuchternheit der Ueberzeugung über den allzugroßen Fund psychologisch zu erklären. Die Frau glaubt sie Sache, abert von sdersZrösßFbishrer chEntdeg ung ingenommen, raut ie i e t ni t un wagt bescheiden nur wie eine Zweiflerimzu fragen. (Meyer.) Sie will dem Urtheil der Manner nicht vorgreifen, um nicht etwa ihren W1derspruch dadurch hervorzurusen »(Hengstenberg.) Spürt man’s ihr nicht an, daß mit Cinem Schlage· das Alte vergangen und alles neu· an ihr geivorden·ist? Diese leichtsin- nige Natur wird plotzLich zu einer Botin des Heils; sie, bishgttihrkzr Ftaiciht nlur zuLmbAnstoß äiikd Aerg erni gerei a e ur i ren e enswan e, wir szetzt ein. Anstoß, daß sie»alle zu Christo kommen. Durch» die Gewißheit: er ists, der Yiessiciszs der Chri- stus, ist plotzlich ein anderes Leben uber sie gekommen· Das ist der Segen der Heilserkenntnißz darf er uns Wunder nehmen? nimmt nicht auch unser» Leben eine ganz andere Gestalt an, wenn« diese Gewißheit unsre ·eele erfullt?· Nimmst du »die Gabe der Freude nicht anders hin, wenn du dir sagst: es der HErr, Es? ZLETFZTIEZTKTTIUHLUZTIFEZTZ?Eis» HEFZFITLT Beikiußtsejknk ksver HErr kils»t’s, dder mir; zu bmeinem Heie en e , einen ver ären en an a " v - breitet? Trittst du in ein Amt, zu dzem leixrufeikii bist, nicht mit größerer Freudigkeit ein, wenn du in deni Ruf, der an dich ergeht, mit Gewißheit den Ruf des HErrn erkennst, der diesen Umkreis der Bet äti- gung dir anweift? Werden die Herzen, die in iebe sich zum Zusaminenleben verbinden, nicht mehr Treue halten, wenn sie wissen, daß der HErr sie an einander ggisioseseciki hgMGTelhtft Der Tod, vsesrliertsegtizichtHskgine a reeiie ea, ennwirwienei er , der in ihm kommt, uns heimzuführen? Gewiß, unserr Leben wird ein anderes nach außen hin; es wird aber 80 . Evangelium Johannis 4, 30-—38. auch ein anderes nach innen hinein, selige Genüge wird sein Grundton sein. Hat Christus um unsert- willen sein vergessen, so werden wir um seinetwillen unser vergessen; mit Freuden werden wir Dahinten- lassen, was irdisch ist, und uns strecken nach dem, das da vorne ist. Die ganze Lebensrichtun geht dahin, wo der erhöhte Christus uns in seine rme nimmt. Und wenn dann das verklärte Auge sieht: er ist’s, der Ersehnte, der Gesuchtel dann werden wir noch einmal anbetend im Geist niedersinken und in der Wahrheit erfahren, daß wir uns nicht getäuscht haben, als wir in ihm unsern Erlöser erkannten und seinen Worten trauten, da er sprach: ,,Jch bin’s, der mit dir redet« (Brückner.) b. d. 30-—42: Yie Hamariiaiier von Hnchar und Jesus. während die von Juda ans die Stimme des Engels Johannes, der Christo deu Weg unter ihnen bereitet, nicht achten, findet in Sykhar das Jengniß eines verrufenen Weibes Glauben, nnd während dort man Iesuin nöthigt fortzugehen, bittet man hier ihn zu bleiben; darum, während dortder Zorn Gottes bleibet über einem ungläu- bigen volle, waltet hier die Gnade Gottes als tcifuiaajende Sonne über einem der Ernte entgegen- sprossenden Saatfeld 30. Da [um dies für das Verständnis; des Wortes Jesu in V. 35 ff. hier gleich vorweg zu bemerken, vgl. V· 39] gingen sie sdie Leute von Sychar, der Rede des Weibes sofort Glauben schenkend] aus der Stadt nnd kamen [m langem Zuge] zu ihm [der Leser behalte denn diesen her- ankommenden Zug geistig im Auge, damit er den HErrn auch bei dem, was in V. 31-——34 erzählt werden wird, verstehe]. Es ist wohl wahr, was Baur gesagt hat, die vor- liegende Geschichte bedeute die Bekehrung der Heiden- welt: Jsrael und Nichtisrael soll berufen werden zum Reiche Gottes; denn Jesus ist nicht blos Erfiillung aller Geschichte Jsraels, sondern auch der Retter oder Heiland der Welt. Der Erfolg nun ist, daß dort zwar Einzelne glauben, aber im Ganzen der Zorn Gottes bleibet über dem ungläubigen Volk (3, 36), hier da egen sieht Jesus ein weites, zur Ernte reifes Saatfel und spricht, was er zunächst im Hinblick auf das zuströmende Volk Sychars sa t, in freudiger Vor- ausficht der Zukunft der Heiden. Für den Zweck dieser Weissagung scheint ihm auch der Vater das Weib ent- egengeführt zu haben; wie zum Trost über die Er- ahrung, die er in Judäa geinacht, so zur Einsicht in jene Zukunft sollte ihm die Begegnung mit ihr und den Samaritanern dienen. (Luthardt·) Esist ein Eontrast von weissagender Bedeutung, daß die Judäer Jesum durch ihre Nachstellnngen aus ihrem Lande wegtreiben (V. 1 — 3), dagegen die Samaritaner zu ihm herauskommen und ihn in ihre Stadt einluden. (Hengstenberg.) Schneller Glaube —- aus die Aussage eines solchen Weibes hin! Es entstand durch die« selbe eine große Bewegung, Erweckung in der Stadt: eine Kohle zündet die andere an; es giebt einen Glauben aus der ersten und einen Glauben aus der andern Hand, weil der letztere aber nicht ausreichh so muß er über sich hinaus zu dem ersteren hintreibeu· (Heubner·) Freilich, der frühere Wandel der Person, welche die Botschaft brin t, it nicht empfehlendx aber was geht die Leute die Lgerson an? sie haben es mit der Sache zu thun in ihrer Größe und Wahrheit. Freilich, es ist eine ungelegene Zeit, in der das Weib mit ihrer Aufforderung sie in Bewegung setzt — Mancher sitzt gerade an seinem Mittagstisch,"Andere ruhen aus von ihrem Tagewerk, und es ist die heißeste Stunde des Tages; aber wer weiß, wie lange der fremde gepriesene Mann am Brunnen verweilt? der Augenblick muß benutzt und mitgenommen werden. So machen sie sich denn in nicht geringer Anzahl auf den Weg. (Fr. Arndt.) 31. Jndeß aber lwährend Jesus nach dem Weggang des Weibes V. 28 wie in gespannter Erwartung auf das Weitere, das das kommen werde, da saß, ohne von der aus der Stadt herbeigeholten und nun zurecht gemachten Speise V. 8 etwas anzurühren] erinahneten ihn die sum sein leibliches Bedürfnis; besorgten] Sänger: Rabbi il, 38J, iß— 32. Er aber [ihre Fürsorge ablehnend] sprach zu ihnen: Jch smeinestheilsj habe eine Speise zu essen, davon wisset ihr [nach Maßgabe eurer Unkenntniß dessen sowohl, was während eurer Abwesenheit vorgegangen, als auch eures noch unentwickelten Glaubens- und Berufslebens] nicht. 33. Da sprachen die Jünger swelche ebenso, wie vorhin das Weib V. U, seinen bildlichen Ausdruck im eigentlichen Sinne nahmen] unter einander: Hat ihm jemand swährend unsrer Ab;- wefenheit] zu essen gebracht [das kann ja doch nicht wohl der Fall sein; was meint er also mit seiner Rede]? 34. Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise [wovon ich Leben und Befriedigung mir verschasfe und darüber ich wohl auch einmal der irdischen Nahrung entbehren, kann] ist die, daß ich thue den Willen des, der mich gesandt hat [Kap. 5, so; Pf. 40, 9], und vollende sein Werk [und da be- sinnet euch nur auf das Weib, das vorhin weg- gegangen, und überleget, worauf der von ihr stehen gelassene Krug wohl hindeuten mag, so werdet ihr auch begreifen, warum ich nicht essen mag]· Jnd eß — d. h. während dessen, daß das Weib zur Stadt lief, dort ihre Kunde mittheilte und die Leute sich aufmachten herauszugehen (V. 28——30); die Entfernung der Stadt Sichem bis zum Brunnen be- trägt etwa V, Stunde, die Jünger hatten da die Mahlzeit zubereitet und luden jetzt den HErrn zum Essen ein. Er aber lehnt es ab mit Berufung darauf, daß eine andere ihm u Theil gewordene Sätti ung das Bedürfniß ihrer peise für ihn aufgehoben abe. (V. Burger.) Ja, wirklich Ratte ihm jemand zu essszen gebracht, den Jüngern un ewußt: die Samariterin, deren Glaube seinen Hunger nach der Sünder Selig- keit gestillt hatte und deren Liebe eben jetzt heilsbe- ierige Seelen zu neuer Speifung ihm zuführte. TBesserJ Jesus redet aus dem Gefühl der inneren rquickung und Befriedigun , welche er eben noch durch sein Wirken auf die amariterin erfahren hat und fort und fort durch sein ganzes gottgewolltes Werk bis zu dessen Vollendung erfahren sollte; diese Der Jünger Einladung, Speise zu nehmen, und Jesu Antwort. » 81 innere Sättigung läßt ihn jetzt auf die leibliche Speise verzichten( (Meher.) Damit das Werk Gottes im letzten Augenblick vollständig vollbracht sei (17, 4), muß sein Wille fortwährend erfüllt worden sein. Jesus will seinen Jüngern begreiflich machen,· daß er m ihrer Abwesenheit für seinen Vater gearbeitet und daß diese Arbeit ihn gestärkt hat; diesen Gedanken entwickelt er mittels eines Bildes, welches ihm die gegenwärtige Sachlage darbietet. (Godet.) Hier kön- nen Prediger sehen, was ihre Speise sein soll: sie sollen alle Lust und Bequemlichkeit hintenan setzen, Essen und Trinken stehen lassen, wo es gilt, Gottes Werk zu treiben, das Heil der Seelen zu fördern. Wo darnach kein Hunger und Durst ist, wird alles trage geschehen, ohne Ernst, ohne Segen; man muß sein Werk als Gottes Werk treiben. (Heubner.) » 35. Saget ihr nicht selber [besser: Saget nicht Ihr, wenn ich euch in Beziehung auf die Felder ringsumher, die jetzt die sprossenden Saa- ten zeigen, fragen würde, wie lange sie brauchen, um ihre Frucht zu bringen]: Es sind noch vier Monden [bis zum April], so kommt die Ernte [5. Mos. 26, 5 u. Z. M. 23, 17 Anm.]? Siehe, ich sage euch [dagegen]:· Hebet eure» Augen auf und sehet m das Feld smit solchen Blicken, welche ihr Augenmerk vielmehr aus die durch die spros- senden Saaten daher kommenden Leute aus Sychar richten Jes. 49, 18; 60, 4 — in Be- ziehung daraus gilt jenes euer Wort nicht, son- dern da schließet sich Aussaat und Reife zur Ernte ganz enge zusammen]; denn es sdieses Feld] ist schon weiß zur Ernte [nachdem kaum erst die Aussaat geschehen]. Wie sehr das »daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk«, im besten Gange war, daran waren eben jetzt die herbeikom- menden Stadtbewohner, auf welche der Evangelist schon in V. 30 die Aufmerksamkeit des Lesers hingerichtet at, ein Beweis; sie kommen durch das grüne Saat- eld und machen so die Fluren, welche erst in 4 Mo- naten die Ernte bieten, in höherem Sinne schon jetzt zu weißen Erntefl1iren. (Meyer.) Mit dein »saget nicht Ihr« richtet der HErr die Gedanken der Jünger zunächst auf das Gebiet der Natur, und legt ihnen da das Wort in den Mund: ,,noch vier Monate, dann erst ist dieses Feld reif zur Ernte«; diese Zeitbestim- mung setzt voraus, daß es gerade Mitte Dezeinbers war, als unsre Geschichte sich ereignete. Alsbald aber erhebt er sie mit dem ,,siehe, ich sage euch« auf das Gebiet des Geistes, und da hat die Saat keine so langsame Entwickelung; er fordert sie mit dem ,,hebet eure Augen auf und sehet iii das Feld« auf,. das Schauspiel zu betrachten, welches vor ihren Augen sich darstellt, nämlich das der heilsbegierigen, zum Glauben gestimniteii Seelen, welche durch die grünende Saat auf den Fluren herbeieilen und im geistlichen Sinne eine der Ernte zureifende Saat bilden. Jndem er an die kurze Zeit denkt, die er gebraucht hat, um in diesem, deni Reiche Gottes bis jetzt fremden Felde eine solche Ernte zu bereiten, ist er selbst von dem Coiitrast zwischen dem langsanien Wachsthum in der Natur und der raschen Entwickelung der geistigen Saat erfüllt, ergriffen; und diese Verschiedenheit macht er seinen Jüngern zu ihrer Aufmunterung bemerklich (Godet.) Jndessen ist zu beachten, daß der HErr nur D ä ch s el’ s Bibelwort. lVIJ von dem Weißsein zur Ernte redet; die Ernte selber sollen nach dem Folgenden die Apostel erst nach dem Heimgaiige Christi einsammeln. Die Absicht des Aiisspruches ist also, die Jünger mit Muth und Freudigkeit zu erfüllen, welche sie unter so günstigen Aussichten unternehmen dürfen. (Hengstenberg.) 36. Und Wer da swenn es zum Ernten selber nun kommt] schneideh der empfähet seines- theils von Dem, der ihn in seine Ernte gesendet hat, den von ihm versprochenen] Lohn [vgl. Matth. 18, 27 f.], und [anderntheils wird ihm die Arbeit schon an sich eine selige Befriedigung gewähren, insofern er mit seinem Einheimsen der Ernte im vorliegenden Falle] sammelt Frucht zum ewigen Leben [in den Seelen, die, er in das Him- melreich einführt], auf daß sich sin diesem Reiche, wo sie·zu einander kommen] mit einander freuen [i»n gleicher geistlichen göttlicher Freude], der da saet [und bei seiner Arbeit sich damit zufrieden geben muß, daß er das Samenkorn für die Frucht zum ewigen Leben p·flanze], und der da schneidet [womit er an’s Ziel der Arbeit von jenem sich gestellt sieht] 37. Denn hie [in diesen geistlichen Dingen, davon ich rede] ist der Spruch sim vollen Sinne] wahr sden man in den irdischen Dingen, die mir zum Gleichniß der himmlischen dienen, oft an- wendet, um sich die Mühe des Ausfäens und Pflanzens auch für den Fall keine Last, sondern eine Lust sein zu lassen, daß man das Einernten und Einsammeln der Friichte nicht selber erlebt]: Dieser sein, der andere schneidet kund bilden beide eine so unzertrennliche Einheit, daß der Säende sich in der Seele des Erntenden schon zum Vor- aus sreuet, während wiederum der Erntende dem Säeiiden seine Mühe und Arbeit großen Dank weiß, womit er ihm die Freude des Erntens möglich gemacht hat]. 38. Jch habe euch [iiidem ich euch zu mei- nen Jüngern und zu Fortführerii meines Werks berufen habe] gesandt zu schneiden, das ihr nicht sdurch eigene Bestellung des Ackers] habt geat- beitetz Andere haben gearbeitet, und ihr seid swcnn ihr nun das Schneiden zu eurer Aufgabe em- pfahet] in ihre Arbeit kommen. Jn der Regel fassen die Lliisleger die Worte: »der empfähet Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben« so, als handele es sich in beiden Aussagen uin ein und dieselbe Sache, als sei der Lohn, den der Schnitter empfähet, eben der, daß er Frucht sammelt zum ewigen Leben; aber da wird das zu Grunde liegende Bild ganz aus den Augen gelassen, welches viel1iiehr auch aus dem Gebiet des geisti en Erntens etwas voraus- setzt, was dem Lohn der riitearbeiter auf irdischem Gebiet entspricht, und daß es nun wirklich etwas Ent- sprechendes auf jenem Gebiet giebt, besagt die oben angeführte Stelle bei Matthäus. Was darnah das Fruchtsammeln zum ewigen Leben betrifft, so sind, wie Tholuck erklärt, die Menschen die Frucht (vgl. Luk. 5, 10), iind das ewige Leben, in dem die Menschen N, T· I. Z. 6 82 Evangelium Johannis 4, 39——45. gleichsam eborgen werden, ist die Scheuer (Matth. 13, 30). Jn den irdischen Verhältnissen-nun steht bei dem Schnitter wohl der Lohn im Vordergrund einer Seele, doch findet auch da schon eine Mitfreude mit dem Säendem der iugleich als Herr des Ackers und also auch als Emp ängers der Ernte zu denken ist, statt; für die himmli chen Verhältnisse dagegen ist es von tiefer Bedeutung, daß der Heiland von dem Lohn rasch forteilt zu dieser Mitfreude, er will die Herzen der Jünger schon hier von aller, auch der feinsten Lohnsucht heilen und sie zur Gemeinschaft seines Sinnes, aus welchem heraus er vorhin das Wort in V. 34 sprach, erheben. Für denselben Zweck führt er auch das Sprichwort in V. 37 an. Nicht darauf ist dieser Spruch zu beziehen, daß, wie Manche sich ausdrücken, Jesus sich deswegen trösten wolle, daß er die Frucht der von ihm vor ereiteten Geistesarbeit an den Seelen nicht mehr selber einheimsen könne, sondern vielmehr will er die Jünger znnächst zur Solidarität oder zu einer solchen Gemeinschaft mit sich verbinden, wo zwei ersonen ganz dasselbe Interesse, dasselbe Ziel und treben haben, so verschieden auch ihre Stellung auf dem Wege zur Erreichung dieses Zieles ist; dar-nach aber will er auf Grund solcher Solidarität sie vor der Thorheit des natürlichen Menschenherzens bewahren, das so gern auf Seiten dessen, der das Letzte zur Er- reichung des Ziels zu thun berufen ist, sich mit dem Gedanken schmeichelh als gebühre ihm auch das Ver- dienst der Erreichung, und darüber den Andern ver- gißt, der ihm in die Hände hat arbeiten müssen, nnd darum fährt der HErr, in Anwendung des Sprich- worts auf die Sache, von der er redet, so weiter fort, wie der 38. Vers besagt. Die Sache nun, von der er in erster Linie redet, ist die Taufe der Samaritaner, ihre Aufnahme in die christliche Kirche; davon lesen wir in Apostg 8, 5 ff., und es ist nun mehr als wahrscheinlich, daß die dort unbenannt gelassene ,,Stadt in Samaria« eben unser Sychar hier ist, keineswegs aber, wie Einige meinen, die Hauptstadt Saniaria selber. Wenn nun in Folge der Predigt des Almosen- pflegers Philippns das Volk in derselbigen Stadt gläubig wird an den Namen Christi und sich taufen läßt, dagegen erst von dem Apostel-Collegium in Je- rusalem ihrer ·zwei, Petrus und Johannes, abgeordnet werden, um diesen Getauften durch Gebet nnd Hand- auflegung auch die Gabe des heil. Geistes zu verinit- teln, so hat das allerdings seinen Grund darin, daß der epochemachende Fortschritt des Christenthums über die Grenzen Judäcks nach Samarien nicht sollte ohne die hinzutretende unmittelbare apostolische Wirksamkeit vollzogen werden; aber eben dafür giebt der HErr hier schon den Jüngern seine Zusage, und giebt sie zugleich so, daß das Eigenthumliche Jener Begebenheit hier schon mit den Worten charakterisirt wird: ,,ich habeeuch gesandt zu schneiden, das ihr nicht habt ge- arbeitet-« Damit, daß Philippus mit seiner Predigt das Volk der Stadt· zum Glaube1i bringt, auch an ihm die Taufe vollziehp erfülltees sich noch einmal, daß die Apostel hier ,,nicht gearbeitet« hatten, sondern ,,i.n die Arbeit» Anderer kamen«, damit hingegen, daß erst in Folge ihres Gebets und ihrer Handauflegung die Getauften den heil. Geist empfingen, bewährte sich das Wort Christi: »ich habe ench gesandt zu schneiden«, sie sollten dem schon fertigen Werk noch die Krone aussehen. Jm Hinblick hierauf wird es uns denn nicht mehr befremdlich klingen, daß der HErr nicht von sich allein redet, indem er spricht: ,,Andere haben ·gearbeitet«; er nimmt zu seiner eigenen Arbeit noch die des Philippus hinzu, damit seiner Zeit, wenn es nun zum Schneiden käme, die Schnitter durch den Thatbestand an das Wort ihres Meisters erinnert wür- den, wiederum aber hat er feiner Zeit es nicht ge- schehen lassen, daß schon bei des Philippus Taufe der heilige Geist über die Samaritaner ausgegofsen würde, damit dieser erinnert würde, wer die einmal berufenen Schnitter wären, und da ist es denn auch nicht zu- fällig, daß die Zwei, welche das Apostelcollegium in Jerusalem zur Geistesmittheilung entsendet, solche sind, die schon hier in unsrer Geschichte zu Jesu Jün- gern gehörten und die vornehmsten unter den Sechsen waren (Kap. 1, 37 ff. 41f.). Jn dem Verhältniss, in welchem so Philippus auf der einen Seite und Petrus und Johannes auf der andern Seite bei diesem Anfang der Christianisirung Samaricks standen, kam wirklich der Spruch in V. 37: ,,dieser säet, der andere schnei. det« zu anschaulicher Bewährung; es sollte aber auch an beiden Theilen sich das dar tellen, was der HErr vorher gesagt hat: »auf daß si mit einander freuen, der da säet, und der da schneidet.« - Jn der gött- lichen Haushaltung ist die Succession oder Aufeinan- derfolge weislich geordnet: jedwedes Frühere ist die Aussaat einer nachfolgenden Ernte; ein jeglicher ist Säemann in Ansehung seiner Nachfolger, und Schnitter in Ansehung seiner Vorgänger. (Bengel.) Ein großer Trost für die, welche in der Kirche Gottes viel arbei- .ten und keine Frucht davon sehen, daß sie hier ver- sichert werden, sie sollen nichts von ihrem Lohn ver- lieren. (Quesnel.) 39. Es glaubten aber sum hier, wo es sich um Fortsetzung der oben abgebrochenen Geschichts- erzählung handelt, auf die vorläufige Angabe in V. 30: ,,da gingen sie aus der Stadt« wieder einznlenken und sie noch näher zu bestimmen] an ihn [daß er wirklich Christus sei, was ihnen in V. 29 nur erst als eine Sache zur Prüfung vor- gelegt worden war] viel der Samariler ans der- selbigen Stadt, sund zwar glaubten sie sofort so fest und ohne Zweifel] um des Weibes Rede willeth welches da sbei ihrer Botschaft und Auf- forderung] zeugetct Er sder jüdische Mann, der draußen beim Brunnen sitzt] hat mir gesagt alles, Evabs ich sin meinem bisherigen Leben] gethan c! c. 40. Als nun die Samariter sdie wir in der zweiten Hälfte des 30. Verses und in V. 35 nur erst im Kommen begriffen sahen, bis hin] zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er sfür immer] bei ihnen bliebe; und er blieb wenigstens] zween- Tage da sda er das »auf immer« nicht bewilligen konnte Matth. 15, 24]. Das war von vornherein ein hoffnungsvolleres Glauben, als das Glauben der Juden, welche die Zeichen sahen, die er that (2, 23); das Zeugnis; der bußfertigeii Süiiderin fand Seelen, die auch gern einen Heiland gehabt hätten für alles, was sie gethan hat- ten. Die Bürger Jerusalems haben ihn nimmer ge- beten, daß er bei ihnen bliebe; die Samariter aber hätten gern ihn auf immer behalten. (Besser.) Jesus blieb nicht lange bei den Samariterm weil die Zeit noch nicht da war, sich mit dem Evangelio zu den Heiden zu wenden. (Starke.) Geziemend bricht der HErr feinen Aufenthalt in einer samaritischen Stadt Der gläubig gewordenen Bewohner von Sichem Bitte an Jesum, bei ihnen zu bleiben. 83 nach zween Tagen wieder ab und läßt dem, was sie als Gäste vom Heil der Juden genossen hatten, nun Zeit, unter sich zu wurzeln. (Rieger.)« « 41. Und vielmehr fnoch als jene viele, die gleich anfangs zu ihm kamen V. 39 f.] glaubeteti siin Laufe der zween Tage] um seines Worts willett fdas er bei seinem Dvrtsein hin und her in den Häusern ihnen predigte], · 42. Und sprachen [im Verein mit denselben] zu dem Weibe sals er wieder· von dannen zog V. 43]: Wir glauben nun [hm-] fort nicht um deiner Rede tvillen fdie uns jetzt, nachdem wir sein eigenes Wort gehört haben, fast wie ein bloßes Gerede, als eine geringfügige, kaum zu beachtende Bezeugung erscheint]; wir haben selber gehört und erkannt sdurch unser Hören heraus- gehört und wissen es mit wohlbegründeter Ueber- zeugungL daß dieser ist wahrlich fund nicht blos verniuthlich, wie du fchwatztest V. 291 Christus [aber nicht blos im Sinne eines Messias der Juden, sondern auch für uns und die Heiden, oder, mit andern Worten], der Welt Heiland U. Jvh. 4, 14]. Die Samariter hatten die geringe, durch das Weib erhaltene Kenntniß treu gebraucht: sie wurden reiihlich belohnt, Matth. 13, Iz- (Heubner.) Darin bewahrt sich ein Herz, daß es aus der Wahrheit ist, wenn es nichts verachtet, was ihm eine Handleitung zu Christo sein kann, aber auch bei nichts stille steht, sondern in die angebotene Glaubensgemeinschaft mit dem HErrn Jesu durchdringtz Wiesen] Es offenbart sich hier zum ersten Mal in gro artiger Weise das Gesetz, wel- ches Jesus mit den Worten ausdrückt: »die Letzten werden die Ersten fein, und die Ersten die Lehren« (Baun1garten.) Von Wundern keine Spur, woraus sich aber nicht schließen läßt, daß das Wunderbedürp niß bei den Samar1tern nicht vorhanden gewesen (A·postg. 8, 6 sf.); fand Jesus fein Wort für jetzt hin- reichend, so unterließ» er das ·Wunderthun grundsatz- mäßig (V. 48), und sein machtiges Wort war bei dem unbefangenen Volke desto mächtigen (Meyer.) Merk- würdig ist unsre Geschichte auch insofern, als hier die Wirksamkeit des HErrn eine· Erweckung im Großen hervorbrachte; gewöhnlich finden wir nur Einzelne durch in erregt und diese als Samenkörner einer neuen, öheren Ordnung der Dinge im gansen Volke hin und wieder ausgestreut. (Qlshausen.) er HErr pflegte später nicht die Keime, die bei den Samarita- nern hervorgekommen waren, er überließ sie vorläufig ganz ihrem Schicksal; aber das Gefprach mit dem Weibe, und was sich daran anschließh sollte auch nur ein Vorspiel sein zu dem, was in Apost . 8 berichtet wird. Mit diesem Vorspiel war es für « einen dama- ligen Zweck genug, und mehr durfte nicht geschehen, ohne die Rechte des Bundesvolkes zu verletzen; seine Thätigkeit in Samaria verhält sich zu der späteren Mission unter diesem Volke wie seine einzelnen Tod- tenerrifeckizngeh zu der allgemeinen Auferstehung. sHeng ten erg. I1I. n. 43—54. (§. ge) we: ee die dreifache Knau- fung: klnglaube, ihalbglaube nnd Glaube, die uns in den beiden ersten Abschnitten des uns beschäftigenden Haupttheile unsers Evangeliums begegnete, nnd lernten wir da, was die Samariter insonderheit betrifft, einen Glauben an Christum kennen ,,nm seines Wortes willeuts aukh ohne daß er Zeichen nnd Wunder bei ihnen gethan hätte, so tritt uns nun hier Galiläa an dem Königi- sihen zu Rapernanm das Greinpel eines Mannes« entgegen, der von deni wnnderglanbem init welcheiii er zn Iesu kommt, weiter geführt wird zum Wort— glauben, nnd da er willig und gehorsam siih dazn brin- gen läßt, auch weiter uoeh znui Erfahriingsglaulseic gelangt. Damit hat unsre Grziihlnngsgriippe ihren Ab— sihlnß erreicht: wie die vorige Man. l, 19 — 2,11) uns dem kluglaiiben der Juden gegenüber den Glauben der Iünger zeigte, die voni Glauben auf das Zengnlß Au— derer hin zu dem Glauben aus eigener Erfahrung fort- schriltem so stand auch an der Spitze der unsrigen der ilnglaube der Juden, nnd an ihrem» Ende steht der Gr- sahriingsglaiibe des königlichen! Brunnen, dessen ganzes than; zugleich dein ijErrn Jesu zufällt. 43. Aber nach fdeii in V. 40 angedeuteten] zween Tagen sseiiies Bleibens in Sychar] zog er aus von dannen und zog swie er in V. 3 sich vor enoinmen] in Galilåam sum dort einige Zeit wie er in der Stille zu leben und seine messin- nische Thätigkeit für jetzt einzustellen] 44. fFür solchen Zweck aber war Galiläa ganz geeignet] Denn er selber, Jesus, zeugete [fv daß nicht blos Andere diese Erfahrungsmat- suche ihm gegenüber geltend machten Kap.7, 3 f.], daß ein Prophet daheim sin dem Vaterland, dem er zunächst angehört Kap. 7, 41. 52., und voll- ends in der Vaterstadt, darin er aufgewachsen Kap. i, 461 nichts gilt [Matth. is, 57; Mark. B, 4; Luk. 4, 24]. 45. Da er nun fin solcher Absicht und in solcher Vorausfetzung] in Galilåam kam, nahmen [gleichwvhl, so daß die Voraussetzung nicht sofort zutraf] ihn die Galiläer smit dem Glauben, daß er der Messias sei] aus, die gesehen hatten, alles, was er zu Jerusalem auf dem [Ofter-] Fest gethan hatte sKap. 2, 23]; denn sie waren auch zum Fest kommen [da war es denn eine selbstverständliche Folge, daß ebenso nicht gleich anfangs er so ver- borgen sein konnte, wie er wollte Mark. 7, 24., sondern das Stillleben erst diirch eine ausdrück- liche Enthaltung von allem messianischen Wirken herbeiführen mußte] Die Gedanken, die den Evangelisten bei dieser Dar- stellung bewegen, werden vielfach von den Auslegern nicht klar erkannt, und kann man sich darum auch nicht recht in seine Worte finden; offenbar aber kommt es ihm darauf an, zu zeigen, wie leicht es Jesu gewesen wäre, schon jetzt Judäa und Jerusalem, wo er gleich - von vornherein iiach Kap. 2, 18 —- 4, 3 Widerstand auf der einen und nur verdächtigen Glauben auf der andern Seite fand, fallen zu lassen und auf andern Arbeitsfeldern sich Anerkennung und Erfolg zu ver- scha en, wenn er eben nicht alle Gerechtigkeit gegen die Judäer und gegen die Stätte, aus welcher der schöne Glanz Gottes anbrechen fvllte, hätte erfüllen und deshalb in selbstoerleugnender Entsagung lieber auf alle andern Aussichten verzichten wollen. Ju Samaria zunächst hatte er Arbeit und Frucht wider Verhofsen gefunden und war gebeten worden, sich blei- bend dort niederzulassen; aber er behandelte das, was ZU( 84 Evangelium Johannis 4, 46——48. daselbst ihm entgegentrat, nur als eine Weissagung für die Zukunft, nicht als eine Weisung für die Gegen- wart, und obschon das Feld alsbald nach dem Besäen auch schon weiß zur Ernte sich zeigte, ließ er es doch stehen und bestellte erst seine Jünger nach ihm zu Schnitterm Nun kommt er nach Galiläa mit der Ab- sicht, dahin ab zu gehen, wie es wörtlich in V. 3 u. 43 heißt (Luther: »zvg«), d. i. sich dahin in die Stille zurückzuziehen (Matth. 8, 18; Mark. 8, 13); und es ist nicht blos ein von Andern gebrauchtes Wort, sondern auch sein eigenes Selbstzeugniß, daß ein Prvphet in seinem Vaterlande nichts gilt, er hat also eine seiner Absicht vollkommen entsprechende Aus- enthaltsstätte gewählt, wenn er Galiläa und speziell Nazareth zu seinem Asyl bestimmt, er hätte nach aller menschlichen Berechnung kein besseres finden können. Gleichwohl trifft er auch hier auf einen empfän lichen Boden für eine Aussaat, und zwar auf einen oben, der gerade durch das, was er in Jerusalem auf den( Fest gethan hat, empfänglich geworden; da lag die Versuchung in doppelter Hinsicht für ihn nahe, sozu- sagen feine Hand auch aufzuthuii nnd den Samen auszustreuen, ohne sich weiter um Judäa und Jeru- salem zu bekümmern. Aber er thut es nicht: ein zweites Wunder, das er allerdings in Galiläa voll- bringt (V.47 ff.), ist ebenso, wie das erste (Kp«.2, 3ff.), ihm geradezu abgenöthigt durch einen Glauben, der nicht ungekrönt gelassen werden durfte, wenn nicht Gottes Hausordnung auf andere Weise verletzt wer- den sollte; dann aber wird es wirklich ftill im Leben des HErrnf so still, daß er»selbst seine Jünger wieder an ihre irdische Berufsarbett entläßt, und wenn wir in Kalt. 5, 1fs. ihm wieder« begegnen und ein neues Wunder ihn verrichten sehen, so ist eben Jerusalem der Ort, da das Wunder geschieht, und ein Fest der Juden die Zeit, in die es fällt. Jn Galiläa sehen wir ihn erst in wirklicher Hingabe an dieses Arbeits- feld und mit Verzichtleistung auf Judäa t ätig in Kap. 6, I — 7, I; es wird aber am Schlu dieses Abschnitts von dem Evangelisten auch ausdriicklich ge- sagt, worin diese Verzichtleistuug auf Judäa und diese Thätigkeit in Galiläa beruht, darauf nämlich, daß die Juden seit dem in Kap. 5 erzählten Ereigniß ihm nach dem Leben stellen und Stadt und Land in Judäa auf so lauge für ihn unnahbar gemacht haben, bis die Zeit seines Leidens und Sterbens kommt (Luk.9,51). So nöthigt uns ein richtiges Verständnis; des Evan- geliums Johannis, die Reihenfolge der Begebenheiten im Leben Jesu so zu ordnen, wie es in unsrer Evan- gelien-Har-monie geschehen ist; diejenigen Schrift- forscher, welche schon das ,,zo· in Galiläam« in V.43 für gleichzeitig setzen mit dem ericht der 3 Shnoptikert Matth. 4, 125 Mark. 1, 147 Luk. 4, 14, und darum das in Kap. 5, 1 unsers Evangeliums unbenannt ge- lassene Fest der Juden in die galiläische Wirksamkeit Jesu einordnen müssen, kommen nicht nur an diesem Fest zu Falle, indem sie meist an das ganz ungehörige Purimfest denken, sondern stehen auch dem Inhalt der hier vorliegenden drei Verse als einem unlösbaren Räthsel ge enübcr und greifen bald links, bald rechts mit ihren uslassungen fehl. 46. Und Jesus kam [als er in Galiläa an- gelangt war und die Landschaft von ihrem süd- lichen Grenzpunkt aus etwa 6 Meilen weit durch- zogen hatte] gen Kann in Galiläa, da er svor 9——10 Monaten] das Wasser hatte zu Wein ge- macht [Kap. 2, I ff.]. Warum er nicht gleich in Nazareth halten blieb, sondern noch die 3 Stunden Wegs weiter zog bis Kann, erklärt sich aus feiner Absicht, die Jünger auf längere Zeit nun wieder in ihre Heimath zu entlassen; dafür war an sich schon Kana geeigneter als Nazareth, weil aus Kana in Galiläa Nathanael stammte (21,2), er also diesen Jüngey dem er auf besondere Weise sich verpflichtet hatte (1, 50 f.), leicht bis unmittelbar an seinen Heimathsort bringen konnte, außerdem aber konnten auch die übrigen Jünger gerade von hier aus eine lebendig aufgefrischte Erinnerung an jenes erste Wunder, durch das sie im Glauben gewachsen waren und das ihnen ein Sinnbild sein sollte fiir das Ziel des Heilswerkes ihres Meisters, in ihre Heimath am See Genezareth bis auf Weiteres mitnehmen. Durch Gottes Fiigung schickt es sich denn ferner so, daß noch ein zweites Wunder hinzukommt, das gewissermaßen ebenfalls im engeren Familienkreise vor. si geht und die Jünger vollends mit unauflöslicheii « anden an ihren HErrn knüpft, ehe sie auf einige Zeit von ihm scheiden, um dann gleich bei der Hand zu sein, wenn er sie wird wieder rufen (Matth. 4, 18 sf.; Mark. 1, 16 sf.; Luk. 5,-1 sf·). Persönlich stand auch Kana Jesu mindestens ebenso nahe wie Nazareth, seit Simon von Kann, der unter seinen Brüdern zählt, durch seine Verheirathung dorthin übergesiedelt war; in dessen Hause fand er ewiß mit den Sechsen gastliche Auf- nahme, und dag er nun auch Gelegenheit bekommt, in dessen Hause ein zweites Wunderwort zn sprechen (V. 50), war unzweifelhaft für dessen weitere Zukunft ents eidend, als er nun ebenfalls zur Jüngerschaft beru en wurde (Mark. Z, 13 sf.) und da Weib und Haus verlassen mußte (Matth. 19, 27 ff.). Evangelium am A. Sonntage nach Crinitutish Zur Förderung in der wahren Heiligung dient das Gebet, ohne Gebet kann unser Leben nicht ein Leben in Gott sein; von dem Königischen im Evangelio nun lernen wir, wie wir gläubig und anhaltend beten sollen, sein Flehen wird zuletzt erhört und diese Gna- denerfahrung stärkt ihn im Glauben. An Noth und Elend, innerlich und äußerlich, dadurch wir zum Ge- bet getrieben werden, fehlt es denn auch uns nicht. Eines Christen Leben muß vom Gebet getragen und durchdrungen sein; so wächst der Glaube und die wahre Heiligung, die ja ohne des HErrn Gnade und Geist nicht erlangt wird· Betend nur überwinden wir den Teufel und die Welt um uns und in uns. Dieffenbachh Die drei Evangelien vom heutigen onntage an führen uns auf 3 Gebiete, nämlich in den häuslichen, geselligen und bürgerlichen Kreis des Lebens, und zeigen, wie alle diese Verbindungen durch das Christenthum geheiligt uud verklärt werden. Heute lernen wir das chriftliche Haus in seinem Gegensatze gegen das weltliche kennen, und sehen da: I) daß in solchem Hause Krankheiten nicht ausbleiben, aber Geduld und Liebe sie lindert; Z) daß Forderungen gestellt werden, die der Glaube erfüllt, und Z) Festfreuden genossen werden, die den Himmel vorbereiten. (Fr. ? rndt.) Ehe die Reihe der Evan- gelien beginnt, welche die letzten Dinge darstellen, kommen etliche Perikopen, die zur Anschauung bringen wollen die Beschasfenheit derer, welche in jener letzten Zeit bestehen; sachgemäß tritt der Glaube uerstAhew vor, denn des Glaubens Ende ist die Seligkzeit as ehört zum rechten Glauben? 1) ein rechtes eten um des HErrn Hilfe, L) ein rechtes Halten an des HErrn Wort, Z) ein rechtes Forschen nach des HErrn Wunder, 4) ein rechtes Zeugen für des HErrn Der Königische zu Kapernanm bittet den HErrn für seinen todkranken Sohn. 85 Ehre. (Nebe.) Die Schule des Glaubens: 1) die Noth, durch die er geweckt, Z) die Prüfung, durch die er geübt, s) der Sieg, durch den er gekrönt, 4) die Fru t, durch die er wirksam wird. (Gerok.) Die Kra t des wahren Glaubens: er macht I) unser Herz» heilig, 2) unser Haus himmlisch, Z) unser Leben gött1ich. (Schuur.) ..Der Königische von Ka- pernaum, ein lehrreiches und erweckliches Glaubensbildz es stellt sich an ihm dar 1) die Einfalt, L) der Gehorsam, Z) die Festigkeit und 4) die Gemeinfchaft des Glaubens. (Niemann.) 47. Und es war ein Königischer fein im Dienst des Königs Herodes Antipas stehender Beamter], deß Sohn [im Grundtext steht der Artikel dabei, woraus zu schließen, daß es der einzige Sohn des Hauses war] lag krank, [und zwar wohnte der Mann] zu Kapernaum sam See Genezareth Kap. L, 12; Matth. 4, 25 Anm.]. Dieser hörete [von solchen, die von der Sachlage in V. 46 wußten]», daß Jesus kam [g»en»»ccuer: gekommen sei] aus Judaa in Galilaam [also mit etwa 3 Meilen Wegs nach Kana hinüber leicht zu erreichen], und ging [denn, von seiner Noth getrieben, persönlich] hin zu ihm und bat»ihn, daß »er fnach Kapernaum mit ihm] hinab kame und hulfe s einem Sohn; denn er war todtkrank llag schon im Sterben und konnte nur noch durch ein Wunder göttlicher Allmacht gerettet werden] Schon in alter Zeit hat man eglaubt, dieser Kö- nigische sei ein und dieselbe Per on mit dem Haupt- mann von Kapernaum (Matth. 8, 5 sf.); je verkehrter diese Meinung ist, so daß es sich ar nicht erst lohnt, sie ausführlich zu widerle en, desto näher liegt es, nicht sowohl an den mit erodes erzogenen Manahen in Apostg. 13, 1 zu denken, wie Einige wollen, als vielmehr an den in Luk. 8, 3 erwähnten Rentmeister Chusa, den Ehegatten der Johanna; nach den zu Kp. 2, 25 gemachten pshchologischen Bemerkungen in Be- treff des Nicodemus können wir nicht anders Knaben, als daß Johanna in Folge einer besonderen naden- wohlthat des HErrn an ihr und ihrem Hause sich in den Dienst desselben begebeii und ebenso Chusa sich dazu entschlossen hat, ihr diesen Dienst zu gestatten, obwohl sie damit nicht aufhörte, ihre Gatten- und Mutterpflichten fernerhin wahrzunehmen, daher sie auch verhältiiißmäßig am seltensten unter den Nachsolgerin- nen Jesu erscheint und immer noch eine gewisse Ferne, wie sie ihren hiiuslichen Verhältnissen entsprach, gegen ihn beobachtet. Jii Kana muß sich Jesus einige Tage aufgehalten haben, daß die Nachricht von seiner Rück- kehr nach Galiläa bis hinüber zu dem Königischen dringen konnte; und wiederum muß dieser schon früher« durch Erfahrung dessen, was Jesus auf dem Fest zu Jerusalem gethan (V. 45), auf Jefum aufmerksam geworden sein, weil er bei der Nachricht von seiner Rückkehr sogleich auf sden Gedanken kam, feine Hilfe für das todtkranke Kind in Anspruch zu nehmen. — Die Meisten, die den HErrn lieb gewonnen haben mit lauterem Herzen, die bekennen: das Kreuz, die Noth, die Trübsal, ist die Geburtsstätte meines neuen Lebens! Wer Christum nicht finden konnte vor allem Reichthum, dem hat der HErr Flugs diese Scheidewand nieder erissen: er hat ihn ge unden in der Armuth. Wer ign nicht finden konnte, wenn er mit den Seinen efund um den Tifch herum saß, den hat er an’s rankenbett gefetzt oder selbst darauf gelegt: da hat er Eh? gxfåindenztwogxsich dgr Tod aäniteldkth gneldötgsich a eenmi. er in im eriee es ens Rchht fazidd, d? Etat Gottd wohlhhknaäisgdefükrt faiidden ueor er oen,un er aino : der Kirchhof ist für ihn die Geburtsstätter dks uitileiiieln Menschen geworden; Mancher möchte neben den Stein, der dort steht, um den Tod zu bezeugen, noch einen zweiten setzen, der fein hier erwachtes Leben be enge. s» liegt in dem Kreuz ein unaussprechlicher Szegenl Wir sagen: das ,,liebe« Kreuz; so nennen wir’s, weil Christus dasselbe getragen hat, so nennen wir aber auch unser Kreuz, weil es uns der HErr auflegt, um uns zu sich zu ziehen· Der Segen des Kreuzes: 1)» es weckt michauf aus Siindenruh, L) und treibt , en- IF» DIEERZIZFTTBTUZZiikkEZHIfFLT’makes? Xiikskuf höfen besonders häufig bestäti t findet: ,,wie der Hirt, so» die Heer»de«, o wird die er Königische am Hofe seines unglanbigem leichtfertigen und lasterhaften Vier- fursten Herodes bis daher chwerlich viel nach Jesu gefragt, schwerlich viel um» Gott und»»sein Wort sich ZETLTTEVEIEIEETT såkskrkksäek gkåtsssuspkkiixiäk ist-T«- es» nikjhtttso nahesgegzngend elrgäitetgicshkh zu Tesu get, aemi oi em eimu i in as Unvermeidliche gefügt, mit saddueäischem Leichtsinn dem Aeußersten eiitgegengesehen Aber sein Kind krank zu sehen, das schnitt ihm dur ’s lockere Herz; seinen geliebten Sohn verlieren zu sollen, das beugte sein tolzes Haupt, wi»e ja die heiligen Bande der Liebe oft die einzigen sind, an denen Gott auch ein ver- weltlichtes Herz noch fassen kann. Was ihm sonst sehr Peichgiltig gewesen ware», die Nachrichk Jesus, »der rophet aus Nazareth, ist in der Nahe, der Prediger, der so großen Zulauf hat, der Wunderarztz dem»fch»on manche Kur» gelungen, das ist ihm Jetzt eine wichtige Neifigkeihspsige froh; ?otfchaft,»ßeinllite»cdhtes Evczngelium in einer even e ummerni . n wozu er vor- nehme Herr fich sonst schwerlich verstanden hätte, aus Furcht vor dem Spott seiner Hofgesellschaft und vor der Ungnade seines Herrn, dazu drängt ihn jetzt die ABBE»VI?e?JTFTETRTVIFFUVJTLEFYFZZMIå ekkwiäskt fix? , ll Standesansprüche bei Seite, macht sich selbst auf den fünfstündigen Weg von Kapernaum gen Kann» wo Jesus weilt, und bittet um einen Be iich bei seinem Sohn. Die reichen Eltern hatten bis daher alle Aerzte umsonst gebraucht, alle Mittel vergebens ver- sucht, ihr Herzblatt zu retten, statt besser ging es von Tag Zu Tag schlimmerz nun »wollte der Vater noch das» etzte versuchen,»mit zweifelndem Herzen wahr»- scheinlftch Eins» nur nkit halbemd Gßlaubefn hltabertzsokiveit wenig en i er ge ommen, a er ü , je t ann niir nichts mehr helfen auf Erden — nicht mein Geld, nicht meine Stellung, nicht mein König, nicht ir end ein Mensch- -— wenn noch Rettung kommen so , so muß ein Wunder Gkttes geschehen, wenn etwas noch helfen kann, so ists der Gottesmann, der große Propheh der Wunderheld von Nazareth. (Gero .) 48. Und Jesus sohne auf die Bitte selbst einen Vescheid zu geben, sondern zunächst sich da- rauf beschränkend, den noch unzureichenden und halbherzigen Glauben, aus dem sie hervorge- gangen, in seiner Blöße aufzudecken] sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen [2, Z] nnd Wunder laußerordentliche Dinge, die recht zum 86 Evangelium Johannis 4, 49—51. Erstaunen in die Augen fallen Matth. 24, 241 «fehet, so glaubet ihr [du und Deinesgleichen I. Cor. 1, 221 nicht. Man hat diese Entgegnun als eine harte Rede bezeichnet und esagt, -sie werde durch das vertrauende Kommen des annes als eine wenig begründete dar- gestelltz allein man verkennt, daß Jesus in der Regel noch die Gemüther, denen er eine Wunderhilfe er- weisen soll, zubereiten muß für die wahrhaft entspre- chende Aufnahme derselben, und zwar manchmal durch eine Wechselrede, welche sie durch eine beschämende Wendung zur Selbsterkenntniß leitet. Hier aber war es im höchsten Grade nöthig, den ausgeregten könig- lichen Beamten in das richtige Geistesverhältnißzu Jesu zu sehen: hätte der HErr seine Forderung nicht geläutert, sondern wäre sofort mit ihm über die Berge davon geeilt, so hätte er zwar der modernen Kritik vielleicht sich begreiflicher gemacht, er wäre aber als- dann nicht als der in Gott gegründete Menschenfürst, sondern eher als ein unterthäniger Diener des könig- lichen Beamten erschienen. (P. Lange.) Jm Grund- text wird Jesu Rede folgernd eingßefuhrtz ,,Jesus sprach nun, d. i. also oder demgemä , zu ihm«; er erkannte nämlich den Grund, welcher den Königischen herfiihrte, daß es derselbe war, wie der in Kap. 2, 23 u. 4, 45 angegebene. Daher auch der Tadel, den seine Antwort ausspricht; ni t der Werth -und die Bedeutung der Zeichen und under wird damit her- abgesetzt (vgl. wie der HErr sich darüber ausspricht in Kap. 5, as; 10, 37 f.; 14, 10 ff.; 15, 24), aber daß sie die beabsichtigte Wirkung nicht hervorbrachten, den Glauben an die Person des HErrn zu heften, der sie that, sondern daß der.Glaube an den Zeichen und Wundern kleben blieb und immer neue be- gehrte, als sei es an den geschehenen nie genug, das tadelt Jesus, denn die Zeichen werden nicht gethan um ihretwillen, sondern zu dem Zwecke, wenn sie ge- than sind, sich selbst überflüssig zu machen und als Frucht ein freies, fröhliches Vertrauenzu dem HErrn, der sich durch sie beglaubigt hat, zu hinterlassen Jn der Mehrzahl: »wenn ihr nicht sehet 2c.« spricht der HErr seinen Tadel aus; denn er gilt nicht dem Kö- nigischen allein, sondern allen, die mit ihm auf der Zzleichen Stufe standen, wie z. B. auch die Galiläer in . 45. (v. Bürger) Der Glaube der Galiläer, und so auch dieses Kapernaitem war unächst nur ein jenem Wunderglauben der Juden in ap- 2, 23 ähnlicher; denn um der Zeichen willen, die sie gesehen hatten, nahmen die Galiläer Jesum auf. Da richtet nun der HErr seine wunderbare Hilfe so ein, daß er den Glau- ben von der Wunderhaftigkeit loslöst und allein auf fein Wort stellt; wie es von den Samaritanern in V. 41 hieß: »sie glaubten um seines Wortes willen«, so soll es hernach auch von dem Königischen heißen (P. 50): »der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte«, denn (20, W) ,,selig sind, die da nichts ehen, und doch glauben«. (Luthardt.) Der Wunder- glaube glaubt nicht, weil er Jesum sieht und sein Wort hört, sondern er glaubt, weil er von Jesu Wunderdinge sieht und hört: ist das rechter Glaube, wenn man glaubt, weil man sieht? und ist der Glaube zu loben, welcher blind ist für die göttliche Herrlichkeit Jesu, die sich in seiner Person und seinem Worte offenbart? Sagt mir nichts von den Wundern! Sie sind einzelne Blättlein am Baume des Lebens, aber der Baum des Lebens ist niehr als sie: des Menschen Sohn ist der Wunder größtes; wer Augen hat, ihn zu sehen, der glaubt um seinetwillen, um seines Wortes willen. Es ist eine Kinderkrank- eit des Glaubens, daß er immer na Wunderdingen chmachtet: welche Geschichten hört ir am liebsten, die, wo der heilige Wandel eines Kindes Gottes und sein gottseliggezs Leben beschrieben wird, oder die, wo man euch undergeschichten, wunderbare Gebetser- hörungen, außerordentliche Bewahrungen und Erret- tungen erzählt? Die Ohren werden träge, wenn sie in den Reichthum des Wortes Christi eingeführt wer- den und das Wunder seiner Liebe am Kreuze verneh- men sollen; aber kaum fängt man an, seltsame, nie gehörte Dinge zu erzählen, wie lauscht alles, um ja kein Wort zu verlieren! Und au für sich selbst wollen die Leute Wunderdinge ha en: erleben sie nichts Merkwürdiges, wissen sie von keinen außeror- dentlichen Gebetserhörun en und Erfahrungen zu sagen, so dünkt ihnen, da es ni t recht mit ihnen steht, und zuletzt schaffen sie sich elber Wunder; sie können krankhafte Bilder gesehen haben, so sind es Engel gewesen, ihr Fleisch kann ihnen allerlei merk- würdige Töne vorgaukeln, so haben sie Gott sprechen gehört. Daraus kommen denn so viele Geschichten, die mehr zur Verkleinerung als zur Bestätigung des christlichen Glaubens dienen. Es ist diese Wundersucht keineswegs eine so unschuldige Sache, wie man ge- meiniglich annimmt: kommt der Glaube nicht aus dieser Krankheit heraus, so kann er daran sterben. Die Wunder können zu Handleitern dienen, die Seele zu Christo zu führen, und insofern sind fie gut; sie können aber auch die Seele verführen, daß sie Gott versucht. Wie Mancher hat Gott schon Wunder vor- geschrieben, die er hier oder da an ihm thun sollte: wird nichts daraus, so schleicht der Zweifel hinterher, wie es mit den Wundernüberhaupt und mit Gottes Wort stehen möge, und der Schiffbruch am Glauben ist nahe; wird aber etwas daraus, so verläßt sich der Mensch darauf, als wenn er um deswillen nicht— nur ein guter Christ, sondern auch ein sonderlicher vor Andern wäre, und kommt durch geistlichen Hochmuth zu Falle. Der« HErr Jesus findet sich alfo bewogen, den Köni- ischen ernst und streng anzulassen und ihm die zchwäche und Krankheit seines Glaubens vorzuhalten. (Münkel.) Unsre Geschichte gehört zu denjenigen, wo- rin sich die unter der Menge aussondernde, auf das Jnnere der Gemüther gerichtete, begründende messia- nische Thätigkeit Jesu schon jetzt u offenbaren an- fängt; nach em er durch den äu eren Reiz seiner Wunder die Aufmerksamkeit, die äußere Geneigtheit als die ersten Bedingungen für seine Wirksamkeit er- regt hatte, will er je länger, je mehr das sinnliche, blos äußerliche Element ans dem Glauben seiner Zeit- genossen entfernen. Und wie ihm der Vater des ster- benden Kindes als einer von denen erscheint, in denen der Glaube nur ein ,,vom Fleisch geboreiier« (3, 6) war, so versäumte er die Gele enheit nicht, ihm zu sa en, daß er mit dieser herrs enden Stimmung nicht zufrieden sei und einen eistigeren, höheren Glauben verlange, wie schon ein olcher in den Samaritern auf- keimte. (Lücke.) Darum war es dem HErrn Jesu vornehmlich nicht zu thun, daß er diesem und andern Kranken ani Leibe hül e; sein vornehmstes Amt war, die Leute auf das Wort weisen und dasselbe in ihr Herz bilden, daß sie dadurch sollten selig werden. (Luther·) Wenn der HErr nun dieses dem Königischen aufrückt, so liegt in dem Verweis en doch zugleich ein Verheißen; erkennt er nämlich, daß es bei der Eigeii- thümlichkeit dieses Geschlechts nicht anders geht, als daß er an Wundern den schwachen Glauben stärken muß, so wird er ja als Der, der gekommen ist, um das Schwache zu stärken und, was todt ist, lebendig zu machen, auch ein Uebriges thun und der Der HErr erhört die Bitte und verkiindigt dem Königischen, daß sein Sohn genesen sei. 87 Schwachheit tragen. (Neb 49. Der Königifche [der bei diesem Vor- wurf Jesu ebensowenig Unmuths ward, wie Maria bei der Zurechtweisung in Kap. 2, 4 und das kananäische Weib bei der Abweisung in Matth. 15, 261 sprach zu ihm: Herr [V. 11 u. 15], komm hinab [und erfülle mir eilends die vor- hin an dich gerichtete Bitte V· 47], ehe denn mein Kind [genauer: Kindlein] stirbt flaß, was du mit Recht wider mich hast, nicht meinem Sohn entgelten, daß er über deinem Schelten in- zwischen müßte dem Tode erliegen]. 50. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin [ich will dich nicht weiter mit Schelten aufhalten; aber« es bedarf’s nicht, daß ich selbst mit hinab- gehe], dein Sohn lebet lsei mit diesem meinem, auch in die Ferne wirkenden Wort Matth. 8, 8 f. von seiner Todeskrankheik befreit und dem Leben zurückgegebens Der Nienfch [3 , l] glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte [,,dein Sohn lebet«], und ging hin [sich aus den Heim- dss Königischen barmherzig Rechnung e. weg begebend]. Der arme betrübte Vater hatte einen Empfang, wie er in V. 48 ihn fand, wohl nicht bei Jesu er- wartet; aber daßser ihn verdient habe, sagte ihm sein, durch des HErrn strafendes Wort verwundetes Herz, worin doch nicht der leiseste Ton von Unmuth laut wurde. Er schwankt wohl einen Augenblick, ob er gehen, ob er bleiben solle; er möchte gern etwas An- deres als die Bitte um das ersehnte Wunder vor- bringen, aber aus seinem gepreßten Gemüthe ringt nur der EineSeufzer sich los: ,,HErr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt!« Und der HErr hört in diesem Nothgebetsseufzer mehr, als der Betende in vielen Worten ihm hätte sagen mögen; er schaut hin- ein in ein ganz einsältiges, wahrhaftiges, demüthiges Herz, in ein Herz, welchem er zumuthen durfte, sein Wort: ,,gehe hin, dein Sohn lebet« als gnädige Er- füllung der Bitte: ,,komm hinab« dahin zu nehmen. (Besser.) Der Tadel des HErrn war allerdings ge- recht; aber, wir können es nicht leugnen, gerade jetzt ausgesprochem eine schwere Versuchung für den Vater; wie leicht hätte er dadurch an Jesu irre werden und denken können: »du willst ihn nicht weiter bitten, es hilft ja doch nichts; er ist ein harter Mann, der kein Mitleid hat mit deinem Kinde und die Gefühle eines zärtlichen Vater- und Mutterherzens nicht kennt; ein arter Mann, der aus bescheidene, höfliche Bitten mit orwürfen antworten« Solche Proben und Störun- gen, die uns wiemit Einem Schlage aus dem Him- mel aller unsrer Hoffnungen niederreißen und in die kahle Wirklichkeit zurückversetzew bleiben in keinem Hause aus; sie gehen bald vom HErrn, bald von Menschen aus. Sie enthalten tiefe Demiithigungew scheinbare Abweisungen, Stockungen in den Zuflüssen der göttlichen Gnade, Verdrießlichkeiten und Mißtöne, geheimen Kummer und schwere Sor en, Beschämungen und Verletzungen des innersten Gefühls; und der na- türliche Mensch spricht dann wohl zu sich: ,,ich dachte es mir leich, daß es so kommen würde; wie konnte ich nur Efo schwach und thöricht sein, mich an den HErrn zu wenden und von ihm im Gebet Hilfe zu erwarten? Er bekümmert sich ja doch nicht um die einzelne Noth seiner Menschenkinder, jeder Glaube an die Erhörung unsrer Gebete ist ein trostloser Wahn, Wunder thut Gott heutzutage nicht mehr; wer ’ch selbst nicht hilft, dem wird nicht eholfen.« Der ö- iiigische läßt sich aber durch die er te bittere Erfahrung nicht gleich abschrecken; er klagt nicht den HErrn, son- dern sich selbst an und denkt, du hast ihn gewiß noch nicht eindringlich und demüthig genug gebeten, willst es noch einmal wagen, willft· es noch brünstiger thun. ,,HErr«, spricht er, und damit demüthigt er ich ganz vor Jesu und setzt sein volles Vertrauen auf seine Gnade — «HErr, komm hinab, ehe mein Kind stirbt, das Leben steht ja auf dem Spiel und ich sehe nir- gends mehr Hilfe als bei dir alleine; komm denn, ich lasse dich nicht, du segnest mi denn!« Jn der Ant- wort, die er darauf von Jeu empfängt, liegt ein Doppeltes, ein Befehl: ,,gehe hinab«, und eine Ver- heißung: ,,dein Sohn lebet«; der Befehl ist an seinen Gehorsam, die Berheißung an seinen Glauben ge- richtet. Und der Königische erfüllt beide Forderungen des HErrnx er glaubt seiner Verheißung, obgleich Jesus nicht mit ihm« hiiiabgeht, sondern ihm zumuthet überzeugt zu sein, daß auch auf so weite Entfernung gin sein bloßes Wort kräftig genug sei, den todtkranken naben zu heilen; und er ehorcht und geht hin. (Fr. Arndt.) So mächtig wirt auf ihn der Eindruck der göttlichen Person Jesu, so königlich und gewaltig klingt sein Befehl, so tröstlich und beruhigend tönt seine Verheißun , daß er ohne Widerrede folgt, ohne Einwendung aufs Wort glaubt und sich voll freudiger Zuversicht auf den Heimweg macht. (Gerok.) Er ging hin so voll ruhiger Zuversicht, so unbekümmert um das Wie der Heilung seines Sohnes, so besgäftigt im Gemüthe mit Jesu, daß er den Weg von ana nach Kapernaum erst am andern Tag (V. 52) zurücklegte: feines lebenden Kindes war er ar gewiß, wäre er nur erst ebenso gewiß seines für ihn lebenden Hei- landes! (Besser.) Das Wort Christi, ein heilsam Kraut, wirket zwei Heilungen auf einmal: der am Fieber kranke Sohn empfängt daraus Gesundheit, und der an Glaubensschwachheit kranke Vater Glaubens- ftärke. (Brenz.) Jhm ist Jesu Wort hier in Kana jetzt ebenso viel werth, als wäre es zu Kapernaum am Bett seines Sohnes gesprochenx er nimmt es hin, wie es lautet, ohne zu sehen, was in Kraft desselben mit dem todtkranken Kinde vorgeht. Das ist Wort- glaube, der von Gott hoch angesehen wird; denn er giebt Gott die Ehre, daß sein Wort wahrhaftig ist, und was er zusagt, das hält er gewiß. (Münkel.) Was ist Seligeres und Fröhlicheres, denn seinen Worten glauben und sich durch keine Anfe tung da- von lassen dringen, sondern wider aller nfechtung des Teufels allein die Augen zuthun, Sinn und Witz, Vernunft und alle Klugheit weglegen und stets im Herzen spre en: »Gott hat·geredet, er kann nicht lügen!« Ni ts Fröhlicheres ist, sage ich, denn ein solcher Glaube. (Luther.) 51. Und indem er hinabging sschon auf der Rückreise begriffen und bereits nahe bei Ka- pernaum angelangt war], begegnetens ihm seine Knechte fdie von« der Frau um diese Zeit, wo es nun bestimmt sich entschieden hatte, daß die Krankheit des Knaben sich nicht blos zum Besse- ren gewendet, sondern auch mit völliger Gene- sung geendet habe, ihm· entgegengeschickt worden waren, den Meister nicht »weiter zu bemuhen Luk. 8, 49], verkiindigten ihm und sprachen: 88 Evangelium Johannis 4, 52——54. Dein Kind [ist nicht gestorben, obwohl bei dei- nem Weggang von Hause es fchon in den letzten Zügen lag V. 47, sondern das gerade Gegen- theil solchen Ausgangs der Krankheit ist einge- treten, es] lebet. 52. Da [nun, mächtiger noch, als von der Freude über diese Botschaft, von Verwunderung über die Herrlichkeit dessen ergriffen, von dem er herkam] forschete er von ihnen sden Knechtenj die Stunde, in welcher es besser mit ihm [dem Kinde] worden war sindem er sie frag, ob nicht im Verlauf der Krankheit die Wendung zum Guten zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem einzigen nachweisbaren Moment einge- treten sei]. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde [Nachmit- tags 1 Uhr, vgl. Kap. l, 39; 4, 6] verließ ihn sauf einmal] das Fieber. 53. Da merkte der Vater, daß es swas ihm hier seine Knechte von dem entscheidenden Augenblick der Wendung zum Guten berichteten] um die Stunde wäre, in welcher Jesus sdort in Kana V. 50] u ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. nd er lzu den Seinen zuriickkehrend und ihnen alsbald die Herrlichkeit Jesu Christi verkündigend] glaubte mit seinem ganzen Haufe san diesen Jesus als den wahr- haftigen Christuss » Von Kana geht der Weg nach Kapernaum nicht abwärts, sondern zuerst aufwärts; erst ganz in der Nähe Kapernaums geht er hinab, denn der See Ge- nezareth liegt da umgeben von hohen Bergeszü en. Als der Königische also die Stadt vor sich liegen fah, begegneten ihm seine Knechte, die sich aufgemacht hatten, um i m Nachricht zu bringen. Wie freundlich ist doch der Err, unser Gott: in dem Augenblick, wo dem Königischen das Herz bange klopfte, ob er es auch daheim so finden würde, wie er aus Jesu Wort hin geglaubt hatte, wo sein Glaube auf’s Neue ange- fochten werden mußte, da kommen ihm diese Knechte als stärkende Engel entgegen, sie nehmen alle Ban- i keit ihm aus dem Herzen und begießen die zarte Zsfglanze des Glaubens, welche der HErr mit seinem Verheißungswort in seine Seele eingedrückt hatte, mit derselbigen Botschafr in welche dies Wort gefaßt worden war! Das Wort des HErrn ist also m die - buchstäblichste Erfüllung gegangen. (Nebe.) Unterwegs werden sich bei dem Königischen Gedanken gemeldet haben, welche ihm die Frage vorlegten, ob es nicht thöricht sei, auf das bloße Wort der Zusage zu glau- ben; er hat zwar die Gedanken abgefertigt und. ihnen keinen Einlaß gewährt, indessen, wer je mit solchen Gedanken zu thun gehabt hat, wird wissen, wie zu- dringlich sie sind, daß sie wie das herumstreichende Pöbelvolk vor der Thür des Herzens rumoren und viel Unruhe machen. Nachdem er dann seinen Wort- glauben bewahrt und bewährt hat, ist das erste Wort, welches er aus dem Munde feiner Knechte hört, das- selbe wie das letzte, welches er von Jesu gehört at; aus Jesu Munde hörte er’s als ein Wort der er- heißung, seine Knechte aber rufen es ihm entgegen als ein Wort der Erfüllung. Wenn wir Gott gehor- sam sind und seinem Worte auch da trauert, wo es wider Vernunft und Erfahrung geht, so gefällt es ihm oft, die Umstände so zu siigen, daß wir deutlich abnehmen können, wie Gott im Regimente sitzt und unsre Sache wunderbar und wider Erwarten zu Ende bringt; hier geziemt es sich, daß wir auf Gottes Finger merken und den einzelnen Fügungen Gottes nachgehen und nachdenken, damit wir »auf Erden er- kennen seinen Weg« (Ps. 67, 3). So thut der Köni- gsche indem er von seinen Knechten forschete die tunde, in welcher es besser mit dem Kinde worden war; denn mitunter, wenn das Fieber aus seine Höhe gekommen ist und die Kranken vor die Pforten des odes gestellt hat, bricht es sich und weicht auf ganz natürlichem Wege von dem Kranken. So werden es wohl die Knechte angesehen haben und deshalb i rem Herrn entge en gegan en sein, um ihm verge liche Mühe zu er paren. O tmals hilft uns Gott, wenn wir gläubig zu ihm beten: für gewöhnliche Augen, welche die Macht des Gebets nicht kennen, hat es das Ansehen, als wenn die Hilfe aus natürlichem Wege kommen wäre, ohne besonderes Zuthun des HErrn; dem gläubigen Beter zeigt aber der HErr die Hilfe in einem andern Lichte und läßt ihm seine Hand und seine Fußstapsen sehen. (Münkel.) O wie nöthig ist es, daß wir sein nach Gottes Wegen und Werken fragen und forschen, daß wir sonderlich in der Schrift stets forschen, aber auch hernach unsre Kreuz- und unsre Hilfe-Stunden mit einander vergleicgen und aus alle Wege und Fiihrungen Gottes Acht aben, was er zu dieser oder jener Zeit und Stunde mit uns und Andern ethan hat; da würden wir auch den HErrn besser erkennen lernen und uns im Glauben stärken. Ja, wenn wir nur nicht so unachtsam wären, sondern fein genau auf alles merkten, so würden wir wohl täglich und stündlich die Vorsorge, Treue und Regie- run Gottes spüren; denn es geht auch keine Stunde vor ei, da der HErr uns nicht eine Wohlthat erzeiget und nach Leib und Seele für uns for et. (v.Bogatzkh.) Glaube findet auf dem Wege des Ge orsams Erfah- rung, daß Glauben nicht umsonst ist. Wer u-erst, ehe er glaubt, gewiß werden will, wird keine ewi»ß- heit erlangen, denn Glaubenssätze werden nimmermehr erkannt und wahr gefunden, man glaube sie denn erst dem Allerheiligsten auf sein Wort; hat man aber, was Gott spricht, im Glauben angenommen, so lasse man getrost die Zweifel kommen, woher sie wollen, man lasse sie in voller Rüstung sich stellen, sie werden dennoch dahin sinken in ein eitles Nichts Die gläu- bige Vernunft, das gläubige Verständniß braucht nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt zu gehen; sie thue mit bescheidener, männlicher Ruhe das Auge auf, verhöre die Knechte, die Gottes Botschaft bringen, prüfe alles genau und scharf wie immer mö lich — es wird sich am Ende selbst aus der Zeugs aft der Welt und ihrer Kinder ergeben und erweisen, daß der Glaube kein Wahn ist, daß Gott handelt, wie er ver- heißt und spricht Je länger, je leichter wird dem prüfenden Geiste der Weg des Glaubens; er wird durch Erfahrung aus Glau en in Glauben gehen, und jede Glaubensersahrung wird den Glauben stärken. (Löhe.) Der Köni ische wollte nicht blos die Freude genießen, daß fein ind ihm für’s Leben zurückgegeben war, er wollte auch die freudige Zuversicht davon bringen, daß er alles Jesu zu danken habe; daher er- fragte er von den Knechten die Stunde, wann es besser mit dem Sohne geworden sei. Die Thatsache allein genügte ihm 11icht, er wollte sie auch auf ihre Ursache zurückgesüzgrt wissen; und nun ergab sich aus der Antwort der nechte, I) daß der Sohn plötzlich gesund geworden, S) daß er gesund geworden um die Der« Königische glaubt mit den Seinen an Jesum, als den wahrhaftigen Christum. 89 Stunde, da Jesus das Wort gesprochen: ,,dein Sohn lebet.« (P.Lange.) Daß die Knechte sagen: «gestern, in oder während der siebenten Stunde, verließ ihn das Fieber,« giebt zu erkennen, daß der Tag mittler- weile abgelaufen war und mit Sonnenuntergang s(Abends 7 Uhr) ein neuer Tag begonnen hatte. (v. Burger.) Schon einige Stunden nach Sonnen- Untergang konnten die Knechte sagen: ,,gestern«. (Godet·) Wie die Stunde Eins war, da der HErr das Gnadenwort gesprochen und da das Kind gesund geworden, so war nun auch das Her des Königischen mit dem eines Heilandes Eins; auf« seinen Glauben war das iegel gedrückt, er rühmete: »du hast es ge- than, und kein Anderer nicht, dein bin ich und «bleib ich und trenne mich nicht; dein bin ich mit allen, die meine sind, mit Knecht und Magd und Weib und Kind. (Ahlfeld.) Sein früherer Glaube hatte sich nur auf einen einzelnen Punkt bezogen, die Heilung seines Sohnes; jetzt gelangte er zur Theilnahme an dem allgemeinen, seligmachenden Christenglauben. (Hengstenberg.) Als der Königische nach Hause kam, da war sein erster Gang natürlich, seinen Sohn zu sehen, der ihm gesund und fröhlich entgegensprang und den er nun nicht blos als seinen Sohn, sondern als eine werthe Gottesgabe küßte und an sein Herz drückte: was für eine Freude war das in dem ganzen Hause! Und dann erzählte der Köni ische alles der Reihe nach, wie er hingegangen, wie esus ihn hart angelassen, darnach aber freundlich getröstet habe; alsdann die Rückkehr, die Botschaft der Knechte, und wie alles zusammenstimmte Der Königische ist ohne sein Wissen zu einem guten Evangelisten geworden und auf seinem Evangelio ruht der sichtbare Segen des HErrn, weil alle seine Worte mit der Macht des Glaubens erfüllt sind; was aus Glauben kommt, das wirket Glauben. «Mit ihm glaubt sein ganzes Haus: ja, es liegt viel am Glauben; sollen unsre Häuser Wohnungen Gottes, Werkstätten seines Segens wer- den, so muß unser Glaube am Worte Gottes lauter hangen und in man erlei Anfechtungen geübt und bewährt werden. Es ehlt dazu nicht an Gelegenheit, weil es nicht am Hauskreuze fehlt; laßt uns nur die Gelegenheit treu benutzen, so wird der HErr mit uns sein! (Münkel.) Dieser Mann ist der erste neutesta- mentliche Laienpredigeh wenn ich so sagen darf— ein großer Segen folgt seiner Arbeit im Glauben und in der Liebe» nach; er zieht sein ganzes Haus in die Bahnen, in welche der HErr ihn gebracht hat. Jesus at durch sein Wort in die Ferne gewirkt und seinen ohn vom Tode errettet; er wirkt nun mit seinem- Wort für den abwesenden HErrn und hilft ihm seine Hausgenossen vom Tode erretten. Dieser Königische ist der erste neutestamentliche Hausvaiey der Propbet, Priester und König zugleich ist. (Nebe.) Der Haus- vater hat drei Aemterx das des Propheten, zu lehren; das des Priesters, für und mit seinem Hause zu beten; und das des Königs, zu regieren, zu leiten und zu sorgen für sie. Das letztere wahrzunehmen, vergessen sie nicht so leicht, 1a über dieses halten sie gewöhnig- lich sehr eisersüchtig; aber für die Zwei ersten Aemter haben sie wenig Sorge. (Whitefiel .) 54. Das ist nun snächst demjenigen. von welchem in Kap. 2, 1 ff. berichtet wurde] das andere Zeichen, das Jesus [unter denen, die er überhaupt in Galiläa verrichtet hat] that [und zwar wiederum, wie damals, that], da er aus Judäa in Galiliiam kam [so daß ein zweites Wunder ebenso seine zweite Rückkehr auszeichnete, wie ein erstes Wunder die erste Rückkehr ausgezeichnet hatte, womit gleich von vornherein für die Zeit seiner öffentlichen Wirk- samkeit ein Verlassen Judäa’s und ein Thätigsein hauptsächlich auf galiläifchem Schauplatz, wie es in den drei ersten Evangelien hervortritt, ange- zeigt war]. Aus der Menge der später in Galiläa erfolgten Zeichen hebt Johannes nur noch eins hervor, die Speisung der Fünftausend (Kap. 6); aber auch von den in Judäa geschehenen (Kap. 2, l; s, Z; 4, 45) werden nur drei berichtet: die Heilung des Kranken am Teiche Bethesda (Kap. 5), die Heilung des Blind- gebornen (Kap. 9) und die Auferweckung des Lazarus (Kap. 1l). Man erkennt, daß Johannes eine Aus- wahl trifft, wie sie dem Zwecke, den er sich vorgesetzt hat, gemäß ist, keineswegs aber den geschichtlichen Sto irgend erichöpfend wiederzugeben beabsichtigt. (v. ur er.) Ebenso wird über drei Erscheinungen des Auslerstandeiien berichtet mit ausdrücklicher Be- zeichnung der letzten als der dritten (Kap. 21, 14); da nun Johannes erweislich auch sonst den Zahlen Bedeutung beilegt, so werden wir in dieser Zahlung, zu der wir angeleitet werden, nichts Zweckloses er- blicken dürfen. (Hengstenberg.) Wie jener Vorgang in Samaria (V. 5—42) nicht blos als einzelner für die Gegend Bedeutung hatte, sondern weissagend war für die Zukunft, ähnlich ist es auch hier. Jesus eröffnet noch nicht seine galiläische Wirksamkeit; was er hier thut ist nur eine Ausnahme (das erste Zeichen auf der Hochzeit und dieses weite wieder in Kana sind beide gleichsam privaten Eharaktersx aber es ist ein Vorspiel der Zukunft. Jener Kapernait, der Kö- nigische, repräsentirt Galiläa überhaupt; denn im Plural redet Jesus zu ihm (V. 48), und was ihm gilt, gilt allen. Auch in Galiläa ist es, wie in Judäa, daß Jesus nur durch sinnenfällige Wunderzeichen hoffen kann, Glauben zu erwecken; so wird er« denn mit Zeichen und Wundern austreten müssen, wenn er seiner Zeit die Wirksamkeit als Prophet Galiläcks be- ginnen wird, aber der Erfolg wird ein anderer sein als dort. Es wird ihm hier gelingen, einen größeren Kreis von Jüngern zu finden, welche der sinnenfälli- gen Wunder für ihren Glauben nicht mehr bedürfen, sondern lediglich an sein Wort sich halten. (Luthardt.) Das 5. Kapitel. Christi sahutzrede iitier sein Mundermerk an dem acht und dreißig Jahre lang Kranken. D« Vie hier beginuende nnd big zum Schlnß des 6. Rad. reikhcnde dritte Gruppe umfaßt die Zeit von einer zweiteuieslreise Jesu nach Jerusalem bis zur dritten, nämlich der auf das Eanbhiittenfectz aber Johannen cr- ziihlt ans dieser mehr als 16 Monate langen Zeit nur zwei Hauptbegebenheitekk iu denen es sich um Iudiia eilierseits und Galiläa andrerseitg handelt. Ja Beziehung auf erslerea muß er die drei ersten Evangelium, die ja Judäa fsir die Zeit der eigentlichen prophetenthcd tiglieit Sesn außer Betracht gelassen haben, mit einer Nath- tragsgrschikhte (Kap. Z) ergänzen; in Beziehung auf letz- teres liann er in den Bericht derselben eingreifem obgleich auch da eine Erweiterung zu niachen ist (Kap. ti). War 90 Evangelium Johannis 5, 1—7. nun die innere Jusaminengehöriglieit der beiden, sowohl drtlith als zeitlich zirmlieh weit von einander abliegenden Begebenheiten betrifft, so zeigen sie nus den thGrrm der in Zeichen nnd Wundern seinem Eigenthuinøvollie ßeh als dessen Jlrzt nnd Heiland nnd als das wahrhaftige Lebens— brod bezeugt, dem immer entsrhiedener sich ansbildenden Unglauben der Obersten nnd Vollkgleiter nnd der großen Masse gegenüber, nnd zwar dem Unglauben der Obersten nnd volbgleiter in Judiia nnd dem der großen iUasse in Galiläa gegenüber. In Ko. 5 brikht in Folge der Hei— lang des Kranken am Teiihe Betheodii der srhon in Kuh. L, 18 ff. n. it, lfs. sich äaßerade Widerstand der Juden offen hervor; nin die drohende Katasirophe zu vermeiden, zieht sieh Jesus vorsichtig nach Galiläa znriiai nnd giebt den Juden Zeit, daß ihr Widerspruch sich lege. Jlber auih in Galiläa begegnet er in nun. 6 dein tlnglaubeii bei der großen Menge, nur in einer andern Form: in Sndäa er- zeugt in den Obersten die Eifersucht einen Haß, der zuletzt daraus ausgeht ihn zu tödten; in Galiläa dagegen bringt der sleischliaie Sinn, der bei ihm nicht findet, war er be- gehrt, ro dahin, daß man ihn verläßt. I. n. 1—47 (§. 27): Jesus» auf« dem Zsest zu Jerusalem und der Widerstand der Obersten gegen ihn. a. n. 1—13: Die That Jesu, welche den Jlnlaß zum Widerspruch gegen ihn giebt, oder die Heilung des tliranlirn am Teiche Betheedm 1. Darnach [nach einer längeren Zwifchene zeit seit der in Kap. 4, 46 ff. erzählten Bege- benheit, während welcher der HErr wieder im Privatstande gelebt und für welche er feine Jün- ger wieder aus der unmittelbaren Verbindung mit ihm entlassen hatte] war sam 1FJ. Mai des·»J. 28] ein Fest« der Juden snämlich das Pfingftsest s. Mos. 23, 22 u. Matth. 4, 17 Anm.], und Jesus szunächst als bloßer Privatmann auftretend nnd also auchvon seinen früheren fechs Jüngern noch nicht wieder umgeben] zog hinauf gen Jerusalem. Nicht zunächst um seine frühere Wirksamkeit in Je- rusalem zu erneuern, sondern um des Festes willen ge t Jesus dorthin; jenes ist aus dem Umstande ge- ivi , daß wir ihn nachher (Kap.6) in Galiläa wirksam sehen, aus diesem ersten aber folgt das zweite, und aus diesem, daß das Fest nicht das Purimfeft ewesen, an welches man vielfach gedacht hat, denn da Jesus dieses Festes wegen nach Jerusalem gegangen sei, ist schon um des weltlichen Charakters desselben willen und weil seine Feier gar nicht an den Tempel ebu,n- den war, ganz univahrfcheinlich (Luthardt.) ie in Beziehung auf s. Mos. 23, 2 stehende Beifügung: »der Juden« wird von Johannes nie von einem an- - dern Feste gebraucht, als von den drei großen im Gefetz verordneten Festen, vgl. Kap- 2, 13; 6,4; 7,2. (Hengstenberg.) An einem israelitifchen Fest geht Jesus hinauf nach Jerusalem, und allem Anfchein nach ohne feine Jünger; auch ist dies Mal fein Auf- treten ganz anders, wie das erste Mal, es hat näm- lich durchaus keinen ösfentlichen und amtlichen Cha- rakter — daß er hernach in eine offene Verhandlung mit den Juden hineingezogen wird, erfolgt durchaus ohne sein Zuthun Seine Feftreife nach Jerusalem geschieht also in der Stille und kann nicht wohl einen andern Sinn haben, als daß Jesus während der Fest- zeit den gegenwärtigen Geiftesstand seines Volkes in dem religiösen Mittelpunkt beobachten will; sein Ver- hältniß zu Jsrael ist aber so eentral, daß auch seine Verborgenheit in Jerusalem den israelitifchen Volks- geist in Spannung und Bewegung bringt und selbst seine abfichtliche Zurückhaltung ihn nicht schützt vor dem Emporlodern offener Feindfeligkeit. Der mehr zurückgezogene Charakter der diesmaligen Anwesenheit Jesn in Jerusalem läßt den Grad des verborgenen Gegensatzes, der in den Juden schlummert, nur noch deutlicher erkennen. (Baumgarten.) Schon einmal hatte sich Jesus an einem Fest feinem Volke als den verhei enen Bringer des Heils und der neuen Zeit der Gnaden dar eboten (Kap. 2, 13 ff.); aber ohne den Glauben zu ·nden, den er fordern mußte, war er erst aus Jerusalem (3, 22), dann aus dein jüdischen Lande gewichen (4, 3). Jetzt kehrt er dahin zurück mit neuer Heilserbietung aber auch mit derselben Forderung wie das erste Mal; ja, die Forderung wird noch schärfer und schneidender gestellt durch die Art, wie dies Mal die Heilserbietnng erfolgt, denn die Ungeneigtheit zum Glauben kann nichts ändern an der Nothwendigkeit und dem Rechte feiner Forderung, sondern führt nur dazu, das; die Ausgabe immer schwerer, ihr Widerspruch gegen die Neigung immer schrosfer wird, die Gefahr der Verstockung näher rückt. Dieser Verlauf der Sache Agzehört u dem Gerichh zu welchem der HErr in die elr ge ommen ist (9, 39); ihn nach den entscheidenden Momenten seines Fort- schritts bis zur vollen Reife feindseliger Abkehr von Jesu und dessen ossener Verwerfung darzulegen, ist eine wesentliche Seite des Planes, welchen der Evan- gelist Johannes verfolgt. Der in Kap. 2, 18 nur erst von ferne angedeutete Conflikt bricht in unserm Kuh. aus und steigert sich S ritt fiir Schritt bis zu dem Worte des Kaiphas in ap. 11, 49 f. (v. Burgen) 2. Es ist aber sum dies zum Verftändniß der folgenden Gefchichte vorweg zu bemerken] zu Jerusalem bei dem Schafhause snach besserer Er- gänzung zu dem im Grundtext allein stehenden Wort: ,,Schaf-« — ,,bei dem Schaf-Thor« Reh. 3, I. 32; l2, 39., entsprechend dem jetzi- gen Stephans-Thor Matth. 21, 11 Anm., nord- öftlich von dem Tempelberge, s. Karte VIlJ cin Teich, der heißt [mit seinem Beinamen] ans Ebraisch Bethesda [d. Haus der Gnade oder Huldhausen], und hat fuuf sum denselben herum gebaute] Hallen, 3.» Jn welchen [Hallen]»lagen viel Kranke, [nämlich] Blinde, Lahme, Durre [Leute mit ge- fchwundenen oder durch Gicht gelähmten Gliedern Matth. 12, 10; 1. Kön. is, 4]; die warteten sdafelbst auf den Augenblick] wenn sich das Wasser sim TeIchJ bewegte [aufbrauste oder emporspra- delte, weil es da seine Heilkraft bewies]. »4. Denn ein Engel fuhr· herab zu seiner Zeit speriodisch oder von Zeit zu Zeit] in den Teich und bewegte das Wasser Welcher [von den Kranken] nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hiueinstieg ssich darin zu baden], der ward gesund, [gle1chv1el] mit welcherlei Seuche [sich lange hinziehender Krankheit Matth. 4, 24] er» behaftet war sdiefer Vers als unächt dürfte beim Lesen wegzulafsen fein]. Der Zsjährige Kranke am Teiche Bethesda 91 Jn Band V. ist auf S. 307 eine Ansicht von dem jetzigen Birket Israil (Teich Jsraels), den die Tra- dition als den Teich Bethesda bezeichnet, mitge- theilt; die Lage entspricht gan den Verhältnissen, denn durch das Schafthor kam Jesus vom Oelberg herüber in die Stadt und fand bald beim Eintritt in dieselbe die Kranken dort liegen. Jst nun gleich die jetzige Beschasfenheit des Teiches keine solche, wie die Beschreibung an unsrer Stelle sie erwarten läßt, so ist ja eben das jetzige Jerusalem nicht mehr einerlei mit dem zur Zeit des HErrn und seiner Apostel; mit den Worten: ,,es ist aber zu Jerusalem«, die es sehr wahrfcheinlich machen, daß unser Evangelium noch vor der Zerstörung Jerusalems durch die Römer (um 64——65 n. Ehr.) geschrieben sei, sind wir in Verhält- nisse versetzt, die nach Beseitigung der alttestamentlichen Theokratie nicht mehr in derselben Weise vorhanden waren, daher haben wir nicht nöthig, mit Robinson an die, zu 2. Sam.17, 17 u. 1. Kön. 7, 26 näher be- schriebene Quelle der Jungfrau Maria zu denken. Jntermittirende oder nur von Zeit zu Zeit empor- sprudelnde Quellen verschwinden auch sonst nicht selten; für sol e war der Boden unter dem Tempelberge und in der ähe desselben, wie jene Mariaquelle nnd an- dere ihr ähnliche Erscheinungen beweisen, sehr günstig. Aber haben wir denn auch ein Recht, den Teich Be- thesda hier als eine gewöhnliche Heilquelle zu betrach- ten, und zwar als eine von denen, die nicht sowohl durch die mineralifchen Beftandtheile ihres Wassers, als vielmehr durch ihre physikalischen Eigenschaften, indem sie bestimmte Gase entwickeln, wirksam sind? will nicht im Gegentheil mit dem Inhalt des 4.Verses der Evangelist bemerken, daß es sich bei Bethesda nicht um eine Natur-, sondern um eine Gnadengabe Gottes handelte, wie ja auch das Holz, womit Mose das bittere Wasser zu Mara süß macht (2. Mof. 15, 23 ff.), solch eine besondere, außerordentliche Gabe war? und deutet nicht der Beiname: ,,Haus der Gnade« selber schon hierauf hin? Da ist nun zunächst u bemerken, daß der 4. Vers in nicht wenigen Hand- schriften fehlt und also der Verdacht vorliegt, es sei dieser Vers urfprünglich nichts weiter als ein Ein- fchiebsel. Das, was der Kranke in V. 7 sagt, erklärt sich vollständig aus dem am Schlusse des Z. Verfes Bemerkten: »die warteten, wann sich das Wasser be- wegte«, da auch bei andern Heilquellem wenigstens den gashaltigen, die Wirksamkeit sich in dem Augen- blick der Gasentwickelung der auch der des zeitweiligen Aufbransens oder Emporfprudeliis ist, eoncentrirt; aber ein Leser hielt jene Bemerkung nicht für aus- reichend, er glaubte die Sache aus dem Gebiet des Natürlicheii in das des Uebernatürlichen hinüberrücken zu müssen, wie sich das in den Worten: ,,welcher nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hinein- stieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er be- haftet war« deutlich zu erkennen giebt, und schrieb sich nun einen Beisatz an den Rand, den dann ein Ab- schreiber als mit zum Text gehörig auffaßte und dem- selben einfügte. Der Beisatz widerspricht durchaus der Schrift überhaupt und dem Geiste des Evange- liums insonderheit: ein Wasser, welches unter allen Umständen heilt, kann auf dem Gebiete der Schrift gar nicht vorkommen, es beeinträchtigt den Gottesbe- griff derselben und würde götzendienerischem Wesen orschub leisten (2. Kön. 18, 4), und ein Engel, der durch seine Wasserbewegung ein Wunderbad schaffte, das ohne Ansehen der Person denjenigen, der so glücklich wäre, zuerst in das Wasser hineinsteigen zu können, von jeder beliebigen Seuche heilete, wäre viel mehr ein die Selbstsucht aufregender und Zank unter den Elenden anftiftender Dämon, als ein dienstbarer Geist Gottes, ausgefandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, und würde die Be- deutung der Wunderwerke Christi an den Blinden, Lahmen und Dürren als Zeichen der in ihm erschie- nenen heilsamen Gnade Gottes geradezu vernichten. Wenn einzelne Ausleger, welche die Aechtheit des Verses vertheidigen zu müssen meinen, bemerken: ,,mit Johannes-Augen würden wir wohl noch heute an dieser und jener Heilquelle der lieben Engel gewahr werden, welche sich freuen, zum Dienst der Kranken- pflekge von ihrem HErrn verwandt zu werden«, so be- den en sie nicht, daß damit nicht nur allem Unfug katholischem Wallfahrts-Wesens die Sanction ertheilt, sondern auch den Engeln ein Dienst zugemuthet wird, wie er wohl den bewußtlosen Naturkräften zusteht (Matth. 5, 45), aber nimmer diesen dienstbaren Gei- stern (Hebr. I, 14); dieselben walten allerdings nach der Schrift auch im Naturleben, aber nicht um bloße Naturwirkungen hervorzubrin en, sondern um den Zusammenhang des Naturle ens mit dem Reiche Gottes zu vermitteln und ersteres dem letzteren dienst- bar zu machen. Z. Es war aber ein Menfch daselbst sund zwar ein Gichtbrüchigey wie der in Matth. 9, 2 ff., nur mit dem Unterschied, daß dieser hier noch einigermaßen, wenn auch langsam, sich fort- bewegen konnte V. 7], achi und dreißig Jahr krank gelegen [wörtlich: der 38 Jahr hatte in der Krankheit, so lange schon im Besitz derselben hingebracht hatte) — b. Da Jesus [als er drei Tage nach been- digtem Fest, nämlich am 22. Mai, an der Stelle vorüberging] denselbigen sahe liegen, und [ver- möge göttlicher Allwissenheit, die sich ihm über- all da, wo es seine jedesmalige Aufgabe er- forderte, in entsprechendem Maß mittheilte, so daß er zugleich das ganze Leben des Menschen überblickte V. 14; Kap. 1, 48; 2, 25; 4, 17f.] vernahm, das; er so lange gelegen war [ohne der Heilkräfte des Wassers sich theilhaftig machen zu können], spricht ct zu ihm sum seine Aufmerk- samkeit auf Den, der ihm jetzt sreundlich und leutselig gegenüberstund, hinzurichten]: Willst du gesund werden? 7. Der Kranke [die eige11tliche Absicht der Frage nicht verstehend, sondern sie sich dahin deutend, als erkundige sich der Frager nach der Ursach seines langen, vergeblichen Liegens in der Halle des Teichesq antwortete ihm: Herr [Kp. 4, u. 15. 19], ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich [da geschwind] in den Teich lasse [während doch bei diesem Wasser dar- auf gerade alles ankommt, daß man den kurzen Augenblick feines Aussprudelns benutze]; und wenn ich [mir so selbst überlassen und da wegen meines gelähmteii Zustandes nur langsam mich vorwärts bewegend] komme, so steigt immer ein anderer [von den übrigen Kranken] vor mir hinein [und nimmt mir die Heilkraft des Wassers hinweg, daß letz- teres mir nichts mehr nützt]. 92 Evangelium Johannis 5, 8—16. Jesus erscheint hier plötzlich wie aus einem Jn- cognito hervortretend: was für ein Unterschied zwischen diesem Hervorkominen ohne alles Aufsehen und seinem Eintritt in den Tempel (2, 13 f.) am ersten Osterfestl Hier ist er nicht der Messias, sondern ein einfacher Festgast (Godet.) Unter den vielen Kranken, welche an der Heilquelle Bethesda bei Jerusalem auf ihre Heilung hofften, traf Jesus einen, von dem er erkannte, ß er vor andern lange gelitten hatte; da wir nicht annnehmen dürfen, daß der Evangelist die Bemerkung, er sei 38 Jahre krank gewesen, als eine rein äußer- liche und müssige Notiz hinzu efügt habe, so liegt die Verinuthung nahe, daß der H rr in dieser 38jährigeii Krankheit den Zustand des einft in der Wüste hiiisterbe1i- den Volkes erkannt habe. Da nänilich Jsrael bei Kades- Barnea im Z. Jahr seines Wüstenzugs von Jehova abfiel, so hat das Todesgericht über das ganze er- wachsene Geschle t etwa 38 Jahre gewährt (4· Mos. 19, 22 Anm.). emnach kann wohl der wegen seiner Sünde mit Zsjähriger Krankheit geschlagene Mann, dem Vethesdws Quelle keine Heilung bringt, für ein Nachbild jener Strafe gelten, die dereinst über das gesaininte Volk verhängt worden war; wenn wir nun dazu nehmen, daß Jsrael aus dem Bann jenes Ab- falls bis dahin noch niemals herausgekommen war, so konnte dieser Kranke in den Augen Jesu als der Repräsentant des ganzen gegenwärtigen Jsrael er- scheinein Damit haben wir zugleich den Grund, wes- halb der HErr, obwohl er nicht iiach Jerusalem ge- kommen ist, Zeichen zu thun, diesen Kranken nicht in seinem Jammer liegeii lassen konnte, sondern ihn ohne weitere Einleitung und Bedingun heilen mußte. (Baumgarten·.) Jesus scheiiirden rt aufgesucht zu haben und einen der dort befindlichen Kranken haben heilen zu wollen; diesen Eindruck macht wenigstens die Erzählung. Da ist es nun derjenige unter ihnen, der schon von Seiten der langen Dauer seiner Krank- heit vor Andern das Mitleid zu erwecken geeignet war, an den er sich wendet; dazu konimt dann die ist-ist? EVFFIZITTFEEMZZZ VIII; aååskespkäiikkzkxddil HErr mit Heilung desselben hxdrnach von sich ablegt, war allen, die den Geheilten sahen, leicht zu verstehen; daß die Macht eines neuen heilkraftigen Lebens in ihm gegeben sei, welches er Unaufgefordert anbiete, dies konnte und sollte man daraus erkennen. So war III-Heilung keine gragke an Zåetrizxalemtkfliixksezbe Fersctilgjistz ean en ranenrie:,,i ug werden?« galt dem ganzen Volke. Es ist ein neuer Versuch, den Jesus macht; nur muß die Glaubens- moglichkeit in dem» Maße schwerer werden, als vorhin der Glaube verweigert worden. Vordem kam er, als Fohnhdes Vaterslbezeugå lvbcfm ketztöen und giåößteik ro eten, mit auter e tver ün i un un mi reichkr Kundgebung seiner Wundermaåjt gzu seinem Tempel; jetzt muß Jsrael an den einfachen Festpilger, ger erd für JeriMlekn dviån nun an auch bleibg glck:u- en, er, von it ei ewe t, jenen einen ran en heilte,»sonft aber durch nichtsgsich bezeugt. Und zwar volldringt er, wie wir ernach horen werden, die Hei- lung am Sabbath; sie oll bezeugen, daß er ein Herr auch des Sabbaths sei, wie des Tempels. Soviel an- stöfziger aber Jesus damit werden mußte,·daß er am Grundgesetz »der Ordnung der Gottesgemeinde sich zu vergehen schien, soviel schwerer war nun der· Glaube an ihn alsden Heiland Jsraels gemacht, soviel fchär- fer iind nothigender die Entscheidung zwischen den beiden Standpunkten, entweder» einen todeswürdigen Sünder in ihm zu sehen oder einen Menschen, der in gottgleicher Weise Leben wirkt in der Welt, ungebun- den von den Schranken, die das Gesetz des Sabbaths zog. (Luthai·dt.) Jesus heilte ohne Zweifel, nicht obgleich, sondern weil es Sabbath war. Es war keine Ge ahr im Verzuge; er würde gewiß den Kran- ken in den folgenden Tagen noch in demselben Zustand angetroffen haben. Den Zweck erkennen wir aus dem Erfolge: C ristus heilte am Sabbath, um sich als den Herrn des abbaths darzustellem uiii Veranlassung zu erhalten zu der folgenden Rede, in welcher er ein feierliches Bekenntniß seiner Gottheit ablegte. (Heng- stenberg.) Der Befell Jesu, das Bette aufzuheben und wegzugehen, ers eint als ein Eingriff in die be- stehende Sitte, nicht als eine Uebertretung des Ge- setz es; die abergläubische Weise, wie das Sabbath- gesetz von den Juden aufgefaßt ward, mochte einen solchen positiven Angriff auf die herrschende Sitte nöthig machen. (Olshausen.) 8. Jesus spricht zu ihm lwie heriiach dort zu dein Gichtbrüchigen in Kapernaum Matth. 9, 5]: Stehe auf, nimm dein Bett [darauf du bis daher gelegen] und gehe hin. 9. Und alsbald ward der Mensch [der sol- chem Wort glaubte und im Gehorsani gegen das- selbe sich aufrichtete] gesund, und nahm [als einer, der auf einmal seiner Glieder wieder völlig mäch- tig geworden] sein Bett und ging hin. Es war aber [um dies mit Beziehung auf das Folgende hier iiachträglich zu beinerken] desselhigett Tages der Sabbatlk Mit der vorhin an den Kranken gerichteten Frage hat der HErr dessen Gedanken von dem Heilmittel, auf welches dieselben bisher ausschließlich gerichtet ge- wesen, ablenken ivollen und ihn einen andern Helfer ahnen lassen, gleich als spräche er zu ihm: ,,siehe nicht auf diesen Teich, sondern auf den, dessen Bild er ist; der wird dich von deinem Gebrechen gesund niachen.« Man wird daher nicht wohl annehmen dürfen, dieser habe von ihm erwartet, er werde ihm zu dem Dienste, den bisher niemand ihm geleistet, sich erbieten und ihn in den Teich hinab-lassen wollen, wenn das nächste Mal das Wasser wieder würde bewegt werden; viel- mehr hat der Kranke durch das eigene Vekenntniß seiner hilslosen Lage, dem er keine derartige Bitte an Jesum zufügt, fiir den Glauben an das hier an ihn ergehende Besehlssp und Verheißungswort sich empfäng- lich gemacht, indem er damit ausfprichtz daß er auf das Wasser des Teiches eigentlich schon verzichtet habe und eine anderweitige Hilfe, wie sie für ihn passe, gern anzunehmen bereit sei. 10. Da sprachen die spharisäisch gesinnten] Juden [wohl etliche Mitglieder des Hohenrathes, denen er auf seinem Wege nach Hause begegnete] zu dem, der gesund war worden: Es· ist heute Sabbath, es ziemt dir lnach dem Gebot in 2. Mos. 20, 8 ff.] nicht, das Bette zu tragen [weil das auch ein Arbeiten und ein iii Jer. 17, 21 noch besonders verbotenes Lasttragen ist]. 11. Er antwortete ihnen: Der [mit einem bloßen Worte seines Mundes] mich gesund machte [und damit doch unzweifelhaft als einen Prophe- ten Gottes sich erwiesen hat], der sprachst: mit: Nimm dein Bett und gehe hin svon mir selber würde ich’s ja gewiß nicht thun; aber was so Jesus heilt den Kranken und ermahnt ihn hernach im Tempel, nicht mehr zu sündigen. 93 ein Gottesgesandter mich heißt, kann doch wohl keine Gesetzesübertretung sein]. 12. Da ftagien sie ihn sjedenfalls schon ahnend, um welchen Gottesgesandten es sich hier handele »Kap. L, 14 f.; 23 ff.; Z, 2. 25 f.; 4,·1]: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und gehe hin? [Denn zuvor, ehe du ihm gehorchen darfst, müssen wir Oberste ent- scheiden, ob er wirklich ein Prophet fei]. 13. Der aber gesund war worden, wußte nicht, wer er war [und konnte also auch keinen Namen nennen]; denii Jesus sobwohl der Ge- heilte in dem Moment, wo er seine Genesung spürte, ihn mit seinen Blickemgesucht hatte] war gewichen shatte seinen Augen sich entzogen, was ihm auch leicht gelang], da so viel Volks an dem Orte war san welchem der Vorfall gefchehen]. Die Juden fragen nicht: »wer hat dich denn ge- heilt?« Die Thatsache des Wunders regt sie wenig an, aber die Uebertretung ihrer Sabbathsatzung, das ist in ihren Augen etwas Wichtiges. (Godet.) Sie wußten wohl, Wem zu Ehren der Geheilte das Bette trug, und ärgerten sich. (Besser.) Der Auetorität des Gesetzes, welches die Juden gegen den Geheilteu gel- teiid machen, setzt dieser die Auetorität entgegen, kraft deren er gesund vor ihren Augen steht; darum stellt er in seiner Antwort an die Spitzet »der iiiich ge- sund machte, hat mir’s geheißen«, denn eben daß er ihn hatte gesund machen können, beweist sein Recht und seine Macht. Die Juden aber nehmen voii dieser Beglaubigiing völlig Umgang; sie wollen nichts wissen uiid hören von einer höheren Auetorität als der ihres Gesetzes, und was in dieser Richtung gesagt wird, sei es noch so sicher und beglaubigtz sind sie von vorn herein entschlossen in keiner Weise zu beachten. So versteifen sie sich in ihrer Hartiiäckigkeih an dein Ge- wohnten, Hergebrachten festzuhalten 1iiid die neue Gnadenoffenbarung Gottes zuriickziiweifeiu dadurch aber mußte der Anstoß, den sie an Jesii nahmen, un- heilbar werden und zu dein Ende führen, dessen Ent- wickelungsgeschichte Johannes uns vor die Augeii malt. (v. Burgen) Der Geheilte kannte »den Men- schen« nicht, ivie die Juden Jesuin bezeichneiy um ihn herabzusetzen; noch ehe er hätte fragen kbiineii nach dem Namen dieses Arztes, der, was kein» Ysliensch vermochte, an ihm gethan, war Jesus gewichen —- nicht vor den Augen und Ohren der Volks-wen» e, soii- dern allein mit dein Geheilten, als sein Bei jtvateix wollte er sich ihm zu erkennen geben. (Bes er.) Die Wunderthat sollte allerdings nicht verborgen bleiben, dies würde ihrem Zweck geradezu widersprochen haben; « aber erst follte sie in der Stille auf die einzelnen heilsbediirftigeii Gemüther wirken. (Heiigsteiiberg.) b. V.14——47. Die Rede Seht, iiioiiiit er sein: That beleuchtet iiud iierthkidigh oder die ber- hiiiidtiiicg uiit den ihn veefolgrndeii Juden. 14. Dariiach snicht unmittelbar nachher, son- dern vielleicht erst an einem andern Tage, als der Geheilte ein Dankopfer fiir seine Genesung brachte] fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist svon deinem achtund- dreißigjährigen Leiden durch besondere Gnade, die sich dir dargeboten hat] gesund worden; siindige [hin-] fort sLuk. 15, 9] nicht mehr, daß dir nicht etwas Aergeres szur Strafe] widerfahre [Matth. 12, 45; 2. Petri 2, 20]. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß der Ge- heilte in den Tempel gegangen war, uni Gott die Ehre zu geben, ihn zu loben und zu preisen wegen des Heils, das ihm widerfahren war (Jes. 38, 19 ff.; Luk. 17, 15; Apostg. Z, 7 f.); wenn dies sein Zweck war, so hatte die Anrede Christi in seiner Geniüthslage einen. trefflichen Anknüpfun«spunkt. (Hengstenberg.) Es ist Christi Wort eine an ergewöhnlicä ernste An- sprache an einen Geheilten, trotzdem da er ihn im Tempel findet; daher ist auch nicht anzunehmen, daß hier blos der allgemeine Zusammenhang der Sünde mit dem Uebel gemeint sei (Kap. 9, 3), vielmehr muß bei diesem Kranken ein spezieller Zusammenhang zwi- schen einer bestimmten Art zu sündigen und der be- stimmten Krankheit stattgefunden haben. Diese spezielle Sünde ist nicht benannt, sowenig wie die spezielle Krankheit; umso mehr verherrlicht sich der durch- schauende Blick des HErrn (P. Lange.) Zu dem ,,sündige fort nicht mehr« follte und mußte das eigene Gewissen dem Manne die individuelle Auslegung ge- ben, vgl. Kap. 8, 1l. (Meyer.) Der HErr selber hat es noch später bezeugt (Kap. 7, 23), daß er diesen Menschen gesund gemacht habe, und zwar den ganzen Menschen, nach Leib« und Seele. (Riggenbach.) Man achte auf die Reihenfolge der Worte!· Jn die Mitte stellt Christus die Ermahnung: ,,fündige fort nicht mehr«; zu beiden Seiten aber unterstützt er solche Er- niahnung mit beweglichen Ursachen —- vorn mit der Erwägung der empfangenen Wohlthat: ,,siehe, du bist gesund worden«, hinten mit der Androhung: »daß dir nicht etwas Aergeres widerfahre«. (Ehemnitz.) Es ist erschreikliclx wenn die Strafe und die Erbarmnng der göttlichen Liebe vergeblich an einem Menschen sich mühet. (Besser.) Das ,,Aergeres« darf nicht sowohl auf eine schwerere Krankheit, es muß vielmehr auf Strafen in jener Welt bezogen werden; denn von ir- discher Strafe hatte der Jsjährige Kranke schon das volle Maß empfunden. (Olshausen.) 15. Der Mensch snachdem er so der Person dessen, den er vorher noch nicht kannte V. 13, näher getreten war und von Andern, bei denen er sich erkundigte, auch seinen Namen erfahren hatte] ging hin szu dein HoheUratheJ nnd verklin- digte es smit Beziehung darauf, daß er die in V. 12 an ihn gerichtete Frage hatte unerledigt lassen wagen] den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe sum so von aller weiteren Verantwortung für das in V. 10 als Sabbaths- bruch ihm vorgeworfene Tragen des Bettes, um desfentwillen er befürchten mußte, in den Bann gethan zu werden Kap. 9, 22., durch Namhaft- machung seiner Auetoritätsperson V. 11 sich frei zu niachen]. 16. Dariim [von dem Thäter jetzt abstehend, weil ihnen der Urheber der That nun bestimmt bezeichnet war] verfolgten die Juden Jcsum sindein sie eine Deputation an ihn abschickteiy um ihn zur Verantwortung und Bestrafung vor ihr Gericht zu ziehen] und suchten ihn zu todten shatten sich?- 94 Evangelium Johannis 5, 17—1"9. dabei schon vorgenommen, die Sache wo niöglich so zu lenken, daß sie die Gesetzesbestimniung in 4. Mos. 15), 30 f. u. 35 auf ihn anwenden könnten, und zwar aus dem Grundes daß er solches gethan hatte snicht nur den Kranken ge- heilt, sondern auch diesem ausdrücklich das Tragen des Bettes befohlen] auf den Sabbath lwomit er nicht blos für sich selber den Sabbath gebroche1i, sondern auch Andere zu solcher Sünde autorisirt habe, was ja einen Frevel einschließe und ganz darnach aussehe, als gehe er beim Volke darauf aus, das Gesetz aufzulösen]- Der Anzeige des Menschen liegt nicht böser Wille zu Grunde; dies erhellt scho11 aus dem, was er an- zeigt, daß es nämlich Jesus sei, der ihn gesund ge- macht habe. Erhält zii seiner Deckung für nöthig, die Auctoritäh der er gefolgt sei, bestimmt zu bezeich- neu, sobald er dies kann. (v. Burgen) Dabei will er zugleich sich Jesu dankbar beweisen und seinen Obereii einen Dienst thun, indem er sie auf den Hei- land hinweist; er vertraut daraus, daß der Eindruck seiner Person alle ihre Bedenken iiiederschlagen werde, denn. von der tiefen pharisäischen Verstocktheit und Bos- heit hat der Harmlose keine Ahnung. (Hengstenberg.) War dieser Mann in seinem 38jährigen Krankheits- leiden und seinem Harren am Teiche Bethesda auf die Stunde, da ihm Heil würde widerfahren, ein Bild des Volkes Israel, dem niemand helfen konnte, bis der ihm vorbehaltene Heiland kam, so ist er in seinem Glauben, da er auf Jesu Wort hin sein Bette nimmt und hingeht und Den, der ihm seine Gesundheit schenkt, für eine höhere Auetorität erachtet als die jüdischen Oberen mit ihren Satzungen, ein Bild des- jenigen Theiles des Volks, der an Jesum gläubig wird; dieser Theil, namentlich durch die Zeugen Christi, die Apostel repräsentirt, wird den Namen des HErrn tragen vor den Kindern Israel (Apostg. J, 15) bis in die Kreise der Hohenpriester und Aelteften hinein und ihnen sagen, wer sie hat gesund gemacht, in demselben werden die Propheten und Weisen und Schriftgelehr- ten zu jenen gesendet werden, von denen in Matth- 23, 34 die Rede ist, und. insofern gehört es wesentlich zu dem prophetischeu Charakter unserer Geschichte, daß der Mann das thut, was hier von ihm erzählt wird. Die Gemeinde seiner Gläubigen nun wird der HErr frei machen von der pharisiiischen Satzung, die Gottes Gebot verrenkt und verunstaltet hat, und wird ihr einen neuen ,,Tag des HErrn« geben an Stelle des alten, der mit dem Werke der Schöpfung im Zusammenhang steht; im Hinblick auf diese Zu- kunft, die er vorbedeuten will, kam es ihm darauf an, das Wunderwerk an dem Kranken gerade an einem Sabbathtage zu verrichten, und im Hinblick darauf befahl er ihm zugleich, sein Bette, die leichte Matratze, als ein Zeichen des über die Krankheit davon getra- genen Sieges mit sich zu nehmen. Die· Obersten der Juden nun werdenJesuin verfolgen, Ia beschließen, ihn zu tödten, und werden das auch ausführen, das weiß er wohl; aber sie werden ihn nicht hindern kön- nen, den Heilswillen Gottes auszurichten und als den Begründer eines neuen Lebens sich auszuweisen, son- dern nur sich selber des Anspruchs auf Mitgliedfchaft des rechten Jsrael verlustig machen und den Weg zum Glauben an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes für immer sich versperren. Jn diesem Lichte hat der Evangelist unsere Geschichte angesehen; und in ihr eine Thatweissagung des ganzen Ganges, den die Entwickelung des Reiches Gottes nimmt, uns vorzu- führen, dazu hat er sie so ausfiihrlich erzählt. 17. Jesus aber swegen dessen, was er gethan, sich rechtfertigend] antwortete ihnen [indem er zu denen, die der Hoherath nach ihm in den Tem- pel abgeschickt hatte, vor Gericht ihn zu laden, sprach]: Mein Vater sim Himmel, der den Sabbath geheiligt hat darum, daß Er am sieben- ten Tage ruhete von allen seinen Werken, die er machte 2. Mos. 20, 11; St, 17., hat mit diesem Ruhen keineswegs zu einem bloßen Nichtsthuii sich begeben, wie eure Auslegung des Sabbaths- gebots die Sache so darstellt, sondern er hat da- mit nur aufgehört, ein Neues zu schasfen; indem er aber von da an begonnen, das Geschaffene in seinem eigenen Leben zu tragen und zu erhalten] wirket ser ohne alle 1Interbrechung in Einem fort] bishkr swo sein fortgesetztes Wirken sogar die Höhe erreicht, das; er im geistlichen Sinne geradezu ein Neues schafst], nnd ich lals der Sohn des Vaters 2. Joh. 1, Z] wirke quch sum dieses sein Neuschafsen zu vermitteln] 1.8. Darum swegen dieses seines Wortes] trachteten ihm die Juden nun vielmehr nach, daß sie ihn tödteten lhielten es in noch viel größerem Maße für die Pflicht ihres Amtes, auf seine Aus- rottung aus der Gemeinde hinzuwirken, weil die Sache ihrer Meinung nach nun »so stund], daß er nicht allein swas sie bisher allein in’s Auge ge- faßt] den Sabbath brach [und damit nach 4. Mos. 15), 35 den Tod verwirkt hatte], sondern sagte auch sin dem eben gethanen Ausspruch], Gott sei sin eigentlicher, unmittelbarer Weise] sein Vater, nnd machte [also] sich selbst Gott gleich swas eine Gotteslästerung sei, woraus ja nach dem Gesetz in Z· Mos. 24, 16 ebenfalls der Tod stehe]. Jesus geht hier nicht, wie in Luk. 13, 15; 14, 5 darauf ein, die Frage: ,,-ist es erlaubt, am Sabbath zu heilen?« vom allgemein menschlichen Standpunkt aus zu beantworten; seine Beweisführung beruht auf seinem ganz eigenthümlichen, einzigen Verhältniß zum Vater. Dies eingehend darzulegen vor den Obersten des Volks — zum Zeugniß für sie, und unter Um- ständen gegen sie —, ein Bekenntniß in dieser Be- ziehung abzulegen, dasfist der Zweck, weshalb er den ganzen Conflict herbeigeführt hat. (Hengstenberg.) Durch den Saß: ,,mein Vater wirket bisher« wird weder der Einsetzung des Sabbaths noch dem Zeugniß von Gottes Ruhe nach den sechs Schöpfungstagen widersprochen (l. Mos. 2,» 2 f.); aber das wird be- zeugt, daß an Stelle derjenigen Wirksamkeit Gottes, die mit dem Schöpfungssabbath geschlossen hatte, nicht Unthätigkeit, sondern eine andere Wirksamkeit getreten sei, für welche der Sabbath noch nicht angebrochen ist. Sein Schöpfungswerk hat Gott beschlossen, davon ruhet er; aber ein anderes Werk reiht sich an die Schöpfung an, und zwar nicht blos die Erhaltung der geschasfenen, sondern auch die Erlösung der ab- gefallenen Welt, die Heilsthäti keit Gottes zur Wieder- gewinnung der Verlorenen· iese·ist »so wenig abge- schlosfen, daß der HErr sagt: ,,bis 1etzt«, bis diese Stunde ist der Vater wirksam, und zwar, wie- das Jesu Vertheidigung wegen der Sabbathsheilung. Die jüd. Oberen suchen Jesum zu tödten. 95 der Sohn der Vollstrecker alles göttlichen Rathes, der rum die unausgesetzte Thätigkeit des Vaters maßgebend den, persönliches Verhältniß zum Vater folgt, begreifen wegen der besonderen ausschließenden Bedeutung auf- brachte, die der HErr in den Ausdruck zu legen schien; hätte Jesus gesagt: »Unser Vater«, so hätten sie es graktischen·Folgerungen,» welche er aus diesem Aus- r Folgende zeigt, eben in diesem Werke, das er weder aufgegeben noch unterbrochen hat; in diesem aber ist Vollender des Werkes seines Vaters (4, 34), und da- auch für den Sohn. So lange das Werk des Vaters sein Ziel nicht erreicht hat, kann auch die Thätigkeit des Sohnes nicht stille stehn noch Uiiterbrechung lei- denn Beider Werk ist eins und dasselbe; die Gleichheit und Gemeinschaft seiner Thätigkeit mit der des Vaters sagt Jesus aus; was aber daraus für sein die Juden ganz richtig. (v. Burger.) Es war zu- nächst das Wort mein in ,,mein Vater«, welches sie sich gerii gefallen lassen (8, 41). Weiter waren es die uck zu ziehen schien, indem er keine andere Regel für sein Wirken anerkenne, als das Werk Gottes, und mache somit sich selbst Gott gleich. Da kam nach ihrer Nteinung zu dem ersten Klagepuiikt noch ein zweiter hinzu, der der Gotteslästerung. (Godet.) Diese Stelle in Verbindung mit der Parallele: Kap. 10, 25—39 ist sehr wichtig ziir Bestimmung des Be- griffs ,,Sohn Gottes« (V. l9 s) nach den Ansichten der Juden und Jesu eigener Meinung. Die Juden erkannten darin keineswegs einen gewöhnlichen Mes- siasnamen (1, 49), sondern meinten, er lege sich da- durch eine gottgleiche Würde bei, diesie selbst im Messias nach ihren irrigen Ansichten nicht anerkannten, ihn nur für einen ausgezeichneten Menschen haltend; und so wurde dies Wort Christi der erste Ring in der Kette des Hasses, welche endlich bis zur Tödtung des HErrn führte. Jene Folgerung aus seinen Worten erklärt nun Johannes nicht für eine böswillige Ver- drehung, und der HErr erklärt sie sowenig für irrig, daß er sie durchaus bestätigt, und haben wir damit eine urkundliche und rechtsgiltige Selbsterklärung Christi über seine Wesenseinheit und Gleichheit mit dem Vater. (Olshausen.) Mit großer Weisheit geht er dabei nicht unmittelbar von der WeseUsgIeichlJeLt selber, sondern von der Einigkeit und der Gemeinsam- keit des Wirkens aus; er sagt, daß er in seiner Stel- lung auf Erden für die Menschen gleichsam der Be- vollmächtigte des Vaters ist, und auch hierauf leitet er sehr allmälig über, indem er hernach (V. 19sf·) nicht mit seiner Hoheit vor den N2enschen, sondern mit seiner Abhängigkeit von dem Vater beginnt. (Ebrard.) 19. Da antwortete Jesus smit Beziehung aus die Meinung seiner Widersacher, als habe er auf eigene Hand hin sowohl sein Werk am Sabbath gethan als auch« in das Verhältnis; eines Sohnes zum Vater zu Gott sich gesetzt uiid damit nach zwei Seiten den Tod verwirkt] und sprach zu» ihnen [1n herablassender Liebe es ver- suchend, ihnen ihre Anftöße zu benehmen und sie zur Erkenntnis; der Wahrheit zu bringen]: Wahrlich, wahrlich,»ich sage euch, der Sohn sdes Vaters, als den ich so eben mich bezeichnetes kann nichts von ihm selber thun ssondern nur auf der niederen Stufe eines Geschöpfs findet die« Möglichkeit eines Handelns aus eigenem Antrieb und auf eigene Hand hin statt; vermöge seines unzertrennlichen Wesenszusammenhanges mit dem Vater thut dagegen der Sohn nichts], denn was er siehet den Vater thun [und wiederum treibt ihn dieser Wesenszusammenhang, überall positiv in das Thun des Vaters einzugehen]; denn was detsclbige [der Vater] thut, das thut gleich [gleicher Weise] auch der Sohn [so daß diesem auch ein Unterlassen der Werke des Vaters nicht möglich, wie freilich ein Geschöpf das so vielfach unter- läßt, was nach Gottes Willen geschehen sollte]. Die hohe und wiederholte Betheuerung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« zeigt an, daß, was nun der HErr vortragen werde, eine hochheilige Wahrheit sei, und daß, wer dieselbe anfechte, kein Christ heißen könne. (Heumann.) Das Wort ,,si selbst« hatte bei den Juden einen Gift in sich ( . 18: sich selbst Gott gleich sinachte); das muß weg, will Christus sagen. (Anton.) ,,Welches Werk immer ihr mich thun sehet,·auch wenn es euch ärgerte wie das, wegen dessen ich Ietzt angeschuldigt werde, seid versichert, daß ich als frommer, gehorsanier Sohn es nur gethan habe, weil ich es eben jetzt meinen Vater habe thun sehen :« Jesus stellt iiiit diesen Worten sein Thun unter die Bürgschast Gottes, wie der Kranke in V. 11 das seinige unter die Bürgfchaft des Thuiis Jesu gestellt hatte. Er thut es in der I. Hälfte seines Ausspruchs zunächst in negativer Form: ,,nichts von mir selbs «, dann in der 2.Hälfte in bejahender Form: ,,alles wie der Vater«; sein Verhältnis; zu dem Vater hindert den Sohn nicht nur, für sich u handeln, sondern bewegt ihn auch, positiv in das hun des Vaters einzugehen. (Godet.) Der Sohn kann nichts von ihm selbst thun, denn dies würde dem Sohnesverhältniß zuni Vater widerstreitenx es ist also ein Nichtkönnem nicht des Unvermögens, sondern ein mit dem vorliegenden Ver- hältnis; selbst gegebenes, aus ihm mit innerer Noth- wendigkeit folgendes. Deshalb ist aber das »von ihm selber« nicht zu erklären aus den durch die angenom- mene Menschheit Jesu gezogenen Schranken, als könne er deshalb nichts von ihm selber, weil er jetzt der Menschgewordene sei, sondern die Menfchwerdung selbst gehört ja zu dem, worin sein Wille mit dem des Vaters Eins ist; die ganze Stellung, welche der Sohn im Vollzug des göttlichen Heils-willens einnimmt, die er einnimmt als »Gott bei Gott« sowohl, als in der Knechtsgestalh seitdem er in diese zum Zweck jenes Vollzugs eingetreten, ist der Art, daß sie eine vom Willen des Vaters losgelöste, in diesem Sinne selbst- ständige Haltung des Sohnes ausschließt. (v.Vurger.) Die Willenseinheit zwischen Sohn und Vater ist in der ewigen Trinität eine freie, beim Menschgewordeneii aber ist sie in der Form des Gehorsams. (Olshausen.) Das «siehet den Vater thun« ist populäre, aus dem Achthaben der Kinder auf das Thun des Vaters ent- lehnte Darstellung der inneren unmittelbaren Anschau- ung, welche der Sohn, und zwar fortwähreiid,.in der beständigen, bewußten Lebensgemeinschaft init dem Vater, von des Letzteren Wirken hat; dies Verhältniß ist das nothwendige und unmittelbare Richtscheit der Wirksamkeit des Sohnes. (Meyer.) Stand Jesus so zu »dem Vater, so waren die Juden in schwerem Wahne begriffen, wenn sie meinten, die Sache Gottes gegen ihn zu führen; ohne es zu merken, wurden sie im eigentlichsten Sinne als solche erfunden, die wider Gott streiten. iHengstenbergh Stellte V. 19 das Verhältnis; des Thuns des Sohnes zu dem des Vaters dar, so handelt es sich nun im folgenden Verse um das Ver- hältniß des Thuns des Vaters zu dem des Sohnes. 96 Evangelium Johannis 5, 20-—23. 20. Der Vater sseinerseitsq aber hat den Sohn lieb swie er das selber bei dessen Taufe von ihm bezeugt hat Matth. Z, 17] und zeiget ihm alles, was er thut* [macht ihm zum vollkom- 1nenen Vertrauten aller seiner in dem Heilsrathe begründeten Absichten und Vornahmen]; und wird ihm [nun, nachdem er bisher schon solche Wunder- werte, wie die Heilung des Kranken am Teiche Bethesda, durch ihn vollbracht hat] noch größere Werke [die er zu vollbringen habe, indem er so- gar Todte zu neuem Leben auferwecken müsse] zeigenstsp daß ihr sauch wenn ihr gleichwohl nicht an seinen Namen glauben möget, doch] wenigstens] ench verwundern [und so selbst wider Willen seine göttliche Herrlichkeit anerkennen] werden«« 21. Denn wie der Vater sin unbeschränkter Machtvollkommenheit L. Kön. 5, 7; 5. Mos. 32, 39; 1. Sam. 2, S] die Todten anserwecket und machet sie lebendig sdas »sie« bleibt lieber weg, so daß auch die Fälle in 1. Mos. 5. 24 u. Z. Kön. 2, 1 ff. außer 5. Mos. 34, 5 s. hierher gehören; also auch »der Sohn machet svermöge seiner Gemeinschaft mit dem Vater] lebendig, Jvelche er will [ohne blos das Vermögen eines Prophe- ten zu besitzen, wie Elias und Elisa, die sich ein- zelne Todtenerweckungen von Gott erbeten haben i. Köii 17, 21 ff.; 2. K. 4, 33 ff.]. 22. fSolche gottgleiche Machtvollkommenheit aber, die ihm eignet, übt der Sohn in jedem einzelnen Falle, wo sie zur Erscheinung kommt, immer für den Zweck aus, daß sich dadurch das- jenige Gericht unter den Blienschen vollziehe, das ihm aufgetragen ist] Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn nbergebeiy · 23. Auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hatt V) J1n Grundtext ist dieser Vers an den vorher- gehenden nicht durch ,,aber«, sondern durch ein »denn« angeschlossen; es soll nämlich das: »was er siehet den Vater thun« und: »was derselbige thut, das thut gleich auch der Sohn« nach seiner Möglichkeit er- klärt werden. »Wie und wodurch wird dem Sohne das Thun des Vaters bekannt und durchsichtig? nicht durch blos gewöhnliches menschliches Achten auf das Walten des Vaters in der Geschichte, sondern ähnlich wie der Christ mit der Person Christi im inneren Einheitsverhältniß steht, steht der Sohn mit der Per- son des Vaters selber in dem unbefchränkten Einheits- verhältniß absoluter Liebe. (Olshausen.) Wer liebt, verbirgt dem nichts, den er liebt. (Vengel.) Der Vater läßt den Sohn alles in unmittelbarer Selbst- offenbarung auschauen, was er selbst thut, daß es auch der Sohn thue nach dem Urbilde des Vaters: die Textesworte sind eine S ilderung der inni en, wesent- lichen Vertrautheit des aters mit dem ohne, nach welcher jener, und zwar vermöge der Liebe zu dem Sohne, sein ganzes eigenes Wirken zum Gegenstand der Einschauuiig des Sohnes behufs gleichen Wirkens macht. (Meyer.) «) Die Einführung des Sohnes in das Wirken des Vaters geschieht, obgleich sie vollständig sein muß, doch nur stufenweise Jesus hat die Heilung des Lahmen und alle die Wunder derselben Art, von denen die Juden bisher Zeugen gewesen, jedes Mal nur auf den Wink seines Vaters, und wie sie die Fortfügrung seines Werks erforderte, vollbracht; in diesem inne sind sie ihm gezeigt worden, in gleichem Sinne wer- den noch größere Werke als diese ihm in der Folge gezeigt werden. Diese Stufenfolge in dem Zeigen des Vaters und in dem Sehen des Sohnes ist bemerkens- werth; Jesus erkennt das Werk des Vaters immer besser und nimmt es immer vollständiger in die Hand, und noch in Offenb I, 1 heißt es: ,,dies ist die Offen- barung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat.« Jst aber auf dem Throne des Vaters der HErr im Besitz des göttlichen Werkes nach seinem ganzen Umfang, so kann er aiich von dem Throne seiner Herrlichkeit aus den Seinigen Antheil an diesem Besitz geben; und so thut er durch sie von dorther noch größere Werke, als die, welche während seiner irdischen Laufbahn der Vater durch ihn verrichtete: Kap. 14, 12. Godet Wiss) Sind die Juden schon durch die bisherigen Werke Jesu befremdet und wissen sich darein nicht zu finden, wie muß erst ihre Verwunderung steigen, wenn sie das Größere geschehen sehen! Sie soll aber stei- gen, das ist Gottes Absicht; und zwar in beiden Fäl- len, sei es, daß die Verwunderung durch ihre S uld zur Befremduiig des Aergernisses und zur Versto ung sortschreitet, oder daß sie der Weg zum Glauben sur sie wird. (v. Burgen) »Im ersteren Falle werden sie sich zuletzt, bei seinem großten Werke, das er vollbr1ngt, namlich bei der Auferstehung, mit Staunen von feinen höchsten Belebungswunderm von welchen er jetzt, in der Wiederbelebung des Zsjährigen Kranken, nur erst im Kleinen eins vor ihren Augen vollbracht hat, um- ringt sehen » und sich dann wohl hüten müssen, diese Wunder als Sabbathschäiiderei und die Behauptung, daß er sie mit dem Vater vollbracht habe, als Gottes- lästerung darzustellen. (P. Lange) T) Die meisten Kirchenväter, sowie die meisten älteren Ausleger, haben die ganze, von V. 21—29 reichende Stelle von der Todtenerweckung und dem Gericht im wirklichen oder eschatologischen Sinne ge- faßt; diese ist denn allerdings in V. 28 f. die aus- laufende Spitze der Rede des HErrn, aber. V. 24 weist deutlich darauf hin, daß er zugleich die sittliche oder geistliche Crweckung im Sinne hat, und wenn er in V. 20 zunächst die leiblichen Todtenertveckungen untcr seinen Wunderzeichem davon besonders die des Lazarus in Kp. 11 meint, obgleich schon da sein Wort über solche Thätigkeit hinaus-greift und bereits auch die Vollziehung des Gerichts ins Auge faßt, so blickt die Bezugnahme auf diese Todtenerweckungen auch durch das, was er in V. 25 f. sagt, hindurch. Wir haben also hier eine von denjenigen Reden Christi vor uns, wie sie bei Johannes öfter sich finden, wo die Worte das ganze Gebiet dessen umfassen, das sie überhaupt in der biblischen Sprache in sich begreifen, und die Gedanken bald nach dieser bald nach jener Seite hin sich wenden, oft aber auch nach mehreren Seiten zu- gleich hin ihren Ausdruck suchen, und es nuii schwer, wo nicht geradezu unmöglich ist, die Meinung des HErrn in einem kurzen, einfachen Satze erschöpfend wiederzugeben. Ani besten werden wir uns den Ab- schnitt zum Verständnis; bringen, wenn wir bei den ,,größeren Werken«, die nach V. 20 der Vater dem Sohne zeigt, sofort die beiden größten uns vergegen- wärtigen, bis zu denen sie am Ende der Zeiten sich entwickeln, das sind die allgemeine Auferstehung der mußten nothwendig zu Jesu Erwiederung auf die beiden falschen Voraussetzungen der Widersacher. 97 Todten und das Weltgericht; da kommt auch das Ver- wundern der Widersacher und das Anerkennen der göttlichen Herrlichkeit Christi, selbst wider den eigenen Willen, zu voller Geltung. Hierin liegen drei Tgzätixk leiten beschlossen, welche dann der Reihe nach in .21, 22 u. 23 zur Sprache gebracht werden: I) das Auf- erwecken und Lebendiggtmachen der Todten; L) das Ge- richthalten über die enschen, welches einestheils in einem Scheiden der Gläubigen und Ungläubigen, der Freunde und Feinde, und anderntheils in einem Selig- machen der ersteren und Verdammen der anderen be- steht; 3) das Ehren des Sohnes in leicher Anbetung mit der des Vaters, welches je nach er ein enonime- nen Herzensstellung zu ersterem ein freiwi iges oder ein abgenöthigtes ist. Diese drei Thätigkeiten oder Werke, die der Sohn vollbringt und die sein Wirken herbeiführt, vollziehen sich in dreifachem Stufengang und steigen da immer höher und höher, oder es geht mit denen, an welchen ge zum Voll uge kommen, immer tiefer und tiefer. as Auferwe en und Leben- digmachen der Todten, welches absichtlich so zwei- thejli g bezeichnet ist (als eine Aufhebung des Todes- ustandes einerseits und als eine Mittheilung neuen Lebens andrerseits), geschieht auf der ersten Stufe durchdie Wiedererweckunz leiblich Todter; und so hristi Wunderwerken auf Erden auch dergleichen Todtenerweckungen gehören, wie er sie an Jairi Töchterleiiu an dem· Jüngling zu Nain und an Lazarus von Bethanien in dreifachem Stufengang aufwärts (vgl. Luk. 7, 11 Anm.) voll- brachte· Es vollzog sich da ei ein Gericht der Scheidung mischen denen, die da glaubten: »es ist ein großer rophet unter uns ausgestanden und Gott hat sein Volk heimgesucht«, und denen, die sich zwar auFh ver- wundern mußten: ,,dieser Mensch thut viele ZeiFhen«, aber auch von dem Tage an rathfchlagten, wie sie Jesum tödteten (Kap. 11, 53), und später sogar dar- nach trachteten, daß sie auch Lazarum umbrächten, weil um seinetwillen viele Juden hingingen und an Jefum glaubten (12, 10f.). Es ist aber nur eine be- stimmte, ziemlich befchränkte Zahl von solchen Todten- erweckungen, die der HErr gethan hat, und ar nicht in Vergleich zu stellen mit der Menge seiner ranken- heilungeiy wodurch das ,,welche er will« zur vollen Geltung kommt. . Mit diesem Wort setzt Jesus nicht diejenigen, welche er lebendig machte, den Andern gegenüber, welche derVater seinerseits schon lebendig gemacht habe, wie es nach dem ersten Eindruck scdhxeinen önnte, sondern er will nur die Meinung der uden abwehren, als» ob die nach dieser Seite hin von ihm u Vollbringenden Werke, in welchen am meisten unter feinen Wundern feine göttliche Herrli keit sich offen- baren sollte, blos äußerlich von Gotti m aufgetragene Werke seien, zu denen er in keinem eigenen Verhältniß selbstständigen Willensentschlusses stünde und die er allein vermöge einer für den Augenblick ihm verliehe- nen Kraft vollführez vielmehr sind sie eine freie That seines, allerdings mit dem des Vaters in Ein«timmig- keit sich befindenden, aber doch nicht knechtich dem- selben unterworfenen, sondern ohnlich mit ihm ver- bundenen Willens. Ja, wenn irgendwo, so hat gerade bei den Todtenerweckun en der HErr das Recht eines mündi en So nes, sich elber zu bestimmen, ob er mit einer olchen underthat eingreifen will oder nicht; er hätte, was z. V. die Auferweckung des Lazarus betri t, aus die es ja hier hauptsächlich ankommt, bei der otschaft der Schwestern« in Ka . 11,3 dem Boten ebenso, wie dem Königischen in apernaum (4, 50), ein ur schuellen Wiedergenesung des Kranken auch in die Ferne hin wirksames Wort mit auf den Heimweg Dächfeks Bibelwekb VL Band. eben können: »Lazarus lebet«, und sich damit die olgen, welche gerade diese Todtenerweckung bei dem Hohenrathe nach sich og, da sie sogar ein Gebot wider ihn ausgehen liegen, das ihn zum todeswür- digen Verbrecher stempelte (11, 57), ersparen können. A er weil der Vater das Gericht in seine Hand gele t hatte und er nun ein Gericht herbeiführen wollte, Ko war von dieser Seite her sein Willensentschluß zu der That, wie er sich besonders in dem, was in Kap.11,6 erzählt wird, ausprä t, ein recht eigentlich freier; er wollte auch das au sich nehmen, daß er zu einem todeswürdigen Verbre e,r erklärt würde, noch bevor er den Missethätertod terben müßte, und allem An- schein nach hat er das auch darum gethan, um den Nicodemus (3, 1 ff.) und mit ihm den Joseph von Arimathia (19, 38) im geistlichen Sinne von den Todten zu erwecken, denn von jenem Gebot des Hohen- rathes (11, 50) an konnten diese innerlich ferner nicht mehr mit den übrigen Mitglie ern in irgend welchem Freunds afts- oder Collegen-Verhältniß bleiben, son- dern mu ten sich jetzti schon mit ihrem Herzen »aus- scheiden, bis es dann auch zur äußerlichen Verlassung dieser Genossenschaft kam. Es ist das die zweite Stufe des Auferweckens und Lebendigmachens, auf der es sich um eine Aufhebung des geistlichen Todes und eine Mittheilung geistlichen Lebens handelt; auch da- für gilt der Beisatz: ,,welche er will«, und iebt damit Jesus seinen Widersachern zu erkennen, da sie keines- wegs, wie sie sich einbildeten, eine besonders bevor- rechtete Stellung zum Himmelreich einnähmen (Lul. 14,15), sondern im Gegentheil gerade an ihnen würde Er, der König dieses Reiches, mit dem Heil desselben vorübergehen, das endliche Gericht an ihnen voll- Zehen und dagegen eine Gemeinde von geistlich ebendiggemachten aus den Unmiindigen sich sammeln, über die sie sich noch verwundern würden-(Matth. 11, 25; 26, 645 Luk. 14, 24; 23, 303 Apostg 4, I1). Bei dieser Gemeinde wird denn das iel: »auf daß sie alle den Sohn eZrem wie sie den ater ehren, er- reicht werden«, wä rend den Widersachern das Loos zufällt, das in den Worten befchrieben ist: »wer den «Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat.« Wer den Sohn nicht kennt, bemerkt das v. Gerlach’sche Bibelwerk, doch aber Gott fürchtet, der verehrt den Vater unwissentlich durch den Sohn, denn er erkennet etwas von ihm aus der Schöpfung der Natur und des Mensrhem die ein Werk des Sohnes und dazu bestimmt ist, zu der Offenbarung in C risto Jesu hin uführen; wer hingegen wissentlich den ohn verwir t, der verehrt nicht den wahren Gott, son- dern einen selbstgefchasfenen Götzen seiner Gedanken oderHände. Damitist der vom Parisäismus beherrschten und im Gegensatz zur christlichen Kirche stehenden jüd,i- schen Synagoge und ihrem Gottesdienst das Urtheil esprochen. Auch innerhalb der christlichen Kirche Freilich iebt es von jeher eine Partei der Widersacher des Sokssnes,z die nun aber mit ihrer Glaubenslehre und ihrer Gottesanbetung dem nämlichen Verwer- fungsurtheil anheimfällt; im kirchlichen Alterthum waren das namentlich die Arianer, die in die Tage des Kaisers Eonstantin (306—337 n. Chr) und in die Zeit des dritten Posaunen-Engels (Offenb. s, 10 f.) fallen. Auf der dritten Stufe tritt dann, wenn die Weltzeit zu Ende ist, innerhalb welcher der Sohn seine eift- liche Thätigkeit zum Lebendiginachen der vom ode gehaltenen Menfchenseelen und sein richterliches Wirken zur inneren Scheidung der Gläubigen und Ungläubigen vollbringt, die allgemeine leibliche Auferstehung vom Tode und das endliche auch äußere Gericht ein; aber nur für die Gläubigen, die schon hienieden geistlich 7 98 Evangelium Johannis 5, 24——30. vom Tode um Leben hindurchgedrungen sind, ist die leibliche Au erstehung eine Auferstehung des Lebens, für die Andern it sie eine Aufersehung des Ger1chts, denn das heillose Dasein, zu dem sie erwachen, ver- dient nicht den Namen des Lebens, sie verfallen viel- mehr dem andern Tode, welcher schlimmer ist als der erste. 24. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hdtet sinfolcher Weise, daß er es aufnimmt als das Wort dessen, der von Oben her kommt Z, 311 und glaubet sdamit nicht sowohl mir 12, 44, als vielmehr] dem, der mich gesandt hat [und von mir zeuget als seinem Sohn 8,18; 1. Joh. 5, 9 f.], der hat das ewige Leben [wenn auch noch nicht in seiner Vollendung, doch dem Wesen nach schon in sich e, 40]; nnd [ein folcher] kommt nicht in das Gericht [als könnte seine Theilnahme an der zukünftigen Herrlichkeit noch in Frage gestellt werdens sondern er ist sallbereitss vom Tode [im geiftlichen Sinne, dessen Bereich auch er an- gehörte, bevor er gläubig wurde] zum-Leben hindurchgedrungen [Hebr. 6, 5]. 25. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde [selbst für die Heiden Röm. 4, 17; 10, 18], nnd ist [für euch Juden] schon jeszt [wenngleich auch für euch sie vollkommen erst eintritt mit der, Ausgießung des Geistes über alles Fleifch Jvel Z, 1 ff.], daß die Todten sdie von Gott, dem Lebensquell, losgerissenen und dadurch dem geistlichen Tode verfallenen Menschen Many. 8, 22; Offeukk Z, 1] werden die Stimme des Sohnes Gottes [womit er sie zu neuem Leben beruft, mit leiblichem Ohr] hören; Und die sie sauch mit geistlichem Ohr] hören [und Den, der sich ihnen zum Lebensgeber anbietet, in ihr Herz aufnehmen] werden, die werden leben smit ihm das Leben, das ihren Tod verschlingh tin sich aufnehmen und so zu neuem Leben erwachen] " 26. [Das wird eben darum mit ihnen ge- schehen, weil den Sohn Sottes in sich aufnehmen nichts anderes ist, als das Leben in sich auf- nehmen] Denn wie der Vater das Leben hat in ihm selbst [als ein ihm völlig eigenes, das, statt von anderswoher ihm mitgetheilt zu sein, viel- mehr auch anderwärts Leben hervorruft Pf. 36, 10], also hat er dem Sohne sden er in die Welt gesendet und da mit allen Kräften zur Aus- richtung seines Werkes ausgestattet hat] gegeben das Leben zu haben in ihm selbst sebenfalls als ein ihm ureigenes, für ihn selbst unverlierbar und darum auch bei Andern neues Leben her- vorrufend]. 27. Und hat ihm [indem er so ihm Macht gab über alles Fleisch, zunächst für den Zweck, daß er das ewige Leben gebe allen, die an ihn glauben würden l7, 2., zugleich] Macht gegeben, auch das Gericht [über alle Menschen, je nachdem sie an ihn glauben würden oder nicht] zu halten, [und das hat er gethan] darum, daß er [von seinem Kommen in die Welt an I, 9] des Men- schen Sohn ist [denn eben in diesem hatte— er be- schlossen den Kreis des Erdbodens zu richten mit Gerechtigkeit Apostelg. l7, 31]. Die zweimal wiederholten Worte: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« dienen da u, von der Größe der Thatsache, die der HErr o enbaren will, eine Ahnun zu geben; die Sache ist so unerhört, daß man sich n: twundern darf, ste durch ihn auf eine so feierliche Weise ankündigen zu hören (Kap. Z, 3. 5 u. 11), daß nämlich für den, der das Wort Jesu im Glauben annimmt, die beiden größten Begebenheiten der letzten Entwickelung der Welt, Auferstehung und Gericht, schon vollendete Thatsachen sind — das bloße Wort Jesu hat alles vollbracht. (Godet.) Der Glaube darf den Reim: ,,mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen« getrost umkehren und dafür singen: ,,mitten wir im Tode ind von dem Leb’n umfangen«; denn wer glaubt, der hat das ewige Leben, weil er dem Inhaber des Lebens gliedlich beigefügt it, und ein folcher kommt nicht in das Gericht er will verdammen , wenn Der uns schon freigesprochen hat, welchem alles Gericht gegeben ist? Aus dem Tode in’s Leben: -diese große Reise haben wahre Christen schon hinter sich; wohl wallen sie noch im Leibe dieses Todes, der als sündlicher Leib in das Gericht gehört, aber weil sie inwendig aus dem Tode in’s Leben hin- übergegangen sind, so wird ihres nichtigen Leibes Sterben ihr Leben nicht verfehren noch unterbrechen, sondern vom Nu ihres Sterbens imiHErrn an (Offb. 14, 13) werden sie selig schauen, was sie bis dahin laubten, und auch der Leib wird seiner Zeit nach- ommen aus dem Tod in’s Leben, um als Leib dieses Lebens sie herrlich zu umgeben. (Besfer.) Das Leben in sich zu haben, kommt Gott zu im Gegensatz zu den Menschen, die zwar auch ein Leben haben, aber ein solches, worin sie abhängig sind·von außer ihnen liegenden Lebensbedingungen und vor allem von dem Verhältnis; ihres Willens zu Gott. Adam hatte Leben, aber bedingt, so lange er mit Gott in Einheit blieb; als er fiel, verlor er das Leben, er hatte das Leben nicht in sich, hatte. es nicht als Quell in sich. Christus hingegen it im Verhältniß zur Menschheit der Quell des Lebens, der das Leben nicht außer sich zu suchen gar, sondern in sich trägt und Andern spendet; nur im erhältniß zum Vater ist er nicht erster, absoluter Ursprung des Lebens, sondern der Vater hat ihm das göttliche Lebensattribuy Lebensquell zu sein, mit e- theilt. (Olshausen·) Jesus redet hier nicht von ei- nem ewigen und jenseitigen Stande bei dem Vater, ehe denn er in’s Fleisch gekommen, sondern von sei- nem Recht und seiner Macht, wie er gegenwärtig sie besitzt und den Menschen erhält, damit ste ihm, dem ihnen vor die Augen gestellten, vor ihren Ohren sich beizeu enden Sohne, sowie er jetzt ist, Gehör und G an en schenken. (v. Burgen) Aber das: das Leben Zu haben in ihm selber, und zwar in folcher Fülle, aß fein, Reichthum für Alle genügt, eht weit über die creatürliche Stufe hinaus und Bat ie volle Gott- heit zur Voraussetzung Gengsten erg.) Die Mög- i lett, der Mefscas zu ein, hat Christus vermöge de Leu, daß er der ewige ohn Gottes ist; die Richter- ste ung aber ist ihm übertragen vermöge dessen, daß er zur Aufrichtung des göttlichen und zugleich wahr- haft menschlichen Reiclzs vom Himmel auf die Erde gekommen ist. (Ebrar .) Weil er Menschen richten Gottgleiche Machtvollkonimenheit des Sohnes und Willenseinheit mit dem Vater. 99 soll, muß er nicht nur das Wissen von dem Menschei·i, sondern auch die Erfahrung des Menschen haben; wie er deswegen, weil er versucht worden ist, kann helfen denen, die versucht werden, so kann er auch richten, die versucht worden sind. (P. Lange.) » Das Gericht hat Zur Voraussetzung die vorangegangene Darbietung des ebens und die Möglichkeit, es u ergreifen oder zu verwerfen« eben demselben nun, er retten konnte und wollte, steht das Gericht zu auf Grund des Er- folgs, den seine Arbeit an den Menschen hatte. (v. Burgen) 28. Verwundert euch des; nicht sdaß ich mit dem soeben gethanen Ausspruch als aller Men- schen und also auch euren künftigen Richter einen solchen euch bezeichnet habe, der jetzt so gänzlich euch untergeordnet und in eure Gewalt gegeben zu sein scheint, als gälte es für euch nur einen Griff nach ihm, um euch seiner zu bemächtigen und ihn aus der Welt zu schaffen V. 16. 18.]; denn swenn ihr das nachmals auch wirklich thun werdet, so wird es nur der Weg sein, auf wel- chem der Vater seinen Sohn zu sich entrückt und zu seinem Stuhl Matth. 26, 64; Offenb 12, Z; Pf. 110, 1., und] es kommt [nun mit dem Ab- lauf der Weltzeitens die Stunde, in» welcher alle, die sals inzwischen Verstorbene und scheinbar seiner Macht völlig Entrücktij in den Gräbern sind, werden seine Stimme horen, · 29. Und werden sdieser Stimme folgend, ohne daß es irgendwie möglich wäre, ihr den Gehorsam zu verweigern, aus ihren Gräbern] hervor gehen sihrestheils die], die da Gutes ge- than sden Glauben angenommen und durch Werke der Liebe besiegelt] haben, zur Auferstehung des Lebens [zu einer Auferstehung, deren unmittelbare Folge das ewige Leben ist Kap. 6, 40], die aber Uebels gethan [das Arge, das in ihnen herrschend war Z, 20., bis zur Verstockung in völligem Unglauben festgehalten] haben, Ianderntheilss zur Auferstehung des Gerichts [zu einer Auferstehung, an welche das zu ewigem Tode sie verurtheilende Gericht sofort sich anschließt Dan. 12, 2; Apostg. 24, is; Ofsb. 20, 11 fs.]. Die Forderung, sich über das in V. 27 Gesagte nicht zu verwundern, wird dadurch begründet, daß es an der offenkundigen, großartig thatsächlichen Erweisung des damit Behaupteten nicht fehlen wird; sie wird eintreten, die Stunde für sie kommt· Wer diesem neuen Zeugnis; Jefsu nicht glauben will, wird freilich dadurch nicht über ührt oder ewonnen werden; aber das ändert nichts, weder an einer Wahrheit, no an seiner Beweiskraft, und Glauben heischt Jesu ort durchweg -— von diesem Verlangen kann er nicht ab- stehen, noch seiu Zeugniß davon ab ängig ma en, ob· man auch geneigt sein werde, ihm lauben zu chenken oder nicht. Sie sollen den Umfang seiner Macht und Befugniß hören» damit sie ihm glauben; thun sie das nicht, so bleibt nichtsdestoweni er, was er gesagt hat, stehen, aber als »ein Zeugni wid er sie, daß sie es gehört und doch nicht angenommen haben. (v. Burgen) Der Stimme des Sohnes Gottes, welche im Evangelio und aus dem Munde seiner Prediger die todten Sünder zum Leben in der Vergebung der Sünden ruft, izr kann der Mensch den Gehorsam verweigerii, und iele sind derer, welche ihr Ohr gegen diese gnädige Stimme verstopfen; aber der Stimme des in Herrlichkeit erscheinenden Menschensohnes welche aus dem Munde des Erzengel-s erschallen und in die Gräber hineindringen wird, ihrer kann niemand sich wei ern: alle, alle werden sie hören und hervor- gehen. urchtbare Stunde! Da werden die Verächter es Lebens, das so leutselig sich ihnen erboten, schau- dern vor ihres Leibes Auferstehung und werden zu den Grabhügeln sagen: ,,ihr Hügel, decket uns!« aber umsonst, sie werden hervorgehen und also den Sohn ehren, der sie richtet. Während aus den Gräbern der im Glauben an Jesum Entschlasenen Leiber des Lebens hervorgehen werden, würdig, elige Seelen zu umkleiden, welche bereits des ewigen ebens theil- hafti worden, werden aus den Gräbern der im Un- lau en Dahin estorbenen Gebilde des leibhaftigen odes hervor e en, Leiber, fähig das nagende Gericht des Todes vö ig und ewig zu empfinden, dem die ihnen zugehörigen unseligen Seelen verfallen sind. Als Miterben des Lebens, zu welchem die vom Sün- dentode Lebendiggdemachten hindurchgedrungen sind, gehen die Leiber erselben aus den Gräbern hervor zur Auferstehung des Lebens; als Mitschuldige des Gerichts, dem ie im Sündentode Gebliebenen ver- haftet sind, gehen die Leiber derselben aus den Grä- bern hervor zur Auferstehung des Gerichts. (Vesser.) Weder sind die Todten noch in ihrem Todtenftaube gemeint, noch die schon Auferstandenen, wenn gesagt wird, die in den Gräbern werden die Stimme des Menschensohnes hören, sondern die S eelen der Todten auf dem Wege der Auferstehung. (P. Lange.) 30. Ich kann [um nach diesem Hinausblick auf die künftigen größeren Werke, die der Vater mir zeigen wird, auf dasjenige Werk zurückzu- kommen, um das es jetzt sich handelt und davon ihr Anlaß zum Aergerniß habt hergenommen V. 2 f·f.] nichts von mir selbst thun swie ich euch schon in V. 19 sagte, und das gilt ·denn auch in Beziehung aiif das eben gesprochene Wort in V. 29, womit ich euch habe zu verstehen geben wollen, daß ihr Uebels thut, wenn ihr mich ver- folget und zu· tödten sucht, statt an mich zu glaubens Wie ich here, so richte iih sdas Urtheil, das ich da über euch fälle, ist nur ein Wort, das der Vater mir gleichsam»in’s Ohr geflüstert hat], und mein Gericht [das ich mit dem Aussprechen des gehörten Worts über euch halte] ist recht [von untrüglicher Wahrheit und unumstößlicher Giltigkeih weil Gottes Gericht selber]; denn ich suche ssowohl bei dem, was ich rede, als bei dem, was Ich thue] nicht meinen Willen sdaß ich irgend etwas zu Tage brächte, was mir selber in den Sinn gekommen], sondern sbis in’s Kleinste hinein schlechthin nur] des Vaters Willen, der mich gesandt hat [Kap. 6, 38]. Bisher hatte Christus in der dritten Person ge- redet; nun thut er’s in der ersten, daß sie deutlich vernehmen möchten, er rede von sich und nicht von einem Andern. (»Starke.) Es ist bemerkenswerth daß Jesus die unbedingte Folgsamkeih mit welcher er an- hört, was ihm der Vater zu hören giebt, als Bürg- JII 100 Evangelium Johannis b, 31——40. schast für dieUnfehlbarkeit seiner Urtheilssprüche hin- stellt: nichts durch sich selbst wissen wollen und nichts aussprechem als was ihn der Vater lehrt, ist für ihn das Mittel, sich niemals zu irren. Auf seiner immer- währenden Unterwürfigkeit unter den Willen des Vaters beruht die absolute Heiligkeit seines Lebens, und von dieser geht die Unfehlbarkeit seines Wissens » und seines Wirkens aus, wie er hier erklärt. Godet.) Kein eigenes Gesuch hat je den Willen des ohnes, der in die Welt gekommen ist als Heiland, vom Heils- willen des Vaters abwendi gemacht (Hebr·10, 5ff.); alle Versuchungen des Teu els, die er im Fleische er- duldet hat, gin en dahin, seinen Willen von dem Willcn seines aters, der ihn so und nicht anders Fsendey zu scheiden, einen andern Willen als des aters Willen in seiner Seele zu erregen, aber der Fürst dieser Welt kam und hatte nichts an ihm, fand nichts an ihm, nichts von weltlicher Art, nichts von Selbstsucht, wobei er ihn hätte erhaschen und fest- halten mögen. (Befser.) 31. sJhr meinet freilich, allen Fug und Recht zu meiner Verfolgung zu haben, weil mit dem Zeugniß, das ich in V. 17 von mir gethan, ich mich selbst Gott gleich gemacht hätte V. 18.] So ich von mir selbst zeuge [mit jenem Zeugniß von meiner Einheit mit dem Vater ganz allein für mich dastehe, ohne daß noch ein Zeugniß aus anderem Munde und aus offenkundigen That- sachen hinzukäme], so ist [allerdings, nach der unter Menschen giltigen Rechtsregel Kap. 8, IS] mein Zeugnis nicht wahr-«« sfo daß es ohne Wei- teres als verdächtig und lügnerisch Pf. 116, 11 von euch könnte abgelehnt, ja sogar um der da- rin liegenden Gotteslästerung willen mir zum Verbrechen gemacht werden -—-— ich unterwerfe mich dem, daß solche Rechtsregel auch bei mir in Anwendung komme, obgleich ich eigentlich davon ausgenommen bin Kap. 8, 14]. 32. sAber nach alle dem, was seit länger als anderthalb Jahren in Israel geschehen, ver- hält es sich keineswegs also, daß ich jetzt auf einmal mit eigenem Zeugniß vor euch aufträte.] Ein Anderer ists, der [wenn auch jetzt nicht mehr in öffentlicher Wirksamkeit stehend, doch vermöge seines feierlich vor euch ausgesprochenen und euch noch wohl erinnerlichen Wortes] von mir zeugei [Kap. 1, 6 f.]; und ich weiß, daß das Zengniß wahr ist, das er von mir zeugetit sdenn ich bin Ohrenzeuge gewesen, als die Stimme vom Himmel zu ihm geschah, die ihn zu seinem Zeugniß berufen und bevollmächtigt hat Matth. Z, 17]. 33. Jhr [nun, indem mein Vater im Himmel es also fügte, daß ihr das Zeugniß dieses Mannes, den ich meine, auch vernehmen solltet] schicktet zu Johanne [als er zu Bethabara, jenseit des Jordan taufete, Bescheid von ihm zu hören, ob er etwa Christus wäre Kap. 1, 19 ff.], und er [als er von Einem redete, der mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennetet] zeugete von der Wahrheit [hat derselben Zeugniß gegeben damit, daß er« zugleich ihn als einen solchen bezeichnete, der zwar nach ihm komme, doch vor ihm gewesen, und deß er nicht werth sei, daß er seine Schuhriemen auslöse]. . » 34. Jch aber [wenn ich so auf das Zeugnis; dieses Mannes mich berufe] nehme nicht Zeugniß Von Menschen [als ob ich für mein eigenes Bewußtsein eines solchen menschlichen Zeugnifses bedürfte nnd ohne das nicht selber wüßte, in , welchem Verhältnis; ich zum Vater stehe]; sondern solches sage ich slediglich euch gegenüber berufe ich mich darauf, euch dasselbe in Erinnerung zu bringen und in’s Gewissen zu schieben], auf daß [nachträglich noch] ihr sdem Zeugniß möchtet Glauben schenken und zu Dem kommen, auf den Johannes euch hat hingewiesen, und also durch Bewahrung vor dem Uebelsthun, zu dem ihr schon- den Anfang geniacht habt] selig lverdetslik 35. sBis jetzt habt ihr des Johannes Ve- stimmung doch noch so gar nicht verstanden und über den Ernst seiner Sendung mit großem Leichtsinn euch hinweggesetzt.] Er war [wenn ich euch sagen soll, was es mit ihm für eine Be- wandtnis; hatte] ein brennend und scheinend Licht sdie von Gottes Hand euch angefteckte und nun auch ihren Schein gebende Leuchte, die euch in der Finsternis; dieser Welt den Weg» sollte er- kennbar machen, den ihr einzuschlagen hättet, um zu dem Ziel eurer Berufung zu gelangen]; ihr aber sden Gedanken und Wegen eures eigenen fleischlichen Herzens folgend] wolltet eine kleine iWeile ssolange der von ihm ausgehende Schein einen gewissen Reiz sur euch hatte] srohlich sein von feinem Licht-f [und habt darnach, als nun der Reiz sich verlor, ihn im Stich gelassen] V) Wie das Zeugniß der siindigen Menschen für sich selbst Mißtrauen erre t, weil die« Sünde, deren Kern die Selbstsucht ist, ie Lüge aus sich gebiert, so läßt Jesus es sich gefallen, wie ein Sünder behandelt zu werden, um durch Gottes Zeu niß seine desto stärkere Beglaubigung zu erhalten. v. Gerla .) «) Wie aus dem Inhalt des 31. Verses,. o geht besonders auch aus dieser zweiten Hälfte des 32. Verses deutli hervor, daß der Andere, auf dessen Zeugniß der H »r sich berust, Johannes der Täufer ist, nicht aber, wie die meisten Ausleger wollen, Gott der Vater. Its-«) Darum handelt Gott mit uns in seiner Kirche nicht unmittelbar, auch nicht durch Engel, sondern durch des Menschen vertraute Art, damit wir durch seine uns verwandt gewordene Kraft desto eher glauben und seli werden möchten. Laßt uns erkennen und preisen diese seine Güte, wonach er also sich uns nahe thut und Zu unserer Schwachheit herabläßt, daß er nicht auf en Glanz seiner Majestäh sondern auf unser Seligwerden Bedacht nimmt im Ordnen seiner heiligen Haushaltung (Chemnitz.) f) Johannes war die Leuchte, ·die bestimmt war, vor dem HErrn·herzugehen, und ihr Licht auf diesen warf; er war die vor dem HErrn hergetragene Fackel, hinter welcher unmittelbar der HErr se bst folgen sollte, vor ihm hergesandt, seine Person und Werk zu be»- Das dreifache Zeugniß für Jesum, das den Juden gegeben, ihn zu erkennen. 101 leuchten und auf ihn die Blicke des Volks zu lenken. Aber so wenig erkannten die Juden des Johannes Bestimmung, daß sie mit der vorübergehenden Luft und Freude sich begnügten, wieder einmal einen Pro- pheten in ihrer Mitte zu gaben, daß sie, statt zu achten auf das, wozu er ihnen ienen sollte, nur die Befrie- digung ihrer Eitelkeit bei ihm suchten, die eben, weil sie nichts weiter war und von jeder höheren Zweck- bestimmung seiner Sendung absah, auch ihrer Natur nach nur eine Weile dauern konnte und dann ohne nachhaltige Wirkun vorüber ging. (v. Burger.) Jn den brennenden un scheiuenden Leu ten, welche der HErr hin und her dem in die Finterniß der Welt versunkenen Geschleeht dieser Zeit in Gnaden vergönnt, lebt Johannes wieder auf; die leichtsinnigen, um Sünde und Sündenvergebun unbekümmerten Juden aber haben ihre leidigen achfolger in den Welt- menschen, welche sich eine Weile sonnen wollen in der Ehre, Verehrer eines berühmten Predigers zu sein. (Beffer.) 36. Jch aber [seit ich hinter ihm drein ge- kommen und an seine Stelle getreten bin] habe ein größer Zengniß [führe an und bei mir ein Zeugniß, das als eine mir aufgedrückte göttliche Signatur euch noch viel kräftiger und überzeu- gender mein Einssein mit dem Vater zum Be- wußtsein bringen könnte], dem: Johgxmis kWykH Zengniß [wenn dieses wirklich noch nicht hätte hinreichend sein sollen, euch zum Glauben zu be- wegen]; denn die Werke, die mir der Vater ge- geben hat, daß ich sie vollende [so daß eigentlich nicht ich es bin, der sie thut, sondern der Vater, der in mir wohnet Kap. 14, 10], diefelbigen Werke, die ich [vor euren Augen] thue swie deren eins auch das am Kranken zu Bethesda gewesen V- 2 Hi; KAIQ 7- 21J- zengen sfo deutlich und UnwiderfprechIichJ von mir, daß mich der Vater gesandt habe« sdaß es geradezu ein Arges ist, auch solchem Zeugniß gegenüber mir den Glauben verweigern zu wollen 15, 24]. 37. Und der Vater, der mich gesandt [und die Werke, die ich thue, zu meiner Beglaubigung mir gegeben] hat, derselbige hat [lange zuvor, ehe er mich gesendet, in der ganzen Haushaltung des alten TestameUteSJ von mir gezeuget Jhr habt [jedoch, trotzdem daß ihr seine Hausgenossen zu fein euch rühmt und die Hausverwaltung unter feinem Volke euch angeeignet habt Matth. 23, Z] weder seine Stimme gehört sdaß euch irgend eine der prophetifchen Weifsagungen zu rechtem Verständniß gekommen wäre], noch seine Gestalt gesehen [daß ihr um die Bedeutung der Vorbilder, in denen er seine Heilsgedanken ausgeprägt hat, wüßtet Matth. 22, 41 ff.; 2. Cor. 3, 14 f.]. 382 Und sein Wort [das die zehn Worte 2. Mof. 34, 28; 5. M. 10,4 als ihre und des ganzen Gesetzes Summa in sich begreift, nämlich das Gebot von der Liebe Matth. 22, 37 ff.] habt ihr nicht in euch wohnen [Pf. 40, 9]; denn ihr glaubet dem nicht, den er gesandt hat» [und dem ihr alsbald zufallen müßtet, wenn ihr mit Kopf und Herz anders zu dem dreifachen Zeugniß des alten Teftaments ftündet Apostg. 13, 27].— 39. Snchet in der Schrift sbesserk Jhr suchet allerdings, wie ich das ja an euch aner- kenne, in der Schrift], denn ihr meinet [im Gegensatz zu Andern, welche die Schrift nicht wissen Matth. 22, 29], ihr habt das ewige Leben darinnenzWk und sie ists swenn auch jenes euer Meinen, als hättet ihr in und mit ihrem Besitz selber schon das Leben, ein irriges ist], die [in allen ihren einzelnen Theilen] von mit! zenget [Kap. 1, 45;Luk. 24, 27; Apostg. 9, 22; 18, 28., und indem sie zu mir führet, auch zum Leben verhilft]. 40. Und ihr wolli [doch gleichwohl, obschon ihr euren ganzen Lebensverhältnissen nach auf diesen zu mir führenden Weg gestellt seid] nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben mbchtetf [Jes. 55, Z; das ist der schwere Vorwurf, der euch trifft, und so wird all euer Forschen vor dem endlichen Verderben euch nicht bewahren -können]. V) Jn keinem Evangelium wird ein solches Gewicht auf die Wunder gelegt, wie gerade im Evangelium des Johannes, in keinem finden sich so nachdrück- liche Aussprüche Christi über die hohe Bedeutung seiner Wunder (Kap. 10, 25. 32; 14, 11; 15, 24). Diese Earke Betonung hat zur Voraussetzung, daß das vangelium Jo annis sich nur ergänzend verhält zu anderen Durste ungen, welche über diese Wunder ein- gehend berichten; denn sonst hätte Johannes selbst in dieser Beziehung nicht so spar am fein dürfen. (Heng- stenberg.) Es gehörte zu dem Berufe des Sohnes, m Knechtsgestalt einhegzugehenz aber eben darum durfte der Vater die en ohn nicht ohne alle Kennzeichen lassen, er mu te sich zu ihm als Vater bekennen. (Heubner.) Nur zunächst als Beweise seiner Sendung vom Vater macht Jesus ie Werke, die er thut, geltend (Kap. 3, 2); wer aber erst diese Sendung anerkannt, muß dann ihn auch anerkennen als den, für welchen er sich selbst erklärt. —" VI) Darin hätte es sich zei en mü sen, wenn sie durch die bisher erfahrenen Gna en und den Gebrauch der i nen von Gott gefchenkten Gnadenmittel zu einer wir lichen Gemeinschaft mit ihm gekommen wären, daß sie von dem Sohne, den er zu ihnen sandte, sich hätten ange ogen fühlen und seinem eugniß ein empfängliches hr und Herz entge en ringen müssen. So that auch, wer ein rechter Zis- raeliter war (Kap. 1, 48); sie aber hatten von Jsrael blos den Namen und den Dünkel, ni t wirklich den Charakter und das Wesen; vielmehr se lte ihnen alles, wodurch Jsrael Gottes Volk war. araus erklärt sich ihre Verhärtung Jesu gegenüber und der Unglaube, den sie seinem Zeu nisse entgegenfetzten ,,Dem glaubet ihr nicht«, sagt Jesus; denn ihm glauben ist der erste Schritt, der zum Glauben an ihn, zur Hingebung des Vertranens auf ihn führt. (v. Burger.) Die Jn- fpiration (göttliche Eingebung) der Schrift wird in diesen Versen aufs Entschiedenste gelehrt« nur unter ihrer Voraussetzung konnte von einem Ieugniß der Schrift von Christo die Rede sein, denn ein solches Zeugniß kann nur von Gott ausgehen. (Hengstenberg.) Ost) Es ist ein einräumender Sah: ,,allerdings er- forschetihr fleißig die Schrift; ihr klaubet sogar an 102 ihrem Buchstaben, als ob aus solchen Kleinlichkeiten das ewi e Leben hervorkommen müßte. Viele Aus- leger un Uebersetzer da egen nehmen das Wort des Grnndtextes als Befehls- orm, als eine Ermahnung zum Forschen in der Schrift; aber dann könnte Jesus nicht fa en: »denn ihr meinet, i r habt darin das ewige eben«, sondern er müßte agen: »denn ihr habt« oder wenigstens: »denn ihr glaubet ja selbst zu haben« (Godet.) · · » » ·f) Ich· sollte euch sein das eiß herbeigewunfchte seli ergrifsene Ziel all eures uchens, und ich bin euis uwider! Drum ist euer Lesen und Lernen kein Erfor chen des Kerns, sondern ein Handthieren mit der Schale. (Stier.) Trotz ihrem irdischen, fleischlichen Sinn, trotz dem harten Unglauben, mit dem sie den von den Propheten so genau bezeichneten wahrhaftigen Heiland verwarfen, hatten sie doch die Meinung, in der Schrift sei der rechte Weg zum Himmel ausgehen. Das meint man heutzutage wohl auch noch! s giebt zwar anz entschiedenen und völligen Unglauben; es giebt eute, welche gar kein ewiges Leben glauben, also auch nicht, daß man es in der Schrift finden könne, Leute, welche die Schrift für ein großes Fabel- buch halten, das nur noch Kinder und Schwache täusche. Aber die Mehrzahl, das darf man annehmen, ist doch nicht so weit in die Verirrung, in die Thorheit und Frevelhaftigkeit hineingerathen; von den Me rsten wird doch wohl noch dafür gehalten, daß in der ibel die Wahrheit ei, die zur Seligkeit führt. Diese Mei- nung its: nicht blos bei denen, welche die Schrift wirk- lich lie en und fleißig treiben, sondern auch bei solchen, welche sie wochen- und monatelang nicht ansehen und sich um ihre Vorschriften wenig bekümmern; jaihrer viele haben in vielen Stücken einen anz anderen Glauben als den der Schrift, und — es ist merkwürdig —- doch no so eine Meinung, es sei das ewi e Leben darinnen. as ist die Göttlichkeit der Schrift! Sie hat ein Zeugnis; von den Vätern her, das auch bei den anders gewordenen Kindern ni t gar erloschen ist· sie hat einen Klang, der auch flei chliche Ohren no als eine Stimme von oben berührt; es geht ein Kraft- hauch von ihr, der auch«bis an das Gefühl der Erden- söhne reicht; es schimmert eine Majestät um sie, die auch in den Herzen der Weltkinder unwillkürlich Hoch- achtung erweckt. Die Welt ist immer feindselig gegen Gottes Wort gesinnt in ihres Herzens Grunde, und doch sind unter ihren Dienern viele, die da und dort seine Herrlichkeit anerkennen; das Reich des Satans wüthet mit aller Macht dagegen, und doch werden jährlich viele tausend Bibeln gedruckt, zum Theil vom Gelde derer, die sont dem Reiche des Satans großen Vorschub thun. (Re enbacher.) 41. Ich nehme [wenn ich euch deswegen an- klage, daß ihr nicht zu mir kommen wollt] nicht Ehre von Menschen sals fühlte ich um meiner Person willen durch eure Nichtanerkennung mich so tief verletztjz 42. Aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe sdie Liebe zu Gott, meinem Vater, die ihr ihm als sein Volk schuldig seid] in euch hab» [und das ist es, was mich kränkt]. 43. Ich bin kommen in meines Vaters Namen, und [würde da, wenn ihr Gottes Liebe in euch hättet, gewiß willkommene Aufnahme bei euch finden; aber] ihr nehmet mich nicht an [und be- weifet damit, daß statt jener Liebe vielmehr Selbst- Evangelium Johannis 5, 41——47. S, 1—·3. liebe, und Eigensucht euch beherrscht]. So ein Anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr sweil ihm seelenverwandt] an- nehmenett «) Nicht um seinetwillen klagt der HErr so: »ihr wollt nicht zu mir koniinen«, sondern um ihretwillen; Gesuch nach Ehre von Menschen gab ihm diese schmer ens- reiche Klage nicht ein, sondern die Betrübniß um ken- schen, deren Unglaube an ihn die Gottlosigkeit ihres Sinnes erwies. Seine Herrlichkeit ist ihm gegeben vom Vater, und er bedarf nicht der Menschen, um durch sie verherrlicht zu werden; aber wäre die Liebe Gottes, Gottes Grundgebot an Israel, durch den heil. Geist in dieser Jsraeliten Herz gepflanzt gewesen, dann würden sie als rechte Jsraeliten bekennend dem Sohne Gottes die Ehre egeben haben, welche der Vater ihm gegeben hat. Besser.) Mangel der Liebe zu Gott, das ist no bis auf den heutigen Tag der tiefste Grund aller Ab ehr von Christo. (Hengsten erg.) It) Den, der im Namen Gottes, seines Vaters, kommt, nehmen sie nicht an; damit beweisen sie, daß Gottes Liebe nicht in ihnen ist, sonst würden sie Sinn und Verxändniß für das Zeugniß dessen haben, dessen ganzes hun und Reden ein lanterer Abdruck und piegel des göttlichen Herzens und Willens über sie ist. Wenn ein Anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werden sie annehmen; denn der wird Jhresgleichen sein und ihrem Fleisch nicht wehe thun, sondern s meicheln, weil er das Jhre suchen wird, nicht sie ( . Cor.12, 14), weil er sich ihren Gelüsten anbequemen und sich hüten wird, ihnen durch For- derun en lästig zu werden, welche ihrem eitlen Sinne wider treben —- die Selbstsucht der einen wird sich mit der der andern auszugleichen nnd zurecht zu finden wissen. (v. Burgen) Das »ein Anderer« enthält eine bestimmte Vorhersagung falscher Mefsiasse (Matth. 24, 24); nach Schudt’s jüd· Merkwürdigkeiten hat man seit den Zeiten Christi 64 solcher Betrüger gezählt. (Meyer.) 44. Wie kbnnet ihr san Einen, der in seines Vaters Namen zu euch kommt] glauben, die ihr Ehre von einander nehmet [ihr Oberen von dem gemeinen Volk, und das Volk wiederum von euch, seinen Oberen, daneben aber unter euch selbst die eine Klasse von der andern Kap. 12, 42 f.]? Und die Ehre, die von Gott allein [besser: die Ehre von dem, der allein Gott] ist [und demgemäß auch allein wahrhaftige Ehre verleihen kann], suchet ihr nicht [ihr seid also der ganzen Grundrichtung eures Herzens nach meine Wider- sacher schon von Haus aus]. 45. Ihr sollt [wenn ich fortan von euch als von Leuten, mit denen nichts anzufangen ist, mich zurückziehe und für längere Zeit wo anders hin mich wende Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14., bis ich zuletzt noch einmal ganz mich von euch scheide Kuh. 7, 33 ff] nicht meinen, daß ich [selber, wie ich wohl allen Fug und Recht dazu hätte] euch vor dem Vater [zu dem ich dann gehe Käse. 8, 21ff·] verklagen werde. Es ist einer sschon vorhanden], der euch svor Gott] verklagt, der Moses, auf welchen ihr hosset sals könne er gar nicht anders, er müsse euer Anwalt sein]. Grund, warum die Juden Jesum nicht annehmen. Seine Hoffnungslosigkeit für sie. 46. Wenn ihr Most [wirklich, wie ihr euch dessen rühmt Kap. 9, 28] glaubteh so glaubtet ihr auch mir; denn er hat [in allen seinen Büchern, besonders aber an der Stelle, wo er von dem zukunftigen sskrosäheten weissagt 5. M. 18, 15 ss.] von mir ge rie en. 47. So ihr aber seinen Schriften sdenen ihr doch selber grundsätzlich öffentliche Ckiltigkeit und canonisches Ansehn zuschreibt,» thatsachlich] nicht glaubet [indem ihr euch sogar nicht darum kümmert, was er z. B. in 5. M. 18, 19 im Namen Gottes bezeugt hat], wie werdet» ihr meinen Worten glauben [hinter denen ein m euren Augen ganz unbekannter und unbedeutender Mann steht Kap. 9 29]? s , Sie sind durch die Meisterschaft und Gewalt» seiner Rede entwasfnet und entlassen ihn; was nun ihn be- zeigt, so dwill er·»sie»auchFentlasse»n. cgbssLangiesh fSeinte e e.en i mi einer rage er o nung oig ei. (Meher.) Ziernach steht es außer allem Zweifel, daß die galiläische Wirksamkeit» Jesu, mit welcher die drei ersten» Evangelisten sein offentliches Leben beginnen, . I - sfksäkkztis «YIf".»?ä"L’-LZ«2 IF? JZLIZiZZEwZTZTUZkUEU leger annehmen, mit der in Kahn 4, 3 ff. befchriebenen Rückkehrnach Galiläa (vgl. die Beilage zur Evan elien- Harmonie im l. Anhang: Zusammenstellung des ebens Jesu von P. Lange). Bei letzterer stand der Taufer ssspsg Frsisekgst Meist« .i;d::»:s«-Ee3k: . . un er a ie on i , drxssen Werk nunmehr als abgeschlossen vorliegt, und seine Rede w»ird um so bedeutungsvolley wenn sie gerade um die Zeit stattfand, wo »die Gefangensetzung es Johannes durch Herodes Antipas eben in Jeru- salem bekannt geworden war, indem sie zugleich die Weissa ung enthalt, daß auf diese Gefangensetzung keine efreiung aus dem Kerker, sondern nur der Hin- i i . . IF? kJBTi«P,"-’T222LFZT" dfsågekcsseåsfiis Fåkiåkiessssahgit setze voraus,g daß Jesus «schon Todtenerweckungen bis dahin vollbracht hatte, wenigstens »die der Tochter des Janus, wahrjcheinlich aber auch die des Jiinglings zu Nain; das widerspricht indessen durchaus dem Wort: »der Vater wird dem Sohne noch größere Werke zeigen, daß ihr»»euch verwundern» werdet, was in seiner zweiten Halfte speziell auf die Aiiferweckung des Lazarus sie? bezieht, in seiner ersten Halfte xedoch auch die beiden ruheren Todtenerweckungen als noch der Zukunft angehorig bezeichnet. — Das 6. Kapitel. Christi wunderbare Speisung und Hang, Predigt non der geistlichen igenießung seines kfkeifches und Mutes. 1I· v. 1—71. (§ 47—49.) gesu- in muri-ca mit« der xibfatk der grossen Menge von i . a. V. 1—k2l. Die That Jesu, welche die Verau- lassung zum Zibfatl gegeben hat, oder die Speisung dcr Fünftausend in der Wüste. (vgl. Matth. U, 13 —·34; Mark. s, 30—53; tun. I, 10—17.) 103 (Evaiigelium am 4. Sonntage in der Fasten, Låtare.) Ueber den Namen des Sonnta ssvgl· die Bem. zu Jesh F, ll; von tkem Jnhaltddesd vaiigelgum (hSieß er au ominica re eciionis o er e pani us onn- tag d»e»r Speisung oder von den »Broden). Da der exorcisirte Katechumen sich von diesem Sonntage an dem HErrn Zu geloben hatte, so war es sehr ange- messen, daß sz ieser ihm in seinem dreifachen Amte vor- gesuhrt wurde: im vorliegenden Evangelium wird er denn als Lkrophet dargestellt (V. 14), leichwie am nächstfolgen en Sonntage als Hoherprieter und an Palmarum als Köni . Nach unsern jetzigen Ver ält- nissen läßt sich auch sagen: ,,Ostern ist nahe, die eit, da r HErr sein hohepriesterliches Opfer vollenden will, kommt bald. Jn prophetischer Hindeutung auf das Passalamm und die Erfüllung der Passamahl eit im heil. Abendmahl speist er das Volk iii der Wüste; damit bildet er zugleich ab die Hingabe seines Leibes und Blutes in den Tod und zur geistlichen Speisung der Seinen. So offenbart er seine errlichkeit und seinen Reichthum in der Speisung des olks, wä rend er im Leiden doch so niedrig nnd so arm ers eint. Die letzten Wochen zeigten uns ihn als den herrlichen Erlöser von des Teufels Gewalt und Macht und damit von allem Uebel; heute steht er vor uns da als ein reicher Helfer und Gnadenspender.« — Jesu Speisungswunder als »ein Vorzeichen seiner Passion; als solches erscheint es, wenn wir es be- trachten l) nach der Zeit, in der es geschehen, 2) nach Besgaffeeehei»tz, »i;nd Z) nclech seinem It olge. aum. rn e a ionsma nungen: omm zu Jesu in die» Stillez 2) erkenne deine Armut im geiste;ch3) gättigåsdich mitddem VI? des eäisj ma e en rrn u einem «ni e. e e. Christus, der beste Trodherr fürgLeib und Seele: l) er stillet gern die Leibesnoth, Z) doch zielt er stets auf’s Seelenbrod. (Gerok.) Christus, l) kein Mann für den irdischen, fleischlichen Sinn, Z) sor t doch für die leibliche Nothdurft der Seinigen. (Ho - acker.) Die Speisung der Fünftausend: I) die Jünger, wie sie sorgen; 2) der HErr, wie er hilft; Z) das Volk, wie es dankt. (Plaskuda.) l. Darnach fuhr Jesus sder nach der in Kap. 5 erzählten Geschichte sich von Jerusalem und Judäa nach Galiläa zurückgezogen und dort nun sein Werk länger als 10 Monate getrieben hatte] we» [nach der Wüste bei Bethsaida Luk. s, 10] ii er das Meer an der Stadt Ti- berias in Galilåaik [genauer: über das Meer vonGaliläa Matth. 4, 18, von Ti- berias Matth. 4, 25 Anm.]. 2. Und es og ihm swährend dieser ganzen Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit, und also auch damals, als er über das Meer fahren wollte, zu Lande Mark. S, 331 viel Volks nach, darum, daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken that« 3. Jesus aber [nachdem er zu ihnen vom Reiche Gottes geredet und ihre Kranken geheilt] ging [da nun der Tag schon anfing sich zu neigen Luk. 9, 1l] auf einen. Berg Und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern sum mit ihnen allein zu sein V. 15; Mark. S, 31]. 104 Evangelium Johannis 6, 4—13. 4. Es war aber nahe die Ostern, der Juden FestVYF [und zwar war bereits der erste Tag der süßen Brode, da man das Osterlamm opferte, für das Jahr 29 n. Chr. herbeikommen Matth 14, 14 Anm.]. — V) Als Ausgangspunkt der Reise kann Kapernaum nicht Zweifelhaft sein, denn dorthin kehren die Jünger nach . 17 zurück. Dorthin begeben sich auch nach V. 24 die Haufen, unt Christum zu suchen, doch gewiß aus keiner andern Ursache, als weil er dort zu Hause ist, und in der Schule zu Kapernaum hält er nach V. 59 das Gespräch mit den Haufen. Johannes nun bezeichnet den See Genezareth, über den Jesus hinüber fährt, zuerst als ,,Meer von Galiläa« im Interesse der Harmonie mit den Evangelisten Matthäus und Markus, die ihn also benennen, er fügt dann aber noch die zweite Bezeichnung »von Tiberias« hinzu, weil dies zu seiner Zeit der im Auslande gangbare Name war· Jn Kap. 21, I redet er blos von dem Meer von Tiberias, zum Beweise, daß dies der Name war, der eigentlich für seine ersten Leser paßte, daß er hier des ,,Meeres von Galiläa« nur zur Anknüpfung an seine Vorgänger gedenkt; die von Herodes Antipas erbaute, nach dem Kaiser Tiberias benannte Stadt Tiberias war in der Heidenwelt besonders bekannt, auch der griechische Geograåh Pausanias kennt den See unter em Namen des ees Von Tiberias, und im Arabischen heißt er Bahr Tab-trieb. (Hengstenberg.) sit) Daß ihm viel Volks nachfolgte, weil ie die Zeichen sahen, die er that, kann nicht von der eglei- tung Jesu blos bei diesem Anlaß gesagt sein; denn es geht im Griechischen dreimal das Jmperfectum, dies rückt aber aus, daß nicht ein einzelner Vorgang er- zählt, sondern etwas Dauerndes und öfter Wiederholtes beschrieben wird. Also nicht, daß ihm damals viel Volks gefolgt sei &c» sondern daß dies überhaupt während jener Zeit der Fall war, und nicht, daß sie ihm folgten, weil sie damals Zei en sahen, die Jesus damals that, sondern weil sie ortwährend Zeugen waren der immer wiederholten Wunderheilungen des HErrn, berichtet ier Johxannes; er schildert uns dem- nach in wenig orten esu Thätigkeit und ständige Umgebung in Galiläa gerade so, wie wir sie aus Matth 4, 23 sf.; Mark. 2, L; Z, 20 u· s. w. schon kennen, denn deren Berichte setzt er voraus. Was aber als regelmäßiges Vorkommniß von ihm berichtet wird, wird selbstverständlich angenommen als auch damals stattfindend. (v. Burger.) -—- IN) Die Er- wähnung des herannahenden Festes steht nicht mit dem erankommen der Menge in Beziehung (Matth. 14, 1 Anm. 2), sondern mit der That Jesu. Er be- findet sich in der Lage eines Geächteten, er kann das Osterfest nicht in Jerusalem feiern; der Anblick dieser nach dem Lebensbrod huncgernden Menge, die zu ihm in die Wüste kommt, erwe tihm eine innige Rührung; er erkennt in diesem unerwarteten Umstand ein Zeichen, das ihm der Vater giebt; er denkt an die Schaaren, welche gerade jetzt in Jerussalem sich zusammendrängen, um das Osterlamm zu esen, und er spricht zu ich selbst: ,,ich will anch ein Osterfest feiern« Dieser e- danke stellt den gaiäzen folgenden Austritt und die sich daran knüpfende ede in ihr re tes Licht. Der Evangelist Cgiebt uns hier den Schliisel zu seiner Er- zählung. ( odet.) Vgl. zu Kap. 7, l. Was übrigens das deutsche Wort Ostern, womit Luther das griech. pascha übersetzt, betrifft, so hieß Osten-s, Bezirks, bei den heidnischen Sachsen die Göttin des neuen Frühlingslichtesz der Name des Festes, das dieser Göttin im Frühjahr gefeiert wurde, ging dann bei der Einführung des Ehristenthums auf das zu gleicher Zeit gefeierte christliche Fest über. Daß es immer a einen Sonntag alle, soll zuerst der röniische Bischof Pius l. im J. 147 n. Chr. verordnet haben; seit der Shnode von Nicäa im J. 325 ward es für denjenigen Sonntag festgesetzt, der gleich nach dem ersten Vollmond der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche falle, fällt aber derselbe auf einen Sonntag, so sollte das Fest 8 Tage später gehalten werden, damit man nie mit dem jüdischen Passa zufammentreffe 5. »Da hub Jesus [von der Bergeshöhe aus] seine Augen auf, und siehet, daß knoch immer] viel Volks zu ihm kommt [nachdem er schon den Tag über mit der großen Menge V. 2 es zu thun gehabt hat], und shieraus erkennend, was des Vaters Wille heute mit ihm sei Luk. 9, 13 Anm.] spricht [er] zu Philippo [der vielleicht von den Jüngern ihm zunächst saß]: Wo [genauer: woher] kaufen wir Brod, daß diese [die mein Vater mir zu Tischgästen für diesen Abend hergeschickt hat] essen? 6. Das sagte er aber, ihn zu ver- suchen snicht um Rath sich bei ihm zu holen, sondern ihn und mit ihm die andern Jünger in diejenigen Gedanken einzuführen, die ihm selber das Herz bewegten, und dafür einen Anknüpfungs- punkt bei ihm zu suchen]; denn er wußte wohl, was er thun wollte. 7. Philippus [der weniger auf das ,,woher« als auf das ,,kaufen« seiner verstandesmäßigen Eigenthümlichkeit 14, 8 gemäß geachtet hatte und nun daran dachte, daß zum Kaufen vor allen Dingen Geld gehört, auch geschwind bei dem neben ihm sitzenden Judas 13, 29 sich erkundigte, wie viel die gemeinschaftliche Kasse enthalte] ant- wortete ihm: Zweihuudert Pfennig kDenare 2· Mos. 30, 13 Anm., d. i. 150 Mark] werth i Brods fund mehr, als soviel, können wir nach dem Stand unserer Kasse ja doch nicht aufbringen] ist nicht genug unter· sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig [wieviel dazu gehört, sich nothdürftig zu sättigen] nehme [da man für 1 Denar doch nicht 25 Brode kaufen kann]. Auch bei Bereitung des Passamahls im J. 30 n. Chr. begegnet uns zwischen den Berichten in Matth 26, 17 ff.; Mark. 14, 12 ff. und dem in Luk. 22, 7 ff. die ·Verschiedenheit, daß dort die Anregung von den Jüngern, hier dcägegen von demHErrn ausgeht; während nun in jener eschichte die erstere Mitthe1lung die genauere ist, müssen wir an vorliegender Stelle die Angabe des Johannes für genauer halten als die der drei ersten Evangelisten, nach welchen bei Anbruch des Abends (Nachmittags 3 Uhr) die Zwölfe u Jesu treten und ihn ausfordern, das Volk— u entlassen, damit es sich Speise besorgen könne. Es cheint, als wolle unser Evangelist diese Darstellung ausdrücklich dahin er- gänzen, daß der HErr vorher schon, ehe die Jün er an die Versorgung der leiblichen Nothdurft des Vol es dachten, dieselbe in’s Auge gefaßt und seinen da in zielenden Entschluß gefaßt hatte; es· war das a er eine Verzandlung mit Philippus allein, von der die übrigen ünger nichts weiter inne wurden, so daß Jesus in Galiläa. Die Speisung der Fünftausend zu Ostern. 105 das, was nun sie thun, wenn sie zu Jesu treten und die Entlassung des Volkes von ihm verlan en, von ihrem Standpunkte aus eine Initiative oder röffnung der Verhandlung ist. Jm Folgenden ergänzt dann unser Evangelist den Bericht seiner drei Vorgänger noch weiter dahin, daß das Resultat der angestellten Nachforschungf wieviel Brode beim Volke vorhanden waren, von s ndreas dem HErrn gemeldet worden sei; es lag ihm etwas daran, nachdem er« einmal des Philippus gedacht, auch des eng mit ihm befreundeten Andreas (12, 21 f.) nicht zu vergessen. Die Tradition behauptet, beide Jünger wären auch hernach bei Ab- fas ung des Evangeliums gegenwärtig gewesen. 8. Spricht snach einer Zwischenverhandlung Jesu mit den übrigen Jüngern, bei der er sie veranlaßte, nach dem vorhandenen Brodvorrath zu forschen Mark. 6,» 35—38] zu ihm einer seiner Jun er, [·nämlich] Andreas, der Bruder Simonis etri [Kap. I, 40]: 9. Es ist ein Knabe hie [sonst niemand, bei dem» man kaufen könnte], der hat sallerdings noch] funf Gerftenbrode und zween Fische; aber was ist das unter so Viele? sdu wirst da immer mit deiner Segenshand das Beste thun müssen.] 10. Jesus aber sprach: Schaffet, daß ich das Volk lagere. Es war aber viel ras an denr Ort [Luk. ·9,, 15 Anni.]. Da lagerten sich »[indem Schichten zu je hundert oder fünfzig gebildet wurden, die eine bestimmte Zahl ergaben Mark. 6, 40] bei fiinftaufend Mann sWeiber und Kinder dagegen bildeten eine Abtheilung für sich]. sz » 11. Jesus aber nahm die [füiif] Brode [die er sich hatte bringen lassen Matth ·14, 18], danketes [und segnete sie mit einem Weihegebetj und gab sie Nunmehr] den Iun»gern, die Junger aber [gaben sie] denen, die sich ge- lagert hatten; desselben gleichen lgab er den Jüngern] auch von den Fischen, wieviel er wollte« [diese reichte er ihnen nicht gleich· auf einmal hin, sondern hier mußten sie immer wieder zu ihm kommen und ihren Bedarf sich holen]. i) Der HErr dankt für das, was erst gegeben werden soll; es ist sein Dank eine Voraussicht und gewisse Weissagung zukünftiger Güter; was Andern verborgen ist, ist ihm offenbar, Glück und Güter, die erst in weiter Ferne stehen, sind für ihn schon sicherer Besitz. Ja, weil der D Stelle vertritt, das Bitten aber sich um zukünftige Dinge bemüht, so; ist nicht zu leugnen, daß er das Zu- künftige nicht blos mit gewissem Blick vorhersieht, sondern auch herbeizieht; er versetzt nicht blos in die Zukunft, sondern er verseht die Zukunft iii die Gegen- wart, scha t herbei, was erne liegt, hat eine Macht, die Verhei ung und Weissagung zu beschleunigen, und theilt die Güter Gottes aus,»welche Andere gar nicht als vorhanden schauen. Es ist eine wunderbare Sache mit dem Danke des HErrm er hat alle Eigenschaften des Bittgebets in verstärktem Maße und überdies das, was ihm alleine eignet, was das Bittgebet nicht hat; als eine höhere Art des Gebetes trägt er alles Gute ank des HErrn des Bittens- der niederen Gebetsart in sich. Man sollte vielleicht sagen: gleichwie sich bei Christo das Bittgebet in’s Dankgebet verklärt, so sollte sich bei einem jeden Christen je länger je mehr dieselbe Umwandlung er- weisen und eUdIicZstetig und ständig werden. Je zu- versichtlicher das « ist es ja ohnehin dem Dank; je gewisser ich weiß, daß ich erhöret bin, desto leichter ist der Uebergang des Amen in’s dankende Halleluja; je mehr ich das Zu- künftige als geäignwärtig sehe, desto mehr verklärt sich mein betendes erlangen zur dankenden Befriedigung. Wird mir gegeben, etwas als gewiß kommend zu schauen, so verliert die Ge enwart, die ich noch abe, ihre Bedeutu , und i lebe mehr in der Zu- unft, die ich noch nicht habe; je mehr ich glaubend und hoffend bin, je mehr ich in der Zukunft und ihren Gütern lebe, desto freudiger bin ich, desto jugendlicher werd ich; für Andere ein Prophet, bin ich in meinen Augen nichts weniger als das, ich lebe im Himmel, in er Erfüllung aller Weissccisijungem 1ind das Reich ist mir gekommen. —— Es) chaue, was sich begiebt unter den Händen des HErrnl Fünf Bro e sind es, die er vertheilt, und Fünftausend essen; aber der Brode sind nicht zu«wenig und der Gäste sind nicht zu viel. Die Brode sind zu unerschöpflichen Vorrathshäusern eworden; in den Haufen mehren sie sich, und in des Errn Hand mindern sie sich nicht. Wie werden die Augen aller Jünger und aller Gäste auf Jesum ge- richtet gewesen sein, als wollten sie seinen Fingern das ungicht are Kunstwerk ablauschen, das in seinem Worte ru etc! Das ist die Andacht des Glaubens, der Ver- wunderung un Anbetung, welches wie ein heiliges Engelheer durch die Gemeinde zieht, und das ist der verborgene Segen unserer Gottesdienste, der uns hier vorgehalten wird. Ach, es geht leider in vielen Gottes- diensten recht armselig und gewöhnlich zu! Man geht hin und geht heim, und nimmt nicht mehr mit, als man hingebracht hat; der Hunger wird nicht estillt, das Herz wird nicht erhoben, der inwendige Mensch nicht genährt. Aber woher kommt das? Das kommt daher, daß der HEriz der Hausvatey nicht unter seinen Gästen ist und das Brod herBeischafftF das kommt daher, daß von seinem kräftigen Wort nichts zu spüren ist, auch nichts zu spüren sein soll, daß die fünf Gerstenbrode und zween Fische menschlichen Vermögens das Beste thun oder alles allein thun sollen. Ein rechter Gottesdienst soll allemal sein, wie er hier be- schrieben wird: der HErr steht in der Mitte, alle Augen sehen auf ihn, und die Diener sind nicht die Gastgebey ondern thun Handreichung aus des HErrn Vermögen, je nachdem er einem jeden austheilt. Da geht alles herrlich von Statren, und die Diener können, was sie nicht vermochtenx das einfältYH schlichte Wort vom Kreuz mehrt sich viel tausend al, die Jünger stehen vor unerschöpflichen Vorräthen nnd bewundern das Wort, das immer dasselbe it und doch nicht ausge- redigt wird, das viele Mi ionen hören, und doch ndet jeder sein eigen Theil; man kann es einem Kinde begreiflich machen, und doch hat ein Mann sein Lebelang daran zu lernen und findet immer neue Nahrung. (Münkel.) 12. Da sie aber satt waren [ohne jedoch alles, was vorhanden war, aufgezehrt zu haben], sprach er zu seinen Jungerm Sammelt die ubrigen Brocken, daß nichts uuikomuia » 13. Da fammelten sie [die Jünger] und fulleten sentsprechend ihrer eigenen Zahl] zwölf Korbe mit Brocken [abgebrochenen Stücken] ittgebet ist, desto näher verwandt- 106 Evangelium Johannis 6, 14——2l. von den ·»fiinf Gerftenbrodem die [näm»lich Brocken] nberblieben denen, die gefpeiset worden [nnd auch an Ueberresten von den Fischen fehlte es nicht Mark. S, 43]. Christliche Genü samkeit, die da spricht: ,,so wir Nahrung und leider haben, so lasset uns ge- nügen«, wie’s ja auch dort in der Wüste keine leckere Mahlzeit gab, und christliche Sparsamkeit, die da Rath hält mit den Gaben Gottes und auch die Brocken nicht verachtet nach dem Wort: ,,verderbe es nicht, es ist ein Se en darin« — wo dies beides fehlt, wo nicht der eit Jesu die irdischen Gaben heiligt, da fließen alle aben Gottes in ein durchlöchertes Faß; da wandelt sich der Mensch selbst in seiner Verblen- dung den Se en des HErrn in Fluch, und da wird der au enbli liche Ueberfluß bald wieder verschlungen vom angel, wie Pharacks fette Kühe von den sieben mageren. (Gerok.) Die sammelnde Sparsamkeit, die zur rechten Zeit zusammenhält, gehört zur Kunst wohl- zuthum (Braune.) 14. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus that [besser: sahen, wel- ches Zeichen er gethan hatte, und dadurch an Mose erinnert wurden, der ihre Väter in der Wüste 40 Jahre mit Brod vom Himmel gespeist V. 31 f.],· sprachen sie [unter einander]: Das ist wahrlichder Propbet, der [nach 5. Mos. 18, 15 ff.] m die Welt kommen [und nach den Weissagungen der Propheten ein neues, herr- liches Königreich in Israel aufrichten] soll [und Jbearbeitete jetzt Judas sie dahin, sofort An- stalten zur Errichtung dieses Reiches zu treffen V. 17 Anm.]. 15. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen [an sich reißen »und im Triumph mit sich fortführen Matth.14,23 Anm.], daß sie ihn zum Könige machten, entwich er abermal [wie in V. Z] auf den Berg, sdoeh dies Mal, indem er auch die Jünger von sich ließ V. 16 f.] er selbst alleine [um im Gebet mit seinem Vater im Himmel zu verkehren, vgl. die Eint. zu Matth. 14, 22 ff. u. Mark. s, 45 ff.]. Es at etwas überaus Klägliches, daß sie gerade jetztJe um u ihrem König· ausrufen wollen. Er ist im« is« »Es«siudkiieisöiikgL2T"2FE"’2E"«RLJ VIII er e « a i uäidlFisclxe und allgesvergliinglichie Spexigtzh e«r zug- teit, itnura ugaezu erwara ien ae ge? ewigend Leben? tåel e; seine Rseichfsgetijitg en thxilg ati wer en. o ie e wie an m« ig er e in’s Yiergängliche vercgunkeneii Volåes hllnveiksltand ser- trägt: er schilt sie ni t er entwei t i neu os; ein betrübtes Herz schüttet«er im Gebete ans, er elbst allein. O wie mag er da den Vater mit So nes- flehen gebeten haben: Ziehe sie, Vater, daß sie zu mir kommen!» Jn diesen Gebetsstundem die er auf dem Berge mit dem Vater allein zubrachte, da —- er wirdsinsv dein msntschlickkeiidslusdräiiktverzzläsnbk satt? er i or erei e an ie re i : in Brod des Lebens« Doch auch die üngiir sollten auf das Hören dieser Predigt vorbereitet werden. (Besser.) 16- Am Abend aber [da die sechste Stunde herbeikommen war] gingen die Jünger [wie der HErr ihnen befohlen hatte Matth. 14, 22; Mark. 6, 45 aus der höher gelegenen Wüste des Speisungswundersj hinab an das Meer, 17. Und traten in das Schiff sin welchem sie herübergeschifst waren V. 1] und kamen uber das Meer sfuhren über dasselbe in westlicher Richtung wieder hinüber] gen [Bethsaida-] Kaper- naum. Und es war schon finster worden [da sie nach längerem Zögern, weil sie sich nicht sogleich entschließen konnten, den Weg allein zu machen, sondern hofsten, der HErr werde nachträglich noch in’s Schiff steigen, abfuhren],- Und Jesus war strotz alles ihres Mariens] nicht zu ihnen kommen sdaß er etwa vom Ufer aus ihnen ein Zeichen gegeben hätte, sie sollten ihn von da zu sich einnehmen] Wenn Jesus in V. 70 f. zu den Jüngern sagt: »Hab ich nicht euch zwölfe erwählet? und euer einer ist ein Teufel« so ist das allerdings, wie der Evan- gelist bemerkt, propheti ch gesprochen in Beziehung auf des Judas künftigen errath; leichwohl muß mit Judas schon jetzt etwas vorge allen sein, das dem HErrn Veranlassung und Recht gab, ein ganzes Jahr zuvor, ehe es zu jenem Verratge kam, denselben wie eine vollendete Thatsache zu be andeln. Es mu von dem Jün er bereits der erste Schritt auf dem ege, der schlie lich in den Verrat? auslief, gethan, es muß durch den Aerger über Jeu Weigerun ein Anfang des Risses zwischen seinem Herzen un dem seines Meisters schon geschehen sein; sonst wäre die pro- phetische Hindeutung auf jenen Ausgang und die Vollendung des Risses durchaus ungehörig, ja bei dem tarken Ausdruck, dessen sie sich bedient, geradezu ein nrecht gewesen; Wir haben zu V. 14 die Bemerkung beige chrieben, daß das Volk, als es Jefum für den in die elt gekommenen Propheten erklärte, von Judas bearbeitet worden sei, ihn auch zum Könige auszu- rufen und ihm eine gewisse Gewalt anzuthun, daß er sich zu einem weltlichen Herrscher hergebez gerade der Umstand, daß des Herodes Greuelthat an Johannes dem Täufer es neuerdings wieder zum lebendi en Bewußtsein gebracht hatte, unter was für einem e- giment Gottes Volk jetzt stehe und die Stunde doch wohl endlich nun da sei, daß der Fürst und Herrscher aus Davids Geschlecht, der wohl regieren würde und Recht und Gerechtigkeit anrichten im Lande, sich ein- stelle, ließ sich leicht beniitzem dergleichen Gedanken anåuregen und sie als ute göttliche Gedanken darzu- ste en· Daher auch die übrigen Jünger dem Judas beip ichten mochten, wie sie das später bei seiner Aeu erung in 12, 5 thaten (vgl. Matth. 26, 8 f.; Mark. 14, 4 f.). Um sie nun von dem Sauerteig dieser nichts weniger als göttlichen Gedanken, davon sie sich haben anstecken lassen, wieder zu reinigen, treibt der HErr die Jünggkr von sich hinweg und be- fieglt ihnen, über das eer zu fahren, während er sel er zum einsamen Gebet sich begiebt. Das jetzt ein- tretende Ereigniß eines Sturmes, der die Jünger in Lo große Bedrängniß versetzt und ihn veranlaßt, über as Meer hinweg ihnen zu Hilfe u eilen, ist von ihm selber nicht unmittelbar vorausgesehen und gleich von vornherein in Berechnung gezogen, sondern es ist ein Eingreifen des Vaters, der zu dem Vorspiel zukünf- hatten]. Jefu Entweichem der Jünger Noth auf dem Meer, Offenbarung der Herrlichkeit Christi. 107 tiger Dinge, welches schon in dem Speisungswuuder lag, hier noch ein weiteres hinzusügt (vgl. die Bem- zu Matth. 14, 27 n. Mark. 6, 52). 18. Und das Meer erhub sich von einem großen Winde sdaß die Wellen hoch auf- und niedergingen und die Jünger einen harten Stand 19. Da sie nun gerudert hatten bei fünf und zwanzig oder dreißig Feldwegs [Stadien, ca. V, d. Meilen Z. Mos. 19, 37 Anm.], sahen sie Jesum [den sie jedoch nicht erkannten, sondern für ein Gespenst hielten] auf dem Meere daher chen und nahe bei das Schiff kommen; und sie fürchteten sich [und stießen Schreckensfchreie aus]. 20. Er aber sprach zu ihnen: Jch leuer HErr und Meister] bin’s; fürchtet euch nicht [worauf der in Matth. 14, 28—.—31 mitgetheilte Vorgang mit Petrus .stattfand]. Auch wir schiffen aus einem Meere, wo bald gün- stige Winde unsern Lauf befchleunigen, bald auch Stürme sich erheben, die uns zurückhalten, uns au Untiefen und Klippen werfen. chneller, als die Ver- änderungen auf dem Wasser, ist der Wechfel des Glücks auf der Erde: an dem einen Tage gelingt alles nach Wunsch, an dem andern kommt man mit der größten Anstrengung nicht aus der Stellez an dem einen sind Umstände und Menfchen uns gewogen, an dem andern findet man in ihnen eine feindliche, wider- strebende Gewalt. Dies alles sieht Christus von der Höhe des Berges, wo er mit seinem Vater allein ist — nein, von der Höhe des Himmels, wo er zur Rechten seines Vaters sitzt; dies alles weiß der HErr, ja, dies alles hat er von Ewigkeit gewußt und ge- ordnet, und mit theilnehmender Regung seines ött- lichen Herzens begleitet er sowohl die Freuden, die er uns schenkt, als die Beschwerden, die er uns auferlegt. Doch dieser so gewöhnliche Wechsel kleiner Freuden und kleiner Beschwerden soll durch ein großes, an- haltendes Leiden, oder wenigstens durch die Furcht vor demselben, unterbrochen werden· Jn der vierten Nachtwoche, bei ungewisser Dämmerung, sehen wir, wie es daher s reitet und uns immer näher und näher kommt. äher und näher kommt der Augen- blick, wo wir vielleicht die Nachricht empfangen werden, daß ein Schlag unser Lebensglück betroffen hat, von welchem es sich nie mehr erholen kann; näher und näher der Augenblick, wo wir erkennen werden, daß un er Ringen gegen Menschen und Umstände vergeblich ist und daß wir unterliegen müssen; näher und näher der Augenblick, wo das geliebte Leben, fiir welches wir solange gezittert haben, ein Raub des Todes wird. Und was ist es denn eigentlich, was in dieser Ent- scheidung uns naht? welches ist die. Urfach, die Kraft, auf welche wir sie· zurückführen sollen? Es ist ein Gespenst! rufen Einige; es ist eine Macht, in welcher kein Bewuß ein und keine Erkenntniß wohnt, weder von ihr selbt noch von uns, die mit blinder unbeug- samer Nothwendigkeit das herbeiführt, was sich aus den starren Gesetzen der Dinge entwickelt, die gleich eisern und gefiihllos iins zu dem Gipfel des Gliicks erhebt und in die Tiefen des Elends herabstiirzt, die weder bei dem einen noch bei dem andern si unser Heil zum Ziel gesetzt hat, sondern die es t ut, sie weiß selbst nicht, warum, die es nur thut, um es zu thun. - Wahrlich, hier bleibt nichts übrig, als zu schreien und zu zittern, oder, was noch schlimmer ist, sich der vermeinten Nothwendigkeit mit finsterem Trotz » gegenüberzustellen. Aber nein! es ist kein Gespenst, es ist keine eiserne Nothwendigkeih es ist Christus selbst, der in der herannahenden Entscheidung uns naht. Eben die Liebe, die ihn drang, vom immel herabzukommen und am Kreuze für uns zu terben, die drängt ihn auch fest, zu uns uns beizustehn· Unser Schicksal liegt in seiner Hand: was daraus hervorgehen wird, wissen wir nicht; indefz wissen wir dies Eine, er ist bei uns — was kümmert uns alles Andere? Es wird unser Herz stärken, daß wir die Prüfung ertragen, ja, daß sie uns zum Heile diene, sie mö e nun mit unserer Rettung oder mit unserm leibli en Untergan enden. O hörten wir doch immer die Stimme: »Ich bin’s; fürchtet euch nicht!« Arme, unglückliche Menschen, denen der Un- glaube die Ohren verschließh die Augen blendet, und die ein furchtbares Gespenst sehen, da sie doch Christum sehen konnten! Arme, gläubige, aber schwachgläubige Menscheiy die im, Glück soviel von der Gnade des ZErrn zu erzählen wußten, und denen nun der ummer das Vertrauen entzieht, daß auch sie an- « fangen, Gespenster zusehen! (Theremin.) 21. Da sals Ietzt Furcht und Grauen aus ihrer Seelegewichen war und sie wußten, mit wem sie es zu thun hatten] wollten sie ihn in das Schiff nehmen [und thaten es auch wirklich Matth 14, 32; Mark. S, 51]; und alsobald Ida er eintrat, legte sich nicht nur der Wind, sondern es] war [auch] das Schiff am Lande, da sie hinführen snämlich am Lande Genezareth bei Kapernaums Das ,,sie wollten« bildet den Gegensatz egen die frühere Furcht, da Jesus dem Schiffe nahe am: nun wollten sie ihn in das Schiff aufnehmen, ver- langten darnach (Luk. 20, 45); und nachdem sie es gethan, waren sie gleich am Lande. Die Auffassung: sie wollten dies zwar, aber es wurde dadur un- nöthig u. s. w., würde nur dann eine bereigigte sein, wenn statt des »und« ein »aber« stünde. as Bild ferner würde ganz zerrissen werden, wenn Jesus nicht in das Schiff getreten wäre; gerade der Gegensatz des ,,außer« und des »in« bildet den Mittelpunkt. Das war die eigentliche Offenbarung der Herrli keit Christi, daß mit dem Momente, da er das Schi betrat, der Wind sigle te. (Hengstenberg.) Jesus trat allerdings in das chifh aber er hatte nicht mehr Zeit, sich zu setzen — wie könnte man sich auch vorstellen, daß nach einem so großartigen, köni lichen Akt der Macht, wie das Wandeln auf dem Was er war, Jesus sich im Schisf auf die Bank niedergesetzt und die Fahrt müh- sam durch Rudern fortgesetzt worden wäre? ·Jn dem Augenblich wo Jesus feinen Fuß in das Schisf setzteh t eilte er ihm, wie gerade zuvor der Person s etrus, dieselbe über Schwere und Raum siegreiche Macht mit, welche an feiner eigenen Person so maje- stätisch sich gezeigt hatte — das Wort s,,sogleich« ver- liihen mit er rückftändi en Entfernung, in welcher ie ich noch vom U er befanden, lassen keine andere Erklärung zu. (Godet.) Die Vorgänge, welche Jo- hannes ier erzählt, waren geeignet, einen Eindruck auf die einen zu machen, unter welchem sie, was er von dem Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes sa te, wenn auch nicht verstehen, so doch für künftiges erständniß in ahnungsvollem Glauben hin- nehmen konnten. Was nicht darnach aussah, als ob es sättigende Speise für so viele fein könnte, hatte er dazu gemacht; und als sie ihn fern von ihnen, und zu kommen . und« 108 sich elbgt fern von ihrem Ziele wußten, war er ihnen wnn er ar nahe gekommen und hatte sie wunderbar an’s Ziel gebracht. Der die Tau ende so wunderbar gesättigt hatte, durfte Glauben fordern, wenn er nun von einer Speise sagte, die er geben werde, welche nicht darnach aussah, als ob sie zur Speise dienen könnte; der die räumliche Ferne zur Nähe gemacht und da seinen Weg gsuuden hatte, sicb nahe zu bringen, wo Fleisch und lut nicht gehen kann, sollte der-nicht mit der T at bewähren können, was er von seinem Fleisch und lute sagte, daß er es zu der Seinen Speise und Trank machen werde? Als er zu - den Seinen kam, da waren sie gleich am Ziele: so wird er sie auch zu ihrem letzten Ziele bringen, wenn er zu ihnen kommt; der Tod selbst wird sie nicht halten können, wenn er sie weckt am letzten Tage. (v. HofmannJ Wie stehen wir zu Christo? stehen wir I) so zu ihm, daß er vor uns lieht? oder Z) stehen wir fozu ihm, daß er zu uns kommt? (Schenkel.) « b. v. 22—71. Die Rede Irsin bri welcher der Abfall sich entschied. oder die Verhandlung in der Snuagoge zu Kapernauiin 22. Des anderen Tages snach unserer Rech- nung: Montags, am 18. April des J. 29.n. Chns sahe das Voll, das diesseit des Meeres stund [genauer: jenseit des Meeres, d. i. auf der Ostseite bei Bethsaida-Julias,— stehen geblieben war, sich bei der Entlassung durch den HErrn Matth. 14, 23 nicht auch mit den Andern von dort wegbegeben hatte, sondern hoffte, seiner noch habhaft zu werden zur Verwirklichung ihrer Plane V; 15], daß kein anderes Schiff daselbst war, denn das einige, darein sam Abend zuvor] seine Jünger getreten sund darin sie dann nach dem westlichen Ufer abgefahren] waren , nnd swußten doch] daß Jesus nicht mit seinen Jün ern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Jünger waren weggefahren [V. 17; deshalb eben setzten sie bestimmt voraus, er müsse noch drüben sein und könne ihren Händen nicht entgehen, um ihn zu haschen]. 23. Es kamen aber [an diesem anderen Tage] andere Schisfe von Tiberias sdie dasigen Geschäftsleuten angehörten] nahe zu der Stätte, da sie das Brod gegessen hatten durch des HErrn Danksagnng [V.11., in diesen jedoch konnten die Jünger schwerlich zurückgekehrt sein, den Meister nachzuholen]. - 24. Da nun das Volk sahe, daß Jesus nicht da war, noch seine Jünger [auf dieser jenseitigen Stätte also überhaupt nichts mehr zu machen fei], traten sie auch« in die Schisfe [wie Tags zu- vor die Jünger in das ihrige getreten waren], und kamen gen Kapernanm und siichten [dort] Jesum [auf den sie es abgesehen hatten]. Der bei Johannes (vgl. Kap. 13, 1 sf.; l. Joh. 1, 1 ff.) äußerst selten vorkommende verwickelte Satzbau verläuft hier so, daß das ohne weitere Rection an die Spitze ge tellte Subjekt des Ganzen: »das Volk« durch ,,da nun das Volk sahe« in V. 24 wieder aufgenom- Evangelium Johannis 6, 22—27. men»wird, V. 23 aber eine Parenthese bildet, welche der im Vachsatz folgenden Ueberfahrt des Volkes zur Vorbereitung dient; demnach lautet der Bericht: ,,Des andern Tages das Volk, welches dastand jenseit des Meeres, weil es (am gestrigen Abend) gesehen hatte, daß ein anderes Schiff· nirht »da war als nur eins, und daß Jesus nicht mit einstieg mit seinen Jiin ern m das Schiff, sondern blos seine Jünger abfugren gndere Schisfe kamen aus Tiberias nahe zu der »tatte 2c.)»—— als nun das Volk gesehen, daß Jesus nicht da sei noch seine Jünger (Jesus nicht, weil er, obgleich man seine Entfernung nicht begriff, doch nir- gends zum Vorschein kam, die Jünger nicht, weil sie nichtunbemerkt geblieben sein würden, wenn ge von jenseit wieder zuriickgekommen wären, solche urück- kunft aber insonders nicht auf den anderen Schiffen geschehen konnte, Yweil diese nicht aus Kapernaum, sondern aus Tiberias kamen), so daß man sich also in der Erwartung, ihn noch am Ostufer zu treffen, getäuscht sa , stiegen sie selbst in die Schiffe re.« (Meyer.) s ist, als ob der Evangelist durch die etwas unbeholfene Eonstruction hinnialen wollte, wie das Volk sich nicht recht zu helfen wußte, bis es durch die Ankunft der Schisfe zu einem raschen Ents lufse kam; das ,,Volk« aber, von dem er redet, ist ni tdie ganze Menge vom vorigen- Tage» sondern nur der- Ienige Theil, welcher sich von dem Schauplatz der Be- gebenheit nicht hatte fortbrin en lassen, begreift also die Zähesten in sich. Sie wissen zunächst nur so viel, daß Jesus auf dem Seeweg sich nicht hat entfernen können, weil er mit dem einzigen Schiff, das am Ufer war, nicht abgefahren ist; er sollte also noch da zu finden sein. Nun bemerken sie aber ein Zweites, daß er nicht da ist, weil seine Jünger nicht zurückkommen, um ihn abzuholem auf unerklärliche Weise (V. 25) muß er dort fortgekommen sein und so entschließen sie sich au wegzufahrem (G·odet.) Der Anschlag, Jesum u has en und zum Könige zu machen (V. 15), und as jetzige Zurückbleiben am östlichen Ufer gehört denselben Personen an und geht aus dem nämlichen Grunde hervor, was in Bezug auf das Folgende nicht ohne Bedeutung ist: der niedere Standpunkt, den die Menge dort einnimmt, mi.t welcher Christus verkehrt, darf nicht ohne Weiteres auf die ganze Versammlung ausgedehnt werden, der die Speisung zu Theil wurde. Das Zeichen selbst hat das Vorhandensein solcher ur Voraussetzung, die vermögend waren, es zu verstehen und zu Herzen zu nehmen; Jesus hätte seine Wunder- kraft vergeudet, wenn von allen Betheiligten gälte, was er in V. 26 sagt, er hätte dann seinem eigenen Worte —(Matth. 7, s) zuwider die Perlen vor die Säue eworfen. (Hengstenberg.) Wenn nun diese Leute esum in Kapernaum zu sinden hoffen, so se t das voraus, daß er Kapernaum muß zu seinem ohnsitz gsmacht haben; so werden wir also aus eine galiläische irksamkeit verwiesen und werden zugleich annehmen müssen, daß er in V. 1 von Kapernaum aus nach dem östlichen Ufer iibergefahren (Luthardt.) 25. und da sie ihn tin der Schnie daselbst lehrend V. 591 fanden salsos jenseit des Meeres [was nach der Auseinandersetzung in V. 22 f. ihnen ganz unerklärlich sein mußte], sprachen sie zu ihm [nachdem er seinentLehrvortrag gehalten]: Rabbi [oder Meister 1, 38], wann bist du her- kommen? Man kann in dem von hier an Erzählten vier Auftritte unterscheiden, deren Charakter durch die sitt- liche Haltung der Hörenden bestimmt wird: der erste Jesus in der Schule zu Kapernaum, handelt von dem Brod des Lebens. 109 (V. 25-——40) wird herbeigeführt durch eine einfache Frage der Juden, dem zweiten (V. 41—51) geht eine von ihnen ausgesprocl ene ernstliche unzufrieden- heit vorher, der dritte Ei. 52—59) fängt mit einem unter denssuhörern selbst sich erhebenden Wortstreit über die Worte Jesu an; hier hört eigentlich das Lehren Jesu auf, alles Bisherige war in der Syna- goge u Kapernaum vorgegangen. Der letzte Auf- tritt ( . 60—65) wird herbeigeführt durch die Erklä- rung der Mehrzahl einer bisherigen Anhänger in Galiläa, welche ohne weifel nach dem Heraustreten aus der Shnago e den Abbruch ihres Verhältnisses u Jesu ausspra en. (Godet.) Was die drei ersten uftritte betrifft, so reden die Juden sechs Mal (V. 25. As. 30 f. 34. 41 f. 52), und sechs Mal ant- wortet ihnen Jesus, so daß also die Unterredung in der Synagoge in der Zwölfzahl sich vollendet. (Hengstenberg.) Was hierauf den ersten Austritt in- sonderheit betrifft, so it die Frage: ,,wann bist du herkommen?« mehr als eine einfache Frage der Neu- ierde« denn sie konnten seine rasche Rückkehr nicht egreisem Daß er nicht. zu Schiffe ekommen sein konnte, wußten sie; wäre er aber zu ande um den See gegangen, so konnte er noch nicht da sein· Somit mußte etwas Wunderbares in der Mitte liegen,- und wundersiichtig, wie sie waren (1. Eor. l, 22), hätten ge das Nähere gern erfahren. Jnsosern schließt ihre rage nach dem Wann seiner Rückkehr die Frage nach dem Wie in sich, und diein ihrer Frage sich kundgebende Wißbegierde ist näher zu bestimmen als das Verlangen, über den neuen wunderbaren Vor- gan , den sie ahnen , Aufschluß zu erlangen. (v. urger.) » 263 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich »sage euch sKapz 5, 19 Anm·], ihr suchet mich nicht darum, daß ihr kais ich euch mit den Andern in so wunderbarer Weise in der Wüste speisete V. 11] Zeichen ge- sehen habt [von höheren, geistlichen Dingen, nach deren Erlangung ihr nun begierig worden wäret], sondern [darum] daß ihr sin rein fleischlicher Weise an der äußeren Seite des Wunders haftend und mit rein irdischem Sinne eure Folgerungen dar- aus ziehend] von dem Brod [genauer: von den fünf Gersten-Broden] gegessen habt und seid satt worden [was euch als ein Unterpfand er- schienen ist, daß auch alles andere zeitliche Wohl- leben, wie ihr es von dem Reiche des Messias erwartet, bei mir zu finden sei]. 27. Wirket [mit eurem Suchen und Streben] Speise, nicht die verganglich ist [befser: Wirket nicht, wie ihr jetzt thut, Speise, die vergänglich Matth 15, 17; 1. Cur. 6, 13 und also für das wahre Wohlsein von sehr untergeordneter Be- deutung ist], sondern [vielmehr Speise] die da bleibet in das ewige Leben, welche euch des Men- schen Sohn [der gestern euch wunderbar gespeist hat und heute mit seinem Wort sich selbst zur Aneignung euch darbietet] geben wird svon dem Augenblick an, wo ihr im Glauben ihn bei euch aufnehmen werdet l, 12 s.]; denn denselben hat Gott der Vater [durch die Wunder, die er aus leiblichem Gebiet ihn vollziehen läßt, als den- jenigen, der dasselbe auch auf geistlichem Gebiet zu bewirken vermag] bersiegelt [Kap. 5, 36]. ««-?«’i7«k,«7äT-«s ieitgsekikiiFuikkTiie i: siiässkä n ri e e , See gekommen sei« darüber hatten sie sich ja seit estern Abend den Kopf zerbrochen. Diese Frage zu beantworten war Jesu Aufgabe nicht; das Wunder der Speisung sollte ihnen genügen, er brauchte ihnen nicht von dem weiten des Wandelns auf dem See zu THE-zählen. Er Tsülårt siif viigliiiehr auf dick) wichtickgere ra e, was es enn ei, as ie reize i m na zu- folgkm die Freude, einen König zu besitzen, bei dem es gleichsam Brod regne, und die Hoffnun aus gute izzdifchke Tage wars das åMztiv hihrer ålisa sisolcge iånd e ei terun ewe en. « i t atten ie i as Wiiznder ziizm gZeichen dienen lassen, Christi über- menschliche Person zu erkennen und sich in Ehrfurcht und heiliger Scheus ihin und seinem Willen zu unter- werfen; sonst hätte der Gedanke an ein «f)aschen« in ihnen nicht aufkommen können. (Olshau en.) Der HErr legt den Juden offen dar, was in der Art ihres Suchens Falsches und Fleischliches ist; da es eine Offenbarung ihrer geheimsten, ihnen selbst verborgenen Gedanken ist, so gebraucht er die nachdrückliche Be- kräftigung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch.« Ab- sichtlich geht er dann bei seinem Ausspruch auf die ggentlige Bedeutung sdåsb Wogesch ,,Zeichen«t«, zuräit eine un er waren i tare ei en von er r- habenheit seiner Person und greifbare Unterpfänder von der Tresslichkeit der geistlichen Güter, welche er der Welt brachte: wer sie in diesem Sinneauffaßte und sich unter dem Einflusse reli iöser Bedürfnisse von dem Gedanken an die dadur gewährte äußerliche Wohlthat zu der darin verheißenen geistlichen Befrei- ung änd Bösriedligisn zu erhebe; wußt? derVging in den inn i res r e ers ein, er äu ere organg war für ihn einfach ein Zeichen Aber die Volks- hausen hatten die Vermehrung der Brode nicht so auf- gefaßtåc såe hattenh dlige Wåiktziderthat alsshden Alnfagig einer ei e von ä ni en aten an ee en, as ie Eröffnung einer Aera von immer läiiizenderem dem Fleisch zusagenderen Wundern. tatt in dem Brod das Zeichen zu sehen, hatten sie in dem Zeichen nur das Brod gesehen; durch dieses Nichtverstehen bekam ihr Suchen Jesu einen «falschen, irdischen, sinnlichen, animalischen Charakter. Diese Richtung kenn eichnet Jesus vom ersten Wort der Unterredung an, besonders durch das Wort, das etwas Abstoßendes ausdrückt: »und seid satt worden«. "Was für ein Unterschied zwis en diesem Volk und demjenigen, welches Jesu vor u ei; stkhh get? ggtlichen Jbsraehf wdelchesf die wa re e eu ung ie er peiung e rei en , in eine Fugstapfen treten würde, nicht umsg ihn zum Köni e R: machen und für solche Huldigung grobsinnlicge nsprüche »an ihn zu stellen, sondern um ihm zu sagen: »wir hungern und dürften nach Gott, thue Ietzt an? für unsre Seelen, was du für unsre Leiber gethan ast!« (Godetf) Sie suchten Jesum:»wohlan, ihresuchende Begier· ollten sie nicht der verganglichen Sxgsy Fig: åsnssieurgbestiärenl sadtt geworkdemdsoixerfix an e eie z en , eren na ren e ra das Leben gewährt, welches bleibt, wenn Bau und Speise vergehen wird. Gleichwie das Wasser, tiihelches Jesus giebt, in’s ewige Leben quillt (4, 1-«i), weil· es ZEIT-r» Dssrssxigssizsxssrs ist«-J; »Ist: ist«-ishr e ene e ig e en, ei ie e ige eben zum Inhalt at. Wirken mußt du diee Speise des ewigen Lebens —- nicht als ob du sie dir v verschasfen könntest aus eigenen Mitteln, es ist ja eine 110 Evangelium Johannis 6, 28— 33. ge ebene Speise; aber trachten mußt du darnach, aF du ihrer habhaft werdest. Hungern und Essen, Kommen und Glauben, das· gehört zu dem Wirken, wodurch du »diese Speise dir · verschaffst » (Besser.) Zu der Speis e, woraus sie sich nicht sovielmaehen sollen, die nicht ihr vornehmstes Augenmerk, nicht ihre wichtigere Angelegenheit sein soll, die vergänglich ist, zählt der HErr ni t allein die eigentlich soge- nannte Speise, sondern ü er aupt alles Jrdifche«, das ur Nahrung» Erhaltung, rleichterung, Versüßung ges armen irdischen Lebens dient oder nach der Men- schen Meinung dienen soll, wie schön, wie lieblicg wie kostbar· und prächtig und wie gesucht und gee rt es auch sein mag. Ein großer Haufe solchen vergang- lichen Zeugs macht dem Menfchen schon, solange er uoch in der Vergänglichkeit ist, das Leben mehr schwer als leicht, und mehr bitter als süß, und wo es Manchem das Leben erleichtert und versüßt hat, da macht’s ihm das Sterben schwer und bange, und beim Scheiden drängt sieh aller Genuß, den er gehabt at, in ein bitteres tiefes Wehgefuhl der Verganglich eit zusam- men. Ja, wenn Einer noch sagen konnte: »Sieh, in diesem Prachtzimmer nnd aus diesem Prachtbette, da stirbt man leicht und sanft, mit diesem Golde kann ich des Todes Aen ste beschwichtigen, diese Edelsteine er- hellen die all e ilrchtete Todes- und Grabesnacht, und in diesen kostbaren ·Tüchern hat die gleißende Ver- gziinglichkeih wenn sie nun»ihr häßliches Innere in erwesung ossenbart, an meinem Leibe nicht Macht!« Dann wäre es etwas; aber daran ist nicht zu denken. Es ist alles vergängliche Nahrung eines vergänglichen Lebens, und als solche gut, lieblich und des Dankes Werth, wenn das Herz dabei nicht leer ausgeht, die Seele dabei nicht darbt und dereinst verwahr oset und ver äumt, leer und darbend davon muß, nicht einmal wissend, wohin. Auch das Brod, das unter seiner Danksagung und unter seinen segnenden Händen durch die Macht und Wirkung seines himmlischen, allmäch- tigen Vaters jene Tausende in der Wüste gespeist hatte, zählt der HErr zu der Nahrung der Verganglichkeih woraus sie si nicht soviel machen, die» sie viel ge- ringer schätzen ollen als die Speise, die da blei- bet in das ewige Leben. Wie der Ausdruck: ,,Speise, die ver änglich ist« das alles bezeichnet, was zur Erhaltung, rleichterung, Verschöneruiig des irdi- schen leiblichen Lebens dient oder dienen soll, so ist in dem Ausdrucke: ,,Speife, die da bleibet in das ewige Leben« das alles begriffen, was zur Erhaltung, Nah- rung, Stärkung und Förderung des unsterblichen, eiftlichen Lebens dient und was der Mensch zu be- riedigen und zu berichtigen hat; und wie er im Jr- dischen vieles thun kann-und muß, sein Leben zu er- halten und sich die nothwendi e Nahrun desselben zu verschaffen, ob leich er die Nahgrung selb t nicht schassen kann, ni t r, sondern Gott das ernahrende Brod aus der rde bringt und den herzerfreuenden Wein nnd das heilende Oel, so kann und muß er auch be- dacht und thätig sein, das geistliche Leben in sich rege zu erhalten und es zu·nahren und zu starken, obgleich er das, wodurch es seine Nahrung und Starkung er- hält, selbst nicht bereiten kann. » er HErr hatte· bei seiner Vermahnung nicht die Absicht, von dem ewigen Leben selbst und von der Nahrung desselben insbe- sondere zu unterrichten, zu lehren; er wollte nur der Menf en Blick und Verlangen, Trachten und Streben daran als auf das Wichtigere und Höhere hin richten und bezeugen, daß er für die Bedürsnisseund Ange- le enheiten dieses ewigen Lebens da sei, »Wie er»das· in so? ein Maße und so cher Weise für die Bedürfnisse und Angelegenheiten des irdischen und leiblichen Lebens nicht ist; darum setzt er in Beziehung auf die Speise, die da bleibet in das ewige Leben, hinzu: welche euch des Menschen Sohn geben wird. Sie begehrten von ihm, daß er ihnen des irdischen Lebens vergängliche Speise in einer Art und Weise geben solle, wobei Gottes Orduun , daß der Mensch ei Gebet und Arbeit, im Schwei e seines Angesichts, unter mancherlei abwechselnden und zu Sorge und Bekünimerniß veranlassenden Umständen sein tägliches Brod esse, aufgehoben wäre; das-versagt er ihnen jetzt, da er sie eben wunderbar gespeist und damit zweierlei geosfenbart hat, einmal sein mitleidiges Herz und dann feine Macht, auch in dem, was das irdische Leben und das tägliche Brod betrifft, göttlich-giitig und göttlich-mächtig Hilfe verschaffen zu können, aber die Speise und Nahrung des ewigen Lebens, die er- klärt er sich bereit einem jeden zu geben, der sie bei ihm suchen werde. Und um nun Glauben und Zu- versicht zu erwecken, daß sie sich in der rechten Absicht und mit dem rechten Bediirfniß zu ihm wenden mögen, spricht er: Des Menschen Sohn, der euch das sagt, der sich selbst euch darstellt.als den, der Nahrung des ewigen Lebens mittheilen kann, denselbigen hat Gott der Vater versiegelt. Er wiederholt die roße Behauptung seines Lebens, daß Gott ihn ge- endet habe in die Welt, aber nicht so, wie er auch Mofen und die Propheten und Johannes» den Täufer gesendet, sondern als Den, um dessentwillen alle diese vorher gesandt wurden und von dem alle diese zeu- geten, daß alle, die an ihn glauben würden, Ver- gebung der Sünden empfahen sollen, daß er Ende und Ziel des Gesetzes sei, allen, die an ihn glauben, ur Gerechtigkeit; also nicht als einen der Knechte, die feinen Willen und seine Gnade und sein Heil auf die Zukunft hin verkündigen mußten, sondern als den ein- geboreneii und den eigenen Sohn seines Wesens, der das-Heil und das Leben in ihm selbst habe und es geben könne allen Glaubenden und Bittenden In dieser unvergleichlichen Eigenschaft des ewigen, ein- zigen, eigenen Sohnes Gottes habe sein Vater ihn verfiegelt, beglaubigt, Brief und Siegel der Be- glaubigung ihm egeben im göttlichen Wort und in öttlicher Kraft. n dem ganzen Zeugnisfe der Weis- agung, in dem Zeugnisse Johannis des Täufers und in den Wundern, in den Werken, die ihm der Vater egeben, daß er ie thun soll, wollte unser HErr ein sxolches Siegel un Zeugniß Gottes wegen seiner Person anerkannt wissen; und so läßt er mit diesem Worte auch einen Lichtstrahl zurückfallen auf jenes, das er vorhin gesagt hatte: ,,ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt« Das Zeichen in der Wüste, die wunderbare Speifun, hat euch gefallen; aber ihr habknicht darüber na gedacht und habt es nicht verstanden, daß ihr darin ein Zeichen und Siegel Gottes gesehen hättet, daß ich Der bin, den Gott ge- sandt hat, daß er eurer Seele das Heil, die Nahrung, den Frieden und die Freude gäbe, die in das ewige Leben bleiben. Sehet es in diesem Blicke, der allein der richtige ist, und kommt nun zu mir, glaubend, daß ich euch das ewige Leben geben- könne! (Menken.) 28. Da sprachen sie. zu ihm: Was [Beson- deres, Neues] svllen wir [außer dem, das wir bisher schon gethan, noch] thun, daß wir Gottes Werke [solche Werke, die Gott von uns vollzogen haben will, wenn er uns das ewige Leben geben soll Jer. 48, 10; Osfenb. 2, 261 wirken? [wir wissen von keinen andern, als die uns im Gesetz befohlen sind; weißt du noch ein höheres, größeres, Vom Manna, das Mose den Vätern in der Wüste gegeben. 111 das zur Gerechtigkeit uns noch fehlt, so sage es doch frei heraus Matth. 19, 16——20]. 29. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk [das er von euch will ge- than wissen und in welchem alle eure übrigen Werke, deren ihr euch rühm»t, gipfeln müssen, wenn sie Gott gefallen sollen], daß ihr an den glaubet, den er gesandt hat [und mit dieser Sen- dung nun die Forderung an euch richtet, daß ihr euch zu ihm in das rechte Verhältniß stellt, wie es seinen Heilsabsichten entspricht]. Die Juden denken an eine Vielheit sittlichen, Gott wohlgefälligen Verhaltens; diese soll er ihnen benennen und beschreiben, damit sie wüßten, wie sie es anzu- stellen hätten, um diese dem Willen Gottes entsprechen- den Leistungen zu erfüllen. Solcher vorausgesetzten Mannigfaltigkeit des Verhaltens nun stellt Jesus ein in sich einfaches und einheitliches gegenüber; ein Thun ist es immer, aber eins, welches den ganzen Menschen umfaßt und seine ganze Lebensgestalt bestimmt, und nennt als dieses Thun den Glauben an seine Person, macht ihn in der Form einer sittlichen Forderung geltend. (Lut·hardt.) Das Gese der Werke, welches nur aufbläst, ist xetzt znrückge ührt aus das einige Gesetz des Glaubens, welches den Menscheiidemüthigt und ihm jeden Grund raubt, sich zu rühmen. (O«uesnel.) Der Glaube ist das höchste Thun des freien Wesens, denn durch ihn giebt es sich hin; und das ist das Größte, was der Mensch thun kann. (Godet.) Das lehrt Versuchung und Erfahrun , daß Gottes Wort anhangen, daß ein Herz vor ünde und Tod nicht erseht-ekle, sondern Gott vertraue und laube, viel ein saurer und schwerer Ding denn aller artPäuser und Mönche Orden sei. (Luther.) Die Phariäer waren die strengste Partei; aber» die unendliche Vielheit ihrer Anforderungen wiegt leichter als eine Feder gegen das eine- Werk, welches Christus verlangt. Der Jude mußte brechen mit der kirchlichen Tradition, welche ihm ein falsches Messiasbild vorhielt, mit allen Aucto- ritäten, welche schon damals eine entschiedene Stellung e en Christum eingenommen hatten, mit der ö ent- icgen Meinung, mit den eigenen sleischlicheii Gelü ten; er mußte die Ehre bei den Menschen in den Tod geben und, was das Schwerste war, sich selbst, alle Träume eigener Vortrefslichkeitz alle Ansprüche, selbst etwas zu können, selbst etwas zu sein, selbst etwas zu gelten. (Hengstenberg.) — 30. Da sprachen sie zu ihm [die Rede von dem, »was sie sollten thun und wirken V. 27 fs., in schlauer Weise hinüberlenkend zu dem, was zuvor er zu thun habe, wenn sie ihm ein Recht sollten zugestehen, den Glauben an seine göttliche Sendung von ihnen zu fordern]: Was thust du für ein Zeichen [wo möglich gleich hier vor Augen], auf daß wir [indem wir es] sehen nnd sdaraus dich für den Messias erkennen] glauben dir? was lvitlest du [bringest du als ein solches, den Glauben uns abgewinnendes Zeichen zu Standes? , 31. [Denn dein gestriges Wunder der Speisung vieler Tausende mit wenigem Brode dort in der Wüste jenseit des Meeres V. 10 ff. kann uns noch nicht genügen] Unsere Väter haben [einst 40 Jahre lang täglich] Manna gegessen in der Wüste, wie [in Pf. 78, 23 f.; 105, 40; 2. Mos 16, 4 u· 15] geschrieben steht: Er [Gott, durch Vermittelung Mosis] ab ihnen Brod vom Himmel zu essen [diesem großartigen und langjährigen Wunder gegenüber Weish. 16, 21 Anm. gilt uns dein Zeichen, wo es sich nur um ein Bischen von der Erde handelte, für unbedeutend; nun aber müßtest du ein um« so größeres Wunder denn jenes, das Mose gethan, uns sehen lassen, wenn wir dich als Messias annehmen sollen, als der Messias größer ist denn Mose, oder doch mindestens ein eben so großes]. 32. Da sprach Jesus zu ihnen [ihnen be- merklich machend, was sie eigentlich sagten, wenn sie von Himmelsbrod redeten]: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, Moses hat [allerdings in Gottes Vollmacht euren Vätern Manna, aber damit] euch nicht [schon] Brod vom Himmel gegeben kwelches das wirklich ist, was der Name besagt]; ondern mein Vater giebt sin dem, was er durch mich euch giebt, erst jetzt] euch das rechte Brod Vom Himmel [von welchem das Manna nur ein vorbedeutendes, sinnbildliches Zeichen war]." 33. Denn dies [was ihr an mir habt und in mir genießt] ist das Brod Gottes, das [in Wahrheit solchen Namen verdient, indem es die beiden Eigenschaften an sich trägt, daß es einer- seits] vom Himmel kommt und [andrerseits] giebt der Welt [die sonst dem Tode verfallen bliebe] das Leben [V. 39 s., während das Manna nur im niederen und unvollkonimenen Sinne in Pf. 78, 24 f. Himmels- oder Engelbrod heißt] Es ärgert die Juden, daß es der Glaube an diesen Jesus sein»soll, dadurch sie Speise wirken, die da bleibet in das ewige Leben; dazu war er ihnen nicht legitimirt; zu einem ,,dir glauben« setzen sie das ,,an ihn glauFJeinY sheralåijiznd räieingeln dikmit die eingknsPropheteik wie o e ge ren e ner ennun . npru au dies; LLUFrkeUUUEig kxåizttenernin Auge? chäiichtsz wa ren ie vor m . . no en ver ei enen Propheten in ihm u finden froh waren, den sie zum onige machen wo ten, halten sie ihn nun für gering gegfn Moses, dder für ssie gan andere lSiegg ausfzu- wecen a e· enn wa war» ie eimnaige peiung durch irdischies Brod egen die vierzigxährige Wüsten- scgeisung »der Väter urch Himmelsmanna? Unter ·peise, die ·da bleibet m das ewige Leben, verstanden sie also nichts Besseres »als eine fleischlich ewig- auernde, »ftets wieder srisch vorhandene Speise, eine unersczopsliche Speisekammen »Was thust denn Du dem leiches? was wirkest Du, das des Glaubens werth ware?· Uns ermahnst Du, bessere als irdische Speise zu wirken; aber wir e·du selbst erst Himmels- sp;ise, gideblung BgidfvomSHigimel zu »isssens·dizlsz gvir e en un g an en it. o egegneni m ie i er- sarherx aber er hat das Widersprechen der Sünder wider sieh eszrduldet (Hebr· 12, 3); voller Sanftmuth, ZhreRSIligkeIt mähr szctlienld afls dseine Ehre, brichst er te .e e au 1e m a , on ern nimmt in eine Zzredi tlbhtceiijibäghrgfttext·guf, welchezi sie asiögefülåzcitz um et e r! e Img 1 n zu ei en. as anna muß dazu dienen, das wahrhaftige Brod vom Himmel 112 Evangelium Johannis 6, 34—40. in desto hzlleres Licht· zu stellen. (Besser.) Moses hat zwar rod vom Himmel gegeben, aber nicht das Brod, s. v. a. das wahrhaftige Brod, das Brod, gegen welches alles andere Brod vom Himmel nicht in Betracht kommt, als Nichtbrod erscheint; dieses wahrhaftige Brod bildet den Gegensatz ge en die ver- ängliche Speise, die nur dem Leibe Nasrnng giebt. ie Seele erscheint schon ini alten Te tament (zuerst in I. Mos. 49, s) als die Ehre, der be sere Theil des Menschen (Ps. 7, 6; M, 9·u. s. w.); nur dasjenige Himmelsbrod also, welches »diese nährt, kann als das wahrhaftige betrachtet werden, worauf das Manna vorbedeutend hinwies, welches nach dem Erscl einen des Gegenbildes noch zu verlangen Thorheit ist. zHengzsteii- berg.) »Wenn Jesus sagt: ,,Moses hat euch nicht rod vom Himmel »gegeben«, so will er nicht leugnen, was zu Mosis Zeit und durch ihn wirklich geschehen ist obwohl. er mittelbar zugleich andeutet, daß nicht oses selber eigentlich es war, der auch nur das Brod aus dem. irdischen Lufthimmel, das Manna, gegeben, sondern ein Anderer 1·Cor.10, 3 s.); aber das Brod war es nicht, was Moses spendete, das wahrhaftige Brod, wie auch sogleich näher erklärt wird, dieses hat Moses nicht gegeben, das giebt vielmehr jetzt der Vater im Himmel. Er giebt es: das Präsens ist nicht zu übersehen; denn das Brod ist Christus (V. 35, 41, 48, 51), welchen der Vater jetzt esandt hat und in ihm das Leben darbeut. Dieser edanke wird aber in V. 33 noch nicht schließlich ausgesprochem vielmehr nur das Brod, das wahrhaftige, vorerst be- schrieben nach der Eigenschaft, die es zum wahrhaftigen Brod, zur wesentlichen Nahrung der Menschheit macht. Denn wo der HErr sich dies Brod nennt, sagt er: »das vom Himmel geko mmen ist« (V. 51 vgl. V. 41); hier belschreibt er es als dasjenige Brod, das vom Himme kommt (doch liet auch hierin, indem der griech. Ausdruck ein selb tthätiges Herabsteigen im Gegensatz zu dem: ,,er ließ regnen« bezeichnet,» ein Fingerzeig, »daß» Jesus ein lebendiges, persönliches Wesen im Sinne hat, vgl. V. 58) und der Welt das Leben giebt. Auch die Erweiterung des Begriffs, welche in dem Worte »der Welt« liegt, ist zu beachten: das Manna war nnr für Israel, das Zeichen nur für das Vorbild und die Wurzel der wahrhaftigen Gottesgemeiiide; die Erfüllung, das we entliche Brod, gilt der Welt, um ihr Leben zu geben. (v. Burgen) Es ist dieser Ausdruck im Gegensatz gegen den theokratischen Partieularismus welcher sich ganz besonders des großen Nationalwunders, des Manna rühme: je mehr Jesus sieht, daß das fleischliche Volk sich weigert, ihm in die Sphäre zu folgen, in welche er es erheben will, desto mehr wendet er seine Blicke der ganzen Menschheit zu. (Godet.) » « » 34. Da sprachen sie zu ihm [mit weit frivolerem Sinne als dort das Weib in Kp. 4, 15]: Herr, gieb Uns [damit wir künftig nicht mehr nöthig haben, uns mit saurer Arbeit und Sorgen der Nahrung zu beschweren] allewege solch Brod sdas du noch besser als Mose kannst vom Himmel verschaffen und das nicht blos Ein Volk, wie unsre Väter in der Wüste, sondern alle Welt, wie du sagst, am Leben zu erhalten im Stande ist]. Es ist zu beachten, daß im folgenden Verse die Antwort Jesu vom Evan elisten mit einem »aber« eingeführt wird, während isher Rede und Gegenrede durch »du« unmittelbar an einander ereiht wurden; offenbar tritt also eine Wendung ein, esus bricht nun mit den Leuten, mit welchen er es in der Schule zu Kapernaum zu thun hat, »und dieser Bruch wird im weiteren Verlauf des Gesprächs immer entschiedener und entscheidender. Darum können wir der Megrzahl der Ausleger nicht beitreten, welche meinen, die uden hätten ihre Bitte: »Herr, ieb uns allewege solch Brot« ernstlich, wenn auch irdis und similich, gemeint oder gareine Ahnung, wenn auch nur eine dunkle, gehabt von der Hoheit und Herrlichkeit der Gabe, die Jesus ihnen mittheilen wolle: nein! sie sind Spötter und reden voll Hohns Die Samariterin am Jakobsbrunnen bei ihrem Bittwort war nur ein leichtsinniges, flatter- haftes, oberflächliches und geistlichen Sachen alåzeiieigtes Weltkind, das sich in tändelndey spielender eise dem ernsten Manne, der sie angefaßt hatte, mit einem wohlfeilen Witz zu entziehen suchte; aber diese Leute hier sind Herzen, die schon, als sie in V. 25 zu Jesu anien, auf em untersten Punkte standen, wo eine Anfassung von Seiten Christi überhaupt noch möglich ist, unter der bisherigen Rede und Gegenrede dagegen nunmehr auf dem Gefrierpunkte angekommen und dazu reif geworden sind, daß das Gericht der Verstockung über sie verhängt werde, iind dies Gericht hat dann der HErr von da, wo sie mit ihrer höhnischen Bitte ihm einen Sodomsapfel (1. Mos. 19, 29 AnmJ zu- werfen, an ihnen zu vollziehen (Jes. 6 10)." -Wenn die Hörer das geistlich vom HErrii Gesagte fleischlich mißverstehem so dürfen wir nicht meinen, das sei nur eine Beschränktheit des Verstandes gewesen; allerdin s konnte nicht von ihnen erwartet werden, daß sie vö ig erkenneten, was des HErrn Sinn, das vermochten ja selber die Jünger noch nicht, aber tatt dem Worte nachznsinnen und es im Herzen zu ewegen, fahren sie mit einer hämischen Verdrehung heraus, von der sie doch wissen konnten, daß er wenigstens so gewiß nicht verstanden sein wolle, es ist also öser Wille, was ihnen die Rede eingiebt. Und so sehen wir nun im Folgenden diejenige Versahrungsweise Jesu, nach der er widerwilligen und boshaften Zuhörern gegenüber so wenig weicht, daß er vielmehr nun desto ent- schiedener und zweischneidiger durchdringt; statt das Anftößige mildernd u erklären, behauptet er es mit einem noch viel stär eren Ausdruck, nur daß er dabei immer auch einen Wink einflicht, daran sich der willige örer zurechtfinden ma . Der johannischen Ueber- lieferung ist eigenthümli , bemerkt Hase, was man minder richtig Neigung zu Paradoxem genannt hat, die kühne Widerlegung eines Einwurfs dadurch, daß der Gedanke, gegeii dessen geringere Potenz der Ein- wurf gemacht worden war, in seiner ganzen Fülle ausgesprochen wird, so daß der Gegensatz gegen das Geringere sich im Gegensatze gegen das Höhere auf- hebt und dieses in seiner vollen Macht das Gemüth übermannt. 35. Jesus aber sprach zu ihnen: Jch Felber, mit meiner Person] bin das Brod des Lebens sdas Brod, das, vom Himmel kommend, durch Mittheilung seines eigenen göttlichen und unver- gänglichen Wesens der Welt das Leben giebt]. Wer zu mir kommt, der wird sweil er in und an mir volle Genüge für seinen inwendigen Menschen hat] nicht hungern; und· wer an mich glaubt, der wird [weil bei solcher Verbindung mit mir Ströme des lebendigen Wassers beständig ihm zufließen Kap. 4, 14 ; 7, 37] nimmermehr dürften [Jes. 49, 10]. Es ist eine gar höhnische Bitte, welche die Juden vorhin ausgesprochen haben; es kann sie aber ein nach Was der HErr denen gewährt, die zu ihm kommen und an ihn glauben. 113 dem ewigen Leben hungerndes und diirstendes Herz auf wahrhaft betende Lippen nehmen; und für solche Beter richtet dann der HErr seine Antwort ein, von welcher Luther sagt: diese Worte sollte man mit güldnen Buchstabem ja mit· lebendigen Buchstaben (das wäre besser) ins Herz schreiben, das; ein xeglicher wüßte, wo er sollte eine Seele lassen, wo er sollte hinfahren, wenn er aus dieser Welt chiede; oder wenn u Bette ginge, frühmorgens aufstünde oder sonst etwas Anderes thäte, daß er diese üldene Kunst wüßte: ,,hier, bei Christo, bleibet meine eele«, daß man nicht hungern oder dürften dürfte. — Hier erläutert Jesus, was er meinte, wenn er in V. 27 von der in’s ewige Leben bleibenden Speise sprach und von dem Wirken, wodurch man sie erlange: die Speise ist er selbst, das Wirken ist der Glaube (V. 29). Der Ausdruck ,,Brod des Lebens« bezeichnet das Brod, welches das Leben ertheilt; indem Johannes das Bild des Brodes an- wendet, spielt er unftreitig auf die Menfchwerdung an, durch welche das ewige Leben, das im Anfang bei dem Vater war, sich uns zu ergreifen, zu betasten, zu schmecken egeben hat (1. Joh. 1, 2). Aber damit diese S eisle uns lebendig mache, ist eine Thätigkeit von un erer Seite erforderlich: kommen und glauben; in dem Parallelismus der beiden Sätze, in denen sich ein ge obenes Gefühl ausspricht, wird dann zu dem Bilde es Essens auch das des Trinkens hinzugefügt, wohl weil Jesus das Passamahl vor Augen hat, und im Verlauf der weiteren Rede (V. 53—57) bekommen diese bildlichen Ausdrücke immer mehr eine buchstäb- lige Bedeutung. Vielleicht soll der Durst in dem geist- li en Elend, das den Sünder zu Jesu treibt, haupt- sächlich die Seite des Leidens, der Hunger die der Ohnmacht hervorheben; dann würde das Stillen des Durätes mehr den Frieden, die Stillung des Hungers die rast bezeichnen, welche Jesus dem Gläubigen mit- theilt. (Godet.) 36. [Nun seid ihr allerdings äußerlich, mit den Füßen, sowohl gestern dort in der Wüste V. 2 u. 5., als auch heute hier in der Schule V. 24 f. zu mir gekommen.] Aber ich hab’s euch sschon vorhin, als ich meine erste Antwort euch ertheilte V. 261 gesagt, daß ihr sbei eurem gestrigen Kommen] mich lzwar auch, wie die Andern, die bei· mir gewesen sind] gesehen habt« [in dem Zeichen, das ich that und das euch recht wohl zum Glauben an mich hätte führen können, wie euer eigen Wort, das ihr von mir unter einander Vedeseh beweist V- 14], Und glaubet [bei eurem heutigen Kommen] doch nicht [indem nicht inneres Verlangen euch zu mir treibt, geistlich satt zu werden, sondern nur das fleischliche Begehren, solche Zeichen zu sehen, die recht in die Augen fallen und gute Tage für den Leib versprechen V. 30 f.]. 37. lEs ist also ein anderes zu mir Kommen, als das eure, bei dem, was ich so eben V. 35 sagte, von mir gemeint; ein Kommen, das von einem andern Zuge, als dem, der euch bestimmt, ausgeht, nämlich nicht von dem des Fleisches, sondern von dem des Geistes, wie er bei Etlichen hier in meiner nächsten Umgebung vorhanden ist.] Alles sin seiner ganzen, ungetheilten Gefammtheit von Seelen], was mit mein Vater sdurch feinen DiichsePs Bibelwerb W. Band. wirksamen Gnadenzug an den Herzen, dadurch er dieselben mir geneigt macht, daß eine Sympathie zwischen ihnen und mir eiitsteht V. 43 f., zu eigen] giebt [damit ich Besitz davon nehme], das kommt svon dem Geiste getrieben] zu mit [mit einem nun auch für denGlauben empfänglichen Sinne, der der äußeren Zeichen nicht weiter bedarf]; und we? sdann in solcher Beschaffenheit] zu mir kommt, den werde ich nicht sdurch strenge Haltung und die Gemeinschaft mit ihm abwehrende Be- handlung, wie ich euch gegenüber sie beobachte V. 26 f.] hinausstoßenis [sondern im Gegentheil ihn immer näher an mich heranziehen Matth. 11, 28 ff.]. 38. Denn ich bin vom Himmel kommen, nicht daß ich sals lebte ich hier auf Erden ein Leben für mich selber, nach Weise der Menschenkinder durch aparte Neigungen oder Abneigungen mich bestimmen lassend und meine eigenen Ziele ver- folgend] meinen Willen thue [wie die Selbstsucht ihn mir an die Hand gäbe], sondern sallewege dessen mir bewußt, daß der Vater mich gesendet, thue ich nur den Willen] deß, der mich gesandt hat [Kap. 5, 30., und vollende sein Werk 4, 34]. 39. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat swenn ich zunächst nach der- jenigen Seite hin ihn bezeichnen soll, da er be- stimmte Pf lichten mir auferlegt, die alles eigene Belieben für mich ausschließen], daß ich nichts Verliere von allem, das er [der Vater] mir gegeben hat [V. 37], sondern daß icifs ssort und fort, bis zu seiner schließlichen Vollendung, bewahre und behufs derselben] auferwecke am jüngsten Tage [Kap. 17, 6 ff.]. 40. Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat [wenn ich ihn demnächst auch nach derjenigen Seite hin beschreiben soll, da er denen, die zur Gefammtheit dessen, das mir der Vater giebt, gehören, bestimmte Rechte an mich verleiht, die ich nicht durch Hinausstoßen V. 37 verletzen darf] daß, Wer den Sohn siehet sin den Zeichen, dadurch er seine Herrlichkeit offenbart V. 26 u. 36., ihn schaut] und [sür den, der er ist, ihn erkennend, von ganzem Herzen] glaubet an ihn, habe [indem ich ihn nun auch zu meiner Gemeinschaft zulasse, in solcher ihn vollendenden Gemeinschaft] das ewige Leben; und ich werde ihn [um treulich auch noch das Letzte an ihm zu thun, das zu seiner Vollendung gehört] auferweclen am jüngsten Tage-«« [Kap. 10, 27 f.; 11, 25 f.]. V) Das Sehen Jesu ist kein ordinäres Sehen, was mit dem Nichtglauben keinen Contrast bilden würde, sondern ein Sehen Jesu in der Ausübung seines Berufs, in der vollen Ausstrahlung seines Wesens, wie sie am vorigen Tage vor und bei der Speisung erfolgt war: Jesus hatte gelehrt, geheilt, gespeist; durch alle diese Osseiibarungen seines Wesens 8 114 Evangelium Johannis S, 40——43. waren sie nicht zu seiner Erkenntniß geführt worden. Die Thatsachen sollten für sie Zeichen sein, aber sie waren ihnen nicht zu solchen geworden; denn wie hätten sie sonst von Christo neue und größere Wunder verlassen können? Dies Verlangen eigt, daß sie in das under seiner Person keinen inblick erhalten hatten. GenåstenbergJ —— VI) Mit diesen Worten stellt Jesus die äubigen aller Zeiten nachdrücklich in Gegensatz gegen die Leute, welchen er so eben gesagt hat: ,,ihr glaubet nicht«; das Neutrum: ,,alles, was« bezeichnet eine geschlossene Gesammtza l, in welche durch den menschlichen Unglauben keine ücke gebrochen werden kann, eine Gesammtzahl, welche bei der Voll- endung des Werkes als voll erscheinen wird. Der Umfang dieses ,,alles« ist durch eine Thäti keit des Vaters bedingt, welche Jesus hier durch den usdruck »geben« bezeichnet, was sich keineswegs auf einen ewigen Rathschluß der Erwählung bezieht (da müßte statt »giebt« stehen: ,,gegeben hat«), sondern auf einen Akt, welchen Gott im Jnneren des Gläubi en in dem Augenblicke wirkt, in welchem der Glau e sich ent- fcheidet. Diese Gabe wird in V. 44 ein Zug und in V. 45 ein Lehren genannt; durch diese drei ziemlich gleichbedeutenden Ausdrücke stellt Jesus dem fleisch- lichen Reiz, dem grob innlichen messianischen Verlangen, welches an diesem orgen diese Menschenmenge zu ihm hergezo en hatte, die Herzensbedürfnissh das eistliche Ver an en entgegen, welches die vorarbeitende hätigkeit des aters in folgsamen Gemüthern her- vorruft. (Godet.) Der Sohn ist Allen gegeben vom Vater, deß haben wir starke und klare Sprüche der Schrift (Kap. 1, 29z Z, 16); so will ihm wahrlich der Vater auch Alle geben, und zwar so ernstlich, wie ernstlich er seinen lieben Sohn für alle dahingegeben hat. Er giebt ihm aber die, welche seine heilige Liebe geben kann, nämlich die, welche sich von i m ziehen lassen und lauben (V. 64 s.). Mit jedem inzelnen, der, vom ater gegeben, dem Sohne zufällt, wird eine Lücke mehr in der Vollzahl der von Ewigkeit her zur Seligkeit Versiegelten ausgefüllt. Es war des Heilands herrlicher Trost mitten in seiner, von Vielen vereitelten Liebesarbeih daß es dennoch, wie am Geben des Vaters, so am Kommen alles vom Vater Ge- gebenen nimmermehr fehlen oll und daß die Schaar der zu Chri to gekommenen eligen, wenn auch klein gegen die asse der nicht zu iläm gekommenen Un- seligen, doch an sich selber eine gro eSchaar ist. (Besser.) Wenn unser HErr Christus während seines Wandels auf Erden in die Menge des versammelten Volkes hineinrief: »Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken,« oder: »wer da dürstet, der komme u mir und trinke«, so war wohl bei allen, die diese orte damals hörten, über den Sinn derselben kein Zweifel; sie verstanden wohl, daß alle solche, deren Gemüthsbeschasfenheit er be- Zgichneth im eigentlichen und gewöhnlichen Sinne des orts zu ihm kommen, sich miti m bekannt machen, ihm entdecken ihre Noth und ihr Vediirfniß ihm äußern, und die Abhelfung ihrer Noth, die Befriedigung ihres Bedürsnissesvon ihm erwarten sollten. Und sollte dies· Wort jetzt etwas Anderes bedeuten? müßten wir uns xetzt etwas Anderes dabei denken? Jch glaube ni i; kommen· zuJesu heißt noch, was es damals hie , zu ihm·hingehen, sich unmittelbar an ihn selbst wenden, nur ist der Weg zu ihm jetzt anders, als er damals war. Damals konnte man ihn suchen zu Jerusalem oder zu Kapernaum u. s. w., jetzt wandelt er nicht mehr persönlich auf Erden: wo sollen wir ihn da suchen? wie sollen wir zu ihm kommen? Suche ihn da, wo auch er, als er hinieden wandelte, Gott suchte; komme zu ihm, wie auch er zu Gott kam: gehe in deine Kammer und fchleuß die Thür hinter dir zu und bete u dem HErrn der Herrlichkeih der wie sein Vater in as Verborgene siehet; was du ihm wolltest sagen, wenn du ihn gesehen hättest, wenn er persönlich vor dir gestanden hätte, das sage ihm da ebenso. Nur auf diesem Wege, und auf keinem andern, kannst du zu Jesu Christo kommen; nur so, und anders gar nicht, annst du dich unmittelbar an Jesum Christum selbst wenden. Glauben an Jesum und kommen zu Jesu ist nicht einerlei: das Letzte setzt das Erste voraus und kann ohne das Erste nicht eschehen; wiederum aber ist erst das Kommen zu Jefu der lebendige wirksame Glaube, der angewandte, in Uebung gebrachte, thätige Glaube. Kann dir dein Glaube was helfen, wenn du Jeszu Einladungen und Verheißungen zwar wohl liesest un glaubest, daß er allein von allem Uebel befreien und das ewige Heil geben könne, lässest es aber damit und mit dem allgemeinen Mitmachen dieser und jener Dinge gut sein, trittst nicht Ein Mal mit deiner Last, deinem Anliegen, deiner Noth vor ihn hin und bittest, daß er sich deiner erbarme? erwartest zwar Vergebung der Sünden und ewiges Leben von ihm, und nennest und bekennest ihm doch nie deine Sünden; bleibst deines Zornes, deiner Wollust, deines Geizes, deines Stolzes u. s. w. Knecht, und bittest den Sohn Gottes nie, daß er dich davon frei machen, diese Last dir Mühseligen und Beladenen abnehmen möge; siehest es als eine ausgemachte Sache an, daß du ihm angehörst, und hast vielleicht dieser großen Sache we en noch nicht Ein Wort mit ihm geredet — darfst du da sagen, du seiest zu Jesu gekommen? Jch glaube, der Unterschied zwischen glauben an Jesum und kommen u Jesu ist wichtiger, als er angesehen wird; und ich Fürchtz das Nichtachten dieses Unterschieds ist sehr all- emein und enthält die Ursach, warum mancher Müh- szelige und Beladene, dem man doch den Glauben nicht absprechen möchte, nicht erquickt wird bei seinem Glauben; warum mancher Durstige kein Wasser des Lebens erhält; warum Manchem seine eistlichen Ge- bre ennicht geheilt werden; warum ancher arm blei t bei seinem Glauben, ohne Gold zu erhalten, das im Feuer dnrchläutert ist, wodurch er reich würde; warum Mancher bloß bleibt, ohne ein weißes Kleid zu erhalten, das seineSchande bedeckte; warum Niancher blind bleibt, ohne Augensalbe zu erhalten, wodurch er würde sehen können. Er hat nur die Theorie, nur die Lehre des Glaubens, aber nicht das Leben des Glaubens, das Gebet des Glaubens; es ist kein an- gewandter, in dem Bitten, Suchen und Anklopfen in Ausübung gebrachter und also thätiger Glaube. (Menken.) Daß nun der HErr sprichtt »wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen«, damit will er sich ar sreundlich fürbilden und abmalen, auf daß wir wü ten, wofür man ihn halten sollte; nämlich, so du die Gnade hast, daß du Gottes Wort hörst und glaubst, und nimmst diefen Mann Christus an, das heißt dann, zu ihm gebracht und vom Vater dem Sohne gegeben. Und sollst wissen, er will dich auch erne haben, er will dich annehmen; und sollst nicht Fürchten oder gedenken, daß er ein zorniger Richter sei, der mit der Keule hinter der Thiir stehen und dich richten und verdammen wolle, denn er ist der rechte Bischof der Seelen, ein wahrhaftiger Lehrer und ge- treuer Psarrhery dein Seligmacher, Mittler, ja freund- licher lieber Bruder und guter Freund· Kömmst du nur zu ihm, so will er dich ni t wegstoßen oder dir ein Leid thun, sondern er wi dich erhalten, und spricht: ,,sürchte dich nicht, es soll an mir nicht Mängeln, daß du bei mir bleibest.« (Luther.) einander ihr Befremden, ja Unglaube der Juden in Galiläa, wie derer in Judäa und Jerusalem. 115 sitt) »Es ist uns also freigelassen, ihn mit Gewalt X! fassen, sein Wort vor ihn zu bringen und auf die hat zu dringen«- — Wie das ,,nicht verlieren« nicht eine Handlung der jenseitigen Zukunft, sondern der diesseitigen Gegenwart ist, so ist auch das ,,ewige Leben«, welches der Sohn giebt, ein gegenwärtiger Besi des Gläubi en; denn es ist ein Leben, über wel es der Tod eine Macht hat, sondern welches be- stimmt und geeignet ist, i n zu überdauern und somit u überwinden. Wenn ieser Vesitz des Lebens an as Sehen des Sohnes und den Glauben an ihn ge- knüpft wird, so ist klar, daß unter diesem Sehen mehr « als der sinnliche Anblick gemeint ist; es ist das An- schauen des Sohnes gemeint, welches eine Thätigkeit des Geistes, ein Eingehen und Sichvertiefen in seine gott- menschliche Person unddadurch ein Schauen seiner Herrlichkeit (1, 14) ist. Dieses Schauen aber ist dem Glauben verwandt, und ebenso der Weg zum Glauben als sich steigerndesErgebniß desselben. (v. Burgen) Diese Worte Christi waren gan geeignet für· iese Zuhoreiz die sich ihni in ihrem ettelstolz zudringlich als ein Anhang darboten, der ihm unter gewissen Bedingungen gerne glauben und gehorchen wollte; dagegen mußten sie sich sagen lassen, daß er sich seinen Anhang nur schenken lasse von seinem Vater, wenn aber der Vater sie ihm nicht gäbe und sie nicht durch rein innerliche Gottesmotive zu ihm kämen, so könnten sie nicht sein werden. (P. Lange.) Die Worte ,,ich werde auferwecken am jüngsten Tage« bilden eine Art Refrain (vgl. V. 44"u. 54); indem Christus sich damit die Entscheidung beilegt, sollten sie sich unauslöschlich den Zuhörern einprägen, sollten einen Stachel in den Gemüthern zurücklassem (Hengstenberg.) 41. Da murreten die Juden säußerten unter » ihre Entrüstung] darüber [genauer: über ihn, in Beziehung daraufJs daß er [in V. 35 vgl. mit V. 32 f.] sagte: Ich bin das Brod, das vom Himmel kommen ist» [und zwar war es zunächst weniger die erste, als die zweite Aussage, die sie ärgertes 42. Und sprachen seiner zu dem andern] :- Jst dieser nicht Jesus, Josephs Sohn [aus Na- zarethL deß Vater und Mutter wir kennen [also ganz, wie jeder andere Mensch, von natiirlichen Eltern entsprossen]? Wie spricht. et denn ssich hoch über alle anderen Menschenkinder erhebend und zu Gottes Sohn sich machend]: Jch bin vom Himmel kommen [genauer: aus dem Himmel herabgestiegen]? Man könnte denken, der Ausdruck ,,Jnden« gehe auf Sendlinge des Hohenraths, wie solche in Matth- 9, Z; 15, 1 erscheinen, um auf Jesu Worte und Thaten zu lauern« allein (abgese en davon, daß jetzt, zur Zeit des Osterfestes, keinenfa s eine solche Gesandtschaft nach Galiläa erfolgt ist) passen die Worte: ,,deß Vater und Mutter wir kennen« nur in den Mund der Galiläer. Der Evangelist wendet hier idiesen all emeinen Namen (Kap. 1, 19 Anm.) auf sie an wegen er Gemeinschast des Unglaubens, durch welche sie von nun an noch mehr als durch das nationale Band mit den eigent- lichen Juden unauflöslich verbunden waren. (Godet.) Johannes führt uns in diesem 6. Kapitel seines Evangeliums ein anschauliches Beispiel vor, wie Jesus mit dem galiläischen Volke ringå; denn es steht nun bereits so, daß die Galiläer die uctorität der Schrift- gelehrten und Pharisäer hätten daran geben müssen, wenn sie hätten Jesu folgen wollen, aber zu dieser entschiedenen Lossagung von ihrer Gewohnheit können sie sich nicht entschließen, vielmehr machen ie in dem- selben Maße, in welchem er sein inneres Heiligthum mehr und mehr enthüllt, zu Gunsten ihrer gewohn- heitsmäßigen Vorstellungen von seinem Einflusse Lich los, und ihre Feindschast gegen Jesum nimmt densel en Charakter und dieselbe leidenschaftliche Heftigkeit wie die der Jiiden in Jerusalem und Judäa an, der Unter- schied ist nur, daß die eigentlichen Träger dieser Feind- schast in Galiläa nicht denselben Einfluß haben wie in Jerusalem und Judäa, daher wir auch in Galiläa von eigentlichen seindlichen Demonstrationen des Volks gegen Jesum (abgesehen von der plötzlichen Aufregung in Luk. 4, 29f.) nichts erfahren. i(Baumgarten.) Aus alles Uebrige reflectiren diese Juden weiter nicht; mit desto größerem Anstoß dagegen haftet bei ihnen die Behauptung Jesu, daß er vom Himmel gekommen, -1ind äußern nun unter einander ihre Unzufriedenheit. (Meyer.) Sie hatten ganz gut verstanden, was er mit seinem Wort: ,,Jch bin das Brod, das vom Himmel kommen is «, hatte sagen wollen, wie es sich ja über- haupt in dieser ganzen Verhandlung nicht um Miß- verständnisse han elt, sondern überall nur um den Anstoß, der an den richtig verstandenen Worten Christi enommen wird. Sie erkannten, daß Christus mit der ehauptung seines Herabgekommenseins vom Himmel sich die volle Theilnahme an der göttlichen Herrlichkeit beilegte, daß er auf Grund dieser Herrlichkeit die un- bedingte Superiorität in Anspruch nahm: das war es, was sie empörte Sie würden ihm völlig die messianische Würde zuerkannt haben, willig auch eine gewisse Gött- lichkeitz aber er sollte nur der Erste unter ihnen als dem Wesen nach Gleichen bleiben. Daß er für sich die Gottheit in Anspruch nahm, daß er unbedingt von Oben sein wollte, sie unbedingt von Unten sein sollten, er allein reich, sie unbedingt arm, das war ihnen un- erträglich und bewog sie, Christo jede Anerkennung zu entziehen; war er doch ein Menschensohn gleich ihnen, dazu aus niederen Verhältnissen hervorgegangen. Die vermeintliche Thatsache seiner Abstammung von Joseph, und was sich sonst daran knüpft, schien ihnen» gegen solche Anmaßung eine schlagende Instanz zu fein; auf diese scheinbare hatsache richten sie stier i ren Blick und ziehen das Auge ab von den Werken hristi, wie sie kein Anderer gethan, und war vor ihren ssehenden Augen. (Hengstenberg.) Da sie Joseph Je u Vater nennen, ist die herrschende Meinung über seine Abkunft, (Luk. 4, 22; Matth. 13, 55« Joh. -1, 46): sie zu be- richtigen, verschmäht der HErr, weil der Glaube nicht Frucht solcher Berichti un en und Belehrungen ist; die entscheidende Hauptsa e ist nicht, zu wissen, wer Jesu Vater im leiblichen Sinne war, sondern als wen er sich bezeuget und erweiset, daran schloß sich dann das Verständniß des Geheimnisses feiner Geburt als leicht zu fassende Ergänzung von selbst an, sobald es auf- gedeckt ward, hinderte doch den Philippus der gleiche Jrrthum, den die Juden hier aussprechen, nicht am Glauben (Kap. 1, 46). Wenn auch Joseph damals nicht mehr lebte, konnten doch die Juden um so füg- licher so reden, wie sie hier thun, als sie ihn mit der noch lebenden Mutter in Einen Satz zusamnienstellen (v. Burgen) 43. Jesus antwortete [auf ihre unter ein- ander ausgetauschte Reden V. 421 und sprach zu ihnen: Murret nicht süber mich, als hätte ich euch mit der Aussage: ,,ich bin vom Himmel kommen« einen Anstoß gegeben, der um meiner FO- 116 Evangelium Johannis S, 44—51. irdisch-niedrigen Herkunft willen, wie ihr sie vor Augen habt, euch nothwendig von mir zurück- stoßen müßte] unter einander [denn es-ist keiner unter euch, der den scheinbaren Widerspruch zu lösen vermöchte, ihr bestärkt und befestigt euch vielmehr nur gegenseitig mit solchem Murren in eurer Aufregung und verschließet euch vollends den Weg zum Heil; sondern lasset lieber einen Andern an euern Herzen arbeiten -und zur Er- kenntniß der Wahrheit euch verhelfen]. 44. Es kann [nämlich] niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn [zu mir] ziehe der Vater, der mich gesandt hat [und so gilts für einen jeden, der zum Heil ge- langen— will, daß er mit Stillesein vor dem HErrn auf diesen Zug Gottes in seinem Herzen merke und ohne Widerstreben ihm folge]; und ich werde ihn seinen solchen, der sich ziehen läßt und wirklich zu mir kommt] auferwecken am jüngsten Tage-«· [V. 39 u. 40]. 45. lDas könnte recht wohl bei euch allen, v die ihr ja zum auserwählten Volke gehört, der Fall sein; denn diesem Volke sind große Ver- heißungen gegeben.] Es stehet geschrieben in den Propheten snäher in Jes. 54, 13., doch ist das nur eine von den mancherlei Weissagungsstimmen derselben· Art, vgl. Jer. 3l, 33 f.; Joel3, 1f.]: Sie werden alle von Gott gelehret sein [d. i. göttliche Einsprachen in ihrem Herzen erfahren, die menschlichen Unterricht für sie entbehrlich machen; und das fängt schon an, sich zu erfüllen, da ihr ja gewürdigt seid, Den zu schauen, den der Vater gesandt hat]. Wer es nnn smit Acht- samkeit] hdret vom Vater [was dieser von dem Sohne ihm bezeugt Kap. 5, 361 und lernet es [in erfolgreicher Weise, daß er’s auch zu Herzen nimmt], der kommt zu mir «« [wie ihr die Exempel folcher Leute an meinen Jüngern und Nachfolgern erblickt]. 46. sEin solches Kommen zu mir thut aber euch allen noth, wenn ihr zum Leben, zum ewigen Leben gelangen wollt, und dürft ihr nicht meinen, auch ohne meine Vermittelung die eurem Volke gegebenen Verheißungen ererben zu können.] Nicht [ist ja jene Weisfagung von dem Gottge- lehrtsein aller so gemeint], daß jemand den Vater habe gesehen [und demgemäß mit ihm in unmit- telbarem eigenen Verkehr stehen könne], ohne der vom Vater [von Anfang bei ihm gewesen und nun von ihm her gekommen] ist, der hat den Vater gesehen-««- [und muß nun denen, die ihn nicht gesehen haben, die Gemeinschaft mit ihm vermitteln Kap. l, 18; 3, 31f.]. «) Die Ermahnung, womit Jesus die Murrenden zurechtweist, ist nicht etwa blos eine Abmahnung von der That des Murrens an und für sich; vielmehr zeigt sich darin, daß sie unter einander murren, jener Partcigeist, in welchem einer den andern in seiner Starrheit, Befangenheit und fanatischen Aufregung steigert. Wenn sie sich so vom Parteigeist belehren und ziehen lassen, so können sie nicht wahrhaft zu ihm kommen; wer zu ihm kommen wolle, müsse sich vom Vater ziehen lassen. (P. Lan e.) Nccht durch äußer- liche Thatsachen will der Erlöser, gleichsam historisch, auf die Menschen wirken, etwa durch die Mittheilun , er sei nicht Josephs Sohn, sondern vom heil. Geisge gezeugt; vielmehr rein innerlich und geistig, durch die einwohnende Kraft der Wahrheit. Fort und fort strahlt er sein himmlisches Licht in die Finsterniß der Herzen hinein, gewiß, daß es wirke, wo die Gnaden- üge des Vaters sich offenbaren: wo das nicht der all, da hilft alles Andere nicht. (Olshausen·) Das Ziehen ist das innerliche Drängen und Hinleiten Zu Christo durch das göttliche Gnadenwirken (Jer. 31, ), welches aber die menschliche Freiheit nicht aufhebt (,,der Vater ziehet nicht, wie man an einem Klotz ziehet«: Berlenb. Bib.), sondern auf dem Wege der erleuchtenden, anregenden und treibenden Einwirkung und der vom Menschen angeeigneten Anweisung durch dieselbe gewinnt (12, 32); das Lehren des Vaters durch sein Zeugen von Christo gehört zum Ziehen, ist aber dessen ganzer Begriff nicht, welcher vielmehr den gesammten göttlichen Einfluß, durch welchen die Herzen dem Sohne gewonnen werden, umfaßt. Jm Bewußt- ein der Gewonnenen stellt sich dieses wie eine heilige othwendigkeit dar, welcher sie gefolgt sind; ebenso- erscheint in Weish.19,4 das Gegentheil, der Zug des Bösen, wie eine ziehende Notwendigkeit, ohne die Freiheit auf uheben. (Meyer.) ,,Ziehen« — das ist ein wunderfchöner Ausdruck für die geheimnißvolle Arbeit der göttlichen Liebe an den schnldbeladenem in’s Jrdische versunkenen, dem Himmel entfremdeten Menschen. Einem unter schwerer Last im Koth ver- sunkenen Wagen gleicht der Mensch, und die göttliche Liebe ist das starke Vorgespann, welches ihn aufwärts und vorwärts zieht. Durch die gesammte Geschichte der Menschheit bis auf Christi Erscheinung, von Adam bis zu Simeon und den Weisen aus dem Morgen- lande geht dieser Zug des Vaters zu dem Sohne, der da kommen sollte; und durch die gesammte Geschichte der Menschheit seit Christo, von den Jüngern, welche Johannes der Täufer zu dem Lamm Gottes wies, bis hin zu dem Kindlein, das heute getauft wird, und hin zu dem letzten Sünder, der nach einem Erlöser eufzen wird, erstreckt sich der Zug des Vaters nach dem Sohne, den er gesandt hat. Die Liebe sendet, die Liebe zieht; niemand kann zu Christo kommen ohne diesen Zug des Vaters. Die Juden übertäubten mit ihrem Murren das gnädi e Locken, welches jetzt eben im Sehen des Sohnes i nen widerfuhr; darum war an ihnen das Ziehen der Liebe Gottes vergeblich. (Besser.) Wie der Magnet nicht alles anzieY sondern nur das Eisen, so muß im Menschen eine eschasfen- heit des Gemüths vorhanden sein, wenn der Zug Gottes Anfassung haben soll. (Theophhlakt.) Du hältst dem Schafe einen Zweig hin, und so ziehest du es; Nüsse eigt man dem Knaben, und so wird er ggzogen iehen nun jene Dinge, die der Zun e ohlgeschmack gewähren (denn wahr ist der Spru : ,,einen jeden zieht, was ihn vergnügt« — trahit sua quemque voluptas, Virgil.), wie sollte Christus nicht iehen, den uns vorhält der Vater zu Leben und eli keit? (Augustin.) Das Ziehen des Vaters ist der oment, wo ie Erwählung und Verordnung zur Berufung wird. (P. Lange.) Endlich wird nicht mehr gezogen, wer die Wirkungen der göttlichen Gnade durch hartnäckiges Widerstreben vereitelt, sondern Gott Das Ziehen des Vaters zu dem Sohne; entscheidend ist, ob man sich hingiebt oder nicht. läßt ihn von sich. (Calov·)· So bleiben nun Ziehen, Wollen, Kommen, diese drei: das Ziehen macht den Anfang, das Kommen ist das Ende, das Wollen steht in der Mitte. (Besser.) Die Worte: »und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage« weisen darauf hin, welche hohe Bedeutung es hat, daß man dem Zuge des Vaters sich hingebe; es s webt hier» die gro e Frage zwischen Seligkeit und» erdammniß Geng- ftenberg.) — «) Der HErr fiihrrdie Stelle aus Je- saia, auf welche es ihm hauptsachlich ankommt,«an als geschrieben »in den Propheten«, weil es sich nicht so- wohl darum handelt, von welchem einzelnen Propheten die Worte herrühren, als vielmehr darum, daß sie in der Sammlung der heil. Bücher ihren Platz haben, welche als Gottes Wort beglaubiht und anerkannt sind. Vgl. für die elbe Art der An uhrungz Apoftg. 13, 40 u. 7, 42. v. Burger.) Merkwürdig genug nimmt der HErr —- für sich selber diesem jetzt un- gläubigen Israel egenüber zum himmlischen Hoff- nungstrost —- das elegende Wort aus einem prophet Kapitel, welches, aus das Wort von dem Leiden und Verworfensein Christi folgend, mit einer herrlichen Aussicht auf die zuletzt dennoch in vielen Kindern aus- geborene Gemeinde tröstet; was aber dort als Ziel der Vollendung erscheint, deutet er mit Recht auf den von Gottes Seite tief dazu angelegten Anfang zurück. Weil Gott es von jeher auf Gewinnung solcher von ihm Gelehrten angelegt hat, ja weil die Erfüllung jener Weissagung, die Zubereitung der neuen Gemeinde in Christo, wirklich insonderheit mit Christi Zeit an- hebt, so kann der HErr das Wort so anwenden, wie er hier thut. Man mag also das vom HErrn her- vorgehobene ,,alle« immerhin in dem Sinne einer all- gemeinen Verheißung nehmen, »so daß sich niemand entschuldigen kann; allerdings ist weder in der Pro- phetenftelle, noch im Zusammenhang der Rede Jesu solche Allgenieinheit der Berufung und Lehre emeint, doch eben so wenig meint das ,,alle« mitirgen einem Schein der Auswahl blos alle, welche wirklich wahre Jünger sein werden. Denn offenbar findisogleich die Hörenden und Lernenden ein engerer Kreis: nicht alle, die der Vater lehret, nehmen es auch an. Es wird nicht verheißen, daß alle es lernen und anneh- men werden; aber soviel ist eben daruin gewiß, indem es alsbald wieder in das menschliche Annehmen gestellt wird, daß in dem Ziehen des Vaters kein willkürlicher Gnadenwahl-Rathschluß liegen kann. (Stier.) Hi) Sie sollten nicht meinen, als werde jeder ein- Deine Erbe des Reiches Gottes nach jener prophetischen erheißung eine unmittelbare, anschauliche Erkenntniß des Vaters haben; alle Menschen erkennen den Vater nur durch den Sohn, der ihn von Ewigkeit her ge- schaut hat, in dem ihm ganz gleichen Sohne sehen sie aber auch den Vater (Kap. 14, 9). Während sie also Den erblicken, der den Vater von Ewigkeit geschaut hat und sein Ebenbild ist, zieht durch diesen Anblick der Vater zu dem Sohne hin. (v. Gerlach.) Darum so harre nicht, daß dir Gott ein sonderlich Wort vom Himmel gebe, daß du wollest mit deiner ei enen Vernunft fassen und hinaufklettern in Himme und suchen, was der Wille Gottes sei. Du wirft ihn nicht sehen mit deinem Klettern, sondern du mußt herunter zu Dem, der ihn gesehen hat und der vom Vater kommen ist und bei ihm gewohnet hat, der wird dir’s wohl sagen. Derohalben so höre ihn auch; und der Vater mit seinem Ziehen und Lehren weiset dich auch W Christo, den er gesandt hat, aus daß du ihn hörest. o du ihn aber nicht hörest, so sollst du verloren sein, kurzum. (Luther.) 117 47. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch [um die durch V. 41 —- 46 unterbrochene Rede in V. 26——-40 wieder aufzunehmen] wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben finden: ich ihm vollständig gewähre, worauf er nach dem Willen des Vaters V. 40 Anspruch hat]. 48. Jch bin [ja, wie ich schon in V. 35 von mir bezeugte] das Brod des Lebens [so daß es nur darauf ankommt, daß Einer auch wirklich vermöge des Glaubens mich genießt, um sofort auch des Lebens, das ein ewiges ist, theil- hastig zu werden]. 49. Eure Väter [von denen ihr irriger Weise glaubet, sie hätten große Vorzüge vor euch, die ihr mir gegenüber stehet, genossen V. 31] haben [allerdings, wie ihr sagt] Manna gegessen in der Wüste, nnd [doch haben sie daran keineswegs ein Brod des Lebens von der Art, das in der That das verleiht, was wirkliches Leben zu heißen verdient, gehabt; denn sie] sind gestorben salle mit einander dem leiblichen Tode unterlegen, ohne schon darum, daß sie vom Manna gegessen, das ewige Leben, welches den Tod überwindet und zur Seligkeit sich vollendet, mit sich hinüber zu nehmen in eine andere Welt]. 50. Dies [d. i. von solcher Beschaffenheit und Wirkung] ist Dagegen] das Brod, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon ifset, [in Wahrheit] nicht sterbe« [sondern durch den Tod zum Leben hindurchdringe V. 32 f.; Kap. 5, 24; 8, Hi; 11, 25f.]. 51. Jch bin [was meine eigene Person be- trifft, als Der, dem der Vater gegeben das Leben zu haben in ihm selbst Kap. 5, 26] das lebendige Brod, vom Himmel kommen [um der Welt mein Leben mitzutheilen V. 35. 48]. Wer [nun] von diesem Brod essen wird [indem er zu mir kommt und im Glauben mein Leben sich zueignet], der wird leben in Ewigkeit [Kap. 14, 19]. Und [um euch vollends alles zu sagen, was hierher gehört, aber nun auch meine Rede euch ganz räthselhaft und unfaßbar machen wird] das Brod, das ich geben werde [damit wirklich jeder Einzelne mich könne geistlicher Weise genießen oder im Glauben sich aneignen], ist mein Fleisch, welches ich [wenn über ein Jahr die Zeit meiner Opferung gekom- menesein wird, in den Tod] geben werde für das Leben der Welt-«« [V. 33; Kap. Z, 16; Gar. 1, 4; Col. 1, 22; l. Tim. 2, S; I. Petri 3, 18]. «) Die Wvrtet ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch« sind ausgesprochen mit dem Bewußtsein der Auctoritäh welche Jesus aus seiner einzigartigen Stellung schöpft, wie solche in V. 46 dargelegt worden; der Ton erhebt sich immer mehr, und selbst der Widerspruch trägt dazu bei, den Behauptungen des HErrn noch mehr 118 Evangelium Johannis 6, 52. 53. Nachdruck und Feierlichkeit zu verleihen: ,,All euer Murren machfs nicht anders; das Brod, welches das Leben giebt, bin Jch, nicht das Manna oder ein ihm ähnliches Nahrungsmittel« (Godet.) Jesus stellt in V· 47., was er den Seinigen gewährt, zuerst in bild- loser Rede dar; und was er da aussa t, ist im vorigen Verse schon angebahnt. Wird durch hristum die Ge- meinschaft mit Gott eröffnet, so muß auch, wer an ihn glaubt, das ewige Leben haben. Jm 48. Verse kehrt dann der HErr zu dem dieser Verhandlung eigenthüm- lichen Bilde des Brodes zurück. (Hengstenberg.) Jn V. 49 kommt er hieraus von Neuem auf das Wunder der Speisung mit Manna, auf welches die Juden sich berufen hatten, zu sprechen« die Thatsache wird da abermals nicht in Abrede geteilt, wohlaber auf dem Man el nachhaltiger Wirkung hingewiesen, der ihr anha tet. »Eure Väter«, sagt der HErr, sich von den Hörern unterscheidend; denn wo er im Begriff ist, sich als das Brod des Lebens zu begeichnem das vom Himmel gekommen, kann er nicht ie gleiche Abkunft mit ihnen sich beilegen, wie durch ,,uns re Väter« ge- sche en wäre. Auch entspricht dieses ,,eure« ganz dem ,,un re« der Juden in V. 31. (v. Burger.) Das wahre Brod des Lebens, das sag Christus hier aus- drücklich, hebt endlich auch den leiblichen Tod auf durch das geistliche Leben, was er mittheilt; während das Manna als irdische S eise, und auf die geistliche nur inweisend, nur eine eile das leibliche Leben erhalten onnte, ohne vor dem Tode zu schützen (v. Gerlach.) Vergängliche Speise, wie ihr sie bei mir sucht, haben eure Väter in der Wüste gegessen, da sie das Manna aßen, und sind gestorben; unvergängliches, Unverwes- liches Leben hat das Manna keinem davomEssenden mitget eilt. Das Brod aber, von welchem ich rede, hat an ere Kraft: es kommt vom Himmel, von da her, wo der Wurm der Verwesung nicht ist, auf daßxwer davon isset, nicht sterbe (V. 50). So wirkt denn das vom Himmel kommende Brod bei den Sündern nach der Weise, wie die Frucht des Lebensbaunis im Para- diese bei den sündlosen Menschen gewirkt haben würde. Durch das Essen von dem Baume der Erkenntnis; Gutes und Böses ist der Tod in die sündi gewordene Menschheit eingedrungen: durch das Esfen von dem himmlischen Lebensbaume, der Jesus Christus heißt, wird das Leben und unvergängliches Wesen der er- lösten Menschheit wiedergegeben, und sie werden be- wahrt vor dem ewigen Tode, vor dem nicht sterbenden Wurm der Verwesun . Mag das Verwesliche unsres Leibes, der mit dem rode vom Himmel genährt ward, in’s Grab gelegt werden (denn das Verwesliche wird nicht erben das Unverwesliche): verloren wird er nicht sein, denn Christus wird ihn auferwecken am jüngsten Tage. (Besser.) · » · M) Dreimal bisher: ,,ich bin selber das Brod«, und nun mit einem Male doch wieder: »das Brod, das ich geben werde«? Sehr natürlich! Denn wie wäre er sonst das Brod, wenn er nicht sich oder etwas von sich zu essen geben könnte? Weil ja seine geistige Person, sein eigentliches Jch und Selbst, nicht ganz und unvermittelt gegessen oder verzehrt werden mag, so wird sich zur ösung des großen ·Räthsels, wie Ein lebendiger Mensch das Brod für die andern Menschen sei, näher beschränkend, einfassendund hin- überleitend ein Mittel und bereitetes Gefäß dieser wunderbaren Mittheilung finden müssen. »Mein Fleisåljäs das heißt nicht: meine Person, meine Kraft und irkung, mein Geist, ja nicht einmal: niein Leib, sondern durchaus nichts Anderes, als was eben das Wort nennt: mein Fleisch; das ,",ist« dabei ist ein er- klärendes, macht den Uebergang von dem bildlichen Ausdruck zum nunmehr eigentlichen, gerade wie wenn es in den Parabeln la11tet: »der Feind ist der Teufel, die Ernte ist das Ende der Welt-« Der Ausdruck ,,Fleisch« aber ist nach derselben Leibhaftigkeit und doch unsündlichen Heiligkeit, göttlichen Lebens-Durch- drungenheit zu verstehen, wie in Kap. 1, 14: »das Wort ward Fleisch«· er bezeichnet die besondere Menschennatur, die Jesu eignet; sie verheißt er zum Genusse, und weist nun auf ein künftiges Geben oder Zubereiten zum eßbaren Brode hin. BStierJ Wenn das erste: »ich geben werde« (das rod, das ich geben werde) zu umschreiben ist: zu essen eben werde, so bedeutet hingegen das zweite: ,,mein leisch, welches ich geben werde« soviel als: hingeben werde, damit es geopfert werde, und bildet den Uebergang zu dem folgenden Abschnitt, wo der HErr sein Fleifch und Blut nennt. Mit Rücksicht auf diese beiden ganz verschiedenen Beziehungen ist das Wort »geben« zweimal wiederholt; das Fleisch Jesu kann ja wirklich als Speise nur gegessen werden, wenn es Wvor als Opfer dargebracht ist für das Leben der elt Von Anfang dieses Auftritts an, welcher zu den größten in dem Leben des Errn ge- hört, lag seinen Reden der Gedanke an das assamahl zu Grunde; in diesem Verse tritt er nun endlich deut- lich und bestimmt hervor. Aber das Wort ,,Welt« zeigt, wie schon der ähnliche Ausdruck in V. 33., daß das neue Passa, von dessen Jdee das Gemüth Jesu erfüllt ist, keine bloße Wiederholung des alten sein soll: die ganze Mens heit sieht Jesus im Geiste vor Augen in der Menge, ie den Tag zuvor zu ihm her- beilief; die Welt ladet er ausdrückli zu dem neuen Mahl ein, welches er in Folge seines pfers ver eißt. (Godet.) Die beiden Haupterklärungen unsrer telle sind bekatintlich die vom Versöhnungstode und die vom Abendmahl; es kann aber hier schlechthin nicht vom Abendmahl die Rede sein. Dort sa t der HErr, wirkliches Brod reichendz ,,dies ist mein· eib«, hier sagt er von seinem Fleisch, es sei geistliches Lebensbrodz in allen neutestamentlichen Stellen, die vom Abendmahl handeln, findet sich stets der Aus- druck »Leib«, niemals: ,,Fleisch«, dann aber giebt· auch im Abendmahl der HErr seinen Leib nicht für das Leben der Welt, sondern für das Leben der Seinen (1. Cor.11,32). Das Geben seines Fleisches für das Leben der Welt kann also nur, woran auch jeder bei diesem eigenthümlichen Ausdruck selber zunächst zu denken veranlaßt ist, auf den Versöhnungstod bezogen werden· (Philippi.) Haben Andere unter Fleisch die ganze menschliche Erscheinun des Logos ver- standen, welche er zum Heil der Bgelt gewidmet habe, wobei der Tod mit eingeschlossen sei, so steht entgegen, daß nicht nur die Zukunftsforw «geben werde«, sondern mehr noch das Trinken in V. 53 spezifisch auf den Tod als ausschließliche Beziehung hinweist, da nicht abzusehen wäre, warum Jesus, wenn er überhaupt jene Gesammtwidmung gemeint hätte, für die Aneignung derselben Ausdrücke gebraucht haben sollte, bei denen die Voraussetzung seines Getödtet- werdens nothwendig und unmittelbar sich darbot. Jene Widmung war schon niit den Worten in der ersten Hälfte des Verses: ,,ich bin das lebendige Brod, vom Himmel kommen« gesagt; der Fortschritt von Sein und Geben aber fordert nun etwas Anderes, und zwar einen concreten Akt, und der ist das versöhnende Sterben und Blutvergießen (M«eyer.) 52. Da zankten die Juden unter einander [indem die einen sofort gänzliches Aergerniß an Jesu nahmen, ihn für einen unsinnigen Menschen Vom Essen des Fleifches und Trinken des Blutes des Menschensohns l19 erklärten und nicht wollten, daß man ihm weiter zuhöre Kap. 10, 20., die andern dagegen unter dem Eindruck des geftrigen Wunders und des Geheimnißvollen und Heiligen in seiner Rede noch auf ihn hielten, obwohl auch sie namentlich in die letzten Worte sich nicht zu finden ver- mochten], und sptachen [nun die ersteren als die, welche das große Wort siihrten]: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben«-»« » · 53. Jesus sohne über die ihnen anstößig gewordene Rede eine nähere Erklärung zu geben, vgl. Kap. 2, 19 ff., oder feine Meinung in mildere Ausdrücke zu fassen, dieselbe vielmehr nun in ihrer ganzen Fülle aussprechend und das bisher nur mittelbar Angedeutete in voller Macht auf die Gemüther wirken lassend V. 34 Anm.] sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch sV. 26 u. 47], werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes [der ich bin und als solcher, wie vorhin gesagt, mein Fleisch geben werde für das Leben der Welt Kap. 1, 51; Z, 13 f.] und trinken sein fbei dieser Dahingabe in den Tod vergossenes] Blut, so habt ihr kein Leben in euch «« [in eurem eigenen Selbst oder Wesen, das im Gegentheil den Tod, geistlichen und ewigen, in sich trägt) · » «) Wenn auch der HErr von Essen seines Flei- sches in V. 51 noch nichts gesagt hat, so hat er es doch das Brod genannt, das er geben werde; und das Brod dient ja zum Essen. Dabei liegt noch ein be- sonderer Nachdruck auf ,,dieser«, l d. i. dieser Mensch da, der Sohn Josephs, wie wir ihn vor Augen haben! (v. Burger.) Der Anstoß beruht also namentlich auch darauf, daß Jesus, als dem Anschein nach bloßer Mensch, der nicht hat, da er sein Haupt hinlege, an dem alles, was das Auge des natürlichen Menschen sehen kann, Niedrigkeit ist, sich das Recht und das Vermögen zuspricht, seine Individualität allen Andern aufzudringem sein Bild ihnen in solcher Weise aufzu- prägen, daß Er alles ist, Jhnen nichts übrig bleibt. (Hengstenberg.) Sie wollten sich vom Vater nicht ziehen lassen, um Zu lernen, daß das Fleisch, dessen Hingabe der Welt as Leben erwirbt, wahrlich eines Andern Fleisch sein müs e als des Sohnes Josephs, und daß das Essen des leisches des vom iminel gekommenen Sohnes Gottes, der als Mens ensohn unter ihnen wohnte und um wahrhaftigen Opferlamm sich eingestellt hatte, die ehnsucht aller Frommen er- füllen sollte, die das Manna gegessen hatten und doch gestorben waren, die das Osterlamm gegessen hatten und doch fleheten um die Zukunft des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trägt; anstatt so von Gott sich lehren zu lassen, setzen sie in ihrem satten, ungebro- chenen, irdischen Sinne ihre kleine Vernunft seiner großen Gnade und Wahrheit» entgegen-» (Vesser.) . VI) Jesus spricht: ,,wahrlich, wahrlich«; er hat es seierlich betheuert, er hat es so gut wie mit einem Eide bekräftigt, daß Leben nur da zu finden ist, wo sein Fleisch gegessen und sein Blut getrunken wird, daß alles, was sich sonst für Leben ausgiebt, nur ein elendes Scheinleben ist, ein übertiinchtes Grab, welches auswendig hübsch scheinet, aber inwendig voll Todten- gebeine ist und alles Unflaths. (Hengstenberg.) Daß der HErr hier das Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes als unumgängliche Bedingunzzdes Lebens aufstellt, ist wieder ein durchschlagender eweis, daß gr vom Saegament des heil. Abendma ls nichtSredeh enn nie un nirgends wird dieses in er heil. chrift für dergestalt unerläßlich erklärt, ja die Art, wie die Flreggikligkeit des sAbendmahlsgenusses . B.Uinb1SEor. , . vorausge etzt wird, wäre mit er n e ingt- heit der Forderung in unserm Verse kaum in Einklang zu grkitigew wåign bedide Stesllzetil ckzionVderselben Sucht? an e en. er ie per ’ ni e ereinigunlg m1 hristo -und die Durchdringung unsrer ster licheu Natur mit den Kräften seiner unsterblichen, wiewohl menschlichen Natur, die Wahrheit, daß Er in uns wohnen, Er der wahrhaftige und wesentliche Lebens- grund, wie für uns, so in uns sein müsse, die wird csleliit alben in der heil. Schrift (vgl. Röm. 8, 10; a. 15, 5« 14, 19 f.; 6 56) bezeu t. (v. Burger.) Die Juden hatten seine«Worte in . 51 roh sinnlich auf- gefaßt, als sollten sie sein vor ihnen stehendes unver- klärtes Efleßisch miåndlich genießsey d. i. mjst deii Zähg nen zer ei en un mit em agen ver auen; da dies jedenfalls die Meinung der Mehrzahl unter ihnen war, ge t aus den Worten des HErrn in V. 61 ff. hervor. esus nun acceptirt den von ihnen gebrauchten Ausdruck: »das Fleisch essen«, den er selber in V. 51 noch nicht gebraucht, wohl aber nahe» genug gelegt ZIFFF«2«UZEUZEE-IYPTT« Bis! YKZIZHWZTTsTIkZFWYFTI sit? drucksweise, welche durch die Hinzufügiing: ,,trinken gasstBldurkss noch gesteigertfwigliybsiedzum xfeåstlsgen er än ni e zwingen o er ie ei en von i ei- den, denn auf eine durchgreifende Krisis ist diese ganze ei es un ues as e ens ro es un e ens- YledcsechangelegFBDIs geilstliåheb Esscån äind Tiåinikzeiz des trankes ist aber der Sache nach nichts Anderes, als das Glauben an den blutigen Versöhnungstod Christi. (Philippi.)· Jenein stolzen Geiste, der alles zu ver- stehen meinchfwahrend er nicht-Z; Ferstehenßkann Iznd ma , tritt Je us einem reinen e en gemä mit en mysteriösesten Spriichen gegenüber. Es ist ein fader Grundsatz schwachlicher oder verkehrter Philanthropie (Mensche·nliebe), wenn man verlangt, dem chikanösem falschkritifchen Denken, das nicht verstehen will, mußte der Glaubensgekipalt durch alle möglichen Herabstim- mungen und ab chwächende Erklärungen plausibel ge- macht werden; sol en Stimmungen gegenüber nimmt . vielmehr die Wahr eit den stärksten, stol esten Ausdruck an, um den Prozeß der hoffnungslofen echselwirkung zu einein reinen Abschluß zu bringen. Das Mysterium verhüllt sich dem Verächter gegenüber, indem es in dem reichsteii Prachtgewande seiner Shmbolih seines shmbolis en Ausdrucks ihm gegenüber tritt und von ihm» schei et. III. Länge) Jndem Jesus in V. 51 aussprach, da er sein Fleisch opfern und zu essen eben werde, hat er schon augenscheinlich auf das assaniahl angefpielt; jetzt macht er diese Anspielung noch einleuchtendey indem er ausdrücklich beides, Fleisch und Blut, unterscheidet. Allerdings gehörte das Blut des Lammes nicht zu dem Mahl selbst, aber bei der Erlösung, deren Gedächtniß in dem Mahl ge- feiert wurde, hatte es eine entscheidende Stellung ein- enommen: es war als Zeichen der Sühnung auf die hürpfosten gegossen worden und hatte das Volk vor den Schlägen des Todesengels geschittzt; bei der Opfe- rung des Lammes im Tempel wurden die Hörner des Altars damit besprengt, welche hier · ewissermaßen die Stelle der Thürpfosten der israelitiszchen Häuser ver- traten. Das Fleisch des Menschensohnes nun ent- spricht dem Fleisch des Lammes, welches den Haupt- , 20; J, 27; Col. 3, 11; 2. Cor· 13, S; Jo .« 120 Evangelium Johannis S, 54——59. bestandtheil des Passamahls bildete; wenn das Blut vor dem Tode schützt, so ist das Fleisch das Nahrungs- mittel, welches positiv das Leben mittheilt —Rettung vom Tode, Mittheilung des Lebens, in diesen beiden Thatsa en lie t das Heil vollständig. Jndem Jesus so die eiden Elemente, Fleisch und Blut, besonders erwähnt, kündigt er bestimmt seinen Tod, und war seinen gewaltsamen Tod an; denn wenn das lut fließen und zu trinken gegeben werden soll, so muß das Fleisch eschlachtet werden. Hat nun der HErr im vorliegen en Verse aus das Wie? in der Rede der wiedersprechenden Juden (V. 52) indirekt- seine Erklä- rung, und zwar zunächst in ne ativ er Weise gegeben, indem er der mens chlich en erneinung, die in seiner Rede lag, eine göttliche entgegenstellte: ,,ihr saget wohl, das kann nicht sein; ich aber sage euch, wenn ihr nicht esset und trinket, so lebet ihr nicht«; so spricht er nunmelär dieselbe Jdee in positiver Form aus, als Verhei ung, ja er erhebt den Blick des Gläubigen zu dem letzten Ziel, auf welches diese Lebensmittheilung hinausläust, zu der Auferweckung des Leibes. (Godet·) 54. Wer [dagegen, indem er an mich glaubt und so meinen blutigen Versöhnungstod sammt den Kräften der zukünftigen Welt, die in mir be- schlossen liegen, sich aneignet] mein Fleisch isset-«· und trinket mein Blut, der hat [fchon hienieden in den innersten Tiefen seines Wesens] das ewige Leben, und ich werde ihn [damit dieses Leben auch nach außen hin sich allseitig entfalte] am jüngsten Tage auf- erweclen [V. 40]. 55. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise seine folche, welche das wahrhaft bewirkt, was in der Idee einer Speise liegt, nämlich Leben da einzuführen, wo sonst der Tod eintreten müßte], und mein Blut ist der rechte Tranktt swelcher seine Bestimmung allseitig erfüllt, während andere Speise und anderer Trank immer nur theilweis und für kurze Zeit, dazu nur in dem niederen irdischen Bereiche wirken]. 56. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut [um hier den Vordersatz von V. 54 wieder aufzunehmen und darnach das, was dort im Nachsatz gesagt ist, euch recht klar und selbstver- ständlich zu machen], der bleibet in mir ldaß er fortwährend in mir lebt und webt], und ich [bleibe] in ihmiii [wirke und walte ohne jegliche Unterbrechung in ihm und bin das Allbestimmende für sein Leben in allen Beziehungen und Ver- hältnissen Kap. 15, 4 ff.; 17, 23; 1. Joh. g, 24]. 57. lDie unmittelbare Folge solcher geist- lichen Vereinigung ist aber diese :] Wie mich [indem ich Mensch geworden und damit aus dem ewigen, göttlichen Lebensstande, der mir eignete, eingetreten bin in den menschlich abhängigen Stand eines Knechtes Gottes Jes. 42, 1 Anm.] esandt hat der lebendige Vater sder das Leben hat in ihm selbst, in dessen Wesen also alles lauter Leben ist], und ich lebe sin diesem meinem Menschheitsstande] um des Vaters willen [denn der Vater, mit dem ich in beständiger, wesent- licher Gemeinschaft stehe, theilt mir auch fort- während sein eigenes Leben mit Kap. s, 26]; also, wer mich isset [als das lebendige Brod, das vom Himmel kommen ist V. 51], derselbige wird auch leben um meinetwillens [darum, weil er so mein Leben beständig in sich aufni1nmt]. 58. Dies [von solcher Beschafsenheit und Wirkung] ist das Brod, das vom Himmel kommen ist swie schon in V. 50 gesagt], nicht [aber hat es mit demselben gleiche Bewandtniß] wie [mit demjenigen Brod vom Himmel, dessen ihr vorhin so rühmend gedachtet V. 31:] eure Väter haben [da allerdings] Manna [das in gewissem Sinne ja wohl auch Himmelsbrod genannt wird Pf. 78, 24] gegessen und sind [doch gleichwohl] gestorben [das Manna war also» noch nicht das rechte Himmelsbrod V. 49]. Wer Dagegen] dies Brod isset [das euch zum Genusse sich darbietet V. 27 fs.], der wird leben in Ewigkeit H [V. 51]. «) Der HErr gebraucht von hier an vier Mal (V.54 zwei Mal und in V. 56 u. 57 je ein Mal) für ,,essen« einen Ausdruck (trogein), welcher die im Vor- hergehenden gebrauchten (phagein und esthieiry noch verstärkt: mit Fleiß essen, recht durch- und ein- essen. Weil nun vor Einsetzung des heil. Abendmahls kein Mittel des mündlichen Genusses des Fleisches und Blutes Christi da war, so wäre die capernaitische (sinnenfällige) Deutung der Rede des HErrn (V. 52) unvermeidl1ch, sollte dieselbe direkter Weise vom münd- lichen Genießen handeln. Der Glaube vielmehr ißt und trinkt, und zwar beständi , Jesum Christum; er läßt Christum nicht draußen, sondern nimmt ihn auf, ergreift ihn und in ihm das Leben, ziehet ihn an und machet, daß wir in ihm sind und erfunden werden; wer im Glauben das Wort Christi hält, zu dem will er kommen und Wohnung in ihm machen(Kap.14,23). Unser Glaube also und Christus, an welchen wir glauben, bleiben nicht von einander getrennt, wie etwa unser Gedenken an einen Freund den Freund selber nicht erlangen, seiner nicht habhaft werden kann: unser Gedenken gleicht einer Schüssel, worin die Vorstellung, die wir uns von dem Freunde machen, liegen bleibt; aber der Glaube hat Hände, die an Christum hinan- reichen. Jndem er selber seine Hand im Wort nach uns ausstreckt und in unsre Seele greift, daß sie lebendig wird, ergreift die also ergriffene Seele wieder Christum, und dies Ergreifen ist eben der Glaube. (Besser.) Für spdas Wunder, welches beim Abendmahl innerhalb der irdisch-menschlichen Natur geschieht, be- darf es des Glaubens nicht, um es möglich zu machen, sondern nur des Willens Christi, es u thun; und er hat den Willen, es zu thun, wo as gemeindliches Handeln Höschiehh welches er dafür verordnet hat» Aber ein under zu erleben, kann ebensowohl zum? Gericht als zum Heile Lgereichem und zum Heile ge- «« reicht dies eitweilige undererlebniß nur, wo das stetige Wun er der persönlichen Lebensgemeinschast mit Christo stattfcndet (Hofncann.) sit) Das eine, Christi Fleisch, ist überhaupt erst Speise im wahrhaftigen und wesentlichen Sinne, näm- Das Manna in der Wüste ehemals, und das Brod vom Himmel nunmehr. 121 lich wahres Leben spendend; das andere, Christi Blut, erst Trank in ewiger Bedeutung , himmlische Lebens- ersrischungz solange der Mensch nicht lebt, webt, athmet und enießt in den real-idealen Bezügen der Welt zu Christo und durch Christum zu Gott, muß sein Lebenshungersortdauern bei aller irdischen Spei- sung, sein Lebensdurst bei aller Tränkung Der Um- Zug mit dein Leben Jesu, die Anschauung seines esens, die Betrachtung seines Worts, die Versenkung in seinen Tod wird des Gläubigen eigenste, höchste Lebensnahrung, so daß der Genuß Christi jeden Lebens- Zenuß ihm verklärt und immer mehr mit dem irdischen ebensgenuß ihm identisch wird; und wenn ihm dann sein Christenthum so zum höchsten Lebensgenuß und all’ seine Lebensnahrung christologisch geworden, dann hat er das Bewußtsein des ewigen Le ens, er ist jetzt Eins mit dem Lebensprinzip der ewigen Welt und bewegt sich in den ewigen Beziehungen dieses Lebens. Sein Leben geht ewig von Christo aus und zu Christo hin, und bewegt sich um ihn erum wie der Planet um die Sonne kreist; darum it es ihm gewiß, daß er aus allen Tiefen des pkysischen Todes in der Kraft dieses Einswerdens mit hristo durch ihn wieder her- ausgezogen werden wird in das Licht des Lebens. (P. Lange.) — IN) Das Bleiben der Gläubigen in Christo begreift zweierlei in sich: das Verzichten aus alles eigene Leben, auf alles Verdienst, alle Kraft, alle Weisheit, die aus dem Eigenen fließt; sodann das vollständige Ruhen in Christo als in Dem, welcher allein den Reichthum be ißt, sder diese Leere auszu- füllen im Stande ist. Das Bleiben Christi in dem Gläubigen drückt die vollständige Mittheilung alles dessen aus, was Christus hat, ja alles dessen, was er ist, seiner ganzen Persönlichkeit. Aus diesem gegen- seitigen Verhältniß ergiebt sich für den Gläubigen das Leben-« (Godet.) Da das natürliche Wesen des Men- schen und das Wesen Christi sich unbedingt entge en- gesetzt sind, so kann eine wahre und dauernde er- einigung nur also zu Stande kommen, daß der Mensch sein Wesen ausygkebt und das Wesen Christi in sich ausnimmt: der ensch muß jesushast werden, sonst ist seine Vereinigung mit Christo nur ein eitler Scheiii, welcher schwindet wie eine Morgenwolke (Hen stenberg.) Den unterscheidenden Chara ter des Chri ten macht die Verbindung und Gemeinschaft mit Christo als dauernde, zuständliche Bestimmtheit seines Lebens aus (Röm. 8, 10; 2. Cor. 13, 5; Gal. Z, 20); daß aber diese Verbindung nicht blos unser persönliches und sittlichcs Dasein ergreift und heiligt, sondern auch aus die natürliche Seite unsers Lebens ihren Einfluß er- streckt, wird eben dadurch bezeu t, daß sie der HErr ein Essen und Trinken seines leisches und Blutes nennt, denn wir werden dadurch theilhafti seiner gött- lichen Natur (2. Petxi1, 4), aber selbäverftändlich keiner andern, als die mit unserm Fleisch und Blut sich geeinigt hat. Und wie er Fleisch und Blut ge- worden ist um unsertwillen, so wird er unsern nich- tigen Leib verklären um seinetwillen, um der Gemein- schast willen, in die er nach Leib und Seele uns auf- genommen hat, so viele unser an seine Namen glauben. (v. Burger.) Bei jeder andern irdi chen Speise wird die Nahrung in Fleisch und Blut des Mens en ver- wandelt; hier ist’s umgekehrt, die Christum au nehmen und mit ihm Eins werden, sollen verwandelt werden in die Aehnlichkeit seines Verklärten Leibes. (Rig- genbach.) s) Christus leitet das Leben, dessen Urquell der Vater ist, zum nienschlichen Geschlecht herüber, dem seit 1. Mos. 3 dem Tode verfallenen; denn ,,an dem Tage, da du davon issest, wirst du sterben« tritt, nach- dem Christus erschienen ist, das ,,an dem Tage, da du davon issest, wirst du leben« gegenüber. (Hengstenberg.) Gleichwie es unmöglich ist, daß Christus vom Tode gehalten ward, weil er den ewi Lebendigen um Vater hat und mit ihm lebt in inheit des Wesens (Kap. 10, 30. 38; Apostg. 2, 24), so ist es auch un- «möglich, daß der Tod derjenigen sich bemeistere, welche in ihrem sterblichen Fleische das Leben des Fleisches und Blutes Jesu Christi mitleben. (Besser.) Die Möglichkeit, Christi Fleisch und Blut sich zum Gericht äu essen, wird hier ausgeschlossen: entweder man isset hristi Fleisch und trinket sein Blut, und hat nun das ewige Leben; oder man isset und trinket Christi Fleisch und Blut nicht, nimmt ihn, den Lebensquell, nicht in sich auf·und nimmt seinen sühnenden Tod nicht an, und bleibt darum im Tode. (Olshausen.) »Um des Vaters willen« oder wegen des Vaters lebt der Sohn, denn sein Lebensstand ruht darauf, daß der lebendige Vater ihn gesandt hat, daß er Den zum Vater hat, der da lebendig ist, also auch sein Leben aus dem Vater hat und in Abhän igkeit von ihm besitzt; ebenso lebt der Gläubige ,,um hristi willen«, hat in Christo den Grund und die Wurzel seines Lebens, indem er ihn geistlich isset, in die Gemeinschaft seines Fleisches und Blutes dadurch tritt, und sein Leben ist ebenso von diesem Genießen Christi abhängig, als das Leben Jesu Christi von dem Vater und seiner Sendung. Es versteht sich von selbst, daß Christus hier nicht von seinem ewigen göttlichen Lebensstande redet, sondern von demjenigen, den er in der menschlichen Natur führt, in den er als Knecht Gottes eingetreten ist; es ist dies aber derselbe Lebensstand, den er uns mit- theilen will, zu dem er sich herabgelassen hat, um sich uns mittheilbar zu machen, so daß die Ver leichung nach allen Seiten zu Recht besteht, aber aus? Neue belegt, daß von der Gemeinschaft mit dem HErrm die durch den Glauben geknüpft wird, die Rede ist· Denn nur diese begründet eine währende Verbindung mit Christo, wie die Sendung Christi eine währende Ver- bindung des Menschgewordenen mit seinem Vater be- gründet hat; und wie das Leben des Menschensohns edinqt und abhängig ist durch und von der Sendung des Vaters, so das Leben des Gläubigen durch und von dem Genusse Christi oder, was dasselbe ist, seines Fleisches und Blutes. (v. Burgen) Wer an Jesum glaubt und ihm nachfolgt, emp ängt nicht blos durch einzelne, äußere oder innere Eaben des HErrn Mit- theilun en seiner Gnade, so daß er in einem äußer- lichen srhältnisse zu ihm bliebe; sondern durch den lebendigen Glauben an Jesu Leben und Tod für uns genießt e·r Jesum selbst, Jesus wohnt in ihm, es» ent- teht zwischen »ihi·n und Jesu ein ebenso· innerliches, lebendiges, machtig wirkendes Verhaltniß, wie es zwischen dem Sohn und Vater von Ewigkeit her be- steht. (v. Gerlach.) — H) Zum siebenten Mal in der ganzen Rede kehrt hier das ,,vom Himmel« wie- der: dieses und ein solches Brod ist’s also, von dem ich geredet habe — nicht ein Himmelsbrod von der Art, wie ihr davon spracheh und ich dazu setzen mußte: ,,sie sind » estorben«; bei diesem Brode hingegen ist kein Gege senhaben und daiin Sterben, son ern sur jeden, der es ißt, ein unbeschränktes, vom ersten Essen anhebendes und bleibendes »der wird leben in Ewig- keit.« (Stier.) 59. Solches [wie von V. 26 an berichtet worden] sa te et [um’dies wegen der großen Wichtigkeit einer Rede hier noch genauer anzu- geben, als in V. 24 f. geschehen] in der Schule, 122 Evangelium Johannis 6, 60—66. da er lehrete zu Kapernaum [und seinen Vortrag über eine bestimmte Stelle der Schrift beendigt hatte]. Wir können nicht anders, als aus der Schule zu Kapernaum uns zugteich in jenen Saal zu Jerusalem u versehen, in welchem am folgenden Osterfeste der eiland das Osterlamm aß mit seinen Jüngern und das Sacrament des heil. Abendmahls einsetzte für seine Gemeinde. Einen solchen Heiland sollten wir haben, der u unsern blöden Seelen sich neigt und auch zu mün licher Empfahung die himmlischen Gaben uns entgegenbringt, deren geistlicher Genuß uns noth- wendig ist zur Seligkeit; die besondere Sacraments- nade besteht ier darin, daß der geistliche Genuß des leifcEs und lutes Christi den mündlich Es enden und rinkenden nun auch versiegelt wird. ( esser.) Eben deshalb, weil der Genuß des Fleisches und Blutes Christi die unerläßliche Bedingung des Lebens und« der Seligkeit für uns ist, hat der HErr das Sacrament eingesetzt; eben deshalb, weil keine Stil- lung unsers geistlichen Hungers und Durstes, keine Empfahung des Lebens, keine Vereinigung mit ihm, dem Urheber und Quell unsers Heils, mö lich ist außer durch den läubigen Genuß seines leisches und Blutes, und och unser Glaube theils schwach und blöde ist, theils Zieniedem wo wir unsern Schatz noch in irdenen Gefä en tragen, an dem Gefühle kei- nen festen Grund und Boden hat, giebt er unserm Glauben im Sacrament einen unwandelbaren, unzwei- felhaften Anhalt und reicht uns unter den sichtbaren Elementen die zur Seli keit unerlüßlich- nöthigen himmlischen Gaben. (Delitzsch.) wohl Jesus chon damals an die Einsetzung des heil. Abendmahls ge- dacht habe? »Wir halten es für wahrscheinliclx er wußte, daß sein Tod bevorstehexsund stellte ihn m sei- nen Gedanken mit dem Opfer des Passa-Lammes zu- sammen, er wußte also auch, daß sein Tod für das Leben der ganzen Welt das sei, was das Opfer des Lammes für die Existenz des Volkes Israel gewesen war; was war natürlicher, als daß er von da aus auf den Gedanken an ein·Gedächtnißmahl seines Todes eführt wurde, wie das Passamahl ein Gedächtniß der pferung des Lammes war? Demnach wäre die Ein- setzun des heil. Abendmahls nicht als eine Eingebung des ugenblicks anzusehen, sondern Jesus ätte den Gedanken schon lan e im Herzen getragen. ie lange wohl? Vielleicht e en seit dem Tage, da er auf die Freude, das Osterfest in Jerusalem zu feiern, ver- zichten mußte, und der Menge, die von allen Seiten her u ihm strömte, schnell ein ähnliches Fest bereitete, wie as in der heil. Stadt gefeierte; dieses Festmahl, das er jetzt seinen Jüngern als augenblickliche Ent- schädigung gab, verwandelte sich später im hl. Abend- mahl in eine bleibende Ordnung. (Godet.) Die Hauptwirkung übt das Fleisch und. Blut Jesu dadurch aus, daß sein Leib für uns getödtet, sein Blut für uns Vergossen worden ist, und daß im Sacrament die er für uns gebrochene Leib, dieses für uns ver- go sene Blut uns dargereicht wird; daher erklärt sich auch die doppelte Gestalt des heil. Abendmahls, die- jeni en aber, welche den Laien den Kelch entziehen, rau en ihnen ihre persönliche, freie Lebens emeinschaft mit Christo und würdigen sie, soviel an i nen ist, zu einer allgemeinen, von einigen wenigen ganzen, vollen Gliedern des HErrn regierten Masse eines Christen- Volks herab. (v. GerlachJ 60. Viele nun seiner Jünger [im weiteren Sinne des Worts Luk. 7, 11], die das swas Jesus in V. 53 ff. zu dem vorhin schon an- stößigen Ausspruch in V. 51 noch Schärferes und Einschneidenderes hinzugefügt] höreten, sprachen sjetzt ebenfalls jenen Juden in V. 52 sich an- schließend, einer zu dein andern, doch mehr in leisem Geflüster, als in offen hervortretenden Aeußerungen]: Das swas er da vorbringt] ist eine harte [all unserm Denken und Fühlen durch- aus widerstrebende] Rede, wer kann sie bbrens [da er geradezu Absurdes, Sinnloses damit be- hauptet Kap. 10, 20]? 61. Da Jesus aber sder wohl wußte, was im Menschen» war Kap. 2, 25] bei sich selbst [ohne erst eine Nachfrage halten zu müssen] merken, daß seine Junger sdie er unter einander flüstern sahe] darüber mutreten lwas er so eben von dem Essen seines Fleisches und Trinken sei- nes Blutes gesagt hatte], sprach er zu ihnen: Aergert euch das sals wäre es eine absurde, sinnlose Rede, als muthe ich euch etwas rein Undenkbares, Unvernünftiges zu]? 62. Wie [wird euch das auch noch so sinn- los und unvernünftig vorkommen], wenn ibr denn sobgleich nicht ebenfalls sinnlich, mit dem leib- lichen Auge, wie meine erwählten Apostel aller- dings solcher sinnlichen Wahrnehmung werden gewürdigt werden Apostg. 1, 9., so doch geistlich in dem Werke, das vom Himmel her geschehen wird Matth. 26, 64; Osfenb. 11, 12., nämlich in der Ausgießung des, heil. Geistes Apostg. T, 32 ff. und in der Stiftung einer eigenen Ge- meinde, die da ist von meinem Fleisch und von meinem Gebein Ephes 5, 30] sehen werdet des Menschen Sohn ausfahren dahin, da er zuvor war« [zu seinem Vater im Himmel, und so sich erweisen als das lebendige Brod, vom Himmel kommen, und giebt der Welt das Leben]? 63. Der Geist ists, der da lebendig macht [wenn ich vorhin gesagt habe, daß, wer mein Fleisch ifset, das Leben haben werde, so ist es freilich nicht das Fleisch als solches, was diese Leben mittheilende Kraft besitzt, sondern der Geist, mit dem mein Fleisch erfüllt, von dem es durch- drungen ist]; das Fleisch [an welches ihr bei meinen Worten denkt, die bloße materielle Sub- stanz, die bei irdischem Fleischgenuß verzehrt wird] ist [für das Leben des inneren Menschen, um das es hier sich handelt] kein nütze [wie da- gegen mein Fleisch schon jetzt, ini Stande der Erniedrigung, ein vom Geistdurchzogenes und Leben mittheilendes ist, könntet ihr recht wohl an euch selbst erfahren, iwenn ihr in der rechten Empfänglichkeit mir gegenüberstündet]. Die Worte, die ich rede, die sind Geist nnd Lebens« [wie solche, die da glauben, bezeugen können V. 68]. Aergerniß Vieler an Jesu Rede und Abfall von seiner Nachfolge. 123 64. Aber es find etliche unter euch, die glauben nicht sdie einen noch zu unempfänglich und stumpfsinnig, als daß meine Worte den rechten Eindruck auf sie machen könnten, die an- dern aber schon feindselig sich dagegen verschlie- ßend und muthwillens in Unverstand sie ver- kehrend]. Denn Jesus wußte von Anfang sseiner messianischen Wirksamkeit, da er Jünger um sich sammelte Kap. 15, 27; 16, 4., in Beziehung auf sie allej wohl, welche nicht glaubend waren, Und sin Beziehung auf die Zwölfe noch insonder- heit] welcher ihn verrathen würdes 65. Und er sprach sals er vermöge dieses seines Wissens so indie Herzen seiner Zuhörer hineingriff und dabei sich keineswegs verhehlte, was die unmittelbare Folge davon sein würde V. 66]: Darum [weil ich gleich bei eurem Kommen zu mir klar voraussah, wie bald das- selbe in sein Gegentheil umschlagen würde] habe ich euch [vorhin V. 44, vgl. mit V. 37] gesagt, niemand kann zu mir kommen, esfei ihm denFHvon meinem Vater gegeben [Kap.12, 39 .. litt. Von dem an [als nun die Versamm- lung auseinanderging und die, die bei dieser Rede in der Schule zu Kapernaum gegenwärtig gewesen waren, sich nach Hause begaben] gingen feiner [bisherigen] Jimger [V. 60 Anm.] viele hinter sich [indem sie sich wieder ihren früheren alltäglichen Beschäftigungen zuwandten] und wan- delten hinfort nicht mehr mit ihmH sdaß sie auch ferner ihm nachgezogen wären, wenn er im Lande umherzog, sondern kümmerten sich weiter nicht um ihn, als ginge er sie nichts an]. V) Der Ausdruck ,,Jünger« bezeichnet hier Leute, welche sich an Jesum angeschlossen hatten, ihm e- wöhnlich nachfolgten und selbst ihre ordentlichen e- schäftigungen ab ubrechen pflegten, um ihn zu be- gleiten (V.66); ihr Ausruf aber kann wohl kaum auf etwas Anderes gehen, als auf den paradoxen Inhalt der letzten Worte Jesu, daß man sein Fleisch essen und sein Blut trinken müsse. Dies ist der am stärksten hervortretende und zugleich der auffallendste Gedanke in dem Vorhergehenden, welcher wohl auch derglei en Jün ern empörend vorkommen konnte. (Godet.) b- glei sie wohl von ihm sich belehren, in guten Werken unterrichten und auf eine gewisse äußerliche Weise zu Gott wollten weisen lassen, so widerstrebte ihnen doch der Gedanke, daß Jesus elbft, seine ganze für das Leben der Welt in den od hingegebene Menschheit von ihnen genossen werden sollte, um ihnen das ewige Leben zu geben. (v. Gerlach.) Einiges aus Gottes Wort wollen wohl viele ertragen und nach dem Willen ihrer Vernunft sich zureclåx legen; aber daneben iebt es doch solches, woran ernunft und irdischer inn ein für alle Mal sich ärgern. (Besser.) IV) Gegenstand des Streits unter den Auslegern ist, was hinter der Frage des 61. Verses, die einen ab- gebrochenen Satz bildet, zu ergänzen sei —— ob: was werdet ihr dann erst sagen? wird dann euer Aerger- niß nicht noch viel größer werden? oder: werdet ihr euch dann auch noch ärgern? Nur die letztere Er- gänzung, wo der HErr sie auf eine Zeit und auf einen Vorgang hinweist, durch welchen ihr gegenwär- tiges Aergerniß werde gehoben werden, ist annehm- bar; denn dies war ja das Aergerniß für die, zu denen er redet, daß ein Mensch sein Fleisch und Blut u essen und zu trinken geben wolle. Darum werden fie hingewiesen auf die Veränderung, die mit diesem Menschen vorgehen wird. Jene rhöhung nämlich dahin, wo er zuvor war, schließt ganz von selbst die Verklärung des Menschensohnes auch seiner Leiblichkeit nach in sich, wodurch sie dem Stande, in den er ein- gehen wird, entsprechend und gleichartig werden wird der göttlichen Natur, mit welcher sie vereint ist; dann wird die geistliche Gemeinschaft mit ihm, der geistliche Genuß und Antheil an seiner Natur (die Leiblichkeit derselben nicht aus-, sondern eingefchlossen) keine un- denkbare Sache und kein unüberwindlicher Anstoß mehr sein. (v. Burger.) An die Stelle der gegen- wärtigen fleischlichen Existenz-weise tritt dann die ver- klärte, wodurch das Fleisch des Menschensohnes auf- hört, Ge ensatz des Geistes zu sein und selber Geist wird. aran konnten freilich die Jünger vorher so- wenig denken als die Juden, .weil sie so wenig wie diese eine Vorstellung dieser Thatsache, die eine neue war, gewinnen konnten, bevor sie geschehen war; aber die Zwölfe konnten doch eine Ahnung davon erlan en, wenn sie sich jenes nächtlichen Vorgangs in V. 1 ff. erinnerten, in dem sie eine Vorbil ung dessen hatten, was später Jesu widerfahren sollte, und au die Andern fühlten ja bei ihrer Frage in V. 25, da mit diesem Jesu es eine eigent ümliche, wunderbare Be- wandtniß haben müsse. ( uthardt.) Der sein Fleisch gegen des Fleisches natürliche Art himmlisch machen ann, derselbige kann auch bewirken, daß sein Fleisch der Menschen lebendig machende Speise werde. (Chemuitz.) Es kann ausfällig erscheinen, daß auch diese Jüngey im weiteren Sinne des Worts, zu denen der HErr redet, sein Auffahren dahin, da er zuvor war, sehen sollen, und genügt zur Erklärung nicht die Auskunft, daß ja etliche unter den Anwesenden waren, an denen sich dies bei der Himmelfahrt er- fülltex wohl aber läßt si das Sehen (oder enauer: Schauen, theorejn) als ezeichnung der gewi sen Er- fahrung verstehen, wie sie das eugniß der Apostel und des vom Himmel gesendeten eiftes hernach wirk- liåhtAcllfn gab, so gut als hätten sie es selbst gesehen. ie . IN) Bloßes Fleisch nützet nichts, nämlich solches, wie nach der Meinung der Juden das Fleisch war, von welchem Jesus redete (vgl. 2. Tor. 5, 16); der HErr redet hier unter der Voraussetzung wenn sein Fleisch bloßes Fleisch wäre, es ist das aber ebenso die Voraussetzuiig eines Nichtwirklichen, ja Unmöglicheiy wie wenn er in V. 38 von ,,seinem Willen« redet· (Be·ngel.) Jn Christo will erkannt werden die Ge- meinschaft und Einheit des Fleisches und Geistes. (Jrenäus.) » Ohne den Geist ist das Fleisch freilich schlecht Fleisch, will der Heiland sagen, und keine lebendige· Speise; aber mit dem eist ist es eine Znadenreiche Speise des Lebens, Jn mir nun sind leisch und Geist nicht wie Jrdischcs und wider einander, sondern« mein Fleisch und lut, meine menschliche Natur ist geistes- und lebensvoll. (Besser.l Von seinem gotterfüllten Fleische konnte und durfte Jesus sagen, was allerdings vom menschlichen Fleische an sich allein und als solchem gesprochen unstatthaft gewesen wäre; wenn aber vollends er auch seiner Leiblichkeit nach, wenn er als des Menschen Sohn eingegangen sein wird in die Herrlichkeit gottgleichen, überweltlichen Seins, worauf V· 62 hinwies, dann. immlisches . 124 Evangelium Johannis 6,«67——7 1. 7, 1. wird jeder Anstoß an seinen Worten für den Gläubigen aufgehoben sein; und daß die Jünger im Glauben jetzt« schou diesen Anstoß überwinden, kann er von ihnen erwarten, darum sagt er: »die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.« (v. Burgen) Wenn Jesus nur sagte: ,,sind Geist«, so könnte man erklären: sind geistlicher Art, müssen in bildlicher Be- deutung gefaßt werden; allein er setzt hinzu: »und sind Lebeu«, er will also sagen, seine Worte seien die reine Verkörperung des Geistes und das Vehikel (Ueberleitungsmittel) des Lebens. Ein Echo dieses Ausspruchs Jesu ist hernach das Bekenntniß des Petrus: »du hast Worte des ewigen Lebens«; die Erfahrung der wahren Gläubigen ist bereits vorhanden, um die Behauptung des Meisters zu bestätigen. (Godet.) f) Der Anfang des Verhältnisses, in das Christus zu dem Einzelnen trat, bildet den Gegensatz gegen ein längeres, zu psychologischen Beobachtungen Anlaß gebendes Beisammenseim nicht aus solchem schöpfte Jesussein Wissen, sondern aus seiner Theilnahme an dem Privilegium desjenigen, der Herzen und Nieren prüft. Und nun mußte das Vorauswissen auch des Verrathes des Judas, weit entfernt Jesum zu bestimmen, daß er ihn nicht unter die Apostel aufnahm, ihn viel- mehr zu olcher Aufnahme veranlassen; der Apostelkreis würde keine wahrhafte Vorausdarstellung der Kirche sein, was er doch sein sollte, wenn Judas darin fehlte. Die Meinung, Jesus habe das Verbrechen des Judas dadurch nicht befördern dürfen, daß er ihn in seine Gesellschaft aufnahm, beruht auf Verkennung der in Gott und Christo lebendigen moralischen Weltordnung, welche noch bis auf den heutigen Tag fortwährend diejenigen, deren Herz nicht richtig ist, in Lagen ver- wickelt, in denen die Versuchung an sie herumritt, in denen ihre Sünde entwickelt und gereift wird; die mei ten Mörder hätten unter andernUmständen ganz ehr are Leute sein können. Es ist nicht Gottes Weise, dafür zu sorgen, daß, was in dem Herzen schlummert, nicht erwachez vielmehr ist seine ganze Führun darauf berechnet, daß die Entfcheidung, entweder zur eligkeit oder zur Verdammniß, erfolge. (Hengstenberg.) ff) Mit Absicht hatte der HErr in seiner ganzen Rede sich sckgeheimnißvoll undfür den gemeinen Ver- stand ärgerlich ausgedrückt, damit er Spreu und Weizen sichtete und sich einen Kreis von ächten Jün ern e- wönnex dem hochmüthigen Verstande will er nicht a es wasserklar einschütten »Es ist dennoch fo«, sagt er ihnen, »wenn es auch über euer Begreifen hinaus- geht«. Es sollte sich offenbaren, welche bisher nur äußerlich mitliesen, und welche dagegen im Herzen festgehalten wurden durch die Worte des ewigen Lebens, die sie sonst nirgends vernahmen, um deretwillen sie ihm trauten, auch wo· sie die Geheimnisse, die über unser irdisches Maß hinausliegem noch nicht zu be- greifen vermochten (R1ggenbach.) 67. Da sprach Jesus zu den Zwblfen fals er mit ihnen ebenfalls die Synagoge verlassen hatte]: Wollt ihr auch weggehen? [Jst einer unter euch, der eschwolltz ckdJr thue es; ich halte meiner- seits ihn ni t zurü . 68. Daß antworteäe ibgi Simoixh gäetgus [meinend, da er aus em erzen au a er Uebrigen, ohne irgend welche Ausnahme, rede]; DER, wohin [genauer·: zu Wem, zu welchem andern Meister, wenn wir von dir wollten· weg- gehen] sollen wir gehen [und wo würden wir das auch nur wieder finden, was wir an und in dir haben, geschweige, daß wir Größeres finden sollten]? Du hast Worte des ewigen Lebens fsolche, die den Stempel des ewigen Lebens an sich tragen und es da erwecken, wo man im Glauben sie aufnimmt]; 69. Und wir [im Unterschied von denen, die vorhin gegangen sind] haben lgleich anfangs, da wir zu dir kamen Kap. 1, 41 sf., 45 ff.] geglaube und [im Verlauf unsers Beisammen- seins mit dir mehr und mehr, besonders aber in der letztvergaugenen Nacht mit voller Klarheit V. 19 ff. ; Mattkx 14- 28——33] erkannt, daß du bist Christus, derSobn des lebendigen Gottes [Matth. 16, 16 — nach anderer Lesart: der Heilige Gottes Mark. 1, 24; Lu»k. 4, 34]. » Jesu ganzes Herz drückt sich aus in· seiner Frage, seine Wehmuth und Liebe-· Er thut» die Frage nicht um s ein etwillen, denn feine Seligkeit ist unabhängig vom Verhalten der Menfchen; er fragt um der Jünger willen, die Liebe zu ihnen dringt ihn, weil man Alles verliert, wenn man Jhn verliert. (Heubner.) Er wingt sie ja freilich nicht, der demüthige Jesus, daß sie bleiben, wie auch der Vater sie nicht zwang, zu kommen, indem er sie zog; aber es liegt in seiner Frage doch eine nicht auszusagende,· nur durch Er- fahrung u erkennende Gewalt der die Freigelassenen festhalten en Liebe. (Bess»er.) Petrus· antwortet rafch im Namen der Andern, wieer meint: im Namen Aller. Das Weggehen faßt er zuerst aus und drückt den ihm entsetzlichen Gedanken stark aus: daß wir uns selbst nicht mehr helfen und rathen können, ist gewiß; also zu wem? zu wem als Meister und Hirten? Der Täufer ist nicht mehr vorhanden — etwa zu den Meistern in Jsrael zurück? Es wird ihm bange, so etwas auch nur zu denken: ,,nein, wir bleiben deine Jün er!« (Stier.) Er führt einen zwiefachen Grund des reubleibens an: 1) du hast Worte des ewigen Lebens; Z) wir haben geglaubt und erkannt &c. Auch die Apostel mochten die Geistes- und Lebensworte Jesu noch nicht völlig verstehen; aber vermöge des Zuges des Vaters erkannten sie, daß seine Worte nicht aus dieser Welt, sondern aus dem ewigen Leben, der höheren Welt herstammten und nicht blos dahin Wiesen, sondern die Kraft und den Vorschmack des ewigen Lebens wirklich mittheilten, und daß er auch deshalb nicht von der Erde, sondern von Gott herstamme. In« solcher Verbindung ist dies Bekenntniß das tiefste und inhaltvollste, was während Jesu Lebens auf Erden ein Jünger that. (v. Gerlach.) 70. Jesus fdie Meinung Petri, als ob er wirklich im Namen ihrer aller rede, berichtigend] antwortete ihm snach besserer Lesart, die von Luther selbst anderwärts befolgt wird: ihnen]: Hab ich nicht euch Zwölfe [in dieser Vollzahl] erwåhlet? Und euer einer [an denen sogleich bei eurer Berufung eine Wahl der Gnaden sich voll- zogen] ist [gleichwohl] ein Teufel [es hat also der Abfall von mir bereits in den engsten Kreis meiner Jünger Eingang gefunden, und wird nun vollends, da er nicht mehr auszuscheiden ist, sich bis zu einem wirklichen Teufelswerk Kap. 13, 2 u. 27 ausgestalten, s. die Bem. zu V. I7]. Petri Bekenntniß und Judä Verrath. Jesu weiterer Aufenthalt in Galiläa. 125 71. Er [Jesus, damals von den Jüngern mit seiner Andeutung noch unverstanden 2, 21 f.] redete aber [wie sie später erkannten] von dem Juda [Sohn des] Simon smit dem Beinamen] Jscharioih.[Matth. 10, 2 ff., Nr. 12]; derselbige verrieth ihn hernach, und war der Zwölfen einer [wie der Leser aus den andern drei Evangelien bereits weiß] Jesus zerreißt den Schleier, welchen das scheinbar einstimmige Bekenntniß über den verborgenen Unglauben des Einen unter ihnen gedeckt hat; er will damit nicht nur gegenüber von Judas aller Verantwortlichkeit sich entledigen, sondern auch »dem Aergerniß begegnen, welches der Gedanke, daß ihr Meister nicht Scharfblick genug gehabt, den Aposteln hätte geben können. In sseiner Antwort nun erinnert er zuerst an die That- sache, aus welcher die von Petrus behauptete Gemein- samkeit des Glaubens sich« zu ergeben schien: »hab ich nicht euch Zwölfe erwählet?« Darnach stellt er die andere Thatsache vor Augen, welche einen grellen Gegensatz dagegen bildet: »von euch, den von mir selbst Erwähltem ist einer ein Teufel-« Letzteres Wort, hier als Adjeetiv gebrauchh bezeichnet einen Menschen, der die Eigenschaften dessen hat, der im neuen Testament derTeufel heißt. Der HErr hatte so eben dem Judas mittelbar die Thür gewiesen (V. 67); Leute von gleicher Gesinnung, wie er, hatten ihm das Beispiel gegeben ränciki n;aren gegangen, er aber war geblieben und be- e te i nisses etri. Da spricht der von Jesu gebrauchte Ausdruck die tiefe Entrüftung aus über die Beharr- lichkeit des Judas und über das vorausgesehene Ver- brechen, zu welchem sein. Thun noch führen wird. (Godet.) Niemals hat der HErr den Judas» vor den andern Jüngern offenkundig zu Schanden gemacht: sie wissen hier nicht, welcher der Teufel unter ihnen ist; sie wissen aber auch am letzten Abend noch nicht, welcher es ei,. der Jesum verrathen würde. Jn den Jüngern, so önnen wir sagen, war es die Demuth, die an die eigenen Sünden dachtex verbunden mit Kurzsichtigkeih daß sie ihn so wenig kunnten; aber Judas muß auch selber verstanden haben, mit dämonifcher Selbst- beherrschung sich zu bemeiftern. Es setzt gewiß eine nicht geringe Meisterschaft der Verftellung voraus, wenn er das Wort vom ,,Teufel unter den Zwölfenki hören konnte, ohne daß bei ihm eine Miene zucktex aus dieser höllischen Verzerrung der hohen, keineswegs gemeinen Gaben, die ihm verliehen waren, können wir ihre Größe erkennen. (Riggenbach.) Prediger können die Sünden ihrer Zuhörer wohl strafen, doch mit Behutsamkeih daß sie keinen mit Namen nennen, welches wohl erbittert, aber nicht erbauet. (Eanstein·) Das 7. Kapitel. Christi Jikedigten im Tempel. F« Die vieåte Grujiliä von Selbsibezengnugend Jesu in orteu und ertieu ugt zu dem beugniß as er im zweiten Theil der vorigen Gruppe sikh aussielltb (6, 48): »Ja) bin das Brod des lcebeusts ein weiteres (8, 12): Hist-III «? Mk? IkspikhszesspiNii Miklikdklkä nornungv ee eengv Gvangelisieu beobachtet finden, nach welcher er im Eingange Hexe. III: di« :s::«:»«2"3t-i2«:2.2«.: esse; Ist-et. : ,n un as ar da» ein» di: onus-aus«« Ja: de« äkeiguissku sum, di: jetzt heuchlerisch mit dem Mantel des Bekennt- » uns von jetzt an erzählt werden, bewährt es sitt) iu recht iiugensälliger Weise, was Johannes dort weiter (1, s) ans- gesproazen hat: »das Einst scheinet in der Fiusteeuiß uud die Finsternis haben es nicht begrisfen«; der Gegensatz zwischen Jesu und den Juden hat sitt) mnc schon zu einer Schärfe ausgebildet, daß im Grunde das Thema aller jetzt folgenden Reden dieses iß: »Ja) und Jhr«. Dieses Thema erreicht aber seinen Höhepunkt iu der Selbsibezeugung Jesu als des guten Hirten gegenüber dem bloßen Zliethling nnd gegenüber besonders den Dieben und Rädern, die da kommen, daß sie stehlen, würgen und nmbringea Wir theilen uns die Gruppen nach den beiden Feuers, die sie .in zeiigeselzictztliclser Hinsicht umfassen, in zwei Jtbtheiluugem I« V. 1—Lap. s, 59. sinkt) der im vorigen Kapitel mitgetheilten Begebenheit zu Gstern des J. 29 n. Ehr. hat sich Jesus noch ein halbes Jahr in Galiläa aufge- halten. Kls dann um die Zeit des Eaubhictienfesies von Seiten seiner verwandten die Aufforderung an ihn ergeht, seine Wirksamkeit nach Judäa und Jerusalem zu verlegen, um dort mittels seiner Werke sitt) säuer- liennuug zu verskhassen und sein Rein) als Jllessias Jseaels einzunehmen, lehnt ee ein solches hinaufgehen nach der heil. Stadt sür das beoorsteheude ten entschieden ab, geht aber gleikhwohl liurze Zeit hernach, weil er jetzt weiß, was des Vaters Wille in, und nicht mehr zu den Jlnschlägen der mlensktseu in irgend welcher Beziehung sieht, daher auch ,,nikht osseubarlikh, sondern gleich . heimlith«, hinauf zu dem Fest; die seindselige Stimmung der Juden gegen ihn,.weiche schon in Bau. s, 16 u.18 den Charakter eines mörderisthen Hasses annahm, soviel Zeit und Veranlassung sie auch im dserlaufe von IV» Jahr gehabt hätte, einer besseren Gesinmmg Raum zu geben, schlägt nun gleichwohl wie ein Feuer, das lange unter der Asche foetgeglitnmt hat und auf einmal von einem scharfen Wiudzuge berührt wird, in helllodernder Flamme empor. a) d. 1—10. (§ 69.) Zder von Jesu zuerst ab— gekehnte Vorschlag und dann doch von ihm aufgenommene Eutscijkusz nach Jerusalem zum Fest der Cinubrusk zu gehen. 1. Darnach zog» Jesus [wieder, wie er das schon vor derGeschichte in Kap. 6 gethan hatte] umher in Galilaa; denn er wollte nicht swas er sonst wohl sich würde haben angelegen sein lassen] in Judaa nmherz1ehen, darum, daß ihm die Juden [dort, vor allen die Obersten des Volks Kap. 1, 19 Anm.] nach dem Leben sielleten. Die Zeit dieses halben Jahres, auf welche Jo- hannes hier Bezug nimmt, ist durch diejenigen Begeben- heiten ausgefü t, welche unsre EvangeliewHarmonie in §50-—68 der Reihe nach verführte; es ist aber auch in Galiläa eine nun schon anders geartete Wirksam- keit des HErrn zu bemerken, als die frühere, 10—1i Monat umfassende, .tvelche in §. 28—46 vorlie t, denn auch in Galiläa wird seit der Speisung der Fiin tausend und seit den Vor ängen in der Schule zu Kapernaum F. 47—49) das mherziehen mehr und mehr zu einer uchtartigen Wallfahrt, bis Jesus zuletzt sich ganz und ar auf sein Leiden und Sterben einrichtet und seine «» rbeit darauf beschränkt, die Herzen der Jünger mit der bevorstehenden Zukunft vertraut zu machen. Es ist al o das Osterfest des J. 29, auf welches die Speifung der ünftausend Imit den im vorigen Abs nitt von Johannes beschriebenen Vorgängen in der chule zu Kapernaum fällt, ein entschiedener Wendepunkt im Leben Jesu. Jn geistlicher Hinsicht war er eigentlich 126 Evangålium Johannis 7, 2—-10. schon da ein aus dem Volke Gottes Ausgerotteteiz der er nach der Weifsagung in Dan. 9, 26 werden sollte, insofern er um des Hasses der Juden willen nicht wagen konnte, mit seinen Jüngern die Ostern u Jerusalem zu halten; indem der Evangelist auf diesen Haß, der den HErrn zum Fernbleiben von Judäa nöthi te, hinweist, macht er allerdings den Uebergang zur Fol- genden Geschichte, er blickt abendamit zu l»eich auf ie in Kap. 6 vorangegangene zurück und er lart nach- träglich, warum wir da Jesum, obwohl die Ostern, der Juden Fest, nahe war (V. 4) und die Unterlassung der Passafeier im Gesetz mit der Strafe der Aus- rottung bedrohet ist (4. Mos. 9, 13), dennoch nicht in Jerusalem, wie in Kap. Z, 13 ff., fanden, sondern in Galiläa. Jndessen fällt gerade um dieses Standes der Dinge willen das Ostern des J. 29 mit seinem Schwerpunkt nichtnach Jerusalem, sondern nach Galiläa, wo schon ein· Vorspiel von dem, was der Apostel (1. Cor. 5, 7) schreibt, sich ereignet: »wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert«; und so ist unser Evangelist, »der sonst nur Jesu Fest- reisen, und was damit zusammenhängh aus seinem Leben uns erzählt, in Kap. 6 nach Galiläa hinüber- greift, in vollem Recht, wenn er gerade diese Begeben- heit aus der galiläischen Wirksamkeit, und zwar diese allein, in Betracht zieht, denn sie vertritt die Stelle der Osterfeier zu Jerusalem. 2. Es war· »aber [als das Ende des Monats September in jenem Jahre herbeikam] nahe der Juden Fest svon dem in 3. Mos. 23, 33 ff. die Rede ist], der Laubrüst [nämlich, im J. 29 auf den 12.——19. October fallend, vgl. den Kalender in den Schlußbem. zum 1· Maceabäerb. Nr. 4, a. 3. Da sprachen feine Brüder [d. i. seine Schw"ägersleute,.die von Nazareth nach Kapernaum zu ihm herübergekommen waren, um ihn, von dem sie meinten, daß er mit seiner Wirksamkeit in falsche Bahnen gerathen sei, in dasjenige Geleis zu bringen, das ihrer Ansicht nach allein zum Ziele führen könne Matth. 19, 2 Anm.] zu ihm: Mache dich auf von dannen saus diesem Galiläa, das ja nur wie im Winkel des heil. Landes liegt und für den Mefsias Jsraels nicht der rechte Ort ist, seine Herrlichkeit zu offenbaren] und gehe [vielmehr] in Judäam [besonders nach der Hauptstadt des Landes, Jerusalem, dich dort wieder zu zeigen, nachdem du über 173 Jahr dich fern davon gehalten], auf daß auch deine Jünger sdie du von früher her daselbst hast Kap. 2, 23; 3, 26; 4, 1 und die es schon lange übel empfinden, daß du dich ihnen so ganz entziehest] sehen die Werke, die du thust [und für deine An- erkennung als Messias bei dem Volke einen ent- scheidenden Schritt thun mögen; denn was soll der Anhang, der hier in Galiläa dir nachläuft, nähen? auf ihn kannst du ja nimmermehr dich stützen]. 4. Niemand thut etwas im Verborgenen, und will doch frei offenbar sein [niemand, der selber es auf eine öffentliche, allgemein anerkannte in Stellung abgesehen hat, nimmt auch das Geringste, was ihm zu dieser Stellung verhelfen kann, in einem Verborgenen, abgefchiedenen Winkel vor, wo Keiner von denen, auf deren Urtheil und Mit- wirkung es ankommt, ihn sehen und beobachten kann; du aber hast seither mit deinen großen, wunderbaren Werken dich wirklich in einen solchen Winkel versteckt, indem du diese Werke an Galiläa VeVlchWeUdest]· Thust du solches [was du gethan und was auch ganz geeignet ist, dich als den Mefsias Jsraels zu beglaubigen], so offenbare dich vor der Welt sverlege den Schauplatz deiner Wirksamkeit dahin, wo für Jsrael das Welt- theater ist, nach Judäa und Jerusalem; so wirst du schon zu deinem Ziele kommen und bald den Thron Davids besteigen können, der dir ja gebührt]. Z. [Jn solcher hofmeisternden, zudringlichen und anmaßenden Sprache, womit sie ihn ganz aus dieselbe Weise, wie die rohen Volksmassen in Kap. 6, 14 f., behandelten, redeten sie mit« ihm.] Denn auch [sie] seine Brüder [die unter seinen Gefreundten nach dem Fleisch Rom. 9, 3 ihm ja am alleriiächsten stunden] glaubten nicht an ihn sdaß sie seine Gottes-Herrlichkeit erkannt und unter seine Erhabenheit über alle Menschen 3, 31; 8, 23 sich demüthig gebeugt hätten; sie stunden vielmehr auf demselben Standpunkt wie das Volk überhaupt und dessen Oberste insonderheit Apostg. Z, 13 fs.; 1. Chr. Z, 8., es bewährte sich also auch an ihnen, was in Kap. 1, 11 gesagt worden ist, vgl. Matth. 13, 57; 16, 17]. B Viel Ziifdzihon dendAzislegeFn über diese fingläubiklzY rü er eu in un er ge tritten, wer ie eigenti gewesen seien und worin ihr Unglaube bestanden abe. Gehen wir von dem letzteren Punkte aus , so it es ofgenggix verkehtrtäösnttder dieses» Bruåer Snxcshts a me un o zu nen ie . . ier Zieseåiseefsausdxxkketf »Nun Vrugerslwbeuii d; ksirkiich er e ias i wir warten a er ie er no arau , die uns dann zusallende Ehre sicher zu ergreifen), ei, dann mache doch endlich Ernst und zeige dich!«- es ist vielmehr den Sprechern voller Ernst mit dem, was sie sagen» sie nehmen Jesum an als·den Mefsias — nur so, ins; sieh, giebt? wollen dsie gän nichtdgelten lassen — u rei en i m nun ie ege ie er einzu- schiagen habe, nach ihrem sieischiichxikdischen Sinne vor. Damit fallen sie unter denselben Begriff des Unglaubens, der uns in Kap. 6 bei» denjenigen ent- egentrat, die, obgleich sie· auf der einen Seite ·aner- annten: »das ist wahrl1ch der Prophet, der in die Welt kommen solI«, doch auf der andern Seite auch den Versuch machten, Jesum zu asFen und zum Könige ausszurufenx es ist der nämli e n laube, der schon up, 2, 23 ff. die Vielen kennzeigneth denen der ZErr sich nicht anvertrauen mochte, obwohl sie um der eichen willen, die er that, ihn für den Mefsias zu halten geneigt waren. Wir durfen jedoch diesen Be- rifs nicht noch mehr verfeinern wollen, wie·z. B. en stenberg thut, daß auch solche, die bereits zu den wolfen gehörten, unter den Sprechern sich be- funden haben könnten; denn im Namen der Zwölfe (von Judas dem Verräther abgesehen) hat Petrus das Zeit des Laubhüttenfeftes Abgelehnter Vorschlag und nachmaliger Entschluß 127 Bekenntniß in Kaki. 6, 68 f. und später das in Matth. 16, 16 gethan, und der HErr hat sie darauf hin als seine geschlossene Gemeinde constituirt. Man thut ihnen also Unrecht, wenn man den ihnen noch an- haftenden Schwach- oder Kleinglauben zu einem Un- »glauben stempelt und sie dem Urtheil in V. 7 mit unterstellt: »die Welt kann euch nicht hassen? (vgl. Kap. 15, 19). Da nun von den in Neatth 13, 55 genannten Brüdern Jesu ihrer drei (Jakobus, Simon und Judas), wie wir in der Bem. zu-Matth. 10, 4 unter Nr. 9—11 nachgewiesen haben, zu den Aposteln gehörten, so bliebe für unsre Stelle etwa nur Joses übrig; aber auch dieser hielt sich, wie es scheint, mehr zu der Mutter Jesu und feiner eigenen Mutter, der anderen Maria (Kap. 19, 25; Matth. 27, 61), und dürfte deshalb kaum einen Beitrag zu denen liefern, von denen unser Evangelist sagt: ,,auch seine Brüder glaubten nicht an ihn«. Damit sehen wir uns denn auf die Schwägersleute oder die Ehemänner der in Matth. 13, 56 erwähnten Schwestern Jefu verwiesen, deren Kreise schon der Speisemeister auf der Hochzeit zu Cana angehört zu haben scheint (Kap. L, 10 A·nm.). Daß diese recht wohl unter dem Ausdruck »Bruder« verstanden werden können, dafür leistet die Weit- schichtigkeit dieses Ausdruckes (1. Mos. 31, 23 fs.) Ge- währ; die Weitschichtigkeit giebt aber auch ein Recht, den Ausdruck das eine Mal von diesen, das andere Mal von jenen Personen zu verstehen, so daß, während in Matth. 13, 55 die Brüder Iesu nur dessen Vettern gewesen, sie hier nur dessen Schwägersleute sind, gleich- wie ja auch die Bezeichnung ,,Jünger« immer dem Zusammenhange gemäß aufgefaßt sein will, das eine Mal die Jünger im engeren Sinne oder die zwölf Apostel begreifend, das andere Mal dagegen die An- hanger und Nachfolger Jesu überhaupt (Matth. 8, 21; Luk.9,59). Wie denn bei Johannes in Kap. 19,25 das Wort ,,Schwester« eine Schwägerin bedeutet, so liegt es nahe genug, bei ihm an unsrer Stelle unter ,,Brüdern Jesu« dessen Schwäger u verstehen; anders verhält es sich mit der Stellex up. 2, 12. s. Da spricht-Jesus zu ihnen lnicht mit kurzem Wort sie schroff abweisend, sondern mit freundlicher Herablassung die Sache, die sie in Anregung gebracht, einer näheren Erörterung unterziehend]: Meine Zeit ldas zu thun, wozu ihr mich ausfordert, nämlich vor der Welt mich zu offenbaren und für diesen Zweck nach Judäa zu gehen, wird allerdings noch einmal kommen Kap. 12, 12 ff.; sie] ist [jedoch jetzt] noch nicht hie fsondern ich muß die Stunde, die der Vater mir dafür bestimmt hat, genau wahrnehmen Kap. 5, 19 f.; 2, 4]; eure Zeit aber sdie ihr bei euren Entschließungen und Vornahmen euch von dem eigenen Belieben und den äußeren Umständen bestimmen laßt] ist allewege sdaß ihr sofort auch zur· Ausführung dessen, was euch gut «dünkt, schreiten könnt, wenn nur euch selber die Zeit dazu passend erscheint]. 7. Die Welt kann euch nicht hassen sdenn noch seid ihr von der Welt, und da heißt es: »die Welt hat das Jhre lieb« Kap. 15, 183 l. Joh. 5, 4]; mich aber [der ich nicht von der Welt bin 17, 14 u. 16] hasset sie; denn ich zenge von ihr, daß ihre Werke böse sind [Kap. 3, 19 f.]. 8. Gehe! Jht [für euer Theil, der nach 5. Mosp 16, 16 euch obliegenden Pflicht gemäß] hinauf auf dieses Fest [nach besserer Lesart: auf das Fest, das für euch nur als eins der drei heiligen Feste Jsraels in Betracht kommt] Jch [für mein Theil] will noch nicht fnach ursprüng- licher Lesart: will nicht] hinaufgehen auf dieses Fest; denn meine Zeit [mich vor der Welt zu offenbaren V. 4., aber nun auch durch Leiden zu meiner Herrlichkeit einzugehen Luk. 24, 26] ist noch nicht erfüllet [fondern wird erst auf das künftige Osterfest da sein Kap. 13, 1]. 9. Da er aber das zu ihnen gesagt, blieb er in Galilåa [nicht eher von dort aufzubrechen, als bis der Vater ihm zeigen würde, daß die Stunde dazu nun ’da sei und wohin er seinen Fuß jetzt wenden solle] » 10. Als aber feine Bruder fvon Kapernaum wohl zunächst nach Nazareth zurückkehrend und erst dort« einer Festkaravane sich anschließend] waren hinausgegangen, da ging er finden: er vom Vater die Weisung empfing, daß die Zeit, da er solle von hinnen genommen werden, ihrem ersten Anfange nach doch schon erfüllet sei und er also nunmehr sein Angesicht müsse wenden stracks gen Jerusalem zu wandeln Luk. 9, 51] auch hinauf zu dem Fest, [aber freilich] nicht osfenbarlich swie seineBrüder gewollt hatten V. 3 f.], sondern gleich heimlich [als Einer, der im Verborgenen reisen und alles Aufsehen vermeiden will, um dann unerwartet aus einmal aus seiner Verborgen- heit hervorzutreten wie ein Prophet, den Gott gesendet hat V. 14., vgl. l. Kön. 17, 1]· Porphhrius ein hochgeachteter Neuplatoniker aus Tyrus, Plotiris Schüler (geb. 233 und gest. zu Rom im J. 304 n. Chr.), dem das Ehristenthum ver- haßt war und der, um dasselbe als gan unzuverlässige Religion zu erweisen, vor allem den aulus als mit Petrus im Gegensatz stehend darzustellen suchte, at unsre Stelle benntzt, um den HErrn Jesum der n- zuverläfsi keit oder doch der Unbeständlilgkeit zu zeihen, da er zu seinen Brüdern sage: ,,ich wi nicht inauf- gehen auf dieses Fest«, und dann doch bald ernach wirklich hinaufgehe, wenn auch ,,gleich heimlichh Um ihm den Grund zu solchem Vorwurf zu entziehen, hat man hernach das ,,nicht« in ein ,,noch nicht« ver- wandelt, aber damit die anze Sache nur verdorben; denn das konnte und woFte Jesus nimmermehr Hexen: ,,ich gehe je t nicht, aber etwa in 2 oder 3 agen werde ich ge en.« Es können jedoch auch alle die- jenigen Erklärungen nicht befriedigen, da man entweder auf das Wort ,,Fest« oder auf ,,hinaufgehen« den Nachdruck legt, um das herauszubringen, daß der HErr nur ein Hinaufgehen im Sinne und für die Zwecke seiner Brüder, eine Theilnahme an den Festzüsgen und der Festfeier in Abrede stellte, nicht aber das ommen nach Jerusalem an und für sich; vielmehr stand es für Jefum, als die Brüder mit ihm verhandelten, seinerseits fest, daß er überhaupt nicht auf das Laub- hiittenfest zu gehen habe, sondern erst Ostern sei die ihm bestimmte Zeit, sich wieder in Jerusalem zu zeigen; denn der Gang dahin war für ihn ein Gang zum 128 Evangelium Johannis 7, 11. 12. Leiden und Sterben, und das sollte sich erst auf das Passafest erfüllen, über die Zwischenzeit bis dahin aber atte der Vater ihm noch nichts geoffenbart. Wir aben also hier ebenso ein noch man elndes Wissen des Menschensohnes, wie er es in Mar . l3, 32 selber von sich bezeugt; seine Rede: ,,ich will nicht hinauf- gehen auf dieses Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllet«, ist ganz ernstlich gemeint und sein einstweiliges Bleiben i1i Galiläa darauf angelegt, den Vater im Himmel für das Halbjahr bis Ostern frei über ihn bestimmen zu lassen. Wenn er« nun bald darauf sich leichwohl aus Galiläa erhebt (Matth.19, l) und sein Zlngesicht wendet stracks gen Jerusalem zu wandeln (Luk. s, 51), so hat er nicht selber seinen Entschluß eändert, wie das Porphyrius darstellt, sondern der ater im gimmel hat inzwischen ihm, der fort und fort seine chritte von Oben her lenken ließ, im ent- scheidenden Augenblicke gezeigt, was er zu thun habe, und er ist nur dem Willen des Vaters gefolgt. Auch bei uns geschieht ja dies, daß wir wohl im Großen und Ganzen Gottes Willen an uns übersehen, aber über einzelne, dazwischenliegende Punkte ist uns die rechte Einsicht zur Zeit noch verschlossen; erst im ent- scheidenden Moment tritt die göttliche Erleuchtung oder Lenkung der Umstände ein in Beziehung auf etwas, das wir vorher noch nicht in Erwägung ziehen konnten, und so wird eine Aenderung unsers ur prünglichen Planes nothwendig. Es wäre sittlich verkehrt, wenn wir meinen wollten, die pflichtmäßige Beständigkeit erfordere schlechterdings, daß wir bei dem ursprün lichen Plane blieben; es vertrage sich nicht mit der uver- lässigkeit unsers Charakters, von einem einmal gefaßten Vorsatz oder gethanen Ausspruch hinterher abzuweichen Wir müßten dem allweisen und allwissenden ott gleich stehen, wenn wir gleich von vornherein einen Vorsatz oder Plan zu fassen im Stande sein sollten, der unter allen Umständen der rechte und beste ist und nie einer Zuriicknahme bedarf; das Festhalten an dem aber, was wir nachmals für irrig und verfehlt oder dem göttlichen Willen zuwiderlaufend erkennen, wäre geradezu Sünde. Wie es eine abstracte Gerech- tigkeit giebt, die, wenn man ihrem Gesetze folgt, in’s gerade Gegentheil umschlägt und zur concreten Ungerechtigkeit wird, so giebt es auch eine abstrakte Eonsequenz, die in baare Unvernunft aus chlagen und zum Begehen der schwersten Verbrechen hindrängen kann, wie das Beispiel des Saul in 1· Sam. 14, 24—26 und des Herodes in Mark. 6, 26 f. zeigt. ,,Die Be- harrlichkeit eines Christen ist ebenso entfernt vom Eigensiiin wie vom Wan elmutht von jenem, weil der Christ die aus Beachtung der vorhandenen Um- stände ge aßten Entschlüsse unter veränderten Umständen aus christlicher Klugheit ebenfalls verändert (2. Eor· I, 15f. 23; 2, l) und weil er durch bessere Erkennt- niß von dem, was gut und nützlich ist, auch den auf irri er oder mangelnder Erkenntniß ruhenden Entschluß wie er aufzugeben bereit ist; von diesem, weil die Veränderung seiner Absichten, Neigungen und Ent- schließungen nicht auf vernunftloseu unsittlicher Laune oder auf Menschenfurcht und Weltliebe, sondern auf verständigem und sittlichem Grunde ruht. Auf einen beharrlichen Menschen kann man sich verlassen« denn das, worin er seine Ansichten und Entschließungen ändern kann, fällt nicht in das Gebiet dessen, worauf ein Anderer ein sittliches Recht, wozu jener also eine sittliche Verpflichtung hätte«. So hatten die Brüder des HErrn im vorlie enden Falle darum, weil er zu ihnen gesagt: ,,ich gege nicht auf dieses Fes« nur ein sittliches Recht darauf, daß er noch nicht vorder Welt sich offenbare und eine Entscheidung zur Aufrichtung - an der Zeit sei, Galiläa zu verlasse « des messianischen Reichs herbeiführe, nicht aber zugleich darauf, daß er durchaus nicht hinaufziehe und unter allen Umständen in Galiläa zuriickbleibex und die jenem ersteren Recht entsprechende Verpflichtung seiner- seits hat Jesus treulich gehalten, ·für ihre Zwecke ist er nicht hinaufgegan en. Daß er aber nachträglich denn doch noch na Jerusalem gekommen, das lag auch nicht, wie wir oben gesehen haben, in der an- fänglichen Absicht des Heilandes, sondern war eine Bestimmung vom Vater, die ihm erst nachträglich zu Theil geworden, nachdem»die Brüder schon von ihm weg waren; fassen wir die Sachlage so auf, so steht sein Bescheid an die Brüder vollständig in dem Lichte des Wortes da: »in seinem Munde ist kein Betrug gewesen» (Jes. 53, 9; 1. Petri 2, 22). Der in allen ingen, wo es galt, uns ein Vorbild zu werden, gleichwieein anderer Mensch gewordene Sohn Gottes ist nicht in einer Weise durch’s Leben gegangen, daß er m schwierigen Lagen der göttlichen Erleuchtung und Leitung, der Verständigung mit seinem Vater im Gebet eigentlich niemals bedurft, sondern im Vollbesitz göttlicher Weisheit und Allwissenheit immer schon von sich selbergewußt hätte, was er zu thun habe; eine olche Ansicht über seine ,,Weise eines Menschen, der Gott der HErr ist« (2. Sam. 7, 19), lehnt er mit seiner Selbstaussage in Kap. 5, 19 f. entschieden von sich ab, sie verträgt sich auch nicht mit dem Satze, daß er, wiewohl er Gottes Sohn war, doch an dem, das. er litte, Gehorsam gelernt hat (Hebr. 5, 8), und macht sein, besonders vom Evangelisten Lukas so häufig er- w·ahnt»es, einem entscheidenden Tagewerk vorangehendes nachtliches Beten zu einem bloßen Schein. Versetzen wir uns lebhaft in die Lage, in· welcher Jesus sich äjelfaiiäktzf eatls dgie älulfsorderiitngdsesiner Bcäiidterchin f. gin ege ne e a ,,ma e i au on dannen« allerdings be? ihm der Erkenntniß, daß n hatte er do Frlekitszcäelberdauåtäenx öffånslichen Wirken åor dein o i in ie i e er r eit an einen ün ern Zkriåckizfkehfen müsäsåns Gaclålia wcär ghmchgiårch diesPEfen in e einer iera er un ur en geiti en Stumpfsinn der großen Masse zu einem unreinen E ypten geworden, da seines Bleibens nicht länger II; kcånnte Flug; §. ZOTUSFchder Evaifgåltienahfckrånoniex em ugang e en er o e eru en zu Jerusalem, hatten auch Mose und Elias auf dem ZEszZEkTEZ2ZTI«ZFs-IU’B»slåisMiikieksksikskLkkk9« II» · »· , e »i »e angen: ,,gehe in Judaam, auf daß auch deine Junger sehen die Werke, die du thust«, wenn er hätte darau- ein- glälähennxiåktlåenivgtevigfenen tltisenschlichgi sBlewußts ein r e en a eine e eun ung Aijiissgangsdzig JkeriifsalemF Her ja ais-Or? es Väftefls a er au a üntige et u tern, erüt werden sollte. Darum konnte er bosi diesem mensch- lichen Bewußtsein aus den Brüdern» keine andere Antwort geben, als die er in»V. 6—8 ihnen·ertheilt; PånskkkskkisVFiä PkIKUsTFd suckhsltspå ?«««f2"I-,9e" G? , i e er or er eee een,un entfalten nicht im Geringsten eine reservatio mentalje oder einen Hinter edanken von der Art, wie die Aus- leger bald so, bal .so denselben ihm anzudichten ver« suchen. O ne Zweifel lag dem HErrn der»Pla»n vor, nach dem» aubhuttenfest ein Arbeitsfeld fur die Zeit bis zu nachste Ostern hinüber nach dem Lande jenseit des Jordan zu verlegen, wie er nach Matth.19, 1 — 203 17; Mark. »10,·1——"31 u. Qui. 9, 5«7— 18,· 30 das s ater auch wirklich ethan hat; die drei ersten vangelistem »indem ie diese Wirksamkeit in Peräa ausschließlich in’s Auge fassen, führen uns die Reali- Jesus, mitten im Fest zu Jerusalem, lehret im Tempel. 129 sirung des eigenen Entschlusses Jesu, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, vor. Aber —— das ist es nun, womit Johannes ergänzend eintritt — ehe es zu solcher Realisirung kommen sollte, hatte sein himm- lischer Vater dem HErrn Jesu noch ein anderes, außer- ordentliches Werk zugedacht, nämlich den in Kap. 5 entstandenen Conflikt mit den Obersten in Jerusalem in solchem Maße zu verschärfen, daß die in den Herzen schon aufgestiegenen Mordgedanken, welche keineswegs zurtickgenommem sondern für den Augenblick nur ver- tagt, seitdem aber weiter gehegt und gepflegt worden waren (Luk. 5, 17; Matth. 15, 1), entweder in ihrem teuflischen Wesen erkannt und durch den Glauben an Den, der Jsraels einiger Helfer und Seligmacher sei, überwunden würden, oder aber sich noch bestimmter ausgestalteten und zur wirklichen Thatvollziehung aus- reiften; denn dabei läßt es Gott bei keinem Menschen bewenden, daß· er mit bösen Gedanken und satanischen Anschlägen fort und fort sein Spiel treibt» sie nach Belieben faßt und nach Belieben wieder zurückstelltx sondern er treibt ihn dazu, daß er sich entweder be- kehrt oder aber in sein Verderben rennt (vgl. die Vem. zu L. Sam. 24, 1). Mit seinen Obersten zugleich sollte aber auch das ganze Volk stehen oder fallen, wie das ebenfalls einer von den göttlichen RathschlüYen in der Weltregierung ist, daß Herzensstellung und estrafung der Regenten und Unterthanen sich einander die Hand reichen müssen (vgl. zu 2. Kön. 21, 9). Die Bedeutung dessen, was Jesus nach Kost. 7, III— 10, 40 am Laub- hätten-und Kirchweihfest zu Jerusalem und in Judäa redet und thut, für die Geschichte seines Leidens nnd Sterbens wird von den Ausle ern hinlänglich ge- würdigt Wenn es nun in der That sich so verhält, wie z. B.Hengstenberg es datstellt: ,,alles in diesem Abschnitte dient zur Vorbereitung des Kreu estodes Jesu; der Haß der Juden ist in fortwährendem achsen begriffen, und Jesus steigert ihn wie absichtlich durch das unablässige Hervorheben der den Juden so an- stößigen Hoheit seiner Person«, so ergiebt si ja als die natürliche Schlußfolgerung, daß der H rr nicht irgendwie aus eigenem, sozusagen menschlichem Antrieb« also geredet und gehandelt hat, sondern daß er hier einer Aufgabe sich»11nterzieht, welche durch eine besondere Offenbarung des Vaters ihm zuTheil geworden. Sein Hiuaufgehen nach Jerusalem zum Laubhüttenfesh dessen- Folgen er im Gegensatz zu dem, was die Brüder sich davon versprachen, klar erkannte, ist sowenig in seinem eigenen »ich will« begründet, daß vielmehr, was ihn selber betrifft, es bei ihm hieß: ,,ich will nicht«; aber er ist auch hier gehorsam geworden, hat sich dem anders lautenden Willen des Vaters gebeu t und eins feiner schwersten Werke mit diesem Hinau gehen auf sich genommen, ähnlich dem, als er den Judas Jscharioth in die Zahl der Zwölfe mit aufnahm (vgl. Anm. zu Matth 10, 2 unter Nr. 12). Wir stellen uns die Sache so vor: Noch am Abend desselbigen Tages, an welchem die Brüder zu Jesu getreten und nach seinem abschläglichen Bescheid von ihm nach Nazareth zurückgekehrt waren, verkehrte er die Nacht hindurch mit dem Vater im Gebet; es lag ihm sein ferneres Werk, da er allerdings Galiliia verlassen wollte, auf dem Herzen, und zwar nach Peräa hinüber gedachte er zu ziehen. Aber da ward ihm der Auf- schluß vom Vater: ,,nicht jetzt sogleich nach Peräa hinüber, sondern zuvor nach Jerusalem hinauf, hinauf schon jetzt während der bevorstehendeuTage des Festes!« Wenn der Vater damit ihn in eine Lage gebracht hat, wo es den äußeren An chein gewinnt, als sei er seinem eigenen, gegen die rüder kund gegebenen Vorsatz untreu geworden, so ist das auch, wie alles Andere Dächselbt Blbelwerb Vl. Band. in seinem Leben, uns zu ute geschehen. Die oben erwähnte Art der abstra ten Gerechtigkeit und Con- sequenz hat für uns Menschen einen so blendenden Schein, daß manches Gemüth sich ganz in sie verliebt und sie zu einer Göttin macht, der es alles zum O ser bringt, wohl gar auch das eigene bessere Gewis en; desto mehr war es uns nöthig und heilsam, daß der Anfänger und Vollendet des Glaubens ebenfalls in einer solchen Lage sich befunden, wo er vielmehr den äußeren Schein der Consequenz und Beharrlichkeit hat zum Opfer brin en müssen, um dem Vater gehorsam zu werden. Auf; wel em Wege nun und unter welchen Vorfällen der HErr as Hinaufgehen zu dem Feste bewirkte, ergiebt sich aus §. 70—74 der Evangelien- Harmonie; er ging da wirklich, wie der Evangelist bemerkt, nicht offenbarlich, sondern gleich heimlich, was uns besonders auch bei dem Unterfchied zwischen den Vorgängen in Luk. 10, 38 —- 11, 13 und dann in Joh. II, 1—-19 recht sichtlich unter die Augen tritt. b. d. 1l—«—36. (§ 75.) Jesus, mitten im Jeft zu Jerusalem, kehrt im Tempel? und verhandelt darnach mit den Juden. 11. Da [als Mittwoch den 12. Oktober das Fest der Laubrüst seinen Anfang nahm, Jesus aber .zu dieser Zeit nur erst bis etwa nach Jericho gelangt war, die Rückkehr der 70 Jünger dort abwartend Luk. 10, 17., und man also zu Jerusalem von seiner nachherigen Ankunft V. 14 noch nichts ahnete] suchten ihn die Juden am Fest [wunderten sich, ihn nicht ebenfalls im Tempel vorzufindem wie sie bestimmt vorausgesetzt hatten] und sprachen unter einander: Wo ist der? Der Ausdruck ,,Juden« bezeichnet hier das Ganze des Volks mit Einschluß der Oberen; man wird, weil die Berechtigung fehlt, letztere speziell darunter zu gersftehem auchddas Wo? »der«d ni t verächtlsich fdassen ür en, es wur e vie me r von en euten ver ie euer Richtung mit verschiedenem Affekt gesprochen. Das Wort steht nicht selten in hervorhebender Bedeutung: »der Skeråizhnxtaliäek AusgezieichYesteN als eililie hårvow ragen e er öni ) eit wur e Je us von a en eiten angesehen, »die Gedanken der verschiedenen Richtungen bewegten sich um ihn. (Hengstenberg.) So viel hatte man bereits» eingesehen, daß es von großer Bedeutung für die Zukunft des ganzen Volkes sein müsse, ob er Erfolg haben. werde oder nicht; mit großer Spannung wartete man daher darauf, was« er »nur! Neues thun weise, um einelcsgtschgilduiig hebrbeiztzfuflsrensäsxaspadrih Da rnungei wo nit ei-m ete er ien, as legte sich wie ein Bann ckuf die Herzen, und ließ sie des sonst so fröhlichen Festes nicht recht froh werden. Jn der That ist kein Fest ohne Christum ein Fest. (Bengel.) Wo ist denn Er? möchte man. auch manch- mal bei gerficåifchvxllenPKischenfeiyrlichkeiten oifzerd bei elehrteu, ge mü ten re igten ragen; wo it enn Er, die Hauptperson? (Goßner.) 12. Und es war san diesem und den beiden folgenden Tagen] ein groß Gemutmel lschüchternes und halblautes, nur in einzelnen Kreisen geftihrtes gegenseitiges GesPrächJ von ihm Unter dem san heil. Stätte zusammenströmenden] Volk [aus dem ganzen Landes Etliche sprachen: Er ist fromm meint es ut und wohl mit der Nation, daß g » diese nur Glück und Segen davon haben wurde, 9 130 Evangelium Johannis 7, 13——19. wenn sie ihn als ihren Messias anerkennete]. Die Andern aber lobwohl die Minderzahl bildend, doch dreister und bestimmter mit ihrem Urtheil auftretend] sprachen: Nein, sondern er vetfuhret das Volk fund hat es wohl verdient, daß unsere Oberen ihm scharf aufpafsen]. 13. Niemand aber fvon denen, welche die erstere Ansicht vertrateiij redete frei von ihm, um der Furcht willen vor den Juden fden Oberem welche die öffentliche Meinung beherrfchten und nichts aufkommen ließen, was ihren Wegen und Gedanken zuwider war] Die Furcht vor den Juden war die Macht, wel e auch die Zunge der Wohlgesinnten band, zum Bewei e, wie wenig auch bei ihnen der Glaube noch zum vollen Durchbruch gelangt war; der wahrhaftige Glaube treibt die Furcht aus. »(Hengstenberg.) Fruchtloses Wissenwollem unsieheres Wissen und bei denen, die Jesu geneigt waren, Furcht, ihre Meinung oder Nei- gung zu bekennen: das ist es, was Israel charakterisirt und zugleich eine Vorbedeutung seines Gerichtes ist. (Luthardt.) 14. Aber mitten im Fest lam vierten Tage desselben, d. i. Sonnabend den 15. Oktober, nach- dem er sich die Nacht zuvor noch einmal durch Gebet gestärkt Luk. 11, i] ging Jesus hinauf in den Tempel und lehretet [da es gerade Fest- Sabbath war, in einer der dortigen Synagogen über einen Abfchnitt der heil. Schrift]. 15. Und die Juden [Pharisäer und Schrift- gelehrten, die seinen Vortrag mit angehört und einen Eindruck von seinem tiefen Verständniß des göttlichen Worts empfangen hatten Luk. 2, 47; 4- 32; Mark. 1, 22; Neattlx 7, 28 f.] verwunderten sich und sprachen funter e1nander]: Wie kann dieser die Schrift fdaß er versteht, in so zutreffender Weise sie auszulegen], so er sie doch nicht sin einer unsrer LehrschulenvLuk Z, 45 Anm.] gelernt hat«· [Mark. 6, 2 f.; Apostgx 4, 13]? V) Aus der Natur dieses Tages, der ein Sonn- abend war, wird klar, warum Jesus gerade an ihm in den Tempel geht und Lehrvorträge aus der Schrist hält; ferner, warum er über die Sabbathsverletzung, die ihm von früher Schuld gegeben ward, sich sofort (V.19 ss.) weiter ausläßr (Wieseler.) Indem er lehrte, scheint er nicht mit dem Zeugniß von sich selbst begonnen zu haben, weil die Juden hernach hiervon nichts sagen (vgl. V· 15); ohne Zweifel bezog sich sein Lehren auf Entwickelung des Schriftgehaltes, zumeist des prophetisehen Worts: Luk. 4, 16 ff; 24,27. (v.Burger.) H) Daß er nicht durch ihre Schulen gegangen sei, wußten die Schriftgelehrten jedenfalls (keiner von ihnen hatte ihn unter der Schaar feiner Zöglinge gesehen), und sahen es auch an seiner Lehrweise; und doch müssen sie ihn als Schriftgelehrten anerkennen. Statt nun aber sich diese ihrem Gewissenxabgenöthigte Aner- kennung eine Führerin zur Anerkennung des Geistes und der Person Jesu sein zu lassen, dient sie ihnen nur dazu, sich erst recht gegen diesen Unberechtigten zu sperren Der Fortschritt der Geschichte, zu dem wir somit gefiihrt werden, ist die allmälige Verstockung der Juden wider die ihrem Wissen und Gewissen sich bezeugende Wahrheit, und damit auch das Gericht der Verstockungt das wird uns erklären, warum im Ver- lauf der HErr sie geradezu Teufelskiitder nennen kann. (Luthardt.) Uebrigens ist die Aeußerung der Juden wichtig gegen alte und neue Versuche, Jesu Weisheit aus menschlicher Bildungsfchule herzuleiten. (Meyer.) Its. Jesus feiner Schlußfolgerung, die zu machen sie wohl schon im Begriff stunden, zuvor- kommend, daß er nämlich, weil kein Schüler ihrer Zunst, lediglich von ihm selbst, aus eigener Er- findung und in eigener Machtvollkommenheit rede und daher ein aumaßender Mensch sei, der keine Beachtung·verdiene, vielmehr in die ihm gebühren- den Schranken zurückgewiefen werden niüssej ant- wortete ihnen nnd sprach: Meine Lehre [wenn auch insofern mein, als ich sie Vortrage und durch sie von anderen Lehrern mich unterscheide] ist [gleich- wohl, was den Ursprung derselben betrifft] nicht mein ldaß ich selber sie mir erdacht hätteI, sondern lsie ist] des, der mich gesandt hat-«- fee, der Vater, hat seine Worte in meinen Mund ge- geben und damit gethan, was er in Beziehung auf den in 5. Mos. 18, 15 ff. euch verheißenen Propheten in Aussicht stellt]. » 17. sDaß dem wirklich also sei, wie ich hiermit von mir bezeuge, könntet ihr bald am eigenen Herzen erfahren, wenn es euch nur ernstlich um eine gewisse Ueberzeugung zu thun wäre.] So jemand funter meinen Hörern] will deß [der mich gesandt hat] Willen thun ssoviel er davon bereits erkannt], der wird [je aufrichtiger solches Wollen gemeint ist, desto tiefer und gründlicher an den Wahrnehmungen, die er bei sich selber macht] inne werden» ob diese [meine] Lehre von Gott [eine unmittelbar von ihm empfangene Gabe] sei, oder ob ich [auf mein eigenes Wissen und Nach- denken gestellt] von mifselber rede« lindein ihm, daß nur ersteres der Fall sein kann, zu lebendigem Bewußtsein kommen wird Kap. 6, 63 u. 68]. 18. fDasür aber, daß letzteres nicht der Fall sei, liegt schon jetzt euch ein thatsächliches Zeugnis; vor, das von jenem eurem Wollen gar nicht erst abhängig ist.] Wer vou ihm selbst redet, der sucht fmit dem, was er vorträgt] seine eigene Ehre [bei denen, die ihn hören, aufzu- richten, und hütet deshalb sich kliiglich, sie irgend- wie gegen sich aufzubringen, sondern predigt ihnen, nachdem ihnen die Ohren jiicken 2. Tini. 4, 3]; wer aber suchet die Ehre des, der ihn gesandt hat, der ist Wahrhaftig fbefleißigt sich, weil er weiß, daß er im Dienste des Gottes der Wahrheit steht, der strengsten Wahrhaftigkeit, 1. Thefs L, 3 ff.], und ist keine Ungerechtigkeit [von der Art, da man das Recht beugt, um Menschen zu gefallen GAL 1- 101 an ihm-«« [und so müßt ihr, die ihr Gottes Willen nicht thun wollt und damit euch selbst den Weg verschließt, die göttlich beseligende Kraft meiner Lehre am eigenen Wie kann dieser die Schrift,« so er sie doch nicht gelernt hat? 131 Herzen zu erfahren, wenigstens mit eurem Has f e gegen mich selber Auskunft geben, woher diese Lehre, die euch in Verwunderung setzt, stammt —- ihr würdet ja mich« nicht hassen, wenn nicht die göttlich richtende Kraft meines Lehrens und Thuns euch träfe V. 7]. 19. [Den Beweis dafür, daß ihr, wieich euch ins Angesicht bezeugen muß, den Willen Gottes nicht thun wollt, kann ich euch aus einer bestimmten Thatsache liefern.] Hat nicht Moses [dessen ihr als eurer höchsten Auctorität euch rühmt b, 45; g, 28 f.] euch das Gesetz gegeben ·[5. Mos. 33·, 4; Pf. 103, 7 und erklärt ihr nun nicht selber dieses Gesetz für den euch geoffenbarten heil. Gottes- willen, der streng gehalten werden müsse Röm. 2, 17 ff·] ? Und [gleichwohl] niemand unter euch thut das Gesetz [daß ihr euch nach— dem, in Be- ziehung auf den verheißenen Propheten in b. Mos. 18, —15 ff. ausgesprochenen Befehl: »den sollt ihr hören« richtetet, vielmehr glaubt ihr euch alles gegen diesen Propheten erlauben zu dürfen, selbst das, was schon in Beziehung auf jeden andern. Menschen schwere Sünde wäre L. Mos. 23, 7; Apostg. 7, 53]. Warum sdaß ich es offen aus- spreche, was in euren Herzen vorgeht] sucht Ihr mich zu todtent [V. 253 5, 16 u. i8]? V) Mit diesem Ausspruch will der HErr nicht blos sagen, sein Wort sei keine Erfindung eigener Weisheit, keine Erdichtung blos menschlicher Gedanken, sondern ihm von Gott geosfenbart; denn das gilt von »dem Wort der Propheten und Apostel auch, und jeder fromme Prediger kann. es in gewissem Sinne von seiner Lehre rühmen. Der HErr will vielmehr sagen, sein Wort sei heraus-geredet aus der innigsten Einheit mit dem Vater, aus der Tiefe der ewigen Wahrheit» die Gott selber ist,- also daß es im allereigentlichsten Sinne Gottes Wort ist; und »wer« das von»seinem Worte sagen kann, der muß m einem Verhältnis; u Gott stehen, wie kein anderer Mensch, er muß· die ahrheit und das Leben selber sein. ·(Thomasius.) Nähere Darlegungen über das Geheimnis; seiner Person, seines Ursprungs &c. hat er an diesem Tag nicht gegeben; nicht einmal ,,mein Vater« sagt er heute, sondern immer nur: »der mich gesandt hat.« (Geß. sit) Der ,,Wille Gottes« meint hier nicht den erst von Jesu geosfenbarten Rathschluß für das Glauben (Kap. 6, 40); ein auf Probe glauben ist ein Undi1ig, gleichwie man auch nicht auf Probe beten soll, ob es wirklich helfe, oder auf Probe Jesu nachfolgen,»ob er sich als der Führer beweise. Wohl aber beruftsich der HErr anknüpfend auf eineworgefundene Grundlage, von welcher aus jeder Aufrichtige zum Glauben und Erkennen, daß «seine Lehre von Gott sei, und dann freilich noch viel werter kommen werde und müsse. Niemand ist so unwissend in der Religion, daß ernicht etwas von der Wahrheit· wüßte, und» niemand wird so sehr durch Religionszweifel beunruhigt, daß er nicht etwas als den geoffenbarten Willen Gottes erkennen; nun sagt Christus: »so jemand will deß Willen thun, wie er ihn schon erkennet, der wird inne werden 2c.« Dieser Gotteswille ist geoffenbart in Gesetz, Propheten und eigenem Gewissen — sur Israel in dem Gesetz und in der darauf ruhenden Buß- und Glaubens- predigt der Propheten; aber auch für alle Heiden ist .nicht die Rede, sondern nur vom Wollen: ein Gottesbewußtsein übrig, das im praktischen Ge- wissen seinen unzerstörbaren Kern behält (Röm.1,32). Und das ist eben genug! Der HErr sagt nicht: so jemand thut; vom Thun selbst ist für’s Erste noch so jemand will deß Willen thun. (Stier.) Daß jemand den Willen Gottes thun wolle, daß sein Wollen und Be- gehren dem göttlichen Willen gleichförmig sei, wenn auch im Vollzuge noch viel Schwachheit unterlaufen mag, die Lauterkeit und Aufrichtigkeit des Herzens, welche Lust hat an Gottes Willen und Wegen, die fordert der HErr als Bedingung, und sagt damit nichts Anderes als in Kap. Z, 217 8, 47. Der für die öttliche Zusprache geöffnete Sinn und Wille macht das hr des Geistes überhaupt empfänglich und offen, daß er mit Sicherheit erkennt, was aus Gott ist, an der Zusammenstimmung desselben mit dem Zeugnisse Gottes in seinem eigenen erweckten und geläuterten Gewissen; dies muß aber vor allem gelten gegenüber der Bezeugung Jesu, an dem Gewissen wird sie sich bewähren in ihrer sittlichen Reinheit und Hoheit, wo sich der Mensch nicht muthwillens verhärtet, und dann wird ihr die Zugiinmung des erkennenden Geistes schnell zufallen. er Unglaube und Zweifel dagegen kommen aus dem Widerspruch des eigenen unge- brochenen Her ens geåzjgn Gottes Wahrheit. (v. Vur er.) Mag sein, da? anche zu der Frage: ist esu Lehre von Gott. ihr Nein sprechen, weil sie bei aller sonstigen Gelehrsamkeit nnd Klugheit doch eigentlich nichts davon wissen, und sie darum auch gar keine Ahnung davon haben, was für eine Verantwortlichkeit sie damit deni HErrn und dem Geringsten seiner Gläubigen egeiiüber auf sich nehmen; wird’s doch immer sol e geben, voii denen des Heilands Wort gilt: ,,sie wissen nicht, was sie thun-« Wenn aber dies Nein so leidenschaftlichund feindselig klingt, wie hier im Texte, wenn man es durch Lästerung des HErrn oder des Evangeliums zu rechtfertigen sucht, dann glaubt nur sicher: in dieser Meinung offenbart sich nicht die Meinung eines leichtfertigen Unverstandes, sondern mit diesem Nein sucht sich ein böses Gewissen zu beruhigen· Nicht umsonst sagt der Heiland: »wer Arges thut, der hafset das Licht und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft werdens« Zwischen solchen Leuten und dem HErrn handelt es sich nicht mehr um eine Meinungsverschiedenheit — da hat eine große Kluftsich aufgethanx da hat man sich die Fra e bereits vorgelegt: »was wird aus mir, wenn sein ort Wahrheit ist? wie muß die Welt mich ansehen, wenn sein Wort das Urtheil über mich aus- sprechen wird? mit welcher Zukunft, mit was für einem Loos muß ich mich vertraut machen, wenn es nach seinen Drohungen geht? zu welcher Demüthigung, zu welchem Bekenntniß, zu welcher Verdammung alles meines bisherigen Strebens müßte ich mich ent- schließen, wenn ich noch einen Theil an seinen Ver-- heißungen haben wollte?« iind man ist fchlüssig ge- worden: ,,dazu foll’s nimmermehr kommen!« Mancher meint, glauben wollen sei eine schwere Sache, denn des Zweifelns könne man einmal nicht Herr werden; aber wahrlich, nicht glauben wollen ist noch viel schwerer, die innere Stimme, die dem Feinde der Wahrheit bald leiser, bald lauter zuruft: »aber es könnte ja doch wahr sein! und wenn’s wahr wäre, wie dann?« die läßt sich noch viel weniger unter- drücken. Wie scharf und feindselig auch das Nein ist, das er sich abzwingt, das Ja, welches das Gewissen ihm zum Trotz fort und fort spricht, läßt sich doch niemals Zins, übertäuben. (Caspari.) IN) aß die Juden das in V. 17 Gesagte prak- III! 132 Evangelium Johannis 7, 20——27. tisch anwenden würden, konnte Jesus kaum hoffen; darum fügt er dem positiven Erkenntmßwege dort hier noch ein negatives Kennzeicheki bei, das auch dem blödesten Auge offen lag. Wer blos seine subjektiven Meinungen zu Markte bringen will, dem ist es nicht» um die Wahrheit zu thun, sondern um seine eigene· Ehre; ein »von ihm selber Reden« ist nur möglich bei einer Gesinnung, die das Ihre, Ehre oder Vortheil sucht. Wer dagegen durch seine ganze Thätigkeit und durch deren Erfolg thatsächlich zeigt, daß es ihm nicht um das Seine zu thun ist, wer für sein Wirken mchts erntet als Haß und Schmähung, und dennoch unbeirrt fortfährt aus des Vaters Willen, Recht und Ehre hin- zuweisen, der beweist damit, daß er wahrhaftig« ist, die Wahrheit zum Inhalt seines Wesens und seiner Lehre und keine Unlauterkeit in sich hat. (Ebrard.) T) Es ist ein Werk der Liebe, wenn Jesus den Juden ihren Mordanschlag gerade heraussagh ob sie vielIeicht vor ihsrem eigenen Gedanken erschrecken und so von ihm lassen möchten; aber die, welche damit umgehen, wollen von ihrem Vorhaben jetzt nicht wissen und lassen deshalb in V. 20 die Andern, welche wirklich nichts davon wissen, für sich reden. (Luthardt.) 20. Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel [besser: einen Teufel oder un- sauberen Geist, bist besessen, daß du dich so grundlosem sinsteren Argwohn hingiebst I· Sam. l6, 14 ff.; Joh. s, 48. 52; 10, 20 wer sucht dich zu tödten? swirwissen nichts davon, daß jemand unter uns eine solche Absicht hegte.] Jn Jerusalem war die Absicht der Oberen kein Geheimniß (vgl. V. 25); gleichwohl ift denkbar, daß gerade nicht» die ganze Masse des anwesenden Volks unterrichtet war von diesen Plänen, und konnte daher füglich aus feiner Mitte die hier vorliegende Gegen- rede kommen. Denn die um die Sache wußten, schwiegen und konnten es ganz gerne sehen, daß die Andern die ausgesprochene Beschuldigung des HErrn als eine Aus eburt des Wahnsinns behandeltenx daß aber auch diefe Andern nicht etwa Jesu näher standen, beweist die rohe Art ihrer Entgegnung. (v. Burgen) ,Du hast einen Teufel«: das ist der Refrain der Juden, wenn sie sich,im Gewissen getroffen fühlen und sich sonst nicht helfen können. Jn Kap. 10, 20 sagen sie: ,,er hat einen Teufel und raset«; diese Stelle zeigt, daß es nicht bloße Redensart ist, wenn sie Jesum für von: bösen Geist besessen erklären. Allerdings handelt es sich um einen gestörten Zustand, aber sie leiten die Störung aus der Besitzung durch einen bösen Geist ab. (Hengstenberg.) Ein Prediger darf nicht erwarten, sich vor den Leuten der Welt ge- rechtfertigt zu sehen: die bescheidenste Klage ist ein neues Verbrechen vor ihrem Geiste. (Quesnel.) 2l. Jesus sauf ihre nicht zur Sache gehö- rige, nur eine leere Ausflucht bildende Gegenrede nicht näher eingehend, sondern an seinen Vor- wurf in V. 19 ohne Weiteres anknüpfend] ani- tvortete swegen seiner Handlungsweise in Kap. 5, 6 ff., um deretwillen sie ihn als einen des Todes schuldigen Sabbathsschäikder verfolgten, sich zu rechtsertigen] und sprach szu ihnen]: Ein einiges Werk habe ich [nach den früheren, die ich bei euch zu Jerusalem verrichtete und die ihr selber als gute und eines Propheten würdige habt gelten lassen Kap. 2, 23; l0, 321 gethan [das an dem Fest in Kap. h, 1 ff.], und es wundert eint) allet sals läge darin ein Sabbathsbruch]. 22. [Wie aber verhält es sich denn mit dem Sabbathsgebot? ist es wirklich, wie ihr mir gegenüber vorgeht, das unbedingt höchste Gebot, dem alle andern untergeordnet werden müßten, wenn ein Conflikts -Fall vorliegt? Nun fehet:] Moses sfür dessen Sabbathsgebot ihr so sehr eifert] hat [in der Verordnung: Z. Mos 12, Z] euch darum gegeben die Beschneidung, nicht, daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern [er giebt mit jener Verordnung nicht ein neues, eigenes Gebot, sondern nimmt nur ein schon in den Tagen der Väter erlassenes Gebot 1. Mos 17, 12, dem er sich unterordnet, wieder auf]; noch [wenn bei einem Knäblein der achte Tag nach seiner Geburt auf einen Sabbath fällt, für we·lchen Moses verordnet hat: ,,da sollst du kein Werk thun« 2. M. 20, 10] beschneidct ihr den Menschen am Sabbath [ohne alles Bedenken, weil ihr recht wohl wisset, daß das Gebot der Be- fchneidung höher steht, als das des Sabbaths, und dieses jenem weichen müsse] 23. So [nun in der von euch selber ge- übten Praxis] ein Mensch die Beschneidung an- nimmt am Sabbath fauch am Sabbath derselben unterzogen wird, obwohl sie doch unzweifelhaft das Thun eines Werkes ist —- ihr unterzogen wird nicht nach jeweiligem Belieben, sondern grundsätzlich und geflissentlich], auf daß nicht das Gesesz Mosis [das sie ein für alle Mal auf den achten Tag festsetzt, ohne den Sabbath davon auszunehmen] gebrochen werde [wie bei einem Aufschub der Handlung ja geschehen würde]: zittnet ihr denn [da mit eurem galligen, heftigen Groll aus irgend welchem stichhaltigen Grunde] über mich, daß ich swährend die Beschneidung doch nur auf] ein einzelnes Glied sich bezieht] den ganzen Menschen fjenen achtunddreißigjährigen Kranken H, f) ff. an seinemganzen Leibe] habe am Sabbath gesund gemachttt sgleich als habe folches Werk recht wohl an diesem Tage unter- bleiben können und sei, an demselben dennoch verrichtet, nun ein böses Wert]?- 24. Richtet nicht swie ihr mit solcher Mei- enung thuet] nach dem Ansehen [d em bloßen An- schein, wie die Sache äußerlich euch its die Augen fällt, nämlich als ein Werk schlechthin], son- dern tichtct ein rechtes Gekichtspkk sindeni ihr dem Zeugniß eures eigenen Gewissens Raum gebt, daß es sich hier um ein gutes, heilsames Werk gehandelt hat, das je eher, je lieber gefchehen mußte, um die in 3. Mos. 19, 18 gebotene Liebe zusüben Sach. 7, 9]. « « «) Nicht daß er nur Ein Werk in Jerusalem über- haupt gethan habe, will Jesus sagen, sondern daß ein Ein einiges Werk habe ich gethan, und es wundert euch alle. 133 einziges Werk schon hingereicht habe, sie an ihm irre zu machen; das ,,wundert euch alle« erklärt sich näm- lich hier aus Kuh. 5, 10 ff. als Verwunderung über- den vermeintlichen Sabbathsbruch, mithin als genom- menes Aergerniß (Olshausen.) Der Anstoß über jenes Werk hatte sich also doch allgemeiner in Jeru- saleni und im Volk verbreitet; i r kraiikhafter Zustand wurde aber eben darin o en ar, daß sie alle zuni Aufsehen kamen und ein Au heben machten bei Einem Werke eines Mannes, der so reich an göttlicheii Werken war. Der vermeintliche Makel »an dem einzigen Werke droht bei ihnen alles zu überwiegeiy was sie je mit Bewiåiliderung erflsillt läcåtxh aberaigug dieser Makel ist eine usgeburt i res a us. . ange. IV) Mit dem vorwärts weisenden ,,darums« (V. 22) Bebt Jesus an, die Verwunderung, welche seine Sab- athsheilung allgemein hervorgerusem als unbegründet, und zwar durch die Analogie der Beschneidung die ja auch am Sabbath geseheh»e, zu entkraften; statt aber einfach zu sagen: ,,weil sie von den Vätern herriihrt,« drückt er die ziir Beweissühriin sehr wichtige, mit ,,darum« bereits eingeleitete Gruii angabe negativ und positiv aus undsagtx »deshalb gab euch Mose die Beschneidung, nicht weil sie von Mose, sondern (weil»sie) von den Väserii ·herstamm«t; iind so be- schneidet ihr denii Je. Dieser ·Satz dient dazu, die Beschneidung, obwohl von Mose im Gesetz den Juden als göttlich geboten iind somit als rituelle Einrichtung egeben, doch ihrem Ursprunge nach nicht als mo- sxaisches sondern- als altpatriarchalisches, schon von Abraham herriihrendes Institut zu bezeichnen; denn hierin lie t der Grund des historischen Rechts dafür, daß das eschneidungsgesetz dem Sabbaths esetz vor- gehe und inithin die Sabbathsruhe der Beschneidung weichen inusse Auch bei den Rabbinen wird der S»atz: aircuinoisio pellie sabbatiiiii (die Beschneidung drangt den Sabbath zuruck) damit begründet, daß sie Ueber- lieferung von den Vätern sei. Das Befremden des Volks aber über die Sabbathsheiluiig beruhte auf einer falschen Sabbathsschatzung, vgl. Matth l2, 5. (Meyer.·)» Der HErr nennt nicht den· Abrahaiin son- dern druckt sich allgeieiein aus, » sie, die Beschneidung stamme »von den Vatern,»weil dadurch scharfer der Unterschied hervortritt zwischen »der· patriarchalischen Zeit und der der Gesetzgebung; »in jener aber liegen die Wurzelii Jsraels, sie war die Zeit des Gnaden-, des Verheißuugsbundes Gleichsamuus einer höheren Ordnung ist das Gebot der Beschneidung in das Gesetz Mosis ein-gekommen, und dieser seinllrsprung bewahrt sich noch immer darin, daß die spatere niedere Ord- nung von jener hoheren durchbroihen wird, und daß Moses selbst· diesen Bruch sanctionird Es ist also nicht blos eine historische Notiz, die der HErr ein- schiebt, daß die Beschneiduug nicht von Moses, sondern von den Vatern stamme; vielmehr ist letzteres der Grund ihrer Aufnahme in das Gesetz Mosis und be- dingt ihre unverbrüchliche Beobachtung, auch wo sie mit dem Sabbathsgebot zu streiten scheint» Es ist aber wichtig, diesen Sachverhalt sich gegenwartig zu alten; denn wie Gott mit seiner Stiftung der Be- Pchneidung nicht beschränkt werden kann durch ir end ein Gesetz, das ihr entgegenzutreten scheint, so nn auch die Heilswir samkeit des Sohnes nicht· dadurch beschrankt sein (Kap. 5, 1.7). Um Heils-Wirksamkeit nun« handelt es sich dort wie hier; aber während sie·in derBeschneidun nur vorbildlich und theil- weise stattfindet, umfa te die·That des HErrnden ganzen Menschen nnd stellte ihn aus langem Siech- ssuiii wieder her. (v. Burgen) Um den Schluß in . 23 recht zu verstehen, ist zu bedenken, daß in den beiden zusammengestellten Handlungen, der Beschnei- dung und dem Heilwunder Jesu, eine physische That und eine geistige Wirkung liegt: bei der ersteren be- steht die phhsische That in einer theilweisen, lokalen Reinigung, die geistige Wirkung ist der Eintritt in die vorbildliche Bundesgemeinschaft; bei der zweiten ist die physische That vollständi e Wiederherstellung der Gesundheit, uiid der geistige Zweck die wirkliche Heili- gung der Person (vgl. Kuh. 5, l4). Jn beiden- Be- ziehungen ist der höhere Werth der zweiten Handlung unbestreitban (Godet.) Tit) Nach äußerer Erscheinung stellte sich jene Handlung Jesu der jüdischeii Beurtheiliingsweise aller- diiigs als Sabbathsbriich dar; aber die gerechte Be- urtheilunR war die, zu welcher er sie eben angeleitet atte. O) eyer.) Der Böse, Feindselige richtet alle al nach dem Scheiu; gerechtes Gericht ist nur bei den Freunden Gottes. (Heubiier.) 25. Da sals Jesus niit der Ermahnung in V. 24 seine Zuhörer entlassen hatte und diese nun draußen iin Vorhof von den eben stattge- habten Verhandlungen sich mit einander unter- hielten] sprachen etliche von Jerusalem sdie als Großstädter auch das große Wort führten]: Jst das niiijst der, deu sie sunsere Obersten, als er vor Jahr und Tag wieder einmal hier war] suchte-i zu tödten sKap. 5, 16 u. 18]? 26. Und stehe, er redet [heiite, wo er aber- mass sich hat sehen und hören lassen] frei liudem er ganz offen ausspricht, was man gegen ihn im Schilde führt, und deswegen seine Gegner ge- radezu als Verächter des Gesetzes straft V. 19], und« sie sagen ihm iiichts sgleich als wäre er Einer,. dein auch die Hüter des Hsiligthums nichts anhaben dürften] Erkennen [eiwa] unsere Ober- sten swährend früher sie ihn als einen Sabbaths- schänder verfolgenszmußten]» nun [für] gewiß,·daß er [wahrhaftig und] gewiß swie er vorgiebt] Christus sder Messias l, 41] se1?’« 27. Doch sdas kann ja unmöglich der Fall sein; denn] wir wisseu, voii wauuen dieser ist snämlich aus Galiläa, woher kein Prophet auf- steht V. 52]; wenn aber sder wahre und wirkliche] Christus kommt, so wird niemand wisseu, von wan- neu er ist«« V) Diese ,,Etliche von Jerusalem« sind besser unter- richtet als das in V. 20 erwähnte Volk; sie sprechen es offen aus, daß die Oberen den Anschlag gemacht haben, Jesum zu tödten, doch mit Vorsicht, ohne sie gleich zu nennen. Das zwiefache ,,gewiß« beweist, daß sie Anforderungen an die Qualifikation des Mes- sias machen, welche sie in Jesu nicht erfüllt sehen; wie die Rabbinen in V. 15 dem HErrn vorwerfen, er sei nicht geschult und promovirt, so werfen sie ihrerseits in V. 27 ihm vor, er sei von gerin« er Herkunft (P. Lange) Die Juden wußten von esii Lehre nicht, wo er sie her abe, wenn sie sich auch einbildeten, daß er sie etwa sel st erfunden habeii möge; so wußten sie auch von seiner Person nicht, wo sie her sei, wenn sie sich auch einbildeten, es zu wissen. Um jener Ein- bilduiig willen nahmen sie jene, um dieses vermeint- lichen Wissens willen ne men sie diese nicht an· (Luthardt.) ——— «) Diese orte können natürlich nicht 134 Evangelium Johannis 7, 28——36. der Abstammung des Messias von David und aus Bethlehem widersprechen sollen, die so nachdrücklich von der heil. Schrift bezeugt ist und von der ganzen Nation bekannt wurde (V. 42; Matth. 2, 5 s.); sie weisen dagegen im vollen Einklan mit dem alten Testament darauf hin, daß der Messias neben dieser geschichtlickåen eine übergeschichtliche Weise der Existenz haben, da in seiner Existenz etwas liegen werde, was unbedingt über alle men chlichen Faktoren hinausliegt — eine Erscheinung oder Persönlichkeit, von der nie- mand weiß, woher sie ist, ist eine solche, die unbedingt aus dem natürlichen Causalnexus heraustritt (vgl. Jes. 53, 2. 8;" Mal. 3, 1; Dan. 7, 13). Von diesem wunderbaren, aus natürlichen Ursachen nicht erklär- lichen Wesen nun können sie an Jesu nichts entdecken; alles schien ihnen da ordinär u sein und selbst weit hinter der Grenze rein, mens licher Erhabenheit zu- rückzubleiben (vgl. Kap. 6, 42). Der einzige Fehler in ihrem Räsonnement war der, daß sie unfähig waren, die verborgene HerrlichkeitAzu entdecken. sHengstenbergl Jn Beziehung auf das uftreten Christi hatten sich durch mancherlei Einflüsse verschiedene, mehr o er minder mhstische und phantastische Erwartungen bei den Juden-sestgesetzt; außerdem aber machen Leute von solcher Art, wie sie hier das Wort fü ren, sich gern nach augenblicklichem Bediirfniß eine nsicht zu- . recht, wenn es sich um eine kecke Verneinung handelt. (P. Lange) 28. Da rief Jesus im Tempel-«« [nachdem er ebenfalls aus der Synagogs hinaus in den Vor- hof getreten war und dort die Bemerkungen derer von Jerusalem über ihn hörte] lehrete sindem er das »wir wissen, von wannen dieser ist« zum Ausgangspunkt für eine weitere Selbstbezeugung nahm] und sprach: Ja, ihr kennet mich und wisset, von wannen ich bin [nämlich insoweit, als eure fleischlichen Augen und äußeren Wahrneh- mungssinne reichen. Aber jenseit dieser Grenz- linie liegt doch noch Vieles rückwärts]; und [wie ich nun vorhin V. 15 ff. im Gegensatz, zu eurer Meinung über den Ursprung meiner Lehre be- zeugen durfte, daß ich nicht von mir selbst rede, so bezeuge ich jetzt eurer Ansicht über den Ur- sprung meiner Person gegenüber:] von mir selbst bin ich nicht kommen, sondern es ist [im Unter- schied von jenem fabel- und nebelhaften Himmel, von welchem ihr einen ebenso fabel- und nebelhaften Ausgang eures Messias erwartet] ein Wahr- haftiger sals der wirkliche Sender Christi] , der sdenn gerade mich] gesandt [und sonst keinen an- dern zu senden] hat sdieser Wahrhaftige aber ist der], welchen ihr nicht kennells [so sehr ihr auch seiner Kenntniß euch rühmt 8, 19 u. 54 f.]. 29. Jch meines-theils] kenne ihn aber; denn ich bin von ihm sher Kap. S, 46], nnd er hat mich« gesandtstrr · » ) Die ersten Evangelien lassen Jesum nur einmal rufen, bei seinem letzten Rufe am Kreuz (Matth. 27, 50; Mark. 15, 37); der assektvolle und daher für die Aeußerungen des Asfekts besonders enipfängliche Jo- hannes dagegen erwähnt mehrfach (V.37;11, 43; 12, 44) des Rufens oder Schreiens Jesu. (Hengsten- berg·) Ein sehmerzliches, ein wehmüthiges Rasen! l sind nicht, auch Also trug Christus seine Schnierzen über ihren blin- den Zustand, über ihr blindes Verfahren. (Anton.) Ein Klagleschrei ist es, welchen Jesus hier im Tem- pel erscha en läßt, doch voller Lehre, sagt der Evan- gelist; denn ,,er wird nicht zanken und schreien, und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen,« Matth 12, 19. (Besser.) H) Die ersten Worte: »Ja, ihr kennet mich und wisset, von wannen ich bin,« im Geringsten nicht, höhnisch oder ironisch zu verstehen, was zu seiner feierlichen Stim- mung und seinem liebenden Ernste sich nicht schicken würde; vielmehr iebt er ihnen zu, daß in ihrem Sinne sie wirklich einen Ursprung kenneten, denn er sei ein wahrer Mensch. Doch, fährt er fort, dieses euch bekannten Ursprungs ungeachtet bin ich gleich- wogt von Gott ausgegan en; daß sie dies aber nicht wü ten, daran liege die chuld in ihrer Entfrenidung von Gott. (V. Gerlach.) Wie Jesus nicht von ihm selber redet, so ist er auch nicht von ihm selber, d. h. nicht aus eigene Hand, nach eigenem Willen gekom- men, sondern als ein Gesandter; und zwar ist Der, der ihn gesandt hat, ein solcher, der wie kein Anderer zu senden Macht und Befugniß hat, von dem gesandt zu sein darum auch unbedingten Anspruch aus Glaube und Gehorsam verleiht. (V. Burgen) THE) Der Unkenntniß Gottes, welche Jesus den Juden vorwirst, stellt er das innige Bewußtsein ge- genüber, welches er von Gott und von seinem Ver- hältniß zu ihm gut. Dies Verhältniß ist vorerst ein Verhältniß des eins, und dann der Sendung; die ausdrückliche Unterscheidung, welche der HErr zwischen diesen beiden Satztheilen macht, erlaubt nicht, den ersten auch aus die Sendung zu beziehen. Er behauptet, er kenne Gott erstlichwegen der Gemein- schaft des Wesens, durch welche er mit ihm verbunden sei, und dann wegen-des göttlichen Ursprungs seiner Sendung , denn der Abgesandte hat vertrauliche Be- sprechungen mit dem, der ihn sendet. Daraus geht hervor, daß Dr der Messias ist, aber in einem viel ggheken Jinnåtals iizGdeziibin welchem die Juden das Vk«gc kllU etc. I) c. 30. Da sindem jene Widersacher von Jeru- salem V. 25 ff. den Worten Jesu wohl ab- merkten, in welches Verhältniß er sich zu Gott ftelle, und deshalb sich berechtigt glaubten, ihn ihren Qbergen als einen Gotteslästerer zu über- anttvorten up. 5, 18] suchten sie ihn zu greifen. Aber niemand svon ihnen] legte [gleichwohl] die Hand an ihn« ssich seiner zu bemächtigeu]; denn seine Stunde sdie nach Gottes Rathschluß aller- dings einmal eintreten sollte, wo er seinen Fein- den würde in die Hände gegeben werden Luk. 22, 531 war noch nicht kommen« [Kap. 8, 20]. 31. Aber viele vom Volk faus der Klasse derer, die schon in V. 12 das Urtheil gefällt: ,,er ist fromm«] glaubten an ihn [daß er sicherlich der Messias sei 2, 23] und sprachen lunter ein- ander]: Wenn Christus kommt sden unsre Gegen- partei V. 27 in ei em Andern erwartet und diesen Jesus von Nazareth nicht dafür anerkennen mag], wird er auch mehr Zeichen thun, als dieser guixisdsdeäg änitf solcheirhgöftelichen Gewalt die äne er iera er ämt «) So sehr hielt sie? der. Geist »seiner Majestät ge- fesselt; und damit waren gerade diese, die ihn wegen Von mir selbst bin ich nicht kommen. Jhr werdet mich suchen, und nicht finden. 135 seiner Herkunft verachtet hatten (V. 27), am ange- messensten bestraft. (P. Lange) · » » » «) Diese Worte sind fur alle Diener Christi hochst tröstlich: wie dem Haupte, so wird auch den Gliedern niemand ein Haar krümmen dürfen, bis ihre Stunde gekommen; ist aber dies, so dürfen sie gleichwohl gutes Muthes sein, denn auch dann sind sie nicht in der Menschen, sondern in Gottes Hand. (He"ngstenberg.) VIII) Wo »nur Herzen aufrichtig dem Heiland sich zuneigen, da ist auch ein Glaubensanfang da, ob auch noch so dürftig .und mit viel Dunkelheit umgeben. (Besser.) An diesen ,,vielen vom Volk« bewährte sich also, was der HErr in V. 1-7 gesagt hatte. 32. Und es kam vor die Pharisäer, daß das Voll folches swie in V. 31 gesagt] von ihm mut- melte« sin einzelnen Kreisen, die sich bildeten, halblaut und verstohlen einer gegen den andern äußerte]. Da sandten die Pharisäer und Hohen- priester soder die Mitglieder des Hohenraths] Knechte [d. i. Gerichtsdiened aus, daß sie ihn griffen-» — 33. Da sprach Jesus zu ihnen sden ihn von sich stoßenden Juden]: Jch bin [nur] noch eine kleine Zeit bei euch, und dann [wenn die Zeit meiner Sendung abgelaufen] gehe ich svon selber von euch weg und] hin zu dem, der mich gesandt hat [daher ihr gar nicht erst euch Mühe zu geben braucht, niich von euch zu treiben; es wird aber auch alle diese Mühe, so lange meine Zeit noch nicht erfüllt ist, umsonst sein]. 34. [Und wie nun, wenn sie wird erfüllt und ich werde von euch gegangen sein? Siehe, das wird euer Loos sein:] Ihr werdet ntich suchen und nicht finden-«« svgl. Spr. 1, 23 ff.; Amos 8,11 ff.; Jes. s, 22]; und da ich falsdannj bin, könnet ihr nicht hinkommenf [Kap. 8, 21; 13, 33]. - » 35. Da [als Jesus nach den eben gespro- chenen Worten den Tempel verließ] sprachen die Juden [die Obersten, indem sie ihm nachsahenj untereinander: Wo will dieser hingeben, daß wir [die wir hier« das heil. Land inne haben und das ächte und unvermischte Gottesvolk aus- machen] ihn nicht finden sollen? Will er [etwa, weil er bei uns keine Ausnahme als Prophet gefunden] unter die Griechen gehen, die hin und her zerstreuet liegen srichtigen zu den Zer- streuten unter den Griechen, d. i. zu den in der Diaspora unter den Griechen lebenden Juden 1. Macc. 1, l1 Anm., geh·en], -und svon da aus auch] die Griechen soder Heiden Röm. I, 16] lehren sum Anhang für sich zu ge- winnen]? 36. Was ist das fiir eine sdunkle und räthselhafte] Rede [in der doch kein Mensch sich zurecht finden kann] , daß er fa et: Jht werdet mich snchenund nicht finden; un wo Jch bin, da kbunet ihr nicht hinkommen? V) Der Hoherath muß gerade versammelt gewesen sein, daß die Pharisäer, als sie hören, wie das Volk so beifällig von Jesu sich unterredet, sofort einen Ver- haftsbeschluß bewirken konnten; der Sitzungssaah so haben wir zu Matth. 4, 7 u. 27, 1 bemerkt, befand sich ja auch in der That ganz in der Nähe des Schau- platzes, in einem freien, von einer Mauer umschlosse- nen»Raum, der zum äußeren Vorhof gehörte· Wenn es nun im Grundtext wörtlich heißt: »Und es hörten die Pharisäer das Volk, wie es solches von ihm mur- melte,« so erweckt das zunächst die Vorstellung, daß etliche von ihnen unter der Volksmenge sich befanden und also mit eigenen Ohren hörten; indessen läßt der Wortlaut auch die andere Deutung zu, nach welcher Luther übersetzt, daß Zwischenträger ihnen die Sache zu Ohren brachten, und da bildeten ohne Zweifel die- xenigen die Zwischenträgey welche in V. 30 Miene machten, Jesum zu greifen, aber vor der Unnahbarkeit seiner heiligen Person sich scheutems und darum nun lieber zu den obrigkeitlichen Auctoritäten ihre Zuflucht nahmen. Weil so von den Pharisäern die Anregung zu einem Verhaftsbefehl des Hohenrathes ausgeht, ist der letztere hernach mit dem Ausdruck ,,Pharisäer und Hohenpriester« bezeichneh während in V. 45 u. Kap. II, 57 die Hohenpriester voranstehen, sin Kap. 12, 10 « aber blos die Hohenpriester genannt werden. W« Den Knechten folgten, gleichwie in Luk. 22, 52·, auch etliche von den Rathsmitgliedern selber auf dem Fuße nach, um zu beobachten, was für einen Erfolg ihre Sendung haben würde; daher, wie in Matth. 26, 55., die nachherige Rede Jesu nicht sowohl an die, Ge- richtsdienetz als an ihre Herren und in diesen an das ganze, in V. 15 mit dem Ausdruck »Juden« bezeich- nete Volk sich richtet. Von den Gerichtsdienern selber wird uns in diesem Abschnitt nichts weiter berichtet, sondern erst in V. 45 ff. kommt der Evangelist wieder auf sie zu sprechen; jedenfalls also lautete der ihnen ertheilte Befehl nicht auf eine sofort und unter allen Umständen zu vollziehende Verhaftung sondern sie sollten nur vorerst unter die Volkshaufen sich mengen und einen günstigen Augenblick benutzen, wo etwa Jesus sich bloß stellen und der Wind der öffentlichen Meinung sich gegen ihn kehren würde, um alsdann ihn zu greifen. ««·’·«’·«) Jesus weist sie darauf hin, wie thöricht es von ihnen gehandelt sei, daß sie seine nur noch kurze An- wesenheit besziihnen nicht besser nähen, daß sie den- jenigen aus dem Wege räumen wollen, der doch bald enug sie verlassen wird; mit ihm. aber werde alles eil von ihnen weichen, so daß sie dann alle Ursach haben würden, in schmerzlicger Sehnsucht ihn zurück- zuwiinschew Die tragische "raft dieser Rede liegt m dem Gedanken: nachdem sie ihn, den Anwesenden, ver- folgt u1id getödtet, würden sie ihn, den Abwesenden, zurückwiinschem aber vergeblichx solche Kraft darf man nicht dadurch abschwächen, daß man die Worte von seiner Person ablöst und auf den, der in seiner Person ihnen angeboten war, den Messias überträgt. Und auch das trifft noch nicht völlig das Rechte, wenn man auf die tiefe Noth, in die sie gerathen würden und die ihnen Veranlassung genug geben werde, den Christus, den sie jetzt nicht länger untersich dulden wollen, dessen Gegenwart i neu» unerträglich sei, zu- riickzuwisinschem verweist. s giebt uns vielmehr das Hohelied hier den rechten Aufschluß, zu dessen rich- tigem Verständniß Hengstenberg unter Bezugnahme auf die Stelle dort: Kap. 5, 2 ff., allerdings den Schlüssel an die Hand giebt, wenn er bemerkt: erade mit dem ,,ich gehe hin«, welches aus jener Ste e ent- lehnt und den Reden Christi bei Johannes eigenthum- 136 Evangelium Johannis 7, 37—3«9. lich ist, hat Jesus selber sich) als den Bräutigam des Hohenliedes, als die Braut agegen das jüdische Volk gekennzeichnet—aber doch mittels seines Grundsatzes daß an die Stelle Jsraels die christliche Kirche getreten sei, den richtigen Gebrauch dieses Schlüssels sich selber unmöglich macht. Jm 6. Vers sa t daselbst Sulamith: ,,—Und da ich meinem Freunde aukgethan Hatte, war er weg und hin egangen. Da ging meine eele heraus nach seinem ort. Jch suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief» aber er antwortete mir nicht« Jm vorhergehenden Verse hat sie gesagt: ,,Da stund ich auf, daß ich meinem Freunde aufthäte; meine Hände trosfen mit Myrrhem und Myrrhen liefen über meine Finger an dem Riegel am Schloß-« Darin, so äußert sich der genannte Ausleger sehr treffend, zeigte sich die Barmherzigkeit des HErrn gegen sein Volk in ihrer ganzen Größe, daß die Verstoßung desselben erst dann eintrat, als durch die herrlichen Erweisungen des Ver- Pmähten der Stachel der Sehnsucht in das Herz der ochter Zion gesenkt worden war. Ja, so fahren wir fort, Jsrael weiß es in tiefster Seele gar wohl, wenn es auch zur Zeit das weder sich selbst, noch Andern eingestehen mag, daß der Jesus von Nazareth, den es verworfen hat, doch sein alleiniger und rechter Heiland sei; die Hände triefen der Sulamith von den Mhrrhem die ihr Bräutigam an der Thiir ihrer Hütte zurückgelassem als er, sich nicht ohne Weiteres abweisen lassend, seine Hand durch’s Loch steckte. Sie kann ihre Finxr von der fließenden Myrrhe, die sich vom Riegel am chloß denselbigen angehängt hat, nicht losmachem ge ist damit versiegelt auf den Tag, von dem St. anlus in Röm. 11, 25 ff. u. L. Cor. Z, 16 redet. Schreiber dieses hat früher in einer der unter seiner Aufsicht stehenden Schulen ein Judenmädchen gekannt, die lernte eifriger und besser als viele Christenkinder ihrer Klasse die biblische Geschichte und den Katechis- musz und wenn sog. Kinderlehre in der Kirche ge- halten wurde, wollte sie dabei durchaus nicht fehlen. Was sie da immer am besten inne hatte und woran ihr Herz ani meisten hing, das war die Geschichte unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi nach ihrem anzen Umfange; sie gab da Antworten, deren man ßich verwundern mußte. Und was ist denn der Christ- baum, der auch in Judenhäusern zu Weihnachten an- gezündet wird, anders als eine Ersüllung dessen, was der HErr hier sagt: ,,ihr werdet mich suchen und nicht finden?« — Das Heil suchen und nicht finden, ist das Loos der in Eitelkeit verlorenen Welt; den Heiland suchen und nicht finden, ist das Loos des armen, in die Eitelkeit der Satzung versunkenen Israel. (P.L»an e.) f) Die Gegenwartsform ist gebraucht, weil der H rr, wie schon bei dem ,,ich gehe hin«, die Sache, von der er redet, sich lebendig vergegenwärtigh Als Ort oder Zustand, den er im Sinne habe, bezeichnen die Aus- leger meist den Himmel» oder die Herrlichkeit, so daß den Juden die Mö lichkeit abgeschnitten würde, ihm nach in die himmlische Seligkeit einzugehen, weil sie ohne isnsein müssen; indessen ist vielmehr aus V. 33: ,,ich ge e hin zu dem, der mich gesandt hat«, zu ,,ich bin« zu ergänzen: ,,bei Gott«. Während er seinerseits hin- geht u dem, von welcheni er gekommen, bleiben sie auf rden oder in der Welt zurück, und während er fortan bei Gott ist, sind da egen sie in der Gottes- ferne, Gottverlassenheit: ert o gewendet, läßt sich das Gesagte in einer gewissen e nlichkeit, wenngleich in einem viel beschränkteren Ma e, auch auf die Jtinger anwenden (vgl· Kap. 17, 11 u. 24), wie der HErr in Kap. 13, 33 f. thut. Was Luther zu un rer Stelle fes, dür e gegenwärti noch viel gewi er gelten: ,, ies sin erschreckliche orte, ich lese sie nicht gerne. Wir sollen nicht gedenken, das Evangelium, das wir jetzt haben, werde ewig bei uns bleiben: sage mir’s wieder über zwanzig Jahre, wie es sei! Wenn die jetzigen frommen, rechtschaffeuen Prediger werden todt sein (Osfenb. 11, 7 fs.), dann werden andere kommen, die da werden predi en und es machen, wie es dem Teufel gefällt; das ort kann nicht lange stehen, denn die Undankbarkeit ist zu groß, so machet die Ver- achtung und der Ueberdruß, daß es weg muß, und Gott in die Länge nicht zusehen kann. Aber es ist der Welt nicht zu helfen, sie glaubet’s nicht. Die Juden haben auch also gethan: Christus, Gottes Sohn, kam selber, darnach die Apostel; und warneten sie; aber sie glaubten? nicht. Also niuß Deutschland auch dahin gehen und herhalten —— wir wollen’s erfahren« Binnen zehn Jahren, so weissagen uns die Herolde der Gott osigkeit zu dieser unsrer Zeit, werde es dahin kommen, daß der Staat den Glauben an Christum als den Sohn Gottes als ein Verbrechen strase — ob sie vielleicht Recht haben? (Offenb. 11, 7 ff.). ff) Es geht nicht an, die Böswi.lligkeit in dieser Deutung der Worte Jesu in Abrede zu stellen, welche von den Juden ausgeht und an der in Kap. 8, 22 eine Parallele hat; sie wollen ihn nicht verstehen, darum reifen sie zu solchen Cntsiellungen des Sinnes seiner ede. Daß er etwa zu den außerhalb Palä- stina’s unter den Griechen zerstreut wohnenden Juden gehen werde, ist dann ferner eine ihrem Dünkel . entsprechende Deutung: dorthin freilich, so wollen sie sagen, würden sie, die Bewohner des heil. Landes, ihm nicht folgen. An diese schmähsüchtige Vermuthung knüpfen sie dann die weitere an, ob er vielleicht dort auch die Griechen lehren wolle, d. h. sich von den Juden zu den Heiden wenden, eine Möglichkeit so schimpflicher Art in ihren Augen, daß nur bitterer Hohn sie treiben konnte, einen solchen Gedanken über Jesum auszusprechem (v. Burgen) Die Deutung ist vorwiegend Böswilligkeih welche das Gericht nicht verstehen und sich eingestehen will, das ihr deutlich genug angekündigt worden, keineswegs also eine ernst- lich gemeinte Conjektur (Mnthmaßung); doch tritt hier nicht so, wie in Kap. 8, 22, offener Hohn zu Tage, sondern jene Vorstellung treibt ihr Spiel, welche so thut, als könnte sie· Jesu Wort nicht verstehen. (Luthardt.) Die Deutung befriedigt aber diejenigen, welche sie aufstellen, selbst nicht; sie stellen sie nur fragend und zweifelnd auf und bezeichnen dann das Problem als ein noch ungelöstes, denn es lag in den Worten Christi ein Moment, welches ihr widerstreitet, nämlich das zu dem ,,ich gehe hin« hinzugefügte: »zu dem, der mich gesandt hat.« Dem können sie, die nur sauf der Erde heimisch sind, nicht folgen, sie lassen es daher ohne Weiteres weg; aber es reicht doch hin, ihnen die Unzulässigkeit ihrer Deutung (in welcher gleichwohl ein Moment der Wahrheit liegt und in der die Ahnung sich zu erkennen giebt, daß die Weissa ung in Jes· 49, 4—6 in der Erfülluug begriffen sei) Fühl- bar zu machen. (Hengstenberg.) Jn der Zeit, — wo Johannes schrieb, war Jesus wirklich der Messias der Griechen geworden, er schrieb sein Evangelium in griechischer Sprache und in heidnis em Lande; die pöttische Aeußerung der Juden hatte ich also in eine Weissagung verwandelt, wie das Wort des Kaiphas in Kap. 11, 50 ff., daher wird sie in ihrer ganzen Aus- sührlichkeit berichtet. (Godet.) c. V. 37—Kap. s, l. (§.7·6.) Yer Letzte große Tag dec- Festes. Der letzte große Tag des Festes. 137 37. Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war [d. i. Mittwoch den 19. Ok- tober des J. 29 —- vgl. den letzten großen Tag des Laubhüttenfeftes, sowie diFn 19. Oktober dliels J. 66 n. Chr. unter d, Ab atz 4-—6 des . Aiihangs], trat Jesus auf [indem er nach dem Gottesdienft des Morgenopfers mitten im Vorhof des Volkes in hoch aufgerichteter Gestalt sich hin- stellte], tiesfmit lauter, dnrchdringender Stimme] nnd sprach lJes. 55, 1 ff-]: Wen da [im »geift- lichen Sinne des Worts Matth. 5 , 6] dnrstet, der komme zu mir und trinke-« sdes Wassers, das ich ihm gebe 4, 14]. 38. Wer ldenn solcher meiner Einladung folgt und dadnrch zu mir kommt und meines Wassers trinkt, daß er] an mich glaubet, wie die Schrif»t·»sagt, von des; fzu einem Tempel Gottes geheiligten] Leibe [genauer: Leisbes- innerem, dem Mittel- und Sammelpunkt eines geistlichen Besitzthums] werden fin den reich- lichen und kräftigen Erweifungen der ihnen inne- wohnenden HeilsfÜlleJ Ströme des leben- digen Wassers fließen [die über Andere ’ch ergxsßesi und sie ebenfalls des Heils theilha tig ma en. 39. Das [was er da redete von Strömen lebendigen Wassers, die von seinen Gläubigen ausgehen würden] sagte er aber [um den Leser gleich hier m das rechte Verständn1ß seines Wortes einzuführen2 21] von dem Geist welchen Evom Taghe de? Plstingstkn dab]·ffenjt,psahten« Lügen, te an in gan en un grc ami no on einer andern Seite her, als «in V. 33 f., in die Zeit nach feinem Hingange hinein]; denn der heilige Geist fnicht seiner Person, sondern der in Jes 44, Z; ON. 36, 26 f.; Joel Z, 1 f. ver- heißenen Ausgießung und Wirkung nach] war fdcFumcjtL Zls vckdzkrd Hlsrr gis gietsver Wezse all ere its) M it cllll cll clc UV M verkläret-«« [Kap. 16, « 7]. « r) Da der ächzte Tag (2"2. Tisri) nach Z. ·Mof. P, s? F. il . 35; 8, its; tijkenhsiteben eieni en e aenmi ueä wnre, o a e- wixß auch JohannZs diesezngTzag, nicht, wie manbhe Ausleger glauben, den siebenten gemeint, zumal es in skätgrerttzzkkit gangbadr nzgrwevoiilzitheir a ttägigden all U cU clck U kc et! «. clcc. ,« · Vkltl lc beson ere Auszeizchnung dieses als des ,,herrlichsten« hkiier egarakteråftrtSetzlkcgges Feftaädsen habe? kEsl Zur een roe u a es etes, r e·e « en Rückkelstk Ins den Hüttengin den Tempelzlbeftitilinritlund gls Iabbsth gelzilsigh dghkttc erJ auchChbefokitdere Ge- kllU c, er, cllll c ll e. cllc llkü ckl lkUU III« THEEkkkmsillkskkhtdklmsflkältlkfx ZIUYUFIJFkJFlFUTZI n 1 , das egr an demselben redete; das Feierliche dieses Auf- tretens ftelltgich in dem ,,er trat aus«, sowie in dem ,,rief«« (vgl. . 28) dar. ·(Meyer.) Eins· aber fehlte dem achten Tage, was die anderen auszeicznete das nach dem Morgenopfer übliche feftliche We! erfHöpfen (3. Mof. 23, 43 Anm.): das war die Feier der Wun- derbrnnnen, welche Gott dem wandernden Volke bei seinem Zuge durch die Wüste eröffnet hatte; weil nun er achte Tag die Einkehr in Canaan bezeichnete, so fiel an diesem Tage das Wafferschöpfen weg. Die Wunderbrnnnen schienen da wie versiegt, nnd es ent- stand ein Gefühl des« Mangels und der Leere; aber eben dies Gefühl, welches gerade am achten, dem herr- lichsten Tage bei den Feftfeiernden sich einftellen mußte, ist der Punkt, an welchen Jesus feine Einladung an- knüpft. Hatte doch überhaupt der Tempel auf Niorija selber keine Quelle, sondern nur der Tempelberg, außerhalb der Rin mauern des Heiligthums weshalb man anch das Wasser für den Tempel erst von dem Brunnen Siloah herausholen mußte — ein Zeichen und Sinnbild, daß anch dem Priesterthum nnd Opfer- kultns noch. der rechte Lebensgeist fehle; unter dem Walten des theokratifchen Geistes wußte aber anch Jsrael bei feinem Wafferfchöpfen der zukünftigen Quelle des Heils, die Jehova feinem Volke eröffnen wolle, sich zu trö ten. (P. Lange.) Durch sieben Tage währte das ymbolz am achten Tage kommt nun seine Ausdeutnng Getzgeftenbergh Mit dem Felsen also, welchen Gott als ittel gebraucht hat, fein Volk-zu tränken, vergleicht sich Jesus in feinem Ausruf (1. Cor. 10, 4). Jn Kap· 2 hat er sich vorgestellt als den wahren Tempel, in K. 3 als die rechte eherne Schlange, in K. 6 als das Himmelsbrod, das rechte Manna, in K. 7"ist er der rechte Fels, dann in K. 8 die wahre Feuerfäule, und so fort bis K. 19, wo er endlich das Vorbild des Osterlamms erfüllt. So benutzt der HErr jedes Fest, um den ganzen alten Bund in seine Person hineinzubildem so sehr fühlt und weiß ersichals das wahre Wesen aller t eokratifchen Vorbilder. (Godet.) «) Wer zu mir kommt, den will ich also zube- reiten, daß er nicht allein für feine Person soll gelabt und erquickt werden, daß» er feinen Durst löschen mag und des Durstes ledig werden, sondern will ihm zu einem starken steinern Faß machen, ihm den heil. Geist und Gaben geben, daß erzu andern Leuten fließe, sie tränke, tröste, stärke, vielen anderen Leuten anch diene, wie ihm durch mich geholfen ist. Also tut St. Petrus am Pfin fttage, da er mit feiner Lsredigt als-mit einem Waksferftrom aus des Teufels Reich ausrottet und ausfchwemmet dreitaufend Menschen, die er in Einer Stunde erlöfete: er wäfcht sie von Sünden, Tod und Teufel. (Luther.) Das in V. 38 Gesagte ift nicht bloße Ausführung des in V. 37 Ge- sagten; denn die Worte: ,, er an mich glaubet« ent- fpre en nicht dem ,,wen da ürftet«, sondern vielmehr den orten: »der komme zu mir und trinke« — wie öfters bei Johannes, ift die Jdee, mit der der vor- hergehende Vers schließt, der Ausgangspunkt für den folgenden. Die erlangte Gnade wird das Mittel, eine neue, höhere Gnade zu erlangen (vgl. Kap. 1, 16); der von Christo mit lebendigem Wasser Getränkte wird so mit dem, was er empfängt, gesättigt werden, daß er nun in Strömen lebendigen Wassers für Andere überfließt (Godet.) Abfiehtlich stellt im jetzigen Ab- fchnitt der Evangelist neben das zukünftige Gericht des Unglaubens, davon der Schluß des vorigen Abfchnitts handelte, die Verheißung des zukünftigen Guts, die dem Glauben gegeben ift; die Verheißungift aber eine doppelte: wer glaubt, soll nicht blos selbst Genüge finden in dem Geist, der ihn erfüllen wird, sondern auch dieses Heilsgut Andern vermitteln; und nun soll durch Wirkung des Geistes auch die leibliche Natur des Gläubiger: eine heilige Stätte, eine Stätte und Quelle des Geiftesund ein Mittel feiner Mittheilung werden. Diese Geifteswirkung ift aber abhängig von 138 Evangelium Johannis 7, 40 —45. der Verklärung Jesu, weil Gottes Geist in dieser Be- sttmmtheit erst dann auch Geist seiner verklärten Natur ist, also erst von da an Geist der Naturverklärung Geist des Wunders für die Gläubigen sein kann. Sieht also Jesus im vorigen Abschnitt (V. 3 fs.) hin auf die Folge, welche seine Erlösung für das ungläu- bige Jsrael hat, so nun hier auf die, welche sie für die Seinigen hat; letzteres ist aber ebenfalls ein Ge- richt für Jsrael. Dies geht damit der Zukunft ver- lustig, wel e ihm durch den Quell Siloah bedeutet, durch das ort der Verheißuiig gedeutet ist, welches von einer Geistesausgießung über alles Fleisch nnd einem Strome des Heils, der von Zion ausfließen werde, redet. (Luthardt.) Erst nachdem das Haupt der erlöseten Gemeinde fein Sühnungswerk auf Erden ausgerichtet hatte und erhöhet war zur Rechten Gottes, ward der Geist, der auf ihm ruhete ohne Maß und dessen Fülle in seiner gottmenfchlichen Person be- schlossen war, entbunden, daß er zum Gemeingut aller wurde, welche an ihn glaubten, und sie mit Christo einigte zu Einem Leibe; darum heißt er auch seitdem ebenso der Geist Gottes, wie der Geist Christi, und ist das Pfand des Erbes, mit dem sie versiegelt sind auf den Tag der Erlösung (Röm. 8, 9; Ephes. 1, 14; 4, 30). Darum setzt auch Petrus (Apostg. Z, 33) die Mittheilung des heil. Geistes an seine Gemeinde in Abhängigkeit von der Verklärung Jesu, und bestätigt durch diese Hinweisung das Wort Johannis in unserm Texte. (v. Burger.) Die Jünger, solange Jesus noch bei ihnen war, glaubten an ihn, und sie glaubten durch den heil. Geist, deß Sausen sie hörten aus Jesu Munde und in Jesu Werken; sie gingen daher in Geistes-Luft, umströmt von Geistesfluth, beschirmt unter Geistesflügeln. Aber noch nicht von ihnen strömte der Geist aus, er war noch beschlossen in Jesu sichtbarer Person; erst nachdem dieser Jesusf gekreu- ziget von den Juden, auferweckt und durch. die Rechte Gottes erhöhet, zu einem HErrn und Christ gemacht war, nachdem er durch seine Auferste ung eingegangen war in seine Herrlichkeit und als erklärter den Seinen sich offenbarte, erst da kam der Geist zu ewigem Bleiben auf und in sie, um vonihnen auszuströmen in die Welt. (Besser.) Der Satz des Evangelisten streitet nicht mit der alttestamentlichen, namentlich prophetischen Geisteswirksamkeit, da hier von dem Geiste, sofern er das Prinzip des specifisch christlichen Lebens ist, geredet wird; in dieser charakteristischen Bestimmtheit, in welcher er der Geist Christi, der Geist der Verheißung der Kinds aft, der Gnade, das Pfand des-Erbes, der Geist des S uferweckens Jesu von den Todten ist (Ephes. 1, 13 f.; Röm. 8, 11 u. 15; Hebr 10, 29) und verheißungsgemäß nach der Erhöhung Christi gegeben werden sollte (Apostg. 2, 33), war noch nicht da, wie ja auch die Gnade und Wahrheit erst durch Christum geworden (Kap. I, 17). Erst mußte Jesus auf dem Wege des Todes zum Himmel zurückkehren und das himmlische Reich antreten, um als Mitherrscher des Vaters und Herr über alles, also auch des Geistes (Kap. 17, Z; 1. Cor. 15, 25; 2.Cor. Z, 18), den Geist vom Himmel aus zu senden; diese Sendung aber war die Bedingung des nachmaligen da- Seins des Geistes. Bis dahin blieben die Gläu- bigen an die persönliche Erscheinung Jesu gewiesen. Wiesen) » · . esondere Schwierigkeit hat der Auslegung von jeher der Zwischensatzt ,,wie die Schrift sagt« bereitet, da es keine solche Stelle des alten« Testaments giebt, welche» dem Wortlaut nach dem Ausspruche Christi entfpräche; und wenn nun gleich manche Verwandte Stellen sich anführen lassen, so fehlt doch eine solche, auf welche die so eigenthüinliche Erwähnung des Leibes zurüikgeführt werden könnte. Man hat daher versucht, die Worte auf den vorangehenden Sah: »wer an mich glaubt« zu beziehen und sie so zu deuten, als sollte damit ein schriftgemäßer Glaube bezeichnet wer- den; sie sind aber unzweifelhaft Anführungsforinel und bezeichnen den im folgenden Saß enthaltenen Ge- danken als einen schon vom prophetischen Wort des alten Testaments ausgedrückten. Jn diesem nun finden allerdings sich mehrere solche Stellen, wo von dem Hause des HErrn, dem Tempel auf Zion oder der Stadt Jerusalem geweissagt wird, daß eine Quelle von da ausgehen werde, die hinausfließt in die Weite und Leben und Segen verbreitet (Joel Z, 23; Hes.47,1sf.; Sach. 14, 8). Nachdem dann der HErr in V. 37, an die Ceremonie des Wasserschöpfens aus der Quelle Siloah sich anschließend, als denjenigen Heilsbrunnen sich charakterisirt hat, aus welchem jeder, der da dürfte, mit Freuden Wasser schöpfen und trinken solle zu voll- koinmener Befriedigung seines Durstes, nimmt er in V. 38 Beziehung auf jene Weissagung; und gleichwie er nun in Kap. Z, 19 u. 21 seinen eigenen Leib als Tempel bezeichnete, so stellt er hier den Leib derer, die an ihn glauben, als denjenigen Tempel dar, von welchem jene alttestamentliche Weissagung von einem davon ausgehenden Strom gelte. Diesen Gedanken, daß der Leib der an Christum Gläubigen um des in ihnen wohnenden und sie erfüllenden heil. Geistes willen ein Haus des HErrn oder ein Tempel Gottes sei, spricht Paulus in l· Cor. 6, 19 klar und unzwei- deutig aus; indessen ist die hier vorliegende Stelle doch insofern noch verschieden von jener, als im Grundtext nicht sowohl der ,,Leib«, als vielmehr der ,,Bauch« genannt ist: von deß Bauche werden Ströme leben- digen Wassers fließen. Darunter ist das Leibes-Innere zu verstehen, welches zuert den Trank in sich auf- nimmt und dann das iibrige asser wieder von sich aus- gießt(Spr.13, 25; 1. Cor. 6, 13); der Ausdruck enthält also ein Gleichniß, so daß es keineswegs verfehlt ist, wenn manche Ausleger ihn auf das Herz beziehen, gleichwie auch in Spr. 18, 8 u. 20, 27; Sir. 51, 29 der von Luther mit ,,Herz« übersetzte hebräische Aus- druck eigentlich das Leibes-Innere ·als»die Stätte see- lischkgeistiger Erfahrungen und Thätigkeiten (Hab. 3, 16) bezeichnet und das Innere der Persönlichkeit überhaupt meint· Hierdurch aber rückt unsre Stelle noch näher dem, ioas in Hohel 7, 2 Salomo zur Sulamith spricht: »Dein Nabel ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk niangelt; dein Bauch ist wie ein Weizenhaufen, umsteckt mit Lilien« und damit das ihr beiwohnende Vermögen preist, Labung und Erquickung, Nahrung und Stärkung in geistlicher Hinsicht der übrigen Mens enwelt darzubietenz diese Stelle hat der HErr wohl no bestimmter im Auge gehabt bei seinem Ausspruch, und nun nicht blos das Hohelied für einen Theil der ,,Schrift« erklärt, sondern auch der alle- gorischen Auslegung desselben das Siegel der Bestä- tigung ausgedrückt. 40. Viele nun vom Volk, die diese sm V. 37 u. 38 mitgetheilte] Rede höreten, sprachen seiner zum andern]: Dieser ist ein kechtek Propbet sist in Wahrheit der in b. Mos. 18, 15 ff. ver- heißene Prophet]. 41. Die andern [noch entschiedener mit ihrer Meinung hervortretend] sprachen: Ei· ist snicht blos jener Prophet, sondern auch der verheißene König von Israel Kap. l, 49, namlich] Christus; Wen da dürfte, der komme zu mir und trinke! Etliche aber [eine neue Klasse, die erste der Geg- ner bildend und wohl der Genossenschaft derer angehörend, von denen in V. 25 —27 erzählt wurde] sprachem Soll Christus [wie es bei diesem der Fall ist] aus Galilcla kommen? snimmermehr kann er Christus sein.] 42; Spricht nicht [vielmehr inIes.11, 1sf.; Jer. 23, 5 u. Micha s, i] die Schrift, von dem Samen David und aus dem Flecken Vethlehem, da sbei seiner Geburt und auch nachher, bis er den Königsthron bestieg] David war, solle Christus kommen? · 43. Also sindem jeder seine Meinung vor- trug und verfocht] ward eine Zwietracht [griech. Schisma] unter dem Volk uber ihn swer er wäre oder nicht wäre]. 44. Es wollten aber sgleichwie schon neulich V. so] etliche ihn greifen; aber niemand legte die Hand an ihn saus demselben Grunde wie damals] Die kurzen Schilderungen der Eindrücke auf das Volk, welche auf jede Rede Jesu folgen, dienen dazu, die in entgegengesetzter Richtung fortschreitende Ent- wickelung in’s Licht zu stellen, und bereiten das Ver- ständniß der letzten Entscheidung vor. (Godet.) Zu- nächst ist von denjenigen die Rede, die es erkannten, daß Jesu Wort ihnen plötzlich Licht gab über ihr unbefriedigtes Gefühl, über die fchmerzliche Se n- sucht, welche gerade an dem herrlichsten Tage es Festes wieder in ihnen erwachte, weil dem Tempel noch die wahre Quelle fehlte· Einige erklärten, er müsse doch wohl der Prophet (6, 14) sein; und sie be- theuerten das, indem sie sich gegen den Eindruck feind- licher Widersprüche zusammen nahmen. Andere spra- chen geradezu aus, er sei der Mefsias; diese fühlten, daß er ire unbefriedigte Sehnsucht nicht blos zu deuten wü te als der Propbet, sondern auch befrie- digte als der Messias Sofort aber traten diesen Bekennern Jesu entschiedene Widersacher gegenüber, welche sie mit der Schrift niederzuschlagen suchten, in- dem sie- den Umstand, daß Jesus aus Galiläa zu Hause war, zu der Voraussetzung erhoben, er sei ein gebotener Galiläer, und nun darauf losargumen- tirten. (P. Lange.) Wie unter den sreundlich ge- sinnten Zuhören zwei Schattirungen sind, so auch zwei in der feindlichen Partei: die Einen machen Ein- wendungen, was hinreicht, um sie moralisch von den Vorgenannten zu unterscheidem die Andern möchten zu Thätlichkeiten greifen. (Godet.) Soviel ist den Einen von den Bekennern Jesu gewiß, daß in Christo die Merkmale des Propheten in 5. Mos. 18 vorhan- den sind; ob auch die übrigen Merkmale des Messias, wie sie z. B. in Jes. 9 u. 11 angegeben werden, das ist ihnen noch zweifelhaft — ganz natürlich, da das königliche Amt des Messias während des Standes der Erniedrigung in tiefer Verhiillung austrat. Andere, die ein schärferes geistliches Auge haben und daher die verborgene Herrlichkeit hinter der Knechtsgestalt wahrnehmen, erkennen in Jesu ohne Weiteres den Geist. Die Erfteren leugneten nicht, sie wagten nur nicht geradezu zu bekennen; der Unterschied mischen ihnen und den Andern ist der zwischen theilwecser und ganzer Erfassung der Wahrheit, letzterer tritt dann die absolute Leugnung entgegen. (Hengstenberg.) Wir sehen, wie der rechte Glaube ausschließlich durch Jesu Wort erzeugt sein mußte und sich nicht gründen durfte auf das Sichtbare, sondern sich einen gewissen Wider- spruch gegen dasselbe gefallen lassen mußte. (Luthardt.) Wer aber dem Eindruck der Person Jesu sich hin ab, der gab sich dann wohl auch Mühe, sich über esu eschichtliche Herkunft genauer zu erkundigen, und fand o den Weg, von dem Anstoß, der in der vermeintl1ch galiläischen Abkunft Jesu lag, befreit zu werden durch richtigere Nachrichten; der leichtsinnige Unglaube da- gegen blieb vor diesem Anstoße stehen, ohne sich nur die Mühe gründlicherer Erkundigungen zu geben, und kämpfte lieber den empfanxenen Eindruck von Jesu Person und Wort nieder. ( brard.) Sie übersehen in ihrem polemischen Eifer, daß Micha 5,1 durch Jes. 8, 23 ergänzt und beschränkt wird, wo Galiläa als die Landschaft bezeichnet ist, welche durch die Er- scheinung des Messias von der tiefsten Niedrigkeit zur höchften Herrlichkeit emporgehoben werden soll. Fiengstenbergh Sie hätten beides, die Geburt zu ethlehem und die Weissagung über Galiläa, sollen merken und fein mit einander verbinden lernen; so aber trennen sie es· (Anton.) Siehe, wie die Men- schen aus der Schrift selbst, die an ihrer Hand uns zu Christo leiten will, sich Hindernisse aufzurichten pflegen, um nicht zu Christo zu kommen! (Calvin.) Jn Folge dieser Streitigkeit zwischen den Bekennern und den Leugnern Christi bildete sich ein starker Zwie- spalt unter der Menge, ein Vorbild des künftigen Schisma zwischen dem gläubigen und dem ungläu- btgen Judenthum (P. Lange.) Es giebt nothwendige Zertrennungem es heißt die Wahrheit verrathen und preisgeben, wenn man aufhört, sie zu vertheidigen, indem man sich denen widersetzt, die sie bekämpfen. Weder die Furcht vor dem übel genommenen Aerger- niß, noch eine salsche Liebe zum Frieden dürfen irgend die Zunge binden. (Quesnel.) Diejenigen, swelche Jesum sogar greifen wollten, konnten gleichwohl es nicht über sich gewinnen, es auch wirklich zu thun; es ist eine gewisse Scheu, welche die Person Jesu ihnen einflößt und unwillkürlich die Hände bindet. Diese Gewalt, welche die Persönlichkeit Jesu auch über die feindseligen Gemüther ausübte und welche sattsam er- kennen läßt, wie Jsrael Jefum nimmermehr hätte reisen und tödten können, hätte es ihnen Gottes und esu Wille nicht selbst· erlaubt, welche denn auch ihre thatsächliche Betätigung in der Geschichte der Gefan- gennehmung (l ,6) findet, ist zugleich eine Verurthek lung der Feindfeligkeit Als eine gerichtete erscheint sie: erreicht sie nun am Ende doch ihren Willen, so wird das nur ein Zeichen sein, daß Gott die Juden in das Gericht des Unglaubens dahin gegeben hat; in dies Gericht aber werden sie«sallen, weil sie sich ver- stockt haben im Unglauben. (Luthardt.) 45. Die Knechte [welche auch heute wieder, wie schon neulich, vergeblich auf einen geeigneten Augenblick gewartet, wo sie dem ihnen ertheilten Befehl zu Jesu Verhaftung nachkommen könnten V· 321 kamen sals Jesus den Tempel nun ver- lassen hatte Kap. 8, 1] zu den lin ihrem Sitzungs- lokal versammelteUJ Hohenpriestern und Pharisäern [ihnen Bericht zu erstatten] Und sie [diese Hohen- rathsmitglieder, die mit Bestimmtheit darauf ge- rechnet hatten, ihre Diener würden sich den, den sie verfolgten, nicht aus den Händen entgehen lassen, und eben deshalb bei einander waren, dem Gefangenen alsbald das Urtheil zu sprechen] 139 « 140 Evangelium Johannis 7, 46—-53. 8, 1--6. sprachen zn ihnen [als sie ohne denselben in das Lokal hereintraten, mit großem Unwillen]: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? · 46. Die Knechte antworteten: Es hat me kein Menfch [Ps. 140, 11 Anm.] also geredet [mit solcher Beweisu1ig des Geistes nnd der Kraft 1. Cur. 2, u] wie dieser Mensch. » «47. Da antworteten ihnen die Pharisaer [die im Collegium saßen, als die kam eifrigsten über die Orthodoxie und Hierarchie wachten]: Seid ihr sdie ihr Diener des heiligen Gerichts in Israel seid nnd euch in strenger Loyalität nur »nach euren Vorgesetzten richten solltet] auch verfnhret svon diesem Volksverführer V. 12 bethört]? « 48; Glanbet auch irgend· ein Oberster oder Pharisaer [die doch allein die Entscheidung zu treffen haben, wer als Propbet oder gar als Messias anzuerkennen sei V. 261 an ihn? 49. sNimmermehrU Sondern das [gemeine, ordinäre] Volk [da], das nichts vom Gesetz weiß fund daher wohl im Stande ist, auch einen solchen Uebertreter des Gefetzes, wie diesen Jesum, für den verheißenen Propheten nnd künftigen König Jsraels zu halten]; ist verflucht sdem Zorne Gottes verfallen, darum hat er demselben einen kräftigen Jrrthum gesandt, daß es der Lüge glaubt I. Kön. 22, 23; 2. Thess L, 11; und auf dieses verfluchten Volkes Seite werdet« ihr euch doch nicht etwa stellen wollen]. Das: ,,es hat noch nie kein Menfch also geredet, wie dieser Menfch« sagen selbst diese Diener des Hohen- raths, von welchen man leichtlich denken kann, wenn das Gewissen sie nicht gedrungen hätte, würden sie ihren Herren so etwas nicht gesagt haben; sie wußten wohl, daß sie sich damit« nicht würden insinuiren, und do sagten sie es mit großem Nachdruck So geht die Sa e Gottes, wenn sie gleich eine unterdrückte ist, doch S ritt für Schritt fort· (Anton.) Die darauf erfolgende Antwort ifst charakteristisch für die Geistes- tyrannei, welche die er Hoherath und die ihm Ver- wandten übtem nur für sich nehmen sie das Recht der Prüfung und Entscheidung in Anspruch, das Volk wird als der Unwissende Haufe betrachtet; und wo es Miene macht, eine von den Oberen unabhängise Mei- nung zu haben, zornig mit dem Fluch belegt. (v. urger.) Was ächte Hierarchen im Allgemeinen immer vom Volk denken, urtheilen, ja erwarten, ignorantes Laien- verhalten, das machen sie ihm in speziellen Beziehungen zum Vorwurf. Jhr Fluchen ist aber zugleich ein Drohen mit dem Banne, der hernach auch wirklich formulirt wurde (9, 22); für die Gerichtsdiener ist ihr Wort ein listiges Einschüchteruugsmittel und eine Ver- leitung, sich ebenfalls in hierarchischem Hochmuths- Zefühl über das Volk zu erheben. (V. Lange) Ein eweis von der grenzenlosen Verachtung des xüdischen Gelehrtenstolzes gegen die ungelehrte Menge, die man im Gegensatz zu dem heil. Volk das ,,Erdenvolk« nannte, find die in rabbinischen Schriften sich findenden Aussprüchet »der Unwissende ist kein Frommer; nur Gelehrte werden auferstehen.« Aber wie bald sollte ihr vermessenes Wort, es glaube keiner der Obersten und Pharisäer, welche letztere als die Hauptmuster noch ganz besonders hervorgehoben werden, zu Schan- den gemacht werden! Denn nun redet Einer, der auch ein Menfch unter den Pharisäern, ein Oberster unter den Juden ist; erst äußerten sich die Gerichtsdiener zu Gunsten Jesu, nun thuts ein Eollege, der HErr herrschet also mitten unter seinen Feinden und hätten diese wohl Gelegenheit genug gehabt, Gottes Finger zu erkennen. 50. Spricht [hierauf, als die Gerichtsdiener entlassen waren und die Hohenpriester und Pha- risäer sich jetzt weiter beriethen, wie sie gegen Jesum als gegen einen ausgemachten Uebelthäter noch nachdrücklicher als bisher einschreiten möchten, um die Sache mit ihm zu Ende zu führen] zu ihnen Nicodemns, der svormals Kap. s, i sf.] bei der Nacht zu ihm kam, welcher einer unter ihnen war fund also auch feine Stimme abzu- geben das Recht hatte]: 51. Richtet unser Gesetz sdessen Vertreter und Diener wir Obersten sind] auch einen Menschen, ehe man ihn verhöret und sans näherer Unter- suchungs erkennt, was et thut? [gebietet es nicht vielmehr in 5. Mos. 1, 16 f.: ,,verhöret eure Brüder: ihr sollt den Kleinen hören, wie den Großen«? wie kommt ihr denn dazu, diesem Jesus fcho1i das Strafurtheil zu fällen, noch bevor er vor ordentlichem Gericht gestanden und über sein Thun und Vornehmen selber hat Rechenschaft geben können?] 52. Sie antworteten nnd sprachen zu ihm: Bist dn setwas auch ein Galiläer saus dieser halb- heidnischen Landschaft Matth. 4, 25 Anm. gebürtig, und hältst nun aus landsmannschaftlichem Interesse dich zu ihm]? Fvksche nnd siehe sdich in der heil. Geschichte um, da wirst d"u befinden], ans Galilcia steht kein Prophetanf les ist also von Haus aus fchoii eine ausgemachte Sache, daß dieser nur ein Lügenprophetsein kann, und wenn er gar für den Messias selber sich ausgiebt, erst recht ein Volksverführer ist]- " iNicht viele Edle sind berufen, aber doch etliche. Wie ein Donnerfchlag traf es diese Starken, daß ihrer Einer ein Raub Jesu geworden, auf daß sie keine Entschuldigung hätten. Zwar sehr schüchtern nur wagt Nieodemus sich an’s Licht; aber die ihm sofort be- ge nende Feindschaft der Finsterniß läßt doch merken, da er mit ihr im tiefsten Grunde seines Herzens gebrochen hat. (Besser.) Die Mit lieder des Hohen- raths haben verächtlich von dem Volke geredet, das nichts vom Gesetze weiß (V. 49); Nieodemusweist sie darauf hin, daß sie selbst in einem schmählichen Widerspruch gegen das Gesetz befangen find. (Hengsten- berg.) -Es ist höchst auffallend, wenn man in unserer Zeit den Umstand, daß die Propheten Elias (1. Kön. 17,1), Jczyas (2.Kög««1zi« 25), und wohl auch Nahum (2. K. 19, 37 Anm.) und Hosea (2. K. 14, 29 Anm.) aus Galiliia waren, hervorgehoben hat, um die Aecht- heit dieser Stelle zu verdächtigem indem man bemerkte, es sei unwahrscheinlich, daß das gelehrte Collegium »t- jene Notizennicht sollte gewußt haben. Diese kritische « Folgerung ist ein Beweis, wie die hochgelehrten Rabbinen in aller Welt zusammenhalten und nichts auseinander kommen lassen; dagegen ist durchaus keine Der Pharisäer Machtsprüche wider alle, die an Jesum glauben wollen. 141 Nöthigung für die unbefangene Forschung vorhanden, die gelehrte Unfehlbarkeit jenes leidenschaftlich ans- geregten Collegiums zu retten. »Darum handelt es sich ja eben, das will uns der Geschichtsschreiber oder viel- mehr die Geschichte selber zeigen, daß die Leidenschaft des Hasses, besonders des Hasses gege1i Jefuni, auch einem hochpreislichen Schriftgelehrten- und Priester- Collegium so den Kopf rauben »könne, daß-es in der Aufwallung die gröbsten Verstöße gegen· die Schrift- gelehrsamkeit machen müsse; und das ist eben· die Ironie des göttlichen Waltens über die Glieder dieses geistverlasseneii Collegiums, daß sie selber den größten Verftoß gegen die Schriftgelehrsamkeit machen, wahrend sie den Jünger Jefu als einen Unwissenden mit einein gelehrten Machtspruch zu Boden schmettern wollen. (P. Lange.) 53. Und ein jeglicher [von denen, die wir im bisherigen Abschnitt im— Tempel versammelt sahen] ging also heim [nach seiner·Behaufung, die vom Volk V. 40—44 gingen heim, nachdem sie in 4 Parteien sich geschieden, die Mitglieder des Hohenrathes V. 45-—-52 aber, nachdem auch von ihnen Einer von den Uebrigen sich losgelöst hatte]. Das 8. Kapitel. Von einer« Ehebrecheriih Christi« Person und drin, seiner Sänger« Eigenschaften. l. Jesus aber sder noch vor denen in V. 40—-44 den Tempel verlassen hatte] ging an den Oelberg swohl nach dem Garten Gethsemane, um beim Abendgottesdienst dieses Schlußtags des Festes sich wieder an heiliger Stätte einzufinden und noch einmal eine feierliche Einladung an das Volk ergehen zu lassen V. 12]. · Wir werden hernach uns überzeugen, daß die in V. 2——11 mitgetheilte Geschichte von der Begnadigung der Ehebrecherin nicht in das Evangelium des Johannes herein- und am wenigsten an die Stelle her-gehört, an welche man sie geftellt hat, daß daher» auch die hier uns vorliegenden beiden Verse, welche einestheils zur Einleitung für die fol ende Geschichte dienen, andern- theils den Zusammenhang vermitteln sollen mit dem bisherigen Abschnitt, unserm Evangelisteii eigentlich fremd sind; dennoch lassen wir sie stehen nnd benutzen sie als Schlußftein des Abschnitts, weil es wirklich sich so verhielt, wie hier erzählt wird. Während die Andern heiingingein die vom Volke einerseits und die Mitglieder des Hohenraths andrerseits, um die übrige Zeit des Tages bis zum Abend in ihren Häusern zu- ziibringen, in denen man nun wieder wohnete (nicht mehr in Hütten) begab sich Jesus dahin, wo er nach Kap. 18, 2 sich oft versammelte mit seinen Jüngern, und hat wohl dort wieder, wie in Luk. 11, 1., im Gebet auf den Abend sich gestärkt; denn da sollte es nun zum ersteii Mordanfall auf ihn kommen (V. 59). Man wird gut thun, ioenn es sich um eine Betrach- tung des Lebens Jesu in seinem ges ichtlich en Zusammenhange handelt, den folgenden bschnitt zu iiberschlagen und sofort zu dem weiter folgenden unter e. überzugehen, die Geschichte von der Begnadi- gung der Ehebrecherin aber nach Matth. 22, 22 vor- zunehmen. d. v. 2——nan. it,11. (§. 77-) Die Zlkegnadigung der Ehehrectjeritu 2. Und frühe Morgens [des andern Tages] kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm ssein Wort zu hören]; und er setzte sich [beim Gotteskasten im Vorhof der Weiber Mark. 12, 41; Matth. 13, 2 Arme] und lehrete sie [V. 20]. » 3. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer [statt den Hohenrath mit Entscheidung der Sache, die zu ihrer Kenntniß gekommen, zu betrauen] brachten ein Weib zu ihm lder ja, wenn er der Messias heißen wolle, auch die in Israel vor- kommenden Verbrechen abzuurteln habe], im Ehe: bruch begriffen swährend man den dabei betheiligten Mann hatte laufen lassen], und stelleten sie ins Mitte! dar fin deii Kreis der um ihn versammel- ten Zuhörer hinein], 4., Und sprachen zu ihm: Meister, dies Weib ist [von den sie herbeiführenden Zeugen] begriffen auf frischer That im Ehebrnch; Z. Moses aber hat uns im Gesetz is— Mos- 20, 10; 5. M."22, 221 geboten, solche sbei denen es sich um das klar erwiesene Verbrechen des Ehebruchs handelt] zu steinigenznas sagst du [das man ihr thun soll]? b. Das sprachen sie aber, ihn zu versuchen feinen Ausspruch ihm zu entlocken, der etwas Anderes ihnen zu thun geböte, als was das Gesetz vorschrieb], auf daß sie eine Sache zu ihm hätten [deretwegen sie ihn als Einen, der das Gefetz auflöse, verklagen könnten Matth. 12, 10; Mark. Z, 2; Luk. 6, 7; 11, 54]. Aber Jesus [sie mit ihrem Anliegen, das nach den Umständen, unter welchen es vor ihn gebracht wurde, ihn ja auch nichts weiter anging, abzuweisen Luk. 1"2, 141 blickte sich nieder und schrieb mit dem Finger ans die Erde swie Einer, der seinen eigenen Gedanken nachhängt]. Stünde der Abschnitt wirklich hier an richtiger Stelle, so könnte bei dem ,,letzten Tag des Festes, der am herrlichsten war« in Kap. 7, 37 nicht an den achten, sondern nur an den siebenten Tag gedacht werden, weil wir mit den Eingangsivorteiu ,,frühe Morgens kam er wieder in den Tempel« ohne Zweifel nicht auf den nächsten Tag nach dein Abschlufz der ganzen Fest- zeit verwiesen werden solleii, sondern noch in diese hinein, solange das Volk beim Tempel noch ver- sammelt war und nicht wieder in die Heimath sich zerstreuet hatte. Indessen gehört der folgende Abschnitt von V. 12 an ganz unbedingt deni achten Tage an; er schließt aber mit seinem Eingang ,,da redete Jesus abermal zu ihnen« offenbar mit deni früheren inKap 7, 37—52 sich zu einem Ganzen zusammen und ver- legt auch diesen auf den nämlichen Ta , es ist also für den vorliegenden Abschnitt schon in glnsehung der Zeit, die er für sich in Anspruch nimmt, kein Raum. Aber auch in Ansehung der Stellung, welche die Schristgelehrten und Pharisäer jetzt noch zii Jesu ein- nehmen, kann derselbe unmöglich hierher gehören. Denn im vorigen Abschnitt haben wir gesehen, wie 142 Evangelium Johannis 8, 7——11. diese Widersacher alle Macht dem Volke gegenüber aufbieten, daß es iiicht einen Propheten oder gar Christum in seiner Person anerkenne; dagegen, indem sie hier den Fall mit dem Weibe ihm zur Entscheidung vorlegen, räumen sie ihm eine richterliche Auctoritcit ein, wie nur einem Propheten oder dem Messias sie zugestanden werden konnte, wenn auch nur in der Ab- sicht, ihn zu versuchen, d. h. die Art und Weise, wie« er solche Auetorität üben würde, nach der einen oder nach der andern Seite hin als Mittel zu benutzen, um ihn vor dem Volke oder der weltlichen Obrigkeit zu Schanden zu machen. Wir sehen also die Schriftgelehrten und Pharisäer allbereits diejenige Stelluiig zu Jesu einnehmen, in welcher sie in Matth. 22, 15 ff. die Frage wegen des Zinsgroschens an ihn richten; hinter diese Geschichte gehört denn» die von der Ehebrecherin ganz unzweifelhaft. Bei der Frage vom Zinsgroschen hatten die Gegner, wie" in Luk. 20, 20 ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht wird, und auch sowohl die Hinzuziehun von Herodis Dienern als die «·der Frage vorausgeizchickte Schmeichelrede das zu erkennen giebt, in erster Linie darauf ihr Absehen gerichteh daß der HErr auf Grund des göttlichen Wortes in 5. Mos. 17, 15 antworten sollte: »Nein! es ist nicht recht, daß man dem Kaiser Zins gebe«; indem er aber mit dem ,,gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist« den gerade entgegengesetzten Bescheid ertheilt: ,,es ist nicht blos recht, sondern sogar eure Pslicht«, hat er doch zugleich mit dem »und Gott, was Gottes ist« solchen Bescheid so ein» erichtet, daß, wie es in Luk. TO, 26 heißt, sie sein Bgort nicht tadeln können vor dem Volke, und sie also auch mit dem, was bei ihrer Berechnung in zweiter Linie stand, zu Schanden geworden sind· Bei der Frage über die Steinigung der Ehebrecherin nun eht anscheinend die Berechnung von der gegentheiligen oraussetzung aus. Jn Matth. 21, 28»ff. hat Jesus diesen Leuten das Gleichniß von den zween Söhnen vorgetragen und ihnen gesagt: »die Zöllner und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich kommen, denn ihr-«; da kommt es denn ihnen ganz willkommen, daß» eben jetzt, wo sie mit der ZinsgroschewFrage so wenig Glück gemacht haben, eine aus frischer That ergriffene Ehebrecherin zu ihnen gebracht wird, nicht damit sie unmittelbar selbst das Urtheil ihr sprechen, sondern in ähnlicher Weise die Vermittelung beim Hohenrathe übernehmen möchten, wie sie es in Kap. 7, 32 thaten, waren sie doch vermuthlich meist selber Glieder dieser Behörde. Es ist heilige Festzeit, und da bricht auch sonst nur gar zu gern der Trotz des natürlichen Menschen in Werken des Fleisches aus und der Geist der Fin terniß treibt sein Spiel: bei» dem Weibe und ihrem uhlen ist das geschehen in der Unzuchtssündez bei denen dagegen, die das Weib ergriffen, und den Andern, die sich ihnen auf dem Wege zur Ablieferung an die Schriftgelehrten und Pharisäer angeschlossen haben, regt sich die Lust zu einem tumultuarischen Austritt, man verlangt Volksjustiz zu üben und ein- mal eine Execution na alterthümlichem Standrecht niitzumachem Die zur inleitung der Procedur beim Hohenrath angerufenen Schriftgelehrten und Pharisäer gerathen da für einen Augenblick in Verlegenheit: sie wissen nicht, wie sie dem Volkswillen widerstehen sollen, ohne ihre Popularität auf’s Spiel zu sehen; und doch sagen sie sich, wenn sie demselben nachgeben, gerathen sie in Eonflikt mit der römischen Obrigkeit, welche es schwer ahnden würde, wenn sie ein Todes- urtheil fällen und es sogar in der Form des Stand- rechtes vollstrecken ließen (Kap. 18, 31). So verfallen sie denn auf den Gedanken, den Hohenrath nicht erst in die schwierige Lage, nach der einen oder der andern Seite hin a1izustoßen, zu bringen, sondern die Sache lieber Jesii zur Entscheidung vor ulegen. Würde dieser auf Grund der mosaischen Geietzesbestimmungen die Volksxustiz gestatten, so hätten sie Ia nunmehr doch noch erreicht, was bei der Zinsgroschen-Angelegenheit ihre eigentliche Absicht war, aber da nicht gelan ; sie hätten ihn der Obrigkeit und Gewalt des Landp egers über- antworten können. Indessen, auf diese Eventualität rechnen sie keineswegs; im Gegentheil klingt ihr Wort: ,,Moses hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagt du?« wie ein auf das, was er erst an diesem age von den Zöllnern und Huren geäußert hat, Bezug nehmender Hohn: »Nicht wahr, du meinst, man muß sie frei ausgehen lassen; mandars sich nicht an ihr vergreifen, sondern hat sie als eine Bürgerin des Himmelreichs in Ehren zu halten?« Und nun freuen sie si schon im Voraus, wie sie« ihn werden vor dem Vol e können bloßstellen als Einen, der im schlimmsten Sinne des Worts die Sünder annehme und alle Auctorität des Gesetzes untergrabe; absicht- lich stellen sie Mosis Ausspruch gleichsam an die Spitze ihrer Anrede, um dem anwesenden Volke schon die- jenige Richtung der Gedanken zu geben, nach welcher hin sie dasselbe hernach zu bearbeiten gedenken. Jndem nun aber Jesus sich niederbückt und mit dem Finger auf die Erde schreibt, bekümmert er sich nicht um ihren ganzen Handel und läßt sie stehen, gleichwie er das auch in Mark. s, 12 f. thut, da man von ihm ein Zeichen vom Himmel begehrt. Sie kommen ja doch nicht zu ihm als zu dem Propheten und Richter in Israel, wie sie vorgeben, sondern in Schalkheit und Bosheit ihres Herzens; so hat er nichts mit ihnen zu s g en und kann sich ausschließlich mit sich selbst be- s atigen. Die Geberde, durch die er ihnen das u verstehen giebt, ist hochbedeutsam und sinnreich. ,, r schw·eigt, da sieschweigensolltem er bückt sich, da sie sich bücken sollten, anstatt den Kopf so hoch zu tragen; er schreibt, wir wissen nicht was — ihre Namen?"ihr Urtheil? jedenfalls werden«sie dadurch ängstlich gespannt, und wenn es nicht die Ehre eböte, sie fragten ihn schwerlich zum zweiten Mal« s liegt in diesem Schreiben so etwas wie eine Erinnerung an die schreibende Hand in Danc 5, 5 oder.an des Propheten Wort (Jer. 17, 13): »die Ab- trünnigen müssen in die Erde geschrieben werden« 7. Als sie nun anhielten ihn zu fragen sdie stillschweigende Abweisung sich nicht gefallen ließen, sondern durch wiederholtes Fragen ihn zur Be- scheideriheilung nöthigten] tichtete et sich lfür einen Augenblick] aus und sprach zu ihnens Wer Unter ench [in Betreff des sechsten Gebots, um dessen Uebertretung es sich hier handelt] ohne Sünde ist "[also daß er nie ein Weib hat ange- sehen, ihrer zu begehren Neatth S, 27 f.], der wetfe lwenn ihr denn einmal nach Mosis Gesetz sie wollt zu der· Stadt Thore ausführen, um sie zu steinigen] den ersten Stein auf sie -[genauer: werfe als Erster den vom Gesetz bestimmten Stein auf sie]. 8. Und [er, als er das gesagt] biickete sich wieder nieder und schrieb swie vorhin] auf die Erde les ruhig abwartend, ob sie zum dritten Mal mit ihrem Handel ihn behelligen möchten]. 9. Da sie aber das höreten sdaß den Anfang mit der etwaigen Vollstreckung der vom Gesetz Die Begnadigung der Ehebrecherin 143 vorgeschriebenen Strafe derjenige machen solle, der ohne Sünde sei] gingen sie hinaus [von der Stätte, wo die Verhandlung geschah, also aus dem Vorhof der Weiber] von ihrem Gewissen uberzeugt [daß sie keine solche wären, denen unter der aufgestellten Bedingung das Recht zur Er- öffnung des Standrechts zukäme, und zugleich sich sürchtend, Jesus möchte etwa, wenn sie noch ein- mal sein Schweigeu unterbrächen, noch Weiteres sagen, was ihnen unlieb wäre zu hören], einer nach dem andern, von den Aeltesten an bis zu« den Geringsten sbis sie alle den Platz geräumt hatten]. Und Jesus [mit seinen Jüngern] ward gelassen allein, und das Weib im Mittel stehend fdahin man sie gestellt hatte]. 10. Jesus aber richtetesich sda es nunmehr so weit war, als er es haben wolltefausz und da er niemand sahe, denn das Weib lmit welchem er noch unter vier Augen zu reden hatte] sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verllager? fund da sie aus solche Frage nichts erwidern mochte, fuhr er fort:] hat dich niemand verdamme« 11. Sie aber sprach: HErn niemand sdenn sie sind alle fortgegangen]. Jesus aber sprach: So oerdammeJch [der»es»wohl» könntefdich auch nicht; gehe hin nnd sundige hinfort nicht mehr [Kap. 5, 14; Luk. 9, 56]. Man hat schwere Bedenken erhoben, ob der HErr in dieser Weise, wie hier mitgetheilt, die Sache habe zum Austrag bringen können, und deshalb die ganze Erzählung für ein unächtes, apokryphisches Stück er- klärt, welches zwar die eine Seite des Charakters Jesu richtig darstelle, desto mehr aber nach der anderen Seite der Wahrheit ermangele· Zunächst läge in dem Wort: »wer unter euch ohne Siinde ist, der werfe den ersten Stein auf sie« ein Grundsa ausgesprochem der in seiner praktischen Anwendung ie Aufhebung aller Justiz mit sich führe; denn wo wäre dann überhaupt noch ein Richteramt möglich? Vielmehr ist, so sagt man, das Gericht Gottes, und wer dabei als Richter oder Zeuge fungirt, steht in Gottes Dienst; nicht seine subjektive Beschasfenheit kommt dabei in Betracht, sondern nur Gottes Ordnung und Gesetz, und gilt hier Luther’s Wort: ,,ob ein Fürst, Bürgermeister oder Richter gleich ein Bösewicht oder Bube ist, so ist ihm doch Gottes Schwert in die Hand gegeben; und habe ich auch ein solch Amt und bin ein böser Bube, daß ich mir sagen müßte, ich hab verdient, daß man mir zum ersten den Kopf absehlüge, so muß ich fgleichwohl richten und jenes lassen anstehn.« Ferner a er würde Christi Schlußsentenz: »so verdamme auch ich " nicht« als Folgerung ergeben, daß von bürgerlichen Strafen des Ehebruchs gänzlich abzusehen und diese Sünde, gegen welche das Wort Gottes doch überall den tiefsten Abscheu ausspricht, mit dem Mantel der «ebe zuzudeckeii sei; das aber könne nur zur ärgsten Verwirrung und förmlichen Zerrüttung des Familien- lebens führen. Wie reimse sich auch damit des HErrn anderweitige Sentenz, wenn er die Ehescheidung sonst in keinem Falle, aber doch da, wo Ehebruch vorliegt, gestattet? Gegen alle diese Bedenken ist nun zu sagen, daß die Verkläger des Weibes eben verschmähet haben, dem ordentlichen Gericht zu belassen, was sein ist, und widerrechtlich eine Sache an sich gerasft, die sie im Dienste ihrer Feindschaft mißbrauchen wollen, statt Gottes Ordnung zu respeetirenz so haben sie auch des HErrn Zurechtweisung, daß er mit der bürgerlichen Justiz unverworren sein wolle, nicht angenommen, sondern darauf gedrungen, daß nicht Mose, sondern Christus die Sache entscheide Und da kommen nun ganz andere Gesichtspunkte in Betracht. Bei Mose steht überall, wo sein Gesetz auf ein Verbrechen die Todesvollstreckung durch die Gemeinde als Strafe fest- setzt, das Wort dabei: »und sollst das Böse von Jsrael thun« oder: »auf daß kein Laster sei unter euch«; es ist also die heilige Gottesgemeinde die Voraussetzung deren Heiligkeit durch solche, welche eine Schande oder eine Thorheit in Jsrael begangen haben, an etastet worden, und diese Heiligkeit soll nun durch die xecution mittels der Gemeinde wieder her- gestellt werden. Wo ist denn aber hier eine solche Gemeinde? Daß die, welche das Weib ergriffen haben, den Buhlen nicht auch mitgebracht, hat vermuthlich nicht darin seinen Grund, daß dieser entsprungen, sondern in der efiåeiien sittlichen Leichtfertigkeit der Ergreifer; einem anne rechneten sie das Ehebrecheii nicht für Sünde an, sondern gönnten es ihm gerne, wenn er einem Weibe beikommen könne, machten sie es doch auch so, wenn sich Gelegenheit bot, die Fleisches- lust zu befriedigen, und hatten wohl die Heiligkeit der gegenwärtigen Festzeit sich nicht abhalten lassen, der Gelegenheit nachzuspüren. Ganz Jerusalem, schreibt Josephus von seiner Zeit, sei damals Ein großes Bordell gewesen, das Volk von Ehebruch und Unsin- lichkeit durchfressem und ebenso bemerkt der Talmud, in den letzten Jahrzehnten vor der Zerstörung Jeru- salems habe der Ehebruch so zugenommen, daß an Bestrafung desselben nicht mehr gedacht werden konnte. Un weifelhaft also ist es nicht der Eifer für Gottes Gesetz und für die Heiligkeit der Gemeinde, was die Bringer des Weibes getrieben hat, sie einzufangem sondern Lust am Seandal; die Schriftgelehrten und Pharisäer hätten da wohl gethan, sie hätten der auf das Standrecht dringenden Menge mit der einfachen Wendung sich erwehrt: ,,Mosis Gesetz schreibt, sie sollen beide sterben, Ehebrecher und Ehebrecherinx wo habt ihr denn den ersteren?« nnd nun die letztere in gewöhnlicher Weise von dem Hohenrathe richten lassen; ihr Wort in Kap. 7, 45: ,,warum habt ihr ihn nicht gebrachtTM wäre hier an rechter Stelle ge- wesen. Da nun aber« nach 5· Mos. 13, 9 u. 17, 7 die Hand der Zeug-en die erste sein soll, solche zu tödten, welche die emeinde zu steinigen hat, so greift der HErr seinerseits die Sache, die ihm zur Entschei- dung vorgelegt ist, von derjenigen Seite an, von welcher man sie ihm zu einem Mittel der Versuchung machen will. Man setzt voraus, er werde das Recht der Ehebrecherinnen (Hes. 16, 38; 23, 45) nicht über das Weib gehen lassen; ja sagt er, das soll ge- schehen, aber ihm zur Seite steht ein Recht der-Zeugen nach Mosis Gesetz, das müßt nun ihr vollbringen, das Recht des ersten Steins. Recht gegen Rechtx wohlan, stellt mir Einen aus eurer Mitte, der als selber ohne Sünde dies Recht auf sich nehmen kann, der sich würdig fühlt, die heil Gemeinde Jsrael in seiner Person zu vertreten und das Böse von euch zu thun, so will ich euch auch, als dieser heiligen Ge- meinde, das Mittel u solchem Abthun, die Steinigung estatten! Wir dürsen wohl annehmen, daß, als er jetzt sich wieder niederbüeket und abermals auf die Erde«schreibt, seine Gedanken die gewesen sind, die in Des. 16 u. 23 vorliegen, wo Jerusalem und das jüdische Volk selber als eine Ehebrecherin dargestellt ist und 144 Evangelium Johannis 8, 12—14. das Recht der Ehebrecherinnen darin über die Stadt gehen»soll, daß Haufen Leute über sie-kommen, die sie fteinigenz wir dürfen uns aber auch nicht wundern, wenn die ganze versammelte Menge -— die Ergreifer des Weibes sowohl und das ge· enwärtige Volk (V: 2), als die verklagenden und versuchenden Schriftgelehrten UUV Pharisäer -— eine Ahnung dessen, was seine Ge- danken bewegt, durchzuckt, hat er doch vor wenigen Tagen erst über Jerusalem heftig geweint und man hat da ihn sagen horen, daß Jerusalem solle geschleift und kein Stein auf dem andern gelassen werden (Luk. O, 41 ff.). Und nun ist ja das Gewissen eine Macht, die der Mensch zwar lange niederhalten und ihrer sich erwehren kann, die aber doch, sobald Gott durch seinen Geist das Strgfamt üben will, alsogleich wie eine zusammengepreßte Feder in die Höhe schnellt und auch den verhärtetsten Bösewicht mit leichter Mühe in die Höhe wirft, daß er thun muß, auch was er von sich selber nimmer gethan hätte. .-Die Gesellschaft stiebt denn auseinander, wie Spreu, die der Wind ver- wehet; der Vater kommt dem Sohne zu Hilfe, denn dieser, als er sein Wort redete: »wer unter euch ohne Sünde ist 2c.«, hat gethan, was jener ihm gezeigt hat (5,19ff.), und er kommt ihm zu Hilfe, indem er die Leute sammt und sonders von ihrem Gewissen überzeugt werden ließ, indem er sie alle einmal fühlen ließ, wie es mit Jerusalem und dem jiidischen Volke eigentlich stand, mit ihm stand auch insonderheit in Betreff der Uebertretungen des sechsten Gebots. Ohne Zweifel sind »die Aeltesten«, welche den Anfan mit dem Weggehen machen, die Schriftgelehrten und hari- säer; sie können nichts dafür, daß es ihnen unheimlich wird in der Nähe dieses Jesu, es ist Gottes Hand, « die sie packt und hinausschleudert Jndem aber die Ergreifer des Weibes und das anwesende Volk ihre Oberen das Feld räumen sehen, vergeht ihnen selbst- verständlich der Muth zu bleiben, wie eine gescheuchte Heerde laufen alle den Leithammeln nach, der Aus- druck-. »bis zu den Geringsten« ist also ganz richtig gewählt. Jetzt hat der HErr ein freies Feld vor sich, um sein Wort einzulösen, das die Schriftgelehrten und Pharisäer mit ihrem ganzen Handel haben auf Spott ziehen wollen: »die Zöllner und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich kommen, denn ihr« An dem noch vor ihm stehenden Weibe hat es sich dem An- fange nach schon bewährt: sie hätte mit guter Manier sich auch aus dem Staube machen können, als alle davon liefen; ja, die verfuchlichen Gedanken, die Straf- lofigkeit als einen Raub davon zu bringen, lagen ihr nahe genug; aber nein, sie bleibt, sie wartet den Urtheilssprtich dessen ab, vor den als ihren Richter sie durch Gottes Arm sich gestellt fühlt, und daß sie das thut und also sich fühl-t, das ist die Frucht der Arbeit des göttlichen Geistes an ihrem Herzen, wie sie freilich zuvor da sein muß, wenn Zölliier und Huren sollen in’s Himmelreich kommen können. Nun sie aber da ist bei diesem Weibe, da weiß auch der HErr, daß er nicht den Hunden das Heiligthum giebt und vor die Säue feine Perlen wirft, wenn er ihr das Gnaden- urtheil spricht und mit einer Mahnung sie entläßt; was ihr Ehemann mit ihr thun will, das ist seine Sache, und wenn er ihr einen Scheidebrief giebt, so ist er in seinem Recht, sie aber hat ihre zeitliche Strafe willig auf sich zu nehmen. — Es ist eine nicht zu übersehende wunderbare Wirkung des Geistes Christi, daß das Weib immer noch dasteht und stehen bleibt wie angefesselt, nachdem die Verkläger alle fort sind; sie scheint wirklich die Majestät des Richters ·in ihm zu empfinden, darum kann oder will sie ihm nicht ent- fliehen. Jesus schaut endlich auf und sieht sie dastehen, fort nicht mehr«. allein, ihm gegenübergestellt. ,,Weib, wo sind deine Verkläger?« fragte er sie, und wahrscheinlich erfolgte keine Antwort —- ein gutes Zeichen für sie, daß sie nicht über die Verkläger triumphiren ma ! Dann fährt er fort: ,,hat dich niemand verdammt« und sie antwortet: ,,Niemand, HErr!« (P. Lange) Nachdem so das Ergebniß festgestellt ist, giebt Jesus durch das - »ich auch nicht« dem Weibe zu verstehen, daß doch Einer da sei, welcher auch unter Anwendung der in V. 7 aufgestellten Regel den ersten Stein hätte auf- heben können, wenn er es für gut gehalten hätte; er aber verzichtet darauf aus Liebe und um ihr Zeit zur Umkehr zu lassen. (Godet.) Die Worte des HErrn zu dem durch Scham und Todesfurcht hindurchgejagten, bis in die tiefste Tiefe der Seele zerknirschten Weibe strahlen in einer Herrlichkeih die völlig begriffen werden mag, von einer geängsteteii Menschenseele, welcher sün ige und in Sün en harte Menschen mit er- barmungslosem Herzen ihre Fehler und Vergehen vor- geworfen haben und die in ihrer Angst vor dem HErrn steht und es erfährt, daß Er, der Heilige, zugleich auch der Erbarmer ist. Eine solche Seele versteht und be- folgt auch die Mahnung: »gehe hin und sündige hin- (Ebrard.)- Bei Jesu ist nichts von der schlechten Milde des lachenden Weltmanns, welcher hilft das Gewissen morden; wohl ist er mild gegen die Sünderin, aber nur weil er heilig streng gegen Alle ist, und wiederum ist er nur darum streng, damit er könne Gelindigkeit üben. Die Sünde will er auf den Tod treffen, damit der Sünder lebe; er ist der Richter und Heiland zugleich: nur darum der rechte heilige Heiland, weil er als Herzenskündiger das Böse richtet; nur darum der unbeftechliche Richter, damit er könne als barmherziger Heiland von Sünden frei und selig machen. (Riggenbach.) Wir dürfen schließen mit dem unbestreitbaren Satze: wer das Nichtmehr- sündi en bewirkt, richtet mehr aus als alles Gesetz und Geri tauf Erden. (Stier.) Haben wir durch Betrachtung des Jnhalts dieses Stücks uns überzeugt, daß es keineswegs apokrhphisch, sondern eine wirkliche Geschichte aus Jesu Leben ist, die nur in eine spätere Zeit fällt, so fragt es sich, woher es komme, daß man dasselbe gerade hierher gestellt hat; denn daß es den Johannes nicht zum Verfasser hat, geht aus der ganzen Sprach- und Darftellungsweise, die der der drei übrigen Evangelisten entspricht, sowie aus dem Umstande hervor, daß es in vielen Hand- schriften sich gar nicht oder aber bald am Schlusse des 21. Kap. des Lukas, bald am Ende des Evangeliums Johannis, bald hinter Kap. 7, 36 findet und also jedenfalls ein Stück der apostolischen Uebetlieferung bildete, das jedoch keiner von den vier Evangelifteii aufgenommen hatte und über welches man daher in Zweifel war, wo man es der evangelischen Gefchichte einzufügen habe. Da ist nun offensichtlich das Wort Christi . 15 unsers Kapz ,,Jhr richtet nach dem Fleisch, Jch richte niemand« die Ursach gewesen, weshalb man diese Erzählung unmittelbar vorausgehen ließ, um einen bestimmten einzelnen Vorfall zu - haben, auf welchen dasselbe als thatsächlichen Erweis seiner Be- rechtigung sich bsiehe Andere ließen von der Zeit- bestimmnng in . 2 sich leiten, lieber die Stelle in Kap. 7, 36 als Ort der Einführung zu wählen; Andere erinnerten sich bei V. 1 u. 2 an Luk. 21, 37 u. 38 und fügten dort den Zusatz hinzu; die aber das Stück für ein außerhalb des von den Evangelisten behandelten Stoffs ftehendes Erbe aus apostolischer Zeit (Luk. I, 1 f.) erkannten, glaubten am besten zu thun es dem Zilertzez Evangelio als Nachtrag anzuhängen (Joh. , . Jch bin das Licht der Welt. 145 e. U. 12—59. (§. 73.) Ich bit! das Xcht d gekri- zcv via-s. zu) Ist-d itzt-s gestie- zieizi sitt) vom Tempel· zur-nat. 12.’ Da redete Jesus [als er zum Abend- gottesdienst dieses letzten Festtages 7, 37 sich wiederum im Tempel einfands abermal zu ihnen ssden ekienfcållsf beinjis Heiligähifin noch einmal ver- amme ten etgeiio en] un prachz Jch bin das Licht der [in die Nacht der Sünde und des Jrrthums versunkenen Menschen-] Welt [Kap. Es, 335 51;»Jes- «k9,·6]; weomir nachfolget sindeni er sich glaubig an mich aiischließt, bei jedem Schritt, den er zu thun hat, nach mir aus- schaut»und von meinem Wort und Vorbild, Geist und Kraft sich bestimmen und erfullen laßt], der wird nicht wandeln in Finsternis [wie· die, die mir nicht nachfolgen, und er selber bisher gethanL sonderndas Licht des Lebens haben snicht blos außerlich vom Licht angeschienen sein, sondern vermoge der Gemeinschaft mit mir ein solches Lichtes-Lebeii in sich tragen, daß sein ganzes außeres Leben ein stetiges Gehen im Lichte 1st]. Daß diese Rede Jesu nicht durch unmittelbare Folge an die vorige »in Kapz 7, 37 f. sich anschließh sondern durch· eine Zwischenzeit davon getrennt ist, be- weist das Wbrtlein ,,abermal«, das als eine neue sie kennzeiehnetz außerdem lesen wir hier blos einfach ,,redete , wahrend oben stand: ,,trat Jesus auf, rief iindsprach », Haltung und »Ton der Stimme ist also weniger feierlich als vorhin. Endlich heißt es in ,,gdyiesehskoidrte rågiete Jesufs tin degn Gotteskasten«, a o im or·o er »ei er; rüJer agegen war er allem Anschein nach im Vorhof des Volkes oder der Manner (s. den Grundrih Eins· S. 36) aufgetreten. Jndessen gehen andrerseits diejenigen Ausleger zu weit, welche einen andern Tag für unsre Rede annehmen und nun, da schon in Kap. 7, 37 der letzte Tag des Festes als Zeitbestimmung angegeben war, hier an einen der auf das Fest folgenden Tage denken. Da- gegen ist zu erinnern, da Jesus nach Kap. 7, 1 ff. iiberhaupräur umses Fcetsteszchwillen ndachs Feräisalem gegangen i , er a o an ni ü er a e e iniius sich in Jerusalem aufgehalten haben wird, und das ,»,abe·rmal zu ihnen« noch· ganzbesonders aiif dieselbe Zuhorerschaft uns »hinweisen will, die er früher vor sich hatte. · Auch durfte das »du« von Bedeutung sein, welches bei Johannes sonst vorkommt, den Uebergang zu verniittelne hier will es ohne Zweifel, an Kap. 7, 37 J; anknupfend besagen: nachdein Jesus so das eiiied Sidnnsbiäg atnf sich ixigewendett hattef sncghm er wie er a or, um no ein zwei es aii i n u- tvenden Zu Z. Mos. W, 43 haben wir nächst« dziem Gebrauch des Wasserschöpfens auch den der Abend- Jlluinination erwähnt; war· jener feiner ursprünglichen Bestimmung nach eine Versinnbildlichung der Wunder- braunen, die der HErr während der Wüstenwanderung IZIJIFETHFFEsålkkkkiskskkseåssslVII-VIII«it« Tirsjxchei n er o e, ie rae auf seinem Zuge begleitete und ihin des Nachts als Feuersäule leuchtete. Jesus nun, der an diesem Schluß- tag des Festes schon am Vormittag dasselbe von Seiten des Was erschöpfen-s sozusagen in seine Person übersetzt ’ hat, thut jetzt am Abend ein Gleiches in Betrefs der Jlliiniinationx mit dem: »wer mir nachfolget« spielt aufbrach, weiterzog, Halt machte und sein Lager auf- schlug je nach dem Zeichen, das von der Lichtwolke ausging (4. Mos. 9, 15 ff.). — Allerdiugs war der Glanz der Kronleuchter -Lichter des ersten Festtags schon lange erloscheii; aber wie die ausgebrannteii Lichter in einem Festsaale eiiie schnierzliche Empfindun über die Vergänglichkeit der irdischen Festfreiide we en, so standen wohl auch jene großen Kandelaber im Tempel- raume als traurige Zeichen der verschwundenen Fest- illuinination da, so daß die Juden es fühlen mußten, « welche Energie das Wort Jesu hatte, wenn er in der Nähe dieser Zeichen, vielleicht hinweisend auf dieselben, erklärte, er sei das Licht der Welt, worin dann aller- dings zugleich eine Beziehung auf jene Proz-seien- stellen lag, welche den Messias als das Licht der ölker feiern (Jes. 42, 6 ; 49, 6 ff.). Dem Licht der zioiiitischeii Festnacht stellt er gegenüber das Licht der Welt, der äußeren Erhellung der Tempelhallen und der Straßen Jerusalems die Erleuchtung der Gläubigem welche die Finsternis; des süiidigen Herzens aufhebt, dem äußer- lichen Lampenschein das Licht des Lebens. (P. Lange) Wer Jesu nachfolgt, der folgt keinem vergänglichen, irdischen Schimmer, welcher erst hell aufglänzt, dadurch aber nachher die Finsternis; iiur desto schauerlicher niacht: sein Licht ist ein Licht des Lebens, ein in sich lebendiges, daher iiie verlöschendes, ewig erleuchten es Licht; und die Erkenntiiiß, welche er schenkt, ist eiiie nicht blos den Verstand erleuchtende Weisheit, sondern stanimt her aus deni göttlichen Leben uiid wirkt selbst göttliches Leben. (v. Gerlach.) Das Merkmal der wahren Erleuchtung ist, daß sie Leben giebt, aus das Herz einwirkt; wo dies nicht ist, ist das Licht ein Jrrlichr [Heubner.) Der vorleuchtende Begleiter Jesus ist den Seinigen zugleich innewohnend, wie per ihm zeigende und gebende Vater zugleich in ihm ist; so håben)sie das Licht in sich, wie das Leben in sich. ( tier. » 13. Da sprachen dic Pharisaer swelche schon in Kuh. 7, 45 u. 47 ff. seine hauptsächlichsten Gegner bildeten und hier den Eindruck, den seine eben ausgesprochene Selbstbezeugung auf das Volk machte, schnell wieder verwischen wollten] zu ihm « [wohl merkend, daß er mit seinem Wort in V. 12 sich eine über alle Menschen erhabene, rein gött- liche Würde beilege]: »Du zeugest smit dem, was du über dich aussagest] von dir selbst; dein Zeug- « iiiß ist [also, gemäß dem ein für alle Mal unter Menschen giltigen Gruiidsatz Kap. s, 31; Spr. 27, 2] nicht wahr« svon Haus aus der Unwahr- heit und Selbstüberhebung so verdächtig, daß wir « ihm allen Glauben versagen müssen]. 14. Jesus antwortete nnd sprach zu ihnen: So Ich sanch ganz allein, ohne noch eineii andern Zeugen mir zur Seite zu haben Kap. 5, 32 ff·s « von mir selbst zeugen würde, so ist mein Zeugnis; sdennoch, trotz jenes im Allgemeinen ganz richtigen Grundsatzes] wahr [daß ihr ihm Glauben zu schenken verpflichtet seit-J; denn ich weiß, von wanneii ich kommen bin, und wohin ich gehe, ihr aber ivisset nicht, von wannen ich komme und wohin ich gehe lund könnt es allerdings von euch selber nicht wissen, nur daß ihr von diesem eurem Nicht- wissen aus nicht alsbald niit eurem Urtheil zu- er uiiverkeniibar aus Jsrael in der Biiiste aii, das ja s fahren solltet]- Dåchseks Bibelivertp V1. Band. 10 146 15. Ihr richtet lwenn ihr sogar mit An- wendung eures Grundsatzes V. 13 als einen Lügner mich zu brandmarken suchet] nach dem Fleisch findem ihr um meiner Erscheinung in äußerer Niedrigkeit willen mich als einen bloßen Menschen behandelt, der ja freilich nimmer so Großes von sich ausfagen dürfte, als ich in Be- ziehung auf mich gethan]; Ich [hingegen, obwohl ich nicht ansehe, was vor Augen ist, sondern die Herzen erforsche 1. Sam. 16, 7 und da gar wohl weiß, wie es um eure Seelen bestellt ist] richte niemand fselbft euch nicht, die ihr so Schli1nmes redet wider des Menschen Sohn Matth. 12, 32; Luk. 23, 34]. 16. So Jch aber richte fwie denn allerdings mein Amt noch heute V. 44 von mir fordern wird, daß ich euch ein scharfes Urtheil spreche], so ist mein Gericht recht [ein solches, das dem wirklichen Thatbestand entspricht und auch nicht im Leifesten von der Wahrheit und Gerechtigkeit abweicht]; denn ich bin fbei allem, was ich denke, rede und handle] iticht allein [nicht, wie eine ge- wöhnliche menschliche Persönlichkeit, auf mich selbst beschränktL sondern ich und der Vater, der mich gesandt-H« hat swir beide sind in alle meinem Wesen und Thun aufs Engste mit einander ver- bunden, so daß auch mein Richten ein Richten des Vaters selber ist Kap. 5, 30]. 17. Auch [da nun gilt das eben Gesagte: ,,ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater«, wo ich von mir selbst zeuge; darum leistet mein Selbstzeugniß noch viel Größeres , als was sonst zur Glaubwürdigkeit eines Zeugnisses erfordert wird. Jn Beziehung auf solche Glaubwürdigkeit] stehet in eurem Gesetze fdas euch zur Regel und Richtschnur gegeben ist, b. Mos. 17, G; 19, 15] geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis swenn die Aussage des einen mit der des andern genau übereinstimmt, vgl. Matth. 26, 60f.; Mark. 14, 59] wahr sei ffür zuverlässig und richtig angenommen werden solle]. 18. [Jst nun schon das Zengniß zweier Menschen, die doch immerhin eben Menschen sind und niemals für schlechthin unfehlbar gelten können, so zUVerläsfigJ daß auf ihrer.einstimmigen Aussage die Sache beruhen soll, so sehet doch, wer die Zween seien, die hier ihr Zeugniß ab- legen:] Ich bin’s fauf der einen Seite], der ich von mir selbst zeuge fder irrthums- und fünden- lose Menschensohu]; Und der Vater, der mich ge- sandt hat, [auf der« andern Seite] zeuget auch von mir-f- fnämlich in den Werken, die er mir ge- geben hat, daß ich sie vollende Kap. 5, 36; 10, 37 f.]. V) Sie geben ihm das Wort zurück, das er selbst früher (5, 31) gesagt hatte; aber sie vergessen, daß er Evangelium Johannis 8, 15———20. damals sich auf die Einheit und Gemeinschaft seines Thuns und Redens mit dem Thun und Willen seines Vaters berufen hatte, und daß sein damaliges Wort nur gesprochen ist unter der bei ihm nicht zutreffenden Voraussetzung, daß er von sich zeuge, abgesehen von dem Bande, welches ihn mit seinem Vater einigt, und sein Zeugniß losgelöst von seinem Ursprung aus Gott als ein blos menschliches geltend machen wolle. Darum weist er den von ihnen jetzt erhobenen Einwand zurück eben mit der Berufung auf seinen Ausgang von Gott und s eine unauflösliche Gemeinschaft mit ihni. (v. Burger.) « «) Jn dem ,,auch wenn ich von mir selbst zeuge« liegt schon angedeutet, was nachl)er (V. 17 f.) ausge- führt wird, daß diese Lage der Sache nicht die einzige ist, daß neben dem Zeugnisse Christi von sich selbst ein anderes hergeht, das des Vaters; zunächst aber will der HErr die Voraussetzung angreifen, auf der das Urtheil der Pharisäer beruhte. Den Saß, der für das menschliche Gebiet gilt, auf ihn anwenden wollen, ist ebenso thöricht, als ob man ihn auf Gott anwenden wollte: er ift»vom Himmel-herabgekommen undgeht zum Himmel zuruck (Kp. 3», l3); er befindet sich also xenseit des Gebiets, auf dem die Nebel »der Jllusionen, der Selbst- gefalligkeih des Hochmuths sich lagern. ·(Hengstenberg.) Die Jiiden aber kannten weder seinen Ausgang noch seinen Eingang; siesahen in ihm nur Josephs Sohn, einen Menschen, der bald den Weg alles Fleisches gehen würde (Kap. 7, 27). Die Sonne strahlt ihr Licht aus, daß es heller Tag wird, und wir bestreiten darum, weil sie selber von sich zeuge, ihr nicht, daß sie Sonne sei; und zu der ewigen Sonne, die uns erleuchtet, sollten wir sagen: »du zeugest von dir selbst, dein Zeugniß ist nicht wahr?« Das sei ferne! (Besser.) Kann denn die Wahrheit dem Jrrthum und der Un- wissenheit gegenüber etwas Anderes thun als sich selbst bezeugen und sich anbieten? wie möchte sie denn aus etwas außer ihrer selbst bewiesen werden? Der Muth- wille nur, der ihr widerstrebt, heißt das unbegründete Anmaßung Handelte es sich nun hier bei dem HErrn um eine Thatsache seines Bewußtseins, so gilt sogar unter sündigen Menschen für die inneren Thatsachen eigentlich nur das Selbstzeugniß (1. Cor. 2, 11); ein vom stärksten Schein fremden Zeugnisses Angeklagter behauptet doch manchmal seine Unschuld mit solcher Wahrheit, daß der Richter kaum widerstehen kann, und Zeugen einer Sünde sehen und hören doch immer nur das Aeußere, von dem Grade der inneren Verschuldung redet nur das eigene Bekenntniß Wie viel mehr gilt das, wo die persönliche Unschuld und Wahrheit einer Welt voll Schuld und Lüge sich offenbart! Wen der überall, sonderlich im Evangelio Johannis fortwährend gegebene reine und klare Ausdruck des menschlichen Bewußtseins Jesu von seiner Gottheit nicht überzeugt, weil seine Finsterniß von diesem Lichte sich nicht will überwinden lassen, dem bleiben freilich alle andern Beweise und Zeugnisse, die nur in diesem ihrem Centrum gelten, dadurch entkräftet. (Stier.) Das Wort: ,,ich weiß« schließt ausdrücklich jeden Verdacht der Selbsttäuschung aus und bezeichnet das klare, lautere Selbstbewußtsein Jesu, welches sich gleicherweise auf den Ort seiner Herkunft wie auf den seiner end- lichen Zukunft bezieht, nämlich auf den Himmel; Jesus— ist sich bestimmt bewußt als eines Wesens, welches von Oben kommt und nach Oben zurückkehrh für welches folglich das irdische Leben nur ein Durch- gang vom Himmel zum Himmel ist. Die Worte: ,,ihr wisset nicht« sind mehr als die Aussage einer That- suche, sie enthalten einen Vorwurf; sie wüßten es, wenn sie offene Sinne hätten, um zu merken, denn in dem« göttlichen Charakter der Erscheinung Jesu konnte .man die Göttlichkeit seiner Herkunft und die seiner Bestimmung erkennen. (Godet.) Mk) Haben sie sein Zeugnis; verworfen, so haben sie ihn damit gerichtet; bezeugt er ich aber als den alleinigen Heilsvermittler für alle elt (V. 12) und weisen sie ihn damit ab, so ist sein Zeu niß ein Wort des Gerichts, das er über sie spricht. so stehen also durch die Natur der Sache zwei Parteien einander gegenüber, jede die andere verurtheilend. Aber es ist ein Unterschied. Wenn jene ihn richten, so thun sie es ,,nach dem Fleisch«, weil seine irdische Erscheinung mit dem nicht zu stimmen scheint, was er von sich aussagt, sie hängen sich an seine Knechtsgestalt, um dadurch einen erwünschten Anlaß zu haben, über ihn ein Verwerfungsurtheil fällen zu können; dagegen wenn Jesus durch sein Selbstzeugniß von selbst über alle diejenigen ein Verwerfungsurtheil spricht, die es nicht annehmen, indem er sie dadurch der Heillosigkeit zusprichh so thut er das zunächst nicht, um zu richten, denn um sich zum Heil, nicht um sich zum Gericht zu bezeugen, bezeugt er sich. «(Luthardt.) Der HErr, nachdem er gesagt: ,,«Jhr richtet nach dem Fleisch«, hatte können ohne Weiteres fortfahren: »So Jch aber richte, so richte ich nicht nach dem Fleisch, wie ihr, sondern nach dem Geis «; aber er spricht zuvor: ,,ich ri te niemand«. Er ist auch nicht darum kommen, da er richte; und man soll Christum nicht predigen noch glauben, daß er ein Richter sei, es sei denn, daß er die Seinen will erretten und erlösen. Christi Amt ist, daß er helfe; aber wer das nicht leiden will und unter dem nicht fein, der da gerne helfen will, wie kann er denn anders thun, denn daß, wer nicht will das Leben haben, der mag den Tod sehen? (Luther.) Warum merken sie nicht, was das Licht der Welt ihnen ebenso scharf als gnädig aufdeckt? warum danken sie ihm nicht für sein Verschonen, daß er sie nicht richtet, wie er könnte? Denn wa rlich, daß er könnte, müssen sie spüren; sein Wort tri t die Herzen, ohne daß er zu richten begehrt, und es wird vom Zeugniß des Vaters bekräftigt iRiggenbachJ - s) Nachdem Jesus an die einzig-artige Geltung seines Zeugnifses erinnert hat, geht er wenigstens der Form nach auf die Einwendung der Gegner ein. Das mosaische Gesetz forderte 2 oder 3 Zeugen, wenn das Zeugniß Rechtskraft haben sollte; der HErr erklärt, es werde bei ihm dieser Vorschrift Genüge geleistet, sofern der Vater sein Zeugniß mit seinem Selbst- zeugniß verbinde, wo also das Auge des Fleisches nur Einen Zeugen sieht, da sind in der That zwei. Indem er dabei sich ausdrückt: ,,euer Gesetz«, folgt er dem Gefühl seiner einzig artigen Stellung, welche er in dem ganzen Abschnitt in Anspruch nimmt· Er könnte wohl sagen: ,,m ein Gesetz«, denn er ist der Urheber desselben (Kap. 12, 41); aber unverträglich mit seiner Würde wäre es, sein Verhältniß zu dem mosaischen Gesetz und das der Juden unter eine gemeinsame Be- zeichnung zusammenzufassen. Wenn auch sein Gehorsam gegen das Gesetz unbefchränkt war, so ist doch seine Unterwerfung unter dasselbe immer eine durchaus freiwillige (Godet.) Bei Anführung der Gesetzes- stelle hat das hinzugefügte ,,Menfchen« einen besonderen Nachdruck: menschliches Zeugniß, wenn Zwei darin übereinstimmen, wird nach dem Gesetz als wahr und giltig anerkannt, und diese rechtliche Giltigkeit, nicht die innere Wahrheit ihres Zeugnisses, it es, auf welche es hier ankommt; was nun dem eugniß zweier Menschen eingeräumt wird, sollte es nicht vielmehr gelten von dem, welches Er von sich und sein Vater von ihm ablegt? (v. Burgen) Es könnte fcheinen, daß Jesu Zeugniß von sich selbst, wenn auch wahr, , JY-i’in«f3-ri’kiijich. vk?k»7.nik»ikibit» iikkfxaöiid kkLYkiikxkikkBki FIED- DIE-Dir«- doch ohne Beweiskraft sei, da jeder solches von sich aussagen kann; aber man darf nicht außer Acht lassen, daß die Aussage Jesu ihren Stützpunkt in dem ganzen Eindruck seiner Persönlichkeit hatte, in der Hoheit und Majestät seiner Erscheinun , in der göttlichen Kräftig- keit seiner Worte, von der selbst die Diener des Hohen- raths (7, 46) so ergriffen wurden. (Hengstenberg.) Dasjenige, was ier bewiesen werden sollte durch das Zeugnis; zweier engen, war der ewige göttliche Ur- sprung des Sohnes Gottes, daß in dem Jesus Gott selbst wohne. Zwar it nun der Mensch Jesus keine andere Person, als er Sohn Gottes selbst; aber dennoch unterscheidet er so oft sich nach feiner Mensch- lichen Natur von der in ihm wohnenden Fülle der Gottheit (Matth. 19, 17; Mark. IS, 32; Joh. 7, 16), weil er sich ihrer Eigenschaften freiwillig entäußert hatte. Jnsofern er also gleichfam ein Anderer war, als die göttliche Herrlichkeit in ihm, in deren Besitz» er erst nach der Auferstehung wieder eintreten sollte, insofern konnte er als Zeuge dafür austreten; und mit seinem, des Menschensohnes, Zeugniß vereinigt sich das des Vaters, diese beiden Zeugen legen denn das vom Gesetz erforderte doppelte Zeugniß ab. (v. Gerlach.) H edinger, Hofprediger des Herzogs von Würtemberg um’s J. 1660, wies den Fürsten wegen einer groben Sünde zuerst privatim, dann au öffentlich zurecht; der Herzog ließ ihn in großem orn zu sich rufen und war entschlossen, ihn zu mißhandeln; Hedinger stärkte sich durch Gebet und begab sich zu dem Fürsten mit dem Ausdruck des Friedens Gottes auf seinem Angesicht und mit dem Gefühl seiner Gegenwart im Herzen. Der Fürst fah ihn an und sagte: ,,Hedinger, warum ist Er nicht allein gekommen, wie. ich Ihm be- fohlen haben?« — »Ich bin allein, gnädigster Herr« — »Nein, er ist nicht allein« — ,,Ew. Durchlaucht verzeihen, ich bin allein« Da der Herzog in immer lebhafterer Aufregung darauf bestand, sagte Hedingen »Gewiß, Ew. Durchlaucht, ich bin allein gekommen; aber wenn es meinem Gott efallen hat, einen Engel mit mir herzusendem so weiß ich es nicht«« Der Herzog entließ ihn, ohne ihm etwas zu Leid zu thun. 19. Du sptachett sie sdie Pharisäer, in schnödem Spott] zu ihm: Wo ist dein Vater? [laß ihn doch, wenn du dessen so gewiß bist, daß er auch von dir zeuge, den Mund für dich aufthun, daß wir sein Zeugniß hörenis Jesus antwortete: Jhr kennet weder mich, noch meinen Vater [Kap. 16, 313 wenn ihr mich kennetet, so kennetet ihr auch meinen Vaters« fund würdet ihn nicht so lästerlich heraus- fordern]. 20. Diese Worte fvon V. 12 an, mit deren Schluß in V. 19 es nun zu einer förmlichen Scheidung kam zwischen ihm und ihnen] redete Jesus an deurGotteskaften [Mark. 12, 41], d« kk fwie das so seine Gewohnheit war] lehrete im Tempel; und niemand griff ihn fso gern auch die Pharisäer, die feine Antwort auf ihre Spottrede Ihm sehr übel nahmen, das» gethan hatten], denn seine Stunde war noch nicht kommen« [Kap. 7, 30. 44]. V) Die Frage: ,,wo ist dein Vater?« ist nicht so zu verstehen, als wüßten sie nicht, wen der HErr feinen Vater nenne, als meinten sie seinen leiblichen Erzeuger; sondern höhnend fordern sie ihn heraus, den Vater, auf den er sich so oft berufe, ihnen doch 10’«« 148 einmal zu zeigen in einer recht augenfälligen Er- weisung, so daß der Sache nach ihre Forderung zu- sammentrifft mit der in Matth 16, I; Luk. 11, 16 an ihn gestellten. (v«. Burgen) Es ist, als wollten sie ihm zu verstehen geben, daß jeder Lügner sich auf Gott berufen könne; wolle es Einer in besonderer Weise thun nnd seinen besonderen Ansprnch damit be- weisen, so müsse er das auch irgendwie zeigen, so müsse er es nicht blos bei der Behauptung bewenden lassen, sondern das Zeugniß zur Stelle schaffen und zeigen. Darauf kann Jesus nur antworten, daß er ihn blos in seiner eigenen Selbstdarstellung zeigen könne (Kap. l4, 8 ff.), daß er also keinen andern Weg, aus dem man zur Erkenntniß des Zeugnisses des Vaters komme, nennen könne, als ihn selbst zu ver- stehen; da dieses aber nicht der Fall ist, da sie sich hierzu nicht bequemen wollen, so ist ihnen auch das andere» unmöglich gemacht. (Luthardt.) Christus weist sie darauf hin, daß sie mit der schuldvollen falschen Stellung, die sie zu ihm genommen, sich zugleich den Weg zur Erkenntniß seines Vaters verschlossen haben: wer sich gegen Christum in Opposition gesetzt hat, der kann auch den christlichen nnd allein wahrhaftigen Gott, den Vater Jesu Christi, nicht kennen; denn Christus ist die Brücke zu diesen! Gott, welchen nicht kennen des Lebens und der Seligkeit verlustig gehen heißt. (Hengstenberg.) —— IV) Johannes bemerkt auf die sinnigste Weise, daß Jesus die Pharisäer gerade auf der Stätte also strafte, wo sie gewohnt waren, ihre höchsten Triumphe zu feiern, nämlich in der Halle des Tempelopferschatzes, also» nahe bei dem Schatz- fasten, den sie in der Einbildung, sie seien die vor- nehmsten Gottesfreunde, mit ihren Gaben betrachten; dort eben sagte er es ihnen grade heraus, sie kenneten Gott nicht. Jetzt hätte man vollends denken sollen, sie würden ihn greifen; allein auch dieser Moment höchster Gefahr ging glücklich vorüber, und wiederum aus dem höchsten Grunde, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. (P. Lange.) Wenn an irgend einem Ort sich Jesus in den Händen nnd in der Ge- walt seiner Feinde befand, so war es hier; aber ihr Arm war noch gelähmt durch ihr Gewissen. (Godet.) Welch schneidender Widerspruch: der Gotteskastem aber uingeben von einem gottentfremdeten Volke, dessen Opfer so seelenlos waren, wie die im Kasten klingende Münze! (Besser.) 21. Da snachdem er sich aus dem Vorhof Jsraels hinaus nach dem Vorhof der Heiden begeben hatte V. 59., dorthin aber auch die e Widersacher ihm folgten, theils um ihn noch weiter zu belauern, theils um das Volk niederzuhalten, daß dessen Stimmung nicht ettva zu seinen Gunsten ausschlage] sprach Jesus abermal zu ihnen seine Aeußerung wieder aufnehmend, die er schon vor vier Tagen beim Weggehen vom Tempel gethan Kap. 7, 33 f., sie aber nunmehr durch einen gar bedenklichen Zusatz verschärfend]: Jch gehe hinweg szu dem, der mich gesandt hat]- Und ihr werdet smit dunklerem oder hellerem Bewußtsein] mich snchen nnd [doch so wenig mich finden, daß ihr vielmehr werdet] in entek Sünde [mit ihr und ihrer ganzen ungeheuren und ungesühnten Schuld behaftet 1, Cor 15, 171 sterben; wo Jch hingehe snämlich zu dem Vater, von dannen ich kommen bin 16, 28], da kbnnet Ihr nicht lwie sehr ihr Evangelium Johannis 8, 21—28. auch euch einbildet, die Erben seines Reiches zu sein] hinkommemk ssondern ihr gehet an euren eigenen Ort, wenn ihr nun gestorben Apstg. 1,25]. 22. Da sprachen die Juden sihre frühere spöttische Bemerkung Kap. 7, 35 durch eine noch höhnischere überbietendsr Will et« sich denn selbst tödten fund so zu den abgeschiedenen Seelen sich gesellen, um bei denen sein Glück zu versuchen], daß er spricht: Wo Ich hingebe, da kbnnet ihr nicht hinkonnnenPt V) Nach V. »20 wollten sie ihn greifen, um sich seiner zu entledigen; in Bezug daraus sagt Jesus, daß er schon von selbst weggehen werde, wenn seine Stunde kommen wird, und verkündigt die Folgen, die das für sie haben werde. (v. Burgen) Er will sagen: ihr überlegt viel und arbeitet emsig Tag und Nacht, daß ihr.«mich tödtet; aber es bedarf solcher· Mühe nicht, denn ich werde, nachdem ich den Lauf meines Amtes vollendet habe, schon freiwillig von euch weggehen, durch den zeitlichen Tod zu meinem Vater» zur-ink- kehren und zugleich mit dem Evangelio alle meine Güter mit mir hinwegnehmen. (Lhser.) Jesus wieder- holt in abgekürzter Form, was er schon früher gesagt; wie aber in der Schrift das überhaupt bei solchen Wiederholungen das Gewöhnliche ist, so findet auch hier eine bedeutsame Abweichung statt: für ,,ihr werdet mich nicht finden« steht hier ,,ihr werdet in eurer Sünde sterben« Daß die Sünde in diesen Worten als Gattungsbegriff steht, daß nicht an eine einzelne hervorragende Sünde zu denken ist, zeigt das »in euren Sünden sterben« in V. 24; auch in Kap. J, 4l bezeichnet die Sünde die ganze Sünden- schuld, welche die Pharisäer auf sich hatten. Die Sünde des pharisijischen Judenthums nun concentrirt sich in der Stellung, welche es gegen Christum nimmt (Kap. 15, 22); und insofern liegt der Ansicht, welche hier den Unglauben versteht, Wahrheit zu Grunde. Der Glaube kann nach V. 24 von dem Verhängnis; des in Sünde Sterbens befreien; die Sünde, das Ganze der Sündenschuld, reißt nur dann zum Tode fort, wenn das von Gott dargebotene Heilmittel verschmäht wird, wenn das ,,ihr habt nicht gewollt« eintritt, wenn durch Schuld des Volkes seine Sünde bleibt. (Heng- ftenberg.) Jesus hat wieder in die Stunde seines Hingangs den Blick gewandt; jedoch nicht sein Sterben, sondern das Sterben seiner Feinde in ihrer Sünde preßt ihm einen Weheruf aus. Seine Rede schießt immer schärfere Pfeile in ihre Herzen, je mehr sie ihm widerstreben: anstatt ihn zu finden und in ihm das Leben, werden sie ohne ihn im Tode der Ver- dammniß umkommen. (Besser.) di) Sie fühlten einerseits durch die Andeutung seines Todes sich» getroffen, wollten aber allen Verdacht beim Volke, als hegten sie mörderische Gedanken-wider ihn, von sich ablenken (Kap. 7, All; andrerseits, wie sie wohl verstanden haben, daß sein jetziges Wort schärfer lautet als das frühere, wollen sie auch ihre frühere Gegenrede steigern. Haben sie ihn nun dort zum Messias der Heiden gemacht, so machen sie ihn hier zum Pcessias der Verstorbenen: ,,doch nicht etwa in die Unterwelt will er hinabsteigen, was frei- lich nur d11rch Selbstmord geschehen könnte, da ja nie- mand die Absicht hat, ihn umzubringen, auf daß er dort sich anbiete, weil in der Oberwelt er keine An- nahme gefunden?« Sie werden auch hier, was die Heilspredigt unter den abgeschiedenen Seelen betrifft, zu Propheten wider Willen (1. Petri R, 19 f.; 4, 6); andrerseits aber, wenn sie ihre Mordpläiie wider ihn vertuschen wollen und darum ihm Selbstmordsgedanken Zeimesscm weissagen sie damit insofern auf ilre eigene «« ukunft, als im jüdifchen Kriege viele aus. erzweife- lung sich selber umgebracht haben, während bis dahin Selbstmorde sehr un ewöhnlich bei den Juden gewesen waren und ihnen der elbstmord als das grausigste und straswurdigste Verbrechen galt (Josephus de b. J. II1, 8. 5). 23. Und er sprach zu ihnen: Ihr seines- theils] seid von unten her sdarum könnt ihr frei- lich ein Hinweggeheii dahin, wo man zuvor ge- wesen, euch nicht anders denken als ein Hinweg- gehen nach unten], ich [meinestheils] bin von oben herab sund habe euch schon neulich gesagt, wohin mein Weg gehet Kap. 7, 33]; ihr seid saber auch, was eure innere Gesinnung betrifft] von dieser Welt sdie im Argen liegt I. Joh. H, 19., und habt darum überall gleich arge Gedanken bei der Hand Matth 15, 19], ich Dagegen] bin nicht von dieser Welt [Kap. 17, l4 und meine bei allem, was ich sage, was göttlich ist] 24. So hab ich [auch vorhin V. 21 aus dem Herzen Gottes heraus, der da nicht will den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe Hes. 18, 23 u. 32; 33, U] euch ge- sagt, daß ihr [so, wie es jetzt mit euch steht] sterben werdet in euren Sunden sund kann nur immer und immer wieder euch ermahnen: ,,bessert euer Wesen« Jer· 7, Z; 18, 11;·26, 13]·; denn so ihr nicht glaubet, daß »Ich, es sei· snamlich die absolute und centrale Persbnlichkeih auf welche alle Weissagnng zielt und um welches alles Heil der Welt sich dreht Kap. I, 45; 13, 19; Apostg. 4, 12], so werdet ihr sterben in euren Sunden [Mark. 16, 16]. Man kann bei dem »daß ich es sei« nicht auf das ,,ich bin es« in Kap. 4, 26 verweisen; denn dort er- giebt sich das Prädikat »der Christ oder Niefsias« ans. der Rede des Weibes, auf welche der HErr antwortet, hier aber ist im Zusammenhang der Worte eine solche Ergänzung nicht dargeboten. Die Frage: was? löst sich vielmehr von selbst, nämlich der von ganz Israel Erwartete, im ganzen alten Testament Bezeugte 1ind Verheißene, auf den die Juden harren; das zu ergän- zende Prädikat lebte im Herzen des ganzen gläubigen Bundesvolks als seine ausschließliche Hoffnung und Erwartung, gleichwie bei dem »der da kommen soll« (Matth. 11, Z; Hebt 10, 37) auch niemand in Jsrael ungewiß war, wer damit gemeint sei. Als dieser will er erkannt und im Glauben angenommen werden; also allerdings als der erwartete Messias, nur das; es um so weniger auf diesen Namen ankommt, weil die Messiasvorstellung bei den Juden so verdorben war. Auffallend erinnert der dunkel gehaltene Ausdruck an das alttestamentliche gleichlautende »ich bin’s« in 5. Nios 32, 39 u. Jes. 43, 10. (v. Bur er.) Diese beiden Grundstellen haben den Namen ,, ehova« zur Grundlage, wodurch Gott als das reine absolute Sein bezeichnet wird; indem nun Christus sich auf diese Grundstellen bezieht, legt er sich die wahre und volle Gottheit bei, so faßten es auch die. Juden. Geng- stenberg.) Der Gott Jsraels ist Gott, nnd außer ihm keiner mehr; Jesus Christus ist Heiland, und außer JchxiikkksEJIPEEIDTRITTII d« dssmks 149 ihm keiner mehr — wer an ihn nicht glaubt, glaubt nicht und wird verdammet (Besser.«) ,,Jch bin’s«, d. i. ich bin’s ganz und gar, und an mir liegt’s; suchet sonst Gott hin und her, so ist doch kein Leben denn allein bei mir. Christus ist Gott, denn es kann solches keine Creatur sagen; das Wort ist zu hoch. (Luther.) 25. Da sprachen sie zu ihm swohl oerftehend, wie große Dinge er von sich aussage]: Wer bist du denni sgenauerx Du? wer bist du denn, daß du so hohe Worte reden dürfest]? Und Jesus sprach zu ihnen: Erstlich [worauf es vor allen Dingen für euch ankommt, wenn ihr einen Anfang mit der rechten Heilserkenntniß machen wollt, bin ich] der, der ich mit euch rede« [wörtlich: das, als was ich auch zu euch rede, auch durch mein jetziges Reden mich euch zu erkennen gebe, euer Prediger und Seel- sorger]. W. Jch habe [wenn ich nach meiner eigent- lichen Würde, als der eingeborne Sohn vom Vater, mit euch handeln wollte] viel von euch zu reden und zu richten suud da würde es ja als- bald um euch geschehen fein]; aber der mich sals des Menschen Sohn in die Welt] gesandt hat, ist wahrhaftig ser hat bei dieser meiner Sendung das Heil, und nicht das Verderben der Menschen in Absicht, und bleibt solchems seinem Heilsrathschluß auch treu], und was [nun nach Maßgabe desselben] ich von ihm gehört habe sum es zu verkündigen Jes. 50, 4], as rede ich vor der Welt [genauer: in die Welt hinein, um zu retten und selig zu machen, was sich retten lassen will, und ent- halte mich daher dessen, was ich zum Gericht und zur Verdammniß zu sagen hätte, vgl. Lust. 9, 52—56]. 27. Sie vernahmen aber nicht sals er in so mild versöhnlicher, freundlich lockender Weise zu ihnen redete], daß er ihnen von dem Vater sagen-«« sihnen den Vater verkündigen und anbieten, dessen Gnade und Wahrheit ihnen nahe bringen und sie zu seinen Kindern machen wollte Kap. 1, 17 f.; 1. Joh· Z, 1]. 28. Da smit Beziehung darauf, daß er die jetzige Zeit ihrer Unwissenheit übersehe Apostg. Z, 17., doch aber auf eine bessere Zeit hoffen dürfe Kap. l2, 32; Apostg. Z, 32 ff.; S, 7; 15, b; Sach. 12, 10 ff.] sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen Dadurch, daß ihr ihn an’s Kreuz bringt Kap. Z, 14., er- höher haben] werdet [6, 62], dann werdet ihr saus den Werken, die er vom Himmel aus voll- bringt] erkennen, daß [was ihr jetzt durchaus nicht annehmen wollt] ich es sei snäinlich der HErr und Christ V· 24; Phil. 2, 9 ff.], und [wenn ich jetzt, statt das Viele, das ich von euch zu reden und zu richten habe, herauszusagein vielmehr ein l50 solches Widersprechen von den Sündern wider mich erdulde, daß ich da] nichts von mir selber thue swie geschehen würde, wollte ich eure Ver- achtung und Verhöhnung meiner Person an euch strafen], sondern wie mich mein Vater gelehret hat sdaß ich meine Herrkichkeit in Knechtsgestalt soll verhülle1i und alles über mich ergehen lassen, das geredet wird wider des Menschen Sohn], so rede ichs· [und habe nur Worte der Sanftmuth und Demnth und der suchenden, rettenden Liebe in meinem Munde]· 29. Und [wenn ich denn jetzt wie Einer da- stehen muß, dem fast alle Welt und besonders das Volk seines Eigenthum-s die Anerkennung versagt, so habe ich auch für diese trübe Gegen- wart ein gar beseligendes Bewußtseins »der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater laßt mich nicht allein .[das habe ich in meiner ganzen bis- herigen Wirksamkeit von Anfang stets erfahren, und werde es auch später, wo selbst die, die sich jetzt zu mir halten, werden zerstreuet werden, er- fahren Frau 16, 32]; denn ich thue allezeit, was ihm gefalltH [Ps. 40, 9z Ies. 42, 1]. is) Es hat sie verdrossen, daß kein Gott helfen solle, wo Er nicht sei, er heiße wie er wolle; und geben wiederum Antwort: »wer bist du denn?« Das ist gar spitzig geredet, als sprächen sie: ,,Ave ja, es sollt wohl wahr sein! wer seid Jhr, lieber Junker Jesus? wo kommt Jhr her? seid Jhr nicht von Na- zareth, geboren von Maria und Joseph? wie ein hoher Mann seid ihr!« — it) Er will ihnen die Ehre nicht thun, daß er sagte, wer er sei; denn man solls den Juden und spitzigen Köpfen auch nicht sagen, wenn sie Gott und was Gott sei mit ihren scharfsinnigen Gedanken begreifen, ausmalen, verstehen und erkennen wollen. Da wird nichts aus: er will aus keiner Ver- nunft, sondern allein durch sein Wort erkannt werden. So sagt er ihnen: Jhr sollt damit zufrieden sein, daß ich euer Prediger bin« ich bin kommen und gesandt zu euch, nach den Verheißungen in den Propheten, daß ich euch predigen soll; derselbige bin ich auch, wenn ihr nun meiner Predigt werdet folgen und mich hören, so werdet ihr’s erfahren, wer ich sei— —- wenn ihr mich höretet, so kennetet ihr mich. (Luther.) TM) Daß er Gott seinen Vater nenne, verstanden sie wohl; aber daß er ihnen in der Rede seines Mundes Gott als den Vater bezeuge zu wahrem Trost und Heil, das vernahmen sie nicht. (Vesser.) Der Evangelist schaltet diese Erinnerung, die weniger etwas Augenblickliches für eben jetzt anzeigen soll, als an die hartnäckige Blindheit dieser Hörer überhaupt er- innern, zur Begründung des folgenden Wortes ein, in welchem nun der HErr für die Zukunft ein allgemeines Erkennen zu seinem jetzt fast vergeblich in die Welt gerufenen ,,Jch bin’s« verheißt. (Stier.) f) Zwar heißt ,,erhöhen« nicht geradezu kreuzigen,. sondern es bedeutet zunächst blos Jesu Erhöhung, da diese aber als That der Juden bezeichnet wird, so erkennen wir wohl, daß sein Tod» gemeint ist» als erster Schritt der Erhöhung· denn so ist es geschichtlich ge- worden, daß er zuerst erhöhet wurde von den Men- schen an das Kunst, darnach vom Vater in den Him- mel. (Luthardt.) as die Juden ihm anthun wollten und würden, hat er ihnen ja seither mehrmals gesagt, Evangeliiim Johannis 8, 29—33. und sie wissen es wohl — ihn tödten; mit dem nun, was er hier noch bestimmter, auf die Art seines Todes winkend, andeutet, giebt er die Berichti ung dessen, was die Widersacher in V. 22 auszusprechen sich er- frecht hatten. (Stier·) Während die Gegenwart ihm unter den Händen entweicht, ergreift Jesus zuversicht- lich Besitz von der Zukunft. (Godet.) Eben das, was die Frucht des hartnäckigen Nichterkennens Jesu auf Seiten der Juden sein wird, wird der Weg und das Mittel werden, seine Erkenntniß auszubreiten und all- gemein zu machen. Daß gerade die Männer, die jetzt ihm gegenüberstehen, dann alle sich zu ihm bekehren werden, ist nicht gesagt: genug, daß dann Thaten ge- schehen werden, die es auch ihnen noch ganz anders als bisher schon nahe legen werden, sich über ihn zu- rechtzufindem und daß die Wirkung nicht bei allen ausbleiben wird. (v. Burgen) H) Jesus hatte das Bewußtsein, nicht nur nicht die geringste wirkliche Sünde begangen (V. 46), son- dern auch nicht das geringste Gute unterlassen zu haben, und zwar sowohl in Gedanken, wie in Worten und Werken. (Godet.) Seien wir nach seinem Vor- bilde treu gegen Gott, so werden wir ihn stets mit uns haben. (Quesnel.) 30. Da er solches redete sdas wohl geeignet war, alle noch irgend empfänglichen Herzen in der ihn; umgebenden Volksmenge zu gewinnen], glaubten viele an ihn sdaß er der Messias und von Gott gesandt wäre zum Heiland für das Volk, und gaben ihren Glauben durch irgend welche Aeußerungen auch gegen die Andern zu erkennen Kap. 7, 31]. 31. Da spra nun Jesus zu den Juden, die [aus Hingebung a das Selbstzeugniß, das er vorhin von sich abgelegt] an ihn glaubten [indem er wohl wußte, welche verderblichen Mächte sie ihm wieder abwendig zu machen droheten]: So Jhr bleiben werdet an meiner Rede [nachdem ihr jetzt einen Anfang gemacht habt, ihrem Eindruck euch hinzugebenL so seid ihr meine rechten Jiinger [nicht blos momentan mir zugethan nnd euch zu mir bekennend, sondern in Wahrheit zu meiner Jüngerfchaft gehörig]- 32. Und werdet [in immer weiterem Fort- schritt des Glaubens] die Wahrheit erkennen [die ihr ja vollständig und ungetrübt in mir habt], Und die Wahrheit [die so innerlich sich euch an- eignet, daß sie euer eigenes Wesen wird] wird snnn auch innerlich] euch frei machen [von dem Betrug der Sünde und ihrer beherrschenden Macht]. Daß der Glaube dieser Vielen, von denen St. Jo- hannes hier redet, von dem Worte Jesu gewirkt war, zeigt, daß er seinem Grunde nach rechter Art war; wenn auch die Glaubenden den Juden nicht sofort ausziehen oder verleugnen konnten, so war doch ein sd gesunder Anfan in ihnen gesetzt, daß sie nicht zu jenem feindseligen iderspruch übergehen konnten, den wir im Folgenden von den Juden gegen Jesum er- hoben sehen. Aber sind es auch Viele, so sind es doch nur Einzelne aus der Masse, nur Wenige im Vergleich zum Ganzen; Jesus hebt auch dieses Verhältniß her- vor, indem er sie unterscheidend mit ,",Jhr« anredet, Jii Folge des Selbstzeugnifses Jesu glauben Viele an ihn. l51 denn damit giebt er zu erkennen, daß von den Andern dies nicht gelte. Aber diese Scheidung fordert den Widerspruch der Gegner hernach nur desto mehr her- aus; sie suchen die nächste Gelegenheit zu ergreifen, das Wort Jesu, welches den Glauben der Einzelnen gewirkt hat, zu widerlegen, um dadurch die Wirkung Jesu zu vernichten; und diese Gelegenheit bietet ihnen sogleich das Wort, das der HErr an die Glaubenden richtet. Seine Rede hat die Grundlage des neuen Verhältnisses gebildet, in das sie zu ihm getreten sind; seine Rede muß denn solche Grundlage bleiben, wenn dieses Verhältniß zu seiner Wahrheit und Vollendung kommen foll. (Luthardt.) Jesus sprach, was in den früheren Versen steht, gewiß mit der mildeften Beto- nung, so daß es« sich denen, die noch ein Herz hatten, sich um das Herz legen mußte, und nun auch wirklich um das Herz legte. s(Hengstenberg.) Jn zu scharsem Contrast waren die bübische Bosheit der Gegner und die heilige Würde und Sicherheit des HErrn einander entgegengetreten, als daß nicht alle diejenigen Zu- hörer, in welchen nicht der Sinn für Wahrheit ganz erstickt war, von diesem Eindruck hätten überwunden werden sollen; so geschah es, daß viele an ihn glaubten. (Olshausen.) Es ist dies ein um so erfreulicheres Zeichen, als es jetzt nicht sowohl seine Wunderkraft ist, wie bei seiner ersten Anwesenheit in Jerusalem (Kap. 2, 23 ff.), sondern vorzWsweise seine Selbstoffenbarung in dem Zeugniß seiner orte, welches diese anziehende und gewinnende Wirkung ausübt; doch unterläßt Jesus nicht ausdrücklich zu bemerken, daß diese Jünger erst in der Zukunft ihre Vollkommenheit erlangen werden. (Baumgarten.) Zu denen nun, die einen Eindruck von der Wahrheit seines Wortes und damit einen Zug des Glaubens an ihn erfahren hatten, der aber noch der Befestigung und Vertiefung bedurfte, sagt der HEru »Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede«, d. i. unter dem Einfluß des Wortesywelches euch ergriffen hat, verharret, in diesem Bereich ver- weilet und euch von ihm immer tiefer durchdringen und erfüllen lasset, so daß das Wort, in dem ihr bleibet, in euch Raum und Herrschaft gewinnt (Kap. 5, 38), »so seid ihr wahrhaftig meine Jünger«, habt nicht blos den Schein von folchen, welcher Schein sich auf eine vorübergehende Rührung und Bewegung gründet, sondern seid es wirklich, weil ihr bei mir beharret. (v. Burger.) An Jesu Rede bleiben heißt: nicht blos einen vorübergehenden Geschmack davon haben, nicht blos einige Wahrheiten lieben, nicht blos einen Theil ausüben, nicht blos das Aeußere, nicht blos einige Augenblicke, einige Monate, einige Jahre, es heißt alle seine Wahrheiten lieben, sie standhaft ausüben durch das ganze Leben, seine Freude und Wonne aus seinem Gesetz machen. (Quesnel.) Durch den Ausdruck ,,bleiben in«, wie im Grundtext steht, vergleicht Jesus seine Rede oder sein Wort einem fruchtbaren Boden, in welchem der wahre Glaube sich immer tiefer einwnrzelt Die Wahrheit nun, welche sie unter dieser Bedingung erkennen werden, ist die wahre Wesenheit der Dinge; sie ist ganz vollständig in seiner Rede enthalten und wird sich ihnen offen- baren, wenn ein höheres Licht ihnen den wahren Sinn seiner Rede ausfchließt Die Wahrheit« aber, die sie so erkennen, wird sie frei machen von der Sünde» deren Macht auf der Täuschung und Lüge beruht; dies »ist das wage messianische Freimachen,»giebt es noch eine andere efreiuiig, so kann sie in jedem Fall nur im Gefolge von dieser kommen. (Godet.) Vor dem Glauben muß allerdings schon einige Erkenntniß hergehen; wenn man aber in derselben, ob sie gleich noch gering, treu ist, so kommt man vermittelst solchen gläubigen Ge- horsams zur rechten zeitigen Erkenntniß, daß man recht in der That erkennt, was man an einer Sache hat. So geht die Erkenntnis; fort durch die Treue. (Berleb. Bib.) Die Wahrheit ist die, welche in Christo Fleisch und Blut angenommen hat (Kap. 14,6); indem sie tiefer und tiefer Christum erkennen würden, wür- den sie auch die Wahrheit erkennen, nach der, wie nach der Freiheit, jeder nicht völlig versunkene Mensch eine tiefe, natürliche Sehnsucht hat. (Hengstenberg.) Selig ist, wem es gegeben wird, die Wahrheit zu erkennen; denn die Wahrheit, d. i. die zum Besitz und Schatz seines Lebens ihm gewordene Wahrheit, wird ihn frei machen, wie schon Cicero sagt: ,,allein der Weise ist frei-« Das sein wollen und sein können, was wir nach Gottes Willen sein sollen, darin besteht die christliche Freiheit, wie St. Augustin sprichtx »die Gnade Gottes in Christo heilt den Willen, auf daß in Freiheit geliebt werde die Gerechtigkeit.« (Besser.) unfrei, ein Knecht, ist der Mensch durch die Sünde; von dieser macht ihn erst die Wahrheit, die Offenba- rung Gottes in Christo, ohne welche Gott nicht als der wahre erscheint und durch welche alle einzelnen Bruchstücke von Wahrheit, die sich theils rein im alten Testamenta theils entstellt im Heidenthum finden, zu einem herrlichen Ganzen vereinigt werden, frei, denn. frei ist nur das Wesen, was seiner ihm von Gott an- erschaffenen Natur gemäß sich entfaltet. (v. Gerlach.) 33. Da antworteten sie ihm sdie Juden, doch nicht sowohl die, die bereits an ihn glaub- ten, als vielmehr die, die ihren schlechten Juden- sinn durchaus nicht ablegen wollten und daher durch sein Wort sich beleidigt fühlten]: Wir find Abrahams Samen, [und als Kinder dieses aus- erwählten Mannes Gottes] sind [wir] nie keinmal [Ps. 140, 11 Anm·] semands Knechte gewesen; wie sprichst du denn szu uns, gleich als wären wir Knechte, die erst von dir die Freiheit zu er- warten hätten]: Jhr sollt frei werden? Ge en die Ansicht mancher Ausleger, daß die Ant- worten en eben die Gläubiggewordenen in V. 30 ff. seien, spricht die Fortführung der Rede Jesu in V.37 f.; es ist vielmehr der Jesum umgebende Haufe, aus welchem ihm die Bemerkung entgegenkommt, von den Gegnern jedenfalls zunächst und mit allem Nachdruck, doch mögen im Unverstand (Kap. 12, 4 ff.) auch von den Gläubiggewordenen einige mit eingestimmt haben. (Lut ardt.) Die Antwortenden sind nicht speziell die an hristum gläubig gewordenen Juden, sondern die Juden im Allgemeinen, dieselben, auf welche sich das ,,ihnen« in V. 12 u. 21 bezieht; diese ungläubigen Juden gerade, von welchen die gläubig gewordenen weder äußerlich, noch innerlich schon ganz ausgeschie- den sind, betrachten die Rede Christi, als ob sie an sie gerichtet wäre. (Hengstenberg.) Es wäre für die Verächter Christi unter der im Tempel auf und ab wogenden Volksmeiige etwas unerträglich Verhaßtes gewesen, wenn die zunächst von ihm angeredeten Gläubigen mit ir end einem Bekenntniß ihres Glau- bens geantwortet hätten; darum eilen sie die segnende Rede des HErrn, die für sie eine richtende war, zu unterbrechen und Namens derer, welchen die Ver- heißung vermeint war: »die Wahrheit wird euch frei machen«, zu antworten. Jhre Antwort ist zugleich darauf berechnet, den Judenftolz in diesen »versührten« Gläubigen wach zu rufen, und hat diese Meinung: Wenn die Wahrheit, von der du redest, nur für Knechte niitze ist, so verschone uns, Abrahams Samen! Wir 152 sind ein frei gebornes kö11igliches Volk, und erkennen niemand als unsern Herrn an außer Gott; ihm ge- hören wir an als Kinder, sonst niemand —- das ist die Wahrheit, die uns frei macht! Sie tro en also auf ihren Abrahams-Adel, der, wie einst gyptens und Babylons so bald wohl auch des römischen Kai- sers spotten dürfe; niemand könne den ihnen nehmen. (Besser.) 34. Jesus antwortete ihnen fzunächst in Ve- ziehung auf ihre Aeußerung: »wir sind nie kein- mal jemands Knechte gewesen«] und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht fund so lange ihr nun in dieser Kuechtschast noch steht, seid ihr auch in Gottes Haufe noch nicht Kinder, sondern nur Knechte, trotz eurer fleischlichen Abstammung von Abraham, deren ihr euch rühmts 35. Der Knechl aber sin Gottes Haufe oder Reiche, der darin noch kein eigentliches Heimaths- recht besitztssz bleibet nicht ewiglich im Hause— Hon- dern kann jede Stunde daraus wieder vertrieben werden]; der Sohn [allein, der nach Herkunst und Charakter wesentlich zum Hause gehört] bleibe-i » ewiglich. 36. So euch nun der Sohn sder es im vollen, wahren Sinne ist Hebr. Z, 5 s.] frei macht svon der Knechtschaft der Sünde und zu Gott in das Kindschaftsverhältmß verfetzt], so seid ihr recht lwirklich und wahrhaftig] frei smcht mehr blos eingebildeter und vorgeblicher Weise, wie das bis jetzt mit euch der Fall ist]. Jesus will von einer großen Sache reden, und zwar von einer solchen, welche die Juden schwer zu- lassen würden; darum bekräftigt er sie ernstlich, indem er seiner Rede ein ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« vorausschickt (Lt)ser.) ,,Sünde thun« heißt nicht so- viel als sündigen im Sinne einzelner Uebertretungen, sondern bezeichnet einen sittlichen Zustand, in welchem die Sünde es ist, die unser Thun und Lassen bestimmt und regiert, so daß, was wir auch thun, ein Thun der Sünde ist (vgl. 1. Joh. Z, 8 mit 1,8——10). Bei wem dies ftattfindeh der ist Knecht der Sünde, und seine Beru ung auf die Abstammung von Abraham ist eitel, denn er verleugnet diese Abstammung durch sein sitt- lichcs oder vielmehr unsittliches Verhalten. Jst er aber ein Knecht, so gehört er nicht zum Hause; er mag zeitweilig darin Aufenthalt haben, ein Glied der Fa- milie, die das Haus bildet, ist und wird er nicht, und kann darum jederzeit daraus verwiesen werden. Der Satz ist allgemein· gefaßt, doch liegt die Beziehung auf 1. Mos. 21, 9 ff. (vgl. Gal. 4, 22 ss.) sehr nahe,« wo- nach die blos fleischlichen Nachkommen Abrahams in Jsmaels Verweisung aus dem viiterlichen Hause ein Vorbild dessen erkennen mögen, was auch sie noch er- wartet. (v. Bürger) Der Uebergang von V. 34 zu V. 35 erklärt sich nur aus einem Wechsel in der Jdee der Knechtschafh während dort der Herr die Sünde » ist, ist es hier Gott; der Knecht der Sünde steht da- durch auch zu Gott in einem knechtischen Verhältniß. Mag er auch im Hause Gottes, in der Theokratie, sich ; befinden, so hat er doch nur eine knechtische Stellung .- in demselben; von einem Herrn beherrfchh dessen Wille dem des Hausherrn entgegengesetzt ist, leistet er dem ; letzteren nur einen erzwungenen Gehorsam, wie in dem Evangelium Johannis s, 34——38. Gleichniß vom verlorenen Sohne der ältere Sohn zu dem Vater sagt (Luk. 15, 29): ,,ich diene dir, d. i. leiste dir Knechtsdiens .« (Godet.) Wie zuerst ein schneller Uebergang geschah vom Knecht der Sünde zum Knecht in ganz anderer, nicht einmal ausgespro- chener Beziehung, so geschieht nun weiter ein solcher Uebergang von diesem Knecht zum Gegensatz des Sohnes; was darüber gesagt wird, bezieht sich noch unmittelbar auf die Haushaltung oder Familie Gottes. Der HErr spricht offenbar zunächst hypothetisch oder voraussetzend von einem Sohne im Hause Gottes, der weder Knecht der Sünde wäre, noch in heuchlerischeny trotzigem oder auch nur dem vollen Gehorsam frem- dem Knechtsverhältniß zum großen Hausvater, zu Gott stünde: giebt es einen solchen, will er sagen, der hat Erb- und Familienrechh im Hause zu bleiben ewiglich, der wird gewiß nicht ausgestoßen. Und hier- bei thut sich noch eine andere, sehr merkwürdi e An- spielung auf, in welcher der ganze Ausdruck sich be- gründet; der HErr, dem überall und immer die tief- sinnigen und prophetischen Stellen der alten Schrift nahe liegen, redet mit den Worten des 23. Psalms, und zwar im Sinne eines ächten, vergeistigenden, den innersten Kern hervorholenden Citates. Wenn dort in V. 6 David sich eines Bleibens im Hause Gottes immerdar getröftet, auch nach der Wanderung durch das Thal der Todesschattem so ist das im alten Testa- ment ein Glaubens- und Hosfnungsausspruch des kindlich en Sinnes; von dieser Voraussetzung aber, daß es den Knechten gegenüber schon Söhne im theo- kratischen Gotteshaus geben könne, Inacht der HErr nun sofort einen dritten Uebergang, indem er in V. 36 mit Wiederaufnahme des Wortes »der Sohn« sich selbst als den Einzigen, an dem die Voraussetzung vollkommene Wirklichkeit hat, hinzustellen fortsährt. (Stier.) Dieser Sohn hat vom Hausvatey der nicht unmittelbar selbst handelt in der Theokratie, die ver- fügende Gewalt im Hause; aus dem ,,bleibet ewiglich«, das ihm wesentlich und vollkommen eignet, folgt, daß wenn er Er aus dem Knechtsstande befreit, eine wirk- liche, nicht blos scheinbare Freiheit eintritt, da ver- möge des immerwährenden Bestandes seines Haus- rechts in der Theokratie die von ihm verfügte Frei- lassung den wirklichen und endgiltigen Erfolg haben muß. (Meyer.) Wie die Juden in V. 33 ihre vergangene Knecht- schaft nicht sehen, des egyptischen Jochs, der habt)- lonischen Gefangenschaft nicht gedenken, wie sie selbst über ihre Knechtschaft in der Gegenwart hinwegsehen und die römische Herrschaft, die ihnen wenigstens einen Schein von Selbstständigkeit noch ließ, für Freiheit achten, so macht es die Sünde auch; sie verblendet die, über die sie herrscht, daß sie ihre eigene Knechtschaft nicht sehen. Das gehört zu ihrem größten Betrug: man wähnt sich frei, wo man gefangen, man dünkt sich Herr zu sein, wo man Sklave ist. Die Sünde ist allerdings die Seite der Freiheit des Menschem nach welcher er auch wider Gott handeln, die im göttlichen Wort gegebenen Begriffe von Recht und Unrecht bei Seite setzen, göttliche Gebote und Grundsätze mißachtem dem Fleisch wider den Geist seinen freien Laus lassen, sein Leben in sittlicher Beziehung führen kann wie er will. Jst Freiheit Selbstbestimmung, nun der Sünder bestimmt eben sich selbst (Weish. 2, 11); er thut auch alles nur für· sich selbst. Sein Wille ist sein Gese im geistlichen Leben, seine Wünsche sind auch sein iel; sein Jch ist der SJJiittelpunkt, um den sich sein ganzes Leben bewegt. Was er lebt, lebt er nur für sich; das Leben genießt er, wie es sich ihm bietet. Es giebt keine Blume am Wege. die zu pflücken er sich das Recht nicht zuschriebe, und wenn es auch eine Unschnld wäre. Bedenken macht er. sich nicht, einen Herrn über sich erkennt er nicht, Rücksichten auf das geistige Wohl und Wehe Anderer nimmt er nicht; er scheint ledig von drückenden Fesseln. Sieh doch die an, welche, einer langen Zucht entlassen, endlich sich und ihrer Natur freien Lauf lassen: sie athmen auf wie von einem langen Druck; sie schütteln Fesseln ab, die fremde Hände ihnen auferlegt haben«"nun erst meinen sie frei zu sein. Sünde ist Freiheit: das ist der erste Eindruck, den der betrachtende Blick empfängt; erst wer sich gehen läßt, seinem Fleisch und Blut, auch seinen Lüsten, wenn er will, freien Lauf läßt, der scheint frei zu sein. Jn Wahrheit aber ist Sünde Knechtschaft nur! Jede Sünde inacht den, der sie thut, schon zum Knecht, noch ehe er sie thut; schon ehe wir den Entschlnß fassen zur That, sind wir in ihrer Gewalt. Sie hat uns mit ihren erst leisen, dann bestimmteren nnd offe- neren Lockungen umgarnt; sie hat uns durch ihre Reize, die wir uns vormalten, geblendet; sie hat uns durch die Begehrlichkeih die sie erweckte, schwach ge- macht uns selber gegenüber; sie hat uns die Wider- standskraft gerau t, noch ehe wir sie zu bewähren hatten, noch ehe der Augenblick der Entscheidung kam. Jede Sünde, die wir gethan haben, hat uns in ihrer Gewalt gehabt, schon bevor wir sie gethan haben. Und sie hat uns auch in der Gewalt, während wir sie thun. Wir können es ja täglich sehen, daß der Leidenschaftliche im Augenblick der entbrannten Leiden- schaft sich selbst nicht in der Gewalt hat, daß der Wollüsti e im Augenblick der Befriedigung seiner Lust wie im aumel lebt, daß der Rachsüchtige an seinen Plan wie verkauft ist, bis er ihn ausgeführt hat. Bei jeder Sünde giebt es eine Grenze, von der an der Mensch sich nicht mehr in der Gewalt hat; in ihrem Entstehen, ihrem Geborenwerden giebt es einen Augen- blick, von dem an die Klarheit und Ruhe der Besin- nung fehlen. Das ist bei großen wie kleinen Sünden in gleicher Weise der Fall: von dem unüberlegten Wort bis zur berechneten That, von dem unbedachten Ent- schluß bis zur eifrigen Ausführung, überall erfährt man es, die Sünde, die man thut, übt eine knechtende Gewalt, während man sie thut. Und was soll ich sagen von der Gewalt, die sie übt, nachdeni man sie gethan hat? Jst sie einmal vollbracht, so ist man ge- fangen durch sie; man trä t sie, muß sie tragen, und zwar auch ihre Folgen, ihJren Fluch. ,,Das ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären«; die Tochter wird wieder zur Mutter; keine Sünde bleibt allein, sie wird die Quelle einer neuen, sie wird wie von selbst das erste Glied in einer großen « Kette. Soll ich erst erinnern an die bekannte Erfah- rung, daß der kleine Anfang schon oft zum furchtbaren Ausgang geführt hat? Soll ich erinnern daran, da die verborgene Sünde aus Fiircht vor Entdeckung zu ihrer Deckung immer neuer Sünde bedarf, wie eine Lüge zu ihrer Deckung immer die andere hervorruft? Soll ich erinnern daran, daß jede Sünde den Trieb, sich selbst zu rechtfertigen, in sich trägt, daß man sich vor sich selbst entschuldigt, nnd könnte es auch nur ge- schehen durch Selbstbetrug? Soll ich erinnern daran, daß man niemals weiß, wohin EiiiUnrecht noch treibt, und man niemals berechnen kann, bis zu welcher Grenze man sündigen wird? Mit der Sünde ist es wie mit dem, der in einen Abgrund fällt: er kann, während er fällt, nicht bestimmen, wo sein Fall auf- hören soll. Mit der Sünde ist es wie mit einem - Stein, der vom Berge herabrollt: mit jedem Schritt weiter nimmt er an Geschwindigkeit und Kraft zu. So geht es auch init der Sünde bei jedem Schritte So e1ich der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. 153 rascher, und durch jeden Schritt weiter übt sie eine größere Gewalt über den Willen, erhält immer mehr von hinreißender Kraft, bis sie mit icnwiderstehlicheiii Anlauf den ganzen Menschen sich uiiterwirft. Keine Sünde ist blos eine That, sie ist immer zngleich eiiie Kraft; sie droht jeden Augenblick zur Lebensrichtung, zur Gewohnheit, zur inneren Nothweiidigkeit zu werden. Je länger man eine Sünde geübt hat, desto schwerer wird es, ihr den Abschied zu geben. (Brückner.) Die Sünde spiegelt Freiheit vor, und macht dich doch zum Knechte: dein Heiland giebt dir Knechtsgestalt, und schenkt doch Kindschafts- rechte. Wenn die Welt ein ehrliches Christenlebeii ansieht, schüttelt sie das Haupt uiid sagt: »Wie ge- banden, das Herz voll Trauer uni die Sünde! hier auf Gottes Willen achten, und dort auf Gottes Willen achten! sich hier enthalten, und dort entsagen! Uns ist die Welt eine grüne Aue, wo man überall durchlaufen kann; die aber sehen ängstlich auf die fchmalen Fuß- steige, die der Herr der Aue nach seiner Laune hin- durchgelegt hat oder gelegt haben soll, an den schönsten Blumen gehen sie vorbei« Wißt ihr denn nicht, so antwortet das Christenherz, daß alle Sünde« ist wie ein Trichter? oben noch etwas weiter Rand, aber mit jedem Schritt weiter wird es enger, bis man endlich unten eingemauert, eingeschlossen, ein Gesange- ner des Teufels ist! Der Dienst Gottes fängt um- gekehrt eng an, und weitert sich dann durch seine Gnade in die lieblichste Freiheit. (Ahlfeld.) Nicht als ob der Gläubige durchaus von« der Sünde geschieden sei und gar nicht mehr sündigen könne — ach, die Brandiiiale seines Sklavenstandes bleiben lebenslänglich bei ihm; in Schwachheitssünden kann er fallen täglich und stündlich, und sie zu meiden in der Kraft des HErrn, das ist eben seine Aufgabe. Aber dennochnst er frei von der Sünde: frei von der Blindheit der Sünde, er erkennt sie für das, was sie ist, und täuscht sich nicht über dieselbe; frei von den Strafen der Sünde, er fürchtet sie .nicht mehr, denn er hat Vergebung; frei von der Liebe zur Sünde, er liebt sie nicht mehr, er haßt und rügt und straft sie, wo er sie antrifft; frei von der Herrschaft der Sünde, er hat eine höhere, bessere Herrschaft kennen gelernt, der er nun freudig und gehorsam dient. (Fr. Arndt.) Die christliche Freiheit: l) wovon? nicht von Gottes Geboten, nicht von den Lasten der Erde, son- dern von den Ketten der Sünde —- abgenommen ist die Last der Schuld vom Gewissen und abgenommen das Joch der Sünde vom Nacken; Z) w odurch? 1iicht durch Lüge und Unrecht, auch nicht durch Menschenwitz und Menschenniacht, sondern durch Gottes Sohn und das Wort der Wahrheit. (Gerok.) 37. [Darnach, aus ihr Selbstrühmeiit »wir sind Abrahams Samen« näher eingehend, fuhr er fort:] Jkh weiß wohl, daß ihr sdeni Fleische nach] Abtahams Samen seid; aber sdeni Geiste nach seid ihr das gerade Gegentheil von diesem eureni Stammvater, sintemals ihr suchct mich zu tödten, denn meine Rede fiihet nicht nnter euch sinein Wort findet bei euch keinen guten Fort: gnug, daß ihr’s in euer Herz eindringen ließet, sonderii ihr verschließet euch gegen dasselbe und möchtet nun, weil es sogar euch widerwärtig uiid verhaßt ist, euch den vom Halse schaffen, der es predigt]. 38. sWas für eine Abstammung oder Ab- 154 hängigkeit in geistlicher Hinsicht tritt doch da an euch zu ·Tage!] Ich rede, was ich von meinem Vater smit dem ich in beständigem Unigang und in der innigsten Gemeinschaft stehe Kap. 5, 19 f.] gesehen habe; so thut ihr swenn ihr das nicht an- nehmen und lieber mich tödten, als mein Wort ferner hören wollt], was ihr von eurem Vater [der meines Vaters Widerpart und Feind ist Matth· 13, 391 gesehen snach anderer Lesart: gehöret,«· als einen zu vollbringenden Befehl empfangen V. 40; Kap. Z, 32] habt. Die Anerkenniin ihres Anspruchs auf die leibliche Abstammung von braham dient nur dazu, den fol- genden Vorwurf um so stärker zu betonen: welch ein Gegensatz — Abrahams Samen und Mörder Christi! (P. Lange-«) Die Rede Christi, welcher die Juden nicht glaubten, war desselbigen Gottes Rede, welchem Abraham laubte; so mußte es ein arger Vater sein, nicht Abra am und nicht der Gott Abrahams, der den Juden zeigte, was sie thaten. Erst in V. 44 nennt der HErr iesen argen Vater mit Namen; er zögerte so lange, damit er ihnen Raum gebe, ihr eigenes Ge- wissen nach dem Urheber ihrer Bosheit zu befragen und ihre Sünde zu fühlen, durch welche der Teufel sie in seiner knechtenden Gewalt hatte. (Besser·) Wer schaudert nicht, wenn er diese beiden Muster betrachtet, welche so entgegengesetzt sind und keine Mitte haben — Gott oder der Teufel! Wer sein Leben nicht in Uebereinstimmung bringt mit dem Willen Gottes, dessen Kind er sich nennt, läßt sich leiten und fort- ziehen zu dem Willen des Teufels und wählt ihn zu seinem Vater. (Quesnel.) Wie ,,Kind des Ver- derbens« (Kap.17,12) Einer nicht heißt, weil er etwa von vornherein zu dem Verderben bestimmt wäre, so daß er dann nicht anders könnte als Art und Geschick eines Verderbens-Kindes tragen, sondern weil er sich dem Verderben zu eigen gegeben hat und darum zu eigen ist: so werden die Juden, welche leiblich wohl Abrahams Kinder sind, aber nicht sittlich, in letzterem Sinne Kinder des Vaters heißen, dessen Willen sie als solche thun, weil sie sich ihm zu eigen gegeben haben und darum zu eigen sind. (Luthar t.) 39. Sie antworteten sauf seine letzte Aeuße- rung, dadurch er zwischen ihnen und ihm eine Scheidewand in Betreff der beiderseitigen Herkunft aufrichtete, daß die Scheidung keineswegs zu ihrem Nachtheil aussalle] und sprachenzu ihm: Abraham iftkunfer lauf diesem ,,unser« liegt der Nachdruck] Vater [da siehe denn zu, wer wohl dein Vater sein mag, wenn du nicht mit uns denselben Vater haben ·willst]. » Spricht Jesus zu » ihnen :» [Jn geistlicher Hinsicht, auf die es hier allein an- kommt, habt ihr kein Recht, euch Abrahams Kinder zu nennen !] Wenn ihr lizi diesem Betracht] Abrahams Kinder waret, so thatet ihr Abrahams Werke sund nähmet mit empsänglichem Sinne das auf, was ich zu euch rede; denn ich rede, wie vorhin gesagt, was ich von meinem Vater gesehen habe, und für alles, was von diesem meinem Vater kam, hatte Abraham zu seiner Zeit ein gar offenes Ohr 1. Mos. 15, S; Hebr.11,8ff.«; Gal. Z, 9]. Evangelium Johaiinis 8, 39—45. 40. Nun aber suchet ihr mich zu tödten, [und zwar in mir nicht blos einen Menschen überhaupt, was ja an und für sich schon etwas gar Böses ist, sondern speziell] einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe suud da ebenfalls nicht blos die Wahrheit über- haupt, wie sie auch wohl ein anderer Prophet verkündigen kann, sondern speziell die Wahrheit] die tch von Gott [als unmittelbar von ihm herab zu euch gekommen, also als sein eingeborner Sohn, der in seinem Schoße ist Kap. 1, is] ge- höret habe; das [d. i. so etwas] hat Abraham nicht gethan [vielmehr war sein ganzer gottes- fiirchtiger, heilsbegieriger und auf die Zukunft dessen, der da kommen sollte, mit gläubiger Sehnsucht hingerichteter Sinn V. 56 soweit von derartigen Mordgedanken entfernt, daß solche, die sie hegen, nimmermehr seine Kinder fein können, sondern im geistlichen Verstande einen Andern zum Vater haben müssen]. 41. Jhr [mit euren Mordgedanken] thut [denn auch wirkIichJ eures Vaters Werke [und nun stehet lieber davon ab und wendet euch zu Abrahams Sinne, dessen ihr euch als eures leib- lichen Vaters rühmet, hin, als daß ihr durch weiteren Widerspruch mich noch nöthigt, euch den, welchen ihr so, wie ihr jetzt denket und redet, zum geistlichen Vater habt, bei Namen zu nennen] . Der Satz: »Unser Vater ist Abraham« ist nicht blos eine einfache Erkläruns sondern ein disputato- rischer Satz und fordert die rgänziing heraus: »wenn nun Zwiespalt zwischen uns ist, so siehe zu, wer denn dein Vater sei.« (P.Lange.) Mit dem hierin liegen- den Vorwurf, daß er wohl gar nicht zu Gottes Volk »ehöre, bewirken die Juden aber nur, daß der HErr slowohl diejenige Verwandtschaft, die er ihnen ab-, als die er ihnen zuspricht, bestimmter besgichneh Wenn ihr Abrahams Kinder wäret (dies al nicht wieder ,,Same«, weil er das geistliche Verwandtschaftsver- hältniß im Auge hat, vgl. Röm. 9, 7), so würde in euren Werken sich diese Verwandtschaft zeigen, denn an der Frucht erkennt man die Art des Baumes; nun aber tritt bei euch das Ge entheil von Abrahams Thun hervor, es regen sich ord edanken, und zwar gegen einen Menschen, der euch ottes Wort bezeugt. Daraus folgt, der geistlichen Verwandtschaft nach seid ihr eines andern Vaters Kinder, desjenigen nämlich, dessen Werke ihr thut. (v. Burger.) Jesus entwickelt: es giebt keine Geistesverwandtschafh wo die Hand: lungsweise entgegengesetzter Art ist. Abraham hat sich durch unbedingten Gehorsam gegen die göttliche Wahr- heit (1. Mos.12, 4; 22, und durch ehrerbietige Liebe gegen die Organe der elben (1. Mos. 14, 18 sf.; 18, 2 fs.) ausgezeichnet: welch ein Contrast egen das Verhalten seiner Nachkommen nach dem Fleisch! Man bemerke die Steigerung: 1) einen Mens ch en tödten; 2) einen Menschen, welcher Organ der Wahrheit ist; 3) der Wahrheit, die von Gott kommt. (Godet.) Einem, der die von Gott vernommene Wahrheit sagt, nach dem Leben trachten — das hat Abraham nicht ethaii! Der Ausdruck ist eine Litotes, eine Rede- form, da man viel milder sich ausspricht oder viel WslsekhgtseespeåjspsEs« ksjkkkisxkkskesgkishis he« jede« TEEELL weniger sagt, als man eigentlich sagen will; aber der Ausdruck wird dadurch nur desto beschämender. (Met)er.) »Der fromme Erzvater, dessen Frömmigkeit euer Ruhm seines Namens voraussetzh den euer ga1i- zes Volk mit Recht preiset, hat das nicht gethan; er hat sich in Glaube und Liebe anz anders gegen Gott und Menschen Verhalten« ie Schlußfolgerung wurde streng formell freilich nur lauten: ,,folglich seid ihr nicht Abrahams Kinder«; aber sie greift natürlich gleich weiter zu dem andern Vater, doch wird dieser auch hier noch ungenannt gelassen, ob sie verstehen möchten (Stier.) . 41b. Da sprachen sie zu ihm: Wir [die wir find Ebräer aus den Ebräern Philipp. Z, d] sind [was unsre leibliche Herkunst betrifft] nichtun- chelich geboren sals hafte der Ehe, aus der wir hervorgegangen, ein Makel der Einmischung fremden Geblüts an, wie das wohl öfter bei den Juden außerhalb Judäa’s der Fall ist Esra 9, 2; 10, Z; 10, 23 ff.; Mal. 2, 11 f.]; wir haben [aber auch, was unsre geistliche Herkunft an- geht, nur] Ginen Vater, sden rechten und wahren] Gott-s- [5· Mos. 32, is; Ja. es, is; Mal.2,10 und sind nicht, wie die Samariter, ein Mischvolk in religiöser Hinsicht Esra 4, 3 Anm. Wir be- greifen also nicht, was du mit deiner wieder- holten Hinweisung auf einen andern Vater, den wir im Gegensatz zu dir hätten, eigentlich sagen willst]. 42. Jesus sihre rein jüdische Abstammung in leiblicher Hinsicht nicht in Abrede stellend V. 37., wie er ja auch gerade denen in Judäa zu allererst sein Heilandswerk gewidmet hatte, ehe er nach Galiläa gegangen Kap. Z, 12 ff.; 4, 40 ff; 5, 1 — 47; Matth. 4, 12 ff., und jetzt wieder bei ihnen erschienen war, ehe er sich in das Land jenseit des Jordan wenden würde Kap. 10, ·40 fs.] sprach zu ihnen sindemer das Gespräch Jetzt ganz auf das geistliche Gebiet hin- überlenkte]: Wäre Gott [nicht blos dem äußeren Religionsbekenntniß, sondern auch der inneren Herzensbeschasfenheit nach] euer Vater sdaß ihr ihn als seine Kinder liebtet], so liebtet ihr [folge- richtig und naturgemäß auch] mich; denn ich bin saus der wefentlichen vormenschlichen Gemeinschaft Gottes, in welcher ich als der eingeborene Sohn mich befand Kap. 13, Z; 16, 27f.; 17, 8., bei meiner Menschwerdung] ausgegangen und komme [bin so, wie ich da vor euch stehe, ein Gekom- mener] von Gott [welchen ihr sprechet, er sei euer Gott V. 54, daher ich wohl erwarten dürfte, daß ihr mit aller Freude mich bei euch aufneh- men würdet]; denn tch bin nicht von mir selber kommen, sondern Er hat mich [zu euch] gesandt-«· [und um seinetwillen sollte ich sja billig euch ein gern gesehener, willkommen geheißener Bote sein]. 43. Warum kennet ihr denn meine Sprache [die ich als Gottes Bote führe und darin seinen 155 Willen euch offenbare und sein Heil euch anbiete] nicht sdaß sie einen Wiederhall, einen Anklang an Verwandtes in euren Seelen fände]? Denn lsv übel stehts allerdings gerade mit euch, den Judäern:] ihr könnt ja mein Wort nicht hören-W sso wenig kennet ihr meine Sprache, daß im Ge- gentheil das, was ich damit zu euch rede, euch in innerster Seele verhaßt und unleidlich ist]. 44. sDa saget doch ja nicht mehr, daß Gott euer Vater fei.] Jhr seid [vielniehr, um es jetzt ganz offen und rückhaltslos auszusprechen, weil es die Ehre meines Vaters erfordert, der fchon in euren Vätern sich von euch lossagen mußte b. Mos. 32, b] von dem saubern] Vater sden es in sittlicher Hinsicht für Menschen noch giebt, wenn sie durchaus sich ihm zu eigen geben wollen Apostg. 13, 10], dem Teufel snämlichs und nach [dieses] eures Vaters Lust wollt ihr thuns sindem ihr suchet mich zu tödten V. 40]. Derselbige ist ein [Menschen-] Mörder von Anfang sder Menschheitsgeschichte Matth. 19, 4-., insofern er mittels der Sünde, zu der er gleich die ersten Menschen verführte, den Tod in die Welt ge- bracht 1. Mos. 3, 1 ff.; Weis-h. 2, 23 f.], und ist swas seinen eigenen Abfall von Gott betrifft] nicht bestanden in der Wahrheit sdaß er in der- selben feste Stellung genommen oder sich fest- gesetzt hätte, wie die guten Engel gethan, daher er auch fortan nicht in ihr, sondern gänzlich außer ihr steht]; denn die Wahrheit ist nicht in ihm ser hat mit seinem Heraus-treten aus ihr alle Gemeinschaft seines inneren Wesens mit der- selben auf immer verloren und ist ihr völlig ab- gestorben, so daß das Gegentheil der Wahrheit, die Lüge, fein Lebenselement geworden ist]. Wenn er die Lügen redet sirgend etwas sagt, das in das Gebiet der Lüge gehört, und das ist ja bei ihm nicht zeitweilig, sondern bei alle seinem Reden der Falls so redet er von seinem Eigenen saus dem heraus, was sein Eigenes, den eigen: thümlichen Fond seines Inneren ausmacht Makkhs IT, 34]; denn er ist [seinem ganzen Sein und Wesen nach] ein Lügner und ein Vater derselbigeiiH snämlich der Lüge, als den kein Anderer vorher belogen und verführt hat, als er sündigte, sondern er hat die Lüge erst aufgebracht] 45. Jch aber, weil ich [ini Gegensatz» zu ihm, dem nur die Lüge redenden Teufel] die Wahrheit sage, so glaubet ihr mir nicht jwährend ihr sofort mir glauben würdet, wenn ich eben- falls, wie Er, Lügen redete, vgl. Kap. 5, 43; und da liefert ihr ja thatsächlich den Beweis, daß ihr, wie ich vorhin sagte, von dem Vater, dem Teufel seid V. 44]. «) Indem sie von der leiblichen Abstammung, auf die sie sckzon einmal (V.» 39) sich berufen hatten, als- bald zu er geistlichen übergehen und nun deren sich 156« rühmen, suchen sie auch diese nicht in einem sitt- lichen Verhältniss, in welcheni sie persönlich zu Gott stünden, dieser Gesichtspunkt ist ihnen in dem ganzen Gespriiche fremd; sondern sie berufen sich doch nur wieder (wie sie auch nicht anders können) aus ihr iiationales Vorrechh Gottes Volk zu sein durch dessen Erwählung und durch die gottesdienstlichen rdnungen, in denen sie ihm dienen, und diese ge- nügen ihnen, Gott als ihren einigen Vater mit Aus- schluß jedes andern zu erklären. Was solle es also bedeuten, daß Jesus so verfänglich von einem Vater rede, dessen Werke sie thaten? (v. Burgen) IV) Wie der Ausdruck: ,,ich bin ausgegangen« den Ursprung aus Gott bezeichnet, so der andere: ,,ich komme« nach regelmäßigem Gebrauch das Angekom- mensein, das Dasein oder die Erscheiiiuiisgz Jesu auf Erden. (Lücke.) Es drückt sich in beiden orten das lebendige Gefühl des Himinelsbewohners aus, welcher mit dem noch ganz ungeschwächten Bewußtsein des kaum verlassenen früheren Wohnorts sich der·Welt darstellt. Aber nicht blos Wesen und Erscheinuiig Iesu haben einen göttlichen Charakter, sondern, wie er weiter bezeugt, auch seine Sendung, seine Stellung zu denen, zu welcheii er gekommen: er, der Himmels- bewohiier, ist nicht von ihm selbst auf die Erde«ge- kommen, sein Dasein ist vielmehr das Ergebniß eines bestimmten Befehls, den er von Gott erhalten, vgl. Kap. 10, 36. (Godet.) » sit) Als Gottes Kinder würdet ihr doch gewiß inich, den Sohn vor allen andern, das Ebenbild eures Vaters (Kap. 14, 9), lieben; aber davon· ist bei euch nichts wahrzunehmen, vielmehr findet sich das gerade Gegentheil Jhr ken1iet zunachst meine Sprache nicht, die doch die Muttersprache der Kinder Gottes ist und mit der ihr schon aus dem ganzen alten Testament vertraut sein müßtet; auch sont hört jeder gottesfürchtige Mann, wenn der Geist Gottes zu reden anfängt, ihn in seiner Sprachip reden, Und was im Sinne niit den eigenen Meinungen Und Grundsätzen harmonirt, das versteht man auch dem Ausdruck, dem Laute nach. Offenbar also nehmt ihr Juden darum an meinen Ausdrücken Anstoß, weil ihr mit meinen Gedanken und meiner Gesinnung nicht einigseid Aber die, wenn sie Gottes Kinder waren, gleich meine Sprache erkennen sollten »als den Ton des Hauses, als den Klang aus der Heimath, und in Liebe leicht und schnell ihr zufallen — wie verhalten sie sich denn? Sie können ja mein Wort nicht hören! (Stier.) Dieser letztere Satzx ,,ihr·köniit mein Wort nicht hören« soll nicht die vorausgehende Frage be- antworten, wie die Ausleger ihn meist verstehen, als wollte der HErr sagen: ,,Darum kennt ihr meine Sprache nicht, weil ihr mein Wort « nicht hören könnt«; sondern jene Worte sollen» das in der Frage liegende verneinende Urtheil begrundenn »so kann» o muß ich fragen, denn ihr könnt Ia mein Wort nicht hören; ihr gewinnet das nicht über euch, mein Wort widerstehet euch.« (Olshausen.) W·arum«die· Wahr- heit so verhaßt ist? l) weil sie zu tief siehet, 2) zu offen spricht, Z) zu streng richtet (Schuur.) T) »Ihr seid von dem Vater, dem Teufel« — hierin liegt zweierlei: 1) ihr seid von gleicher« Art, gleich böser Gesinnung mit dem Teufel, seid ihm an Bosheit ähnlich; 2) euer Sinn ist satanischptl Ursprungs, durch Einwirkung des Teufels seid ihr darein gerathen, das Wort Vater bezeichnet also hier einen geistig zeugenden Einfluß. Wenn es auch nach Christi sonstiger Lehre ausgemacht ist, daß der Satan einwirkt und Böses fördert, anregt, wo ist wohl sein geheimer Einfluß glaublicher als da, wo sich die «auf das ganze Qltenscheiigeschlecht war. Evangelium Johannis s, 45. bitterste Widrigkeit gegen den Heiligstem Liebe11swiir- digsten offenbart hat? wenn d as nicht satanisch war, so giebt es überhaupt nichts Satanisches in der Welt. Es erregt allerdings Erstaunen, daß Jesus das hier so frei öffentlich den Juden in’s Gesicht sagt, eine solche schlechthin strasende, verdanimende Wahrheit; er er mußte ihnen die Augen öffnen. Je gefähr- licher ihr Zustand und je größer ihre Schuld war, desto bestimmter mußte es ihnen bezeugt werden, welcher Geist sie in seiner Gewalt habe; und gerade darum, weil sie mit so großer Zuversicht sich für ein heiliges Gottesgeschlecht hielten, war es so dringend nöthig, daß ihnen gesagt würde, sie seien vielmehr eiii satanisches Geschlecht. Mit derselben unbedingten Ge- wißheit wie Jesus können wir nie in einein bestimmten Falle etwas für Werk oder Ein ebung des Satans erklären; wohl aber können die Hermuthungsgründe dafür bisweilen steigen. (Heubner.) H) Offenbar wird hier dem Satan ein reeller, starker Einfluß auf die Nienschenwelt zugeschriebeiy das Böse aus der unsichtbaren Welt abgeleitet; aii eine Accomodatiom als ob der HErr sich dabei nur den Vorstellungen feines Volkes anbequemt habe, kann gar nicht gedacht werden, weil er ganz von freien Stücken, ohne äußeren Anlaß, des Satans erwähnt, und zwar auf eine für die Juden so strafende Weise, mit dem höchsten, feierlichsten Ernst. Man kann auch nicht sagen, Jesus habe blos ausdrücken wollen: ihr seid griindböse, seid Teufelsbruy denn wie paßte dann eine so uinständliche, ausführliche Beschreibung des Satans hierher? Fragt man nun, weil ein genereller Einfluß der unsichtbaren Welt auf die sichtbare noth- wendig auch einen bestimmten spezielleii in gewissen Thatsachen voraus-setzt, auf welche Fakta hier gesehen werde, so ist das Gewisseste, daß nicht auf den Bruder- mord Kains, wie manche Ausleger annehmen, sondern aus die Verführung der ersten Menschen Rücksicht ge- nommen werde; denn 1) giebt von einer Mitwirkung Satans bei Kain der Wortlaut der Schrift keine An- deutung, desto bestimmter aber bei dem Fall der ersten Menfchen (und es ist doch wohl vorauszusetzen, daß Christus bei Erwähnung von etwas, das in die Zeit der Urwelt sällt, auf die heil. Quellen dieser Urge- schichte Riicksicht genommen habe). Z) Der Satan heißt Menfchenmörder »von Anfang«, von Anfang des inenschlichen Gesckilechts, womit er als Stifter des menschlichen Elends und Todes bezeichnet wird; so deutet auch der Ausdruck ,,Menschenmörder«, so allge- mein, doch wohl auf ein Faktum, das von Einfluß (Heubner.) Die Versühruiig des Urnienschen und die Einflößung des Mordgeistes in ihn und sein ganzes Geschlecht (1. Joh. Z, 15) ist es, welche hier als geistiger Mord einer großen Lebensgesammtheit aufgefaßt wird; inso- fern konnte er auch im eigentlichen Sinne als »von Anfang« geschehen genommen werden iind bildet einen tresflichen Gegensatz niit dem von den Juden beab- sichtigten Mord des Erlösers (vgl. Offenb. 12, 4) als des andern Adams. (Olshausen.) Sehr passend wird dann von dem Menschenmörder voii Anfang, als welcher er sich in der Gefchichte des Süiidenfalls er- wiesen, mit den Worten »und ist nicht bestanden in der Wahrheit« weiter aufgestiegen zu seinem eigenen Falle aus der Wahrheit. Allerdings hat sich die ursprüngliche persektische Bedeutung des im Grundtext gebrauchten Worts: ,,hat bestanden, seinen Stand ge- nommen« verwischt und auch im neutestainentlichen Sprachgebrauch in die präfentische Bedeutung: »fteht, hat seinen Stand« umgefetzy dann wäre also nicht sowohl gesagt, daß der Teufel ursprünglich in der Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich. Wahrheit nicht bestanden habe, als vielmehr daß er gegenwärtig nicht in der Wahrheit stehe. Doch leitet der Gedankenzusaninienhang zu der vermitteln- den Ansicht, daß nach der bekannten Geltung des Per- fectniiis, wonach es die in der Vergangenheit abge- fchlossene, noch in die Gegenwart hineinreichende Hand- lung bezeichnet, auch hier die ursprüngliche und die abgeleitete Bedeutung in dem Sinne mit einander zu verbinden sei: »hat bestanden und steht seitdem« (vgl. Kap. Z, 29z Matth U, 46 f.; Mark. 9, l; I, «; Vlpostg I, 11; Röin il, 20); diese Auffassung wird unterstiitzt diirch den auf unsre Stelle zurückblickenden Ansfpruch in I. Joh. IF, s: »der Teufel süiidigt von Anfang«, was nach Bengels zutreffender Erklärung besagen will: ,,seitdein der Teufel eben der Teufel ist, hat er gleich von vornherein gesüiidigt und ist aller Sünden Urheber, er sündiget auchinit immer größerer Häufung seiner Schuld fort nnd fort iindnierführt zur Sünde« (Philippi.) Der HErr sagt iiicht: er war von der Wahrheit fern, sondern: er ist nicht be- standen in der Wahrheit; der HErr will-also, wir solleii den Teufel als einen von der Wahrheit Abge- fallenen betrachtenx wäre er dagegen in derselben bestanden, so wäre er auch ihrer theilhaftig geworden und selig mit den heil. Engeln geblieben· (Augustin.) Da Satan nichts aus der Quelle der göttlichen Wahr- heit, welcher letzteren er vielmehr gänzlich verlustig gegangen, schöpft, so nimmt er alles, was er redet, aus seinem Eigenen, und da ist denn das Lü en- Reden seine ihm ebenso natürliche Sprache, wie Jesu das seine natürliche Sprache ist, die Wahrheit zu sagen, vgl. V. 38. (Godet.) Derjenige, dessen Subjectivität nicht-s von Wahrheit mehr in sich trägt, hat zu seinem persönlichen Charakter die Lüge, und alle seine Aeuße- rungen sind Abdruck davon. (Tholuck.) Das »wenn er die Lügen redet« ivill nicht etwa zugestehen, daß er zuweilen noch die Wahrheit rede (vieliiiehr gilt da der bekannte Satzx »wenn der Teufel die Wahrheit redet, lügt er am ärgsten«), sondern das Lügenreden wird in diesem Wenn als sein beständiges, einziges Thun anerkannt; und das koinnit nun aus seinem Eigenen, er thut und redet so, weil er iiicht anders kann, weil er seinem ganzen Wesen nach ein Lügner ist. (Stier.) Die Lüge, als sei ein Leben ohne Gott das wahrhaftige Leben, die der Teufel in l. Mos 3, 4 f. den Nienschen vorredet, ist wie seines eigenen Verderbens Anfang, so zugleich seiner Argheit Jnbegriff; nun empfindet er zwar die Pein, ein verdaminter Lügner zu sein, aber die Lüge gereiiet ihn nicht iind kann ihn nie gereuen, denn er hat außer der Lüge kein Selbst in sich, welches zum Lügen Nein sagen und nach der Wahrheit verlangend sich ausstrecken könnte. »Wenn er die Lügen redet, so redet er aus seinem Eigenen«, er besteht aus eitel Züge, die Lüge ist seine andere Natur, fein Todeselement geworden; denn ,,er ist ein Lügner« nnd sonst nichts mehr, iiicht ein verführtes Kind der Lüge, sondern der Vater derselbigen, der Erzlügner und Erzfeind der Wahrheit, die nichts an ihm hat, wobei sie ihn fassen kund wieder zu sich ziehen könnte —- was in den geknechteten Kindern der Lüge als ihres Vaters, des Teufels, Werk erscheint, daß die Rede der Wahrheit nicht fähet in ihnen (V. 37), das fees) Teufels selbstgewirkter und ewiger Zustand. e er. Evangelium am Sonntage in der stillen, Indien) Von dem Anfangsnsort des 4s3. Psalms hat der Sonntag seinen Namen; wie nnn der vorige Sonntag Jesum ausdrücklich als Propheten (Kap. S, 14) und 157 der kommende als König (Matth. 21, 5) bezeichnet, sp Hi« its« »Es B i?Its?FLTLTTVHEsxskksäxkikthlik un oru ren, ie r n FlmtF aber ist seine sisitndlose Zeiligzketxiå auflwelche as nun» elium inwei . — or agen ag eiii großes Vdzlk ini Schatten der Barmherzigkeit Christi, ITZIÄSZTfHIEFXTURZTT zIPMVHZFkLZLTTITFLLMZklxkikksi ein großes Volk, und zwar besonders die Viächtigeii in Israel, um ihn, und führeii eine bittere, lieblose Di»spiitation; zuletzt hebt man Steine auf, uiii7ihn zii Femisiksps ZEIT-F III«sålspdekkachssd’"«’ä2?"’Fk,;?"Lk-T? en oni , ; « wird ein gFortschritt in seiner Verherrlichun sichtbar. (Ahlfeld.) Inmitten solcher falschen usnåi bölfleii Leute, wie in .4.«-3, 1 ie erwä nt werden, e en wir un ern HErrn Textes stehen? teiiiicer ei? unhegliges uieod ver tocktes Volk, wie eines o en ort e acht wir , hörsen wir ihn seine Sache führen. Mit eiseZiien Stirnen stehen ihm seine Widersacher«geg»eii»iiber, mit steinernen Herzen horen sie ihni zu, mit giftigen Zungen greifen sie ihn an, mit verbrecherischen Hunden heben sie Steine auf, ihn zu tödten; die ganze Streitverhandluiig giebt uns schon ein Bild von der Macht der Finsternis, welche wider den HErrn angewachsen war, und ist ein ernstes Vorspiel jener Gerichtsverhandlungeii vor «Kaiphas, Herodes und Pilatus, die nun nächstens in der Charwoche die Passionsgefchichte uns wieder vor- führen wird» Da mochte ·wohl der heilige » Sohn Gottes, der ein solch» Wider-sprechen von den Sundern zu erdulden» hatte ·(s;)ebr. 1»2, 3), im tiefen Herzens- grunde einstimmen in die Pitte des Psalinistenuzndieal Richte»miih, Gott, und fuhre »meine Sache wider das unheilige Volk, und errette mich von den falschen und bvosen LeutenL Und Gott hat gerichtet; der Allniach- tige hat die Sache der Unschuld gefuhrt und hat des Fäfååls TkredsskreskkkkkkkpsktäkAS? ZLTTIQHTZUZIZ· en i i ei - heben, unverletzt strich er· mitten durch sie hin; mochten sie später auf Golgatha ihn an’s Kreiizholz heften und seinen Grabstein versiegeln·, glorreich stieg er aus deni Grabe hervorund ging heim zu feinem Vater; niochten sie· nachher sein Evangelium verbieten und feine Zeugen steinigen, tvriiiinphirend ging seiii Wort durch alle Lande. Mogen sie heute» noch· seine Person antasten, sein Wort verachten, sein Reich bekämpfen, siegreich eh; ssksgestemssaeiksi eJJisis-""»Eäsg«d«· Es: uner i iea iiienune den Angriffen feiner Feinde: 1)seine Person verdächtigen sie, und doch kann niemand ihn einer: Sünde zeihen; Z) sein Wort verachten sie, und doch, wer’s hält, wird den Tod nicht sehen ewiglich: Z) sein Zebben Eiedrohen sied, iend åochkfsztdver Dsvillhsiziiies e ens änge ausre en. ( ero. ie a r eit nnd ihr Loos auf Erden: l) sie wird verworfen, aber fie verstummet nicgh Z) sie wird Verlästern aber sie eriiiüdet nicht; ) sie wird verfolgt, aber såe eikliielgt nicht. (åliczåitestibergs) Jasbesebsezn nfnter « er e)rten un ö en ie ö » te rü uiig der Frommen: 1) wie oder fvodiirch dasselbe dies ist.;· 2) warum Gott dies Leben den Frommen zuge- Zeilstx F) weiscsie iä dlilefietm LebeiißstFkk)t. «st(Heiit;nele.) a rei a e e zeugni ri i: e e- trifft l) die Wahrheit seiner Lehre, 2) die Würde seiner Person» Z) die Seligkeit seiner »Bekenner. (Coiiard.) So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich: 1) die gsgrfoii dxssemhdee das F·utiens«3;agt; H) dgssäsorh a erun zu a en ge iee; .- ie er ei ung, die er damit verbindet. (Riidel.) 158 46. Welcher Unter euch [die ihr euch ge- berdet, als ob der Eifer für die Ehre Gottes als eures Vaters euch triebe, wider mich zu streiten, und -nun in solchem Streite sogar soweit geht, daß »ihr suchelt niich zu tödten] kam! mich einer Sunde zeihent [die in irgend einem meiner Werke oder Worte fchon zu Tage getreten wäre und um deretwillen ihr nun ein Recht hättet, euch gegen niich als gegen einen Lügner und Verführer Kasa 7, 12 zu entscheiden]? So ich euch aber [mit derselben Tadellosigkeit, mit welcher ich euch den Willen Gottes vorlebe, ihn auch verkiindige und nichts Anderes als] die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir n1cht?’««· ssühlet ihr da nicht selbst, daß ihr mit euerm ganzen Verhalten vielmehr nach jenes eures Vaters Lust wollet thun, als daß ihr für Gott eifertet?] 47. Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort [und so sehlet es auch unter euch an Bei- spielen solcher nicht, die in den Worten meines Mundes wirklich Gottes Wort erkennen und ihm beifallen Kap. 7, 40 u. 46; 8, 30 sf.]. Darum» snun eben, weil eine Wahlverwandtschaft des Herzens mit Gott dazu gehört, um mein Wort als Gottes Wort auf- und anzunehmen] höret ihr sdie ihr jenen Andern ihren Glauben wieder zIk nehme« sUcht V. 33 ff] nicht, denn ihr seid nicht Von Gott«-II« [sondern macht mit dem Feinde Gottes gemeinschaftliche Sache]. s) Schon im alten Testament erscheint die absolute Gerechtigkeit Jesu Christi als eine Grundlage seines Erlösungswerksz es heißt z. B. in Jes. 53, 11: »Er, mein Knecht, der Gerechte, wird Viele gerecht machen, denn er trägt ihre Stinden«. Durch die Hervorhebung des »der Gerechte« und durch seine unmittelbare Ver- bindung mit dem Gerechtmachen soll der enge Zu- sammenhang angezeigt werden, in dem die Gerechtigkeit des Knechtes Gottes, der, obgleich vollkommen unsünd- lich (V. 9), dennoch die Strafen der Sünde trägt, mit der durch ihn zu ert eilenden Rechtfertigung steht. (Hengstenberg.) Seine einde fragt der HErr: »wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?« schweigen, sie schweigen aber nicht, weil sie mit ihm nicht weiter handeln wollen, weil sie den Kampf ab- zubrechen wünschen (sie fangen ja hernach gleich wieder an, den HErrn zu schmähen); sie schweigen also, weil sie, sogern sie es auch thäten, den HErrn keiner Sünde bezichtigen können, ihr Schweigen drückt das Siegel unter Jesu großes Wort. Ganz einzigartig muß die Erfcheinung des HErrn unter seinem Geschlecht ge- wesen sein: Steine kann es wider ihn erheben, um ihn zu tödten, aber keine Anklagen erheben, keine Beweise vorbringen, welche ihn auf ewig moralisch vernichten könnten. (Nebe.) Seine Todfeinde an- blickend mit ähnlicher Geberde, wie dort (V. 7), da er ihnen in’s Gewissen ruft: »wer unter euch ohne Sünde it, der 2c.«, spricht der HErr in heiliger Ruhe das niemand, denn allein Jhm geziemende Wort: »wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?« O, was hätte der Teufel darum gegeben, wenn es Einer ge- konnt hätte! aber nein, er hatte nichts an ihm, und die Jesum haßten, haßten ihn ohne Ursach, Kap. Sie« Evangelium Johannis 8, 46- 51. 14, 30; 15, 25. (Besser.) Die vollkomniene Heiligkeit Jesu geht hervor nicht aus dem Stillschweigen der Juden, sondern aus der Zuversicht, mit welcher sich in dieser Frage das unmittelbare Bewußtsein Christi von der Reinheit seines Wandels ausspricht. (Godet·) »Es) Das Leben ist unschuldig, denn er trotzt und spricht: »wer kann unter euch niich einer Sünde strafen?« Die Lehre auch, denn er fragt: »so ich euch die Wahrheit sage 2c.« Also thut er, wie er lehrt; und die zwei Stücke soll ein jeglicher Prediger beweisen: auf’s Erste ein unschuldig Leben, damit er trotzen könne und niemand Ursach habe, die Lehre zu lästern; zum Andern unfträfliche Lehre, daß er niemand von denen ver-führe, die ihm folgen, und also auf beiden Seiten recht beftehe, mit dem guten Leben wider die Feinde, die vielmehr aus’s Leben als auf die Lehre sehen und um des Lebens willen die Lehre verachten, mit der Lehre bei den Freunden, die viel- mehr auf die Lehre achten als aufs Leben und um der Lehre willen auch das Leben tragen. Das ist nun freilich wahr, daß kein Leben so gut ist, daß es vor Gott ohne Sünde sei; darum ist’s genug, daß es vor den Leuten unsträflich sei. Aber die Lehre muß so gut und rein sein, daß sie nicht allein vor den Menschen, sondern auch vor Gott bestehe. (Luther.) IN) Das »von Gott sein« im Sinne des geistlichen Erfaßtseins von Gott ist noch nicht die christliche Wiedergeburt zur Kindschaft, welche erst durch den Glauben eintritt, sondern eine Vorstufe derselben, der Zustand dessen, der von Gott durch seine Gnaden- wirkung zu Christo gezogen und dadurch für dessen- göttliche Predigt zubereitet und ihm gegeben wird, vgl. Kap.17,6. (Meyer.) Wären diese Juden, denen das ,,ihr« gilt, Gottes Kinder gewesen, wie sie von sich rühmten, so würden sie Gottes Wort im Munde des Sohnes Gottes gehört, die göttliche Sprache Jesu Christi gekannt haben. Das Wort Gottes faßt nur da, wo es Faßbares antrifft, gleichwie das Feuer nur brennt in feuerfangendem, brennbarem Stoffe. Nun will Gott alle Menschen für sein Wort faßbar machen, will selbst den Her enszunder zurichten für den zünden- den Funken des orts, und er thut dies durch die Wirkung des heil. Geistes in demselben Wort. Nehmen wir ein Gleichnißx ein durch und durch nasses Stück Holz wird zuerst nicht angegriffen vom Feuer; aber läßt man es gehörige Zeit am Feuer liegen, so zieht das Feuer die Nässe heraus, das Holz wird allmälig trocken, und endlich fängtes Feuer und brennt. So ge t es mit dem Menschenherzen auch: es ist durch un durch verderbt von der Sünde, und das Wort Gottes kann ihm erst nicht bekommen; aber hält es der Wirkung des Wortes nur stille, so wird allmälig feine gottfeindliche Art überwunden, so daß aus dem natürlichen Menschen ein Mensch aus Gott, ein dem Worte Gottes Verwandter wird, und dann hört er Gottes Wort recht. tlVon Gott gezogen und gelehrt, kommt er auch zu Gott (Kap. 6,«44f. 65;·18, 37)· Wer dagegen, wie diese Juden, seine natürli e»Un- empfänglichkeit für die Wahrheit zu teuflischem ider- streben steigern läßt, indem er nicht in Gottes Zug, sondern in des Teufels Lust willigt, der wirft das fchon nasse Holz ins Wasser, damit es recht feuerfest werde; der bleibt gottlos und wird ärger in seinem gottlosen Wesen, er höret Gottes Wort nicht, denn er ist nicht von Gott. (Besser.) 48. Da antworteten die Juden seines- theils aus die Anklage: ,,ihr seid nicht von Gott«, anderntheils auf den Vorwurf: ,,ihr seid von dem 159 Vater, dem Teufel-«] und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht [wenn wir, statt uns von dir in solcher Weise, wie du es eben gethan, verurtheilen zu lassen, vielmehr gegen dich die Beschutdigung erhebenL daß du ein Samariter [ein ketzerischer Widersacher des reinen Gottesvolks] bist und hast den Teufel [besser: einen Teufel, bist von einem unsauberen Geist besessen und in Folge dessen wahnwitzig Kap. 7, 20]? Die Hörer, anstatt das gewaltige Wort Jesu auf sich wirken zu lassen, weichen dem Eindrucke desselben aus, indem sie ihrerseits die Offensive ergreifen: hat Jesus eine Strafrede gesprochen, so entgegnen sie mit einer Schimpfrede Einer Sünde ihn zu zeihen vermochten sie nicht, auch bei dem besten oder vielmehr schlechtesten Willen; daher legen sie sich aufs Schelteiu ,,o freilich sehen wir nun, daß du ein Samariter bist und von einem Dämon besessen« Woraus sehen sie es denn? Daraus, daß Jesus ihnen, den vermeintlich Gerechten, gesagt, wie schlimm es um sie stehe; das kam ihnen vor wie Tollheit, so tief war ihre Ver- blendung. Ganz dieselbe Erscheinung sehen wir heute noch: wer es versucht, einen Selbstgerechten zur Er- kenntniß zu fiihren, der bekommt zur Antwort, daß er eben ein Pietist oder ein Mucker sei, habe man schon lange gemerkt. So ist er rubricirt, und damit die Sache fertig. (Ebrard.) Es ist der Welt Art, die Frömmigkeit zu verschreien, das ist eine Kriegslist des Satan; die Neck- und Spottnamen der Frommen sind eine böse Erfindung, sie schaden und halten Viele vom Glauben ab. (Heubner.) 49. Jesus antwortete ihnen sindem er das Samariterschimpfen ganz auf sich beruhen lteß Lklki 10, 37· Anm.]: Ich habe keinen Teufel sdaß ich als ein Wahnwitziger solches von euch ausgesagt hätte, wie ich vorhin gethan V. 44], sondern ich ehre meinen Vater [wenn ich nicht leide, daß Leute sich seiner als ihres Vaters rühmen, die nach des Teufels Lust wollen thun], Und ihr Unehret mich [habt zu eurer Behaup- tung nicht das geringste Recht, sondern lediglich diesen Anlaß, daß ihr mich verunehren und be- beschimpfen wollt]. 50. suche [diesem eurem Verhalten gegenüber] nikht meine Ehre [wie ich allerdings wohl Mittel in den Händen hätte, sie dadurch an euch zu wahren, daß ich jetzt auf der Stelle ein Gericht über euch ergehen ließe, wie ihr es mit eurer Lästerrede verdient habt]; es ist aber Einer [V. 54J, der sie suchet [um seiner Zeit mich zu verherrlichenj Und sder zwischen mir und meinen Beschimpsern auch] richtet [um seiner Zeit ihre Missethat durch gerechte Vergeltung an ihnen heimzusuchen Matth· 12, 45 u. Luk. 11, 26 Anm.]. . Pl. [Wie gern möchte ich doch vor diesem Gericht euch bewahren! Darum lade ich euch noch einmal zu mir und meinem Heile ein, vgl· V- 26—-29.] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten [d1irch Bewahren im Herzen, , Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? indem er das von mir Verkündigte glaubt und das Verheißene in Hoffnung erwartet, und Be- währen in seinem ganzen Leben, indem er das von mir Gebotene thut und meinem Vorbilde nachfolgtL der wird skraft des neuen Lebens, - das ich in ihni schasfe und auch zur Vollendung bringe Kap. 5, 24; 6, 47«ff.] den Tod nicht sehen ewiglich [wohl aber werdet ihr sterben in euren Sünden, so ihr in eurem Unglauben beharret V. 24]. Jesus wiederholt nicht die beiden Scheltworte, sondern übergeht das erstere, weil er -schon Gläubige unter den Samaritern hatte (Kap. 4, 39 sf.); daher er sich auch nicht scheuete, zuweilen unter dem Siniibilde eines Samariters von seiner eigenen Person zu handeln. (Lampe.) Wie freundlich und sanftmüthig belehrt der HErr die Juden, seine Lästerey ob sie sich etwa noch wollten gewinnen lassen! (Heumann.) Er sucht nicht seine Ehre: er ist ja der Knecht Gottes, der, um dienen zu können, den Himmel und seine Herrlichkeit verlas en hat, und das Lamm Gottes, welches seinen Mund nicht aufthut vor seinen Scheerernx in Niedrigkeit, in Knechts- eftalt will der HErr einhergehen, der Stern·aus Jakob entkleidet sich seines Strahlenglanzes damit die Gestalt des Kreu es hervortreten könne. Wenn er aber auch freiwi ig in immer tiefere Schmach und Schande sich herabläßh so bleibt seine Ehre doch nicht im Verborgenen; der, welcher seine eigene Ehre nicht sucht, wird Ehre finden, wie der, welcher das Leben um seinetwillen verliert, das Leben erst erhalten wird. Mit Preis und Ehre wird ihn Einer krönen, und dieser Eine ist die Urpersönlichkeih das erste, uransängliche Er: Gott begnügt sich aber nicht damit, daß er Mittel und Wege ergreift, um die verborgene, unterdrückte Ehre seines sich selbst verleugnenden Sohnes an das Licht zu ziehen, er will die Ehre seines lieben Sohnes nicht blos zur Anerkennung bringen, sondern er will auch ein gerechtes Gericht über denen halten, welche die Ehre seines Sohnes verlästert und verschüttet haben. (Nebe.) Bei den Worten: »Es ist Einer, der meine Ehre sucht und richtet« tritt wieder die ganze schreckliche Zukunft dieses verblendeten Volks vor die Seele Jesu; damit aber stellt sich auch sogleich wieder ein großes Mitleid für die Verblendeten bei ihm ein, und als ob er sie noch mit einem großen Warnungs- oder Rettungsschrei den Flammen des Gerichts und dem Tode entreißen wollte, bricht er plötzlich in den Ruf des Erbarmens aus: ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich«· Dies große Evangelium läßt er hineintönen mitten iii das Gericht, das ereits begonnen hat und das in seiner ernsten Zukunft so deutlich vor seiner Seele steht, umdurch diesen Retter- schre1 wenigstens Einige zu gewinnen. (P. Lange.) Wer Christi Wort im Glauben faßt und hält, faßt und behält ihn selber, den wahrhaftigen Jnhalt seines Worts; und wer seines Lebens theilhaftig wird, der ist vom Tode um Leben hindurchgedrungen und wird den Tod nicht ziehen ewiglich. Mitten im Sterben und im Grabe bewahrt das unsterbliche Leben Christi, das in den Seinigen leibhaftig wohnet, ihre ewijgzlebendige Seele vor dem Sehen und Schmecken des odes nnd ihren mit Samen des ewigen Lebens befruchteten Leib mitten im Gericht der Verwesung. So ist das Werk des Menschenmörders von Anfang an denen zu Ende, welche halten das Wort Christi, der durch seinen Opfertod dem Gewalthaber des Todes die Macht ge- nommen und durch seine herrliche Auferstehung den 160 Weg zum Erbe unverwelklichem unverweslichem unauf- löslichen Lebens gebahnt hat. (Besser.) Des Christen Tod nnd Sterben siehet wohl gleich dem Sterben des Gottlosen äußerlich, aber innerlich ist ein solcher Unter- schied als zwischen Himmel und Erden; denn der Christ schmeckt oder siehet den Tod nicht, geht sanft und stille hinein, als entschliefe er und stürbe doch nicht, aber ein - Gottloser fühlet ihn und entsetzet sich dafür ewiglich. (Luther.) Wer dem Licht des Lebens aus Jesu Wort nachfolget, siehet den Tod nicht, wie Einer, der der Sonne entgegengehet, den Schatten hinter sich nicht siehet. (Rieger.) Indem der Mensch durch den Glauben an Jesuiu des ewigen Lebens theilhaftig wird, ist der geistliche Tod in ihm überwunden, und der leibliche hört auf eine Strafe zu sein, er wird zu einer seligen Vollendung der innerlich angefangenen Erlösung; er ist also kein Tod mehr, sondern ein Fortschritt des Lebens. so. Gerlach.) 52. Da [dieses letztere, so freundlich lockende und gnadenreich verheißende Wort zu einer neuen Angriffswaffe mißbrauchend] sprachen die Juden zu ihm: Nun lnachdem du auch das noch gesagt nnd damit ganz offenbar dich weit über alle von Weibern Geborenen erhoben und selbst zu Gottes Sohn gemacht hast] erkennen wir san einer augenfälligeti Thatsache, was wir bisher nur mehr noch als eine Vermuthung ausgesprochen V. 48], daß du den Teufel hast lvon einem bösen Geist besessen und dadurch ganz von Sinnen ge- kommen bist Kap. 10, 20]. Abraham sder heilige Erzvater unsers Volks und Freund Gottes Joh. -2, 23] ist gestorben, und die Propheten ssind gestorben Such. 1, 5., die Gott doch seine Gesalbten nennt und denen er alle seine Geheim- nisse geoffenbart Pf. 105, 15; Amos Z, 7], und du sprichst lgleich als wärest du nicht blos für deine eigene Person hoch über sie alle erhöhet, sonderwkönntest auch die hoch über sie erhöhen, die dir anhangen]: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich.- 53. Bist du mehr denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind [ebenfalls] gestorben san diesen wie an jenen hat sich also gezeigt, daß an ein Nichtsehen und Nichtschinecken des Todes für Menschen überhaupt nicht zu denken ist; und nun trittst du daher, nimmst dich selber aus von der -Macht des Todes und willst auch Andere über dieselbe hinweghebeii — was für einen Rang niüßtest du doch einnehmen und welche Macht- Vollkommenheit besitzen, wenn dn mit deiner Rede Recht haben solltestsl Was machst du aus dir selbstYks snur ein Unsinniger kann zu so sich versteigen.] 54. Jesus [indem er zugab, daß er allerdings mit seinen Behauptungen von sich Großes und Uebermenschliches bekenne] antwortete: So ich mich selbst ehre saus menschlicher Amnaßuiig, J r Evangelium Johannis 8, 52——56. wie ihr mir Schuld gebt, mir selber solche Ehre beilege], so ist meine Ehre nichts [ihr habt dann freilich allen Fug und Recht, sie als ein bloßes Phantom 1. Cor. 8, 4., als ein nichtiges Erzeugnis; der eigenen Einbildungskraft zurück- zuweisens Es ist aber mein Vater sderjeniges der sfortwährend durch das, was er an mir thut und von mir bezeugt] mich ehret fund das ist derselbe Gott] welchen ihr lwie ihr vorhin erst tåieder gethan V. 41] sprechen er sei euer otts Es. Und kennet ihn nicht [steht gleichwohl in keiner solchen geistigen Gemeinschaft mit ihm, die euch auf sein Thun und Walten achten und es verstehen ließe, so daß vielmehr euer Rühmen ein nichtiger Selbstruhm ist]. Ich aber kenne ihn saus unmittelbarer Anschauung heraus, als der ich in seinem Schooße bin Kap. 1, 18«]; Und so ich würde sagen sum euch zu Gefallen auf eine niedrigere Stufe herabzusteigen, auf der ich vielleicht euch weniger ein Stein des Anstoßens und Fels der Aergerniß sein würde, als ich·es jetzt bin], ich kenne ihn nicht» so wurde ich ein Lügner ssein], gleichwie ihr seid sdenu gleichwie der ein Lügner ist, der behauptet, was nicht wahr ist, so ist es auch der, der da ab- leugnet, was wahr ist]. Aber sso wenig lasse ich durch das Aergerniß, das ihr an mir nehmt, mich bestimmen, mein Verhältniss zu dem Vater zu verleugnen oder auch nur zu verbergen, daß ich vielmehr noch einmal bezeuge :] ich kenne ihn, und swie ich in der Gemeinschaft des Wesens nnd Wissens mit ihm stehe, so auch in der des Wollens und Wirkens, also daß ich] halte sein WortME sindem ich in meiner Eigenschaft als des Menschen Sohn mich in die ganze, volle Abhängigkeit des Gehorsams zu ihm stelle und nichts vollbringe, als was er mir gezeigt hat Kuh. 5, 19]. 56. sHabt ihr nun vorhin V· 53 mich ge- fragt: »Bist du mehr denn unser Vater Abraham ?« so kann ich euch jetzt, nachdem ich einmal ange- fangen habe, euch die Geheimnisse meines Wesens zu enthüllen, sogar den Bescheid gebeut] Abraham, sder leiblicher Weise »allerdings] euer Vater list V. 37., von dem ihr aber in geistlicher Hinsicht das gerade Gegentheil seid, wenn ihr so Unmuths mir gegenübersteht und je eher je lieber mich beiseite schasfen möchtet], ward froh sfrohlockte in freudiger Gemüthserregung, als seiner Zeit ihm von Gott die Zusage zu Theil ward], daß er meinen Tag sden Tag, da ich aus Erden anmaßenden Behauptungen, wie du sie vorbringst, ? mich einstellen würde] sehen sollte sobwohl ihm ; bewußt war, daß noch während seines irdischen Lebens sich das nie erfüllen würde]; und er sahe ihn lauch toirklich drüben, in der Welt der abgeschiedenen Seelen, als derselbe nun eintrat], und freuete sichs swie ich euch, der ich auch Abraham ward frohkgdaß er ineineiigTcL sehen sollte. mit jener Welt bekannt bin, bezeugen darf Luk. 9, 30f. — warum doch freuet ihr euch nicht ebenfalls, die ihr schon bei Leibesleben diesen Tag sehet? Luk. 10, 23 f.]. -·«) Der Unglaube läßt sich nicht leicht zur Be- sinnung zurückrufenz er verstrickt sich immer tiefer in seinen Widerspruch und setzt sich schnell auf einen Dreifuß, um große Worte zu reden. Wir sehen das hier: die Feinde des HErrn, welche vorher nur zu sprechen gewagt hatten: ,,sagen wir nicht recht?«·sagen Jetzt rund heraus: ,,nun erkennen wir, daß du den Teufel hast«, es ist ihnen das nunmehr eine ganz unzweifelhafte Sache. Sie haben einen Schluß ge- macht, und wir müssen diesem Schlufse in gewisser Beziehung die Richtigkeit zugestehen; sie gehen von der Thatsache aus, daß Abraham und die Propheten, also die größten Männer des alten Testaments, die Heiligen Gottes, gestorben sind, und setzen neben diese That- sache das Wort des HErrn, das er soeben gesprochen hat. Sie verdrehen dieses Wort nicht, sie verschärfen es nur dadurch, daß sie statt »sehen« ihr »schmecken« . setzen; das Sehen läßt ja das Objekt noch außer uns, das Schmecken aber bringt dieses Objekt uns in die unniittelbarste Nähe, es wird damit die Kraftund Bitterkeit des Todes recht scharf angedeutet. (Nebe.) Den Ausdruck ,,schmecken« setzen zwar die Juden an die Stelle von »sehen«, um dadurch das vermeintlich Lästerliche der Rede Jesu zu steigern; jedoch die Wahr- heit überbieten sie damit nicht, vgl. Matth. 16, 28. (Bes er.) Wer den Tod nicht siehet als etwas Fürchter- liches, schmeckt ihn auch nicht als etwas Bitteres (Roos.) — H) Die Tugend hat oft den Schein der Anmaßung, das Wesen derselben ist dagegen bei der Welt z1i finden: welche Untrüglichkeit legen hier die Juden ihrem Urtheil über Jesu bei! Aber gerade dann täuscht und irrt sich die Welt am meisten, wenn sie am entschiedensten über Gott und göttliche Dinge sich ausläßt. (Heubner.) Es ist etwas ganz Eigenes, von Jesu Demuth (Matth. 11, 29) zu reden; es ist nicht so gar leicht zu sagen, worin sie besteht, denn sie kann nicht eins und dasselbe mit der uns armen Sündern gebotenen Demuth sein. Unsere Demuth ist im Grunde nichts mehr als eine Art von Wahr- haftigkeit, indem wir zuge tehen, was wir nicht leugnen können, die Sündhaftigkeit, Sünde und Niedrigkeit, in der wir geboren wurden, leben und weben und sind. Jesu Deinuth ist nicht auf Sünde gegründet, denn er hat keinerlei Sünde in und an sich« nicht in seiner Niedrigkeit, denn er ist dennoch der enschensohn, der vom Himmel kommen ist und auch während seines Erdenwandels noch im Himmel ist. · Wenn er eine Sünde bekennt, ist es die des menschlichen Geschlechts, dem er in seiner Menschwerdung verwandt geworden ist; wenn er über Sündenjammer weint, ist es der seiner Brüder, den er zu dem seinigen gemacht hat, wie es Andere in Bezug auf ihre Brüder nicht ver- mögen; und wenn er niedrig und gebückt einhergehh so ist es nur, weil er’s uns zu Gefallen und zum Heile so erwählt hat, weil er gern mit uns klein wurde, um uns groß zu machen. Und ja, das muß es auch sein! Jesu Demuth ist eine freie, ungezwun ene Herab- lassung zu dem Niedrigen, welche durch eine Noth- wendigkeit, sondern allein durch die vollkommen freie Neigung seines unergründlich guten Wesens herbei- geführt wurde. Eine wunderbare Gottesdemuth, eine Demuth leutseligen Erbarniens und inbrünstiger Gnade ist seine Demuth Darum läßt er sich’s gefallen, unter den Sündern zu stehen, auf alle ihre boshaften Ein- reden zu merken, sie geduldigst zu widerlegen. (Löhe.) DiichselUI Bibeliverh VI. Band. 161 »Es) Jesus steht hier im Begriff zu sagen, er sei mehr als Abraham und die Propheten; er nehme dem Tode seinen Stachel, was kein auch noch so hoch be- gnadigter Mensch vor ihm vermocht habe. Da hebt er denn vorerst hervor, daß er diese Ehre sich nicht selbst genommen und nicht eigenmächtig damit prahle (Phil. Z, 6; Hebr. 5, 5), sondern sein Vater habe sie ihm gegeben, aus des en vollkommenster Erkenntniß er alles dies sage. (v. erlach.) Die Ehre und Macht, welche der HErr in dem Spruche: »so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich« sich beilegt, geht ja allerdings über Abrahams und aller Propheten Vermögen weit hinaus, und wäre er, wie die Juden meinten, voii ihm selber kommen, legte er solche Ehre sich bei als ein Mensch, der an ihm selber Gefallen hätte, dann wäre seine Ehre freilich nichts (Kap. 5, 26); aber es ist anders, es ist der Vater, welcher dem Sohne die Ehre und Herrlichkeit gegeben hat, das Leben zu haben in ihm selbst und das Licht des Lebens zu werden für Alle, die ohne ihn in Todesfinsterniß wandeln. Hätten die Juden den Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobs, welchen sie ihren Gott nannten, wahrhaftig als ihren Gott erkannt und sein geredetes Wort, das ihnen doch vertrauet war, in sich wohnend gehabt (Kap. 5, 35), dann würden sie in dem fleischgewordenen Wort die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater ge- sehen und Gottes Treue gepriesen haben, weil alle seine Verheißungen in Christo Jesu Ja und Amen sind; aber sie kannten ihren Gott nicht, ein erlogener, ein After-Gott war es vielmehr, dem sie dienten, und darum kannten sie auch den Sohn nicht. (Besser.) Das Nichtkennen Gottes, welches Jesus bei de1i Judeii findet, weckt in ihm nach dem Gesetz des Gegensatzes das Gefühl seiner tiefen Erkenntniß Gottes; es ist dies gleichsam der Gipfel des Glaubens Jesu an sich selbst, welcher sich gründet auf die Gewißheit seiner unmittel- baren Erkenntniß des Vaters. Er braucht da von seinem Kennen Gottes ein anderes Wort (oida), als dessen er sich vorhin zur Bezeichnung des Nicht- Kennens der Juden (egnokate-) bedient hat; jenes drückt eine unmittelbare Erkenntniß durch Ans ch auun g im Gegensatz zu der blos erworbenen Erkenntniß aus. (Godet.) Jesus ist zu der Erkenntniß Gottes nicht allmälig gelangt; die volle Erkenntniß des Vaters ist nicht der gesammelte Erwerb seines Lebens, sondern der Grundbesitz, mit welchem er in dieses Leben ein- trat — er kennt den Vater, und zwar kennt er ihn auf eine ganz einzige, absolute Weise. (Nebe.) Und nun ist es ihm so einfach, daß er aus seinem Gottes- bewußtsei1i heraus reden, wirken und von dem Vater zeugen muß; es ist diese Wirksamkeit so ganz die Seele seines Lebens, daß ihm der Juden Widerspruch gegen sein» Thun und Lehren wie eine stete Zumuthung er- scheint, er solle von der Wahrheit abtreten, sein innerstes Bewußtsein verleugnen und lügen wie sie. Mit diesem Schmerzgefühl spricht er: »wenn ich sageii würde, ich kenne ihn nicht, so würde ich euch ähnlich werden, ein Lügner«; aber nein! spricht sein ganzes Wesen mit Entschiedenheit, ich bin seiner gewiß und ,,bewahre sein Wort« (P. Lange) Zuerst spricht er: ,,ich kenne ihn«, dann: ,,ich halte sein Wort«. So ist’s bei dem Sohne; die Gläubigen aber halten, von ihm gelehrt, erst das Wort und dadurch gelangen sie zur Erkenntniß. (Bengel.) s) Wie vor dein HErrn, wenn er wiederkommt, Sonne, Mond und Sterne ihren Glanz verlieren werden, so haben bei seiner ersten Erscheinung schon alle, welche wie Lichter an ihrem Orte unter den ] Menschenkindern leuchteten, ihren Glanz verloren: hier 11 ist mehr denn Abraham, mehr denn der Propheten einer! Und merkwürdig ist die Größe dieses Mannes: er sucht nicht seine Ehre, er geht nicht darauf aus sich selbst groß zu machen, er beugt, er demüthigt sich in Einem fort; aber sein-e Sonne ist in stetem Aufgehen begriffen, und wie die Sonne, wenn an dem Himmel schwere, schwarze Wolken aufsteigen und sich. vor sie legen, ihre alles überwindende Kraft und Herrlichkeit am besten offenbart, so helfen seine Feinde diesem Knechte Gottes dadurch, daß sie ihn verunehren mit Wort und Werk, zur rechten Offenbarung s einer Ehre und herrlichen Namens. Er herrscht unter seinen Feinden; sie sind die Stufen, auf welchen er zu seinem Throne aufsteigt, sie sind der Schemel seiner Füße. Wenn sie geschwiegen hätten, wenn sie nicht· den Abraham und die Propheten von den Todten aufgerufen hätten, um durch sie die Ehre des HErrn zunichte zu machen, so hätte sich der HErr auf keinen Fall ausgelassen über das Verhältniß, in welchem er zu diesen Heroen des alten Bandes steht; sie nöthigen ihn aber, eine Hülle nach der andern ab ustreifen, und pressen ihm das Bekenntniß aus, das er nicht blos von nun an der Lebensspender ist, sondern die Hoffnung und die Freude der Väter von Anfang gewesen. (Nebe.) Die Worte des 56. Verses bezeichnen in ihrer ersten Hälfte Abrahams herzliche Lust und Sehnfucht nach dem Offenbarwerden des Tages Christi, in der zweiten Hälfte die Befriedigung dieser Sehnsucht; der HErr unter- scheidet also in dem Leben des Erzvaters zwei Mo- mente, in welchen es so recht hervorbrach, daß Christus seines Herzens Freude und Trost war, einen Zeitpunkt, da die Sehnsucht den höchsten Grad erreicht hatte, und einen andern, da er sich im seligen Besitz und Genuß des ersehnten Heils befand. (Hengstenberg.) »Mein Ta « ist der bestimmte einzelne Tag der Erscheinung Christi auf Erden, der Tag seiner Geburt iHiob 3, l) oder nach johanneischer Anschauung der Tag, an welchem das Wort Fleisch ward; dies war die große Epoche der Heilsgeschichte, welche Abraham schauen sollte. Das ,,er ward froh« bezieht sich seinem geschichtlichen Zeit- punkte nach auf die Zeit in seinem irdischen Leben, wo ihm die Verheißung geworden war (1. Mos. 12, Z; 15, 4 f.; 17, 15 sf.; 18, 10 sf.; 22, 15 ff.): der Glaube an dieselbe und die ihm damit gewordene Gewißheit der messianischen Zukunft, deren Entwickelung von ihm ausgehe, konnte nicht anders als mit Freude und Frohlocken ihn erfüllen. Vorausgesetzt ist dabei, daß Abraham den messianischen Charakter der göttlichen Verheißung erkannt habe, was bei ihm, dem auser- korenen Empfänger göttlicher Offenbarung, mit Recht vorausgesetzt werden konnte; noch aber war das Sehen « des Tags oder das erfahrungsmäßige Gewahrwerden durch eigenes Erleben (Luk. 17, 22), auf welches hin das Frohlocken des Erzvaters gerichtet war, in seiner Seele ein Moment der unbestimmten Zukunft, und verwirklicht wurde ihm dieses Sehen nicht schon in seinem irdischen Leben, sondern erst in seinem para- diesischen Zustande, in welchem er, der Stammvater des Messias und der Nation, den Anbruch der nies- sianischen Zeit, da dieser durch die Geburt Jesu als Messias auf Erden erfolgt war, in Erfahrung gebracht Bat, wie auch dem Mose und Elias im Paradiese die rscheinung Jesu auf Erden bekannt geworden ist (Matth. 17, 4). Abraham sahe im Paradiese den Tag Christi, wie er überhaupt daselbst mit den Zuständen seines Volkes in Beziehung geblieben it, v l. Luk. 16, 25 ff. (Meyer.) Als die Engel ihr ,, hre szei Gott in der Höhe!« anstimmen, und auf Erden, um Beth- lehem, wo die Klarheit des HErrn die Hirten um- leuchtete, sich’s zu regen anfing von großer Freude, Evangelium Johannis 8, 57—59. 9, 1. da ward es auch lichthell und voll fröhlicher Bewegung in der Wohnung aller in Hoffnung seligen Geister; »denn der Tag, deß sie harretem schien freudenreich in ihre Morgendämmerung hinein, und der Vater der äsilauåigenczwsizessen Scthooßzlslaeinö rechtfnhKinkder an; El! llg V! l Marcell, ca am, c! c l U Ull freuete»sich. (Besser.) Es war gewiß für die Juden Fskzsaiässliåichimd is« iahmegspsi 9TI""’«"TL?3 iswkskzi lll M! e VMMSII I , llllcl lk l) aiichAbraham etwas dävon erfahren haben und wissen«; nlcich eigetnen Traditionen hatBGottddeiä Efzvater aes e eene ee"t, chde , ie ertörun und den Lgiederiilufbctigii dxäs Teitilipelcsk die Schicksalg seines Volkes und der Weltmonarchieen, besonders die Zårttgöiigscheuf (Stier.) Vgl. noch Luk. I, 41 und a . , 52 . 57. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt [stehst noch nicht in dem Alter eines angehenden Greises 4. Mos. 8, 24f., sondern noch in dem eines lebenskräftigen Mannes, gehörst also zu der jüngeren Generation des gegenwärtigen Zeitalters], und haft [wie du da eben behauptetest] Abraham gesehen lder vor 1900 Jahren gelebt hat? da mochten wir denn doch wissen, wie das mdglich sein soll]? 58. Jesus sin majestätischer Weise auch das als richtig gelten lassend, was er vorhin nicht selber gesagt, sondern nur sie ihrerseits durch bös- willige Verdrehung seines Worts jetzt aus dem- selben herausgepreßt hatten, vgl. Kap. 2, 19 mit Matth. 26, St« 27 40] sprach zu ihnen: Mahrlih wahrlich, ich sage euch, ehe denn raham war [aus dem Nichtsein in’s Sein durch seine menschliche Entstehung überging] bin ichs· sals der ich schon im Anfang-war Kap. 1,»1 ff. und von Seiten meines vorzeitlichen Da- seinsäzeinzrst lGlcgwkdräensefn ksennet Pf. IOG . aa aenieemieinemoe- lästerer zu thun, der sich selber Gott gleich mache Fatp 55 sls TO, 33]h färben sielgon gem Fuß- o en e ei envor o , in we em ie ganze Verhandlung seit V. 21 vor sich gegangen, s. Matth-»4, 7 Arm] Steine auf, daß sie auf ihUbWUrfPUchIC Mos. 24, 15 f.]. Aber Jesus ver arg i sindem ei« sich von ihnen zurückzog Kap. 12, 37., bevor sie ihr Vorhaben ausführen konnten] und ing um Tempel hinaus« mitten dåircg ie hhin reichend sda doch mfch eine gewi e cheu i nen den Arm lähmte, ra ch zur Execution zu schreiten oder sich seiner zu be- mächtigen Kap. 7, 44 — indessen sind die letzten Worte des Verses wohl ein unächter, aus Luk. 4, 40 entlehnter Zusatzs J) Als hätte Jesus gesagt, Er und Abraham hätten einander leiblich gesehen, und als wären sie dieses vermeintlichen Unsinns in seinen Worten gewiß, fragen sie: ,,2)«?»och nicht 520 JaPre alt und hast Abrahagi ge- LikåeiTk rast-Iß LixfkåiiåskkäiikgiikTsskiäiedFkAiåiåx war, wußten sie nicht genau, sie schätztien ihn abxic als Die Juden heben Steine auf; Jesus verbirgt sich und geht zum Tempel hinaus. einen Mann in den besten Jahren, in der Blüthe des Mannesalters, worin er auch war. »Du haft noch kein halbes Jahrhundert auf dir, und willst den Abraham gesehen haben, der seit so vielen Jahrhunderten schon todt ist? Welcher Unsinn!« (Liicke.) Sie machen eine böswillige Verdrehung seiner Rede, bewußt oder un- bewußt, um sie ungereimt erscheinen zu lassen: ,,Abraham hat mich gesehen — Du hast Abraham gesehen!« Das ist ja freilich sehr verschiedeu, indem beim Ersten blos Abrahams Fortdauer bis in die jetzigeu Tage des Menschensohnes vorausgesetzt wird, beim Andern aber Jesus, und zwar, wie sie verstehen, als Mensch, bereits mit Abraham gelebt hätte. Und siehe, sie haben dennoch Recht; denn zwar nicht dieser Mensch Jesus, wohl aber dieser Jch in ihm war nach seiner höheren, jetzt mit der Menschheit vereinigten Person vor Abraham, weil vor aller Creatur Sie messen seine Zeit nach noch nicht einmal einem halben Jahrhundert, und Er ist der ewig Seiende! (Stier.) Der als ein bewußtloses Kind »in der Krippe lag, der nicht nur an Alter, sondern auch an Weisheit wucksp der den Eltern als rechter Mensg gehorchte und is nach Gethsemane und Golgatha ni taufhörte zu lernen, der kann sich nicht in der gleichen Form des Gedächt- nisses auf die Dinge der Ewigkeit zuriickbesonnen haben, wie er sich erinnerte, was er vor etlichen Jahren als Mensch erlebt hatte; auf eine andere Art mußi er in diese Tiefen seines ewigen Wesens geschaut haben, wenn er sich doch der göttlichen Herrlechkeit entäußert hatte. Aber auf welche Art? —- da legen wir die Hand aus den Mund, denn solches gehört zu dem Geheimnis; des Sohnes, welches nur der Vater kennt; darein werden wir einen Blick bekommen, wenn wir werden erkennen, wie wir erkannt sind. (Riggenbach.) «) Jesus weigert sich nicht zu sterben für die Wahrheit seiner Gottheit, bald genug wird er der Blut- euge werden; aber er spart sich auf für eine noch schmählichere und grausamere Hinrichtung und wartet den ihm vom Vater bestimmten Zeitpunkt ab, um aus seinen: Tode ein Opfer des Gehor ams zu machen. (Quesnel.) Mit dem, was hier er Lhlt wird, ist der Ausgang vorgebildet. Nichts als esu Selbstzeugniß von seiner Gottessohnfchaft wird ihn in den Tod bringen, dessen Vollzug sich mit dem Buchstaben des Gesetzes schmücken wird, während er keinen Grund nur hat im gesteigertsten Widerspruch es Unglaubens, welcher das Heil in seiner Person nicht will; so wird aber auch das andere Vorbild geschehen sein: ,,er ver- barg sich und ging zum Tempel hinaus«. Sie bleiben zwar wie Sieger auf dem Platzez aber Jesus ist frei aus dem Gerichte Jsraels gegangen und hat damit die heil. Stätte verlassen. Jerusalem und Jsrael ist der heili e Ort Gottes, von dem der Christ gewichen ist; die linden am Wege dagegen (Kap. 9, 1-ff.) hat er gefunden und zum Lichte geführt, während jenen Der sich entzogen hatte, welcher das Licht der Welt ist. Weicht er aber aus Israel, dem Heiligthum, wer wird dann Herr in demselben sein? —- dem Lügner und Mörder (V. 44) werden sie ganz anheimgefallen sein, wenn Jesus sie verlassen hat; seitdem wird nun, wo Jesus, der Same Abrahams, ist, auch das Heilicgthum Gottes und das rechte Jsrael fein, das andere Jsrael aber nach Ofsb. Z, J; S, 9 des Satans Schule. (Luthardt.) Das 9. Kapitel. Der Ztscindgeborne wird non Christo sehend gemaoht II- v. 1—aap. 10, te. siik die stumm« am rauh— bittersten, die wir im vorigen Theil betrachtet haben, 163 bildete die Voraussetzung der Dispntation jene vor W« Jahr vollbrachte Heilung am Teiche Zethesda in Rad. 5 (ogl. 7, 21); da wagtrn die Widersacher noch trittst, die Wunderthat als solche irgendwie in Frage zu stellen, sie halten sich nur an den vermeintlichen Sabbathsbrnch, dessen sich der hØrr schuldig gemacht habe, nnd glauben darin Grund genug zu haben, um die Thatsache selbst zu ignoriren. Seht nun, da das Kirchweihfest nahe bevorsteht, an welchem die letzte Entscheidung ge- « schehen soll, vollbringt der tjErr ein Werk, bei welchem das Osfenieundige und Ilnwidersprechliche des iaktums gleich von vornherein gegen alle Jluzweifelnngen und iterdåchtiguugen sicher grbelit ist; dazn verauslalten die Widerfncher selber in ihrem darauf ausgehenden In— teresse, daß das wirkliche znleht sich doch nicht als wirklich erweisen möihte, ein immer weiter gehendes dlaihforschetn und ronflatiren gerade dadurch wider ihren Willen mit einer sozusagen protoliollarischen Siiherlseit den Thatbesiand des Wunders. Daß sie sich nun dessen ungeachtet allen darin liegenden Folgerungen, welche sie selber ziehen keimten, die aber zum ilebersiusse der Ge- heilte auf ihr Dräugen ebenso freimütlsig wie verständig ihnen vorhält, entziehen und endlich in leidenschaftlich« berbitteruug die Verhandlung selber abbrechen, beweist augenscheinlich, daß sie für ihr Theil fest entschlossen nnd, nicht zu sehen nnd zu weichen; weil sie aber zugleich den Glauben in den Herzen der unter ihrer Leitung stehenden Seelen mit aller Gewalt zu hindern und zu unterdrücken sausen und also sich vielmehr als Seelenverderber beweisen, statt Seelsorger zu sein, wie sie sich den Anschein geben, so schreitet der hErr nun— mehr dazu, das Weissagungswort zu erfüllen Euch. It, 3): »ich vertilgete drei Hirten in einem Monakc dioch thut er’s jetzt mit dem bloßen Zeugniß seines Mundes wider die bösen Hirten, die da Diebe und Mörder sind; wenn er aber nun bald als den guten Hirten sich wird bewiesen haben, deß die Schafe eigen sind, indem er sein sieben für dieselbigen lässet, nnd wird sein Erben wieder genommen haben, um vom Himmel her zu herrschen über alle Geschlechter der Menschen, wird er an die Stelle dieser Hohenpriestey Keltesten nnd Schriftgelehrteu setzen seine Propheten, Weisen und Schriftgelehrteu Urlaub. W, 34), nnd er wird auch die andern Schafe, die nicht aus diesem Stalle sind, herführetu auf daß Eine Heerde und Ein Hirte werde. a. it. 1——34. (§· 79.) Die Heilung des Blind- geborneu am Instituts. l. Und Jesus ging [8——9 Wochen nach den Vorfällen des vorigen Abschnitts, nämlich Sonn- abend den 17. Dezember a. 29 n. Chr» als er da ebenfalls vom Tempel kam, wie in Kap. 8,,59., jedoch dies Mal wieder, wie in Kap. b, 1 ff., nachdem er die letzte Zeit daher sich als bloßer Privatmann verhalten hatte, an einer Stelle in der Nähe des Tempels, wo Bettler sich aufzu- halten pflegten, wohl außerhalb des Thores Nr. 4 auf dem Bilde S. 34 des V. Bandes] vorüber, nnd sahe [unter diesen Bettlern] einen, der blind geboren war* [wie man allgemein in der Stadt von ihm wußte, denn er hatte seinen täglichen Standort an dieser Stelle und pflegte da sein Unglück recht geflissentlich hervorzuheben, um die Vorübergehenden zum Mitleid zu bewegen V. Z; Apostg 3, 2]. II« 164 Z. Und feine Jünger sindem sie bemerkten, wie der HErr diesen Menschen heute mit ganz eigenthümlichen Blicken ansah, und daraus ver- ncntheten, daß etwas Besonderes in seiner Seele vorgehe] fragten ihn [in der Meinung, er denke der Ursach von dem Ungliick des Mannes nach, da ja dergleichen profefsionsmäßige Bettler für solche galten, die mit einem Fluche Gottes belegt 1VMEEUPs·F7-»25; 1Q9, 10] nnd sprachem Meister, wer hat gesundiget seine besondere Sündenschuld anf sich geladen, die mit einer so besonderen Strafe von Gott belegt worden ist], dieser [in seiner eigenen Person] oder sda das wohl schwer- lich der Fall, tragen nicht vielmehr die Schuld davon] seine Eltern, daß er ist blind geboren« fund nun nach Brod gehen muß 5. Mos. 15, 4 f.; Hiob 2(), 10]? « Z. Jesus antwortete: Es hat [in dem Sinne, in welchem ihr das Wort meint Luk. 13, 2 u. 4] weder dieser gesündiget, noch seine Eltern; sondern ssein Leiden ist für den Zweck über ihn verhängt], daß die Werke Gottes [die er in der Sendung des Sohnes mit der Welt vorhat] offenbar würden an ihm snicht blos für seine eigene Person, sondern-auch als an einem leuchtenden Exempel zum Zecchen für Andere]- 4. [Nun hat er wohl manchmal schon hier gestanden, und ich bin ans bestimmten Rückfichten ohne näheres Hinsehen auf ihn vorübergegangenx doch heute kann ich nicht wieder in dieser Weise an ihm vorbeigehen-J Jeh muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist fund darf da auch nicht ein einziges derselben, soviel ihrer mir befohlen sind, versäumen]; es kommt die Nacht, da swenn nun Jch am Himmel als Sonne niedersteige, auch] niemand fvon euch, den Meinen] wirken fund ein etwa von mir auf- geschobenes Werk nachholen] kanniW [vgl. Luk. II, 35 sf.]. » 5. Dieweil [d. i. solange] ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt [mit meinem llntergange aber bricht dann die Finsternis; herein nnd hat ihre Zeit, da sie volle Macht besitzt Kap- 13, so; u, so; Luk. 22, as] V) Es liegen gar keine ftichhaltigeti Gründe vor, die Mittheilung des Evangelisten so zu verstehen, als jehließe sich dieser Abschnitt in chronologischer Hin- sicht unmittelbar an den vorhergehenden an, als abe oas nun folgende Ereigniß bei dem damaligen eg- gange Jesu von dem Tempel stattgefunden, wo er, von den Steinwürsen der Feinde bedroht, sich vor denselben verbarg; dagegen schließt dieser letztere Ausdruck einesolche Auffassung ganz bestimmt aus,und die Gemüthsstimmung der Jünger war an jenem Abend, wo sie in fluchtartiger Weise mit dem HErrn aus dem Tempel wichen, gewiß nicht eine solche, um noch in der unmittelbaren Nähe desselben ein Gespräch zur Erörterung einer schwierigen religiösen Frage mit dem Meister anzuknüpfetr Vielmehr muß zwischen damals und jetzt eine längere Zeit dazwischen liegen, die ihr Evangelium Johannis 9, 2—"5. Zierz wieder völlig hat zur Ruhe kommen lassen, eine « eit, in der sie öfter vom Neuen beim Tempel gewesen sind, ohne daß Jesu Leben vom Neuen bedroht worden wäre, so daß sie nun wieder ganz sicher sich fühlen. Ueberdies werden wir sehen, wie eng die drei Abschnitte des I. u. 10. Kap. zufammengehören und Ein Ganzes ausmachem das zwar als zweiter Theil mit dem ersten in Kap. 7 u. 8 zu einer gemeinschaftlichen Gruppe sich zusammenschließh aber doch andrerseits von dem ersten Theil sich auch als ein neuer, ei ener Theil ab- zweigt; und da wird nun für diesen die eitbestimmung in Kap. 10, 22 maßgebend, nach welcher wir jetzt schon in der Nähe des Kirchweihfestes uns befinden, das volle 9 Wochen später fiel als das Laubhüttenfest (vgl. den Kalender in den Schlußbem zum 1. Macca- bäerb. 4, a. Zus.). Mit dem letzten großen Tag des Laubhüttenfestes, an dessen Vor- und Nachmittag der HErr sich also bezeugt hatte, wie wir in Kalb. 7, 37 ff· u. 8, 12 ff. gelesen haben, kehrten die übrigen Fest- besucher in ihre Heimath, er selber aber, in Jerusalem bleibend, in das Privatleben zurück; denn daß er wieder nach Galiläa gegangen und dort sein früheres Werk wieder aufgenommen habe, ist eine falsche Voraus- setznng der Schrifterklärer, die nach unsrer Meinung dem wirklichen Verlauf des Lebens Jesu durchaus wider- spricht Er hat kein so halbirtesLeben geführt,daß er bald dieser, bald jener Provinz sich gewidmet hätte, sondern solange er fein Absehen auf Judäa und Jerusalem gerichtet hatte, gehörte er diesem Wirkungskreise aus- schließlich an, daher in der Zeit von Kap. L, 13—5, 47 er weder von den Samaritern sich bestimmen ließ, länger als zwei Tage bei ihnen zu bleiben, noch von den Galiläern, schon jetzt sein Arbeitsfeld unter ihnen zu nehmen (Kap. 4, 43 sf.); und nunmehr, da er mit Galiläa abgeschlossen hat (Matth. l9, L) und nach feines Vaters Weisung sich wieder in Jerusalem und Judäa eingefunden, gehört er hierher auf solange, bis er der wider ihn gebrauchten Gewalt völlig wird weichen müssen (Kap. 7, 1-— 10, 39), um alsdann erst nach Peräa oder in das Land jenseit des Jordan überzu- siedeln. Die Darstellung der drei ersten Evangelisten, welche in Matth 4, 12 — is, 35; Mark. I, 14—9, 50; Luk. 4, 14 9, 50 eine fortlausende Reihe von Er- zählungen geben, ohne auch nur im Geringsten auf eine Wirksamkeit Christi in einem andern Landestheil als in Galiläa hinzudeutem hätte nicht die volle Wahr- heit und Berechtigung, die sie in der That hat, wenn die chronologische Ordnung so construirt wird, wie es XV- Wieseler, Lichtenstein und Lange thun (s. die eilage zur EvangeliewHartnonie im l. Anhang des VI. Bandes-s Dagegen bekommen wir nach derjenigen Construetion, die wir selber versucht haben, einen sicheren Einblick in denLebensgang Jesu. Nachdem fein erster Versuch mit Juda und Jerusalem, wo er sich in derjenigen Gestalt zeigte, wie in Mal. 3, 1——4 von ihm geweissagt war, als ein im Ganzen frucht- loser sich erwiesen (Kav. L, 13—4, 3), verließ er das Land Judäa auf dem Wege durch Samaria nnd kehrte einstweilen ins Privatleben zurück, so daß er sogar die 6 Jünger, die er um sich gesammelt hatte, wieder zu ihrem gewöhnlichen Tagewerke entließ (Kp. 4, 4—54); nur als ein gewöhnlicher Festbesucher kommt er auf das in Katz. 5, 1 unbenannt gelassene Fest, klopft aber nun vom Neuen in Jerusalem an, ob man danicht seine Stimme hören und die Thür ihm aufthun wolle, indem er den Zsjährigen Kranken am Teiche Bethesda heilt und so das prophetische Wort in Jes. 35, 6: ,,atsdann werden die Lahmen löcken, wie ein Hirsch« in Erfüllung bringt. Aber »der Stummen Zunge« will nicht Lob sagen: ,,ihr wollt nicht zu mir kommen, Jesus geht am Sabbccth vorüber und siehet einen Bettler, der blind geboren. daß ihr das Leben haben möchtet«, das ist das Ergeb- niß dieses abermaligen, mit dein früheren zu einem Ganzen sich zusammeiischließenden Versuchs; Ja, es ist bereits dahin gekommen, daß man in Jerusalem ihm nach dem Leben trachtet, nnd weil gerade jetzt Jo- hannes der Täufer seine öffentliiche Laufbahn vollendet hat, so verlegt der HErr nunmehr seine Wirksamkeit nach Galiläa. Mit dieser ist er nach W« Jahren zu Ende; was sie für eine Frncht geschafft, das hat uns St. Johannes in Eint; in einem Gesammtbilde vor die Seele geführt. Es folgt dann ein ganz neuer, eben- falls zweitheiliger Versuch mit Juda iind Jerusalem: das in Kap. 7, 11—— 8, 59 Erzählte entspricht ge- wissermaßen dem in Kap. 2, 13 —- 4, 3 Dagewesenem und so deckt sich einigermaßen das in Kap. 9, 1 — 10, 39 Erzählte mit dem in Kap. 5, 1 — 47 Vorge- sallenen. Gleichwie damals, an dem unbeiiannten Fest, Jesus das Wort in Jes. 35, 6 in Erfüllung brachte, so nimmt er jetzt das in Jes 35, 5 Geweissagte zum Motiv für sein nunmehriges Werk: ,,alsdann wer- den der Blinden Augen aufgethan werden«; und was er an dem Blindgeboriien thut, das ist wie eine An- frage, ,,ob der Tauben Ohren« nunmehr seinem Worte sich öffnen wolleii, daß er endlich Gehör finde. Jn den 8 — 9 Wochen seit der Aufregung in Kap 8, 59 hat er den Juden Zeit gelassen, wieder zur Ruhe und Besonnenheit zurückzukehren; wenn er die Sabbathe daher sich gleich regelmäßig zum Gottesdienst beim Tempel eingefunden, so ist er doch nicht mehr als Lehrer aufgetreten, sondern immer nur als ein Privat- mann erschienen, und hat sorgfältig alles vermiedeiy die Widersacher durch etwas, das ihnen anstößig sein würde, zu reizen. Daher macht die Verhandlung in V. 10 ff. ganz den Eindruck, daß er den Bürgern zu Jerusalem wie zu einem Verschollenen, zu einem un- bekannten Fremdling geworden. Aber jetzt« steht ein neues Fest unmittelbar bevor, das Kirchweihfest; zwar ist dasselbe nur menschlicher Einsetznng (1. Mart. 4, 59 U. Esth. O, 28 Anm.), aber doch durch die prophetische Weissagung (Sach. 9, 16) zu einem messianischen Fest geheiligt, der HErr darf also nicht säumen, eine neue Entscheidung an demselben vorzubereiten, nnd er bereitet sie vor, indem er den dem Feste nächst vorhergehenden Sabbath zu dem Werke an dem Blindgeborenen benutzt. Es ist der Gedanke, daß nun wieder eine Stunde für ihn da ist, sich zu· bezeugen, der ihn beschäftigt, als er beim Her- ausgehen aus dem Tempel diesen Elenden in’s Auge faßt; er sieht voraus, zu was für einem Ausgang auch dies Mal sein Selbstzeugniß führen wird, aber der Vater hat den Blinden auch heute ihm in den Weg gestellt, und er weiß, daß er nicht länger mit feiner Heilswohlthat zurückhalten darf -— Gottes Uhr Bat sozusagen geschlagen. ,,Jesus sahe einen, der lind geboren war«: damit ist ausgesprochen, daß er ihn in’s Auge faßte; das Sehen wäre ja für die Jünger kein erkennbares Faktum gewesen, wenn es nicht ein Ansehen war mit einem bedeutsamen Blick, der auf Nachsinnen von Seiten des HErrnschließeii ließ, und was die Jünger nun fragen, das nimmt sich so aus, als glaubten sie die Gedanken des Meisters errathen zu haben, und wollten absichtlich die Sache zur Sprache bringen, die ihrer Meinung nach ihn be- schäftige Aber sie irren sich mitihrer Muthmaßung; darum fertigt er ihre Frage mit einem kurzen Bescheide ab, um sie alsbald in den Kreis seiner wirklichen Ge- danken einzuführen. ") Die Jünger meinen nicht, daß weder das eine noch das andere stattfinden könne, sondern wie der positive Aiisdruck der zweiseitig gestellten Frage zeigt, die übrigen Wunder Jesu, 165 daß das eine oder das andere stattfinden müsse; sie sind noch in der Volksansicht befangen (vgl. Apostg 28, 4), daß besonderes Unglück die Strafe besonderer Sünden sei. Da nun der Blinde blind geboren war, so mußte entweder er selbst schoii im Mutterleibe ge- sündigt haben (nach der volksthümlichen Meinung, daß schon bei den Embryonen Affekte Luk. l, 41 u. 44 und namentlich böse Afsekte und das Ueberwiegen der letzteren ftattfiiide), oder es mußte sich hier um eine Sündeiischuld der Eltern handeln, die er büßte. (Meyer.) Jst es nnrecht, daß die Jünger also fragen? giebt es keine Zerrüttung der Gesundheit durch eigene Schuld? wollen wir dem ernsten Wort widerredein daß Gott die Sünden der Väter an den Kindern eini- sucht? wenn wir auf die Kinder der Säufer shehem oder wenn ein Erzflucher unter sieben Kindern vier Taubstumme hat, sind das nicht bedenkliche Fälle, welche die gewichtigsten Fragen erwecken? Aber die Jünger thun. was sie sollten: sie bürden die Schuld nicht herzlos dem Elenden oder seinen Eltern auf (vgl. V. 34), sie legen Jesu die Frage vor; und Jesus spricht beide von dieser Sch1ild, wenn auch nicht von jeglicher Sünde frei, und wendet die Gedanken von den dunkeln Ursachen auf die offenbaren Zwecke der Gnade hin. »Daß die Werke Gottes an ihm offenbar werden«: das ist die Absicht des ewi en Erbarinens An allen Leidenden will sich Gott vergerrlicheiy wenn sie nur irgend Glauben haben; er hilft und heilt oder lindert doch das Leiden, er braucht es hundertfältig als ein Mittel der Erziehung, der Bewahrimg vor dem Argen und der unausdenklichen Segnung. Hier aber will der HErr ein Besonderes thun; er sieht im Geist, daß dieser Blinde darum blind geboren wurde, damit er doppelt herrlich dazu käme, an Leib und Seele das Licht zu erblicken. (Riggenbach.) Die Werke Gottes mit dem bestimmten Artikel können keine andern sein, als die in V. 4 genannten Werke deß, der Jesum gesandt hat; wir haben also an die das Heil der Welt bezweckende Thätigkeit Gottes, an die- jenigen Werke zu denken, welche unsre Erlösung zum« Inhalt nnd zum Ziele haben. Ein solches Werk ist aber die im Folgenden erzählte Heilung des Blinden: ihr Zweck ing nicht schlechthin darin auf, daß der arme Mensch seiner Plage ledi· würde, sondern wie o hat dieses zugleich typische und symbolische Bedeutung. ,,Jesus ist das Licht der Welt«; ein Bild der des Lichtes bedürstigein in Finsternis; und Todesschatteii sitzenden Welt ist dieser Blinde, und ein Bild der von Jesu ausgehenden und durch ihn bewirkten Aufhebung der Finsterniß und Mittheiligig des Lichts an die Welt ist seine Heilung. v. Urger- · Ist) Wenn der HErr im Anfchluß an· V. 3 sagt, daß er wirken müsse, so lange es Tag sei, so« spricht er von einem für ihn seienden Tage; da wird die Nacht, von der er dann weiter redet, zunächst eben» falls eine Nacht für ihn sein, nur ist» sie das nicht· für ihn allein, sondern auch fiir die, die am Wirken der Werke Gottes etwa theilznnehmen gewillt und be- rufen wären, und darum erweitert er das ,,ich« i1i dem Satze: »ich muß wirken« und verallgemeinert es zu dem Ausdruck: ,,da niemand wirken kann-«. Warum aber in der Nacht, wo er selber nicht mehr wirken könne, auch die Seinen würden feiern müssen, erklärt er in dgäi Wosten ges Verses: gr ist selber das Li t der elt, as en ag zum age macht; Nacht icihun wird es dadurch, daß die Finsterniß Herr über ihn wird und ihn in die Nacht des· Todes be- gräbt, damit aber ist es auch·Nacht »für die Welt ge- worden. Er hat dabei zunächst die Zeit zwischen l66 seinem Tode und seiner Auferstehung im Auge; nicht auf das, was darüber hinausliegt, nimmt er weiter Rücksichh sondern er will lediglich aus das bevor- stehende gewaltsaine Ende seines Lebens im Fleisch linweisen (Ebrard.) Wohl hat das unauslöschliche icht des Lebens die Nacht des Todes durchbrochen und seiner Gemeinde einen herrlichen, sonnenhellen Tag herausgeführh den Tag des neuen Testaments (Röm. 13, 12; 2. Cor- 6, 2); jedoch sein Erlösungs- wirken, darin er das Werk, wozu er vom Vater ge- sendet worden, vollendet hat, ging zu Ende, als er rief: ,,es ist vollbracht!« Darum vergleicht er sich hier einem fleißigen und treuen Arbeiter, der das Ende seines Arbeitstages vor der Thür siehet und nichts versäumen will, was noch zu seinem Tagewerk gehört, ehe die Nacht kommt, da niemand wirken kann (Pred. I, 10). Für den Tag, den wir im Schein des Evan- gelii erleben (1. Joh. 2, 8), gilt aber dem Errn dieselbe Loosung: es giebt Wechfelzeiten in der irche, und nicht das eine Mal wie das andere läßt dem Fürsten der Welt sich Abbruch thun. Wohl den Ar- beitern, welche wirken, weil die Sonne noch am Him- mel steht! Auf die Zeiten des Heils, durchleuchtet von der gnädigen Gegenwart des HErrn, folgen wohl auch Zeiten der Heilslosigkeih da das Gnadenlicht vor der überhand nehmenden Finsterniß sich zurückzieht (Besser.) 6. Da er solches gesagt sund mit dem letzten Worte angedeutet hatte, daß er gerade an diesem Blinden als das Licht der Welt sich darzustellen entschlossen sei], spußete sedleres Wort für ,,spie« Mark. 7, 33; 8, 23]i er aus die Erde, nnd machte einen Koth aus dem smit dem Erdenstaube sich mischenden] Speikhel, und schmierete den Koth saus Staub bereiteten Teig] aus des Blinden Augen, 7. Und sprach snachdeni er das gethan] zu ihm: Gehe hin zu dein [im unteren Theil des Tyropöon, am südwestlichen Fuße des Ophel- Berges gelegenen, s. Karte V1I.] Teich Siloah —- das snänilich der Name ,,Siloah«] ist Ver- dolmetschet sin unsre Muttersprache übersetzt]: Gesandt [2. Sam. 17, 17 Anm., s. die Abbil- dung zu Matth. Pl, 11] — und wasche dich [im Wasser dieses Teiches]. Da ging er ltrotz seiner Blindheit mit dem Wege wohl vertraut] hin und wusch sich [wie ihm geheißen worden war 2. Kön. 5, 14], und kam sehend szurück zu der Stelle, wo Jesus mit ihm verhandelt hatte; da er diesen aber nicht mehr dort vörfand, vgl· V. 12 und Kap. b, 13., begab er sich in seine Wohnung] Wie mag der Blinde gehorcht haben, als es bei der Verhandlung in V. 2-——5 vor einen Ohren hieß, gegen so oft erfahrenes anderes Urtheil: ,,es hat weder dieser gesündigt noch seine El ern«; als Werke Gottes verheißen wurden, die an im offenbar zu werden längst bestimmt seien; als der Mann Gottes, welcher so redete, sich das Licht der Welt nannte! Daß das Anhören der Verhandlung über ihn die Stelle der « sonstigen vorbereitenden Anreden vertreten hatte, daß der nöthige Anfang entgegenkommenden Glaubens vor- handen war, sehen wir aus dem sofortigen Handeln des HErrn wie aus dem Gehorsam des Blinden. (Stier.) Koth auf die Augen zu schmieren ist an sich Evangelium Johannis 9, 6——14. kein Mittel, sie zu öffnen, sondern im Gegeiitheil sie auch äußerlich vollkommen zu schließenz sinnbildlich wird der Blinde erst recht blind gemacht, damit er aus einem Blinden ein Sehender werde (V. 39), die Decke auf den Augen soll i m ein äußerlich fü lbares Zeichen sein, wo es ihm seht und was ihm se lt. Der dar- auf an ihn gerichtete Befehl ist zunächst die Auffor- derung , seinen Glauben durch Gehorsam zu beweisen, denn an die Bedingung des Glaubens ist jede Erfah- rung von Jesu Helfermacht gebunden; dann aber ist auch der Ort bedeutsam, dahin er geschickt wird. (v. Burgen) Jn dem Namen des Teiches Siloah lie t dem Johannes ein Geheimniß; Siloah heißt » esandt«. Der Berg Zion entsendete das stillgehende Wasser Siloah, ein Abbild des Hauses Davids, welches von einem Volke, das Fleis für seinen Arm hielt, einst ebenso verachtet ward ( es.-8, 6), wie jetzt »der vom Vater Gesandte«, welcher, aus der Höhe der Ewigkeit und aus Davids Hause zumal entsprungen, als wahrhaftiger Heilsbrunnen Jsraels (Jes. 12, 3), als die dem Hause Davids eröffnete Reini ungsquelle (Sach. 13, 1), als der Siloah voller nade und Wahrheit (Kap. 7, 37) in stiller, verborgener Herr- lichkeit unter den Elenden wohnete. Hätte der Blind- geborene das Wasser zu Siloah zu gering geachtet, sich darin zu waschen auf das Wort Jesu hin (2.Kön. 5, 1l f.), so hätte er die Offenbarung der Werke Gottes an ihm verhindert; aber er ging hin und wusch sich, und kam sehend. (Bes er.) Diese wenigen Worte: ,,da ging er hin 2c.« haben einen herrlicheren Jnhalt, als die berühmten Worte des roßen Julius Cäsar: Venj, vidj, vjci — ich kam, ich sah, ich siegte. (Lyser.) Indem Jesus zu der wirklich en Blindheit, die Er allein heilen konnte, noch die künstliche, symbolische hinzuthut, welche durch das Wasser Siloah hinwegge- nommen werden sollte, erklärt er durch die That: was Siloah bildlich ist, das bin ich wesentlich; die allvermögende Kraft Jehova’s, welche geräuschlos wirkt und stille heilt und in diesem stille quillenden Wasser am Fuß des Morija versinnbildlicht ist, diese Kraft bin ich. (Godet.) Durch das Hinschicken zum Siloah will der HErr das Kommen zu ihm (7, 37 f.) abbilden. (Luthardt.) Indem aber so das Tempel- wasser Siloah von ihm in Mitwirkung gezogen wird bei der jetzigen Sabbathsheilung, sollen zugleich die Widersacher, welche ihm die frühere Sabbathsheilung in Kap. 5 als einen Widerstreit wider das Gesetz Je- ova’s angerechnet haben, sehen, wie der Gott ihres empels mit ihm wirksam ist am Sabbath (P. Lange.) 8. Die Nachbarn [nun, die ihn von Seiten seines Gebrechens von Kind auf kannten], und [Andere] die ihn zuvor sgelegentlich ihrer Tempel- besuche] gesehen hatten, daß er [von Profession] ein Bettler war fund daraus ebenfalls um sein Gebrechen wußten, denn nur Blinde, Lahme und andere Krüppel waren im heil. Lande professions- mäßige Bettler Luk. 16, 9 Anm.], sprachen sda sie auf einmal sahen, daß er xetzt sehend war geworden, unter einander voll großer Verwun- derung]: Jst dieser nicht, der da [am Tempel] saß und bettelte [Apostg. Z, 10]? · 9. Etliche sdie ohne Rückhalt sich nach dem «entschieden, was ihnen ihr klares Bewußtsein be- zeugte] sprachen: Er ists. Etliche aber sdie lieber etwas Anderes sich einzureden versuchten, , . Die Heilung des Blindgeboriieir. Seine Hinsühruiig zu den Pharisäern. 167 als daß sie an ein Wunder hätten glauben inögen]: Er ist [iiur] ihm ähnlich. Er selbst aber sdiesen letzteren gegenüber den ersteren Recht gebend] sprach: Jch bin’s.»« 10.. Da sprachen sie [beiderseits] zu ihm: Wie [durch wessen Hand und durch welches Mittel] sind deine Augen aufgethan [wordeii]? 11. Er antwortete und sprach: Der Mensch, der Jesus heißet swie ich an meinem Jüheren Standort die Vorübergehenden inanchmal ihn, habe nennen hören, vgl. Luk· 18, 36 f.], machte [als er heute beim Weggehen vom Heiligthum sich mit mir einließ, aus dem Speichel seines Mundes und dem Staube am Erdboden] einen Koth und schmierete meine Augen [daniit] uiid lPMch lhtetmkfL Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich. Zch sseinem Worte ohne Zögern gehorchend] ging hin und wusch mich, und ward [nun alsbald] sehend [so und nicht anders ist es zugegangen] 12. Da sprachcu sie zu ihm: Wo ist der- selbige? [denn wir haben ihn die letzten Wochen daher, seit er am Laubhiittenfest gepredigt, nicht wieder öffentlich im Tempel austreten sehen.] Er sprach: Jch weiß nicht-«« [denn als ich vom Teiche an jene Stelle zurück kam, war er nicht mehr dort]. 13. Da [des anderen Tags] führeteti sie ihn sdie einen in der guten Meinung, ein soseklatan- tes Wunder müsse zur Kenntniß der theokratischen Behörde gebracht werden, die andern in der seindseligen Absicht, dies, daß von Seiten Jesu mit dem Kothmacheii und Augenbeschmieren, von Seiten des Blinden aber mit dem Sichwaschen im Teiche ein Sabbathsbruch geschehen, von jener Behörde ahnden zu lassen] zu den Phari- säern [Kap. "7, 32; 8, 3., ihn], der weiland blind war sund nun sehend gewordeii]. 14. Es war aber [um dies nachträglich zu bemerken] Sabbath, da Jesus sin B. 6] den Koth machte und seine Augen sdurch die Waschung im Siloahs öffneteÆtssz Hi) Die Frage: ,,ist dieser nicht, der da saß und bettelte?« stelleii Alle; aber zwei verschiedene Geistes- richtungen (Kap. 7, 43) zeigen sich sogleich in der ver- schiedenen Lösung, die sie geben. Die einen erkennen aufrichtig die Thatsache an, die andern behalten sich ein Mittel vor, sie zu umgehen; sie geben nur eine ufällige Aehnlichkeit zu und leugnen damit die That- sache auf mittelbare«Weise. (Godet.) Lieber erdichtet sich und glaubt die menschliche Vernunft irgend etwas Beliebiges, was es auch sei, als daß sie ein Wunder als Thatsache anerkennen wollte, vgl. Apostg 2, 13. (Bengel.) Und wenn auf dem Markte von Paris vor den Augen von 1000 Mens en und meinen eigenen ein Wunder geschähe, so äu erte sich einst der Fran- zose Voltaire, so würde ich viel eher den 2002 Augen mißtrauen, als es glauben. VI) Die Anschaulichkeit, mit der uns Johannes das Hin- und Widerredem das Fragen und Antwortenjauf Seiten des Geheilten und seiner Bekannten er ählt, läßt vermuthen, daß er dasjenige, was er nicht selber sah, aus sicherer Quelle, wahrscheinlich von dem Ge- heilten selbst, der nachher gläubig und ein Inn· ei« Jesu wurde (V. 38), erfahren hatte. (Liicke.) ir haben an dem Manne ein schönes Vorbild jener ge- segneten Einfalt, welche an wahrhaftig erfahreiie Gnade sich hängt und darin wie in einer Festung gegen alle Machtsprüche des Feindes sicher ist; ein schönes Vorbild zugleich der Treue, welcher die Fülle zu haben gegeben wird, weil sie die empfangene Erst- lingsgabe der Gnade ehrt und bewahrt, von» der Gabe zu dem Geber sich ziehen läßt. Ein Gotteswerk ist an ihm geschehen, deß ist der sehend gewordene Blinde gewiß, und daß seiii Arzt von Gott sei, weiß er wahrhaftig; jedoch läßt er das Werk selbst reden und den Meister loben. (Besser.) O enbar hatte der Geheilte einen klugen, gescheidten, wi igen und spitz-i- gen Geist, ei: redet immer kurz, scharf und freimiithig; solche begabte Verstandesmenschen bilden sich dann durch den Gegensatz geistlich und geistig immer besser aus (wie z. B. Ealvin, Haman u. Andere), und so erstarkt hernach auch bei ihm sein Glaube an Jesum durch den Widerspruch im Kainpfe um die große Hanptsache von Christo, wobei der Hoherath immer verlegener wurde. (Richter.) IN) Die Pharisäer bekommen nun schon wieder mit Jesu zu schafsen: ja, das Licht der Welt verfolgte förmlich diese die Finsterniß mehr liebenden Menschen; kaum hatten sie am neulichen Fest sich seiner erwehrt, so leuchtet es jetzt ihnen von Neuem mit unerbittlicher Klarheit in die unlustigen Augen. Es ist so: »Du siehst es, wie viele von Kleinen und Großen sich eifrig bemühen, dich von sich zu stoßen; und doch, wenn sie meinen, du seist nun vertrieben, so rufst du: Hier bin ich, ach laßt euch doch lieben!« (Woltersdorf.) Jeden- falls waren diese Pharisäer eine gerichtliche Behörde, da sie nach dem Folgenden ein gerichtliches Verhör vornehmen und einen Bannakt vollziehen. Eine rab- binische Satzun nun verbot speziell auch das Aufstrei- - chen des Spei els aus die Augen, das besonders beim Augentriefen als Heilmittel angewendet wurde, für den Sabbath; hier aber hatte Jesus auch noch beson- ders einen Teig gemacht und da u den Blinden nach dem Teich gehen heißen, um sich ·dort zu waschen Ohne Zweifel hatte er das zngleich in der Absicht·ge- than, die Satzung der Pharisäer, welche durch ihre iibertriebene Strenge in den Aeußerlichkeiten der Sabbathsfeier den fehlenden geistlichen Dienst zu er- setzen suchten isleischlich beobachtetensie den Sabbath, sagt Augustin, geistlich verletzten sie ihn) und mit »so!- cher Satzung das mosaische Sabbathsgebot zu einer Carikatur entstellten, aufs Neue anzugreifen und den Kampf in Kap. 5 wieder aufzunehmen. Da sind nun die pharisäisch Gesinnten unter den Nachbarn und Bekannten V. 8 ff. diejenigen, welche den Menschen darum vor die Behörde bringen, weil seine Heilung am Sabbath geschehen ist, und· also ein Einschreiten derselben gegen Jesum herbeifuhren wollen (Kap. 5, to; 7, 12. 25 sf.); andrerseits aber liegt auch in dein vorhin gebrauchten Ausdruck: »der weiland blind war« angedeutet, daß die Andern die Heilung vielmehr als eine bereits konlsztatirte Wunderthat in’s Auge faßten und in irer Arglosigkeit den Obersten des Volks eine freudige Theilnahme an der Sache zu- trauten, als würden sie, wenn vsie nun selber von dem Thatbestand si·ch überzeugt hatten, Jesum für den Messias öffentlich anerkennen, was von ihnen gar sehr gewünscht ward. l68 15. Da fragten sie ihn abermals, auch die Pharisäer [besser: fragten ihn abermal, die Frage der Nachbarn und Bekannten in V. 10 wieder aufnehmend, a1ich die Pharisäer, in- dem sie hofften, der Mann werde durch ihre Auetorität sich imponiren lasse1i und jetzt eine Aussage thun, bei der sich die Sache doch noch anders herausstelle, als bei dem, was er in V. l1 vor gewöhnlichen Leuten ausgesagt hatte], wie er wäre sehend worden«? Er aber [bei seinem früheren Bericht unbedingt stehen bleibend] sprach zu ihnen: Koth legte er mir auf die Augen sweiter hat er nichts mit mir vorgenommen, um sein Wunderwerk an mir zu verrichten], nnd ich wnsch mich swiemir von ihm befohlen] nnd bin nun sehend [wie ihr ja selber das an mir wahr- nehmet]. 16. Da sprachen etliche der Pharisäer sals die Versammlung jetzt, nachdem der. Verhörte einstweilen abgetreten war Apostg. 4, 15., sich unter einander berieth, was für-ein Urtheil in der Sache gesählt werden müsse]: Der Mensch fJesus V.10] ist nicht von Gott, dieweil er den Sabbath nicht halt [mag es mit der Heilung selber sich verhalten, wie da will]. Die andern « aber sgerade von der Heilung als einem unleug- barewWunder aus-gehend] sprachen: Wie kann ein snndtget Mensch sein Mensch ohne Gemein- schaft mit Gott, nur eigenen schlechten Grund- sätzen folgend] solche Zeichen thun? Und es ward also Ida diese letzteren lieber die Richtigkeit der pharisäischen Gesetzesstrafe preiszugeben geneigt waren, als daß sie Jesum hätten verurtheilen mögen] eine Zwietracht [Kap. 7, 431 unt» ihnen. Die einen gehen von dem Sabbathsgebot aus und sprechen Jesu jede göttliche Sendung ab, woraus sol- gerichtig die Leugnung der Wunderthat hervorgeht; die andern gehen von der Thatsache der Wunderhed lung aus und schließen auf den heiligen Charakter Jesu, und darin liegt die Leugnung der Sabbaths- verletzung Die Wahl des Ausgangspunktes hängt .dabei, wie immer, von der freien Willensbestimmung ab: an dem Vordersatz gehen die Freunde des Lichts und der Finsterniß auseinander, das Weitere ist nur noch Sache der Lo ik. (G-odet.) Offenbar wird aber die Führung des rozesses bestimmt durch die über- wiegende feindselige Partei, obwohl natürlich das Verhör im Namen der Gesammtheit stattfindet. Nun können diese Widersacher in Beziehung aus die That- sache selbst dem klaren, festen Menschen nicht weiter beikommen, das fühlen sie wohl; so fragen sie nach der.Folgerulig, der Ansicht, die er sich von dem Wunderthäter gebildet, um ihn von diesem doginati- schen Punkte aus zu erschüttern und zu einer andern Aussage zu verleiten. (P. Lange) 17. Sie sprachen wieder sals sie von Neuem ihn vorgefordert] zu dem Blinden: Was sagst dn von ihm sin Beziehung daraufL daß er hat deine Augen aufgethan [wofür erklärft du ihn wegen Evangelium Johannis I, 15—-24. dieses Werks]? Er aber sprach: Er ist [erwie- senermaßen Knie. 3, T; 4, II; 6, 14] ein Propbet. So hat sich der Glaube des Mannes am Streite der Pharisäer geklärt und gefestigt; er bekennt nun auch, was er bis jetzt glaubt (Röm. 10, 10). Mehr konnte er allerdings von Jesu noch nicht wissen, bis der HErr hernach selber sich ihm als den Sohn Got- tes kund thut (V. 35 ff.); denn nachdem er den ersten entscheidenden Schritt gethan und sich in seiner reli- giösen Glaubenserkenntniß von den Oberen seines Volks emaneipirt hatte, war er innerlich reif, um das höchste Selbstzeugniß Jesu gläubig aufzunehmen. Da- gegen geht es mit den Widersachern immer tiefer in die Verstockung hinein. Hier in V. 17 sind sievon der Wirklichkeit der Thatsache selbst noch überzeugt; das sehen wir aus der Form ihrer Frage, welche diese Wirklichkeit voraussetzt Indem sie nun aber den Ge- heilten nöthigen, die nächste Folgerung aus dieser Thatsache zu ziehen, und wiederum dieser mit seinem Bekenntniß sie nöthigt, Jesu eine bestimmte Würde zuzuerkennem sie jedoch diese logisch allein richtige Folge nicht annehmen mögen, verfallen sie nunmehr in den Unverstand, sich selbst die Nichtwirklichkeit einreden zu wollen; das Mittel dazu giebt der Geist des Argwohns und Verdachts ihnen an die Hand, durch den sie denn herausbringen, daß hier Betrug im Spiele sein und der Geheilte mit Jesu unter Einer Decke stecken müsse. Hiermit hören sie auf, auch nur der Form nach eine unparteiisch nntersuchende Behörde zu sein, und handeln fortan ganz als diejenigen, welche der Evangelist mit dem Ausdruck ,,Juden« zu bezeichnen pflegt (Kap.1,19 Anm.); daher er im folgenden Verse diesen Ausdruck nun auch wirklich gebraucht. 18. Die Juden glaubten [jetzt, da der Mann so wenig auf ihre Absichten einging, vielmehr auf Jesu Seite sich»stellte] nicht von ihm, daß er sder unleugbar als ein Sehender vor ihnen stund, ehemals] blind gewesen nnd serst durch ein Wuii- der] sehend worden ware ssondern nahmen an, es sei in ihm für jenen Blindgeborenen V. l ein Anderer, der von Haus aus gesunde Augen ge- habt, untergeschoben worden und also das Wun- der eine bloße Vorspiegelung], bis daß sie riefen den Eltern des, der sehend war worden [d. i. den Eltern des Blindgeborenem um nachzuforschem ob sie sich zu diesem hier als zu ihrem Sohne und demgemäß als zu einem solchen, der nun- mehr erst sehend geworden sei, bekennen würden] 19. Fragten sie nnd sprachen: Jst das euer Sohn [ist dieser sehende Mensch hier ein und dieselbe Person mit eurem Sohn], welrhen ihr saget, er sei blind geboren? sihr werdet das wohl schwerlich behaupten, wenn aber doch, so müsset ihr auch auf die Frage Bescheid geben:] wie ist er denn nun sehend? 20. Seine Eltern antworteten ihnen nnd sprachen: »Wir wissen, daß dieser fjetzt Sehende] Unser Sohn ist, Und [können es erhärten] daß er blind geboren ist; « lichkeit seines Todes leugnet. gzgzDas Verhör des Geheilten und seiner Eltern. 21. Wie er aber nun sehend ist, wissen· wir saus eigener Anschauung und Erfahrung] nicht; oder wer ihm hat seine Augen anfgcthan, wissen wir anch nicht svon uns selbst, wir könnten da nur nachreden, was er uns vorgeredet hat, und unser Zeugniß vor Gericht hätte dann weiter kein Gewicht]. Er ist alt genug [um für mündig und zeugnißfähig zu gelten], sraget ihn fin Be- ziehung auf diesen Punkt, bei dem wir uns für unzuständig erklären niüfsen], lasset ihn selbst für sich [was mit ihm vorgegangen sei] reden. 22. Solches sagten seine Eltern [um der weiteren Frage auszuweichen, welche ihnen, wenn sie den Namen Jesu mit hereinzögen, würde vorgelegt werden, wofür sie denn diesen Jesus hielten V. 17]; denn sie fürchteten sich vor den Juden fvor deren Gericht sie stunden]. Denn die Juden [eben diese Obersten] hatten sich schon [nach den in Kap. 7 u. 8 erzählten Ereignissen am Laubhüttenfesq vereiniget, so jemand saus- dem Volk] ihn für Christum sden Messias] bekennen, daß derselbe in Bann [der die Absonderung Luk. S, 22 zur Folge hatte] gethanwürdex 23. Darum [um die Gefahr einer solchen Verbannung zu vermeiden] sprachen [wie schon bemerkt] seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn [selbst]. Da keine Hoffnung vorhanden, den Geheilten zum Schweigen zu bringen, so greifen die Juden die Sache bei einem andern Zipfel an und — gehen unter die Rationalisten; sie versuchen die frühere Blindheit in Abrede zu stellen, ganz wie der Rationalismus, wenn er Jesu Auferstehung nicht leugnen kann, die Wirk- (Ebrard.) Je mehr sie aber das Wunder untersuchen, um es bezweifeln zu können, desto mehr stellen sie es außer Zweifel. »Sie glaubten nicht, bis daß sie riefen«: nicht als ob sie es dann hätten Fanden wollen, es soll nur gesagt wer- den, daß der nglaube sie zu diesem Schritt vermochte. Sehr häufig wird ein Endpunkt gesetzt, welcher nicht der an sich äußerste, sondern nur ein in gewisser Be- ziehunlg besonders wichtiger ist, so daß das hinter demsel en Liegende unbeachtet gelassen wird, vgl. Matth.1,25; Dan.1,21. (Hengstenberg.) Die an die Eltern gerichtete Frage ist eine dreifache, förmlich ge- richtliche: ist dies euer Sohn? ist er blind geboren? "und wer hat ihm die Augen geöffnet? Die Eltern antworten nach der Ordnung so, daß sie die beiden ersten Fragen furchtlos besahen, wegen der dritten aber verweisen sie aus Furcht vor dem Exeommunica- tionsdekret und um sich, was kaum zu vermeiden war, nicht irgend etwas zu Gunsten des Wohlthäters ihres Sohnes entfallen zu lassen, die Richter klüglich an ihren Sohn. (Lücke.) Aber bei aller Scheu, welche die Eltern vor ihren Oberen haben, und bei aller Zu- riickhaltung, welche sie in ihrer Aussage beobachten, dient diese doch nur da u, die beiden thatsächlichen Angelpunkte unumstößli zu machen, daß jener blind ·eboren wurde und nun plötzlich sehend geworden ist. war von dem Wie sind sie so gut überzeugt, wie ihr Sohn; aber zu der Freiheit des Verhaltens wie dieser gelangen sie nicht, aus Furcht vor der Aus- schließung aus der nationalen Gemeinschaft des reli- giösen Lebens. (Luthardt.) Aus Furcht vor dem 169 Banne verschweigen sie den Namen dessen, der ihnen so wohl gethan hatte in ihrem Kinde; doch wünfchen sie nicht, daß ihr Sohn auch verschweigen sollte, was er wußte, im Gegentheil, sie freuten sich eines Sohnes, der den »Propheten« lieber hätte als die Ehre bei den Menschen. Giebt es nicht auch heute noch Eltern, welche wünfchen, daß ihre Kinder fromm werdenund Christum bekennen, während sie selber den Muth ihrer Meinung nicht haben, mit der Welt zu brechen und den Bann derselben für Ehre bei Gott zu achten? (Besser.) Die ersten Spuren von dem kirchlichen ann der Juden finden wir in Esra 10, 8 u. 1. Macc. 1,»4, 45· er ist eine Ausschließung aus der Gemeinde in 3 Abstufungen: 1) Niddui, der mildeste Grad, nur 30 Tage dauernd, konnte von einem einzelnen Rabbi verhängt werden; der Gebannte mußte Trauergewand anziehen, durfte sich nicht scheeren, nicht durch die ge- wöhnliche Pforte in den Tempel treten, Andere durf- ten sich nur auf 4Ellen ihm nähern, die Hausgenossen dagegen Unterlagen keiner Beschränkung in ihrem Ver- kehr mit ihm. Z) Der cherem mußte von wenigstens 10 Gemeindegliedern ausgesprochen sein, wurde öffent- lich unter Flüchen ausgeblasen, schloß gänzlich vom Umgang mit Andern, von Tempel und Synagoge aus, nur das Essen durfte man dem Gebannten reichen; that er nach Verfluß von 30 Tagen Buße, so wurde er wieder ausgenommen, wo nicht, so trat B) der schammatkn die höchste Stufe ein, die Ausschließung ohne Hoffnung der Wiederaufnahme. Wer in solchem Banne starb, auf dessen Sarg ließ das Gericht Steine werfen. (Let)rer.) Wahrscheinlich ist hier der erste Grad der Excommunication gemeint, die Ausschließung aus der Synagoge und Absonderung von aller, auch der häuslichen Gemeinschaft zunächst auf 30 Tage, dann doppelt und dreifach, aber ohne Verwünschung; der zweite und dritte Grad des Bannes wäre wohl für den Anfang des Verfahrens gegen die Anhänger Jesu eine zu harte und ausfallende Maßregel gewesen und würde mehr Aufsehen gemacht haben; auch deutet der Ausdruck des Grundtextes auf den ersten Grad der Exeornn1nnieation, die bloße Absonderung (Luk. S, 22) hin. Vermuthlich wurde das Exeommunieations- dekret nach dem in Kap. 8, 59 erwähnten Vorsall er- lassen. Jesum selbst zu excommuniciren hielt man nicht für rathsam; die gemäßigtere Partei im Syne- drium würde gegen einen solchen Schritt protestirt haben, ja, es hätte dies vielleicht Anlaß geben können, daß die also Gesinnten sich entschiedener für Jesum erklärt hätten· Daß man aber dem Volke verbot, ihn nicht eher für den Messias zu halten und sich u ihm zu bekennen, als bis der Hoherath darüber entfchieden haben würde, ob er es wirklich sei, dagegen konnten auch die Gemäßigteren nichts einwenden, wenn ihnen an der Aufrechthaltung der Auctorität des Synedriums etwas gelegen war. (Liicke.) Indessen entspricht es ganz der vorsichtigen Politik der Pharisäer, daß sie den Bann nur erst noch von ferne zeigten und im Volke blos ausstreuten, es würde ohne Zweifel dahin kommen; es habe daher jeder sich in Acht zu nehmen. (Hengstenberg.) 24. Da riefen sie zum andern Mal dem Menschen, der blind gewesen war fund den sie sammt seinen Eltern nach der Verhandlung in V. 18—23 hatten abtreten lassen, um über ihr weiteres Verfahren sich erst unter einander zu berathen, und da wohl übereingekommen waren, ihm eine Aussage dahin zu entlocken, daß er eigentlich niemals blind gewesen sei, sondern sich 170 Evangelium Johannis O, 25——37. nur sovgestellt habe], und' sprachen zu ihm: Gieb Gott die Ehre ldurch ein offenes Eingeständniß der Wahrheit Jos- 7,»19]; wir wissen, daß dieser Mensch [Iesus] ein Snnder ist [und- da nimm du dein voriges Urtheil, daß er ein Prophet sei V. 17., zurück und hilf uns mit einer sachge- mäßen Aeußerung, wie es sich mit dir verhält, den Nachweis führen, daß er bei deiner angeb- lichen Heilung sich lediglich eines Betruges schul- dig gemacht hat]. » 25. Er antwortete und sprach: Jst er ein S»under, das weiß ich nicht [da ich die Gründe nicht kenne, aus welchen ihr ein solches Urtheil über ihn fällt]; eines weiß ich [dagegen aus eige- uer sicherer Erfahrung] wohl, daß ich [vormals] blind war und bin nun sehend. Mit dem ,,gieb Gott die Ehre« fordern sie ihn auf, daß er, was von Gottes-wegen bereits ausgemacht sei und feststehe, in Anerkennung der göttlichen Wahr- haftigkeit und Majestät auch seinerseits bestätige und zugebe, sich nicht durch das Gegentheil in Widerspruch setze gegen Gottes eigenes Wort und Urtheil; was sie damit erreichen oder erschleichen wollen, ist eine Aus- sage des Geheiltem das; irgend ein Betrug stattge- funden habe. Dazu suchen sie ihn zu verleiten, indem sie als Richter an Gottes Statt ihre volle Auctorität dafür einsetzen, daß es gar nicht anders sein könne; denn dies ist der Sinn ihrer Verficherungt »wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist-« (v. Burgen) Mit einem dogmatischen Ar ument wollen sie ein Faktusm umstoßen: ein Sün er kann ein solches Wunder nicht vollbringen; den Untersatz aber, daß Jesus ein Sünder sei, stützen sie nicht auf Gottes Ehre, sondern auf die Ehre ihrer eigenen infallibeln Auctorität Sie reden, als ob sie geheime Unter- fuchungen geführt und in Besitz, unbekannter Docu- mente für Jesu Gottlosigkeit seien, und es somit aus- gemacht sei, daß Jesus ein falscher Prophet, Jrrlehrer u. s. w. Der Geheilte giebt nun aber eine Antwort, die in ihrer Schlichtheit wahrhaft klassisch ist: was sie zu wissen vorgeben, davon weiß er nichts, und darum geht es ihn auch nichts an; er hält sich an das, was er weiß, die selbsterfahrene Thatsache steht ihm über der fremden Versicherung. (Olshausen.) 26. Da sprachen sie wieder zu ihm sauf das Verhör in V. 15 zurückgreifend, weil sie hofften, bei seiner nunmehrigen Aussage ihn in einen Widerspruch mit der früheren zu verwickeln]: Was that er dir? wie [durch welches Mittel und unter welcher Manipulation] that er deine Augen aus? 27. Er antwortete ihnen smituntoillen über ihr offenbar böswilliges Inquiriren, das er nun gar wohl durchschauete]: Ich hab’s euch jetzt [vor- hin, als ich berichtete: ,,Koth legte er mir auf die Augen 2c.«, vgl· V. 15 mit V. 11] gesagt, habt ihr’s nicht gehört ldaß ihr die schon einmal gethane Frage abermal vorbringt]? was wollt ihr’s abermal hören? wollt ihr auch swie Andere es schon geworden] seine Jünger werden? [das wäre der einzige vernünftige Zweck des nochmaligen Fragens nach derselben Sache; aber daran wird ja bei euch nicht zu denken sein.] Ungläubige quälen nur sich und Andere mit ihrem elenden Unglauben (Richter.) Durch den Hohn, den der Mann in der Ungeduld über die wiederholten un- nützen Fragen aus-spricht, zeigt er den Fragen» wie· er ihre unlautere Gesinnun durchschaue (v.Gerlach.) Man soll zwar nie unterlassen, die Wunder der Güte und Allmacht Gottes zu erzählen, wenn man Ohren findet, die sie gerne hören; aber boshafti e Herzen, die solches nur mißbrauchen wollen, sind olcher Er- kenntniß nicht Werth, Pf. 105, 1 f.; Matth 7, 6. (Canstein.) 28. Da flttchten sie ihm lstießen in leiden- schaftlicher Erregtheit allerlei Scheltworte wider ihn aus] nnd sprachenx Du bist swie dein Be- kenntniß in V. 17 verreiths sein Jiingerz wir aber [mögen das nimmer werden, sondern] sind Mose-s Jünger 29. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat [denn das steht klar und bestimmt in seinen Büchern geschrieben, und er hat es auch mit Zeichen und Wundern bekräftigt]; diesen aber [in Beziehung auf den da, von welchem du zeugest] wissen wir nicht, von wannen er ist [ob von Gott oder nicht, und da ist es besser, wir nehmen uns vor ihm in Acht]. Können die Feinde der Wahrheit nicht Recht krie en, so werden sie bitter und böse, und fangen an zu u- chen und zu schimpfen, vgl. Apostg. 13, 45. (Starke.) Erst gravitätis·ch, listig, ruhig — jetzt leidenschaftlich, unwürdig, dringen sie auf den Menschen ein; es be- friedigt sie wie ein Schmähen, daß sie ihn Jesu Jün- ger nennen, und das darum, weil er nicht Lügner werden will nach ihrem Wunsch. Indem sie nun Mose, als dessen Jünger sie sich bekennen, als einen Propheten charakterisiren, stellen sie demselben Jesum als einen Verdächtigen gegenüber, über den sie sich das letzte Wort vor ehalten. Doch liegt wohl zugleich ein Stachel in dem: »wir wissen nicht, von wannen dieser ist« Daß er irgend woher besondere Macht besaß, hatte er an dem Blinden bewiesen; war nun diese Macht nicht von oben her, wiesie zu verstehen geben, so sollte der Geheilte durch den Gedankengeängsti t werden, -er sei durch diimonische Kraft geheilt. Lan e.) Die Obrigkeit Jsraels spricht es hier ent- schie en aus, daß sie mit Jesu nichts zu schaffen haben will; mit einem verächtlichen ,,diesen aber« halten sie in von sich fern. (Luthardt.) Sie selber wollen osis Jünger sein, doch ihr Ruhm ist eitel (Kap. 5, 45 ff.); wäre ihnen, daß und was Gott mit Mose geredet, wirklich zu Herzen gegangen, so würden sie Gott auf den Knieen gedankt haben, da er nicht blos mit Mose geredet: ,,gehe hin und zeuge wider sie, denn sie sind ein halsstarrig Volk«, sondern auch mit seinem lieben Sohne: ,,geh hin, mein Kind, und nimm dich an der Kinder, die ich ausgethan zur Straf und Zor- nesruthen.« (Besser.) 30. Der Mensch fdurch ihr ebenso unwür- diges als unvernünftiges Verhalten nur desto freimüthiger und kecker gemacht] antwortete nnd sprach zu ihnen: Das ist [denn doch, wie die Sachen nun einmal liegen] ein wunderlich Ding, daß ihr [d1e ihr ja vor allen Andern berufen Das aberinalige Verhör des Geheilteti fund-seine Ausstoßuiigz »- VI. seid, in religiösen Angelegenheiten ein festes Urtheil zu gewinnen] nicht wisset, von wannen er sei; und et hat [es doch so unzweideutig an den Tag ge- legt, da er] meine Augen aufgethan. -31. Wir wissen aber sdie wir als solche, denen vertrauet ist, was Gott geredet hat, das feste prophetische Wort der Schrift haben], daß Gott die Sünder nicht hört sderen einer nach eurer Behauptung V. 24 dieser Jesus sein soll, daß er ihnen seine göttliche Kraft zu Zeichen und Wundern leihen sollte, ohne welche dergleichen ja doch nicht gethan werden können Hiob 27, 9 f.; 35, is; Pf. es, is; Jes.1, 15; 59, 27 Mich. 3, 4];« sondern so jemand gottesfürchtig ist und thut seinen Willen, den hbret er [Spr. 15, 29., wer also Gottes Beistand zur Verrichtung eines Wunderwerkes, zumal eines so außerordentlichen, wie an mir ein solches geschehen, auf fein« Gebet erlangt hat, der muß ein gottesfürchtigey recht- thuender Mann fein, von einem Sünder kann in solchem Falle nicht die Rede sein]. 32. Von der »Weil an ists nicht erhöret [Jes. 64, 4], daß Jemand einem gebotenen Blin- den die Augen aufgethan habe sdas ist vielmehr ein schöpferifches Wunder, da es sich dabei darum handelt, das von Geburt an sehlende Augenlicht noch zu schaffen; wer nun ein solches Wunder- werk verrichtet, der muß in ganz besonderer Be- ziehung zu Gott stehen, daß er ihm sogar seine schöpferische Kraft leihet]. 33. Wäre dieser [von dem ihr so verächtlich redet] nicht von Gott, er könnte nichts thun sund am wenigsten hätte er gerade das mögen thun; was er ja wirklich gethan hat]. Der HErr nimmt sich der Einfältigen an und giebt ihnen, wo es hart heågeheh in’s Herz, was und wie sie reden sollen, vgl. atth. 10, 19 s. (Starke.) Ein- fältige Leute haben ein gesünderes Auge, ein richtige- res Urtheil als falsche, stolze Gelehrte und Theologen. « (Heubner.) Zuerst thut der Geheilte ein Zeugniß für Jesu Unschuld und Frömmigkeit, dann aber bricht das begeisterte Zeugnis; für seine einzige prophetische Herr- lichkeit hervor; nicht undeutlich stellt er nach seinem . subjektiven Gefühl von der Größe des selbsterfahrenen Wunders Jesum über sämmtliche Propheten und sogar über Abrahani und den Moses, den sie als Richter über ihn erhoben. (P. Lange.) Noch kannte er die Sohnes-Einheit Jesu mit dem Vater nicht; aber er steht in der Pforte dieser Erkenntniß, indem er den Beter Jesus preist, den Gott allezeit erhört (Kap. 11, 42), weil er allezeit bittet nach Gottes Willen (Besser.) Die Sprüche, auf die er sich bezieht, hatte er ohne Zweifel von· seinen gottesfürchtigen Eltern vernommen und sie tief in’s Herz gefaßt. (Heng- stenberg.) , 34. Sie sgeschlagen von seiner nüchternen und gesunden Logik, gegen die sie nichts einzu- wenden wußten] antworteten [mit abermaligen SchmähredeUJ nnd sprachen zu ihm: Du bist ganz [nach Leib und Seele ,und allen Seiten deines Wesens] in Sünden geboren sals der du eiu ge- borener Blinder bist] und lehrest uns [willst uns, die rechtmäßigen und ordentlichen Lehrer des Volks, hofmeistern? was nimmst du dir denn heraiis]? Und stießen ihn [in dein Ausbruch ihrer Wuth zu dem Saal, in welchem die Verhandlung stattgefunden hatte] hinaus. Der Amtsstolz nimmt keine Belehrung an, nament- lich nicht von Laien. (Heubner.) Das unwiderlegliche Argument wollen die Juden mit Schimpfreden und Gewaltthat niederdisputirenx aber indem sie sagen: »du bist ganz in Sünden geboren« und dabei meinen, das sei aus dem Uebel, das ihm von Geburt an ange- hangen habe, ganz sicher zu schließen, erkennen sie die Blindheit von Geburt, die sie vorhin nicht gelten lassen wollten (V. 18 ff.), unwillkürlich als Thatsache an. (Luthardt.) So muß der Unglaube am Ende sich selbst Lügen strafen. (Godet.) Auf die Ausstoßung aus dem Saale oder- Zimmer, wo sie versammelt waren, ließen diese Obersten ohne Zweifel alsbald den Ausschluß aus der Synago e ckls Vollstreckung des Bannes V. 22 folgen. (v. urger.) Die heilsame Feindschaft der Welt, durch die der Geheilte inaus- gestoßen wird, treibt ihn vollends unter die naden- flügel, der HErr aber läßt sein Werk nicht halbgethan: es findet sich, wie wir hernach hören werden, ein Ort der Stille, wo sie zusammentreffen; und weil der Mann auf Gottes Werk gemerkt hat, lebt in seinem willigen Herzen schon der Glaube, es bedarf nur noch des Namens, so glaubt er an die Person. Und siehe, nun ist ihm das Auge nicht nur des Leibes, sondern auch des Geistes aufgethan, den Sohn Gottes zu schauen. Das Folgende findet am dritten Tage statt. h. u. 35—"—aap. 10, 21. (§. ou) " Yes-zaud- kuug Heft: mit dem Eeheikten und mit den Zeharifäeriu 35. Es kam [durch das Gerücht, welches sich wie ein Lauffeuer verbreitete, natürlich auch] bor Jesum, daß sie ihn swie aus ihrem Saale, so auch unmittelbar darauf aus der Synagoge] ans- Eesioßen hatten fund er suchte nun ihn auf]. Und a et ihn swohl zu der nämlichen Zeit, wo von Abgeordneten des Hohenrathes ihm der Bann- spruch übermittelt wurde] fand, sprach er zu ihm: Glaubest du [besser sind die Worte so zu stellen: Du glaubest also wohl, nach dem zu urtheilen, was du bereits bekannt und bezeugt hast] an den Sohn GottesRldenn er wollte bei ihm aus der Schale des Glaubens an den Mann von Gott V. 33 den darin verborgenen Kern des Glaubens an den Sohn Gottes hervorholen.] 36. Er antwortete und sprach lmit großer Freudigkeit auf die Sache eingehend]: HElr sKap. 4, 11, 15. 19], welcher ist-s sich möchte ihn gern kennen lernen], auf das; ich cui ihn glaube? 37. Jesus sprach zu ihm: Du hast smit den Augen, die dir sind aufgethan worden] ihn [be- reits] gesehen [so daß es nicht erst der Herbei- holung eines Andern bedarf], und der mit dir redet, der ists-«« [Kap. 4, 26]. 172 38. Er aber svon dieser Selbstoffenbarung Jesu, obwohl sie ihm nicht ganz unerwartet kam, wie überwältigt] sprach: HErr sjetzt in einem noch andern Sinne als vorhin V. 36 ihn also an- redend], jch glaube, und betete ihn an Eis« sfiel bei diesem Wort auf seine Kniee und erzeigte ihm göttliche Ehre Kap. 20, 28; Offenb. 19, 1()]. «) Jesus hatte sich absichtlich zuerst dem Geheilten entzogen (vgl. V. 7); die That sollte zuerst in seiner Seele wie ein Sauerteig wirken, die pharisäische Op- position sollte »das Fünklein seines Glaubens anfachen. Da dies geschehen, sucht nun Jesus, der gute Hirte, das arme Schaf. (Hengstenberg.) Er will ihn für die Hinausstoßun aus dem Kreise der Mosis-Jüng:r (V. 28) durch ufnahme in seine neutestamentliche Heilsgemeinschaft entschädigen (Ebrard.) Wo ein Mensch so einen Stoß bekommt, der ihm einestheils wehe thut, anderntheils aber ihn schnell vom schäd- lichen Ansehn der Menschen und von der Hoffnung auf Weltgenuß losmacht, da ist «die rechte Zeit, daß man ihn aussucht, um ihn völlig in das Reich Christi hinüberzuziehem (Rieger.) Jm vorigen Abschnitt hat sich ein Gegensatz, der Menschen kund gethan, welcher, begründet in der treuen Aufrichtigkeit auf der einen, in widerwilliger Unaufrichtigkeit aus der andern Seite, bis zum entschiedensten Widerstreit beider Sei- ten fortgegangen war; dieser Gegensatz muß sich nun vollenden und fisxiren, indem ihm die direkte Bezie- hung auf die Person Jesu gegeben wird, von welcher er auch provoeirt ist, und haben wir hier schon das- jenige im Kern, um was es sich hernachmals bei dem ebräerbrief für die palästinensischen Christen handelt. Statt der verlorenen Synago engemeinschaft schenkt Jesus dem Geheilten seine Per on und die Gemein- schast derselben, und bringt seinen Glauben zur Voll- endung; diese Vollendung aber wird durch die Fra e herbeigeführt: »du glaubest an den Sohn Gottes« welche das Vorhandensein des Glaubens bei ihm schon voraussetzh da sie, ihrer Form nach eine bejahende Antwort erwartend, wie eine Folgerung erscheint, welche Jesus aus seinem Verhalten vor Gericht, nur in Frageformj zieht, um dadurch ein Bekenntniß zu veranlassen, (Luthardt.) Nachdem Jesus von dem Manne gehört, daß er durch sein standhaftes Zeugniß die Schmach des Bannes davon getragen, kann er ihm durch seine Frage eröffnen, wie gläubig er ist, obwohl er es selber noch nicht weiß. (P. Lange) Der HErr will seinen keimenden Glauben vollenden, sowohl hinsichtlich des Gegenstandes, den er umfassen, als hinsichtlich der Gewißheit, mit der er ihn ergreifen sollte; es war ja ein Samenkorn der Erkenntnis; bei ihm, das mit seiner wachsenden Erfahrung gleichen Schzittes sich entfalten mußte. (v. Burgen) V) Hätte Jesus den Mann gefra t: »glaubest du an mich?« so hätte er nur eine si ganz von selbst verstehende Antwort aus ihm herausgelocky denn daß er an diesen vor ihm stehenden Jesus glaube, d. i. sein Vertrauen auf ihn setze, hatte er schon in V. 7 bewiesen, als er ihm zutrauete, er könne i n, den Blindgeborenen heilen, und darum auf sein ort hin an den Teich Siloah ging. Hätte Jesus ihn gefragt: ,,glaubst du, daß ich em Prop et bin?« so hätte der Mann nur das in V. 17 den harisäern schon Ge- sagte zn wieder olen ehabt; und hätte er ihn ge- fragt: »glaubst u, da ich der Messias bin?« so würde derselbe zweifellos mit Ja geantwortet haben, nachdem ihm in V. 30—33 die Superiorität Jesu über Moses und die Propheten so hell aufgegangen war. Evangelium Johannis 9, 38—41. Jesus wollte aber nicht blos einer in dem Manne schon vorhandenen Glaubenserkenntniß zum Worte verhelfen, sondern ihn so fragen, daß die Geburt der Antwort zugleich eine Förderung der in ihm vor- handenen Erkenntniß und eine Erhebung seines Glau- ens auf eine höhere Stufe war; darum fragt er ihn: ,,Du glaubst an den Sohn Gottes?« d. i. griindet sich dein Glaube und Vertrauen auf den Sohn Gottes? wobei ,,Sohn Gottes« nicht etwa gleichbedeutend mit ,,Messias« zu nehmen ist, sondern mehr und Höheres besagt (vgl. Kap. 10, 30-—36). Wie mußte nun diese Frage aus den Geheilten wirken? Gegründet hatte « sich sein Vertrauen auf Jesum; denn hätte er ihm nicht das Ungeheure zugetrauh angeborene Blindheit heilen zu können, so wäre er nicht an den Siloah- brunnen gegangen. Gegründet hatte sich sein Ver- trauen auf Gott; denn ohne von Gott erhört zu sein, hätte dieser Mensch Jesus solch Wunder nicht ver- richten können (V. 30 sf.). Aber der erhörte Mensch Jesus und der erhörende Gott im Himmel lagen ihm noch aus einander; es kam für ihn also darauf an, zu erkennen, welches das Verhiiltniß des ersteren zu dem letzteren sei. Da fragt ihn nun der HErr, ob er an den Sohn Gottes glaube: von einem solchen hatte er noch nicht gehört, aber die Ahnung blitzt unmittelbar in ihm auf, daß in diesem Worte die Lösung der Frage nach dem Verhältnis; Jesu zu Gott gegeben sei, wenn er auch noch nicht weiß, wie. Da- rum fragt er nicht, was er unter dem Be risse ,,Sohn Gottes« sich zu denken habe, sondern: «H rr, welcher ist’s, auf daß ich an ihn glaube?« Es ist zweierlei möglich, entweder ist der Sohn Gottes ein zwischen Gott und Jesu vermittelnder Dritter, oder Jesus ist es selber; der HErr nun eröffnet ihm das letztere, und zwar so, daß er mit den Worten: »du hast ihn gesehen« an den Thaterweis seiner Gottheit erinnert, mit den Worten aber: »der mit dir redet, der ist’s« sich als den gegenwärtigen, im Wort ihn zur Erkennt- niß seiner Person führendeu Sohn Gottes vorstellt. (Ebrard.) Der Blinde hatte Jesum als Propheten anerkannt und muthvoll dafür erklärt; dadurch hatte er sich verbindlich gemacht, ein Selbstzeugniß Jesu, wenn es an ihn heranträte, anzunehmen, wie es auch lauten möchte. An diese Folgerung erinnert ihn zu- nächst die Frage des HErrm »du glaubst an den Sohn Gottes«? und der Geheilte nimmt die Folgerung ohne Bedenken an mit der Gegenfrage, die im Grund- text mit einem »Und« anhebt und den gewünschten Aufschluß mit der angebotenen Offenbarung unmittel- bar in Verbindung setzt (vgl. Luk. 18, 26): »Und wer ist· es, HErr, damit ich an ihn glaube?« Nun hätte Jesus ohne Weiteres antworten können: «Jch bin’s«; aber er zieht vor, sich durch seine Werke kund zu geben, denn sie sind die Bürgschast für die Wahrheit seines Selbftzeugnisses Darum hebt er an: »du hast ihn gesehen«, welche Worte ganz ausdrücklich an die Wunderthat erinnern, durch welche es dem Menschen gegeben worden ist, denjenigen, der mit ihm redet, nun auch anzuschauen. (Godet.) Das »du hast ihn gesehen« geht nicht auf die erste Begegnung in V. 6f., damals sah ja der Blinde noch nicht; sondern es be- zieht sich auf den gegenwärtigen Zeitpunkt, da Jesus vor dem sehend Gewordenen ste t. Jetzt hat er ihn gesehen, und die Thatsache, da er igt sehen kann, giebt ihm Bürgschafh daß auch das ort, das er von ihm hört, Wahrheit ist: so greift That und Wort zusammen, ihn seines Glaubens gewiß zu machen. (v. Burgen) IN) Mancher, daran erinnert auch diese Geschichte, s erkennt Jefum noch nicht ganz, der schon viel Gnade von ihm empfangen, schon, was er von ihm weiß im Glauben, ncuthig bekannt hat; aber die volle Offen- barung wird jedem solchen auch bald kommen, der HErr hat hier das verheißende Vorbild für alle solche Fälle geben wollen. (Stier.) 39. Und Jesus [als er so den nun nicht blos leiblich, sondern auch geistlich sehend« Ge- wordenen zu seinen Füßen liegen sah, zugleich aber auch bemerkte, wie die Abgeordneten des Hohenraths, die demselben das Ausstoßungsdekret überbracht hatten, noch zurStelIe geblieben waren] sprach szunächst an seine Jünger sich wendend]: Jch bin zum Gericht auf diese Welt kommen sals ein solcher, welchem gegenüber es bei den Menschen zu einer nothwendigen Selbst- entscheidung kommt und demgemäß auch zu einer dieser Selbstentscheidung entsprechenden Scheidung inzweiParteienL auf daß swie denn wirklich der Wille meines Vaters gewesen, daß es also ge- schshty Matth. 11, 25 f.], die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden. 40. Und solches swas er da zu seinen Jün- gern sagte] höreten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren [eben jene Abgeordnete, die von den Pharisäern waren Kp. 1,24 und sich als Laurer bis- her noch in seiner Nähe aufgehalten hatten], und sptacheti zu ihm sindem sie seine Meinung inso- fern gar wohl verstunden, als er mit den Blind- werdenden auf sie und Jhresgleichen zielte, aber dann doch in böswilliger Weise ihm seinen Aus- spruch unter den Händen verrückten, daß er in Betresf ihrer als eine Verkehrtheit erschiene]: Sind wir [die wir ja für die Meister in Jsrael, die Hirten und Psleger des Volkes gelten Kp. Z, 1(·)] denn auch blind« [so daß überhaupt erst mit dir alles Licht der göttlichen Erkenntniß für die Menschheit anbräche und Moses und die Propheten, an die wir uns halten, ebenfalls noch in Finsterniß und Schatten des Todes ge- sessen hätten]? 41. Jesus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind fso daß ihr von Gott und feinem heil. Wort und Willen gar nichts wüßtet, sondern nochschlinimer daran wäret, als das von euch verachtete niedere Volk, und den blinden Heiden gleich stündet], so hättet ihr fin eurem Verhalten gegen mich] keine Sünde [von so durchgreifender Bedeutung, von so schwerer Schuld Kap. 19, 11., wie ihr sie wirklich habt Kap. 15, 22. 24; Matth. 12, 31]; nun ihr aber [im Pochen auf das zur Seligkeit doch nicht hinreichende Maß eurer Erkenntniß] sprecheh wir sind sehend [und aus solchem Dünkel von dem euch verordneten Heiland nichts wissen möget] bleibet eure Sündekis sauch die, welche ihr sonst noch habt, weil ihr Den verschmäheh der allein sie euch abnehmen kann]. Verhandlung Jesi1 mit dem Geheilten und mit den Pharisäern. 173 i) Ein armer blindgeborener Bettler aus der un- tersten Schicht des Volks, von dem die Pharisäer zu sagen pflegten (Kap. 7, 49): »das Volk, das nichts vom Gese weiß, ist verflucht,« war nicht allein zum leiblichen » ugenlicht, sondern auch zur höchsten Stufe geistlichen Lebens gebracht worden, also daß er in Jesu den Sohn Gottes fchauete (Matth. 16, 16 sf.); dagegen hatten sich die schriftgelehrten Pharisäer bis zu einer solchen Stocksinsterniß der Blindheit verblen- det, daß sie nicht allein die hinter der Heilungsthat- sache liegende höhere Wahrheit nicht zu schauen ver- mochten, sondern auch die mit Händen zu greifende Thatsache selber nicht sehen wollten. Diesen Doppel- erfolg seines Wirkens spricht Jesus hier aus und stellt ihn unter den Gesichtspunkt eines Gerichts (Ebrard.) Es ist das also nicht ein Gericht, das der HErr als Akt vollzieht, denn in Kap. s, 17 hat er eine solche Gerichtshandlung als Aufgabe des Sohnes bei seiner ersten Ankunft ausdrücklich in Abrede gestellt; sondern es ist ein gerechtes Gericht, das sich als Resultat her- ausstellt, worauf die im Grundtext gebrauchteii Worte bestimmt hinweisen. (Luthardt.) Als das Licht, der Welt möchte er Alle sehend machen, das Heil zu fchauen, und es werden auch wirklich sehend, die ihre Blindheit eingestehen, die da blind sind nach ihrem eigenen Gefühl und Bewußtsein (das ,,nicht« bei dem Worte ,,seheti« ist durch ins ausgedrückh s. die Anat. zu Luk. 15, 7); die aber nicht wollen blind sein, sich aufgeklärt dünken, diese ersticken in sich selber den Funken von Wahrheit, vermöge dessen auch sie hätten zum wirklichen Sehen gelangen können. (Rig- genbach.) Die Sehenden sind die als Schüler Mosis mit dem Schlüssel der Erkenntniß sich aus estattet dünkenden Pharisäer und Schriftgelehrten ( öm. 2, 17 ff.); in ihrem Dünkel, Wissende zu sein (V. 24), ärgerten sie sich an dem Licht des Lebens und wurden blind (Kap. 7, 48). Die Nichtsehenden sind das ein- fältige, un elehrte Volk, das aber empfänglich ist und aiifgeschlos en für das Licht, das sie bescheint. Weil aber beides nicht natürliche, sondern geistliche und sittliche, vom Willen eines jeden abhängige Zustände sind, so mag ebensowohl ein Gelehrter, wenn er geist- lich arm ist, selig werden, als sich ein Ungelehrter verhärten kann in Unwissenheit und Rohheit svon Bürger-s it) Der HErr hatte bei seinem Ausspruch im ersten Satzgliede von solchen geredet, die da nicht sehen, was nur erst auf ein noch nicht entwicteltes Sehvermögen hinweist; im zweiten Satzgliede dagegen hatte er von ihnen die Blindgewordenen unterschieden, bei denen es sich um völlige Erblindung durch die Zerstörung des Organs handelt. Die Frage der Pharisäer nunspist spitzig und» spöttisch; sie verwischen den Unterschied zwischen Nichtsehenden und Blindgewordenem indem sie bei letzteren das ,,geivordeii« weglassen und das Nichtsehen zu einer totalen Blindheit steigern, und fragen nun Jefum, ob er denn auch sie für so gänz- lich blinde Leute halte, die sich erst von ihm müßten den Staar stechen lassen. Es ist ja das ein sehr »e- wöhnlicher Kunstgriff der Widersacher göttlicher Wahr- heiten, die Worte, in die sie gefaßt sind, zu verrenken und zu verunstalten, um einen Sinn herauszubringen, den sie dann als Unsinn behandeln können. IN) Diese Antwort Jesu auf die spöttische Frage der Pharisäer ist niederschmetternd ernst. (Godet.) Sie sind im relativen Sinne allerdings Sehendc Durch ihre amtliche Stellung sind sie mit dem Worte des alten Bundes vertraut und durch dieses Wort wissen sie genug von dem Reiche Gottes und von den alttestamentlichen Zügen des Messias, um ihn bei 174 seiner Erscheinun erkennen zu können; und nun haben sie auchEindrü e genug von Jesu durch seine Worte und Werke empfangen, um erkennen zu können, daß er es sei. Jhre Verblendung gegen ihn geht also vor sich nichtim Elemente der Blindheit, des völligen Nichtwissens sondern im Elemente ihres Sehensz sie entfaltet sich aus der Lichtscheu, womit sie die Person Jesu wider besseres Wissen und Gewissen verwerfen. (P. Lange) Es ist hier derselbe Gegensatz, wie in Matth 9, 12; Luk. 7, 41 ff., wo auch in gewissem Sinne die Pharisäer die Gesunden, die gerin eren Schuldner, in anderem Sinne dagegen die viel änkeren, die viel größeren Schnldner sind; ihre Gesundheit macht sie krank, ihre Sündlosigkeit fündig, wie hier ihr Sehen sie blind macht. (v. Gerlach.) Das war überhaupt Jsraels Unglück, daß es bei sich selbst weise war nnd sich heil und rein dünkte, und sprach zu dem Heilande, der in sein Eigenthum kam und anklopfte: ,,ich habe meine Füße gewaschen, wie soll ich sie wieder besudeln«.-J« (Jes. 5, 21; Spr. 30, I2; Hohel. 5, 3), also unbedurftig der Fußwaschung (Kap.13, 8), ohne welche ein Petrus kein Theil an ihm hat. (Besser.)' Jesus nimmt von dem Conflikte mit den Pharisäern, der sich aus der Blindenheilung entwickelt hatte, Anlaß, im folgenden Kapitel sein ganzes Verhältniß zu ihnen festzustellen: ihnen als den schlechten Hirten stellt er sich als den guten Hirten gegenüber, eine Gegenüberstellung, die auf alttestameiitlicher Grundlage ruhet, vgl. Jer. 2 , 1ff.; Hes 34, 1 ff.; Sach. 11, 4 ff. (Hengstenb’erg.) Das 10. Kapitel. Von Christo, dem guten Hirten, und seinen Schafem Stein, ob er der Jliessias sei. Evangelium am psingstdiengitage V. "l——ll.) 1. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch« sso fuhr hieraus Jesus im Vollbewußtfeiistder wahren Gemeindeordnung in Israel im Gegensatz gegen die hierarchische Matth. 23, 2 fort, f. Kap. 1, 51 ; » · » U» z» 19 Anms w» njchszuk sejnzjg rechkmäßjgexy »» unmittelbar an das Vorhergehende anschließt (Lucke.) « zum ehrlichen Eingang bestimmten] Thitr hinein gehet in den Schiifstall, sondern steiget anderswo sdurch Ueberklettern über die,»Mauer] hinein, der ist [wie er selber schon mit seiner Umgehung des richtigen Eingangs verräth-] ein Dieb [der stehlen] nnd ein Mörder [der würgen und umbringen will V. I0]. 2. Der aber zur Thür eingehet sim geistlichen Sinne: auf gottgeordnetem Wege zur Heerde kommt], der ist ein Hirte [besser: ist HirteJ der Schafe« [und bringt das rechte Herz zu ihnen mit, hat ihn doch die gute Absicht auch schon den richtigen Eingang suchen lassen]. 3. Demselbigen [eben einem solchen, der wirk- lich Hirte ist] thut der [innerhalb der Hürde stehende und sein Anklopfen vernehmende] Thür- hüter [der die Heerde die Nacht über zu bewachen hatte] auf, nnd die Schafe [alle miteinander] hören seine lihnen wohl bekannte] Stimme [daß sie gleich wissen, sie haben es mit einem Hirten, Evangelium Johannis 10, 1—- s. «wer allein der gute, rechte Hirte ist. und nicht mit einem Diebe und Mörder zu thun V. 5]; und et ruft seinen sden noch im besonderen Sinne ihm angehörigen] Schafen mit Namen [namenweise, d. i. jedes mit dem ihm beigelegten Namen, um sie an sich heranzuziehen und von der allgemeinen Heerde auszuscheiden] und führet sie aus«« laus dem Pferch auf die Weide]. 4. Und wenn er seine [die ihm eigens zu- gehörigen] Schase [von denen zuletzt die Rede war] hat ausgelassen [indem er wohl auch mit einer gewissen Gewalt nachgeholfen, wenn sie nicht recht zum Ausgehen sich entschließen mochten, sie geschoben und gedrängt hat —- im Grundtext steht hier dasselbe Wort, das in Kap. 9, 34 für ,,stießen ihn hinaus« gebraucht ist], gehet er vor ihnen hin [hinaus auf die Weidetrift sie zu führen]; und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme-s sund wissen, was sie an ihm haben] Z. Einem Fremden aber [deß die Schafenicht eigen sind] folgen —sie nicht nach sgenauerx werden sie nicht folgen], sondern fliehen von ihm swerden von ihm fliehen]; »denn sie kennen der Fremden Stimme nichtH sweil diese etwas An- deres ihnen bringen, als ihrem an Gottes Wort und Zeugniß gewöhnten und mit diesem vertrauten Geiste und Gemüthe zusagt]. V) Alles ist Wahrheit in den Worten Jesu Christi; aber wenn er mit dem Ausspruch: ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage wish« ausdriicklich darauf hinweist, so zeigt dies, daß sie entweder von besonderer Wichtigkeit sind, oder daß der menschliche Geist dagegen besonders ein- genommen ist. (Quesnel.) Mit dieser hohen Ver- sicherung macht aber Jesus niemals den Anfang einer Rede, sondern Lie hat immer die Bedeutung einer fortfetzenden un anknüpfenden Antworts- oder Ver- stärkungsformel; daraus ergiebt sich, daß, wenn er auch seinem Gespräch mit den Pharisäern hier eine andere Wendung giebt, doch die nunmehrige Rede sich Jn dem amtstrotzi en ,,auch wir« -der Frage in Kap. 9, 40 war ja der inn enthalten: »wir Führer und Hirten des Volks-«; da spricht der HErr: ich will euch den Spiegel vorhalten, was für Hirten ihr seid und (Stier.) Seine Rede ist au eigentlich nur eine Wiederdarstellung der im vorigen apitel erzählten Thatsachen in der Form des Gleiehnisses: der gewaltsame Einbruch der Diebe und Räuber in den Schafstall stellt das tyrannische Verfahren der Pharisäer in der Theokratie dar, von welchem wir vorhin eine Probe gehabt haben; die Macht, welche die Stimme des Hirten über die Schafe hat, und die Folgsamkeih mit welcher sie sich an ihn anschließen, erinnern ans den treuherzigen, standhaften Glauben des Blinden, und die Freundlichkeit Jesu gegen den Mißhandelten und Geschmähten ist abge- bildet in der Schilderung des guten Hirten, der sich seiner Schafe annimmt. (Godet.) « V. 1—18 s reitet durch drei Stufen» Zuerst stellt sich Jesus den ührern gegenüber als Den dar, welcher durch die Thüre zu den Schafen eingegangen, während sie aus unrechtem Wege eingebrochen: hier ist Gott die Thüre und der Hüter der Thüre (V, 1—5). Dar- nach bezeichnet er sich selbst als die Thüre; während in der ersten Rede Jesus den Pharisäern gegenüber- Die .Bildrede in — Der Hirte der Schafe und seine Gegenfsätze in den Dieben und Mördern und den Fremden. 175 steht wie der Prophet Gottes den falschen Propheten, ist er in dieser zweiten für die Heerde das, was in der ersten Gott selber für die Heerde war, die zweite Rede stellt also Jesum auf eine höhere Stufe als die erste (V. 6-—11). Der erhabene Jnhalt der nun fol- genden dritten Rede (V. l2—18) leu tet ein, sobald man auf das alte Testament zuriickbli t. Von Jehova sagt David (Ps. 23, l ff.), er sei· ein·Hirte»; von Jehova weissagt Jefaias (40,11), wie ein Hirte werde er weiden seine Heerde; bei Hesekiel (37, 24) heißt es von dem David der Zukunft, er werde des Volkes König sein und Einen Hirten werden sie alle haben. Für die Kenner des alten Testaments schloß also Jesu Bezeichnung seiner selbst als des guten Hirten seine Messianität ein, ja sogar dies, daß in ihm Jehova selbst der Heerde Versorger geworden. Zweimal deutet demnach Jesus in diesen Reden auf sein göttliches Wesen hin: das erste Mal, indem er von sich sagt, was er selbst gerade zuvor von Gott Zesagy das andere Mal, indem er von sich sagt, was avid und Jesaias von Gott gesagt· haben. (Geß.) » it) Ein Schafstall ist im Morgenlande kein be- decktes Gebäude, wie bei uns, sondern ein um äun er oder ummauerter Platz, in welchen man des ben s die Schafe hineinläßt (4. Mosx 32, 19 Anm.). Meistens sind mehrere Heerden in einer solchen Umfriedigung beisammen; die Hirten übergeben sie einem gemein- schaftlichen Wächtey dem Thürhüter, der die Nacht hindurch für ihre Sicherheit zu sorgen hat, und be- geben sich in ihre Wohnungen. Des Morgens kommen sie und klopfen an die sorgfältig von innen verriegelte Thür des Schafstalls, der Thürhüter öffnet; dann scheiden sie ihre Heerden, indem jeder seine Schafe u sich ruft, und wenn jeder seine Heerde gebildet hat, zfo führt.er sie auf die Weide. Der Schafstall hier nun bezeichnet die Theokratie, die Heuchelei und Frechheit aber, wo- durch die Pharisäer isich die Gewalt imHeiligthum angeeignet hatten, wird mit dem Bilde von den Dieben « und Mördern, die anderswo als durch die Thür hinein- steigen, charakterisirh aus dem Gesetz ließ sich die Stellung, die si diese Partei in Jsrael angemaßh und die thranniche Gewalt, die sie übte, in keiner Weise rechtfertigen· (Godet.) Unter dem Bilde der Heerde erscheint im alten Testament häufig das Volk Gottes (Ps. I00, Z; Hes. 34, 31; Mich. 7, 14);. sind aber die Glieder der-Gemeinde Gottes die Schafe, so muß der Schafstall das Reich Gottes sein. Die Thür ist die göttliche Berufung; daß nun diese bei ihm, der sich hernach (V. 11ff.) als den eigentlich rechten Hirten bezeichnetx vorhanden sei, darauf weist der HErr gerade in unserm Evangelio beständig hin und gründet darauf sein Recht (vgl. .Kap. 5, 36 f.; 6, 29z 7, 28 f.; 8, 4«2); es steht also bei seinem Aus- spruch: »der zur Thür hineiiigeheh der ist ein Hirt der Schafe« schon jetzt im Hinter runde das Selbst- äeugniß: weil ich denn durch die hiir der göttlichen erufung eingegangen, wahrhaftig von Gott u den verlorenen Schafen vom Hause Jsrael gesandt in, so bin ich der wahrhafti e Hirte. (Hengstenberg.) Diese erste Partie des Glei nisses hat zunächst hauptsächlich die Anmaßung der Schriftgelehrten und Pharisäer im Auge, welche, ohne irgend dazu von Gott bestellt zu sein, die geistliche Führun des Volks sich herausnalåmen und in der Weise übten, ie der HErr in Matth. 2 geißelt; sie waren gleich den Propheten, über die Gott in Jer. 23, 21; -Hes· 13, 4« ff» klagt, die er nicht gesandt habe und die doch weissagen in seinem Namen. Dem ,,anderswo hineinsteigentt (eigentlich hinauf, auf die Mauer, und über diese in die Hürde) entspricht eben jenes Sichvordrängen zu Leitern kund Lehrern aus eigener Wahl und Willkiirx wer aber den ordentlichen Eingang verschmäht, kann nicht in ehrlicher Absicht kommen, sondern nur von Eigennutz und Selbstsncht angetrieben, und so wird er denn auch als ein Dieb und ein Räuber sich beweisen. (v. Burger.) Jm Grundtext steht nicht eigentlich ,,Mörder«, sondern nur ,,Räuber«; der Räuber wird aber leicht ein Mörder, wenn er Widerstand findet, der Räuber von Schafen zum Würger. Jn V. 10 ist ,,Dieb« der Hauptbegrifß theilt sich aber in den stehlenden Dieb und in den räuberischenW-ürger und Verderber. (P.Lange.) NO) War vorhin die Thüre zu den Schafen einst- weilen noch sachlich, nicht persönlich zu erklären als der göttliche Beruf, so wird dies auch für den Thor- hüter gelten; durch ihn und sein Oeffnen der Thüre ist zunächst nichts Anderes angezeigt, als daß dem berufenen Hirten auch der Einga ng zu den Schafen aufgethan wird, daß Gott ihm, und nur ihm, auch ungehemmte Thätigkeit und Einwirkung auf die Schafe schenkt und gestattet. (v. Bürger) Der«Thorhüter ist G ott, der dem wahren Hirten Christo (denn in diesem tritt die ideale Person des guten Hirten in’s Dasein) den Zugang u den Herzen eröffnet. Man darf nicht meinen, die Lkergleichung mit dem Thürhüter sei für Gott zu niedrig: nicht Gott in seinersPersönlichkeit erscheint unter dem Bilde des Thürhüters, sondern Gott in einer ganz besonderen Wirkung; wie tief in diesem Sinne die Schrift in ihren Ver- Zlleichunkgen hinabgeht, zeigt Hof. 5, 12 u. 14. Dem usdru e nach parallel ist Apostg..14, 27: »Gott thut den Heiden die Thür des Glaubens aus«. ("Hengsten- berg.) Der Hirt tritt in den Pferch hinein und die Schafe vernehmen seine Stimme (sein Locken, Anreden, Rufen); sie hören darauf als die ihnen bekannte Stimme (ein gewöhnlicher Anruf des Hirten an die geerde war das griech. Wort sitt-i, d· i. he, heda-!»). ie Schafe überhaupt sind nun die der sämmtlichen in der Hürde zusammengebrachten Heerden; deren Hirten, weil sie« jeden Morgen kommen, um die ein- zelnen Heerden auszuführen, sind allen eingepferchten Schafen bekannt. Dagegen sind seine, des Hirten, von dem hier die Rede ist, eigenen Schafe die, welche zu seiner besonderen Heerde gehören; diese ruft er namenweise, denn den einzelnen Thieren ihrer Heerde zu geben, war.auch bei den Hirten der Alten nichts Ungewöhnliches (Meyer.) Allerdings nun war es nur Eine Gottesheerde, die in der Einen Hürde der alttestamentlichen Theokratie sich befand; aber doch ist ein Unterschied« von den Schafen dieser Gesanimtheerde im Verhältniß zu Ehristo zu bemerken: alle Glieder des Volkes Israel merkten bei seinem Auftreten etwas davon, daß in ihm der verheißene Hirte erschienen sei (Matth. 7, 28 f.; 8, 27; 9, 33;13, 2;14, 35 f.; 21, 8ff.; 7, 16 f.; 12, 1; 1-8, 35 ff.; 19, 47 f.; 23, 27 ff., vgl. Hohel. 5, 2), und jauchzten ihm ihr Hosianna ent- egen, also daß es sich thatsächlich erwies: ,,er kam in Fein Eigenthum, zu den Seinen« (Kap. l, 11 ; aber doch konnte er für die ihm eigenen Schafe, ür die Seinen im höheren Sinne des Worts (Kap. 13, I) nur diejenigen erkennen, die der Vater ihm egebeu (Kap. 6, 37 f.; 17, 6 ff.), wie schon in der Weifsagung Such. 11, 4ff. von den Schlachtschafen überhaupt die ,,elenden Schafe« unterschieden werden, um derei- willen der Prophet das Hirtenamt über jene über- nimmt und die nun auch auf ihn halten. Und wie er nun diesen ,,mit Namen« rief, das tritt in recht con- creter Weise hervor, wenn er den Simon, Jonas Sohn, Kephas nennt, von Nathanael spricht: ,,siehe, ein rechter Jsraelitey in welchem kein Falsch it«, oder »der Maria mit Nennung ihres Namens sich zu er- 176 kennen giebt (Kap. I, 42. 47; 20, 16), obgleich dergleichen· Fälle natürlich nur die hervortretenden Spitzen der Sache sind, die hier gemeint ist, und diese nicht etwa darin aufgeht. Der Name ist Ausdruck der Persön- lichkeit, der Jndividualität: indem der gute Hirte ihn nennt, zeigt er, daß der Genannte ihm nicht als eine Nummer gilt, als ein bloßer, für sich gleichgiltiger Theil der Gattung, sondern daß er für sich selbst Gegenstand seiner erkennenden und liebenden Aufmerk- samkeit ist. Vgl. Pf. 147, 4 u. ,Jes. 40, 26. T) Es ist hier nicht blos eine triviale Befchreibung davon, wie der Hirte feine Heerde auf die Weide führt, sondern Jesus kennzeichnet in diesem Verse eine be- stimmte geschichtliche Sachlage: der Augenblick ist er- schienen, wo er seine eigene Heerde aus der dem Ver- derben verfallenen Theokratie auszuführen hat; das Zeichen zu diesem nnvermeidlichen Vruch hat er in der Ausstoßung des Blindgeborneiy in dem Bann, mit dem derselbe sammt seinen Anhängern belegt wird, und überhaupt in der heftigen Feindfchaft erkannt, welche ihm entgegentritt. Der starke Ausdruck »aus- getrieben« "(Lutherx ,,ausgelassen«) nimmt diesen Haupt- gedanken nachdrücklicher wieder auf; er bezeichnet ein kräftiges, fast gewaltsames Eingreifen, wodurch der Hirte dem noch fchwankenden Schaf dazu hilft, mit dem bisherigen Schafstall zu brechen und sich ohne Furcht den neuen Verhältnissen hinzugeben, in welche der Ruf des Hirten es führt. Der weitere J1ihalt des Verses schildert dann das Leben der so gebildeten inessianischen Heerdespauf der geistigen Weide, auf welche sie ihr göttlicher Führer leitet, und die innige Ver- bindung zwischen den Schafen und ihrem Hirten; sie kennen feine Stimme, das ist bei Weitem stärker als das ,,hören«, von dein in V. 3 die Rede war, es be- zieht sich auf die völlige Kenntniß, welche aus der täglichen Verbindung sich ergiebt. (Godet.) .-H-) Das Wort, welches der Fremde bringt, ist nicht das alte bekannte, welches sie von je aus die Weide gerufen und geführt hat; für dieses habensie ein Sensorium Gefühls-vermögen) in sich, das andere klingt ihnen fremd. »Es wird sich die alttestanientliche Gottesgemeinde in ihrem ächten Bestande von der geistlichen Obrigkeit Jsraels scheiden; und einer Flucht gleich wird jene Scheidung sein, wie« man vor einer Gefahr fliehet, wie man einein Verderben entrinnt. (Luthardt.) Das Futurum (Zeitwortsform« für die Zukunft) ist zu beachten: die Zeit war nahe, wo der Israel Gottes der trügerischen Leitung jener Diebe iind Räuber sich entziehen sollte, um unter ihrem guten Hirten zur neutestamentlichen Gemeinde» sich zu sammeln; die Worte des HErrn werden hier. zur Weissagung, die Apostelgeschichte und der Brief an die Hebräer zeigen sie uns erfüllt. (v. Bürger) 6. Diesen feine vom gewöhnlichen Wege ab- weichende Rede oder eine Allegorie enthaltenden] Spruch sagte Jesus zu ihnen sden Pharisäern, mit denen er schon in Kap. 9, 40 s. verhandelt und zu denen sich wohl noch andereJhresgleichen inzwischen eingefunden hatten]; sie bernahmen aber nicht, was es war, das er zu ihnen sagte fwelchen Sinngehalt er mit dem auf sie bezüglichen Spruche verband, obgleich der geheilte Blind- geborne als lebendige Auslegung dabei stund und , sie selber als die« Fremden verkla te, deren gleiß- nerifche Stimmen Kap. 9, 24 nicht kannte, sondern floh vor ihnen und folgte dagegen Christo nach]. Evangelium Johannis 10, 6—9. Es kam ihnen nicht von ferne in den Sinn, als könne irgend jemand die Aechtheit ihres Hirtenberufs und die Musterhaftigkeit ihres Wandels in Zweifel ziehen. (P. Lange) Es fehlte ihnen jeder Einblick in » ihre eigenen Schädem so mußte es ihnen ganz unver- ständlich sein, wie er sie als Diebe und Räuber be- zeichnen könne; es fehlte ihnen aber auch jeder Eins- blick in die Hoheit Christi, so mußte ihnen ganz un- zugänglich sein, was er von sich als dem uten Hirten sagte. (Hengstenberg.) Daß er sie im inne habe, mochten sie wohl verstehen; aber was er mit feiner Rede eigentlich meine, das entging ihnen. Und hierbei ist dann nicht blos an die gefchichtliche Voraussage in V. 5 zu denken, welche zu verstehen das stolze Gefühl der sicheren Herrschaft sie hinderte, sondern auch an die vorhergehende Charakteristik, besonders das anderswo Einsteigen im Gegensatz zum Eingehen durch die Thür, was zu verstehn sie durch das stolze Be- wußtsein ihrer Studien u. s. w. verhindert wurden. (Luthardt.) i 7. Da sgerade um ihres Unverständnisses willen sich freier bewegend, weil sie nun schweigend ihm gegenüberstanden undi ihm nicht mit Ein- würfen und Widersprüchen drein zu reden. ver- mochten] sprach Jesus wieder zu ihnen sindem er jetzt noch Größeres von sich aussagte, als er vor- hin gethan, und sich als den Begründereiner ganz neuen Haushaltung im Reiche Gottes charakterisirtdx Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, Ich sdem der Vater Macht gegeben hat· über alles Fleisch, auf daß er das ewige Leben gebe allen, die derselbe ihm gegeben Kap. 17, 2] bin [fortan, da nunmehr schon das Auslafsen der Schafe V. 4 begonnen hat und die Zeit zum Vau eines neiien Stalles herbeigekommen ist V. 16., für diesen Stall] die Thilr zu den Schafenk fdadurch ein jeder, der fernerhin noch füreinen Hirten gelten will, den Eingang nehmen muß]. « 8. Alle, die vor mir kommen sind fund ohne Rücksicht auf mich, den nach ihnen Kommenden, das Hirtenamt sich angemaßt haben], die sind Diebe und Mörder gewesen sdas ,,gewesen«,welches auf einer falschen Lesart im Grundtext beruht, muß wegfallen, wie auch Luther anderwärts es wegläßt und einfach schreibt: find Diebe und Mörder]; aber die Schase ssoviel ihrer es wirk- lich waren und ihr Elend fühlten Sach. 11, U] haben ihnen nicht gehorchetit sdaß sie auf die Stimme derselben gehört hätten, und so ist es bereits zu einer Ausführung dieser Schase ge- kommen V. 3]. 9. Jch fallein und aiisschließlichJ bin die Thilr fdurch die einer als Hirt der Schase fortan ein- gehen muß, wie vorhin V. 7 gesagt]; so jemand durch mich eingehet [nach dem Exempel dieser meiner Jünger, die hier um mich stehen], der wird swas zunächst seine eigene Person betrifft] selig werden [1. Tim. 4, 16), und wird swas sodann seine Hirtenthätigkeit betrifft, als ein « rechter Führer der Heerde] ein- und ausgehen gvor mir konimen sind, die sind Diebe und; Mörder. Jch bin die Thür zii den Schafen. 177 [4. Mof. 27, 16 s.; 1. Sam. 18, 1«6; 2. Chron. 1, »10; 1.Thess. I, 95 D, I] und Weide finden-»si- swie für sich selbst, so auch für die Schafe, die er zu versorgen hat]. «) Wir haben hier keine Wiederaufnahme des vorigen Gleichnifses, sondern, wie das Wörtlein ,,wieder« zeigt (Matth. 13, 44. 45. 47t), ein ganz neues, wenn auch demselben Anschauungs reis entnommenes Bild; daher wir weder bei der vorigen Bildrede uns durften be- stimmen lassen, die Auslegung na der jetzigen Rede zu gestalten, wie manche Schrifter lärer gethan, noch die jetzi e als nähere Erklärung eines bei der vori en den Zu )örern dunkel ebliebenen Punktes zu fassen haben. An den Pharisäern vollzieht sich eben das Gericht des Vlindwerdens, von dem der HErr in Kap- 9, 39 geredet hat; es kommt ihm also gar nicht darauf "an, ihrem mangelnden Verständniß nachzuhelfen, son- dern er befindet sich lier in Jerusalem den Obersten gegenüber jetzt in derselben Lage, wie dort in Galiläa ge enüber der großen Masse des Volks, und schlägt dasselbe Verfahren, wie bei seiner zweiten Seepredigt (Matt .l3, 1Anm.) ein. Durch dieses Verhüllen der Wahr eit wird natürlich die heilsame Wirkung seiner Gleichnisse auf einzelne empfängliche Geniüther unter den Gegnern nicht ausgeschlossen; dieselbe zeigt sich denn auch wirklich in V. 21. Daß es er bei aller Neuheit der nunmehrigen Bildrede doch nur eine, der in der vorigen ausgedrückten entsprechende Wahrheit ist, die jetzt zur Verhandlung kommt, das deutet das auf V. I zurückweisende ,,wahrlich, wahrlich, ichckgage euch« an. Jm Verhältniß zur alttestamentli en Theokratie war Jesus zunächst nur wie ein Prophet unter andern Propheten, wie ein Hirt neben andern Hirten; darum hat er vorhin sich dessen enthalten, als »die Thür zu den Schafen« sich zu bezeichnen, viel- mehr hat er ebenso von Gott sich berufen und weihen lassen (man denke an die Geschichte seiner Taufe durch Johannes und seiner Versuchung in der Wüste), wie alle ordentlichen Propheten von Gott ihre Bestallung empfangen haben; und die Art, wie die ersten Jünger sich zu ihm fanden (Kap. 1, 29 sf.), wie er die Zwölfe erwählte (Luk. 6, 12 ff.) und wie auch andere Seelen sich ihm aufschlossen und im Glauben ergaben, zeigt auf recht anschauliche Weise, daß der Vater im Himmel, der ihm den Zugang zu seinem Amte verschafft, so daß er nichts in menschlicher Eigenmächtigkeit gethan, ihm auch als Thürhüter den Eingang bei der israelitischen Bundesgemeinde bereitet hat. Nun aber haben schon V. 3——5 uns die Entstehung einer neutestament- lichen Theokratie vor die Augen geführt; im Ver- hältniß zu dieser hat sich seine ganze Stellung ge- ändert, er ist fortan der Herr im Hause Gottes oder der Erbe (Matth. U, 38), ist beides umal, Thüre und Thürhüter. Was das letztere betriTt, so er cheint er in Apostg. 16, 14 wirklich als der hürhütey der den Boten des Evangelii den Eingang und Zugang zu den Herzen öffnet; in der hier uns vorliegenden Gleichnißrede aber sieht Jesus von dieser seiner Thätig- keit insoweit ab, als er nur mittelbar darauf hindeutet F. 9: ,,wird eingehen«), in den Vordergrund stellt er ich dagegen als die Thür zu den Schafen. Der griechische Ausdruck lautet: ,,Thiir der Schafe«; das kann an si beides bedeuten, I) eine Thür, durch welche die chafe in den Stall eingehen, L) eine Thür, durch welche die Hirten zu den, Schafen im Stalle ein e )en, also sowohl eine Thiir für die Schafe, als eine hür zu den Schafen, daher auch die Aus- leger sich in zwei Klassen theilen, je nachdem sie die eine oder die andere Auffassung vorziehem Wir unsrer- DächsePs Bibelwert Vl. Band. feits entscheiden uns unbedingt für die zweite Auf- asfung und bleiben also bei Luther’s Uebersetzung: »ich bin die Thür zu den SchafenC Was Christus den Schafen sei, davon wird er hernach in der dritten Partie seiner Bildrede (V. 12 ff.) handeln, und wie sie R: ihm sicg zu stellen haben, das wird er in seiner s ede am Xirchweihtage (V. 22 ff.) noch besonders her- vorheben; da egen kommt es hier in der zweiten Partie, gemäß dem Zusammenhange mit der vorigen Partie, darauf an, sein- Verhältniß zu dem neu- testamentlichen Hirtenamt klar zu legen. Er weiß, ß er, nachdem er damit angehoben, ein Hirte neben andern Hirten zu sein, mehr und mehr dazu fort- schreitet, der große Hirte zu sein der Schafe, für die er sein Leben lässet, und von Gott ausgeführt zu werden von den Todten durch das Blut des ewigen Testaments (Hebr. 13, 20); da steht er denn sorthin in keinerlei Verhältniß der Nebenordnun mehr zu andern Hirten, sondern in dem Verhältniss; s lecht- hiniger Ueb ero rd nung. Er wird für andere irten die TPür zu den Schafen, nur mit Beziehung auf ihn und ein Erlösungswerh nur kraft einer Berufung durch ihn und behufs einer Wirksamkeit für ihn giebt es fortan ein Hirtenamt in der Gemeinde Gottes. ») Daß der HErr bei den Worten: ,,alle, die vor mir kommen sind« nicht auch Mose und die Propheten für ihre Person mit in’s Auge faßt, geht unzweideutig daraus hervor, daß er fortfährt: die ,,sind Diebe und Mörder«; hiermit weist er ja auf diejenigen Hirten hin, die zu dieser seiner Zeit ihr Werk treiben, und charakterisirt das Hirtenamt in Jsrael, wie es in dem, der Gegenwart vorausgegangenen Zeitalter der Offen- baru slosigkeit (Neh. 13, 31 Anm.) sich gestaltet hat. Auf diese Vergangenheit allein, aus der sich die Gegen- wart entwickelte, hat er sein Augenmerk gerichtet; und wenn er da von ,,allen"« redet, die vor ihm gekommen, so bezieht sich das Wort« auf beide Theile, auf die Hirten sowohl in bürgerlicher als in geistlicher Hinsicht, so daß das Wort den Begriff von ,,allseitig« in sich schließen soll. Jn bürgerlicher Hinsicht beginnt das Auskommen der Diebe und Mörder mit dem J. 140 v. Ehr» in welchem der Maceabäer Simon die Fürsten- würde erlangte (1. Maec. 14, 25 ff.). Denn zwar ist die Erhebung der Maceabäer selber wider die shrische Gewaltherrschaft ohne Zweifel eine von Gott rweckte heil. Begeisteriing, was bestimmt aus der proph.« schen Weissagung in Micha 4, 11—13; Sach. 9, 11-—-17 hervor eht, und hat an der Erweckung der Richtericr alten eit ihr Vorbild (Richt. 2, l8); aber was Gideon einst in ächttheokratischem Geistesich weigerte anzunehmen (Richt. 8, 22 f.), das nahm Simon an, und wenn es gleich mit dem Vorbehalt eschah: ,,solange bis Gott dem Volke den rechten Ysrop eten erwecken würde« (1. Maec. 14, 41), so war der chritt damit doch nicht gerechtfertigt, sondern »dem verheißenen Köni Jsraels aus dem Hause Davids wurde dadurch gewissermaßen sein Thron im Voraus vom Priegerstamme wegge- nommen und das Segenswort des rzvaters Jakob in 1. Mos.49,10 in bedenklicher Weise verletzt. Darum ist auch das Haus der Hasmonäer von schweren Ge- richten heimgesucht worden; in alle dem, wie die Römer sich der Herrschaft über das Land bemiichtigtem zuerst das Jdumäer-Geschlecht des Herodes auf den Thron erhoben und hernach selber das Regiment durch einen Landpfleger führten, erfüllte sich das Wort in Micha 4, 14: ,,man wird den Richter Jsraels mit der Ruthe auf den Backen schlagen«. Das war denn die Zeit, wo aus Bethlehem-Ephrata derjenige kam, der in Jsrael Herr sein ollte (Micha 5, 1); aber es war eben eine Zeit, wo ndere vor ihm gekommen waren 12 178 und der ihm gebührenden Herrschaft sich bemächtigt hatten, so daß es einen Schein des Rechten haben konnte, wenn die Hohenpriester nnd Aeltesten bei dem Landpfleger ihn darum des Aufriihrs beschuldigtein weil er sage, er sei Christus, ein König (Luk. 23, 2; Apostg. 24, 5), und die Möglichkeit gegeben war, ihn mit der Kreuzesstrafe der Aufrührer und Empörer zu» belegen. Inwiefern« Herodes der Große geradezu darauf ausging, für sich und seine Dynastie den Königs- thron des Mesfias in Beschlag zu nehmen, das haben wir gelegentlich seines Tempelbanes bemerkt (Schluß-i bem. zum I. Maccabäerb. Nr. 11, d); er wollte damit die Weissagnng in Hagg. 2, 7 ff. äußerlich verwirklichen und sich gewissermaßen als den schon erschienenen Messias darstellen (Jes. 66, 2 Anni.). Jn geiftlicher oder religiöser Hinsicht waren es die Pharisäer und Schriftgelehrten einerseits und die Hohenpriester und Priester andrerseits, die vor Christo gekommen waren und ihm in seiner Eigenschaft als Prophet einerseits und Hohepriefter andrerseits dergestalt den Weg ver- treten hatten, daß er bei Ansricljtiing seines Amtes nothwendig mit beiden Theilen« in Conflikt gerathen mußte. Die einen gaben vor, den Schlüssel der Er- kenntniß-zu haben ( uk. 11, 52), hatten ihn aber, wie es wörtlich im Grundtext heißt, nur w e gg enonimen, fiir sich in Beschlag gebracht, und duldeten nun keinen andern Lehrer neben sich und trieben mit dem reli iösen 1lnterricht sozusagen Alleinhandel; die andern im erein mit jenen verfügten mit unumschränkter Gewalt über das Himmelreich in Israel, geberdeten sich als die absoluten Mittler zwischen den heilsbedürftigen Seelen und dem heilspendenden Gott und ließen »für den Mittler eines neuen Bnndes keinen Raum mehr. Die einen nahmen für ihre Nkenschensatzniigen unbedingte Auctorität in Anspruch, ertheilten nach Maßgabe der- selben in höchster Instanz das Patent der Rechtgläubig- keit oder schlosfen von der Zugehörigkeit zu Gottes Volke aus, und wollten als Meister und Väter gegrüßt sein; die andern machten den steinernen Tempel, an dem sie dieneten, für immer zum Mittelpunkt der Kirche, hatten die Bedeutung des inosaischen Opfer- wesens als eines bloßen Vorbildes uingesetzt in die einer ausreichenden und vollgiltigen Versöhnung und ihr Priesterthum zu einer centralen Stellung erhoben, welche den Gedanken an das Hohepriesterthum der Verheißung (P.s;.1·10, 4) in den Seelen gar nicht mehr aufkommen lie . Wie demnach Jesu Eltern, als sie zur Schatzung iiach Bethlehein kamen, keinen Raum fanden in der Herberge, weil die, welche vor ihnen gekommen, alle Quartiere schon vollständig in Besitz genommen hatten, und daher für den neugebornen hristus zu seiner Aufnahme nichts blieb als eine Krippe im Stallez so ist’s dem HErrn auch in Hinsicht auf die Ausrichtung seines Werkes gegangen. sNoch im Zeitalter der Maccabäer hatte man ein Bewußtsein davon, daß man in offenbar11ngsloser Zeit lebe, und behielt die Endentscheidnng in schwierigen Dingen und die schließliche Ordnung der Angelegenheiten des Volkes Gottes dem vor, der da kommen sollte (1. Macc. 4, 46; 9, 27; 14, 4l); aber zu Christi Zeit selber hatten die Pharisäer nnd Schriftgelehrten, die Hohenpriester und Aeltesten alle Offenbarung Gottes mit ihren Aufsätzen vollständig abgeschlossen, alle Angelegjeinheiten in Jsrael schon endgiltig geregelt, und der s essias sollte nun nichts weiter zu thun haben, als diesen Herrschern in Jsrael aiich zur Herrschaft über die Weltvölker zu verhelfen und ihnen und dem Volke, soweit es sich von ihnen beherrschen ließ, alle nur erdenkliche irdische Glückseligkeit und zeitliche Herrlichkeit zu verschaffen. Selbst Mose und die Propheten hatten sie durch die v Evangelium Johannis 10, 10-——11. Art, wie sie das Gesetz und die Weissagung auslegten und in Uebung brachten, zu Dieben und Mördern gemacht; mit dem Satze: »du bist sein Jünger, wir aber sind Mosis Jünger« hörten wir ja in Kap. 9, 28 die Pharisäer dem Blindgebornen wegen seines Zeug- nisses für Jesum fluchen, und als Eiferer für das Gesetz und die Propheten haben sie den HErrn fiir einen Sabbathsschänder erklärt, als einen Gotteslästerer zum Tode verurtheilt und seine Apostel in den Bann gethan und aus einer Stadt zur andern verfolgt. Als solche, die vor Christo kamen, hätten sie Christo vorarbeiteii sollen; denn der kommende Christus war das Priiicip der alttestamentlichen Theokratie, der Grundgedanke, Grundtrieb und das Ziel der erwählten Gottesgemeinde (Osfenb. 1·2, 2), und darum gehörte zu dem Begriff eines Hirten in Israel, daß er den Kommenden zum Zielpunkt seiner Wirksamkeit und das, was er einst thun solle, zum Maßstab feines eigenen Denkens und Handelns mache. Aber diese Obersten gingen an der schon im alten Testament angelegten Thür vorbei und stiegen anderswo hinein in den Schafstall;. mit ihrem ganzen Thun und Treiben richteten sie das Volk so zu, daß es in geistlicher Hin- sicht keinen Christus mehr brauchte und darum auch nicht nach ihm verlangte; dafür füllten sie die Köpfe desto mehr mit fleisgäzlichen Gedanken und die Herzen mit unordentlichen ünschen an, von denen dann die ganz natürliche Folge war, daß, als Er, der Ver- heißene, nun in fein Eigenthum kam, die Seinen ihn nicht aufnahmen, ja, ihn von sich stießen und für den geistlichen Segen in himmlischen Gütern, den er brachte, den Fluch, wie er längst srfhon dem Volke gedrohet war (3. 9Jiof.26,14sf.; 5. Zins. 28, 15 sf.), in seinem ganzen vollen Maße sich zu eigen machten. Da ver- dienten sie denn gewiß statt des Ehrentitels der Hirten Jsraels, den sie in Anfpruch nahmen, den Namen, den der HErr hier ihnen giebt: ,,sie sind Diebe und Mörder-«. Es ist seine bestimmte und bewußte Absicht, sie zu brandmarken und von dem Amte, das sie sich ange- niaßt haben, abzusehen; er könnte ja nicht hüten der Schlachtschafh wie ihm befohlen ist (·Sach. 11, 4 ff.), wenn er nicht die falfchen Hirten vertilgete. Und nun hat er schon für solche gesorgt, die durch ihn, die Thür eingegangen sind; das sind die Zwölfe, deren Zahl sich nach der der Stänime Jsraels bemißt. Wenn iii Bälde die Zeit gekommen sein wird, da der Gott des Friedens ihn, den roßen Hirten der Schafe, ausge- führt hat von den odten durch das Blut des ewigen Testanients, von wo an er dann seine Stelle als Thür auch wirklich einnimmt, so wird er zu Jsrael senden Propheten und Weise und Schriftgelehrte (Matth. 23, 34), damit die Schafe, die bisher schon angefangen haben, den Dieben und Mördern nicht zu gehorchei1, vollends lernen auf ihn halten und dabei merken, daß es des HErrn Wort wäre. und es so ihm gelinge, drei Hirten in Einem Monat zu vertilgen, wie er ver- sprochen at. »Es) ei den Worten des 8. Verses hatte Jesus den Satz des 7. Verses: »ich bin die Thür zu den Schafen« nicht unmittelbar festgehalten, ondern auf den für alttestamentliche Verhältnisse bezeichnenderen Ausspruch in V. I zurück egriffen: »wer nicht zur Thür hineingehet in den »chafstall, sondern steiget anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder«; darum wiederholt er im vorliegenden Verse zuvörderst jenen einstweilen bei Seite gelassenen Saß, der ja in Beziehung auf die neue Zeit, die da anbricht, von eben solcher Wichtigkeit ist, wie der andere für die- alte, jetzt dahinschwindende Zeit, daher ihm auch vorhin ebenfalls ein ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« voraus- Ein Dieb kommt zu stehlen und zu wiirgety bin glatt-unten, daß sie Leben haben und volle Genüge. 179 geschickt wurde. Man hat darun1, weil er von dem- jenigen, der durch ihn als Thüre eingeht, vor allen Dingen sagt, ein solcher werde selig w erden, gemeint, es sei da nicht von einem Hirten, sondern von einem Schafe die Rede; das ist nun allerdings ganz richtig, aber das ist eben ein charakteriftisches Merkmal an einem durch Christum zu den Schafen eingehenden girtem daß er vor allen Dingen ich selber für ein as der Heerde erkennt und die eigene Seligkeit schaffet, bevor er Andere selig zu machen suchet. Hierarchem wie die jüdischen Obersten es waren, fragen sowenig nach der eigenen, wie nach der Andern Selig- keit; auf Unkosten der letzteren suchen sie ihren Vor- theil und ihre Ehre, erstere aber steht ihnen von Haus aus so fest, als könnte dieselbe gar nicht erst in Frage kommen, auch durch nichts gefährdet werden, als nähmen sie Theil an den göttlichen Prärogativen und hätten wohl die Schlüssel des Himmelreichs zum Auf- oder Zuschließen, aber sich selber keinem Gericht zu unterwerfen. Der nun folgende Ausdruck: »ein- und ausgehen« weist dagegen dadurch, daß das ,,eingehen« vorangestellt ist, so bestimmt als möglich auf das »hineingehen« in V. 1 u. 2 zurück und giebt zu verstehen, daß der HErr einen Hirten der Schafe im Sinne hat; wie dieser in ihm und durch ihn seinen Eingang zur Heerde genommen, so treibt er auch in ihm und mit ihm sein Hirtenwerk. Auf dieses beziehen sich an sich beide Worte in ihrer Verbindung mit ein- ander; aber während sonst bei dieser Redensart (1. Köln Z, 7 Anm.) das ,,ausgehen« voransteht, folgt es hier nach und tritt in Parallele zu dem ,,ausführen« in V. Ist, und ganz passend fchließt sich nun das Weide- finden an. Dieser letztere Begriff ist doppelseitig: insofern der Hirt selber mit zu den Schafen der Heerde gehört und nach dem vorhin Gesagten vor allem die eigene Seligkeit zu schaffen hat, findet er für sich zu- nächst die nöthige Weide, deren er zur Nahrung und Stärkung seines geiftlichen Lebens bedarf; insofern er aber die Schafe ausführt auf die Trift, sind es nicht dürre Steppen und öde Anger, auf die er sie bringt und auf denen sie geistlich verkommen müßten, wie das der Fall sein würde, wenn er ein Zögling der Pharisäer und Schriftgelehrten wäre (vgl. Matth. 9, 36), sondern er führt sie zu grünen Auen und frischen Waffen» daß sie gedeihen und nie keinen Mangel haben (Ps. 23, 1 ss.; Hef 34, 14; Luk. 22, 35)· 10. Ein Dieb kommt nicht svon Haus aus in keiner andern Absicht], denn das; er stehle fund schließlich bei denen, die nicht vor ihm fliehen V. b» sondern sich ihm hingeben und seiner Verlockung folgen, mit keinem andern Erfolge, denn daß er] wutge und umbringe [sie sittlich ver- derbe und zeitlich und ewig zu Grunde richte]. 11. Jch Dagegen, im Unterschied von denen, die ich vorhin als Diebe und Mörder bezeichuen mußte V. 8] bin kommen, daß sie [die verlorenen Schafe vom Hause Israel, zu denen ich gesandt worden Matth. 15, 24] das Leben fim Grund- text steht einfach: Leben, ohne Artikel] und vollc Gennge sUeberflufz an allen: Guten Kap. 1, 16; Ephef.1,3 ff.; 1. Cor.1, 4 fs.; 2. Cor. 8, 7. 9] haben sollen. Lag in V. 9 der Gedanke, wie segensreich die Berufsthätigkeit des rechten Hirten sei, so bringt hierzu V. It) den Gegensatz, wie V. 8 den Gegensatz zu V. 7 gebracht hatte; der Gedanke aber wiederum, wie ver- derblich das Thun des falschen Hirten sei, ruft den åegensatzlichen hervor, wie fegensreich dagegen Christi - hun, und dies m V. 11 Ausgesprochene leitet dann von selbst zu der neuen Wendung des Bildes, welche mit V. 12 anhebt. Der Dieb nun, so heißt es in V. 10 u. 11., kommt zu stehlen, Christus um zn schenken; jener um sich zu sättigen an den Andern (Ps. M, 4; Hes 34, 2 f.), Christus um das Gut des Lebens zu verleihen; jener um in Verderben Leibes und der Seelen zu führen, Christus um die Fülle des Guts zu schenken. (Luthardt.) Die Masse des Volks, die unter Führung der Pgarisäer bleibt, dient jetzt lediglich zur Befriedigung es Stolzes, der Ehrfurcht und der Habsucht derselben, zuletzt aber geht sie unter ihrer Führung elend zu Grunde; die drei Zeitwörtety welche der HErr r Ausdrückung dieses Gedankens brauchh enthalten eine Stufensolge, indem das ,,stehlen« sich auf das Monopol bezieht, das sie über die Seelen ausüben, das ,,würgen« auf die sittliche Verderbniß, die sie anrichten, das ,,umbringen« aber auf das schließliche Verderben auch äußerlich, das sie herbei- führen. Jn Gegensatz- nun zu ,,würgen und umbringen« tritt das Leben, das Jesus zu bringen berufen ist: nicht geschlachtet werden und umkommen sollen die Schafe, denn er »ift beauftragt, der Schlachtschafe zu hüten ,» die ihre Herren schlachten und verkaufen und deren ihre Hirten nicht schosnen (Sach. 11, 4 f.); sondern Leben sollen sie haben, d. h. wiederInesen von ihrer schon ohnedies bis xzur äußersten odesgefahr fort- geschrittenen Krankheit. Nachdem sie aber dem Leben zurückgegeben sind, sollen sie eintreten in den Vollbesitz aller verheißenen Heilsgüter des Messiasreiches, deren Fülle keine Grenze oder Schranke kennt. Jm Grund- text sind die beiden Stücke durch Wiederholung des ,,haben sollen« auseinander gehalten, damit ein jedes in seiner selbstständigen Bedeutung hervortrete: daß sie Leben haben und volle Genüge haben; man darf also nicht deuten: »daß sie Leben und zwarin voller Genüge erlangen«, sondern bei ,,Leben« hat man, da das Wort ohne Artikel steht (vgl. Röm. 11, 15), an ,,Leben von den Todten« zu denken und sich etwa der Stelle Hes. 16, 5 f. zu erinnern: ,,niemand jammerte deiner, daß er sich über dich hätte erbarmet, sondern du wurdest auf das Feld geworfen; ich aber ging vor dir über und sahe dich in deinem Blute liegen, und sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagst: du sollst leben«. .(Evangekiuui am 2. Sonntag nach Ostern: Nisericordias - Damian) Warum gerade in der gegenwärtigen Osterzeit das Evangelium vom guten Hirten? Es wurde um diese Zeit ehemals in Jtalien das große Hirtenfeft des Jahres, Palilja genannt, begangen, unmittelbar nach dem 20. April, an welchem die Sonne in das Zeichen des Stieres tritt — ein uraltes Frühlingsfefh wo die Lämmer gewaschen, die Ställe gereinigt, mit Lorbeer- reisern geschmückt und aus Heuhaufen Frühlingsseuer veranstaltet wurden, über welche die Hirten mit der Schäferkeule sprangen, zu Ehren der heidnischen Göttin Pales. Da nun der Gottesdienst mit den Worten Pf. 33, 5 f. anfing: »die Erde ist voll der Güte des HErrn« Onisericordia d0mi11i, vgl. dazu die Bem. zu Pf. 89, 2), und in diesen Worten ebenfalls auf die Natur und den Frühling hmwies, so stimmte Anfangspsalm, Evangelium und Naturzeit fröhlich überein. (Fr. Arndt.) Dies Evangelium, a te ich, werde darum auf diesen Sonntag gelesen, da Christus darin meldet, wie er leiden und sterben, und doch auch wieder auferstehen werde (vgl. V. 18); denn sollte er ein Hirte seiner 127 - 180 Schafe sein und bleiben (V.16), so mußte er nicht im Tode bleiben. (Liither.) Jn diesem Evangelio tellt sich der HErr gleichsam an den Anfang einer neuen eit, bezeichnet sich als den Herrn, Hirten und Begründer der neuen Gottesgemeinde, welche aller Orten auf Erden gesammelt werden soll, und eröffnet dieser werdenden Gemeinde zunächst einen Blick in die Stärke seiner Liebesgesinnung, denn er deutet hin auf die frei- willige Hingabe seines Lebens in den blutigen Opfer- tod am Kreu ; sodann einen Blick in die Jnnigkeit seiner Lie es emeinschaft mit den Seinen, denn er zeichnet sie als das Abbild jener Geineinschaft, in der er mit seinem himmlischen Vater steht; eiidlich einen Blick in die Zukunft seiner Liebesbethä-- tigung, denn er redet von jener bis an das Ende der Tage fortgehenden Sammlung feiner Gemeinde aus allen Völkern und Geschlechtern, welche zuletzt sich darstellen wird als Eine Heerde unter Einem Hirten. (Lösch.) Die Hirtenliebe Jesu: es ist 1) eine reine, heilige, uneigennützige Liebe, das Gegentheil des Miethlingssinnes; Z) eine standhafte, tapfere, alles aufopsernde Liebe; Z) eine erleuchtete, weise Liebe, die sich auf vollkommene Kenntniß der Einzelnen stütztz 4) eine allgemeine, ewige Liebe. (Heubner.) Wie auch wir uns als gute Hirten beweisen sollen? indem wir I) die Unsrigen innig und herzlich lieben, 2) in der Kraft dieser Liebe mit Freuden jedes Opfer bringen, um ihr Heil zu befördern, Z) von ihr beseelt das Reich Gottes ausbreiten, wo immer sich uns Gelegenheit dazu bietet. (Couard.) Der gute Hirt: nach dem, was er 1) gethan hat, Z) beständig thut, Z) einst noch thun wird. (Hoffmann.) Christus, der gute Hirt: 1) seine Hirtentreu e, 2) feine Hirten- weisheit, 3) seine Hirtenarbeit, 4) sein Hirtenlohn. — Wie gut haben es die Schafe des guten Hirten: l) niemand kann sie aus seiner Hand reißen; 2) nichts kann sie von seiner Liebe scheiden; s) neue Genossen führt sein Wort ihnen zu; 4) immer mehr werden in ihm sie Eins unter sich. (Nebe.) 12. Ich bin ein guter Hirte fund zwar " unter denen, die ihr selber als gute Hirten be- zeichnet, wie Mose nnd David, der gute Hirt im vollen Sinne des Worts, der der Jdee eines rechten Hirten vollkommen entfprechende Hirt, als in dem der HErr seiner Heerde selber sich an- nimmt und die Verheißung von seinem Knecht David, den er ihr zum Hirten erwecken wolle, in Erfüllung bringt Hef. 34, 11 ff. 23.ff.; 37, 24; Jst« 40, 11; Micha 5, 3]; ein guter Hirte lässet sein Leben für die Schafe Uetzt die eigene Seele für sie ein, um sie von dem drohen- . den Verderben zu erretten, wie sich das aiiMose und David schon vorbildlich gezeigt hat, nur daß deren« Segisterbietung in 2. Mos. 32, 31 ff.; 2. Sam. 24, 17 den Schafen noch nichts helfen konnte und darum auch nicht angenommen wurde, sondern nur als eine Weissagung auf mein Amt und Werk von Bedeutung ist]. Ein Miethling [für Lohn in Dienst getretener Knecht] aber, der nicht Hirte ist lnach seinem inneren Berufe und nach der solchem Berussbewußtsein entsprechenden Gesinnung, so daß es ihm gar nicht darauf an- kommt, daß die Heerde alles Gute von ihm habe, sondern nur darauf, selber möglichst viel von der Evangelium Johannis 10, 12—13· Heerde und von seinem Dienst an ihr zu haben], deß die Schafe nicht eigen sind [indem er zu dem Herrn der Heerde nicht in .einem solchen Verhältniß steht, daß er bei Uebernahme seines sDienstes zu ihm spräche: was dein ist, das ist mein], siehet den Wolf ldiesev gefähvlichsteu Feind der Schafe, gegen den sie sich nicht selber« rathen und helfen können] kommen, Und ver- låsset [unbekümniert, wie es ihnen gehen wird] die Schafe und fleucht [einzig darauf bedacht, daß er sich selbst in Sicherheit bringe]; und der Wolf fwenn es keinen guten Hirten gäbe, der den Kampf mit ihmaufnähme und durch seine Selbsthingabe ihn überwände und zu nichte machte] erhafchet ldieses oder jenes einzelne Stück der Heerde] und zerstreuet fdurch die Furcht vor ihm, die alle andern ergreift] die« Schafe sdie nun doch in ihrer Zerstreuung noch umkommen würden, da eine Heerde ohne Hirten zu Grunde geht]. 13. Der Miethling aber [wie er vorhin charakterisirt wurde] fleucht fdie Schafe ver- lassend und sie ihrem Verderben preisgebend]; denn er ist [eben] ein Miethling svon dem man von Haus aus nichts Besseres erwarten kann, als daß er lediglich seine eigene Sicherheit im Auge behält, und wo dieser Gefahr drohet, sich so geschwind als möglich davon macht], Und achtet der Schafe nicht [wie nun diese desto schlimmer daran sind] S on die Worte des l1. Verses in ihrer Beziehung auf P. 23 lenkten von dem Bilde der Thür wieder uriick zu dem früheren (V. 2 f.) und aus dem alten estament bekannteren Bilde des Hirten. Der HErr stellt nun zuerst den Satz auf: ,,ich bin der gute Hirt«; dann führt er bis V. 18 diesen Satz aus, in- dem er zeigt, wodurch er sich besonders als der gute Hirt bewähren wird. Luthers Uebersetzung: » in — uter Hirt« ist weniger ungenau, als es auf den er eii lick erscheint. (Hengstenberg.) Unter dem Bilde des Hirten, wie es uns besonders in Pf. 23 begegnet, wird einerseits die liebevolle, zärtlich schonende, vor allem, was schaden könnte, bewahrende, auf alle Be- dürfnisse achtsanie Leitung und Fürsorge Gottes für sein Geschopf, andrerseits aber auch die der Hirten- treue Gottes entfprechende Gesinnung des» Menschen veranschaulicht, daß er sich wie» ein Schaf im Gefuhl seiner Schwäche und Hilfsbedürftigkeit zu seinem Hirten hält, ihm überall hin folgt, wohin er ihn leitet, und nicht seinen eigenen Weg gehen will, ihm die Führung überläßt, daher sicher, fröhlich und getrost ist. (Hupfeld.«) - Die Vorstellung nun, von welcher der HErr an unsrer Stelle ausgeht, ist diese: Der gute Hirt weidet seine Heerde, da kommt der Wolf; er flieht aber nicht, sondern geht dem reißenden Feinde muthig entgegen, widersetzt sich ihm, stellt sich vorseine Heerde hin als ein Vorkämpfer und wirft sich dem Feinde entgegen, daß inzwischeii seine Heerde entfliehen kann ·(Sach. 11, 7; 13, 7). Der gute Hirt hat eine solche Liebe zu seiner Heerde, daß er das höchste Gut, das er hier auf Erden hat, sein Leben, für sie in die Schanze schlägt; der Werth dieses Gutes wird in: Grundtext dadurch noch schärfer ervorgehoben, daß da nicht eigentlich Leben, sondern eele steht— er opfert nicht blos das äußere JzchspLmjkgutkLHirtspgder sein Leben lässet für die-,»Schafe; der Miethling sleucht. Als! Leben, sondern geht mit voller Schmerzensempsindung in den Tod für die Seinen, und zwar ungezwungen, ganz freiwillig, was in dem Worte ,,l"ässet« angedeutet liegt. (Nebe.) Die Redensartt ,,sein Leben lassen« ist dem Johannes eigen (Kap. 13, 37 f.; 15, is; I. Joh. 3,16); er gebraucht sie regelmäßig von der frei- willigen Lebensaufopferung und hat sie vielleicht nach dem alttestamentlichen Ausdruck, wie er in Nicht. 12, Z; 1. Sam. 19, 5; 28, 21 vorkommt, gebildet. (Lücke.) Bei den S ch afen, von welchen hier die Rede ist, haben wir speziell an die kleine Heerde zu denken, die der HErr damals nur erst noch gesammelt hatte (Luk. 12, 32l, an das gerin e Häuflein der elenden Schafe, die aus ihn hielten ( ach. 11, 11), darin aber feine künfti e größere Heerde als in ihrem Keim schon beschlossen lqag (Kap.17, 9. 19 f.; Matth 16, 18): an wen nun aber sollen wir bei dem Wolfe denken? Das sind, wenn wir auf menschliche Persönlichkeiten blicken, in welchen allerdings der höllifche Wolf, der Satan, sein Werk treibt (Qffenb. 12, 3 f.), dieselben, die vorhin als Diebe und Mörder bezeichnet worden sind, « die Hohenpriester und Aeltesten, die Pharisäer und Schriftgelehrtem die hatten fchon damals, als der Heiland so redete, wie er hier im Gleichniß thut, den Plan gefaßt, ihn zu tödten (Kap. 7, 19; 8, 372 44) und mit Beseitigung feiner Person auch seine eben erst sich bildende Gemeinde für immer zu vernichten (Kap. il, 47 ffsb wie sie also die Schafe der alttestament- lichen Theokratie stahlen, würgten und umbrachten, so wollten sie die des entstehenden neutestamentlichen Gottesreichs erhaschen und zerstreuen. Nun waren freilich etliche unter ihnen, die den Absichten und Veranstaltungen der Majorität sich einigermaßen wider- setztenz in Katz. 7, 50 ff. hörten wir von Nicodemus, wie er seine Stimme Zu Gunsten Jesu erhub, und auch in V· 19 ff. unsers ap. wird von einer Zwietracht unter den Juden die Rede sein, indem ein Theil sich des HErrn anzunehmen versucht. Aber gerade diese, die«von den Dieben und Mördern sich sondern, da dieselben auch zum Wolfe werden wollen, und einigermaßen den Charakter von Hirten zu bewähren scheinen, weisen im Grunde doch sich nur als Mieth-« linge aus, denen d·ie Schafe nicht eigen sind und die dieselbigen im Augenblick der Gefahr verlassen und fliehen. Allerdings sehen wir Nicodemus und Joseph von Arimathia nach dem Tode Jesu sich frei öffentlich zu ihm bekennen und die heilige Leiche in ehrenvoller Weise zu Grabe bestatten; sie treten da ein in den Kreis der Schafe seiner Heerde und sind ein lebendiger Beweis, daß es dem Wolfe doch nicht ganz gelungen ist, die Schafe zu zerstreuen, diese beginnen vielmehr ·erade in ihnen mit dem Opfertode des guten Hirten szich wieder zu sammeln. Aber Miethlingssinn ist es doch immerhin gewesen, wenn Nieodemus aus Furcht vor den Juden nur bei der Nacht zu Jesu kam, und Miethlingssinn ist es gleicherweise, wenn Joseph von Arimathia aus demselben Grunde nur heimlich ein Jiinger Jesu sein will; und wenn beide leich nicht in den Rath und Handel der Uebrigen gewi igt haben, als Jesu Tod beschlossen, der Verräther gedungen und der Verrathene verurtheilt wurde (Kap.11,47 ff.; Matth. 26, 3ff. 14 ff. 27 f.), so haben sie do auch nichts Entschiedenes gethan, diesen Rath und ,andel zu hintertreiben. Gerade sie haben den Wolf kommen sehen; denn während vom Volke noch niemand von dem eigentlichen Stande der Dinge recht wußte, hörten und sahen sie’s mit an, was im Hohenrathe vorgin ; und als in jener entscheidenden Sitzuxlg (Matth. 27, 1 E; Luk. 22, 66 ss.) das Bluturtheil über Jesum zu einem formell rechtskrästigen gestempelt wurde, müssen sie doch in einer Weise sich verhalten haben, daß dasselbe als ein einmüthig gefälltes erscheinen konnte. So haben sie die Schafe verlassen und sind geflohen, haben ihr Volk, zu dessen Hirten sie mitgehören wollten, nicht vor der entsetzlichen Blutschuld, das dieses auf sich ge- laden, zu bewahren gesucht, und sind nun diejenigen, um deretwillen der Apostel Paulus sich so ausdrücken kann, wie er in Apostg 13,27——29 thut, indem er da diejenigen, die das Todesurtheil über Jesum bei Pi- latus durchsetzten, und die, welche ihn von dem Holz nahmen und in ein Grab legten, als eine und dieselbe Genossenfchaft darstellt. Mit dieser Anschauung des Paulus stimmt die des Johannes in Kap. 19, 37 ff» dem Joseph und Nieodemus mit ihrer Kreuzesabnahme und Grabesbestattung Jesu als die Erstlinge derer erscheinen, an denen das Wort der Weissagung (Sach. 12, 10) sich erfüllt: ,,fie werden sehen, in welchen sie gestochen haben« (vgl. zu Matth. 27, 61). Erst von dieser Anschauung aus begreifen wir nun auch voll- kommen, mit welchem Recht der HErr in V. 8 unter den Obersten des Volkes keinen Unterschied machte, sondern ohne Ausnahme sagte: ,,alle, die vor mir kommen sind, die sind Diebe und Mörder«; wir be- greifen aber auch, mit welchem Recht er sich in voll- ständigen Gegensatz zu diesen angeblichen und ver- meintlichenHirten des Volks stellen kann und von sich bezeugen: ,,Jch bin der Hirt, der gute«, denn so lauten die Worte nach dem Grundtext in genauer Uebersetzung Ja, wäre es auf die Obersten Jsraels angekommen, da wäre ein Heiland und Seligmacher in dem Sinne und von demjenigen Wesen, wie die Schrift ihn verheißen hatte, von vornherein gar nicht möglich ewesen; aller Raum war vor ihm weggenommen, alle ebensluft ihm entzogen,-sein Fuß fand keine Stelle, in die er eintreten, seine Hand keinen Faden, an den er sein Werk anknüpfen konnte, er hätte es machen müssen, wie der Versucher in Matth. 4, 5 f. ihm seine Vorschläge macht, hätte er unter dem Beifall und Bei- stand der Obersten zum Messias werden wollen. Und wäre es auf sie, die Obersten Jsraels, angekommen, so wäre nunmehr, nachdem es dem Heiland Gottes (Luk. s, s) denn doch gelungen war, etliche Seelen für sein Himmelreich zu gewinnen und den Grund zu einer neutestamentlichen Heilsgeineinde zu legen, für diese eine Fortexistenz und Weiterentwickelung abermal nicht möglich gewesen; selbst die Besten unter ihnen hatten nichts als eine schiichterne Gegenrede und einen passiven Widerstand,·wenn die Juden sich vereinigten, so jemand ihn für Christum bekennete, daß derselbe in den Bann gethan würde (Kap. 9, 22), und waren jetzt vermuthlich mit unter den· Deputirten des Hohenraths ur Stelle, als dem geheilten Blindgebornen das Aus- fchließungsdekret überbracht wurde (Kap. 9, 35), weil die tonangebende und herrschende Partei sie absichtlich mit in die Zahl der Abgeordneten aufgenommen hatte. Osfenbar war der Wolf nun bereits in die Heerde ein- åebrochen und hatte in dem Geheilten ein einzelnes chas gepackt; der Heiland aber, indem er gerade in diesem verhängnißvollen Augenblicke den Ausgestoßenen aufsucht, sich ihm als Den bezeugt, der er ist, nnd mit solchem Zeugniß, das er im Glauben annimmt, ihn seiner Gemeinde als würdi es Glied einfügt (Matth. 16, 16—1S), giebt damit si selber dem Wolfe preis; denn ohne Zweifel knüpfen hernach des Kaiphas Ge- danken, als in entscheidender Stunde ihm Beitr-kamt, auf welche Anklage hin Jesus zum todeswürdigen Verbrecher gestempelt werden könne, da sonst sich nichts auf ihn bringen läßt (Matth. 26, 63 ss.), an die in Kap. 9, 35—-38 vorliegende Seene an. Hier bekennt sich der HErr ganz offen für Gottes Sohn, und indem 182 er die Anbetung des Mannes annimmt, erklärt er auch ganz unzweideutig, in welchem Sinne er seine Aus- sage verstanden wissen will, während seine sonstigen Selbstzeugnisse dieses Jnhalts doch »»immer nur blos andeutender Art sind und noch etwas Räthselhaftes an sich tragen. Der so entwickelten Auffassung unsrer Stelle gemäß konimt es nun uns auch nicht uner- ivartet, daß der Evangelist bei den Worten: »sein Leben lässet für die» Schafe« sich in Betreff des »für« 1iicht desjenigen Furivorts (ai-ri’) bedient, das den Begriff der Stellvertretung in sich schließt und Christi Tod unter den Gesichtspunkt eines— Lösegelds, einer Bezahlung für viele (Matth. 20, 28; Mark. 10, 45; Jes. 53, 4 f.) stellt, sondern vielmehr desjenigen (i3-cä9), das s. v. a. zum Besten, zu Nutzen bedeutet vgl. Kap. 11, 51 f.); es handelt sich eben nicht um die Vergebung der Sünden und die Versöhnung mit Gott, sondern um die Rettung von dem seitens der Welt drohenden Verderben, und die neutestamentliche Gemeinde ist auch wirklich durch den Tod des guten Hirten von diesem Verderben gerettet worden. Ein Schaf der Heerde scheint der Wolf allerdings ver- schlungen zu haben in·Judas, dem Verräther; aber in Wahrheit verhält essich doch nicht so, sondern dieser Jünger war freiwillig auf die Seite des Wolfes über- getreten und gab sich ihm zum Werkzeug her. Eher könnte man an Simon Petrus denken, der in dem Augenblick seiner Verleugnung sich schon »in demRackzen des Wolfes befand; » gerade an ihni zeigt sich, welche Macht der sein Leben lasseiide Hirt über die Herzen übte-von dem Fremden zu fliehen (V. 5), und iu Joseph und Nicodemusbewährte sich dann dessen Macht, die Herzen auch an»sich heranzuziehen und alle Menschensurcht zu überwinden und die zerstreuete Heerde wieder zu sammeln. Nach seiner Auferstehung ist denn das sein Hauptwerk, vor den Schafen hinzu- gehen nach Gäliläa, sie damit auszuführen aus dem bisherigen Stalle (V. Z) und aufdem Berge, da er den mehr als Fünfhundert erschien (1. Cor. 15·, 6), durch Cinsetzung der Taufe »ein neutestamentliches Gottesvolk förmlich zu konstituirenjMatthz 26, 31 f.; 28, 7. 10, 16 sf.). Die Ausleger wissen meist mit dem Miet ling, der den Wolf sieht kommen und die Schase verlä t und fliehet, gar nichts anzufangen und be- trachten ihn als eine bloße Redefigur, die lediglich dazu diene, durch den Kontrast den Begriff des ächten Hirten zu heben, also als einen blos gedachten, in der Wirklichkeit nicht thatsächlich vorhandenen Gegensatz egen Christum; oder wenn sie das Bild auf die harisäer und Obersten zu deuten versuchen, wissen sie dann doch den Wol nichtrecht unterzubringen, und wollte man auch diesen auf das dem jüdischen Volke drohende Verderben beziehen, wie es hernach in der Zerstörung der Stadt und des Tempels und in der Zerstreuung in alle Länder über dasselbe hereinbrach, so läßt sich doch nicht absehen, inwie ern die Ober ten durch eine Aufopferung ihres eigenen Lebens das er- derben hätten abwenden mögen. » der richtigen Auffassung G od et, wenn er auf die Stell.e Kap. 12,» 42 hinweist: »der Obersten glaubten viele an ihn, aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, daß sie nicht in den Bann ethan würden« und an solche Zustände in der katholisjchen Kirche erinnert, wo Bischöfe und Priester vor der unwiderstehlichen Gewalt des Jesuitismus sich beugten; gleicherweise hatte damals die pharisäische Partei sich der öffentlidäen Meinung in einem Maße bemächtigt, daß jeder, er sich nicht vor ihr beugte, selbst unter den Vornehmen, m Verruf kam. Die von Gott eingesetzte rechtmäßige Gewalt in Israel, das Priesterthum, das ja den Be- ausmachen (vgl. Kap.17, 6 sf.). Näher schon kommt» Evangelium Johannis 10, 14----16. ruf gehabt hätte, dem Eindringen dieses bösen Geistes Widerstand zu leisten, ließ denselben gleichwohl ge- währen und beu» te sich selber unter seinen Despotis- mus; damit be undete sie offenbar einen Miethlings- sinn, suchte sich selber Confliete und Unannehmlichkeitem Kämpfe und Gefahren zu ersparen, ließ aber immer mehr das Volk dem Pharisäismus als Beute anheim- fallen und durch denselben zu Grunde richten. Bei dieser allgemeineren Fassung des Gedankens, für die gar manches sich sa en läßt, sind die Schafe, für die der gute Hirt sein geben lässet, die verlorenen Schafe vom Hause Israel überhaupt, nicht speziell die an Christum gläubig gewordenen Seelen im Volke; aber von dem Ganzen des Hauses Israel das von den1 Wolf ausgehende Verderben abzuwehren, ist ja dem guten Hirten mit seiner Selbstaufopferung doch nicht gelungen, und so zie en wir mit Rücksicht auf die Worte des HErrn in atth. 26, 31 f. die Beschrän- kung auf die elenden Schafe, die auf den guten Hirten hielten, oder auf die im Keim schon vorhandene neu- testamentliche Gemeinde um so mehr vor, als die Worte des HErrn bei seiner Gefangennehmung in Kap. 18, 8 f. wie einen Commentar zu unsrer Stelle Hinsichtlich der Schwierigkeit, daß die nähere Angabe zu ,,Miethling«; der nicht Hirte ist, deß die Schase nicht eigen sind, den Namen eines Hirten nur dem Eigenthumsherrn zuzugestehen und also jeden menschlichen Hirten unter den Begriff eines Miethlings zu stellen scheint, ist zu bemerken, daß allerdings unter Menschen es an sich keinen einzigen giebt, der von sich selber auf den Namen eines Hirten Anspruch machen darf (Kap. 21, 16), und wer es gleichwohl thut, kommt nimmer über den Charakter und die Stellung eines-Miethlings hin- aus; es ist das die schlimmste Verurtheilung alles hierarchischen Geistes (1. Petri 5, 2 f.). Dagegen giebt es auch eine Stellung, wo der Mensch nichts ist als das-Werkzeug des Eigenthumsherrn der Schafe, gewissermaßen seine Verleiblichung für die Heerde; und wenn er nun niit seinem Herzen diese Stellung einnimmt, so wird er zu einem Stellvertreter des eigentlichen Hirten (·2. Cor. 5, 20), und insofern sind die Schase wirklich fein eigen. « 14. Ich bin ein- guter Hirte swie in V. 12: der Hirte, der gute], und erkenne die Meinen [die, welche die mir zugehörigen Schase des Stalles sind V. Z; 2. Tim. 2, II; Amos Z, 2«], und bin bekannt den Meinen swerde von denen, die mir zugehören, erkannt V. 27]; 15. Wie mich mein Vater kennet, und ich kenne den Vater [vgl.Kap·14,20; 15, 10; 17, 8 u. 21]. Und ich lasse [nun, eben weil ich die Meinen in erkennendem Lieben mir an- . eigne, und damit diese wiederum mich ihnen in erkennendem Lieben aneignen können Kap. 6, 51 ff.] mein Leben für die Schafe sdas in V. «12 angegebene Erforderniß für den, der der gute Hirte heißen will, erfüllend]. Nachdem Christus sich von dem Miethlinge unter- schieden hat, wird-hier der erste Satz des 12. Verses wieder aufgenommen mit einer Cinschaltung, welche seine Aufopferung motivirt. Das zärtliche Liebes- verhältniß, die inni e Gemeinschafh in der Jesus mit seinen Schafen ste t,» bildet die Grundlage für das ( ,,ich lasse mein Leben für die Schafe«; dies Verhält- niß wird bezeichnet durch ,,kennen« und ,,gekannt werden«. (Hengftenberg.) Diese gegenseitige Bekannt- fchaft und Erkennung aber ist so groß und innig, daß nur die gegenseitige vertraute Bekanntschaft zwifcheii dem Sohne und dem Vater ihr gleich kommt. (Lücke.) Das Kennen und Erkennen ist eine Bewe ung des Geistes, welche das Verhältnis; der Verwandtichaft zur Grundlage hat und wesentlich ein geistiges Eingehen auf den Gegenstand des Erkennens und ein Aneignen desselben in sich fchließtx dem Geschöpfe gegenüber geht diese Bewegung von Gott aus, und die mensch- liche Erkenntnis; Gottes folgt jenem Zuge und ist die bejahende, zustimiiiende und annehmende Antwort auf denselben. (v. Burger.) Der HErr erkennet die Seinen, das will sagen: es ist nichts in ihnen, was ihm unzu- gänglich und verborgen wäre, sie sind ihm ganz durch- fichtig und offenbar, er erkennt also jedes Bedürfniß, jeden Mangel, jede Regung und Bewegung des Herzens; und wie bei dem Erkennen das Objekt, das er annt wird, von dem Subjekte, welches erkennt, gefaßt und in sich aufgenommen wird zu einem bleibenden Befitz, so erkennt der HErr auch die Seinen. Der HErr spricht hier sehr bestimmt von solchen Schafen, die er »die Meinen« nennt; nur von diesen sagt er, daß er sie erkenne und daß sie ihn erkennen. (Nebe.) Er kennt die Seinen besser, als sie sich selbst kennen, auch besser, als sie sich unter einander kennen, namentlich viel besser, als die Welt sie kennt; denn er kennt sie nicht durch Hörenfagen und Berichte Anderer, sondern unmittelbar, persönlich, als der allwissende HErr, vor dem ihr. Herz und ihr Leben offen daliegt wie ein aufgeschlagen Buch. Aber er kennt die Seinen nicht gnur so genau, weil er alles weiß und kennt, sondern ivorzugsweife darum, weil er sie so lieb hat, lieber als fein eigen Leben; denn nur den kennt man recht, den man liebt; für den hat man Theilnahme und es liegen Einem dessen Nöthe und Wünfche ebenso am Herzen, als wären es die eigenen. (Fr. Arndt.) Und nun: ,,sein mehr als mütterliches Herz trieb ihn von seinem Thron auf Erden; ihn drang der Sünder Noth und Schmerz, an ihrer Statt ein Fluch zu werden. Er senkte sich in ihre Noth und schmeckte den verdien- ten Tod«; so wendet sich hier die Bedeutung des ,,ich lasse mein .Leben für die Schase« allerdings zu der eines Schuldopfers, das er, ihnen zu· gute, zu ihrer Versöhnung bringt (Jef.53,10; 1. Joh. 2, 2). Der Absicht nach bezie t sich dieses Schuldopfer zur Ver- söhnung für die ünden auf alle Menscheii, wie ja im weiteren Sinne auch das ,,ich erkenne die Meinen« sich auf alle Menschen beziehen läßt (Kap. Z, 24.f.); er steht zu einem jeden in einem bestimmten Bezuge des Wissens und der» Liebe. Aber wirklich zu gute kommt sein Schuldopfer nur den Seinen im engeren Sinne; und das find die, die nun auch ihn erkennen. Ein solches Erkennen seiner wird nur bei denen sich einfinden, die in einer gewissen Wahlverwandtschaft zu ihm stehen; die zu dem Bewußtsein derjenigen Noth bei sich kommen, in »die er sich um ihretwillen versenkt hat, und diejenige Hilfe im Glauben annehmen, die er ihnen gebpacht hat; die ebenso auf ihn eingehen, wie z« er auf sie eingegangen, und ebenso fein eigen werden wollen, wie er ihr eigen geworden. Ohne ein em- pfängliches Offensein der Seele für den Gegenstand, » den sie erkennen will, ohneein wahrhaftiges Eindringen « in ihn, wird er nur in feiner Erscheinung, auf feiner Oberfläche, nicht in der Tiefe feines Wesens erfaßt; ist aber das Erkennenwollen ein liebendes Ein ehen auf die Sache, sucht man sie gleichsam mit der Band der Seele zu fassen, damit sie ein Eigenthum derselben · erkenne die zåjzlieviiieii undbiii bekannt»deii»E);)-ieineii. Jch habe noch andere, 183 ! werde, so ergiebt »fie auch eine gewisse Umbildung des eigenen Wesens in das der erkannten Sache als un- in1ttelbare Folge. Um das gegenseitige Verhältnis» in welchem er zu seinen ,,eige1ien« Schafen, wie er im Grundtext in der zweiten Hälfte des Z. und in der ersten Hälfte des 4. Verfes sie genannt hat, steht und in welches nun wiederum diese vermittels des Erken- 1iens feiner zu ihm treten, beruft der HErr sich aus das gegenseitige Verhiiltniß, das zwifchen dem Vater und ihm besteht; da das ,,wie«, womit er die Ver- gleichung einführt, nach dem Wortlaut des Grund- textes nicht eine einfache Vergleichung bezweckt, sondern eine wesentliche Gleichartigkeit im Sinne hat, so be- zieht er sich nicht sowohl auf das innergöttliche, vor- weltliche Verhältuiß zwifchen dem Vater und ihm, das ja in unserm jetzigeii Erdenstande uns unerfaßlich ist, als vielmehr auf das Verhältniß des Vaters zu ihm als des Menschen Sohne (V. l7z l5, 9 f·). »Der Vater kennt den Sohn unter» der Hülle fchinählichfter Knechts estalt, kennt ihn selbst am Kreuze als feinen lieben ohn: so kennt der gute Hirt die Schafe als die Seinen mitten in ihrem Elend» und Jammer, in ihrer Schwaihheit und Sündigkeit, ja im Rachen des Todes; und sie kennen Jhn, wie er, selbst ini Todes- thal wandelnd, dennoch den Vater kannte ——- tvahrlich, eine wunderbare Erkeiintniß!« 16. Und ich habe fals Lohn dafür, daß ich mein Leben lasse für die Schafe, zum Erbe mir zugetheilt Jef. 49, l ff.; 53, 10 ff.; Pf. 2, 7 f.] noch andere Schafe, die find nicht ans diesem Stalle fsondern stehen außer der Bür- gerfchaft Jsraels und find fremd von den Testa- menten der Verheißung Ephef. L, 12]. Und dieselben muß ich fweiin ich nun erhöht fein werde von der Erde und niir alle Gewalt ge- geben ist im Himmel und auf Erden Kap. 12, 32; Matth. 28, 18 ff., zu den Schafen aus diesem Stalle oder zur Genossenschaft des Volkes Gottes Kap. 11, 521 herflihren fdurch die Bot- fchaft, die ich durch meine Diener an sie ergehen lasse 2. Cor. 5, 20 f.], und sie werden [in gläubiger Annahme solcher BotfchaftJ meine Stimme hören, und wird [nach Abbrechung des Banns, der bisher dazwifchen war Ephef 2, 14] Eine Heerde nnd Ein Hirte werden fdurch Aufrichtung der ebensowohl aus gläubigen Heiden wie aus gläubige1i Juden bestehenden Einen heiligen chriftlichen Kirche Hebr. 13, 20]. Niemand soll das kleine Häuflein der Seinen, welchen er bekannt ist, verachten! Die Jüngen der Blindgeborne und wem er sonst noch die Augeii auf- gethan zum Sehen seiner Herrlichkeit und die Ohren geöffnet zum Hören feiner Stimme — nur ein kleines Zeerdlein aus den verlorenen Schafen vom Hause srael war um ihn versammelt, die allermeifteii kunnten seine Hirtensprache nicht (Kap. 8, 431 Doch getrost! Nicht nur die vielen tausend Juden (Apoftg. z1, 20), Schase aus diesem Stalle, deren zukünftiges Gläubigwerdei1 ihm bewußt ist, kennt er schon als die Seinen; sondern er hat auch noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stalle, überhaupt aus keiner Hürde find, nämlich die in der Heidenwelt zersstreiiteii Kinder Gottes (Kap. 11, 52). Er hat sie, sie ind bereits die Seinen; denn er weiß, daß der Vater sie ihm gegeben 184 Evangelium Johannis to, 17—i8. hat, auf daß sie durch den Glauben an seinen Namen Macht überkommem Kinder Gottes zu werden. (Besser.) Die Beschränkung seiner Wirksamkeit auf Jsrael (Matth. 10, 5; 15, 24) fah Christus mit feinem Tode aufgehoben; als der erhöhete Christus wurde er offenbar als der Hirte der Völker, (P. Lange) Nicht daß das Heil von Jsrael weg zu den Heiden gehen, sondern daß die Heiden u dem Heile Jsraels herzu geführt werden sollen, sagt der HErr in Gemäß eit des prophetischen Worts (Jes· 2, 2 sf.; Micha 4, 1 .); er hat eine Heerde vom Vater ihm gegebener Seelen auch außerhalb dieses Stalles, d. i· außerhalb des Zaunes des Gesetzes, und diese muß er auch herzu- führen. Um den Begriff und das Wesen des guten Hirten, der einerlei mit dem ,,Licht der Welt« (Kap. 8, 12) ist, vollständig zu entwickeln, schränkt er den Begriff der Heerde desselben einerseits so ein, daß die Wölfe und Miethlinge in Jsrael aus eschlossen sind, und entschränkt ihn andrerseits so, daß die Auswahl der Heiden ein geschlossen wird. (Ebrard.) Das dritte Gleichniß, indem es die Berufung der Heiden ankün- digt, igt das Seitenstück zu dem ersten (P. 3—5), wel- ches en Bruch der Kirche mit Jsrael schildert. (Godet.) Es heißt nicht »Ein Stall«, sondern ,,Eine Heerde«: der HErr will die Heiden nicht in die jiidi- sche Theokratie hinüberführen, sondern Heiden und Juden auf Einen Weideplatz leiten und dort mit sei- nem Worte weiden. (Nebe.) Man muß auch seine Worte von der Einen Heerde und dem Einen Hirten nicht also verstehen, daß die ganze Welt und alle Menschen an Christum werden glauben, denn wir müssen immerdar das heil. Kreuz haben, daß ihrer das mehrere Theil sind, die die Christen verfolgen; sondern das heißt Ein Hirt und Eine Heerde, daß Gott alle, so dem Evangelio glauben, um Christi willen zu Kindern aufnehmen will, es seien Juden oder Heiden, denn das ist die rechte, einige Religion, diesem Hirten und seiner Stimme folgen. (Luther.) Das Wort Christi bezieht sich dem Zusammenhange gemäß auf die Vereinigun der Gläubigen aus Jsrael und aus den Heiden zu iner Gemeinde; daß aber der Satz auch eine weitere Anwendun leide auf Vor- gänge in der Christenheit, die noch er Zukunft an- gehören, auf die künftige Aufhebung aller Spaltungen unter den Christen, wird man nicht ausschließen dürfen, denn was in Ephes 4, 3—6 steht, muß doch am Ende noch einmal auch u der Erfcheinung kommen, auf die es von Anfang abgesehen war. (v. urger.) Wenn die christliche Gemeinde dies Wort ihres HErrn immer als eine Weissagung angesehen hat, es also seiner vollen Erfüllung erft»noch entgegensehg so hat sie sich, obgleich dasselbe in jener Thatfache bereits erfüllt ist, von welcher Paulus in Röm. 11, 17 ff. spricht, damit doch nicht im Jrrthuni befunden. Denn nicht blos dauert die Sammlun noch fort, die Eine Heerde ist also noch immer im erben; nicht blos erwarten wir ferner eine Thatsache der Wiederbringung derer, welche nun nicht mehr zur Heerde gehören, seit sie aufgehört haben, Gottes Gemeinde zu sein, nämlich die Bekehrung Jsraels; sondern wir sind wohl auch berechtigt, für die Einheit selbst, welche hier verheißen ist, eine Zukunft noch zu hoffen. Denn wenn Paulus sich nicht· genügen ließ an der Sammlung der Heiden ur Gottesgemeinde, wie sie in Jsrael sich bildete, sondern durch die Sammlung der Liebesgaben der Heidenchristen die Einheit beider Theile noch inniger zu machen und zu befestigen bemüht war, und dies nicht als etwas ansah, das er auch lassen könnte, sondern als nothwendiges Thun, das mit seinem besonderen Beruf gegeben sei, oder wenn er (Ephes· 4, 13) von einer Einheit des Glaubens und der Erkeuntniß spricht, welche Sache der Zukunft ist, der die Ge- ineinde entgegenreift: so End wir dadurch berechtigt, eine Geschichte der Einheit er Heerde in diesem Worte enthalten zu glauben in dem Sinne, daß es über die Einheit, welche mit der Einheit der objektiven Heils- güter gegeben ist, hinausreicht in die Einheit des sub- jektivseg Zeilsgesxktfesdtisiid åkyieerchverbisndenäeik Liebesge- mein a . u ar . a un rer e er eu un» kann diese Zukunft nicht eher sich erfüllen, ålsgbisck nachdem die Fülle der Heiden eingegangen, auch das gicxlzieztk jgsrriflelchfelig wgdxhbik sakåin blfeigen all? mcehntslch- e e, ie in ei er eiuu ren, ru os und machen die Zertrennung eher szihlimnier als besser, wie denn auch eine Einheit des subjektiven Heilsbe- sitzes in vollständiger Erfassung des Glaubensinhalts ZFTHETLJIHTEIEEZHZED Wesens« THIS-riss- n , ero ogie un o erio ogie e re von Gott, vom Menschen, vom eiland und vom geil) ahchydiekrichtigeässchatizlogge (h. von gern lkstzten in en inzu omni, ie zu er is erigen au ens- arbexit der Kirche auch noch das Sichten und Lichten hinzubringt und ebenso von ausscheidendem und rei- nigendenn als von vervollstitiidigendem und·vollberei- tendem Einfluß ist. Die richtige Eschatologie ist aber xiächtchehllerszjäieigzewjikilingm als zerjhriächenen·hna- rie e ieereineroe in iniren eigenen Oelbaum. Sobaldgdiesgeschehen soll, wird aus dem bisherigen Beftande der allgemeinen Kirche derjenige ausgeschieden werden müssen, der Jsraels einstige Stellung ini Reiche Gottes präoecupirt oder widerrechtlich im Voraus sich angemaßt hat; in Sach. 5,kF fis-· ttvirddinweiizem Gesiåht diesed Axrskschgidäinxz»asn- eun ig un ir zug ei ange eu e, a ie er gheil der Kirche nunmehr zur babylonischen Hure (Offenb. 17, I ff.) wird, die zu werden· er zwar bis- her fchon -alle Anlagen »und vorbereitenden Bestre- bungen zeigte, 1n thatsachlicher Ausgestaltung aber doch noch nicht war. Jn dem jenem Gesicht vorangehen- deii Abschnitt: Sach. 5, 1 — 4 ist aber auch nahe ge- LTTI«»II’«F»II«EDFZI«HTITT"" Fig? DIE, "llset-·jeä"e"sig"st«i na m eugni er o e grundsätzlich festhält, aber durch Diebe und Mein- eidige dergestalt verwirrt und niedergehalten ist, daß er die Wahrheit nicht zu ihrem vollen Ausdruck und das christliche Leben nicht zur rechten Durchführuiig bringen kann, geschehen wird, um von solchen Hemm- nissen frei zu werden und zum Ziel feiner Berufung zu gelangen. 17. Darum liebet mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse [eben darum ruht die Liebe und das Wohlgefallen des Vaters auf mir, weil ich als der gute Hirt mein Leben dahingebe für die Schafe, und zwar auch mit der bestimmten Ab- skcht es dahkklgebc auf daß ich’6 [darnach, um sofort die Thätigkeit des Wiedersammelns der zerstreuten V. 12 und des Herführens der außer diesem Stalle befindlichen Schafe V. 16 zu be- ginnen] wieder nehme sin der Auferstehung]. 18. Niemand sweder aus dem Bereiche der sichtbaren noch aus dem Bereiche der unsichtbaren Welt jemand, der meiner mächtig wäre Kap. 19, 10 ·f-; 14- 30 f] nimmt es von mir lgleich als ob ich es von dieser Seite her lassen müßte], sondern ich lasse es von mir selber lund so wird JeckexlikkikjksseeskikeIETIITILZEIIETHLMID Hitze-Liebs- ss Macht Wssdss s» III-sinni- » auch Keiner, weder in der sichtbaren, noch in der uiisichtbareii Welt, niich hindern können, es wie- der» zu« nehmen]. Jch habe [allen creatiirlichen Machteii gegenüber] es Macht zu lassen, nnd habe es·Macht wieder zu nehmen. Solch Gebot [aber, beides zu thun, erst mein Leben zu lassen und dann es» wieder zu nehmen] habe ich empfangen von ineiiiem Vater fund nun liebet er mich, weil ich seinem Gebot so bereitwillig und pünkt- lich folge]. Jn dem. (fünf Mal von Christo gebrauchten) Aus- drucke: ,,sein Leben lassen« liegt zwar an sich schoii gis; JHdEee einezzsrsiEiifHingkbiångxbaberchdag Biliky das e rr »in . . zug ei e rau at, onnte diese wichtige Jdee doch auch wkieder verdunkeln, denn in« dem Tode des Hirten, welcher sich von dem Raub- . e XVI? FFFTFLTFEFHFFHskmälxiifiisksåäåei Msssisfksiik Hi? Jesus. »» dekkUSchiuß seiuepRedeYioch ausdkii iich und mit Nachdriick denwesentlichen Zu? hervor, daß er tseinen Tod mit volliger Freiheit au sich nimmt; uln« mit seinem Entfchluß, das Leben zu lassen, ist g eichzeitig der andere verbunden, es wieder zu neh- atzasxitiliiäiloelhleltzhn Eiktrfkatterä allebrdings läebt on i ei er er Mendsch geworden, kann erg als fiilZebrdIbFnleiink unter er Bedingun d" ed it d L" b des Vaters genießen, gdaßæerZdlcfirås nbtiikeGesieg seiilieesk des Menschen-Sohnes, Seins vollkommen erfüllt Dies Getsetz,· das aus seinem Eingehen in die Gemeinschaft . » , Tächsieisåkk-ZTZHTFFEIMFEETPÄTYEskBiskrgåIikdiistkiiii währende Bereitwilligkeit des Sohnes, sich dieser Lie- bespfkkchk zU unterziehen, ist zunächst der Gegenstand dSeismunejjndlichäzi JLZLIYlgEfaIJIFUT dZs Tåateisdin welchem e ann an e. , · Gabe und Opfer nennhpGott zu )eineenm siißesexterjikgk Zllbleernsisvsliihr Eier LibetbegeisexBdes Sohgksftiåelcher sejijn iig ingie , eni aer wo geät wür e Ferstklkchshlm nzcht»käiefall1leiil, Xvzenn er dnichts km: isdem . i en ei·i m· eg eie wäre, as e en, as i i, ie Fskhiktseskkkä hsix THE? siksiscksskiåisåskskktsHAVE) Las Leben »hingiebt, um es wieder »zu empfangen? Bis? des; Dårläkitsif wurde izichtsk halten von i n en e o er , · - stchk de? AUfeVftehung in sich t1.i33t; eliiie tsbtllgkiismstkieirk Zsåftcezruijiåi vositii kethischen Veszageii begåleiteF gst ziie · a· , i eine inge ung in ie an es ewigen Geistes, der bewu ten Liebe, sondern ein Dran- und Drein eben des· Lebens in die glühenden Arme Des Moll; - ddes ewigen·Wechsels. »Die wahre Auf- opferung freuagkeit tragt das Siegel »der Aufer- stehungszuversicht an sich, nnd beide in ihrer Identi- Zåkåmäkks Isäfchherkspsische -så3’««’ed Te? Fohies m? » , eunuera een er et hinausgeht zum Vater und in welcher sich die Liebe ZTågF,«’«3i3"Z«Fxi3k;-m3Lfkgmxgitekpletiittzesiiiki des Sohnes ist nicht bloße Folge oder Lohn des, Ge- horsamsy sondern von vornherein in dessen Zweck in- Zklggfxgtilx belkljkåm båabsichtkigtxtdenn ein Erlöser, der »e ie en are, aus dem ode sein. Es nlitliilinet tigteundvonAf· »w· Wdhih d Tode nichts an sijeiiixilizi WestehetssisndleGbkvfchehujigniiix ist und bleibt er die höchste That des Glaubensgehor- 185 sams und die äußerste Hingabe, welche des Menschen Sohn leisten konnte. Nimmt es doch der selbstver- leugnenden Hingabe der Märtyrer auch nichts an ihrem sittlichen Werth, daß sie die Zuversicht des ewigen Lebens und der Auferstehung hatten. Den- « noch gaben sie aus Glauben ihr Leben in den Tod, und daß ihr Glaube nicht zu Schanden werde, erwar- teten und hofften sie von Gottes Wahrhaftigkeit und Treue. So ist auch Jesu Tod und Auferstehung iiii Liebesrathe Gottes beschlossen; und daß der Sohn in freier Untergebnng unter des Vaters Willeii beides auf sich nimmt, darum liebet ihn seiii Vater. (von Burgen) Der Grund dieser Liebe Gottes liegt also nicht blos in der Aufopferung des Sohnes an sich, sondern —- weil nur so das Hirtenamt nach Gottes Rathschluß bis zu der endlichen, in V. 16 enthaltenen Vollendung von ihm geführt werden kann — darin, daß der gute Hirt bei der Hingabe seines Lebens ge- willt ist, dasselbe wieder zu nehmen, um sein Hirten- amt bis zu jenem letzten, die ganze Menschheit als seine Heerde umfassenden Ziele zu erfülleir. (Meyer.) Wie der Sohn Macht hatte, fein Leben in dem Sinne zu behalten, daß er durch Verwandlung unmittelbar aus dem irdischen Leben in das himmlische überge- gangen wäre, ohne den Tod zu erleiden, wie Henoch und Elias (1. Mos. 5, 24; 2. Kön 2, 11), so hätte er auch Macht gehabt, nachdem er den Tod freiwillig er- litten, unmittelbar aus diesem zu Gottes Stuhl ent- rückt zu werden, ohne erstJvieder in das irdische Leben zurückzukehren, und etwas Aehnliches wie Mose (5. Mos. 34 f.) zu erfahren; aber er hat sein Leben wie- der genommen, um erst noch die 40 Tage zwischen Auferstehung und Himmelfahrt durchzumachen, die zerstreuete kleine Heerde wieder zu sammeln, das vom Wolf Erhaschte ihm zu entreißen (Kap. 21, l ff.), das Taufsacrament zu» stiften, dadurch er auch andere Schafe herführt, und so zu bewirken, daß sein Tod nicht der Abschluß seines Werkes, sondern der Durch- gang zu dessen Vollendung sei (Joh. 16, 20 ff.). Diese seine Auferstehung, vorgebildet in dem Ausgespieew werden des Jonas durch den Fisch an’s Land (Jon. 2, 11), gehörte also noch mit zu seinem Erlösungs- Werke, das ers denn nach dem Rathschluß des Vaters ganz und vollständig durchführt Jn Beziehung auf die Auferstehung ist es zwar sonst der stehende Aus- druck der heil. chrift, daß der Vater ihn von den Todten auferweckt hat (Apostg. 2, 32; 4, 10; 10, 40; Röm. 6, 4); aber gleichwie bei seinem Sterben die Vienschen ihn in den Tod nur so gebracht haben, daß ohne seinen Willen das zuni Tode Abführen iiicht hätte geschehen können, so hat auch der Vater ihn aus dem Tode in’s Leben zurückgerufen mit seiner eigenen Bewilli ung. Tödtung wie Auferweckung sind ihm widerszahrem aber er hat beides nicht blos mit freiem Willen sich gefallen lassen, sondern ist auch beidem entgegenge angen und hat es mit herbei- geführt, so daß der L usdrnck ·»das Leben wieder neh- wen« nicht etwa das Annehmen von etwas, das ihiii gegeben wird, bezeichnet, sondern der Auferweckung als Handlung des Vaters geht eine Lebcnsannahme von Seiten des Sohnes, die ziir Erdenwelt zurück- ftrebt, als Handlung voraus. Den Menschen gegen- über hat Jesus Macht, sein Leben zu lassen, und Macht, es wieder zu nehmen: von jenerMacht giebt er eine augenscheinliche Probe bei seiner Gefangen- nehmung in dem, was in Kap. 18, 4ss. erzählt wird, und wenn er nun stirbt, so nimmt weder Kaiphas noch Pilatus, weder die Welt, noch der Fürst dieser Welt, der des Todes Gewalt hat, sein Leben von ihm, sondern er läßt es von ihm selber, indem er zuerst 186 Evangelium Johannis 10, 19——30. denen, die ihn tödten- wollen, nicht widersteht (Jak. 5, 6), und dann beim wirklichen Sterben seines, dem Tode nicht unterworfenen Lebens sich begiebt (Kap. 19, ZU; Luk. 23, 46); diese Macht dagegen thut er kund, indem weder Hölle und Grab im Tode ihn zurückhalten, noch des Grabes Siegel und des Landpflegers Wächter bei der Auferstehung ihn auf- halten können. Dem Vater ge enüber weiß der Sohn allerdings sich gebunden, ge unden durch das von ihm empfangene Gebot; aber auch der Gehorsam, mit welchem er aus das Gebot eingeht, ist ein durch- aus freiwilliger, in Liebe an des Vaters Willen sich hingebender, und darum» ist des Vaters Liebe sein Lohn. 19. Da ward aber [d. i· abermal, wie schon is! Kctps 9, 161 eine Zwietracht unter den [bei der Verhandlung seit Kap. 9, 35 gegenwärtigen] Juden nber diesen Worten [die Jesus zu ihnen redete]. 20. Viele [d. i. die mehresten] Unter ihnen sprachen sihre schon mehrmals erhobene Beschul- digung Kap. 7, 20; 8, 48 und 52 wiederholend]: Er hat den Teufel [ist von einem Dämon be- sessen] und ist sm Folge dessen] unsinnig sdaß er so verrücktes Zeug vorbringt]; was horet ihr ihm zu? [wir wollen lieber ihn laufen lassen und uns nicht weiter um ihn bekümmern.] « 21. Die andern svon dem guten Geiste, der ans ihm redete, tiefer als je ergriffen] sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen swie man aus seinem Munde sie vernimmt, und zu solchem Zeugnis; der Worte für ihn kommt auch das Zeugniß der Werke, wie wir eben erst wieder eins vor Augen gesehen, hinzu]; kann der Teufel sder eurer Meinung nach ihn in Besitz genommen hat] auch der Blinden Augen aufthun? Die Worte Jesu waren so unbeschreiblich einfach, und doch so hoch, daß wohl allen schwindelte, indem er sie so hoch emportragen wollte. Viele glaubten nun geradezu Unsinn indiesen Reden zu finden: ,,er hat einen· Dämon, er raset! was verliert ir noch Zeit damit, ihn anzuhören?« hieß es in dieser ruppe. Die Freunde Jesu da e en sagten: »diese Worte sind nicht Worte eines Vesiessenewz doch waren sie wohl selber dem Verständniß derselben noch kaum gewachsen, jedenfalls aber hätten sie sich vergebens bemüht, solchen Gegnern solche Worte zu erklären. Daher kommen sie am liebsten auf eine That Jesu zurück, deren beglau- bigende Kraft auch jene nicht leugnen können, indem sie fragen: ,,kann auch ein Dämon der Blinden Augen aufthun?« Es ist, als hätten sie sagen wollen: das Geschäft der Dämonen ist ein ganz entgegengesetztes; sie verschließen die Augen der Blinden fort ·und fort. (P. Lange.) Die Worte: »was höretnhr ihm zu?« zeigen, mit welcher Unruhe die feindselige Partei den günstigen Eindruck beobachtet, welchen die Reden Jesu auf die Gutgesinnten machen. Die Antwort der leh- teren enthält zwei neben einander gestellte Sätze: der erste ist der unmittelbare Ausdruck ihrer Erfahrung; der zweite, welcher mit dem ersten durch »und über- dies« verbunden sein könnte, ist hinzu-gefügt mit Rücksicht auf die Gegner, auf welche die orte Jesu nicht denselben Eindruck gemacht hatten. So scheiden sich in dem weiten Umfang der Theokratie immer mehr die Schase Jesu (V.3)·von der Masse der ganzen Heerde; an die Stelle desun Kap. 8 vorherrschenden Themas: Jch und ihr, tritt immer mehr das, welches die neue Sachlage in sich faßt: Jch und die Meinen. o et. c. v. 22 —42. (§. 81.) Yieden Jesu am xiirchweihfeft und Ziiüclizitg von Jerusalem. 22. Es war aber sann andern Tage nach der eben mitgetheilten Verhandlung] Kirchweihe sdas Fest zum Angedenken an die Erneuerung des Altarsund die Reinigung des Tempels, das im J. 165 v. Chr. von Judas Maccabäus ge- stiftet worden war und mit dem 25. Chislev, entsprechend etwa unserm Dezember, begann I. Maca 4, 36 sf.] zu Jerusalem, und war Winter swo man wegen der Regengüsse nicht unter freiem Himmel zubringen kann, wie sonst Esra 10, 13]. 23. Und Jesus saus dem eben angeführten Grunde] wandelte im [äußeren] Tempel [-Vorhof auf- und abgehend] in der [an der Ostseite ge- legenen Matth. 4, 7 Anm.] Halle Salomonis [wartend, bis ihm wieder eine Gelegenheit zu einem Selbstzeugniß sich darbieten würde] Der Abschnitt beginnt dem Grundtext gemäß mit den Worten: »Es. ward aber Kirchweihe zu Jerusa- lem«; das berechtigt uns zu der Annahme, daß es hier sich um den ersten Ta des achttägigen Festes handelt, und dieser fiel im J. 9 n. Chr. auf den 20. Dezbr. Nun hatte nach unsrer Berechnung die Blindenheilung in Kap. 9, 1 ff. Sonnabends den 17. Dezember statt- gefunden; wohl erst am andern Tage ereignete sich die Untersuchung von Seiten der Pharisäer in Kap. 9, 13 ss., am dritten Tage dann fiel das in Kap. 9, 35 — 10, 21 vor, und nun kommt mit Dienstag dem 20. Dezember das Fest herbei, für welches der HErr auf den Austrag der Sache, die nun schon seit drei vollen Tagen Gegenstand der Verhandlung gewesen, aber noch nicht zu einer Entscheidung geführt hat, wartet, ehe er Jerusalem wieder verläßt. Jm Folgenden fügt es sich so, daß »der Sohn Davids, der ewige Salomo, in der Halle Salomonis, der einzigen vom Salomonischen Bau noch übrigen Ruine, von denen umringt wird, die damit umgehen, diesen Tempel ab- zubrechen (Kap.2, 19), inwelchem allein die Ewigkeit des von Salomo erbauten Hauses (l. Kön 8, 13) ge- legen ist. Und es war Winter — Winter draußen, Winter in den Herzen der Juden; ihnen war der Winter leider nicht vergangen« (Hohel. 2, l1.) 24. Da umringeten ihn die Juden sin leiden- schaftlicher Erregung auf ihn einstiirmend] nnd sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsre Seelen aus [wörtlich: hebst sie in die Höhe, wie der Wind das Meer, daß sich seine Wellen bäumen und übereinander schlagen, s. v. a. ver- setzest sie in solche Aufregung und Spannung]? bist du Christus swofiir nach deinem ganzen Auf- treten du dich auszugeben scheinest], so sage es uns frei smit einer kurzen, runden Selbsterklärung] heraus« sohne fernerhin dich in Ausfprüchen zu Abermalige Zwietracht unter den Juden. Rede Jesu am Kirchweihfesh , f» , ergehen, die uns nicht zur rechten Klarheit über dich kommen lass.en]. 25. Jesus antwortete ihnen: Jch habees euch lwenn auch auf mittelbare Weise, doch klar und unzweideutig genug] gesagt [daß ich’s sei, vgl. -Kap. 8, 24 ff.], und ihr glaubet [doch] nicht smeiiiem Selbstzeugniß, sondern lehiit es als unzu- verlässig, ja geradezu unwahr, ab 8, 13 f. Und nun kommt zu meinem Selbstzeugniß noch ein anderes] Die Werke, die ich thiie in meines Vaters Namen, die zeugen von mir [Kap. 5,361. 26. Aber sobgleich etliche unter euch selber die Beweiskraft dieses Zeugnisses euch entgegen- halten 9, 16; 10, 21] ihr sdieihr die Mehrzahl bildet und die Andern mit eurer Mehrzahl unter- drückt] glaubet sauch diesem weiteren Zeugniß gegenüber] nicht [Und da liegt offenbar die Schuld, warum ihr nicht zur Erkenntniß der Wahrheit kommet, an euch selbst]; denn ihr seid meine Schafe nicht skeine Leute, die ich zu meinen Schafen zählen könnte], als ich euch sgestern erst, da ich meine Schafe so bestimmt von szeuch unter- schied V. 1 ff.] gesagt habe« « 27. [Und nun beweiset ihr es heute selber mit eurem ganzen Verhalten, daß ich euch nicht Unrecht thue, wenn ich euch nicht zu meinen Schafen rechne.] Denn meine Schafe hören meine Stimme swährend euch mein Wort für gar nichts gilt, im Gegentheil ihr es als lauter Lug und Trug behandelt], und ich [meinerseits] kenne sie [wohl, die sich als die meine Stimme hörenden Schafe meiner Heerde von euch inner- lich scheiden, rufe ihnen mit Namen und führe sie von euch aus V. 3],. und sie folgen mir sauf die Trift, da ich vor ihnen hin gehe V. 4]. 28. Und ich gebe ihnen smittelst der Weide, die sie auf grüner Aue bei mir finden] das ewige Leben sdas schon jetzt in ihrem Herzen seinen seligen Anfang nimmt, einst aber sich herrlich vollendet Kap. Z, 15; b, 24]; und sie werden nimmermehr [wörtlich: in Ewig- keit nicht] umkommen, und niemand svon denen, die das allerdings mit Aufbietung aller ihrer Kräfte versucheiq wird sie mir aus mei- ner Hand reißensktr 29. Der Vater, der sie mir gegeben bat [Kap. S, 37; 17, e. g. 11 f. 24], ist größer [vgl. Matth 12, 6], denn alles swas es von Mächten in der sichtbaren und unsicht- baren Welt giebt Röm. 8, 38 f.]; und nie- mand kann sie [darum, wäre er Andern gegen- über auch noch so gewaltig und schrecklich] aus meines Vaters Hand reißen. 30. sWenn aber nicht aus meines Vaters Hand, dann auch nicht aus meiner Hand :] Jch und der Vater sind Einss [so daß, wer 187 unter meinem Schutz sich befindet- auch unter dem des Vaters steht Kap. 16, 15; 17, 105 Such. 11, 13; 13, 7]. «) Daß die Juden Jesuni uniringen, ist charakte- ristisch für ihre andringende Leidenschaftlichkeih er soll und muß ihnen Rede stehen, die Sachemuß endlich zu einein Abschluß geführt werden, und sie wollen ihn nicht fortlassen, bis dies Resultat erreicht ist. Auf der einen Seite mußte es ihnen sehr schwer werden- Christo ganz zu entsagen; »in ihm war ihnen ihre liebste Hoffnung, die Seele ihres Volkslebens (Kap. 19, 15; Matth. 27, 22) ganz nahe gekommen, gaben sie Christum auf, so rückte aiich die ersehnte Weltherr- schaft in weite Ferne. Wahrend sie»nun aber ncich dieser Seite hin angezogen wurden, fuhlten sie sich nach einer andern um so lebhafter abgestoßem Wie- dergeburt, Absagen alles dessen, was sie hatten, das war die ungeheure Aufgabe, die Ja an sie gestellt wurde; wandten sie sich zu. Christo, so war·all ihr Wissen eitel, alles, worauf sie stolz waren, eine Er- bärmlichkeit (Hengstenberg.) Sie fahlen, daß kein Mensch je dem messianischen Ideal so» nahe gekommen ist, als dieser: wenn er sich willig zeigt, diefRolle des Messias in ihrem Sinne und ganz durchznspielem das Land von der römischen Gewalt zu saubern, wie Judas Maecabäus einst den» Tempel von der»Eiit- weihung durch die Syrer gereinigt hat, so sind sie be- reit, ihm zuzujauchzem und zwar sogleich bei diesem Fest; wo nicht, so soll er einmalfrei herausreden und bekennen, daß er nicht der Messias sei, damit jeder- manii wisse, woran man sei. (Godet.) »Es) Obwohl ihnen Jesus antwortet, er habe es ihnen gesagt, so ist doch allerdings wahr, daß er es so frei offen ihnen nicht gesagt hat; denn so kurzweg wie am-Jakobsbrunnen (Kap. 4, 26), hatte er sich in Jerusalem nie bezeugt. Aber dennoch ausreichend genug, daß sie wissen konnten, er sei es, daß es ihnen möglich, selbst zu bekennen: »du bist· Christus, du· bist der Sohn Gottes«- Und wenn niemals, so jetzt; denn wäre die Antwort: ,,ich hab’ es euch gesagt« nicht bejahend gemeint, so könnte er nicht die Forde- rung des Glau ens anschließen. (Luthardt.) Er hatte sozusagen ihnen seinen Titel vorbuchstabirh so daß sie, wenn sie glauben wollten, ihn nur selber» aussprechen durften. (Godet.) Aber der HErr weiß, daß die Juden, indem sie als Ausschlag gebenden Stutzpunkt für ihren Glauben eine Erklärung aus seinem eigenen Munde verlangen, gleichwohl einem jeden von 1hni gefprochenen Worte den Glauben versagen;· daruin geht er von dem Zeugniß seines Wortes sogleich uber zu dem seiner Werke, die er im Namen seines Vaters thut. Doch auch das lassen sie nicht gelten, weil sie nicht seiner Schafe sind, d. h. nicht zur Zahl der- jenigen ehören, die sich von dein Zuge des Vaters zu dem ohne führen lassen (6, 44). Auih das· hat er ihnen bereits gesagt; denn« indem er so· bestimmt wie es in V. 3-—5. 14—l6 geschieht, von seinen eige- nen Schasen redet und beschreibt, wie diese sichzu ihin verhalten, ist ja deutlich genug gesagt, daß sie« nicht aus deren Zahl seien, ihr Verhalten selbst beweist es. (v. Bürger) « dir) Den drei Gliedern in der Schilderung des innigen Verhältnisses, wie es zwischen Christo und seinen Schafen besteht, entsprechen die drei Glieder in der Schilderung der Wohltha.en, welche der gute Hirte ihnen ertheilt: a) sie hören meine Stimme, b) ich kenne sie, c) sie folgen mir nach —- a) ich gebe ihnen das ewige Leben, b) sie werden in Ewigkeit nicht umkommen, c) niemand wird sie niir aus meiner zu wollen. (Ebrard.) 188 Evangelium Johannis 10, 31——34. Hand reißen. Die seine Stimme hören, denen giebt er das ewige Leben; die er kennt, läßt er nimmer- mehr umkommen; die ihm folgen, darf niemand aus seiner Hand reißen. (Besser.) Jn zweimal drei Sätzen beschreibt der HErr vorerst das Liebesver- hältniß, in dem er zu seinen Schafen steht: das Hören seiner Stimme ist das Erste, was er von ihnen aussagtz nicht das äußere Vernehmen mit dem Ohr ist gemeint, sondern die geistliche Empfänglichkeit für sein Wort, diese aber istvorhanden bei denen, die der Vater ihm gegeben hat. Jch kenne sie, das ist das Zweite; sein Kennen aber ist ein liebendes Erkennen der Schafe als seines Eigenthums, er kennt sie als die er angenommen hat und die sein sind. Sie folgen mir, ist das Dritte; denn dem liebenden Zusammen- schlusse mit dem HErrn und des HErrn mit ihnen, wie die zwei ersten Glieder ihn beschreibem kann der Gehorsam nicht fehlen, in dem der Glaube sich be- thätigt, die nothwendige und unausbleibliche Wirkung der vertrauenden Hingabe an den HErrn. Diesem Verhältniß nun entspricht der dreifache Gewinn, den sie von dem durch den Glauben geknüpften Bund der Liebe mit dem HErrn haben. (v. Burger.) Das ewige Leben ist die nächste Frucht des Glaubens, im Grunde bereits das gesammte Heilsgut, wie auch Glaube bereits im Grunde das gesammte Heilsver- hältniß und Heilsverhalten benennt. (Luthardt.) Jesus ist nicht blos Wegweiser, er ist selbst Geber, Ertheiler des ewigen Lebens; es kann sich’s Keiner nehmen, wenn er es nicht von Jesu empfängt. (Heubn·er.) Das Umkomm en scheint einerlei mit dem Entrissenwerden, aber es ist doch schied: jenes zeigt mehr die innere Gefahr des Ver- ivrens oder Sichverlaufens durch eigene Schuld, und dieses die von außen drohende Gewalt an. (Stier.) Hinter dem «sie werden nimmermehr umkommen« liegt eine schwere Drohung an die Juden verborgen: ihr» werdet umkommen in Ewigkeit, weil ihr nicht meiner Schafe seid! (Hengstenberg·) Bei dem ,,nie- mand kann sie aus meiner Hand reißen« richtet sich die Aufmerksamkeit des HErrn auf das arme, kleine Häuflein seiner Jünger; im Voraus weist er mit dem Cherubsschwerte als machtlos und vergeblich jeden Versuch der Feinde ab, ihm diese Lämmer entreißen Die Erklärung Jesu, welche im höchsten Sinne giltig ist für alle Menschen und alle Zeiten, war in diesem Falle, der sie veranlaßte, einer zwiefachen Anwendung fähig, je nachdem sie aufge- nommen wurde. Zunächst konnten die Juden darin die Versicherung finden, sie dürften sich mit dem Volke wohl der Hand Jesu anvertrauen gegen die Hand der Römer (Kap. H, 47-f.); würden sie sich ihm über- lassen, so bringe er sie in den Schutz des Vaters und garantire ihnen ewiges Leben 1ind ewige Sicherheit. Wofern sie aber im Mißtrauen gegen ihn beharren und sogar selber versuchen wollten, ihm feindselig das Volk zu entreißen, sollten sie wissen, daß es ihnen nie gelingen würde, ihm seine eigentliche Heerde im Volk abwendig zu machen und zu entreißen. (P. Lange.) Es liegt in Christi Worten die Versicherung für die Gläubigen auch gegen ihre eigene verderbte Natur, die mit zu dem, Gott und den Seinigen feindseligen Reiche der Finsterniß gehört: alle, die an ihn glauben, sollen im Glauben der Gewißheit froh werden, daß sie nach Gottes unwandelbarem Rathschluß Erben des ewigen Lebens sind. (v. Gerlach.) Gewiß unsrer Seligkeit sind. wir, die wir dieselbi e gegründet wissen in der Hand Christi; die sie aber suchen bei den Hei- ligen oder in ihren eigenen Werken, die mögen »zu- sehen, was sie für eine Gewißheit haben— die meisten ein Unter-. zweifeln, etliche verzweifelm (Lyser.) Die Kirchez welche jene Zweifel an der Gnade zum Gesetz macht (vgl. Tridentinisches Concil in der VI. Sitzung, Kcip· 9), veranlaßt uns dadurch zu der Vermuthung, sie wolle in ihren Gläubi en eine gewisse Scheu vor der Annahme des Zeugnis es des heil· Geistes erhalten, damit nicht durch das Aufhören des Zweifels eine zu große innere Freiheit und Selbstständigkeit erwachez es soll, so scheintes fast, der Christ nie zu der Mun- digkeit gelangen, in welcher er sich etwa der mannig- faltigen und stets wiederholten Hilfsmittel der Kirche nicht mehr bedürftig und allzu unabhängig fühlen. möchte. (Thiersch.) Zum dritten Mal erklärt Jesus in sachlicher Weise, daß er Christus sei; denn ist da, wo des Soh- nes Hand, zugleich des Vaters Hand, so ist in Jesu die Weissagung (Mal. 5, Z) erfüllt von dem Hirten, welcher steht und weidet in der Kraft Jehova’s, in der Majestät des Namens des HErrn seines Gottes. Als einen Mann, in welchem Jehova gegenwärtig sei, hat die Weissagung den Messias gezeichnet "Uns Heu- tigen liegt die Frage nahe, ob es denn, wenn Jesus sachlich seine Niessianität immerfort aussprach, der Mühe werth gewesen, den Namen Messias so sorg- fältig zu meiden; wer sich aber vergegenwärtigt, daß für seine Zeitgenossen mit dem Messiasnamen eine Welt von irdischen Vorstellungen, sogar revolutionären Zornesaufwallungen verknüpft war, muß in Jesu Ver- fahren hohe Weisheit erkennen. Nur indem er den Juden nicht zuließ, ihre fleischliche Karikatur der Prophetie auf ihn,anzuwenden, konnte er der Erkennt- niß, daß die Verheißung in ihrem wirklichen Sinne in seiner Person erfüllt sei, die Bahn brechen. (Geß.) Jesus stand vor den Juden als des Menschen Sohn; die Behauptung, daß niemand die Seinen aus seiner Hand zu reißen vermöge, konnte ihnen als lächerliche Anmaßung erscheinen, er weist sie also auf eine aner- kannte Macht hin, die hinter der seinigen steht, auf die seines Vaters. Dieser hat ihm die Schafe gegeben, und muß sie ihm auch bewahren: sie aus seiner Hand reißen wollen, hieße den Kampf gegen die göttliche Allmacht unternehmen. (Hengstenberg·) Nachdem Gott Christo die Schafe gegeben, läßt er sie damit nicht aus seiner Hand, nicht aus seiner Obhut und Führung; diese fortgesetzte göttliche Obhut aber ist nun eben nichts anders als die Obhut Christi, sofern nämlich der Vater in dem Sohne ist und wirkt (V. 37 f.) und daher dieser, als Organ und Träger« der göttlichen Thätigkeit bei Ausführung des messin- nischen Werks, nicht geschieden von Gott, nicht ein Zweites außer und neben Gott ist, sondern nach dem Wesen jener Gemeinschaft Eins mit Gott(1. Cor.3,8). Gottes Hand ist daher seine Hand in der Vollzie- hung sdes Werks, bei welchem er Gottes Macht, Liebe u. s. w. handhabt, und die Einheit ist somit die der dhnamischen Gemeinschaft, d. i. die Einheit des Wir- kens zur Ausfii rung des messianischen Heilsrath- schlusses, wonach er Vater in dem Sohne waltet, so daß der Vater handelt in dem, was der Sohn thut, und doch größer ist als der Sohn (Kap.14, 28), weil er ihn beauftragt, geweiht und gesandt hat. (Meyer.) Jst nun aber schon für diese dynamische Genieinschast die Wesenseinheit mit dem Vater die nothwendige Voraussetzung, da Gott nicht seine ganze, volle Macht und Thätigkeit in Christo entfalten könnte, wenn dieser nur ein geschöpfliches Wesen wäre, so kommt noch weiter in Betracht, daß der Jnhalt von V· 27——29 ja hauptsächlich auf die demnächst bevorstehende Zu- kunft sich bezieht, wo des Menschen Sohn verklärt sein wird bei dem Vater mit der Klarheit, die er bei ihm hatte, ehe die Welt war; und so kommt zu den ver- schiedenen Selbstzeugnissen Jesu von seiner Wesens- einheit mit dem Vater, die er vor diesen ungläubigen Juden bisher schon abgelegt hat (vgl. besonders Kap. 8, 58), hier ein neues hinzu. Hätte der HErr mit dem Wort: ,,ich und der Vater sind Eins« nicht be- stimmt und unzweideutig das sagen können und sagen wollen: ,,ich und der Vater, obwohl zwei Personen, sind doch eines und desselben Wesens«, so daß eben- sowohl der Sabellianismus, der die Unterschiedlichkeit der göttlichen Personen leugnet, als der Arianismus, der ihre Wesenseinheit in Abrede stellt, ausgeschlossen wird, so hätte er angesichts dessen, wie die Juden sein Selbstzeugniß hernach verstehen (V. 31 u. 33) und auch nicht anders verstehen konnten, und angesichts des ebenso in seiner Kirche allezeit nnd allerwärts zur Norm erhobenen Verständnisses sich eines solchen Aus- drucks, womit er die volle Theilnahme an der Gottheit in Anspruch nimmt, nicht bedienen dürfen. Die ganze christliche Religion, sagt Quesnel, ·ist zuletzt auf diesen unerschütterlichen Grund aufgebaut, daß Der, welcher es unternommen hat, uns zu retten und zu Gott zu führen, gleicher Gott ist mit seinem Vater, obgleich er als Person wirklich von der seines Vaters verschieden ist. Stellen, wie die in Kap.17,11u.21 f., wo das Einssein auf das Verhältniß esu zu »den Gläubigen angewendet wird, dürfen, wi Hengstenberg bemerkt, nicht dazu benutzt werden, die Einheit zwischen Christo und dem Vater ihres tieferen Gehaltes zu entleeren; denn aus der Unvollkommenheit des Ab- bildes, bei dem übrigens auch mehr ist als eine bloße Uebereinstimmung, die Einheit vielmehr ihren realen Grund in der gemeinsamen Theilnahme an dem heil. Geiste hat, darf man nicht auf die gleiche Unvoll- kommenheit des Urbildes schließen, sonst würde auchsp aus Matth. 5, 48 folgen, daß Gottes Vollkommenheit nur eine relative sei. z 31. Da huben die Juden abermal swie in Katz· 8, 591 Steine auf [in dem Vorhof und trugen sie nach der Halle V. 23], daß sie ihn steinigten [3. Mos. 24, 15 f.]. , . 32. Jesus [in Beziehung auf solches Vor- haben] antwortete ihnen: Viel guter Werke [d· i. viele Wohlthaten] habe ieheuch erzeiget von mei- nem Vater [richtiger: viele schöne, tresfliche oder ausgezeichnet gute Werke habe ich euch, seit ich das erste Mal hier gewesen bin Kp. 2, 23., gezeigt, sie euch sehen lassen von meinem Vater, welcher in mir ist und von welchem sie durch mich ausgehen Kap. 5, 1 ff.; 9, I ff.]; um welches unter denselben steiniget ihr mtch szeiget mir doch dasjenige unter denselben, um dessentwillen ihr Steine zu meiner Steinigung zusammentrageh und laßt mich sehen, wie es aus- siehet]? - 33. Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um des guten Werks wtllen ssei es das eine oder das andere von denen, die du gethan hast] stei- nigcn wir dtch nicht swenn wir uns anschicken, das Gesetzesrecht der Gemeinde an dir zu voll- strecken], sondern um der Gotteslästerung willen [die du, gleichwie schon früher Kp. 5, is; »8, 52ff., so jetzt wieder begangen], nnd szwar damit be- Ich-und der Vater sind Eins« Die-Juden heben Steine-wider Jesum-»a1ts. 189 gangens daß du ein Mensch bist Und machst sgleichwohls dtch selbst einen Gott lzu einem gott- gleichen Wesen, indem du sprichst: ,,ich und der Vater sind Eins«]. Jesus antwortet nicht auf eine Frage oder Gegen- rede der Juden, sondern auf die Vorkehrungen, die er sie treffen sieht. Gezeigt hat er ihnen viele gute Werke, indem er sie ihnen vor die Augen stellte, damit sie aus ihnen sich entnehmen sollten, was ihr Zweck, was sie anzuzeigen bestimmt waren; von seinen: Vater hat er sie gezeigt, denn im Vater haben sie ihren Ursprung und von dem Verhältnis; des Sohnes zu dem Vater geben sie Zeugniß, weil sie Werke ans Gott sind. Um welcherlei Werk unter diesen willen steinigt ihr mich? fragt der HErr, indem er auf die Beschaffenheit hinweist, die ein Werk haben muß, um solches Verfahren zu begründen, so daß man den Satz theilen könnte: wie beschaffen ist denn dasjenige Wert unter jenen vielen, um welches willen ihr mich steiuigtsi 'Jhr steinigt mich, sagt er, indem er die Absicht siir die That nimmt; und die Juden sehen die "Sache ebenso an, wenn sie in ihrer Antwort sagen: »Um Gotteslästerung willen steinigen wir dich.« Dennoch macht die ruhige.Entgegnung des HErrn auf sie solchen Eindruck, daß sie in ihren Vorbereitungen einstweilen inne halten und auf ihn hören. (v. Burgen) Dies Mal verbirgt sich Jesus nicht, wie in Kap. 8, 59., sondern bewirkt durch eine Fra e an seine Gegner, daß sie fiirsjetzt die Steine fa en lassen. (Godet.) Der Sinn seines Worts aber soll seine Aussage be- weisen, daß er Eins sei mit dem Vater, darum näm- lich, weil seine Werke sich als lauter Himmelswiv kungen aus dem Vater bewiesen haben. (P. Lange.) Es ist, als spräche er: Sage ich· denn·blos,· daß ich Eins bin- mit meinem Vater? wirke tch nicht auch vom Vater her? habe ich nicht Werke, viele Werke euch sehen lassen, die der Vater mir gegeben und selber gethan hat, weil er in mir wohnet? und sind es denn andere als gute, des Vaters würdige Werke, die ich euch gezeigt habe? welches von· allen meinen Werken achtet ihr denn Werth, inich darum zu steinigen? (Besser.) Sein Wort behandelt die Stei- nignng, als wäre sie schon vollbracht, und drückt nun die willige Ergebung auch darein aus, als wäre er’s zufrieden, wenn’s so des Vaters Wille wäre; nur wolle-er zuvor noch wissen, warum? welches dieser meiner Werke, die ich euch gezeigt habe, ist denn so beschaffen, daß es eurer Meinung nach die Steinigung verdient? Er denkt nicht daran, daß er jetzt auch ein Werk thun, könne, sich selber zu helfen: ,,ich lasse mein Leben«, hatte er zuvor gesagt, und bestätigt es nun. (Stier.) Die ganze Situation zeigt im Vergleich mit der früheren einen großen Unterschied: dort ist auf Seiten der Juden größere Leidenschaft als hier, ent- sprechend dem verschiedenen Charakter jenes und dieses Abschnitts; aber hier ist in der größeren Ruhe größere Bestimmtheit, die leidenschaftslosere Ruhe erlaubt ihnen, trotz der Entschiedenheit ihrer Stimmung und Gesinnung, mit Jesu noch Worte zu wechseln.· Jhre Entschiedenheit aber zeigt sich darin, daß sie sich durch Jesu Vertheidigung nicht irre machen lassen, sondern nachdem er ausgeredet hat, in V. 39 mit noch mehr Bedacht und in förmlichem Gerichtsverfahren gegen ihn einzuschreiten gedenken. (Luthardt.) 34. Jesus [sie aus der Schrift zu überfüh- ren, daß sie gar kein Recht hätten, ihn lediglich aus dem Grunde, weil er als ein Mensch vor l90 ihnen stehe, darüber der Gotteslästerung anzu- klagen, daß er göttliche Würde für sich in An- spruch nehme, gleich als dürfe es nie und unter keinerlei Verhältnissen geschehen, daß ein Mensch auf Gottes Boden sich stelle und ein Einsseiii mit ihm von sich aussages antwortete ihnen:- Stehet nicht geschrieben in eurem Gesetz sund zwar näher in Pf. 82, 6]: Jch [der HErr] habe sin Beziehung auf eu·ch Richter und Amtleute in meinem Volk] gesagt, ihr seid Gbtter [und allzu- mal Kinder des Höchstem als ich zu eurem Amte euch bestellete]? 35. So lnun] erst« [Gott in diesem Psalm- work] die [-jenigen Personen] Götter nennt, zu welchen. das WortGottes geschah swelche durch eine in der Zeit ergangene göttliche Wcllenser- klärung ausdrücklich mit diesem Namen belehnt worden sind, als die einen Theil seines Amts und darum auch einen Theil seiner Ehrean sich tragen 2. Mos. 21, S; 22, 8 f- 28], Und die Schrift sderen einzelne Theile mit einander ein einheitliches, geschlossenes Ganze bilden] kann doch swie ihr selber zugesteht] nicht gebrochen werden sdaß man dürfte sagen, ein Ausspruch an der einen Stelle habe darum keine Giltigkeit, weil ihm ein Ausspruch an einer andern Stelle ent- gegenstehe, der mehr gelte, sondern vielmehr muß der eine Ausspruch soviel gelten, als der andere, und darum ein jeder i Zusammenhange mit den andern aufgefaßt und die Giltigkeit des einen durch die des andern näher bestimmt werden]: Bis. Sprecht ihr denn [die ihr doch gewiß der Auctorität der Schrift nicht über-, sondern untergeordnete Leute seid] zu dem, »den der Vater [schon im Himmel, als er noch bei ihm war Kap. l, 1 f.] geheiliget [zum Amte des Messias ausgesondert Jer. I, b; Gal. l, 15; Luk.4,34] und sdann zur Ausrichtung solchen Amtes] in die Welt gesandt hat: Du liisterst Gott, darum, das;- ich smittels des in V. 30 gethanen» Ausspruchs] sage, ich bin Gottes Sohns lgleich als könnte so etwas ohne Gotteslästerung gar nicht ausgesprochen werden]? 37. lJhr solltet vielmehr, statt um solchen Selbstzeugnisses willen Steine wider mich aufzu- heben, prüfen, ob dem Selbstzeugniß meines Mundes auch ein Selbstzeugniß meiner Werke eutspreche und jenes durch dieses bestätiget werde; und für diese Prüfung gebe ich denn ganz dem mich preis, was sich dabei herausstellt] Thn ich nicht die Werke meines Vaters lmit welchem Eins zu sein ich behauptet habe], so glaubet mir nicht sdenn allerdings kann da nicht eine Einheit des Wesens und Wollens vorhanden sein, wo die Ein- heit des Wirkens fehlt]. 38. Thn ich sie aber fund daß ich sie thue, Evangelium Johannis 10, 35——»39. habt ihr bereits vorhin zugestanden, als ich die Frage in V· 32 an euch richtete und ihr keinem meiner Werke die Eigenschaft der Güte und Vor- trefflichkeit streitig machen konntet], glaubet doch den Werken [dem in ihnen enthaltenen Zeugniß Kap. 5, 36], wollt ihr mir [nach dem in Kap. 8, 13 geltend gemachten Grundsatz] nicht glauben [vgl. Kap. 5, 31 mit 8, 14], auf daß iyr erkennet und glaubet [der erlangten Erkenntnsß gemäß auch anerkennt], daß der Vater in mir ist und tch in ihmH sbin V. 30]. V) Die Beweisführung Jesu, bei der er ohne Weiteres in die Schrift hineingreist und voraussetztz die Zuhörer werden die Stelle sogleich vollständig im Geiste gegenwärtig haben und von selber wissen, um was es sich dort handelt und in welchem Zusammen- hange die einzelnen Sätze stehen, läßt deutlich erken- nen, daß die Ge»ner, mit denen er verhandelt, kein wüthendey roher olkshaufe waren, sondern eben ans Pharisäern und Schriftgelehrten bestanden. sit) Der Name »Gesetz« eignete ursprünglich nur den Büchern Mosis; er wurde aber auch auf die übri- gen Bücher des alten Testaments übertragen, weil diese die normative Bedeutung mit ihm theilen (2. Tim. Z, 16 f.), für israelitisches Denken und Leben dieselbe Gesetzeskraft ü"bten, und gleichwie bei Johan- nes (12, 34; 15, 25), werden auch bei Paulus in Röm. Z, 10——19 besonders Ausspriiche aus den Psal- men als Aussprüche des Gesetzes behandelt. In ,,eurem« Gesetze, so sagt der HErr mitBeziehung da- rauf, daß feine Ge ner ja die verbindliche Kraft und göttliche Auctorität er Schrift vollständig anerkannten, vgl. Katz. s, 17; und auch er selber, indem er sie gel- tend macht, erkennt sie allseitig an und betrachtet sie als von Gott eingegeben. Ebenso macht er keinen Unterschied zwischen wichtigeren und gleichgiltigeren Aussprüchem zwischen mehr oder weniger heiligen Bücherm denn gerade hier beruft er sich nichtauf eine eigentliche Grund- oder Wesenslehre, sondern mehr auf eine Nebensachh auf eine bloße Ausdruck-weise, und gerade hier bezieht er das »die Schrift kann nicht ge- rochen werden« nicht auf eine Schrift Mosis und der Propheten, sondern auf eine Schriftgattung, bei wel- cher der Natur der Sache nach das Subjektive vor- waltet und die Poesie sich geltend macht. THE) Der griech. Grundtext läßt sich auch so ver- stehen, daß man das ,,nennt« auf das Gesetz bezieht und also zu übersetzen hätte: es, wie Luther auch wirklich in den Ausgaben des neuen Testaments von 1530—44 gefchrieben hat: »So es die Götter nennet«; in den Ausgaben der ganzen Bibel dagegen, hat er gewöhnlich: So ,,er« die Götter nennet, während in der letzten Original-Ausgabe wieder, gleichwie in den Ausgaben des neuen Testaments von 1521—27 steht: So ,,ihr« die Götter nennt, was vielleicht auf einem bloßen Druckfehler beruht, da man damals schrieb: ,,jr«. Unsre jetzige Lesartt ,,er« bezieht das »nennet« auf Gott, was dem Grundtext nach sehr wohl zulässig ist; jedoch ist diese Riickbeziehung auf das ,,ich habe gesagt« in V. 34 weniger bequem, als die Vorwärts- eziehung auf das »und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden«, daher die Lesart,,es« vorzuziehen sein möchte s) Daß Jesus, obgleich er ein Mensch sei, sich dennoch zu Gott mache, ist seine angebliche Gottes- lästerungx dem hält er denn entgegen, daß ja die Schrift selbst von Menschen, an welche das Wort fgVerhandlung Jesu mit dengsgudensptvegengdIihm schuldgegebenen Gotteksästerunkp 191 Gottes ergangen sei, sage: ,,ihr seid Götter«. Gottes- lästerung kann das nicht sein, denn ihr Gesetz lästert doch Gott nicht; wenn aber jener Name Menschen gegeben werden konnte, die blos einen Auftrag, einen Beruf von Gott empfangen haben im Laufe ihres Lebens, wie viel mehr und noch ganz anders muß der Name ,,Sohn Gottes« Dem gebühren, den Gott per- sönlich, und noch ehe er ihn sandte, ausgesondert und zu seinem Dienst eheiligt, und dann in die Welt ge- sandt h ! Der ame, der jenen kraft ihres zeit- weiligen Berufs gebührt, muß demnach diesem zustehen vermöge seiner sonderlichen, von Gott geheiligten Per- sönlichkeit; von einer Gotteslästerung ann hier nicht die Rede sein. (v. Bürger) Wenn das Gesetz, so schließt Jesus, vom Niederen zum Höheren aufsteigend (vgl. Kap. 7, 23), schon diejenigen Götter nennt, welche durch eine in der Zeit ergangene göttliche Willenserklärung mit diesem Namen belehnt sind, so kann es doch keine Gotteslästerung sein, wenn der- jenige sich Gottes Sohn nennt, den nicht blos ein diesseitiges Gotteswort zu dem oder jenem irdischen Amte nach Gottes Bilde berufen, sondern der mit seinem ganzen Leben einem Werke dient, zu welchem ihn der Vater, schon als er in die Welt eintrat, ge- heiligt hat. Bei dem Worte »geheiligt« erinnert man sich daran, daß, die im Psalm ,,Götter« heißen, wegen der Unheiligkeit ihres Verhaltens gerügt werden: der Name kommt ihnen weder ursprünglich zu, noch zeigen sie sich sittlich seiner würdig; mit dem «geheiligt und gesandt hat« setzt Jesus ihrer diesseits begonnenen Gottessohnschaft seine vorzeitliche entgegen. (Deli»tzsch.) Offenbar beziehtsich der Ausdruck »in die Welt senden« aus eine dem irdischen Dasein Jesa vorangehende That- sache und bezeichnet seine göttliche Bestimmung zum Erlöserberufe; mit dem Ausdruck »heiligen« bezeichnet er also den göttlichen Akt, welcher dieser Sendung zu Grunde liegt, seine Einweihung zu diesem heiligen Amte, die Ertheilung seiner Vollmacht (Kap. 17, 2). Denselben Gedanken drückt Petrus in seiner Weise aus, wenn er (1. Petri 1, 20) Jesnm das Lamm nennt, das zuvor versehen war, ehe der Welt Grund geleget ward: dem Kommen Jesu auf Erden ging eine Be- rathung zwischen dem Vater und dem deren Ergebniß er in Kap. 6, 38 ausspricht. (Godet.s« Die Heiligung bezeichnet die Aussonderung um Dienste Gottes in seinem Reiche, und steht der usdruck in Jes. is, 3 auch.bei solchen Dienern des göttlichen Rathes, welche bewußtlos ihre Mission vollbringen. (Hen stenbergJ Was Gott heiligt, das entnimmt er der Welt un eignet es sich zu: wenn der Vater Den, der in die Welt kommen sollte,heiligt, soistJesus auch als M ens ch e ns ohn von vornherein von Gott sich zugeeignet und an. sich genommen, somit Gottes Sohn; als so ge- heiligten Menschensohn hat er dann Den in die Welt ge- sandt, der von einem Sein bei Gott aus in die Welt kam, also Gottes Sohn auch in diesem Sinne ist. (Luthardt.) Die alttestamentliche Redeweise fortführend hätte Jesus als dieser Gottgesandte volles Recht, sich sogar E1o11im, d. i. Gott, zu nennen; warum bleibt er aber dabei stehen, die Selbstbezeichnung als der Sohn Gottes daraus zu entnehmen? Ohne Zweifel weil der E1ohim-Name zur Zeit Jesu nicht mehr die Weite hatte wie im israelitischen Alterthum. Da die Grundbedeutung von Elohjm die der Stärke ist, so konnte das alte Testament neben Jehova, dieser Fülle aller Kräfte, auch die En el (Ps. 97, 7), ja den ab- geschiedenen Geist Samue s (1. Sam. 28, 13) Elohim nennen; Jehova war dann der Elohimeder Elohim (der Gott der Götter), ähnlich wie wir ihn jetzt den König der Könige, den Herrn der Herren nennen. Zur ohne vorher, . Zeit Jesu aber ward der Name Blohim nur Uvch für den Ewigen« selbst, nicht mehr-für die überirdischen Mächte überhaupt gebraucht. Wir sehen hier im Momente höchster Erregung der Leidenschast der Gegner, in deren Händen die Steine gerüstet sind, Jesu Be- sonnenheit und die Liebe, welche sich hütet, die Gegner zu ärgern. Zugleich aber leuchtet ein, daß, wenn die Apostel Jesu hernach dennoch den Gottesnanien geben, das Gewicht hieVon um so schwerer in die Wagschale fällt: es ist die wirkliche Gleichheit mit dem Ewigen, welche sie ihm damit zuerkennen. (Geß.) H) Wenn sie nicht den Weg vom Glauben an seine Persönlichkeit zum Erkennen seiner Wirkungen gehen wollen, so kann er ihnen doch zumuthen, den Weg vom Erkennen seiner Wirkungen zum Glauben an seine Persönlichkeit zu gehen; in diesem Sinne wohl fordert er sie auf, seinen Werken u glauben, damit sie ,,er- kennen 1ind glauben«, da? in ihm der Vater sei. Lernen sie erst die Gegenwart des Vaters in seiner Wirksamkeit verehren, hören sie erst auf, die Thaten des Vaters, die in seinen Werken vor ihren Augen stehen, und in ihnen den Vater selber fort und fort zu verleugnen, dann werden sie auch in dem Mittelpunkte dieser strahlenden Wirksamkeit des Vaters ihn, den Sohn, in seiner Persönlichkeit würdigen und glauben lernen, daß er im Vater ist, wie der Vater in ihm; und wenn sie das erst erkennen, so müssen sie mit Schrecken inne werden, daß sie in seinem Worte nicht etwa einen dunklen, zweifelhaften Schulsatz angreisen, sondern die reichste Erweisung der Gegenwart und Wirksamkeit des himmlischen Vaters selbst. (P. Lange.) Wie da, wo er sie aussordert, einer Sünde ihn zu zeihen, wenn sie es könnten, und dann, als· sie alle verstummen, in· ihr Gewissen greift und sprichtz »so 1 aber Wahrheit rede, warum glaubet ihr mir mcht?« ( ap. 8, 46), so will er hier leiden, daß sie ihm nicht glauben, wenn sie seiner Rede: »ich und der Vater sind Eins« mit der Widerrede zu begegnen wagten: »du thust nicht die Werke deines Vaters«; aber niemand wagte das, es wußte niemand ein Werk von ihm zu nennen, zu welchem— der Vater sich nicht als zu seinem Werke bekennen sollte, und viele Werke hatten sie von ihm mit Au en gesehen, die keines Andern als des Vaters Wer e in ihm sein konnten. Wohlan denn, fährt der HErr fort, thue ich meines Vaters Werke, so glaubet doch, ob ihr auch mir nicht glauben möget, den Werken! Ob eure Augen zu trübe wären, in mir, in meiner Person, den Abglanz väter- licher Herrlichkeit zu sehen (Kap. 14, 9), und eure Herzen zu unempfindlich, des Vaters Geist und Leben in meinen Worten zu verspüren, so gebet doch den Werken, welche der in mir wohnende Vater thut, die Ehre, daß ihr sie gelten lasset als Gottes Werke (14, 10f.); dann werden sie euch, wie eurem Nico- demus (Kap. S, "«Z), eine Erkenntniß-Leiter werden, daran ihr zu dem Glauben aufsteigt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm, und es wird euch nicht mehr ärgern, daß ich sage: ,,ich und der Vater sind Eins« (Besser.) 39. Sie sUchten [nun, da sie wohl erkannten, daß er von dem ihnen ärgerlichen Worte in V. 30 nichts zurücknehme, sondern dasselbe mit dem in V. 37 f. Gesagten vielmehr bestätige] abermal ihn zU greifen [um ein ordentliches Gerichtsver- fahren vor dem Hohenrath wider ihn einzuleiten, wie das schon m Kap. 7, 30 ff. ihre Abficht ge- wesen war]; aber er entging ihnen aus ihren Händen« smdem er festen Schrittes durch ihre 192 Evangelium Johannis 10, 40—42. 11, 1—5. Reihen hindurchging, ihnen aber aller Muth ent- fiel, sie wußten selbst nicht, wie]; .40. Und [er] zog hin [nachdem das Fest der Kirchweihe zu Ende war, auf dem zu Luk.13, 1—9 beschriebenen Wege] wieder lwie er schon bei seineni ersten Weggang von Jerusalem nach dieser Rich- tung hin sich zurückgezogen hatte Kap. Z, 22.ff.] jenseit des Jordan an den Ort [s. v. a· in den Landstrich Kap. 11, 6, vgl. die Bem. zur Einl. in Luk. is, 22 ff.], da Johannes vorhin sehe er weiter hinauf nach Enon bei Salim ging Kap Z, 231 getauft hatte [von Bethabara l, 28 bis hinunter an die Einmündung des Flusses in das todte Meer reichend], Und blieb allda sseine Wirk- samkeit für einige Zeit auf diesem Gebiet be- ginnend]. 41. Und viele kamen zu ihm lso daß wir in Luk. 14, 25 viel Volks in seinem Gefolge sehen] und sptachen ssich selbst unter einander darüber Rechenschaft gebend, warum sie sich be- wogen fühlten, sich an ihn anzuschließen]: Johannes that kein Zeichen [sich damit als einen Gesandten Gottes vor unsern Augen auszuweisen, sondern wir haben ihm einfach auf das Zeugnis; hin, das in seiner ganzen Erscheinung und in seiner Predigt lag, geglaubt Luk. 1, 17 Anm.]; aber snun zeigt sich’s auch, daß wir ihm nicht umsonst geglaubt, denn] alles, was Johannes von diesem sder nach ihm kommen würde und größer sei denn er Kap- 1, 26 f.] gesagt hat, das ist wahr sund so haben wir ja doppelte Ursache, zu Jesu uns zu halten, sowohl um Johaniiis willen, den wir damit noch in seinem Tode ehren, als um des Größeren willen, der nun an seiner Stelle uns gegeben ist].v 42. Und glaubten allda [im Gegensatz zu Jerusalem, wo der Unglaube gegen Jesum, xe mehr er sich selbst bezeugte, eine nur desto aus- gebildetere und schroffere Gestalt annahm] viele an ihn« snamentlich die Zollner und Sunder Luk. 15, 1—16, 13., während andrerseits auch hier die Pharisäer ihm feindselig entgegentraten Luk. 13, 31-—— 14, 24z 16, 14—18]. V) Die Ansprache Jesu hatte ihre Absicht, ihn zu steinigen, völlig entkrästet; dennoch mochten sie der Wahrheit nicht die Ehre geben und ihren Vorsatz, ihn jetzt zu vernichten, nicht sallen lassen. Sie, suchten daher noch einmal ihn·zu verhasten,·um ihm den Prozeß zu· machen, allein er» entginä ihren Händen; noch war Ia sein Ta ewerk nicht zu rede, noch hatte ihm der Vater eine eile zu wirken bestimmt, nament- lich in Peräa, und in diesem Bewußtsein schritt er durch die Anschläge und Nachstellungen der Feinde, wie durch fliegenden Sommer hindurch. ·(P. Lange) Die Erscheinung des Heilandes war eine so imponirende, daß auch bei den Verhärteten die bessern Regungen nur nach und nach unterdrückt werden konnten; als dies Ziel endlich erreicht war, tödteten sie in Christo ich selbst, jetzt aber lähmte noch der Dualismus ihren ntschluß und hielt ihre Hände. (Hengstenberg.) «) Nicht um sich vor den Nachstellungen der Hierarchen zu sichern, geht Jesus nach Peräa, sondern weil er nun nichts mehr b·ei den Juden zu thun hat, . bis er sich ihnen zum Tode hin» iebt. Die öffentliche Wirksamkeit Jesu ist bei ihrem Lnde angelangt, dieses aber kehrt in den Anfang zurück: auf demselben Schau- platz, auf welchem Johannes zuerst tausend Jesuui bezeugt hatte, bezeugt sich dieser nun selbst, so daß er dessen Zeugniß über ihn durch seine Selbstbethätigung bestätigt. Was dann von dem Erfolg seiner Wirk- samkeit berichtet wird, gehört mit zu der großen An- klage, welche das ganze Evangelium Johannis gegen die Juden als die geschichtlichen Träger des Un- glaubens bildet. (Luthardt.) Die Leute in Peräa conferirten und eollationirten alles fein, und so wurden sie überzeugt; war das nun diesen möglich, warum nicht auch jenen? (Anton.) Wie zur Erquickung nach so vielem, von den Ungläubigeii erduldeten Weh zog der Heiland an einen Ort sich zurück, wo er Schafe zu finden erwartete, welche seine Stimme hören würden; und diese Hirtenfreude wurde ihm reichlich zu Theil. Jn der Jordanaue, da, wo der Täufer Johannes sein Heroldsanit begonnen und die Stimme hatte erschallen lassen: ,,siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sü1ide trägt«, da, wo die ersten Schäflein sich zu ihrem Hirten gefiinden (Kap. 1, 29 ss.), weckte die Erscheinnng des HErrn die schlnmmernde Erinnerung an seinen Boten wieder auf; an Vielen schien des Täufers Ar- beit vergeblich gewesen, die nun doch noch diirch seine Predigerstimnie zu Jesu kamen. So beweist der Same des göttlichen Worts eine unvergängliche Keimkraft. (Besser.) Das 11. Kapitel. Tfon linsermeobiung des verstorbenen Lazarus F· Die jetzt folgende fiinfte Gruppe von Selbstbe- zeiigungen Jesu bringt zu den beiden guten Werken, uin welche ßch tu der dritten und vierten Gruppe sein Kanipf mit den Obersten tn Jerusalem bewegte Man. 5, 1 ff; 9, 1ff.), noch ein dritles,»die Jlufermerliung des Bazaens; dies führt dann, nachdeni durch den bisherigen Verlauf des Kampfes alles zur Gnlfchetdnng bereits reif geworden nnd der tlnglaiibe soweit entwtitielt ist, daß er seine Frucht bringen muß, zu eben der nun tiothwendig gewordenen Entscheidung und läßt die Frucht an den Tag treten. Die Entscheidung besteht in dem förmlichen obriglieitltchen Beschluß, Iesuni zu tödten; die Frucht aber in der nun wirklich, sobald die Zeit dazu vorhanden sein wird, an ihm ansznführenden Tödtnnxp In Beziehung auf dieses Grgebntß beherrscht der« Todesgedanlie den ganzen, in nah. 11 u. 12 vorliegenden Abschnitt; indessen hat ja Oder, der sein Beben in den Tod dahtngiebh tu Kap.10,13 nicht blos von sich bezeugt, daß er Muth: habe, sein Erben zn lassen, sondern ankh die Mann, es wieder zu nehmen, sieh zugeschrteben, nnd in 10, 28 hat er seinen Sihafen zugesagt, daß er ihnen das ewige Erben gebe, daß sie nimmermehr umkommen sollen und niemand ße ans seiner ijand zu reißen vermöge. Ida wird denn das Selbstzeiigniß der dritten Gruppe: »ich bin das Brod des Lebens« und der vierten Gruppe: »ich bin das lktkht der Weltttzn dein weiteren: »ich bin die Auferstehung und das tkebenik Ver Abschnitt zerfällt abermals in zwei Haupttheile (Eap.11,1——57 n. Kap.12,t—36); es liommt aber dies Mal eine Schlußbetraehtiing (Kap. IS, 37—50) hinzu, welche sich rficlimärts ntiht blos auf die beiden vorigen Kreise von Vorstellungen (nnter D u. E), sondern auch auf die beiden früheren (uater B u. C) bezieht nnd mit dem Prolog (unter A) zu einem Ringe znsammenschließt. ·Besrem end erscheint zwar, daß die Lazarus in Bethanien krank. Seine Schwestern senden zu Jesu. 193 I— Yo. 1—57. Kufrrwertiuiig des tkazariio nnd ihre Folge, »der Beschluß des hohem-allwo, Iesuni zu tödten; er zieht sitt) nach Gphrenc in die Stille kritisch. a) V. 1-—16. (§ 89 u. Arg, Yie Vorbereitung der Jtjatsachh Zder Exe anlie des Todes» be— herrscht diese erfte gis-irrte. I. Es lag aber [zu eben der Zeit, da Jesus im Landstrich jenseit des Jordan fein Wesen hatte Kap. 10, 40 ff., speziell zu Anfang des Februar im J. 30 n. Chr» als der HErr von einem Zuge durchs Land eben nach der Hauptstadt Livius zurückkehrte] einer krank, mit Namen Lazarns, von Bethania san: östlichen Fuße des Oelberges gebürtig und auch daselbst wohnhaft], in dem Flecken [der m der evangelischen Geschichte genugsam be- kunnten] Maria nnd ihrer Schwester Martha [der vormaligen Ehefrau und nunmehrigen Wittwe Sinwns des Aussätzigen Matth. 26, 6 Anm.]. » 2. Maria aber war sum schon hier auf die- jenige That noch ausdrücklich hinzuweisen, dnrch die sie in der evangelischen Geschichte so größe Bekanntschaft erlangt hat, dieselbe], die den HErrn gesalbet hatte [richtiger: gesalbet hat, denn zu der Zeit, von welcher hier die Rede, hatte sie’s noch nicht gethan, Kapsz 12, 3 ff.] mit Salben, Und seine Fuße [d1e sie jedoch nicht ebenfalls mit Thränen genetzet, wie jene Sünderin in Luk. 7, 37 f.] getrocknet mit ihrem Haar; derselbigen Bruder Lazarus [so sei hier noch einmal wieder- holt, nachdem der Ort der Begebenheit und die Familie, in deren Kreise sie sich zutrug, hinläng- lich bezeichuet ist] war krank. Die Auferweckung des Lazarus, die dritte der in den Evan elien berichteten Todtenerweckungen (vgl. Anm. zu uk. 7, 11 und das Wort von Riggenbach in der Bem. zu Luk. 7,15), wird nur von Johannes erzählt, von ihm aber in den engsten Zusammenhang gebracht mit dem endgiltigen Beschluß des Hohenraths, sich Jesu zu entledigen: ehe er in den Tod geht, er- weist er sich als Herr über Leben und Tod; er kann also in den Tod gegeben werden nur vermöge seines eigenen Willens, seiner freien Hin ebung, wie er in Kap. 10, 18 selbst bezeugt hat. (v· Ysurger Die Auf- erweckung des Lazarus ragt als das grö te Todten- erwecknngswunder unter den Wundern Jesu hervor und ist, wie die letzte Veranlassung seines Todes, so das erste Vorzeichen seiner Auferstehung. Von Spinoza (1632 n. Ehr. zu Amsterdam von jüdischen Eltern aus Portugal geboren, gest. zu Prag) wird die Aeußerung berichtet, er wolle sein· ganzes philosophisches St) tem zerbrechen und ohne Widerstand den gemeinen Ehr1ten- glanben annehmen, wenn er sich von der Auferstehun des La arus würde überzeugen können. (P. Lan ex] · drei er ten Evangelisten von dieser Geschtchte schweigen, da dieselbe an sich so überzeugungsmächtig und auf die letzte Ent- wickelung des Lebens Jesu so einflußreich wars allein dies hängt mit der ganzen unterscheidenden Eigen- thümlichkeit der drei ersten Evangelien im Verhältnis; zu dem des Johannes zusammen. Diese halten einen dermaßen begrenzten Kreis ihrer Berichte inne, daß sie, bevor sie mit dem Einzuge Christi in Jerusalem, Dächseks Bibelwerc V1. Band. also mit der sog. Leidenswoche, den Schauplatz der lezten Entwickelung eröffnen, von der Wirksamkeit des H rrn in der Hauptstadt und dessen nächster Um- gebung nichts auf· enommen haben, sondern sich bis dahin lediglich aus die galiläische und überhaupt von Jerusalem entferntere Thätigkeit Jesu beschränken; dies ist das bemessene Gebiet, auf welches die älteste evangelische Geschichtschreibung ihre Aufgabe und deren Ausführung beschränkte, und dies Gebiet schloß die galiläischen Todtenerwecknngen ein, aber die des La- Xirus aus, wie hingegen umgekehrtJohannes von den odtenerweckuugen nicht eine galiläische, sondern nur diejenige auswählen konnte, welche jenseit jenes älteren Geschichtsschauplatzes lag und auf’s Engste mit dem letzteii großen Ablauf der Geschichte zusammenhing (Meher.) Warum wird Bethanien als der Flecken der Maria und Martha bezeichnet, da beide Personen in unserm Evangelio doch noch nicht erwähnt worden sind? Osfenbar setzt Johannes die beiden Schwestern als aus der evangelischen Ueberlieferun wohl bekannt voraus; der Name der Maria steht da ei voran, weil sie wegen der Be ebenheit, an welche V. 2 erinnert und auf welche e en jene Bekanntschaft sich·gründete, in der Tradition eine bedeutendere Stellung einnahm als i re Schwester. (Godet.) Dieser Rangordnung nun, aria und Martha, bei der der geistliche Ge- sichtspunkt obwaltet, geht in V. 19 (vgl. V.,5) eine andere zur Seite, Martha und Maria, bei der die bürgerliche Lebensstellung in’s Auge gefaßt wird. (Hengstenberg.) 3. Da [als es mehr und mehr sich heraus- ftellte, daß die Krankheit zum Tode ausschlagen werde, wenn nicht außerordentliche Hilfe geschähe] sandten seine Schwestern zu ihm [dem HErrn Jesu, dessen Aufenthalt ihnen von einem» Besuche her, den er auf der Hinreise nach Peräa Kap. 10, 4,(3., und zwar zwischen Luk. 13, 9 u. 31., in ihrem Hause gemacht hatte, bekannt war], Und ließen [durch den Boten] ihm sagen: HEriy siehe, den dn lieb hast [unser Bruder Lazarus], der liegt [in äußerst gefahrdrohender Weise] krankss 4. Da Jesus [der die Botfchaft empfing, als er mit den Pharisäern eben über die Ehe- scheidung verhandelt hatte Matth. 19, 3——8., bevor er dann aus dem Wege nach Hause und daheim weiter zu den »Jüngern aus der Sache redete] das hbretew [und im Geiste wohl erkannte, daß es zu einer Hilfe von der Krankheit schon zu spät sei, da Lazarus jetzt eben dem Tode erlegen war], sprach er [zu dem Boten sowohl, wie zu den Jüngern und den Pharisäern sich wendend, vgl. die Einl. zu Luk. 16, 19 ff.]: Die Krank- heit ist nicht zum Tode [wenn sie auch zunächst diesen Ausgang genommen hat Matth. J, 24], sondern zur Ehre Gottes [daß die Werke Gottes an dem Verstorbenen offenbar werden Kap. 9, 3., und nun da in so hervorragender Weise an ihm offenbar werden], daß der Sohn Gottes dadurch geehrei [als der, der er ist V. 25 f., ausgewiesen und erkannt] werde. 5. Jesus aber sum dies zum Verständnis; seines Verhaltens vorauszuschicken] hatte Martham 13 194 lieb, nnd ihre Schwester sMariamj nnd [wie sie ja selber in V. 3 sich darauf berufen hatten, ihren Bruder] Lazarum 6.. Als er nun smittels der von jenen beiden ihm zugesandten Botschaft] hörete, daß er LLazarUsJ krank war fund seiner Liebe gemäß die Sache, die er vorhatte, so einrichten mußte, daß der Zweck derselben an der ganzen Familie in vollem Maße erreicht wiirde], blieb er zween Tage an dem Orte, da er war— sim Gebet mit dem Vater ver- kehrend V. 41 f.]. Die Botschaft der Schwestern ist äußerst zart ge- halten, bemerkt Gode»t. ,,HErr« spielt an auf die Wnnderniacht Jesnz ,,siehe« ans den Eindruchwelchen die unerwartete Nachricht unmittelbar auf ihn machen muß; ,Jden du lieb hast« auf die herzliche Anhäng- lichkeit zwischen Jesu und Lazarus, welche es Ihnen zur Pflicht mache, ihn über die seinem Freunde dro- hende Gefahr nicht in Unkenntniß zu lassen; und doch können sie nicht in ihn dringen, zu kommen, denn sie wissen wohl, welcher Gefahr er sich selber aussetze, wenn er sich wieder in Judäa zeigte (vql. V. 8); mit den Worten: »der liegt krank« wollen sie also sagen: so steht es, nun entscheide selbst, was du thun willst! Die Schwestern haben also schwerlich die Erwartung gehegt, wie man— meist von ihnen annimmt, Jesus solle kommen und ihren Bruder gesund machen (Kap. 4, 47 u. 49), sondern nach Art des Hauptmanns von Kapernaum (Matth. 8, 8 f.) jedensalls nur an ein in die Ferne wirkendes Wort seines Mundes gedacht (Matth· 8,-13; Joh. 4,» 50)· Jndem sie -wußten, daß der HErr vor allen Dingen seinem Berufe angehöre, und sie ihn daher nicht ohne Noth für ihre Privat- angelegenheiten in Anspruch nehmen wollten, sendeten sie nicht bald im Anfang der Krankheit ihre Botschaft, sondern ließen es erst darauf ankommen, ob nicht auf gewöhnlichem, natürlichem Wege die Macht der Krank- heit sich brechen und ein Wendepunktzur Genesung eintreten werde; das geschah nun nicht, im Gegentheil ward es immer schlimmer und schlimmer, bis von dieser Seite her alles Hoffen ein Ende hatte und sie nicht länger zögern durften. Jndem sie aber jetzt senden, begehren sie von seiner Liebe nicht das Opfer des Selbstkomn1ens: ,,wozu einer solchen Gefahr ihn aussetzen?« so denken sie, ,,es bedarf ja nur ein Wort aus seinem Munde, so wird unser todtkranker Bruder gesund; und dieses Wort wird er alsbald sprechen, sowie er von der Krankheit hört, und wird dem Tode wehren, daß er nicht eintrete, vielmehr der Kranke gesund werde zu der nämlichen Stunde« Aber wie nun, wenn der Tod nicht wartet, bis die Botschaft den, der ihn abwenden soll, erreicht hat? wenn er dem Meister zuvorkommt, um sich seine Beute nicht ent- reißen zu lassen, und den Raub in Sicherheit bringt, ehe ihm das Handwerk gelegt werden kann? Diesen Fall haben die Schwestern bisher nicht in Rechnung gezogen; sie haben wohl, gleich als säßen sie unter dem Schirm des Höchsten und wo nten unter dem Schatten des Alltiiächtigen noch in esonderer Weise, seit ihr Hans« Jesu Herberge geworden, und würden von dessen Fittigen auch aus der Ferne her gedeckt (P·-s.91, 1 ff.), sich darauf verlassen, der Tod habe keine Macht, den dem HErrn so thenren Bruder (V. 36) hinter des Ersteren Rücken anznfalleu und zu iiberwälttgem ·leichwie sie ja mei11eten, daß er in der Gegenwart desselben nicht einmal Macht habe, sich il1n auch nur in der Nähe zu zeigen (V. 21 u. 32)· ie H Evangelium Johannis 11, C. hatten gewiß mit dieser ihrer Ansicht Recht; aber sie ahneten nichts von der List und Bosheit dessen, der des Todes Gewalt hat (Hebr. 2, 14), und diesem kam es im vorliegenden Falle gerade darauf an, sozusagen rasch aufzuräumen und Jesum, wenn er die Nachricht von dem Kranksein feines Freundes empfinge, einer vollendeten Thatsache gegenüberzustellen, bei der es ihm schwer werden solle, seine Wundermacht zu be- weisen. Wir stehen hier vor einem Geheimnis» in welches tiefer einzudringen wir nicht wa en dürfen; was soeben angedeutet wurde, ist jedoch keine Phanta- sterei, sondern das Ergebniß dessen, was der Evangelist selber andeutet, wenn er zwei Mal (V. 33 u. 38) von einem Ergrimmen Jesu im Geist oder bei sich selbst redet. Auch will gewiß sowohl das zweitägige Bleiben des HErrn in V. 6, das aus Liebe zu den drei Ge- schwistern hergeleitet wird, als auch das Dankgebet für Erhörung am Grabe des Lazarus in V. 41 f. auf eine ganz eigenthüinliche Sachlage hinweisen, bei der es für Jesum galt, nicht sowohl mit Fleisch und Blut zu kämpfen, als vielmehr mit Fürsten und Gewaltigem nämlich mit den Herren der. Welt, die in der Finster- niß dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel (Ephes. 2, 12). Es ist wohl kein Zweifel, daß es in der That sich so verhielt, wie wir bei unsrer Erklärung vorausgesetzt haben, daß nämlich zu derselben Zeit, wo Jesu die Meldung gemacht wurde: ,,HErr, siehe, den du lieb hast, der liegt krank«, ihm durch den Vater im Himmel noch eine andere Kunde zu Theil wurde, welcher gemäß der Text sich für-ihn in den andern nmsetzte: »der ist todt«; als- bald aber trat seine Bitte bei dem Vater« ein, ihn diesen Todten zur Wiedererweckung zu überlassen, und sie wurde ihm in solchem Umfange gewährt, daß es ganz in seinem Ermessen stand, die Wiedererweckung eintreten zu lassen, wann er wollte, nach vier Tagen ebensogut wie nach zwei Tagen, welcher letzteren er jetzt schonals Frist bedurft haben würde, wenn er dem Boten auf dem Fuße hätte folgen und sogleich nach Bethanien eilen wollen. Wenn er nun den ur- sprünglichen Text: »der liegt krank« sich vorhin, dem äußeren Sachverhalt entsprechend, in den andern um- fetzen mußte: »der ist todt«, so kann er seht, nachdeni zwischen ihm und dem Vater abgemacht ist, was der schließliche Ausgan sein soll, jenen Text gewissermaßen wiederherstellen. atan hat gemeint, ihm einen Streich zu spielen; er hat geschwind den Lazarus umgebrachh ehe Jesus auch nur ein in die Ferne wirkendes Hei- lungswort sprechen konnte, und er glaubt schon ge- wonnen zu haben, weil Jesus gegen zwei Tagereisen von Bethanien entfernt ist, ehe er also bis dahin ge- langen kann, um etwa eine Todtenerweckung von der Art der beiden in Galiläa vollbrachten zu bewirken, ist der Verwesungsprozeß bei der Leiche schon einge- treten, eine derartige Erweckung ist also ein Ding der Unmöglichkeit Aber siehe, gleichwie des HErrn Ver- handlung mit seinem himmlischen Vater die abge- schiedene Seele des Lazarns gleichfam noch im Bereich der diesseitigen Welt znrückhälh um sofort wieder in ihr Haus des Leibes zurückzukehren, wenn die Stimme des Menschensolzns ihr das gebeut, -so hält diese Ber- handlnng auch en Verwesungsprozeß von dem Leibe fern; der vollständiq schon eingetretene Tod wird so umgesetzt in den bloßen Be riff einer Krankheit, wäh- rend sonst sein von diesem egrisf ihn wesentlich unter- scheidendes Merkmal dies ist, daß die vom Leibe ge- trennte Seele hingeht an i ren Ort, der Leib aber zerfällt, um wieder zur rde zu werden. Hiernach verstehen wir’s denn, warum Jesus in seinem Bescheid an die Schwesterti V. 4 noch immer von bloßer Krank- Des HErrn Antwort auf die Botschaft und sein zweitägiges Verweilen. l95 heit redet und den Tod in Abrede stellt, und warum der Evangelist in V. 6 mit den Worten: ,,als- er nun hörete, daß er krank war« ganz so erzählt, als wäre der Sachverhalt wirklich noch so gewesen, wie die Schivesterii ihn haben melden lassen; und besser, als wie er’s in V. 11 thut, konnte Jesus, als er jetzt die Jiinger mit der äußeren Sachlage bekannt machen wollte, die aber doch innerlich eine ganz andere war, als es sonst bei eingetretenem Tode der Fall ist, sich nicht ausdrücken: ,,Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke«. Wenn er denn sagt: »die Krankheit ist nicht zum Tode«, so konnten die ,Jü1iger, die nur von gewöhnlicher Krankheit wußten, dies allerdings nicht anders ver- stehen, als daß es überhaupt zum Tode nicht kommen, sondern die Genesung eintreten werde; allein sie konnten dies Verständniß nur solange festhalten, als sie mit ihren Gedanken an dem Nachfatze voriibereilteiy ohne ihn einer tieferen Erwägung zu unterziehen: ,,sondern zur Ehre Gottes, daß der Sohn Gottes dadurch ge- ehret werde-« Damit wies der HErr so bestimmt als möglich auf eine ganz besondere Erscheinung der Herrlichkeit Gottes, auf ein Wunder seiner eigenen Hand, wie er bisher noch kein so großes gethan habe, hin (V. 40); und das konnte doch nicht in einer ge- wöhnlichen Krankenheilung bestehen, selbst wenn sie aus der Ferne verrichtet wurde. Ehe wir auf dem Wege der bisherigen Betrach- tungen weiter gehen, erörtern wir zuvor die Frage, zu ivelchem Zeitpunkte der Tod des Lazarus erfolgt sein möge. Da ist nun ohne Weiteres die Meinung abzuweisen, welche den Eintritt dieses Todes hinter die zwei Tage verlegt, welche Jesus noch an dem Orte blieb, wo er die Nachricht von der Krankheit empfing, so daß, als er nach Ablauf dieser Zeit mit den Jün- gern in der V. 7 ff. angegebenen Weise verhandelte, der eben erst erfolgte, aus der Ferne von ihm erkannte Tod ihm die Veranlassung zu folcher Verhandlung gegeben hätte; man muß folgerichtig nun annehmen, daß der HErr, nachdem er schon die zwei Tage sich verhalten, nun noch gegen vier Tage zugebracht habe, ehe er bis Bethanien kam (V. 17), wird aber s wer- lich ein so langes Zögern in befriedigender Wei e er- klären können. Denn was öfter vorgewendet worden ist, die ersten zwei Tage Aufenthalt hingen mit der Absicht Jesu zusammen, erst den wirklichen Eintritt des Todes erfolgen zu lassen, ehe er einschritte, findet seine Widerlegung in dem Worte des 15. Verfes: »ich bin froh um euretwillen, daß ich 11icht dagewesen bin, auf daß ihr laubet«; über einen Umstand, den er selbst niitAbsi tnnd Berechnung herbeigeführt hätte, könnte Christus nur als Gaukler sich in dieser Weise aus- lasen. Jst demnach das Verfcheiden des Lazarus in die Zeit vor den zween Tagen in V. 6 zu verlegen, so sind nun gleichwohl noch zwei Möglichkeiten gegeben, je nachdem man Zeit rechnet auf die Reise von dem Aufenthaltsorte Jesu bis nach Bethanien. Glaubt man, auf Zurücklegung dieses Weges sei nur eine starke Tagereise anzusetzen, so wäre der erste von den vier in V.17 u. 39 angegebenen Tagen derjenige, wo der Bote der Schwestern von Bethanien bis zu Jesu reiste und ani Abend ihm seine Meldung machtez jetzt blieb Jesus noch zwei Tage an dem Orte, da er war, am vierten Tage aber erfolgte seine eigene Reise gen Bethanien, wo er zu Abend ankam. Da müßte Lazarus alsbald oder doch nur kurze Zeit nach dem Weggang des Boten aus Bethanie1i schon verschieden sein; zu Abend wurde er dann, wie das Gebrauch bei den Juden war, begraben, und zu eben der Zeit, wo solches Begräbniß erfolgte, wäre etwa der Bote bei Jesu angekommen und hätte ihm die Nachricht von der Krankheit überbracht. Jndessen, von andern Er- wägungen abgesehen, die von dieser, früher auch von uns vertretenen Ansicht uns abgebracht haben, ist schon die Weite des Wegs ein Umstand, um dessentwillen die Ansicht sich nicht halten läßt. Der gerade Weg zwischen Bethanien und dem Jordan beträgt 772 Stun- den, der wirkliche Weg ist schon beträchtlich weiter, und nun lag ja auch der Ort, an welchem Jesus sich befand (nach unsrer Berechnung: Livius, s. Karte V.), noch eine Strecke über den Jordan hinaus, so daß 12——13 Wegstunden herauskommen; diese konnte man um so weniger in einer einzigen Tagereise zurücklegen, als der Weg eine weite Strecke durch wildes Gebirg führte, überdies die Jahreszeit vermuthlich die des Spatregens war, wo das Reisen noch mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist. So haben wir im Ganzen allerdings sechs Tage zu rechnen: zwei Tage brachte der Bote auf dem Hinwege zu Jesu zu, kam dort etwa am Nachmittag an und richtete seine Bot- schaft aus; es folgten zwei volle Tage des ferneren Aufenthalts des HErrn in Livius, darauf reiste er einen vollen und einen halben Tag, und traf in Be- thanien etwa zu derselben Zeit ein, wo Lazarns vier Tage zuvor feinen Geist hatte aufgeben müssen. Die beiden ersten von den fechs Tagen vergingen den Schwestern unter anfiinglicher Zuversicht und getrosteni Muth, bis dann auf einmal doch der Tod des Bru- ders erfolgte, der als ein desto niederschmetternderer Schlag sie traf; das erkannten sie wohl, daß ihr Bote mit feiner Naehricht an Jesum von dem Tode über- holt worden sei, und» nun mögen sie sich selber Vor- würfe gemacht haben, daß sie zu lange mit der Ab- « sendnng des Boten gezögert und eines glücklichen Naturverlaufs der Krankheit sich vertröstet hatten, . statt sofort an den HErrn sich zu wenden, wenn sie auch guter Beweggriinde zu ihrer Maßnahme sich be- wußt sein konnten. Aber daß doch Christus von ihrer Noth schon wußte, das ließ ihr Gemiith gleichwohl unter dem niederschmetterndeii Schlag nicht erliegen; wir werden bei V. 39 sehen, daß, obgleich sie alles gerbeischasftew um» den verstorbenen Bruder in allen örmlichkeiten des xüdischen Begräbnisses zu bestritten, und sogar mit kostbarem Nardenöl (Kap. 1»2, Z) sich für diesen Zweck versorgten, sie doch nicht dazu kamen, ihre Absicht auszuführen, weil es ihnen im tiefsten Herzensgrunde zu Muthe war, als sei das alles über- flüssig, als sei die Krankheit doch nicht eigentlich zum Tode. Und so fand wohl, als ihr Bote etwa am Abend des dritten von jenen sechs Tagen oder doch gegen Mittag des vierten Tages zurückkam und ihnen des HEwn Bescheid in V. 4 überbrachte, dieses Wort bei ihnen einen empfänglicheren.Boden, »als bei den Jün- gern; wir·fehen»das an Martha in V. 2·2.· Wenn dagegen bei Maria in V. 32 f. eine andere Stimmung sich geltend macht, so hat das in einer eigenthiimlichen Ahnung, die mehr und mehr ihres Gemüthes sich be- mächtigt hat, seinen Grund. Beide Schwestern haben in diesen Tagen sich öfters gesagt: ,,wäre Jesus hier gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben«; das er- giebt sich daraus, daß diese Rede bei beiden das erste Wort ist, womit sie hernach Jesu entgegentreten (V.21u.32). Ein Vorwurf, wie man das Wort vielfach aufgefaßt hat, ist das nimmermehr, wenigstens kekjn Låorwärf gexäen dsgn HEränz es aäoefrf eineckKlgge ii er en tand er inge, er in . . au - en Jüngern so schwer auf’s Herz fällt, iiber den Stand der Dinge, den die Bosheit der Welt bereitet hat, daß Jesus nicht mehr in Judäa 1ind in der Nähe von Jerusalem sich zeigen darf, und wird so zu einem »kl- l96 Evangelium Johannis 11, 7—-16. Vorwurf wider die Obersten des Volks, die das Volk um seinen Heiland bringen. Auf Grund dieser Ge- danken konnten dann bei der sinnt en und scharssin- nigen Maria, der es ihre liebste eschäftigung war, göttlichen Dingen nachzugehen und die Spuren der Füße des Menschensohnes zu verfolgen, zumal wenn Jesus bei seiner letzten Anwesenheit im Hause (vgl. die Andeutungen bei V. 32) ihr einen Anhalt dazu gegeben hatte, wohl Gedanken sich entwickeln, daß der Feind, der so hinterrücks ihren Bruder überfallen und rasch umgebracht hatte, schließlich noch auf einen An,- dern ziele; darum war ihr der Verlust des Bruders so schwer, so überaus schwer. -— Wir haben aber oben auch angemerkt, daß das Wort des HErrn in V. 4 sich zugleich an die umstehenden Pharisäer wendet. Nach Luk. 16, 14——17 hatten diese so eben des HErrn Jesu gespottet, als er den von ihnen verachteten Zöllnern und Sündern das Gleichniß vom ungerechten Haus- halter vortrug und darin anempfahl, sich Freunde zu machen mit dem ungerechten Mammon aus die Zeit des Darbens Sie waren viel zu sehr Liebhaber des Geldes und Verehrer des Mammon, als daß er bei ihnen mit seiner Lehre etwas hätte ausrichten können; dazu, als ächte Hierarchen, hegten sie gar keinen Zweifel in Betreff ihrer Zugehörigkeit zum Himmel- reich (vgl. zu Kap. 10, 9) und dachten an keine Mög- lichkeit des Darbens Aber der HErr denkt an ihre zukünfti e Noth, an die Qual der Hölle, die ihrer wartet; arum, nachdem er dem Boten der Schwestern seinen Bescheid auf den Heimweg mitgegeben, sucht er diesen Spöttern und Ungläubigen, die auf ihr Fleisch säen und von dem Fleische das Verderben ernten werden, an’s Herz zu greifen in dem Gleichniß vom reichen Mann und armen Lazarus (Luk. 16, 19——31«). Am Schlusse desselben spricht er aus, wie wenig das Werk, das er an Lazarus von Bethanien vorhat, dazu helfen wird, diese Leute, die da Mosi und den Pro- pheten nicht glauben, zum Glauben an seinen Namen zu bewegen (Kap. 5, 46f.); das, was in V. 46 ff. unsers Kap. berichtet wird, kommt ihm nicht uner- wartet· Jndem er aber Gelegenheit nimmt, den Armen, von dem es heißt: ·,,es begab sich aber, daß derselbe starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß«, mit demjenigen Namen zu be- zeichnen, der durch die Krankheit in Bethanien, die ihm gemeldet worden, den Jüngern jetzt in Gedanken liegt, sagt er diesen eigentlich jetzt schon klar und be- stimmt, wie es mit dem Kranken nunmehr steht; in- dessen sind wir Adamskinder nun einmal gar zu un- verständig, um stille Winke des HErrn, die er für unsre Herzens- und Lebensführung uns ertheilt, in der rechten Weise zu beachten, und viel zu träge, um soviel fchöne Zeit und Gelegenheit, die uns täglich zum Wachsthum am inwendigen Menfchen gefchenkt wird, treulich auszukaufen, unser Sinn ist zu sehr nach außen auf die Welt oder nach innen auf das eigene Jch gerichtet —- nach oben haben wir gar zu wenig Zug. Wie mag dagegen der HErr Jesus die zwei Tage in V. 6 zugebracht haben? Nicht wenige Schrifterklärer meinen, er habe in Peräa noch viel zu thun gehabt, und deshalb sei er solange an dem Orte, da er war, verblieben, ehe er nach Bethanien aus- brachx nach unsrer Ansicht ist das ein verfehlter Ge- danke, vielmehr hatte nach dem Vortrage des vorhin erwähnten Gleichnisses in Luk. 16, 19 ff. der HErr nur noch die Verhandlung über die Ehescheidung zum Abschluß zu bringen durch das, was er den Jüngern auf dem Wege nach Haufe und daheim in Matth. 19, 9——12; Mark. 10, 10——12; Luk. 16,18 sagt, die übrige Zeit aber, und zwar die zwei Tage voll, verkehrt er mit seinem Vater im Himmel, wie er stets that, wenn er einen wichtigen, entfcheidenden Schritt vorhatte. 7. Darnachi sals die zween Tage V. 6 vorüber waren, also am dritten Tage nach dem Vorgang in V. 3 f.] fpricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns [nunmehr, da mein Werk in Peräa zu Ende ist] wieder in Judciam ziehen-«« fdaraus tlvår Es? etlichen Wochen gegangen sind Kap. 8. Seine Jünger lüber diese Erösfuung, welchen Weg er jetzt einzuschlagen gedenke, in tiefster Seele erschreckend] sprachen zu ihm: Meister, jenes Mal [wörtlich: jüngst, vor wenigen Wochen erst, als du das letzte Mal in Jerusalem warst Kap. 8, 59; 10, 31 u. 39] wollten die Juden dich steinigen, und du willst sohne daß inzwischen in ihrer Feindschaft gegen dich eine Aenderung eingetreten wäre] wieder dahin ziehen-W« [würdest du damit nicht muth- willens dein Leben in Gefahr begeben]? 9. Jesus antwortete: Sind nicht des Tages zwölf Stunden sdie immer erst voll müssen ab- gelaufen sein, ehe die Nacht an die Stelle des Tages treten kann]? Wer des Tages wandelt, der ftößet sich nicht sdaß er Gefahr liefe, zu fallen]; denn er siehet das Licht dieser Welt sdie Sonne, und die dient ihm zur Leuchte, um den Anstößen aus dem Wege zu gehen]. 10. Wer aber des Nachts wandelt, der stößet sich [und kommt zu Falle]; denn es ist [weil die Sonne fehlt, deren Licht er mit seinem Auge aufnehmen könnte] kein Licht in ihm-f ssondern F1nstern1ß, und da weiß er nicht, wo er hingehet Kap. IT, 35]. « «) Jni Grundtext heißt es: »Dann darnach«; diese Haufung soll die Aufmerksamkeit auf den befremdenden Umstand richten, daß Jesus hernach das that, was er, wenn er es überhaupt thun wollte, wie es scheint gleich hätte thun müssen. Da Jesus nicht gleich ge- reist war, so hatten die Jünger daraus den Schluß gezogen, er habe, was er überhaupt thun wollte, aus der Ferne gethan; aus dieser Täuschung wurden sie ganzunerwartet durch die Aufforderung zu der ge- fährl1chen Reife herausgerissew (Hengstenberg.) sit) Jesus sagt nicht: ,,laßt uns nach Bethanien ehen«, sondern: ,,nach Judäa«; durch diese An- fpielung auf die Gefahr, welche ihm in dieser Gegend drohte, veranlaßt er die Jünger, die Furcht auszu- sprechen, welche er im Grunde ihres Herzens vor- handen weiß und welche er vor dem Abgang noch überwinden will. Eben deshalb fügt er auch das ,,wieder« hinzu, welches Wort an die während seines letzten Au enthalts in Jerusalem ihn bedrohenden Ge- fahren erinnert. (Godet.) irr) Sie wollen sagen: ,,denkst du gar nicht mehr an das lekte Fest, wo du den Steinwürfen der Juden nur noch o eben entgingeft? willst du denn vorsätzlich deinem Tode entgegeneilen?« An den Tod des HErrn konnten die Jünger damals noch nicht ohne Furcht nnd Entsetzen denken; wie viel Jesus auch schon dar- uber gesagt hatte, so war doch noch eine gewisse Jesu Gespräch mit den Jüngern über die Lage der Sache und Ausbruch nach Judäa. Dunkelheit und Mangel an Erkenntnis; in ihnen, daß sie den Tod und die Herrlichkeit des HErrn in ihren Gedanken nicht mit einander vereinigen konnten. Dies Mal nun antwortet ihnen Jesus auf das, was seinen Tod betrifft, gar nicht, weil es ihm jetzt besonders darum zu thun war, sie auf die große Offenbarung seiner Herrlichkeit in der Auferweckung des Lazarus vorzubereiten. (Menken·) f) Die Antwort Jesu ist in ein Gleichniß gefaßt, hergenommen von dem natürlichen Tage und der Nacht: das Licht des natürlichen Tages ist die Sonne, welche den ganzen Tag in seiner vollen Ausdehnung erhellt, so daß man in der zwölften Stunde noch eben so sicher seinen Geschäften nachgehen kann, als in der ersten; nur die Nacht hindert das Einhergehen und macht es unsicher »und gefährlich. «Was nun dem natürlichen Tag die Sonne, das ist für die ganzedem HErrn zugemessene Wirkungszeit der Rath und Wille feines Vaters, der ihn nicht straucheln oder fallen läßt, so lange seine Stunde, da er durch das Dunkel des Leidens und des Todes zu gehen hat, noch nicht ge- kommen, die Nacht, die seinen Berufstag abschneideh noch nicht eingebrochen ist (Kp. .7, 30; 8, ZU; 13, 307 Luk. 22, 53). Durch das Gleichniß ist aber den Jüngern zugleich nahe gelegt, daß die Berufszeit Jesu, seine zwölf Tagesstunden, sich allerdings ihrem Ende nähern. (v. Burgen)- Es tritt in dem Bilde des Tages wieder der Begriff des Lebenstages des Jndividuums und des ihm ausgegebenen Tagewerks hervor, wie in Kap. 9, 4; wenn es aber dort heißt: ,,ich muß eilends wirken, denn mein Tag neigt sich zu Ende, es ist nicht viel Zeit mehr, diezwölf Stun- den sind bald um«, so heißt es hier: ,,ich kann noch wirken ohne Todesgefahr, ich kann, noch hinüberziehen, meine zwölf Stunden sind noch nicht um.« (P. Lange) Es liegt nicht in des Teufels, noch in der gottlofen Welt Macht, daß sie uns die Sonne untergehen lassen, wenn sie wollen, sondern allein in Gottes Hand; er hat dem Tagezwölf Stunden gegeben, davon können uns die Feinde auch nicht eine einzige entreißen, und auch in der zwölften hat man nicht mehr zu fürchten als in den elf vorhergehenden. (Lyser.) 11. Solches sagte er szuvörderst den Glauben der Jünger zu stärken und sie dadurch geschickt zu machen, daß sie willig und getrost mit ihm gingen], und datnach [ihnen nunmehr auch er- klärend, nach welchem Ort und für welchen Zweck er wieder in Judäam ziehe] spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund [von dem jhr vor zwei Tagen hörtet, er liege krank], schlaft [genauer: ist entschlafen]; aber ich gehe hin, daß ich ihn [aus seinem Schlafe Matth. 9, 24; Dan. 12, 2] anfwecleI 12. Da sprachen seine Jünger [denen die eben gethane Aeußerung Jesu von einem Schlafen des Freundes ein ganz willkommener Grund war, ihn von der Reise nach Judäa, die ja nun doch überflüssig sei, abzubringen]: HErh sehlaft et, so« wird’s snach bekannter Erfahrung, weil nun die Krisis überstanden] besser mit ihm fund bedarf es wohl nicht mehr deines Ein- greisens]. 13. Jesus aber [da er jenes Wort in V. l] redete] sagte von seinem Tode; sie [ihrerseits, 197 noch vielfach unverständig, wie sie damals waren Mark. 7, 18] meineten aber, er rede vom leib- lichen Schlasik [und thaten darum solche Gegen- äußerung, wie in V. 12 gemeldet worden] 14. Da sagte es ihnen Jesus frei heraus [ohne sich weiter einer bildlichen Ausdrucksweise zu bedienen Kap. 16, 25]: Lazarus ist ge- storben; 15. Und ich bin froh um eutetwillen, das; ich [als er bis zum Tode erkrankt war und für seine Befreiung vom Tode um meine Hilfe ge- beten wurde] nicht da gewesen bin ssondern der Vater im Himmel es also gefügt hat, daß er gestorben ist, ehe ich auch nur die Reise zu ihm antreten konnte], auf daß ihr [indem nun ein viel herrlicheres Wunder geschehen muß, dadurch ich so recht als die Auferstehung und das Leben mich ausweisen werde V. 251 glaubetwsp smit demjenigen Glauben erfüllet werdet, dessen ihr so sehr bei meinem eigenen Tode bedürfet].» 16. Da sprach Thomas, der da genannt ist Zwilling sdessen Name diese Bedeutung hat Matth. s, 22 Anm.], zu den [übrigen] Jüngern: Lasset Uns [wenn er denn einmal sich nicht will abhalten lassen, nach Judäa zu gehen, wo er sicherlich der Bosheit seiner Widersacher unter- liegen wird] mit ihm ziehen [wie es uns ja ge- .bührt, ihm überall hin zu folgen; doch können wir das freilich in keiner andern Aussicht thun, als in der], daß wir mit ihm sterbenf fund auch dazu wollen wir uns bereit finden lassen Luk. 22, 33]. if) Nachdem der HErr den Grund beseitigt hat, den seine Jünger gegen die Reise geltend machteu, giebt er nun positiv den Grund an, welcher für dieselbe sprach. Er sagt: unser Freund, um die Theilnahme der Jünger umso mehr anzuregen; das »Unser« zeigt, daß das Verhältnißzwischen Christo und Lazarus nicht nach der Analogie menschlicher Freundschaften zu denken ist, wie . B. der zwischen David und Jona- than, sondern da es ganz dem christlichen Gebiet an- gehört, denn die individuelle Freundschaft wäre Christo nicht mit den Aposteln gemeinsam gewesen. (Heng- stenberg.) Das Wort: ,,er ist entschlasen (eingeschlafen)« ist—doppelsinnig; es kann vom natürlichen Schlafe ver- standen werden, und so nahmen es die Jünger, Jesus aber bezeichnet damit den Tod des Lazarus, nennt ihn aber absichtlich einen Schlaf, eben weil er nur vorübergehend sein, weil daraus eine Erweckung folgen sollte. Dies ist auch der Grund, warum das Wort entschlasen im christlichen Sprachgebrauch für den leiblichen Tod eingebürgert ist (l. Cor. 15, 6 u. 20; I. Thess. 4, 13); derselbe ist überhaupt ein Schlaf ges- worden für den Gläubigen (Apostg. 7, 59), und der Erwecker ist schon vorzhandem der auch diesen Schlaf lösen wird zu seiner eit. (v. Burgen) »Er ist ent- schlafen«, so spricht der HErr, als wollte er für diese letzte Todtenerweckung an jene erste des schlasenden Mägdleins erinnern. Von Alters her hat man wohl auf Erden und in Israel (Hiob 14, 12; Jer. 51, 57; Pf. 76, 7) vom fchauerlichen Tdde mit diesem Euphe- mismus geredet, doch mehr wegen der ähnlichen 198 Evangelium Johannis 11, 17—19. Außengestalt und um über das Grab eine sanfte Decke zu breiten; in des HErrn Munde dagegen wird solcher Sprachgebrauch nun lebendig für die in ihm selbst bisher schlummernde Verheißung Der HErr spricht ganz einfältig majestätischx daß ich ihn aufwecke, dazu gehe ich hin; das enthält zugleich den sanften Stachel beschämender Frage: wollt ihr Furchtsamen etwa nicht mit zu unserm. Freunde, sein schönes Auf- wachen zu sehen? So hat der HErr, wie ihm für’s Erste gar keine andern Ausdrücke kommen konnten, von seinem Tode geredet, also mit der Absicht, wenn auch nicht in der sicheren Erwartung, daß sie ihn gleich recht verst"ünden. Aber gerade des HErrn ent- s iedenes ,,nicht zum Tode« in V. 4 mußte dies s al das Mißverständnis; veranlassen, selbst wenn sonst schon die Jiinger mehr an den höheren Sprachgebrauch in diesem Stücke gewöhnt gewesen wären, als sich doch annehmen läßt. (Stier.) M) Unter diesen Jüngern ist damals Johannes, der dies, erzählt, auch gewesen; der hat auch so ge- meint, jetzt aber schämt er sich. (Auton.) Die Worte in V. 4 haben die Iünger als Ankündigung einer Heilung aus der Ferne verstanden und daher seit zwei Tagen nicht anders gedacht, als daß Lazarusbereits jeder Gefahr enthoben sei; . es liegt darum der Tod ganz außerhalb ihres Gesichtskreises, und so verfallen sie natürlich bei der Rede Jesu auf das Mißverständniß eines leiblichen Schlafes, der ihnen nun als Symptom der eingetretenen Genesung erscheint. Da hätte freilich das Wort des HErrn: »ich gehe hin, daß ich ihn auf- wecke« sie an ihrer Auffassung irre machen sollen, denn aus einem heilsamen Schlafe weckt man ja Patienten nicht auf; aber sie halten absichtlich ine nähere Er- wägung dieser Aeußerung von sich fer und ergreifen desto begieriger · · Auffassung ihnen bietet, Jesum von der ihnen so fatalen Reise abzumahnem IN) Es geht aus diesem Wort des HErrn hervor, daß, wenn er den Kranken noch hätte erreichen können, er sich nicht mit einem Wort ans der Ferne, wie die Schwestern es gewünscht hatten, würde begnügt haben, sondern persönlich am Krankenbett erschienen sein; und da hätte der Tod nicht mehr eintreten können, weil in Gegenwart des Fiirsten des Lebens niemand ihm unterliegt, es wäre also auch zu keiner Todteuerweckung gekommen, sondern nur zu einer gewöhnlichen Kranken- Heilung. Aber gerade jetzt, an der Schwelle des eige- uen Todes ihres Meisters, war den Jüngern, denen dieser Tod noch ein so großes Aergerniß war, daß sie den Gedanken daran gar 11icht fassen mochten, eine Stärkung ihres Glaubens hoch vonnöthen. f) Die Aeuß.erung des Thomas verräth mehr per- sönliche Liebe u Jesu, als Glaube an die Weisheit seines Entschlufses: »wenn er denn durchaus sich tödten lassen will, so wollen wir eben auch uns mit ihm tödten lassen« Thomas zeigt hier ganz ebenso, wie in Kp. 14, 5 u. 20, 25., viel Freimüthigkeit und Ent- schlossenheit, aber wenig Geneigtheit, das Sichtbare dem Unsichtbaren unterzuordnen. (Godet.) Es ist der Ausdruck hoffnungsloser, verzweifelter Hingebung, mit dem Thomas seine Mitjiiiiger aussordert, sich sammt ihm selbst an Jesum anzuschließen; denn seine Mei- nung war, es gehe sofort zum gewissen Tode. Er ist treu und hingebendauf der einen, fchwergläubig und geneigt, sich immer des Schlimmsten zu versehen, auf der andern Seite. (v. Burgen) Geschieden will er nimmermehr sein von seinem liebsten Pieisterz aber es redet aus ihm zugleich eine tiefe Schwermuth, eine Art Verzweifelung an der Ausrichtung des Reiches, als dessen König er den HErru Christus willkommen die neue Gelegenheit, die jene ihre, geheißen hatte. Es bleibt uns kein Trost, will er sagen, als mit ihm zu sterben, mit dem wir ewig zu leben hofsten; »wir hofften, er sollte Israel erlösen« (Luk. 24, 21) — dieser Gram zehrte auch an Thoniä Herzen. Uns aber, den Nachfolgern des durch Nacht zum Licht des neuen Tages Hindurchgedrungeiiem durch Leide11 zu seiner Herrlichkeit Eingegaugenem ziemt es, daß wir des Thomas trübsiuniges, schwermiitlsiges Wort in opferfreudigem und lebensmuthigem Sinne uns aneignen, wie das schöue Passionsliedt ,,Lasfet uns mit Jefu ziehen!« uns lehrt. (Befser·) Was liegt nicht alles in dieser einen Aufforderung: ,,lasset uns mit ziehen, daß wir mit ihm sterbend« Mit Ihm, dem Einen und Einzigen, der auch uns zu«nt auf die Erde kam; mit Ihm oder in den Fußtapfeii dessen, der uns ein Vorbild gelassen; mit Ihm, der unsre Sünden einst getragen hat und auch jetzt uns alle reinigen will von unsrer Sünde; mit Ihm, dem eingebornen Gott-essohn, der uns alle sich nach zu Gottes Kindern machen will; mit Ihm, der nicht ein Geweseuer, sondern ein Bleibender, nicht ein Ver- gangener, sondern ein Gegenwärtiger ist; und mit Ihm, nicht im kalten, herzlosen Gegenüber, sondern in voller, lebendiger Gemeinschash algo daß wir ihn zum innerlichen Eigenthum haben, da wir iu ihm bleiben, wie er in uns, mit Ihm sollen wir ziehen. Und es soll ein wirkliches Ziehen sein, ein Aus- ziehen aus dem Knechtshaus der Sünde, ein Ein- ziehen in das große Vaterhaus, das noch allen Gläu- bigen aufgethan ist; ein immerwährendes Fortziehen von einer Gnade zur andern, von einer Stufe der Heiligung zur andern, von einem guten Werk zum andern, von einer Seligkeit zur andern. Eine große Wallfahrt der Seelen solles sein, dabei Christus vor- angeht und wir ihm nach hinein in das gelobte Land, wo kein Leid, kein Geschrei mehr sein wird; eine Wallfahrt, in der wir hineinziehen in’s Gottesreich, wo uns Freude und Friede erwarten die Fülle immer und ewiglich; eine große Wanderung über die Berge des Erdenglücks und über die Thäler des Erdenleids hinweg, ohne Ruhe und ohne Rast, also daß es uns immer weiter treibt, also daß wir immer unaufhalt- samer -eilen, also daß wir immer eifriger nachjagen dem Kleinod der himmlifchen Berufung. Mit dem Bewußtsein, daß es in der Gemeinschaft mit Christo keinen Stillstand geben darf, daß, wer hinter ihm, hinter dem Glauben an ihn und dem Leben in ihm zurückbleibt, sich von ihm lostrennt, so laßt uns mit ihm ziehen! Mit ihm ziehen, daß wir mit ihm sterben! Aber wie? — der erhöhete Christus stirbt ja nimmer wieder, er ist einmal für immer dem Tode entnommen: und wir, die wir zu ihm halten, sollten bei ihm nichts finden als den Tod, wir sollten mit ihm sterben? Und doch! es giebt ein Sterben mit Christo, das auch uns angeht. Das erste ist das, ohne welche es gar keine Gemeinschaft mit Christo, gar kein wirkliches, regfames Glaubensleben giebt. Alle die, welche bereits davon Erfahrung haben, werden es bezeugen: wir können gar nicht mit Christo leben, wenn wir nicht zuvor mit ihm gestorben sind. Du fragst, welches Sterben ist gemeint? Nun jenes, von dem der Apostel redet, wenn er davon spricht, daß unser alter Mensch sammt Christo gekreuziget sei. Das Sterben bei Leibesleben, das tägliche Sterben, das Ersterben in der Selbstverleugnung, das Absterben der Sünde trotz aller Ma t, die sie übt, trotz der tausend Wege, mit denen ie an uns herantritt, trotz der schmeichlerischen Art, mit der sie uns gefangen nimmt, die Kreuzigiing des Fleisches sammt seinen Lüsten und Begierden — das ist gemeint. Und das ist der entscheidende Wendepnnkt in jedem inneren Leben; es ist ein alter Grundsatzt willst du von Christo empfangen, was sein ist, so mußt du ihm geben, was dein ist. Das andere Sterben mit Christo ist dies, daß wir wie Thomas bereit sind, für Christum, um seinetwillen in den Tod zu gehen, unsere Treue gegen ihn nöthigenfalls auch mit dem Tode zu besiegeln. Das ist es, daß wir im apoftolischen Heldenmutl keinen Preis kennen, um den wir unsern Heiland auf- geben möchtenz das ist es, daß wir wie die Christen der ersten Jahrhunderte es verstehen, Märtyrer des Glaubens zu sein. Man hat ihnen glühende Kohlen auf den Weg gestreut, und sie sind darüber wie über Rosen gewandelt; man hat sie wilden Thieren preis- gegeben, und sie sind wie zum Fest gegangen; man hat ihr Haupt unter das Beil des Henkers gebeugt, und sie haben es hingeneigt, als sollten sie mit dem Lorbeer bekränzt werden. Es geht bei diesem Ge- danken ein Schauer durch unsre Gebeine, und wir sprechen aufathmend: Gott Lob, das thut nicht mehr noth in unsrer Zeit! Mag das sein, aber es kommt nicht auf die Gefahr an, in der dein Glaube schwebt, sondern es kommt auf die Gesinnung an, mit der du für deinen Glauben einzustehen bereit bist; es kommt nicht auf die Opfer an, die man gegenwärtig von dir» fordert, sondern es kommt auf die Opserfreudigkeit an, die du für Christum hast; es kommt nicht auf den Schaden an, den du jetzt um Christi willen leidest, sondern darauf, daß du um seinetwillen alles für Schaden achtest. Das dritte Sterben mit Christo ist ein Segen: wenn wir mit Christo leben, so werden wir auch, wenn zuletzt der Tod an uns herantritt, mit ihm sterben können; denn er verläßt die nicht, die ihn nicht verlassen haben. Die Todesstunde ist die letzte Prüfungsstunde; und dann nicht verzagen müssen, dann in Christo einen Rettungsanker besitzen — nicht einen, den man in der letzten Noth ergreift, weil alle andern ausgerissen sind, sondern einen, den man in der gesammten Lebenserfahrung bewährt gefunden hat; dann, wenn nichts bleibt als der Himmel, die Zuver- sicht haben können auf den Himmel; dann, wenn der -Tod kommt, ihn zugleich als den besiegten Feind er- kennen, innerlich frohlocken, wo Andere verzagen, eine ewige, herrliche Zukunft haben, wo» alles ims Nebel verschwindet, auf der Gnade ausruhen, wenn alle andern Stützen zerbrechen: o, es muß doch selig sein, mit seinem Heilande zu sterben! Auch im Tode nichts sehen als einen Schritt auf der Lebensbahn, auf wel- cher Christus uns vorangegangen ist; den Tag des Todes besser finden, denn den Tag der Geburt; den Abschied vom Leben geduldig ertragen, weil man weiß, daß die in Christo verklärte Liebe nimmer aus- hört; im Abscheiden die Lust empfinden, von der der Apostel sagt: ,,ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein«; in der letzten Stunde nocl .die Grnndstinimung verrathen, die durch das ganze eben gegangen ist: «,,ich weiß, daß mein Erlöser lebt«»';«so im Tode ein Prediger von ihm sein — o, es muß doch selig sein, so mit seinem Heilande zu sterben! Und selbst den raschen, plötzlichen Tod nicht fürchten wissen, weil er uns doch ni t·außer, sondern in Christo finden würde; nicht mit hren allein, sondern mit der Zuversicht, daß die Gnade droben uns zu Ehren annimmt; dahinfahrens selbst wenn es hinunter- geht in das schattenreiche To esthal, doch sagen kön- nen: sehet, wir ziehen hinauf, wir ziehen hinauf zn den Bergen, vonswannen uns Hilfe kommt, hinauf zu dem himmlischen Jerusalem, wohin er uns voran- gegangen ist, hinauf zu den ewigen Wohnungen, die er uns bereitet hat, hinaus zu dem Throne der Herr- Jesu Ankunft in Bethanien am vierten Tage nach dem Tode des Lazarus. lichteit dessen, der dann unsere Werke uns nachfolgen läßt; in ihnen nicht Feinde haben, die uns vor Gott verklagen, sondern Freunde, die Christi Geist verrathen — ach, es muß doch selig sein, also mitsseineni Hei-»- land zu sterben! (Brückner.) b. U. 17—-«l4. (§». 90.)» Yie Begebenheit selbst, wel e in die drei Theile zerfällt: gsesu Zusam- men ressen zuerst mit Martha, dann mit Maria, hierauf der Vorgang am Grabe. gsie die vorige Yartie von dem Gedanken des Todes Beherrscht wurde, so waltet nun hier das geben ans dem Tode vor. 17. Da sam zweiten Tage nach dem mit den Jüngern gehaltenen Gespräch in V. 7——16] · kam Jesus sauf dem Wege von Livias nach dem Jordan, dann» weiter· von diesem über Jericho bis gen Bethanien, vgl. Matth. 20, 341 und fand ihn sden Lazarus], daß er schon vier Tage im Grabe gelegen war sdenn das wurde ihm noch draußen vor dem Flecken von Einem, der ihm dort begegnete, auf sein Befragen, obwohl er es von selbst schon wußte, mitgetheilt]. » 18. Bethania aber [um das mit Beziehung auf die gleich folgende Notiz in V. 19 und die weitere in V. 46 ff. zu bemerken] war nahe bei Jerusalem sjenseit des Oelbergs, am östlichen Abhang desselben gelegen], bei fünfzehn Feldwegs [d.«i. 15 X125 = 1875 Schtitt, etwa J, d. Meile Z. Mos.«19, 37 Anm.]. , 19. Und viel Juden swegen dieser Nähe des Orts] waren [aus der Stadt] zu Martha und Maria [die in ihrem Hause von theilnehmenden Freundinnen aus der Nachbarschaft umgeben waren] kommen, sie zu trösten iiber ihrem Bruder. [wie ja bei den Juden die mit bestimmten Förm- lichkeiten verbundene Condolenz und Trostein- sprechung gewöhnlich« sieben Tage fortgesetzt ! wurde 1. Sam. 31, 13; Judith IS, 29]. « Wir können uns schwerlich ein genügendes Bild von der Stimmung der Schwestern machen. Als La- zarus bereits gestorben war, war der Bote nun heim ekehrt mit der räthselhasten Antwort Christi. Wie sollten sie sich dieses Wort erklären? konnten sie annehmen, der treue Meister habe die Wiedergenesung des Lazarus geweissagt, und habe sich eirrt? oder er habe eine Fernheilung beabsichtigt, un die sei ihm fehlgeschlageUP oder er habe versprochen, er werde so- gleich kommen und den Gestorbenen zurückrufen aus dem Tode selbst, und jetzt bleibt er dennoch ans? Sie konnten nicht an seinem Worte .verzweifeln; daß sie auch nach dem Tode des Bruders noch ihr Hoffen leise fortsetzten, erkennt man deutlich aus den Aeuße- rungen, mit denen Martha den ankommendeii HErrn aufnahm (V. 22), ja, man könnte sogar aus dem Um- stande, daß Maria kurze Zeit nachher einen so reichen Vorrath kostbarer Salbe im Besitz hatte (Kap. 12, 8 ff.), den Schluß machen, die Schwestern hätten in der Er- wartung Jesu und seiner wunderbaren Hilfe die eigentliche Salbung des Lazarns immer weiter ver-«- schoben. Allein wenn sie auch xetzt immer noch hofften, so konnten sie doch ihr Gemüth ebenso wenig vor großen Zweifeln bewahren; und daher finden wir sie 200 Evangelium Johannis 11, 20——27. wohl in stillem, großem Kampfe. Es ist ihnen ein schweres Geheimniß, daß der Meister nicht kommt, um sein Wort zu lösen, wenigstens zu erklären; daß er immer noch nicht kommt, während schon der vierte Tag des Todes da ist, da die Verwesung schon her- anzieht, um das Leichenbild zu zerstören; daß er, der Freund, der sie versteht, so gar nicht kommt, während manche Juden von Jerusalem, die sie nicht verstehen, herbeikommen, um ihnen ihre Theilnahme zu beweisen· Unter diesen mochten einige um so eifriger bedacht sein zu erscheinen, weil die Gelegenheit günstig schien, diese Familie, deren Verbindung mit Jesu bekannt war, jetzt auf den Weg, der ihnen als das rechtgläubige Altjudenthum erscheinen mochte, zurückzurufew (V. Lange) 20. Als Martha nun [die gerade außerhalb des Hauses zu schaffen hatte, als der Mann, der draußen vor dem Flecken Jesu begegnet und von ihm befragt worden war V. 17., seine Meldung von diesem Vorfall machte] hörete, daß Jesus kommt, gehet sie sohne erst ihrer Schwester etwas zu sagen] ihm entgegen, Maria aber [weil eben die Kunde ihr nicht gleichfalls zu Theil ward] blieb daheim sim Kreise der bei ihr anwesenden Nachbarinnen und Freunde] sitzen« [richtiger: saß drinnen im Hause, hatte das Trauersitzen zu besorgen und die Condolenzen entgegenzu- nehmen]. 21. Da sprach Martha zu Jesu sals sie jetzt mit ihm zusammentraf]: HErr, wärest du [noch während der Zeit der Krankheit] hie gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben fdenn in deiner unmittelbaren Gegenwart, der du stärker als der Tod bist, darf dieser König des Schreckens, Hiob 18, 14, niemanden antasten, es sei denn, daß du selber einen ihm preisgiebst; so weiß ich ja, daß Gottes Wille es also gewesen ist, wie es gekom- men, und demüthige mich unter seine gewaltige Hand] 22. Aber ich weiß auch noch [obgleich der Bruder nun so lange schon im Grabe liegt], daß, was du bittest von Gott fes sei auch noch so groß und iiberschwänglichs das wird dir Gott geben «« ]Kap. 9, 31; und daß du noch etwas mit Lazarus vorhast, das wage ich zu hoffen um des Wortes willen, das du in V. 4 uns entboten]. 23. Jesus [ihr andeutend, was er vorhabe, aber doch absichtlich sich allgemein und unbestimmt aus-drückend] spricht zu ihr: Dein Bruder soll auf- erstehen. 24. Mariha sdas als eine Ablehnung der in V. 22 ausgesprochenen Erwartung auffassend] spricht zu ihm: Jch weiß [als gläubige Jsraelitin Apostg. 24, 14 f.] wohl, daß er auferstehen wird in der [allgemeinen] Auferstehung laller Todten] am jüngsten Tageitr fund will, wenn du denn einmal auf diese Zeit des Wiedersehens und Wiederhabens mich vertrösten mußt, auf das Verlangen, ihn jetzt schon von den Todten wieder zu nehmen, verzichten]. i 25. Jesus [ihre Gedanken von der fernen Zukunft, deren sie sich getröften wollte, vielmehr aus die Gegenwart zurücklenkend, und zwar aus Den, der da unmittelbar ihr gegenüberstand, als in welchem alles Heil für Zeit und Ewigkeit be- schlofsen liege] spricht zu ihr: Jch bin die Auferstehung [d. h. die einstige Auferstehung, von der du redest, ist kein unpersönliches Schick- sal, das einst nur so kommt, sondern eine per- sönliche Wirkung, die von mir, dem Gegenwärtigen, ausgeht; sie ist in mir schon gegenwärtig und wirksam da] und szwar bin ich darum die Auf- erstehung oder die persönliche Macht, welche die Verstorbenen aus dem Tode erweckt, weil ich bin] das Leben [derjenige, der das Leben wesentlich in sich trägt und dazu in die Welt gekommen ist, um euch Kindern des Todes das Leben mitzu- theilen]. Wer [von euch nun] an mich glaubet [und durch den Glauben mein Wesen in sich auf- nimmt], der wird leben [im Besitz von Leben und voller Genüge, die ich ihm mitgetheilt habe Kap. 10, 11., bleiben], ob er gleich lwie das mit Lazarus geschehen] stitrbe Ho» daß er nur schläft V. 11]. 26.." Und wer da lebet snoch auf Erden oder im Lande der Lebendigen da ist, wie das mit euch, den hinterbliebenen Schwestern der FallJ nnd glaubet an mich [Gal.2,20], der wird nimmermehr sterben s sin Ewigkeit des Lebens, das er in sich aufgenommen, nicht verlustig gehen Kap. 8, 51. , so daß er ebenfalls sich nur wie zum Schlafe niederlegt, wenn er seiner Zeit dem leiblichen Tode erliegt]. Glaubst du das fwas ich dir da in Beziehung auf meine Person und von dem Glauben an mich gesagt habe, und willst zufrieden damit sein, daß du mich und in mir das Leben hast]? 27. Sie spricht zn ihm: HErr, ja, ich glaube fwas du von dir bezeugst, und zwar ruht solcher mein Glaube und die damit verbundene Zufriedenheit mit deinem Besitz auf dem Fundg- ment meiner erfahrungsmäßigen Erkenntniß], daß du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen ist H· suns Menschen zu erretten und selig zu machen]. V) Als Jesus dem Flecken nahe kam, ging er nicht hinein, sondern begab sich sogleich in die Nähe des Grabes; dies können wir daraus schließen, daß her- nach die Juden der Meinung find, die Maria wolle zum Grabe ihres Bruders gehen, als sie sich aufmachte und Jesu entgegenging (V. 29 ff.). Wir wissen nicht, ob er Kunde davon hatte, daß das Haus der Freunde jetzt von Juden eingenommen, die Schwestern von ihnen umkreist waren; jedenfalls konnte er im Geiste wissen, daß sie von einem solchen zum Theil fremd- artigen Kreise umgeben waren, und es konnte ihm darum zu thun sein, sie nicht in diesem Kreise zuerst Das Zusammentreffen zuerst mit Martha. wieder zu begrüßen. Es gehörte aber wohl besonders mit zu ihrer Vorbereitung auf das Werk, das er jetzt nicht nur außer ihnen, sondern zuerst auch in ihnen vollenden wollte, wenn sie dies Mal zuerst von den Gräbern her seinen Ruf und Gruß vernehmen mußten. Martha erhielt zuerst die Kunde, er sei da und harre da draußen: es charakterisirt ihre geschwinde, geschäftige Art, daß sie hinausgeht ihm entgegen, ohne der Schwester von seiner Ankunft zu sagen; dies Mal hat sie den Vorsprung mit ihrem lauschigen, nach außen hin horchenden Ohr, während es mit der schweigsamen Jnnerlichkeit Maria’s zusammenhängt, daß sie noch eine Weile trostesarm zwischen den Juden sitzen muß. (P. Lange.) Die beiden Schwestern von Bethanien gehören zu den am individuellsten gezeichneten oder vielmehr hervortretenden Gestalten unsers Evangeliums. Wie charakteristisch unterscheiden sie« sich von einander! Martha ist es, welche im Haus und außer demselben sich zu thun macht, während wir Maria in Trauer versunken in demselben sitzen sehen; jene erfährt des- halb auch zunächst die Ankunft Jesu und sie kann es über sich gewinnen, in ein Gespräch sich mit ihm ein- zulassen, während Maria, als sie die Nachricht ver- nommen, ihm entgegeneilt, zu seinen Füßen sich nie- derwirft und nur das eine Wort der Klage über die Lippen zu bringen verma (V. 32). Jene schnell auf- flackernd in Hoffnung, lä t dieselbe— doch bald wieder sinken und verliert sie am Grabe gänzlich bei dem Gedanken an die vier Tage (V. 39); diese dagegen ringt sich nur schwer aus der Trauer los, dann aber harrt sie still und ergeben. So ist es auch beim Mahle (Kap. 12, 1 fs.) Martha, welche in freudiger Geschäftigkeit dem Meister dient, während Maria deu Dank der Liebe durch eine Handlung größter Auf- opferung und Hingebung ihm zu erkennen giebt. (Luthardt.) » · · H) Auch Maria in V. 32 wiederholt das gleiche Wort: »HErr, wärest du hie gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben«, so daß wir erkennen, das war, wie es in Trauerhäusern vorkommt, der herrschende Gedanke, den die Schwestern in diesen Tagen oft ge- nug unter sich wiederholt hatten. (Riggenbach.) Die Schwestern beweisen mit ihrem Wort, aß sie an Jesu Person nicht irre geworden, daß sie sein Thnn und Lassen wie ein Thun und Lassen Gottes respectiren, worüber sie da, wo es einen Ehrfurcht und Glauben verringernden Anschein habe, auch nicht nachdenken mögen, sondern es glaubend und schweigend verehren; das aber wissen sie gewiß, daß in der Gegenwart des HErrn Jesu nie ein Mensch gestorben und keiner sterben konnte, im Gegentheil, so oft er einen Todten vor sich gesehen, so oft auch als den Fürsten des Lebens sich erwiesen habe, der dem unbezwingbaren Tode die Macht genommen und diesen Starken als der Stärkere åezwungem seine Beute wieder herauszugeben. (Menken.) in Vorwurf ist also das Wort nicht, daß Jesus ni t rechtzeitig eingetroffen sei; sie wissen ja recht gut, da , ehe Jesus auch nur von dem Orte, da er war, ab- reiseii konnte, Lazarus schon todt war. So ist es lediglich eine Kla e, daß die so rasch verlaufende Krankheit in eine Zeit habe treffen müssen, wo Jesus gerade entfernt war. (Ebrard.) Die Schwestern be- klagen, daß es zu spät war, als sie zu dem HErrn schickten: er dagegen hat in V· 15 sich darüber gefreut. Das Aienschenherz freuet sich oft, wo Jesu Herz klagt, und wiederum freuetsich Jesu Herz, wo das Menscheu- herz klagt; unser Herz begehrt immer nur die nächste Hilfe aus der Noth, der HErr dagegen freuet sich der Noth, wenn dadurch der Glaube geiibt wird. (Wichel- haus.) Weil Martha keinen Vorwurf gegen Jesum 201 erheben will, beseitigt sie auch den Schein eines solchen alsbald durch das weitere Wort: »ich weiß auch noch, daß, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben«, was ein Wort des zuversichtlichen Glaubens ist: du kannst deine Verheißung noch immer wahr machen. (Riggenbach.) Der unbestimmte Ausdruck: »was« giebt das zu verstehen, was zum Aussprechen zu groß ist; die Größe des erwarteten Werks veran- laßt sie dann zur Wiederholung des Wortes ,,Gott«: du bist der Geliebte Gottes, Gott wird dir das Leben meines Bruders geben! Dies Vertrauen hat Martha nicht nur durch die Auferweckungen in Galiläa, sondern ganz besonders auch durch die Verheißung Jesu in · 4 gewonnen. (Godet.) »Auch jetzt noch, wo kein Mensch mehr helfen kann, von dir, HErr, kann noch Hilfe kommen«: glaubest du das, liebes Herz? bist du deines Glaubens sicher, deines Gottes gewiß auch beim schwersten Unglücksschlag? Denke dir einmal, du, Mann, stehest auf dem Schutte deines Hauses, das dir die Flamme verzehrt sammt Hab und Gut; denke dir einmal, du, Mutter, sitzest am Sterbelager deines Gatten oder am Sarge deines liebsten Kindes, das dir der Tod aus den Armen gerissen deinen Gebeten und Thränen zum Trotz: wie steht es nun mit deineni Glauben? kannst du mit Abraham dein Liebstes auf den Opferaltar legen und glauben: »was Gott thut, das ist wohlgethan, ob ich’s gleich nicht verstehe?« kannst du mit Hiob auf den Trümmern deines Erden- glücks sprechem »der HErr hat’s gegeben, der HErr hat’s genommen, der Name des HErrn sei gelobet«? kannst du wie dein Heiland den bittersten Leidenskelch an die Lippen setzen mit dem Gebet: ,,nicht mein Wille, o Vater, geschehe, sondern der deine«? O dann wohl dir! Dann bist du nie ganz elend, dann hat dein Glaube die Feuerprobe bestanden. Und wer’s noch nicht kann, der nehme ein Beispiel an jener Mutter, die es von einem Kinde gelernt hat. Ein armer, gottesfürchtiger Holzhauer wurde im Walde von einem fallenden Baum auf den Tod verwundet und gräßlich verstümmelt; man bringt die Schreckens- kunde in’s Dorf hinein, jammernd und händeringend läuft sein treues Weib in den Wald hinaus und ruft ein Mal über’s andere verzweiflungsvoll: ach, weß soll ich mich trösten? weß soll ich mich trösten? Da zupft sie das Söhnleim das an ihrer Seite ging, am Rock und spricht: Mutter, weißt du nicht mehr, was du mich neulich gelehrt: ,,Seiner kann ich mich ge- trösten, wenn die Noth am allergrößten; er ist gegen seinem Kind mehr als väterlich gesinnt«? Durch diesen Zuspruch aus Kindesmund wird die verzwei- felnde Mutter tief beschämt und wunderbar getröstet, daß sie vollends mit festem Muth und gläubigem Ausblick zu Gott ihrem zerschmetterten Mann, den nmn auf einer Tragbare daherbringt, entgegengeht, im Heimweg ihn unablässig aus Gottes Wort tröstet, acht Tage darnach mit ihren sechs Waisen in Gott getrost an seinem Grab steht, und von nun an eine Trösteriii wird für alle Betrübten im Ort. (Gerok.) »Es) Jesus meint das: ,,dein Bruder soll auf- erstehen« offenbar im Sinne des in V. l1 den Jün- gern bereits kund gegebenen Vorhabens einer Todten- erweckung, drückt aber gewiß absichtlich, um nämlich den Glauben der Martha erst von ihrem persönlichen Jnteresse mehr auf das höhere allgemeine Gebiet des Einen, was noth ist, zu leiten, sich zweideutig aus; denn es konnte seine Rede ebensowohl eine jetzt be- vorstehende Auferweckung, als die Auferstehung am jüngsten Tage bedeuten. Nur in letzterer Weise, als ein tröstendes Verheißungswort auf die kiinftige Anf- erstehung, an welcher Lazarus Theil haben werde, Istellt Jesus seine Per 202 wagt Martha seine Redezu fassen; sie hat so Großes zu hoffen sich unterfangen, daß sie eine so unbestimmte Antwort nicht zu ihren Gunsten zu deuten verinag. (Meyer.) Jesus scheint auf das, was sie wünschte und hoffte, nicht einzugehen; seine Antwort scheint ab- weisend und auf die Zukunft verweisend zu sein, denn er spricht nicht von sich zunächst und setzt seine Per- son nicht in Verbindung mit der Sache, um die es sich handelt. (Luth·cirdt.) ebhaften Geistes, voll Beweg- lichkeit und leicht erregt, ist sie eben so schnell ge- stimmt, das Höchste sofort Zu hoffen, wie sie in V. 22 that, als diesen Wunsch wie er fallen zu lassen, sobald sie beim HErrn, wie ihr deucht, nicht das erwartete Entge enkoiiimen findet; daher antwortet sie jetzt mit dein ekenntniß ihres Glaubens an die allgemeine Auferstehung am Jüngsten Tage, aii welcher auch ihr Bruder Antheibhaben werde. (v. Burgen) Auf uiid nieder ging es in Marthcks bewegter Seele, wie Hiller es schildert: -,wie ein ergriffen Schiff die Well’ beinah verschlingt und dies, noch nicht besiegt, sich in die Höhe schwin·t, uiid wieder in den Grund, und wieder aus dem runde, mit wechselndem Geschick bis zu der stilleii Stunde·«.(Besser.) Sowie Martha im Glauben nachläßh indemsie meint, das, was der HErr ihr da sage, sei ein weit aussehender Trost, spannt ihn Chri- stiis wieder stärker an. (Heubner.) v f) Jesus knüpft an ihre Erwiederung das, was er beabsichtigte, nämlich ihren Glauben vom eigenen Jn- teresse auf seine Person— zu lenken; Jch, kein Ande- rer als ich, bin die Auferstehung und das Leben, d.h. die persönliche Potenz von beidem, der Auferwecker und der Lebendigmachende, vgl. Kap. 14, 6; Col. s, 4. (Meyer.) Dem zukünfti en Ereigniß der Auferstehung Ton, und war seine gegen- wärtige Perso egenüber: der ieg über den Tod ist iiicht eine phhtsisxhe Begebenheit, sondern eine That, ein sittliches Werk, dessen Urheber« der hier gegeiiwär- tige Jesus ist, und welches er, wenn er will, in diesem Au enblicke ebensogut als nach einigen Jahrhunderten vo bringen kann. So concentrirt Jesus den Glauben der Niartha auf sich selbst und sucht bei ihr an die Stelle der Zustimmung zu einer dogmatischen Wahr- heit das Vertrauen auf seine Person zu sehen; ebenso hat er in Kap. 4 und 6 nach einigen Augenblicken der Unterreduiig an die Stelle der abstrakten Jdeen des lebendigen Wassers und des Himmelsbrodes sich selbst gesetzt. (Godet.) Jesus nennt sich die Auferstehung und das Leben —- die erste, weil er das zweite ist; die Auferstehung stellt er voran, weil von dieser das Gespräch ausgegan en ist, dann aber lenkt er die Gedanken der Martha sogleich auf den Besitz des Lebens, weil ihr das noth ist, damit sie über dem von ihr gehossten und gewünschten Geschei1ke, das sie auch empfangen sollte, nicht das höhere aus dem Auge Verliere, worin allein ihr wie ihres Bruders Heil steht. Daß er das Leben sei, führt denn der HErr in zwei Siitzen aus; der erste: »wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe.« Hier steht ,,leben« von dem in Christo gegebenen und durch den Glauben angeeigneteif Besitzstand vollen seligen Genügens in ihm, welcher Besitz uns erhalten bleibt und nicht verletzt noch versehrt werden kann durch den leiblichen Tod, wenn wir dieseii auch erleiden müssen. Jn diesem Sinne lebte der gläubige Lazarus, ob- wohl ergestorben war (vgl· Kap. 8, 56 u. Luk. 20, 38). Dies Leben, welches unabhängig von dem Tode ist, soll Martha in’s Herz und Auge fassen, und ihre wischen Wünschen und Entsagen herunigeworfene eele setzen und stillen in dem Gedanken an das Eine, was den Sieg behalten muß in der Zeit« und Ewig- Auferstehung Evangelium Johanuis U, 28--33. keit. (v. Burger.) Wie aber der erste Satz den Ge- sichtspunkt in’s Auge faßt, daß einer (Lazarus) schon gestorben ist, so der andere den Gesichtspunkt, daß jenäankd czJinrtha uBd Ytaräcs fnoch lebt: Goehtdablebct un g au e an mi , er ir nimmerme r er en.« Fotch ckknmmt hienbeid noFE eins! ansezre Beziseksing in era s, wenn o -er . rr er e eiisveri erung, die er den Gläubigen ertheilt, einen zwiefachen Aus- druck dahin— giebt: die Todten werden wieder leben, die Lebendigen werden nimmer sterben. Die ster- benden Gläubigen werden, wenn sie auch die Tiefe des Todes berühren, immer wieder auftauchen, der entgegen; die lebenden Gläubigen werden niemals in den eigentlichen Grund des Todes Versinken. Die ersteren nämlich sind Lebende iiii Geist durch die Verbindung mit ihm, darum sofort im Zusammenhange iiiit der wesentlichen und stets winkendfieiid Aussgstehung dalso ge? in; Zuge åderselbeii un an em ege aus em o est al zu i rer ein- sdtigisenbAäzferksteläung; die lhetzterensaber sind dnrch iee e er in ung mit iin von einem aus ein Himmel kommenden und zum Himmel aufstrebenden Lebensgeiste so mächtig ergriffen und gehalten, daß es nicht mit ihnen zum. Versinken in den eigentlichen Irxksgsdkgssssigcsxlgkäkgs Essig: . ige einer ei dadnrch aufgehoben, daß ihr Fall in den Tod ge- brochen ist, andrerseits »dad»urch, daß dein alten Zuge des Todes der neue machtigere Zug des Lebens entgegenwirkt und daß dessen sti es Uebergewicht sich bald geltend machen muß. Sowie der Stein, welcher in die Höhe geworfen wird, schon von Anfang an den starken Zug der Schwere mitnimint, der ihn wieder zur Erde herabholt, so nimnit umgekehrt der Christ, wenn er der Tiefe des Todes entgegensallt, den Zug des Lebens Christi mit, der ihn wieder in die Höhe heraufholn (P. Lan e.) Aus dem ersten Satz soll Martha lernen, daß Lazarus, auch ohne auferweckt zu werden, lebendig ist, aus dem zweiten aber, daß sie, die noch lebende, ebenfalls vor allem iiach Christo, dem inneren, unverlierbaren Leben, zu trachten habe. So muß sie die Sehnsugtnach Rückgabe des leiblichen, irdischen Lebens an azariis, wovon sie bis dahin allein bewegt »worden, erst in den Tod geben, ehe diese Sehnsucht erfullt werden kann· Daß sie Jesu Wort nehstandän låhvszeiåzt iår hBeköjnitittniß in V. Frei; Je um, en )ri , en o n o es, eoncen rir i jetzt ihr Glaube, sie lernt zufrieden sein, daß sie·Jhn hat, und lernt den Wunsch nach Auserweckung ihres BrufiijensDzuni Oknfer bringenAhcöglbzrardJüb d A f ie vor in gege ene u drang? er ie u- erstehung und ihre Beziehung zur Person Jesu mußte Martha bekommen, damit ihr Jesus bei dem Wunder, welches er zu thun im Begriff war, nicht als ein bloßer Wundermann erscheine: nur als Ausstrahlung der Herrlichkeit Jesu und als Mittel, ihr Herz mit ihm zu i»o»erbinden, hatte das Wunder Bedeutung für s« gxixsssxsizissksxk »Es« e« an :,, « uriren r:,,1a, Err« eignet sie sich zuvörderst alles zu, was Jesus über seine Person eben ausgesagt hat; dann aber faßt sie ihren Glauben selbstständig in einen Ausdruckuiid ebraucht da diejenigen Bezeichnungein die ihr gelaufig sind, aber dies elementare Bekenntniß ist auch völlig enügen»d, denn sie spricht aus, daß Jesus für sie das öchste ist, was es giebt, und daß, was er auch über seine Person gesagt haben mag« er sur den Glauben derjenigen, die mit ihm redet, nie zu viel gesagt habeii kann. (Godet.) Als die Erfüllung Jsraels (Christus), als die Vollendung aller Gottesosfenbarung und « Thema des Matthäusevangeliums ist im er Gottesgemeinschaft (der Sohn Gottes) und als das Heil und die Erwartung der ganzen Welt (der in die Welt kommen ist) bezeichnet sie ihn; was nur von ihm geglaubt und erkannt werden mag, in dieser drei- fachen Aussage ist es befchlofsen, welche nach den drei möglichen Seiten hin schaut, auf die Heilsgeschichte, auf die Heilsgemeinschaft und auf die Heilsbedürftig- keit und Heilserwartung Man könnte saaem Fa? en, a des Lukas im dritten, das des Johannes im zweiten Wort genannt; was aber Thema des vierten Evan- geliums ist in der höheren Zusammenfassung der aus einandergetretenen Momente, das ist in unvermittelter Allgemeinheit und Einheit auch Thema des zweiten Evangeliums. (Luthardt.) » 28. Und da sie das gesagt [und Jesus ihr noch in Beziehung auf ihre Schwester einen Auf- trag ertheilt] hatte, ging sie hin fzu ihrem Hause, wenngleich, so es sein müßte, auf die leibliche Erweckung des Bruders verzichte1id, doch andrer- seits auch mächtig gehoben durch den neugewon- nenen Gedanken, Auferstehung von den Todten sei nicht blos eine Sache der ·fernen Zukunft, sondern durch Jesu Gegenwart in die unmittel- barste Nähe gerückt] und rief ihrer fnoch im Kreise der im Hause Anwesenden V. 19 befindlichens Schwester heimlich findein sie ihr in’s Ohr flü- sterteJ und sprach: Der Meister ist da fdraußen vor dem Flecken] und rufet dir fdaß auch du zu ihm hinaus konimen Mögest, nachdem ich ihn schon gesprochen habe]. 29. Dieselbige, als sie das hörete, stund sie eilend auf und. kam fniachte in Martha’s Beglei- tung sich auf den Weg] zu ihm fhinaus zu der Stelle, wo Jesus ihrer harrete]. 30. Denn Jesus war noch nicht in den Flecken kommen [fo daß etwa unterwegs schon ein Zusammentreffen hätte stattfinden können], sondern war noch an dem Ort, da ihm Martha war« ent- gegenkommeu fund den er-absichtlich für die« Be- gegnung mit den beiden Schwestern sich ausersehen hatte] s 31. Die Juden [denn], die bei ihr im Hause waren und trdsteten sie, da sie sahen Maria1n, daß sie fin Folge der heimlichen Mittheilung ihrer Schwester auf einmal] aufstund und hinaus ging fund sich das nicht anders erklären konnten, als daß Martha sie zu einem gemeinschastlichen Trauergange abgerusen habe], folgeteu sie ihr nach und sptacheu fsich zu solchem Geleit unter einander auffordernd]: Sie gehet hin zum Grabe, daß sie daselbst weine fund da gebührt es sich ja für uns, ihre Tröster, daß wir sie nicht allein gehen lassen, sondern mit unserm Zuspruch ihr beistehen, denn sie ist wieder einmal aufs Tiefste erregt] » Das; Martha auf Jesu Geheiß ihre Schwester gerufen, erhellt aus ihrem ,,rufet dir«, wobei ein Zweifel, ob er’s ihr wirklich aufgetragen, nicht be- Das Zusammentreffen mit der andern Schwester, mit Maria. 203 gründet ist. (Meyer.) Außerhalb des Ortes ver- weilte Jesus, denn seine Absicht war, sogle1ch von dort zum Grabe des Lazarus sich zu begeben und ihn zu erwecken; darum wollte er nicht erst in den Flecken gehen, wiss« Aikfenthalt undBunnöthigesEAuffeltzzietn ztur Zsingkzeeråiciiesin arssmdeem Tsjinfllittziåzeder Jitdebmhekausg heben, sie mußten sich auch durch das Herausgehen zu ihm zum Glauben an ihn bekennen; sodann war es die Regel des HErrm bei seinen Wunderwerken dem Aufsehen entgegenzuwirkem wenn er auch d·as von selbst sich ergebende Aufsehen der Juden bei dieser Gelegenheit schließlich willkommen hieß. Merkwiirdiger Zusjanknsetiitklask iLnenschkichesisVorsorzzåtxiM gottlszckåizr u eri . . ange. ie gemi en e e bei der Auferweckung zugegen sein, damit esn solch außerordentliches Wunder, daß eineyTdgr schon gen vierten Tag im Grabe lag von den o ten wie er erstand, recht· viele Anseitzeugen hätte; aber Jesus wollte nicht in ihrer egleitung zum Grabe ziehen, Zie Fiache srflgedsicht ohnfe siåin Zfxtthun liknachsm Taf; ie enge i or ein an er unmi e ar or er heil. Handlung wollte er «niit. derselben zusammen- Messer; (HhengftLzenbfkhrgf) Auchchdie Vorsichhh mit izolelcher art a i re ot at ausri tet, war i r wo von Jesu sselbst anbecsohlen (Gokdet.) »Im: Yeieister ist da«, pricht sie« esus hatte einen an ern amen iu dieser FamilieJ Eis den des HErrn und Meisters, denn es ist eine Familie des Glaubens und des Ge- horsams (Quesnel.) Das innereHerzensverhältniß zu JYU muß deg Lkizelt ein Csäeheimiäß blsibenå ObgIFOiFIJ ZLTRIspiTDJZFI siF ?2"2’Lebli’kiå";«athsshäkisthinkaså durckschdiese Zudringlichkeit, daß Måirthåcziichh wiedsie wiin te, unterwegs allein mit er - we ter re en kontätef bsSie sagten:u»sge gehet shindzum Grkeilbå daß ie ael tweine«. n wenn ie enn wir i zum Grabe ihres Bruders gegangen wäre, um da ihrer Traurigkeit und ihren Thränen freien Lauf zu lassei1, « wie iiberlästig mußte ihr jede Gesellschaft ein! wer will denn gern weinen vor den trockenen Augen einer Menge, unter denen vielleicht nicht Einer die Recht- mäßigkeii unsers Kummers und den Werth unsrer Thränen zu schätzen weiß? Die Traurigkeit der Liebe ist dem trauri en, liebenden Herzen ein Heiligihum, das es der Nsenge verschließt und worein es am liebsten, und ja auch am besten, nur Gott allein hin- einschauen läßt; diese Juden mochten es in ihrer Art herzlich gut meinen, aber an Gefühl fehlte es ihnen, um die Empfindungsart eines feineren, edleren Her- zens wußten sie nichts. (Menken.) 32. Als nun Maria kam fan die Stelle draußen] da Jesus war, und sahe ihn findem sie ihm jetzt unmittelbar gegenüber stund], fiel sie zu seinen Füßen fvon innerer Gefühlserregung über- mannt] und sprach zu ihm« fähniich wie die Schwester in V. 21., doch dem Grundtexte nach nicht ganz gleich lautend]: HErr, wärest du hie gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben-·« fge- nauer etwa so: nicht starb mir dann der Bruder; worauf sie sich in einen Strom von Thränen ergoß, so daß auch die Anwesenden sich der Thränen nicht erwehren konnten] 3,3. Als Jesus sie sahe [also] weinen, und die Juden auch weinen, die mit ihr kamen fwas iu diesem Falle kein blos ceremonielles, sondern aus 204 » « wirklich eigener Ergrifsenheit hervorgegangenes Mitweinen bei ihnen war], ergrimmete er im Geist svon tiefem Zorn ergriffen] und betrübte [ander- wärts hat Luther besser: schütterte] sich selbst [so daß man ein Erzittern oder Erlieben an ihm wahrnahm]. 34. Und sprach [entschlossen, s« sofort zum Werk zu schreiten]:« "Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprachen zu ihm: HErn komm und siehe es [wir werden dich zur Stelle führen]. 35. Und Jesu gingen die Augen über« sdaß auch er nun weinete, als der Zug zum Grabe sich bewegte]. It) Wieviel heftiger die Gemüthsbewegung und die Stärke des Schmerzes bei der Maria als bei ihrer Schwester ist, sehen wir aus ihrem Niedersallen zu den Füßen Jesu gleich beim ersten Begegnen; ein an- deres Wort der Aurede aber hat sie auch nicht als das Wort der Klage, mit welcher Martha den HErrn empfangen hatte, nur daß wohl der etwas andere Wortlaut in der zweiten Hälfte des Satzes nicht gleichgiltig ist. Gemeint ist das Wort wie bei jener, daß in Jesu Gegenwart der Tod keine Macht über ihren Bruder gehabt haben würde; aber während Martha vom Schmerz sich sofort zii weiterer Unter- redung erhebt, bleibt Maria ganz im Bereiche des Schmerzes, und Jesus überläßt sie diesem auch ganz. Es war ein Verstandesprozeß, den er bei Martha ein- leitete; diese hatte die ganze Zeit daher sozusagen nicht in den Schmerz hinein-, sondern aus ihm her- ausgelebt, darum sucht sie der HErr ganz in seine Person hineinzuführem daß sie von ihm aus die Hoff- nung in sich selbst zurücknehma Bei Maria dagegen kann er den nöthigen Prozeß des Schmerzes und Glaubens der inneren Bewegung und Selbstvermitte- lung ihrer inneren Empfindung überlassen. Maria sinkt zu Jesu Füßen nieder: so versinkt sie gleichsam selber in ihrem Schmerz; aber den Glauben an Jesum, an seinen Liebeswillen und sein Vermögen nimmt sie mit hinein. Für’s Erste stehen beide, der Schmerz und der Glaube in ihr selbst, gegensätzlich einander gegenüber; aber einmal auf einander bezogen, müssen sie sich selbst mit einander vermitteln. Und so setzt der Glaube den Schmerz zunächst in Wehmuth, dann in Gelassenheit und stille Ergebung, endlich in Er- wartung um. (Luthardt.) Sollte es zu kühn sein anzunehmen, daß Maria den irdischen Todesfall und Todesschmerz mehr auf Christum bezo en (vergl. die Bein. zu V. 33) und weniger als ihre chwester über der Sehnsucht nach Rückgabe des irdischen Lebens den Quell alles Lebens vergessen habe? (Ebrard.) Martha kann für den ersten Blick glaubensfreudiger zu sein scheinen, aber der Maria Kniebeugung und ihre Thriinen sagen mehr als die Worte der Martha. (P. Lange.) Jn dem mit Marthajhr gemeinsamen Ausrufe finden sich zwei nicht zufällige Schattirungen: statt ,,wäre nicht gestorben, so daß er nun todt ist« sagt sie: ,,nicht starb er«, als ob·sie.den schmerzlichen Augenblick, wo die Trennung wirklich geschah, nicht aus ihrer Erinnerung wegbringen könnte; sodann stellt sie das »Mein« bei ,,Bruder« an eine Stelle, wodurch der Bruder gleichsam zu einem Stück von ihr selbst wird. (Godet.) Ist) Jhr Schmerz wie die Trauerzeichen »der be- gleitenden Juden zogen Jesum in eine Reihe; von Gemüthsbewegungen hinein, deren Folge wie Einzel- Evangelium Johannis 11, 34——36. ausdruck immer als besonders schwierig für das Ver- ständnis; gegolten hat. Wir halten vor allem an dem Gewissen fest, daß ,,ergrimmete« immer Ausdruck nur für Unwillen und Zornesbewegung ist und keines- wegs, wie man häufig ausgelegt hat, eine starke Rührung oder heftige Erschütterung des Schnierzes bezeichnet; dieser Unwille nun aber wird, da ,,er- grimmen« in der Re el einen sich äußernden Unwillen benennt, durch den eisatzt ,,im Geist« als ein auf die Jnnerlichkeit der Gemüthsbewegung beschränkter bezeichnet. Nun aber, worüber wurde Jesus un- willig? Da das »ergrimmete« zur Voraussetzung hat: »als Jesus sie sahe weinen und die Juden auch wei- nen, die mit ihr kamen«, so wird der Unwille auch das, was er sah, zum Anlaß und folglich zum Gegen- stand gehabt-haben. Nun zwar nicht über die Thrä- neu, weder als vermeintliches Zeichen des Un laubens noch als Zei en des Schmerzes, wie die usleger vielfach den organg fassen, konnte Jesus unwillig werden, wohl aber über das, was jenen Schmerz und Schmerzenszeichen hervorrief: über den Tod und den, der des Todes Gewalt hat, seinen Gegner von An- fang, ergrimmete er, daß er ihm solches angerichtet hatte, so in seinen nächsten Kreis gedrungen und so ihm selbst wie drohend entgegengetreten war, undfein Ergrimmen ist wie ein Gegendrohen, das sich in der Auferweckung dann versinnbildlichte; es sind gleichsam die ersten gegenseitigen Ankündigungen des letzten äußersten Kampfes. (Luthardt.) Der Teufel höhnete den Sohn Gottes: »Ja, komm und siehe, das habe ich angerichtet! Jn meine Gewalt gehören die Menschen, die Kinder des Todes, auch deine Freunde, und du selber, Menschensohn!« Diese Sprache vernahm Jesus (und vielIeicht ahnete auch Maria? sinniges Geniüth etwas davon beim Sterben ires Bruders und war deshalb von so gewaltigem chmerz über dessen Dahinscheiden ergriffen, vgl. Kap. 12, 3 u. 7); wenn er also im Geist ergrimmete, so bedrohete das beleidigte Leben der in ihm wohnenden Gottheit im heiligen Zorn den Gewalthaber des Todes· (Besser.) Wohl ist der Tod der Sünde Sold, und Satans Ge- walt insofern eine begründete, als ihm der Menschen Sünde zu ihr ein Recht giebt; aber daß er im An- gesicht des Versöhners unsrer Sünde und gleichsam von seiner Seite weg sich seine Beute zu holen wagt und mit schonungsloser Ungebundenheit die Nächsten Jesu angreift, als wolle er ihm drohen, daß bald auch an ihn die Reihe kommen werde, das reizt Jesu Un- willen. Diesen zu verstehen, hilft die Vergleichung alttestamentlicher Parallelen: so gereiht das Gericht Gottes über Jsrael und Juda war, so heftig ist der Zorn und Unwille Gottes über die Heiden, welche den ihnen verliehenen Sieg in eigenem Uebermuthe schaden- froh mißbrauchen (Sach. 1, 14 f.; Am. I, 3 ff.; Jef. 10, 5ff.), und so verdient die Züchtigungem die Jsrael erlitt um seiner Sünde willen, dennoch bleibt Gott sein Gott, und wenn die Zeit kommt, erweckt er seinen Eifer wie ein Kriegsmann (Jes. 42, 13 f.), um seinein mißhandelten Volke Recht zu schaffen wider seine Drän er, welche für sich selber kein Recht haben, nur als erkzeuge Gottes Rathe dienen. Denn das Herz Gottes bleibt mit seinem Volke und tritt nie auf die Seite derer, die es hassen; nach der Züchtigung eilt er, es zu trösten (Jes. 40, l f.; 49, 14 f:). Genau nun, wie Gott zu seinem Volke, steht Jesus zu denen, die ihn lieben und im Glauben an ihm hangen; alles, was die angeführten und noch viele andere Stellen von der Liebesgesinnung Gottes im alten Bunde sagen, gilt unmittelbar von der Gesinnung Jesu gegen die Seinen, und sein Unwille wird erregt durch das, was größtes und herrlichstes Wunder zu voll Jefu Ergrimmen und Sicherschüttern. Sein Weinen auf dem Weg zum Grabe» diesen Schmerz und Leid macht. Es heißt aber: ,,er ergrimmeteim Geist«; es ist also eine innere Be- wegung· seines Geinüths, welche der Evangelist er- zahlt« die aber; wenigstens für ein Auge, wie das seine, auch außerliszch sich wahrnehmbar erzeigte. (v. Burger.) Das ErgrinimendesHErrn wird uns noch ver- standlichey wenn wir bedenken, daß er in der zu sei- nen Füßen liegendenund weinenden Maria, das Bild seiner »kleinen Gemeinde in ihrem Zustande bei und nach seinem Tode vor sich hatte, als sie klagen mußte: ,,sie haben meinen HErrn weggenommen« (Kp.16,20; 2(), 11 ss.), als der Wolf gekommen war und hatte die Schafe erhascht und zerstreuet (10,12). Was dann das aus das Ergrimmen im Geist folgende Sich- selbsterschüttern Jefu betrifft, so kommt das dafür gebrauchte griech. Wort auch in Kap. 13, 21 vor, wo der HErr erschüttert wird im Geist, als er jetzt daran geht, die Verhandlung über den Verräther und mit demselben zu beginnen; ohne Zweifel soll der Aus- druck einen Schauder bezeichnen, der aiich äußerlich durch ein Erzittern oder Zusammenbeben fich kund gib, aber nicht, wie die Ausle er annehme , an unsrer telle hier lediglich die Aeiigerung des Ergrimmens im Geist, sondern vielmehr die einer weiteren Ge- müthsbewegung ist. Wird nun dort bei der Verhand- lung in Betreff des Judas der Schauder hervorge- rufen durch die heimliche Gegenwart des bösen Geistes, dem jetzt volle Macht ge« eben werden soll, von dem Herzen des Verräthers Zesitz zu ergreifen, der also. schon vor der Thür steht und auf den Augenblick lauert, wo der dem Jünger gereichte Bissen ihm die Thür vollends aufthun wird, daß er in ihn fahre, so wird ier wohl etwas Aehnliches stattfinden; der HErr denkt aran, daß, indem er jetzt im Begriff steht, sein ringen, unter den anwesenden Juden ihrer etliche sind, die seine Angeber sein werden bei seinen Todfeinden, und daß nun diese seine Feinde wirklich seinen Tod zum festen Befchluß erheben werden (V. 46 ff.). Wie das Er- rimmen im Geist oder der Unwille des HErrn dem atan galt als dem, der die ihm zur Verfügung stehende Gewalt des Todes bis hinein in den Kreis» derer aus edehnt hat, in denen schon am herrlichsten das neue eben aus Gott fich zu entwickeln begonnen, um auch da ein Denkmal seiner nnbeschränkten Herr- schaft auf Erden fich zu setzen und die Lebensmacht des Sohnes Gottes zu verkåöhnenp so gilt das Schau- dern Jefu dem Satan als em, der durch seine Ver- führungs- und Berückungsmacht die Her en der Men- schen ich zu eigen nimmt, allen Einflu des Geistes aus ott zu Grunde richtet, daß die Menschen lieber zu Teufeln werden, als zu seligen Himmelskindern, und da ebenfalls bis hinein in die nächste Um ebung Jefu und in die an und für fich geheiligtsten tände seine Hand ausstreckt (Offenb. 12, 4). Weil es aber eben nur ein Gedankenprozeß aus Seiten des HErrn ist, ein prophetisches Schauen in das, was noch zu- künftig, iind auch dann, wenn dasselbe fich verwirklichen wird, es nicht in seiner persönlichen Gegenwart fich vollzieht, so erschüttert er unter diesem Denken an den Erfolg feines Wunders bei den Leuten in V. 46 und bei dem Hohenrathe in V. 47 ff. fich selbst, wird aber nicht erschüttert, wie in Kaki. 13, 21., wo er so- zusagen in unmittelbare Berührung mit dem Fürsten der Hölle kommt und dessen Nahesein so lange er- tragen muß, bis· Judas mit seinem Hinausgehen in die Nacht ihn mit fich von dannen führt; darnach athmet das Herz des HErrn wieder frei auf und schwingt fich nuii aufwärts zu dem Thron der gött- lichen Herrlichkeih dahin sein Leidensweg ihn führen 205 wird (Kap. 13, 31 ff·). Hier dagegen, wo er fich selbst erschüttert, hat er volle Freiheit, durch Aufge en jener Gedanken auch die entsprechende Geinüthsbewk gung wieder von fich abzuthun, sobald er will; und er thut das, indem er mit der Frage: ,,wo habt ihr ihn hingelegt?« (V.34) seine Gedankenauf das Grab und das Werk, das er dort vorhat, hinrich»tet. Da- mit verläßt er für den Augenblick jede Beziehung zu dem Widersacher, dem Teufel; aus dem Grabe ann er diesem seine Todesbeute wieder abnehmen, ob der Verstorbene gleich schon vier Tag; darin gelegen, und er wird dann gar herrlich als er, der da ist die Auferstehung und das Leben, erwiesen sein. Was aber auch inimer die feindseligen Juden und ihre Obersten thun und beschließen werden, sie sollen ihn durch die Furcht vor ihren Teufelswerken nicht abhalten, sein Gotteswerk zu verrichten. Die Antwort der Gefragten nun: ,,HErr, komm und siehe es« bekundet eine·Ge- walt des Eindruckss, welchen er auf die sämmtlichen Anwesenden, auch auf die, die fich nachher als feind- selige Angeber bei dem Hohenrath beweisen, gemacht hat, und zugleich eine Tiefe der Ergrisfenheit von dem Schmerze der Schwestern und dem eigenen über den Verlust dessen, nach dessen -Grabe der· Zug gehen soll, daß Jesus jetzt ganz fich der Beziehung zu seinen Freunden hingeben und darum ebenfalls dem mensch- lichen Schmerz freien Lauf lassen kann. Der 35. Vers, der im Grundtext ganz einfach lautet, ohne in irgend welche Verbindung mit dem Vorhergehenden oder Nachfolgenden gestellt zu sein: ,,es weinte Jesus«, ist wohl der kürzeste im ganzen neuen Testament; die Versabtheilung selber aber ist hier so treffend als be- ziehungsreich. Der für ,,weinen« im Grundtext ge- brauchte Ausdruck ist milder, wie der in Luk 19, 41 stehende; Luther’s Uebersetzung: ,,es gingen ihm die Augen über« trifft ganz das Richtige ,,Jesus weint«, heißt es in einem Oratoriunix ,,am Freundes rab treten alle Schmerzen, die der Tod dem Men chen gab, ihm zum treuen Herzen« Man hat gezweifelt, ob es wirklich der Grund seiner Thränen gewesen, da er ja im Begriff stand, den Lazarus vom Tode zu erwecken, und hat gemeint, es müsse vielmehr an ein ähnliches Weinen wie in Luk. 19 gedacht werden: Jesus habe das zukünftige Geschick seines Volkes und der heil. Stadt, das nun anfangen werde fich zu er- füllen, seinem Prophetenauge vorgehalten. »Aber warum übermannt denn einen Wohlthäter, der eine im bittersten Elend schmachtende Familie gefunden und sie mit Hilfe überraschen will, warum übermannt ihn in dem Augenblick, wo er, die Hilfe in der Hand, das Haus des Elends betritt, noch einmal der ganze Jammer und preßt ihm Thränen aus? «(Ebrard.) Ein Todtenerwecken mit einem steinernen Herzen würde dem Gebiet der Fietion(Erdichtung) angehören; der lebendige Heiland kann nur weinend die Stätte der Verwesung betreten und mit Thränen im Auge die Thränen abwischen. (Hengftenberg.) Wunderbar, daß eben dasjenige Evangelium, in welchem die Gott- heit Jefu am lautesten bezeugt ist, uns auch die tief- æzentfchlfche Seite seines Lebens am besten kennen lehrt! o et. 36. Da [als man die stillen Thränen in seinen Augen erblickte] sprachen die fim Geleit der Schweftern befindlichen] Juden fvon denen die Mehrzahl keineswegs so feindseligen Sinnes war, wie die, von denen gleich nachher die Rede seiii wird]: Siehe, wie hat et ihn fden verstorbenen Freund] so lieb gehabt [V. 3 u. 11]. 206 Evangelium Johannis 11, 37 42. 37. Etliche aber unter ihnen [dieselben, die hernach das in V. 46 Erzählte thaten] sprachen smit hämischer, boshafter Bemerkung]: Konnte sjdieser], der [in Kap. 9, 1 ff.]« dem Blinden die Augen aiifgeihan hat, nicht verschaffen sdurch Hei- lung der Krankheit bewirken], daß auch dieser [Lazarus] nicht stürbeY [gewiß mußte er dies leichtere Werk, einen Kranken aus Sterbensgesahr zu erretten, vollbringen können, wenn, es sich wirklich mit jener Heilung des Blindgeboreneu richtig verhielte; unsere Obersten werden daher wohl Recht gehabt haben, daß sie die Sache nicht haben gelten lassen Kap. 9, 18 ff.] 38. Jesus aber sals er solche Aeußerungen verhärtete1i Unglaubens vernahm] ergrtmmete abermal [wie schou in V. 331 in ihm selbst sgegen den, der mit seiner Gewalt des Todes sich in den ihm so eng verbundenen Familienkreis hin- cingewagt und so schnell es mit Lazarus ein Ende gemacht hatte, um auf diese Weise denen, deren Herzen er gegen ihren Heiland verschloß, ein scheinbares Recht zu dergleichen Schlußsolge- rungen zu geben, womit sie sich vollends in den Unglauben hinein räsonnirten], und kam snun mit desto mannhafterem Entschluß, des Satans Trug und List durch eine recht herrliche Auser- Dweckungsthat zu Schanden zu machen] zum Grabe [in dessen Vorhalle jetzt eintretend]. Es war aber sdas an die Vorhalle sich anschließende eigentliche Grab] eine Kluft [wagrecht in den Felsen ge- hauene Höhle Offenb. S, 15], und ein Stein sals Verschluß] darauf [besser: davor] gelegt« 39. Jesus sprach sindem er mit einigen Be- gleitern jetzt drinnen in der Halle stund]: Hebet den Stein abwk snehmet ihn weg]. Spricht zu ihm Martha, die Schwester des Verstorbenen sgleich als wäre sie von Gott verordnet gewesen, jetzt, im Augenblicke der Enischeidung, auf die Größe des Werks, das da geschehen sollte, noch besonders aufmerksam zu machen]: HErr, er stinkt schon [wie das ja nicht anders sein kann]; denn er ist vier Tage gelegen [V. 17]. 40. Jesus spricht zu ihr stheils auf das Wort in V. 4., theils auf die Verhandlung in V. 23—26 sie verweisend]:» Hab ich dir nicht gesagt, so du glauben wurden» du solltest die Herrlichkeit Gottes sehenf [in der Offenbarung seiner Wundermacht, die da geschehen wird]? V) Die Juden äußern sich beim Anblick der Thra- nen Jesu verschieden: die besser Fühlendem wie lieb er den Lazarus gehabt, als dieser noch gelebt habe, daß er jetzt soweine um den Todten; die Hämischen und Boshaften aber sehen in seinen Thräiien einen willkommenen Beweis seiner Ohnmachtz ohne welche er ja wohl den Lazarus schon von seiner Krankheit hätte befreien können, wie jenen Blinden von seiner Blindheit, aber eben die Wahrheit jener Blindenhep lung stellen sie in Zweifel und meinen, darum sei er auch nicht eher 1iach Bethanien gekommen, weil er den Lazarus nicht habe retten können, denn er habe ja von der Krankheit Kunde gehabt. Wenn man daran Anstoß genommen und allerlei Folgerungen gegen die Glaubwürdigkeit des ganzen Berichts daraus herge- leitet hat, daß sie sich auf die Heilung des Blinden beziehen und nicht auf die von den ersten drei Evan- gelisten mitgetheilten beiden Todtenerweckungem so lag ja gerade diese Bezugnahme aus der eigenen jüngsten Erfahrung ihnen am nächsten; übrigens dachten sie gar nicht an eine Erweckiiiig des Lazarus, sondern nur an eine von Jesu zu bewirken gewesene Heilung» dadurch er ihn vor dem Tode bewahrt hätte. (Meyer.) W) Diese Gestalt des Unglaubens, V. 37 sich Fu erkennen gab, giebt Jesu Anlaß zu neueni Unwi en —- nicht wider die Juden zunächst, sondern wiederum gegen den, welcher den Tod des Lazarus zu solcher Verlästerung der Herrlichkeit des Sohnes Gottes, und nicht ohne einigen Schein der Berechtigung, zu mißbrauchen wußte. Dieser aber- malige Unwille nun hat ihn aus dem Bereich des überwältigenden Schinerzgefiihls, von dem in V. 35 die Rede war, herausgeführh so daß er nun jetzt über der Sache stand; in solcher Zornesstimmung wider wie er in seinen Widersacher geht er zum Grabe mit dem sicheren . Schritt der Siegesgewißheit (Luthardt.) Erst die vollendete That des gewirkten Wunders ist das er- reichte Ziel, an dem der Unwille vollkoinmene Genüge findet, und alsdann sich beschwichtigt und erlischt. (Gumlich.) Wir haben das Grab, in welches Jesus Fing, als eine Höhle uns zu denken, deren hinterer aum, durch einen Stein verschlossem zum Grab- gewölbe diente, während der andere offen stand, so aß man in ihn eintreten konnte; es ist demnach auch wahrscheinlich, daß das Grab, in welchem Lazarus lag, nicht senkrecht, wie die Tradition angiebt, sondern in horizontaler Richtung sich vertiefte, und daß der Stein, der es verschloß, nicht sowohl auf, als vor dem Grabe lag, vielleicht in schief einwärts geneigter Stellung So wird am leichtesten das Heraus- gehen des Verstorbenen in B. 44 erklärlich. (von Burgen) Erst) Siehe, der deii Todten auferwecken wollte, gebietet den Stein abziiheben, als ob er nicht durch dieselbe Macht seines Wortes ihn hinwegthun oder nicht den Todten lebendig durch den Stein hervor- brechen lassen könnte! Warum thut er denn das Größere, das Auferweckeiy nnd überläßt das Geringere Andern, wie« auch hernach (V. 44) das Auflösen der Grabtücher? Nun, in derselben Ordnung thut er noch heute seine Wunder: täglich nährt er uns durch sein allmächti es Wort, aber er hüllt seine erhaltende Kraft in die peise ein, die wir es en; auf das Wort des HErrn wachsen Pflanzen und rüchte, uns aber gebietet er den Acker zu pflü« en und zu besäen, zu pflanzen und zu begießen. (Breiiz.) Thun wir, was wir können, so thut Er, was wir nicht können; seine Freundlichkeit gönnt es uns, nicht müssige Zuschauey sondern beschämte Gehilfen seiner Werke zu sein. Auch beim Werke der geistlichen Auferweckung des Sünders bedient er sich menschlicher Hände, welche den Stein abheben nnd hernach die Grabtücher auf- lösen: das Lebendigmachen selber hat er seiner Stimme vorbehalten. (Besser.) f) Maria ist bei dem Geheiß Jesu: ,,hebet den Stein ab« in schweigender Hin abe geblieben; bei Martha aber, nach ihrer beweglichen praktischen Rich- tung, macht jenes Geheiß, welches sie so auffaßt, als ob der HErr den Todten noch einmal sehen wolle, Verschiedene Herzensstelliitig der Begleiter zu Jesu. Die Verhandlung am Grabe. 207 einen erschreckenden Eindruck. Der natürliche Schauder des schwesterlichen Herzens (daher die Beifügung: »die Schwester des Verstorbenen-«) sträubt sich dagegen, und sie will den in Verwesung übergehenden Leichnam des geliebten Bruders dem Anblicke der Anwesenden nicht ausgesetzt sehen; denn ihr früherer Gedanke an eine inögliche Erweckung (V. 22) war, wie er nur zeit- weilig aufgestiegen, durch die Aeußerungen des HErrn iii V. 23 ff. in den Glauben an den Todtenerweckeiiden und Belebenden überhaupt aufgegangen, durch welcheii ia auch ihr lieber Todter lebe. Sie erwartet jetzt die Auserweckung des Leichnams gar nicht mehr, und zwar nicht in Unglauben, wohl aber resignirt vermöge der höheren Richtung, welche ihr Glaube durch Chri- stum empfangen hat. sDie Einbalsamirung (Beräu- cherung, Einreibung und Bewickeluiig mit Spezereien, auch Salbung Kap. 19, 40; 12, 7) muß nicht statt- gefunden haben; sonst hätte Martha nicht so schließen können, wie sie that. (Meyer.) Es erhebt sich die Frage, ob die Aeußerung:.«er riechet schon« für bloße Muthmaßungder Martha oder zugleich auch für den wirklichen Thatbestand gelten soll; der Grund für jene Muthmaßung den Martha ansührh ist nun allerdings ein so schlagender, daß nur, wenn der Vater dem Sohne die Leiche auf außerordentliche Weise bewahrt und ausgespart, der wirkliche Thatbestand ein anderer sein konnte, als sie voraussagte. Die Ausleger sind in ihren Ansichten getheilt; die einen entscheiden sich für die Richtigkeit der Voraussetzung, die andern da- für, daß der Verwesungsprozeß von Anfang an um der Wiederbelebung des Todten willen durch göttliche Machtwirkung gehemmt wordenssei. War der Leichnani wirklich schon in Verwesung übergegangen, so ist die Auferweckung des Lazarus der künftigen Todtener- weckung am jüngsten Tage verwandt und für diese ein bedeutsames Vorbild; war er aber noch wohl bewahrt, so steht des Lazarus Auferweckung zu der des HErrn - Jesu in Analogie (Apostg.2, 24 ff.). Letzteres ist nach der Bemerkung zu V. 33 mehr der Standpunkt der Maria, ersteres nach V. 24 ff« der der Martha; auf diesem ihrem Standpunkte mag sie denn auch Recht behalten, und sie wird zu einer Predigerin für die übrigen Anwesenden, wie diese die Sache aufzufassen haben, indem sie hier hören, daß das natürliche Mittel zur Bewährung der Leiche, die Einbalsamiriing nicht stattgefunden, vielmehr der natürliche Verwesungs- prozeß seinen vollen Lauf Hehabt hat (im Talmiid ist es sprichwörtlich, daß die erwesung am dritten Tage nach dem Tode eintritt) Aber der Sache nachbesteht doch ein Unterschied zwischen der neuschöpferischen Er- weckung der Todten am jüngsten Tage und der Wie- derbelebung des alten sterblichen Leibes bei der hier vorliegenden einzelnen Todtenerwekkung; und so wird allerdings wohl eine Bewährung der Leiche aus Gottes Macht stattgefunden haben, indem eine über- natürliche göttliche Wirkung hier die Stelle der natür- lichen Wirkung ersetzte, die da« eingetreten sein würde, wenn die Schwestern die Leiche vor ihrer Bestattuiig nach allen Förnilichkeiten behandelt und nächst der gewöhnlichen Weise der Umwickelung (V. 44) iioch in besonderer Weise (Mark. 16, 1 Anm.) mit Spezereien u. s. w. versehen hätten, oder, was näher liegt, es trat wirklich gleichbon vornherein eine Fernwirkung Jesu mittels seines Wortes in V. 4 auf Lazarus in- sofern ein, als er wenigstens sein Versinken in die Verwesung verhiitete, da es schon zu spät war, sein Versinken in den Tod zu verhüten. Will man nicht soweit gehen, in Betresf der Martha zu sagen, daß bei ihr das erste Interesse der leiblichen Wieder- erweckung gänzlich hinter den Glauben zurückgetreten war, den sie ewonnen hatte, daß ihr Bruder des Wahrhaften Le ens in Christo theilhaftig geworden, und sie gemeint habe, der HErr wolle den entschlafe- nen Freund nur noch einmal sehen (1»1nd allerdings hat .die Voraussetzung einer solchen Meinung bei ihr, zu der man sich genöthigt· sieht, wenn» man als Er- gebniß der Verhandlung in V 23 ff. dies annimmt, daß sie nun gar nicht mehr an die Absicht einer leib- licheii Aiiferweckung auf Seiten Jesu gedacht habe, etwas U11natürliches), so muß n1aii mit Lange erklären: ,,sie wird so erschüttert von der Sorge, der Bruder werde als verwesende Leiche zum Vorschein kommen, daß sie einen Augenblick die Hingebung an das Wort Christi vergißt und die Ausführungseiiies Befehls verzögert-« Indem aber der HErr mit seinem Wort, das kein strenger Vorwurf, sondern nur eine freund- liche Zurechtweisung ist, die vielleicht absichtlich an das Prophetenwort in Jes. 40, 5 sich anschließt »·und sur den peinlicheii Anblick, den sie befürehteh einen gar andern, gewaltig ergreifenden (V.4j1) in Atlsstcht stelJkx ihr die rechte Haltung der Seele wiedergiebh ist die- jenige Situation hergestellt, die zur Verrichtung des Wunders nöthig war: imGlauben an die Gottes-«. macht des Menschensohns und in selbstverleugnendeni Gehorsam gegen seinen Willen nimnit man Ietzt den Stein hinweg. 41. Da huben sie den Stein ab [von der Klufx V. 38], da der Verstorbene lag. Jesus aber [der bei dieseni Vorgange aus der Vorhalle wieder zuriickgetreten war iii den Kreis der außen vor dem Grabe versanimelteii Menge] hUb seine Augen empor« szuin Himmel] nnd sprach: Vater, ich danke dir, daß du sals ich bei Empfang der Nachricht in V. Z und bei deiner in1 Stillen an mich ergangenen Erösfnung dich bat um diesen Todten, und hernach während der zwei Tage meines Gebetsverkehrs mit dir V. S] mich er- hörei hast sfso daß ich mit dem»Wort, welches ich alsbald reden werde V. 43., nicht werde zu Schanden werden]. » 42. Doch sdanke ich dir für diese deine Gebetserhörung nicht in dem Sinne, als wäre mir einmal etwas ganz Besonderes, Außerordeiik liches, wie andern Gottesmännern, die Gleiches vor mir gethan, zu Theil geworden und fühlte ·ich nun niich gedrungen, mein Dankgesühl so frei öfsentlich vor Andern auszusprechen :] ich ffür meine Person] weiß [vielmehr], daß du mich alle- zeit sbei dem, was ich von dir begehre] hörest [und allewege auch du willst, was ich will, gleichwie allewege ich nur das will, was du willst]; sondern um des Volkes willen, das umher stehet [in gespannter Erwartung, was wohl ietzt geschehen mögeL sage ich’s [was ich so eben in Beziehung auf mein Bitten und dein Erhören ausgesprochen habe], daß sie swissenFwas da geschiehetz geschehe in Kraft des Sohnesverhält- 1iisses, in welchem ich zu dir stehe, und nun] glauben swas so viele auf mein bloßes Zeugnis; hin nicht glauben mögen], du habest mich gesandt« [Kap. 10, 36]. 208 Evangelium Johannis 11, 43——46. s) Der sichtbare Himmel ist der beredteste Zeuge des Reichthums und der überschwänglichen Macht Gottes; indem Jesus seinen Blick in dessen unendliche Fernen versenkte, snchte. er innerlich und schickte sich an, dem Angesicht seines Vaters zu begegnen, vergl. tiap. 17, I. (Godet.) . Die Juden aus Jerusalem sollen in einem großen Zeichen nicht nur seine Wun- dermacht sehen, sondern auch die Verbindung Jesu mit ihrem Gott in dieser Wunderwirkung erkennen; ange- sichts derselben ruft daher der HErr ihren Gott als seinen Vater an und wird erhört, wie Moses nach Gottes Weisung sich als Gesandter des Gottes Js- raels vor seinem Volk und vor Pharao beglaubigt (2. Mos. 4, 3 ff.; 7, 9) und wie Elias auf dem Car- mel den Gott Jsraels vor den Baalspriestern und dem abfälligen Volk um das entscheidende Himmels- zeichen bitter (1. Kön. 18, 36 ff.), das die Wahrheit des israelitischen Glaubens bekräftigen soll. Man hat nun gegen das nachfolgende Gebet eingewendet, ein wirkliches Gebet könne sich nicht reflektirend auf die Hörer des Gebets beziehen, daher wir hier nur ein vom Evangelisten fingirtes Scheingebet vor uns hätten; aber gleichwie es ein Gebet der gespanntesten Andacht und Jnnerlichkeit giebt, wobei die Rücksicht auf die Erscheinung oder alle Reflexion verschwinden muß, so giebt es auch ein Gebet, das eine Wechselrede des Gotteskindes mit dem Vater ist, auf unangestren ter vollkommener Jnnerlichkeit beruht und eben so fzehr auf die Erscheinung reflektiren kann, wie wenn zwei Männer mit einander reden in Gegenwart eines Dritten. So betet Christus hier und erscheint in die- ser Wechselbeziehung zu Gott als der vollendete Beter, als der mit Gott in höchster Lebenswahrheit sprechende Gottessohn; solche Weise ist aber Hemde in der gegen- wärtigen Lage von der höchsten edeutung, sie macht dieses sein größtes Wunder vor Gottes Thron nach einem ausdrücklichen Pakt, den er zwischen dem Geiste des gegenwärtigen Gottes und der Erwartung der großen Zeugenschaar aus Jerusalem stiftet, zu einem Gottessiegel für seine göttliche Sendung. (V. Lange) Nachdem Jesus sein Verhältniß zum Vater früher zum Gegenstand des Selbstzeugnisses in Form einer Lehr- unterweisung gemacht, die Juden in Jerusalem aber dies Zeugnis; nicht angenommen haben, bleibt ihm nur noch das Zeugniß seiner Erscheinung übrig; und so muß denn in dieser seiner ganzen Erscheinung der Gemeinschastsverkehr zwischen ihm und dem Vater einmal recht deutlich heraustreten. Hier nun ant- wortet der Vater nur erst mit dem Erfolg, den her»- nach Jesu Wort: ,,Lazare, komm heraus!« aus der Stelle hat; später, als er abermals sichtlich vor den Augen seiner Zuhörer in solchen Gemeinschastsverkehr mit dem Vater tritt (Kap. 12, 27 ff.), ierwiedert der Vater das Gebet laut mit der Stimme von dem Himmel, ebenfalls um des Volks willen, und läßt so auch seinerseits den Gemeinschastsverkehr zwischen ihm und dem Sohne in die Erscheinung hervortreten. Die Juden haben damit die thatsächliche Antwort auf ihre, in schnöder Weise spottende und herausfordernde Frage in Kap. 8, 19: ,,wo ist dein Vaters« aber sie haben auch damit sich ihres Unglaubens nicht über- führen und auf den rechten Weg si bringen lassen. H) Jesus beginnt: ,,Vater, ich anke dir,-daß du mich erhöret hast«, also mit einem Dank für bereits geschehene und empfundene Erhörung; daraus get hervor, daß das Bittgebet früher geschehen sein mu . (Luthardt.) Jesus weiß, daß sein schon vorher in der Stille gethanes Gebet, daß Gott ihn den Lazarus er- wecken lassen mö e, erhört sei, und dankt Gott dafür, so daß also das itti und Dankgebet nicht als Eins und letzteres nicht als vorausgreifend dem ersteren zu denken ist, wie die Ausleger bald so, bald so wollen; doch nicht deshalb, weil ihm diese Erhörung uner- wartet und als etwas Außerordentliches gekommen, will er dies Dankgebet gesprochen haben: nein! er für seine Person wußte, schon als er Gott in der Stille bat, daß dieser allezeit ihn erhöre; aber um der Volks- menge willen will er das gesagt haben, nämlich das ,,ich danke dir, Vater, daß du mich erhöret hast« (Meyer.) Was Jesus schon in Kap. 5, und dann vollends in Kap. 7 ff. lehrend seinen Gegnern bezeugt hat, davon sollen sie einen Beleg jetzt schauen, aus seinem Dank auf seine Bitte schließen, und an dem eintretenden Erfolge erkennen, daß das Wort in Kap- 10,30 wahr ist, wegen dessen sie ihn dortmals hatten steinigen wollen. (v. Burger.) Jesus hatte, als ihm die Nachricht von der Krankheit des -Lazarus gebracht wurde (und ihm dabei vom Vater geoffenbart ward, daß er derselben bereits erlegen sei), seinethalben ge- betet; und daraus macht er kein Geheimniß, er läßt es die Menschen wissen, daß er gebetet habe. Er giebt sich nicht das Ansehen, als ob er für sich allein wirke, entwöhnt die Menfchennicht von dem Glauben an die unsichtbare Gottheit, rrchtet ihren Blick dahin- auf, wenn er etwa davon ab sich allein auf ihn he ten wollte. Alles, was er that, that er im Blick des Glaubens auf seinen himmlischen Vater, nach seinem ihm bewußten Willen, in Verbindung mit ihm. (Menken.) Indem der HErr in V. 4 sagte: »die Krankheit ist nicht um Tode 2c.«, war er bereits im Thun dessen begri en, was er sah den Vater thun» (Kap. 5, 19); und da ·er unterwegs sprach (V. 11): ,,ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke«, war er gewiß, daß er nicht« allein hinging, sondern Er und der Vater (Kap. 8, 16), denn seine Sohnes-Herrlichkeit wollte er offenbaren zur Ehre des Vaters, der ihn Bgesandt Er hatte des Glanzes dieser ihm aus ewige eise eignen- den Herrlichkeit sich entäußerh da er Knechtsgestalt annahm und an Geberden als ein Mensch erfunden ward; im Stande dieser Erniedrigung nahm er denn jede Offenbarung seiner Herrlichkeit als Gebetserhö- rung hin, obwohl es immerhin mit dem Bitten und Erhöretwerden des eingebornen Sohnes sich noch an- ders verhält, als mit der Kinder Gottes Bitten und Erhöretwerden (Besser.) Auch andern Männern Gottes ist auf ihr gläubiges Gebet geschenkt worden, Todte zu erwecken (1.Kön.17,17ff.; 2.Kön.4, 18 ff.); aber die Ansprache ,,Vater« hebt Jesum weit über alle hinauf, so hat kein Anderer sagen, so hat keiner Gottes Ehre und Herrlichkeit und seine, als des Soh- nes Ehre in das völlig Gleiche setzen können. Freilich hat der Heiland alle seine Wunder im Glauben ge- wirkt, aber in dem ihm ganz eigenen Glauben, daß er der im Fleisch geofsenbarte Sohn Gottes sei, und zur Bestätigung dieser, Andern um Glauben vorge- haltenen Wahrheit. (Rieger.) ie war in Jsrael Einer aufgetreten, der sich den Sohn Gottes ge- nannt oder den Einer in Jsrael so hätte nennen mögen; nie war Einer aufgetreten, der"Gott, den Je- hova Jsraels, seinen Vater genannt hätte. Sie alle, wie groß und herrlich sie waren, handelten und rede- ten als Knechte und Diener. ,,Also spricht der HErr«, ist ihr beständiges Wort bei allem, was sie reden und thun; das sagte Jesus nie, wie er nie sagte: »Gott - mache dich gesund, Gott vergebe dir deine Siinde«, oder: ,,ich will für dich beten, daß du gesund werdest, ich will für dich beten, daß dir deine Sünden ver- geben werden«, sondern er sagte dem Kranken: ,,sei gesund«, dem Lahmen: ,,stehe auf und wandele«, dem Todten: ,,Jüngling, ich sage dir, stehe aus«, und zu Die Lliiferiveckiiiig des Todten und die Befreiung von seinen Banden. dein Siiiider: ,,dir siiid deine Sünden vergeben-«. Er handelte freiinächtig als der Sohn des Vaters, dem der Vater unbeschränkte Vollmacht gegeben, der in dein Namen seines Vaters handeln durfte, und den alle ehren sollen wie den Vater selbst. (Meiiken.) Von der Heilung des Blindgeborneu hatten die Juden gesagt (Kap. 9, 15 ff.): es ist eine aiiffalleiid»e, eine nnerkltirliche Thatfache, aber als Sabbathsverletziing kann es kein göttliches Werk sein; indem nun heute Jesus vor dein ganzen Volke Gott dankt, ehe er das Wunder verrichtet, zieht er geradezu Gott in die Ge- iiieinschaft der That; die That, die cr zu thun im Begriff ist, wird dadurch eine That Gottes, Jehova, der Gott Jsraels, wird dadurch znin Biirgen für seine Sendung. (Godet.) Wer nur erst, durch die göttlichen Thaten Jesu überzeugt, ihn als einen Gesandten Gottes annahm nnd verehrte, der legte eben damit sich selbst die Verpflichtung auf, ihin zu glauben il! allem, was er als Gottes Gesandter redete lind lehrte; es war also alles gewonnen, wenn ein Nteiis(l) zu der Ueberzeuguiig gelangte, Jesus ist so wahrhaftig von Gott gesandt als etwa Moses, denn ein solcher' nlußtrj dann auch Jesu glauben, wenn er von sich bezeugte: ,,ehe denn Abrahani ward, bin ich; mir übergeben von nieineiii Vater; das ist des Vaters Wille, daß sie alle den Sohn ehren, wie sie denVater ehren-« (Menkeii.) 43. Da er das gesagt fuiid damit der jetzt zu Vollbringenden Wunderthat Charakter und Bestinniiungsgriiiid bezeichnet] halte findeni .ja diese Stunde eine Stunde der Entscheidung sein sollte, wie dort die auf Carinel 1. Kön. 18, 30ff.], rief er mit lauter Stimme fimch der Kluft hin sich wendeiid]: Lazare, komm heransf fhierher zu uns, zu den Lebendeiisl 44. Und der Verstorbene falsbald dein Machtwort folgend] kam heraus finden! er die wenigen Schritte durch die Vorhalle bis vor den Eingang des Grabes, toeiin auch iniihsain, doch iiiit der Kraft eines Lebenden zuriicklegtef gebun- den mit Grabtiicherii an Händen und Füßen fwie man sie deii Verstorbenen bei ihrer Bestattung anzulegen pflegte Kap. 20, 5 ff.s; 2. Sani. Z, 31 Aiini.], nnd sein Angesicht verhiillet mit einein Schweißtuch funter welchem die Augen nur noth- dürftig nach dem Fußboden sich zurecht zu finden wnßteuf Jesus fuin ihn jetzt völlig frei von diesen ihm noch anhaftenden Hiiidernissen zu machenf spricht zu ihnen fden uiu ihn her Stehen- den, durch die er vorhin hatte den Stein ab- hebeii lassen V. 39 n. 4l]: Lhset ihn auf fdurch Abnahnie der Grabtiicher und des Schweißtiichesf und lasset ihn gehen« fniacht es ihm so inöglich, das; er frei und ungehindert sich bewegen und unter uns wandeln kanns. V) Das «k)ierher, heraus-«, wie es wörtlich iin Grundtext steht, driickt noch stärker als das ,,stehe auf« in Liik. 7, 14; 8, 54 auch in der Form aus, daß ein Machtruf hier erging, der des Erfolges gewiß war. Lazarus, der Gestorbene wird angeredet; aber der Befehl giebt ihm die Macht zu folgen, ganz wie Luk- 5, 24 (vgl. zu Kalt. 5, 29): die Seele kehrt zuriick in die verlassene Behausung und nimmt sie wieder in D ä ch sePo Bibelwerc Vl- Band. alle Dinge sind— 209 Befitz mit allen ihren Kriifteih so das; der Todtgeioesene wieder hört und sieht nnd seine Glieder regt uiid also dein vernommenen Rufe nachgehL (v. Burgen) Un- befriedigt und unberuhigh dessMeisters harrend, war Lazarns in die Arme des-Todes hinabgcfunkeiy un- befriedigt, mit großer Sehnsucht des Meisters harrend, hatten die Schwestern ihn begraben; in seinem Grabe und über deinselbeii hatte fort und fort eine große Witnderhoffiiuiig bewußt nnd unbewußt gewebt- und gewittert; ja, der Geist Christi hatte selbst in stiller iiiiiiger Theilnahme fort und fort sein Sterbebett u1ii- geben, fein Grab unischivebL Und« seht, da Christus ihn auferweckte, wußte er wohl, das; Lazarus todt sei; er ionszte aber auch, das; sein fiirstliches Lebenswort den geschiedenein in allen feinen Lebenstiefen des HErrn harreudeiy auf seine Stiniiiie horchenden Geist in: Todteureich sogleich erreichen werde. Mit gött- licher Gewißheit draiig sein erschütternder Ruf in jene dunkle Tiefe hinab, die Seele des Eiitseelteii aber flog aiif seinen Ruf in das iuuerste Centrum des Leibes zurück; hier wurden alle Lebensgeister wach nnd wallten dem HErru entgegen, der Todte war erstaii- den, die Gottesseiidiiiig Christi mit diesem Wnnderlverk ausdrücklich besiegelt. (P. Lange) Aus dem Tode ruft Jesus den Verstorbenen, indem er ihn aus dein Grabe ruft, aber er ruft ihn allerdiiigs beiin Naiiieih als wäre er nicht todt, sondern als lebte er (V. 1l); denn die seiii sind, leben ihin alle (V. 25), wie es in Luk. 20, 38 von denen heißt, die Gottes sind· (Luthardt.) . H) Die Uniivnidiing, welche noch dazu keine Spe- zereien zu halten hatte.(V. IV, konnte, vom Kopf bis zu den Füßen über den( Sindon, d. i. der Leinwand, in welche die Leiche geschlagen war (9Jtatth· 27, Hin, den ganzen Körper uiiischsliiigeiid lose 1iiid locker ge: niig sein, um, durch die ewegiingeii des Belebteii er- weitert, diefeiii das Heraiiskoiniiieic zu eruiöglicheii; die völlige Befreiung ward erst durch Befolgung des ,,löset ihn auf« hergestellt. (Meyer.) Das Wort: ,,sein Angesicht verhiillet iiiit einein Schtveifztnch« ist der Pinselstrich des Angenzeirgeii und giebt den nn- aiislöschlicheii Eindruck wieder, den der Anblick auf die Anwesenden tauchte. Sie blieben vor Erstaunen unbeweglich stehen; Jesus aber fordert sie init völliger Geinüthsriihe, wie wenn nichts Außerordeiitliches ge- fchehen innre, auf, auch die Hand an’s Werk zu legeii: ,,jeder hat seine Aufgabe; ich habe ihn auferweckt, ihr könnt ihn losbiiideii.« (Godet.) Das sind selige Gefchiiste, die der HErr uus vergönnt, feinen Auser- weckten die Grab- und Schweisztiicher zu lösen! Da kommt eiii auferweckter Siiuder ans dem Grabefeines Todes hervor, aber noch gebunden an Hiiudeii und Füßen, und sein Angesicht verhüllen er will gerne gehen init neuen, gewissen Tritten, gern sehen mit neuen, gewissen Blicken; aber die ihin noch anhangeik » den Grabesspureii hindern seine Fiißeund seine Augen. »Löset ihn« aus«; helfet ihiii zurecht mit eurer Erfah- rung, zeigt ihm den geraden Weg zun1 Frieden ans Gottes Wort, und dann ,,lassct ihn gexench ohne Uni- scl)weife und Aufenthalt, direkt zuin H rri1 Jesu, lasset ihn niit seinei1i Auferwecker allei1i, stört und beschwert ihn nicht in seinem Umgaiige mit Gott durch Gäiigel- bänder nienschlicher Erfindung. an denen er gehen solle, wie dergleichen z. B. die röinischeii coiisilia evan- geljca sind. (Besfer·) Erzählen hören wir den Tod- ten nicht; er hatte nichts zu sprechen in Worten dieser Erde. Auch Jesus spricht blos weiiig Worte noch, als ob eben nichts geschehen. Der Evangelist läßt eben- falls die Decke falleii, spricht kein Wort vom Danke des Bruders, der Schwestern gegen Jesuni, kein Wort 14 210 von Gefühl und Taumel der Freude des Wiederseh«ens, des Wiederhabensx das war über alleii Ausdruck. «(Herder.) c. v. 45 — 57. (§. 90 u. 96.) Yer Eindruck, den das Zsnnder macht, und die Folge, die e- naitjsich zieht. Es— handelt sitt) hier um den Zsefchkusz der- Fzohenrathez Iesnm zu tödten; aber der, der zu dem Zzeschlnsfe dran t, der Hohepriefteiz wird auch unwilkliürki zum Yropheten und schlägt den Exedanrien des Heils» an, dar» aus diesem Tode. für die gsekt hervor- gehen soll. 45. Biel nun der Juden, die [wie schon in V. 19 bemerkt worden] zu [Martha und beson- ders zn der am tiefsten gebeugten V. 20 u. 32 f.] Maria kommen waren [sie zu trösten über ihrem Bruder, und bei ihrem Wegeilen aus dem Hause ihr nachgelanfen waren zum Grabe V. Si] und sahen snun im weiteren Verlauf der Begebenheit V- 32——44], was Jesus that sdaß er nämlich den Lazarns lebendig aus feinem Grabe wieder her- vorbrachte], glaubten an ihn [so daß an diesen der Zweck des Wunders V. 42 fich wirklich erfüllte]. 46. wesenden Juden, nämlich diejenigen, welche in völliger Abhängigkeit von ihren geistlichen Oberen in Jerusalem stunden nnd kein eigenes. Urtheil in religiösen Dingen fich erlauben mochten, sondern erst hören wollten, was ihre Auetoritätsmänner zu der Sache sagten] gingen hin sin die Stadt] zu den Pharisaern und sagten ihnen, was Jesus gethan hatte. Leichter weicht der Tod der Kraft Christi, sagt Bengel, als der Unglaube Dieser war für einen Augenblick bei den anwesenden Juden iiberwältigt worden; und bei· denjenigen unter ihnen, welche im speziellen Sinne gerade zu Maria gekommen und von ihrem Wesen in vorbereitender Weise tiefer angefaßt worden waren (V. 33), so daß, indem Jesus auch sei- 1ierseits fich mit ihnen in dem mittleren Gebiet der nienschlichen Theilnahme berührte (V. 35), sie bald ihm näher traten (V. 36), behielt die Ueberwältignng einen nachwirkenden Einfluß. Sie hatten nicht blos niit leiblichem Auge .geschaut, was der HErr that, sondern waren zugleich-mit einein inneren Merken auf den Zug des Vaters (Kap. 6, 44) seine Augenzeiigen gewesen; die Herrlichkeit Christi leuchtete denn aus dem Wunder ihnen klar und deutlich entgegen, sie ließen ihre bis dahin gegen ihn gehegten Vornrtheile fa ren und schlossen ihr-Herz ihm auf. Bei ihnen er- fü te fich’s, was Jesus in V. 4 gesagt hatte; sie gaben Gott die Ehre, daß er seinen Sohn gesandt habe, nnd iiun war auch des Menschen Sohn in ihren Augen nerherrlicht, und wie sie vorhin· gekommen waren, Barmherzigkeit an Martha und ihrerSchwester uiit Trostsprechen zu üben, so waren sie 1etztsolche, die Barmherzigkeit erlangt hatten (MattP.5, 7), indem sie wie ein Brand aus dem Feuer gerif en und aus der nngläubigen Judeninasse ausgeschieden wurden. Was die Andern betrifft, die zn den Pharisäern gingen, so sind das jedenfalls dieselben gewesen, die schon vorhin die Thräiieii Jesu bekrittelten (V. 37), also überhaupt Etliche aber von ihnen svon jenen an-« Evangelium Johannis 11, 45——52. fich in keinerlei Weise niit ihm berühren wollten; da- gegenwaren ihnen die geistlichen Oberen in Jerusalem ihr Ein und Alles. Der Vater hatte sie auch gezogen Zu dem Sohne, wenigstens änßerlich, denn sie hatten en Zug zum Grabe hinaus niitgemacht nnd hatten dort ohne ihren Willen mit ansehen inüssen, was da geschah; aber ihre Aiigenzeiigeiischaft ward ihnen bald leid, sie fürchteten bei den Pharisäern in Verdacht zii kommen, als wären sie auch dieses Jesu Jünger ge·- worden, und eilten nun, von solchem Verdachte fich zn reinigen. Dort in Jerusalem wollten sie fich das Urtheil über Jesu That holen, ob sie-auf göttliches oder diabolisches Verniögen zurückzuführen sei; selber wußten sie nicht recht, wie sie fich des überwältigeiideii Eindrucks dieser Wunderthat erwehren sollteii, aber ihre Gewährsmänner, dessen hielten sie fich »versichert, würden schon Rath wissen· Und was werden diese ihnen wohl für eine Erklärung der Sache gegeben haben? Das geht aus Kap. 12, 1() hervor, wonach die Oberen außer Jefum auch Lazarum tödten wollten. Das setzt voraus, daß sie letzterem eine Schuld bei- legten; man nahm also jedenfalls ein verabredetes Spiel an zwischen Jesu und den Gefchwistern in Be- tha1iien, Lazarus solltedich blos todt gestellt haben (vgl. Kap. 9, 18 sf.). ar übel sind solche daran, welche fich den Hierarchen zu Knechten begeben, nichts zu glauben, als was diese ihnen vorredeii, und alle- wege nur das zu thun, was diese sie heißen! Sie meinen sreilich, ssie seien so des Wegs zur Seligkeit am sicherften; aber wozu hätte denn der HErr fein Wort in Mattli 15, 44 gesagt, wenn nicht solche Menschenknechtschaft im Gegentheil der gewissefte Weg zum Verderben wäre? 47. Da versammelten sdort in Jerusalem] die Hohenpiiester und die Pharifaer ]Kap. 7, 45; 18, Z; 19, G. 21] einen Rath straten an eineiii der nächstfolgendeii Tage zu einer förmlichen Sitzung des Hohenraths zusammen] und sprachen [dabei unter einander]: Was thun wir [um das nun schon ganz nahe getretene Unheil von uns abzuwenden? Dieser Menfch [Jesus] thut viel Zeichen [so daß immer eins noch größer Auf- seheii macht als das vorhergegangene andere, vgl. Kap. 9, 22 u. 35]. 48. Lasseu wir ihn also [sein Wesen ferner treiben, ohne daß mit Nachdruck gegen ihn ein- geschritten wird], so werden sie alle saus dein Volk, nachdem jetzt schoii so» viele fich ihm als dem Messias zugewendet haben] an ihn glauben sund es entsteht nun sicherlich auch nochveine politische Bewegung] So kommen dann die Römer sdie so eifersiichtig auf ihre Oberherrlichkeit sind, daß der kein Abbrnch geschehe] uiid nehmen uns sder bisher noch in Besitz einer gewissen Herr- schaft belasseneii einheiniischen Behörde] Land nnd Leute sum alles unter ihr nnmittelbares eigenes Regiment zu stellen] Pharisäern war es angezeigt worden, was Jesus gethan hatte (V. 46); diese nehmen die amtliche Ge- walt des Holienraths iind der in den obersten Würden befindlichen Sadducäer zu Hilfe, um nur dieses Men- - schen ledig zu werden. Sie find in Verlegenheit, aber etwas mnsz sofort geschehen: »was thun wir?« fragen sie geradezu, - 1iicht: ,,was werden wir thun?« wie iii Apostg.-z, l6. Was sie nun zu eiitschiedeneren Schritten drängt, ist, daß Jesus viele Zeichen thut; es wird ihnen nachgerade zu arg damit, und so giebt das letzte Wunder ihnen Anlaß, das aiich formell zu beschließen, was sie in Folge der vielen früheren Wunder bereits seit Langem in sich beschlossen hatten. (Luthardt.) ,,Was thun wir?« sagen sie unter einan- der, nicht als wüßten sie nicht längst, was sie gern möchten (Kap. 5, 18; 7, II. 25); aber nun die Sache ihnen näher tritt, scheut sich einer vor dem andern, das Wort auszusprechen und den Anfang damit zu machen, bis Kaiphas in riicksichtsloser Berechnuiig der Selbstsucht dem Zauber ein Ende macht und sie mit sich fortreißt. Beachtenswerth ist, wie offen sie übri- gens miteinander umgehen, wo sie unter sich sind und keine Zeugen scheuen zu müssen glauben: da ver- lautet nichts weder von Sabbathsbruch noch Gottes- lästerung des HErrnz sie selbst-wissen, wie sehr diese Anklagen jeder zureichenden Stütze entbehren, aber daß er so viele Zeichen thut, daß er das Volk an sich zieht, das ist’s, was ihnen uiileidlich dünkt. (v.Burger.) Das eigentliche Motiv der Opposition gegen Jesuni auf Seiten der Obersten war nach Matth. 27,18 auch dem Pilatus bekannt: ,,er wußte wohl, daß sie ihn ans Neid, überantwortet hatten« sHengstenbergJ Eigentlich sagen sie iiichts Anderes als: ,,dieser Mensch muß unterdrückt werden, oder wir verlieren unsre Ehre und unsre Macht« Sie wollen indeß doch nicht das Ansehen haben, daß sie aus besonderem Neid und persönlichem Haß gegen Jesum so« handeln; es soll vielmehr den Schein haben, als wenn die laudesväter- liche Soåge für das allgemeine Beste 1ind der Eifer für die ohlfahrt der Nation ihre Berathuiigeii und Handlungen leite. Aber sie zogen sich gerade durch ihren frevelhaften Unglaubeii und Ungehorsam gegen die Wahrheit, da sie Jesum tödteten, eben das über den Hals, was sie hier abwenden zu wollen vorgeben; die Römer kamen und nahmen ihnen Land und Leute. (Menken.) Es ist merkwürdig, daß, als 40 Jahre hernach das christusmörderische Jerusalem unter dem Racheschwert fiel, welches Gott den Römern inrdie Hand gegeben, nur diejenigen dem Verderben ent- gingen, welche an Christum glaubten. (Besser.) 49. Einer aber unter ihnen, Kaiphas, der desselben Jahres swie überhaupt in der Zeit vom J. 17——36 n. Chr., Schlußbem zum 1. Macca- bäerb. Nr. 11, o. Zus.] Holletptiesler sdoch nicht Vorsitzetider des Hohenrathes Matth. 2, 4 Anm.] war, sindem er, seiner gewissenlosen Entschlossew heit gemäß, der ganzen Sache rasch den Ansschlag gab, vgl. Matth. Dei, 62 ff.] sprach zu ihnen: Jhr wisset nichts« lwenn ihr iioch fragen könnt: »was thun wir?«], · · 50. Bedeutet auch nichts swemi euch nicht alsbald die einzig richtige Antwort auf solche Frage einfällt]; es ist nussda ja die Sachen so stehen, wie ihr selber saget: ,,lassen wir diesen Menschen also, so werden sie alle an ihn glauben; so kommen die Römer nnd nehmen uns Land und Leute«] besser, Ein Mensch sterbe sur das Volk, denn daß das ganze Volk verderbe« salfo kurzen Prozeß! Wir bringen ihn vom Leben zum Tode, retten wir doch damit die ganze Nation) Förinlicher Beschluß des Hoheurathes in Jerusalem, Jesuni zu tödten· 2ll 51. Solches aber redete er [wie man wohl beachten muß] nicht von sich selbst sals habe Gott ihn reden lassen, wie es ihm selber beliebte, und nicht weiter auf ihn eingewirkt], sondern, dieweil er snach der schon vorhin gemachten Benierkung V. 491 desselbigen Jahres Hoherpriester war sder Hohepriester Jsraels aber. nach der, in dem Licht und Recht ihm verlieheneii Amtsbefugniß in e1it scheideiiden Lagen aus Gottes Eingebung zn sagen hatte, was Gottes Rath und Wille sei L. Mos. 28, 30 Anin.], wcissagte er [that, wenn auch wider Wissen und Willen 2. Mos. 24, 9 Anm., einen göttlichen Ausspruchs Denn Jesus sollte - snach Gottes, schon in Jes. 53 zuvor be- zeiigtem und bei seiner Darftellung im Tempel durch- Simeon Luk. L, 35 angedeuteteni Rath- schluß] sterben fürdas Volkkkk [und zwar der Weissagung in Dan. 9, 24 ff. gemäß gerade in jenem Jahre, dessen Osterfest nunmehr nahe be- vorstund]; 52. Und nicht fiir das Volk allein sdas Kaiphas bei seinem Ausspruch zunächst iin Sinne hatte, zum Besten Jsraels], sondern daß er smittels seines Todes, durch den der Zaun abge- «brochen werden sollte, der dazwischen war, und aus beiden Eins geiiiacht Ephes. 2, 13 ff.] die Kinder Gottes, die zerstreuet waren [alle die- jenigen, die unter den verschiedenen Völkern und Geschlechtern der Erde zur Kindschaft verordnet waren Ephes 1, 5 und denen nun auch durch den Glauben an seinen Namen Macht gegeben werden sollte, Gottes Kinder zu werden Kap. l, 12], zusanimenbtiichtef fund so die Eine Heerde unter Einem Hirten schafsete Kap. 10, 16; Apostg. 10, 34 ff.;13,4; 18, 10; Rom. 9, 24 ff.]. V) Inmitten eines Haufens von unentschiedenen Geniütherm welche zwischen Gewissen iind Eigennutz schwanken, kann ein Krastniei1sch , welcher die Rechte des Gewissens geradezu verleugnet und keck den Vor- theil des Staates voranstellt, immer seine Meinung leicht geltend machen. (Godet.) Kaiphas gehörte nach Apostg.5, 17 der Partei der Sadducäer an; die dieser Partei eigeuthiimliche rauhe Manier icbt sich auch hier zu erkennen, denn das ,,ihr wisset nichts, bedenket auch nichts« ist eine ziemlich nutzlose Grobheit, er hätte seine Rede ohne solche grobe Einleitung einsach mit dem ,,es ist uns besser« beginnen können. Wir haben hier eiii Beispiel zu dem, was Josephus (de b. j.11, 8, 14) sagt: »die Pharisäer lieben sich gegenseitig und suchen den Gemeingeist zn erhalten; die Saddu- cäer zeigen im Umgang mit Jhresgleichen wie gegen Fremde ein unfreundliches, abstoßendes Benehmen« (Hengstenberg.) Da Kaiphas weiß, daß er den Meisten aus der Seele redet, kann er sie mit dem Schein hei- liger Entrüstung herunter machen, ohne eine sonder-liebe Verletzung zu besorgen. (P. Lange.) «) »Es dient uns, es ist uns besser«, das giebt den Ausschlag; aber die nackte Selbstsucht will doch verbrämt sein, darum wird der Nutzen des Hohen- raths zugleich als der des Volks nach seiner Gesamint- heit hingestellt, von allen sonstigen Vorwändeii oder 147 212 sclagepiiiikteii aber einfach abgesehen uiid Jesn Tod als das Mittel bezeichnet, welches iiiiii einmal erfor- derlich sei znin Besten des Ganzen. - Die Frage nach der Schuld oder Unschuld Jesii bleibt also hier-ganz außer Betracht, die Zweckmäßigkeit entscheidet; ii1id ohne viel Umstände, mit derber Riicksichtslosigkeit spricht lsaiphas diesen seinen Grundsatz aus, daß aber sei1i Saß iii einem anderen, höheren-Sinne wahr sei,- nicht blos die Ausfluclt eines uugereihten Richter-s, sondern Ausdruck des iebesrathes des Vaters und des Sohnes znr Versöhnung und Erlösuiig der ge- falleneii Nienschheih das ahiit der Sprecher nicht, welcher bei seiner Entscheidung lediglich die Klugheit dieser Welt zur Richtsrhiiiir niniint und mit deiii bleii- deudeu Schei1i derselben die Andern über-redet und mit sich sortreißt. (v. Biirger.) Mancher sieht Jesii Kirche auch nur als Einen an, der eher leideii könne als das nze Volk. (Brauue.) - Hist) Der Hohepriester galt in altsisraelitischer Zeit als Träger des göttlichen Orakels, als Organ der Offenbarung göttlichen Eiitscheids, welche ihm dnrch Befragen des Uriii1 und Thnniinim zu Theil wurde (4. Mos. 27, 21);- diese Befragniig war zwar in spä- terer Zeit verschwunden, wie die Hohepriesterwürde jtberhaiitit von ihrer Glorie herabgesunken war, doch findet sich noch ini prophetischeii Zeitalter (Hos. Z, 4) nnd später (Esra 2, As) der Glaube an den hoheprie- sterlicheii Prophetisniiis Sonach lag es, ini Anschluß an jene noch nicht »uutergegaiigeiie altheilige Eriiine- ruiig und in niiverlorener Hochachtung des hohes-rie- sterlicheii Amtes, dein frommen Nachdenken des Jo- hannes über jene denkwürdigeii Worte, welche auf den Opfer-tod Jesn treffend paßten," nahe genug, in ihnen eine, ohne eigenes Wissen und Wollen ausge- sprocheiie Enthiilliiiig des göttlichen Rathschlusses zu finden. Dabei hat anch das außerordentliche Jahr, in welchem der Sprecher das heil. Amt bekleidete .(wenu es. hier und in Kost. 18713 heißt: ,,Kaiphas war Hohepriester dieses Jahres «,« so wird die Vor- und Folgezeit unberücksichtigt gelassen und ebeii nur jenes merkwürdige, verhiinguißvolle Jahr hervorgehoben), das Urtheil niitbestiniiuh da, wenn zu irgeiid einer Zeit, gewiß gerade in diesen: Jahre, wo Gott die Vollziehuiig seines Heilsrathschliisses durch den Sühn- tod seines Sohnes vor-hatte (mau muß aber nach dem bürgerlichen Jahr rechuen, an welches sich auch die Jahrwochen bei Daniel aiischließen, denn nach dem kirchlichen Jahr toürde der Ausspruch des Kaiphcis noch in das Jahr zuvor falleii L· Mos. 1·2,, 2 Anin.), eine Offenbarung durch das hohepriesterliche Organ denkbar erschien. (Meher.) Nach seinem subjektiven Bewnßtfeiii weissagte Kaiphas als ein Organ des Satans, als ein Moloehspriestey welcher dazu rieth, für die Rettung des Volkes ein Menschenopfer zu bringen (2. Köiu Z, 27); damit hatte er ganz entsch«ie- den nach israelitischeni Recht nicht nur sein Amt nnd Lebeii verwirkh so1iderii auch das symbolische Hohe- priesteraiiit selber entweiht und geschändet ls der amtlich bestellte israelitische Hohepriester aber lveissagte er unbewußt heraus ans dem Geiste seines Anits, der ihn zuin letzten Mal mit bestinimendetn Einfluß aufdie Bildung seines Ausdrucks in der höchsten Erhabeiiheit uiiischwebte, »so daß sein Wortnach der Lichtseite, die ihm das Walten Gottes gab, ein Ausdruck der iieii- testaiiientlichenVerföhnungslehre, eine unbewnßte Vei·- iündiguiig der Versöhnung wurde. Er wies sie auf ein neues, reales Opfer, aiif das Opfer eines Men- schenlebens, das allein dem Volke die Rettung bringen könne; damit war vor Gott nach dem theokrntischeu Recht das syinbolische Hohepriesterthiiin erloscheii- und Evangelium Johannis l1, 53——-.")7. die priefterliche Würde von dem Hohepriester des Jahres aii den ewigen Hohepriester übertragen worden, der bereit war, sein eigenes Leben zuin Opfer für das Volk dahin zu geben. (P. Laiige.) Wer mit Johan- nes an einen lebeiidigen Gott glaubt, dessen geheime Eiiiflüsse auch das Herz· der Gottlosen durchzieheiu wird auch ohne seine ausdrückliche Bemerkung aiif dasselbe Resultat der Betrachtung gelangen: ohne die gottliche Einwirkung hätte statt tkaipljas auch ein An- derer den Ausschlag geben oder Kaiphas seine Mei- i1iiiig in Worten aussprechen können, welche keine heilige Deutung zuließen. Bei dein«,,weissagte« wird hier iiiir die göttliche Beeinflussung iii’s Auge gefaßt, deren Grundlage die war, daß Kaiphas damals Höher- Priester: es war angemessen, daß er als solcher der wahren Entsündigiing Zeugnis; gab, welche der wahre Hohepriester durch seinen stellvertreteudeiisTod bringen sollte. Parallel ist es, daß Pilatus, der Träger der bürgerlichen Gewalt, Jesiii1i in. der Ueberschrist des Kreuzes (Kap. 19, II) als König der Juden bezeugen und denjenigen, die aus Abänderung dieser Ueberschrist drangen, erwiederii mußte: »was ich geschrieben habe, das habe -ich geschriebeii«;« das ist dieselbe göttliche Leitung, die hier den staiplfas weisfageii machte. (Hengstenberg.) f) Wie der HErr in Kap.10,16 die aus den Heiden zu seiner Kirche zii versainnieliideii Schafe nennt, welche er hat, so nennt hier der Evangelist die seit dem Thurnibaii von Babel in alle Liiiider Zerstreiiteii, welche durch das Evangeliiiiii vom gekreu- zigten Christus zusamnieiigebracht luerdeii sollten zu Einer Genieii1de, Kinder Gottes; weil zur Ver- söhnung siir der ganzen Welt Sünde (1. Joh. 2, 2) das Lamm Gottes sterben sollte, welches der Welt Sünde trägt, darum schaut Johannes die Got·teskiud- schaft a-ller Erlösten,· welche durch deren noch zukünf- tigen Glaubeii verwirklicht werden sollte, als bereits gegenwärtig an. Er ist desseii geloifz, daß das Blut Christi nicht vergeblich ljergosseii worden; und gleich- wie zur Zeit, da er diese Worte schrieb, schoiueiiie große Schaar Zersireuter ziir Gemeinschaft der Kinder Gottes versainiiielt war, so liest er iii Gottes Herzen noch pieler Zerstrenten Namen schon als stindesiiaiiieii geschrieben »und sieht geösfneten Auges hinein iii die heilige Missionsbewegiiiig der ganzen versöhiite11 Welt, welche nicht enden wird, bis alles zusammengebracht ist, was der Vater dem Sohne gegeben hat. (Besser.) Also weit· entfernt, daß» Christus seinein Volke Ver- derben briiigeii sollte, wie die Hohenpriester nnd Pha- risäer vorlvendeteiu hat er auch die, welche kein Volk waren (1. Petri 2, 10), zu dein Volke Gottes hinzu- gethan. (Beiigel.) So dürfen wir denn 11icht auf den Kaiphas nnd die andern Mitglieder dieser Rathsver- faminlung alleiii die Aiigeii richtei1, sondern, von der Hand des heil. Geistes geleitet und durch deii Evaii- gelisteii unterwiefen, sollen wir gedenken, daß in dein wunderbaren Rath der heil. Dreieinigkeit sich versam- melt haben die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit, die Weisheit, die Alliiiacht nnd die Wahrhaftigkeit Gottes, nin über des gefalleueiiåljieiiscljeiiBestrafuiig oder Begna- digung zu rathschlageiu Die Gerechtigkeit sprach: eik soll gestraft werden; die Barmherzigkeit: er soll freigelassen werden. Endlich schlichtete die Weisheit der göttlicheii Liebe deii Streit und sprach: ,,es ist besser, Ein Mensch sterbe für das Volk, denn daß das ganze Volk verderbe« (J. GerhardJ 53. Mit! dem Tage an [da der herzlos ent- schlossene Kaiphas den Ausschlag gegeben-usw niit seiiieiii scheiiiheiligeii Eifer uui das Wohl des Der zieht sich in die Stille nach Ephreiii Vaterlandes ihrem Gewissen den Schlaftrniik ge- reicht hatte] rathschlagten sie swider Jesuin, in Beziehung auf den es nun feststund, daß er sterben müsse], wie sie ihn tödteten« swelche Mittel und Wege zur Ausführung ihres Beschlusses sie anwenden —sollten]. 54. Jesus aber sder sich selber die Macht vorbehielt, über die Stunde zu verfügen, da er sein Leben lassen wollte, und deshalb seine Vor- sichtsniaßregelii traf, daß er nicht vor der Zeit in ihre Hände geriethe] wandelte svon jetzt ab, bis die Ostern herbei kamen Kap· 12 , l] nicht mehr frei unter den Juden sdaß er irgendwo sich öffeutlich gezeigt hätte], sondern ging von dannen svon Bethanien in der Nähe Jerusalems V. I u. 18] in eine Gegend nahe bei der setwa zwei Ebieileii 1iordöstlich gelegenen] Wüste sBethaven Joh. 18, 12., vergl. die Holzschnitt-Karte zu 1. Sam. 9, 5], in eine Stadt, genannt Ephreiii svormals Ophra Jof. 18, 23 Auin., s. Karte V.], und hatte seiii Wesen daselbst mit seiiieii Jungeriitt [sich mit ihnen von anderweiteiu Verkehr ab- schließend und ihnen sowie dem Verkehr mit, Gott ausschließlich sich widmend]. V) Die Glieder des Hohenraths traten dem Kai- phas bei; Ausnahmen, wieJosepls von Ariinathia (Luk. 23, 51), wenn sie zugegen waren, blieben in ver- schwindender Minderheit. Gegenstand ihrer Berathung war von dein an nur noch die Ausführung; der Be- schluß selbst, Jesum zu tödten, war gefaßt. (v. Bur er.) Aber ihr Rathschlagen würde umsonst gewesen sein, wenn iiicht die Stunde, da Jesus sterben sollte und wollte für das Volk, in der That jetzt nahe gewesen wäre. iBesserJ «) Ohne Zweifel wäre es den Feinden sehr er- wünscht gewesen, Jesnm so bald und so heimlich als niöglich zu beseitigen; ihm aber war es ganz klar, daß er in der Mitte seines Volks sterben sollte, und zwar am nächstbevorsteheiiden Osterfesh er wußte, was das Schlachten des Osterlamms für ihn zu bedeuten hatte. Daher fand er es nöthig, sich jetzt den Mach- stellungen der Feinde zu entziehen und den Pilgerziig seines Volks znmOsterfeste abzuwarten, um sich diesen: dann anzuschließen. Jn dieser Abficht begab er sich mit seinen Jüngern nach der Stadt Ephraiiii (nach anderer Lesart: Ephrencx welche einige Stunden nord- ivärts von Jerusalem, ostwärts von Bethel, in der Nähe der jüdischen Wüste lag; hier konnte er die Tage ungestört ini kleinen Kreise oder als Einsiedler in der Wüste (vgl. Mark. 1,12f.) zubringen. (P. Lange) - 55. Es war aber sen. 8 Wochen nach den in V. 1——54 erzählten EreignisseIiJ iiahe die Ostern der Juden sdie iiii J. 30 n. Chr. aiif den 6.—13. April fielen]; nnd es gingen sschon 8 Tage zuvor] viele hinauf gen Jerusalem aus der Gegend [richtiger: aus dem Lande, d. i. aus» den verschiedenen Ortschaften des« platten Landes], vor den Ostern sfür den Zweck sich dort einzufinden], dast sie sich reinigtent sden iiblicheii Rcinigiingsgebräiicheii sich nnterzögcih zurück. Nachfrage nach ihni in Jernsalciin 213 iiiii darnach an der Feier des Festes selber Theil nehmen zu können 4. Mos. 9, 6 ff. ; L. Chron so, 17 ff.]. 56. Da stundeii sie sdie vorweg nach der Stadt gekomnieiieii Festpilgey wohl ani ZU. März, also an deinselveu Tage, wo der HErr von Li- vias her bereits herüber kam über den Jordan, um sich ebenfalls zum Feste einzufiuden Matth. 20, 17 ff.; Mark. 10, 32 fs.; Luk. IS, 31 sf., in Gruppen bei einander] und fragten nach Jesu, und redeteii iiiit einander im Tenipel scinf dein Te1npelplatz]: Was diinket euch sin Vetreff seiner? haltet ihr nicht auch für gewiß] das! er nicht kommt ans das Fest? sdenii er hält ja schon seit längerer Zeit sich verborgen, so daß niemand recht weiß, wo er sich eigentlich aufhält, vergl. Kap. 7, 11.] 57. Es hatten aber suiu denjenigen Unistciiid zur Erklärung beizufügen, warum« die Leute so bestimmt voraussetzteiy Jesus werde nicht koni- men] die Hohenpriester niid Pharisäer sseit sie inne geworden, daß er nicht mehr, frei unter den Juden wandelte V. 54] lassen ein Gebot sissk Lande ausgehenL so jemand loüßte, wo er wäre, daß ers [ihneii] an.zeigete, das; sie ihn lder ein dem Gemeinwohl Gefahr drohender Mensch sei] grisfeiistt It) Besondere Reinigungeii vor Ostern waren iin Gesetz, nicht vorgeschrieben; aber in mehreren Stellen sselben ist das Volk angewiesen, sich vor bedeutenden Ereignissen zu reinigen (l. Mos. 35, Z; Z. Pius. in, 10 f.; Jos. Z, 5), diese Regel latte nian nicht mit Unrecht auf die Ofterfeier (3. Mos. 7, U; 15,3l) au- gewendet. (Godet.)- Wenn die Juden sich einige Tage vorbereiteten auf den Genus; des schattenhafte11Pasfa’s, wie vielmehr wird dann ernstes Gebet und sorgfältige Vorbereitung (vgl. l. Tor. 7, 5) von den Christen er- fordert, ivelche dem geheimnißvollen Tifche nahen wollen, auf tvelchem das wahre Passa des neuen Te- staments dargeboten wird. (Lt)ser.) It) Hieraus ergiebt sich, wie alles Volk auf das Auftreten Jesu beim Fest gespannt war; sie hatten gehofft, ihn schon in Jerusalem zu finden. Einige nun von denen, die über ihn beini Tempel sich unter- halten, scheinen als sicher anzunehmen, daß er nach der Lage der Dinge nicht koniineii werde, während Andere das in Frage stellen; offenbar ist dies wie eine Art von Wette, ob er komiiien werde oder iiicht. Was sie dazu veranlaßte, war der Erlaß des Hohen- rathes, durch synedrale Einzelverordiiuiigeii im Lande verbreitet, nach welchein jedermann, der um den Anf- eiithalt Jesu wüßte, gehalten sein sollte, ihn anzu- zeigen. Dieser Erlaß war später ein Anknüpfung-I,- punkt für den Judas; derselbe beschivichtigte wahr- scheinlicls sein Gewissen dainit, das; er ein gehorsanier Sohn der hierarchischen Kirche, ein lohaler Unterthaii der geistlichen Obrigkeit sein niüsse. Der Erlaß kann als eine Folge der Session V. 47 ff. betrachtet werden, und hatte das Edikt jedenfalls die Absicht eines Inter- dikts: niemand sollte Jesum ohne Anzeige, d. h. ohne Feiudseligkeit bei sich aufnehmen; vielleicht ist’s dabei ganz besonders auf die Familie des Lazariis abgesehen, vgl. Kasx 12, M. (P. Lange) 214 Das 12. Kapitel. Christi Salbung. Cinzug in Jerusalem. Predigt uon der kfrurht seines Todes. Auch nom Hieraus» und Unglauben II. V. l—50. Von rein gcschirtzllictzem Standpunkte aus betrachtet, beginnt der Inhalt dieses Kapiteln die Lei- denszclt dea lich-tu, gehört also eigentlich zu dem fol- genden Theil des Evangeliums; innerlich dagegen hat der Evangelist altes so angelegt, daß er auf den bis— herlgen Verlauf der Begebenheiten zuriirtisietzt und so— wohl mit dem Inhalt des ersten Theils dieser Gruppe Gab. 1l), als auch mit den früheren Gruppen in der engsten Verbindung steht. Theilen wir uns das ganze in drei Jtbsthnittg so ist der erste sitt. l—19) durchweg mit Beziehungen auf die Geschichte von der Jlusrrwerkung des Eazarus ausgestattet, der zweite W. 20—36) hitlt diese Beziehungen noch ebenfalls fest, greift aber srhon weiter zurfseli auf das in Kur. 7 — 10 Gnthalteniz und vollends der dritte w. 37—— 50) nimmt alles bisher Dagewrfene wieder auf, nicht blas die geschtchtliazen stiittheitungen in Kap.1,19—11, 57., sondern auch die sGingangsbetrarlztung in Linn. l, 1-18. a. v. l—19. (§. t00—101.) Das» Wahl' in Be— ttjanien und der Einzug in Jerusalem. (vergt. nimm. ge, 6—13; et, 1—n; mark. 14, 3—9; 11, 1—n; eure. 19, 29—40). 1. Sechs Tage vor den Ostern [d. i. am Freitag vor Palmarum, den 8. Nisan= 31. März des J. 30 n. Chr. Matth. 26, 1 Anm. S] kam Jesus snachdem er vor etwa 14 Tagen seinen stillen Aufenthalt in Ephrem Kap. 11, 54 wieder verlassen, non dort mitten durch Samaria und Galiläa gezogen, bei Bethsean über den Jordan gegangen und in südlieher Richtung jenseit des Flusses bis zur Uebergangsstelle bei Jericho ge- langt war, hier aber sich gestern einer Feftcara- vane angeschlossen, dann Nachtherberge bei Zachäus gemacht nnd heute nun den übrigen Reiseweg in alleiniger Gesellschaft der Jünger zurückgelegt hatte Luk. 17, 11---19, 28; Matth. 19, 13— 20- 34; Mark· 10- 13——52] gen Bethauien, da Lazarus war, der [weiland] Verstorbene, welchen [aber, wie in Kap. 11 berichtet worden] Jesus fam vierten Tage] auferweclet hatte von den Todten. 2. Daselbst machien sie ihm lzur Feier dieser Auferweckung noch am Tage seiner Ankunft selber, die sie von den Festpilgern erfahren, in deren Geleit er vom Jordan ans bis Jericho gezogen war Matth. 20, 19 Anm., und deshalb die nöthigen Vorbereitungen schon getroffen hatten] ein [größeres, festliches] Abendmahl [Matth. 26, 20 Anm.], und Marlha sin deren Hause es ver- anstaltet wurde] dienen; Lazakuis aber sder sein eigenes Anwesen für sich hatte Matth. 26, 6 Anat. 2] war der einer, die mit ihm zu Tische fasten fund machte, als das laut redende Zeugniß Evangelium Johannis 12, 1 G. von feiner Gottesherrlichkeit, die Hauptperson unter seinen Tischgenosfeu aus]. Dem Johannes ist es nicht um das Ganze der Thatfache nach allen ihren einzelnen Umständen zu thun, sondern nur um eine Reihe von Ergänzungen zu dem Bericht der beiden ersten Evangeliftenz den Grundbestand der Thatfache recapitulirt er ganz kurz aus diesen, möglichst mit Beibehaltung ihrer Worte, die Zusätze aber sind: die Zeitbestimmung des Mahls, fein Zusammenhang mit der Auferweckung des Laza- rus, der Name des Weibes, welches Christum falbete, der Name des Jüngers, welcher die Opposition gegen die That der Maria in dem Kreise der Llpostel hervor- rief, verbunden mit einer Bemerkung über sein Motiv. (Hengstenberg.) Jm Grundtext ist unser Abfchriitt durch ein »nun« an den vorigen angeschlossen und der Name des HErrn vorangestellt: Jesus nun kam sechs Tage vor den Ostern gen Bethanieru damit wird Jefu Thun dem Thun der Pharisäer gegenübergestellt doch so, daß es als Folge erfcheir1t. Die Anstalten zur Gefangennehmung hatten die Pha- risäer wohl getroffen, aber diese selbst mußte doch Jesus herbeiführen, wenn sie gefchehen sollte; es sollte sich zeigen, daß nur durch feine Hilfe sie ihren Vor- fatz ausführen konnten, darum kam er nach Bethaniem und obwohl er nun so nahe an Jerusalem war, muß- ten sie doch warten auf seine Zeit, die erst nach Verlauf von sechs Tagen kam· Also nur mit seinem Willeri konnte gefchehen, was sjene auszuführen vor- hatten. (Luthardt.) Dem HErrn war in Bethanien noch eine große Sabbathsfeier zu seiner Erquickung und Stärkung v o r feiner letzten großen Arbeitswoche beschieden; sie wurde ihm bereitet von Jüngerfeeleiy in denen sein Geist schon entschieden angefangen hatte zu wirken. Von den drei Gefchwisterm denen es be- schieden war, ihm das letzte freundliche Afhl bei feiner Wallfahrt auf Erden zu bereiten, ist jedes wirksam in seiner Art: Martha findet ihre Seelenfreude darin, dem HErrn zu dienen, und Lazarus könnte nicht mächtiger zu seiner Verherrlichung beitragen als da- durch, daß er unter den Gästen mit zu Tifche sitzt, froh und gesund, eine Auferstehungsblüthe, die feinen Meister als den Fürsten des Lebens erscheinen läßt; sowie aber Martha den HErrn durch ihre Bedienung als den ächten Menfchenfohm den vielgewanderten und der festlichen Erquickung bedürftigen Waller er- kennen läßt, wie ihn Lazarus als den mächtigen Lebensfürsten verherrlichh so feiert Niaricy wenn auch nur mit dunkelm Bewußtsein, doch in tiefer, ahnungs- voller Wehmuth durch die Salbung, womit sie ihn fchrnückt, fein über acht Tage bevorftehendes Begräbniß da er seinen Sabbath nach der letzten großen Arbeits- woche hält. (P. Lange.) 3. Da nahm Maria [die andere Schwester des Lazarus, welche schon in Kap. 11, 32 f. von seinem Tode in ganz eigenthünilicher Weise ergriffen sich zeigte und in welcher ihre damalige Ahnung wohl wieder auflebte, hatte sie doch er- fahren, was seitdem in Jerusalem vorgefallen war Kap. 11, 46 ff» vermuthlich durch Nicode- mus Kp.2, 25An1u.] eilt Pfund [nach römischem Gewkcht = 12 Unzen] Salbe von nngefalschteu ibstlicher Narbe [die zur Salbung der Leiche des Bruders angeschafft, aber nicht dazu verwendet und bisher aufbewahrt worden war Wiatth 2(3, 7 Anm. 2], und salbete die Füße Jesu suachdem Salbung Jesu durch Maria in Bethanien, sechs Tage vor den Ostern. sie zuvor sein Haupt begossen 2)Jiatth. 26, 7; Mark· 14, 31 und trocknete mit ihrem Haar seine Füße sals freue sie sich dieses Schmuckes für ihr eigen Haupt, deii sie vom Abfluß seiner Füße gewann]; das Haus aber [da sie den gesammten Jiihalt des Fläschchens auf diese Weise ausgoß] ward voll vom Geruch der Salbe. Ein Pfund köstlicher ächter Nardensalbe brachte sie i1n Alabastergefäß, und den engen Hals abbrechend, was beim Alabaster keine Splitter giebt, goß sie den Inhalt auf Haupt und Füße des Errn; sie brach das Gefäß, damit sie reichlich gie e1i könnte, auch sollte es nach diesem Gebrauch zu keinem andern mehr verwendet werden. Matthäns und Markus erzählen die Salbung des Hauptes: den König, welchen das Volk verwarf, salbt die gläubige Jüiigerin; Johannes « aber hebt den Zug hervor, der am meisten geeignet ist, uns ihr Herz zu zeigen (vgl. Kap. 11, 32), sie salbt und trocknet ihm die»Fiiße, weil sie sich wie der Täufer des geringsten Dienstes unwerth achtet. (Rig- genbach.) Der letztere Zug, daß sie seine Füße mit ihrem ei enen Haar abtrocknet, ist der Gipfelpunkt ihrer au erordentlichen Huldigung; bei den Juden galt es als Schande für ein Weib, die Bänder, mit denen die-Haare zusammeiigeknüpft sind, aufzulösen nnd sich mit fliegenden Haaren zu zeigen, aber wie ihr hier kein Opfer für ihre Börse zu theuer . ist, so auch kein Dienst für ihre Person zu niedrig. (Godet.) Wenn die« Waschung der Füße eines Pilgers das Ende einer kleinen Tageswandernncå bezeich1iete, so konnte auch die Salbung der Füße Jesu mit Oel das Ende feiner herrlichen Lebens-Wallfahrt andeuten. Maria verwaltete in dieser Stunde ein geheimnißvolles Amt im Namen aller Engel und guten Geister, aller aus- erwählteften Seelen der christlichen Menschheit, ja, man kann sagen, im heimlichsten Auftrage des Vaters im Himmel selbst, sowie in der hehrsten Weise des hl. Geistes, der sie zu der Priesterin machte, welche den großen Hohenpriester zu feinem Todesgange salben durfte; ihre That ist durcha1is ein prophetischer Akt. (P. Lange·) Nicht alle Gefühle, die sich für fromm ausgeben und die einen solchen Schein haben, sind da- ruin auch gerechtfertigt; aber hier finden wir ein un- trügliches Merkmal, um die ächten, wahren von den nniichteih unwahren zu unterscheiden. Aecht und wahr ist ein jedes Gefühl, welches, wie das der Maria, sich auf die Person Jesu bezieht, dessen Wesen und Hauptbestandtheil Liebe zu dem Erlöser ist; unäclit sind alle auf dem Boden der natürlichen Selbstsucht gewachsenen, mit Hochinuth und Ehrgeiz gemischten Gefühle, die auf die Vergötterung einer menschlichen Persönlichkeit, der eigenen oder einer fremden, hin- auslaufen nnd nicht in Gottes Wort und dessen ewiger Wahrheit, sondern in selbstersonneiien Meinungen ihre Stütze finden. Zwischen diesen und den ächten stehen andere in der Mitte, die man zwar noch nicht voll- konimeii nennen, für die man aber Anerkennung oder doch Schonung fordern darf; sie entstehen, wem( das Gemiith, das noch nicht sein ganzes Heil in Christo gefunden hat, durch das gestaltlose Jenseitige, lieber- sinnliche wie die Meeresfläche durch den Wind berührt wird und in dieser Berührung zusammenschauert und sich erhebt. So sehen, wir wohl den Jüngling und die Jungfrau oder überhaupt Menschen, die im Ueber- gange vom natürlichen zum Glaubens-Leben begriffen sind, erschüttert und bewegt, wenn sie den Ton der G cken, den Gesang der Gemeine vernehmen, wenn man zu ihnen redet voni Tode nnd ewigen Leben, » 215 von ihren liiiigeschiedeiieti Angehörigen, die vor dem Throne Gottes stehen, wenn man ihnen den Segen der Frömmigkeit und den Fluch der Sünde schildert. ·O möchten doch solche Erscheinungen häufiger sein, als sie in der jetzigen trockenen und alten Zeit angetroffen werden; möchten doch solche Rührungeii bei jeder Ein- segiiung, bei jedem ersten Abendmahle aus den Augen der jungen Christen hervorbrechen; möchte doch der unentschieden Umherirrende, wenn er in ein einsames Nachdenken versinkt, anfangen zu weinen, ohne eigent- lich selbst zu wissen, warum! Dies sind schöne Blü- then; wir wollen sie nicht zerknicken, sondern pflegen. Manche fallen wohl ab, ohne Früchte zu bringen; aber die Frncht selbst, woraus entsteht sie denn, wenn nicht aus der Blüthe? Jst nun aber Jesus der Seele alles in allem geworden, findet sie nur in ihm Er- lösung und Seligkeit, kann sie Gott nur schauen in dem Ebenbilde seines Sohnes, wenden sich auf ihn alle ihre Kräfte, um ihn zu umfassen, ihm zu huldigen und zu dienen, dann ist ihr Gefühl ächt, vollkommen; dann ist es klar, lichtvoll, weise, denn es beruht auf der Erkenntniß der göttlichen Wahrheit und des Ver- dienstes Jefu Christi, oder doch auf einem Eindruck, der an heilsamen Wirkungen der Erkenntniß gleich kommt; dann istniihts mehr zu wiinschen, als daß es den ganzen Menschen erfülleii und beherrschen möge. »Aber doch ja mit Maß!« werden Einige sagen. Was? mit Maß? —— wie kann man Maß fordern in dem, was seiner Bestimmung nach schrankenlos unermeßlich sein soll! Wenn man eure Kinder ermahnte, euch doch ja mit Maß zu lieben, würde es euch gefallen? und doch, was seid ihr gegen den HErrn? was ist die Liebe, die man euch schuldig ist, gegen diejenige, die ihm gebührt? Wißt ihr nicht, daß er mehr geliebt sein will, als Vater und Mutter? Selbst eine sünd- liche Begier, z. B. der Ehrgeiz, findet wohl bei euch Entschuldigung eben wegen der Unersättlichkeit, womit sie über alle Grenzen hiiiausstrebt; und dieselbe Ge- walt, die in euren Augen eine verdammliche Leiden- schaft adelt, die wolltet ihr in dem heiligsten Gefühle nicht gestatten? »Mit Maß!«—— wird man nicht auch bald sagen, es sei nöthig, Gott mit Maß zu lieben?« Aber wie spricht Gott? Er spricht: »du sollft lieben Gott deinen HErrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemiithe«, d. h. ohne alles Maß, ohne alle Schranken, alle Grenzen. So soll man Gott lieben, und daher auch Jesum; denn er ist Gott, Gott der Heiland, in welchem die beiden Gegen- stände unsrer Liebe, Gott und Menfch, vereinigt sind. (Theremin.) 4. Da sprach seiner Junge-r einer, Judas, Simonis Sohn, JschariotheC der ihn hernach ver- rieth [auf dessen Herzen schon seit Kap. b, 1·5 u. 70 ein düsteres Grollen lag, das nun die hier sich darbietende Gelegenheit begierig ergriff, unter einem guten Vorwand einmal offen her- austreten zu können]: » · 5. Warum ist diese Salbe nicht swie es doch viel näher gelegen hätte, sie nützlich und heilsam zu verwerthekq verkauft um dreihundert Groschen [225 Mk] und sder Erlös] den Armen gegeben sstatt daß man sie hier so rücksichtslos ver- schwendet]? » » s. Das sagte er aber nicht swie er vorgab], daß er nach den Armen fragte fund wirklich ge- wünscht hätte, der Erlös ware diesen zugute ge- 216 koinmen]; sondern ei« war« swie den Jüngern später klar wurde, während sie jeht noch von dein gleißenden Schein seiner Rede leider sich blenden ließen und seiner Meinung beipflichteteii] ein Zieh Ver, ioeiåizitioirklicki cgcilflsie vefrlkgfift wor en un jener e rag m Je n ’a. e ge o en wäre, sich wahrscheinlich damit auf und davon geinacht haben würde Matth 2(5, 13 Lliiin.], nnd sdas hätte er ja sehr leicht thun können; denn er] hatte den Beutel [die gemeinsame Kasse, ans der Jesfiisbigtittseineg jJiiiisglerii digxälckikfkiiheii »Vxediårf- ui e e ri un en . ri1ieii o ) t Ja eii zu lie en ließ Kap. 13, 29] und trug snahm in Empfang nnd verwahrete], was svon solchen die da Hand- reichdung thaten von ihrer Habe Lnk 8, Z] gegeben Wllc . Der heiligen Tiefe der Maria steht gegenüber die unheilige Tiefe des Judas Jscharioth. Maria handelt und— redet nicht, ihr Thun ist der reine Ausdruck ihres Innern und ist ohne Worte verständlich; Judas da- gegen thut hier zuni ersten Pia! den Mund auf, aber er braucht die Sprache nach der Regel, welche ein -großer Diplomat aufgestellt hat, daß uämlich die Worte nicht dazu dienen sollen, den Sinn zu offen- bareii, sonden ihn u verdecken. Wir wissen bereits, ioas seit längerer » eit iii Judas vorgeht; bei all sei- ner Vorsicht und tklugheih mit welcher er den besten Schein seines Jüugerthu1iis zu erhalten weiß, hat er in der Gemeinschaft Jesu und seiner Niitapostel fort- während ein Braudmal im Gewissen, fein Stand muß ihm in dieser Gemeinschaft immer uuleidliclier werden, zunial in der letzten Zeit alle-J auf eine Krisis hin- deutet, bei welcher das Jnuere offenbar werden uiuß. Es mag auch wohl sein, daß Judas, da ihn nicht die Liebe und die Begeisteruiig beherrschh sondern der be- rechnende und nüchterne Verstand, von den Ankündi- gungen Jesu über sein Leiden weit mehr verstanden hat als alle Uebrigen; je mehr er aber von einem solchen Ausgauge ahnt, desto mehr muß er sich inner- lich von Jesu lossagen Außerdem hat er gelegentlich der Rede zu Kapernauin wahrnehmen können, daß der HErr ihn durchschaut hat. Alles zusammengenommen, muß sein Herz gegen den Meister, der iiii Anfang sei- nen umfassenden nnd klaren Verstand durch die Groß- artigkeit und Kraft seiner Gedanken nnd Verkündi- guiigeii gewonnen hat. immer kälter und gleichgiltiger werden; und was ihm immer unfaßlicher und auch nnerträglicher werden muß, das ist die Liebe zu Jesu- Diese sieht er nun in einer ganz neuen und über- schwänglicheii Weise in dein Thuu der Maria: Verdruß und Widerwille über Liebesäußeruiigeii gegen Dein« den er nicht liebeii kann, dessen Lleiihe ihm fortwährend Pein und Unruhe verursacht, hat schon laiige sein Herz erfüllt; die Salbui1 der Maria ohne allen erkennbaren Grund, mit einem solchen uuverlsältnißinäßigeii Kosten- aufioand, uiacht das Maß seiner inneren Verbitteruug iibervolh uiid da uiuß er das Naturgesetz: ,,iveß das Aber wie darf er es wagen, die finstereii Gedanken seines Herzens in dieseiii heiligen Kreise offenbar werden zu lassen? Würde ihii1 hier. znin ersten Mal diese Aufgabe, so iviirde er davor zurückschreckeii; aber VV sit Hin« i« de« Kitkiit SVYTVV Uuhcslisqc Gsdaukcn Z« Y eben in diesen! Rasouneiiieiit den Hauptfehler feiner s Heiszeiisstelluiig aufdeckt, ihm also zeigt, daß er ihn liegen und zu nähren, während ihn ringsum alles an Gottes Heiligkeit erinnert, er hat bereits einegroße Fertigkeit erlangt, den Aligrniiii seiner Finsternis; unt f « Evangelium Johannis 12, 7—E). I entgehen, ihn einem glänzenden Firuiß scheii1heiligen Schweigeus und Redens tief zu verdecken. Solche verkehrte Rede, wie Petrus, Johannes und Jakobus zuweilen führen, kommen nie über feine Lippen; was er denkt, ist zwar weit schlimmer, als all der Unverstand, den jene ans- sprachen, aber so scharf hat er den Sinn des Meisters studirt, das; er iinnier weiß, was sich zu reden geziemt, und was nicht, und nach dieser Richtschnur seines be- rechiieiideii Verstandes weiß er sich alleivege zu halten. Darauf beruht es auch, daß Judas sich unter seinen Niitaposte Freilich geht er nicht leicht in irgend etwas voran; dafür aber vergreift er sich nicht, was den Alleraiige- sehensten unter ihnen so leicht begegnet, weil sie sich von ihrein Gefühl låinreißeii lasseii; dagegen, wenn Judas fiel) eiuinal äu ert, so ist es immer wohl über- legt und keinem Tadel ausgesctzt (vgl. zu Niatth.27,5). Wenn wir nuii hinzunehmen, welch eine Umgebung es war, in welcher sich Judas bewegte, und welches Ge- biet der gegeiiseitigeii Unterhaltung und Kundgebuiig hier vorlag, so werden wir nicht zu viel sagen, daß es einen volleudeteren Meister in der Verstelliingskunst noch niemals gegeben hat. Uiid in der That, eiii neues und auserleseiies Meisterstück ist es, was er hier aussührt; es ist das erste, von welchem wir Zeu- gen sind, aus dem aber sein ganzes bisheriges Ver- halten klarersehen werden kann. Judas kann seinen Aerger über die seinem Meister bewieseue Ehre und Liebe nicht länger zurückhalten, ebensowenig aber darf er ihn als solchen aussprechen: was thut er? er kleidet seinen Aerger so geschickt ein, daß niemand seiiie Bos- heit nierkt, sondern jedermann seine Beinerkung fiir eiiie sehr angeinessene und wohlivolleiide hält. Er feiert den Triumph, daß seine Mitapvstel sich seiner Erklärung anfchließein weshalb Niatthäus und Markus das Wort des Judas ohne weiteren Zusatz als das Wort der Apostel referiren. Judas berechnet näinlich in der Geschwindigkeit, daß die kostbare Narbe, welche Maria verfchüttet, ungefähr 300 Denare (2. Mos. Its, 13 Aiim.) ioerth sei; in seinein Unwilleu, der nicht verftellt ist, bezeichnet er nun dieseu ungeheuren Auf- wand als eine Verschwendung, indem er diese Behaup- tung» durch afsektirtes Wohlwolleii fiir die Armen zu stützen und plausibel zu iuachen sucht. Jn der That leuchtet diese Betrachtung deii Jüngern ein, und sie theilen seinen Unwilleii über den unnützen Aufwand der Maria, indem sie die Sorge des Judas um die Armen für Ernst nehmen. Da Judas, wie Johannes ebeii an dieser Stelle beinerkt, ein Dieb und Betrüger war, so lag ihm nichts ferner, als die Fürsorge für die Armen; aber das ist eben seine teuflische Klugheit, daß er ausgerechnet hat, den wahren Grund seines Unwillens überdie Maria könne er gar nicht besser verbergen, als wenn er seinen erheuchelteu Eifer-in eine Farbe kleidet, welche voii der Naturfarbe seiner Hauptsünde am grellstei1 abstach. So war denii iii dein ganzen Kreise das Werk der reinen Liebe miß- kanut uiid mißachtet, und Maria selbst war beschämt von denen, die sie in Liebe und Erleuchtung weit , überragte Judas hat seinen Zweck vollkoiiinien er- Herz vol[ ist deß geh« d» Yeund über« erfülle» ; reicht; aber als er eben seines Sieges froh werdeii will, hat ihn Einer iiberineisterh Jesus hat ihn auch jetzt durchschaut und läßt sich die Gelegenheit nicht · Ietzt zu fassen, wozu der Heuchler ihm sonst keinen Anhalt bot. Jesus thut das so, daß er auf das Räsonueiiieiit des Judas eingeht uiid ihm selbst in seiueni Schlupfwiiikisl zu finden wisse. ln eines nicht geringen Ansehens erfreut» Des Judas Vorwurf nnd Jesu Zurechtweisuiig seiner und der übrigen Jünger. 217 7. Da sprach- Jesus sden Vorwurf selbst fiir den Fall iiicht gelten lafsend, daß er wirklich iiii Jnteresse der Armen erhoben würde]: Laß fo Juba] sie mit Frieden ist-de ihr Uicht darein, als habe sie in der Art und Weise, mit ihrer Gabe mir zu dienen, fehlgegriffenz im Gegen- theil,» sie hat ganz das »Richt1ge getroffen]- Solches hat sie behalten zii uieiiiein Begrabmß smdem sie, dein Zuge ihres Herzens folgend, die so kostbare Salbe gerade bis jetzt aufgespart und mir Haupt und Füße damit gesalbet, hat sie den Tag meines Begräbnisses vorweg genommen, der ja nunniehr nahe genug bevorsteht]. 8. sWas aber die Arinen betrifft, deretioegeii ihr, meine Jünger, euch bekümmert, so dürft ihr da außer Sorge sein, als wäre denen ein Ab- bruch gescheheus Denn Arme habt ihr· allezeit bei euch fund wenn ihr ii1ir wollet, habt ihr noch viel Zeit und Gelegenheit, ihnen Gutes zu thun], mich aber habt ihr« nicht allezeit swerdet vielmehr inich nicht lange mehr haben; es muß daher eilen, wer mir für meine Person einen Liebes- dienst erzeigen will, daß er ihn bald leiste]. Das, was Maria gethan, füllt in dem gewöhnlichen Gang des inenschlichen Lebens keine Lücke aus: wenn es fehlt, wird es iiicht vermißt, und ist es da, so hat inau weder Namen noch Maßstab für solches Thau; und doch hat Maria dieses allei1 Anwesenden unbe- greifliche Werk mit eiiiersiiversicht und Klarheit aus- geführt, als verstünde es sich ganz von selber und dürfte und könnte es gar nicht anders sein. Freilich hat sie von ihren Gedanken und Gefühlen, die sie bei der Salbung bewegten, nichts ausgesprochen; sie wußte, daß Jesus sie ohne Worte verstehen würde, das; sie aber den Uebrigen sich auch mit Worten iiicht verständlich inachen könnte. Sie ist zwar nicht ii1 eineiii fremden Hause, nicht in pharisäischer Umgebung, ja, einen ausgeivählteren, geheiligteren Kreis kann es gar nicht geben als diesen hier; aber dennoch fühlt sie, daß das Geheimnis; ihres Juneren sich auch in diesein Kreise nicht aussprechen läßt, und sie hat Recht gehabt, Jesus ist es allein, der ihr Werk aussprechen und verständlich niachen kann. Aus dein nun, was er sagt, entnehmen wir Folgendes: während Salome an das Thronen Jesu auf eiii Stuhl seiner Herrlichkeit denkt uiid am liebsten ihre Söhne ihm zur Rechten nnd zur Linken sehen iiiöclste (Matth. 20, 20 sf.), wäh- rend Viele den Anbruch der herrlichen Offenbarung des Reiches Christi erwarten (Luk. 17, 20 ff.; 19,11), während er jetzt mit denen zu Tische sitzt, die er aus dein Tode iirs Leben zurückgeführh und in befreun- deteiiiKreife Sabbath feiert, den tMaria an sein Be- gräbnis-, und zwar mit solcher lebhaften Vergegen- ioärtigniig, als wäre er bereits ckczestorbem Das ist allerdings ein tiefes, unausfprechli Jes Geheimnis, ein Geheimnis; der Liebe! Bei den Jüngern konnte Jesus für die-Auküiidigniig feines Leidens, Sterbens und Auferstehens kein eiiigehendes Verständnis; finden (Luk. 18, 31ff.); hier treffen ioir nun eine Seele, die, obwohl «sie gewiß nur mehr Andeutungen als aus- drückliche Erklärungen Jesu von dein bezeichneten Inhalt vernommen hat, die Sache selbst verstanden und sie iin tiefsten Herzen bewegt. Bei der tiefen Sammlung nnd Siunigkeit der Maria fiir Jefn Wort, die wir an ihr kennen, kann es nicht fellen, daß die Andeutnngen Jesu von seinem Leiden, ie ihm ja in der letzten Zeit, während welcher er in Bethanien ver- kehrte, nahe lagen, sofort beherzigt hat; sodann war ihr bei ihrer Aufmerksamkeit für alles, was Jesum betraf, ohne Zweifel etwas voii den feierlichen An- küiidiguiigeii Jesu über seinen Ausgang zu Ohren ge- kommen (Luk. 19, 12 ff.), außerdem wußte sie natür- lich von der feindlichen Aufregung, welche in dem nahen Jerusalem in Folge der Auferweckuiig ihres Bruders eingetreten war (Kap. 11, 46 ff.). Aus die- sein allen stund es ihr klar vor der Seele: Jesus zieht nach Jerusalem zum nahe bevorstehenden Fest und wird getödtet werden durch die Hand der jüdischeii Obrigkeit; dann ist sein Leib in den Händen seiner Feinde — wer wird ihn ehren, wer wird ihn salben? Was thäte sie lieber, als dann nach Jerusalem eilen, um seinem Leibe die letzte Ehre anzuthuiil aber wie kann sie darauf rechnen, zu dein gelangen zu dürfen, dessen sich die bdshaften und gewaltigen Feinde be- inächtigt haben? Da bleibt ihr nichts übrig, als jetzt das zu thun, was ihr iiachher unmöglich sein wird; denn daß sie den nicht ehren sollte, der im Gukesthun sein Leben dahinzugeben entschlossen ist, das ist ihr rein undenkban Maria niacht sich keine Gedanken darüber, was aus dem Reiche Christi werden soll, wenn er in die Hände der Feinde fällt, wenn er selber stirbt und begraben wird; sie sieht in dem alleii, was ihm widerfahren soll, nur die göttliche Reinheit und Kraft seiner Liebe und kann nicht anders, als dieser Liebe mit ihrer Gegenliebe antworten. Daß Jesus, nachdem er über Sinn und Bedeutung ihres Werks fiel) ausgesprocheiy dann noch die Predigt des Evan- geliums in eine so innere und uothwendige Beziehung zu ihrem Gedächtniß bringt (Matth. 26, l3), wird uns aus dem verständlich fein, daß Maria eben, wie wir gesehen, die Erste und damals die Einzige war, welche die sterbende Liebe Jesu zn Herzen genommen. Und auch das Wort, welches der HErr den Jüngern vorhält: »mich habt ihr nicht allezeit« dient zur wei- teren Verständigung über den Sinn, in welchem Maria hier handelt; ihr steht es lebendig vor Augen, daß sie Jesum nicht immer.haben wird, sie weiß es, daß er zum Tode geht und in das Grab versinkt —- bei die- seiii Wissen hat ihre Liebe gethan, was sie vermocht (Mark. 14, 8). Dein Judas dagegen ist es mit seiner Bemerkung gegangen, wie sonst sooft denc Petrus; während aber dieser durch den Tadel seines HErrii sich jedesmal befchänit nnd gedeniüthigt fühlte, konnte bei des Judas Geitesrichtu1ig nur neue Erbitterung die Frucht sein. ( aumgarten.) Vgl. Matth.26,14ff. 9. Da erfuhr [aus dem Munde derer, die Jesum auf« dem Durchzuge durch Jerichoi « iu ihrem Geleit gehabt hatten Matth. 20, 34 Auni., noch am Abend desselbigen Tages, an welcheiu man beim Morgengottesdienst also gefragt, wie in Kuh. 11, 56 berichtet wurde] viel Volks der Juden siii Jerufalem], das; et· sallerdings zum Feste sich ebenfalls einfinde, und am andern Tage hörte inau bereits von andern Festpilgerin die ihren Weg über Bethanieii genommen, daß er] daselbst war, und kamen [nun während des Sonn- abends nach dem Flecken hinaus] nicht um Jesu willen alleiu [ihm ihre Huldigung wegeii der letzten großen» Wundertl)at zu machen, die so großes Anfseheii erregte Kap. 11, 45 ff.], sondern 218 daß sie auch Lazariim sahen, »wclcheu ei« von den Todten auferweckt hatte fund sich durch-den Augen- scheiii überzeugten, wie ganz u1id vollig er dem Leben zurückgegeben war]. » 10. Aber die Hohenpriester [Matth. 2, 4 A1im., tvelcheu diese Bewegung unter dem Volke, die den ganzen Tag fortging, gar sehr ungelegen war] trachteten darnach, daß sie auch Lazarum tödteten sder so besonders den Anziehiingspunkt f1ir diese Wallfahrer bildete, vgl. zu Kap. 11, 46]. 11. Denn um seinetivillen smelcheii zu sehen schon eine gewisse Neugierde» sie trieb] gingen viele Juden hin [oh1ie daß man i1i Jerusalem sie hätte zurückhalten könneii], und glaubten [wenn sie nun nach Bethanien kamen und dort sich selber von dem Thatbestand überzeugten] an Jesum sals den Mesfias ihres Volkes, und letzteres nun war den Hohenpriestern so widerwärtig]. Es liegt am Tage, daß der Ausdruck ,,Judeii« hier nicht im feindlicheii Sinne steht,·sondern daß »da- diirch die Nationalitavbezeichnet wird (vgl. zu Kap- 1, 19); es sind aber, wie aus V. 12 hervorgeht, vor- zugsweise solche gemeint,»die von auswärts zum Feste gekommen waren, denn die in Jerusalem· Einheimische1i hätten den Lazarus schon sruher sehen können. Geng- stenberg.) Von der äußeren Mauer Jerusalems nach Bethanien war es 15 Stadien oder FEIDUZEAZ lKllpi 11, 18); das ist mehr als das Doppeltekines Sab- batherweges, der mir 6 Stadien betrug (.3. Mos. 19, TZ7 Anm.)." Allein Bethphage wurde ganz so geachtet, als ob es noch innerhalb. der Mauern von Jerusalem gelegen gewesen wäre, so daß Bethaiiien nun nur noch einen Sabbatherweg (Apostg. I, 12) entfernt lag und man ohne Gesetzesübertretung auch aiii Sabbath von Jerusalem dorthin ziehen konnte. tGodeth Auch der ganze bisherige An ang der·Pharisaer schien zu Jesu übergehen zu wollen« da schien dem Kaiphas Hannas und dem nächsten Kreis »von oberpriesterlichen Ver- trauten im Hohenrath die Situation so verzweifelt, daß sie darüber berathschlagtem wie sie auch den La- zarus, das lebendige Denkmal der Wunderinacht Jesu, aus dem Wege räumen konnten. Die Consequenz des Blutrathes: ,,es ist besser, daß Ein Mensch sterbe« fängt also an,»sich» zu offenbaren; sie, fordert immer mehr Blut, wie dies die Geschichte der Hierarchie be- weist. (P. ·Lange.) Zum Vollzugetam der Gedanke nicht, weil ihn»die Ereignisse uberslussig machten; sein Auskommen zeigt blas, wie es »bei Jesu Widersachern aussah, denn alle ihre Aiischlage drohten ihnen zu nichte zu werden, vgl. 19. (v. Burgen) Seitdem Jesus iiicht mehr Zeugniß ablegt vor Jsrael, dienen die Seinen, welche er in »das neue Leben versetzt hat, zu solchem Zeugniß; seit» seiner Ausfahrt hat dann Jsrael dies andere Zeugnißvon ihm in seiner meiiide. Um dieses Zeugiiisses willen nahten sich viele dieser Gemeinschaft und gewannen Glauben an Jesum (Apostg. 2, 4Z). Darum richtet sich der Haß der Oberen Jsraels nun gegen die, welche der Anlaß solchen Glaubens sind. (Luthardt.) 12. Des andern Tages snach diesem, vom Abend des 31. März bis zum Abend des l. April reichenden Sabbath, d. i. ani Sonntag den Z. April] viel Volks [in der Stadt], das [aus dem ganzen Lande] aufs Fest kommen war, da es Evangelium Johannis 12, 1()—18. [von solchen, die noch am Vormittag dieses Tages den Besuch in Bethanien V. 9 ff. ge- macht hatten und von dort ziirückkehrten] hütete, das! Jesus [l»)eute, wie er den Leuten ausdrücklich kund gethan] kommt gen Jerusalem swo man schon vor drei Tagen 1iach ihm gefragt Kap. 11, 56]; 13. Rahmen sie Palmenzweige [von den am Wege zahlreich befindlichen Bäumen], und gingen [dieselben in den Händen tragend , wie man bei festlichen Aufzügeii zu thun pflegte 1. Macc. 13, 51] hinaus [nach Bethanien] ihm entgegen, nnd fchtteen [da er nun wirklich auf dem jenseitigeii Abhang des Berges mit seineii Begleitern aus dem Flecken herauskani und sie seiner ansichtig wurden, nach den Worten in Pf. 118, 25 f.]: Hosianna, gelobct sei, der da kommt im Namen des HErrn, ein König von Jsrae l« 14. Jesus aber sder jetzt bei Bethphage an- gelangt war und nun seine Anordnungen traf, einen feierlichen Aufzug zu veranstalten, wie er dem Bedürfnis; des Augenblicks und der prophe- tischen Weissagung entsprach] überkam [da der Vater im Himmel ihm schon in Bereitschaft ge- stellt hatte, was er brauchte, und durch die ganze Art, wie er in Besitz desselben sich setzte, als ein Vorbild der Seinen erscheinend, die nichts inne haben und doch alles haben 2. Cor. 6, 10] ein Eselein saus welcheni noch nie kein Mensch ge- sessen] Und rittdarauf [von seinen Jüngern hin- aufgehoben]; wie denn geschricben stehet [in Sach. 9, 9 und Jes. 40, 9]: 15. Fiirchte dich nicht, du Tochter Zion; siehe, dein König kommt reitend auf einem Esels- sülleu lzu dir, daß er Friede und Freude, Gliick und Heil dir bringe]. 16. Solches aber ldaß in dieser ganzen Art des Einzugs eben jene Weissagung der Propheten sich erfülle] verstunden seine Jiinger zuvor ssolange sie überhaupt in vielen Dingen noch unverständig Ware« Matths 15- IS] nicht; sondern da Jesus verkläret ward fund in Folge dessen nunmehr der Geist aus der Höhe über sie· ausgegossen werden konnte Kap. 7, 39., der sie dann an alles erin- nerte 14, 26 und sie in alle Wahrheit leitete 16, 13 f.], da dachten sie daran, daß solches swie in V. 15 angeführt] war von ihm geschriebem und sie sseine Jünger] solches swie in V. 13 und weiter in Matth. 21, 1——- 7; Mark· 11, l— 7 berichtet] ihm gethatt hattenit [die Weissagung zu verwirklicheiy vgl. Kap. L, 22]. 17. Das Volk aber, das [dazuinal] mit ihm [in Bethanien] war, da er Lazaruin ans deni Grabe rief und von den Todten auferioeckte kund sich gläubig ihm zuwandte, vgl. Kap. 11, 31ff. 45., jetzt auch bei diesem Einzug natürlich nicht fehlte, vielmehr in Genieinschast niit Leuteii aus Der Einzug in Jerusalem am Palmsonntag Bethanien selbst den Kreis derer bildete, mit denen Jesus aus dem Flecken herauf kam, als der Haufe aus der Stadt ihn einzuholen sich ein- stsllte V- 13 f·], rühmete die That sindem es laut davon Zeugniß gab, wie alles sich verhalten und wie der Vorgang sich zugetragen habe]. 18. Darum leben dieser Wunderthat wegen, deren Augen- und Ohrenzengen man so mitten unter sich hatte] ging ihm auch [wie in V· 12 f. erzählt worden] das Volk lau-s der Stadt] ent- gegen, da sie sdort von solchen, die in V. 9 und 11 Tags zuvor wenigstens Lazarmn mit eigenen Augen gesehen und von seiner völligen Wieder- herstellung sich überzeugt hatten] höreten, erhalte solches [über alle bisher von ihm verrichteten Wunderwerke weit hinausgehendes] Zeichen ge- thanMk fund es entstund nun ein wechselseitiges Freudejauchzen derer, die vorgingen, und derer, die nachfolgten]· V) Der Apostel giebt zuerst die bei den andern Evangelisten fehlende Zeitbestimmung des Ereignisses; darauf resümirt er bis V. 15 kurz, was bereits jene über dasselbe gebracht hatten, an dies Resümcs fchlieszt er dann seine Nachträgm zuerst die Bemerkung, daß die schon von Matthäus hervorgehobene Beziehung der Thatsache auf Sach. 9 erst nach der Verherrlichung Christi erkannt worden sei; dann der Zusammenhang mit der Auferweckung des Lazarus, endlich, wie die Pharisäer durch die Thatsache affizirt wurden. Die Gliederung des Abschnitts wird nur dann begreiflich, wenn man erkennt, daß der Apostel erst recapituliren und dann ergänzen wollte. (Hengstenberg·) Der lang Erwartete, heißt es in Jerusalem, wird heute kommen; überzeugt nun, daß der durch das große Wunder der Todtenerweckung zu Bethanien jetzt hinlänglich be- glaubigte Messias in der Absicht nahe, sein Reich unter ihnen aufzurichtem strömen ihm die Begeisterten entgegen, um ihn als König Jsraels geziemend zu empfangen; mit Palmenzweigem wie man Könige und Sieger zu empfangen ewohnt war, ziehen sie ihm entgegen, Kleider und Zweige werden ihm auf den Weg gebreitet (2,Kön· 9, 13). Die Entgegenkommem den rufen: ,,Hosianna! gelobt sei, der da kommt im Namen des HErrn, der König Jsraels!« Dieser Jubelruf und Gruß, von dem einen so, von dem an- dern anders gewendet, wurde am Laubhüttenfest beim Umgehen um den Altar gerufen, auch schloß damit das große Halle! am Passax er war also dem Volke bekannt und üblich, die Beziehung des Ausrufs aber, ja des ganzen Psalms auf den Messias wird von älteren und neueren Rabbinen bestätigt. (Liicke.) Es) Sowie sie aber den HErrn mit einem messin- nischen Psalm begrüßten, ·so schien er ihnen sogleich mit einem messianischen Ze1chen antworten zu wollen. Jn dem Aufzug des Friedenskönigs wollte er ein- ziehen in die heil. Stadt, wie ihn der Propbet ge- schildert hatte; es handelte sich aber da nicht sowohl darum, in äußerlicher Weise eine prophetische Bibel- stelle zu erfüllen, sondern darum, einer theokratischen Erwartung zu entsprechen, ein theokratisches Gesetz und Symbol zu erfüllen und darin dem Willen Gottes zu genügen. Dieser stimmte denn mit den Erforder- nissen des Augenblicks durchaus überein; denn was das letztere betrifft, so geht es nun einmal nicht an, daß der Held eines Festzugs sich unter den Fußwallern 219 Verliere, er muß irgendwie hervorragem wie könnte er aber anspruchsloser den hervorragenden Mittelpunkt des Zuges bilden, als auf einem Esel einherreitend? (P. Lange) Dazu kommt, daß schon der erste Sohn Davids, Salomo, nach I. Kön. l, 38 ff. sich dadurch zuerst als Erben des Davidischen Throns ausgewiesen, daß er anf dem köni lichen Reitthier in Jerusalem seinen Einzug hielt. ( aumgarten.) Jn Anführung der Stelle aus Sach. B, 9 beschränkt sich Johannes auf das Wesentlichstex daß der König Zion-s auf einem Eselsfülle11 fitzt, genügt zur Bezeichnung dessen, wor- auf es ihm ankommt, so daß er die übrigen, bei Matthäus aus der Grundstelle beigefügten Züge weg- lassen kann. Den Anfang des Verses (bei Sacharja: »Du Tochter Zions, freue dich sehr«) hat er nach Jes. 40, 9 vgl. mit Zcph. Z, 15——17 (wie auch Matth. 2l, 5 die Worte aus Sacharja mit Jes· 62, 11 ver- bindet) in: fürchte dich nicht geändert. Alle diese Stellen handeln von derselben Sache, und ihre Zu- sammenfügung giebt zu erkennen, wie sie auch den Evangelisten nach dieser Gemeinsamkeit ihres Jnhalts gegenwärtig waren und darum aus dem Gedächtnis e verbunden wurden. (v. Burger.) Das »fiirchte dich nicht« bezeichnet nach den Grundstellen die unbedingte Sicherheit des Heils, an welcher der Blick auf das Elend, in welchem Zion begraben liegt, die scheinbare Allmacht seiner Feinde, nicht irre machen darf. (Heng- stenberg.) ·Die Tochter Zion·n1in·, wie die Sachen gegenwärtig stehen, ist nicht die Einwohnersyhaft Je- wusalems schlechtwegx im Gegentheil weinte hernach der HErr, als er jenseit der Höhe des Oelberges nun der Stadt ganz nahe kam, und feine Worte, die er in Betreff ihrer Zukunft redet, sind vielmehr ein ,,fürchte dich!« (Luk. 19, 41 ff.) Wir haben also an die aus Israel gläubig gewordene Gemeinde zu denken, so- wohl durch die hosiannarnfende Men e als durch den Jüngerkreis in der Umgebung des H rrn repräsentirt, an die, welche Jesus in Kap. 10 als seine Schafe be- zeichnete im Gegensatz zu denjenigen Juden, welchen er das Zeugniß ausstellen mußte: ,,ihr seid meine Schafe nicht-« Wie sehr der Apostel diese ausschließlich im Sinne hat, geht aus dem Schluß des 16. Verses hervor: »und sie solches ihm ethan hatten«, was sich nur auf die am Anfang des erses genannten Jünger beziehen kann, ohwohl von den Jün ern im engeren Sinne oder den Zwölfen kein Thun erichtet worden ist; nun liegt zwar bei den andern Evangelisten ein bestimmtes Thun dieser Jünger im engeren Sinne vor (vgl.Matth.2l,1—7), und dieses meint Johannes allerdings wohl noch ganz besonders, aber jedenfalls meint er das Thun des mit Palmenzweigen entgegen- kommenden und sein Hosianna rufenden Volkes mit, wie denn auch Lukas (19, 37) dies Volk unter den Titel stellt: »der ganze Haufe seiner Jünger«. Welche Gefahren schon in der nächsten Zeit dieser im Ent- stehen begrisfenen neutestamentlichen Gemeinde drohten und welche Nöthe auch in der weiteren Zukunft ihr bevorstanden, das stand dem Apostel vor der Seele; und wenn er wirklich, wie wir annehmen, sein Evan- gelium um die Zeit von 64 —- 65 n. Chr. geschrieben lat, wo einerseits die judenchristliche Gemeinde in erusalem einen so schweren Stand den ungläubig gebliebenen Juden gegenüber hatte, andrerseits die leidenchriftliche Gemeinde zu Rom und in den übrigen Dändern unter den Greueln der Neronischen Verfol- gung so Schweres erlitt, so begreifen wir wohl, wa- rnm er das »frene dich« in der prophetischen Weish- gung lieber in ein ,,sürchte dich nicht« umsetzte, und schwebten ihm dabei außer der oben angeführten Stelle 220 des Jesajas auch wohl die Worte in Kap. 41, 14; 54, 11 ff. vor. ist-«) Liest man mit den ältesten Handschriften in V. 17: ijxs (nach welcher Lesart auch Luther übersetzt hat —- eiiiige bedeutende Handschrifteii dagegen, sowie die ältesten llebersetziiiigemhabeii äu, wodurch ein noch etwas aiiderer Sinn herauskommt), so sind unter dem ,,Volt« nur diejenigen Juden verstanden, welche sich ini Aiigeiiblick der Auferweckung des Lazariis in Be- thaiiieii befanden, die gläubig gewordenen Augen- zeigen, und diese Leute werden als die eigentlichen Urheber der Hiildigung bei dem Einzng bezeichnet: sie zogen mit den Volksschaaren einher nnd erzählten jedein, der es hören wollte, was sie selbst gesehen und gehört hatten- Was uns für diese Lcsart und Erklä- rung geneigt macht ist die veranschaulichende Aiis- fiihrlichkeit in den «» orten: ,,da er Lazaruni aus dem Grabe rief und von den Todten auferweckte«, während bei der andern Lesart die einfache, abstrakte Erwäh- nung der Thatsache genügt hätte. (Godet.) Der Jubel des Volks erreicht seinen Höhepunkt, als der festliche Zug auf dem Gipfel des Oelbergs anlangt und nun auf einmal« die heilige Stadt, welche auf den gegenüberliegenden tieferen Höhen sich ausbreitete, ihre ganze Pracht vor ihm entfaltete; Ietzt fingen seine Jünger an, in Lobgesängen Gott zu preisen und die Wiinderthaten zu feiern, die er gethan hatte. Und zwar bildet sich eine Antiphonie (Wechselgesang) zwi- schen den Augenzeugen der Auferweckung des Lazarus und den Leuten, die i m als Gläubige von Jerusalem entgegengekoiiimein iese Antiphonie ist aucl bei Markus (11, 9 f.) angedeutet; ebenso weist ukas (19, 37 f.) darauf hin, daß die begleitenden Jünger Jesnni wegen seiner Wunderthateii tobten, Johannes aber will berichteiy daß vor allem die Auferweckung des Lazarus das Motiv für »diese Lobpreisungen Jesu gewesen. Dies Motiv haben die Synoptiker ans dem- selben Grunde iibergangen, aus welchem sie die Auf- erweckiing des Lazarus selber übergingen. (P.Lange.)« 19. Die Pharisäer aber svon denen etliche sich mit unter den Volkshaufen befanden Luk. II, 391 sprachen initer einander: Ihr sehet, daß ihr smit alleii Maßregeln, die ihr bisher getroffen, um zu verhindern, daß niemand diesen Jesum für Christum bekenne, und ihn vielmehr für einen gefährlichen Menschen erkennen zu lassen Kap. 9, 22z 11, 57] tiichts ausrichteh siehe sdieser Vor- gang hier vor unsern eigenen Augen beweist es deutlich], alle Welt sauswärtiges wie einheimisches Volk, sagt sich von unsrer Auctorität los und] lauft ihni nach. Jn den beiden vorigen Versen wurde der Einfluß der Auferweckung des Lazarus auf den Vorgang beim Einzng dargethaiy ini vorliegenden Verse nun wird ihr Einfluß auf die Schlußkatastrophe benierklich ge- macht. (Godet.) Es ist eine aus Aerger und Ver- zweifluiig, welche Entsihlossenheit erzeugt, gemischte Stimmung, die in den Worten der Pharisäer sich ausspricht; doch äußern sie dieselbe nur in ihrem Kreise. Sie machen sich gegenseitig Vorwürfe, daß sie bisher zu wenig energisch gewesen; ihr nachsichtiges Zusehen habe die Sache so groß werden lassen, wie sie sich nun zeige. Jn dem: ,,ihr sehet, das; ihr nichts aus-richtet« (iiäi1ilich mit· der bisherigen Art des Ab- warteiis nnd Hinaussihiebens) liegt nicht blos eine entschiedene Billigiiisg der Worte des Kaiphas in Kaki. s « Evangelinni Johannis l2, l9-—23. ·11, 49 f., sondern auch die Aufforderung, seinen Rath Je eher desto lieber auszuführen. (Luthai·dt.i Die Pharisaer erfüllt» die Begeisterung des Volkes mit einem »an Verzweiflung grenzenden Unninth; alle ihre Aiischlage scheinen ihnen bei diesem Anblick zu zerrin- 11eii. Die Worte; »die Welt ist hinter ihm her davon- gegangen«, wie 1in Grundtext steht, sind eine Ueber- treibung, zu welcher der Verdruß über das Gescheheiie sie hinreißt, denn unter der Welt verstehen sie 11iir d»i»e um Jesiiin versaninielte Volks-Menge; aber uiiwill- kurlich weissageii auch sie, wie Kaiphas (Kap. 11, ZU, BiieskikiksdDIE;HFFLEIIHPEIFZTFTXIZTEsitt-Eis« Eis? «« er ii r sollte· Denn die Welt, nicht blos Israel, eistudtls Messias Erbtheil csPs 72, s; Such. O, los Jes. 49, G)- haid sonte sich das zeigen: ais Voxboteii des: Weit ausier Israel waren schon die Weisen aus deni Mor- genland gekommen, ui1d als solche treten im folgenden Abschnitt jene Griechen auf, die im Tempel den ISiErrn Z! segeklflbcgekårtenxjzh(vzsBurgerg Dieser Monieiit der erz ei ung er ariii "t t d C - trast zu dem Triuinphzugeidjhsristiär dlcißspiibkixenlxhrisiilils die Bedeutung dieses Zuges besser verstand, beweist - - i V c - Zikiåskifs E? kFmssikdkkkkttkfkchTis FZIUTZTFEZZEZZ if? Zsginggesersdsztikzkmziugssgesu bei Johannges seibsr. (P. . a u ri en o a «« · s die Pharisäer unkier sischh tiiktileiäiisdaelxtzikiilasizigtiielsksi THE: gis-ice;xssgskxttlxiiigssgis ixgei.i«2kksdsississsslrss- .. : )ari aer, e- ziehung hatte. (Heiigsteiiberg.) Vgl. Kap. 19, 38 f. i)· tara-ais. (§.108.) pas. Yerraugm erri- ajcr Arie-lieu, Zefnm zu sehen; die Htimme nkier ihn vom Yziuimek nnd seine letzte Rede an das- Volk. 20. Es waren aber sam letzten Tage, wo Jesus JWch im Tempel sich zeigte, unmittelbar vor seinem Weggange von. dort Matth. 24, "1., also Dienstag den it. April gegen Abend] etliche Griechcn [geborene Heiden von griechischer Sprache und Bildung Kap. 7, 351 unter denen, die hin- aufkommen traten Inach Jerusalem und dem TIERE, daß sie anbeteten auf das Fest [Apostg. · 21. Die traten zn Philipp« der von Beth- saida aus Galilaa war [Kap. I, 44 und den sie wohl, als die vielleicht in dem, auf der andern Seite des Meers gelegenen Gebiet der zehn Städte Matth. it, 25 Aiim. zu Hause waren, einigermaßen kannten], baten ihn und sprachen: Herr« lKalQ 20- 15], wir wollten Jesum gerne sehen [stelle uns ihm doch vor, daß wir in nähere Beziehungzu ihni kommen inögen]. i · 22. Philippus [der für den Augenblick sich nicht recht Rath wußte, ob er das Anliegeii wirklich seinem Meister vortragen dürfe] konimt nnd sagks sdem unter den übrigen Aposteln ihm ain nächsten stehenden Kap. G, 5 fs.] Andreas [der ebenfalls, wie er, einen griechischen Namen trug und so ani geeignetsten schien, die Vermit- telung niit zu übernehmen, wenn er überhaupt dazu rathen könnte] nnd Philippus nnd Hcildkcaö l Das Verlangen etlicher Griecheii, Jesuni zu scheu, ani Dienstag Abend. siudeni sie wirklich sich entschlosseiy mit der Sache sich zu befassen] sagtcirs sin Gemeinschaft mit einander] Jesu sder eben iii1 Vorhof der Weiber am Gotteskasten gesessen und seine Beobachtungen über die Gaben, die man da einlegte, gemacht hatte Matth 23, 37 Anm.]. Diese Männer waren ohiie Zweifel gebore1ie Grie- che1i, die sich aber, wie so viele Heiden ziir Zeit Christi, aus innerer Sehnsu nach Wahrheit zum Judenthum gewendet hatten, also von der Klasse der gottesfiirch- tigen Proselhteti oder Judengenossen (Apostg. 10, 2; -· « - — 7), die zu den gewöhii- l f . «. 43 , liihenyFestbesumerii gehörten, wie aus dem ini Grund- text gebrauchten Ausdruck hervorgeht. (Ebrard.) Für dergleichen Proselyten war. der geräumige Vorhof der Heiden bestimmt, gemäß dem Worte Salomo’s in 1.Köii. 8, 41 ff. Wenn niiii diese Fremdlinge Zeugen des Einzugs Jesu und der Austreibui1g der Häiidler gewesen waren, wo Jesus denjenigen Theil des Hei- ligthuins, in welchem allein ihnen der Zutritt gestattet war, seinem rechtmäßigen Gebrauche wiedergab (Mark. 11, 15 —.17), so ist ihr Verlangen, mit einem solchen Manne in nähere Beziehung zu treten, um so erklär- lichcr. Gewiß wollten sie nicht blos, wie Zachäus (Luk. l9, 3), Jesnin leiblich sehen; dazu hätten sie die Vermittelung des Philippiis nicht nöthig ·ehabt, sehen konnten sie ihn schon, wenn er durch dciicVorhos ging. Ueberdies erfordert der tiefe Ernst der Antwort Jesu, das; wir ihrem Schritt eine eriistere Absicht zuschreiben: ivas sie wiinschtem war eine Privatnnterrediiiig mit Jes1i über· Religionsgegenstäiide; ja, wer weiß, ob sie nicht, da sie den Widerstand der Häupter der Nation gegen Jefuin initansahein ihn auffordern wollten, sich an die Heiden zu wenden, welche einen Weisen, einen Lehrer wie er, besser zu würdigen wüßten, als diese eiigherzigeii Juden. Die Kirchengeschichte erzii lt von einer Gesandtschaft des FDöiiigs von Edessa in hrien, welcher Jesiini eingeladen habe, sich bei ihni niederzu- lassen, und ihm einen königlichen Empfang versprochen, der ihn für die hartniickige Widerspeiistigkeit der Juden entschädigeii sollte; die Nachricht hat Aehnlichkeit mit der vorliegenden Thatsache, wir· haben hier eine der ersten Kiindebiingen der Heidenwelt fiir das Evan- gelium, ein « orspiel von der Anziehiingskrafh welche dasselbe bald hernach durch seine lieiligeWahrheit auf die ganze Menschheit aiisziiiibeii anfing. (Godet.) Gleichwie die untergeheiide Sonne die schönsten Strahlen wirft nnd weithin den Erdkreis beleuchtet, so strahlte die Herrlichkeit des an der Schwelle des Todes stehenden HErrii Christus so wunderschön, daß selbst in fernher kommenden Heiden das Verlangen, ihn zu sehen, erweckttioiirdez wie er denn auch zur Zeit der Morgenröthe, in seiner Kindheit, die Weisen als der Heiden Erstlinge durch das Licht des Wu1ider- sterns aus ihrem Morgenlaiide her zii seiiierKriPpe gezogen hatte. (J. GerhardJ Ein Wort der Ver- ehrung Jesu zu sagen, ein Wort der Aniialniie von ihm zii erhalten, ist das Begehren dieser Griechen, die, iibivolsl sie sich nicht in die eigentliche Genieiiischast Jsraels durch die Beschneidung hatten aufnehmen lasseii, doch zu Jehova, zum Wort nnd Gottesdienst Jsraels und zur Shnagoge sich hielten; weil es aber der Niessias Jsraels ist, den sie, die Heiden, zu sprechen verlan en, so fehlt ihnen der Muth, ich un- ii1ittelbar an seine Person zu wenden. Ert durch Vermittelung der Gemeinde Christi ans Israel ge- langen die Heiden zur persönlichen Heilsgenieiiischast Christi. Der Jünger ist ihnen Vertreter des HErrn, 221 d «« El b"»t · auch gegen diesen:»,,Herr.« Hssrljirlihtsoililsjgaber fand die Spche UITPELJAUH unbedenklich; gegen ihr Verlangen schien theils das« ·Verbot des HErrn in Matth.10, 5 und Hi! Wo« i« Mcitth. 15, 24 zu sprechen,»the»ils das Aiissalleiide der Sache, das; Jesus gerade hier im Tenipel, iiii Mithi- «pnnkt des jüdischen Wesens und am Hauptsitz UND Aiisgangspiinktdes jiidischeiiFanatisiniis, niit Heiden sich eiuiassen soiiik ·(vgi. Apostxi 21- 27 ff«)- Darm« wagtPhilippiis nicht» sofort selbst etwas zu erwiederih sondern theilt die Bitte deni Andreas mit; »und» erst mit diesem, der» wohl andrerseits auch Bedenken finden mochte, die Aiisforderungganz »von der Hand zu wcstsQ wenn er an die Ausnahmen slch Ckmllekkkss dls Heft« mit dem Hauptmann von Fiapernauiin mit dem entta- näischen Weibe und der »» Sainacrnteriii am Jakobs-- brunnen geinarl)t,hatte, tragt er Jesu den an ihii ge- richteten Wiiiiseh der Griechen vor. (v· Burger.)» Sie sind beidwzuletzt darin Eins geivorden,«da»ß das Wort des HErrn in Katz. G, 37: »wer zu nur konimh dCU werde ich nicht hinausftoßeirs aiichdiesen Heiden zu gute kommen müsse· (Besser».)· Es Ifk bEdeFUiUM- »daß hernach in derlThat ein Philippus (wenn auch nicht, wie hier, der Apostel dieses Namens, sondern der enmoscupsiegex Apostxp H, S; 21, »8) dckriegiiiie Ist, wclcher zuerst die Saniariter zu Christo hinsuhit und den gottessürchtigen»Kcimnierer ans Mohreiilcind tau»ft (Apk)stg. 8, 5 ff. u. 26 » Jii Beziehung Auf »d1·0 Frage nun, ob Jesus die Bitten der Griechen gewahit habe oder nicht, bei» welcher dieAusleger fiel) bald sur» jenes, bald für »dieses entscheiden, werden wir eine» mittlere Stelliiiigeiiizunehiiieii habeuszjzlllerdzngs kVUUZH der HErr die Bitte nicht in der Weise gewahren, W« sie eigentlich gemeint war, » das; er Jene Slliaiiixer un»- mittelbar zu sich hätte e1itbieteii» oder sie sifh fVVMIIJY vorsteiieu lassen: ,,es gebrach n: dem willtgcn Opfsd ihrer Hnldignng noch die»Mhrrl)»e, inelche VIII» Gold und Weihrauch der Weisen» beigemischt warsz »ein»e»ii Jesus, der durch bitteres Leiden zii seiner Herrlichkeit eingehen. sollte, gedachten sie nicht zu sehen, und»doch war erst das Kreuz Christrdasxeiiigh was dkit ZUUU abbrecheii konnte, der dazwischen war »(Ephcs. Z, I4»»»f)- Ueberdies mußte schon an diesen Erstlingeii der Heiien sich die alleii Heiden gelteiide Ordnung des Glauben.- vcwiihkcki (1. Petri i, 8): »weich«en ihr nicht gesehn! und doch lieb habt, und nuu aii ihn glaubet, wiewohl ihr ihii nicht sehet.« Gleichwohl ist kein Zweifel, dqti Jesus sich veranlaßt sah, den Vorhof der Weiber, U! welchein er soeben· gesessen, Jetzt zu» verlassen und, von seinen Jüngern umgeben, hinaus »in deii Vorhof der Heiden zu treten; das war eine inittelbare Gewahrung ihres Ges1ichs, wenn er nun in ihrer Ruhe, so daß sie allerdiiigs mit den Augen ihn— sehen» und mit den Ohren ihn höreii konnten, zu dem Jiiiigerlkreise niit besonderer Beziehung aus» sie nnd ihr Jzlnliegen Ali« redet, swie der Evangelist xetzt ive1ter berichter 23. Jesus aber sals er mit den Jungern ui den äußeren Vorhof hinausgetreteii war] ant- wortete ihnen sden beiden, welche das Begehren der Griechen aii ihn gebracht hatten, dkkcx ssIs daß die Aiitivort auch letztereii selbst, den ubrigeu Jüngern, sowie dein umstehenden Volke galt] Und sprach: Die Zeit ist snunniehr nahe hFrbei-] koni- uicn, daß des Meiifchen Sohn sdurco den Tod, als den nothwendigen Durchgang zu seiner» Er- höhuiig Kap.3,1j»t;6, 62;8,28;17,0;1- Petri 1, 11] verklaret werde. 222 Der an ihn gebrachte Antrag der Heiden regt in Jesu besonders mächtig und tief den Gedanken an seinen nahen Tod auf, denn ·durch feinen Tod sollte ja den Heiden sein Heil vermittelt werden (Kap. 10, 16 fs.); so mußte ihm jener Wunsch der Heiden schon wie ein Anbrnch dessen erscheinen, was sein Tod be- wirken sollte. Daher diese seine Antwort, welche sich im vollen Vorgesühle der nahen Entscheidung bewegt und am Ende V. 27 f. in ein tieferregtes Gebet, mittelst dessen aber in völlige Hingabe an den Vater sich auflöst. (Meyer.) Zu rechter Stunde hatten jene Heiden gebeten, Jesum zu sehen; ihr Verlangen sollte gestillt werden über Bitten und Versteheih sammt dem geheimen Verlangen aller zerstreuten Kinder Gottes (Kap. U, 52). Denn gekommen war die Stunde der Verklärung des Nienschensohneisy nämlich die zur Vollendung des Versöhnun swerks bestimmte Stunde, dasdie Herrlichkeit des Men chensohns mitten in seinem schmachvollen Leiden, ja eben durch das Erleiden des Todes, in überschwängliche Kraft treten sollte, damit die verföhnte Welt der Herrlichkeit Gottes voll würde. (Besser.) Als Köni hatte Jesus vor zwei Tagen Einzug gehalten in Zerusalem und nun fing schon die Weissa ung in Jes. 2 u. 11; Micha 4 sich zu erfüllen an, da die Heiden auf den Berg Zion strömen und nach dem Gesalbten fragen würden; der Vater hatte sie ihm gesandt in dieserZeit seines Regierungsan- tritts. Das erschütterte ihn: er sah sein Reich, seine Erhöhung beginnen, aber welcher Regierungsantritt, we che Erhöhung! — er wußte, daß er an’s Kreuz würde erhöht werden. Und das spricht er aus; die Stunde seiner Verherrlichung ist da, aber er muß, wie der folgende Vers besagt, so verherrlicht werden, wie das Weizenkorn, das in die Erde gesenkt werden und verwesen muß, ehe es auferstehen und zu einer Vielheit von Körnern werden kann. (Ebrard.) (Cvangelinm am Tage St. Lnitrentiix V. 24—26.) Der heil. Laurentius war ein Schüler des Pap- stes Sixtus 1I. (257—258 n. iChr.); als dieser in der Christenverfolgung unter Valerian zum Märthrertod abgeführt wurde, hatte jener keinen sehnlicheren Wunsch als den, mit seinem geistlichen Vater zu sterben: ,,Vater, wohin gehest du ohne deinen Sohn? wohin eilst du, Priester, ohne den Diakon? du hast ja sonst nie das Opfer ohne den Diener verrichtet!« Der Papst entgegnete ihm mit der Prophezeiung, daß ihm als Jüngling noch größere Kämpfe für den Glauben bevorstünden und daß er ihm in dreien Tagen folgen werde. Die Ahnung erfüllte sich: der römische Statt- halter hatte von den Kirchenschätzen der Christen ge- hört und» war nach denselben lüstern geworden; er verlangte von dem Laurentius, daß er ihm diese her- beifchaffe. Laurentius zeigte sich bereit und wurde freigelassen, um die Schätze herbeizuholen; bald sah man den heldenmüthigen jungen Christen wiederkehren im Gefolge von Armen, Elenden, Lahmen und Kriip- peln. »Das sind unsre Schätze!« sprach er. Dies Benehmen ward ihm als Hohn gedeutet, und zur Strafe dafür ward er auf dem eisernen Stuhle lang- sam geröstet; Laurentius endete geduldig und freudig auf diesem schauerlichen Sterbelager. Sein Gedächt- nißtag ist der 10. August. 24. Wahrlich, wahrlich, ich sage ench sso schwer es ench auch noch fällt, in die Nothwen- digkeit meines Todes zur erfolg- und siegreichen Entwickelung meines Werkes-ench zu finden, .so zzzEvaiigelium Johannis 12, 24—-—26. bestehet gleichwohl diese Nothwendigkeih denket doch daran, wie es draußen im Reiche der Natur hergehen, es sei denn, daß das Weizenkorn [2. Mos. 9, 32 Anm.] in die Erde falle nnd sindem es da die Keime zu seiner Vervielfälti- gung in der Frucht entwickelt] ersterbe, so bleibfs lfük sich] alleine list weiter nichts als ein ein- zelnes Korn]; wo es aber fmittelst der Aussaat in den Stand gesetzt wird, seine Lebenskraft zu entfalten, wobei es freilich als Einzelkornj et·- stirbl, so bringks viele Früchtet lin der aus ihm hervorschießenden Aehre]. 25. fDenselbigen Weg zur Verklärung nun, den ich gehe, nämlich durch Sterben zu gelangen zu desto reicherem und sruchtbarerem Leben, den. müssen die Meinen ihnen auch gefallen lassen.] Wer fein Leben lieb hat sdaß er’s nicht daran geben mag, wo es doch einmal gilt, dasselbe zum Opfer zu bringen], der wird’s verlieren finden! er, wenn er auch das zeitliche Leben davon- brächte, doch des ewigen Lebens verlustig geht Mark. 8, 35 Anm.]; und wer sein Leben auf dieser Welt basset [daß er’s geradezu von sich wegstößt in solchen Fällen, wo es ihm den Weg vertreten will, um mit seinem Gott und Heiland in Gemeinschaft zu kommen und darin zu be- harren], der wirW lobwohl er’s für diese Welt allerdings verliert, doch] erhalten zum ewigen Leben« findem es in einer andern Welt ihm viel schöner und herrlicher zurückgegeben wird]. 26. Wer mir dienen will [wie denn ihr, meine Jünger, noch im Besonderen dazu berufen seid], der folge mir fin der Lebenshingabe, wie ihr nun bald sie meinerseits werdet sich vollziehen sehen] nach; und wo ich bin [wenn ich nun auf diesem Wege werde zur Herrlichkeit gelangt sein Kap. 14, 3; 17, 24], da soll mein Diener [der mir nachfolgt] auch sein. wird [was, wie mit der Selbstverleugnung in Hinsicht auf das zeitliche Leben, so auch mit der in Hinsicht aus Ehre und guten Namen bei den Menschen verbunden ist Matth. 5, 11; i. Petri 4, 14; l.Cor. 4, 11; 2. Cor. G, 8f.], den wird mein Vater ebrenttt lgleichwie er mich selbst nun ehrt, nachdem die Juden mich so sehr verunehret haben Kap. 8, 49]. V) Jesus spricht hier ein Grundgesef des Reiches Gottes aus, welches durch ein Grundge etz im Reiche der Natur vorgebildet wird und in der Geschichte des Weizenkorns feinen reinsten, edelsten typischen Aus- druck findet. Ein, einzeln lebendes Weizenkorn bleibt als solches ein armes Weizenkorn, einzeln, isolirt, höchstens ein wenig Mehl, kein Brod, gefchweige denn der Anfang einer reichen Ernte; wenn aus dem ein: zelnen Weizenkorn etwas Rechtes werden soll, so muß es in die Erde fallen, verscharrt werden und ver- schwinden, so muß es anfangen zn verfaulen und ganz zu verwesen scheinen. Alsdann gewinnt es sein wahres Und wer mir dienen· Jesu nächste Antwort auf das aii ihn gebrachte Gesuch der Griecheir. Leben ans seinem innersten Kern in dem Moment, wo· es seiner Auflösung nahe gekommen zu sein scheint. »Jn der Verwesung seiner Substanz wird der Kern seines Lebens, sein iiinerstes, schöpferisch gear- tetes, zeugendes, den Tod i·iberwiegendes Wesen recht lebendig; es sproßt und grünt, es blüht und reift und bringt viele Frucht; Ja, aiif diesem Wege kan1i es die Felder mit goldenem Weizen bedecken, die Welt mit seiner Frucht versorgen, erfüllen. (P. Lange) Es ist hier nicht ziinächst die sühnende Seite des Todes Jesu in’s·Auge gefaßt, für. welche das Weizenkorn ein wenig passeudes Gleichnisß wäre; sondern der Gedanke ist, daß in Jesu Person das Leben der ganzen gläu- bigeii Geiiieiiide, des ganzen» Volkes Gottes wie im Keime beschlossen liege, daß es aber zur Entfaltung und Mittheiliing an sie alle nicht anders kommen könne, als dadurch, daß es aus der individuellen Ge- bundenheit in der Person des erniedrigten Menschen- sohns gelöst und durch seine Auferweckung und Ver- klarung mcttheilliar gemacht werde an alle seine Glie- der. Wie das Eine ansgesäete Weizeiikorn sein orga- iiisches Dasein ausschließt iind fortsetzt in der Aehre mit den Vielen Körnern gleicher Art, die aus ihm hervorw.ächst, so ist der verklärte Menschenfohn der Lebensgrund in alleii seinen Gläubigeii, der in ihnen allen Gestalt gewinnt und sie gleichförniig macht sei- nem Ebenbildez es ist also zunächst iiicht sowohl Chri- stus für uns, um niit diesem oft gebrauchten Aus- druck zu reden, als Christus in iiiis, welchen dieses Gleichniß erklärt uiid darstellt. (v. Burger.) Das Wort vom Weizenkorn muß mit dem vom Lösegeld verglichen« werden, denn beide reden von Jesu Tode. Den Jüngern konnte Jesus das Verständniß des leh- teren Worts znmuthem weil schon das alte Testament von einem an Gott gegebenen Lösegeld spricht, für Heiden wäre das kaum verständlich gewesen; das vom Weizenkorn dagegen mochte der Heide so gut wie der Jsraelite fassen. Allein das neue Bild deutet in der That auf eine neue Sache: bei der Bezahlung des Lösegelds hat es der sterbende Jesus mit Gott zu thun, das Wort vom Wei enkorn setzt die Bedeutung seines Sterbens in eine ingestaltung seiner selbst; jenes Wort setzt voraus, daß ohne Jesu Tod Gott nicht willig wäre, die Menschen der Haft zu entlassen, dieses Wort dagegen sagt, daß ohne den Tod Jesus - selbst nicht tüchtig wäre, die Menschen zu neuen Menschen zu machen. (Geß.) Gleichwie das unge- saete und unerstorbene Weizenkorn allein bleibt, ohne Weizenfruch·t, so würde Christus, der Sohn Gottes, allein bleiben, ohne Christen und ohne Kinder Gottes, wenn er nicht für uns stürbe, um als Aufer- standener sein seliges Leben den durch seinen Tod Versöhnten mitzutheilem der Geist des Lebens würde » wie ein» stiller See in ihm allein beruhen, wenn er nicht seine Gläubigen seinem verklärteii Leibe gliedlich einverleibte, auf daß Ströme lebendigeic Wassers von isrem Leibe fließen, Kap. 7, 38 f· (Besser·) Zum eweis dafür, daß der HErr seine Worte zugleich siir die Griechen redet, dient dies, daß er sich hier nicht auf das Zeugniß der Propheten berust, sondern anf ein geheim weissagendes Gleichiiiß der Natur, jener Natur, deren Erscheinungen das siniiliche Auge der Griechen sorgfältig betrachtete, aber ohiie tieferes Verständniß Stellen diese Llbendländer am Ende des Lebens Jesu dasselbe dar, was bei Matthäus die Magier vom Morgenland am Anfang, so sollen sie nun zum Kreuze Christi geführt werden, wie jene zur Krippe kamen; und daß dieses Kreuz ihnen nicht ebenso eine Thorheit sei, wie es den Juden eiuAergerniß ist, sondern göttliche Weisheit (in den griechischen Myste- 223 rien spielte gerade auch das Weizenkorii eiiie große Rolle), dazu erinnert der HErr hier, indem er des Gleichnisses vom neuen Gewächs aus dein Tode des alten sich bedient, an die uriilteste Weissagung vom Erlösungs- und Aufopferiingsgeheiiiiniß welche schon die ursprüngliche Schöpfung enthält. (Stier.) · «) Es ist nach allen Evangelisten die Weise Christi, daß er jede Gelegenheit benutzt, sich als Vorbild für die Seinen hinznstellenz und so macht er auch hier bemerklich daß auch seine Diener ihrem Berufe willig alles aufopsern müssen, so werden sie aii seiner Herr- lichkeit Theil nehmen (2. Tini. 2, 11 f·). Allerdings unterscheidet sich der Tod Christi in Einer Hinsicht von seiner Diener willigen Dahingabe des Lebens; nur der Tod Christi hat welthistorische Folgen, bringt viele Fruchh bewirkt, daß alle zu ihm gezogen werden, die Folgen des Todes der Diener da egen sind nur-per- sönliche, sie erhalten das ewige eben, gelangen da- hin, wo Christus ist, ioerden vom Vater geehrt. Aber in dem Allge1neinsten, der Nothwendigkeit des Opfer- geistes, und darin, daß der Tod nicht Schadeii, sondern Gewinn ist, stehen sich der HErr und die Diener gleich — nur dies Allgemeinste wird hier in’s Auge gefaßt. (Hengstenberg.) Es ist ein wunderbarer Spriich, daß der Mensch sein Leben lieb habe zum Verlieren und hasse zum Erhalten desselben: hast du übel geliebet, daiin hast du gehassetx hast· du aber recht gehasset, dann hast dii geliebet. Wer sich selbst, nicht Gott liebt, der liebet sich nicht; aber wer Gott, nicht sich selbst lieb hat, der liebet sich. (Ai·igustin.) Es ist eine tiefe Wahrheit, welche Lange hier her- ·vorhebt, daß in diesem Worte Jesu dein Griechenthum sein Urtheil gesprochen wird: was war die ganze griechische Bildung? Die Ausbildung des Mensch- lichen Lebens voin Gesichtspiinl·te des Genusses aus, des geraden Gegentheils der Verlengiiung -(Godet.) THE) Meine Diener haben ein nnd dasselbe Loos mit niir in dieser Welt, will Christus— sagen; denn wie ich einem Weizenkorne gleich in die Erde gelegt werde und sterbe, so müssen auch sie ihr Leben iirdieser Welt hassen und dasselbe um meinet- und des Evan- gelii willen dahingehen; aber wie mich mein hiinni- lischer Vater erhöhen wird zur Herrlichkeit, nachdem « ich werde von der Welt verworfen nnd ani Kreuze gestorben sein, also wird er auch meine Diener mit ewiger und himmlischer Herrlichkeit zieren. Denn nicht iiiit leeren Worten ehretGott, die er will ehren, sondern wie er lauter Sachen redet, so ehrt er auch thatsächlich die Diener Christi, indem er für Ar- muth Reichthum, für Schmach Ehreiikroiien, für Tod Leben, für Schinerzen Freude ihnen gewährt und - ihren um des Evangelii willen erlittenen Verlust aii zeitlichen Gütern init der Fülle ewiger, unendlicher Gitter ihnen erstattet. (J. Gerhard.) Leiden zuvor 1ind Herrlichkeit darnach ist im Vorsatz Gottes so aus- gemacht, als fest der Bund Gottes ist über Samen und Ernte oder daß das Weizenkorn im Ersterbeii Frucht bringe. O laß dich mit ihm pflanzen zu gleicheni Tode: der Anfang ist klein, der Trieb ist stark, die Frucht ist groß! Zum tiefsten Schritt hin- uiiter in die Gemeinschaft seiner Leiden und Aehnlich- keit seines Todes nimmst du die Hoffnung mit (1·Cor. 15, 43): es· wird aufersteheii in Kraft, in Herrlichkeit Es ist aber kein Wunder, wenn das Eingehen in die Sterbens emeiiischaft bei uns schwer hergehet: der HErr JeFus ist selbst nicht ohne Betrübniß geblieben, als so zweierlei Gedanken, zweierlei Willen bei ihm niit einander in’s Ringen gekommen sind; aber niit Glauben hat er immer gesieget. (Rieger.) 224 27. sFreilich geht es mit diesen: in die Erde Fallen uud Ersterben des Weizeukorns da- von ich vorhin V. 24" redete, nicht leicht ab.] Jetzt sindem ich das Leiden des Todes mir ver- gegetuvärtiga durch das ich in den nächsten Tagen hindurchgehen muß] ift meine Seele betrübt sin ihrem Jnnerstenserfchüttert Kap. 11, 33]· was foll ich fageti fweun ich die Macht der Fin- sternis; bedenke, die auf mich eiustiirmen wird Luk. 22, 53]? Vater, hilf mir ans dieser Stunde! [das zu bitten liegt mir wohl hart an Philipp. 1, 23.] Doch darum sum sie durch zu machen, ihre ganze Last zu tragen und ihre ganze Bitterkeit zu schnieckety nicht aber, um ihr itberhoben zu werden] bin ich in diese Stunde kommen. 28. sUnd so hat mein Bitten und Beten vielmehr nur diesen Jnhalt:] Vater, verkläre dritten Namen [auf demjenigen Wege, außer welchem es nun einmal keinen andern giebt, das von dir beschlossene Heil der Welt hinauszu- führen; und das ist der Weg meines Leidens und Sterbens]! Nachdem Jesus das Gesetz, das ihn zum Sterben nöthigt, ausgesprochen, fühlt er sofort in seinem gan- zen Wesen den Riickfchlag des furchtbaren Gedankens: ,,Kreuz!« (Godet.) Wie von der Höhe des hohen- priesterlichen Gebets und seiner ebenso weltutnfasseu- den Aussicht als seinem Ausdruck der innigsten Jn- uerlichkeit die Seele Jesu iu die tiefen Schrecken des Todes versenkt wurde (Kap. 18, l; Matth. 16, 36 ff.), so ähnlich auch hier; nur ist die Erschütterung des Gemüths hier nur der Anfang jener Erschwerung, welche den ganzen Menschen ergriff, wie der Gedanke, welcher ihr vorhergeht, nur der Anfatz zu jenen« all- umfassenden Gedanken und Enipfiitduugeti ist, in trei- chen das hohepriesterliche Gebet sich bewegt. (Luthardt.) Warum spricht Jesus hier von feinem Leiden so ganz anders, als bei Cäsarea Philippi und da er sein An- gesicht gen Jerusalem richtete, (L11k. 9, 22; 18, 31ff.)? Offenbar fühlt er in seinem innersteti Seelengrunde die Wucht der heraugekommenen Stunde, welche ihn: frü- her noch ferne stand und daher auch durch ihre Nähe nicht so unmittelbar belastete (vgl. jedoch Luk.12,49f.); er spricht es geradezu aus: ,,jetzt ist meine Seele er- schiittert.« Das ist jedoch noch keine Verwirrung, noch kein Wanken, wie man hier und da es hat verstehen wollen; schon deshalb 11icht, weil dieser Seelenstand Jesu sich selber offen und ohne Vorbehalt aus-spricht. Eine verwirrte und wankende Seele spricht sieh nimmer, ans, sie kann es gar nicht einmal; zwar kanu sie Zeichen ihrer Verwirrung von sich geben, aber die Verwirrung selber auszusprechen ist ihr nicht möglich. Alle Ver- wirriiiig und alles Wanken der Seele ist Finsterniß, und die Finsternis; kommt niemals von sich selber und durch sich selber an’s Licht. Jndem Jesus. feine Seeleuerschütterung selber an’s Licht bringt, giebt er zu verstehen, daß er eine feindliche Macht empfinde, die einen Stoß ausübt auf feinen innerften Seelen- gruud, die daher, abgesehen von der Widerftandskrafh im Stande wäre, Verwirrung und Wanken in ihm zu bewirken, daß aber fein Wille jenerMacht Widerstand leiste, durch welchen Widerstand« diese eben so sehr als eine vorhandene und wirkende, wie als eine im Und » Evangelium Johanuis 12, 27—33. Uebcrwuudeiiwerden nnd Unterliegen begriffeue aner- kannt und aufgetoiesen ist (Kap. 14, 30 f.). Sein Selbstbekeniitiiiß kann nur in dem Lichte dieses heiligen Willeiis ruhen; daß aber die feindliche Macht noch vorhanden und wirksam, giebt Jesus noch deutlicher durch sein weiteres Bekenntniß zu verstehen. »Was foll ich sagen?« fragt er. Johannes konnte Jesum fragen, als er in Gefahr war, unsicher zu werden: Jesus kann niemand fragen außer sich selbst. Wie tief die Erfchütterung geht, sollen wir daraus erkennen, daß er in der That sich selber fragt, und zwar vor den Ohren der Menfchem die ihm doch so wenig Ant- wort geben können, daß sie nicht einmal begreifen können, was er fragt. Aber dennoch spricht er diese inuerlichen Erwägungen aus, gleichwie der er Nienfch die Namen der Thiere ausrief, ohne daß ihn! jemand zuhörte: die Sprache ist nicht blos um des Andern willen da, sie ist die Vollenduug des leben: digen Gedankens selber. Wir sehen aber daraus die mächtige Erregtheih in der wir uns den HErru hier vorstellen müssen; die Gewalt seiner inneren Gedanken nöthigt ihn, daß er sie unwillkürlich ausspricht. Er erwägt, ob er den Vater bitten solle um Bewahrung vor der feindlichen Stunde: er läßt uns damit deutlich merken und fühlen, wie bedrohlich und entse lich die Schrecken dieser Stunde auf ihn eindringen. ie dem Kinde beim Anblick einer Gefahr der Gedanke der schiitzetiden und rettenden Mutter der uächste ist, so spricht Jesus hier sein Jnneres unverhohlen aus; die Frage ist eine Erwägung, der es .um Rath zu thuu ist. Er selbst giebt sich den Rath, der dahin lautet, daß er diese Bitte an den Vater nicht richten wolle; denn er besinnt sich, daß er eben um die Schrecken der Stunde zu leiden in dieselbe eingegangen sei. Jene Bitte also will er iticht thun, aber eine andere thut er sofort: ,,Vater, verkläre deinen Namen l« Daniit lcsißt er seinen eigenen Zustand, aus dessen Bewegung her- aus er geredet hatte, ganz fallen und auf sich beruhen; sein Wille erhebt sich zu dem einen und ewigen Ziele, daß des Vaters Name iu dem Lichte feinerEhre und Herrlichkeit strahlen und dadurch alles, was finster ist, überwunden werden artige. Damit vollendet sich der Sieg des heil. Willens Jesu, in dessen inneren Kanipf wir hier einen Blick gethan haben. (Baumgarteti.) Wie in Gethsemane, so eröffnet auch hier das Gebet Jesu uns den Einblick in die Tiefe seiner Betriibniß und ftellt uns den heißen Kampf vor Augen, in wel- chem die Liebesftärke seines Gehorsams mit dem Todesgrauen ringt. Zwei gleich heilige Wiiiische steigen znsanuneti iu feiner Seele empor: der eine, überhobeu zu werden dieser Stunde, der andere, zu verklären deu Namen des Vaters im Erdnlden dieser Stunde. Um beides flehet die betrübte Seele Jesu in demselben Augenblicke; aber der menschliche Mund vermag das zugleich iu der Seele Bewegte nicht zugleich auszu- sprechen, darum quillt aus des Heilands gepreßtem Herzen der Seufzer hervor (Jos. 7, 8): »was foll ich fagen?« —— ,,Vater, hilf mir aus dieser Stunde! ist’s möglich, so gehe dieser Kelch von mir! —- doch tiicht, was ich will, sondern was du willstl Darum bin ich ja in diese Stunde gekommen, darum, daß ich sie aus- stehe; dartun hältst du diesen Kelch au meine Lippen, daß ich ihn ausleere, und er kann nicht von mir gehen, es sei denn, daß ich ihn trinke; so, nicht anders, willst du mir helfen aus dieser Stunde nnd deinen Namen in mir verklären: so gescl)ehe denn dein Wille! Vater, verkläredeinen Namen als des heiligen, barm- herzigen und allmächtigen Gottes; offenbare in dem Opfer, zu welchem ich niich heilige und dargebe, dei- nen verzehrenden Zorn gegen die Siinde und deine . Jesu Gebet zum Vater und die antwortende Stimme vom Himmel. 225 errettende Liebe zu den Sündern, und laß nach mei- nem Siege ein erlöstes Volk willislich Dank opfern im Schmucke meiner Heiligkeitl« ( esser.) 28b. Da kam [als sofortige Antwort auf diese Bitte] eine Stimme vom Himmel sdie Stimme des Vaters Matth. 3, 17; 17, 5., die sprach]: Jch hab ihn smeinen Namen, schon in deiner» Sendung und deiner ganzen bisherigen Wirk- samkeit] verkläret, und will ihn [nun, wo es mit dir zum Tode geht] abermal [und in noch herr- licherer Weise] verklären. 29. Da sprach das Volk, das dabei stund und zuhdrete ldie große Menge, welche absichtlich blos ein Getöse vernommen haben wollte und alle Beziehung des Gehörten auf Jesu Gebet sich auszureden suchte]: Es donnerte [was in jetziger Jahreszeit nicht gerade etwas Unerhörtes ist Z. Mos. 26, 5 Anm.]. Die andern [bestehend in einer, von der großen Masse sich scheidenden Minderzahl besser Gesinnter] sprachen: Es redete ein Engel mit ihm« 30. Jesus antwortete [den verfchiedenen Meinungen der Leute gegenüber, was und wessen die Stimme gewesen sei, desto entschiedener ihre Wirklichkeit feststellend und nun auf ihre göttliche Absicht hinweisend] und sprach: Diese Stimme sdie ihr dem Laute nach vernommen und darin auch, wenn ihr nur alle es euch eingestehen wolltet, wirklich eine bestimmte Rede gehört habt] ist ]insofern] nicht um meinetwillen geschehen sals habe es für mich einer auch äußerlich vernehmbaren Antwort Gottes auf meine Bitte bedurft], sondern ssie ist so laut und hörbar ergangen]-um euret- willenkk ldie ihr um mich her stehet Kp.11, 42., daß ihr die Bedeutung dieser Stunde, von« der ich vorhin redete V. 23 ff., erkennen und zu Herzen nehmen möchtet]· 31. Jetzt swo das Ereigniß der nächstbe- vorstehenden Tage nun sestgestellt und die daraus hervorgehende Frucht schon so gut wie zur Reife gekommen ist V. 27 f.] gehet das Geticht über die Welt sdaß die Menschheit darin nicht mehr eine unterschiedslose, ein- und demselben Herrn unterworfene Masse sei]; nun wird der Fürst die-set Welt [Kp. 14, 30; l6, U; Matth.4, 8f. im allmälig immer weiter sich abwickelnden Prozeß aus seinem bisherigen HerrschaftsbereichJ ausge- stoßen werden sbis er zuletzt ganz abgethan wird Offenb. 20, 10]. 32. Und ich sder ich nun eintrete in den rechtmäßigen Besitz der Welt Pf. 2, S; Offenb- 11,15], wenn ich sin der schon früher angedeu- teten Weise Kap. Z, "14; s, W] erhdhet werde von der Erde [genauer: von der Erde weg], so will ich sie alle lohne Unterschied, Griechen wie Juden Gar. Z, 28 f.] zu mir ziehenZstt DächsePs Bilselwerh VI. Band. 33. Das [was Jesus so von seinem Erhöhet- werden von der Erde äußerte] sagte er aber, zu deuten [im Gleichniß darauf hinzuweisen Offenb. 1-1j],, welches Todes snämlich am Kreuz] er sterben c » WUk . i) Jedes Mal, wenn der Sohn eine große That perfönlicher Hingebung vollbracht hat, antwortete der Vater durch eine sinnlich wahrnehmbare Knndgebuug: so bei der Taufe und bei der Verklärung, und so nun auch hier. An diesem feierlichen Schlußtag seiner (prophetischen) Amtsführung weiht sich Jesus szur nun bevorstehenden Ausrichtung seines hohepriester- lichen Amtes) dem Tode; dies ist, wenn je einmal, der Augenblick für den«Vater, ösfentlich das Siegel seines Wohlgefallens seinem Werk und seiner Person Czur Ankündigung seines dann folgenden königlichen Amts) auszudrücken. (Godet.) Die Stimme, welche aus dem immel geschah, ist nicht als natürlicheiz wirklicher onner zu betrachten, in welchem nur die subjektive Stimmung, das so gestimmte innere Ohr Jesu und der Jünger die Worte: ,,ich hab ihn ver- kläret (Beziehung auf das. prophetische Amt) und will ihn abermal verklären« (Beziehung auf das hoheprie- sterliche und königliche Amt) vernommen habe, während ndere, weniger für diese göttliche Natursymbolik Empfängliche nur im Allgemeinen geglaubt hätten, in dem Donner habe ein Engel mit Jesu geredet, noch Andere aber, Unempsängliche, eben nur das Natur- ereigniß selbst schlechthin als solches aufgefaßt und für nichts weiter genommen hätten, als was es objektiv «ewesen sei. Gegen diese Auffassung entscheidet, daß Johannes selbst, der Ohrenzeuge, eine Stimme vom Himmel berichtet, welche objektiv geschehen, daß er ferner die ausdrücklichen Worte derselben wiedergiebt, daß ferner die erste, auf die Vergangenheit bezügliche Hälfte dieser Worte als Erzeugniß blos subjetiver Vernehmung in dem Gebete Jesu ohne Handhabe ist, daß Jesus ferner selbst in V. 30 das Ergangensein einer wirklichen Stimme bestätigt, daß endlich auch die Andern in V. 29 ein Reden gehört haben müssen; daher ist bei der wirklich aus dem Himmel ergan enen Stimme, welche Johannes als objektives Ereigni be- richtet und Jesus bestätigt, stehen zu bleiben. Es ist eine wunderbar von Gott, doch hinsichtlich ihrer Ver- ständlichkeit durch subjektive Stimmung und Empfäng- lichkeit der Hörenden bedingte Stimme (Dan· 10, 7; Apostg. 9, 7; 22, 9), welche in donnerähnlichem Laut ertönte, so daß die bestimmten Worte, die in dieser Lautform erschallten, den Unempfänglichen unveruom- men bleiben und diese eben nur jene majestätische Schallweise, aber nicht ihren Jnhalt hörten und sagten: ,,es donnerte«, dagegen Andere, Empfänglichere zwar so viel vernahmen, daß die donnerähnliche Stimme eine Rede sei, nicht aber, was sie sagte, und meinten, ein Engel habe in dieser Donnerstimme zu Jesu ge- redet. (Meher.) Wie bei der Schließung des alten Bundes Mose redete, und Gott antwortete ihm laut (2. Mos.19,19), so wird ier feierlich vor allem Volke der neue Bund geschlos en, indem der Sohn dem Vater sich opfert und er Vater sein Opfer annimmt; aber das dabei gesgehende Wunder unterscheidet sich von dem bei der chließung des alten Bundes, es trägt bei aller Herrlichkeit das Verborgene, die Knechtsgestalt an sich, durch die es in gewissem Grade nur den innerlich Empfäuglichen erkennbar ward. Jede Offenbarung aus einer höhern Welt erweckt selbst in dem Menschen den Sinn, der sie aufnehmen soll: trifft sie nun in der Gnadenzeit des neuen Bundes 15 226 auf einen inneren Widerstand des Menschen gegen ihren Sinn und Zweck, auf völlige Entfremdung des Herzens von Gott, so zwingt sie sich ihm nicht auf; daher finden wir hier, daß die Rohesten unter den Umstehenden die Stimme blos für einen gewöhnlichen natürlichen Donner halten. Andere haben Worte ge- hört, die sie für die Rede eines Engels ansehen, aber ohne deutlich ihren Jnhalt vernommen zu haben; Jesus aber erklärt bestimmt, daß um ihrer aller.willen die Stimme geschehen sei, er macht sie gewissermaßen für ihr Verständnis; verantwortlich, weil sie alle sie hätten ver-stehen können. Eben daraus geht hervor, daß die Apostel sie ohne Zweifel hörten und verstan- den. (v. Gerlach.) Johannes schreibt das, was er in V. 29 erzählt, in schmerzlicher Erinnerung. Er selber haktte den vernehmlichen Wortlaut der himmlischen Simme mit entzücktem Ohr gehört: warum sagte denn das Volk, es habe blos gedonnertåk weil seine Gottentfremdung keiner Gottesstimme gewärtig und zugänglich war. Ein Getöne hörten sie, aber anstatt nun zu lauschen und zu Gott stille zu werden, ließen sie ihren Gedanken den ewohnten weltlichen Lauf; darum überhörten sie die timme Gottes —- ein trau- riges Abbild aller irdisch gesinnten Hörer, welche auch nur menschliche Laute, nicht himmlische Worte, nicht die väterliche Stimme Gottes vernehmen, wenn sie das Evangelium predigen hören! Andere — wohl die, welche einige Tage zuvor von Herzen Hosianna gerufen hatten —- verspürten wenigstens die ge en-- wärtige Offenbarung der Kräfte der zukünftigen elt: sie hörten Worte, welche sie einem mit Jesu redenden Engel zuschrieben, weil sie den Jnhalt derselben nicht deutlich verstanden hatten. Jn diesen sind solche Hörer des Worts abgebildet, welche wohl ergriffen werden von seiner himmlischen Kraft, jedoch nicht als- bald des erösfneten Zugangs zum Geheimniß des Himmelreichs zu gebrauchen verstehen: mit folchen geht es gnädig vorwärts, wenn sie nur fleißig beim Hören des Worts bleiben. (Vesser.) «) Ihm, dem HErrn, ist allerdings die Antwort vom Vater zu Theil geworden; daß sie ihm aber nicht innerlich im Geiste, sondern in einer objektiv vernehmbaren Stimme geworden, ist um des Volkes willen geschehen. (Ebrard.) Wie das am Grabe des Lazarus von ihm laut gesprochene Dank- gebet eine um der Umstehenden willen geschehende Aeußerung des um seinet- und seines Verhältnisses zum Vater willen innerlich sich vollziehenden Wechsel- verkehrs mit diesem war, so hat es auch hier dieselbe Bewandtniß: im inneren Wechselverkehr mit dem Vater empfing er die Gewißheit der Erhörung jeden- falls; aber daß diesem Verkehr eine äußere Erschei- nung gegeben wurde, war um des Volkes willen, diesem nämlich zum Zeichem daß Jesus wirklich in dem Verhältniß zum Vater stehe, welches in sei-nen Worten vorausgesetzt und enthalten war. (Luthardt.) Jndem der HErr die Stimme vom Himmel ausdrück- lich seinen Zuhörern zueignet, klagt er die tauben Ohren an, daß sie Gottes Sprache nicht kennen, den Empfänglicheti aber bringt er die himmlische Stimme näher und legt sie ihnen aus: der Vater wird seinen Namen in dem Sohne abermal verklären, wie er ihn bisher verklärt hat. (Besser.) IN) Mit der Erklärung über den Zweck des Vor- ganges verbindet Jesus in seiner Rede eine Bestim- mung über die Größe des Moments, in dem er sprichtx er nennt ihn die Zeit des Gerichts über diese Welt und des Hinausgeworfenwerdens des Satans. Jm Tod und in der Erhöhung Christi liegt die Kraft, welche als sichtetides Ferment in die Welt hineingrcifh Evangelium Johannis 12, 34-——36. dieselbe scheidet, und somit der Herrschaft, die der Fürst, der Finsternis; bisher über die Welt als deren Fürst ausgeübt hat, ein Ende machtx denn während die Welt bisher als ungetheiltes Ganzes ihm angehört hat, wird er nun nach und nach (daher das Futurumx ,,ausgestoßen werden«, während bei Gericht das Prä- sens: »gehet« steht) aus der Welt herausgeworfen werden. Mit jeder neuen Seele, die aus der Welt herausgefichtet und der Gemeinde des HErrn gewon- nen wird, verliert er einen Bruchtheil seiner Herrschaft; es bleibt ihm nur die Spreu, und auch diese nur, bis über ihn und sie das schließliche Gericht vollzogen wird. (Ebrard.) Mit einem wiederholten triumphi- renden Jetzt oder Nun (vgl. Kap. 13, II) bezeichnet Jesus als schon im Werk begriffen, was die Frucht sei- nes willig übernommenen Todesleidens sein werde· Als solche wird zunächst »das Gericht über die Welt« be- zeichnet; darin liegt nicht blos eine Verurtheilung der Welt als Welt, die, indem sie wider den Heiligen Gottes sich erhebt, ihn verwirst und tödtet, und zu allem, was schon auf ihr liegt und wider sie zeugt, noch die schauerliche Blutthat der Hinrichtung des ihr von Gott gefandten Mittlers und Versöhners hinzu- fügt und durch solch Uebermaß des Frevels den Stab über sich selbst bricht, sondern auch die Rettung derer, welche sich ihr entnehmen lassen wollen. Das fü rt sofort zu dem andern: ,,nun wird der Fürst die er Welt ausgestoßen werden«; aus seinem Bereich, wel- cher die Welt ist, wird derselbe hinaus-geworfen, indem Jesus mit seinem Tod und der daraus folgenden Ver- klärung festen Fuß auf Erden faßt und die Geschichte seiner Siege beginnt. (Luthardt.) Die Beseitigung Christi von der Erde, die ihn von der Herrschast über dieselbe ganz auszuschließen scheint, wird zu ihrer Folge die Beseitigung des Satans von der Erde haben; das Ausgestoßenwerdew ist der Kraft nach in dem Kreuzestodg Christi enthalten, die Verwirklichung aber eht-nach und nach vor sich. Gleichwie also die- selbe hatsache, die Christum ganz von der Erde zu beseitigen scheint, ihn zum Herrscher über dieselbige erhebt, so wird durch dieselbe Thatsache, welche dem Fürsten dieser Welt die Vollgewalt über dieselbe zu sichern scheint, er hinaus-geworfen. (Hengstenberg.) Den Ausdruck: ,,erhöhet werden von der Erde« braucht Jesus in demselben Doppelsintie wie schon früher; seine Erhöhung an das Kreuz wird ihm zu einer Erhöhung auf den Thron. Das ,,weg von der Erde« weist auf eine schmachvolle Ausstoßung aus dem irdischen Dasein durch irgend eine Todesstrafe hin, in dem ,,erhöhet werden« liegt dann die Anspielung auf diebesondere Art der Hinrichtung durch das Kreuz. Das Kreuz nun befestigt auf der einen die Kluftztvk schen Christus und der Welt (Gal. 6, 14); indem er seine Gewalt an die Stelle der Macht des Satans setzt, wird er doch nicht der Nachfolger seines Wider- sachers, ein neuer Fürst dieser Welt, er wird vielmehr von der Welt weggenommen und über sie erhoben, sein Reich nimmt einen durchaus geistigen, hin1mlischen Charakter an, die mit dem Blut des Sohnes Gottes getränkte Erde kann nicht vergerrlicht werden ohne durch die Vernichtung und vö ige Erneuerung hin- durchzugehen « Auf der andern Seite aber lösen auch das Kreuz und die damit zusammenhängende Himmel- sahrtJesum vollständig ab von allen irdischeuBanden und allen nationalen Verpflichtungen und verse en ihn in die Lage, seine Thätigkeit auf die ganze elt auszudehnem der Herr aller zumal zu werden (Rö1n. 10, 12): ,,ich werde sie alle zu mir ziehen«, nicht blos die Juden, sondern alle Menschen, insbesondere auch die Griechen Das ist zugleich die Antwort Jcsu auf » (Aposstg. 3, 18 ff.). Mit Jesu Weisung und Mahnung an das umstehende Volk. 227 die Bitte, durch welche diese Rede veranlaßt worden ist; die Stunde der Berufung der Griechen naht, will der HErr sagen, aber ehe sie schlägt, muß zuvor eine an- dere schlagen. (Godet.) 34. Da antwortete ihm das Volk "[unterBe- zugnahme auf alles das, was er in V. 23—32 gesagt, indem es zugleich erkannte, daß er den Anspruch erhebe, der Messias zu sein]: Wir haben gehbret im Gesetz [und in den Propheten Kuh. 10, 34., so oft die Schrift in unsern Schulen vorgelesen oder von den Lehrern. uns ausgelegt wird], daß Christus sder Messias Kap. 1, 41., wenn er einmal nun erschienen ist und sein Reich bei uns aufrichtet, alsdann] ewiglich bleibe [und nicht wieder von der Erde v-erschwinde]; Und wie sagst du denn [in Beziehung auf dichL des Men- schen Sohn [als welchen du dich zu bezeichnen -pflegst und damit doch zjweifelsohne für Christum dich erklärst] muß svorc der Erde] erhöhet falso von ihr weggenommen] werden? [das will doch gar nicht sich mit einander reimen] Wer ist dieser [eigenthüml1che, der messianischen Weissagung so wenig entsprechende] Meuscheusohn szu welchem du dich machst]? - Es scheint ihnen störend zu sein, daß der Begriff des Menschensohns, welcher ihnen fremd ist und von dem ihnen so Räthselhaftes gesagt wird, ihnen den Begriff des Messias, mit dem sie auf dem Reinen zu sein glauben, verdunkeln soll; darum begehren sie weiteren Aufschlxuß über jene geheimnißvolle Persön- lichkeit, die Jesus sich beilegt, und über ihre Bestim- mung. (P. Lange) Wir haben gehöret im Ge- se , sagen sue: unter dem ,,Gefetz« ist die ganze heil. S rift alten Testaments verstanden, und «gehöret« haben sie Aus ihm, denn das Gesetz und die Propheten wurden in den Synagogen vorgelesen, so daß das Volk mehr durch Hören als durch eigenes Lesen mit denselben Bekanntschaft gewann. Daß Christus ewiglich bleibe, ist ein Saß, den sie nicht blos aus einzelnen Schriftstellen, wie Pf. 45, 7 ; 72, S; Pan. 7, 14 « schöpfen konnten, sondern die Gesammtanschauung des alten Teftaments führt aus dies Er ebniß, indem ja für sie die Erscheinung Christi das iel und der Ab- schluß der Geschichte Jsraels ist, hinter dem nicht eine neue Trennung des HErrn von feinem Volke folgen kann; dabei ist freilich nicht zu übersehen, daß die Propheten durch» ehends die erste und zweite Zitkunft des Niessias in inem Bilde schauen, der Unterschied und das Eintreten einer Zwischenzeit zwischen beiden erst durch die Erfüllungsgeschichte klar aufgedeckt ward · diesem Satze nun, daß Ehritus ewiglich bleibe, scheint den Juden die Aus- sage Jesu, daß des Menschen Sohn müsse er- höhet werden, unvere1nbar. Es ist kein Zweifel, daß sie recht gut beides wußten, einmal, daß Jesus sich— selbst ,,des Menschen Sohn« nenne, wie sie denn diese Selbstbezeichnung vorhin erst (V.23) vernommen hatten, und dann, daß er Anspruch darauf mache, der ,,Chris« zu sein; ebenso ist kein Zweifel, daß sie das Wort des HErrn in V. 32 im Sinne einer Weg- nah1ne von der Erde verstanden haben, einer Schei- dung von dieser, wenn es ihnen dabei auch nicht in den Sinn kommen konnte, an die Kreuzigung zu den- ken. Auf Grund dessen nun, daß ihrer Meinung nach der Menschensohiy von dem Jesus sage, er müsse von der Erde weggenommen werden, der Mesfias nicht sein könne, fra en sie: wer ist dieser MenfchensohnP giebt es außer emjenigen, welcher nach Dan.«7, 13 einerlei mit dem Messias ist, noch einen andern? (v. Burgen) Nach zwei Seiten erscheint den Juden Jesu Wort absurd: entweder identificirt er den Men- schensohn mit dem Messias, dann paßt ihnen aber das ,,erhöhet werde von der Erde« nicht; oder er nennt sich einen vom Messias unterschiedenen Menschensohiy dann aber ist er der rechte nicht, sondern usurpirt diesen Titel für einen Begriff und eine Person, denen derselbe nicht zukommt. (Ebrard.) Die Schrist kün- digt die Erniedrigung und den Tod des Messias ebensowohl an wie seine Herrlichkeit und die Ewigkeit seines Reiches (vgl. Jes.«53); aber die Eigenliebe dieser Juden bleibt stehen bei dem, was ihrer Eitelkeit und ihrer Weichlichkeit schmeichelt, und geht vorüber bei dem, was nicht mit ihren Vorstellungen und fleischlichen Neigungen übereinstimmt. (Quesnel.) 35. Da sprach Jesus [statt auf die an ihn gerichtete Frage zu antworten, vielmehr eine ernste Warnung und letzte Mahnung an die Frager richtend] zu ihnen! Es ist das Licht [von welchem ich schon in Kap. 8, 12 redete] noch eine kleine Zeit bei euch sso daß ihr allerdings noch Gelegenheit habt, zum ewigen Leben erleuchtet zu werden; aber es ist eben nur noch eine kleine Gnadenfrist euch geschenkt]. Wandelt [statt euch sorgloser Ruhe und müssigem Gedankenspiel zu überlassen, vielmehr zu entschiedenem und ent- scheidendem Handeln euch aufraffend], dieweil ihr das Licht habt, daß euch fwie allerdings geschehen wird, wenn ihr sortfahret, die Gnadenfrist zu verträumenf die Finfternisse nicht überfallen [Jer. 13, 16]. Wer im Finsternis? [Pred. 6, 4 Anm.] wandelt, der weiß nicht, wo er hingebet fin welche Abgriinde des Verderbens sein Weg ihn noch stürzen wird, sondern sinkt auf einmal ganz un- versehens hinunter in die Tiefe Kap. ,11, 10; Spr. 4, 19]. 36. [Was ich aber mit der Mahnung ,,wandelt« meine, ist dies:] Glaubet an das fin meiner Person euch dargebotene] Licht, dieweil ihr’s habt [was auch nach meinem Hingange noch etliche Jahrzehnte der Fall sein wird Matth. 23, 34 ff.i], auf daß ihr des Lichtes Kinder [werdet, was ihr jetzt noch keineswegs] seid [Luk. 16, 18; Ephes. 5, 9]. Da die Frage der Juden sich ohne ausführliche Erörterungen, die unter den obwaltenden Umständen nicht möglich waren, gar nicht beantworten ließ, und es Jesu Absicht gar nicht sein konnte, diese inner- lich unreifen Massen jetzt eiligst von Seiten ihres Kopfes zu bekehren, so leitet er die Gemüther der An- wesenden auf das praktisch Wichtige hin: es galt, ihn als das Licht der Welt zu erkennen und dies Licht zu benutzendie kurze Zeit, die es ihnen noch gelassen war. (Olshausen.) Christus sagt, es sei nichtZeit zu tändeln und Schulsüchserei zu treiben mit solchen Phrasen Es sei Ernst: ach, wie solltet ihr euch in « den Rest der übrigen Zeit besser schicken und die Zeit ] nicht mit affektirtem Widersprecksen hinbringenl ach, 157 228 wie solltet ihr eure Zuflucht ernstlich nehmen z1i dem Lichte, euch gegen die Finsternis; zu wahren! (Anton.) Die Gnadenfrist, die den Juden nach dem Ausspruch Christi noch gestellt ist, kann nicht blos in den zwei Tagen bestehen, die zwischen dieser Rede und dem Tode Christi lieslenz erst mußten der Versöhnungstod Jesu und seine uferstehung ihre Kraft entfalten und was in V. 32 gesagt wird, auch an den Juden wahr werden. Dennoch aber ging die Zeit des Lichtes für sie mit raschen Schritten zu Ende, und daß sie Chri- stum dem Tode übergaben, war der Anfang dieses Endesz sie riefen dadnrch sein Blut über sich und ihre Kinder herbei. Der Zeit hier, da das Licht bei den Juden ist, entspricht in Luk·19, 44 die Zeit ihrer Heimsuchung sHengstenber .) Zwar wurde dem Volke noch die apostolifche Ver ündigung geschenkt; allein nachdem es einmal auf die abschüssige Bahn des Un- glaubens gerathen war, konnte es nur schwer eine andere Richtung einschlagen. Es schlug sie nicht ein, und so wurde ihm auch diese letzte Gnadenerweisung, die Predigt der Apostel, bald entzogen; seitdem irrt Jsrael in der Wüste der Welt umher wie eine Kara- vane ohne Ziel und ohne Führer. (Godet.) Gleich- wie man nicht rastet und still liegt, wenn man das helle Tageslicht hat, sondern wandelt, um an’s Ziel zu kommen, ehe die Finsterniß hereinbricht, so ermahnt der HErr hier mit der Jnnigkeit und dem Ernste eines Scheidenden die Juden, jetzt, da sie noch den Jnhaber und Träger der göttlichen Wahrheit unter sich haben, nicht mässig, sondern geistlich thätig und regsam in Benutzung dieses Verhältnisses zu sein und durch den Glauben an seinen Namen des Lichtes Kinder zu werden. (Meyer.) Wem die Bestimmtheit seines Seins durch ein Anderes gewirkt ist, der heißt ein Kind desselbigen; durch den Glauben an das Licht nun wird dem, der da glaubt, das Licht zu der sein Sein und Leben bestimmenden Macht. (Luthardt·) Unter die letzte Ausgabe seiner Uebersetzun des neuen Te- staments vom J. 1545 setzte Luther ie Worte: ,,dies Testament soll des Luther’s deutsch Testament (Ver- mächtniß an die deutsche Nation) sein«, und schrieb dazu den Spruch: ,,Glaubet an das Licht, dieweil ihr’s habet, aus daß ihr des Lichtes Kinder seid-« c. v. 37——50.s (§. l08.) gcesu Zseggang vom Tempel nach einer im grossen Ganzen erfolg- losen Wirksamkeit unter dem jüdischen Volke. 37. Solches redete Jesus [indem er mit den Worten in V. 35 f. sein Lehramt vor dem Volke beschloß], nnd ging weg svon dem öffentlichen Schauplatz seiner bisherigen Wirksamkeit, inson- derheit auch von dem Tempel, wo er sowohl zur Eröffnung dieser Wirksamkeit in Kap. 2, 13 fs., als auch nun zu ihrem Abschluß in V. 20 ff. der prophetischen Weissagung Mal. 3, 1 ff. ge- niäß sich eingefunden] und verbarg sich vor ihnen«- sden Juden, um das Wort in b. Mos. 32, 20 auf eine für ihre einstige Zukunft bedeutsame Weise in Erfüllung zu bringen]· Und ob er wohl solche [d. i. so viele und so große] Zeichen vor ihnen that lwie sie in diesem und den übrigen Evangelien gemeldet find, deren es aber auch noch viele andere gab Kap. 20, 30., womit er denn in unermiidlicher und handgreiflicher Weise sich selbst und sein Heil bezeugte], glaubten sie Evangelium Johannis 12, 37—41. doch nicht an ihn fund zwar glaubten sie immer und immer wieder nicht]; 38. Auf daß ldurch ein an ihnen sich voll- ziehendes göttliches Verhängniß] ersüllei würde der Spruch des Propheten Jesaia, den er [in Kap. 53, 1 seines Weisfagungsbuchs] sagt: HEry wer funter diesem Judenvolk] glaubet unserm Predigen [dem, was wir, deine Propheten, ihm soviel zu hören geben —— nach anderer Auslegung: der unter uns ergangenen Botschaft oder Predigt] ? und wem ist der Arm des HErrn offenbare» fwem unter selbigem Volk wird an dem, was bei uns Großes und Herrliches geschiehet Luk.1, 1., offenbar, daß der Arm des HErrn jetzt eingreift, unserm Heil uns entgegenzusiihren]? 39. Darum lweil so ein göttliches Verhäng- niß über ihnen waltete, das freilich ihre eigene Schuld nicht ansschloß, dieselbe vielmehr voraus- setzte] konnten sie nicht glauben fund dieß Verhäng- niß ist auch sonst noch in der Schrist zum Vor- aus bezeugt]; denn Jesaias sa«t abermal san einer andern Stelle, nämlich in ap. 6, 9 f. seines Buches]: 40. Er [der HErrs hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockeh daß sie sdcunit das über sie verhängte Gericht sich vollziehe] mit den Augen nicht sehen, noch mit dem Herzen vernehmen und sitt) [zu dem, der ihnen zum Helfer und Heiland gesendet ist] sich bekehren, Und [nun] ich fder Heiland] Ihnen hulfecispt sz41. Solches sagte Jesaias [bei Gelegenheit feiner Berufung zum ProphetenamtL da er seine [des HErrn] Herrlichkeiisahe [Ies. S, 1 ff.], und redete [weissagend] von ihm s· fdem HErrn Chri- stus, in welchem ja Gott zu seinem Volke kommen und sichtbar erfcheinen wollte] » r) Auch in Kap. 8, 59»hieß es: ,,Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus-«; aber der Fall dort ist von dem hier wesentlich verschieden. Dort verbarg sich Jesus, weil die Juden ihn steinigen wollten, er geht einer momentanen Gefahr aus dem Wege, und so wird auch sein Sichverbergen nur ein momentanes sein; hier aber liegt eine augenblickliche Gefahr nicht vor, und so wird auch das Sichverbergen Jesu ein desinitives sein, er tritt von nun an aus dem öffent- lichen Leben ganz zurück. Dies dient zur Bestimmung des Zeitverhältnisses des Auftritts in V. 20——36; derselbe gehört unzweifelhaft demjeni en Tage an, wo Jesilks zizm letzten Male den Tempel betrat. Geng- sten erg. » «) »Wenn die Juden wirklich das auserwählte Volk sind, von Gott bereitet, den Messias zu empfan- gen und das Heil den andern Völkern zn bringen, geht dann nicht eben aus ihrem Unglauben egen Jesum hervor, daß er nicht der Messias sei? enn aber nicht, wie hat man dann dieses große Räthsel der Geschichte zu erklären?« Der Lösung desselben Räthsels ist auch Kap.9—11 des Briess an die Römer gewidmet, sie war die Hauptaufgabe der Apologetik der apostolischen Zeit; daraus erklärt sich, warum dieser Abschnitt des Johannes so viele Gedanken ent- Jesu Weggang vom Tempel nach einer im Ganzen erfolglosen Wirksamkeit. hält, welche ebenso der Abhandlung des Paulus zu Grunde liegen. (Godet.) Doch auf das Ende der Verstockung Jsraels und auf seine schließliche Wieder- einsetzung in die Stellung als Gottes auserwählte-s Volk blickt Johannes nicht hinaus; zu der Zeit, da er das Evangelium schrieb,, hatte er es hauptsächlich mit der Thatsache der Errettung der Wahl der Gnaden aiis Israel und mit Einpflanzung der Heiden in den Oelbaum u thun, das Geheimnis; der Wiederannahme des verstogenen Volks wurde ihm erst da, als es um Gericht über Jerusalem kam, in umfasseiiderer eise noch, als dem Paulus, in dem Buch der Offenbarung aufgeschlossen. Mit der hier vorlie enden Betrachtung konnte Johannes von seinem schriftstellerischen Arbeits- felde nicht füglich abtreten; seine Betrachtung enthält noch eine wefentliche Lücke, daher es uns feststeht, daß das Evan· elium nicht von ihm am Ende feiner upo- stolischen aufbähn geschrieben ist, wie man meisten- theils annimmt. Wo aber anders wäre die Ergän- zung der Lücke zu suchen, als in dem Vuche der Offenbarung? und dies ist auch die allseitigste und gründlichste Ergänzung, wenn es so verstanden wird, wie unser Bibeliverk dasselbe auslegt. Aber leider glauben Manche, gerade um dieser Auslegung willen den Herausgeber angreifen zu müssen, erklären sie für schriftwidrig, weil sie mit ihren eigenen Gedanken und Anschauiingen und Systemen nicht übereinstimmh und sprechen die Nothwendigkeit aus, daß diejenigen, welche sonst so vielen Segen vom Bibelwerk empfingen, beim HErrn für dessen Bearbeiter im Gebet sich verwendeten, damit ihm die Augen geöffnet würden, welche falsche Bahnen er anfange mit seiner Auslegung einzu- schlagen. Wir lassen uns aber weder durch die eigen- sinnige Rechthabereh welche von der einen Seite her uns schroff entgegentritt, noch von dem kurzsichtiqen Wohlmeinen, welches aus der andern Seite die Er- gebnisse unsrer Schriftstudien beklagt, weil es dieselben auf Grund vorgefaßter Meinungen bedenklich findet und sogar für seelengefährlich hält, nicht irre machen; es giebt ja so piele im Glauben gegründete und auf Gottes Wort merkende andere Herzen, die im Gegen- theil Gott dem HErrn danken für das Licht, welches gerade durch die Auslegung der Offenbarung und die neue eig ene Bearbeitung des Hohenliedes und der klei- nen Propheten, wie eine solche in der 2. Aufl· des I1I· und IV. Bandes gegeben wird, ihnen zu Theil werde, um Gottes Wege, die er gegenwärtig mit seiner Kirche eht, zu würdigen und bisher vielfach noch unver- tandene Bücher der Schrift in ihrer rechten Meinung klar zu erkennen. Da ist es wohl zu voreilig und ein- seitig geurtheilt, was von jenen beiden Seiten her als Anklage und Verdächtigung sich geltend machen will. «·’·«) Mit wehmüthigem Blick schaut der Evangelist auf den gnadenreichen Wandel des Sohnes Gottes unter Jsrael zurück, indem er der vielen Zeichen er- wähnt, mit welchen der HErr seine Rede in unermüd- licher Liebe begleitete — vergeblichl Das Volk im Ganzen, als Volk, nahm ihn nicht auf (Kap.1, l1); die ,,vielen«, welche in Kap. 10, 42; 11, 45 als Gläu- bige genannt werden, waren doch nur wenige gegen die Zahl seiner Verächter, und aus der Volksgemein- schaft stieß man sie aus. Alle will der Heiland zu sich ziehen —- und nun siehet Johannes sein Volk in beharrlichem Unglauben dahinwandelnl Da hätte er wohl schier gestrauchelt, und sein Tritt hätte beinah geglitten; er gedachte ihm nach, daß er es begreifen möchte, aber es war ihm zu schwer, bis auch er in das Heiligthum Gottes ging (Ps. 73), in die Schrift, und daraus erkannte er denn, der Unglaube des Volkes ,erste ergänzende Jdee ist. (Godet.) 229 ist dem HErrn Christus nicht tinversehens begegnet als eine seindliche Macht, die nicht mit eingerechnet ge- wesen wäre in den Plan seines Regiinents und die seiner Ehre Abbruch gethan hätte, sondern derselbe ist längst» zuvor bezeugt und zuvor bedacht. · (Bess·er.) Damit die Juden sich nicht einbilden, daß sie Christo einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, und sich mit ihrem Uiiglauben brüsten, wird hier die gött- liche Ciiusalität bei ihrer Entscheidung hervorgehoben Was sie nicht wollen, das sollen,- dürfen und können sie auch nicht; so wie sie sind, muß alles, was beiden Gutwilligen den Glauben fördert, sie in ihrem Un- glauben bestärken. Das ist das öttliche Verhängniß, ivelches über ihnen waltet und sie in ihr Verderben fortreißt. (Hengstenberg.) Der jüdische Unglaube war nicht blos unausbleiblich als geweissagte Thatxacha sondern auch als ein von Gott gewolltes Ereigni , zu welchem er mitwirke; so unmöglich auch der Un laube des Volks gegen einen so herrlich bezeugten essias scheinen möchte, er mußte doch möglich werden, Gott wirkte darauf hin, daß das von seiner Allwissenheit Vorhergesagte aeschehe und Jsrael das Unmögliche begehe. Diese Steigerung hebt Johannes hervor, in- dem er in V. 39 sagt: ,,sie konnten nicht glauben«, während er in V. 37 nur gesagt hat: ,,sie glaubten nicht«, und indem er diirch das ,,wiederum« bei der zweiten Anführung anzeigt, daß dies eine zweite, die Gott verstockt, nicht durch Bosheit-Eingehen, sondern durch Gnade- Entziehenz er verhärtet, indem er nicht erweicht, und verblendet, indem er nicht erleuchtet. (Augustin.) f) Es hätte jemand dem Evangelisten schon da- mals leicht einwenden können, was unsre Kritiker von heutzutage bemerken, der Prophet habe ja doch von einer Verstockung seines Volks zu seiner Zeit ge- redet, er könne also nicht von der Zeit Christi geredet haben; der Evangelist läßt die Erinnerung an jenen historischen Umstand gelten, allein darum läßt er die Folgerung, welche daraus gemacht werden könnte, nicht im Mindesten gelten. Jesajas hatte bei seiner Ve- rusung zum Prophetenamt ein großes Gesicht, er sah die Herrlichkeit des HErrn; es war die Herrlichkeit des sich offenbarenden, des mit seinein Thron sich zum Tempel herabsenkenden, von den Symbolen seiner Offenbarung umgebenen Gottes, also ein Gesicht Got- tes, wie er auf dem Wege seiner Menschwerdung ich dem Seher darstellte, darum ein Gesicht Ehri ti. Jesaias sah also die Herrlichkeit Christi im Geist, er sah den König; im Lichte dieser Herrlichkeit aber und im Gegensatz ge en dieselbe wurde ihm die Sündigkeit seines eigenen esens, sein Unvermö en, das Volk zu bekehren, offenbar, und so denn au die große Ver- sunkenheit seines Volks und die Gewißheit, daß sich sein Volk an seiner Predigt nur noch mehr verstocken würde. Wenn nun Jesajas diesen Einblick in die große Verstockung seines Volkes dadurch gewann, daß er sein Volk sah im Lichte der Herrlichkeit Christi, im Lichte des Dreimalheiligen, so ist es klar, daß er auch sein Urtheil über das Volk, wie es sich zur Zeit Christi dem Worte Gottes gegenüber verstocken würde, ausgesprochen hat, vielmehr als über das Volk seiner Zeit: sowie er einerseits im Geiste des Schauens Christum in seiner Herrlichkeit gesehen hat, so andrer- seits das in diesem Lichte erscheinende und gegen das- selbe sich verblendende Volk. Seine Worte mögen also immerhin zunächst aus seine Zeitgenossen zu beziehen sein, sie sind ihrer prophetischen Natur nach Worte, die im höchsten Sinne auf das Leben Jesu hinzielen und in ihm sich erfüllt haben. (P. Lange) « blos aus dem Volke (Kap. 7, Si; 8, 305 230 42. Doch swar darum Jesu Selbstbezeugung, wie es ja auch nicht anders sein konnte» wenig- stens bei etlichen von Erfolg: auch] der Obersten [an denen doch sonst am meisten das Gericht der Verstockung sich vollzog Kap. 7, 48] glaubten viele an ihn [wie Joseph von Arimathia, Nicodemus und Andere Kap. Z, 1 ff.; 7, 50 fs.; J, 16; 19, 38]; aber um der Pharisäer willen swelche mit ihrem Einfluß den Hohenrath beherrschten und das große Wort darin führten Kap. 7, 32. 47; 8, 135 9, 131 bekannten sie es nicht Hon- dern hielten heimlich in ihrem Herzen damit zu- rück Kap. 7, 50 ff; is, 38], daß sie nicht in den Bann gethan svon der jüdischen Synagoge ausgeschlossens würden swie das nach Kap. 9, 22 auf Betrieb der Pharisäer mit jedem geschehen sollte, der ihn für Christum bekennen würde]. 43. Denn sie hatten lieber die Ehre bei den Menschen svor ihnen für rechtgläubige Jsraeliten, Abrahams ächte Kinder und Mosis treue Jünger Kap. 7, 49; 8, 39; 9, 28 zu gelte«n], denn die Ehre bei Gott snach dessen Urtheil alle diese Ehren- titel vielmehr denjenigen zukamen, die an Chri- stum gläubig wurden und sich offen zu ihm be- kannten Röm. 9, 6 fs.; Joh. 8, 56; 5, 46]. Der Unglaube der Juden, das war; bisher ausge- führt worden, kann nicht als Jnstanz gegen Christum geltend gemacht werden; allerdiugs aber gehört zur Bewährung der göttlichen Sendung Christi, daß neben dem Unglauben auch Glauben sich findet, deun so tief kann das Volk des Bundes nimmermehr inken, daß es sich wie Ein Mann gegen die herrliche ffenbarung seines Gottes erheben könnte (Röm. 11, 1 ff.). Von dieser Anschauung aus hat der Evangelist schon früher geflissentlich den Ausbrüchen des Unglaubens bei der Majorität die Aeußerungen des Glaubens bei einer Minorität entgegengestellt; und daß nun diese noth- wendige Bedingung der göttlichen Sendung Christi porhanden ist,- darauf weist er auch hier hin. Nicht 9, 17 u. 38; 10, 42; 11, 45; 12, 12 ff.),» auch unter den Obersten, die besonders schwere Hindernisse zu überwinden hatten, in denen sich die verderbte Volksrichtung concentrirte und denen es ihre Stellung so nahe legte, sich durch Riicksichten bestimmen zu lassen, glaubten viele an Jesum; und wenn sie durch Menschenfurcht sich noch von dem Bekenntniß zu ihm als dem Christ zurück- halten ließen, so legt doch ihr Glaube Zeugniß ab für die imponirende Hoheit der Erscheinung Christi uud für den mächtigen Zug des Vaters zu dem Sohne. (Hengstenberg.) Auch jene Obersten, welche einen Ein- druck von der Herrlichkeit Christi erhalten hatten, bebten zurück vor der Hingebung an seine Communion (Ge- meinschaft), weil ihnen dies die Excommunication von Seiten der phari äischen Partei würde zugezo en haben; sie schauderten zurück vor der Schmach er (Schein-)Heterodoxi,e, der sie sich hätten unterziehen müssen, wenn sie der wahren, geistlebendigen Ortho- doxie, dem Glauben an Christum hätten leben wollen. Es ist die eigenthümliche Natur des Pharisäismus, wie er in hundert Gestalten unsterblich durch die Ge- schichte fortwandelt, aß er im Bunde der Geistes- trägheit mit dem Volksleben die unreinen Volks-vor- Evangelium Johannis 12, 42—.T)0. stellungeiy welche sich immer wieder an die reinen Lehren der Offenbarung und an die Lehrbesti1nmungen der Gemeine Gottes ansetzen, zu Schulmeinungen aus- prägt und allmälig zu Satzungen und Traditionen gestaltet, die er als den höchsten Ausdruck der Ortho- doxie geltend macht, während gerade diese Vorstellun- gen in der Regel infizirt sind von allem Heidnischen und Jüdischen in dem Volksgeiste, darum vom Aber- glauben durchzogen und durch und durch häretisch. Diese Satzungen sucht er aber zum unverletzlichen Gesetz zu machen für alle Geister, und zu dem Ende zieht er denselben unfreien Volksgeist, der sie produ- irt hat, in sein Jnteresse, beruft ihn zu dem höchsten ichterstuhl, zu dem Gericht über die Lehre, um mit seiner Hilfe alle reineren Auffassungen und Darstel- lungen der Offenbarung, wie sie seinen Satzungen widerstreiten, zu verdammen; die furchtbare Auctorität aber, welche er in dieser Richtung ausübt, schreckt die meisten Geister in eine durchaus unfreie Stellung hin- ein, uud selbst viele, welche die Anfänge einer besseren Erkenntniß haben, lassen sich dermaßen durch seinen Bann erschüttern, daß sie die Wahrheit und die Ehre bei Gott aufgeben, um die Ehre bei den Menschen in erheuchelter Hingebiing an ihre Satzungen zu retten. (P. Lange.) Es ist die Eitelkeit auf die äußere Herr- lichkeit des israelitischen Namens, welche als die wesentliche Untugend und Sünde des damaligen Jsrael der Evangelist straft; denn um ihretwillen mochte es sich nicht entschließen, diejenige Herrlichkeit sich gefallen zu lassen, welche der Gott Jsraels in seinem Volke in Christo Jesu schenken wollte. So schrieb Johannes, die Erfahrungen vor Augen, welche die Apostel an dem gläubig gewordenen Jsrael ge- macht, nämlich jene Neigung, die Shnagoge der Ge- meinde Jesu Christi vorzuziehen uud darum den Glauben nicht zum entschiedenen Bekenntniß von ihm zu entwickeln, wie wir jene Neigung aus dem Hebräer- brief und aus späteren Thatsachen der jüdischen Ge- meinden kennen. (Luthardt.) 44. Jesus aber [bei feinem Weggehen V. 37 sich an die Jünger wendend und ihnen in seierlicher Weise auseinandersetzend, was es mit dem Unglauben der Juden auf sich habe, daß sie nämlich ihren Gott verworfen hätten, indem sie ihn ver-warfen] rief und sPUlch [Kap. 7, 28 u. 37]: Wer an mich glaubet, der glaubet nicht [sowohl] an mich sgleich als stünde ich für mich allein das, sondern fda ich mit dem Vater unzertrennlich verbunden bin Kap. 8, 16] an den, der mich ge- sgndt hat [1. Petri l, 21]. 45. Und wer inich stehet, der siehet [nicht sowohl mich, sondern, da in mir der Vater selber seinem Volke auf Erden gegenwärtig geworden Kap. 10, 30 u. 381 den, der mich gesandt hat [14, 9]. 46. [Aus dieser hohen Bedeutung des Glaubens an mich, deren ihr, meine Jünger, euch wohl bewußt geworden, ergiebt sich nun aber auch, welche schlimme Folgen« und schwere Verantwortung der Unglaube nach sich zieht] Jch bin kommen in die Welt, ein Licht sdas in der Finsterniß derselbigen scheinet Kap. l, 5], auf daß, wer an mich glaubet, tiicht in Finstcrniß bleibe sdas aber ist nun natiirlich mit demjenigen der Fall, der nicht an mich glaubet; ein solcher weiß dann nicht, wo er hingehet, wie ich das vorhin den Juden zu bedenken gab V. 35]. 47. Und sdas Ende des Weges derer, die durchaus haben in Finsterniß verharren wollen, wird dann ein Gericht sein, das sie selber über sich heraufsührem so daß es meinestheils bei meinem früher ausgesprochenen Wort Kap. 5,45; 8, 18 ihnen gegenüber fein Vewenden behalten kaum] wer meine Worte höret und glaubet nicht, den werde Jch nicht richtenz denn ich bin nicht kommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig mache [Kap. Z, 17., was ich auch damals euch zu bedenken gab, als ihr das Ge- richt herausfordertet über die Samariter, die mich nicht hatten aufnehmen wollen Luk. »9, 56]. 48. [So verhalte ich mich aber auch allen Andern gegenüber, die künftig Jhresgleichen sein werden; und selbst dann, wenn einst das End- gericht gehalten wird über alle Menfchen, bin nicht eigentlich Jch es, der da richtet.] Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hats scholl [selber denjenigen bei sichL .der ihn richtet: das Wort sim Grundtext ist der für ,,Wort« stehende Ausdruck männlichen Gefchlechts, der deutsche Ausdruck aber, der sächlichen Ge- schlechts ist, verwirrt leider die Rückbeziehung auf das vorher Gesagte: »der hat schon, der ihn richten, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage [insofern in und mit diesem Wort er denjenigen Gott verworfen und sich zum Feinde gemacht hat, der da selig macht und verdammt, je nachdem einer sich zu ihm stellt Jak. 4, 12]. 49. Denn ikhhabe sdieses mein Wort] nicht »von mir selber geredet [daß einer immerhin Got- tes Freund sein und bleiben könnte, ob er gleich meinem Worte sich feindlich entgegenstellt], sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich thun [richtiger: sagen oder aussprechen] und reden soll sfo daß bei mei- ner Sendung mir gleichzeitig jedes einzelne mei- ner Worte und Zeugnisse vorgeschrieben ist und ich gar keinen Raum habe für eigenes Reden Kap..8, 28 u. 383 14;,« 10; 15, 15]. 50. Und ich weiß, daß sein Gebot [dasjenige, was ich mittels jedes einzelnen, von ihm mir« vor- gefchriebenen Wortes und Zeugnisses für die Welt herbeiführen sollf ist das ewige Leben [Kap. 3, 14 ff.; S, 39 f"·; 10, ll]. Darum sindem ich mit Freuden und unter eigener freier Herzens- theilnahme auf sein Gebot eingehe Pf. 40, 9; —Hebr. 10, 5 ff.], das ich rede swas immerhin es auch sei], das rede ich [genau] also, wie mir der Vater gesagt hat fund bin in leibhafter zJefu letzte Wortejgeihkinern Weggange, an die Jünger gerichtet. 231 Wirklichkeit Der, von dem der Prophet in Jes. 50, 4 ff. zeugt]. Die ernste Bedeutung des jiidischen Unglaubens, dessen geheimste Ursachen Johannes bisher hervorge- stellt hat, geht aus der erhabenen Würde dessen her- vor, gegen den er gerichtet ist: Gott selbst verwirft der, der Jesum verwirft. (Godet.) Jch bezeuge euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin von aller Blut: Diesen Sinn hat die hier vorliegende Rede Jesu, welche nicht, wie viele Ausleger annehmen, eine Johanneische Zusammenstellung von Bruchstücken frü- herer Reden, sondern eine wirklich so gehaltene Rede ist, die an die Jünger sich richtet, in ihrem eigenen Glauben sie zu stärken und über die Unentschuldbarkeit und Verdammlichkeit des jüdischen Unglaubens sie zu verständigen. (Vesser.) Jesus hat, als er auf Erden wandelte gehaßt und verfolgt, kein verzehrendes Feuer vom Himmel fallen lassen über seine Verächte«r, kein menschliches Schwert zu zücken erlaubt wider seine Feinde; aber ein Feuer hat er den Verächtern dennoch auf’s Haupt gelegt, ein Schwert hat er seinen Feinden dennoch-in’s Fleisch gegeben -— dieses brennende Feuer und dieses schneidende Schwert, das ist sein Wort. Das Licht, das er in die Welt gebracht hat, das Licht seines Wortes und seiner Wahrheit, das in die Fin- sternis; dieser Welt hineinscheint und die Sünde der Welt aufdeckt und die Schande der Welt bloßlegt, das ist das Gericht, das ist die Hölle der Welt schon lange vor dem jüngsten Tage (Offenb. 11, 10). Darum ist der milde Menschensreund Jesus, der doch nichts wollte als die Welt selig machen, während seines Erden- wallens schon den hofsärtigen und ungläubigen Sün- dern ein Dorn im Auge gewesen, weil sie’s spürten in ihren finstern, bösen Herzen: sein Wort richtet uns, sein Licht deckt unsere Finsterniß auf (Kap. Z, 19 f.). Darum ist vor dem Kindlein schon der Thrann Hero- des erschrocken; darum haben dem Manne heuchlerische Pharisäer und hochmüthige Schristgelehrte und ge- wissenlose Priester den Tod geschworen: sein Wort hat sie gerichtet, das lag wie glühende Kohlen auf ihrem Haupt, schnitt wie ein zweischneidi Schwert in ihr Herz. Darum ist auch heute noch so vielen das Licht des Ehristenthums ein lästiges Licht, das sie auslöschen möchten lieber heute als morgen, und die seligmachende Predigt vom Kreuz ein Aergerniß und eine Thorheit, weil sie fühlen: das Evangelium richtet uns und bringt unsre Herzensarmnth unser Sünden- leben, unsre geheime Schmach an’s Licht vor uns und Andern. Wir richten euch nicht, ihr stol en Verächter des göttlichen Worts und der göttlichen«- ahrheit, und kein menschliches Gericht ruft euch vor seine Schran- ken; aber eurem Richter entgeht ihr darum nicht· Mancher, der sein Leben lang der Kirche aus dem Wege geht, weil er den Richter fürchtet auf der Kan- jkh hat ihn daheim in seinem Hause stehen, diesen ichter, und weiß es nicht: das Wort Gottes ist’s, das noch vielleicht vergessen von der Schulzeit her in irgend einem Kasten, in irgend einem Winkel -liegt, das Wort Gottes, das aus diesem Winkel heraus zusteht deinem Sündenleben als ein stummer Zeuge, der ein- stens furchtbar wider dich reden wird. Und wenn dn ihn aus dem Kasten nimmst, diesen stummen Richter, und in’s Feuer wirsst, oder deineBibel fortträgst und verkaufst, wie Judas seinen Heiland, um dreißig Sil- berlinge , siehe, du ·bist den Richter darum doch nicht los-; denn auch, im Herzen trägst du ihn mit herum. Das Wort Gottes ist’s, das auch da drinnen seine Stimme erhebt, das Wort Gottes, das auch du nicht los werden kannst in deinem Gewissen, wie 232 Judas der Verräther, und das hundert Mal zu dir sagt, wie jener unerbittliche Bußprediger in der Wüste: ,,es ist nicht recht, was du gethan haft.« Und wenn du auch diesen inneren Richter zum Schweigen bringst, wie Heeodes den Johannes, da er ihm den Kopf ab- fchlagen ließ, wenn du dein Gewissen todtfchlägst auch damit bist du des Richters nicht los: das Wort, das der HErr geredet zu dir, und du hast’s verachtet, in dir, und du haft’s übertäubh wider dich, und du hast’s verlacht, dies Wort wird dich richten am jünsten Tage, der alles wird an’s Licht bringen, an’s feuerhelle Licht der Ewigkeit. (Gerok·) Das 13. Kapitel. Rom ckußmaseheih gebot der Liebe. Judä Verräther-ei. Christi IJerktäcung. Petri Fall. Gr- tlachdetii Jesus im letzten Abschnitt des vorigen Stückes sein ösfenllictses Eehramn wenn auch ohne an dem Vollce als solchem zu erreichen, was er bezwertite, Juni Illi- schluß gebratht hat, so nimmt er nunmehr. da die Zeit seines Leidens und Sterbens, seiner demnaehstigen Verheer- likhung und seines Hinganges zum Vater mit dein Eintritt des Vassafestes herbeigekommen, sein stiehramt im engeren Kreise der Seinen wieder aus, unt sie in tzetresf dessen, was fortan geschehen wird, noch speziell zu unterweiscn und zur Sicherheit und Vollendung des Glaubens zu er- ziehen. Es ist aber eine dreifache Weise, auf welche der Hain: in dem hier vorliegenden neuen Theil unsers Evan- geliums als Herr in dem Hause, das er sieh gelsauet hat und das der Jlnfang seiner neutestamentliehen Gemeinde ist, waltet: 1) er reinigt und heiligt dies Haus durch die Handlungen der äiußwasehung, der Entfernung des Verriithers und des riiclihaltlosen Zusammenschlusses mit den übrigen Eisen Man. 13, 1—3Z); L) er erleuchtet und fördert es durch die Reden, in welchen er den Stin- gern sein innersies Wesen ausschließt und ihnen die für ihren künftigen Beruf nöthigen Weisungen ertheilt Gan. 14,1-—16,33);3) er weihct und segnet es im hohe- priesterlichen Gebet für die Tage der irdischen Zukunft Iind die Herrlichkeit des ewigen tkebens (Kap.17, — ») l. V. 1——38. (§. 113 u.114.) Yie Jukwascljuntk die Entfernung des Bei-rather- und der kü - hactkose Zusammensctjkuß mit den Eisen. a. V. 1—20. Die Handlung der xlfußwasctjung und ihre zwiefache Bedeutung, ein Sinnbild dessen zu sein, was der tjErr on den Seelen der Seinen thut, aber auch ein Vorbild für die Sänger, dem sie nachfotgen sollen, was besonders ihnen in ihrem apostolischen Berufe gebührt. Evangelium am grünen Donnerstag« l1.1——l5.) Vielfach wird der Name dieses Tages davon her- eleitet, daß auf denselben das Wort von den »griinen neu« in Pf. 23 , 2 als Jntroitus verordnet gewesen sei; letzteres ist jedoch nicht ficher nachzuweisem und so wird man besser sagen: wie der Sonntag der Char- Woche domjnica palmaruln oder Palmsonlltag heißt, weil da der HErr unter Palmen seinen Einzug in Jerusalem hielt, so heißt der Donnerstag dieser Woche dies vjridium oder der grüne Donnerstag, weil der HErr am Abend dieses Tages, an welchen! er das Evangelium Johannis 13, 1—5. Osterlamm mit seinen Jüngern aß, dabei auch grüne, bitteres Kräuter verzehrte (2. Mos. 12, 8), deren Name nun für das Ganze der Ostermahlzeit steht. So ist es denn Sitte in der Christenheit geworden, an diesem Tage etwas Grünes auf den Tisch zu bringen. Da man in der alten Kirche das heil. Abendmahl erst Abends feierte, so bringt auch erst die Epistel die Ge- schichte von der Einfetzung dieses Saeraments nach 1. Cor- 1l, 23 ff.; der Morgengottesdienst galt gleich- sum nur für eine Vorfeier, und dafür eignete sich zanz wohl die Gefchichte »von der Fußwafchung als vangel1um. Jn der römifchen Papftiirche wurde am grünen Donnerstag die Bulla in coena domjuj zu feierlicher Verdammung aller Ketzey zu denen seit 1521 auch Dr. Luther zählt, vorgelesenz seit 1770 hat man das aber öffentlich zu thun unterlassen. Was ist die Fuß-waschung? 1 ein Musterbild von Jesu demüthiger Liebe, Z) ein innbild von seiner Arbeit an unsern Herzen, Z) ein Vorbild für unser Verhalten gegen die Brüder. (Nebe.) Drei Tugenden, die wir zur hl. Communion mitbringen müssen: 1) die Demuth, 2) den Glauben, 3) die Liebe. (Easpari.) 1. Vor dem Fest aber der Ostern [d. i. als Donnerstag-Z, den 14. Nisan oder 6. April, die sechste Abendstunde herbeigekommen, um welche Zeit das jüdifche Passa gehalten zu werden pflegte], da Jesus erkennete [genauer: wußte, wie in V. 3], daß [nunmehr, da er ja sterben sollte als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt Kap. 1, 29; Z, 14 f..; 11, 51 f.] seine Zeit kommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater sMatth 26, 2]: wie er hatte geliebet die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie sbiss and Ende [und stellte darum sich ebenfalls mit den Zwölfen zur Passafeier ein Matth. 26, 20; Mark. 14, 17; Luk. 22, 14]. 2. Und nach srichtigen bei] dem Abendeffen [als dasselbige nun in Gang kommen sollte, indem Jesus mit den Zwölfen sich bereits niedergelafsen], da schon der Teufel hatte dem Juba Simonie Jscharioth ins Herz gegeben, daß er ihn verriethe [Luk. 22, 3 ff.]; 3. Wußte Jesus sgar wohl], daß ihm der Vater [von der jetzt herbeigekommenen Zeit V.1 an] hatte alles Idie über alles sich erstreckende, durch nichts befchränkte Machtfülle, die er ihm zugedacht, nun auch wirklich] in feine Hände ge- geben [Kap. 17, 2; Matth. 28, 18], nnd daß er von Gott kommen war und zu Gott ging sdaß Gott, gleichwie vorhin seines Gekommenseins Ausgang Kap. 8, 42., so auch seines nunmehrigen Weggehens Ziel seist 4. sAber es dennoch nicht unter seiner« Würde haltend, zu thun, was er vorhatte] Siund er vom Abendmahl auf [zu dem er sich schon niedergelafsen], legte seine [Ober-] Kleider ab sdie ihm bei dem beabsichtigten Geschäft wären hin- derlich gewesen 2. Mos. 12, 34 Anm.] und nahm einen Schurz sein Leintuch] und itmgürtete sich sdamit Luk. 17, 8]. Z. Darnach goß er Wasser in ein Becken [das schon bereit stund], hnb an den Jüngern [einem nach dem andern] die Füße. zu waschen, und trocknen! sie mit dem Schurz, damit er um- gürtet war [und der zugleich zum Handtuch diente]. Es begegnet uns in V. 1—-4 wieder, gleichwie in Kap. 6, 22 — 24, eine gar schwierige Satzverbindung bei deren Erklärung die Ausleger vielfach von einander abweichen; ja, es ist in Folge der verschiedenen Auf- fassungen sogar dahin gekommen, daß die Ansichten, von was für einem Mahle St. Johannes hier erzähle, ob von dem Passamahl, wie es uns bei den drei ersten Evangelisten dargestellt wird, oder von einem davon wohl zu unterscheidendem schon am Tage vor dem Osterfest am 13. Nisan gehaltenen, sich geradezu zu Zwei förszmlichen Gegensätzen ausgebildet haben. Bei er zweiten Ansicht treten dann wieder zwei Gegen- sätze unter den Schrifterklärern insofern hervor, als die einen behaupten, es hätten in der That zwei Mahlzeiten stattgefunden, die erste am Tage vor dem. Fest, von der Johannes berichte, die zweite am Passa- tage selbst, welche die Synoptiker in’s Auge saßten,s während die andern nur eine Mahlzeit annehmen, die aber nach Johannes auf den 13., nach den Synops tikern auf den 14. Nisan falle; und nun scheiden sich die Anhänger der letzteren Meinung abermals in zwei Klassen, indem die einen sich auf die Seite des Jo- hannes, die andern sich auf die Seite der Synoptiker stellen· Wir unsrerseits halten nun daran fest, daß Johannes und die drei ersten Evangelisten nur ein und dieselbe Mahlzeit, das Pas s a, im Sinne haben, und daß sie diese Mahlzeit auch auf einen und den- selben Tag, den 14. Nisan Abends, verlegen; eine Widerlegung der andern Meinungen würde uns zu weit führen, wohl aber werden wir nachzuweisen haben, wie von diesem unserm Standpunkte aus der so schwierige Text bei unserm Evangelisten zu ver- stehen sei. Dahaben wir nun· zunächst darauf zu achten, daß, während Johannes in Kap. 12, 1 sagte: ,,sechs Tage vor den Ostern«, d. i. vor dem Pasfa am«14. Nisan, er hier keine Angabe des Tages macht, sondern dafür fchreibt: »vor dem Fest aber der Ostern«, er also auf die mit dem Abend des 14. Nisan nun herbeigekommene Festfeier selbst Beziehung nimmt und offenbar ihm die dieser Feier unmittelbar vorhergehenden letzten Augenblicke vor der Seele stehen; daher er auch in V. 2 sofort den Be- ginn der Mahlzeit an die Stelle des so eben ge- rauchten Ausdrucks setzen kann. Es ist wohl kaum Zweifelhaft, daß unser Evangelist bei dem, was er in .1 sagt, die Rede Jefu im Sinne hat, die. St. Lukas in Katz. 22, 15 u. 16 berichtet; in dem ,,ehe denn ich leide« und in dem ,,ich werde hinfort nicht mehr da- von essen, bis daß ersüllet werde im Reich Gottes« spricht ja dasselbe Bewußtsein sich aus, von dem wir hier lesen: ,,Jesus erkannte, daß seine Zeit kommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater«, in dem ,,mich hat herzlich verlanget, dies Osterlamm mit euch zu essen« aber giebt diejenige Liebe sich kund, von der es hier heißt: ,,wie er hatte geliebet die Sei- nen, die in der Welt waren, so liebte er sie an’s Ende« Man hätte können meinen, da dem HErrn es so bestimmt bewußt war, er werde aus’s Osterfest sterben (Matth. 26, 2), so werde er um eine Mitfeier der jüdischen Ostern nicht sonderlich sich gekümmert, sondern lieber der stillen Selbstbeschäftigung mit dem, was ihm bevorstand, sich überlassen haben; aber nein! Der HErr stellt sich zur bestimmtetiZeit z1i1n»Passam-ahl mit den«Jüi1gern» 233 da hätte er ja die Seinen jetzt, am Ende seiner Erden- laufbahn, weniger geliebt als seither, während der- selben. Alle Gedanken an das, was ihm nun bald Schweres und Entsetzliches widerfahren sollte, treten bei ihm in den Hintergrund gegen den, daß er aus dieser Welt hinübergehe zu dem Vater; mit diesem Gedanken zugleich trat aber auch ein anderer in den Vordergrund seiner Seele, nämlich der, daß er die Seinen, die er in dieser Welt gefunden, in und bei ihr zurücklaffen müsse, und nun bewegten vielmehr deren Aengste und Schmerzen, ihre Nöthe und Ge- fahren sein Herz (Kap. 16, 2 f.; 20, 32; Niatth.9·,15; Luk. 22, 35 sf·), wie sich das auch hernach m seinem ohepriesterlichen Gebete ausspricht (Kap. 17, 11 fs.). o war es die Liebe u den Seinen, die es ihm zum Bedürfniß machte, die stern noch mit ihnen zu feiern, und die schon am Morgen dieses Ta es in der Art sich aussprach, wie er den mit ihrer rage in Matth. 26, 17; Mark. 14, 12 an ihn herantretenden Jüngern als einer, der alles schon fürsorgend bedacht hat, be- egnete. Dem Heiland that der Abschied wehe, sagt Izinzendorß er fühlte, wie lieb er die Seinen hatte, und fühlte es viellei t jetzt mehr, als er vorher ge- dacht; denn vorher fin et man, daß sie ihm manchmal zu fchwer und lästi werden, wie es aber zum Abschied kam, da war a es vergessen, da war nichts als Liebe und Herrlichkeit »Bei dem Passamahl nun und mittels desselben wollte er sich mit ihnen noch auf’s Engste zusammenschließem daß keine Macht der Welt sie von ihm losreißen könne, wollte sie recht fest an ihn bin- den, aber auch sich in seiner ganzen Fülle ihnen zu eigen schenken, daß die je t erfolgende Trennung zwi- schen ihm und ihnen im runde doch keine wäre; da- rum ist dieser Abend bis in die tiefe Nacht hinein so voll von himmlischen Gesprächen und Qsfenbarungem als hätte der HErr jetzt erst recht seine Schätze auf- «ethan und wollte beim Abschied all das Seine unter feine Jünger vertheilen, und wenn er in Katz. 14, 31 gleich sagt: ,,stehet auf und lasset uns von hinnen «ehen«, als wollte er nun die Gespräche abbrechen, so ann er doch nicht das Ende finden, sondern es eht in Kap. 15,1 . wieder von vorn an. Das ist unsers Bedünkens die Meinung des heil. Evangelisten bei dem, was er in V. 1 sagt; durch eine Vorbemerkung will er die moralische Sachlage charakterisiren, linter welcher zunächst die Feier der jüdischen Ostern über- haupt in diesem Kreise stattfand. Alsbald aber wen- den sich seine Gedanken derjenigen Handlung zu, welche an der Spitze der Feier stand; und was er vom 2. Verse an schreibt, bezieht sich auf diese Hand- lung, auf die Fußwaschung insonderheit. Luther’s Uebersetzung: »und nach dem Abendessen« leiht an sich schon der herkömmlichen Lesart eine zu weit ge- hende Bedeutung; die Worte besagen nur: ,,bei dem Abendessen, da das Mahl bereits im Gange war«, davon jedoch, daß sie schon zu Ende gewesen wäre, liegt nicht die geringste Andeutung im Ausdruck des Grundtextes vor, nach einer andern Lesart dagegen tritt es no bestimmter heraus, daß man nur erst noch im e risse war, das Abendessen zu halten. Man hatte sich dazu bereits niedergelegt auf die Polster, wie aus den übrigen Evangelisten hervorgeht, aber das Essen selber noch nicht begonnen; hierzu war erst noch eine Waschung. der Füße nöthig, die man schon bei einer profanen Mahlzeit nicht unterließ, ge« fchweige bei einer heiligen Mahlzeit, wie die des Pasfa doch war. Wir haben schon zu Matth. 26, 20 aus- einandergesetzh was Jesum veranlaßte, wieder aufzu- stehen und die Handlung an seinen Jüngern vorzu- nehmen, wie uns das Johannes an unsrer Stelle von 234 V. 4 an näher mittheilt; wie aber unsern Evangelisten bei der Erinnerung an die Festfeier überhaupt der Ge- danke an die bis zu Ende sich treu bleibende Liebe Jesu bewegte, womit er die Seinen Umfaßte und in aller Weise für sie sorgte, so ist sein Herz jetzt, wo er auf die Fußwaschung als das Erste, »was bei jener Feier vorfiel, speziell eingehen will, von dem Gedanken ergriffen, daß der Jün erkreis ja damals schon durch den Verräther-Entschlu des Judas gar arg beschmutzt war, während der HErr seinerseits das Vorgefühl seines Uebergangs in die Herrlichkeit beim Vater lebendig in sich trug, es ihm also gar nahe gelegen hätte, eine solche Handlung unter seiner Würde zu halten. »Auf der Schwelle zum Thron der Ehren swusch er seinen Jüngern noch die Füße, das will sagen, einem Kreise, in dessen Mitte der Verräther saß mit dem Vorsatz der schwarzen That, ja mit dem Teufel im Herzen«: das ist’s, worauf Johannes seine Leser in V. 2 u. 3 erst aufmerksam machen will, ehe er ihnen den Hergang im Einzelnen erzählt. Zwar ist es, auf den ganzen Jnhalt gesehen, ein und das- selbe Bewußtsein, was Jesum an diesem Abend erfüllt, das Bewußtsein seines nunmehrigen Weggangs aus der Welt hinüber zum Vater und seines Einganges in den Stand derVerherrlichung, da er nun wieder ver- klärt werden soll bei dem Vater mit der Klarheit, die er bei ihm hatte, ehe die Welt war; aber doch legt sich dies Bewußtsein dem betrachtenden Auge des Evan- gelisten in zwei Seiten aus einander. Jenes Weg- gehen aus der Welt bewirkt bei dem HErrn auch nicht den geringsten Anflug eines Gefühls der Entfremdung von denen, die er in derWelt zurückläßt, im Gegen-» theil zieht es ihn nur desto mächtiger zu ihnen hin, daß er mit wahrer Herzensbefriedigung die Gelegen- heit eines innigen Beifammenseins und festen Zusam- mensGließens mit ihnen, welche die Osterfeier bietet, ergreift und auskauft; dieses Eingehen in die Herr- lichkeit aber bewirkt bei ihm keinerlei Widerwillen gegen die, welche er ihrer zwölf erwählet hat und von welchen doch einer ein Teufel ist, im Gegentheil zieht es ihn nur desto mächtiger zu ihnen herunter, daß er sich sogar dazu hergiebt, ihnen allen ohne Ausnahme die Füße zu waschen. Was er zu diesem Behufe thut, ist wie eine sichtbare Darstellung der Worte: ,,er war von Gott kommen, und ging zu Gott«; denn wie er hier aufsteht vom Abendmahl, seine Kleider ablegt und mit einem groben Schurz sich umgürtet, so ist er uns Zu Lieb ausgestanden vom Throne seiner Herrlichkeit rohen, hat der Majestät des Gottessohns sich ent- äußert und mit dem Schur unsrer armen Menschen- natur sich umgürtet, hat nechtsgestalt angenommen und sich erniedrigt in den Staub, um uns vom Staube zum Himmel zu heben. Jndem aber auch der Ver- räther noch gegenwärtig ist beim Beginn des Mahles, kann er nicht anders, als auch diesem die Füße waschen; und wie groß wird nun da vollends seine Selbster- niedrigung, da diesem der Teufel den Verrath schon in’s Herz gegeben! Es heißt nicht: »in den Sinn« (»oöi-), das würde sich allein auf das Erkeuntnißver- mögen und Bewußtsein beziehen und ein Erregen böser Gedanken bezeichnen, wie es auch bei dem Frommen möglich ist; bei einem solchen aber würde gerade von dem Herzen, dem Mittelpunkt der Persön- lichkeit und des Willens, aus» ein entschiedenes Wider- streben gegen dergleichen durch seindliche Kräfte erregte Gedanken sich entwickeln. Da es aber heißt: »in das Herz« magst-sah, so ist damit auf die Neigung des eigenen bösen Willens bei Judas hingewiesen, womit er auf die erregende Thätigkeit Satans eingeht, bis dieser zuletzt sogar in ihn fährt (V. 27). Bis zur Evangelium Johaniiis 13, 6——11. äußersten Grenzlinie, wo er für Jesum noch zu den Seinen gehört, ist es bereits mit Judas gekommen; für Menschenaugen wäre von einer solchen Zugehörig- keit sogar schon Jegt nichts mehr zu erkennen gewesen, doch der HErr lä t auch die letzte leise Spur davon noch etwas bei sich gelten und setzt das äußerste Maß der Selbsterniedrigung daran, ob er’s vielleicht noch im letzten Augenblick abwenden möchte, daß unter denen, die der Vater ihm egeben, ein verlorenes Kind sei, und er’s so ermöglichen könne, zu Gott zu ehen ohne eine Einschränkung des Worts in Jes. 8, IF: ,,siehe, hie bin ich, und die Kinder, die mir der HErr gegeben hat« (Hebr. 2, 13). Ei. Da kam er [wohl mit Johannes begin- nend und dann der Reihe nach weiter· gehend, vgl. die muthmaßliche Tischordnung zu Matth. P, 20] zu Simon Petrotz und derselbjge fes von sich ablehnend, was fünf seiner Mitjünger, von dem« Thun des HErrn überrascht und mit stau- nendeni Schweigen in seinen Willen sich sügeiid, ohne Widerrede hatten geschehen lassen, indem sie ab- warteten, ob kein Schluß hinterher komme, der dies Räthsel ihnen aufkläre] sprach zu ihm: HErr, solltcst du [des hohen und erhabenen Gottes Sohn Kap. 6, 69] inir [dem sündigen Menschen] meine Füße waschen?"« [hat doch selbst Johannes der Täufer, mein früherer Meister, in Beziehung aus dich gesagt, daß er nicht genugsam sei, sich vor dir zu bücken und die Riemen deiner Schuhe auszu- lösen Kap.1,27; da werde· ich noch- viel weniger dich so etwas thun lassen] 7. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wasich [dem bei meiner Handlung mich treiben- den und bewegenden Gedanken nach an dir und den Andern] thue, das weißest du sder dunur auf das Aeußere der Handlung siehest und so gar nicht an ihre innere Bedeutung denkst] jetzt nicht; du wirsks aber hernach sin der Folgezeit, wenn du etwas wirst durchgemacht haben, was» dich noch in einem besseren Sinne demüthig macht, als. in dem du es jetzt bist] erfahren-W sdann werden dir die Augen über mein Thun an dir ausgehen und es wird dir solches Thun gar lieb und deiu süßester Trost sein Luk. 22, 55 ss.; 24, 34]. 8. Da [aus der Rede des HErrn dieses sich abnehmend, daß derselbe seine in V. 6 ausge- sprochene Demuth noch nicht für tief genug und gründlich erkenne, vielleicht gar seinWort für eine blos oberflächliche Redensart halte] sprach Petrus zu ihm [das vorhin Gesagte bis auf’s Aeußerste steigernd und seine Weigerung mit eiit- schieden abwehrenden Geberden begleitend]: Nim- mermehr [weder jetzt noch je künftig einmal] sollst du mir die Füße waschen fdenn nie werde ich vergessen, wer du bist und wer dagegen ich bin; eine andere Einsicht, als die ich jetzt schon habe, kann mir ja nie zu Theil werden] Jesus Lden Jünger jetzt von derjenigen Seite anfassend, wo er sofort sich beikommen ließ Kap. 6, 68] ant- wortete ihm: Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Theil mit mir fsondern gehst meiner Ge- meinschaft und des Heilsbesitzes in mir verlustig; und da wirst du gewiß mir nicht länger wehren wollen, an dir zu thun, was ich will]. D. Spricht zu ihm Simon Petrus: HErr [steht es so, daß dein Waschen mir Antheil an dir und deinem Heil zuwege bringen soll, dann wasche mich nur dem ganzen Menschen »nach, so- weit sich das thun läßt],« nicht die Fuße allein [gebe ich dir dazu her], sondern auch die Hände und das Haupts« 10. Spricht Jesus sseinerseits eine solche weitgehende Waschung, als über das Bedürfniß hinausgehend, ablehnend] zu ihm: Wer fim irdi- schen Sinne gebadet, d. i. dem ganzen Leibe nach schon] gewaschen ist, der darf fim weiteren» Verlauf des Tages] nicht snoch mehr], denn die Füße [an die allerdings sich geschwind der Staub des Weges wieder anhängt] ivascheiy sondern er ist .[was den übrigen Theil seines Leibes betrifft] ganz rein. Und ihr [meine Jünger, die ihr mein Wort habt angenommen und nach der Taufe des Johannes durch meinen Geist euch habt erneuern lassen am inwendigen Menschen Kap.15, Z; 17, 6 ff.] seid sim geistlichen Sinne, auf den es hier ankommt, diesem eurem übrigen Menschen nach ebenfalls] reinHz aber Freilich] icicht alle [wie ich schon vor einem Jahre daraus hingedeutet habe« Kap. 6, 64. 70]. 11. Denn er wußte [von Anfang] seinen Verräther wohl [und wußte insbesondere an diesem Abend genau, wie weit es mit diesem schon ge- kommen V.—27]; darum sprach er ldamit niemand sein Wort: ,,ihr seid rein« auch auf den Ver- räther beziehe, sondern als nur den übrigen elf Jüngern gesagt erkenne]: Jhr seid nicht« alle rein H] fes befindet sich vielmehr eine schlimme Ausnahme unter euch]. «) Die römische Kirche nach dem Vorgange Augu- stin’s behauptet, daß der HErr den Anfang der Fuß- waschung mit Petrus gemacht habe, und diese Mei- nung it ihr, die so großes Gewicht auf Petrus und dessen rimat legt, nicht zu verdenken.; wenn aber Hengstenberg äußert, daß man nur im Interesse einer kleinlichen und bornirten Opposition gegen die römische Kirche die Richtigkeit dieser Meinung in Ab- rede stellen könne, so müssen wir denn doch gegen eine solche Auslassung Protest einlegen und den großen Mangel an Ueberlegung rügen, aus welchem dieselbe hervorgegangen ist. Aus V. 23 u. 24 geht deutlich Hervor, daß Jesu nächster Tischnachbar zur Rechten ohannes war, Petrus dagegen in ziemlicher Entfer- nung von ihm seinen Platz hatte; da nun der HErr nach V. 4 aufstund vom Abendmahl und jetzt anhub, den Jüngern die Füße zu waschen, so konnte er wohl, ohne in aufsälliger Weise einen von den Zwölfen vor den übrigen auszrizeichneiy mit seinem Nachbar Jo- hannes beginnen und dann die Reihenfolge inne halten, DerzäHErrghebt an, Jiingzeriijdieg zu waschen, und beseitigt Petri Widerspruch. 235 hätte er dagegen zu dem entfernter liegenden Petrus sich begeben, so hätte er damit den Streit der Jüngery welcher unter ihnen sollte für den Größesten gehalten werden. thatsächlich dahin entfchieden, daß eben Petrus dieser Größeste sei, er wollte aber gerade alle Primats- gedanken aus ihren Herzen austilgen. Wenn Andere gemeint haben, mit Judas habe Jesus den Anfang gemacht, so ist das ebenfalls verfehlt; es nähme sich das wie eine Ostentation oder Schaustellung aus, nach unsrer Auffassung kam vielmehr an Judas zuletzt die Reihe, aber nicht in Folge einer Berechnun von Seiten des HErrn, sondern die Reihenfolge der Esslätze führte von selbst darauf. Und nun war der von Judas ein- genommene Platz ohne Zweifel von ihm selber ge- wählt; durch das Zusammentreffen der Umstände war es ein solcher, daß der Inhaber ausgeschieden werden konnte, ohne daß die Shmmetrie des Ganzen-gestört wur e. sit) Jn feierlicher Stille, in tiefster Ehrfurcht lassen’s die ersten geschehem bis es an Petrus kommt; was vielleicht ein Anderer vor ihm auch gedacht, das spricht er offen, rasch und rund aus. Er meint’s nicht böse, aber es begegnet ihm abermals, nicht was göttlich, sondern was menschlich ist zu meinen; sein jetziges Wort wird im Grunde gleich mit jener Schreckens- äußerung vor der nahenden Liebe des Heilandes in Luk. 5, 8. (Stier.) Man hat bei des Petrus Worte das Gefühl, daß es einem selber auf der Zunge schwebt, und es kann einem dabei recht deutlich werden, ob man den Unterschied von Natur und Gnade erlebt hat. Es war eine natürliche Tugend des Jüngers, daß er zu bescheiden war, um von seinem HErrn diesen Dienst anzunehmen; Augen aber, welche die Gnade erleuchtet hat, entdecken den verkehrten und hochmüthigen Eigen- willen, der unter derBefcheidenheit verborgen war. Oder stehen wir nicht täglich so zu unserm Heilands daß wir seines herablassenden Dienens bedürfen? Freilich, Petrus verstand noch nicht, was solch Fußwafchen be- deute: so hätte er mit verbundenen Augen dem HErrn gehorsam sein sollenx aber auch, als der HErr ihm sagt, er werde hernach erfahren, was er an ihm ge- than, ergiebt er sich nicht, und sein weiteres Wort klingt, als wolle er sagen: »und wenn sie alle so un- ehrerbietig sind und lassen dich ihre Füße waschen, so sollst du sie mir doch nimmermehr waschen« (Befser.) Es ist zunächst ein richtiges Gefühl, das Petrus mit Lebhaftigkeit ausspricht,» daß es ihm schlecht anstehe, von seinem HErrn sich solchen Knechtesdienst thun zu lassen; in ihm kommt seinem lebhaften Charakter ge- mäß die Beschämung, die wohl Jeder Jünger fühlen mochte, zum Wort. Aber Jesu Handlung hat eben darum einen tieferen Sinn: das war ihm in diesem Augenblick der Verwirrung noch nicht klar, darum sollte er sich auf das Wort Jesu in V. 7 hin be- scheiden. Das thut er jedoch nicht; nur auf die äußere Seite der Handlung sehend und feinem einmal erregten Gefühl weiter nachgebend, ruft er das Wort in V. 8; da muß ihm der HErr den ernsten Gedanken entgegen- halten: ,,werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Theil mit mir-« (Ebrard. Eine löbliche Demuth wäre Petri Weigerung: ,, Err, sollst Du (dies Wort steht mit großem Nachdruck voran, und gleich dahinter folgt als Gegensatz das ,,mir«) mir meine Füße waschen?« wenn der Gehorsam bei Gott nicht höher stünde als jeder Dienst und jede Ehre, die man ihm bezeiget; ja, wenn das nicht das ein ige, untrügliche Kennzeichen wahrer Demuth wäre, da wir dem Willen Gottes uns unterwerfen und all unser Denken und Fühlen von ihm regieren lassen. (Ealvin.) Wir wollen den Petrus loben, daß er ein so lebhastes Gefühl von 236 seiner Niedrigkeit dem HErrn gegenüber hat und seine Ehrfurcht so feurig an den Tag legt; denn manche hohe und geringe Herren halten heutiges Tages Chri- stum mit seinem Wort wie einen Hof- oder Hausknechh der ihnen das Volk in Ordnung bringen und ihre Sachen aus dem Schmutze erausarbeiten soll, und wenn er das thut, so loben ie es, aber weiter machen sie sich nichts aus ihm. Dennoch können wir Petrum nicht in aller Weise loben: hat er vorhin, da der HErr sich niedergelassen; zwar diesem die Füße gewaschen, dann aber auch selber sich hingelegt, erwartend, daß Andere nun ihm denselben Dienst erzeigen sollten, und damit den Rangstreit in Luk. 22, 24 ff. hervorgerufen, so brennt es ihm jetzt heimlich auf der Seele, daß sein HErr den Andern das thut, was er ihnen nicht hat thun wollen, und was er an Demuth gegen seine Mitjün er hat fehlen lassen, will er an Demuth gegen den H rrn wieder einbringen. (Münkel.) its) Der HErr nimmt in seiner Antwort den von Petrus stark betonten Gegensa : »du ——mir« auf und stellt sein Wissen dem Nichtwis en seines Jüngers ent- gegen; er handelt nie ohne einen bestimmten Grund und Zweck, er hat sich auch hier nicht von einer mo- mentanen Stimmung fortreißen lassen, was er thut, ist genau bedacht und mit Weisheit geordnet. Petrus, der es besser wissen will als der HErr, weiß jxtzt nichts; er weiß wohl, was da äußerlich geschieht, a er es fehlt ihm der innere Blick, die tiefere Einficht. Er sieht nur mit seinen sleischlichen Augen, was vor Augen ist; das Geheimniß aber, was unter diesem äußeren Vorgange sich versteckt, erkennt er nicht, ja, sein Auge ist so gehalten, daß er nicht einmal ahnt, daß hier die äußere Handlung nur ein Symbol sei. So ist. es mit der Menschen Weisheit, wenn sie sich im stolzesten Selbstvertrauen wider die ewige Gottesweisheit erhebt: thut sie dann ihren Mund auch nicht gerade auf zu Worten der Lästerung, so doch stets, um sich ein Ar- muths eu niß auszustellen. Der HErr weist aber sei- nen ü er lugen und voreiligen Jünger nicht blos in die gebührenden Schranken; der Evan elist hat uns eben erst verkündigt, daß des HErrn erz in diesem Augenblicke von einer ganz besonderen Liebe zu den Seinen bewe t worden sei, die Liebe genügt sich aber nicht in der äurechtweisung des Geliebten, sie will den, welchem sie aus reiner Liebe hat wehe thun müssen, auch eine Freude bereiten. Petri Augen sollen nicht immer gehalten bleiben, Petri Sinn soll nicht lange mehr umherirren, um den Sinn des HErrn zu er- greifen und zu ergründen: die rechte Erkenntniß wird dem Petrus noch in der bevorstehenden Nacht auf- ehen, in welcher er durch seinen tiefen Fall zu der insichtgefördert werden wird, daß er in ganz beson- derer Weise einer solchen Reinigung durch des HErrn Gnade, wie sie hier sinnbildlich dargestellt wurde, be- dürfe. (Nebe.) »Was ich thue«: das ist zuerst dieses Fußwaschem dann, wie sogleich in V.8 folgt, das da- durch bedeutete Waschen überhaupt, endlich sogar all sein Thun an uns, insofern es darin sich concentrirt, dazu ehört, daß er uns wäscht. Wer verstand seines Versöänungsleidens That, als sie geschah? und wie weit reicht nun das »hernach« für seine Gemeinde und die Welt, welcher der Rath Gottes darin immer tiefer und völliger aufgeschlossen wird! Aber auch die letzte Anwendung dieses Worts, welche der heil. Geist so« manchmal zu Trost und Beschämung in allerlei Fällen unsres Widerstrebens emacht hat, it wohlbegründet: ist es doch an sich in seiner ganzen eite der Spruch über alles Thun Gottes, welches erst hintennach recht erkannt werden mag. (Stier.) Wie oft wird uns eine Führung des HErrn zu Theil, bei welcher wir klagen, Evangelium Johannis 13, 12. daß wir sie nicht verstehen! Für Christen ist in den schweren Gängen des Lebens das meistens das Schwerste, wenn sie nicht verstehen können, warum der HErr so führt. Weltleute sträuben sich wider das Kreuz schon deshalb, weil es eben drückt: Christen können sich bei manchem Kreuz leicht fassen, weil sie einsehen können, das sei Christi Kreuz, was sie nun tragen sollen —- darin lag z. B für die Blutzeugen des HErrn eine große Erleichterung; aber so -manches Kreuz hat gar nicht die Gestalt, als wäre es Christi Kreuz, als käme es aus seiner Hand. Gar oft ist es so, daß wir den Zusammenhang-einer Trübsal mit Gottes ganzer Führung unsers Ganges, ihre Kraft, uns zu fördern auf dem Himmelreichsweg, nicht ver- stehen können; unserm Verstand käme ein andrer Weg viel gese neter vor, viel direkter zum Himmel führend, viel fru tbarer, um uns die Ehre des HErrn auch bei Andern fördern zu lassen, viel liebreicher nicht blos, sondern auch viel heiliger. Eine Frau muß ihren Mann hergeben, der ihr den Weg zu Christo wies; Kinder müssen die Mutter verlieren, die ihnen zur eistlichen Ermahnung und Förderung war: das ist gas Widerspiel des ebenen Wegs. Man fragt den Seelsorger, warum das? aber auch er muß bekennen, ich verstehe es nicht. Petrus hätte dort nur kurze Zeit warten dürfen, bis er den Sinn des HErrn ver- standen hätte; bei uns bleiben die schweren Frage- zeichen oft Jahrzehnte lang, oft bis zum Sterben stehen, doch soll für einen redlichen Jünger Christi zuletzt immer die Zeit kommen, wo es heißt: jetzt will ig dir« sagen, wozu dir dies und jenes geschickt wurde. e ß-) . T) Die Zurechtwetsung Jesu hat zunächst nur die Folge, daß Petrus noch ernstlicher ablehnt, was er von seinem HErrn nicht glaubt annehmen zu dürfen; da besiegt Jesus feinen Widerstand durch die Antwort: ,,werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Theil mit mir.« Zur Erklärun dieses Ausdrucks sind die Stellen: Qui. 12, 46 u. atth. 24, 51 zu vergleichenx es heißt nicht »Theil an Jesu haben«, sondern mit Jesu, d. i. gemeinschaftlichen Antheil mit ihm an dem Heilsgut haben, dessen Inhaber er ist, an dem ewigen Leben. Wenn aber der HErr diesen Antheil abhängig macht von der Bedingung, daß sich Petrus von ihm waschen lasse, so ist damit sicherlich nicht gemeint, wie manche Ausleger die Meinung des HErrn fassen zu müssen glauben, daß fortgesetzter Widerspruch von Seiten des Petrus Ungehorfam sein würde und des- halb das Band der Gemeinfchaft zwischen ihm und Jesu lösen müßte; sondern Petrus wird aufmerksam gemacht auf die Bedeutung der Handlung und darauf hingewiesen, daß sie bildlicher Ausdruck eines Dienstes sei, ohne dessen Empfang und Annahme Petrus keine Gemeinfchaft mit dem HErrn haben könne. Der in V. 15 angegebene Zweck der Fußwaschung, den Jün- gern ein Beispiel der Demuth und hingebenden Liebe zu geben, hebt diese Bedeutung nicht auf, noch steht er mit ihr im Widerspruch; in V. 10 erhält sie vielmehr eine unverkennbare Bestätigung. Welches aber ihre Bedeutung sei, kann keinem Zweifel unterliegen: die Abwaschung von den Sünden ist gemeint (Apostg. 22, 16; Hebr. 10, 237 I. Cor. S, 11), die jeder von Jesu annehmen muß, um mit ihm in Gemeinfchaft zu treten. Erwägt man die zahlreichen, im alten Testament vor- geschriebenen Waschungen zu religiösen Zwecken, die eben so viele Bilder der nothwendigen geistlichen Rei- nigung sind OF; Pf. 51, 4), so drängt sich die Einsicht auf, daß dies ort Jesu von Petri? wohl verstanden werden konnte. (v. Burger.) Pet us merkt, daß es eine Reinigung gelte, und da weiß ei: sich vom Scheitel Bedeutung-der Handlung nach ihrer sinnbildlichen Seite: bis zu den Füßen unrein; er überschreitet aber noch einmal das Maß, auch die Hände und das Haupt soll der HErr ihm waschen. (Riggenbach.) So eben, bei dein Rangstreite der Jüngey hatte er erfahren, wie mächtig noch die Sünde in ihm war; es war da natürlich, daß ihm ents wand, was er schon besaß, was er durch die Gnade hristi schon erhalten hatte, und so tritt er zu Christo hin wie Einer, der über- haupt von seinen Sünden noch nicht abgewaschen ist» (Hengstenberg.) · H) Das war das theokratische Recht in Jsrael: wer nach dem Gesetz der Waschungen für rein gelten konnte, war im Grunde nur verpflichtet, die Füße zu waschen, bevor er, von der Straße kommend; an einem theokratisch reinen Mahle Theil nehmen wollte. Hier« aber spricht Christus das Wort in seiner religiösen« Bedeutung aus. Die Jüngeif waren gewaschen für das Fest des neuen Bundes durch die Taufe des Johannes und durch ihren gläubigen Eintritt in die Gemeinde Christi, sie hatten-mit dem Glauben an ihn das Prin- cip, welches ihr Leben» reinigte, in sich aufgenommen; daher bedurften sie keiner andern Waschung, als der täglichen Reinigung von den täglichen Befleckungen. durch immer neue rweisungen der Gnade Jesu, be- dingt durch tägliche Buße und Beugung-unter seinen Willen-· Es ist wohl nicht ohne Bedeutung, daß der HErr dies Wort zu Petrus sprachr die Kirche, welche sich auf ihn ber·uft, will auch den bereits Abgewasche- nen immerfort in ihrem gesetzlichen Sinne die Hände waschen und das Haupt. (P. Lange) Der HErr unterscheidet baden und die Füße waschen: der ganze Mensch ist rein durch’s Bad, die Füße aber sind das Erste, was wieder beschmutzt wird, deshalb immer von Neuem der Reinigung bedarf. Wasmeint derHErr unter dem gebadet (Luther: «gewaschen«) ""sein? es ist das, was die heil. Schrift die Wiedergeburt nennt; die Füße waschenist die tägliche Vergebung und Hei- ligung. Jesus giebt seinen Jüngern in Kap. I5, 3 das Zeugniß: ,,ihr seid rein«; dies war ihnen gewor- den durch sein Wort, den Umgang mit.ihm, ihr Herz wurdj weggewendet von der Welt, von dem Dienst derE telkeit, es gehörte in seinem Grunde dem HErrn. Und hernach, als er aufgefahren war, kam der Geist aus der Höhe und wohnte sich ein in ihres Herzens Mittelpunkt. Das ist die Neugeburt, der wir alle be- dürfen (Kap. Z, 3): mit unserm Grundsinn inuß eine Veränderung vorgehen. Möglicherweise kann sie durch Gottes Geist bewirkt werden allm»ülig,schon von der Taufe an, so daß unvermerkt der Geist es in uns ge- winnt, wie es in jenem Liede heißt: ,,wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten«. »Ist es aber nicht seit der Taufe gescheheu, so muß es Ietzt geschehenz es ist aber kaum zu glauben, ehe man’s an sich selbst erfahren hat, wie sehr unser Herz auf uns selbst gewendet ist, wie tief unser eignes Wesen in uns nistet. Die meisten Menschen wissen es nicht; man merkt es erst, wenn man nach und nach dazu kommt, sich zu bemühen, aus sich auszugehen. Aber man muß aus sich ausgehen; statt unsrer eige- 1ien Gedanken muß die Liebe und die Ehre Gottes unser Ziel werden, ein neues Leben des Geistes Gottes in uns kommen. Solches Umwenden des Grundsinns war bei den Jüngern geschehen, sie waren rein e- worden. Jetzt, sagte Jesus, braucht ihr nur noch ie Füße zu waschen. Es kommen gar viele neue Befleck- ungen, neue Verschuldungen vor; der alte» Mensch wirkt nach, man bleibt zurück hinter dem Willen Got- tes, man verirrt sich wiederin eigene Gedanken. Nur es dann nicht leicht nehmen, nur nicht denken: ,,im Herzen stehts doch recht, ich bin gebadet, und es sind 237 eben meine äußeren Verhältnisse und mein natürliches Temperament, die mir da und dort noch zu schasfen machen, aber im Her en bin ich doch ein Jünger des HErrn; vollkommen ift ja Keiner!« Das ist der Weg, um der täglichen Reinigung zu vergessen. Man weiß, daß dies und das nicht recht ist, aber man magnicht gern daran denken; man fühlt, wie tief die Neigung im Jnneren sitzt, und mag nicht dagegen kämpfen. Aber es ist mit den Flecken an der Seele nicht wie mit Flecken an Holz und Stein, oder auch mit etlichen körperlichen Gebrechen, die so bleiben wie sie sind; sondern es ist hier wie mit solchen Leibesschädem die entweder müssen aus-getilgt werden oder so um sich fressen, daß am Ende der ganze Leib verdirbt s— ent- weder, oder! Es giebt auch keinen wahren Frieden in’s Herz, wenn man die Rechnun mit Jesus nicht immer wieder von Neuem fertig ma t. Was zwischen ihm und uns vorkommt, sollten wir immer mit ihm besprechen, sollten mit ihm darüber fertig werden. Man kann so hingehen mit einem Herzen, worin nur ein halber Friede ist, worin» eine gewisse Unruhe herrscht: das ist nicht der wahre Christenstand, sondern sobald wir in etwas gefehlt haben mit Dhun oder Unterlassen, sollen wir’s ihm abbitten, seine Vergebung suchen, demüthig es bekennen und uns beugen, und «« von vorn wieder anfangen. Dadurch, daß wir immer von Neuem um Vergebung bitten und nicht ruhen, bis wir sie haben, wird das Herz frei, genießt einen völ- ligen Frieden, und erhält auch täglich neue Kraft zuni Fortgehen auf dem schmalen Wege. (Geß.) In der heil. Taufe wird der Mensch ganz ab waschen; wenn wir aber nachher in den Dingen diefer Welt leben, betreten wir die Erde mit den Füßen. Die mensch- lichen Gefühle und Empfindungen, ohne welche wir in dieser Sterblichkeit nicht leben können, sind gleichsani sdie Füße, an welche sich der Erdenstaub ansetzt; und wir werden dadurch so verunreinigt, daß, wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, wir uns selbst betrügen und die Wahrheit nicht in uns ist. Täglich daher wäscht Der uns die Füße, welcher unser Fürsprecher ist beim Vater und uns vertritt; und tä lich bekennen wir, daß wir nöthig haben, uns die Füße waschen zu lassen, wenn wir« beten: —,,vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern«. Und wenn wir dies bekennen, dann ist Der, welcher seiner Jün- ger Füße wusch, treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergiebt und reinigt uns von aller Untugend. (Augustin.) » Hi) Vom fehlenden Petrus, dessen Füße vom Staube des Weges wieder befleckt waren, geht der HErr auf den unglücklichen Jünger über, der nach der Reini ung (denn gewiß hatte auch er manches an sei- nem erzen erfahren) sich wieder in den Koth der Sünde dem ganzen Menschen nach gestürzt hatte, vgl« ·2. Petri 2, 20 ff. (Olshausen.) Das »aber nicht alle« war ein Stich in das Gewissen des Judas, den der Heiland nicht eher aufgiebt, als bis auch die letzte gute Regung in ihm gestorben war; Jesus mußte an ihm alle Mittel der Liebe und der Zucht erschöpfen, wenn es ihm auch feststand, daß durch Schuld seiner Verhärtu1ig alles vergeblich fein würde. Darum wusch er hernach auch ihm ie Füße um Zeichen, daß selbst jetzt er noch bereit sei, ign geiftlich von seiner Unge- rechtigkeit zu waschen. ( 12. Da er nun [nach Beendigung der ganzen Reihe] ihre Füße gewaschen hatte, nahm cr seine Kleider [das Oberkleid, welches er in V. 4 ab- gelegt hatte, um es nunmehr» wieder anzuziehens eiigstenberg.) 238 und seHte [genauer: legte Amos S, 4 Anm.] sich wieder nieder saus sein Polster an der Tafel] und sprach abermal sdies ,,abermal« gehört nicht hierher —- das Wort des Grundtextes ist schon vorhin richtig auf ,,setzte sich nieder« bezogen und durch ,,wieder« ausgedrückt worden] zu ihnen Idie Aufmerksamkeit der Jünger durch eine an sie gerichtete Frage anregend]: Wisset ihr, was ich fmeiner eigentlichen Meinung und Absicht nach] euch gethan habe sda ich euch die Füße wusch]? 13. Jht [als meine Schüler und Unter- gebene] hetßet mich Meister und HErr, und saget recht daran; denn ich bin es auch sund bin es in viel besserer Weise und in viel tieferem Sinne als Andere, die sich von den Jhren auch also nennen lassen Matth. 23, 8 ss.]. 14. So nun ich, euer HErr und Meister sdurch solche Erhabenheit meiner Stellung mich nicht habe abhalten lassen], euch [den Dienst der Knechte zu erweisen, sondern in selbstverleugnen- der Liebe unter euch mich erniedrigend, selber] euch die Füße gewaschen habe; so sollt ihr auch [künf-" tighin bereitwillig dazu euch hergebend, wozu sich vorhin keiner von euch hat verstehen mögen] unter einander die Füße waschen swas bei eurer nebengeordneten Stellung zu einander doch ein viel geringeres Maß der selbstverleugnenden Liebe von euch» erfordert]. 15. Ein Beispiel habe ich smit meinem Waschen eurer Füße] euch [in der Absicht] gegeben, daß ihr seiner dem andern] thut, wie ich euch ge- than habesi · 16. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch swas freilich an und fksr sich von selber sich versteht, was aber hinsichtich «der praktischen Anwendung, die man -davon machen soll, nur "gar zu leicht vergessen »wird], der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr, noch der »Apostel [oder Gesandte L,u«k,· 6, is] größer, denn der ihn gesandt hat [wes en nun ich, euer HErr und Sender, mich nicht ge- weigert und geschämet habe, da ich euch die Füße wusch, dessen, sollt ihr im Verhältniß unter ein- ander, wo doch immer nur ein Knecht dem an- dern und ein Apostel dem andern gegenübersteht» noch viel weniger euch weigern]. « 17. So ihr solches swie Ich euch so eben vorgehalten und zum Bewußtsein gebracht habe, durch richtiges Auffassen und sorgsältiges Ve- wahren] wisset, selig seid ihr, so 1hr’s sdurch treufleißiges Ueben in eurer ganzen fer- neren Laufbahn auch] thut [Matth. 7, 21]." i) Nach vollendeter Handlung, da er nun wieder um Mahle sich niedergelassen, belehrt der HErr die Jünger über die praktische Bedeutung dessen, was er soeben gethan hat; er lenkt da auf den Ausgangs- punkt seiner Handlung in Luk. 22, 24 ff. urück und spricht zuerst das Unterordnungsverhältni aus, in welchem zu ihm zu stehen sie selbst anerkennen und nach Evangelium Johannis 1 Z, 13 —- 20. welchem nur sie eine Berpflichtung haben, ihn zu be- dienen, gleichwohl habe er aus freiwilliger Herablas- sung an ihnen solchen Dienst verrichtet (Luk. 12, 37). Solche seine herablafsende Liebe folle ihnen denn ein Antrieb zu selbstverlengnender Liebe sein, daß sie in dieser einer dem andern thun, was er in jener ihnen gethan habe. Aber nun gehen die Auffassungen auch hier, wie bei so vielen andern wichtigen Stellen der heil. Schrift, in mancherlei Gegensätze aus einander, was es wohl eigentlich sei, das wir Christen nach diesem Vorbilde Christi einer dem andern zu thun hätten. Berücksichtigen wir zunächst die Meinung derer, welche durch das, was der HErr in V.6ff. mit Petrus verhandelt und da dem Fuß-waschen die Be- deutung eines Symbols gegeben hat, auch hier sich bestimmen lassen, dasselbe als Sinnbild einer geistlich reinigenden Liebesthätigkeit zu fassen, so daß der HErr uns ermahnete, in demüthi er, selbstverleu nender Liebe um die Reinigung und Befreiung des Bruders von der ihm anhaftenden Sünde uns zu bemühen, ihm zu dem Freiwerden von den täglichen Befleckungen des Wandels und zum Fortschreiten in der Heiligung behilflich zu sein, so verkennen diese Ausleger, daß der ganze Abfchnitt in V. 6 — 11 lediglich eine Episode ist, herbeigeführt durch des Petrus Weigerung, und daß wir demgemäß bei der jetzt uns beschäftigenden Frage diesen Abschnitt außer Betracht lassen und in unsern Gedanken V. 12 ohne Weiteres an V. 5 an- schließen müssen; der HErr hat die Weigerung des Petrus damit überwunden, daß er seiner Handlung eine Wendung gegeben, dadurch sie als Sinnbild dessen erscheint, was er geistlich an den Seelen der Seinen thut, aber nachdem nicht nur diese Zwischen- Verhandlung mit Petrus, sondern auch die Handlung selber vollständig zu Ende gebracht ist, hat er es wie- der mit dem zu thun, wovon er ausgegangen ist, und das ist das Beispiel, das er hat geben wollen. Letzterer Gesichtspunkt also ist jetzt ausschließlich in’s Auge zu fassen; wir haben dabei« stehen zu bleiben, daß der HErr ausdrücklich sagt: »so ich, euer HErr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen«, und einfach uns zu fragen, wie wir das zur Ausführung bringen können. Da ist denn offenbar die buchstäb- liche Erfüllung der Vorschrift nicht eigentlich das, um was es sich handelt; unter Umständen kann es aller- " dings für einen Christen Pfli t sein, auch materiell Andern die Füße zu waschen vgl. 1. Tini. 5, 10), mit diesem Besonderen ist aber nur ein All emeines exem- plificirt, nämlich die an die Andern sich hin ebende, ihrer Noth sich annehmende und ihrem Bedürsiniß sich unterordnende Liebe, der kein Dienst zu schlecht und gering, zu beschwerlich und anstrengend, zu unange- nehm und widerwärtig ist, daß sie demselben sich nicht unterziehen sollte. Die spezielle Handlung, die der HErr hier an den Jüngern verrichtet, hat die orien- talische Weise der Fußbekleidung zur Vorausszsetzung; sie war das damalige augenblickliche Bedürfn1ß, her- vorgerufen durch das Mahl, das jetzt gefeiert werden sollte und doch nach Anstand und Sitte sowohl (Luk. 7, 44) wie nach geheiligter Festordnung nicht hätte gefeiert werden können, wenn sie nicht vollzogen wor- den wäre. Die Jiinger, indem ein jeder von ihnen sich eher für den Größten und Vornehmsten, als für den Geringsten und Jüngsten ansah, hatten ein jeder es für unter ihrer Würde eachtet, sich da u herzu- geben; sie behandelten die ache wie einen isräeedenk fall, meineten den Vorrang,· den einer dem andern gegenüber in Anspruch nahm, ein für alle Mal aufzu- opfern, wenn einer dem andern jetzt die Füße waschen DiefAbsicht der Handlung nach ihrer vorbildlichen Seite. « 239 wollte. Gerade darum, weil sie diesen in Anspruch genommenen Vorrang aiifzuopfern hatten, war das gegenseitige Fußwaschen in vorliegendem Falle von solcher speziellen Bedeutung, daß der HErr es zum eoncreten Ausdruck der abstrakten Wahrheit machte, auf die es ihm ankam; ein stehendes Symbol konnte er schon darum nicht daraus machen wollen, weil das Fußwascheii nicht unter allen Umständen ein wesent- licher Liebesdienst ist —— nach unsern« abendländischen Verhältnissen, wo die Füße zu den bedeckten Theilen des Körpers gehören, verbietet im Gegentheil der An- stand eine buchstäbliche Fußwafchung und läßt sie nur im engeren Familienkreise als einen Liebesdienst für den Fall zu, daß einer nicht im Stande ist, sie selber an sich zu verrichten. Wenn man dagegen im vierten Jahrhundert angefangen hat, sie zu eiiiem symbolischen Akt zu ·macheii, und sie in diesem Sinne noch heutiges Tages in der Paulskirche zu Rom, an Kaiserhöfen und in Klöstern an einem bestimmten Tage, besonders am grünen Donnerstage, mit abgekürztem Verfa ren voll- zogen wird, so nimmt das einestheils den harakter einer Ostentation oder hosfärtigen Schaustellung an und gestaltet sich anderntheils, weil es ein einseitiges Handeln von Oben nach Unten ist, mehr zu einer dramatischen Nachahmung Christi, als daß es ein eigentliches Thun seines Worts wäre. Luther hat sich sehr entschieden gegeii solches, oft genug heuchlerische Fußwaschen erklärt, da »ein Papst, Abt oder Prior seiiien Mönchen, ein Bischof seinem Kapitel die Füße wäscht, sich wohl dabei bücket, aber die, welchen er sie wäscht, sichnoch tiefer vor ihm bücken läßt«, und hat kurz und bündig sich dahin ausgesprochenx »Willst du dem Exempel Christi folgen und deinem Nächsten die Füße waschen, so schaue zu, daß du von Herzen dich demüthigest, alle Gaben und Gnaden, die du hast, nicht zu deinem Nutzen oder eigener Ehre brauchest, sondern deineinNächsten zum Besten, daß du niemand verachtest, ja jedermann seine Schwachheit gerne zu gute haltest und helfest, »daß er» sich bessern möge; solch« Fußwaschen soll nicht allein auf den grünen Donnerstag, sondern unser Lebelang geübt werden mit allem, das wir können und haben, und gegen jeder- mann, dem wir damit dienen können« Gewiß ist diese Auffassung die allein richtige: das Beispiel, von dem der HErr redet, will an einem einzelnen außerordentlichen, zeitlichen und örtlichen Falle uns» zeigen, wie wir in jedem einzelnen, uns gerade vorlie- gendem Falle es zu machen haben; bei einem Beispiel kommt es ja überhaupt nicht auf den speziellen Fall· an, der vielleicht niemals in derselben Weise sich wie- derholt, sondern auf die allgemein gilti e Wahrheit, die sich in dem speziellen Falle zur Erkgeniitniß und Annahme darbietet, um darnach in irgend welchen da- init verwandten Fällen zu verfahren. So handelt es sich also darum, Liebesdienste der sog. inneren Mis- sion zu verrichten, als Krankenpflege, Wartung von Kindern, Fürsorge für Verwahrloste, Rettung Gefalle- ner u. dgl., dabei von selber Rang und Stand, Bil- dung und Feinheit müssen bei Seite gelassen uiid bis- weilen sogar sonst für herabwürdigend und entehrend geachtete Leistungen übernommen werden. If) Die Betheuerung des HErrnx ,,wahrlich,1vqhk- lich, ich sage euch« ist auch hier von der höchsten Be- deutung. Ueberall, wo Christus das reine Christen- thum wieder erkennen soll, da will er es wiedersehen in Dienern, in Schülern, die sich auch iii diesem Punkte ihm unterordneiy solche Knechte oder Apostel, welche sich über diejenigen erheben, denen er die Füße ge- waschen hat, kann er nicht anerkennen als seine Apo- stel, als seiiie Knechte Man darf den Spruch: »der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr, noch der Apo- stel größer, denn der ihn gesandt hat«, nicht mit dem ähnlichen verwechseln, wo er seine Jünger zum Leiden mit ihm auffordert (Matth. 10, 24). Der HCrr weiß aber wohl, daß man sich diese Lehre, die er hier giebt, » in der Theorie viel leichter aneignet, als in der Praxis, daß man sie leichter in der Poesie als im Leben dar- stellen kann, bequemer in blos symbolischen Schau- stücken als in der wahrenWirklichkeitY daher setzt er hinzu: »wenn ihr dies wisset, selig seid ihr, so ihrs thut-« (P. Lange.) Weißt du«-weshalb der HErr dies Wort dem Gebot des gegenseitigenFußwaschens aus- drücklich beigesetzt hat? Damit wir doch den alten Stachel aus unserm Gewissen möchten ziehen lassen, daß wir unselige Leute sind, weil wir des HErrn. Willen so lange schon wissen, und doch nichrdarnach thun. (Besser.) Die verheißene Seligkeit ist ni t blos das wohlthuende Gefühl, das jede Handlung reiwil- liger Selbsterniedrigung begleitet (Jak. 1, 25), sondern eine wirklich höhere Stellung vor Gott (Matth. 18,·4): man ist um so größer in seinen Augemund steht ihm um so näher, je tiefer »Man sich erniedrigt. (Godet.) 18. Nicht sage ich von euch allen swenn ich so eben euch als meine Apostel bezeichnete und die Erwartung von euch» aussprach, daß ihr durch Befolgung meines Beispiels eure» Seligkeit schaf- feu würden; ich weiß, welche ich erwahlet habe sals ich gerade euch, und keine Andern an eurer Stelle, in die Zahl der Zwölfe aufnahm Kap. G, « 70 f.; Luk. 6, 13 fs., und hätte, da leicht den- jenigen ausschließen können, von dem ich gleich anfangs wußte, daß er mich verrathen würde 6, 64; ich habe ihn aber nicht ausgeschlos en], sondern sdennoch aufgenommen, weil nach des Vaters Weisung die Auswahl mit Beziehung da- rauf geschehen mußte], daß die Schrist [auch von « der Seite, was David in Pf. 41, 10 sagt] er- güllet werde: Der mein Brod isset, tritt mich mit üßen 19. Jetzt swo der Zeitpunkt des Geschehens schon so nahe gerückt ist] sage ich’s euch [was da« geschehen wird] ehe denn es·geschiehet», auf daß, wenn es geschehen ist, [ihr nicht dadurch an mir irre gemacht werdet, als hätte ich aus menschlicher Kurzsichtigkeit durch die Aufnahme des Verräthers in euren Apostelkreis einen Fehlgriff gethan Kap. 16, 1., sondern im Gegentheil] daß ihr glaubet, daß ich? bin [nämlich die cenirale Persönlichkeih auf welche alle Weifsagungen der Schrist sich be- ziehen und an der sie alle sich erfüllen müssen Kap. 8, 24]. 20. fund wenn ihr denn glaubet, daß ich’s bin, wie herrlich und köstlich niuß euch dann der Beruf, ineine Knechte und Apostel zu sein, er- scheinen!] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch sin- dem ich wiederhole, was ich schon damals euch bezeugte, als ich euch in die Städte und Märkte Galiläcks seiidete Niatth.10, 40], wer ausnimmt, so ich jemand senden werde, der nimmt sin dem- selbigen] mich auf; wer aber mich sin ihm] auf- nimmt, der nimmt weiterhin] den aus, der mich 240 gesandt hat» fWie arg dagegen muß die Ver- blendung desjenigen sein, der mit euch gezählet war, und doch sein Bisthum nicht bewahrt hat, und wie schlimm wird fein Loos sein, wenn er nun, statt auch des Seligfeins in dem Waschen der Füße feiner M.itjiinger, davon ich vorhin redete, sich theilhaftig zu machen, vielmehr seinen Meister und HErrn mit Füßen tritt, defsenBrod er gegessen l] Wir haben hier einen Versuch zur Erklärung des 20. Verses gemacht, wobei derselbe nicht als bloßes Bruchstiick einer längeren Rede erscheint, wie er hin und wieder aufgefaßt worden, sondern den voran- gehenden Versen in gutem Zusammenhange sich an- schließt. (Hatte der HErr vorhin gesagt: »der Apostel ist nicht größer, denn der ihn gesandt hat«, so ist es, als ob er jetzt sagen wollte: ,,der Apostel ist so groß als der, der ihn gesandt«). Hinwiederum diesem Verse aber schließt nun auch sich gut an, was wir in Luk. 22, 28—30 lesen, wo offenbar die Elfe in Gegensatz gestellt werden zu dem Einen, der, vom Apostelamt abfallend, zum Verräther ich hergeben will, und es ist ein Echo dieses, zunä st Jesu eigenes Herz be- wegenden Gegensatzess was hernach Petrus in Apostg. 1, 16 ff. fpricht. Treffend ist, was Stier über unsern Vers bemerkt: ,,Allerdings in tiefer Bewegung, affekt- mäßig abgerissen, von einer großen, mehr angedeuteten als ausgesprochenen Anschauung zur andern über- greifend, redet der HErr dennoch in genauemZufammem hange des Gedankens. Den übrigen Apofteln soll weder die jetzige Sünde des Judas, noch die in V. 18 angedeutete ähnliche Erfahrung, welche sie mit ähn- lichen Leuten machen werden, an ihrer blkibenden Ehre und Berufung etwas abbrechen. Jst as nicht der passendste Schluß dieser anzen Rede? Der ganze Apostelkreis erschien dur den Verräther besch1mpft und wie zerbrochen: da bestätigt der HErr den Ge- treuen freundlich ihre Wähl, und zwar sehr schicklich die frühere Verheißung wiederholend, bei der es dennoch bleiben soll. Jhr Uebrigen seid nur getrost, ihr be- haltet eure Ehre als meine nun bald auszusendenden Boten; der Teufel soll weiter keinen von euch haben. Das ist das Eine, was klar vorliegt; im Hintergrunde kommt dazu das Andere: wie ich zwar bei Judas Widerstand, aber doch bei euch und manchen Andern Annahme gefunden, so werdet auch ihr nicht umsonst gesandt sein und wahrlich nicht lauter Verachtung eurer demüthig wirkenden Liebe und Treue finden« Info- fern behält aber die Behauptung von einem bruchstück- artigen Charakter des 20. Verses immerhin etwas Wahres, als derselbe im Verein mit dem oben ange- gebenen Abfchnitt bei Lukas nur den Hauptinhalt der Reden Jesu während des Passamahls bis zu dem Zeitpunkt der Entdeckung des Verräthers wiedergiebt. b.d1.21—30. Jesus und Judas im Augen— liliat der lehten Entscheidung. — Der Geist Jesu und der Geist des Judas; Gott in dem Gr- löser, und der Satan in seinem Verräther; Christus der Träger der himmlischen Liebe, und Judas der Träger des menschlichen Hasses; die rettende Treue aus der einen Seite, und die aistrünnigc Unmut, die sich nicht retten lassen will, auf der andern Seite; Jesus, der verloren geben muß, was er im letzten Augenblick nach gewinnen möchte, und Judas, der die Gnade wegwirfn melkhe er im letzten Augen— bliai noch gewinnen könnte; Jesus, der im Begriff steht, das Saerameni der Versöhnung zu stiften, und Judas, welkher unversöhnt hinmeggehh das ist es, was wir hier zusammen finden. Evangelium Johannis 13, 21—26. 21. Da solches swie am Schluß des vorher- gehenden Abschnittes gemeldet worden, und Weite- res, worauf in Luk. 22, 28—30 hingedeutet ist] Jesus [während des Passamahls, dessen Feier in der zu 4. Mos. 9, 5 beschriebenen Weise bis zum dritten Becher in der Zeit von »6—9 Uhr ge- halten wurde] gesagt hatte [und dann auf einmal in die Worte ausbrach: ,,doch siehe, die Hand meines Verräthers ist mit mir über Tischel« Luk· 22, 21], ward er betrübet sanderwärts schreibt Luther: erschüttert, vgl. Kap. 11, 33] im Geist, und zeugete nnd sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verrathen. 22. Da lvons dem entsetzlichen Wort, das sie' in dieser Bestimmtheit zum ersten Male aus Jesu Munde hörten: ,,Verräther — verrathen«, in tiefster Seele betroffen] sahen sich. die Jünger unter einander« an [nicht um in den Zügen der Andern den, der gemeint sei, zuerkennen, sondern ein jeder wollte daraus lesen, ob etwa jemand ihn für den Gemeinten halte], und ward ihnen bange sum ihrer selbst willen, so daß sie einer nach dem andern den HErrn fragen: ,,bin ich’s?« denn sie befanden sich eben in völliger Ungewißheit], von welchem. er redete [der HErr aber gab auf ihre Frage zunächst noch keinen andern Bescheid als den, der in Matth. 26, 23 f.; Mark. 14, 20 f.; Luk. 22, 22 berichtet wird, und dieser erhielt sie noch ferner in Ungewißheit und Verlegenheit]. Das früher Erzählte können wir noch als den letzten Versuch Jesu betrachten, dem Judas sein Herz umzuwenden. Er hat auch ihm seine Füße gewaschen, und Judas hat es sich gefallen lassen, ohne dabei zusammenzuzuckem er hat mit dem Wort in V. 10 ihm ans Gewissen gegriffen, und dem Judas hat sein Gewissen gesagt, warum der Meister sagen mußte: ,,nicht alle«, aber er hat das mit anhören können, ohne zusammenzuschreckem er hat ihn in V. 18 ff. an die Hoheit seines Apostelberufes erinnert, in dessen Dienste er früher ebenfalls- von den Leuten aufgenommen worden ist als ein Engel Gottes (Gal. 4, 14), und dem gegenübergestellt die Erinnerung an Davids ver- rätherischen Freund Ahitophel, der ein Ende genommen mit Schrecken (2. Sam. 17, 23). Aber Judas hat in seinem Herzen dazu wohl nur gelacht und bei sich ge- dacht: ,,mich bekommst du mit deinen Lockungen doch nicht wieder zurück; ich habe mir bereits einen Lohn gesichert (Matth. 26, 15), der ist mir lieber als dein geistliches Himmelreich, und werde ich mich nicht wieder darum bringen lassen, wie ich fchon um die dreihundert Groschen durch die überschwängliche Geistlichkeit deiner Anhänger gebracht worden bin« (Kap. 12, 4f.). Da ändert sich nun jetzt das Verhältniß: während bisher Jesus noch vor der Thür stand und anklopfte, Judas aber gegen dessen Stimme sein Ohr verftopfte und da- egen den Satan einlud: ,,kon1m du herein in mein Haus«, so steht der der Einladung folgende Satan nun wirklich vor dieser Thür; daß er jedoch zu Judas auch eingehe und in ihn fahre, dazu bedarf es erst so usagen einer Verzichtleistung von Seiten Jesu auf diesen ünger, den der Vater ihm ebenfalls egeben, den er ebenfalls sich erwählet und zu seinem ienst berufen hat, und wir können es uns nun wohl erklären, warum Jesus erschüttert wird im Geist —- es ist der Augenblick· der letzten Entscheidiing herbeigekommen, derjenige, da er aus der bisher blos gewirkten Bestimmtheit, wie Luthardt es bezeichnet, heraustreten und zur wirken- den Macht werden, aus der Passivität der Empfindung in die Activität des Willens übergehen und den Jiinger in die volle Gewalt des Satans dahingehen soll. Hat er vorhin in den Worten des 20. Verses angedeutet, daß in seinen Aposteln er selber und durch ihn der Vater walte und wirke, so ergreift ihn nun das schaurige Gefühl, wer bei Judas jetzt an seine Stelle treten wird; deshalb verbindet auch Johannes unsern Vers ohne Weiteres mit dem Jnhalt des 2l. Verses, ohne auf die weitere Ausführung bei Lukas Rücksicht zu nehmen. Noch ein Allerletztes versucht jetzt der HErr. Mit Absicht hat er bisher nur unbestimmt und andeutungsweise von dem Vorhaben des Judas ge- redet; schon daraus hätte dieser merken können, daß Jesus um seinen Vertrag mit dem Hohenrathe wisse. Aber damit er noch klarer und sicherer erkenne, daß sein HErr wie unsichtbarer Weise bei der Verhandlung in Elliatth 26, 14 ff. gegenwärtig gewesen und alles gehört habe, was für Worte da gewechselt worden sind, spricht derselbe es nun aus: ,,einer unter euch wird mich verrathen« Mußte das nicht in die Seele des Judas dringen wie ein Schwert? war das nicht ein Wiederhall seines eigenen Worts: ,,ich will ihn euch verrathen?« Es ist ja doch sonst so, daß man vor dem, was man gewollt hat, erschrickt, wenn nicht mehr« das eigene Jch es blos ist, das damit um- geht, sondern es fiel) Einem objektivirt, als anschau- und hörbarer Gegenstand vor die Augen sich stellt und in die Ohren erschallt, und hier wurde die-Macht solcher Objektivirung im denkbar höchsten Maße durch den Eindrusck des Entsetzens und Erbebens, den das Wort ,,verrathen« bei den elf Mitjüngern hervorbrachte, verstärkt.· Indessen, des Judas Herz ist schon mit einem Panzer der Hölle gegen alle heilsamen Eindrücke umschlossen; wir thun ihm wohl nilcht zuviel, wenn wir ihm Schuld geben, er habe sich an der Perle· en- heit seiner Mitjünger, in welche das Wort des H rrn sie versetzte, ergötzt und aixihrer von Mund zu Mund gehenden Frage? »HErr’, bin ich’s?« geweidet, er habe in seinen Gedanken sich über sie als über fromme, schwache und kindisch-feige Seelen erhaben gedünkt — zu einem solchen Unternehmen, wie er sich’s vorgesetzt habe, gehöre freilich ein starker Sinn und ein tapferer Muth, wie von den Elfen keiner ihn auszuweifen habe, so redete er sich selber ein. Wenn nach Slliatth 26, 25 auch aus seinem Munde die Frage kam: ,,Bin ich’s, Rabbi?« so gefchah dies schwerlich gleichzeitig mit der Frage der andern Jünger: ,,HErr, bin ich’s?« diese frugen, schwieg er noch; er stellte seine— Betrach- tungen an, wollte auch nicht selber seine Entdeckung herbeiführen, sondern das Stück sich weiter abspielen lassen; vielleicht auch meinete er, der HErr wisse eben nicht mehr, als daß Einer von den Zwölfen ihn ver- rathen werde, wer es aber sei, sei ihm selber noch verborgen, nnd das ganze Gespräch habe weiter keinen Zweck, als daß der Betreffende sich jetzt selber ver- rathen solle. Die Uebrigen haben sein Schweigen nicht beachtet: sie waren ein jeder zu arglos gegen alle Andern und zu sehr auf das eigene Jch gerichtet und auf den HErrn, als daß sie hätten nachrechnen sollen, ob zu der so oft gethanen Frage nicht noch Ein Mund fehle, der sie nicht gethan. Aber dem HErrn selber ist es keinenfalls entgangen, daß Judas jetzt noch sich gehütet hat, die Frage ebenfalls auszusprechen; er wird aber, wie er voraussieht, schon noch Gelegenheit finden, sich speziell an ihn allein zu wenden, und gerade der DäcbfcPs Bibelweet Vl. Band. Jesus-und imgAugenblick der letzten Entscheidung , Als . 241 Umstand, daß derselbe si·ch von dem Fragen ausge- schlossen hat, giebt ihm hernach ein Recht, denselben mit Darreichung des Bissens aus allen Andern heraus- zugreifen. Den fragenden übrigen Jüngern aber ant- wortet Jesus in einer Weise, dadurch er sie noch eine Weile bei ihrem egenwärtigen Herzensstande, darnach ein jeder nur aufqsich selber siehet, daß er nicht auch versuchet werde (Gal. s, 1), festhält, während er dein, um welchen es sich handelt, zu verstehen giebt, daß er nur vollbringt, was in Gottes Rathe längst versehen ist, darum aber für sein Thun keine Entschuldigung hat, sondern nur ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereisers,-der die Widerwärtigen verzehren ·wird (Mark. 14, 21 Anm.). 23. Es war aber sum dies zum Verständ- niß des folgenden Vorgangs vorab zu bemerken] einer unter seinen Jüngern, der zu Tische· saß [lag] an der Brust Jesu [vgl. die erläuternden Bemerk zu Amos is, 4 u. Matth. 26, TO; dies war derjenige Jünger], welchen Jesus lieb hatte* snämlich Johannes Kap. II, 26; 20, 2; 21, 7. 20; Niattlx 10, 4 Anm. Nr. 4]. 24. Dem winkele Petrus svon seinem ent- fernteren Platze aus, welcher ihm selber ein stilles Verhandeln mit Iesu unmöglich machte], daß er sorschen sollte, wer es wäre, von dem er sagete sdenn Petrus nach seiner Neigung, überall that- kräftig einzuschreiten, wo es ihm nöthig schien, meinte wohl auch hier etwas zur Abwendung des Verraths thun zu müssen] 25. srichtigert Derselbige aber, Johannes, dem Winke des Petrus Folge gebend, legte sich auf die Brust Jesu, -1nit seinem Haupt sich rück- wärts weiter nach oben streckend, um dem Ohr des HErrn näher zu konimen und ihn( etwas zuflüstern zu können], und sprach snun leise] zu ihm: HErr, wer ists svon dem du redest]? 26. Jesus lauf die Frage eingehend, um jetzt die übrigen-Jung« zu beruhigen, den Judas aber zur eudgiltigen Entscheidung zu treiben s] ant- lvortete lebenfalls leise]: Der ists, dem ich sjetzt gleich, wenn du dich wieder in deine vorige Lage wirst zurückbegeben haben] den Bissen sBrod oder Theil von einem Osterkuchety den ich in die Hand nehme, in die Brühe] eintauche [Spr. 19, 24 Anm.] und gebe sdaß er ihn genieße] Und er snach dem angegebenen Zeichen auch alsbald ver- fahrend] tauchte den Bissen ein und gab ihn Juba Simvnis Jfcharioth lwelcher nach seinem lauernden Wesen schon etwas davon gemerkt hatte, was diese Darreichung des Bissens von Seiten Jefu bedeuten solle, und daher mit der trotzigen Frage heraus-fuhr: ,,bin ich’s, Rabbi?« Es wurde ihm die Antwort zu Theil: »du sagst es« Matth. 26, 25; er aber in seiner Bosheit und Frechheit war entschlossen genug, den Bissen gleichwohl zu nehmen und damit seinen Vorsatz zu besiegeln]. 16 Denn derselbige lag] an der Brust Jesu 242 Evangelium Johannis 13, 27— 31. 27. Und nach dem Bissen [mit dessen An- nahme er auch die letzte Faser seines Zusammen- hangs mit dem HErrn zerriß, so daß dieser ihn nun dahingehen mußte in die volle Macht der FiUsterUißJ fuhr der Satan in ihn [nach dem Grundtext genauer: da, in diesem unheilvollen Augenblick, wo der Hüte: an der Herzensthür des Judas nun seinen Platz hatte räumen müssen, fuhr der Satan in ihn]. Da sptach Jesus zu,ihm sum möglichst schnell auch äußerlich denjenigen los zu werden, den er innerlich an den Fürsten der Hölle hatte abtreten müssen, und zugleich alles so vorzubereiten, daß die Ausführung der That auf die rechte Stunde träfe]: Was du thust szu thun vorhast], das thue bald« [verschiebe es nicht ans spätere Zeit, sondern eile damit]. 28. Dasselbige aber sdies »was du thust, das thue bald-«] wußte niemand über dem Tische [von denen, die mit Jesu zu Tische lagen, von den Elfen, auch Johannes nicht], wozu er’s ihm sagte szu welchem Werke der HErr damit den Judas entließ]. « 29. Etliche sdie sich die Sache zu erklären versuchten, während anderesie wohl auf sich be- ruhen ließen] meinem, dieweil Judas den Beutel hatte sund die Einnahmen und Ausgaben besorgte Kap. 12, 6], Jesus språche zu ihm [trüge mit jenem Worte ihm aus]: Kaufe, was uns noth ist ans das Fest; oder sverlangte von ihm], daß er den Armen szu ihrer Unterstützung in ihrem Fest- bedarf Apostg. 21, 23 ff.] etwas gäbe sund so beruhigten auch sie sich über den Vorgang]. 30. Da er nun den Bissen genommen sund der Satan, wie vorhin gesagt, ihn jetzt ganz in Befitz bekommen] hatte, ging er [dem Befehle Christi mit eigener Bereitwilligkeit nachkommend] so bald hinaus sausdem Saal und hin zu den Hohenpriesterm denen er sich verkauft hatte Matth. 26, 30 Anm.]. Und es war NachtM sals das geschah, mit Ablauf der neunten Abendstunde bereits die zweite Nachtwache Mark. 13, 37 Anm. herbeigekommen]. V) Warum Johannes, wenn er in seineniiEvangelio auf seine eigene Person zu sprechen kommt, sich nie- iuals bei Namen nennt (vgl. Kap. 1, 35 ff. , da doch z. B. Matthäus sich unbedenklich nennt ( atth. O, 9), hat offenbar in dem verschiedenen Charakter der beideii Evanåelieii seinen Grund. Jn dem Grade, als das erste vangelium objektiv gehalten 1stund der Evangelist außer der nach einem gewissen Grundgedanken ge- trosfeiienAuswahl und Znsammenstellung des historischen Stoffs, den er in seiner objektiven Form möglichst beläßt, sich darauf beschränkt, je an einzelnen Stellen, am liebsten am Schlusse der einzelnen Abschnitte, in der Geschichte Jesu die Erfiillung alttestamentlicher Wcissagiiiig in Geschichte und Wort auszuzeigeiy konnte er auch sich ohne alles Bedenken nennen; denn seine Person verschwindet vollständig iii dem Objekt, das er, wie es sich ihm bot, wie es sich überhaupt sichtlich darstellte, wiedergiebt «Anders ist es beim vierten Evangelisten: in einer Menge erklärender Bemerkungen, Vor- und Rückweise, Zlieslexionen u. dgl. tritt seine Subjektivität heraus; auch ist er sich viel bewußter und ist es viel deutlicher auf der Hand liegend, daß seine Schrift aus einem unendlichen Stoff eine nach einer besonderen Absicht getroffene Auswahl ist, welche des äußerlich Geschichtlicheti im Grunde, mit den Synoptikern verglichen, sehr wenig enthält. Und was jene Absicht betrifft, so beketnnt er selbst und giebt auch sonst deutlich zu verstehen, »daß es nicht das in die Auäen Fallende an Jesu sei, was er habe darstellen wo en, sondern vielmehr das nur dem Glauben Er- kennbare, der sikh an Jesu Person hingab und ihrem Eindruck, den sie machen wollte, nicht widerstand — kurz, was er im Glauben an den Gottessohn in Jesu geschaut (Kap. 1,14). Was er nun so berichtet, ist zu» eEingr skinhseit zrcissammelngearbheitet von Anfang bis zu n e, ie ein vangeium i m in ganz andrer Weise als’sein Werk erscheinen und emp "nden la en mu te, als dies etwa bei Matthäus der Ftalll sein ksdnnte ßJu dem Grade nun, als seim Evangelium in seinem eigenen Bewußtsein subjektiven Charakter an sich trug, mußte er seinen eigenen Namen möglichst zurücktreten zu lassen sich innerlich bestimmt fühlen. Dann aber erhält die Umschreibung die er dafür gebraucht, auch einen andern Charakter: sie. will nicht auszeichnem sondern sie ist der Ausdruck der seligsten Erinnerung. (Luthardt.) Liebte denn Jesus die andern Jünger nicht? Johannes hat selbst in V. 1 gesagt: ,,wie er hatte geliebet die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis an’s Ende«. Die Lösung liegt in dem Worte: ,,er lag an der Brust Jesu«; denn was be- deutet der Schooß, die Brust anders als das Ver- borgene, Vertrauli e? (Luk. 16, 23.) Es war also Jesu persönlich näch ter Jünger, dem er alle seine Ge- heimnisfe anvertraute (v. Gerlach.) Er gleicht nie- mand mehr als der Maria, die zu Jesu Füßen saß, (Besser.) Wenn Plutarch die zwei FreundeAlexanders d. Gr. dahin unterscheidet, der eine (Craterus) sei sein Freund als des Königs npizafiocaitssigx der andere (Hephästion) s ein Freund als Alexanders (aprzazågasgöpag) gewesen, so kann man sagen: Petrus war Christus- Freund (ipiläxpiaroe)- Johannes aber Jesus-Freund (cpilo«7aaüg); er stand in einer gewissen natürlichen Sympathie, Aehnlichkeit der ganzen Empfindungsweise mit Jesu. (Heubner.) H) Jesus durfte dem in V. 19 angegebenen Zwecke genzäßmjichä beib dem ,,einer unter euch-wird mich ver- rat en te en leiben, er mu te au no vor de Verrathe den Verräther von Pßerson ckliezeickneir Da? Jesus nun mit Judas so speziell verhandeln kann, setzt voraus, daß dieser. in seiner Nähe zu Tische lag« wahrscheinlich eröffnete Petrus an der einen Seite diZ Reihe und Judas nahm die letzte Stelle derselben ein, so daß er an der andern Seite der Nächste an Jesus war, obgleich der Sache nach der Fernste. Warum aber· wählte Jesus diese« eigenthümliche Form der Sgkzåiclzäieittjgäiåsidssgnbhar bringgerstdclilmit dassäxder mein « « . ier nr ar e un . a an en hin stellte sich, was er at? Judas thahgals Eikijveiskng hausväterlicher Freundlichkeit dar; die übrigen Jünger meinten ohne Zweifel, bemerkt Bengel, daß Judas vor andern glücklich sei. Es war das auch kein leerer Schein; obgleich der Akt anklagende Bedeutung hatte, so war er doch z1igleich eine Erklärung, daß Jesus deii Judas iioch nicht aufgegeben hatte, daß er noch immer bereit war, ihn in die Genieinschaft seiner Liebe aufzunehmen, er follte nnd mußte des Judas Herz TIERE, wenn dieser noch irgend besserer Empfindungen fAhsg war. Nun giebt ihm, anknüpfend daran, daß sich Jesus schon früher auf die Psalmstelle be- zogen, sein Gewissen die Deutung, daß er ver- mittels dieses Bissens als Verräther bezeichnet werden solle; um aber ganz gewiß Yi gehen, fragt er noch: ,,bin ich’s, Rabbi?« worauf Jesus ihm ant- wortet: »du sagest es«. Nach dem Bissen aber, da, so schreibt Johannes, um den schrecklichen Moment hervorzuheben, fuhr der Satan in ihn: warum, so fragen wir, erfolgte die letzteEntscheidung gerade mit dem Bissen? Die Grundlage dieses Eingehens des Satans in den Verräther bildet offenbar bei letzterein die abfoluteGewißheit, daß er entdeckt sei. Jm Jn- teresfe seiner Leidenschaft hatte er die leuchteiiden Be- weise für die Gottheit Jesu, welche dieser früher ge- geben, unterdrückt «— anders ist der Verrath nicht denkbar; wer Gottes Sohn verrathen will, muß sich vorher überreden, daß er nicht Gottes Sohn ist. Diese Gottheit nun leuchtete ihm plötzlich in dem Beweise der Theilnahme Jesu an der Prärogative des Prüfers der Herzen und Nieren klar entgegen· Nicht ver- inuthend, mit absoluter Gewißheit spricht Jesus erst: ,,Wahrlich, ivahrlich ich sage euch, einer unter euch wird inich verrathen«; der Strahl der Gottheit berührt ihn aber noch näher, durch Zeichen und Wort spricht Jesus zu ihm: »du bist’s, der mein Brod isset und tritt mich mit Füßen« Da hätte er in sich schlagen sollen, wie einst Achan in Jos. 7., um so mehr, da Jesus ihn ziigleich lockte, ihm durch das Zeichen er- klärte, daß er noch immer nicht aus der Zahl der Seinen gestrichen, daß es noch Zeit zur Umkehr sei; aber er w ollte nicht, nnd die gewaltsame Anstrengung» die er machte, sich gegen· die himmlischen Mächte zu verschließen, mußte zugleich den höllischeii die Thore öffnen, ja er mußte die Kraft zu dieser Anstrengung selbst aus der Verbindung mit diesen Mächten schöpfen — wie es von David heißt (1. Sam. 30, 6), er stärkte sich in Gott, so stärkte Judas sich in dem Satan. (Hengstenberg.) Man fragt, wie esdenn möglich sei, daß ein Jünger des HErrn zu einer solchen Höhe der Ruchlosigkeit gelangen konnte; aber diese Verwunderung verschlvindet, wenn man erkennt, wie diese fast unbe- greifliche That nur die letzte Stufe einer Lebensent- wickelung ist, welche von einer Tiefe u der andern fort- schreitet, bis sie endlich an den hier beszchriebenen Moment an elangt ist. Die heilige Schrift wirft ihr Licht aiif diesen Weg (Jak. l, 14 f.); in diesem Licht erkennt man die Stufen, auf welchen der Niensch zum Abgrund steigt —— es ind ihrer drei: 1) die böse Lust iin Herzen, 2) die ünde wider das Gewissen, Z) das Gericht der Verstockuiig. (Thomasiiis.) Da der Entschlnß des Judas nun unabänderlich feststand, so trieb Jesus selber ihn an, die That jetzt vorzu- nehmen, welche durch Gottes Dazwischenkunft das Heil der Welt bewirkte. Es versteht sich, daß Jesus nur vermöge seines prophetischen Schauens so sprechen konnte; zu dem Volke Jsrael im Ganzen, aus welchem doch noch viele Einzelne erettet werden sollten, das aber, als Ganzes, den entscheidenden Schritt ziini Ver- derben schon gethan hatte, sprach er ebenso in Matth. 23, 32 f. (v. GerlachJ Es war schon spät und Jefiis bedurfte die ganze ihm noch übrige Zeit, um sein Werk an den Seinigen zu vollenden: dazu gehörte jetzt Judas in keinerlei Weise mehr, darum schied er ihn aus, giebt ihm aber mit seinem Wort noch zu fühlen, daß er ebenso wie sein neuer Meister, deni er sich zu eigen gegeben, nichts als ein Werkzeug in Gottes Hand ist. (Go et.) Der HErr erreicht durch seinen Befehl an Judas, welches der letzte ist, den er aus Jesu Munde empfangen, und bei dessen Befolgung er sich noch einmal als Diener seines früheren Meisters beweisen Jesus deiigJudasg der,MachtødesHeriiißguiid scheidet ihn aus deni Jüiigerkreise aus. 243 muß, daß der Wille seiner Feinde, welche seine Ge- sangenne mung erst nach dem Feste beschlossen haben (Matth. »Es, 5), vereitelt und sein eigener Wille, am Feste der Erlösung Jsraels zu sterben, erfüllt werde. (Baumgarten.) Ein alter Kirchenlehrer sagt, das Wort: »was du thust, das thue bald«, gelte vielmehr dem Teufel in Juda, als diesem selber; in Betreff des letzteren ist es wie ein Vorspiel jenes Wortes am xüngsten Tage: »gehet hin von mir, ihr Verfluchten, m· das einige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln«. (Besser.) IN) Die Jünger, aiich wenn sie verstanden, daß nach des HErrn weissagendem Wort Judas ihn ver- rathen werde, können doch nicht denken, daß er ihm ausdrücklich befehle, solches zu thun, daß er ihm be- fehle, »es schon in dieser Nacht zu thun; sie ahnen nicht die Nahe der That, sondern rathen in ihrer Verlegen- heit auf einen Einkauf oder auf Almosen für das Fest, für die Opfer nämlich des l5. Nisan, die schon am Morgen zu bringen waren (Jesus in der Voranssicht feines Leidens und Sterbens hatte für das übrige Fest bisher noch keine Vorsorge getroffen, was den Jüngern schon aufgefallen sein mochte) und wofür man auch am festlichen Abend etwas kaufen durfte, so gut als der fromme Rathsherr am Tage darauf die Leinwand kaufte — so nämlich, daß man das Handeln» vermied und das Zahlen bis nach dem Feste verfchob. Das durfte man am Festtag noch eher als am Samstag thun; denn die hohen Feste werden von den Juden nicht so streng, als jeder Wochensabbath gehalten (keiner von den Jüngern konnte auf den Gedanken kommen, das Wort Jesu an Judas beziehe sich auf einen Ein- kauf, wenn das Mahl, von dem hier erzählt wird, einen Tag vor dem Passamahl stattfand, wie nicht wenige A1isleger behaupten wollen; denn dann stand noch der ganze folgende Tag zur Verfügung, und wäre eine Benutzung der Nacht dazu etwas ganz A sonderliches gewesen). Aber sreilich, Judas denkt nicht an solches: er hat einen andern Handel geschlossen und geht ergrimmt iii die Nacht hinaus. Draußen ist es finster, und auch in seiner Seele; und bald wird auch die Macht der Finsternis; scheinbar die Oberhand ge- winnen. (Riggenbach.) c. v. 31—38. Auf einen Bericht iiber die Ein— sehung des heil. Jlbendinahlg liiinn St. Johannes uiii so iiiehr verzichten, als diejenigen Genieindkm iin die er zunächst inll seinem Evaugelio sikh wendet, die des Apostel Paulus sind nnd diese schon ans dessen Munde einen so genauen und zuverläsfigeii Berlihl empfangen haben (1. Tor. 1l, 23 ff.); iooljl aber lioniint es ihin auf die der Jlbendiiiahlgsliftung uniiiittelliar iiorliergeliendcn (v. 31 u. 32) und un— mittelbar auf sie folgenden Worte des hGrrn (v. 33——35) an, welche die beiden ersten Evangelist-m iibergcingen haben, und da hat er denn zugleich von einer an die letzteren Worte sieh anschlicßcnden Verhandlung init Petrus; zu berichten (v. 36——3ll), welrhe ebenfalls bei jenin beiden Eoangeliflen fehlt und nlihl zu verwechseln lIt mit einer späteren ähnlichen Verhandlung, auf welche dieselben mit ihrer Erzählung siih beschränkt haben. 31. Da er aber [Judas] hinausgegangen war, spricht Jesus sfür den jetzt die Leidensftraße ihren Anfang nahm, der aber sogleich hinausblickte auf das Ziel, welchein er auf dieser Straße entgegen- geführt werden sollte Hebr. b, 8 f.; Phil. 2, 8ff.fj: Nun sda es schon so gut ist, als hätte ich mein Hist« 244 Evangelium Johannis 13, 32——35. Heilswerk auch mit Leiden und Sterben vollbracht Kap. 19, 30., nachdem ich es zuvor schon mit Thun und Wirken erfiillt habe Kap. 12, 28; 17, 4] ist des Menschen Sohnvcrkläret serscheint vor aller Welt als derjenige, der in herrlicher Weise die ihm gestellte Aufgabe der Erlösung des mensch- lichen Geschlechts gelöst hat], und Gott [der den. Erlösungsrathschluß gefaßt und den Erlösuugsweg genau vorgezeichtiet hat] ist verkläret in ihm sin des Menschen Sohne, der so vollständig auf jenen Rathschluß eingeht, so gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz diesen Weg betritt und damit Gottes Willen in herrlichster Weise in Voll- zug setzt, daß er künftig in aller Welt gepriesen werden wird]. 32. Jst [nun aber] Gott verkläret in ihm swas von jetzt ab binnen des kurzen Zeitraums von achtzehn Stunden zur vollendeten Thatsache werden wird Iuattkx 27, 46—50; Luk. 23, 47 f.], so wird ihn auch [seinerseits, zum Lohne für solchen treuen Gehorsam] Gott verklären in ihm selbst sdaß er ihn zu sich und seinem Stuhl entrückt Ofsenb 12, 5 und der ewigen göttlichen Herrlich- keit theilhastig macht Kap. 17, 5], und wird ihn bald« [alsbald von jener Verklärnng an, da des Nienschen Sohn ihn verkläret hat] verklären. Es ist dieser.Ausruf Christi ein Ausdruck der Be- friedigung über die nun eingetretene Wendung; jetzt ist alles entschieden: Judas geht hin, um den Vollzug des Verraths einznleiten, und in rascher Entwickelung wird dann verlaufen, was sich seit lange vorbereitet hat und längst beschlossen ist in Gottes Rathe. (v. Burger.) Jn dem Augenblicke, da der Verräther geht, um sich zu dem Werke des Verraths zu rüsten, weiß sich der HErr eingetreten in sein Leiden; aber er kann sich dasselbe vorstellen als einen kleinen Augenblick, als die kurze Brücke zur Verklärung, die tiefste Noth hat er als einen schnellen Schritt zum Sieg betrachten können. Wenn man etwas Schweres vor sich stehen hat, so ist das Schwerste davon das, wenn das Herz sich sträubt und spricht: »das soll nicht sein; kann ich ihm nicht entrinnen P« Wenn man sagt: ,,nun, es soll jetzt sein!« so ist nur noch ein Schritt hinüber zur Freude, die du vielleicht jetzt noch nicht kennst, aber du darfst Gottes Liebe vertrauen, daß er sie dir geben wird. Wenn nur einmal-das Herz hinuntergebeugt ist, ist das Schwerste überwunden; sobald man sich in Gott faßt und denkt, es ist so meines Vaters Wille, daß ich diesen Weg gehe, da giebt’s wohl noch Thränen, aber das Kind kann sich halten an seines Vaters Hand. (Geß.) Bei jener Verklärung auf dem BerY (Matth. 17, 1 sf.) sprach Jesus vom Leiden; seit dem eginn des Leidens spricht er von der Verklärung, und zwar ist es Eine Verklärung zusammen, die er in beiden Versen namhaft macht, das Zweite folgt unmittelbar aus dem Ersten, doch bleibt in der Zw1esachheit die jetzige Verklärung Anfang und Grund der als Vollendung folgenden. Jn nichts Anderem, als in dem jetzt als geschehend und geschehen vor JesuBlick stehenden Kreuzestod wird zu allernächst des Menschen Sohn verkläret: in dieser Erniedrigung wird er erhöhet, in diesem Dunkel der Schmach strahlt seine Ehre; von Golgatha her strömen die Anziehungskräfte für die dem Satan zu entreißende Menschenwelt. Unmittelbar darauf aber, plötzlich die Welt und auch die Jünger überraschend, erfolgt die Auferweckung und Verherrlichung; sie ist die, der Verklärung Gottes in des Menschen Sohne nothwendig entsprechende Vergeltung, welche der fiir die Seinen sich heiligende Sohn in Kap. 17, 5 vom Vater heischt und empfängt. (Stier·) Jn ihm ist Gott verklärt; denn nirgends ist Gott herrlicher offen- bar geworden in Ernst und Liebe, als in dem in den Tod dahingegebenen Menschensohn. Jn ihm selbst wird Gott ihn verklären, indem er ihn aufnimmtin seine eigene Lebensherrlichkeit und also die Getneinschaft mit ihm vollendetx denn obwohl sie beide bisher bereits so in einander waren, daßJesus sagen konnte (Kap. 10, 38): »der Vater ist m mir und ich in ihtn«, so hatte dies Verhältnis; doch seine Beschränkung -an dem Fleisch als Der bisherigen Lebens,gestaltJesu, erst indem diese, weil gerichtet, auch überwunden und so geisti wird, ist des Menschen Sohn ganz in Gott, vgl. . ebr. 10, 20. (Luthardt.) Da sich eng an das Hinaus ehen des Judas. »anschließen, so wird man sich die bendmahlseinsetzung um so mehr als hierher, nach V. 32 fallend zu denken haben, als gerade hier eine Fuge ist; V. 33 ist durch nühts mit V. 31 f. verbunden, mit der Anrede: ,,liebe Kind- kein« beginnt vielmehr eine neue Gedankenreihe.(Ebrard.) Die Herrlichkeit seiner göttlichen Natur war nun, wie der HErr soeben ausgesprochen hat, seiner Menschheit erstritten und erworben, durch seinen Gehorsam bis zum Tode; des Menschen Sohn war vollendet und trat den Weg an in seine Herrlichkeit Was eraber sich erstritten, und erworben hat, das hat er un s erstritten und erworben; denn für uns ist er Mensch geworden, daß wir Mit- erben sein sollten seiner Herrlichkeit Indem er also spricht: ,,nun ist des Menschen Sohn verklärt«,z ver- langt ihn herzlich, den Seinen, die er liebte, und wie ihnen, so seiner ganzen Gemeinde bis an’s Ende der Tage, zuzueignen und zu versiegeln den ihnen er- worbenen Schatz, nämlich Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Und wie versichert er sie nun solchen Schatzes Es ist ihm nicht genug, den Jüngern zu sagen: »weil ich eure Sünden aus mich genommen und eure Schuld bezahlt habe durch Gehorsam und Leiden, darum habt ihr, so ihr’s glaubet, Vergebung eurer Sünden; weil ich an mir die menschliche Natur zu Ehren gebracht und zur göttlichen Herrlichkeit ge- führt habe, darum werdet auch ihr, die« ihr laubet an mich, theilhaftig der göttlichen Natur, Nitgenossen meiner Herrlichkeit« Solches zu sagen ist ihm nicht genug, auch hätten’s die Jiinger nicht fassen können; darum handelt er mit ihnen, er giebt ihnen thatsäch- lich das ewige Leben, verleibt sie ein seiner Herrlich- keit, indem er sich selbst ihnen giebt in dem nun sol- ggnden Sacrament seines Leibes und Blutes. (Besser.) - as der HErr unzählige Male gesagt und bethätigt hatte, daß er «n1chts sur sich behalten, sondern alles den Seinen mittheilen wolle, dem setzt er in dem Ge- heimniß, welches wir das heilige Abendmahl nennen, das Siegel auf; in diesem seinem Vermächtniß, welches er den neuen Bu11d in seinem Blute nennt, zeigt er eine Macht und Tiefe der Liebe, welche alles Verstehen und Denken übersteigt. Wo wir sonst die höchste Kraft der Liebe walten sehen, wo alles in den Dienst der Liebe gestellt und hingegeben wird, finden wir doch immer eine Schranke — Fleisch und Blut kann Organ der Liebe werden, kann sich auch im Dienste der Liebe verzehren und ausopfern, aber Fleisch und Blut selber kann nicht mitgetheilh es kann nicht selbst Gabe der Liebe toerdenz Hier ist diese Schranke aufgehoben; Jesus giebt sein Fleisch und Blut zum Genussa Sein Fleisch V. 81 u. 32· Die der Einsetzung des Abendmahl-Z unmittelbar vorangehenden: Lin-nd- zunächstfijlgeiiden ist wohl vom Fleische geboren, aber durch den Geist gezeugetz sein Blut ist der Strom eines Lebens, das von Oben stammt und nach Oben geht. (Baumgarten.) Die Stiftung des Abendmahl-s übergeht Johannes: nach der Speisung der Fünftausend (Kap. 6) hatte er die Rede gebracht, die ein Jahr vor der Stiftung des Abendmahls gleichsalls in derPassazeit dieselben Grund- gedanken entwickelte, beim letzten Mahl schweigt er davon; redet er aber auch nicht von dem Bundeszeichen der Genieinschaft mit Christo, so schildert er um so herrlicher das Wesen dieser Gemeinschaft in jenen Reden Jesu, die so wunderherrlich als nnvergleichliches Kleinod leuchten und zuletzt mit dem Gebete schließen, darin von jeher die Christenheit ihren Hohenpriester erkannte. (Riggenbach.) Wie Johannes von der Ein- setzung der heil. Taufe nichts erwähnt, wohl aber von dem innerlicheii Vorgange der Wiedergeburt, dessen Sacrament sie ist (Kap. 3), so auch mchts von der Einfetzung des heil. Abendmahls, des Sacraments der fortdauernden innigen Gemeinschaft mit dem Heilande, wohl aber von dieser unsichtbaren und doch wahr- haftigen Vereinigung Jesu mit seinen Jüngern und der Jünger unter einander in ihm selber. (v. Gerlach.) 33. Liebe Kindlein« sso fuhr Jesus hierauf fort, nachdem er sein Abendmahl gestiftet],« ich bin snurs noch eine kleine Weile [von etwa drei Stunden] bei euch. Ihr werdet mich swenn ich nun werde hinweggegangen sein, mit dem schmerz- lichen Gefühl einer großen Entbehrung] suchen; und wie ich svor einem halben Jahr, am Feste der Laubhütten] zu den Juden sagte sals ich denen auch mein baldiges Hinweggehen und ihr meiner bediirftiges Suchen zu bedenken gab Kap. 7, 33 f.; s, 21], wo ich hingebe, da könnt ihr nicht hin- kommen [so sage ich’s nun auch euch, wenn- gleich ich, anders als den Juden, euch die Aus- sicht eröffnen kann, daß ihr künftig hinkommen sollt Kap. 14, Z; 17, 24].- 34. Und ich sages euch nun [diese Worte ge- hören zum Schluß des vorigen Verses und sind hier wegzulassen]: Ein neu Gebot gebe ich euch sentsprechend dem neuen Bunde, den ich durch mein Blut zwischen euch und Gott aufgerichtet und durch das Sacrament meines Leibes und Blutes besiegelt habe, und zwar ist es dies], daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe sdenn eben für den Zweck habe ich an meinem Exempel der Welt gezeigt, was lieben heißt], ans das; auch ihr [die ihr durch den Glauben mir angehört, in dieser neuen, noch nie dage- wesenen Weise] einander lieb habet. 35. Dabei wird sdann auch, weil ja sonst nirgend als in der Genossenschaft meiner Gläu- bigen die rechte, volle Liebe zu finden ist] jeder- mann erkennen, daß ihr nieine Jitnger seid, so ihr Liebe untereinander« habt [und als meine Jiinger in der Welt euch zu er- kennen zu geben, das ist nun eure Aufgabe für die Zeit, wo ihr noch nicht sein könnet, da ich bin, bis ihr auch dahin konnnet]. V) ,,Kindlein« ist eine noch nicht dagewesene Anrede in dem Munde Jesu, ein Zeugnisz der überquellenden Liebe, welche sein Herz je t bei dem nahenden Ab- schied gegen sie bewegt; in up. 2·1, 5 kehrt sie wieder, Johannes in seinem ersten Brief (2, l. 12. is; Z, 7. 18) braucht sie häufig. (v.· Burgen) Er hatte ihnen wohl sonst schon gesagt:»,,Kit·ider« (Mark.-10, 24); aber dies zärtliche Wort ist ihm xetzt noch nicht innig genug — ,,Kindlein« sagt er nun. Es ist ihm gegangen, wie es einem Vater oder einer Mutter beim Abschied geht, sei es nun vor einer langen Abwesenheit, oder beim Scheiden von dieser Welt: das Herzschließt sich auf in innigster Liebe, wenn es an’s Scheiden geht; der HErr Jesus ist ganz Mensch gewesen. (Geß.) Das geheimniß- volle Mahl des neuen Bundes hat einen neuen Grund der Gemeinschaft zwischen Jesu und den Jüngern ge- legt: auf dieser Grundlage ruht der letzte vertrauens- volle Verkehr, den er vor der schließlichen Trennung mit den Seinen hat. Zum ersten Mal redet er sie mit dem zärtlichen Namen: ,,Kindlein« an; wenn er nun sagt: ,,noch eine kleine Weile bin ich bei euch«, so sehen wir, wie kostbar ihm die egenwärtigen Augen- blicke sind. Nur eine dünne cheidewand flüchtiger Augenblicke trennt ihn von dem Zeitpunkt, in welchem er den Feinden überantwortet werden- soll: ehe der Hahn den nächsten Tag -mit seinem Wächterrufe ein- weihet, hat sich fchon die ganze Gestalt der Welt ver- ändert. (Baumgarten.) o, wie sie im Sacramente ihn empfangen, blieb er bei den Seinen alle Ta· e bis an der Welt Ende; aber so, wie ihre irdischen ugen ihn sahen, blieb er nur noch eine kleine Weile, und diese kleine Weile wollte seine Liebe auskaufen, um sie und alle, die durch ihr Wort an ihn glauben würden, in den Frieden des sacramentlich versiegelten Verniiichv nisses seines ewigen Bleibens in den Seinen einzu- führen. (Besser.) Das Wort: ,,ihr werdet mich suchen« und ebenso die Parallelisirung mit dem, was Jesus zu denJuden gesprochen, toeist darauf hin, daß auch für die Jünger und für die wahrhaftigen Glieder der Kirche das Aufhören der leibhaftigen GegenwarPJesu traurig und schwer zu tragen ist. - Christus ist den Juden unzugänglicky so ist er es gewissermaßen auch seinen Jüngern, bis der Einzelne zu ihm aufgenommen wird in die himmlische Herrlichkeit und bis er endlich in sichtbarer Gestalt wiederkommt (Apostg. I, 11). Allerdings läßt Jesus die Seinen nicht Waisen sein; er kommt zu ihnen durch seinen Tröster, er ist bei ihnen alle Tage, wo zwei oder drei versammelt sind in feinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. Aber das kann doch für eine leibhaftige Gegenwart keinen vollen Ersatz gewähren; das kann nicht hindern, daß Christus als ein solcher erscheint, der weggezogen (Matth. 25,»14), daß sie in der Zwischenzeit bis zu seiner Wiederkunft be ehren einen der Tage des Wien- fchensohns zu sehen (Tuk. 17, 22), das; während dieser ganzen Zeit die Weh1nuth die legitime Grundstimniung der Christen ist. Es ist ihnen aber heilsam, daß es also ist; der ringende Glaube wird dadurch mächtig hervor- gerufen (Kap. 20, W) und damit die beste Vorbereitung auf das dereinstige S auen gegeben. Uebrigens ist das ,,noch eine kleine eile« auf die kurze Frist bis Irr Gefangennehmung zu beziehen; der Verkehr des iiferstandenen mit seinen Jüngern war schon von dem früheren wesentlich verschieden, leitete fchon herüber zu der ganz dem Gebiete desGeistes angehörenden Weise des Verkehrs nach der Hnnnielfahrt (Hengsteii- berg.) —- ") Wenn die Abendmahlsstiftung von einem neuen Bunde redet, so steht ohne Zweifel das neue Gebot hiermit in genauesten: Zusammenhang; zu einem Bunde gehört ja eine entsprechendeGesetzgebiing. 246 (Stier.) Nun war zwar aiich der alte Bund in Got- tes Liebe zu seinem auserwählten Volke begründet (5. Mos. 33, 2 f.), eine solche Liebe Gottes zu den Menschen aber, wie sie im neuen Testamente offenbar geworden, hatte die Welt noch nicht gesehen (Kap. Z, 14 sf.); darum muß nun aber auch die Liebe der Menschen unter einander, wie sie in der Gemeinde Christi offenbar wird, eine solche sein, wie sie in der Welt sich sonst nirgend findet. Bei dem neuen Gebot handelt es fiel) also um die christlicheLiebe, die eine andere nach Grund, Vorbild, Wesen, Grad u. s. w. ist als die, welche bisher in der Welt gewesen. (Luthardt.) Wohl war aiich im alten Bunde schon geboten: ,,liebe deinen Nächsten«, an Stelle des ,,wie dich selbst« tritt nun aber: ,,wie ich euch geliebet habe«; dort ist die Selbstliebe der Maßstab und das Motiv, hier die sich selbst hingebende Liebe Christi, und die Art der Liebe ist in der That eine andere von Grund aus, sobald die Liebe zum Nächsten nicht an der Selbstliebe, son- dern an der Liebe Christi zu uns gemessen wird. (Ebrard.) Du sollst, so hieß es iin alten Bunde, den Nächsteii lieben als dich selbst; aber wie lieben wir denn uns selber recht? — so, wie uns Christus geliebt hat, so völlig, so rein und heilig, mit solcher gänz- lichen Aufopferung, die nur auf das Heil der Seelen zielt. (Riggenbach.) Man kann wohl sagen, erst durch Jesuni sei die Liebe in die Welt gekommen, die volle, ganze Liebe, die weise, die heilige, die vergebende, die alles überwindende Liebe, die Liebe bis zur Willigkeit des Sterbens! Es giebt eine Liebe, die aus natür- licher Gutmüthigkeit erwächst; sie ist auch etwas Werth, aber wenn Eines erweckt wird und die Liebe des Hei- landes erkennen leriit, geht ihm ein neues Licht über die Liebe auf. Die Liebe der natürlichen G1itmüthig- keit bedenkt oft gar wenig das wahre Heil des Näch- sten; man freut sich über des Andern Wohlergehen, bringt vielleicht auch Opfer dafür, aber was kann für ein Mangel an Weisheit darin sein! Auch ist’s bei der menschlichen, natürlichen Liebe oft der Fall, daß man einander lieb hat, bis ein Stoß kommt, »dann geht’s aus einander; vielleicht nach einiger Zeit kommt man wieder zusammen, bis wieder ein Stoß kommt, wenn aber die Stöße sich« gar zu oft wiederholen, bricht am Ende die Liebe ganz zusammen. So ist’s bei den Jüngern des Heilandes nicht; deren Liebe hat eine Kraft der Verjünguiig, kann immer wieder lebendig werden. (Geß.) Die christliche Bruderliebe ist eine neue Erscheinung in der Welt; darum bezeichnet sie auch der HErr als das Wahrzeichen für die Welt zur Unterscheidung seiner Jünger Die Geschichte der ersten christlichen Gemeinde giebt Zeugniß , daß sie dies Wahrzeichen wirklich an sich getragen, vgl. Apostg 2, 44 f.; 4, 32. (v. Burger.) Zur Zeit der Christen- verfolgung pflegten die Heiden auszurufent »sehet, wie sie einander sich lieben und bereit sind, für einander zu sterben!« Vei Minueiiis Felix sagt ein Heide von den Christen: ,,sie lieben sich, ehe sie sich noch keiinen«; und Lncian sagt spottend von ihnen: ,,ihr Gesetzgeber hat sie beredet, daß sie alle Brüder seien-« Merk- toürdig ist auch das Zeiigniß, welches der Dominikaner Lilenstein, der bittere Feind der Waldenser, über deren geistliche Herrlichkeit ablegt: ,,gut in Sitte und Wandel, wahrhaftig in der Rede, einrnüthig in briiderlicher Liebe« (Tholuck.) · · , 36. Spricht Simon Petrus sinit Beziehung aus Jesu Aeußerung m V. 33] zu Ihm: HErh wo gehest du hiu?* sdenn er ahnete wohl, daß der Meister von einem Hingehen iiii Tode redete, wollte aber gern bestinimtereu Ausschluß darüber Evangelium Johannis 13, 36—38. 14, 1. 2. haben] Jesus [es schon wissend, wozu Petrus sich zu erbieten gedachte, solch Anerbieten jedoch für jetzt ablehnend] antwortete ihm: Da ich hin- gehe sdurch den Tod in die Herrlichkeit beim « Vater], kannst du mir dies Mal sda deine Stunde noch nicht da ist] nicht folgen; aber du wirst mir hernachmals swenn aiich du dein Werk auf Erden vollendet haben wirst Kap. 21, 18 f.] folgen, 37. Petrus lindem er das »du kannst nicht« so faßte, daß Jesus ihm noch iiicht die rechte Opferfreudigkeit und den nöthigen Todesmuth zu- trauej spricht zu ihm: HErh warum kann ich dir dies Mal nicht folgen? smeinest du, ich fürchte mich davor, mit dir zu leiden und zu sterben?] Jch will sso sehr bin ich dir zugethan und zu jedem Opfer bereit] mein Leben fur dich lassendsp · 38. Jesus antwortete: Solltest du »[in dei- nem jetzigeu Stande schon] »Dein Leben fur mich lassen? [das vermagst du nicht, Simon! Jm Ge- gentheil: siehe, Satanas hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrest, so stärke deine Brüder. Er, Petrus, sprach aber zu ihm: HErr, ich bin bereit, mit dir iirs Gefängniß und in» den Tod zu gehen Luk. 22, 31 ff. Jesus sp·rach:] Wahrlich, wahrl1ch, ich sage dir, der Hahn wird nicht krahen les vergeht von dieser jetzigen Stunde nicht viel mehr als der Zeitraum einer Nacht- wache], bist du mich drei Mal habest verleugnetM I) Was Jesus in V. 34 f. von der Liebe gesagt hatte, war dem Petrus gewiß tief zu Herzen gegangen, um so mehr, als er an dem Streite, zu dem diese Er- mahniing noch in besonderer Beziehung stand (Luk. 22, 24 ff.), einen so bedeutenden Antheil hatte; aber es ist doch etwas in der Rede Christi, das ihii noch tiefer ergreift: Christus hatte vorher von seinem bal- digen Weggange gesprochen, darüber inöchte er weitere Klarheit, und zwar, wie aus der Antwort Christi er- hellt, nm thätig einzugreifen und sein Schicksal mit deni Schicksal Christi zu verbinden. Wo gehest du hin? gehst du zum Tode, so werde ich mit dir gehen (Kap. 11, 16). Sein Wort ist ähnlich, wie das des Elisa zu Elias in Z. Kön. 2, 4. 6: »so wahr der HErr lebt, ich werde dich nicht verlassen« (Hengstenberg.) H) Jesus erklärt dem Petrus die Trennung als für den Augenblick unvermeidlich; er denkt an die Aiif- gabe, welche derselbe noch auf Erden für die Aufrich- tiing -seines Reiches zu vollbringen hat, erst nach Aus- richtung dieser Anitstlsätigkeit soll er zu Jesu in die sjerrlichkeit eingehen. Petrus dagegen setzt voraus, Jesus rede nur deswegen so, weil er ihn für unfähig halte, dem Tode ins Angesicht zu schauen, und erklärt sich ganz bereit zum 9Jiärtyrertod. (Godet.) Er will den HErrn nicht mehr, wie früher, vom Todesweg zu- rückhalteiy aber warum soll er ihm jetzt nicht folgen? Er erkennt, was er ihm schuldig wäre, und ist sich be- wußt, wie er wirklich den HErrn liebt, meint aber voreilig, ohne Beruf undi1i Selbstüberschätzung leisten zu können, was voii ihm noch nicht gefordert ist. (Riggeiibach.) «Er verwechselt die aus seiner Liebe hervorgehende augenblickliche Stimmung des Muthes i1iit der Kraft des Muthes. (Olshausen.) Man hat dem Petrus sein Verleugiieii schon unzählige Male vorgerückt und davon gesprochen, wie es gerade aus dieser Selbftiiberschätzung ervorgegangen sei; dochsoll man nicht ver» essen, da dieses Wort des Jüngers: ,,ich will mein Ieben für dich lassen«, ob es gleich in jenen: Augenblick noch nicht wahr gewesen, doch her- nach wahr geworden ist. So ist’s auch bei Jakobus und Johannes gegangen; als ihre Mutter den HErrn darum bat, daß ihre beiden Söhne einst sitzen dürften einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken (Matth. 20, 20 sf.), fragte sie der HErr, ob sie auch könnten den Kelch trinken, den er trinke, und sich tau- fen lassen mit der Taufe, da er mit getauft werde. Da antworteten ihm die guten Jüngert »ja«; damals aber konnten sie das in der That noch nicht, auch sie sind ja bei Jesu Gefangennehmung geflohen, doch her- nachmals sind sie wirklirhxdurch viele Leiden ihrem HErrn nachgefolgt. Auch jetzst giebt es manche jugend- liche Christen, die gute Vor-füge haben, hernach aber mit Befchämung einsehen müs en, daß, ehe der Hahn krähet, sie drei Mal den HErrn verleugnen; wenn jedoch ihr Herz aufrichtig ist und in wirklicher Liebe zum HErrn stehet, so kann dieser es noch dazu bringen, daß wahr wird, was man in der Begeisterung der ersten Liebe ihm zugesagt hat. Er nimmt dich beim Wort, und er führt’s dann hinaus; er weiß dich in die Tiefe zu führen, und in dieser Zeit wird dann ausgeboren zu einer Wirklichkeit das, was du ihm zu- gesagt hast, freilich in einer andern Weise, als du dirs gedacht. Wenn man alt wird, kommt man zwar über das Jugendliche und vielleichtüber das Sichüberschiitzen hinaus, aber in etwas Anderes kann man dafür hin- einkommen, was noch schlimmer ist, nämlich, daß man wohl mißtraut, sich selbst und hauptsächlich Andern, daß man wohl zu kritisiren weiß das eigene und be- sonders fremdes Christenthum; aber man hat keinen Schwung und Eifer mehr, vorwärts zu kommen, man hat gar kein hohes Ziel mehr vor· Augen. Da ist es doch besser, wenn man einen, wenn auch noch unreifen Eifer hat für den HErrn und eine Liebe zu ihm, da kann der HErr das Unlautere schon ausschmelzen, wie ein Silberschmied die Schlacken herauszubringen weiß; wo aber ein lahmes, schlaffes Wesen eingezogen ist, kann er nichts mehr mit uns anfangen. (Geß.) IN) Nur wie im Vorbeigehen kündigt hier Jesus dem Petrus seine Verleugnung an; um so leichter konnte es geschehen, daß er auf dem Wege nach Geth- semane, auf welchem er den Jüngern überhaupt vor- aussagt, wie sie ihn in dieser Nacht verlassen werden, noch einmal darauf zurückkommh vgl. Matth. 26, 80; Mark. 14, 26 ff. (Luthardt.) Bei der zweiten An- kündigung hat bereits diejenige Nachtwache ihren An- fang genommen, in welcher die dreimalige Verleug- nung des Petrus geschehen wird; sie heißt der Hahn- schrei, und da drückt sich denn der HErr noch bestimm- ter so aus, wie bei Markus, dem Schüler des Petrus, die Worte gemeldet werden. Hier aber und bei Lukas, wo wir noch in der zweiten Nachtwache (von 9—12 Uhr) uns befinden, beschränkt sich der HErszr auf den allge- meinen Ausdruck: ,,noch heute in dieser Nacht, ehe der Hahn krähet oder die Zeit des Hahnschreies (Mark. 13,33 zu Ende ist, welchen Ausdruck dann Matthäus a-uch ür die zweite Ankündigung beibehält, indem er damit indirekt auf die erste Ankündigung zurückweist —- So oft wir das Hahnengeschrei hören, sollen wir uns der Schwachheit unsers Fleisches erinnern, doch auch der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, daß er uns unsre Schwachheit zu gute hält und verzeiht. (Osiander.) Christus muß für Petrum sterben, ehe Petrus fiir Christum sterben kann. (Hedinger.) Die Verhandlung mit« SirnonPzetrus-. Anfang der drei letzten Reden Jesu. «««««« Das 14. Kapitel. Von Christi niitzcichem Yingang Von glaube und Liebe, gebet, heiligen! seist und rechtem Frieden. ll. v.1—Kap. 16, 33. (§. 1l4.) Yie letzten Ztieden Feste, in welchen er den Jüngern sein innerstes Zsesen ausschließt und ihnen die für ihre Zu— sinnst und ihren Zseruf nöthigen Zseisungen ertheilt. a. v. 1—31. Die erste Rede: Entfaltung der Trostgründe siir die Jungen: in Betrrsf dessen, usua ’ ihnen in der alternächsten und in der dann weiter folgenden Zeit bevorsteht, wenn der ijGrr nun von ihnen geht und sie allein dastehen in dieser gegen- wärtigen argkn Welt. Evangelium am Tage sjhilippi und Jaliobix V. l——ll.) Des Philippus wird ausdrücklich in V. 8 ge- dacht; in der heil. Geschichte erscheint derselbe öfter mit Andreas, dem Bruder des Simon Petrus, zn einem Paar verbunden (Kap. 6, 5 sf.; 12, 21 f.), aber die Kirche hat dem Andreas einen eigenen Gedächt- nißtag für sich gegeben (30. November), mit Philippus dagegen den Jakobus Alphäi, den Bruder des HErrm verbunden und beider Tag auf den 1. Mai verorduet (vgl. Anm. zu Niatth 10, 4 Nr. 5 n. 9). Vermuthlich hat sie auf diese Weise vermeiden wollen, neben dem Tage für Jakobus I. (25. Juli) noch einen zweiten Jakobustag in ihrem Kalender zu führen; ebenso hat sie, wohl um des Judas Jscharioth willen, keinen selbstständigen Judastag, sondern feiert das Gedächtniß des Judas Jakobi (Lebbäus oder Thaddäus) gleich- zeitig mit dem des Simon von Kana (28. Oktober) 1. Und er [Jesus, nachdem er die besondere Verhandlung mit Petrus in Kap. 13, 36 — 38 beendigt] sprach zu feinen Jüngern san die ins- gesammt er sich bereits in dem, was in Lnk. 22, 35—38 berichtet wird, nun wieder gewendet hatte, mit Beziehung auf d’ie in Kap. 13, 33 ihnen an- gekündigte Trennung, welche für sie allerdiugs eine versuchungsvolle Zeit und einen schwierigen Stand in der Welt herbeiführen würde]: Euer Herz erschrccle nichts fdaß ihr durch das, was noch in dieser Nacht anheben wird mit mir zu geschehen, euch solltet aus aller Fassung bringen und ganz zu Boden werfen lassen]. Glanbet ihr an Gott sist euer Glaube an Gott von der rech- ten Art, daß ihr euch zu ihm alles Guten ver- sehet und bei dem, was er thut und geschehen lässet, an seiner Weisheit, Güte und Gerechtigkeit nicht ganz verzweifelt], so glaubet ihr auch an mich « fund werdet nicht ganz und gar an mir und meinem Schicksal irre werden, als sei es nun aus mit mir nnd alles verloren, wenn ich jetzt weggenommen werde aus dem Lande der Leben- digen durch einen gar schmählichen Tod]. 2. [Und wenn es künftig euch selber so er- geht, wie mir jetzt, wenn man auch euchans der 248 . Welt hinausjagen wird, daß ihr keine Stätte zum Bleiben mehr habt auf Erden, auch da erfchrecke euer Herz nicht!] Jn meines Vaters Hause fdem Himmel Heim. 9, 24] sind viele Wohnungen M sBleibstätten oder Quartiere, so daß dort Raum für euch ist mehr a·ls genug]. Wenws nicht so wäre [sondern euch erst Raum noch geschafft wer- den müßte], so wollt ich sindem ich jetzt dahin ziehe als zu meiner Heimath] sagen, ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten swas ich denn als Sohn im- Hause des Vaters auch zu thun ver- möchte]· Z. Und ob ich hinginge, euch die Stätte zu bereitet! [denn in gewissem Sinne hat mein Hin- Jgang allerdings diesen Zweck], will ich doch [da- bei es nicht allein bewenden lassen, so daß ihr euer Nachkommen nun selber zu bewirken hättet, sondern ich will als helfender, nachholender Freund] wiederkommen lwenn auch in unsichtbarer Gestalt] und [bei« eurem Tode] euch zu mir neh- men, auf daß ihr seid, wo ich Vbius [Kap.17,24; Phil. 1, 23]. « V) ,,Bis daher waren die Jünger allezeit sicher, ge- trost und ohne Furcht gewesen, weil er persönlich bei ihnen war und sie sahen, wie er so gewaltgislich sich beweisete in dem Volk mit Predigen und andern, daß sie alle Aufsehen auf ihn haben mußten, und die· Hohenpriester und Obersten selbst sich mußten siirchten und sorgen, wo sie ihn angriffeiy möchte sich das ganze Volk wider sie erregen; darum die Apostel, ob sie wohl arme, geringe Leute waren, doch waren sie ohne Sorgen und Furchh gingen dahin, als müßten sich eher die Andern vor ihnen siirchten, denn sie dachten, weil uns dieser Mann lebet, so hat es keine Noth, er kann uns wohl schützen und retten. Nun aber Chri- stus ihnen Verkündigt, daß er muß von ihnen scheiden, zeigt und weissagt er ihnen zuvor, daß es ihnen viel anders, denn bis daher, gehen werde und nun dazu kommen,.daß ihr Herz mit Schrecken und Zagen ver- sucht werde; wie es denn geschah, als er hinweg war, so fchändlich jämmerlich und ärgerlich hingerichtet, da . eutfiel ihnen bald das Herz, daß sie sich vor Furcht verschlossen und versteckten nnd nicht hervor wagten Denn es war auch zu gar ein schrecklichen scheußlicher Fall, daß der Christus, so zuvor gefiirchtet und schrecl’- lich war allen Rathsherrn und Priestern zu Jerusalem, plötzlich so schwach wird und so gar verlassen, daß er kommt in die Hände seiner Feinde, die ihn handeln anf’s Allerärgste und des schändlichsten Todes dahin- richten: da ist nicht mehr der Christus, der die Todten aufweckt, die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel stößt und so viel Wunderns erregt, das; sich jedermann dafür entsetzet, sondern so schwach und verachtet als der ärgste, elendeste Mensch auf Erden, den jedermann mit Füßen tritt und die Allergeringsten anspeien Das war ja weit nnd tief. gefallen von der vorigen herr- lichen Gestalt, daß die lieben Jünger, als die noch schwach im Glauben waren und folche Püfse noch nicht erfahren hatten, mußten sorgen und agen: o, wo wollen wir nun bleiben? er ist unser rost und Trotz gewesen, nun ist er dahin, und wir haben nie- mand mehr, der uns schiitzen oder beistehen könnte; jetzt sind unsre Feinde stark und mächtig, wir aber schwach nnd verlassen von aller Welt. Wider solche künftige Angst und Schrecken kommt Jesus zuvor als Evangelium Johannis 14, 3——4. ein frommer, treuer HErr mit diesem Trost und Ver- mahnung, daß sie dennoch bleiben können und nicht verzagen; wiewohl diese Tröstung zu der Stunde so-- bald nicht half, noch zu Kräften kam, bis so lang der heilige Geist kam.« So erklärt Luther in seinen Predigten über das l4.—16.Kap. unsers Evangelisteiy die er im J. 1537 zu Wittenberg hielt, die dann Casp. Creuziger nachschrieb und im folgenden Jahre im Druck herausgab; er selbst äußert sich, dies sei sein bestes Buch, das er gemacht habe, und solle nächst der heil. Schrift sein werthestes und liebstes Buch sein. St) Wenn Stier schreibh ,,Die von Luther ver- fehlte Uebersetzitng muß lauten: Glaubet an Gott und glaubet auch an mich! Was leider in der unberichtigten Bibel dafür steht, ist gewißlich salsch«, so ist das ein absprechendes Urtheil, das wir von der Hand weisen müssen. Wbrtlich lautet der Text: ,,Glaubet an Gott, und an mich glaubet«; das ist nach hebräischer Constriietionsweisedahin zu verstehen, daß das zweite ,,glanbet« den Erfolg bezeichnen soll von dem ersten »glaubet«, während, wenn es sich um zwei gleichzeitig zu erfüllende Befehle handelte, wie jene Stier’sii)e Uebersetzuug darauf führen würde, der zweite Befehl an den ersten nicht wieder im Impera- tiv, sondern im Fnturuin sich anzuschließen hätte. Jm ersten Gliede nun steht mit gutem Grunde das Zeit- wort voran, denn es handelt sich darum, der Angst, die- des Herzens sich bemächtigen will und den man- cherlei irrefiihrenden Gedanken, wie sie z. B. in But. 24, 19 ff. sich zu erkennen geben, zunächst das Ver- trauen auf Gott entgegenzustellem im zweiten Gliede dagegen steht die Person voran, 11m die sich das Ganze dreht. Unmittelbar auf ihn selber, so will der HErr sagen, ihr Vertrauen zu setzen, würde den Jüngern sreilich schwer sein, wenn sie ihn nun «am Kreuze wür- den hängen sehen; aber sie sollten nur das Vertrauen zu Gott nicht verlieren, sollten an seiner Güte, Weis- heit und Gerechtigkeit festhalten, so würde auch ihr Glaube an ihn, den HErrn Christus, sich wieder auf- richten. Luther, welcher den Befehl des ersten Gliedes in einen Bedingungssatz und, dem entsprechend, den» Befehl des zweiten Gliedes in einen Folgerungssatz umgewandelt hat, driickt in deutscher Redewendung im Grunde dasselbe aus, was der griechische Text besagt, wir brauchen also kein »leider« über seine Uebersetzung anszurusem achten aber wollen wir darauf, wenn er uns aufmerksam macht, wie Christus damit göttliche Würde für sich in Anspruch nimmt, daß die Jünger ebenso an ihn glauben sollen, wie sie an Gott glauben: ,,Wo er nicht wahrer Gott wäre mit dem Vater, so wäre der Glaube falsch und Abgötterei;. denn des Menschen Herz soll kurzum nicht vertrauen noch sich verlassen, ohne auf den einigen Gott-« sitt) Jesus selber wird jetzt hinausgewiesen von dieser irdischen Wohnung; wie man aber ihm den Raum auf Erden genommen, so wird es hernach zu- meist auch denjenigen Männern geschehen, die um ihn her stehen. Da sagt er ihnen: man kann euch deshalb doch nicht nehmen, wo ihr ewiglich bleiben könnt; es giebt noch eine andere, eine Unsichtbare Welt, dorthin gehe ich, das ist meines Vaters Haus, die Heimath (Geß.) Was haben denn die Menschen ausgerichteh ob sie euch schon jetzt alles nehmen und ganz von ihnen verstoßen, ohne daß sie euch fördern aus diesem Jannuerthal und Elend zu denselben fröhlichen, ewigen Wohnungen, da ihr nicht mehr unter des Teufels Reich noch von mir gesondert, sondern ewiglich bei mir und dem Vater bleiben sollt, dahin sie nimmer- mehr riechen noch schniecken werden; sondern dafür, daß sie jetzt euch verfolgen nnd sie die Welt innen Die erste Rede Jesu. Euer Herz erschrecke nicht! Jch gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. haben, fest und- sicher sitzen, in ihrer Wollust und Reichthum leben, werden sie alsdann weder hie noch dort kein Raum noch Stätte haben und wird ihnen ewiglich so bange und angst sein, daß sie auch nicht einen Winkel eines Augenblicks lang haben werden, da sie ruhen und bleiben möchten. Dazu bringen sie sich selbst damit, daß sie eitel) verfolgen und denken zu schaden; darum laß sie nur immerhin machen und hie für sich scharren, kratzen, sainmelu, als wollten sie ewig hie bleiben und die Welt allein inne haben, es kann sie doch nichts helfen und euch nichts schaden. (Luther.) Als der arianisch gesinnte Kaiser Valens dem Vasilius drohte, er werde ihn zu Lande und Wasser verfolgen, wo er dann bleiben wolle? antwortete dieser: entweder unter dem Himmel oder im Himmel. (Heubner.) s) Der HErr will offenbar das in Kap. 13, 33 Gesagte in Betreff der Jünger jetzt beschränken und das in Kap. 13, 36 dem Petrus Angedeutete näher bestimmen. Nicht aus dem Grunde, weil beim Vater nur für den vom Himmel gekommenen Sohn allein Raum wäre, hat Christus vorhin gesagt: ,,wo ich hin- gehe, da könnt ihr nicht hinkon1men« -— o nein, Raum ist dort für Viele, so daß nicht blos die Sänger, sondern auch die Juden in Kap. 7, 34; 8, 21., ja, alle Menschenkinder zumal, dort eine Bleibstätte finden könnten (Luk. 14, 22 f.); darum bedarf es auch des Hinganges Christi zur Bereitung einer Stätte für die Jünger in dem Sinne nicht, daß sozusagen objektiv oder in abstracto ein Ort zu ihrer Aufnahme erst noch eingerichtet werden müßte, derselbe ist vielmehr von Anbeginn der Welt schon vorhanden und durch Gottes Verordnung ihnen bestimmt. Wohl aber kommt es darauf an, daß subjektiv oder in concreto die Stätte für jeden Einzelnen zu seiner Ausnahme bereit« "·gestellt werde, daß er sozusagen in dem allgemeinen Raume seinen speziellen Platz angewiesen bekomme, dieser gewissermaßen für ihn belegt und er selber in- zwischeih bis er zu demselben gelangt, auf Erden so zugerichtet und bewahrt werde, daß der Platz ihm nicht wieder verloren gehen kann; in diesem Sinne geht denn allerdings Christus hin, daß er seinen Jün- gern die Stätte bereite, denn e»r geht hin als ihr Hoher- priester, daß er beim Vater sie vertrete und ihr Für- sprecher sei, und gehet hin als ihr König, der über das Bürgerrecht droben verfügt und die Namen der Seinen in das Buch des Lebens einschreibt, und gehet hin, um von oben her ihnen den -hl. Geist zu senden, durch denselben mit den Kräften der zukünftigen Welt sie auszustatteik und aus Gottes Macht durch den Glauben sie. zu bewahren vor dem Argen. Jn ähn- licher Weise hat auch Luther den fcheinbaren Wider- spruch, daß in V. 3 als Zweck des Hinganges Christi gesetzt und bejaht wird, was in V. 2 als solcher ver- neint worden, nämlich das Bereiten der Stätte, gelöst: ,,Christus will sagen, die Wohnung und der Ort ist da, aber er ist noch nicht fertig, ist auch noch nicht, wie er sein soll; dann aber wird er fertig werden, wenn ich des Todes Reich durch mein Sterben werde aufheben und nun hingegangen bin zu regieren durch den heil. Geist, der euch im Glauben zu folchen Woh- nungen auch soll bereit und eschickt machen.« Von diesem Kommen im heil. Geisk (V. 18« u. 23) ist denn ohne Zweifel das Wiederkommen zu verstehen, davon der HErr weiter redet, wie sich deutlich aus V. 28.er- giebt; es ist ein Wiederkommen, um die Seinen zu- nächst nicht Waisen zu lassen, so lange sie noch in dieser Welt sind, aber dann auch, wenn ihre Stunde zum Abscheiden da ist, sie nachzuholen in die himmlische Herrlichkeiy womit dann das Wort an Petrus in Kp. is, 36 sich erfüllt: »aber du wirst mir hernachmals folgen« Die Ausleger denken meist an die Wieder- kunft Christi am jüngsten Tage; aber einestheils spricht dagegen, daß im Grundtext die Zeittvortsform der Gegenwart gebraucht wird, die soviel besagt als: ,,ich werde mich beeilen zu kommen«, so daß das Zu- künftige schon so gut wie gegenwärtig ist, anderntheils findet am jüngsten Tage nicht sowohl ein Hinüberholeu der Gläubigen in die jenseitige Welt statt, als viel-«- mehr ein Herabbringen des Reiches der Herrlichkeit in die diesseits neu zu schaffende, verklärte Welt (Offb. 21, 1" ff.; 2. Petri Z, 10 ff.),.-hier aber hat der HErr offenbar mit den Bleibstätten der Seinen während des sogenannten Zwischenzustandes es zu thun, und dient zur Erläuterung dessen, was er meint, das Sterben des Stephanns in Apostg. 7, 55 u.- 58 f. Das ,,euch zu mir nehmen« ist im Grundtext von dem ,,ich will wiederkommen« durch die Zeitwortsform der Zukunft als ein zweiter, späterer Akt unterschieden, so daß man nicht schon bei den: Wiederkommen an den od des Einzelnen denken darf, sondern das Wiederkommen ist zunächst so zu erklären, wie wir vorhin es ausgelegt haben; aber derselbe HErr, der mittels seines Geistes uns einwohnt im Leben (Röm. 8, 9 f.; Gal. 2, 20), kommt dann allerdings bei unserm Tode, uns heimzu- holen, und gebraucht er hier für das »Im mir nehmen« denselben Ausdruch der in Matth.1,20.24 von einem Bräutigam, der seine Braut heimführt, und in Apstg 16, 33 von einem Hauswirth, der Gäste bei sich auf- nimmt und bewirthet, gebraucht wird. — Jn jenem Gleichniß (Luk. 16, 22) ist davon die Rede, daß Laza- rus von den Engeln getragen ward in Abrahams Schooß; aber· nachdem der Heiland durch Leiden und Auferstehen zu seiner Heimath eingegangen , kommen nicht mehr nur die Engel her, sondern Jch will wieder kommen, spricht der HErr, und es geht nicht mehr blos in Abrahams Schooß, sondern ich will euch zu mir nehmen, sagt er weiter, auf daß ihr seid, wo Jch bin. Der Zustand der Seele nach dem Tode ist ein Gegenstand des wißbegierigstety bisweilen auch neugierigen Fragens, besonders wenn es geschieht, daß Eins aus unsrer Mitte abgerufeii wird; es ist ja natürlich, daß man gern näheren Auf- schluß haben möchte. Nun sind uns aber nur wenig Andeutungen gegeben; mit unsrer Phantasie diese Lücke auszufüllen ist umsonst, es kann sich ein Mensch ge- waltig viel vorphantasiren und trifft dabei weit an! Ziele vorbei. Aber das wissen wir, und das kann uns genug sein: »auf daß ihr seid, wo ich bin.« Wer diese Hoffnung trägt, der hat einen Herzensschatz; dann können wir ihm auch getrost die Unsrigeu überlassen s— wo Er ist, da ist Freude und seliges Wesen. (Gesz.) Wie ist es möglich, daß so Manche, die sich gar nicht um Jesum bekiimmerm weil sie seiner jetzt nicht nöthig zu haben meinen, dennoch garnicht zweifeln, daß ihnen der Himmel gebühre, gleich als ob sie einst keck und stolz selbst hineinschreiten würden und die Hüter der himtnlischen Pforte vor ihnen Respekt haben müßten! (Heubner.) 4. Und wo ich hingehe lnämlich zum Vater Kap. 16, 5 u. 28], das wisset ihr swenigstens habe ich’s euch mit dem eben Gesagten deutlich genug angezeigt, so daß ihr nicht noch einmal fragen dürfet, wie vorhin Petrus: ,,wo gehest du hin?« Kap. II, 36], und den Weg lauf welchem ich zu des Vaters Haus gelange] wisset ihr auch« [nämlich auf dem Wege des Leidens und Ster- bens; darum erschrecke euer Herz nicht vor dem 250 Gedanken, daß das der Weg auch für euch sein wird, auf welchem ich euch zu mir nehme Kap. 12, 24 ff.]. Z. Spticht zu ihm Thomas [der allerdings merkte, was für einen Weg der HErr im Sinne habe, auch in resignirter Entschlossenheit, wie in. Kap. 11, 16., bereit war, auf diesem Wege ihm nachzusolgem doch nach seinen Vorstellungen von dem Reiche Christi sich von einer solchen Selbst- opferung keinen rechten Zweck denken konnte]: HErr, wir wissen nicht, wo du hingehest [da du auf die Frage des Petrus vorhin noch keine kurze, bestimmte Antwort gegeben hast]; und wie können wir [nun, so lange uns dein Bescheid in Betreff des Zieles deines Weggehens fehlt] den Weg wissen* [um uns zu entschließem unter allen Um- ständen dir auf diesem Wege- nachzufolg«en, wie wir wohl an und für sich dazu bereit sind]? 6. Jesus spricht zu ihm: fWenn du meinst, Thoma, du brauchtest nur das Ziel zu kennen, dahin es mit mir gehet, den Weg würdest du schon finden, um mir nachzufolgen, und an Kraft dazu sollte es dir nicht fehlen, so muß ich dir sagen :] Jch bin [als Der, der vom Vater aus- gegangen ist und kommen ist in die Welt, und nun wiederum »die Welt verlässet und gehet zum Vater Kap. 16, 281 der [vom Himmel her den Menschen sich entgegenstreckende und die, welche ihn betreten, dahin auch mitnehmende] Weg, und [bin als Der, der da Eins ist mit dem Vater, dem wahren und lebendigen Gott Kap. 10, 30; Jer. 10, 10] die Wahrheit und das Leben fso daß schon in dieser gegenwärtigen Welt, wem es um untrügliche Wahrheit und darum zu thun ist, daß er möge Leben und volle Genüge finden, mich sich zu eigen machen muß]; niemand kommt zum Vater, denn durch michrr kohnc meine Vermittelung kann kein Mensch weder hie- nieden mit Gott Gemeinschaft haben, noch droben sein Angesicht schauen Hebt 9, s; 10, 19 f.; I· Tini. 2, 5 f.; 1. Cor. 1, 30]· i) Kaum bei irgend einer andern Stelle der heil. Schrift gehen so fortwährend, wie bei den uns vor- liegenden Reden Christi, die Ansichten der Ausleger auseinander, so daß nicht blos die einzelnen Verse, sondern auch die einzelnen Sätze in den Versen, ja die einzelnen Worte in den Sätzen, eine ganz verschiedene Deutung bei den einen und den andern gefunden haben. Wir halten es nun für verfehlt, wenn man durch das, was Thomas in V.5 sagt, und durch das, was der HErr in V. 6 ihm antwortet, sich will be- stimmen lassen, die Meinung Christi bei den Worten des 4. Verses zu ermitteln. Thomas einerseits hat die Absicht, Jesum zu einer näheren, ausführlichen Er- klärung über das ihm bevorstehende Schicksal zu ver- anlasseii; darum nimmt er des Petrus Frage in Kap. 13, 36 wieder auf, die denselben Zweck verfol te, und wendet nun allerdings die Rede Christi so, da es sich bei dem Wege, der 1a den Jüngern bekannt sei, sich Inn den Weg ihrer Nachfolge dahin, wohin er selbst Evangelium Johannis 14, 5——7. ihnen vorausgegangem handelt, woraus aber nicht folgt, daß der HErr bei seinem Wort ebenfalls diesen Weg ihrer Nachfolge im Sinne gehabt habe, vielmehr weist er auf seinen eigenen Weg des Hingehens hin, und es ist nur die Abneigung der Jünger gegen seinen Leidens- und Sterbensweg der Grund, warum sie da- rauf nicht eingehen mögen, sondern für ihre Fragen das Ziel des Hingehens zum Gegenstande wählen — der Weg ist ihnen ein noli me tangere, eine Sache, die sie gar nicht in den Mund nehmen mögen, so schrecklich ist ihnen der Gedanke, daß es zu einer Hin- richtung ihres HErrn und Meisters kommen solle. Andrerseits handelt Christus öfters so, daß er auf das, was man zu ihm gesagt, oder ans das» um was man ihn-gefragt hat, nicht unmittelbar eingeht, son- dern diejenigen, mit welchen er sich unterredet, von einer ganz andern Seite anfaßt, indem er ein solches Verhalten zu seiner Person durch den Glauben for- dert, aus dein sich die Erkenntniß dessen, das man ge- sagt oder gefragt hat, dann von selbst ergiebt (vgl. Kap. 10, 24ff.; 11, 24 ff.); so steht ohne Zweifel auch hier das Wort in V. 6: »ich bin der Weg« nicht in so unmittelbarer Beziehung zu dem Ausdruck in V.4: »den Weg wisset ihr«, daß der letztere feiner Bedeu- tung nach aus jenem Wort entwickelt werden müßte. Unsrer Meinung nach verhält sich die Sache vielmehr so, daß der HErr, nachdem er in V. 2 und 3 die Augen der Jünger hinaufgelenkt hat nach seines Vaters Hause, dahin er jetzt gehe, ihnen eine Stätte zu be- reiten, und dahin er einst sie wolle sich nachholen, in- zwischen aber mit seinem Geiste bei ihnen Wohnung inachen, denselben nun auch zumuthet, mit dem Wege sich zu befreunden, auf dem es mit ihnen sowohl wie mit ihm diesem Ziele entgegengehe. Der Weg also ist bei seinem Wort in V. 4 betont zu denken, das iel dagegen tritt jetzt mehr zurück; daher auch die esart mancher Handschriftem welche den Inhalt des Verses so gestaltet: »und wo Jch hingehe — ihr wisset den Weg (auf dem ich dahin gelange, und habt nun euch, wenn ich euch mir nachholen soll, auf denselben Weg in Beziehung auf euch gefaßt zu halten)«, den Vorzug verdienen dürfte· Man könnte fragen, warum Jesus den Jungern so ein Wissen des Weges zuschre1be, da sie doch selber fogleich sdurch den Mund des Thomas ihr Nichtwigen zu erkennen geben; darauf dient zur Antwort, da er sie in liebevoller Herablassung über sich selbst und ihr jetziges Verständ- niß emporheben und mit seiner eigenen Klarheit und Sicherheit, womit er nach Herder’s Ausdruck gleich- sam Himmel und Erde zu· Einem macht, erleuchtend und erweckend anstrahlen will. Aus seiner Art, mit den erschrockenen Herzen der Jünger zu handeln, be- merkt Rieger, wäre Vieles zu lernen, wie man das Amt des neuen Testaments als ein Amt des Geistes zu führen habe, dabei man nicht nur Glauben for- dert, sondern auch Glauben zufpricht — einander Zweifel machen, Aengstlichkeiten verursachen, ist freilich leichter und hat oft den Schein eines größeren Ernstes, aber einander stärken können, ist ein größerer Dienst, wenn es im Geist geschiehet. «) Das Wort, das Thomas geredet, ist im Grunde nur eine Uebersetzung des ,,HErr, das widerfahre dir nur nicht!« (Matth.16,22) aus dem petrinischen Tem- perament in das des Thomas. Bei Petrus äußert sich die Liebe darin, daß er den HErrn abhalten, dann daß er ihn mit dein Schwerte vertheidigen will; bei Thomas darin, das; er niit ihm sterben, dann daß er ihm an den Ort seines Leidens nachkommen möchte, wenn er den Weg und überhaupt Näheres über das Bevorsteheude nur wüßte - in das Leiden als solches , zuschreibt. können beide sich nicht finden. Darum müssen sie es leriien, ganz und unbedingt und blindlings an Jefu Person festzuhalten, der ihr Ein und Alles ist. (Ebrard.») Jndem der HErr spricht: Jch »bin der Weg, konnen die Jünger nun verstehen, 1nit welchem Rechte er vorhiii zu ihnen esagt: ,,ihr wißt den Weg ;« sie wußten ihn, insofern schon auf ihm gingen, denn sie glaubten an Jesu Namen. (v.Burger.) Zum Himmel kann iiieniand gelangen, der nicht im An- schlufse an die persönliche Wahrheit die Erlösung von dem elenden Scheinwefen dieser Welt, den glän- zenden Lastern ihrer Tugenden, den hohlen Phrasen ihrer Wahrheiten, dem nichtigen Wesen ihrer Begei- sterungein der Heuchelei ihrer guten Absichten erlangt hat. Und wie Christus die Wahrheit ist, so auch das Leben: wer außer seiner Gemeinschaft steht, hat nur den Schein, daß er lebe, in Wahrheit aber ist er todt, eine wandelnde Leiche. Wahrheit und Leben gehen Hand in Hand; wo Wahrheit ist, wahrhaftiges, nicht mit Schein und Unwahrheit behaftetes Sein, da ist auch Leben, da schwinden die traurigen Hemniungem welche das der Lüge und dem Schein anheim gefallene Dasein aiif allen Seiten umlagern· (Hengstenberg.l Läßt Christus der Rede des Thomas gegenüber sich gleich nicht ein auf eine direkte Anzeige des Orts, wo- hin er gehe, so ist doch in den letzten Worten: ,,nie- mand kommt zum Vater, denn durch mich« es klar ausgesprochen, wohin seine Jünger ihm nachfolgen sollen, und damit auch angedeutet, wohin er selber gehe, näinlich zum Vater. (Geß.) Das Wort: ,,nie- mand kommt zum Vater, denn durch mich« schließt alle von der lebeiidigen Gemeinschaft mit Gott in Liebe und Erkenntniß aus, welche ohne Christum und außer ihm dahin trachten — nicht sowohl solche, die nie eine Gelegenheit hatten, ihn kennen zu lernen (denn die vorbereitende Offenbarung, deren sie genossen, ging auch von Christo als dem ewigen Worte aus Kap. 1, 4ff., sie waren und sind daher im Kommen zum Vater begriffen), als vielmehr solche, die sich gegen seine Er- lösung verschließenx doch auch von jenen steht es durch dies Wort fest, daß in oder, wenn es möglich ist, nach diesem Leben keine Gemeinschaft mit Gott ihnen offen steht außer Christo. (v. Gerlach.) Niemand kann weder jetzt schon die Gnade des Vaters erlangen, noch einst in seine himmlische Gemeinschaft kommen, ohne Christum; er ist der für alle unbedingt nothwen- dige Mittler und Führer zum Vater, und warum ist er das? weil er selber das ist, was maii in der Ge- meinschaft mit Gott erlangen will — nämlich die Wahrheit, d. i. die höchste Fülle aller erleuchtenden und heiligenden Wahrheit, und das Leben, d. h Quell und Geber des ewigen, heiligen, seligen Lebens. Die Abstrakta bezeichnen theils den höchsteii Grad, theils das iveseiitlicheEiiiwohnen dessen, ivas er sich (Heubner.) Soll man dahin kommen, daß man recht fahre und gen Himmel komme, so muß man einen gewissen Weg und Straßen haben, darauf man bleibe: der HErr Christus selbst ist die enge Straße und der rechte Weg. Er giebt uns nicht etwa blos guteLehre und Exempel; das thut Moses und Johannes der Täufer und ein jeglicher Heiliger auch, und es wäre dann all sein Leiden, Sterben und Auf- erftehe1i an uns umsonst, daß es nicht könnte heißen: »für uns gelitten u. s. w.« Er ist mehr denn ein Kreuz oder Marter ain Weg, so da wohl weiset, wo der Weg ist, aber nicht selbst führt noch trägt; er ist der Weg, die Brücke selbst, die uns trägt, wenn wir in jenes Leben hinüber wollen. (Luther.) 7. Wenn ihr mich tennetet [durch rechteg Achthaben auf mich und meine ganze Erscheinung HEXE» DIESES- sksie»dss Wehr-Hei! III? .deå»s3sbsssk»Tk)s-sjsks! 251 mein Wesen schon in genügender. Weise aufgefaßt hättet], so lennetet ihr auch meinen Vater fund hattet euch· gesagt, daß ich fo·eng mitnhm zu- sammengehore, daß es gar nicht erst in Frage gestellt werden könne, wo ich hingehe V. 5]. Und von nun an [nachdem ich euch mit der Selbster- klärung in V. 6 so bestimmt und völlig angezeigt habe, wer und was ich bin, ihr aber habt das Wort mit empsänglichem. Sinne aufgenommen] kennet ihr ihn sden Vater] und habt ihn gesehen. Kennetet (genauer: erkannt hattet) hat im ersten Satze den Nachdruch meinen Vater im zwei- tetciketerkanne habken sie Jesztei kensfoferttivnichh Flsvsiessich ni genug am ar gema a en, er un a er ist, als sie wohl durch den Eindruck seiner Person an ihn gefesselt worden sind und zu ihm wirkliches, auf- richtiges Vertrauen gewonnen hajhens aßber nåcht zu eem Verständnis; durchgedrungen sin , a er ie per öii- liche Offenbarung des Vaters, das Ebenbild des. un- sichtbaren Gottes selbst sei, in dem die Fülle der Gott- heit leibhaftig wohnt, daß darum die Erfüllung aller Verheißungen in ihm gegeben sei, in denen Gott ver- sprochen hat) sein Volk zu besuchen und bei« ihm zu wohnen· (Jes. 40,«5. 9 ff.; Hes. Ha, 11»ff.; 37, 27); hatten sie ihn dafür erkannt» so hatten sie nothwendig den Vater erkannt im Angesicht des Sohnes. Jndem Jesus seinen Jüngern dies vorhält, stellt er sie doch keineswegs den Juden gleich, zu denen er in Kp.8,·1t) Aehnliches gesagt hat; der Unterschied war, daß km Glauben seiner Jünger an ihn die Erkenntniß bereits eingeschlossen lag, die sie nur sich zum Bewußtsein zu bringen und sich klar zu machen hatten, wahrend der ilzlngleube dår kJudteiiß so grisitihgle gie girgike hlehcergtetiydsie on einer r enii iii au o . e a a r er HErr in Uebereinstimmung mit dem V. 4 Gesagten fort: »und von nun an kennet ihr ihn»und habt ihn gesehen«; das »von nun an« begiebt sich auf den so eben ihnen gegebenen Aufschluß ü er Jesu Person, den sie nicht zurückgewiesem sondern in ihren bereits zu ihm gefaßten Glauben nisit auggenoåntgiete hakben Håben sie aber gefaßt, was Oe us it na ie er einer us- sage über sich, so müssen sie wissen; daß· der Vater in iheihsich hpekesöiilöchbgeoxfenxartgiah und enkhem genJheie gee en a en, a en ie en a er gee en, en ist das Angesicht des Vaters, welches der Welt in Gnaden zu ewandt ist. »(v. Burgen) Die erste Hälfte unsers Verizes enthält einen Tadel: Jesus bedeutet dein Thomas, seine Einwendung beweise, daß sein Auge sur Jesum bisher nicht so aufmerksam und helle gewesen sei als-es hätte fein·sollen; sonst könnte ihmwnicht zweifelhaft sein, wohin Jesus gehe und wie die Junger ihm folgen können. Thomas hätte aus seinem Um- gange mit Jesu, aus dem Anblick des Gebetslebens xJesm aeåis ddenå Hörendder CWorte Fkzesieteånen so »tkngich- igen in ru von er emein a · e u nii ein Zaäersinl sich tragsenbsollenf dar? ter bei Jsesu Wiekttin . og ei sich el er ge agt ä e: »zU einem a er geht Jesus,ch und wenn wir ihn lieb haben und sein Wort halten, so dürfen wir ihm nachfolgen zum Vater« Este tviele cåkragceymdSorhgeiit,· Aencgsthgxviesfviselleelrlststoiwege önn en i au ie eu igen Jun r e » aren, wenn Ohr und Auge achtsamer wären auf den dpErrnt Aber wie freundlich ist die Wendung, welche Jesus iii der zweiten Hälfte unsers Verses nimmt, inde1n er sagt: »von nun an kennet ihr ihn-«. Von nun an! — wie so denn? kann es eine so schnelle Veränderung geben? Der HErr will sagen: ,,es Fst bereuch mehr, als ihr wisset; ihr habt mich doch lieb, wißt, daß ich 252 der Sohn des Vaters bin, ihr glaubt das, habt euer Herz mit mir verbunden —- nun, so thut jetzt einmal eure Augen auf, daß ihr in den bewußten Besitz dessen tretet, was ihr lvirklich zu besitzeii angefangen habt; fragt euch selbst, ob ihr mich denn nicht lieb habt, ob ich nicht euer Weg geworden bin!« Das ist schön, daß der HErr seinen Jüngern mehr zutrauen kann, als sie selbst wissen; und das ist noch manchn1al der Fall bei redlichen Menscheu. Manchent Christen darf man sagen: ,,glaub’s nur einmal, daß du ein Christ bist, ein Kind Gottes!« Es giebt ja viele Menschem die im Umgang mit den Menschen sehr schüchtern sind; solche haben etwa einen Zug, in ein Haus zu gehen, kommen bis an die Thür des Hauses, aber wagens nicht, ganz hinein zu gehen. Warum nicht? sie wissen’s oft selber nicht, aus Schüchternheit gehen sie wieder fort; aber» ihr Herz ist dennoch im Hause, und wenn es der Hausbesitzer wüßte, er würde mit Freuden hin- untergehen und sie nöthigen, hereinzukommen So thun’s 1nanche Christen im Verhältniß zum HErrn: sie haben den HErrn lieb und seine Gemeinschaft, aber sie bleiben in einer gewissen Ferne stehen. Aber wag’s einmal! genieße dein Vaterhaus und den Segen christ- licher Gemeinschaftl Von nun an bist du ein glück- seliges Kind Gottes, sobald du über die Schwellen treten wolltest: so nimm dir doch ein Herz! (Geß.) 8. Spricht zu ihn! Phiiippus [dem das ,,il)r habt den Vater gesehen« denn doch zu viel ge- redet schien, dem aber bei diesem Wort ein Ver- langen aufstieg, sammt den Mitjiingern auch einer solchen Gnade gewürdigt zu werden, wie sie dort Mosi und Aaron re. und den siebenzig Aeltesten Jsraels zu Theil wurde 2. Mos. 24, 9 sf.]: HEry zeige uns den Vater [laß uns ihn einmal in einer Gotteserscheinung sehen], so genügetunst [es ist dann all unser Bedürfniß gestillt, all noch vorhandener Mangel erfüllt, und wir sind fortan v ein für alle Mal im Klaren]. h. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch [und zwar schon über drei Jahre bei denen unter euch, die wie du, Philippus, zu mei- nen·ersten Jüngern gehören Kap. 1, 43 f.], und du kennest mich nicht sbist in dieser langen Zeit noch nicht zur Erkenntnis; gekommen, wer ich eigentlich meinem tiefsten Wesen nach sei]? Philipph wer mich siehet, siehet den Vater [Kap. 12, 45., wenn auch nicht ihn selber als den Vater, so doch sein Ebenbild Hebr. 1, Z; Col. 1, 15 und in diesem seine höchste und vollkommenste Erscheinung, die er Menschen kann zu Theil werden lassen]. Wie sprichst du denn sgleich als könne auch eine solche Offenbarung dir noch nicht genügen]: Zeige uns den Vater« fund führst da fast einerlei Rede mit den Pharisäern in Kap. 8, 19]? 10. Glaubest du nicht, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist?""«· swenigftens läuft dein Begehren darauf hinaus, als ob du es ebenso nicht glauben wolltest, wie die Juden es mir nicht glauben mögen Kap. 10, 38.] Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst [fondern aus dem Wesen des Vaters her- Evangelium Johannis 14, 8—11. aus, sie sind deshalb der Beweis, daß ich im Vater bin; der Vater aber, der in mir wohnen derselbige thut die Werke, die ich vollbringe, und bekundet damit seinerseits, daß auch er in mir sei]. 11. Glaubet mir [auf mein bloßes Selbst- zeugniß hin, wie euch als meinen Jüngern ge- bührt, und um der Worte willen, die ich als der Sohn aus der Tiefe des Vaters heraus rede und die ihr ja eurem eigenen Bekenntniß nach oft genug schon als Geist und Leben an euch er- fahren habt Kap. 6, 63 u. 68], das; ich im Vater [bin], und der Vater in mir ist; wo nicht [wollet ihr mir auf jenes Selbstzeugniß hin und auf Grund dieser eurer Herzenserfahrung noch nicht glauben, sondern auf den Standpunkt der ge- wöhnlichen Juden herabtreten, von denen freilich eine so vorzügliche Leistung nicht verlangt werden kann, wie ich an euch sie zustellen mir erlaubes so glaubet mir doch um der Werke willens sdas wenigstens zu leisten seid ihr in jedem Falle mir schuldig, gleichwie alle Juden ohne Ausnahme es mir schuldig wären, nur daß sie dessen sich "entschlagen, weil sie meine Schafe nicht sind Kap. 5,.36; 10, 25 f.]. . «) Was es heiße, daß Jesus von Gott ausgegangen sei u. dgl., das verstanden die Jünger wohl bereits; sie stellten deshalb Jesum und Gott unmittelbar zu- sammen und begriffen es, wenn jener sich mit seinem « Vater in Eins zusammenfaßte. Aber ein Weiteres war es, daß sie in ihm den Vater selbst haben und schauen solltenx was sie zusammenschauen sollten, Jesu Erscheinung und Gottes Ossenbarung, das legten sie noch auseinander, und so kann Philippus wohl Gott noch selbst zu sehen begehren. (Luthardt.) Die Jün- ger hatten bis daher Christum nur in der Knechts- gestalt gesehen, in der die Herrlichkeit des Vaters tief verborgen war; bei der Verklärung war sie nur vor- übergehend durchgebrochen, und nicht alle Jünger waren Zeugen dieses erhabenen Schauspiels gewesen, sondern nurdie drei auserwählten. Unter diesen Umständen lag es nahe, daß die Jünger im Blick auf die Weissa- gung des alten Testaments, welche für die messianische Zeit eine herrliche Offenbarung der Herrlichkeit des HErrn in Aussicht gestellt hatte (vgl. Jes. 40, 5), im Blick auf die bevorstehenden großen Nöthe und Ge- fahren, welche eines kräftigen Gegenmittels bedürften, sich nicht sogleich darein finden konnten, daß sie i11 Be- zug auf das Verhältniß zum Vater so ganz auf Chri- stum angewiesen wurden, daß sich in i nen das Ver- langen regte, noch neben Christo eine O enbarung des Vaters zu schauen zur Stärkung für ihren beschwer- lichen Weg, um so mehr, da ihr geistliches Auge noch 11icht geschärft genug war, um durch die dichte Um- hüllung der Knechtsgestalt hindurch die verborgene Herrlichkeit zu schauen. Zu der Bitte nun, Jesus möge ihnen eine rscheinung des Vaters vermitteln, halten sie sich vorzüglich auch darum berechtigt, weil einst in der Urzeit ihren Vorgängern und Vorbildern, den Aeltesten Jsraels, eine solche Erscheinung der Herr- lichkeit des HErrn zur Stärkung ihres Glaubens zu Theil geworden; sie bedachten aber nicht, daß der Mittler des alten Bnndes anders, wie der des neuen Bandes, ein schwacher Mensch war, welcher der Be- Die Anrede: ,,Philippe« dient So lange bin ich bei euch, nnd du kennst niich nicht, Philipp-es, glaubigung bei den Vertretern des Volkes durch eine unmittelbare Kundgebung Gottes bedurfte —- solch eine Kundgebung unter dem neuen Bunde verlangen, war eine faktische Verleugnung der Gottheit Christi, die als solche eine ernste Zurückweisung erfahren mußte. Freilichs konnte diese Zurückweisung nicht eine strenge, sondern nur eine liebende sein, weil die Offenbarung des Vaters in Christo ihren Laus noch nicht vollendet hatte. (Hengstenberg.) Jn gegenwärtiger Zeit wird sich die Bitte des« Philippus schwerlich bei einem Jünger in wörtlicher Weise wiederholen, weil uns die Unsichtbarkeit Gottes, und daß das Schauen des- selben erst jenseits möglich sei, von Kindheit auf ein- geprägt wird; aber ähnliche Wünsche kommen auch bei uns vor. Gleichwie Philippus gern auf Ein Mal fertig werden möchte, so kann’s oft bei unser Einem heißen: »wenn es doch nur einmal Gott gefallen wollte, mich meines Glaubens durch ein Zeichen gewiß zu machen; wenn er nur mir ein unzweideutiges Unter- pfand gäbe, daß er lebt, an mich denkt, für mich sorgt, mich liebt! Warum thut er das nicht? warum will sich Gott mir nicht offenbaren, die Angst und den Nebel aus einander reißen durch ein sichtbares Unterpfand?« Da heißts also zwar nicht: ,,zeige uns den Vater«, wohl aber: ,,zeige uns ein Zeichen, so genüget uus«. (Geß.) Ein sichtbares Erscheinen Jehova’s, wie im alten Bunde, würde ihn beruhigen, so meint Philippus (ähnlich zweifelten auch später die Empfänger des Hebräerbriefs zwar nicht daran, daß Jesus der Mes ias sei, hielten aber doch die Offenbarungen Gottes an ose durch den Engel für höher, als die Offenbarung des Vaters in dem Sohne); er würde dann Zuversicht haben,. daß die bevorstehende geheimnißvolle Katastrophe einen siegreichen Ausgang nehme. Ganz so möchte der Christ in schwerer Lage oft heute noch, daß Gott sichtbar dareinführe, anstatt in Christo und in Christi dulden- der Liebe die höchste Erscheinung des Vaters zu erkennen und dadurch zur Gelassenheit zu kommen. (Ebrard.) VI) Weil das Wesen Gottes. nicht die Macht, sondern die Heiligkeit und die Liebe ist, kann die wahre Theophanie nicht in einer Lichterscheinnng bestehen (2. Nios 33, 18 sf.), sondern nur in einem Menschen- leben, in welchem diese Zii e des göttlichen Charakters sich in Handlungen und Re en darstellen; sie kann nur ein Sohnes - eben sein, in welchem das ebenso majestätische als zärtliche väterliche Verhältniß zu schauen ist, das Gott mit d em Wesen unterhält, welrhes ihn seinen Vater nennt. Und nun dieses einzigartige Schauspiel, diese allein wahre Gotteserscheinung haben die Jünger seit drei Jahren vor Augen, und Jesus verwundert sich und bedauert es, daß sie den ihnen schon so lange gewährten Vorzu nicht besser verstehen. » azu, den Jiinger zii sich selbst zu bringen, der mit seinem Verlangen eigent- lich das verneint, was· Jesus in V. 6 von sich ausge- sagt hat; mit dem ,,si·ehet« setzt der HErr den fort- währenden Zustand, in welchem die Jünger gelebt haben, der augenb·li»cklichen, vereinzelten Schauthat ent- gegen, welch-se Philippus niit· seinem »zeige uns« be- »ehrt hat. nmoglich aber läßt sich »das: »wer mich siehet» der siehet den Vater«·auf die blos moralische Gemeinscha tJesu mitGottbeziehenz Auch ein volleudeter Christ-wurde nie sagen: »wer mich gesehen hat, hat Christum gese en«; wieviel weni er hätte ein Jude, auch ein» Vo kommener, sagen önnen: »wer mich siehet, siehet den Vater!« (Godet.) Wäre Christus eines andern Wesens als der Vater, so hätte er dies nicht sagen können. Um mich eines gröberen Beispiels zu bedienen: niemand, der das Gold nicht kennt, kann doch in dem Silber das Wesen des Goldes er- 253 kennen; denn in der einen Natur offenbart sich doch nicht die andere. (Chrysostomus.) Christus ist, wie schon als Eingeborner das Ebenbild des uusichtbaren Gottes, der Abglanz seiner Herrlichkeit, so nun als Menschgewordener wahrhaftig die Sichtbarkeit des Un- sichtbaren, soweit nnd wie derselbe nur irgend gesehen werden kann (1· Tim. 6, 16); auch im himmlifchen Schauen wird es kein Zeigen des Vaters außer und neben ihm geben. (Stier.) Der Sohn ist das Sicht- bare des Vaters, gleichwie der Vater das Unsichtbare des Sohnes ist — tilius visibile Petri-is, Pater invi- sibjle f11ii. (Jreniius.) So wollen wir uns denn Christum vor Augen stellen, wenn unsre Seele Gottes Angesicht sucht; nach Christo wollen wir greifen und an ihm haften, wenn wir im Gebet die lebendige. Gottesperson suchen, die wir Du nennen« (Besser.) sit) Jch habe den Vater gesehen in dir, mein HErr Jesu; denn mein Glaube hat an dir einen Christus, geboren aus dem Vater, liegend in des Vaters Schooß, thronend mit dem Vater, gekommen von dein Vater, eifernd für den Vater, gebückt unter den Vater und » einstmals hangend am Kreuz. ohne den Vater Matth. 27, 46. (St. Bernhard) f) Jn Kap. 10, 38 ist die Ordnung umgekehrt (,,der Vater in mir, und ich in ihm«), und mit Grund: der Vater ist in Christo vermöge seiner Vater-Offen- barung in den Werken ChristiyChristus ist im Vater vermöge seiner Sohnes - Offenbarung in seinen Worten. Nun sollten die Juden von dem Glauben an seine Werke und« seine Sendung aufsteigen zum Glauben an seine Worte und an seine eigene Per- söulichkeit; die Jünger aber sollen anfangen mit dem Glauben an sein Wortiund sie sollen nicht auf- steigen zuin Glauben an seine Werke, wohl·aber sortschreiten zur Unterscheidung der Offenbarung des Vaters in ihm durch seine Werke von seinem S ein in dem Vater mit seinem Wort. Obschon Christus auch seine Worte redet nach dem Auftrage des Vaters (Kap. 12,· 50),» so ist doch der Unterschied da, daß die Worte seine eigenste persönliche Lebensoffeubarung sind, während sich in den Werken die speziellste Con- gruenz des Vaterwaltens in der Schöpfung und in der Menschenwelt mit seinem Bewußtsein undgiebt. Auch die Worte zwar redet Christus nicht aus sich selber, sondern als der Sohn aus der Tiefe des Vaters; .bei ihnen aber liegt die Jnitiative in ihm, während für die Werke die Initiative in dem Vater liegt, der- in ihm bleibend wohnt. Worte und Werke sind des Vaters und des So nes; die Worte aber sind vor- zugsweise und zunächts des Sohnes, die Werke vors- zugsweise und zunächst des Vaters. (P. Lange.) Auch in der Freundschaft zwischen Menschen bezeugt sich der rechte Zusanimenklang derGemüther in erster Linie daran, wenn Einer nicht erst durch besondere -Werke, die der Andere thut, sondern durch die ganze Perfönlichkeit desselben, wie sie sich stündlich im An- gesicht, Wort und Wandel offenbart, zu ihm hingezo en und zum Vertrauen gegen ihn geweckt wird. I. as dem Glauben an Jesuni vor Gottes Augen einen so großen Werth giebt, ist, daß im Glauben die Seele sich znssammenschließt mit dem Gotteswesen, das aus Jesu ihr entgegenleuchtet, oder daß der Glaube ist ein Sichaufmachen der gottgeschasfenem gottebenbildlichen Seele zu ihrem Vater hin, ein Erheben der Schwingen der Seele zur Ewigkeit. Soll denn nun die Seele erst auf die Wunderthaten Jesu warten? soll ihr nicht das Hervorleiichten Gottes aus Jesu Person und Wort schon genügen, um mit freudigem Vertrauen und mit einem mächtigen Zuge der Liebe erfüllt zu werden? Wir wollen uns hüten, daß wir nicht,.wie Manche 254 Evangelium Johanuis 14, 12——17. zur Zeit Jesu es gethan haben, zuerst nach Wundern fragenxauch wollen wir nicht auf außerordentliche Er- fahrungen in unserm äußeren Lebensgange warten, um uns das Herz zum Glauben zu fassen. Mancher Lebensgang vergeht in gar gewöhnlicher Weise, man macht keine außerordentlichen Erfahrungen, während es andrerseits auch solche Menschen giebt, bei denen es dem HErrn gefällt, ihnen fast handgreifliche Proben seiner Gegenwart in speziellster Hilfleistung zu zeigen; glückliche Menschen sind das wohl, aber nothwendig ist es nicht, solche besondere Erfahrungen des äußeren Lebens zn machen — es kann ein Leben ganz einfach verstreichen, und am Ende kann doch jemand sagen: ich bin des HErrn so gewiß als irgend Einer seiner gewiß sein kann, der die seltsamsten Dinge erlebt hat. Das Wort, ja dasWort ist es, in welchem der HErr täglich, stündlich sich offenbaren will; du kannst täglich in Gemeinschast mit der Ewigkeit kommen, stündlich umgeben dich die Kräfte der zukünftigen Welt. (Geß.) 12. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer [in dieser Weise, wie ich’s eben von euch, meinen Jüngern, beanspruchtes an mich glaubt [daß er rückhaltlos an u1ich als den Sohn des Vaters sich hingiebt und ganz und völlig in meinem Worte lebt], der wird sweil nun ein gleiches Ver- hältniß, wie zwischen mir und dem Vater nach V. 10 u. 11 besteht, sich zwischen ihm und mir herstellt] die Werke auch thun, die ich thue, und wird [noch] größere, denn diese [die ich selber ge- thauL thun svgl. Kap. 5, 20]; denn ich gehe zum Vater« swirke aber nach der Macht, die mir in meinem Herrlichkeitsstaiide gegeben ist Matth. 28, 18., vom Himmel aus in denjenigen hier auf Erden fort, in denen ich vermöge ihres voll- kommenen Glaubens ebenso sein kann, wie der Vater in mir ist Apostg. 1, 1 Anm.]. 13. Und was ihr sdie ihr es ja seid, in denen ich also sein und durch die ich mein Werk sortsetzen will, nun auch eurerseits in mir seiend, gleichwie ich im Vater bin] bitten werdet in meinemNamen sdaß es geschehen möge], das will ich seuer Anliegen als mein eigenes aner- kennend, da ihr ja als solche gebeten habt, die ganz an meiner Stelle auf Erden sich fühlen und aus meinem Sinn und Willen heraus denken und wollen] thun, auf daß snoch fort und fort, wie es bei meinem eigenen Wirken hienieden der Fall gewesen Kap. 11, 4;17, 41 der Vater geehret werde in dem Sohne. 14. sJch wiederhole noch einmal, was ich soeben euch verhieß, auf daß ihr euch recht zu diesem: ,,ihr in mir, gleichwie ich in dem Vater« reizen und locken laßt, weil darauf insofern alles ankommt, als an dem ,,ich in euch, gleichwie der Vater in mir« an und für sich gar kein Zweifel ist:] Was ihr bitten werdet in meinem Namen ses sei auch, was es sei], das will Jch sallezeit euch ebenso hörend, wie mich der Vater allezeit erhört hat, wenn ich ihn bat Kap. 11, 41 f.] thun« V) Die lebhafte Versicherung, womit derTHErr an- hebt: ,,Wahrlich," wahrlich, ich sage euch«, zeigt, wie hoch die zu gebende Verheißung über den Gesichtskreis der Jünger hinaus lag. (Hengstenberg.) Christus hat vorhin den Standpunkt des Glaubens an ihn um der Werke als solcher willen von dem Standpunkt des Glaubens an ihn um seiner Worte willen als gött- licher Worte, hervorgehend aus dem Geiste des Vaters, genau unterschieden, und hat ersteren als den unter- geordneten Standpunkt bezeichnetx aber als einen vorläufigen hat er ihn ur Noth» anerkannt, ja für den Nothfall hat er ihn gefordert, allein er hat den Jüngern die Aufgabe gestellt, den höheren Stand- punkt zu erstreben, in ihn auszugehen. Da fügt er nun die Betheuerung hinzu; daß in demjenigen, welcher auf dem höheren Standpunkt steht, also an die gött- liche Persönlichkeit Christi selbst glaubt, sich durch diesen Glauben ebenfalls ein so mächtiges perfönliches Geistes- leben entfalten wird, daß für ihn die Werke das Secundäre werden im Verhältniß zum Primärem dem Lebensquell der Persönlichkeit (P. Lange.) Die Werke, welche Jesu Jiinger, gleichwie Er, thun sollen, sind nicht auf die einzelnen absonderlichen Wunder zn beziehen, welche von den Aposteln berichtet werden, vielmehr erweitert sich durch das «gtößere denn diese« der Begriff derselben, so daß es nicht überwiegend Wunderthaten im engeren Sinne bezeichnet, sondern in einem weiteren Sinne das vom heil. Geist getragene, weltbezwingende a ostolische Wirken überhaupt, in der Ausbreitung des vangelii mit seinem Licht und Leben unter allen Völkern, in der Ueberwindung des Juden- und Heidenthums durch das Wort vom Kreuz u. s. w. (Meyer.) Wie er vorhin gesagt hat, daß er solche Werke thue, dadurch sie sollten glauben, daß der Vater in ihm sei und er im Vater, also sühret er es hier herab nnd sagt, daß sie auch sollen solche Werke thun, dabei man spüren werde, daß sie in Christo und Christus in ihnen sei· Was aber mögen das für Werke sein, die da sollen größer sein, denn des HErrn Christi? Hier lasse ich mir gefallen den gemeinen Verstand dieses Spruchs, daß es darum größere Werke gethan heiße, durch seine Christen, daß die Apostel und Christen weiter kommen mit ihren Werken, denn Er kommen ist, und Mehr zu Christo bringen, denn er leiblich auf Erden gethan hat; denn er hat nur einen kleinen Winkel für sich genommen, da er gepre i t und ge- wundertyhah dazu eine kleine Zeit, die postel a er nnd ihre achkommen sind durch die ganze Welt kommen und hat gewähren so lange die Christenheit gestanden ist, also daß es Christus nur persönlich angefangen hat, aber durch die Apostel und folgenden Prediger hat müssen immer weiter ausgebreitet werden bis an den jüngsten Tag. (Luther.) Was Petrus am Tage der Pfingsten, Paulus in der ganzen Welt gethan hat, was ein gewöhnlicher Prediger, ein einfacher Gläubiger bewirkt, wenn er es dahin bringt, daß der Geist in ein Herz kommt und Jesum darin verherrlichh das hat Jesus während seiner irdischen Amtsthätigkeit nicht thun können; ein solches Werk setzt seine Erhöhung voraus, wie er am Schluß des Verses zu verstehen giebt: »denn ich gehe zum Vater«. So trägt die Rebe Früchte, welche der Weinstock selbst nicht tragen konnte. (Godet.) IV) Offenbar will der HErr dasjenige Verhältniß, in welchem er bei seinem Wirken auf Erden zum Vater stand und das er in Kalb. 5, 19 f. u. Kap.11, 41 f. klar ausgesprochen hat, auf die Jünger dahin über- tragen, daß sie nach seinem Hingange zum Vater nun ganz in dem nämlichen Verhältniß zu ihm, dem ver- lärten Menschensohne, stehen sollen. Die erstere, in Kap. Z, 19 f. hervorgehobene Seite, daß der Sohn nur thut, was er siehet den Vater thun, der Vater aber Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun. Haltet nieiiie Gebote! 255 dem Sohne alles zeigt, was er thut, kehrt in Betreff des Verhältnisses der Jünger zu dem erhöheten Christus deutlich in dem, was in V. 12 gesagt worden, wieder; folgerichtig wird dann auch der Jnhalt von V. 13 u. 14 dem Jnhalt von Kap. U, 41 f. entsprechen und die ander e Seite zur Geltung bringen. Auf jener Seite des gegenseitigen Verhältnisses zwischen Christo und dem Vater ging die Initiative oder Anregung zu einem Werke vom Vater aus: der Vater zeigte ein Werk, das der Sohn thun sollte, und der Sohn nahm es sofort in seinen Willensentschluß auf und nahm es in die Hand Zur piinktlichen Ausführung; anz ebenso wird nun hristus vom Himmel her sein erk mittels der Jüngeiy die er gesendet hat, dadurch fortsetzen, daß er dieselben durch seinen Geist (auf diesen geht seine Rede in V. 16 ff. über) zu denjenigen Werken anregt, die, wenn er selber noch auf Erden da wäre, auch selber vollbringen würde, die aber nun die Jünger an seiner Statt vollbringen sollen, und so sehen wir wirk- lich, wie er den Jüngern zeigt, was er thut, in solchen Thatsachem wie sie z. B in Apostg 1, 15 ff.; Z, 4 .; ,T«·3sf.; 6,1ff.;·8, 5 ff. 3v6 fs.;10, 9 ff.; 16, 6 ff. vorliegen. Auf dieser Seite des wechsel- seitigen Verhältnisses zwischen Christo und dem Vater ging die Initiative von dem Sohne aus, und da ist das osfensichtlichste Exempel dessen die Lluferweckung des La arus, bei welcher sich am meisten das Wort des H rrn in Kap. 5, 21 bewahrheitete: »Wie der Vater die Todten anferwecket und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will« (vgl. die Bem. zu Kaki. 11, 6); gleicherweise sollen denn auch die Jünger bei dem Werke, das sie treiben, nicht bloße Knechte Jesu fein, die nur thun, was ihnen geheißen wird, sondern seine Freunde, die auch selbstständig eingreifend sein Reich auf Erden ausbreiten K . 15, 15), aber natürlich ein Werk weder eigen- niächtig beschließen noch eigenmächtisg ausführen können, sondern ganz und gar auf Jesu iamen gestellt sind, wie der Gesandte oder Botschafter eines irdischen Königs in dessen Namen allein etwas zu sagen und auszu- richten hat, für seine ei ene Person dagegen gänzlich zurücktritt Jn solcher selbstthätig eingreifendenWeise handelteu wohl z. B. Petrus und Johannes bei der Heilung des Lahmen an des Tempels Thür, und Paulus bei der Heilung des Besessenen in P ilippi, sowie bei- der Auferweckung des Eutychus zu was; die Gemeinde zu Jerusalem, als sie für die Befreiung des Petrus aus des Herodes Kerker bat, und jene Propheten und Lehrer der Gemeinde zu Antiochia, als sie eine Mission unter den Heiden Kleinasieiis be- schlossen (Apostg. 3, 4 ·; 16, 18; 20, 7 ff.; 12, 5 u. 1., 1 f.). Die Grenzen ind allerdingsiiisofern fließend, als das, was von menschlicher Jnitiative ausgeht, seinem ersten Ursprunge nach doch ein zunächst vom Geiste Gottes im Herzen angeregter Gedanke oder Trieb ist; indessen bleibt doch immerhin ein Unterschied zwischen dein, was als bestimmter Auftrag des HErrn an den Gläubigen ergeht, und dem, was als Wunsch und Begehren, als Einsicht und Entschluß er seinerseits an den HErrn bringt. Da nun gewährt Christi Wort in der vorliegenden Stelle der eigenen Bethätigung der Seinen einen weiten Spielraum; das »in seinem Namen bitten« wird uns später noch mehrmals be- gegnen (Kap. 15, 16; 16, 23 f.), und versparen wir uns eine nähere Erklärung bis dahin auf, siir jetzt wird das hier Angedeutete, bei dem der Ausspruch des HErrn in Kap. 15, 7 (vgl. 1. Joh. 3, 21 ff.; s, 14 f.) uns maßgebend gewesen, genügen, daß nä1nlich im Namen Jesu betet, wer, indem er betet, in Christo Jesu ist, in lebendigem Gemeinschastsverhältniß zu ihm steht und aus diesem Verhältniß heraus ein Anliegen vor Gott bringt. Zu beachten ist bei den beiden sonst so gleichlautenden Sätzen in V. 13 u. 14., daß in V.13 der Nachdruck aus dem d as (das so Erbetene will ich thun, gerade das, und nicht etwas Anderes), in V. 14 dagegen auf dem ich liegt (ich selber, in dessen Namen ihr gebeten habt). Absichtlich ist bei dem bitten in Jesii Namen (anders als in Kap. 15, 16; 16, 23 f.) nicht hinzugefügt, an wen die Bitte sich richtet, weil es, nachdem Christus zum Vater gegangen, sich gleich bleibt, ob die Bitte an den Vater oder an ihn selber gerichtet wird; nun scheint zwar das ,,bitten werdet in meinem Namen« zu verlangen, daß auch ier der Vater als derjenige Fedacht sei, an den das Bitten sich richtet, aber das ,,wi i thun« hebt diese Bestimmung, damit sie nicht als eine eschränkung aufgefaßt werde, sofort wieder aus. 15. Liebet ihr mich swie ich denn allerdings von euch weiß, daß ihr mit einer gewissen Liebe mir zugethan seid, obgleich dieselbe noch der tieferen Gründung und höheren Erleuchtung bedarf Kaki. 16, 27; 21, 15 ff.; l4, 28], so [sorgeteuch nicht sowohl um mich wegen des mir bevorstehenden Geschicks V. 5 u. Kap. 13, 36., sondern vielmehr trachtet dahin, daß ihr] haltet meine Gebote sdenn dadurch beweist ihr mir am besten eure Liebe Kap. 15, l4; I. Joh. Z, 18]. 16. Und ich sum meinerseits euch zu Hilfe zu kommen, daß ihr auch zu solchem Halten meiner Gebote tüchtig gemacht und zubereitet werdet] tvill den Vater bitten swenn ich nun werde zu ihm hingegangen »sem], Und er soll euch [zum Ersatz dafür, daß ich fortan nicht mehr durch meine unmittelbare, sichtbare Gegenwart, durch meine persönliche Erscheinung und das äußere Wort meines Mundes auf eure Herzen einwirken kann, . um die Liebe zu mir immer mehr in euch zu ent- ziinden und mit göttlicher Kraft zu meiner Nach- folge euch zu erfüllen] einen andern Tröster sd. i. Zusprecher, der euch lehrt, ermahnt, bittet, straft, aufrichtet nnd stärkt, je nach eurem Bedürfniß] geben, daß er bei euch bleibe ewigiich sund niemals wieder in der Weise, wie es in Betreff meiner der Fall ist, von euch gehe], 17. Den Geist der Wahrheit snäinlich will ich voni Vater euch erbitten],« welchen die Welt sder gemeine Hause der gottentfremdeten nnd sich mir feindlich entgegenstellenden Menschen Kap. 7, 7; 8, 23., vgl. Anm. zu Kap. 1, I] nicht kann empfahen [daß er auch in ihre Gesellschaft und in das Herz jedes einzelnen in ihr sich ein- finden sollte]; denn sie siehet ihn nicht und kennet ihn nicht [ob er gleich vor ihren Augen seine Werke ausrichtet und auch an ihrem inwendigeu Menschen sein Amt gar wohl treibt Kap· 7, 15. its; 9, 30 ff.; 16, 8 ff., verschließt sie doch muthwillig Auge und Herz, um sein Wirken nicht wahrzu- nehmen und sein Amt erfolglos zu machen, und bietet so keinen subjektiven Anknüpfungspuukt zu seiner Empfangnahme dar -1. Cor. 2, I4]. Jht aber sdie ihr seinem Walten und Wirken, wie es bisher in meiner ganzen Erscheinung, in meinen Worten und Werken euch entgegengetreten, ein empfängliches Herz entgegengebracht habt] lennet ihn [so daß er geniäß dem, was ihr von seinem Einfluß schon erfahrungsmäßig an euch selber wahrgenommen habt Kp. 6, 68f.; Matth. II, 25f.; 16, 16 f·, euch kein völlig Fremder mehr ist, und nun soll er euch noch ein ganz Bekannter und rechtVertraiiter werdens; denn er bleibet bei euch [uni eure Genossenschaft allseitig mit seinen Gaben und Kräften zu erfüllen, nachdem er schon mit seinen Erstlingsgaben bei euch Aufnahme gefunden, während dagegen der Welt mehr und mehr der Geist des Jrrthums 1.Joh. 4, 6 sich bemächtigen wird Weish. I, 4 f,], und wird [von da an, wo er wird auf euch gekommen sein Apostg l, 8] in euch sein [daß ihr seiner voll sein werdet Apostg. Z, 4]. 18. Jch tvill [also, indem ich jetzt von euch gehe] euch nicht Waisen lassen· snicht wie Kinder Kap. 13, 33., die keinenVater mehr haben, in dieser Welt allein zurücklassen]; ich komme sals Der, der da Ewigvater heißt Jes. 9, 6 und daher seinen Kindern nicht wi-rklich abhanden kommen kann, in und mit dem Geiste der Wahrheit gar bald V. 19 wieders zu euch sdaß ich auf immer meine Wohnung bei euch habe und bei euch sei alle Tage bis· an der Welt Ende V. 23; Matth. 28, 20; Röm. 8, 9 f.; Ephes Z, 17]. . Derjenige, der nach Jesu Hingange ein solches Ver- hältniß zwischen den Jüngern und ihm zu Stande bringt, daß sie ebenso in ihm seien und er in ihnen, wie er im Vater ist und der Vater in ihm, ist der heil. Geist; dessen Mittheilung verheißt er ihnen denn und bezeichnet ihn nun hier zum ersten Mal, wie hernach öfter (V. 26; Kap. 15, 26; 16, 7), mit dem Namen des Parckklet, eines griechischen Worts, dessen Deu- tung insofern Schwierigkeiten bereitet, als· sich, nicht bestimmt entscheiden läßt, ob es im aktiven« oder passiven Sinne aufzufassen sei. Soviel steht wohl außer allem Zweifel, daß nach ächtem Griechisch das Wort nur passivisch genommen werden kann, gleichbedeutend mit dem lateinischen adv0catiis: ein zu gerichtlichem Beistand Herbeigerufeiiey einRechtsanwalto»derSachwalter; diese Bedeutung scheint in der Stelle 1. Joh. 2, 1 vor- znliegen, wo Christus unser Rechtsbeistand oder Ver- treter (Luther: »Fürsprecher«) bei dem Vater genannt wird, und will man nun sie auch auf unsre Stelle anwenden, so ließe sich wohl sagen: Wie Christus als Sachwalter der Seinen in ihrem Verhältnis; zum Vater sungirt, so ist der heil. Geist ihr Rechtsbeiftand .in ihrem Verhältniß zu der sie bekämpsenden und ver- urtheilenden Welt; ihr gegenüber verleiht er ihnen das Uebergewichh richtet die sie richtende Welt (Kap. 16, 8ff.) und verwandelt ihnen die Defensive, da er ihnen eingiebt, wie oder was sie antworten oder was sie sagen svllen (Luk. 12, 11 f.), in eine siegreiche Offensive. Zur näheren Bestimmung des ·,,anderen»« (einen anderen Sachwalter an Stelle Christi, der. die Jünger bisher der Welt gegenüber vertreten hat) ließe sich Bezug nehmen auf das, was der HErr zuvor zu Evangelium Johannis 14, 18—21. den Jüngern in Luk. 22, 35—38 gesagt hat, und auf denjenigen Schutz, den er noch in Kost. 18, 8 ihnen angedeihen läßt. Auch Luther acceptirt diese Be- deutung, obwohl er ihr dann eine Wendung giebt, die es ihm möglich macht, die andere Bedeutung: ,,Tröster« dafür an die Stelle zu setzen, die im Grunde doch auf einer andern Erklärung des Worts beruht; er sagt in der Randglosse zu unsrer Stelle: ,,Parakletus heißt ein Advokat, Fürsprecher oder Beistand vor Gericht, der den Schuldigen tröstet, stärkt und hilft; also thut der heil. Geist auch uns im Gewissen vor Gottes Gericht, wider die Sünde nnd Gottes Aiiklage«. Jndessen er- halten wir mit der in Rede stehenden Auffassung des Wortes einen Begriff, der an .sich schon zu enge ist für die Wirksamkeit des heil. Geistes, speziell aber an unsrer Stelle, wo der HErr das Wort zum ersten Mal gebraucht und es sich nun um das künftige Verhältiiiß der Jünger zu Christo und Christi zu den Jüngern, nicht aber um deren künftiges Verhältnis; der Welt gegenüber handelt, sich nicht wohl dem Zusammenhange einfügt. Sehen wir dagegen von dem eigentlich griechischen Sprachgebrauch ab und blicken in den des biblifchen Griechisch hinein, so kommt das Zeitwort, von welchem das Hauptwort ,,Paraklet« sich herleitet, im neuen Testament sehr häufig in gar verschiedener Anwendung vor; die Grundbedeutung desselben ist: ,, zu- sprech en« (Apostg. 13, 15: ansprechen, eine Ansprache halten), und zwar ist immer ein Zusprechen gemeint, bei dem es auf eine bestimmte Einwirkung abge- gesehen ist —- je nach dem Zweck dieser Einwirkung bestimmt sich dann die spezielle Bedeutung (ermahnen L .·3, 18; Tit. 2, 15; Tim. 6, 2, bitten Matth s, 5; 26, 53; Mark. 5, 23., einladen Apostg. 16, 9 u. 15; 28, 20., erfordern Matth. 18,. 32., trösten 2. Cor. 2, 7. 7, I3. 13, II; 1. Thess 4, 18., stärken Col. 2, 4,8; 2. Thess 2, 17., unterweisen oder lehren Tit. I, 9 u. I. Thess 2, 3 — unsre deutfche Bibel hat auch in letzteren beidenStellen »ermahnen«, wie denn in der That ein ermahnendes Lehren gemeint ist). Einer nun, der da zuredet, tröstet, ermuntert, oder, um alles in einen einzigen Begriff zusammenzufassen, das Amt des Vermahnens (Röm. 12, 8) auszurichten hat, würde nach sprachrichtiger Wortbildung heißen: Fragen-them;- oder adjektivisch ausgedrückt: woraus-Themas, es scheint aber, daß im hellenistischen Griechisch entweder jenes Hauptwort durch Abschwächung oder dieses Ad- jektiv durch Contraktion mit dem oben erwähnten Jrocpoisizyrog in Eins zusammengeflossen ist; le teres brauchen die griechischen Uebersetzungen des alten. esta- ments für ,,Tröster« in Hiob 16, 2., und ebenso wird damit der Mittler- oder Fürsprecher-Eiigel in Hiob 33, 23 wiedergegeben. Auf diesem Sprachgebrauch beruht wohl der Gebrauch des Wortes bei Johannes theils im Evangelio (Tröster), theils in seiner ersten Epistel (Fürsprecher). Beide Bedeutungen vereinigen sich in der eines Zusprech ers idänisch Ta1smand, d. i. Sprechmann): geschieht das Zusprechen gegenüber dem, dem sündigen Menschen zürnenden Gott, so ist es ein Fürsprechen, geschieht es aber dem betrübten, geängstigten, rath- und hilflosen Menschen, so ist es ein Trösten. Für diese Auffassung spricht besonders die Stelle: Apostg 9, 31., wo vom Trost (in dem Sinne von Zusprache, Ermunterung, Belehrung Apostg 4, 36; Hebr- 13, 22z l. Thess L, 3) des eil. Geistes die Rede ist; und da nun auch das ,,trö tet, tröstet« in Jes. 40, 1 von der Septuaginta durch dasselbe griechische Wortwiedergegeben wird, so bekommen wir durch letztere Stelle zugleich eine treffliche Erläuterung, warum der heil. Geist als der ,,andere« Tröster bezeichnet wird. Jenes ,,tröstet, tröstet, mein Volk, redet mit , Jch will euch nicht Waisen lassenszich komme zu euchsz g Jerusalem freundlich« hatte bisher Christus durch seine ganze Erscheinung und sein Wirken entfprochem nun, da er hinweggehet aus der Welt, soll der heil. Geist an seine Stelle treten und inwendig im Herzen das Trösten und Freundlichreden fortsetzen bei denen, welche das wahre Volk Gottes, die ächte Tochter Zion bilden (Kap. l2,15). Zu beachten ist übrigens, daß der HErr, indem er den heil. Geist in der hier vorliegenden Rede- weise einführt, ihn ausdrücklich nicht als eine bloße Gabe oder Kraft, sondern als eine wirkliche Person darstellt, wie denn auch in V. 26 u. Kap. 16, 8. 13 f. von ihm nicht geredet wird als von einer Sache, son- dern als von einer selbst handelnden, mit Selbstbewußt- sein thätigen Persönlichkeit. Als Geist der Wahr- heit nun bezeichnet er ihn, weil dasjenige, was der- selbe den Seelen zuspricht oder einfpricht, die Wahrheit ist; er selber ist im Vollbesitz derselben und erforschet auch die Tiefen der Gottheit (1· Cor. 2, 10), was er aber aus dem Reichthum seiner Fülle den Gläubigen Christi zuführt, ist nicht eine neue, über Christum hinausgehende Offenbarung, sondern die von Gott in Christo schon geoffenbarte Heilswahrheit bringt er zur lebendigen Aneignung und sittlichen Kraftäußernng und nur insofern er im Fortschritt der Zeit manche Hülle hinwegnimmt, womit durch das Dunkel derZukunft noch dies und das von dem schon Geoffenbarten be- deckt ist, daß es nicht zu rechtem Verftändniß und klarem Bewußtsein kommen kann, führt er allerdings weiter (Kap. 16, 13). Gleichwie er denn als der Liebesgeist des Vaters und des Sohnes von Ewigkeit das persönliche lebendige Band der Wesenseinheit zwischen dem liebenden Vater und dem geliebten Sohne ist, so wird er als der Geist der Wahrheit zum per- sönlichen lebendigen Bande zwischen den, an und für sich in allerlei Lüge und Betrug der Sünde verstrickten Nienschenseeleii und ihrem Erlöser, damit sie in des en Gemeinschaft und durch die Wirkung feines Wortes mehr und mehr frei werden von allem lügenhaftigen Wesen, das ihren Ausichten und Wünschen, ihren Bestrebungen und Vornahmen anhaftet, und zuletzt völli aus der Wahrheit seien in Gedanken, Worten und erken. 19. Es ist noch um ein Kleines [keinen vollen Tag mehr Kap. 13, 33], so wird mich die Welt sdieses ungläubige Judenvolk, dem ich schon in Kap. 7, 33 f.; 8, 21« meinen Weggang von ihm ankündigte] nicht mehr sehen; ihr aber sobwohl ich vorhin auch euch eine leibliche Trennung in Aus- sicht stellen mußte Kap. 13, 33] sollt Inicht lange nach diesen Tagen, wenn ihr nun mit dem heil. Geiste getauft und durch denselben in das himm- lifche Wesen versetzt werdet Apostg I, 5; Ephes. 2, 6., mit geistlichem Auge] mich sehen [2. Cor. Z, 17 f.]; denn Jch [meinestheils] lebe finden: der Tod, der meinen Weggang aus dieser Welt und meinen Hingang zum Vater vermittelt, keine wirk- liche Unterbrechung des in mir vorhandenen un- endlichen Lebens V. S; Hebr. 7, 16,, sondern nur der Durchgang zu dessen Verklärung ist], und Jhr [eurestheils, indem der Geist, der da lebendig macht Kap. 6, 63., euch unter seinen wieder- gebärenden, fortbildenden und vollendenden Ein- fluß nimmt] sollt auch leben« shier zeitlich und dort ewiglich]. 20. An demselbigen Tage swo jenes Sehen Däcbse l UT Vibeliosrh VI. Band. 257 und dieses Leben bei euch den Anfang nimmt Apostg 2, I ff.] werdet ihr erkennen swas euch bisher noch so wenig hat einleuchten wollen V. 9 ff.], daß ich in meinem Vater bin, und [werdet auf dem Wege der Erfahrung euch dessen bewußt werden, daß] ihr in mir [seid] und ich in euch « [bin V. 12 ff.]. 21. [Um aber auf die schon in V.15 an- gedeutete Bedingung zur Verwirklichung der in V. 16-—20 ausgesprochenen Verheißungen an euch und Andern, die durch euer Wort an mich glauben werden, zurückzukommen, so verhält es sich mit dieser Verwirklichung also:] Wer meine Gebote sdurch gläubige Auf- und Annahme in Besitz] hat [so das; er zugleich sie für einen theuern Schatz erkennt, von dem er nicht mehr lassen mag] und hält sie sindem er gehorsam sich denselben auch unterwirst und, wenngleich in Schwachheit, doch in aller Treue sie in Ausübung bringt], der ifi es, der mich [nicht blos mit Worten, was ja nichts helfen kann, sondern mit der That und mit der Wahrheit] liebt. Wer mich aber [in dieser wahrhaftigen Weise] liebt, der wird von meinem Vater geliebet werden fals welcher nur zu dem- jenigen Menschenkinde einen Herzenszug zur Ver- einigung hat, bei welchem er einen Herzenszug zu seinem Sohne hin wahrnimmt], und ich [als.der ich wiederum dahin mich gezogen fühle, wohin der Zug des Vaters geht] werde ihn lieben nnd fwie Einer dem, dem er in innerster Seele zuge- than ist, sich ohne Rückhalt kund thut] mich ihm offenbaren« [2. Mos. 33, 13]. V) Mit Jesu Tod und Begräbniß hört für die Welt . das Sehen Jesu nnd der Verkehr, wie sie ihn bis dahin noch mit ihm haben konnte, auf; von ihr ist er dann, so lange und sofern sie Welt bleibt, gefchieden ,,Jhr aber sehet mich«, fährt der HErr zu den Jüngern fort: am nächsten liegt hierbei zu denken an die Er- cheinungen Jesu zwifchen feiner Auferstehung nnd Himmelfahrt (Apostg. 10, 40 f.l; es ist auch nicht nöthig, diese geradezu ausznschließem aber erfüllt wurde durch dieselben dies Wort Jesu noch keineswegs. Schon das im Grundtext stehende Präsens: ,,ihr aber sehet mich« weist auf etwas Dauerndes, durch jene kurzen Berührungen noch nicht Gegebenes hin. (v. Burgen) Daß die Jiinger nach der Auferstehung Jesu den Lebensfürsten mit leiblichem Auge sehen durften, war nur die Außenseite und Verleiblichung des inneren Verhältnisses, wonach sie allein (nicht die Welt) befähigt waren, ihn innerlich zu schauen· (Ebrard.) Unter der Zeit des Wiederfeheiis ist vornehmlich gemeint die innerliche, geistliche, bei Weitem innigere Gemeinschaft, in welche Jesus mit den Seinigen» durch die Auferstehung und die Ausgießung des heil. Geistes trat; wo sie seiner Auferstehung durch ihre eigene Erweckung zu einem neuen Leben erst wahrhaft froh wurden in heiliger, unvergänglicher Freude; wo sie nicht blos von seiner äußerlichen Wiederbelebung durch wiederholte Erscheinungen mit Mühe sich iiberzeugen ließen, sondern mit göttlicher Gewißheit erkannten, warum der Sohn Gottes solches leiden mußte und zu seiner Herrlichkeit eingehen; wo nicht blos Er zu einein neuen, ewigen, 17 258 t«»f göttlichen Leben durch die leibliche Auferstehung ein- ging, sondern auch sie durch den Geist zu demselben neuen Leben wiedergeboren wurden; wo ihnen Gott verherrlicht erschien in seinem Sohne und auch ihr eigener Antheil an seiner ewigen Erlösung ihnen u felsenfester Gewißheit geworden war. Da waren Je in ihm gegründet, und er wiederum wohnte in ihnen; es fand ein Wechselverhältniß der Liebe zwischen ihnen statt. (v. Gerlach.) Während die Welt, die Jesum nur nach dem Fleische kennt, ihn nicht mehr sieht, sobald er leiblich verschwunden ist, wird er dann den Seinigen sichtbar in einer geistigen, göttlichen Sphäre, in welche sie durch den heil. Geist versetzt sind und wo sie mit ihm zusammentreffen. Die Worte ,,über ein Kleines«, womit der HErr diese Zukunft ankündigt, stehen in Beziehung zu dem Präsens in V. 18: ,,ich komme zu euch«; sie führen die Dauer der Trennung sozusagen auf Nichts zurück. Und wie nun durch das Präsens ,,ich komme«, so versetzt sich Jesiis in seinen Gedanken auch durch das weitere Präsens ,,ich lebe« in den seligen, na e bevor- stehenden Augenblick: nachdem er durch den od hin- durchgegangen ist, lebt er sofort das vollkommene und unauflösliche Leben (Osfenb. l, 18). Die daraus sich entwickelnde Folge aber ist, daß auch die Jünger leben, diese wird durch: ,,ihr follt auch leben« ausgedrückt. (Godet.) Bei Beiden ist das Leben, welches hier ge- meint, näinlich das höhere, himmlische, keinem Tode unterworfene Leben, das gleiche, nur mit dem Unter- schied, daß es bei Jesu ursprünglich und mit seinem nahen Hingange schon in seiner herrlichen Vollendung ist, bei den Jüngern aber, von Christo im heil. Geist, welcher der Geist des Lebens ist (Röm. 8, 2)«, mitgetl)eilt, sich zunächst erst innerhalb entfalten soll; vor der Wiederkunft besteht es in der Lebensgemeinschaft mit dem erhöheten Christus, um bei der Wiederkunft ver- mittels der Auferweckuiig und beziehungsweise Ver-- wandlung (l. Cor. 15, 5l f.) die Theilhabung seiner Herrlichkeit zu werden. (Meyer.) »Es) Seit der Ausgießung des Geistes, in der Christus den Seinen das Leben mittheilt, fiel die Decke von ihren Augen, welche dieselben noch verhüllt hatte; Gegenstand ihrer Erkenntniß ist aber da nicht allein das Verhältniß Christi zum Vater, sondern auch das Verhältniß Christi zu den Jüngern. Wenn es nun von diesen letzteren ebenfalls heißt: ,,ihr in mir und ich in euch«, so ist daraus nicht der Rückfchluß zu machen, daß diese Formeln auch vorhin (V. 10), wo sie von dem Veägältniß Christi zum Vater gebraucht wurden, keine esenseinheit bezeichneten; vielmehr liegt darin die tiefe Jdee, daß der Erlöser sein eigenstes Wesen (das des Menschensohnes) den Menschen, seinen Brüdern, mittheilt. (Olshausen.) Durch die Bezeich- nung: ,,ihr in mir und ich in euch« stellt der HErr sein Verhältniß zu seinen Gläubigen auf die gleiche Stufe mit dem Zu seinem Vater, als ein Verhältniß der Einheit un gegenseitigen Durchdringung (Kap. 17, 21 ff.) — ihr in mir als Glieder meines Leibes, ich in euch, weil euer Leben der Ausfluß des meinigen in euch ist. (v. Burgen) O wie viel ist an diesen drei Püuktlein zu lernen: Gott in Christo —- ich vor Gott in seinem Sohne erfunden — Christus in mir, weil er mir von seinem Geiste gegeben! (Rieger.) THE) Wie die Ertheilung des heil. Geistes, so ist auch die Kundgebung Christi bedingt durch die Liebe zu Christo, die sich in der Erfüllung seiner Gebote bewähren muß: einer lässigen und miissigen Seele kann C ristus sich nicl)t kund geben. (Hengstenberg.) Der H rr zählt hier alle Ringe der Gnadenkette auf: l) man muß sein Wort entschieden fest halten und praktisch beobachten — das thut die Welt nicht, welche es Evangelium Johannis l4, 22—-24. gehört, aber verworfen hat, darum ist sie nicht geschickt, diese Offenbarung zu empfangen; 2) ein solcher Mensch bekommt durch diese sittliche Treue den besonderen Charakter eines Freundes Jesux 3) dadurch wird er Gegenstand der Liebe des Vaters, der alle liebt, die den Sohn, den höchsten Gegenstand seiner Liebe, lieb haben; 4) wenn der Sohn den Liebesblick des Vaters auf einen seiner Jünger gerichtet sieht, so fühlt ersieh zu ihm mit neuer Liebe hingezogen und schenkt ihm durch den heil. Geist die völlige Offenbarung seiner selbst. (Godet.) Die Liebe zu Jesu, welche sich in»der innerlichen Aneignung und in der Bewährung seiner Gebote bethätigt, ist die Bedingung der Erfahrung der Liebe des Vaters; diese hinwiederum bethätigt sich in der Sendung des heil. Geistes, die Sendung des heil. Geistes ist aber zugleich eine Liebesrichtung Christi auf den Gläubigen, worin er sich demselben offenbart. (P. Lange.) Jm Grundtext steht: ,,mich selbst werde ich ihm osfenbaren«; das kann nur der Sohn sagen, der verborgene Vater offenbart sich nicht von Person, vgl. Kap. I, 18. (Olshausen.) Es ist der Liebe Eigen- schaft, daß sie dem Geliebten all das Jhre mittheilt und nichts ihm vorenthälh wie ein tamnlischer Spruch sagt: »die Selbstsucht reißt an sich, was des Andern ist, die Liebe aber enteignet sich alles Dinges an den Geliebten«. So will Christus den Seinen, die er liebt, sich offenbaren, auf daß sein Leben ihr Leben und seine Herrlichkeit ihre Herrlichkeit werde; alles will er ihnen, seinen Freunden, vertrauen. (Besser.) » 22. Spricht zu ihm sden Anfang dieser seiner Rede in V. 19 und das Ende derselben in V. 21 zu einem neuen, aber ganz richtig daraus abge- leiteten Gedanken verbindends Judas, ljedoch na- türlichs nicht der Jscharioth sder ja schon in Kap. 13, 80 hinausgegangen war, sondern der andere Judas, der Bruder Jaeobi des Jüngeren, Judä V. 1., vgl. Matth. to, 4 Aum. Nr. 10]: HEriy was ists sgenauert und was ist geschehen, s. v. als unser deutsches: wie kommt’s], daß du [lediglich] uns sdeinen Jüngern] willst dich offen- baren, und nicht [zugle1ch] der Welt? Die Jiinger thaten Recht, daß sie ihre Unwissenheit bekannten und durch Fragen «um weitere Belehrung baten; ihre Fragen bringen uns treffliche Frucht, weil sie Christo zu weiteren Erklärungen und Bekräftigungen Anlaß gaben. (Lampe.) Der Beisatz zu Judas: ,,nicht der Jscharioth«, sagt etwas aus, das sich eigentlich von selbst versteht; aber die Sorge fiir die Ehre des ächten Judas, dem die Namensgleichheit mit dem Verräther gewiß in hohem Grade schmerzlich war, erforderte, daß auch dem flü tigen Gedanken einer Vermengung beider gewehrt un ihr Gebiet in reinlicher Absonde- rung gehalten wurde. Matthäus vermeidet es in Kap. 10, 3 ganz, den ächten Judas niit diesem Namen zii nennen; er führt den Apostel unter einem doppelten Beinamen ein, Lebbäus und Thaddäus, und läßt den ersteren die Stelle des Eigennamens vertreten. Thaddäus, so nennt ihn auch Markus (3, l8), Lukas aber be- zeichnet ihn in Apostg. 1, 13 als Judas Jaeobi zii « einer Zeit, als Judas Jscharioth schon todt war, eine Verwechselung also eigentlich nicht mehr stattfinden konnte. (Hengstenberg.) »Der Welt nicht, aber euch«: so hatte bisher Jesus noch niemals geschieden, so deutlich noch nie gleichsam auf eine Anerkennung und Offenbarung in der Welt Verzicht geleistet; das ver- stößt wirklich ge en.aller Apostel bisherige jiidische Begriffe vom Mekssias und seinem erwarteten Reiche Sie begreifen noch nicht genug, wieviel daraus folge, « daß Gottes Wahrheit zwifchen denen, die sie annehmen, und denen, die sie verwerfen, scheiden muß. (Stier.) Judas fragt, was für ein besonderes Ereigniß sich denn zugetragen habe, welches Jefum abhalte von der Offenbarung feiner Herrlichkeit an die Welt: als ob es hierzu eines besonderen Ereignifses bedurft hätte! Man sieht, der schneidende Gegensatz des Weltsinnes und des Sinnes Jesu war ihm trotz aller der Feindselig- keiten, die Jesus schon längst hatte erfahren müssen, noch nicht zum Bewußtsein gekommen. Es giebt auch jetzt noch Leute von solcher, fast möchte man sagen: ,,unverbesserlichen« Gutmüthigkeitx sie können von nie- mand etwas Böses denken, sie betrachten alle Menfchen mit einem gefärbten Augenglase, in einem rosigen Lichte —— ihre eigene Gutmiithigkeit ist es, die ihnen das Glas so rosig färbt. Solche Leute find nun aller- dings liebenswürdiger als die vom Richtgeiftgetriebenem aber dieser Gutmüthigkeits-Standpunkt ist doch keines- wegs der rechte, er bringt manche Gefahren. Es giebt gar viele Verführer in der Welt; wer nun allen Menschen nur Gutes zutraut, ist gegen die Verführer nicht auf der Hut. Es geziemt sich für einen Christen überhaupt nicht, die Welt anders anzusehen, als sie nun einmal ist; sden Geist der Wahrheit sollen die Christen haben, wie Jesus die Menschen betrachtet, so sollen auch seine Jünger sie betrachten, und nun redet derselbe Jesus, welcher in der Bergpredigt so ernstlich vor dem Richtgeist warnt, doch sogleich hernach von Hunden und Säuen, Matth. 7, 1—6. (Geß.) Evangelium am then. psingstfest.) Am heil. Weihnachts- und Osterfefte enthielt das Evangelium die Geschichte des Tags, wie sie sich zu Bethlehem und am offenen Grabe zu Jerusalem zu- getragen, das Pfingstfest dagegen überläßt die Geschichte des Tages der Episteh weil die vier Evangelien, inner- halb deren Kreises die alte Kirche streng sich hielt bei Auswahl der evangelischen Perikopety mit der Himmel- fahrt ichließen (vgl. die Wem. u Ruth L, 4); den eigentlichen Gehalt und das esen der Pfingstbe- gebenheit, wie es bereits früher Jesus seinen lieben Jüngern eröffnet hat, bietet indessen das Evangelium, das uns hier vorliegt, sehr wohl dar, denn es nennt beides, worauf es ankommt: 1) zu wem der heil. Geist kommt, Z) was er mitbringt. (Fr· Arndt.) Das Kommen des HErrn im heil. Geist: I) die Stätte, die er bei uns sich aufsucht; 2) die Arbeit, die er an uns vollbringt; Z) das Endziel, das er mit uns erstrebt. (Brückner.) Der heilige Geist erst macht lebendige Christen: 1) als ein Geist der Liebe entzündet er das Herz; L) als ein Geist der Wahrheit erleuchtet er den Verstand; Z) als ein Geist des Friedens führt er durch’s Leben; 4) als ein Geist der H offnung tröstet erim Sterben. (Gerok.) Was für ein Geist der heil. Geist ist: ein Geist 1) der Liebe, L) der Erkenntniß, 3)des Friedens und der Freude, 4) des Gehorsams. (Nebe.) Der edle Pfingstgast: wir betraichten1)seineWohnung, Z) seine Gaben. (Ziethe».) nser Herz im Lichte des Pfingftfestest l) das Herz, welches auf die Erfiillung er Pfingstverheißung hoffen darf; Z) das Herz, welches die Erfüllung dieser Verheißung bereits an sich erfahren hat. (Caspari.) Der Friede Christi: I) wie köstlich dieser Friede sei, L) wie wir zu ihm gelangen. (Kraußold.) 23. Jesus [auf den schon m V. 21 ange- denteten Gegensatz zwischen den Seinen und der Welt, nach welchem es ja von selbst sich verstehe, Was ist’s, HErr, daßgduguns willst dich offenbaren, und nicht der Welt? 259 daß er nur jenen, nicht aber auch dieser sich offenbaren könne, näher eingehend und ihn noch schärfer kennzeichnend] antwortete sdem Judas Lebbäus auf seine in V. 23 getha11e Frage] und sprach zu ihm: Wer mich liebet [von dem Vater zu mir gezogen Kap.«"6, 44, der Herzens- neigung, die dadurch in ihm geweckt wird, auch folgt und sich an mich hingiebt], der wird mein Wort [als m welchem er mich selber hat] halten sdaß er sich davon durch nichts läßt trennen, sondern es immer besser zu eigen zu bekommen trachtetjz und mein Vater wird fnun auch seinerseits dahin sich gezogen fühlend, wo ich mit meinem Dasein und Wirken einen Anfang habe machen können] ihn lieben fdaß er Lust hat, in und mit mir sich ihm ganz zu eigen zu geben], und wir [der Vater und ich, die wir mit ein- ander Eins sind Kap. 17, 22«] werden faus des, Himmels Höhe, dahin ich jetzt zum Vater gehe V. 2 f.] zu Ihm lin seines Herzens Haus] kommen lmdem wir mit unserm Geist und dessen Gaben ihn füllen] nnd sin Erfüllung des Vorbildes, da einst die Herrlichkeit des HErrn die mit Händen gemachte Wohnung erfiillete 2. Mos. 40, 34; I· Kötts s, 10f-1 Wohnung bei ihm machen sdaß er sei eine Behausung Gottes im Geist, ein heiliger Tempel in dem HErrn Ephes. 2, 21 f.]· 24. Wer aber sdem Zuge des Vaters widerstrebend und dagegen dem Zuge des eigenen ungöttlichen Herzens und der. Luft dieser Welt folgend] mich nicht liebet, der hält meine Worte nicht svertvirft vielmehr eins nach dem andern und sagt sich von einem jeden los, weil zuletzt keins ihm mehr zusagt]. Und das Wort, das ihr höret, ist swie ihr aus der selbst dabei gemachten Herzenserfahrung mit eigenem Munde bezeugen könnt Kap. S, 68 f.] nicht mein, sou- dern des Vaters, der mich gesandt hat [Kap. 7, 16 f.; 12, 49 f.; wer also von diesem Worte sich lossagt, der sagt sich damit, wie von— mir, so auch von dem Vater los —- wie könnten wir da zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen, auf daß ich im Geist mich ihm offenbare? 1. Cor. 2, 14]. Jesus wiederholt im Wesentlichen, doch die Liebe als die Hauptsache nun gleich voranftellend, die Be- dingung, an welche seine Selbstoffenbarung gekniipft sei, und läßt hieraus nnd aus dem hinzugefügten Gegensatze erkennen, daß die Welt, diese ihn hafsende nnd ihm ungehorsanie Welt, gar nicht fähig sei Selbstoffenbarung zu empfangen; die Nähererklärungx »wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen« soll eben diese Unfähigkeit noch deutlicher und tiefer fühlbar machen. (Meher.) Es ist nichts ge- schehen, daß ich von meiner Seite her die Welt wollte von meiner Selbstoffenbarung ausschließen, wie du meinst, o Juda —- will Jesus sagen, sondern die Welt, indem sie mich nicht liebt, vielmehr das » erade Gegen- the-il thut, excominuiiieirt sich selbst. (E)engstenberg.) 17’I· , jene « 260 Welche Erfahrung von der Bosheit der Welt sollte der Jünger schon in deii nächsten Stunden niachen: sie nimmt den l1nschuldigen, deiiMessias gefangen, richtet und tödtet ihn! Als Judas dann vollends später inne werden mußte, ein wie kleiner Theil des israelitischen Volks für die apostolifche Predigt von Jesii Kreuz und Auferstehung Ohr und Herz aufthat, mag er wohl manchmal mit schmerzlichem Lächeln an seine damalige Frage ziirückgedacht haben( Schon jetzt aber kann Jesus seine Jünger scharf von denen, die er die Welt nennt, unterscheiden; vor seinem Auge hat sich zwischen beiden Theilen in den wenigen Jahren, seit er sein Wirken begonnen, ein großer Gegensatz ausgestaltet. Es ist damit gegangen wie mit zwei Wegen, die im Anfang scheinbar parallel iiebeii einander hergehen, iind man glaubt, sie führen zu demselben Ziel; aber sie sind doch gleich anfangs nicht ganz parallel, sondern gehen ein wenig auseinander. Wenn sie nun auch nur mit einer sanften Neigung aus einander gehen, bei beiden aber dies Auseinaiidergehen sich fortsetzt, so führt der eine Weg doch endlich zu einem ganz andern Ort als der andere. Nun waren die Jünger allerdings auch noch schwach; aber sie waren doch von denen, die ebensowohl, wie sie, oft Gelegenheit gehabt hatten Jesum zu hören, jedoch gleichgiltig blieben oder gar feindselig geworden waren, schon weit aus einander gekommen, ob sie es gleich selber noch nicht wußten, wie weit. So verhält es sich noch immer: es können wei Menschen in Einem Hause wohnen, an Einem ische arbeiten und essen, durch die innigsten Natur- bande mit einander verknüpft sein, auch in dieselbe Kirche und mit einander zum Abendmahl gehen; in dem einen aber ist ein Neigen des Herzens zum Ge- horsam gegen das göttliche Wort, in dem andern da- gegen ein Sichhingeben an die eigenen Gedanken, an die selbstsüchtigeu Bestrebungen des Herzens. Man merkt am Anfang den Unterschied kaum; wenn jedoch in dem einen die Liebe zum HErrn nicht blos anfängt, sondern sich auch bethätigt und weiter entwickelt, und ebenso in dem andern die selbstsüchtige Entwickelung des Herzens fortschreitet, was für ein Unterschied kommt da zuletzt zu Tage und was für ein verschiedeiies Endziel (Luk. 17, 34 ff.) ist der Ausgang! (Geß.) Die Liebe zu Jesu besteht in dem Halten seines Worts, die Offenbarung Jesu daher darin, daß er Wo nung macht in den Herzen durch den aus seinem orte strömenden Geist. Der HErr sagt hier: ,,mein Wort«, weil von den Gläubigen die Rede ist, die das Wort als ein Ganzes erkennen, lieben und halten; in V. 24 dagegen sagt er: »meine Worte«, weil er da von den Ungläubigen spricht, die sein Wort trennen und zer- reißen. (v. Gerlach.) Jn V. 23 antwortet Jesus auf das »aus« in der Frage des Judas, in V. 24 auf das »und nicht der Welt«; wie aber V. 24 den Gegen- satz zu V. 23 bildet, so könnte man in dem Schluß von V. 24 auch eine der Verheißung am Schluß des "2?3. Verses entgegenstehende Drohung finden. (Godet.) Wie in Jesu sich die Stiftshütte gleichsani verkörpert hat (Kap. 1, 14), so soll jeder, der ihn liebt, eine lebendige Stiftshütte werden: er soll Gott nicht mehr außer und über sich suchen, sondern ihn in sich haben und tragen. (Nebe.) Das ist der Unterschied zwischen Jesu Kommen im Fleisch und seinem Kommen im Geist: damals wohnte er unter dem Menschengeschlecht, jetzt will er wohnen im Menschenherzen Als der in’s Fleisch Gekoniniene nun klopft er wohl niitseiiieiii Geist und Wort bei jedem an, wirkt göttliche Er- regungeii und bringt heilsaine Eindrücke hervor; aber es ist doch etwas Anderes, wenn er durch seinen Geist aiif uns wirkt, und etwas Anderes, wenn er durch Evangelium Johannis 14, 25. 26. seinen Geist bei uns einzieht, etwas Anderes, wenn er wie ein Wanderer grüßend an uns vorübergeht, und etwas Anderes, wenn er in iins eingeht, in dem Hause unsers iiiweiidigen Menschen bleibende Wohnung zu»inachen. »Daß er dies könne, dazu müssen wir die Bedingung erfüllen, von der unser Text redet, nkiimlilchtaiis Liebewselitii Lgort halteeä d Diese Tsserdlin uoiirg a er )a eine o e e eite: en e eri ei Hleilswahrheig und HeilsveråigikißiinO an diese sdllst ldu g auben; o er es it sein ort der ewige Hei swi e, den sollst dii erfülljen (Briickner.) Wer Jesum liebt, der kennt für die Erkenntnis; keine höheren Beweis- gründe, für’s Handeln keiiie stärkeren Beweggrüiide, fiirfs Heiden keinde zuverlässigerenll Trostgründhkals Je u orte: wo as nicht der Fa ist, ist sicher «eine Jesusliebe; denn man lebt auch sonst, bei jeder Liebe, dein nach Wort und Wohlgefallen, den man liebt. Haft du darum wahre Jesus-liebe, so wird dein ganzes Leben ein Ausspruch und Bekenntniß deiner Liebe —- Schrift- mäßigkeit, Wortgeniäßheit wird dir Lebensgrundsatz, Lebensziel. (Löhe.) Mit der Liebe, von welcher der HErr redet, ist noch· nicht jene Liebe gemeint, welche bereits weiß, was sie an Jesii hat; welche so fest an ihin hält, daß· nichts mehr eine Scheiduiig macheiy nichts, auch nicht die größte Noth, auchmicht die schwerste Anfechtung, sie in Versuchung bringen könnte, ihn zu lassen. Aber· wenn wir je ein Pfingstfest in unserin Herzen zu feiern hoffen, mussen wir eiii Wohl- gefallen an Jesu gefaßt haben; es muß in uns» eine SehiisuFht sein, ihn uns und uns ihm nah zu wissen; wir mussegi eins lieblicheg Bigd vgn ihm im Hderzelii trageii un mü sen mit reu en as ören uii a e dein nachdenken, was uns das Bild nbch mehr ver- klären kann· Jede Gelegenheit, eine neue Erfahrung über ihn zu»machen, muß Unswillkoiiimenszfeinz die Menschen, die mehr von ihm wissen, als wir, mussen uns alsgluckliche Mensehen vorkommen; wir miissen uiis zu ihnen gezogen fahlen, ihr Umgang muß uiis lieb sein, ihren Rath, ihre Eri:iahnung, selbst ihreii Tadel und ihre Strafen niüsse1i wir» uns gerne gefallen lassen. 1·1nd alles dies darum, weil der Zug zu ihin so stark ist, daß» wir »mit Freuden jeder Spur nach- gehen», die iins ihm iiaher brin en kann, weil wir so- weit ihn ini Herzen tragen, da wir uns arm, elend, verlassen, betrogen um den Zweck unseres Lebens vor- konimen würden, wenn »wir nicht die bestimmte Aus- sicht hatten, iioch in die Gemeinschaft mit ihm zii treten, nach der uiis jetzt verlangt. Ein solches Suchen, ein solch Verlangen nach ihm inüsseii wir in iins spüren, daß wir uns nicht zufrieden geben, bis wir ihn gefundeiindann haben wir die Liebe zu ihm, welcher die Pfingstverheißung gewiß ist. (Caspari.) Auf die Verheißung allerhöchster Seligkeit, die Gott bereitet hat denen, die ihn lieben, folgt das Klagewort der verschniäheten Gnade: »wer mich nicht liebet« — iind man fährt fast unwillkürlich fort, dem Apostel (1. Cor.»16, 22)iiachsprecheiid: »der ist verflucht-«; denii anstatt sich herauslieben zii lassen aus dem Tode in’s Leben, aus der Finsterniß iii’s Licht, aus der Welt in’s Himmelreich, stößt, wer Jesum nicht lieb hat, Licht und Leben voii sich, und der Zorn Gottes bleibet über ihm, Kap. Z, 36. (Besser.) 25. Solches swas ich in dieser meiner Rede in Beziehung auf mein Verhältniß zum Vater und euer Verhiiltniß zu mir, in Beziehung auf meinen jetzigeii Hingang iind euer einstiges Nachkommeiy in Beziehung aiis euer eiiistweiliges Zurückbleiben in der Welt und auf die herrliche Der Tröster, der heilige Geist, wird es euch alles lehren. 261 Offenbarung, die euch da noch zu Theil werden soll, m der Kürze vorgetragen] hab ichzu euch geredet, weil ich bei euch gewesen bin snoch während meines persönlichen, sichtbaren Weilens unter euch, und da muß freilich euch so vieles noch gar dunkel und räthselhaft sein; es können meine Worte iioch keine rechte Frucht bei euch schaffen, sondern sie sind nur wie ein Same, der in den Acker gestreuet wird und vorerst darin ver- borgen liegt]. 26. Aber der Tröster [von dem ich schon vorhin redete V. 16 f.], der heilige Geist, welchen mein Pater senden wird in meinem Namen sals die von mir euch erbetene Gabe und als den, der meine Stelle bei euch ersetzen, der andere Tröster oder mein Statthalter sein soll], derselbige wird’s euch alles lehren swas ihr zur Zeit noch nicht wisset oder versteht] und euch erinnern alles deß, das ich snicht blos heut Abend, sondern überhaupt während ineines Daseins auf Erden] euch gesagt habe [ihr aber habt vieles davon theils außer Acht gelassen und wieder vergessen, theils irrig aufgefaßt und schief euch eingepräpt Kap. 2, 22; 12, 16; Luk. 24, 6 ff. 22 ff., so daß nunniehr erst euch alles im rechten Lichte erscheinen wird] Die Worte: ,,dies habe ich zu euch geredet, weil (solange noch) ich bei euch bin« weisen daraufhin, daß die Unterweisung, welche die Jünger von dem HErrn selbst unmittelbar empfangen, sich ihrem Ende naht und er nun bald nicht mehr unter ihnen weilen werde; zwar bezieht sich das ,,dies« zunächst nicht auf das Ganze der Reden Christi während seines Lehramtes, sondern aus die vorliegende Rede, doch repräsentirt dieser einzelne Theil das Ganze. Jn dieser letzten Rede Christi war ebenso, wie in allen früheren, den Jüngern vieles dunkel geblieben, die Jünger fühlen sich noch nicht befriedigt, überall Lücken in der Erkennt- niß und Räthsel; im Angesicht der Bedenken, die sich daraus ergeben, spricht der HErr feinen Trost aus. (Hengstenberg.) Er eilt zum Beschluß, daß er will ausstehen und zii seinem Leiden gehen (V. 30 f.), denn dies hat er alles noch über Tische geredet: ich habe euch viel Gutes gesagt, spricht er, euch zu trösten und zu stärken, daß ihr sollt unverzagt sein und euch nicht betrüben meines Abscheidens; nun, das sind solche Reden und Worte, die ihr wohl mit» den Ohren hört, weil ich gegenwärtig bin, aber sie sind euch noch zu hoch, ihr werdet es doch nicht verstehen, und wenn ihr mich sehet von euch genommen, da wird es bald aus und vergessen sein. Hernach aber, wenn da kommen wird der Tröster, den ich euch verheißen habe, der soll es euch fein lehren, daß ihr es wohl verstehet, und euch deß alles erinnern, das ich euch gesagt habe. (Lnther.) Denheiligen Geist nennt hier Jesus den verheißenen Zu precher und Berather (vgl. 7, 39); denn wie er als der heil. Geist dem unheiligen Geist dieser Welt gegenübersteht (1. Cor. Z, 12; 1. Joh. 4, 3), so soll er auch die Jiinger der verunreinigeiiden Ver- flechtung in das Wesen dieser Welt entnehmen und sie aussondern als Gemeinde des HErrn (Ephes. 5, 27). Im Namen des Sohnes wird ihn der Vater senden; denn wie der Sohn gekommen ist in seines Vaters Namen (Kap. 5, 43) und die Verherrlichung des Vaters Ziel und Zweck seines Thuns war, so hat der Geist das gleiche Ziel seiner Thätigkeit in Beziehung auf den Sohn (Kap. 16, 14), und der Vater ist es, der ihni dieses Ziel setzt, so daß im Namen des Sohnes beschlossen liegt, was den Vater bewegt zu dieser Sendung nnd was durch sie erreicht wird. (v. Burgen) Gleichwie der im Namen des Vaters gekommene Sohn das Wort des Vaters redet, der ihn gesandt hat, so weist der im Namen des Sohnes vom Vater gesandte heil. Geist lehrend und erinnernd in alles ein, was der Sohn im Namen des Vaters den Seinen ge- sagt hat; lehren sollte der heil. Geist sie alles eben dadurch, daß er sie erinnerte an alles, was sie aus den! Munde des HErrn gehört hatten. Nun verstehen wir völlig, warum der heil. Geist nur zu denen ein- gehen kann, welche Jesum lieben und sein Wort halten (V. 15 f. 23 f.): nur diese vermag er ja zu erinnern alles deß, was ihre Liebe iin Gedächtniß des Herzens esaniinelt hat. Das Geniüth der Jesum liebenden Zünger glich einein fruchtbareiy einpfänglichen Garten- lande, in welches der edle Same des göttlichen Worts eingestreut war: noch war erst ein klein wenig aufge- gangen, aber tausend lebendige Körnlein keirnten ver- borgen in dem feinen, guten Lande; als- nun der Pfingstregen vom Himmel fiel, da sproßte es mächtig empor im Garten Jesu, und da war keine Blüthe und keine Frucht des Lebens, die nicht aus dem Samen- korn seines Wortes erwachsen wäre. (Besser.) Hat der heil. Geist seine Psingstwohnung bei uns aufge- schlagen, dann hält er auch bei uns S ule, und sein erstes Werk ist das Lehren und Eriunerm jetzt erläutert er uns eine bisher dunkel gewesene Stelle der heil. Schrift, jetzt macht er eine bis dahin fremde Wahrheit durch eigene unmittelbare Erfahrung lebendig; heute eignet er uns die Frsüchte des Erlösungswerks un- mittelbar zu, morgen führt er uns in neue Reichs- geheimnisse und Gedankentiefen ein. nd bei allen diesen Mittheilnngen ist uns zu Muthe, als hätten wir sie schon einmal gehört, als wären es wohlbe- kannte, neu angefrischte Heiniathsstimmem alte kostbare Schätze, die wir wieder haben und uns zueigneiu (Fr. Arndt.) Was ihr als noch unbekehrte Menschen von dem Wort des HErrn lernt, ist wie ein Schatz, der einem blinden Menschen zu Theil wird: ein Blinder weiß wohl, daß er etwas habe, wasAndere preisen; aber er sieht nicht, wie herrlich das ist, hat keinen Ueberblick über seinen ganzen Reichthnm, weiß, was er gerade braucht, nicht zu finden, nnd kann kauin sich erinnern, ob es nur in seinem Besitz ist Lehrt nun aber der heil. Geist euch das kennen, was ihr habt, dcknn seid ihr sehend geworden; dann sehet ihr, wie das Wort des HErrn eure Seele selig niachen kann; dann findet ihr fiir jedes Bedürfniß eurer Seele iinmer das entsprechende Gotteswort und merkt die Tiefe des Reichthums, beide, der Weisheit und der Erkeiintniß Gottes, die darin beschlossen liegt. Was euch Gottes Wort sagt über eure Sünde, was es euch sagt über die Erlösung, die der HErr euch erworben, das hat jetzt alles eine Klarheit, einen Zusammenhang, eine Wahrheit, eine Kraft, wie ihr’s vorher nicht darin ge- sucht. Nicht euer Verstand sagt euch, daß das vielleicht wahr sein könne —- euer Herz spürt es, daß es wahr ist; ihr wundert euch, wie jemals ein Zweifel euch hat irre machen können. Worte, die ihr längst vergessen meintet, treten euch wieder vor die Seele; was euch todt war, wird lebendig, die einzelnen Worte werden wie die Sonne klar. (Caspari.) Mit dem, was nun weiter folgt, will der HErr nicht blos diese erste Rede abschließen, sondern die Gespräche bei Tische überhaupt zu Ende bringen, die 262 Tafel, nach unsrer Weise zu reden, aufheben und auch seinen Weggang aus dem Speisesaal selber vorbereiten; das geht deutlich aus den Worten des 30. Verses her- vor, und wir haben anzunehmen, daß zwischen unserm und dem folgenden Kapitel das Sprechen des Lob- ges anges stattgefunden, von welchem in Matth. 26, 30 u. Mark. 14, 26 die Rede ist, weshalb besser zu Eingang des folgenden Kapitels die Worte stünden, die man an den Anfang des 14. Kap. gestellt hat: »Und er sprach zu seinen Jüngern«. Erwägen wir nun, daß im Morgenlande die übliche Grußformel sowohl beim Abschied als bei der Begegnung diese war: ,,Gehe hin mit Frieden« oder: ,,Friede sei mit dir, mit euch, mit diesem Hause« (vgl. für den Ab- schied: 1· Sam. I, 17; 20, 42; 29, 7; Luk. 7, 50; Z, 48; Apostg. 16, 36; Jak. L, 16 —- für die Be- griißung: I. Sam. 25, 6; 2. Sam. 20, 9; 1· Chroin 13, 18; Luk.10, 5), so le t sich bei der Zweitheiligkeit des folgenden Verses, da er HErr des Friedens zwei· mal gedenkt, das erste Mal ihn unbestimmt, ohne Artikel, als Frieden schlechthin bezeichnet (wenn Luther übersetzt: ,,d en Frieden«, so ist das nicht genau), das zweite Mal ihn seinen Frieden nennt, und das erste Mal von »lassen«, das zweite Mal von »geben« redet, die Vermuthung nahe, daß auch hier der erste Theil seines Worts seinen Abschied an die Jünger enthält, womit er sie für die Zeit seiner jetzt bevor- stehenden Trennung von ihnen aus der bisherigen Verbindung entläßt, der zweite Theil aber für seine Wiederbegegnung nach der Auferstehung die Gabe an- kündigt, die er dann ihnen nicht blos grüßend an- wünschen, sondern zu wirklicher Mittheilung ihnen darreichen will (vgl. Kap. 20, 19 sf.—26; Luk. 24, 36). Diese Vermnthung tritt uns noch näher durch« die weitere Erwägung: hat Jesus seit Kap. 13, 33 es mit seinem Weggange aus der Welt überhaupt und mit seinem Hingange zum Vater, dahin die Jünger für jetzt noch nicht ihm folgen können, dahin sie aber später ihm folgen sollen, zu- thun gehabt und ein Wieder- kommen und beständiges bei ihnen Bleiben mittels des andern Trösters für die Zeit ihrer Wallfahrt auf Erden in Aussicht gestellt, so hat er noch nichts in Betreff des Zwischenstandes gesagt, nämlich in Betresf der Zeit zwischen seiner Gefangennehmung zur Hinrichtuug und seinem Wiedererscheinen nach der Auferweckung vom Tode; und gerade das war ja eine Zwischenperiode der allerschwersten Art, darum wird er gewiß diese nicht außer Betracht gelassen haben, gleich als müßten die Jünger selber zusehen, wie sie da hindurchkämen So glauben wir denn den fol- genden Vers in ähnlicher Weise auslegen zu müssen, wie P. Lange in seinem Bibelwerk: »Wir nehmen die gewöhnlich vorausgesetzte Jdentität des zweiten Satzes mit dem ersten als unzutreffend in Anspruchz vielmehr bezeichnet schon die. Betonung ,, m einen Frieden« gegenüber dem ,,Frieden« schlechtweg einen Gegensatz Jesus will es auf’s Stärkste ausdrücken, daß sein Gruß des Wiedersehens sehr bald auf den Abschiedsgruß folgen werde und daß er erst mit diesem Gruß des Wiedersehens den vollen, spezifisch ihm eigenen Friedengruß mit seinem ganzen, vollen Frieden bringen werde; mit einem Frieden (im allgen1einen, noch unbestimmten Sinne) Verlaß ich euch, mit mei- nem Frieden bin ich schon gleich wieder da; jenen Frieden lasse ich euch zur Stütze, die da hinreicht, euch aufrecht zu halten, diesen Frieden werde über ein Kleines ich euch bringen«. 27. Den Frieden lasse ich euch sals eine Macht der Bewahrung vor dem Uebel Kap. 17, 15 Evangelium Johannis 14, 27—30. zurück, wenn ich jetzt von euch gehe, damit ihr unversehrt und ungefällt durch die schweren Tage, die zunächst euch bevorstehen, hindurchgelangt]; » meinen Frieden [wie ich selber ihn in mir trage und auch den Meinen n1it Leiden und Sterben, mit Ueberwindung des Todes und Erringung einer ewigen Krone ihn erwerben werde Jes. 53, H] gebe ich euch· [wenn ich nun aus dem Grabe wiederkehre und als auserstandener Lebens- fürst wieder in euren Kreis eintrete]. Nicht gebe ich euch [da in derselben blos anwünschen- den, an und für sich ganz wirkungslosen Weise], wie die Welt [der ohnmächtigen, in sich selber friedelosen Menschen] giebt lsondern als der Friedefürst und HErr des Friedens Jes. 9, G; 2. Theff 3, 16., bei dem, so er spricht, so ge- schieht’s, gleichwie auch jetzt schon der Friede, den ich euch lasse, eine wirkliche Macht der Bewahrung für euch sein wird Kap. 17, 11 f.; Luk. 22, 31 s.; Mattkx 26, 31 s.; Jes. 43, 2]; Euer Her? erfchrecke [darum] nicht und fürchte sich nich fin die schwere Zeit nunmehr einzutreten; ist sie doch diejenige Zeit, da an euch in vollem Maße sich erfüllen soll, was der königliche Sänger in Pf. 29, 11 im Voraus geschaut hat: »der HErr wird seinem Volk Kraft geben, der HErr wird sein Volk segnen mit Frieden«]. Nach zwei Seiten ist das Wort Friede im biblischen Sprachgebrauch von doppelter Bedeutung: I) bezeichnet es sowohl einen objektiven Zustand, als auch die demselben entsprechende subjektive Empfindung, und 2) kann der Zustand oder die Empfindung, darauf die Meinung geht, entweder negativer oder aber positiver Art sein; in ersterer Hinficht bedeutet das Wort den Zustand der Unver- fehrtheit und Ungestörtheih des Freiseins von Uebel und Noth, von Mangel und Krankheit in Betresf der eigenen Person und von Zwietracht und Zertrennung, von Krieg und Feindschaft im Verhältniß zu Andern, in letzterer Hinsicht dagegen den Zustand der Gesund- heit und des Wohlbefindens, der Sicherheit und des Einsseins, des Glückes und Heils, der Fülle und Vollen,dung, woraus dann hinsichtlich der Empfindung verschiedene Begriffe sich ergeben, die bald mehr eine negative, bald mehr eine positive Färbung haben, wie etwa unsre deutschen Worte Zufriedenheit und Be- friedigung, von denen jenes mehr das Gefühl des Nichtvorhandenseins eines Mangels, dieses mehr das des Vorhandenfeins voller Genüge ausdrücken will. Wenden wir nun das Gesagte aus die vorhin erwähn- ten Grußformeln an, so tritt in der Regel beim Abschiedsgruß die negative, beim Begegnungsgruß die p ositive Seite des Begriffs ,,Friede« inden Vorder- grund; am dentlichften kann man das wahrnehmen an den Grüßen in den apostolischen Briefes« indem ein Friedensgruß zum Eingang vollen Heilsbesitz anwünschh ein solcher am Schluß aber Heilsbewahruitg gegenüber den drohenden Gefahren. Demgemäß wird nun auch an der vorliegenden Stelle der erste Saß: ,,d enFrieden lasse ich euch« so zu verstehen sein, wie wir oben ihn erklärt haben; der HErr entläßt da die Jünger für die Zeit seines Leidens und Sterbens nnd im Grabe Liegens mit dem Segen: »Gott behüte euch, daß euch kein Uebels widerfåihred euer chHerz Anfechtiängsnligit erliege un euer lau e ni t au ’re« un o e seine Entlassung ist hexuach auch wirklich« für sie eine Macht der Bewahrung geworden, sie war aber noch nicht eigentlich sein Friede, insofern er seinerseits nur erst noch fürbitteiid beim Vater für sie eintreten, noch nicht unmittelbar selbst ihnen etwas mittheilen konnte, und insofern sie ihrerseits auch noch nicht Zisrieden mit Gottes Rath und befriedigt durch den xkkiisi di? T""""E’"’"Z.-H2ZYIYU·IUTLE Fekåjbssåxasheiekfåif i, n ern gar r irr , , und gar besorgt um das, was da werden wollte (Luk. 24, 17ff.). Dagegen bringt der zweite Satz: ,,mei- neii Frieden gebe ich euch« das positive Heil von Sei- ten des HErru und die positive Befriedigung auf Seiten der Jüngerz die Wirkung davon ist gewesen, daß die Jünger nach der Auferstehung froh wurden, da sie den HErrn sahen, und daß sie iiciit großer hkhjeitide ncgchd dijr Fijizimelfahråewixdlerwgen Jertåszeitik erenun or ae egeim me arenun o priesen »und lobeten (Kap. TO, 20 u. 28; Luk. 24,H2f.). gs stcheint vegfehlg wånnwdied»AXlkger· get: dden or en: ,,ni ge ei eu , ie ie e gie « ie Meinung des HErrn auf die gottlose, betrügerische Welt ziehen, die einen Stein statt des gewünschten Brods, eine Schlange statt eines Fisches und einen Scorpgons staäz eiines Ftks glåebnbdie åiergcherjzting dåk er in ieer eieni ge e, rau e ri us ni seåst beigåtfügem diesslslüngesr hvußtizi iåas vosn selbår on. ohl aber o ten ie eine rie enszu age ni t verwechseln mit einer gewöhnlichen inenschlichen Gruß- formel, bei der man es wohl herzlich gut meinen, aber is?- wåEFFki-- This? iiskskkm käiseåleiksksijäkiskiskkidiiå r , e » , die Menschen überhaupt in sich begreift, auch die gut- gesinnten, ja auf diese geradeh in fkrftehhLinie sich bkg zieht (vgl. V. 31)· Gleichwo l lä t si ja im pra - tischen Gebrauch jenen Worten eine Anwendung geben, wie sie z·B. bei Geß vorliegt: »Wenn man alte Leute, die ihren Frieden immer nur bei der Welt, statt bei Gott gesucht haben, fragen würde, was ihnen die Welt nun gegeben habe, so müßten sie aufrichtiger Feisehahwortenä »achd, wihschhatbsie gegeben? viäele nter a tung, ei er i a er o immer wie er Langeweile im Herzen meldete, viel Vergnügen, bei dem aber doch kein rechtes Genügen war, viele Hoff- nungen, die aber zum guten Theil nicht in Erfiillung gingen und deren etwaige cdårfülläing hol? eiggitlich mein Her nicht ganz mit -reu e erü te. s it wunderlich? daß man es der Welt so wenig übel nimmt, wenn sie es Einem macht, wie es die fchlechten Schuldner ihren Gläubigern machen, dickdimmsrcksaggn daß sie "e t bald bezahlen wollen und ann o ni t bezahleni tzWenn den Leuten das«wel·tliche Vergnügen HZUETHTTskkiksieåeerukstsslkå DIE? TLFHSTFTEEFZZZMPF c « - - hoffen sie auf übermorgen. So lange man jung ist, hofft man auf volle Befriedigung des Herzens durch die Zukunft; ist man alt geworden, so bildet man sich ein, in der Jugend sei die Freude im Vollmaß dage- weseik Der Gsrundchtsejs Hebrzshns Fhlelilbt so mit; so leiårz d as "t rt no er e ere a , wenn mem ie lWlelt daslsHifrz blos leer läßt, in Tausenden macht sie es mißmuthig, bitter, mürrisch gegen Gott und die Menschen, dazu voll von peinlichen Erinnerungem ge- qugltddurch da? Bewußtseiif schwereå kssehstchulicdkiliiiksgen ur d« ra e, was tir eine u un na em gierbenckionizen Herde« (Vgl. das 4. Mof. 31, 12 mitgetheilte Faktuni aus Göthe’s Leben: Der du von dem Himmel bist, alles Leid und Schmerzen stillest2c.). Eben-Frieden lasse ich euch, nieinen Frieden gebe ich euch. 263 28. Ihr habt sals ich schon vorhin euch also ermahnete: ,,euer Herz erschrecke nicht« V. I] geh-Steh daß ich euch [in den Erklärungen, die ich an diese Ermahnung anschloß] gesagt habe, ich gehe hin [um zum Vater zu gelangen] und komme wieder zu euch sauf daß ich euch nicht Waisen lasse V. 4 u. 18; aber doch will mein wiederholtes Zureden V. 27 nicht recht bei euch fruchten, ich sehe es euch ja an, wie sehr euer Herz erschrickt und sich fiirchtet, weil ihr merket, daß ich von meinem nun unmittelbar bevorstehen- den Tode rede, und ihr der noch niederen, irdi- schen Liebe gemäß, die ihr zu mir hegt, mich nicht mögt gehen lassen, sondern lieber in dem bisherigen Stande bei euch behalten wollet]. Håttet ihr [dagegen in höherer, geistlicher Weise, mit erleuchtetem Sinn und aus einem— Herzen heraus, das nicht sowohl auf das eigene Behagen und des Fleisches Gemächlichkeit siehet, als viel- mehr auf das, das des Andern ist] mich lieb, so würdet ihr fstatt mich »bei euch festhalten »zu wollen] euch freuen, daß ich gesagt habe, ich gehe zum Vater [nach besserer Lesart im Grundtext ist die Wiederholung ,,gesagt habe« wegzulassen und« ohne Weiteres zu lesen: euch freuen, daß ich zum Vater gehe]; denn der Vater ist größer, denn ich [in meinem gegenwärtigen Stande der Erniedrigung bin Mark. 13, 32., mein Gehen zu ihm also das Uebergehen in den Stand der Herrlichkeit Kap. 17, 5., und das kommt auch euch zu gute, inso- fern ich dafür, daß ich ferner nicht mehr bei euch bin in Niedrigkeit, wieder zu euch komme und bei euch bleibe in Herrlichkeit, vgl. I. Joh. 4, 18]. 29. Und nun swenn ich hiermit meinen Weg des Hingehens nochmals so bestimmt als möglich als den Weg des Todes bezeichnet habe, also daß ihr gar nicht mehr, wie noch vorhin V. 5., darüber in Zweifel sein könnt, was mir demnächst bevorsteht] hab ich? euch gesagt fes geht mit mir zum Tode], ehedeun es geschie- het, auf daß, wenn es nun linnerhalb der— nächsten achtzehn Stunden] esrhehen wird, daß ihr glaubet sdaß alles na Gottes vorbedachtem Rath und Willen und zur Erreichung eines er- habenen Ziels geschieht Katz. 13, 19; Apostg L, 23; 4, 28; Luk. 24, 26., und wenigstens euch nicht ganz davon zu Boden drücken laßt, da aller- dings zu jener Freude, von der ich vorher V. 28 redete, es noch nicht bei euch kommen wird]. 30. Ich werde hinfort mehr sda nur noch eine kurze Zeit für unser leibliches Beisam- mensein uns zugemessen ist] nicht viel mit euch reden lweshalb ihr alles recht genau beachten und fest euch einprägen möget, was ich noch weiter sagen werde —— ja, nicht viel mit euch reden] ;« denn es kommt [in denen, die mich 264 überfallen, vor ihr Gericht ziehen und an das Kreuz hängen werden] der Fürst dieser Welt sdaß er mich fressen möge Ossenb. 12, 4., und ist schon im Anzuge begriffen], und hat [freilich von ihm selber] tiichts an mir sder ich ja von Haus aus nicht von dieser Welt bin Kap.17, 14 u. 16., daher er auch aus eigener Macht meiner gar nicht mächtig werden kann, vielmehr könnte ich, wenn ich wollte, mit leichter Mühe mich ihm entziehen, Kap. 19, U; Matth. 26, 53; Luk· ge, 52 f.]. 31. Aber daß die Welt [der Menschen- kinder, denen zu gut mein Tod in des Vaters Rath beschlossen ist Kap. s, 14 sf., wenn ihr künftig mein Name durch euch gepredigt wird Nrattls 26, 13] erkenne, daß ich den Vater liebe, und ich also thue, wie tnir der Vater geboten hat snämlich mich preiszugeben der Macht der Finsterniß und mein Leben zu lassen Kap. 10, IS; PhiL 2, 8]: stehet auf [vom Tische, wenn wir noch den Schlußtheil des Lob- gesanges mit Pf. 115 —— 1t8 werden gesprochen haben] und lasset uns von hinnen gehen sdem Feinde zu begegnen, vgl. Matth 26, 46]. Nach dieser Verhandlung ist die Tischgesellschaft als ausgestanden zu denken; aber Jesus, so voll von dem, was er vor der immer näher kommenden Trennung den Jüngern noch an’s Herz legen möchte, und von seiner Liebe zu ihnen gefesselt, nimmt auf’s Neue das Wort und spricht stehend noch das, was er in Kap. 15u.16 sagt, zu den ebenfalls ausgestandenen Jüngern, und dann das Gebet in Kap.17, worauf der wirkliche Weggang in Kap. 18,—1 erfolgt. Diese Ansicht, wie sie bei vielen Anslegerti sich findet, ergiebt sich als richtig eben daraus, daß Johannes ohne Andeutung einer Veränderung des Orts die Worte in Kap. 15, l un- mittelbar an unser Kapitel anknüpfy die Haltung der folgenden Reden und zumal des Gebets unterwegs, wofür sich dagegen andere Schrifterklärer entscheiden, ist weder irgendwie angedeutet, noch mit Kap. 18, l vereinbar,noch auch pshchologisch wahrscheinlich (M»eher.) Das 15. Kapitel. iiertnahiiiitig zur Liöesliitidigfeeit im Starrheit, Liebe und ges-duckt. b. it. 1—-liap. its, ist. Die zweite Rede: Er— Mahnung an die Sänger, einerseits die Glaubens— einhrit mit Drin, der ihr Weinstock ist und dessen Reisen sie sind, rrrtst festzuhalten und zu bewahren, " nndrersettg aber auch die Eirbeggettteiiisctsaft unter einander recht zu iiisen und zu pflegen; ietz- tere wird ihnen danu eine Entschädigung sein siir den Haß der Welt, in weichen sie durch die erstere werden nermtktictt werden, dein gegeuiilsrr atser der tserheißenr Tröster sie sirgeeuiiichttg taucht. 1. Jch bin [so fuhr Jesus, nachdem er mit den Jüngern den Lobgesang gesprochen und vom Tisch sich erhoben hatte, diese aber, um ihn her stehend, an ein im alten Testament von der Ge- « zzmäsEvaugeliuiiiJohaunis 14, 31. 15, 1—4. - seinen Re meinde Gottes schon öfter gebrauchtes Bild Jes. 5, 7; Jer. 2, 21; Pf. 80, 9 ff: ihn erinnerten, weiter fort zu reden] ein rechter Weinstock [ge- nauer: der rechte Weinstock, insofern ich ja der- jenige bin, in welchem Gottes Bundesgemeinde das Ziel ihrer Berufung erreicht hat Jes. 49, 3], und mein Vater ein Weingcirtner sder dafür sorgen wird, daß dieser rechte, seinen Gnadenabsichten entsprechende Weinstock in seinen Reben V. 5 nach allen Seiten hin sich ausbreite, während der alte, entartete Weinstock der Verwüstung anheimfällt Hes 17, e; 19, 12]. Zwischeu dem vorigen und unserm Kapitel kann man unmöglich etwas Anderes einschalten als etwa: ,,Da standen sie auf, gingen aber noch nicht fort von dannen, sondern der HErr fuhr fort zu sprechen«; wir können uns durchaus nicht denken, daß der HErr im Freien gehend, besonders bei der am Fest überall an- zunehmenden Volksmenge, diese vertraulichsten Schluß- reden gesprochen, vollends das hohepriesterliche Gebet erfordert schlechterdings einen geschlosfenen, ungestörten Ort. Noch im Saale der Ostermahlzeit also, im Aus- bruch stehen bleibend und von den Jüngern umstanden, beginnt der HErr von Neuem zu reden, und zwar an- dringender nun zunächst von der bleibenden Liebes- Verbindung zwischen ihm und den Seinen. (Stier.) Die Stunde des Abschieds war da; aber scheid end von den Seinen, bleibt der HErr doch bei ihnen, und sie bei ihm. (Besser.) Wie die Jünger im Saal ihn noch umstehen, bereit den Ort zu verlassen, da sieht er in ihnen die Reben eines Weinstocks,- der er selber ist Engl. Pf. 128, 3): wie der sich ausbreitet in en, so wird er in ihnen, dieihn umstehen, sich ausbreiten in die Welt. (v.Hofmann.) Der Vater hat ihn eingesenkt in den irdischen Boden; -in diesem tvurzeliid hat der Weinstock Reben getrieben. Da Gott seinen Weinberg dem Gericht preis-geben mußte (Jes. 5, I sf.), hat er sich diesen Weinstock ausgesondert und zubereitet, in ihm einen neuen Anfang sich zu schaffen, der reiche Ausbreitung gewinnen sollte. (Luthardt.) Wenn Christus sich als den rechten Wein- stock bezeichnet, so weist er damit auf das Vorhanden- sein falscher Weinstöcke hin; wie er nun in Kap. 10, 12 ff. durch die Selbstbezeichnung als des guten Hirten sich in Gegensatz stellte zu den schlechtenObereu und Leitern des Volks, so stellt er hier sich in Gegen- satz zu dem aus der Art geschlagenen fleischlicljeti Israel (5. Mos 32, 22), und nennt seinen Vater den Weingärtner, wofür im Grundtext der allgemeinere Ausdruck: ,,Landmann« steht, dessen Arbeit zunächst die Pflanzung des Weinstocks zum Gegenstande hat (1. Mos 9, 20). Bei dem geistlichen Weinstock ent- spricht, daß der Vater den Sohn in die Welt sandte und ihn Fleisch von unserm Fleische annehmen ließ; doch findet im Folgenden ausdrückliche Beziehung nur auf eine andere doppelte Thiitigkeit des Landbauers statt, die des Abschueideits der unsruchtbaren Reben und des Reinigens der fruchtbaren. Gengstenbergs Jrn Grundtext wird diese doppelte Thätigkeit durch zwei ähnlich klingende Worte bezeichnet: näh« sniintitt tveg), ssocscrlpxr (reinigt); das ist insofern nicht ohne Bedeutung, als das Reinigeti in einer Weise geschiehct, die den Anschein hat, als ginge es auch hier mit dem Messer an’s Leben. 2. Einen seglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, wird er wegnehmen [wie das am Kreise von euch Zwölfen sich schon bewiesen hat, indem einer unter euch bereits ausgeschieden ist Kap.13, 30]; nnd einen jeglichen, der da Frucht bringet, wird er sdurch fein göttliches Gnaden- wirken Kap. 13, 10] reinigen [säubern und aus- putzen], das; er mehr Frucht bringe« [wie ja auch bei einem natürlichen Weinstock nach Entfernung der wilden Schößlinge von der fruchtbaren Rebe der Saft nun desto mehr auf die Traube sich zu- sammendriingts 3. Jhr sdie ihr hier mich umftehet] seid jetzt sschon bis zu einem gewissen Maße] rein um des Worts willen, das ich zn euch geredet habe» [nicht wegen eines einzelnen, sondern vermöge meines ganzen, in den drei Jahren unsers Beisam- menseins euch zu Theil gewordenen Wortes, das- ihr im Glauben habt angenommen und bisher behalten Kap. 13, 10; 17, 8. 14]. 4. Bleibet [denn] in mir, und ich sbleibe nun, wenn ihr’s mir auf diese Weise möglich macht, natürlich auch meinerseits] in euch sdamit ihr immer mehr fruchtbringende Reben an mir werdet]. Gleichwie der Rebe kann keine Frucht bringen von ihm selber [also Früchte überhaupt nicht bringt], er bleibe denn am Weinstock sder ihm Kraft und Saft dazu erst zuführen inuß]; also auch ihr fkönnets nicht lFrucht bringen auf geiftlichem Gebcet], ihr bleibet denn an inirttt [denn was ein Menfch aus seiner eigenen Natur und mit eigenen Kräften hervorbringt, sind nur Sünden oder höchstens Scheintugenden]. i) Die Frucht des Weinstocks ist die Auswirkung des christlichen Lebens in dem ganzen Wandel eines Christen, welche ebenso das Erzeugnis; des in ihm wohnenden Geistes Christi ist, wie die Traube das Produkt des in dem Weinstock kreisenden Saftes. (v. Burger.) Es kann auffallen, daß Jesus von Reben an ihm redet, die keine Frucht tragen, und offenbar folche damit meint, die auch nie Frucht getragen haben; diese können, so scheint es, um so weniger als Reben an ihm betrachtet werden, da als der Anfang des Fruchttragens nach Kap. 6, 29 der Glaube an Chri- stum betrachtet werden muß. Allein mit vollem Recht bemerkt Qnesneb »die guten und die bösen Zweige gehören zu dem Weinstock; es kommt an auf die reale Darbietung der Gnade Christi und. die freistehende Theilnahme an derselben; so lange als diese noch ge- währt wird und bis Christus die Verschmähung seiner Gaben durch Ausschließung aus seinem Reiche bestraft, sind auch die Ungliiubigen und Bösen Reben an ihm, dem Weinstock-«. (Hengstenberg.) Wir müssen auch auf eine Ungleichheit achten, welche stattfindet zwischen dem Verhältniß der geistlichen Reben zu dem geistlichen Weinstock und dem Verhältniß der natürlichen Reben zu dem natürlichen Weinstock: während die natürlichen Reben aus dem Weinstock unmittelbar hervorwachsem beruht das Jneinandersein des geistlichen Weinstocks und der eistlichen Reben auf einer Einpfropfung; wir Ntenixcheii haben zuerst unser natürliches Leben, das kommt von unsern Eltern, wir sind Fleisch vom Fleische eboren, dann aber geschieht die Einpsropfung in Chritum in der Taufe, da wachsen wir mit Christo zusammen, wie hiervon Paulus spricht in Röm. sqJch bin der rechte Weinstock, lind mein Vater äeingWeingiirtiigersp g 265 6, 3 ff. Auf Grund der vollbrachten Eiiipsropfung also geschieht erst unser Hervorwachseii aus Christo, und zwar ist es das inwendige, geistliche Leben, was aus ihm bei uns hervorwachseii soll; wenn wir aber, statt dem Eindriugen des Lebens Christi in das Herz uns offen und bereit zu halten, vielmehr unserm natür- lichen Wesen folgen, dasselbe anbauen und seine Früchte bringen lassen, so werden wir zu kranken und abge- storbenen Reben am Weinstock Christo, die dann der Weingärtner nicht selten durch einen jähen Sturz, viel- mehr aber auch dadurch wegnimmt, daß er in unver- merkter Allniäli keit es mit uns in die Tiefe hinunter- gehen läßt. (Ge .) Hinwegnehmen oder reinigen, ab- schneiden oder beschneiden —- ecns von beidem läßt der Weingärtner jeglichem Reben des Weinstocks wider- fahren. (Besser.) · « weggenommen werde, was arg ist, so mußt du leiden, daß du selber hinweggenommen wirst. (Bengel.) Des Weinstocks Ehre und Herrlichkeit ist feine Frucht, voll Süßigkeit und Milde, gepaart mit Feuer und Kraft, lebend und stärkend und zu festlicher Freude be- geisternd, ein Bild des Lebens Christi in den Gläu- bigen, zu köstlicher Geistesfrucht in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanstmuth, Keuschheit an der Sonne der Gnade ge- reift. Die sucht der himmlische Weingärtner als sei- ner Mühe Lohn und will sie fördern; darum verfährt er nach Winzer Art. Auf natiirlichem Gebiet scheint der Winzer nicht als Freund, sondern als Verstörer über den Weinberg zu kommen, wenn er sich zu ge- setzter Stunde mit scharfem Winzermesser naht: wie wird da der Weinstock zusammengeschnitten, als ob er an tausend Wunden sich verbluten follte; wie liegt der Erdboden mit abgelösten Zweigen und Schößlingen bedeckt, und gleich als über seine Verstümmelung trau- ernd streckt der Stamm die ihm gebliebenen und doch auch verschnittenen Aeste aus. Doch ist es nur zu seinem Nutz, und Wachsthum zu reichster Frucht ge- meint. Könnte aber bei dem irdischen Schnitterprozeß noch von Versehen die Rede fein» bei dem himmlischen nie; der Vater, der den Weinstock gepflanzt hat, wird nichts verderben, worin noch ein Segen ist (Jes.65, 8). Was sich irgend zur Frucht noch anläßt, das bleibt, und wird nur von dem dürren Holz und den wilden Auswüchsem worin die Kraft sich vergeuden könnte, in innerem und änßerem Gericht gereinigt; was dagegen als Wasserreis sich zeigt, als Bankert nur Heerlinge verspricht, was ohne Augen, ohne Ansatz zur Blüthe des Weinstocks Saft zu leererm Blätterschmuck zu ver- zehren droht, das ist unerbittlich dem Messer verfallein Ein Namenchrish den alle Lebensfiille Christi nicht zum Leben aus Gott erweckt, ein Herz, welches, die Wahrheit in Ungerechtigkeit bei sich aufhaltend, den anzen Reichthuni der Liebe Gottes in dem Sohne einer Liebe an sich vergeblich sein läßt, hofft nur um- sonst n1it der Form der Gottseligkeit das Auge zu be- stechen, vor dem nicht Vorhaut noch Beschneidung, nicht Wissenschaft und Wnndergabe, nicht Kirchenthum und orthodoxe Sprache, sondern einzig nur die neue. Kreatur in Christo gilt. (Rosfhack.) Daß nicht die fruchtbringenden Reben vorangestellt sind, sondern zu- erst von einem Reben die Rede ist, der hinweggenom- men wird, erklärt sich aus der Beziehun auf die Jün er, die der HErr nicht mehr als ihrer« wölf vor sich sah (KAP- S, 70 f—), sondern nur noch als die Elfe (Mark. 16, 14; Matth. 28, 16; Apostg. 1, 26). IV) Wie kann der HErr in Wahrheit so zu seinen Aposteln sprecheUP sie sollen rein, in ihres Herzens Grunde rein fein, obgleich sie bisher noch so viele Mängel und Verkehrtheiten an den Tag gelegt haben Willst du nicht leiden-, daß von dir. 266 und alle no in die er Na · - werden? reincksollen sie ssein, eh? dsdcrhiilfitflerscstecisilidkiikszezili ihnen gesagt hat: ,,nehinet hin den heil. Geist« und noch bevor der heil. Geist, dies neue Lebensprinzin uber sie ausgegossen worden? Wir haben hier zu bedenken, daß sich die Wiedergeburt nicht auf Einen Ochlag vollzieht: wie das Menschenkind, das leiblich geboren wird, älter ist als sein Geburtstag, weil es vorher schon in feiner Mutter Leib ein Leben geführt hat, wie der Geburt» des Meiischen die Einpsäiigniß desselben voraus eht, so ist es auch niitdem Menschen, der aus Gott ge oren wird« Der Tag, wo wir sagen können, dem lebendigen Gott ist wieder ein Kind ge- boreii worden, ein neuer Bürger ist einzutragen in das Bürgerbuch von Zion, ist meist iiicht der Tag, wo dieses Gotteskind zu leben anfing; dem Leben vor der Welt geht ein Leben und Weben in der Verborgenheit vorher. Die heil. Apostel hebe« de« heii. Geist nicht zum ersten Mal empfangen zu Ostern oder zu Pfing- sten, der HErr hat sie mit seinem heil. Geist schon oft angeblasem von dem ersten Tage an, da sie sich zu ihm fanden, hat er mit seinem heil. Lebens-Miste sie angehauchtund umweht. Jedes Wort seines undes war ein kräftiger Anhauch seines heil. Gtistes, jedes Werk seiner Hand » ein krästiges Anfassen mit dem Finger: des heil. Geistes; der HErr erkennt, daß seine Geistesarbeit an dem Herzen und dem Geiste seiner Jungernieht verloren ge» angen, er hat den Samen, den er in ihren Acker ge treut, wachfen sehen, er hat ihn begossen, er hat ihn beschirmt —- das neue Leben ist wirklich in ihnen im Anbruch, sie sind in der Welt,- aber nicht mehr von der Welt, sie sind die Seinen, sie sind rein. »(Nebe.) — » THE) Fur »den Reben ist das Gesetz seines Lebens, mitdem Weinstock verbunden» zu bleiben; alle andern Bedingungen der Fruchtbarkeit sind darin inbegrisfen. Die Befehl-Norm: ,,bleibet« beweist, daß man bleibt, wie. man in die Verbindung eingeht, nämlich mit Frei- Mit. Das »in mir« druckt den Zustand aus, in wel- chem der Christ· absieht von allem, was seine Weisheit, seine Kraft» sein eigenes Verdienst ist, um alles in diesen verschiedenen Beziehungen aus Christo zu schöpfen durch das innige Verlangen des Glaubens. Und dies ist die einzige Bedingun für die Thätigkeit Christi in uns; das macht Jesus ühlbar, indem er in dem fol- genden Sa e: »und ich in euch« absichtlich««das Zeit- wort auslä t, durch welche Auslassung er das zweite so in das erste einwickelt, daß, wo das erste geschieht, das zweite nicht erinangeln kann einzutresfen (Godet.) Jm Jrdischen braucht man ja keiifem Reben zuzurufem ,,bleibe doch am Weinstock« Nur eine fremde Hand kann ihn lösen; er hängt an dem Stocke, der ihn ge- . eugt, bei Tag und Nacht, und saugt aus den innersten Poren desselben, was er zur Nahrung und zum Wachs- thum bedarf. Geräths bei dem allen nicht zur Fruchh so ist darüber dem Reben kein Vorwurf zu machen: der Weinstock hat eben nicht Lebensfülle genug, alle Schößlinge, die er »treibt, mit dem Fruchttriebe zu durchdringen. Anders ist es mit dem himinlischen Weinstock, seine Fülle ist eine Gottesfülle; seine inimer wirksame und allerneuernde Kraft reicht für das ärmste, schwächste Nebenreis aus, es zu einem Fruchtreis zu machen. Aber es kann jemand bei äußerer Geineiii- schajt mit dem Heilande innerlich sich von ihm bis zur Verstockuiig entfremden; und darum liegt das Eine, was zum Seligwerden noth thut, in dem Worte be- schlossen: ,,bleibet in mir und ich in euch-« Jst nun aber sein Bleibeii in uns bedingt durch unser Bleiben in ihm, so ist die Frage um so wichtiger, was das heiße: in ihm bleiben? Dies Bleiben geschieht durch Evangeliilnt Johannis is, 5——1"0. immer neues Kommen zu ihm. Die tägliche Erneue- rung des Kommens ist schon deshalb nothwendig, weil ou; die» Stunden, da wir ausdrücklich die Gedanken au Jesum e·onee"ntti"reii, die Stunden der irdifchen Beschäftigung folgen; und wie gutist diese Ordnuii l eine tüchtige Berufsarbeit ist auch für das geistli e Leben von großer Bedeutung, das Arbeiten neben dem Beten ge ört zur geistlichen Gesundheit. Aber freilich, von der rbeit muß man dann auch wieder zurück- kehren zum Gebet und zur Betrachtung des Worts: ; wie wird man so staubig, so ausgetrocknet, wenn man nur immer schasst und sorgt! Jn Jesu bleiben heißt also, nach vollbrachter Arbeit alle Tage sich wieder« concentriren auf ihn und sein Wort, geistliche Lust ein- cithmen, geistliches Brod essen; der innere Mensch hat in der That die elben Bedürfnisse wie der äußere, Luft und Brod, nur daß sie der äußere Mensch nehmen muß aus der Erdenwelt, der innere aus der oberen Welt (vgl. Kap. 6, 56). Aber noch aus einem andern Grunde heißt, in Jesu bleiben, soviel als immer von Neuem zu Jesu kommen. Es ist eben nicht blos die Arbeit, die uns von· dem Umgang mit dem HErrn entfernt, es giebt schlimmere Erfahrungen. Das sind erstens die Fehltritte, die wir begehen, verkehrte Ge- danken und Bestrebungen, in die wir uns einlassen, auch das Schuldgefiihh das uns alsdann drückt; man kann während der emsigsten Arbeit im Stillen mit dem . HErrn umgehen, aber die Fehltritte, z· B. schon die I unbedachten, lieblosen Worte, sind wirkliche Scheide- wände — da bleibt nichts übrig als schleunige Umkehr. Dazu kommt noch, daß wir täglich vielerlei Einwir- kungen seitens des Weltgeistes erleiden; es ist ja gar nicht möglich, diese Einflüsse abzuhalten, und wenn fromme Katholiken in’s Kloster gehen, so geht der Weltgeist zu ihnen in’s Kloster hinein. Es ist aber auch nicht einmal gut, wenn man so gar äiigstlich jede Be- rührung vermeiden will: wenn Einer, um sich nicht zu erkälten, an jedem rauhen Tage zu Hause bleibt, wird er nie stark. Andrerseits jedoch muß man die Beschä- digungen, welche die Einflüsse des Weltgeistes in der Seele anrichten können, ja nicht unterschätzenz sie sind unvermerkt, wirken oft nur langsam, dann aber um so sicherer. Dem muß man vorbeugen; man muß aus der Sunipfluft emporsteigen in die reine Luft der Berge, man muß immer von Neuem zu Jesu kommen, sonst bleibt man nicht in ihm. Wer aber hierin treu ist, dem gilt auch sein Wort: »und ich in ihm« als gewisse Verheißung Jesus ist immer bereit, immer gegenwärtig, immer vor der Thür des Herzens: thust» du die Thüre auf, so tritt er herein, nährt dich mit feinem Leben, auch wenn du es nicht eben fühlst. Jm heißen Morgenlande erhalten die Gewächse ihre Er- quickung insbesondere durch den Thau; dieser Trunk wird den Pflanzen» zu Theil, obwohl kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist. Daraus haben die Propheten des alten Testaments ein schönes Bild entnommen für die verborgene Belebung der erstorbenen Menschheit durch Gottes Geist (Ps. 110, 3; Jes. 26, 195 Micha S, 6): wer in Jesu bleibt, erfährt hiervon die Wirk- lichkeit; so heiß seine Tage sein mögen, er hat doch eine verborgene Belebung zu genießen, der Thau Got- tes fällt auf seine Seele. (Geß.) Z. Jch bin sum es mit Hilfe des eben ge- brauchten Gleichnisses in einen kurzen Ausdruck zusammenzufassen, in welchem Verhältnis; wir zu einander stehen] der Weinstock; ihr seid die Reben [vgl. Hof. 14, 9]. Wer in mir blendet, und ich in ihm, der bringet [indem er beständig Saft und z bin der Weinstock, ihrjeid die Reben. 267 Kraft aus mir ziehet, ich aber solche reichlich ihm zufiihre] viel Frnchtz lwollet ihr das, viel Frucht bringen, so thut eben, wie ich sage: ,,bleibet in mir und ich in euch«] denn ohne mich könnet ihr [was geiftliche Dinge betrifft und der Förderung des Reiches Gottes dienen soll] nichts thun* is. Wer [nachdem er zu meiner Gemeinschaft berufen und mir gliedlich eingepflanzt worden war] nicht in mir bleibet, der wird [wie ihr an Judas Jscharioth gesehen habt] weggeworfen, wie ein [abgeftorbener, nutzloser] Rebe, und verdorret [wie i1h7r tkgiters Zu dtileseiåyt d5te11t3herl2o7re3etf1f?indedKap. , ·, een ere a. , .,un man [vgl. Matth. 13, 41] sammelt sie lsolche wegge- worfene, verdorrete Reben] nnd wirft sie in’s Feuer, Und muß [wer zu ihnen zählt, im Feuer des ewigen Gerichts] brennen [Hes. 15, 2 ff.; Mark. 9, 43 ff; Matth. 25, 41]. 7. So ihr Dagegen, wie ich euch, die mir treu verbliebenen Elfe Luk. 22, 28·, immer und immer wieder dazu vermahnen muß, weil auch euch große Gefahren des Abfalls bedrohen Luk· 22, 31 ff-; Msttkx W, 31 ffsl in mir bleibet, und meine Worte sin denen ich mit meinem Geist bei euch bin und mit meiner Lebenskraft in euch wirke] in euch bleiben, werdet ihr [als solche, die in mei- nem Namen mein Werk auf Erden fortsetzenJ bitten, was ihr wollt, »und eswird euch widerfahren flnkie feuchLskkjoilc7friåher verheißen habe Mark. , .; u. , . 8. Darinnen [unfehlbar] wird mein Vater [der ja für eben diesen Zweck mich als Weinstock in diese Welt hereinverpslanzt hat] geehret, daß ihr viel Frucht bringet, und werdet sin vollkom- mener Weise] meiue JiltlgeNk [als die mir dem Wesen nach ganz gleichgeartet und an Wirkungs- macht ganz gleichförmig seid 1. Joh. 4, 17., in- dem er dann anv euch seine Gnaden- und Heils- absichten erreicht hat]. V) Das macht nicht einen Christen, daß du also genannt wirst und unter den Christen wohnest; wer ein Christ sein soll, der muß fein natürlich geboren und gewachsen aus dem Weinstock Christus, ein Christ und rechtergsejliger ·1nuß· sein ein göttlich Werkund Geschopf eine Heiligkeit, Gerechtigkett und Reinig- keit kommt nicht aus mir, stehet auch nicht auf mir, sondern ist allein aus und in Christo, welchem ich ein- gewurzelt bin durch den Glauben, gleichwie der Saft aus dem Stock sich in die Reben zeucht, und bin nun ihm gleich in seiner Art, daß beide, er und ich, einerlei Natur und Wesens sind, und ich in ihm und durch ihn Früchte Nase, die nicht mein, sondern des Weinstockes sind. (Luther.) icht wie eine Uhr, die, wenn einmal auf e- zogen, ihre vierundzwanzig Stunden geht, ist der Meny , wenn er zum Leben in Christo erneuert wird, sondern wie ein SpringquelL der im Augenblick aufhört zu sprudeln, sobald ihm sein unterirdischer Brunnen ver- schüttet wird, oder eben wie ein Rede, der alsbald zu verdorren anfängt, sobald seine Fasern am Stamm zu sangen aufhören. Sobald der Verkehr zwischen unsrer Armuth und Christi Reichthum unterbrochen wird, ist’s aus mit unserm Thau; und was etwa. dennochgethaii wird und wie Rebensrucht aussieht, ist Heerlingsges wächs — Knechtesarbeih ·n1 t Kinde·swerk. Weil es denn so gar am Bleiben m hristo liegt, so laßt uns nie heute etwas zu thun vornehmen, wozu wir die nöthige Kraft von gestern hernehmen wolltem etwa» Kläglicheres giebt es nicht, als em Christenthum,· da man, statt gegenwärtigen Lebens, Gediichttnßriberbleibsel aus dem verwichenen Leben vor Gott drin« t. (Besserz) ’!·«··) Wie es Schade ist um eine edle »Re e, »wenn sie ihre Bestimmung verfehlt und als ein verachtliches Feuermaterial in einem leicht aufflackernden Reiserbrvand draufgeht, so ist es ein großer Jammer, wenn in ahn- licher Weise ein Jün er seine Bestimmung verfehlt: wie klar steht ohne weise-l das entfetzliche Schicksal des Judas dem HCrrn bei diesen szWorten vor der Seele! Wie ganz anders stellt sich das »Loos der Jünger aber, wenn sie iZre Bestimmung erfullen, d.»h. wenn sie in Christo blei en, solchergestald daß TSME Worte wirklich als s eine Worte, nämltch als klare Lebensbestimmtheiten und Lebensprinciyiem bleiben in ihnen! Jn dem Falle, sagt er, werde ihnen zu Theil werden, was sie nur sich erbitten wollen; ihr ganzer Wunsch zu Gott also wird ihnen gewährt werden. Sie werden aber in dreifacher Gestalt ihre wahre Bestim- mung erreichen: sie werden l) viele Frucht bringen —— der neue Wein des Friedens und der Freude, der ewigen Festlichkeit des Himmelreichs wird durch sie der Menschl)eit in ireichem Maße zu Theil werden; damit aber werden sie L) erst recht vollkommen werden zu den Jüngern Jesu im höchsten Sinne — Organe, Ab- bilder, Repräsentanten seines Lebens in der Welt; da- durch sie dann aber Z) zur Verherrlichung des Vaters gereichen — durch sie wird erst recht offenbar und weltkundig werden, daß der lebendige Gott, der sich in Christo geoffenbart und die Welt versöhnt hat, der HErr der Welt ist. (P. Lange.) Das ist gar schon, daß der HErr am Schlusfe des Gleichnisses von dem Weinstock und den Reben zurückkehrt zum Anfang, nämlich zu dem, der nach V. l der Weingärtner ist; er hat den Weinstock und hiermit auch die Reben ge- pflanzt; so soll er denn auch die Ehre davon haben, daß die Reben viele Früchte tragen. Zuletzt sagt er dann noch: »und werdet meine Jünger« .- warum denn werden? sie sind ja schon seine Jiinger gewesen! Hier können wir sehen, daß die Jüngerschaft beides zugleich ist, ein Sein und ein Werden. (Geß.) Dieses Leben ist nicht eine Frömmigkeit, sondern ein Fromm- werden; nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesund- werden; nicht ein Wesen, sondern ein Werden; nicht eine Ruhe, sondern eine Uebung; es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg; es glühet und glänzet noch nicht alles, es feget sich aber alles. (Luther.,) P. Gleichwie mich mein Vater liebet sgenauerx geliebet hat, nämlich ehe denn die Welt ge- gründet ward Kap. 17, 24., und hat mir nach solcher seiner Liebe gegeben das Leben zu haben m mir selbst 5, 26], also liebe ich euch auch [habe ich meinerseits in gleicher zuvorkommender Liebe V. 16 euch geliebet und zu meinen Jüngern erwählt, um mit meinem göttlichen Leben euch zu erfüllen]: bleibet [denn] m meiner Liebe sgleichwie Jch als des Menschen Sohn m des Vaters Liebe bleibe und dadurch ganz -— wie dem Wesen, so dem Willen nach ——— mit ihm Eins bin Kap. 10, 30]. 10. So ihr meine Gebote haltet [wozu ich 268 Evangelium Johannis 15 , 1 1 —- 1 7 . schoii in Kap. 14, 15 u. 21 ermahnte], fo bleibet ihr in meiner Liebe [auch iii dem Sinne, daß meine Liebe zu euch fort und fort euch umfähet und sich an euch bethätigt], gleichwie Jch meines Vaters Gebote halte lselbst das, daß ich foll mein Leben lassen für die Schafe] und [darum auch] bleibe Fu feiner Liebe [damit er mich liebt Kap. to, 17. 11. Solches [da ich von meiner Liebe zu euch spreche, in der ihr bleiben sollt, und als den Weg zu diesem Bleibeu euch das Halten meiner Gebote bezeichue V. 9 u. 1()] rede, ich zu euch snicht um meines eigenen Gewinnes willen, wie es fcheinen könnte, sondern vielmehr in eurem Jnterefse], auf daß meine Freude [diejenige Freude, die ich selber in mir trage und die ich auch euch erringen will, da ihr sie noch nicht besitzet Kap. 14, 281 in euch bleibe fnach richtiger Lesart im Grundtext: sei], und eure Freude fdie ihr eurer- seits in euch tragt, als die ihr von Haus aus mit andern Menschenkindern von dieser Welt seid Kap. 8, 23 und daher immerhiii in dem, das aus Erden ist, euer Wohlseiii sucht] vollkommen werde [vgl· Kap. 17, 13]. Jndem in Vszll »das ,,bleibe« mit ,,fei« zu ver- tauscheii ist, gefchieht in V. 4—1(·)-des Bleibens ge- rade zehn Mal Erwähnung; es ist das das Stichwort iii diesem ersten Abschnitt unsers Kapitels, gleichwie Liebe iind lieben Fvier Mal) und das damit ver- wandte Freunde (drei Mal) die» Stichworte für den zweiten Abschnitt (V· 12 —- 17) bilden, während der dritte Abschnitt von dem Worte Welt (sechs Mal, dgl. Offb. 13·, 18 Anni.) beherrscht wird. Wir können nun mit denjenigen Auslegern uns nicht einverstanden erklären, welche das »meine Freude in euch sei« fiir glcichbedeutend nehmen mit a n oder über euch, als wollte der HErr sagen: ,,dainit ich meine Freude an eiich habe«; dem entsprechend würde dann die Freude der Jiinger die sein, die sie an Christo haben oder damit sie sich über ihn freuen. ·Wir glauben viel- mehr, daß Jesiis zu dem Frieden in Kap. 14, 27 Jetzt auch die Freude verheißt (Röm· 14, 17), also seinem Frieden dort seine Freude hier, der Jünger Freude hier aber dem dort schlechthin bezeichneten Frieden entsprichr Gehen wir nun von dem letzteren Punkte ans, so hat sich in den Jüngern der natürliche Lebens- trieb des Menschen allerdings schon zu den Anfängen einer heiligen Freude entwickelt, diese sind aber noch unvollkommen, ihre Freude bedarf daher der Verklä- rnng und Vollendung; solche Verklärung geschieht diirch die Einpslanzung der Freude Christi, d. h. der- jenigen Freude, in der er selbst steht, die sein eigenes Herz erfiillt im Vollbefitz und Vollgeniifz der Liebe des Vaters, die Herrschaft seiner Persönlichkeit in den »Her- zen der Seinen ist aber· nicht eine Aufhebung ihrer eigenen Persönlichkeit, eine Vernichtung ihrer indivi- dnelleii Zustände und Bedürfnisse, sondern nur eine Erweckung, Entfaltung und» Volleiidung derselben. Christi Herz, sagt Besser, ist ein freudevolles Herz, auch im tiefsten Leiden; denn fein Stand ist in der Liebe des Vaters, aller Freude Urquell und Jnbegriff. Diese väterliche Liebe blieb seine Freude, auch» als er der Empfindung, derselben sich uns entaußerte: ,,mein Gott«, rief er, und in diesem Glaubeiisworte hatte er Freude initten in der Erfahrung des für uns übernommenen Zornes des Gottes, der ihn liebt. Diese Freude Jesu Christi soll unsre Freude werden; was die Heiden suchten, wenn sie einander ,,frcue dich!« grüßten (Apostg. 23, 26), das haben die Chri- sten ge uiiden (Apstg. 15, 23; Jak. l, l ff.), das Auge ihrer Freude erblindet auch im Leiden nicht — ,,alles -ist ein Vortheil mir, was inich nur gleich machet dir.« Aehnlich läßt sich auch Geß aus und bemerkt dann weiter: »Die Jünger Jesu können auch natürliche Freude haben so gut wie andere Leute, Familienfreude, Freuiidfchaftsfreude, Freude aii der Natur, aii der Wifse1ischaft, an der Kunst: ,,alles ist eiier«, schreibt Paulus iii l. Cor. Z, 21. Nichts ist thörichter als wenn man meint, diese Freuden hörten für die Chri- sten auf — ganz im Gegeiitl)eil! die Christen wissen den Herrn der ganzen Schöpfu1ig als ihren Vater, deshalb freuen sie sich der Schöpfungsherrlichkeiteii gerade um so mehr; denn habe ich in dein König nieinen Vater gefunden, so wandle ich i1iit doppelter Lust in den königlichen Schatzkanimern herum, was ihm gehört, das gehört aiich mir. Aber außer der natürlichen Freude haben die Jünger Christi noch eine zweite, von der die Nichtjün er nichts wissen; denn es ist in ihnen aiich noch das i) bbild der Freude, die in Jesu war, also immerhin eine Freude mit Schmerz, denn neben seiner Freude war ja Sch1uerz, aber der Schmerz in des Herzens Umkreis und die Freude in des Herzens Mittelpunkt. Wie oft haben sich Menschen, die Christum 1iicht näher kennen, fchoii gewundert, wenn sie einen Christen, dem alle Ursach zur natür- lichen Freude genommen war, mitten in langwieriger Krankheit uiid großer Armuth u. dgl. dennoch voller Freude sahen! Dienatürliche Freude kann hinschwiii- den wie ein Schatten, die Freude Jesu bleibt; denn sie ruht auf der Erfahrung des Wortes: ,,wie niich mein Vater geliebet hat, also habe ich euch geliebt«, und diese Liebe vergehet nicht. Die iiatürliche Freude wird gewöhnlich, je älter, desto kleiner; denii mit den Jah- ren steigt gewöhnlich auch die Last und sinkt die Fähig- keit, das Schöne zu genießen und das Schwere sich aus dem Sinn zii schlagen. Dagegen die Freude über die Liebe Christi wird init deii Jahren immer inniger (ob- gleich vielleicht auch fchweigsamer), weil der Bund der Liebe fester und die Erfahrung der Liebe reicher wird« — Bleibet in ineiner Liebe! wir erwä en und fassen zu Herzen: l) Grund und Art, 2) eg und Exempel, Z) Frucht und Wahrzeicheu dieses Bleibens. (Rofshack.) · » 12. Das ist fwenn ich die Gebote, deren Halten ich vorhiii V. l0 forderte, in einen kur- zeii Inbegriff zufamnieiifassen soll] mein smir eigenthümliches, schon iii Kap. 13, 34 genanntes] Gebot, daß ihr euch unter einander liebe-i, gleich- wie ich euch liebe [genauer: geliebt habe V. 9]. 13. sWie groß diese meiiie Liebe zu euch gewesen, werdet ihr in deiiEreignissen, deiieii wir jetzt unmittelbar entgegeiigehem wahrnehmen :] Niemand hat größere Liebe denn die, das; er sein Leben lasset feiusetzis für feine Freunde [und das ist’s ja eben, was ich nunmehr thun werde, nach- dem ich’s schoii öfter angekündigt habe Kuh. 10, 12. 15]. 14. Ihr feid fnun wirklich, wie ich euch jetzt bezeichUeteJ nieiiie Freunde, so ihr thut, was ich Jhr seid meinevFreundespsoggihrthut, was euch gebiete: euch gebietek snäinlich unter einander euch liebet, gleichwie ich euch geliebet habe, und also eben- falls bereit seid, das Leben zu lassen für die Brüder I. Joh. Z, 16]. 15. Jch sage [ini Hinblick auf die Zeit) die euch nach meinem Tod, meiner Auferstehung und Himmelsahrt bevorsteht Kap. IS, 7 ff.] hinfort nicht [wie ich wohl bishernoch gar viele Urfach hatte, also zu sagen], daß ihr sim Verhälrniß zu mir] Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr thut swenn er auch das äußere Handeln desselben vor Augen sieht oder selber etwas zur Ausführung von ihm aufgetragen be- kommt, kennt er doch nicht die eigentlichen Gründe dafür und die schließlichen Absichte1i damit]. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid shabe mit diesem Namen euch bezeichnet]; denn alles, was ich habe sin Betreff des Heils der Welt, der Herbeifiihrung und Vollendung des Himmelreichs] von meinem Vater sin der Offenbarung seines Geheimnisses Amos Z, 7; Joh. 5, 19 f.; 8, 26 u. 281 gehütet, hab ich ench [noch in besonderer Verhandlung mit euch als meinen Vertrauten] kund gethan« [vgl. Jes. 21,-10]. 16. Jhr habt [als ihr so zu nieinen ver- trauten Freunden, zu meinen Jüiigerii und Apo- steln berufen wurdet] mich nicht [eurerseits] er- wcihlet [als wäre die Grundlegung und der Aus- bau dieses Verhältnisses durch euch bewirkt wor- den], sondern Jch sin ziivorkommender freier Gnade] habe euch erwcihlet [Kap. G, 70; 13, 18] und shabe vermöge solchen Verhältnisses dazu euch] gesehn, daß ihr [in forthinigem selbststän- digem Wirken eurer apostolifchen Sendung gemäß Mark. Z, 14 f.; 16, 15 ff.] hiugehet und Frucht bringet, nnd sdabei doch auf’s Engste mit mir verbunden bleibend und allein durch mich frucht- bar geniacht V. 5., damit] eure Frucht bleibe; aus daß, so ihr den Vater sum etwas] bittet in meinem Namen, daß er’s euch gebet« [V. 7-, Kap. 14, 13 f.]. Ættaiigeliuiit am Tage Siinoiiis nnd Juba: V. l7 — 21 «) (Vgl. die Vorbemerkung z1i Kap. 14, 1 sf.) 17. Das gcbiete ich eitel) sum hier zum Schluß dieses Abschnittes ans das, wovon er aus- ging, 1ioch einmal znrückziikoniineiiL daß ihr euch unter einander ltebets ]V. 12]. it) Christus weiß auf seinem Standpunkte, daß er nur für seine Freunde stirbt, wenn er für die Men- schen stirbt, auch wenn sie noch Feinde sind (Röm. 5, 6 sf.); denn sie werden seine Freunde in Kraft seines Todes, und die Kraft seines Todes erfahren sie nur in dem Piaße als sie seine Freunde werden. Diese Wahrheit verpflichtet die Gläubigen um so mehr zu erkennen, daß sie noch nicht seine Freunde waren, als er sein Leben für sie dahingab ja insofern alle noch seine Feinde, als sein Entschliiß, für die Menschen zu 269 sterben, allen Akten der Hingebung der Menschen an ihn vorangeht Sowie aber Christus für lauter Christen gestorben ist, die einst noch gar nicht seine Freunde waren und deren Freundschaft noch in keinem einzigen bewährt war, so soll auch die Gegenseitigkeit der Liebe seiner Iünger nicht blos darin— liegenx daß die entschiedenen Gläubigen diejenigen lieben, die mit ihnen auf gleicher Stufe stehen,s ondern auch diejenigen, in denen sie die Züge der Verwandtschaft erst aufsuchen nnd beleben müssen, wie sie Christus in den Seinen aiifgesucht und belebt hat· (P. Lange.) Daher, spricht er, seid ihr Freunde, daß ich euch für Freunde halte, nicht daher, daß ihr mir viel Gutes thut, wie die Welt Freunde heißt, sondern denen ich eitel Gutes thue; für solche Freunde sterbe ich, die mir nie kein Gutes gethan haben, allein daß ich sie geliebt und zu Freun- den gemacht habe. Nun sollt ihr also meine Freunde sein und bleiben, so ihr allein dies mein einig Gebot niir zu Liebe und euch selbst zu gute haltet. Mei1i Leib und Leben habe ich euch gegeben, und seid mir theure Freunde, durch mein Blut ererntet und er- kauft, und sollt alles durch mich haben, reiche und freie Junkern sein; allein macht es also, daß ihr in der Freundschaft bleibet und nicht wieder Feinde werdet, noch also lebet, daß niemand sagen könne, daß ihr Freunde seiet. ’(Luther.») » » » Es) Daß er sprcchtt ,,hinfort· heiße ich euch nicht mehr Knechte«, erinnert an das »von nun an« in Kp. 14, 7., womit er ihnen die nahe Einkehr des Geistes der Wahrheit in ihre Herzen sreundlich Vergegenwär- tigte. Bisher hatten die Jünger zu dem HErrn in dem Verhältnis; des Knechtes gestanden, der nicht weiß, was sein Herr thut: als Knecht, im puren Ge- horsam, hatte Petrus seine Fitße dem HErrn zuin Waschen darbieten müssen« (Kap. 13, 7); als Knechte folgten ihm alle seine Jünger auf seineni ganzen Wege vom Jordan bis zur Stätte seiner Passion, denn sie wußten nicht, was er that in Gethsemane und·auf Golgatha. Aber hinfort, wenn der erinnernde Tröster zu Licht 1ind Leben in ihnen verklärt haben wird alles, was der ei1igeborne Sohn für sie vom Vater gehört und im Evangelio ihnen kund gethan (14, 26), sollten sie als Freunde Jesu Christi sich erkennen, als rechte Kinder Abrahams, des Freundes Gottes, welchem der HErr nicht verbergen konnte, was er that (i. Mos.18, 17). Wohl bleiben die Jünger, wie alle Christen, Knechte Christi (Röm. 1, I; Jak. l, l; Jiidä1), aber nicht in dem Sinne, in welchem der Knecht den Freund ausschließh sondern in dem Sinne, in welchem der Knecht zugleich erwählter Freund ist, v» l. 1.Mos. 24. (Besser.) Gerade jetzt, in diesen letzten runden seines Beisamnienseins mit ihnen, enthüllt der HErr den Jüngern den Liebeswillen Gottes am reichsten und schüttet sein ganzes Her-z vor ihnen aus: warum sollte er sie also nicht gerade von jetzt an Freunde nennen? Hat er· es früher schon gethan (Luk. 12, 4), so» doch noch nicht mit dieser speeifischeii Betonung; und konnen sie gleich auch jetzt vieles nicht tragen, das er ihnen noch zu sagen hätte (Kap. 16, 12), so haben sie doch den ganzen äußeren Umfang der ihnen aufzuschließen- den Erkenntniß, und es handelt sich nur um die Ent- faltung derselben in ihren Folgerungen und Anwen- dnngen (Luthardt.) IN) Zuvor hatte Jesus die Jünger sehr geehrt durch die Bemerkung, er wolle sie betrachten, nicht als seine Knechte, sondern als seine Freunde; nun setzt er einen Dämpfer darauf, damit sie sich nicht überheben. Das ist überhaupt die Weise Jefu in seiner geistlichen Erziehung, auch heute noch, bald eine Ermunterung, bald eine Demüthigungz dieser Wechsel ist gesund für uns, weil die Erkenntniß unsrer Schwäche sonst gar schnell zum Verzagen, unser Muth aber zum Hoch- muth wird. Die Jiinger sollen also anerkennen, hätte nichtJesus sie an sich herangezogen, so wäre aus der Jüngerschaft nichts geworden; theils das Gefühl der Schwäche, theils das Verwickeltfein mit den Interessen des irdischen Berufs hätte einen etwa aufkeimenden Wunsch nach einer nahen Verbindung mit Jesu an der Verwirklichung gehindert, wenn nicht Jesu freundliche Herablafsung (vgl. Kuh. 1, 38 f. 43 u. 48) und her- nach sein betimmter Ruf (Matt . 4, 19; 9, I) diese Hindernisse überwunden hätte. Hnsbesondere gehörte Jefu ganze Geduld und immer neue Liebe dazu, um an ihrer Erziehung fortzuarbeiten und auch ihnen den Muth immer wieder auszurichten; dazu Jesu Fürbitte um den Geist Gottes, wie denn Lnk. 6, 12 ff. erzählt, daß er die Nacht vor der Bestellung der Zwölfe zu Aposteln anz im Gebet ziigebracht habe, und Jesus selbst in gut. 22, 31 ff. eines Gebetes erwähnt, das er der gefährlichen Versuchuug der Jünger · durch den Teufel entgegenstellte. Was aber alles bei jedem unter uns an äußeren und inneren Führungem vielleicht insbesondereZiichtigungen und Demüthigungem dazu gehörte, um unsere Jüngerschaft zu Stande zu bringen, möge jedes selbst sich sagen; denn die Ein- zelnheiten sind hier bei jedem wieder eigenthiimlicher Art. Jst nun aber unsre Herbeiführung ein Werk der Herablassung und Treue des HErrn, so sollen wir uns dadurch um so mehr zu striktem Gehorsam bewegen lassen: haben wir unsern Reichthum so ganz ohne unser Zuthun erhalten, so sollen wir wenigstens treu mit dem elben wachem. (Geß.) Das ,,ich habe euch e- setzt« bezeichnet die selbstherrliche Anweisung der Ese- stimmnng (Hengstenberg.) Der Ausdruck ,,hingehet« hebt die Selbstständigkeit hervor, zu welcher der HErr seine Jünger in gewissem Grade erhoben hat: »ich habe euch in Stand gesetzt, allein zu gehen-« Das ,,Frucht bringet« bezeichnet, wie in dem ganzen Kapitel, die Mittheilung des geistlichen Lebens an die Menschheit; diese Frucht ·eht nicht zu Grunde, wie die der irdi- schen Arbeit Wut. 5,"5 u. 10), sie bleibt. (Godet.) Jn V. 7 u. 8 hat der HErr das Fruchtbringen in dem Werk von dem Gebete abhängt· gemacht, hier dagegen wird» die Gebetserhörung. als« rucht treuer Wirksam- keit hingestellt; dieser Wechsel hat seinen guten Grund. Wie das Gebet dem Werk vorangehen n1uß, so muß auch wieder das Werk die Grundlage werden für das weitergehende, kühnere Bitten; und auf ein solches hat es Christus hier abgesehen, da er im Begriff ist, die Jiinger mit ihrem Liebeswerk und der ·Gründung ihrer Liebesgemeinschaft dem ganzen Haß »der ganzen Welt gegenüber zu stellen. (P. Lange.) f) Da wiederholt und beschleußt er das Wort und Gebot, so er ihnen hat sürgehalten; denn er hat ge- sehen, wie viel falscher Christen sein würden, die sich des Glaubens rühmen mit tresflichen Worten und sroßeni Schein, und doch nichts dahinter sein würde. Zzu solchen muß man sagen: »den schönen, herrlichen Namen höre ich wohl, welcher ja ist edel und aller Ehren Werth, aber wer bist du?« vgl. Apostg l9, 15. (Luther.) 18. So euch die Welt lzunächst die der im Unglauben sich verhärtenden und zu einer Shim- goge des Satans ausartenden Juden V. 20 ff.; Offb.2,9., darnach aber auch die der der evangeli- schen Heils-predigt sich verschließenden Heiden] hasset [was ja sehr bald nach meinem Hingange und gleich mit Beginn eurer apostolischen Thätigkeit » Evangelium Johannis 15, 18——25. geschehen wird Apostg. 2, 13; it, 1 ff. 5, 17sf. u. f. w.], so wisset, daß sie mich vor euch gehasset hat [wenn ihr daran gedenket, werdet ihr sofort. einsehen, daß es mit euch gar nicht anders kom- men kann 1. Joh. Z, 13 ff.]. 19. Wäret ihr von der Welt [ihr noch, wie ehedem, zugehörig], so hätte die Welt das Ihre lieb [und ließe euch in« Ruhe Kap. 7, 7; 1.Joh. 4, 5 f.]; dieweil ihr aber nicht [mehr] von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwåhlet [der natürlichen Gemeinschaft mit ihr entnommen und herüber in meine Gemeinschaft verpflanzt und zu meiner Jüngerschaft berufen], darum hasset euch sals in denen sie mich wieder- findet] die Welt. Dieser Text ist hunderttausend Gulden werth, ja mit keinem Geld zu be ahlen, daß der HErr selbst uns das Urtheil spricht, das; wir nicht von der Welt sind, und dies das Wahrzeichen sei, daß sie uns haßt; das ist ein hoher Trotz, und tresflicher Trost, so wir um seinetwillen gehaßt werden, daß wir schon als von ihm erwählt und von der Welt abgesondert geurtheilt und declarirt sind. (Luther.) Zuerst bestand die Welt, von der der HErr redet, in den feindseligen Juden; aber in gleichem Slltaßh wie die Gemeinde Christi sich ausbreitete unter allen Völkern, sah sie auch von der Welt in diesem Sinne sich überall um- geben, ja zuletzt bedrängt im eigenen Lager. Dieselbe bildet, wenn gezählt wird, allezeit die Mehrheit, so daß sie mit dem Ausdruck, der sonst den Inbegriff der geschaffenen Dinge, speziell die ganze Menschheit be- deutet (vgl. zu Kap.1, 9), dem kleinen Häuflein gegen- übergestellt werden kann, das sich zu Christo und zu seinem Worte hält von ganzem Herzen· (v. Burger.) Der Haß der Welt trifft nicht die menschliche Schwach- heit bei den Jüngern, er wird vielmehr durch die gute Seite hervorgerufeih das spezifisch Christliche, das ihnen aufgeprägte Bild Christi: in diesem erblickt die Welt etwas Fremdes, und das ist ihr unheimlich und unleidlich, weil es als faktische Anklage gegen sie auf- tritt. (Hengstenberg.) 20. Gedenket an mein Wort, das ich fbei Gelegenheit« eurer erstmaligen· Aussendung in Matth. 10, 24 ff] euch fweniger schon mit Be- ziehung auf eure damaligen Erlebnisse, als viel- mehr auf eure -nun erst beginnenden Schicksale, vgl· Luk- 22, 35—38] gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr fdaß er dürfte es wollen besser haben als dieser]. Haben sie mich betfolget [so deutete ich damals schon, und auch sonst noch manchmal, euch an], sie werden euch auch verfolgen; haben sie [dagegen auch in einigen Wenigen] mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten«« [und da lasset denn an diesen Weni- gen, euch begnügen gemäß dem, was ich andrer- seits auch sagte: ,,es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister, und der Knecht wie sein Herr«]. 21. Aber das alles [was ich da von dem euch widerfahrenden Haß der Welt und von Ver- folgung eurer Person bei verhältnißmäßig nur So, euch die Welt hasfet, so wisset, daß sie mich vor» euch gehasfet hab» geringer Annahme eures Worts gesagt habe] wer- den sie euch thun um meines saus der Predigt eures Mundes nnd in der Gestaltung eures Lebens ihnen entgegentretenden] Namens willen« [der ihnen so sehr ein Gegenstand des Wider- willens ist Matth. 10, 22; 24, 9; Apg.5, 4l]; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat [indem sie zwar ihren Gott ihn nennen, aber doch so wenig in Gemeinschast mit ihm stehen, daß gerade das, was von ihm kommt und zu ihm führt, in innerster Seele ihnen zuwider ist Kap. 8, 54 f.]. 22. Wenn ich nicht kommen sdrei Jahre hin- durch öffentlich bei ihnen aufgetreten] wäre, und hätte es ihnen gesagt [wer ich sei und was es mit meiner Sendung auf sich habe], so hätten sie sbei dem Hasfe meiner Person und meiner Diener] keine Sünde [von so tiefgreifender Bedeutung, wie es in Wahrheit der Fall ist Kap. J, 41., sie haßten und verfolgten dann etwa nur einen Pro- pheten in mir, wie ihre Väter auch gethan haben Matth. 23, 29 ff.]; nun aber sda ich’s ihnen während der ganzen Zeit meines Auftretens so klar und eindringlich bezeugt habe] können sic nichts verwenden, ihre Sünde zu entschitldigen sfondern diese steht in ihrer ganzen vollen Schwere da]. 23. Wer mich hasset, der hasset auch meinen Baker«« sdas ist das Urtheil, das über sie ge- fällt werden muß und das ich ihnen auch nicht verschwiegen habe Kap. s, 42 fs.]. 24. sUnd um auch den letzten noch schein- baren Vormund, womit sie über meine Selbst- zeugnisse .durch das Wort in Kp. 8, 13 sich hin- weggesetzt haben, ihnen zu benehmen, so nehme ich den eben gethanen Ausspruch in dieser Form wieder auf-J Hätte ich nicht die Werke gethan unter ihnen, die kein Anderer gethan hat [Matth. 9, 33 und die so deutlich dafür zeugten, daß der Vater in mir ist, und ich in ihm Kap. 10, 25. 38], so hätten sie keine [solche] Sünde [wie sie wirklich haben, die nämlich über alles Maß hin- ausgeht und den vollendeten Unglauben in sich schließt]; nun aber haben sie es gesehen smeine großen und herrlichen Werke, und zuletzt auch das noch, das ich an Lazarus gethan] und hassen doch, beide, mich und meinen Vaters 25. Doch swie alles, was an mir geschiehet, nur eine Erfüllung der Schrift ist, die von mir zeuget, so trifft mich auch dieser ganz unentschuld- bare Haß der Juden nur darum] das; erfüllet werde der Spruch, in ihrem Gesetz [Kap. 10, 34 Anm., und zwar näher in Pf. 35, 19; 69, b] geschrieben: Sie hassen mich ohne Ursach.H *) Nicht auf sein Wort in Kap. 13, 16 nimmt Christus hier Beziehung, denn dort sollte es etwas ganz Anderes begründen als hier; sondern er geht auf 271 die Apostel-Jnstruetion zurück, und da ist denn, was in der ersten Hälfte des 23. Verses bei Matthäus Kap. 10 zu dem Wort in V. 24 hinzukommt, an un- srer Stelle mittelbar in den Worten enthalten: ,,haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten« Diese Worte darf man nicht ironisch fassen, wie manche Ausleger gethan laben, denn Jroi nie ist hier schlechterdings nicht am ililatzq aber auch so darf man die Rede Christi nicht verstehen wollen, als mache er mit dem Verfolgen seiner Person und dem Halten seines Worts die beiden Arten namhaft, wie die Welt sich zu ihm stellen konnte, und überlasse nun dem eigenen Urtheil der Jünger, sieh zu sagen, welche von beiden die Welt erwählt habe, denn da be- käme diese Rede, wie jedem schon sein natürliches Ge- fühl sagen sollte, einen gar sonderbaren Anstrich. Viel- mehr löst· der HErr gerade jetzt den Begriff der Welt in den der einzelnen Menschen auf, und daß diese nicht von einerlei Art sind, at er schon in V. 19 da- mit angezeigt, daß er die· iinger als aus derselben Welt heraus erwählet dargestellt hat, die jetzt sie hasset; es können also ganz fiiglich zwei verschiedene Subjekte unter dem ,,sie« bei dem ersten Satzet ,,haben sie mich verfolgt 2c.« und bei dem andern: ,,haben sie mein Wort gehalten 2e.« verstanden werden, die rich- tige Logik nöthigt sogar dazu, weil die aus-gesagten beiden Handlungen die einander geradezu entgegenge- setzten sind. Aber eben darum, weil die Subjekte des zweiten Satzes, d. i. diejenigen, die Christi Wort hal- ten, eine so verschwindende Minorität sind gegenüber denen des »ersten Satzes, bekommt das Wort ,,Welt«« seinen speziellen Begriff dahin, daß es die Gesammt- heit derer bezeichneh die gegen Christum sich verschl1e- ßen und ihn hassen. Der zweite Satz bildet offenbar ein Gegengewicht gegen den ersten; der HErr erkennt an, daß es doch auch an solchen nicht gefehlt habe, die sein Wort aufnehmen, und dieselbe Erfahrung sollen nun auch seine Jünger machen, sonst hätte er in V. 16 nicht sagen können, er habe sie gesetzt, daß sie hingehen und Frucht bringen, und ihre Frucht bleibe. Es ge- hört unbedingt dazu, um getrost den Haß der Welt aushalten zu können, daß man weiß, ,dieselbe Welt, die Einen haßt und verfolgt, ist nun einmal das Meer, in welche das Netz des Evangelii ausgeworfen werden muß, um Menschen zu sahen; von den Hassern und Verfolgern selber können sogar einige noch zu Bekennern und Werkzeugen Christi werden, wenn aber das auch nicht wäre, so befinden sich doch mitten unter den Hassern und Versolgern diejenigen, bei denen es noch zu keiner Entscheidung gekommen und von denen so manche gewonnen werden können. Nur damit hat sich ein Jünger und Apostel des HErrn zu befreunden, daß er mit aller seiner Wirksamkeit nicht über das Wort hinauskommtt ,,es sind ihrer wenige, die den Weg zum Leben sinden«; Anfänger auf dem Gebiete geistlicher Wirksamkeit haben ebensosehr vor den( schwärmerischen Hoffen wie vor dem kleingläubigen Verzagen sich zu hüten. W) Je seliger die sind, welche um des Namens Jesu willen solches alles leiden, desto unseliger sind die, welche um dieses Namens willen solches alles thun. (Augustin.) »Es) Dieser Satz spricht eine Folgerung aus aus dem früheren (Kap.14,9): »wer mich siehet, der siehet den Vater« (P. Lange) s) Die gottfeindliche Welt bringt zusammen, was für empfängliche Seelen himmelweit verschieden ist: die Herrlichkeit Christi sehen, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, und doch ihn hassen. (Besser.) niß auf die Länge nicht widerstehen. 272 H) Die Welt ist keinem Laster, keiner Bosheit so feind, als dem Namen Christi und seinem Evangelio: um das Wort ist es alles zu thun, das macht den Haß und Zorn, sonst würden sie, beide, ihm und uns nicht so feind und gefährlich sein. Nun wir aber sein Wort predigen, müssen wir nicht allein verachtet sein, sondern auch gefaßt werden, und doch also, daß sie keine Ursach dazu haben, sondern dagegen große und viel, ja eitel Ursach, uns zu lieben, zu dienen und zu danken. Darum schicke dich also drein, wenn du solches fühlst und erfährst. (Luther.) Evangelium am Sonntag nach der Hitmnelscthrt Christi, Grund) Ueber die Bedeutung des Namens dieses Sonntags s. zu Pf. 27, J. Der Tag hat ein doppeltes Angesicht: er sieht rückwärts auf den Himmelsahrtsta und er- innert an das Gebot, das der auffahrendeH rr seinen Jüngern gegeben, daß sie seine Zeugen sein sollen bis an der Welt Ende; und er sieht vorwärts auf das Psingstfest, für welches er den Rüsttag bildet. Die erikope entspricht trefflich dieser äußeren Stellung des onntags, indem sie nochmals jenes Gebot in Erinne- rung bringt und nun nachweist, daß die Apostel von Christo zeugen können und müssen; eine feindselige Welt steht den Zeugen gegenüber, aber die Feindschaft der Welt kann ihnen die Freudigkeit zum Zeugnis; nicht rauben, ja, die Welt kann ihrem Glaubenszeug- Es giebt einen heil. Geist, der da zeugt; dieser fehlt noch, aber er wird kommen, der HErr verheißt ihn. Der heil. G eist ein Geist des Zeugnisses: l) er zeugt in uns von dem HErrn, L) und durch uns in der Welt. (Nebe.) Das Zeugniß von Christo: 1) wer legt es ab? 2) wie nimmt die Welt es auf? (Ziethe.) Das Zeugniß von Christo: 1) eine Wirkung des heil. Geistes, ·2) eine Ursach der Leiden. (Münkel.) Der Sonntag des Wartens: er sagt uns, 1) was wir von dem HErrn zu erwarten haben, 2) was der HErr aber auch von uns erwartet. (Fr. Arndt.) 26. sJetzt nun, mit meinem Hingange zum Vater, hat mein eigenes unmittelbares Zeugen, davon ich so eben V. 22 ff. redete, ein Ende.] Wenn aber [wie ich in Kap. 14, 16 ff. u. 26 verhieß] der Tröster kommen wird, welchen ich euch sApostg. 2, 231 senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater [welcher größer ist denn alles, und auch größer als ich in meiner irdifchen Niedrigkeit ge- wesen bin Kap. 10, 29; 14, 281 aus-gehet, der wird [theils in den Zeichen und Wundern, die er vom Himmel her thut Apoftg. 2, 2 f., theils in den Wirkungen und Gaben, welche an denen sich zeigen, auf welche er herabkommt Apoftg. 2, 4; b, 321 zeugen von mir »« [wer ich sei und was es mit meinem Wort und Werke auf sich habe]. 27. Und ihr [von ihm erfüllt und mit sei- nen Kräften angethan] werdet auch eugen sin- dem ihr dem Zeugnis; des Geistes Feine Bezie- hung auf mich und meine nunmehrige Herrlichkeit gebet und das Volk erinnert an alles, was ich vormals unter ihm geredet und gethan, aber auch Evangelium Johannis 15, 26·. 27. 16, 1——4. von ihm erduldet und erfahren habe Apoftg. L, 22 ff-;·3- 12 ff-; 4- 8 ff-;·5, 30 ff.]; denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen» [und könnt also diesem Volk der Juden aus eige- ner Anfchauung und unmittelbarem Miterlebniß solches vorhalten Apoftg. 1, 21; 1. Joh. 1, 1., damit ihm noch einmal Gelegenheit gegeben sei, sich« in Betreff meiner und des von mir gefchenkten Heils zu entfcheiden. Aber bei diesem eurem Zeugenberuf wird sich’s nun auch an euch er- füllen, was ich vorhin V. 18 — 21 sagte, daß euch die Welt hassen und verfolgen wird um mei- nes Namens willen Matth. 23, 34]. i) Ihn hassen und verwerfen jene (die Juden): so geht er aus der Welt, aber der Geist kommt dafür; diesen sendet er in die Welt, so wird sein Name nicht ohne göttliches Zeugniß in der Welt bleiben, denn vom Vater geht der Geist aus. Er ist ein Geist im Dienste Christi, darum heißt es: ,,ich werde ihn sen- den«; er ist ein Geist des Zeu nisses von Christo, darum wird er »der Geist der Wahrheit« genannt; er ist der Geist Gottes, darum wird von ihm gesagt: ,,er ge t vom Vater aus«. Gefchichtlich ist die letztere ussage gemeint, und nicht, wie die alte Kirche sie verstand: metaphyfisch, vom immanenten Sub- sistenzverhältnißz denn dieselbe steht der andern parallel: ,,ich werde ihn senden vom Vater« — bei dem Vater (griech. »so-vol, wodurch beide Mal das »von« unsrer d. Bibel im Grundtext» ausgedriickt wird) ist er· schon (das Ausgegangensein im metaphhsischen Sinne ist also etwas bereits Geschehenes), und von ihm kommt er, wenn Jesus ihn vom Vater sendet. Auch von dem Sohn lehrt die Schrist blos das Ausgehen aus dem Vater zum Behuf der Vollziehung des göttlichen Lie-- beswillens und geht hinsichtlich feines vorweltlichen Seins nicht über die Aussage (Kap. l, 1 f.) zurück: ,,er war bei Gott«; so sagt sie gleicherweise aus vom Geiste blos (1. Cor. 2, 10 f.; Offb. 1, 4; Röm. 8,26): er ist in Gott, bei Gott, in welcher Weise aber er feiner Subsistenz nach begründet sei, sagt sie nicht. Wir werden indessen, gleichwie beim Sohne, so auch hier ein Recht haben, die ewi en Verhältnisse aus den gefchichtlichen zu erschließen; Für diese aber gilt, daß den Geist ebenso der Sohn wie der Vater sendet, aber der Sohn vom Vater aus. (Luthardt.) Daß der hl. Geist zuletzt von dem Vater ausgeht, ist von solcher Bedeutung, daß das ,,ich senden werde von dem Vater« noch eine Ausführung erhält in dem »der vom Vater aus- eht«. Es war beides wichtig: der Ausgang vom S o h n e Eber, der jetzt noch als Menfch vor seinen Jüngern steht und nun dem Verbrechertode entgegengehh steht in einem solchen Verhältniß zum Geist, daß er ihn nicht blos vom Vater erbittet und der Vater ihn sendet in seinem Namen Kap. 14, 16 u. 26., sondern daß er sel- ber ihn sendet vom Vater), und der Ausgang vom Vater, letzteres nach Maßgabe des Zusammenhanges (da zu dem Zeugniß des Vaters für Jefum in dem Selbftzeugniß seines Mundes Kap. 8, 17 f. und zu dem noch höheren in dem Zeugniß seiner Werke 5,36; 10, 25., von welchen beiden in V. 22 u. 24 die Rede war, nun noch das höchste in der Sendung des heil. Geistes und in dessen Zeugniß kommen soll, um nichts an dieser ungläubigen Welt der Juden unversucht zu lassen) so wichtig, daß es nicht mit demjenigen ,,vom Vater« genug ist, welches bei ,,ich senden werde« steht, sondern noch ein zweites ,,vom Vater« hinzutritt in Wenn der Tröster kommt, der wird zeugen von-»wir, und ihr werdet auch zeugen. »273 den Worten: ,,der vom Vater ausgeht«- Daß der Geist auf der einen Seite von Christo gesendet wird, auf der andern vom Vater ausgeht, vermittelt sich dadurch, daß er von dem in die Herrlichkeit des Vaters aufgenommenen Christus gesendet wird. sHengstenbergJ ·« «· ) Das Zeugnis; vouJesu ist ein gedoppeltes, das Zeugniß des heil. Geistes und das Zeugniß der Apostel. Was zum Zeugnis; des heil. Geistes zu rechnen ist, fällt in die Augen: erinnert euch an den brausenden Schall, welcher an Pfingsten vom Himmel fiel, an die feurigen Flammen, an das Zungenredem an die Gabe der Weissagung, an die Wunder der Apostel, an die Eingebung der göttlichen Wahrheit u. dgl. Und ebenso. augenfällig ist auch, was zum eigenen menschlichen Zeugniß der Apostel gehört, nä1n- lich was sie gehört haben, was sie gesehen haben mit ihren Augen, was sie beschauet haben, was ihre Hände betastet haben vom Worte des Lebens, mit Kurzem: das Zeugniß ihrer Sinne von dem Auferstandenen Jndeß ist das göttliche und menschliche Zeugniß nicht durchaus so augenfällig unterschieden, sie begegnen ein- ander im innersten Wesen; denn wenn die Apostel von Jesu zeugen, menschlich zeugen, so wacht über ihren Reden der heil. Geist, verhütet Jrrthum, reinigt, läu- tert, giebt Stärkung des Gedächtnisses, verleiht heil- same Worte; und während jeder Apostel ganz in sei- ner Eigenthümlichkeit redet, ist er doch ganz vom Geiste durchdrungen. So wird ein und dasselbe Wort zugleich als göttlich und menschlich erkannt, erscheinend als Eines, läßt es sich dennoch erkennen als zusam- mengefügt aus weien, und des Gottmenschen gedop- pelte, unterschie ene Natur in Einer Person spiegelt sich als ein gedoppeltes, zugleich göttliches und mensch- liches Zeugnis; in einem und demselben Wort. Alles ist göttlich und menschlich zugleich, was die Apostel reden; zuweilen, je nachdem eben gerade die Seele erregt und empfänglich ist, ist es Einem, als vernähme man in dem heil. Worte lauterlich und allein den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, zuweilen aber ist es Einem wieder, als hörte man die treuen und wahrhaftigen Menschen, die Apostel Jesu, wie sie ganz nmenschlicher Einfalt und Redlichkeit den Mund auf- thun und zeu en. (Löhe.) Allerdings dürfen und sollen alle ChrFten sich des Spruches annehmen: ,,ihr sollet auch zeugen«; doch das daneben stehende, den Aposteln allein geltende Wort: »denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen« weist alle, die durch der Apostel- Wort an Christum glauben, zu diesem aposto- lischen Wort als zu der Brunnenstube aller Wahr- heit hin, aus « welcher sie zu schöpfen haben, was sie hinwiederum ausströmen sollen. Dem heil. Paulus ward durch die außerordentliche Weise seiner Bekehrung und während seines dreijährigen Aufenthalts im wüsten Arabien nnd in Damaskus (Gal. 1, 17) durch Unmit- telbare Unterweisung vom HErrn der Mangel ersetzt, daß er während der drei Jahre der Apostel nicht, wie diese, von Anfang bei ihm gewesen, so daß er auch zu einem Zeugen Deß, das er gesehen und gehöret, ver- ordnet ward (Apostg.22,15; 26,16), und er behauptet nachdrücklich, den auferstandenen HErrn ebenso, wie die andern Apostel gesehen zu haben« (1. Cor. 15, 8); ja, so in’s Einzelne erstreckte sich die Unterweisung, daß er selbst die Geschichte der Einfetzung des heil. Abend- mahls sammt den Testamentsworten nicht durch Men- schen, sondern vom HErrn empfangen hat (1. Cor. 11, 23). Weit entfernt also, daß das Exempel des Apostel Paulus etwa das apostolische Erforderniß der Ohren- und Augenzeugenschaft wankend machen sollte, bestätigt es dasselbe vielmehr. (Besser.) Däch sellls Bis-etwas. VI. Band. Das 16. Kapitel. Iion künftiger Verfolgung. Christi igiiigaiig zum Vater. Des heil. heisses drin. Dei« Trübsal gliicklicher Ausgang. Erkjörung des sgebets Der Iiinger Flucht. 1. Solches [nämlich, daß ihr Haß und Verfolgung von Seiten der Welt bei verhältniß- mäßignur geringer Annahme eures Wortes und Zeugmsses erfahren werdet] habe ich zu euch sschon net, noch ehe es geschiehtJ geredet- daß 1»br euch [wenn es nun geschehen wird] nicht argertf [nicht von mir abfallet oder an mir ver- zaget Matth. 13, 21; 24, 9 f·]. 2. Sie [die ungläubigen Juden] werden euch swie schon in Jes. 66, 5 geweissagt worden] in den Bann thun [Kap. g, 22 f. Annc.s. Es kommt aber [auch noch Schlimmeres, als solche Ausschließung ans der volklichen und gottes- dienstlichen Gemeinschaft, nämlich] die Zeit, daß, wer euch tödtet, wird meinenper thue Gott einen Dienst daran« swie wenn er ihm das beste unter allen blutigen Opfern dargebracht hätte Apostg. 22, 4; 26, 9 f.; 1. Cor. 4, 13]. 3. Und solches sdaß sie euch, die ich dazu gesetzt habe, daß ihr hingehet und Frucht bringet und daß durch euer Fruchtbringen mein Vater geehret werde Kap. 15, 16 u. 8., in der Mei- nung tödten, Gott einen Dienst mit eurer Aus- rottung zu leisten] werden te euch darum thun, daß sie weder meinen ater noch mich er- keUUeUMV [und beweisen damit nur, wie weit der Betrug der Sünde Hebt. 3, 13 gehen kann I. Tini. 1, 13]. 4. Aber solches [was alles man euch an- thun wird] habe ich sin dieser letzten Stunde unsers Beisammenseins] zu euch geredet [ob- wohl ich lieber Tröstlicheres euch in Aussicht gestellt hätte; ich habe es jedoch nunmehr sagen müfsens auf daß, wenn die Zeit [der Ver- wirkliehung meiner Vorhersagung] kommen wird, daß ihr daran gedenket, daß ich? euch ge- sa thabe fund es nun ruhig über euch ergehen last als etwas, das ebensalls zu eurer Bestim- mung gehört] Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt sum euch so lange als möglich damit zu verschonen, und ich konnte bisher allerdings auch damit zuriickhalten]; denn ich war bei euch-s· V) Wenn ihr solches werdet sehen und fühlen, daß e11ch alle Welt wird hassen und verfolgen, und aller- meist die, so Gottes Volk und die rechte Kirche heißen, so werdet ihr angefochten werden entweder zu zweifeln, ob euer Glaube und Lehre recht sei, oder ungeduldig und verdrossen zu werden und zu denken: »ich will glauben und leben, wie die Andern, so habe ich Frie- 18 274 Evangelium Johannis 16, 5—7. den. (Luther.) Vergleiche den Hebräerbrieß dessen letzte Kapitel ganz auf Joh. 15, 18 —- 27 ruhen. (Ebrard. «) ie Jünger sollen nicht auf eigene Hand aus der jüdischen Synagoge austreten, sondern abwarten, was ihnen bei völlig entschiedener Verkündigung des Evangeliums begegnen wird. Das giebt den Gläu- bigen für die Zeiten des Verfalls der Kirche einen wichtigen Fingerzeig, die Mahnung, daß sie den Ge- danken an eigenwillige Secefsionen fern halten sollen; die Neubildnng ist nur da berechtigt, wo ihr der Ausschluß vorangegangen ist. (Heiigstenberg.) Nächst dem den Jüngern bevorstehenden Ausschluß aus dem kirchlichen Gemeindeverband Jsraels nennt Jesus (n1it »aber« in den Worten: ,,es kommt aber die Zeit« steigernd) die blutigen Verfolgungen. Es ist die höchste Verblendung des Hasses gegen den Vater, daß man ihm zu dienen wähnt, indem man die Boten seines Sohnes tödtet; in Wahrheit ist’s aber der Moloch dieser Welt, dem so gedient wird. (Olshausen.) Das wird das Allerärgste sein, sagt der HExr, daß es sich wird also ansehen lassen, als hättet ihr Gott wider euch stehen, und werden Te deum laudamiis darüber singen, als hätten sie Gottes Willen und Wohlgefalleii erfiillt (Luther.) So haben der Papst und sein An- hang buchstäblich gethan nach der Bartholomäusnacht (24. August 157"2), da man die Protestanten in Frank- reich gemordet. (Eberle.) Was der HErr hier sagt, war zu der Zeit, da St. Johannes sein Evangelium schrieb, bereits eingetreten; ja, die Betonung dieser Worte Christi, womit der Evangelist seinen Leserii sagen will: »ärgert euch nicht an dem, was zu dieser unsrer Zeit geschieht «— der HErr hat es alles vor- ausgesagt«, ist wohl ebenfalls (vgl. zu Kap. 12, 15) ein Merkmal, in welche Zeit die Abfassung des Johan- nes-Evangeliums fällt. IN) Mitten in der scharfen Gegenüberstelliing zweier Bereiche, zwischen welchen der Krieg nie aufhören werde, hat dieses Wort des Grundes etwas eigenthümlich Mildes: in Unwissenheit ist die Feindschaft begründet, in Unkenntniß des Vaters und des Sohnes — nicht als sollte diese damit als unverschuldet bezeichnet wer- den, aber es wird doch nicht die Seite der Schuld, sondern die andere hervorgehoben. (Luthardt.) T) Wenngleich bei den übrigen Evangelisten schon aus früherer Zeit solche Ankündigungen für die Jünger gesunden werden (Matth. 5, 10 ff.; l0, 16 ff.; Liik. 12, 11), so stehen doch die bedeutendsten, ausdrücklich- sten dort aiich in der letzten Zeit Jesu (Matth. 24, 9; Luk.21, 12. 16); und es ist gewiß auch bei Johannes nnr gemeint, daß die starken, ausdrücklichen Ankündi- gungen frü er nicht geschehen seien. (Baumgarten- Crusius.) isher ist nicht noth gewesen, es euch zu sagen, weil ich bei euch gelebt; denn weil ihr mich bei euch habt, müssen sie euch wohl mit Frieden lassen und können« euch nichts thun, sie inlisseii mirhs zuvor gethan haben. Nun aber wird es angehen, daß ich muß inich trenzigeir lassen und nicht mehr sichtbarlich werde bei euch sein, so wird es euch also gehen, daß ihr iim ineinetwillen leiden müsset; darum muß ich’s euch sagen, daß ihr daran gedenket und dagegen gerüstet seid. (Luther.) firuaiigeliiiiii aiIi El. Sonntage nach Ostern, Catilina) Gaum-te, d. i. singet dem HErrn ein neues Lied, denn er thut Wunder, heißt dieser Sonntag nach seinem Jntroitiis in Pf. 98, is. Ja, die Christenheit darf jetzt und inuß jetzt singen, obgleich sie voll Trauerns ist, daß der HErr hingeht; ein neues Lied geziemt sich jetzt, denn ein neues Wunder soll geschehen, der HErr geht hin, um seinen heil. Geist zu senden. (Nebe.) Gleich dem vorhergehenden Evangelio (V. 16—23) handelt auch das für diesen 4. Sonntag nach Ostern verordnete Evangelium von Christi Hingang zum Vater und der dadurch veranlaßten Traurigkeit der Jün er; während aber dort der Trauer die Freude oes Wie er- sehens nach kurzer Trennung gegenüber gestellt wird, ist es hier der heil. Geist mit seinem Trösteramt bei den Gläubigen und seinem Strafamt bei den Un- gläubigen, worauf der HErr hinweist, so daß in der That mit diesem Sonntag bereits die Vorbereitun auf das Pfingstfest beginnt. (Alt.) Das Amt des eil- Geistes: I) er zeuget von Jesu, das ist der Anfang seines Amtes an die Welt; Z) er verkläret Jesuin, das ist das Ziel und Ende seines Amtes an den Gläubigen — oder: I) ein Amt der Strafe an der ungläubigen Welt, L) ein Amt des Trostes an der gläubägen Welt. (Hosfinann.) Der heil. Geist heißt mit echt der Tröster: er tröstet I) die traurigen Jünger über den Hingang ihres HErrn durch seine Ankunft, 2) die geängsteten Jünger durch die Strafe der Welt, 3) die unverständigen Jünger durch die Lei- tung in alle Wahrheit. (Nebe.) Jesu kurzer, aber wichtiger Unterricht von einem dreifachen Geschäft des heil. Geistes: 1) eine Sünde auf- zudecken, um welcher willen allein der Mensch verloren geht, L) eine Gerechtigkeit zu offenbaren, durch welche allein der Sünder vor Gott bestehen kann, 3) ein Geriiht zu verkündigen, wodurch die Sache unsrer Seligkeit, sobald wir selbst nur wollen, ent- schieden ist. (Uhle.) Es ist euch gut — ein Trost- wort für alles Erdenleid: 1) daß aller falsche Trost zerbricht, möget ihr ihn um euch oder in euch oder über euch suchens und Z) daß der rechte Tröster kommt mit seinem göttlichen Lehramt, heil. Zuchts But us? himmlischem Trostamt — dazu ist’s euch gut. ero . 5. Nun ·aber [1iachdem ich, wie vorhin V. 4 gesagt, bisher bei euch war] gehe ich hin zu dein, der mich gesandt hat [Kap. 7, 33]; nnd niemand unter euch sobgleich ich doch mit solchen1 Hingehen euch das Fragen so nahe lege] fragt mich smit Jnteresse an dem, was nun die Frucht und der Segen meines Hinganges sein wird]: Wo gehest du hin?» i 6·. Sondern, dieweil ich solches [nämlich daß ich fiirmeinen Theil hingehe, ihr aber fjir euer Theil nun den Haß und die Verfolgung der Welt auszustehen habt] zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns kund euer Mund ganz stumm] wordensk 7. Aber ich sage euch sden falschen Ge- danken und Vorstellnngen gegenüber, womit euer erschrockenes Herz sich trägt] die Wahrheit, ·es tst euch gut, daß ·ich lhinweg von hier] hin- gehe. Denn so ich nicht hingehe [fonderii, wie ihr in eurer Kurzsichtigkeit und Schwachheit begehrt, »würde hier bei euch bleiben], so kommt der Tröster [von dem ich schon mehrmals ge- redet Kap. 14, 16 u. 26; 15, 26] nicht zu euch; fo ich aber· svon hier weg und hin znin Vater] gehe, ·will ich ihn zu euch senden« lnnd daß nun dieser zu euch komme und bei euch bleibe, daran ist für euer wahres Heil alles gelegen] «) Vorhin hatte Thomas allerdings gefragt (Kap. 14, 5), auch Petrus schon früher (Kap. 13, 36); aber das war kein Fragen gewesen, welches dem HErrn wohllautet Jetzt, nachdem er von seinem Hingange so tröstlich zu ihnen geredet und nun eben den Weg zum Vater, des en Werk auf Erden vollendend, an- treten will, jetzt bleiben sie stumm! Was er zu ihnen geredet, hat ihnen den Mund nicht geöffnet, sondern verschlossen; denn nicht freudige Begier, den Segen seines Hingangs zu ersorschen, sondern eitel Traurig- keit über seinen Weggang erfüllte ihr erschrockenes Herz — das that dem HErrn weh. (B»esser.) Da Jesus selber so eben gesagt hat, er gehe hin zu dem, der ihn gesendet, und nun doch gefragt sein wollte: ,,wo gehest du hin?« so kann damit nicht die Frage des bloßen Wortlauts gemeint sein, auf welche geant- wortet werden könnte: ,,durch den Tod zuni Vater«, sondern vielmehr das Ziel, welchem er damit ent- gegengeht, daß er zum Vater geht; also die Bedeu- tung seines Hingangs zum Vater muß damit gemeint sein, wie er ja auch in V. 7 dieses Wohin also beant- wortet: einem Sein, einer Stellung ge t er entgegen, in welcher er Macht hat, den Geist zu sen en. (Luthardt.) Das Gehen selbst öffnete vor den Augen der Jünger einen so dunkeln Abgrund der Rathlosigkeih daß die Frage nach dem Wohin fast eine gleichgiltige dagegen wurde; es hätte schon eine Ahnung davon vorausge- setzt, daß es in seinem Verhältniß zu ihnen ein Gehen und Wiederkommen gebe, wenn sie hätten fragen wollen: ,,wo gehest du hin?« (Hosfmann.) Der HErr hätte so »ern in diesem Augenblick bei den Jüngern einen frö lichen Aufschwung der Gemüther wahrnehmen mögen, welche beim Blick in eine neue Welt sich auf- schließen und in zutraulichen Fragen über das, was sie darbietet, unerschöpflich sind. (Godet.) Da der HErr vorhin den Jüngern auf ihre Fragen einen gewissermaßen ablehnenden Bescheid ertheilt hat, so kann man denken, es sei unter solchen Umständen ja natürlich gewesen, daß sie nicht wagen, zum dritten Mal die Frage, wohin er denn gehen wolle, vorzu- bringen. Aber wir sehen ier, daß es der HErr wohl erlaubt, eine Frage oder itte, -in die er zwei Mal nicht viel eingegangen ist, zum dritten Male zu bringen, ja, daß er das unter Umständen sogar verlangt. Das muß uns noch heute wichti sein, nämlich für das Gebet: scheint es uns, da eine dem HErrn einige Male vorgetragene Bitte unberücksichtigt geblieben sei, so sind wir geneigt, dieser Bitte, wenn nicht des Bittens überhaupt, müde zu werden in der Meinung, daß es doch nichts helfe. Wem es so geht, der denke an diesen mit großer Freundlichkeit den Jüngern von dem HErrn gcmachten Vorwurf: ,,niemand" unter euch fraget mich, wo gehest du hin?« Bei dem HErrn hat eben alles seine Zeit, auch das Antworten und Gewährenz nament- lich wartet er darauf, bis das Fragen und Bitten in einer rechten Herzensstellung geschieht. Als Petrus in « Kap. 13 die Frage sthaptx ,,wo gehst du hin?« war die richti e Herzensstellungszbei ihm nicht vorhanden; denn die einung seines Fragens war, daß er das Wort Jesu: ,,wo ich hingehe, da könnet ihr nicht hinkommen« nicht wollte gelten lassen, sein Sinn· ging bei der Frage dahin, der HErr schätze die Jünger zu gering, traue ihnen zu wenig zu —- in der Wirklichkeit sei es, wenigstens bei ihm, dem Petrus so, daß er gar wohl folgen könne, sobald er nur wisse, wohin Jesus gehe. Auch in« dem Worte des Thomas in Kap. 14: ,,wir wissen nicht, wo du hingehest« lag etwas Ungebühr- licht-s; denn Jesus hatte ja gerade zuvor gesagt: ,,wohin ich gehe, wisset ihr«, und: »in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen 2c.«» Da schickte sich dieses Es( sstiucht getkspdgß sch hsngshe » 275 Wort des Jüngers nicht, denn er widersprach dem HErrn und hatte auf dessen Worte nicht recht Acht gegeben. Gesetzt nun, daß unser heutiges Fragen und Bitten des HErrn im Gebet gleichsalls in einem Geiste des Selbstvertrauens und der Unachtsan1keit gegen sein Wort geschieht, so geschieht es uns recht, wenn wir den erbetenen Bescheid nicht bekommen; aber wir sollen dann nicht folgern, daß er uns keinen Bescheid geben wolle, sondern daß wir in einer demüthigeren und auf sein Wort achtsameren Weise bitten müssen. — Auch die Weise, wie der HErr fortfährt, ist sehr freundlich: ,,sondern, dieweil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Tranerns worden«; er sagt hiermit, aus ihrer Traurigkeit könne er ihr Schweigen be- greifen, und sie gehe auch ihm zu Herzen. Es ist freilich natürlich, daß die Jünger traurig wurden, da der HErr immer vom Weggehen sprach und jetzt auch von deni aus sie wartenden Haß; aber sie sollten sich nicht durch ihre Traurigkeit um den Segen des Fra ens bringen las en. Wie angekkgt ist diese Mahnung esu an die Else oftmals auch bei uns! Gar mancher Christ läßt sich, wenn ein Unglück über ihn kommt, in eine solche Traurigkeit versenken, daß er taum mehr mit dem HErrn im Gebete reden kann; es ist fast, als hätte ihm der liebe Gott ein großes Unrecht gethan, so niüde und schlaff wird seine Seele durch die Traurig- keit, daß er auch keinem göttlichen Worte mehr den Einlaß gewährt. Das ist eine böse Weichlichkeit! Zwar kann es dann geschehen, daß man nach so und soviel Monaten allmälig sich beruhigt, sogar sich wieder des Lebens freut; aber einen geistlichen Segen empfängt man auf diese Weise aus den Trübsalstagen nicht, und dieser war doch von Gott dem Menschen bei der Trüb- sal zugedacht. Denn Gott betrübt niemand von Herzen, eben um ihn zu betrüben; allein das Empfangen des Segens ist dadurch bedingt, daß man sich durch das Unglück treiben läßt, um so mehr mit dem HErrn zu reden, ihn zu fragen, die Unterweisungen seines Geistes n vernehmen — die Traurigkeit der Welt bringt keine rucht. (Geß.) Wie es der Predigt des HErrn von seinem Hingange bei den Jüngern ging, so pflegt es den Predigten voin Kreuze bei Vielen zugehen: sie weinen, weil das Kreuz sie schmerzt; aber sie über- hören die göttlichen Trostgründe und lassen sich nicht zu der Frage erwecken, wozu das Kreuz ihnen gut sei. (J. Gerhard.) · »Es) Ach nein, nicht also, liebe Jünger! Gedenkt nicht, wie wehe es natürlich thut, daß ich von euch scheide, sondern«denkt, wie gut es euch ist! Laßt uns doch ein wenig von der Sache reden, was ich damit meine! (Luther.) Die Wahrheit will ihnen der HErr sagen: durch ihre traurigen Gedanken wurde ihnen ja die Wahrheit verdeckt, das Wort Jesu mußte sie also hervorholen. »So läßt das thenre Wort Gottes allem, was unsre Verzagtheit oder unser Trotz fälsch- lich sagt, die bündige Widerlegung angedeihen: wohl uns, wenn wir nicht unsern trüglichen Gedanken, son- dern Gottes untrüglichem Worte trauen! (Besser.) Wenn Jesus das Kommen des Trösters von seinem Hingehen zum Vater abhängig macht, so handelt es sich nicht etwa blos um die subjektive Aufnahms- sähigkeit auf Seiten der Jünger, welche durch die Los- lösung derselben von seiner sinnlichen Gegenwart be- dingt war, sondern auch um das objektive Vermögen Christi selber, den Geist als s einen Geist zu senden (vgl· zu Kap. 7, 39); denn dafür mußte der Geist erst s ein Geist im vollsten Sinne des Worts dadurch werden, daß seine Menschennatur, statt Schranke des Geistes zu sein, ganz und gar des Geistes wurde. Ferner mußte er iii jene Gottesstellung eintreten, ver- 187 276 möge deren er, frei von der Beschränktheit des inner- weltlichen Lebens, diesen seinen Geist mit göttlicher Unbedingtheit allenthalben mittheilen konnte, und das konnte er nur vom Himmel aus; denn erst als im Himmel Seiender ist er .überweltlich und weltmächtig eworden. (Lnthardt.) Jm alten Bunde hatten die Fsropheten und sonstigen Werkzeuge der Theokratie deii heil. Geist als Amtsgeist empfangen, und die Gläubigen als solche hatten den heil. Geist als den Geist des Friedens, des Trostes u. s. w. empfangen; aber als der Tröster im Sinne von Kap. 14——16 bei Johannes war er im alten Bunde noch nicht ausgegossen worden. —- Als Tröster sollte er Christi Stelle ersehen, in- dem er Christum selber in die Gläubigen einpflanzt, die Lebensgemeinschaft zwischen Christo und ihnen ver- 1nittelt. Das ist das Neue, daß der heil. Geist seit Christi Erhöhung spezifisch als der G eist Jesu Christi gegeben wird, als ausströmend aus der verklärten Person und Menschheit des HErrn, und daß er darum nicht blos die bekehrende, zum Sohne ziehende Wirksamkeit übt, wie an den Gläubigen des alten Bandes, und auch nicht blos die zu theokratischer Amts- thätigkeit ausrüstende Thätigkeih mittels welcher er den Menschen, den er ergriff (selbst einen Bileam), zum Wirken auf Andere geschickt machte und als Werk- zeug brauchte, sondern die wiedergeb ärende Thätig- keit, vermöge deren er das innerste, substanzielle, seelische Centrum der Persönlichkeit neu gebiert und umwandelt, dadurch, daß er die himmlischen Lebens- kräfie des erhöheten HErrn in dies Centrum ein- strö1nen·läßt, und so den Menschen von dessen Mittel- punkte aus nach beiden Seiten, der des intelleetual bewußten wie der des pshchisch-somatischen Lebens, "heiligt. Diesen Geist Christi, diesen lebendigen Ver- mittler zwischen dem Weinstock und den Reben, konnte der HErr erst ausgießen, nachdem er sein Leben in den Tod gegeben und dasselbe aus dem Tode als verklärtes wiedergenommen hat. (Ebrard.) Aber auch die Jünger ihrerseits, solange der HErr mit ihnen umgiii , wurden zu sehr festgehalten durch das Uebergewicht seiner per- sönlichen Erscheinungz sie würden, hätte die sinnliche Gegenwart des HErrns fortgedauerh fortwährend nur empfänglich sich ihm gegenü er verhalten haben, sollten sie also zur Selbstständigkeit gelangen, welche eben der Zweck der Geistesmittheilung war, so mußte zuvor die Entziehung jener Gegenwart eintreten. (Schmid.) Zwar als das fleischgewordene Wort, sagt der HErr, werde ich auch ferner noch unter euch wohnen; aber nicht mehr nach dem Fleische will ich von euch geliebt sein, nnd ihr dürfet nicht, mit dieser Milch zufrieden, immer Kinder bleiben wollen. Wo ich euch diese zarte Speise, womit ich bisher euch genährt habe, nicht entzöge, so würdet ihr nie Hunger empfinden nach der kräftigeren. (Augustin.) Sie kannten vor dem Hingange Jesu den- selben mehr nach dem Fleisch als nach dem Geiste; ie bauten auch deshalb auf ihn ihre fleischlichen Ho nungen. Diese Trugbilder und Wahngedanken mußten hinweggeschafst sein, wenn der Geist der Wahrheit zu ihnen kommen sollte; der Tod des HErrn zerstörte aber, wie wir es aus der Klage der beiden Oster- wanderer vernehmen (Lnk. 24, 21), mit-Einem Male alle diese Jdole. (Nebe.) s. Und wenn dcrselbige [der Tröster] kommt, der wird sals Geist der Wahrheit auch an denen sich beweisend, vor welchen ihr meine Zeugen sein sollt Kap. 15, 27] die Welt strafen [in einer vom Unrecht überführenden und aus den rechten Weg hinweisenden Lehrthätigkeih Evangelium Johannis 1-6, 8—I1. sie strafen] um die Sünde, und um die Ge- rechtigkeit, und um das Gericht. 9. Um die Sünde swas speziell die Juden betrifft], daß sie nicht glauben an mich sdenu darin besteht jetzt deren Haupt- oder Capital- sünde, gegen welche alle andere verschwiiidets 10. Um die Gerechtigkeit aber sdie sie ihrerseits suchen sollen, damit sie auch von ihren sonstigen Sünden frei werden, und die zu erlangen ich meinerseits ihnen dadurch möglich inache]·, daß ich zum Vater gehe, nnd ihr mich hinfort nicht sehet [so daß sie also von ihrem Unglauben an den im Fleisch geoffenbarten Sohn Gottes sich nunmehr zum Glauben an den zu seiner Herr- lichkeit eingegangenen Menschensohn zu bekehren haben]. 11. Um das» Gericht [welches darin be- steht], daß der Furst dieser Welt gerichtet ist [Kap. 12, 31., und welchem allein die entrinnen können, die sich helfen lassen von den unartigen Leuten, die selbigem Fürsten dienen]. Das Wort strafen bezeichnet ein Zurechtweisen Gebzä 12, 5; Offb. Z, 19), ein zur Rede Setzen nnd zur echenschaft Ziehen (Matth. 18, 15; Luk. Z, 19), ein vom Unrecht Ueberführen und dergestalt niit Vor- haltungen in die Enge Treiben, daß derjenige, mit welchem man es zu thun hat, sich dem, was man ihm vorhält, nicht entziehen kann, sondern sich fchuldig geben muß (Kap. 8, 9. 46; 1. Cor. 14, 24; Epläes 5, 11; I. Tim. 5, 20; Z. Tim. 4, 27 Jak. 2, 9); er Zweck dabei ist nicht der des Richtens und Verdam- mens, sondern der des Herumholens und Bekehrens, ob jedoch der Erfolg auch die wirkliche Bekehrung ist, hängt von dem Gestraften ab, der aber dann, wenn er sich nicht bekehren und zurechtbringen lässet, nun in das Gericht der Verstockung und nachinals in das der Verdammniß verfällt (Apost. 24, 25; Rö1n. 11, 7 ff.). Dies Strafen nun ist diejenige Thätigkeih die der heil· Geist ander Welt auszurichten hat. Ihn selber kann ja nach Kap. 14, 47 die Welt nicht empfahen, denn sie siehet ihn nicht und kennet ihn nicht; ob er aber gleich mit Lehre, Ermahnung und Trost an ihr nicht ebenso, wie an den Gläubigen, sich verherrlichen kann, soll sie doch nicht, wie sie selber gern möchte, von seiner Ein- wirkung verschont bleiben, sondern er faßt wider ihren Willen mit seiner Strafe sie an und nöthigt eine Er- kenntniß ihr auf, gegen die sie nichts vorbringen kann. Die Werkzeuge, deren er dabei sich bedient, sind die- jeni en, zu welchen der HErr ihn sendet, zu welchen er ommt und in welchen er nun seine erleuchtende, heiligende und Christum verklärende Thäiigkeit ans- richtet; durch das Zeugnis; ihres Mundes und ihres Wandels, durch ihr ganzes Sein und Wesen straft er die Welt, stellt sie zur Rede, zieht sie zur Rechenschafh hält ihr Unrecht ihr vor und überführt sie desselbigen, daß sie in ihrem Gewissen sich beschämt fühlen, über ihr Thun und Treiben erschrecken und nach der einen oder andern Seite hin sich entscheiden muß, ob sie aus dem Lebenskreise, dem sie bisher angehört, austreten und in den Lebenskreis der Gemeinde Gottes über- treten oder aber in ihrem Stande verharren will, in welchem Falle jedoch es nicht mit ihr bleibt, wie vor- her, sondern es wird fortan ärger denn vorhin, sie wird zu einer erklärten Feindin Gottes nnd seines Christus und geht an solcher Feindschaft jämmerlich zu Grunde. Offenbar ist hier bei der Welt zunächst, wie schon in Kap. 15, 18 ff» an die Judenwelt zu denken; bei ihr war Christus erschienen, an ihr hatte·er sein Messiasamt ausgerichtet, sie hatte sich aber un Un- glauben gegen ihn verschlossen nnd stand Je t eben im Begriff, ihn hinauszuführen außer dem ager und aus ihrer Mitte auszurotten, daß er nichts mehr sei Gebt. 13, is; Dan. J, 26), mit Beziehung hierauf bekommt denn in dem Ausspruche des HErrnüber die Strasthätigkeit des heil. Geistes diese ihre weitere Be- stimmung, wie wir hernach sie näher zu erörtern haben. Anders verhält es sich mit der Heidenwelt insofern, als diese vorerst nicht aus Ungläubigem sondern nur aus Nochnichtgläubigen besteht, aus solchen, die bisher ohne Christum gewesen sind, fremd und außer der BürgerschaftJsraels und fremd von den Testamenten der Verheißung (Ephes. ·2, 12); hier tritt natürlich das Strafen in seiner speziellen Beziehung, die es hinsichtlich der Juden hat, zurück und wird einem Mahnen oder Zurechtweifsem während die Juden zu dem ihnen bekannten Chritus bereits eine salsche Stellung eingenommen hatten, deren sie als eines strafbaren Unrechts zu überführen sind, werden da-« gegen die Heiden mit Christo erst bekannt gemacht, vor der falschen Stellung zu ihm gewarnt und zur rechten Stellung eingeladen. Wenn es nun heißt: »der heilige Geist wird die Welt strafen um die Sünde, und um die Gerechtigkeit, und um das Gericht«, so werden hier drei Punkte angegeben, um welche die strafende, d. i. die Judenwelt überführende, die Heiden- welt aber zurechtweisende Thätigkeit des heil. Geistes sich bewegt, auf welche sie sich bezieht oder· welche sie zum Gegenstand ihrer Vorhaltung macht; im Grund- text sind die drei Worte: Sünde, Gerechtigkeit, Gericht ohne Artikel gelassen, um sie noch unbestimmt und allgemein zu halten, da erst die folgenden dreiVerse eine nähere Erklärung darüber bringen. Bei dieser näheren Erklärung nun: ,,1. Um die Sünde, daß fie nicht glauben an mich; 2. um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet; uni das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist« entsteht die schwierige Frage: sollen wir die drei« Stücke7 Sünde, Gerechtigkeit und Gericht, auf einem und demselben Gebiet, nämlich auf dem der Welt suchen, so daß, wie von einer Sünde der Welt, so auch von einer Gerechtigkeit und einem Gerichte der Welt die Rede ist? oder handelt es sich hier, wie um eine dreifache Sache, so auch um ein dreifaches Gebiet — die Sünde gehört der Welt an, die Gerechtigkeit dem HErrn Christus, das Gericht aber dem Fürsten der Welt, dem Satan? Für ersteres spricht, daß alle drei Begriffe in V. 8 in leiche Beziehung zur Welt gesetzt sind: »der heil. Geist wird die Welt strafen um die Sünde, und um die Gerechtigkeit, und um das Gericht«; für letzteres dagegen spricht dies, daß in V. 9 die Sünde durch das ,,sie« (die der Welt angehören) in dem Satzex »daß sie nicht glauben an mich« ihr Gebiet, auf dem sie liegt, angewiesen be- kommt, ebenso in V. 10 die Gerechtigkeit durch das ,,ich« in dem Satze: »daß ich um Vater gehe 2c.«, in V. 11 aber das Gericht in em Satze: »daß der. Fürst dieser Welt gerichtet ist« ausdrücklich dem Satan als sein Theil zugesprochen wird. Die Ausleger, je nachdem sie für die eine oder die andere Alternative sich entscheiden, gehen in zwei verschiedene Klassen aus- einander und bekämpfen nun sich gegenseitig; es gilt aber wohl auch hier das Wort: »was Gott zusammen- gefügt hat, das foll der Mensch nicht schaden«, und so ziehen wir es vor, einestheils dein 8. Verse seine gleiche Beziehung der drei Sti·icke auf die Welt zu be- Der heil. Geist wird die Welt strafen um die Sünde, um die Gerechtigkeit und um das Gericht. 277 lassen, anderntheils jedoch bei V. 9-.—11 die anders åewendete Beziehung anzuerkennen nnd demgemäß die ünde bei der Welt, die Gerechtigkeit bei Christo unddas G eri cht bei dem Fürsten dieser Welt zu fuchen. Es wird sich auch gar bald herausstellen, aus welchem Grunde die Beziehung der drei Begriffe in V. 9—11 eine andere werden muß, als sie in V. 8-gewefen. Bei dem ersten Begriffe: Sünde bleibt die Beziehung allerdings an und für sich dieselbe, es ist sowohl in V. 9 als in V. 8 die Welt dasjenige Gebiet, dem sie eignet; wohl aber tritt in V. 9 für das allgemeine Wort ,,Welt« in V. 8 das einen bestimmten Theil der Welt heraushebende und fpeziell auf die Juden ge- münzte ,,sie« ein. Denn während bei den Heiden die auf die Sünde sich beziehende Strasthätigkeit des heil. Geistes die Sünde im allgemeinen Sinne erfaßt und von der Schändlichkeit solcher Werke des Fleisches überführt, ·wie der Apostel z. B. in Gal. 5, 19 sf.; l. Cor. S, 9 f. sie aufzählt (vgl. Apostg. 14, 15 sf.; 17, 22 sf.; 24, 25), sieht diese Strasthätigkeit bei den Juden von den allgemein-menschlichen Sünden, welche zu strafen vormals das Amt Johannis « des Täufers gewesen, -so gut wie ganz» ab und erfaßt diejenige Sünde, welche nunmehr, seit Christus gekommen und fein Werk ausgerichtet hat, nach Kap. 15, 22 ff. die Cardinalsünde der Juden ist, den Unglauben san diesen Jesus von Nazareth, den Gott zu einem HErrn und Christ gemacht, fein Volk aber verworfen hat (vgl. Apostg »2, 22 sf.;· Z, 13 sf.; 4«,» 8 ·5, 30 ss.). Bei dem zweiten Begriffe: Gerechtigkeit ist ja klar, daß diese nur insofern auf die Welt bezogen werden kann, als dieselbe sie nicht hat, und darum sie fuchen foll; darin liegt von selber schon, daß die Gerechtigkeit auf einem andern Gebiete, als dem der Welt, belegen ist, und so« wird denn wirklich in V. 10 ihr Gebiet namhaft gemacht: derjenige besitzt für sein Theil die Gerechtigkeit und ladet die um ihre Sünde gestrafte Welt zur Theilnahme an dieser seiner Gerechti keit ein, der zum Vater gegangen und den auch eine Jünger hinfort nicht mehr sehen. Durch den letzteren Ausdruck: »und ihr mich hinfort nicht fehet« umschreibt der HErr den Begriff des Glaubens, wie aus den Stellen Katz. 20, "«9; 1. Petri 1, 8; 2. Cor. 5, 7 her- vor ehtz er nennt die Jünger als diejenigen, die ihn hin ort nicht sehen, weil diese, durch deren Wort der heil. Geist die Welt straft um die Gerechtigkeit, für ihre Person auch keine andere Gerechtigkeit haben als die des Glaubens an den zur Rechten Gottes erhöheten Christus, fie aber zugleich eine Repräsentation ihres Volkes Jsrael sind, das die Erfüllung der ihm, in Jer. 23, 6; Dan. 9, 24z Jes. 45, 8 u. 25 efchenkten Verheißungen nicht von einer erträumten ukunft zu erwarten, sondern in Dem als schon vorhanden zu erkennen hat, der wieder zum Vater gegangen, nach- dem er den göttlichen Rath iind Willen vollständig hinausgeführt. Nicht auf sein Leiden und Sterben als das Mittel, wodiirch die Ptissethat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht ist, bezieht sich der Heiland hier, sondern vielmehr auf seinen Hingang zum Vater, weil abermals bei der Welt, welche der heil· Geist u1ii die Gerechtigkeit straft, er in erster Linie die Juden in’s Auge faßt: die führen in seiner Kreuzigung ihn hinaus vor das Lager und rotten aus der theokratischen Volksgemeinschaft ihn ans, daß er nichts mehr sei (Hebr. 13, 13; Bau. I, 26); aber eben damit machen fie dies Lager zu einem von Gott verlassenen und ihre Volksgemeinschaft zu einer Rotte Korah, von deren Hütte weichen und hinaus vor das Lager gehen muß, wer gerettet sein will (vgl. Apostg. 2, 40). Bei dem dritten Begriffe: Gericht handelt in V. 8 für die 278 Welt es sich darum, daß sie, wie es bis jetzt mit ihr steht, nur erst noch das Gericht verdient und verwirkt hat, das jedoch für sich selber und für sich allein nicht zur Ausführung kommen soll; in V. 11 dagegen wird ihr derjenige vorgehalten, der das Gericht bereits er- fahren hat und ihm untviderruflich preisgegeben ist. Das ist ihr Fürst, dem die Welt bisher gedient hat; wird sie nun fortfahren, ihm zu dienen, und muthwillens unter der Obrigkeit der Finsterniß beharren, so ver- wickelt sie sich in das Gericht dieses Fürsten und niacht das von ihr selbst verwirkte, bisher aber noch aufge- haltene Gericht zu einem noch viel schwereren; sagt sie aber von dem Fürsten der Welt sich los und nimmt im Glauben an den, der zum Vater gegangen, die von ihm erworbene Gerechtigkeit an, so wird sie hin- fort unterthan dem unsichtbaren Köni und kommt nicht in das Gericht, sondern ist vom Eode zum Leben hindiirchgedrungen. Mit der Welt, insofern desSatans Reich oder Unterthanenverband darunter zu verstehen ist, soll es unbedingt forthin ein Ende nehmen, darauf ist die strafende Thätigkeit des heil. Geistes gerichtet: diejenigen, welche, von ihm in überführender Weise belehrt, erkennen, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist, und aus feinem Unterthanenverbande austreten, um Christi Reichsgenofsen u werden, entleeren dem Fürsten dieser Welt sein Rei sgebiet, und wenn alle das thäten, so würde selbigerFürst auf Erden niemand mehr zu beherrschen haben, und es würde über die Menschen- jvelt gar kein Gericht ergehen; da aber so viele es doch nicht thun, so fållt das letzte Gericht über die Nienschenwelt mit der Ausführung des dem Anfange nach fchon vorhandenen Gerichts über den Fürsten der Welt zusammen (Ossb. 20, 9 ff.), und es kommt die Zeit, wo es nur noch einen feurigen Pfuhl giebt, der mit Schwefel brennt und den Satan mit allen, die ihm zugehören, in sich schließt, aber keine Welt mehr mit einem Fürsten derselbigen. Bis dahin wird freilich nach Kap.15, 18 ff. die Welt ihren Haß an denjenigen auslassen, durch welche der heil. Geist sie straft um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht; denn je unwidersprechlicher sie ihrer Sünde überführt wird, desto ärger ist ihr Verdruß, je be- schämender die Gerechtigkeit derer für sie ist, die der- zur Rechten Gottes erhöhete Menfchenfohn gerecht ge- macht hat, desto mehr sind natürlich diefe ihr ein Dorn im Auge, und je peinlicher das Bewußtsein um das Gericht über ihren Fürsten, dem auch sie verfallen, ihnen wird, desto wüthender verfuchen sie wider dasselbe sich aufzulehnea Aber es ist nun einmal der Schlange der Kopf zertreten, und die unge euren Anstrengungen, die mit ihrem Leibe sie no macht, sind nicht Schwingungen eines mächtigen Lebens, sondern Zuckun- gen des Todes. So schließt der hier vorliegende Ab- schnitt an das in Katz. 15, 18 ff. Gesagte sich an und bereitet auf das Schlußwort der dritten Rede in Kap. 16, 33 vor; daraus können wir merken, daß auch diese zweite Rede nunmehr an ihrem Ende angelangt ist. c) d. 12—33. Die dritte Rede: Hinweisung der Iünger elnestlseils auf die Vfingslgabe des heil. Geistes, der sie in alle Wahrheit leiten wird, und anderntheils auf das Qslerwiedersehem da.s ihnen tin Vergleich niit ihrem jetzigen Erkennen und vermögen eine iiiiielstige Förderung bringen wird. fühlen sie nun gleich sehon jetzt durch das, was er ihnen da sagt, in ihrem Glauben stets so gestärkt, daß es ihnen vorkommt, als wären sie in dein— selben auch tief gegründet, so liegt doch darin viel Selbsttiiuschung, nnd sihon die nüehsicn Stunden werden das offenbar machen; aber des tjØrrn zkriede Evangelium Johaniiis is, 12—15. begleitet sie in alle Angst dieser Welt hinein, und so werden sie nicht unterliegen, sondern mehr und mehr des Siegeg genieszen dürfen, wouiit er die Welt für sie überwunden hat. 12. [Und er sprach zu seinen Jüngern* Kap. l4, 1:] Ich habe swenn ich jetzt den mündlichen Unterricht, den ich euch ertheilt habe, solange ich bei euch war, schließe, allerdings] euch noch viel zu sagen« [das an sich zur Vollständigkeit meiner Belehrung gehört], aber ihr könnet es smit eurer noch beschränkten Fassungskraft 1. Cor· Z, l] jetzt nicht tragen-«« sdarum halte ich damit für jetzt noch zurück und breche nunmehr ab]. 13. Wenn aber jener sden ich als den andern Tröster nach mir bezeichnete], der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird sindem er es euch alles lehrt und euch erinnert alles deß, das ich euch gesagt habe Kap. l4, 26] euch in alle Wahrheit leiten-1- [oder einführen, daß ihr sowohl dem äußeren Umfang als dem inneren Verständniß nach in vollständigen Besitz dessen, was ich theils früher euch gesagt, theils jetztsnoch zu sagen habe, gelangt] Denn er wird nicht von ihm selber sehne sich streng an das, was einmal ihm vorgegeben ist, zu binden] reden; sondern was er hören wird svom Vater, dessen Wort auch mir fchon vertrauet war, daß ich’s euch verkiindigte Kap. 14, 24; 15, 15], das wird er reden-H« fes innerlich euch nahe und zu vollem Verständniß bringen], und was zu- künftig ist [und mir im Sta1ide der Herrlichkeit noch weiter zur Mittheilung an euch gegeben werdet! wird Offkx I, 1], wird er euch sals der, durch den ich mit euch in beständiger Verbindung bleibe] verkiindi en-1·-s·-1- [1. Joh. 2, 27]. 14. Derfel ige [indem er die Hüllen hin- wegnimmt, womit ihr jetzt noch verhüllet seid » Jes 25, 7., vgl. z. B. Kap. 14, 8 ff] wird mich [in euren Augen] verklären [daß ihr mit aufgedecktem Angesicht T. Eor. Z, 18 meine Herr- lichkeit nun schauet und alle meine Worte und Werke fortan in einem ganz neuen Lichte betrach- tet, und also wird er, wie ich in Kap. 14, 26 sagte, euch alles lehren und euch erinnern alles deß,·das ich· euch gesagt habe]; denn von dem Meinen wird er’s nehmen swas er euch lehret] Und euch sdurch innerliche Aneignung in Er- innerung daran und Verständigung darüber Kap· L, 22; 12, 16] verkiindigem 15. Alles, was der Vater hat, das ist mein fund bereits mir zur Mittheilu1ig an euch übertragen Kap. 17, 10]; darum hab ich [in dem soeben gethanen Ausfpruch V. l4] gesagt: Er sder Geist der Wahrheit, der euch in alle Wahrheit leitet] ivird’s von dem Meinen nehmen, und euch veekiindigen H« [so daß ihr also keine schlechthin neuen Ausschlüfse von ihm zu Wenn der Geist der Wahrheit kommt, der wird euch in alle Wahrheit leiten. erwarten habt, sondern darin besteht sein Lehren, daß er mein Wort in euch lebendig macht, in rechtein Lichte es euch erkennen läßt, die darin liegenden Kräfte der zukünftigen Welt eiich er- - schließt und noch unentwickelte Keime zur Ent- faltung bringt]. It) Die Wahrnehmung, daß in V. 12—15 ebenso, wie in V. 7—11, von dem heil. Geist die Rede ist, hat viele Ausleger verleitet zu verkennen, daß mit V. II zunächst dek Mit Kap. I5, 18 begonuejie Ab- schnitt, dann aber auch die ganze Rede von Kaki. Hi, l an den Abschluß findet. Allerdings knüpft die mit V. 12 beginnende letzte von den drei Reden Christi insofern an die vorige Rede an, als auf die Thätigkeit des heil. Geistes in Beziehung auf die Welt hier die innerlich aufbauende Wirksamkeit desselben folgt; aber das ist nur Heriiberleitung von dem einen Abschnitt zu dem andern, wie wesentlich verschieden dagegen die in V. 12—15 geschilderte Thätigkeit des heil. Geistes, von der in V. 7——11 sei, erhellt schon daraus, daß iii Kap. 14 diese beiden Thätigkeiten des, heil. Geistes lokal getrennt erscheinen, indem V. 7——11 auf 14, l5 ——17 Und V. 12 auf l4, 25 zurückweish Wie Moses bei seinem Abschiede auf Josua hinweist (5. M. II, 23), so nun Jesus hier auf den heil. Geist, der die Seinen in die· volleWahrheit einleiten werde. it) Es hcsßt nicht: »1ch hxitteA sondern: »ich HAVE; das führt darauf, daß Christus es ihnen jetzt wegen ihrer Schwachheit nicht sa en kann, daß er es ihnen aber später sagen wird. er Geist der Wahrheit, der es ihnewmittheilen soll, wird geben, was er von Christo empfängt (V. 14), und durch ihn wird Christus u den Seinen reden. Von welcher Art nun ist das «» iele, das Christus den Aposteln noch zu sagen hat? Aus» dem Wort in Kap. 15, 15 ergiebt sich, daß in den großen Hauptsachen die durch Christum bereits erfolgte Offenbarung schon eine gewisse Vollständigkeit hat und daß die durch den heil. Geist zu verniittelnde Er än- zung sich nur auf Besonderheiten beziehen kann. aß unter dem Vielen die Vorherverkündigung der Schick- sale der Kirche die Hauptstelle einnimmt, zeigt der Ausdruck: »was zukünftig ist, wird er euch verküii- digen«; und in der That wird die Offenbarung St. Johannis, die es zumeist damit zu thun hat (vgl. jedoch auch Röm.11,11 sf.; 1. Cor.15, 20 sf.; 1. Thess 4, 13—18; Z. Thess 2, l1—12; Z. Petri 2), in Offb. I, 1 auf Christum als ihren Urheber zuriickgeführh der Geist aber, in welchem Johannes sich befand, »du er die Offenbarung empfing, vermittelte nur diese Empfangiiahme. Daneben ist auch solches gemeint, wie diejenige Eröffnung, welche Petrus in Apostg.10 über die Theilnahme der Heiden an dem Reiche Christi er- hält; ferner gehören hierher Aufschlüsse über die großen Thatsachen des Leidens Christi, seiner· Auferstehung, seiner Erhöhung, die das Vorhandensein dieser That- sachen zur Grundlage haben. (Hengstenberg.) · IN) Der HErr verfchweigt seinen Jüngern dies Viele, weil sie es noch nicht tragen können; die Wahr- heit ist eine Last, sie hat etwas Ueberwältigendesx sie kann nicht mit Einem Male dem schwacheu Menschen aufgelegt werden, man muß behutsam mit ihr uni- gehen, es ist, wie mit der Arzenei, die, wenn· sie iioch so heilsam ist, doch tödten kann, wenn sie in Masse eingenommen wird. Es giebt auch eine nothwendige Oekonomie in der heilsamen Lehre, die pädagogische Weisheit muß walten; erst müssen die Elementedes Glaubens gefaßt sein, ehe man zu den hohen Artikeln steigen kann. Die Apostel gaben hernach auch zuerst Milch und später dann die feste Speise. (Nebe.) 279 s) Diese Worte haben die päpstlichen Doetores auf ihren Tand gezogen, daß sie sagen: man müsse etwas mehr haben, denn das Evangeliiim und die Schrift; darum solle man auch hören, was Coneilieii und der Papst setzen. Hier fragen wir: Lieber, wäre es den Aposteln zu schwer gewesen, solch Geseß zu verstehen oder zu tragen, daß sie nicht Fleifch es eii sollten und dergl? hatten sie es doch im Ge etz Mosis wohl ge- wohnt, da sie viel solcher äußerlicher Gesetze mußten halten, und waren ihr Lebtage drin erzogen, daß es ihnen gleich ein Kinderspiel gewesen wäre. So schließen wir auch: wenn das Wahrheit ist, das die Concilien lehreii, wie man soll Platten und Kappen tragen und Jungfrauschaft halten, so sind die Apostel nie in die Wahrheit kommen, sintemal ihrer keiner je in ein Kloster kommen ist 1ioch irgend der närrischen Gesetze eines gehalten hat. (Luther.) Der HErr hat sein Wort iiicht so gemeint, als hätte er iiicht die ganze Wahrheit mitgetheilt, und sollte der heil. Geist neue Stücke lehren; weder Schwaringeisterei noch röinische Tradition kann sich auf dieses Wort berufen, von welcher letzteren Bengel mit Recht sagt, sie könne am wenigsten von denen, welche den Geist haben, ge- tragen werden. (Luthardt.) Aus dein Ausdrucke ,,alle Wahrheit« geht hervor, daß während der gegenwärtigen Haushaltung Gottes der Kirche keine neue, in dem Worte der Apostel noch 1iicht enthaltene Wahrheit ge- offenbart werden wird. (Godet.) H) Es giebt einen Geist der Lüge, der die Welt zum Unglauben verblendet und als ihr Fürst sie be- herrscht; von ihm hat der HErr in Kap. 8, 44 gesagt: »wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen«, stellt ihm aber nun hier den Geist der Wahr- heit entgegen, der nichts als Wahrheit reden und lehren kann, und bezeugt von demselben: ,,er wird nicht vo1i ihm selbst reden«. (Stier.) Jn der nämlichen Ab- hängigkeit und Gebundenheit, die Jesus in Kap. 5,19; 7, 16 f.; 8, 26. 28; is, 49 f. von sich selber aussagt, bewegt sich auch der heil. Geist; denn er ist nicht ein Geist der Willkür, sondern der Geist Gottes, und kann darum so wenig die Einheit iind Zusaminengehörigkeit mit dem Vater und dem Sohne jemals verleugnen, als der Sohn seine Einheit mit dem Vater. Seine Gebundenheit ist aber zugleich Freiheit, weil die Wirk- sanikeit des heil. Geistes nicht an ein ihm fremdes Gesetz, sondern nur an das seines eigenen Wesens ge- knüpft ist und er nur seiner eigenen Natur geniäß handelt, wenn er thätig ist in voller Uebereinstimmung mit dem Vater und Sohne. (v. Burgen) its) Jst der heil. Geist als wahrhaftiger Gott mit dem Vater und dem Sohne von Anfang der Inhaber aller Wahrheit und der ewige Vertraute der göttlicheii Rathschliisse, so vermag er auch das Zukünftige zu verkündigen; schon in den Reden der Apostel in der Apostelgeschichte und hin und her in den apostolischen Briefen, erweist er sich als Geist der Weissagung ge- schäftig, in der Offenbarung aber, welche Johannes empfing, da er ini Geiste war, hat er sein Amt, die ganze Zukunft des Reiches Christi bis an’s Ende hin zu verkii11digen, vollkommen ausgerichtet (Besser.) Mit den Worten: »was er (jeweilig, ie nach Maßgabe des Vedlirfnisses der Gemeinde) hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch ver- kündigen« ist die Jnspiration der Episteln und der Apokalypse (Osfenb. Joh.) ausgesprochen, gleichwie niit dem Satze in Kap. 14, 26: ,,wird euch erinnern alles deß, das ich euch gesagt habe« die Inspiration der Evangelien. (Godet.) Steht es aber so, daß erst der heil. Geist die Jiinger in alle Wahrheit geleitet hat, ; weil sie zu der Zeit, da Jesus bei ihnen war, noch 280 Evangelium Johannis 16, 16—23. nicht alles tragen konnten, was er ihnen zii sagen hatte, so sollte maii endlich aufhören, die bei der Aus- legu1ig der Offenbarung Johaiinis unabweislich sich nothwendig macheiidcii Zeitberechnungen für den Ein- tritt der letzten Dinge darum verpönen zu wollen, weil Jesus in Mark. 13, 32 sagt: »von dem Tage und der Stunde weiß niemand, auch der Sohn nicht« und in Apostg. l, 7 spricht: ,,es gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat«; die Zeitangabem welche in jenem Buche sich vorfinden, während in den Evangelien und Episteln solche gänzlich fehlen, gehören offenbar mit zum Fortschritt in der Eiithüllung dessen, was zu- kiinftig ist, und niemand hat ein Recht, sie für gleich- giltig und entbehrlich oder gar für mystisch und phan- tastisch zu erklären, im Gegentheil werden wir im Lehr- artikel von der Kirche und den letzten Dingen solange noch nicht zu einem vollkomnienen Verständniß des göttlichen Rathschlusfes gelangen, als wir noch nicht zu einem richtigen Verständniß jener Angaben gelangt sind. Das Jahr 1882 (= 622 -i- 1260) wird’s ausweisem H) Es ist hier ein geheimnißvoller Austaufch, gleich- sani ein Wetteifer göttlicher Demuth: der Sohn sucht nichts als den Vater zu verklären (Kap. 12, 28; 17, 4), und der Geist dagegen nur den Sohn zu verklären. (Godet.) Der Vater verklärt den Sohn im Himmel, da er ihn zur Rechten seiner Majestät erhöhet· der heil. Geist verklärt ihn auf Erden, indem er dur das herrliche Evangelium ihm den Thron bereitet in den Herzen erlöster und bekehrter Sünder· Von Christo, dem Gesalbten Gottes, nimmt er, was er denen mit- theilen soll, die durch ihn Christen, d. i. Gesalbte, werden; und gleichwie der HErr in die Mitte aller seiner Predigt das majestätische »ich bins« stellt (Kap. 8, 24), so nimmt der heil. Geist Jesum Christum zum unerfchöpflichen Thema aller feiner Heilsverkündigun , und indem er das thut, verklärt er den Namen Jeu als des HErrn zur Ehre Gottes des Vaters und führt alle, welche seiner Verkündigung glauben, in die felige Gemeinschaft mit dem wahrhaftigen Gotte ein. (Besser.) Es ist der vollendete Heiland, welcher durch den Tröster in den Seinen wohnt, der Sohn, welcher Eins mit dem Vater ist; darum kann ein Zweifel nicht obwalten, Gott giebt im Sohne sich selbst, und nicht mehr blos eine Gabe von Gott oder aus Gott, sondern alles göttliche Leben, alle Kräfte und Güter der Ewigkeit. Die ganze Fülle der Gottheit hat jetzt den Weg sich geöffnet, um herabziiströmen in menfchliche Herzen und Geister, und diese selbst zu verewigen. (Hoffmann.) (Evangciiuin am Z. Sonntag nach Ostern: Juiiilate.) Ueber den Namen des Sonntags vgl. die Bem. zu Pf. 66, l. — Ganz ähnlich, wie das Evangelium des vorhergehenden Sonntags (Kap. 10,12 ff.) gewählt ist, um den Osterjubel nachklingen zu lassen in er Hirten- treue des HErrn, so gilt dies auch von dem für diesen Sonntag verordneten Evangelium, in welchem der HErr den Jüngern verkiindi t, daß sie über ein Kleines ihn wiedersehen, zwar eine eit lang traurig sein, bald aber eine desto größere, dauernde Freude haben würden. (Alt.) Ueber ein Kleinest dies Wort, welches durch das ganze Evangelium tönt, l) stimmt zu ernster Wehmuth, » Z) ermahnet zu christlicher Fassung, Z) erfüllt mit feliger Hoffnung. (Heller.) Ueber ein Kleines: l) als Warnun bei irdischer Freude, L) als Tröstung bei irdischem eide, Z) als Mah- nung beim irdischen Beruf. (Gerok.) Des Christen Freud und Leid: l) des Christen Freude kommt aus dem Leide, 2) ihr geht das Leid beständig zur Seite, 3) aber fie überwindet doch zuletzt alles Leid. (Nebe.) Die Freude, die der HErr den Seinen ver- heißt: l) eine gewisse, 2) eine große, Z) eine ewige Freude. (Caspari.) Die Kinder Gottes haben dreierlei Geburtstag, bei denen Leid und Freud beisammen sind: l) den natürlichen Geburtstag, da weinen sie, die Verwandten freuen sich; 2) den geistlichen Geburtstag, da weinen sie aber- mal, die Engel im Himmel aber freuen sich; Z) den himmlischen Geburtstag, bei ihrem Sterben, da geht’s ebenfalls nicht ab ohne Thränen und Weh, aber gar bald hebt ewiger Jnbel an. (Feneberg.) 16. Ueber ein Kleines snur wenige Stunden noch], so werdet i»hr mikh nicht [;nehr] sehen; Und aber [-inal] uber ein Kleines lnur toeiiige Tage nach senem NichtsehenL so werdet ihr michsehen [wenn ich als der Auferstandene euch erscheine Kap. 20, 20; 14, 19]; denn ich gehe zum Vater fund der Weg, auf welchem das Zescggielxi geh? durchll CTterbFwchUUdchAUfeCrIIteheH m ur wo eiin a er ing i mi eu er entziehen miljß, giarnåich aber auch mich euch wieder zu eigen ge en ann . Der HErr giebt hier den eigentlichen Abfchieds- spruch; dieser ist aber absichtlich räthselhaft gehalten, um durch die Schwierigkeit des Verständnisses, welche er für die Jünser durch die Beifügung gewann; »denn ich gehe zum ater«, Anlaß zu weitererCrorterung zSu hab? Was nunddie dSacheltbetrifH die sgsus im inne at, o zeigt as oppe e ,,ü er ein »eines« (vgl. Jes·»l0, 25;· Hagg. Z, daß wir an Thatsachen denken Massen, die der allernachsten Zukunft angehoren. Da die erste, das Nichtfehen, »sich offenbar auf den Tod Christi bezieht» der unmittelbar bevorstand, so wird man auch hinsichtlich des Zweiten bei dem Er- eigniß stehen bleiben müssen, welches überhaupt unter den in Petracht kommenden das» nächste war; schon deshalb ist die Beziehung auf die Auferstehung der auf die Ausgießung des heil. Geistes vorzuziehem An die letztere zu denken ist auch deshalb uiinatürlich, weil Jesus unmöglich ein Ereigniß, bei· dem die Jünger ihn nur uneigentlich sahen, mit· Vorbeigehung eines solchen meinen kann, da sie ihn eigentlich sahen und das dem andern vorangingz dazu kommt, daß dem ,,ihr werdet mich sehen« das ,,ich will euch wiedersehen« in V. 22 entspricht, das auf die Ausgießung des heil. Geistes nicht bezogen· werden kann. Der Gedankeist also der: nimmt das eine ,,uber ein Kleines« die leibliche Sicht- bsrkeik tßiegspso soll das andere sie wiedergeben. ( eng ten erg. 17. Da sprachen [indem der HErr einen Augenblick bei dem eben gemeldeten Wort inne hielt] etliche unter seinen Jüngern unter einander: Was ist das, das er saget u uns swas hat dies sein Wort zu bedeuten]: Ue er ein Kleines so ·werdet»ihr mich nicht sehen, und aber uber ein Kleines, so werdet ihr mich sehen, und daß ich zum Vater gehe [besser: uiid nun setzet er dem gar noch das hinzu: Jch gehe zum Vater, giebt also deutlich zu erkennen, daß er von uns scheidet und uns in dieser Welt allein zurückläßt]? 18. Da sprachen fie [das, was iu der Verbindung der drei Sätze mit einander bei ihrem Ueber einKleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein Kleincs, so werdet ihr mich s ehensz28l Erkenntnißstande ihnen am allerdunkelsten war und am meisten sie hinderte, auch nur einiger- inaßen in seine Rede sich zu»fiiiden, noch besonders betonend]: Was ist das, das er saget: Ueber ein Keines? wir wissen nicht, was er redet? Die Jünger haben die Worte des HErrn nicht überhört sie haben sie recht treu aufgefaßt und können sie wörtlich wiederholen; aber sie haben das Verständ- nis; nicht. Da conferiren sie mit einander, ob nicht Einer den Schlüssel des Verständnisses besikh ob sie nicht durch gemeinfchaftliche Erwägung die Iösung des Räthfels finden; sie lösen den Satz des HErrn in seine elementaren Bestandtheile auf und buchstabiren emeinschaftlich an dieser Näthselrede (Nebe.) Erst ragen sie einer den andern, was Jesus wohl meine, indem sie denken, daß die Ursache des Nichtverstehens wohl eine individuelle sein möge; da sie aber auf diesem Wege keine befriedigende Antwort erhalten, kommen sie zu dem Resultat, daß hier ein für den ganzen Jüngerkreis unlösbares Räthsel vorliege. Doch wagen sie nicht, Christum um Aufschluß anzugehen; sie schämen sich ihrer Unwissenheit und fürchten sich, ihrem Meister Schmerz zu bereiten, wenn es sich offen zu Tage legte, wie wenig sie noch in seiner Schule gelernt haben. (Hengstenberg.) Soviel verstehen sie wohl, das; er von einem Weggehen und von einem Wiederkommen redet, und daß das Wiederfehen sofort auf das Verschwinden folgen solle; aber wie reimt sich dann damit, daß er zum Vater geht, denn dann sehen sie ihn ja nicht? Wenn er gesagt hätte, später sollten sie ihn wiedersehen, das würde ihnen, so meinen sie, verständlicher gewesen sein; so aber ist ihnen diese unmittelbare Nebeneinanderstellung des Nichtsehens und Wiedersehens durch das ,,über ein Kleines« ein reines RäthseL (Luthardt.) Anfangs war es der Tod Jesu, an dessen Bevorstehen zu glauben die Jünger sich nicht entschließen konnten; jetzt, wo diese trübe Gewißheit ihnen endlich deutlicher vor der Seele steht (vgl. V. 5 f.), fällt es ihnen noch schwerer, als früher, den Gedanken an ein Wiederkommen Jefu aus dem Tode-in ihre Seele aufzunehmen. Todte hatten sie erstehen se en durch s eine Kraft und auf sein Wort: wer aber soll ihn erwecken, wenn er selber todt ist? da bleibt ihnen nichts übrig, als auf jenen Tagzu warten, wo Gott alle Todten erwecken wird lKap. 11, 24), und damit können sie das ,,über ein Kleines« nicht reimen. (Ebrard.) Wenn dem Fröh- lichen die läiigste Zeit zu kurz ist, so wird dem Lei- denden die kürzeste Zeit zu lang; Stunden dehnen und längen sich wie Tage, Tage wie Jahre. ,,Ach, du HErry wie so langer« ruft die betrübte Seele mit David vom Morgen bis zum Abend; da kann sie kein Wort weniger fassen, als das Wort: »Über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen«. Aber das ändert sich, so- bald die Seele in Gottes Sinn eingeht, die wohl- meinenden Absi ten Gottes merkt und anfängt mehr auf ihr ewi es eil als auf die Abwendung der zeit- lichen Trüb al zu denken: das ist eine selige Stunde, wo der Mensch Gottes Rath zu seiner Seligkeit ver- stehen lernt. (Münkel.) 19. Da merkte Jesus [der abfichtlich eine kurze Zeit sie sich selbst überlassen hatte], daß sie ihn fragen wollten fund nur aus einer ge- wissen Scheu das nicht wagten], und [ihrem noch unausgefprochenen Verlangen nach näherer Auf- klärung über das räthselhafte Wort freundlich entgegenkommend] sprach set] zu ihnen: Davon fraget ihr unter einander, daß ich [vorh·in] gesagt habe, über ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein Kleiues, so werdet ihr mich sehen-«« fund macht be- fonders das »Über ein Kleines« euch ganz rathlos]. 20. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch [so wenig auch ihr selber jetzt schon einen Begriff habt von dem gewaltigen Wechsel von Schmerz und Freude, den ihr- in den nächsten dreimal 24 Stunden durchmachen werdet, so ist er doch ebenso unabwendbar von Seiten des Schmerzes wie unausbleiblich von Seiten der Freude], ihr werdet weinen und heulen [genauer: weinen und heulen, wie man um einen Todten zu thun pflegt Matth. 2,18; 11,17., werdet Ihr, die Meinen]; aber die Welt [der feindseligen Juden] wird sich füber das ihr endlich gelungene Werk, das sie schon lange haben zur Ausführung bringen wollen] freuen. Jhr aber [während so die Welt eine Zeitlang jubelt und frohlockt] werdet sunterdesfen als solche, denen ihr Ein und Alles genommen und ihre ganze Hoffnung zu Grunde gegangen] traurig sein [Matth. 9, 15]; doch snur eine kleine Zeit soll das währen:] eure Traurigkeit soll sgar bald] in Freude ver- kehret werden-H- [Ps. 30, 6 u. 12]. 21. Ein Weib, wenn sie gebieret lnun im Begriff steht zu gebären], so hat sie Trau- rigkeit [i1i den Schmerzen und Aengsteiy die sie durchzumachen hat 1. Mos. 3, 16]; denn ihre Stunde [durch die nun einmal nach Gottes Ordnung sie hindurchgehen muß] ist kommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denket sie nicht mehr an die Angst fund an das Gedränge, darein sie vorhin versenkt war], um der reude willen, daß der Mensch zur Welt ge oren ist [1. Mos. 4, 1]. 22. Und ihr seinem in die Geburtsivehen eintretenden Weibe gleich, vgl. Offb. 12, 2 u. 5] habt auch nun [da es mit mir zum Tode geht] Traurigkeit sdie ihre bestimmte Zeit anhalten wird]; aber ich will [wenn ich am dritten Tage wieder auferstanden bin von den Todten] euch wiedersehen, und euer Herz [da ihr fortan mich wieder habt für immer und in Herrlichkeit] foll sich freuen, und eure Freude soll nie- mand Von euch nehmen«« [da niemand mich ferner euch entreißen kann Rönr 6, 9 f.]. 23. Und an demselbigen Tage [mit wel- chem ja eine ganz neue Epoche für euch beginnt, in der ihr über den bisherigen niedrigen Standpunkt werdet emporgehoben sein] werdet ihr lin der Weise der noch Unmündigen und Unverständigem wie ihr’s erst heute mehrmals gethan habt V. 17 fs.; Kap. 14, 5. 8. 22] mich nichts fragen-s- [sondern gleichwie mein Wesen und Leben, so 282 wird auch euer eigenes mit seinem Zweck und Ziel euch in einem neuen, klaren Licht erscheinens V) Daß das Merken Jesu hier ein solches ist, wel- ches ihm als Dem angehörte, welcher wußte, was im Menschen war (Kap. ·2, 25; 6, 61), daß die Jünger die Absicht, ihn zu fragen, in keiner Weise äußerlich kund gegeben hatten, erhellt aus V. 30., wo die Jünger aus· der ihrer Frage zuvorkommenden Antwort Christi fchließem daß er alles weiß-» (Hengstenberg.) »Er will ihnen nicht gerade seine göttliche Allw1ssenheit auf’s Neue beweisen, sondern die alte zuvorkommende Liebe nnd Freundlichkeit sollen sie noch einmal fchmecken (Nebe.) Die befremdlichen Worte wiederholt der HErr, und Johannes schreibt sie noch einmal hin: wie lange haben wir daran zu lernen! Wohl wissen wirjetzh was Christus mit dem sieben Mal dastehenden ,,über ein Kleines« eredet hat; doch so oft die Jünger-Traurigkeit des Nichtfehens das Weinen und Heulen in unserm Jüngerleben sich wiederholt, indem der HErr sein Angesicht vor uns verbirgt und unser Elend uns fühlen läßt, liegt der Seufzer des heil. Bernhard uns nahe: »O du kleine, kleine Weile, wie lang, wie lang bist du doch!« (Besser.) IV) Da er ihnen die objektive Erkenntnis; der rasch auf einander folgenden Thatsachen nicht geben kann, so versetzt er sich in ihre Gemüther und schildert die einander entgegengesetztem rasch erfolgenden Eindrücke, welche sie davon haben werden: die größte Freude werde auf den tief ten Schmerz folgen; er kann sie ihnen nicht ersparen, die Schreckensstunde, die sie durch- machen müssen, dann aber werde ihre Freude unver- mischt, ihre Macht unbeschränkt sein. (Godet.) Die erste Häl te des Versesschildert dgs große Leid, das ihnen bevorsteht, in seiner ersten gre en Gestalt, wie ihm der Jubel der Welt gegenüber steht, die zweite Hälfte dasselbe große Leid in seiner reinen Jnnerlich- keit, wie es verwandelt wird in Jubel für sie selbst. Das zweite Wort: ,,ihr aber werdet traurig fein« dient theils, dazu, die Tiefe ihrer Trostlosigkeit zu charakterisiren (gilt das »weinen und heulen« dem Tode des HErrn, so das ,,traurig fein« dem scheinbaren Untergang ihrer Hoffnung auf das bevorstehende Gottes- reich und die Erlösung Jsraels); theils aber auch dazu, den zweiten Gegensatz einzuleiten und das Maß ihrer Freude anzugeben. Nicht blos soll die Freude für sie auf die Traurigkeit folgen, sondern vielmehr aus der- selben erwachsenx und soll die Traurigkeit sich in Freude verwandeln, so wird die grundlose Tiefe ihrer Traurigkeit das himmlische Maß ihrer Freude sein. (P. Langia) Wie in Esth. 9, 22 von der ungöttlichen, rachsüchtigen Freude des erretteten Israel, die dennoch ein schwaches Vorbild für das Bessere bleibt, geschrieben steht, ebenso redet der HErr hier von Schmerz, der in Freude, und von Leid) das in gute Tage verkehrt werden soll; er thut das vielleicht nicht ohne heimliche Anspielung, wie dem falschen Israel sein neu es Purin1 sich umkehren soll, sein Purim, das es damit feierte, daß es sich freuete und gewissermaßen Tage des Wohl- lebens hielt, als es nun glaubte, ihn los zu sein, gleich als wäre er ein anderer Hamann, der Juden- feind, ewesen, der von Rechtswe en am Kreuze hinge. Diese chadenfreude der christusxfeindlichen Judenwelt war vollends der schärfste Stachel bei der Trauer der Jünger (Ps. 42, 11): niemand wird sie trösten oder Mitleid mit ihrem Leidtragen haben, sondern jeder- mann nur ihrer lachen und spotten. (Stier.) Das gehört zu dem Kennzeichen göttlichen Sinnes, wenn, was den Weltsinn erfreut, dich traurig machtx das Gegentheil des Weltsinns muß in deinem Herzen sein, Evangelium Johannis 1(5, 23—-24. und diese Art der Traurigkeit cnuß deine tiefste Trau- rigkeit sein. Wessen Traurigkeit immer nur aus Be—- schädigungen seiner persönlichen oder Familien-Jn- teressen kommt, der hat noch kein rechtes Christenherzt die Sache unsers Königs Jesus ist wichtiger als unsere Sachen. Bist du oft betrübt, so frage dich, woraus deine Kümmernisse zu entspringen pflegen; und wenn nur immer deine Privatsachen ihren Ursprung bilden, stz schäme dich, daß dein Herz noch so eng, so selbst- suchtig is. (Ge·ß.) · » IN) Mit einem herzlichen Wohlgefallen verweilt der HErr bei dem Wechsel zwischen Traurigkeit und Freude der Seinen; «wie wenn es ihm selber in der Nähe seiner schweren Leidensarbeit ein Trost wäre, redet er mehr davon, als eigentlich die Frage der Jünger nöthig gemacht zu haben scheint. Er vergleicht das Kirchlein, die kleine Versammlung der Seinigen, einem Weibe, sich selbst einem Kindlein, welches durch die Auferstehung gewissermaßen geboren wird, und die vierzig Stunden, da ihn die Seinigen nicht sehen, sammt der Traurigkeit, welche die vierzig Stunden lang die Seini en belastete, der Geburtsstunde eines Weibes: wie eiu eib, das einen Sohn gebiert, Schmerzen und traurige Angst empfindet, bis sie ihr Söhnlein hat, so haben die Jünger und die heiligen Frauen Schmerz und Angst, bis ihnen in der Auferstehung der Sohn auf’s Neue gegeben, das Kind auf’s Neue geboren, welches die Freude Himmels und der Erden ist (Jes. O, 6 f.). Wie die Traurigkeit einer Gebärerin 1iicht eine in den Tod versinkende, sondern eine Leben ebende, mit ängstlicher Hast zu einem herrlichen Ziele ortschreitende zu sein pflegt, so war die Traurigkeit der Jünger, so schwer sie auch von ihnen empfunden wurde, doch in der Wahrheit und nach dem Worte des HErrn eine solche, die nicht im Tode endigen sollte —- Ahnung und Hoffnung sollte durch des HErrn Wort, welches er von dein gebärenden Weibe sprach, in sie gebracht werden. Und wie der Schmerz einer. Ge- bärerin alsbald in Freude verwandelt wird, sowie sie den fröhlichen Anblick ihres Kindes hat; wie da plötz- lich, fast ohne Uebergang, Traurigkeit und Freude wechseln, so sollte sich der Jünger Angst und Traurig- keit schnell, plötzlich, herrlich in Freude verkehren, so wie sie den aus dem Tode neugebornen Christus wieder hatten. Die Osterfreude brach aus dem Grabe des Auferstandenen mit unverhoffter Kraft hervor und sättigte die trauernde Gemeinde Christi mit Wollust wie mit einem Strom. Und diese Lust und Osterfreude hat vom HErrn eine Verheißung, daß sie unvergäng- lich und unsterblich sein sollte: ,,eure Freude soll nie- 1nand von euch nehmen«, spricht er. Von den Freuden« der Welt sagt ein Heiliger Gottes, sie gleichen einem Lichte etwa von Wachs oder Talg, das nur lebt, in- dem es si verzehrt, und endlich mit üblem Dampfe verlischt. nd wie wahr ist das! Aber so ist die Osterfreude nicht: sie verbraucht sich nicht und verdampft nicht, sie ist eine bleibende und unaufhörliche Die Osterfreude kam durch das Wiedersehen Jesu, und man konnte darum denken, sie könne auch nur durch das Sehen Jesu erhalten werden; sie müsse aufhören, wenn sich Christus durch seinen Gang zum Vater, d. i. durch seine Himmelfahrt, den Augen der Seinen entziehen wird. Aber so zu denken, hieße falsch denken; die Osterfreude hing freilich mit dem Sehen Jesu zu- sammen, weil im Sehen der Beweis lag, daß er lebe, aber sie war keine Freude, die im Sehen bestand, sie bestand vielmehr in der Gewißheit des Lebens Christi. Als der HErr nicht mehr gesehen werden konnte, weil er im Grabe lag, waren die Jünger freilich traurig, denn der HErr war todt; aber als er vor ihren Augen So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben. 283 gen Himmel fuhr und eine Wolke ihn vor ihren Augen wegnahm, war er ja nicht todt, im Gegentheil bestieg er den Thron des ewigen Lebens. Und wie ganz lebendig er war, wie ihm der Vater alle Macht und Gewalt gegeben hatte im Himmel und auf Erden, wie er, obschon unsichtbar, mitten unter ihnen blieb und wirkte, wie er Himmel und Erde mit seiner heiligen und mächtigen Gegenwart erfüllte, das erfuhren sie je länger je mehr; er lebte — und was ihnen ent- zo en wurde, war nur das Schauen, und das nicht auf immer, da ja heilige Engel gleich nach seiner . immelfahrt von seiner sichtbaren Wiederkunft predigten. arum hebt die Himmelfahrt des HErrn die Oster- freude mit nichten auf; die Freude blieb, und zwar um so reger, lebendiger und geschäftiger, als man die sichtbare Gegenwart des HErrn zu erwarten hatte und nun das ganze Leben der Jünger und aller seiner Heiligen eine festliche Bereitung für den Tag seiner sichtbaren Wiederkunft geworden war. Voll der Ge- wißheit seines Lebens, voll Sehnsucht, ihn wieder- usehen, voll briiutlichem seligen Wartens wurden die ünger durch die Aussahrt und den Hingang des HErrn (Löhe.) f) Der Zustand, in welchen ihr dann eintreten werdet, verhält sich zu dem jetzigen, wie der Zu- stand eines reifen, einsichtsvollen Mannes zu dem eines Kindes, was nach« jedem Dinge einzeln fragen muß, weil ihm der Mittelpunkt und der Zusammen- hang des Ganzen fehlt. (v. Gerlach.) Die Auf- erstehung Christi ist in ,so hervorragendem Sinne die Lösung aller Räthsel und Dunkelheitem von welchen jetzt noch und in der nächsten Zeit die Jünger gedrückt wurden, daß von dem Tage, an welchen sie ihrer gewiß wurden, wohl gesagt werden kann, er habe ihrem Fragen ein Ende gemachtx es« wird auch schwerlich eine Frage geben, auf welche nicht die Auferstehung Jesu, recht verstanden und alle ihre Consequenzen in- begriffen, die Antwort bereits wäre, ist sie doch, wie die erste Offenbarung und Erscheinung, so das Unter- Pfand alles Sieges Jesu, und in ihr der Schlüssel alles Verständnisses von seiner Person und seinem Werk bereits gegeben. (v. Burger.) Evangelium am B, Sonntag nach Ottern, Rogate oder Vocem incunditatigk Der zweite von den beiden Namen, die der Sonn- tag führt, beruht auf seinem, aus Jes 48, 20 gebil- deten Jntroitus (vgl. die Bem. zu dieser Stelleh der erstere jedoch » auf ’ dem Inhalt des folgenden Evangelii, und zwar speziell auf der Mahnung: Regung, d. i. Bittet. In alten Zeiten begannen an diesem Sonntage die feierlichen Umzüge um die Fluren und Felder, bei denen man Gott um gedeihliches Wetter und gesegnete Ernte bat, und solche Umzüge werden noch heute in der katholischen Kirche gehalten; in der evangelischen Kirche ist an Stelle derselben eine Fürbitte beim Gottesdienst getreten, die dann bis zum allgemeinen Erntedankfest sich sonntäglich wiederholt. Aber die Bitte um utes Wetter und gedeihliche Frucht aus dem Felde drangen steht ja doch nur erst in zweiter Linie; für die Gemeinde Christi handelt es sich viel- mehr um ein anderes Ackerwerk (1. Cor. 3, 9), diesem aber strömen die Kräfte der zukünftigen Welt nur dann zu, wenn die Schleuszen offen gehalten werden mitBeten ohne Unterlaß. Des rechten evangelischen Ge- bets Art und Segen: l) es steigt empor in Jesu Namen, das ist seine Art; 2) und kommt zurück mit Gottes Amen, das ist sein Segen. (Gerok.) Recht beten ist eine Kunst: l) eine große, Z) eine schwere, Z) eine gewinnreiche, 4) eine ehren- volle Kunst. (Schuur.) Bittet:»1) den Vater, L) um alles, 3) im Namen Jeuz 4) so wird es euch gegdikbeiy b) und eure Freude wird vollkommen werden. ( ebe.) Was heißt: in Jesu Namen beten? beten l) in seinem Auftra e, Z) an seiner Statt, Z) nach seinem Willen. (Die enbach.) Wie durch das Gebet im Namen Jesu unsere Freude vollkommen wird: sie wird 1) eine fest begründete, 2) eine wohl ge- läuterte, Z) eine stets wachsende Freude. (Petersen.) —- Als Rogate-Sonntag ist dieser S. Sonntag nach Ostern schon ein Rüsttag auf Pfingsten; nach seinem andern Namen aber, da die vox jucunditatis, die da ausgebracht werden soll, zu ihrem Inhalte dies hat: »der HErr hat seinen Knecht Jakob erlöset«, ist er der Vorbereitungs-Tag auf Himmelfahrt und kommt nnn dafür vornehmlich das Wort in V. 28 in Betracht: welche Bedeutung hat dieses Wort nach beiden Theilen seines Jnhalts a) in Beziehung auf Jesum selbst, b) in Beziehung auf uns? 23b. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch snicht blos euer Erkenntnißvermögen wird von dem erwähnten Tage V. 22 f. an ein ganz anderes als bisher sein, sondern sz auch eure Wirkungsmacht wird durch das neue Verhält- niß, in welches ihr zum Vater tretet, ein solches werden, wie ich’s schon« in Kap. 14, 12 f. be- zeichnete und dort auch schon angab, auf welche Weise eine unbeschränkte Macht in eurem Amte und Beruf euch zur Seite stehen wird], so ihr [uämlich] den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen ses sei, was es immer seh, so wird er’s euch geben-i« [Kap. 15, 7 u. 16]. 24. Bisher swo noch so manche Decke über eurem Auge hing, meine Herrlichkeit allseitig und klar zu erkennen, und noch so manches Band euer Herz gefangen hielt, sich mir und meiner Sache ungetheilt hinzugeben] habt ihr swenn auch oft schon gebetet Luk. 11, .1., doch noch] nichts gebeten in meinem Namen ssondern euch mehr an den Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobs, als an den Vater eures HErrn und Heilandes Jesu Christi gewendet, auch bei eurem Bitten mehr eure eigenen Gedanken und Ziele verfolgt, als daß ihr Eines Sinnes und Herzens mit mir dem göttlichen Gnadenthron euch genahet hättet; und da fehlt euch freilich noch die rechte Erfahrung von dem ganzen Umfange der Wir- kungsmacht und von dem überschwänglichen Segen solchen Betens, wie ich es nieine, obwohl etwas von der Kraft meines Namens euch allerdings schonzum Bewußtsein gekommen ist, vgl. Matth. 17, 4 ff.; Luk. 10, 17 ff.]. Biktet [denn von da an, wo ihr es verstehet, wer euer HErr und Meister ist und wie nahe ihr durch ihn zu Gott gebracht seid, auf die Art, wie ich eben andeutete], so werdet ihr nehmen lwas ihr gebeten Matth. 7, 7 f.], daß eure Freude vollkommen sei« [Kap. 15, 11; Apostg 1, 24 ff.; 2, 1 ff.; 4, 24 ff.]. 284 V) Mit einem zwiefachen ,,wahrlich« bekräftigt und versiegelt der HErr seine Verheißung; er setzt sein ganzes Ich, seine ganze Person dafür ein, daß er die Wahrheit redet. Ein Doppeltes springt aus dem doppelten ,,wahrlich« hervor: das, was der HErr sagt und verheißt, muß etwas überaus Großes und Be- deutsames sein, und andrerseits muß es dem Menschen schwer fallen, mit ganzem Herzen zu glauben, daß es so ist, wie hier geschrieben steht. Das Gebet ist eine Himmelsleiter; schön sagt schon Augustin: ascendit precati0, descendit dei Injseratio (auf steigt die Bitte, herab steigt Gottes Erbarmung oder Erhörung) —- das eine ,,wahrlich« soll diese Leiter oben in dem djpinitnel und das andere ,,wahrlich« hier unten auf der Erde befestigen. (Nebe.) Durch ein Gleichniß läßt sich die Meinung des HErrn bei den Worten: »so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben« deutlich machen. Es giebt dir ein reicher Erbe eine, mit seinem Namen unter- schriebene Anweisung auf eine Summe Geldes, die du von seinem Vater dir abholen sollst: ohne die An- weisung würdest du nichts empfangen, denn der Vater des Erben kennt deinen Namen nicht; aber weil er den Namen seines Sohnes da geschrieben siehet, so giebt er dir, was derselbe dir aufgetragen hat, daß du dir es sollst geben lassen. Nun, so hat der HErr Jesus den Seinen eine Gebetsanweisung auf die Liebe des Vaters ausgestellt, die sie demselben vorzeigen sollen —— ein weißes« Blatt (cha1-ta blank-O, sagt Spener, unten mit seinem heil. Namen beschrieben, dessen oberen Raum wir selbst mit unsern Bitten aus- zufüllen haben; und der Vater wird um des Namens seines lieben Sohnes willen die ganze Summe unsers Gebets honoriren, denn alles, was wir bitten wollen in Jesu Namen, wird der Vater uns geben. (Besser.) Hier möge aber niemand meinen, man müsse eben beim Bitten hinzufügen: ,,ich bitte das in Jesu Namen«, dann sei es fertig; das wäre nur eben ein Wort, ein Lippenwerk, wie sollte hieran die Gewährung liegen? Wenn ein Bekannter deines in der Fremde befindlichen Sohnes zu dir käme und würde dich um ein Darlehn bitten als im Namen deines Sohnes, du würdest aber hernach erfahren, dein Sohn habe ihn nicht gesandt, sondern der junge Mensch habe nur auf eigene Faust den Namen deines Sohnes in die Sache hereinge ogen, damit du um so willsähriger werdest, das wür e dir gewiß nicht gefallen; könnte dir dagegen der Bittende deines einzigen lieben Sohnes Siegel .und Handschrist zeigen und würde dein Sohn dir da schreiben, dieser Mensch sei ihm so lieb geworden wie ein Bruder, und wenn du ihm tausend Franken leihest, so werde es deinen Sohn gerade so sehr freuen, als ob du die- selben ihm selber geschickt hättest, dann würdest du sicherlich, wenn dir’s irgend möglich wäre, die tausend Franken ihm holen. An diesem Beispiel können wir uns aufs Einfältigste deutlich machen, was das heiße: den Vater im Namen Jesu bitten. Diejenigen Bitten können wir im Namen Jesu vor Gott bringen, zu denen wir Brief und Siegel von dem HErrn Jesu empfangen haben; demnach diejenigen, die nicht etwa blos aus unsern eigenen Wünschen beruhen, sondern durch den Geist des HErrn Jesu uns in Herz und Mund gegeben»sind. Wer also das Glück erlan en will, daß alle seine Bitten pünktlich erfüllt werden, er muß so fleißig und innig mit dem Geiste Jesu um- gehen, daß dieser ihn heute und morgen und alle Tage lehren kann, um was er jetzt bitten soll. Jn Kap. 15, 7 sagt der HErr: »so ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widersahren«. Da hören w1r1a, Evangelium Johannis 16, 25—26. Jesu Wort und Geist nehmen den, der eine Rebe an ihm geworden ist, in ihre Zucht, so daß er keine innere Erlaubniß mehr hat, nur so daraus los zu bitten, sondern ein Gefühl davon bekommt, was dem Sinne Jesu entspreche und was nicht. Man kann von be- währten Christen hören, daß sie bisweilen bei solchem, was ihrem natürlichen Menschen überaus wünschens- werth erscheint, doch keine innere Freudigkeit gewinnen können, es zu erbitten, oder bei solchem, das ihnen überaus schwer zu tragen sei, keine Freudi keit, es wegzubitten: das ist ein Beweis, daß ihr Bitten in der Zucht des Geistes Jesu steht. Wo dir denn die innere Gewißheit fehlt, daß dein Wunsch aus dem Geiste Jesu komme, da darfst du ihn zwar immerhin vor deinen Vater bringen, aber nicht so, als ob er erfüllt werden müßte, sondern so, daß dein Vater thun möge, was ihm, dem allein weisen Gott, gefällig sei. Und was er dann thut, das laß dir recht sein, ob es auch deinem natürlichen Menschen noch schmerz- lich wäre. Auch den Aposteln sind nicht alle ihre Bitten pünktlich erfüllt worden: jene dreimalige Bitte, von der Paulus in 2. Eor. 12, 7 ff. redet, blieb un- erfüllt; dagegen ward ihm etwas Besseres gegeben, etwas, was mit ihm zugleich allen Lesern seiner Briese ein Segen ist, nämlich die Unterweisung: ,,laß dir an meiner Gnade enügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mä tig«. Auch die Bitte, die ihm nach Röm 15, 30 ff. so sehr am Herzen lag, ward ihm nicht ganz so, wie er sie gestellt, erfüllt; denn zwei Jahre mußte er in Judäa gefangen liegen, und nur als Gesangener durfte er nach Rom kommen, doch aber hatte seine Predigt in Rom einen reichen Segen, vgl. Philipp. 1, 12. (Geß.) »Es) Um zu verstehen, was ein Gebet in Jesu Namen sagen will, wollen wir uns einmal den Ausdruck: ,,im Namen eines Andern etwas thun« recht klar machen; wer etwas im Namen eines Zweiten thut, thut es nicht blos in dessen Austrag, so gewiß auch das sein muß, sondern er thut es auch an seiner Statt und an seiner Stelle, als sein Stellvertreter. Des Königs Gesandte besehlen uns etwas in des Königs Namen; das heißt doch, sie besehlen uns so, daß wir ihre Be- fehle als Königsbesehle annehmen müssen, daß wir nicht sie, sondern den König ehren oder beleidigen, je nachdem wir gehorchen oder widerstreben. Gerade so ist’s nun mit dem Ausdruck: ,,im Namen eines An- dern beten«. Wir wollen uns einmal vorstellen, ein Jsraelite hätte das Recht gehabt, im Namen des Hohenpriesters in’s Allerheiligste zu gehen und für seine Brüder zu beten —- was würde das geheißen haben, wenn nicht: der Jsraelite, der in des Hohen- priesters Namen eintreten darf, ist zur Zeit seines Eintritts von dem, der im Allerheiligsten wohnte, dem Hohenpriester gleich geachtet; wenn er betet, so ist sein Gebet ein hohepriesterliches Gebet? Daraus mache nun ein jeder den Schluß aus das Gebet in Jesu Namen! Wenn der HErr seinen Jüngern zuläßt, in seinem Namen zu beten, so legt er auf sie alle seine Würdigkeit, sein Verdienst, seine Herrlichkeit, kleidet sie in seine hohepriesterliche Zier und giebt ihnen die Ver- sicherung, der Vater im Himmel werde sie ebenso an- sehen, als käme er selbst, der wahre, ewige Hohes-Nester, der Sohn Gottes und des Menschen Sohn, werde auch ihre Gebete als eitel Gebete seines eigenen Mundes, als hohepriesterliche ansehen. Jn Jesu Würde vor Gott treten zu dürfen, von ihm wie Jesus empfangen zu werden, seiner Ohren Aufmerken, seines Herzens Nei- gung, seiner Hände Macht besitzen, wie der betende Jesus, was ist das für eine Würde, für eine Herrlich- keit! Wird nun diese große Ehre und Würde, in Jesu Es; kommt-die Zeit, daß ichg mehr durch Sprüchwort mit euch reden· werde. 285 Namen beten zu dürfen, einem jeden Menschen ohne Unterschied·zukommen? Gewiß nicht! es wird sich’s auch nicht jedermann anmaßen dürfen, ohne in Gottes Strafe zu fallen. Man kann 1etzt m Jesu Namen beten, das Kleid, in welchem man vor Gott erscheinen muß, ist gewoben; aber es erscheinen Wenige darin, Weni e können es auch, Wenige dürfen’s. Es ist daher der ühe Werth zu fragen: wer darf in Jesu Namen beten? Suchen wir auf diese Frage Antwort in unserm Texte, so finden· wir, daß der HErr vom Gebet in seinem Namen nicht zu allen Menschen spricht; es ist keine Rede unter der Menge des Volkes gehalten und an das Volk gerichtet, die wir lesen, sondern das Wort ergeht nur an die Jünger, die er auch sonst durch so Vieles von dem Volke unterscheidet. »Es sind also allein seine-Jünger von ihm berechtigt, in seinem Na- nien zu beten; und wer ein Jünger»ist, der darf es nicht wagen, so wenig als überhaupt jemand sonst, als der allein, dem das aufgetragen oder erlaubt ist, in seines Nächsten Namen handeln darf. Die; Junger Jesu beten in Jesu Namen, und zwar auch diese nicht eher, als nach seinem Hingang, nach Erkenntniß seines Todes, feiner Auferstehung, seiner Hinimelfahrtz denn erst dann ist die Schule Jesu zu dem Haiiptstück des vollen Glaubens vorgeschritten, welcher die Jünger Jesu fähig macht, das gewobene Priestergewand des Verdienstes Christi zu ergreifen und anzuziehen, in welcheni allein nian vor Gott erscheinen darf, um in Jesu Namen zu beten. Nur wer wirklich mit lebendigem Glauben im Verdienste Christi ruht, welchem es zur unumstößlichen Gewißheit und Zuversicht geworden ist, das; Christus an seiner Stelle Sünde, Tod und Teufel überwunden, Leben und Gnade an’s Licht gebracht habe; nur wer im heil. Geist vor aller Welt bezeugen kann, daß er durch Christum mit Gott versöhnt sei, daß Christus ewig herrsche und lebe, und mit Christo er, daß er mit Christo ein Miterbe der ewigen Guter sei und einen offenen Zuägang zu dem Vater habe: nur der ikst fähig, in Jesu amen zu beten; der falsche, der einge ildete Jünger dagegen muß von dem Dienst an dem ewigen Altar Jesu ab ewiesen werden. Wer ohne redlichen, wahrhaftigen lauben in Jesu Namen zu beten wagen würde, könnte zur Antwort eine Stimme aus dem Allerheiligsten vernehmen, wie die: ,,gehet wegd von mir, ihr Verfluchtem ich habe euch nie erkannt«; er Vater könnte seinem Sohn durch falsche Berufung auf dessen Namen verlästert, der Sohn den Vater verhöhnt und sein Blut gemißbraucht sehen, der .Geist der Gnaden über die ungeheure Lüge betrübt und entrüstet werden. Darum vermiß dich nicht, ohne Glauben in Jesu Namen zu beten; glaubst du aber, so bete, du wirst davon selige Erfahrungen bekommen. Die Freude eines solchen Beters wird hinieden schon so vollkommen werden, als es möglich ist in diesem armen Leben; sie wird vollkommen» werden durch Erhörung Hast du nie gebetet und Erhorung gesehen? waren diese Stunden nicht deine seligsten ans Erden ? Woher kommt es doch, daß diese Stunden so selig sind? Es ist ein Geheimnis; dahinter, und ich könnte und wollte auch nicht um die Welt das Himmlische in den Staub ziehen; aber etwas Wahres läßt sich dennoch davon sagen. Der Mensch wandelt auf Erden wie in einem dunkeln Thale, und unter allen seinen Anfechtungen ist keine, die tiefer in die Seele griffe und peinlicher wäre als der Zweifel an einer unsichtbaren Welt, an einem Reiche der Geister und Gottes, an einem Jenseits; nichts wünscht die edle Seele sehnlicher, als recht kräftig überzeugt zu werden, daß es mit dein Jenseits, mit dem unsichtbaren Reiche Gottes mehr als ein bloßer Name sei; selbst mit Beschamuiig diese Ueberzeugung einzuholen ist selige Freude (Kap.20, 28). Nun drängt sich die Ueberzeugung eines unsichtbaren Gottes und seines Reiches durch nichts mehr aus, als durch Er- örung des Gebets; denn wenn ich bete und meine itten Gewährung finden, wenn, was ich heimlich spreche zu dem unsichtbaren Allgegenwärtigem mir öffentlich und sichtbarlich vergolteii wird, und meine Wünsche in Dingen und Verhältnissen hinausgehen, in denen und über welche weder ich noch sonst ein Mensch Gewalt üben kann — ist’s da nicht eben, als ob es hieße, als ob es aus der tiefsten Seele aufjauchzete und riefe: ja es giebt ein Ohr, ein Auge, ein Herz, einen Gott im Himmel, und dieser Gott achtet mein, ich bin von ihm verstanden und mit ihm im Zusam- menhang; ich habe mit meinem Gott ein Geheimniß gemeinsam, das weiß niemand: es ist mein Gebet und dessen Erhörung? Jn diesem heimlichen Gedanken liegt eine Befriedigung, eine Freude, die man um alle Schätze der Welt nicht giebt: es ist die Freude der ge- fundenen und bestätigten Heimath und eines ewigen Lebens. (Löhe.) 25. Solches [was ich seit V. 20 mit Be- ziehung auf eure Frage V. 17 f. über die jetzt unmittelbar euch bevorstehende, in einem gar raschen Wechfel von Traurigkeit und Freude, voii Unverständniß und Verständniß, von Nichtbeten in meinem Namen und von Beten zu vollkommener Freude sich vollziehende Zukunft gesagt] habe ich zu euch durch Sprüchwort geredet-«· [so daß, wie nahe ich auch an sich die Sache euch gelegt und wie genau ich diese Zukunft gekennzeichnet habe, alle meine Worte euch dennoch wie Räthsel klingen und zu immer neuem Fragen -euch her- ausfordern, weil ihr mich doch nicht verstehet; und wollte ich nochmals eurem Fragen begegnen, würden meine Worte abermals nur Sprüchwort oder verschlungene Rede für euch sein, weil nun einmal jetzt noch eine Zeit für euch ist, wo ihr alles nur durch einen Spiegel sehet und ·als dunkles Wort vernehmet, dabei es noch viel zu rathen giebt 1.Cor.13, 12]. Es kommt aber die Zeit [wenn das erste ,,über ein Kleines« in V. 16 von dem andern ,,über ein Kleines« wird abgelöst sein], daß ich nicht mehr durch Sprüch- wort mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkiindigen von meinem Vater « [welches seine Gedanken und Heilsrathschlüsse seien, weil nunmehr als Thatsache vorliegt, worauf ich jetzt nur in bildlichen Aus-drücken hindeuten kann V.21f., vgl. Kap. 11, 11—— 15, und darum auch ihr gleichsam von Angesicht zu Angesicht sehet Luk. 24, 25 ff. 45 ff.]. 26. An demselbigen Tage sgleichwie ihr da, wie ich vorhin V. 23 sagte, mich nichts fragen werdet, sondern von selber schon mich ver- stehen] werdet ihr [auch von selber, ohne daß ich’s euch erstäußerlich zu lehren brauche] bitten in meinem Namen laus der Einheit mit meiner euch nun völlig offenbar und vertraut gewordenen Person heraus, und nun die rechten Bitten an den Vater bringen, während ihr bisher oft genug 286 thörichte Bitten auf dem Herzen gehabt, die heil- samen aber versäumt habt, so daß ich beständig berichtigend in euer Verhältniß zu Gott ein- greifen mußte Matth. 20,»20 ff.; Luksz 22, 31 fs..]. Und ich sage euch nicht [wenn ihr dann in dieser Weise mit Bitten, von meinem Geist euch gelehrt, vor Gottes Angesicht tretet], daß ich snieinerseits nigch als unentbehrlich» Mittels-Mann] den Vater sur euch bitten tvill» lauf daß er mir eure Bitte gewähre, damit sie erst durch mich euch zu Theil werde, gleich als hätte er mit euch unmittelbar nichts zu schaffen] - 27.· Denn er selbst, der Vater, hat [nicht weniger als ich] euch lieb , darum daß ihr. mich Nebel, und [bis jetzt wenigstens das] glaubet, daß ich von Gott lvon dem Sein bei ihm] ausgegangen fund also sein ein- geboriier Sohn Kap. l, 1ff.] bin «« sworaus sich dann auch die weitere Erkenntniß bald ent- wickeln wird, daß, indem ich hingehe, ich wieder zum Vater gehe]. » · 28. Jch bin [um die ganze bisherige Lehre über meine Person, die in ihrem ersten Theil ich auch den Juden in Kap. 5—12 vorgetragen, ohne bei ihnen Glauben zu finden, und die in ihrem zweiten Theil seit Kap. 13 ich euch, die ihr jenes erste Zeugniß gläubig aufgenommen, in engerem Kreise mitgetheilt habe, recapitulireiid zii wiederholen] vom Vater sbei dem ich von Ewigkeit war] ausgegangen, und· kommen in die Welt; wiederum. verlasse ich lnunniehr durch Tod» Auferstehung und Himmelfahrts die Welt, und gehe »zum Vater-s· sum in Herr- lichkeitwieder bei ihm zu sein Kap. 13, Z; 17, 4 f.; und nun werdet ihr auch dies zweite noch erfahren und mit gläubigem Herzen erfassen, da- mit aber« wird alles, was euch bisher noch ein Räthsel ist, in helle Wahrheit sich für euch ver- klären] H) Warum verstehen wir jetzt so leicht, was die Jünger damals so wenig verstanden? Weil inzwischeii die Thatsacheii eingetreten sind; welche zu Jesu Worten deii Commeiitar bilden, die Thatsachen der Auferste- hung, Himmelsahrt und Geistesausgießung (Luthardt.) Es) Der Gegensatz ist hier überall der zwischen der Periode vor und der nach der Auferstehung; zu der letzteren gehört die eng an die letzte Erscheinung des Aiiserstandenen sich sithließende Geistesausgießung von selber (Kap. 20, 22; Apostg. l, 5 u. 8), als unmittel- bare Folge der Erhöhung Christi, hinzu; der Grenz- steiii zwischen den zwei Zeitperioden liegt also nicht, wie viele Ausleger annehmen, am Psingst-, sondern am Osterseste. (Ebrard.) · « VI) Daß sie bisher Liebe und Treue ihm bewiesen haben (Luk. 22, 28 ff.), das niacht sie fähig, nun nach seinem Hingaiig den heil. Geist zu empfangen, und gewinnt ihnen die Liebe des Vaters. Die Liebe wird zuerst genannt, der Glaube dann an zweiter Stelle; denn mit deni Zuge der Liebe zu deni HErrii begann ihr Anschluß an ihn, der durch den Glauben immer iiiniger und fester wurde. (v. Burgen) Wenn Evangelium Johannis 16, 27 — 33. nun der HErr zu den Jüngern sagt: ,,ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will«, so findet kein Widerspruch mit dem Wort in Kap- 14, 16 und andern Zeugnissen des neuen Testanientes (1. Joh.2,1; Röm. 8, 34; Hebt. 7, 25) statt. Vor Pfingsten bittet Jesus für die Jüngey um ihnen den heil. Geist senden zu können; nach Pfingsten, und zwar in dem Maß, als die Pfingstgnade in ihnen wirksam geworden ist, beten sie selbst in seinem Namen, und da er von da an in ihnen betet, hat er nicht mehr nöthig, für sie zu beten. Die unbedingte Nothwendigkeit seiner Für- sprache würde ja beweisen, daß noch eine trennende Mauer zwischen ihnen und dem Vater stünde, während doch ihre Kindschast vollzogen; ist vielmehr diese vor- handen, so steht es nicht so, daß nur Jhn der Vater liebte und Er uns, nicht aber auch der Vater direkt » uns liebte, sondern so, daß, weil wir den Sohn lieben und an ihn glauben, wir nun auch so in den Sohn aufgenommen sind, daß die Strahlen der Liebe des Vaters zum Sohne in dem Sohne auch uns treffen. Aber nur, soweit sie in diesem Stande der Gemeiii- schaft mit Christo bleiben, bedürfen die Gläubigen sei- ner unmittelbaren Fürsprache nicht und erfahren, daß der Vater selbst sie lieb hat und sich ihnen mittheiltx nnn sind sie jedoch nicht immer darin, entfallen sogar öfter von des rechten Glaubens Trost, denn auch der Christ hat noch, wie seine besseren, so seineschlimmeren Stunden. Da muß denn immer wieder jene Fitt- sprache Christi eintreten, von der St. Johannes in 1. Joh. 2, 1 f. schreibt; durch die immer wiederer- neuerte Bethätigung seiner Versöhnung muß der HErr die Störungen unsers Verhältnisses zu Gott, die wir selber herbeigeführt haben, beseitigen und jeiie Ver- mittelung eintreten lassen, welche die Herstellung der Unmittelbarkeit zum Zwecke hat, erst auf dem Wege der Entfaltung der Versöhnung in der Heiligung kommt diese Unmittelbarkeit zur Stetigkeit und Voll- endung. ,,Jedes Mal, wenn wir durch Sündigen den Liebes-armen des Vaters eiitgleiten, greift die Fürbitte Christi nach uns, um wieder auf des Vaters Schooß uns zu heben; und wie wir der täglichen Absolution nach der einmaligen, ewig giltigen Taufe bedürfen, so auch der täglichen Fürbitte Christi zur Wiederherstel- lung unsrer Kindschaft.« f) Das konnten die Jünger zur Zeit noch nicht fassen, daß Jesus die Welt verlasse, wo er doch nach ihrer Meinung sein Reich aufrichten sollte; ebensowenig machten sie sich eine klare Vorstellung über den Ort, wo er hingehe. Da geht er denn in diesem Schluß- wort seiner bisherigen Auseinandersetzun en von dein Klareren aus, uin ihnen das weniger lare deiitlich zu machen: sie haben geglaubt und erkannt, daß sein Ursprung göttlich ist, daß hinter seinem irdischeii Da: sein nicht das Nichts, sondern der Schooß des Vaters steht, daß solglich diese Welt für ihn nur ein Durch- ·angspunkt, daß er nur dazu gekommen ist, uiii ein erk auszurichten; was ist nun natürlichen als das; er, sobald dieses Werk vollbracht ist, diese Welt ver- läßt, in welcher er sich nur aus besonderer Veranlassung befindet, und zu Gott als seiner eigentlicheü Heimath zurückkehrt? So können die Jünger verstehen, warum er hingeht — weil er gekommen ist; und wohin er geht — zu Gott, von dein er gekommen. (Godet.) Der HErr niacht zum Schluß seiner Rede einen Ueber- blick über seinen ganzen Lauf und theilt ihn in vier Schritte: zwei sind vorüber —— ausgegangeii bin ich von dem Vater und gekommen in die Welt, ii1it dein ersten meint er seiii Scheiden vom Himmel, mit dem zweiten seine Geburt iind die ganze Arbeit, die er dann aus Erden gethan hat (Gal. 4, 4); zwei Schritte stehen jetzt bevor »— das Verlassen der Welt im Tode und das Hingehen um Vater in Auferstehuiäg und Him- melfahrr (Geß.) Jesus verließ die elt mit dem Momente seines Todes, durch die Auferstehung kehrte er nicht in dieselbe zurück; das Dasein des Auferstan- denen gehörte einer andern Welt an und seine Er- scheinungen unterbrechen nur momentan die Grenzen, welche für gewöhnlich die beiden Daseinssphären von einander scheiden. (Hengstenberg.) 29. Sprechen zu ihm seine Iünger [einerseits überrascht von dem herzenskundigen Blick, womit Jesus sowohl in V. 19 ihren Wunsch merkte, ihn zu fragen, als auch bei dem Wort zu Anfang des 25. Verfes in dem Buche ihres Jn- wendigen las, wie seine Reden ihnen vorkamen, andrerseits überwältigt von der hohen Mase- stät, die sich in dem Schlußwort V. 28 zu er- kennen gab]: Siehe, nun sschon jetzt, da du so eben ganz einfach und klar uns ausgesprochen, wie dein Lauf gehe, vom Vater her, durch die Welt hindurch, zum Vater zurück] redest du frei heraus und sageft kein Spruehwort [so daß die in V. 25 von dir prophezeite Zeit im Grunde wohl schon jetzt für uns da ist]. 30. [Aber auch der Tag, von dem du in V. 23 redeteft, ist wohl schon da.] Nun [nach- dem du uns auf das, was wir im Herzen gern zu .wissen begehrten, in zuvorkommender Weise hast Bescheid gegeben, ohne daß wir eine Bitte darum hätten laut werden lassen] wissen wir [was wir vormals zwar auch schon manchmal er- fahren Kap. ·1, 48 s., aber doch noch nicht in so überraschender und durchschlagender Art], daß du alle Dinge weißest und bedarfst nicht, daß dich jemand frage svglp Kap. 2, ·25]. Darum fdurch diese Thatsache aufs Griindlichste überzeugt] glauben wir lwenn wir’s nicht bis- her schon, wie du das aber ja selber von uns anerkannt hast V. 27, geglaubt hätten] daß du von Gott ausgegangen bist. Die guten Jünger meinen, sie vernähmems gar wohl, was es sei, daß Christus voni Vater kommen und zum Vater gehe; aber das thun sie wie gute, fromme Kinder Christi, als daß sie sich wohl ver- mochten, und -sage11’s ihm zu Liebe also; wie denn gute einfältige Leute zuweilen unter einander reden ja oder nein, und einer dem andern zufällt und spricht, es sei so und er verstehe es, so er noch weit davon ist, und geht doch ohne Heucheln zu in rechter Einfältigkeih (Luther.) Daß sie sagen, ihr Meister rede frei heraus nnd·sage kein Sprüchworh darin gehen sie freilich zu weit, aber sie bezeugen doch aus Herzensgrnndz wie ihnen zu Muthe ist und was wir gleichfalls noch heute erfahren; denn wer von dem Evangelio nur wenig gekostet hat, der wird mehr ent- zündet und erfährt auch in dem kleinen Maße seines Glaubens ioeit mehr Kraft, als wenn er die höchste Weisheit dieser Welt erkannt hätte. (Calvin.) Die Rede der Jünger ist noch kein Sonnenscheim aber Wetterleuchten in der Nacht, ein Gemisch von Dunkel- heit nnd Licht, von Einfalt und Gewißheit; die Jünger fühlen, daß sie eine Glaubensstärkung erhalten, einen » iJssedeFseeeWsJkhsbt its» Pest; Esther-esekkseegstskpsksspich hebkfkis esskltksfssswsssdsns PS? Glaubensfortschritt gemacht haben, nur daß, was sie als solche1i sich zuschreiben, einige Stunden später sich nicht bewährte. Aber gerade so geht es uns auch: wir bilden uns leicht ein, wenn wir innerlich zuneh- men, wir seien schon am. Ziele; wenn wir erst Kinder in Christo sind, wir seien schon Männer. Doch das ist eben das Herrliche der göttlichen Führung, daß wir auf jedem Standpunkt des Glaubens schon ganz selig uns fühlen und das Fehlende und Kommende gar nicht vermissen, der Anfänger im Glauben daher ebenso selig ist, wie der Vollendete in dem seinigen. (Fr.Arndt.) Denken wir uns das Wort Jesu in V. 28 als das letzte seiner Abschiedsreden, so sieht jedermann, was für ein großartiger Abschluß das ist; aber die Jünger nöthigen Jesum mit ihrer Bemerkung noch einen Nachtrag beizufü en. Und da kann man wieder sehen, was für ein unerkschöpflicher Born der Geist Jesu gewesen; denn gehört das Wort in V. 28, mit welchem er schließen wollte, zu den erhabensten, die er ge- redet hat, so gehört das Wort in V. 33, mit dem er dann wirklich schließt, zu den für das Jüngerherz tröstlichsteik (Geß.) 31. Jesus antwortete ihnen [auf ihr vor- zeitiges Frohlocken, da sie etwa einem solchen glichen, der sich schon für einen! reichen Mann halten wollte, wenn er in den Befitz eines Goldstücks gelangt ist]: Jeht [von dem Eindruck, den meine letzten Worte auf euch gemacht haben, überrascht und überwältigt] glaubet ihr« [aber nehmet solchen euren Glaubensftand noch nicht für einen fertigen und genügenden, zu welchem ihr vielmehr erst von-dem Tage an gelangen werdet, von dein ich vorhin V. 23 u. 26 geredet habe]. 32. Siehe, es kommt die Stunde, nnd ist [da ich mich bald nachher Kap. 18, 1 ff. auf meinen Leidensweg begeben werde] schon kommen, daß ihr [überrascht und übertvältigt von den Ein- drücken, die das Anstürmen der Welt und ihres Fürsten auf mich Kap. 14, 30 bei euch hervor- bringen wird] zerstreuet werdet, sdahin und dort- hin], ein jeglicher in das Seine [gleich als müßtet ihr nun den vorigen Lebensstand wieder aufneh- men, in welcheni ihr euch befandet, ehe ich euch zu ineiner Nachfolge berief, und wieder eure eige- nen Wege gehen Kap· 21, 2 ff.; Jes. 53, 6], und [alle mit einander] mich allcinslassetz aber ich bin swenn auch von euch insgesa1nmt verlassen, doch] nicht allein, denn der Vater ist bei mit« [Kap. 8, 29 und hält mit seiner göttlichen Kraft mich aufrecht, bis ich die Sache eures Heils zum Siege ausführe Jes. 42, 1——4]. 33. Solches fivas ich in diesen meinen An- sprachen seit Kap. 15, l vorgebracht] habe ich mit euch [die ihr zum letzteii Mal in geschlossenem Kreise mich hier umstehet] geredet, daß ihr [wie ich schon vorhin darauf hinwies, ehe wir uns vom Tische erhoben Kap. 14, 27] in mir Friede habet [indem euer Glaube, wenn er auch durch eine schwere Prüfung hindurchgehen muß, dennoch nicht aufhöret Luk. 22, 32]. Jn der Welt habt 288 ihr sbei der Zugehorigkeit zu inir] Angst sdurch Bedräiigiiiß von allen Seiten her, das werdet ihr nun bald m reichem Maße erfahren Kap. ·16, 21; 15, 18 ff.]; aber skraft des Friedens, den ich euch lasse] seid getrost, Jch sdas Haupt des Leibes, deß Glieder ihr seid] habe die Welt sniitsammt ihrem Fürstenschon jetzt, da »es nun zum letzten, entscheidenden Kampfe geht] ·uberlvuuden*’« sund euer ganzer Gang durch dieselbe sollsfortan eiii solcher sein, da ihr kraft meines Sieges eben- salls die Welt überwindet Kap. 12, 31 s.; 1. Joh. 4, 4; 5, 4]. V) Er will sie nicht strafen, noch vor»de»n Kopf stoßen, als die noch schwach und unverstandig sind, sondern antwortet ihnen auf’s Allerfreusidlichste als wollt er sagen: Ihr seid gute fromme Kinder, lasset euch wohl dünken, ihr ver tehet’s und glaube»t’s, und ist ja wahr, daß ihr xetzt glaubet; aber ihr wisset nicht, wie es gehen wird und wie euer Glaube ·noch so schwach ist. Und nun deiiket er ziigleich dahin, was sie noch werden sollen und er aus ihnen machen will. (L1ither.) Da ·kann man sehen, daß Jesus den» Her- zeiisgrund anblick·t»; wenn dzeser aufrichtig und» sur die konimenden Einslusse des gottlichen Geistes geoffnet ist, so schaut er auf das» was« werden wird, iind hat Geduld. Nur daß dies nieinand zu einein Kissen der Trägheit mache! »Wir Menschen stellen uiis oft gar schnell das Zeugnis; der Aufrxchtigkeit aus, wenn· wir iiicht mit Lügen umgehen, meinen wir schon aiifrichtig zu sein; aber wirkliche Aufrichtigkeit f»ur das Leben aus Gott ist nur da, wo Eifer ist: trage sein heißt einen Riegel vor das Herz s«chieben. (Geß.) · VI) Dei: Wolf erstreut diesSchafex aber wenn die Iünger den Glaii» en gehabt hatten, den sie von Apstg.2 an hatten, so wurden sie sich nicht habenzerstreuen lassen, sondern, ihren HErrn bekennend, mit ihm ge- storben sein. Indessen war ebensowenig Gottes Rath, daß sie dies thun, als es Gottes Rath war, daß sie jenen Glauben jetzt schon haben sollten (Olshausen.) Jn der Ankündigun Jesu von ihrer bevorstehenden Schwachheit sollte nicht eigentlich ein Vorwurf liegen; nach dem eigenen Wort» des HErrn in Kap. 18, 8., welches der Flucht der Junger den Weg bahnte, war es gleichsam in der Ordnung, daß sie sich zerstreuten. Christus mußte erst sur sie sterben und auferstehem ehe sie mit unbezwinglichem Muthe ausgerustet wer«- den konnten; verlangen, daßdie Apostel sich sur Chri- stum opfern sollten, ehe er sich sur sie geopfert hatte, würde heißen, deni Kinde die Werke des Mannes zu- miithen. (Hengstenbe·rg.) Sie lassen» ihn allein,· Er läßt ihnen seinenFriedeiiHsie entweichen von ihm, als die Angst, die er in dieser Welt zu erdulden hat, auf ihren Gipfel steigt, e·r vergilt ihnen diese Untreue dadurch, daß er ihnen sein Ueberwinden der Welt» vor- hält als den Trost, durch den sie Yluth fassen konnen in alleii Wellen der Angst, die sie künftig, so lange sie noch in der Welt sind, uberfluthen werden. »(Geß.)· ist) Zwischen den beiden » Aussagem »in mir« und: »in der Welt« findet ein Gegensatz statt; der eine bezeichnet das Innere, wo Friede; der andere das Aeiiß er e, wo die Angst herrscht. (Godet.) » Jn Christo Friede, in der Welt Angst und Bedraiig- niß, das ist die Doppelseitedes ebens der Gemeinde wie jedes Christen. Jn Christo Friede, denner hat uns mit Gott versöhnt und denfGruiid des Zwiespalts im Herzen getilgt, weil der Zwiespalt mit Gott anf- gehoben ist; in ihni erfreut sich der Christ der Gemein- Evangeliuni Johannis 17, 1—3. schaft mit Gott und des Lebens, über wel es der Tod keine Macht hat. Jn der Welt Angst, rangsal, denn die Gestalt der Welt ist das Widerspiel des Reiches Gottes, die Verflechtung mit ihr kann nur peinlich uiid widrig sein; so lange die Welt eben Welt -ist, wird sie Christo widerstreben, und die Christo an- gehören, aber doch noch in ihr leben, werden in Kampf und Mühe sich durchringen müssen. Aber sie brauchen iiicht zu zagen: Christus hat die Welt überwunden; sie ist bereits besiegt sammt ihrem Fürsten, und der Gemeinde Christi liegt niir ob, der Früchte seines Sieges sich zu versichern. (v. Burgen) Das 17. Kapitel. Christi gebet slir sich, seine Sänger, Kirche und gemeine. lll. d. 1——26. (§. 1l4.) Ya- holjepriesterliitje Eiebet sein, in welchem der grosze Hohepriestcr der Menschheit sich selbst und fein ganzer» ge— genwårtigeg und zukünftiger- Zoll! Hatt dar- stellt, damit er ihn selber verkläre, dieses Bellt aber für sein Yolli erkenne, es erhalte und be- wahre, heilige und mehre und rollend-e. . a. V. 1—8. Jesu Bitte für ihn selbst: ei« lslilti da uin seine eigene vrrliliiruug oder uiii die Wie— derrinselziing in seine göttliche Herrlliiilielh denn er ist der Gklisieiu der Kirche, und deren Vollendung, auf die er init scliieiii Gebet: zielt, ist bedingt durch seine eigene derhcrrliihuiig 1. Solchcd swie in Kaki. 15 u. 16 mitge- theilt] redete Jesus lzu seinen Jüngern, nachdem er sich vom Abendmahlstisch erhoben hatte] und hub [nach dem Wort: »in der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt über- wunden« noch dort im Saale] seine Augen aiif gen Himmel [Kap. u, 41; Mark. 7, 34; Matth. 14, 19] und sprachts Vater, die Stunde ist hie, das! du deinen Sohn vcrkliirest [Kap. 12, 23; 13, 31 s.; so verkläre ihn denn, indem du ihn in den ihm beschiedenen Stand der Herrlichkeit einführest V. 5], auf das; dich dein Sohn [durch das, was von solchem Stande der Herrlichkeit ans er dann weiter zum Heil der Welt vollbringen wird] auch verkläre; Z. Gleichwie [richtiger: Jnmaßen, d. i. demgemäß, daß] du ihm Macht gegeben hast übel! alles Fleisch sdie gesammte Menschenwelt Jes. 40, 5 f.; Sach. Z, 13], auf daß er liiinerhalb dieses seines allgemeinen, an und für sich ganz unbe- schränkten Wirkungsbereichsq das ewige Leben gebe alleu, die du ihm snach Wahl der Gnaden, durch eine besondere Aushebung und Verordnung Apostg. 13, 48, ziiseinem wirklichen Eigenthum] gegeben hast» 3. Das ist aber sum seiner Grundlage und seinem Wesensgehalte nach es näher zu be- stimmen] das ewige Leben, daß sie sdie jetzt Das hohepriesterliche Gebet Jesu: a) seine Bitte für ihn selbst. 289 noch in zwei Theile, in polhtheistische Heiden- und monotheistische Judenwelt aus einander fallenden, jedoch zu Einer Heerde unter Einem Hirten zu- sammen zu fassenden Menschen, die in ihrem ge- genwärtigen Stande allzumal nichts anders sind als-Fleisch] dich, daß dn allein wahrer Gott bist [und die Götter der Heiden nichts sind], nnd den dn gesandt hast, Jesum Christum [ihn, den Jesum von Nazareth, der der Juden Messias oder Christus ist I. Joh. 2, 22 f., als den von dir gesandten einigen Heiland und Erlöser Apstg. 4,10ff.; 10, 36 ff.;1.Cor.1,30] erkennen»- [und uns beide für das auch annehmen, was wir ein jeder für sie sinds. V) Die Abschiedsreden an die Jünger sind, und zwar mit dem siegesgewissen Worte: »ich habe die Welt überwunden«, beendigt; nun aber, ehe Jesus hinaus- tritt in die verhängnißvolle Nacht, drängt ihn seine Gemeinschaft mit dem Vater im scheidenden Hinblick auf seine zum Aufbruch (Kap. 14, 31) dastehenden Jünger und auf die ganze Zukunft seines jetzt für die Erde zu vo1lendenden Werks zum Gebet. Er betet laut und lange, für sich, für seine Jünger und für seine späteren Gläubigen, mit aller Tiefe, Jnnig- keit, Klarheit und Ruhe des sittlichen Vedürfens und der kindlichen Hingabe des Vollendersz weil er mit diesem Gebet zum hohepriesterlichen Akt des sühnenden Selbstopfers sich bereitet (vgl. V. 19), heißt es mit Recht iseit David Chyträus, einem Schüler Me- lanchthoms und zu den sechs Theologen zählend, welche 1576 ff. die Concordienformel zu Stande brachten) das hohepriesterliche Gebet. Das ,,Jesus hub seine Au en auf zum Himmel« dient nicht zur Betätigung dessen, daß Jesus im Freien gebetet habe, wie Viele annehmen; es bedarf dieser Ausdruck auch nicht der Vermittelung, daß durch die Fenster des Zimmers der Himmel dein Blicke zugänglich gewesen; sondern das Auge des Betenden hebt sich überall gen Himmel, s. Apostg. 7, 55. (Meyer.) Auf eine gute Predigt gehört ein gut Gebet, das ist, wenn man das Wort von sich ge- geben hat, soll man anheben zu seufzen und begehren, daß es auch Kraft habe und Frucht schaffe. Weil nun der HErr Christus jetzt all sein Lehramt vollendet und seine Jünger mit der schönen langen Trostpredigt ge- segnet hatte, mußte er ur Letze auch eine Bitte thun, beide, für sie und alle hristen, auf daß er sein Amt als unser einiger Hoherpriester gar ausrichtete, nichts nachließe, das da diente, sie zu stärken und zu erhalten, weil er sie wollt alleine hinter ihm lassen in der Welt. (Luther.) Jesus bringt sich in diesem Gebet dem Vater als Opfer dar und legt auf Grund dessen Fürbitte ein für die Seinen; laut hat er es gebetet, weil er die innere Hingabe ebenso in dem Heiligthum seiner Ge- meinde offen zu vollziehen hatte, wie die äußere am Kreuz öffentlich vor der Welt. (Ebrard.) Der Hohe- Priester des alten Bundes trug die Namen der zwölf Stämme auf seiner Brust, zum Zeichen, daß er.alles, was das Volk Gottes angehe, in seinem Herzen be- we«e und vor Jehova bringe (2. Mos. 28, 15 ff.); dieses Zeichen erhält zum ersten Mal seine Wahrheit und Erfüllung in dieser Fürbitte Jesu. Die Jnnigkeit seines Gebets für die Zwölf ist ja das Ergebnis; der- jenigen unvergleichlichen Liebe, die er ihnen von An- fang an zugewendet hat (Kap. 13, U; so tief stehen ihm die zwölf Namen auf dem Grunde seines Herzens geschrieben, daß er selbst in diesem Moment der reinsten D äch s el’s Bibelwerb VI. Band. und höchsten Erhebung den Einen nicht unerwähnt lassen kann, der sich mit teuflischer Ruchlosigkeit von ihm losgerissen, und so tief ist der Schmerz seiner Seele, indem er von ihm spricht und als das ,,ver- lorene Kind« ihn bezeichnet (V. 12), daß er eigens durch die Berufung auf die Schrift seinen Kummer über den Verlust zu stillen sucht. Und alle Zeiten und alle Räume der durch seine Apostel zu stiftenden Gemeinschast um—- faßt er mit seinem Gebet, und was er für diese seine Gemeinde erbittet, ist mit einem kurzen Wort ausge- sprochenx es ist aber dieses kurze Wort so aus der Tiefe und Ganzheit der Sache, daß die Gläubigen aller Zeiten und aller Orten, je gehemmter und gedämpfter das Leben des Geistes einherschleichh aus diesem theuern Worte Jesu immer neuen Trost, neuen Eifer und neue Kraft schöpfen (Baumgarten.) Wenn alle Worte, die der Sohn Gottes zu den Menschen geredet hat, ein Heiligthum sind, in welchem Gottes Gegenwart ist, weil der heilige Sohn sie aus seiner steten Gemein- schast mit dem heil. Gott geredet hat; so ist dieses Gebet das Allerheiligste zu nennen, weil wir hier den Sohn mit dem Vater selber reden hören. Die Evangelisten erwähnen manchmal, daß Jesus gebetet habe; allein die Jünger durften mehrere Male nicht dabei gegenwärtig sein (Mark. 1, 35 f.; S, 46; Luk. G, 12 f.); andere Mal waren die Jünger zwar dabei, aber es scheint, daß er nicht laut betete, wenigstens theilen die Evangelisten den Jnhalt nicht mit (Luk. 9, 29; 11, 1); wieder in andern Fällen betete er zwar laut, und der Inhalt wird uns auch mitgetheilt, aber es waren da nur wenige Worte (Kap. 11, 41 f.; 12, 27 f.; Luk. 22, 41ff., vgl. auch von den sieben Worten am Kreuz die hierher gehörigen). Dies Mal aber dürfen wir ein ausführliches Reden des Sohnes mit dem Vater hören. Man erzählt von Ph. J. Spener (·f VII, daß er während seines mehr als vierzigjährigen irkens, das für die gesammte evan- gelische Kirche so reiche Früchte trug, nie gewagt habe, über dies Gebet zu predigen, weil das rechte Ver- ständniß desselben das gewöhnliche Glaubensmaß über- steige; doch ließ er sich dasselbe auf seinem Sterbebett dreimal vorlesen. (Geß.) Jn der ganzen Schrift ist dies Kapitel dem Wortlaut nach das leichteste, dem Sinne nach das tiefste. (Bengel.) Es giebt kein Schriftstück in der Literatur keines Volkes, welches diesem vergleichbar wäre an Umfang wie an Tiefe des Jnhalts, an Majsestät und schmuckloser Einfachheit der Sprache; die moderne Aufstellung, daß dies Gebet wie das ganze Evangelium Johannis das literarische Er- zeugnis; irgend eines sonst unbekannten Gliedes der damals erst sich bildenden Gemeinde aus dem 2. Jahr- hundert unserer Zeitrechnung sei, enthüllt sich diesem Gebet gegenüber in ihrer ganzen Geschmack- und Halt- losigkeit Diese Worte hat nicht ein Mensch erfunden, um die Welt damit zu hintergehen und zu täuschen: wer sie einmal durchlesen hat und darnach zu einem solchen Auskunftsmittel schreiten kann, um ihre Ent- stehung zu erklären, mit dem ist weiter nicht zu rechten. (v. Burger.) Erfunden konnte dies Gebet nicht werden, sondern nur aus einem solchen Bewußtsein heraus ge- sprachen, wie es sich darin aussprichtx aber bewahrt und wiedergegeben konnte es wohl werden, zumal von einer Persönlichkeit, welche sich so ganz an die Per- sönlichkeit Jesu hingegeben, wie das mit Johannes der Fall war. Die hier ausgesprochenen Gedanken sind einerseits so sehr durch das Vorhergehende motivirt, wie durch die Situation erfordert, andrerseits trotz ihres umfassenden Charakters in so einfachen und schlichten Ausdruck gefaßt, daß sie ihrem wesentlichen Jnhalte nach von jedem Jünger behalten werden konnten, in 19 290 Evangelium Johannis 17, 4——8. der Eigenthümlichkeit ihrer Fassung und ihres» Aus- drucks aber um so mehr, je mehr sich eine Persönlich- keit in die des HErrn Jesu hineingelebt hatte; es wird uns daher nicht wundern, daß gerade Johannes dies Gebet uns aufbewahrt hat, in welchem das vollendete Gefühl durch und durch Gedanke ist und auch die Sprache die innigste Mystik und das ruhigste Denken vereinigt. (Luthardt.) · Ei) ,,Vater«: so schlechthin redet· Jesus in diesem herrlichen Gebet Gott vier Mal (V. l. 5. 21. 24), mit einer Beifügung aber zwei Mal (V. 1l u. 25) an, und das thut er fast immer zum Beginn eines neuen Theils seiner Rede; jene einfache Anrede gebührte vor allen Andern dem Sohne Gottes im eigentlichen Sinne. (Bengel.) Wo Jesus als der Sohn für sich zum Vater redet, da genügt ihm der Name »Vater«, und es wäre nicht nur überflüssig, sondern auch unpassend und störend, die Heiligkeit und Gerechtigkeit für das Merkmal des Vaters hervorzuheben, weil jene Er- innerung an Gottes Selbstbewahrung und Abwehr des Ungöttlichen hier keine Bedeutung hat. (Schmieder.) Wer kann ausdenken und empfinden, wie Jesus dieses Wort ,,Vater« aussprach? es liegt darin das ganze Bewußtsein und Gefühl seiner vollkommenen Einheit mit Gott und der gegenseitigen Liebe des Vaters und des Sohnes. (Heubner.) Dieselbe Anrede hatte Jesus auch den Jüngern bei Mittheilung des heil· Vater- unsers vorgeschriebem hier aber sagt er nicht ,;uns er Vater«, obschon er in der Jünger Gegenwart betet. Damit eigt er an, daß, ob er ihnen schon das Recht der Kin er Gottes gegeben, ihm doch auf eine weit errlichere Weise dieses Recht zukoinme. (Starke·) »Die tunde ist hie-«: es ist höchst bemerkenswerth, wie Jesus für alles, was geschehen soll, Zeit und Stunde, erade den Augenblick, in welchen es gehört, erkennt, estimmt und wählt (Kap. Z, 4); wie er hier mit Ge- wißheit der Gewährung um das bittet, was er vorher eduldig abwartete, so thut und leidet er immer, was ger jedesmaligen Stunde gemäß ist, und läßt sich durch nichts zum Auffchub oder zur Beschleunigung verleiten, wodurch Wort oder That aus der rechten Stellung in dem Ganzen seines Lebens verrückt würde. Alles, was er thun und leiden soll, findet er in der heil. Schrift durch den heil. Geist vorher verzeichnet, aber vieles noch gar nicht auf seine Person bezogen und so verhüllt, daß nur Er es heraussinden konnte, und alles ohne die Ordnung von Zeit und Stunde, wo es an ihm oder durch ihn eschehen sollte. Sein völlig ur- Früngliches Bewußt ein über seine Person und seine ufgabe ist leichfam die wählende Hand, welche auf der bunten iese der Schrift die Blumen der Weissa- ung wählt, pflückt und ordnet, um aus ihnen den ranz seines Lebens zu winden. So versteht er, was Mose, die Psalmisten und die Propheten geschrieben haben, besser und gründlicher, als sie es selbst ver- standen haben; er liest, was der heil. Geist, der sie leitete, durch sie für ihn geschrieben, und weil sein Geist mit diesem heil. Geist völlig einverstanden, ja« Ein Geist und Ein Leben ist, so wird der Geist Gottes in den Propheten auch der Geist Christi genannt (1. Petri 1, 11). Die Vorherbestimniung der· Schrift» beein- trächtigt daher durchaus nicht die Freiheit Christi, da die Anerkennung und Deutung der auf ihn bezüglichen Schriststellen nur seinem Blick, Urtheil und Willen überlassen war und er sie gar nicht· so, wie er es that, hätte auslegen können, wenn er nicht viel klarer und zusammenhängenden viel genauer und schiirfer aus sich selbst seine Ausgabe erkannt hätte, als die Schrift da- von andeutend redet. Besonders fiel ihm allein die Thätigkeit anheim, die Beziehungen des Geweifsagten auf bestimmte Zeitpunkte seines fortschreitenden Werkes zu ordnen; nur dadurch aber, daß er sich selbst und sein Werk, sowie den ganzen We , den er zu wandeln hatte, im Geist zuvor erkannte, onnte er die Vorher- bestimmuiig der Schrift überhaupt auf sich deuten und insbesondere jeder Weissagung die Stunde, wo sie er- füllt werden mußte, anweisen. Wie er nun jede un- zeitige Erhöhung als eine Anmaßung, als einen Raub bisher verschmähet hatte, so bittet er auch jetzt um seine Verkläruiig nicht früher, als bis die Stunde dazu gekommen. (Schmieder.) Der Sohn bittet, daß ihm die Herrlichkeit gottgleichen Seins gegeben werde, wie er vor seiner Menschwerdung sie hatte, da er in ött- licher Gestalt, Gott bei Gott war. Es ist dieselbe Person, die Herrlichkeit bei dem Vater gehabt hat und sie wiederum erbittet, nur daß er als des Mens en Sohn jekt bittet, also selbstverständlich, wegen er Einheit einer Person, die menschliche Natur, die er angenommen hat, auch an der erbetenen Herrlichkeit des Sohnes Theil haben muß; aber er bittet um Herrlichkeit nicht blos wegen seiner Person, sondern um des ihm übertragenen Werkes willen, dies sagt der Zwecksatz: »auf daß dich dein Sohn auch verkläre«, da ja die Ehre Gottes das letzte Ziel dieses Werkes ist. Auf Erden hat er sein Werk begonnen und zu Ende geführt, soweit es in der Niedrigkeit zu thun war (V. 4); nun bittet er um die Herrlichkeit bei seinem Vater, um in ihr das begonnene Werk fortzusetzen und hinauszusührem der Gegenstand aber, an dem der Vater verherrlicht werden soll, ist das menschliche Ge- schlecht. Macht über alles Fleisch hat ihm der Vater gegeben, sofern er ihm die Aufgabe gestellt hat und durch ihn sie vollführen will, alles, was Fleisch ist, diesem Stand des Fleisches zu entnehmen und durch die Kraft des Geistes in ein Leben des Geistes zu versetzen; diese Macht umfaßt alles Fleisch, sie ist nicht eingeschränkt auf einen Theil desselben, und sofern dennoch ein Theil ihrer Wirkung sich entzieht, so liegt die Schuld nicht in einer Begrenzung der Macht Jesu, sondern in dem Widerwillen der Menschen, die ihr nicht Raum gegeben haben. (V. Burger.) Nicht alle ohne Unterschied können durch Christum das ewige Leben empfangen, sondern die der Vater dem Sohne durch den Zug der Gnade (Kap. 6, 37. 39. 44 u. 65) egeben hat; das sind, von Seiten der göttlichen Wirk- Famkeit bezeichnet, die nämlichen, welche ihrerseits die Glaubenden sind. (Meyer.) Bei Gott möchte Jesus verherrlicht sein, um von Gott aus den Vater verherrlichen zu können, nachdem er ihn auf Erden verherrlicht hat auf Grund der Herrlichkeih die er auf Erden hatte. Diese hatte er als der von Gott Ge- sandte (V. 3 vgl. 1, 14), als der vom Himmel in die Welt Gekominenex jene erhält er, indem er von der Welt in den Himmel zurückkehrt (Luthardt.) Jesu Bitte hat den Sinn: gewähre mir die Himmelfahrh damit ich die Ausgießung des Geistes bewirken kann, vgl. Kap· 7, 39. (Godet.) IN) Jst denn wirklich die Erkenntniß etwas so Wichtiges, daß in ihr sogar das ewige Leben bestehen kann? lehrt nicht die Erfahrung, daß viele eine gute Gotteser enntniß haben und doch ohne Liebe und Gebet sind (1. Tor. 13, 2; 8, 1)? Darauf ist zu antworten, daß der HErr hier sreilich nicht eine Erkenntniß ohne Liebe meint· Wenn ein Kind auf der Straße unver- hofft seiner Mutter be egnet, wie eilt es zu der Mutter voll Freude herbei, so ald es sie erkannt hatt und wie wird dem verlorenen Sohne sein Herz geschlagen haben, als ihm sein Vater von der Ferne entgegenkam und der Sohn nun den Vater erkannte! Oder wenn man einen geliebten Menschen sehnlich erwartet und Vater, die Stunde ist» hie, daß du deinen Sohn verklärest 291 immer nach der Richtung blickt, wo er herkommen soll, und man sieht endlich einen Menschen kommen und erkennt ihn als den eliebten und gewünschten, was geht hierbei nicht alles im Herz vor! Das mag juns helfen zu verstehen, was der Err hier für eine lErkenntniß meint. (Geß.) Wie in ,,allein wahrer Gott« der Gegensatz gegen das Heidenthum liegt, so in »den du gesandt hast, Jesum Christum« der Gegensatz) egen das christusfeindliche Judenthum. (Ebrard.) Zudem Jesus zuvörderst Gott als der Quelle des ewigen Lebens die Ehre giebt, die ihm gebührt, hat er doch zugleich das Bewußtsein, der einzige Kanal zu sein, durch welchen die Nienschen Zutritt zu dieser Quelle haben; daher fällt ihm für alles, was Mensch heißt, das Genießen des ewigen Lebens zusammen mit dieser zwiefachen Erkenntniß, der Erkenntniß Gottes als Quells des Lebens und der Erkenntniß Jesu als Mittlers zwischen Gott und dem Menschern Von dem Standpunkt dessen aus nun, was er für die Menschen ist, bezeichnet er sich als ,,Jesus Christus«, gleichwie er in V. 1 vom Standpunkt dessen aus, was er für Gott ist, sich ,,dein Sohn« genannt hat. Bisher hat es Jesus meistentheils vermieden, sich den Titel ,,Christus« beizulegen, aber fortan sollte das neue Loosungswort der Menschheit der glorreiche Name sein, der aus der Zusammenstellung der beiden Worte: ,,Jesus -— Christus« sich bildet (Philipp. 2, 11), und das konnte von den Aposteln nicht bekannt gemacht werden, ohne daß sie es wenigstens einmal aus dem eigenen Munde des HErrn vernommen hatten. Härten sie dieses Grundwort der neuen Religion mit sieg- reicher Glaubenskraft bis zu den Enden der Welt ver- kündigen können, wenn ihr Meister beharrlich bis zum Ende die beiden Elemente, aus denen es besteht, ge- trennt gehalten hätte? und bei welcher günsti eren Veranlassung, in welcher würdigeren, feierlitheren Weise konnte es Jesus aussprechen, als in diesem Augenblick, in dieser letzten Unterredung mit dem Vater, indem er in ihrer Gegenwart ihm die Ehre ·ab für das, was er von nun an unter dem Namen Zesus Christus für sie und für die Welt werden sollte? Johannes nun hat treulich den unbeschreiblich wich- tigen, ergreisenden Augenblick wiedergegeben, wo er endlich Jesum durch dieses ausdrückliche Bekenntniß die Ueberzeugung, welche sich vom ersten Tage seiner Annäherung zu ihm fortwährend in ihm entwickelt hatte, auf eine unvergeßliche Weise selbst feierlich be- tätigen hörte. (Godet.) Daß Jesus sich hier Chri- stus nennt, also zum ersten Mal diese Bezeichnung, die bisher nur als Prädikat vorkam (Kap. 1, 20· 25« 4, 25 f. 297 7, 26. 4l; 10, 24), als Name von si gxbrauchh hat hohe Bedeutung; er nennt sich in diesem chlußgebet geradezu das, was er ist, und daß es die Jünger gehört und efaßt haben, zeigt sich darin, daß schon in der ersten redigt am Pfingstfest nach Apstg. 2, 36., wo Christus noch Prädikat ist, dasselbe Wort in V. 38 als Name von Petrus ausgesprochen wird, und so fortan (Apostg. Z, S; 4, 10; 8, 12; 10, 36 u. s. w.) Jn diesem Gebete ihres HErrn hatten sie das Wort so vernommen, und gebrauchten es hiernach weiter. (v. Burgen) 4. Jch habe [wenn ich nun vollends auch mein Leiden und Sterben, das mir unmittelbar bevorsteht, werde ausgerichtet haben] dich ver- kläret sim Stande der Niedrigkeit] aus Erden und sin objektiver Weise] vollendet das Werk, das du mir sbei meiner Sendung in die Welt V. Z; Kap. 4, 34] gegeben hast, daß ich sess thun sollte [so daß ich bald werde rufen können: ,,es ist voll- bracht!« Kap. 19, 30]. Z. Und nun [wenn so für ,,alles Fleisch« V. 2 als den weiteren Kreis meines Wir- kungsbereichs geschehen sein wird, was zur Er- lösung und Beseligung nothwendig war] verkläre mich du, Vater, [nach deiner vergeltenden Gerech- tigkeit, vgl. das ,,darum« in Phil. 2, 9] bei dir selbst sdurch Zurücknahme in den Himmel und Wiedereinsetzuiig in den vorigen Stand der Herr- lichkeit] mit der Klarheit, die ich bei dir hattex ehe die Welt wart« sKap. 1, 1 f.; 8, 58; denn die Vorbedingung dazu ist erfüllt und die Stunde dafür herbeikommen V. 1]. 6. Jch habe [was sodann die Vollendung meines Werks in subjektiv er Hinsicht, den er- reichten Erfolg an dem in der zweiten Hälfte des zweiten Verses bezeichneten engeren Kreise mei- nes Wirkungsbereichs betrifft, durch meine ganze Erscheinung, wie durch mein Lehren und Thun Kap. 14, 9 ff.] deinen Namen siu wirkungskrak tiger Weise] ossenbaret den Menschen, die du mir von der Welt sals Elite oder Aushub aus der großen Masse] gegeben hast. Sie waren dein sals rechte Jsraeliter, in denen kein Falsch, als Seelen, die von dir und aus der Wahrheit waren Kap. 1, 47; 8, 47; g, s21; 18, 37], und du hast sie mir Dadurch, daß du sie innerlich« zu mir ge- zogen und auch äußerlich mir zugeführt Kap. 1, 35 fs.; e, 37. 441 egeben, nnd sie haben [wie ich nach dem Abschluß den sie selber in Kap. 6, 68; 16, 29 f. bei zwei wichtigen Wendepuukten gemacht] dein Wort [das ich ihnen anvertrauet habe 15, 151 behalten« [bis auf den Einen, der aber nun nicht mehr zu ihnen gehört Kp.13,30; 6, 70 f.]· - 7. Nun wissen sie sdie als Glieder des aus- erwählten Volks allerdings schon dich als den einigen wahren Gott erkannten, bei denen es also vornehmlich darauf ankam, daß sie, den du ge- sandt hast, Jesum Christum erkenneten V. 3], daß alles, was du mir svon Worten, die ich reden, und von Werken, die ich vollbringen sollte Kap. Z, 32; Ei, 19 ff.; 12, 49 f.] gegeben hast, sei von dir sund haben damit einen Anfang des ewigen Lebens schon in sich, den weiter führen zu können ich mir eben meine Verklärung bei dir erbitte, vgl. V. 3 mit V. 1]. 8. [Durch eine Thätigkeit meinerseits und eine Thätigkeit ihrerseits ist es soweit gekommen] Denn swas zunächst mich betrifft:] die Worte, die du mir gegeben hast [und die am meisten das Mittel sind, zur Erkenntniß der Wahrheit zu führe» Kap. 14, 11 Anm.], habejch ihnen gegeben [Kap. 15, 15]; und swas weiter sie betrifft:] sie habens angenommen swas ich bezeugt habe], und IN· 292 Evangelium Johannis 17, 9—-10. [bereits ist es nach ihrer eigenen Aussage 16,30 dahin mit ihnen gediehen, daß sie haben] erkannt wahrhaftig, daß ich von dir ausgegangen but, und glauben, daß du mich gesandt has i« [Kap. 16, 27]. «) Nachdem Jesus den letzten Zweck der Verkliirung, uni die er für sich bittet, ausgesprochen hat, welcher die Verklärung des Vaters in den Menschen durch Mittheilung des ewigen Lebens» an die Menschen ist, nimmt er die Bitte um Verklärung noch einmal auf, indem er den Grund seiner Berechtigi1ng, jetzt diese Bitte zu thun, vorausschickh indem er aussprichh wes- halb nun die Stunde zur Verklärnng wirklich gekom- men sei. «(Schmieder.) Vorhin hatte er die Folge so bestimmt: ,,verkläre deinen Sohn, damit dich dein Sohn auch verkläre«; xetzt sagt er: ,,ich habe dich ver- kläret, verkläre nun mich bei dir selbs «. Will man die Begriffe nicht vermengen, so muß hier von einer vorläufigen Verklärung des Vaters durch den Sohn die Rede sein; und so meint es Christus, er sagt: »ich habe dich verkläret auf Erd en«, und zur Erklärung dieses Worts setzt er hinzu: ,,ich habe vollendet das Werk, das du mir gegeben hast.« Er hatte den Vater nach seiner Gnade und Wahrheit in seiner Lehre und seinem Leben offenbart (Kap. 1, 17); dies Werk konnte er beschlossen und vollendet dem Vater vorlegen, es schließt sich nämlich eben jetzt in seiner hohepriester-- lichen Qpferung ab, die er mit seinem Leiden besiegelt. (P. Lange.) ,,Jch habe verklärt und vollendet«, sagt der HErr ebenso, wie er in Katn 16, 33 gesagt at: ,,ich habe die Welt überwunden«; » er sieht fein erk bereits beendet: was ihm noch zu thun bleibt, ist ein wichtiger, aber kurzer Rest, den er im Geiste als schon vollbracht mit einschließh Auf Grund dessen aber, was er gethan, bittet er nun um die Wiederaufnahme in den Herrlichkeitsstand, aus dem er in die Welt ge- kommen ist; und daß dies ein ihm von Ewigkeit her eigener, nur im Dienst des Vaters freiwillig für einen bestimmten Zweck aufgegebener Herrlichkeitsstand ist, dient zur Verstärkung des Gewichts seiner Bitte. (v. Burger.) Der Gottesinhalt war ihm eigen als ein- wohnende Herrlichkeit auch auf Erden (Kap. l, 14; 2, 11), aber nicht die pneumatische Seinsgestalt (gött- liche Gestalt Phil. 2, 6 ff.) und Gottesstellung (Gott « gleich sein); die Herrlichkeit also, um welche er bittet, ist seine vormenschliche und vorweltliche Gottesgeftalt, diese will er wieder, wie er sie hatte, doch als inzwi- schen menschgewordenes Jch. (Luthardt.) IV) Nicht, um zur Fürbitte fiir die Jünger über- zuleiten, wie die Ausleger meist angeben, fügt Chri- stus diesen Abschnitt in V. 6 — 8 hinzu, obwohl der- selbe allerdings die Grundlage für die in V. 9 fol- gende Bitte bildet und in V. ein Uebergang zn dieser nicht zu verkennen ist; sondern der Abschnitt dient vielmehr dazu, die erste Bitte: ,,verkläre deinen Sohn« noch weiter zu begründen. Er enthält zunächst eine weitere Entfaltung des Jnhalts von dem in V.4 Ge- sagten; die Entfaltung geschieht nun aber so, daß da- bei zugleich das weitere Motiv heraustritt, es sei (mit Beziehung auf das: »aus daß dich dein Sohn auch ver- kläre« in V. l) des Vaters eigene Sache, um die es sich handele. Wenn Christus hier von seinen Jüngern bezeugt: »fie waren dein, und du hast sie mir ge- geben«, so erinnert er den Vater daran, daß er sich seine Anhänger nicht auf Wegen, die mit des Vaters Willen stritten, wie namentlich durch Nachgiebigkeit ge en die fleischliche Messiaserwartung erschlichen, so da sie sein, aber nicht des Vaters gewesen wären; sondern, auf alle andere Anhängerschaft verzichtend, hat er nur diejenigen zu seinen Jüngern angenommen, deren Herz der Vater gezogen und bereitet hatte. Daß aber jenes ,,mir gegeben« die freie Selbstbestimmung nicht ausschließt und nicht von einer unwiderstehlichen Gnade (gratia irresjstjbjlis) gemeint ist, zeigt sich in V. 12,«wo Jesus auch das verlorene Kind, den Judas Jscharioth, mit unter die zählt, die ihm der Vater ge- geben. (Ebrard.) Was der Name Gottes in sich faßt und besagt, war vorher den Jüngern nur insoweit kund, als es ihre altteftamentliche Vorbildung mit sich brachtex aber die spezifischen Aufschlüsse über Gott und seinen in Christo beruhenden Heilsrath und sein ganzes Erlösungsverhältniß zu) den Menschen, welche ihnen Christus durch sein prophetisches Amt gegeben hatte, berechtigten ihn zu beten: ,,ich habe dei- nen Namen (nämlich den christlichen Jnhalt des- selben) osfenbaret den Menschen«, vgl. Col· I, 26 f. (Meyer.)· Wie groß ist doch die Mildigkeit und Nach- sicht Jesu, die sich in dem Zeugniß aussprichn »fie haben dein Wort behalten« wie schwach waren noch die Jünger, und wie anerkennend drückt er gleichwohl sich über sie aus! Vgl. Qui. 22, 28. (v. Burgen) Und wie groß ist doch die Bescheidenheit Jesu bei der äußerlich so gar unansehnlichen Ernte von dem Samen, den·er ausgestreuet hat: elf galiläische Handwerker für dreixährige Arbeit! Aber für ihn ist es genug; denn in diesen Elfen erschaut er das Pfand des Heils der Menschheit und die Gründung des Werkes Gottes auf Erden. (Godet.) — sitt) Wer Jesum Christum mit dem Auge des Gei- stes erkennt, der erkennt Gottes wunderbare Offen- barung, seinen allerheiligsten Namen. Von der Krippe bis zum Grabe, vom Jordan bis zum Bach Kidron, vom Berge der Verklärung bis zum Todesberge Gol- gatha ist all das Leben, Leiden, Sterben, ja darnach das Auferstehn C risti nichts als die reinste, seligste Offenbarung des amens Gottes, mit welchem er von uns genannt sein will: wir sehen und hören nichts Anderes als seine Güte und Herrlichkeih in der er vor uns übergeht »(2. Mos. 33, 12 ff.) und in höchsteigener Person wie mit aufgehobenen Segenshänden von sei- nem Namen predigt, daß er ist barmher ig und gnädig, gsduldig und von großer Güte und reue. (Löhe.) ie Elfe wußten» daß alles bei Jesu vom Vater sei, an der Folgsamkeit hat allerdings auch bei ihnen noch vieles gefehlt; aber wie bei Kindern schon etwas Rechtes gewonnen ist, wenn sie nur einmal gewöhnt sind, sich zum strikten Gehorsam gegen die elterlichen Worte verpflichtet zu fuhlen (denn von diesem Punkte aus kann man dann mit ihnen weiter kommen), so hatte auch Jesus ein Großes erreicht, als die Elfe einmal wußten, alles, was Jesus rede und thue, sei vom Vater, also eine heilige Auetorität (Geß.) b. v. 9——19. Jesu Bitte für seine Sänger: cr liittet den Vater um ihre Erhaltung in des Vaters Kanten, um ihre Bewahrung vor dem Uebel in der Welt und um ihre Heiligung in Gottes Wahrheit; denn sie siiid ja der Grund, darauf er seine Kirche bauen (Gphes. L, 20), die Apostel, die er nach seinem Hingang in die Welt angsenden will Gluti- 6, 13), und daß dieser Grund ein wohl zu— gerichteter und fester sei, davon hängt das« Gedeihen und der Bestand der Kirche ad, und daß die Welt sein Wort rein und lauter und himmelslirciftig em- pfangc, dazu müssen die Apostel tief in demselben gegriindet und ganz durch dasselbe geheiligt sein (Qsfenb. St, 14). 9. Jch -[zu den Bitten um Fortführung und Vollendung des von mir angefa1igenen Werkes b) Jesu Bitte für s eine Jünger, auf deren Bewahrung und Förderung soviel ankommt. 293 auf Seiten der Menschen mich wendend] bitte sin erster Linie für sie, von denen ich so eben V. 6 ——8 eine jetzt schon vorhandene Frucht meines Werkes aussagte], und bitte [in diesem Zusam- menhange] nicht für die Welt san der ich noch so wenig habe ausrichten können, daß sie im Gegen- theil mich hasset und mein Werk wieder zu ver- nichten suchtL sondern für die [allein und aus- schließlich bitte ich bei dem, was ich in V· 11——19 sagen werde], so du mir« sausdrücklich von der Welt sie ausscheidend und absondernd] gegeben hast; denn sie sind snachdem sie zuvor schon dein waren, weshalb du eben sie mir zugeführt V. s» nunmehr in einem noch viel höheren Sinne] dein [so daß sie jetzt dir auch in noch viel höhe- rem Maße am Herzen liegen]. 10. Und swas in Beziehung auf sie gilt: »die du mir gegeben, sind jetzt noch viel mehr dein·geworden, und die dein waren, hast du alle mir gegeben«, wird auch die Regel bleiben für alle kommenden Zeiten und Gefchlechter — es findet zwischen uns ein wechselseitiges einander Zntheilen und Zuführen des jedem Eigenen statt :] alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; Und [daß ich es auch ausspreche, warum ich von diesen meinen Jüngern bezeuge, daß sie jetzt in einem noch viel tieferen Sinne dein find als vorhin :] ich bin in ihnen verkläret [mein Bild hat angefangen, sich in ihnen abzu- drücken, ich habe eine Gestalt in ihnen gewonnen, die noch weiter sich ausprägen wird Gal. 2, 20; 4, 19; L. Cor. Z, l8]. Jn diesen beiden Versen sagt der HErr zunächst, für welche er den Vater bitte, und warum nur für diese; von V. 11 an erbittet er dann Bestimnites für dieselben und begründet den Jnhalt dessen, was er für sie bittet. (Ebrard.«) · Für die Jüng er bittet Jesus im Gegensatz zur Welt; in den vorhergehenden Abschiedsreden hatte er diesen Gegensatz in so bedeut- samer Weise hervorgehoben, daß er auch in diesem zu- fammenfaffenden Gebet hervortreten mußte. (Luthardt.) Wie reimet sich’s aber, daß er nicht will für die Welt bitten, so er doch in Matth 5, 44 lehret auch für unsre Feinde bitten, so uns verfolgen und lüstern, beide, unsern Namen und Lehre? Darauf ist kurz die Antwort: Für die Welt bitten, und nicht für die Welt bitten, muß beides re t und gut sein; denn er spricht bald hernach (V. 2) selber: »ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden«. Dieselbigen müssen je noch (ehe sie bekehret werden) von der Welt sein; darum muß er für die Welt bitten um solcher willen, die noch sollen herzukommem St. Paulus war ja auch von der Welt, da er die Christen verfolgete und tödtete; noch bat St. Stephanus für ihn (Apostg. 7, 58), daß er bekehret ward. Also betet auch Christus selber am Kreuz: ,,Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun«. Also ist’s wahr, daß er, beide, für die Welt und nicht für die Welt bittet. Das ist aber der Unterfchied: auf diese Weise und dermaßen bittet er nicht für die Welt, wie er für seine Christen bittet. Für die Christen und alle, die bekehret sollen werden, bittet er also, daß sie bei dem rechten Glauben bleiben, zunehmen oder fortfahren und nicht davon fallen, und die noch darinnen sind, aus ihrem Wesen treten und herzukomm»en; »das heißt recht und wohl für die Welt gebeten, wie wir alle bitten sollen. Aber wie sie jetzt gehet und stehet, weil sie wider das Evangelium tobet und wüthet, will er in keinem Wege für sie gebeten haben, daß Gott ihm solch Wesen gefallen oder durch die Finger sehe und gehen lasse; sondern das Wider- spiel soll man bitten, daß er ihr mehre, ihr Vorneh- men hindere und unichte mache, wie der Prophet Mofe that in 4. El) of. 16, 15 wider Korah und feine Rotte, da er rief zu dem HErrnt ,,wende dich nicht zu ihrem Opfer«; item der König David in 2. Sam. 1·5, 31, da er bat, daß Gott Ahitophel? Rath nicht ließe fortgehen, sondern zur Narrheit machete; des- gleichen bittet er auch oft im Pfalter wider die Ver- folger ·und seine. Feinde. Aber solch Gebete gehet nicht eigentlich wider die Person, sondern wider das Wesen, so die Welt führet und treibet wider Gottes Wort, welches die Person nicht läßt zu Gnaden kom- men. (Luther.) Die Welt kann nach doppelter Seite betrachtet werden: zuerst nach der, trotz der Tiefe des sündigen Verderbens, in den Adamskindern nochgebliebenen Gnadenfähigkeiy von der Welt m diesem SinnesagrJefusx »ich bin nicht in die Welt gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig« mache« (·Kap. Z, 17), und so ist denn nach dieser· Seitehin die Welt allerdings Gegenstand der Furbitte Christi, wie ja die Junger auch aus. der Welt gewonnen worden. Die Welt kann aber auch nach dem sie beherrscheiiden gottfeindlichen Prineip betrachtet werden; von der Welt in diesem Sinne heißt es in Kap. 14, 17., daß sie den Geist der Wahrheit nicht empfangen kann, für sie u bitten wäre also ebenso vergeblich, als »für den ürsten der Welt zu bitten — sie ist da·nicht Gegenstand der Fürbitte, sondern der Gegenbitte »(Hen»gstenberg.) Daß Jesus, den Worten: ·,,fondern sur die, so du mir gegeben hast« noch beifügt: »denn sie sind dein«, ist nicht ein bloßer Ruckgang zu 6., wo es hieß: ,,sie waren dein«- Der Unterschied der Zeit deutet auf Unter- fchied des Sinnes: die Elfe sind jetzt, nachdem sie Jesu Wort angenommen und behalten haben, in höhe- rer Weise des Vaters, als solange sie noch beim Täufer waren und ehe sie um Täufer kamen; der Same des Evangeliums, das eugniß Jesu vom Vater ist seither in ihren Her en ausgestreut und aufgekeimt. Der Vater hat sie Jesu gegeben, Jesus aber kann bereits anfangen, sie dem Vater zurückzugeben, wie er denn auch mit seiner· Fürbitte V. 11—19 thut; denn schon leuchtet sein Bild aus den Jüngern hervor (,,ich bin in ihnen verklaret«), Jesu Bild aber ist das dem Vater wohlgefälligfe Bild und für ihn ein mächtiger Beweg- grunddgemaß der Fürbitte Jesu an den Jüngern zu thun» arum aöer fügt der HErr den beiden Sätzem ,,sie sind dein« und: »ich bin in ihnen Herkläret« noch den ein: ,,alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein?« Er blickt hiermit über den Kreis der Elfe hinaus auf die etlichen Hundert, die sonst noch seine Jvunger geworden waren, ferner auf die zukunftigen Jungen zu denen auch wir gehören sollen (V. 20 fs.); sie alle schließt er durch dieses Wort in seine nachfolgende Furbitte ein. Hat er durch die Worte: »ich bitte nicht für die Welt« in tiefem Ernst eine scharfe Grenze»gezogen, so ist das: ,,alles, was mein ist, das ist dein« ein Wort freudiger Hoffnung, daß der Kreis derer, die er so dem Vater wird zurück- geben dürfen, immer weiter und weiter wird werden; und das andere: »was dein ist, das ist mein« ist ein 294 Evangelium Johannis 17, I1——19. Wort dankbarer Hinnahme, denn er nimmt schon hier alle die Seelen mit lobpreisendem Herzen in Empfang, welche in den künftigen Jahrhunderten der Vater ihm geben wird, und weiß, daß unter allen, die des Vaters sind, keine ihm fehlen soll. (Geß.) 11. Und [nun sind das die drei Gedanken, die mich in Betresf ihrer und meines Verhält- nisses zu ihnen bewegen und eine dreifache Bitte für sie mir eingeben:] ich bin [fortan] nicht mehr [wie bisher, bei ihnen] in der Welt sdaß ich selber und unmittelbar mein Werk an ihnen weiterfiihren könnte], sie aber sind in der Welt sinnerlich zwar von ihr ausgeschieden V. 6, aber äußerlich doch ganz in sie hineingestellt und ihr preisgegeben], und ich [indem ich aus der Welt weggehe] komme zu dir sdaß sie an meiner Stelle mein Werk in der Welt nun fortsetzen sollen]. Heiliger Vater [so lautet meine erste Bitte, hervorgerufen durch jenen ersten Gedanken], erhalte sie [da du als der Heilige das einmal angefangene gute Werk nicht kannst liegen oder wieder zu Grunde gehen lassen Hei. 36, 28 Anm.] in deinem Namen, die [nach besserer Lesart im Grundtext: den, näm- lich den Namen, den] du lzur Offenbarung an sie V. 6] mir gegeben hast, sund zwar erhalte sie darin für den Zweck und mit dem Erfolge] dirs; sie Eines seien [eine durch Einheit des Gei- stes und Wesens unter sich geschlossene und durch Besitz und Bewährung deines Namens von der Welt, die dich nicht kennet V. 25, unterschiedene Gemeinde], gleichwie wir« sder Vater und der Sohn, ein einheitliches, zusammengehöriges Ganze mit einander ausmachen]. 12. Dieweil ich bei ihnen war in der Welt sdenn noch kaum eine Stunde, so werde ich es nicht mehr sein, wie ich vorhin V. 11 sagte], erhielt ich [an meinem Theil] sie in deinem Namen ldurch fortgesetzten Unterricht und treue Seelenpflege]. Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahret sum deinem Willen gemäß nichts da- von zu verlieren Kalb. 6, 39], und ist snun auch wirklichJ keiner von ihnen verloren, ohne das ver- lorene [dem Verderben jetzt unwiederbringlich an- heimgesallene 2..Tl)ess. 2, 3] Kind [Matth. 26, 24; doch ist auch dieser Verlust nicht durch eine Vernachlässigung meinerseits herbeigeführt, sondern ein durch des Judas muthwilliges Sichhingeben an das Verderben heraufbeschworenes Verhäng- niß], daß [mit dem, was» zu thun er nun hiZngIgFEIJUgeUJ die Schrift erfullei wurde« [Kap. 13. Nun aber kommeich zu dir [so daß ich ihre Erhaltung in deinem Namen für künftig dir anvertrauen muß], Und rede solches in der Welt sspreche ausdrücklich die deshalb an dich gerichtete Bitte in V. 11 vor ihren Ohren aus, so lange ich noch da bin in der Welt], auf daß sie [indem sie dieselbige hören und in der bevorstehenden Stunde der Angst und Bedrängniß Kap. 16, 33 sich dessen getrösten, wem und von wem und wofür sie übergeben sind] in ihnen haben meine Freude [mit welcher ich in’s Leiden und Sterben darum hineingehe, weil das der Weg des Kom- mens zu dir für mich ist V. 1 u. 5] vollkom- men*" sdenn du bist ja größer als ich und größer als alles Kap. 14, 28; 10, 29; wissen sie aber sich deinen Händen übergeben, so wissen sie auch sich sicher bewahrt nnd gut aufgehoben, und solches Bewußtsein soll ihnen eben das Herz mit vollkommener Freude erfüllen, vergl. I. Joh. I, 4]. 14. sUnd nun der andere Gedanke: ,,sie aber sind in der Welt« V. 11! Dieser Gedanke muß darum besonders das Herz mir schwer be- wegen, weil sie in der Welt uicht mehr so sind, wie vordem, ehe ich sie von der Welt zu meinen Jüngern erwählete, da nämlich die Welt das Ihre noch lieb hatte und ihnen nichts Schlimmes weiter drohete Kap. 15, 19; 7, 7; vielmehr jetzt so in der Welt sind, daß sie als deren Fluch und ein Fegopfer aller Leute dastehen 1.Cor. 4, 13.] Jch habe ihnen gegeben dein Wort [das du an die Welt mir aufgetragen, als denjenigen, bei denen ich auch Aufnahme und Gehör fand, wäh- rend die übrige Welt sich dagegen verschloß V.8; Kaki. 12, 37 ff.], und die Welt hasset sie [hat bereits einen Haß auf sie gefaßt darum, daß sie nicht als Jhresgleichen sich bewiesen, sondern von ihr sich ausgeschieden haben]; denn sie sind [gleich ihrer ursprünglichen Anlage und Art nach] nicht von der Welt [derer, die nicht von Gott sind und darum auch Gottes Wort nicht hören mögen V. e; 8, 47; 10, 26 f.], wie denn auch ich sgleich meiner ursprünglichen Herkunft und dem mir von Haus aus eigenthtimlichen Wesen nach] nicht von der Welt [sondern im höchsten und vollsten Sinne. von Gott] bin. 15. Jch bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest [wie ich denn schon in Kuh. 13, 33 ff. ihnen bedeutet habe: ,,wo ich hingehe, da könnet ihr für jetzt nicht hinkommen«], sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel swelches der Haß der Welt ihnen ausladen wird, damit es sie nicht er- drücke, sondern sie alle Zeit unversehrt daraus hervorgehen Kap. 16, 2 f.; Offb. 3, 10]. 16. Sie sind [wie sie es schon ihrer ur- sprünglichen Art nach nicht gewesen V. 14., so vollends jetzt, nachdem ich dein Wort in sie ge- pflanzt habe, dadurch sie denn wiedergeboren sind als aus unvergänglichem Samen und von Gott geboren I. Petri 1, 23; I. Joh. b, I. 4] nicht bon der Welt [daß, gleichwie diese vergehet und dem Tode anheimfällt, auch sie zu Grunde gehen dürften, vielmehr müssen sie bewahrt bleiben Dreifache Bitte für die Jünger, hervorgerufen durch einen dreifachen Gedanken Jesu. 295 zu dem unvergänglichen und unbefleckten und un- verwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel 1. Petri 1, 4], gleichwie auch ich nicht von der Welt bin-s— sdaß mein Sterben wäre wie- das Sterben der Kinder dieser Welt, sondern es ist für mich nur der Weg zum Eingang in die Herr- lichkeit]. 17. [Ja, ich komme auf dem Wege des Todes zu dir: dies der dritte Gedanke, der mich be- wegt V. 11. Und weil ich nun vom Throne deiner göttlichen Herrlichkeit aus den Tröster, den Geist der Wahrheit, ihnen zu senden vermag Kap. 7, 39; 14, 16 f.; 15, 26 f.; is, 7 ff» so bitte ich:] Heiligesie sdurch ein reichliches Maß der Begabung mit demselben] in deinerWahrheit Idie ich in dem ihnen verkündigten Worte ihnen zum Besitz übergeben habe, auf daß sie, ganz darin als in ihrem Lebenskreife sich bewegend und von fremden Einflüssen unberührt, rechte Träger und würdige Vertreter derselbigen seien]; dein Wort sdas ich ihnen zu ihres Lebens Grund und ihres Geistes Besitz gemacht habe] ist die Wahrheit [und neuer Offenbarungen an sie bedarf es nicht mehr Kap. 16, 13 ff·, wohl aber, daß das ihnen Anvertraute ihnen zu voller Klarheit komme und sich in allen ihren Gedanken, Worten und Werken zu vollem Leben entfalte]. 18. [Und gerade bei ihnen ist eine solche Entfaltung, die zur vollen Ausgestaltung wird, in ganz besonderer Weise nöthig.] Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt [und zu solcher Sendung geheiligt Kap. 10, 36], so sende- ieh sie [als meine gleich anfangs dazu erwählten Apostel Apostg. l, 2] auch in die Welt [und erbitte mir eben für dies ihr Amt deine Heiligung] 19. Jch heilige mich [indem ich jetzt in den Tod am Kreuze gehe] selbst sitt sie szu einem Opfer und Lösegeld behufs ihrer Reinigung von aller Sünde, aber zugleich auch zu einer Kraft der Erneuerung und der Verklärung in mein Bild l. Petri 2,- 24; l. Joh. Z; 5 f.; Gal. L, 19f.], auf daß auch sie geheiligt seien in der WahrheitH [sich opferfreudig mit allem, was sie find und haben, an-dieselbe hinzugeben Ephes. 5, 2]. «) Die drei Sätze zu Anfang dieses Verses bilden die Anknüpfungspunkte für eine Reihe auslegender Gedanken, die dann mit andern neu -erweckten Gedanken verflochten folgen. ,,Heiliger Vater«, so zunächst redet Jesus bei seinen Bitten für die Jünger den Vater an; wir müssen da dem Begriff der Heilig- keit Gottes näher treten. Dieselbe ist Gottes Selbst- bewahrung, kraft deren er in allen Verhältnissen, die in ihm sind und in die er irgendwie eingeht, sich selbst gleich bleibt, nichts von seiner Gottheit aufgiebt und nichts Ungöttliches in sich aufnimmt. Aber dies ist nur die eine Seite: die Heiligkeit wäre nicht Heiligkeit, sondern Verschlossenheit, wenn sie nicht Gottes Ein- gehen in mamåizfache Verhältnisse und dadurch Offen- J» barung und ttheilung seiner selbst voraussetzte; darum ist die Heiligkeit Gottes, genauer gefaßt, die Vereinigung oder, noch richtiger, das Jneinandersein von Selbstbewahrung und Selbstverschließung, von Bitzgebårgig ueikcihglkzwelåirx eion zutrkchdritjnglichkljeitrund n ur rings et. no ern o m er un engen, ungöttlichen Welt wohnt· als der Heilige, waltet ge- wöhnlich in dem Begriff seiner Heiligkeit die Rücksicht auf seine Selbstbewahrung vor, und der Name des Heiligen wgd ofktt genannt, um zhur SeläeuMzrfing eh;- er re igen uru re en zu erma nen . o. , ; jedoch finden wir auch oft genug die Erwähnung der Heiligkeit Gottes gerade »in solchen Beziehungen, wo kirrte) Fräncedheguxeg as sie Yienåchelec hervåvrsgixodben i,n1e1au terer a,wo en em Vater als dem Heiligen die Menschen nahe bringt, die der Vater ihm gegeben at. Vermöge seiner Heiligkeit nähert sich Gott seinen userwäkzlten in Gnaden, weil sie: in dibeser slnnaherung doch sichs selbstGundchfeinen amen ewa ren ann: vermöge einer ere tigkeit verschlreßt er sich der Welt in unzugänglicher Hoheit, weil er durch Annäherung an sie sich selbst und seinen Namen beflecken würde (V. 25 Jesus bittet nun für die Jüngem ,,erhalte sie in deinem Namen!« Er hat ihnen den Namen des Vaters Zeoffenbam hat diesen Namen Ihnen kund gethan (V. 6) und bisher sie in demselben erhalten (V. 12): nun, während er dies nicht mehr kann, überläßt er es dem Vater. Die Stunde war da, wo sein eigener Name ihnen verdunkelt werden sollte durch seine Schmach und seinen Tod; sie konnten in ihrem Glauben an Jesum irre werden, und wurden eine Weile irre. Aber der Sohn hatte ihnen den Vater nun schon so zu erkennen gegeben, daß ihr Glaube eine Zeitlang allein in dem Namen des Vaters, selbst bei Verdunkelung des Sohnes, Halt und Stütze haben konnte, bis Ihnen der Name des Sohnes auch wieder verklart erschien so daß keine Macht der Welt Iliäehösitsetitzxatek uxidbliem Shothne egtiieißten konnyte (Kp. , . er rr a a er m :,,er a e einen amen in ihnen«, denn datiiit hätte er nur gebeten, daß jeder Einzelne sich für die Erkenntnis; und den Abdruck Gottes in seinem Geiste nicht verlieren möchte; dabei hätten die Jünger doch vereinzelt bleiben können, in- dem Jeder »für steh besonders seine Erkenntniß Gottes in seiner Eigenheit festgehalten hätte» Das will Jesus nicht, sondern der NameGottes soll 1hr·Ve·re1mgungs- puknkt sein, äu vdem dste säcth leioch talssschgeästlichessBrüder er ennen un on er e un er te en w: en a s eine Gemeinschaft, dieGottIgeheiligt ist; darum spricht erxfxåeehkalte sie Sgi dteenåm s emenspaucf daß sie ldtåyrech die e e en ige an ine ein, g ei wie wirJ it diesen letzten Worten deutet Jesus schon über die Zeit der gegenwärtigen Anfechtung hinaus auf die Sendung dessen. Gerge? tdusrch Zeig sspgteähig di; Gläugigen Im amen e a er un e o ne er a»ten, urch den sie Ein Herz und Eine Seele wurden. (Schmieder.) ff) Wie die Schuld dieses Verlorengehens nicht gcikgråtklsoniisern sdeåbszeäxatsers sSeltber ishdsrä is; arkich · » ge eine · a» eine orung e er es Fhrizyrsondgrie reiht srchs nach Gottesfsslictxthsjehlßiißdin en roun pan ein; e war ewei a , a er Verrath selbst ein Mittel zur Auxizführungg dieses Er- losungsplans sem sollte·, der Erlöser sollte nicht nur durch den Haß der Feinde, sondern auch durch den Verrath eines von denen, die sein Brod gegessen, leiden. (Ebrard.) Des Petrus Verleugnung und der Andern Aergerniß und Flucht wird doch zu keinem eigentlichen Abfall ausschlagen; das sieht der HErr prophetisch schon voraus, darum gelten ihm die Elfe als Bewahrte und Unverlorne. (Stier.) — Mehrere s Ausleger leiten aus dem Worte des HErrm »daß die 296 Evangelium Johaiinis 17, 20—24. Schrift erfüllet würde« den Satz her: ,,es ist Jesu Aufgabe nicht gewesen, den Judas zu retten, sondern ihn zu -tragen, und trotz, seiner voraus erkannten Un- rettbarkeit nichts an ihm zu versäumen, was das von dem Vater geordnete Verhältnis; des Vieisters zum Jünger forderte« — ein wichtiger Satz insofern, als auch einein jetzigeii Vater, Erzieher und Seelsorger nicht zur Aufgabe gestellt werden kann, unter jeder Bedingung alle, die ihm anvertraut werden, zu be- wahren, zu fördern und selig zu machen, so daß es ihm schlechterdiiigs zum Vorwurf gereichen müßte, wenn er ein verlorenes Kind darunter hätte; doch bleibt im Vergleich mit Jesu der Unterschied immer der, daß wir unsrerseits fast nie mit Sicherheit voraus- wissen können, ob eins von den uns Anvertrauten wirklich ein verlornes Kind sein werde, und welches es sei. Nur in ganz vereinzelten Fällen vermag Unsereins alle Treue anzuwenden und seine ganzen Kräfte anzustrengen, auch wenn man bestimmt weiß, die Arbeit ist doch umsonst, wie z. B. Moses dem Pharao und Jeremia dem Reiche Juda gegenüber in solcher Lage sich befanden und dennoch nichts ver- säunitenx und darum muß uns es in der Regel ver- borgen bleiben, wenn nach Gottes Rath eine einzelne Person oder ein ganzes Zeitalter unrettbar verloren ist, worauf denn»in letzterer Hiusicht es auch beruht, daß die prophetischeii Weissagungem namentlich da, wo sie speziell auf unsere Zeiten sich beziehen, meisten- theils ein verfiegeltes Vuch bleiben. Ist) Solches rede ich jetzt, spricht er, in der Welt: das ist, dazu lasse ich ihnen diese Worte hinter mir zur Letze, daß sie es hören, wie ich für sie bitte, daß sie unter deinem Schutz und Hut sollen sein, und sich des; trösten-und gewiß darauf verlassen können, daß du sie nicht wollest lassen, wenngleich alle Teufel und die ganze Welt auf’s Gräulichste wider sie toben. (Luther.) Jesu Freude ist die, die er hat als der, der jetzt zum Vater geht; die e Freude nun, die ihn erfüllt und belebt, soll auch in den Jüngern leben, sie sollen die Genossen und Theilhaber seiner Freude sein bis zu ihrem Vollmaß Dazu setzt er sie in den Stand und verhilft er ihnen, indem er sie durch dies Gebet, das er vor ihren Ohren spricht, in das selige Ge- heimniß seines Verke rs mit dem Vater schauen und sie daraus die Zuvericht gewinnen läßt, die auch sie durch den Sohn zum Vater haben können. (v. Burger.) Droben wird ja der Sohn auch reden zum Vater und vor dem Vater, anders als hienieden im Fleisch: das ist der Gegensatz, der den Worten: «folches rede ich in der Welt« zu Grunde liegt, ein Gegensatz jedoch, der auch wieder aus Einheit beruht, denn solches ist’s, was der "HErr dort angekommen fort- reden will, was er hier schon angefangen und auch ausgesprochen hat. (Stier.) s s) Die Ausleger behandeln das Wort in V. 16 fast ausnahmslos als eine bloße Wiederholung des Wortes in der zweiten Hälfte des 14. Verses; aber das ist es nicht, wie schon daraus hervorgeht, daß es jetzt heißt: »von der Welt sind sie nicht, gleichwie auch ich von der Welt nicht bin«, während früher es hieß: ,,sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht bin von der Welt« durch die ver- änderte Wortstellung also ohne weifel ein ähn- licher Fortschritt des Gedankens bezeichnet werden soll, wie in V. 6 ii. 9 durch die veränderten Zeitformen ein Fortschritt angezeigt wird zwischen dem ,,sie w aren dein« und ,,sie sind dein«. Das ,,sie sind nicht von der Welt« giebt den Grund an, warum sie von der Welt ausgegangen und nun ein Gegenstand ihres Hasses geworden sind; das »von der Welt sind sie nicht« begründet dagegen den Anspruch, den Jesus sur sie erhebt, daß sie vor dem Uebel, das die Welt ihnen anthun wird, bewahret und zum ewigen Leben errettet werden, d. i. mit ihrem Märthrertode nicht zu Grunde geheii,» sondern darin nur ihrem HErrn dahin»folgen, wohin er ihnen vorausgegangen (Kap. 13, 36). Mit der letzteren Beziehung ist nun des: Uebergang gemacht zu der folgenden Bitte in V. 17 fs., bei welcher den HErrn der dritte von den zu Anfang des 11. Verses vorausgeschickten drei Gedanken die Seele bewegt: ,,ich koinme zu dir«. Die Jünger sollen jetzt schon von diesem seinem-Kommen zum Vater einen Segen haben für die Zeit ihres noch Seins in derdWeåh er tosilldihiieu den Tröster, den heil. Geist, in» ie erzen en en, durch den dann der Vater sie heiligen soll in» der Wahrheit, und wie er sie bei seiner Auffahrt dem inneren Menschen nach mit sich in das himmlischeWesen versetzt (Apostg. I, ff.; Ephes 2, 6), also in einen besonderen Lebenskreis außer- und oberhalb der Welt erhebt, so sind sie nun auch im Stande, von ihm gesendet zu werden in die Welt. » s) Die Jünger dürfen ganz »und gar mit keiner Seite ihres Wesens der Welt angehören, sondern müssen ganz und völlig als lebendige Opfer Gott geheiligt sein»;»das»erbittet ihnen der HErr»mit den Worten: ,,heilige» sie in der Wahr»heit«. Die Wahrheit ist hier, wie in den johanneischen Reden Christi überall, die substanzielle Wahrheit, die in Christo erschienene gjlkaclzt deå Hiegligkeitsind Gnade; —- der Heiligkeit, ie ie ün e im erzen ri tet, der Gnade, die Kraft giebt zu ihrer Ueberwindung Diese substanzielle Wahrheit wirkt in den» Jüngern »siibjektiv als der Geist der Wahrheit; in ihrer Objektivität betrachtet ist sie das Wort der Wahrheit, das Wort» Christi. Jn dieser Wahrheit — in sie eingetauchh in sie »als in ihreLebenssphare ausgenommen — sollen sie g e»h eilig t, mit ihrer ganzen Persönlichkeit Gott zum Eigenthum geweihet werden. Sie haben das» Wort Christi als Wort des Vaters bereits angenommen und stehen darin, und da diesWort Wa rlzeitsmacht ist, so stehen sie in· der Wahrheit: so »so » enn der Vater geben, daß» sie in dzeser Wahrclåeih tihn der fix» s»t»eh»eii, viållig un ganz i in zum igen um ge ei ig wer en. (Ebrard.) Wenn Heiligkeit die Erhabenheit Gottes über die Welt in ihrer Bethätigung gegen die Welt ist, so ist heiligen dasjenige Thun Gottes, wodurch er der Weltgenieinschaft entnimmt und sich zueignetz an sittliche Heiligung ist dabei nicht meY und nicht weniger zu denken, als an Erleuchtung, egeisteruiig u. dgl» da Jesus den ganzen Menschen im Auge hat, wenn er für die Jünger bittet, daß sie ganz Gott zu- geeignet werden möchten. Die Wahrheit nun ist das Element, in welchem sich befindend die Jünger geheiligt werden sollen; diese Wahrheit aber ist ihnen iin Worte gegeben, indem dasselbe das Element und die bestimmende Macht des Lebens für sie wird, sind sie in »die Wahrheit versetzt und werden in der Wahrheit geheiligt. Hat nun Jesus dieses Wort den Jüngern nicht»blos um ihretwillen gegeben, sondern zugleich als ein Wort der Verkündigung an die Welt, so ist nicht blos für» ihre Person, sondern auch für ihren Beruf die Bitte nothwendig, daß sie geheiligt sein mögen in der Wahrheit, deren Abdruck das Wort» ist. (Lnthardt.) Sie bedürfen um so mehr wahrhaftiger Heiligung, da sie zur Mission an die Welt be- stimmt sind: selbst noch mit dem Weltwesen verflochten, können sie»diese Mission nicht erfolgreich ausführen. Wenn Christus sagt: ,,ich heilige mich selbst für sie«, so hat er» allerdings fü»»r di»e ganze Welt sich geheiligt, den Versohnungstod sur sie übernommen, hier aber e) Jesu Bitte für die, die durch der Apostel Wort an ihn gläubig werden. 297 kommen zunächst die Apostel in Betracht, weil der HErr eben für sie bittet (Kap. 15, 13), außerdem aber nach V. 20 ihre Stellung eine centrale ist. (Hengsten- bergg Das Wort: ,,ich heilige mich« deutet auf sein Ster en; man sieht das daraus, daß er in V. S, 8 u. 14 in der Vergangenheit redet, jetzt aber in der Gegen- wart. Das Offenbaren des Namens des Vaters und das Geben des Wortes Gottes ist bis dahin geschehen, dieses sich Heiligen aber geschiehet jetzt, er weihet sich jetzt selbst Gott; freilich hat er das auch schon bisher gethan, er hat von Kindheit auf und vollends während seines ösfentlichen Wirkens alle seine Kräfte lauter und ganz in den Dienst seines Vaters gestellt (Kap. 4, 34), aber jetzt weihet er sich Gott noch in anderer Weise. Jetzt gilt es, entweder von seinem Bezeugen der Wahrheit zurücktreten oder den Verbrecher- tod darüber erleiden, und er erwählt den Tod; jetzt gilt es ferner, sein reines Leben zu bezahlen anstatt seiner Brüder als Lösegeld, damit sie loskommen. können aus der Schuldhaft, in der sie sich befinden, es gilt, sein Blut zu vergießen zur Vergebung der Sünden und zur Stiftung des neuen Bandes. (Geß.) · Christus heiligt sich durch, sein Sterben einestlseils im negativen, anderntheils impositiven Sinne: l) nega- tiv heiligt er sich für die Welt, indem er sich durch seinen Opfertod rein von derWelt scheidet, der Welt gekreuzigt wird und zu Gott geht, positiv, indem er damit die Macht gewinnt, in der Macht des heiligen- Geistes wieder zu kommen in die Welt; 2) negativ heiligt er sich für die Seinen, indem er sein Leben für sie zur Versöhnung ihrer Schuld darbringt, positiv, indem er mit diesem höchsten Liebesopfer belebend auf sie zurückwirkt und insbesondere auch ein Prinzip des Leidens gründet, aus dem sich ihre Mär- tyrerleiden entfalten werden, wie ihre Werke aus sei- nen Werken (Eol. 1, 24). Dadurch sollen nun auch die Jünger negativ und positiv geheiligt sein: nega- tiv, indem sie sich der Welt gekreuzigt wissen und Gott ihr Leben zum Dankopfer darstellen; positiv, indem sie als Friedensboten der Welt in aufopfernder Liebe bis zum Märtyrertod das Evangelium verkün- digen· (P. Lange.) c· v. 20—26. Jesu siltessir seine Gläubigenx diese sind die lebendigen Steine (1. Petri L, 4ss.), die aus dem Grunde der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Grttsleiu ist, erbauet werden zu einer Behausung Gottes im Geist; damit aber der ganze Bau, wohl in einander gestigeh wathse zu einem heil. Tempel in dem HGrrtg müssen die Steine mit einander von gleicher Jtrt sein und zu einander im rechten illerhciltniß stehen. So ist es dao Ging-sein mit einander Und das Ging-sein in ihm und dem Mater, was der ljQrr seinen Gläubigen erbittet, indem er zugteikh die beiden iijauptepoclscn am Anfang und Ende der Geschichte seiner Kirche markirt, wo das Gebet am siihtbarsten sieh« erfüllen wird, und zuletzt weist er hinüber in die Ewigkeit, welche die Vollendung des hier in der Zeit ange- fangenen Werkes bringen soll. 20. Jch bitte aber nicht allein für sie [diese meine Jünger, die hier leiblich um mich her stehen V. 9 ff.], sondern für die, so durch ihr Wort [durch das von ihren Herzen aufgcnommenq ihnen selbst in Fleisch und Blut übergegangene und dann in mündlicher Predigt und schriftlicher Ab- fassung von ihnen verkündigte Wort] an mich glauben werden [und schon jetzt aus allen Ge- schlechtern der Menschen und in allen Zeitaltern der Kirche meinem Geistesauge sich gegenwärtig zeigen], · 21. Auf daß [dies der Zweck, für welchen ich sie in meine Fiirbitte einschließe, das Ziel, dem mein Herzensverlangen sich entgegenstreckt] sie alle sdie gegenwärtig und die künftig Gläubigen], Eines seien sgleiches Wesen mit einander in sich tragend und durch Liebe zu einander auf’s Engste veebundens gleichwie du Vater in mir [bist], und ich in dir [bin V. 11]; daß auch sie sindem ein jeder in uns ist nnd wir in ihm sind Kap. 14, 28] in uns Eins seien lEinen Leib mit einander bildend Röm. 12, 5 f.; 1. Eor. 12, 12 ff.; Ephes ·4, 3 f.; Phib 2, 1 ff; 1.Joh.1, Z; 4, 12 f.], auf daß sdies die Folge, welche aus der Erschep nung solcher Einheit nach außen sich ergeben wird] die Welt sdie ihrerseits nichts so Herrliches auf- zuweisen, wohl aber Sinn und Empfänglichkeit dafür hat Apostg. 2, 46 f.;- 4, 32 ff.; b, 11ff.] glaube, du habest mich gesandtt [da derjenige, der das an und bei ihnen ausgerichtet hat Gal. Z, 28., nicht von der Welt sein kann, sondern nothwendig von Gott sein muß 1. Joh. 4, 7].l 22. Und ich [wenn ich von der V. 21 in’s Auge gefaßten Anfangszeit meiner Ge- meinde, die allerdings schon eine gar herrliche sein wird, vollends hinausblicke auf ihre noch weit herrlichere Endzeit Offb. 14, 1ff.; 20, 4ff.] habe ihnen [den zu dieser Gemeinde Gehörenden, alsdann zu selbsteigenem völligem Besitz] gegeben die Herrlichkeih die du mir gegeben hast sbeftehend in der prophetischen, priesterlichen und königlichen Würde Offlx 1, s; 14, 5. 4; 20, ej, daß sie seiner mit dem andern zu gleicher Herrlichkeit er- hoben und einer mit dem andern zu gleichem Schaffen und Wirken sich zusammenschließend] Eins seien, gleichwie wir [du, der Vater, und ich der Sohn] Eins find fund nicht blos der Ge- sinnung, sondern auch ihrer ganzen Wesens-Be- schaffenheit nach » mit uns in unmittelbare Be- rührung treten]: 23. Jch in ihnen, und du in mir lschaltend und waltend]; auf daß snachdem das Heilswerk nun allseitig ihnen zugeeignet und ihr Heils-besitz- ein vollständiger geworden ist] sie vollkommen seien in Eins sihre Einheit und Einigkeit in vollendeter Weise sich auspräge], und die Welt [der allerdings außerhalb der Gemeinde dann auch noch auf Erden vorhandenen Heiden, die aber jetzt nicht mehr vom Satan verführt werden Offb. 20, s] erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebest« swodurch denn das Missionswerk von ganz außerordentlichem Erfolg gekrönt sein wird]. 24. Vater, ich will [nach dem Rechte, das 298 Evangelium Johaniiis 17, 25. 26. ich in meinem Verhältniß zu dir habe, mein Bitten nunmehr sogar bis zum Fordern steigernd], daß wo ich fvonnun an] bin lwenn ich werde zu dir eingegangen sein V. 5], auch die [meine jetzigen und meine künftigen Gläubigen] bei mir seien, die du mir gegeben hast sindem du sie dahin zu mir verfetzest], daß sie meine Herrlichkeit sehen fund selber ihrer theilhastig werden I. Joh. Z, 2; Rom. 8, 29 f.]; denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt gegrundet ward «« fund mir da eine Herrlichkeit gegeben, zu der ich jetzt wieder zurückkehre, um alle die Meinen mir nachzuziehen V. b; 12, 26].» V) Ueber die ganze Welt breitet Jesus hier gleich- sam die segnenden Hände·a1is; alle, welche in Zukunft glauben werden, stehen i1n Geiste bereits vor ihm. Zweck seiner Bitte für diese ist die Einheit aller; in- dem aber Zweck, ist dies zugleich der Jnhalt seiner Bitte. Wenn bei der vorigen Bitte (V. 9 ff.) er von der Scheidung der Welt und der Seinen ausging, so kommt nunmehr, da sich der Blick über das Ganze erweitert hat, die Welt nur noch als zu gewinnende in Betrachh die von ihr ausgeschiedene Gemeinde, wie sie einerseits die Sammlung aller Gläubigen ist, ist zugleich andrerseits in Betreff der ungläubigen Welt die sammelnde Anstalt. (Luthardt.) Der HErr bittet für die, welche durch der Jünger Wort an ihn glaub en (nicht: ,,glauben werden«, wie Luther nach der her- gebrachten Lesart im Grundtext übersetzt); er redet in dem zeitlosen Präsens, welches, eben weil es auf keine bestimmte Zeit sich bezieht, durch seine Bestimmtheits- losigkeit alle Zeiten umfaßt. Die Fürbitte wird immer weiter ausgedehnt: zuerst bittet Jesus für die Jünger, die geglaubt haben, daß ihn der Vater gesandt hat V. 8); nun bittet er für alle, die je durch er Jünger ort glauben mögen, aber das letzte Ziel ist ihm dies noch nicht, sondern daß durch Gottesgemeinschaft dieser Gläubigen auch die Welt überführt werde und glaube, daß der Vater ihn gesandt. So bittet er doch auch für die Welt, von welcher er früher (V. 9) gesagt hatte, daß er nicht für sie bitte. (Schmieder.) Aller Glaube in der Kirche ist von dem Worte der Apostel abhängig, dem mündlichen wie dem fchrift- lichenx des letzteren Bedeutung mußte nach dem Tode der Apostel die des mündlichen bei Weitem überwiegen. Nach der Analogie des durchaus auf fchriftliche Ur- kunden gegründeten alten Bundes hat der HErr hier ohne Zweifel die Schristen der Apostel schon mit vor Augen gehabt. Das Unwesen der sogenannten münd- lichen Tradition überwucherte damals alles; Christus bekämpft sie entschieden (Matth. 5, 21ff.) und weist überall von den Menschensatzungen auf die Schrift: wie sollte er cilso für die Fortp anzung der Wahrheit in seiner Kirche auf die bloße üiidliche Tradition ge- rechnet haben? (Hengstenberg.) Wie er in V. 17 bezeugt, im Worte sei die Wahrheit, und in V. 6——8, durch das Wort seien die Elfe geworden, was sie ge- worden, so macht er in V. 20 das Wort, nämlich das apostolische Wiedergeben und Auslegen des vom Vater durch Jesum geredeten Worts (V. 8), zu dem Samen, woraus der Glaube entfprießen muß. Ein Gläubiger des neuen Buiides ist also ein Mensch, der vom apostolifchen Worte lebt; die Zeitgenossen der Apostel hatten deren mündliches Wort, für alle späteren Jahr- hunderte aber reden die Apostel durch ihr schriftliches Wort, daraus folgt für uns die Mahnung, daß wir uns doch recht eifrig an die Schrift des neuen Testa- ments halten. Wollet nicht leben von« eurem und andrerChristen chriåtgichem Gefuhl: dieser Bach ist nicht tief und sein asser nicht lauter, sondern mit viel Lehni aus dem Boden des natürlichen Herzens vermischtl Wollt euch auch ·nicht begnügen mit dem Hören der Predigten und Bibelstunden, noch mit dem Lesen von Erbauungsbüchern und Gesangbuch s- liedernx sie sollen euch nur Wegweiser zur Quelle sein, die Quelle selbst giebt den besten Trank! Man kann es den Leuten bald abmerken, ob sie aus der Quelle oder nur aus abgeleiteten Bächlein schöpfen; wir sollen keine —aner und keine —isten, sondern Christen» apostolische, ev»angeli«f·che» Christen sein. (Geß.) Jefusrrbittet fur die zukünftigen Gläubigen, daß sie mit seinen damaligen Jüngern Eine Gemeinde in der heiligen Liebe bilden mögen; in diesen Worten spricht er· das ganze Wesen seiner Gemeinde auf Erden aus. Die Einheit in dem zerrissenen menschlichen Geschlecht durch ihre Versohnung init Gott wieder herzustellen, war er erschienen; der Grund nun, auf dem diese Einheit ruht, ist kein anderer als der, wel- cher auch den Vater und den Sohn Gottes verbindet, der heil. Geist, der Geist der Liebe (V. 11), aber diese unsichtbare Einheit der Liebe soll sich als eine solche auch nach außen offenbaren, die Kirche soll eine äußere werden, und gerade diese Offenbarung der Einheit in der Liebe nach außen soll das stärkste Zeugnis; für die Welt sein, daß Christus der Sohn Gottes ist. (v. Ger- lach.) Der Vater die Wurzel, Christus der Stamm, der heil. Geist der Saft, die Gläubigen die den Saft an sich ziehenden Zweige, das christliche Leben die Frucht Eines Baumes, der heil. Kirche. (J. Gerhard.) Das ist die Frucht, die durch und aus solcher Einig- keit soll folgen, iiämlich daß Christi Wort weiter aus- breche und in der Welt angenommen werde als Gottes Wort, darin eine allmächtige, göttliche, unüberwindliche Kraft und ewiger Schatz aller Gnaden und Seligkeit steht. Luther. » · «) esonders bei dieser Stelle bemerkt Spener: ,,Jch bekenne ern, daß mir in solchen Worten die Be- trachtunfgi zu och kommt, daß ich nicht folgen kann«; und so ndet sich auch Jetzt bei den Auslegern meist viel Herumreden »Um die Worte, aber weni Hine in- fuhreii in deren eigentliche Meinung und edeutung. Wir haben vor allen Dingen darauf zu«achten, worauf auch Luthardt in eingehender Weise aufmerksam macht, daß» in V. 22 «un»d 23 dasselbe Verhältniß der Siitze zu einander, wie in,V. 21, insofern sich findet, als sie durch· ein drszeimaliges »daß« oder »auf daß« in gegenseitige Beziehung gesetzt sind, wobei das zweite·eine nahere-Ex»plication zu dem ersten giebt, das dritte aber eine fur die Welt beabsichtigte Folge von dem, was zuerst angegeben, dann näher entwickelt wcli)r,rll?ezeichnet, wie aus folgender Nebeneinanderstellung er e : «; ihre-is. see-is sei» 1 , « l! «, iined ig in dir; » l lkm in ihnen, und du in mir; daß au sie in uns Eins seien, auix dEciitßssie vollkommeii seien auf das; die Welt glaube, dii und ädaßs die Welt erkenne, 22 u. 23. daß sie Eins seien, gleichwie wir Eins sind, ich habest niich gesandt. da du mich gesandt hast sie, gleichwie du ll Wtediter åber hcåbenCtzvidr tikaraiifgzu2achten, daßdin a en rei ätzen er e an e in . 2 . gegen en J; V. 21 erweitkrtcherschginh aydzuerst is? dixhs »du, ater, in mir un i in it« in em es ur wir sindhEinsxs kkåsegzeraufgenhmmen wird wiss? das«,,iclz in i nen un u in mir erweitert· o ann wir das »in «uns Eins seien« zu einem svollkommen seien in Eins« gesteigert; c) endlich kommt zu dem »daß Vater, ich will, daß wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast. 299 die Welt glaube, du habest mich gesandt« noch hinzu: »und liebest sie, gleichwie du mich liebest«. Hieraus geht osfensichtlich hervor, daß der HErr, nachdem er in V. 21 den Anfang der Entwickelung seiner Ge- meinde vor Augen gehabt, wie derselbe in den oben angeführten Stellen der Apostelgeschichte uns vorliegt, nun das Ende dieser Entwickelung anschautz wir unsrerseits haben letzteres nicht ebenfalls vor uns, sind vielmehr für V. 22 f. ausschließlich an das pro- phetische Wort, wie es hernach dem Johannes in seiner Offenbarung anvertraut worden, gewiesen, und da ist denn lgerade dieses Buch dem Verständniß noch so sehr versch offen, daß wir uns nicht wundern dürfen, wenn die Ausleger auch hier mit ihrem Verständniß des Gebetes Christi meist am Ende sind. Der Leser wird aber soviel Licht, als dies in Betreff zukünftiger Dinge zu erlangen überhaupt möglich ist, fich verschaffen können, wenn er die oben aus der Offenb. Johannis angeführten Stellen nach der Erklärung, die vorlie- gendes Bibelwerk ihm an die Hand giebt, vergleichtz er wird mit seinen Gedanken nicht an der Zerrissenheit und Zerklüftung der gegenwärtigen Kirche, die freilich noch keine Erfüllung des Gebetes Christi ist, sondern nur den Segen von demselben genießt, daß sie mit ihren fortwährenden Streitigkeiten und Spaltungen fich nicht aufreibt, sondern ihrer un eachtet einem höheren Ziele entgegenrückt, haften blei en, vielmehr Jener Zionsgemeinde in Offb. 14 und dem sog. tausend- jährigen Reiche in Offb. 20 mit seinen Hoffnungen sich zuwenden, obgleich für seine eigenePerson er weder ein Glied jener Gemeinde noch ein Genosse dieses Reiches sein kann — für uns liegt der Trost der Zu- kunft in dem nachfolgenden 24. Verse. THE) Die Bitte erhebt sich in steigender Zuversicht zum Willensausdruck des Sohnes: ,,ich will« ist stärker als ,,ich bitte«. Die Steigerung ist aber darum berechtigt, weil, was der Sohn hier ausspricht, nur die Vollendung und der nothwendige Abschluß dessen ist, was durch die vorangehenden Verse begründet ward. (v. Burger.) So erhaben fchon in den An- fängen des Gebets einige Jesum selbst betreffende Worte lauten, so tritt doch vor allem feine Demuth und Ehrfurcht hervor; dage en athmet nun, was er von V. 20 an in Bezug aus seine Person sagt, eine wunderbare Majestät, und da erreicht in V. 24 die Majestät seines Redens den höchsten Punkt. Den Wendepunkt zu dieser niajestätischen Redeweise bildet das Wort in V. 19: ,,ich heilige mich selbst für sie«. Seine Hingabe in den.Tod ist seine tiefste Erniedrigung; aber Jesus weiß, daß gerade um dieser priesterlichen Opserung willen die Rechte göttlicher Majestät vom Vater dem Sohne zurückgegeben werden, und zwar so, daß er sie nun besitzt, wie als der Sohn Gottes, so als Menschensohn Jm Blick auf seine vollkommene Opferung seiner selbst an den Vater und auf den Willen des Vaters, ihn um ihretwillen in seine vor- irdische Herrlichkeit zurückzuführen, darf er vor seinem Ymmlischen Vater aussprechen: ,,ich will, daß meinen Jüngern zufalle das Sein-bei-mir und das Anschaun meiner Herrlichkeit«; wie Unsereins, wenn es vor seinem Tode sein Testament macht, in Betresf seines Eigen- thums zu Händen des irdischen Richters sagen darf: ,,ich wi 2c.« (Geß.) Jesus hat hier also nicht sowohl etwas vom Vater für die Seinen zu erbitten, als vielmehr zu ihren Gunsten von dem, was er besitzt, ein Vermächtniß zu errichten; denn von denen redet er, die der Vater ihm gegeben, also von einem Volk seines Eigenthums, über das er zu verfügen hat, und von der Herrlichkeit redet er, die der Vater ihm gegeben, also wiederum von etwas, das sein eigen ist, und da darf er im Tone eines Testators (Erb-lassers) reden. (Ebrard.) Die Theilnahme an seiner himmlischen Wohnung, welche Jesus den Seinigen hier zusichert, beginnt mit dem Tode der Gläubigen (Kp. 14, 2——4); sie verwirklicht fich zuerst in rein geistiger Weise, später dann auch in der Erscheinungswelt (Godet.) Das ist das letzte, aber tröstlichste Stück in diesem Gebet für alle, die wir an Christo hangen, daß wir gewiß und sicher seien, was wir endlich zu hoffen haben, wo wir Ruhe finden und bleiben sollen, weil wir hier in der Welt keine gewisse und bleibende Statt haben; darum sollten wir diesen Spruch unsern Hauptpfühl und Flaumfedernbette sein lassen für unsre Seele und drauf mit fröhlichem Her en dahinsahren, wenn das liebe Stündlein da ist, da wir, von Sünde und allem Unglück, dazu der Welt und des Teufels Gewalt los und entnommen, zur ewigen Ruhe und Freude ge- bracht werden sollen. (Luther.) 25. Gerechter Vater [1. Joh 1, 9., ich habe nichts, was deiner Gerechtigkeit widerstritte, be- gehrt, wenn ich dies hohe Wort in V. 24 aus- sprachL die Welt kennt dich Freilich] nicht fund sie in diesem ihrem selbsteigenen Stande habe ich ja ausdrücklich von meiner Fürbitte ausgeschlossen V. 9 und schließe sie auch, soweit sie in ihrem Wesen verharret und nicht auf die in V. 21 u. 23 erwähnte Weise fich gewinnen läßt, von der Theilnahme an der künftigen Herrlichkeit aus]; ich aber fnach meinem ganzen Verhältniß zu dir Kap. 8, 54 f-] kenne dich, und diese sdie mich hier umstehen und durch deren Wort auch noch Viele Andere an mich gläubig werden sollen V. 19] erkennen, daß du mich gesandt hast fwo- mit denn der Weg, auch sie in deine volle Er- kenntniß einzuführen, bei ihnen bereits gebahnt ist Kap. 16, 29 fs.]. M. Und ich habe ihnen sauch fchon, soweit das bisher möglich war] deinen Namen kund ge- than IV. 6 ff.], Und will ihnen fdenselben mittels der Sendung des heil. Geistes, der sie in alle Wahrheit leiten soll Kap. 14, 26; 16, 13 ff., noch weiter bis zu völliger Offenbarung] kund thun, auf daß [wenn das Heilswerk mit ihnen und allen künftigen Gläubigen nun zur Vollendung gekommen] die Liebe, damit du mich liebest, sin gleichem Maße] sei in ihnen, und lzwar darum in eben solchem Maße in ihnen, weil ja] ich in ihnen [nun allseitig lebe und volle Gestalt ge- wonnen habe]. Jndem Jesus eine Gemeinde von Sündern mit fich zum Thron hinaufführt, begegnet er gewissermaßen unterwegs der göttlichen Gerechtigkeit, und es drängt fich ihm das Bedürfniß auf, ihr gegenüber das unvergleichliche Vorrecht zu begründen, welches er für die Seinigen in Anspruch nimmt. Wären sie freilich noch von der Welt, welche von Gott nichts weiß, so würde diese Gerechtigkeit Ursach haben, gegen seine Bitte Einsprache zu thun« aber Er, der an ihrer Spitze erscheint, kennet Gott, und auch sie sind, indem sie ihn als den göttlichen Gesandten erkannt haben, in seiner Gemeinschaft in das Licht der Erkenntniß Gottes ein-« getreten. Dieses Licht ist zwar bei ihnen erst im An- 300 Evangelium Johaunis 18, 1——7. bruch begriffen; doch nachdem er die ersten Strahlen desselben über sie hat leuchten lassen, »macht er sich anheischig, ihnen seine ganze Erkenntnis; des Vaters mitzutheilen, damit sie mit demselben Anrechh wie er, Gegenstände der göttlichen Liebe werden können und bei der Vollendung seines Werkes Jesus so wesentlich in ihnen lebe, daß der Vater, wenn er sie»liebt, durchaus ihn liebt. (Godet.) Christus stelltouf die eine Seite die Welt, auf die andere sich uiid seine Junger; von der Welt sagt er: ,,sie hat dich nicht erkanntss von sich: »ich aber kenne dich«, von den Jüngern: »sie erkennen, daß du mich gesandt hast«. Wenn er nun hinzufügn ,,ich habe ihnen deinen Nanienkund gethaii«, so will er damit sagen: das kann ja nicht erfolglos sein, aus dieser in ihr Herz gesenkten Stunde» sproßt ein Gewächs der Gerechtigkeit hervor; »er bezeichnet es auch, wie das geschehen wird, nach seiner Verilariin nämlich wird er vom Himmel her den heil; Geit senden, da wird das Gewächs der Gerechtigkeit, das jetzt noch jung und fchwach, sogar nicht vollig gesund ist, sicher fortwachseii u einem gesunden, schonen Baum. (Geß.) Den letzten rfolg bezeichnet« der HErr mit den Worten: »auf daß die »Liebe, damit du mich liebest, sei in ihnen-und Jch in ihnen«; denn in die Liebe, mit der Gott seinen Sohn liebt, nimmt er auch die auf, die durch den Glauben »ein Christum seine Kinder worden sind (Kap». I, 12; Vom. 8,· 15 fs.), ist aber die Liebe Gottes in ihnen, »so ist Christus« in ihnen — er in ihnen, und sie »in ihm, wie er in Kap- l4, 20; 15, 4f. ihnen gesagt hatte. (v. Burgen) Das 18. Kapitel. Christi Leiden nor Caiphas und Pilatus. II. as folgt i» drei sapuein die Gesamt» von dem Leiden, Sterben und degKuserstizhung Jcsu Christi; aber es ist tiein vollstandiger, fi1r sich allein genügender Bericht, sondern die Wahl des-Stoffes bezweclit auf der einen Seite eine Vervollslandigung der in der Kirche schon in sllinlauf besindltihen Beriihte und die Vereinigung der darin enthaltenen einzelnen Staate zu einem abgeschlossenen Ganzen, weshalb er selber auch, der hier vorliegende Bericht, an »dem, was die fruheren Evangelien darbieten, seine Grganzuug sucht, und auf der anderenSeite sind lauter solche tilunlite hier beigebracljtz in denen offen zu Tage tritt, wie in der Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu der Unglaube der Juden silh vollendete, in den Erscheinungen des Jluscrstandenen dagegen der Glaube der Seinen zur Reife kam, so daß der in den bisherigen Theilen unsers Evangeliums entwickelte Gegensatz zwischen Jesu Jüngern und der Welt nunmehr zu einer durchge- bildeten Scheidung beider Parteien sich gestaltet. l. Kaki. is, Ists, 42. » Die Gefangennehmung, Yerurtlseikung und Hinrichtung Beste. a. Zins. M, 1—11 (§ 115 u. 116): die Geschichte der Gefangennehmung Jesu. Uicht nur aber— geht Johannes hier die Gespraehe mit den Jungern auf dem Wege nach Gethsemane und Jesu Seelen— liampf im Garten, sondern auch den Eus- des Ver— räthers, die Knrede an die tjohennriester und Jteltesten und den Vorgang init dem Jiinglinge bei itlartiusz dagegen erklärt er in Grganzung der übrigen Evangelium, wie Judas dazu kam, den Meister gerade in Gethseniane aufzuhalten, belchreibt näher das Zusammentreffen Jesu init der. Schnur, und giebt auih details zu dem Versuche des Petrus, mit dem Schwerte drein zu sustagen Jesus und Judas, Jesus mit den Jüngern und Judas mit der Schnur: das ist der Gegensatz, der die vorliegende Darstellung beherrscht (bgl. iltlatth ge, 30—5e; mark. i4, gis-se; einst. ge, 39—53.) 1. Da Jesus solches [nach dem Aufstehen von der Tafel, zuerst in Ansprache an die Jünger Kap. 15, 1 —16,» 33., dann im Gebet zu seinem Vater im Himmel Kap. 17] geredet hatte, ging er hinaus laus dem Saal und weiterhin aus der Stadt] mit seinen Jüngern [und ging nun, als er deren Mauern hinter sich hatte, wie einst David in 2. Sinn. 15, 23] über den Bach Kidron sbei welchem Gange er den Jüngern ihre bevor- stehende Flucht und Zerstreuung, dem selbstver- messenen Petrus aber nochmals sein dreimaliges Verleugneii ankündigte]; da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jiinger sdenn über den Oelberg hinüber bis nach Bethanien konnte er schon darum in dieser Nacht nicht mit ihnen gehen, wie er das an den ersten drei Abenden der Leidenswoche gethan, darnach aber auch die Zeit bis zum Donnerstag Nachmittag dort zu- gebracht hatte Luk. 19, 48 Anm., weil nach b. Mos. 16, 5 ff. die Passanacht innerhalb des Weichbildes der heiligen Stadt zugebracht werden mußte Matth. 26, 30 Anm.]. 2. Judas aber, der ihn verrieth sund nach Kap. 13, 30 vor etwa drei Stunden hingegangen war zu den Hohenpriestern und Aeltesten, die Vorbereitungsanstalten zu seiner Gefangennehmung mit ihnen zu vereinbaren Matth. 26, 47 Anm.] wußte den Ort auch [so daß er hernach V. 3 gerade hierher und nirgend anders hin die Häscher- Schaar dirigirte]; denn Jesus [seit er seine Fest- besuche in Jerusalem wieder ausgenommen hatte Kap. 7, 10 ff.] versammelte sich oft daselbst mit seinen Jüngern [so oft er in der unmittelbaren Umgebung der Stadt zu iibernachten hatte, vgl. Eint. zu Luk. 11, 1 ff.]. Mit dem Uebergang Christi über denKidroiy der unendlich tvichtiger ist als der Uebergang des Cäsar über den Rubieon, war mit der Erlösun auch das jüngste Gericht prinzipiell entschieden. (P. an e.) Vom Seelenkamps Jesu im Garten beri tet Johannes nichts; dies hängt mit seiner Ei enthüms lichkeit in der Auswahl des evangelischen Sto s über- haupt zusammen, er konnte aber hier noch insonderheit auch durch den bereits gegebenen Bericht itber die ähnliche Thatsache in Kuh. 12, 23 ff. bestimmt sein, welche nur Er anfiihrt, während jener Seelenkampf bereits ein Gemeingut der schristlichen Ueberlieferung war (Hebr. 5, 7), welches er so wenig wie die Abend- mahlsstistung und vieles Andere zu wiederholen brauchte. (Meyer.) «3. Da nun Judas sbis gegen Ende der ersten Morgenstunde des Charfreitags] zu sich hatte ge- uommen die Schaar [eine aus etwa 200 Mann « bestehende Abtheilung der auf der Burg Antonia stationirten römischen Legion, welche der Landpfleger Die Gefangennehmung Jefu. 301 dem Hohenrath zur Verfügung gestellt] und der Hohenpriester und Pharisaer Diener [bestehend theils in levitischen Tempelwächterm theils in Privatknechten, die man jener Schaar zugesellt], kommt et dahin mit Fackeln, Lampen [oder Laternen] und-mit Waffen [deren Stelle zum Theil auch Knüttel vertraten]. . 4. Als nun Jesus wußte alles, was ihm be- gegnen sollte fund nichtsowohl von den Feinden gefangen genommen fein wollte, als vielmehr sich frei ihnen übergeben Kap. 10, 18], ging er faus dem inneren Theile des Gartens, dahin er vor- hin zum Gebet sich zuriickgezogen] hinaus [bis an den Eingang, ihnen entgegen, um allem Nach- spüren nach ihm zuvorzukommen], und sprach zu Ihnen [nachdem er rasch des ihm entgegentreten- den Judas und feines Kufses sich entledigt und denselben mit dem Wort in Matth. 26, 50; Luk. 22, 48 auf den ihm gebührenden Platz, V. 5 zurückgetrieben hatte]: Wen suchet ihr? Zuerst stellt Johannes dem leidigen, elenden Wissen des Verräthers um den Ort des Ausenthaltes Jefu das Wissen des HErrn um alles, was über ihn kommen sollte, entgegen; sodann fügt er zu dem in V. 1 er- wähnten Hinausgehen ein weiteres Hinausgehen hinzu. (Stier.) Damit ist nicht ein Heraustreten aus dem Garten gemeint, denn nach V. 26 hat die Gefangen- nehmung innerhalb des Gartens stattgefunden; auch ist nicht ein Heraus-treten aus dem Kreise der Jünger gemeint, deren Mehrzahl vielmehr vorn am Eingang des Gartens lagerte (Matth. 26, 36 f.), sondern es ist (vgl. Matth. 14, 14) ein Hervortreten von dem tieferen Ort, an dem er sich befand, gemeint. Die Schaar meinte jedenfalls ihn schlafend zu finden, Judas war vorangegangen, durch einen Kuß ihn unter den Andern u bezeichnen: da tritt ihm Jesus entgegen und macht essen Absicht, ihn zu überraschen, zu nichte. Luthardt.) Als Virtuos der Bosheit hatte Judas das · eichen der herzlichen Liebe zur Loofung des Verraths gestempelt: sollen wir uns wundern, wenn diese Sache dem Jo- hannes foekelhaft war, daß er nicht wiederholen mochte, »was schon die Andern davon berichtet hatten? Indem er aber von dem Judaskusse schweigt, berichtet er uns die auf jene Scene folgende Frage an die Häfcher: ,,wen suchet ihr?« Sollte Judas erst hinten nach, nachdem das in V. 4——9 Erzählte vorgefallen, den HErrn geküßt haben; wie manche Ausleger annehmen, so wäre es nicht mehr recht ein Zeichen des Verraths; Judas wäre dann der Erste gewesen, der seine Frech- heit wiederfand und, um das gegebene Wort zu lösen, sich heranmachte, damit sie Muth faßten, man könne wohl Hand an Jesum legen· Diese Auffassung ent- fernt sich aber zu weit von der Aussage des Textes. (Riggenbach.) Wie mußte doch die Frage: ,,wen suchet ihr?« den Jüngern Johannes und Andreas (Kap. 1, 37 ff.) klingen! Sie hatten einst in Jefu von Nazareth das Lamm Gottes zu finden begehrt, als das erste Wort Jefu ihnen begegnete: »was suchet ihr?« — jetzt wird Jesus von Nazareth gefucht von denen, welche das. Lamm Gottes zur Schlachtbank führen sollen. (Besser.) Z. Sie antworteten ihm [schon jetzt von seiner majeftätischeii Erscheinung dergestalt überwältigh daß sie ihn nicht ohne Weiteres anzureden wagten, sondern einen Bescheid ohne unmittelbar persön- liche Beziehung gaben]: Jesum von Nazareth. Jesus spricht zu ihnen: Jch binjs snämlich dieser Jesus von Nazareth, von dem Ihr redetf Judas aber, der ihn verrieth fund nach dem Kuß sich wieder hatte zurückziehen müsfen], stund auch bei ihnen sso vdaß bei dein, was jetzt gleich erziihlt werden wird, er mit emgeschlossen zu denken ists. S. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Jch bin’s fund bei diesem Wort seine Majeftät, wie die aufleuchtende Herrlichkeit des HErrn in 2. Mos. 16, 10 sf., noch gewaltiger ihnen in die Augen blitzte], wichen sie zurück und fielen zu Boden [Jef.11,4; Jer. 46, b; Pf. 2, 4 f.; 40, 15 f.]. Jesus überrascht feine Häscher durch die Freimüthig- keitfsmit der er ihnen entgegentritt und, obgleich von Judas mittels» des Kufses ihnewfchon bezfeichneh gennåh cgilshwagekgiichts geschehen, sie selIt at? orldierh en we 1 re o1nmens zu nennen« arm wi er die unwürdige Art feiner Ueberlieferimg, über die Judas sich 1nit ihnen geeinigt, verbessern. (v. Burgen) Das Zeichen des Kufses war in der Voraussetzung verabredet, daß Jesus sich zu verbergen fuchen werde; durch sein offenes Hervortreten nun wird diese Voraus- setzung zu nichte und das Zeichen zwecklos gemacht. (Godet.) Die Absicht der zweimal ausgesprochenen Frage Jefu: ,,wen suchet ihr?« liegt im Folgenden offen vor: sie sollen l) bei dem bestimmten Bewußt- sein, daß sie Jefum von Nazareth greifen wollen, er- schrecken; und sollen Z) durch die bestimmte Punktatioti ihres Auftrags verpflichtet werden, die Jün er frei ausgehen zu lassen. Die zweite Frage wirt dann ebenso aufrichtend aus die Schaar, wie die erste nieder- schmetternd gewirkt hat (Dan.10,9 fs.; Offb. 1, 17 f.); nachdem der Verräther, dessen Kuß Jesus zu einem mißlungenen Zeichen machte, das kaum zu Stande. kam, auf die Linie der Feinde zurückgeworfen war, wurde er zugleich mit diesen durch das Wort Christi ur Erde niedergeftreckt (P. Lange.) Schon das zu Boden Fallen an sich und der Umstand, daß der Text die Hinfallenden allgemein und ohne eine Ausnahme bezeichneh so daß auch die römischen Soldaten mit zu verstehen sind, rechtfertigt die Auficht der Alten, es sei hier von einem wunderbaren Erfolg der Macht Christi die Rede; dieser wollte vor feiner Hingabe seine Ge- walt über seine Feinde und so die Freiheit seiner Hin- gabe bekunden. (Meyer.) Zwar wollte sich Jesus in die Hände seiner Feinde geben, doch aber so, daß zu- gleich offenbar würde, wie unvermögend jene wären, sich seiner zu bemächtigen, wenn er nicht selber sich hingäbe; es sollte offenbar werden, wer es sei, den man zu sahen ausgegangen. Dasselbe Wort, welches in der Nacht auf dem stiirmischeu Meer und in der Nacht nach dem Auferftehungstage die erschrockenen Jünger tröstet und beruhigt (I.liark. 6, So; Luk. 24, 39), sollte hier für die Feinde zu einer Macht des Schreckens werden, welcher dieselben zu Boden wirft. (Luthardt.) Was wird thun, der da kommt zu richten, da er solches that, da er gerichtet ward! welche Gewalt wird er haben, wenn er kommen wird zu herrsch en, da er solche Gewalt hatte, als er kam zu sterben! (Augustin.) 7. Da fniit seiner wiederholten Anfprache sie nun wieder aufrichtend] fragte er sie abermal swie vorhin V. 4]: Wen suchet ihr? Sie aber 302 Evangelium Johannis 18, 8—16. sebenfalls in derselben Weise antwortend wie vor- hin V. b] sprachem Jesum von Nazareth. 8. Jesus antwortete: Jch habs euch sschon einmal V. b] gesaghdaß ich es sJefus von Na- zareth] sei. Suchet ihr denn snach dem euch·zu Theil gewordenen Aufträge] m1ch, so lasset diese [nämlich meine Jünger, in Betreff deren ihr keinen Befehl habt, sie auch gefangen zu nehmen] gehen [vgl. Jes. 63, Z; 1. Chron. 22, 17]. 9. sSo fürsorgend für seine Jünger, denen ein Niitgefangenwerden nach ihrer. damaligen Schwachheit leicht eine Versuchung hätte sein können, die über ihr Vermögen ging, trat der HErr noch in dieser Stunde ein:]» Auf daß das Wort snoch bis zuletzts crfullet wurde, welches er [in Kap. 17, 12 zunächst in Beziehung auf die bis dahin verflossene Zeit] sagte: Ich habe det keinen verloren, die du mir gegeben hast. Die zweite Frage Jesu und seine wiederholte Antwort ward so gesprochen, daß der Schrecken von der Schaar wich und sie nun sich anschicken konnte, an das ihr aufgetrageneGeschäft zu gehen; doch genügte der er- fahrene Eindruck, um dem Worte Jesu: ,,lasset diese gehen!« die Befolgung zu verschaffen, auf die sonst schwerlich zu rechnen war. Denn wenn auch der Auf- trag des Hohenraths nur auf die Gefangennehmung Jesu gerichtet war, so zeigt doch der in Mark. 14,51f. erzählte Vorgang, wie nahe es den Jüngern stand, mit Verhaftet zu werden, wenn nicht das Wort Jesu sie geschützt hätte. Darum erkennt aber auch Johannes in diesem Schutze eine Erfüllung jenes Ausspruches Christi, welcher die ganze Zeit umfaßt, in der er mit seinen Jüngern noch zusammen war, bis an ihr Ende, und wenn auch sein nächster Sinn nicht auf die leib- liebe, sondern auf die geistliche Bewahrun der Jünger geht, so ist doch nicht zu vergessen, da derSchutz gegen eine Gefangensetzung, den Jesus ihnen hier an- gedeihen läßt, zugleich ein Schutz vor geistlicher Ge- fahr, ja dies vorwiegend war. (v. Bürger) Jn dem Worte: ,,suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!« ist die Frucht des Leidens Christi gepriesen· Nun hab ich einen ewigen Trost: ,,lasset diese gehen!« so heißt mein Freiheitsbrief — lasset mich gehen, Tod und Hölle, denn ihr habt Christum gesucht, und er hat sich für mich gegeben zur Erlösung-· (Besser.) 10. Da sals die Häscher Jetzt herzutraten und die Hände ·an Jesuin legten] hatte Simon Petrus sgleichwie noch ein andrenJünger Luk. 22, 38] ein Schwert swie solche, die auf Reisen sich befanden, zu ihrem Schutze es wohl bei sich führen durften], und zog es aus »und schlug nach des Hohcnpriestcrs Knecht sder bei der Gefangen- nehmung Jesu ganz nach der Art seines Herrn, dessen Wort Jesu Tod entschieden hatte Kap. 11, 49 ff., besonders eifrig sich zeigte], und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der Knecht swas die früheren Evangelisten noch nicht bemerkt, gleichwie sie auch des Petrus Namen nicht erwähnt haben] hieß Ptalchutk · · 11. Da sbrach Jesus zu Petro sum sein m Matth. 26, 52 f. ausführlich mitgetheiltes Wort hier nur kurz wiederzugeben]: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? [Siehe, ich habe ihn vorhin aus des Vaters Hand hinge- nommen, da »ich betete Matth. 26, 39 ff·; Mark. 14, 35 ff.; Luk. 22, 41 ff.; laß denn auch du von der Eigenmächtigkeit deines natürlichen Men- schen dich einführen in die ruhige Gottgelassenheit deines Meisters, dem seine Speise ist, des Vaters Willen zu thun, und sein Trank, des Vaters Willen zu erleiden] Die That des Petrus bedarf, besonders wenn wir bedenken, daß römisches Militär zugegen war, zu ihrer Erklärung der vorhergehenden Scene: Petrus hatte aus ihr soeben die Macht seines HErrn erkannt; er kann sich nicht darein finden, daß ersich im Besitze derselben ihren Händen übergeben will. Er denkt, wenn er nur rafch den Kampf einleitet, so wird der HErr dadurch bewogen werden, ihn glorreich zu Ende zu führen; dieser aber lenkt nur seine Hand also, daß er nicht zum Todtschläger wird, und läßt ihn dem Knechte nur so viel Uebles zufügen als nöthig war, damit er Gelegenheit erhalte, seinen Feinden Gutes zu t un, seine Jünger zu belehren, alle Welt zu erbauen. ( engstenberg.) Es stimmt gut zur raschen, hefti en, darum sich selbst fühlenden Art des Petrus, das er sich nicht leicht etwas gefallen lassen mochte (vgl. Matth. 18, 21) — wieviel weniger seinem Meister, den er so unendlich hoch über sich stellte und für den und seine Sache er so lebendi und stark fühlte! Darum geht darauf des HErrn ntwort, daß nicht gewaltthätige Eigenwilligkeih sondern geduldige Ergebung, wie ihm, dein Meister, so auch dem Jünger zieme; und darauf geht feine Erziehung des Petrus und das stellt er ihm als das Ziel seines Lebens hin, daß er lerne, in ge- duldiger Ergebung sich gefallen zu lassen, wie Gott es mit ihm schickt (Kap. 21, 18). War es aber bei Petrus die in der lebhaften Erregbarkeit seiner Natur be- gründete Stärke der Empfindung« für Jesum, welche ihn zu jenen Unüberlegtheiten hinriß, so war diese es auch, welche ihn hernach geschickt machte, der grund- legende Zeuge von deni erhöheten Jesus zu sein. (Luthardt.) Die Namen sowohl des mit dem Schwert drein schlagenden Jüngers als des verwundeten Knechts nennt nur Johannes: in Bezug auf ersteren mögen Bedenken weggefallen sein, welche die früheren Evan- gelisten abhielten ihn zu nennen; daß aber Johannes auch den Namen des Knerhts und sogar seine Ver- wandtschaftsverhältnisse (vgl. V. AS) weiß, ist ein Zeichen seiner Bekanntschaft in des Hohenpriesters Hause V.15. (v. Burgen) b. v. 12—ttap. 19, 16 (§. 117—l20): die Ge- schichte der derurtheilung Jesu. Jlukh hier übergeht unser Evangelist gar Manche-i, wag die andern Evangellflen bereite erzählt haben, so daß sein Bericht erst durch Vergleichung mit den übrigen Gerichten die rechte Klarheit empfängt; umgekehrt aber bringt auch Johannes dlieteg bei, wag bei Jtlatlhiiugy Mariens und tkutiae sich nicht findet, und tiommt nun durch seine Angaben der lehteren Darstellung erst zum rethten Verständnis. Jesus und seine Muster, das ist der beherrschende Gedanke, nach welchem die Wahl des Stoffe ge« schehen: Jesus allein, selbst von einem seiner vornehmsten Iünger oerleugnet und non den! welt- llihcn Mauer, der seine Unschuld erliennt und seine Gottegherrlichtieit ahnt, preisgegeben, und doch in aller Niedrigkeit horh über denen, die seine Sache Das Vorverhör bei Hannas. 303 verhandeln, stehend; dagegen die Richter mit allen ihren Machtmitteln, die sie wider ihn geltend machen, doch nur sich selber moralisch zu Grunde richtend. (Vgl. Malth W, 57—27, It; Markt. 14,53—15, W; Lust. W, 54—-23, 25.) l2. Die Schaar [oder Abtheilung der rö- mischen Cohorte] aber und der [sie anführende] Oberhauptmann [Apostg. 21, 31], nnd die Diener der Juden [der Hohenpriester und Pharisäer V. Z] nahmen sieht, wo er sich ganz ihnen hingab] Jesum und banden ihn« swie das mit Gefangenen; die dem Hohenrath vorgeführt werden sollten, zu geschehen pflegte Apvfta 9, Si. 13. Und führeten ihn svon Gethsemane zu- rück in die Stadt nach dem hohenpriesterlichen Palast an der Südwestseite des Tempelplatzes Matth. 26, 58 Anm., und zwar] aufs erste zu Hannas"« [dem Nasi oder Vorsteher des Hohen- raths Luk. 3, 2 u· Matth. 2, 4 Anm.]; der war [des] Kaiphas Schwäher [Schwiegervater, Schluß- bemerk. zum 1. Maccabäerb. Nr. 11, c. Zus.], welcher [wie schon in Kap. 11, 49 u. 51 bemerkt worden] des Jahrs [30 n. Chr] Hoherpriefter war. 14. Es war aber Kaiphas sderjenige von den Mitgliedern des Hohenrathss der [in der Sitzung, die man bald nach der Auferweckung des Lazarus zur Beschlußfassung darüber, wie gegen den immer mehr Anhang gewinnenden Wunderthäter einzu- schreiten wäre, veranstaltete Kap. 11, 47 ff.] den Juden rieth, es wäre gut, daß Ein Mensch würde nmgebracht für das Volk« sworaus sich schon im Voraus erkennen läßt, wohin es mit dem ganzen jetzt anzustellenden Verhör bei Hannas hinaus wollte, nämlich darauf, dem Hohenrath Material zu einer Anklage Jesu auf ein mit dem Tode zu bestrafendes Verbrechen incdie Hände zu liefern, näher, daß er ein politischer Aufwiegler sei und für solche Zwecke Anhänger unter dem Volke sich zu verschaffen suche V. 19; Luk. 23, 2ff.; 20, 20 sz V) Derselbe, vor dessen Entgegentreten und Bekennt- nisz: ,,ich bin’s« die ganze Schaar vorhin erschrocken zurückgewichen und zu Boden gestürzt war, ließ sich nun greifen, binden und fortfahren; es helfen aber alle zusammen, um den Einen zu fassen und zu binden, die Schaar, der Oberhauptmann und die Diener. Das hebt der Evangelist mit Absicht hervor, um anzu- deuten, wie sehr der Eindruck jenes Vorgangs noch nachgewirkt habe: nur wenn alle helfen, glaubte man seiner sicher sein zn können; so sollte es aber sein, damit die Jünger um so sicherer fliehen konnten, und gebunden sollte Jesus werden, um auch in dieser Form des Leidens vorbildliches Leiden (1. Mos. 22, 9; Pf. 105, 18; Richt 15, 13) zu erfüllen. (Luthardt.) Er) Für Johannes .lag das Hauptgewicht auf dem Vorverhör bei Hannas, für Matthäus und Markus au dem amtlichen Hauptverhor bei Kaiphas, für Lukas auf dem legalisirenden Schlußverhör am in ihrem entscheidenden Au s g a n g s Punkte, der letztere in ihrem weltlich-politischen Sch lußpunkte, Matthäus und Markus aber in ihrem hierarchisch sich entwickeln- den Mittelpunkte. (P. Lange) Das Verhör bei Hannas trägt durchaus einen vorbereitenden Charakter und führt, da Jesus sich weigert, auf die Frage des Hohenpriesters zu antworten (V. 19 ff.), zu einem Resultat; diese resultatlose Verhandlung wird dann in den drei ersten Evangelien ganz übergangen, dagegen über die Verhandlung vor Kaiphas und dem Synedrium mit einer Vollständigkeit berichtet, welche nichts ver- missen läßt. (Hengstenberg.) Der Ausdruck: ,,aufs erste« führt eine Ergänzung der Synoptiker ein, nach welchen es scheinen könnte, als sei Jesus unmittelbar zu Kaiphas abgeführt worden. (Godet.) List) Jm Grundtext wird die zweite Hälfte des 13. Verses mit der ersten Hälfte durch ein »denn« verbunden: »Und führeten ihn auf’s erste zu Hannas; denn er (Hannas) war Schtväher des Kaiphas 2e.« Dies »denn« kann nicht den Grund angeben, warum man Jesum überhaupt zu Hannas geführt habe (das war ja ganz in der Ordnung, weil derselbe Präsident des Hohenrathes war, vor welchem Jesus gerichtet werden sollte); vielmehr wird durch dieses Wort eine nähere Charakteristik jenes Präsidenten eingeführt, der Leser soll aus der gegen Jesum bereits bethätigten Gesinnung des Schwiegersohnes Kaiphas auf seine, des (bisher im Evangelio noch nicht erwähnten) Schwiegervaters Hannas, Gesinnung zurückschließem Wäre dies nicht der Zweck des Zusatzes, so würde die an Früheres erinnernde Bemerkung in V. 14 hier auch fast überflüssig sein. (Wieseler.) Wie der hohe- priesterliche Schwiegervater und der« hohepriesterliche Schwiegersohn unter Einem Dache wohnten, so lagen sie auch unter Einer Decke. (P. Lange) Beide Per- sonen machten gewissermaßen nur Eine aus (Luk. 3, 2 Anm. 2); Johannes nun will mit seiner Hin- weisung hierauf andeuten, was für Gerechtigkeit Jesus von solchen Leuten zu erwarten hatte. (Godet.) 15. Simon Petrus aber [der anfänglich bei der Gesangennehmung mit den übrigen Jüngern geflohenwar bald jedoch, solcher Flucht sich schämend, seinen Muth zusammennahm und nun Gelegenheit suchte zu beobachten, wo es würde mit der Sache hinauslaufen] folgte Jesu svon ferne] nach sbis hinzu des Hohenpriesters Palast], und sebenso that] ein anderer Junger sJohaunes Kap- 1- 35 ff.; 20, 2 ff.]. Derselbige Junger sder auch ein Haus in Jerusalem besaß Kap. 19, 27 und daher in 1nancherlei Beziehungen zu dortigen Einwohnern stund] war dem Hohenpriester bekannt, und ging sohne daß man an dem Ein- gangsthor ihm Hindernisse in den Weg gelegt hätte] mit Jesu sals dieser dahin abgeführt wurde] hinein in des Hohenpriestcrs Palast. 16. Petrus aber sder in einiger Entfernung nachkam und keinen Einlaß mehr fand] stund draußen vor der Thitr [und wußte nicht, wie er zum Ziele kommen sollte; da er jedoch einmal sich’s in"den Sinn gesetzt hatte, dabei zu sein, so kehrete er auch nicht um]. Da ging der andere « Sänger, der dem Hohenpriester bekannt war [und » . . « « ·. . k sich’s bald erklärte, warum jener nicht nachkam], Morgen- der erste faßt die Jkidische Verwertung Christ! z hinaus lnach den[ Eingangsthod und redete. m« I der Thürhütetin [auch für seinen Gefährten sich 304 Evangelium Johannis 18, 17——24. Einlaß erbittend], und fühkeie Petrnm hinein sin- dem auf sein Ersuchen auch diesem der Zugang gestattet ward]. 17. Da [schon jetzt auf die Vermuthung kommend , daß sie es in dem, welchen sie nach- träglich hereingelafsen, noch mit einem zweiten Jünger nächst dem ersten, früher hereingekhmmenem zu thun habe] sprach die Magd, die Thurbutcriw zu Petro [an einer Stelle und unter Umständen, die hernach in V· 18 angegeben werden sollen, s. Anm. zu Matth. 26, 70]: Bist du nicht auch dieses Menschen [Jesus, den man jetzt drinnen aburtelt] Junger einer? Er sprach shier zum ersten Mal verleugnend]: »Ich bcn’s nicht ffeiner Jünger einer, wie du sagst Matth. W, 69 f.; Mark. l4, 66—68; Luk. 22, 56 f.]. 18. Es stunden aber [als diese Verhandlung vor sich ging] die Knechte [des HoheUpriestersJ und Diener fdes Hohenraths, welche in Gemein- schaft mit den römischen Soldaten vorhin die Gefangennehmung besorgt hatten, dann aber von diesen, indem dieselben in ihre Caserne zurück- kehrten, allein gelassen worden waren] und hatten [auf dem Hofe des Palastes] ein Kohlenfeuer gemachtz denn es war [um diese Jahreszeit während der Nacht, zumal gegen Morgen-hin, noch ziem- l1ch] kalt, und warmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich sseine Verleugnung geschah also nichtfprivatim der Magd gegenüber, sondern ösfentlich in dem Kreise der ganzen Ge- sellschaftls Während die Synoptiker die drei Verleugnuugen des Petrus, welche in der mündlicheit Ueberlieferung wahrscheinlich eine eigeneErzählungsgruppe für sich bildeten, nach einander berichten, trennt sie Johannes und vertheilt sie in den Verlauf seiner Erzählung, indem er abwechselnd von Jesus zu Petrus und von Petrus zu Jesus übergeht. Dieser mehr gegliederte Bericht giebt der Thatsache die Anschaulichkeit des Hergangs zurück, und diese wiederherzustellen ist wohl auch der Grund, warum unser Evangelist die durch seine Vorgänger schon mit etheilte Begebenheit eben- falls erzählt. (Godet.) Such Petrus war mit den übrigen Jüngern geflohen im Garten; deß schämte er sich xetzt und wollte die Scharte seines Muthes wieder auswetzem wollte beweisen, daß er doch so schwach nicht sei, wie der HErrjhm zutraute, daß er möglich machen könne, was der HErr für unmöglich erklärt hatte. Er hätte lieber ins Verborgene gehen und auf seinen Knieen beten sollen, das; er nicht in Versuchung falle; er hätte denken sollen: ,,siehe, das Erste ist nun erfüllt, ich habe den HErrn verlassen, wie er’s zuvor »efagt; das Andere, die Verleugnung, ruhet vor der EhürC Aber er traute sich zu viel zu und hielt für lauter Liebe und Glauben, was selbsteigene Ver1nessen- heit war; die Liebe zu Christo war in ihm mit dem unlaiiteren Begehren befleckt: »ich will ihm doch zeigen, was er an seinem Petrus hat! nicht umsonst soll er mich Fels genannt haben!« Nach einem Heldenthum gelüstete ihn, wozu er jetzt nicht berufen war. So irren wir, wenn wir von unsern guten Meinungen uns leiten lassen und Gottes klaren Befehl aus den Augen setzen (Kap. 11,10). Ein anderer .Jünger nun gesellt sich auf dem Wege zu ihm; das ist Johannes, der ist mit dem Hohenpriester bekannt und verschafft ihm bei der Thürhüterin Einlaß. Man hat gemeint, diese Bekanntschaft mit dem Hohenpriester mache dem Johannes wenig Ehre; doch es wird eine Fifcher- bekanntschaft gewesen sein, weiter nichts, und die Thür- hiiterin mag ihn besser gekannt haben als ihr Herr. Johannes rühmt sich auch nicht etwa dieser vornehmen Bekanntschaftz er erwähnt sie.deshalb, um nicht den hohen Schein sich zu geben, als habe ein besonderer Muth der Liebe die Thüre ihm geöffnet« Johannes ist mit einem andern Sinne als Petrus in den Palast gegangen, nämlich in Einfalt, und ohne damit prangen zu wollen; ohne Arg hat er auch dem Petrus Einlaß verschafft, und war ihm nicht bewußt, daß er dem Teufel einen Gefallen damit that. Wenn unser Gang nicht gewiß ist nach Gottes Wort, so müssen auch unsre besten Freunde zum Netze uns werden. (Besser.) Es ist derselbe sittliche Grund, dieselbe Liebe zum HErrn bei beiden Jüngern; aber den Petrus hätte Jesu Warnung (Kap. II, 36 ff.) vorsichtig, die eben erst empfangene Zurechtweisung (V. 10 f.) bedenklich machen sollen, und daß nun jetzt Johannes, der im hohen- priesterlichen Hause bekannt war, unbedenklich einge- lassen wurde, Petrus aber nicht und deshalb vor dem Thore stehen bleiben mußte, konnte zum Finger eig dienen, welchem von beiden gegeben sei, ohne Ge ahr hier weilen zu dürfen. Seine Bekanntschaft mit dem hohepriesterlichen Hause hat der Evangelist uns nicht erklärt, aber als gottgeordnet hat er sie jedenfalls an- gesehen; sie mußte nicht blos dazu dienen, daß er, der ein Zeuge des Lebensendes Jesu am Kreuze war, auch Zeuge dieses Anfangs seines letzten Leidens durch die Juden wurde, sondern sie mußte auch, indem sie dem Petrus den Eintritt in den Hof verschaffte, die Verleugnung desselben ermöglichem in welcher sich das vorhersagende Wort Jesu erfüllen und welche für die innere Entwickelung des Apostels von solcher entschei- denden Bedeutung werden sollte. (Luthardt.) Die Verzagtheit hier, aus der die Verleugnung des Petrus hervorgeht, bildet keinen Widerspruch gegen den Muth, mit dem er in V. 10 dem Knechte des Hohenpriesters das Ohr abhaut« es ist auch dort nicht der ruhige Muth des Glau ens, es ist der Muth eines natürlich kräftigen Gemüths, das durch die Umstände in Auf- regung versetzt wird, und wie alles Natürliche seine Hebun en und Senkungen hat, so auch dieser natür- liche uth. Umstände verändern die Sache: damals wurde Petrus gehoben durch den Blick auf seinen HErrn, der unmittelbar vorher seine göttliche Macht thatsächlich gezeigt hatte; Jetzt, da er ihn so völlig ohn- mächtig sah, entfiel ihm das Herz. (Hengstenberg.) 19. Aber der Hohepriester sKaiphas V. 13 u. 24., der gleich dieses Vorverhör bei Hannas leitete —— Andere wollen hier den Hannas ver- stehen, der in Luk. 3, 2; Apostg. 4, 6 als Hohe- priester bezeichnet wird, aber des Lukas Sprach- gebrauch, der dagegen den Kaiphas als eigent- lichen Hohenpriester blos »Priester« nennt Apostg 5, 24·, vgl. Hebt. D, S; 2. Mos 35, 19., ist für Johannes nicht maßgebend] fragte Jesum um seine Jiinger und um seine Lehre-· sfür den Zweck, irgend einen Anhalt für die zunächst beabsichtigte Anklage auf empörerifche Umtriebe wider -die römische Oberherrschaft zu gewinnen, nachdem Die Abfiihrung zu Kaiphas behufs der sörmlichen Gerichtsverhandlung 305 man ihn bei Pilatus bereits als Auswiegler dar- gestellt hatte Matth. 26, 58 Anm.]. 20. Jesus antwortete ihm: Jch habe frei öffentlich geredet vor der Welt swährend der ganzen Zeit meines Lehrarntes, ohne gegen irgend jemand mit etwas zurückzuhalten]. Jch habe alle- zeit fnur an össentlichen Orten, wo jedermann freien Zutritt hatte] gelehret fund zwar nicht blos« im Freien draußen vor großen Volkshaufem son- dern» noch besonders auch] in der SchUle [der mancherlei Ortschaften, wohin ich gekommen bin] nnd in dem Tempel szu Jerusalems, da alle Juden faus dem ganzen Lande an ihren Festen] zusammen kommen, fhabe also recht geflissentlich mich der Oefsentlichkeit aUsgesetztJ und habe nichts im Ver- borgenen geredet. 21. Was fragest du mich darum swas ich gelehret habe, während ihr Obersten ja früher mir das Wort entgegengehalten habt: »du zeugest von dir selbst, dein Zeugniß ist nicht wahr« Kap. 8, 13]? Frage [denn, diesem eurem Grundsatz gemäß, dessen Anwendung hier an rechter Stelle sein würde] die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe [und an dergleichen Zeugen kann es dir ja, abgesehen von eurem eigenen Bewußtsein, nicht fehlen]. Siehe, dieselbigen [ge- nauer: diese, darunter auch die, welche du als Diener des Hohenraths hier bei dir hast] wissen, was ich gesagt habest-« 22. Als er aber solches redete, gab der [Raths-] Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach smit ungehöriger Beziehung auf das Wort in 2. Mos. 22, 28]: Sollst du dem Hohenpriester [diesem Obersten deines Volks Apostg. 23, 5] also fin so lästerlicher Weise, wie du’s jetzt gethan] antworten? W. Jesus antwortete [ihm, dem Diener]: Hab ich [in der Art und Weise, wie ich eben dem Hohenpriester auf seine Frage Bescheid gegeben] ubel geredet, so stritt «als Antläger vor dem ver- ordneten Richter, dem Hohenpriefter, gegen mich auf und] beweise es, daß es böse sei fdamit dieser selber wider mich einschreite — du hast nimmer- mehr ein Recht dazu]; habe ich aber recht geredet lwie denn der, an den meine Rede gerichtet war, nichts dawider einzuwenden hat], was schlågst du mich-Hi«- 24. Und Hannas [der zur ganzen Sache schwieg, weil er wohl wußte, daß Gerichtsdiener in eine gerichtliche Verhandlung sich nicht drein zu mischen haben] sandte ihn [Jesum, dem man während dieses Vorverhörs seine Bande V. 12 einstweilen abgenommen, auf’s Neue] gebunden fgleich als wäre er auf jeden Fall ein Verbrechen wenn man auch nichts wider ihn aufzubringen wußte] zu dem Hohenpriefter Kaiphass sin dessen Dächseks Blbelwerh Vl. Band. Wohnungsräumen mittlerweile die Schriftgelehrten und Aeltesten sich versammelt hatten, damit nun dort die sörmliche Gerichtsverhaiidlung vor sich gehe Matth. 26, 57. 59 ff.]. V) Das Verhör des Hohenpriesters geht in schlauer Berechnung von dem Allgemeinsten aus: zuerst kommen die Jünger oder die Anhänger in Frage, dann die Lehre, durch die er sie gewonnen; er will ermitteln, was man von dem An ang Jesu zu denken, etwa auch zu besorgen habe, und nhaltspunkte gewinnen. Offen- bar, wie aus der Antwort Jesu sich ergiebt, geht er von der böswilligen Voraussetzung aus, Jesus habe eine geheime Verbindung gestiftet und Geheimlehren bei derselben verbreitet. Der Unterschied dieses Verhörs von dem vor dem Hohenrath liegt auf der Hand; dort sollte gleich constatirt werden, er sei ein öffe11tlicher Lästerer wider das Heiligthunx (P. Lange) Die Fragen des Hohenpriesters nach den Jüngern und nach der Lehre des HErrn zielen dahin, ihn als einen Aufrührer darzustellen, der durch geheime und falsche Lehre das Volk verführt habe, also zu einem Theudas und einem Galiläer Judas Apostg. 5, 36 f. ihn zu machen. (Besser.) » «) Jesus »umgeht nicht die Antwort auf die erste Frage nach seinen Jüngern; sie ist, soweit es hier nöthig war, in der Antwort über seine Lehre mit enthalten. Jst er stets frei und offen aufgetreten, so hat er keinen Anhang im Sinne der Frage sich ge- sammelt, oder auf Verschwörungen, dergleichen der Hohepriefter gern ihm aufbürden möchte, sich einge- lassen; denn diese erfordern Heimlichkeit, er aber hat in den Schnlen an den verschiedenen Orten seines Aufenthalts im Lande und im Tempel, dem Versamm- lungsort aller Juden an den hohen Festen, zu denen er öfter in Jerusalem sich eingefunden, gelehrt, und hat er außerdem im Freien, vor großen Volkshaufen gesprochen, so, fällt hier erst recht der Verdacht des Hein1lichen, das Licht der Oeffentlichkeit Scheuenden für seine Wirksamkeit hinweg. Der Schluß der Ant- wort: ,,Siehe, diese wissen, was ich gesagt habe« scheint nicht blos ganz allgemein auf das vorange- gangene ,,frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe« bezogen werden zu müssen, sondern im Besonderen auf die umherstehenden Diener des Hohenraths;- die eigenen Diener desselben waren ja einst ausgesandt gewesen auf Spähe mit dem Auf- trag, ihn zu greifen, und hatten dann Zeugniß abge- legt von dem Eindruck seiner Rede (Kap. 7, 32. 45f.). Aber je schlagender diese Antwort war, desto miß- fälliger fiir die Hörer. (v. Burger.) IN) Der Diener sieht seinen Herrn, den Hohen- priester, durch die freimüthige und passende Antwort betroffen, verlegen; da will er den Augenblick aus- füllen, sich beliebt machen, Lob und Lohn erwerben, denn er weiß wohl, was er sich erlauben darf. (Stier.) Daß der Diener es aus Wohldienerei gethan, weshalb er auch den Hohenpriester betont, ist wohl keine Frage; am Inhalt der Rede Jesu weiß er nichts zu tadeln, aber die Form soll ungebührlich sein, auf diese wird denn auch das ,,übel« und ,,recht« in der Erwiderung des HErrn gehen müssen. (Luthardt.) Eine ernste Vorstellung ist den Leuten ein Dorn im Auge; daraus machen si»e eine Unbescheidenheit, einen Mangel des schuldi en Respekts re. (Osiander.) Jesu sa11ftmüthige Vorste ung erklärt den Sinn seines Wortes in Matth. 5, 39; mit Wahrheit, Sanftmuth und Gerechtigkeit bei solcher Begegnung antworten, wie der HErr es hier that, ist oft weit schwerer und erfordert ein reicheres Maß des Geistes der Liebe, als im buchstäblichen 20 806 Evangelium Johannis 18, 25——32. Sinne die andere Backe darbieten. (v. Gerlach.) Christus spricht nicht: »ich will den andern Backen nicht dar- bieten«; denn weil er den ganzen Leib herhält, ist leichtlich zu denken, daß er sich nicht weigere den Backen herzuhaltem Daß er aber zum Knecht spricht: ,,habe ich übel geredet, so beweise es 2c.«, das sollst du also verstehen, daß ein großer Unterschied sei zwischen diesen zweien, den andern Backen herhalten und mit Worten strafen den, so uns schlä t. Christus soll leiden; aber gleichwohl ist ihm das ort in den Mund gelegt, daß er rede und strafe, was unrecht ist. Darum soll ich den Mund und die Hand von einander scheiden: das Maul soll ich nicht hingeben, daß ich das Unrecht billige; die Hand aber soll still halten und sich nicht selber rächen (Luther.) f) Ueber das, was bei Kaiphas verhandelt worden, berichtet unser Evangelist gar nichts; in V. 25—-27 gedenkt er nur noch der weiteren Verleugnu11gen des Petrus, in V. 28 aber erscheint Jesus als ein bei Kaiphas bereits Verurtheilte« und nun tritt in den Worten: ,,sie führeten ihn von Kaiphas vor das Richt- haus« plötzlich eine Piehrheit auf, die nichts Anderes als den Hohenrath meinen kann. « Osfenbar setzt Jo- hannes das von den andern Evangelisten Berichtete als schon bekannt voraus; wir haben also -hier um das richtige Verständnis; des in den folgenden Versen Erzählten zu gewinnen, uns die Abschnitte: Matth. 26, 59——68 u. Mark. 14, 55- 65 zu verge enwärtigen, nach welchen dort ebenfalls von Petri erleugnung weiter ergihlt wird. Diese, in jenen Abschnitten ent- haltenen orfälle gehören nach unsrer Berechnung der Zeit von früh 2—3 Uhr an; das ist aber au die eigent- liche Zeit des Hahnenfchreis, und stimmt al o alles gut mit dem Inhalt der folgenden Verse zusammen, von denen V. 25 den Anfang des eben genannten Zeit- raums bezeichnet, V. 26 u. 27 aber auf dessen Ende sich beziehen. 25. Simon Petrus aber [wie in V. 18 mit- getheilt wurde] stund sdanieden im Palast bei den Knechten und Dienern] und wärmete sich fund wenn er auch bei Gelegenheit der Abführung Jesu zu Caiphas V. 24 den Versuch machte, den Ortzu verlassen und sich hinaus in’s Freie zu begeben, so vereitelte doch das eine andere Magd Matth. 26, 71 f.;, Mark. 14, 68—70., so daß er sich an seinen bisherigen Standort wieder znrückbegabs Da sprachen sie zu ihm sgerade durch jenen Versuch erst recht aufmerksam auf ihn geworden]: Bist du nicht swie vorhin die Thürhüterin ja so bestimmt behauptete V. 17] seiner Jünger einer? snamentlich setzte Einer von den Anwesenden ihm recht hart zu, indem er’s ihm auf den Kopf Schuld gab: »du bist auch deren einer« Luk. 22, 58]. Er verleugnen aber [zum andern Mal] und sprach: Jch btu’s nicht. 26. Spricht snach einer Weile, bei einer Stunde, als nun die Verurtheilung Jesu beiKaiphas geschehen war und der Verurtheilte eben nach dem Hofe abgeführt werden sollte, die Männer am Kohlenfeuer aber dem Petrus damit zusetzten, daß seine Sprache ihn als einen Galiläer verrathe, er indessen auch das nicht als ein Zeugnis; seiner Jüngerschaft wollte gelten lassen Matth. 26, 73; Mark· 14, 70; Luk. 22, 591 des Hohenpriesters Knechte einer, ein Gefrenndter [Verwandter] deß, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte [V. 10]: Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm? 27. Da lin seiner verzweifelten Lage selbst bis zum Schwören und Sichverfluchen fortschreitend] verlengnete Petrus abermal [und also nun schon zum dritten Mal]; und alsobald sdenn es war jetzt Morgens, 3 Uhr] krähete der Hahn [womit des HErrn Wort in Kap. 13, 38 als vollständig erfüllt sich zeigte Matth. 26, 74f.; Mark. 14,71 f.; Luk. 22, 60621 Osfenbar war des Petrus Verderben das, daß er nicht zu Johannes ferner sich hielt, der ihm Eingang in des Hohenpriefters Palast verschafft hatte, sondern sich für sicherer hielt, wenn er unter die Diener und Knechte am Kohlenfeuer sich mischte und als einer Jhresgleichen sich geberdetex es war schon dieser Schritt, den er in seiner Thorheit that, ein innerliches Ver- leugnen der Jüngerschaft Jesu, und gar bald trat denn auch die innere Verleugnung nach außen heraus. Hierauf scheint unser Evangelist damit hindeuten zu wollen, daß er in Gemeins ast mit Lukas auch die zweite Verleugnung an das ohlenfeuer im Hofe ver- legt, während Matthäus und Markus vielmehr die vorangegangene Scene, die am inneren Theil der Thorhalle sich abspielte, in’s Auge fassen. »Die Reue des Petrus erzählt hier Johannes in seinem kurzge- faßten Berichte nicht: desto sinniger und rührender kommt diese allbekannte pshchologische Thatsache noch in Kap. 21, 15 ff. zum geschichtlichen Ausdruck. 28. Da fals nicht nur die erste, sondern auch die zweite Verurtheilung von Seiten des Hohenrathes geschehen Matth. 26, 70 Anm.] sühreten sie [die Hohenpriester und Aeltesten und Schriftgelehrten] Jesum von Kaiphas sdem Re- präsentanten des Hohenraths V. 24·, der ja auch dessen Urtheil lenkte und seine Schritte bestimmte V. 13 f.] vor das Rikhthaust sdes römischen Landpflegers Schlußbem zum l. Maccabäerb. Nr. 11, d Zus., von diesem ihr Todesurtheil bestätigen zu lassen, weil sonst sie dasselbe nicht hätten vollstrecken können V. 31]. Und es war frühe kMorgens bald nach 4 Uhr Matth. ge, 58 Anm.]. Und sie gingen nicht swie sie als An- kläger eigentlich hätten thun müssen, selbst mit hinein] in das Richthaus [sondern schickten blos den Gefangenen unter, einer Bedeckung dahin ab], aus daß sie nicht sdnrch solches Betreten eines heidnischen Hauses, zumal aus demselben ge- säuertes Brod nicht auch hinweggeschafft war, wie das Gesetz, für ihre Häuser auf die Tage der süßen Brode vorschrieb Apostg. 10, 28; 2. Mos. 12, 15 ff., IevitischJ unrein würden, sondern Ostern essen [an der] Dankopfermahlzeit dieses ersten heil. Ostertages 1. Sam. 1, 4z Z. Mos. W, 28 Anm. Theil nehmen] möchtents [Matth. 23, 24]. 29. Da [nach dem Grundsatz der Römer, die religiösen Sitten und Ansichten der Juden möglichst zu schonen, welchen Grundsatz auch seiner- Des Petrus Verleugtiesn Abführung Jesu zum römischen Landpflegen 307 seits zu beobachten er bald zu Anfang seiner Amtsverlvaltung durch Erfahrung gewitzigt worden .J0s. de b. Jud. II, g, 2 f.] ging Pilatus zu ihnen heraus sauf den Vorplatz des Richthauses Matth. 26, 10 Anm., ihre Sache entgegeuzunehmens Und sprachx Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschetfs [da es der Römer Weise nicht ist, einen Menschen ohne Weiteres, wie ihr von mir begehrt, hinrichten zu lassen Apostg. 25, 16.] 30. Sie antworteten und sprachen zu thut sindem sie vorgaben, es handele sich für ihn blos um einen formellen Gebrauch seiner Richterwürde, in der Sache selbst dürfe er ihrer eigenen Ge- rechtigkeit vertrauen, daß sie nicht ohne Grund das Todesurtheil über· Jesum würden gesprochen haben]: Wäre dieser nicht ein Uebelthätey wir hätten dir ihn nicht [zur Bestätigung des gefällten Rechtsfpruchss überantwortet [vgl. zu Matth. 27, 11]. 31. Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmet Ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gcsetz fda es ja, wie ihr behauptet, so steht, daß ihr « die Verantwortung für seine Bestrafung auf euch nehmen könnt und einer Untersuchung nieinerseits es gar nicht erst bedarf Kalb. 19, 6]. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen [nachdem uns die Römer das Recht zur--Vollstreckung einer Todes- strafe genommen Matth. 27, 2"Anm.] niemand tödten fund sind daher auf deine Bestätigung unsers Urtheils, das eben auf «den Tod lautet, angewiesen]. 32. sEs war das, worauf die Juden hier- mit hinwiesen, eine eigenthümliche Schickung Gottes, welcher die damaligen Verhältnisse so gefügt, daß der Hoherath sein Todesurtheil nicht selber aus- führen konnte:] Auf das; erfüllet würde das Wort Jesn, welches er [in Kap. 12, 32., vgl. 8, 28; z, 141 sagte, da er deutete, welchcs Todes er sterben würde fnämlich des Todes am Kreuz 12, 33; denn das konnte nur mittels einer Ver- urtheilung auch von Seiten des römischen Land- pflegers geschehen, während die blos jiidische Ver- urtheilung ihm den Tod der Steinigung zu«- gezogen hätte Apoftg 7, 56 ff.; Matth. 26, 65 f.; Z. Mos. 24, 13 ff.]. V) Es ist Gottes Walten darin nicht zu"verkennen, daß gerade in dem Momente, wo Jesus zu Pilatus abgeführt wird, Judas, von der rächenden Macht des Gewissens ergriffen, dem Zuge in den Weg tritt und das Bekenutuiß thut: ,,ich habe unschuldig Blut ver- rathen«, wie uns St. Matthäus in Kap. 27, 3 ff. er- zählt; Jesus sollte sterben für die Sünde der Welt, aber vor seinem Tode sollte seine Uuschuld noch in der mannigfa sten Weise und von allen Seiten her be- zeugt wer en. Man hat häufig die Reue des Judas als Beweis geltend gemacht, daß er früher nicht da- ran gedacht, daß seine That folche Folgen haben werde; oder man behauptete, daraus, daß er nach dem Ein- treten dieser Folgen von Reue er« rissen worden, folge doch wenigstens, daß noch ein besseres Element in ihm gewesen. Allein aus der Reue folgt keins von beiden; sie ist kein Beweis für die Güte seiner Natur, sondern nur für Gottes Allmacht und Gerechtigkeit Daß sie blos etwas ihm Angethanes war, Wirkung des Gerichts, was Gott innerlich an ihm vollzog, das zeigt hinreichend der Erfolg, der Selbstmord: Reue ohne Glauben ist nicht Buße, und nur die Buße kann den thatsächlichen Beweis liefern, daß noch keine gänz- liche Verstockung eingetreten, daß noch Hoffnung des Heils übrig ist. Die mildernde Ansicht wird ausge- schlossen dadurch, daß Jesus den Judas als das Kind des Verderbens bezeichnet, als den dem ewigen Ver- derben, der Hölle unzertrennlich An ehörigen und un- widerruflich Zugefprochenem ausge chlossen durch das »der Satan fuhr in ihn«, wodurch der Moment be- zeichnet wird, in welchem der letzte Grad erreicht, das Gutezerstört und der ganze Mensch von dem Bösen wie von einem durch alle Lebensorgane verbreiteten Gift inficirt war; ausgefchlossen endlich durch die Art und Weise, in der Petrus in Apostg. l, 25 von der Katastrophe redet, sein kaltes ,, er ist an seinen Ort gegangen« Die Reue des Judas kann diese That- sachen nicht aufwiegen. Die Leideuschaft hat ihre Hebung und Senkung: die Hebungen gehen so lange fort, bis das Ziel erreicht ist; dann tritt die Senkung ein und mit ihr freier Raum für die Stimme Gottes. (Hengstenberg.) Nicht eigentlich der Mensch hat das Gewissen, sondern das Gewissen hat den Menschen; es ist nicht in der Gewalt des Menschen, sondern eine Macht iiber demselben, es drückt nicht meine persön- liche Eigenthümlichkeit aus, sondern den persönlichen Zins? Gottes an mich. (Wuttke.) Vgl. zu 4. Mos. , . IV) Nicht wenige Ausleger glauben recht streng und genau den Ausdruck: ,,Oftern (Passa) essen« in dem Sinne nehmen zu müssen, welchen es in Llltatth 26, 17 ; Mark. 14, 12 u. 14; Luk. 22, 11 u. 15 hat, beziehen ihn also auf den Genuß des Ofterlammes und bringen nun heraus, daß nach Johannes die Feier der Passamahlzeit erst am Abend des Tages, an welchem Jesus gekreuzigt worden, noch bevorstand, während nach· den drei ersten Evangeliften diese Feier dem Kreuziguitgstage vielmehr vorausgegangen war. Es ist das aber nichts als eine Wortklauberei, da in 5. Mos. 16, 2 der Ausdruck »Passa« unzweifelhaft (indem ja von Schafen und Rindern die Rede ist) von den freiwilligen Opfern, die man am Osterfest nach dem Gebot 2. Mos. 23, 15: ,,erscheinet nicht leer vor mir« darbrachte und von denen dann Qpfermahlzeiten veranstaltet wurden (vgl. 2. Chron 30, 22; 35, 7 sf.) steht, also gar keine Nöthigung vorliegt, ihn auf das Osterlamm zu beschränken. Jene Ausleger verwickeln lieber den Johannes in Betreff des Jnhalts seiner Darstellnng in einen unauflöslichen Widerspruch mit den Synoptikerm als daß sie zu einer Anerkennung der Verschiedenheit im Gebrauch eines einzelnen Worts sich verstehen wollen; es zeugt aber auch die ganze Sachlage sehr bestimmt gegen ihre Auffassung. Denn wäre wirklich der Tag, von welchem hier die Rede ist, der 14. Nisan oder der Tag des Passalamms gewesen, so hatten die Juden weder Ursach, das Be- treten des heidnisckjen Hauses schon jetzt als eine Ver- unreiiiigung anzusehen, da es erst Piorgens ·4 Uhr war, wo das Gebot von der Hinwegschaffung alles Gefäuerten selbst in den jüdisclsetivHäusern noch nicht befolgt wurde (Matth. 26, 17 Anm. 1); noch hatten sie Ursach, um einer solchen geringfiigigeren Verun- reinigung willen, von der man durch einfacheWafchuug mit Sonnenuntergang schon wieder frei wurde (4. Mos. 19, 22), sich als ausgeschlossen von dem Genuß des Passas zu betrachten, das ja erst nach Sonnenuntergang 207 308 Evangelium Johannis 18, 33———38. egessen wurde. Dagegen-wurde gerade am ersten sterfesttage, dem 15. Nisan, die Mittagsmahlzeit als eine hochfeftliche in den jüdifchen Familien begangen; um diese nicht einzubüßem vermeiden die Hohenpriester und Aeltesten hier das Betreten des heidnischen Hauses, denn es haftete an ihr der- Charakter einer Dankopfer- Mahlzeit und galt in Beziehung auf sie das Gesetz in 3. Mos 7, 20 f., sie hätten aber am 15. Nisan wirklich schon früh 4 Uhr sich verunreinigt, weil die Tage der süßen Brode bereits begonnen hatten, und da sie vor Abends nicht rein wurden, hätten sie müssen auf die Theilnahme an dem Festefsen zu Mittag Verzicht leisten. Vgl. zu Matth. 26, 2. 33. Da sals die Juden jetzt mit der Anklage hervortraten: ,,Diesen finden wir, daß er das Volk abwendet und verbietet den Schoß dem Kaiser zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König« Luk. 23, 2] ging Pilatus sunter Be- gleitung etlicher Deputirten, die er von Seiten der Ankläger sich stellen ließ Matth. 27, 11 Anm.] wieder hinein ins Richthaus, und rief Jesu sdaß er an seinen Richterstuhl herantreten solle] und sprach [nun, als derselbe ihm gegenüberstund] zu ihm: Bist du der Juden König- [Matth. 27, 11; Mark. 15, 2; Luk. 23, 3]? 34. Jesus [der ja, als die Juden draußen vor dem Richthause ihre Beschuldigung vorbrachten, nicht ebenfalls noch draußen, sondern schon drinnen im Richthause war und also vor allen Dingen mußte feststellen lassen, in welchem-Zusammen- hange und. in welchem Sinne der Landpfleger die Frage an ihn richte] antwortete: Redest du das von dir selber faus eigener Veranlassung und im Jnteresse der römischen Oberherrlichkeit über das Land, indem mein Thun und Treiben dir etwa schon Ursach gegeben, Verdacht gegen mich als gegen einen politischen Aufwiegler zu schöpfen]? oder haben dir’s [daß ich nach der Königsherrschaft strebe und für solchen Zweck das Volk aufrege, erst] Andere von mir gesagt? [in diesem Falle dürfte denn doch die Anklage selbst dasjenige sein, was dir verdächtig vorkommen muß.] 35. Pilatus [die Richtigkeit dessen, was Jesus erwiderte, wohl fühlend, doch durch die Freimüthigkeit seiner Rede einigermaßen gereizt] antwortete: Bin ich ein Jude sdaß ich hätte Ver- anlassung nehmen sollen, mich bisher um dich zu bekümmern, oder jetzt Veranlassung hätte, in eigenem Jnteresse jene Frage an dich zu richten]? Dein Volk und die Hohenpriester IHdesseIbeUJ haben dich mir [als einen der Todesstrafe werthen Ver- brecher] itbecantwortet fund ich thue nur, was mein Amt von mir fordert, wenn ich deine Sache hier vornehme]. Was hast du gethan?" sdenn irgend etwas muß doch vorliegen, daß man so das römische Gericht wider dich in Anspruch nimmt.] 36. Jesus [der jetzt, wo Pilatus deutlich zu erkennen gegeben, daß er die Lage der Verhält- nisse richtig beurtheile und bei ihm kein Mißver- ständniß zu befürchten sei, einer bejahenden Selbst- erklärung in Beziehung auf die an ihn gerichtete Frage, wie sie in Matth. 27, 11; Mark. 15, L; Luk. 23, 3 vorliegt, näher.treten konnte] ant- wortete: Mein Reich ist [seinem ganzen Ursprung und Wesen nach] nicht von dieser Welt sdaß ich je etwas sollte gethan haben, was die Juden zu ihrer Beschuldigung berechtigte; und der That- bestand, wie er vorliegt, giebt auch dessen den offenkundigen Beweis] Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener [die in meinen Jüngern und Anhängern ich besitze Kap. 12, 26] würden darob kämpfen, daß ich [hernach, wie von dir allerdings geschehen wird Kap.19, 16] den Juden nicht überantwortet witrdez aber nun ist mein Reich nicht von dannenspsp [und darum habe ich gleich dem ersten Versuch dieser Art die Spitze abge- brochen, vgl. die Bem. zu Luk. 22, 51., und stehe hier» vor dir als Einer, für den kein Schwert gezückt wird und kein Arm zu seiner Befreiung sich rührt]. 37. Da sptach Pilatus [mit Befremdung einer- und Spannung andrerseits] zu ihm: So bist du [wenn du immerhin von einem Reiche redest, das dir gehört, und von Dienern, die dir anhangen, obwohl du keins auf Erden snchst und keine Streiter in den Kampf führst, die es dir erobern und verfechten sollen] dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es [hast meine Mei- nung richtig verstanden und den Zielpunkt, worauf meine Aussage hinausgeht, gut herausgefunden Matth. 26, 25· 64], ich bin ein König. Ich bin sum es auch näher zu bezeichnen, aus welchem Gebiete mein Reich belegen ist] dazu [als ein »Mensch] geboren [und von Ober her] in die Welt komme» lKap- Is- 28], daß ich die Wahrheit [die ich bei Gott gehört und geschaut habe 3, 321 zeugen soll [Kap. I, 17 f.]. Wer aus der Wahr- heit ist fSehnsucht nach ihr im Herzen trägt und darum auch e1npfänglichen Sinn für sie hat 8, 47], der hbret meine Stimme snimmt mein Zeugniß im Glauben an und wird so auch meiner Diener einer 10, 27 f.]. 38. Spricht Pilatus zu ihm [wohl mit dem wehmüthigen Ausdruck innerer Trostlosigkeih der jedoch durch den·Anflug eines gewissewHohns alsbald wieder verdeckt wurde]: Was ist Wahr- heit? [doch weiter nichts als ein Phantom, ein reines Gedankending, das nicht existirt!] Und da er das gesagt, ging er svon Jesu so schnell als möglich sich wegwendend] wieder hinaus zu den Juden svor das Richthausq und spricht zu ihnen: Ja) finde keine Schuld an ihms sdaß ich irgend- wie Ursach hätte, in euer Verdammungsurtheil V. 30 f. einzuwilligen]. Anfang der Verhandlung vor Pilatus. 309 V) Nachdem Johannes in den früheren Versen die Sache bis zu dem Punkte geführt hat, wo die An- klage eintreten muß, theilt er sie doch nicht mit; damit weist er so gut wie ausdrücklich auf. die andern Evan- gelisten zurück, es ist aber St. Lukas, der die Worte der Anklage beibringt. (Hengstenberg.) Dieser, welcher den ergen Austritt vor Pilatus übergeht, beginnt feinen ericht in dem Augenblick, wo die Juden aus Richiern, deren Stellung sie sich anmaszen wollten, einfach Ankläger werden und dem Landpfleger die Stellung des Richters einräumen müssen. (Godet.) Pilatus sieht bald, als die Juden ihre Anklage vor- bringen, daß dies eine Sache des Glaubens oder, wie er denken mochte, des Aberglaubens sei: auf dies Ge- biet hatte er sich niemals hinausgewagt Gebildet, wie die angesehenen Römer der damaligen Zeit es zu sein pflegten, war er in den Staatsdienst getreten und hatte ihn als ein Mittel betrachtet, um zu Ehren und Reichthiimern zu gelangen; auch als Landpfleger von Judäa hatte er nur solche Absichten verfolgt. Nun wird er auf einmal mit der Sache Jesu betraut, seine amt- lichen Verhältnisse sind’s, die ihn mit ihr zusammen- bringen; er will sie anfangs so obenhin als eine welt- liche Angelegenheit abmachen, aber es gelingt ihm ni t, wie wir sehen werden, er wird immer tiefer in die e Sache verwickelt und muß eine bestimmte Stel- lung zu derselben einnehmen. Dem Pilatus sind Mancheunter uns ähnlich; sie sind zwar Christen durch Taufe, Unterricht, Einsegnung nnd Abendmahl, aber es ist ihnen so ziemlich gelungen, den Christen abzu- strei en und den Heiden wieder in sich herzustellen Jenes Unsichtbare Gebiet der Beziehungen des Menschen Zu Gott liegt ihnen in unermeßlicher Entfernung, um ie Kirche und um die Lehren, welche sie predigt, kümmern sie sich nicht; es mag thörichte Menschen geben, welche diese Lehren angreifen, es mag noch größere Thoren geben, welche sie vertheidigen — sie hoffen weder mit den einen noch mit den andern in Berührung zu kommen. J re Aufgabe nnd ihr Ziel haben sie in der sichtbaren elt: die Angelegenheiten des Rechts und des Staates, der Kunst und der Wissenschaft, des Geldverkehrs und des Gewerbes, das ist das Gebiet, auf dem sie sich bewegen nnd über das sie nicht hinausgehen wollen. Aber wenn Pilatus in der damaligen Welt Ehristo nicht ausweichen konnte, wieviel weniger wird dies in der jetzigen christlichen Welt einem Menschen von dieser Sinnesart gelingen! Die Zeit der Feste ist gekommen, die mehrsten Christen empfangen jetzt das heil. Abendmahl: und die Aus- schließung von dieser Gewohnheit, ist sie nicht schon ein Bekeiintniß, das er gegen Christum ablegt? Er tritt in den Ehestand; diejenige, mit welcher er sich verbindet, ist eine gläubige Christinz wie sollte sie nicht eine Erklärung von ihm fordern, ob er mit ihr über- einstimmt oder nicht? Seine Kinder werden einge- segnet, sie feiern ihr erstes Abendmahl: was wird der Vater thun? wird er sie auch zum Glauben an Christum ermahnen oder wird er schweigen? wird er sie zum Tische des HErrn begleiten oder wird er sich zurück- ziehen? Seine Gattin, seine Kinder sterben, er selbst ist dein Tode nahe: wird er die Tröstungen des Glaubens herbeirufen oder zurückweisen? Hier kann er nicht mehr wie Pilatus hernach sagen: ,,bin ich ein Jude? bin ich ein Gottesgelehrter? ich überlasse die Entscheidung denen, die dazu bestellt sind« — nein! er muß selbst entscheiden, jeder Christ wird berufen, über Jesum ein Urtheil zu fiillen. Christus und Pilatus: wer nicht mit mir ist, der ist wider mich (Matth. 12, so) — wir sehen, 1) wie Pilatus mußte, sich· für Christum zu entscheiden; Z) wie er anfangt, siFh gegen ihn zu erklären; Z) wie er sich entschließh ihn zu verdammen. · (Theremin.) Its) Wie Jesus bereits vom jüdischen Hohenrath zum Tode verurtheilt war, so sollte er nach Gottes Rathfchluß nunmehr auch ·von der heidnischen Obrig- keit verurtheilt werden, nicht aber auf Grund einer Anklage, welche der Verurtheilung einigen Schein des Rechtes hätte geben können; Jesus macht daher mit seiner Gegenfrage den Pilatus darauf aufmerksam, woher er diese Beschuldigung habe, daß er nämlich geht von gichs aus· darfiufd gekoginsxen fes, sie gegen eum au zupre en, on ern a er ie vo Juden habe, sie ihm also aus diesem Grund? visit: Haus aus verdächti sein müsse. (Luthardt.) Das Jesu schuldgegebene Zierbrechen war von solcher Art, daß, wenn er in jenem Sinne, d. h. in aufriihrerischer Weise, sich zu einem König der Juden au ewor en hätte Pilatus nothwendig selbst davon hat? twf s , e e a merken und Notiz nehmen· müssen und »nicht erst auf däe Aiåklgge gzer Judfen hatte wa··rtensku·rfen; daß er a er ie en orwur ert von en u en hört, ist gleichbedeutend damit, daß derselbe grundlos und er- logen ist. Jesus fragt also mit seinem Wort in V. 34 den Landpfleger, ob er denn in seiner obrigkeitlichen Stellung selber Gelegenheit gehabt, ihn als weltlichen Kronslrigtendetzten keänen zdu leånens igder izb er nur von n ern, en an agen··en yne ri en, avon ge- ZFFHPTZTD 2CZHETZT·Z, wikaäks Fåskifgsdäiasiåksåuåik hatte, so müßte Pilatus selbst ihn als solchen kennen gelernt haben; aufrührerische Umtriebe konnten ihm nicht unbekannt bleiben. Wenn er aber ugeben muß, daß von solchen ii·ichts zu seiner Kenntni gelangt ist, ikikkkwkikskizsiskkiixe skzkstsiäkigkeikiiegkäer FTTTIZMFS ie Sache unabhängig von ihr untersuchen namentlich der Erklarung Jesu selbst geneigtes Gehor schenken. Pilatus gesteht· denn auch mit dem, was er erwidert, Faß Ser ckeiikechegggng Isissensifkjcisft voåi JgfTchhabZ Faß ie a ei i ainau pezie jiii em eiet bewegt habe daß nichts gegen ihn vorliegt als die Anklage der«Juden; da er weit entfernt sei, dieser ohne Weiteres entscheidende Bedeutung beizulegen, so ifkkigåisä kskeklekjiki2åkvikkikchi«spsik" spFkiF ZBTUWLTJGEFU ; z e- wisfensregung des Pilatus dienen, sollte in ihm ein Mißtrauen hervorrufen gegen die Anklage der Juden. gHångsteigberF ·· Daßd abgbJifsus so»ck::d·etf·;stbew·;e·i·ft, a er ie n age er er en ni e ge «rt hatte, daß er also in dem Au enblicke, wo sie vor- gebracht wurde, schon im Richt ause war. (Godet.) · ist) »Dein Volk und die Hohenpriester haben· dich mir åibemngwortetz du; mczissen dar·um nkussen, sie es mit ir te t, wä ren i meiner eits einen rund hatte, mich nm dein bisheriges Thnn und Treiben zu bekümmern, und sie werden Ursach zu ihrem Schritte haben —- also sage, was hast du gethan?« So auf- gefordert konnte und wollte Jesus die Antwort nicht verweigern, die von dem Landpsleger nicht ohne ge- Eizuxnden ålnsaßmgegjrdeäk dwurdeb (andkrs stand t·)ie a e in a. , n ern ezeuge nun un er Pontius Pilatus das gute Bekenntniß, von dem Paulus in 1. Tim. 6, 13 schreibt: (v. Burger.) Drei Mal nun spricht er: ,,mein Reich« und drei Mal verneint er das »von dieser Welt««, das sind· also die zwei Punkte, welche er dem Pilatus bemerklich machen will, eine sitive und eine negative Aussage: er hat ein Reich, das ist das Erste; aber sein Reich ist nach Ur- UUeUtfchkedeU blieb, da et dvch Gründe geUUg habe« " prung und Artnng ganz anders als die übrigen Rei e, l 3l0 Evangelium Johannis 18, 39—40. II, 1——4. das ist das Zweite. Outhardtz Der HErr bekennt sich zuerst allerdings dazu, da er ein Reich habe, geht aber zur Beruhigung des Pilatus sogleich über auf die negative Bestimmung feines Reichs: es ist uicht von dieser Welt dem Prineip nach, macht daher auch keine Ansprüche an diese Welt der Tendenz nach und kommt nicht mit dem bestehenden Weltreich der Römer in Collision seinem Charakter nach. Wenn’s von dieser Welt her wäre, so würde ich auch Streiter nach der Weise der Weltreiche haben; nun habe ich allerdin s Diener, aber sie selber sind auch nicht von dieser Tgelt (Kap.17,16), und darum macht ihrer keiner den geringsten Anschlag zu meiner Befreiung: darin liegt für Pilatus, der die Natur des Aufruhrs wohl kannte, der schlagendste Beweis für die Unschuld Jesu. (P. Sange) f) Aus der ntwort Jesu sieht man, daß die Frage: »so bist du dennoch ein Königs-« keineswegs fpöttisch ·emeint war, wie nicht wenige Ausleger sie aussassenz 3 ilatus hatte von der göttlichen Hoheit und Würde Jesu einen gewissen Eindruck, und das um so mehr, je verächtlicher ihm die Juden waren, die Jesum ver- klagten, welche er auf alle Weise verhöhnte, aber aller- dings haftete der Unglaube zu tief in seinem Herzen und sein Wille war zu unentschieden -für das Gute, als daß er der Stimme der Wahrheit, die auch ihn jetzt rief, hätte folgen mögen. (v. Gerlachh Er merkt bei dem Worte Christi: »wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme«, gleichwie Felix in Apostg. 24, 25., daß es auf sein Herz los-geht; und da will er nicht-folgen, da er leicht auf «etnen Punkt geführt werden könnte, wo er mit seinen Lieblingsneigungen brechen niüßte Darum bricht er lieber mit Jesu das Gespräch ab mit der hingeworfenen Frage: ,,was ist Wahrheit?« als wollte er sagen: ,,bei dem Reden über die Wahrheit kommt nichts heraus, darüber läßt sich viel meinen, aber zu einer Sicherheit läßt sich nicht gelangen — soviel Köpfe, soviel Sinne«. Ohne Zweifel hat er die drei Worte mit einer gewissen Wehmuth gesprochen, der man das Bewußtsein anmerkte, daß er, wie er war, als ein unter die Sünde Verkauster, so fragen mußte, daß er aber anders sein sollte; die drei Worte waren aber auch für ihn gar verhängnißvolh mit ihnen stieß er die Wahrheit von sich, die so freundlich und einladend an ihn herantrat, er aber verhielt sich ab- lehnend gegen ge. Kann er nun gleichwohl einer tiefen inneren ochachtung gegen ihren Träger sich nicht erwehren und bot er, der sich sonst aus einer Ungerechtigkeit mehr oder weniger nicht viel machte, fortan alles auf, Jesum zu retten, so zeigte sich hierin, daß das »aus der Wahrheit sein«, von dem der HErr vorhin redete, ihm nicht absolut fern lag,- daß er höher stand als Herodes und Kaiphas Daß er in einigem Verhältnis; zur Wahrheit stehen mußte» geht auch daraus hervor, daß Jesus sich so tief mit ihm einließ; dem Herodes antwortete der HErr gar nicht, dem Kaiphasantwortete er bei dem ersten Verhör in den Gemächern des Hannas ablehnend, und auch vor dem Hohenrath schweigt er anfangs, die Antwort aber, die er zuletzt auf die Beschwörung des Hohenpriesters giebt, ist offenbar nur für die Oesfentlichkeit bestimmt — Pilatus ist der Einzige, dem er eigentlich Rede steht. (Hengstenberg.) Pilatus fragt: qujd est vertrag? was ist Wahrheit? in denselben Buchstaben liegt aber auch die Antwort — (Kap. 14, 6): est vix« qui adest — der Mann ist’s, der vor dir steht! (Augustin.) Sollte nicht Pilatus einen Köni der Wahrheit, einen Zeugen, dessen Besitzthum die ahrheit it, zu sehen begehren mitten in dem vergeblichen Suchen der Heiden- welt nach dem wahren Gut? Christus faßt ihn an, wo er anfaßbar ist, indem er feiner Erkenntniß dar- bietet, was ja viele Heiden zu erkennen sich sehnten, die Wahrheit; zu einem Juden hätte er vielleicht ge- sagt: »das Heil«, dem Pilatus macht er das Heil begehrenswerth als die Wahrheit. So steht denn Der vor Pilatus, dessen königliches Amt es ist, das Ver- langen des Menschenherzens nach Wahrheit zu be- friedigen; aber hatte Pilatus ein solches Verlangen? trug er die Sehnsucht in sich, in’s Klare zu kommen über das ewige Schicksal feiner unsterblichen Seele? spürte er einen Zug zu der Frage an den König der Wahrheit: »was soll ich thun, daß ich selig werde?« Der HErr sieht ihn an, als frage er ihn: ,,Pilatns, hast du Lust zur Wahrheit?« und spricht: »wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme«; doch was thut er? Er antwortet: »was ist Wahrheit?« Fragt er so? fragt er Christum und begehrt eine Antwort von ihm? Nein, er erwartet keine Antwort; sein Wort istkeine Frage, sondern »ein Ausruf, es rührt nicht her aus der Begierde, die Wahrheit zu erkennen, fon- dern aus dem Zweifel, ob es überhaupt Wahrheit giebt. Das geheime Seufzen in der Tiefe seiner Seele nach einem sicheren Halt und ewigen Trost, er hatte es stille ge1nacht, indem er das Bekenntniß eines seiner heidnischen Zeitgenossen zu dem seinigen machte: »nur das ist gewiß, daß es nichts Gewisses giebt«. (Besser.) Es war eine das Tiefste und Dunkelste seines Wesens aussprechende Verneinung, die nur noch soviel schärfer und fester verneinte, als sie mit tiefer, reger Empfin- dung in der Art einer Ausrufung ausgesprochen wurde; weil aber das entschiedene Berzichtthuii aus alle Wahrheit so etwas Erschreckliches ist, weil das gewissermaßen ebensoviel ist, als wenn ein Mensch, wenn es möglich wäre, sich selbst geistlich vernichtete, so mag kein Mensch diese furchtbarste Verneinung un- umwunden aussprechen. Es ist, als ob die Natur ihn zwänge, sie, soviel es sein kann, durch eine Euphemie zu verhüllen, den schrecklichen Laut durch irgend einen Wohllaut zu mildern und es so wenigstens fragender Weise auszusprechen, d· i. so, daß der Hörende in Zweifel bleibe, ob diese Frage sagen soll: ,,nein, es giebt keine Wahrheit« oder: ,,o daß es eine Wahr- heit gäbe!« (Menken.) Jesus erobert die Welt durch sein Zeugniß für die Wahrheit, und sein Volk bildet sich aus allen Menschen, welche Sinn für die Wahrheit haben: diese Art der Eroberung, welche er hier dem Pilatus schildert, war derjenigen entgegengesetzt, durch welche die römische Macht entstanden war; wie in Kp. 12,25 das Urtheil über den Geist des Griechenthums, so ist in dieser Erklärung Jesu gegen Pilatus das Urtheil des Evangeliums über den Geist des Römer- thums enthalten. (Godet.) 39. Ihr habt aber sum euch Gelegenheit zu geben, mit Ehren aus der Sache herauszukommem bei der meine Entscheidung so ganz anders lautet als eure, des Hohenrathes Meinung] eine Ge- wohnheit daß ich euch einen [Gefangenen] aus Ostern los gebe: wollt ihr nun, daß ich euch [diesen hier] der Juden König san dem als solchem euch ja viel gelegen sein muß] los gebe? sich erkläre mich dazu sehr gern bereit.] 40. Da schrieen sie [mit den Obersten zu- gleich auch die jetzt vor dem Richthaus ver- sammelten Volkshaufen] wieder allesatnmt und sprachen: Nicht diesen swollen wir frei haben], sondern Barabbam sden andern Gefangenen, den Die Wahl zwischen Jesu und Barabbas Geißelung Christi. 31l du uns zugleich zur Wahl stellst, vgl. Matth. 27,15——21]. Barabbas aber war ein Mörder. Jn diesem Bericht des Johannes finden sich gar viele. deutliche Anzeichem daß der Evangelist die Kennt- niß des Verlaufs im Einzelnen und derjenigen Um- stände, die er übergeht, bei seinen Lesern voraussetzt und nur summarisch zusammensassen will, was in den übrigen Evangelien schon mitgetheilt ist, um bestimmte Punkte zu markiren. »Z unächst konnte Pilatus zu den Hohenpriestern und Aeltesten selber nicht sagen: ,,wollt ihr, daß ich euch der Juden König los ebe?« Denn diese hatten ihn ja eben· deshalb, dag er sich für Christum, der Juden König, erkläre, als des Todes schuldig angeklagt; er hätte sie also mit solcher Frage nur verhöhnt und sich selber den Weg zu einer wirk- lichen Losbittung verbaut, auf welche doch offenbar sein Augenmerk gerichtet war. Er hat aber vielmehr bei jenem Antrage das Volk vor sich, das anderer Meinung sein würde als seine Obersten, wie er voraus- setzt, das seinen Messias sich nicht werde wollen nehmen lassen (vgl. die Auslegung zu Matth. 27, 18), nnd — das geht deutlich aus seiner ganzen Stellungzur Sache hervor — er ist überzeugt, daß Jesus wirklich der König der Juden sei, der Messias, auf den sie hoffen, ja, um den er sie fast beneiden möchte, darum will er, soviel an ihm ist, der Stimme des Volkes das Ueber- gewicht über den Willen der Obersten verschaffen und dasselbe bewahren, daß »es sich nicht etwa an feinem edelsten Kleinod vergreife. Zweitens findet sich weder für das ,,schrieen« noch für das ,,allesammt« zu Anfang des 40. Verses: ,,da schrieen sie wieder alle- sammt und sprachen 2c.« bei Johannes selber im Vor- hergehenden irgend welche Berechtigung» da doch un- möglich die Hohenpriester und Aeltesten ihre Worte in V. 30 u. 31 in wildem Geschrei dem Landpfleger vor- getragen haben und da selbstverständlich sie unter ein- ander darüber einig waren, daß Jesus müsse zum Tode gebracht werden; beide Worte weisen also entschieden auf inzwischen hinzugekommene Volkshausen hin, die ihre Stimme mit der der Obersten vereinigen und die nun in dem Bewußtsein, daß, was sie wollen, auch gelten n1usse und selbst der Landpfleger ihnen nicht darein reden dürfe, ihre Entscheidung in briillender Weise zum Ausdruck«bring·eii. Drittensendlich hat die Entscheidung: ,,nicht diesen, sondern Barabbam!« welche unbedingt voraussetzt, daß ihrer zwei dem Volke zur Wahl gestellt worden sind, bei Johannes in dem bisher Erzählteii schlechterdi1igs keine Unterlage, son- dern erklärt sich lediglich aus derjenigen Situation, wie die ersten drei Evangelisten in den oben angeführten Stellen sie darstellen; und zwar ist deutlich zu merken, daß der Jncidenzpiiiikt genau derjenige ist, der in Matth. 27, 21 u. Luk. Es, 18 f. vorliegt. Jndem Jo- hannes aber zu Anfang des 39. Verses ebensox wie die Synoptikey die Gewohnheit» einen Gefangenen los- zugeben, auf das Ostersest bezieht, widerlegt er sehr bestimmt» die schon zu V. 28 ermahnte Ansicht vieler Auslegey als falle bei ihm der Tag der Verurtheilung und Hinrichtuiig Jesu auf den Tag des Passalammes oder den 14. Nisan; wäre das wirklich der Fall, dann hätte der Landpfleger nicht von der Gewohnheit reden können, »auf Ostern« einen Gefangenen los zu geben, denn Ostern be ann erst mit dem Abend des l4. Nisan (3. Mos. P, öd, jetzt aber waren es noch die Früh- stunden dieses Tages. Und wenn nian dagegen ein- reden wollte, es sei ja recht wohl möglich, daß Pilatus die Sache antieipirt habe, oder die Loslassung habe gewohnheitsmäßig eben am Morgen des 14. Nisan stattgefunden, um diesen Tag als Gedächtnißtag der Erlösung Jsraels aus Egypteti in charakteristischer Weise darzustellen (Matth. 27, l8 Anm.), so trifft le teres nicht zu, denn der Zeitpunkt für Jsraels Er- lösung ist der Morgen des 15. Nisan, wie ’aus 2. Mos. 15, 1 ff. hervorgeht, die Losgebung eines Gefangenen mußte also ebenfalls an diesem Morgen stattfinden; ersteres aber ist eine gewaltsame Anna me, die schon daran scheitert, daß zu einer solchen nticipation der Landpfleger ja erst die Volkshaufen hätte müssen her- beiholen lassen, wozu er gar keine Zeit hatte, er hätte aber damit überdies die ganze Sache von Haus aus durch Verletzung der Form ungiltig gemacht. Wie in Kap. 11, 35 u. 13, 30 durch einen kurzen Satz Johannes einen besonders feierlichen Au enblick in’s Licht stellte, so thut er’s auch mit den« chlußworten des 40. Verses: ,,Barabbas aber war ein Mörder«, als wollte er sagen: das also war des Volkes Wahl! Das 19. Kapitel. Christi cgeiszelung Krönung, Kreuzigunzx Tod und Begräbnis. 1. Da [als die weiteren, in Matth. 27, 22 —26; Mark. 15, 12—15; Luk. 23, 20—25 beschriebenen Vorgänge nun soweit sich abgewickelt hatten, daß Barabbas nach dem Willen des Volkes losgelassen worden war] nahm Pilatus Jesum sder an dieses Mörders Statt den Kreuzes- tod erleiden sollte] und geißelte ihn [ließ ihn von seinen Kriegsknechten gleich draußen vor dem Richthaus angesichts der Hohenpriester und des Volks mit Geißelhieben züchtigeu und weihete ihn so gleichsam für die Kreuzigung ein, wobei er jedoch für seine Person den Hintergedanken hatte, die Kreuzigung selber noch abwenden zu können Matth. 27, 26 Anm.]. 2. Und die Kriegsknechte snachdem sie die Execution vollstreckt hatten und jetzt, wo Jesus drinnen im Richthaus zur Kreuzigung auch fertig gemacht werden sollte, zuvor noch ihrem Muth- willen freien Lauf lassen zu dürfen meinten] flochien ein Krone von Dornen und setzten sie auf sein Haupt, und legten ihm ein [altes, abgetragenesq Purpurkleid an, Z. Und sprachen sindem sie ihre Kniee vor ihm beugten]: Sei gegrüßeh lieber Judenlönigz Und gaben ihm sseinen Unwillen gewaltsam zu erregen] Backenstreiche swie das alles in Matth. 27, 27——30; Mark. 15, 16—19 genauer schon berichtet ist]· Es ist eine schlechte Politik, wenn man es unter- nimmt, die Welt zu gewinnen, indem man ihr einen Theil desjenigen bewilligt, was sie verlangt, und wenn man meint seiner Pslicht zu genügen, indem man ihr das Andere verweigert: die Treue theilt sich nicht im Verhältniß zu Gott. (O«nesnel.) 4. Da [als die Kriegsknechte nach solcher Verspottung dem Landpsleger meldeten, die Ab- führung zur Kreuzigung könne jetzt vor sich gehen, 312 und denselben befragten, ob sie vielleicht den Ver- urtheilten in dem Aufzuge abführen sollten, den sie bewerkstelligt hatten] ging Pilatus [welcher sich Jesum hatte zeigen lassen, bei seinem Anblicke von Jammer ergriffen worden war und nun auf den Gedanken kam, es werde ihm wohl gelingen, auch die Herzen des Volks und seiner Obersten zum Mitleid zu bewegen, wenn er ihnen das Jammer- bild vor die Augen stelle] wieder heraus [aus dem Richthaus, indem man Jesum hinter ihm drein führte]»und sprach zu ihnen sden Juden]: Sehet, Ich suhre ihn sstatt den Prozeß als be- endigt anzusehen und den zur Kreuzesstrafe mir Uebergebenen dahin abführen zu lassen] heraus zu euch, daß ihr saus solcher Unterbrechung des Verlaufs der Execution] erkennet, das; ich keine Schuld an ihm finde [dadurch er den Tod ver- dient hätte, und bin bereit, nächst Barabbas, den ihr euch freigebeten habt, ihn ebenfalls los zu lassen]. - Z. Also [von den Kriegsknechten vorgeführt] ging Jesus heraus sdaß er neben den Landpfleger zu stehen kam] und trug [dem gemäß, was man drinnen im Hofe mit ihm vorgenommen V. L] eine Dornenkrone Lauf dem Haupt] und süber seinen Schultern] ein Purpurkleid. Und er [Pi- latus, auf den neben ihm Stehenden hinweisend] spricht zu ihnen sden Juden]: Sehet, welch.ein Mensch [lateinisch: eeoe homo Jes. 53, 2 s.; Pf. 2 , 7]! Die einzig richtige Auffassung des Ausrufs des Pilatus ist die, wonach er Ausfluß der innersten Theil- nahme des Römers an dem Geschicke dessen ist, der ihn so mächtig ergriffen hat; die Ansichten, wonach die Worte aus Spott und Hohn oder aus der Absicht, den Juden ihren König als unbedeutend, nicht gefähr- lich darzustellen, abgeleitet werden, können in keiner Weise befriedigen. Die Auffassung des Pilatus als eines ganz flachen Weltmannes schadet der Tiefe der Scenen zwischen ihm und Christus ausnehmend: er scheint nur zuviel empfunden zu haben von der Größe des HErrn, aber eben dadurch auch unendlich mehr sich verschuldet zu haben, als es sonst der Fall gewesen sein würde. (Olshausen.) Der Muthwille und Hohn der Soldaten inachte auf das Gemüth des Landpflegers einen ganz andern Eindruck, als sie davon mochten erwartet haben; anstatt ihn zum Lachen zu reizen, stimmte es ihn zu tiefem Ernste und regte schnell jedes Gefühl der Menschlichkeit in ihm auf. Von der Un- schuld dieses Verhöhnten überzeugt, von seinen Wunden und Beulen gerührt, von seiner unbeweglichen Tugend beschä1nt, erschreckt, verdammt, das Warnungswort seiner ahnungsvollen Gemahlin (Matth. 27, 19) noch in der Seele, fühlte er sich zu Mitleiden und Bewun- derung hingerissen und rief mit Wort und Geberde tiefen, regen Gefühls: ,-sehet, welch ein Mensch!« Erbarmen, Mitleiden und Hilfe fordernd für den An- geklagten. (Menken.) Die Juden dürfen, so meint Pilatus, von sich auf Andere schließend, Jesum nur anschauen in seiner unschuldsvollen Leidensgestalh und sie werden in sich schlagen und den Haß fahren lassen; dabei aber hat er ein Doppeltes vergessen: zuerst die Abgründe der Bosheit, welche sich bei denjenigen er- Evangelium Johannis 19, 5——11. öffnen, welche in nähereVeziehung zur Religion ge- treten sind, ohne ihr umbildenden Einfluß in Beziehung aus ihr Herz einzuräumen, und dann den durch- greifenden Einfluß, welchen die Diener· der Religion auf die Laien ausüben, solange die letzteren nicht in ein unmittelbares Verhältniß zu Gott getreten sind. (Hengstenberg.) is. Da ihn die Hohenpriester nnd die [von ihnen schon in Kap. 18, 28 mit zur Stelle ge- brachten] Diener [des Hohenraths, die jetzt ihnen Succurs zu leisten verbunden sich erachteten, vgl. 18, 22] sahen, schrieen sie: Kreuzige kreuzige sdas ist die Execution, die du an ihm zu vollstrecken hast; auf etwas Anderes lassen wir uns nicht ein]! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin und kreuziget [ihn, wenn ihr seine Kreuzigung durchaus haben wollt; ich mag mich nicht zur Vollführung eines solchen Justizmordes hergeben], denn ich finde keine Schuld an ihmr [und kann also die von euch geforderte Hinrichtung nur für einen Justizmord ansehen] 7. Die Juden [dem zu widersprechen, daß es sich hier um einen Justizmord handle, auf die eigentliche Ursache, um deretwillen sie Jesum zum Tode verurtheilt hätten Matth. 26, 63 f.; Luk. 22, 70 f., zurückgreifend] antworteten ihm: Wir haben sin dem Gottesspruche: s. Mos. 24, 15 s.] ein Gesetz, nnd nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemachtrr [darauf. hin kannst du ohne Bedenken die von uns decretirte Todesstrafe zur Ausführung bringen, wenn er auch nach römischem Gesetz dir schuldlos erscheint]. 8. Da Pilatus das Wort hörete sdaß Jesus sich für Gottes Sohn erklärt habe, und an seinen Ausspruch in Kap. 18, 37 gedachte: ,,ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen«, worin dieselbe Selbsterklärung deutlich genug enthalten- war], fürchtete er sich noch mehr-«« lals das bis- her schon bei ihm der Fall gewesen war, er möchte durch die Preisgebung dieses Gerechten Gottes Rache über sich heraufbeschwören], 9. Und ging sum mit ihm privatim zu ver- handeln] wieder hinein in das Richthaiis, nnd spricht zu Jesu lden er sich dahin hatte nachbringen lassen]: Von wannen bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort]- 10. Da sprach Pilatus [dem über diesem Schweigen Jesu noch bänger und ängster zu Herzen ward, weil er wohl fühlte, was es zu bedeuten habe] zu ihm: Redestdu nicht mit mir [und behandelst mich da in gleicher Weise wie die Hohenpriester und Aeltestcn Matth. 27, 12 ff.]? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigcn, und Macht habe, dich los zugeben fund solltest du nun nicht, statt meine Hoheit durch dein Nicht- antworten zu beleidigen, vielmehr Bedacht nehmen, Nochmalige Verhandlung des Pilatus theils mit den Juden, theils mit Jesu. 313 durch bereitwilliges Entgegenkommen meine Gunst dir zu gewinnen]? 11. Jesus antwortete: Du hattest keine Macht ubek mich [meine Kreuzigung, die xa von dir schon so gut wie zugestanden ist, hernach auch auszu- fiihren], wenn sie [genaner: es, nämlich dies, daß du die Macht dazu hast] dir nicht wäre von oben herab [d· i. von Gott, meinem himinlischen Vater] gegeben; darum lweil es sich hier lediglich um etwas dir Gegebenes, menschlicherseits sogar dir Aufgedrungenes handelt], der mich dir uberant- wvrtet hat [nämlich Caiphasmit seinem Hohenrath Kap. 18, 28], der hat es swas durch meine Kreuzigung Böses verbrochen wird] größere Sundessf «) Es ist wohl nicht absichtslos, daß der Evangelist nicht die-Juden, sondern die Hohenpriester und Diener nennt; falls etwa bei den Uebrigen in Erinnerung an das Hosianna vor wenigen Tagen sich ein niitleidiges Gefühl regen sollte, sucht man der Aeußerung desselben sofort zuvorzukommem Die Obrigkeit Jsraels hat das Verhalten und das Geschick des Volkes bestimmt. Sie weisen den zweiten Versuch des Pilatus entschieden zurück; die Kreuzigung selbst, und zwar mit großer Heftigkeit verlangend, drängen sie de: Pilatus von dem ersten Schritt zum zweiten, so da er ärgerlich wird und mit einem gewissen Hohn ihnen erwidert, so sollen sie ihn selbst kreuzigs.»n, wenn sie ihn ja gekreuzigt haben wollen. (Luthardt.) Das Wort: ,,nehmt Jhr ihn hin und kreuziget ihn« ist ein Verdrießlich und gereizt abweisendes Paradoxon, da die Juden das Recht der Hinrichtung nicht hatten (Kap. 18, 3l) und außerdem die Kreuzigung keine jüdische Todesstrafe war. (Meyer.) VI) Da die politische Anklage nicht gefruchtet hat, so rücken sie nun mit der religiösen hervor, nach wel- cher Jesus wenigstens nach ihrem Gesetz soll sterben müssen: und sie pochen darauf, daß Pilatus ihr Gesetz respeetire (P. Lange) Die Stelle beweist klar, daß die Juden das ,,Sohn Gottes« nicht gleichbedeutend mit ,,Ehristus« oder ,,König -der Juden« brauchten; als letzteren hatten sie Jesiim gleich angeklagt, aber die Anklage wegen der vorgeblich angemaßten Gottes- sohnschaft ist eine völlig neue. (Olshausen.) Nur, die Gottessohnschaft im vollen Sinne fiel, wenn sie eine angemaßte war, unter den Begriff der Gotteslästerung; in diesem Sinne nahm aiich Pilatus die Worte der Hohenpriester, und wäre dieser Sinn ein unrichtiger gewesen, so würde Jesus ihn nicht durch sein Schweigen als den richtigen bestätigt haben. (Hengstenberg.) THE) Das Wort der Juden versehlte zunächst ganz die beabsichtigte Wirkung, es wirkte entgegengesetztt bis dahin hielt den Pilatus allein Gewissensscheu oder Rechtsscheii zurück, jetzt kam die religiöse Scheu dazu, verbunden mit der Scheu vor der Persönlichkeit Jesu selbst, deren er sich jetzt wohl bewußt ward; die Bot- schaft seines Weibes ist dabei ebenfalls mit wirksam. (P. Lange.) Das System seines Unglaubens wird auf einmal in ihm wankend; er konnte 1iicht mehr so leicht und bequem, wie bisher, allem ernsten Nachdenkem jedem Gedanken an ein Höheres und Ewiges entgehen mit der verneinenden Frage: »was ist Wahrheit?« Denn woher und wozu diese Tugend in Leiden und Tod, die er an Jesu erblickte, wenn keine Wahrheit ist? (Menken.) Wäre die traurigste aller Fragen: »was ist Wahrheit?« der ganze Pilatus, so konnte eine solche schwärmerische Ueberspanntheit, welche er von diesem Standpunkte aus in jener Ansicht Jesu von sich selber hätte erkennen müssen, für ihn gar kein Jnteresse haben; aber einestheils der unmittelbare Eindruck, den Jesus auf ihn ma t, anderntheils der Wink seiner Frau, die offenbar» influß auf ihn hat, beides treibt ihn aus seiner skeptischenGleichgiltigkeit und Ver- schanzung heraus. War bei ihm die Furcht, Jesu zu nahe zu treten, die Grundstimmung gleich beim An- fang der Verhandlung, so nimmt diese Furcht noch zu, als er das vernimmt, was die Juden ihm als das schwerste Verbrechen anrechnen. (Bautngarten.) f) Pilatus geht in das Richthaus und führtJesuni mit dahin; das Auditorium vor dem Richthaus ist ihm zu profan, um die Sache vor ihm zu erörtern. Osfenbar nun hat die Frage: »von wannen bist du?« den Sinn: ,,gel)örst du dem Himmel an oder der Erde, bist dn Gott oder bloßer Mensch?« (Kap«. 7, 28; 18, 36 f·) absichtlich aber hält Pilatus die Frage allge- mein; direkter zu fragen, davon hält ihn eine heilige Scheu ab — er fühlt, daß er in dem Gebiete, das er betritt, wenig orientirt ist, und mag keine Unschicklich- keit begehen. Wie sehr nun das Stillschweigen Jesu an seiner Stelle war, das ersehen wir aus der tiefen Wirkung, die es auf den»Landpfleger hervorbringt. (Hengstenberg.) Jesus schweigt; denn, was er zusagen gehabt hätte, wäre von Pilatus doch nur mißver- standen oder gar nicht verstanden worden (Kp. 17, 25; Matth 7, 6). Ueberdies hatte er ja schon in Kap. 18, 36f. seine himmlische Herkunft genugsam ange- deutet, wenn nur Pilatus Enipfänglichkeit dafür gehabt hätte; so aber war er weiterer Erörterun »inwürdig, und im Schweigen Jesu lie»t gerade die elbstgewiß- heit und Hoheit des Gottestsohns (Meyer.) Er zeigte durch dies Stillschweigen die Hoheit seiner Person an, und daß es bei ihm stehe, ob er antworten wolle oder nicht, indem er keineswegs Pilatum für seinen Richter erkenne. (Heumann.) Pilatus sollte Jesum nicht frei- sprechen wegen seiner gesahrdrohenden Gottheit, sondern wegen seiner schutzbediirftigen menschlichen Unschuld. (P. Lange) Wenig fehlte bei der Stimmung, in welcher Pilatus sich befand, so hätte Jesus sich los reden können; aber er wollte sich nicht losreden,- sondern als unser Bürge sterben. (Starke.) H) Das Schweigen Jesu setzt den Römer in· Er- staunen und Angst zugleich; er sucht daher Christum durch Erinnerung an feine Macht zur Antwort zu nöthigen· OlshausenJ Selber voll Furcht, muthet Pilatus Je u Rücksichten der Furcht zu; er pocht auf seine Macht, statt seiner Pflicht zu gedenken, und auf «seine Freiheit, Jesum loszugeben, während die Macht der Versuchung ihn in seiner Ohnmacht unaufhaltsam vorwärts treibt. (P. Lange.) Jrdifche Macht ist ge- sährlich; wer sie hat, trotze nicht darauf, und wer sie nicht hat, verlange nicht darnach! (Heubner.) Auf die Frage: »von wannen bist du?« konnte Jesus nicht antworten, weil Pilatus nichts von dem allen ver- standen hätte, was er darauf hätte antworten mögen; aber auf die Vorhaltun , womit der Landpfleger auf feinen· Rang und seine acht trotzt, antwortet er, und der Sinn seiner Rede ist dieser: ,,Jn dem Verhältnisse, worin ich als Angeklagter zu dir als meinem Richter stehe, und daß du mit mir handeln kannst, wie du willst, verehre ich eine göttliche Fügung! Nicht von ungefähr ist das so, nicht durch menschliche Willkür ist das so: es ist von oben herab! Von oben herab? fragst du — ja, droben, Pilatus, droben in ewig lichter Höhe, da ist ein Auge, das alles siehet, da waltet eine alles füge1ide Weisheit und eine alles richtende und vergeltende Gerechtigkeit; die erkenne ich, die ehre ich, deren Willen ergeben dulde ich. Was aber die Frage betrifft, von wannen ich sei, und die 314 Klage, ich habe mich selbst zu Gottes Sohn gemacht, so hat’s der größere Sünde, der mich ihrethalben dir über eben hat«. Jn den Worten Jesu liegt also ein Win sowohl in Betreff der Frage des Pilatus, als in Betreff der Anklage des Hohenrathes; denn wenn Pilatus sich versündi te, daß er Jesum um seiner Be- hauptung der Gottessohnschaft willen kreuzigen lassen wollte, und Caiphas sich noch mehr versündigte, daß er um ihretwillen die Kreuziguiig verlangte, so bestätigt Jesus eben damit jene Behauptung als Wahrheit — wäre sie nicht Wahrheit gewesen, so hätte Pilatus- gut gehandelt, und Caiphas hätte noch besser gehandelt in allem, was man jetzt unternahm. (Meiiken.) Auf das »von wannen bist du?« hat Jesus nicht mit einem »von oben herab« geantwortet; aber nunmehr läßt er dies Wort dem Pilatus in einem Zusammenhange hören, der leicht ihn kann ahnen lassen, daß dasselbe auch für jene Frage gelte. (Lnthardt.) Mit einem klaren, heiligen Trotzbietem um gegen die Aeußernng der Selbstgewalt von Seiten des Landpslegers wenigstens noch die Oberherrlichkeit seines Vaters zu wahren, spricht Jesus sein letztes Wort an Pilatus; er verweist ihn mit seiner durch das ,,dich zu kreuzigen« geltend gemachten Macht an die höchste Instanz, die ihn damit elehnt habe, entnimmt aber daraus zugleich auch mit versöhnender Milde einen verringernden Maßstab für des Richters Schuld, sein Ausspruch athmet Wahrheit und Gnade (1, 14 u. 17). Pilatus steht vor-Jesu mit der Macht, ihn zu verderben; von Gott aber hat er diese Gewalt, er hätte sie nicht, wenn ihn Gott nicht zur Vollziehung seines Verhängnisses über Jesum bestimmt hätte. Deshalb aber, weil er nämlich hier nicht» in unabhängiger Selbstbestimmung, sondern als das gottgeordnete Organ des gegen ihn obschwebenden Verfahrens handelt, ist er, zwar nicht frei von Schuld, da er Jesum wider seine Ueberzeugung von dessen· Unschuld verurtheilt; aber größer an Schuld ist die Sünde des Ueberlieferers, da diesem jene gottverliehene Macht abgeht. (Meher.) Gott selbst hatte, indem er sein Volk der römischen Macht unterwars, den König der Juden politisch unter die kaiserliche Gerichtsbarkeit estellt; hingegen der Hoherath maßte sich, indem er ich der Person seines Königs bemächtigte und ihn dcr fremden Gewalt auslieserte, ein Recht an, welches Gott ihm nicht übergeben hatte, und zog die rechtmäßige Gewalt verbrecherischer Weise in den Dienst: seiner Sünde. Gewalt über Jesum besitzt, sowie sie ausder einen Seite die Schlüsse zurückweish die derselbe aus seiner Macht zu Gunsten seiner Superiorität zog, so dient sie auch aus der andern Seite zu seiner Entschu"ldigung: er hat nicht, wie die Juden, die Sache ausgefucht er ist durch göttliches Verhängniß zu ihr gekommen, er weiß selbst nicht wie; er wäre ihrer von Herzen gern ledig gewesen. Alle Feinde Jesu, Herodes und die Juden nicht minder wie Pilatus und die Heiden, thun wider Jesum, was Gottes Hand und Rath zuvor bedacht hat, das geschehen sollte (Apostg. 4, 27 f.), auch was der Verräther Judas gegen Jesum verübt, beruht auf einem Verhängniß (Luk. 22, 22); aber wenn jemand wider Willen in eine Sache hineingeräth, so steht die götiliche Causalität im Vordergrunde (·2· Mo. 2·1, 12f.), wenn Jemand sie aufsucht, die mensch- l1che. (Hengstenberg.) » 12. Von dem an swo es ihm fast zur Ge- wißheit ward, daß Jesus nicht blos ein König der Juden, sondern anch Gottes Sohn sei] trachtcte Pilatus« [aus ganzer Macht, soviel er deren noch daran zu setzen hatte], wie er ihn los ließe [trat Evangelium Johannis II, 12 « 16. deshalb wieder hinaus vor das Richthaus, doch ohne Jesum mitzunehmen, damit sich das Geschrei nicht schon bei seinem bloßen Anblick gegen ihn erhübe, und suchte nun auf die Ankläger einzu- wirken, daß sie von der Forderung der Kreuzigung abstünden -— oder aber, er forderte diese geradezu auf, nach Hause zu gehen, und kündigte ihnen die Freilassung Jesu an]. Die Juden aber [ihr Aeußerstes dem entgegensetzend] schrieen und sprachent Lcissest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht [sondern verräthst seine Sache,"und wir werden mit einer Anklage deiner wegen des be- absichtigten Verfahrens bei Tiberius Luk. B, 1 «« leicht Glauben finden]; denn wer swie dieser Jesus es gethan Luk. 23, 21 sich zum Könige macht, der , ist wider den Kaiser ssucht das jüdische Land von i« seiner Oberherrschaft loszureißen]. is. Da Pilatus das Wort hörete sdas ihn noch mehr erschreckte als jenes in V. 7., vgl. V. 8 u. Anm. zu Matth. 27, 30], sührete er Jesum [den er vorhin unter seiner Verwahrung behufs der beabsichtigten Freilassung im Richthaus zurückbehalten] heraus und setzte sich [um den ent- scheidenden Richterspruch zu fällen] auf den Richt- stahl, an der Stätte,sdie da heißt Hochpflastey auf Ebråisch aber Gabbatha sdenn eben auf dieser Stätte, einem Steinplattengrunde, war der Stuhl aufgestellt Matth. 27, 11 Anm.]· 14. Es war aber sum den Tag und die Tageszeit, da dieser weltgeschichtliche Moment eintrat, näher zu bezeichnen] der Rüsttag in Ostern « [der Rüsttag zum Sabbath des Passafestes oder der Freitag der Osterwoche Matth. 27, 64 Anm.] um die sechste Stunde snach römischer Rechnungs- weise, also früh 6 Uhr Matth. 27, 30 Anm.]. Und er [der Landpfleger, dem das Wort des « verurtheilenden Richterspruchs über Jesum auch (Godet.) Die Thatsache daß Pilatus m« gekieheuec jetzfvvch nicht übe» die Lippe« Wollte] spticht ZU den Juden: Seher, das ist euer König« sbesinnt euch noch in diesem letzten Augenblick: es ist euer König, der zum Tode verurtheilt wird, wenn ihr mich zwinget, den Spruch über diesen Jesum aus- zusprechen]! 15. Sie schrieen aber: Weg, weg mit dem, kteuzige ihn sbei diesem doppelten Ergebniß unsrer Verhandlung mit dir Luk. 23, 18; Mark. 15, 13 muß es sein Vewenden haben, und es wird nun Zeit, daß du die Sache zum Abschluß bringest]! Spricht Pilatus zu ihnen snoch eine allerletzte Gegenvorstellung versuchend]: Soll ich euren König Irrungen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, denn den Kaisers« [mach dir also weiter keine Scrupel wegen der Hin- richtung dieses Menschen, den wir nun einmal am Kreuze sehen wollen]. Hin. Da itberantwortete et ihn sindem er über Jesum das übliche Wort sprach: iipjs ad Pilati Ueberantwortmig Jesu an die Juden zur Krenzigung are-eine, d. i. es soll mit dir an’s, Kreuz gehen] ihnen sden Hohenpriestern], daß er [unter ihrer Leitung von einem Commaudo seiner Kriegsknechte] gekreuzigt lviitdes [Apostg. 2, 23]. V) Bei dem ,.trachtete« könnte, wie iiiV.8., ein »auch mehr« stehen; die Weglassung beruht auf der. An- schauung, daß gegen das Jetzige Streben des Pilatus das frühere nicht in Betracht kam. -Das konnte Jo- annes nur dann wissen, wenn Pilatus den jetzigen rnst seines Strebens, aus deni Richthaus u den Juden heraustretend, in rechteclatanter Weise kund gegeben hatte: wie, das wird nicht gesagt. Die Juden merkten auch, daß mit Pilatus eine Veränderung vor- gegangen war, daß sie mit ihren bisherigen Mitteln serner nichts ausrichten würden; sie griffen also nun zu ihrer gefährlichsten Waffe, sie stellten dem Land- pfleger geradezu die Alternative, Jefum preiszugeben oder fich selbst, und drohten nicht undeutlich mit einer Anklage bei dem Kaiser· (Hengstenberg.) Pilatus fühlt, von wanneii Jesus ist, es dringt sich ihm, dem Entartetetn dem von Christo freundlich und gnädig Geschonten, fast der Glaube auf; er trachtet ihn los- zulassen, die Gottesnähe des HErrii stärkt sein Gerech- tigkelts efühl, der Himmel winkt ihm. Aber als er feinen ntschluß vor der Menge ankündigt, da streckt der Satan seine Hand nach ihm inächtig aus: ,,lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht 2e.« — hiermit ist er gefangen, in seinen Lebensgang zurück- versetztz er sieht die Klage, die wider Jesum erklungen, fich wider ihn selbst erheben, nun kann er nicht mehr. (Löhe.) Es ist nicht wohl denkbar, daß Pilatus durch die jüdischen Jnsinuationen a1i fich sollte eingeschüchtert worden sein; da sich auf alle Weise zeigte, daß das Königtlfum Jesu in seinen! eigenewVolke keinerlei äußerliche und bedrohliche Gestalt und Wirkung habe, so hätte sich der Landpfleger von dieser Verdächtigung leicht reiui en können. Aber er hatte wegen andrer Willkiirlich eiten und Gewaltthaten kein gutes Gewissen und mußte deshalb die Anklage der Juden fiirchteiy welche ihm später auch wirklich gefährlich -geworden ist: in seinem bösen Gewissen, mit welchem sein Sceptieis- mus im Bunde steht, liegt der geheime Strick, der ihn mit seiner ganzen Machtstelliing wider besseres Wollen und Wissen an den bösen Willen nnd Rath der Juden ausliefert; um seines bösen« Gewissens willen, welches ihn auf dem Stuhl kaiserlicher Machtvollkoinineiilzeit verzagt und feige machte, ist er, wie Ahab (l. Kön- 21, 20 u. 25), verkauft, Böses zu thun. So klagte Mirabeau, als ihm die Ausgabe gestellt war, dem Strom der Revolution einen Damm entgegenzusetzeiy über die Sünden seiner Jugend, 1ind mußte unter- gehen. (Baumgarten.) IV) Auch hier ist jeder Gedanke an Spott fern zu halten, der den Absichten des Pilatus so schlecht gedient hätte, ai1ch gar wenig zu der Stimmung des armen Mannes paßt, der hin und her gezogen, auf der einen Seite von seinem Gewissen, aus der andern von seinem Jnteresse, gewiß zum Scherzen mit dem Judenkönig gar nicht aufgelegt war. Jesus war jedenfalls ein Repräsentant der niessianischen Hoffnung der Juden, nach der Ahnung des Pilatus noch mehr, und er konnte ihnen, eben im Begriff das Urtheil auszu- sprechen, kein kräftigeres Motiv vorhalten, um sie noch zur Besinnung zii bringen, als eben das: ,,Siehe da euer König!« (Hengstenberg.) Pilatus hat begriffen, daß die Juden eine Nation für fich sind und daß, wenn durch irgend einen Menfchen diese Nation eine große Aufgabe in der Welt zu erfüllen hat, es Jesus ist. (Godet.) 315 IN) Noch einmal ruft Pilatus, wie wenn fich zum letzten Mal sein besseres Theil in ihin regte: ««Sehet, das ist euer König!« Jn mächtigeiwAnlaufe erhebt fich wie zum Siege der Haufe und feine Muth, seine teuslischg aus der Hölle entzündet« ·»Weg, we »wir die eni, kreuzige ihn l« — ,,Soll ich· euren oiiig kreuzigeii?« -— »Wir haben» keinen König, dennden Kaiser«. Sie wollen den Kaiser nicht, aber auch keinen König, am wenigsten diesen, sondern nur sich selbst UUd ihre Erdenmacht und Hoheit, die sterbliche, die sterbende, die verdammte! (Löhe.) Sie stellen das im Talinud sogar noch ohiimächtig nachkliiigende stolze, nach ihrer Berufung wohl gegründete Wort: ,,Jsrael hat· keinen König als Gott» ebenso lästerlich als heszuchlerisch auf den Kopf; damit verleugnen sie schließlich, indem sie den ivirklichen Messias verwerfen, förmlich und. feierlich ihre ganze Messiashoffnuiig, haben wider sich selbst ezeugt, sich selbst das Urtheil gesprochen und abermals Engl. Matth 27, 25) das Gericht durch diese Romer herbeigerufenr wie in Nicht. 9, 14 die Baume den Doriibusch riefen, König zu sein, und aus dem Schatten des Dornbusches kam das Feuer, das die Ccdern Libanons verzehrte. (Stier.) Den Kaiser erwahlteu sie fich zum König: vom Kaiser sind sie vernichtet worden, und zwar ebensalls am Osterfestez (Lange.) is) Das ,,da« zu Anfangs des Verses will nicht an- geben, daß nunmehr der ntschluß des Pilatus zur fchließlichen Reife gekommen sei, sondern die tragische Bedeutsamkeit dieses Moments hervorheben: nicht eher, als bis sie das für die Geschiihte Jsraels so entscheideiide Wort am Schluß des vorigen Verses ge- sprocheii, übergab Pilatus Jesuni den· Juden. Bedeut- sam ist auch, daß ,,ihiien«, d. i. den südisclfen Oberen, dazu gesetzt wird; denii obwohl die Hinrichtung selbst durch die römischen Soldaten vollzogen wurde, so waren die Juden doch die Anleiteiiden und Aktiven Weiter, als bis zum Urtheilsspruch. geht Pilatus nikhh das Uebrige schiebt er den Juden zu; nnd so ersullt sich die Voraussagung Christi in Kap. 8, 28, daß diese ihii an’s Kreuz erhöhen würden. (Luthardt.) · c) U. I61«)-42 l§ l2l——123): Jefu Hinrichtung, Tod und Begräbnis In sctrrff der Treu— zigung bcrlihlet der Evangelist iibrr vier That- faihen, die entweder non den Vorgänger» gar nicht berührt sind oder bei denen doch wichtige Zusätze zu niachen waren; zu jener tlilaffe grhiirt die Ueber- gabe der Mutter Scfu an Johannes, zu dieser zählen die Kuffkhrift des Kreuzes, die Theilung der Kleider, die Tränliung mit Essig. In itelrcff der vor— gängr nach Jefu Tode werden drei tlnifliinde heroorgrholieitz die von den andern Guangelillen übergangea waren: daß Iefu nicht, wie den beiden niitgelireuziglrn tlebrllhiilkritz dir Seine zcrbrochrn wurden, daß einer der Krlegslineihte ihin mit der Lanze die Seit: durchbohrt: und daf- sofort Blut und waffir hrraugliamz in sctreff des Begräb- nisses endliih wird auf Joseph oon Ztriniathia und dlicodeinug in eingehender weise Rücksicht ge— notnnien und auf die tliihr des Grabes bei der lltiilftfliittr als auf den Grund, weshalb Iefue dort beigesetzt wurde, hingewiesen. Jesus auf der einen und die Seinen auf der andern Seite, das sind wohl die Gesichlgpunlitg welche der Evangelist irre Auge faßt: er, der halte, läßt nun hier feine Herrlichkeit durch die Stiftungs, welche die Juden ihm angethaik htndurchlcuchtenz die Seinen aber faffeu diese Lichtstrahlen auf und werden in der Stille ihres Schmerz» mächtig tn ihrem Glauben gefördert. (k1gl. Raub. N, 31-—6l; Mark. is, 20——47; Eule. Es, 26-—56.) 316 Evangelium Johannis 19, 16—27. 16 b. Sie [die Juden] nahmen aber Jesum [nachdem er ihnen vom Landpfleger überantwortet war V. 361 und siihreteii ihn sunter der zugleich von Pilatus gestellten militärischen Eskorte] hin [zur Richtstätte, was gegen 9 Uhr Vormittags geschah Mark. 15, 25., ohne das fiir eine Ver- unreinigung zu achten Kap. ·18, 28 und sich an die gottesdienstliche Stunde zu kehren Kap. 16, 2]. 17. Und er trug szu Anfang dieser Hin- führung selber] sein Kreuz sbis die Kriegsknechte es dann dem Simon von Cyrene auslegten], und ging hinaus saus der Stadt 4. Mos. 15, 35; 1. Kön. 21, 13; Apostg. 7, 38; Hebn l3,12f.] zur Stätte, die da heißt Schädelstcitte [d. i. Stätte des Schädels Matth. 21, 11 Anm. unter a« u.c], welche heißt auf Ebräisch Gvlgatha [über die An- sprache, welche er unterwegs an die ihm nach- folgenden und ihn beklagenden Weiber hielt, f. Luk. 23, 27 ff.]. 18. Alldakreitzigten sie ihn sin des: zu Matth. 27, 34 näher beschriebenen Weise, unter welchem Vorgang er sein erstes Wort sprach Luk. 23, 34], nnd mit ihm zween andere sderen Hinrichtung für diesen Tag schon bestimmt war Matth. 27, 18 Anm·] zu beiden Seiten [Mark. 15, 28; Jes 53, 12], Jesum aber [der an des Barabbas Stelle getreten war und nun für den vornehmsten Uebelthäter galt] mitteninne [vgl. 1.Kön. 22, 19]. Von dem Vollzug der Kreuzigung verschweigen alle vier Evangelisten die Einzelheiten; die Ausmalung der Marter nach ihren einzelnen Zügen hat eine Seite, wonach sie mehr geeignet ist, die Phantasie zu reizen, als den sittlichen Ernst der Betrachtung zu erhöhen. (v. Burgen) 19, Pilatus aber schrieb [auch, abgesehen von derjenigen Betheiligung an der Kreuzigung, daß er die militärische Eskorte mitgab, welche die Hinführung und die Hinrichtung zu vollziehen hatte] eine Ueberschrift und setzte sie smittels seiner KriegZkUechteJ aus das Kreuz; und war [auf der Tafel, welche diese Ueberschrift enthielt Matth. 27, 37 Arm] gkschrsebem Jesus von Nazareth, der Juden König. 20. Diese Ueberschrift lasen shernach, als man sich bei und unter dem Kreuz viel mit Schauen und Spotten zu schaffen machte] viele Juden; denn die Stätte [Golgatha] war nahe bei. der Stadt, da Jesus gekreuziget ist [Offenb. 11, 8., weshalb man eigens nach derselben hin lust- wandelte, und wegen des Osterfestes war ja das Volk aus allen Theilen des Landes und weit von auswärts gerade jetzt in Jerusalem beisammen] Und es war [jener Satz] geschrieben aus ebräischn griechische und lateinifche Sprache. 21. Da [als sie den Jnhalt bemerkten und sich sowohl über die dreifache Sprache, als itber das viele Lesen der ab- und zuströmenden Menge ärgerten] sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilato [durch eine Deputation, die sie an ihn absendeten]: Schreibe mcht swte da steht]: Der Juden König [was so aussieht, als wäre er es wirklich], sondern sändere es dahin ab], daß er gesagt habe: Ich bin der Juden Konig sund um solcher hochverrätherischen Behauptung willen an’s Kreuz geschlagen sei]. 22. Pilatus [sie kurz und entschieden ab- weisend mit -ihrer Forderung] antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben les wird auch nicht ein Jota dran geändert] »Der König der Juden«: eine Stimme in seinem Herzen sprach dafür, daß Jesus es wirklich war; den Juden nun war er schon genug zu Willen gewesen, im Bewußtsein seines Unrechts gegen Jefum aber wollte er ihn nicht noch dadurch kränken, daß er ihn in seinem Sterben einer Anmaßung beschuldigte. Jn seiner Feistigkeih die er den Hohenpriestern gegenüber bewahrt, ha en wir das geheime Walten Gottes zu erkennen, welche an dem Kreuze, wodurch sich Jesus das Recht auf das Königthum erwarb, ihn auch als Köni pro- klamirte, und zwar in den drei Sprachen jener ölkerz welche damals zusammentreffenden geschichtlichen Beruf für den Eintritt des Christenthums in die Welt hatten. Wahrscheinlich bildete den Anfang das Römische als die Sprache der jetzigen Herrscher des Erdkreises; dann folgte das Griechische als die faktische Reichs- sprache, endlich das Hebräische Lukas hat das Griechische an die Spitze gestellt, weil er zunächst für Griechen (Theophilus) schrieb; auch Johannes läßt ihm den Vorzug vor dem Römischem weil es mehr wie dies Weltsprache war, stellt aber das Hebräifche (wohl mit Beziehunåauf die in Kap. 4, 22 angedeutete Wahrheit) an die pitze. (Hengstenberg.) Wie der Hohepriester Kaiphas Jesum als das Sühnopfer für das Volk bezeichnen mußte (Kap. 11, 50), so der römische Gewalthaber als den König Jsraels (Luthardt.) Jesus der König auf dem Gebiet der Religion (hebräisch), der Cultur (griechisch) nnd des Staates (rom1sch). 23. Die [vier] Kriegsknechte [der römischen Militär-Eskorte Apostg. 12, 4] aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen sie [nach dem Recht des herkömmlichen BraUchesJ seiuc [Ober-] Kleider [Kap. IS, 4], nnd machten vier Theile, einem jeglichen Kriegsknecht ein Theil, dazu swollteu sie dann] auch den Rock soder das Unterkleid 2. Mos. 12, 34 Anm· unter sich vertheilen]. Der Rock aber [als unmittelbar auf dem Leibe zu tragendes Kleidungsstiick] war [ähnlich dem priesterlichen Rock oder Talar 2. Mos. 28, 39.f.] ungenähet [d. i. ohne Naht], von oben [der Halsöffnung] an gewirket durch und durch sbis an den Saum unten — wohl ein Geschenk der Frauen, die gzxsuszandreichung thaten Luk. 8, 2 f.; Matth. 24. Da sprachen sie unter einander: Laßt uns den nicht zertheilcn sdenu ein bloßes Stück davon nützet keinem etwas-J, sondern darum loosen, weß er [vollständig] sein soll [sie kamen aber unter göttlicher Leitung auf diesen Einfall, den sie wirklich auch ausfiihrten], ans daß ersüllet Die Vorgänge bei und bald nach der Kreuzigung 317 würde die Schkist [in Pf. 22, 19], djc dg sggetx Sie haben meine Kleider unter sich getheilet, und haben uber meinen Rock das Loos geworfen. Solches thaten die Kriegsknechte fund erfüllten damit die angeführte Weissagung wörtlich genau nach beiden Seiten ihres Jnhalts]. Der römische Landpfleger hatte Jesum als König der Juden ausgerufen; die römischen Soldaten ihrer- seits bezeichneten ihn, ohne es zu wollen, als den anderen David. (Godet.) Die Kirchenväter fassen diesen Bericht alIegorisch und erklären das Gewand Christi von der Einen, untheilbaren Kirche des HErrn (Olshausen.) 25. Es stund aber bei dem Kreuz Jesu sum von S·alome, der Mutter der Kinder Zebedäi, ab- zusehen Matth. 10, 4 Anm. Nr. Z» jetzt noch, bevor das schwerste Leiden um die Mittagsstunde eintrat Matth. 27, 44 Anm.] seine Mutter [Maria] nnd seiner Mutter Schwester, sdie andere Matth. 27, 615 28, l] Maria, [des] Klevphas lrichtigerz Klopas, d. i. Alphäus] Weib [Matth. 2, 23 Anm.], und Maria Magdalena [vgl. die Vem. zu Matth. 26, 7 u. vor Luk. 7, 36]. 26. Da nun Jesus seine Mutter sahe swelche er mit dem Anblick dessen, was nun gescheheni würde Matth. 27, 45 ff» verschonen wollte] und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte sund der in Kap. 13, 23 an seiner Brust gelegen], spricht er zu seiner Mutter [das bisherige Kindes- verhältniß zu ihr nun lösend und ihr einen Ersatz gewährend, so gut er immerhin sein konnte]: Weib [Kap. 2, 4], siehe das [dieser neben dir stehende Johannes] ist dein Sohn. , 27. Darnach spricht er zu dem Jünger ssich jetzt an diesen wendend und auch ihm für das, was er in seiner persönlichen Freundschaft besessen, eine besondere, persönliche Aufgabe an- weisend, in der er seine Entschädignng finden sollte]: Siehe, das ist deine Mutter [neben der, die leib- licher Weise du schon hast Matth. 10, 2 u. 27, 56 Vgl— mit Nkark 15, 40J- Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich sindem er, den Willen des HErrn verstehend, schon jetzt die Maria vom Kreuze hinweg nach seiner Wohnung führte, für seine Person aber bald darauf nach Golgatha zuriickkehrte, vgl. V. 35]. Mir ist die Stelle entscheidend dafür, daß Maria keine leiblichen Söhne hatte; sonst würde der HErr seine Mutter nicht einem Andern empfohlen haben, es würde dies eine Verletzung für die Brüder gewesen sein. (Olshausen.) Jst nicht Maria, die Mutter des Errn, sondern eine andere Maria, die Maria des lopas, die Mutter derer, die als feine Brüder be- zeichnet werden (Mark. 6, Z; 15, 40), so können diese selbstverständlich nicht seine leiblichen Brüder, sondern nur seine Vetternseim (Hengstenberg.) Thaten dieKriegs- knechte mit Jesu Kleidern wie mit denen eines solchen, der keinen Anspruch mehr auf das Leben habe, so gab auch Jesus zu erkennen, daß er aus dem irdischen Leben scheide, um nicht mehr in dasselbe zurückzukehren, indem er seine Mutter nicht blos der Sorge des Jo- hannes überwies, sondern ihr an diesem, dem Jünger, welchen er lieb hatte, einen andern Sohn an seiner Statt gab. Sein Weg führte ihn dahin, wo er einen Vater hatte, aber keine Mutter; aus dem Leben, in welches ihn Maria geboren hatte, in ein anderes, zu dem ihn Gott der Vater erweckte. (v. Hoffmann) Das kann unmöglich die Tendenz des HErrn bei diesem testamentum domestjcum, wie Hieronymus den hier erzählten Vorgang bezeichnet, gewesen sein, die irdische Zukunft seiner Mutter sicher zu stellen; denn welche Anschauung man auch von den Familienverhältnissen der Maria hege, in dem einen wie in dem andern der beiden möglichen Fälle war sie im äußeren Leben nichts weniger als einsam und verlassen. Das Band, welches Jesus izwischen ihr und dem Jünger befestigt, will demnach aus einem andern Gesichtspunkte be- trachtet sein. Offenbar konnte dies neue Band nur Bestand gewinnen, sofern ein bisher vorhandenes hin- wegfiel; und da ist es denn sein eigenes Kindesver- hältniß zur Maria, welches der HErr hier löst. Nicht durch seinen Austritt aus der Welt löst sich dasselbe wie von selbst; zwar hat er während der Zeit seines Wirkens die Maria wiederholt in ihre Schranken zurückgewiesen (Luk. 2, 49; Joh. 2, 4; Matth. 12, 48 ff.), dessen ungeachtet dauerte das Verhältniß des Sohnes zur Mutter unaufgehoben fort, und auch das Sterben an sich hätte nicht daran gehindert, daß dasselbe ferner- hin bestehen blieb, denn auch von dem gestorbenen Kinde kann die iiberlebende Mutter noch immer reden als von ihrem Sohn. Wohl aber schnitt der Tod Christi als des Versöhners (und dieser trat erade jetzt in seinem eigentlichen Centralpunkte ein atth. 27, 45 ff.) das bisherige Band durchaus und voll- kommen entzwei: der für alle starb, schied durch diesen Tod-aus jeder natiirlich bedingten Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu Einzelnen ans; zu dem Hohepriester- thum nach der Weise Melchisedek emporsteigend, mußte er gleich diesem auch als ,,ohne Mutter« erscheinen (Hebr. 6, 20——7, 3), und der nach diesem Tode sein Leben wiedergenommen, der hat sich mit Absicht von der nicht lassen wiedersehen, zu welcher er in jenem besonderen Verhältnis; gestanden. (Steinmeyer.) Maria bedurfteieinen Sohn im Sinne des höheren Gemüths- lebens, wie Jesus selbst durch einen Freund erquickt worden war: der Freund Jesu (der die tiefsten Blicke in sein Verhältniß um Vater ethan und seine letzten Reden am eingehen sten aufgesaßt hat) eignete sich da ganz zum Sohn der Maria. (P. Lange-f Petrus hatte in Jesu vorzugsweise den König Jsraels, der neuen Gemeinde, da»s heilige und unbefleckte, für uns geopferte Lamm Gottes, den Richter der Welt erkannt, verehrt und geliebt; Johannes hatte sich inniger an seine Person angefchlossen, vorzugsweise Den in ihm erkannt und geliebt, der in des Vaters Schooße war und uns erschienen ist, und in die ewigen Geheimnisse der Gottheit, die in seiner Erlösung und in seiner Gemeinschaft mit den Seinigen sich spiegeln, in seinem vertrauten Umgange hineingeblickt. Darum gab der HErr, außer dem allgemeinen Apostelberufe, dem Petrus auf, seine Gemeinde zu gründen und ihre Thore auf- und zuzuschließen (Matth. 16, 13. 19) und seine Schafe und Lämmer zu weiden (Kap. 21, 15 ff.); der- selbe ward denn auch der erste Grundstein der Kirche unter Juden und Heiden, der viele Tausende zu dem Namen Christi bekehrte. Den Johannes aber setzte der HErr in dem irdisch ihm nächsten persönlich en Verhältnisse an seine Stelle, besiegelte damit noch sterbend den innigen Herzensbund mit ihm, hauchte ihm auch dadurch auf’s Neue den Geist der Liebe ein 318 Evangelium Johannis 19, 28»——3 l. und öffnete ihm das innere Seherauge, damit er die, vorzugsweise von Andern gegründete Gemeinde mit dem aus Jesu Herzen strömenden Feuer· durchwärmte und in die Tiefen der Gottheit und die Vollendung des Reiches Gottes den Blick ihr, aufthiitez (v. Gerlach.) Das »von der Stund an nahm sie der Jiinger zu sich« ist streiig wörtlich zu nehmen, daß· Johannes sofort das Vermächtniß antrat; er nahm die Maria in seine Wohnung, in feinen mit der Salome uiid vielleicht mit feinem Bruder Jakobus gebildeten Familienkreis auf. (Meher.) Wir finden durch den ganzen Zusam- meiihang angedeutet, daß Maria sofort, keineswegs erst nach dem Tode Jesu, die Stätte verließ idaher fehlt fie unter den bei Matth. 27, 55 f. u. Mark. 15, 40 f. erwähnten Frauen). Sogleich, den HErrn auch hierin verstehend, niit sohnlich zarter Liebe, fiihrt Johannes die durch das Abschiedswort abermals tief Erschütterte hinweg, so daß» sie die gesteigerte Angst und Pein des Sohnes nicht »Mehr schauen darf; auch sie hat -die schmerzliche Weisung aus Sohnes-Munde, der schon manchmal der Mutter heilsam gebot, ver- standen iind folgt gehorsam deni neuen Führer uin deßwillen, der sie ihm übergeben hat, der HErr aber sieht feines Testamentes Erfüllung noch vor Augen, ehe nun die letzten Angstfliithen über ihn hereinbrechen (Stier.) 28. Darnach [bei drei Stunden später, vgl. Kcip. b, l4., d. i. um 3 Uhr NachmittagsL als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war sivas zu seinem mit Leiden zu vollbringenden Werke gehörte, und daß er nunmehr sein Leben von sich geben könne], daß die Schrift [auch noch in demjenigen Punkte, da in Pf. 22, ·16 von Jdes leidenden Messias großem Durst die Rede ist] etjullet fund so zunrvöllegen Abschluß gebracht] wurde, spricht er: Mut) dnrstet · W. Da stund ein Gefaß voll Essigs lzum Getränk für die Kriegsknechte Ruth 2, I» u. Matth. 27, 44 Anni.]. Sie aber sulleten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop [-Stengel] nnd hielten es ihm dar zum Munde« sindem einer aus ihnen sich diesem Dienste unter dem Spott der Andern unterzog Matth. 27, 48 f.; Mark. 15, 36]. » 30. Da nun Jesus den Essig geuoiumenluiid damit alle Schrift bis auf’s letzte Pünktlein in Erfüllung gebrachtj hatte, sprach er smit lauter Stimme dasjenige Wort, welches schon· vorhin ihm auf dem Herzen lag, das er aber ietzt erst in der rechten Weise aussprecheii konnte]: Es ist vollbracht," und neigete smit dem Ausruf: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände"« Luk. 23, 46 —- in Betreff der Seele, die ja am Blute haftet Z. Mos. 17, 11; 5. M. 12, 23., vgl. V. 34] das Haupt uiid verschieduf » V) Fast unmittelbar nach dein »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlasfen?« müssen wir uns das ,,mich dürstet« denken, schon weil der gewonnene Sieg den HErrn rasch zum Ende treibt; sodann wegen des von Matthäus nnd Markus berichteten Spottes, wel- chersxiiochgzugleich an dem eben vernonimenen Eli haften Jn den orten nun, womit Johannes den Bericht von diesem fünften Ausriif Christi aiii Kreuz be- z tigkeit darin Platz. richtet, läßt sich das »daß die Schrift erfüllet würde« durchaus nicht auf das vorhergehende «Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war« beziehen, wie von mehreren Auslegern geschieht; denn da wäre der Satz doch sehr überflüssig und würde den stark hervor- gehobenen Begriff des Vollbrachtfeins nur stören. Es gehört dieser Satz vielniehr zum Folgenden, gleichwie das »auf daß die Welt erkenne 2c.« in Kap. 14, Eil; er soll bezeugen, daß auch solche einzelne Unistäude zur Erfüllung der Schrift gehörten (vgl. V. 24). Jesus wußte: jetzt ist alles vollbracht bis auf dies Eine; er fühlte kraft des Wortes der Schrift sich nicht mehr gebunden, schweigend und uuerquickt zu leiden, sondern fand in Erinnerung an dasselbe einen letzten Labetrunk für sich verordnet, und fand es da iim so mehr ge- ziemend, seinen Durst auch auszusprechen, als zum lauten Nufen des ,,es ist vollbracht« eiiie Stärkung des schwachen und fast verlofchenen Odems durch Be- feuchtiiiig des Mundes ihm nöthig war. Wie in Gethfemane ein Engel ihn stärkte, und dort nur ein Engel es konnte, so können hier Menschen die letzte Labung reichen, wenn sie auch nur halben Mitleids, mit Spott verbittert es thun; iind so trägt er zugleich das Bewußtsein iii sich, daß der Trank ihm werden wird, weil er ihm werden muß. Wie nun dort bei der Versuchung in der Wüste erst am Ende der geistigen Anspanung des Betens im Fasten das Leibesbedürfniß in’s Gefühl und Bewußtsein trat -— es hungerte ihn zuletzt, so ist es auch hier mit dem Dürsten; dies fünfte Wort, das kleinste und iinscheiiibarste unter allen sieben, ist wie das Wort eines Helden, dem es erst dann zum Bewußtsein kommt, daß seine Wunden bluten und daß er einer Stärkung bedarf, nachdem das Feuer des Kampfes bestanden ist. Vgl. Nicht. 15,18. (Stier.) Es) Klein ist das sechste Wort Christi ain Kreuz, im Urtext (tetelestaj) noch kleiner als in der Ueber- setzungx und doch ist in der Sprache der Menschen noch nie etwas «Größeres, Gewaltigeres, unermeß- licheres gesagt worden. Es ist iiiit diesem Wort wie init dem Menschenaug e, das ist auch nur klein, und doch findet die ganze Schöpfung in dem Auge eines Menschen Raum; wie mit dein Menschenherzem das ist auch nur klein, und doch, wenn das kleine Herz ein gläubiges Herz ist, findet die ganze heil. Dreifal- Klein ist das sechste Wort nnd doch von allen Kreuzesworteii das größte: wie Bethlehem Ephrata klein war unter den Tausenden in Juda uiid doch höhere Ehre empfing als ihre größeren Schwesterin wie Palästina eins der kleinsten nnd unbedeutendsteu Länder der Erde ist und doch das heil. Land und das Jesiislaiid « eworden, wie uiisere Erde der ärmste Stern des Welltahs ist und doch der Stern, um den sich Engel und Teufel streiten und auf deni ain Ende der Tage die Gottheit selbst ihren Thron aufschlagen wird. Groß ist das kleine Wort: ,,es ist vollbracht«, wie die kleine Eichel groß ist, weil in ihr die niajestätische Eiche enthalten, wie die kleine Alpcnqiielle groß ist, weil sie den ganzen goldenen Strom schon in sich bir t, wie die kleine Flamme groß ist, weil das allgewaltigste Feuer in ihr beschlossen. (Qiiandt.) Es ist voll- brachtx ich sage, indem ich die Bedeutung dieses Wortes auseinander lege: l) der Kampf ist ausge- kämpft, -2) das Opfer dargebracht, Z) das Heilig- thuni aufgethan, 4) der Satan überwunden, 5) deui Tode die Macht genommen und Leben und unver- gängliches Wesen an’s Licht gebracht. (Thoniasiiis.) »Es ist vollbracht«, das ist ein Siegesgeschrei. iii wel- ches wir alles hineinlegeii dürfen, was wir von seinem Siege zu denken und zu sagen wissen; nicht blos zu Ende ist’s, sein stellvertreteiides Leiden und der Gehorsam Die Vorgänge beim Tode des Gekreuzigtem 319 bis zum Tode, nein, vors-sacht, im eigentliche« Sinne. des deutschen Worts vollbracht, wohl gethan ist alles. — Es ist vollbrachtz das ist ein Ruf, vor dem der Teufel erschrickt, bei welchem der Himmel zu seinen Harfen greift und das Gloria bereitet. (Löhe.) »Es) Und Jesus rief laut, heißt es bei dem Evan- gelisten, der dieses letzte Wort Christi uns meidet. So ist’s gewöhnlich nicht, wenieMenschen im Sterben liegen; alle Kräfte sind dann erschöpft, der Körper ist gebunden und unfähig zu irgend einer Anstrengung, und die Seele verräth in immer leiseren, abgebrochenerew unvernehmlicheren Tönen das Herannahen des Endes, darauf folgen stille, matte Seufzer, zuletzt lautlose Bewegungen des Mundes, und der Sterbende ist nicht mehr. Hier ist es anders: mit ganzer Lebenskraft redet der HErr noch im letzten Augenblick, als hätte er gar nichts gelitten oder als hätte das Leiden seine Kräfte nicht im Mindesten erschöpft; fein Geist ist nicht nur noch so frisch wie am Anfang der Pein, auch feine Körperkraft ist noch nicht verzehrt; obgleich er namenlos gelitten, obgleich er unmittelbar darauf ver- scheidet und der Tod auch» bei ihm über das Leben siegt, obgleich es das letzte Wort ist, das er spricht — noch einmal entfaltet er seine volle Lebenskraft. Leise schmachtend hatte er das ,,mich dürstet« hervorgeseufzh lauter schon klang nach der Stärkung das erhabene Siegeswort: ,,es ist vollbracht«; am lautesten, mit wunderbar gewaltiger Stimme, ruft er unerwartet schnell darauf sein letztes Wort. Absichtlich rief er so laut: alle Welt soll hören, was er spricht, soll wissen, daß er nun stirbt und sterben will, daß sein Tod keine Ohnmachh kein Sinken und Erlöschen des natürlichen Lebens ist, und daß er nun stirbt, nicht weil er nicht länger leben kann, sondern daß sein Tod die freie That eines kräftig Dahinscheidenden, die frei- willige Niederlegung des Feldherrnstabes nach wohl eführtem Streite ist (Kap. 10, 18). Von zweien seiner letzten Worte führen die Evangelisten an, daß Jesus sie laut ausgerufen habe; das war das vierte Wort: ,,mein Gott, mein Gott, warum hast du mich oerlassen?« und das ist das siebente: ,,Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände« Unverkennbar liegt darin ein Zusammenhang und eine geheime Zu- riickbeziehung des einen Wortes auf das andere; aus der höchsten, trostlosesten Verlassenheit von Gott ist er in die seli ste Gelassenheit ein-und übergetreten; es ist als wo te er sagen: »ich habe Gott nicht allein als meinen Gott wieder gefunden, i habe ihn auch wieder als Vater, und will seinen änden meinen Geist nun willig und freudig überlafsen«. So ist das siebente Wort gleichsam die Antwort auf die in dem vierten Wort enthaltene Frage; haben alle seine An- fechtung ehört, so sollen alle auch feinen Sieg ver- nehmen. ( r. Arndt.) Jst der Sohn Gottes wahrer Mensch geworden, so werden wir ebenso einen zeit- anfänglichen Geist, als eine zeitanfängliche Seele in ihm unterscheiden müssen; und nun eignet er sich auch wirklich beides zu, die Seele in dem Worte Matth· 26, 38., den Geist aber in dem Worte Luk. W, 46. Da aber in dem Gottmenfchen der Logos (Kp.1, 1sf.) das Personenbildende, gleichwie in dem Menschen sein Geist es ist, so müssen wir annehmen, daß in dem Augenblicke der Menschwerdun der ewige Wille des Logos sich in den zeitanfänglicgen Willen des Mensch- lichen Geistes einergab, so daß er von da an diesen seinen menschlichen Geist in Untergebung unter das Gesetz nienschlicher Entwickelung zum Spiegel seines Inhalts und zum Orte feines Bewußtseins hatte. (Delitzsch.) Jn des Vaters mächtige Hand übergiebt der HErr jetzt den Geist, der bereit ist vom Körper zu gcheiden als ein kostbares Deposituny und eht also em Zustande der Abgeschiedenheit, dem aradiese, mit Ruhe und Hoffnung noch vor dem bußfertigen Schächer und allen seinen Miterlösten entgegen. (v. Oosterzeeh Jn dem Augenblick, wo er das Selbst- bewußtsein zu verlieren und seines Geistes nicht mehr Herr zu sein im Begriff ist, übergiebt er ihn seinem Vater als-ein anvertrautes Gut. (Godet.) Das siebente Kreuzeswort zeigt uns den Heiland, wie er nach all dem Leid und all der Last, nach all dem Kampf und all dem Sieg die Grenze überschreitet, die das Land der Lebendigkeit von dem Lande der Todten scheidet. Quandt.) icht wider Willen verließ der Geist das leisch des Heilandes, sondern weil er wollte und wann er wollte und wie er wollte. Wer schläft so ein, wann er will, wie Jesus starb, da er wollte? wer legt so sein Kleid ab, wann er will, wie Jesus des Fleisches sich entkleidete, da er wollte? wer geht so aus seiner Thiir, wann er will, wie Jesus, da er wollte, aus der Welt giiäZiP (Augustin.) Der Ruf des Verscheidenden ist das ort des Versöhners, der nach vollbrachtem Opfer zu seinem Sender geht; gleichwie es von La- gcrus (Luk. Its, 22) heißt, er ward getragen von den ngeln in Abrahams Schooß, so geht der Sohn mit seinem Verfcheiden ein in des Vaters Schooß (Kap. I, 18) und erfüllt so auch für die Zwischenzeit bis zur Auferstehung fein Wort in Kap. 14 ff., womit er seinen Tod fast ausschließlich unter den Gesichtspunkt des Hingehens zum·Vater stellte. (StemmYer.) Jesus beschließt mit einem Gebet an den ater seine letzten Worte am Kreuz, wie er sie mit einem solchen eröffnet hatte; die Mitte dieser Worte ist gleichfalls ein Gebet, aber in diesem Gebet kann der Batername nicht aufkommen, weil Jesus in die Tiefe des Todes « und der Gottesferue niit Leib und Seele versenkt ist. Die vier andern Worte sind nach der Seite der Welt gerichtet, und zwar zwei an bestimmte Persönlichkeiteiy welche theils den Glauben, theils die Empfänglichkeit für den Glauben re räsentiren; die beiden andern richten sich an die elt in ihrer Gesammtheit, das eine hat die Welt nach ihrer natürliåhen Seite im Auge, das andere nach ihrer geistigen eite. (Baum- garten.) Sieben Worte sind es bei den vier Evan- gelisten, von denen aber keiner sie alle mit einander aufgeschrieben hat; daraus geht hervor, daß ihre vier Bücher gleichsam vier Stimmen sind, die mit einander verbunden eine Symphonie oder ein einhelliges Ton- stück bilden. (Bengel.) f) Jesus neigte das Haupt — es war, als winkte er dem Tode zu: komm nun, greife mich an, jetzt will ich sterben; denn gegeben hat Christus sich selber in den Tod, wie es in P. Gerhardks Liede heißt: »du springst in’s Todes Rachen«. Ein Mensch hat nicht Macht über seinen Geist, u wehren oder loszulassen ur Zeit des Sterbens ( red. 8, 8); der HErr der errlichkeit aber, der Fürst des Lebens, hatte Macht über sein Leben, er konnte es lassen und dargeben — nehmen von ihm konnte es niemand. So unmöglich es hernach war, daß er von dem Tod gehalten werde (Apostg. Z, 24), so unmöglich würde es auch gewesen sein, daß er von dem Tode ergriffen worden wäre, hätte er nicht aus freiem Triebe sein Leben da- hingeben wollen; er kam zum Tode, sagen die Väter, nicht aber kam der Tod zu ihm. (Besser.) 31. Die Juden foder Hohenpriester und Ael- testen] aber [in ihrer, schon Kap. 18, 28 an den Tag gelegten Heuchelei auch hier sich gleich bleibend], dieweil es det Rusttag sauf Sonnabend, also ein 320 Freitag] war san welchem man nicht nur alles vorzubereiten pflegte, was zur Jnnehaltung der für den Sabbath gebotenen Ruhe nöthig war V. 42., sondern auch allesdas entfernte, was die Heiligkeit des Sabbaths beeinträchtigen konnte], daß nicht sim vorliegenden Falle] die Leiehname [der drei Hingerichteten] am Kreuz blieben den fmit Abends 6 Uhr beginnenden] Sabbath über swas nach dem Gesetz b. Mos. 21, 22 f. schon einen gewöhnlichen Wochentag verunreinigt haben Würde Ist— 8- 29; 10, 26 s., vollends aber von einem Sabbath abzuwenden war, und nun noch viel mehr von dem jetzt bevorstehenden Sabbath], denn defselbigen Sabbaths Tag [als eines solchen, der in die Osterfestzeit fiel] war groß [von besonderer Heiligkeit, zumal mit diesem Tage sich auch die Feier des Garbenfestes verband 3. Mos. 23, 10 ff.], baten sie Pilatum sdurch eine an ihn abgesendete Deputation, wie in V. 21], daß ihre sder Hin- gerichteten] Gebeine gebrochen und sie snachdem so ihr Tod beschleunigt worden wäre] abgenommen [und beerdigt] würden [vgl. die Bem. zu Matth. 27, 58]. 32. Da kamen die Kriegsknechte lwelchen der Landpfleger seine, der Bitte der Juden ent- sprechenden Befehle zugesandt hatte] nnd brachen dem ersten, sder an der einenSeite hing] die Beine und [gleichzeitig] den: andern, der [auf der entgegengesetzten Seite] mit ihm gekreuzigt war sindem beide noch Lebenszeichen von sich gaben].·« 33. Als sie aber szuletzt auch] zuIesu kamen, da sie sahen, daß er schongestorben war [wie sie ja selber vorhin sein Verscheiden beobachtet und aus der ganzen Art desselben einen tiefen Ein- druck von seiner Heiligkeit und Herrlichkeit be- kommen hatten Matth. 27, M; Mark. 15, 39; Luki 23- 47], brachen sie ihm faus göttlicher Lei- tung, indem sie eine gewisse Scheu vor ihm em- pfanden] die Beine nicht [obwohl doch eigentlich der empfangene Befehl auf das Beinbrechen bei allen drei Gekreuzigten lautete]; 34. Sondern der Kriegsknechte einer ldeu schon eingetretenen Tod gleichsam versiegelnd] öffnete seine [linke] Seite [da, wo das Herz liegt] mit einem Speer sdurch einen kräftigen, tiefen Stich, wie das römische Gesetz, ja auch solche, die so durchbohrt waren, unbedenklich zur Beerdigung verstattete], und alsbald ging [was eine ganz eigen- thümliche, unerhörte Erscheinung war] Blut und Wasser heraus» 35. Und der [als derjenige von den berufenen Augen- und Ohrenzeugen des HErrn Luk. 1, 1., der mit zur Stelle war, nämlich Johannes] das [alles, was in V. 33 u. 34 erzählt worden] ge- sehen hat, der hat es [durch den nunmehr auch schriftlich in diesem seinem Evangelio niedergelegten Evangelium Johannis II, 32—37. Bericht] bezeuget [1. Joh. 1, 1 u. 3], und sein Zeugniß [weil nicht auf Hörensagen, sondern auf unmittelbare Anschauung gegründet] ist wahr [ganz dem Wesen eines Zeugnisses entsprechend]; nnd derselbige weiß, daß er die Wahrheit sagt [und nicht etwa, namentlich was das Herausfließen von Blut und Wasser aus der geöffneten Seite betrifft, etwas berichtet, wobei seine Augen ihn getäuscht haben, er versichert das aber ganz ausdrücklich], auf daß auch ihr [gleichwie Andere es thun] glaubet [Kap. 20, 31., indem hier lauter solche Dinge euch entgegentreten, die wie ein Finger Gottes darauf hinweisen, wer Jesus war und was es mit seinem Sterben für eine Bewandtniß hatte] 36. Denn solches lwas in V. 33 zunächst berichtet wurde] ist geschehen, daß die Schrift lin 2. Mos. 12, 46; 4. M. 9. 121 crfüllet würde sdie in Beziehung auf das Passalamm sagt]: Jhr sollt ihm kein Bein zerbrechen [vgl. zu Pf. 34, 21]. 37. Und abermal sum auch den in V. 34 berichteten Umstand von dem Lanzenstich und dem aus der Wunde geflosfenen Blut und Wasser als eine göttliche Fügung von hoher Bedeutung nach- zuweisen] spricht eine andere Schrift [in Sach. 12, 10]: Sie werden sehen, in wclchen sie gestochen habeniib [richtiger: sehen auf den, welchen sie durchbohrt haben]. V) Es war römische Sitte, die Leichname am Kreuze hängen zu lassen, wo sie verwesten und den Raub- vögeln zur Beute wurden; so mochten sie es auch in Palästina halten, aber dies Mal ward eine Ausnahme gemacht, weil der nächste Tag ein Sabbath war, und das Gesetz vom Leichnam eines Fluchopfers in An- wendung gebracht, der nicht über Nacht am Holze hängen urfte, sondern noch defselbigen Tages begraben werden mußte. Da Jesus das Fluchopfer sein sollte (Gal. 3, 13), so mußte auch dieser Zug sich an ihm erfiillen; und damit das gefchehe, mußte er an einem Freitag gekreuzit werden, welcher obendrein Rüst- tag auf eiuengro en Sabbath war. Es ist bei-entsank, daß es heißt: »den Sabbath über«, und nicht etwa: ,,am Feste«; der Sabbath ist es zunächst, welcher die Juden zu ihrer Bitte bestimmt, sein festlicher Charakter kommt nur als verstärkendes Moment hinzu. (Luthardt.) Da der Sabbath durchweg der Hauptfeiertag der Juden war, so wurde er durch jede anderweitige festliche Unterlage gehoben, hier besonders durch den zweiten solennen Ostertag . Lange.) VI) Es steht deutlich geschrieben, daß der Lanzen- 'st·oß gegen Jesum nicht geführt wurde, um ihn erst zu tödten; denn er war schon gestorben, daher auch die Kriessknechte von vornherein nicht daran gingen, ihm die eine zu zerbrechen, sondern beide Uebelthäter erst abthaten, ehe sie mit den: bereits Gestorbenen sich be- fchäftigten Der Lanzenstoß geschah nur ur Sicherung der Vorfchrift, daß kein Gekreuzigter an ers als todt abgenommen werden durfte: obgleich der Augenschein bei Jesu den bereits erfolgten Eintritt des Todes lehrte, so sollte doch jener Stoß noch dienen, jeden Zweifel daran aufzuheben. Ob die Wunde in die linke« oder rechte Seite traf,sist nicht gesagt; stand aber« der Kriegsknecht Jesu gegenüber« und stieß mit der rechten Die Vorgänge nach dem Tode Jesu. 321 Hand, was beides der Natur der Sache gemäß ist, so mußte er die linke Seite, die des Herzens treffen, und daß er Jesum nicht etwa blos ritzte (was der griechische Ausdruck allerdings an sich wohl besagen könnte), läßt sich sowohl aus dem Zweck des geführten Stoßes, als aus Kap. TO, 25 u. 27 schließen, wonach die Wunde groß genug war, daß sie Raum gab, die Hand hinein zu legen (für diese Bedeutung des griech. Ausdrucks vgl. Rom. Ilias E V. 45 f.). Als wichtig Ybt nun der Evangelist hervor, daß aus der geoffneten eitenwunde Jesu Blut und Wasser floß. Auf eine natürliche Erklärung dieser Erfcheinung ist zu ver- zichten: das Blut im Leichnam ist nicht mehr flüssig; die Scheidung des Bluts in den aus den Blut- kügelchen bestehenden Blutkuchen und den wäfserigen Saft, der jene Kügelchen einhüllt, bewirkt eben, daß das Blut nicht mehr fließt. Es ist vielmehr ein Zei ch e n, was Johannes hier berichtet und als solches heraus- hebt, ohne eine Erklärung desselben zu geben; daß aber bei der Stelle: l· Joh. 5, 6 ff. die Erinnerung an das, was er gesehen hatte, ihm vorschwebt, wird wegen der Eigenthümlich eit des von ihm dort ge- wählten Ausdrucks nicht in Abrede geftellt werden können. Was soll es denn nun wohl bedeuten, dieses Zeichen? Bezüglich des Blutes liegt unabweisbar nahe die Erinnerung an s. Mof 17, 11 und die in 2. M. 29, 12 gegebene, oft wiederholte Vorschrifh alles Blut der Opfer am Altare auszugießenx so strömte auch das Blut Christi aus als das Blut-der Versöh- nung für uns, das unsre Schuld auslöscht und tilgt (Offb. l,5; 7,14). Das Wasser-aber deutet auf die vorbildlichen Reinigungen des alten Bundes hin, welche die Aneignung der von Gott bereiteten Versöhnung bedeuten und in der Taufe ihr Ge enbild haben, und die wirksame Kraft der christlichen aufe ist der heil. Geist (Kap. l, 33; Z, I; Tit. Z, 5). Ho sehen wir also in der Seitenwunde Jesu den Que geöffnet, aus dem der Strom fließt, den er in Kap. 7, 38 genannt hat, auf den er auch in Kap. 7, 37; 4, 10. 14 hin- weist: die Versöhnung in feinem Blut und die Gabe des Geistes, mittelst deren uns zugeeignet wird, was Christus erworben hat, und wir erneuert werden —- dies sind die Güter, welche Johannes abgebildet schaute in demBlute und Wasser aus der Seite Jesu, in 1.Jo .5 verwendet er dann frei, was er gesehen hat, zur egründung dessen, was er an jener Stelle aus- fährt. (v. Burgen? Das Blut ist das Blut der Ver- söhnung, das s) deutet in der Symboli Sündenvergebung, die durch das Vorangehen des Blutes hier als in der Versöhnung wurzelnd bezeichnet wird, so daß beides die Versöhnung und die Recht- , ·. etwas Dunkles und Rät ferti ung bezeichnet, die uns durch den Tod Jesu er- gestellt und dann gesagt: ,,nicht mit Wasser allein«; Wasser ohne Blut, das wäre Vergebung ohne Ver- söhnung oder Genugthuung (Hengftenber .) Der Vorgang hat aber auch für Jesu1n selber seine Be- deutung-: der Tod ist bei ihm eingetreten, aber seine nächste und unmittelbare Wirkung aus das Blut des gestorbenen Leibes, daß dieses sich zersetzt und sofort in’s Stocken geräth, bleibt aus; das kann nichts An- on in Jes. 53 als der Mittelpunkt k des Erlösungswerks hin estellt ist; das Wasser be- E des alten Testaments dies morgen sind. Jn 1. Joh. 5, 6 wird das Wasser voran- T deres besagen, als daß dieser fein Tod das Ende des 3 Todes ist, bei ihm kann die sonstige Wirkung des Todes, worin er eben seine Macht und seinen Sieg behauptet, nicht Statt haben, weil derselbe nun über- wunden ist. (Baumgarten.) Der außerhalb der ge- wohfnlichen ph siologischen Gesetze stehende-Vorgang gehort der au erordentlichen Natur des Leibes Jesu Däch se l’s Bidelwerb VI. Band. an, welcher, durch keine Sünde befleckt, nicht bestimmt war, den Prozeß der Verwesung durchzumachem son- dern vom Augenblick des Todes an den Weg einzu- fgladgeiz hatte, dessen Ende die Auferstehung war. o et. « Eis-«) Oberflächlich betrachtet scheint Johannes nur in Beziehung auf die beiden ersten der in V. 33 u. 34 berichteten Fakta den Nachiveis zu führen, daß durch sie sich erfüllt habe, was die alttestamentliche Weissagung von Christo vorausgesagt hat, in Beziehung auf die Verschonung mit dem Zerbrechen der Beine und in Beziehung auf die Durchbohrung seiner Seite mit dem Lanzenstoßz da aber die dem Nachweis in V. 36 u. 37 vorangehende so starke Versicherung der Zuverlässigkeit seines Berichts in V. 35 gerade auf diese beiden Fa ta sich am wenigsten beziehen kann, sondern vielmehr auf das dritte Faktuni, bei dein etwas ganz Ungewöhnliches, unter diesen Uniständen geradezu underbares vorliegt (denn war das Blut noch flüssig, so kam eben·Blut, aber nicht zugleich asser, war es aber bereits gewonnen, so kam gar nichts heraus), fast ausfchließlich sich bezieht und nun der Nachweis ohne nähere Bestimmung mit einem »denn« eingeführt ist, so muß auch für dieses dritte Faktum ein Schriftgrund in dem Wort aus Sacharja verborgen liegen. Man darf also den Ausfpruch des Propheten nicht blos als eine Weissagung auf den Lanzenstoß auffassen, wie vielfach geschiehet, er ist vielmehr auch eine Weissagung auf das Herausfließen von Blut und Wasser aus der geöffneten Seite des HErrn; nian nehme es nur mit den Worten des Evangelistem darin er die Prophetenstelle wiedergiebt, recht» genau. Luther’s Uebersetzung faßt das griechische Es; o» in dem Sinne von er; if« (sie werden sehen, wer der sei, in welchen sie gestochen haben); sie fchließt sich an die Vulgata an, aber diese hat hier nach Osfb. 1, 7 hinübergebl1ckt, wo das Prophetenwort nur ange- wendet und in einein andern Sinne gebraucht wird, als den es ursprünglich hat, indem sowohl das ,,sehen« in einem allgemeineren Sinne genommen, als auch das gestochen haben In eine ganz andere Beziehung dazu gesetzt ist. » Nach Kap. S, 29 unsers Evangelii Orrarsiicsyrs est«- 011 oivråorsrxsiz Fassung) steht fest, daß auch an unsrer Stelle das et; o» eine Zusammenziehung ist für kcg Jus-Troja, Z» Sense-incras- und die Uebek fetzung so lauten muß» wie oben bei der Erklärung des Verses angegeben ist. Das ,,sehen auf« bezeichnet ein verlan endes Aufsehen nach1emand, ein reuniüthiges und mit ehentlicher Bitte um Vergebun verbundenes sich ihm Zukehren, und ist von der ekehrung der Juden zu ihrem HErrn nnd Christ, den sie vormals verworfen haben, gemeint; das ,,durchstochen haben« hatte vor der Erscheinun Christi um so mehr noch syelhaftes, als bei Sacharja der HErr selber es auf sich bezieht, daher die Septua- ginta ein ,,verhöhnt (verächtlich behandelt oder empfind- lich gekränkt) haben« dafür an die Stelle seht, weil man sich nicht denken konnte, wie ein Durchbohren , oder Umbringen in Beziehung auf Jehova folle ge- sagt werden können. Auch beim Propheten sind die, welche auf den, in welchem der HErr zu seinem Volke gekommen, reuemüthig und gnadenhnngrig aufschauen werden, dieselben, welche ihn zuvor zerstochen haben, also die Juden; darum, obwohl er vorher von einem Kriegsknecht geredet hat, der den LaiZenstoß ausführte trägt denno unser Evangelist kein edenken, als die eigentlichen häter die Juden zu betrachten, denen in V. 16 Pilatus Jesum überantwortete zur Kreu- zigung und die mit ihrem Begehren in V. 31 mittel- bar auch diesen Lanzenstoß veranlaßt haben, in dem- 21 322 selbigen aber als in der Summa concentrirt sich aller Haß und alle VerfolgunZi welche diese Verräther und Mörder des Gerechten ( postg. 7, 52) ihm haben an- edeihen lassen —— der Speerftoß war, wieBengel sagt, das Letzte und Kenntlichste, was die Juden dem Heilaiide an seinem Leibe zu efü t. Lesen wir aber bei Sacharja über diejeni en er e hinweg, welche die Klage des reumüthigen srael fpecialisiren, bis zu Kur. 13, 1., so ist dort von einem freien offenen Born wider die Sünde und Unreinigkeit die Rede; diese Weiffagung dürfen wir nur hinzunehmen, so werden wir auch die Bedeutung des Blut- und Wasferergusses, von dem Johannes berichtet, ver- tehen, nur ist die Weissagung natürlich nicht durch den lut- und Wassererguß selber erfüllt worden, sondern durch das, was mit ihm bedeutet ist, wir haben die Erfüllungalso in dem· zu erkennen, was am Tage der Pfingsten g»eschah. Wie mit dem, was m Apostg 2, 37 ierzahlt wird: ,,da sie das höreten, ging es ihnen durch’s Herz, und sprachen zu Petro und zu den andern Apoftelm ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir thun?« sich das »sie werden sehen auf den, welchen sie durchbohrt haben« erfüllte, so nun mit dem, was dort weiter Petrus zur Antwort giebt (V. 38): ,,thut Buße und lasse sich ein jegkicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfahen die Gabe des heil. Geistes«, das bei Sacharja von dem freien offenen Born ivider die Sünde und Unreinigkeit Gesagte. Vgl. die Be- nierkiing Matth. 27, 617 darnach vertritt die Mit- theilung »in den folgenden Versen (38-——42) gewisser- maßen die Stelle dessen, was in den vorliegenden Versen an der weiteren Ausführung ,der Meinung des Evangeliften zu fehlen scheint, es sind aber auch die beiden Männer, von denen uns jetzt erzählt wird, gleichsam eine Jllustration zu dem ,,auch« in V. 35: »auf daß auch ihr glaubet«, so daß es sich bei diesem ,,glauben« nicht blos um eine Anerkennung dessen, daß Jesus der Christ und Sohn Gottes ist, weil an ihm alle alttestamentliche Verheißung so genau erfüllt worden, handelt, sondern auch um ein Sichtheilhaftig- machen seines Verdienstes und feines Geistes. 38. Darnach [als das in V. 32—34 Er- zählte geschehen und es nun nahe daran war, daß die Kriegsknechte den Leichnam Jesu ebenfalls vom Kreuze nähmen und in die Erde verscharreten, wie sie das mit den Leichnamen der beiden Mit- gekreuzigten thaten] bat Pilatnm sin dem zu Matth. 27, 58 näher dargelegten Zusammenhange] Joseph von Arimathia fein guter, frommer, dazu reicher Mann und Mitglied des Hohenrathes Luk. 23, 50; Matth. 27, 57], der sals einer, welcher auch auf das Reich Gottes wartete Mark. 15, 43] ein Jiinger Jesu war, doch heimiich aus Furcht vor den Juden [vor der herrschenden Partei, den Pharisäern Kap. 12- 42f.], daß er möchte ab- nehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus fder gern mit Jesu eine Ausnahme in Betreff derer, welche die Kriegskiiechte hatten abnehmen und beerdigeii sollen V. 31 f., machteJ erlaubte es. Derowegen kam er snach Golgatha] und nahm den Leichnam Jesu herab. 39. Es kam aber auch fgleichzeitigs Nico- demus, der vormals [vor nun drei Jahren Kap· Evangelium Johannis 19, 38—42. 2(), 1 --7. 3, 1 ff] bei der Nacht sebenfalls aus Furcht vor den Juden] zu Jesu gekommen war, nnd brachte [um den, dem er sich jetzt mit ganzer Entschieden- heit zugewendet hatte Matth. 26, 19 Anm. 2 u. 3., recht königlich, so gut es die Verhältnisse zuließen, zu bestatten Pf. 45, 9] Myrrhe« und Aloe [2. Mos. 30, 23 u. 4. M. 24, 6 Annr. l] unter einander [eine Mischung von pulverisirtem Myrrhenharz und Aloeholz], bei hundert Pfunden [vgl. Kap. 12, 3]. 40. Da nahmen sie den Leichnam Jesu [iiach- dem er vom Kreuze abgenommen] und banden ihn in leinene Tücher sweil man ei1i eigentliches Todten- hemd Kap. 11, 44 nicht zur Hand hatte] mit Specereien [dazu die vorhin genannte Mischung verwendet wurde], wie-die Juden [im Unterschied von den Egyptern, welche mit ihrem Einbalsamiren der Leichen 1. Mos. 50, 2 Anm. 3 einestheils den Leib nicht unverlestzt lassen, anderntheils den- selben in dieser Welt zurückzuhalten suchen] pflegen zu begraben stnit dem übrigen Theil der Mischung aber wurde zuvor das Lager bestreut Z. Chron. is, 14]. - 41. Es war aber an der Stätte, da er ge- lrenziget ward [im Bereiche derselben] ein Garten fder dem Joseph von Arimathia gehörte], und im Garten ein neu [in den Felsen gehauenes] Grab, in welches niemand je geleget war. 42. Daselbst hin legten sie Jesum fder auf diese Weise, gleichwie er in einem Garten seine schwere Arbeit gethan Jes 43, 24; Matth. 26, 36 ff·; Joh. 18, 1., durch Gottes Fügung auch in— einem Garten seine Ruhestätte fand] um des Ritsttags willen der Juden sder nun schon soweit zu Ende war, daß die größte Eile noth that, um bis zu dem mit 6 Uhr anbrechenden Sabbath mit dem Werke fertig zu werden], dieweil der Garten nahe war swährend man unter andern Umständen den Leib vielmehr aus dieser ganzen Gegend fortgefchasft hätte]. Nehmen wir zu unsrer Geschichte hinzu, was in Matth. 27, 62 ff. von den Maßnahmen der jüdischen Qberen am Sabbath berichtet wird, so haben Liebe und Haß der Menschen sich vereinigt, um die Be- stattung und das Grab Jesu auszuzeichnenx beide handeln blind, aber als Werkzeuge in Gottes Hand, um diese Grabesstätte zu dem Denkmal der höchften Erweisung göttlicher Kraft und göttlichen unauflös- lichen Lebens zu weihen. Die Liebe, ganz versenkt in die Erschütterung der augenblicklichen Gegenwart, behandelt den Leib Jesu, als müsse er vor der Macht der Verwefun geschützt werden, und weiß nicht, daß, wenn Jesus Lieinen Sabbath feiert und zum ersten Mal den Sabbath für die Menschheit vollendet, keine Macht des Todes und Grabes seinem Leibe etwas anhaben kann; dem Haß liegt iii seiner berechnenden argwöhnischen Kälte die Erinnerung an das große Wort Jesu von seiner Auferstehung näher, als der Liebe, aber dafür verfällt er in den Wahn, daß er mit dem Schwert röniischer Soldaten und der Sicher- Die Beerdigung am Abend des Rüsttagsn , Maria Magdalena am Morgen der Auferstehung. 323 heit eines jüdifchen Siegels die göttliche Gewalt des Werkes Jesu hemmen und aufhalten könne. Beide, die Liebe und der Haß, sie müsseii erfahren, daß Jesus ein weit Anderer und Höherer ist, als sie meinen; die Liebe erfährt es ur Vervollkomrnnung ihrer Freude und zu ihrer Selbstvollenduig der Haß zu seiner Selbstverwirrung, zu seinem Schrecken und zu seiner Selbstvernichtung. (Baumgarten.) Das 20. Kapitel. Christi Auferstehung geosseiiciarei. und« bestätiget in Gaddo. il. o. 1—29. Hesu Auferstehung, durch åuszere Zeichen erwiesen und in zwei Erscheinungen de- xtuferstandenen noch am Auferstehung-singe selbst den »Deinen bekundet, aber auch demzenigen « Hunger, der sah von den übrigen abgesondert hatte, acht Tage später bei einer dritten Er— sihetnung dargetham a. d. 1i—1t3 (§ 124): Petrus und Johannes am Grabe und die naehherige Offenbarung Iesu daselbst vor Maria Magdalena Ver Evangelist, indem er von den Vorgängen beim Grabe in der Früh: des Gsierniorgens den einen, weichen die übrigen Gvangelislen nur obenhin berührt haben, in ganzer Jluesührlichlteit darstellt, theilt zunächsi niit(to. l—10), auf welche Weise in ihm selbst der Glaube an Jksu Auferstehung vorbereitet worden, und berichtet darnach (d).1l—13) die erstmalige Erscheinung des Ziufersiandenem sie wurde der dnaria dnagdalena zu Theil, und ward nun diese die Gsterbotin siir die Sänger. (vgl. Matth. 28,1-15; Tilarli.l6,1—1l; Eule. U, 1—12.) 1. An der Sabbather einem [richtiger: An dem ersten Tage na-ch dem Sabbath, an dem Sonntag, aber] kommt Maria Magdalena [ihrer Inbrunst gemäß noch bälder von Jerusalem aufbrechend als die übrigen Frauen, mit denen sie Tags zuvor eine Zufammenkunft am Grabe verabredet hatte Matth. 28, 1 Anm.] frühe, da es noch finster war setwa um 5 Uhr] zum Grabe und siehet lschon aus einiger Entfernung], daß der Stein vom Grabe hinweg war [den Joseph von Arimathia und Nicodemus nach der Bestattung davor gewälzt hatten Matth. 27, 60]. Das Wort »Sabbather« ist im Grundtext der Form nach allerdings eine Mehrheit, darunter hat Luther die Wochentage der Osterzeit verstanden und nun mit dem unbestimmten ,,einem« allerdings auch den ersten Wochentag, den Sonntag gemeint. Aber jene Auffassung Luthers beruht, wie wir zu Matth. 28, 1 gesehen haben, auf Mißverständniß einer Stelle bei Moses; ferner hat Luther übersehen, daß das ,,eine« des Grundtextes nicht bloßes Zahlwort, son- dern nach hebräischem Sprachgebrauch Zählwort ist, also s. v. a. der ,,erste« Tag (vgl. 1. Tor. 16, 2). Nun kann man das »Sabbather« entweder von dem Sabbath der Osterzeih der in Kap. 19, 31 als ,,groß« bezeichnet wurde und von dein deshalb hier in der Mehrheitsform die Rede wäre, verstehen, so daß: der erste Tag nach diesem Sabbath, der Sonntag in der Osterzeit, zu deuten sein würde; oder man nimmt den Ausdruck geradezu glei bedeutend init Woche, so daß eigentlich die zwi chen je zwei Sabbathen gelegene Zeit bezeichnet wäre, für welche Bedeutung die Stelle in Luk. l8, 12 zu sprechen scheint, wo selbst Luther ohne Weiteres »Woche« ge- äsrieben hat, und»wir also schlechtweg: ·am ersten ochen-Tag zu iibersetzen hätten. Jn Jedem Falle kommt derjenige Tag als der Auferstehungstag heraus, an welchem einst die eigentliche Schöpfung der Erden- welt ihren Anfang nahm nnd auf Gottes Befehl das Licht aus der Finsternis; hervorleuchtetm mit der Auf- erstehung beganwja jeyt eine neue Schöpfiing und ein neues L1cht ging au in der Finsternis» dafür war der Sonntag ohne Zweifel der entsprechendste Tag. Z. Da läuft sie [von Entsetzen ergriffen, weil sie meinte, die feindseligen Juden hätten sich an Jefu Leibe noch im Grabe vergriffen Luk. 24, 4., und nun den Rath und die Hilfe von Männern herbeiholen wollte], und kommt [auf dem Wege zuerst der Nord; und dann der Ostseite der Stadt entlang] zu Simon Petrus fder bei Gethsemane im Hause der Mutter des Johannes Markus sich aushielt Mark. 14, 51 f.; Apostg. 12, 12 ff.] und [von da in die Stadt selber hineingehend] zu dem andern Sänger, welchen Jesus lieb hatte [und der seit Kap. 19, 25 ff. auch Maria, die Mutter Jesu, in seine Wohnung aufgenommen Mark. 16, 1 Anm.], und spricht zu ihnen: Sie [die Juden] haben den HErrn weggenommen aus dem Grabe; Und wir [Frauen, die wir uns verabredet haben, seine Leiche auch noch zu salbenj wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben* [da kommt doch ihr Männer und helft uns der Sache nachforschen]. 3. Da ging Petrus· sder zuerst angerufen worden war] und der andere Jünger [Iohannes, tåzer lam wenigsten säumte] hinaus und kamen zum M c. 4. Es liefen aber [indem Johannes den Petrus bald einholte] die zween [ein Stiick Wegs mit einander, ihre Gedanken unter sich aus- tauschend], nnd der andere Jiinger sals sie, wie am« Schluß des 3·Verses angedeutet wurde, dem Ziele nun nahe gekommen] lief zuvor, fchneller denn Petrus, und kam am ersten zum Grabe; 52 Gucket [von außen] hinein und siehet die Leinen fin welchen man den Leichnam gewickelt Kap. 19, 40] gelegt-i [was ihn darauf schließen ließ, daß hier eine ruhig ordnende, keineswegs aber räuberische Hand ihr Werk getrieben habe], er ging aber nicht hinein sin das Grab Kap. 11, 38 Anm.]. 6. Da lam Simon Petrus ihm [dem Jo- hannes] nach und ging [seinem praktischen Sinne und entschlosfenen Charakter gemäß] hinein in das Grab [um alles, was etwa vorlage, genau zu erforschen], und stehet swie jener] die Leinen ge- leget [doch in noch unmittelbarerer Anschauung], 7. Und lwas jener nicht benierken konnte, El* 324 bemerkt er gleichzeitig, nämlichs das Schweißtuch, das Jesn um das Haupt gebunden war [Kp. 11, 44], nicht bei die Leinen gelegt, sondern beiseits, ein- gewiclelt an einen sondern Ort [und das nahm ihn Wunder, wie das zuginge Luk· 24, 12]. · 8. Da giugauchsz der andere Jünger [dem er seinen Besund mittheilte, nunmehr] hinein, [er] der [vorhin] am ersten zum Grabe kam [aber nur hinein geguckt hatte V. 4 f.], und sahe es [das- selbe, was Petrus beobachtet hatte] und glaubt-te ed« fdaß iiicht, wie die Maria Magdalena be- fürchtet hatte, ein Raub hier stattgefunden habe V. 2., sondern eine Auferstehung müsse geschehen sein]. 9. [Solcher äußeren Anzeichen aber bedurfte erst ihr Glaube, von selber stieg derselbe nicht in ihrem Herzen auf.] Denn sie wußten fobwohl sie so oft von. dem HErrn darauf hingewiesen worden waren] die Schrift noch nicht, daß et von den Todten auferstehen mußte« [Luk. 24, 25 ff., sonst würden sie von Haus aus anders zur Sache gestanden haben]. » 10. Da gingen die Junger wieder zusammen [richtiger: ein jeder nach Hause, voll ge- spannter Erwartung, wie das Weitere sich ge- stalten würde].- V) Die Frauen waren, wie Lukas sich ausdrückt, noch in tiefer Morgendämiuerung aufgebrochen; Maria Magdalena aber, die früher Besessene (Mark. 16, 9), war brünstigen Geistes vorausgeeiltz und wie sie nun, da es noch finster war, nichts Anderes sah« als das offene leere Grab, da lief sie — in ihrer Bestürzung das Aergste denkend: ,,so haben sie denn auch noch sein Grab entweiht!« — zu den Jüngern hin mit der Schreckenskunde Uiiterdessen kommen die anderen Frauen zum offenen Grabe, gerade nachdem die Sonne hinter dem Oelberge aufgegangen war (Mark. 16, 2), und haben im Grabe das Gesicht der Engel gesehen; das Erdbeben und das Wegwälzen des Steins, wodurch den Hütern die Ehre des HErrn Verkündigt wurde (Matth. 28, 2 ff.), war schon geschehen, bevor die Frauen, auch Maria Magdalena, beim Grabe ein- trafen. (Riggenbach.) Auf einem Wege, wo sie dem Petrus und Johannes nicht begegneten, sind die andern Frauen zur Stadt zurückgeflohem hier theilen sie vor- erst, indem die Furcht vor der überirdischen Erfchei- nung die Freude bei ihnen wieder iiberwog, niemand, auch den Jüngern nicht, etwas von ihrem Erlebniß mit, sondern esprechen dasselbe in ihren Wohnungen unter einander. Jenen beiden Jüngern aber folgt die Maria Magdalena auf dem Fuße nach und ist in V. 11 ff. wieder beim Grabe. (Lichtenstein.) H) Warum lief Johannes schneller? Abzu- weifen sind so äußere Erklärungsgründh wie das höhere Alter des Petrus, der Grund liegt auf dem Gebiete des Geistes; es war der, daß Johannes der Jiinger war, den Jesus lieb hatte ——- die persönliche Liebe zu Jesu, die mit der Liebe Jesu zu ihm Hand in Hand ging, war es, was seine Schritte beflügelte. Hätte es sich um ein Werk des Berufes gehandelt, wäre etwas für Jesum und seine Kirche zu thun oder zu leiden gewesen, so wäre Petrus sicher nicht hinter ihm zurückgeblieben; der Grund ist also derselbe, wes- halb Jesus nicht deni Petrus, sondern dem Johannes Evangelium Johannis 20, 8—15· seine Mutter übergab. Warum aber geht Jo- hannes nicht gleich in das Grab hinein? Sein wecches Gefühl, die arte Jnnigkeit seiner Liebe zu Christo fürchtet eine « erwundung; er überläßt dem kräfti eren und derberen Petrus die erste Untersuchung, und obald diese ein befriedigendes Resultat er eben, golgt er nach· (Hengsteiiberg.) Daß Petrus zum Grabe es HErrn zögernd geht, wird sich nach jener Ver- leugnung in Kap. 18, 15 ff· leicht verstehen (ach, die Erinnerung an sein vermessenes Vorlaufen in der Oelgartens-Nacht und den darauf erfolgten tiefen Fall wird seine Eile gezügelt der Gedanke an die Möglich- keit, der ausgebluteten Leiche dessen zu begegnen, von welchem er dort sprach: ich kenne des Menschen nicht! wird ihm Herz und Füße schwer genigcht haben); daß er rasch und genau überschaut, nachdem er erfahren, daß Jesus nicht mehr im Grabe sei, was für Anhalts- punkte gegeben seien, um sich denken zu können, was mit ihm vorgegangen, ist in seiner Natur begründet. Stilles Sinnen da egen, ruhiges Empfinden bezeichnet vorzugsweise den ohannes; nur hier und da ist er rasch geworden, beim Grabe ist er der erste und das Wort in Kap. 21, 7: ,,es ist der HErr« hat etwas heftig Herausgestoßenes, aber sonst erscheint er uns ruhig, sinnend, still empsindend, innerlich verarbeitend. Der rasche Petrus mochte leicht fühlen, welche wesent- liche Ergänzung seines Wesens in der Art des Jo- hannes liege, und dieser mochte dessen Vermögen des raschen Handelns hoch schätzen; wenn also beide Jünger fast immer in Verbindung mit einander erwähnt werden, so läßt das schließen, daß der Gegensatz der Charaktere sie mit einander verbunden. (Luthardt.) Petrus beschaut im Unterschied vom bloßen Sehen des Johannes die drei Zeichen im Grabe, welche einen durchaus ruhigen Vor ang beurkunden im Gegensatz, gegen tumultuarischen S aub: I) die Leichentücher sind nicht mit fortgetragen, wie es bei einem Leichenraub natürlich gewesen wäre; 2) das Leintuch und Schweiß- tuch, welches letztere den Kopf umhüllte, sind ordent- lich gesondert hingelegt; 3) das Schweißiuch ist sogar zufammengewickelt hingelegt an einen besonderen Ort. (P. Lange.) Petrus sie t verwundert aus das alles Bin —- ,,es nahm ihn under, wie es zuginge«; Jo- annes aber, der nun auch in’s Grab hineingegangen war, sahe es und glaubete. Was glaubte er? offen- bar, daß der HErr nicht weggenommen sei aus dem Grabe, sondern daß er daraus hervorgegangen und lebe im unsterblichen Wesen, da er keiner Kleider niehr bedürfe (Besser.) Als Lazarus von den Todten auferwecket wurde, kam er hervor, gebunden mit Grab- tüchern an Händen und Füßen, und sein Angesicht verhiillet mit einem Schweißtuch, denn er wurde auf- erweckt zu diesem sterblichen Leben, er mußte von Neuem sterben; Christus aber läßt die Grabtücher im Grabe zurück, nachdem· er seine Kleider am Kreuz den Kriegsknechten überlassen hatte, weil er auferstanden ist zu einem unsterblichen Leben, da man weder der Nahrung noch der Kleidung, bedarf. Wollen wir mit Christo geistlich auferstehen und mit ihm in einem neuen Leben wandeln, so laßt uns die Tracht des alten Adam, der durch wahre Buße gekreuziget wird, im Grabe unsrer Taufe zurücklassenl (J. Gerhard.) XIV) Zu der Zeit, da Johannes schrieb, erkannte er die Ankündigung der Auferstehung des Meffias im alten Testament gan deutlich; deswegen wundert er sich selbst über die lindheit, in welcher er gefangen geblieben war bis zu dein Tag, wo die Weissagung ihm durch die Thatsache in’s Licht gestellt wurde. (Godet.) Ach, hätten die Jünger nur verstehen können, daß und warum der HErr sterben mußte: daß er Petrus und Johannes beim Grabe. Maria Magdalena bleibt daselbst zurück und weinet. 325 auferstehen müßte, würden sie dann bald ver- standen haben. (Besser.) 11. Maria aber [ohne mit Petrus und Jo- hannes wieder heimzugehen] stund vor dem Grabe swie angewurzelt], und weinete seine Zeitlang so stehen bleibend] draußen [unter heftigem Schluchzen]. Als sie nun weinete [und es ihr zuletzt zu Muthe ward, als könne das Grab nicht leer sein, als müsse die heil. Leiche noch drin liegen], guckte sie in das Grab; 12. Und siehet [nun, während die beiden Jünger vorhin kein solch Gesichte hatten Luk. 24, 231 zween Engel in weißen Kleidern, einen zu den Hciupien nnd den andern zu den Füßen [d er Stelle], da sie den Leichnam Jesn hingelegt hatten [4. Mos. 22, 33 Anm.]. 13. Und dieselbigen [um sie von ihren ver- kehrten und unsruchtbaren Gedanken auf ein höheres Gebiet hinüberzulenken] sprachen zu ihr: « Weib, was weinest du? ssiehest du nicht aus allen Umständen, die hier vorliegen, daß etwas ganz Anderes vorgegangen, als was du dir einbildest?] Sie [mit Zähigkeit an ihrer einmal gefaßten Vorstellung festhaltend] spricht zu ihnen: Sie haben meinen HErrn weggenommen, nnd ich weiß nicht, wo sie sdie ihn genommen] ihn hin gelegt haben [und kann eher nicht zur Ruhe kommen, bis ich ihn wieder hier sehe]. 14. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück swie wenn die, von denen sie phan- tasirte, jetzt kommen und den hinweggenommenen Leib wieder herbeibringen müßten] und siehet [denn da] Jesum stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist sdenn er erschien ihr, wie dort den Wanderern nach EmmausLuk 24, 15 f., unter einer andern Gestalt Mark. 16, 12; vgl. Kap. 21, 4]. 15. Spricht Jesus zu ihr« [verfuchend, ob seiner Frage gelingen werde, was die Frage der Engel V· 13 nicht hatte- zuwege bringen können]: Weib, was weinest du? wen snchest du? Sie [noch immer in ihrer bisherigen Gedankenrichtung beharrendss meinet, es sei der Gärtner sweil doch niemand anders, als dieser, so frühe sich im Garten werde eingefunden haben], und spricht zu ihm [it-:t Gefühl vermeintlicher Abhängigkeit von seinem guten Willen über seinen Stand hinaus ihn ehrend]: Herr, hast du svielleichh um vor den Nachstellungen der Feinde ihn in Sicherheit zu bringen] ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt? so tvill ich ihn holen [und wieder hierher bringen und Wache bei ihm halten, daß niemand seine Ruhe weiter störe; denn in der Ueberschwänglichkeit ihrer Liebessehnsucht achtcte sie sich stark genug für die schwere Last und stark genug, den Feinden die Spitze zu bieten] Die Jün er find zum Grabe gelaufen, Maria Magdaleita it langsamer nachgekommem sie bleibt dort zurück, nachdem die Jünger sich schon entfernt hatten, ohne Zweifel so rasch, weil es ihre Aufgabe war, ihren Mitjüngern Bericht zu erstatten und in Gemeinschaft mit ihnen der Erscheinung des Auferstandenen zu harren, die dem ganzen Apostelkreise verheißen war (Kap. 16, 16 ff.). Petrus und Johannes haben beide in den( Grabe einen freudigen Eindruck er alten, Petrus verwundert sich und Johannes glaubt; aria dagegen weint, trotzdem daß die Apostel ohne Zweifel ihre Eindrücke ihr mitgetheilt haben — für sie ist das Re- sultat noch kein befriedigendes. (Hengstenberg.) Die ruhige Betrachtung der Jünger hatte keines Engels bedurft, zu ihnen sollten die Tücher im Grabe reden; anders bei Maria, ihre Aufregung war besonderer Tröstung ebenso bedürftig »als für sie empfänglich. Darin scheint sie dem Johannes ähnlich zu sein, daß sie persönlich dem HErrn sich auf’s Jnnigste verbunden hatte (man mag mit einander dergleichen, daß sie von den Frauen die erste ist am Grabe, wie von den Jüngern Johannes); aber sie ist weicherer Natur als Johannes, und mit dieser Weichheit verbindet sie eine, ich niöchte fast sagen, zähe Standhaftigkeit — vom Grab zu den Jüngern, von diesen zu den Thränen und wieder zum Grabe, vom Grabe zum Gärtner und wieder zum Grabe, eilt unruhig ihr Schmerz und ihre Aufregun hin und her: sie hat schon hinreichend gesehen, da das Grab leer ist; aber sie muß doch wieder da hinein sehen, als ob sie Jhn herbeizwingen müßte durch das Andringende ihres Verlangens. (Luthardt.) Der« Leichnam Jesu war das Einzige, was ihr vom HErrn geblieben war, er selbst war ihr todt: er war für sie nur noch in der Erinnerung vorhanden, wenn auch in der lebendigsten; er lebte nur noch fort in ihrer An- hänglichkeit, wenn auch in der innigsten und treuesten. Den Glauben an seine Auferweckung, den kennt, besitzt sie noch nicht; darum weil sie ihn nicht mehr hat als den Lebendigen, will sie ihn wenigstens behalten als den Todten· Mit einer fast krankhaften Vorliebe hält sie sich an den Leichnam, diesen letzten Rest seines Lebens, fest« Es ist, wie wenn der Mutter das Kind gestorben ist; die Seele ist fort, Leben hat es nicht mehr, da klammert sich die Mutter wenigstens an den erkalteten Leichnam an, ihn will sie nicht lassen, die irdischen Ueberreste herzt und küßt sie. Ja, ihre Thränen fließen weniger, ihr Herz ist stark, solange sie noch diesen letzten Rest in ihrer Nähe hat, solange sie die geliebten, wenn auch erstarrten Züge noch sehen kann; ganz fühlt sie ihren Schmerz erst, wenn auch dies hinweggetragen wird. Solche Thränen sind es, welche die Maria jetzt weinte draußen vor dem Grabe: das Grab ist offen, der Leichnam ist hinweg. »Sie haben meinen HErrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben« — nun erst hat sie ihn ganz verloren. Diese Thränen sind fast noch schmerz- licher, als die waren, die sie unter dem Kreuze weinetex und als sie nun weinete, guckte sie in das Grab. Sie hat es schon gesehen, daß der Leichnam fehlt, aber es ist, als könnte sie an das Unerhörte nicht glauben; immer von Neuem ho t sie, es werde nicht sein, ob- schon sie weiß, daß es o ist. Und als sie hineinsiehet in das Grab, siehet sie zween Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häuptem den andern zu den Füßen, da sie den Leichnam Jesu Zingelegt hatten: sie ist gar nicht befremdet über diese rscheinung; so groß ist ihre Aufregung, daß selbst das Wunderbare für sie aufgehört hat wunderbar zu sein. Hingegeben an ihren Schmerz hat sie kein Auge, kein Ohr für das, was sie trösten kann. Einer saß zn den Häuptern der andere 326 zu den Füßen; aber die Stätte, da sie ihn hingelegt atten, war leer —- darüber kon-nte sie nichts trösten. ie hätte aufmerksam werden können durch die Frage: ,,Weib, was weinest du«-P« aber sie wird es nicht; nur die eine Antwort hat sie: ,,sie haben meinen HErrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben« Und als sie das sagte, wandte sie sich urück, siehet Jesum stehen, und weiß nicht, daß es Jesus ist; sie höret ihn reden: ,,Weib, was weinest du? wen suchest du?« aber sie erkennet ihn nicht. Der schmerzliche Eifer, mit dem sie den Leichnam sucht, läßt sie den Lebendigen nicht erkennen; alles, was ihr begegnet, sieht sie nur darauf an, ob es ihr Antwort geben könne über diesen — Jhn selbst erwartet sie nicht, darum sind ihre Augen gehalten. Der ihre ganze Seele füllt, steht vor ihr, und doch ist er noch immer für sie verloren;»der, den sie sucht, hat sich finden lassen, und doch findet sie ihn nicht; der, nach dem sie das innigste Verlangen hegt, dessen Stimme sie so gern noch einmal gehört hätte, redet wirklich zu ihr, und doch ahnt sie im Redenden ihn selber nicht. Sie·meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: ,,Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt« — es ist ein und dieselbe Klage um den Verlorenen, die sie bewegt, die als Grundton hin- durchklingtdurch all ihr Reden und Thun. (Br,üclner.) Welch einen Blick in die Tiefe ihrer Liebe läßt uns ihr schmerzliches Wort thun: ,,sie haben meinen HErrn weggenoinmenks aber auch welchen Blick in die Dunkel- heit, die in ihrem Herzen herrschte! Wenn sie ihn noch gefunden hätte, wenn er noch in seinem Grabe gelegen wäre — ach, das wäre zum Weinen gewesen. (Caspari.) Gleich den zween Cherubim zu beiden Enden des Gnadenstuhls (2. Mos. 25, 18) sitzen die zween Engiel zu beiden Enden der Grabesstätte Christi, und ihre ntlitze sehen auf diese Gnadeustättex denn es gelüstet sie zu schauen die aus dem Leiden Christi entsprungene Herrlichkeit (l. Petri 1, 12). ,,Weib, was weinest du?« sprechen sie zu Maria, als wollten sie ihr zu bedenken geben: wo solche Wächter Wache halten, wie könnte da der Leib des HErrn weggenommen sein? (Besser.) Den vermeintlichen Gärtner nennt Maria ,,Herr«. Den nennt sie Herr, dessen Magd sie nicht war, damit sie durch seine Hilfe zu Dem gelange, dessen Magd sie war; Gottaber fügte« es so, daß sie unwissend Den Herr nannte, der der rechte HErr ist, und Christum bei Christo suchte (Augustin.), 16. Spricht Jesus zu ihr [die, wie vorhin dem Gesichte der Engel, so auch jetzt dem Ge- sicht des vermeintlichen Gärtners nicht weiter stille haltend, sich alsbald dem Grabe wieder zugekehrt hatte]: Maria! Da san dem Ton der Stimme, womit er sie beim Namen rief, ihn sofort er- kennend] wandte sie sich um und spricht zu ihm [in den einfachen Ausruf— die ganze Macht der Gefühle, die jetzt ihr Herz bestimmten, hinein·- legend, so daß er zu einem» Aufschrei des Ent- zückens wurde]: Rabbuni [Mark. 10, 5l; Matth. 23, 7 Anm.], das heißt, Meister* fund indem sie das sagte, fiel sie zu seinen Füßen und wollte ihn umfassen Matth. 28, 9]. 17. Spricht Jesus zu ihr seinen so nahen Gemeinschastsverkehr fiir jetztabwehrend, da selbiger erst wieder nach seiner vollen Verherrlichung, aber dann in anderer Weise, als er vordem in den Evangelium Johannis 20, 16——18. Tagen seines Fleisches stattgefunden, hergestellt werden· sollte]: Riihre mich nicht an; denn ich bin noch nicht aiifgefahren zu meinem« Vater. Gehe aber saus der Ueberschwänglichkeit der bloßen Gefühle heraustretend und eine mehr praktische Bahn emschlagend] hin zu sden Jüngern] meinen Briidern [Matth. 12, 49; Hebt. 2, U; Pf. 22, 23] und sage ihnen: Jch fahre sin Kurzem] auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott» sund werde dann vom Himmel aus euch wieder ganz und völlig, zu ungetheiltester Geme1nschaft, angehörens «) Da die Stimme eines jeden Menschen im ge- sunden Zustande ein Ausdruck seines Gemüths ist, so können wir auf das Ergreifende der Stimme Jesu schließen, ohne eine nähere Vorstellung von ihr zu haben. Gehörs-Erinnerungen sind die unvergeßlichstem die Offenbarung Gottes beginnt zuerst mit dem Gehörs- wunder und klingt zuletzt in ihm ab; der Ausdruck der Stimme aber eoneentrirt sich in der Nennung eines eliebten Namens. Dem unendlichen Ausdruck des urufs: ,,Maria«, womit sich ihr Christus zuerkennen iebt, entspricht dann das Erkennungswortx ,,Rabbuni, eister«; der Evangelist kann nicht uinhin, das hebräische Originalwort in seinem vollen Klange an- zuführen, giebt aber darnach die Erklärung dazu. (P. Lange.) Jn diesem ,,Rabbuni« ist ihre ganze Seele, die völlig sich besinnende und doch unausdenklich neu etröstete Rückkehr in die frühere Gemeinschaft mit dem Lehrer und Meister, an dessen Lippen ihr Ohr und Herz gehangen. (Stier.) Wie der "Err der Maria sich zu erkennen gegeben hat in der eise, in welcher ,sie es gerade bedurfte, so giebt er sich auch uns zu erkennen, wie jeder von uns es gerade bedarf; und wie oft sind «es eben auch, wie, im Texte, Töne aus vergangenen Tagen, welche diesen Eindruck machen auf die Seelen! Da wandelt Einer seines Wegs; an Christum hat-er längst nicht inehr gedacht, sein Herz ist« verknöchert unter dem weltlichen Treiben. Rede zu ihm von allen Schrecken des Gerichts, sie erschüttern ihn vielleicht nicht; rede zu ihm von der Wonne der Seligen, die bloße Aussicht, sie läßt ihn kalt. Aber erinnere ihn an ein Gebet, das er in den schönen Jahren der erwachenden Jugend gebetet hat, und er wird« weich. Es hat Mancher schon, der längst das Weinen verlernte, auf diesem Wege wieder Thränen der Wehinuth, der Reue gefunden; das haben nicht Menschen gethan, der HErr ist es gewesen, der ihn trifft, wo er zu treffen war. Mancher Verbrecher, der in Herzens- härtigkeit alle Predigt des Evangeliums gleichgiltig hinnahm, brach zusammen mit seiner Verstocktheih wenn» dieselbe Predigt absichtslos ihn aneiu unschein- bares Wort erinnerte; dies Wort aber war nicht un- scheinbar für ihn, vielleicht vor Jahren hat seine Mutter auf dem Sterbebett es ihm mitgegeben ——«nun klagt er: o hätt ich es doch nie vergessen! Oder es war das Gelübde, das er in— vergangenen besseren Tagen am Altar gethan; nun meint er: o hätt ich es doch gehalten! Den hat der HErr getroffen gerade in der Weise, wie er ihn treffen mußte. Solche Klänge aus vergangenen Tagen, vielleicht nur mehr verbor- gener Art, hat jeder aufzuweisen in seinem Leben; und wenn du Ohren hast, zu hören, so liegt immer der Heilands-Ton, den du schon lange vernommen hast, es liegt immer die Heilands-Frage: erkennest du mich if nicht? es liegt immer die Heilands-Stimme darin, mit »« der er heiml1ch zu der Seele spricht: ich bin es, der- Der Auferstandene giebt sich der Maria zu erkennen, indem er sie bei ihrem Namen ruft. 327 selbe, den du einst geliebt und nun verloren, derselbe, mit dem du einst verkehrt und den du nun verlassen hast; ich bin es, dein Heiland, dein Freund, erkennest du mich nicht? (Brückner.) Vgl. den Schluß der 1. Seene in Goeth e’s Faust: »Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt, ruft er auch xetzt urück mich in das Leben — —» o tönet fort, ihr süßen ginzmieflsliedem die Thräne quillt, die Erde hat mich wie er.« M) Sie will ihn fassen, ergreifen, fest alten, um seiner Gemeinschaft zu genießen und ihrer Tiebe genug u thun durch diese äußere Berührung, etwa wie in uk. 7, 36 ff. von jener Sünderin erzählt wird, die «Jesu Füße küßte und salbete: verbietet ihr nun Jesus die Berührung als solche, etwa weil es wider das Decorum war? War es doch nicht mehr dage en als bei jenem Vorfall; dazu gab es hier keine argen Zeugen. Den Grund giebt Jesus selbst an: ist das Anriihren Ausdruck und Aeußerung für die Genieinschaft, in ivelcher Maria bisher mit Jesu gestanden, so wird solche bleibende Gemeinschaft wie bisher erst wieder eintreten, wenn er aufgefahren, also im Tröster wieder- gekoinmen sein wird, nur daß sie dann verschieden sein wird nach der Verschiedenheit des Lebensstandes Jesu; war sie vordem leiblich, sinnlich verniittelt, sodann durch jenen» Geist, den Jesus vom Vater herab zu« senden verheißen hat. Für xetzt soll sie sich genügen lassen« an der Gewißheit, daß er auferstanden it- und daß er zum Vater zurückkehren wird. (Luthardt.) Maria hat den HErrn verloren, sie» sieht ihn wieder — ,,Rabbuni«, so ruft es aus ihr heraus, und man wird begreifen, daß sie den Ausruf mit der Symbolik der Besitz- ergreifung begleitet hat; sie umfängt seine Kniee, wie der Vater den verlorenen Sohn umfängt, und wie man sich überhaupt ein entrissenes und wieder ge- wonnenes Gut durch inniges Erfassen anzueigiien pflegt· Aber Christus wehrt ihr und spricht: ,,rühre mich 11icht an«; er ist gekommen, aber nicht zur Wiederherstellung des früheren Verkehrs, sondern zu dessen Abschluß, er ist wiedergekehrh aber nicht um zu bleiben, sondern um zu scheiden. (Steinmeyer.) Die Jüngszer dort (Luk. 24, 39) fordert der Auferstandene ausdrücklich auf, ihn zu fühlen, dainit sie sich durch Tasten überzeugen, daß sie kein bloßes Gespenst vor sich haben; der allzu leb- haften Jüngerin dagegen sagt er: ,,rühre. mich nicht an, meine nicht, den früheren irdischen Umgang neu zu beginnen. Das muß jetzt aufhören, denn ich habe ein höheres Ziel; ich muß aufsahren zu meinem Vater, und erst, wenn dasseschehen ist, wird ein Größeres beginnen und ohne erührung eine bleibende Gemein- schaft zwischenmir und den Brüdern ihren Anfang nehmen. Aber auch du hast Anderes zu thun, als dich der müssigen Wonne zu überlassen; werde du die Botin an die Boten, melde ihnen, es geschehe nun, was ich ihnen am Abend vor meinem Scheiden vorausgesagt «(Kap. 14, 18 ss.; 16, 22 ff.), unsre Gemeinschaft wird fortan eine andere sein als in den Tagen meines Fleisches«. So dämpft er die Ueberschwänglichkeit ihres Gefühls und zieht sie heran zum tüchtigen nüchternen Gehorsam, auf daß sie ihm diene, indem sie den Brüdern dient. (Riggenbach.) Der Ausdriick der Zärtlichkeit: ,,zu meinen Brüdern« kommt eben daher, daß er sich ihrer Anhänglichkeitan ihn noch nicht so hingeben kann, wie er wohl möchte; er will sie aber wenigstens der nnauflöslichen Zusammengehörigkeit versichern, durch welche er in dem neuen Stand, in welchen er getreten, fortwährend mit ihnen verbunden ist und wovon er ihnen unverweilt den Beweis geben wird, indem er sie ganz in dasselbe Verhältniß zu Gott setzt, in welchem er selber steht. (Godet.) Die Kindschaft bei Gott hat er ihnen erworben, von nun an tritt sie in Kraft; darum nennt Gottes Sohn sie seine Brüder. Vorerst aber bleibt er nicht bei ihnen, sondern vollendet seinen Hingang zu dem Vater; nicht jetzt sogleich und auf der Stelle fährt er auf, doch ist er schon auf dem Wege dazu begriffen —— die kurze Verzögerung, die zuvor noch eintritt, ist um der Jünger willen so ge- ordnet. Weil sie aber seine Brüder bereits sind, so ist ein Vater auch der ihrige, sein Gott ihr Gott; er agt nicht: ,,zu unserm Vater, unserm Gott«, denn ein Vater, sein Gott ist Jehova, der HErr, in ur- sprünglicher, der ihrig erst in abgeleiteter, durch ihn vermittelter Weise. och nicht blos seinen Vater, sondern auch seinen Gott nennt er ihn; das Verhält- niß des Dieners also hat er noch nicht aufgegeben, obwohl die Knechtsgestalt aufgehört hat, weil Gottes Rath, den er hinaussührh noch nicht zu seinem letzten Ziele gediehen ist (1. Cor. l5, 28). Auch als der ver- klärte Menschensohn ist er immer noch der Knecht des HErrn (Jes. 52, 13 ff.) und der Vollftrecker des Willens Gottes, seines Vaters. (v. Burger.) 18. Maria Magdalena sals Jesus nach diesen Worten wieder vor ihr verschwand Luk. 24, St] kommt sin die Stadt] und verkundiget den Jungern [wohl zunächst nur den beiden in V.»2 sf.]: Jeh habe den HErrn gesehen, und solches swie ich euch hiermit melde V. 17] hat er zu mir gesagt. sJohannes und Petrus gingen aber vorsichtig zu Werke bei der Meldung an« die übrigen Jünger«, und aus dem Munde der andern Frauen vernahm man dann nur, daß sich Engel beim Grabe gezeigt hätten, welche gesagt, Jesus lebe; daher naineiitlich der Maria Aussage als ein Mährlein erschien, und das wiederum hatte zur Folge, daß man auch den andern Frauen noch nicht recht traute Luk. 24, 11 u. 22 ss.] Die Freude, welche allem Volke widerfahren soll, wird iii der Geschichte des neuen Testaments durchweg vermittels der Verkündigung aus Menschen Munde bekannt gemacht; dies ist der Weg, den Gottgeordnet hat, und auch-die haben auf diesem Wege zur Oster- botfchast kommen müssen, durch deren Predigt die ganze Welt die Heilsbotschaft empfangen hat-» (Steinmeyer.) Jn 1. Cor. l5, 5 ff. schweigt der Apostel Paulus gänz- lich von den Frauen, sowie auch von den Emmaus- jüngern, die nicht zur Za l der Apostel gehörten, von Thomas und von der O enbarung am See. Daß er der Frauen nicht gedenkt, darin bleibt er seinem Grund- satz (1. Cor. 14, 34) treu: ,,eure Weiber lasset schweigen unter der Gemeine«; die Frauen haben ihr wichtiges Amt im Familienkreise der Jünger Christi, unter dem Volk aber und den Völkern treten nur diese als Zeu- gen auf· (Riggeiibach.) b. v. 19—23 (§.sl26.) von der Grsihetnnng deg Knferftandeneu noch am Abend deg Ostertage-z selbst im Kreise feiner Jiinger hat auch St. Lukas berichtet; Johannes nun er- gtinzt hier nicht nur insofern, als er haisptsärhlich die den Jüngern zu ihrem Berufe erthetlte voll— niaeht und Befähigung ins Auge faßt (lL'Iili.9-1,43 2lnin·), sondern er fiigt auch znnfiihst denjenigen Ausstand hinzu, der das dort erwiilintc ist-schreiben der Ifcnger und ihr Meinen, sie fiilsen einen Geist, erklärlich niaeht, niiinlikli das; der lsGrt bei ver- schlo sfenen Thüren sieh einstellte. Varnach legt er das Gewicht darauf, wie Jesus die Iiinger kurz 328 Einingeliuni Johannis 20, l9-—23. und bündig til-erzeugte, daß der ani Kreuz ge— tödtete und der jetzt aus drin Grab ekslandene steil) einer nnd derselbe sei, während Lukas viel- mehr dasjenige hervorgeht-den hatte, wodnrch dcr HErr sie der R ealit iit seiner Eeibltchlielt versicherte. (dgl. kalt. Si, 36—43.) (Evangel"nnn am l. Sonntag nach Ostern; Qnasiniodogeiiiti.) Benannt ist der Sonntag nach den: in der katho- lischen Kirche noch üblichen Jntroitus (1· Petri Z, 2): »Als die jetzt « eborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch.« Solche Er- niahnung richtet sich hauptsächlich an die in der Oster- vigilie (beim Abendgottesdienst des Ofter-Sonnabend) getauften Katechumenen (vgl. die Einl. zu Luk. 11, 14 ff. u. Joh. S, l ff.), welche bei ihrer Taufe als Symbol der dadurch erla1igten Reinheit ein weißes Taufkleid erhalten hatten, das sie die ganze Woche hindurch trugen und in dem sie an diesem Sonnta (auch dominica in albjs oder Sonntag in weißen leidern genannt) in der Kirche sich einfandeiy um sich nochnials von dem Bischof ihre Pflichten als nunmehrige Gläu- bige an’s Herz legen zu lassen und darauf zum ersten Mal das Sacrainent des Altars als letzte Weihe, die sie zu mündi gewordenen Christen machte und der Gemeinschaft Ider Gläubigen einverleibte, zu«enipfaiigen. (Alt.) »Seht passend folgt auf die beiden Oster- evangelien, von denen das erste einfach die großes-est- thatsache der Auferstehung Jesu Christ»i,»da»s zweite die Offenbarung des Auferstandenen an zwei seiner Junger zur Stärkung ihres Glaubens berichtete, die Erschei- nung des auferstandenen HErrn in dem Kreise seiner Apostel: es findet ein Fortschritt statt in Bezug auf die Personen, ivelchen der HErr seine Auferstehung- von den Todten kund thut (Weiber, zwei Jünger, die auserwählten Zeugen); es eigt sich aber auch eine Steigerung in Beziehung auf den Gehalt der Offen- barung. Wenn das Evangelium von den Weibern die Herrlichkeit des HErrn darin bezeugt, daß die Wesen einer höheren Welt ihm dienstbar sind, und das Evan- geliiim von den beiden Wanderern nach Emmaus den HErrn uns in der Herrlichkeit vor Augen malt, in welcher er in Galiläa den Seinen insgesammt erscheinen wollte, in der Herrlichkeit seiner suchenden Hirtenliebe und Treue, so läßt unser Text den Auferstandenen als den HErrn hervortreten, welcher Gaben empfangen hat für die Seinen, wie für alle Menschen — der Auferstandene theilt seine Osterbeute aus. Zugleich aber zeigen diese Perikopen in aufsteigender Linie die Siegeskraft des auferstandenen Helden: er bringt durch seine Diener die Weiber zum Glauben, er schlägt durch fein Wort alle Bedenken der beiden Wanderer nieder, er überwindet durch seine persönliche Erscheinung den entschieden ansgesprochenen Un laubei1 des Thomas. Nebe.) Der dreimalige Zyriedensgruß des Auferstandenen: l) mit dem ersten bezeugt und predigt er sich den Seinen als ihren nun vollendetcn HErrn und Heiland; Z) mit dem zweiten befähigt und bevollmächtigt er sie für das Amt derselben Pre- digt an die Welt; Z) mit dem dritten führt er eine einzelne, noch zurückgebliebene Seele zum Glauben und zu dem Bekenntniß: »Mein HErr und mein Gott«. (Har- nack.) Wie es für Thomas Ostern wird: l) der Seelenzustand des Jüngers, der das Osterwerden für ihn aufhält; L) die Verfagrungsweise des HErrm der das Osterlicht bei ihm zum urchbru bringt. (Roffhack.) Der auferstandene König und ein Reich: l) die Gaben, L) die Diener und Z) das Grundgesetz « denn es seines Reichs. (Ziethe.) Wie Christus, der Auf- erstandene, auch seine Jünger zu-neuem Leben weckt: 1)durch den Friedensgruß, den er ihnen mitbringt; L) durch den Lebensberuf, »den er ihnen anweistz s) durch den Gottesgeish den er ihnen einhaucht. (Gerok.) Nicht das Schauen führt zum Glauben, sondern das Glauben zum Schauen: I) wie sich der Glaube zum Schauen ver- hält; Z) was der Glaube und was das Schauen wirkt; 3) wie der Glaube zum Schauen wird. (Wolff.) 19. Am Abend aber desselbigen Sabbaths frichtigert Als es nun Abend war anjenem Tage, dem ersten nach dem Sabbath oder dem Sonntage, uiid zwar schon spät am Abend], da die Junger fvon Thomas-abgesehen V. 24., in ihrem Local, vielleicht ini Saale des Ni- codemus Mark. l6, 14 Anin.] versammelt Und die Thüren lnachdem auch die Jünger von Eniniaus sich bei ihnen eingefunden, ihre Erleb- nisse ihnen zu erzählen Luk. 24, 33 ff·, nun wieder] verschlossen waren, aus Furcht vor den Juden [den fei1idseligen Obersten des Volks, die ja den Nachrichten der Grabeshüter gegenüber schonangefangen hatten, sie, die Jünger,·zu ver- dächtigen, Matth. 28, ll ff., und nun leicht noch weitere Schritte gegen dieselben unternehmen konnten], kam Jesus und trat mitten ein sauf einmal vor ihnen daftehend Matth 28, 15 Anm.], nnd spricht zu ihnen [vgl.Kp.14,27]: Friede sei mit euch! — Daß die Thüren verschlossen waren, ist ein blos von Johannes erzählter bedeutsamer Zug, nicht weil er die Furchtsainkeit der Jünger beweist, die nichts Befren1dendes hat, sondern weil er die Erscheinung Jesu in ihrer Eigenthümlichkeit hervortreten läßt; heißt nicht: ,,er trat ein«, noch: »die Thüren thaten sich auf vor ihm«, es bedurfte das nicht, son- dern er stand ebenso mitten inne, uiierwartet, plötzliclx als er iu Luk. 24, 31 verschiounden war im Augen- blick, da er es wollte. Das ist ja die Kraft des ver- klärten Leibes, wie der HErr ihn aus dem Grabe bereits mit sich genommen hatte, daß er dem Geist zur s» unbedingten Verfügung steht, un ehindert durch die Schranken des Raumes oder der eit, von denen der irdisch-sterbliche Menschenleib abhängt; was der HErr in Kap. 6, 19 seine Jünger in einem Vorbild hatte schauen lassen, war fortdauernd die dauernde Wirklich- keit und Wahrheit seiner leiblichen Natur. (v. Bürger) Der HErr giebt uns über die Natur eines Verklärten Leibes einen höchst bedeutsamen Fingerzeig, wenn ei« sagt (Matth. 22, ·30), daß die Kinder der Auferstehung den Engeln gleich sein sollen: wie der Engel des HErrn vor den Augen des Zacharias in dem Tempel stand sichtbar, leibhaftig, ohne daß das Volk des Engels Herabkunft uiid Eingang in das Heiligthiini wahrge- nommen hatte (Luk. l, 11 f.), wie der Engel, welcher den Apostel Petrus aus dem Gefängnisse handgreiflich herausführte, bei verschlossenen Thüren zu dem Schläfer gekommen war (Apostg. L, 7), so wird es auch hier gewesen sein. Der verklärte Leib ist eben so sehr williges als enipfäiigliches Organ des verklärten Geistes: je nach dein Willen des Geistes versichtbart er sich uiid verunfichtbart er sich, läßt er sich betaften und sich uni- gekehrt wieder nicht sehen und finden. (Nebe.) Der Gruß ist derselbe bei Lukas und bei Johannes: »Friede Jesus erscheint im Kreise der Elfe, unter denen aber Thomas fehlt. 329 sei mit euch!« Jesus fordert seine Jünger auf, ihr Herz dem Frieden aufzuschließen, den er ihnen durch sein Erlösungswerk erworben hat und den er ihnen durch seine Auferstehung bringt; die schmerzlichen Ge- . fühle, die sie empfunden haben, der Schreckem der sie eben jetzt noch durchschauert, alle diese vorigen und jetzi en Erschütterungen sollen der völligeii Ruhe Platz machen in der Gewißheit, das; Gott mit ihnen ist (Godet.) 20. Und als er das sa te, zeigte er ihnen [um sie zu überzeugen, da er selber, der am Kreuz gehangen, auch dem Leibe nach es sei, und nicht etwa ein Gespenst, wie sie, vom auge11- blicklichen Schrecken überwältigt, meineten] die [durchgrabenen] Hände und seine [durchbohrte] Seite [ja, aß sogar vor ihnen, damit alles Zweifeln und Verwundern, das ihre Seelen in störender Weise gefangen hielt, gänzlich weichen möchtes Da sindem jetzt die Verheißung in Kap. 16, 20 ff. sich an ihnen erfüllte] wurden die Jünger froh, daß sie den HGrrn sahen« [Kap. 16, 16]. · 21. Da sprach Jesus abermal zu ihnen sseinen Gruß in V. 19., der nun eine bessere Stätte, als dort, in ihren Herzen fand, wieder ausnehmend]: Friede sei mit euch! [Und sie in ihr Apostelamt ein-reifend, dessen Grundans- gabe ja die war, von seiner Auferstehung zu zeugen Apostg. 1, 22z 2, 32., fuhr er fort:] Gleichwie mich der Vater gesandt hat sin die Welt], so sende ich [nun, da ich aus der Welt gehe] euch« [Kap. 17, is; Jes. Si, 1fs.]. 22. Und da er das sagte, blies er smit dem Hauch seines Mundes, zur sinnbildlichen Be- zeichnung der Gabe, die er aus seinem Vermögen ihnen mittheileJ sie an, und spricht zu ihnen sindem er die sinnbildliche Handlung zugleich zu einem Mittel der wirklichen Mittheilung machte und den Strom seines Geistes dem Verklärten Leibe entfließen ließ Kap. 7, 38; 1. Mos· 2, 7; Hes 37, 5 ff·]: Nehmet hin den heiligen Geistkikk 23. Welchen ihr sin eurer künftigen Amtsthätigkeits die Sünden erlasfet, denen sind sie sauch von Gott] erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie lbei Gott ebenfalls] behalten-1- [vgl. Matth. 16, 19; 18, 18. Darauf verschwand der HErr wieder vor den Jünger-us. V) Lukas (24, 40) nennt die Hände und die Füße, Johannes die Hände und die Seite; da die Seite nur in Bezug auf die Seitenwunde (Kap. 19, 34) in Betracht kommen kann, so muß es auch bei den Hän- den und den Füßen auf die Wundenmale ankommen: die am Kreuz erhaltenen Wunden lieferten den Jün- gern den Beweis, daß sie es nicht mit einem wesen- losen Schemen, einem Gespenst oder Geist zu thun hatten, sondern mit demselben Jesus, der am Kreuze für sie gelitten. (Hen stenbergJ Den HErrn sahen die Jünger: wenn no irgend ein Zweifel unter ihnen war an der Wirklichkeit dieser Erscheinung, so ward ; er durch das Sehen der Wunden beseitigt; aber in den( « Auferstandenen erkannten sie nicht blos Jesuin wieder, sie erkannten ihren Jesus als den HErrn, er stand in seiner Piajestah in seiner Herrlichkeit jetzt vor ihren Augen. (Nebe.) Die Freude der Jünger, da sie den HErrn sahen, ist Erfiilluug des Wortes in Kp. 16, 22., welche spätere, noch reichere Erfahrung nicht ausschließt (v. Burgen) Nun waren die Jünger nicht mehr, wie jene Zwei auf dem Wege nach Emmaus, herunter- gedrückt, ihn blos als einen Propheten groß von Thaten und Worten zu rühmen; aus seinem Tode und dessen wunderbarem Zusammenhang mit der Auf- erstehung keimte ihnen nicht blos die Hoffnung einer künftigen, sondern auch die Gewißheit der berets ge- lungeneu Erlösung Jsraels und der ganzen Welt. Nun verstanden sie erst das Wort vom Kreuze: ,,es ist vollbracht«, da sie sahen, daß er nicht blos dem Tode sich entrungen hatte, sondern in einer Glorie und Majestät wieder-gekommen war, die ein lautes Zeugniß davon ablegte, daß der HErr mit Preis und Ehre ge- krönt war, nachdem er eine kleine Zeit in Schmach und Niedrigkeit gewandelt. (Löhe.) IN) Der Freude der Jünger über die Wieder- vereinigung ftellt Jesus gegenüber ihre Sendung; er thut es aber nicht, ohne durch Wiederholung des Grußes das Gut wieder genannt zu haben, das ihnen durch seine Auferstehung zu Theil geworden. Diese nachdrückliche Wiederholung des Grußes legt das Fun- dament für die Sendung: Friede bringt «er ihnen, da er nun wieder zu ihnen kommt, und zwar Frie e bringt er ihnen für den Auftrag, mit dem er sie von sich weg sendet. (Luthardt.) Daß sich sogleich an die Ueberzeugung von der Gewißheit der Auferstehung die Sendung knüpft, dadurch werden die Jünger daran erinnert, daß die Bedeutung der Auferstemng weit über den kleinen Kreis hinausgeht, dem Jesus sich als der Auferstandene kund gab, das; sie eine ökumenische ist, daß es nun an das von den Propheten so vielfach angekündigte große Werk der Ausbreitung des Heils bis an die Enden der Erde geht. Jesu Mission hat jetzt ein Ende, und ihr Ende ist der Anfang der Mission der Apostel. (Hengstenbergs.) Mit dieser Mission steht der Friedensgruß in engster Verbindung, wes alb er auch durchdie Wiederholung unmittelbar an ieselbe herangerückt wird: keiner ist geschickt, das Werk des HErrn zu treiben in der Feindschaft dieser Welt, der nicht seinen Frieden im Herzen trägt, denn nur dieser Friede läßt alles überwinden; und nun soll ja das, was die Gesandten des HErrn bringen, sein Friede sein —- das ,,Friede sei mit euch!« soll von den Jün- gern wie eine köstliche Salbe herabfließen auf die, welche noch ferne stehen, Matth. 10, 13 ff. (Nebe.) IN) Die Worte: »und da er das sagte« setzen mit der Sendung in enge Verbindung die Mittheilung der zur Führung des Amtes nothwendigen Gabe, welche durch das Anblasen sich vermittelt; diese Mittheilung ist ein Angeld auf die künftige Ausgießung des Geistes, das Anhauchen aber, dadurch sie geschieht, zugleich eine Weissagung auf die Art und Weise, wie die Geistes- ausgießung am Tage der Pfingsten sich vollziehen wird, auf das Brausen« vom Himmel als eines ewaltigen Windes. Wie nun dieHimmelfa rtJesusich zu seiner Auf- erstehung verhält, so die künftige singstgabe zu der jetzigen Geistesmittheilutig an die Jünger. (Godet.) Der heil. Geist hat, wie er selbst eine ökonoinische Geschichte hat, so auch eine Geschichte in dem einzelnen Individuum; die Geistesmittheilung ist nichts schlechthin Momen- tanes, sondern hat einen Anfang und eine Vollendung. s (Schmid.) Wie die Jung» schon bei ihm— eksnsn Ans- .an Christi Statt Macht haben, die Sünden 330 sendung in »9Jiatth. 10 höhere Geifteskrä te empfangen hatten, so steigerte dieselben hier der H re, bis beim Pfingstfeste die Fülle des Geistes über sie ausgegossen ward. (Olshausen.) Von dem Verklärten HErrn aus be innt der Geist auf sie zu kommen, aber erst am Pfkingsttage bricht bei ihnen das Geistesleben in voller, bewußter Kraft heraus: bis dorthin ist ihre Sendung und das Geben und Nehmen des heil. Geistes wie das Ausfahren des HErrn im Werden begriffen. (Riggenbach.) f) Jesus will seine Jünger mit dem Bewußtsein der Hoheit ihres Berufes erfüllen, damit sie Leib und Seele daran sehen, ihn würdig zu— führen: sie sollen zu ver- eben und zu behalten. Das erstere ist die Haupt- Funetiom der eigentliche Zweck des geistlichen Amtes; wenn aber, sagt Anton, ein Diener des Evangeliums verworfen wird in dieser Gnadenverrichtung so schlägt’s zurück vom Erlassen zum Behalten. Das Erlafsen geschieht zunächst bei denjenigen, welche glauben und, getauft werden, das Behalten bei denjenigen, welche ungläubig sind und demgemäß die Taufe verschmähen; dann aber werden beide Thätigkeiten auch innerhalb der Christenheit ausgeübt (ein Beispiel des Erlas ens ist Cornelius und fein Haus A ostg. 10, 47 f., der Mann zu Lystra Apoftg. 14, 8 ., ein Beispiel des Behaltens Simon in Apg. 8, 20 und Elhmas in Apg. 13, 10 f.). Wer es mit dem im«heil. Geiste stehenden Amte zu thun hat, dem wird hier von Christo jede Appellation abgeschnitten; eigentlich ist es Christus selber, der den Schlüssel Davids hat, der aufthut und niemand schließet zu, der zuschließt und niemand thut auf (Offb. Z, 7), aber er hat diesen Schlüssel dem Amte in der Kirche übergeben, hat die Entscheidung über Seligkeit und Berdammniß in dessen Hand gelegt, nur ist freilich die Grundlage dieserhohen Vollmacht der heil. Geist, so daß das Amt in der Kirche sie nur gerade so weit hat, als es den heil. Geist hat, — wenn es nicht von diesem geleitet wird, so hat sein Erlassen und sein Behalten keine Bedeutung. (Heng- stenberg.) c. V. 24—29 (§ 126): Die aberuialige Geschei- scheiuung des Kusersiandenen im Kreise der Min- ger, bei welcher auch der sriiher abwesende Thomas « nun gegenwärtig isl und vom HErrn seines Un— glaubcng iiberfiihrl wird. Sie isl, da sie in spezieller Beziehung aus den bisherigen Zweisler fleht, lediglich eine Ergänzung der früheren Er— scheinung unter b» begniigt siih also nach der hier gegebenen Darstellung mit der Besihiimung des Jüngers und seinem nun deslo riiklihaltsloser her— vorbrerhenden Belcenninih aber gerade dies Be· lienntnisz, wie es fiir die Nngcr die Zelt ihres Beisanimenseins mit dem hGrrn zum Abschluß bringt, indem das Sehen seiner Herrlichkeit, einer Herrlichkeit als des eingrborenen Sohnes vom Vater, nun seinen Höhepunkt bei ihnen erreicht hat, soll nach des Evangelist-In Absicht Glas. 1, 14) auch den Schlußpunlrt bilden siir sein Sihriftwerlrselber. Die Entwickelung des Glaubens isl bei den Zeugen Christi nach Jlusrotiung auch des lehien Keime von Unglauben ja nunmehr vollendet und sie sind ihrer Sashe so gewiß gemacht, daß durch ihr Wort auch Andere an Christum lriinnen gläubig werden, wenn sie nur wollen. - Evangelium am St. Theseus-Tage: V. 24——3I.) Wie zu Matth. 10, 4 unter Nr. 7 bemerkt, fällt dieser Tag auf den» 21. Dezember; es ist dies der kürzeste und dunkelste Tag des Jahres, der in treffender Evangelium Johannis 20, 24—- 25. Weise die. Zweiselsnachb des Apostels darzustellen schien, »auf fwelche aber bei ihm der Sieg des Lichtes uber die Finsterniß folgte, wie das von diesem Tage an dann auch in der Natur der Fall ist. »Wie St. Paulus in I. Tini. 1, 16 von sich selbst sehreibet, daß ihm Barmherzi keit widerfahren sei, auf daß an ihm vornehmlich Je us Christus erzeigete alle Geduld zum Exempel denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben; also mag man hier von Thoma sagen, daß ihm diese Geduld widerfahren sei, auf daß an ihm Jefu Christus erzeigete alle Freundlichkeit und Gelindigkeit, zum Exempelallen Schwachen und Einfältigen.« (Luther.) U. Thomas aber, der Zwölfen ,[der. ohnedies um Judas, den Verräther, an ihrer Vollzahl jetzt verkürzten Jünger Mark. 16, 14] einer, der da heißt Zwilling [Kap. 11, 16], war· sum »dies hier nachträglich zu bemerken] nicht bei ihnen, da Jesus sin der V. 19 ff· erzählten GeschnhteJ kam [und sich ihnen offen- barete]. 253 Da sagten ·[am folgenden Tage, nach- dem sie ihn· ausfindig gemacht] die andern Iunger zu ihm: Wir haben sgeftern Abend] den HErrn gesehen [und so und so hat er mit uns geredet und gehandelt]. Er aber [alle ihre Bezeugungen von sich abweisend und wie ent- schlossen, den Weg, da er jetzt schon ihre Ver- sammlung verlassen Hebr. 10, 25., weiter zu wandeln] sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich» sniit diesen meinen» eigenen Augen] in feinen Hunden sehe die Nagelmaalh und lege sum auch gegen Betrug selbst des eigenen Gesichts ge- sichert zu sein] meinen Finger in die Nägel- maale, und lege meine Hand in seine Seite [fo daß zu dem. einen leibeigenen Zeugen auch noch ein zweiter und dritter hinzukommt], will ich? nicht glauben ldaß derjenige, den ihr mir als Auferstandeuen Verkündigt, derselbige sei, der am Kreuze gehangen; und dazu, daß dies geschehe, werdet ihr mir schwerlich verthelfens Bei Betrachtung der Gebrechen und Fehler der Jünger Christi haben wir vor einem zwiefachen Ab- wege uns zu hüten: vor-dem einen, welcher der Welt beliebt, dieselben in einem vergrößernden Lichte zu sehen; aber nicht weniger vor dem andern, dieselben zu bemänteln, zu beschönigen, zu verkleinern Die Welt beruft sich auf den ,,ungläubigen Thomas-«, als ob er ihr Gesinnungsgenosse wäre; von allen Aposteln ist Thomas ihr Mann, und sie hofft von ihm Schutz für den Grundsatz: ,,e-rst sehen und dann glauben« Was wird aber Thomas dazu sa en? O gewiß, die Anfechtungsnoth, in der er geste t, der Zweifelmuth, an dem er selber krank gewesen, macht ihn überaus milde und schonend in Beurtheilung verwandter Krank- heitserscheinungen bei Andern; macht ihn fähig, auch die hartnäckigsten Zweifler zu tra en und mit ihnen Geduld zu haben und auf ihre enesung zu hoffen, wenn nur wirklich ihr Geist nach Wahrheit ringt, mögen sie dann immerhin die verlangte Gewißheit von den göttlichen Dingen zur Zeit noch auf einem Wege suchen, der sie nur in immer tiefere Un ewißheit ver- wickeln kann. Wer dagegen bei seinem nglauben sich wohl fühlt, wer in demselben lachend die Straße der Thonias will’s nicht glauben, was die Jünger ihm verkünden, bis er selber gesehen. 331 Eitelkeit und Sünde zieht, wer mit dem Spruche: ,,erst sehen und dann glauben« sich der Wahrheit, die ihm unbequem und widrig ist, zu erwehren sucht oder gar seinen Triumph darein setzt, durch die Schlußketten ,,folgerechten Denkens und correcter Wissenschaft« der Christenheit den veruieintlichen Beweis zu liefern, daß sie statt eines lebendigen einen todten Christus hat, und sich dann doch auf Thomas zu berufen wagt, von dem würde Thomas schon in feiner Zweifelsnacht sich mit Grauen wegwenden und zu ihm so· en: ,,was ist doch zwischen mir und dir? ich dürften nach Wahr- heit und nicht glauben könnend mit einem wehen, Wunden, bis zum Tod betrübten Herzen, und du —- ein Verächter und Spötter!« Aber wenn auch Thomas durchaus nicht zu den Ungläubigen dieser Welt zu zählen, so dürfen wir darum seine Herzenskrankheit auf der andern Seite doch um so weniger geringe an- schlagen, als er zu der Zwölfzahl der vorerwählten Zeugen des HErrn gehört; sie ist doch in ihrem tiefsten Grunde nicht anders als Unglaube zu nennen, und der Jünger, der Apostel fchwebt dabei in einer größeren Gefahr noch, als er selbst es zu der Zeit zu ermessen verma . (Roffhack.) Die Apostel waren Männer von ri tigem und gesundem Sinne, frei von aller Phantasterei und Schwärmereiz und Jesus vom ersten Eingehen in das Verhältniß zu seinen Erwählten her leitete selber sie zum Selbstdenken an, wollte und verlangte keinen anderen-Glauben, als bei welchem alle gottgefchaffenen Kräfte des Menschen in voller Jntegrität und Uebung erhalten bleiben. Dies be- währt sich in dem Jüngerkreise nach der Auferstehung auf eine solche Weise, daß der Wahn des mythischen J Standpunktes, welcher zur Entstehung unsrer evan- ; gelischen Urkunden in der apostolischen Geineinde eine » mehr als weibische Leichtgliiubigkeih eine mehr als s kindische Gedankenlosigkeit voraussetzt, eben hier in seiner völligen Nichtigkeit bloßgestellt wird. Wie er- staunlich schwer wird es allen Jüngern, die Thatsache der Auferstehung des HErrn, die doch so oft von-ihm selber vorhergesagt, die doch von der alttestamentlichen Schrift geweissagt war, als eine wirkliche anzunehmen und zu glauben! Jn Thomas nun ist dieser Scepti- cismus in seiner höchsten Energie; freilich hängt bei allem, und nicht am wenigsten bei Thonias, der Zwei- fel mit der Herzenshärtigkeit zusammen, aber soviel ist klar, daß unsre modernen. Kritiker und Zweifler kein Recht haben sich einzubilden, daß sie den Forschersinn ;. gepachtet hätten und auf den apostolischeu Standpunkt als auf einen, Wirklichkeiten und Fabeleieii bunt und wirr in einander mischenden eringschätzig herabsehen dürften. Jch denke mir, das Thomas der Zwilling dgn Isirklichkeiten des Lsctebens gegeliibüderdsich in seinem en en no etwas e er un e än i er erwie en haben wirke-h, als Dcivid Strauß. sAberg audrersesits hatten alle Apostel, und auch Thomas, nicht blos ihren rzchtigen und gesunden Menschenverstand, sondern auch ein Gewissen; und obwohl xetzt ihr Herz verhartet ist, so weiß Jesus der Auferstandene doch Zugang zu ihren verschlossenen Herzen zu gewinnen, und eben dadurch bewirkt er es, daß ihr Zweifel für immer vernichtet wird, ohne daß ihr Verstand Schaden leidet. (Baum·arten.) ,,Thomas war nicht bei ihnen, da Jesus um«: so erzahlt Johannes ganz einfach und läßt uns darüber die Gedankeii frei, was die Ursach betrifft. Aber war er nun· etwa zufällig, wie man zu sagen· pflegt, gerade niisl)t»anwesen·d, oder· diirch irgend ein Gefchcift unglucklicher Weise verhindert? Es ist keineswegs glaublich, daß an diesem Tage bei der Spannung und harrenden Stimmun der diirch alles zum Zufammenhalten getriebenen Sänger, bei Segen aufweisen. dieser hochwichtigen Versammlung in so später Abend- stunde irgend ein bloßes Geschäft einen der Zwölfe davon ab ehalten hätte; oder wenn dies auf ein paar Augenbli e der Fall war, daß dann der HErr selt- samer Weise gerade zu dieser Zeit, wo Thomas fehlte, ekommen wäre. Dagegen ist es, wie Johannes für enkende Leser gleichsam selbstredend andeutet, höchst erklärlich, die Ursach solcher Abwesenheit, welche zu- nächst solche Ausfchließung verdiente, in des Thomas persönlicher Stimmung und Gesinnung zu finden. Die drei Stellen, an welchen er vorkommt (Kap. ll, 16; 14, 5 u. hier), zeigen uns bei der innigsten Liebe zu Jesu doch theils besondere Neigung zur Schwermuth, die das Schlimniste besorgen kann, theils, als deren Folge oder doch Begleitung, einen zähen, bedenklichen Eifer des Forschens und ZweifeLns, wo es Glauben des Gemüths gilt; sein inuiges Gemiith war kein kindliches, müssen wir sagen, sein Erkenntnißtrieb ein zu verständiger, sein tiefes Liebesgefühl mit melan- cholischer Bedenklichkeit gepaart, und in dieser Zusam- mensetzung war Thomas ein höchst energischer, seine Eigenthtimlichkeit festhaltender Charakter, der in allem vor Andern die schweren, trüben Wege ging. Hiernach ist also fast zur Gewißheit wal rfcheinlich, daß er schon am Auferstehungstage der otschaft am wenigsten glaubte, trübsinnig im stärksten, eigenwillig festgehal- tenen Todesleid sich absonderte und»znrückzog, folglich aus eigener Schuld des ersten Friedensgrußes und An- hauchs verlustig ging: so kommt es, daß derselbe, der einst mit Jesu sterben wollte, jetzt beharrlich dabei bleibt und, soviel an ihm ist, nicht auch mit Jesu auferstehen will. Der Geist des Zweifels, des Grams und Verzagens hatte diese Seele vereinzelt und zerstreut, Thonias ging trostlos feine besonderen Wege, die Zertheilung und eigenwillige Absonderung aber kann noch wenig Jndessen stand auch dieser Eigen- wille des Jüngers dennoch unter jener höheren Lei- tung, die, alles»walteiid, zum Segen für Einzelne und für das Ganze wendend es beherrschh wie Gregord Gr. sagt: »die höchste Erbarmung hat es wunderbar- lich so veranstaltet, daß-jener zweifelnde Jünger, indem er an seinem Meister die Wunden des Leibes berührte, in uns die Wunden des Unglaubens heilte; denn die Ungläubigkeit des Thomas hat zum Glauben uns mehr genützh als der Glaube der gläubigen Jünger«. (Stier.) Ein dem Diistern zugewandtes Gemüth, dem der Tod des Freundes Jesu, an welchen letzteren er sich mit aller Jnnigkeit des Gefühls als an die Hoff- nung Jsraels angeschlossen hatte, diese Hoffnun zu vernichten schien, offenbart sich bei Thomas in ap. 11, 16; denn sterben nun, die Jesu zunächst stehen, wo bleibt das Reich Davids? ist es aber aus mit unsrer Hoffnung, ans mit der Hoffnung Jsraels, so ist uns am besten, wir sterben mit — so meint Thomas gemäß seinem, trübsinnigen Gedanken am meisten zu- gänglichen, melancholifchen Geniüth. Von da an findet er denn sich schwer in vie Wege Jesu; sie scheinen ihm in die Nacht sich zu verlieren und nicht zum Licht des neuen Tages zu führen. Melancholisch, wie er war, grub er sich seitdem immer tiefer in die düsteren Ge- danken ein; und obgleich sie ihm das Leben seiner Seele zerstörten, wollte er, niit aller Ztihigkeit an diesem Schmerzgefühl haftend, es hegend und pflegend, wie es bei folchen Naturen ja wohl der Fall ist, nicht davon lassen, — dieHoffnungslosigkeit, welche die Augen gegen den Weg des Lichtes mehr und mehr mit Willen verschloß, wie das auch in Kap. 14, 5 sich zu Tage legt, wurde ihm vertraut, ·a lieb, so das; er sie nicht missen uiochte. Welchen indruck auf einen Solchen Jesii Tod gemacht haben, wie seine Stimmung an den 332 Evangelium Johannis 20, 26—29. darauf folgenden Tagen gewesen sein muß, das können wir uns leicht denken: was Wunder, daß ihm die Votfchaft von der Auferstehung eine Selbsttäuschung allzu sanguinisch Wünschender und Hoffender zu sein scheint? Er glaubt in seinem trüben Sinn der Wahr- heit viel näher zu sein als jene Sanguiniker; es hat ihm Schmerz genug gekostet» die Hoffnung Jsraels aufzugeben -— soll er xetzt seine Hoffnungslosigkeit so leichten Kaufs daran geben? dazu ist sie ihm zu lieb geworden. Das Aeußerste, das Unglaubliche muß ihm geschehen, wenn er glauben sollz es diiucht ihm eine Unmöglichkeit, daß die Bedingung sich erfülle, noch uiimöglicher, daß er Glauben gewiniie. (Luthardt.) Die übrigen Jünger haben bei der Erscheinung des HErrn von ihm den bestimmten Auftrag erhalten, mit seinem Friedensgruße hinzugehen: sie thun das, sobald es ihnen möglich, sie gehen zu Thomas hin, dem der Friede noch fehlt; dieser hat sich in seinem Gram und Kummer in den Unglauben verloren, und Luther läßt ihn nicht übel sprechenx ,,es habe mit Jesu, meinem Meister, eine Meinung wie es wolle, daß er so große Wunder gethan hat, so ist es doch jetzt aus mit ihm wie mit andern Menschen — was einmal hinunter kommt unter die Erde, das konimt nicht wieder; darum Lind meine Gesellen eitel große Narren, daß sie sich ie Weiber also bereden und ihre Augen durch Gespenst betrügen lassen«. Als sie nun ihm zeugen, wir haben den HErrn gesehen, als er an ihrem ganzen Wesen eine höchst aufsallende Veränderung wahrnimmt, läßt er sich nicht im Mindesten überzeugen; ja ihr freudiges Zeugniß bestimmt ihn, desto fchneidender seinen Gegen- satz aufzustellen, eine fast kecke Zuversichtlichkeit seines Unglaubens prägt fich in der Umstä1idlichkeit seiner Worte aus. Zwar giebt er sich offen und ehrlich so, wie er ist, uiid das ist ein ehrenwerther Zug an ihm; allein dieser sein Uiiglaube hat doch auch sehr bedenkliche Seiten. Er verwirft ohne alle Verechtiguiig das Glaubenszeugniß der Andern; weil er nicht siehet, so soll nichts zii sehen sein, weil er den Auferstandenen nicht gesehen hat, sollen die Andern, die ihn sahen, betrogen worden sein! Und er stellt bestimmte Be- dingungen an den HErrn; er verlangt, ege er sich in den Gehorsam des Glaubens ergiebt, da der HErr des Glaubens ihm gehorsam sei, nach seinem Eigen- sinn sich richte, nach seinen Launen wo möglich handle. »Das ist doch ja ein harter Kopf, schreibt Luther, der da meint, es müsse ihm Christus machen, wie Er wolle, oder er wolle nicht glauben — gerade, als sei soviel daran gelegen, was er glaube oder nicht glaube. Was dünkt dich doch, was Christus mit ihm soll an- sahen und was der billige Lohn solches Unglaubens sei?« (Nebe.) O an wie einem dünnen Faden hängt jetzt für Thomas seine ganze Lebens- und Wieder- bringungs-Hoffnung! Wird er nicht zerreißen, dieser Faden, und i n hinabstürzen lassen in das Gericht, das über die alsstarrigkeit des Unglaubens vorläi1gst schon in dem prophetisclien Wort (Habak. 2, 4) ergangen it? Wahrlich, er müßte zerreißen, wenn nicht Jesus eines unendlich erbarmenden HerzOens wäre, vgl. Jes 42, s; Sach. II, 7. (Roffhack.) er HErr durfte und konnte den Jünger nicht lasseii; kein Anderer außer dem Einen Verlornen Kinde sollte dem Gericht der Weissagung verfallen (Apostg. l, 20): «sein Bisthuni enipfange ein Anderer«, dafür leistete schon das hohe- priesterliche Gebet (Kap. 17, 12) Gewähr, wir sind daher auf eine Heimsuchung des Vermißten von Seiten des Erzhirten gefaßt. (Steinmeyer.) 26. Und über acht Tage swährend iu- zwischeii keine Erscheiniiiig des Auferstandeiien weiter stattgefunden Matth. es, 15 Anm.] waren abermal seine Jnnger drinnen sin ihrem Ver- saniinlungslocal zu·Je·rusalem V. 19] undldies Mal] Thomas· mit ihnen« » Kommt Je us sgerade wie neulich·], da die Thnren verschlo en Zgireediix fxiinäittrxätch mitten ein und spricht: 27. Darnach san denjenigen sich wendend, e·uefz·ei·)lenabere·e; m·i·tttse·in·e·r· håiktigen ErWeinung g e en a e ri er zu vmax Neiche swie das thun zu können du als Be- dingung gestellt has? V· 25] deinen Finger her, und szu dem Tastsinn auch den Gesichtssinii hin- zunehmend·, auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Munde ·Matth.· 18, 16] siehe meine Hunde; und· reichedeine Hand her und lege sie in meine Seite; «und sei [fortan] nicht unglaubz lwie du bisher ge- wesen], sondern glanbig swie deine Mit1unger, daieicihtldeie Zweifeln nicht in eigentlichen Unglauben um age . 28. · Thomas lvon solcher herablasseiiden Gnade in tiefster Seele· ergriffen, zugleich aber von der Gottesherrlichkeit Christi, die in seiner Allwissenheit ihm so unwidersprechlich nahe trat, gänzlich hingenoinnienj antwortete uiid sprach zu ihm lwohl auf seine Kniee niedersinkend und ihn daubetend GPffktknlkzxk 1··(·)g·: MeiiJ HErr un mein o . .35, 23. J) Nach··unsrer Weise, Liebe zu verstehen und zu schatzeiH mochten wir erwarten, des··Heilands Erbar- men wird dem armen, k··ranken·Junger·herzen iiicht vierundzwanzig Stunden uber seinem Leide hin ehen lassen, sondern nii·t schneller Offenbarung eines Osterlebens dies Leid· in uiiaussprechliche Freude·ver- wandeln; ·aber die Liebe desspHErrn ist eine heilige, fur den Himmel erziehende Liebe. Was sollte daraus werden, »wenn es dem verderbteii Meuschenherzeii··ge- stattet wurde, dieser Liebe mit Weinen und mit Sprode- thun etwas abzntrotzeii? wenn der Kranke dem Arzte die Bedingungen der Heilung vor chreiben und ·ihn nothigen konnte» gerade die oder te· Wege mit ihm einzuschlagen, ·wie er sie sich» einmal· in d·en Kopf ge- setzt? JDas ··hieße Ia den Kranken in» seinen Fieber- Phantasieen uber den Ar t, den Thon uber den Töpfer, den kindischen Uiiverstan über die himmlische Weis- h··eit zum Meister setzen ! · Auf solche Herzensthorheiten laßt sich der Heiland nicht ein, er müßte· denn an unserm Verderben Lust Theben; darum giebt’s fur Thonias eine bedenkliche artezeit. Acht Tiråge lang, sich ihm zu Jahren dehnend, bringt er dur seines Unglaubens Schuldun Traurigkeit und·Grämen hin und zerniartert sich ·in uiiaufloslichen Zweiselsgedankem wahrend alles um ihn her voll Ogterfreude ist. Aber —- liebliches Zeichen für ihn, da er in seiner Se- paration nicht beharrt, sondern sich wieder ganz zu den Jüngern hält! Nach acht· Tagen erblickenwir ihn iii ihrer Versammlung: das weist auf ein geheimes Band·hin, womit se·iii Herz, trotz der Verneinungen uiid Wider- mälisicissllfiilik fopWdhjlockrsztiendlderWsscgirkelikillspii . - I, der Maria Magdalena, allein deni Petrus, allein wahrscheinlich auch deni Jacobus; aber dein Thomas Abermalige Erscheinung Jesu, acht « Tage nach dem Auferstehungstage 333 hat er nicht ersgeinen wollen in den acht Tagen seiner selbsterwählten insamkeit, zum Zeichen, daß wer der Glieder Gemeinschaft sliehet, auch vom Haupte der Glieder sich absondertx doch zugleich um der übrigen Jün er willen hat der HErr in ihrer Mitte den Thomas auf seine Hirtenachseln legen wollen. Des Zweiflers nde hatte die Gläubigen betrübt: so soll nun auch die Freudigkeit des Bekenners sie erquicken, und im Anschaun der Barmherzigkeit, die dem einen widerfuhr, sollen alle eines HErrn und Gottes, wie ihr HErr und Gott ist, sich freuen. (Besser.) VI) Die Gleichartigkeit der Worte in der zweiten Hälfte des 26. Verses mit denen in B. 19 soll auf- merksam machen auf die Gleichartigkeit der Erschei- nung Jesu. Es ist nun das dritte ,,Friede sei mit euch!« mit dem der HErr unter die Jünger tritt; dies Mal namentlich um des Thomas willen; hier haben wir also einen Abschluß der Erscheinungen in Jeru- salem — wenn der Auferstandene wieder erscheint, so wird das eine andere Bedeutung haben. Jesu Worte, die er darauf an Thomas richtet, haben etwas Rhyth- mischeszes sind zwei parallele Glieder mit einem ab- schließenden Satze Mit Absicht spricht der HErr in den Worten des Thomas: das strafende Wort muß dem sündigenden entsprechen. (Luthardt.) Thomas hat ein Dreifaches verlangt: das erste und das zweite wird hier umgestellt, weil auf dem Betasten bei Thomas der Hauptaccent lag, er auf das Auge alle-in sich nicht verlassen mochte, da dies auch durch ein Trugbild ge- täuscht werden kann; fehlen aber durfte das Besehen der Hände nicht, weil-die ganze Rede des Thomas Voll- gtändig wiedergegeben werden »ollte. Daß der HErr diese annte, war ein überzeugenderer Beweis für die Realität der Auferstehung als alles Sehen und Fühlem wes- halb auch dem Thomas jeder fernere Gedanke daran vergeht und er sogleich in den Ausruf des 28. Verses ausbricht. (Hengstenberg.) Die Worte, in die er aus- bricht, erinnern uns leb aft an einen früheren Fall; gerade so hat einst Nat anael bekannt (Kap. I, 49): ,,Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Jsrael!« Und wann hat dieser das bekannt? als er den Blick des erzenskündigers empfunden hatte; so fuhlt sich auch homas von dem Auge dessen getroffen, der in’s Verborgene schaut und den Rath seines Her- zens erfaglren hat. Wir müssen die Worte des HErrn mit dem nspruch, welchen der Jünger erhoben, ver- gleichen: genau das, was er als Preis seines Glau- bens bezeichnet hatte, bietet ihm die Gnade Christi, fast im Gleichlaut des Buchstabens, dar; und seiner Versicherung: »will ich es nicht glauben« begegnet der Wieder-halb ,,sei nicht ungläubig, sondern gläubig l« Eben dies hat ihn überwunden und ihn weit über den blos negativen Erfolg der Ausrottung seines Zweifels hinausgefiihm er hat den HErrn geschaut und von seiner Auferstehung hält er sich überzeugt, aber nicht hierauf sehen wir ihn beruhen, sondern durch diese Vermittelung hindurch ist er überhaupt zur Stufe des Glaubens erhoben, und gleich den andern erscheint er als rechter Apostel des HErrn. (Stein- meyer.) Wie bei Nathanael bri t das Licht plötzlich bis in den Herzensgrund des homas hinein und vertreibt alle Dunkelheit; und wie im inneren Leben häufig solche Riickschläge vorkommen, erreicht er von der niedrigsten Stufe des Glaubenslebens aus den Gipfel auf Einen Sprung und spricht die Gottheit seines HErrn in bestimmterer Weise aus, als selbst Petrus je gethan. Der Letzte ist der Erste geworden, und der Glaube der Jünger, wie ihn Thomas bekennt, steht jetzt auf der Höhe, wie im Prolog (Kap. 1, 1fs.) er zum Voraus festgestellt ist. (Godet.) IN) Ob Thomas bei diesen Worten niedersank vor Jesu auf die Kniee, ist nicht gesagt, liegt aber der Vermuthung sehr nahe; seine Worte sind nicht ein Ausruf der Ueberraschung, sondern ein Bekenntniß zu Jesu — ,,er sprach zu ihm« eißt es. Jesus nun be- stätigt in V. 29 des Thomas ekenntniß zu ihm durch eine Antwort und erkennt es durch sie ausdrücklisä als wahr und richtig an, so daß, wer das Bekenntni des Thomas nicht gelten lassen will und ihm keinen andern Werth beimißt als den eines Ausrufs der Ueberras ung, aus dem kein Schluß gezogen werden dürfe an die wirkli e Ueberzeugung des Apostels, zugleich das Zeugniß esu angreift, der diesen Ausruf als Ausdruck der Wahrheit hinnimmt. (v. Burgen) 29. Spricht Jesus zu. ihm [sein Bekenntniß ohne Gegenrede annehmend und den nun glück- lich. erreichten Glaubensstand, zu dessen Herbei- führung diese ganze Offenbarung geschehen, ihm bezeugeud]: Dieweil du mich gesehen hast, Thema, so glaubest du [besser aber« hättest du gethan, du hättest auch ohne meine außerordentliche Erschei- nung dich früher schon durch das Wort deiner Mitjünger zum Glauben bringen lassen]. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben [wie ja das für die kommenden Zeiten der allei- nige Weg zur Heilserlangung sein wird 1. Petri 8]. »Die Antwort Jesu bestätigt nicht blos, was Thomas von ihm esagt, sondern auch, daß der Jnhalt des Glaubens schlechthin der sei, daß man ihn, den Sohn Gottes, als seinen HErrn und· Gott glaube. Thomas nun hat noch eines Sehens bedurft, um Glauben zu gewinnen; jetzt aber beginnt eine neue Zeit, in welcher solches Sehen zum Behuf des Glaubens nicht mehr vergönnt wird, und da gereicht es ihm zur Beschä- mung, daß er mit dieser Zeit nicht selbst bereits den Anfang gemacht, sondern bei der Weise der bisheri- gen, nun abgeschlossenen hat bleiben wollen, in welcher allem Glauben Zeichen, sinnlich vermittelte Selbstbezeugungen Jesu zu Grunde lagen. Diejeni en, welche sehen wollen, werden fortan nicht zum G au- ben kommen; und darein sich zu verwickelm diese Ge- fahr lag dem Thomas nur allzunahe. (Luthardt·) Der Contrash welchen Jesus darstellen will, ist der wischen dem« Glauben, welcher die wunderbare That- sache sehen will, um sie an unehmen, und dem, wel- cher sie aus Grund des einsachen Zeugnisses annimmt. Auf dem ersteren Standpunkt wäre der Welt kein Glaube möglich ohne immer neue Wunder und unauf- zörlich sich bei jeder einzelnen Person wiederholende rscheinungsn Jesu: dies sollte nicht der Gang des « öttlichen erkes auf Erden sein, und deswegen preist Zesus diejenigen selig, welche durch ein anderes Mittel -um Glauben zu bringen sind als durch das, welches bei Thomas gebraucht werden mußte. (Godet.) Ein Glaube, der aus Gesichten entsprin t, mag mit einem überströmenderen Maße von Emp ndungen und Ge- filhlsseligkeiten verknüpft gehn; aber sicherer und ge- wisser zum Ziele führend ist er nicht als» der Glaube, der im Dunkeln traut, der, von Empfindung entblößt, nackt an das Wort sich hält und auf das Wort sich gründet. Die auf den letzteren gewiesen, sind im Ver- gleiche mit den ersten Jüngern und ihren Ostergesichten nicht verkürzt — im Gegentheill Der Glaube, auf Gesichte sich stützend, scheint zu fliegen, und wankt f doch unsicher wie ein Lahmer auf Krücken; der Glaube 334 ohne Geficht uiacht den Gang in dem Wort gewiß. Gesichte können leicht erheben, daß man um Gegen- ewicht eines Satansengels und seiner Zaustfchläge gedarf (2,Cor. 12, 7); der nackte Glaube an-das Wort erhält das Herz arni und klein, und den Kleinen ist das Himmelreich befchieden. Gefichte find vorüber- gehend 1ind die dadurch erregten Empfindungen bald verweht; das Wort, an dem der Glaube sich hält und aus dem das Leben des ganzen Geistes sich nährt, bleibt ewig fest. Gesi te geben nur ein die Sinne bewegendes Bild der ahrheitx der Glaube an das Wort, das viel tiefer und weiter als unser blödes Auge reicht, genießt den innersten Kern. (Roffhack.) I« V. 30 u. 3l, jklit einem Prolog oder Vorwort hat St. Johannes sein Evangelium begonnen, mit einem Gpilog oder klaihioort skhlieszt er’s nunmehr ab; denn die Ofsenbarungen Jesu, des Auferstandenen, die nach in Jerusalem« geschehen, sind ja nunmehr zu Ende, der Aus— rnf des Thomas: ,,mein HGrr und mein Gott«· entspricht ganz dem, was in Licio. l, 14 bezeugt worden, und die Anbetung, zu der selbst ein so entschieden zweiselnder Sänger sich getrieben fühlte, bezeichnet den Höhepunkt in den Grlebnissen der Apostel. Zugleich aber schließt mit seiner Antwort darauf der HErr selbst die Zeit des durch das Sehen erlangtrn Glaubens ab und eröffnet die Brit des auf das Wort der Augenzeugen sich griindenden Glaubens, womit der izlebergang gemacht ist von der evangelischen Geschichte zu deni Werke der Apostel, wie es in der Apostelgesehiihte vorliegt; darum kann auch der Evangelist nun absihließem und er thut es, indem er die Leser darauf aufmerksam macht, wie das, was zunächst dazu gedient hat, im Kreise der Iünger Glauben zu wir— lieu, durch seine iklittheiliing in einem eigenen tliuihe dazu wirlien soll, den Kreis des Glaubens über die Welt hin zu erweitern. 30. Auch viel andere Zeichen sdadurch er seine Herrlichkeit offenbarete Kap. 2, It; 4, 54] that Jesus vor seinen Jüngern [die er zu seinen Augenzeugen berufen, damit sie dann seine Zeugen sein könnten vor der Welt 15, 27], die nicht geschrieben sind m diesem Buche. 31. Diese [vonKap· 1,19 —Kap.20, 29 be- richteten] aber sindfnach Maßgabe des Planes, den der Schreiber bei Abfassung des Buches vor Augen«hatte, für den Zwecks geschrieben, daß ihr sdie ihr das Buch leset, sei es nun, daß ihr schon zur christlichen Gemeinde gehört, oder aber ihr näher treten wollt] glaubet, Jesus sei Hei- nein Amte nachs Christ, [der verheißene Mes- sias Kap· l, 4l u. 45., und seiner Person auch] der Sohn Gottes lim wesentlichen Sinne]; und daß ihr durch den Glauben san diesen Jesus Christus, vom Vater in die Welt gesendet, der dann auch das Heil der Welt vollbracht hat] das Leben habt in seinem Namen [Kap. 17- 3;1. Joh. 5,13]. Absehließend sieht Johannes auf das ganze von ihni verfaßte Buch zurück: nur Weniges hat er ge- schrieben von Vielem, was zu schreiben möglich ge- wesen wäre; aber das Wenige genügt, um Gewißheit zu geben über Jesu Person und Werk. Zeichen, nicht Werke wie in Kap. 10, III. 37; 14, l1., nennt Johannes, was der HErr gethan hat; denn als Zei- chen sollten feine Thaten betrachtet werden und hatte Evangelium Johannis 20, 30—-31. 21, 1—5. er selbst die Jünger angewiesen (6, 14. 26; 12, 37; Matth. 1l, 4 sf.) sie zu betrachten, als Zeichen dessen, was Jesus ist und wozu er gekommen. Man hat kein Recht, um des Zufatzes »vor den Jüngern« willen unter diesen Zeichen nur die drei von Johannes be- richteten Erscheinungen des Auferstandenen zu ver- stehen; denn obgleich mehr oder weniger öffentlich vor ganz Jsrael, waren doch alle andern Wunder Jesu auch zugleich vor den Jüngern gefchehen, und zwar zunächst für sie um deßwillen, weil sie es waren, die den durch Jesu Zeichen gewonnenen Glauben ausbrei- ten sollten in der Welt und als die Ohren- und Augen- zeugen des Gefeheneu und Gehörten es kund niachen sollten, damit auch ihre Hörer glaubten. (v. Burgen) Aber warum sprichtJohannes nur von den Wundern, nicht auch von den Reden Jefu? Offenbar, weil er hier von der Begründung des Glaubens nicht blos bei den Jüngern, sondern in der Welt spricht· Für diejenigen, welche Jesum selber geschaut nnd gehört hatten, lag die Bürgschaft für sein Zeugnis; von seiner Person in seiner Person selbst; hingegeii für diejeni- gen, welche glauben sollen, ohne gesehen und gehört zu haben, und auf diesen Glauben ihr ganzes Wesen und alle ihre Hoffnungen gründen sollen, sind die von den Augenzeugen bezeugten Wunder die nothwendige Bürgfchaft für die Göttlichkeit der Person und des Werkes Christi. Jesus selbst hat seine Reden meistens an Wunder als ihren Stiitzpunkt angeknüpft; und diese Verbindung zwischen den Zeichen und den Reden tritt besonders in unserm Evangelio hervor. (Godet.) Nur eine Auswahl hat der Evangelist getro en aus der reichen Fülle,- und dabei hatte er zweiAb ichten, welche aber im Grunde zusammenfallem Jesus sollte vor seine Leser hintreteii als der Christ und als» der Sohn Gottes, d. h. sie sollten den HErrn in feiner heils- ökonomischen Stellung wie in seiner ontologischen er- kennen, als den Heiland der Welt, der Gottes wesent- licher Sohn ist, und diese Erkenntniß sollte nicht als ein todtes Kapital daliegen, sondern Leben schaffen; das wahrhaftige Leben aber fließt aus dem Namen, d. i. aus dein geoffenbarten Wesen des Sohnes Gottes. (Nebe.) Jm weitesten Sinne charakterisirt das Wort des Johannes die heil. Schrift überhaupt: sie hat einen religiösen Zweck und ist darum geschrieben aus religiöfem Trieb in religiösem Geist, unter der Leitung des Geistes Gottes; alle religiöse Wahrheit der heil. Schrift aber zielt hin auf die Wahrheit Gottes in Christo — Christus der Kern und Stern der heil. Schrift. (P. Lange) Das 2"l. Kapitel. Christi tliiserstehung geosfeiiharet in igaliläa K— »du dem vorhin schon abgeschlosscneii Evangelium liommt hier noch ein Anhang oder ilactstrag hinzu, der in gewisser Hinsiiht allerdings den Bericht von den Er« scheinungcn des Auferstandenen ini tirelse der Avoslel in« Frau. 20 fortfiihrtz wie der Inhalt des 1. Verse- zeigt, indem zu dein Anite und der Ausrüslung dafür, um welche Dinge bei jenen beiden Erscheinungen es sich handelte, hier noch lauter sinnbildliitje Vorgänge hlnzulioiinncm die des Amtes Erfolg iind seine besonderen Aufgaben für zwei von den drei vornehmsten unter den Aposlcln zum Gegenstand der Vorausbezeichnuiig haben; auf der andern Seite aber steht dieses— Kapitel doch außerhalb des Evan- geliums und hat seine Einheit und seinen Zweck in sich selbst, indem es hinaiisivelsl in die Znliunft der Kirche und Schluß des Evangeliums. Nachtrag; Vorgang-»auf dem ållieer bei Tiberias gewissermaßen eine Jloosielgeschictftc im Kleinen darstellt· »Im-a) des Petrus Zeugnis und Wirksamkeit gegründet. ist der Weg der Kirch: nach dessen Vorbild in der tlachfolge Sesu und seiner Leiden sselbsl bis zur ilireuzigungr wish. II, 7—l0; 13, "7i; ihr schließliches Ende (und ihre voll— endung, darin dasselbe besteht) schafft sie sich nirht selbst nnd soll sie nicht zu friih deinem, sondern sie hat nach des Johannes Vorgang auf den hGrrn zu warten, bis er kommt sie heimzuholenckt Gssleidet keinen Zweifel, daß der Apostel das Kapitel noch selber geschrieben hat, wenig- stens bis zum 23. Verse; er hat es aber nicht selber bei Lebzeiten dem Evangelium beigefügt, sondern das haben nach seinen! Tode unter ljinzuzieliung einer Schlußtiusierung in b. 24 u. 25 die Zleltcsten der leieinasicitisehen Genie-in- den gethan. l. v. 1—14. Zier« Vorgang auf dem Meer. 1. Datnach lals die Jünger von Jerusalem nun wieder nach Galiläa sich gewendet hatten] osfenbarete sich Jesus fvermuthlich acht Tage nach der in Kap. 20, 26 ff. berichteten Erfcheinung Matth 28, 15 Arm] abermal den Jüngern sund zwar dies Mal] an dem Meer bei Tiberias sdem See Genezareth Kap. S, 1]. Er offenbaren! sich aber [um die ganz eigenthümlichem bedeutungs- vollen Umstände, unter denen es geschah, näher mitzutheilen] also. 2. Es waren [um Abend zuvor, nachdem die Sonne untergegangen und der Sabbath vorüber] bei einander« fin traulicher Gemeinschaft, wohl in einem Haufe zu Kapernaum oder Bethfaida] Simon Petrus und Thomas, der da heißer Zwil- ling [Kap. 20, 24], und Nathanaeh von Cana Un] Galiläa swofelbft der HErr fein erstes Wunder- zeichen gethan 2, 1; 1, 45], nnd die Söhne Zebediii lJakobus der Aeltere und Johannes Matth. 4, 21], und andere zween seiner Iünger sAndreas und Philippus Kap. 1, «40. 44]. 3. Spricht [auf einmal, wie von einem ahnungsvollen Gedanken unwillkürlich erfaßt] Simon Petrus zu ihnen: Jch will hin fauf den See] fischen gehen. Sie sgleich als hätte Petrus für das, was ihnen selber die Seele dunkel bewegte, das rechte Wort gefunden] sprachen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen [denn] hinaus [aus dem Ort nach dem Seeufer] und traten in das Schiff sdas ihnen zur Verfügung stund] als- bald, und in dcrfelbigen Nacht swie ihnen das vor fast zwei Jahren fchon einmal ebenso widerfahren war Luk. S, 5] fingen sie nichts . Unter den zehn Erfcheinungen des Anferstandenen überhaupt, von denen wir nach der Schrift sicher wissen Matth 28, 15 u. 20 Anm.), wird nun die dritte iür die verfammelten Jiingcr (V. 14) uns noch be- richtet von demselben Evangeliftety welcher drei Wun- der des HErrn in Galiläa und drei in Judäa ver- zeichnet hat; diese Erfcheinung war aber nicht mehr, wie die beiden vorigen, eigens dazu bestimmt, den Glauben hervorzurufen, daß fienoch rückwärts weisend, wie auf die Erscheinungen vor Maria Mag- dalena, vor Simon Petrus und den Emmauntischen Jüngern, zeugen wollte: ,,ich war todt, und siehe ich lebe —- mußte nicht Christus solches leiden und zu feiner Herrlichkeit eingehen?« Jetzt tritt vielmehr als I vornehmliche Bedeutung die Bestimmung hervor, in f die Zukunft zu weisen und des HErrn von der Him- melfahrt an bevorstehende geistige Gegenwart und Wirksamkeit verbürgend abzubilden und Anweisung und Verheißung für die Predigt zu geben. —— Jesus will den Jüngern bezeugen: ,,ich sende euch, gehet aus, wenn der Geist gekommen sein wird; ich bin bei euch, wirke mit euch.« (Stier.) Am galiläi- schen See zeigte sich Jesus den zu ihrer früheren Be- fchäftigung vorläufig zurückgekehrten Jüngern, wie er sie vordem ebenfalls von ihrem Berufe we gerufen hat in die fortdauernde Gemeinschaft feines Hunder- lebens in Galiläa und in die Vorbereitung ihres upo- ftolifchen Berufs, nachdem sie von der ersten Nachfolge Jesu wieder zu ihrem Gefchäft zurückgekehrt waren, da der HErr sich für einige Zeit in die Stille zurück- gezogen hatte: an jenes Begebniß werden wir also von vornherein erinnert und aufgefordert, den folgen- den Vorgang gerade aus der Aehnli keit mit jenem früheren zu verstehen. (Luthardt.) Sin bei den beiden vorigen Erscheinungen unter der Bezeichnung ,,Jünger« die Apostel zu verstehen, so müssen sie auch hier ge- meint sein; darnach müssen die zwei Ungenannten am Schluß der Ausführung ebenfalls dem Apostelkreife, auf den die Erscheinung in V. l4 ausdrücklich bezogen wird, angehören. Sie wurden nur deshalb nicht ge- nannt, weil bei ihnen kein besonderer Grund der Nen- nung vorlag, find aber im Uebrigen so gut wie ge- nannt: wo Petrus fischen geht, dawird auch sein Bruder Andreas nicht fehlen (Matth. 4, 18), und wo Andreas ist, da inüfsen wir auch den Philip- pus (Kap. 1, 45; 6, 5 ff.; 12, 22; Mark. Z, 18) er- warten, dazu war dieser durch ein näheres Band (1, 46) auch mit Nathanael oder Bartholvmäus verbunden. (Hengstenberg.) Durch den Ausdruck: »die Söhne Zebedäi« erreicht der Verfasser seine Absicht, sich selbst als gegenwärtig zu bezeichnen, was der folgende Auf- tritt erforderte, und doch sich nicht zu nennen; so hat er auch im gan en Evangelium es verirrte-den, feinen Bruder und fel st feine Mutter zu nennen. Wenn er aber bemerkt, daß der Anstoß zum Fischengehen von Petrus ausging, so denkt er dabei offenbar an die Rolle, welche Petrus bei der Predigt des Evangeliums und der Gründung der Kirche gespielt hat; das Rasche in dem Entschluß: »ich will hin fischen gehen« fcheint auf einen inneren Antrieb, auf eine Ahnung zu deuten. (Godet.) Mit dem Folgenden zufammengehaltem tritt ein Unterfchied hervor zwischen der Wirksamkeit auf menschliche Auctoritiit (Petrus) hin und der Wirksam- keit auf das Wort Christi hin. (P. Lange) 4. Da es aber jetzt fwo sie unverrichteter Sache mit dem Schiff wieder nach dem Lande zurückkehren wollten] Morgen ward sdie vierte, von 3—6 Uhr reichende Nachtwache herbeikommen war Matth. 27, 1], stund Jesus fwie ihrer war- read] am Ufer; aber die Junger wußten nicht, daß es Jesus war« [Kap. 20, 14; Luk. 24, 15 f.]. 5. Spricht Jesus zu ihnen fmit einem ganz ähnlichen Ausdruck sie anredend wie m Kap. 13, 3312 Kinder fwas von ihnen aber im Sinne des G e w e rk s verstanden wurde: Gesellen, Kameraden] , habt ihr mchts zu essen skeme Fische, daß wir hier unser Morgenbrod einnehmen könnten mit der 336 Evangelium Johaniiis 2i, 6—-13. nöthigeii Zukost]? Sie antworteten ihm: Nein [wir haben eben, wie du siehst, nichts gefangeii]. is. Er aber sprach zu ihnen: Werfet sgleich hier an der Stelle, da ihr euch befindet] das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden. Da [deni Rathe des Unbekaniiten folgend, der mit seinem ganzen Wesen schon jetzt einen eigenthitm- lich ergreifenden Eindruck auf sie machte] warfen sie sdas Netz aus], und konnte-us nicht mehr ziehen vor der Menge der Fischetr sdie sie beschiossens 7. Da [indem ihm jetzt zuerst das innere uiid damit zugleich das leibliche Auge ausging] spricht der Jünger, welchen Jesus lieb hatte [Jo- hannes, dessen geiftliches Leben am reifsten und dessen Verhältniß zu Christo am ungetrübtesten war Kap. 13, 23; 18, 15; 19, 26 u. 35] zU Peiro szu welchem er überhaupt seit der Passions- zeit in näherer Beziehung stund Luk. 22, s; Joh. 13,23f.; 18, 15 ff.; 20, 2 ff.s: Es ist der HErr [Kap- 20, 18 fs.]. Da Simon Petrus hörete, daß es der HErr war, gürtete er [rasch entschlossen, wie er seinem Charakter nach war, und freudigen Sinnes, etwas -zu wagen Matth- 14, 28 ff.] das Hemde sden Ueberwurf oder Fischer- kittel] um sich, denn er war sda er den Kittel während der Arbeit algelegt und nur noch das eigentliche Hemd anhatte, in herkömmlichem Sinne des Worts 2. Mos. 12, 34 Atem] nackend [1. Sam. is, 24; 2. Saus. s, 20; Jes. 20, 2 f., wollte aber iiicht in solchem Aufzuge dem HErrn gegenüber treten], und warf sich in’s Meer snach dem Ufer hinüber zu schwimmen]. 8. Die andern Jünger aber [den ordentlichen Weg inne haltend] -kamen auf dem Schiffe smit welchem sie das Ufer ebenfalls schnell genug er- reichen konnten], denn sie waren nicht fern Vom Lande, sondern snicht weiter davon entfernt als] bei zweihundert Ellen setwa dreihundert Fuß Z. Mos II, 37 Anm.], und zogen das Reh mit den Fischenspk swelches Geschäft ja auch besorgt sein wollte]. — f) Jesus stund am Ufer, wie er in Kap. 20, 18 u. 26 in der Mitte der Jünger stund: seine Erschei- « nung ist nicht vermittelt durch ein Herbeikommen oder dergleichen; er ist da, wo er gesehen sein will. (v. Burger.) Dies Stehen am Ufer, während er in Luk. 5, 4 das Schisf betritt, weist darauf hin, daß er seht, dem Meere der Welt entnommen, einer andern Daseins- stufe angehört (Kap.17, 11); auch in Matth. 13, 48 f. bezeichnet das Ufer das jenseitige Dasein. (Hengsten- berg.) Die Augen der Jünger aber wurden gehalten, daß sie ihn nicht erkannten in seiner Schöne, die schöner ist als die Morgenröthe; sie sollten ihn heute er enneii, nicht an feiner Gestalt, sondern an seinem Werke. (Vesser.) «) Ob «sie etwas zu essen haben, fragt sie der HErr in einer Weise, die eine verneinende Antwort erwartet: es soll ihnen, wie die Anrede, so die Frage ausfallen; er ftellt sich dabei an wie Einer, der einen Fisch für sich zum Frühstück begehrt oder mit ihnen « selber frühstücken will, das sollte aber nur zur Ein- leitung dienen für seine nachfolgende Aufforderung. Die Jünger folgen ihm ohne Bedenken; sie iiiochten ihn wohl für einen des Fischens und des Sees Kun- digen halten, der auf der andern Seite etwas beinerkt, woraus er den Schluß aus einen günstigen Zu mache. (Luthardt.)· Es liegt eine Zuversicht in der Elieisung und Verheißung des noch Uiierkannten, daß die Fischer sich des letzten Persuchs nicht· weigern inögen; recht bemerkenswerth ist da die Weise der Ankuiidiguiig des HErrn Er spricht nicht: ,,blicket doch her, binss«; er wirft nicht den Mantel zurück, sich ihnen in seiner eigensten Gestalt als der Erste und Letzte und der Lebendige zu zeigen — nein, er läßt sie, daß Er es ist, zunächst nur an einein äußeren Zeichen gewahren, welches erst der Glaube zu deuten hat. ie sollen eben mit der ganzen Jüngerschaft bis zum Ende der Tage hin von leiblichen Gesichten entwöhnt, gewöhnt dagegen und erzogen werden zu dem Leben des Glau- bens, der unter der Hulle der Mittelursachem hinter dem Vorgang der alltäglichen Ereignisse, durch das Gitter äu erer Räthsel und Verwickelungen und herein- schimmernder Segensblicke hindurch die Nähe »des- HErrn, das »Rauschen seiner Fuße, das Walten seiner Hand und die Erbarmungen seines Mittlerherzens er- ennen kann. (Rofshack.) IN) Die arteste Liebe hat das erste uiid sicherste Gefühl des rkennens für den Geliebten; Johannes hat es vielleicht bei dem Worte Jesu in V. 6 schon geahnt, daß es der HErr ist, jetzt machks ihm der Wundersegen gewiß, und nun schweigt er nicht mehr. Wer so die Nähe des HErrn zuerst merkt, sage es dem Andern mit rechtem Liebesdiensh aber auch in Weis- heit und Zartheit der Liebe dem Rechten, dem Nächsten dazu; das war hier Petrus, deni der Schooßjünger auch nach der, durch Jesu- Gnade gesühnten Verleug- nung seinen Platz läßt. Als Erster der Apostel und Führer der Schiffsahrt hätte er zuerst merken sollen, doch ist er wieder der Erste und Rasche zum Thun, wie Johannes zuerst geschaut und erkannt hat; er kann iiicht warten, «bis sie mit dein Schiff zum gErrn kommen, und dabei bemerken wir an ihm eine hrfurcht, die auch in solchein Ueberwallen des Gefühls die kleinlichsten Nebenrücksichtem wie hier auf die Klei- dung, beobachtet, sobald der zarte Sinn sie erheischt. Auch voii deii andern Jüngern zweifelt jetzt niemand mehr, wer der Gebet des Fischfangs sei; aber sie können warten mit Johannes, sind sie doch nicht alle wie Petrus. Das gesegnete Netz, welches Petrus über dem Geber ganz vergessen hat, muß doch aufgehalten und an’s Land gebracht werden; dazu war es nicht weit vom Ufer, und sie kanien bald nach. (Stier.) Johannes bleibt iiiit den andern Jüngern im Schiss, und. wirs werden sehen, daß dies für ihn ebenso be- deutungsvoll ist, wie für» Petrus das, daß er in’s Wasser springt und dem HErrn eiitgegeneilh (Godet.) Wie Petrus mitten dnrch’s Wasser des Meeres hin- durch, Johannes aber vom Schifs getragen an«’s Ufer elangt und zu E risto kommt, so werden einige Fkromme durch den lutigen gewaltsamen Märtyrertod, andere aber diirch ein ftilles und sanstes Sterbestünd- lein aus dem Meere dieses Lebens zu den Häfen des Heils und zum Aiischaun Christi geführt. (J. Gerhard.) 9. Als sie nun sdiese andern Jünger] aus- iraten auf das Land sund so init Petrus wieder vereinigt warens, sahen sie Kohlen geleget sdie ein Kohlenfeuer Kap. 18, 18 bildeten], und Fische darauf sdie der HErr vorher schon herbeigeschasst Jesus offenbart fich den sieben Jüngern und läßt sie ein Mahl halten. 337 und zum Braten zurecht gemacht] uud sdaneben liegend] Brod ldamit ein ordentlich Mahl gehal- ten werden könne]. 10. Spricht Jesus zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jctzt gefangen habti [und von denen wir zu den schon auf dem Kohlenfeuer liegenden noch hinzuthun wollen]. 11. Simon Petrus [auch hier wieder den Andern vorangehend, die dann bereitwillig ihm folgten V. Z] stieg hinein in dasSchisf »und zog das Netz auf das Land [das, wie jetzt, bei näherer Besichtigung, fich ergab] voll großer Fische [war; bei genau angestellter Zählung aber stellte fich auch die Menge heraus] hundert und drei und fünfzig. Und wiewohl ihrer soviel waren, zerriß doch das Netz nicht» 12. Spricht Jesus zu ihnen sals sie nun von ihrem Fang zu dem, was er schon bereit gelegt V. lzspherzugebracht hatten und alles zu- gerichtet war]: Kommt und haltet- das Mahl seines» Frühstücks Matth. 26, 20 Anm.]. Niemand aber unter den Jüngern [indem sie auf dieses Worts hin fich um das Feuer her neben einander stell- ten] durfte ihn fragen: Wer bist du? ses erkühnte fich keiner Röm. 5, 7 Anm., ausforschende Fra- gen an ihn zu richten wegen der Fremdartigkeit seiner äußeren Erscheinung, in der er dies Mal ihnen gegenüberstand und um welcher willen sie ihn vorhin auch nicht sogleich erkannt hatten V. 4; Mark. 16, 12.] Denn sie wußtemdaß es der HErr war sdarum hüteten sie fich, mit dergleichen zudringlichen Fragen ihn zu beleidigen Matth. 28 17]. « 13.· Da kommt Jesus [der bisher in einiger Entfernung gestanden, zu ihnen heran] und nimmt das Brod und giebt-s ihnen, desselbigen gleichen auch die Fischekki [ohne jedoch selber von dem Mahle mit zu genießen; dabei beschied er sie und die Fünfhundert für acht Tage später auf den Berg· in Matth. 28, 16]. V) Am Ufer sehen die Jünger alle Vorbereitungen ur Mahlzeit schon getroffen« es ist also nicht Jesu edürfniß, um dessen Befrie igung es sich handelt, er speiset vielmehr sie, und der reiche Segen des Fisch- fangs ist ihnen geworden nicht zur eckung seines oder ihres irdischen Mangels, sondern zum Zeichen dessen, was sie in ihrem Beruf als Mensch enfisch er zu erwarten haben, wenn sie ihn ausrichten nicht auf eigene Hand (V. 3), sondern als aus dem Befehle Christi. Doch erlaubt und befiehlt ihnen der HErr, von ihrem Fange zu dem schon bereiteten Mahle hinzu- zufügen: sie haben Leben und volle Genüge an dem, was der HErr ihnen zugerichtet hat, zur Erhöhung ihrer Freude jedoch dürfen sie damit verbinden, was sie durch seinen Se en erarbeitet aben. Woher Jesus das Kohlenfeiier un Fische und rod genommen, ist eigentlich nicht zu Hasen; daß er es ans gewöhnlichem, ir ischem We e von enschen sich verschafst habe, ist schon deshal ab uweisen, weil der Auferstandene, außer mit seinen üngern zum Zweck ihrer Befesti- DäidselW Bibelwerb VL Band. gung im Glauben, mit andern Personen nicht verkehrte. Daß er es aus nichts geschaffen habe, ist darum noch nicht nöthig anzunehmen: wer hat denn den Stein gewälzt von der T ür des Grabes Jesus? wer die Leintücher und die inden in seinem Grabe zusam- mengefalten und zurechtgelegt? (v. Burger.) Hat die erste Scene (V. 6) die vom HErrn gesegnete Arbeit des apostolischen Berufs dargestellt, so stellt diese die Stärkung und den Genuß daneben, welchen die Liebe des HErrn seinen Arbeitern in wunderbarer Weise be- reitet hat; an die Zeit nach dem Tode zu denken, haben wir kein Recht, da wir aus den Bereich des Berufswirkens hingewiesen sind. Aber nicht blos stärkt der HErr durch seine Gabe, sondern er macht auch seinen Dienern die Freude, daß sie die Frucht ihrer von ihm gesegneten Arbeit als ihre Frucht vor sein Angesicht bringen dürfen. (Luthardt.) Das Wort des HErrn in V. 10 hat in der Symbolik des Ganzen wohl keine andere Bedeutung, als daß die nun ein- tretende Gemeinschaft des Werkes und Genus es mit ihm freundlich vorgebildet werden soll, vgl-« ap- 4, 36 ff· (Stier.) sit) Petrus mußte erst in das Schisf steigen, um das an demselben befestigte Netz loszumachem er ver- richtete dann die Arbeit des an’s Land Ziehens des Netzes und des Zählens der Fische ohne Zweifel nicht allein, aber er war die Hauptpersom und seiner Thätig- keit wird allein gedacht, weil er bei der geistlichen Fischerei, die hier vorgebildet wurde, der Mittelpunkt war. (Hengstenberg.) Petrus war der Urheber dieses ganzen Fischzugesz ihn geht daher auch das, was durch Jesu Dazwischenkunft den Jüngern begegnet, vornehmlich an, und nun erkennt er hier, indem alles an seinen früheren wunderbaren Fischzug und dessen Bedeutung ihn erinnert, eine Wiedereinsetzung in seine vorigeStellung an, darum betheiligt er fich, nachdem er vorhin über dem Geber die Gabe einstweilen hinter sich gelassen, bei der Empfangnahme derselben in her- vorragender Weise. (v. Gerlach.) Die genaue Angabe der Zahl der Fische hat etwas Aufsallendes, man hat deshalb mancherlei willkürlich spielende Deutungen versucht; der Nachdruck lie t aber nicht auf der Zahl, sondern daraus, daß trotz so vieler großer Fische (und man machte fich die Freude, sie zu zählen) das Netz doch nicht riß. Auch hierin sieht der Evangelist eine wunderbare Wirkung Jesu. Jn Luk. 5, 6 fing das Netz schon an u zerreißen: dort sollte die Größe des Fangs recht stark hervorgehoben werden; dagegen an unsrer Stelle soll nicht sowohl der mächtige Um- fang und Erfolg des apostolischen Berufswirkens, als die wunderbare Nähe und Hilfe des Auserstandenen in solchem Berufswirken betont werden — was der HErr seinenDienernschenkt, soll ihnen nicht verloren· gehen. »(Luthardt.) Jn der so genau (bis auf die Einer) berichteten Zahl der Fische finden wir angedeutet die vor dem HErrn bemessene, von uns freilich erst am Ende zu zählende Zahl der durch die Predigt für Gottes Reich Gewonnenen (Röm. 11, 255 Offb.·7, ff.; 9 fs.); das nicht reißende Netz aber als in die Augen fallender Unterszchied von dem vorigen Fisckzzug ist weniger ein Vor ild bleibender Einheit für ie ganze Kirchenzeit überhaupt (für diese Kirchenzßeit wurde vielmehr ein wiiskliches Reißen in der äu eren Erscheinung durch Luk- 5, 6 vorgebildet, und es ist geschehen schon unter den apostolischen Hunden 1. Cor. 1, 1·1; 11, 19), als eine in die Zukunft sicherstreckende Weissagung für die beste, herrliche Er- scheinung des doch nicht gerissenen Retzes. (Stier.) TM Kurz ist Jesih zur Fruhmahlzeit (vgl. Matth. 22, 4) einladendes Wort, nur das Nöthigste spricht er; 22 338 Evangelium Johannis 21, 14—17. die Jünger aber sprechen gar nichts. Wenn ausdrück- lich bemerkt wird, daß keiner es wagte ihn zu erfor- schen mit der Frage: ,,bist du es?« so ersehen wir hieraus, daß die Jünger wohl Grund zur Frage ge- habt hätten; es muß also die äußere Erscheinung des HErrn etwas Frenides ehabt haben. Man wußte im Glauben, daß er es ei; aber er war nicht mehr wie vordem, auch nicht swie in den ersten Erscheinun- gen (Kap. 20, 19 ff. u."26 ff.), er war absichtlich fremd, so daß ihn hätte leugnen können, wer nicht glauben wollte, und der Verkehr war nicht mehr der alte wechselseitige in Rede und Gespräch, in Frage nnd Antwort. Diese wundersame Gemeinschaft war ebenso Vorbereitung auf die nun bevorstehende Zeit der Ge- meinschaft im Glauben, als auch Vorbildung derselben: wer glaubt, der wird den HErrn nahe wissen; wer nicht lauben will, wird seine Gegenwart leugnen können. r wird aber seine Gegenwart kund thunin der Freude des Berufserfolgs die er bietet, und in dem wunder- baren Genuß, den er den Seinen bereitet. (Luthardt.) Das Mahl wird schweigend eingenommen, nicht in vertraulichem Verkehr mit dem HErrn, der selbst nicht mitißt (gleichwie er auch das Danksagungsgebet Luk- 24, 30 unterlassen hat), aber doch mit dem stärkenden Bewußtsein seiner Nähe: dies ein Bild, wie fortan die Gemeinschaft mit ihrem HErrn sich gestalten werde. Sie werden ihn nahe wissen, sein Segen wird ihre Arbeit krönen, seine Freundlichkeit sie erquicken und nach der Arbeit sättigen; aber auf jene Vertraulichkeit des Umgangs, die sie sonst mit ihm gepflogen hatten, werden sie verzichten müssen. Daher auch der eigen- thümliche Schleier des Geheimnisses, den die Darstel- lung des Johannes über diesen gan en Vorgang breitet: er ist durch sich selbst bedeutzsam, deshal werden keine Worte gewechfelt während desselben, weil der HErr eben durch das, was geschah, zu ihnen reden wollte. (v. Burger.) 14. Das ist nun swenn man auf die dem Apostelkreise zu Theil gewordenen Erscheinungen sich beschränkt und von den Osfenbarungen an Einzelpersonety wie in Kap. 20, 14 ff. eine solche gemeldet wurde, absiehet] das dritte Mal [vgl. Ka.p, 20, Ists. u. 26 ff·.], daß Jesus offeubaret ist seinen Jnngern [denn Jene sieben in V. 2 ver- treten hier den gesammten Kreis derselben] nach- dem er von den Todten auferstanden ist. Die Ausdrucksweise weist darauf hin, daß derglei- chen Erscheinungen, die dem Apostelcollegium zu Theil wurden, später noch mehrere folgten, über die jedoch miser Evangelist nicht ebenfalls berichten will; zugleich aber deutet sie an, daß vorher nicht schon andere, außer denen, die im vorlielgenden Evange- lium erzählt worden, stattgefunden ha en. Es ist nun die hier mitgetheilte Offenbarung so wenig allein des Folgenden wegen erzählt, als geschehen, vielmehr ist dieselbe in sich selbst fchon bedeutungsvoll genug, um für eine bloße Einleitung zu dem mit V. 15 an- hebenden Vorgang betrachtet zu werden. Gleichwie unsre Geschichte eine Fortführung· dessen ist, was der HErr bei den beiden ersten Erscheinungen in V. 19 ff. u. 26 ff. that, indem zu der rneuerten Berufung zum Apostelamt und zu der Mitt eilung der Apostelkraft nun auch die Verheißung des Erfolgs hinzutritt, so ist die im Folgenden darxstellte Begebenheit ebenfalls eine Fortführung jener haten des HErrn, nur nach einer andern Seite hin; der Wiedereinse ung der Elfe in’s Apostelamt schließt nämlich im ach- stehenden sich die des Simon Petrus in die Führer- schast an, und-damit verbindet sich eine Weissagung über Bestimmuiig und Geschick derjenigen beiden Apostel, die vorhin V. 7 besonders vor den übrigen ich hervorgethan haben, des Petrus, der mit feinem en ermuth, und des Johannes, der mit seinem Adlerblick sich ausgezeichnet II. v. 15—23. Yer Borgaug nach dem Wahl. 15. Da sie nun das [einfache, in Brod und Zukost von Fischen bestehende] Mahl gehalten [und Pamit dasjenige erfüllet] hatten [was für deråz ge- ammten Apostelkreis durch den bisherigen or- gangSversinråhitldlickEt weiåden sollte], sprigt Jesus zu imon ero mit em er jetzt no etwas Besonderes vorhatte]: Simon Johanna [d. i. der Johanna Sohn, nach andrer Lesart: Simon Jona Kap.1, 42; Matth. 16, 17], hast du mich lieber, denn mich »diese haben [lie«bst du mich mehr als diese, deine Mitjüngey wie du vormals behaupten wolfltest Matth. 26, 3J3]? Er [das ,,mehr als die e« in der Frage esu bei Seite schiebend und einfach auf das ,,liebst du mich« sich beschränkend, aber auch dieses mit einem demüthigeren Ausdruck vertauschend] spricht zu ihm: äu, Eil-Irr, låus wfißeshbdaß Lischjddiclkdlicxg The. pri er eus zu i m: e e ur er- sorgung mit guter Nahrung] meine Lämmer. h Iliid Fpkjicht e; THIS] zumdandern Ellhtal zln im jeo ier eenas von em ,meras diese« abstehend, wenn auch den früheren Aus- guck in JBZtreff des fLiebens wieder herstellend]: imon o anna hat du mich lieb sliebst du niich]? Er lPetrus] spricht zu ihm [an dem von ihm gebrauchten Ausdruck festhaltend]: Ja, HEry du «weißest, daß ich dich lieb habe. Spricht er [Jesus] zu ihm: Weide [mit guter Führung und» Leitung] meine Schafe. 17. Spricht er lJefus] zum dritten Mal sjedoch nunmehr auf des Petrus Ausdruck ein- gehend] zu ihm: Simon Johanna, hast du mich lieb? Petrus sobwohl auf der einen Seite es gern sehend, daß der HErr sich jetzt zu seinem Standpunkt herabließJ ward sauf der andern Seite doch zugleich] traurig, daß er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? fund also auch das Geringere in Betreff der Liebe noch bei ihm an- zuzweifeln schieri] nnd sprach zu ihm lzwar alles schwurartigen Betheuerns sich enthaltend, das ihm seit Matth. 26, 72 ff. so sehr zuwider war, da- für aber seine Berufung auf des HErrn eigenes Wissen desto mehr steigernd]: HErr, du weißest alle Dinge sdie im Herzen eines Menschen ver- borgen liegen Kap. 16, 30]; du lveißcst [also auch], daß ich dich lieb habe [und bedarfst nicht erst der Versicherung von. meiner Seite Kap. L, 25]. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe [genauer: Schäflein]. hin den heil. Geist 2c.« Der Vorgang nach dem Mahl. 339 Dem Petrus war auf Grund seines großen Be- kenntnisses ein gewisser Vorrang bei dem Bau der Gemeinde Christi zugesprochen (Matth. 16, 18 f.), dieser Vorrang war ihm auch da belassen worden, als ihm die Aussicht auf seinen nahe bevorstehenden Fall eröffnet wurde, indem ja zugleich seine Bekehrung ge- weissagt ward (Luk. 22, 31 f.). Der vorliegende Ab- schnitt nun erzählt ausführlich, wie Jesus den Petrus durch eine dreimalige Frage nach seiner Liebe auf seine dreimalige Verleugnung hinweist, und nachdem er durch diese Erinnerung ihn gedemüthigt und zum Bekennt- niß seiner Liebe veranlaßt hat, nachdem also der tiefe Schatten wieder in Licht aufgelöst ist, überträgt er ihm wiederum das roße Hirtenamt und individuali- sirt gemäß seiner be ondern Stellung das, was er in Kap. 20, 21 ff. der Gefammtheit der Apostel befohlen hat. (Baumgarten.) Wenn nicht wenige Ausleger von einer Wiedereinsetzung des Jüngers in das Apostel- amt reden, die der HErr hier vollziehe, so ist das jedenfalls verfehlt; dem Petrus ist ja so gut wie den Andern das Wort entboten worden: ,,Gleichwie mich der Vater gesendet hat, so sende ich eucglx Nehmet Richtiger sagen ndere, zu eben der Stufe sei Petrus jetzt wieder erhoben wor- den, die ihm der HErr von Anfang an in feinem Rathe zugedachtz den Primat unter den Aposteln, die Oberleitun der Kirche, habe ihm der Hirt der Schafe in dieser Stunde zurückgegeben. (Steinmeher.) Aller- dings war der Auferftandene dem Simon Petrus schon am Tage seiner Auferstehung erschienen, ihm zuerst unter den Jüngern und ihm insonder eit (Luk. 24, 343 I. Eor. 15, 5); was Jesu Blick in uk. 22, 61 her- vorgerufen hatte, die Selbsterkenntniß des Petrus und seine bittere Reue, das erhielt durch jene Erscheinung ohne Zweifel insofern seinen Abschluß, als sie Petrum versicherte, daß Jesus ihn aus seiner Gemeinschaft nicht verstoßen haben wollte. Daraus erklärt sich auch das Benehmen des Jüngers in V; 7 und die große Freudigkeit und Frische seines Verhaltens bei diesem ganzen Anlaß; am wenigsten konnten dann die übri- gen Jünger daran denken, in ihrem Verkehr mit ihm ihn etwas fühlen zu lassen von Vorwurf wegen seines Falles, und so hat es durchaus nichts Befremdliches, daß er in V. 3 wieder an ihrer Spitze steht. Es hieße aber Gottes Heiligkeit und erziehende Weisheit schwer verkennen, wenn man meinen wollte, ein derartiges Aergerniß, wie die Verleugnung Petri war, könne und dürfe in der Kirche ohne die entsprechende Sühnung und Herstellung vor denen bleiben, die dadurch geärgert worden; und so ist ihm denn seine Verleugnung zwar vergeben, aber eine, wenn auch von der Liebe selbst dictirte Demüthigung und Befchämung, die zum Zweck hat, auch den letzten Rest der falschen Zuversicht aus- uziehen und zu heilen, welche der Weg zu seinem alle gewesen war, konnte dem Petrus nicht erspart werden. Und auf diese ist es abgesehen bei dem Ge- spräch, dessen Zeugen die übrigen sechs Jünger sein sollten, um sowo l Jesu Ernst und Heiligkeit, als die Lauterkeit des etrus und die Aufrichtigkeit seiner Demuth und Liebe daraus zu erkennen. Ja, eine solche Herstellung des efallenen Petrus ist geradezu ein sittliches und geiftli es Bedürfnißx denn immerhin noch etwas Anderes ist die Wiedereinsetzun desselben in die ihm früher zuerkannte Stellung an er Spitze der Apostel, als die ihm schon zu Theil gewordene Zusicherung der Gnade und Vergebung und die eben- falls bereits geschehene Wiederannahme zum Apostel- amt überhaupt. Wenn auch selbstverständlich ihm hier das Weiden der Heerde Christi nicht mit Ausschluß der übrigen Apostel noch derer, denen nach-ihnen das Hirtenamt vertrauet ist (1. Petri 5, 1 ff.), übertragen wird, so darf doch kein polemisches Jnterefse gegen das römische Papstthum abhalten anzuerkennen, daß ihm ein Vorrang und eine Erstlingsschaft in der Lei- tung der Gemeinde zugesprochen wird, wenn auch keine Herrschaft über die Kirche, wie er selbst am besten ge- wußt und darnach sein Amt in der Gemeinde geübt hat. (v. Burger.) Mit einer Erinnerung an die Ver- leugnung Petri beginnt Jesus, und zwar mit einer absichtlich beschämenden, um dem Jün er erwünschte Gelegenheit zu geben, seine demüthke Iiebe ausspre- chen zu können. Mit oiyacsg us (lie st du mich) fragt er zwei Mal, während Petrus gleich anfangs mit Ort-z (ich habe dick) lieb) antwortet, gewiß nicht absichtslos und gleichbedeutend, sondern erabsteigend: an die Stelle der Liebe, welche mehr illensrichtung ist, setzt er die Liebe mehr des Asfektsz darin liegt stillschwei- gend die Bitte, daß auch Jesus nichtnach dem Höheren, sondern nach dem menschlich Leichteren fragen möge (,,als ob er sa en wollte: wenn mir auch das gött- liche Maß der Diebe, die dir gebührt, mangeln sollte, so bin ich dir doch persönlich von ganzem Herzen in Freundschaft zugethan«), und auch das zweite Mal wiederholt Petrus diese Bitte, erst das dritte Mal geht der HErr darauf ein und gebraucht da wirklich den Ausdruck, dessen der Jünger sich bedient hat. Schon in diesem Heruntergehen auf ’ den Standpunkt des Petrus liegt für denselben« eine Demüthigung; noch deutlicher aber tritt letztere hervor in dem anfänglichen ,,mehr als diese«, was offenbar eine Erinnerun ist an seine frühere Zuversicht vor allen Andern. ller- dings nun hatte sich Petrus gerade jetzt im Eifer der Liebe vor den Andern« hervorgetham aber doch ver- neint er dieses »Mehr« stillfchweigend, indem er in seiner Antwort von aller Vergleichung mit den Andern absieht, und bittet damit den HErrn, daß er nicht so sprechen, daß Vielmehr auch Er von aller Vergleichung absehen möge. Diese Bitte erfüllt ihm Jesus sogleich, und richtet darnach schon die zweite Frage etwas anders ein. Wenn nun Petrus gleich bei der ersten Frage mit Ja antwortet, so darf er’s etrost thun, darf sich auch getrost auf des HErrn ifsen berufen; solche Berufung mildert die Entschiedenheit, welche das ein-« fache »Ja, Err, ich, liebe dich« haben würde — Jesus weiß es be set, als er selbst es weiß. Beim dritten Mal stei ert sich sogar das »du weißt« zu einem »du weißt a e Din e«, womit der Jünger (dem die Frage in derjenigen orm, da sie von dem Höheren zum Niederen heruntergeht, wegen des auch dafür noch ausgesprochenen Zweifels geradezu peinigend und nieder- schlagend wird) seinem Meister ein a solutes Wissen in Bezug auf das Jnnere der Menschen beilegt. (Lut- hardt.) Jndem Petrus seine Liebe versichert, thut er es mit einer Demuth, wie es die Erinnerung an seinen Fall fordert; er läßt alle Vergleichung mit seinen Brüdern weg und setzt an die Stelle desjenigen Aus- drucks, welcher die völlige, tiefgehende, ewige Liebe bezeichnet, ein Wort, welches die einfache perfönliche Anhän lichkeit, die freundliche Zuneigun ausdrückt Diese esinnung schreibt er sich ohne edenken zu und beruft sich dabei auf Jesum selbst als den Herzens- kündigen dies genügt dem HErrn; unter dieser Be- dingung kann er ihm das Theuerste, was er hat, an- vertrauen, das ist seine Heerde. Mit dem Ausdruck »Lämmer« bezeichnet er dieselbe vom Gesichtspunkt ihrer Schwachheit aus und daß sie einen Hirten braucht, welcher die zarteste Rücksicht (1. Mos. 33,13) auf sie nimmt; bei dem zweiten Auftrage gebraucht er statt jenes Ausdruckes das Wort ,,Schafe«, was die Heerde im Ganzen und ohne den Begriff der Schwach- 227 Evangelium Johannis 21, 18—21. heit bezeichnet; dafür ist beim dritten Aufträge das Verkleinerungswort ,,Schäflein« genommen, welches die beiden vorigen Begriffe wieder aufnimmt, den ersten durch die Verkleinerungsforw den zweiten durch das- selbe Grundwort, und beide nun in Eins zusammen- faßt. (Godet.) Dem einen Unterschied in der drei- fachen Bezeichnung: Lämmer, erwachsene Schafe und Schafe, die gleichwohl wie Lämmer zu behandeln sind, tritt ein an erer zur Seite, der zwischen ,,weiden«, d. i. auf die Weide führen, mit Nahrung versorgen» und ,,weiden« im Sinne von leiten und regieren als Hirte (V.16). Der römische Petrus hat aus dem Weiden in beiderlei Sinne ein Herrschen gemacht; die Schäflein hat er als Lämmer behandelt, und den Schasen als Hirt die rechte Geistesnahrung anzuweisen hat er so gründlich verlernt, daß er ihnen dieselbe vielmehr immer mehr entzogen und fchließlich sogar verpönt hat. (P. Lange.) Die Frage nach unserer Liebe zum HErrnx 1) wer sie an uns richtet; Zå was sie von uns fordert; Z) wohin sie uns weist. ( homasius.) 18. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir [fuhr der HErr darauf fort, ihm nach der Wiederein- fetzung in seine hervorragende Stellung bei Grün- dung der Kirche auch feinen letzten Lebensgang enthüllend], da du junger warest snoch in den Jahren des thatkräftigen, frischen Mannesalters stundest], gårtelest du dich selbst sum deine Ge- schäfte auszurichten Jer. 13, 11 Anm.] und wan- deltest·[bei deinen Gängen, die du, wenn du nun dich gegürtet hattest, vornahmest], wo du seigenem Entschluß gemäß] hin wollteftz wenn du aber alt wirst sin das Alter emes fchwachen, fich selbst zu helfen unvermögenden Greises wirst eingetreten sein], wirst du deine Hande [als einer, der fremde Hilfe sUcht und herbeiruft] ausftrecken, nnd ein Anderer lauch wirklich dir zu Hilfe kommend] wird dich gnrten und sindem er dir auch zum Handleiter Apostg-. 13, 11 wird, dich dahin] fuhren springen oder «schaffen], wo du nicht hin- willst snicht wurdest hingegangen sein, wenn’s auf deine eigene Wahl wäre angekommen]. Wir halten es für gut, die Auslegung, welche der Evangelist im folgenden Verse zu diesem Ausspruche giebt, einstweilen noch bei Seite zu lassen; diese Aus- legung faßt nur die letzte, schließliche Erfüllung der Weissagung des HErrn in’s Auge, durch welche der Ausdruck: ,,wirst du deine Hände ausstrecken« noch eine ganz besondere Bedeutung bekommen hat und zum charakterisiifchen Hauptpunkte geworden ist, läßt man nun aber davon fich bestimmen, das Ganze zu erklären, so geräth man in eine Menge von Schwie- rigkeiten hinein, die fich nicht lösen lassen, daher auch soviel Wi erstreit unter den Auslegern sich vorfindet und man durch das, was sie beibringen, eher verwirrt als aufgeklärt wird. Offenbar —- das ist der Punkt, von dem wir aus ehen müssen — hat Christus bei der ersten Hälfte seines Ausspruchs: ,,da du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltes « das Verhalten des Petrus in V. 7 im Sinne; er macht, das noch Zukünftige zu einer idealen Vergangenheit gestaltend und das »wenn du aber alt wirst« als Gegenwart hinstellend, dasselbe zu einem Bild und Gleichniß derjenigen apoftolischen Thätigkeit desselben, die er in seinen eiåentlichen Mannesjahren entfalten wird — deren harakter ist durchweg die Selbständigkeit und Ursprünglichkeit Bis zum 15. Kap. der Apostelgeschichte tritt er überall als der eigentliche Stimmführer und Leiter des Apostelcolle- giums oder doch als der hauptsächlichste Repräsentant desselben hervor; mit selbständiger Entschlossenheit geht er vor und mit bestimmendem Einfluß behauptet er eine Superiorität, die von den Andern ihm auch willi überlassen wird (vgl. Apg. 1, 15 ff.; Z, 14 ss.; 3, Hi? 12 sf.; 4, 8 ff.; 5, 8 ff. 29 ff.; 8, 20 ff.; 9, 32 sf.; 10, 5 ff.; 11, 2 ff.; 15, 7 ff.). Aber schon seit der Zeit des Apostelconcils im J. 50 n. Chr. wird es anders: da erscheint an der Spitze der Gemeinde zu Jerusalem Jakobus I1., der Bruder des HErrn, auf dem Felde der Heidenmission aber überflügelt Paulus den Petrus, der es jetzt mehr und mehr mit den Juden in der Zerstreuung, namentlich von Babel aus, zu thun hat; die Zeit seines Alters tritt dann ein mit dem J. 6«2, als nun der eben genannte Jakobus in der An . II, b. Nr. 3 angegebenen Weise um’s Leben kam. ar nach Gal. 2, 7 dem Petrus (von dem Ausnahmefall in Apostg. 9, 32 ff.; 10, 5 ff. abgesehen, mit dem es seine besondere Bewandtniß hatte) das Evangelium vertrauet an die Beschneidung, so war sein apostolisches Wirken nunmehr, da ja das Wort Christi in Matth 23, 35 fich erfüllt hatte und damit das Gericht der Verwerfung Jsraels seinen Anfang genommen, gegenstandslos geworden, er hatte kei- nen eigentlichen Grund und Boden mehr unter den Füßen. Da ist es nun eine eigenthümliche Fügung des HErrn, daß jetzt allerdings Einer da war, der ihn gürten konnte: das ist Paulus, dem das Evangelium vertrauet war an die Vorhaut und der seit 58 n. Ehr. efangen lag, zuerst in Eäfarea und dann in Rom. Jn der That hat denn auch Petrus seine Hände aus- estreckt und von diesem fich gürten lassen; in Anh. II, a r. 4. 5 u. i) Nr. 4 haben wir es näher auseinander- esetzt, wie Petrus nicht nur die früheren Gehilfen des aulus in seinen Dienst zog (1. Petri 5, 12 f.) und dessen Gemeinden in Pontus, Galatien, Cappadoeien unter seine Pflege nahm (1.P.1, 1), sondern auch die epistolare Thäti keit desselben fortführte (·2. Petri I, 12; Z, 15 f.), so da er jetzt die Gestalt eines bloßen Mit- arbeiters und Nachfolgers des eidenapostels an fich trägt. So finden wir in den orten »wenn du alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich gürten« zunächst eine Weisscågung auf Paulus; derselbe HErr, der dem Petrus in . 15—17 unver- kennbar eine gewisse Superiorität im Kreise der Zwölfe verlieh, weist ihn nunmehr auf Einen hin, der nach ihm kommen und, was das Arbeitsfeld und den Er- folgs der Wirksamkeit betrifft, größer sein wird, denn er (1. Tor. 15, 10), und da wird es seine Sache sein," "sich darein zu schicken, daß er u demselben fich ver- halten wird wie der untergehen e Mond zur aufge en- den Sonne Für die Richtigkeit dieser unjrenAu af- sung spricht schon die große Wahrscheinlichkeih daß, wenn der Auferftandene hier und be: der Erscheinung in 1. Eor. 15, 7 seinen drei Hauptapofteln unter den Zwölfen (Mark. 5, 37; J, L; 14, 33) ihren künftigen Lebensgang und Ausgang aus der Welt angedeutet hat, er gewiß auch nicht unterlassen haben wird, auf das auserwählte Rüstzeu (Apostg. 9, 15) irgendwie hinzuweisen, das er auger ihnen einst noch haben werde; wir brauchen aber bei unsrer Auffassung auch dem Worte: »du wirst deine Hände ausstrecken« nicht einen andern Sinn unterzulegen als den, der aus der Verbindung mit dem vorhergehenden »wenn du alt wirst« unmittelbar von selber fich ergiebt. Wie aber Petri Wiedereinsetzung in seine hervorragende Stellung unter den Aposteln. Sein Lebensausgang. 341 verhält es sich nun mit dem Schlußsatzt »und wird dich führen, wo du nicht hin willst?« Dies erklärt sich sofort, wenn wir daran denken, daß Petrus, indem er den Spuren des Paulus nachgingk zuletzt auch nach Rom kam; für Paulus zwar war as Kommen nach Rom eine innere Nothwendigkeit (Apostg. 1I, 21; Röm. I, 10 ff.; 15,-Es sf.), die auslaufende Spitze seiner ganzen apostolischen Wirksamkeit, nicht aber. für Pe- trus, der allem Vermuthen nach seinen Lauf in Ba- bylon (1. Petri 5, 13) würde befchlossen haben, hätte ihn nicht sein Verhältnis; zu Paulus als eines Gehilfen und Nachfolgers desselben diesem nach Rom nachge- zogen. Aber eben damit war ihm nun auch die Mö —- lichkeit bereitet, bei seinem Märtyrerthum die nämli e Todesart zu erleiden, die Christo, dem HErrn, be- schieden war, nämlich den Kreuzestod (s. Anh. 1I, o. unter Nr. 3); mit Beziehung auf dies sein Ende be- kommt dann der Ausdruck: »du wirst deine Hände ausstrecken« nächft der bisher auseinandergesetzen g eisi- lichen Bedeutung noch eine zweite natürliche Bedeu- tung und weist in charakteristischer Weise darauf hin, daß Petrus mit ausgespannten Händen an ein Holz gehängt werden wird (so bei Plautus: djspessis marki- b11s patjbulnm habebisx Gleichwie diese Tode-satt für Jesum die am meisten entsprechende war, weil (um von noch andern, in Betracht kommenden Mo- menten hier abzusehen) er so am meisten als ein vom Vater in den Tod Dahin» egebener und sich selbst als Opfer für die Sünde der elt Dahingebender erschien, so auch für Petrum; war dieser, da er jünger war, d. h. vor seiner Bekehrung, ein solcher, der sich gern selbst gürtete und wandelte, wo er hin wollte, d. i. ließ er nur gar zu sehr von Eigengedanken und Ei en- willen sich beherrschen und konnte da sogar dreist em HErrn widersprechen und ihm darein reden, so mußte er nun auch bei seinem Lebensausgange so eoncret und präeis als möglich an seinem Leibe darstellen, wie sehr nach seiner Bekehrung die Gnade ihn umgewandelt be zu einem Willenlosen, ganz an seinen HErrn Hingegebenen und in dessen Nachfolge Eingeführtew Und gleichwie nun bei Jesu es nur dadurch zum Kreu estode kommen konnte, daß er einem Römer, dem andpsleger Pontius Pilatus, überantwortet wurde, so konnte auch Petrus nur dadurch derselben Todesart anheimfallem daß er mit seinem Kommen nach Rom dem Kaiser Nero in die Hände fiel. Nachdem Christus einmal sein Wort hier zu ihm gesprochen, konnte HerodesAgrippa I., der in Apostg.12 schou vorhatte, ihn abzuthun, sein Mörder nicht fein, und auch das Schwert konnte es nicht sein, das ihn vom Leben zum Tode brächte, wie das mit Jakobus I., dem Bruder des Johannes, der Fall gewesen — das Kreuz war ihm, dem seiner Stellung nach oor den übrigen Aposteln Ausgezeichnetem vorbehalten als eine zweite Auszeichnung, die jener ersten das Gegengewicht halten sollte, auf daß er sich nicht seiner Stellun überhebe (2. Tor. 12, 7), zugleich aber auch sein ersprechen einlöse, zu dem er sich in Kap. 13, 36 ff. gedrängt hatte. Jn 2. Petri 1, 14 beruft er sich förmlich auf die ihm hier zu Theil gewordene Eröffnung des HErrnz damals war er bereits in Rom und damals ist ihm wohl die Weissagung mit neuer Kraft auf die Seele gefallen. Daß er aber auch gleich anfangs bis ·u einem gewissen Maße sie verstanden, geht aus seiner rage in V. 21 hervor. Ueberhaupt gehörte die Weissagung seines Ausgangs mit zur Amtsausrüstung des Jüngers; ebenso hat es der HErr dem Paulus unmittelbar nach seiner Berufung bezeugt, wie vieles er um seines Namens willen leiden niüsse (Apostg. I, M) »Es mag den Kindern der Welt als eine Wohlthat erscheinen, daß ihnen die trübe Zukunft ver- schleiert ist: der Apostel des Auserstandenen ist anders åeftelltz er zweifelt nicht, daß er· dem Herzog der eli keit durch Leid und Tod in die Herrlichkeit folgt (1. etri 5, 1), und der HErr kennet die Seinen, er weiß, was sie vertragen. Eben dies, daß sie den Kelch ihres Aus angs von ferne geschaut, hatsie brünstig im Geist, hat ihren Schritt in dem Laufe elasti ch ge- maagåsz (Steinme·yer.) Der Heiland drückt dem etrus die eissaåung seines Endes als ein Siegel der Weihe auf seine tirn, damit, wenn je wieder die Erinnerung an seine Verleugnung die Hoheit seines Amtes bei Andern verdunkeln sollte, die eigenthümliche Art seiner Märtyrerkrone alle Verdunkelung sofort mit ihrem Glanze vertreibe. (Roffhack.) 19. Das [was der HErr hier zu Petrus sprach] sagte er aber lwenn man das Wort: ,,wirst du deine Hände aus-strecken« in seiner äußerlichem natürlichen Bedeutung nimmt, darnach das Gürten und Führen vom Gürten mit dem Lendentuch und Führen nach der Richtstätte versteht Apostg. 21, 11; Mark. 15, 22 und bei dem ,,Andern« an den Profoß denkt] zu deuten, mit welkhem Tode [nämlich mit dem am Kreuz Kap. 12, 33; 18, 321 er Gott preisen wurde. Da er aber das gesagt [und ihm also zur Aufgabe gestellt hatte, den gleichen Tod, den er selbst erduldet, in seiner Nachfolge auf sich zu nehmen IS, 361 spricht er. zu ihm [damit derselbe theils seine Bereitwilligkeit hierzu bekunde, theils schou jetzt die ihm be- stimmte Zukunft vor den Augen der Andern im Bilde darftelle]: Folge mir nach [worauf der HErr den Kreis der Jünger verließ und Petrus seinerseits dem Weggehenden sich anfchloß]. Evangelium am Tage It. Johanna-s, des Evangelium: s V. 20——24.) Gleichwie der Z. Weihnachtsfeiertag zugleich zum Gedächtniß des ersten Märthrers, des Stephanus, dient, so nun der Z. Feiertag desselben Festes (27· December) zum Gedächtnißtag des Apostel Johannes; der Grund für die Wahl dieses Tages ist wohl der, daß an ihm die zu Ehren dieses Apostels in Rom erbaute Kirche eingeweiht worden. Jn der römischen Kirche dient zur Epistel der Abschnitt: Sirach 15,·1——8; bei uns vangelischen richtet man sich, wenn Ia der Tag noch efeiert wird, lieber nach dem Gebrauch der angli- anisFhen Kirche, die I. Joh. I zur Epistel verwendet. 20. Petrus aber findem er so dahin« ging, durch ein Raufchen der Füße, das er hinter sei- nem Rücken vernahm , aufmerksam gemacht, daß noch jemand hinterdrein komme Kap. 20, 14] wandte sich um und sahe den Jünger folgen, wel- then Jesus lieb hatte [V. ·7], der auch an seiner Brust am Abendesfen lbeim Passamahl] gelegen war, und [in Folge des Winkes, den ihm Petrus gab, sich noch näher an ihn gelegt und zu ihm] gesagt hatte: HErr, wer ists, der dich verrcith? [Kap· is, 23 ff] 21. Da Petrus diesen sahe lwie er ebenfalls folgte, ohne doch eine Aufforderung dazu em- 342 Evangelium Johannis 21, 22——24. pfangen zu haben], spricht er zu Sein: HEry was soll aber dieser? ssoll für ihn das Folgen, zu dem er freiwillig sich erbietet, auch vorbe- deutend für seinen Lebensausgang sein, so daß du ·ihm dasselbe Loos wie mir bescheidest, so sag’s doch ihm und mir.]. . 22. Jesus spricht zu ihm: So ich will swie ich das schon vorhin damit angedeutet habe, daß ich ihn nicht zu derselben Nachfolge wie dich berief, sondern zurückbleiben ließL daß er swas seinen Lebensausgang betrifft, hienieden Kap. 12, 34; Phil 1, 24« f.] bleibe, bis ich komme fund ihn erst alsdann in meine Herrlichkeit nachzuziehen gedenke], was gehet es dich an [daß du zu einer andern Bestimmung über ihn auf niich einzu- wirken suchst]? Folge du mir nach fund laß dir daran genügen, daß eben du für dein Theil zu solchem Lebensausgang, wie das mir Folgen ihn vorbedeutet, berufen bist, für den Andern aber laß es dabei bewenden, daß sein Folgen von andrer Natur und darum auch von andrer Be- deutung ist. Hierauf verschwand der HErr vor ihnen, wie in Luk. 24, 31]. Es muß seinen Grund haben, daß in V. 20 der Evangelist bei Bezeichnung seiner Person sich nicht mit der gewöhnlichen Ausdrucksweiset »der Jünger, welchen Jesus lieb hatte« begnügt, sondern so genau und be- stimmtaus jenen Vorgang beim Passamahh wie er in der oben angegebenen Stelle erzählt wird, Bezug. nimmt; es muß ihm eben an der bloßen Personal- bezeichnung nicht genug sein, sondern er muß zugleich einen Wink für das Verständniß geben wollen, und da sind es nun zwei Punkte, zu deren Verftändniß ein Fingerzeig nöthig ist, einerseits diefreiwillige Nach- folge des Johannes, andrerseits die eingreifen e Frage des Petrus. Johannes hat es wohl verstanden, was der Aufruf des HErrn an Petrus« m V. 19: ,,Folge mir nach« nach der Anküiidigung m V. 18., mit wel- chem Tode er Gott würde preisen sollen, zu bedeuten habe, ob er nämlich auch bereit und willig sei, diesen Tod auf sich zu nehmen und mit dem xetzigen äußeren Nachfolgensich im Voraus vor den Mitjüngern als einen zum Erdulden des Kreuzestodes Be timmten darzuftellem da meint er denn als derjenige Jüngey welchen Jesus lieb hatte, mit einer gleichen Bereit- willigkeits-Erklärung nicht zurückbleiben zu dürfen, und bietet sich dem HErrn zu der nämlichen Designa- tion oder vorläufigen Ernennung dar« falls es dem- selben gefallen sollte, sie ihm zu Theil werden zu lassen· Denn da der Anfang der Ankiindigung in V. l8: ,,da du jün er warest, gürtetest du dich selbf « nur zu deutlich an? des Petrus Vornehmen in V. 7 anspielte, er aber, Johannes, dort mit den übrigen Jüngern erst auf dem Schifs nachgekommen war (V.8), so galt es allerdings, von diesem Zurückbleibew im Schiff und dem jetzigen Zurückbleiben an der bisherigen Stelle, während Jesus mit Petrus dahin ging, die Deutung abzuwenden, als wäre sonst keiner von den andern Jüngern bereit, dem Meister in seinem«To«de nachzufolgen; in sol em Sinne hat auch Jesus wirklich das freiwillige Nach ommen -des Johannes hier auf- genommen und deshalb es unterlassen, in V. 22 dem Worte An Petrus: ,,folge du mir nach« etwa den Zu- fatz beizufügen: »du aber, Johannes, bleibe zurück«, obwohl eine solche Weisung der Ankündigung: »so ich will, daß er bleibe, bis ich komme« wohl conform gnewesen wäre. Nun aber hat Petrus des Johannes achfolgen zu einem Anlaß genommen, um Jesu eine Erklärung über den Lebensausgang auch dieses Jün- gers zu entlocken; das ist anz dieselbe Art von ihm, nach welcher er am Passatisch sich nicht mit der noch unbestimmten Andeutung begniigtet ,,einer unter euch wird mich verrathen« und nicht damit sich zufrieden gab, wenn er nur die Gewißheit erlangete, daß er selber es nicht wäre, von welchein der HErr rede, sondern die Nähe des Johannes bei Jesu benutzte, um die Frage an den Mann zu bringen: ,,HErr, w er ist’s, der dich verräth?« Wie Johannes damals nicht von ihm selber die Frage gethan haben würde, obwohl er die nächste und beste Gelegenheit dazu hatte, so hat er auch hier nicht von ihm selber einen Ausspruch des HErrn über ihn und seine Zukunft davongebracht, sondern Petrus hat sein aus anderem Antriebe, als aus dem eines Ausforschenwollens hervorgegangenes Nachfolgen benutzt zu der Frage: ,,HErr, was soll aber dieser?« und wie Jesus damals nicht dem vor- lauten Frager Petrus die Antwort ertheilt, sondern dem vertrauten Johannes, so hat er auch hier nicht sowohl um des Petrus, als um des Johannes willen Bescheid gegeben. Es kann fraglich erscheinen, welche Stellung Petrus bei seiner Frage einnimmt: will er seinerseits die Nachfolge des Johannes zurück e- wies en wissen und mit einer gewissen Eisersucht en Vorzuzg der darin liegt, des gleichen Todes mit Christo dem ekreiizigten gewürdigt zu fein, für sich allein behaupten? oder will er, wie andere Ausleger an- nehmen, vielmehr einen Genossen seines Geschicks haben und dem HErrn es nahe legen, auch den Jo- hannes beim Wort zu nehmen, gleichwie er ihn selber jetzt verpflichtet hat, sein Wort: ,,ich bin bereit dir zu folgen, wohin du immer gehes« einzulösen? Wir haben uns oben für diese zweite Auffassung entschiedeiU denn so sehr auch der Wortlaut der Frage um des Bindeworts »aber« willen für jene erste Auffassung zu sprechen scheint, so ist doch des HErrn Antwort so ge- halten, daß sie eine Ablehnung des Willens des Petrus in sich schließt, und da nun das gleiche Schicksal mit« Petrus abgelehnt und demJohannes ein anderesLoos bestimmt wird, so muß die Theilhaftigkeit gleichen Ge- schickes mit ihm dasjenige gewesen sein, worauf Petrus in Betreff des Johannes hinaus wollte. Weiter kann es bei des HErrn Bescheid fraglich erscheinen, wie das ,,bis ich komme« zu verstehen sei, ob es aus die that- sächliche Wiederkunft Christi» am Ende der Zeiten oder nur auf eine ideelle Wiederkunft sehe, wie der HErrsie auch in Matth. 10, 23; 16, 28;» 4,«34; PS, »64 im Sinne hat; da aber ersteres Verstandniß für sich allein zu dem in V. 23 widerlegten Mißverftändniß führt, so sind wir vorerst auf letzteres hingewiesen, woraus sich zugleich ergiebt, daß die gewöhnliche An- nahme, nach welcher Petrus den Märtyrertod erst im J. 67 n· Chr. erlitten haben soll (Anh. II, e 2), auf Jrrthuin beruht, denn da war der letzte Judische Krieg schon seit einem Jahre im Gan e und der «in ffb. is, 2 gemeinte Reiter auf weißem » ferde bereits aus seinem Auszuge begriffen, Petrus ware also eben- sogut wie Johannes geblieben, bis der Err kam, wenn er auch das Jahr der Zerstörung erusalems nicht ebensalls erlebte. Andrerseits aber müssen wir denn doch die ideelle Wiederkunft Christi, wie sie in der Zerstörung Jerusalems und dem Gericht über das ungläubige Judenvolk sich offenbarte» zugleich im Zu- sammenhang mit seiner letzten Erscheinung zum Welt- gericht in’s Auge fassen; sollte Johannes diese gleich Johannes soll bleiben, bis der HErr kommt. Nochmaliger Abschluß des Evangeliums» 343 nicht persönlich erleben, so sollte er doch, das liegt in der Ankündigun Jesu, etwas in Beziehung auf die- selbe leisten. at er das nun gethan in den Gesi·ch- ten, die er in der Offenbarung auf Patmos empfing, und hat da den HErrn kommen sehen und sein Reich der Herrlichkeit nach den mancherlei Gerichten über die Welt aufrichten, so folgt, wenn der Zusammenhang dieses Sehens mit jenem Erleben aufrecht erhalten werden soll, weiter, daß die Gesichte der Offenbarung nicht erst mit der letzten Zukunft beginnen, wie man zumeist glaubt vorausse en zu müssen, sondern viel- mehr mit der ideellen iederkunft zum Gericht über Jerusalem ihren Anfang nehmen, und daß· demgemäß eine richtige Auslegung dieses geheimnißvollen Buchs ebenfalls mit dieser idee en Wiederkunft ihren Anfang zu nehmen hat» Uebrigens» sind beide Jünger, Petrus und Johannes mit einander, in den Eröffnungen ihrer Zukunft, die sie empfangen, ein Typus von allgemeiner Bedeutung für die Kirche: Petrus, der handelnde, kräftig nach außen wirkende Jiinger, hat, je länger er lebt und wirkt, desto mehr Kampf und Noth und zuletzt das Kreuz, und so auch die Kirche,deren Anfang und Fortgang er bezeichnet; Johannes, der schauende, der tief nach innen gerichtete Jün er, wandelt, weniger von den Kämpfen und Drang alen der Zeit berührt, still der Ewigkeit entgegen, und so auch die an der Brust des HErrn geborgene Kirche, deren letzte Glieder das wirk- lich erfahren, daß sie leben und überbleibem und nun hingerücket werden in den Wolken, dem HErrn ent-· gegen in der Luft. Jn den beiden Jüngern, so kann man ferner in Beziehung auf die Bestimmung der Christen im Einzelnen sagen, spiegelt sich die« wiefache Art des Dienstes und der Nachfolge Jesu as, deren eine im Leiden um seines Namens willen bis zum Tode, die andere in dem geduldigen Ausharren und Zeugniß von ihm geben bis an’s Ende besteht; beides wird von dem HErrn geordnet, und wem dieses oder jenes beschieden ist, hat nicht sein Loos 'mit dem des Andern abschätzend zu vergleichen, sondern dem HErrn so. zu dienen, wie er’s fordert. 23. Da [als Johannes auch nach der Zer- störung Jerusalems noch fort und fort im Leben blieb und man also das Wort: ,,bleibe, bis ich komme« auf die Wiederkunft Christi zum letzten Gericht deuten zu müssen glaubte] ging [mit Beziehung auf das, was Paulus in l. Cor. 15, 51 f.; I. Thess 4, 17 von solchen geschrieben hatte, die da nicht würden entschlafen, sondern leben und überbleibeiq eine Rede aus unter den Brüdern lden chritlichen Gemeindegliedern Apstg. 21, 17.; 28, 14 f.]: Dieser Jünger stirbt nicht [und gehört mit zu den Ueberlebenden, die da sollen verwandelt und mit verklärtem Leibe dem HErrn bei seiner Wiederkunft- entgegen gerückt werden in der Luft]. Und [da merke man doch, um mit solcher vorschnellen Deutung sich nicht der Gefahr auszusetzen, daß, wenn der Jünger nun doch stirbt, man an Christi Wort irre werde, wie es sich mit diesem Wort eigentlich verhält; denn] Jesus sprach nicht zu ihm sdem Petrus, in Be- ziehung auf den in Rede stehenden Jünger]: Ei« stirbet nicht; sondern sum den Ausspruch noch einmal mit urkundlicher Genauigkeit hier herzu- setzen]: So ich ivill, daß er bleibe, bis ich komme, was gehet es dich an? [und das hat, wer es recht versteht, sich bereits erfüllt, so daß für den Jün- ger jetzt nur noch die Erfüllung jener Verheißung zu erwarten steht, die der HErr in Kap, 14, 3 den Seinen gegeben« hat]. Die erst nach Abfassung des Evangeliums von Johannes empfangene Offenbarung hat ihm, dem Jo- gannes den Sinn des über ihn gethanen Ausspruchs esu gewiß erst völlig aufgedeckt, und hat er wohl da erst sich be·timmt gefühlt, die in V. 1—22 mitgetheil- ten Geschichten und Reden zunächst mündlich in der Reihe der übrigen Erscheinungen des Auserstandenen als ein mehr persönliches Begegnißzu veröffentlichen; ja, wir dürfen wohl annehmen, daß dies erst nach der Zerstörung Jerusalems im J. 70 n. Chr. geschehen ist, nachdem sein ,,Bleiben, bis der HErr kommt« sich auch " in einer äußeren Thatsa e documentirt und also Christi Wort in handgreiflicher eise bewahrheitet hatte» Als nun aber Johannes auch diesen Zeitpunkt zunächst um ein Jahrzehnt und dann noch ein zweites überdauerte, während von den übrigen Aposteln selbst derjenige aus der Welt ging, dessen Leben ebenfalls über die Ka- tastrophe im J. 70 hinausreicht (Anh. l1, f.), entstand in den chritlichen Gemeinden, namentlich in denen, die seiner ufsicht unterstellt waren, die oben erwähnte Rede: ,,dieser Jünger stirbt nicht«; das veranlaßte den Apostel, den bisherigen mündlichen Bericht auch schrift- lich zu fixiren und abei den 23. Vers hinzuzufügen, um das aus Mißverstand hervorgegangene Gerücht über seine Person abzuschneiden und desto entschiedener die symbolischqirophetische Bedeutung— des gan en Vor- gangs hervorzukehren Jndem er aber das tück so- wohl durch die Einleitung in V. 1 als durch die Zäh- lung in V. 14 selber seinem Evangelio als einen Nach- trag anfügte, veranlaßte er nun seinerseits, daß in V. 24 u. 25 noch eine Schlnßbemerkung von fremder Hand hinzukam, über die wir hernach noch das Nöthige sagen werden. Siehe da, ruft Bengel bei dem vor- liegenden 23. Verse »aus, wieviel gewisser ist das ge- schriebene Wort, als die mündliche Rede! Selbst unter den Brüdern, da doch kein Betrug waltete, wurde das mündliche Wort Christi aus Jrrthnm verfälscht; die Hand des Apostels aber heilt den Schaden, und noch heute leitet sie uns recht. lll. d. 24 u. 25. Yloctsmakiger xtbsiiskusz des Zkaiigekiums arm) mit Beziehung auf den actstrag, von einem Zsresbyter in Gemein- schast mit seinen xdmtsgeuofsen hinzugefügt. 24. Dies [d. i. derjenige, um den es sich bei der in V. 23 erwähnten, bei den Brüdern in Umlauf gekommenen, aber lediglich auf einer irrigen Deutung beruhenden Rede handelt] ist der Sänger, der smitfseinem eigenhändigen Bericht in V. i ff] von diesen Dingen zeuget sso daß fortan genau auf den urkundlichen Wortlaut des Aus- spruchs Christi, wie er zuletzt noch einmal wieder- holt ist, wird zu achten sein, damit niemand sein Dahinscheiden sich befremden lasse], Und hat dies [was überhaupt in dem Evangelium von Kap. 1 an enthalten] geschrieben; und wir sdie wir sein Evangelium aus seinen Händen empfangen haben] wissen saus lebendiger, vom heil. Geist gewirkter Ueberzeugung], daß sein Zeugnis; swelches er, gleichwie in den Jahren seiner bisherigen Wirk- 344 Evangelium Johannis 21, 25. samkeit n1iindlich, so hier auch schriftlich von Jesu Christo abgelegt hat Offenb. 1,— 2] wahrhaftig ist, [durch keinerlei Art von Unwahrheit oder Täuschung getrübt, also daß auch die Brüder sich ganz darauf verlassen dürfen]. 25. Es sind fnun allerdings außer dem, was in diesem Johannis-Evangelium berichtet wird] auch viel andere Dinge, die Jesus gethan fund Worte, die er geredet] hat swie der Evangelist selber in Kap. 20, 30 darauf hinweist, und kann darum noch manches Andere wahrhaftig und zu- verlässig sein, was nicht in diesem Buche ge- schrieben ist; man darf aber darum dem Buche keinen Vorwurf daraus« machen, daß es nicht alles mit einander in sich aufgenommen, weil das etwas rein Unmögliches gewesen wäre. Denn die vielen anderen Dinge, die Jesus sonst noch gethan, und die Worte, die er geredet hat, sind ihrem Um- fange nach solches, welche, so sie sollten salle mit einander] eins nach dem andern geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Biicher nicht begreifen szu eng sein, alle Bücher in sich aufzunehmen], die zu beschreiben wären. Manche Schrifterklärer wollen auch diese beiden Verse, besonders aber den 24. Vers, dem Johannes als Verfasser zuerkennen; allein, was unächst den letzteren (25.) Vers betrifft, so trägt der S reiber dieser Worte die Farben doch etwas gar zu stark auf, und wenn auch der Gedanke, daß in dem Menschen Jesus die absolute Fülle des Göttlichen irdisch wirklich ge- worden und dem absoluten Inhalt seiner gottmensch- lichen Person nur ein absoluter äußerer Umfang ent- spre en würde, um ihn ganz zum Ausdruck zu bringen, an ich nicht unrichtig ist (vgl. Schiller’s Wort: »aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht«), so ist er doch jedenfalls ein überschwänglicher, der hinter Luther’s poetischem Erguß: »und wär die Welt viel- mal so weit, von Edelstein und Gold bereit, so wär sie dir doch viel zu klein zu sein ein enges Wiegelein« bedeutend zurücksteht und schwerlich in der Form, wie er hier ausgesprochen ist, den Apostel zum Urheber hat, da hier auf Büch er übertragen wird, was im Grunde doch nur von Christi eigener Person und seinem Leben gilt. Wir müssen, um den Gedanken praktisch fruchtbar zu machen, ihn nicht geometrisch, sondern moralisch auffassen: »die Welt hätte es nicht begreifen, sie hätte es nicht tragen können (Kap. 16, 12); die Menge der Dinge, der Worte und Thaten Jesu hätten der Welt den Glauben und die Erkenntnis; der Wahrheit nicht erleichtert, sondern erschwert, wenn sie alle hätten geschrieben werden sollen«, doch damit, was eschrieben worden, so bezeugt selbst Goethe, können sdich die Christen bis zu dem jüngsten Tage fristen. Legt nun chon dies die Vermuthung nahe, daß der Zusatz erst nach dem Abscheiden des Apostels hinzu- gekommen, so gewinnt diese Vermuthun noch eine weitere Stiitze durch den Jnhalt des 24. erses; schon die erste Hälfte: ,,dies ist der Jünger, der von diesen Dingen zeuget und hat dies geschrieben« will sich nicht recht für Johannes schicken, noch weniger aber die zweite Hälfte: »wir wissen, daß sein Zeugniß wahr ist«, ja auch in der Feder eines Anderen will letzteres sich nicht fchicken, wenn es noch bei Lelzlzeiten des Johannes ge- schrieben wäre. Aber jedenfa s unmittelbar nach dem Hintritt des Apostels ist der Zusatz beigefügt (die Gegenwartsforin in V. 24: »der von diesen Dingen zeuget« ist kein Anzeichen dafür, daß Johannes damals noch gelebt habe, da durch das geschriebene Wort das Zeugniß beständig fortgehet und ein stets gegenwärtiges ist) und bei Abfassung desselben aufJohannis ei ene Worte in Kap. 19, 35 u. 20, 30 f. möglichft sicht enom1nen worden; der ihn geschrieben hat, ist ohne weifel derjenige Presbyter gewesen, der an Johannis Stelle als Leiter der Gemeinde zu Ephesus trat, er hat ihn aber snicht eigenmächtig, sondern unter Beirath und im Einverständnis; der übrigen Presbyter dem Evangelium beigefügt, als man dieses nun unter An- schluß des johanneischen Anhangs in V. 1-—23 in die Gemeinden Kleinasiens ausgehen ließ. Schlnsibrmetlknngen zum Evangelium Si. Johannin Auf die persönlichen Lebensverhältnisse des Apostels, seinen Charakter und seine Bedeutung für die Kirche brauchen wir hier nicht näher einzugehen, da einestheils schon zu Matth. 10, 4 unter Nr. 3 u.·4- das Wichtigste darüber bemerkt worden, theils bei den Episteln Johannis uns noch ein- mal Veranlassung vorliegt, diese Sachen zu behandeln; wir beschränken uns daher darauf, hier die Zeit der Entstehung des Evangeliums und dessen Zweck und Eigenthümlichkeit in’s Auge zu fassen, wobei auch das Verhältnis; zum Vuch der Offenbarung in Betracht kommt. Beginnen wir unsre Bemerkungen gleich mit dem Verhältnis; dieser beiden Bücher zu ein- ander, so ist es unbedingt eine schiefe Ansicht, wenn eine nicht geringe Zahl von Gelehrten annehmen zu müssen glaubt, daß das Evangelium erst eine geraume Zeit nach der Offenbarung geschrieben sei, imsGreisenalter des Johannes, als die Zerstörung Jerusalems eine längst schon geschehene Thatfache war und es galt, gegen die Ketzereien der Ebioniten und Gnostiker, namentlich gegen den in der Mitte zwischen beiden stehenden Cerinth, den Kampf zu eröffnen; vielmehr läßt sich ein entscheiden- der Grund dafür anführen, daß hinsichtlich der Abfassungszeit das Evangelium die erste und die Offenbarung die zweite Stelle einnimmt, und es« wird sich uns dann weiter ergeben, daß beide Bücher in dieser Hinsicht gar nicht weit auseinander liegen, und daß sie beide noch vor der Zerstörung Jerusalems entstanden sind. Der Grund, den wir meinen, ist die Stellung, die im Unterschied von Schlußbemerkungen zum Evangelium St. Johannis. 345 einander beide Bücher dem Volk der Juden gegenüber einnehmen: das Evangelium betrachtet die- selben offensichtlich als entschiedene und verhärtete Gegner Christi, als hingegeben an den Einfluß seiner von der pharisäischen Partei beherrschten Oberen, und diejenigen, welchesfür das neu- testamentliche Gottesreich etwa zu gewinnen waren, als bereits ausgesondert aus der großen Masse und zu einer neuteftamentlichen Gemeinde ausgestaltet (vgl. Kap. I, 11——18), daher gleich die erste Begebenheit, die es erzählt (1,19 fs.), den eigenthümlichen Begriff ,,Juden« an der Spitze trägt; die Offenbarung dagegen geht in den sieben Sendschreiben an die kleinasiatischen Gemeinden, welche an die Gegenwart sich anschließeiy zwar ebenfalls von dem Gegensatz gegen die jüdische Synagoge als einer Schule Satans aus (Offb. 2, I; Z, 9), und gleich das erste ihrer Gesichte (Kap. S) führt uns das Gericht des Sohnes Gottes über das Volk seines Eigenthums, das ihn verworfen hat, in bedeutungsvollen Bildern vor die Augen, alsbald aber hört um der Wahl der Gnaden willen, die in diesem Volk noch vorhanden ist und durch alle Stürme der Zeit hindurch bis an’s Ende bewahrt werden soll (Kap. 7, 1—8), aller Unwille und Gegensatz gegen Jsrael auf, die Feindschaft wendet sich vielmehr gegen das antichristische Wesen, das aus der Heidenwelt aufsteigt, und verfolgt es durch seine verschiedenen Entwickeluiigsstadien hindurch bis an’s letzte Ende, während dagegen die Ver- siegelten aus den zwölf Geschlechtern der Kinder Jsrael es sind, denen die Zukunft gehört (Kap. 12, 7 ff.; 14, 1ff.; 16, 12 ff.; 19, 6 ff.; 20, 1ff.), und wieder ein Jerusalem es ist, das als heilige Stadt den Mittelpunkt der neuen Erde unter einem neuen Himmel bildet (Kap. 21, 1 ff. 9 ff.). Hiernach ist es gerade die Apokalhpse, welche gegen Gnosticismus und andere häretische Richtungen, die in der heidenchristlichen Kirche der Anlage nach schon da sind und künftig noch weiter sich ent- wickeln werden, den Streit eröffnet; das Evangelium hingegen ist rückwärts gewandt und hat es mit der Todfeindschaft der ungläubigen Juden gegen Den, der Gottes Sohn und zum rechten Messias verordnet ist, zu thun, nicht mehr, um dieselbe zu überwinden, denn sie hat sich bereits als unüber- windlich herausgestellt, sondern um sie dem wohlverdienten Gericht, das sich in Verwersung ihrer Träger offenbaren wird, anheimzugeben. Es ist ganz klar, daß Johannes nicht zuerst ein Buch von der Herzensstellung, die er in der Offenbarung gegen dasjenige Volk, dem er selber entstammte, einnimmt, verfassen und veröffentlichen konnte und darnach noch ein Buch wird haben ausgehen lassen von der schneidenden Schärfe gegen dies Volk, wie sie dem Evangelium eigenthümlich ist: umgekehrt allein ist die Ordnung hinsichtlich der Abfassung denkbar, erst das Evangelium nnd dann die Apokalypse; erst die Feindschaft und dann die Versöhnung, erst die Vergangenheit und dann die Zukunft. Jst unsre Auffassung der Gesichte der Offenbarung richtig, wonach gleich das erste Gesicht in Kap. 6 es mit dem Gericht über Jerusalem und der Zerstörung der Stadt zu thun hat (und wir haben schon öfter Gelegenheit im Bibelwerk genommen, diese Auffassung in ihrer Richtigkeit zu be- gründen), so muß dies prophetische Buch noch im J. 66 n. Chr., bevor die Katastrophe ihren wirk- lichen Anfang nahm, entstanden sein, denn sonst verlöre es seinen durchaus prophetischen Charakter; und nun haben wir gewagt, in Anh. II, d unter Nr. 4——6 sogar das Datum zu bestimmen für denjenigen Sonntag, an welchem der Apostel jene Gesichte hatte — es war der 19. October des genannten Jahres. Fällt nun nach dem vorhin Gesagten die Abfassung des Evangeliums vor diesen Termin, so ist jedoch die äußerste Grenze, bis zu welcher wir herabgehen dürfen, das Osterfest des J. 62 n. Chr., an welchem Jakobus II. den in Anh. lI, b unter Nr. 3 erzählten Märtyrertod erlitt; erst da vollendete sich der Unglaube der Juden zur eigentlichen Gerichtsreife, wie wir mit Beziehung auf Matth. 23, 35 an der angeführten Stelle nachgewiesen haben, erst von da an konnte also auch Johannes das Wort ,,Juden« in demjenigen Sinne gebrauchen, in welchem es in seinem Evangelium uns durchweg entgegentritt. Natürlich aber wird zwischen des Jakobus Tod nnd des Evangeliums Abfassung noch einige Zeit dazwischen liegen, mehr aber gewiß nicht als eine Zeit von 2—3 Jahren; und nun liegen auch um die Zeit von 64—65 n. Chr. die Verhältnisse der apostolischen Kirche wirklich so, daß wir aus denselben uns wohl erklären können, warum Johannes in Kp. 12, 15 statt des prophetischen ,,freue dich« ein »fürchte dich nicht, du Tochter Zion« gesetzt hat, und auch der Ausspruch Christi in Kap. 16, 2 hatte nun seine vollständige Erfüllung gefunden. Erkannte der Apostel damals im Geist, auch ohne daß er schon die Offenbarung empfangen hatte, daß nun- mehr die Zeit vorhanden, wo Israel unwiderruflich dem Gericht der Verwersung verfallen sei und die heil. Stadt sammt dem Tempel demnächst in einen Steinhaufen verwandelt werden würde, so- tnußte er es nunmehr auch für an der Zeit erachten, ein eigenes Evangelium zu schreiben, das die Lücken ergänzte, welche namentlich die beiden ersten Evangelisten in ihren Berichten über das Leben Jesu gelassen. Diese Evangelien, nnd in der Hauptsache auch Lukas, haben aus gutem Grunde es vermieden, auf die Festreisen Jesu, die er vor seinem Leidensgange schon früher unternommen, näher 346 Schlußbemerkungen zum Evangelium St. Johannis. einzugehen; sie geben zwar deutlich genug zu verstehen, daß sie recht wohl um die Reise aufs Oster- fest im J. 27, auf das Pfingstfest im J. 28 und auf das Laubhüttenfest im J. 29 wissen, viele der von ihnen gebrauchten Ausdrücke und der aus Jesu Munde berichteten Aussprüche setzen diese Reisen ganz bestimmt voraus und blieben, wenn wir nicht anderswoher davon wüßten, rein unver- ständlich, aber sie halten sich eben streng an den Umfang der- ursprünglichen mündlichen Ueberlieferung, wie sie der apostolischen Predigt in Jerusalem zu Grunde lag. Diese nun, solange die Judenmission noch in Jerusalem ihren Heerd hatte, vermied es, sich den Boden für ihre Wirksamkeit dadurch selber zu verhärten, daß sie speziell auf die Thatsachen, welche dem Worte des HErrn in Matth. 23, 37 zu Grunde liegen, eingegangen wäre, und ließ es mit der Verkündigung der letzten Leiden Christi bewenden, bei welchen Gottes Gnadenhuld mehr in den Vordergrund trat gegenüber der Schuld des Volkes und seiner Oberen und neben das: ,,sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben« (Kap. 19, 37) zugleich das andere sich stellte: »zu der Zeit wird das Haus Davids und die Bürger zu Jerusalem einen freien offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit« (Sach. IS, 1); in dem Umfang des Stoffes, auf den sie sich beschränkte, ging sie so recht darauf aus, die Gemüther nicht zu verbittern, wie das z. B· leicht geschehen wäre, wenn die Rede Christi in Joh. 8,« 44 zu ständigem Vortrag gekommen, und desto mehr das ,,lasset euch versöhnen mit Gott« überall durch- klingen zu lassen. Anders aber stehen die Dinge um die Zeit von 64—65 n. Chr.; da galt es, das Evangelium von Jesu Christo zu einer Theodice, zu einer Rechtfertigung Gottes wegen des vielen Uebels, was nun bald über Jerusalem und das auserwählte Volk auf eine lange Reihe von Jahr- hunderten hereinbrechen würde, umzugestalten und den Geist erkennen zu lassen, der fortan die jüdische Schule als eine Synagoge des Satans charakterisiren würde, das aber konnte nicht besser geschehen als in der Weise, wie Johannes den Stoff ausgewählt und geordnet hat. Der kritische Geist unsrer Zeit hat die Eigenartigkeit des Johannis-Evangeliums und die Eigenartigkeit der synoptischen Evangelien, für welche wir hier einige Fingerzeige zu ihrer Erklärung gegeben haben, zu einem tief- greifenden Widerspruch zugespitzt, in welchem beide Theile mit einander stehen sollen; allein es ist nur »der Herren eigener Geist«, der solchen Widerspruch geschaffen hat, in Wirklichkeit ist keiner vorhanden, und haben wir mit unsrer Evangelien-Harmonie im I. Anhang den Beweis zu führen gesucht, wie im Gegentheil die johanneischen Berichte in die synoptischen und diese in jene dergestalt eingreisen, daß. alles sich zu einem wohlgeordneten Ganzen gestaltet. Wir müssen uns die Frage vorlegen, schreibt Weizsäcker, was wir hätten, wenn das» vierte Evangelium unsre einzige Quelle für das Leben Jesu wäre? Osfenbar nun besäßen wir an ihm eine begeisterte Zeichnung, einen erha- benen Umriß, aber es würde demselben durchaus· die klare und bestimmte Anschauung fehlen; wir hätten die Kunde von großen Thaten Jesu, aber keine Vorstellung «von seinem regelmäßigen Leben und Treiben; wir hätten die tiefsinnigsten Erklärungen über sein Wesen und seinen Beruf, aber eigentlich kaum Beispiele davon, wie er diesen Beruf in der angewandten Lehrrede bethätigt hat —- die mancherlei merkwürdigen Einzelangaben könnten nicht verhüten, daß das Ganze in der Luft schwebte, Jesu Auftreten würde immerhin den Charakter der Natürlichkeit vermissen lassen. Umgekehrt spwürde uns aber auch viel fehlen, wenn wir die synoptischen Evangelien allein hätten, ohne die Ergänzung, die Johannes bietet. Solange die Apostel noch persönlich ergänzend eintraten,. waren Jesu Worte und Werke, wie die mündliche Tradition sie erzählte, verständlich, und entstehende Jrr- thümer oder falsche Anschauungen konnten sofort verhütet oder doch beseitigt werden; aber das Ganze des Lebens Christi wäre bald nach dem Hingange der Apostel und der andern Augen- und Ohren- zeugen mehr und mehr zu einer Hieroglyphe, zu einem unlösbaren Räthsel für das historische Ver- ständniß geworden, wenn nicht beizeiten Johannes eingegrisfen und mit seinem Werke den Schlüssel zur Lösung dargeboten hätte. Wer Spalte! Geschichte St. Furt. In seinem Evangelium hatte Lukas den Theophilus von dem stillen Heiligthum des-Tempels inJerusalem und von dem verborgenen Nazareth in Juda bis zu dem Oelberge bei Bethanien geführt: vom Oelberge bis nach Rom führt er nun ihn und uns mit ihm in der Apoftelgeschichte. Wie es gefchehen, daß die Lehre, in welcher Theophilus unterrichtet war, von Jerusalem nach Rom, von den Juden zu den Heiden gelangt ist, das erzählt St. Lukas in der Apoftelgeschichte. »Apostel- Gefchiehte« oder »Apoftel-Thaten« heißt von Alters her diese andere Hälfte des von Lukas verfaßten heil. Geschichtsbuchs: nicht als hätte Lukas eine Lebensgefchichte aller Apostel, oder doch des Petrus · und des Paulus fchreiben wollen; vielmehr eine Lebensgefchichte der apostolischen Kirche haben wir hier vor uns, wie sie geworden und gestaltet ist durch den heil. Geist, von welchem erfüllt und getrieben die Apostel ihren Beruf, der Kirche lebendiger Grund zu werden, vollführt haben. Die Apoftelgeschichte beginnt mit dem Reden des zum Himmel auffahrenden Christus vom Reiche Gottes, sie endigt mit der öffentlichen Predigt des Reiches Gottes durch Paulus in Rom, der Welthauptstadt; man merkt es am Schlufse unseres Buches deutlich, daß Lukas am vorgesteckten Ziel seines Berichts angelangt ist, sobald der Heidenapoftel Rom erreicht hat —— das Zeugniß von Jesu Christo ist bis an das Ende der Erde gelangt, indem es in Rom, der Welthauptstadh erschallr -— Gleich zu Ein- gang des Buchs wird die ganze Thätigkeit des HErrn bis zur Himmelfahrt als ein Anfang feines Wirkens bezeichnet, welches in demselben nun weiter beschrieben werden soll; dort und hier wirkt Jesus durch Wort und Werk —— dort in eigenster Person, hier durch seine Bevollmächtigten, dort als auf Erden Weilender, hier als der zur Rechten Gottes Erhöhete, dort das Reich erst begrtindend, hier das begründete Reich weiter führend. An den bedeutendsten Punkten in dem Wirken der Apostel setzt auchalle Mal ein Werk des HErrn mit ein: er tauft sie mit dem heil. Geist, er erleuchtet den Petrus über die Heidenaufnahmh er bekehrt den Paulus, er beruft ihn nach Europa, er heißt ihn in die Gefangenschaft gehen. (Besser und Nebe.) seiner sichtbaren und seiner unsictstbaren Wirksamkeit vor. Durch eine kurze vorbemerliung über die mehr- fachen Ersiheinungen des tjErrn in den vierzig Tagen nach seiner Auferstehung bahnt er sieh den weg zu einer ausführlichen stttittheilung über dessen letzte tlnterredung mit den Jüngern, schildert hierauf den Vorgang der Himmrtfahrt selber in ansshaulielser Weise und fügt dann noch hinzu, wohin die Eise vom Oelberg aus sich ge- wendet, was fär die nälhste jteit bis zur Erfultung der empfangenen verheißung ihr Geschäft gewesen und welche Seelen sich da sonst noch zu ihnen gehalten haben. (tt1gl. Mark. its, t4—20; Mk. sit, 50—53.) (Epiftel an Christi Himmelfahrtsicageh Vgl. die Vorbem. zu Mark. 16, 14 ff. Die Him- Des 1. Kapitel. Christi tjimmelfatjrt Jtiatihiä Berufung zum lisiostelamt A— Das Vorwort und die Vorbereitung. Die Kirche Christi nach ihrer Gründung, Führung und Ausbreitung in Israel und unter den Heiden, non Jeru- salem bts Rom, ist der Gegenfland, den die Apoftelgeschichte behandelt; Voraussetzung und Bedingung für den Zefland der Kirche nun ist die Erhöhung ihres Hauptes, die Himmel— fahrt Jesu Christi. Indem also St. Lukas dieses zfaktum, von welkheni er schon am Schluß seines Evangeliums einen kurzen Bericht gegeben, hier noch einmal in ausfsihrlicher Weise vornimmt, bekommt er Gelegenheit, die Apostel- geschichte als zweiten Theil seines Gesammtwerks an das Evangelium als dessen ersten Theil anzuschließen; indem aber der Tag der psingflen als Tag der Gründung der Kirche nicht unmittelbar auf den Tag der iljitnmelfahrt folgt, sondern erst noch eine mehrtågige Wartezeit für die Sänger des HErrn dazwischen tritt, theilt er außerdem mit, in’wetkher Weise die Sänger diese jteit hingebracht und was sie während derselben unternommen haben, um die Ltwölfzaht wieder voll zu machen, naihdem sie seit der- Jtusscheidung des Verräther-z aus ihrem tltreise bisher nur als die Elfe bezeichnet werden konnten. I. v. 1—14 (§130). ne: umher, dee dem-kam The« seines zunächst an Theovhilus gerichteten Werkes, dem von ihm geschriebenen Evangelium, jetzt den zweiten Theil, der Apostel Gesehictstg folgen läßt, setzt seine Rede da ein, wo er dort stehen get-lieben ist, und fährt die tjiuimelfahrt Christi als Wendevunkt zwischen c melfahrt Jesu Christi gehiårt einmal zu feinem eigenen Fällen, sge fbikget den tåöthigeåy verdientlkn wurdiäen « wie erum ge or ie zur e- schichlik deeespGeeFeleicYYe Christi, die you heute eeezohne den HErrn auf der Erde pilgert, in seiner Crlosung aber die Kraft und den Muth zu solcher Pilgerfahrt hat.·Das TimnäeigsrxzttsfgstsalsåielichtedHgkze zwichen er e i· e e· rttk 1111 t Geschichte seiner Ki·rche; es ist »1) ein Ehrenfeft für den HErrm ä ein· Trostfest sur·se1ne Kirche (Ahlfeld.) Jögie G seschiåzte Pcksrs dH;n·1bme·lf·a·l·)rtt C ritt: 1 as e prä we e iee eetneie; Lzhsiies näheren ti·3sti·i’·nd··e, welchg fiel· beglhe1t·(:n; Z) die Predi t we e· en Jüngern aru er ge a en wird. sRoffhacG «Die Himmelsahrt unsers HErrn Jesu Christi: l) die letzten Worte vor der Himmel- fahrt, Z) der Heimgang Jesu bei der Hinimelfahrh 3) die Wiederkehr des HErrn nach der Himmelfahrt 348 Apostelgeschichte 1, 1—5. (Brückner.) Wohin lenkt unsern Blick die Hiin- melfahrt des HErrnP l) auf das von ihm vollendete Werk, dessen Segen wir ausbreiten und sortleiten sollen; L) auf den Himmel, woselbst er aufgenommen ward und uns eine Stätte bereitet hat; Z) auf seine Zukunft zum Gericht, deren wir mit ernstem und stillem Sinn warten sollen. (Langbein.) Des Christen Himmelfahrt: l) begründet durch Christi Werk auf Erden, Z) verbürgt durch Christi Erhöhung im Himmel, 3) b edingt durch gläubiges Wirken in Christi Reich. (Sommer.) Spruch der Väter: Jesus im Himmel, Jesus im Herzen —- das Herz in dem Himmel, der Himmel im Herzen --1) wohnt Jesus im Himmel, so sei auch unser Wandel im Himmel; 2) lebt Jesus in unserm Herz en, so haben wir allezeit und überall den Himmel bei uns auf Erden. 1. Die erste Rede [von den beiden, darin ich dir Bericht geben wollte von den Geschichte1i, so unter uns ergangen sind Luk. I, I] habe ich snänilich St. Lukas, der Verfasser des dritten Evangeliums —- in diesem meinem Evangelien- buche] zwar [bereits] gethan, lieber Theophilh von alle dem, das Jesus anfing-«, beide [Jes. 27, 1 Anm. 2], zu thun smit Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen] und zu lehren [in Sprüchen, Gleichnissen und Weissagungen Luk. 24, 19 f.], 2. Bis an den Tag, da er [in den Himmel] aufgenommen ward «· [Luk. 24, 50 ff.], nachdem er den Apostelm welche er [zu Zeugen und Verkündigern dessen, was er gethan und gelehret Luk. 24, 48; Ins. 15, 27] hatte erwählet [Joh. 1·5, 16;·LUk· S, 13 sf.], durch den heiligen Geists« [in dessen Besitz er selber war Luk. Z, 22; 4, 1. 14. 18 und dessen Ge- meinschaft er auch sie theilhaftig machen wollte Luk. 24, 49] Befehl gethan hatte [wie sie das von ihm angefangene Werk nach seinem Weg- gange und in seinem Namen weiter führen sollten Mark. le, 15 ff.; Joh. 21, 21 ff.], 3. Welchen er [auch, eben weil sie seine vorerwählten Augen- und Ohrenzeugen waren und die Kraft seiner Auferstehung zuvor an sich selbt erfahren mußten, ehe sie Andere zur Erkenntniß derselben bringen konnten Kap. 10, 41; Philipp. Z, 10] sich nach seinem smit dem Tode und Begräbniß abschließenden] Leiden lebendig [als den vom Tode wieder erstandenen und hinfort ewig lebenden Menschensohn Röm. 6, 9; Ofsb. l, 18] erzeiget hatte— durch mancherlei Erweisung [in unfehlbaren Kennzeichen und Beweisen], und ließ sich swenn auch nicht beständig, so doch immer vom Neuen und zu immergrößerer Be- festigung ihrer Herzen] sehen unter ihnen vierzig Tage lang-s- svom 9. April bis 18. Mai des J. 30 u. Chr» Many. Es, 10 Amn.] und redete [da, namentlich, wenn er sie alle beisammen hatte] smit ihnen vom Reiche Gottes-H- [Luk· 24, 46 V) Dieses ,,anfing« stellt die irdische Wirksamkeit des HErrn seiner nunmehrigen unsichtbaren gegenüber; die roße Geschichte von Jesu Thaten und Lehren hört mit einem Hin ange zum Vater sowenig auf, daß vielmehr Lukas sie nun erst im höheren Chor anfängt, denn alle spätere Wirksamkeit der Apostel ist nur der Ausdruck der Wirksamkeit des verklärten Erlösers selbst, der das wirkende Prineip in i nen allen war. (Olshausen.) Der als HErr und «önig erwiesene und eingesetzte Jesus erscheint in allen entsprechenden Punkten der apostolischen Reichsgeschi te als der an letzter und höchster Stelle Wirken e un Entscheidende: Er ist es, welcher den zwölften Zeugen wieder einsetzt, der den Geist, iiachdem er ihn selber empfangen, von seiner Höhe herabströmen läßt auf seine Gemeinde, der die Gemeinde in Jerusalem mehret; er ist in den Tagen der ersten Kirche dem Volke Jsrael in seiner unsichtbaren Gegenwart nahe mit seinem Segen zur Bekehrung von den Sünden, er wirket Wunder als Zeugnisse der apostolischen Verkündigung zum Heil und zum Verderben, er zeigt sich als den zur Rechten Gottes Stehenden dem sterbenden Zeugen Stephanus, sein Engel giebt dem Philippus Befehl, sein Geist führt ihn fort; er erscheint dem Saul von Tarsus, seine Hand gründet die erste Gemeinde aus den Heiden, sein Engel rettet den Petrus und schläY den Feind Herodes; er ist es, der dem Paulus im empel erscheint und ihm die Bekehrun der Heiden aufträgt, an ihn wendet man sich in Anla der ersten Mission, ihm werden die jungen Gemeinden aus den Heiden befohlen; sein Geist hindert die apostolischen Misionare zu predigen in Bithhnien, er ruft sie mit der timme des maeedonischen «Mannes hinüber nach Europa, er öffnet der Lydia das Herz und bewirkt die erste Bekehrung in Europa; er tröstet und ermuntert den Paulus in Corinth, er stärkt ihn in der Gefangeuschaft und weist ihn hin auf Rom. (Baumgarten.) it) Zu dem ,,zwar« in V. l erwartet man hier den Nachsatz: ,,«indeni ich aber jetzt die zweite Rede thun will, fahre ich da nicht ohne Weiteres fort und erzähle sogleich den ferneren Verlauf der Begebenheiten seit der Himmelfahim sondern komme zuvor auf die Geschichte der letzteren noch einmal zu sprechen«. Dem heil. Schriftsteller kommt es indessen darauf an, die Zwischenzeit zwischen der Auferstehung und Himmel- fahrt zuvor noch näher zu charakterisiren, weil es nach der so kurzen Darstellun in Luk. 24,, wo die Zeit- punkte und Fristen nicht bestimmt aus einander gehalten werden, leicht scheinen könnte, als sei die Himmelfahrt an einem und demselben Tage erfolgt, an welchem die Auferstehung geschah. Diese Zwischenzeit der vierzig Tage zwischen Ostern und Himmel- fahrt ist von hoher Bedeutung: 1) für den HErrn, als eine Zeit a. heiliger Sabbathsruhe nach vollbrach- tem Erlösungswerh b. letzter Hirtensorge sür seine Jünger, e. festlichen Vorgefühls seiner nahen Erhöhung; L) sür die Jünger, als eine Zeit a. des letzten ge- segneten Umgangs mit ihrem Verklärten Meister, b. der gillen Einkehr in ihr eigenes Herz und c. der ernsten orbereitung auf ihren Apostelberuf sür die Welt; 3) für uns, als ein Vorbild a. des seligen Glaubens- lebens mit Christo in Gott, verborgen vor der Welt (Col. s, 3), b. der gesegneten Liebesarbeit an den Herzen der Unsrigen im Hinblick auf den nahen Ab- schied, c. des hoffnuiigsvollen Wartens auf unsre himmlische Vollendung. Ebenso ist es aber auch eine bemerkenswerthe Erscheinung, au die man wohl zu achten hat, daß dasselbe Vuch, in dem uns von den Thaten der Apostel und vom Leben der christlichen Kirche berichtet wird, mit dem Bericht beginnt, mit Zusammenhang dei Apostelgeschichte mit dem Evangelium. 349 dem das Evangelium schließt, mit dem Bericht von der Auffahrt Jesu zum Himmel: ,,das irdische Leben Jesu enthält alles das, das er anfing, beide, zu thun und zu lehren: fein himmlisches Leben enthält alles das, was er fortfährt zu thun und zu lehren. Die große und wunderbare That Gottes aber, durch welche diese anfangende und fortgehende Thätigkeit Christi vermittelt wurde, das ist eben die Himmelfahry ohne diese hat Chrifsti Leben auf Erden keinen Ausgang, o nife sie hat ein Wirken vom Himmel herab keinen n ang. Ist) Andere ziehen die Worte: ,,durch den heil. Geist« zu dem vorhergehenden Satze ,,erwählet hatte«; darin läge eine Andeutung, inwiefern das Werk der Apostel nichts als eine-Fortfetzung des Werkes Jesu selber war, insofern nämlich sie nicht etwa zufällige menfchliche Bekannte Jesu waren, sondern von ihm in Kraft des heil. Geistes nach Gottes Rathschluß zu ihrem Berufe auserwählt. Jndefsen ist die Beziehung aus ,,Befehl gethan hatte« durch den Wortlaut des Grund- textes näher gelegt, und auch bei dieser Beziehung ergiebt sich wesentlich derselbe Gedanke, den Luther damit hat andeuten wollen, daß er unserm Vuche die Ueberfchrift gegeben: »Das ander Theil des Evangelii St. Lukas: von der Apostel Gefchichte«. f) Die Zeit der vierzig Tage läßt als eine Zeit des Ueb ergang es zwei verfchiedene Auffassungen zu; sie fchließt nämlich nach der einen Seite die an- angende Thätigkeit Jesu ab und vollendet sie, von der andern Seite aber bereitet sie die künftige Thä- tigkeit vor und leitet sie ein. Von jener Seite faßt das Evangelium diese Zeit auf, von dieser die Apostel- gefchichte; diese Auffassung der Apostelgeschichte von der Zwischenzeit zwischen der ersten und zweiten Thätig- keit Jesu ergiebt sich sofort aus mehreren Zeichen. Es wird nämlich von die er Zeit bemerkt, daß Jesus sich den Jüngern erzeigt oder dargestellt habe, welcher Ausdruck eine deutlicheVerschiedenheit von dem früheren sietigen Verkehr Jesu mit seinen Jüngern, welchen er selber in Luk. 24, 44 mit den Worten: ,,da ich noch bei euch war« angiebt, bezeichnet, dagegen eine eben so deutliche Annäherung an die spätere höhere Existenz- form, in welcher er sichs den Seinigen von Oben herab dargestellt hat, in sich fchließt. Auf diese spätere Existenzforrm welche eben dem zweiten Abfchnitt an- gehört, mit der es die Apostelgeschichte zu thun hat, weisen noch entschiedener die Ausdrücke: ,,lebendig na dem Leiden« und ,,ließ sich fehen«; das Leben na dem Leiden weist über die gegenwärtige irdische Wirk- lichkeit hinaus in eine höhere Sphäre, das« Sichsehen- lasfen aber besagt, daß Jesus, um während der vierzig Tage mit seinen Jüngern zu verkehren, jedesmal die Sphäre der Unsichtbarkeit verlassen habe, vgl. Kap. 26, 16· (Baumgarten.) H) Die katholische Kirche behauptet, daß der HErr Jesus in der Zeit der vierzig Tage den Jüngern über manche besondere Lehrfätze und Einrichtun en, auf die sie als Zur Seligkeit nothwendig ein gro es Gewicht le t, o wohl sie aus der Schrift sich nicht beweisen lassen, seine Belehrung und seine Befehle habe zukom- men lassen, so daß damit schon von dem HErrn der Kirche selber eine heil. Tradition begründet worden sei. Das ist nun ohne Zweifel ein falsches Vorgehen, denn eine Tradition außer der Schrift oder über dieselbe hinaus wird zuletzt zu einer Aufhebung der Schrift· wohl aber fallen in die Zeit der vierzig Tage Mittheilungen des HErrn über folche, hernach- mals in der Schrift selbst bezeugte Thatsachen der heil. Geschichte, von denen weder die Jünger selber, noch andere heilige und glaubwürdige Personen (Luk. l, Z) die Augen- und Ohrenzeugen gewesen waren, die ihnen daher von ihrem Meister unmittelbar mußten eröffnet werden, wenn sie die ganze volle Wahrheit in Besitz bekommen sollten. Dahin gehört z. B. die Geschichte von der Versuchung Jesu durch den Teufel, von seinem Seelenkainpf in Gethsemane, von feiner Niederfahrt zur Hölle u. s. w. 4. Und als er sie versammelt fam Mor- gen des Himmelfahrtstages, als sie wieder in Jerusalem bei einander waren, sich zu ihnen gesellt] hatte [um sie nach dem, was er in Mark. 16, 14—18 zu ihnen sprach, nunmehr hinauszuführen nach der Höhe des Oelberges Luk. 24, 50], befahl er ihnen [auf dem Wege dahin], daß sie [wenn er nun würde vonzihnen genommen sein] nicht von Jerusalem wichen [nach Galiläa, wo sie zu Hause warens, sondern fin der heil. Stadt, ans welcher ja der schöne Glanz Gottes anbrechen solle Pf. 50,. Z; Jes. 2, 3] warteten auf die Verheißung des Vaters [bis an ihnen erfüllt werde, was in Joel 3, 1 f. u. 5 geweisfagt], welche [Verheißung des Vaters als euch zu— allererst geltend] ihr habt gehöret —— sprach er [diese beiden Worte hat Luther des leichteren Verständnisses wegen dem ’Texte einge- fügt, vgl. Luk. 5, 14] —- von mir fschon in den Tagen meines Fleisches Luk. U, 13; 12, 12; Joh. 14, 16 ff. 26; 15, 26 f., besonders aber auch, da ich nach meiner Auferstehung mit euch redete vom Reich Gottes V. 3]. 5. Denn Johannes fder Täufer, wie er selbst von sich bezeugte Luk. Z, 16; Joh. 1, 33] hat [lediglich] mit Wegs« getauft; ihr aber sollt mit dem heil. eifte getauft werden fund zwar so, daß ihr im reichften Maße mit demselben erfüllt und ganz von ihm durchdrungen werdet, während ihr bisher nur theilweis davon erfaßt worden seid Luk. 9, 55; Joh. 20, 221 nicht lange nach diesen Tagen [Kap. T, 1 ff.]. Es war ja mancherlei vorhanden, was die Apostel bestimmen konnte, nach der Himmelfahrt ihres HErrn so schnell wie möglich aus Jerusalem zu ziehen. Jhr HErr hatte selbst, so schien es, Jerusalem nicht als den Centralpunkt seines Wirkens angesehen; die längste Zeit, während er das Reich Gottes predigte, war er in Galiläa hin- und hergezogen: wie konnten sie auf den Gedanken von selbst kommen, Jerusalem als den Punkt anzusehen, wo sie die Hebel, welche die ganze Welt aus den verrosteten Angeln heben sollten, anzu- setzen hätten? Was bot ihnen Jerusalem? Wie eine Heime ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, so ei n, i fis-e.-ikkkfässafxkknFsDFIFEIFMTTTI ssitekssiiikskiisk gewollt: durften sie hoffen, daß ihr Lockrnfnach solchen mißluäjgenen Verfuchen zu Her en dringen werde? Eine ördergrube war die Sta t, den Sohn Gottes hatten die Leute von Jerusalem getödtet; die Hohen- priester nnd Obersten des Volks, welche jedem An- känkgeäsZspsqkYsxsskyek YLZHZFLZFFT HLTTTFEZTEEFL or i in . waren diegAsiostel sicherer; dort hatten sie weit mehr Freunde und Anhänger; von dort konnte das Evan- 350 Apostelgeschichte 1, 6—8. Zlelium viel leichter in fremde Lande getragen werden. ber Jesus, welcher von seinem Gott und Vater mit »anz besonderer Mission an die Kinder aus dem Hause srael betrauet war, wies auch seine Stellvertreter an, unter Jsrael ihr Werk zu beginnen und Jerusalem, die heil. Stadt, als den Ort zu betrachten, von dem als em geistigen Mittelpunkte aus alle Kräfte sich in Bewegung setzen sollten. Von Zion sollte der schöne Glanz Gottes ausgehen; von Jerusalem aus sollten die Boten des Friedens ausziehen, um dadurch aller Welt zu bezeugen, daß das Heil von den Juden, kommt, daß das alte Testament die Vorbereitung des neuen ist. (Nebe.) Die Heiligkeit dieses Orts wird als eine so mächti e bezeichnet, daß alles, was von David’s Zeit her ntheili endes über ihn gekommen ist, und insbe ondere auch die Vergießung des heil. Blutes, diese Heiligkeit nicht hat aufheben können, Matth. 27,53. (Baumgarten.) Mit dem, nach menschlichem Gefühl schweren und harten Befehl des Bleibens zu Jerusalem verknüpft der HErr eine Verheißung, und zwar die Verheißung vorzugsweise; denn nachdem der den Vätern verheißene Erlöser gekommen, bleibt noch die Aus ießung des Geistes übrig als die größte und selig te Verheißung, welche zunächst in Erfüllung geht. Jesus nennt sie die Verheißung des Vaters, weil Gott der Vater im alten Bunde durch die Propheten die Gabe des Geistes verheißen hat; und er erinnert die Jüizger in Betreff dieser Verheißung an seine eigenen eden, was hauptsächlich auf diejenigen Reden, wie wir sie bei Johannes lesen, zurückgehh (Lechler.) Die Apostelgeschichte ist das Buch vom heil. Geiste, welcher nach Christi körperlicher Entfernung sein Stell- vertreter auf Erden ist, welcher die Kraft it, durch die Christus vom Himmel aus selbst zu wirken und zu regieren fortfährt. S on das dritte Evangelium trägt das Gepräge einer esonderen Verherrlichung der selbstftändigen und persönlichen Kraft im göttlichen Wesen, die im alten wie im neuen Testament der heil. Geist genannt wird; wo mö lich ist dies in einem noch stärkeren Grade bei der- postelgeschichte der Fall. Gleich im Anfange des Bnchs tritt der heil. Geist in den Vordergrund; als Vermittler der Gemeinschaft zwischen dem Heiland und den Seinen (V. 2, wenn man das »durch den heil. Geist« auf ,,erwählet« be- Seht) wird er als die Verheißun des Vaters auf’s eue durch den Sohn verheißen ( . 4) und als das Wesentliche dessen, was durch die Taufe Johannis vor- gebildet war, dargeftellt (V. 5). Wiederholt wird er als die Quelle jener Kraft angekündigt, in welcher einige bis dahin als so schwach erwiesene Galiläer das Evangelium bis an die Enden der Erde bringen sollten (V. 8). Unter Gebet wird darauf das Kommen des von dem sichtbaren Meister zu sendenden unsichtbaren Stellvertreters erwartet (V. 14); bald steigt er her- nieder, bringt Kraft aus der Höhe und die Gabe fremder Sprachen der kleinen Gemeinde, die durch die Predigt der durch ihn begeisterten Männer um Tausende vermehrt wird (Kap. 2). Eine Lüge gegen ihn, den heil. Geist, begangen, wird an dem Ehepaar, das sich derselben schuldig gemacht hat, mit plötzlichem Tode bestraft (Kap. 5). Apostel, Evangelisten und Armen- pfleger werden nicht blos mit dem heil. Geiste erfüllt, sondern dieser spricht selbst durch sie und aus den Propheten des alten wie des neuen Bundes (Kap. 6, Z; 7, 557 10, II; 13, Z; 20, 28; 21, 11; 28, 25). Aus dem, wie uns diese Schrift Lucä die Wirkungen des Geistes und seine persönliche Thätigkeit im Reiche Gottes offenbart, lehrt sie uns erkennen, was der Geist sowohl in der Unterscheidung von, als in der Ge- meinschaft mit dem Vater und dem Sohne in dem welcher in dem göttlichen Wesen selber ist, nämlich die Liebe —- hier nicht als bloße Eigenfchaft, sondern als göttlicheLebens- kraft edacht, welche, vom Vater ausströmend, wieder vom ohne zum Vater zurückkehrh wie sie zugleich vom Vater und vom Sohne ausströmt und ausgehaucht wird auf das Geschöpf. Wenn der Vater im Sohne sich selber abbildet, im heil. Geist gießt er sich selber aus; Mitschöpfer mit dem Vater und dem Sohne, sowohl bei der Erschaffung der Welt als bei ihrer Wiedergeburh ist der Geist mit dem Vater und dem· Sohne der Gott, dem ob seiner uner ründlichen Dreifaltigkeitin der Unergründlichkeit der inheit das ,,Heilig, heili , heilig« der Engel und der Seligen dort oben gesungen wird, in dessen dreifaltigem Namen geheiligt wurde das Volk des einigen wahr- saftigen Gottes unter dem alten Bunde (4. Mos. 6, ·23 ff.) und in dessen dreifaltigem Namen getauft und gesegnet wird (Matth. 28, 19; 2.Cor.13, 13) die Gemeinde aus allen Völkern der Erde unter dem neuen Bunde. (de« cost-an) Die Taufe Johannis gab denen, die sich taufen ließen, Anwartschaft auf den Geist, · schon mitten unter sie etretenen Jesus leibhaftig wohnte; aber ehe Jesus ver lärt ward, war so zu sagen der Wohnsi des heil. Geistes beschlossen in der gottmenschlichen erson des Gesalbten, von ihm aus wehte er die Jünger an, umströmte und umleuch- tete ihre Seelen. Nachdem Jesus in seine Herrlichkeit eingegangen war, hat er seine Gläubi en zu Mitwohn- stätten seines heil. Geistes gemacht, da nun die Ströme des Geistes hinausfließen in die Welt: das ist die Kraft, die Pfingftkraft, die der HErr den Jüngern verheißt. (Besser.) ,,Nicht lange nach diesen Tagen« soll die Geistesverheißung in Erfüllung gehen: die Zeitbestimmung ist so gefaßt, daß ein freudiges Eilen und ein gläubiges Warten (2. Petri 3, 12) ugleich erweckt und der Glaube geübt werden sollte. (5-echl«er.) 6. Die aber, so zusammenkommen [V. 4 und jetzt, nachdem sie mit ihm den Weg bis zum Oelberge V. 12 zurückgelegt, um ihn versammelt] waren, fragten ihn sunter Bezugnahme auf das, was er ihnen so eben gesagt hatte V. 4 f.] und sprachen: HErr, wirst du auf diese Zeit [von der du da redest, wenn du uns an- kündigst, daß nicht lange nach diesen Tagen die in Joel 3, 1 f. verheißeneGeistesausgießung in Jerusalem geschehen soll] wieder aufrichtet! das [verfallene] Reich fdem Volke] Israel? - 7. Er sprach aber zu ihnen fden näheren Bescheid über die Zeit einer Wiederaufrichtung des Reiches Jsrael ablehnend]: Es gebühret euch mcht skommt euch nicht zu, gehört nicht zu eurer Amtsausrüstung mit der allein ich es hier zu thun habe] zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater fzur Verwirklichung jener Wiederaufrichtung] seiner »Macht vorbehalten hat lso daß nicht einmal die Engel jetzt schon darum, wissen Matth. 24, 36]; 8. Sondern fdarin bestehet solche eure Amts- ausrüstung bis dahin, wo ich Einem unter euch noch besonders erscheinen werde, um ihm zu offen- baren, was in der Kirche geschehen foll Offb. 1, 1 f-; Jvh. IS, 12 f.; 21,.2»2:]" ihr werdet die Kraft des heil. Geistes empfahen, welcher 351 Jesu letzter Gang und letztes Gespräch mit seinen Jüngern. auf euch kommen wird fwerdet zu dem, was ihr nach Joh.15, 27 ausrichten sollt, Kraft von Oben empfahen, wenn der heil. Geist über euch kommt]; und werdet [nun vermöge dieser euch zu Theil gewordenen Kraft] meine Zeugen sein u Jerusalem und in ganz Iudäa sals dem usgangspunkte eurer Wirksamkeit], und fvon da aus weiter] in Samaria [Kap. 8, 4ff.], und IschließIichJ bis an das Ende »der Erden [Pf. 19, 5; Röm. 10, 18., indem ihr auch auf der Heiden Straße gehet Matth. 10, 5 und daselbst " bis Rom vordringet Kap. 22, 21; 23, 1I]. Nicht von diesem oder jenem Einzelnen unter den "Elfen, sondern von ihrer«Gefammtheit, wie Lukas ausdrücklich bemerkt, ging die in V. 6 erhobene Frage aus; und zwar war es der feierlich te Moment, in dem sie gethan wurde, der letzte, entf eidende Augen- blick, bevor die Wolke kam und Jesum aufnahm vor Ehren Augen weg (V. 9)· Da haben wir gar kein echt, die Frage als eine Frage indifcher oder weibi- scher Neugier, als eine Frage der Thorheit oder Un- reife auf Seiten der Jünger zu behandeln, wie aller- meist von den Schrifterklcirern echieht; sie ist im Gegentheil eine Frage des tiefsten und heiligsten Jnteres es, und hätten die Jünger sie nicht in dieser Stunde auf dem Herzen gehabt, so hätten sie nicht dazu getan t, mit der Predigt des Evangeliums zu- nächst an erusalem und Judäa sich zu wenden, wie ihnen der HErr doch selber hier aufträgt und wie nachmals auch Paulus, der berufene Heidena ostel, immer auf seinen Miffionsreisenvorerst vor den Juden in ihren Schulen auftritt. Aber es ist keine leere Redensart gewesen, wenn es in Joh. 20, 22 hieß: »und Jesus blies sie an und fpricht zu ihnen: Nehmet hin den heil. Geis «; auch ist es nicht umsonst gewesen, daß nach V. 3 der HErr wä rend der vierzig Tage mit den Jüngern redete vom eiche Gottes. Wenn sie denn hier nach einer Wiederaufrichtung des Reiches für ihr Volk Jsrael fragen, so brauchen es nicht fleisch- liche Gedankenfirdische Wünsche, weltliche Ansprüche zu sein, die ihre Herzen bewegen, wie die Schrift- erklärer, welche bei den, .B. in Jer. 31, 31 sf.; 33, 7 ff. 14 fs.;Hes.11,19fs.; 36, 26 sf.; Joel3,1ff.; Sa . ·12, 10—13, le und anderwärts vorliegenden Weissagun en noch häufig genug das richtige Verständ- niß vermi en lassen und die darin vorhandenen Räth- selfragen damit lösen zu können meinen, daß sie die Verheißung von einem Reiche Davids und von einem neuen Jsrael ohne Weiteres in die Verheißung von einem Reiche des Geistes und von einer aus allen Völkern der Erde gesammelten Kirche umsehen, ihnen Schuld geben: bewegt doch auch den Apostel Paulus auf deiii Höhepunkt seiner Epiftel an die Römer die Zukunft Jsraels und die demselben gegebene Zufage von einem Reiche der-Herrlichkeit in so gewaltiger Weise das Herz, «und erst als er bis dahin durch alles Dunkel der Gegenwart durchgedrun en, daß er weiß, diese Zufage steht noch fest und die ukunft wird noch einmal über Bitten— und Verstehen sich verwirklichem bricht er in jenen Lobpreis Gottes in Röm. 11, 33 ff. aus. Die Eise, indem ihnen Jesus von der Verheißung des Vaters redet, auf die sie zu Jerusalem warten sollen, und ihnen dies näher dahin erklärt, daß sie mit dem heil. Geiste würden getauft werden in allernächster Zeit, fühlen gar wohl, daß das noch lange nicht eine vollständige rfülliing der prophetischen Weiffagung ist; denn dieser zufolge soll über das ganze Volk der Geist der Gnade und des Gebets ausgego sen, allem Uebertreten gewehrt und »die Missethat zugeiegelt wer- den und nun alsbald kommen die Zeit der Erquickung von ddenå An esichäe isies zgEränß Wi?e stelätses denn mit er rü ung ie er er ei ung wir ie, wenn Jesus von einem ,,nicht» langemach diesen Tagen« redet, nicht» auch zu felbiger Zeit geschehen? Es ist einerseits die Liebe zu ihrem olk, was solche Frage aus ihnen hervortreibt, jene Liebe, in der einst Mose (4. M. 11, 29) spracht ,,wollte Gott, das; all das Volk des HErrn weissagete, und der HErr seinen Geist über ge gäbe·!«« und« andrerfeits die Liebe zu Christo selbst; enn die Wiederaufrichtun des Reiches für Jsrael schließt die Wiederkunft dieses Sohnes Davids in sich, und vor wenigen Wochen erst hat ja der HErr aus- drücklich Einem unter ihnen zugesagt, daß derselbe blei- ben solle, bis· er komme (Joh, 21, 2·2).· Daß wir die Jünger mit ihrer Frage richtig beurtheilen, wenn» wir in der eben dargelegten Weise letztere uns erklaren, beweist die Art, wie Jesus sie behandelt: er schilt die Jünger nicht als Thoren und ftra tnicht ihres Herzens Zarttigkem wie er dlcickßh tläun Amiåsztes wenn sie solche euewaren zu we en ie u eger ie ma en· er weist auch die Sache, die ihre Herzen iiefchäftigts die Wiederaufrichtung des Reiches in Israel, nicht als eine - Phantasterei oder ein Hirngespinnst zurück, sondern deutet bestimmt an, daß die Macht des Vaters schon noch zur Ausfü rung bringen werde, was er verheißen, und verwirkli en, worauf der Jünger Hoffen und« Wünschen gerichtet ist. Ja, ewiß — ,,kötlich ist es in Jesu Augen, daß sich die ünger so wohl auf sei- nen Sinn verstehn und ungeachtet all des Schrecklichem was vor nun bald sechs Wochen zu Jerusalem ge- schehem des Mordgeschreies und der von Christi Blut trie enden Hände der Zionskinder doch von der Liebe ions um der Ver eißung willen nicht mögen lassen, und tatt sich mit Ra egedanken über die Stadt auf sich elbst und ihr eigenes Seligbfein in C rifto zurückzu- ziehen, Jerusalem Glück un tausend egen von dem ngesichte des Erbarmers zuwünfchen.« Aber wann, wann die Zeit der Erquickung kommt von dem Ange- sichte des HErrn, darüber sollen sie unbesorgt sein und sich zufrieden geben, wenn er ohne näheren Aufschluß ie lassen muß. Wir müssen auch hier einer Mißdeu- tung und einem daraus fließenden Mißbrauch der Worte Christi: ,,es gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbe- halten hat« entge entreten, die beide sich häufig genug vorfinden. Man faßt in populären Auslegungem aber auch bei wissenschaftlichen Erörterungen, das ,,es ge- bühret euch nicht, kommt euch nicht zu« in der Regel in dem Sinne auf: ,,es ist ungebührlich, ungiemlich von euch, daß ihr Zeit und Stunde zu wissen egehrt, da die Wiederaufrichtung des Reiches in Jsrael ge- schehen soll; das ist eine Sache, dies der Vater seiner Macht vorbehalten hat, die ganz in seinem Rathfchluß verborgen liegt und für immer darin verborgen blei- ben muß, so daß alles Begehren oder Vor eben eines Wissens um die Zeit nichts als widergöttli er Vorwitz und seelengefährliche Selbsttäuschun ist.« Wie nun aber, wenn der HErr elber, nach em er in seiner großen eschatologischen ede im Allgemeinen den erlauf des gottlichen Rathfchlusses mit den Worten angegeben (Luk. 2»1, 24): ,,Jerusaleni wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit er- füllet wird«, später auch eine Zeit-Angabe hinzu- gefügt hat, wie er das offenfichtlich in Osfenb. 11, 2 u. 3 thut: »und die heil. Stadt werden sie (die Heidenz zertreten zweiundvierzi Monate; und ich wi meinen zween Zeugen ( esxugniß und Macht) geben, 352 Apostelgeschichte 1, 9—14. und sie sollen weissagen tausend zweihundert sechzig Tage (= 42 Monateh angethan mit Säcken«? soll das keine Bezeichnung der Zeitläufte, die da vorgehen müssen, und der Zeitpunkte, wo Jerusa- lems Zertretung, aber auch die Machtbefugniß der zween Zeugen und damit die den Heiden bewilligte Gnadenzeit aufhört, sein? und wenn es wirklich eine sol e Bezeichnung ist, soll es frevelhafter Vorwitz hei en, wenn ein Ausleger sich’s angelegen sein läßt, auch in diesem Stücke die Meinung des HErrn zu treffen? Man lese doch, was St. Petrus (1. Petri 1, 10 f.) von den alttesxamentlicheii Propheten sagt: war deren Sehnen die Erscheinung Christi im Fleisch, so ist alles prophetische Sehnen der nentestamentlichen Gemeinde Christi Erscheinung in Herrlichkeit; und haben nun jene zu des HErrn Ehre, zu ihrem eige- nen Frieden und zum Segen für alle Gläubigen ge- forschet, auf welche und welcherlei Zeit hindeute der Geist Christi, der in ihnen war, so ist nun und nimmermehr ein gleiches Erforschen des neutestament- lichen Prophetenworts einem Ausleger der Gegenwart zur Sünde anzurechnem Möchte man darum doch aufhören, bei Gelegenheit des vorliegenden Ausspruchs des HErrn sich iiber den frommen J. A. Bengel Frzumachem daß er überhaupt gewagt habe, zur ffenbarung Johannis ein Berechnungsshstem aufzu- stellen, und sich die Hände darüber zu reiben vor Freude, daß dies System sich .als Jrrthum gestellt habel Bengel hat unsern· Ausspruch C risti wohl besser verstanden und gewürdigt, als seine ad- ler: l) redet der syBErr nicht von Ungebührlichkeit und« Unziemlichkeit in etreff des Wissens um Zeit und Stunde, die der Vater seiner Macht vorbehalten hat, sondern er sagt nur, daß dies nicht Sache der vor ihm stehenden Elfe sei, nicht u ihrer Amtsausrüstung ehöre; - und 2) legt er auf as ,,euch« damit einen Ziachdruch daß er es an die Spitze des Satzes stellt: ,,nicht euch kommt es zu, nicht eure Sache ist es« (v l. die Wortstellung im griech. Grundtext), womit er angdeuten daß er den Einen unter ihnen schon bestimmt habe, künftig nähere Aufschlüsse zu empfangen -(Joh. 21, 22), den Uebrigen aber nach Maßgabe der Zeit, in welche ihre Wirksamkeit falle, und der Aufgabe, die sie zu erfüllen haben, dieselben verweigern müsse. Gleichwie es dem HErrn Christus selber nicht zukam, so lange die Tage seines Fleisches währeten, Ta und Stunde seiner eigenen Zukunft zu wissen (Mar. II, 32), was aber nicht ausschließh daß sofort von seinem Stande der Erhöhung an ihm alles klar und bewußt war, so kam es auch den Aposteln nach ihm nicht zu, Zeit oder Stunde kennen zu lernen, welche der Vater seiner Macht in Beziehung auf die Wiederaufrichtung des Reiches in Jsrael vorbehalten, solange noch die Gnadenzeit für Jsrael währete und vorerst das Evangelium an die Beschneidung mit aller Mars; e- trieben werden mußte (Matth. 23, 34); ein solches issen hätten die Apostel jetzt noch nicht können tragen. Ganz anders aber standen die Dinge, als nun die Herrlich- keit des HErrn vom Tempel und von der Stadt ge- wichen (Hes. 10, 18 f.;- 11, 22 D, die christliche Ge- meinde aus Jerusalem· ausgezogen (Sach. 14, 3 ff.) und hinfort nur noch ein Evangelium an die Vorhaut u verkündigen war; da mußte demjeni en Apostel, den sich der HErr zum Propheten seiner Zukunft erkoren hatte, nicht nur im Gesicht gezeigt werden, daß die Verheißung für Jsrael noch nicht zu Ende sei und schließlich doch noch erfüllt werden würde, sondern es mußten ihm auch die Zeitläufte und Zeitpunkte ange- geben werden bis zur Wiederaufristung des Reiches heraus- . babylonischen Gefangenschaft und dem Daniel die Zeit bis auf Christum genau bezseichnet worden ist (Jer 25,11; Dan. 9, 24 ff.). it dem Verständnis; dieser in der Osfenb. Joh. niedergelegten Prophetie verhält es sich dann ähnlicher Weise: es kann Zeiten geben, wo es der Gemeinde Christi noch nicht gebühret, dieses Verständnisses sich zu bemächt1gen, und der HErr es ihr darum versagt; es können aber auch Zeiten kommen, wo solch Verstiindniß für sie zum Bedürfnis; wird, und da wird es ihr auch gewährt· Gerade die Z ahlen aber sind für letztere Zeiten die Ziffern - an der Uhr im Hause Gottes, die Auslegung bildet den Zei- ger; und fchlägt nun die Stunde, daß-auch nzirklich sich erfüllt, worauf der Zei er gewiesen, so ist die Auslegung als richti erwiesen. ,,Zeichen der Zeit« ausstellen zu wollen it meist ein sehr mißliches Ding, denn diese wiederholen sich; so z. B. spielen ge en- wärtig im Orient sich Dinge ab, die im 3·Jahrze ent unsers Jahrhunderts alle schon einmal dagewesen und einen ganz ähnlichen Verlauf, wie der bisherige, ge- nommen haben —— ob sie aber schließlich bei demselben Ausgange anlangen werden? Wir haben in der Be- merk. zu Joh. 16, 13 unter fis, wo wir auf die hier vorliegende Stelle schon einmal Rücksicht genommen, ein Rechenexempel aufgestellt, das auf jene Frage Be- scheid giebt; der Leser wird sich’s zu deuten wissen, wenn er sich erinnert, daß das J. 622 n. Chr. der Anfang der muhamedanischen Zeitrechnung ist, zu die- sem Anfang darf er nur die für die Dauer der muha- medanischen Heidenwirthschaftnach Offenb. 11, 2 in Gottes Rath bestimmten 42 Monate = 1260 Jahre hinzurechnen, so kennt er auch das Ende derselben. 9. Und da er solches gesagt fund, zum Abschied sie zu segnen, die Hände aufhub Luk. 24, 5.0], ward er aufgehoben swie von unsicht- barer Hand Philipp. 2, 9 langsam in «die Höhe gerückt] zusehens fsichtbarlich von der Erde zum Himmel emporschwebend, so daß er dies Mal nicht wieder, wie bisher, plötzlich vor ihnen verschwand], und eine Wolke nahm ihn [dann, als er nun ihrem Anblick entzogen werden sollte] auf vor ihren Augen weg« [vgl. Z. Kön 2, 12]. 10. Und als sie [in anbetendes Schweigen versunken, auch da noch mit unverwandtem Blick] ihm naehsahen gen Himmel fahrend, siehe, da stunden bei ihnen [ohne daß sie ein Heran- kommen derselben bemerkt hätten, auf einmal] zween Männer in weißen Kleidern snämlich ngel, wie in Luk. 24, 4; Joh. 20, 12]. 11. Welche labgesehen von dem Tröftlichen und Erwecklichem was an sich selber schon in ihrer Erscheinung lag] auch sagten [den Trost und die Erweckung, die sie zu bringen hatten, noch eigens in Worte kleidend]: Ihr Männer von Galilåa [in den Augen der Welt zwar verachtet, aber als Jiinger des Jesu von Nazareth von Gott reich- begnadigt], was stehet ihr und sehet gen Him- mel [als gäbe es auf dem Schauplatz der Erden- welt für euch nichts zu thun]? Dieser Jesus, welcher von euch ift aufgenommen gen Him- mel, wird kommen [auf dieselbe Weise vom iikJskaei, gieichwie einst dem Jekemia die Jahre des: ] Himmel in einer Wolke herabgetragenL wie ihr Christi Himmelfahrt Der Jünger Beisammensein in Jerusalem. 353 ihn svon einer Wolke e1nporgetragen] esehen habt gen Himmel fahren« fund deß ollt ihr ja seine Zeugen sein Kap. 2, 33 ff. u. 3, 21.] V) Die Handlung zerfiel demnach in zwei Theile: erst erhob sich der HErr zusehends, die Augen der Apostel konnten ihm eine Weile folgen, wie e·r in die Höhe schwebte; dann aber nahm eine Wolke, von« unten her kommend, ihn vor den Blicken der Jünger hinweg. (Lechler.) Die Wolke, welche ihn in sich aufnahm vor ihren Augen hinweg, ist die sichtbare Offenbarung der Gegenwart Gottes, welcher den Sohn zu sich in die Herrlichkeit des Himmels nimmt· (Meyer.) Es ist nicht gerade ausgesprochen, daß der HErr kraft seines eigenen Willens sich der Wolke entgegenbewegtez ich möchte aber das »ward ausgehoben«, wo uJoh.3,13 u. 20, 17 ein volles Recht geben, so fassen, daß es von der eigenen Bewegung Christi herrührt. Jesus wollte jetzt gen Himmel ausfahren und erhob sich über die Erde; sein Wille war auch seines Vaters Wille, er wußte ja stets Zeit— und Stunde — dem zu Gott auffahren wollenden HErrn kam die ihn aufnehmen wollende Wolke auf Gottes Veranstaltung entgegen. (Nebe.) Da in der Art -der hier dargestellten Himmel- fahrt Christi die Kluft zwischen Himmel und Erde nicht durch einen plötzlichen Akt übersprungen, sondern in ruhiger, anschaulicher Continuität durchmessen wird, so wird die irdische Vergangenheit Jesu in keiner Weise abgestreift oder auch nur zurückgeschobem sondern als ein bleibender ewiger Grund festgehalten und mit himmlischem Lichte verklärt. Das also, was durch diese irdische Vergangenheit an efangen und gestiftet ist, wird durch die Aufsahrt ni t etwa zurückgelassen oder verlassen, sondern wird, so gewiß als die leib- liche Existenz Jesu einer freien und himinlischen Da- seinsform gewürdigt wird, einer erhöheten Kraft und eines gestei erten Lebens theilhaftig werden müssen. Während die Ausfahrt des Elias dem Fluge eines Vogels zu vergleichen ist, dem niemand nachfolgen kann, ist dieAuffahrt Jesu wie eine Brücke, die zwi- schen Himmel und Erde geschlagen ist für alle, welche durchssein irdisches Leben zu ihm hingezogen worden sind. (Baümgarten.) »Es) Wie treu ist der Heiland! Er war kaum aus den Augen seiner Jünger weg, so sendet er zween seiner himmlischen Boten, sie zu stärken; das war gleichsam ein Angeld zur Erfüllung seiner großen Zu- sage von der Sendung des Geistes. (Ap. Past.) ,,Jhr Männer vons Galiläa«, so werden die Jünger ange- redet, und einen höheren Ehrennamen konnten jetzt die Engel nicht 'für sie ersindenr seitdem der Galiläer Jesus den immel eingenommen, war das Wort er- füllt, das esaias (9, I f.) von der Heiden Galiläa weissagt; das Thörichte vor der Welt hat der HErr erwählt. Darum war es auch für sie nicht Zeit, klein- müthig gen Himmel zu starren, als sei nun der Him- mel und des Himmels Herr ihnen genommen, als sei nun für sie kein andrer Rath als der, einsam in un- gestillter Wehmuth ihr Leben auf Erden zu verträu- men; sondern sie sollte1i nun recht in ihrer Galiläer- würde (Kap. 2, 7; 4, 13 ff.) hervortreten, sollten durch Wort und That beweisen, daß, wenn wirklich aus Galiläa kein Prophet aufstünde (Joh. 7, 52), Gott für dies verachtete Land noch etwas Besseres zuvor ver- sehen habe — Galiläer sollten nicht Propheten, sie sollten mehr sein, nämlichApostel des großen Gottes, welcher herrschen muß, bis daß alle Feinde ihm zum Schenkel seiner Füße gelegt sind, und dessen Himmel- fahrt nichts Geringeres als sein erster Aufbruch zu seiner Wiederkunft ist. (Williger.) D ächseps Bibelwerb VL Band. 12. Da sdes Befehles Christi in V. 4 sich erinnernd] wandten sie um gen Jerusalem von dem Berge, der da heißet der Oeiberg, welcher nahe ist bei Jerusalem und liegt lnicht weiter als] einen Sabbatherweg szu 2000 Ellen Z. Mos. 19, 3 Anm.] davon. « .13. Und als sie hinein kamen siu die Stadt], stiegen sie auf den szu stiller Zurückgezogenheit am geeignetsten scheinenden] Söller sjenes Hauses, welches sie wohl schon in Joh. 20, 19 u. 26 zu . ihren Versammlungen benutzt hatten Z. Mos. 22, .8 Anm.], daldenn [während der Zeit bis zu Pfingsten] sich enthielten sals an der Stätte ihres gemeinschaftlichen Verbleibens sich aufhielten, die Else, welche hier nochmals namentlich ausgeführt sein mögen, vgl. Matth. 5, 1 Anm.]: Petrus und Jakobus «[der Aeltere], Johannes und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomilus soder Na- thanael] und MaithäuG Jakobus sder Jüngere], Alphåi Sohn, undSimon Zelotes [oder von Kann] und Judas [der Bruder] Jacobi sdes Jüngeren]. 14. Diese alle waren stets bei einander ein- inüthig mit Beten und Flehen [wie sie auch an den Gottesdienste1i des Tempels» regelmäßigen Antheil nahmen], sammt den Weibern [Luk. 23, 55; 24, 10] und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern ssoweit sie nicht zum Apostelkreise selber gehörten, und übrigen-Verwandten Luk. 23, 49]. s Als die Apostel die Stadt wieder betreten hatten,- zerstreuten sie sich nicht, sondern blieben einmüthig beisammen und bereiteten sich auf die verheißene Aus- gießung des Geistes ernstlich vor mit Gebet, Wenn in Luk. 24, 53 gesagt wird, daß sie allewege im Tem- pel gewesen seien, so kann nur das gemeint sein, daß sie in den gewöhnlichen Gebetsstiindem w-o alles Volk den Tempel zu besuchen pflegte, sich auch dort einsau- den; in der übrigen Zeit dagegen widm·eten sie si·ch auf dem Obergemach eines Hauses, vom Geräusch der Welt abgesondert, heiligen Beschästigungenz Das be- treffende Privathaus war wohl dasselbe» in »welche·m wir an den oben angegebenen Stellen die Junger in der Zeit -der Erscheinungen des Auferstandenen bei- sammen finden; und dies war vielleicht weiter das- . selbe, in welches Johannes die Mutter des HErrn bei sich aufnahm (Joh.19,27), daher wir auch »unter denen, die mit zu der heil. Versammlung gehorten, diese, die Maria, nebst den Brüdern Jesu antreffen. Von den Brüdern Jesu selber oder seinen Vettern (Mark. 6, Z) befand nur der eine, Joses, sich nicht schon in der Zahl der Apostel, war aber ohne Zweifel noch in den Tagen des irdischenDaseins des HErrn vermöge der engen Verbindung mit den beiden Marien, seiner eigenen Mutter und der Mutter Jesu (vgl. Matth. 27, 56 u. 61) bereits zum Glauben gelangt; mit den unter dem Ausdruck ,,Brüder« inbegrifsenen Schwägersleuten dagegen »(Joh.·7, 3 .·), auf die schon das Kreuzesleiden Jesu einen tiefen indruck gemacht haben mochte (Luk. 23, 49, geschah der Durchbruch zum Glauben erst bei der rscheinung des Auferstani denen auf dem Berge in Galiläa (Matth· 28, 16 ff.), die sie unter den 500 Brüdern in 1. Cur. 15, Fsinit erlebtein Daß« St. Lukas die elf Apostel noch einmal 23 354 Apostelgeschichte l, 15—-22. namentlich aufführt, hat den Zweck, gleich zu Anfang seines Buchs die Personen in den Vordergrund u stellen, welche den Mittelpunkt der Gemeinde Christi bildeten und denen zunächst die Verheißung des Geistes ertheilt war: der Apostola"t, indem er ein für alle Mal den Grund der Kirche legen sollte, steht in der- selben einzig da und ist nicht zu verniischen mit dem Presbhterat oder Episcopah der nachinals an die Stelle getreten; auch Petrus, obwohl er an sich einer jeden Gemeinde als Apostel gegenübersteht, ordnet gleich- wohl in den schon von einem andern Apostel gegründeten Gemeinden den vorhandenen Aeltesten sich einfach als Mitältester zu (1. Petri 5, 1 vgl. I, l). H. v. its-gis. (§ 131 i» de: ein. zum 1I. nun) Mußte nach dem, was der Hutte« noch bei seiner Him- melfahrt denIiingrrn bezeugt, hatte, Jerusalem der Ausgangspunkt ihres Zeugnisses an die Welt sein und also dem Vottie Israel das heil zu allererst ocrtiilndigt wer- den ini ttlanien Beste, des Getireuzigtkn und Erhiiheiem so stand ja die Bedeutung der Zwötfzatsl für den Kpostetliteis noch fest; da sie nun nleht sticht voll, son- dern um Judas, den Verräther, verkürzt war, so ist es eine ganz richtige Cinsicht des Petrus, der hier sieh so zeigt, wie er in Loh. St, 7 sich zum Voraus abgebildet hatte, wenn er die Ergänzung der Zahl noch in diesen Vorbereitungstagen sich angetegen sein läßt, und er führt gleich diese erste Sache so hinaus, daß der ltjGrr vom Himmel her, zwar unsichibay doih wirlttiai und wahrhaftig, eingreifen und denjenigen von denen, die während seines irdischen Lebens bei ihiii gewesen, be— zeichnen.ttann, der nach seinem Willen in die valiante Stelle eintreten solt. (Episiek ciin St. lliaiihiastiigex V. t5—26) Vgl. die Vorbem. zu Matth. 11, 25 ff. Jn Be- ziehung auf sein Ende schwankt die Tradition, ob sie ihn ebenso, wie den Petrus, den Kreuzestod soll er- leiden oder, wie den Johannes (Joh. 21,« 18 ff.), sauft und ftill einschlafen lassen. Will man in solchen Jah- ren, wo über freie Texte gepredigt wird und der 24. Februar auf einen Sonntag fällt, den vorliegen- den «Abschnitt zum Predigttext nehmen, so kann (nach Langbein) das Thema lauten: Daß uns bei der Lösung Jeder schwierigcn Lebensaufgabe allein das Wort Gottes sicher leitet; 1) es läßt uns auch die verwickeltsten Verhältnisse, in die wir verfetzt sind, als göttliche Schickungen betrachten, 2) es giebt unssdie rechte Anleitung, die einschlagen- den Umstände, welche uns auf den rechten Weg leiten können, klar zu überschauen, und Z) lehrt uns im gläubigen Gebet dem HErrn selbst die endliche Ent- scheidung anheimzugebem 15. Und in den Tagen [auf welche das in V. M; Gesagte sich bezieht] trat auf Petrus Unter die Junger svermöge der m Joh. 21, 15 ff. ihm vom HErrn ausdrücklich erneuerten Primatstellung in der Gemeinde schon jetzt als »der Mund der Apostel und die Spitze ihres Chors« handelnd] und sptach (es war aber san dem Tage, da dies geschah] die Schaar der Namen zu Hauf sder eigens gezählten Ofsenb· Z, 4; 11,"13., an dek- selben Qertlichkeit versammelten Personen] bei hniidert und zwanzig [und stellte mit dieser Zahl =« 12 X 10 in umsassender Weise die Gesammt- heit des Hauses Israel dar Kap. 26, 7]): Während in V. 13 f. von den elf Aposteln, den froinmen Weibern, der Mutter Jefu und seinen Brü- dern die Rede war, deren Gesammtheit nur etwa zwanzig Personen ausmachte, erscheint nun hier auf einmal eine Schaar von einhundertundzwanzig Namen; schwerlich waren diese Hundert, die da hinzukommen, Glåubige aus Jerusalem, wie man in der Regel ohne weitere Begründung voraussetzt — die hätten doch gewiß gleich anfangs zur Genossenschaft sich gehalten und wären dann unzweifelhaft schon in V. 13 f. von Lukas erwähnt worden, auch findet sich, abgesehen von Nicodemus und Joseph von Arimathia, in den Evangelien keine Spur von solchen Gläubigen Wir müssen also annehmen, daßhier einer der lFten von den zehn Tagen zwischen Hitnmelfahrt und fingsten, und zwar frühestens der 21. Mai oder gar erst der Vor« tag-des Festes gemeint sei, und daß an diesem Tage von den fünfhundert Gläubigen in Galiläa (1. Cur. l5, 6) sich jene Zahl zu Jerusalem auf das Fest ein- gefunden und daselbst alsbald der Genossenschaft an- eschlossen hatte; diese waren ja solche, welche nach 3iatth.28, 16 ff. Zeugen sein konnten der Auferstehung Jesu (vgl. V. 22), von der sie sich bestimmt überzeugt hatten, in Jerusalem dagegen ist außer der Maria Magdalena, dem Simon Petrus, den beiden Jüngern von Emmaus und den elf Jüngern sonst niemand eine Erscheinung des Auferstandenen zu Theil» geworden, so daß auch von dieser Seite her obige Voraussetzung der Ausleger sich als unzutreffend und unbedacht erweist. Dergleichen Voraussetziingen und Annahmen ehen überhaupt noch viele in der theologischen Wissenschaft im. Schwange, wie z. B. auch die, daß St. Lukas von Geburt ein Heide gewesen sei, wobei man sich auf die Stelle: Col. 4, 10—14 stiitzt (vgl. die Schlußbem zu Er. Lucä); aber gerade hier giebt derselbe durch zwei starke Hebraismen in seiner Schreibweise (Namen — zu Hauf, vgl. den Grundtext) sich doch deutlich genug als einen geborenen Juden zu erkennen. Solcher Hebraismen lassen dann noch viele andere sich nach- weisen, und ist es rein undenkbar, daß ein ursprün - licher Grieche, der wiederum für Griechen, und ni t für Hebräer schrieb, sich ihrer sollte befleißigt haben. Its. Ihr Männer und Brüder [Kap. 2, 29. 37], es mußte die sin den nachher V. 20 anzu- sührenden beiden Stellen enthaltene] Schrift et- fiillet werden, welche zuvor gesagt hat derheilige Geist durch den Mund Davids [welchen 1a der eine Psalm sowohl wie der andere zum Verfasser hat], von Juba, der sin der Geschichte: Matth. 26, 47 ff.; Mark. 14, 43 ff.; Luk. 22, 47 sf.; Joh. 18, 3 vff.]»ein Borganger soder Wegführers war derer, die Jesum fingen-«. 17. Denn er war swas zunächft die Erfül- lung der zweiten Stelle betrifft, die von seinem Amte oder Bisthum redet] mit uns ldett Elfenl gezählet [indem er zur Vollzahl unsres Kreises den zwölften Mann abgab] und hatte dies Amt seines Apostels] mit Uns sdie wir es jetzt noch haben] umkommen« [Luk. S, 12——16]. 18. Dieser bat swas dann weiter die erste Stelle betrifft, die den Fluch Gottes ausspricht über die Wohnung und die Hütten derer, auf die fie sich bezieht] erworben den Acker sdurch den Kauf, den die Mitschuldigen seiner That veran- Petri Mahnrede in Betreff der Ergänzung der Zwölszahl 355 stalteten Matth. 27, 6 ff.] um den ungerechteu Lohn [für seinen Verrath, die 30 Silberlinge], Und shat ihn auch als ihm zuständiges Eigenthum dadurch in Besitz, genommen, daß er, nachdem er über demselben] sich erhenkt [hatte, vom Stricke losreißend kopsüber auf ihn gestürzt ist], nnd ist sin Folge solchen Sturzes] mitten entzwei ge- borsten, und alle sein Eingewcide sist dort, den Boden mit seinem Blute besudelnd] ansgeschüttet 19. Und es sdieser Vorfalhan den ich eben erinnert habe] ist kund worden allen, die zn Jeru- salem wohnen, also daß derselbige sim Thopheth oder Thal Ben-Hinnom Jer. 19, 6 gelegeue] Acker sgleichwie schon darum, daß er um das Blutgeld der dreißig Silberlinge erkauft worden Matth. 27, 8., auch weiter um der Besudelung mit dem Blute des Verräthers selber willen] ge- nannt wird (i1us ihre sder Bewohner von Jeru- salem] Sprache) Hakeldama (das ist ein lAcker des Bluts oder] Blutackerlti 20. [Jn dieser Endgeschichte des Judas hat sich, wie schon vorhin V. l6 gesagt, die Schrift erfüllt.] ·Denn es steht geschrieben im Psalmbuch feines-theils in Pf. 69, 26 und· anderntheils in Pf— 10»9, »8]: Ihre Behausung musse wuste werden, und sei niemand, der drinnen wohne-«« sein Blut- und Todtenacker ist aber offenbar ein solcher verwüsteter, unbewohnter Ort]; und [dann weiter :] sein Bisthum [oder geistliches Amt l, Tim. Z, 1., das er so schmählich verscherzt hat] empsahe ein Anderer. 21. So muß nun [damit dieses letztere Wort auch in der Beziehung zur Erfüllung komme, da von einem Andern darin die Rede ist, der das erledigte Bisthum empfahen soll] einer »unter diesen [bei den Hundert, die zu unsrer Versamm- lung hinzugekommen, vorhandenen] Männern, die bei uns [den Elfen] gewesen sind sunsere Wan- derungen und Züge mitmachend] die ganze Zeit aber, welche der HErr Jesus unter uns ist aus- und eingegangen smit uns in beständigem Verkehr gestanden hat Kap. 9, 28], » 22. Von der Taufe Johannis an [vgl. Mark. I, 1 ff.] bis auf den Tag, da er sder HErr Jesus] von uns genommen ist [bei seiner Himmelfahrt Joh. 15, 27],· ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werdens [Kap. 2, 32]. V) Wenn einst der Prophet Elias, bevor er das Feuer vom Himmel über sein Brandopser gegenüber dem Baal herniederrief, den Altar des HErrn durch den Aufbau von zwölf Steinen nach der Zahl der Stämme Jsraels wiederherstellte (1. Kön. IS, 30 ff·), so kann es nicht befremden, daß auch hier die durch Judä Abfall verstümmelte Zwölszahl der Zeugen Jesu wieder« geheilt wird, bevor das Feuer des heil. Geistes auf die Gemeinde hernieder-kam. Es ist Petrus, der emäß seinem Charakter und seiner Stellung den Vor chlag macht, zu den übrig gebliebenen Aposteln einen ztvölften hinzuzufügen; der Vorschlag trägt be- timmte Merkmale, daß hier der heil. Geist auf eine eise zu leiten und zu treiben begann, wie die Jün- ger es zuvor nie erfahren hatten und damals, als ihr Meister noch auf Erden weilte, auch nicht erfahren konnten. Wir bemerken es an dem sicheren Tone, womit wie auf höhere Auetorität hin der Apostel seine Worte ausspricht, besonders aber an der Auffassung der Propheten des alten Testament-s, so ganz über- einstixnmend mit der Art und Weise, wie der Meister selbst in den Evangelien vor dem noch nicht eröffneten Verständnisse der Jünger die Schrift auslegt vgl. Joh. 13, 18; 17, 12. Gar trefflich passen die beiden Stellen aus dem Pfalmbuch, auf die Petrus sich hier bezieht, zu einander und drücken vereinigt das anfängliche Ur- theil über den Verräther unter den Aposteln aus; in beiden Aussprüchen erblickt er durch den heil. Geist eine Weissagung auf das Schicksal Judä und eine An- weisung, wie über sein Amt verfügt werden müsse. (da Costa-J Der Vortrag des« Petrus umfaßt zwei eng zusammenhängende Gegenstände: l) den Abgang eines Apostels, 21 die ersorderlicheBestellnng eines Andern an seine Stelle; beides aber stellt er in das Licht des Wortes Gottes. Daß ein Apostel des HErrn so tief sinken konnte, um denen, die Jesum gefangen nehmen wollten, den Weg zu zeigen, und daß derselbe eines so schauerlichen Todes gestorben war, mußte ernste Bedenken erwecken nnd konnte so leicht zum Anstoße werden, daß es vom großen Belang war, die Sache in das rechte Licht zu stellen; und dies thut Petrus, indem er vorausschicktj daß es so hat kommen müssen, daß es nicht von ohngefähr geschehen, sondern nur die Erfülliing vvn Weissagungen ist, welche die Schrift enthält. avid hat durch Eingebung des heil. Geistes von Judas, seiner That und deren Strafe, nämlich der Verödung seines Eigenthums und der Be- setzung seiner Stelle durch einen Andern geweissagt; dabei will aber Petrus nicht behaupten, daß David persönlich, mit klarem Bewußtsein, bei dem, was er in jenen Psalmstellen sagt, an niemand anders als an Judas und sein Apostelamt gedacht habe, denner sagt nicht, David habe von Judas gesprochen, sondern der heil. Geist habe durch Davids Mund von Judas geweissagt. Und dies stimmt ganz mit der Auffassung zusammen, daß David in jenen Liedern seinen eigenen Schmerz ausgedrückt und seine Feinde, die er wohl kannte, gemeint, aber, vom Geiste Gottes beseelt, Ge- .danken und Worte geäußert habe, die in den Schick- salen des Erlösers ihre vollkommenste Erfüllung in der Wirklichkeit finden mußten, insbesondere in dem fluch- würdi en Verräther, gegen dessen entsetzliches Ende und erstoßung aus dem Amte jede frühere Amtsent- setzung nur ein schwaches Schattenbild war. (Lechler.) "«’««) Die Worte: »auf ihre Sprache« und: »das ist ein Blutacker« sind zwei, in die Rede des Petrus ein- gewobene und für den Standpunkt des Lesers berech- nete Erläuterungen des Lukas, deren Unterscheidung von den eigenen Worten des Petrus er dem Leser selber zutrauen durfte. Es hat durchaus nichts Un- wahrscheinliches, daß der Name bald nach dem Ende des Judas dem zu der ösfentlichen Bestimmung, ein Begräbnißplatz zu sein, angekauften Grundstücke zunächst im Volksmunde beigelegt wurde; daher Petrus schon jetzt (sieben Wochen nach dem Ereigniß) diesen Namen nach dem Zwecke seiner Rede anführen konnte. (Meyer.) Den Töpfersacker im Thal Benhinnom, welchen einst Jeremias zur Stätte und zum. Sinnbild seines Fluches über Jerusalem gemacht, haben die Volksobersten um» die dreißig Silberlinge eingehandelh auf daß Sacharxcks Weissagung (vgl. die Wem. zu 23V 356 Apostelgeschichte 1, 23—26. Matth. 27, 10) sich erfülle und die Sünde des heilands- mörderischen Volkes von dieser Fluchstätte aus zum Himmel schreie; Judas aber hat sein Eigenthumsrecht an diesem Acker geltend gemacht, indem er hinging, gleichtvie Ahitophel in seine Heimath (2. Sam.-17, 23), an seinen ei enen Ort (V. 25) und sich daselbst erhenkte. Entsetzliche esitzergreifungt Kopfüber stürzend ist er mitten entzwei geborsten und all sein Eingetoeide hin- geschüttet; der Strick, mit welchem er sich erhenkte, riß entzwei und sein Leichnam stürzte zerberstend zu Boden. So wurde dieser Begräbnißacker eingeweiht»(Jer. 19, 1l), zur Thatweissagung für die unseligen Juden, die Nachfolger des Vorgängers Judas, welche in dem Heiland das verheißene Erbe von sich» gestoßen und dagegen den Fluch der Schmach und des Todes ein- getauscht haben. (Besser.) Bei Matlhäus wird uns das Urtheil dargestellt, welches der Verräther in seiner unbußfertigen Reue an sich selbst vollzog; hier in der Apostelgeschichte dagegen hören wir die erschüt- ternde Erzählung von dem Strafgericht, das von h öh erer Hand an dem Leibe des Erhenkten vollstreckt wurde. Ebensowenig findet ein Widerspruch statt, wenn Matthäus von einem Acker berichtet, der durch die Hohenpriester für das Blutgeld gekauft worden, während hier von einem Acker die Rede ist, den Jud as durch den Lohn der Ungerechtigkeit erwarb: es ist nur ein rednerischer Ausdruck, dem Eindruck entsprechend, den Petrus hervorbringen will, wenn derselbe den Er- werb des Feldes, welcher in Folge des Verraths durch Mitschuldige geschah, dem Verräther selbst zuschreibtz ein Mißverständniß von Seiten derer war nicht— zu befürchten, die mit den Vorgängen fchon anderweitig vertraut waren. (da Gesten) So kann man« vor solchen, die die Geschichte Napoleons I. kennen, in einer Rede wohl sagen: ,,er hat Krieg geführt mit der ganzen Ist, iäkzd erobert hat er sich ein Grab auf St. Helena«. rar . IN) Die ,,verödete Behausung« kann nicht füglich das Apostelamt des Judas bedeuten, denn in diesem ,,Hirtenhause« sollte ja allerdings statt seiner jemand wohnen; der Acker dagegen, welchen Judas erworben zur Behausung um den ungerechten Lohn, der— ist eine Wüstenstätte des Fluchs eworden, ein Vorbild der Verwüstung, die mit der Z das jüdifche Land kommen follte (vgl. Röm. 1l, 9). Jm Hinblick auf das Apostelamt, welches Judas mit einer wüsten Behausung vertauscht hat, sieht Petrus ein anderes Psalmwort erfüllt. (Besser.) Es leuchtete dem Petrus und allen Uebrigen ein, daß in des Judas Ende ein Strafgericht vorliege, welches man als die« Bewährung und Erfüllung der schrecklichen Flüche an- Zusehen habe, welche David als der alttestamentliche hristus (vgl. die Bem. zu Pf. 109, 8) gegen seine Feinde ausgestoßem so wird denn die göttliche Noth- wendigkeit in dem ersten Psalmworte mit völliger Gewißheit erkannt. Daß man aber auch noch auf ein zweites Lied Davids gewiesen werden mußte, liegt auf der Hand; denn eben dieser andere Psalm ist es, »der in Worten den Fluch nach seiner Weite und Tiefe gerade so beschreibt, wie wir ihn in seiner Wirklichkeit in dem-Ende des Judas ausgeführt finden. Jn diesem Psalm findet sich aber auch eine Aeußerung darüber, wie es mit dem, was dem Verfluchten amtlich an- vertraut gewesen, gehalten werden soll. (Baumgarten.) » f) ,;Einer von denen, die bei uns gewesen sind, die ganze Zeit über«: darin ist zweierlei enthalten — fürs Erste ein Maß der Erkenntniß, es mußte einer sein, der mit Christo, mit seiner Person, seinem Wort und seinen Thaten bekannt war durch eigene An- schauung; und sodann ein Maß der Treue, es mußte erstörung Jerusalems über. einer sein, der die ganze Zeit über- bei Jesu ausge- halten hatte, ohne hinter sich zu gehen wie so viele, ohne sich an ihm zu ärgern wie so manche. (Gerok.) Die Apostel sollten bei ihrem Wirken unter Jsrael vornehmlich Zeugen der Auferstehung Christi sein, weil Christi Lehren und Thaten wie sein Leiden und Tod mitten unter den Juden geschehen »und allgemein be- kannt waren, dagegen der auferstandene Heiland nicht allem Volk, sondern nur ihnen und andern Gläubigen erschienen war (Kap.10,41), und gleichwohl seine Auferstehung der Grund alles Glaubens ist (1. Eor. 15, 14); denn durch die Auferstehung rechtfertigte Gott im Geiste Den, der geoffenbaret war im Fleische, da- durch verherrlichte er den Sohn und in dem Sohne sich selbst« (v. Gerlach.) Daß es Petrus war, der mit dem Vorschlage austrat, lag nicht allein in einer ge- wissen Pünktlichkeit seines Charakters, sondern auch und vorzüglich in seiner Eigenschaft als Erster unter den Aposteln, eine Würde, welche man Rom gegen- über nicht nöthig hat dem Petrus abzustreiten, als ob durch die Anerkennung dieses persönlichen Vorranges Petri für Rom irgend etwas gewonnen wäre. Jeden- falls ohne allen Grund haben einige in dieser Er- gänzung der Zwölszahl eine Voreiligkeit des Petrus erblickt, statt dieselbe seiner Pünktlichkeit zuzuschreiben; diese Voreiligkeit würde dann die ganze Gemeinde zu einem Gebete hingerissen haben (V. 24 s.), dessen sicht- barliche Erhörung in der Anweisung des Matthias nicht verkannt werden kann. Daß in der späteren Berufung des Paulus eine Strafe für die Wahl des Matthias gelegen haben follte (als wenn Paulus nicht jedenfalls eine von den Zwölfen durchaus unabhängige und spezielle Berufung zu den Heiden empfan en hätte), ist eine jener, man darf sagen, unsinnigen Erändungem deren sich in unsrer überkritischen Zeit auch sonst niichterne Geister aus Man el an Ehrfurcht und Ein- falt bei Auffassung des geschriebenen Worts schuldig emacht haben. (da costs-n) Unverkennbar hat die wölfzahl der Apostel von Anfang an eine Beziehung auf Jsrael: sie sind bestimmt, zu allererst Jsrael zu erneuern nnd auf gleiche Weise an der Spitze dieses erneuerten Israel zu stehen, wie die zwölf SöhneJakobs an der Spitze des alten Jsrael (Matth. 10, 5«f.; Luk- 22, 30). Daß diese ursprüngliche Bestimmung der Apostel noch jetzt ganz dieselbe ist, erhellt« aus der so nachdrücklichen Hervorhebun Jerusalems und Judäas in Beziehung auf ihr Wer des Zeusgnisses; ist aber dies der Fall, so muß die durch den Austritt des Judas eingetretene Unvollzähligkeit als ein Mangel erscheinen nnd die Sache stand so, daß entweder die Erwählung der apostolifchen Zwölfzahl durch den HErrn in einem wesentlichen Stücke für immer beeinträchtigt und ver- eitelt dastehen oder aber noch vor derGeistesinittheilung, bei welcher unmittelbar selber fchon die Apostel als Zeugen vor Jsrael austreten sollten, die entstandene Lücke ausgefüllt werden mußte. (Baumgarten.) 23. Und sie [die an diesem Tage Versam- melten V. 15., indem sie die Richtigkeit dessen anerkannten, was Petrus sowohl über die Noth- wendigkeit einer Ergänzung der Zwölszahl als auch über das Erforderniß zu dem in Rede stehenden Amte sagte, und nun eine Prüfung veranstalteten, an welchen Männern unter ihnen dies Erforderniß V. 21 f. sich vorfändej stelleten fals solche] zween [dar, die denn in die Mitte hervortreten mußten], Joseph, genannt Bnksabas [d. i. Sohn des Seba, nach anderer Deutung: Sohn . Unter Zween, welche die Gemeinde stellt, fällt das Loos auf Matthias. 357 des Schwurs], mit dem [lateinischen] Zunamen Jllst lJUftus, der Gerechte], und Matthiam [Matth. 9, 9 AUUL 3], « 24. Beteten sdurch des Petrus Mund, der nun sofort die Handlung weiter führte, wie er sie angeregt hatte] und sprachenktzErr [Jesu, der du derjenige bist, für den es fich um eine nothwendig gewordene Wiedervervollständigung der von dir festgesetzten Apoftelzahl handelt Luk. S, 13., du], aller Herzen Kundigcr [Joh. 21, 17; 2, 24f.], zeige smittels des Looses, das wir jetzt werfen wollen] an, welchen du erwählet hast unter diesen Zlveen sdie wir als Ausgefonderte dir hier dar- gestellt haben], , 25. Daß einer svon beiden] empfahe diesen Dienst und Apostelamt [V· 17], davon Judas ab- gewicheu ist, daß er hinginge an feinen Ort [dem Leibe nach an den von ihm erworbenen nndeigens für ihn zugerichteten Racheort des Blutackers im Gehennathal V. 18 ff., der Seele aber nach an den Ort des höllischen Feuers, davon jenes Thal eine böse Vorbedeutung ist I. Kön. 1,«35 Anm.]. Das in V. 23 Erzähltewird vielfach so aufgefaßt, als ob die Versammlung aus Mehreren, bei welchen das aufgestellte Erforderniß vorhanden war, eine Aus- wahl in den Beiden, die sie dem Petrus zur Ver- fügung stellten, getroffen habe« aber eine folche Aus- wahl wäre offenbar für die Entscheidung des HErrn, die man hernach im Gebet nachsuchte und durch das Loos fich vollziehen ließ, eine unwürdige Beschränkung, ein eigenmächtiger Eingriff gewesen, vielmehr wurden Alle, die dem Erforderniß Genüge leisteten, heraus- gesucht, und. das waren eben nicht mehr als zwei Männer, was fich ja— auch bei der Hö e der Ansprüche, die man machte, von selbst erklärt. äre es nicht auf das »die anze Zeit über von der Taufe Johannis an« ange ommen, worauf Petrus auch in Kap. 10, 36 ff. so großes Gewicht legt, .so wäre z. B. unser Lukas, der gewiß bei der Versammlung mit gegen- wärtis war, ein ganz geeigneter Mann gewesen (vgl. Luk. , 61f.; 24, 13.ff.); überhaupt hätten dann die vom HErrn elber früher ausgesendeten fieb ig Jünger (Luk.10,1 ff. von Haus aus den Kreis müssen bilden, über welchem das Loos geworfen würde. Die Ver- sammlung hat also hier nicht gewählt, sondern nur ausgesondert; sie hat nicht eine theilweise Vor- entscheidung getroffen, sondern nur dem entscheiden- den HErrn das Gebiet abge renzt, innerhalb dessen allein es fich um eine Entschei ung handelte. Bei der ursprünglichen Apostelwahl (Mark. 3, 13; Luk. 6, 13) rief Jesus aus der Menge derer, die um ihn ver- sammelt waren, diejenigen an fich heran, welche er· wollte;- was für Leute er nun überhaupt im vor- liegenden Falle allein wollen konnte, das wußte man wohl, und Petrus hatte. es ausdrücklich ausgesprochen. Durch eine angestellte Prüfung ermittelte man dann dieselbigenz und indem ie beide der Aufforderung, in die Mitte hervorzntretem Folge leisteten, erfüllten sie das, was bei der ursprünglichen Apostelwahl die Her- vorgerufenen thaten: »die gingen hin zu ihm«, damit ihre Willigkeit zum Dienst zu erkennen gebend. Aber i rer zwei bedurfte der HErr nicht, sondern nur einen, während der andere wieder zurücktreten mußte: das war jedoch eine Sache, die weder die Versammeltem nicht einmal die an ihrer Spitze stehenden Elfe entschei- den, noch sie selber unter einander ausmachen konnten, sondern allein Der, der da sendet, welchen er will; es würde geradezu den Wesens-Charakter eines Apostels, d. i. eines vom HErrn Gesandten, aufgehoben haben, hätten hier andere Menschen oder gegenseitiges Uebereinkommen die Sache zum Austrag gebracht, es » konnte allein nach voraufgegangenem Gebet das Loos entscheiden. Ein gleicher Fall kann eigentlich nicht mehr vorkommen, sondern der hier vorliegende steht einzig in feiner Art da und hat ausschließlich im alten« Testament seine Analogieen (4. Mos. 26, 52 ff.); daher die Kirche des neuen Testaments fich gescheuet hat, das Loosen ferner anzuwenden (vgl· die Dem· zu Jos. 7, 18). sit. Und siewarsen das Loos über» sie sper- muthlich in der zu Jos. 7, 16 angegebenen Weise]; und das Loos fiel [Spr. 16, 331 aus Matthiany Und er wardsohne daß etwa die Handlung der Handauflegung «Kap. 8, 17; l3, 3 mit. ihm vor- genommen worden wäre, sondern unter einem« einfachen Dankfagungs- und FürbitteUgebetJ zuge- otdnet den eilf Aposteln sum fortan der zwölfte zu sein]. · » » « So sehr steht die Zwolfzahl fest, daß sie auch für das neue Jerusalem m Osfenb.«2l, 14 noch beibehalten ist; der Apostel Paulus steht außerhalb der dort er- wähnten zwölf Gründe, er ist der Apostel der Heiden, die Heiden aber wandeln nur in dem Lichte der Stadt, die er HErr aus Israel ausgebauet hat, und während das zu beiden Seiten des Stromes stehende Holz des Lebens zwölferlei Früchte trägt für die zwölf Ge- schlechter des Hauses Israel, dienen zur Erhaltungder Gesundheit der Heiden die Blätter des Holzes ( ffb 2«1, 24; 22, 2). Es ist also nicht richtig, wenn man die Zwölfe als die Apostel der Grundlegung und den Paulus als den Apostel der Fortbildung hat bezeichnen wollen; die Zwölfe sind die Apostel des natürlichen Oelbaums, Paulus ist der Apostel der darein einzu- pfropfenden Zweige. Das 2. Kapitel. tiusgiefzung des heiligen geistexz von Peiro mit einer nützlichen Predigt aertheidiget B. arti» hauptiheil (e»ap.2—12): aeschichte der åirehe von ihrer Gründung an liig dahin, wo sie, los— gelöst von der ziiuttergemetnde in Jerusalem, unter den Heiden durch den fsir diese verordneten Apostel sitt) auf— baut (von 30—46 n. Chr.). . I« Der erste, Rad. 2—7 umfassende Abschnitt stellt die Gemeinde in Jerusalem dar, ihre wunder- bare Psingitgriindung nnd ihre heilige psingligesialtz das Wunderzeichen im dlamen Sein, das den Kpolteln die erste Verantwortung vor der jftdisihen Obrigkeit Wicht, die erste ttukhthandlung in der Gemeinde und das erste Leiden der Apostel, die erste Spaltung unter den Heiligen und die erste Gliederung des heil. Amte, der erste Märtyrer— und die erlie Verfolgung der Kirche. a. v. 1—4l (§ 132): die wunderbare Ystngfb gründung oder die xtusgieszung dek- heilige« Geistes— ulier die xttpostel und die Zsirkuug der Yflugstpredigt Petri. 358 Apostelgeschichte 2, t -—2. (Epillek am heil. psingsisist.) Warum die eigentliche G eschichte des Tages nicht zum Psingst-Evangelium, wie man erwarten sollte, verordnet worden, ist in der Eint zu Joh. 14, 23 mit Bezugnahme auf die Bemerkung zu Ruth 2, 4 schon bemerkt; während nun aber die zum Evangelium bestimmte Rede Christi von einem immerwährenden Pfingsten handelt, welches der HErr bei den Gläubigen aller Generationen und in ihren Herzen feiern will, kommt die Thatsache jenes ersten Psingstwunders, wie es« sich der Verheißung gemäß an den Aposteln vollzog, in der hier vorliegenden Epistel zur Sprachez dieselbe ist wie ein Anfang und wie eine Grundstufe alles Pfingstens, das bis zur Wiederkunft Christi auf Erden gefeiert werden wird, anzusehen. Die alte Kirche hat die Perikope mitdem 11. Verse abge- schlossen, sie mochte sich nicht, ie es scheint, in ihrer Festfreude stören lassen durch ie Erinnerung, daß die große Festthatsache so ganz verschieden von den Leuten aufgefaßt wurde, sie wollte sich ungetrübt dieses — Tages freuen, den der HErr ihr gemacht« die evan- gelische Kirche dagegen hat die beiden Schlußverse hinzugenommen, indem sie nicht darüber sich täuscht, daß die Kirche aus Erden nie eine triumphirende ist, sondern allewege eine streitende, und sich willig dem unterwirft, da es heißt: ,,hier durch Spott und Hohn, dort die E renkron«. — Was begab sich, da der Tag der fingsten erfüllet war? I) es geschah eine neue Offenbarung, 2) es nahm eine neue Schöpfung ihren Anfang, Z) eine neue Aufforderung an die Menschheit machte sich geltend. (Krummacher.) Die Ausgießung des heil. Geistes: 1) die nothwen- digen Voraussetzungen derselben, 2) die äußeren Zeichen, unter welchen er erscheint, Z) die Kraft, welche er so- fort an den Jüngern beweist, 4) die Wirkung, welche er auf das herbeigeströmte Volk hervorbringt. (Lang- bein.) Das gnadenreiche Kommen des heil. Geistes: 1) wie er kommt, L) was er brin t, Z) wel- chen Eindruck sein Wirken macht, 4) wie seine gBirkungen beurtheilt werden. (P. Lange.) Der Geist der Pfingsten: I) zu dem Betenden kommt er, Z) rei- nigend und Eündend wirkt,—»er, Z) zum Zeugniß befähigt er, 4) zur ntscheidung treibt er. (Sommer.) Die Bahnen, die der heil. Geist einschlägt: 1)vom Himmel kommt er her, 2) in die Herzen zieht er ein, Z) zur Welt dringt er hinaus. (D.) Wie Gott schon in der Stiftung der Kirche Christi ihre Art nnd ihren Gang geoffenbaret hat: 1) er ließ in Bild und Gleichniß die Macht sehen, aus der sie in’s Leben tritt und -sich erhält; 2) er enthüllte ihre Be- stimmung, aus der zerrissenen und gespaltenen Menschheit wieder Eins zu machen; Z) er ließ auch den Widerspruch erscheinen, der ihr begegnen würde, den sie aber überwinden sollte. (v. Burgen) Die Bedeutung des Pfingstwundersu 1) Erfüllung göttlicher Verheißung, Z) Weissagung völliger Erfül- lung. (Anacker.) » 1. Und als der Tag der Pfingsten er- fullet smit Eintritt des 50. Tages nach dem zweiten Ostertag das eintägige Fest der Wochen 5. Mos. 16, 10 u. 16; Z· Mos. 23, 22 Anm., welches nach diesem seinem Termine auch Pfingsten, d. i. der fünfzigste Tag hieß 2. Macc. 12, 32., herbeikommen] war, waren sie alle [von denen m Kap. I, 14 u. 15 die Rede war, ebenfalls in ihrem gewohnlich en Vers ammlutigslokalj einmuthtg bei einander. " den siebenten Tag zum Feiertag geheiligt Gleich in diesem ersten Verse des Kapitels kommen drei wichtige, die äußeren Umstände und Verhältnisse betreffende Fragen zur Verhandlung: I) das Datum der Begebenheit oder der Tag des Festes, L) der Umfang der Versammlung und Z) der Ort ihrer Zusammenkunft Was den ersten Punkt anlangt, so wurde schon zu 2. Mos. 19, 15 u. Z. Mos. 23, 11 an- . gegeben, daß die jitdische Weise, den Pfingsttag zu be- rechnen, von dem 16. Nisan anhob, und was für ein Wochentag nun dieser in jedem Jahre gewesen war, ein eben solcher Tag war auch der Pfingsttag; da Christus nach dem Bericht der heil. Evangelisten am l5. Nisan als an einemFreitag starb, so war der 16. Nisan ein«Sonnabend, und folglich auch der 50. Tag darnach, der Pfingsttag ein solcher. Diesem sicheren Ergebniß der Schriftforschung hat man auf dem einen oder dem andern Wege zu entgehen gesucht, namentlich hat man gemeint, die Berechnungsweise der Baithusäer, welche den in Z· Mos. 23, 11 gemeinten Sabbath nicht von dem ersten Tage des Osterfestes (15. Nisan), sondern von dem in die Osterzeit fallenden Wochensabbath verstanden, wonach das Psingstfest in jedem Jahre ohne Ausnahme auf einen Sonntag fallen mußte, schon aus die Zeit Jesu und der Apo tel über- tragen zu dürfen; aber mit dergleichen wi kürlichen Annahmen ist uns. nicht eholfen, wir haben es eben einfach anzuerkennen, da der Tag des ersten christ- lichen Pfingstsestes ein Sonnabend gewesen und daß die nachherige Weise der Kirche, ihren Geburtstag nicht an diesem Wochentage, sondern lieber an einem Sonn- tag, dem Gedächtnißtage der Auferstehung Christi, zu feiern, einer Verschiebung des Termins seine Ent- stehung verdankt, indem man den 50. Tag nicht nach dem jüdischen 16. Nisan, sondern nach dem christlichen Ostertage berechnete. So müssen wir also die in Katechismuserklärungen und Kirchenliedern häufig aus- gesprochene Meinung, daß nicht blos darum der-Sonn- tag an Stelle des Sonnabend zum Feiertag der Christenheit geworden, weil an einem Sonntag Christus von den Todten auferstanden, sondern auch darum, weil an einem Sonntag der heil. Geist über die Apostel ausgegossen und die» christliche Kirche in’s Dasein getreten ist, in diesem weiten Punkte als irrig in Anspruch nehmen; die Sache verhält sich vielmehr anders. Nicht zunächst als eine heiden-, sondern als eine judenchristliche neutestamentliche Gemeinde hat der HErr seine Kirche gestiftet, denn er war, wie St. Paulus schreibt (Röm. 15, 8 f.), ein Diener der Be- schneidung um der Wahrheit willen Gottes, zu be- stätigen die Verheißungem den Vätern geschehen; so mußte er sie an demselben Wochentage stiften, an wel- chem einst durch die Gesetzgebung vom Sinai die alt- testamentliche Bundesgemeinde hergestellt worden ist (vgl. Jer. 31, 31ff.), und wenn nun ebensowohl die alt- wie die neutestamentliche Bundesstiftung unter wunderbaren Vorgängen vom Himmel her an einem Sonnabend stattsand, so entspricht das trefflich dem Zwecke, für welchen Gott schon bei der Weltschöpfung Gründung der Kirche durch die Ausgießung des heil. Geistes, wie sie einerseits eine Ver» eisti ung des jü- dischen Crntefestes ist, das man am fingsttage beging, des Festes der ersten Ernte (2. Mos. 23, 16; 4. M. 28, 26), indem jetzt der zur Rechten Gottes« erhöhete Christus jetzt wirklich die Erstlinge seiner Ernte aus dem Volke seines Eigenthums einheimste, so ist sie andrerseits auch eine neue Sabbaths-We1he für Israel, dem der Sabbath zum ewigen Bundeszeichen egeben war (2. Mos. 31, 15 .); und so sehr hat Jesus auf dieses Bundeszeichen ür seine aus Jsrael gesammelte hat· Die« · selbst durch seine Leitung Der Tag der Pfingsten. 359 Gemeinde gehalten, daß er in Matth. 24, 20 noch für die Zeit, wo er diese Gemeinde nun würde aus der Masse des verstockten und « erichtsreifen Volkes heraus- ziehen müssen, gebietet: ,, ittet, daß eure Flucht nicht geschehe am»Sab»bath«. Aber nun geschah die Flucht nach Pella, wie wir im It. Anh. d (Nr. 4«——6) nach- ewiesen haben, an einem Sonntag, nnd an dem- selben Tage empfing Johannes auf Patinos die Offen- barung: das war wie ein zweiter Pfin sttag, wie ein zweiter Gründungstag der Kirche, ie fortan, völlig von Jsrael losgelöst, allein als eine heiden- christliche sich ausgestalten sollte, bis mit Jsraels Wiederannahme der HErr gleichsam fein Laubhütten- fest, das Fest der vollen Ernte (2. Mos. 23, 16; 4. M. 23, 39 ff.), halten würde (Sach. 14, 16 fs.); von diesem Gesichtspunkte aus ist es ganz recht und von Christo und die Einwirkung seines Geistes herbeigeführt, daß die Kirche während der ganzen Zeit, fürwelche das Wort in Matth. 21, 43 gilt, ihren Pfinäst g an einem Sonntag begeht (vgl. das zu Matth. 8, 15 über die Heiligung des Sonn- tags anstatt des Sonnabends Gesagte). — Was ierauf weiter den Umfang der Versammlung betri t oder die Anzahl derer, die am Tage der Psingsttage bei einander waren, so ist es völlig verkehrt, wenn man das ,,alle« auf die Apostel, deren Zahl fich nun wieder auf» wölf belief, hat einschränken wollen; davon hätte schon V. 14 in Verbindung mit V. 15 abhalten sollen, wo deutlich genug Petrus mit den Elfen -sich von Andern, die ebenfalls anwesend waren und mit andern Zungen redeten, unterscheidet. Auch hat St. Lukas schon in Kap. l, «14 u. 15 uns eine größere Versammlung, als die der Jünger im engeren Sinne, vorgeführt und von einem einmüthigen Beisammensein derselben in dem nämlichen Lokal geredet; da hätte er hier nicht aber- mals von einem solchen Beisammensein aller können« reden, wenn er blos die Zwölfe gemeint hätte, ohne dies ausdrüiklich zu sagen. Zugleich erfordert der Wortlaut der Weissagung in Joel Z, 1 f., ·welche jetzt in ihrer Erfüllung sich darstellen sollte (V. 16 ff.), daß die Versammlung eine gemischte war und nicht blos aus den Zwölfen bestand. Wir haben da jedenfalls auf« die Schaar »der Hundertundzwanzig in Kap. 1, 15 zurückzugreifenx es können aber ihrer auch noch andere von den Anhängern Jesu in Galiläa inzwischen hin- zugekommen sein. Das Lokal der Versammlung» nun ist ohne Zweifel ebenfalls dasselbe, wie an der eben ange ührten Stelle, so daß wir in V. 2 bei dem Aus- druckx »das anze Haus» an eben dies Privathaus zu denken ha en. Zwar hat man gemeint, es bringe besser den Gedanken zum Llusdruckspdaß der neue geiftliche Tempel der Kirche Christi aus der Hülle des alten Tempels hervorgegangen, und die seierliche Jnauguration dieser Kirche trete imponirender hervor, wenn sie im Heiligthum des alten Bandes vor sich egangen, und hat deshalb lieber an einen der dreißig Eäle denken wollen, welche nach Josephus in den Neben ebäuden des Tempels sich befanden (Matth. 4, 7 Lgims Da nun nach V. 15 es eine der Gebets- eiten war, wo das Psingstereigniß geschahj so» ließe sich doch wohl annehmen, daß die Jünger da nicht m einem Privathause, sondern oben im Tempel beisammen waren, wie denn in Luk. 24, Zsausdrücklich von ihnen. berichtet wird, daß sie sich allewege zum Tempel hielten. Letzteres nienz ist allerdings der scheinbarste Grund für diese Ansicht: indessen ist es doch auf der andern Seite sehr unwahrscheinlich, daß von den iüdischen Oberen, die gegen Jesum so feindselig gesinnt waren, dessen Anhängern sollte ein eigener Saal in den Tempel- räumen zu ihrer Versammlung überlassen worden sein. Daran allerdings hinderte man sie nicht, unter der Menge des übrigen Volks a1n Gottesdienst im Tempel Theil zu nehmen; zu einer eigenen, sozusagen separatiftischen Versammlung dagegen waren sie unbedingt auf ein bloßes Privathaus beschränkt, auf eine solche separatistische Versammlung aber kommt es, wie wir hernach sehen werden, hier an. Was nun den Umstand betrifft, daß es jetzt gerade eine Gebets- stunde war und sie da nach ihrer bisherigen Gewohn- heit sich aus dem Privatlokal nach dem Volksheilig- thum hätten verfügen müssen, um unter die übrige Menge sich zu mischen, so ist es wohl auf einen inneren Antrieb ihres himinlischen HErrn geschehen, daß sie gerade heute zurückblieben und privatim ihre Andacht fortsetztenz wenigstens die Zwölfe mögen ein Bewußtsein davon gehabt haben, daß nunmehr das ,,nicht la1ige nach diesen Tagen« in Kap. l, 5 sich er- fülle und daß sie darum für dies Mal von dem übrigen Volk abgesondert bleiben müßten, damit der HErr ein Besonderes an ihnent un könne; denn in der That mußte die neutestamentli )e Gemeinde nach dem, was Christus in Matth. 23, 38 den Juden gesagt hatte, mehr, als eine vom Tempel aus g eschied en e, denn als eine aus dessen Hülle hervorgegangene erscheinen, und den Petrus hören wir hernach (V. 40) ausdrücklich sagen: ,,lasset euch helfen von diesen nnartigen Leuten«. Vom Tempel hatte der HErr schon in Joh. 12, 37 seine Herrlichkeit zurückgezogem es war bereits so weit mit diesem Tempel, wie Hesekieks Gesicht in Kap. 10, 18 es versinnbildet; darum konnte auch die neutestament- liche Kirche nicht in demselben gestiftet werden. Folgen wir der Tradition, so wäre der Versammlungssaal derselbe gewesen, in welchem der HErr das heil. Abend- mahl eingesetzt, und das war nach unsrer Annahme der Saal des Nieodemus (Matth. 26, 18 Anin.); nun hat zwar diese Annahme keine durchaus hinderlichen Gründe gegen sich, wahrscheinlicher dürfte es denn aber doch sein, daß wir an das Haus des Johannes, das derselbe der Sage nach am Zionsberge besaß (Joh. 19, 27), zu denken haben, so daß die Art, wie die Verheißung in Such. 12, 10 ff. sich erfüllen: ,,über das Haus Davids und über die Bürger zu Jeru- salem will ich ausgießen deii Geist der Gnade und des Gebets 2c.«, insofern noch eine besondere Illustration erhält, als Maria, die Erbtochter aus dem Hause Davids, jetzt mit zu den Jnsassen dieses Hauses am Zionsberge gehörte, Johannes aber nach Matth. 20, 21 vielleicht dem nämlichen Geschlecht entstammte. Aber auch abgesehen von dieser besonderen Jllustration ver- lieren wir überhaupt an Bedeutsamkeit nichts, wenn wir den Vorgang nach einem Privathause verlegen: es paßt gut zu dem eigenthümlichen Charakter der an keine besondere Zeit und Stätte gebundenen, die Unter- scheidung des Profanen und Heiligen im Leben auf- hebenden christlichen Religionsverfassung daß nicht im. Tempel, sondern an einem gewöhnlichen Orte die erste ·Ausgießung des heil. Geistes erfol te (Joh. 4, 21; Sach. 14, 20 f.), und wenn nun die Hunger von dem platten Dach des (einstöckigen) Hauses herab zu der auf der Straße und im Vorhof versammelten Menge redeten (V. 14 ff.), so erfüllten sie damit, was der HErr ihnen in Matth. 10, 27 gesagt hatte, auch im buchstäblichen Sinne. 2. Und es geschah [als jetzt die dritte Tagesstiinde, früh 9 Uhr, herbeikam — dieselbe Zeit, da man vor mehr als sieben Wochen Jesum zur Kreuzigung abgeführt hatte Mark. 15,·25] schnell ein Brausen vom Himmel, als eines 360 Aposteigeschichte 2, s. 4. gewaltigen Windes [wenn er mit Macht daher- fährt, obwohl von einem wirklichen Winde sonst nichts zu merken war], und erfüllete das ganze Haus, da sie [die Schaar der Hundertundzwanzig] aßens legt. 2. Chron 5, 12 ff.]. « 3. Und man sahe [hernach, als die Menge zusammenkain und sie reden hörte V. 6ff.] an ihnen die Zungen zertheilet, als wären sie feurig [wie Flammenschwerter, die oben an der Spitze in zwei Theile auseinandergehen, zum sinn- bildlichen.Zeichen, was für Werkzeuge des HErrn diese Zungen von jetzt an sein sollten Jes. 30, 27; Jer. 23, 29; Hebr. 4, 12; Offb. I, 16 —- nach richtiger Uebersetzung: es erschienen ihnen, den Versammelten selber, sich vertheilende Zungen oder Flammen als des Feuers, -so also, daß ein wirkliches Feuer hier nicht vor- handen war Luk. Z, 22]. Und er lder Geist, der unter diesen Zeichen sich eingefunden] setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen« [in je einer Zunge oder Flamme sich über seinem Haupte . niederlassend 4. Mos. U, 25.,sum von da aus als von oben her sich über ihn zu ergießen Z. Mos. 8, 12; 133, 2]; v » · 4. Und wurden alle fdie bei einander waren, nicht blos die zwölf Apostel] voll des heiligen Geistes Und fingen [alsbald, noch ehe die Menge sich einstellte] an zu predigen [d.». i. Gottes Lob und Preis zu verkündigen V. U] mit andern Zungen [in bisher von ihnen noch nicht gekannten, neuenund fremdländischen Sprachen Mark. IS, 17],·nach dem der Geist [der ihr Herz erfüllte] ihnen gab auszusprechen »Es« Lukk. S, 45]. ji«) Während die Mittheilung des heil. Geistes ge- meinhin in tiefster Heimlichkeit und Stille sich vollzieht auf Steigen, die kein Verstand der Verständigen er- spähen kanmgefällt es dem HErrn, bei dieser ersten Erfüllung seiner Verheißung das Allerinnerlichste an ein äußeres, auch den Sinnen wahrnehmbares Zeichen u knüpfen. Hauchte der Heiland am Ostertage die ünger mit den Worten·an: ,,nehmet hin den heil· Geist« (Joh. 20, 22) .— jetzt kommt der Geist in der- selben Hülle vom Himmel, aber nicht als ein leiser Hauch, nur dem zu spüren, der davon berührt wird, sondern mit Sturmesgewalt und mächtigem Brausen in ganz Jerusalem verneihmbaiy gleichwie ein Orkan, der alle Hindernisse vor ich her in den Staub wirft, wenn er auf feinem cgeflii elten Siegergan e daher- schreitet. (Rosfhack.) s it, als wenn si von der obersten Re ion der Welt ein Wehen, ein Hauch des-« göttlichen undes aufmachte und herab führe; es ist etwas Gewaltsames und Unwiderftehliches in em Wehen und in dem Schall, und das gewaltige Wehen hält seine Bahn« ein, wie die Strömung des Windes — wie der Wind daher fährt, so fährt dies göttliche Hauchen und· Wehen daher, hält seine Bahn ein, Ja strebt nach einem Zielpunkt, nach dem Versammlungs- ort der Gläubigen Das gewaltige Wehen ergießt sich in dies Haus hinein und füllt das ganze Haus. Also im Hausen-siehet es nnd schallt es, und die Versam- melten wissen, daß sie aus dem Himmel angeweht sind und daß im Schall eine Stimme ist aus der höchsten Höhe. Sonst hält kein Wind so« schmale Bahn ein, daß er sich nur auf ein einziges Haus könnte stürzen — der Winde Bahnen sind breiter; sonst hat kein Wind Ein Haus zum Ziele, um in demselben zu ver- hallen und zu versiegen. Das ist nun eben Gottes Wehen, Gottes Schall; und dieser Schall, dieses Wehen sucht nicht die Welt auf, sondern die Jünger, die den HErrn lieb haben und sein Wort halten (Joh. 14, 23)», zu denen kommt der Unbegreifliche und Allerhöchste im zugleich frischen und glühenden Hauche, um bei ihnen Wohnung zu machen. (Löhe.) Der heil. Geist kommt über die Jünger vom HErrn aus der Höhe, denn das Brausen geschah vom Himmel; es wird ihnen sinnlich und vernehmlich klar gemacht, daß dieser Wunderftrom seine Quelle hat am Throne Gottes, daß dieser Geist der Tröster ist, der vom Vater ausgeht, den ihnen der HErr vom Vater sendet. Auf demselben Wege, auf dem der Sohn Gottes hinangefahren ist zur Rechten der Majestät, komnit der Geist hernieder, und kommt darum als der Verheißeiie, den sie erwartet haben, als der Vertraute, den sie im Antlitz des HErrn leuchten sahen, als der .Erfe nte, den sie oft und auch jetzt wieder heiß erflehet ha en. Als Zeuge von der himmlischen Herrlichkeit ihres Errn, als der Spender des himmlischen Lichtes und ebens kommt er her- nieder; er konimt freilich unsichtbar, wie es seinem Wesen eigen ist, aber doch auch mit dem vernehmbaren Zeichen seines Wesens, wie es seiner erhabenen Offen- barung gemäß ist. Das ist sein Zeichen, daß er so plötzlich niederbraust; denn er ist der freie,"fessellose Geist, der da wehet, wann und wo er will. Das Brausen vom Himmel, der wunderbare, sonst nie ge- hörte und jetzt gewiß gehörte Klang wie eines gewal- tigen Windes bezeichnet seine Bahn, sein Kommen, seine Kraft; denn er ist der göttliche Lebensodem für alle guten, seligen Geister, wie die irdische Luft aller leib- lichen Creatur den Odem verleiht, er ist der wehende Hauch des HErrn, welcher die Todtengebeine des er- storbenen Menschengeschlechts auf Erden wieder belebt. Er erxüllt das ganze Haus, da die Jünger sitzen, fühlba , wie er einst brütend auf den Wassern schwebte, und offenbart sich in dieser Fülle als der Allgenugsamq deralleinnerenBedürfnisseallerJüngerundJiingerinnen befriedigen, alle Tiefen ihres Herzens übersließend ausfüllen kann, der über Bitten und Verstehen e- gegeben wird und reich genug ist, alle Menschen is zu dem verlorensten Herzen im äußersten Todesschatten himmlisch zu be aben und umzuschaffen u einem neuen, seligen Le en. Jn feurigen Zungen Pchwebt er durch das aus» und ruht über den Häuptern der gesegneten chaar, und heiligt die Lippen eines jeden, o daß nun die Feuertaufe vollzogen ist, von der Jo-s« hannes der Täufer geweissagt, o daß nun das Feuer brennt, das Jesus gekommen war zu werfen an die Erde, seine Liebesflamme, welche ihre Herzen erfüllt und · welche die Welt überwinden und das Arge in allen ·läubigen Seelen verzehren und dereinst einen neuen Himmel und eine neue Erde bereiten soll. Diese Feuerzungen bezeichnen das Werkzeug des Errn und seines Geistes, wie er nämlich durch den und seiner Friedensbotem durch das Schwert seines Wortes in dem Zeugniß geheiligter Lippen seine Gnade und sein Reich ausbreiten will bis an die Enden der Erde. Mit diesem Zeichen ist der heil· Geist gekommen und als Tröster in der Mitte der Jünger erschienen: keiner ist ausgeschlossen, keiner wird halb oder theilweise be- schenkt; sie werden alle von ihm erfüllt, so daß die alten, halb vergeffenen Reden und Thaten des HErrn wie Lichter ausblitzen in ihrem Gedächtniß und die »Ein Feuer, viele Zungen. Das wunderbare Pfingstereigniß 361 Sonne der Wahrheit und Gnade ihren Verstand er- -leuchtet, ihre Brust entzündet, daß sich die Flügel- schwinaen des Glaubens regen an ihrer Seele und ihnen Freudigkeit geben, aue Weit zu überwinden, das; sie nun den HErrn selber erkennen in seiner versöhnen- «d«en Knechtsgestalt und erlösenden Gottheit, wie nie zuvor, und unaussprechlich reich sind als Kinder Gottes und Apostel Jesu Christi. (P. Lange) «) Nicht mit Einem Zeichen allein sollte der heil. Geist kommen, sondern mit zweien, mit jenem hör- baren des Brausens vom immel als eines gewaltigen Windes und mit diesem si tbaren der zertheilten feuer- ähnlichen Zungen; die beiden ersten und besten Sinne der Menschen sollten affizirt werden und der äußere, der sinnliche, der wahrnehmende Mensch« sollte dem inwendigen, dem verborgenen, dem geistlichen Menschen bezeugen: die große Gnadenstunde hat geschlagen. Luther’s Uebersetzung: ,,man sahe an ihnen die Zun en ertheilet, als wären sie feurig« ist nicht gut; nicht sremde Leute sahen diese Zungen an oder über den Gläubigen, sondern sie, die einmüthi bei einander waren, bemerkten selber dieselben. Siebe) Doch ist der Ausdruck ,,Zunge« wohl besser, wie das dafür übliche Wort in Jes. 5, 24., in der Bedeutung ,,Flamme« zu fassen; so hat» auch Luther es dort überfetzt Das ,,wie« ist hinzugesetzh weil die Erscheinung zwar feurig war, aber sich doch in ihrer Wirkung nicht als wahres isprdisches Feuer bewährte (2. Mos. s, 2). Auch er- schienen den Jüngern die Flammen nicht als bereits etheilte (vgl. die Wortform im griech. Grundtext), sondern als im Zertheilen begriffenez erst spielten diese ihnen als ein allgemeineres Flimmerm dann in immer unterschiedenerer Vereinzelung vor den Augen und sixirten sich endlich so, daß sie auf die Häupter der Einzelnen sich festfetzten (Olshausen.) Wie ein in Zungen auseinander flammendes Feuer leuchtete es über ihnen, und indem dies Wunderfeuer in soviel üngelnde Flämmlein sich zertheilete, als Jünger da- saßen, setzte es sich aus einen jeglichen unter ihnen: · Mit und unter dem Himmelsfeuer die Häupter der Jünger berührend, setzte sich auf sie alle der.Geist, und so wurden sie ge- tauft mit dem heil. Geiste und mit Feuer, vgl. Kap. I, 5; Luk. Z, 16. (Besitr.) Die Erscheinung der Feuerflammen auf jeglichem unter ihnen deutete wohl nichts Anderes an als die Wirkungen des heil. Geistes, nämlich feurige Liebe, verzehrenden Eifer, alles durch- läuternde Heiligkeit. Daß nun dieses heilige Feuer aus dem Himmel sich in der Gestalt etheilter Zungen zeigte, hat auch seine große und tiese und doch sehr einfache Bedeutung: das flammende Element bildete Zungen ab, das Sinnbild der Sprachen, und Sprachen sollten es eben sein, deren ganz beispiellose und über- menschliche Gabe bald darauf zur Predigt des Evan- geliums in und zu allerlei Sprachen und Zungen der Völker die Loofung geben sollte. (da Costa) Mk) Der Moment der vorhin beschriebenen äußeren Feuertaufe ist für die Jünger der Moment der wunder- barsten inneren Erneuerun und Wandelung: ,,sie wurden alle voll des heil. eistes und fingen an zu . predigen mit andern Zungen, nach-dem der Geist ihnen l gab aziszzduyråcheärg «·s2t)?"»ht blos eiåig tslereinzelktje Wun- erga e e ei e i i nen zu ei gewor en, wie sie auch ein Judas empfangen kann; nicht blos in einer voiåüliSergehezideicitzEntKiekung tveådekfk Te, wie Bileam un au er o n is vom ei e w t———ne«n. de: Geist« selbst, liesseu«Stimme, Zeiss« Iicht, Hist, Fürs-Ist, Zbuckht und Pflege ilfåen in der Schule Christi ni t un e annt ge lieben, lägt nun zur beständigen Jnwohnung seine Stätte in ihrem Herzen auf und erfüllt alle Tiefen ihrer Seele. Sie sind» nicht mehr dieselben, die sie waren; nicht mehr die unverständigen Kindlein, die immer fragen müssen; nicht mehr die wankenden Röhre, von Furcht und Zweifel bewegt; nicht mehr die Leute voll Gebrech, mit denen Jesus sich leiden muß und sie Thoren und träges Herzens schelten. Ueber sich selbst und den beschränkten Stand- punkt der menschlichen Natur sind sie hinausgehoben in ein Wunderleben des Geistes, da das Geheimniß Gottesund Jesu Christi vor ihnen aufgeschlossen liegt, da sie wie eherne Säulen,.wie Felsen im Ungewitter feststehen können mitten unter dem Toben der Welt und Hölle, da ihr Mund Feuerworte aus dem Geiste redet und ihre Zunge, weil’s der Geist giebt, in frem- den, nie gelernten Sprachen flüssig, wie in der Mutter- sprache ires Galiläer-Dialekts die großen Thaten Gottes re et. Und doch müssen wir auch wieder sagen: es«sind" dieselben noch; denn ihr persönliches Leben und Bewußtsein ist von dem Geiste durchdrungen, aber nicht aufgehoben; ihre eigenthümliche Seelengestaltung, nach Geschlecht, Temperament, Charakter und Natur- anlage, sowie nach der geistlichen und leiblichen Alters- stufe so verschieden, ist von dem Geiste geheiligt, aber nicht zerstört. Sie reden in fremden Zungen, nach dem der Geist ihnen giebt auszusprechem aber nicht in wilder Verzückung, wie eine phthische Götzeupriesterin aus dem—Dreifuß, von dem aus dem Erdenschlunde aufsteigenden Qualme betäubt, sondern bei wachenden Sinnen in lichtester Klarheit und Wahrheit. Wohl sind sie trunken; aber nicht vom süßen Wein, wie etliche Spötter meinen, sondern von den reichen Gütern des Hauses Gottes, von dem feurigen Most des Him- .melreichs, der mit der überwallenden Ma t der Geistes- freude die neuen Weisen zu Gottes reife erweckt. (Roffhack.) »Sie fingen an zu predigen mit andern Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechenttx das war eine große Wundergabe, so groß, daß wir es fast nur ahnen können, worin sie bestandxi sowie unsre Vorstellungen vom Himmel und vom Wesen— der himmlischen Dinge fast nur Bruchstiicke und Schatten- bilder sind, so liegt für uns auchs diese Pfingsthalle auf einem hohen Berge, gleichwie ein himmlischer Saal, und wir fassen es nicht ganz, was uns von der Sprachengabe erzählt wirds Zweierlei ist gewiß: zuerst dieses, daß die Jünger nun in verschiedenen Mundarten predigten,» die ihnen· früher fremd waren, daß» sie sich für xudische griechisch-gebtldete Parthetz Meder, Elamiter und für alle Hebräer aus vielen andern Landstrichen ihrer Zerstreuung verständlich aus- drückten; aber dann auch das Andere, daß nicht blos das Reden in fremden Mundarten dieses lebendige Wunder der Sprachengabe ausmachte, sondern daß überhaupt jetzt erst das Band ihrer Zunge gelöst war und die Fülle ihres vom Geiste bewegten Herzens wie ein Strom, wie ein Sturm über ihre Lippen brauste. Sie waren nun mit Christo in das himmliche Wesen versetzt, über die alte Sprachverwirrung emporgehoben, Apostel für alle Völker, die das Herzensseufzen aller Völker verstanden und in dem Weben des Geistes fast ohne Mittel den Weg zu den Herzen fanden — für- wahr ein großes Geschenk, dessen Besig sie zu Ueber- windern der Welt machte und dessen nhalt für uns unaussprechlich ist! (P. Lange.)- Bei dem Reden der Jünger mit fremden Zungen an ein Predigen des Evangelii zu denken, fordert der Zusammenhang nicht; denn die Fremdlinge kommen erst her u, nachdem die Jünger zwreden angesagzgen haben. ie redeten nicht den Niengchem sondern ott (1. Cor. 14, 2), da außer ihnen sei« er noch niemand da war, dem sie hätten predigen sollen; eine Thatweissagung also ist dieses 362 Apostelgeschichte 2, 5——11. psingstliche Loben Gottes in fremden Zungen, ein Geisteszeichen, welches die Kirche in ihrem Anfang ihres Endes gewiß macht. Wie Jsrael am Sinai stand als Bundesträger für alle kommenden Geschlechter, (5. Mos. 29, 14 f.), so steht hier die Pfingstversamm- lung vor Gott, vergegenwärtigend die ganze Gemeinde des neuen Bundes, wezlse aus den Völkern der ganzen Welt und bis an der elt Ende wird gesammelt und erhalten werden dur den heili en Geist »in Einem Sinn ar eben«, im oben und Bekennen des Namens Jesu Ehristi. (Besser.) Bei dem Pfingstreden in fremden Sprachen haben wir nicht an eine bleibende Gabe zu denken, denn wir finden in der Geschichte der Apostel keine Spur, daß diese Gabe fortgedauert habe und daß die Jünger, wenn sie in fremde Länder kamen, ohne Weiteres im Stande gewesen wären, die fremde Sprache zu gebrauchen; solche Wundergaben wie die Pfingstgabe sind für die Stunden besonderer Heimsuchung Gottes, für besondere Eardinalpunkte in der Entwickelungsgeschichte des Reiches Gottes aufbe- halten und treten zurück, sobald ihr Zweck, lebens- kräftige Anfänge zu sehen, erreicht ist. sSommerh Die Sprachen-Strafe (1. Mos. 11, 7 f. hat die Menschen zerstreut, die Sprachen-G«abe hat die zer- streuten wieder zu Einem Volke versammelt. (Grotius.) 5. Es waren aber sum vornehmlich auf diese hinzuweisen im Unterschied von den ge- borenen Judäerii und Jerusalemermdie natürlich auch nicht fehlten V. 9]- Juden zu Jerusalem wohnend [woselbst- sie, stheils um dem Heiligthum immer nahe zu- sein, fich niedergelassen, theils »aber auch in vorübergehender Weise, um das Fest mitzufeiern b. Mbs 16, 16,, fich eingefunden hatten], die warenswie schon dies ihr Verziehen und Kommen nach der heil· Stadt zu erkennen giebt] gottesfiirchtige Männer [verlangend nach einer engeren Gemeinschaft mit Gott und empfäng- lich für alles, was sie dazu führen konnte Kap. 8, 2], aus allerlei Volk [ihrer Geburt und. früherem Wohnsitz, also der eigentlichen Heimath nach], das unter dem Himmel ist«« [d. i. Zu- gehörige der in allen Ländern vorhandenen jüdischen Diaspora Joh· 7, 35; 1. Macc.1, 11 Anm.]. 6. Da nun diese Stimme [das Brausen vom Himmel, von dem in V. 2 berichtet wurde] geschah, kam die Menge [derer, die wegen des Morgengebets V. 15 eben aus dem Wege zum Tempel begriffen waren, der von der Westseite her aufwärts führte — s. das Thor Nr. 4 auf dem Bilde S. 34 des V. Bandes —— und also nahe an der Stätte des Hauses in V. 1 vorbei- ging, s. Karte VII, in der äußeren Umgebung des letzteren] zusammen, und [sie, die ihre Schritte hierher wandten] wurden verstür t [über dem, was ihnen da weiter entgegentratR denn es hörete ein jeglicher [vou ihnen] daß sie ldie Jiinger, die droben auf dem Söller des Hauses bei einander waren] mit seiner [dem Lande, dem er entstammteI eigenen] Sprache redeten« 7. Sie entsetzten sich aber snachdem sie ihrer anfänglichen Verwirrung einigermaßen Meister geworden waren] alle swohl merkend, daß es fich hier um ein außerordentliches Wirken Gottes handle Mark· 6, 51], verwunderten sich süber das Geschehniß] und sprachen unter einander [wie wenn einer von dem andern Ausschluß wünsche, obwohl sie recht wohl wußten, daß einer so wenig wie der andere hier Bescheid geben könne]: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden [und die wir recht wohl als Anhänger des Jesu von Nazareth kennen Matth. 26, 71] aus Galiläa fund von fich selber nur des Jüdischen in der eigenthümlichen Mundart ihrer Provinz mächtig Matth. 4, 25 Anm., zumal sie nur un- gelehrte Leute und Laien sind Kap. 4, 13]? 8. Wie hören wir denn sin den begeisterten Reden ihres Mundes] ein jeglicher seine Sprache fund Mundart], darinnen wir [die wir aus fremden Landen hierher gekommen oder verzogen, daheim] geboren sind: 9. Parther und Meder und Glamiter [im fernen Osten von Asien, s. Karte IV.], und die wir wohnen in Mesopotamien szwischeu dem Euphrat und Tigris] und [von da westlich herüber] in Judåa und swiederum von hier hoch nach Norden hinauf in] Cappadociem Pvntus Und Asien [im speziellen Sinne, d. i. in Mysien, Lydien, Carien Kap. 16, 6], 10. [Von da östlich in] Phrygien und Pamphylieiy [dann über das Meer hinüber nach dem andern Erdtheil Afrika in] »E ypten nnd an den Enden der Libyen bei yrene sim Gebiet des cyrenäischen Libyen], und [sind weiter Angehörige eines dritten Erdtheils, nämlich Europas, als] Ausländer von Rom, II. [Sind theils geborene] Juden und [theils von dem Heidenthum zum Judenthum übergetretene] Iudengenossen [oder Proselyten der Gerechtigkeit 3. Mos. 17, 9 Anm., dazu Be- wohner der Jnseln und Halbinseln], Ereter [weit im Westen] und Araber stief unten im Süden]? wir hören sie mit unsern Zungen die großen Thaten Gottes redenstts ’i·) Diese Bemerkung giebt, zum Folgenden ein- leitend, eine vorbereitende Auskunft, woher es gekommen sei, daß Juden von so vielfach verschiedener Natio- nalität Zeugen des Ereignisses wurden und ihre Muttersprachen von den Be eisterten vernahmen. Das ,,zu Jerusalem wohnend« ist nicht vom bloßen zeit- weiligen Aufenthalt, sondern vom Domicil zu fassen, welches sie in der Eentralstadt der Theokratie genommen hatten, und zwar aus israelitis er gewissenhafter Religiosität, daher sie als ,,gottes ürchtige Männer« (vgl. Luk. 2, 25) bezeichnet werden. Diese, aus reli- giösem Eifer an den Sitz des Heiligthums Verzogenen nun gehörten ihrem Herkommen nach ,,allerlei Volk, das unter dem Himmel ist« an: der ganze Ausdruck hat etwas Feierliches und ist als ein populär hyper- bolischer (5. Mos. 2, 25; Col. I, 23) in seiner vollen Allgemeinheit zu belassen. (Meyer.) Nach Jerusalem Die zu dem Ort des Ereignisses herzuströmende Menge. 363 sehnte sich das Herz aller gottesfürchtigen Juden, moch- ten sie noch soweit davon entfernt sein, ein Hochgenuß war es ihnen in der Diaspora, dann und wann zu den Festen hinauf zu ziehen, auch das Pfingstfest sah viele Fremdlinge in der heil. Stadt; wer aber nur irgend konnte, machte es möglich, daß er in höherem Alter in das heil. Land zurückwanderte und in Jeru- salem wohnte, in dem Lande der Väter wollten sie zu ihren Vätern gesammelt werden; in der Nähe der heil. Stadt wollten sie schlasen bis auf den großen Tag der Zukunft, welcher ja von Jerusalem aus ausgehen sollte. (Nebe.) Allerdings führt der klassische Sprachgebrauch des für ,,wohnend« im Grundtext stehenden Wortes den Begriff eines festen Wohnsitzes nicht blos vorüber·- gehenden Aufenthalts, namentlich aber eines nach Ver- lassung eines früheren Wohnorts neu gewählten Wohn- sitzes mit sich; allein der Zusammenhang in diesem ganzen Bericht verbietet ein Pressen des Ausdrucks, insofern z. B. aus V. 9 u. 10 deutlich hervorgeht, daß die Leute großentheils noch in auswärtigen Ländern wohnhaft und nur als Festpilger in Jerusalem an- wesend waren, während ein gut Theil allerdings in der Stadt sich förmlich ansäßi gemacht hatte und dieser hauptsächlich nachher den Ziestand der Gemeinde lieferte. (Lechler.) Seit 5. Mos. 30, 1——6 wiederholt sich im prophetischen Wort ein Mal um’s andere die Verheißung, daß der HErr die unter alle Völker der Erde zerstreuten Kinder Jsrael wiederholen und zu- sammenbringen werde im Lande ihres Erbes: diese Verheißung se en wir hier dem kräftigen Anfange nach erfüllt. ( esser.) M) Der HErr hat den ersten Gottesdienst des neuen Testaments mit einem himmlischen Glockenton eingeläutet, und wer in Jerusalem eines guten Willens war, der folgte seinem Ruf und seinem Zug; räumlich begiebt sich alles zu den Aposteln, was sich geistlich mit ihnen vereinigen soll, und wenn auch auf den Ruf des himmlischen Getöns leiblich mehr zusammenströmen als geistlich versammelt werden, so giebt es doch keine Gemeinde Christi und keinen Zuwachs für dieselbe, welcher nicht aus der Schaar der Berufenen empor- wüchse. Wie strömts zu der Stätte, da die Jünger versammelt sind — lauter Berufene, alle an der Hand Gottes und Jesu und seines Geistes! Sind etwa viele Neugierige unter diesen allen gewesen? möglichi aber der Neugierige hat mehr Hoffnung als der Träge, aus der Neugier wird oft heilige Wißbegier und aus dem unlauterlichen Beginnen des Menschenkindes wird oftmals durch die Hand des lebendigen Gottes etwas Lauteres und Reines. Die zusamn1engeströmte Menge nun drängte sich in den Versammlungsort der ge- segneten Gemeinde Christi, lautlos, wie es scheint, und in tiefer Stille, denn sie vernahmen ja die Reden der Heiligen, und zwar — welch großes Wunder -— ein jeder hörte sie mit seiner Sprache reden! Wir wer- den uns den Vorgang nicht so denken dürfen, als hätten die versammelten Jünger alle zumal gleichzeitig in verschiedenen Sprachen geredet: wäre es so gewesen, so hätten wir damit ein Bild der Unordnung und Verworrenheit, statt daß mit diesem Ereigniß alle Verwirrung der Verhältnisse dieser Welt sich in eine heili e Einigkeit aufzulösen beginnen. Es wurde von den Jüngern in vielerlei Sprargen lgere·det, daher ohne Zweifel keiner der Redner se r ang reden konnte; wenn jeder der Zuhörer seine Sprache hören sollte, so mußten sich die Redenden mit großer Behendigkeit und in einer Ordnung ablösen — ohne Behendigkeit und Ordnung, bei Stocken und gleichzeitigem Reden würde niemand Klares und Deutliches, niemand seinen eigenen Dialekt vernommen haben. Ein jeder Redner redete in Einer Sprache, je nach dem ihm der Geist gab auszusprechem einer redete nach dem andern, eine große Mannigfaltigkeit der Reden entwickelte sich; aber alle stimmten dem Inhalte nach harmonisch zusammen und besprachen ein einziges Thema, die großen Thaten Gottes, die in der letzten Zeit geschehen waren. Da war denn das Erstaunen der Zuhörer ein steigendes, wie so ein-heiliger Redner nach dem andern in einer andern Sprache redete und ein Hörer nach dem andern .. seine heimathliche Sprache vernahm. Um diesen Juden aus aller Welt verständlich zu werden, hätten am Ende die heiligen Redner nur jüdisch reden dürfen; aber es galt ja nicht, die versammelte Judenschaft zu überzeugen, daß der Geist ihre Sprache fiihren wollte, sondern es sollte im Gegent eil die Offenbarung ge- geben werden, daß die gro en Thaten Gottes unter allen Völkern, in allen Sprachen erschallen sollten. Darum mußten die aus allen Gegenden zusammen- gekommenen jüdischen Männer nicht die Spra e ihrer palästinensischen Heimath, sondern aller Welt prachen hören, und die Eini keit des Geistes mußte in der Mannigfaltigkeit der Zungen desto glänzender hervor- treten. (Löhe.) Jm Grundtext ist hier nicht von Sprachen überhaupt, sondern mit gutem Bedacht nur von Mundarten die Rede; denn die zusammen- ekommenen Juden redeten nicht lauter verschiedene åauptsprachem sondern theilweis nur verschiedene ialekte derselben Sprachem So z. B. redeten die Asiaten, Phrygiey Pamphylier Griechisch, aber in ab- weichenden diomen; die Parther, Meder, Elamiter sprachen Perzsisch, aberauch in verschiedenen Dialektem Und so waren es theils verschiedene Sprachen, theils nur verschiedene Dialekte in den» einzelnen Sprachen; in welchen das Zungenreden der Jünger geschah. (Sommer. »Es-«) n die Stelle der Verstürzung tratibald stau- nendes Entsetzenz nber während die Verstürzung wohl Worte findet, doch nur verwirrte, hat das Entsetzen kein Wort, es ist sprachlos. Erst als das Entsetzen schließlich in ein Sichverwundern übergin , reden die Leute nun untereinander und theilen sich i re Gedanken mit. Ihre Verwunderung nun» bezieht sich naturgemäß zuvörderst auf die Form der Geistesreden, die sie hören; sie können nicht begreifen, wie diese Männer aus Galiläa in Besitz der so verschiedenen fremden Zungen gelangt sind. Doch bleiben sie nicht an der wun erbar glänzenden Schaale hängen, sie haben auch Sinn und Gefühl für das, was diese Galiläer so jauchzen macht; kie hören den Inhalt ihrer Reden mit eben so gro em Staunen, sie bekennen, daß sie »die großen Thaten Gottes« mit ihren Zungen predigen Ehren. Solches, wie hier, haben sie noch nie aus enschenmunde vernommen, dergleichen ist noch nie in ihren Sinn gekommen; nicht gewöhnliche Gottesthaten verkündigen ihnen diese Männer, sondern ganz einzi - artige, großartige, wunderbare Gottesthaten, wel e sichden Großthaten Gottes aus den Zeiten der Väter würdig zur Seite sehen, ja, sie weit, weit überflügelm (Nebe.) »Aus Galiläa-«: der Name Jesu, worin alles Lob der geisterfüllten Gemeinde zusammentönte, machte sie der Menge kenntlich als Galiläer; der Segen Jakobs überden Stamm, der in Galiläa wohnt (1. Mos. 49, 21): »Naphthali giebt schöne Rede-«, ist in ganz köstlichem Sinne wahr geworden. Die Hörer so wundersamer Rede aus dem Munde dieser Galiläer nun trauten ihren Ohren nicht; der eine sprach zum andern: ,,Jch höre parthisech reden, meine Sprache; und du, wo bist du geboren « —- ,,J11Medien, und wahrlich, ich höre medijchl« —· »Und ich elamitisch« rief ein Dritter; und so ging es in die Runde unter der ganzen staunenden - Erwähnung der 364 Apostelgeschichte 2, 12 — 21. Menge. Lukas faßt die verwunderten Ausrue der Einzelnen zusammen und zeichnet eine Art von ölker- tafel hin, von Morgen » en Abend fortschreitend, mitten inne die Völker gegen itternacht und Mitta stellend. (Besser.) Die Rede, die aus dem Munde der eute auf- gezeichnet ist, giebt ein Verzeichniß aller d er Länder und Völker, deren Sprache durch einen heiligen Redner vertreten war; das Verzeichniß hält einen bestimmten Gang ein, und wer sich die Mühe geben wollte nachzu- forschen, welche Sprachen in diesen bezeichneten Landen und unter diesen Völkern zu jener Zeit gesprochen worden seien, der würde die größte Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit finden. Es wäre wohl möglich, daß gerade in diesem Kranze von Ländern und Völkern und Sprachen, welche angeführt werden, eine besondere Absicht Gottes verborgen läge und daß sich so Land zu Land und Sprache an Sprache recht bedeutsam angereiht fände. (Löhe.) Das Verzeichniß von fünfzehn Ländern, aus welchen Leute egenwärtig waren, ist im Ganzen nach einem gewissen Plan» geordnet; im Einzelnen aber ist es nicht mit schulmaßiger Strenge und Stetigkeit durchgeführt. Die vier ersten Namen umfassen den Osten, Länder jenseit des Eup rat, in welche das Volk Jsrael durch das assyrische un habt)- lonische Exil verschlagen worden war. Nun wird plotz- lich Judäa genannt, das man hier am wenigsten er- wartet, weil es beim Uebergang auf die kleina iatischen Landschaften steht; es konnte wohl auch insprachlicher Rücksicht mit erwähnt werden, weil der judaische Dialekt von dem galiläischen der Jünger sich ebenfalls unter- schied (Matth. W, 73), immerhin aber ruht ein Dunkel darüber (wenn man nicht seine Beruhigung dabei finden will, daß hier der Gedanke zum Ausdruck kommen soll: das stolze Judäa Joh. 7, 52 muß eben auch zu den Füßen des Jesu von Nazareth sich legen, es hat keinen andern Heiland »als diesen Einen Kap. 4, 11 f.). Die nächsten fünf Namen befassen einzelne Land- schasten Kleinasiens, und zwar ert von Osten nach Westen fortschreitend (Kappadocien, ontus und Asien), sodann gegen Osten sich zuruckwendend (Phrygien) und eine sü liche Kustenprovinz nennend (Pamphylien). Hierauf Uebergang in den tiefen Süden, wo denn aus Afrika theils Egypten, theils Libya Cyrenaica erwähnt wird; endlich werden aus dem entlegenen Westen Römer, d. h. Juden, die in Rom selbst und überhaupt im römischen Abendland anfässig und jetzt in Jerusalem gegenwärtig waren, genannt. Später werden nachgetra eitsKreter und" Araber; zwischen die ömer aber und« die dieser beiden Völkerschaften macht Lukas in Beziehung auf alle ge- nannten Landschaften den Unterschied zwischen geborenen Juden und Judengenossem d. i. zum Judenthum über- getretenen Heiden· (Lechler.) Die Tafel soll wohl an- deuten, daß kein Volk der Erde ohne das Evangelium bleiben soll; nun konnten allerdin s nichtGlieder aller Völker aus Erden im buchstäbli en Sinne hier· zu- sammen sein, aber es war doch so geordnet, daß jedes Volk auf Erden durch Stellvertreter auf irgend eine Weise vertreten war. Die Kreter dienen da zur Be- eichnung aller Inseln, denen insbesondere auch die rkenntniß des Heils verheißen wird (ZeplZ· 2,««l1; Jes. 51, 5), und die Araber vertreten de Söhne Jsmaelsz bedeutsam ist, daß-sie zu·letzt·ftehen. (Williger.) Sind es überhaupt II? Namen, die hier vorkommen, so können wir sagen: jetzt sind es wohl 17·0 Sprachen, in denen das Evangelium aller« Welt verkundigt wird; der Hottentot wie der Grönländeiz der Hindu und der Chinese so gut »als wir? ein jegliekjer kann sagen: »wir hören sie mit unsern Zungen »die großenThaten Gottes reden« (Gerok.) »Wir hören ein jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind:« auch das wiederholt sich noch in ähnlicher Weise, aber stiller. Wenn der Geist Gottes— redetdurch den Mund irgend » - eines Zeugen feiner Wahrheit, so muß jeder Menfch im Umkreise wenigstens ein dunkles Gefühl davon be- kommen, das sei seine eigentliche, verlorene Sprache, seine Muttersprache aus dem Paradiese; fein Geist sei geschaffen sie zu verstehen, seine Zunge sei gebildet sie zu sprechen, und nur darum sei sie ihni unbekannt und ungeläufig, weil er, in der Fremde geboren, die Sprache der Sünde und des Verderbens gelernt habe. Besinnt euch nur: wenn der Geist des HErrn euch straft über eure Sünden und Uebertretungen, ist das nicht dieselbe Sprache, die ihr dunkler schon gehört habt in eurem Gewissen? wenn derselbige Geist euch einladet zu dem Frieden der Versöhnung mit Gott durch Jesum Christum, ist das nicht eine verständliche Antwort auf die Stimme der heimlichsten Seufzer in eurer Brust? wenn ihr aufgerufen werdet zum neuen Leben, um Wandel im Geist, zur Seligkeit, hat nicht eure ehnsucht, diese alte Frage und Klage in eurer Seele, denselben Weg, dasselbe Ziel und dieselben Güter gesucht? O wenii wir nur nicht ganz unser Ohr verschlossen und unser Herz dem Verderben ugewendet haben, so muß es uns werden bei dem geugniß des heil. Geistes, als hätten wir diese Stimme schon gehört; wir müssen bei der Verkündigung des Evan eliums ausrufen: ja, das ist die Stimme des treuen Hirten, der sein Leben für mich gelassen hat; das ist die timme meines Vaters, der mich heim ruft, denn ich war ein verlorener Sohn; das ist die Glocke aus meiner ewigen Vaterstadt, der Orgelton aus dem himmlischen Tempel Gottes, von dem ich ab- gefallen war und übergetreten in die große Gemeine derUngläubigen zu meinem Fluch. Wohl uns, wenn wir die Apostel reden hören in unserer Spracheund die Rede wohl beherzigen! (P. Lange.) 1-2. Sie [von der Verwunderung über das, was sie hörten, alsbald wieder zu dem Gefühl übergehend, daß sie hier unmittelbar einem außer- ordentlichen, bedeutungsvollen Wirken und Ein- greifen Gottes selber gegenüberstünden und es mit einer göttlichen Großthat zu thun hätten] ent- seizten sich alle [V. 7], und wurden irre [inso- fern sie gar nicht wußten, was sie v»on der ganzen Sache denken sollten Luk. 9, 7], und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden [Kap. b, 24 — richtiger: was könnte wohl das fein wollen, zu bedeuten haben]? 13.-. Die andern aber [welche sonst noch, außer den gottesfürchtigen Männern V. Z, zur Stelle waren und leichtfertigen Sinnes sich über die-Sache hinwegsetzten] hatten? ihren Spott, und fprachen [für die hohe Begeisterung der Jüngeralsbald eine natürliche Erklärung I. Cor. 14, 23 ausfindig machend, wie ihre eigene Ge- meinheit sie ihnen an die Hand gab]: Sie sind voll süßen Weines [ohne sich-daran zu kehren, daß das geradezu dumm geredet war; denn ein Trunkener kann nicht einmal seine eigene Zunge mehr regieren, geschweige daß er in fremden Zungen zu reden vermöchtes Der Vorgang war uaußerordentlich, als daß nicht bei allen Anwesenden eweguiig hätte entstehen müssen, der Eindruck des Pfingftwunders ist aber je nach der Petri einsache Abwehr falscher Veschuldigung und schristmäßige Erklärung des Geschehenen 365» verschiedenen Gesinnung der Einzelnen ein verschiedener. Ein Theil, der der Gottesfürchtigen, steht der wunder- baren Thatsache ehrerbietig gegenüber; die hierzu»ge- hörenden Männer sinnen nach und fragen sich, was wohl das ei entliche Wesen des Ereignisses sei, was dasselbe für fie zu bedeuten habe und welches die Folgen hiervon sein könnten. Andere, leichtferti e, kalte Ge- miither, wohl auch solche einschließend, die Jesu feindlich esinnt waren (Joh. 7, 12. 20. 27· 35 f.; 8, 2·2), ver- sichließen sich dem Eindruck der heiligen Gottesthat, ja sie ziehen dieselbe ihrem eigenen niedrigen Sinn ent- prechend in das Gemeine herab, indem sie derselben mit Spott entgegentreten und die Empfänger der Geistes- ausgießung der Trunkenheit beschuldigen, es -liebt ja die Welt das Strahlende zu schwärzen und das Er- habne in den Staub zu ziehn. (Sommer.) Hier zeigt sich die erste Spalte zu der großen Spaltung zwischen dem Reiche des Lichts und der Finsterniß in en Zeiten des neuen Testaments.» »Was will das werden?«: das ist ein guter Ausruf; er zeugt vondem»Staunen, von der tiefen Ergrisfenheit dieser Seelen. Sie sind schon an efaßt von den Wirkungen,-des-Geistes; sie ahnen, da etwas Neues und Großes werden will in Jeru- salem, in Judäa und in der Welt, daß das Himmel- reich beginnt und in ihrem Herzen selbst schon etwas Neues sich re t, daß aus ihnen selbst etwas werden will zum Lo e Gottes für selige Ewigkeitem »Sie sind voll süßen Weins«: so spotten die Andern; sie haben thierische Sinne in ihrer, Sündenliebe, sie sehen mit verdunkelten Schalksaugen, sie hören rnit abgestumpftem bethörten Ohren, sie urtheilen mit einem bittern, durch die Gemeinheit der Sünde verwüsteten Herzen; darum ist ihnen das Heiligste ein Gespött, darum nennen sie die reinste, erhabenste Seelenfeier ein wüstes Trink- gelag. Wie muß dieser freche Angriff der Spötter auf die Offenbarung des heil. Geistes alle leichtfertigen Zun en unter uns warnen und schrecken, die es wagen, das eiligthum des HErrn, sein Wort, fein Bekenntniß anzutasten: irret euch nicht, Gott läßt sich nichtspotten, arme Menschen, die ihr mit bitteren Schmähun en freveln könnt an den Heiligthiimern der Kirche Christi! (P. Lange) Was hat die Welt, die ungläubige,·auch die wissenschastlich ungläubige Welt, nicht schon alles als Erklärung au gegriffen und hingestellt, um sich um jeden Preis den onsequenzen der ihr unwillkom- menen, aber unvertilgbaren Thatsachen der heil. Ge- Lchichte zu entziehen! (da costs-r) O es ist oft Eint» em Spotten eine wahre Verzweiflung verborgen! inem solchen Menschen ist oftmals die lauterste Ue erzeugung von der Wahrheit in’s Jnwendige geschriebem er ist sckon überwiesen von der Göttlichkeit des Evangelii, a er er will es nicht aufkommen lassen, er will nicht an’s Licht kommen, denner liebt die Finsternis; mehr als das Licht, darum sucht er seine bessere Ueberzeugung hinweg zu lachen und hinweg zu suotten· (L.Hofacler.) 14. Da sals die verwunderte Frage der Frommen: »was will das werden?« und der Spott der Lästerer: ,,sie sind voll süßen Weines« das Ohr der lobsingenden Psingstversammlung traf, . ließ sie sich willig stören in ihrer Andacht aus Liebe zu den Seelen, beide, der Staunenden und auch der Spottenden, und es] trat [nun] Petrus auf mit den Eisen sindem er sich sammt ihnen an die Brustwehr des Söllers 5. Mos. 22, 8 Anm. begab, um von da« aus sich der Menge zu zeigen und mit ihr zu verhandeln], hub sin feier- licher Weise] auf seine Stimme und redete sin der Würde eines Apostels Jesu Christi] zu ihnenxl .Jhr Juden [V. 9], lieben Männer, und alle, die ihr zu Jerusalem wohnet [V. 5], das sei euch kund gethan swas ich nachgehends zu eurer Verständi- gung sagen werde], und lasset sdenn nun ihr eurer- seits] meine Worte zu euren Ohren eingehen [da- mit sie ihren Zweck auch erreichen]. 15. Denn sdas ist das Erste, was ich sagen will, bis dann in V. 22 ff. noch ein Zweites folgen wird] diese sdie hier oben einmüthig bei einander« sind und mit andern Zungen Gott loben] sind nicht trunken [von süßem Wein],« wie ihr wåhnet swenn auch in anderemSinne das Wort wohl gelten könnte Pf. 36, 9], sintcmal [Luk. 1, I] es ist .[jetzt] die dritte Stunde am Tage sVornn 9 Uhr Joh.-1, 39 Anm., dazu eine heil. Gebets- stunde Pf. 55, 18 Anm., und zwar an einem der hohen Feste. Da ist jeder halbwegs ordentliche Jsraelit noch nüchtern zum Gebet I. Petr. 4, 8, für solche Leute aber, von denen in Jes. 5, 11 die Rede, werdet ihr uns doch nicht ausgeben wollen]; · 16. Sondern das ists sdas ist in dem, was heute geschehen ist und euch in solches Staunen versetzt hat, zur Erfüllung gekommen], das durch den Propheten Joel [in Kur« s, 1—5 seines Weissagungsbnches] zuvor [vor bereits 890 Jahren] gesagt» ist: , 17. Und es soll geschehen in den letzten Tagen [Jes. L, 2 Anm.], spricht Gott, ich will [da] aus- gießen [etwas, ein bestimmtes, wenn auch reiches Maß] von meinem Geist auf alles Fleischz und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen [Kap. 21, 9],-" und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Aeltesten sollen Traume haben sin welchen mancherlei Wundergaben denn sich der ihnen inwohnende Prophetengeist offenbaren wird]; 18. Und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselbigen Tagen von meinem Geist ausgießem und sie sollen weissagenz 19. Undich will Wunder thun oben im Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf ssollen sich ereignen]; 20. Die Sonne soll sich verkehren in Finsterniß und der Mond in Blut, ehe denn der große und osfenbarliche sals das, was er ist, sich zur Er- scheinung bringende] Tagdes HErrn kommt; 2s1.« Und soll geschehen, wer den Namen des HErrn aurufen wird, soll selig swörtlichx errettet] werden««- [Röm. 10, 1-3]. » «) Erst reden alle mit Zunglem darnach schweigen sie und anstatt aller tritt der postel Petrus auf, in Christi Namen vor dem ganzenVolk zu predigen und zu zeugen; gleichwie wir in der Kirche Gott zu Ehren Lob- und Danklieder singen und Gottes große Thaten verkündigen, darnach nimmt Einer das Wort, Christi Botschat auszurichten Als .die Gottesfürchtigen die vielen ungen hörten, da wurden sie irre; als aber 366 Apostelgeschichte 2, 22——27. Petrus in schlichter, gewöhnlicher Sprache redete und die Zungen verstummten, da fanden sich zurecht, die irre geworden waren, und wurden hernach zur Ge- meinde hinzugethan bei dreitausend Seelen. (Münkel.) Petrus wieder ist der Mund der Apostel; wie wir ihn in Kap. 1, 15 ff. austreten sehen im brüderlichen Kreise der Gemeinde selber bei der Wahl des Matthias, so tritt er auch nun auf im Namen der Gemeinde vor allem Volk und stellt sich kühn mit der Kreuzesfahne an die Spitze des kleinen Häufleins gegenüber der feind- seligen Welt. (Gerok.) Sitzend hatte Petrus die Gabe des heiligen Geistes empfangen, da war er nebst den übrigen Apofteln gleichsam an der Tafel Gottes herrlich bewirthet und vergnügt worden; nunmehr trat er auf, denn es öffnete sich der Kampfplatz, auf dem er die erhaltenen Gnadenkräste gebrauchen mußte. Aber sicht- lich war es dem lieben Apostel bei dieser Verantwor- tung nicht hauptsächlich um seine und seiner Slliitapostel Ehre und Repiitation zu thun, sondern um die Ehre seines gekreuzigten Heilandes und das Heil seiner Zu- hörer, ja selbst seiner Beleidigen wäre« er "noch der alte Petrus gewesen, der beim Leiden des Heilandes mit dem Schwerte drein schlug, so hätte sein Vortrag ganz anders gelautet; aber das wilde Naturfeuer war gedämpft durch das hinimlische Feuer von oben, die rasche Zunge war gezähmt durch die Salbung des heil. Geistes, daß mit dem Muthe die Sanftmuth, mit dem Eifer die Weisheit sich verband. (Apost. Past.) VI) Petrus weiß sich in diesem Augenblick hingestellt vor das ganze Haus Jsrael (V. 36); er sieht in den Versammelten nicht eine zufällig zusammengelaufene Masse, sondern die Repräsentanten des ganzen zuvor erwählten Volks, insonderheit der ganzen Einwohner- schaft Jerusalems, für welches die Apostel zunächst zu Zeugen Christi berufen waren (Kap. 1, 8); als solche redet er sie denn in ehrender Weise (,,lieben Männer«) an und fordert sie mit ausdrücklichen Worten mAn- hören und Verstehen seiner Rede auf. Dabei unter- scheidet er jedoch zwei Theile der Zuhörerschaft: zuerst wendet er sich an die Juden, darunter wohl haupt- sächlich die eigentlichen Bewohner der Hauptstadt und Judäcks zu verstehen sind, als die durch« die Gewohn- heit des Heiligen schon etwas abgestumpft waren, die daher vermuthlich auch diejenigen gewesen waren, die es ihren Spott gehabt hatten; gegen deren bös- willige Verleumdung verwahrt er die heil. Pfingst- versammlung durch einfache Hinweisung auf die Tages- stunde, welche von selber schon die Beschuldigung als eine Ungereimtheit erscheinen läßt. Darnach hat er es mit denen zu thun, auf die uns St. Lukas schon oben als auf denjenigen Theil der ·Menge besonders aufmerksam gema t, der vornehmlich in Betracht kommt, mit den gottes ürchtigen Männern aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist, und läßt sich’s an- elegen sein, ihre Bestürzung und ihr·Suchen und ragen in eine Bahn hineinzulenken, die zu ·utem Ziele führt, indem er das Wunder, davon sie o ge- waltig ergriffen worden sind, ihnen als die Erfüllung einer prophetischen Weissagung erklärt. ·— Die erste apostolische Predigt beginnt mit der Bitte, ihr»ein hörendes Ohr zu schenken: siehe, das ist»des heiligen Geistes Demuth und der Zeugen Jesu brunstige Liebe u den Seelen, welche ihm gewonnen werden sollen. äizo wäre je der Spruch (1. Tor. 14, 32): »die Geister der Propheten sind den Propheten unter- than« stärker wahr geworden als hier, wo der große Apostel und Prophet Petrus seine soeben vom Geiste entflammte Psingstzunge verwandelt zu der nüchternen, jedem vernünftigen Menschen zugänglichen Rede. (»Besserz) »Ihr Juden, lieben Männer«, hebt er an: nicht mit einer gewaltigen Strafpredigt will er die Lästerer nieder- schmettern, nein, gewinnen will er sie, erretten aus ihrer traurigen Verblendung, gewinnen für die ewige Wahr- heit; jene Liebe, die alles träget, duldet und hofft, läßt ihm die lästerliche Rede nicht als einen Ausbruch tiefer Herzensbosheit, sondern blos einer augenblick- lichen Verirrung erscheinen: »diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet.« Es wäre vielleicht nicht zu hart gewesen, wenn er ihnen im heil. Eifer zugerufen hätte, daß ihre Zungen von der Hölle entzündet, daß aus ihnen der Teufel rede, der ein Vater aller Lügen ist und ein Mörder von Anfang; aber damit hätte er sich für das, was er nun verkündigen wollte, den Eingang verschlossen, darum geht er auf die ausgesprochene Be- schuldigung nur soweit ein als es nöthig ist, um jedem Unbefangenen ihre Grundlosigkeit auszudecken (Lang- bein.) Mit der Erklärung des Wunders aus dem prophetischen Wort wirbt der Apostel besonders um das Gehör der gottessürchtigen Juden, welche ja auf die Verheißung der Propheten warteten, und sagt ihnen, daß dieses Tages dritte Stunde die Erhörung aller Gebete gebracht hat, welche ihre Väter geopfert, seit die dritte Stunde in Israel zur Stunde des Morgen- opsers geheiligt war. (Besser.) Nur der Lehrer ist im Standepdas Wort des HErrn recht zu erklären, welcher selbst des heil. Geistes theilhastig ist; dann fließen recht saftige Erklärungen, wenn man die Sache selbst hat, wovon in den Schriften der Propheten soviel gezeugt wird. ·(Apost. Past.) sz »Es) Um die versammelten Juden auf die Bedeu- tung des Augenblicks zu führen, citirt Petrus aus- führlich eine Weissagung des alten Testaments, in der die Ausgießung des Geistes verheißen war; das spe- zifisch Neutestamentliche in dieser Weissagung liegt darin, daß nicht mehr blos einzelne theokratische Amtsträger den Geist als Amtsgeist, sondern alle Glieder des Volkes Gottes den Geist als Geist des neuen Lebens empfangen sollen (4. Mos. 11, 29), in dem «predigen mit andern Zungen, nach dem der Geist Xb auszu- sprechen« und dem ganzen gottbegeisterten esen, das sich nicht blos bei den Männern, sondern auch bei den Frauen (Kap. 1, 14) zeigte, sieht dann Petrus die Ver- heißung des Weissagens, von dem der Prophet redet, erfüllt, als wollte er sagen: ,,sehet, wir alle weissagen; statt der wenigen einzelnen Propheten des alten Testa- ments ist nun alles Volk mit prophetischem Geiste er- füllt« Was das Verhältnis; der hier angeführten Stelle zu dem Wortlaut des Grundtextes und der griechischen Uebersetzung (Septuaginta) anlangt, so stimmt sie im Wesentlichen überein; nur, da sie frei aus dem Ge- dächtniß angeführt ist, sind Versetzungen und unwesent- liche Zusätze nicht auffallend. Zwei Abweichungen jedoch sind nicht zu übersehen: 1) gleich zu Anfang heißt es »in den letzten Tagen«, während beim Propheten steht: ,,nach diesem«; das erklärt sich aus der durch das anze neue Testament hindiirchgehenden Ansicht der postel, daß mit der Zukunft Christi im Fleisch auch das Ende der Dinge wirklich da sei, und in der That ist ja die Zeit, wo der Messias erscheint, im Vergleich mit den manchmal und mancherlei Weise vorangegan- genen vorbereitenden Gottesoffenbarungen die letzte. (Hebr. 1,"1f.) Es ist jetzt die letzte Heilsthat Gottes geschehen; für den, der sie verachtet, ist kein anderes Opfer für die Sünde mehr in Aussicht, sondern nur das Gericht- (Hebr. 10, 26), wer sie aber gläubig an- nimmt, der wird gerettet werden, daher führt auch der Apostel die Verse noch mit an, in denen von den furchtbaren Zeichen der Zukunft die Rede ist, um die Herzen zur Buße zu bewegen. Außerdem sagt Petrus 2) »ich will aus-gießen von meinem Geist«, während Petri Pfingstpredigt. es bei Joel in umfassender Allgemeinheit heißt: ,,ich will meinen Geist aus ießen«; durch diese Ausdrucks- weise des Apostels wir die Ausgießung des heiligen Geistes, so gewaltig sie auch war, doch noch als eine partielle«charakterisirt, so daß die Weissagung des Pro- pheten, insofern sie die ganze Falle des göttlichen Geistes dem Volke verheißt, m dieser ihrer ursprüng- lichen Form noch fiirseine weitere Zukunft stehen bleibt. (Olshausen.) Mit der vorhin erwähnten Ansicht der Apostel, daß mit Christi Erfcheinung im Fleisch das Ende der Welt gekommen sei (1. Cor. 10, 11),« ver- hält es sich ganz richtig: Alle vorige Zeiten entlang eht ein Ringen, ein Bewegen nach einem ersehnten iel, aber dieses Ziel wird, so oft es auch ganz oder nahezu erreicht schien, jedesmal wieder in die Ferne gerückt; hier ist zum ersten Mal das Ringen und Laufen zum Ziel und zur Ruhe gekommen, die Bewegung der Zeitläufte ist hier zum ersten Mal zum Stillstand elangt, die Zeit ist zum ersten Mal gesättigt, be- sriedigt durch die Ewigkeit. Hier ist also das wirk- liche Ende; übrig ist nun weiter nichts, als daß dieses Ende, das hier noch auf einen kleinen Punkt beschränkt erfcheint, sich durch den ganzen Umkreis des mensch- lichen Geschlechts bewege. Wenn nun freilich auch diese Bewegung nicht anders geschehen kann als in der Form der Zeit, unter welche die Entwickelung aller mensch- lichen Dinge gestellt ist, so ist das doch immer die Be- wegung des Endes und stempelt diese Zeit zur End- Zkit und diese Tage zu den letztenx gleichwie aber der nsang des Endes nach Joel die Ausgießung des Geistes ist über salles Fleisch, so ist die Vollendung des Endes der Untergang von Himmel und Erde. Wer denn überhaupt in die letzte Zeit eingetreten, ist in eine solche Zeit eingetreten, die ihn unaufhaltsam zu dem Untergange von Himmel und Erde fortführtz es gilt also für ihn, daraus Bedacht zu nehmen, daß er von dem eigenen Untergange gerettet und vielmehr zu der Seligkeit gebracht werde, welche zu dieser letzten Zeit gleich von Anfan vorhanden ist und mit dem Ende sich ebenfalls vo enden soll. Der Weg zur Ret- tung ist schon beim Propheten bezeichnet mit der An- rufung des Namens des HErrn; bei ihm jedoch ist die Rettung nur erst ferne gåzeigh dagegen kann der Apostel sie den Hörern seiner orte in die allernächste Nähe rücken (bedeutfam ist auch das Wort bei Joel: »auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Er- rettung sein«, Petrus aber läßt es weg, da der Ort, wo er redete und die Zuhörer sich befanden, wenn wir das Versammlungshaus der Jünger in dem des Jo- hannes auf dem Berge Zion annehmen, von selber chon an jenes Wort erinnerte). Und so predigt er ihnen im folgenden« zweiten Theil feiner Rede Den, den Gott zu einem HErrn und Christ gemacht hat und« bei dessen Namen er will angerufen sein in der letzten Zeit. (Baum arten.) Wozu uns die Ueberzeu- gung erwe en müsse, daß wir in den letzten Tagen stehen? sie muß uns erwecken: l) recht auf- zumerken aus Gottes gnadenreiches Wort; 2 unab- lässig zu beten um die Gabe des heil. Geitesx Z) eifrig darnach zu trachten, daß wir im Dienste Gottes erfunden werden. (Lan«gbein.) 22. Jhr Männer von Jsrael [Kap. 3, 25], hbret [nachdem ich eure Beschuldigung widerlegt und auf eure Frage den nöthigen Bescheid ge- geben habe] diese Worte« [womit ich noch ein Weiteres euch kund thun will V. 14]: Jefum »von Nazareth, den Mann von Gott [gekommen als Prophet und Erlöser seines Volkes] unter euch 367 [genauer: in Beziehung auf euch, so daß ihr wohl wissen mußtet, mit wem ihr es in ihm zu thun hättet] mit Thateu und Wundern und Zeichen sals derjenige, der er war] beweiset [und zwar mit Thaten und Wundern und Zeichen], welche Gott durch ihn thut unter euch, wie denn auch ihr selbst wisset sso daß ihr ausdrücklich ausgerufenhabt: ,,es ist ein großer Prophet unter uns ausgestanden und Gott hat fein Volk heimgesucht« Kap. 10, 38; Luk. 7, is; 24, 19]; 23. Denselbigem nachdem er aus bedachtem Rath nnd Vorsehung Gottes- sder es also über ihn beschlossen hatte, um seine Heilsgedanken durch ihn zur Ausführung zu bringen Jes. 53,,10, und in der ganzen Sache nichts hat zugelassen, was nicht. genau von ihm voraus gewußt und zuvor berechnet war] ergeben .[an die» welche ihn zum Tode verurtheilten, ausgeliefert] war, habt ihr ge- nommen durkh die Hände der Ungerechten sder als» Heiden Weish. 17, L; Röm. 2, 14 f. ohne ein heiliges Gesetz dahinlebenden Römer], Und ihn an- geheftet san das Kreuzesholz Joh. 19, 16] und er- würgettt [indem, was eure Obersten gethan haben, eine That der gesammten Nation und also auch eure That ist]. 24. Den seben diesen von euch angehefteten und erwürgten Jesus] hat Gott auferwecket sam dritten Tage, wie er euch zuvor verkündigt hat Joh.» 2, 19; Muth. 12, 39f.] und aufgeldset die Schmerzen [wohl f. v. a. Bande nach Pf. 18, S; 116, -3] des Todes, nach dem es unmöglich way, daß er [Jesus] von ihm [dem Tode] sollte gehalten werden [Joh. 10, 17j«.]. 25. Denn David [in Pf. 16, 8—11] spricht von ihm» [genauer: auf ihn hin, auf ihn hin- weisend, so daß die Worte iljrer Erftillung nach sich-auf ihn beziehen, vgl. Kap. 13, 35 ff.]: Jch habe den HErrn allezeit vorgesetzet vor mein An- gestcht sdaß er mein beständiges Augenmerk sei, und weiß ihn auch für ein solches Verhältniß der engsten Lebensgemeinschaft mir nahe genug]; denn er ist säks ein helfender Freund und mächtiger Beistand] an meiner Rechten, auf daß ich nicht beweget werde [von der Stelle, darauf ich ein- mal stehe]. 26. » Darum [wegen dieser unerfchütterlichen Festigkeit meiner Stellung] ist mein Herz fröhlich sauch angesichts des Todes, dem ich entgegengehe], und meine Zunge freuet steh [oder jauchzet —- so nach der griech. Uebersetzung des alten Testaments, in Pf. 16, 9 dagegen steht: »meine Ehre oder Seele bricht in Jubel aus«]; denn auch mein Fleisch wird ruhen in der Hoffnung [wieder auf- zuerstehen -— im Psalm heißt es: sicher liegen, unter Gottes Obhut ungefährdet bleiben] 27. Denn du wirft meine Seele nicht in der Hölle lassen [sie nicht dergestalt dem Hades 368 Apostelgefchichte L, 28——36. Hiob 7, 9 Anm. überlassen, daß sie drin bleiben müsse] auch nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe svgl Pf. IS, 10 Anm.]. 28. Du hast mir kund gethan [inPs.16, 11 steht: wirst mir kund thun] die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freuden vor deinem Angesicht sbeim Psalmisten heißt es: vor dir ist Freude die Fülle und lieblich Wesen zu deiner Rechten ewiglich]. 29. Jhr Männer, lieben Brüder [Kap. 1, 16], laßt mich frei -reden zu euch von dem Erzvater David [dem Ahnherrn der königlichen Familie unseres Volkes, dem allerdings alle Ehrerbietung unsererseits gebührt, aber doch nicht eine solche, daß wir verkenneten, was an ihm noch menschlich Gebrechliches, von dem Ziel der Vollkommenheit noch weit Abliegendes war]: Er ist gestorben und begraben lohne daß von ihm in der Schrift noch etwas Weiteres berichtet würde], und sein Grab ist [gerade, hier auf dem Zionsberge 1· Kön. 2, 10 Anm., in unmittelbarer Nähe] bei uns bis auf diesen Tag [als ein laut redendes Zeugniß, daß er gar wohl die Verwesung gesehen hat und im Tode geblieben ist; er kann also nicht von seiner eigenen Person so große Dinge gemeint haben, wie» er in den angeführten Psalmworten sie ausspricht.] 30. Als er nun ein Prophet war [der im Geiste Gottes die Zukunft schauen durfte], und wußte, daß ihm sin dem Worte, das durch Nathan an ihn gelangte 2. Sam 7, 4ff.] Gott verbeißen hatte mit einem Eide, daß die Frucht seiner Lenden [einer, der aus seinem Geschlecht stammen würde] sollteauf seinem Stuhle sißen [Ps. 132, n; Luk. l, 32 f.]; 31. Hat er es swas er dort im Psalm sagt] zuvor gesehen und geredet von der Auferstehung [eben dieses als die Frucht seiner Lenden ihn be- zeichneten Nachfolgers, des Messias oder] Christi, daß [wie es sich nunmehr bereits erfüllet hat] seine [nämlich Christi] Seele nicht. in der Hölle gelassenjst und sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat [1. Kön. 2, 9 Anm.] 32.· Diesen Jesum [auf welchen ich seit V. 22 euch hinwies] hat Gott [wie schon in V. 24 ge- sagt] auferweckt, deß sind wir alle [Zwölf, die wir hier vor euch stehen V. 14] Zeugen-«« [Kap. 1, 22; und was nun zwischen ihm und dem Christus, auf den hin David geweissagt hat, für ein Jdentitätsverhältniß besteht, das werde ich hernach V. 36 noch besonders hervorheben] 33. Nun er saber vierzig Tage nach seiner Aus- erweckung] durch die Rechte Gottes [die ihn gen Himmel entrückt hat, auf den Stuhl droben Offenb. 12, b] erhöhet ist und lda, als nunmehriger König des Himmelreichs] empfangen hat die Verheißnng des heiligen Geistes vom Vater sdaß Er sie so verwirkliche, wie es in Joel Z, 1 ff. vorausgesagt worden Pf. 68, 19]- hat er ausgegossen dies, das Nunmehr] ihr sehet und höret sden Geist unter so außerordentlichen Zeichen und wunderbaren Wir- kungen, daß jetzt ihr ebenso die Augen- und Ohren-« zeugen seiner Erhöhung"seid, wie wir es gewesen in Beziehung auf seine Auferstehung] 34. [Damit aber ist er erwiesen als der so- viel Höhere und Größere denn David, als Gottes Stuhl im Himmel höher ist denn Davids Stuhl auf Erden war.] Denn David ist nicht gen Himmel gefahren [daß sein eigenes Königthum schon ein solch beständiges und ewig währendes Königreich wäre, wie es ihm zugesagt ward 2. Sam. 7, 16; Pf. 89, 4f.]. Er spricht aber sin Pf. no, 1, voraussehend, in Wem die Zusage ihre Erfüllung finden werde]: Der HErr [Jehova] hat gesagt zu meinem HErrn [·zu dem, der mein Sohn und zu- gleich auch mein HErr ist, dem Messias Matth. 22, 41sf.]: Setze dich zu meiner Rechten, 35. Bis daß ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füßef [Heb.r. 1, 13]. 36. So wisse nun das ganze Haus Israel [die ganze gesegnete Familiengenossenschaft des Erzvaters Jakob, der so sehnlich auf das Heil desHcGrrn wartete l. Mos. 49, 18] gewiß [d. i. mit götlicher, auf Gottes großen Thaten ruhender Gewißheit] daß Gott diesen Jesum, den ihr ge- kreuziget habt, zu einem [über alles erhöheten, schon von David also geehrten] HErrn [dessen Stuhl im Himmel bereitet ist Pf. los, 19; Röm. 9, b; Epheß 1, M] und [wie hierzu, so nach anderer Seite hin zum] Christ [der sein Volk soll selig machen und ihm zum Heil verhelfen Luk. 2, 261 gemacht [offenkundig für alle als solchen hin- , gestellt] hat-H: V) Dies ist die Pfingstpredigt Petri: eine solche Predigt hat vor ihm noch Keiner gethan, und auch nachher sind die großen Thaten Gottes niemals mehr mit solchem Erfolge verkündigt worden als hier, wo« mit Einem Male dreitausend Seelen dem Worte zufielen und als eine reife Frucht in die Scheunen Gottes eingeführt wurden (»V. 37——41); "Wie lange müssen wir Diener des Wortes predigen, bis wir nur etliche Seelen für’s Himmelreich gewinnen; ja wie oft müssen wir jahrelang arbeiten, ohne eine Frucht unsrer Arbeit zu sehenxwährend dort durch Eine Predigt eine ganze Gemeinde gesammelt und gestiftet wird! Da könnte man vielleicht denken, der Apostel werde mit hohen Worten menschlicher Weisheit, mit großer Kunst und Beredtsamkeit gesprochen haben, wie das so Sitte in der Welt ist; aber von dem allen finden wir hier nichts. Seine Worte sind einfach und schlicht, es ist keine weltliche Kunst, kein Schmuck und Glanz der Rede darin; aber es weht die Kraft von oben hindurch, und darum schreiten sie auch einher wie ein starker, gewappneter Mann, der ein Schwert in den Händen trägt und alles, was ihm widerstehen will, mit sieg- reicher Gewalt zu Boden stürzt· Was diese Siege be- wirkt hat, ist nichts Anderes als die Verkündigun der großen Thaten Gottes zum Heile der Welt, das ort Verkündigung des Jesu von Nazareth als des Heilands und Erlösers Jsraels vom Kreuz, das Evangelium von Christo, der für uns estorben und auferstanden ist. ·(Thomasius·) Bisher gatte Petrus das Ereigniß des Tages in das Licht des pro hetis en Worts gestellt und als Erfüllung großer erhei ungen Gottes, die auch ihre sehr ernste und erschütternde Seite haben, bezeichnet; nachdem so die Gemüther ernst und andächtig gestimmt sind, geht er erst aus den Kern der Sache ein und legt nun ein offenes und klares, ziigleich die Gewissen anfassendes Zeugniß darüber ab, daß Jesus von Nazareth, der von seinem Volk Gekreuzigte, aber von Gott den Ver- heißungen gemäß Auferweckte, Erhöhete, den Geist aus- gegossen habe und der HErr und Messias sei. Der Apostel behält demnach die Thatsache des Tages fest im Auge, die Gabe des heil. Geistes zieht sich als der oldene Faden durch seine ganze Rede hindurchx aber Feine Rede gestaltet sich doch, weil sie eine Missions- ansprache werden muß, zu einem Zeugniß von Jesu, dem Gekreuzigten, Auferstandenen und Erhöhetem . welcher HErr und Erlöser ist. Petrus wendet sich, in- dem er auf diesen Hauptgegenstand seiner Rede über- zugehen im Begriff steht, an seine Zuhörer mit wieder- holter Anrede und Bitte um ihre Aufmerksamkeit. (Lechler.) Mit dem Ehren-Bundesnamen ,,Männer von Israel« benennt er sie, und will sie damit locken zum sanftmüthigen Hören der Worte, welche Jsraels Hosfnun an Jesum v on Nazareth geheftet darthun. (BesserZ «) Vor allem liegt dem Apostel am Herzen, Jesum von Nazareth, den so sehr Verachteten, unter seinen Zuhörern recht groß zu inachen; zu dem Ende redet er sowohl vom Stande der Erniedrigung als auch der Erhöhung unseres Heilandes, und schon da er Jesum in seiner tiefsten Erniedrigung darstellt, giebt er ihnen dabei zu erkennen, wie Gott sie durch die erstaunlichen Wunder, die er vor seinem Leiden verrichtet, zu über- zeugen gesucht hat, daß er der wahre Messias und Heiland der Welt sei. (Apost. Past.) Der heil. Geist, das wußte und glaubte er, würde bei der kurzen Er- innerung an den Na arener Propheten mit seinen Thaten, wie nie ein ensch sie gethan (Joh. 15, 24), in ihrem Herzen ein so kräftiges Zeu niß von diesem Manne ablegen, daß ihnen wegen igres ungerechten Verfahrens mit ihm angst und bange werden würde (Joh. 16, 8sf.). Jn derselben Zuversicht wirft er auch die Schuld des Todes Christi auf alle, sowohl die in Jerusalem wohnten als die nicht daselbst wohnten, und ist gewiß, daß der heil. Geist sie kräftig genug daran mahnen würde, wie ihre Feindschaft im Herzen gegen den verachteten Nazarener sie zu seinen Mördern mache. (Williger.) Wie ruhig, wie ernst, wie feierlich und majestätisch sagt das Petrus seinem Volk in’s Gesicht, wie furchtlos und unerschrocken führt er ihnen i re schwere Blutschuld zu Gemüth und schlägt ihnen a en gleichsam einen Nagel in’s Herz mit den Worten: ,,ihr shabt ihn angeheftet und erwürget.« So mußte die Predigt von Christo beginnen mit einer Mahnung an sein Kreuz und an die Schuld feines Volks; und so muß sie noch immer beginnen damit, daß man der Welt Christum vorstellt als den Gekreuzigten, und eben damit das Gefühl der Verschuldung in ihr erweckt, damit es in sündigen Menschenherzen zu dem Be- kenntniß komme: ,,mein Heil, was du erduldet, ist alles meine Last 2c.« (Gerok.) Der Tod Jesu war von Seiten Gottes die Erfüllung des ewigen Erlösungs- rat schlusses, von Seiten Jesu ein sreiwilliger Akt der Lie e, von Seiten der Juden eine zurechnun sfähige Schuld, die Spitze ihrer Versündigungen gegen ehovaz Zier« nun tritt blos die erste und die letzte Beziehung ervor. Petrus beschuldigt alle Anwesenden des Mordes Jesu, einmal, weil die That der Obrigkeit eine That D äch s el ’s Bibelwort. VI. Band. 369 des von ihr repräsentirten Volkes ist, das übrigens auch direkt dabei mitgewirkt und ausgerufen hatte: ,,kreuzige, kreuzige ihn!« sodann, weil der Tod des HErrn vermöge der allgemeinen Siindhaftigkeit eine Gesammtthat und Gesainmtschuld des menschlichen Ge- schlechtes ist. (Schasf.) » Hist) Aus dem 16. Psalm thut Petrus dar, daß die Bewahrung vor der Macht des Todes und des Grabes ein nothwendiges Merkmal an dem, dem David ver- heißenen König Jsraels sei. Daß nun dieses Merkmal für Jesu von Nazareth wirklich zutresfe, behauptet er, indem er sich dafür auf die Mit eugenschaft der neben ihm stehenden Apostel beruft. ier kann er den Zu- hörern nicht näher kommen, denn nur den Gläubigen hatte Jesus nach seiner Auferstehung sich dargestellt (Kap. l, 3; 10, 41); die übrigen wußten nur, da er in dem Grabe, in welches er gelegt worden war, nicht geblieben ist (Matth. 28, 13 ss.). Allein die Zumuthung, welche er damit seinen Zuhörern macht, ihm und seinen Mitzeugen in dieser Aussage von ihrer eigenen Er- fahrung Glauben zu schenken, ist in keiner Weise zu- dringlich, sondern innerlich vermittelt und völlig be- rechtigt Wer imStande gewesen wäre, den Petrus mit den elf übrigen Aposteln, die eben aus der hoch begeisterten, wunderbar Gott lobpreisenden Schaar her- vorgetreten waren, mit diesem ihrem ernsten und e- wichtigen Zeugnis; zu verdächtigen, »der müßte absichtlich vor der inneren Macht· dieses Zeugnisses verschlossen haben; wer dagegen mit einiger Empfän - lichkeit dieses Zeugnis; von der Auferstehung Jesu auf- nahm, was für einen Eindruck mußte es bei dem hervorbringen, zumal das, was dadurch kund gethan wurde, mit der offenkundigen Erweisung Jesu während seines Lebens im schönsten Einklang stand und insofern auch in der Mitwissenschaft der Zuhörer einen Anhalts- punkt finden mußte! ,,Auferweckt von den Todten«: wie mußte dies Wort die Fremdlinge in Erstaunen seyen, die noch niemals von einer Auferstehung gehört! wie mußte es selbst den Kindern Jerusalems durch die Seele dringen, die es wohl« zumeist wieder vergessen hatten, was am letzten Ostersest in ihrer Stadt e- schehen war! Denn es war seitdem ganz stille gewe en von diesem gekreuzigten Jesus; man hatte nicht weiter davon geredet, man hatte nichts mehr von ihm ge- sehen, und die Wenigen, die darum wußten, hatten sich im Verborgenen gehalten; man achtete es etwa für ein Ptährleim das kaum der Rede werth sei· Da tritt nun mit einem Male Einer auf und predi t: ,,er ist auferweckt von den Todten-« Mit diesem under hat ihn der Vater als seinen lieben Sohn kräfti erwiesen und das Siegel der Wahrheit auf seine orte und Thaten gedrückt; damit hat er’s vor aller Welt be- zeugt, daß dieser unter die Uebelthäter Gerechnete dennoch der Heilige und Gerechte ist, daß dieser Er- niedrigte und Verachtete doch der König der Ehren, dieser Gekreuzigte, Gestorbene und Begrabene der Fürst des Lebens, der HErr und Christ, der Heiland der Sünder ist. Weil aber die Auserstehun also» wichtig ist, so muß sie auch gewiß und unwiders rechlich sein; darum führt der Apostel sogleich den eweis, und zwar aus dem alten Testament, wie das vor Jsraeliten am schicklichsten und überzengendsten war» (Thomasius.) Aber um es zu fassen, daß gerade dies Wort aus dem 16. Psalm auf den Messias und seine Auferstehung zielt, bedarf es der Unterweisung dessen, »der nicht lehrt wie die Schriftgelehrtem sondern gewaltiglich; als die Jünger seinen Geist noch nicht empfangen hatten, konnten auch sie eine solche Auslegung der alttestament- lichen Schristeii nicht fassen, aber nun leitet sie dieser Geist in alle Wahrheit (Joh. 16, 13), und sein Leiten 24 370 Apostelgeschichte A, 37—39. geschieht nach der Weise, wie Jesus die Jiinger leitete, da er ihnen die Schrift öffnete (Luk. 24, 27. 32. 45). Liest man den Psalm, wie er da in der Sammlung vor uns liegt, so ist es ja der Verfasser, David, der darin spricht, der darin von sich selber, von seinem Lebenswege, von seiner Hoffnung fpricht; und doch liegt in der von Petrus angezogeneii Stelle ein Ton, der Geheimnisse ankündigt, das Geheimniß besteht aber darin, daß der David, der in diesem und in so vielen andern» Psalmen redet, in dem prophetischen und pro- phetisch-typischen Plan, der das Wesen des alten Testa- ments ausmacht, sozusagen die Hülle bildet von einem Größeren, als er selbst ist, von einem späteren und erhabeneren Könige, Gesalbten und Geliebten Gottes, von einem zweiten wesentlicheren David (Hos. Z, 5; Hes. 37, 24 f.), als der war, welcher über tausend Jahre vor der Ankunft seines göttlichen Nachkommen diesen als Haupt- und Mittelpunkt des Gottesreichs repräsentirta Was dieser erste David also von sich selbst sang, war theils und zuerst von ihm persönlich historisch wahr, war dann aiidermals aber auch. prophetisch wahr von dem ihm Verheißenen aus seinen eigenen Lenden. Es sind Verborgeiiheiten für das sleischliche Auge, Aergernisse für den sich selbst- genügenden Verstand, aber zugleich Tiefen und Herr- lichkeiten des heil. Geistes Gottes; also gefiel es ihm, in das durch David ausgefprochene Wort le· te der Geist eine Kraft wie von Wachsthum und usbrei- tuiig, wodurch es bis in die fernste Zeit hineinreichen sollte, einen tiefen Sinn, wodurch es einmal geeignet war, Zustände auszudriickem die weit über Davids Zustände erhaben waren, ja von welchen in Davids eigenem Leben kaum ein Schatten zu finden ist (inan denke z. V. an Pf. 22), andermals, historifch und typisch zugleich, Lebenszust-ände sowohl von David als auch von dem Größeren als David umfaßt. (da Costa) Der Tod wird in der Psalmstelle nach seiner doppelten Wirkung aufgefaßt, einmal in Beziehung aus den Leib und sodann auf die Seele; jener wird als ge- schiitzr vor der letzten Wirkung des Todes, der Ver- wesung, dargestellt, diese als zwar schauend den dunkeln Schattenort, aber als baldigst ihm entnommen und dem Reiche des Lichts wiedergegeben beschrieben. Die Genauigkeit, mit der diese Züge in der Ent- wickelung des Lebens Christi sich verwirklichten, macht diese Weiffagung zu einer der merkwürdigsten der heil. Schrist: während näinlich sein heiliger Leib unberührt von der Verwesung blieb, ging seine Seele zu den Todten, kehrte aber alsbald wieder und erhob sich mit dem Verklärten Leibe bei der Auferstehung. (Olshausen.) Indem Petrus die Weiffagung als in Jesu erfüllt nachweift, behau tet er, daß Jesus zwar im Hades gewesen, doch nicht darin geblieben sei; in 1· Petri Z, 18 ff. kommt er in lehrhaster Weise auf diese That- sache zurück. Hier an unsrer Stelle liegt ein Gewicht darauf, daß Jesus dem Geschick und Gesetz des Todes vollständig und wahrhaftig, aber nicht bleibend sich unterworfen hat; er hat den Uebergangszustand zwischen irdischeni Leben und dem Auferstehungsleben der Ewig- keit auch mitgemacht, und somit ist nichts Menfchliches ihm fremd geblieben, andrerfeits ist die Auferstehung Jesu desto entscheidenderer Sieg, je rückhaltlofer er den Todeszustand selbst erfahren. Der besondere Zweck, zu welchem die Niederfahrt in das Todtenreich dienen mußte, ist dann erst später vom Apostel in’s Licht gestellt. (Lechler.) f) Wie er jenes ausgegossen hat, was dort am Pfingftfest herniederrauschte als ein befruchtendes Ge- witter, so gießt er noch immer seinen himmlischen Segen hernieder auf die Gemeinde; die Sonnenstrahlen seiner Liebe, die auf unsern Lebensweg fallen, die Regengüfse seines Worts, welche die Erde befruchten, die Thautropsen seiner Gnade, die unser Herz er- quicken, die Gewitterwinde seiner Gerichte, die unser Gewissen erschüttern, die Himmelsliifte seines Friedens, die uns in Trübsal umwehen, das alles hat er aus- ge offen und gießt es aus, das alles find Zeu nisfe, da er noch lebt, daß er auch droben noch aus dem Thron der Herrlichkeit der Seinen gedenkt, Ersiillungen der Verheißung: ,,siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende-« (Gerok.) Das »bis« umgren t die Gnadenzeit des Reiches Christi; seine Herrschazst zur Rechten Gottes, »die er durch die große Pfingstthat offenbart hat, währet in gnädiger Kraft des Pfingst- geiftes fort, bis daß durch Feuer, Blut und Rauch- dampf feine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Bis dahin läßt er sich und fein Reich an- feinden, und es gehört des Glaubens Kunst dazu, daß man sich an Ihn halte als an den HErrn, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. (Besser.) Unserm Sehen und Fühlen nach scheinet es nichts überall, daß Christus so gewaltig bei uns regiere; sondern vielmehr das Widerspiel sehen und fühlen wir, uiid ist nichts denn eitel Schwachheit und Unkrast vor Augen bei der Christenheit, als sei sie gar elend und verlassen, ohne Hilfe und Rettung, von der Welt unter- drückt und mit Füßen getreten, dazu von dem Teufel mit der Sünde, Todes- und Höllen-Schrecken und Angst überfallen und bedrängt, ohne was sonst allerlei ge- meiner leiblicher Unfall, Gefahr und Noth über sie gehet, niehr denn über alle andern Leute, darum muß all ier folche Glaubenskunft und Meifterstück gehen, da er wider solch Fühlen und Sinnen— kämpfe und fechte und an dem bloßensWorte halte, so er allhier höret, daß dieser Christus, wiewohl unsichtbatz droben zur rechten Hand Gottes von Gott gesetzt ist und allda bleiben soll und will und über uns gewaltiglich re- gieren, doch vor der Welt heimlich und verborgen; denn dieses schebJimini (se e dich zu meiner Rechten), weil es Gott selbst sagt, mu ja wahr sein und bleiben, und wird es keine Creatur umstoßen noch falsch machen, so wird er es auch selbst nicht verleugnen, es scheine, fühle und stelle sich alles, wie es wolle. (Luther.) Muß Christus warten, bis alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden, warum sollten wir nicht auch warten? (Starke.) H) Nicht die Logoslehre, wer Christus-sei (Joh. 1, 1sf.), zu entwickeln, war hier der Ort, sondern es follte einfach das bewiesen werden, daß jener den Juden bisher nur als Gekreuzigter bekannte Jesus von Gott vor ihnen und für sie erwiesen sei als der ihnen verheißene HErr und Messias: aus dem Verachteten hat Gott einen solchen gemacht; daß Jesus für die Augen der Juden nun ein Anderer geworden, dies allein gehörte hierher. (Ebrard.) Mit diesem gewal- tigen Schlußwort wendet sich Petrus noch einmal fürs Erste an den Verstand feiner Zuhörer, denen er aus Gottes Wort wie aus ihrer Erfahrung und dem, was sie eben xetzt sahen und hörten, Jesum als den Messias- erwiesen; sodann aber an ihr Herz und Gewissen, darein er ihnen zuguterletzt noch einen scharsen Stachel bohrt und ihnen ihre Sünde sowie den Weg zum Heil vorhält mit den Worten: ,,ihr habt ihn gekreuzigt, Gott aber hat ihn zu einem HErrn und Christ gemacht.« (Lechler.) . « » 37. Da sie aber das horeten swas ihnen Petrus seit V. 22 vorgehalten], ging’s ihnen [als ein Stich] dutciys Herz lwie schwer sie sich ver- sündigt], nnd sprachen zn Petro und zu den andern Was sollen wir thun? — Thuet Buße und lasse sich ein jeglicher taufen! Aposteln [die herzgewinnende Anrede V. 29 mit einer herzgewonnenen erwiedernd]: Ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir thun [um Gottes Zorn, den wir verdient haben, zu entrinnen und e wieder gut zu machen, was wir Uebles gethan]? Eine große Forderung hat Petrus an sie gestellt: Denselben, den sie noch vor wenig Wochen in Knechts- estalt vor sich wandeln sahen, den sie verklagt, ver- söhnt, mißhandelt und den Heiden zum schmachvollsten Tode überliefert haben, den sollen sie jetzt als ihren HErrn anerkennen, dem sollen sich ihre stolzen Kniee beugen, den sollen sie zu ihrem Heiland oder aber zu ihrem Richter erwählen —- diese Wahl legt ihnen Petrus vor; und es muß in seinem Wesen ein Ernst und eine Majestät gewesen sein, die. jedes Gemüth erschütterte, es muß aus seinen Augen etwas hervor- geleuchtet haben wie ein Feuer des lebendigen Gottes, denn kaum hat er geendigt,· siehe, da schlägt’s mit Einem Male in die Herzen der Hörer, und alles Volk bricht in ein lautes Klagen aus und spricht wie mit Einer Stimme zu Petro und den andern Aposteln: ,,ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir thun?« Kein Widerfpruch wird vernommen, keine Entschuldigung wird gehört, kein Mensch tritt aus der Menge hervor und leugnet die Blutschuld, die sie auf sich geladen haben, sondern alles Volk beugt sich erschrocken unter die brennenden Worte des Apostels; denn das Schwert des Geistes ist ihnen durch’s Herz gegangen und hat, Mark und Bein zerschneidend, als ein Richter der Sinne und Gedanken sich bewährt. Nun sehen sie, in welchen sie gestochen haben, nun fühlen sie, wen sie verworfen haben, und Gottes großes Gericht tritt vor ihre Seele hin: wo sollen sie hinfliehen vor seinem Zorn? wie sollen sie dem drohenden Verderben ent- rinnen? wer soll sie retten vor dem drohenden Ab- grund, der sich vor ihren Füßen austhut? Die Angst ihres Herzens ist groß! So hat denn hier der Geist des HErrn-HErrn seine zerschlagende Gewalt geübt und gleich» bei seinem ersten Zeugnisse gethan, was Jesus in» Joh. 16, 8 ff. vorhergesagt hatte, nämlich, daß er die Welt strafen werde um die Sünde und um die Gerechtigkeit« und«um das Gericht. (Thomasius·) Die Spötter sind vollkommen zum Schweigen gebracht, entweder, daß sie sich von ihrem Wahne bekehrt haben oder daß sie aus Rücksicht auf die Menge ihresHerzens Gedanken nicht zu offenbaren wagen; die große Mehr- ahl der Zuhörer ist nämlich im Herzen von einem scharfen Schmerze betroffen worden. Diese innerliche Betroffenheit hat einen zwiefachen Grund: einmal sind die Anwesenden erschüttert durch den Ausspruch des Petrus, daß die letzte Zeit, deren Ende den Untergang aller Dinge bringt, gekommen ist, durch welche An- kündi ung sie aus a er ihrer Ruhe und Sicherheit aufgeschreckt worden sind; dann sind sie inne geworden, daß sie gegen die einzige Zuflucht und icherheit, welche für diese letzte Zeit gegeben ist, sich in schreck- licher Verblendung widerstrebend und feindselig bezeigt haben. Jn demselben Maße, als der Schrecken der letzten Zeit sie zu dem Namen Jefu, der ihnen als Panier der Rettung aufgerichtet ist, hintreibt, in dem- selben Maße treibt die Erinnerung an ihre tödliche, frevelnde Feindschaft gegen Jesum, die ihnen gleich- falls vorgehalten ist, davon zurück; der Schmerz des zur völligen Rathlosigkeit gedrängten Herzens ist aber so ·scharf, daß sie sich an die Sprecher der begeisterten Pfin stversammlung, an die Apostel und vornehmlich an etrus wenden mit der Frage: »was sollen wir thun?« Hätte Petrus auf die Frage nichts weiter zu antworten gehabt, als was er bereits aus dem Pro- 371 Pheten angeführt»(vgl. V. 21), sie sollten den Namen des HErrn anrufen, so würde er dein tiefen Bedürf- niß des Herzens, wie sie es mit offenen Worten kund gaben, nicht genügt haben; denn wenn sie auch nun wußten, daß dieser HErr nicht mehr der im Himmel Beschlossene und von der Erde Geschiedene, nicht mehr der in flammender Heiligkeit Thronende und mensch- lichcn Sinnen und Augen Unnahbare sei, sondern (nach V. Eis) Jesus, der in menschlicher Gestalt und Schivach- heit unter ihnen gewandelt hatte: wie sollten sie dazu kommen, den anzurufen, welchen sie verworfen und getödtet hatten? Das Anrufen des Namens Jefu war für die Glaubenden zwar das Mittel ihrer Ret- tung; aber sowie für diese das Anrufen des Namens Jefu eine naturgemäße Aeußerung ihres ganzen Standes ist, so ist dieses« Anrufen mit dem ganzen Stande der Fragenden im grellen Widerspruch. Zu derselben Zeit, als die Jünger die leibliche Gemein- schaft Jefu liebend und glaubend genossen und sich in dieselbe versentten, haben die Juden dieser Gemein- schaft mit harten Reden und Lästerungen, mit Ver- folgung undVerrath widerstrebh in Folge jener Ge- meinschaft mit Jefu hat der erhöhete HErr die Jünger mit seinem Geiste erfüllt, sie als die heiligen Erstlinge seinem und ihrem Vater herwiedergebracht und sie als das wahrhaft erlösete Volk mit seinem Gotte in hei- liger Gemeinschaft zusamniengeführh während die Juden nichts haben als ihre Pfingstbrode und Brandopfer und noch mit demselben behenden Herzen vor Gott stehen, wie ihre Väter am Sinai. Petrus weiß es daher ganz wohl, daß das durchbohrte Herz und ge- schlagene Gewissen der Juden auf seine erste Verkün- digung antwortet: »das Anrufen des Namens Jefu mag für euren Stand ein Rettungsmittel sein, uns ist in unserm Stande solches Rettungsmittel versagt; giebt es daher kein anderes, was sollen wir thun, daß wir in euren Stand versetzt werden?« Auf diese Frage antwortet nun Petrus vollkommen ge- genügend: sie sollen zuvörderst durch Bußethun ihren Sinn ändern, denn ihr bisheriger Sinn hatte sich gegen den Retter und Heiland feindselig verhalten; demnächst sollen sie sich zu Jefu in ein gleiches Verhältniß stellen, in welchem feine Jün er zu ihm stehen, was dadurch geschieht, daß sie auf seinen Namen sich taufen lassen, dann werden sie aber auch desselben Geistes theilhaftig werden wie die Jünger. (Baumgarteii.) 38. Zpetrus sprach zu ihnen: Thut Buße [nachdeni ihr in euer Herz gegangen, so bekehret ench nun zu dem HErrn, eurem Gott, daß ihr seiner Stimme gehorchet, wie euch schon in 5. Mos. 3·0, »1 f. dieser Weg gewiesen ists, und lasse sich ein jeglicher taufen aus den Namen Jefu Christi [dadurch jeder Einzelne für seine Person den- jenigen zu seinem HErrn und Christ annimmt, den Gott dazu gemacht hat, aber auch der Gnade und Hilfe desselben theilhaftig wird] zur Vergebung der Sunden «[Luk· 24, 47J, so werdet ihr [die ihr das thut] empfahen die Gabe des heiligen Geistes« sebensowohl als wir, aus welche dieser bereits, wie ihr sehet und höret, ausgegossen worden ist]. 39. Denn euer und eurer· Kinder ist diese Verhcißiing [welche eine» Ausgießung des heil. Geistes über alles Fleisch in Aussicht stellt V· 16ff.], nnd sebenso ist sie vermöge des Bandes, den Gott 238 372 Apostelgeschichte T, 40——43. mit unsern Vätern gemacht hat, ein Eigenthum] aller, die sKinder dieses Buiides Kap. Z, 25., Jedoch zur Zeit noch] ferne sind, welche Indessen] Gott, unser HErt swie er das in Joel Z, 5 aus- drücklich verheißth herzu rufen wird szu dieser Er- rettung auf dem Berge Zion und zu Jerusalem]. 40. Auch mit viel andern Worten lals die hier aus Petri Munde mitgetheilt worden] be- zeugeie er seinestheils Jesum, daß er der HErr und Christ sei und also der einige Erretter Kap. 4, 12] und ermahueie sanderntheils in herzan- dringender Zusprache Joh. 14, 18 Anm.], und sprach sum den Inhalt seiner Ermahnung m ein kurzes Wort zusammenzufassen]: Lasset euch helfen von diesen unartigen Leuten» [euch heraus- retten aus der Genossenschast mit diesem ver- kehrten oder verschrobenen Geschlecht 5. Mos. 32, 5; Philz 2, 1·5., dem ihr bis Ietzt angehort habt, daß ihr nicht m dasselbe Verderben mit ihm verwiekelt werdet Qffenb. 18, 4 f.]. V) Zweierlei begehrt und zweierlei verheißt Petrus; er begehrt, daß die Seelen l) ihre Gesinnung, ihre sittliche Richtung ändern, 2) daß sie sich auf den Namen Jesu taufen lassen, d. i. auf Grund des Glaubens an Jesum, der Anerkennung und Unterwerfung unter ihn als den HErrn und Christ; er verheißt denen, die sich taufen lassen l) Vergebung ihrer Sünden, «2) die Gabe des heil. Geistes. Die Handlung der Taufe ist hierbei einerseits als sittliche That des Täuflings auf- gefaßt, erscheint aber vermöge der sofort sich an- schließenden Verheißung andrerseits auch als Gnaden- mittel von Seiten Gottes. (Lechler.) Was hätten diese Leute darum gegeben, wäre Jesus von Nazareth mitten unter sie etreten, daß sie des Gekreuzigten Kniee hätten um angen und von ihm aufgerichtet werden können mit persönlicher Zusprachez ,,eure Sünde ist euch vergeben« Nun siehe, ihr Verlangen soll gestillt werden; dem Taufwasser hat der dreieinige Gott seine neutestamentliche Gnadengegenwart eingestistet, einen jeglichen, der sich taufen läßt, giebt der Vater dem Sohne durch den heil. Geist, welcher der Geist des zum HErrn und Christ erhöheten Jesus ist. (Besser.) Es legt sich hier das Verhältniß der johanneischen Taufe zur christlichen recht klar vor Augen: jene geht aus die Wirkung der Buße; diese fängt an, wo jene aufhört, sie setzt die Buße sammt dem Glauben, den sie bestätigt und besiegelt, voraus und theilt reale himmlische Kraft in der Gabe des heil. Geistes mit. (Olshausen.) . IV) Welche Menschen unter ,,denen, die ferne sind«, hier zu verstehen seien, ist zweifelhaft. Von entfernt wohnenden Juden oder Judengenossen kann hier nicht die Rede sein; diese waren ja selbstredend in dem Bunde eingeschlossen und ehörten zu denen, die nahe, nicht die ferne sind tJek 33, IS; Ephes 2, 11 ff.). Aber die Heiden wird Petrus auch nicht gemeint haben, er, der erst soviel später und nur durch unmittelbare Offenbarung von Gott (Kap.10) in das eingeführt wurde, was von Paulus das Geheimniß von der Heiden Mitgenossenschaft der Verheißung in Christo durch das Evangelium genannt wird (Ephes. 3, 1 u. 6). Weil nun durch den Geist in die Worte der Pro heten mehr hineingelegt wurde, als diese zur Zeit selbt noch selbst einsehen und vermuthen konnten, sollte es da nicht sein, daß ebenso auch hier der Apostel den Propheten des alten Testaments einen Ausdruck entlehnt, dessen voller Umfang, dessen Tragweite auch ihm in dem Augenblicke noch verborgen war? Dies eben ist es, was das inspirirte Wort von der gewöhnlichen Rede, sie sei geschrieben oder gesprochen, unterscheidet; der Sinn des Geistes übersteigt weit den des Sprechers oder Schreibers und wird durch diesen erst später, nach dem ihm vom HErrn zugetheilten Maße, gleichsam nachgeholt (da cost-u) Wie sollte denn Petrus auf die fernen Heiden kommen, an die man nieistentheils hier denkt, da weder das Bedürsniß seiner Hörer ihn darauf führt, noch auch der Prophet Joel, den er hier wiederum klar vor Augen hat? Wohl aber führt ihn das Bedürfniß der erschrockenen Juden aus die in alle vier Winde zerstreuten Glieder ihres Volks: was aus denen werden solle in dieser nun angebrochenen letzten Zeit, lag den Fragenden um so näher, als ein großer Theil von ihnen selber diesen Fernen angehört hatte. Wenn Petrus sagt, daß Gott sie herzurufen werde, und damit die Anwesenheit als Bedingung hinstellt, so thut er das weder auf eigene Hand noch in judaistischer Beschränktheit; ossenbar ist er der Stelle des Prop eten eingedenk, Joel aber nennt als den einzigen ergungsort bei den drohenden Zeichen am Himmel und auf Erden den Berg Zion. Sollen also die Fernen gerettet werden, so müssen sie zuerst her- zukommen; und nun weiß der Apostel sehr wohl, daß, sowenig Jsrael ohne Gott unter die Heiden zerstreuet ist, es ebensoweni ohne Gott wieder gesammelt wer- den kann, vgl. Fels. 11, 11. (Baumgarten.) IN) Es wird aus den Bewegungen des heil. Geistes nichts Rechtes, wenn die Seelen in den Stricken der verführerischen Gesellschaft hangen bleiben. Christen sollen als Lichter mitten unter dem verkehrten und unartigen Geschlecht leuchten, aber die sündliche Con- nexion mit der Welt muß aufhören, Jer.19, 19. (Apost. Past.) Die Unart des damaligen Geschlechts bestand darin, daß es sich nicht wollte helfen lassen durch denjenigen, den ihm Gott zum einzigen Helfer und Erretter gesandt hatte; das ist auch die Haupt- unart des gegenwärtigen Geschlechts, es will si nicht helfen lassen, sondern sich selber helfen, und weil es das doch nicht vermag, so hat es keine Ruhe und keinen Frieden. Gan en Schaaren von Namenchristen ist das Wort vom reuz ein Aergeriiiß oder eine Thorheit geworden; sie wollen nur noch hören, wonach ihnen die Ohren jücken,,aber von dem Geiste Gottes sich nicht strafen und iichtigen lassen. Sie wollen ein sogenanntes Christentguw das nur Verheißun en hat, aber keins, das auch Forderungen an sie ste t, und um alles in der Welt kein solches, das auf Buße, Bekehrung und Wiedergeburt ein so starkes Gewicht legt. Da ist ihnen denn freilich nicht zu helfen« denn was sie sich da als Christenthum denken, das itblos ein Fündlein ihres widerspenstigen Herzens, das wahre und wirkliche Christenthum ist ein gar anderes. Dieser Geist des Widerwillens gegen das Wort der Wahr- heit liegt aber wie ein Bann auch aus sol en, die oft viel natürlich-guten Willen haben und au der Seite Christi bereits zu stehen vermeinen; aber es ist eitel Täuschung ein Jünger Jesu sein zu wollen und nicht allem abgesagt zu haben, was nur irgendwie niit der Unart dieses Geschlechts in Beziehung steht. (Deichert.) 41. Die nun [aus der ganzen, in V. 6—13 bezeichneten Menge] sein Wort gern anuahmeu [weil es so ganz dem in V. 37 kund gegebenen Herzensbedürfniß entsprctchL ließen sich sder in V. 38 empfangenen Weisung gemäß] taufen, uud Bei dreitausend Seelen werden hinzugethan zur Gemeinde. 373 wurden [von den Aposteln mittels der Taufe, mit welcher auf Seiten der Getauften die Empfang- nahme des heil. Geistes verbunden war] hinzu- gethan an dem Tage [zu der schon vorher durch das Pfingstereigniß V. 2——4 in’s Leben gerufenen Kirche Christi] bei drettauseud Seelen [oder Per- sonen V. 43; 7, 14; 27, 37; 1. Mos. 46, 27]. Vor dem Psingstfest glich die Gemeinde Jesu, seit ihr Haupt unsichtbar im Himmel thronte, dem Men- s enleib, von Gott aus Erde ebildet, ehe noch der eist aus Gott ihm eingehau t war; die Gemeinde als die neue Gesammtperfon war gebildet und hinge- stellt in die Welt. Aber nun erst, am Pfingstfest, ward ihr mit Einem Schlage der Geist eingehaucht, sie ward eine lebendige Seele (1. Mos 2, 7); und von diesem Moment an vermochte die Kirche Christi auch Zu wachsen, dar? Assimilation und Einverleibung an- erer Seelen. ( echler.) Daß die Taufe der Drei- taufend auf der Stelle und zugleich erfolgte, sa«t der Text nicht, sondern nur, daß sie währen der auer jenes Tags geschehen sei; bemerke ferner, daß die Taufe nur von der Buße und vom Glauben an Jesum als Messias bedingt war, mithin den weiteren christlichen Unterricht nicht zur vorgängigen, sondern zur nach- folgenden Bedingung hatte. (Meyer.) Wer gedenkt nicht bei diesem reichen Seelenfang des Petrus jenes seines einftigen Fis zugs, da er fein Netz auswarf im SeeGenezareth au’s Wort des HErrn und soviel Fische fing, daß das Netz zerriß, und, da der HErr dann zu ihm sagte (Luk. 5, 10): ,,surchte dich nicht, von nun an wirst du Menfchen sahen ?« Ja, nun war er ein Menschensischer worden; nun war er hinauågefahren auf die hohe See der Welt, hatte zum ersten al kühn das Netz des Evaneliums ausgeworfen nach seines Meisters Gebot, un siehe, er durfte Menschen sahen in reicher Zahl! (Gerok.) Erfüllet wurde da zugleich das Wort, das der HErr zu den Jüngern gesagt hatte (Joh.14, 12): ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere denn diese thun; denn ich ehe zum Vater.« Durch den Geist, den er für-seine Zünger erworben und über sie ausgegossen, sollte die reiche Ernte eingesammelt werden, von welcher er selbst blos die Erstlinge eingebracht hatte. (da. costs-n) b. v. 42—47 (§ 133): die erste Christen— gemeint-e in der Eies-taki einer eng verbun- denen, ftetig zusammenljaktenden Haus-ge- nofsenfctfafn 42. ,Sie [jene 3000 Neubekehrten V» 4l] blieben aber [von dem Pfingsttage an] bestandig in der Apostel Lehre [um zu wachsen in der Gnade und Erkenntnis; Jesu Christi, in dessen Wort sie ja bisher nur wenig noch eingeführt waren] und in der Gemeinschaft smit den schon vorher vor- handenen Gliedern der Gemeinde, zu der sie nun sich hinzugethan hatten] und im Brodbrechenund im Gebet [sie nahmen an den gemeinschastlichen Liebesmahlen und den üblichen Gebetsoersamm- lungen dieser Gemeinde unausgesetzt Theil] 43. Es kam auch swas die noch außerhalb der Gemeinde stehenden Juden in Jerusalem be- trifft] alle Seelen Fnrcht an fix: Folge des wun- derbaren Psingstereignisses, daß davon ein tiefer Eindruck in ihrem Herzen zurückblieb, der sich in einem gewissen Respekt vor der ,,Sekte der Na- zarener«, wie man die Christen zu nennen pflegte Kap· 24, 5. 14; 28, 22·, äußerte]; nnd geschahen [was wesentlich dazu beitrug, die Seelen in solcher Furcht und Ehrerbietung Luk. 1, 65; 7, 16; Mark. 4, 41 auch in der Folgezeit zu erhalten] viel Zeichen und Wunder durch die Apostel [die. hier nicht einzeln können berichtet werden]· War mit Jesu Tod, Auferstehung und Himmelsahrt die Weissagung in Dan- 9, 24 soweit erfüllt, daß nun dem Uebertreten gewehrt und die Sünde zugesiegelt und die Missethat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht und die Gesichte und Weissagung zu esiegelt waren, so war mit der Stiftung der Kirche am fingst- —feft auch das Weitere geschehen und ein Allerheiligstes albt, d. i. ein neues Heiligthum eingeweihet, in welchem der HErr wahrhaft unter seinem Volke wohnte; mit diesem Ereignisse schließhdie erste Hälfte der von Daniel geweissagten 70.Jahrwoche ab (9, 27: ,,mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer auf- hören«), und es beginnt nun die zweite Hälfte, welche einenZeitraum von IV, Jahren in sich begreift, wo- mit wir bis in die Zeit des Laubhütten- oder auch des Kirchweihsestes im J. 33 n. Ehr. vorwärts schreiten. Um diese Zeit erfolgt die Steinigung des Stephanus in Katz. 7; damit geht dann die 70. Jahrwoche zu Ende. So wissen wir im Allgemeinen in Vetrefs der Chronologie für den von Kap. 2 bis 7 reichenden Ab- schnitt Bescheid; es läßt sich aber annehmen, daß die hier uns vorliegende Unterabtheilung etwa das erste und zweite Jahr der apostolischen Kirche betrifft, Kap. 3—.—5 umfassen dann das dritte Jahr, während Kap. 6 u. 7 deni Schlußsemester des viertehalbjährigen Zeitraums angehören. Was nun speziell unsre Unter- abtheilung angegk so nimmt St. Lukas offenbar zu- nächst auf die eubekehrten Rücksicht, die zum ur- sprünglichen Gemeindebestande, nachdem dieser zu einem Allerheiligsten durch den Pfingstgeist gesalbt worden war, hinzugethan worden: es war da ein zwiefaches Gnadenmittel zum geistlichen Wachsthum für sie bereit, eininal die Unterwei ung der Apostel, wodurch sie in der Erkenntniß gefördert wurden, und dann die brüderliche Gemeinschast mit den früheren Gläubigen, in welcher wiederum zweierlei zu ihrer Auferbauung im gesammten Glaubensleben sich ihnen darbot; denn einestheils hielten diese tä lich ihre heiligen Mahlzeiteih die so .Agapen oder Lie esmahle, an welche sich wogl jedes al die Feier des heil· Abendmahls anschlo , und anderntheils hatten sie täglich ihre gemeinschaft- lichen Gebete, bei welchen wohl das Zungenreden und Weissagen (vgl. Kap· 10, 46) mächtig aus die Herzen einwirkte. Obgleich fonach im Texte vier Punkte ge- nannt sind: der Apostel Lehre, die Gemeinfchaft, das Brodbrechen und das Gebet, so handelt es sich eigent- lich doch nur um drei Sachenx man hat zwar die ,,Gemeinschast« in demselben Sinne verstehen wollen, in welchem. das Wort in Röm. 15, 267 ebr. 13, 16 von wohlthätigen Spenden an Dürftige ( utherx »ge- meine Steuer ——— mitzutheilen«) vorkommt, aber einer- seits it das eine Specialbedeutung, die erst später si entwi elt hat, andrerseits fällt nach besserer Lesart das »und« zwischen ,,Gemeinschaft« und ,,Brodbrecheii« aus, so daß zwei Paare einander neben eordnet sind, zuerst Apostel-Lehre und Gemeinschaftz odann Brod- brechen und Gebet, was aus die vorhin gegebene Aus- legung führt. Wir fassen das Wort, sagt Neauder, am natürlichsten auf als, Bezeichnung des ganzen 374 Apostelgeschichte 2, 44—i47. gemeinsamen christlichen Verkehrs, von dem hernach zwei Stücke, die Genieinschast des Mahls sund die Gemeinschaft des Gebets, besonders hervorgehoben werden. Handeln wir denn zuvörderst von diesen zwei Stücken, vom Brodbrechen und Gebet, in welchen sich die Gemeinschaft der an Christum Gläubigen concen- trirte, so war an dem HErrn, solange er noch auf Erden wandelte, die Art seines Brodbrechens so eigenthümlich und charakteristisch gewesen, daß jene beiden Jünger in Luk. 24, 13 ff., welche ihn nach seiner Auferstehung weder an seiner Gestalt noch an seinen Reden erkannt hatten, ihn an dieser Art erkannten; haben nun überhaupt die ersten zwei Jahre des apostolischen Zeitalters manche Aehnlichkeit mit dem- jenigen Jahr, welches die Kinder Jsrael einst am Berge Sinai zugebracht hatten (4. Mos. 10, 11 f.), so ist das Brodbrecheri der ersten Christengemeinde, das man in der Art Christi voll«og, das Gegenstück zu der in Z. Mos. I7, 1 ff. den Kindern Jsrael für die Zeit ihres Gelagertseins um die Stiftshütte vorge- schriebenen Weise, auch ihre für das gewöhnliche Essen bestimmten Schlachtungen in der Form von gottge- heiligten Schlachtopfern zu vollziehen. Noch betrachtete sich die Gemeinde als weiter nichts, denn als einen ausgedehnteren Kreis der Zwölfe, mit denen Jesus als ein Hausvater mit seinen Familiengliedern ver- kehrt hatte; weil nun dieser Verkehr am sichtbarsten bei den gemeinschaftlichen Mahlzeiten zum Ausdruck gekommen war, und da in solchem Grade, daß er die Genossenschaft an seinem Tische geradezu zum Bild und Gleichniß für die Genossenschaft- an seinem zu- künftigen Reiehe machen konnte (Luk. 22, 30), so war es schon nach seinem Hingang im Tode den Jüngern Bedürfniß, die gemeinschaftlichen Mahlzeiten, wenn auch hinter verschlossenen Thüren, sortzusetzen, und weil er nach seiner Auferstehung eben bei dieser Ge- legenheit sich mehrere Male ihrer Gesamnitheit offen- bart hatte (Joh. 20, 19sf.«; Mark. IS, 14 sf.), so blieb auch nach seinem Hingaiig in der Himmelfahrt diese Sitte, mit einander das Mahl zu halten und in seiner Weise das Brod zu brechen, den Jüngern ein Darstellungs- mittel ihrer Zusammengehörigkeit als Glieder einer eigenen, von der Welt abgesonderten Familie und ging als solches auf die erste christliche Gemeinde über, so daß die Neubekehrten ihr Beständigbleiben in der Ge- meinschaft vor allen Dingen dadurch zu bethiitigen hatten, daß sie schon in diesem Sinne dein Brodbrechen sich mit anschlossen. Natiirlich ließ sich das Halten gemeinschaftlicher Mahlzeiten, wenigstens am Abend, wo ja bei den Juden die Hauptmahlzeit stattfand (Matth. 26, 20 Anm.), nicht mehr, seit die ursprüng- lich nur kleine Gemeinde sich zu Hunderten und Tau- senden verniehrte, in einem und demselben Hause aus- führen; aber es heißt ja auch von dieser Zeit an in V. 46 ausdrücklich: ,,sie brachen das Brod hin und her in Häusern«, es bildeten sich also verschiedene Familien- Genossenschaften, die gleichwohl ihre Zusammenfassung unter Ein Haupt damit bewerkstelligten, daß die Apostel, und als deren Zahl nicht mehr ausreichte, no Andere aus dem weiteren Kreise derer, die schon bei ebzeiten Jesu seine Jünger und Nachfolger gewesen waren, sich in die verschiedenen Häuser vertheilten und an die Spitze der einzelnen Hausgenossen chaften traten. Das war etwas Aehnliches, wie die Weise des jüdischen Passaessens, für welches in 2. Mos. 12, 3f. vorge- schrieben wird, daß es immer in Familien oder Haus- enossenschaften, nicht von einzelnen oder nur wenigen ersonen eschehen soll; an das letzte Passaessen Jesu mit den Zwölsen aber schloß sich das Brodbrechen der christlichen Gemeinde in einer noch viel engeren Be- ziehung an, indem man sich erinnerte, was der HErr nach diesem letzten gemeinsamen Mahl noch Besonderes gethan, da er das Brod und den Kelch nahm und segnete, jenes seinen Leib und diesen den Kelch des neuen Testaments in seinem Blute nannte und den Jüngern befahl: «fvlc»hes thut zu meinem Gedächtniß«. Man verband also mit jenen gemeinschaftlichen Mahl- zeiten oder den Liebesmahlen auch immer die Feier des speziell so genannten heil· Abendmahls Wenn die Jünger beisammen saßen an Einem Tisch, schreibt Bauingarten, und von Einem Brode aßen und so ihrer eigenen Gemeinschaft und der unsichtbaren Gegen- wart des HErrn in ihrer Mitte froh wurden, so fehlte im Rückblick auf jene selige Vergangenheit nur Eins noch, nämlich die leibliche Gegenwart und Gemein- schaft ihres HErrm dieses heili e Bedürfniß der Liebe nun ergreift die bei jenem bschiedsmahl gegebene Befu niß und Verheißung, Brod und Wein zu segnen und eib und Blut Christi in dem Brod und Wein zu genießen — daraus erklärt sich die alte Verbindung der Liebesmähler und des Abendmahls, und daraus wiederum die Bemerkung in V. 47., daß das Nehmen der Speise verbunden war mit großer Freude, kind- licher Herzenseinfalt und Lobpreisung Gottes. »So hatten die christlichen Gemeindeglieder einen reichen Ersatz für die Dankopfermahlzeitem die sie zur Zeit ihres Lebens noch unter dem Gesetz, beim Tempel ge- halten (2. Mos. 29, 34 u. Z. Mos. S, 17 Anni.); damit waren sie im Grunde von dem alttestamentlichen Tem- pelund seinem·Cultus, wenigstens was die blutigen Thieropfer betrifft, schon abgelöst, wenn sie auch als fromme Jsraeliten und um ihrer Brüder nach dem Fleischwillen sich zu dem Gebets-Gottesdienst daselbst noch hielten (V. 46); wir begreifen daher, wie wichtig das-Halten an der Gemeinschaft nach der Seite des Brodbrechens in für alle Neubekehrten war. Aber auch nach der eite des Gebets hin war dies Halten an der Gemeinschaft von hoher Bedeutung; und zwar kommen hier beide Arten von Gebet in Betracht, so- wohl dasjenige, das die Christen durch Theilnahme am Tempelgottesdienst nach V. 46 als Glieder des israelitischen Volks, dem sie noch angehörten, täglich hielten, als auch dasjenige, das in ihren besonderen gottesdienstlichen Versammlungen veranstaltet wurde, daher auch im Grundtext an unsrer Stelle nicht die Einheitsform: ,,Gebet«, sondern die Mehrheitsform: ,,Gebete« gebraucht ist. Enthielten die Psalmen und die herkömmlichen jüdischen Gebete, soweit sie sich auf den Messias und sein Reich bezogen, nur erst die HoffnUUH auf die Erscheinung desselben· und das sehn- suchtige erlangen darnach, so konnten die Neubekehrtem wenn sie in Gemeinschaft mit den Gläubigen Christi an diesem Gebet im Tempel Theil nahmen, gleich jenen nun sprechen (Joh. 1, 45): »wir haben Den ge- fanden, von welchem Moses im Gesetz und die Pro- pheten geschrieben haben, Jesum von Nazareth-«; und dies Gefühl ließ sie es als ein Glück empfinden, daß sie der ,,Sekte der Nazarener« jetzt· zugehörten, so daß ihnen das noch bestehende Band mit dem alttestament- lichen Cultus nicht ein Fallstrick wurde, der sie in das Judenthum wieder hineingezogen hätte. Andrerseits· aber bezogen sich die neuen, eigenthümlich christlichen Gebete, die sie in der Gemeindeversammlung aus dem Munde der Apostel und andrer gottbegeisterter Sprecher hörten, ohne Zweifel hauptsächlich auf die Bekehrung des ganzen, noch außerhalb der Kirche stehenden Volkes, damit die von dein Propheten geweissagte Zeit der Erquickung von dem Angesichte des HErrn und»die Wiederaufrichtuiig des Reiches Israel erbeikommen könne, wie sich das aus Petri Wort in ap. Z, 19 ff. Das Leben der neuen Gemeinde und ihre Einrichtungen. 375 und aus dem, in Anh. II, b. unter Nr. 2 dargestellten Verhalten des Apostels Jakobus Il. abnehmen läßt; da wurden sie denn so recht mit christlichem Missions- sinn erfüllt und lernten ihren geistlichen Beruf ver- stehen, das Licht der Welt zu sein und ein Salz der Erde zu werden. — Gehen wir jetzt auch auf das erste von den oben genannten drei Stücken ein, auf der Apostel Lehre! Das ,,beständig bleiben in der Apostel Lehre« kann natürlich nur insoweit von einem Fest- ha ten an schon angenommenem Lehrinhalt ver- standen werden, als solcher bereits vorhanden war, und das läßt sich nur in Betresf des Satzes sagen: »Gott hat Jesum zu einem HErrn und Christ ge- macht«; es ist aber bei der »Lehre« vielmehr an die Lehrthätigkeit der Apostel zu denken, an den Unter- richt, den dieselben ertheilten und der hauptsächlich in Vorträgen aus dem Leben Jesu Christi, in geschicht- lichen Mittheilungen seiner Worte und Werke bestand. Nicht also als Missionare zogen die Apostel jetzt schon im Lande umher oder traten an ösfentlichen Plätzen in Jerusalem auf, sondern nachdem durch die Pfin st- predigt des Petrus zu der vorhandenen Gemeinde er vom HErrn selbst schon Gewonnenen der Zuwachs jener dreitausend Seelen hinzugekommen war, er- kannten sie ihre Aufgabe darin, innerhalb dieses Kreises der Gläubigen das, was Jesus in den Tagen seines Fleisches gelehrt, gethan und gelitten hatte, als seine Augen- und Ohrenzeugen in einzelnen Geschichtsbildern oder Abschnitten zum Vortrag zu bringen und daran ihre Auseinandersetzungen und Ermahnungen, auch wohl ihre Lobpreisungen und Gebete zu knüpfen (Kp. 6, 4). Es geschah das jedenfalls täglich, theilweis vielleicht in Verbindung mit dem vorhin besprochenen Vrodbrechen, wenigstens scheint dafür die Art, wie Paulus in»Kap· 20, 7 predigt, zu sprechenx das Ge- wöhnliche Iedoch mö en Versammlungen gewesen sein, die eigens für den week der Beschäftigung mit des HErrn Wort an Sabbathen und auch sonst gehalten wurden no? dem Muster der jüdischen Schulen (Nehem. 10, 39 u. uk. 4, 15 Anm.), während man, soviel sich aus mancherlei Umständen schließen läßt, von dem Besuch der zahlreichen Synagogen, die es in Jerusalem gab, sich fern hielt, was seine naheliegenden Gründe und an Christi Verhalten sein Vorbild hat, der in Jerusalem auch nie einen Synagogenvortrag gehalten, wie das in Galiläa oft genug von ihm geschehen ist. Diese Vorträge der Apostel, darin sie einzelne Abschnitte, Gefchichtsbilder und Redegruppen aus dem Leben Christi mittheilten, nahmen mit der Zeit eine feste, be- Himmte Form an und gestalteten sich zu einer apostolischen eberlieferung, die man wörtlich sich aneignen konnte, bis sie dann auch schriftlich sixirt wurde; letzteres ist namentlich von den drei ersten Evangelisten zu einer Zeit gesche?en, wo die Weiterverbreitung von Mund u Mund chon der Gefahr einer Abschwächung oder ersälschung unterlag (Luk. 1, 1sf.). Abgesehen von dem, was bei der letzten Reise Jesu nach Jerusalem sich ereignet hatte und nach V. 22 sf.; 3, 13 sf.; 4, 10 sf.; 5, 30 sf.; 7, 52; 8, 35 gleich anfangs einen Haupt- eåenstand der Verkündigung bildete, ließ man des Z rrn Auftreten und Wirken in der heil. Stadt und in der Landschaft Judäa, wie es uns in Jo · l, 19 ——5, 47 u. 7, 1—11, 57 erzählt wird, außer etracht und hob das Evangelium mit seiner Wirksamkeit in Galiläa seit der Gesaåijgennahme Johannis des Täufers an (Kap· 10, 36 sf.; ark. 1, 14 ff.), indem man nur noch das Nöthigste über Johannis Taufe und Jesu Vorbereitun zu seinem messianischen Amte (Matth. 3, 1—4, UT hinzunahm. Es erklärt sich das einfach daraus, da eben von Jerusalem die Gestaltung des Evangeliums ausgin, wo gegen das, was in den letzten Tagen dort ge chehen war (Luk. 24, 18), alles Frühere in den Hintergrund trat, zumal dieses Frühere zumeist auf den Kreis der Obersten des Volkes sich bezog, in den beiden ersten Jahren der Kirche aber, wie wir hernach sehen werden, die Obersten sichdieser noch fern hielten, dasjenige also, was vornehmlich sie betraf, fiiglich noch aus dem Spiel bleiben konnte. sDesto wichtiger war für dergleichen Seelen, wie sie in V. 5 uns vorgeführt worden sind, eine nähere Be- kanntschaft mit dem, was Jesus anfing zu thun und Ei lehren in Galiläa, was einerseits ihnen in seinen inzelheiteii noch fremd war, andererseits aber ihn am augenfälligsten als denjenigen charakterisirte, durch welchen Gesetz und Propheten zur Erfüllung gekommen; und so ist denn die Art und Gestalt, wie Matthäus und Marias, und der Hauptsache nach auch Lukas, uns das Evangelium von Jesu Christo darbieten, nichts Anderes als die Urgestalt desselben, bis-dann eines- theils schon Lukas, noch bestimmter aber Johannes die Ergänzung nach derjenigen Seite hin übernahm, wo diese Urgestalt der Tradition im Vergleich mit dem Vollgehalt des Lebens Jesu noch ihre Lücken zeigte. 44. Alle aber, die gläubig waren worden [das ,,worden« ist -wegzulassen: alle Gläubigen überhaupt, nicht blos die Neubekehrten in V. 41 u. 42], waren sals eine geschlossene, wie durch Einheit der Gesinnung, so namentlich auch durch äußeres örtliches Zusammenhalten eng verbundene Schaar] bei einander [wenngleich natürlich nicht in einem und demselben Lokal, sondern in mehrere Familiengruppen getheilt] und hielten alle Dinge ldie der Einzelne bisher für sich besessen] ge- mein [als gehörten sie den Andern zugleich mit 5.Mos. 15, 11]. 45. Jhre [liegenden] Güter Und [fahrende] Habe vetkauflen sie [d.ie dergleichen hatten, so oft es galt, Aruien im Schooße der Gemeinde, deren es da nicht wenige gab, zu Hilfe zu kommen] und theilten sie sden Erlös des Verkauften] ans Unter alle [Besitzlofen], nachdem jedermann notb war sund die ihr Haus behielten, wie z. B. die« Maria, Mutter des Markus, bei Gethsemane, stellten es doch in den Dienst des Ganzen Kap. 12, 12]. 46. Und sie waren sganz anders als die Essäer, mit denen solche Gemeindegestaltung manche Aehnlichkeit zu haben schien, Matth Z, 12 Anm. und Schlußbem zum 1. Maccabäerb. Nr. 4, o. Zusatz, die aber in einer freiwilligen Excommuni- cation lebten und von dem Volksheiligthum sich durchaus fern hielten] täglich nnd stets bei einander einmüthig im Tempel [wohnten regelmäßig dem jüdischen Gottesdienst zu den üblichen Gebetszeiten des Morgens und Abends V. 15; K. 3, 1 bei], und brachen [darnach, wenn sie das auch des Abends gethan] das Brod bin nnd her in Häusern [zu ihren gemeinschaftlichen Liebesmählern daheim sich versammelnd], 47. Rahmen [da] die Speise sindem es ver- möge der Gütergemeinschaft V. 45 auch den Armen unter ihnen nicht an dem nöthigen Lebensunterhalt « von ihrer Habe (Luk. 8, 3 Anm.), und diese 376 Apostelgeschichte Z, 1-—-2. fehlte] und tobeten Gott mit Freuden und ein- fiiltigem Herzen [sich so als eine Gemeinde ohne Fehl und unstraflich mit Freuden Juda 24·-; Osfb. 14, I——5 darstellend], Und hatten [nun in Folge dieses ihres gottseligen Verhaltens] Gnade bei dem ganzen Volk [m Jerusalem, daß auch selbst die Obersten sie in Frieden ließen]. Der HErt aber sder auch seinerseits sich nicht unbezeugt ließ] that hinzu taglich [während der ersten beiden Jahre solche], die da selig wurden [von den un- artigen Leuten sich helfen ließen V. 40], zu der Gemeine. Nachdem St. Lukas V. 42 im Zusammenhang mit V. 41 von den Neubekehrten geredet, aber schon mit V. 43 mittelbar zu der Gesamnitheit der Gläubigen sich gewendet hat, indem er auf diejenigen Umstände aufmerksam machte, welche der nun bestehenden und sich immer weiter ausdehnenden Gemeinde den un- gläubig gebliebenen Bewohnern von Jerusalem gegen- über die günstige Lage verschafften, daß die noch in der Entwickelung begriffene Ausgestaltung ihres christ- lichen Wesens nicht durch vorzeitige Eingriffe von außen gestört würde, geht er in V· 44 ff. näher auf diese Ausgestaltung ein; es ist also nicht mehr blos, wie Luthers Uebersetziing zu solcher Auffassung Ver- anlassung giebt, von den Neubekehrtem sondern von den Gläubigen überhaupt die Rede, ja, hier sind es vielmehr die Gläubigen von früher her, zu denen die Neubekehrten in V. 4l hinzugethan wurden, welche den Ton angehen und ihr bisheriges Jüngerleben jetzt ge einem förmlichenGemeindeleben sortbilden. Im reife der Jünger und Jüngerinnen Jesu nun hatte, so lange der HErr noch auf Erden wandelte, eine eigentliche Gütergenieinschaft bestanden; wir lesen von einer gemeinschaftlichen Kasse, die Judas führte und daraus den Armen die nöthigen Spenden gemacht wurden, und von Frauen, die da Handreichungsthaten inrich- tung auf den zu einer Gemeinde nunmehr erweiterten Kreis zu übertragen, konnte man um so mehr sich ver- anlaßt fühlen, als man Aufgabe und Beruf dieser Ge- meinde ledi lich als eine Fortsetzung der Aufgabe und des Berufs es früheren engeren Kreises der Genossen- schaft Jesu, nur in erweitertem Maßstabe, betrachtete, auch wohl, nachdem gleich das erste Auftreten der Apostel von solch außerordentlichem Erfolge begleitet ewesen war (V.41), der HErr aber bei seiner Himmel- ahrt für die Wiederaufrichtung des Reiches Jsrael Zeit und Stunde unbestimmt gelassen hatte (Kap. l, 6 f.), sich einer baldigen Erreichung des Endzieles durch Be- kehrung des ganzen Volkes versehen zu dürfen glaubte (vgl. Luk. 12, 32f.). Die einzelnen Punkte zu er- örtern, die in Betrefs solcher Gütergemeinschaft der ersten Gemeinde zu Jerusalem in Betracht kommen, behalten wir uns zu Kap. 4, 32 ff. vor, wo die Sache uns noch näher tritt; hier bemerken wir nur in Be- ziehung auf die Frage, warum der HErr durch seinen Geist nicht von einer Einrichtung abhielt, die in ofern als verfehlt erscheinen könnte, als sie einestheils nicht völlig durchgefiihrt und für immer beibehalten werden konnte, anderntheils mancherlei Schaden und Nach- theil für das spätere Geineindeleben u ihrer noth- wendigen Folge hatte, zweierlei: l) sollte nach des HErrn Willen, wie darauf schon bei Besprechung des Predigens mit andern Zungen V. 4 hingewiesen wurde, die Kirche gleich an ihrem Anfang und bei ihrer Grundlegung sich soviel als möglich in derjenigen Gestalt zeigen, die sie einst bei ihrer schließlich en Vollendung an sich tragen wird; und Z) war es auf Seiten der Apostel, diirch welche ja der HErr wirkte, in subjeetiv er Hinsichh oder was sie selbst be- traf, keine falsche Meinung, daß nun alles bereit sei und die Hoch e1t in Wiederaufrichtung des Reiches Israel zur Ausführung kommen könne, zu welcher Wieder- aufrichtung eine Gemeinschaft aller Güter wesentlich mit gehörte, vielmehr war das nach Matth. 22, 4 recht eigentlich der Inhalt der Botschaft der Knechte, die jetzt an das zuvor berufene Volk ergehen sollte, aber nichtblos in abstrakte Worte, sondern auch in concrete Einrichtungen von sinnbildlicher Bedeutung gefaßt werden mußte, und darum war eine Gemeinde, die sich jetzt schon anthat mit reiner und schöner Seide, als stünde der Hochzeitstag unmittelbar bevor (Osfenb. 1·9, 7 f.), ganz in· der Ordnung. Die Sache erwies sich nur von objectiver Seite als ein Jrrthum: »aber sie verachteten das« &c. (Matth. 22, 5——10); und diese Erweisung mußte der Zeit überlassen bleiben, durfte aber nicht von den Aposteln im Voraus weg- genommen werden durch eine darauf berechnete Lebens- entfaltung der Kirche, sondern diese Lebensentfaltung konnte sachgemäß nur eine solche sein, daß zu dem- jenigen Eindruck, welchen nach V. 43 das Pfingst- ereigniß beim Volke zurückließ, noch ein zweiter hinzu- käme, der in V. 47 mit den Worten beschrieben wird: »die Gläubigen hatten Gnade bei dem ganzen Volk« Das Hereintreten der letzten Zeit, sagt Baumgarten, mit der feierlichen Ankündigung, daß die begonnene Zeit eben die legte sei, mußte Furcht erwecken, wenn man sich»vor er Macht der Begebenheit und des Wortes nicht verschließen wollte; wiederum aber das Das-ein einer Gemeinschaft, die in brüderlicher Einig- keit und Einheit, in herzlicher Freude nnd Begeisterung in dieser lexten Zeit dastand und ihres Daseins festlich und selig roh war, mußte einen wohlt uenden Eindruik hervorrufem wo nur ein Sinn für iebe und Gottseligkeit sich fand; es wird also von dem ganzen Volke eine Empfänglichkeit für diesen Anfang der Kirche ausgesagt und das ist nicht zu verwundern, da Israel recht eigentlich dazu geschasfen ist, die Werke Gottes u erkennen und zu verkündigen. So hatte ja auch ie Stimme Johannis in der Wüste, gleichwie die Erscheinung Jesu selber, für das ganze Volk etwas Unwiderstehlichesx es wird sich nur fragen, ob dieser allgemeine Eindruck des Schreckens und Wohl efallens zu der Bestimmtheit und Wirksamkeit hindur dringen wird,»die wir beiden Dreitausend erkannt haben, oder aber im Gegentheil durch andere Eindrücke verdrängt werden wird; aus diese Frage erhalten wir denn von Kap. 3 an den Bescheid, den die Geschichte giebt. Das Z. Kapitel. Petri Wunder-merk um Oahineii verrichtet, und Predigt non Christo zur Buße. c. v. 1—F«ap. it, 4 (§ l34): Petri Zsiinderwertl M! ekahmen und feine Yredigk im Tempel. 1. Petrus aber und Johannes [als die Ge- meinde nun schon ihren festen Bestand gewonnen und in der, im vorigen Abschnitt mitgetheilten Weise sich zu einer neutestamentlichen Theokratie vollstiindig ausgebildet hatte, also etwa im J. 32 n. Chr-J gingen leines Tages, an welchem der Petrus und Johannes gehen mit einander nach dem Tempel zur Zeit des Abendgebets. 377 HErr sie zu einem neuen Werk gebrauchen wollte und da, wie vormals in den Tagen seines Fleisches, ihrer zween abordnete Mark. S, 7] mit einander hinauf in den Tempel um die neunte Stunde [Nachmittags 3 Uhr, wo vor 2——3 Jahren Jesus am Kreuze sein Leben geendet Matth. 27, 46 sf.], da man [bei Gelegenheit des Abendopsers 4.Mos. 28, 8 Arm] pflegte zu beten. Z. Und es war ein snun schon über vierzig Jahr alter Katz. 4, 221 Mann [zu Jerusalem], lahm von Mutterleibe, der ließ sich tragen [besser: wurde, als ein der allgemeinen Mildthätigkeit bedürftiger Mensch, an einen öfsentlichen Ort, wo Viele vor- «beigingen, getragen, damit ihm so durch die ihm zufliefzenden Gaben der nothdürftige Unter- halt zu Theil würde, wie ja das in damaliger Zeit eine sehr übliche Weise der Versorgung vszon Elenden war, vgl. Luk. 16, 20]; und sie [die dazu bestellt waren, das Geschäft des Tages aus- zurichten] fehlen ihn täglich [wenn«die Zeit des Morgen"- und die des Abendopsers herbeikam] vor des Tempels Thiir, die da beißet die schöne ff. die Abbildung des Tempels auf S. 34 des V. Bandes: Nr. 9], daß er bettelte das Almosen fdessen er bedurfte] von denen, die in den Tempel gingen. — Für gewögnlich glaubt man, es solle von den vielen Wundern un Zeichen, welche nach Kap. 2, 43 durch die Apostel geschahen, hier eins besonders hervorgehoben und ausfithrlich dargestellt werden, und bezeichnet es auch wohl als die erste Wunderthat der Apostel; aber so viel Blendendes diese Ansicht für den ersten Anblick hat, zumal- hernach (§135——139) von der ersten äußeren und ersten inneren Gefahr der Ge- meinde, von dem, ersten Leiden der Apostel und dem ersten Märtyrer der Kirche die Rede sein wird, so haben wir doch bei näherer Erwägung uns über eugt, daß sie dur aus salsch ist. Den rechten Ausschlug über den Verlau der Begebenheiten in der Apoftelgefchichte hier giebt uns das Evangelium Johannis, welches in Kap. 5 von dem Wunderwerk Egristi an dem Zsjährigen Kranken Zu Bethesda und in- up. 9 von seiner Heilsthat an em Blindgeborenen berichtet. Wie nun das Psin ft- wunder in Kap. 2 der Apostelgeschichte in Para ele steht zu jenem Wunderwerk an dem Zsjährigen Kranken, o entspricht die Heilung des Lahmen hier durch Petrus und Johannes der Heilung des Blindgeborenen durch Christi unmittelbare Machtwirkung. Das Wunder kommt al o nicht als eins von den manch erlei Wundern und - Zeichen, welche die Apostel auch sonst noch thaten, in Vetrachh es hat auch seine Bedeutung nicht in der Wohlthat, die-dem Unglücklichen geschah, und in den wie von selbst an dasselbe sich anschließenden Folgen; vielmehr ist jetzt, wie einst, da der HErr auf das Laub- hisittenfeft nach» Jerusalem kam und auch nachher am Kirehweihfest sich dort einstellte (Joh. 7—10),«für das V l u Jerusalem und die Obersten, welche die Macht · über die Gemüther in Händen haben, eine Stunde der EntscheidungEgekommem Jesus, der das, was er in der Zeit seines rdenwandels anfing, beide, zu thun und zu lehren (Kap. 1,«1), fuhr jetzt nicht blos so in’s A l l- emeine hin damit fort, sondern richtete alles speziell so ein, daß es, um dieses vulgären Ausdrucks uns zu bedienen, als eine zweite und vermehrte Auflage erscheinen mußte. Hatte er denn am Pfingstfest des J. 30 n. Chr» dem 38 Jahre kranken, sich selbst zu helfen unvermogenden Jsrael «(J»oh. 5, Anm.) schon soweit geholfen, daß dasselbe nicht mehr in dem, durch die pharisäischen Satzungen um den Teich des Gesetzes herumgebauten Hallen liegen und vergeblich auf Hei- lung seiner Leiden harren mußte, sondern in der von ihm gestifteten Kirche und deren Heilsanstalten einen freien offenen Vorn wider die Sünde und Un- reinigkeit (Sach. 13, l) vor feinen Augen hatte, und hatte er nun schon drittehalb Ja re lang in den Wundern und Zeichen, die er durch die postel that, in der herr- lichen Ausgestaltung seiner Gemeinde und in dem täg- lichen Zuwachs, den diese in den vielen einzelnen Seelen na m, welche zu ihr übertraten, beständi die Frage an as ganze Volk ergehen lassen: ,,willkst du nicht auch gesund werden? willst du dir nicht auch helfen lassen von diesen unarti en Leuten?« so wollte er nunmehr, da sich heraus tellte, daß Jsrael als Gesammtheit zwar dem zwiefachen Eindruck seiner Thaten, von welchem am Schluß der Bemerkungen um vorigen Kap., die Rede war, fiel) nichtverschloß, aber och keine Anstalten machte, zu ihm zu kommen, vielmehr einem Lahmen glich, der nicht selber gehen kann, dem Lahmen auf die Beine helfen. Gleichwie er selber einst jenen Blindgeborenen in Joh. 9 manchmal schon am äußeren Eingang des Tempels hatte stehen sehen, ohne sich seiner anzunehmen, bis er dann an einem bestimmten Tage ihn in’s Auge faßte, weil mit Rück- sicht auf das, was er dem ganzen Volke zu verstehen geben wollte, seine Stunde nun gekommen war, so aben auch die beiden Jiinger den Lahmen im Texte ier schon oft genug an des Tempels Thür, die da heißt die schöne, fitzen sehen, da sie ja mit der Ge- meinde sich täglich im Tempel einfandens aber heute ist es, als wäre der Elende ausschließliih nur ihnen in den Weg gelegt, damit sie für alle Zeit ihm helfen möchten, wozu sie freilich Silber und Gold nicht haben, wie es nöthig wäre, wenn er für sein gan es Leben des Bittens um Almosen überhoben sein so te, wohl aber ein Anderes, Besseres· Von dieser Auffassung unserer Gefchichte aus wagen wir den Monat Dezember als diejenige Zeit zu bestimmen, in welcher die Ge- fchichte im» J. 32 n. Ehr. vor "el; es ist das derjenige Monat, in welchem das Kir weihfest gefeiert wurde, und um die Zeit dieses Festes atte vor drei Jahren der HErr Jesus jenem Blindge orenen, der auch ein Bild des Volkes Jsrael in geistlicher Hinsicht darstellt, das Augenlicht geschenkt. Von dieser Auffassun aus vermögen wir aber auch zu erkennen, warum so ge- flifsentlich hervorgehoben wird, daß Petrus und Jo- hannes mit einander (im Grundtext steht dies des besonderen Nachdrucks wegen gleich am Eingang des Textes) hinauf in den Tempel gingen: Petrus ist der, der die Kirche niit seiner Predigt am Pfingftfeft ge- gründet hat und so schon mit feiner ganzen Erscheinung eine lebendige Predigt des Wortes ist: ,,siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist gefchlachtet und alles bereit, tommet zur Hochzeit!« Johannes dagegen, als derjenige Jünger, der da bleiben soll, bis der HErr kommt (Joh.21,22), ist mit seinem mehr schweigsamen, blos zuhörenden und zuschauenden Verhalten eine dicht daneben gestellte Warnung (l. Joh. 2, 18): ,,Kinder, es ist die letzte Stunde« Bis zu dem, was in Kap. 7, 54 ff. geschah und die schließliche Entscheidung zur Verwerfung Jsraels ihrem Anfange nach herbeiführte, ist nach unserer Be- rechnung von hier an no ein Jahr: gleichwie der HErr im J. 29 von dem irchweihfest in Jerusalem in das Land jenseit des Jordan hinwegging mit dem Gleichniß vom unfruchtbaren Feigenbaum (Joh. «10, 39 s.; 378 Apostelgeschichte 3, 3——12. Luk. 13, 1sf.) auf den Lippen, damals aber mit dem Jahr, da an diesen Baum das Umgraben und Be- düngen gewendet werden sollte, ob er wollte Frucht bringen, noch die ganze zweite Hälfte der mit der neutestamentlichen Zeit angebrochenen 70sten Jahrwoche Daniels n:einte, so verengt sich von unserer Textgeschichte im Dezember des J. 32 an Jsraels Gnadenfrist nun- mehr zu dem Zeitraum eines wirklichen bloßen Jahres. Von Kap. 8 der Apostelgeschichte an sehen wir schon die Herrlichkeit des HErrn abziehen von Jerusalem, wenn das auch so langsamen Schrittes geschieht, daß bis zu ihrem Stehen auf dem Oelberge (Hes.11, 22f.; Sach. 14, 4f.) noch einmal 33 Jahre vergehen, wie die Zeit von Christi Geburt bis zu des Stephanus Tode 33 Jahre beträgt. Daß wir richtig urtheilen, wenn wir das hier vorliegende Wunderwerk Petri an dem Lahmen im Tempel in Parallele stellen mit Christi eigenhändigem Wunderwerk an dem Blind- geborenen, ergiebt sich daraus, daß Petrus hernach ebenso in der Halle Salomonis seine Predigt an das Volk hält (V. 11), wie einst Christus in Joh. 10, 23 ff; daß wir aber auch darin schriftgemäß auslegen, wenn wir den jetzi en Zeitpunkt als eine Zeit der Ent- scheidung ansehen, ob Israel die Herrlichkeit des HErrn, die vom eigentlichen Tempel schon abgezogen und im Begriff ist, weiter nach Mor en zu ziehen, noch bei sich zurückhalten will oder ni t, das ist aus der aus- drücklichen Beifügung ersichtlich, der Lahme sei an die Thitr des Tempels gesetzt worden, die da heißt die schöne. Die heil. Schriftsteller sind sehr sparsam mit zeitlichen und örtlichen Angaben bei Darstellung der Begebenheiten, so sparsam, daß sie das äußere Ver- ständniß oft gar sehr erschweren, gleich als käme auf dieses nicht viel an; wo sie nun dennoch solche An- gaben machen, und vielmals gerade da sie machen, wo wir sie noch am ehesten entbehren könnten, da kommt ohne Zweifel für das innere Verständniß etwas darauf an. Und so wird denn hier durch die Er- wähnung gerade dieser Tempelthür ohne Zweifel darauf sollen hingewiesen werden, daß jetzt eine Zeit war, wie der Prophet in Hes 10, 19 sie schaut; denn das »Thor am Hause des HErrn gegen Morgen« an letzterer Stelle entspricht genau der ,,schönen Thiir des Tempels« an unsrer Stelle, wenn wir es auch hier nicht mehr mit dem salomonischen, sondern mit dem herodianischen Tempel Zu thun haben. Jsraels Geschichte kann all- seitig un gründlich nur verstanden werden aus der über diesem Volke waltenden Erfüllung des prophetischen Wortes alten Testamentst diesen Grundsatz, den wir bei unsrer Auslegung befolgen, wird wohl niemand bestreiten, der an der Schrift als Gottes unmittelbarer Offenbarung festhält; wenn dessen ungeachtet auch solche, die unter die Gläubigen gerechnet sein wollen, die daraus von selbst sich ergebenden Gedanken für bloße Menschengedanken ausgeben, die eine Zuthat wären zu Gottes Wort und um deretwillen wir unter das Gericht des Wortes in Offenb. 22, 18 fielen, so mögen sie erst sagen, wie das prophetische Wort des alten Testaments anders und richtig verstanden werden müsse, so lange sie dies aber nicht gethan haben und das Bibelwerk gleichwohl bekämpfen, erwidern wir ihre Warnung vor dem Gericht jenes Wortes mit der Warnung vor dem andern Gericht, davon gleich da- hinter in Offenb. 22, 19 die Rede ist. » 3. Da er nun sahe Petrum und Johaunem [als sie eben aus dem Vorhof der Heiden durch den Zwinger Matth. 4, 7 Anm. daherkamen], daß sie wollten zum Tempel hinein gehen [nach dem Vorhof der Weiber, wo auch die am Gottes- .dienst nicht unmittelbar betheiligten Männer dem- selben beizuwohnen pflegten] bat er sdem Zwecke gemäß, für welchen man ihn hierher, an die zu diesem Vorhof führende Thür, gebracht hatte] ntn ein Almosen« 4. Petrus aber sahe ihn an mit Johanne sindem beide aus Eingebung des heil. Geistes wohl erkannten, daß der HErr heute durch sie ein besonderes Werk ausrichten wolle Kap. 14, 9; Joh. 9, 11, und sprach: Siehe uns an« [gleich- wie auch wir mit unsern Blicken an dir haften]. 5. Und er sahe ste an [mit gespanntem Auf- merken sich ihnen zuwendend], wartete, daß er etwas [Großes, Außerordentliches] von ihnen empfinge [wie darauf ja die Aufforderung des Apostels in der That hindeutete; doch dachte er dabei natürlich nur an eine besonders reiche Al- mosengabe, die vielleicht für immer seiner hilfs- bedürftigen Lage abhelsen möchte, daß er nicht mehr zu betteln nöthig hätte Luk. 16, Z; Sir. 40, 29 ff.]. 6. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht [um in der Weise dich von dem Loose eines Bettlers zu befreien, wie du denkst]; was ich aber habe [Luk. 9, l; Mark. 16, 17 f.], das gebe ich dir [hiermit]: im Namen Jesu Christi stehe auf und wandelettt [Matth. g, 5]. 7. Und griff sindem er das sagte] ihn bei der rechten Hand und richtete ihn kais einen, der jetzt auch die Kraft habe zu thun, was ihm soeben gesagt worden] auf [Mark. 9, 27]. Alsbald [da ihn der Apostel so in die Höhe zog] stunden seine Schenkel und [Fuß-] Knbchel fest [daß sie, wozu sie im bisherigen Zustande unvermögend gewesen, ihre Verrichtung thaten, den Körper in seinen Bewegungen zu tragen], 8. Sprang [auch seinerseits, indem sein Glaube dem»Wunderwerk an dem Leibe mit empfänglichem Sinne entgegenkam] auf, konnte gehen und stehen-s- [als ein nun völlig Gesunder], und ging mit ihnen sden beiden Aposteln] in den Tempel [V. 3], ioandelte und sprang [auf dem Wege bis zu der Stelle, wo diese Platz nahmen] und lobete Gott sals er jetzt sich neben sie stellte Jes. 35, 6]. 9. Und es sahe ihn alles Volk ssoviel dessen sich ebenfalls im Tempel einfand] wandeln Und Gott loben. 10. Sie kannten ihn auch [die ihn so sahen], daß er es [derjenige] war, der Ueitherj um das Almosen gesessen hatte vor der schönen Thür des Tempels sohne an solchem ihrem Bewußtsein sich muthwillens irre zu machen, wie die in Joh. 9, 8 f.]; und sie wurden voll Wunderns und Ent- setzens über dem, was ihm widerfahren war [weil unleugbar Gottes unmittelbar eingreifende Hand dabei im Spiel war]. Petri Wunderwerk an einem 40jährigen, von Mutterleibe an lahmen Manne.. » «) Die arme gebundene Seele des Unglücklichen nimmt keinen hohen Flug; er denkt nicht weiter als an ein Almosen, wie es ja solche Arme genug giebt, denen unter dem Deuck des Elendsejederfreie Flügel- schlagder Seele gelahmt ist,»die nicht hoher denken, als wie sie von Tag zu Tag ihr elendes Dasein fristen. Er verlangt auch von den Apostelii nichts als ein Almosen; denn er kennt sie gar nicht, wie es ja Uii- glückliche genug giebt auch in der Christenheit, die von einem Predigtamt, das den Auftrag hat: »tr«o»stet, tröstet mein Volk!« nichts wissen und nichts wissen wollenz oder die aueh zu·m»Pfarrer und zum·Predigt- amtt dtouäftenskum ein lekgich kA)lmosen, um eine Geld- un er uung ommen. ero. VI) Petrus fordert von dein Manne, der die Bitte ohne aufzusehen, wie das so sein gewfohnheitsmäßiges Thun war, angebracht hatte, er solle ihn ansehen, um Zu aus dieser Stimmung des maschinenmäßigen etteliis herauszureißen und seine Aufmerksamkeit zu erregen. (Ebr?iird.) Es ist schon ein großer Segen, wenn es ein Lehrer· durch die Kraft des Geistes bei seinen Zuhorern dahin bringt, daß sie in dem Erwarten stehen, etwas zu empfangen; sie» sind alsdann nicht mehr todt, sondern haben ein geruhrtes und hungriges Herz. Sie»mussen aber nicht vergeblich warten: ach wie oftemogen wohl arme, erweckte und hungrige Fleeden isrehLlehrer ci(iälsehe?i, Lettau? zu empfangen, und eien o eer. pp. a. » III) Diese Geschichte des vierzigJahr alten Bettlers ist in jeder Hinsicht ein Vild des jüdischen Volks, das jetzt zur Gebetsstunde auf dem Tempelberge zusammen- strömt. Der Lahme begehrt Almosen von Petrus und Johannes, das geringere Bediirfniß liegt ihm allein km, Sinn; und auch als Petrus ihm schon bedeutsam ins Auge blickte, denkt er auf nichts Anderes als Almosenspdas weit größere Bedürfnis» den Gebrauch seiner Fuße zu bekommen, liegt seinen Gedanken so ferne, daß auch die Nahe und der Anblick der heiligen, mit Wundergaben ausgeriisteten Manner ihn nicht darauf zufahren VerMaF Gleicherweise be ehrt Jsrael das geringere Gut der efreiung vom Jo der Römer eiussllgsigsksgishsgngssist-«« Hkkssssg Ugsdsssps «, · z eren ma nen e immen an seine» innere Krankheit und Gebundenheit von Mutterleibe an ernstlich erinnert worden zu sein; Wie gun demBettler das Almosen Forenthalten wird, so Hsrael die Verwandlung seines außerlichen Zustandesz aber dieErlosungz der von Mutterleibe an gebundenen Seele wird dem 8 olke hingehalten und angeboten, wenn es sich, wieder Bettler, auf den Namen Jesu Christi verlassen will. (Baumgart«en.) Wenn Gott uns etwas abzuschlagen scheint, so giebt er uns etwas Besseres. (Lechler. WollteGott uns nicht Besseres geben zu unsrer eelen·Heil, als wiyinsgemein verlangen, so kamen wir nie zu-besseren Gutern. (Starke.) Der frpmme Kirchenlehrer Thomas vdn Aguino sah einst, wie ein hoher Kirchenfiirst sich die mit Ringen reichs geschmuikten Hande in einem goldenen Wasserbecken wusch; ·und·scherzend sagte derselbe: ,,nun, mein Lieber, kann die Kirche nicht mehr sagen: Silber und Gold habe ich nicht«. »Ja wohl, hochwiirdiger Vater, ent- egnete·Thomas, aber dafur kann sie auch nicht mehr agent im Namen» Jesu Christi stehe auf und wandele« — ,,Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe iih dir«; so, Gott Lob, kann auch heute noch die·evan elische Kirche»fprechen; sie ist zwar arm an weltlicher achtnind zeitlicheni Gut, was, sie aber hat »und was sie giebt allen glaubigen und heilsbe- gierigen Seelen, das ist Jesä hochgelobter Name, Jesu lauteres, kraftiges Wort, Jesu unvergangliches Heil, 379 und da heißt es wohl auch heute noch: stehe auf und wandele, stehe auf aus dem Staube und wandele in einem neuen Leben! (Gerok.) Wo alles von Gold und Silber strahlt und prahlt, das kann wohl das rechte Erbgut Petri und der rechte apostolische Sitz nicht sein. (Lindhammer.) f) Man niuß den Seelen nicht blos mit Worten dienen, sondern auch mit der That, daß man sie gleich- sam bei der Hand nehme, um sie in Gang zu bringen. (Quesnel.) Wie er selber, Petrus, lebet und webet im Namen des von den Menschen verworfenen, aber von Gott zum HErrn und Christ gemachten Jesus von Nazareth, so hebt er durch seine Ansprache und durch das Ergreifen der Hand des Lahmen denselben in diesen Jesusnamen hinein; nun faßt auch dieser zu, ergreift vermöge des Glaubens (V. 16) in Petri ans- gestreckter Hand die Hand des HErrn Jesu, und also- bald, im Nu der Hingabe seiner Seele an das gehörte Wort und feines Leibes an die gefühlte Hand des Apostels, wurden seine Schenkel und Knöchel fest, im Wonnegefühl der in seine Füße eingeströmten Geh- und Spannkraft sprang er auf, und siehe da, er konnte gehen und stehen. (Vesser.) s) Ein Knecht Christi giebt der Welt nicht nur etwas zu hören, sondern auch zu sehen: was sie aus der Predigt hören, das müssen sie auch an den Exempeln bekehrter Seelen vor Augen sehen. Die Exempel der Neubekehrten machen desto größeren Eindruck, je augen- scheinlicher ihre selige Veränderung ist; darum wählte Gott hier einen überall bekannten Krüppel und wählt jetzt noch oft einen weitberüchtigten Bösewicht, um die Wunderkraft seiner Gnade in Christo Jesu »ein ihm handgreiflicg zu beweisen. ·(Apost. Past.) Die Hei- lung des ahmen ein Bild unsrerBekehrung: I) wie jener lahm war von Mutterleibe an, so sind wir von Geburt an Knechte der Sünde; 2) wie sie jenen trugen vor des Tempels Thür, um Almosen zu empfangen, so hat man uns zur Taufe getragen, um himmlische Gaben zu empfangen; Z) wie jener durch Petri Wort von Christo geheilt ward, so ist auch unsre Bekehrung ein Werk Gottes, gewirkt durch das Wort der Propheten und Apostel; 4) wie jener nach der Heilung wandelte und Gott lobte, so folgt erst nach der Bekehrung ein ächter Christenwandel und fröhliches Lob Gottes. (Leonhardi u. Spiegelhauer.) 11. Als aber sauch nach beendigtem Gottes- dienst] dieser Lahme, der nun gesund [worden] war, sich zu Petro und Johanne hielt sindem er sie auf ihrem weiteren Wege, den sie von dem Inneren des Tempels V. 8 aus machten», be- gleitete], lief alles Volk zu ihnen Zusammen] in die Halle sbei dem äußeren Vorhof Matth. 4, 7 Anm.], die da heißet [die Halle] Salomonis·- [wohin dieselben sich begeben hatten], und wun- derten sich ssprachen ihre Verwunderung über das Wunderwerk gegen einander aus]. 12. Als Petrus das sahe sdaß sie so gar nicht in die Sache sich zussinden wußten, sondern viel Fragens unter ihnen war, wie in Kap. 2, 12], antwortete er dem Volk [ihnen» Bescheid gebend wie damals 2, 14 ff.]: Ihr Manner von Israel, was wundert ihr ench daruber [indein ihr gar zu sehr nur die Außenseite des Wunderwerks in’s Auge saßt]? oder was schel ihr [ebenfalls nur an den bloßen Werkzeugen mit euren Blicken haftend, 380 Apostelgeschichte 3, 13——1 6. statt auf Den euch zu besinnen, in dessen Dienst sie stehen] auf uns, als hätten wir sJohannes und ich] diesen [der jetzt gesund neben uns stehet] wandeln gemacht durch unsere eigene Kraft oder [durch unser, mit besonderer Frömmigkeit erlangtes] Verdienst? » 13. [Jch will es euch besser sagen, was es mit dem Wunder für eine Bewandtniß hat:] Der Gott Abrahams und Jsaaks und Jakobs, der Gott unserer [aus den drei Patriarchen hervor- gegangenen zwölf Stamm-] Väter, hat smittels des in einem bestimmten Namen verrichteten und auf eine bestimmte Person hinweisenden Wunderwerks eben den, in dessen Namen dasselbe geschehen V. 6·, nämlich] sein Kind [besser: seinen Knecht Jes. 42, 1 Anm.] Jesum verkläret« fund zwar eben denselbigen Jesum von Nazareth Kap. 2, 22 ff.], welchen ihr sdem Gericht der Heiden, der römischen Obrigkeit] überantwortet [zur Voll- ziehung der Todesstrafe] und [als euern Messias und König] verleugnet habt vor Pilatus, da der- selbe urtheilen, ihn losznlassen [Luk. 23, 2 ff.; Joh. 18, 28——19, 16]. 14. Jhr aber [als er darauf euch die Wahl ließ zwischen Jefu von Nazareth und Barabbas] verlengnetet .den Heiligen [Geweiheten Gottes Luk. 4, 34] und [den] Gerechten [den niemand einer Sünde zeihen konnte Jes. 53, 111 und batet, daß man euch den Mörder schenkte lgeschenksweise frei gäbe Kap. 27, 24]. 15. Aber den Fürsten des Lebens [der« der dazu euch gegeben war, als. euer Führer und Herzog das Leben euch zu bringen und alles in Gottes Reich verheißene Heil zu verschaffen Hebr. 2, 10; 12, 2] habt ihr [an Stelle eben jenes Mörders, der nur Unheil unter euch gestiftet] getödtet-«« [Kap. 2, 23; 5, 30]., Den hat Gszott auserweelet von den Todten [zu welchen ihr ihn gebracht hattet], deß sind wir sseine Apostel 2, 32] Zeugenf - 16. Und durch den Glauben an seinen Namen [d. i. auf Grund des Glaubens, den wir, die von euch angestaunten Wunderthäter V. 12., an ihn als den HErrn und Christ Jsraels 2, 36 haben] hat er [indem er sich zu unserm Worte V. 6 bekannte] an diesem, den ihr [als nunmehr Geheilten] sehet und sals vorher von Mutterleibe an Lahmen V. 10] kennet, bestätiget seinen Namen sdaß er der Fürst des Lebens, der Heilsbringer und Heilsgeber seines Volkes sei]; und der Glaube durch ihn [der durch Wirkung seines Geistes auch in dem Lahmen erweckte Glaube an seinen Namen] hat diesem [von euch angestaunten Gehalten] gegeben diese [vollständige und herrliche] Gesund- heit [d]ie er bekundet] vor euren Augen-H IV. 9—11 . V) Vielfach halten die Ausleger es nicht genug auseinander, daß die hier beginnende Seene an einer andern Lokalittit sich abspielt, als die in V. 8—10 vorliegende; an letzterer Stelle haben wir den Vor- hof der Weiber vor uns und die Zeit ist die dem gottesdienstlichen Gebet unmittelbar v orherg eh end e, nunmehr aber handelt es sich um die Zeit nach be- endigtem Gottesdienst und der Ort wird uns aus- drücklich als die Halle Salomonis angegeben, die ja an der Ostseite des Vorhofs der Heiden lag. Es fragt sich, was die beiden Apostel bewegt, sich jetzt hierher zu begeben; wir dürfen da aber nicht durch das, was in Kap. 5, 12 bemerkt wird, uns zu der Annahme verleiten lassen, als sei jetzt schon jene Halle ein gewöhnlicher Versammlungsort der christlichen Ge- meinde gewesen, vielmehr ist sie das erst hernachmals durch den hier berichteten Vorfall eworden. Die Apostel, vom heil. Geiste erleuchtet un geleitet, haben es wohl erkannt, warum der zum Himniel erhöhete Christus sie vorhin zu dem Wunderwerk am Lahmen angetrieben hat, haben verstanden, daß dies Wunder- werk eine Wiederaufnahme dessen, das vormals vom HErrn selber an dem Blindgeborenen (Joh. J) ver- richtet worden war, sein solle; und wie nun damals der HErr sich einige Tage darauf in Salomcks Halle einstellte, um die durch das Wunderwerk angere te Sache zum Austrag zu bringen, so begeben sie ür den Zweck, daß die Sache, die durch die Heilung des Lahmen von ihnen in Anregung gebracht worden, nicht im Sande verlaufe, sondern zu einem bestimmten Erfolge nach der einen oder andern Seite hin elange, sich nach der nämlichen Oertlichkeit —- war sie doch von selber schon eine Erinnerung daran, daß ier Einer einst gewandelt und elehrt hatte, den die Ju en gefragt: ,,wie lange hältst u unsre Seelen auf? bist du Christus, so sage es uns frei heraus!« und er sie auf die Werke verwiesen, die er thue in seines Vaters Namen, als die von ihm zeugeten; sie hatten aber Steine aufgehoben, daß er sich verbergen mußte. Das war jetzt drei Jahre her, und wieviel Großes war in- zwischen von dem zum Himmel erhöheten Jesus vor den Augen dieser Juden geschehen — warum halten denn sie selber noch immer ihre Seelen auf, daß sie nicht im Glauben zu ihm kommen wollen, um von ihm das Leben zu empfahen? Nun lag ein neues Werk vor, in seinem Namen vollbracht, das sie an- staunten und darüber sie sich verwunderten: es ist da, als ziehe dieser Jesus mittels seiner Apostel sie hinüber nach jener Halle, um nochmals mit ihnen zu ver andeln und i nen Gelegenheit zu geben, sich eines esseren zu be innen. Er) Wie stellt Zch Jsrael zu dem trost- und er- mahnungsreichen eichen auf dem heiligen Berge? Allerdings wird die Aufmerksamkeit auf eine ganz un- ewölnliche Weise rege gemacht; aber es ist doch nöthig, aß etrus die Anwesenden anredet und sie durch seine Rede mit ihrer Aufmerksamkeit auf die rechte Bahn zu bringen sucht. Zuerst tadelt er an ihnen das inhaltslos e, stumpfe Verwundern über das Wunder, womit er sagen will, daß, wer nur auf dem rechten Standpunkt der Betrachtung stehe, nicht mehr nöt ig habe sich des Wunders u verwundern, weil es i m als etwas Ordnun sinakiiges erscheinen werde; seine Frage spricht also en orwurf aus, daß sich die Zu- örer bis daher immer noch nicht auf den rechten tandpunkt der Beurtheilung dieser Dinge haben setzen lassen. Sodann sucht er ihre Aufmerksamkeit von den menschlichen Organen der Wunderwirkung abzu- lenken, indem er sie auf diejenige Ordnung hinweist, in welche dieses Faktuin sich einfach hiueinfiigt, und Des Petrus Ansprache an die Menge in der Halle Salomonis. 381 somit ihnen· zur Gewinnung des rechten Standpunktes behilflich sein will. Er geht zurück auf den heiligen Anfang der Geschichte Israels, auf die Zeit Abrahams, Jsaaks, Jakobs 2c., und stellt das Wunder als das Werk des Gottes der Patriarchen und der Väter Israels hin. (Baumgarten.) ,,Männer von Israel« sollten sich ja nicht wundern als über etwas Seltsames, daß der Gott Israels Wunder that, ebensowenig wie heute Christen bedenklichden Kopf darüber schütteln sollten, wenn sie fegen, daß ein lahmer Sünder auf- steht in der Kraft C rifti und wandelt in einem neuen Leben. (Befser.) Petrus tadelt an den Leuten einer- seits das unverwandte, staunende Ansehen und andrer- seits ihre Voraussetzung daß die Heilung eine selbst- ständige« Handlung er Apostel sei, wie es denn über- haupt in der verderbten Natur des Menschen liegt, immer das Geschöpf mehr zu ehren als den Schöpfer (Röm. 1, 25). Was haben doch diese Männer für eine inagische Kraft, so dachten sie, oder was müssen das für fromme Leute sein, daß Gott mit solchen Wundergaben sie belehnt! In feiner Erwidernng nun weist Petrus nicht nur solchen Irrthum ab, indem er sagt: nicht wir haben die Wunderthat gewirkt, sondern der Bun- desgott unsrer Väter, sondern geht auch von dem eigent- lichen Urheber der Heilung über zu der Absicht und Bedeutung derselben: Jesus sollte dadurch verklärt, in seiner Herrlichkeit dargestellt, in seiner Würde und Kraft erkannt und anerkannt werden.. Wenn nun dabei der Apostel Jesum als Gottes Kind bezeichnet, so ver- standen die älteren Ausleger den griechischeu Ausdruck ohne Weiteres in dem Sinne von Sohn; das Wort muß aber gerade so wie in Matth. l2, 18 »in der Be- deutung des Knechtes Gottes gefaßt werden, welche Bezeichnung einen Begriff in sich schließt, der unmittel- bar nur auf das Werk, nicht auf die Person Iesu Christi sich« bezieht: Jesus ist derjenige, durch welchen Gott ausrichtet und zuwe e bringt, was er in seinem Rath beschlossen und in feinem Wort verheißen hat. Mittelbar freilich ergiebt sich daraus auch für die Person Christi etwas Großes, wenn auch nicht sofort seine Gottheit, so doch seine innige und einzige Ver- bindung mit Gott. (Lechler.) Gott hat Jesum inso- fern durch die Wunderhandlung seiner Apostel verkläret, als derselbe dadurch erwiesen worden als der, der das Leben und also alle Kraft hat in ihm selber (Joh. 5, 26) und der durch seine Frömmigkeit, durch seinen unwandelbaren Gehorsam sich die Ehre als Mensch erstritten, daß» sein Name eine ausge chüttete Salbe (Hohel. 1, s) sei. (Williger.) l VII) Petrus rückt ihnen ihren Frevel gegen Jesum ni tdeshalb mit so fcharfen Worten aus, damit sie so en verza en, sondern damit sie ihren Sinn ändern; denn er weiss» daß der HErr für seine Feinde gebetet mit den Worten: ,,sie wissen nicht, was sie thun«, und weiß, daß Jesus für alle Lästerung wider ihn als des Menschen Sohn die· Möglichkeit der Vergebung aus- gesprochen hat. Diese Hoffnung aus Vergebung hält er hernach (V. 17 ff.) den Angeredetcn offen und er- mahnt sie zur Ablegung ihrer Feindschaft und zur Annahme eines demHErrn ziugewendeten Sinnes; weil er aber jetzt nicht, wie am P ngsttage, mit eschlagenen Gewissenund etroffenen Herzen es zu thun hat, so kann er freili seine Ermahnung nicht so kurz und bündig fassen wie damals, sondern wird die über ein bedeutsames Wunderwerk gedankenlos Staunenden noch von einer andern Seite her anfassen müssen, um sie auf den rechten Punkt hinzuleiten (Baumgarten.) Was die Propheten geweissagt haben von den Leiden des gerechten Knechtes Gottes, das ist pünktlich erfüllt worden; aber nicht die heidnische Welt, sondern sein eigenes Volk hat sich, vom Satan verblendet, zum Voll- strecker des vorbedachten Rathes Gottes begeben. Diese Verschuldung des Volkes an seinem König und Heiland führt Petrus den Männern von Israel zu Gemüthe und zeigt i2nen die Größe ihrer Sünde im Licht der großen Lie e Gottes —- das heißt Buße predigen. In der Pfingstpredigt schon mußte Israel es horen: ,,ihr habt ihn genommen durch die Hände der Un- gerechten«; hier verweilt der Zeuge der LeidenChristi eingehender bei der gottlosen That des Volkes Gottes, welches sich beschämen ließ von dem Heiden Pilatus. So unkenntlich war ihnen Christus in seiner Jesus- Knechtsgestalt, daß sie ihn überantworteten, und ihn v erl eug neten vor Pilatus, da derselbige urtheilete ihn loszulassen Nicht geraubt hat der römische Land- pfleger den König der Juden, sondern sein eigenes Volk hat ihn überantwortet; ja, da Pilatus keine Schuld an diesem Gerechten fand, haben ihn die, welche ihn besser als Pilatus hätten kennen sollen, dem heidnischen Richter in’s Angesicht verleugnet, und diese schnöde Verleugnung des Heiligen und Gerechten haben sie aus’s Aeußerste getrieben- da sie riefen: »gieb uns Barabbam los!« Zweimal sagt Petrus: ,,ihr habt ihn verleugnet«; im Tone tiefer Wehmuth, nicht scheltend, hat er das gesprochen — wo wäre er doch heute,- der Verleugner seines HErrn, den er kannte, hätte er nicht Vergebung erlangt? O daß seine Brüder sich treffen lassen möchten von dem Blicke Jesu, der sie so heilandsmäßig ansah« mit der Wohl- that an dem kranken Menschen! (Besser.) Petrus hatte ehedem den HErrn Jesum selbst verleugnet; da ihm aber diese Sünde von seinem Heiland vergeben war, so hatte er nun die Freudi keit, eben dieselbe an An- deren wieder zu bestrafen. as haben sich treue Lehrer zu merken. (Apost. Past.) Der Apostel stellt die Sünde des Volks durch den Gegensatz in desto helleres Licht, einmal durch Gegenüberstellung Jsraels und des Heiden Pilatus: letzterer sprach das Urtheil, Jesus sollte losgelassen werden, das Volk dagegen hat ihn, seinen Messias, verleugnet, nichts von ihm wissen wollen, als wäre er ein Auswurf der Gesellschaft; zum Andern durch Gegenüberstellung Jesu und des Barabbas: dieserwar ein Mörder, Iesus nicht nur unschuldig und heilig, sondern sogar der Bahnbrecher und Spender des Lebens, dennoch habt ihr jenen los- gebeten, diesen umgebracht! (Lechler.) Den Fürsten des Lebens habt ihr getödtet —- den, der eure Kranken hat geheilt, eure Todten erweckt, eure Sünder bekehrt, eure Kinder gesegnet, euren Armen das Evan- gelium gepredigt; der euch alle erwecken wollte zum neuen Leben und Wandel, den habt ihr getödtet, am Kreu . Er aber ist und bleibt darum doch der Fürst des ebens. s) Als den Fürsten des Lebens hat ihn Gott selbst erwiesen, indem er ihn auferweckte von den Todten, wie wir Apostel alle bezeugen; als den Fürsten des Lebens hat er eben jetzt sich wieder bewiesen, indem er von seiner Himmelshöhe herab, wo er lebet und re- gieret in Ewigkeit, diesen kranken Mann gesund gemacht hat. (Gerok.) In dem Satze: »den hat Gott aiiferwecket, deß sind wir Zeugen« schlägt Petri Rede einen einfach großartigen Ton an, Jgleichwie auch namentlich seine erste Epistel wie mit unenschrift geschrieben ist; was er uletzt sagt, ist der Refrain des apoftolischen Be- wu tseins. (Meyer.) H) Der Name Jesu ist wohl an ihm selbst stark, aber durch den Glauben wird er bei uns stark: von seinem und Iohannis Glauben redet Petrus im ersten Satze, vom Glauben des Gesundgewordenen im zweiten. Sein Nam e, der gesprochen von Menschenniunde kein 382 leerer Schall ist, sondern einschließt und mitbringt die Person, von welcher ei· lautet, hat diesen gestärket; daraus konnte das Volk merken, daß der Glaube der Apostel an den Namen Jesu kein Wahn, sondern Gottes Werk in ihnen war. Und der Glaube durch ihn, d. i. der durch Jesum mittels des Blicks und Worts der Apostel in dem Kranken gewirkte Glaube, hat ihm gegeben diese Gesundheit vor euer aller Augen; daraus konnten sie merken, wodurch auch ihnen von ihrer Gebundenheit und Dürf- tigkeit geholfen werden könnte. Das Almosen irdischer Befreiung hätten sie gern von ihrem Niessias empfangen; aber Jesus, der wahrhaftige Christ Gottes, spricht zu ihnen: ,,sehet mich unt« und will ihnen geben, was er hat, ewige Freiheit, Leben und Seligkeit in seinem Reiche. Und auch das Empfängnißvermögem den Glauben, will er selber ihnen geben; zu dem Ende läßt er ihnen jetzt predigen und bittet um ihr Gehör. (Besser.) 17. Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß ihrs [was von euch wider Jesum von Nazareth Böses . gehandelt worden ist V. 13 ff.] durch Unwissenheit gethan habt sinfofern ihr ihn alsden noch nicht erkanntet, der er eigentlich war], wie auch eure Obersten [Kap. 13, 27; Luk. 23, 34; 1«. Cor- 2, 8]. 18.« Gott aber, was e»r durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkundiget hat, wie Christus leiden [und durch sein Leiden und Sterben die Er- lösung seines Volkes bewirken] s ollte [Luk. 24, 25 ff.; Joh. 11, 51 f.], hats also [durch alles das, was ihrihm angethan habt] erfiillet lfo daß, wenn auch immerhin ihr damit euch schwer verschuldet habt, doch der Weg zum Heil so wenig euch ab- gefchnitteii, daß er im Gegentheil nun erst recht geöffnet und freigelegt ist 2. Eor. 5, 19 ff; Jes. 53, 10 f.; Dan. 9, 24]. Petrus stimmt hier seine Rede zu herzgewinnender Milde, indem er die Tödtung Jefu l) als Thatder Unwissenheit auf Seiten des Volks und selbst-seiner Obersten, und L) als nothwendige Erfüllung des gött- lichen Rathschlusses darstellt. (Meyer.) Bisher hatte der Apostel die Mefsianität Jesu aus seiner Auf- erstehung und dem so eben geschehenen Wunder be- wiesen und die daraus sich ergebende Beschuldigungt ,,ihr habt in Jesu euern Messias verworfen und ge- tödtet« ausgesprochen; jetzt zeigt er: ,,»noch ist Rettung für euch möglich«. Petrus weiß näml1ch, daß sie jenen Frevel zufolge Unwissenheit begangen: zwar daß sie einen Unfchuldigen tödtetenJvußten sie, aber zur AU- erkennung, daß er der Messias sei, ·waren sie· nicht durchgedrungenx war das nun gleich in Folge eigener innerer Verschuldung unterblieben, so stand doch immer- hin fest, daß ihre That keine bewußte Empörung gegen denerkannten Mefsias, daher keine Sünde wider den heil. Geist war. Was aber nach der einen Seite hin als Verschuldung der Juden erscheint, ist nach der andern gerade das Mittel zur Erlösung; denn Christi Leiden war ein Leiden zur Versöhnung seines Volks, er litt als der Knecht Gottes, von dem in Jes. 53 geschrieben steht. Und nicht blos durch Jesaia, sondern durch alle Propheten hat Gott dies versöhnende Leiden geweissagt, d. h. natürlich nicht so, daß iniedem einzelnen Propheten sich diese Weissagun bis zur Klarheit vollendet fände; wohl aber so, da die Reihe der Propheten in ihrer Gesammtheit das Organ Apostelgeschichte 3, 17—21. war, wodurch Gott diese Offenbarung gab. Da denn Christi Leiden die Erfüllung der Heilsverheißungen ist, so ist das Heil nun objektiv erworben; und so ergeht die Aufforderung an die Zuhörer (V· 19 ff.), sich in Buße und Glauben von der bisherigen Herzensstellung der Unbußfertigkeit und des Unglaubens ab- und den: in Christo erschienenen Heile zuzuwenden. (Ebrard.) Sie wußten es nicht, daß Jesus der HErr der Herr- lichkeit wäre, und es war schlimm genug, daß sie es nicht wußten; doch wendete es Gott zum Besten, die gute Wirkung iind Endursache war diese: er sendet den heil. Geist, daß ihr Buße thun sollt, daß ihr euch helfen lasset, daß ihr gesegnet, daß ihr selig werdet· Das Opfer ist dargebracht, das Heil erworben, der Teufel sammt der Sünde und dem Tode überwunden: ihr dürfet es nur im Glauben annehmen und ergreifen: denn das ist des HErrn Wille, darum hat er ihn also zerschlagen wollen. (Luther.) 19. So thut nun Buße [indem ihr eure bisherige Sinnesweise ändert Kap. 2, 38] und belehtet euch findem ihr im Glauben euch dem zuwendet, der euch zum Heiland verordnet ist, und auf seinen Namen euch taufen lasfet], daß lvor allen Dingen] eure Sünden ssowohl die in V. 13 ff. angegebenen, als auch alle übrigen, die ihr begangen habt, durch Auslöfehung aus dem Schuldbuch bei Gott Col. 2, 14] vektilget werden lJes 43- 2515 20. Auf daß da komme lwas ja die weitere, noch herrlichere Folge sein wird, wenn ihr einmal allesammt, die ihr zu Gottes vorerwähltem Volke gehört V. 25., das thut, wozu ich euch eben er- mahnete] die Zeit der Erquickung [auf welche wir so sehnlich hoffen] von dem Angestchte des HErrn [Jef. 35, 10; Dan. 7, 22 u. 27; Hebr. 4,1. 9ff.; Offenb. 20, 6], wenn er senden wird srichtigerx und er, der HErr, vom Hinimel her in sicht- barer Wiederkunft fende] den, der euch jetzt szur gläubigen Aneignung seiner sündenvergebenden und heiligenden Gnade] zuvor geprediget wird, [nämlich] Jesnm Christ, 21. Welcher snachdem er bei seiner Himmel- fahrt sich gefetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe Kap. L, 33; Hebr. 1, 3] muß den Himmel einnehmen [besfer: Welchen muß der Himmel einnehmen, als für ihn bestimmter Auf- enthalt in sich fassen Col. 3, 1 u. Z] bis auf die Zeit, da herwieder [oder zurecht Matth. 17, U] gebracht werde alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heil. Propheten von der Welt an sso daß auch die im Paradiese schvn gegebene Verheißungx 1. Mos. 3,»15 nach ihrem auf das letzte Ende zielenden Sinne hier in Be- tracht kommt Röm. 8, 18 ff.; Offb. 20, 11—21, 5]. Als die erste Folge oder, wie ein anderer Aus- leger sich ausdrückh als Mittelzweck der Buße und Bekehrung, dazu Petrus seine Zuhörer bewegen will, erscheint in V. 19 die Vergebung der Sünden, die natürlich als Leben und Seligkeit einschließend zu denken ist, wie Luther im Katechismus sagt: ,,wo Ver- gebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Selig- Anbietung der Gnade und Verheißung der Zeit der Erquickung vom Angesicht des HErrn. 383 keit«; das hat sich schon bewiesen an den Dreitausend, die am Tage der Pfingsten hinzugethan wurden zur Gemeinde und von deren gliicklichem Stande uns dann in Kap. 2, 42 ff. Näheres berichtet wurde. Jn Be- ziehung auf diese erste Folge oder diesen Mittelzweck kommt es nicht darauf an, wie viele von den Zuhörern der apostolischen Aufforderung gehorsam werden; selbst wenn es- nur wenige Einzelne wären, so ist denen, die es thun, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit in jedem Falle gewiß, sie sind mit ihrer persönlich en Heilserlangung nicht abhängig von der Entschließung der Andern. Aber nun redet der Apostel noch von einer zweiten, weiteren Folge, von dem letzten Zweck oder eigentlichen Endzweck, wie der vorhin erwähnte Ausleger es bezeichnet, und nennt in V. 20 f. als diesen das Kommen der Zeit der Erquickung von dem Angesichte des HErrn. Die Ausdrucksweise, in welcher diese zweite Folge der ersten angeschlossen wird, ist im Grundtext so gefaßt, daß man merken soll, wie hier von etwas die Rede sei, das da nur unter einer bestimmten Voraussetzung unter Erfüllung einer gewissen Bedingung eintreten kann, und das deutet auch unsre deutsche Bibel damit an, daß, während es bei der ersten Folge einfach hieß: »daß eure Sünden vertilget werden«, nunmehr es heißt: »auf daß da komme die Zeit der Erquickung«. Hierbei find also die Einzelnen allerdings abhängig von der Gesammt- heit, ja, so völlig abhängig von deren Entschließung und ihrem Thun, daß die Folge solange nicht eintritt, als bis die Männer von Jsrael in ihrer Totalität, als Nation, Buße gethan und sich bekehrt, ihren Sinn eändert und dem, dem Hause Jsraels verordneten Errn und Christ im Glauben sich zugewendet haben. Eine solche Entscheidung auf Seiten des Volkes herbei- zuführen, darauf kommt es dem Petrus bei dieser zweiten Rede, die wir aus seinem Munde hören, an; ei der ersten in Kap. 2, 14 ff. hatte er darauf sein Augenmerk noch nicht so unmittelbar gerichtet, sondern dort hatte er es vorerst nur mit solchen zu thun, denen sein Wort durch’s Herz ging und denen er nun helfen sollte von diesen uiiartigen Leuten. ’Es muß also einerseits seit jener ersten Rede schon ein beträchtlicher Zeitraum vergangen sein, während- dessen allerdings, was die Einzelnen betrifft, die Gemeinde mehr und mehr gewachsen ist, aber, was die Gesammtsheit der Nation angeht, sich auch bereits herausgestellt hat, daß diese zu bleiben gedachte, was sie war, und keines- wegs ein neuteftamentliches, ein christliches Israel werden wollte; und es muß andrerseits dem Apostel im Geiste gewiß geworden sein (vgl. Kap. 16, 10), daß das Wunderwerk am Lahmen, das ihn« der HErr atte verrichten lassen, zur Einführung einer neuen poche dienen solle und den Anfang derjenigen Ent- wickelungsperiode bezeichnen, in welcher das Volk als Ganzes sich für oder gegen Christum zu entscheiden gäbe. Wir werden also wohl recht daran gethan aben, daß wir von der herkömmlichen Weise, das· Wunderwerk am Lahmen als des Petrus erstes Wunder hinzustellen, abgegangen sind und zwischen jener ersten Rede des Apostels und der hier vor- lie enden zweiten einen Zwischenraum von etwa dritt- ha b Jahren voraussetzen Gehen wir nun näher auf den Inhalt dessen, was Petrus in V. 20 u. 21 in Aussicht stellt, ein, so finden wir noch weitere Veran- lassung von der herkömmlichen Auffassung abzugehen und unsre eigenen Wege einzuschlagen. Zumeist näm- lich· hält man »die Zeit der Erquickung von dem An- gesichte des HErrn« in V. ,20 für wesentlich einerlei mit der »Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heil. Propheten von der Welt an« in V. 21., von welcher Ansicht aus es dann allerdings ganz »zutreffe,nd wäre, daß Luther zu Anfang des zweiten Oatzes m V. 20 ein »wenn« gesetzt hat: »wenn er senden wird den, der euch jetztqzuvor geprediget wird, Jesum Christ-«. Es ist aber schwerlich das im Grundtext stehende »und« richtig aufgefaßt, wenn man diesem zweiten Satze nur ein untergeordnetes Verhältnis; zu dem »ersten Satze beimißt; nach unsrer Meinung stellt vielmehr das »und« den zweiten Satz in völlig gleiches Verhältniß zu dem ersten, so daß wir so auszulegen haben: »auf daß da komme die Zeit der Erquickung von dem An- geficht des HErrn, und (au«f daß) er (der HErr) fende den, der euch jetzt zuvor geprediget wird, Jesum Chrift«. Hiernach fällt die Zeit der Erquickung vom Angesicht des HErrn nicht zusammen mit der Wiederkunft Christi vom Himmel, sondern diese bildet eine zweite Stufe in der Entwickelung der Endzeitz wohl aber verbindet sich mit Christi Wiederkunft die Zeit der Herwiedew bringung, von welcher der 21. Vers redet. Was uns zu· dieser Auffassung bewegt, ist die dreifache Erwä- gung: 1) ohne Zweifel erwartet Petrus, daß, wenn die gefamnite Nation Jsraels sich jetzt durch Buße von ihrem bisherigen Sinn abwenden und durch Bekehrung von ·anzem Herzen ihrem Messias sich ergeben würde, die eit der Erquickung ohne Verzug eintreten wird; 2) er weiß aber auch, daß sein HErrnoch andere Schafe hat, die sind nicht aus diesem Stalle, diese müssen hergeführt werden, auf daß Eine Heerde» und»Ein Hirte sei (Joh. 10, 16), und dass-will ja seine Zeit haben; Z) es muß also eineZwischenzeit geben, während welcher der Himmel Christum? in sich hält, darnach aber wird Gott ihn wieder herab senden, daß nunmehr alles herwiedergebracht werde, was durch den Mund der Propheten geredet ist, und die schließ- liche Heilsvollendung erfolge. Es würde uns zu weit führen, wollten wir im Einzelnen nachweisen, wie Petrus in feiner Anschauung über die Zukunft in Betreff der Heidenbekehrung, die ja eine ausdrückliche Aufgabe des apoftolischen Amtes war (Kap.1,8), ent- weder gar nichts gedacht oder ganz confusen Vor- stellungen sich hingegeben haben müßte, wenn die her- kömmliche Auffassung dessen, was er in den beiden Versen sagt, wirklich seine Meinung träfe: wir« be- schränken uns«hier darauf, aufmerksam zu machen theils auf die im Grundtext vorliegende Verschiedenheit der Ausdriicke für »Zeit«, aus welcher Verschiedenheit schon hervorgeht, daß unter der Zeit der Erquickung eine bestimmte Frist, ein abgegrenzter Zeitraum, also nur eine Etape oder Rast- und Verpflegungsstelle auf der Heerstraße, unter der Zeit der Herwieder- bringung dagegen die schrankenlose Zeit, welche in die Ewigkeit übergeht, also das Endziel des ganzen Weges zu verstehen ist; theils auf den Unterschied der Begriffe: ,,Erquickung oder Aufathmung« auf der einen uiid ,,Herwiederbringung oder Zurechtftellung von allem« auf der andern Seite, welche beide Begriffe der Apostel in so charakteristischer Weise auseinander- ·ehalten, daß jede Auslegung seiner Worte, welche die egrisse für einerlei erklärt und, statt sie aus einander zu halten, sie in einander wirft, sich eben damit als eine mißlungene ausweiftn ·Offenbar ist unter der Zeit der Erquickung eine Zeitperiode gemeint, da Gottes Volk nach Ueberstehung der bisherigen Drang- sale und Kämpfe nun auch einmal sich erholen und wieder zu Kräften kommen soll, da es gleichsam Luft kriegt (2. Mos. 8, 15) und neuen At em schöpfen darf, nachdem es seither sich stets in der nge und im Ge- dränge befunden, was aber nicht ausschließh vielmehr in sich begreift, daß demselben eine nochmalige Angst 384 Apostelgeschichte Z, 22—26. und Noth, ein abermaliger Kampf und Streit bevor- steht und das Ende aller Dinge, die Vollendun aller Heilsrathschlüsse Gottes erst mit der Ueberwindung auch dieser letzten Noth, auch dieses letzten Kampfes kommt; so weist der Begriff einer Zeitperiode der Er- quickung über sich selbst hinaus weiter auf den Begriff einerAbschlußzeitderHerwiederbringun oder Ausgestaltung alles dessen, was Gott durch den und aller seiner Propheten geredet hat· Wir dürfen nur das, was Johannes zuerst in Ossenb TO, 1——6 schaut, was er dann weiter in V. 7——15 weissagt und was er hieraus in Offenb. 21, 1——22, 5 uns vorführt, unbe- fangen auffassen und einfältig verstehen, ohne uns mit Gewalt zu Aiitichiliasten oder Gegnern eines tausend- jährigenReichs zu machen, so wird uns auch Petri hier vorliegende Rede ganz klar und durchsichtig werden: die Zeit der Erqickung ist eben die Zeit des tausendjährigen Reiches, es folgt darauf noch der An- griff des Gog und Magog auf das Heerlager der Heiligen, aber dem macht die sichtbare Wiederkunft Christi zum Gericht ein Ende, und es tritt nun die Herwiederbringung aller Dinge mit der Herstel- lung eines neuen Himmels und einer neuen Erde ein, in welchen, wie Petrus in 2. P. 3, 13 hinzufügt, Ge- rechtigkeit wohnet. Zweierlei geht aus des Apostels Worten an unserer Stelle unzweideutig hervor: 1) daß das tausendjährige Reich, die Zeit der Erquickung, nur auf Jsrael Beziehung hat und eine dem vorerwählten Volke zustehende Prärogative ist, an deren Herrlichkeit die übrigenVölker jedoch dadurch Antheil bekommen, daß das heilige Volk des Höchsten sie seiner Herrschaft unterwirft und die Segnungen solcher Herrschaft ihnen zufließen läßt (Jes. 65, 25 u. Jer. Z, 25 Anm.); ·2) daß die Wi ed er kunft Christi nicht schon bei derZAufrichtung dieses Reiches erfolgt, sondern erst bei dem dasselbe ablösenden Angrisf des Gog und Magog auf das Heer- lager der Heiligen, indem er zur Vernichtung eben dieser Feinde vom Himmel erscheint, gleichzeitig aber den ganzen bisherigen Weltbestand aufhebt, das letzte Gericht hält und nun alles neu macht (Offenb. 20, 6 Anm.). Indessen besteht doch insofern noch ein Unter- schied zwfifchen derjenigen Stellung, welche Petrus hier in Gemeinschaft mit seinem Begleiter und Mitapostel Johannes in Betreff der Zukunft einnimmt, und der Stellung des Johannes in seinem Buch der Offen- barung, wo er nach dem Kreuzestode des Petrus nun allein dasteht, als es hier noch in Jsraels Hand liegt, sich in seiner Gesammtheit für seinen Mefsias und Heiland zu entscheiden und so die Zeit der Erquickung in Bälde herbeizuführen, während dort, in der Offen- barung St. Johannis, Israel schon dahin sich entschieden hat, daß es in seiner Verwersung Jefu Christi absolut be arren will, und nun die Zeit herbeigekommen ist, da es auch seinerseits verworfen werden soll und fortan die Heidenwelt in der Vordergrund des Reiches Gottes tritt; da muß erst deren Zeit sich erfüllt haben (Luk· 21,24), ehe Jsrael von neuem Gnade- angeboten wird, und erst die Gemeinde der 144,000 Versiegelten auf dem Berge Zion, wie wir in Offenb 14, 1sf. sie vor uns sehen, ist diejenige, welcher die Zeit der Er- quickung vom Angesichte des HErrn kommt, nachdem in der heidenchristlichen Kirche ein Reich des Antichrist erstanden, aber vor Jerusalems Mauern durch den, der da heißt Treu und Wahrhaftig, unter Beistand seines lfyfienmlischen Heers vernichtet worden ist (Ossenb. I 11 . . s l 22. fVersäumet doch ja nicht die Zeit, da- rinnen ihr heimgesucht seid, und bedenket noch seht, am Tage des Heils, was zu eurem Frieden dienet, auf daß ihr nicht in Gottes Gericht sallet!] Denn Moses hat [in 5. M. 18, 15 u. 18 f.] gesagt zu den Vätern: Einen Propheten wird euch der HEriz euer Gott, erwecken ans euren Brudern, gleichwie mich, den sollt ihr hören in allem, das er zu euch sagen wird; 23. Und es wird geschehen, welche Seele den- felbigen Propheten nicht hören wird, die soll ver- tilget werden ans dem Volk fdas der HErr zu seinem Eigenthum sich erwählet hat I. Mos. 17, 14].. 24. [Das hat Moses allerdings zu den Vätern gesagt, aber diejenigen, welchen sein Wort vermeint ist, das sind wir, auf welche das Ende der Welt kommen it 1. Tor. 1«0, 11.] Und fgleichwie Moses, als der Erste in der Schrift überhaupt Rom. 10, 19., so auch] alle Propheten fim engeren Sinne] von Samuel an [der ihre Reihe eröffnet] nnd hernach [da zu Samuel-—z.·B. Nathan in 2. Samsz 7, 12 sssz zu rechnen ist], wieviel ihrer sdann in dem Zeitraum von etwa 600 Jahren] geredet haben, die haben von diesen Tagen fin welchen wir nun» stehen Katz. 5, 36·, den letzten, wie ich früher sie nannte T, 171 Vet- kündiget [darum erkennt doch, in was für einer wichtigen, auf der einen Seite angenehmen 2. Cor. 6, 2., aus der andern Seite aber auch entschei- denden Zeit ihr lebet]. « Dreifach ist das Kommen des HErrn, welches die heil. Adventszeit verkündigtt daß nämlich der Sohn Gottes in der Fülle der Zeiten Mensch geworden, also in unser Fleisch gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist; daß er einst am Ende der Tage wiederkommen wird in aller seiner Herrkich- keit, zu richten die Lebendigen und die Todten; und daß er nun, obwohl er längst erhöhet ist von der Erde, dennoch fortwährend zu uns kommt im Wort und Sacrament und an unsre Herzen anklopft, ob wir ihn als unsern Heiland aufnehmen wollen, damit wir einst dem Gerichte entrinnen und zu seiner Herrlichkeit ein- gehen können. Hieraus ist aber ugleich erkennbar, daß die heil. Adventszeit nicht ausfchließlich als Vor- feier des heil. Weihnachtsfestes betrachtet werden kann, sondern als Vorbereitungszeit für das ganze Kirchen- jahr und für alles, was es uns verkiindigen soll. Es ist die ganze Zukunft des Reiches Gottes, welche im Advent ihre Vorausdarstellung findet. Die Mensch- werdung und die Wiederkunft des HErrn bilden den Anfangs- und Endpunkt des ganzen Kirchenjahresx mitten inne aber liegt das fortwährende Kommen des HErrn im heil. Geiste, die Erfüllung seiner Verheißung: ,,ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch«. Dreifach ist aber auch das Amt des HErrn, und das ist das andere Moment, welches im Ablaufe des Kirchenjahres zur Darstellung und Geltung kommt: das prophetifche, hohepriesterliche und königliche Amt· An die heil. Weihnachtszeih welche die Menschwerdung des Sohnes Gottes verherrlicht, schließtsich die Epiphanien- zeit·an, welche das prophetische Wirken des Gott- menfchen in den Vordergrund stellt, während die Pafsions- und Osterzeit sein hohepriesterliches Amt zur Darstellung bringt, das kdnigliche Amt aber, in welches der" Gottmenfch durch seine Himmel- fahrt eintrat, mit der Sendung des heil. Geistes am Tage der Pfingsten beginnend nun sich fort und fort Jsrael zunächst ist zum Heil in Christo berufen, um dann ein Segen auch der Heiden zu sein. 385 entfaltet bis zur Wiederkunft des HErrn am Ende der Tage, womit das Kirchenjahr seinen Abfchluß findet. Wenn wir aber diese drei Aemter Christi um des klareren Verständnisses seiner Wirksamkeit willen aus- einander halten müssen, so ist es doch nicht minder nothwendig, ihre gegenseitige Durchdrin ung ins Auge zu fassen, wie nicht eins von dem an ern losgelöst, ondern eins von dem andern bedingt und getragen ist. Wie die zwei Naturen in Christo, die göttliche und menschliche, zwar nicht mit einander vermischt, aber doch unzertrennlich verbunden sind, so durch- schlingt und durchdringt sich auch fortwährend das dreifache Amt des HErrn Dies tritt vornämlich in dem prophetischen Amte recht klar hervor, auf welches uns Petrus hier aus Grund der aus Mose angeführten Stelle im Texte hinweist; wir können dasselbe gar nicht in seiner vollen Bedeutung erfassen und würdi en, wenn wir nicht immer im Auge be- halten, da seine prophetische Verkündigung nichts anderes ist als die Selbstbezengunzdessem der zugleich der wahrhaftige Priester und ewige önig ist. Christus der Propbet, den wir hören müssen: I) er hat den ganzen Rath Gottes zu unsrer Seligkeit verkün- digt, das ist sein prophetisches Amt im engeren Sinne; L) er hat geweissagt, aber nicht auf Einen, der nach ihm kommen sollte, sondern auf seine eigene Zukunft, denn er war der königliche Propbet; Z) er hat auch erfüllt, was alle Propheten vor ihm ver-« kündigt haben, denn er war der hohepriesterliche Prophet. (Langbein.) Christus einProphet, und doch mehr als ein Prophett l) er lehret den Weg Gottes recht, und ist doch· selbst auch der Wiägz zum Vater; 2) er weissagt, und ist doch auch aller eissas gung Ziel und Ende; 3) er ist mit dem heil. Geiste gesalbt, und ist doch auch des Geistes Spender. (Leonh. u. Spiegelh.) 25. Ihr [die ich vorhin mit gutem Bedacht als die Männer von Jsrael anredete V. 12] seid der Propheten nnd des Bandes Kinder [ge- hört beiden an, den Propheten sowohl, von denen ich«so eben sprach, als auch insonderheit dem Bunde] welchen Gott gemacht mit euren lnach richtiger Lesart: unsern] Vätern, da er [1. Mos. 1"2, Z; 22, 18] sprach zu Abraham: Durch deinen Samen snämlich durch den von dir her kommenden Messias Gal. 3, 16] sollen gesegnet werden alle sGeschlechter oder] Völker auf Erden. 26. Euch znvörderst snun als den verheißungs- und bundesniäfzigen Empfängern all der Gaben und Güter, die er durch die Propheten und in dem mit Abraham aufgerichteten Bunde zugesagt hat Kap. 2, 39; 13, 46; Rönt 1, IS; 9, 4;« 15, 8] hat Gott auserweclet [richtiger: erweck et, als Propheten V. 22; Jer. 30, 9 austreten lassen Luk. 7, 16] sein Kind [besser: seinen Knecht V. is] Jesum und hat ihn [vormals in Person und jetzt in dem, was er durch seine Apostel unter euch thut V. 16 und euch an’s Herz legt] zu euch gesandt, euch zu fegnen fwozu aber, wenn seine Absicht sich verwirklichen soll, von eurer Seite gehört], daß ein jeglicher sich belehre von seiner Bosheit findem er sich lossagt von den Volkssündem die in der Verwerfung Jesu voll l geworden sind Jes. 59, 20., und diesem Erlöser von dem gottlosen Wesen in Jakob sich zuwendet V. 19; Röm. 11, 26., während andern Falles er kommen würde und das Erdreich mit dem Banne s schlagen Mal. 4, 6]. Man beachte den großen Nachdruck des l,,ihr«» in V. 25 und des ,,euch« in V· 26: ausihrer Bevor- zugung sollten sie im Bewußtsein des Volkes Gottes die Pflicht deer Annahme d? MefpiasKdesgo dringllichgrt fühlen. (:D eher. Der egri ,, in er« we zwifclken dem dekåsålbägiminnnig un? Zem fdeg Axt-Ege- hörig eit, indem as ort si zng ei an ie ro- pheten und auf den Bund bezieht. (de Wette.) Wenn die Männer von Israel des Bandes Kinder genannt gerdem so faßt dises nicht bAussqckließlichkeit, Æontzpoh articularismus, ondern los riorität in i · enn nicht an Jsrael allein, sondern nur zuenst an Israel ist Christus gesandt, und damit ist voraus- gesetzt und indirekt bezeugt, das Christus und der Segen in ihm aLuch den Lheidenkiesticiginciht ist, Fvgewfohl erst in zweiter inie. ( echler. u zuv’r er «: mit diesen Worten iebt Petrus zu«verstehen, daß die Tage gekommen fin , da im Samen Abrahams alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen, und die Christengemeinde zu Jerusalem ist die Stammmutter dieses Segens, eins rechte»Sarah, geworden. O daß ZssuikksksesskosakziåkaälpPkeiesäsiskskkkeåsiikmäTHIS? pels, un; dank Yes rechte fJäraelitenckgnssSejzenDzu werden ür a e ölker au rden. e er. er Lkposdtel faßt feig? Zugörckr gleichsam bek ihrer chsöhre as es auserwä ten ol es, erinnert ie an iren hohen Vorzug, daß ihnen zuerst· das Heil erfchienen sei, daß ihnen zuerst es auch Ietzt noch angeboten werde trrstz aller åzhrer Sünden; mahnt sfe ather Buch[ an ihre chwere erantwortung wenn ie as ei von fis stoßen und sich nicht bekehren wollten von ihrer . osheit. Aber ist’s nichtauch ein Wort an uns: ,,ihr seid der Propheten und des Bandes Kinder?« mahnt’s nicht auch uns an die große Gnade, die uns vor vielen Millionen armer Heiden widerfährt, daß uns Christus geprediget wird, der Gekreuzigte und Auf- erstandene, daß wir in Christo noch allezeit gesegnet mgt nIlledrlei hgetisålichgtti SFhgen sin hdimrtstgfähen u ern. n ma n n: an un an ie ere Verantwortung, wenn wild; dljekFnade verfgeblich sm- p "ngen, wenn wir uns ni t e e ren wo ten zu em Hirten und Bischof unsrer Seelen, wenn wir ihm die Ehre verweigern wollten, die ihm geziemt, und den Dank ersticken, der ihm gebührt? (Gerok.) Das 4. Kapitel. Der Apostel Verfolgung. Dei« gliinbigen gemein- sames gebeh Mandel nnd Zustand. 1. Als sie aber fnachdem Petrus seine im Vorhergehenden mitgetheilte Predigt gehalten, noch weiter] zum Volk redeten smit Petrus auch Jo- hannes, gleichwie in Kap. 2, 40 an die eigentliche Hauptrede sich noch besondere Ermahnungsreden anschlossen], traten zu ihnen die [den Dienst der Tempelwache versehenden I. Ehren. 24, 5 Antn. I] Priester und der Hauptmann des Tempels [der 386 diese Schaar befehligeiide Anführer Luk. 22, 4] und die Sadduccier [welche gerade auf dem Tem- pelplatze anwesend gewesen waren und des Petrus Rede in Kap. 3 wenigstens bis V. 15 mit an- gehört hatten]. 2. Die verdroß, daß sie [die Apostel] das Volk lehreten [in einer den sadducäischen Religions- nieinungen widersprechenden Weise] und berkåndigten an Jesu die Auferstehung der Todten-« [die ja von ihnen geleugnet wurde Kap.23, 8; Matth. 22, 23., daher sie auch die Tempelwache und deren Haupt- mann zum Einschreiten veranlaßt hatten]; 3. Und legten snun die, von denen in V. 1 die Rede war] die Hände an sie [an Petrus und Johannes V. 13 u. 19., vermuthlich aber auch an den geheilten Lahmen, der sich zu ihnen hielt V. 10· 14] und setzten sie ein [in ein beim Tem- pel befindliches Gefängniß Jer. 20, Z; 29, 26 zur Verwahrung] bis anf den Morgen swo dann der Hoherath über sie zu Gericht sitzen sollte V. 5 ff., was heute sich nicht mehr bewerkstelligen ließ]; denn es war jetzt Abend« [der mit 6 Uhr eintretende sogenannte zweite Abend Matth. 14, 23]. 4. Aber [um auf den inneren Erfolg der Predigt des Petrus in Kap. 3, 12 ff. zurück- zublicken, so sei hier noch bemerkt:] viele unter denen, die dem Wort sub-Seelen, wurden gläubig; und· ward [in der auf diesen Tag fol- genden nächsten Zeit] die Zahl der Männer [in der schon Kap. Z, 41 auf 3000 Seelen gewachsenen Gemeinde] bei fünftausend »« swozu dann noch eine bedeutende Anzahl Weiber hinzuzurechnen wäre, wenn die numnehrige Gesammtstärke voll- ständig sollte angegeben werden] V) Es scheint nich , daß die pharisäische Partei unter den Juden, welche besonders die Verurtheilung Christi herbeigeführt hatte, sich-die Verfolgung seiner An- hänger nachher angelegen fein ließ; sie» hielt die un- wissenden Galiläer keiner weiteren Aufmerksamkeit werth, zumal da sie das alte Cerinionialgesetz streng beobach- teten und sich zuerst auf keine Polemik gegen die pharisäischen Satzungen einließen, und da man ja auch sonst manche Sekten, welche mit dem Jnteresse der pharisäischen Partei nicht in Streit eriethen, ruhig gewähren ließ. (Neander.) Jhr ansäugliches leises Auftreten gegen die Verkündiger der Auferstehung des Gekreuzigten spricht deutlich das geschlagene Gewissen aus, welches ihnen ihre Entfremdung von Gott und ihren Kampf gegen die Vertreter wahrer Gottseligkeit bezeugte. (Olshausen.) H) Was wir am Ende unsers Buches vollendct vor uns sehen, das nimmt jetzt seinen ersten Anfang: das Volk Jsrael im Ganzen und Großen, wie es sich zusammenfaßt in seinen Obersten und Aeltesten, ver- wirft den Segen und will den Fluch haben. Bedeut- sam »enug war es, und Pharisäer von Ganialiers Art( up. 5, 34 ff) hätten daran zur Besinnung kommen können, daß die erste Feindschaft gegen die Gemeinde Jesu Christi von den Sadducäern ausging; aber durch die Predigt von dem einigen Heil der Sünder im Namen eines Gekreuzigteii fühlte sich der pharisäische Stolz Apostelgeschichte 4, 2—-7. tiefer verwundet, als durch alle Jrrlehren der Saddu- cäer, und so geschah es, daß endlich das anze Haus Jsrael gegen die Stimme des HErrnt Åtchet mich, so werdet ihr leben!« sein Herz verst,ockte, wandelnd nach väterlicher Weise (Am. 5, 10): ,,sie sind dem gram, der sie im Thor straft, und haben den für einen Greuel, der heilsam lehret«. (Besser.) *"·) Nicht die Heilung selbst als That, sondern das dadurch veranlaßte Wort, insbesondere das Wort von Jesu dem Auferstandenem hat den Widerstand und die Verfolgung herbeigeführt. Bloße Moral und auch abstracte evangelische Wahrheit kann die Welt wohl ertragen; aber wenn Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, persönlich verkündigt wird, so regt sich der Widerspruch des natürlichen Herzens. Aber an Christo persönlich hat auch andrerseits das gläubige Herz alles; indem sie Jesum verkündi ten, predigten die Apostel die Auferstehung von den Todten, indem Jesus ver-kündigt ward, wird auch die Gerechtigkeit und die Gnade Gottes, alle Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung verkündigt —— in ihm und an ihm hat das gläubige"Herz, der denkende Geist, das heilsbedürftige Gewissen alles, dessen der Mensch be- darf. (Le»chler.) d. v. 5—3l (§135): die erste aufkereHefahr der Gemeinde, abgewendet durch die Ohn- macht der Feinde. s. Als es nun kam auf den Morgen sdes andern Tags, so daß nunmehr eine Gerichtsver- handlung stattfinden konnte], bersammelten sich ihre sder Juden] Obersten und Aeltesten und Schrift- gelehrten [die Mitglieder ihres Hohenraths Matth. L, 4 Anm«., unter denen zuerst die Aeltesten als die Repräsentanten des Volks und die Schrift- gelehrten als die Inhaber der Gesetzeskunde na- mentlich anzuführen sind] gen Jerusalem [wohin sie von ihren Landhäusern, die sie theilweis draußen vor der Stadt bewohnten, eigens herein kamen], S. lDazu dann ferner die Genossen des Priesterstandes, von denen die bedeutendsten hier sogar mit ihrem persönlichen Namen b·ezeichnet sein 1nögen:] HannaC der Hohepriester [im obrig- keitlichen], und Kaiphas [der Hohepriester im gottes- dienstlichen Sinne Luk. Z, 2 Anm.], und Johannes und Alexander, und wieviel ihrer waren vom Hohenpriestergeschlechy 7. Und stelleten sie [die beiden Apostel und den mit ihnen zugleich eingesetzten Mann, den diese von seiner Lahmheit geheilt] vor sich [in die Mitte ihres Kreises, so daß sie von allen wohl gesehen und gehört werden konnten] und fragten sie [vgl. Joh. L, 18; Matth. 21, 23]: Aus welcher Gewalt seuch zu Gebote stehenden Kraft] oder [da selbst- verständlich ihr die Kraft nicht in euch selber hattet] in welchen! Namen sum uns deutlicher aus- zudrücken, d. i. durch wessen von euch ausge- sprochenen Namen als dessen, der seine Kraft euch zu Diensten stellen sollte, etwa gar Beelzebub’s, des Obersten der Teufel Matth. 12, 24; 10, 25] habt ihr das« sdas an dem Lahmen verrichtete Wunderwerkj gethan? Gefangensetzung der Apostel und Gerichtssitzung am andern Morgen. 387 · Bestimmte geschichtliche Perfönlichkeiten lassen sich nicht, obwohl man es versucht hat, für die beiden Männer: Johannes und Alexander ermitteln; dagegen dürfte der Ausdruck: ,,wieviel ihrer waren vom Hohenpriestergeschlecht« allerdings näher zu er- klären sein, als von den Auslegern in der Regel ge- schteht Jn seiner Schrift vom jüdischen Kriege (IV, Z, 6) deutet nämlich Josephus mit den Worten: ,,sie (die Zeloten) beraubten die Geschlechter ihrer Gel- tung, aus welchen der Reihe nach die Hohenpriester ernannt zu werden pflegten« unverkennbar an, daß das Hohepriesterthum zu jener Zeit für ein Vorrecht einiger weniger Geschlechter galt; und in der That ergiebt sich aus der Liste der 28 Hohenpriesteu »die derselbe Ge- schichtsschreiber für die Zeit von Herodes d. Gr. bis zur Zerstörung Jerusalems namhaft macht (Schlußb. zum 1. Maccabäerb Nr. c, Zus.»), daß »das Hohepriester- thum auf wenige Familien (insbesondere die des Phabi, des Boäthus, Hannas und des Kamithus) beschränkt blieb. Bei dieser Beschränkung verlieh schon die bloße Zugehörigkeit zu einer dieser Familien ein besonderes Ansehen, eine Art von Adel, und drückt eben dieser in der Bezeichnung: ,,vom Hohenpriestergeschlecht« sich aus, so daß man darunter weder im Allgemeinen die Vorsteher der 24 Priesterordnungem als die auch sonst gewöhnlich unter dem Titel: »die Hohenpriester« bei Angabe der Mitglieder des Hohenraths (Matth. 2, 4 Anm.) gemeint wären, zu verstehen hat, noch im Be- sonderen die Anverwandten des Hauses Hannas, son- dern die hohepriesterliche Aristokratie, zu der wohl auch der in Kap. 19, 14 erwähnte Skeva mit seinen sieben Söhnen gehörte, denn ein Hoherpriester im eigentlichen Sinne, der diesen Namen geführt, läßt sich nirgends nachweisen. Es« fällt auf, mit welcher Umstän lichkeit und Feierlichkeit St. Lukas die Zu- sammenkunft des Hohenraths hier beschreibt, indem er nicht nur sie als eine Plenarversammlung in aller Rechtsform vorfiihrt, zu der man abwesende Mitglieder eigens vom Lande nach der Stadt herein beschied, sondern auch das Aufstellen der zu Verhörenden in der Mitte und die Fassung der an sie gerichteten Frage mit Nachdruck betont; daraus soll der Leser er- kennen, welche hohe Bedeutung· dieser ganzen Verhand- lung zukommt, eine Bedeutung, die freilich nur wenig gewürdigt und meist gar nicht erst einer näheren Er- wägung unterzogen wird, weil man von Haus aus die in Kap- 3 erzählte Geschichte zu oberflächlich be- trachtet hat. Handelt es sich, wie wir in Betreff des Wunderwerks des Petrus und seiner an dasselbe sich anschließenden Rede in der Halle Salomonis! nachge- wiesen haben, nunmehr, nachdem die Heilspredigt von Christo, dem Gekreuzigten, Auferstandenen und zum Himmel Erhöheten, schon 2—3 Jahre in Jerusalem erklungen und eine Heilsgemeinde daselbst in’s Leben getreten ist, deren gottseliger Wandel auch ohne Worte um den Glauben des zuerst zur Heilsgemeinschaft be- rufenen Volkes wirbt, um eine Entscheidung dieses Volks, ob es nicht mehr blos in einzelnen Judi- viduen, sondern in seiner Gesammtheit als Nation wolle Buße thun für seine Nationalsünde und sich zu dem ihm, der Verheißung gemäß verliehenen Heiland bekehren, oder aber in seiner Herzenshärtigkeit beharren und seinen Christus fernerhin verleugnen und in dessen Jüngern verfolgen und von sich stoßen, so tritt eben diese Entscheidung jetzt ein; weder das Gläubigwerden der in V. 4 Genannten ist der eigentliche Cardinal- punkt unsers Kapitels, noch die von den, wegen der Verkündigung der Auferstehun an Jesu übel gestimm- ten Sadducäern veranlaßte Gefangensetzung der Apostel V. 1"—3 (jenes ist daher auch nur nebenbei bemerkt, und dieses erscheint lediglich als Durchgangspunktx sondern der heil. Geschichtsschreiber sieht wie vor seinen Augen den Hohenrath in seinen einzelnen Bestand- theilen, ja theilweis sogar in den einzelnen Personen, zu einer hochwichtigen Sitzung in der heil. Stadt zu- sammenkonimen und mit aller Förmlichkeit sein Ver- fahren einleiten, und was er schaut, malt er auch uns vor die Augen. Anders, als durch eine solche feier- liche Zusaminenkunft seiner Obersten oder der Spitzen, in die es auslief, konnte ja das jüdische Volk in seiner Gesammtheit nicht auf Einen Haufen zusammenge- führt- werden; schon in Joh. 7, 26 deutete sich an, von welcher durchgreifenden Wirkung in Beziehung auf das ganze Volk gerade bei den Juden die Ent- scheidung der Obersten war, und nun spricht auch Pe- trus hernach in seinem Gebete es aus, von welcher Tragweite die Stellung zur christlichen Kirche«sei, die jetzt der Hoherath einzunehmen sich entschloß, indem derselbe die gesammte Nation in nuce oder in zu- sammengedrängter Weise in sich faßte (V. 27). Auf die Herbeiführnng dieses bedeutungsvollen Moments ist es denn dem HErrn angekommen, als er gestern den Petrus und Johannes auf ihrem Wege zum Tem- pel durch seinen Geist zur Heilung des Lahmgeborenen antrieb, nach dem Gottesdienst ihre Schritte zur Halle Salomonis leitete und den Geheilten ihnen nachzog, ja, als er es so fügte, daß gerade dies Mal die Sad- duzäer über das Wort von der Auferstehung von den Todten dergestalt sich ärgerten, daß sie eine offizielle Gefangennehmung der Apostel und ihres Vegleiters veranlaßten und vermittels ihres Einflusses, den sie dazumal auf den Hohenrath ausübten, da die in V.6 angeführten Aristokraten zu ihrer Partei zählten, es zu einer solchen außerordentlichen Plenarversammlung der geistlichen Oberbehörde brachten; es sollte seine Gemeinde forthin nicht mehr, wie bisher, in den Augen der jüdischen Welt als -eine bloße Sekte oder Privat- gesellschaft dastehen, der man sich je nach Belieben jedes Einzelnen anschließen könne oder nicht, während die alte Theokratie ihren Gang fortging und in ihrer Herrschaft sich behauptete, sondern die in der christlichen Gemeinde aufgerichtete neue Theokratie sollte jetzt die Offensive ergreifen, ihr Panier unmittelbar im Tempel selber aufpflanzen und zu diesem Panier auch die Hüter und Wächter der alten Theokratie herzurufen, indem in ihrem eigenen Sitzungssaal und vor ihrer aller Ohren Christus der Gekreuzigte und von Gott zum alleinigen Heiland Verordnete gepredigt würde (V. 8—12). Außerhalb des Tempels, auf dem Berge Zion, ·so haben wir zu Kalt. Z, 1 dargethan, mußte die Stif- tung der christlichen Kirche geschehen; innerhalb desselben aber, im ordentlichen Rathszimmer aufMor11a, wo vor 2——3 Jahren das Todesurtheil über Jesum rechtsgiltig gemacht worden war (Matth. 27, 1 Anm.), mußte das Volk in seinen Obersten sich entscheiden, ob es durch Buße und Bekehrung seine Sündenwege ver- lassen und in die christliche Kirche eintreten oder diese von sich stoßen wolle, denn der bisherige Standpunkt- da man nach der einen Seite hin sich zwar tolerant gegen dieselbe verhielt, nach der andern Seite aber, was das eigene, persönliche Heil betrifft, indifferent, durfte nicht länger geduldet werden. Wir werden frei- lich in V. 13. ff. sehen, daß die Obersten diese »Ent- scheidung von der Hand zu weisen suchen und ihrer überhoben zu werden wünschen: auch Hannas und Kaiphas haben an der Last, die ihnen das Verbrechen der Ermordung Christi auf’s Gewissen gewälzt, noch viel zu schwer zu tragen, als daß sie es mit einein zweiten Attentat, mit der Ertödtuitg auch seiner Kirche versuchen möchten; es wäre ihnen lieber, diese Kirche 388 stürbe an Abzehrung, darum begnügen sie sich mit dem Verbot alles Missionirens. Aber die Apogtel ihrerseits begnügen sich nicht damit, daß sie wie er auf freien Fuß gesetzt werden; sie geben einen Bescheid auf die ihnen zu Theil gewordene Bedräuung, nach welchem die Obersten sich sagen müssen, daß von diesem Tage an eine Alternative ihnen gestellt ist, der sie sich nicht mehr erwehren können, die in Bälde aus’s Neue und mit verstärkter Macht an sie herantreten (Kap. 5, 17 ff.) und sie zwingen wird, immer entschiedener Stellung zu nehmen, bis der Würfel gefallen ist (Kap. . o, 11—7, 59). 8. Petrus, voll des heiligen Geistes sder in diesem Augenblick ihn mit besonderer Freudigkeit und Erleuchtung erfaßte, vgl. Kap. 13, 9 u. Luk· 12, 11f.], sprach zu ihnen: Jhr Obersten des Volks nnd ihr Aeltesten von Jsraelzk I. So wir swährend man Andere nur dann vor« Gericht stellt, wenn sie Böses verbrochen haben] heute werden gerichtet szur Verantwortung gezogen] über dieser Wohlthat an dem kranken Menschen [und nach der Macht befragt], durch welche er ist gesund worden: 10. So sei euch und [in euch] allem Voll von Israel kund gethan, daß [da ihr ja den Na- men wissen wollt, in welchem diese Macht be- ichlvssen liegt V. 7] in dem Namen Jesu Christi von Nazareth, welchen ihr gekrenziget habt, den Gott [aber] von den Todten anferweclet hat, smerket wohl: in diesem Namen, und in keinem andern, wie ihr denket] stehet dieser [Mensch] allhie vor euch gesund. 11. Das [nämlich dieser eben genannte Jesus Christus von Nazareth] ist der [in der Weissa- gnug: Ps. 118, 22 voraus verkündigte] Stein, von euch Banleuten [am Hause Gottes] verworfen, der sdurch das, was Gott selber durch seine Auf- erweckung und Erhöhung an ihm gethan] zum Eckstein ldesjenigen Tempels] worden ist« [in welchem nach Hagg 2, 8 u. 10 dies Haus voll Herrlichkeit gemacht, ja die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden soll, denn die des ersten gewesen, vgl. Matth. 21, 423 1. Petri L, 4; Ephes. l2, 19 f.]. 12. Und ist swenn der«HErr für diese letzten Tage auf dem Berge Zion und zu Jeru- salem eine Errettung zusagt allen denen, die seinen Namen anrnfen Joel Z, b] in keinem Andern leben diese Errettung oder das] still, ist auch kein anderer Name sunter dem Him- mel] den Menschen [in dem ganzen Bereich ihres Wohnens Kap. 2, 5 zum Anrufen] gegeben, darinnen wir [die Juden vornehmlich, aber auch die Heiden Röm. 1, 15., durch gläubige Annahme des mit demselben geoffenbarten Heils] sollen selig werden«« [Matth. I, 21; Phil. 2, 9 ff. —- es ist das eine unabänderliche Be- stimmung Gottes, von deren Befolgung sich un- gestraft niemand entbinden kann]. i Apostelgeschichte 4, 8—14. «) Petrus, welcher hier ein neues Maß des heil. Geistes empfangend buchstäblich die Erfüllung der Verheißung des HErrn in Mark. 13, 11 erfuhr, er- kannt? in sfeiner Anrkede das gllieåhtddesNHohenrathes an, ie zu ragen, o es wir i er ame Gottes sei, dessen Kraft an dem Kranken durch ihre Hand offenbar geworden, weil ja alle Zauberer und Be- schwörer in dem Volke Gottes ein Greuel sein mußten (F). Mos. Hi, 9 ff.); durch diese Ehrerbietung ließ er sich aber nicht von der unerschrockenenVerkundigung IF? agTstelksTiTiksphessk«dbh«si««kk VI! H? D? Z« i m ei er ra, e ieeun er Zucht sozusagen sein Meisterstück an einem Zeugen der Wåihirhesjtlkzu machest, wegib erkes über tgem kBekentnt- ni er e en mi einer rig eit zu un at, er er den billigen Gehorsam nicht versagen und deren unbillige Schlüsse er»doch auch nicht annehmen, sondern sie ßanGsottesflisisionsgegchts verwgisenRizill uknd mu . reger. as ie er onen er i ter e- trifft, so erkennt Petrus sie als die rechtmäßigen Vor- stände und Vertreter des Volkes Jsrael ausdrücklich an, m deiåzIkkkeise,»ldaßs,» wkiszsdihiliegsgesagjt Zog? ddem ganzen o egix ie m ges am a r es Volkes, wie sie auch dessen Mund sind. Sie sind die Baumeisteiz die am Hause Gottes zu· bauen berufen xsrserksspsxkgkkx ssxdinsilkssssdxsdxk«gkkkxiisse«d.shs- i ur n net- kennt, so freudig und ununiwunden spricht er doch auch aus, daß sie geirrt, gewaltig·geirrt, ·1a schwer gesün- digt haben: sie haben denjenigen Stein sur nichts ge- achtet, als unbrauchbar weggeworfen, welcher denn· doch zum Grundstein bestimmt war und zum Grundstein in der That geworden ist; sie haben Den gekreuzigt, wel- · e « kiesksiikkkhkäikhikiisiisriskåkszkäkx HEXE; Tässfskisilicki Christ? FFF skieälxeäzs Zåsnäspksksixklxksgssskålskkp II« , a : i er en FJoEBtEFZYtZZ Ldilåetri 2, 20).d Sollles dennssosseim pri ern, a wir an ers as wer ont in Israel, peinlich verhört «werden über einer» Wohlthat an einem kranken Menschen, und wolltahr horen, durch wen er heil geworden ist —- ,,tvollt ihr wissen, was mein Preis? Jesus der Gekreuzigte!« »Man spürt in den Worten des Apostels die«Kraft, die ihn erjully dasnst seines Herzens Freud und Wonne, zzesum Fkårigtumk voiåineNciszöireth zidi bekenäien lcilssikenskieilang e ranen en en un zu i1na e er enun alles Volk Israel einzuladen, daß sie seinen Namen anrufen und auch selig werden möchten (vgl. Kap. Fxsisipkkåäitsåkåkkgesät-T. is« Te? NTZL«ZE-JTI"ZFZT« «; , ir a ge , e nicht unrichti geredet; aber mit großer Bekennen freudigkeit un apostolischer Treue spricht er es aus, Fuss wxhsiisigezit gåagstsdiky wer Der ist? er hdeißt e us rit, er rr e aoth und ist ein an rer Gott«. Nicht Läskerung, sondern Lob und Anbetung Gottes ist es, im Namen Jesu den Namen des HErrn 33i"-3FJY»PFk-,d»s«iszi"tikfkå"is?ff? Fsfikkieäeesisåit a · , ·, n e ja ein Ende machen alles Haders (Besser·) Gleichwie Petrus, als er das erste Mal öffentlich austrat, sich Tkkxnäsaiklfch Ists Vslaiiijselleixinwskåkk I; III; i e e ier nze Israel. Das erste Mal hatte er bezeugt, daß kåssiMsg ITIIKTRLTJ kåkålhPrkiikkeå3ekskelså«äig n - der Name Jesu Christi: im lebendigen Bewußtsein dieses Zeu nisses steht Petrus noch; in diesem Bewußt- . s . . . . seiu erschemt ihm die Heilung des Lahmen als eine Rettung, und das Wunder ist ihm ein Zeichen der , doch nicht! Des Petrus Zeugniß von Jesu als dem alleinigen Heiland und Erretter. 389 von dem Verderben rettenden Macht des Namens Jesu, er faßt schließlich sein Bekenntniß dahin zusammen, daß in dieser Person, in diesem Namen alles Heil für das ganze Israel beschlossen sei. Darum sagt er auch in Beantwortung der an ihn gerichteten Frae des Synedriums nicht, daß das Wunder durch den amen Jehovcks (vgl. I. Mos 12, 13 Anm.), sondern daß es durch den Namen Jesu geschehen sei; zugleich aber betheuert er feierlich, daß in diesem Namen das einzige und allgemeine Heil begründet, dieser Name die wesen- hafte Gegenwart des Namens Jehova sei, daß also in dem Bekenntniß der Apostel zu Jesu keine Verführung zu falschem Gottesdienst liege. Petrus weiß aber sehr gut, daß ihm für die Kraft -dieses Zeugnisses ein mäch- tiges Hinderniß im Wege liege, nämlich die Niedrigkeit Jesu, welche sich darin concentrirt, daß er von der rechtmäßigen Obrigkeit förmlich und feierlich verurtheilt worden ist; allein sofort schwebt seinem Geiste diejenige Schriftstelle vor, welche ihm aus diesem Hinderniß eine Förderung schafft,· indem sie zeigt, daß eben ein solches Maalzeichen der höchsten Schande das untrügliche Kennzekchen des ewigen Heilsgrundes ist. (Baum- garten. IN) Petrus, der verklagte Jdiot, predigt den Weg des Heils den gottentfremdeten Vertretern des Heilig- thumst »Ein Name wird gegeben, durch den wir selig werden«« heißt: eine Person wird uns von Gott ge eben, durch welche in dem Glauben an ihr uns ge- o enbartes Wesen die Errettung von der Sünde und dem Zorne· Gottes uns geschenkt wird. (v. Gerlach.) Es ist ein besonderer Beweis von Eingebung des heil. Geistes, daß Petrus bei dieser Verantwortung über eine einzelne Thatsache die umfassende und grundlegende Wahrheit von dem Heil in Christo Jesu allein so klar und hell, so rund und voll, so für alle Zeiten klassisch und maßgebend auszusprechen vermochte. (Lechler.) O wenn irgend etwas die Obersten rühren und einen tiefen Eindruck auf ihre Herzen machen konnte, so war es diese Wahrheit, von dem Apostel in heil. Begeisterung mit hoher Glaubensfreudigkeit gepredigt. Wie hätte ihnen bei diesem Wort ihre Sünde müssen klar werden! Jst nur in Christo Jesu Heil, nur in ihm Seligkeit für die Menschen, welch eine Schuld hatten sie durch seine Verwerfung auf sich geladen! Jst nur in Christo Jesu Heil, nur in ihm Seligkeit für die Menschen, was hätten sie Dringenderes zu thun gehabt, als sich in Buße und Glauben ihm zu unterwerfen und ich an seine Bekenner anzuschließenl Dazu eben wollte der treue Zeuge Jesu sie erwecken, das war seine Ab- sicht; darum verantwortete er das Evangelium vor ihnen mit solchem Ernste, mit solcher Freimüthigkeit (Couard.) Bekennen wir, wo es gilt,.mit aller Freu- digkeit und ohne Menschenfurcht uns als Jünger unsers hochgelobten HErrn und Heilandes, so werden wir manchen erbitterten Feind zum Schweigen, manchen Irre eleiteten zum Nachdenken, manchen Unbefangenen zur nerkennung der Wahrheit bringen und so in manches Herz ein Samenkorn werfen, welches seiner Zeit ausgehen nnd Frucht bringen wird zum ewigen Leben. Wohl giebt es Menschen, denen eine uner- schütterliche Gleichgiltigkeit gegen alles, was nicht ihr leibliches Wohlsein stört oder fördert, innewohnt, und ihnen gegenüber scheint Verleugnen und Bekennen von gleichem Erfol e zu sein; aber täuschen wir uns darüber Lgedarf es bei ihnen vielleicht auch starker, ja schmerzhafter Erschütterungem um sie aus ihrem geistlichen Schlafe zu erwecken, so wissen wir doch nicht, ob sich der HErr nicht unsers schwachen Wortes be- dienen wolle, um den festgetretenen Boden auf ulockern oder in den schon aufgelockerten den sruchtbringenden Samen einzustreuein Am allerwenigsten aber dürfen wir uns von dem offenen und freudigen Bekenntniß in diesen Tagen durch die Meinung zurückschrecken lassen, daß es in dem Getöse der Völkerbewegungen ungehört verhallen werde: nein! gerade jetzt, wo die Völker mit dem Aufwand aller ihrer Kräfte ihre Wohl- fahrt nur zu gründen suchen, lasset uns um so muthiger und freudiger bekennen, daß in keinem Andern Heil sei, als allein in Christo Jesu, damit nicht auch wir einen Theil der Schuld tragen, wenn aus der Hochzeit ein Her eleid und aus dem Reigen eine Wehklage wird. (Langbein·) 13. Sie [die Obersten und Aeltesten sammt den Schriftgelehrten] sahen aber lwährend der an sie sich richtenden Rede V. 8 ff. mit Befremden] an die Freudigkeit Petri und Johannis [indem der eine mit solcher Freimüthigkeit und Sicherheit, Klarheit und Meisterschaft des Vortrags sein Zeugnis; ablegte, ja zuletzt aus der Stellung eines Verhörten in die eines Gewisfenspredigers nach der Weise der alten Propheten übertrat, der andere aber mit seiner ganzen Erscheinung die Rede unterstützte und als göttliche Wahrheit be- kräftigte] und verwunderten sich lwoher den Beiden solche Weisheit und Macht des Wortes komme Matth. 13,- 54 f.; Ioh. 7, 15]; denn sie waren gewiß swie sich ihnen das aus Form und Inhalt der Rede selber ergab], daß es ungelehrte [rab- binischer Bildung ermangelndes Leute und Laien sMänner aus dem gewöhnlichen Volke] waren, Und kannten sie [von friihererZeit her, wo sie ja oft- mals mit dem HErrn verhandelt hatten, während seine Jünger ihn umgaben], daß sie mit Jesu gewesen waren sihr Zeugniß von dem Gekreuzigten und Auferstandenen V. 10., von dem auch sie gar wohl wußten Matth. 28, 11sf., also that- sächlich, und nichtjblos vorgeblich, auf Augen- zeugenschaft beruhe]. 14. Sie sahen aber sgleichzeitigs den Menschen, der [auf ihr Wort hin] gesund war worden, bei ihnen stehen und hatten nichis dawider zu reden [Luk. 21, 15., weil es sich durchaus nicht in Ab- rede stellen ließ, daß das derselbe Mann war, der vormals vor des Tempels Thür gesessen als lahm von Mutterleibe an, also unzweifelhaft ein wirk- liches Wunderwerk hier vorlag]. Wie sich dort in Augsburg der Cardinal Cajetan über Luther verwunderte, so verwunderten sich hier die Hohenpriester Hannas und Kaiphas und die übrigen Obersten über Petrus und Johannes; rabbinifche Fach- gelehrten waren die beiden Jesusprediger nicht, das hatten die ,,Meister in Israel« bald gemerkt— woher nun kam diesen ungelehrten Leuten und Laien solche Macht des Worts? Wie die Stimme des Propheten, durch welchen der HErr spricht (Jes. 45, 22): »wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Ende, denn Jch bin Gott, und keiner mehr!« so tönte die apostolische Stimme in den unlustigen Ohren der Obersten, und sie empfunden etwas von der Strafe und Beschämung, daß der HErr nicht aus dem Hohen- priestergeschlechh sondern aus einem galiläischeti Fischer- 390 Apostelgeschichte 4, 15-—22. geschlecht seine Zeugen genommen, gleichwie vormals den Propheten Amos-(7, 14) von der Kuhheerde. (Besser.) Zwei Punkte waren es, die den großen Rath in große Rathlosigkeit brachten, erstlich die freudige Zuversicht, womit der ungelehrte Fischer sprach und welche einen Eindruck unwillkürlichen Staunens hervor- rief, welchem Eindrücke die unheimliche Vergewisserung daß es in der That Jünger jenes Jesu waren, ver- stärkend sich zugesellte; sodann die Gegenwart des geheilten Lahmen, dieser nicht wegzuschaffende Beweis für die Thatsachr. So ließ sich weder das Wunder hinwegdispntirem noch daß es in dem Namen und der Kraft Jesu geschehen sei. (Ebrard.) Wenn sie in ihrer haltungslosen Verwunderung den geheilten Menschen ansehen, so tritt die Thatsache des Wunders so mächtig an sie heran, daß sie es nicht über sich vermögen, die Apostel als falsche Propheten zu verurtheileir. Sollen sie sich denn dem Glauben hingeben? das wollen sie freilich noch viel weniger; der Eindruck, den das Zeug- niß des Petrus und die Thatsache des Wunders auf sie macht, istzwar ein unwiderstehlichen ihre Willens- richtung ist aber so wenig dadurch eine andere ge- worden, daß sie nur nach einem Mittel suchen, um die weitere Verkündigung des Namens Jesu auf alle Weise zu Indern. Somit dient jener Eindruck nur dazu, die s osheit in dieser Verhärtung des verkehrten Willens zu steigern. (Vaumgarten.) 15. Da hießen sie sie ssammt dem Geheilten] hinausgehen aus dem Rath sdem Rathszimmey um wegen des Weiteren Beschluß zu fassen] und handelten [nach dem Abtreten der Drei] mit ein- ander und sprachen sum den Hauptinhalt ihres Gedankenaustausches in eine kurze Summa zu- s ammenzufass en] : Its. Was wollen wir diesen Menschen thun? sEiner Züchtigung oder sonst einer Strafe sie zu unterwerfen, wie es ihre gefängliche Einziehuiig eigentlich als« weitere Folge mit sich brächte, geht nicht wohl an] denn das Zeichen, durch sie geschehen, ist kund snotorisch festftehend], offenbar allen, die zu Jerusalem wohnen, und wir können-s fwas wir ja thun müßten, wenn wir sie in Strafe nehmen wollten] nicht leugnen sweil es eben schon zu stadtkundig geworden ist, vgl. Joh. 9, 18 ff.]. 17. Aber auf daß es nicht weiter einreiße unter das Volk [die Kunde von dem Zeichen sich nicht noch weiter, wohl gar auch im übrigen Lande verbreite, vielmehr das Reden davon selbst hier in der Stadt bald wieder nachlasse], lasset uns ernst- lich sie bedienten, daß sie hinfort keinem Menschen von diesem Namen [von dem Jesus Christus von Nazareth, in dessen Namen das Wunder geschehen sei V. 101 sagen [denn dieser Name ist ja das Bedenkliche dabei, indem er seinerseits für das Wunder soviel Aufsehen erregt, nun aber auch das Wunder andrerseits ihm ein so hohes An- sehen verschafft]. · · 18. Und tiefes! snachdem sie so mit einander einig waren, wie sie am klügsten sich verhielten] ihnen sdeu beiden Aposteln, daß sie wieder herein- kämen in den Rath V. »15] nnd geboten ihnen [mit gestrenger Miene], daß sie sich allerdinge nicht hören ließen noch lehreten in dem Namen [auf Grund des Namens] Jesu [nicht einmal in Privatgesprächen, geschweige öffentlich lehrend, noch irgend etwas von Jesu zu jemand redeten]. Die Berathung, nachdem die Apostel nebst dem Geheilten aus dem Sitzungsloeal vorläufig entlassen waren, machte fich dadurch so schwieris daß vor der verstandesmäßigen und gewissenhaften insicht, vor der nicht nur für die ganze Stadt offenkundigen, sondern auch für sie selbst unleu baten, objektiven Thatsiich- lichkeit des Wunders der Wille sich nicht beugen mochte; sie wollten nicht an Jesum glauben, sie wollten die Verbreitung der Wahrheit von Christo, das Wachsen der« Gemeinde Christi mit aller in ihre Hände gelegten Macht hemmen, sie wollten die Wahrheit in Unge- rechtigkeit aufhalten (Röm. I, 18). Sie fühlen, daß sie den Aposteln von Gottes- und Rechtswegen nichts thun dürfen, nichts anhaben können, und doch steht ihnen die Maxime fest: wir dürfen die Sache nicht um sich greifen lassen. Hiermit war von der höchsten Auctorität des Volkes Jsrael eine folgenschwere innere Entscheidung getroffen: es war das erste Mal seit dem Leiden und Kreuzestod Jesu, daß die höchste Obrigkeit zum Handeln in Betreff der Jünger Jesu aufgefordert war; aber von da an ist es auf der Bahn, die jetzt betreten wurde, immer weiter fortge- gangen. (Lechler.) Je länger man sein Heil versäumt, desto schwieriger wird die Erkentniß (Wolff.) Anstatt daß sie hätten fragen müssen (2, 37): ,,Lieben Brüder, was sollen wir thun, daß wir unsre Seelen erretten?« fragen sie: »was wollen wir diesen Männern thun, daß wir ihnen den Mund stopfen?« So groß ist die Blindheit der Gottloseir. (Starke.) Indem die Feinde die Wahrheit Jesu Christi nicht leugnen noch vertilgen können, so geht ihre unselige Arbeit nur immer dahin, Schlagbäume, ja Wall und Mauern auszuwerfen, daß sie sich nicht ausbreite oder weiter entreiße. (Apost.Past.) 19. Petrus aber und Johannes swenn auch in aller Ehrerbietung, die sie der geistlichen Ober- behörde ihres Volkes schuldig— waren, doch mit voller Entschiedenheit es ablehnend, ein solches Gebot von ihnen anzunehmen] antworteten und sprachen zu ihnen: Richtet [oder urtheilet] selbst [als die ihr ja die Meister in Jsrael seid Joh. 3- 10], ob vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen swenn wir das thun wollten, was ihr uns eben geboten habt], denn Gott sder uns in Christo Jesu, unserm HErrn, einen gar anderen Auftrag gegeben, nämlich das gerade zu thun, was ihr uns untersagen wollt Kap. 1, S; Joh. 15, 27]. 20. [So nehmet denn gleich jetzt, noch ehe es thatsächlich sich beweisen wird, euch ab, welches Verhalten eurem Verbot gegenüber wir einschlagen werden, damit ihr nicht hernach saget, wir hätten euer Vertrauen in uns getäuscht oder eine euch gegebene Zusage gebrochen] Wir können es ja snach Maßgabe des uns zu Theil gewordenen Berufs] iiicht lassen, daß wir nicht reden sollteii, was wir gesehen und gehbret haben fund wir werdens auch aus eigenem inneren Herzens-trieb nicht lassen, davon zu zeugen]. Petrus und Johannes werden ungestraft, aber unter Bedrohung, wieder freigegeben 391 Jndem die Obrigkeit den Aposteln Sil weigen von Jesu auferlegen wollte, während Jesus felbst sie zu seinen Zen« en berufen hatte (Kap. l, 8), war eine so- genannte ollision der Pflichten vorhanden, d. h. es schien auf den ersten Anblick eine Pflicht der andern zu widerstreiten. Die Obrigkeit läßt ein Verbot er- gehen, und der Obrigkeit zu gehorchen ist Gewissens- Pflicht; der göttliche Beruf gebietet das Entgegengesetztz und diesen zu erfüllen ist gleichfalls Gewissenspflicht — wie ist da mit unverletztem Gewissen durchzukommen? Die Apostel schwanken nicht; sie geben eine unum- wundene Erklärung ab und handeln derselben gemäß, und zivar auf sittlich untadelhafte und völlig muster- giltige Weise. Sie verweigern den Gehorsam gegen die rechtmäßige und von ihnen respektirte Obrigkeit lediglich als unbedingten Gehorsam gegen Gott; sie fühlen sich verpflichteh eine von. der Obrigkeit gestellte Zumuthnng schlechterdings abzulehnen, weil die Unter- lassung des Bekenntnisses nnd Zeugnisses von Jesu Christo schlechthin unsittlich, ja sittlich unmöglich wäre. Sie beschränken sich aber aus Verweigerung des Gehorsams und enthalten sich aus’s Strengste aller positiven Widersetzung, d. h. der Auflehnung; kein Wort, kein Wink deutet auf letztere hin, im Gegentheil müssen wir nach den gegebenen Erklärungen erwarten, daß die Apostel den etwaigen Strafen und Maßre eln, u denen die Obrigkeit im Falle des UngehorFams fchreiten könnte, sich widerftandslos unterwerfen werden. Ein Punkt ist aber noch ausdrücklich zu betonen: die Apostel haben sich dem Synedrium gegenüber aller- dings auf ihr Gewissen berufen, as ihnen nicht zulasfe zu schweigen, aber auch auf Gottes Willen, der ihnen gebiete zu reden; und das letztere weist auf den ausdrücklichen Befehl Christi, auf ein klares und gewisses Wort Gottes. Es ist einseitig, hier blos von dem ,,eigenen Gewissen«, von der ,,grundlegenden Macht des Geistes, die auf sich selber beruht« zu reden und zu behaupten, das; die Apostel ,,an die Stelle der objektiven Auetorität die subjektive Auctorität ihrer eigenen, durch den Geist gewirkten Ueberzeugung fetzen«: das Gewissen kann irren, und der Geist kann möglicher Weise ein schwärmerischer, fanatischer sein; das klare und festeWort und GebotGottes aber führt aus richtigem Wege, und diesem folgen die Apostel. (Lechler.) Die von den Aposteln ausge- sprochene Maxime hat die doppelte Gewißheit zur Voraussetzung: einerseits, daß etwas wirklich von Gott geboten sei, und andrerseits, daß eine For- derung der Obrigkeit wirklich das Gebot Gottes auf- hebe, in welchem Fall die Obrigkeit thatsächlich und eigenmächtig aus ihrem Stande, das Organ der gött- lichen Ordnung zu sein, heraustritt und selbst eine widergöttliche Stellung einnimmt. Nur bei dieser wiefachen Gewißheit konnte jener Grundsatz das zhristenthum ohne die Schmach der Revolution zum Siege über die Welt gegen den Willen der jüdischen und heidnischen Herrscher führen. (Meyer.) Die Ant- wort: ,,richtet ihr selbst, ob vor Gott recht sei, daß wir euch mehrgehorchen denn Gott«, je einsacher und ungesuchter sie ist, ist um so beschämender und krän- kender für die Obersten; erhaben wiederum durch seine Einfachheit ist das, was unmittelbar folgt: »wir können’s ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben«. Die roße Kraft der christlicheii Wahrheit liegt darin, daß Ifie in ihrer Grundlage kein System von Theorieen, keine Philosophie oder moralische Religionslehre ist, sondern eine Thatsache, die auf unerschiitterlichen Zeugnissen beruht und durch unverwerfliche Zeugen klar bewiesen worden ist und immer auf’s Neue bewiesen wird: wider eine solche Macht kann auf die Dauer nur Ge- walt zu Hilfe genommen werden, obgleich auch diese ewig umsonst kämpfen wird gegen eine Macht, die nur desto mehr sich ausbreitet und triumphirt, je mehr ihr widersprochem je mehr sie unterdrückt wird. (da costs-») 21. Aber sie [statt von dieser Ablehnung des Gebots und Vorhersagung weiteren Predigens weiter Notiz zu nehmen, als daß sie die Ab- lehnung bei Seite schoben und das weitere Pre- digen nur desto scharfer untersagten] dtaiieien ihnen smit Strafe, wenn sie sich wieder dabei betreffen l1eßen], und ließen sie gehen lsetzten sie wieder auf freien Fuß], iind fanden nicht, wie sie sie peinigten um des-Volks willeii lwußten für jetzt keine Art der Bestrafung ausfindig zu machen, welche sie könnten in Anwendung bringen, ohne zugleich eine bedrohliche Volksausregung hervor- zurufen, was sieldoch·um jeden Preis vermeiden mußten]; »denn sie ldie Leute vom Volk] lobeien alle Gott uber dem, was geschehen war [Luk. 7, 16; Mark. 7, 37; Joh. 12, 17]. 22. Denn der Mensch [Kap. Z, 2] war über vierzig Jahr alt, an welchem dies Zeichen der Gesundheit sder augenblicklichen, völligen Heilung von der angebornen Lahinheits geschehen war sum so augenfälliger also trat die Kraft des Namens Jesu Christi von Nazareth, durch dessen Aus- sprechung allein die Heilung bewirkt worden, her- vor, welche Kraft sich hier geradezu als die Macht des alles neu schaffenden Gottes Jes. 43, 18 ff.; 35, l ff; Offb. 21, 5 auswies]. " Was den Hohenrath abhie«lt, etwas mehr den Aposteln zuzufügen als eine bloße ohnmächtige Drohung, war nur zum Theil die Furcht vor dem sogenannten Volksgeist; mehr noch war es die erzwungene, wenn auch unbewußte Scheu vor dem Geiste Gottes, welcher hier das Volk zum lauten Lobe des an dem von Mutterleibe an über vierzig Jahr alten, also unheil- baren Lahmen geschehenen Wunders reizte. (Williger.) Mit einem beachtenswerthen Worte: »der Mensch war über vierzig Jahr alt, an «welchem dies Zeichen der Gesundheit geschehen war«, wird der Grund ange- geben von der Begeisterung der Menge über das von den Aposteln verrichtete Wunder; auch in diesem bei- läufiggn Umstande finden wir wieder eine Bewährung des ortes Jesu an seine Jünger, daß sie, wenn sie einmal seinen Geist empfangen hätten, größere Dinge thun sollten, als er selbst während seines Erdenlebens gethan hätte. Der Kranke von Bethesda (Joh. 5) war daselbst nur 38 Jahre gelegen, als er durch Jesum eheilt wurde; der Bliiidgeborene (Joh. O) war wahr- Fcheinlich viel jünger, da auch seine Eltern von den Juden herbeigerufen wurden. Bemerkenswerth ist indeß, daß in den Berichten über die Verrichtungen der Apostel nirgends erzählt wird, daß sie Blinden die Augen geöffnet hätten, ein Wunder, das durch den HErrn selbst so vielfach gethan wurde; dasselbe darf darum wohl als ein besonderes, persönliches Königs- recht des Messias angesehen werden, weil das Oesfnen der leiblichen Augen zugleich ein so charakteristiches Symbol von dem Oesfnen des Glaubensauges ist — es ist der HErr, heißt es genauer in Pf. 146, 8., der die Augen der Blinden öffnet. (da cost-in) Zugleich 392 werden wir durch den Inhalt der beiden Verse darauf aufmerksam gemacht, daß durch diese Eritscheidicng des Synedriums für jetzt die Bestimmung Jsraels für das Reich Gottes noch keineswegs vereitelt ist; denn während die Obrigkeit Jsraels durch das Wunderzeichen zum Haß und zur Verfolgung sich entflammen ließ, preisete das ganze Volk Gott über dem Gefchehenem so ist immer noch eine Möglichkeit, daß die sich günstig erhaltende Stimmung des Volks über die Feindschaft seiner Oberen den Sieg gewinnen werde. Der weitere Erfolg muß zeigen, ob diese Wendung eintreten oder ob die feindliche Initiative der Obrigkeit gegen die Kirche ebenso in das Volk sich verbreiten werde, wie es in der Geschichte des HErrn sich so zugetragen (Baumgarten.) Die Beharrlichkeit der Feinde und die Beharrlichkeit der Freunde des HErrnr I) der Feinde: a. sie können sein Wort nicht widerlegen und bestreiten es doch, b. sie können seine Macht nicht hindern und widerstreben ihr doch, c. sie können seinen Segen nicht leugnen und fliehen ihn doch; Z) der Freunde: a. die Welt bezweifelt ihren Glauben, aber sie gründen ihn fest aus das Wort des HErrn, b. die Welt verwirft ihren Glauben, aber sie bekennen ihn frei im Gehorsam des HErrn, c. die Welt verfolgt ihren Glauben, aber sie dulden gern für ihn aus Liebe zum HErrn. (Florey.) Wie Jesus der Erhöhete herrscht mitten unter seinen Feinden: l) sein Wort können sie nicht dämpfen, Z) sein Werk können sie nicht leugnen, Z) seine Knechte können sie nicht schrecken,-4) sein Reich können sie nicht aushalten. (Gerok.) 23. Und als man sie hatte lassen gehen, kamen sie zu den Ihren [den übrigen Apofteln und den an die Schaar der Zwölfe am engsten sich anschließenden Gläubigen] Und vetiündigten ihnen, was die Hohenpriester nndAeltesten zu ihnen gesagt hatten« [daß sie nämlich sich allerdinge nicht hören ließen noch lehreten in dem Namen Jesu V. 18]. 24. Da sie sdiese Ihren, die sie vermuthlich aus dem Söller des Johannes-Hauses am Zions- berge Kap. I, IS. 15; «2, I« aufgesucht und auch daselbst angetroffen hatten] das höreten ses solle ihnen das Zeugen von dem, was sie gesehen und gehöret, für die Zukunft verboten sein] huben sie svermuthlich unter Vorsprechen des älteren J a c o b u s , des zweiten unter den drei vornehmsten Jüngern des HErrn, von dem wir also hier auch etwas zu hören bekämen nach seiner Salbung mit dem Geist im Gegensatz zu dem früheren Wort in Luk. 9,»54] ihre Stimme auf einmüthiglich zu Gott [als welchem mehr denn den Menschen zu gehorchen b, 29 sie insgesammt mit den Beiden V. 19 freudig entschlossen waren] und sprachen sum Kraft und Beistand zu ihrem apostolischen Werke ihn anrufend, wobei nun wiederum Petrus und Johannes sich mit ihnen zusammenschlossen]: HErn der du bist der Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darinnen [in Him- mel, Erde und Meer] ist, gemacht hat«« [Kap. M, IS; Reh. 9, 6; Osfenb 14, 7]; 25. Der du durch den Mund Davids, deines Apostelgeschichte 4, 23—30. Knechts, sin Pf. 2, 1 u. 21 gesagt hast: Warum empören sich die Heiden, und die Völker nehmen sdamit, daß sie sich wider dich auflehnen] vor, das umsonst ist? 26. Die Könige der Erde treten [zu gemein- schaftlicher Berathschlagung] zusammen, und die Fursten versammeln sich zu Haufe wider den HErrn und wider seinen sGesalbten oder] Christlttt 27. Wahrlich ja [so müssen wir im Hinblick auf das, was von der Leidenszeit unsers HErrn an bis herein in diese-gegenwärtige Zeit zu Je- rusalem geschehen, sagen] sie sdie Heiden und die Völker, die Könige der Erde und die Fürsten] haben sich versammelt sin dieser Stadt Jesj 26, 10; Offb. 11, 8 — diese Worte sind nach dem Zeugnis; guter Handschriften beizufügen] über dein heiliges Kind sdeinen heiligen, von allem Profanen abgesonderten und dir einzig geweiheten Knecht Kap. 3, 13 u. 261 Jesum, welchen du gesalbet [zu einem HErrn und Christ gemacht und auf deinen heil. Berg Zion eingesetzt Kap. Z, 36 und Pf. 2, 2· S] hast, [nämlich] Herodes sals Repräsentant der Könige auf Erden Luk. 23, II] und Pontins Pilatus sals Repräsentant der Fürsten], mit den Heiden srepräsentirt in den Römern] und dem Volk [genauer: den Völkern, repräsentirt in dem »aus 12 Stämmen bestehenden] Israel; 28. ZU thun swenn auch nicht ihrem Wissen und Wollen nach, so doch vermöge des über ihnen waltenden Verhängnisses Kap. Z, 23; 3, 18], was deine Hand [im Voraus» geordnet] und dein Rath zuvor bedacht hat salso nur solches], das geschehen solltef 29. Und nun, HEtr [-Gott, da in dem, was die Obersten Jsraels zu dieser Zeit vorzunehmen sich anschicken, jene in Vollzug gekommene Er- füllung der Psalmworte sich erneuert und weiter fortsetzt], siehe an ihr Dråuen [mit wachender Fürsorge, daß es das nicht ausrichte, was es bezweckt V- 17J, Und gieb sdamit vielmehr das gerade Gegentheil geschehe und es immer weiter einreiße unter das Volk, uns Aposteln] deinen Ktlkchken lTkti I, 15 Jak- I, 1], mit allerlei Freu- digkeit [aller nur erdenklichen Freimüthigkeit] zu reden dein Wort, 30. Und strecke [damit das von uns ge- predigte Wort nach der Verheißung Christi Mark. 16, 17f. auch bekräftigt sei durch mitfolgende Zeicheu Kap- 14, 3] deine Hand kin xuächtigem Wirken] aus, daß Gesundheit [Krankenheilungen] UUD IAUVEVWETEEJ Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Kindes sKnechtss JesusH It) Aus dem Sitzungssaal des Hohenraths ent- lassen, ioo sie mitten unter lauernden und drohenden Feinden sich so gar nicht n Hause fühlten, begaben sich die Apostel zu den Ehren; da fühlten sie sich Gebet nach der Rückkehr der Apostel zu den Ihren, im Gegensatz» zu des Hohenraths Verbot. 393 hein1isch wie in einem Familienkreise (Luk. 24, 22). DiesesGeineinde (Olshausen bezeichnet sie als »die Hausgetneinde der Apostel«) hat natürlich mit ge- fpannter und unausgesetzter Theilnahme, gewiß auch mit anhaltender Fürbitte und Flehen, das Schicksal der beiden Apostel begleitet; sie hatte also auch ein Recht darauf, von den Vorgängen in Kenntniß gefetzt zu werden. (Lechler.) Es ist ein großer Vortheil für einen treuen Lehrer, wenn ihm Gott ein Häuflein Seelen geschenkt hat, die er als die Seinigen, nätnlich als die mit ihm gleicher Gnade theilhaftig geworden und in Einem Sinn verbunden sind, ansehen kann; ein folches Häuflein der Gläubigen ist eine Zuflucht, wo ein Lehrer unter dem Leiden Erquickung und Er- munterung haben kann. (Apost. Past.) VI) Es war gewiß ein freudig gerührtes Wieder- sehen! Mit bange-m Herzen mag das Häuflein der Gläubigen gewartet haben auf den Ausgang dieser Sache; mit strahlenden Angesichtern mögen die beiden treuen Zeugen der Wahrheit eingetreten sein im Brüder- kreis wie junge Kriegsleute, die heimkommen aus ihrer ersten siegreich durchkämpften Schkacht Aller Augen werden an ihnen gehangen, aller Ohren werden auf sie gelauscht haben, als sie erzählten: so ist’s uns ergangen, das hat man uns gesagt und das hab-en wir geantwortet. Und« nun, was gefchieht aus diese Erzählung hin? ergießt man sich in Lobreden gegen die Apostel, daß sie sich· so wacker gehalten, oder ergeht man sich in Scheltworten gegen den Hohenrath und seine Schlechtigke1t? verschwört man sich zum Llufruhr wider eine so thrannische Obrigkeit und beräth sich, wie man einen Anhang erwerbe im Volk? oder ver- abredet man sich zur Flucht aus einer für die Christen so gefährlichen Stadt? Keins von dem allen! Wenn die Feinde toben, so ist’s der Christen Sache nicht wieder Zu toben, sondern fröhlich im Glauben. Gott zu loben.-( ’ap. is, 25); diesz beste Wehr und Waffe der Kirche in allen Nöthen und Versolgungen von Alters h"er ist das Gebet gewesen. (Gerok.) Derselbe heil. Geist, welcher vorhin in Petri und Johannis Mund ein und dasselbe Bekenntniß gelegt hatte» richtete jetzt mit gleicher Wendung den Blick aller Versammelten hin auf den lebendigen allmächtigen Gott, den sie für sich ergreifen.· Kennst du das Geheimniß solch ein- müthigen Zusammenbetens? Sind zwei oder drei oder mehr Eins geworden im Glauben, um was sie bitten wollen, dann giebt es der heil. Geist, daß alle einstimmen, leise oder laut, in die Gebetsworte, worin einer den Sinn aller ausspricht. (Befser.) Sie rufen den Gott an, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht: von allen Thaten und Wegen Gottes in dem Werke der Erlösung oder der zweiten Schöpfung bildet die erste Schöpfung die Grundlage. Der erste Artikel des christlichen Glaubens ist in der historischen Ordnung der des Glaubens an Gott als den Schöpfer Himmels und der Erde; durch die ganze Bibel, vom ersten Wort der Genesis (1. Mos. 1,1) bis zum letzten Gemälde der Offenbarung (21, 5), zieht sich wie an Einem Faden die Verherrlichung dessen hindurch, der den Himmel und die Erde, das Meer und die Wasferbrunnen gemacht hat. Er, der im Anfan alle Dinge durch sein persönliches Wort geschaffen at, macht, nachdem dies Wort in der Fülle der Zeit Fleisch geworden, durch dasselbe alle Dinge neu. (de« costs) Wir werden sonst beim Reiche Gottes von Jugend auf an die Eintheilung gewöhnt: Reich der Natur, der Gnade, der Herrlichkeit; aber eins steckt im andern, eins hilft dem andern auf, und so steigt auch der Glaube und das Gebet von einem zum andern auf. (Rieger.) Hi) Nicht nur in der Predigt vor Israel, sondern auch im Gebete zu Gott selbst nimmt die Schrift eine Stelle ein, die uns unerklärlich sein würde, wenn anders die Schrift nicht das lebendige und ewig blei- bende Wort Gottes wäre. Also machte es auch der HErr Jesus selber: nicht allein in der Rede vor der Menge, vor den Obersten, vor feinen Freunden oder seinen Feinden gegenüber, sondern auch im Gebet zu seinem Vater ist das Wort Gottes, die heil. Schrift, beständig auf seinen Lippen, fei’s in der Form einer Anführung und Hinweisung oder der Begründung. (de» Costa) Der Gemeinde ist es bei dem, was die beiden Apostel ihnen berichten, sofort klar, um was es sich handelt; sie erkennt in dem, was die Hohenpriester und Aeltesten gesagt hatten, nicht eine zufällige Feindselig- keit oder gar eine ohnmächtige leere Drohung, sondern das Princip der Feindfchaft der weltlichen Macht gegen das Reich Gottes. Die Namen Hannas und Kaiphas Vergegenwärtigen ihr sofort die Feindschaft gegen Jesum, zu welcher sich die jüdischen und heidnischen Gewalthaber mit einander verbanden. Es ist zwar inzwischen der Geist ausgegosfen über alles Fleisch in Jsrael, und es konnte wohl die Hoffnung in der Ge- meinde entstehen, daß damit auch jene Feindschaft ge- brochen sei; aber die Drohung des Shnedriums hat jetzt bewiesen, daß diese Hoffnung nichtig ist. Wenn nun aber in den Machthabern Jsraels noch dieselbe Gesinnung gegen das Reich Jesu fortbesteht, wie sollte wohl in den heidnischen Machthabern ein anderer Sinn entstanden sein? So erkennt die Gemeinde in der Drohung des Shnedriums die Kriegserklärung der ge- fammten weltlichen Macht gegen die Kirche Christi; alsbald jedoch erinnert sie die Stellung, welche die Obrigkeit in Jerusalem einzunehmen droht, an das Triumphlied Davids über die gegen den Gesalbten Jehova’s empörten Fürsten und Völker, welches die Nichtigkeit und Vergeblichkeit alles auch noch so ge- waltigen Unternehmens gegen den Willen Gottes und das Reich Christi aufzeigr (Baumgarten.) f) Mit feinem Takt setzen die Beter an die Stelle der bedroheten Apostel Jesu m, und an die Stelle der drohenden Obersten den Herodes und Pilatus sammt ihrem Juden- und Heidengefolge: das ist ihre Freudigkeit in dieser Stunde, daß sie wissen, das Wort Gottes durch den Mund Davids muß wahr werden an ihnen, wie es wahr geworden ist an Jesu, ihrem Haupte. Herodes und Pontius Pilatus, die Freunde wurden wider Jesum, sammt den Heiden und den Völkern Israel sahen es»nicht, daß Jesus der gesalbte König Gottes ist; so sehen auch jetzt die Obersten des Volks die erhöhete Hand Jesu Christi nicht, welche sich mächtig beweist in der Christengemeinde, und hören nicht die Stimme Gottes, die soeben durch die Heilung des Lahmen dem Volke zugerufen hat: ,,küfset den Sohn, daß er nicht zürne!« Aber die Gemeinde ist ihres HErrn und darum ihres Sieges gewiß. (Befser.) Was gegen Jesum selbst geschehein wird mit der Ver- folgung der Apostel zusammengefaßt als Leiden Christi, vgl. Z. Cor. 1, 5; Col. I, 24. (de Wette.) Das war freilich ein furchtbarer Bund, als Juden und Heiden sich verschworen wider das heilige Kind Gottes; als Herodes und Pilatus Freunde wurden auf den Tag, da es galt, Jefum an’s Kreuz zu schlagenz als im Hohenrathe der Priester und Pharisäer und auf dem Richterstuhl des römischen Landpflegers dasselbe Urtheil gefällt wurde: ,,er soll des Todes fterben«. Und doch auch diese Gewaltigen, sie vermochten nichts anderes, als zu thun, was Gottes Hand und Rath zuvor be- dacht hat, das geschehen sollte; wissend oder unwissend, willig oder unwillig müssen sie doch alle, die Großen 394 wie die Kleinen, die Bösen wie die Guten, dem HErrn aller Herrn, dem König aller Könige dienen. So Josephs Brüder mit ihrem bösen Rath; so Kaiphas und Pilatus mit ihrem ungerechten Bluturtheilx so der Hoherath mit seinem Gerichtsverfahren gegen die Apostel; so alle Gegner der Wahrheit und Gerechtig- keit bis auf diesen Tag. Fürwahr, wenn ein Knecht Gottes das recht glaubt und erkennt, so muß ja mitten unter allen Anfechtungen von rechts und links ein himmlischer Muth, ein seliger Friede über ihn kommen, daß er anit jenem Glaubensmanne singt: ,,zürne, Welt, Egid tsk)be; ich steh hier und lobe Gott in sichrer Ruh-«. ero . H) Was die Jünger Christi wollen, ist nicht eine augenblickliche Vernichtung der Feinde, welche ihnen doch noch viel zu früh kommen wird, sondern ein um so stärkeres Zeugniß der Wahrheit und eine um so schlagendere Bekräftigung derselben durch Zeichen und Wunder, wodurch vielleicht auch die Feinde zu ihrem Heil dazu kommen, das Wort in Pf. 2, 12 zu be- herzigen (Williger.) Es ist der ächte, reine Sinn Christi in diesem Gebet, dem ersten christlichen Ge- meindegebet, das wir kennen: nichts von Rache- gefühl, nichts von fleischlichem Eifer, nichts von Ver- tilgung der Feinde, sondern bei allem Eifer für Gottes Sache doch nur das Flehen um Gottes Dreinsehen über der Feinde Drohen und um Gottes Gnade zu freudigem Zeugniß in Wort und That. Gleichwie Christus nicht gekommen ist, die Welt zu richten, son- dern selig zu machen, so sind auch «die Apostel und Gläubigen nicht von richterischem Feuereifev eines Elias beseelt, sondern von warmer Liebe zu den Seelen, die durch Wort und That sollen errettet und zu dem Heil in Christo hinangebracht werden. Wie darf ein Christ über seine Feinde beten? I) ohne Angst und "Furcht, denn er betet zum König aller Könige — ist Gott für uns, wer magwider uns sein? 2) ohne Haß und Grimm, denn er betet wider das Böse, aber nicht wider die Bösen; s) ohne Stolz und Trotz, denn er betet nicht für seine Person, sondern für die Sache des HErrn. (Lechler.) · 31. Und da sie gebetet hatten [Matth. 18, 19 f.), bewegete sich die Statte, da sie versammelt waren [vgl. Kap. 16, 26; Joh. 12, 28»]; und wurden alle des heiligen Geistes voll [der m einer erneuerten Ansassung ihre Herzen ergriff] und redeten ssofort auf der Stelle, um schon Ietzt das Verbot der Hohenpriester und Aeltesten nach der einen Seite hin zu Schanden zu machen, daß sie allerdinge auch unter einander nicht sich hören ließen in dem Namen Jesu V. 18] das Wort Gottes mit Freudigkeit lzwar nicht wieder, wie in Kap. 2, 4., mit andern Zungen, wohl aber in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern Col. 3, 16]. Wie in V. 8·, so ist auch hier die Erfüllung mit dem heil. Geiste als ein Moment erhöheter Anregung des Geistes zu denken, den die Apostel beim Pfingstfest ein für alle Mal empfangen hatten. Die gemeinsame Anregung aller Versammelten, welche hier statthatte, war nun, wie die erste Ausgießung des Geistes in Kap. 2., mit einer äußeren Erfcheinung, der Bewegung der Stätte begleitet; an ein gewöhnliches Erdbeben kann hier ebensowenig, als in Katz. Z, 2 an einen gewöhnlichen Sturmwind, gedacht werden, denn beides · hätte die Stadt treffen müssen, nicht blos den Ort der Apostelgeschichte 4, 31-—37. Versammlung. (Olshausen.) Die auf das Gebet er- folgende Erschütterung des Versammlungsortes ist das Zeichen, daß der Wille und das Wort Gottes mächtig ist über die Grundsesten der Erde. Die Macht der Welt, die sich auflehnt wider Gott, hält sich an den Bestand der sichtbaren Dinge, welche in ihre Gewalt gegeben sind —- die Gemeinde mit ihren Zeugen an den ihnen geoffenbarten Willen Gottes; sobald nun die Gemeinde, den Bestand der sichtbaren Dinge los- lasfend, im Glauben und Gebet den Willen und das Wort ihres Gottes ergreift, erfolgt die Erschütterung der Erde als des Grundes für allen Bestand der ficht- baren Dinge. Es ist also das Zeichen der göttlichen Billigung, daß die Gemeinde recht gethan, und der göttlichen Verheißung, daß die Gemeinde den Sieg gewinnen wird über die Gewalt der Welt. (Baum- arten.) Zugleich nun, was die Gläubigen für die Zukunft und für das Auftreten der Apostel vor Un- läubigen und Feinden erfleht-hatten: ,,gieb deinen ’nechten, mit allerlei Freudigkeit zu reden dein Wort«, das wurde von Gott, welcher über Bitten und Ver- stehen thut, augenblicklich und schon für den gegen- seitigen Umgang mit einander erfüllt als Ge- währ und Unterpfand dessen, was er ferner thun würde. Das Gebet war ein Gebet im Namen Jesu (Joh. l4, 13 f.;" 15, 7; l6, 23 f.), inseiner Gemein- schaft, in seinem Sinn und Geist; und einem solchen Gebet ist ja Erhörung unbedingt verheißen. Das Gebet wirkt Wunder: I) innerlich —— Herzen werden selig bewegt, Geister werden mächtig gestärkt; Z) äußerlich — Häuser werden bewegt, Gemeinden erweckt. Feinde geschreckt, Berge versetzt, die Welt er- schüttert, vgl· Hagg. 2, 7 f. ( echler.) e. b« 32—5, 16 (§136): die erste innere Gefahr der Gemeinde, beseitigt durch Zins— fctjeidung falscher Glieder. 32. Der Menge aber der Gläubigen sum nach dem« Bericht über den Vorfall in engerem Kreise V. 23 ff. wieder überzugehen zur Gesammt- gemeinde und nach der Angabe über den äußeren Zuwachs derselben V. 4 auch auf ihr inneres Leben und die weitere Ausgestaltung ihrer Gesell- schaftsformen den Blick» zu· richten] war Ein Herz nnd Eine Seele [alle, die bisher gläubig geworden, stunden unter einander in völliger Eintracht der Gesinnung und des Strebens Phil. 2, 2]; auch keiner [genauer: und auch nicht Einer, obwohl ihrer do»ch nun schon soviele waren] sagte von seinen Gutetn [was er an liegendem oder fahren- dem Eigenthum befaß], daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein fund stund also alles noch so, wie bei der ersten Gemeinde Kp. L, 44]. 33.- Und mit großer Kraft gaben die Apostel sdas Verbot der Hohenpriester und Aeltesten V. 18 auch nach der andern Seite hin, daß sie nicht lehren sollten in dem Namen Jesu,» zu Schanden machend, Vgl- V— 311 Zeugniß von der Auferstehung des HEtkn Jestt sindem sie anhielten am Amt des Wortes Kap. 6, 4 und fleißig die Lehre L, 42 trieben an den Getauften Matth 28, 20], und war große Gnade [Gottes] bei smit oder über] ihnen allen sdie zur Gemeinde gehörten 1. Cor. 15, 10; 2. Cor. 9, 14].» Die Gemeinde nun bereits das rechte Israel dem falschen gegenüber darftellend· 395 34. Edtvar auch swas die leibliche Wohl- fahrt der Einzelnen betrifft] keiner unter ihnen, der Mangel hatte fobwohl nicht wenige Gemeinde- glieder von Haus aus zu den armen und ge- ringen Leuten im Volke zählten]; denn wie vie! ihrer [auf der andern Seite] waren, die da Aecker oder Häuser hatten, verkauften sie dieselben ssofern es das Bedürfniß der Armen erforderte] und btachten das Geld des vertauften Guts [an den Ort derjenigen Versammlung, zu welcher gerade ein jeder sich hielt], 35. Und legtens zu der Apostel Füßen [und zwar zu den Füßen desjenigen unter ihnen, wel- cher gerade des Anites der Lehre an dem betr. Versammliingsorte wahrnahmh nnd man gab [aus der Gemeindekasfe, die aus dergleichen Beiträgen gebildet wurde, durch den Dienst der Apostel, welche jetzt noch der Armenpflege sich unterzogen Ktlp- 6,·2 .] einem jeglichen, was [an Nahrung und Kleidung] ihm noth war. 36. Joses aber, [hernachmals, weil er, ein frommer Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens, sich besonders mächtig in prophetifchen Ansprachen und Ermahnungsreden erwies Kap. 13, 1 ; 1. Cor. 14, 3] mit dem Zunamen von den Aposteln ge- nannt Barnabas shebn bar-nebuah], das heißt [auf deutsch] einsSohn des Trostes [der Klasse derer zugehörend, die da geschickt find, Anderen kräftig an’s Herz -zu reden mit Ermahnen, Tröften, Stärken u. s.- w·], vom Geschlecht ein Lcvit [und zwar] aus Cypern [der Insel im mittelländischen Meer 1. Macc. 15, 23 u. Karte VIII. gebürtig], 37. Der hatte [wohl zu Jerusalem, wohin er verzogen war] einen Acker und verkaufte ihn, und brachte das Geld sin voller Summe] und legte es fin herkömmlicher Weise V. 35] zu der Apostel Fußen. Aus der Gemeinde, wie sie uns nach ihrer Lebens- geftaltung in Kap. 2, 42 ff. vorgeführt wurde, ist durch den in Kap. 2, 47 u. 4, 4 bemerkten Zuwachs nun schon ein eigenes besonderes Volk geworden; und daß nun dieses Volk, obwohl es numerifch oder der Zahl nach dem, den Namen Jsraels führenden, den Tempel innehabenden und äußerlich die öffentliche Geltung be- hauptenden Volke der Juden gegenüber noch immer als eine verfchwindende Minorität erfcheint, dennoch in Gottes Augen als das rechte, eigentliche Israel dasteht, darauf will St. Lukas in diesem Abschnitte uns auf- merksam machen, und erweist da durch die feinen Züge, womit er sein Gemälde entwirft, abermals, gleichwie durch die hebräifch gehaltenen Ausdrücke und Sah- bildungen, deren er sich öfter bedient (Kap. l, 15 Anm.), daß· er feinem eigenemHerkommen nach zu den Kindern Abrahams und nicht, wie man gemeiniglich behauptet, zu den Griechen oder Heiden zählt. Es war eine solche Darstellung gerade an dieser Stelle von Wich- tigkeit; denn mit ihrem Gebet in V. 25 ff. haben die Apostel ganz offen vor Gott es ausgesprochen, daß das den Namen von Jsrael führende und äußerlich die Geltung von Israel behauptende Iudenvolk in feinen obersten Leitern und Repräsentanten zu den Heiden geworden, die nach Pf. 2 sich empören, und zu den V ölkern und deren Königen und Fürsten, die sich zu Hauf versammeln wider den HErrn und wider seinen Christ, und giebt Gott seinerseits die Bestätigung zu dieser Ansicht, indem er feine Gnade dem von Groß-Israel abgezweigten Klein-Israel zuwendet und im Gegensatz zu den Völkern Israel, wie am Schluß von V. 27 im Grundtext steht, ein Volk Jsraeljn der christlichen Gemeinde so charakteristisch sich ausprägen läßt, daß bei dieser mehr als Eine Be- stimmung des altteftamentlichen Gefetzes zur neu- testamentlichen Verwirklichung im Geist und in der Wahrheit kommt. Dahin gehört: 1) das »Ein Herz und Eine Seele-«, womit sich das Gebot von der Einen Cultusstätte in Jsrael (5. Mof. 12, 1 ff.) und von dem zweitheiligen Heiligthum (2. Mof. 26, 31 ff.) erfiillt, denn Herz und Seele, das Allerheiligste und das Heilige des inwendigen Menschen, ist nun zu einem Tempel Gottes, darin er seine Wohnung hat, geweihet und alles espaltene Wesen, da ein jeder seinen ei eiien Gedan en auf beliebigen Wegen nachwandelt un ein jeder ,,nach seiner Facon« Gott zu dienen trachtet, aufgehoben; 2) das ,,mit roßer Kraft gaben die Apostel Zeugniß von der Suferstehung des HErrn Iesu«, womit das Amt der Priester, die der Hütte pflegen (4. Mof. 18, 5), aber auch der Charakter des in den Zwölfen repräfentirten zwölfstämmigen Volks als eines priefterlichen Königreichs (2. Mof. 19, 6) feine Realifirung gefunden; ) das ,,wie viel ihrer waren, die da Aecker oder Häuser hatten, verkauten sie dieselben, und brachten das Geld des verkauten Guts und le ten’s zu der Apostel Fiißen«, womit das priefterliche olk seine Zehnten und Opfer und frei- willigen Gaben an den Tempel abliefert (vgl. 5. Mof. 14, 22 ff.); 4) das ,,keiner sagte von seinen Gütern, daß sie fein wären, sondern es war ihnen alles gemein«, womit das Land Jsraels mit allem, was darin und darauf ist, Dem zu Dienst und Eigenthum zurückge- geben ist, der da spricht (3. Mof. 25, 23): »das Land ist mein«, und die Idee des Sabbathjahrs dahin in Vollzug gesetzt, daß ein jeder von dem Ertrag des Bodens essen kann, darnach ihm noth wäre (3. M. 25, 6 f., vgl. 5. M. 23, 24 f.); 5) das ,,es war keiner unter ihnen, der Mangel hatte«, womit ja ein Volk Gottes hergestellt ist, bei welchem das in 5. Mof. 15,4 Gesagte nicht n1ehr als bloßes Ideal dasteht. Von diesem Gesichtspunkte aus, daß es sich nämlich hier um die Ausgestaltung eines durch Wirkung des Geistes und die Macht der brüderlichen Liebe ganz nach dem Muster der mosaifchen Gefetzesbeftimmungen verfaßten Israel handelt, ist auch das zu beurtheilen, was uns von Iofes, dem aus Eypern gebürtigen Leviten, erzählt wird. Der Name, den ihm die Apostel beilegten: ,,Sohn des Troftes« kennzeichnet ihn als einen Leviten nicht nur— der leiblichen, sondern auch der geistlichen Geburt nach; wie der HErr einst dem Aaron und feinen Söhnen oder dem eigentlichen Priesterstande die Leviten zum, Geschenk gab aus den Kindern Israel, daß sie dieneten am Amt der Kinder Israel in der Hütte des Stifts (4. Mof. 8, l9), so giebt er jetzt den Aposteln schon einen geistlichen Gehilfen, der das Un- terpfand und der Vorgänger noch vieler Andern ist, die künftig folgen wer en und in denen die ganze Gemeinde sich an ihrem Amt des Worts betheiligt, und die Apostel nehmen ihn an und weben ihm gleich- sam vor dem HErrn (4. M. 8, 20 ff.), indem sie ihm jenen bedeutungsvollen Namen beilegen. Aber nun entsündigt sich auch gewissermaßen Ioses B· und wäfcht feine Kleider, indem er seinen Acker verkauft nnd das Geld zu der Apostel Füßen legt; nach 4. Mof. 396 Apostelgeschichte 5, 1——-7. 18, 20; 5. M. 10, 9 sollen nämlich die Leviten im Lande der Kinder Jsrael nichts besitzen, auch kein Theil unter ihnen haben, sondern der HErr ist ihr Theil und ihr Erbgut unter den Kindern Israel, und so entäußert er sich seines Ackers ganz und vollständig und bringt seinen äußerlichen Stand in Uebereinstimmung mit seinem geistlichen Berufe, nachdem die Apostel selber längst schon alles verlassen haben (Matth. 19, 27). Seine Handlungsweise ist also nicht ein einzelnes Bei- spiel von dem, was, auch manche Andere thaten, ob- leich Andere allerdings Aehnliches thaten, wie er, ondern hat ihre ganz bestimmte, für sich allein da- stehende Bedeutung; denn während Andere nur die- jenige Gesinnung, da keiner von seinen Gütern sagte, daß sie sein wären, sondern daß ihnen alles gemein sei, auch äußerlich zu bethätigen bereit sich zeigten und da, wo die Gütergemeinschaft eine Veräußerung der Güter nöthig machte, um so wohlthun zu können» ihr Gut verkauften, war der Verkauf des Ackers auf Seiten des Barnabas vielmehr eine Entäußerung oder das Aufgeben eines ihm nicht zustehenden Be- fitzes So stelltsich in jeder Beziehung der vorliegende Abschnitt im Vergleich mit dem ähnlichen in Kap. 2, 42—47 als ein entschiedener Fortschritt in der Ent- wickelung des neutestamentlichen Volkes Gottes dar; dort hatten wir sozusagen nur erst noch das Haus Jsraels vor uns, wie es sich vormals in Jakob und seinen zwölf Söhnen und deren Weibern und Kindern darstellte, so daß wir die erste Christengemeinde als eine eng verbundene, stetig zusammenhaltende Haus- genossenschaft zu betrachten hatten, hier dagegen haben wir nun schon das nach dem Muster des mosaischen Israel geistlich neu »geschafsene VolkJsrael vor uns, das wir auch bald als rechtmäszigen Jnhaber aller Heilsgüter des Bundes werden Stellung nehmen sehen im Tempel (Kap. 5, 12). Daraus geht hervor, daß Kap. 3—5 nicht so unmittelbar der Zeit nach an Kap. 2 sich anschließen, wie man gemeiniglich voraussetzh son- dern durch einen Zeitraum von 2—3 Jahren davon geschieden sind. Es ist dieser Fortschritt, diese unge- störte und normalmäßige Lebensentwickelung der Ge- meinde ein Wunder vor unsern Augen; sie begegnet uns später nicht wieder in der christlichen Kirche, son- dern da macht sich nach einem guten Anfang gar bald wieder die Sünde geltend, die uns immerdar anklebt und träge macht (Hebr. 12, 1), und die im Geist haben angefangen, wollen nur allzuschnell es im Fleisch voll- enden ( al. Z, 3). Aber eben darum heißt es auch: ,,es war große Gnade bei ihnen allen«; jene Gottes- gnade also, die über dem Jesusknaben waltete, daß er wuchs und stark ward im Geist, voller Weisheit (Luk. Z, 40), die waltete auch über-der aus dem Kindes- in das Knabenalter bereits übergetretenen Christus-ge- meinde, daß mit dem-äußeren Wachsthum an Seelen- zahl das innere Wachsthum und Starkwerdensgleichen Schritt hielt; erst als es soweit mit ihr war, wurde dem Versucher Raum gelassen, daß er in der Hülleder Schlange einzudringen versuchen durfte in den Para- diesgarten der Kirche, wie die im nächsten Kapitel folgende Geschichte von Ananias und Saphira zeigt. Doch noch weiß der HErr den eingedrungenen Schlangen- famen wieder auszus eiden; was er in Beziehung auf das alttestamentliche srael sooft in Mosis Gesetz an- droht, daß, wer in Gottes Volk einen Belialstück im Herzen trägt (5. Mos. 15, 9), solle ausgerottet werden aus Gottes Volk und dem heil. Lande, das verwirk- licht er auch und erhält sich die Gemeinde vorerst noch als eine solche, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder deß etwas (Ephes. 5, 27). —- Warum das? Nun, an seinem Theile will er so lange als möglich den Weg offen lassen, daß schon jetzt komme die Zeit der Erquickung vom Angesichte des HErrn, auf die auch Petrus in Kap. Z, 20 hinweist als die in Aussicht stehende Zukunft; und ohne Zweifel würde auch ein goldenes messianisches Zcitalter, dessen Zustände und Gestaltungen wir freilich im Einzelnen nicht zu con- struiren vermögen, sondern nur im Allgemeinen aus dem, was in Offb. 20, 1ff. über das tausendjährige Reich angedeutet wird, erschließen können, sein einge- treten, wenn ein umgekehrtes Verhältnis; dahin statt- gefunden hätte, daß nicht blos ihrer etliche aus Jsrael an Christum gläubig geworden wären, während die große Masse blieb, was sie war, sondern daß das Volk als solches feinen Heiland angenommen hätte, während nur ihrer etliche im Unglauben verharreten. Was die Giitergemeinfchaft betrifft, deren nähere Erörterung wir in der Bem. zu Kap. 2, 47 aus diese unsre Stelle uns vorbehielten, so haben wir schon erkannt, daß in der christlichen Gemeinde sie nicht, wie bei den Essäern, eine das Eigenthum auf- hebende, sondern es nur gemein machende, d. i. in den gemeinen Nutz stellende, auch nicht mit irgend welchem Zwang für den Einzelnen verbundene, son- dern nur dem Drang eigener freiwilliger Liebe dienende Einrichtung war, die aus der Einrichtung einer gemeinschaftlichen Kasse, wie in der Hausgenossen- schaft Jefu und seiner Jünger sie bestand, sich ent- wickelte und daran ihr Vorbild hatte; denn auch hier hob die gemeinschaftliche Kasse nicht allen daneben be- stehenden Eigenbesitz auf, wie ja z. B. in Joh· 19, 27 in Beziehung auf Johannes und die Mutter des HErrn es heißt: »und von der Stund an nahm sie der Jün- ger zu sich« (wörtlich: in sein Eigenthum« oder Haus, vgl. Apstg. 12, 12), und wenn es in V. 32 heißt: .,,keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären's so setzt ja das ausdrücklich den Eigenbesitz als fort- bestehend fest. Es hielt nur jeder das, was er hatte, nicht in eigennützigem Sinne für sein eigen, wovon niemand sonst etwas zu genießen hätte, vielmehr war ihnen alles gemeinsam: wie in einer Familie, wenn entweder dem Ganzen oder einem einzelnen Gliede ein Bedürfniß sich geltend macht, das befriedigt sein will, das Haus mit allem, was es in sich hält, zur Befriedigung bereit steht, so stand bei der christlichen Gemeinde Haus- und Ackerbesitz, oder was sonst die Einzelnen hatten, für alle vorfallenden Bedürfnisse des Ganzen sowohl wie der Einzelnen zur Verfügung und waren deren, welche das Jhre herzugeben und Geldmittel flüssig zu machen willig waren, eher zu viele, als daß es an solchen gefehlt hätte. Da nun die Gemeinde einem großen Theile nach aus Armen bestand, die nicht hatten, wovon sie leben sollten, und der in Kap. 2, 42 ff. erwähnten Gemeinschaft und der einmüthi en Beiwohnung des Gottesdienstes im Tempel sich gera ezu hätten enthalten müssen, wenn sie ihr Brod hätten mit Ta elohn verdienen sollen, wozu dann jedenfalls auch ittwen, Waisen, Kranke und « arbeitsunfähige Greise kamen, die nicht bettelnd herum- ziehen sollten, so wurde die Armenpflege ein Haupt- punkt in der Gemeindeordnungx behufs derselben war denn ein stehender Armenfond nöthig. zu dessen Ver- sorgung die mit Besitz ausgestatteten Gemeindeglieder sich verbunden erachteten und, damit er nicht kärglich, sondern reichlich versorgt wäre, einen Theil ihrer Habe veräußerten, zu Verwaltern des Fonds aber und zur Vertheilung der Gaben nach Maßgabe der wirklicheu Bedürfnisse waren jetzt noch die Apostel bestimmt, zu deren Füßen man daher den Erlös der Gelder nieder- legte. Diese pflegten nämlich in den Gemeinde-Ver- sammlungen als die Lehrer des Wortes Christi einen Die anfängliche Haus-Gütergemeinschast jetzt zur Bolks-Gütergemeinschaft fortgebildet. 397 erhöheten Stand den Zuhörern gegenüber einzunehmen (Kap. 22, 3; Matth. Z; 22 Anm.); man sahe sie nun als die, welche das Gebet und das Amt des Wortes trieben (Kap. 6, 4), gleichsam für den Opferaltar der Gemeinde an und brachte daher zu ihnen seine Opfer- gaben (—Phil. 4-, 18; Hebt. 13, 15). Nach allem, was sich aus den Andeutungen der Apoftelgeschichte ergiebt, steht die Sache in Betreff der Veräußerung der Güter wohl so, daß alle Grundbesitzer in der Gemeinde ver- kauften, aber keiner alles verkaufte; als Einzigey der seines Ackers voll tändig sich entledigte, steht Joses mit dem Beinamen arnabas da, bei ihm aber hatte das, wie oben auseinanderlgesetzt worden, seinen be- sonderen Grund und seine esondere Beziehung, die wohl beachtet sein will und hernach bei Ananias und Saphira noch einmul in Betracht kommt. Von den früheren persönlichenVerhältnissen des Mannes wissen wir außer dem in V. 36 Bemerkten nur noch dies, daß Johannes Markus fein Vetter (Luther: ,,Neffe« Col. 4, 10), war (Kap. 12, 25; 13, 5. 13; 15, 36 ss.), er also wohl durch den Verkehr mit diesen und seiner Mutter Maria (Kap. 12, 12) zur Erkenntniß der Wahrheit· gekommen ist; hinsichtlich des Beinamens Bann-»Das, was Luther mit ,,Sohn des Trostes« ver- deutscht, ist die Bemerkung zu Joh. 14, 18 zu ver- gleichen, Weiteres erfahren wir dann von ihm in Kap. II, 22 ff. und in Kap· 13—15. Das 5. Kapitel. Elnaniä und Sapphirä schleuniger Tod. Der Apostel igefängnisz und Errettung. l. Ein Mann aber mit Namen Ananias sentweder s. v. a. Ananja Reh. Z, 23., der HErr denkt, oder s. v. a. Hananja Don. l, 6., der HErr begnadigt], sammt seinem Weibe Sapphira [d."i. die Schöne], verkaufte -[ebenfalls, wie Bar- nabas Kap. 4, 36 f.] seine Gitter fbestehend in einem Ackergrundstück V. 3., um den Schein der gleichen Selbstverleugnung bei der Gemeinde für sich zu erwecken] « Z. Und cntweudete lbevor er den Erlös ab- führte] etwas vom Gelde, mit Wissen seines Weibes, und brachte [also nur] eines Theils fnicht aber das Ganze, wie er»vorgab] und legte es [gleich als wäre diese Theilsumme der volle Betrag] zu der Apostel Fußem d 3. Petrus aber fvom heil. Geiste erfüllt, so daß er sofort das ganze Sachverhältiiiß mit un- trüglichem Blick durchschauete] fprach: Auania, warum hat der Satan dein Herz ersüllt [warum hast du ihm, diesem Vater der Lüge und Mörder von Anfang Joh. 8, 44., nicht gewehrt, wenn er dich versuchte Joh. 4, 7; l. Petri 5, 9., sondern ihn so ganz dein Herz einnehmen lassen Joh. is, 27; Luk. 22, 3], daß du dem heiligen Geist [der in uns, den Aposteln des HErrn und Leitern seiner Kirche Kap. 13, 2 u. 4; 15, 28; 20, 23., wohne] lugest und entwendest etwas vom Gelde [Erlös] des Ackets fwährend du doch vorgiebst, du brächtest das Ganze]? 4. Hättest du ihn doch wohlmbgen behalten, da du ihn hattest sda niemand dich zum Verkauf genöthigt oder auch nur aufgefordert hat]»; und da er sin Folge einer freiwilligen Entschließung deinerfeits] verkauft war, war es sdas daraus gelöste Geld] auch in deiner Gewalt sdamit zu schalten und zu walten nach deinem Belieben, ohne daß die Gemeinde Anspruch auch nur auf einen Theil, geschweige auf das Ganze gemacht hätte] Warum hast du denn solches in deinem Herzen vorgenommen sdieGemeinde mit falschem Schein zu täuschen, ihr die Meinung beizubringen, als übergäbest du ihr das Ganze, während es ja doch nur ein Theil istje Du hast-nicht ssvwohl Mark. 9, 37; Joh. 12, 441 Menschem sondern [vielmehr dem in der Gemeinde gegenwärtigen und ihre Sache für die seine ansehenden] Gotte gelogen. Z. Da Ananias aber diese Worte hören, fiel er« lmit dem von dem Worte des Apostels be- wirkten Gewisfensschlage gleichzeitig durch einen von Gottes unmittelbarer Hand herbeigeführten Herzschlage 1. Sam. S, 19; 2. Sam. 6, 7 ge- troff-en] nieder und gab den Geist aus [wörtlich: hauchte die Seele in der Weise eines sterben- den Thieres aus, indem ja bei ihm von einem Entschlafen Kap. 7, 59 oder Verscheiden nach der Weise Christi Matth. 27, 50; Mark. 15, 37; Luk. 23, 46; Joh. 19, «30 nicht die Rede sein kann]. Und es kam sum gleich bei diesem ersten Todesfälle denjenigen Eindruck hervorzuheben, auf den auch bei dem nachherigen zweiten V. 11 das göttliche Walten hauptsächlich es abgesehen hatte V. 13., da die Gemeinde selber noch nicht eine solche war, daß sie gewaltsamer Abschreckungs- mittel bedurft hätte] eine große Furcht über] alle [noch außer der Gemeinde Stehenden], die dies hörten [und gar wohl merkten, daß der HErr feine Wohnstätte in die Versammlung der Christen verlegt habe und nunmehr diese sein Volk Jsrael sei I. Sam. 6, 20; Pf. 82, 1]. " 6. Es stunden aber sals der Todesfall ge- schehen war], die Jünglinge [die in der Versamm- lung gegenwärtigen jüngeren Leute, welche von selbst erkannten, ohne erst von Petrus daran er- innert werden zu müssen, daß sie den hier er- forderlichen Dienst zu leisten verpflichtet wären] auf svon ihren Sitzen] und thaten ihn beifeit [richtiger: l-egten ihn zusammen, indem sie die bei seinem Niederfallen aus einander ge- fahrenen Gliederzsammt den Kleidern in Ordnung .brachten], und trugen ihn [vor die Stadt] hinaus [Luk. 7,«12] und begraben ihn. 7. Und es begab sich über eine Weile swährend welcher die Gemeinde« ruhig und ohne in ihren 398 Apostelgeschichte b, 8——11. geistlichen Verrichtungen sich stören zu lassen Z. Mos. 10, 6 f. beisammen blieb], bei dreien Stunden, kam fein Weib hinein [in die Versamm- lung, die wohl ihr Beisammensein nicht würde so lange hingezogen haben, wenn sie nicht hätte die Rückkehr der Jünglinge abwarten wollen] und wußte. [natürlich, da sie nicht bisher schon an dem, vielleicht einem besonderen Zweck bestimmten und von Weibern überhaupt nicht besuchten Gottes- dienste Theil genommen] nicht, was geschehen war ssie wollte aber nachsehen, was aus ihrem Mann geworden wäre, der ihr zu lange ausblieb]. 8. Aber Petrus [auf solches ihr sragendes Nachsehen] antwortete ihr svielmehr seinerseits ein prüfendes Nachforschen anstellend, inwieweit sie in den Betrug ihres Mannes verstrickt wäre]: Sage mir, habt ihr den Acker so theuer verkauft fals die hier vorliegende Geldsumme angiebt]? Sie sprach [mit noch weit verhärteterem Sinne, als den vorhin Ananias bekundet hatte, da die Um- stände, unter denen sie gefragt wurde, ganz dazu angethan waren, sie zur Besinnung zu bringen]: Ja, so theuer. J. Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihrs [du mit deinem Manne] denn Eins worden, zu versuchen den Geist des HErrn [der in seiner Gemeinde waltet, ob es nicht gelingen sollte, ihn ebenso durch Lüge zu hintergehenx wie man Men- schen auf solche Weise täuscht, und damit Gottes Heiligthum, seine Gemeinde anzutasten, als sei sie nichts denn eine gewöhnliche Genossenschaft von Menschen]? Siehe, sdamit du wissest, daß wirklich der Geist des HErrn bei uns ist, so sage ich dir kraft der Erleuchtung, die ich durch ihn habe, voraus, was in diesem Augenblick geschehen soll:] die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Thür [um jetzt eben einzu- treten] und werden [auch] dich [die du von gleichem Schlag, wie er, getroffen wirst] hinaustragetr 10. Und alsbald sda Petrus das gesagt hatte] fiel ste zu seinen Füßen [von der Hand des Allmächtigeu niedergestreckt], und gab den Geist auf lhauchte die Seele aus]. Da [in dem- selben Augenblick, da das geschah] kamen die Jünglinge [V. 6 zur Thür herein] und fanden sie todt [vor], trugen sie [auch hier erkennend, was sie nach ihrer Altersstellung zur Gemeinde, da sie eben— die Jüngeren waren, zu thun hätten, ebenfalls zur Stadt] hinaus Und begraben sie Dort] bei ihren Mann [vgl. Offenb 22, 15]. 11. Und es kam eine große Furcht [vor der Nähe Gottes Luk. 7, 16] über die ganze Gemeine [die so zum zweiten Mal und noch erschütternder als vorhin inne wurde, was es um ihre Ver- sammlung 4. Mos. 14, 5 für eine hohe Be- deutung habe, daß sie eben die Gemeinde Gottes oder die wahre Kirche sei, die Wohnstätte seiner göttlichen Heilsrathschlüsse sich feststellen läßt. Herrlichkeit und sein lebendiger Tempel], und [ebenso, wie schon oben V. 5 bemerkt, kam solche Furcht durch dieselbe Einsicht] über alle, die solches [außer der vorigen Bethätigung der göttlichen Gegenwart auch diese andere] höreten [denn das zweimalige Begräbnis; vor der Stadt erregte natürlich auch ein zweimaliges Aufsehen in der Stadt]. Vor allen Dingen müssen wir zur richtigen Auf- fassung dieser Geschichte uns darüber klar werden, ob der plötzliche Tod dieser Eheleute als ein durch den Apostel vermöge der ihm verliehenen Machtvollkom- menheit herbeigeführtes Strafgericht, als eine mit göttlicher Wunderkraft vollzogene Handhabung der Kirchenzucht anzusehen oder aber als ein durch Gottes selbsteigenes Dazwifchentretem ohne des Petrus Mit- wirkung, erfolgtes Ereigniß zu betrachten sei. Von der ersteren Betrachtungsweise aus hat man entweder über des Apostels unnatürliche Härte sich«ereifert, die besonders dadurch so abstoßend wirke, daß er den zu Boden gestreckten Mann sofort, ohne das Weib herbei- zurufen, beerdigen und dann dieses in eine Falle ge- rathen lasse, um dasselbe Strafurtheil noch einmal zu vollstrecken, oder Folgerungen in Betreff der Macht- befugnisse der Kirche gemacht, die nach katholischem Begriff sogar bis zu den zwei Schwertern des Papstes reichen; nach der andern Ansicht hin egen handelt es sich hier überhaupt nicht, wie in Kap. , 18 ff.; 13,8ff., um eine Handlung der Kirchenzuchh welche ja nach Z. Cor.13, 10 eine Macht ist zu bessern, und nicht zu verderben, sondern um ein heilsgeschichtliches Faktum, dessen Bedeutung allein nach dem ZufammenhangNder un kann es nach dem, was Petrus in V. 9 zur Sapphira sagt: ,,siehe, die Füße derer, die deinen Mann be- graben haben, sind vor der Thür, und werden dich hinaustragen«, allerdings so scheinen, als deeretire er in Kraft seiner apostolifchen Machtvollkommenheit ihr damit dieselbe Strafe, wie vorhin ihrem Manne, so daß also auch dessen Bestrafung von seiner Willens- bestimmung ausgegangen wäre. bei dem Strafgericht über die Rotte Korah darum, weil Mose dieses Strafgericht mit voller Bestimmtheit voraussieht und voraussagt (4. Mos. 16, 25 ff.), Mose auch derjenige ist, der dasselbe beschließt und vollzieht, vielmehr nur ein Eingeweihtsein in Gottes Vorhaben bei ihm stattfindet, durch dessen Kundgebung er sich als einen Gesandten und Bevollmächtigten des HErrn ausweist; ebensowenig hat im vorliegenden Fall der Apostel irgend etwas beschlossen und sich vorgenommen zu thun, sondern hat erst, nachdem er vor Augen gesehen, was Gott mit Ananias gethan, im Geiste vorausgesehem was nunmehr auch an Sapphira geschehen werde, und er war feiner Voraussicht so sehr als einer vom Geiste Gottes gewirkten sich gewiß, daß er ohne irgend welche Vermessenheit zu einer feierlichen Voraussagung fortschreiten konnte, was er denn auch thun mußte, um seine, durch die Lüge auch des Weibes zum zweiten Mal alterirte apostolische Würde desto entfchiedener in den Augen der Gemeinde wieder her- zustellen. Gerade der Umstand, den man nach dem oben Gesagten geltend macht, um den Apostel der Härte und Gefiihllosigkeit anzuklagen, daß nämlich sofort, nachdem Ananias niedergefallen ist und den Geist auf- gegeben hat, Jünglinge in der Gemeindeversammlung aufstehen und die Leiche beiseite schaffen, dient zu einem Fingerzeige, von welchen Gesichtspunkten aus wir das Strafgericht anzusehen haben. Jn Z. Mos. So wenig indessen « Das an Ananias und Sapphira vom HErrn vollstreckte Strafgericht. 399 10, 4f. nämlich begegnen uns ebenfalls dergleichen Jünglinge, welche die beiden Priestersöhne Nadab und Abihu, die darum, weil sie fremdes Feuer vor den HErrn gebracht, das er ihnen nicht geboten hatte, vor ihm starben 3. Mos. 10, l f.; 4. M. 3, 4., hinaus- tragen mit ihren leinenen Röcken vor das Lager; und wenn es nun von Usa, der bei dem Transport der Bundeslade von Kiriath-Jearim nach Jerusalem seine Hand aus estreckt hatte, dieselbe bei ihrem Wanken zu halten, un zur Strafe dafür, daß er in Hintaiisetzung des göttlichen Verbots dem Heiligthum zu nahe ge- kommen war, durch einen plötzlichen Schlag von Gott niedergestreckt worden war, in 1.Chron.14, 10 ebenfalls heißt: ,,er starb daselbst vor Gott«, so haben wir hier die Niederstreckung zunächst des Ananias und dann der Sapphira ohne Zweifel in gleicher Weise zu betrachten —- es ist eben ein Sterben vor dem HErrn. Der HErr ist in der Gemeinde gegenwärtig; sie ist sein Heiligthum, aus lebendigen Steinen erbauet, in dem er wesentlich und wahrhaftig wohnt; ihre Herzen sind die Tafeln seines Zeugnisses, in die er in Erfüllung der- Verheißung: Jer. I, 31 ff. sein Gesetz; geschrieben, und die dasitzenden Apostel sind sein Altar, auf den sie ihre Gaben bringt; wer darum fremdes Feuer vor ihn bringt oder mit Verachtung seiner Majestät und Herrlichkeih die insonderheit den Aposteln beiwohnt, das Heiligthum antastet, der soll vor ihm sterben: das ist’s, was in zwei augenfälligen Thatsachen in dem Tode der Beiden, der ausdrücklich mit einem Worte bezeichnet wird, das auch in Kap. 12, 23 vor- kommt und ein durch Gottes strafrichterliches Ein- schreiten bewirktes Sterben meint, sich darlegt. Und das ahnen und erkennen denn auch sowohl diejenigen außerhalb der Gemeinde, die von dem Vorfall hören, als die Glieder der Gemeinde selber; darum kommt die große Furcht über alle, von der in V. 5 u.11 die Rede ist, eine heilige, tiefe Scheu vor dem unsichtbar, aber doch wirksam nahen Gotte, der seiner nicht spotten läßt. Das Bewußtsein, wie unmittelbar und gewisser- maßen ,,leibhaftig« (Col. 2, J) der Heil. Geist und durch denselben Gott selber in ihm wo nt, erfüllt auch den Petrus, wie wir aus seinem Strafvorhalt in V. 3 f. und 9 erkennen, aber doch durfte er das Urtheil der Lästerunkg (Judä 9) weder fällen, noch auch nur selber erden en, sondern mußte erst in dem einen Exempel es anfchaun, ehe er es für den andern Theil ankündigen konnte. Nachdem es den-n an beiden Ehe- leuten sich vollzogen hat, ist die christliche Gemeinde so sehr als der nunmehrige Tempel Gottes,legitimirt, daß dieselbe, jedenfalls in Folge eines Antriebs des Jöttlichen Geistes, für den Söller von Privathäusern kKap 1, 13 f.; L, 1) fortan die Halle Salomonis im Tempel zu ihrem Versammlungsort machen konnte (V. l2); in ihr thronte ja die Herrlichkeit des HErrn auf den Cherubim, und da wurde mit ihrer Ver- sammlung an dieser, im äußersten Osten des Tempel- raums belegenen Stätte dem noch ungläubig gebliebenen Volk gleichsam vor die Augen gemalt, daß der Zeiger« an Gottes Uhr schon nahe an das Ende der Gnaden- stunde gerückt sei und die Räder am Wagen immer weiter und weiter rollten (Hes. 10, 19), denn während in Kap.3, I ff. die Herrlichkeit des HErrn noch an der Thür, die da heißt die schöne, sich gegenwärtig erzeigte, war sie nun schon bis hierher weiter gezogen. Gehen wir, nachdem wir die Bedeutung des Geschicks der Beiden uns klar gemacht haben, zurück aus ihre Handlungsweish so ist zur richtigen Beurtheilung derselben die Frage von Wichtigkeit, ob der verkaufte Acker ihr ganzer Pest? oder nur ein Theil davon war, ob sie also in er terem Falle mit Darbringung des Geldes, das sie für den vollen Betrag des Er- löses ausgaben, das nämliche geleistet zu haben er- heuchelten, was Joses Barnabas nach Kap. 11, 36 f. gethan, oder aber in letzterem Falle nur im Allge- meinen dem Beispiele der übrigen Besitzer in der Ge- meinde folgten (4, 34 f.), doch mit innerem Wider- streben, nicht aus freiem Liebestriebe, was sie denn dazu verleitete, einen Theil des Geldes zu unter- schlagen. Wenn wir bei unsrer Erklärung des Abschnitts für erstere Auffassung uns entschieden haben, so spricht für die Richtigkeit dessen schon die enge Verbindung, in welche der Anfang des 5. Kap, nicht mit dem ge- sammten Schlußtheil des vorigen Kap. (V. 32 ff.) über- haupt, sondern speziell mit dem, was in den beiden letzten Versen von Barnabas erzählt worden, gesetzt ist; offenbar soll das Wörtlein »aber« zu dem Ver- halten des eben genannten Levitenz welches aus innerem Triebe des Geistes hervorging und ein durchaus lauteres und uneigennütziges war, nun ein äußerlich paralleles, aber innerlich durchaus gegensätzliches hinzufügen. Außerdem ist Luther gewiß nicht im Unrecht, wenn er das griech. Wort Her-san, das in Kap. 2,. 45 von liegenden Gütern vorkam (Matth. 19, 22), für einen Jnbegrisf aller ihrer derartigen Habe hält und es deshalb mit der Mehrheitsform: ,,Güter« übersetzh obwohl hernach nur von einem einzelnen Ackergrundstück die Rede ist. Steht es denn so, daß Ananias speziell die That des Barnabas nachgeahmt und seines ganzen Besitzthums sich entäußert hat, so liegt die Vermuthung nahe, daß er es auf eine ähn- liche Stellung in der Gemeinde abgesehen hatte, wie dieser Levit sie theilweis wohl schon inne hatte und später noch bestimmter einnahm, auf die Stellung eines Propheten (Kap. 13, 1), aus die er sich Anspruch er- werben wollte durch die Verzichtleistung auf all seinen Grundbesitz; nicht sowohl die Größe der Gab e in dem, was er zu der Apostel Füßen niederle t, ist es, wo- durch er glänzen will, sondern die Gröse derSelbst- verleugnung, womit er alles festen Eigenthums sich begeben habe, und da konnte er nun leicht auf den Gedanken kommen (und jedenfalls hat sein Weib, mit der er sein Vorhaben besprach, folchen Gedanken ihm ganz probabel zu machen gewußt), die Unter- schlagung eines Theils des Erlöses sei für die Sache selber nicht von zu großem Belang. Sie war aber in Wirklichkeit von um so größerem Belang, eine je größere Verblendung dazu gehört, auf der einen Seite dem Amt des Geistes dienen wollen und doch auf der andern Seite den Geist, der in den Trägerndieses Amtes wohnt, zu belügen versuchen. Die Frage, die ein Ausleger in Betreff des Strafgerichts aufwirft, das den Lügner und sein, wo« möglich noch tiefer in die Lüge verstricktes Weib so plötzlich dahinrafst: ,,durfte der heil. Geist Sünder mitten in ihrer Sünde hin- rasfen?« verräth bei demselben einen nicht geringeren Mangel an durchgebildetem christlich-sittlichen Ur- theil, wie seine Auslassung über die Mordthat des Erlanger Studenten K. L. Sand, als sei sie so, wie sie geschehen —- durch diesen reinen, frommen Jüng- ling, mit diesem Glauben, dieser Zuversicht verübt — ein schönes Zeichen der Zeit. War in Jer. 31, 29 f. für die neutestamentliche Zeit ein so hoher sittlicher Gesammtgeist dem Volke Gottes verheißen, daß das von einem Einzelnen etwa ausgehende Ver- derben nicht aufkommen und erst weiter sich verbreiten, sondern vielmehr auf den Urheber beschränkt bleiben und an diesem sogleich sein Gericht und seinen Unter- gang finden solle, so war die Erfüllung solcher Zusage da am nöthigsten, wo das Verderben von einem Solchen ausging, der nach einer Stellung in der 400 Apostelgeschichte 5, 12———18. Gemeinde trachtete, die gerade dazu da ist, auf Andere geiftlich-urheberisch einzuwirken (vgl. die Bem- zu Hes 40, 37); und war in Jes. 60, 18 der Bundesgemeinde verheißen: ,,man soll keinen Frevel mehr hören in deinem Lande, noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen, sondern deine Mauern sollen Heil und deine Thore sollen Lob heißen«, so ist das dem Ananias nnd der Sapphira widersahrene Gericht, wie wir in V. 13 hören, der christlichen Gemeinde wirklich zu einem Ruhm und zu einer unnahbaren Schutzwehr ge- worden; diese vertvehrte »den Andern«, sich zu ihr zu thun» und jener nöthigte ihnen eine ehrfurchtsvolle Scheu ab. Und das war um so mehr von Wichtigkeit, als die Wohlthaten der christlichen Bruderliebe, welche Arme und Mangelleidende bei der Gemeinde zu ge- nießen hatten (4, 34), gar leicht eine Anlockung für unlautere, selbstsijchtige, arbeitsfchseue Leute hätten werden können, um den Glauben mit dem Munde zu bekennen und äußerlich durch die Taufe sich aufnehmen zu lassen, nur daß sie zu dieser bequemen Versorgung gelangen möchten. · » 12. Es geschahen aber [in derjenigen Zeit- Periode, auf welche alles das in Kap. 4, 32—— b, 16 Mitgetheilte sich bezieht, als thatsächlicher Beweis von der göttlichen Erhörung des Gebets in Kap. 4, 301 viel Zeichen und Wunder durch der Apostel Hände« svgl V. 15 s·], und waren alle [die zur christlichen Gemeinde gehörten, seit dem Vorfall it! V— I— 11] in der Halle Salomonis isKapi Z, 11] einmüthiglich sals ihrem nun- mehrigen Versammlungsort bei einander]. 13. Der Andern aber swelche sich noch nicht zum Glauben an Christum bekehrt hatten, sondern im Judenthum verharrtens durfte sich keiner zu ihnen thun [wagte keiner in ihre Versammlung sich einzudrängen, dadurch diese zu einem Gemisch von Gläubigen und Ungläubigen geworden wäre], sondern das Volk hielt groß von ihnen» sals bildeten sie eine heilige, unnahbare Genossenschaft, der kein Fremder sich ungestraft nahen dürfe 4. Mos. 17, 13; I. Tim. 3. 15]. 14. Es wurden aber [so wenig war diese ehrerbietige Scheu auf Seiten der großen Masse ein Hinderniß für das fortschreitende Wachsthum der Gemeinde auch an Umfang] je mehr [zu ihrem wirklichen Bestande] zugethan, die da glaubeten an den HEttn lJesum Christum als den rechten, alleinigen Heilands, eine sder Zahl nach nicht näher anzugebende] Menge der Männer nnd Weiber [wodurch die Achtung des Volks sich noch weiter steigerte und man besonders zu den Aposteln als göttlichen, mit außerordentlichen Gaben aus- gerüsteten Propheten Vertrauen faßte]; 15. Also, daß sie [die Leute im Volk zu Jerusalem] die Kranken auf die Gassen heraus- trugen und legten sie auf Betten und Bahren [die dann nicht selten ganze Straßen entlang aufge- stellt warens, auf daß, wenn Petrus käme [und an den Kranken vorübergingeL sein Schatten ihrer etliche überschattete fund diese gesund würden Kap. 19, 11f.]. 16. Es kamen auch lfo selbst über das Gebiet der Stadt hinaus verbreitete sich das An- sehen der Apostel bei den Juden] herzu viele von den umliegenden Städten gen Jerusalem und brachten die Kranken san natürlicheii Krankheiten Leidendens und ssolches die von unsaubern Geistern gepeiniget waren; und wurden alle [die man zu den, ihre Hände auf die Kranken legenden Aposteln V. 12 brachteJ gesund-«« V) Die nächste Folge jener furchtbaren Wirkung des apostolischen Worts ist nach V. 11 die Furcht, und diese Furcht kommt nicht blos über alle, die es hören, sondern auch über die ganze Gemeinde; die Heiligkeit der Gemeinde war es ja gewesen, was sich wesentlich in dem Gericht über Ananias und Sapphira geoffen- bart hatte, die Gemeinde hatte sich hier gezeigt wie das heil. Feuer des Altars, welches ausfuhr, um alles unlautere Wesen zu verzehren (3. Mos. 10, 1 ff.). Sie selber hatte in dem Maße ihre eigene «eiligkeit gar nicht gekannt, wie sie ihr nun in jenem reigniß ent- gegengetreten, darum kann selbst sie sich der Furcht nicht erwehren, geschweige denn daß alle, welche draußen stehen und von solcher heiligen Strenge hören, er- schrecken müssen. Indessen, diese Furcht konnte auch nachtheilig wirken: sie konnte den himmlischen Glanz der Gnade, in welchem die Gemeinde strahlen soll, verdunkeln; denn nicht die richtende, tödtende Gewalt ist das Wesentliche in der Gemeinde, sondern im Gegen- theil, die Gemeinde ist ja recht eigentlich der Bergungs- ort, die Zufluchtstätte in den Tagen der letzten Nöthe, der heilige Berg Zion, auf welchem allein Schutz und Schirm vor den Wettern, in welchen die Welt vergeht (Joel 3, 5; Sach. l3, l). Darum wird jener Eindruck der Furcht sofort wieder dadurch überwunden, daß durch die Hände der Apostel viel Zeichen und Wunder zum Heile geschehen unter dem Volk. (Baumgarten.) Zwei Heuchler hatte der Zorn Gottes durch den Mund der Apostel verzehrt, aber einer ganzen Menge Elender widerfuhr durch der Apostel Hände Hilfe; der HErr bewies hiermit, daß das erstere sein fremdes Werk, dieses aber sein liebstes Geschäft sei. Mitten im Zorn gedenkt er der Barmherzigkeit; und wie er seinen Eifer gegen die Bösen beweist, so wendet er sein Herz nicht von den Elenden (Apost. Past.) sit) Das ,,einmüthiglich in der Halle Salomonis versammelt« muß doch selber ein Kraftbeweis des HErrn sein, weil es mitten unter den Krastbeweisen steht; und in der That, es ist einer, und nicht der geringsten einer. War es nicht auch ein Wunderzeichem daß das sVolk Gottes so offen und frei, ohne Furcht vor den Juden (Joh. 20, 19), an einem öffentlichen Orte versammelt sein durfte, nachdem bereits der Hohe- rath gedrohet hatte? und noch mehr, daß des HErrn Gemeinde bewahrt blieb vor der Vermischung mit der Welt, daß die Welt in lauter Ehrerbietung vor ihr sich nicht zu ihr thun mochte, weil sie fühlte, daß sie selbst Welt bleiben wollte und doch in des HErrn Gemeinde nichtWelt bleiben durfte? (Williger.) Das Gericht über Ananias und Sapphira war ein öffent- liches Zeugniß, daß es dem HErrn nicht um einen großen, gemischten Haufen zu thun sei; deshalb hatte es auch anfangs die Wirkung, daß es niemand wagte, sich so mit anzuhängen, sondern daß die Kraft des Geistes und der Wahrheit, die man an den Gläubigen spürte, Andere zurückh1elt, sich nicht ohne Grund für etwas auszugeben. (Rieger.) Das Volk bekam den Eindruck, daß man sich müsse ganz und gar mit Seele Die Wirkung des Ereignisses zur Verherrlichung der Gemeinde. 401 und Gewissen der Regierung des heil. Geistes hin- geben, wenn man sich der Gemeinde anschließen wolle, daß also eine äußere Gemeinschaft zum bloßen Schein nichts fromme. (Lechler.) Man merkt es noch bis auf den heutigen Tag, daß falsche Seelen, die dem Wort nicht Raum geben wolleii, den Umgang eines redlichen Knechts Christi fliehen und ihm nicht gern zu nahe kommen. (Apost. Past.)· IN) Die Stunde der Entscheidung für Jerusalem rückte immer näher herbei; im Volke regte sich’s mäch- tig, eben in diesen Tagen ließen sich Tausende taufen. Blickten die Apostel zurück zu dem Tage, da das Gemeinlein der Gläubigen 120 Namen zählte (Kap. 1, 15), und sahen nun uin sich versammelt viele Tau- sende iLukas giebt bei so großer Men e in V. 14 keine Zahl mehr an, wie er das noch in Kap. 4, 4 gethan, doch werden wir zu Kap.,6, 6 sehen, daß die Zahl der Christen jetzt wohl bis auf 7000 Seelen wuchs), so meldete sich ihren Freudenaugen die in Jes. 60, 21 u. 22 verheißene angenehme Zeit an. Jn der That wuchs die Kraft und die Freudigkeit der Apostel von Tage zu Tage, und die Empfänglichkeit des Volks für Wunder und Zeichen im Namen Jesu war wie die Empfänglichkeit der gepflügten Erde für den Regen vom Himmel. ls Folge dieser zunehmenden Herzens- bereitschast des Volks will Lukas erkannt sehen, was er in V. 15 erzählt: die Gassen entlang tragen Vor- nehme und Geringe ihre Kranken heraus und legen sie auf weicheBetten oder harte Bahren, und die Zu- versicht der Kranken zu dem Manne, zu dessen Füßen Ananias und Sapphira todt niedergefallen waren, ist so stark, daß sie sprechen: ,,möchte nur sein Schatten uns überschatten, so würden wir gesund«. Da hat Petrus jenes Weibes sich erinnert (Luk. 8, 43 fs.), welche sprach bei sich» selbst: ,,möchte ich nur sein Kleid »an- ruhren, so wurde ich gesund-«; als Jesus damals hilfe- freudig sprach: »wer hat mich angeruhrt?«, befremdete das Petrum, heute befremdet es ihn nicht, daß die Bank) Jesu auch durch den Schatten seiner Knechte die ranken heilkräftig anrühren mag. euer Schatten« (Ps. 121, 5), antwortete seine Seele dem Glauben der Kranken. Oder hätten diese auf Petri Schatten wartenden Leute sich übernommen im Glauben? Nein, Lukas will sie offenbar ein eschlossen haben in das Wort am Schluß des 16. Bergs: »und wurden alle gesund«. Die sich ärgern am heilsamen Schatten Petri und an den ebenso heilsamen Schweiß- tüchlein Pauli in Kap. 19., die verstehen die leutselige und herablassende Mildigkeit Gottes nicht, wonach er handelt mit allen, die bei ihm Hilfe fuchen, mit einem jeden nach seinem Verständiiiß. Der Schatten that es freilich nicht, und wer sich verlassen hätte auf die Ueberfchattung durch einen Menschen, würde gestraft worden sein von dem geifterprüfenden Apostel; aber die Kraft Gottes that es, welche die Kranken in Petro suchten, und ersah sie an, wie dort (3,4) den Lahmen, und gab i neu, was· er hatte, nach ihrem Glauben. (Besser.) in Lehrer wird zuweilen, da er sein eigenes Unvermögen erkennt und sieht, kleinmüthig und ge- denkt: was soll ich ausrichten, da ich selbst im Schatten sitze und mehr einem Schatten als einem Lebendigen gleiche? Aber Gott kann das Allerunansehnlichsth das sich nur ihm überläßt, zu großen Dingen wie den Schatten Petri brauchen. (Apost. Past.) Für die in Dan. 9, 27 eweissagte letzte von den 70 Jahrwochen: ,,er (der essias) wird vielen den Bund stärken eine Woche lang« haben wir den An- fang gefunden in dem Auftreten Johannis des Täufers in der Wüste im Herbst des J. 26 n. Chr.; da nun diese Woche hier ihre höchste Spitze, ihr Aeußerstes D ä ch s e l ’s Bibelwerh W. Band. »Der HErr ist» oder ihr Ende erreicht, weshalb auch der HErr alles aufbietet, daß Jsrael erkenne die «« eit, darinnen es heimgesucht wird, so reicht unser slbschnitt bis zum Herbst des Jahres 33 n. Chr. Bis dahin wird es den Obersten unmöglich gemacht, sich an den Aposteln Christi und seiner Gemeinde zu vergreifen; es hat erst müssen dazu kommen, daß sie zu einer förmlichen Gemeinde sich auch öffentlich constituirten (V. 12), daher auch in V. 11 diese Bezeichnun für die früher blos als Gläubige (Kap. 2, 44; 4, 3·) Aufgeführten zum ersten Mal (denn in Kap. Z, 47 ist das Schluß- wort: ,,zu der Gemeinde« wohl eine Zuthat von frem- der Hand) gebraucht wird. Desto rascher geht es aber von da an mit der Feindschaft der Juden (V. 17 fs.), und wohl schon in den Winter dieses Jahres fällt die Steinigunxg desStephanus in Kap. 7., während das in V. 17 bis ap.6, 8 Erzählte noch der Herbstzeit angehört. f. v. 17—42 (§137): dar» erste Heiden der Apostel. 17. Er stund aber auf [indem er glaubte, dem wachsenden Ansehn und Umfang der christ- lichen Gemeinde nicht länger ruhig zusehen zu dürfen, sondern nunmehr entschiedeneSchritte da- gegen thun zu müssen] der Hohepriester sHannas Kap. 4, S] und alle, dieunit ihm waren [seiu ganzer Anhang], welches ist die Seite der Sad- dUcaer sdie es ja längstfschon verdrossen· hatte, daß die Apostel verkündigten an Jesu die Aus- erstehung von den Todten-L, 2], und wurden vpll Eifers [von fanatischem Eifer »erfüllt], » 18. Und legten [vermuthlich in der Zwischen- zeit zwischen dem großen Versöhnungstage und dem Laubhüttenfest vom 10.—715.»Tisri oder October des J. 33 n. Ehr.] die Hande an die Apostel fließen sie durch die Diener des Hohen- raths einziehen] und warfen sie in das gemeine Gefängniß sum sie anderen Tages vor Gericht zu stellen]. Jrgend welche äußere Veranlassung muß es doch gehabt haben, daß Hannas mit seinem Anhang» sich erade jetzt getrieben fühlt, wider die Apostel einzu- chreiten; und da liegt es nahe genug, in dem bevor- stehenden Laubhüttenfest, zu welchem das Volk aus dem ganzen Lande sowie aus auswärtigen Ländern in Jerusalem zusammenströmte,»diese Veranlassungspzu erblicken. Man wollte es verhüten, daß die religiose Bewegung, von welcher Jerusalem und das uniliegende Judäa ergriffen worden, nicht zuletzt gar noch« die ganze Nation unter dem immel erfasse, was bei· der außerordentlichen Wunder rast, welche die Apostel nach V. 15 f. an den Tag le ten, so bestimmt sich voraus- sehen ließ. Die treiben e Partei im Hohenrathe ist, wie schon in Kap. 4, 1 ff·, die der Saddueäer; zu ihr hat ohne Zweifel auch der Hohepriester Haiinas mit seinen Familiengliedern gehört, und hat man kein Recht, diese Angabe der Apostelgeschichte darum als irrthümlich zu verdächtigen, wei Josephus nur von einem der Söhne des Hannas erwähnt, daß er ein Saddueäer gewesen, als folge daraus ohne Weiteres, daß der Vater selber mit seinen» übrigen Söhnen zu den Pharisäern ge ählt· habe, wir haben vielmehr zu Joh. 11, 49 bemer t, wie dort Kaiphas in »seiner groben Behandlung der Collegen sich ganz wie· ein Saddueäer benimmt, und wenn nun das Gleichniß vom reichen 26 402 Apostelgeschichte b, 19—24. Manne in Luk. 16, 19 ff. auf ihn, den Kaiphas, und ] die fünf Söhne des Hannas zielt, wie wir angenommen l haben, so liegt darin Andeutung genug, daß sie an keine Auferstehung, überhaupt an kein jenseitiges Leben laubten und also sadducäisch gesinnt waren. Aber, so müssen wir uns hier fragen, wie kommt es doch, daß, während dem HErrn Jefu egenüber die eigentlichen Feinde und Verfolger die Fsharisäer ge- wesen waren und dagegen die Sadducäer, von der letzten, durch die Auferweckung des Lazarus herbei- geführten und von Kaiphas in die Hand genommenen atastrophe abgesehen, sich mehr indifferent verhalten und nur hin und wieder einen Angrisf versucht hatten, der christlichen Kirche gegenüber sich das Ver- hältniß geradezu umkehrt und die Saddueäer zu den eigentlichen Widersachern werden, dagegen die Pharisäer eher eine freundliche Stellung zu ihr ein- nehmen, indem sie von anfänglicher Duldung bis zu schützender Abwehr (vgl. V. 34 ff; 23, 6 fs.) und zu- letzt sogar zu theilweifen Uebertritten (Kap. S, 7; 15, 5; l, 20 f.) fortschreiten? Diese Frage beant- wortet Baumgarten dahin: »Der, welcher durch die Erscheinung seiner Niedrigkeit, trotz welcher er der Messias zu sein behauptete, in seinem erklärten Gegen- satz gegen ihren Stolz und ihre Heuchelei den Eiferern des Gesetzes der Hauptanstoß gewesen,,war nun be- seitigt; seine Jünger glauben zwar an seine Messianität, allein, da sie nach dem Gesetz einhergehen, eine all- gemeine Bekehrung Jsraels hoffen und die Wieder- herstellung des Volkes in Aussicht stellen, so ist die Gegenwart der Gemeinde dem gesetzlichen Bewußtsein bei Weitem nicht so lästig, wie die Gegenwart Jefu es gewesen war. Ganz anders stand es mit den Saddu- cäern, da ihr erklärter Unglaube an das Leben -nach dem Tode von jeder apostolischen Verkündigung der Auferstehung Jefu Lügen gestraft wurde«- P. Lange seinerseits läßt sich folgendermaßen aus: ,,Es war ebenso natürlich, daß die Sadducäer nach der Wen- dung, welche die Sache Christi in der Verkündigung seiner Auferstehung durch den Mund seiner Apostel nahm, als erbitterte Gegner derselben hervortraten, als daß jetzt manche Pharisäer anfankgen konnten, in der Verfolgung derselben Sache beden lich· und behut- sam zu werden; denn die ersteren mußten nicht nur durch das kühne Hervortreten des ihnen verhaßten Dogmas in der be eisterten Verkündi ung der großen That- sache der uferstehung auf’s eußerste erbittert werden, sondern sie hatten nun auch einen Vorwand, in der Lehre der Anhänger des den Juden verhaßten Na- zareners zugleich das Lieblingsdogina der Pharisäer zu verfolgen, die sie wegen ihres»Ansehens» sonst nicht direct angreifen konnten. Fur die Pharisaer dagegen hatte Jesus jetzt eine andere Bedeutung als früher: er stand nicht mehr als der arme Festpilger von Na- zareth da, sondern als der Auferstandene,· mit« dem höchsten Glan des Wunders und einer himmlischen Herrlichkeit geschmückt wurde er Verkündigt; und wenn sie si auch nicht gerade mit dem Glauben an den Aufer tandenen befreunden mochten, so konnten sie doch (wie früher einmal: Matth. 2·2,34) ihre Freude daran haben, daß den Sadducäern jetzt in so überraschender Weise das Maul gestopft wurde. Daß damit freilich die pharisäische Partei nicht für Jefum gewonnen war, ersehen wir bald nachher aus dem fanatisch-feindseligen Auftreten des Saulus.« 19. Aber der Engel des HErrn [der den Aposteln vom Himmel her zu Hilfe gesendet ward] that in det Nacht [zu- einer nicht naher zu be- zeichnenden Stunde der Nacht, da auf dieselbe ja auch nichts weiter ankommt Kap. 16, I; 17, 10; 23, 311 die Thur des Gefangnisfes auf und führete sie heraus [worauf die Thür sich hinter ihnen wieder schloß, ohne daß die·Wächter von allen diesen Vorgängen irgend etwas wahrgenommen hätten V. 23], Und sprach [zu ihnen, als er"sie nun hinaus incs Freie gebracht hatte]: 20. Gebet [wenn der Tag wird angebrochen sein] bin Und tretet [mit aller FreimüthigkeiA auf und redet im Tempel [im äußeren Vorhof des- selben] zum Volk fvon Israel] alle Worte dieses [im Glauben an Christum Jesum, den Gekreuzig- ten und Auferstandenen, beschlossen liegenden] Lebens [Kap. is, 26., welches im Volke zu schaffen dessen Oberste euch haben hindern wollen damit, daß sie euch in’s Gefängniß geworfen]. 21. Da sie das gehört fund einstweilen, bis zum Anbruch des Tages, sich nach Hause begeben] hatten, gingen sie svon dort] fruhe [schon um die MorgendämmerUUgJ in den Tempel und lehreten findem sie Christum predigten]. · Es giebt ein göttliches ,,aber«, sagt ein bekannter Prediger (Ahlfeld) zu dieser Stelle, das oft ein Spott auf alle Menfchenpläne ist: die Menschen sind fertig mit ihrem bösen Rath, nun tritt dieses »aber« da- zwischen. David sagt im Z. Psalm: »die Könige im Lande lehnen sich auf, und die Herren rathschlagen mit einander wider den HErrn und seinen Gesalbten; aber Der im Himmel lachet ihrer, der HErr spottet ihrer«. Dieses Aber der göttlichen Allmacht wider die mens - liche Ohnmacht, der göttlichen Treue wider die mens - liche Bosheit kam auch den gefangenen Aposteln zugut und schob den Riegel von ihrer Kerkerthüu Offenbar soll mit den obigen Worten unsrer Erzählung ein außerordentliches öttliches Eingreifen berichtet werden; wer an nichts underbares glaubten, nichts Ueber- natürliches sich gefallen lassen will, der muß die Apostel- geschichte, ja der muß die ganze Bibel lieber bei Seite liegen lassen und seine Zeitung lesen. Es wurde hier erfüllt das alte Psalmwort (34, 8): »der Engel des HErrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus«; und wenn wir in Kummernächten und Trübsalsbanden allerdings auf keinen leibhaftigen Engel hoffen und warten dürfen, so wollen wir uns d er Wahrheit wenigstens freuen, daß der HErr immer noch Mittel und Wege genug hat, sich der Seinen im Leiden anzunehmen und fie aus ihren Nöthen zu reißen. Keine Trübsalsnacht ist so finster, er sendet einen himmlischen Strahl des Lichts und des Trostes in dein dunkles Sorgenkiimmerleim wo du zu ihm beteft und auf ihn hofsst; kein Schloß und Riegel ist so fest, er kann’s aufbrechen über Nacht und dich wieder in’s Freie führen. Darum -- »hosf, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt: Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud«- (Gerok.) Der Engel des HErrn dient hier nicht blos als Organ der Weltregierung Gottes des Vaters, sondern vielmehr als Organ des erhöheten Sohnes Gottes; er greift nicht nur in die Ereignisse des bürgerlichen und gewöhnlichen Lebens ein, sondern zugleich in den Gan des Reiches Gottes, in die Entwickelung der Kirche hristi. Die Apostel standen hernach (V. 26 fs.) vor dem Ezohenrath anz anders, wenn sie vollkommen freiwi ig sich gestellt Gefangensetzung undBefreiung der Apostel und ihr Predigen im Tempel. 4092 hatten, als wenn sie als Verhaftete vom Gefängniß aus vorgeführt waren; die von manchen Auslegern behauptete Zwecklosigkeit des Wunders ist also nur ein Schein, den auch der Umstand, daß die Apostel dann doch Streiche leiden müssen, nicht zur Wirklich- keit zu erheben vermag. (Lechler.) Wenn die Zeugen Jesu Streiche leiden, und zwar auf Befehl der Hohen- priester und Aeltesten Jsraels (V. 40), ist darin nicht ein Beweis, daß Jesus nicht Jehova ist und seine Gemeinde nicht das rechte Israel? Diesem Fehl- schluß kann nur durch eine Thatsache, nur durch ein göttliches Zeichen vorgebeugt werden; eben dies ist die Bedeutung der wunderbaren Errettung der Apostel aus dem Gefängniß durch den Engel. Sowie Jesus durch bloße Nennung seines Namens die angreifenden Feinde erst zu Boden schlägt, ehe sie die Hand an ihn legen dürfen (Joh. 18, 4 sf.), und dadurch den that- sächlichen Beweis giebt, daß er aus freiem Willen sich ihnen überläßt; so läßt er hier durch Sendung seines Engels zuerst den Hohenrath in seiner völligen Rath- losigkeit V; 24 erfahren, daß nicht er sel er Macht habe über seine Zeugen, sondern, daß ihm diese Macht nur von oben herab gegeben sei. Man darf sich nicht wundern, daß weder die Apostel noch die Richter bei der Verhandlung in V. 27 ff. auf die wunderbare Be- freiung Bezug nehmen; die Richter werden ja wenig Lust gehabt haben, auf die Ursach ihrer gänzlichen Verwirrung zurückzukommen, und den Aposteln, welche die Gelegenheit benutzen, noch einmal angesichts des Hohenraths ihr Glaubensbekenntniß auszusprecheky trat hinter diese Angelegenheit die Art und Weise ihrer Befreiung in den Hintergrund Zu verwundern wäre nur das Eine, daß nämlich die Richter ungeachtet des Wunders in ihrem Haß und in ihrer Verfolgung un- gestört fort ehen, wenn nicht Schrift und Erfahrung zeigten, dag das Machthaben auf Erden überall da, wo nicht ein reges Gewissen lebt, mit einer ganz eigen- thiimlichen Verblendung verbunden ist. (Baum arten.) Das war ein Auftrag, den der Engel den pofteln ertheilte! Nicht: «gehet hin und verberget euch«, son- dern: ,,gehet hin und tretet aus«; nicht: ,,redet davon zu den Euren« (Kap. 4, 23), sondern: ,,redet im Tempel zum-Volk«. Zur Ausrichtung solchen Auftrags ge- ören Leute, die sich nicht mit Fleifch und Blut be- prechen (Gal. 1, 16), sondern bei denen es allezeit heißt: ,,HErr, auf dein Wort« (Luk. 5, 5); aber mit solchen Leuten kann ihr HErr auch etwas wagen, sie verstehen es zu verkündigen die Worte dieses Lebens, sie können auf sich selber weisen und sprechenx »Unser ·anzes Leben, ein jeder Schritt, den wir thun, ist ein äeugniß für das Leben des Heilandes; er lebt allein, und wir sind nur ein Thon in seiner Hand« Jes. 45,. 9. (Williger.) »Dieses Lebens«, so pricht der Engel; denn das Leben in Christo Jesu, dem Leben- «digen, ist auch der Engel immer gegenwärtige Freude und hellster Lobgesang — dieses Lebens, welches uns Engel gelüstet zu schauen (1. Petri I, 12), welches euer und aller, die selig werden, alleiniges Element ist, welches von euch ausgeht auf die Kinder des Todes und dessen kundbare Zeichen schon Jerusalem erfüllen. Alle Worte dieses Lebens follen die Apostel reden: der Err hat sie verordnet, seine Zeugen zu sein in Ieru alem; diesesBerufes follen sie treulich warten, bis sie alles geredet haben, was ihnen befohlen ist, im Verkündigen des ganzen Heilsrathes Gottes. Jm Tempel zum Volk follen sie reden, auf daß, wer den Namen des HErrn anrufen wird, errettet werde aus dem entarteten Volk des in den Tod sinkenden Tempels, hinzugethan dem Volke des ewig lebenden Tempels. Fröhlich hing ehen und freudig austreten sollen sie mit ihrem Evangelio, ohne Furcht vor den! Hohenpriesteyder wider sie ausgestanden ist. Die Apostel haben in dieser Nacht ihrer Gefangenschaft wohl ge- fragt: ,,HErr, ist unsere Sendung an Jerusalem nun vollendet?« Da antwortete ihnen der HErr, wie nach- mals dem Apostel Paulus in Eorinth (Kap. 18, 9 f.). Noch durften sie Jerusalem nicht verlassen, die Sünde der Obersten war noch nicht voll und die Geduld des HErrn noch nicht erschöpft: »gehet durch die Gassen zu Jerusalem-«, dies prophetische Wort (Jer. 5, l) galt ihnen, »und schauet und erfahret und suchet auf ihrer Straße, ob ihr jemand findet, der recht thue und nach dem Glauben frage, so will ich ihr gnädig sein«. (Besser.) 21b. Der Hohepriester aber [noch nichts ahnend von den in V. 19 ff. erzählten Vorfällen] kam [am andern Tage, nachdem er die Apostel hatte in’s Gefängniß werfen lassen V. 17 f., um ihnen nunmehr den Prozeß zu machen, in das Sitzungszimmer des Hohenraths das im hohen- priesterlichen Palaste sich befand Matth. 26, 57 sf.), und die mit ihm waren sseine Parteigenossen oder Helfershelfer bildeten V. 17], und riefen zusammen den Rath und alle Aeltesten der Kinder Israel [damit die jetzige Sitzung eine recht vollzählige und feierliche wäre], und sandten [die Gerichts- diener] hin zum Gefängniß, sie [die abgeurtelt werden sollten] zu holen. 22. Die Diener aber kamen dar snach dem betreffenden Ort, schlossen die Thüren auf, ihren Auftrag auszurichten] Und fanden sie lzu ihrem großen Erstaunen] nicht im Gefängniß, kamen wieder szu dem Versammlungssaal des Hohenraths] und verkiindigten sihren Herren]- 23. Und sprachenx Das Gefängniß fanden wir verschlossen mit allem Fleiß und die Hüier draußen stehen vor den Thüren lso daß auch nicht die leiseste Spur von einer geschehenen Entführung oder von einem» Entspringen der Gefangenen vor- lag]; aber da wir austhaten, fanden wir niemand drinnen fund können nun uns gar nicht erklären, was da mag vorgefallen fein]- 24. Da diese Rede höreten der Hohepriester [Hannas] und der Hauptmann des Tempels [der gestern die gefängliche Einziehung der Apostel be- sorgt« hatte und heute mit im Hohenrathe an- wesend war, um nach geschehener Verurtheilung bis zur Strafvollstreckung sie in weiteren Gewahr- sam zu nehmen] und andere Hohepriester [die zum Hohenrathe selber gehörten], wurden sie über ihnen betreten [in völliger Rathlosigkeit sich einander ansehend], was doch das werden wollte lwelchen weiteren Fortgang die Sache mit denAposteln nehmen würde, da sichtlich eine höhere Macht zu ihrer Befreiung eingegrisfen hatte]. Mit allem Fleiß hatte der Engel die Thüren des Gefängnisses hinter den Aposteln wieder verschlossen; wer Augen hatte zu sehen, der sollte sehen, daß andre als Menschenhände hier ihr Werk gehabt, denn auch die Hüter hatten nichts gesehen und gehört und konnten 267 404 Apostelgeschichte 5, 25——34. keine Auskunft geben. Zugleich klopfte bei diesen Hütern die Freundlichkeit des HErrn an; darum mußte der Engel dafür sorgen, daß niemand einer Fahrlässigkeit sie zeihen durfte. Mitten hinein nun in die fleischliche Sicherheit derer, die zu Gericht sitzen wollen, fährt wie ein Blitzschlag die Rede der Diener, die in aller Form ihren Rapport erstatten; sie werden betreten über den Aposteln, was doch das werden wollte, die Hand aus der Höhe hat sie ungerührt und sie fahren zusammen, bestürzt und verwirrt. Aber daß sie sich schuldig und Gott die Ehre geben wollten, das fällt ihnen nicht bei; sie haben nicht einmal Lust zu erfahren, was geschehen sei, sie sürchten da noch fester angepackt zu werden, nur Eins bekümmert sie, was werden wollte aus ihrer Macht und Ehre, wenn das so fortginge. (Besser.) Sie werden es solange forttreiben mit ihrem Trotz und ihrem Widerstreben, bis sie die Ver e bitten müssen über sie zu fallen (Luk. 23, 30; Osfenb 6, 15 ff.), um sie zu decken vor dem Zorne des Allmächtigem (Williger.) 25. Da kam einer [der um die gestrige Gefangensetzung der Apostel und um die heutige Gerichtssitzung des Hohenraths zur Entscheidung in ihrer Sache wußte] dar sum den Hohenpriestern und Aeltesten eine für»sie wichtige Nachricht zu überbringen]·, der perkundigte ihnen: Siehe, die Männer, die ihr urs Gefangniß geworfen habt [und die dortder Hauptmann des Tempels heute nicht mehr vorgefunden hat], find im Tempel, stehen [ganz freimüthig und offen, als habe nie- mand sie zu hindern, da] Und lehren das Volk. 26. Da ging hin snach dem Tempel] der Hauptmann mit den [Ger1chts-] Dienern, und holeten sie snach dem Gerichtssaale herbei], nicht mit Gewalt ssondern auf einfache Vorladung sich beschränkend]; denn sie furchtcten sich vor dem Volk, daß sie nicht svon demselbenjwenn sie aber- mals die Hände an die Apostel legen wollten] gesteinigt wurden ses war aber auch mit der ein- fachen Vorladung genug, die Vorgeladenen folgten ohne Widerrede dem Hauptmann und den Dienern] Mag dieser unberufene Bote für oder wider die Apostel haben zeugen wollen, seine Verkündigung war wie der Donner zu dem Vlitze der ersten Nachricht Sehet diese beiden Bilder: die Hohenpriester und"«Ael- testen in rathloser Verlegenheit dasitzend, blaß von Furcht und roth von Zorn, da egen die Apostel festen Herzens und fröhlichen Angesi ts stehend im Tempel und das Volk lehrend mit freudigem Aufthun ihres Mundes! Als dann der Hauptmann des« Tempels kommt, die Vorladung des Hohenraths ihnen zu über- bringen, gebraucht er glimpfliche Worte, und sie lassen sich williglich einführen; vom Engel des HErrn aus dem Gefän ni geführt, wußten sie es mit neuer Ge- wißheit, da die Obrigkeit keine Macht über sie abe, wäre sie ihr nicht von oben Fsggebem und dieser acht beu ten sie sich ehorsamen uthes. Hätte das Volk wiriilich zu den teinen egrisfen, wie der Hauptmann fürchtete, so hätte er sich hinter Petrus verkriechen können, der würde ihn geschützt haben, Gethsemane’s eingedenk; aber schon der Anblick der heiligen Männer genügte, um die Volksleidenschaft zu sänftigen und allem Fleisch Stille zu gebieten. (Vesser.) Gottesfurcht macht furchtlos, das sehen wir an den Apostelnz Gottlosigkeit macht furchtsam, das sehen wir am Hohen- priester und seinem Hauptmann. (Gerok.) Merkwürdi ist das Symptom der Volksstimmung: die Wache muß für möglich halten, daß das Volk sie steinigen könnte, wenn sie gegen die Apostel Gewalt brauchen wollte. Ohne Zweifel war dies der Höhepunkt der Volksgunsh erklärbar aus den zahlreichen Wohlthaten an ganzen Familien, durch Heilung ihrer Kranken, sowie aus dem neuesten Ereigniß, daß die Apostel, Tags zuvor ver- hastet, ohne menschliches Zuthun durch Gottes Ein- greifen befreit waren und in Folge dessen muthmaßlich mit besonderer Kraft und Freudigkeit zu dem Volke redeten. (Lechler.) 27. Und als sie [zum hohenpriesterlichen Palast] sie brachten, stelleten sie sder Hauptmann und die Diener] sie sdie Apostel] vor den [annoch versammelten] Rath. Und der Hohepriester [ohne erst auf die Art und Weise ihrer Befreiung aus dem Gefängniß einzugehen, zufrieden damit, daß er doch jetzt ihrer wieder habhaft geworden und sie zur Verantwortung ziehen konnte], fragte sie [wegen ihres Verhaltens Rechenschaft fordernd], 28. Und sprach: Haben wir [bei eurer früheren Entlassung Kap. 4, 211 ench nicht mit Ernst ge- boten, daß ihr nicht folltet lehren in diesem Namen [den ihr dem Volke predigt]? Und sehet, ihr habt ssolches Verbot so wenig gehalten, daß ihr vielmehr habt] Jerusalem erfülle-l mit eurer Lehre Und wollet [gar, wenn ihr den Gekreuzigten so geflissentlich als den Christ des HErrn und als den durch Mosen verheißenen Propheten darstellet 2, 365 B, 18 ff] dieses svon uns als Gottes- lästerer verurtheilten] Menschen Blut über und führen [wie wenn wir mit seiner Hinrichtung un- schuldig Blut Vergossen und nun Gottes gerechte Rache zu sürchten hätten] 29. Petrus aber sals WortfüHrerJ antwortete, nnd die [übrigen] Apostel lwelche neben ihm stun- den, stimmten ihm bei], nnd sprachen [so durch seinen Mund mit ihm]: Man muß Gott mehr gehorchen denn den Menschen sdas haben wir schon damals ench erwidert Kap 4, 19 f. und zugleich, weil wir nun einmal das uns von Gott gebotene Zeugnis; nicht unterlassen können, auch voraus- gesagt, daß wir fortfahren würden zu thun, was ihr uns verwehren wollt; wir haben also euer Gebot gar nicht erst angenommen und habt ihr deshalb kein Recht, uns als wortbrüchige Leute anzulassen]. 30. [Und so wenig können wir auch jetzteuer Gebot annehmen, daß wir im Gegentheil sogar hier vor ench, als die ihr ja ebenfalls zu Jsrael gehört, predigen werden, was uns von Gott be- fohlen ist, uämlich :] Der Gott unsrer Väter hatJesnm [von den Todten 2, 24; 3, 15; 4, 10] auferweckt, welchen ihr erwürget [mit eigener Hand umgebracht] habt und an das Holz gehänget sdadurch umge- bracht habt, daß ihr ihn, als wäre er ein von Gott Verfluchter b. Mos. 21, 22 f., an das Holz gehänget Kap. 10, 39]. Die Apostel, vorgeladen, stellen sich freiwillig dem Hohenrath zur Verantwortung. 405 31. Den hat Gott [indem er nach der Auf- erweckung ihn gen Himmel genommen] durch seine rechte Hand [in allem das gerade Gegentheil von dem thuend, was ihr gethan habt] erhbhet zu einem Fursten [in seinem ReichJ und Heiland [fur sein Volk], zu geben ldurch den dargebotenen Glauben an seinen Namen] Israel Buße Und Vet- gebung der Sunden [Kap. 2, 32——36].» · 32. Und wir sind seine Zeugen aber diese Worte [in Beziehung auf das, was wir eben von seiner Auferstehung und Erhöhung sagten, da wir ihn haben als den Auserstandenen mit Augen gesehen und mit Händen betaftet, und haben ihn darnach auch gen Himmel fahren sehen Katz. 1»0, 40 f.; 1,9f.], und der heiligeGeift [ist auch ein Zeuge seiner Erhöhung zum Fürsten und Hei- land Joh 15, 26], welchen Gott gegeben hat denen, die ihm [damit, daß sie an Jesum gläubig werden, wie er von ihnen gefordert] gehorchen [denn, mit diesem Geiste erfüllt, sind sie doch ganz anders daran als die, die da nicht glauben Kap. 2, 33]. Kein Wort sagt der Hohepriester von dem leer ge- fundenen Gefängniß; unmöglich hat er sich ganz des peinlichen Gedankens entschlagen können, ob doch nicht etwa Gott in diesen Handel eingegriffen, aber G ottes- flucht ist seine Religion. Er will die Lösung des Räthsels dieser Nacht nicht wissen und die erhöhete Hand des HErrn nicht sehen (Jes. 26, 11); deshalb stellt er seine Frage behutsam so, daß die Apostel über ihr Entweichen aus dem Gefängniß sich nicht zu ver— antworten haben. Rebellen redet er sie an, die das ausdrückliche Gebot der Obrigkeit gebrochen haben. Ob das Gebot: ,,ihr sollt nicht lehren in diesem Namen!« vor Gott recht sei, das wollen die Obersten ununtersucht haben· sie haben es geboten, darum muß es recht sein, und die Rede Petri und Johannis: »wir können es ja nicht lassen« halten sie für eine leere Redensard (Besser.) Dadurch, daß der Hohepriester gleich an die den Aposteln zuletzt gegebene Weisung rohungen knüpft und das ganze Verhalten derselben von vornherein als Ungehorsam gegen das Shnedrium darstellt, giebt er deutlich zu verstehen, daß er auf die eigentliche Sache gar nicht eingehen will, daß er diese bereits als abgeurtelt ansieht, daß er also, auf diesem rein formellen Standpunkt der Behandlung stehend, sich nur in seiner früheren Feindschaft gegen das Evan- gelium verhärtet hat; so fassen auch sofort die Apostel die Sache und nehmen darnach ihre Stellunzz Anstatt, wie früher, ihre ehrerbietige Anerkennung er Obrig- keit auszusprechem heben sie gleich an mit dem, wohin sie sich bei der ersten Verhandlung endlich gedrängt ahen; nur daß sie ihre Ueberzeugung in demselben Maße entschiedener aussprechem als sie den Rath in Entschiedenheit s einer Feindschaft sortgeschritten erkennen. Sie sprechen es sogleich aus, daß sie in denen, welche über sie zu Gericht sitzen wollen, insofern sie sich gegen die Verkündigung des Namens Jesu ausfprechen, nur Menschen zu erkennen vermögen, und daß sie diesen Menschen Gott ent egensetzen und somit auch keinen Augenblick zweifelhast seien, wem sie zu folgen und wem sie nicht zu folgen ätten. (Baumgarten.) Der Hohepriestey indem er as früher ertheilte Verbot erwähnt, hütet sich sorgfältig, den Namen Jesii aus- zusprechen, und redet auch hernach von ihm nur als von diesem Menschen; noch bis auf den heutigen Tag scheuet sich der ächte, aber an Jesum ungläubige Jsraelit aus abergläubischer E rfurcht den Namen Jehova’s, aus ungläubigem Abs eu den Namen Jesu u nennen. Es läßt sich in diesem Verschweigen des amens, sowie in dem Worte: ,,ihr wollet sein Blut über uns bringen«, eine Art geheimer Angst nicht ver- kennen, da hierbei der Geist unwillkürlich sich jenes Geschreies (Matth. 27, 25) erinnert, das einst auf An- stiften dieser Obersten vom Volke ausgestoßen wurde: ,,sein Blut komme über uns und, unsre Kinder«. (da cost-n) Es lag in der Beschiildi ung wider die Apostel: ,,ihr wollt dieses Menschen s lut über uns führen« etwas Wahres; sagt doch Petrus hernach den Synedristen in’s Gesicht: ,,ihr habt Jesum erwiirget, eigenhändig um’s Leben gebracht« Allein die gehässi e, rachsüchtige, feindselige Gesinnung, welche der Ho e- priester den Aposteln unterschob, war nicht die ihrige; vielmehr liegt in V. 31 mittelbar auch für die Shne- dristen ein Antrag der Buße und der Vergebung für jene Sünde. (Lechler.) Auch heute noch möchten wir Prediger des Evangeliums Christi Blut über euch, liebe Zuhörer, über das ganze Volk, über die ganze Welt bringen, zuerst, daß ihr eure Sünde schauet in diesem Blut und es bußfertig erkennet: »ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schlägeh und das betrübte Niarterheer«; aber dann auch, daß ihr in diesem Blute Reinigung von euren Sünden, Gerechtigkeit und Seligkeit findet und es mit Freuden erkennett ,«,Ehristi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleidz damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn«. (Gerok.) II. Da sie das höreten, ging es ihnen [na- mentlich dem Hohenpriester und denen, die mit ihm waren V. 17 u. 21] durch? Herz saber in anderer Weise, als den Männern in Kap. 2, 37., indem nämlich Verdruß und Aerger wie eine Säge sie, durchschnitt 7, 54] und dachten, sie zu tbdten fließen auch in gegenseitigen Aeußerungen ihre desfallsigen Gedanken schon laut werden] Was die Sadducäer mit einander rathschlagen, vernahmen die Zwölfe auch; die Stunde, so schien es, war gekommen, da sie mit ihrem Tode den HErrn preisen follten, -an einem seidenen Fädlein hing ihr Leben. Doch wie in der verwichenen Nacht vor die Thiir ihres Gesängnisses ein göttliches »aber« trat (V. 19), so geht es auch hier mit solch einem »aber« weiter. (Befser.) Wer hätte dem» Lehrer des Paulus (Kap. 22, Es, der als Pharisäer die Christen verfolgte bis auf’s lut, wer ütte dem Gamaliel, dem die Abfassung des Fluchge ots der Synagoge gegen die Christen (Jer. 29, 14 Anm.) zugeschrieben wird, ein solches Auftreten und eine solche Wirkung, wie sie Irnach berichtet wird, zutrauen soll·en? (Baumgarten.) er ganze Zergang ist ein thatsächlicher Erweis davon, daß Jesus hristus, vom Vater erhöhen herrscht auch mitten unter seinen Feinden (Ps. 1l0, 2); er weiß, wo es nöthig ist, aus dem Lager der Feinde seines Worts einen Mann zu fassen, sein Gewissen zu bewegen, daß er aus Gottesfurcht dem gottlosen Plane ent egentritt, und er weiß die Gemüther zu lenken, da sie dek Warnung nachgeben und von gewaltsamer Unterdrückung der Zeugen Jesu abstehen. (Lechler.) 34. Da stund aber [um·zu verhindern, daß die Gedanken an’s Tödten nicht auch zu einem wirklichen Beschluß führeten] auf im Rath ein 406 Apostelgeschichte 5, 35—39. Pharisäer, mit Namen Gamaliel, ein Schrift· elehrter fin dem Sinne, daß er zugleich als esetzes- lehrer Esra 7, 6 Anm. sich auszeichnete], wohl Behalten fin hohem Ansehen stehend] vor allem bit, und hieß fweil es sich jetzt um eine Be- rathung innerhalb des Collegii selber handeln werde Kan 4, 151 die Apostel ein wenig ffür kurze Weile] hinaus thun, 35. Und sprach sals das geschehen war] zu] ihnen [den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Aeltesten, die mit ihm im Collegio saßen Month. 2, 4 Anm.]: Jhr Männer von Israel [dieser ehrenvollen Anrede 4, 12 hatte sich Kaiphas in Joh. 11, 49 f. nach seiner grob zufahrenden Weise nicht bedient, aber hier spricht ein Pharisäer] nehmet euer selbst wahr an diesen Männern, was ihr thun sollet fseid in Betreff dieser Männer auf eurer Hut, daß ihr nicht voreilig und unbedacht beschließet, was für ein Verfahren ihr gegen sie einschlagen wollt]. 36. fLasset mich, um zunächst euch zu zeigen, wie ohne alle Gefährdung des öffentlichen Wohls ihr ruhig alles Eingreifens euch enthalten und die weitere Entwickelung der Sache erst noch ab- warten könnet, an einige geschichtliche Thatsachen euch erinnern !] Vor diesen Tagen [in einer noch vor der gegenwärtigen Periode liegenden Zeit Sach. 8,»10f.] stund auf fin unserm Volke] Theudas [Schlußb. zum l. Maccabäerb. Nr. 11, e] und gab vor, er wäre etwas feine besondere, von Gott erweckte und beauftragte Persönlichkeit], und hingen an ihm eine snicht geringe] Zahl Männer, bei vierhundert; der ist erschlagen [besser: auf- gehoben, beseitigt], und alleXdie ihm znfielen, sind zerstreut nnd zuntcht worden fdaß die ganze Sache ein klägliches Ende gefunden] 37. Darnach sbei zwölf Jahren später] stund auf Judas aus Galilcia in den Tagen der Schäizung [Luk. 2, 5 Anm.] und machte viel Volks [von der römischen OberherrschaftJ abfällig ihm nach [der da behauptete, Gottes Volk dürfe keinem aus- wärtigen Herrscher unterworfen sein], und der ist auch umkommen [mit seiner Sache zu Schanden worden] und alle, die ihm znstelen, sind zerstreuet. 38. Und nun [wenn aus den angeführten Exempeln unzweifelhaft sich ergiebt, daß eine ohne Gottes Geheiß und Beistand angezettelte religiöse Bewegung von selber wieder zu Grunde geht] sage, ich euch [meinen Rath in Beziehung auf den vorliegenden Fall ertheilend]: Lasset ab von diesen Menschen nnd lasset sie fahren lindem ihr sie nicht weiter verfolgen. Jst der Rath oder das Werk [das von ihnen begonnene und bis hierher schon zur Ausführung gebrachte Werk einer neuen Sekten- stiftung] ans den Menschen fwas an und für sich ja wohl möglich wäre], so wird? lüber kurz oder lang] untergehen sauch ohne euer Zuthun]. 39. Jst’s aber [was mir viel wahrscheinlicher vorkommt] aus Gott, so kdnnet ihrs smit aller Anwendung von Gewaltmaßregeln doch] nicht dampsen [und nun warne ich —euch auch um euer selbst willen vor dergleichen GewaltmaßregelnL ans daß ihr nicht [wenn ihr sie anwenden wolltet] erfundet werdet als [solche] die wider Gott streiten wollen [und nur euch selbeedamit den Untergang bereitet] Jm alten Testament kommt der Name Gamaliel (in der Form Gamliel: »Gott hat mir wohlgethan«) nur »in 4. Mos I, 20 u. Z, 20 von dem Hauptmann der streitbaren Mannschaft von Manasse vor, in der Zeit des neuen Testaments dagegen und nachher finden wir bei den Juden zwei Männer dieses Namens: I) Gamaliel der Aeltere, um den es hier hauptsäch- lich sich handelt, war ein Sohn des Rabbi Simeon und Enkel des berühmten Hillel (5. Mos. 24,1 Anm.), dessen Wirksamkeit zur Zeit der Kaiser Tiberius, Cali- gula und Claudius eine so geschätzte bei seinem Volke war, daß man ihn die Herrlichkeit des Gesetzes nannte, ihm zum ersten Mal den Titel Rabban (Matth. 23, 7 Anm.) beilegte und die Feststellung des jährlichen Ka- lenders, der Neumonde, Schaltmonate u. s. w. über- ließ; als Jahr feines Todes wird das 18. vor der Zerstörung Jerusalems genannt; Z) Gamaliel der Jüngere, des Vorigen Sohn oder Enkel, vereinigt(- u Jamnia, wohin ein Ueberrest der rabbinischen ristokratie nach der Zerstörung Jerusalems sich ge- rettet und den Ort zum Mittelpunkt der gesainmten jüdischen Diaspora erhoben hatte, die höchste Auetorität in sich und nashm zuerst den Titel Nasi (Fürst) an, bis er in der Verwirrung des Aufftandes unter Barcochba (132——135 n. Chr.) verschwindeh »Die christliche Legende hat in dem an-unserer Stelle genteldeten Auftreten des älteren Gamaliel eine wirkliche Hinneigung zum christ- lichen Glauben erblickt und läßt ihn sogar von Petrus und Johannes fpäterhin getauft werden, so daß man in Pisa selbst ein Grabmal ,,Sanct Gamaliels« zu besitzen vorgiebt; sein Uebertritt zum Christenthum hätte aber gewiß jeden Nachglanz seines Ruhmes in der jüdischen Synagogeausgelöfchr St. Lukas nun be- zeichnet diesen Gamaliel ganz richtig als einen solchen Schriftgelehrten, ·der sich mit Ertheilung theologischen Unterrichts abgab (i-soxroåröoiguoctog), « es mehr mit Rechtsconsultationen zu thun hatten. Was aber den zuerst von ihm erwähnten Theud as betrifft, so würde er gar sehr in der Zeitrechnung sich vergriffen haben, wenn er denjenigen Theudas gemeint hätte, von dem Josep us erzählt, er habe unter dem Landpfleger Cuspius adus (Matth. Z, 20 Anm.) sich für einen Propheten ausgegeben und viele Anhänger gewonnen, worauf Fadus die Aufrührer durch seine Reiterei überfallen ließ; sie seien theils niedergemachh theils gefangen, dem Theudas selbst aber sei von den Reitern der Kopf abgeschnitten worden. Dies geschah frühestens im J. 44 n. Chr» während die Rede des Gamaliel in das Jahr 33 fällt; er selbst könnte natür- lich diesenFehlgriff nicht gethan haben, sondern der heil, Schrtftsteller würde ihm denselben nur in den Mund legen, und entschuldigem diejenigen Auslegey welche wirklich eine solche Annahme machen zu können glauben, das etwa damit, daß Lukas ja so viele Jahre nach dem Aufruhr des Theudas die Apostelgeschichte geschrieben, als ein Mann, der kein geborner Jude gewesen, die Iitdische Geschichte nicht so genau ekannt, auch Wichtigeres zu thun gehabt habe, als da er das chronologische Verhältniss der vielen vorübergehenden während andere« Gamaliel’s Rath, den er den Collegen ertheilt. 407 fchwärmerifchen Aufstandsversuche bei den Juden sich so beständig hätte gegenwärtig erhalten können; er wollte dem von Gamaliel angeführten geschichtlichen Beispiel des Judas aus Galiläa noch ein verwandtes beifügen, oder dieser hatte selber noch eines zweiten gedacht, dessen jedoch die Ueberlieferung sich nicht genau mehr erinnerte, und da kam ihm eben der Theudas unter die Hände. Unsrerseits halten wir alle dergleichen Vorstellungen von der Entstehung der biblischen Bücher, die dadurch zu leichtfertigen Machwerken gewöhnlicher Schriftstellerei herabgewürdigt werden, von Haus aus sur verwerflickx es ist aber auch speziell an unsrer Stelle von jenem Theudas des Josephus gar nicht die Rede, sondern Lukas wandelt nur, da er es in Theo- philus zunächst ·mit einem griechtschen Leser zu thun hat, den hebräischen Namen des Mannes, auf den GamalielBezug nimmt, in den entsprechenden griechischen um, was er vielleicht um so lieber gethan, da ihm jener hebräische Name: ,,Matthias« durch denjenigen Apostel, der an die Stelle des Judas Jscharioth trat (Kap. 1, 23 ff.), schon anderweit bestimmt war. Wir haben an der oben angeführten Stelle unsrer Schluß- em. zum l. Maccabäerbuche die Geschichte von den beiden Gesetzeslehrern Matthias und Judas schon kurz mitgetheilt: was dieselbe aber besonders geeignet macht, um von Gamaliel als analoges früheres Exempel auf den vorliegenden Fall, da es sich um Jesu Jünger handelt, angewendet zu werden, ist I) das Wort, welches jene Männer dem König Herodes entgegneten, als er sie zur Verantwortung vor sich kommen ließ: ,,es ist nicht zu verwundern, wenn wir die Gefetze, welche uns Moses auf Eingebung und Lehre Gottes schriftlich hinterlassen, der Beobachtung werther halten als deine Gebote« (-Joseph. aufs. XVII, S, 3), L) der Umstand, daß mit der Hinrichtung beider Männer und ihrer vierzig Anhänger die Sache noch keineswegs zu Ende war, vielmehr nach des Herodes Tode weitere Anhängerin weit größerer Zahl zur Osterzeit in einem Ausstand versuchten, jene Hinrichtung an Archelaus zu rächen, der dann ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichtete (Joseph. d. b. Jud. II, 2 u. 3). Das Wort der Apostel in V. 29 mag den Gamaliel an das ähn- liche des Matthias oder Theudas erinnert hahen; und nun erweckte der ganze Fall des letzteren, der bei allem Eifer für Gott nicht nur selber dem Untergange anheimfiel, sondern auch na seinem Untergange noch so viele Andere in gleiches chicksal verwickelte, wo- durch sich deutlich ZFrausstellte, daß seine Sache doch nicht nach-Gottes illen war, in Gamaliel den Ge- danken, daß hier in den Jüngern Jesu, die dessen Blut, wie der Hohepriester in . 28 gesagt, über den Hohenrath führen wollten, ein ganz ähnlicher Fall vorliege. Ohne Zweifel ist denn auch beides, jenes analoge Wort und dieses analoge Beginnen dasjenige, was der Rede des Gamaliel eine solche Ueberzeugungs- macht über seine Amtsgenossen verleiht; die Erwähnung jenes Theudas des Josep us dagegen wollte im Grunde wenig umfangen; denn eute von seiner Sorte gab es noch viele andere, die ohne irgend welche solidere religiöse,Grundlage, als reine Phantasten und ordinäre Aufwiegler eine Rolle zu spielen versuchten und bei denen es sich von selbst verstand, daß sie zu Grunde gehen mußten. Was dann weiter den Judas aus Galiläa in den Ta en der Schatzung betrifft, so war derselbe, da ihn Jokfephus auch einmal den Gauloniten nennt, vermuthlich aus Gaulonitis am Ostufer des Sees Genezareth (Matth. 4, 25 AnmJ gebürtig, ent- wickelte aber seine Thätigkeit in Galiläaz dort trat er chon zn der Zeit als Parteigänger auf, als nach des erodes Tode der Kaiser Augustus in Rom noch über dessen Nachfolger im jüdischen Lande zu entscheiden hatte (Matth. 2, 20 Anm.) und inzwifchen viel Ver- wirrung daselbst herrschte, besonders aber that er sich hervor, als nach des Archelaus Absetzunkg im J. 6 n. Ehr. gleichzeitig mit dem nach Judäa a eordneten Landpfleger Eoponius als Statthalter von åyrien der in Luk. Z, 2 genannte Cyrenius sein Amt antrat und eine römische Schatzung auch bei den Juden in Aus- führung zu bringen hatte. Zwar beschwichtigte der Hohepriester Joazar (vor Hannas 1.) das Volk, daß es seinen anfänglichen Widerstand aufgab und mit stummer Resignation sich in das Unvermeidliche fügte; doch bald machte Judas in Gemeinschast mit dem Pharisäer Sadduk es sich zur Aufgabe, neuen Wider- stand hervorzurufen und im Namen der Religion Auf« ruhr und Abfall zu predigen, ohne indessen einen nach- haltigen Erfol zu erzielen. Wie das oben von ihm ausgesagte Um ommen zu verstehen sei, ob er erschlagen oder hingerichtet worden, oder welches Ende er-sonst efunden, wird von Josephus nicht berichtet; nur von einen Söhnen giebt er an, daß zwei derselben unter dem Landpfleger Tiberius Alexander (45—48 n. Chr.) den Kreuzestod erlitten haben und ein dritter zu An- fang des jüdischen Krie s unter vielen Martern um- gebracht worden sei. it Rücksicht hierauf haben wir bei der Erklärung des 37. Verses dem Ausdruck eine allgemeine Deutung gegeben. Nachdem Gamaliel die beiden Fälle, den des Theudas oder Matthias und den des Judas aus Galiläa, vorgeführt, macht er die Anwendung auf den vorliegenden Fall. Offenbar steht er da nicht auf dem Standpunkt völliger Jndifferenz; vielmehr wollen die Worte, welche im Grundtext für die Alternative: ,,ist der Rath oder das Werk aus den Menschen« und ,,ist’s aber aus Gott« gebraucht sind, ganz bestimmt ausdrücken, daß er ersteres: »aus den Menschen« nur unter dem Gesichtspunkt objektiver Möglichkeit, letzteres dagegen:.»aus Gott« unter den der eigenen subjektiven Ansicht stellt, wie er denn auch sonst nicht vor einem wider Gott Streiten.gewarnt haben würde. Aber während er für seine Person dieser Ansicht huldigt und also unter dem Eindruck des wun- derbaren Vorfalls in V. 22—25 und des Verhaltens der Apostel in V. 26—32 steht, will er, der die Eollegen warnt, nicht wider Gott zu streiten, doch auch seiner- seits nicht für Christum streiten, und schmeichelt den Eollegen auf ihrem Standpunkte mit Eröffnung der Aussicht, die neue Sache werde ebenso wie manche der- artige Neuerung bald wieder zu Grunde ehenz er ist demnach einer von denen, die Johannes in gap 12, 42 s. seines Evangeliums charakterisirt und die schließlich unter das Gericht des Wortes Christi in Luk. 11, 23 gerathen sind. — Der Rath des Gamaliel ist eben so oft als ein wahres Muster strengster Unparteilichkeit, ja wohl gar christlicher Weisheit bis in den Himmel erhoben, als ungebührlich herabgesetzt worden; es ziemt sich daher wohl, beide Urtheile auf das rechte Ma zurückzuführen. Zu leugnen ist allerdings nicht, da zuerst wohl die Klugheit dem Gamaliel diesen Rath eingab; denn wenn er sagt: ,,ihr Männer von Jsrael, nehmet euer selbst wahr, was ihr thun sollt«, so heißt das doch nichts Anderes, als: sehet euch um euer elbst, um eures Vortheils willen in Bezug auf diese Menschen vor, damit ihr euch nicht übereilet und zu spät eure Handlungsweise bereuet. Und das ist eben das unterscheidende Merkmal weltlicher Klugheit, daß sie nicht sowohl nach dem zuerst fragt, was vor Gott recht ist, sondern» was unserm Interesse dienen, uns einen Vortheilbringen könne. Gamaliel mochte aller- dings wohl feine Leute kennen und den wunden Fleck wissen, wo er sie angreifen könne und welcherlei 408 Apostelgeschichte b, 40—-42. 6, 1. Gründe bei ihnen entscheidend wirken würden; daß er auf diese Menschenkenntniß seinen ganzen Plan baute, können wir auch aus dem Schlußsatz seiner Rede schließem »auf daß ihr nicht erfunden werdet als die wider Gott streiten wollen«. Damit hatte er aber- mals bei diesen Heuchlern den Nagel auf den Kopf etrosfen; denn vor dem Volke mochten sie um’s gimmels willen nicht als solche Leute erscheinen, die wider Gott streiten. An und für sich nun ist es keines- wegs zu verwersen, sich solcher Hebel zur Beförderung des Guten zu bedienen, welche keine UnsittlichkeiHn sich bergen; aber wir setzen uns doch der Gefahr aus, daß auch die klügste Berechnung durch einen uner- warteten Erfolg über den Haufen geworfen wird; und dann stehen wir rath- und trostlos an den Trümmern unsrer Weisheit, vielleicht mit dem Stachel im Ge- wissen, daß wir uns zuviel auf unsre Klu heitrer- ließen, anstatt einfältig und gerade unsre flicht zu erfüllen im Aufsehen auf Den, der beides wirket, das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen. Wir würden aber sicher dem Gamaliel Unrecht thun, wenn wir in Abrede stellen wollten, daß er den An- stoß zu diesem ganzen Rathe von einer tieferen Ge- wissensregung empfangen, daß der heil. Geist wieder- holt an sein Herz angeklopft hatte und er wenigstens für seine Person nicht blos vor dem Volke, sondern auch vor dem ewigen Richter nicht als ein solcher er- funden werden mochte, der wider Gott gestritten, wenn er auch dem Gnadenznge des heil. Geistes sich noch keineswegs rückhaltlos hingegeben hatte. So finden wir bei manchen Menschen, die wir keineswegs zu den Bekehrten rechnen können und deren Leben nichts weniger ist als ein eifriges Trachten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, zuweilen so gute-Re- Zungen und so löbliche Handlungen, daß wir uns den rsprung derselben schlechterdings nicht zu erklären wissen, und wenn wir etwas vorschnell -im Urtheil sind, ihn am liebsten in unlauteren Beweggründen suchen; aber können wir denn hinabschauen in die Tiefe des menschlichen Herzens, in welcher der heil. Geist seine verborgene Werkstätte aufgeschlagen hat und an dem Menschen, ihm selbst kaum bewußt, arbeitet und ihn drängt und treibt zu Werken, deren Ursprung er sel st verleuguet, weil er dem nicht die Ehre geben will, dem sie allein gebührt? Würden wir daher auch mit der Meinung irren, daß dem Rathe des. Gamaliel eine volle Entschiedenheit für das Evangelium zu Grunde gelegen, die er» nur aus Rücksicht auf seine unerleuch- teten Collegen noch verhüllt habe, so hielt er doch unleugbar an dem Glauben fest, daß Gott sich seinem Volke auf die Dauer nicht könne unbezeugt lassen; denn dieser Glaube an eine göttliche Leitung spricht sich deutlich genug in den Worten aus: ,,ist der Rath oder das Werk aus den Menschen, so wird’s unter- gehen; ist’s aber aus Gott, so könnet ihr’s nicht ämpsen·«. War nun aber der Rath des Gamaliel schonseinen Beweggründen nach ziemlich zweideutig, so tritt dies noch deutlicher in den Erfolgen hervor, von denen er begleitet war, wobei es uns gar sehr in die Augen, fallen muß, daß Gamaliel nur halb erreichte, was er wollte. Offenbar wollte er nicht blos den Hohenrath vor übereilten Schritten und nachmaligen Verlegenheiten sicher stellen, sondern auch die Apostel retten und· ihrem Zeugnisse freien Lauf sichern, weil ja sonst nimmermehr erprobt werden konnte, ob das Werk aus Gott sei. Was thaten nun aber die Mit- glieder des Hohenraths? das sagt uns hernach der 40. Vers. War das der Beifall, den sie Lszeiner Rede ollten? war das nicht vielmehr eine osfene erhöhnung seines Rathe-s? Und er schwieg dazu! Er wagte es nicht, gegen dieses schmähliche hinterlistige Verfahren seinen Mund aufzuthun; er hatte nach seiner Meinung genug gethan und mußte nun seiner selbst wahrnehmen, damit er ja nicht als einer erfunden würde, der für Christum stritte: wie leicht hätte er bei dieser Ge- legenheit um sein ganzes Ansehen kommen und dieselbe höhnische Frage wie einst Nicodemus (Joh. 7, 52) vernehmen müssen: ,,bist du auch ein Galiläer?« Aller- dings hat sich Gott des Gamaliel bedient, um die Apostel vom Tode zu retten und ihrer öffentlichen Wirksamkeit zurück ugebenx aber ein Verdienst durfte er sich dabei wahr ich nicht zurechnen, er mußte viel- mehr mit tiefer Scham im Herzen abziehen und, wenn er ehrlich war, sich selbst· sagen, daß in diesem halben Erfolge seine eigene Halbheit sich abspiegelte. Obwohl nun weder die tadelnswerthen Beweggründe bei der Aufstellung eines leitenden Grundsatzes, noch seine thatsächlichen Erfolge über die Richtigkeit desselben im Allgemeinen entscheiden können, so muß doch dem Rathe des Gamaliel aus sehr entscheidenden Gründen die Anwendbarkeit und Giltigkeit abgesprochen werden; und zwar zunächst darum, weil derselbe von vornherein auf einer mangelhaften Erkenntniß der Wege Gottes beruhte. Denn so gerechtfertigt an und für sich die Annahme ist, daß alles Gottlose und Gottwidrige auf die Dauer nicht bestehen kann, weil der heilige und alleinmächtige Gott eine ihm feindliche, also unheilige Macht nicht in Ewigkeit neben sich dulden kann; so wissen wir doch niemals, wie lange der HErr nach seiner verborgenen Weisheit den feindlichen Gewalten ihre Herrschaft verftattet und ob wir daher jemals im Stande sein werden, über das Gottwohlgefällige oder Verwerfliche irgend einer Erscheinung aus ihrem Er- folge ein Urtheil zu fällen. Es giebt ja krä tige Irr- thümer, welche Jahrhunderte lang in und neben der christlichen Kirche sich behauptet haben, und wenn sie auch einmal überwunden schienen, doch immer von Neuem wieder auftauchten. Nehmen wir als Beispiel Muhamed’s Lehre: hätten wir keinen andern Maß- stab für die Beurtheilung ihrer inneren Wahrheit oder Verwerflichkeit, als die Dauer ihres äußeren Bestandes, so müßten wir daraus den Schluß ziehen, dies Werk muß doch aus Gott sein, denn es hat bereits 1200 Jahre bestanden, daraus müßte nun wieder ein ganz eigenthümlicher Schluß auf den Werth des Christen- thums gemacht werden; denn wenn wir die Kreuz- und Knechtsgestalt der christlichen Kirche ansehen und wie sie zu Zeiten gänzlich zu Boden getreten und untergegangen schien, so müßten wir nach jenem Grund- satz zuletzt auf die Meinung kommen, daß es am Ende mit der Göttlichkeit des Christenthums keineswegs so weisellos stehe, als dessen eifrige Anhänger und Ver- sechter behaupten, weil ja sonst gewiß Gott sich öffent- lich dazu bekennen würde. Die vor Augen liegenden Erfolge sind daher für sich allein durchaus kein rich- tiger Maßstab für die Wahrheit und Göttlichkeit irgend einer Erscheinung, sondern allein die Uebereinstimmung derselben mit Gottes Wort, weshalb auch der Heiland selbst den Juden den Rath ertheilte: »so jemand will deß Willen thun, der mich gesandt hat, der wird inne werden, ob nieine Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selber rede«. Sind wir erst durch den inneren Erfahrungsbeweis zu der gewissen Ueberzeugun ge- kommen, daß die Lehre der heil. Schrift Gottes ort sei, dann haben wir an diesem einen ficheren, untrüg- lichen Maßstab, den wir an alle Erscheinungen auf dem Gebiete des äußeren und inneren Lebens anlegen können, ohne in der Hauptsache einer Täuschung unter- worfen zu sein. (Langbein.) Wem das Herz vom heil. Geiste gerührt wird, und nicht nur der Verstand, Die Apostel werden gestäupt, von Neuem bedroht und darnach wieder freigegeben. 409 der wartet sowenig erst den Erfolg ab, als die rechten Missionsunterstiitzer erst glänzende Misfionsberichte, sondern er wird hinåugethan zu den Gläubigen und bekennt sich für das vangelium, sollte es auch eben im Untergang begriffen fcheinen, wie in den Verfol- gungen der Märtyrer Blut neiie Mengen zog. Man kann nicht wider Gott streiten — eine hal e, matte Klugheit der Kalten und Sicherenx man soll Gottes Wort glauben und gehorchen, schon ehe Gottes Werk siegrcich dasteht —- die rechte Weisheit der Bußfertigeni (Stier.) Gamaliels Rath: l) ein guter Rath, a. als Maßstab der Beurtheilung, wenn wir aus’s Ende der Wege Gottes sehen, denn zuletzt bleibt es allerdings bei dem, was Christus in Matth. 15, 13 sagt, b. als Richtschnur des Handelns or. wo fleisch- licher Eifer zu sleischlichen Waffen greifen will in geist- lichen Dingen, wo uns selber noch kein Licht auf- gegangen, ob ein Werk von Gott sei oder von Men- then; 2) ein schlechter Rath a. als Maßstab «der eurtheilun g, wenn mitten im unvollendeten Welt- lauf Gutes und Böses nach dem äußerlich zeitlichen Erfolg gerichtet werden soll; b. »als Richtschnur des Handelns, wenn er zu einem Faulpolster gemacht wird, a. um sich« seiner eigenen inneren Entscheidung zu entschlagen, wo doch Gottes Wort laut genug spricht und Gottes Geist kräftig genug zeugt, it. um sich, wo man innerlich entfchieden ist, muthigem Handeln, kräf- tigem Zeugen zu entziehen. (Lechler.) Jn dem Worte Gamaliels äußert sich noch ein Rest von Gottesfurcht, aber außerdem nur menfchliche Klugheit, welche da, wo man« Gottes Hand erkennen und für Gottes Sache Partei ergreifen sollte,.» anstatt nach göttlichem Licht um Behuf der Unterscheidung zu ringen, unter dem Vormund der Unmöglichkeit des Unterscheidens zu trägem Abwarten räth und damit die Stunde des Heils unwiderbringlich un eniitzt vorübergehen läßt. (Thiersch.) Fortgang und estand einer Sache ist ein Grund für die Unterwerfung unter den göttlichen Willen, nicht aber ein Beweis der innexen Göttlichkeit dieser Sache. (de Wette.) · 40. Da fielen sie ldie übrigen åliathsmik glieder] ihm zu [insofern sie sich abhalten ließen, ihre Mordgedanken V. 33 für Ietzt weiter zu ver- folgen] nnd riefen den Apofteln [nun wieder herein- zukommen und ihr Urtheil in Empfang zu nehmen], siiiupten sie sindem sie einem nach dem andern vierzig Streiche weniger eins 5. Mos. 25, 2 f.; 2. Cor. 11, 24 zutheilen ließen als Strafe da- für, daß sie das Verbot Kap. 4, 18 übertreten und die damit verbundene Drohung verachtet hätten] und geboten ihnen [auf’s Neue mit An- drohung weiterer Zuchtmittel, wenn sie abermals solches Gebot nicht halten würden], sie sollten nicht reden in dem Namen Jesu [denselben fernerhin dem Volke predigen], nnd ließen sie gehen [sie nunmehr wieder auf freien Fuß setzend]. 41. Sie [ihrerseits, die gestäupten Apostel] gingen aber fröhlich von des Raths Angesichte snach Matth. b, 11 f. sich darüber freuend], »daß sie würdig gewesen [vo1i ihremHErrn und Meister gewürdigt worden waren], um seines Namens willen [genauer: zu Gunsten oder zur Verherr- lichung desselben Kap. 9, 16] Schinach zu leiden U. Petri 4, 13]; 42. Und höreten ftrotz des von Neuem ihnen eingeschärften Verbots V. 40] nicht auf, alle Tage im Tempel und hin und her in Hausern [Kap. 2, 461 zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesu Christo svon Jesu die frohe Botschaft zu verkündigen, daß er der Christ oder Messias sei, was eben den Hauptinhalt ihrer Lehre bildete]. Dem Vorschlagz des allgemein verehrten Gesetzes- lehrers giebt die ersammlung auch Gehör, die Ver- folgung wird fürf den Augenblick nicht fortgesetzt; doch kann die Mehrheit im Rathe es bei ihrem Trotze und ihrer Bitterkeit nicht über sich gewinnen, die Apostel ganz ungekränkt gehen zu lassen, sondern unterwirft sie vorher noch einer Geißelung, wahrscheinlich den bekannten Rienienschlägen, die einen Theil der Syna- gogen-Zucht auszumachen pflegte, Kap. 22, II; As, U. (de. costs-«) Gamaliel, da kannst du zusehen? ist es nicht gegen deinen Rath? oder heißt das nicht wider Gott streiten wollen? Aber freilich, wenn du gewehrt ättest, so wäre es dir gegangen wie deinem Collegen ·codemus. (Williger.) Konnte der Engel Gottes, der aus dem Gefängniß sie erlöst hatte, nicht ver- schassen, daß sie nicht gestäupet würden? Gamaliel wenigstens hätte es ihrer Sache, wenn sie als Gottes Sache bewiesen werden sollte,gxgeivünscht, daß durch die Hände der Apostel je t ein under und Zeichen ge- schehen wäre. Vor einen Augen war das Wunder verborgen, welches in dem Herzen der gestäupten Apostel vor sich ging; die Striemenauf ihren Rücken waren ihnen Maalzeichen ihres für sie gegeißelten HErrn Jesu, und er sah die Prediger seines Kreuzes so freundlich an, spra das ,,ich für euch und ihr mir nach« durch seinen Geist so tröstlich ihnen zu, daß sie seine Seligpreisung schmeckten und nicht blos geduldig, sondern fröhlich von des Raths Angesicht gingen. Gamaliel ist nicht fröhlich nach Hause gegangen: o hätte er in den Freudenaugen der mit Christo Leidenden gelesen, was hernach seinem Schüler Saulus aus Stephani brechenden Augen strahlend das Herz ver- wundet hat, daß der Geist der Herrlichkeit und Gottes aus ihnen ruhete (l. Petri 4, 14), und daß es einen Frieden giebt, der am tiefsten erfahren wird, wenn alles fleischliche Wünschendahinstirbtl (Besser.) Christus Jesus hat sich in den Himmel zurückgezogem um das Bose auf Erden sich völlig aus-wirken zu lassen und ihm nichts als das Reich des Geistes entgegenzusetzenx darum zieht er seinen Arm von den Seinen Mrück und iebt ihnen dafür seinen Geist, damit die acht der elt erst innerlich überwunden werde, ehe sie äußerlich vernichtet werden soll. (Baumgarten.) Das 6. Kapitel. Ordnung der Ulmosenpslegen Anklage 8iephani. g. d. 1——7 (§ 138): die erfle Hpaktiin inner- akb der Gemeinde, überwunden durch ie Plis- ung des ximteg der xrrmenpfleger oder der Verwalter des Gemeindeguts. 1. In den [auf das im vorigen Kapitel er- zählte Ereigniß folgenden] Tagen aber, da [ge- mäß der fortgesetzten Lehrverkündigung der Apostel b, 42] der Jünger [durch solche, die zur christ- lichen Gemeinde fernerweit übertratenj viel wurden 410 Apostelgeschichte S, 2—7. [und nun natürlich die regelmäßige Versorgung der Armen in der fchon früher erwähnten Weise Kap. 2, 45; 4, 35 mit keinen geringen Schwierig- keiten verknüpft war, so. daß auch wirklich manche Versehen im Einzelnen dabei vorkamen], erhub sich ein Murmel [Gemurmel, s. v. a. Murren] der Griechen [genauer: Griechlinge oder aus- ländischen Juden] wider die Ebriier [oder inlän- dischen Juden], darum, daß ihre Wittwen [wie sie angabenj übersehen wurden in der täglichen Hand- reichung sVersorgung mit Speise]- Es ist hier nicht sowohl von Griech en (He11enes Joh 7,35; 12, 20; Röm. 1, 16) die Rede, wie Luther übersetzt, denn das würde geborne Heiden und nur solche, die als Proselyten des Thors (3. Mos. l7, 9 Anm.) dem Judenthum sich angeschlossen hatten, be- geichnem dergleichen aber gab es damals noch nicht in er ehristlichen Gemeinde; vielmehr sind Griechlinge Hellenjstae Kap. 9, 29) emeint, worunter man ud en zu verstehen hat, wel e in andern Ländern, z.B. Eghptem Syrien, Kleinasien re. (Kap. 2, 7 ff.), ihre bürgerliche Heimath hatten und die griechische oder eine andere fremde Sprache redeten, von Prosel ten aber nur solche, die als Proselyten der Gerechtig eit ganz und gar dem Judenthum sich hatten einverleiben lassen, wie in V. 5 uns in Nieolaus eine derartige Persönlichkeit genannt wird. Jhnen stehen die Ebräer, d. i. die im heil. Lande einhåimischen und Hebräisch soder enauer Aramäisch) redendenJuden gegenüber; nur aus jenen Hellenisten und aus diesen Ebräern, soviel ihrer an den Namen Jesu als des Christ des HErrn gläubig wurden, hatte die Kirche Christi bisher sich erbauet, erst von Kap. 8 an bereitet sich ihr Uebergang auch Fu andern Völkern vor und entwickelt dann dieser ebergang sich in stufenmäßiger Folge. Was nun die Klage der aus den Hellenisten zur christlichen Gemeinde Uebergetretenen gegen die aus Palästinensern bestehen- den Glieder derselben wegen Uebersehung ihrer Wittwen bei der täglichen Handreichun betrifft, so eint es, daß die Apostel, zu deren Füßen ja die für d e Armen und Bersorgungsbedürftigen bestimmten Gaben nieder- gelegt wurden (Kap· 4, 35. 37z 5, 2), schon bisher nicht gerade persönlich und eigenhändig zu Tische dieneten, d. h. das Gefchäft des Ordnens und Aus- theilens bei der täglichen Speisung der Versorgungs- bedürftigen verrichteten, sondern dasselbe durch jüngere Leute, wie sie auch in Kap. 5, 6 u. 1() austreten, be- sorgen ließen; aber immerhin trugen sie doch die Ver- antwortung dafür, daß alles ordentlich und ehrlich zuginge, und was von ihren Gehilfen versehen wurde, das fiel im Grunde ihnen selber zur Last. Nun ist das Versehen, um das es sich handelt, nämli das Uebersehen der hellenistischen Wittwen, keinesfa s ein tendenziöses, als hätten jene Helfer mit Wissen und Willen diese Wittwen vernachlässigt und gegen die palästinensischen zurückgesetzh sondern es machte sich das Bersehen aus menschlicher Kurzsichtigkeit und Be- schränktheit von selbst, -man war mit dem Bedürfnis; der Palästinenser besser vertraut, als mit dem der Hellenistem und konnte sich durch gemeinsame Mutter- sprache besser mit ihnen verständigen; daher auch nur die Wittwen übersehen wurden, die nach ihrer ganzen Lebensstellung in den Hintergrund gegen andere Ver- sorgungsbedürftige traten und deshalb besonders aus- gemittelt werden mußten, statt daß sie von selber fchon in die Augen gefallen wären. Allein die Sache mochte von den mit dem Uebelstand Betroffenen für tendenziös angesehen werden, wie wenn dem Uebersehen jener partikularistische Sinn zu Grunde läge, vermöge dessen unter den Juden (Joh. 7, 35) die Palästinenser gering- schätzig auf die Hellenisten herabzusehen pflegten, als wären sie selbst der bessere und edlere Theil des Volks, mit welchem die Auswärti en nicht leiche Nechte haben dürften. Nach dem Grundsah daß Ghristi Jünger auch schon den bösen Schein zu meiden haben (1. Thess 5, 22), beschränken denn die Apostel sich nicht darauf, den entstandenen Argwohn abzuweisen und den Uebel- stand einfach zu beseitigen, sondern sind sofort bereit, an Stelle der bisherigen Einrichtung, die wohl drei Jahre lang als gut und ausreichend sich bewährt, aber durch die inzwischen veränderten Gemeindeverhältnisse nunmehr sich überlebt hat, eine neue zu seyen, die sofortdas Vertrauen der BetroLTfenen für sich gewinnt, ohne irgendwie Eifersucht oder erdacht auf der andern Seite zu erregen (V. 5). 2. Da riefen die Zwölfe die Menge der Jilnger [die ganze Christengemeinde, wenn auch nicht in der Vollzahl aller einzelnen zu ihr ge- hörigen Männer, so doch in hinlänglich bemessener Zahl von Repräsentanten aus den Ebräern sowohl wie aus den Hellenisten und den etwaigen Pro- selytenj zusammen [an den gemeinschaftlichen Ver- sammlungsort] und sprachen! Es taugt nicht, daß wir [die wir bisher beliebig angenommener Ge- hilfen uns bedient haben bei der Almosenpflege und Armenversorgung um unserm Lehramte ge- recht werden zu können, forthin] das Wort Gottes [das uns ja zunächst und zumeist befohlen ist] unterlassen und [indem wir in eigener Person die Almosenpflege und Versorgung der Armen und Wittwen mit ihrem Lebensunterhalt verrichten, damit der erhobenen Beschwerde der Hellenisten abgeholfen werde] zu Tische dienen. 3. Darum, ihrlieben Brüder Dveil das Be- dürfniß von dergleichen Gehilfen für uns ein un- abweisliches ist und am besten durch ständige Amtsträger zu befriedigen, denen wir die Almosen- vertheilung und Armenversorgung als die ihnen eigens zustehende Obliegenheit förmlich und voll- ständig übertragen können], sehet unter euch [mit prüfendem Blick aus] nach sieben Männern, die ein gut Gerücht haben sdaß nichts in ihrem bis- herigen Wandel vorgekommen, was ihre Zuver- lässigkeit und Treue zweifelhaft machte, dieser ihr Wandel vielmehr ein solcher gewesen, der Allen volles Vertrauen zu ihnen einflößt 1. Tim. 3, 7] und voll heiligen Geistes lerfiillt von Glauben, beseelt von Liebe, erwärmt von Eifer für die Sache] und Weisheit sind [daß sie die Gabe be- sitzen, ihr Werk praktisch anzugreifen und die Leute in segensreicher Weise zu behandeln, da der bloße gute Wille es noch nicht allein thut], welche wir [dann, wenn ihr sie ausfindig gemacht habt, und wir befinden auch an ihnen, daß sie so be- schaffen sind, wie wir eben sagten] bestellen indgeu zu dieser Rothdurft soder diesem Dienst- geschäftl- Beschwerde der Hellenisten in der Gemeinde und Anstellung besonderer Armenpfleger. 411 4. Wir aber [unsererseits, nachdem uns so der Dienst am Tische für immer abgenommen ist] tvollen sfortan mit desto ungetheilterer Hingabe] anhalten am Gebet und am Amt [Dienft] des Wortes sdazu wir eigentlich vom HErrn gesetzt sind Kap. 2, 42]. . 5. Und die Rede swas die Apostel hiermit vorschlugen] gefiel der ganzen Menge sder Jünger V. Z] wohl, und Nie] erwähleten [nun als die Sieben:] Stephanum einen Mann voll Glaubens Und heiligen Geistes« [auf den daher auch gleich die erste Wahl fiel] und Philippum [Kap. Z, 5 ff. 26 ff.; 21, 8f.] nnd Prochvrum svon den Ebräern], und Nieanor nnd Timon und Parmenam [von den Hellenisten], und Nicolaum, den Judengenossen von Antiochia [Osfenb. L, 6 Anm.]. b. Diese stelleten sie lnoch in der.nämlichen Versammlung] vor die Apostel, nnd [letztere] beteten füber ihnen Kap. 13, s] und legten die Hände auf sie [1. Mos. 48, 14 u. Z. M. 1, 4 Anm.] Es ist das die Stiftung des ersten christlich en Gemeindeamtesq denn. die Jünglinge in Kap. 5, 6 und 10 waren noch keine Beamten, sondern nur freiwillige Diener.und Helfer, die als die im Alter hinter den Andern Zurückstehenden aus Pietätsgesühl Dienste übernahmeiy die sie den Aelteren nicht über- lassen wollten. Dabei ist nun I) in Hinsicht auf die Apostel zu beachten, daß sie a. dieBeschließenden sind, Fowohl was den Umfang und die Tragweite des u sti tenden Amtes betrifft, als welches die dazu er- sorderlichen Eigenschaften sein sollenx und b. daß sie die Bestellung zum Amte und die Weihe dazu mittels Gebet und Handauslegung ertheilen. Dage en 2) der Gemeinde wird a. der« Beschluß der Apostel zur Prüfung und Annahme mitgetheilt und b. die Wahl der geeigneten Männer und ihre Präsen- tation überlassen. Der gewählten Männer nun sind sieben, wie die Apostel das so bestimmt haben, viel- leicht weil die in Kap. 4, 4,zu 5000 angegebene Seelen- zahl der Gemeinde inzwischen auf 7000 herangewachsen war und diese Tausende des neutestamentlichen Israel (4.Mos.10,36) auch äußerlich bestimmt markirtwerden sollten: es hatten da die Wähler Gelegenheit, drei aus den Ebräerm drei aus den Hellenisten auszuerse3len, und der siebente wird ausdrüxlich als ein aus n- tiochien gebürtiger, aber jetzt in Jerusalem seßhafter Profelvt bezeichnet, so daß alle Theile der Gemeinde ihrer numerischen Menge gemäß hinreichend vertreten waren, wobei den Hellenisten, um ihr volles Vertrauen zu erwecken, noch das zugute kam, daß auch die aus den Ebräern Gewählten griechische Namen an sich trugen und jedenfalls Männer ohne allen partikularistischen An- flug waren· Noch später werden diese Almosenpfleger die Sieben (,Y,»8) genannt; die gewöhnliche Annahme, daß sie ein und dasselbe ewesen wären, was die späteren Diakonen (Luther: ,, jener« PhiL 1, l; 1.Tim· 3, 8ff.) waren, stützt sich lediglich darauf, daß die Apostel hernach den Ausdruck: ,,zu Tische dienen« ge- brauchen, wie es aber scheint, so zerstörte gar bald die »Zerji3xengung der Gemeinde beim Tode des Stephanus (Kap. 8) den ersten Ansatz zu einem geordneten Ge- meindeamt, wie er in dem Institute der sieben Männer vorliegt, und die später unter andern Verhältnissen sich wieder sammelnde Gemeinde stellte ihn nun in anderer Form wieder her. In Kap. U, 30 begegnen uns Aelteste, denen Barnabas und Saulus die von An- tiochien überbrachte Collekte einhändigem ob nun neben diesen damals schon bejsondere Diener oder Diakonen auch in der jerusalemichen Gemeinde bestanden, wie sie bei den paulinischen Gemeinden vorkommen, oder ob die Aeltesten das frühere Amt der Sieben über- aupt nur in neuer Gestalt darstellten und also dessen flichten mitverwalteten, darauf können wir erst später: eingehen. Befremdlich könnte es erscheinen, daß, ob- wohl man die erforderlichen Berufseigenschaften an den Sieben schon vorhanden wußte und namentlich bei Stephanus noch besonders hervorgehoben worden, daß er ein Mann voll Glaubens und heiligen Geistes war, man dennoch nach dem über sie gesprochenen Gebet noch die Handauflegung mit ihnen vornahm, gleich als sollte nunmehr erst die Gabe des Geistes ihnen mit- getheilt werden (Kap. 8,15ff.); aber auch sonst erfolgt bei denen, die den Geist als Gabe bereits haben, noch eine Vermehrung dieser Gabe mit spezieller Beziehung auf das hierfür auszurichtende Amt (4. Mos. 27, 18), und überdies hat die Handauslegung hier zu leich die Be- deutung einer Uebertra ung des betrefgfenden Theils ihrer bis erigen Amtsbeizugnisse von Seiten der Apostel auf die ieben, welche damit ihr Amtsrecht oder ihre Amtsgewalt empfangen. 7. Und das Wort Gottes nahm [nachher, seit man die neue Einrichtung getroffen, bis zu dem im folgenden Abschnitt erzählten Ereigniß] zu [an AusbreitungL und die Zahl der Jünger ward sehr groß zU Jerusalem snoch bevor das Evangelium überginge zu andern Völkern, gleich als wollte der HErr, da es schon die letzte Stunde der in Dan. 9, 27 gemeinten Woche war, noch recht Vielen den Bund stärken]. Es wurden auch swas bisher kaum schon der Fall gewesen] viel Priester dem Glauben [an Jesum als den MefsiaZJ gehorsam. Die hergestellte und erhöhete Liebe und Eintrachh außer den Aposteln noch von lauterMännern gehalten, welche voll heil. Geistes und Weisheit waren, mußte sie nicht der neuen Lehre und Gemeinde ur größten Empfehlung bei den Bewohnern der Hauptstadt dienen, welche bei ihren Hierarchen den Fluch der Parteisucht und des Sektenhasses immer vor Augen sahen? Darum ward selbst »— und welcher bedeustfgame Siegesschritt geschah damit! —- eine zahlreiche enge der Priester dem Glauben gehorsam, d. h. unterwarfen sich dem Glaube« an Jesum ais-den Messiae De: besser-Theil des so zahlreichen (Esra 2, 36 ff.) Priesterstandes mußte im Lichte der sich entwickelnden chritlichen theo- kratischen Gemeinschaft die Versunken eit der alten Hierarchie desto lebhaster erkennen und ’em finden. (Meyer.) Der Ausdruck ,,wurde dem Glau en ge- horsam« be eichnet die Bekehrung der Priester als eine That des« ehorsams gegen den Heilswillen Gottes in C usw, und das ist um so pasender hier, als erade bei riestern ein bedeutender ntschluß, ein tarker Willensakt erforderlich war, um durch die sich ent- gegenstellenden Bedenken und Hindernisse durchzubrechen und sich dem eint· en Mittler und Priester, dem Ge- kreuzigten, zu Fü en zu legen. Da konnte nur ein— gewaltiger Eindruck von dem »Gott will’s« und ein entschiedener Vorsatz, Gott zu gehorchen, das Zün lein in der Wage zum Neigen bringen. (Lechler.) ie einszgesegnetes Wachsthum der Kirche nicht gesichert ist ohne heil. Ordnung der Aemter und Dienste: l) ohne Ordnung für das Amt des Worts und seineReinerhaltung, sonst ist das G l a u b e n s- 412 Apostelgefchichte 6, 8—14. leben in Gefahr; 2) ohne Ordnung für die Selbst- thätigkeit der Gemeinde zum Dienst helfender Liebe, sonst erstirbt das Liebeslebem (v. Zezschwitzs In dem Worte V. 4: »wir wollen anhalten am Gebet und am Amt des Wortsszhaben wir das gan eLeben eines Predigers in zwei orten, Gebet und redigtz durch’s Gebet nimmt und schöpft er aus Gottes Wort, durch die Predigt giebt er nach unten, was er empfangen hat von oben. (Goßner.) Es bekommt aber auch das Almosenamt seine rechten Bediener, indem die Apostel nicht Leute dazu nehmen, die nur schreiben, rechnen können und uten Verstand haben, sondern voll heil. Geistes und eisheit sind. (Starke.) h. v. 8—7,59 (§ 139): der erste Märtyrer der xiirchn (Epiftet am Z. Weihnachissseiertage oder am Cage St. Stephany des Maximen» V. 8——7, 2 u. 51—59), (Vgi· Eint. zu Muth. 23, 34 ff.) Das Bild eines Menschen, in dem Christus geborenistx wir besehen 1) den Glauben, aus dem er zeugt, 2) die Liebe, die er übt, s) die Hoffnung, mit der er stirbt. (Sommer.) Was der Geist Gottes aus einem Christen machen kann, der sich von ihm treiben läßt: 1) einen gesegneten Arbeiter im Dienste des Reiches Gottes, 2) einen unwiderstehlichen Zeugen für die Wahrheit des Evangeliums, Z) einen heil. Märtyrer, dessen Tod noch eine fruchtbare Gottes- saat wird. (Weidauer.) Der erste Blutzeuge der christlichen Kirche; wir fassen 1) sein Zeugnis; in’s Auge, L) die Waffen, mit welchen die Feinde es bekämpfen, 3 seinen To d. (Langbein.) D er Eng els - glanz auf tep ani Antlitz: 1)« ein Abglanz vom Antlitz Jesu · »in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden«; ’) eine Ausgtrahlung der inneren Glaubenszuversicht, die da wei : ,,ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?« s) ein Wieder- schein der zukünftigen Herrlichkeit, der nicht werth sind alle Leiden dieser Zeit. (Gerok.) 8. Stephanus aber, voll Glaubens fnach besserer Lesart: voll Gnade Kap. 4, 331 nnd Kruste, that [bei Ausrichtung seines Pflegeramtes an den Kranken und Elenden] Wunder nnd große Zeichen [und eröffnete sich damit auch eine Wirk- samkeit] unter dem Volk [der Juden, wie das bei Petrus in Kap. b, 15f. der Fall war]. Diese Wundergabe hing mit seinem ursprünglichen Christenwesen (V. 5) nicht zusammen, sondern wurde ihm jedenfalls erst durch die Handauflegung ertheilt; allein durch seinen starken Glauben wußte er die ihm durch Handau egung ertheilte Gabe zu besonderen kräftigen Aeu erungen zu erwecken L. «Tim. I, 6. (Williger.) Stephanus hatte sich s on früher als »Ge- meindeglied durch Fülle des Glau ens und» heiligen Geistes bemerklich gemacht; ietzt hat er die» Stelle eines kirchlichen Amtes empfangen und sofort ist seine Besähi ung eine gesteigerte. r, der voll Glaubens war, it nun tioll Gnade; der voll heil. Geistes war, ist nun voll Kraft, womit Lgesagt sein soll, daß die in ihm liegenden Gaben zur ktivität disponirt wurden, der Glaube empfing somit das entsprechende Maß der Gnade, und der heil. Geist, der in ihm war, erzeugte das Vermögen, nach außen zu wirken. (Baumgarten.) Stephanus war zunächst zu einem außerli en Amt, zu einem in den Augen der Welt geringen ienst be- hristi, der den Seinigen zuruft:· rufen; Almosen und Speise fvertheilen, Wittwen und Waisen zu berathen, Arme und Kranke zu beguchem das war sein ordentlicher Beruf, den er gewi nicht versäumt hat. Und wenn er auch nur das treulich und fleißi gethan hätte, so hätte man ihm das Zeugniß geben müssen, er ist brauchbar, und er hätte dem Buch: staben seiner Amtsinstruction genügt. Aber unser Stephanus war kein Buchftabenmenfch, sondern ein Geistesmenschx sein äußerer Beruf ward ihm die Grund- lage für eine esegnete geistliche Wirksamkeit. Bei seinen Krankenbekfuchem bei seinen Gängen in die Hütten der Armen, bei seinen Unterredungen mit Wittwen und Waisen, da mochte ihm manche Noth vor Augen treten, manche Klage zu Ohren kommen, der nicht mit einem Stück Geld oder einer Portion Suppe abzu- helfen war, sondern wo es galt, geistlich einzugreifen, zu vermahnen, zu beten, himmlische Kräfte und gött- liche Hilfe herabzuflehen und hineinzutragen in so ein Sorgenkämmerleim an so ein Krankenbeth in so ein verfinstertes Herz. Und da fanden nun die Geistes- gaben des» herrlichen Mannes einen esegneten Wir- ngskreis: seine Glaubenskraft, sein Fiebesseuey sein Gebets eist, seine Predigergabe nebst der leiblichen Heilkraft, die Gott in seine Hand elegt hatte. So ward er bald ein Schiitzpatron der rmen, ein Mann des Volkes, der überall begehrt war und überall will- kommen hieß; und wenn man im Hause der Armen ihn von Weitem kommen sah, Po erheiterten sich die Gesichter, so hieß es: Kinder, eid still, Weib, trockne deine Thränen, Mann, halt ein mit deinen Klagen, unser Stephanus kommt! (Gerok.) » . 9. Da [von Neid und Mißgunst getrieben, welche eine solche hervorragende Thätigkeit bei ihnen erweckte, und um zu verhindern, daß das Wachsthum der christlichen Gemeinde nicht noch weiter um sich greife, als gerade jetzt geschah] stunden etliche auf von der Schule [oder Synagoge], die da heißer [die] der Libertiuer [d· i. der Kinder von Freigelassenens und der »Cyrener und der Alexander» [der Juden aus Eyrene und Alexandria in Afrika], Und [etliche aus der Schule] derer, die aus Cilicia und Asia [Kap. 2, 9f.] waren, und· befragtcn sich mit« Stephano fknüpften allerlei Streitfragen über religiöse Dinge mit ihm an, da- bei er den Kürzeren ziehen und so in seinem An- sehen und seinem Einfluß auf das Volk gebrochen werden sollte]. 10. Und sie findem es ganz anders kam, als sie sich eingebildet hatten] vermochten [bei diesen öffentlichen Disputationen] nicht wider zn stehen der Weisheit und dem Geiste, aus welchen: er redete [denn es erfüllte sich an ihm, was Christus in Luk. 21, 15 den Seinen verheißen hatte; gaben sie nun gleich sich nicht gefangen, daß sie dem Glauben gehorsam geworden wären, so hatten sie doch nicht Lust, fernerhin sich auf diese Weise mit Stephanus einzulassens Daß nach V. 7 etzt auch eine großeAnzahl von Priestern den Glau en annahm, schien ein günstiges Anzeichen zu sein, daß nun bald die Bekehrung des ganzen Volkes erfolgen werde. (P. Lange.) Allein da gerade erregt das mit Zeichen und Wundern ver- bun ene Wirken des Almosenp e ers Stephanus nicht blos Aufsehen, sondern auch nftofy und zwar nicht, Wirksamkeit des Stephanus und Feindschaft hellenistischer Schulen gegen ihn. 413 wie bisher, in dem Kreise der höchsten Obrigkeit in Jerusalem, sondern in denjenigen Kreisen, die dem Volke angehören, welches bis dahin der Genieinde und ihren Führern immer in Liebe und Ehrsurcht zugethan geblieben war, v l. Kap. 2, 43. 47; Z, 10; 4, U; 5, 11. 13 u. 26. Daumgartenh Das kräftige Zeugnis» welches Stephanus durch Wort und Wunder für Christum und dessen Gemeinde ablegte, bestimmte zu- nächst mehrere Wortführer aus einzelnen Shnagogem mit ihm zu disputiren, um ihn durch spitzige Fragen und künstliche Reden in die Enge zu treiben, ihn öffentlich des Jrrthums zu iiberführen und so seine weitere Wirksamkeit zu hemmen. Seit der babylonischen Gefangenschaft waren die Juden in allen Ländern zer- streut, und in Nordafrika, in den Provinzen Vorder- asiens lebten sie in zahlreichen Gemeinden; auch in Rom waren viele heimisch geworden, besonders seit Pompejus (c. 63 v. Ehr» s. Schlußb. zum I· Macca- bäerbuch Nr· 8) eine große Anzahl als Kriegsgefangene - dorthin gebracht hatte. Diese Juden hatten in Jeru- salem ihre eigenen Shnagogem welche sie besuchten, wenn sie zu den Festen zeitweise anwesend waren oder wenn sie in ihrem Alter ganz nach Jerusalem lsjich zurückzogen, um im Lande der Verheißung ihr Le en zu beschließen; die Gelehrten dieser Schulen nun waren es, welche sich dem Stephanus näherten und ich mit ihm in öffentliche Unterredungen über den essias, über den rechten Glauben, über den wahren Gottes- dienst &c. einließen und dabei durch ihre Weisheit seine Sache zu Schanden zu machen gedachten. Es ging aber ganz anders, als sie meinetenx sie vermochten wohl dem Stephanus zu widersprechem aber nicht zu wider- stehen. Seine Weisheit, die er aus Gottes und Christi Wort geschöpft hatte, deckte das-Falsche und Nichtige in den Anschauungen und Reden der Juden auf und wies deren Thorheit überzeugend nach; der Geist, der in Stephanus war, ab ihm den scharsen Vlick, das Widersprechende in m Borbringen seiner Gegner sofort zu erkennen, und verlieh ihm die kräftigen Worte, welche die Wahrheit des christlichen Glaubens in helles Licht stellten und so demselben neue Anhänger ge« winnen mußten. (Sommer.) Dem Worte· ,,Geist« fehlt in V. 10 die Beifügun »heil»ig«; die Ge ner fühlten, daß einGeist in Step ano war; daß es er heilige Geist sei, konnten sie nicht wissen. (Bengel.) Die Libertiner bildeten mit den cyrenäischen und alexan- drinischen Juden die eine Shnagogez von ihnen werden die cilicischen und kleinasiatischen Juden unterschieden, die zu einer zweiten Shnagoge gehörten, denn in Jerusalem gab es der Schulen 480 (4)(10)(12). Diese Libertiner sind römische Freigelassene oder auch Nachkommen derselben, d. h. ursprünglich kriegsgefangene Juden, welche die Freiheit wieder erlangt hatten und in ihr Vaterland zurückgekehrt waren; ein Theil der- selben blieb jedoch in Rom und siedelte sich jenseit der Tiber an. Kap. 28, 17 ff. (Herzog.) Zu der Shnagoge derer aus Cilicia und Asien gehörte ohne Zweifel auch Saulus (Kap. 7, 57). 11. Da sweil sie mit Waffen des Geistes so gar nichts wider ihn ausrichteten] richteten sie zu [nun zu den Waffen des Fleisches greifend] etliche.Männer, die sprachen [von ihnen heimlich instruirt oder angeleitet]: Wir haben ihn gehört- Liisterworte reden wider Mosen nnd wider Gott sund diese Aussage mußten sie denn überall in der Stadt verbreiten, damit sowohl beim Volke ein Unwille gegen Stephanus erweckt, als auch die · Aufmerksamkeit des Hohenrathes auf ihn gelenkt w« d . urleå Und bewe ien [als sie so ihr Vorhaben gehörig vorbereitstchhatteäq das Volks [auf der S ·t, dß es · wi er ihn zuammenro ee uned edie Dleltesten tnnd die Schriftgelehrten sauf der andern Seite, daß sie sich zuseiner Rathssitzung versammelten], und traten herzu [indem sie gleich- zeitig vom Synedrium sich hatten mit Vollmacht v s h lassen, ihn gefangen zu nehmen Kap. L? elhnffJ und rissen ihn [aus dem von ihnen selber erst angezettelteidi Volksgetümmel 9, 291 hin nnd führten ihn vor ·en Rath« 13. und steaeteu kais seiåe Aekkiiigekj fetsche Zeugen s? ebe1n jseiciEn båljgänikerig tkersn dsie schån vorer .1 i eien aen at, e sprachen: Dieser Mensch hdret nicht ans, zu reden Liisterworte wider diese heilige Stätte [den Tempel] und das. Gesetz [das von Mose uns gegeben ist]. 14. Denn wir haben wiederholt] ihn hören sagen: Jesus von Nazareth wird diese Statte zer- stdren sdaß für immer sie untergehe] und andern die Sitten [und Gebote],· die uns sJudenj Moses gegeben hat [daß sie für die Zukunft weichen miissen und etwas Anderes an deren Stelle treten wird]. Jn Stephanus, das erhellt klar aus der ganzen Darstellung seit V. 8, wo St. Lukas auf ihn im Be- sonderen eingegangen ist, hatte der HErr etwas Neues vor mit seiner Gemeinde. Sie sollte nun einen großen Schritt vorwärts thun durch die allmälig sich erweiternde Ablösung von dem alttestamentlichen Tempel und dessen Cultus, mit dem sie bisher noch in enger Ver- bindung sich gehalten; da aber nach Lage der Dinge das nicht anders geschehen konnte, als aus blutig em We e, d. h so, daß nun Blutzeugen von ihr zum Opfcier gebracht werden mußten, so wäre allerdings dieser oder jener von den Aposteln am nitchsten berufen· gewesen, der erste Blutzeuge zu werdens» Aber der ath des HErrn war· aus guten Grunden ein anderer; denn nicht nur, da dies Loos den Petrus würde be- troffen haben, hätte damit sowo l das Wort in Matth 16, 18 als das in Joh 21,»1 sich nicht vertragen, sondern essollte auch die Zwolfzahl der Apostel über- haupt, die» ja ihre Beziehung hatte auf die Zwolf- zahl der·Stamme Jsraels, xetzt noch unversehrt bleiben, zum Zeichen, daß die» Gnadenzeit fiir ganz Jsrael noch immer nicht vollig zu Ende sei, wenngleich sie gerade Jetzt ganz entschieden die Neigung zum Ende nahm. Da war denn Stephanus soZon durch seinen Namen, der da Kranz oder Krone edeutet (1. Tor. IS, Zsywizxid hsehzbiezssimset skiwosl ii7n ghristi Dornen- rvtle satt . , ' ; ar.1,1 ; oh. II, 2 als an xiiiiJKikonk die; Gärecgtigkeiä dsie tgfifibegi ausbeäiiilteu wir a., z. im.,; en.2,1,er- innert, gleichsam prädestinirh der protomartyrz wie die Kirche ihn nennt, oder der erste Blutzeuge zu werden (vgl. die Bem- v·on Caspari u Dan. 1, 6). Nachdem derspHErr nun ihm auf» die in V. 1—6 be- schriebene Weise ein ordentliches Kirchenamt zugewendet, erhob er»ihn dadurch, »daß er nach V· 8 ihm Gnade und Wunderkrafte verlieh, von» Haus aus über den nachsten Bereich diefes Amtes, sur welchen die in V. 3 genannten Eigenscha teiischon genu t hatten, und rückte ihn so nahe an den Kreis der Apo tel heran, daß nicht 414 Apostelgeschichte S, 15. 7, 1———4. viel fehlte, er hätte zuletzt auch in diesen Kreis mit hineingehörh denn was bisher als Zeichen apostolischer Macht und Würde sich erwiesen (Kap. 2, 43; 5, 12), erscheint als auf ihn mit übertragen, wenn es von ihm in V. 8 heißt: ,,er that Wunder und große Zeichen unter dem Volk«, ja das »große« und »unter dem Volk« will unsers Bedünkens u verstehen geben, daß er in der Zeit seiner, freilich« wohl nur auf einige Monate, höchstens auf ein Vierteljahr zu bemessenden Wirksamkeit, sozusagen ein Substitut oder Stellvertreter des Apostelfürsteii Petrus gewesen sei, da jene Aus- drücke nur Zlu deutlich an das in Kahn. 5, 15 f. Erzählte erinnern. us diesem Grunde halten wir auch die An- nahme der Kirchenväter für ganz richtig, das; Stephanus einer von den siebzi Jüngern in Luk.10, I ff. gewesen sein dürfte, und rechnen ihn im Gegensatz zu neueren Schrifterklärerm die ihn für einen Hellenisten ausgeben, vielmehr zu den Hebräerm denn es ist eine ungerecht- fertigte Voraussetzung daß nur ein Hellenist unbe- fangenen Gemüths genug gewesen sei, um zu dem freieren Standpunkt dem alttestamentlichen Tempel und Eultus gegenüber, wie Stephanus ihn offenbart, hin- durchzudringem im Gegentheil erscheinen gerade hier in den Anhängern der beiden in V. 9 enannten Schulen die Helleniften als ganz fanatische erfechter des alten Judenthnms Wir dürfen das, was bei Stephanus als ein freierer, über den zur Zeit bei den Aposteln noch bestehenden Standpunkt hinausgehender Geist sich regt, nicht als den eigenen, mithellenistischer Bildung zusammenhängenden Geist des Mannes be- trachten, sondern haben unzweifelhaft es anzusehen für die vom HErrn selbst herbeigeführte und geleitete Entwickelung des heil. Geistes der nach V. 5 u. 10 in ihm war; von ihm selber hätte er gewiß nicht sich berechtigt geglaubt, von den Aposteln und der übrigen Gemeinde sich ewissermaßen zu emancipiren. Wie aber verhält es ich nun mit dieser Entwickelung? Den Anstoß dazu gaben jedenfalls die Streitfragen, die er mit den Anhän ern der beiden Schulen durchzufechten hatte; es trat a bei diesen Gegnern in ihrer Ver- festigung gegen das Evangelium von, Jesu Christo ein ähnlicher Sinn zu Tage, wie derjenige, der in dem Wort der falschen Propheten zur Zeit des Jeremia (7, 4) sich ausspricht: »Hier ist des HErrn Tempel, hier ist des kErrn Tempel, hier ist des HErrn Tempel,« und so wur e Stephanus von dem HErrnund seinem Geiste in der That zu einem zweiten Jeremias zu- bereitet, wie man ja auch dessen Wiederkehr, außer der des Elias, für die messianische Zeit erwartete (Matth. 16, 14; Pf· 71, 21 Anm.). Er s rach jenem Gerede von der Unantastbarkeit des Heiigthums gegenüber ähnliche Gedanken aus, wie sie in Jer. 7, 11—15 u. 26, 4—-6 vorliegen; darüber erging es ihm denn gerade so wie dem Jeremias in Kap. 26, 7ss., er wurde der vermeintlichen Lästerung wegen vor Gericht gezogen, nur daß für ihn auf Seiten· der Fürsten Juba, seiner Richter, keine Stimme der Axt sich erhob, wie dort für Jeremia, vielmehr der Hoherath wohl froh war, daß er jetzt das Volk hinter sich habe und also gegen die christliche Gemeinde einschreiten könne, was er aus Furcht vor dem Volke bisher nicht gewagt hatte. Jrgendwie ist ohne Zweifel auch schon bei diesen Vor- gängen der Gamalielsschüler Saulus betheiligt ge- wesen; aus dem unseligen Verfolger des Stephanus ist, wie wir später lesen werden, nachmals ein seliger Nachfolger desselben geworden, indem er nicht nur in der Erkenntniß der Wahrheit an dessen Stelle trat, sondern auch von den fanatischen Juden ebensalls be- schuldigt wurde (Kap. 21, 28): ,,dies ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehret wider dies Volk, wider das Gesetz und wider diese Stätte« Er konnte aber da mit gutem Gewissen bezeugen (25, 8): ,,ich habe weder an der Juden Gesetz noch an dem Tempel inich versündigt«; und so steht auch hier Stephanus seinen Anklägern mit gutem Gewissen gegen- über, was er indessen nicht erst zu bezeugen braucht, das Zeugniß steht ihm schon aus dem Angesichte ge- schrieben, wie der folgende Vers besagt, dafür aber dreht er den Spieß um und giebt in seiner Rede die fälschlich wider ihn vorgebrachte Beschuldigung denen heim, welche des Gesetzes sich rühmten und hatten es nicht gehalten (Kap. 7, 53). 15. Und sie sahen aus ihn· alle, die im Rath saßen [in gespannter Erwartung, was er wohl aus solche schwere Anklage, deren er ja schon so gut wie überführt sei, würde zu erwidern haben], nnd sahen [indem sie so mit einer gewissen Schadensreude auf ihn blickten, so wenig etwas von Vetrossenheit und« Angst, von sprachlosem Schrecken und rathlosem Verzagen, daß im Gegen- theil] sein Angesicht sihnen entgegenleuchtete], wie eines Engels Angeficht sdavon denn sie selber nun betroffen wurden und wie von göttlicher Macht gebunden sich fühlten, seiner nachsolgenden langen Rede still zu halten und ohne Widerspruch ihr die Ohren zu leihen]. Gewiß will der Ausdruck des Lukas nicht blos soviel besagen, das Angeficht des Stephanus habe voll- kommene Seelenruhe gezeigt, so daß es den Zuschauern unwillkürlich Ehrfurcht einflößte, sondern er will eine objektive und zwar außerordentliche Erscheinung schildern. War schoii zuvor Stephanus mit dem heil. Geiste aus- gerüstet, so wurde ihm i1i diesem entscheidenden Augen- blick gewiß eine reichliche Salbung mit dem Geiste Gottes zu Theil; und daß diese auch von innen heraus geleuchtet und das Angeficht des frommen Zeugen mit einem selbst den Feinden sichtbaren himmlischen Lichte verklärt habe, kann nicht aufsallend erscheinen, wenn man bedenkt, daß das Geistige und das Leibliche sich die Hand reichen, und besonders, daß in den heiligsten Augenblicken des Lebens,-wie in der Endgeschichte, Lei lichkeit das Ende der Wege Gottes ist. (Lechler.) Fiel denn etwa gerade ein Sonnenstrahl zum Fenster hinein in den düsteren Saal und traf seine Gestalt, verklärte seine Stirn, säumte mit einem goldenen Schein sein Haar? oder war ein lichter Goldreis wunderbar über seinem Haupte zu sehen, wie die Maler die Heiligen malen? Schwerlich! —— aber es war der Geist der Herrlichkeit (1. Petri 4, 14), der auf ihm ruhte nnd auch seine Leibesgestalt gleichsam adelte, seine Gesichtszüge gleichsam verklärte; es war ein Ab- lanz von der Verkläruiig Jesu Christi vor dessen leiden und Sterben; es war eine Ausftrahlung des inneren Friedens, der sein Herz erfüllte; es war ein Wiederfchein von der himmlischen Herrlichkeih der er entgegenging, was sein Antlitz verklärte wie eines Engels Angeficht. (Gerok.) Der Lästerung Mosis wurde er angeklagt, und siehe, die Klarheit des Angesichts Mosis (2. Mos. 34, 29 sf.), ein Abglanz des Gottes der Herrlichkeih war an ihm zu sehen und Ver- theidigte ihn; ein Frühstrahl von dem himmlischen Glanze, in welchem die Lehrer der Gerechtigkeit werden leuchten ewiglich (Dan.12, 3), umstrahlte ihn, und wie die Engel allezeit das Angeficht Gottes sehen und seine Herrlichkeit abspie eln, so wurde es ihm zur Er- quickung in dieser Zeugenstunde gegeben, zuerst in die Stephanus, vor den Hohenrath geschleppt, wird von diesem aufgefordert, sich zu erklären. 415 geösfneten Geheimnisse der Herrlichkeitsgeschichte Gottes auf Erden und dann in den geössneten Himmel ein- zu chauen und Jesum stehen zu sehen zur Re ten Gottes. Hielt des Stephanus leuchtendes Angeicht als eines Engels die Feinde auch hernach nicht ab, ihn zur Stadt hinaus-zustoßen und zu steini en, so bewirkte doch der hehre Anblick des Zeugen, aß die Rathsherrn seiner Rede stumm und staunend eine ganze Weile zuhörten, bis sie getroffen wurden von dem Pfeil: ,,ihr habt das Gesetz nicht gehalten!« (Besser.) Das 7. Kapitel. stephani Predigt, Marter« und Tod. 1. Da [die anfängliche Stille, die im Rathe geherrscht hatte, nunmehr unterbrechend und dem Angeklagten das Wort zur Verantwortung er- theilend] sprach der Hohepriester [im obrigkeitlichen Sinne, d. iIHannas Kap. 4, S; 5, 17]: Jst dem also swie diese wider dich aussagen V. 14]? 2. Er aber sprach: Liebe Bruder und Vater, hbtet zu [denn ich kann auf die mir vorgelegte Frage nicht mit einsachem Ja oder Nein antworten, sondern habe vielmehr einen längeren Vortrag an euch zu richten Kap. 22,1; 1. Petri 3, 15 f.]. Das Schweigen der Rathsherren, welche alle an; Stephani verklärtes Angesicht hinblickten, lastete au dem Hohenpriesterx er gedenkt der peinlichen Scene schnell ein Ende zu machen mit der Frage: ,,ift dem also?« und das ist eine Frage, für ein kurzes Ja oder Nein eingerichtet. Stephanus konnte jedoch weder das eine noch das andere, sondern mußte beides sagen und daher beides rechtfertigen. (Williger.) Als ein rechter Glaubenszeuge zeigt er sich bereit zur Verant- wortung: »Liebe Brüder und Väter«, so redet er sie freundlich und ehrerbietig an, ohne allen fleischlichen Eifer oder geistlichen Stolz, obgleich sie eine schlechte Bruder- und Vaterliebe an·ihm«be·weisen. (Gerok.) Bei Weitem der größte Theil der nun folgenden Rede (V. 2—50) ist ein Ueberblick über die Geschichte Jsraels von der Berufung Abrahams bis auf die mosaische Gesetzgebung, und von da bis auf die Erbauung des salomonischen Tempels, woraus er noch einen Aus- spruch des Jesajas gegen den fleischlichen Aberglauben der Juden ansührt, als ob der Allerhöchste in ein Ge- bäude von Menschenhand eingeschlossen sei. Durch dieses Zurückgehen auf die heilige Geschichte wollte Stephanus einmal seinen Glauben an die Offenbarung des alten Testaments bezeugen und die Beschuldi ung der Läfterung Mosis und des Tempels durch die nt- wickelung ihrer wahren Bedeutung widerlegen, und sodann den Beweis führen, daß das Benehmen der Juden mit der Gnade Gottes stets im größten Miß- verhältnis; gestanden, indem sie, je größer seine Wohl- thaten waren, desto undankbarer und widerspenstiger sich gegen ihn und seine Gesandten, besonders auch gegen Moses erwiesen haben. Er hielt seinen An- klägern die Vergangenheit als einen treuen Spiegel vor, in welchem sie ihr eigenes Benehmen gegen den Messias und dessen Anhänger erkennen sollten; nicht selten sieht es daher fast aus, als ob er die Geschichte Jesu, nur unter veränderten Namen erzähle (vgl. die Eifersucht der Brüder Josephs, das Betragen gegen Moses vor und nach seiner Flucht in Midian, das Verhalten gegen die göttlichen Führungen in der Wüstel Zugleich ftellt er die Führungen Gottes aus einem bestimmten Gesichtspunlte als einen theokratischen Plan dar, welcher immer weiter hinausweist und im Messias sein Ende findet. Schon Moses weissagte einen Pro- pheten, der nach ihm kommen werde, somit weist das Gesetz selbst über ich hinaus und auf etwas Höheres hin; der Tempel Salomo’s war blos mit Menschen- händen gemacht, das Vorbild eines andern Tempels, der Verehrung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Wahrscheinlich beabsichtigte er, die dritte Periode, die mefsianischen Weissa ungen der Propheten und deren Kampf gegen den eischlichen Sinn, das Kleben an Aeußerlichkeitem die Undankbarkeit und Halsstarrigkeit der Juden noch näher zu schildern; er wurde aber durch den Unwillen der gereizten Zuhörey welche den polemischen Stachel der eben dargestellten Geschichte ihrer Vorfahren wohl fühlten, unterbrochen. Deshalb schloß er, vom ruhiIn Ton der Erzählung in das Pat os einer ernsten« ußpredigt übergehend, mit dem sur tbaren Strafworte in V. 51—53, worin er seinen Anklägern und Richtern, als den treuen Söhnen der Prophetenmörder, den Verrath und Mord des un- schuldigen und gerechten Messias als die Spitze ihrer Undankbarkeit und Gesetzesübertretun vor das Gewissen hielt und den ihm gemachten Vorwur der Jrreligiösität auf sie zurückwars (Schasf.) Die Rede verwandelt sich in eine eigentliche Anklage des Hohenraths von wegen der Kreu igung des Messias; sie führt den Prozeß des von en Juden durch ihre anze Geschichte hindurch verworfenen Christus, wie sich diese Ver- wersung in der Kreuzigung des historischen Christus erfüllt hat, vor dem Hohenrathe selbst, und zwar von ihrer eigenen alttestamentlich theokratischen Voraus- setzung aus, um dem Synedrium keine Entschuldigung Si lassen und es hinzudrängen zur Entscheidung. aher bezeichnet auch die Verwersung des Stephanus denjenigen Moment, mit welchem die neue und schließ- liche Verstockung der jüdischen Nation als solcher nach der Auferstehung sich entschieden. (P. Lange.) Fragt man, wer denn diese so fein angelegte und complicirte Rede habe so genau behalten können, so ist nicht so sehr auf jene gläubig gewordenen Priester in Kap. 6, 7 zu verweisen, als vielmehr ans jenen Jüngling Saulus, welchem, je krampshafter er gegen die innere Geistes- macht des Evangeliums ankämpfte, desto sicherer jedes Wort des Stephanus als ein Stachel in Seele und Gedächtniß haften blieb, woran er sich abzuarbeiten Hatte, bis daß die Erscheinung des Auserstandenen den ro des, der besseren Er enntniß Widerstrebenden Wi ens brach. Die ganze paulinische Theologie war auch hernach nichts als eine Entfaltung der in der Rede des Stephanus enthaltenen Keime; insofern bildet diese Rede recht eigentlich den Mittelpunkt der Apostelgeschichtr. (Ebrard.) 2l). [Der] Gott der Herrlichkeit« [2. Mos. 24, IS; Jes b, Z] erschien unserm Vater Abrahany da er noch [zu Ue] in Mesopotamieu war, ehe er wohnete in Haran [1. Mos. 15, 7; Reh. 9, 7]; 3. Und sprach zu ihm: Gehe aus deinem Lande und von deiner Freundschaft, und ziehe in ein Land, das ich dir zeigen will [1.Mos.12, 1]. 4. Da ging er [unter Anführung seines Vaters THAT« I— Mvsi U, 311 aus der Chaldciet Lande, und wohnete in Hieran. Und von dannen, da sein Vater [im Jahre 2083 n. Ersch. d. Welt oder ·1922 v. Chr] gestorben nat, brachte er [Gott, indem er seinen Befehl ihm erneuerte 1. Mos. 416 Apostelgeschichte 7, 5——26. »11- 4 ff] ihn herüber in dies Land, da ihr nun innen wohnetz · Z. Und gab ihm ftvährend der ganzen Zeit seiner Wanderung bis zu seinem Tode] kein Erb- lheil darinnen, auch nicht eines Fußes breit· [so daß er für die Sarah und für sich selbst ein Erb- begräbniß von den Hethitern erst kaufen mußte I. Mos. 23, 18 ff.]; und verhieß ihm, er wollie es geben ihm zu besiszen, und seinem Samen nach ihm, da er noch kein Kind hatte [1. Mos. 12, 7; 13, 14 f.; 15, 18 ff.]. 6. Aber Gott sprach [bei Gelegenheit der drittmaligen Ertheilung dieser Verheißung 1. Mos. 15, 13 f. und als er hernachmals dem Mose im feurigen Bufche erfchien 2. Mos. Ei, 1·2] also: Dein Same wird ein Fremdling ·sein in einem fremden Lande, nnd sie werden ihn dienstbar machen, und ubel handeln vier hundert Jahre [1. Mos. 15, 13 u. 2. M. 12, 40 Anm.]; 7. Und das Volk, dem sie dienen werden, will ich» [der Allgewaltige Röm. l2, 19]· ruhten, fptach Gott; und darnach ·werden sie ausziehen, und mir dienen an dieser Stalle« snämkich im verheißenen Lande]. · 8. Und gab ihm den Bund der Beschneidnng [den in der Beschneidung bestehenden Bund oder das Bundeszeichen der Beschneidung 1. Mos.·17, I ff·]· Und et zeugete [hernachmals, als er diesen Bund schon empfangen, also in dem neuen Ver- hältniß mit Gott bereits stund 1. Mos. 21, 1 ff.] Jsaak, und beschniit ihn am achten Tage [·1.Mos. 21, 4]; Und Jfaak szeugete und beschn1tt am akhten Tage] den Jakob, nnd Jakob die zwölf Erz- Vqtctrrk [1. Mos. 25, 26; 29, 31—-30, 24; 35, 16 ff.]. · · · V) Daß Stephanus seine Rede mitsz dieser Be- zeichnung Gottes eröffnet, hat guten Grund; nicht nur will er hiermit gegenüber der ausgestreuten Verleum- dung, als habe er Gott gelästert (6, 1·1), und dem etwaigen Wahn, als fehlte es den E risten an Ehr- erbietung gegen Gott, seine tiefe Ehr rcht vor Gott bezeugen und Gott die gebiihrendeEhre geben; sondern er hat auch positiven Grund, die Herrlichkeit Gottes geltend zu machen. Er faßt schon hier,· wie im ··fol- enden Verlauf seiner Rede, die unbedingte Große, ollmacht und Alleinherrschaft Gottes in’-s Auge, wo- nach Gott selbst an nichts und an niemand· gebunden ist und sit? offenbaren kann, wem ·und ioie und·wo er will. n Verbindung mit ,,erschien« gese r, bringt der Ausdruck den erhabenen und erhebenden ichtglanz in Erinnerung, worin die Selbstoffenbarungeia die Er- scheinungen Gottes zu geschehen pflegten. (Lechler.) · IV) Jn l. Mos. 15, 14 folgen aus ,,ausziehen« die Worte: ,,mit großem Gut«; der Grund für diese Ausstattung war, wie wir zu 2. Mos. 3,·22 erkannt haben, der, daß die Kinder Israel ja für ihren lang- jährigen schweren Dienst, d·en sie den Eghptern ge- leistet, auch einen Lohn verdient hatten, diesen rven·et denn Gott durch feine Leitung der Begebenheiten beim Auszuge ihnen zu (Weish. 10, 17), aber der Zweck des großen Guts ging aus etwas Weiteres, namlich auf den neu aufzurichtenden Gottesdienstz der am Horeb in der dort erbaueten Stistshütte allerdings seinen Anfang nahm, aber zum ordentlichen Vollzug doch erst im Lande Canaan selber kam. Mit Beziehung hierauf fährt Stephanus nicht in jener Weise fort: ,,mit großem Gut«, sondern greift in dasjenige hinüber, was dem Moses gesagt ward, giebt aber dem Worte eine weitere Beziehung, als die es zunächst haben sollte; er geht damit nicht über die Wahrheit hinaus, daß er den eigentlichen Sinn der Worte gefälscht hätte, sondern entfaltet nur diejenige Wahrheit, die hinter dein zunächst sich darbietenden Sinne verborgen lag —- er bleibt nicht bei der Zivifchenstation des Horch, aus die es dem Mose egenüber ankam, stehen, sondern faßt vielmehr das Endziel in’s Auge, auf welches Gott selber gleichunfangs es abgesehen hatte. »Es-«) Mit Abraham beginnt die eigentliche Geschichte Jsraels als des auserwählten Volkes Gottes; durch Abraham aber war das Gefetz nicht gegeben, dessen die Juden sich so rü mten (Röm. Z, 23), sondern ihm und durch ihn war ie Verheißung geworden, die, wie Paulus es später in dem Briefe an die Galater (3, 15 sf.) bemer t, vier hundert Jahr älter war als das Gesetz durch Musen. Und was war denn das Evangelium, welches Stephanus gepredigt hatte, anders als die Erfüllung jener Verheißung, die bei den Juden, bei all ihrem Eifer mit Unverstand für Moses, ja bei all ihrem Großthun auf ihre FRndschaft Abra ums, gar nicht in Betracht kam? Das Vergehen es edlen Zeugen Jefu lag also, soweit es das Gesetz betrifft, in nichts Anderem als in dem, was auch die Propheten Jsraels vorlängst von einem neuen Bunde, gegründet in der uralten Verheißung an Abraham, Verkündigt hatten; die Veränderung der Sitten, d. i· der Ver- fassung, mußte die nothwendige Folge dieses neuen, nun in Ehri to dargestellten Bundes fein, hierin lag also keine Li:sterung, sondern eine Bestätigung Mosis und der Propheten. Aehnlich verhält es sich mit der Vertheidigung in Bezug auf den Tempel; augenscheim lich liegt der Rede auch die Absicht zu Grunde, dar- zuthun, daß der Tempel ebenfalls, was Zeit und Hei- ligkeit betrifft, im Range unter der Verheißung ste e. Jn und wischen den großen Zügen aus der Geschi te und Weissagung des alten Testaments werden wie iin Vorbeigehen zugleich allerlei Winke gegeben, die alle auf dasselbe Hauptziel hinauslaufen, und nicht wenige Einzelheiten aus Gottes Gnadenerweisungen gegen das Volk Abrahanis von Alters her werden an’s Licht gebracht. Man höre, mit welchem Nachdruck daran erinnert wird, wie Gott den Abraham herübergebracht in ein Land, diesem fremd und unbekannt, aber ,,darinneii ihr nun wohnet« —- wie anders, als kraft einer Verheißung von Seiten Gottes, übernommen durch Glauben von Seiten des Gesegneten, also nicht durch das Gefetz oder seine Werke! Kein geringeres Gewicht hat die treffliche Erinnerung, wie dem Abraham und seinem Samen das Land ge eben war, als er noch kein Kind hatte; wiederum al o von dieser Seite ein Preis des Glaubens ge enüber allem Verdienst und aller Gerechtigkeit durch gdas Gesetz. (da costs-n) Nicht umsonst ist auch der Zug der Weissagimg erzählt, der auf das Wohnen in Eghpten und die Erlösung von dort geht; er enthält die direkte Rede an das geischlich gewordene und dadurch zu Egypten entartete srael: ,,beweise dich immerhin als Egyptery verfolge Gottes Volk — deine Zeit ist dir auch schon gemessen, die Zeit deines Gerichts ist nahe; sobald der HErr will, mußt du seine Auserwählten, welche du jetzt noch wie in Egh tens Frohndienst und Gefängniß hältst, entlassen, dag sie ihm dienen in seinem heil. Tempel, im Geist und in der Wahrheit« (Williger.) Ueberblick über die Geschichte Jsraels von Abraham bis auf Muse. 417 9. Und die Erzväter [Ruben, Simon, Levi, Dan, Juda u. s. w.] ueideteu Joseph und ver- kauften ihn in Egypteu [1. Mos. 37, 1 ff.]; aber Gott war mit ihm, 10. Und errettete ihn aus alle seiner Trüb- sal und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Könige Pharao in Egypteu, der seszte ihn zum Fürsten über Egppten und über sein ganzes Hans« [1. Mos. 41, 1ff.]. 11. Es kam aber eine theure Zeit über das gxanze Land Egvpten und Canaan und eine große rübsal, und unsere Väter fanden nicht Fütterung sfür ihre zahlreichen Heerden]. 12. Jakob aber hörete, daß in Egppten Ge- treide wäre, und sandte unsere Väter aus auf’s erste Mal [1. Mos. 42, 1 ff.]. 13. Und zum andern Mal ward Joseph er- kannt von seinen Brüdern, und ward Pharao Josephs Geschlecht offenbar [1. Mos. 43, 1—45, 20]. 14. Joseph aber sandte aus und ließ holen seinen Vater Jakob und seine ganze Freundschaft, fünf und siebenzig [vgl. die Bem. zu 1. Mof,46,27] Seelen« [1. Mos. 45, 21——46, 27]. 15. Und Jakob zog hinab in Eghpten und starb, er und unsere Väter [1. Mos. 49- 33—- 50, 26]. « Its. Und sind sabgesehen von Jakob selber, der in der zwiefachen Höhle zu Hebron beerdigt wurde 1. Mos. 49, 29 ff.; so, 12 f.] herüber gebracht in Sichem [1. Mos. 50, 24 ff.; 2. M. 13, 19; lJos. 24, se; Joh. 4, 5 f.] und gelegt in das Grab, das Abraham sdieser Name ist wohl erst durch einen Abschreiber in den Text gebracht, während es ursprünglich blos hießr er, nämlich Jakob 1. Mos. 33, 18"f.] gekauft hatte ums Geld von den Kindern Hemor zu Sichemcktt - . «) Gewiß hat Stephanus bei dieser Erwähnung: ,,sie neideten Joseph« schon die gleiche bösartige Ge- sinnung seiner Richter gegen Jesum im Auge, so daß er in dem gemißhandelten Joseph, wie nachher auch in dem verschmäheten Mose, welche beide aber die Retter des Volkes wurden, geschichtliche Vorbilder Christi sieht. (Meyer.) Die hoch epriesenen Stammväter des Volkes waren es, die sich Po fchwer versündigtem Gott aber war nicht mit ihnen, sondern mit dem von ihnen an die Heiden verkauften Joseph. (Ebrard.) «) Große Trübsal und geistige Hungersnoth, so will Stephanus andeuten, wird auch über euch kommen, aber endlich werdet ihr den von euch Verworfenen er- kennen, der inzwischen der verschmachtenden Heidenwelt Lebensspeife espendet hat. Er wird das Volk Israel sreundlich au nehmen und ihm eine Stätte in seinem Reiche anweisen —- alsoein Ausschluß über die letzten Schicksale des jüdischen Volks, ganz wie ihn Paulus im 11. Kapitel des Briefs an die Römer als ein Myfterium mittheilt. (Thiersch.) VII) Will man annehmen, daß das ,,Abraham« dennoch ursprünglich im Text gestanden habe, so muß man die Aussage für eine Zusammenziehung mehrerer Sätze in Einen ansehen: ,,Abraham kauft ein Grab, worin dann Jakob begraben ward, Jakob einen Acker, D äch sei? Bibelwort. VI. Band. worin Joseph begraben ward; statt nun zu sagen, sie begraben sie, den Jakob in der Höhle, die Abraham gekauft hatte, den Joseph in dem Acker, den Jakob von Emor gekauft hatte, zieht der Redner beides zu- sammen und sagt, sie wurden begraben in dem Grab, das Abrahain von Emor gekauft — eine solche Redeweise war dem rabbinischen Gefchmack ganz an- gemessen und für die Zuhörer verftändlich. (Ebrard.) Die Bezugnahme auf Josephs Brüder, über deren Bestattung in Eanaan das alte Testament nicht positiv abweichend berichtet, sondern nur schweigt, schreibt sich vermuthlich aus einer schon damals gangbaren, in einer Stelle bei Josephus und später bei Kirchenvätern und Rabbinen nachweisbaren Ueberlieferung her, die Ste- phanus bereits kannte. (Lechler.) 17. Da nun sich die Zeit der Vcrheißung nährte, die Gott Abraham geschworen hatte [vgl. V. 6 f.], wuchs das Volk und mehrete sich in Eghptetiz 18. Bis daß ein anderer König aufiam, der nichts wußte von Joseph. . Dieser trieb Hiuterlist mit unserm Ge- schlechte und handelte unsere Väter übel und schaffte, daß man die jungen Kindlein hinwerfen mußteff daß sie nicht lebendig blieben [2. Mos. I, 6 .]. 20. ZU der Zeit [wo es so gar aus zu sein fchien mit der göttlichen Verheißungs ward Moses geboren, und war ein sein Kind vor Gott [so daß er ganz geeignet erschien, zum Vorbild des zukünf- tigen Heilandes erwählt zu werden Pf. 45, Z; Hebr. 7, 26], und ward drei Monden eruähret in seines Vaters Hause [Hebr. 11, 23]. 21. Als er aber hingeworfen [weil nicht länger zu verbergen, nun ebenfalls aUsgesetztJ ward, nahm - ihn die Tochter Pharaonis auf und zog ihn auf zu einem Sohn [2. Mos. 2, 1—10]. « 22. Und Moses ward gelehret in aller Weis-« heit der Eghpier lals Natur- und Sternkunde, Mathematik, Arzneiwissenschaft und Staatsklugheit Jes. ro, 12], und war mächtig in Werken nnd Worten [2. Mos. 2, 10 Atem. 3 u. 4, 10 Anm.]. 23. Da er aber vierzig Jahr alt ward, ge- dachte er, zu besehen seine Brüder, die Kinder von Israel [von denen er bisher, in den höheren Kreisen egyptischer Gesellschast lebend, getrennt gewesen war und von denen er aus Liebe zu ihnen gern wissen wollte, wie es ihnen gehe]. 24. Und sahe einen [derselben] Unrecht leiden svon Seiten eines Egypters, der ihn tyrannisch behandelte]; da überhalf er und rächete den, dem Leid gescha , und erschlng den Eghptezu 25. r meinete aber, seine Bruder solltens vernehmen, daß Gott durch seine Hand ihnen Heil gäbe; aber sie vernahmens nicht. 26. Und am andern Tage kam er zu ihnen, da sie sich mit einander haderten [ein Jsraelit mit einem andern Jsraeliten], Und handelte mit ihnen, daß sie Friede hätten, und sprach: Lieben Männer, 27 418 ihr seid Brüder, warum thut einer dem andern Unrecht? 27. Der aber seinem Nächsten unrecht that, stieß ihn von sich und sprach: Wer hat dich uber uns geseht zum Obersten und Richter? 28. Willst du mich auch tödten, wie du gestern den Egppter tödtetestZ 29. Moses aber floh über dieser Rede sdie ihm Schrecken und Besorgniß um sein Leben ein- flößteJ nnd ward ein Fremdling im Lande Madian soder Midian im peträischen Arabieu]; daselbst zeugete er zween Söhne« [2. Mos. 2, 11—22]. 30. Und über vierzig Jahr snach jenem seinem erstmaligen Auftreten V. 23 ff., da er nun achtzig Jahre alt war 2. Mos. 7, 7] erschien ihm in der Wüste ans dem Berge Sinai der Engel des HErrn in einer Feuerflamme im Busch. 31. Da es aber Moses sahe, wunderte er sich des Gesichtes Als er aber hinzu ging, zu schauen, geschah die Stimme des HErrn zu ihm: 32. Jch bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Jsaaks und der Gott Jakobs« Moses aber ward zitternd und durfte uicht anschauen. 33. Aber der HErr sprach zu ihm: Zench die Schuhe aus von deinen Füßen z« denn die Stätte, da du stehest, ist heilig Land. 34. Ich habejvohl gesehen das Leiden meines Bolks,«das in Egypten ist, und habe ihr Seufzen gehbret und bin [vom Himmel, da ich throne Ies. 66, l; Matth. ö- 341 herab kommen, sie zu erretten. Und nun komm her; ich will dich in Eghpten senden [2. Mos. 2, 23 -—»4, 171. 35. Diesen Moses, welchen ,sie sals ihren Herrn und ErretterJ verleugneten und sprachen: Wer hat dich zum Obersten oder Richter gesetzt? [V. 27] den sandte Gott zu einem Obersten und Erlöset durch die Hand soder die Vermittelung] des Engels, der ihm erschien im Busch so. Dieser sührete sie ans, nnd that Wunder und Zeichen in Egvpten, im rothen Meer, und in der Wüste, vierzig Jahre. , 37. Dies ist Moses, der zu den Kindern von Israel gesagt hat: Einen Propheten wird euch der HErr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern, gleichwie mich, den sollt ihr hören [Kap.-3, 22z 5.,Mos. 18, 15]. 38. Dieser ist es, der in der Gemeinde [bei der zur Bekanntmachung des Gesetzes gehaltenen Volksversammlung 2. Mos. 19, 1 ff.] in der Wüste mit dem Engel war, der mit ihm redete ans dem Berge Sinai, und mit unsern Vätern; dieser empfing das lebendige Wort [des Gesetzes Rom. 7,12 u. 14], uns les] zn geben [2. Mos. 19, 3 —31, 18]. 39. Welchem nicht wollten gehorsam werden eure Vater, sondern stießen ihn von sich, und Apostelgeschichte 7, 27—-50. wandten sich um mit ihren Herzen gen Eghpten fden dort gelernten Götzendienst wieder anzufangen Hes. 20, 7f. 24]; 40. Und sprachen zu Anton: Mache uns Götter, die vor Uns hingehen lals die vor unserm Zuge her zu tragenden Sinnbilder Jehova’s]»; denn wir wissen nicht, was diesem Prof« der«uns aus dem Lande Egypten gesichtet hat, widerfahren ist sdaher wir einer anderen gottvertretenden Führung bedürfen]. 41. Und machten ein Kalb zu der Zeit, und opserten dem Götzen Opfer, und freueten sich der Werke ihrer Haue [2. Mos. 32, 1 ff.]. 42. Aber Gott wandte sich sseine Gnade und Gegenwart von ihnen zUrtickzieheUdJ nnd gab sie szur Strafe Rom. 1, 241 dahin, daß sie dieneten des Himmels Heer [Hes. 20, 25 f.]; wie denn geschrieben stehet in dem Buch der Propheten fnäher in Amos 5, 25—27]: Habt ihr vom Hause Israel die vierzig Jahre in der Wüste mir auch je Opfer und Vieh geopfert? 43. Und ihr nahmet die Hütte Molochs an, und das Gestirn eures Gottes «Remphan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeteiiz und ich will euch snun zur Strafe dafür] wegwersen jenseit Babylon «« [bei Amos steht: ,,jenseit Da- maskus«, Stephanus aber wendet die zunächst auf das Reich der zehn Stämme gehende Drohung hier auf Juda an und setzt darum den entsprechenden Ausdruck an Stelle jenes andern]. « «) Bei der Geschichte des Mose verweilt Stephanus am längsten, ohne Zweifel weil sich seine Gegner am meisten und liebsten auf Mose beriefen, ihn dagegen der Lästerung des Mose bezichtigten; er stellt ihn aber nicht sowohl als Gesetzgeber vor, als vielmehr nach seiner erlösenden und ansiihrenden Wirksamkeit. (Baum- garten.) Wenn nun hier in diesem ersten Abschnitt Mosis Geburt zur Zeit der schwersten Bedrückung, sein erster Versuch, den Unterdriickten zum Retter zu werden, die schnöde Zurückweisung, die ihm dafür widerfuhr, und seine Flucht in die vierzigjährige Ver- borgenheit erzählt wird, so liegt für jede dieser That- sachen das Gegenbild in der Geschichte Christi so nahe, daß es der Aufzeigung kaum bedarf: Christus wird geboren zu«einer- Zeit, wo der heidnische Imperator dem Volke Gottes durch Erhebung des Census den Stempel der vollendeten Knechtschaft aufprä t und wo der Jdumäer Herodes die Ermordung der inder be- fiehlt, um die Hoffnung Jsraels zu vernichtem zum Manne herangereift bietet er sich seinem Volke als Retter an, Jedoch verschmähh hat er sich den Augen der Juden auf lange Zeit entzogen Kap. 3, 20f. (Thiersch.) Wie der Jsraelite dem Mose die Frage ent egenschleudert: »wer hat dich zum Herrscher und Ri ter über uns gesetzt?« so haben auch Jesum die Synedristen gefragt (Matth. 21, 23; Luk. 20, 2): »wer gar dir diese Vollmacht ert eilt?« Die göttliche ollmacht wird in Frage ge tellt, weil die mensch- liche Legitimation nicht in die Augen fallend vorliegt; mit andern Worten: man denkt sich unwillkürlich Gott in seinem Walten an menschliche Formen und Schranken gebunden, und verleugnet damit die unbedingte Voll- macht und Herrschermacht Gottes. (Lechler.) Von der Ausführung des Volks durch Mose an bis zu Salomo’s Tempelbam 419 sit) Die Gestalt, in welcher Mose vor seinem Volk austreten soll, ist eine ganz ei enthümliche und be- fremdliche: aus der Mitte seines Volks wird er heraus- genommen, am heidnischen Hofe als ein Sproß des königlichen Stamins erzogen und in egyptischer Weis- heit nnterwiesenx in solcher-Gestalt steht er das erste Mal (V. 21—29) als Retter dem Volke Jsrael gegen- über. Das zweite Mal wird er gleichfalls in der Ferne und in der Fremde berufen, Jehova erscheint ihm in einem sichtbaren Zeicherh aber nicht zu Hebron oder Beerfeba oder einem andern geheiligten Ort des Landes der Verheißung, sondern in der Wüste (V.30ff.); es. erscheint also das Walten und Wirken Gottes in der Zuriistung und Vorbereitung der Erlösung seines Volks weder an Nationalität noch an Lokalität ge- blinden, sondern beruht lediglich auf seinem freien Wohlgefallen. Daneben aber zeigt sich in derselben Geschichte eben so klar das Wesen des Volkes Israel: als Mose das erste Mal in feiner erlöfenden und be- freienden Wirksamkeit an das Volk herantritt, da er- kennt es seinen-Beruf in keiner Weise, so daß er sich seinem Volke durch die Flucht entziehen muß. Das Zzieite Mal, als Mose ausgerüstet mit Zeichen und undern erscheint, findet er allerdings Glauben und führt Israel aus und giebt ihm seine gefetzliche Ord- nung und Verfassung; aber es fehlt doch viel, daß dies gute Verhält11iß Jsraels zu seinem Erlöser und Führer dauernd geblieben wäre, vielmehr zeigt sich eben in der Zeit der herrlichsten Offenbarungen Je- hova’s ein so tiefer und allgemeiner Abfall, daß Jehova sein Volk von da an losläßt und dem heidnischen Götzeiidienste übergiebt. Mit Nachdruck nun hebt Stephanus hervor, daß der den Mose Berufende und Begleitende der Engel des HErrn gewesen ist: was soll diese absichtliche Bemerkung, wenn es nicht eine An- deutung ist, daß wir hier nur eine vorläufige Offen- barung Jehovcks zu sehen haben, daß aber eine schließliche Offenbarung fo gen werde, in welcher Jehova i kund «ebt nicht durch einen Andern, sondern durch sich selbst? In der That wird denn auch auf eine solche Wiederholung der Berufung und Sendun Mosis durch ein ausdrückliches Wort desselben (V. 37F hingewiesen; und so kann keine Frage sein, daß Stephanus dieses weissagende Wort des Mose in Jefu von Na- zareth erfüllt glaubt. Wirklich ist auch die gegenwärtige Lage Jsraels sehr ähnlich der feiner Väter unter Mose: schon einmal ist der neutestamentliche Prophet von Jsrael verworfen worden; er steht jetzt aus’s Neue mit seinem Wort und Geist vor seinem Volk, und dieses ist im Begriff, ihn noch einmal von sich hintoegzuweifen (Baumgarten.) 44. Es hatten swas den letzten Punkt der in V. 6 f. angeführten göttlichen Weissagung, das »wir dienen an dieser Stätte« betrifft, welcher Punkt nun ebensogut ersüllt wurde, als die beiden andern Punkte in V. 9—16 u. 17—43] unsere Väter die Hütte des Zeugnifses [die Stiftshütte in welcher er ihnen von den Cherubim über der Bundeslade herab zeugete 2. Mos. 25, 22; 29, 42; 30, 6; 4. Mos. 1, Eis] in der Wüste, wie er ihnen das verordnet hatte, da er zu Mose redete, daß er sie machen sollte nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte [2. Mos. 25, 8 f. 40; 26, 30]; 45. Welche unsere Väter auch svon Mose, der ihnen Gottes Verordnungen übermittelte] an- nahmen, und brachten sie mit Josua in das Land, das die Heiden inne hatten, ivelche Gott ausstieß vor dem Angcficht unserer Vater, fund behielten sie, wenn auch später nur als getrenntes Heilig- thum] bis zu der Zeit Davids [Jof. 18,1 Anm.]. 46. Der fand Gnade bei Gott und bat sin Dankbarkeit für diese Gnade und im Vertrauen aufnoeitere Erfahrung derselben], daß et eine sbleibende und den neuen Verhältnissen entsprechende] Hutte finden [möglich machen] nibchte dem Gott Jakobs [2. Sam. 7, 1 ff.; Pf· 132, 1 ff.1. « 47.- Salomo aber [dem das, was sein Vater sich erbeten hatte, auch gewährt ward 1. Kön. 8, 15 ff.] bauete ihm ein Haus lin dem Tempel zu Jerusalem, den er daselbst auf dem Berge Morija errichtete]. 48. Aber limmerhin bauete er’s feinem eigenen Bekenntniß gemäß l. Kön. 8, 27 nicht in dem Sinne, als ob dasselbe die wahrhaft an- gemessene und ausschließliche Wohnstätte Gottes wäre, woran er nun mit seiner Gegenwart und Offenbarung gebunden sei; denn] der Allethöchste wohnet nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht find, wie der Propbet [Jes. 66, 1 f.] spricht: 49. »Der Himmel ist mein Stuhl, und die Erde meiner Fuße Schemel; was wollt ihr mir denn sur ein·.Haus» bauen, spricht der HErrz oder welches ist die Stätte meiner Ruhe? 50. Hat nicht meine Hand das alles swas weit und breit da ist] gemacht? Das war von Anfang an die von Gott gegebene Aussicht für Jsrael gewesen, in den Befitz des ver- heißenen Landes zu kommen und in diesem Lande Jehova zu dienen; die Erwerbung des heil. Landes nun wird von Josua angefangen, der heilige Dienst aber kommt zur festen und vollendeten Gestalt erst durch den Bau des Tempels. Das Hauptaugenmerk wird in diesem Abschnitt auf das Heiligthum gerichtet; denn die Erwähnung der Hütte« in V. 44 verknüpft diesen Abschnitt mit dem vorigen, und der Tempel, den Salomo baut V. 47., ist die würdigere, ange- mesfenere Gestaltung der Hütte. Aber gerade in diesem Bereiche der Gestaltung des Heiligthums, in diesem Mittelpunkt der vollendenden, abschließenden Periode zeigt sich wieder die absolute Selbstständigkeit Jehova’s: es wird hervorgehoben, daß die Hütte, die Grundlage für den Tempel, nach göttlichen Vorfchriften und nicht nach menschlichen Gedanken, ja nach einem himmlischen Urbild und nicht i1ach irdischem Vorbilde gemacht worden sei; dann wird bemerkt, daß David zwar dar- nach trachtete, die angemessene Gestalt des Heiligthums herzustellen, wenn ihm aber dieses nicht gestattet wird, ondern Salomo aufbehalten blieb, so ist das wiederum ein Zeichen, daß nicht einmal die besten Gedanken und Wünsche der Auserwählten in diesem Gebiet etwas vermögen, sondern Jehova der Erste und der Letzte ist, der hier waltet und bestimmt; und endlich, als nun das Höchste erreicht, als der Tempel vollendet ist, da muß es ein Prophet als Sprecher Gottes aus- sagen, daß auch diese vollkommenste Gestalt einer Wohnung Gottes weitaus nicht fähig sei, die Unend- lichkeit Gottes zu umschließen, gleichwie vor diesem Salomo selber, als er eben das Heiligthum einweihen wollte, das Gefühl der unendlichen Erhabenheit Je- 277 420 Apostelgeschichte 7, 51—59. 8, 1. hova’s, die nicht einmal. auf Erden, geschweige denn in einem von Menfchen gebauten Haufe wohnen könne, ausgesprochen hatte. Wie sehr nun konnte es der idololatrischen (abgöttifchen) Verehrung des Tempels auf Seiten der ungläubigen Juden zur Bes ämung dienen, wenn Stephanus in der ganzen altte tament- lichen Entwickelungsreihe, welche die Localifirun der göttlichen Gegenwart in Jsrael von der Aufri tung der Hütte bis zur Erbauung des Tempels darstellt, aufweist, wie auf jeder Stufe sich Jehova seine absolute Majestät bewahrt, wie er seine unendliche Gegenwart an kein Ding vergeben habe! (Baumgarten.) 51. Jhr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen nnd Ohren [wie euch die Schrift durchweg von Anfang bis zu Ende nennt], ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist sbei dem, was er zu fühlen und zu hören giebt], wie eure Väter [so gethan], also auch ihr [die ihr diesem gegen- wärtigen, argen Geschlecht angehört]. 52. Welchen Propheten sum die ganze Zeit von David und Salomo an bis zum Abfchluß der altteftamentlichen Offenbarung in ein Gesammtbild zusammen zu fassen] haben eure Väter nicht ver- solget, und [haben] sie ssogar in ziemlicher Anzahl] getödtet [Hebr. 11, 36 f.], die da zuvor verkündigten die Zukunft ff. v. a. Ankunft I. Maee. 11, 44] dieses Gerechten fnämlich des HErrn Jesu Kap. 3, 14; 22, 14; "1. Petri 3,18; 1. Joh. 2, 1], welches ihr nun Verräther nnd Mörder geworden seid [2. Chron. Bis, 16; Matth. 23, 29 53. Jhr habt das Gesetz· empfangen durch der Engel Geschaste [welche bei Veröffentlichung desselben mitthätig waren Gal. Z, II; Heim 2, 2., was es euch als eine durchaus heilige, unantast- bare Lebensordnung sollte erscheinen lassen, wie ihr’s denn auch als solche habt angenommen], und habt es [doch] nicht gehalten. Nach jenem prophetifchen Wort, womit Stephanus im vorigen Abschnitt endigte, spricht der HErr durch Jesaia (66, 2): ,,ich sehe aber an den Elenden, und der zerbrvchenen Geistes ist, und der sich fürchtet vor meinem Wort«; aber so sind die Pharisäer und übrigen Glieder des Hohenrathes nicht! »Ihr Halsstarrigen«: mit diesem alten Wehenamen (2. Mof. 32, s; 33, 3 u. G) redet Stephanus die Widerspenstigen an, welche ihren Hals nicht beugen wollten unter Christi sanftes Joch, weil sie nicht elend, mühselig und beladen waren; und das waren sie nicht, weil ·fie Mosis hartes Joch zu einem Pfühl ihres fleischlichen Sinnes gemacht hatten. ,,Unbeschnittene« nennt er die beschneidungssp stolzen Kinder Abrahams, ihnen absprechend, daß sie Abrahams rechte Kinder: seien; unbeschnitten sind sie ,,am Herzen«, denn die Schneide der lebendigen Worte Gottes mehrten sie von fich ab, und unbeschnitten sind sie ,,an Ohren«, denn gegen den gnädigen Ruf Gottes zum Heil im Namen des Heilandes machten sie sich taub. ,,Alle Heiden haben unbeschnittene Vorhauh aber das ganze Haus Jsrael hat ein unbeschnitten Herz. Ach, mit wem soll ich doch reden und zeugen? daß doch jemand hören wollte! Aber ihre Ohren sind unbeschnittem sie mögen es nicht hören; stehe, sie halten des HErrn Wort für einen Spott und wollen seiner nicht« — dies Wort des Propheten Jeremia (9, 26; 6,10) brannte wieder in Stephani heiliger Seele; darum ist er auch wie dieser (Jer. S, 11) des HErrn Drohens so voll, daß er es nicht lassen kann. Die Zeit des abermaligen segensfreudigen Wandelns Jesu in Jerusalem (Kap. 3, 26) neigte sich, das fühlte er, zu Ende; da wird denn auch des HErrn Wehklage über Jerusalem (Matth. 23, 37) wieder neu in feinem Munde. (Befser.) Zuerst hatte Gott durch Petrus auf begütigende und milde Weise zu dem Volke ge- redet, und selbst vor den Oberen desselben hatten die Apostel nur die Wahräeit nachdrücklich bekannt, ohne sie selbst anzugreifen ( ap. 2, 22 ff.; 3,13 sf.; 4, 8ff.; 5, 30 ff.); es kam aber nun die Zeit, wo die Sünde, d.ie sie nicht erkennen wollten, ihnen kühn und gewaltig in’s Angesicht gesagt und der Bau ihrer abergläubischeii Satzungen muthig eingerissen werden mußte. Dabei. sehen wir aber auch an Stephanus ungeachtet seines Feuereifers die Fassung und die heil. Liebe eines ächten Zeugen Jesu. (v. Gerlach.) Man kann darüber weifelhaft fein, ob die Rede des Stephanus auch nach seinem Vorsatz mit dem 53. Verse zu Ende war, oder ob sie nur durch den Zorn seiner Feinde unterbrochen worden ist; jedenfalls war sie nach dem Willen Gottes zu Ende und es wurde ihr durch die wunder- bare Leitung des HErrn, der auch die Feinde unter- worfen sind, eine schönere Ordnung und ein ergreifen- derer Schluß gegeben, als Stephanus sich hätte aus- drücken können. Wir dürfen als Schlußwort seiner Rede, als das Amen derselben nicht etwa das Wort ansehen: ,,ihr habt das Gesetz, empfangen durch der En el Geschäfte, und habt es nicht gehalten«, sondern müssen vielmehr dies Wort als die Einleitung betrachten zu dem ergreifendsten Theil der ganzen Predigt, deren Schluß in V. 39 lautet: »HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht«, und dessen Amen war ein sanftes Ent- schlafen in Jesu Arm und Schooß — ein Schluß und ein Amen von solcher Wirkung, daß die Rede dadurch einen entschiedenen Einfluß hatte auf— den Jüngling, der der Zeugen Kleider hielt (V. 57). Vergeblich suchte derselbe den Stachel, einmal in sein Herz ge- worfen, wieder los zu werden, vergeblich ihn zu ver- nichten durch um so wildere Freude über Stephani Tod und durch um so wüthenderes Schnauben und Morden wider die Jünger des HErrn; der Stachel machte eine immer tiefer gehende Wunde, bis aus dem verwundeten Saulusherzen das Wort brach: ,,HErr, was willst du, daß ich thun soll?« und die Folge dieses Wortes die Sammlung der Heiden zu dem Gott war, dem Israel nicht mochte gehorsam werden. (Williger.) » äu. Da sie [die vom Hohenrath] solches [die in V. 51——53 ausgesprochenen Vorwürfe] beteten, ging es ihnen fwie mit zersägender Ge- walt K0p- H, 331 durchs Herz nnd bissen [vor Wuth undBosheitHiob 16, J; Pf. 35, 16;37,12; 112, 101 die· Zahne zusammen uber ihn swenn sie auch noch einen Augenblick von offener Gewalt- that sich zurückhieltens 55. Als er aber voll heiligen Geistes war, sahe er auf gen Himmel, nnd sahe die Herrlichkeit Gottes, und Jefnm stehen zur Rechten Gottes, und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen, und des Menschen Sohn sMatth 16, 16 Anm·] zur Rechten Gottes stehen«· sals wäre er schon bereit mich bei ihm zu empfangen] 56. Sie schrieen aber laut sum es unmöglich zu machen, daß er noch weiter rede] und hielten ihre Des Stephanus strafende Vorhaltung, seine Verklärung und schließliche Steinigung. 421 Ohren zu [um es wenigstens nicht zu hören, wenn er» ja noch etwas vorbrächte], nnd stürmeten ein- muthiglich zu ihm ein, stießen ihn [durch das sog. Stephansthor Matth. 21, 11 Anm.] zur Stadt hinaus nnd steinigtcn ihn fdort vor dem Thor, im Kidronthale, s. Karte VII: O]. 57. Und die Zeugen fals man jetzt zur Execution schritt und nun sie, die Zeugen Kap. 6, 13 f., dem Gesetz gemäß die ersten Steine auf ihn zu werfen hatten Joh. 8, 7; 5. Mos. 17, 7] legten ab ihre [Ober-] Kleider [damit diese ihnen beim Steinwerfen nicht hinderlich seien] zu den Füßen eines Jiniglings, der hieß Sanlns lwelcher wohl in der Eigenschaft eines Deputirten des Hohenraths der Execution von einem erhöheten Standort aus beiwohnte Kap. 22, 20], 58. Und steinigten Stephanum, der fden Namen seines Heilandes] anrief nnd spruch: HErr Jesu, nimm meinen Geist« anf[Luk. 23, its; Pf. 31, 6]. 59. Er knieete aber [als er schon von so viel Steinen getroffen war, daß er den Augenblick feiner Auflösung nahe fühlte, seine ganze Kraft noch zu einem letzten Anlauf zusammenfassend] nieder, nnd schrie laut: HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht-«« [Lnk. 23, 34]. Und als er das gesagt, entschlief erAk Das 8. Kapitel. snuci Verfolgung. Besteht-minder samariteix Simois, des Zauberers Tücke. Bekehrung des Jlämmerers aus Mohrenlanlx 1. Sanlus aber [der Kap. 7, 57 erwähnte Jüngling] hatte Wohlgefallen an seinem TodeHs [Joh. 16, 2]. · V) Die Rede Stephani hatte der Juden Innerstes getroffen, sie ging ihnen durelfs setz; aber nicht wie den Leuten «am szPfingstfesrbei etri Predigt lKtspi 2, 37) als ein heilsamer Stich, der »die harte Rinde des Herzens durchbrach und den Thränen der Buße die Thiir öffnete, der eine göttliche Traurigkeit wirkte, eine Reue, die niemand gereuet, und dem Troste der Gnade Bahn brach in ·ihre Seelen, sondern alsein Stich zum Tode»ging’s»ihnen durch ihr stolzes, trotziges Herz, dagegen ihre Emgeweide sich empörten, davor ihr Antlitz sich entfarbte in Zorn und Schreck, dage en ihr lan verhaltener Groll, nun hervorbrach.« » ie zeigten ich wie ein bösartiger Hund, der den heißer, welcher ihn von»der Kette losmachen will; vor Wuth knirschten sie mit den Zähnen über Stephanus» der dies fchwerlich wohl bemerkte, sondern dem »milden Zorn gegenüber duldend undglaubend den Blick zum Himmel wandte, wo er zu seiner Stärkung Jesum ur Rechten Gottes stehend fchauete Gerade»1etzt,«wo ·er Blitze Grimm der Juden im Losbrechen ist, wird seine eele in einem besonderen Maße von dem heil. Geist erfüllt, und lebendiger als 1e fuhlt er dessen Gegen- wart in seinem Herzen; dieser heil. Geist richtet denn auch, wie das innere Auge seines Glaubens, fo das Auge seines Leibes nach Oben hin auf Jesum, dessen Beistand er jetzt, wo Verfolgung und Tod feiner wartet, besonders sehnsüchtig begehrt und erhofft, und befähigt sein Auge in außerordentlicher Weise, daß es, die ge- wöhnlichen Schrankendes Sehkreifes durchbrechend, sieht, was sonst das leibliche Auge nicht sehen kann, nämlich den himmlischen Liihtglanz, worin Gott selbst erscheint, und Jesum verklärt zur Rechten Gottes stehend. (Sommer.) Je mehr die Seelen feiner Zu- hörer sich in Leidenschaft hinein steigerten und si füllten mit einemlfleifchlichen Feuer, ja mit einem Geit aus dem Abgrund, desto mehr wurde durch Gottes Gnade die Seele des treuen Zeugen gefüllt mit himm- lifchem Feuer, mit dem heil. Geist von Oben her; anstatt die Menschen vor sich anzusehen, die mit ihrer wachsenden Feindschaft und Wuth ihm hätten bange Furcht oder fleischlichen Eifer einflößen-können, hebt er die Blicke empor und schaut gen Himmel mit sehn- siichtigem Glaubens- und Hoffnungsblick Und er schaut im Geist, in der Entzückung, was das leibliche Auge nicht sehen kann, und was auch niemand sonst in diesem Augenblick und an demselben Ort gesehen hat; und was er sieht, das spricht er sofort auch laut aus als freimüthiygeer Bekennen (Lechler.) Eigenthüm- lich ist das zwei al wiederholte ,,stehen zur Rechten Gottes«, wä rend gewöhnlich von dem Sitzen zur Rechten die ede ist; die richtige Erklärung hat ohne Zweifel schon Gregor d. Gr. gegeben: sitz en ist Sache des Richters undHerrschers steh en Sache des Kämpfers und Helfers « (Olshaufen.) Jn deni·Augenblick, wo die Gemeinde Christi den Leidenskampf des Märtyrer- thums beginnt, ihr erster Märtyrer durch Israel fällt, Jsrael den Auferstandenen verwirft", steht dieser auf zum Kampfe für seine verfolgte Heerde, zum Kampfe gegen das abtrünnige Israel. (Ebrard.) IV) Die Worte des Stephanus, welche den Juden seinen Blick in den Himmel und sein Schauen des erhöheten Jesus bezeugen, steigern deren Leidenschaft: daß der Jesus, welchen ihr Haß an’s Kreuz gebracht hat, zur Rechten Gottes erhöht sein soll, bringt ihre Wuth um Ausbruchx erst schreien sie laut, um fein Zeugni zu übertäubem und halten die Ohren zu, als könnten sie solche gotteslästerliche Rede nicht hören, ddnn aber fahren sie auf Stephanus los, warten also das Ende der Gerichtsverhandlung und den Urtheils- spruch nicht ab, sondern erregen einen Tumult und Auflauf, in welchem sie ihn unter Drängen und Stoßen vor die Stadt bringen (3. Mos. 24,«14) und zur« Steinigung desselben übergehen. (Sommer.) Da die Römer den Juden das Recht über Leben und Tod ge- nommen hatten (Joh. 18, 31), so ist die Hinrichtung des Stephanus als eine tumultuarische anzusehen: das Synedrium, um jede Collision mit den römischen Be- hörden zu vermeiden, fällte keinen förmlichen Urtheils- spruch, gestattete aber die Hinrichtung, welche einige Fanatiker vollzo en. (Olshaufen.) Die Verblendeten glaubten »das echt des Eifers« auszuüben, worauf einst die rühmliche That des Pinehas (4. Mos 25, 7 ff) sich gründete, indem sie den vermeintlichen Läfterer durch ein tumultuarisches Verfahren zum Tode brachten. (Thierfch.) Der Name, über alle Namen selig und heilig, der Name Jesu, wird von Stephanus in der Stunde des Todes, nachdem er denselben während seines Berhörs unaufhörlich gepredigt und bekannt, aber niemals buchstäblich ausgefprochen hat, mit der Kraft eines Siegers über Tod und Grab an- und aus- gerufen: ,,HErr Jesu, nimm meinen Geist auf!« Er bekennt in diesem Sterbensrufe mit dem Namen auch die wesentliche und wahrhaftige Gottheit des HErrn: 422 Apostelgeschichte 8, 1———7. in wessen Hände denn anders, als in Gottes, darf und kann der Gläubige seinen Geist befehlen, sich für der Ewigkeiten Ewigkeit übergeben? Jn diesem Augen- blick, wo Stephanus unter dem Niedersinken den Namen des HErrn Jesu anruft, ist das momentane Gesicht, das er in V. 55 hatte, als er noch vor dem Hohen- rathe stand, wieder verschwunden; man hat ihn seit- dem gegriffen, zur Stadt hinausgeschleppt und die un- gerechte Volksjustiz an ihm begonnen, den er also sterbend anruft, ist ein Ungesehener, den er zwar bald sehen soll, aber erst nachdem er in das dunkle Thal des Todes wird eingetreten sein. (da cost-n) VII) Das »schrie laut« ist der ganze letzte Kraft- aufwand der Liebe, deren Jnbrunst sich auch in der Kniebeu ung kund giebt. (Mever.) O wieviel ernster ist ihm ies Gebet geworden, denn sein Gebet für sich selbst! wie muß allda sein Her entbrannt sein ge- wesen, wie werden ihm seine Zlugen übergegangen haben und all sein Leib beweget und erwärmt über das Elend seiner Feinde, das er angesehen hat! sLutherJ Das Bittopfer seines Heiligen ist werthge- alten worden vor dem HErrnz Stephanus wußte es nicht, daß seine Fürbitte überschwänglich erhört werden sollte an dem Jüngling Saulus, der ihn mitsteinigte durch die Hände der Andern — im Himmel hat er’s erfahren. (Besser.) Hätte der heil. Stephanus nicht also gebetet, so hätte die Kirche keinen Paulus; darum ward ein Paulus aufgerichtet, »weil erhört ward der niederknieende Stephanus (Augustin.) T) Das Ende des Stephanns bezeichnet Lukas ab- sichtlich mit einem Wort, das nicht im Mindesten auf einen gewaltsamen, blutigen Tod zu passen scheint; er will offenbar damit sagen, das Ende des edlen Jüngers sei dennoch ein sanftes gewesen, nämlich vermöge der auch den blutigen Tod überwindenden Gotteskraft und Gnade des seinen Geist aufnehmenden Erlösers Denn durch die rohe Gewalt und thierische Wuth der von der Hölle entzündeten Feinde überwältigt und er- mordet, hat Stephanus dennoch im Erliegen herrlich gesiegt durch seinen standhaften Glauben, seine ver- gebende Feindesliebe und seine Geduld. (Lechler.) Wer wie Stephanus sterbend seinen Geist dem HErrn befiehlt, wer versöhnt mit Gott und Welt im Glauben seine Augen schließt, um sie drüben wieder zu öffnen um seligen Schauen, der stirbt nicht, sondern er ent- schläft (Gerok.) · H) Saulus, so heißt es nach dem Grundtext ge- nauer, war mit beistimmend, mit einverstanden, nämlich mit den Urhebern und Förderern der Umbringung des Stephanus Zu beachten ist die Steigerun der drei Angaben über Saulus in Kap. 7, 59; , 1 u. Z. (Meyer.) Die Uebrigen hätten sich wahrscheinlich zur Ruhe begeben, nachdem Stephanus hinweg war; aber Saulus hatte an dem Tode des Zeu en ein Wohl- esallen, welchies tiefer ging als die Befriedigung per- önlichen Hasses. Waren Andere kurzsichtig genug, in Stephano etwas Besonderes zu sehen, von den übrigen Gläubigen ihn zu unterscheiden, Saulus verstand es besser und erkannte die Vergeblichkeit der Hinrichtung dieses Einen, wenn der Geist, der ihn etrieben, un- gedämpft bliebe in Tausenden von Brüdern; und solche Gewalt übte er über die Gemüther, daß das Volk noch am selbigen Tage sich von ihm fortreißen ließ zu einer großen Verfolgung der Gemeinde, wel- cher es bisher so oft mit ehrfiirchtiger Scheu und mit Lobpreisung Gottes begegnet war. (Besser.) II· Der zweite, von Kuh. 8—-12 reicyeude Elb- sehnitt schlldert den Schritt siir Sehritt sich anbahnenden Uebergang der Kirche von den Juden zu den Heiden: der Jllmosenvsteger philivpus als Evangelist in Summen, auf den Wegen des Acinimerers aus ikiohrenland und in den ehemaligen philisterstädlen von Zlsdod bis Cäsars-a; Saul von Tanne, der zukünftige seidene-unstet, aus den; Wege nach Vamaslius; Petrus ganz Sud-in bis Joppe iin Westen hin dutkhziehend, aber auch den ijeidenerltling Cornelius heimbringend; die zerstreuten Christen von Jerusalem mit der Predigt des Worts an die Juden in Vhöniziem Cypern und 2lniiochien, aber in Jlntiochien auch ehprische und cyrenäische Männer, welche din Griechen das Evangelium predigen, so daß hier die erste Tochtergenieinde Jerusalems aus deu Heiden geboren wird, zu deren psiege szarnabas von Jerusalem herbei- leonimt und den Saul von Tarsns herbeiführt; in Je« rusalem dagegen Jakobus der Jleltere getödtet vonc Schwerte itjerodis, Petrus im Gefängniß und, daraus er— reitet, die alte multerstadt der Kirche nerlassend a. V. ib——25 (§ 140): die Zerstreuung der He— meinde und die Zoelietjruug der Hamen-im. 1b. Es erhub sich aber zu der Zeit [genauer: an jenem Tage, als die aufgeregte Volksmenge nun wieder zur Stadt zurückgekehrt war] eine große Verfolgung über die Gemeine zu Jerusalem sindem man über die Christen, die wohl in ihrem . Versammlungslokal betend beisammen waren, so- gleich herfiel und sie mit Gewalt auseinandertrieb]; und sie zerstreueteu sich [in Folge dessen, was in den nächstfolgenden Tagen weiter geschah V. 3] alle sauch die übrigen Armenpfleger Kap. 6, b] in die Länder [Landschaften] Judcia und Samaria sgemäß der Weisung Christi in Matth. 10, 23], ohne die Apostel swelche es jetzt noch nicht an der Zeit erachteten, Jerusalem ebenfalls zu verlassen]. 2. Es beschickten aber Stephanum sda unter den obwaltenden Umständen eine Beerdigung von Seiten der Christen nicht möglich war, man viel- mehr diese nicht einmal an die Leiche heranließ] gottesfürchtige Männer [von Seiten der Juden Kap. Z, 5., welche an die augenblickliche Stim- mung des Pöbels sich nicht kehrten, so daß es auch hierin ihm ähnlich erging, wie dem HErrn Jesu, der von zwei Mitgliederndes Hohenrathes ein ehrenvolles Begräbniß erhielt Jes. 19, 38 f.], Und hielten snun diese, da sie von seiner Unschuld und Frömmigkeit überzeugt waren und seinen Tod sich tief zu Herzen gehen ließen Jes. 57, 1s.] eine große Klage über ihn« [1. Mos. 50 10]. 3. Suulus aber« [mit allen seinen Kräften an sanatisches Eifern sich hingebend] zersiörcie die Gemeine sindem er alles aufbot, ihre Existenz in Jerusalem zu vernichten], ging hin und her in die Häuser swo er Glieder derselben vermuthete] Und zog smit Hilfe von,Gerichtsdienern, die er vom Hohenrath sich hatte geben lassen Kap. 26, 10] hervor Männer und Weiber und über- antwortete sie ins Gefängniß« sdamit ihnen feiner Zeit das Urtheil gesprochen würde]. V) Die einmal losgelassene Wuth fiel sofort nach dem Akte der Steinigung über die Gemeinde her, so daß die Glieder derselben eilig die Flucht ergriffen Stephani Bestattung durch gottesfürchtige Juden, der Gemeinde Verstörung durch Saulus. 423 und sich zerstreueten; daher Stephanus nicht durch Brüder, sondern durch« ottesfürchtige Juden, und zwar mit allen jüdischen Ehren, bestattet wurde. Es gab also in Jsrael immer noch Einzelne, bei denen die frühere Gesinnung gegen die Christengemeinde (2, 473 5, 15 f.) sich erhalten hatte. (Ebrard.) Wir sehen aus dieser Todtenklage gottesfürchtiger Juden recht deutlich, daß der finstere pharisäische Geist, der in Saulo seinen Hauptmann gefunden, noch im Streite lag mit dem Geiste der Gottessurcht rechter Jsraeliten, welche den Zug des Gesetzes zum Evangelio veräpürtem darum hielten auch die heil. Apostel dafür, da sie den erschrockenen Seelen, welchen etwa die Fürbitte Stephani zugute kommen möchte, sich nicht entziehen dürften in diesen Tagen der Verfolgung. Und dem HErrn hat ihr Bleiben wohlgefallen: niemand durfte Hand an sie legen, auch Saulus nicht. (Besser.) Wenn es heißt: ,,sie zerstreueten sich alle«, so ist dieses ,,alle« nicht in dem Sinne: jeder, Mann für Mann, sondern von der Allgemeinheit, dem Gemeindekörper im Gegensatz zu den Aposteln zu verstehen; diese, die Hirten, hatten noch den Beruf, auf ihrem Posten zu verbleiben, die Schafe dagegen sollten für eine Zeit lang sich zer- streuen, und Er, der Oberhirte, wachte nach seiner Verheißung einestheils über die, welche blieben, und anderntheils über die, welche auszogen. Daß außer den Aposteln auch noch viele andere Bekenner des HErrn unter der Hitze der Verfolgung zu Jerusalem geblieben, ergiebt sich schon allein aus dem Umstande, daß Saulus dort zuerst die Heiligen verfolgte und in die Gefängnisse warf. (da costs-n) Sie blieben sammt den Aposteln gleichsam als Pierk eichen, daß der HErr Jesus sich jetzt noch nicht von die em Grund und Boden vertreiben la se, sondern erst gehen werde, wenn es ihm selber gefallen würde. (Rieger·) Was aber die Andern betrifft, die sich zerstreueten, so mußte in ihnen Saulus, ohne es zu wissen, jetzt schon den Weg zu den Heiden dem Evangelio zugänglich machen, den- selben Weg, auf dem er später so roße Schritte thun sollte. Jn dem tiefsten Leid seines be· nadigten Lebens (Röm. 9, 1ff.) mußte hernach der iychärfste Stachel, in Stunden der Anfechtung vom Satan geschärft (2. Cor. 12, 7), die Erinnerung sein, daß er selbst es ewefen war, der zu Jerusalem die Verwerfung des eils zum Ausschlag gebracht; diese Erinnerun hat ihn beständig gezüchtigt, sich auch der höchsten sfen- rung u der größesten Thaten nicht zu überhebety sondern allein der Gnade zu leben. (Besser.) IV) Jn Kap· 7, «57 ist Saulus uns als ein Jüng- ling vorgesührt worden, zu dessen Füßen die Zeugen ihre Kleider h1nlegten, um sich für ihr blutiges Werk an dem Stephanus zu rüsten; er war also in der un- mittelbaren Nähe des betenden und entfchlafenden Stephanus, hat es mit angehört, wie dieser Zeuge der Wahrheit mit lauter Stimme nicht etwa sein freveln- des Volk vor Gott verklagt, sondern der vergebenden Gnade Jesu befohlen hat; und hat es mit seinen Augen gesehen, wie der zu Tode Gemarterte unter seinen Mördern und auf den harten Steinen in Frieden ent- schlafen ist. Bei allem Vorurtheih bei aller Ver- gärtung werden wir doch wohl von solchen gewaltigen hatsachen einigen Eindruck auf ein jugendliches Ge- müth erwarten können? Nun, einen Eindruck bezeugt allerdings Lukas in Kau 8, 1., aber nicht einen, wenn qui? nur augenblicklich abschreckenden, das Gewissen ma nenden Eindruck, sondern den Eindruck des Wohl- gxäfallenst das Auge des Jünglings Saul ruhte mit ohlgefallen auf diesen Vorgängen, aus dem that- kräftigen Einschreiten der obersten Behörde Jsraels und auf dem Todesleiden des Stephanusz die Aus- drucksweise im Grundtext (,,war mit beistimmend«) ist offenbar absichtlich gewählt, um das Bleibende dieses wohlthuenden Eindrucks recht augenscheinlich zu be- schreiben, wie auch Paulus selber in späterer Zeit (22, 20) seinen damaligen Zustand mit demselben Wort und in derselben Wendung geschildert hat· So voll- kommen unzugänglich und verriegelt vor dem Zeugniß der Wahrheit, so in sich durch und durch verhärtet ist das Herz dieses israelitischen Jiinglings; nun ist es natürlich, daß der Sturm, welcher mit der Tödtung des Stephanus gegen die Gemeinde losbrach, nicht gleichmäßig anhielt, aber der, in welchem die Ge- sinnung des Hasses gegen die Christen im Selbst- bewußtsein ruhte, Saul, setzt auf eigene Hand seine Verfolgun en fort, indem er hin und her in die Häuser geht und änner und Weiber fortschleppend in’s Ge- fängniß abliefert. Er hat nicht Ruhe vor dem Ge- danken, daß in dieser Sekte eine unermüdliche Oppo- sition gegen das vorhandene Judenthu1n schlummere, und er läßt nun auch den Christen keine Ruhe; da er aber keine öfsentlichen Versammlungen derselben mehr auffinden kann, so geht er hin und her in die Häuser, wo er Bekenner Jesu vermuthet, und wendet, um das Be- kenntniß zu Jelsu unter der Hülle des Judenthums zu entdecken, das oshafte Mittel an, von dem er in Kap. 26, 11 selber spricht, daß er die Leute zur Lästerung Jesu nöthigt. (Baumgarten.) Dieses rücksichtslose Eindringen in die Familien ist das jüdische Vorspiel der späteren römischen Jnquisitionen. (Lechler.) 4. Die nun zerstreuet waren [indem sie sich nicht damit begnügten, ihr Leben gerettet uud eine einstweilige Zufluchtsstätte gefunden zu haben, sondern in dieser Zerstreuung einen Anlaß er- kannten, die Botschaft des Heils über die Grenzen ihrer bisherigen Verbreitung weiter hinaus zu tragen], gingen Um lzogen von einem Ort zum andern] und predigten das Wort«- sGottes V. 14; 4, 31]. Z. Philippus aber sum von Judäa V. 1 hier abzusehen] kam fbei seiner Entfernung von Je- rusalem, wo er seit Kap. 6, 5 ff. das Amt eines Almosenpflegers verwaltet hatte und von wo er jetzt als der bedeutendste unter den Collegen des Stephanus am weitesten versprengt wurde] in eine Stadt in Samaria [vermuthlich nach Sychar Joh. 4, 38 Anm.] und Predigte ihnen [den Einwohnern der Stadt] von Christo sdaß in Jesu von Na- zareth, der einst zwei Tage bei ihnen gewesen, aber hernachmals von den Juden gekreuzigt und von Gott am dritten Tage wieder - auferweckt worden, der verheißene Heiland, auf den auch sie hofsten, erschienen sei Joh. 4, 25. 42]. C. Das Volk aber sin seiner Gesammtheit] hörete einmüthiglich und fleißig [mit gespannter Aufmerksamkeit und lebhaftem Jnteresse dem] zu, was Philippus sagte, und sdas thaten sie um so mehr, als sie] sahen die Zeichen, die er [im Namen Jesu Christi von Nazareth Kap. Z, 6. 16; 4, 10 vor ihnen] that. 7. Denn die unsanberen Geister fuhren sauf dieses sein Wort hin] aus vielen Besessenen mit großemGeschrei [Luk.4,41; Mark. 1, 26; s, u; 424 Apostelgeschichte 8, 8—13. g, 26; 16, 17 f.]; auch viel Gichtbrüchige und Lahtne [Matth· 8,7 Anm.] wurden gesund getnachttt [in beiden Arten von Heilungen aber, in der Heilung jener Besessenen und in der Heilung dieser Gichtbrüchigen und Lahmen, sollte den Leuten als an einem Sinnbild unter die Augen treten, was der verkündigte Heiland in geistlicher Hinsicht an ihnen thun wolle]. 8. Und fes] ward eine große Freude in der- selbigen Stadt [da man wirklich erkannte, was für eine angenehme Zeit, was für eine Zeit des Heils erschienen sei Luk. 7, 16; 19, 44]. 9. Es war aber szu dieser Zeit noch an- wesend] ein Mann mit Namen Simon, der zuvor sehe Philippus kam und die eben geschilderte Wirksamkeit entfaltete] in derselbigen Stadt Zauberei trieb [nach Art eines orientalischen Goeten Kap. 13, 6 ff.] und bezauberte [mit feinen Künsten] das samarische Volk sauch im übrigen Lande] und gab vor, er wäre etwas Großes [ohne gerade sich näher auszulasfen, wofür er denn gehalten sein wolle, um so durch ein geheimnißvolles Dunkel das Interesse der Leute an seiner Person noch mehr zu steigern]. 10. Und sie lnamentlich was die Einwohner von Sychar betrifft] sahen alle auf ihn sals wäre er eine wunderbare, himmlische ErscheinungL beide, Klein und Groß, und sprachen sindem sie das Räthsel, das er in Betreff seiner Person ihnen gestellt hatte, gefunden zu haben meinten]: Der ist die Kraft Gottes, die da groß isf fund in ihm Menschenweise angenommen hat]. 11. Sie sahen aber darum auf ihn fund hielten so Großes von ihm, wie eben mitgetheilt wurde], daß er sie lange Zeit sbevor Philippus zu ihnen kam] mit seiner Zauberei sdie er trieb] bezaubertsptk [d. i. in eine Art Ekstase versetzt oder außer sich gebracht] hatte [wo sie ein richtiges Urtheil zu fällen nicht mehr im Stande waren]. 12. Da sie aber Phiiippi svon so großen Zeichen V. 7 begleiteten] Predigten glaubten sdarin er ihnen die frohe Botschaft verkündigte] von dem Reiche Gottes und von dem Namen Jesu Christi sin welchem auch sie sollten selig werden Kap. 4, 12., indem zugleich die Erinnerung an dessen einstige persönliche Erscheinung und sein eigenes Wort Joh. 4, 40 ff. bei ihnen wieder auflebte und eine mächtige Wirkung an ihren Herzen ausübte], ließen sieh taufen, beide, Männer und Weiberf [ohne daß jedoch dabei schon eine Geistesausgießung erfolgt wäre V. 16]. 13. Da ward auch swenigstens was das äußere Bekeniitniß betrifft] der [von der allge- meinen Bewegung mit fortgerissene] Simon gläubig und ließ sich taufen, und hielt sieh [fortan, in scheinbar besonderer Anhänglichkeit an den neuen Glauben] zu Phiiippo [als wäre er dessen bester Schüler]. Und als er sbei dieser beständigen Be- gleitung] sahe die Zeichen und Thaten, die da ge- schahen, verwunderte er sichs-s— [und kam mehr und mehr auf den Gedanken, der sich nachher in — der Bitte an die Apostel V. 19 verlautbarte]. V) Indem die Apostel in Jerusalem zurückbleiben und dort an ein unfruchtbares Steinfeld ihre gött- lichen Kräfte setzen, ja gewissermaßen verschwendein kann es den Anschein gewinnen, als ob Jsraels Wider- streben nicht blos den Rath Gottes in Bezug auf sie selber vereitelt, sondern auch das zunächst für Jsraels Bekehrung und dann für die Einfügung aller Heiden in den heiligen Organismus des Volkes Gottes ge- ordnete und gestiftete Amt der zwölf Apostel. Aber eben diese Beschränkung der apostolischen Wirksamkeit dient nur dazu, eine andere Kraft der Kirche Christi offenbar werden zu lassen: die versagten und ver- sprengten Christen treten ein in das Amt und Werk der Apostel. Niemand hat sie berufen, niemand hat sie eingesetzt, niemand hat ihnen Auftrag gegeben; dennoch verkiindigen sie das Wort, während die Apostel schweigen, dennoch nehmen sie das öffentliche Zeugniß Jesu in ihren Mund, dessen blutigen Ausgang sie soeben in dem Tode des Stephanus angeschaut haben. Was ist es nun, was die einfachen Mitglieder der Gemeinde Jerusalems zu einem solchen hohen Werke fähig macht? Es ist der Geist, mit welchem alle Christen gesalbt und erfüllt sind; dieser ist es, der ihnen alles ersetzet, was ihnen von Seiten der mensch- lichen Ordnung mangelt, dieser ist es, der sie mit einer alle menschliche Schwachheit überwindenden Kraft aus- rüstet. (Baumgarten.) Die Zerstreuten Jerusalems konnten es ja nicht lassen, an ihrem Theile das Wort des Propheten (Jes. 40, 9) zu erfüllen: ,,Zion, du Predigerin, steige auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Predigerin, hebe deine Stimme auf mit Macht, hebe auf und fürchte dich nicht; sage den Stadien« Juda: siehe, da ist euer Gott!« Evangelisten waren sie in der That, obgleich sie das besondere Evangelistetsp amt nicht hatten; die Handauflegung des Geistes zu ihrem Christenberufe ersetzte in dieser vom HErrn ge- fügten Noth die Handauflegung zum Lehramte; Apostel- gehilfen waren sie, vom HErrn in der Höhe bestellt, und die Apostel merkten hernach mit Freuden, daß es ihres Fußes nicht bedurfte, damit das Wort des HErrn geschehe (Kap. 1, 8): ,,ihr sollt meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde«, waren doch folche da, durch deren Mund sie solches Zeugnis; ausrichtetenx (Besser.) Ei) Philippus kann unmöglich, wie schon von Polhkrates im Jahrh. und Anderen nach ihm an- genommen wurde, der Apostel gleichen Namens (Matth. l0, 4 Anm. Nr. 5) sein; denn nach V. l sind die, Apostel sämmtlich in Jerusalem zurückgeblieben, dort hören sie dann nach V. 14., was in Samarien sich ereignet hat. Ohne allen Zweifel ist vielmehr der- jenige gemeint, welcher in Kap. S, 5 als der zweite unter den erwählten Sieben genannt wird; dort ist Stephanus darum als der erste aufgeführt, weil sein Wirken und Leiden ihn vorzuglich merkwürdig machte, entsprechend erscheint nun Philippus deshalb an zweiter Stelle, weil auch von ihm Erhebliches und in die Ge- schichte der Kirche Eingreifendes zu berichten stand. Jene Meinung, als hätten wir hier an den Apostel zu denken, stützt sich nicht blos auf die Namensgleichheih sondern wohl auch auf den Schein, als sei dasjenige, was Philippus hier gethan hat, ein wesentlich und ausschließlich apostolisches Werk. Hierzu konnte auch in der That der Ausdruckx ,,predigte von Christo« Des Philippus erfolgreiche Wirksamkeit zu Sychar in Samaria. 425 einen Anhalt geben; denn derselbe behend-as»- sei» Uns-du) bezeichnet ursprünglich den Heroldsruf und darnach eine feierliche und auf besonderem Auftrag und Vollinacht beruhende Weise der Verkündigung, während von Andern nur der Ausdruck: ,,das Evangelium oder das Wort predigen« spifoiyyxiizscskiexi oder Teil-sie- röt- zei7oi- V. 4; 11, 20; 4,31) gebrauchtist. Jnsofern scheint allerdings der evangelisirenden Thätigkeit des Philippus ein anderer Charakter beigelegt zu sein; aber darum noch keineswegs ein apostolischer Charakter» denn dieser wird mit ,,,lehren·, Lehre« spezifisch bezeichnet (Kap. 2, 42; 4, Z. l8; d, 25. 28. 42). Das ,,predigte« in unsrer Stelle bildet also» gewissermaßen eine Mittel- stufe zwischen dem. spezifisch apostolischen ·,,lehren« und dem allgemein chriftlichen ,,das Evangelium predigen oder das Wort reden«; außerdem ist zu beachten, daß mit der Predigt des Philippus auch Wunder vereinigt waren, wie bei den Aposteln und wie nach Kap. 6, 8 auch Stephanus Wunder gethan hatte. (Lechler.) Ohne äußerliche W1inderzeichen wäre es dem Boten des Christenthums ganz unmöglich gewesen, die auf’s Sinnliche gerichteten Menschen auf die Lehre von einem gekreuzigten Gottessohn und die Predigt von Buße und Glauben aufmerksam zu machen; diese mächtigen Zeichen aber führten ihm alle empfänglichen Herzen zu, sie wurden Weckmittel des Glaubens. (Olshausen.) Jn der Person des Stephanus hatte die jüdische Tem- pelgemeinde die Christengemeinde mit einander faktisch exeommunieirt; in der Predigt des Philippus in Sa- maria hoben die gläubige1i Judenchristen die Exeommuni- cation, unter welcher bisher die Samaritaner bei den Juden gestanden (Joh. 4, 9), für ihren Theil auf. (P. Lange) IV) Simon gehörte zu jener zahlreichen Klasse von Gosten oder religiösen Betrügern, die zur Zeit der Apostel die Länder durchzogens es ist dieser Simon ohne Zweifel kein Anderer, als der in der Kirchen- gefchichte mit dein Beinamen des Magiers (Simon Magus) bezeichnete. Er war nach dem Bericht des Justinus Martyr aus Gitton in Samarien (s. Gitta auf dem Kärtchen zu Joh. 4, S) gebürtig, zu welchem Bericht der Umstand wohl paßt, daß er hier unter den Samaritern seine Wirksamkeit ausübt; die von Josephus gegebenen Berichte über einen ähnlichen Menschen gleichen Namens, der die Drusilla ihrem Gemahl auf Anstisten des Felix abwendig machen mußte (Kap. 24, 24), passen auf Simon Magus nicht, denn jener war ein Cnprier von Geburt, dieser ein Samaritaner. An der Richtigkeit der Erzählung des Justinus aber zu zweifeln, scheint völlig unstatthaft, da dieser das Vaterland des Simon genau kennen konnte, weil er selbst ein Samaritaner aus Sichem war und durchaus kein Interesse hatte, die Wahrheit zu entstellen; über- dies lebte Felix (Landpfleger .von 53—60 n. Chr., f. Matth. 2, 20 Anm.) viel zu spät, als daß man damals noch Simon Magus in jenen Gegenden thätig denken könnte, er scheint frühzeitig den Orient verlassen zu haben und nach Rom, den Sammelplatz aller Betrüger dieser Art, gezogen zu sein. Die alten Kirchenväter betrachten nun den Simon Magus als den Vater der Gnostiker, ja aller Häretiker; diese Ansicht ist zwar insofern irrig, als man die späteren Jrrlehrer in Be- ziehung auf ihre Lehrsätze nicht direkt von Simon ab- leiten kann, allein das Wahre liegt doch in dieser Be- hauptung, daß wir in Simon zuerst das häretifche Element in die Kirche eindringen sehen. (Ebrard.) Von großer Bedeutung für die Kirchengeschichte ist es, daß, indem das Evangelium eben erst im Begriff steht, auf heidnischen Boden verpflanzt zu werden, schon eine Entartung desselben sich einftellt; den Aposteln, als sie hernach nach Samaria kamen (V. 14 ff.), trat da so- gleich die eigenthüniliche Gefahr unter die Augen, der das Christenthum in der von keinem Gesetz regierten und gezüchtigten Heidenwelt ausgesetzt war. Petrus sieht es auch voraus, daß der Magier für die Kirche zu bitterer Galle und zu einem Bande der Ungerech- tigkeit werden, daß er viele unter den Gläubigen ver- unreinigen und vergiften und für die gefetzlosen Elemente in ihr ein Vereinigungspunkt und gefähr- licher Halt werden würde. (Thiersch.) . s) Durch Jesu (nach unserer Berechnung gerade vor sechs Jahren stattgefundene) Anwesenheit in Samaria (Joh. 4) war die messianische Erwartung dort angeregt worden; nun hatte es freilich mit diesem Messias der Juden ein Ende genommen, das ihn geradenicht als Mes- sias zu bestätigen schien, und so mochten die Samariter um so leichter Einem zufallen, der als großer Wunder- thäter und als samaritanischer Messias ihrer nationalen Eitelkeit schmeichelte Desto eher aber konnten sie wieder für Jesuin den Christ gewonnen werden, wenn sich zeigte, daß das Wundervermögen jenes Simon anz in Schatten gestellt werde durch die T aten der Jünger Jesu und daß dieser doch als der hrist er»- wiesen sei durch die Auferstehung. (Luthardt) Wahr- scheinlich war damals die orientalisch-alexandrinische Jdee von der welterschaffenden Manifestation des ver- borgenen Gottes unter den Samaritern gangbar ge- worden, und nun sahen sie in Simon diesen Ausfluß der Gottheit durch Jnearnation vermenschlicht — ein Glaube, welchen gewiß Simon selbst anzuregen und zu fördern klug genug gewesen war und welcher es mehr als wahrscheinlich macht, daß der Ma ier, dem das nahe Chriftenthum nicht unbekannt sein onnte, in seiner Rolle eine Christo ähnliche Erfcheinung darzu- stellen im Plane hatte: der Glaube der Samariter an Simon war also seinem Jnhalte nach ein Analogon des »das Wort ward Fleisch« und diente so zur Vor- bereitung auf den ihnen nachher von Philippus ge- predigten wahren Messiasglaubenx (Meyer.) Die Predigt des Philippus, welche, wie bei den Aposteln, von Zeichen und Wundern begleitet war, hat einen außerordentlichen Erfolg, so daß wir an die ersten Beiehrungen in Jerusalem erinnert werden; ja in ge- wisser Hinsicht übertrifft »die Wirkung der Predigt des Philippus noch die Wirkung der apoftolischen Predigten in Jerusalem. Es kommt nämlich gar kein Widerspruch zum Vorscheinz der Anfang ist ein einmüthiges Auf- nierken der Massen auf das Gesagte, und das Ende ist die Taufe der Männer und Weiber. Worin aber diese Einstimmigkeit der ganzen Einwohnerschaft der Stadt besonders bedeutsam zum Vorschein kommt, ist die Zuwendung des Magiers Simon: er ist in der Stadt die höchfte Auctorität, auf ihn achten Alle vom Kleinen bis zum Großenpauch er wird gläubig, läßt fich taufen und hält fich zu Philippus, offenbar weil er sieht, daß fich diesem alles zuwendet. Hier also ist eine Bekehrung, welche durch alle Schichten des Volkes hindurchgeht und endlich auch die höchfte Auetorität ergreift, während die Wirkung des Evangeliums in Jerusalem wohl viele Tausende ergriff, aber an den Auetoritäten und Obrigkeiteu fortwährend einen Wider- stand fand, höchstens, daß es einmal auf einem Höhe- punkt seiner Einwirkung eine Anzahl Personen des Priesterstandes gewann (Kap. 6, 7). Kommt in dieser Thatsache nicht zum Vorschein, was Christus sagt (Matth. 21, 43): wenn das Reich Gottes von Jsrael genommen und den Heiden egeben wird, so werden sie es annehmen? denn die amariter, wenn sie fich auch an das Judenthum anlehnten und selbst die Hoff- nung des Wiederherstellers annahmen, waren und 426 Apostelgeschichte 8, 14——17. blieben doch Heiden. Der Sieg des Evangeliums über das Heidenthum ist demnach leichter als über das Judenthum; allein es bleibt, wenn wir unsere Er- zählung, was sie von Simon Magus nachher noch zu berichten hat, weiter verfol en, ein zweideutiger Sieg. Das Heidenthum kann dem hristenthum weniger Halt und Kraft entgegensetzen als das Judenthum: es hat nichts aufzuweisem was nicht aus der Natur stammte, seine herrlichsten Werke und Leistungen ruhen auf den Kräften der Schöpfung; sobald nun diesen Werken der Natur gegenüber die Werke der Gnade sich wirksam beweisen, können sie sich nicht behaupten, sie verlieren allesammt ihren Halt in dem Bewußtsein der Menschen, und das innere Widerstreben, welches nirgends mehr im Oesfentlichen einen Anhalt findet, unterstellt sich der Form des Evangeliums. Es ist aber darum doch nicht überwunden oder ertödtet; über kurz oder lang muß es wieder zum Vorschein kommen und sich geltend machen, und darin liegt der Keim zu einer tiefgehenden allgemeinen Corruption der Heidenkirche »Ganz anders ist es in Israel: hier hat sich in den Werken der Natur überall der Geist der Gnade wirksam bewiesenz das Gesetz Jsraels ist ein Wort Gottes, und sein König- thum beruht auf göttlicher Einsetzung sein Tempel ist eingeweiht durch die Fülle der Herrlichkeit Jehobcks und sein Priesterstand hat das Recht, dem Gott des Himmels zu opfern. Das Widerstreben ge en das Evangelium in Jsrael lehnt sich an alle diefge Dinge als feste, unerschütterliche Haltpunkte Zwar ist es gewiß, daß alle diese Din e, sobald sie dem Evan- gelium gegenüberstehen, ni ts als Schatten sind· aber es ist ja hier nicht das einzige Beispiel, daß der Mensch dem Schatten nachgeht und nachjagt, um eben dem Körper und Wesen aus uweichen. (Baumgarten.) ff) Philippus erachtete sich verbunden, einen jeden zur Taufe zuzulassen, der den Glauben an Jesum als den Messias in Uebereinstimmung mit dem Worte be- kannte; aber ein Herzenskenner war er nicht, zu einer Untersuchung bezüglich der inneren Beschaffenheit jenes Glaubens konnte er also sich nicht für befähigt ansehen. Jn gleicher Lage befinden sich denn auch alle späteren Lehrer des Evangeliums; wenn’s anders wäre, das Netz des Evangeliums würde nicht nach jenem be- kannten Gleichniß des HErrn (Matth. 13, 47 sf.) allerlei Gattung von Menschen, sowohl Böse als Gute auf- ziehen, und das Werk der Engel am Ufer würde in dem Gleichnisse nicht auf das Ende der Welt ver- schoben sein. fda Dosten) Daß sogar der Magier das Evangelium annahm, sich taufen ließ und wie ein Schüler dem Philippus sich anschloß, war sichtbar der rößte Beweis für die Ueberlegenheit, ja für die öttlichkeit des Wortes von Christo. Was unächst pshchologisch bei ihm wirkte, das waren die under- heilungen, welche Philippus verrichtete und deren Augenzeuge, ja aufmerksamer Beobachter er war; diese Thatsachen fetzten ihn jetzt selbst eben so sehr in Erstaunen, als seine eigenen magischen Künste bisher das Volk in Erstaunen versetzt hatten. Sein Glaube war, wie so häufig in der Christenheit, ein bloßer Verstandesglaube, eine au enblickliche Ueberzeugung, nicht aber eine Sache des ser ens, nicht ein völliger, rechtfertigender, heiligender, ieligmachender Glaube; denn was nicht in’s Herz durchdringt und vom Herzen wieder ausgeht, das ist oberflächl1ch, das läßt den Menschen, wie er gewesen it, und macht höchstens einen Heuchler aus ihm. ( echler.) Simon ward einen Augenblick überwältigt von der himmlischen Kraft der Wahrheit und gab sich für eine Zeit lang und bis auf einen gewissen Grad ihr hin, aber auch nur bis auf einen gewissen Grad: m die verborgene Tiefe des l i gerzens ließ er das Licht nicht eindringen, zur völligen emüthigung kam es nicht. Daher war natiirlich, daß er bald das Christenthum selbst als ein kräftigeres Mittel zu denselben Zwecken zu brauchen versuchte, für die er bis dahin seine GoätemKüiiste verwendet hatte. (Olshausen.) (Cpisiek am pfingstdienstage V. III-il) 14. Da aber die Apostel fvon Philippus be- nachrichtigh höreten zu Jerusalem fwo sie nach V. 1 bei der Zerstreuung der Gemeinde sämmt- lich zurückgeblieben warens, daß Samaria szunächst wenigstens in einer seiner Städte V. 5] das Wort Gottes angenommen hatte [Kap. 11, 1; 17, 111, sandten sie sum von dem Stande der Dinge per- sönlich sich zu überzeugen und je nach Besund zu dem ohne ihr Zuthun begonnenen Werk der Evangelisation des Landes sich zu bekennen, auch die Neubekehrten in die Gemeinschaft der Kirche, deren Leiter sie ja waren, sörmlich und feierlich aufzunehmen] zu ihnen [diejenigen zwei, welche bisher schon an der Spitze ihres Collegiums gestanden Kap. Z, 1 ff., nämlich] Petrum und Johannen 15. Welche, da sie hinab kamen [in das tiefer gelegene Land und an den Gläubigen jener Stadt nun auch ihrerseits den von Philippus schon empfundenen Mangel V. 16 wahrnahmenL beteten sie über sie, daß sie den heiligen Geist [in denjenigen außerordentlichen Gaben und Zeichen, welche seither immer an Neugetausten sich kund gegeben hatten Kap. L, 4] empfingen. 16. Denn et war sum den noch vorhandenen Mangel jetzt näher zu bezeichnen] noch aus keinen sder in V. 12 f. Erwähnten] gefallen [sich seiner zu bemächtigen und namentlich ihn mit Zungen reden oder weissagen zu lassen 1. Cor. 14, 1 fs.], sondern waren allein getauft in dem Namen Christi Jesu [womit zwar das zur eigenen, persönlichen Seligkeit Nothwendige sie schon erlangt hatten, aber es fehlten eben noch die zur Versiegelung der Gemeinde und zur Förderung der gegenseitigen Erbauung erforderlichen Charismata oder Gnaden- kräfte]. 17, Da [nach dem für alle gemeinsam ver- richteten Gebet] legten sie die Hände auf sie [und zwar der Reihe nach jedem einzelnen unter ihnen Kap. S, Si, nnd sie empfingen [denn nunmehr] den heiligen Geist [in den bei der Taufe ihnen noch versagten außerordentlichen Gaben desselben, wobei wohl insbesondere Johannes dies e s Feuers, das auf die Samariter fiel, anstatt des früher von ihm begehrten Luk. 9, 54 sich freuete]. Ausdrücklich wird ja bemerkt, daß die Taufe der Samariter und des Simon V. 12 f. ebensowohl wie die der Dreitausend am Pfingsttage (2, 38) geschah auf den Namen Jefu Christi zur Vergebung der Sünden; als Kraft der Wiedergeburt also, als Geist der Kind- schaft und als Unterpfand des himmlischen Erbes ist Ergänzung der an den Samaritern vollzogenen Taufe durch die apostolische Handauflegung 427 ohne allen Zweifel der heil. Geist ebenfalls den Sa- maritern zu Theil geworden und dem gemäß ihre Taufe nicht auf gleiche Stufe zu stellen mit der jener Jiingernn Ephesus (Kap. 19, 1ff.), welche blos auf Johannis Taufe getauft waren uud auch nie gehört hatten, ob ein heiliger Geist sei, sondern vielmehr auf gleiche Stufe mit der des Kämmerers aus Mohren- land in V; 36 ff., von dem es darnach heißt: ,,er zog seine Straße fröhl1ch«. Philippus hätte sich gewiß gescheut, des Kämmerers Bitte um die Taufe selber u gewähren, und hätte statt dessen ihn veranlaßt, nach Jerusalem umzukehren und dort von einem der Zwölfe sich taufen zu lassen, hätte er hier bei den Samaritern die Erfahrung gemacht, daß eine von ihm verrichtete Taufe eine bloße Wassertaufe sei und in jeglicher Hin- sicht unvermögend, den heil. Geist zu vermitteln. Es handelt sich aber bei den Samaritern, wie theils aus dem Ausdruck: ,,er war noch auf keinen gefallen«, theils daraus sich ergiebt, daß nach V. 18 Simon siehet, wie durch die Handauflegun der Apostel der heil. Geist gegeben wird, um die sinnlich wahr- nehmbaren Aeußerungen der Geistesbegabung, deren in Kap. L, 4; 10, 46; 19, 6 gedacht wird und mit Rücksicht auf welche auch in Kap. 10, 44 von einem Fallen des heiligen Geistes die Rede ist (vgl. 1. Sam. 19, 23 f.; Hes 11, 5). Daß alle außerordent- lichen Geisteswirkungen mit Zungenreden und Weissagen, wie sie bisher in Jerusalem bei der Taufe Neubekehrter sich immer gezeigt und auch wohl bei besonderen Vor- fällen noch nebenher sich eingestellt hatten (Kap. 4,3l), bei der Taufe der Samariter gänzlich ausgeblieben waren, das mochte dem Philippus selber ausfallen; die von ihm getauften Kinder des Geistes waren noch keine begabten Werkzeuge des Geistes geworden, es fehlte der neugestifteten Gemeinde noch das göttliche Siegel ihrer Ebenbürtigkeit mit der jerusalemischen Muttergemeinde, er mochte sich darein nicht finden können und wandte deshalb sich an die Zwölfe in Jerusalem. Worin lag denn nun der Grund dieses Mangels? Wir dürfen ihn weder dem Philippus noch den Samaritern zur Last legen; diejenigen Auslegey welche das thun, fahren vorschnell zu und gehen ober- flächlich zu Werke, sie beachten weder, daß von den Samaritern in V. 6. 8 u. 14 lauter solche Dinge aus- gesagt werden, die über ihre ründliche Bekehrung einen Zweifel lassen, noch daß s hilippus von V. 26 an vom HErrn weiter als ein auserwähltes Rüstzeu verwendet wird. Wir müssen aber daran denken, daß der HErr schon in den Tagen seines Fleisches es vorausgesagt hatte (Joh. 4, 36 ff.), daß bei der Ein- heinisung der Sainariter in die Scheuer der Kirche der Spruch wahr werden sollte: ,,dieser säet, der andere schneidet«, und daß er die Apostel senden würde zu schneiden, da sie nicht gearbeitet. Nach seinem Willen sollten Andere arbeiten, und die Apostel in ihre Arbeit kommen, es sollten aber dann sich mit einander freuen, der da säet, und der da schneidet; darum hielt er bei der Taufe der Samariter alle charismatische Geistes- begabung, alles Zungenredeiy Weissagen u. dgl. zurück und ließ dem Philippus das Bedürfnis; einer Com- pletirung seines Werks empfinden. Warum aber, so müssen wir weiter fragen, that er also? warum ließ er hier den Schnitter nicht auch ernten und den Be- gründer der Gemeinde nicht auch sie vollenden? war ihm vielleicht der Almofenpfleger Philippus zu gering und unbedeutend, als daß er ihm auch die Frucht seiner Arbeit hätte in den Schooß schütten mögen? In Kap. 11, 19 ff. sehen wir, wie von solchen, die ebenfalls in der Trübsal, so sich über Stephanum er- hob, waren zerstreuet worden, die Gemeinde zu An- tiochia in Shrien gegründet, zugleich aber auch so vollständig zu Stand und Wesen gebracht wird, daß es nur der Abordnung eines apostolischen Delegaten von Seiten der Gemeinde zu Jerusalem bedarf, und nun hat dieser nichts zu ergänzen oder nachzuholen, sondern er wird froh über die schon vorhandene Gnade Gottes und begnügt sich mit der Ermahnung, daß die Bekehrten mit festem Herzen an dem HErrn bleiben wollten; hiernach kann es auch bei Samaria nicht an und für sich an der Unvollkommenheit der Stellung des Philippus als Dieners der Kirche liegen, daß er dem Werke seiner Gemeindestiftung nicht selber die Krone aufsetzen darf, sondern der Grund dafür muß in besonderen, hier in Betracht kommenden Umständen gesucht werden. Und nun ist ja Samaria, wenn auch dessen Bewohner den Heiden so zienilich gleichgestellt wurden, und zwar in noch viel höherem Maße und mit ungleich größerem Recht als die Galiläer (Matth. 4, 14 ff.), dennoch ein zugehöriges Stück des heiligen Landes; und wenn auch der HErr in den Tagen seines Fleisches von dem halbheidnischen Mischvolk insofern sich in einer gewissen Ferne gehalten, als er den Zwölfen bei ihrer Aussendung befiehlt (Matth.10, 5 f.): ,,gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel« und für seine eigene Person nur zwei Tage bei den Samaritern zu bleiben verwilligt (Joh. 4, 40 u. 43), so at er doch «die ursprüngliche Zögehörigkeit dieses Lan es zu dem Rechtsboden des Reiches Gottes nicht aus den Augen verloren und darum eben jene zwei Tage sich daselbst aufgehalten, auch bei einer seiner Reisen gen Jerusalem Herberge in einem samaritischen Flecken zu nehmen beabsichtigt (Luk. 9, 52), während er das Gebiet von Tyrus und Sidon nur streifte (Matth. 15, 21). Er hat auch in diesem Stück sich der Weissagung in Sach. 11, 4sf. gemäß als Hirten der Schlachtschafe be- währt, der neben dem Stabe ,,Gnade« (Luther: ,,Sanft«) den Stab ,,Eintracht« (Luther: ,,Wehe«) führte; hier, nach seiner Verherrlichung will er nach Hes. 37, 15 ff. ein Holz zum andern bringen, daß wieder Ein Holz werde, und darum kann er den Bau der Kirche in Samaria nicht ohne die, nach der Zahl der zwölf Stämme bemessenen Apostel zum Austra bringen, er muß diesen Bau demjenigen, den er zu Jerusalem be- gonnen, in handgreiflicher Weise einfügen, wie denn auch die beiden Abgesandten der Zwölfe bei ihrer Umkehr nach Jerusalem erst noch vielensamarischen Flecken das Evangelium predigen (V. 25). Um dieser besonderen Bedeutung unseres Stückes willen darf man in Betreff der Anwendung des darin berichteten Ereignisses auf allgemein christliche Wahrheiten nicht zu weit ehen, wie z. B. in der katholischen und anglikanischen irche geschieheh wo man auch für die aus der Heidenwelt berufene Christenheit den Fortbestand des Apostolats durch die geschlossene Reihenfolge eigens geweiheter Nachfolger als unumgänglich nothwendig erklärt und die Gabe des heil. Geistes für ein apostolisches Mo- nopol hält; im Gegentheil wird hernach der zum Heidenapostel berufene Paulus von einem einfachen Christen zu Damaskus, dem Ananias, getauft und unter Handauflegung mit dem heil. Geist ausgestattet (Kap. 9, l7ff.), auch ohne Mitwirkung der Apostel oder eines apostolischen Delegaten zu seinem Amte ordinirt (Kap. 13, 3). Ganz in Widerspruch ste tunsere Stelle mit der römischen Auffassung des rimates Petri; daß Johannes und Petrus sich senden lassen von dem Colle ium der Zwölfe, daraus ist deutlich zu ersehen, daß Hsetrus nur ein Erster unter Gleichen war — ein Papst hätte sich nicht senden lassen. So 428 Apostelgeschichte 8, 18——27. denn Petrus, sagt Luther, ein unterthäniger Bote ist der Andern, was giebt denn vor sein Nachfolger (oder vielmehr Verfolger), der Papst? daß er will niemand unterthan sein? Wäre St. Peter aus göttlicher Ord- nung der Oberste (im Sinne des Papstes) gewesen, so sollte er gesessen haben und, wie der Papst jetzt thut, gebieten und senden, nicht sich senden lassen. Wohl aber lassen sich von der vorliegenden Geschichte Herleitungen in Beziehun auf die Eonfirmation machen. »Die heilige Handlung der Eonfir- mation 1)nach ihrem Ur prunget zwar keine sacra- mentliche Stiftung des HErrn, aber eine altehrwürdige Ordnung der Kirche; Z) nach ihrer« Bedeutung: zwar kein Ersatz und keine Wiederholun der Taufe, aber eine Bestätigung des Taufbekenntnisfes und der Taufgnadez 3) nach i rer Wirkung: zwar keine un- fehlbare Mittheilung es heil. Geistes, wie dort die apostolische Handauflegung bei den Samaritern, aber ein unberechenbarer geistlicher Segen für empfängliche setzen« Ebenfoin Beziehung auf das»Jnftitut der irchenvis1tat1onen. ,,Die erste Kirchenvisi- tation: 1) der Anlaß — a) es ist christliches Leben da, das soll genährt werden, b) es ist ein Mangel in der Gemeinde da, dem soll abgeholfen werden; Z) die Visitatoren — a) Petrus, der apostolische Ernst und Eifer, b) Johannes, die evangelische Sanftmuth und Milde; Z) die oberhirtlichen Functionen — a) demüthiges Gebet im Namen der Gemeinde, b) Priester- liche Handauflegung im Namen Gottes; 4) die Wir- kung — a) Stärkung der Gemeinde, b) Sichtung der- selben V. 18 ff. (Gerok.) 18. Da aber Simon sbei Gelegenheit dieser heiligen Handlung, welche Petrus und Johannes an den Gläubigen zu Samaria verrichteten] sahe san den sofort .sichtbar und hörbar eintretenden Wunderwirkungen 10, its; 19, S. wahrnahm], daß der heilige Geist [in solch außerordentlichen GUadenkräfteUJ gegeben ward, wenn die Apostel [jemand] die Hände auflegtenz bot er sals jetzt die Reihe auch an ihn kam, die Handauflegung zu empfangen] ihnen Geld an, 19. Und sprach: Gebt mir auch [wie ihr selber sie besitzet] die Macht, daß, so ich jemand die Hände austege, derselbige den heiligen Geist empfahet sdenn er gedachte damit hernach ein Ge- werbe zu treiben, wie er seine natürlichen Gaben und Kräfte bisher schon im Dienste der Selbst- fucht und Eitelkeit verwendet hatte 1. Tim. S, 5]. 20. Petrus aber [in heiliger Entrüftung Mal. Z, 5 unter den beiden Aposteln sofort das Wort ergreifend] sprach zu ihm: Daß du Vet- dammet werdest mit deinem Gelde [ihr beide mit einander in’s Verderben führet — das Sünden- geld ist im Schwunge der Rede zu etwas Persön- lichem, ebenfalls der Verdammniß Fähigem ge- macht ; und zwar stoße ich darum dich in der Weise, wie du in deinem Gelde dich mir dar- bietest, mit solchem Unwillen von mir zurück und überweife dich sammt demselbigen in’s Verderben], daß du meinest, Gottes Gabe swie wir Apostel in der Macht der Geistesmittheilung durch des HErrn Gnade sie besitzen] werde durch Geld erlanget [Matth. 10, 8]· 21. Du wirst [gleichwie jetzt, so auch künftig] weder Theil noch Anfall haben an diesem Wort [daß du je einmal ein Diener desselben mit uns werden solltest, wie du begehrft Kap. s, 4; Luk. I, 2]; denn dein Herz ist nicht rechtschasfen bot Gott fund das läßt für jetzt dich nicht ein- mal Theil und Anfall haben an der Gnade des Lebens 1. Petri Z, 7]. 22. Darum thue Buße von dieser deiner Bosheit [die« du in deinem Antrage V. 19 an den Tag gegeben hast] und bitte Gott sseine Gnade in besonderer Weise an dir zu verherrlichen], ob dir vergeben werden mbchte der Tür! deines Herzens swomit du eine Schuld auf dich geladen, zu deren Vergebung du in der That eines besonderen Maßes göttlicher Gnade bedarfst] 23. sFreilich aber wird solche meine Ermah- nung nichts bei dir ausrichten]. Denn ich sehe [an deiner ganzen Haltung] daß du bist voll bitterer Galle [5. Mos. 29, 18] nnd verknüpft mit Ungerechtigkeit« sJes 58, 6, so daß du schwer- lich aus deinem Verderbenszustande wirst heraus- kommen]. V) Welch plumper Ausbruch einer gemeinen, grund- verkehrten Sinnes- und Denkungsart, die von der Art des heil. Geistes, von der ganzen Heilsordnung Gottes auch keine entfernte Ahnung hat! Dieser Simon war gläubig geworden, hatte sich taufen lassen und zu Philippo gehalten; aber, w1e’s leider manchmal geht, seine Bekehrung war oberflächlich geblieben, unter dem neuen geistlichen Mantel, den er umgeworfen, war der ganze alte Adam verborgen geblieben mit all seinen Tücken, und der bricht nun auf einmal recht häßlich aus den Falten hervor. Man weiß nicht, soll man sich mehr über die Blindheit und Thorheit des Mannes wundern, der da meint, der heil. Geist lasse sich um Geld kaufen und verkaufen, wie irgend ein Ar nei- mittel und Arkanum; oder soll man mehr über seine Gemeinheit und Frechheit staunen, womit er offen be- kennt, daß er mit den Gaben des heil. Geistes fein altes Gewerbe als Zauberer und Wunderthäter wieder beginnen möchte, ja daß er auch die hohen Apostel, einen Petrus und Johannes, im Grunde für Seines- geichen hält, für eine Art von Taschenspielern und uacksalbern, von denen damals die zwifchen Unglauben und Aberglauben haltlos umherschwankende Heidenwelt voll war, als die mit ihren Wunderkräften Handel treiben und Geld gewinnen wollten und um einen billigen Preis auch ihm etwas ablassen würden. Von Alters her hat deswegen dieser Simon Magus als der Vater aller Ketzer und Sektirer gegolten, denen es in ihrer errschfncht und Eitelkeit nur darum zu thun ist, das olk zu bezaubern und sich einen Anhang zu machen; und mit dem Namen Simonie bezeichnet man seither in der Sprache der Kirche die Sünde derer, welche geistliche Würden mit List erschleichen oder das heil. Amt blos als Mittel ansehen, um für sich einen eitlichen Gewinn daraus zu ziehen, statt mit einem poftel Paulus als Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse sich zu betrachten. Leider konnte es 1500 Jahre nachher sogar vorkommen, daß der, welcher sich den Nachfolger Petri nannte, als habe er seine Rolle mit Simon vertauscht, auch eine Gabe des heil. Geistes, die Vergebun der Sünden, un: Geld feil ot «— man denke an den blaßhandel zu Luthers Der Vorfall mit Simon Magus. 429 Zeit! (Gerok.) Mit seinem Ansiniien an Petrus verriet imon die Neigung zu jenem frevelndeu Mißbrau des Christenthums, der das Wesen der alten heidnischen Ketzereien bildet, das Christenthum als magische Kraft zu benutzeii und es als sittliche Macht zu verschmähen, seine übernatürlichen Aufschliisse und Gaben an sich zu reißen und sich keiner Zucht, Demüthigun und eiligung zu unterwersen,»sonderii alles im Sgienste des Hochmuths sei es nun der Hochmuth des Gauklers oder der des Philosophem zu entweihen. (Thiersch.) IN) Der harte Ausdruck, womit Petrus den Simoii straft: ,,daß du verdammet werdest mit deinem Gelde!« ist nicht als wirkliche Verhängung der Verdammniß zu fassen, denn er fordert ihn zugleich auf, Buße zu thun und sich Vergebung seiner Sünde zu erbitten, verwirft ihn also noch nicht gänzlichz vielmehr ist der Ausdruck nur relativ zu verstehen, als eine Charak- terisirung des Weges, auf dem Simon wandelt, und des Ausgangs, wenn keine Aenderung eintreten sollte. (Olshausen.) Mit keinen Leuten muß man schärfer umgehen, als mit solchen Heuchlerm die sich unter schöner Decke in den Weinberg Christi zun1 Schaden der Seelen einschleichen wollen. (Apost. Past.) Etwas Anderes ist verdammen, etwas Anderes, einem seinen verdammten Zustand aufdecken. (Starke.) Simon hätte das Loos des Amtes am Wort unter seinen Lands- leuten überkommen mögen, wenn er zuerst für sich selber das selige Erbtheil der Heiligen be ehrt hätte; aber er hatte as, in der Taufe ihm gege ene Reichs- theil nicht angenommen. (Besser.) Mit heiliger Ent- rüstung weist Petrus sein Geld, seine Vorstellung, ihn selbst zurück; aber während er weder der That noch des Thäters schont, öffnet er ihm zugleich die Thiir der Reue — noch ist Rettung aus dieser Tiefe möglich. (da costs-u) Er hat diesmal den Bindeschlüssel ge- braucht: er spricht zwar nicht mit ausdrücklichem Wort das Anathema über Simon, schließt ihn nicht mit aus- drücklicher Erklärung von der Gemeinschaft des Tisches des HErrn und der Kirche Christi aus; aber feine Rede faßt doch die wenigstens zeitweilige Ausschließung aus der Gemeinschaft der Kirche und des Sacraments in sich, und indem er Buße fordert und Gebet um Ver- gebung der Sünde empfiehlt, stellt er doch letztere keineswegs in Aussicht, weil .er sich der ersteren kaum versehen kann. (Lechler.) Er sah, daß er einen Menschen zur Buße und zum Suchen der Sünden- Vergebung ermahnte, der selbst in diesem Augenblick, da er die Stimme der rettenden Gnade hörte, sein Herz verbitterte mit der Galle bitteren Aergers darüber, daß es ihm mißlungen war, etwas Großes zu werden durch seine angebliche Bekehrung zum Christenthuim in Frevelbandh eine ganze Koppel der Bosheit, hatte er sich verstrickt, uud er knüpfte neue Knoten des Frevels, indem er nicht bekümmert war um seine verlorene Seele, sondern um den verlorenen Glanz seines Namens. Das las Petrus »in den stosplzeziwAugen des zwar er- schrecktem aber nicht beschämten Sünders. 24. Da antwortete Simon und» sprach: Vittet ihr sbeiden Apostel] den HErrnjur mich ldahin um VergebungL daß der keines uber mich komme, davon ihr smit dem Wort V. 2()] gesagt habt sdaß es über mich kommen werde]. · Diese Menschen sind Wunderthätey meint er: wer weiß, was für Unglück sie über mich bringen mögen, ja was für Verder en schon in dem Fluchworte steckt, das sie ausgesprochen haben! Jn diesem Sinne welt- licher Traurigkeit, ungebrochenen Herzens begehrt er die Fürbitte der Apostel, welcher er abergläubisch zu- traut, daß sie wie eine Zauberformel den Bann des Verderbens über ihn lösen könne. (Besser.) Er mag dabei zunächst wohl vor einem irdischen Untergang seines Geldes und seiner Person gezittert haben. Ebrard.) Diese ganze Bitte drückte dem Urtheil des etrus, der den Simon als bereits an dem Punkte der Unbußfertigkeit angelangt betrachtete, der selbst von der göttlichen Allmacht und Liebe nicht mehr über- wunden werden kann, das Siegel aus. (Williger.) Siehe wohl zu, ob du etwa nichtrecht bekehrt bist zu dem HErrm 1) bist du gläubig geworden, aber ohne Buße; L) willst selig werden, aber nicht heilig; 3) bist erschrocken über deine Zukunft, aber nicht über deiner Seele Zustand; 4) suchst Fürbitte, aber betest nicht selber; 5) hast noch Raum zur Buße, bist aber dem Fluche nahe? (Zimmermanii.) 25. Sie aber [Petrus und Johannes] da sie snoch in jener Stadt V. 5 den Gläubig- gewordenen gegenüber] bezeuget und geredet hatten das Wort des HErtn [um zur Befestigung derselben in der heilsamen Lehre das Jhrige beizutragen], wandten sie wieder um gen Jerusalem szu den übrigen Aposteln] und pte igten [auf diesem Heim- wege, über welchem sie eine ziemlich lange Zeit zubrachten] das Evangelium vielen samarisrhen Flecken sdamit der gute Anfang, den das Land durch die Begründung einer eigenen Gemeinde gemacht V. 14, zu einer völligen Bekehrung des- selben führen möge]. Um anzudeuten, daß die Apostel nicht etwa in dieser Wirksamkeit unter den Samaritern ihren Beruf efunden, wird voran ausdrücklich gesagt, daß sie nach Jerusalem zurückgekehrt sind; und nun wird auch nicht einmal bemerkt, welches der Erfolg dieser Verkündigung unter den Samaritern gewesen sei· Aber ebensowenig wird im Folgenden das Wirken der Apostel in Jeru- salem weiter berichtet; von den Aposteln in Jerusalem schweigt die weitere Erzählungjdagegen führt sie uns ein weiteres Werk des Philip us vor, zum deutlichen Zeichen, daß der eigentliche ortschritt der Geschichte nicht mehr in Jerusalem, sondern außerhalb zu suchen ist und daß das Werk der Ausbreitung des Evangeliums nicht mehr durch die Hände der Apostel, sondern durch andere Hände seinen Fortgang hat. b. v. 26—40 (§—14l): Yhikippus tauft den Hammer« aus gnohrenkand uud ift darauf in Yhikistäas ihatig bis nach Eafarea hinauf. ,26. Aber der Engel des HErrn sals Petrus und Johannes, etwa um die Osterzeit des J. 34 n. Chr., wieder in Jerusalem eingetroffen waren] redete zu Philippo sder in jener Stadt Samaricks V. 5 zurückgeblieben, vermuthlich in einem Traum- gesicht Matth. I, 20; L, 13 u. 19J uud sprach; Siehe aus sindem du von hier dich aus die Reise begiebstJ und gehe gegen Mittag, [und zwar] auf die Straße, die von Jerusalem gehet hinab gen Gaza sder Stadt der Philister Jof. 13, 2 Anm. U.Karte III. u.V.], die da wüste ist [was du daselbst ausrichten sollst, wird dir an Ort und Stelle schon gezeigt werden]. 27. Und er [dem Befehle ohne Bedenken Folge leistend] stund auf und ging sden 16—17 d. Meilen weiten Weg] hin [indem er wohl zu- 430 Apostelgeschichte 8, 28. nächst nach Gaza sich begab und von da aus die Straße, die in nordöstlicher Richtung hinauf nach Jerusalem führte, eine Strecke weit verfolgte, bis ihm etwas ausstoßen würde, was mit dem ihm zu Theil gewordenen Befehl in Zusammenhang stünde]. Und siehe [was ihm nun da zu Gesicht ka1n], ein Mann aus Mohrenland lnämlichL ein Kämmerer soder Eunuch, d. i· Verschnittener Dan. 1, 3 Anm.] und Gewaltiger der Königin Candace in Mohrenland [in Aetiopien oder Nubien nnd Abessinien — die Königinnen dieses Landes, s. Karte I., führten alle diesen Namen, wie die Könige von Egypteii immer Pharao heißen] welcher war uber alle ihre Schatzkammer [zum Verwalter gesetzt], der war [als Proselyt des Thors Z. Mos. 17, 9 Anm.] kommen faufs Fest] gen Jerusalem sim Tempel daselbst den wahren Gott] anzubeten [Joh. 12, 20]- 28. Und zog [jetzt, nach Beendigung des Festes] wieder heim snach der Residenz seiner Königin, nach Napata in Nubien] Und saß swährend der Fahrt auf der in V. 26 bezeichneten Straße] auf seinem Wagen und las svermuthlich in der griechischen Uebersetzung der Septuaginta, laut vor sich hin, als wollte er sich selber das Evangelium, nach welchem seine Seele dürftete, predigen] den Propheten Jesaia ffpeciell das 53. Kapital dieses Propheten V. 32f.] Zu jener Verkündigung des Evangeliums in Sa- niaria (V. 5ff.) war »Philippus. angeregt durch den Geist, der in ihm wie in den übrigen Zerstreueten gleichfalls wirksam war; zu diesem besonderen und außerhalb seines Gesichtskreises liegende1i Werke an dem Kämmerer aus Mohrenland dagegen, der für einen Repräsentanten des Endes der Erde gelten kann, wird er durch den Engel des HErrn ausdrücklich berufen. Der Mann wir uns zunächft beschrieben als ein Mann aus Mohrenlandx mit dieser Angabe seines Volkes wird er nach feiner Ferne von dem Reiche Jsrael bezeichnet —- seiner natürlichen Beschasfenheit nach ist er schwarz und kann diese seine widrige Haut- farbe nicht abwaschen (Jer. 13, 23), seiner nationalen Abstammung nach kommt er her von Ham, demVater des verfluchten Canaan (1. Mos. 10, 6), seinem Heimath- lande nach wohnt er für Gottes Volk m der aller- weitesten, unbekannteften Ferne (Ps. 68, 32;Jes. ·11, 1·1; Hes. 30, 4ff.), und so steht er vor andern Heiden m ganz besonderer Fremdlingfchaft von dem Reiche Gottes (4. Mos. 12, 1; Pf. 7, 1; Amos 9, 7). Weiter wird er kenntlich gemacht als Eunuch (Kämmerer), welcher Ausdruck gebräuchlich ist als ursprüngliche Bezeichnung der an den orientalischen Höfen zahlreich angeftellten Verschnittenen, namentlich waren bei Königinnen fchon die gewöhnlichen Beamten, besonders aber die Schatz- Verwalter der leichen Verschnittenq nun hat das Gesetz (5. Mo? 23, l) die Ausfchließung aller·Ver- ftümmelten aus der Gemeinde Jsraels vorgeschrieben, der ihm anhaftende Makel der Leibesverstümmelung treibt also den ganzen natürlichen Ge ensatz, in welchem er von Haus aus zum Jndenthum steht, geradezu auf die Spitze Während aber alles, was wir von den äußeren Verhältnissen des Mannes erfahren, auf den schroffften Gegensatz gegen das Reich Gottes hinweist, indem auch seineAmtsgewalt und der reiche Schatz in seinen Händen nur geeignet ist, eben dieselbe Vor- stellung zu erwecken, da ja Macht und Reichthuin die Stützen der Erde sind, auf welche sich das Heidenthuin in seinem Stolz und Trotz gegen den Gott des Himmels verläßt, findet man doch andererseits bei ihm eine solche Anschließung an Gottes Reich, die uns zur höchsten Verwunderung nöthigt: dieser schwarze Mohr hat in seinem fernen Heiniathslande den Namen Je- hovah’s gehört, und sein hoher Stand, feine Macht und sein Reichthum haben ihn nicht gehindert, sich vor diesem Namen zu beugen; er begnügt sich aber nicht, den Namen Jehovcks in der Ferne anzurufen und zu feiern, sondern er ruht nicht, bis er nach Jerusalem, der Stadt Gottes kommt, um in dem Heiligthum Je- hova’s unter seinem Volke anzubeten Wie tief und iiinig nun diese Anbetung Jehovcks gemeint war, zeigt fich erst recht auf dem Heimwege. Als er nämlich aus der Straße nach Gaza hinabfährh von wo der Weg durch die arabische Wüste nach Egypten führt, und den Theil derselben erreicht hat, wo sie anfängt öde und verlassen zu werden, beginnt der Aethiopier in seinem Fuhrwerk sitzend mit lauter Stimme den Propheten Jesaia zu lesen. Wir sehen daraus, daß er feine Anbetung nicht wie ein Werk des Gefetzes ver- richtet hat und nun selbstzufrieden sich seinen Ge- schäften und Lüsten wieder zuwendet; in schmerzlicher Entbehrung des Tempels Jehovcks auf dem heil. Berge und der schönen Gottesdienste in Jerusalem vielmehr hält er sich an ein anderes Heiligthum, das er bei sich führt, um auch daheim in weiter Ferne und schon hier in stiller Einsamkeit einen Ersatz zu haben fiir die reichen Güter des Hauses Gottes, nämlich an die Schriften Mosis und der Propheten. Nicht als ob ihm das Verständnis; der heil. Schriften aufgeschlosfeii gewesen wäre und er darin völlige Befriedigung gefunden hätte, wir erfahren hernach (V. 34) das Gegentheil aus seinem eigenen Munde; wohl aber hat er eine heilige Ahnung, daß hier ein feliges Geheimniß verborgen ist, darum sucht und forscht er mit fehnlichem Verlangen. Und nicht im Gesetz finden wir ihn lesend und forschend, denn als geborner Heide fühlte er im Gesetz mehr die abstoßende als die anziehende Kraft: zu den Pro- pheten wendet er sich und namentlich zum Jesaia, dem Evangelisten unter den Propheten; hier, wo die selige Zukunft Jsraels aufgeschlosfen ist, welche die Heiden in der Nähe und Ferne aufzunehmen berufen, weilet sein suchendes Auge am liebsten. Eben dieser Prophet war es denn auch gewesen, welcher, indem er den Heiden den Eingang zum Heil recht weit öffnen follte, in Kap. 56, 3 6 jene merkwürdige Weissagung gethan, die jetzt in der uns vorliegenden Geschichte zur Erfüllung kommt, nachdeni zuvor in dem Kommen des Kämmerers nach Jerusalem, dort anzubeten, und in seinem Studiren in dem Propheten die frühere Weissagung in Jes. 45, 14 ihre Erfüllung gefunden. Der im Propheten Jesaia lesende und forfchende Aethiopier ist der gerade Gegenfatz zu den Juden: alles, was jenem ein Hinderniß nnd Hemmniß war, ist diesen von Anfang an aus dem Wege geräumt; letztere halten sich an Bilder und Schatten, uin in ihrem Hochmuthe verharren u können (Kap. 6, 13f.; 7, 56), während ersterer si durch alttestamentliche Vorbereitungen sein Herz nur weiter und empfänglicher machen läßt; daher wird es denn auch so gefügt, daß während vor den Juden das Wort des Evangeliums immer mehr verstummt, dieses Wort aus besonderes göttliches Geheiß an den Aethyopier gebracht wird eben in der Stunde, als seine Seele von der Hand der altteftamentlichen Schrift bis an die Schwelle der Philippus wird vom Engel des HErrn gen Mittag gewiesen. Der äthiopische Kämmeren 431 Heilserfüllung geführt worden. (Baumgarten.) War denn niemand in Jerusalem, der dem Kämmerer aus Mohrenland die Schrift öffnen und das Evangelium von Jesu predigen mochte? Die zwölf Apostel waren allerdings noch da, aber in der Halle Salomonis (Kap. 5, l2) war ihre Predigt verstummt, die Ge- meinde war verstört, die Uebriggebliebenen versammelten sich im Verborgenen (V.3); Jerusalem atte auf ehört, die Stadt auf dem Berge zu sein, un so lügt der HErr dem Mann in der Einsamkeit der öden Straße, die von Jerusalem gen Gaza führt, das Licht auf- gehen, welches in Jerusalem ihm nicht geschienen hat, und nicht der zwölf Apostel einer, sondern Samaricks Evangelist bringt dieses Kind der Ferne, in welchem Mohrenland seine Hände ausstreckte nach Gott (Ps. 68, 32), heim in’s Reich Gottes. (Besser.) Keine geringen Schwierigkeiten bereiten der Aus- legung die Worte des Engels in V. 26. Zunächst- kann es schon zweifelhaft erscheinen, ob man das ,,ge en Mittag««·als Bestimmung des Orts oder aber er Zeit, wie es uns in Kap. 2«.», sbegegnet (das ,.gegen« ebenso gefaßt wie das »Um« in Kap. l6, 25), u fassen habe« indessen ist doch die Beziehung auf den rt oder die Gegend, auf das Mittagsland, die näher liegende und natürlichere, da die Bestimmung dem ,,gehe hin« jedenfalls vorangestellt worden wäre, wenn sie auf die Zeit sich beziehen sollte. Jndem die meisten Aus- leger sie auch wirklich im örtlichen Sinne aus-fassen, hätten sie aber zugleich auch erkennen sollen, daß Philippus nicht an den Anfang des bezeichneten Weges, nach Jerusalem gewiesen wird, um von da die Straße weiter nach Gaza hinab zu verfolgen, also dem Wagen des Kämmerers nachzulaufem sondern er wird vielmehr nach Gaza, welches eben im Mittags- lande liegt, beordert, um von da aus die Straße rück- wärts nach Jerusalem hinauf zu verfolgen, bis er dem von dort kommenden Kämmerer bege net. Eine zweite, noch rößere Schwierigkeit erhebt sich dann bei dem Schlu Worte: »die da wüste ist«, welches der Ge- schlechtsbezeichnung nach ebensowohl auf »Straße«, als auf »Gaza«, die Stadt, sich beziehen kann; es ist daher gar nicht ut, wenn neuere deutsche Ueber- setzungen für Stra e das Wort ,,Weg« setzen und das »die« in ein »der« umwandeln, gleich als wäre nur die erstere Beziehung möglich, wir müssen vielmehr behaupten, daß diese Beziehung geradezu falsch ist. Es gab, so meinen die Ausleger, der Straßen von Jerusalem nach Gaza mehrere: die eine ging zuerst in nordwestlicher Richtung nach Ramleh hinüber, dann südlich nach Gaza hinunter, die andere führte über Eleutheropolis in mittlerer Richtung, die dritte süd- wärts über Hebron (s. Karte III.); damit nun Philippus die richtige von diesen drei Straßen erwähle, so wurde ihm schon mit dem ,,gehe gen Mittag« die südwärts über Hebron führende als die einzuschlagende bezeichnet, außerdem aber noch gesagt: »die da wüste liegt«, denn diese Straße führt wirklich durch; eine Wüste, nämlich durch die bei Thekoa (2. Sam. 2, l Anm.). Wäre aber, so müssen wir gegen diese Erklärung einwenden, wirk- lich die Meinung diese: ,,gehe auf diejenige von Jeru- salem gen Ga a hinabführende Straße, die da wüste lieget«, so mü te das im Grundtext so, wie der Satz hier lautet, auch ausgedrückt sein (Zs), während doch der» Schluß vielmehr einen selbstständigen Satztheil www) bildet: ,,selbige ist wüste«; außerdem besagt der Satz nicht das, was man als Sinn ihm unter- legt, daß der betreffende Weg durch eine Wüste führe, sondern er bezeichnet das, worauf er sich bezieht, selbst als wüste, verödet oder verlassen, und würde also von dem Wege nur dann gelten können, wenn derselbe ganz außer Gebrauch »ekommen wäre, von niemand mehr außer in Nothifällen benutzt würde. Das nun wird man von dem Wege über Hebron schwerlich sagen können, der schon in der Pastriarcheik geschichte vorkommt (1. Mos. 46, I; 50, 13) und noch von Hieronymus in der Lebensgeschichte der Paula erwähnt wird. Mit einem engspurigen, zweirädrigen Wagen, wie sie damals Sitte waren, konnte er recht wohl passirt werden; dazu führte er am nächsten zum Ziel, so daß es von selbst sich verstand, daß Philippus diesen Weg einschlagen sollte, und er ihm gar nicht erst näher bezeichnet zu werden brauste» Dagegen findet sich in Zeph 2, 4 gerade in eziehung auf Gaza die Weissagung, daß diese Assah (die Starke) zu einer asubah (zu einer verlassenen, verödeten Stadt) werden solle, womit auch die ähnliche Weissagung in Jer. 47, 5; Amos 1, 6 u. Sach. 9, 5 stimmt. Ueber- blicken wir die Geschichte der Stadt, die eine der ältesten Städte Palästina’s war und in 1. Mos. 10, 19 als der südwestliche Grenzpunkt des von Sidon aus von den Canaanitern in Besitz genommenen Gebietes genannt wird, so weist schon ihr vorhin erwähnter hehr. Name: »die Starke« auf ihre hohe Bedeutung hin; dieser Name wurde dann, weil der Perserkönig Cambhsos bei seinem Zuge gegen Eghpten (Esra l, 4 Anm.) dort Kriegsmaterial und Geld niederlegte, in den ähnlich klingenden Gaza, d· i. Schatz oder Schuß- kammer, umgewandelt. Obwohl gleich im Süden der Stadt die Wüste begann, so lag sie selber doch auf einem, in Folge der Grundwasser sehr ergiebigen Boden, der eine ungewöhnlich reiche Vegetation erzeugte; dazu war ihre La e auf einer etwa 60 Fuß hohen runden Anhöhe der nlegung von Besestigungen zum Schutze ihrer Reichthümer günstig, während andrerseits deren Verwerthung ihr dadurch erleichtert wurde, daß sie einen Hauptknotenpunkt der uralten egyptisch-syrischen Handelsstraße bildete. Wie die in die Wüste Hinaus- ziehenden für die bevorstehende Reife, so wurden die aus der Wüste Kommenden nach langer Entbehrung in dieser Grenzstadt mit den nothwendigen Lebens- bedürfnisseii versehen. Die Geschichte giebt als die ältesten Bewohner der Gegend von Gaza die Avviter und Enakiter an, von welchen letzteren bis in spätere Zeiten sich Ueberreste erhielten (5. Mos. 2, 23; Jof 11, 22); dann dehnten die Canaaniter oder Phönizier ihr Gebiet bis ierher aus (1. Mos. 10, 19), Josua kam mit seinen roberungen nur bis Gaza, ohne es selbst unterwerfen zu können, und wenn der Stamm Juda die ihm Zugetheilte Stadt nachher in Besitz nahm, so hat er sich erselben doch nicht lange erfreut (Jos. 10, 4l; 11, 22; 13, s; 15, 47), vielmehr hat die gegen Ende der Richterperiode gewaltig wachsende Macht der Philister auch Gaza’s sich bemächtigt und -über»die Jsraeliten selbst ihre Herrschaft ausgedehnt Nicht. , ; , ; , 1). Der Schauplatz der späteren Heldent aten, init welchen Simson gegen diese Unter- drückung ankämpfte, wie der seines Falles und seines Opferto es, ist eben Gaza (Richt. 15 u. 16); doch erst dem David gelang es, die Philister zu unterwerfen, und darum erscheint Gaza als Grenzstadt von Salomo’s Reich (1. Kön. 4, 21). Aber bald erhoben sie sich wieder; und auch nachdem König Hiskia die Philister geschlagen und bis an die Grenze von Gaza verfolgt hatte (2. Chron 21, 8; 26, 67 28,18; 2. Kön.18, 8), hkören die prophetischen Strafreden wider diese alten rbfeinde wegen ihrer immer neuen Frevel an dem Volke Gottes nicht auf. Jn den Kriegen Egyptens mit Assyrien und Babylonien, sowie Alexanders des Gr- mit Persien, spielte Gaza als ein strategisch wichtiger Punkt eine bedeutende Rolle: zur Zeit des Jeremia 432 (47, I) wurde es von Pharao Necho genommen; der- selbe Prophet (47, 2ff.; 25, 20) kündigt ’ferner eine Eroberung durch Nebucadnezar an; nach dem Unter- gange Babhlons gehörte Gaza nach der entscheiden- den Schlacht bei Pelusium (525 v. Chr) zum Ver- bande des persischen Reichs, bis Alexander d. Gr. die Stadt nach zweimonatlicher Belagerung (zu Ende No- vember des J. 322) eroberte und zerstörte (Sach. 9, 5 Anm.). Doch war sie damit noch nicht wüste ge- macht; denn aus den benachbarten Städten und Ort- schasteu, die keinen Widerstand geleistet hatten, wurden Bürger hereingezogem die ein neues Gemeinwesen be: gründeten, in welchem eine macedonische Besatzung den Stock der Bevölkerung bildete, von dem dann die spätere änzliche Hellenisirung ausging. Nach Alexander?- ode fiel bei der ersten Theilung des Reichs Gaza init ganz Syrien dem Laomedon zu, bis Ptolemäus es ihm wegnahm und eine Besatzung hineinlegte; in der weiteren Zeitfolge gehörte es abwechselnd den Ptolemäern und Seleuciden an, bis durch die Be- lagerung und Eroberung im J. 200 durch Antiochus Ill. Stadt und Land als dauernder Besitz in die Hände der syrischen Könige kam und so hernachmals auch in die maccabäischen Kämpfe verwickelt wurde (1. Macc- 11, 6 f.). Alexander Jannäus (Schlußb. zum l. Macca- bäerb. Nr. 6) eroberte die Stadt nach einjähriger Be- lagerung i. J. 96 v. Chr» brannte sie nieder und zer- störte sie von Grund aus, so daß sie von da an für öde (å'gyiiog) zu gelten hat; denn wenn sie auch 38 Jahr später vom irömischen Proconsul Gabinius neu gegründet wurde, so geschah das doch auf einem etwas südlich von den Ruinen der alten Stadt gelegenen Territorium, so daß deren Trümmer mehr und mehr zerfielen und zu des Hieronymus Zeiten sich kaum noch Spuren der Grundniauern vorfanden. Aber, so fragt man billig, was soll das für einen Zweck haben, wenn der Engel mit den Worten: ,,selbige liegt wüste« ausdrücklich auf Alt-Gaza Bezug nimmt und es bestimmt von Neu-Gaza unterscheidet? Jn Beziehung auf des Philippus Werk an dem Kämmerer aus Möhren- land, um das es sich hier handelt, ist das doch ganz leichgiltig, ob der Weg, den dieser zieht, von Jeru- Falem nach dieser oder nach jener Stadt hinabgeht, so scheint es! Aber es scheint nur eben so; gehen wir dagegen der Sache tiefer auf den Grund und betrachten sie im Zusammenhang der alttestamentlichen Weissagung, so ist das in Trümmern liegende Gaza der Vorzeit dasjenige, auf welches bei dieser ganzen Geschichte es ankommt. Denn es ist dasjenige, an welchem die pro- phetische Verkündigung einer-Verödung und Verlassen- heit, wie sie in Zeph. 2, 4 u. Jer. 47, 45 vorliegt, bereits zur Wahrheit geworden; und da kann· nun auch die prophetische Verheißung von einer Einver- leibung des Philisterlandes in das Reich Gottes, wie sie in Pf. 87, 4; Zeph. L, 7; Sach. 9, 7aus esprochen wird, zur That und Wahrheit werden, die e1t dafür ist nunmehr herbeigekommen. Nachdem am Meer hinab eitel Hirtenhäuser und Schafhürden geworden sind (Zeph. 2, 6), so gedenket der HErr seines Worts, daß dasselbige, was von Philistäa noch vorhanden, soll den Uebrigen vom Hause Juda zu Theil werden, daß sie darauf weiden; Philippus nun ist derjenige, der den An- bruch dieser Zeit symbolisch darzustellem das Philister- land zwar noch nicht zu evangelisiren, wohl aber es in ähnlicher Weise, wie dort Abraham das Land Canaan (1. Mos. 13, 17), nach seiner ganzen Ausdehnung für das ueutestamentl. Bundesvolk prophetisch in Besitz zu nehmen hat. Darum wird er zunächst gegen Mittag gesendet nach Gaza und hernach von der Taufe des Kämmerers hinweg wunderbar nach Asdod entrückt (V. 39 f.); doch Apostelgeschichte 8, 29——35. auch hier, wo er sich schon unmittelbar an der Grenze Judäcks befindet, finden wir nichts von einer Wirk- samkeit desselben berichtet, vielmehr ist sein Umher- wandeln oder Durchziehen unzweifelhaft auf die nörd- lich vor ihm liegende, schon mit Jabne oder Jamnia beginnende Ebene Saron zu beziehen, und die in dieser Ebene liegenden Städte Judäa’s sind es, denen er das Evangelium predigt, was deutlich daraus hervorgeht, daß zum Schluß von V. 40 gesagt wird: ,,bis daß er kam gen Cäsarien«. Mit solcher seiner Predigt erfüllt sich die Weissagung über Saron in Jes. 65, 10 und die Städte in Gründen in Jer. 33,13; Philistäa in der Sephela dagegen bleibt -für jetzt noch unevangelisirt, wie denn Gaza und Asdod wohl über- haupt erst nach dem jüdischeu Kriege christlich geworden sind und die Sage, daß Philemon, an welchen der Apostel Paulus die bekannte Epistel geschrieben, der erste Bischof von Gaza gewesen sei, eben nur eine Sage ist. Jndeni Philippus gegen Mittag nach Gaza berufen wird, soll er gleichsam den Repräsentanten Christi bilden, der schon jetzt das Philisterland, als durch die Weissagung seinem Reiche zugewiesen, für dieses vorläufig in eschlag nimmt; von Jerusalem nun ist der HErr wie fortgetriebem seit man seine Gemeinde von dort verjagt hat, darum kann er in Jerusalem dem Kämmerer aus Mohrenland das Heil nicht mehr gewähren, das er im Tempel sucht, wohl aber soll er auf seinem Wege von Jerusalem nach Gaza das Gebiet dieser letzteren Stadt kaum erst aus der Ferne ansichtig werden, da wird ihm auch schon die Stimme entgegen klingen (Jes. 65, 1f.): ,,hier bin ich, hier bin ich!« Warum wird hierauf Philippus wohl an die 7 Meilen weit vom Geist des HErrn bis nach Asd o d entrückt? wäre nicht eine näher gelegene Stadt, etwa Ascalon am Meer, auch schon weit genug »e- wesen, daß ihn der Kämmerer nicht mehr sähe? ir müssen da uns erinnern, daß in der Aufnahme des Kämmerers in das Reich Gottes die Verheißung, die den Verschnittenen in Jes· 56, 3ff. gegeben wird, zur Verwirklichung kommt; der HErr fängt damit wirklich an, wie die Verkläger des Stephanus in Kap. 6, 14 gelästert, aber im Grunde doch nur geweissagt haben (Kap. 6, 14; Joh. l1, 50 sf.), die Sitten, die Moses egeben, zu ändern (5. Mos. 23, 1). Aber er will diese Sitten künftig auch noch weiter ändern: in 5. Mos. 23, 2 wird den ,,Hurenkindern«, wie Luther übersetzt, den MamsZrs oder solchen, die von fremden Eindringlingen oder Kriegern hurerisch mit den Weibern der Eingeborenen erzeugt worden sind, für beständige Zeiten der Eintritt in die Gemeinde des HErrn ver- wehrt. Jn Such. 9, 6 nun wird von Asdod geweissagt, daß dort nur noch Fremde, d. i. solche Hurenkinder oder Bastarde, wie sie eben erwähnt wurden, wohnen würden; verniuthlich bezieht sich das darauf, daß, nachdem Asdod zur Zeit der Maccabäer zweimal be- lagert und theilweise zerstört (1. Mace. S, 68; l0, 84 f.), im J. 55 v. Chr. aber von dem römischen Pro- consul Gabinius wieder hergestellt worden war, ihre Bevölkerun zumeist aus dergleichen Leuten bestand. Mit Rücksi t auf das von dem Propheten dann weiter Verkündigte, daß auch diese Art Menschen für das Reich Gottes nicht verloren sein, vielmehr vollberech- tigte Glieder desselben, so gut wie die edelsten Ab- kömmlinge vom Volke Juda, werden sollen, wird Phi- lippus gerade nach Asdod entrückt, nachdem er sein Werk an dem äthiopischen Eunuchen gethan hat, so daß dieser Entrückung neben ihrer Bedeutung für den Neugetauften auch ein sinnbildlicher Charakter für Christi Kirche anhaftet —- mit ihr geht die alttestament- liche Weissagung nach allen Seiten hin in Erfüllung. Das Zusammentreffen des Philippus mit dem Kämmeren 433 29. Der Geist aber sprach zu Philippo sals dieser noch in ziemlicher Entfernung den Mann auf seinem Wagen erblicke, indem er ihn er- leuchtete, daß das die Begegnung sei, deretwegen er vom Engel hierher beschieden worden V. 26, und ihm auch zu erkennen gab, was er jetzt zu thun habe Kap. 10, 19 f.]: Gehe hinzu und mache dich bei diesen Wagen sdu wirst ja bald inne werden, was es mit dem Manne darauf für eine Bewandtniß hat]. 30. Da lies Philippus fin der Eile eines behenden Dieners Christi Ephes. 6, 15] hinzu Und hbrete [als er nahe genug heran kommen war], daß er fder Kämmeren von dem die in V. 27 mitgetheilteu Verhältnisse und Umstände sich der Hauptsache nach von selber aus der ganzen Erscheinung, sowie aus der Richtung des Weges « und aus der gegenwärtigen Zeit erschließen ließen, ohne daß er erst darum befragt zu werden brauchte] den Propheten Jesaiam las [denn er that das laut vor sich hin], und sprach [nun, eine Unterredu1ig mit ihm anknüpfend]: Verstchest du auch, was du liesest? fes dürfte das schwerlich der Fall sein.] 31. Er aber sprach: Wie kann ich sdoch solches verstehen, so gern ich’s auch möchte], so mich nicht jemand [vom Volke Gottes, der in die Geheimnisse des HErrn eingeweihet ist] anleitet? fund vielleicht bist du nun der rechte Mann, in das Verständniß mich einzuführen] Und ermahneie [indem er so sein großes Heilsverlangen zu er- kennen gab] Philippnn daß er austrcite nnd setzte sich bei ihn« fauf den Wagen]. 32. Der Inhalt aber der Schrift sder ein- zelnen Stelle im Jesaia V. 28], die er las, sum dies hier mit Beziehung auf V. 30 nach- träglich und mit Beziehung auf V. 34 im Voraus zu bemerken] war dieser [vgl. Jes. 53, 7 u. 8]: Er fder Knecht Gottes] ist [bei der Strafe und Marter, die über ihn kommt] wie ein Schaf, zur Schlachtung geführt, und still wie ein Lamm vor seinem Scheererz also swie ein Schas geduldig und vertraulich sich hingiebt zur Schlachtung, als wäre das, was man ihm anthun will, nichts Böses Ier. 11, II] hat er [bei seiner Tödtung] nicht iiufgethan seinen Mund. 33. Jn seiner Niedrigkeit fin die er so bis an die Angst der Gottverlasfenheit sich mit willigem und schweigendem Gehorsam hinabgesenkt] ist sein Gericht erhaben ldas über ihn verhängte Zorn- und Strafgericht Gottes, weil er demselben damit genug gethan und es rein ausgestanden hat, auf- gehoben und nun wieder von ihm genommen in der Auferstehung von denTodten]; wer wird aber seines Lebens Lange sin das er von da an ein- getreten] ausredenik denn sein Leben ist von der Erde weggenommen«- sund dafür in der Himmel- fahrt das Leben zur Rechten Gottes und in der Da« ch sel’s Bibel-vers. VL Band. Herrlichkeit ihin gegeben·Kap. 3·, 21, das aber ist exiziå Lelsn in tevlletEwidgkeitKåliom. 6, Skzpsgiipp . il all VI? cc kk Cmmckck l) [der, nachdem er aufgestiegen war V. 31, ihn noch einmal nach der Stelle, die er»ebe·n gelesen, befragt hatte, indem er sie ihm vovllstandig wieder- gelte] und sprxihch Lknefclå tåiesertWiefjzerholtiing Bein er angen na u u mi ge eiger em n- teresse ausdrückend]: Jch bitte dich [niir anzu- geben], von wem redet der Propbet solches? von selber, oder sda das kaum anzunehmen sein durfte] von jemand anders? fund wer ist nun dieser Andere?] 35.· Philippus aber sder jetzt den Reisewagen Fzissiäinsstactkee ]utik)dt Frei! Riznsestuieide fzkiMeitiitgr ieutiertlae aklcll UUCIU a. F, 21, arg) singt) vonddieserStSrclhrifthan swöiraug ekr clUll ctU UD ctU etc c El! MzUMI M U . 24, 271 und predigte ihm das Evangelium von Jesu*" [als dem Knecht Gottes Kap. 3, 26 und Christ des HErrn 4, Its, in welchem sollen selig werden alle, die an seinen Namen glauben Joh. 1 12f.]. DE) Um den Philippus zunächst auf· den Weg zu bringen, war der erste Auftrag durch einen Engel ge- schehen ·(V. 26); jetzt, da er auf deni Wege war und nun weiter geleitet· werden sollte, war das innere An- regen des heil.Geistes»hinreichend. ,(Willige,r.) Ohne besonderen Geistesantrieb hatte er sich an diesen statt- lichen Wagen nicht herangewacht; doch da es ihm ge- heißen wird,»thut er hurtig sein Werk, und sein Herze geht in Sprungen, als er hort, daß der Mann aus Yiohrenlcind prophetische »Wo»rte liest, die vom» Kreuze Jesu Christi· her allen GlaubigenFrieden verkiindigeiL (Besser«.») Finder ein Lehrer bei seinem Besuch die Leute uber Gottes Wort, so muß man nic·ht»erst lange durch Umschweife vom Wetter, vom leiblichen »Be- sinden &c. die Zeit verderben, sondern Gottes Wort, wie’s aufgeschlagen liegt, zum Text und Eingang nehmen. gApostPasth ·Die·heil.Schrif»t erfreut und fesselt ihre eser·, wenngleich sie nur wenig noch davon verstehen: Gewurze geben» ihren Duft auch durch die Umhullung e , - k12ds?i22sEVG"-;ik2ls’ Wtikkzkeåkiwikäk THIS? alles begriffen wird, ist immer an sich schon gut und wünschenswerth,»und wäre es auch nur, um Fragen anzuregen, Bedurfnisse ·zu wecken und Veranlassung zu geben, »daß man weiteren »Unterricht und unfehl- bare Erklarung sucht; es gehort aber auch die Aus- legung der Schrift durch dazu befugte, von Gott» be- fahigte und berusene Menschen zu den Mitteln, die er Wr Erlangung und Verbreitung der Erkenntniß seiner ahrheit ·verordi·iet hat-» (da Poeten) Die» heilige Schrift weist dich in» die Kirche hinein, und die Kir e weist dich in die heil. Schrift hinein. »(Rudelbach.) IV) Das»(dein Blut) soll und will ich mir zu Niitz zu allenZeiten m»ache·n: im Streite soll es seimmeiii Schuh, in Traurigkeit mein Lachen, in Frohlichkeit mein Saitenspiel, ·und wenn mir iiichtsmehr schmecken will, soll mich dies Manna speisen; im Durst soll’s sein mein Wasserquell, in Einsamkeit mein Sprachgeselh zu Haus und auch aus Reisen. (P. Gerhardts Es iebt Tausende unter uns» die seit ihrer Schulzeit einen Blick wieder in die Bibel, dies Buch des Lebens, gethan haben; Ja selbst unter denen, welche wenigstens Of? 434 Apostelgeschichte 8, 36-—40. 9, 1——2. am Sonntag noch am öffentlichen Gottesdienst Theil nehmen, giebt es deren genug, welche eben nur hier etwas von Gottes Worte hören. Und warum steht es also? Jn der Bibel zu lesen, heißt es, dazu haben wir keine Zeit; die Sorge für die tägliche Nothdurst nimmt alle ihre Zeit und Kraft in Anspruch, indem unter den gegenwärtigen Verhältnissen das Leben vieler Menschen lediglich ein Kampf um ein freudenloses Dasein ist. Etwas Wahres liegt darin; aber die bei Weitem größere Hälfte der Wahrheit liegt in der That- sache, daß. man keine andere Erholung von der Arbeit als Sinnengenuß kennt, so daß von diesen beiden die ganze Zeit in Anspruch genommen ist. Bliebe aber einige Zeit übrig, wer wird sie auf das Vibellesen wenden? Das ist so langweilig — ach, wie langweilig wird euch erst die Ewigkeit sein? — und so schwer —- da giebt’s ja leichtere und anmuthigere Speise in Zeitungen, Romanen und andern Narretheidingenl — un fördert die Bildung nicht, die unsere Zeit fordert — das ist freilich wichtiger, als was Gott von uns fordert! O wie zerfallen doch alle diese Einwürfe vor dem Beispiel dieses heidnischen Kämmerers in ihr Nichtsl Der mochte daheim genug Amtsgeschäfte haben, darum mußte er die Zeit auskaufen und las unter- wegs auf seinem Wagen. (Langbein.) Wahrscheinlich hatte er die kostbare Buchrolle des Propheten in Jeru- salem gekauft, um sie als theures Andenken an die schon mit dem Tempelbesuch ihm gesegnete Reise mit nach Hause zu nehmen; aber er sollte noch mehr mit nach Hause bringen als den Propheten — er sollte Jesum mit heimbringen im Herzen. ist) Was da alles aus des Lehrers Munde floß von Worten des Lebens, wie er immer feuriger und be- geisterter den Gekreuzigten predigte, und was da alles vorging in der Seele des Hörers, wie fein Herz ihm brannte, wie es ihm gleich Schuppen von den Augen fiel, wie ihm ein Licht ums andere ausging, eine Thräne um die andere vielleicht über die Wangen rollte, das wird uns nicht weitläuftig geschilderh das läßt sich mit Worten nicht wiedergeben — genug, es muß noch ein Dritter unsichtbar mit im Wagen gewesen sein, der heil· Geist, der that dem Philippus den Mund auf und dem Kiimmerer das Herz, und das Ergebnis; des Gesprächs war, daß es bei dem lernbegierigen Zögling hieß: »ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält-« (Gerok.) 36. Und als sie zogen der Straße nach sdie sie immer mehr aus der Bergesgegend nach der Meeresniederung herab- und immer näher an Gaza heranführte], kamen sie [durch des HErrn Fügung gerade da, als Philippus auch des Be- fehls Christi in Matth. 28, 19 f.; Mark. 16, 15 gedachte und seiner Verheißung: »wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden«] an ein Wasser; und der Kcimmerer sdasselbe zuerst bemerkend] sprach: Siehe, da ist Wasser sals wäre es eigens für mich bereit gestellt], was« hiuderkö [da ich ja gläubig geworden bin], daß ich mich taufen lasse?«· 3.7. Philippus aber sprach: ·Glaubest du von ganzem Herzen [so daß keine blos augenblickliche Ergrisfenheit das Begehren der Taufe dir ein- giebt, sondern du fest und für immer entschlossen bist, ein Jünger Jesu Christi zu werden], so mag’s wohl sein sdaß ich gleich hier zur Stelle dich tause]. Er [der Kämmerer] antwortete und sprach: Jch glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist» [Matth. 16, IS; Joh. 1, 49; 6, 69]. 38. Und et [nachdem er so seinen Glauben bekannt] hieß den Wagen halten, und stiegen [nun] hinab in das Wasser, beide, Philippus lals Täufer] und der Kämmerer sals Täuflmg]; und er [Phi- lippus] iauste Wut« [im Namen des Vaters und des Sohnes und des heil. Geistes, wie das besonders für geborene Heiden verordnet war Matth. 28, 19]. V) Von Ohngefähr und doch von dem gefügt, der die Wasserbäche lenkt, mußte ein Wasser da in der wüsten Gegend fließen; und der Kätnmerer versteht diese neue Begegnung der Freundlichkeit Gottes, die von Meroiå (oder Seba 1. Mos. 10, 7; Jes. 45, 14) bis Jerusalem, und von Jerusalem bis Gaza mit Mutterhänden ihn geleitet. ,,Siehe, da ist Wasser«, spricht er, indem er dies Wasser schnell reimt mit dem in der Predigt Philippi eingeschlossenen Unterricht von der heil. Taufe als dem gnädigen Mittel, Theil am Reiche Jesu Christi des Sohnes Gottes Zu erlangen: »was hindert’s, daß ich mich taufen lasse « Mit Ge- walt reißt er das Himmelreich zu sich, als spräche er: ist etwa noch ein Hindernis; meiner Taufe, so nenne es; ich bin bereit, mich allem zu untergehen, durch alles hindurchzubrechen, allem zu entsagen, daß ich nur zu Jesu komme und selig werde. Hätte Philippus von ihm gefordert, er solle seinen Kämmererposten daran geben, er würde sich nicht geweigert haben; für Seelen, die so zufahren ohneBesprechung mit Fleisch ZgdssBZut, giebt es kein Hinderniß ihrer Seligkeit. e er. Pf) An V. 36 schließt sich sogleich V. 385 in späterer Zeit indeß nahm man an der Eilfertigkeih mit der von Philippus die Taufe vollzogen zu fein schien, An- stoß und fügte deshalb mit V. 37 einen ausführlichen Zusatz hinzu, in dem eine Art von Glaubensbekenntnis; des Kämmerers enthalten ist. Schon die verschiedenen Textgestalten aber, in denen dieser Zusatz erscheint, er- regen Bedenken gegen seine Aechtheit; und nun findet er sich auch wirklich in den besten Handschriften nicht. (Olshausen.) Tit) Wer anklopft, dem wird aufgethan:1) der Kämmerer klopft an, ein Suchender in der Stadt Gottes, ein Armer, trotz seines Kämmereramtes ein Blinder, obgleich mit dem Buch des Lebens in der Hand; Z) ihm wird aufgethan — er fand die Schrift- stelle, die ihm galt, den Ausleger, der sie ihm auslegte, den Glauben, der das Evangelium faßt, die Taufe, die da reich macht in Gottes Reich. (Zimmermann.) « Die Bekehrung des Kämmerers aus Mohren- lan d eine praktische Auslegung zu dem Worte desHErrn (Jer.29,13f.):soihr michvon ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen — I) wie der Kämmerer den HErrn von ganzem Herzen suchtex 2) wie der HErr sich eben deshalb von ihm finden ließ. (Langbein.) 39. Da sie aber [nach vollbrachter Taufe Matth. 3, 161 heraus stiegen aus dem Wasser, ruckte der Geist des HErtn sin übernatürlichen geheimnißvoller Weise] Philippnm hinweg [so daß er auf einmal ganz unversehens verschwand l. Kö11.18,12; 2. K. 2,16;Hes. 8, B; 40, 1f.], und der Kcimmerer sahe ihn nicht mehr [wußte Des Kämmerers Taufe und des Philippus Entrückung. 435 auch nicht, wo er sich hätte hinwenden sollen, hätte er ihm nacheilen wollen]; er zog aber seine Straße [heimwärts] fröhlich ldenn gerade um der wunderbaren Entriickung willen war es ihm zu Herzen, als wäre ein Engel vom Himmel in diesem Philippus ihm zum Heilsboten gegeben worden, und das machte ihn seines ueugewonnenen Glaubens desto sicherer und frohes-J. 40. Philippus aber ward gefunden zu Asdod [im nördlichen Theile des Philisterlandes Jos. 13, 3 Anm. u. Karte 11I. V» dort erst hatte die Entrückung durch den Geist ihr Ziel erreicht, so daß er nun wieder in natürlicher Weise ein- herging Hes Z, 14], und wandelte [von da aus weiter nördlich auf judäischem Gebiet] umher und ptedigte fwährend der Folgezeit, mindestens bis zu Ende des J. 34 n. Ehr.] allen Stadien fder Saaron-Ebene] das Evangelium, bis daß et fauch darüber hinaus noch weiter nach Norden vor- dringend] kam gen Cäsarien [am mittelländischen Meer, Schlußbem. zum 1. Maccabiierb Nr. 11 e» wo er dann seinen bleibenden Wohnfitz aufschlug Kap. 21, 8]. Die wunderbare Entrückung drückte, eben als Wunder,·der Person und dem Beruf des Philippus das Siegel göttlicher Beglaubigung auf und diente somit dem Kämmerer zur Stärkung seines Glaubens. (Ebrard.) Wenn Gottes Rüstzeuge ausgerichtet haben, dazu der HErr sie gesendet, mögen sie immerhin ent- rückt werden, sei’s auf ein anderes irdisches Arbeits- feld, sei’s aus der streitenden in die triumphirende Kirche. (Apost. Past. Wäre es richtig, was die römifche Kirche aus rund des Wortes in V. 31 be- hauptet, daß die Bibel ohne die Tradition und Hand- leitung der Kirche nicht zureiche, um den Weg zur Wahrheit und Seligkeit zu finden, so hätte Pgilippus nicht dürfen weggerissen werden von diesem «atechu- menen; aber dieser wird nach der Taufe sofort allein gelassen und muß die fernere persönliche Anleitung und die Ueberlieferung entbehren. Dessen ungeachtet vermißt er nichts, denn er zieht fröhlich feine Straße; er hat den Heiland gefunden und damit das Licht für die Schrift. (Lechler.) An ihm ist dieSchrift erfüllt worden (Jes. 56, 5): ,,einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll«; wo die Apostel- geschichte gelesen wird in der ganzen Welt, da gedenket man auch es Kämmerers aus Mohrenland, des Sohnes der dunkeln Ferne, vor welchem beschämt stehen werden die von nahem Heil beschienenen Kinder Jerusalems, welche die Finsternis; mehr liebten als das Licht· Besser) Als geschichtltches Moment kommt die ekehrung des Aethiopiers nicht weiter in Betracht, daher auf ihre Folgen durchaus nicht Bedacht genommen wird; als Zeichen aber ist sie sehr merkwürdi , denn sie verge enwärtigt uns die Bekehrung der fernsten Heiden, er Enden der Erde (Kap. 1, 8), und zwar nicht durch das Werkzeug des Apostolats, sondern durch einen Andern, den der HErr durch seinen Engel und Geist aus der Gemeinde zu diesem Werke beruft und bestellt. Wenn es nun am Schlusse unseres Ab- schnittes heißt: ,,Philippus aber ward gefunden zu Asdod und durchziehend verkündigte er das Evan- elium allen Städten, bis er kam gen Cäsarea«, so ollen wir daraus entnehmen, daß Philippus, obwohl er auch nachher das Evangelium weiter auszubreiten sich angelegen sein läßt, doch in der Weise nicht fort- gefahren ist, die wir in den vorhergehenden ausführ- lichen Berichten von ihm kennen gelernt haben, daß er sich nämlig an das Heident um wendet; wir haben also in den egebenheiten in amarien nnd auf dem Wege zwischen Jerusalem und Gaza nicht sowohl Stufen des eontinuirlichen Fortschritts der Geschichte, als bedeutsame Hinweisungen auf die Zukunft zu er- kennen. (Vaumgarten.) Das 9. Kapitel. Faust Bekehrung. Petri Mundermerk an lieneas und der Taliea verrichtet. c. v. 1—22 (§142): Zselieljrung des giautui nnd sein dreijähriger Dufenthakt in xtrabien nnd Damit-Aus. (Epil’tek am Cage Si. pauli Bekehrung: V. l——22.) Das von Papst Jnnocenz III. um 1200 n. Chr. verordnete Fest scheint darum auf den 25. Januar (vgl. Eint. zu Matth. 19, 27 ff.) verlegt worden zu sein, weil nach meteorologischen Beobachtungen dieser Tag ein entscheidender Wendepunkt für die Witterung des ganzen Jahres sein soll und man damit die Be- kehrung desjenigen Apostels, der für die Geschichte der Kirche von so entscheidender Bedeutung geworden, in Verbindung bringen wollte, wie sie denn auch für sein eigenes Leben und Wirken einen Wendepunkt be- zeichnet. 1. Sanlns aber [von dem in Kap. 8, 3 mit- getheilt wurde, wie er nach dem Tode des Ste- phanus zu Ende des J. 33 n. Chr. die Gemeinde zu Jerusalem verstörete, und der nun auch in der Folgezeit es ihr unmöglich machte, sich wieder zu sammeln und zu organisiren] schnaubete noch [zu Anfang des J. 36., bis wohin uns die Geschichts- erzählung in Kap. 8, 4—-40 geführt hat] mit Dräuen und Morden wider die Junger des HErrn fdurch jenes sie zum Abfall von Jesu Christo zu zwingen, und wo das nicht gelang, durch dieses sie aus der Welt zu schaffen Kap. 22, 4; 26, 9 ff.; Gal. 1, 13 f.; Phil. Z, S; 1. Tim. 1, 13], und ging [als er um diese Zeit, wo er für sein Schnauben in Jerusalem selber kaum noch jemand fand, an dem er es auslassen konnte, hörete, daß bereits an andern Orten die Sekte der Nazarener 24, 5 Ausbreitung und Bestand erlangt habe, und zwar auch an solchen Orten, über deren Judenschaft dem Hohenrath in Jerusalem die shnagogale Obergewalt zustund] zum Hohenpttester [Hannas, der als Präsident des Synedriums noch immer am Ruder sich befand Matth. 2, 4 Anm.]. 2. Und bat ihn um Briefe gen Damaekue [in Shrien 2. Sam. 8, 6 Anm., wo viele Tau- sende von Juden wohnten und ein Einschreiten wirde das Umsichgreifen der Sekte ihm durchaus geboten schien] an die Schulen [um bei deren- 288 436 Vorstehern ihn als Bevollmächtigten zu legitimiren], auf daß, so er etliche dieses Weges [solcher, die der vermeintlichen Sekte Kap. 24, 14 schon an- gehörten] fände, Männer nnd Weiber [er also ge- halten wäre, auch die schwächeren Werkzeuge nicht zu verschonen]·, er sie gebunden fuhrete gen Jeru- salem [damit ihnen dort vom Hohenrath selber das Urtheil gesprochen werde]. Der Anfang unsrer Erzählung weist uns ganz de1itlich sowohl durch den Namen ,,Saulus« als be- sonders auch durch das Wörtlein ,,noch« auf Friiheres urückx wir sollen uns den Saulus nicht blos in dem- selben Zustande der Feindschaft und Verfolgung gegen die Gemeinde denken, sondern diesen Zustand als einen noch gesteigerten uns vorstellen. Das Wohlgefallen an der Tödtung des Stephanus (8, I) ist zu einer habi- tuellen Stimmung geworden, in welcher er gegen alle Jünger des HErrn einen tödtlichen Haß im Herzen hegt; und von dieser tödtlichen Feindschaft ist er so überfüllt, daß er sie in seinem ganzen Wesen und Gebahren kund thun muß, daher der starke Ausdruck: ,,er schnaubete init Dräuen und Morden« Dieser Steigerung seiner Feindschaft entspricht denn aiich sein Thau: es genügt ihm nicht mehr, die Christen hin und her in den Häusern Jerusalems aufzusuchenx es drängt ihn, selbst über die Grenzen des jüdischen Landes hinaus seine Verfolgungen zu betreiben — nach Damaskus wendet sich sem Blick, nach der uralten volkreichen Stadt an der großen Verbindungsstraße zwischen Hinter- und Vorderasien, wo sehr vieleJuden ansässig waren. Er wendet sich um Vollmachtsbriefe an den Hohenpriester, damit er durch Vermittelung der dortigen Shnagogen die Christen zu Damaskus, welche als Judenchristen noch alle ein Verhältniß zur Sy nagoge unterhielten, Männer und Weiber, gebunden « und gefangen nach Jerusalem abfiihren könne. Da es als Selbstverstand vorausgesetzt wird, daß der Hohe- priester auf dieses Begehren des Saulus eingegangen ist, so sehen wir, daß auch bei der höchsten Stelle der obrigkeitlichen Gewalt der Verfolgungseifer gegen die Christen keineswegs durch das Blut des ersten Mär- tyrers und die erste allgemeine Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem befriedigt worden ist. Jn Saul von Tarsus lebt aber die selbstbewußte Seele dieses Verfolgungseifers: Er ist das personificirte Princip des Gegensatzes, in welchen das Judenthum nunmehr gegen die Christengemeinde eingetreten ist; sowie er uns in Kap. 7, 59 u. 8, l eingeführt ist in die Geschichte, so hat er sich ausgebildet, und in dieser Vollendung wird er uns hier anschaulich dargestellt. (Baumgarten.) Christus herrscht mitten unter seinen Feinden: dies ist die Wahrheit, welche durch die That- sache in’s Licht gestellt wird, daß Saulus mit seiner von höllischem Feuer glühenden Feindschaft und Mord- lust die Gemeinde so lange ängstigen, zerstreuen, ver- wüsten darf. Daß er den Erlöfer selbst mit Schmähen und Lästern antastete, erzählt der Geschichtsschreiber nicht, nur er selbst bekennt es in l. Tim. l, 13; hier erscheint er blos als Verfolger seiner Jünger, seiner Gemeinde. (Lechler.) Eine wunderbare Beschirmung Gottes ist es, daß die zwölf Apostel in Jerusalem, wo doch die übrige Gemeinde von Saulus zerstört wurde, nicht auch von diesem Zerstörer in Haft und zum Tode gebracht worden sind; er wird darüber hernach Gott oft gedankt haben, wie ja eine der ergiebigsten Quellen unsers Dankes in der Betrachtung fließt, daß Gott auch die Wege unsrer Unwissenheit mit aller- treuester Vaterliebe überwacht hat. (Besser.) Er, der Apostelgeschichte 9, 2. strenge Pharisäer, entblödet sich nicht, mit dem saddu- cäischen Hohenpriester in Einverständniß sich zu setzen und von diesem Briefe mit Vollmacht und Auftrag zii begehren und zu nehmen, um den einmal festgestellten Gewalt- und Mordplan auszuführen. Und der HErr da droben läßt es zu: es ist gewöhnlich nicht seine Weise, die Wirkungen der Sünde im Keime zu ersticken, sondern sie offenbar werden, sie für das Gericht oder, wie hier, für den Aiigenblick einer hochherrlichen Um- kehr reifen zu lassen; dann spricht er sein allmächtiges ,,bis hierher und nicht weiter!« (da costs-n) Es ist unser HErr-Gott ein solcher Gewerbsmann, daß er nur an schweren Meisterstücken seine Lust hat; auch arbeitet er sonderlich gern aus dem Ganzen, darum hat er von alten Zeiten her recht hartes Holz und harten Stein sich vor allem auserlesen, um seine freie Kunst daran zu erweisen. (Luther.) Stellen wir hier unächst über Saulus dasjenige zusammen, was des en Herkunft und Jugendzeit be- trifft, so war er ein Hebräer aus dem Stamme Ben- jamin (Röm. 11, 1), der Sohn von Eltern, die, wie es scheint, in guten Verhältnissen lebten und das römifche Bürgerrecht besaßen (Kap. 16, 37; 22, 25 u. 28), aber bei ihrem Ansehen, in welchem sie an ihrem Wohnort Tarsus, der Hauptstadt Cilieiens, die damals als Sitz griechischer Weisheit mit Athen und Alexan- drien wetteiferte, standen, strenge Juden blieben (Kap. 21, 39; 23, 6). Frühzeitig wurde er von seinem, dem Pharisäismus anhängenden Vater, der vielleicht die Begeisterung des Jünglings fiir griechische Wissenschaft (Kap. 17, 28; I. Cor. 15, 33; Tit. 1, 123 mit Bedenk- lichkeit wahrnahm, zum pharisäischen Rabbi bestimmt und nach Jerusalem, dem Hauptsitze der jüdischen Ge- lehrsamkeit, gesendet, wo er denn den 1Interricht des berühmten Gamaliel genoß, nebenbei aber nach da- maliger Sitte auch ein Handwerk, und zwar das eines Zeltmachers, erlernte (Kap. 5, 34 sf.; 22, Z; 18, 3); vermuthlich fand er dort auch einen Anhalt in Fa- milienverhältnissem wenigstens steht ihm daselbst später ein Schwester-Sohn treulich zur Seite (Kap. 23, l6). Fällt der Tod des Stephanus, wie wir mit Rücksicht auf unsre Berechnung der 70 DaniePschen Jahrwochen und in Uebereinstimmung mit Andern, die von anderem Standpunkte aus zu demselben Resultat gelangt sind, angenommen haben, auf das Ende des J. 33 n. Chr. und erscheint da Saulus schon als ein selbstständiger Volksagitator, als selbstbewußter Vorkämpfer des Pharisaismus der zum mindesten das TO. Lebensjahr überschritten hat (in Philemon V. 9., d. i. im J. 63 n. Chr., nennt sich der Apostel bereits ,,einen alten Paulus-«, er hatte also damals gewiß schon das 50. Lebensjahr hinter sich und blickte auf das 60. Lebensjahr hinaus), so fällt seine jerusa- lemische Schulzeit noch in diejenige Zeit zurück, wo Jesus sein Werk auf Erden trieb und auch in und bei Jerusalem zu verschiedenen Malen sich einstellte (Joh. Z, 13-—3, 21; 5, 1—47; 7, 14——10, 40; l1,17——54; l2, 9—19, 42); es ist— völlig undenkbar, daß er nicht da schon von ihm .sollte gehört, ja ihn von Person gesehen haben, wie denn auch die Worte in Z. Cor. 5, l6: ,,ob wir auch Christum gekannt haben nach dem Fleisch« ganz offenbar die Nebenaus age enthalten: »und wir haben ihn wirllich so gekannt« (darauf weist das im Grundtext dem si beigefügte Am« hin, welches die unter jenem Bedingungswork ,,ob« stehende Aus- sage noch einmal aufnimmt und dieselbe als ein wirk- liches Faktumt »in der That« hervorhebt, vgl. 2. Cor. 4, 3 u. 16; 7, s; l. Cor. 4, 7). Und nun haben wir es zu Luk. 14, 11 wahrscheinlich zu machen versucht, daß er von den Pharisäern in ihre Kämpfe mit dem Des Saulus Schnauben mit Dräuen und Morden wider die Jünger des HErrn 437 HErrn hineingezogen und von ihnen bei einer be- stimmten Gelegenheit als Bote an ihre Partei enossen in Peräa und als Laurer und Berichterstatter ür ihre eigenen Interessen benutzt worden ist; so konnte er auch in Katz. 7, 57 sich als solchen geriren, der als Dele- Zrter des Hohenrathes die an Stephanus vollstreckte olksjustiz gleichsam zu sanctioniren habe. Nur bei einer Kenntniß Jesu von Angesicht ist es erklärlich, warum Saulus hernach bei der Erscheinung vom Him- mel dem Worte des ihm Erscheinenden (V. 5): ,,Jch bin Jesus« ohne Weiteres zufällt; er hat gleich anfangs ihn sofort wiedererkannt und die Frage: ,,HErr, wer bist du?« hat nicht den Zweck, den Namen eines Fremdlings zu erfahren, sondern den, einen Wohlbekannten, dessen Bekanntschaft aber einen pein- lichen Eindruck macht, von sich abzuwehren. Und ferner, nur wenn die irdische Vergangenheit des HErrn mit der des Saulus in estimmter Weise verknüpft war, der Vater im Himmel schon hienieden den Jüng- lin ihm irgend einmal zugeführt und denselben in nä ere Berührung mit ihm gebracht hatte, konnte er diesen als Mann nun auch zu einem, den Zwölsen ebenbürtigen Apostel berufen (Mark. Z, 13 ff.; Apostg. l, 2l f.; Gal. l, 15 f.); die Erscheinung des Verherr- lichten vom Himmel mußte, wenn sie noch in die Ka- tegorie der Erscheinun en des Auferftandenen fallen sollte, in welche sie S aulus in I. Tor. 15, 5 ff. setzt und von welchen das Wort des Petrus in Kap. 10, 40 f. gilt, eine persönliche Bekanntschaft mit dem, dem sie zu Theil wurde, zur Grundlage haben, sonst trüge sie den Charakter einer Anticipation der Erschei- nung E risti vom Himmel am Ende der Zeiten, eine solche nticipativn kann es aber nach dem andern Wort Petri in Kap. 3, 20 f. nicht geben. Wollte man als Erforderniß zum Apostelamt lediglich dasjenige Sehen Christi von Seiten des Saulus, wie es in V. 3 ff. beschrieben wird, auch ohne ein vorausge- gangenes ,,Kennen nach dem Fleisch«, für die Aussage in I. Cor- 9; l festhalten, so könnte der HErr auch jetzt noch zu jeder beliebigen Zeit sich den einen oder andern Apostel durch außerordentliche Erscheinung, durch eine Offenbarung im Gesicht berufen, und wir hätten keine Garantie dafür, daß es mit dem Vorgehen von Wiederherstellung des Apostelamtes, wie es bei einzelnen Sekten sich findet (in irvingianifcher Weise be auptet z. V. Thiersch, Paulus sei nicht der Drei- ze nte des ersten Apostolats, sondern der Erste eines zweiten Apostolats, welches für die Heidenwelt und die aus ihr sich bildende Kirche bestimmt war, damals aber noch nicht vollständig zur Erscheinung kam), nichts ist. Wenn nun der Tod des Stephanus und der An- fang der Christenverfolgung bei Saulus in das Ende des J. 33 n. Ehr. fällt, so fragt es sich, in welcher Zeit wir jetzt stehen, wo Saulus mit etlichen Trabanten, die ihm der Hoherath zuvBegleitung gegeben, auf dem Wege nach dem 7——8 Tagereisen von Jerusalem entfernten Damaskus sich befindet. Zur Beantwortung dieser Fra e kommt es vor allen Dingen auf die rich- tige Auffassung der Stelle Gal. Z, l an: ,,darnach über vierzehn Jahre zog ich abermal hinauf gen Jerusalem mit Barnaba, und nahm Titum auch mit mir«; hat man sich überzeugt, daß einestheils dies dieselbe Reise ist, die uns im l5. Katz. der Apostelgesch. aus- führlicher berichtet wird, und daß andrerseits der Apostel das ,,vierzehnte« Jahr von seiner Bekehrung an rechnet, welche Auffassung der Worte unter allen andern die am besten begründete und auch die am meisten verbreitete ist, so dürfen wir ja nur das Jahr des Apostelconcils in Kap. 15 kennen, um alsbald durch Abzug von vierzehn Jahren auch das Jahr der Bekehrung des Saulus zu finden. Nun läßt sich aller- dings das Jahr des Apostelconcils nur auf dem Wege der Combination erschließen, und da finden sich denn sehr verschiedene Ansichten vertreten; indessen dürfte es doch so gut wie gewiß fein, daß das J. 50 n. Chr. die Wahrheit trifft, hiernach wäre also das J. III» das der Bekehrung des Saulus, wie auch Neander es an- nimmt. Zwischen dem, was am Schluß des vorigen Kapitels erzählt wurde, und dem Jnhalt der vorliegen- den Geschichte liegt demnach ein volles Jahr, über, welches nichts Näheres mitgetheilt wäre; aber es be- durfte auch einiger Zeit, wenn das Ehriftenthum über die Grenzen des jüdischen Landes hinaus bis nach Syrien und spegzåell Damaskus sich verbreiten und dort zu solcher acht elangen sollte, daß Saulus sich veran- laßt sehen mu te, mit besonderem Nachdruck dagegen einzuschreitem Damaskus, so vergegenwärti en wir uns noch, war eine schon zu Abrahams Zeit (1. Mos. 14, 15; 15, 2) vorhandene Stadt in dem süd- lichen (unteren) Theile Syriens, derin weiterem Sinne bei den alten Geographen auch noch Eölesyrien heißt (eigentlich bezeichnet dieser Name nur die Bekäaltz das Thal zwischen Libanon und Antilibanon), sofern die vom Antilibanon und Her-non ostwärts strömenden Flüsse es bewässern. Diese sind der Barada, bei den Alten gewöhnlich Ehrysorr oas (Goldfluß) genannt, in Z. Kön. 5, 12 (vgl. Hohel 4, 8) Amana heißend, der in sieben Armen die Stadt durchströmt; sodann einige Stunden südlich davon der vom großen Hermon her- kommende Awadsch (Pharphar). Diese herrlichen Ge- «wäffer, verbunden mit der hohen Lage (über 2000 Fuß, so hoch wie Jerusalem), machen das Klima gemäßigt, ja ühl, und den Boden so fruchtbar an Getreide, Wein, Obst aller Art, daß Damaskus den Morgen- ländern für eins der vier Paradiese gilt; noch jetzt ist die Stadt, von der wir umstehend die zu Z. Kön. 16, 1l ver- sprochene Abbildung bringen, eine der prächtigsten und regelmäßigsten Städte des Morgenlandes, und haben von ihr auch mancherlei Kunstprodukte (z. B. Damast, Damascener Stahl) den Namen, da sie durch ihre ganze Lage als Verbindungspunkt zwischen den Euphrat- ländern und dem tnittelländischen Meer gar sehr auf gewerbliche Thätigkeit und Handelsgeschäftigkeit ange- wiesen war. Die Häuser sind von außen unscheinbar, desto Prächtiger aber meist im Jnneren; die Straßen sind eng und sehr lang, eine von Nordost nach Süd- west laufende: darb el mostakim, hält man für die in V. l1 erwähnte ,,richti e« (d. i. gerade) Straße. Das Stadtgebiet selbst ist ni t groß; die ganze angebaute Ebene, von den Arabern Gliuia genannt, dehnt sich gegen Süden zwei, gegen Norden und Osten drei, gegen Westen aber keine ganze Stunde weit aus, gleich- wohl zählt man gegen 200,000 Einwohner. Seit der seleucidischen Periode (1. Maee. 11, 62; l2, 32) hatten sich dort auch sehr viele Juden niedergelassen und be- saßen mehrere Synagogen; unter diesen gewann denn das Evangelium bald von des Stephanus Tode an und dann je länger je mehr ingang (vgl. Kap. 8, 4; 11, 19). Seit 64 v. Ehr. tand Damaskus unter römischer Herrschaft und gehörte zur Provinz Syrien; da fällt es nun auf, wenn Paulus in 2. Eor. 11, 32 f. angiebt, daß die Juden die in V. 23 ff. unsers Kapitels berichtete Nachstellung gegen sein Leben mit Hilfe des Landpflegers des Königs Ariitas von Arabien bewirkt hätten. Jedenfalls ist unter diesem Art-las, der seine Residenz zu Petra im Edomitergebirge hatte (1. Mace. S, 27 AnmJ und den Beinamen Aeneas führte, der- selbe zu verstehen, dessen Tochter die rechtmäßige Ge- mahlin des Herodes Antipas von Galiläa war, aber von ihm um der Herodias willen verstoßen wurde «Cali ula und Claudius haben. 438 Apostelgeschichte O, 2. (Matth. Z, 20 Anm.); im J. 36 n. Chr. kam es zwischen ihm und dem treulosen Schwiegersohn in Folge von hinzugetretenen Grenzstreitigkeiten zum Krieg, aber obwohl er letzteren aufs Haupt schlug, fand dieser am Kaiser Tiberius einen mächtigen Beschützer, und da würde der syrische Statthalter Vitellius dem Willen des Kaisers gemäß ohne Zweifel der Herrschaft und dem Leben des Arctas ein Ende gemacht haben, hätte derselbe nicht um Ostern 37 n. C r., als er schon auf dem Zuge wider den arabischen önig begriffen war, den Tod des Tiberius erfahren und die gan e Sache fallen lassen. Unter den Kaisern Caligula und laudius Damit-Häng. (von 37—41 resp. 54 n. Chr.) estalteten sich die Ver- hältnisse in Folge der Stellung, ie Herodes Agripva 1· zu beiden Parteien-einnahm, für Aretas und Antipas gerade umgekehrt: letzterer gerieth in völlige Ungnade und wurde im J. 39 nach Gallien verwiesen, während seine Länder an Agrippa fielen, Aretas dagegen hat allem Anschein nach das Gebiet von Damaskus zum Geschenk erhalten. Solche Schenkungen, die oft bald wieder zuriickgenommen wurden, waren in damali er Zeit etwas ganz Gewöhnliches; und es dient zur e- stätigung dieser Annahme, daß wir römische Münzen von Damaskus Zwar aus der Zeit des Augustus und Tiberius, und ann wieder aus der Zeit des Nero und seiner Nachfolger, nicht aber aus der Zeit des Wie so in dem Jahr der ekehrunå des Saulus (36 n. Chr) den Herodes Antipas sein traf eschick ereilte, so auch den Pontius Pilatus und den ohenpriester Kaiphas Pilatus hatte den Judendas tumultuarische Verfahren gegen Stephanus (Kap. 7, 56 ff.) nachgesehen und wohl ab- sichtlich keine Notiz davon genommen; dagegen ver- klagte ihn der samaritanische Senat bei dem vorhin genannten Vitellius wegen Niedermetzelung von Sa- maritanern gelegentlich einer religiösen Wallfahrt nach dem Berge Garizim, er wurde noch vor Ostern a. 36 abgesetzt und zur Verantwortung- nach Rom geschickt. Nun war zwar kurz vor seiner Ankunft daselbst Kaiser Tiberius gestorben, doch blieb er darum unter Cali- gula von der Verbannung nach Vienne in Gallien nicht verschont; dort soll er sich aus Verzweiflung selbst entleibt haben. Fast in dieselbe Zeit mit der Absetzung des Pilatus fällt die des Kaiphas, ctn dessen Stelle Vitellius den Jonathan, einen Sohn des Hannas, zum Zohenpriester machte (Schlußbem. zum l. Maceabäerb. r. 11, c. Zus.). Erscheint so das J. 36 n. Chr. als ein Jahr der «Rache des HErrn über seine Feinde, so bewährt es sich als solches auch in der Bekehrung des Saulus, die wir wohl, zumal wenn wir an 1. Cor. 15, 5—8 denken, gleichfalls in die Osterzeit verlegen dürfen; in Kap. 4, 27 wurde ja auch das Volk Israel zu den wider den HErrn und seinen Gesalbten sich empörenden Heiden und Völkern gerechnet, als solchen Empörer hat es sich in dem tumultuarischen Verfa ren gegen Stephanus erwiesen. War aber die von em» gErrn in Matth. 21, 43 dafür ihm angekündigte trafe die, daß das Reich Gottes von ihm genommen und den Heiden gegeben werden sollte, so ist eben des Saulus Bekehrun und Erwählung zum Heidenapostel der Anfang zur usfülälrung solcher Rache. - Daß zu den zwölf bisherigen posteln Ietzt ein dreizehnter hinzugenommen wird, ist an sich, selber schon ein Zeichen des nun eintretenden Gerichts über Israel: Christus will bei der Berufung der Heiden zu seinem Reiche, für welche, wie sich in der Bekehrung der Samariter und in der Taufe des äthiopischen Kämmerers, sowie in der Markirung Gazcrs und Asdod’s in Kap. 8 be- reits zu erkennen gegeben hat, die Zeit herbeigekommen ist, von Israel, das eigentlich den Heiden das Heil hätte bringen-sollen, nachdem es selber dasselbe ange- nommen, abstrahiren Israel, das h«at sich klar« herausgestellh nimmt als Nationdas Heil doch nicht an, es ist vielmehr u Völkern geworden, die sich wider den Gesalbten des Errn empören (4, 27); da würde es für die Heiden schlimm stehen, wenn auch fernerhin, wie· bisher, als Regel gelten sollte, daß nur unter Vermittelung des Judenthums sie zum Reiche Gottes elangen mögen, ja, da das Judenthum schon ange- angen hat, des Satans Schule »(Osfb. 2, I; Z, 9) zu werden, so muß es vielmehr bei Seite geschoben und. ohne Anknüpfung an das alte Bundesvolk ein neues I X Des Saulus Lebensverhältnisse und seine Bestimmung zum Heidenapostel. 439 aus den Heiden selber geschaffen werden. Ohne das Apostolat kann der HErr das nicht thun, dem Neubau einer heidenchristlichen Kirche würde sonst der ,,Grund der Apostel und Propheten« fehlen (Ephes. 2, 20); aber hätte er da nicht von dem Apostolat der Zwölfe einen Theil können abzweigen durch die Erwählung dieses oder jenes Apostels zum Apostel der Heiden? Wir müssen darauf mit einem entschiedenen Nein! antworten; denn die Zwölfe waren von ihm schon für die zwölf Geschlechter Jsraels bestimmt (Matth. 19, 28), nur wenn ihn seine Gaben und Berufung gereuet hätten, hätte er die Zwölfe insgesammt oder einige oder einen aus ihnen zum direkten Dienst an den Heiden ver- wenden können, das aber sollte nicht der Fall sein (Röm. 11, 29). Wie unverletzt im Gegentheil für das anze Jsrael in allen seinen Stämmen (Röm. 11,26; ffb. 7, 4 ff.) dessen Beruf auf das Ende der Zeit be- wahrt bleiben sollte, auch wenn es für lange, lange Zeit aus dem Oelbaum ausgehauen werden müßte, das hat er damit gezeigt, daß selbst die ersten Vor- zei en von einer Erwählung der Heiden in demxwas in ap. 8, 5 sf., 26 ff.; 11, 20 f. berichtet wird, nicht durch die Hand eines der Zwölfe bewirkt worden, sondern auf andere, außerordentliche Weise. Es sind daher auch nicht beschränkte Jdeen und partikularistische Vorurtheile, wie man meistens annimmt, warum es den Zwölfen so schwer wird, unabhängig von dem ge- heiligten Organismus Jsraels den Heiden das Reich Gottes zu brin en (Kap. 10, 9 ff.), und warum sie noch lange wenigstens einigen Anschluß daran wollen festgehalten wissen (Kap. 15, 19 ff.), sondern es ist das Bewußtsein, daß mit der Preisgebung des Judenthums auch von ihrer Seite zugleich die Preisgebung Jsraels zu einer vollzogenen Thatsache würde; es ist da wirk- liche Leitung des heil. Geistes und Erleuchtung von Oben, wenn von den Zwölfen keiner- bis zum Jahre 62 n. Chr» wo Jakobus der Jüngere umkommt und das Geschick der Juden sich vollendet (Matth. 23, 35), unmittelbar und selbständig an der eigentlichen Heiden- mission sich betheiligt und auch von da an die hohen Apostel, namentlich Petrus und Johannes, nur in das Arbeitsfeld des Paulus eintreten, nicht aber dessen Lauf durch Jnangrifsnahme neuer Arbeitsgebiete fort- führen, daß einer von beiden nun etwa nach Spanien gegangen wäre, was Paulus nicht hatte erreichen können (Röm. 15, 24 u. 28). Die Thatsache der Er- wählung eines dreizehnten Apostels zu den Zwölfen hinzu wird dem Worte Jesu in Kap. l, 8 gegenüber von denen niemals in befriedigender Weise erklärt und begründet werden können, die da annehmen, die aus den Heiden gesammelte Kirche habe Jsraels Beruf gleichsam verschlungen und sei ganz und vollständig für sich allein das neutestamentliche Jsrael, dein zwar die ungläubigen Juden in bedeutender Zahl noch ein- mal würden einverleibt werden, aber ohne daß diese jemals wieder in den Vordergrund des Reiches Gottes auf Erden zu stehen kämen und dessen Vollendung herbeiführen hälfen; sie werden auch nie sich darüber klar werden, was das Sitzen der Zwölfe aus zwölf Stühlen und ihr Richten der zwölf Geschlechter Jsrael in Matth. 19, 28 sowie die erste Auferftehun in Offb. 20, 5 zu bedeuten habe, sondern mit einer uslegung sich begnügen müssen, die einem Herauswerfen dieser Stellen aus der Bibel so ähnlich sieht wie ein Ei dem andern. Mußteaber der HErr, wenn er nach Lage der Sache genöthigt war, bei Berufung der Heiden zu seinem Reiche von Jsraels Vermittelung zu abstrahiren, auch von einer unmittelbaren, selbstthätigen Wirksam- keit der Zwölfe abstrahiren und durch die Berufung eines dreizehnten, für die Heiden eigens bestimmten Apostels ein Neues schaffen, so war hierzu kein An- derer so ganz besonders geeignet, als gerade Saulus; denn nicht nur predigte dieser durch sein bisheriges Treiben als Pharisäer von selber sch on Grund und Ursach, warum Jsrael habe verworfen werden und eine un- mittelbare, vom Judenthum unabhängige Berufung der Heiden stattfinden müssen, sondern weil gerade Er es war, der in Kap. 7, 56——8, 1 u. 3 die Entscheidung über Jsraels Geschick herbeigeführt hatte, so konnte dies Bewußtsein seiner furchtbaren Vetschuldung an seinem Volke seiner Thätigkeit unter den Heiden nur eine solche Richtung geben, daß er einerseits mit besonderer Willigkeit dasjenige Kreuz auf sich nahm, was um der neidischen Juden willen ein Apostel der Heiden noch besonders zu tragen hatte, und andrer- seits Jsraels Zukunft und endliche Bekehrung nie aus dem Auge verlor (Röm. Katz. 9—11). In letzterer Hinsicht ist er denn in der That auch derjenige Apostel geworden, der am klarsten und sichersten Jsraels künftige Bekehrung und Wiedereinsetzung in den Bund Verkündigt; selbst ein Johannes spricht in seinem Evangelio mit großer Abwendung seines Herzens von den ,,Juden«, und hat noch in der Offenbarung so räthselhafte Bilder und Aussprüche, daß ein sehr scharfes Auge dazu gehört, um Jsraels Zukunft daraus zu ersehen. Und so hat er denn zugleich auch der von ihm gestifteten und bis zur damaligen Welthauptstadt fortgeführten heidenchristlichen Kirche das Bewußtsein tief einprägen wollen, daß sie gar keine Ursach habe, ihrer Gaben und Berufung Jsrael gegenüber sich zu überheben und auf ihre Stellung, die sie im Reiche Gottes erlangt, als auf eine unwiderrufliche und un- verlierbare zu pochen, das Ende werde vielmehr noch ein gar wundersames sein Röm. 11, 11ff.); aber ge- rade in Rom hat man im aufe der Zeit seiner Lehre am wenigsten sich angenommen und viel lieber nach dem Ersten unter den Zwölfen gegriffen, um über die Maßen der eigenen Gaben und Berufung sich zu überheben, und auch in der evangelischen Kirche wird des großen Apostels Weissagung noch wenig verstanden und seine Warnung gar sehr in den Wind geschlagen· Endlich ist Saulus mit seiner schnellen und gründ- lichen Bekehrung gerade zu einer Zeit, wo er, wie Baumgarten in dem oben angeführten Worte sich ausdrückt, zum personifizirten Princip des Gegensatzes åewordem in welchen das Judenthum gegen die hristengemeinde eingetreten war, ein Unterpfand und Vorbild der einstigen Bekehrung der Juden. Er ist ein glänzendes Abbild seines Volkes, dessen Jahr- hunderte langem Unglauben und Widerstreben auch einmal ein Ende gemacht werden soll, schreibt der zu Christo bekehrte holländische Jude da Costa, des Volkes, das sich auch einmal Dem ergeben wird, den es verworfen hat, wenn auch sie ihn sehen werden (Sach. 12,10) und von ihm den apostolischen Ruf empfangen, um alle Völker, gleichwie sie als Volk sich werden bekehrt haben, zu ihrem mit Anbetung aner- kannten König zu bekehren. Selbst ein Luther erklärt solche Bekehrung gerade u für unmöglich, und wenn unser Bibelwerk nach O enb. 11 dieselbe für das Ende no des gegenwärtigen Jahrhunderts voraussagh so o1nmt das fast jedermann als eine Vermessenheih wo nicht gar als Tollheit vor; man hält die Erfül- lung solcher Veraussagung nach Lage der Sache, wie es zumal jetzt um das Judenvolk bestellt ist, eben auch für ein Ding der baaren Unmöglichkeit. Aber —- als Paulus schnaubend mit Drohen und Morden gen Da- maskus zog, auch dort sein Verstörungswerk zu voll- bringenj wer hätte es da für möglich ge alten, daß die letzte halbe Stunde Wegs vor der Sta t aus dem 440 Apostelgeschichte 9, 3—9· rimmi en Verfolger den gese netsten Arbeiter für hristi eich machen würde? Lgenn man das Hohei- Salomonis besser verstünde, als es leider bis er der Fall ist, würde man auch besser in die Wege, ie der "Err mit dem Verstockten Jsrael noch vorhat, sich Faden können; so lerne man sie wenigstens an Saulus ahnen und vergleiche mit dem, was wir von V. 3 an lesen, das, was in Offb. 11, 11 f. zu lesen steht. 3. Und da er auf deni Wege war und nahe bei Damaskus kam sso daß er schon die Thürme der Stadt erblickte, wo er dem Namen Jesu viel zuwider thun wollte, und vielleicht nun Gott dankte, daß ihm dieser Dienst vergönnt wäre Joh. 16, 2], umleuchtete ihn Plötzlich [mitten am Tage] ein Licht vom Himmel [heller denn der Sonne Glanz, und auch die, die mit ihm reiseten, um- leuchtete dies Licht; aber während diese, von der majestätischen Erscheinung sofort zu Boden geworfen, für einen Augenblick wurden als wären sie todt Joh. 18, 6; Matth. 28, 4., schauete Saulus auch den, der in solchem Glanze erschien, den verherr- lichten Christus Kap. 22, 6 u. 9;- 26, is; 1· Cor- 9, 1; 15, 8; Dan· 10, 7]. · 4. Und er [in ihm den Jesus von Nazareth, den er der Person nach wohl kannte, sofort wieder- erkennend, und davon noch viel gewaltiger er- griffen, als von dem Lichtglanz selber] fiel ljetzt auch] auf die Erde und hbrete sindem er so dalag, die Augen fest verschlieszend] eine Stimme, die sprach [auf Hebräisch] zu ihm: Saul, Saul [1.«Mos. 22, it; i. Sam. 3, 10; Luk. 22, 31; Matth. 23- 27]- was verfolgest du mich-«· fwas habe ich dir auch nur im Geringsten zu Leide gethan, daß du also wider mich wüthest Micha 6, 3]? . Z. Er aber [schon wissend, mit wem er es zu thun habe, und auch verstehend, was der Vor- wurf zu bedeuten habe, aber noch bemüht, sich selber zu rechtfertigen] sprach: HEM wer bist du [daß ich sollte dick) verfolgt habenMatth. 25, 44 sf.]? Der HErr sprach: Jch bin Jesus [von Nazareth], den [in denen] du verfolgest sdie an mich glauben Jes. 63, 9]. Es «wird dir sschwer werden, wider den Stachel lbckenkt [d. i. auszuschlagen Jes. 35, 6 u. Richr Z, 31 Anm., sondern du verwundest damit nur dich selber Kap. 22, 7 f.; 26, 14; 5, 39]. s. Undter [in Beugung seines Herzens] sprach mit Zittern nd Zagen: HErr, was willst du, daß ich thun soll? Der HErr sprach zu ihm: Siehe auf und gehe in die Stadt sdie vor dir liegt], da wird man dir sagen, wasdn thun sollst« [Kap. 22, 10; 10, ej· , 7. Die Männer aber, die seine. Gefährten [und anfangs ebenfalls bei dem Aufleuchten des Lichts V. 3 zu Boden gefallen] waren, stunden sbereits wieder aufgerichtet da, als die eben ge—- meldete Verhandlung vor sich ging] und- waren [nichtsdestoweniger, was ihre Gemüthsverfassung betrifft, auch jetzt noch] erstattet [sprachlos vor Schrecken und übermannt von einem unheimlichen, beängstigenden Gefühl]; denn» sie höreten eine Stimme [wenn sie gleich die einzelnen Worte des Redenden nicht zu unterscheiden vermochten und also den Inhalt seiner Rede nicht verstunden Joh. 12-28 ff] und sahen [dabei] niemandss skeine be- stimmte Person, der die Stimme angehört hätte, sondern nur die Lichterscheinung 22, 9]. 8.» Saulus aber sdem Worte in V. 6 gehor- samJ richtete sich auf »von der Erde, und als er seine Augen [die er bisher verschlossen gehalten] aufthat, sahe ·er niemand H— [1a, überhaupt nichts, denn diese offenen Augen hatten in Folge der gehabten Erscheinung Kap. 22, 11 ihre Seh- kraft verloren; er ging also umher und suchte Handleiter Kap. 13, 11]. Sie sdie mit ihm waren] nahmen ihn aber bei der Hand und fiihreten ihn gen. Damaskns [wo sie in der «V. 11 bezeich- neten Straße im Hause eines gewissen Judas ihii unterbrachten, vgl. Matth. 10, 4 Anm. Nr. 12]. 9. Und [er] war [daselbft] drei Tage nicht sehend, und aß nicht nnd trank nichts-H— [Matth. 4, 2 Anm.] V) Eben vor der Ankunft zu Damaskus, eben vor dem, daß die Sonne ihre Mittagshöhe erreicht hat, ist Saulus auf den Höhepunkt seiner Kraftanstrengung gegen den HErrn und seine Gemeinde gekommen: da umstrahlt ihn das Licht, das ihn für eine kurze Zeit blendet, bald aber das ewig bleibende Licht ihm zuführt. (dxi cost-in) Schon ist er nahe am Ziel, schon trium- phirt er in Gedanken, da — triuinphirt der sHErr über ihn. Wenn die Noth am größten, dann ist auch die Hilfe am nächstem das gilt sowohl in Beziehung aus die Christen in Damaskus, als in Beziehung auf Saulus selber. (Gerok.) Saulus hatte seine Reise fast vollendet, er befand sich schon nahe am Ziel derselben, unweit Damaskus, als eine plötzliche Erscheinung ihn aushielt und niederwarf: ein Licht aus dem Himmel umstrahlte ihn plötzlich, so unversehens, so gewaltig und blendend wie ein Blitzstrahl. Jm Grundtext ist für ,,umleuchtete« zwar ein Wort gebraucht, das auf einen Blitz hinweist (»umblitzete«); aber darum ist doch nicht von einem wirklichen Blitz die Rede, sondern die Lichterscheinung nur-mit einem solchen verglichen. Laut des Folgenden (V. 17 u. 27) hat Saulus Jesum selbst in dem himmlischen Lichtglanz gesehen; der unmittel- bare Eindruck davon war der: ,,Jesus lebt!« Jn dem Wahn, daß Jesus von Nazareth, nachdem er als Uebelthäter und Gotteslästerer gekreuzigt war, im Tode geblieben sei, verfolgte Saulus dessen Jünger; nun aber erscheint ihm der Auferstandene und zur Rechten Gottes Erhöhete persönlich, der ihn begleitende Lichtglanz ist der Gottes, er hat also ferner auch den Eindruck, w o und bei wem Jesus jetzt lebt und welch e Herrlichkeit er besitzt, daher er sich nicht weigert zu bekennen, daß er der HErr sei, und ihn hernach auch also anredet. Von der Macht der Erscheinung er- schüttert und von jähem Schreck ergriffen, stürzte er alsbald zu Boden und sah hinfort nichts mehr, hörte aber eine Stimme, die ihm zurief und der er wieder Antwort gab; und zwar Faßte zuniichst die Frage: »was verfolgest du mich?« ein Gewissen an und so te in ihm das Gefühl des großen Unrechts erwecken, das er beging. (Lechler.) Vielleicht soll die starke Hervor- Die Erscheinung des Auferstandenen auf dem Wege und des Saulus Stellung zu ihm. 441 gzebung feines Namens dem Saul von Tarsus, der ein enjaminite war so gut wie Saul, der Sohn Kis, seine Wesensähnlichkeit mit dem verworfenen König Jsraels zum Bewußtsein bringen; denn wie jener mit seinen Mannen auszog, getrieben vom bösen Geist, um den Gesalbten Jsraels zu fangen und zu tödten, so hat sich auch dieser mit seinem Gefolge aufgemachtk des tödtlichen Eifers übervoll, um Christum, den Ge- salbten, in seinen Gliedern zu verfolgen und dem Tode zu übergeben. (Baumgarten.) Jesus ist weit über alle Himmel, aber die Füße hat er auf Erden; das Haupt ist im Himmel, der Leib auf der Erde. Da nun Saul auf seine Füße fchlug und trat, so schrie das Haupt: Saul, Saul, was verfolgest du mich? (Augustin.) Saul verfol te Jesum, und Jesus verfolgte ihn; Saul verfol te Jesum im Grimm und fuchte seinen Namen, sein ort und seine Gemeinde auszurotten, Jesus aber verfolgte ihn mit Gnade und rief ihm zu: was hab ich dir gethan? womit hab ich dich beleidigt, daß du mich in meinen Gliedern so thürstiglich verfolgst und betrübst? Siehe, wie leicht wäre es mir, dich plötzlich zu verderben und mit einem Donnerschlag in die Hölle zu werfen; ich will dir aber nicht vergelten, wie du verdienest hast, ich habe auch dich von Ewigkeit her geliebet, ich, den du bisher gehasfet, habe mein Blut auch für dich Vergossen, wiewohl dich iiach meiner Hei- ligen Blut dürstet! Hiervon sagt der Apostel (Phil. Z, 1f.s): ich bin von Christo ergriffen; da ich’s am wenig ten gedachte, als ein rasender Mensch der Hölle zulief, hat mich mein allerliebster Erlöser ergriffen und als einen Brand aus dem Feuer gerissen. (Scriver.) · · v » , Es) Es ist in der neueren Zeit sehr gewohnlich ge- worden, sich den Paulus auf dem Wege nach Damas- kus in mancherlei Zweifeln, Bedenken und Kämpfen über seine Verfolgung begriffen zu denken; er habe besonders zuerst durch den Heldentod des Stephanus einen tiefen Eindruck von der Macht des chriftlichen Geistes erhalten, habe allmälig angefangen, über feinen Standpunkt zu« zweifeln, und» indem er nun ·in schweren Erwägungen uber«die Richtigkeit seiner Richtung sich befand, habe ihn ein Phänomen am Himmel vollends zu der Uebergeugung gebracht, Jesus» sei der Christ. Gegen diese ermittelungstheorie spricht zuerst chon die Bemerkung in Kap. 8, 1., Saulus habe die Hin- richtung ,des Stephanus» mit Wohlgefallen betrachtet, und demnächst die entschiedene Energie, womit er sich an die Spitze der Verfolgung gestellt hat; indessen lag doch eine wirkliche Vorbereitung zur Bekehrung darin, daß Saulus eine gerade, grundehrliche Natur war, die in jeder Richtung nur ihrer innersten Ueberzeugung mit Hingebung folgen mochte — dies war das ma- terielle Wahrheitselement in seinem formalen Jrren selbst. Die Hohenpriester, Pharisäer und Sadducäer verfolgten die Christen größtentheils aiis den unlautersten Beweggründen: bei ihm war eiiie aufrichtige Ueber- zeugung, insoweit freilich nur, als der Mensch von dem Irrwahn eine Ueber eugung haben kann; aber da setzt nun eben das ort: ,,es wird dir schwer werden, wider den Stachel löcken« voraus; daß er einen Stachel der Macht des HErrn bereits empfunden hat, wenn er ihm auch nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Der Stachel des innersten Gewissens und Gefühls, der Christusanlage inihm (Joh. 8, 47; 1-8, 37; 1.Joh. 4, d), mußtebei ihm von Anfang an gegen die Verblendung reagirenx und so durfeii wir wohl annehmen, daß ein so tiefes Gemüth, wie das des Saulus, unbewußt tiefe Eindrücke von dem herrlichen Geistesleben der Christen, insbesondere durch den Tod des Stephanus und das Benehmen so Vieler, die er gefesselt hatte, mußte erhalten haben, so daß allerdings sein Fanatismus mannigfach unterhöhlt war. Allein er war noch festgestützt durch seine Ueberzeugung von der ewigen Währun des Gefetzes und der Wahrheit des gesetzlichen Stan Punktes, während er andrerseits an der Wahrheit der Auferstehung Christi und an der -Wahrhaftigkeit seiner Zeugen zweifeln zu müssen ver- meinte; und nun fuchte er sein Bewußtsein gegen die Warnungsstimmen des Geistes, die etwa sich geltend machen wollten, gerade dadurch zu verschanzen, daß er sich in die äußerfte Heftigkeit seines Eifers hineinwarf. (P. Lange) Etwas vom Paulus war schon im Saulus; es giebt eine verborgene geheiinnißvolle Stelle im Menschen, wo die Gnade mit der Natur, das Werk Gottes mit dem Werke des Menschen, das neue Leben mit dem alten, Paulus der Apostel mit Saulus von Tarsen zusammenhängt. Wir erinnern uns Nathanaels und seiner Vorurtheile gegen Jesum Christum, die aber bei der ersten Begegnung mit ihm weichen, weil sie nur unbewußte Schwachheiten eines wahrhaftigen Jsraeliten waren, in welchem kein Falfch ist (Joh. 1, 45 ff.): ein solcher Nathanael ist auch Saulus, aber ein Nathanael im vergrößerten Maßstab, bei dem Gott eine ungeheure Steigerung der Vorurtheile zuläßt, um zugleich der Wahrheit, welche dieselben überwinden sollte, eine außerordentliche Entwickelung zu verleihen. Der Anblick des sterbenden Stephanus hätte den Saulus längst überwinden können; aber Saulus ergiebt sich nicht, er ist nur um so wuthentbrannter gegen Den, welchen Stephanus so glaubensvvll anruft und in welchem er so friedvoll entschläst Und wenn ferner- hin sich noch sonst irgeiid woher eine Unruhe, ein Zweifel seiner bemeistern will, so stößt er das als eine gefährliche Versuchung in rermeintlich heiligeni Eifer zurück, und bald wandelt sich alles bei ihni in Bitterkeit und Gewaltthat um. (Monod.) ätte Saulus die Christen nicht aus Unwissenheit (1. im. 1, 13), sondern aus Bosheit und Muthwillen verfolgt, wie ein Nero, wäre er ein leichtfertiger Weltmensch, wie Kaiphas und Herodes, oder ein Heuchler, wie Judas, gewesen, so hätte auch eine Erfcheinung aus der Geister- welt ihn nicht umzuwandeln vermocht (Luk. 16, 31). Nun aber bot sein alttestamentlicher Offenbarungs- laube, der Ernst und die Energie seines Willens und saein redliches, wenngleich nicht verstandenes Streben nach Gottes Ehre und nach Gerechtigkeit einen An- knüpfungspunkt für die Gnade; und nachdem er ein- mal durch Christum auf übernatürliche Weise erleuchtet war, mußte ihm auch die Rede des Stephanus in Kap. 7 und dessen Auffassung des alten Testaments nebst Andeutungen über den prophetischen, über sich hinausreichenden Charakter des Mosaismus einen An- knüpfungspunkt für seine eigene Lehrentwickelung geben. (Schaff.) Mit den Worten: ,,es wird dir schwer werden, wider den Stachel löcken« wird gesagt: 1) daß der bisherige krampfhafte Widerstand des Saulus ge en das Evangelium ein Löckeii wider den Stachel gewesen sei, d. i. ein Widerstand, durch den er sich selber Qual bereitete (Ps. 32, 3), und 2) daß es ihm von nun an schwer werden würde, diesen Widerstand noch länger fortzusetzen, nämlich nach diesem neuen Beweis für ie Wahrheit des Evangeliums, der für ihn in der Er- scheinung des Auferstnndenen lag. (Ebrard.) Nicht allein die Ohnmacht alles nienschlichen Löckens wider den göttlichen Stachel zeigen die Worte an, sondern zugleich den ganzen Reichthum göttlicher Barmherzig- keit und Gnade sprechen sie aus; der HErr macht es dein Saulus schwer, in feiner Jesusverfolgun und Selbstermorduiig fort ufahren, denn fürwahr, szchwer ist es, die glühenden ohlen der göttlichen Feindesliebe 442 Apostelgeschichte 9, 10—— 1 2. mit dem Entschlusse auszulöschen: ,,ich will mich nicht bekehren!« (Besser.) »Es) Siehe, die Rechte des HErrn behält den Sieg: das stolze Herz ist mürb, zerschlagen, ist zerbrochen im innersten Grunde; aus seinem Schnauben ist ein Zittern und Zagen, aus dem brüllenden Löwen ist ein schüch- ternes Lamm geworden· Saulus wird nun Paulus, d. h. klein, und muß bekennen (Jer. 20, 7): ,,HErr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen-« Seine Frage: »HErr, was willst du, daß ich thun soll?« ist der zweite Schritt aus dem Heilsweg. ,,HErr, wer bist du?« das ist die erste Lebensfrage auf diesem Wege, die Frage für, den Glauben und die Er- kenntniß; ,,HErr, was willst du, daß ich thun soll?« das ist die zweite Lebensfrage, die Frage für den Willen und den Wandel. Und Saulus bekommt Antwort, zwar eine demüthigende, in menschliche Lehre und Unterweisung wird er nun gegeben, nachdem der HErr selbst die erste Bahn gebrochen; in dieselbe Stadt, wo er einziehen wollte als ein Richter uud Verstörer, soll er nun einziehen als ein Schüler, als ein Bittender, als ein Hilfsbedürftiger — das sind Gottes Wege, hinab geht Christi Weg! Aber den Demiithigen giebt der HErr Gnade. (Gerok.) Saulus hätte nicht ge- wußt, was jetzt thun; aber er soll nicht umkehren nach Jerusalem, er soll vielmehr hinein in die Stadt und daselbst fernere Weisung abwarten, von der er noch nicht weiß, durch wen sie ihm zukommen wird. (Lechler.) Nicht selber will ihm der HErr die weitere Anweisung geben, er sollte sie von den bisher durch seine Hand verfolgten Jüngern erhalten; aber nun wiederum nicht von den als Säulen geachteten Aposteln in Jerusalem, sondern von den einfältigen Leuten in Damaskus, deren Untergang er beschlossen hatte. Das war eine Feuerprobe für den angesehenen Pharisäer, den gelehrten Schüler Gamaliel’s. (Williger.) Seinen apostolischen Staat und« Ausrüstung zu seinem Amt empfing Paulus allerdings hernachmals von dem HErrn selbst ohne menschlichen Unterricht (Gal. 1,11ff.); aber ein Christ sollte er aus dem gemeinen Wege durch Anderer Dienst werden. (Rieger.) f) Als Verfolgungsgefährten waren diese Männer mit Saulo ausgezogen; nun müssen sie ihm zum Be- weise dienen, daß es wahrlich keine Phantasie gewesen ist, was er gesehen und gehört hat, denn stumm und starr standen sie da. Eher als Saulus hatten sie sich von der Erde aufgerichtet: die Stimme vom Himmel hatten sie gehört, ohne zu verstehen, was sie zu Saulo sprach; das große Licht vom Himmel hatten sie gesehen, ohne Den wahr unel)men, der« in solchem Lichte sich Saulo zeigte. zu hören und zu sehen, was Saulus hörte und sah, wurde seinen Gefährten nicht gegeben; sie waren ja nicht dazu ausersehen, Zeugen des Auf- erstandenen zn».werden. Was sie aber hörten und sahen, das hörten sie doch nicht blos um Sauli und Anderer willen, denen sie es sagen sollten: auch ihre Seelen ergriff heute die gewaltige Hand Gottes gnä- diglichx und haben sie sich nicht bekehrt, sind sie stumm geblieben zum Bekennen ihrer Sünde und zum Loben des HErrn Jesu, so wird dieser Weg nach Damaskus unerträ lich wider sie zeugen im Gericht. (Besser.) Sauls äündenkameraden sollten Augenzeugen seiner Bekehrung werden; die Bekehrun des S annes, dessen glühende Feindschast wider Chritum weithin wie eine randfackel geleuchtet hatte, sollte nicht im einsamen Kiimmerlein geschehen, sondern ösfentlich vor vielen Zeugen· (Leonh. u. Spiegelh.) H) Die Erblindung war keine physisch bewirkte, sondern, wie ihre Aufhebung, eine wunderbare; ihr Zweck war einerfeils, daß Saulus einen bleibenden Eindruck behalten und wissen sollte, daß es kein Traum, keine Vifion gewesen, was ihm begegnet war, andrer- seits, daß er, von der Außenwelt abgezogen, sich ruhig in sich versenken sollte. (Ebrard.) Die leibliche Blind- heit sollte ihm ein gesegnetes Hilfsmittel« sein, den Heiland, der sich ihm geoffenbart hatte, in seiner Seele auf das Sorgfältigste zu betrachten und ihn im Geiste kennen zu lernen. Jesus verklärte sich in seinem Herzen, darum durfte er nichts von Menschen nnd Eitelkeiten nm sich herum erblicken. (Apost. Past.) Die Finsterniß, welche ihn äußerlich umgab, war nur ein Bild davon, daß das Licht, welches ihm bisher eleuchtet hatte, das geschaffene Licht seines Geistes, seiner Schriftgelehrsamkeih seiner Gerechtigkeit, in ihm erloschen war und er nun auf ein anderes harren müßte. Freilich hatte er das neue, das uner- schaffene Licht, die Sonne der wahren Weisheit und Gerechtigkeit, schon von ferne erblickt; allein er sollte einsehen, wie dieses Licht mit der sonst Licht genannten Finsterniß keine Gemeinschaft haben könne, wie sein natürlich Licht nicht dazu tauge, das himmlische zu sich herabzuziehem wie er nicht könne durch seine« Weisheit Gottes Weisheit erkennen, nicht durch seine Gerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erlangen, wie das bloße Wissen von dem, was der HErr wolle, noch nicht hinrei e, um es auch sogleich auszuführen. Es schien einso eichter Auftrag zu sein: »stehe aufund gehe in die Stadt«; aber nicht einmal das vermochte er. (Williger.) Tit) Der stolze Beschirmer der alttestamentlichen Theokratie, der die Welt wie ein Elias reinigend durch- stürmen wollte, mußte sich nun wie ein armer blinder Bettler tief geknickt von seinen Leuten führen lassen. (P. Lange.) Sein bisheriges Licht, in dem er alle Andern leiten zu können wähnte (Röm. 2, 18 ff.), war erloschen; wie ein Kind mußte er sich führen lassen und nun zu Damaskus in dreitägiger Blindheit und eben so langem Fasten» demüthig des höheren Lichts der Gnade und des Glaubens harren, vgl. 2. Cor. 4, 6. (Schafs.) Wie ein Kind muß er sich führen lassen durch das Thor, durch das er hatte einziehen wollen wie ein Held; als ein Gefangener des HErrn wird er hineingebracht in die Stadt, aus der er die Gläubigen gebunden hatte führen wollen. (Gerok.) Sein Fasten ist nicht ein selbstgewähltes, sondern von der Seele Schrecken aufgedrungenes; er v e r g a ß EssenundTrinken, er konnte nichts Anderes thun als beten, vgl. B. U. (Williger·) Was nimmt man sich oft u einer Kur, zu einem Besuch seiner Anverwandten Für Tage und Wochen mit Beiseitsetzung seines Amtes und seiner Haushaltung heraus; wer hat aber auch einmal drei Tage auf seines Sinnes gründliche Untersuchung und Aenderung verwendet? (Rieger.) Die Stadt, die dem Saulus der Schauplatz seiner Wuth und Verfolgung hatte werden sollen, ward ihm nun in den drei Tagen der leiblichen Blindheit und des Fastens eine Stätte des Gebets und der Anbetung (da Gesten) Wie tief war ihm nun das Wesen der Sünde und die Unzu- länglichkeit des gesetzlichen Standpunktes vor Gott auf- geschlossen, da er in seiner Erfahrung überführt war, daß man auf diesem Standpunkte bei dem besten Wohl- meinen ein lästernder Feind Gottes und seines Christus werden könne, und daß das äußere Gesetz, und vor allem seine Erklärung in den Satzungem nicht vor einem so tiefen Fall bewahre; und wie hoch mußte ihm sofort die Kraft der Gnadenwahl, der Gnade und der Rechtfertigung erscheinen, da er sich auf diesem Wege des Verderbens mitten im brennenden Lauf so. plötzlich, so wunderbar und unverdient gerettet fand! Die drei Tage des Fastens und Betens. Des Ananias Abordnung an Saulus. 443 Und auch die Herrlichkeit des auferftandenen und gen Himmel gefahrenen Christus zeigte sich ihm in einem erhöheten Lichte, da er sah, daß der längst zum Him- mel gegangene HErr auch jetzt noch mit persönlicher Gegenwart in dem Diesseits hervortreten könne. (Lange.) Nun hätte ja der HErr ohne das äußere Gnadenmittel seinen Geist in das » erz des Zerschlagenen senden und vom Himmel herab eine Friedenshand auf ihn legen können; doZ der künftige Apostel der Heiden sollte zuerst an si selber erfahren, was die Kirche ist, näm- lich die Inhaberin und Ausspenderin der Gnade des Lebens. (Besser.) 10. Es war aber ein Jiinger sein gemeiner Christ Kap. 11, 261 zu Damaskus sder vor- mals Jude gewesen und wegen seiner streng ge- setzlichen Frömmigkeit noch jetzt bei den Juden in großem Ansehen stund Kap· 22, 12], mit Namen Ananias swelcher Name überhaupt sehr gangbar war bei den Juden Kap. 5, 1 ff.; 23, 2]; zudem sprach· der HErr sChristus V. 13 f. u. 17., nach- dem jene drei Tage V. 9 abgelaufen waren] im Gesichte sdas er ihm am andern Morgen zu Theil werden ließ, indem gleichzeitig auch Saulus ein seinem Bedürfnis; entsprechendes Gesicht hatte V. 12]: Ananial Und er sprach: Hie bin ich, HErr [bereit, dir Rede zu stehen und zu dienen 1. Mos. 22, 1.7;37,13]. 11. Der HErr sprach zu ihm: Siehe soder mache dich] aus und gehe hin in die Gasse sdieser Stadt], die da heißet die richtige [gerade durch- laufende, im Unterschied von den andern, die da winklicht oder krumm sind, vgl. zu V. 2] Und frage in dem Hause [des daselbst wohnenden] Jude! seines Juden] nach Saulo mit Namen von Tarsen snachi Saulo, wie er sich nennt, von Tarsus in Cilicien gebürtig — du sollst ihm bringen, was er bedarf und was ich ihm auch gewähren will]; denn siehe, er betet sdasz ihm ans seinem jetzigen Elend geholfen werde], 12. Und hat sdamit er auch wisse, durch wessen Vermittelung ihm, gleichwie die geistliche, so auch die-leibliche Hilfe von mir zu Theil werden solle, eben·jetzt] gesehen im Gesichte einen Mann, mit Namen Ananias, zu ihm hineinkommen und die Hand auf ihn legen, daß er [von seiner nun schon über drei Tage aus ihm liegenden Blindheit] wieder sehend werde. Als Saulus in die richtige'oder gerade Gasse ge- bracht wurde (V. 8), sollte er da nicht bei sich gedacht haben: ,,ach ja, ich ging -in der Jrre- auf krummen Wegen, nun aber willst du, HErr, mich führen auf rechter Straße« (Ps. 23, 3)? Auch der Name des Wirths: ,,Judas« mußte ihm etwas bedeuten;« sein falsches Judenthum sollte im Hause Juda begraben werden, und als ein rechter Jude, nämlich als ein Christ, sollte er auferstehen. Und zugleich ist der Name dessen, der ihm gesendet wird, bedeutsam und redet ihm von Hilfe in seiner Noth; denn Ananias heißt: der HErr denkt oder begnadigt. (Besser.) Saulus schien während der drei Tage seiner äußeren Blindheit und seines inneren Bußkampfs ganz verlassen und freundelos, aber er ist es nicht; der treue Hirt ver- säumt das wiedergefundene« Schaf keinen Augenblick, sondern hat schon das Werkzeug seiner Aufrichtung bereit. Und zwar ein sehr unscheinbares Werkzeug: wir wissen von diesem Ananias weiter nicht viel; er war, scheint es, ein einfacher Jünger, einer von den Stillen im Lande. Man hätte denken können, wenn zu den neubekehrten Samaritern (8, 14 ff.) die zwei vornehmsten Apostel abgesendet wurden, so hätte zu einem bekehrten Saulus, zu diesem gewaltigen Geist, doch mindestens auch ein Petrus oder Johannes ge- schickt werden sollen, um sein Bußbekenntniß zu em- pfangen und ihm den Segen zu ertheilen; aber nein, der HErr braucht dazu einen ganz schlichten Mann aus der Gemeinde, denn ihm ist’s gleichsdurch viel oder wenig helfen l. Sam. 14, 6. (Gerok.) Zum gesegneten Lehran1t gehören nicht hohe Gaben und große Würden, sondern nur treue Knechte Es lag aber auch in der Wahl des Ananias eine weise Führung des Saulus: der gelehrte Pharisäer sollte zu seiner Demüthigung einen ungelehrten Christen zum Lehrer bekommen; wäre ein Petrus oder ein anderer großer Apostel zu ihm gesandt worden, so hätte Saulus da- durch einerseits stolz, andrerseits von menschlichem An- sehen abhängig werden können. (Apost. Pasth Vom selben kleinen Schwefelhölzlein muß er sein Licht em- pfangen, der doch nicht ein Finger gegen Paulo und wie ein Kerzlein gegen die Sonne war. (Luther.) Wir haben uns den Zustand Sauls während der drei Tage wohl nicht so zu denken, wie Bengel ihn beschreibt: »als-Gesicht und»Geschmack ruhete, hat er sich inner- lich in der Einsamkeit durch Beten gesamncelt«; das Gebet hat ihn wohl nicht begleitet während seines Ringens, sondern das Gebet nimmt »den todesmatten Kämpfer auf; nicht das Beten war der Jnhalt der drei Tage, sondern das Beten machte »dem Jammer, der die drei Tage ausfüllte, ein Ende. Natürlich hat Saul nicht jetzt zum ersten Mal in seinem Leben gebetet, er. wird als ein untadeliger Pharisäer keine Gebetsstunde versäumt haben; aber sein bisheriges Beten verdient den Namen nicht, er stand aus der Höhe der Selbst- gerechtigkeih die er sich selber geschaffen, und hatte Gott herabgezogen in die Tiefe, daß er sein Wort und Ge- setz zur Stärkung seines verkehrten Willens mißbrauchte Nun ist ihm zuni ersten Male die Kluft zwischen Gott und ihm aufgethanx sich selber fühlt er in der Tiefe des Abgrundes liegend, Jehova aber schaut er. in der unermeßlichen Höhe seiner himmlischen Heiligkeit. Wenn er nun betet, so kann es nur im Glauben geschehen. Der vom Himmel herabtönende Name ,,Jesus« hat ihn wie ein Wetterftrahl zu Boden geworfen und sein ganzes Wesen vernichtet: aber ist nicht dieser Name doch eine Bürgschast des Heils und eben des Heiles welches für Saul die - einzige Rettung ist? Er und seine Genossen-sahen in den beiden Namen Moses und Jesus zwei unversöhnliche Gegensätze; weil Stephanus Jesum anrief, haben sie gemeint, er lästere Mose, daruni hat auch Saulus die Christen gezwungen, Jesum zu lästern (26, 11), um Mose u ehren. Wie aber gestaltetsich die Sache jetzt? ose, der Träger des Gesetzes, ist für Saulus der unerbittliche Richter mit dein Todesurtheil geworden: was bleibt ihm nun Anderes übrig, als der verachtete, gelästerte Name Jesus? Wie, sollte nicht dieser heilskräftige Name, den schon so Viele preisen, die Kraft haben, auch ihn, den, durch das Gesetz Mosis dem Tode übergebenen Menschem aus seiner Noth zu reißen und zu seinem Heile zu bringen? Hatte ja doch Stephanus, dessen Ende ihm in diesen Tagen natiirlich unaushörlich vor der Seele stand, in seiner Todesnoth diesen Namen 444 Apoftelgeschichte 9, 13——22. angerufen und war in solchem Anrufen mit einer nie gesehenen Freudigkeit ausgerüstet worden! So gewinnt der Schrecken des Namens Jesu für Saulus allmälig eine Gestalt, die ihm Vertrauen einflößtx und er wagt es, diesen Namen anzurufen. (Baumgarten.) Jn der Anzeige: ,,siehe, er betet«, -faßt der HErr alle mit dem Saul in- zwischen vorgegangeneVeränderun kurz zusammen; man kann auch wirklich den ganzen eg der Bekehrung nicht kürzer und zugleich vollftändiger befchreiben. Jm Gebet ergreift man den guten Willen Gottes, von dem man zuvor ergriffen worden ist, und hängt sich an die mächtigen Züge Gottes an; im Gebet giebt aber auch der Mensch seinen Willen her, und darunter geht nicht nur Abbitte und Gesuch der Vergebungsgnade vor, sondern es entzündet sich der ganze Ernst, den man auf Gott und seine Wahrheit faßt und worunter man alle weitere Gewißheit Schritt vor Schritt erlangt. (Rieger.) Siehe, er betet —- ein schö1ies Wort über einen bekehrten Sünder, 1) feine eigene Herzensstellung zu bezeichnen: a· er betet, also ist er kein Lästerer Jesu mehr, sondern liegt flehend vor dem HErrn, den er zuvor verfolgt; b. er betet, also ist er kein Verfolger der Christen mehr, sondern hat das Schwert weggeworfen und die wehrlosen Hände im« Frieden gefaltet ——— L) ihm liebende Herzen zuzuwenden: a. der HErr selber blickt von der Höhe und vom Heiligthum mit Liebe herab auf das zerbrochene Herz, das im Gebete vor ihm liegt; b. die Gemeinde des HErrn soll sich ihm zuwenden. mit herzlichem Erbarmen und den nicht mehr als einen Verlorenen meiden, den nicht mehr als Gefährlichen fürchten, von dem es einmal heißt: ,,siehe, er betet!« (Gerok.) , 13. Ananias aber svon dem, was er vom Hörensagen über Saulus wußte, noch zu sehr in feinem Gemüthe eingenommen, als daß er dem Worte des HErrn: ,,er betet« hätte Glauben schenken mögen, um sich daraus die dreifache Mahnung zu entnehmen: fürchte ihn nicht, denn er ist wehrlos; verachte ihn nicht, denn es ist ein gutes Werk mit ihm angefangen; verlas s e ihn nicht, denn er sehnet sich nach Trost und Hilfe l] antwortete: HErr, ich habe von Vielen ge- höret von diesem Manne, wie viel Uebles er deinen Heiligen fden Christen V. 32; Röm. i, 7] gethan bat zu Jerusalem [Kap. 8, 3]; .14. Und er hat [indem er nun auch zu uns nach Damaskus gekommen] allhie Macht von den Hohenpriesterm zu binden alle, die deinen Namen Anrufen fund sie dem Hohenrath zur Verurtheilung auszuliefern]. 15. [wie ich dir befohlen habe V. 11., und laß alle deine Bedenken beifeite]; denn dieser [nachdem ich ihm auf dem Wege hierher sichtbar erschienen bin V. 17 und habe feine Seele herumgeholt aus dem Verderben Hiob As, 30., so daß du also ihn gar nicht erst zu bekehren, sondern nur noch der Gemeinde derer, die meinen Namen anrufen, einzuverleibe1i haft] ist mir [was seine künftige Laufbahn betrifft] ein auserwählt Rüstzeug [ge- nauer: Gefäßs daß er sals solches Gefäß Röm. 9, 23; 2. Tor. 4, 7] meinen sihm eingelegten] Der HErr sprach zu ihm: Gehe hin.- Namen tragi- ftheils durch Ausprägung desselben in seinem eigenen Wesen und Wandel, theils durch Verkündigung in evangelischer Heils-predigt] vor den Heiden nnd vor den Konigen [mit denen er in Berührung kommen wird Kap. 13, 7; 24, 24; 25- 23; 23,11 u. 27, 241 und vor den Kindern von Jsrael sdie er nie aus dem Auge verlieren soll und aus die er ein bedeutsames Vorzeichen ist Kap. 22, 19f.; I. Tim. 1, i3—16]. 16. [Ja, ein auserwählt Rüstzeug oder Ge- saß !] szsch shabe namlich noch · ganz besondere Wege in hohen Offeiibarungen mit ihm vor Kap. 26, 16., dabei denn auch, damit er derselbigen sich nicht uberhebe 2. Cor. IT, 1 ff.] wlll sich] ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen. So steht? noch immer mit den Gläubigem sie haben’s wohl nöthig, daß sie etwas vom HErrn zwei mal hören, um es zu begreifen, um es anzunehmen. (da Costa) Des Ananias Bedenken kommt theils aus menschlicher Schwachheit, die auch bei den Heiligen mit unterläuft (vgl. darüber die Bem. zu 1. Mos- 15, s; Pf. 62, 9 u. Jer. 20, 7), theils aus löblicher Vorficht; denn man muß dem, was als außerordentliche Offen- barung fich ankündigt, nicht ungeprüft trauen. (Starke.) Der HErr beharrt einfach auf dem Befehl, beruhigt aber den Besorgten damit, daß Saulus nicht nur der Gemeinde keinen Schaden mehr thun wird, sondern sogar von ihm selbst dazu auserwählt ist, feine Ehre zu vertreten und zu fördern, das Betenntniß seines seligmachenden Namens auszubreiten Der Ausdruck ,,tragen« scheint gewählt, entsprechend dem Bilde eines ,,Gefäßes«, worin ein werthvoller Schatz getragen wird. Die Kreise der Menschheit nun, in welche Saulus den Namen Jesu tragen soll, find drei: l) heidnische Na- tioiien, 2) regierende Herren oder sürftliche Personen, s) die Kinder von Jsrael. Die Heiden find voran- gestellt, Jsraelist nachgefetzh um u sagen, daß sich der Zeugenberuf des Saulus in erster Linie auf die Heidenwelt beziehe, daß er in dieser seinen Wirkungs- kreis finden solle; Jsrael wird aus seinem Wirkungs- kreis nicht ausgefchlossen sein, aber nur in zweiter Linie in Betracht kommen. (Lechler.) Die Berufung an die Kinder von Jsrael ist hier schon eine gleichsam beiläusige, wie es namentlich der griechifche Satz aus- drückt· (da Costa) Während die Zwölfe zunächft für Jsrael berufen find, ist Saulus zunächst für die Heiden berufen; diese Verfchiedenheit feines Apostelamtes ift nicht eine willkürliche, sondern durch die Gefchichte der Berufung selber begründet. Als der HErr die Zwölfe berief, da wandelte er in der Niedrigkeit und Beschränkt- heit des Fleisches, angehörend dem Volke feiner Ab- stammung und dein Lande seiner Geburt (Matth.15,24); als er den Saul berief, erschien er zwar auch in Leib- lichten, aber in der Leiblichkeit des Geistes und des Himmels, in dem Stande seiner·Verklärung nun ist er allen Menfchen (22, 15) zugewandt. Wenn da der Heidenapostel ebenfalls aus dem Volke Jsrael von ihm erwählt wird, so gefchieht es in einem Nachbilde der Gefchichte des Propheten Janus, an welchem sich ge- eigt hat, wie schwer, ja wie unmöglich es einem sraeliten wird, mit der Botfchaft des Heils das heil. Land zu verlassen und an die Heidenwelt sich zu wenden; nicht eher vermochte Jona diesen Weg anzutreten und seine Botschaft auszurichten, als bis er drei Tage und drei Näshte in der Tiefe gewesen und dort bis zu dem Sauli Taufe und anfänglicher wie nachmaliger Aufenthalt in Damaskus. 445 Gedanken hinabsteigen mußte, er sei verworfen vor den Augen Gottes, dann aber, als seine Seele im Verzagen war, gedachte er Jehovcks und betete aus der Tiefe, und sein Gebet kam hinauf zum Tempel der öttlichen Heiligkeit« (Jon. 2, 1—8). Von diesem Pun te aus fällt uns ein neuer Lichtstrahl auf das Geheimniß jener drei Tage in dem Leben des Saulus. (Baumgarten.) Die letzten Worte: ,,ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen« wollen besagen, daß Ananias dem Saulus nur die Gnade zum neuen Chriftenstande verkündigen soll, zu feinem Amte aber wolle der HErr selber ihn tüchtig machen und ihm den Weg zeigen, den er wandeln foll; und das werde geschehen nach dem Grundsatz: je mehr Gnade, desto mehr auch Leiden. (Apoft. Post) 17. Und Ananias [nun mcht mehr zagend, sondern vielmehr in freudiger Eile sich auf den Weg machend] ging hin snach der ihm bezeichneten Straße] und kam in das Haus sJuda V. u] und [fand nun dort bei seinem Eintreten den Saulus, auf seinen Knieen liegend, noch im Gebete vor V. 11; er ging denn an ihn heran] legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der HErr hat mich zu dir gesandt snämlich der Jesus] der dir erschienen ist auf dem Wege sdraußen], da du herkamest [zu dieser StadtJAdaß du wieder sehend nnd mit dem heiligen Geist er- fullet Werdest salso zu reden aber gab ihm der HErr jetzt unmittelbar ein; denn bei der Offen- barung im Gesicht V. 10 ff. war mauches noch mehr unbestimmt gelassen Matth. 10, 19 f.]. 1,8. Und alsbald [da er also zu Saulo redete und ihm die Hände auflegte] fiel es von seinen sdes Saulus] Augen wie Schuppen snicht in Wirk- lichkeit, sondern nur feinem Gefühl oder seiner Empfindung nach] und ward wieder sehend swo denn sein Auge sogleich auf den fiel, der vor ihm stund, und er ihn für denselben erkannte, den er vorhin im Gesichte gesehen V. 12z Kap. 22, 13], 19. Und stund [nun] auf [wie Ananias ihm gebot], ließ sich [uach dessen weiterer Erklärung und Vermahnung Kap. 22, 14—i6] taufen swohl in dem Flusse Amana V. 2 Anm.], und nahm snachdem er das Saerament und bei demselben den heil. Geist empfangen hatte und wieder in feiner Herberge angekommen war] Speise zu sich und· starlete [oder erquickte] sich snach der drei- tägigen gänzlichen Enthaltung von Speise und Trank V. 9]. · Das Kommen des Ananias, welchen Saulus zuvor im Gesichte gesehen, hatte zunächst den Zweck, ihn von seiner Blindheit zu befreien: war diese Blindheit ur- spfrunglich die unwillkurliche Folge des gesehenen Himmelsglanzes (Kap. 22, 11), nachher Wirkung der innerlichem tödtlichen Folgen jener Erscheinung gewesen, so ist ihm die Befreiung dieser Plage das Unterpfand der Erlösung von» der richtenden Gewalt, die von jener Erscheinun »aus uber ihn gekommen ist. Das ist daher auch das· rfte, was ihm Ananias entgegenbringh in- dem er die ande ihm auflegt. Wenn aber Ananias ausdrucklich agt, daß der HErr Jesus ihn sende, so soll sich Saul merken, daß derselbe, der ihn geschlagen, ihn nun auch heile, derselbe, der ihn getödtet, ihn nun auch lebendig mache, wie er es von Jehova weiß (5. Mos. 32, 39); und indem Ananias ihm die Hände auflegt und dadurch ihm das Gesicht wiedergiebt, er- fährt Saulus, daß die Wunderkräfte des HErrn seiner Gemeinde mitgetheilt find, weil er in der Gemeinde ist und waltet, wie er in der Anrede: ,,ich bin Jesus, den du versolgst« erfahren hatte. Aber wie die Blind- heit nur ein Zeichen und eine Wirkung des Todes war, so ist auch das Wiedersehen noch nicht das eigent- liche Heil und Leben, sondern nur ein Vorbote des- selben; und so hatte Ananias nicht blos das Wiedersehen dem Saulus verheißen, sondern auch die Erfüllung mit dem heil. Geiste. Sowie das Wiedersehen durch das Handauflegen verliehen wird, so die Erfüllung mit dem heil. Geiste durch die Taufe, zu welcher denn Ananias den Saulus in der Kap. 22 mitgetheilten Rede aussordert. Mit Recht hält er alle Belehrung und Vorbereitung auf die Taufe für überflüssig: hier ist ein Verständniß derTaufe auf den Namen Jesu angebahnt, wie es noch nicht dagewesen und auch nicht wiederkommen kann. (Baumgarten.) Das Speise- nehmen, wodurch der Getaufte sich ftärkte, erinnert an Jairi Töchterlein, welcher der HErr Speise zu geben befahl, nachdem er sie auferwecket hatte Luk. 8, 55- (Besser.) » 19b. Saulus aber war snach seiner Taufe durch Ananias, von diesem in die Gemeinde ein- geführt] eiliche Tage bei den Jüngern zu Damaskus sum sich im Verkehr mit ihnen auch geistig zu stärken, wie er vorhin sich leiblich gestärkt hatte]. 20. Und alsbald sda die christliche Gemeinde, zu der er sich hielt, noch an den gottesdienstlichen Erbauungsstunden in den jüdischen Synagogen Theil zu nehmen pflegte, in diesen aber einem jeden, der sich dazu berufen fühlte, religiöse Vor- träge zu halten gestattet war Luk. 4, 15 Anm.,] predigte er sin dergleichen Derafchem zii denen er die Erlaubniß vom Vorsteher sich ertheilen ließ, Jesiim als] Christum in den Schulen sder Juden zu Damaskus und legte besonders auch darauf großen Nachdruck], daß derselbige Gottes Sohn sei« sdavon er ja aus persönlicher Erfah- rung Zeugniß ablegen konnte] 21.· Sie sdie Juden] entsetzien sich aber alle, die es höreten fwcis er da mit Berufung aus die ihm widerfahrene Erscheinu1ig, wie in Kap. 22, 6 ff.; 26, 13 ff., verkündigte, so daß sie das Ge- fühl eines unleugbaren göttlichen Eingreifens durch- schauerte Kap. 2,12], Undsptachen [unter einander] : Jst das [dersolches bezeugt] nicht seben derfelbige], der zu Jerusalem verstörete alle, die diesen Namen anrufen [V.s14], und darum sfür den Zweck] her fauch zu uns nach Damaskus] kommen, daß er sie gebunden führe zu den Hohenpriestern [nach Jeru- salem —— woher käme ihm denn solche völlige Umkehrung seines Wesens, wenn nicht eine höhere Hand sie bewirkt hätte, wie er sagt]? 22. Saulus aber [der hierauf bei drei Jahren in die Stille nach Arabien sich zurückzog] ward je mehr fim Glauben Röm. 4, 20 oder im HErrn Ephes S, 10] kräftiger nnd trieb sals er so ge- I 446 Apostelgeschichte I, 23——27. kräftigt nach der Stadt zurückkehrte] die Juden ein, die zu Damaskus nehmen, und bewährete es swies mit unwiderstehlicher, schulgerechter Demon- stration, wie sie in den jüdischen Synagogen iiblich war, nach], daß dieser sJesus von Nazareth, dessen Namen sie kaum in den Mund nehmen mochten,] ist der Christ lMessias Jsraels]. Nachdem Saulus durch die Taufe in Jesum ein- gepflanzt ist, so ist er es auch in die Gemeinschaft der Glieder der Kirche, vorerst noch, um zu empfangen Stärkung seines neuen Lebens und Ersatz für die ver- lorene Freundschaft der Welt, bald aber auch, um zu geben und selbstthätig zu wirken zur Stärkung der Gemeinde und Ausbreitung des Evangeliums. (Lechler.) Statt in den Synagogen der Juden zu Damaskus die Vollmachtbriefe des Hohenpriesters geltend zu machen, tritt er sofort in denselben auf und Verkündigt ihnen von Jesu, dem Christ, dieser sei der Sohn Gottes; es war ihm nicht genug, ihnen zu verkündigen, daß er der Messias sei, weil er wohl wußte, wie so geistig verkümmert einerseits und wie so weltlich aufgetrieben andrerseits ihre Vorstellung von dem Messias war. (V. Lange.) Die Juden, das war seine Absicht, sollten sehen, in welchen sie gestochen, daß sie den HErrn der Herrlichkeit gekreuzigt hätten (Joh. 19, 37; 1. Cor. Z, 8); so verwandelte er die Vertheidigung seines Uebertritts zum Christenthum vor ihnen in einen An- griff auf ihre eigene Stellung, um sie daraus zu ver- treiben. — Dies Predigen sowohl als das Bewähren in V. 22 ist nicht als Anfang der eigentlich apostoli.- schen Wirksamkeit« des Saulus« zu betrachten, sondern einfach als Zeugniß von dem Erlöser, aus innerem Drange eines Herzens abgelegt, das nicht umhin kann auszusprechen, woran es glaubt (Ps. 116, 10); denn es ist keine Spur« zu ent ecken, daß er eigentlichen Befehl und Sendung Gottes dazu empfangen habe, vielmehr lautet der Ausdruck des Lukas in V. 20 ganz so, wie der von Philippus in Kap. 8,5 gebrauchte —- es ist das freiwillige Wirken eines Evangelisten, was wir sehen, nicht die Sendung eines Apostels. Be- achtenswerth ist hierbei noch der Unterschied zwischen V. 20 u. 22: dort verkündigt Saulus Christum, daß er Gottes Sohn sei, hier führt er Beweis vor den Juden, daß Jesus der Messias sei. Diesem Unter- schiede entfpricht die verschiedene Weise des Vortrags: daß Jesus der Messias sei, bewähret Saulus, indem er den Weg einschlug, aus Weissagung und Erfüllung aus der Congruenz messianischer Weissa ungen mit den ges ichtlichen Thatsachen des Lebens Jesu es zu be- wei en; hingegen daß Christus Gottes Sohn sei, von göttlicher Herkunfh göttlicher Herrlichkeit theilhastig und göttlicher Ehre würdig, predigte Saulus, indem er es durch unmittelbares, einfaches Zeugniß aus eigener Erfahrung darlegte. Das Predigen hatte bei den Juden ein Sichentsetzen zur Folge, sofern sie eine Macht Gottes darin inne wurden (Mark. 1, 27; Luk. 5, 26); das Bewähren dagegen brachte die Ge ner in Verwirrung und Verlegenheit, sofern sie die eweis- führun nicht u widerlegen vermochten und doch den Schlußsatz ni t zugeben wollten. (Lechler.) Mußte ein solches Bekenntniß aus des Saulus Munde, wie er es in den Schulen der Juden ablegte, nicht- un- geheures Aufsehen machen, bei seinen bisherigen Freun- den den größten Anstoß erregen, ihm selber zur Schmach und Demüthigung ausschla en? fchlug ersieh damit nicht selbst gleichsam auf den und, erklärte sein ganzes früheres Leben für ein verfehltes, seine ganze bisherige Laufbahn für einen Jrrweg, daß er nun predigte: der Jesus, den ihr Juden gekreuzigt habt, den auch ich, Saulus, geschmähh gelästert, verfolgt habe, der ist Christus, euer Messias, der Heiland der ganzen Welt, ja der ist der Sohn des hochgelobten Gottes? Hätte er nicht können seine Ueberzeugung vorerst für sich behalten, eine Zeitlang wenigstens in die Stille sich zurückziehen, bis über seinen früheren Wegen Gras gewachsen war, und so allmälig ohne Aufsehen ein- lenken in seine neue Lebensbahn? Ja, wenn Saulus nicht Saulus, wenn er gewesen wäre wie Unsereiner, wenn er sich besprochen hätte xnit Fleisch und Blut, wenn seine Hingabe an den HErrn keine volle, ganze, entschiedene, rückhaltslose gewesen wäre, dann etwa hätte er solchen Erwägungen Raum geben können. Uns allerdings ergeht es so: auch wo unser Herz über- zeugt ist, entschließen wir uns nicht immer so leicht zum offenen Zeugniß des Mundes; auch wenn wir den HErrn gefunden haben, möchten wir womöglich deshalb nicht sogleich brechen mit der Welt; auch wo die Erkenntniß a ist unsrer Jrrwege und Sünden- pfade, möchten wir uns das Bekenntniß womöglich er- sparen oder es wenigstens mitGottabmachen im stillen Kämmerleim nicht aber vor den Augen der Welt. Und doch, so lange unser Herz noch zu stolz ist, sich zu demüthigen vor Gott und Nienschenx so lang ist unsre Bitte erst eine halbe; und so lange wir noch zu furchtsam sind, das, was wir erkannt haben im Herzen, auch mit dem Munde zu bekennen, so lange ist dieser Glaube noch nicht der ächte; und so lange unsre Ruhe uns noch über den Dienst des HErrn, unsre Ehre uns noch über Gottes Ehre geht, so lange stehen wir noch nicht im rechten, reinen Gehorsam. (Gerok.) Die plötzliche Umwandlung des Saulus rief unter den Juden zu Damaskus ein Sichentsetzen hervor; Saulus aber fand sich, wie er uns in Gal. 1, 17 mittheilt, bewogen, für jetzt Damaskus zu verlassen, um sich nach Arabien zu begeben. St. Lukas erzählt zdiesen Zwischenfall zwar nicht, scheint ihn aber vor Augen zu haben, in- dem er zuerst bemerkt, Saulus sei etliche Tage bei den Christen zu Damaskus " geblieben (V. 19) und dann später (V. 23), nach ,,viel Tagen«, hätten die Juden einen Anschlag gemacht ihn zu tödten; die Bedeutung dieses zwischen einfallenden Aufenthalts in Arabien deutet er dann wohl noch mit den Worten (V. 22) an: ,,Saulus ward je mehr kräftiger«, so daß die nun- mehr gemeldete Wirksamkeit: ,,er trieb die Juden ein und bewährete es, daß dieser ist der Christ« der Zeit seit der Rückkehr aus Arabien nach Damaskus an- gehören würdes wie die frühere: ,,er predigte Christum m den Schulen, daß derselbige Gottes Sohn sei« der Zeit der etlichen Tage vor dem Rückzuge nach Arabien. Die andern Apostel des HErrn hatten eine dreijährige Schule des Glaubens im äußeren Verkehr mit dem HErrn durchgemacht: auch Saulus scheint ein vor- bereitendes Triennium bedurft zu haben, und ohne Zweifel war es reich an Gebetslebem Erfahrungen, Gesichten und Verkehr mit dem Errn, an besonders fühlbaren Kundgebungen des Au erstandenen (Gal. I, 11 f.; 1. Cor. 11, 23; 15, 1ff.). Wenn Saulus das Bedürfniß fühlte, die große Erfahrung, die er gemacht hatte, in sich zu verarbeiten, über seinen Beruf und seinen künftigen Weg in’s Klare zu kommen, so war kein Aufenthalt für solche Sammlung in höchster Stille geeigneter als die arabische Wüste, welche er, von Da- maskus sich ostwärts wendend (vgl. Karte IV.), sehr bald erreichen konnte. Man kann annehmen, daß er gerade in diese entgegengesetzte Richtung hineingetrieben wurde bei dem eines Tages in ihm aufsteigenden Ge- danken an eine Rückkehr nach Jerusalem. Wie vieles konnte für diese Rückkehr sprechen! Zunächst der Ge- Flucht des Saulus aus Damaskus und sein Besuch in Jerusalem. 447 danke, den Hohenprieftern ihr schnödes Mandat vor die Füße zu werfen, ihnen feierlich zu erklären, daß er fortan nicht mehr im Dienste ihres Unglaubens stehe, und vor ihnen ein ZeiBniß von Christo abzu- legen; mehr aber noch das edürsniß, die Gemeinde in Jerusalem zu versöhnen, zu beruhigen, die Freund- schaft der Apostel zu gewinnen. Allein gar bald stellte sich ihm die Nothwendigkeit einer längeren Abwesen- heit von Jerusalem heraus: wie sicher war es voraus- Zusehen, daß er sehr bald ein Opfer der Erbitterung er pharisäischen Partei werden müßte, wenn er augen- blicklich zurückkehrte und die große Beschämung, daß er sich von ihnen losgesagt, öffentlich zur Schau stellte, ohne daß die Aufopferung feines Lebens die nöthigen Früchte tragen konnte, da man dann so leicht eine plötzliche Umkehr verdächtigen, den Eindruck derselben verwischen könnte! Er mußte ja sehen, daß er zu einer andern, längeren Laufbahn auserkoren sei, auf welcher ihm am Ende auch die Marthrleiden nicht fehlen würden. Ohne Zweifel war der Aufenthalt des Saulus in Arabien vorzugsweise eine Zeit einsiedlerischen Still- lebens, dem Gebet und der Betrachtung gewidmet, bis er mit entwickelter und befestigter Glaubeuserkenntniß wieder hervortreten konnte, gleichwie Christus, der HErr, bevor er seinen Beruf nun übernahm, zuvor von dem Geiste in die Wüste geführt ward. Aus diesem seinem anhaltenden Zurücktreten vom Schauplatz der Geschichte erwuchs der Kirche aber auch ein un- mittelbarer großer Vortheil; da er nämlich die Leitung der Verfolgung in seine Hand genommen hatte, so wurde dieselbe während der Zeit seines Verschwindens jedenfalls gelähmt, wenn nicht ganz still gestellt (vgl. V. 31), wie wir denn auch aus der späteren Geschichte sehen, wie sehr sein Uebertritt zum Ehristenthum auf lange Zeit hin die jüdische Partei in ihrem Eifer ent- muthigt hat. (Lange.) d. III. 23—30 (§ 143): Zicncht des giaukus au- Yamastius und Fee-such in Jerusalem; seine Entsendnng nach Tarni-s. 23. »Und nach viel Tagen swie viele ihrer eben über dem, was in V. l9—22 aus der Zeit nach der Bekehrung des Saulus erzählt worden, sind hingegangen, nä1nlich nach drei Jahren Gal. 1, 18] hielten die Juden einen Rath zusammen, daß sie ihn smit Hilfe des Landpflegers des Königs Aretas, den sie auf ihre Seite zu bringen wußten, ergriffen und] tödteten. 24. Aber es ward Sanio [von Seiten solcher Juden, die ihm günstig gestimmt waren und die, nun sein Leben retten wollten] kund gethan, daß sie [die andern, durch seine Wirksamkeit V. 22 er- bitterten Juden] ihm nachstelleten Sie hüteten aber [der Militairwache des Landpflegers sich zu- gesellend] Tag und Nacht an den Thoren, daß [er ihnen nicht entwische, sondern er bei erster bester Gelegenheit gefangen genommen werden könne und] sie [dann, wenn der Landpfleger ihn, wie er in Aussicht gestellt hatte, ihren Händen preisgeben würde] ihn tödteten. 25. Da nahmen ihn dteJünger setliche Männer aus der christlichen Gemeinde] bei der Nacht und thaten ihn durch die Mauer [indem sie das in die Stadtmauer gebrochene Fenster eines an dieselbe gebauten Hauses benutzten Jus. Z, 15] und ließen ihn in einem [geflochtenen] Korbe hinab sdaß er glücklich, wie zu einer angeldlichen Erfahrung von der Zuverlässigkeit der Zusage in Kap. 26, 17., der drohenden Gefahr entrann] Anfangs erweckte des Saulus Zeugniß von Jesu nur Staunen und verwunderndes Fragen, ob es denn möglich sei, daß derselbe Mann, der als der hestigste Feind der Christen bekannt war und den sein Eifer wider sie bisher getrieben hatte, jetzt so ganz umgewandelt sei und nun aus diesem Tone reden, für Christum werben könne (V. 21); nachmals aber ging die Ver- wunderung in Erbitterung und Feindschaft über, zu- mal man, durch seine Beweisführungen aus dem alten Testament in die Enge getrieben (V. 22), sich beschämt fühlte. Konnte man nicht ihn mit Gründen wider- legen, so entbrannte desto unversöhnlicherer Haß gegen ihn, und man ging mit Plänen um, ihn aus dem Wege zu räumen, um ihm für immer das Maul zu stopfen. (Lechler.) Nach Menschengedanken wäre der bekehrte Pharisäer Saulus ein sonderlich geschicktes Rüstzeug gewesen, den Namen Jesu seinen Brüdern nach dem Fleisch zu bezeugen und ihr Aergerniß an dem Gekreuzigten zu überwinden; aber Gott ging einen ander11 Weg mit ihm, und sogleich in Damaskus sollte es sich zeigen, daß er gerade an diesen Brüdern nach dem Fleisch seine ärgsten Widersacher habe. (Besser.) Der Landpfleger des Königs Aretas stellt seine Schergen den Feinden Christi zur Verfügung; aber der König Himmels und derErden hat seinen Engeln Befehl ge- geben über seinem Auserwählten, daß ihm kein Haar gekrümmt werde. (Leonh. u. Spiegelh.) Saulus, an dem der HErr schon solche Wunder gethan, verwirft doch das einfältige Mittel eines Korbes nicht, das ihm die Brüder zu seiner Rettung anböten: man soll nicht etwas Außerordentliches von Gott erwarten, wenn man ordentliche Mittel haben kann. (Apost. Past.) So wird denn dem Saulus unerwartet Veranlassung zu Theil, sich nach Jerusalem zu begeben; dort nun erwartet ihn zwar nicht unmittelbar dieselbe Verfolgung, wohl« aber eine tief schmerzende Täuschung. fda Gesten) 26. Da aber Saulus lnun zum ersten mal wieder nach seiner Bekehrung Gal. 1, 18ff.] gen Jerusalem kam [wo sich eine christliche Gemeinde unter Leitung des Petrus und Jakobus I. von neuem gesammelt hatte], bersuchte er, sich bei die Jitnger zu macheu sden Gliedern dieser Gemeinde als nunmehriger Christ sich anzuschließen und durch ihre Vermittelung dann namentlich auch mit Petrus bekannt zu werden, wonach ihn besonders ver- langte]; und sie fürchteten sich [gleichwohl, obschon seine Bekehrung ihnen nicht ganz unbekannt war] alle vor ihm sals könne hinter seinem jetzigen Ver- such, an die Gemeinde sich anzuschließen, eine Hinterlist verborgen liegen] und glaubten nicht, daß er [der vormalige gewaltthätige Verfolger und Verstörer, jetzt in Wahrheit und von Herzens- grund] ein Jånger wäre sdaher sie auch den Weg zu den beiden Aposteln aus ängstlicher Vorsorge für diese ihm vielmehr vertraten, statt ihm den- selben zu bahnen] 27. Barnabas aber sjener ehemalige Levit aus Eypern, von dem wir in Kap. 4, 36 f. hörten 448 Apostelgeschichte 9, 28—31. und der zur Zeit der Versprengung der Gemeinde sich vermuthlich nach seinem Vaterlande begeben, dort vielfach unter den Juden mifsionirt Kap. 11, 19 und seit der Wiederherstellung einer Ge- meinde in Jerusalem dieser von neuem sich an- geschlossen hatte] nahm ihn zu sich [indem er zu allererst Vertrauen zu ihm faßte, sich näher mit ihm und seinem Lebensgange bekannt machte und da ganz für ihn gewonnen ward, so daß er fortan längere Zeit eng mit ihm verbunden blieb Kap. 1»l, 25 s. 30; 12, 25; is, 1——15, -l0], und fuhrte ihn zu den· Aposteln fdie zunächst ihm eben- falls noch mit einem gewissen Mißtrauen gegen- überstanden] und erzcihlete ihnen [auf Grund dessen, was er von Saulus erkundet], wie er auf der Straße den HErrn gesehen, und er sder HErrJ mit ihm geredet, und er [Saulus] zu Damaskus den Namen Jesu frei snzit aller Freimüthigkeit und ZUVersichtJ gepredigt hatte [V. 3—22, worauf denn zuvörderst diese ihn als Jünger anerkannten und ihre Herzen ihm zuwandten]. Jn Damaskus war dem Saulus der äußere Aus- gang versperrt gewesen, in Jerusalem aber fand er den geistigen Eingang in die Gemeinde eine Weile gehemmt. (Lange.) Wir dürfen uns darüber nicht wundern: es ist nicht nur die Unart der Welt, an eine ernste Sinnes- änderung und wahrhafte— Bekehrung wo möglich nicht zu glauben, alle Sünden und früheren Fehltritte auch einem Gebesserten und Wiedergeborenen unbarmherzig nachzutragen, sondern es ist auch eine, bei so mancher- lei Heuchelei und Lüge ganz» gerechte Vorsichtsmaß- regel für den Christen, nicht Jeden, der viel»von Be- kehrung und Gnade spricht, gleich mit offenen Armen als einen Bruder aufzunehmen, vielmehr erst die Geister zu prüfen und Früchte der Bekehrung abzuwarten; ja, es ist eine läeilsame Demuthsprobe für den bekehrten Sünder, da er in solchem Mißtrauen der Guten die bitteren Nachwehen seiner alten Sünden noch zu schmecken bekommt und nicht im Triumph gleichsam eingeht in die Thore der Gnade. Aber wenn dann eine zerbrochene Seele geduldig sich beugt unter solche deniüthigende Erfahrungen und sich treulich bewährt durch einen neuen Wandel, daß es ihr Ernst ist mit der Sinnesänderung, dann soll sie auch wie Saulus ihren Barnabas finden. (Gerok.) Das Kreuz. der Verbannun von Seiten der Brüder ist dem Saulus nie ganz a genommen worden, und mußte er nachher seine Apostelehre fortwährend ge en die in die Ge- meinden eindringenden falschen ehrer vertheidigen (1. Cor. 9); dies eigenthümliche Kreuz war ein be- ständiger Denkzettel daran, daß er die Gemeinde Gottes verfolgt hatte, der HErr aber wußte es noch auf be- sondere Art ihm zum Vortheil zu machen, denn die Mühe, welche er hatte, selbst mit den andern Aposteln sich recht genau zu verbinden, gab ihm zugleich eine Unabhängigkeit von denselben und war so eine Be- stätigung seines unmittelbar vom HErrn empfangenen Apostelamtes Barnabas nun bekommt schon je t ein helleres Licht über die Wichtigkeit der Bekehrung auli, als zur Zeit selbst noch die Apostel haben; und das war ebenfalls eine besondere Weisheit des HErrn in der Führung feiner Kirche, daß er an den Aposteln, von welchen doch die Stiftung der Kirche ausgegangen war, ungeachtet ihrer Erleuchtung durch den heil. Geist gleichwohl noch mancherlei Einseitigleiten und Unklar- heiten offenbar werden ließ, welche erst nach und nach, oft durch die Unterweisung Anderer, beseitigt werden konnten. So ward bei-hütet, daß sie ein zu großes Uebergewicht über die Gemeinde bekamen; sie sollten fortwährend lernen, daß ihnen die Andern zu ihrer eigenen Förderung und weiteren Erleuchtung ebenso nothwendig wären, als sie ihnen. Sie, die hoben Apostel, lernten denn auch gern jvon dem geringsten ihrer Brüder und rühmten sich vor ihnen nicht ihrer Unfehlbarkeih je mehr jemand des heil. Geistes voll ist, desto aufmerksamer ist er auch au jedes Spürlein des heiligen Geistes bei Andern, das er nicht hat. (Williger.) 28. Und er [Saulus] war bei ihnen [den beiden Aposteln, insonderheit bei Petrus, während der folgenden fünfzehn Tage Gal. l, 18]" und ging aus und ein zu Jerusalem sdie Apostel bei ihrer Thätigkeit unterstützend], und predigte den Namen des HErrn Jesu frei swas ihm gar bald auch das nunmehrige Vertrauen der Gemeinde- glieder zuwandte Gal. l, 22 ff.]. 29. Er redete auch finsonderheit die frühere Thätigkeit des Stephanus wieder aufnehmend Kap. 6, 9 f.] und befragte sich stieß sich in Dis- putationen ein] mit den Griechen [nach richtiger Lesart: Hellenisten oder Griechlingen Kp. S, l., indem er sich für besonders geeignet hielt, an der Bekehrung der Juden zu arbeiten, was er auch bei Gelegenheit jenes Gesichts, das er dazumal im Tempel hatte, dem HErrn offen aussprach mit dem Begehren, gerade auf diesem Arbeits- felde thätig bleiben zu dürfen Kap. 22, 17 ff.]; aber sie [diese Hellenisten mit den übrigen Juden, die ihm ganz dieselbe hartnäckig widerstrebende Gesinnung entgegenbrachtem wie vormals dem Stephanusq stelleteu ihm nach, daß sie ihn tödteten [so daß Saulus sofort erfüllt sah, was ihm der HErr bei der eben erwähnten Offenbarung bezeugt hatte: ,,sie werden nicht aufnehmen dein Zeugniß von mir«]. 30. Da das die Brüder erfuhren sdaß jetzt ebenso wider Saulus ein Mordplan im Werke sei, wie vor sechs Jahren gegen Stephanus, und sie der Ausführung zisvorkommen zu müssen sich bewogen fühlten, was auch ganz mit dem Willen des HErrn und der von ihm selber dem Saulus ertheilten Weisung übereinstimmte Kap. 22. 18], geleiteten sie ihn [von Jerusalem bis] gen Ccisarien [d. i. Caesarea Palaestinae Schlußbenn zum l. Maccabäerb. Nr. 11, o» um ihn sicher aus dem Bereich der Nachstellungen zu bringen] Und schickten ihn [von da zunächst zu Schiffe nach einer der phönizischen Küstenstädte, etwa Berytus Karte V» von wo aus er dann den Landweg durch Syrien einschlug Gal. l, 2l und so] gen Tarsen [in Cilicien Karte IV» seiner Geburts- stadt, kam; hier blieb er etwa drei Jahre, bis ihn Barnabas nach Antiochien herüberholte Kap. 11, 25 f·]. Von dieser Wirksamkeit in Jerusalem an datirt das: »von Jerusalem an und umher bis an Jllhrien« in Röin. 15, 19. (Meher.) Auch in Jerusalem tritt Saulus noch keineswegs als Apostel auf, sondern es ist ihm nur darum zu thun, als Jünger anerkannt zu werden, als ächtes Glied der Kirche Christi von den Brüdern in Jerusalem ausgenommen zu sein; auch sein Zeugniß von Jesu, das er in Jerusalem ablegte, hat nur den Charakter der Aeußerung eines einfachen, aber treuen, glaubensfreudigen Christenmenschem nicht eines Beauftragten und besonders Beamteten. (Lechler.) Bei jener Erscheinung im Tempel (22, 17 ff.) ertheilt der HErr dem Saulus bereits die Weisung: ,,ich will dich ferne unter die Heiden senden«, erklärt ihm also seine Berufung zum Apostel der Heiden; wenn er nun aber gleichwohl auch jetzt, wo er von Jerusalem weg- geht, noch nicht in dies sein apostolisches Arbeitsfeld eintritt, sondern sich in seine Vaterstadt Tarsus begiebt, so liegt dem der Grund unter, daß sich dies neue Apostolat innerlich erst auswirken und vollenden muß, bis der HErr selber den Zeitpunkt herbeiführt, wo es, mit dem Siegel der göttlichen Ursprünglichkeit versehen, an’s Licht zu treten hat. (Baumgarten.) Die Eltern des Saulus hatten ihn einst von Tarsus nach Jerusalem geschickt, um ihn zu einem Muster pharisäischer Ge- lehrsainkeit und Gerechtigkeit erziehen zu lassen; aber als ein durchaus verwandelter Mann kehrte er in seine Heimath zurück, um dort von dem HErrn nun vollends zum Heidenapostel erzogen zu werden. (Lange.) Er wird wohl unter seinen Verwandten und Alters- genossen (Gal. I, 14) den Einen Namen verkündigt haben, in welchem die Seligkeit ist; höchst wahrscheim l1ch 1edoch· hat er auch hier erfahren·miissen, daß der Jünger nicht höher ist denn der Meister, der da ge- sagt hat, kein Prophet sei angenehm in seinem Vater-. lande, hat erfahren müssen, daß das Evangelium ein doppeltes Aergerniß zu sein pflegt, wenn man es aus dem Munde derer hört, die man entweder als Kind oder unter ganz andern Umständen und mit ganz anderen Ansichten gekannt hat. (da Costa) e. v. 3l—-43 (§144):z3tand der Zeit-He im jüdifcisen xande seit Hauki Bekehrung. Petri Hinta- tionsreise und Zsunderwerlie zu xydda und HAVE« 31. So hatte nun sseit im J. 36 n. Chr. der bisherige Hauptfeind Saulus durch die Be- kehrung zu Christo in einen Freund war um- gewandelt worden, diese Thatsache aber die jüdische Partei in Jerusalem gar sehr entmuthigt hatte, so daß sie fortan aller weiteren Verfolgung sich enthielt] die Gemeine Frieden durch ganz Judäa und Galiläa und Samaria swährend dagegen um- gekehrt das Judenvolk gerade von diesem Jahr an in mancherlei Unruhe und Aufregung hinein- gezogen wurde], und bauete sich sin den folgenden 5—6 Jahren Kap. 20, 32; Ephes. 4, 12; 1. Petri L, b; Judä 20], und wandelte sihrem Berufe, das Licht der Welt zu sein Matth. 5, 14 sf., gemäß] in der Furcht des Hist-tu, und ward cr- füllet mit Trost des heiligen Geistes snach anderer Deutung: wurde vermehrt oder ausgebreitet durch die Zusprache des heil. Geistes oder durch die ermahnende Lehrthätigkeit solcher, die mit dem heil. Geist erfüllt waren Kap. 4, 36]. D ii ch se l’ d .Bideliverk. VI. Band. » gSztand der Kirche; jüdischiui sLande seitwSgauli Bekehrung. 449 Nach Kap. 8, I hatten die von Jerusalem durch Saulus Vertriebenen sich alle in die Länder Judäa und Sa1naria zerstreuet; nach 8, 5sf. war Philippus in Samaria noch besonders thätig und nach s, 40 evangelisirte er in dem Küstenstriche Judäa’s, bis er dann in Cäsarea seinen festen Sitz nahm. Nun ist» von Gläubigeu in Galiläa bisher noch nicht die Rede gewesen; aber daß ihrer dort es nicht wenige gab, ergiebt sich schon aus 1.Cor.15, S. Aus allen diesen Gebieten waren die Christen schon während der Zeit der in Jerusalem von 33—36 n. Chr. wüthenden Ver- folgung (8, 3) entweder ganz oder doch theilweis sicher; es kam aber darnach eine Periode, wo nach Bekehrung des Saulus auch in Jerusalem selber wieder sich Jiinger um die Apostel sammeln konnten, wie wir aus V. 26—30 ersehen haben. Nicht nur, daß der Uebertritt dieses Leiters der ganzen Bewegung zum Christenthum die- selbe von selber schon lahm legte, sondern es fallen auch in das Jahr seiner Bekehrung, wie bereits zu V. 2 bemerkt, noch gar wichtige andere Ereignisse« welche dazu dienten, den Christen Luft zu schaffen: Pilatus und Kaiphas wurden abgesetzt und Herodes von Galiläa ward in Krieg mit Aretas verwickelt; das alles lenkte die Aufmerksamkeit und das Interesse der jüdischen Partei von der Sekte der Nazarener ab und auf andere Punkte hin. Und als nun im J. 39 n. Chr. auch Herodes Antipas seiner Herrschaft enthoben ward, kam fast gleichzeitig über das Mutterland Judäa eine gar schwere Bedrängniß in Folge der Narrheiten und übermüthigen Verachtung alles Rechts von Seiten des Kaisers Caligula Eine der vielen Thorheiten dieses Kaisers war die, daß er von seinen Unterthanen gött- liche Verehrung beanspruchtex während nun solch Ver- langen bei den heidnischen Völkerschasten im Allgemeinen auf keinen Widerstand stieß, mußte es nothwendig bei den Juden zu schweren Conflikten führen. Diese empfan- den es denn wirklich sehr übel, als zu Jamnia, der philistäischen Kiistenstadh die dort wohnenden wenigen Ausländer dem Kaiser einen Altar errichteten, und zerstörten ihn sofort wieder. Caligula, um Rache an den widerspenstigen Juden zu üben, befahl jetzt, daß sein Bildnis; im Tempel zu Jerusalem aufgestellt werde, und beaustragte den syrischen Statthalter Petronius,- für Durchführung seines Befehls Sorge zu tragen. Den Verlauf dieser Sache haben wir schon zu Matth. 2, 20 mitgetheiltz natürlich waren die Christen an den Schrecken und Aengsten jener Zeit, die vom Herbst des J. 39 bis zu Anfang des J. 41 währte, nicht un- mittelbar betheiligt, vielmehr mag die Noth, die so schwer auf dem Lande kostete, es mit einem zweiten Antiochus Epiphanes, der aber viel mächtiger und ge- « waltiger war als jener syrischeKönig vor 200 Jahren, zu thun haben zu müssen, und die so ganz geeignet war, es den Juden zum Bewußtsein zu bringen, was ihr vor neun Jahren ausgesprochenes Frevelwort (Joh. 19, 15): »wir haben keinen König denn den Kaiser« eigentlich zu bedeuten habe, wenn es nun an ihnen heimgesucht würde, gar sehr dazu beigetragen haben, daß die im Frieden sich bauende Gemeinde sich auch beträchtlich inehrete und ausbreitete durch Zuspruch des heil. Geistes, was man auch so verstehen kann, daß der heil. Geist durch ein erweckliches Einwirken die Gemüther zu- richtete, der Predigt des Evangelii Gehör zu schenken. Damals (mit Einsehluß der in V. 32 ff. beschriebenen Zeit) oder· doch mit Kap. l2, 24 hat wohl die Kirche unter den Juden die höchste Höhe ihrer Seelenzahl erreicht; dürfen wir eine Vermuthung wagen, so be- lief sich diese Höhe auf Zwölftausend, aber das war immer nur ein Bruchtheil vom Ganzen. Zpr Volks- zahl wären aus jedem einzelnen Stamme Zwölftausend 29 450 Apostelgeschichte s, 32——35. erforderlich gewesen, zusammen also Einhundertview undvierzigtaufendz nur eine solche Menge hätte können für die Gesammtnation gelten, wie sie denn bei der künftigen Bekehrung des Volkes sich in der That ver- wirklichen kOfsb 7, 4 ff.; 14, 1ff.) soll. 32. Es geschab aber lvermuthlich im J. 41 n. Chr., also zu derselben Zeit, wo Herodes Agrippa I. durch die Gunst des Kaisers Claudius wieder ganz Palästina unter Einem Scepter ver- einigte Matth. 2, 20 Anm.], da Petrus [von Jeru- salem aus eine Visitationsreise zu den Christen im westlichen Theil der Landschaft Judäa bis hin nach der Saron-Ebene V. Bd; Kap. 8, 40 unter- nehmend] durchzog allenlhalben findem er auf seinem Wege alle, die zur Gemeinde gehörten, besuchte], daß er auch zu den Heiligen [V. is] kam, die zu Lhdda sfrüher Lod geheißen 1. Chr. « I, 12; I— Macc- 11- 341 wohneten. 33. Daselbst fand ereinen [noch dem Juden- thum angehörigen] Mann, mit Namen Aeneas, acht Jahr [daher] auf dem Bette gelegen fwie der in Matth. 9, 2 ff., und wohl öfsentlich als Bettler ausgestellt, um das Mitleid der Vorübergehenden in Anspruch zu nehmen] der war gichtbrüchig [Matth. 8, 7 Annc.] v 34. Und Petrus, [da erihn sahe] sprach zu ihm: Aktien, Jesus [der da ist] Christus macht dich sdurch mein Wort, das ich jetzt zu dir rede] ge- fund; stehe auf und bettedir selbst fnimm dein Bette und zeige damit zum Beweise deiner wieder erlangten Gesundheit, daß du künftig das Ge- schäft, welches bisher zum Beweise deiner Ge- brechlichkeit Andere dir verrichten mußten, nun selber zu verrichten vermagst] Und alsbald stund er auf fund that, wie ihm geheißen war]. 35. Und es sahen ihn· fwie er »auf einmal seine völlige Gesundheit wieder erlangt hatte und seine Glieder nun fröhlich regen und frei bewegen konnte] alle, die zu Lydda und Sarona [in der sruchtbaren Ebene, die von dieser Gegend an der Meereskiiste entlang sich hinauf erstreckt bis nach Cäsarea Jos. 9, 2 Anm.] lvohneten [da ja Petrus hernach auch hier noch ein weiteres Wunderwerk verrichtete und längere Zeit daselbst thätig war]; die sdurch diese Wunder nunmehr für den Glauben an Christum gewonnen] bekehreten sich zu dem HErrn fdenn wie die Heiden, wenn sie« Christen wurden, sich damit· von ihren todten Göttern zu dem lebendigen Gott bekehrten Kap. 15, 19; 20, 21., so die Juden, die denrechten Gott schon hatten, zu Jesu als zu dem HErrn und Christ Kap. 2, 36]. Nach seiner Entrückung gen Asdod sahen wir den vormaligen Alniosenpfleger Philippus in Kap. 8, 40 vermuthlich von Jamnia an den ganzen Kiistenstricls der Sarona bis gen Cäsarea mit der Botschaft des Evangelii durchziehen; ein Erfolg seiner Wirksamkeit wird dort nicht gemeldet, doch ist derselbe nicht ganz ausgeblieben, denn zu Lydda giebt es Heilige, die Petrus auf seiner Visitationsreise ebenfalls heimsuchen kann, und in V. 36 ff. hören wir außer von der Jüngerin Tabea, die voll guter Werke und Almosen ist, auch von Jüngern, die den Apostel zu ihrer Leiche rufen, um Worte des Trostes wegen ihres Hingangs aus seinem Munde zu« vernehmen. Aber das ist noch nicht die ganze volle Frucht, die nach des HErrn Rath der von Philippus ausgestreute Same bringen sollte, nur daß auch hier, wie schon bei den Samaritern in Kap. 8, 5sf., es nach der in Joh· 4, 35 ff. ausge- sprochenen Regel gehen soll: ,,Dieser säet, der Andere schneidet.« Würde man auf Seiten der Ausleger daran edacht haben, daß den Petrusauf seinem Wege nach ydda das Wort Christi begleitete: ,,Andere haben ge- arbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen«, so würde man davor bewahrt geblieben sein, den Aus- druck in V. 35, daß alle das Wunderwerk« sahen und sich zum HErrii bekehreten, für einen übertreibendeiy legendenhaften zu erklären und sich dahirrauszulassetn »daß Lukas nicht in der That alle ohne Ausnahme als bekehrt darstellen will, bedarf keines Beweises«; es ist vielmehr hier wieder so, wie in Shchar, daß das Volk einmüthig (Kap.8, 6) bei seiner Bekehrung zu Werke geht und an seinem Exempel zeigt, daß das, worauf es bei Jerusalem und dem jüdischen Volke überhaupt abgesehen war, nämlich eine Christianisirung des ganzen Israel— (Röm. il, 26), keinesweigs zu viel gefordert war (vergl.. hierzu die Bem. zu . 43). Von diesem Standpunkte der Betrachtung« aus werden wir auch dem gichtbrüchigen Aeneas noch eine andere Bedeutung zuerkennen müssen, als daß er zufällig gichtbrüchig war, zufälligseit acht Jahren sein Leiden trug, zufällig noch dem Judenthum angehörte und zufällig dem Petrus hier unter die Hände kam, um von ihm angesprochen und geheilt zu werden, wobei die Ausleger meist nichts weiter zu bemerken wissen, als daß er, seinem griechischen Namen nach zu schließen, wohl ein Hellenist oder Griechling gewesen sein dürfte. Dieser Schluß ist ebenso voreilig, wie wenn man die Apostel Andreas und Philippus (Joh.12, 21 fs.) oder den Obersten der Juden Nicodemus (Joh. Z, 1ff.) darum für Hellenisten erklären wollte, weil sie griechische Namen führten; Aeneas ist vielmehr unzweifelhaft ein ächter Ebräer gewesen, wie der Evangelist Markus es war trotz seines lateinischen Namens. Er war denn zugleich ebensowohl ein Bild seines Volkes, und zwar speziell ein Bild seines Volkes zu Lydda und in der Sarona, wie jener vierzigjährige Lahme vor des Tempels Thür zu Jerusalem ein Bild seines Volkes dort (Kap. s, 2 Anm.). Es sind nämlich jetzt nahezu acht Jahre her, daß Philippus das Evangelium predigte allen Stadien; aber von den verhältnißmäßig nur Wenigen abgesehen, die Christi Jünger wurden, sind die Andern Juden geblieben und sind daher diese ganze Zeit gichtbrüchig in geistlichem Sinne gewesen, während sie doch hätten gesund und lebenskräftig werden können, wenn sie nurhätten dem Namen Jesu Christi bei« sich Raum erstatten wollen. Da führt denn der HErr nach seiner Gnade den Petrus auf seine Jnspectioiisreise und bringt ihn auch gen Lydda und nach der Sarona. Er will damit die Verheißung in Jef.-65, 8ff., die ausdrücklich der Sarona geden t und ihre Beziehungen auch auf die gerade jetzt eingetretene Periode hat, wenn sie auch in ihrer eigentlichen Meinung auf die Endgeschichte Jsraels zielt, in Erfüllung bringen; denn Saron ist allerdings schon jetzt insofern zu einer Wüste geworden, als z. B· auch von Lydda, welches Jofephns als ein Dorf beschreibt, das an Größe einer Stadt nichts nachgab, des Crassus Quästor C· Cassius Lon- Petri Visitationsreise und Wunderwerk zu Lydda. ginus, einer der nachherigen Mörder des Cäsar (Schlußb. zum I. Maccabäerb Nr. 9, c), während seiner Ver- waltung von Syrien in den Jahren 53—51 v. Chr. die Einwohner -als Sklaven verkauft hatte, weil sie sich an demAufruhr gegen die römische Obergewalt unter den beiden letzten Maccabäerfürsten betheiligt. Es war das diejenige Zeit, wo das in Mich. 4, 14 Geweissagte sich zu verwirklichen anfing, eine Zeit, auf die überhaupt die alttestamentliche Prophetie vielmehr Beziehung nimmt, als von den Schrifterklärern in der Regel erkannt wird. Saron nun, die verwüstete, foll nach dem vorhin angeführten Ausspruche des Jesaia ein Haus für die Heerde werden; es- geschieht hier durch die Christianisirung der Gegend, welche Petrus mit seinem Wunderwerke schnell vollendet, nachdem vor acht Jahren Philippus den Grund dazu gelegt hat. Es war dies gerade in dem oben angegebenen Jahre 41 n. Chr. von großer Wichtigkeit. Jn diesem Jahre, wie darauf ebenfalls oben schon hingewiesen worden, erhielt Herodes Agrippa I. vom Kaiser Claudius ganz Paliistina zum Geschenk. Da in Kap. 12 dieser Fürst in die Entwickelungsgeschichte der apostolischen Kirche so tief eingreift, so dürfte es von Jnteresse sein, schon hier ihn näher kennen zu lernen. Derselbe war geboren im J. 10 v. Chr. als Sohn des Aristobul und der Bereniee und Enkel Herodes des Gr. und der Mariamne einer- und der Salome und des Kostobarus andrerseits (Schlußb. zum 1. Maecabäerb. Nr· 11, e); kurz vor dem Tode desGroßvaters war er als kaum sechsjähriger Knabe nach Rom geschickt worden, wo er gch an den jüngeren Drusus, den Sohn des Kaisers iberius, anschloß, aber auch an eine Ueppigkeit und Verschtvendung sich gewöhnte, die kein Maß und Ziel kannte und ihn ein Ntcil über das andere in tiefe Schulden stürzte. Da er durch den Tod des Drusus seine Stütze bei Hofe verloren hatte, sahe er einige Jahre darnach sich genöthigt, Rom zu verlassen, und» kam, nachdem sein Stiefonkel erodes Antipas die Herodias, seine Schwester, zum eibe genommen, nach Palästina zurück, wo er in seiner Geldbedrängniß schon daran dachte, sich das Leben zu nehmen; da nahm der Schwager sich seiner einigermaßen an und gewährte ihm den nöthigen Lebensunterhalt, indem er ihn zum Marktaufseher der neu erbauten Stadt Tiberias er- nannte. Bald jedoch gerieth er mit ihm in Streit; er wandte sich jetzt zu dem syrischen Statthalter Pom- ponius Flaccus nach Antiochien, doch dauerte auch hier die Freundschaft nicht lange, und so beschloß er sein Glück wieder in Rom zu versuchen, was ihm freilich nur auf dem Wege erneuerten Schuldenmachens, und zwar auf Kosten feiner Gemahlin ·Kypros, einer Nichte seines Vaters, gelang. Jm Frühjahr 36 n. Chr. stellte er sich dem Kaiser Tiberius auf der JnselCapreä (Capri am Meerb. von Neapel) vor und verkehrte nun am kaiserlichen Hofe häuptsächlich mit Cajus Caligula, dem nachmaligen Kaiser; seine übeln Geldverhältnisse legten ihm den Wuns nahe, daß..doch dieser sein Freund recht bald an telle des alten Tiberius den Thron einnehmen möchte, und er war unvorsichtig genug, das auch zu äußern, der Kaiser erfuhr es und ließ ihn fesseln und in’s Gefängniß abführen, wo er nun bis zum Tode des Tiberius (16. März des J. 37) sechs Monate lang blieb. Mit dem Regierungsantritte des Caligula begann für ihn die Zeit des Glücks; derselbe befreite ihn nicht nur aus dem Gefängniß und gab ihm für die eiserne Kette, die er da getragen, eine goldene von gleicher Schwere, sondern fchenkte ihm auch die ehemalige Tetrarchie des Philippus und die des Lysanias Nachdem er noch anderthalb Jahr in Rom verblieben wir, kehrte er im Herbst des J. 38 nach Palästiiia zurück, um die An elegenheiten seines Reiches zu ordnen; hier erregte sein Auftreten als König den Neid seiner Schwester Herodias, die denn in ihren Gatten Herodes Antipas drang, bei dem Kaiser ebenfalls um den Königstitel anzuhalten, aber dieSache lief übel ab: Agrippa wußte den Schwager bei Caligula zu verdächtigen, dieser entsetzte den An- tipas seiner bisherigen Herrschaft und verbannte ihn nach Lyonin Frankreich; später fchenkte er dessen Gebiet ebenfalls dem Agrippa.- Letzteren finden wir im Herbst des J. 40 abermals in Rom, oder genauer in Puteoli (Kap. 28, "13); er blieb in der Um ebung des Kaisers, war auch in Rom noch anwesen , als sein Gönner am 24. Januar des J. 41 ermordet wurde, und trug nun nicht wenig dazu bei, daß jetzt Elaudius auf den Thron kam (Schlußbem. zum 1. Macca- bäerb. Nr. 9, f.). Dafür fchenkte ihm dann dieser zu seinen bisherigen Besitzungen auch Judäa und Samaria und den Rest»der Tetrarchie des Lhsanias hinzu. So schien die politische Auflösung der Theokratie, wie sie nach Luk. 3, 1 zu derjenigen Zeit stattfand, wo mit dem Auftreten Johannis des Täufers die neutestamentx liche Erfüllung der alttestamentlichen Verheißnng ihren Anfang nahm, wieder beseitigt; das ganze hl. Land war von Neuem unter Einem Scepter vereinigt, die Gunst zweier Kaiser in Rom hatte- dem Abenteurer Agrippa I. ein Reich zugewendet, das an Umfang ähnlich dem war, wel- " ches einst David und Salomo bese sen. Und nun war auch Agrippa schlau genug, sich durch äußerliche Thaten schembarer Frömmigkeit in Gunst bei den Juden und der herrschenden Partei der Pharisäer zu sehen, während er hinsichtlich seiner Lebensgrundsätze also stand, daß die Saddueäer mit ihm zufrieden sein konnten. Jene goldene Kette, die ihm Caligula bei seiner Be- freiung aus dem Gefängniß geschenkt, hing er »zum Andenken an sein früheres Unglück und als Zeugniß der Umwandlun zum Bessern« innerhalb des Tempels über der Schatzsammer auf, damit sie »ein Beweis sei sowohl dafür, daß das Große fallen könne, als dafür, daß Gott das Gefallene wieder aufrichte.« Zugleich brachte er Dankopfer in strengster Beobachtung der gesetzlichen Formen dar, bestritt für eine große Anzahl skasiräer die Kosten (vgl. Kap. 21, 26 ff.), gern und fortwährend wohnte er zu Jerusalem und hielt pünkt- lich die väterlichen Satzungen so daß Josephus ihm das Zeugniß ausstellt: ,,sein eben war tadellos rein, und kein Tag verging ihm ohne Opfer« Sehr eifrig trat er als Fürsprecher für sein Volk und dessen religiösen Glauben bei den römischen Behörden auf und wirkte bei denselben alle nur mögliche Schonung aus; als er daher am Laubhüttenfest des J. 41 nach alter Sitte das Deuteronomium (5. Buch Mose) verlas und bei der Stelle (5. Mos.17,15): »du kannst nicht irgend einen Fremden, der nicht dein Bruder ist, zum König über dich setzen« in Thränen ausbrach, weil er ein Jduiuäer seinem ursprünglichen Herkommen nach sei, da rief das Volk ihm zu: ,,sei nicht bekümmert, Agrippa; du bist unser Bruder, du bist unser Bruder» Jst es nicht, als ob dem in arger Selbsttäuschung befangenem von pharisäisclfeni Sinne beseelten Jndenvolk in Jeru- salem gegenüber, das den Anbruch einer neuen Heils- zeit in Agrippa begrüßen zu dürfen vermeinte, der Apostel Petrus mit besonderer Absicht dort in Lydda den Aeneas auf den rechten Heiland hinweisen wolle, wenn er sagt: ,,Aenea, Jesus Christus macht dich ge- sund«? und wäre es wohl zuviel gewagt, wenn wir die Vermuthung aufstellen, daß eben jener Vor- fall am Laubhüttenfest die Veranlassung gewesen sei, bei welcher der Apostel zu seiner Visitationsreise nach dem Westen sich angeregt fühlte? Die Sache war ihm 297 452 Apoftelgeschichte 9, 36——43. iiziderwärtigz ·er mußte sich daraus überzeugen, daß sur das Volk iii Jerusalem die Zeit der Gnade schon so gut wie zu Ende und auf Bekehrung desselben kaum noch zu rechnen sei, daher es ihn trieb, wo anders sich ein Arbeitsfeld zu suchen. Und niin sollte er hier schneiden, nachdem früher ein Anderer gesäet hatte, wie oben bemerkt wurde; während denn die zu Jeru- salem niit ihrer» Verehrung des Gad und Mem, des Gottes des Gliickes uiid des Schicksals, dessen Gunst in »der Herrschafrdes Agrippa ihnen eiitgegenzuliicijeln schieii·uiid· die sie»fi·ir höher schätzten« als-»die Gnade des himmlischen Konigs, die dieser friiher in der Auf- iichtung seines Reiches in ihrer Stadt ihnen entgegen- brachte (Kap. 2,» 1—·—6, 8), mehr und mehr dein in ges. 65, 11 f. angekundigten Gericht ziieileten, wurden die zu Lydda und Saronazu denjenigen Knechten, die eben daselbst in 13f. mit ihrem wirklich glücklicheii äoofze jenen Glucksgott-Verehrern gegenübergestellt er en. 36. ZU Joppe aber sder etwa eine Stunde von Lydda entfernten Küsten- und Hafenstadt 1. Kön. b, 9 Anm.] war snoch bevor Petrus seine Zisitatkvgskise lLlkbM ffEHmcAiZchtZJ ein; Sängerin, mit amen a ea je räi : i ea . ön.12,1., 0»U1Mäischs: Tabitha], welches vcrdoltinefchet heißt eiii Rehe·[genauer: Gazelle ·5. Mos. 14, 5 Anm.], die war sin ihrem Christenwandel] voll guter Werke iind Almosen [vgl. die Wem. zu 2». Köm 17, 23 in Band »1I. S. 641. b.], die sie san deii Armen und Wittwen V. II] that. » 37. Es begab sich aber zu derselbigen Zeit sivo Petrus noch in Lydda weitere] daß sie krank fharddigiihssanbihsrfKrankkgzft guts] Sstarlk Da ur a egrä ni ie ziiri eii . am. 3, 31 Aiim.]»ivnschen sie dieselbige und legteii sie auf deii Soller [5. Mos. 22, 8 Aiim.]. 38. Nun aber »Lt»)»d»da iiahe bei Joppen ist lvgL Karte V.], dadiedunger horeteii, daß Petrus daselbst war swas ihnen entweder gerade jetzt zu Ohren kam oder, wenn sie bereits darum wußten, doch erst· Jetzt ihr eigentliches Jntereffe erregte], sandten sie zween Maiiner zu ihm und ermahneten ihn, daher sweiin er etwa nicht in Absicht haben sollte, feine Reise bis gen Jophe fortziisetzkm doch iinter denwbwalteiiden Umstanden] sichs nicht ldixfästveeirlhflsejßxleiijiädzii ihnen zukommen svielmehr i ·, 39. Petrus aber sin dieser Bitte eiiie Auf- forderung vom H·Errii erkennend] stund auf und kam mit ihnen [die»Stunde Wegs] Und als er darkommen war, fuhreten sie sdie Jünger oder Glieder» der Gemeinde zu Joppe] ihn hinauf auf den Sollcr, nnd traten Daselbst] um ihn alle Wittwen saus der Stadt, auch solche, die 1ioch 1iicht zur Gemeinde zahlteii, sondern noch dein Judeiziliiiin aiigehortens · iveineieii, und zeigten ihm die Rocke und Kleider sdie Unter- und Oberkleider 2. Mos. 12, 34 Aiim·], lvelche die Rehe [griech. Dvrkh Gcizellej machte, weil sie bei ihnen war [1. Sam. 2, 19; Joh. II, 23]. 40. Und da Petrus sie alle hinaus getrieben hatte sLuk. 8, 54], knieete er iiicder, betete, und wandte sich sieht, nachdeni er sich von seinem Gebet wieder in die Höhe gerichtetJ zu dem Leichnam und sprach: Tabea [aramäifch: Tabitha], stehe aiif! Und sie that ihre Aiigeii ans; und da sie Petrum sahe« fetzte sie sich wieder? sbessert empor —- soweit war sie nun wieder in’s Leben zurückgekehrt, daß sie auf ihrem Lager sich wieder emporrichten konnte]. s» 41f. ldEßr saber gab ihr die Hand iiiid richtete ie an a ie nun ganz und völlig dem Leben zurückgegeben war Luk. 7, 15], und rief sieht] den Heiligen nnd den Wittwen sdaß sie nunmehr wieder hereinkommen möchten in’s Gemach], Und stellete sie lebendig dar [2. Köik 4, 36]. 42. Und es ward kund durch ganz Joppe swas im Bereich der dasigen Christengemeinde sich zugetragen], und viele sunter den jüdischen Bewohnern, die bisher der Gemeinde sich noch fern gehalten] wurden gläubig an den HErrn [Joh. 8, 30; 10, 42]· 43. Und es geschah, daß ei· lange Zeit sbis in das J. 42 hinein] zu Joppe blieb bei einen: lgewiffetti Simon, der ein Gerber war szur chrift- lichen Gemeinde gehörte und mit feinem Hause am Meere lag Kuh. 10, 6]. Zsedrån in von eigertBekeZruiäg daller, dsie zu h a un arona wo ne en, ie e - war, o mag, soweit dies in Folge des Wunderwerks Lan Aeneas geschah, allerdings zunächst niir aiif die Einwohner von Lydda, die ja aiich zunächst nur dies Wunderwerk mit Augen sahen, sich beziehen; allein nicht nur ver- breitete fich die Nachricht davon auch bis Joppe, so daß inan den Petrus dorthin an das Todteiilager der Tabea rief, sondern es kam niin hier noch ein zweites Wunderwerk und ein längerer Aiifenthalt des Petrus hinzu, und das gab denn den Ausschlag, daß alle, die in der Saroii-Ebeiie wohneten iind die nicht werden erniangelt haben, sich aiich über das Wunderwerk an Aeiieas iiijher zu iiiiterrichten, sich zum HErrn be- kehretenz darnach wäre V. 35 eine Vorausnahnie des gefamnite1i Erfolgs, den der Apostel erzielte, ein vorausgeschickter Ueberblick über den Stand der Dinge, wie er ihn hinter sich zurückließ, als er nach Kap. 10, 1—11, 18 von Joppe nach Cäfarea berufen ward iiiid von dort sich wieder nach Jerusalem wendete. Von Joppe, über welche Stadt in der oben angeführten Bemerkung bereits das Nöthige gesagt ist, bringen wir umstehend noch eine Abbildung nach. Die dasige Jüiigerin Tabea lein von Luther zur Ausgleichung des hehr. Zibea und des aramiiischen Tabjtlia gebildeter Name) war wohl eine Schüleriii des PHTHPPUH (8, 40); es ist das der erste Frauen- name, der uiis aiis der Geschichte der Kirche berichtet wird, und wir folleii, wie Baunigarten bemerkt, hier offenbar sehen, was der Geist Christi ans deni weiblichen Gefchlecht bereiteii will. Da uns bei ihrem Tode niemand als besonders theilnehiiiend berichtet wird, so haben wir sie uns jedenfalls als alleinstehend, sei es als Jungfrau oder als Wittwe, zn denken. Was nuii aus dieser einsam stehenden Jungfrau oder Wittwe der Geist Christi in der Gemeinde von Joppe bereitet hat, sagt Lukas mit den Worten: ,,sie war voll guter Werke und Almosen, die sie that!« Die guten Werke und namentlich Almosen, um mit den: vorhin i erwähnten Ausleger weiter zu reden, sind allerdings i etwas Aeußerlcches; sie haben, sowie sie geschehen sind, s eine außerliche Selbstständigkeit gewonnen, und dennoch i sagt Lukas, die Tabea sei solcher Werke und Almosen l Akt« IMMEN- Wiedercsrlveckung der Tabea von den Todten. 453 E« voll gewesen, als wenn diese Aeußerlichkeiten an ihr wären haften geblieben. Es liegt darin eine Hin- weisung aus die Natur folcher Werke; es soll ange- deutet werden, daß das Wesentliche in denselben eben das Seelenhafte gewesen, was in sie hineingehauchh hineingesetzt worden sei (vgl. Col. Z, 23), daß sozu- Joppk sagen alle ihre guten Werke und Almosen nicht sowohl Materie und Stoff, als Geist und Leben gewesen seien. Nur so können diese Aeußerlichkeiten als ihrer Ur- heberin innewohnend und innehaftend beschrieben wer- den; sie sollen als gute Werke dargestellt werden, welche von dem Menschen nicht können getrennt werden, sondern mit ihm ziehen auch durch die Todespforte (Offenb. 14, 13). Daraus erklärt sich nun auch die ganz außerordentliche Wirkung dieser Wohlthätigkeit: die Tabea wird krank und stirbt; da zeigt sich, daß sie, die Einsame, durch die Liebe Christi, welche sie durch- drungen und all ihr Thun beseelt hat, sich eine Theil- nahme erworben, als wäre sie die Mutter der ganzen Gemeinde gewesen, man erkannte da erst recht, was für einen Schatz man in ihr besessen. Und so ist es denn die Gesammtheit der Jünger, welche Männer nach Lydda sendet, wo Petrus weilt — ein Beweis, wie rein die Empfänglichkeit der Leute dort war für das Walten einer solchen Liebe. Man wünschte, daß der Apostel sie noch sehen möge, bevor sie bestattet würde; nur zunächst nach seinem Zuspruch, nach Trost des heil. Geistes verlangte man, an das Wunder einer Todtenerweckung dachte man schwerlich, höchstens sagten die Leute« unter einander: ,,wäre Petrus hier gewesen, unsere Schwester wäre nicht gestorben« (Joh. 11, 21 n. 32). Es erinnert uns das an einen alten persischen Denksprnch: ,,als du einst das Licht der Welt begrüßt, weintest du, aber die Deinen freuete11 sich; "Leichnam lag; da treten auch alle Wittwen hinzu, welchen die Verstorbene ihre Wohlthaten gespendet, und treten herzu mit den Beweisen ihres aufopferndeii nnd dienstfertigen Fleißes in den Händen, so daß jetzt die beiden Kreise versammelt sind, mit welchen Tabea im Leben verbunden gewesen, einerseits die Christen- gemeinde, der sie selbst angehört hatte, und andrerseits die wenigstens theilweis nicht zur Gemeinde gehörigen Wittwen, deren Wohlthäterin sie gewesen. Dem Apostel steigt da ein Gedanke in der Seele auf, daß er hier wohl noch zu mehr als zu brüderlicher Theilnahme und geistlichem Zuspruch berufen sein möchte; der Söller, aus dem er sich befindet, erinnert ihn an den Saal, auf dem der Prophet Elias bei der Wittwe zu Zarpath wohnete (1. Kön. 17, 17 sf.), und an .den Söller des Elisa bei der Sunamitin (2.Kön. 4, 32 sf.). Aber mächtiger als das bewegt noch etwas Anderes sein Herz: er ist einst mit dem HErrn in der Sterbe- kammer des Mägdleins des Jairus gewesen und hat das Wort gehört (Mark. 5, 41): Talitlia kumi (Mägd- lein, stehe auf)! — wie, liegt» nicht hier es nahe, im Namen dieses selben Christus, der noch fort und fort bei seiner Gemeinde ist, zu sagen: Tabitlnw knmi (Tabea, stehe auf)!? Ob es des HErrn Wille also sei, das muß er erst mit ihm im Gebete abmacheicz und so läßt er die Versammlung abtreten, nachdem er aber seiner Sache gewiß geworden, daß hier der Fall vor- liege, wo es einmal sich bewähren soll, das; das Wort lebe so, daß, wenn dein Auge sich schließt, du dich freuest, die Menschen aber weinen« Man f1·ihrt nun j den Petrus hinauf nach dem Obergemach, wo der i« s Christi an seine Apostel in Matth. 10, S: »wecket die ; Todten auf« keine blos figürliche Rede gewesen, ver- I richtet er das Wunder, das in drei Stufen verläuft: 454 Apostelgeschichte 1·0, l. 2. der erste Moment ist das Ausschlagen der Augen von Seiten der Todten auf den Ruf des Apostels; mit dem zweiten erstarkt sie unter seinem Anblick und richtet sich sitzend empor; zu dem dritten verhilft ihr Petrus, indem er ihr die Hand reicht und sie auf ihre Füße stellt. Jetzt ruft er die Gläubigen und die Wittwen herein und stellt ihnen die Auferweckte lebend vor; das Weinen der letzteren um die Gestorbene hat Lukas vorhin (V. 39) erwähnt, ihr Jauchzen über derLebendig- gemachten beschreibt er jetzt nicht, es war eben unbe- schreiblich Gern ließ sich Tabea den Willen des HErrn gefallen, noch eine Weile im Leibe zu wallen; für ihr Theil wäre ihr wohl besser gerathen gewesen, sie hätte dürfen daheim bleiben bei ihm und ruhen von ihrer Arbeit (Phil. 1,»23l, »aber sie war ja gewürdigt, ihm und feiner Gemeinde hienieden noch einen beson- deren Dienst mit dem Wunder, das an ihr geschah, dahin zu thun, daß noch Viele, die .bisher mit ihrer Bekehrung zurückgeblieben, nicht länger damit zö» erten und die Zahl der Auserwählten voll machten. YFetrus seinerseits gewährte den Jüngern zu Joppe mehr, als sie begehrt hatten, da sie ihn ermahneten,- daß er sichcs nicht ließe verdrießen zu ihnen zu kommen: er blieb bei ihnen, und zwar eine iemlich lange Zeit; und da ließ er sich’s nicht -verdrie en, zu wohnen bei einem Gerber, während ein Pharisäer das nicht gethan hätte, sondern einem solchen wäre das Haus eines Gerbers als eines Handwerkers, der mit Thierleichen sich viel zu schaffen mache, gemein und unrein erschienen —- nachher sollte er gerade von hier aus in der Erkennt- niß dessen, was nicht gemein und unrein sei in den Augen des HErrn, noch weiter geführt werden (Kap. 10, 10 fs.). Den Petrus, bemerkt Rieg er, konnte noch das Haus eines Gerbers versorgen, fiir seinen jetzigen angeblicheli Nachfolger dagegen wäre kaum ein Schloß hinlänglich. Das 10. Kapitel. Bekehrung des hnuptmanns Cornelius durch Petri Predigt. f. b. 1— nun. 11, 18 (§ 145): die Einführung der Erstlinge der Heiden. in die christliche Eirche durch Petrus, deffen Vorbereitung zu diesem Zserlie durch ein Gesicht und dessen Recht— Eerttgung seines Thau- vor der Gemeinde zu. eru fatenu 1. Es war aber [zu der Zeit, wo Petrus nach dem Bericht in Käse. 9, 43 zu Joppe längere Zeit sich aushielt und dort vollends herbeiführte, daß alle, die zu Sarona wohnten, zu dem HErrn sich bskshretett 9- 351 ein Mann zu Cäsarien fam Meer Katz. 8, 40, welche Stadt 8 Meilen davon nach Norden hinauf entfernt liegt Karte V.], mit Namen Cornelia-Z, ein Hauptmann [Matth. s, 7 Anm.] von der sdaselbststationirtens Schaay die da heißt die wiilsche foder italische]; Z. Gottselig [dem Herzen nach] und gottes- fürchtig sdaß er dem Gotte Jsrael als auch seinem Gott dienete], sammt seinem ganzen Hause [Jos. U, Wi- und gab dem Volke [den zu Cäsarieki wohnenden armen Juden als Zeichen seiner Hin- neigung zu ihnen, die er als Glieder des aus- erwählten Volkes ehrete Dan. 4, 24; Röm. Z, 1 f.] viel Almosen swenn er auch für seine Person dem Judenthum fern blieb] und betete immer zu Gott [daß er ihn zum Frieden und Heil führen wolle]. Von Cäsarea am Meer, das Herodes d. Gr. in zwölf Jahren erbauete und etwa im-J. 9 v. Chr. einweihete, haben wir schon in den Schlußbem zum I. Maccabäerb Nr. il, c. das Nöthigste bemerkt. Gleichwie Samaria erhielt auch diese Stadt ein starkes Eaftell und war nun in der Zeit der sieben römischen Landpfleger, unter denen Judäa von 6—41 n. Chr. stand, für gewöhnlich deren Wohnsitz, von wo aus sie nur zuweilen, besonders zu den hohen Festen, nach Jerusalem kamen. Die Bevölkerung war eine aus Heiden und Juden gemischte, doch bildeten erstere die Mehrzahl und bestanden meist aus Griechen und Römern; für sie hatte denn auch Herodes d. Gr. heid- " nische Tempel mit glänzendem Aufwand errichtet, be- sonders zeichnete sich der großartige Augustus-Tempel . aus, der dem Hafen gegenüber auf einem Hügel lag und von Weitem schon den Seefahrern in die Augen fiel. Allerdings blieb Jerusalem die nationale Hauptstadt; aber Cäsarea ward, seit es Sitz der Land- pfleger geworden, zur offiziellen erhoben und verlor diesen Rang auch nicht, als mit dem J. 41 n. Chr. das Land unter die Herrschaft des Herodes Agrippa l. kam, wie aus Kap. 12, 19 ff. hervorgeht; mit Jeru- salems Zerstörung im J. 70 erlangte sie sogar die Würde der einzigen Hauptstadt und erhielt nun die Bezeichnung Oaesarea Palaestinae (scil. caput)· Ein Bild von ihr im jetzigen Zustande würde unserm Auge lediglich einen Trümmerhaufen vorführenx denn im J. 1265 at Sultan Baibars sie gänzlich zerstört, so daß kein tein auf dem andern geblieben. Es ist nun bedeutsam, daß gerade hier der HErr den Erstling der Heiden im vollen Sinne des Worts sich ersiehet, um ihn ohne irgend welche vorherige Zuge- hörigkeit zum Judenthum sofort in sein Reich einzu- führen; denn wenngleich der Kämmerer aus Möhren- land in Kap. 8, 26 ff., den Philippus taufte, ebenfalls ein Heide war, so war derselbe doch bereits soweit dem jüdischen Gottesdienft einverleibt, als dies bei einem Verfchnittenen überhaupt geschehen konnte, er war wenigstens ein Proselyt des Thors und stand etwa auf gleicher Linie mit den Samaritern, insofern diese bei aller Verachtung, mit welcher die strengen Juden· sie behandelten, doch keine Fremdlinge schlecht- hin waren; aber den Hauptmann Cornelius in Cäsarea bezeichnet Petrus in V. 28 wirklich als einen Fremd- ling. So sehr derselbe auch ein Verehrer des wahren Gottes war und als gottselig und gottfürchtig sammt seinem ganzen Hause gepriesen wird, und so sehr sonst der Ausdruxkz »gottsürchtend« eine stehende Bezeichs nunxä der Profelyten oder Judengenossen ist (Kap. l6. B. 43; 16, l4), so will St. Lukas doch hier, wo er diesem Ausdruck den andern: »gottselig« voraus- gehen läßt, o ne Zweifel den Mann lediglich als einen solchen charaterisiren, der -in freier Weise, nach Denkungsart und häuslicher Gottesverehrung, dem Judenthum sich zugeneigt hatte, ohne durch irgend welchen offiziellen Akt auch äußerlich an Jsrael sich angeschlossen zu haben; es mochte Manche-Z, und da- runter besonders wohl die Ahnung, daß auch« das Judenthum noch nicht das volle Heil gewähre, von einem solchen Anschluß ihn zurückhalten Er mochte seiner Zukunft nicht vorgreifen und in der höchften Angelegenheit seines Lebens nicht eher die letzte Ent- scheidung fällen, als bis er zu einer gewissen Ueber- « zeugung gelangt, zu rechter Klarheit durchgedrungen Der Hauptmann Cornelius zu Cäsarea von der welschen Schaar. 455 sei; desto mehr aber rang er nun durch Gebet und Almosen mit Gott, daß dieser ihn die rechte Straße führe und zu Leben und voller Genüge ihm verhelfe (V. 4). Wäre er nicht, was die äußere Zugehörig- keii betrifft, dem Judenthum bisher noch fern ge- blieben, sondern wäre er weni· stens schon ein Pro- selyt des Thors gewesen, wie ie Ausleger vielfach annehmen, so müßte es ganz unerklärlich erscheinen, warum hernach von dem HErrn ein so großer Apparat in Bewegung gesetzt wird, um den Petrus zum Hin- gehen in das Haus dieses Mannes nnd zur Taufe desselben und feiner. Familienglieder zu bewegen. Ge- rade in Cäsarien hatte ja seit Kap. 8, 40 Philippus seinen Wohnsitz aufgeschlagen; da hätte es doch viel näher gelegen, den Eornelius mit seinem Bediirfniß an denjenigen Mann, der schon den Kätnmerer aus Mohrenland in das Reich Christi eingeführt hatte, zu verweisen. Oder, wenn nun einmal Petrus sein Seel- sorger sein sollte, was für ein engherziger, beschränkter und seiner hohen Stellung in der Kirche unwürdiger Apostel hätte dieser doch sein müssen, hätte nicht auch bei ihm, wie vor acht Jahren-bei Philippus, eine ein- fache Weisung von oben durch einen Engel und eine Zusprache des heil. Geistes genügt, um die Aufnahme in den neutestamentlichen Gnadenbund an einem solchen zu bewirken, der gar nicht ferne mehr war vom Reiche Gottes, zumal ein solcher Fall nun gar nicht mehr der erste seiner Art und dem der Samariter so ganz ähn- lich war! Damit wir jedoch nicht blos auf dergleichen Erwägungen und Schlußfolgerungen uns angewiesen sehen, die immer eine Sache nur im höchsten Maße wahrscheinlich machen, aber nicht bis zur unbedingten Gewißheit selber, worum es ja hier uns muß zu thun sein, erheben können, sondern einen festen Grund und Boden unter den Füßen haben möchten, so spricht das Gesicht, das Petrus in V. 10 ff. in der Entzückung hat, es noch ganz unzweideutig aus, daß Cornelius nach seiner äußeren Stellung noch vollständig ein Heide ist; denn die Unterscheidung von reinen und unreinen Thieren, so haben wir zu 3. Mos. 11, 2 uns iiberzeugh hatte im Gesetz keinen andern Zweck, als daß es denjenigen Unterfchied, den Gott in heilsge- schichtlicher Hinsicht damit« aufgerichtet, daß er Israel zum Volk seines Eigenthums sich erwählt und in ein besonderes Verhältniß zu ihm Tgestellh alle übrigen Völker dagegen ihren eigenen egen und der Ent- wickelung des im Menschen liegenden sündi en Natur- grundes überlassen hatte, auch auf dem ebiete der Natur zum symbolischen Ausdruck bringen und damit in recht lebendigem Bewußtsein erhalten sollte; und wenn nun einem jüdischen Manne es ein ungewohnt Ding war, sich zu thun oder zu kommen zu einem Fremdling (V. 28), so war das eben die von Gott beabsichti te Wirkung oder die praktische Anwendung «enes mosaischen Speisegesetzes Jetzt dagegen ist die sJeit herbeigekommem daß der HErr den Zaun, der dazwischen war, abbrechen (Ephes. 2, 14) und auch den Heiden freien und unbeschränkten Zugang zn seinem Reiche» gewähren will. Warum sie bei diesem ihrem Eingang an dem Judenthum werden ganz vor- beigehen dürfen, so daß auch das Proselyteiithum des geringeren Grades nicht mehr in Betracht kommt, dafür werden wir hernach die Gründe uns klar zn machen haben, für jetzt befchäftigt uns zunächst die Erwägung, warum diese entfcheidende Wendung in der Entwickelungsgeschichte der apostolischen Kirche gerade in Cäsarien vor sich geht· diejenige Stadt auf dem Gebiet des heil. Landes, wo das Heidenthum das Erbtheil des HErrn gewisser- maßen verschlungen hatte (2. Sam. 20, 19); nicht Nun, Cäsarien war jas nur war sie von Haus aus durch erodes ganz in heidnischem Style angelegt und zur flege heidnischer Cultur in religiöser und sozialer Beziehung bestimmt, sondern dort hatte auch die römische Oberherrschafh als das Land nun völlig ihr anheimgefallem sich recht eigentlich häuslicl) niedergelassen, und die Schnur, die da hieß die wälsche, war der sprechendste Beweis dieser häuslichen Niederlassung. Da mußte denn gerade in dieser Stadt das Christenthnm erobernd in das Heidenthum einbrechen und mit seiner ersten Sieges- beute ein Wahrzeichen aufrichtem daß es von nun an immer mehr und mehr sich erfüllen werde, was in Jes. 53,12 von dem leidendeu Knecht Gottes ge- weissagt worden: »ich will ihm große Menge zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben« Was die oben erwähnte Schaar betrifft, bei welcher Cornelius als Hauptmann stand, so ist sie nicht mit der ,,kaiserlichen« in Katz. 27, 1 zu verwechseln; über letztere wird dort das Nöthige bemerkt werden, soviel sich überhaupt sagen läßt, hier aber handelt es sich um eine von den fünf Eohorteu (Schaaren zu 6——700 Mann Matth.·26,47 Anm.), welche in Eäsarea statio- nirt zu fein pflegten. Die in den orientalischen Pro- vinzen stehenden Legionen der Römer bestanden meistens aus eingeb ornen Soldaten; einzelne Cohorten indeß waren aus Jtalienern gebildet und hießen dann italische (Luther: ,,wälsche«, abgeleitet vom mittelhoch- deutschen walch = Ausländer, worunter man damals hauptsächlich die Jtaliener, später dagegen die Fran- zosen verstand, je nachdem das eine oder das andere Ausland im Vordergrunde des Verkehrs stand und für Deutschland das Ausland überhaupt repräsentirtes Cornelius also, worauf auch sein lateinischer Name hindeutet, war von römis cher Nationalität. Auffällig könnte es erscheinen, daß er mit der Cohorte, zu der die von ihm befehligte Eompagnie gehörte, auch jetzt noch in Cäsarea stand, da ja seit dem J. 41 n. Chr» wie wir gesehen haben, Herodes Agrippa I. zum Landesherrn erhoben worden war; von den Auslegern denkt keiner an diesen Wechseh sondern sie behandeln die Sachlage so, als wäre noch immer ein römischer Landpfleger dagewesen. Indessen finden wir schon unter Herodes Antipas einen römischen Hauptmann in Kapernaum (Matth. 8, 7 Anm.); und so führte wohl der Umstand, daß Agrippa König geworden war, keineswegs einen sofortigen Abzug der Cohorte von Cäsarea herbei, im letzten Grunde blieb das Land römisch so gut wie vorher, und sollte ja auch gar bald wieder römisch werden. Nun ist auch die römifche Nationalität des Cornelius nicht ohne Bedeutung: erade Rom und« das Abendland kommen bei dem usspruch des HErrn, daß das Reich Gottes solle von den Juden genommen und den Heiden gesehen werden, und bei dem, was Paulus von einer Fü e der Heiden sagt, die zuvor eingegangen sein müsse, ehe Jsrael zuletzt noch werde errettet werden (Matth. 21, 43; Röm. 11, 25 f.), ganz besonders in Betracht (vgl. Anm. zu Offb. 10,11 u. 11, 2). Mit einem Manne aus denjenigen Heiden also, welche ums« sgoxsso oder im Vorzug die Heiden ausmachem denen das Reich Gottes gegeben werden soll, daß sie seine Früchte bringen, nimmt die Berufung der Heiden ihren An—- sang und wird hiermit gleich von vornherein darauf hingedeuteh was hernachmals die Kirchengeschichte be- stätigt hat, daß die orientalifche Heidenwelt nicht die- jenige sein kann, die für die Zeit der Verwerfung Jsraels die Stelle des auserwählten Volks ausfiillen nnd sozusagen dessen pleroma (Matth. II, 16) bilden wird. Allerdings soll die griechischwrientalische Heiden- welt den thatsächlichen, wirklichen Anfang mit 456 einer heidenchristlichen Kirche machen, und so wird der weitere Schritt in der Berufung der Heiden die Stif- tung der Gemeinde zu Antiochia sein (Kap. 11,20ff.) und Antiochia wird gar bald anstatt Jerusalems die Metropole oder die Mutterstadt der chriftlichen Ge- meinden werden (Kap. 13, I sf.; 14, 26fs.; 15, 35 ff; 18, 22 f.); aber über die griechischmrientalifche Christen- heit wird um ihrer Verderbniß willen seiner Zeit durch den Muhamedanismus ein Verderben kommen, unter welchem sie 42 Monate im prophetischen Sinne (å. 30 Jahren Offenb. 10, 7 Anm.) wie unter dem Banne. liegen muß, daß sie kein Leben mehr in sich hat. Darum wird, zum Zeichen, daß Gottes Reich auf diesem Gebiet keine recht bleibend e Wohnstätte findet, dem Paulus schon auf seiner zweiten Missionsreise von dem heil. Geist gewehret, zu reden das Wort in Afien; er muß nach Europa hinüber (Kp.16, 6 ss.), und gleichwie in Ephefus, so hat er selbst inCorinth keine Ruhe, er muß hinüber nach Rom (Kap. 19, 21; Röm. 1, 9 sf.)· Daß er hier nun wirklich am Ziel seines Laufes angekommen ist und es fortan nichts verfchlägh wenn er auch nicht bis gen Hispanien vor- dringt, wie er sich vorgenommen (Röm. 15, 24 u. 28), giebt der HErr ihm mit der Offenbarung in Kap. 23, 11 zu verstehen. Jn gleicher Weise sind denn auch fchon alle einzelnen Umstände und Verhältnisse in vorliegender Gescl)ichte prophetisch-bedeutfam. So ist, um noch einen Punkt anzuführen, neben der Thatfache, daß zu Cäsarea der Eintritt des Petrus von der Judenwelt in die Heidenwelt ftattfand, zugleich die andere zu be- achten, daß hier später auch der Kampf zwifchen Juden und Heiden entbrannte, der den jüdifchen Krieg und die Zerstörung Jerusalems durch die Römer zur Folge hatte (s. Anhang 11, d. unter Nr. 3). 3. Der [als er eines Tages nach mehrtägiger Vorbereitung durch Fasten in seinem Hause zu Gott betete, er wolle ihm zu voller Erkenntnis; der Wahrheit und zur Erwählung des richtigen Wegs hindurchhelfen V. By; Dan. 9, 1 ff.] sahe in einem Gesichte sdas ihm aus einmal im wachen, jedoch zur Verzückung gesteigerten Zustande zu Theil wurde] offenbarlich soder deutlich, so daß er über die Erscheinuiig sich klar und bestimmt vermochte Rechenschaft zu geben], Um die neunte Stunde am Tage sNachmittags 3 Uhr Kap.3, 1], einen Engel Gottes [in Gestalt eines Mannes in hellem Kleide V. 30] zu ihm fin das Zimmer, da er sich befand Luk. 1, 28] eingehen; der [bei seinem Namen ihn rufend und damit für Gott und die himmlische Welt gleichsam ihn designirend Jes 43, I; 45, 4; 55, b; Matth. 10, 1] sprach zu ihm: Cornet« 4. Er aber [da er ihn erblickte und auf der Stelle erkannte, daß er es hier nicht mit einem Menschenkiiide zu thun habe] sahe ihn an sum sich sein eigentliches Wesen im Geiste zurecht zu legen, so gut er konnte], erschrak [als er jetzt dessen sich gewiß ward, daß ein der unsichtbaren Welt angehöriger Bote Gottes ihm erfchienen sei] und sprach siu Erwideruitg auf die Anrede]: HEry was ift’s sdas du mir zu verkünden oder zu be- fehlen hast]? Er aber sder Engel] sprach zn ihm: Dein Gebet und dein Almosen [V. 2] sind hinauf- kommen in’s Gedcichtniß vor Gott sdaß er dir- Apostelgeschichte 10, 3———10. thue nach dem Begehr, das du damit hast vor ihm laut werden lassen 2. Mos. 2, 23 f.; Pf. 141, 2]. 5. Und nun sende Männer [als Boten] gen Joppen [Kap. 9, 36 ff.] und laß [zu dir] fordern svon dort einen gewissen] Simon, mit dem Zu- namen Petrus [Matth. 10, 2], 6. Welcher [daselbft] ist zur Herberge [als Gast herbergend Luk. 2, 7 Anm·] bei einem Gerber sder ebenfalls] Simon fheißt 9, 43], deß Haus am Meere liegt [und also nicht schwer ausfindig zu machen ift]; der snämlich Simon Petrus V. 5] wird dir sagen, was du thun sollst sum zur Selig- keit zu gelangen 11, 14]. Es gilt überall der gemeine Vers: nulla üdes pietasque vjris, qui castra sequnt11r; aber der Sol- datenftand an sich und die Gottesfurcht streiten nicht mit einander, denn jener ist nicht wider Christi Regeln, er fichert die innere Ruhe und schützt gegen äußere Gefahren. (Starke.) Streit und Krieg sind in einer sündigeu Welt unvermeidlich, unentbehrlich, heilsam; in Uebereinstimmung hiermit steht der Soldatenstand gewiß hinter keinem andern zurück in den Augen dessen, der sich ebensowohl als Kriegsmann wie als Friede- fürst in der heil· Schrift beider Teftamente verherrlicht- (da costs-n) Römisch von Kopf bis zu Fuß hatte Cornelius doch kein Herz für die römifchen Götter; er war einer von den Japhetskinderm die in den eroberten Hütten Sems selber erobert worden von dem Gotte Sems: I. Mos. 9, 27. (Besser.) Wie Cäfarea das heidnifche Rom in Palästina vertrat, so der Hauptmann Cornelius die Frommen, die Menschen der Sehnsucht in Rom und in der Heiden- welt überhaupt; die Macht feines religiösen Lebens beweist sich dadurch, daß er sich eine ganze Haus- gemeinde von Verwandten, Freunden, Knechten und Soldaten gebildet hatte (V. 7 f. 24 u. 27) — eine Art von Kirchlein vor seinem Eintritt in die- Kirchey (P. Lange.) Aus den Worten des Petrus in V. 36 ff. geht hervor, daß Cornelius von den geschichtlichen Thatfachen des Christenthums gehört hatte; dies konnte sehr leicht geschehen, da der Almosenpfleger Philippus schon seit längerer Zeit in Cäfarea predigte (8, 40). Dadurch wurde nun seine innere Unruhe und fein Verlangen vermehrt, über die wichtigste Angelegen- l)eit feines Herzens ins Reine zu kommen; er mochte ahnen, daß gerade diese neue, von den einen heftig verdammte, von den andern heftig ergriffene Religion wohl die wahre und allein geei net sei, das tiefe Be- trübniß feines Gemüths zu hefriedigem er fuchte darüber Aufschluß im Gebet, und um sich desto unge- störter der Betrachtung göttlicher Dinge widnien zu können, verband er damit das Fasten. (Schass.) Den Inhalt seines Bittens merken wir aus der Erhörung Er wußte wohl von der Predigt des Friedens durch Jefnni Christian, nnd nach Frieden fragte sein ganzes Herz: »die Juden haben ihn an’s Kreuz geschlagen, aber seine Jünger sagen, daß er lebe, ein Heiland der Sünder, wie ich bin —- o, daß ich seiner gewiß würdet« so schüttete er sein Herz vor Gott aus. Dieser Heide hatte gelernt, was die Juden allermeist nicht verstehen wollten, daß ohne einen Heiland, welcher Leben und Seligkeit giebt in Vergebung der Sünden, die Gott- seligkeit ein Suchen ohne Finden und die Gottessiircht eine Mühe ohne Erquickung ist. (Besser·) Er hatte aber auch den Glauben, daß Gott ein Erhörer der Das dem Eornelius erscheinende Gesicht und seine Gesandtschaft an Petrus. 457 Gebete sei, besonders ein Erhörer des Gebets um Licht, um Wahrheit, um immer größere Offenbarung in Herz, Gemüth und Leben; möchten doch solchen Glauben die Namenchristen unsrer Zeit, die Kanzel und Altar in der verbor« enen oder schon offen erklärten Meinung betreten, da das Gebet, um von Gott etwas zu bekommen, eine Thorheit sei, von dem Heiden lernen! (da cost-tu) Die Gebetsstunden sind die rechten Gnadenstunden, wo die Engel Gottes am liebsten kommen, wo der Weg offen, der Verkehr lebendig ist zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den ållienschent Kap. 9, 11f. (Gerok.) Am Tage, also nicht im Traum, wohl aber im Gesicht, in ekstatischer Verzückung, sieht Cornelius einen Engel Gottes bei ihm eintreten; der Engel war nicht Produkt feiner Ekstase, sondern objektiv da, aber nicht fiir jedermann sichtbar, sondern nur für sein durch den ekstatischen Zustand geöffnetes Auge. (Ebrard.) Daß hier ein Engel in die Welt der Sichtbarkeit tritt, zeigt, daß wir jetzt wiederum an einem hervorragenden Ent- wickelungspunkte des Reiches Gottes stehen; denn fast alle von den vielen Engelerscheinungem die uns im Worte Gottes berichtet sind, haben eine enge Beziehung zu solchen Wendepunktem (Andreä.) Anders, als mit dem Kämmerer aus Mohrenland, geht Gott mit dem Hauptmann Cornelius um; jenem holt ein Engel, Von dem er nichts siehet und höret, den erwünschten Aus- leger des Propheten Jesaia herbei, diesem erscheint in offenbarlichem Gesicht ein Engel mit der Weisung, daß er Petrum solle zu sich holen lassen. Cornelius war ein Heide, der Kämmerer ein Judengenosfez mit dem Judengenossen redete Gott durch den Propheten Jesaia zur Vorbereitung auf die Predigt Philippi; mit dem Heiden wollte er reden durch Engelbotschaft, damit Petrus desto gewisser und fröhlicher sein evangelisches Friedensamt ausrichten möchte an diesem nichtbe- schnittenem aber doch Gott wohl bekannten Fremdlinge Das Gebet nun nennt der Engel zuerst, wenn er spricht: ,,dein Gebet und dein Lllinosen sind hinauf- kommen in’s Gedächtniß vor Gott«; die Almosen selber haben keine Flügel zum Emporkommen vor Gott, aber das Gebet nimmt sie mit. Gott hatte Eornelii Al- mosen richtig verstanden, sie waren eine Frucht und ein Bekenntniß seines Glaubens, beseelt und getragen von dem Seufzer: ,,ach HErr, verschmähe nicht meinen Dienst an deinem Volke!« Fragte er sein eigenes Herz, ob Gott sein Gebet erhört und seine Almosen angenommen habe, so erhielt er da höchstens ein Vielleicht zur Antwort, denn mit Schmerzen fühlte er die Ferne und Fremde, darin er sich befand (Ephes. 2, 12), und seine Seele war wie ein Vogel, der das bergende Nest umflattert und die Oeffnung nicht finden kann, die hineinführt Heute aber sollte er sie finden und erfahren, daß er nicht vergeblich gesucht hatte; in diesem Sinne waren seine Gebete und Almosen hinauf- gekommen in’s Gedächtnis; vor Gott. (Besser.) Daß Eornelius befehligt wird, Petrum fordern zu lassen, und also Petrus ihm nachgehen mußte, zeigte desto deutlicher an, daß Coriielius sich nicht zum Judenthuiih sondern das Reich Gottes sich zu den Heiden wende. (Rieger.) 7. Und da der Engel, der mit Cornelia [also, wie eben gemeldet worden] redete, svon ihm] hinlveggegangen war sdenn er war ja, wenn auch nur im Gesichte wahrnehmbar, wirklich iind leib- haftig bei ihm gewesen Luk. l, 38], rief er sCornelius, der mit diesem Augenblick aus dem Zustande der Entzückung wieder in den natür- lichen zurücktrat] zween seiner Hausknechte sdem Civilstande arIgehörigJ und einen gottesfürchtigen Kriegsknecht [welcher letztereJ von denen [aus der unter seinem Commando stehenden Militairabthei- lang war], die auf ihn warteten sden Dienst von Ordonnanzen bei ihm versahen Matth. 8, 9], 8. Und erzahlete es ihnen alles sohne irgend welchen Rückhalh was für eine Erscheinung ihm zu Theil geworden und welcher Befehl Gottes an ihn ergangen war], und sandte sie gen Joppcn [mit dem e1itsprechenden Auftrag V. 5 f. 17 f. 22]. Daß Eornelius nicht an Philippus den Evangelifteih der doch nahe zur Hand war (Kap. 8, 40; 2l, 8), son- dern an Petrus verwiesen wird, hat darin seinen ein- fachen Grund, weil die Aufnahme dieses Erstlings der Heiden so feierlich als möglich geschehen und·nament- lich dem Mittelpunkt der apostolischen Gemeinde un- mittelbar nahe gebracht werden sollte; darum darf kein Geringerer als Petrus die menschliche Vermittelung bei dieser Bekehrung übernehmen. (Baumgart·en.) Man merkt es dem Eornelius bei dem, was ersjetzt thut, ordentlich an, wie seine Seele so froh ist, daß er nun e11dlich einmal etwas Griindliches über den Weg zur Seligkeit erfahren soll: er macht es nicht etwa im Stillen ab als etwas, dessen man sich eigentlich schämt, das man nicht vor den Leuten will kund werden lassen. (Williger.) Die bescheidene, aber in der Geschichte so besonders wichtige Gesandtschaft soll aus drei Männern, gewählt aus Cornelii eigenem Hause und aus seinen Kriegern, bestehen. (da C0sta.) Seinem gottesfürch- tigen und liebreichen Regiment latte Cornelius zu danken, daß es ihm nun nicht an euten fehlte, denen er sich bei einem solchen Vorhaben anvertrauen konnte. Was gründet doch die Gottesfurcht für eine wohl- anständige Vertraulichkeit in Haus und Amt! Der größte Herr kann sich nicht in soviel Respekt und Liebe setzen als ein solcher, der die Seinen im Hause und die Untergebenen im Amte göttlich regiert: wenn man es auch nicht täglich bemerkt, so offenbart es sich doch in Hauptumstiinden (Rieger.) Der Heiden Erstling brachte sein ganzes gottesfiirchtig regiertes Haus und Eommando dem HErrn Jesu zu, wie hernach die Purpurkrämerin und der Kerkermeister zu Philippi in Kap.16. (Besser.) 9. Des andern Tages, da diese sdrei Männer, die noch gestern Abend von Cäsarea weggegangen und die Nacht hindurch gereist, also schon soweit] auf dem Wege waren [daß sie die 8 Meilen oder 13 Wegstunden fast ganz zurückgelegt hatten] und nahe zur Stadt [Joppe] kamen, stieg [hier, in Joppe] Petrus hinaus ans den Soller sdes am Meere gelegenen Hauses seines Gastfreundes V. 6], zu beten sdenn das Anhalten am Gebet war ihm ebenso eine Hauptaufgabe seines apostolischen Amts, wie das Anhalten am Wort Kap. 6, 4] um die sechste Stunde sMittags 12 Uhr, welches ja auch eine der üblichen Gebetszeiten war Pf. 55, 18; Dan. 6, 10, vgl· Joh. 4, 6]. 10. Und als er sunter seinem Beten] hungrig ward, wollte er anbeißen serst einen Jmbiß zu sich nehmen Kap. 2(), 11., um durch das leibliche Bedürfnis; in seiner weiteren Andacht nicht gestört 458 Apostelgeschichie to, u——1e. zu werden, und gab deshalb Befehl nach unten, den Bewohnern des Hauses, daß sie ihm das Be- nöthigte herrichten möchten]. Da sie ihm aber zubereiteten swährend er selber noch auf dem Dache unter freiem Himmel verblieb], ward er sdurch Gottes unmittelbares Einwirken, der ihm jetzt eben eine Offenbarung wollte zu Theil werden lassen] entzückt-« [1. Kot« 22, 22 Anm.], 11. Und sahe [in solcher Verzückung] den Himmel [über sich] anfgethan nnd sans dem offenen Himmel] herniederfahren zu ihm ein Gefäße wie ein groß leinen Tuch, an vier Zipfeln smit Seilen, an denen es herabgesenkt und wieder hinaufgezogen werden konnte] gebunden, nnd ward sauf diese Weise vollends] niedergelassen auf die Erde; 12. Drinnen waren [wie Petrus jetzt, wo er den eigenthümlichen Behälter vor sich hatte, wahr- nahm] allerlei vierfüßige Thiere der Erde sohne allen Unterschied zwischen reinen und unreinen, wie er in s. Mos. l1 festgestellt worden] und sebenso unterschiedslos mit einander zusammen gethan] wilde Thiere und Gewiirme und Vögel des Himmels; 13. Und geschahe [nun] eine Stimme svon oben her] zu ihm: Siehe auf, Pein, schlachte [in- dem du von diesen Thieren herausnimmst, welches dn willst] und lßszur Befriedigung deines Hungers] 14. Petrus aber sprach: O nein, HErr sdas thue ich nicht, daß ich so ganz nach Belieben hier zulangen sollte, gleichviel, welches Thier ich ergreise]; denn ich habe [in meinem ganzen bis- herigen Leben] noch nie etwas Gemeines oder Un- reines gegessen [sondern mich streng an Mosis Gesetz gehalten Hes. 4, 14., wie sollte ich denn jetzt, worauf dein Befehl hauptsächlich es abgesehen zu haben scheint, geradezu ein unreines Thier er- fassen und zum Essen für mich zurichten]! 15. Und die Stimme sprach zum andern Mal ssolche seine Ablehnung, so berechtigt sie nach dem bisherigen Stand der Verhältnisse auch war, doch für die Zeit von nun ab für unberechtigt er- klärend] zu ihm: Was Gott [mit dem soeben an dich ergangenen— Befehl: ,,schlachte und iß«] ge- reinigt hat, das mache du nicht smit der Weigerungt ,,o nein, HErr«] gemein sdaß du auch also in deinem apostolischen Amt dich verhalten wolltest] 16. Und das snämlich daß jene erste V. 13 und diese zweite Stimme V. 15 sich vernehmen ließ] geschahzn drei Malen; nnd das Gefäße soder der Behälter, wie er in V. 11 f. beschrieben wurde] ward sieht, nachdem der damit verbundene Zweck, dem Apostel eine Eröfsnung zu machen, crreicht war] wieder aufgenommen gen Himmel» V) Daß in V. 3—6 Cornelius selber eine göttliche Botschaft empfängt, und zwar noch vor Petrus, soll uns ein Zeugnis; sein, daß, obwohl Gott die Heiden hat ihre Wege gehen lassen, er sie doch nicht verlassen hat, daß er nicht blos ist der Gott der Juden, sondern auch del-Gott der Heiden (Röm. Z, 29); daß nun aber, wenn die Bekehrung der Erstlinge aus den Heiden, die Bekehrung des Cornelins und seines Hauses, das un- verkennbare Siegel des göttlichen Willens tragen sollte, die unmittelbare Weisung an Petrus am wenigsten fehlen durfte, ist von selbst einleuchtend. (Baumgarten.) Sorgfältig wird in der Darstellung des Lukas alles abgeschnittem was unsere Gedanken auf einen natür- lichen Vorgang leiten könnte. Petrus war aus seiner Gebetserhebung schon heraus, er fühlte. wieder seine leiblichen Bedürfnisse und wartete auf das Essen, war also in einer Stimmung, welche himmlischen Erscheis nungen am wenigsten zugänglich zu sein scheint: da kam über ihn die Entzückung. . (Williger.) Das Wort Ekstasis bedeutet zunächst blos den Zustand des Außersichgesetztseins, und wird daher auch oft von Staunen oder Entsetzen (Kap. 3, 10; Mark. 5, 42; Luk. 5, 26) gesagt; vorzugsweise aber wird es von einem Zustand geistiger Erregtheit gebraucht, der auch durch die Formel: ,,im Geiste sein« (Offb. l, 10) be- zeichnet wird, also von der Entzückung, zu deren spezifischem Charakter ein unterdrücktes oder aufge- hobenes Weltbewußtseim welche Aufhebung aber mit einer Steigerung des Gottesbewußtseins verbunden zu denken ist,·gehört. Wiewohlnun solche Vorgänge als Gnadenwirkungen dargestellt werden, so deutet doch Paulus, der dieselben in den Briefen an die Corinther am sorgfältigsten schildert, darauf hin, daß sie keines- wegs den höchsten Entwickelungsgrad des inneren Lebens bilden; besser ist es, unter der vollen Wirksam- keit des Geistes das klare Bewußtsein behaupten zu können, wir finden daher auch nicht, daß der Erlöser selbst sich in Zuständen befand, die der Ekstasis auch nur verwandt waren, in ihm ist die höchste Geistes- wirkung stets mit dem klarsten Bewußtsein verbunden. (Olshausen.) Its) Wäre jener Zustand der Gemeinden des jü- dischen Landes, wie er in den. früheren Kapiteln und zuletzt noch in Kap. 9, 31 ff. uns beschrieben worden, der Zustand dieses Landes und Volkes im Allgemeinen gewesen oder auch nur Hoffnung vorhanden, daß sich diese Gesinnung mehr und mehr durch das ganze Volk der Juden verbreiten werde, so würde der weitere Gang der Entwickelung und Verbreitung des Glaubens an Jesum kein anderer gewesen sein als der, das; die Heiden mit Ablegung ihrer nationalen, von dem Götzendienst mehr oder minder durchdrungenen Eigen- thümlichkeiten in den durch denGlauben an Jesum den Christ erfüllten und vollendeten Organismus des israelitischen Volks eingeführt worden wären. Allein wir wissen bereits, daß die obersten Führer des Volks sich gegen den Glauben an Jesum entschieden und auch die Masse des Volks in dieselbe seindliche Gesinnung gegen das Evangelium hineingezogen haben, so daß, wenn auch christliche Gemeinden durch das ganze Land zerstreut sind, diese doch nur einen kleinen Theil des Volkes ausmachen und nur wie eine Auswahl ange- sehen werden können, gegen welche die Masse der Un- gläubigen und Feindseligen um so greller absticht. Wenn aber, was die demnächst bevorstehende Zukunft (Kap. 12) noch bestimmter und unzweifelhafter an den Tag geben wird, weder die Obrigkeit noch das Volk, weder das Haupt noch die Glieder durch den Glauben an Jesum die in ihnen angelegte göttliche Bestimmung erfüllten, so können selbstverständlich die Heiden nicht vermittels des Eingehens in die jüdische Nationalität in die Gemeinde aufgenommen werden, und das Reich Gottes, für welches die Stätte in Jsrael und Jeru- salem seit Jahrtausenden durch Gottes Zeichen und Das dem Petrus erscheinende Gesicht und dessen Bedeutung. 459 Wunder bereitet ist, muß fortan eine Gestalt annehmen, welche an Jsraels Volk und Land auch gar nicht mehr erinnert. Es sind bereits Andeutungen gegeben und Vorbereitun en getroffen, welche auf den Gang, den das Reich Christi nun einschlagen wird, hinweisen; jetzt aber (etwa zwei Jahre vor dem ersten Apostel- mord, womit Herodes Agrippa I. dem iiidifchen Volke einen Gefallen thun will und Izu dem er alsbald noch einen zweiten hinzuzufügen ge enkt) muß dieser Gang noch auf besondere Weise sixirt und durch göttliche Offenbarung festgestellt werden: wollen die Juden das Reich Gottes nicht aufnehmen, so geht es über zu den Heiden; jenen soll ihre geheiligte Nationalität nichts mehr nähen, und diesen wird ihre unheilige Nationa- lität nichts mehr schaden. Da haben denn aber die wahren Kinder der Propheten und des Bundes«, den Gott mit den Vätern gemacht hat·(Kap. 3, 25), die- jenigen, welche die Wahl der Gnaden, das Uebrige in Jsrael bilden (Röm. 11, 7; 9, 27) und an dem Ab- fall und der Verhärtung ihres Volks nichts verschuldet gaben, einen schweren Stand: sie können weder die ergangenheit noch die Zukunft Jsraels, von welcher ihr Glaube an Jesum Christum sie nicht losgerissen, mit welcher er sie vielmehr nur desto inniger verbun- den hat (ihr Glaube heißt ja, daß Jesus der Christ ist, und was ist das anders als die Zusammenfassung und Erfüllung der ganzen alttestamentlichen Verheißung ? sihre Hoffnung für die Zukunft aber ist die, daß der HErr, in dessen Furcht sie wandeln, sich in den Him- mel zuriickgezogen hat, um demnächst wiederzukommen und die Zeit der Erquickung herbeizuführen und die Wiederbringung alles deß, das Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heil. Propheten von der Welt an Kap. 1, 6; 3, 20 f.), aufgeben, ohne sich an ihrem inneren Leben und Wesen zu verstümmelm und dennoch sollen sie es nicht blos sehen und erleben, sondern auch dazu helfen und wirken, daß das Reich des Heils eine Gestalt empfange, welche allen Zusammenhang mit Israel verleugnet. Es ist nur Ein Mittel vor- handen, durch welches dieser Widerspruch ausgeglichen, diese Härte gemildert wird, iiämlich dieses, daß die Apostel und die Glieder der Erstlingsgemeinde wissen, daß der HErr selber es ist, welcher diese Entwickelung seines Reichs beschlossen und gewollt hat; da ihr Wandel in der Furcht des HErrn ist, so ist ihnen in dem Willen und Rath des HErrn alles eingeschlossen, was ihnen lieb und theuer, und außer diesem Willen und Rath wollen sie nichts festhalten, so heilig es ihnett auch sonst ist. Darum herrscht nun aber auch» in unserm Abschnitt eine große Umständlichkeitx während früher die Bekehrung von Tausenden in Jerusalem mit wenig Worten erzählt worden, werden in dem vor- liegenden Bericht, der sich ja doch nur auf einen kleinen Kreis beschränkh von der Bekehrung eines einzigen Mannes und seiner Freunde handelt, die kleinsten Züge und Verhältnisse, Zeiten und Orte genau und sorgfäl- tig mitgetheilt, und dabei wird das schon einmal Er- zählte nicht durch einfache Znrückweisiing als schon be- kannt vorausgesetzt, sondern jedesmal wiederholt, so daß die Vision, welche dein Cornelius widerfuhr, drei- mal (B. 3—6. 10—32; 11, 13 f.), und das Gesicht, welches Petrus fchaute, ebensalls dreimal (10—16.28; 11, 5—10) berichtet wird. Diese in die Augen fal- lende Aussührlichkeit und Umständlichkeit soll uns that- sächlich beweisen, wie großes Gewicht der Bericht- erstatter auf den Inhalt dieses Abschnittes legt; und . in der That ist kaum ein anderes Ereigniß der heil. Geschichte, in welchem auf einem verhältnißmäßig kleinen Gebiete die Wunder sich so häufen wie hier, indem zuerst dem Cornelius im Zustande der Ent- zückung ein Engel erscheint, der ihm gebietet, den Petrus von Joppe zu beschicken, des anderen Tages, während die Boten auf dem Wege nach Joppe sind, dem Petrus durch eine symbolische Visinndie Eben- biirti keit der Heiden mit den Juden in Beziehung auf den Zutritt zum Reiche Gottes kund gethan wird, darauf bei der Ankunft der Boten der Geist ihr Kom- men dem Petrus offenbart und den Befehl ertheilt, ohne Verzug mit ihnen zu gehen, der wunderbaren Einleitung aber am Schluß der Verhandlun zwischen Petrus und Cornelius die wunderbare, dur Zungen- reden sich äußernde Geistesniittheil1ing entspricht, welche den Erfolg, auf den alle diese Wunder hinzielen, die Taufe der Heiden durch den Apostel, wirklich herbei- führt. Es ist der gewöhnlichen Denkweise sehr nahe- liegend, das wesentliche Hinderniß, welches beim Ueber- gang des Reiches Gottes von den Juden zu den Heiden (Matth. 21, 43) in den Gemüthern der zum Handeln berufenen Personen zu beseitigen war, als ,,judaisirende Engherzigkeit« zu bezeichnen; man sollte aber doch etwas mehr Achtung vor dem Namen des ersten unter den Aposteln, vor seinen uns authentisch überlieferten Werken und Worten und endlich vor dem heil. Geiste haben, um sich eines solchen Vorwurfs zu enthalten, und sich lieber die Frage vorlegen, ob das Hindernis; nicht vielmehr ein objektives war, das daher auch nicht mit menschlichen Gedanken und Worten, sondern nur durch göttliche Thaten zu beseitigen war. (B·aum- qarten.) Die in einer Vision während ekstatischen Seelenzustandes dem Petrus ertheilte Offenbarung be- zieht sich auf die Mission an die Heiden; nicht die ethische Aufhebung der levitischen Reinigkeitsgesetze für die Judenchristen sollte dadurch kund gethan werden, sondern dem Petrus sollen alle Bedenken, die ihn hinderten, sich zum Behuf der Predigt des Evangeliums mit Heiden direkt einzulassen, auf Grund göttlicher Entscheidung benommen werden, und zwar ein siir alle Mal, denn die Eröfsnung hatte in der bevor- stehenden Bekehrung des Cornelius keineswegs ihr ausschließliches Ziel, sondern es wurde ein Grund- satz damit festgestellt. Daß Heiden überhaupt be- kehrt werden und in das Reich Christi eingehen sollen, konnte den Aposteln vermöge der Weissaqungen des alten Testaments und der ausdrücklichen Befehle und Verheißungen Christi nie zweifelhaft sein, wie denn auch Petrus selbst schon in seiner Rede Kap. Z, 25 f. Hindeutungen auf die Bekehrung der Heiden gemacht hat; aber daß Heiden unmittelbar in die Gemeinde Christi können aufgenommen werden, davon hatten die Apostel noch keinen Begriff, vielmehr setzten sie voraus, daß dieselben nur unter der Bedingung irgend welchen Uebertritts zum Volke Jsrael, wenn auch etwa ohne förmliche Einverleibuiig durch die Beschneidung, Christen werden könnten. Die Vision hat nun zu ihrem Haupt- inhalt den: »was Gott gereiniget hat, das mache du nicht gemein«; die Menge Thiere, welche da Petrus sehen durfte, wurden ja vom Himmel herabgelassen, und aus dem Himmel kann ja doch nichts Anderes, als was rein und gut ist, herniederkommen Das ist ein Sinnbild derjenigen Heiden, wie Petrus solche Erkenntniß in V. 34 f. ausdriicklich ausspricht, die Gott selbst durch seine zuvorkommende Gnade iii annehm- baren Stand gesetzt, also get-einiger hat. (Lechler.) Bei Lichte besehen, stand es bei Aufrichtung der mosaischen Speiseordniing nicht so, daß etliche Thiere aus den übrigen reinen heraus für unrein, sondern so, daß etliche aus den unreinen heraus für rein erklärt wurden: wie Gott aus der sündigen, unreinen Menschheit den Samen Abrahams auserlesen und ihn zu seinem Volk gereinigt hat durch die Beschneiduiig, so hat er ans 460 Apostelgeschichte 10, 17-—28. der unreinen Natur heraus eine Anzahl Thiergattungen diesem· seinem Volke zur Speise und sich zum Opfer geheiligi. Hat er nun je t, wie das Gesicht zunächst besagen will, die ganze atur gereinigt, so ist damit eorrelat, daß auch die Krone dieser Natur, die Menschheit, in ihrer Ganzheit gereinigt und somit jener Unterschied, wie zwischen reiner und unreiner Natur, so zwischen profaner und auserlesener ållteiischheit auf- gehoben ist. (Ebrard.) Petrus hatte wohl vorhin bei seinem Gebet dies Mal besonders brünstig um— die Ausbreitung seines Evangeliums gefleht, das war sein geistlicher Hunger; aber da wurde ihm Speise ge- reicht, vor der er erschrak, denn an die Heiden un- mittelbar mit der Botschaft des Evangeliums sich zu wenden erschien ihm noch als ein Frevel an Gottes heiliger Ordnung. (v. Gerlach.) Als Petrus die himm- lische Stimme sprechen hörte: ,,stehe auf, schlachte und iß!« hielt er das für eine Versuchung, etwa nach der Weise, wie die Rechabiter zum Weintrinken versucht wurden (Jer. 35, 5), ob er etwa durch seinen Hunger fiel) werde verleiten lassen, die Beobachtung der Jü- dischen Speisegesetze aus den Augen zu setzen; denn zu Zeiten versucht ja der HErr wohl die Seinen, um sie erfahren zu lassen, ob sie ihm auch in der Ansech- tung gehorchen und ihn aufrichtig lieb haben (5· Mos. 13, 3)« Deshalb war er sehr bald mit sich iin Reinen über sein Verhalten; mit Worten, die an den Abscheu des Propheten Hesekiel vor allem greulichen Fleisch erinnern, bebt er vor solcher Mahlzeit zurück. Er verstand noch nicht, daß unter dem vom Himmel herab- gelassenen und hernach wieder hinaufgezogenen Tuche die Kirche Gottes sich darstelle, in welche nunmehr nicht nur Juden, sondern auch Heiden eingehen und darin gesammelt werden sollen; da sollte denn das ,,schlachte und iß« für ihn bedeuten: ,,tödte in ihnen das Alte und vereinige sie mit dir zum neuen Leben i1i Christo-« Zu dreien Malen ergeht an ihn die Stimme: »was Gott gereiniget hat, das mache du nicht gemein«, d. i. zu etwas, damit du dick) nicht be- fassen diirfestx denn zu dreien Malen war ihm friiher (Joh. 21, 15 ff.) vom HErrn befohlen: ,,weide meine Schafe«, zu dreien Malen soll ihm daher eröffnet werden, daß der HErr nicht nur seine Schafe im Stall der levitischen Volksgenieinde Israel habe. Und Petrus sagte nach dem dritten Mal nicht mehr Nein; er hat sogar am Ende seiner Laufbahn, da er nun alt ge- worden (Joh. 21, 18), von dem Andern, den er lieb hatte, sich führen lassen, wo er nicht hinwollte. (Besser.) 17. Als aber Petrus sda er aus dem Zu- stande der Entzückung V. 10 nun wieder in den natürlichen zurückversetzt war] sich in ihm selbst bekummerte shin und her sann, ohne von ihm selber zu rechter Klarheit kommen zu können], was das Gesicht wäre [ihm zu verstehen geben wolle Luk. 8, 9], das er [vorhin] gesehen hatte, siehe, da fragten [unten auf der Straße] die Männer, von Cornelio gesandt sdie jetzt vollends ihren Weg zurückgelegt hatten, während sie noch in V. 9 nur erst nahe bei der Stadt waren], nach dem Hause Simonis sdes Gerbers V. S] und stunden [1e»tzt, nachdem· man sie zurechtgewiesen] an der Thnr sdes ausfindig gemachten Hauses] 18· Riesen svon außen nach innen hineiii] und forscheten sum sich auch uberden letzten Punkt, der für sie von Wichtigkeit war, Gewißheit und auf die fur diesen Fall beabsichtigte Bitte Einlaß zu verschaffenL ob Simon, mit dem Zunamen Petrus [V. 5], allda zur Herberge wäre? 19. Indem aber Petrus [wie in V. 17 von ihm erzählt ward] sich bcsinnet über dem Gesichte fund darüber von dem Rufen und Forschen der Männer unten am Thor nichts merkte, diese auch nicht sogleich Einlaß erhielten, weil drinnen im Hause selber niemand in der Nähe war, der ihnen hätte Bescheid geben und die Thür öffnen können], sprach der Geist zu ihm sdurch innere Offenbarung Kap. S, 29]: Siehe, drei Männer [ftehen unten und] suchen dich; 20. Aber slaß sie nicht länger suchen, sondern] stehe auf, steige [auf der nach der Straße führen- den Treppe des Hauses Matth. 24, 17] hinab [sie zu empfangen], Und zeuch swenn sie für heute im Hause beherbergt worden sind, morgen] mit ihnen san den Ort, von dannen sie hergekommen] und zweisle nichts sdaß du noch irgend welche Be- denken hegen wolltest, ob solches Mitziehen auch recht sei]; denn ich sder HErr, der durch seinen Geist jetzt mit dir redet] habe sie [durch meine· Veranstaltungen V. 3 ff.] gesandt. Petrus hatte mit dem dreimaligen Wort in V. 15 wenigstens soviel erfahren, daß Gott ihn mit dem Be- fehle in V. 13 nicht hatte versuchen wollen, sondern daß es damit ernstlich gemeint gewesen sei, er also in einer gewissen, ihm noch unbekannten Sache einfach zu gehorchen habe; und auch das war ihm bewußt, daß das eine Sache sein müsse, wo er nach seinen eigenen Gedanken für gemein und unrein zu halten in Gefahr stehe, was Gott für gereinigt erkenne. Da mochte er nun bei seinem Nachsini1en, damit er doch die Sache nicht treffen konnte, des Wortes Christi in Joh. 13, 7 gedenken. (Andreä.) Gott knüpft den Schluß des Gesichts und die Ankunft der Gesandten Eornelii so wunderbar zusammen, daß es sich ansehen läßt, als habe er mit der einen Hand das Gesicht gezeigt und mit der andern die Gesandten zum Hause Simonis geführt. (Brentius.) Petrus war noch oben auf dem Altan, als die drei Männer an der Thür seines Haus- wirths ankamen, und hörte nichts von ihrem Rufen und Forschen unten: erst sollte er außerordentlicher Weise gewiß gemacht werden, daß das Gesicht, über welches er nachsann, und die drei Männer, die ihn suchten, zusammengehörten wie Bogen und Pfeil eines Schützen oder wie Text und Melodie eines Liedes. (Besser.) Wie einerseits unser Bericht ein Jnterese daran zeigt, die Unmittelbarkeit des Verhältnisses Gottes zu den Heiden bemerklich zu machen, indem diese Männer aus freien Stücken kommen und Her- berge und Namen des Apostels schon wissen; so liegt hier andrerseits das Interesse vor, auch den Petrus durch unmittelbaren göttlichen Auftrag über den gegen- wärtigen Fall instruirt erscheinen u lassen, denn die Berührung des Apostels mit den Boten des Cornelius ist nicht durch das laute Fragen und Erkundi en der- selben, auch nicht durch sein eigenes Nachden en oder seine innere Stimme bewirkt, sondern der persönliche Gottesgeist ist es, der zu ihm redet. So erst stehen sich die Weisungen auf Seiten der Heiden und auf Seiten der Gemeinde Jsraels in richtigem Gleich- gewicht entgegen: Cornelius ist durch den Engel an s die bestimmt bezeichiiete und namhaft gemachte Person Petrus nimmt« die Gesandten des Cornelius in Empfang und beherbergt-jin» , 461 des Petrus gewiesen, und Petrus ist nach einer für ihn als den zum Handeln berufenen Theil nothwen- digen allgemeinen Belehrung gleichfalls an die ihm gegen- wärtig vorsestellten Personen der von Cornelius ab- gesandten iener entboten. (Baumgarten.) 21. Da stieg Petrus [der Weisung des Geistes alsbald folgend] hinab zu den Männern, die von Cornelio zu ihm gesandt waren [und noch immer außen vor dem Hause vor der Thür stunden], nnd finden! er jetzt selber den Bescheid auf ihr Rufen und Forschen V. 18 ihnen gab] sprach [er, so daß sich gewissermaßen auch äußerlich ver- wirklichte, was der HErr, deß Diener er war, in Jes. 65, 1 von sich weissagt]: Siehe, ich bin’s, den ihr snchet [der Simon mit dem Zunamen Petrus-D was ist die Sache, darum ihr hier seid [oder: was wollt ihr von mir]? 22. Sie aber sprachen: Corneliun der Haupt- inaun svon der Schaar, die da heißt die wälsche, zu Cäsarea], ein frommer wörtlich: gerechter —- die Boten bezeichnen ihn nach derjenigen Eigen- schaft, die sie als seine Untergebenen zunächft an ihm erfahren hatten] und gottesfitrchtiger Mann nnd sin Folge seiner Almosen] gutes Gerüchis bei dem ganzen Volk der Juden [Luk. 7, 3 ff., wenn auch für seine eigene Person noch ein Fremdling und außer der Bürgerschaft Jsraels Ephef 2, 12], hat einen Befehl empfangen vom heiligen Engel sder zu ihm eingegangen], daß er dich sollte fordern lassen in sein Haus und Worte von dir hören swie Gott sie dir eingeben würde Kap. 5, 20, damit er wisse, was er zu thun habe V. 3 ff. 33]. 23. Da ljetzt wohl verstehend, was das vor- hin von ihm gesehene Gesicht zu bedeuten habe Pf. 112, 4., und bereit, der in V. 20 empfan- genen Weisung, der er zu einem Theile schon ge- horfam geworden, auch in ihrem zweiten Theile pünktlich Folge zu geben] rief er ihnen sden drei Männern] hinein sin das Haus seines Gastfreundes Simon Matth. 7, 8] und hcrbergete sie sbei dem, bei welchem er selber zur Herberge war 1.Mos. 24, 32 f.; l. Tim. Z, 2.; denn hier mußte er als der eigentliche Gaftgeber und Hauswirth auf- treten wegen der zugleich sinnbildlichen Bedeutung dieser Aufnahme] Des andern Tages zog Petrus aus mit ihnen, und etliche lnämlich sechs Kap.11, 121 Brüder [d. i. Christen aus den Juden] gingen mit ihm. Schon mit der Aufnahme und Bewirthung der heidnischen Gäste fing der Uebergang des Apostels in feine neue Laufbahn an; gleichwohl fühlte er die hohe Wichtigkeit seines Ganges und nahm daher am andern Morgen, da sie abreisten, einige Brüder als Zeugen mit. Es waren sechs an der Zahl, so daß das gläubige Israel in der Siebenzahl bei der frommen sehnen- den Heidenwelt seinen Einzug hielt, während ihrerseits die Heidenwelt jetzt, wie einst (Matth.2, lff.), in der Dreizahl gekommen war, den König von Jsrael zu begrüßen. (P. Lange) Ju den sechs Begleiter-n des Petrus finden wir das Doppelte der nach dein Gesetze Mosis (5. Mos. 19, 15) festgesetzten Zahl, um ein ent- scheidendes Zeugnis; abzu eben. Bei aller Bedeutung seines Amts und feiner tellung nimmt der Apostel die Verantwortlichkeit für das Ueberschreiten der Thür- schwelle eines Heiden der Gemeinde gegenüber nicht auf sich, ohne sich bei diesem höchst wichtigen Schritte mit einer mehr als hinreichenden Anzahl von Zeugen zu versehen. Was recht vor Gott, ja direct von Gott befohlen ist, muß auch nach außen in sich rechtfertigen können; und hier galt es ja das chwerste, was sich für das israelitische Volk denken läßt. So mußte von Anfang an die Gemeinde, so muß jeder einzelne Gläubige durch allerlei Streit und Aergerniß zu neuer Ausbreitung und Entwickelung geführt werden; Vor- urtheile müssen abgelegt werden, d. i. eigene und über- nommene, durch Gewohnheit bei uns eingewurzelte Vorstellungen, selbst unter gewissen Umständen gefetz- liche und heilige, müssen der näheren Offenbarung und Belehrung von Oben her weichen. (da Costa) Die Boten des Cornelius erzählten auf dem Wege nach Cäsarea dem Apostel gewiß noch Manches von ihrem lieben Gebieter; so z. B. auch, wie eifrig und fleißig derselbe stets die prophetischen Schriften der Juden studire, daher Petrus nachher (V. 43) vor Cornelins sich auf dieselben beruft. (Andreä.) 24. Und des andern Tages sam vierten nach dem Eingang des Engels zu Cornelio V. 3 ff.] kamen sie sgegen 3 Uhr Nachmittags, vgl. V. 30 mit V. Z] ein gen Cåsarien [die Wegfahrt des Petrus ging demnach nicht so schnell, wie die der Boten des Cornelius, sondern dauerte 12 Stunden länger, vgl. V. 3 mit V. 9]. Cornelius aber wartete auf sie swohl schon seit dem Morgen dieses Tags] und rief zusammen sals er sich auf diese Wartezeit einrichten] seine [ihm gleichgefinnten] Verwandten nnd [vertrauten] Freundes· 25. Und als Petrus hineinkam szur Vorhalle des Hauses Matth. 9, 23], ging ihm Cornelius entgegen und fiel zu seinen Füßen [,,wie wenn es zu dem später in Rom üblich gewordenen Fußkuß gewesen wäre«] und betete ihn [als Gottes Ab- gesandten und Stellvertreter] an [Gal. 4, 14·]. 26. Petrus aber [solche an’s Abgöttische ftreifende Ehrenbezeugung nicht duldend und gleich von vornherein seinerseits dem künftig in die Kirche aus den Heiden eindringenden Heiligencultus vor- beugend, wie er in Kap. 8, 18 dem Eindringen der Simonie einen Riegel vorgeschoben] richtete ihn auf und sprach: Siehe auf; »ich bin auch ein sMensch [wie du Qffb. 19, 10; 22, 8f.]. 27. Und als er sich mit ihm besprochen hatte, ging er hinein [besser: unter freundlicher Be- sprechung. mit ihm ging er hinein in das Versammlungs-Zimmer V. 24], und fand ihm« viel sin jenen Verwandten und Freunden des Cornelius vor], die [von diesem herbeigerufen] zusammen kommen waren« 28. Und er sprach zu ihnen [auf die Be- deutung seines Erscheinens sie aufmerksam zu machen, daß er nämlich nicht nach eigenem Be- lieben den Zaun durchbreche, der bisher zwischen 462 Apostelgeschichte 1»0, 29 — 34. i Juden und Heiden bestanden]: Jhr wisset, wie es ein ungeivohnt [durch sein Gesetz, ihm verwehrtes] Ding ist einem jiidischen Manne, sich fbehufs freund- schaftlichen Zusammenschließenss zu thun oder zu— kommen zu einem Fremdling [Joh. 18, 28]; aber Gott hat mir [bevor ich zum Kommen mich ent- schlossen habe, zuvor in einem Gesicht] gezeigeh keinen Menschen svon nun an mehr] gemein oder unrein zu heißen [nachdem er selber alle Menschen gereiniget habe V. 15]. 29. Darum habe ich [auch] mich nicht ge- weigert zu kommen [hierher in dies Haus]., als ich [durch die Boten, die ihr nach mir ausgesendet] bin her gefordert« [worden]. So frage ich euch nun [damit ihr selber Gelegenheit habt, das offen dar- zulegen, was die Boten im Allgemeinen schon angedeutet haben V. 22], warum ihr mich habt rufen lassenssir i) Cornelius hat seine Freunde und Verwandten, die mit ihm gleichgesinnt waren, zusammenberufem auch sie sollten den Mann Gottes sehen und hören,- der Tag sollteein rechtes Familienfet werden, und zwar ein edleres als die sog. Familienfeste, woman blos zu vollen Schüsseln und Bechern einlädt. (Gerok.)» Es) Das Benehmen des Cornelius bei der Ankunft Petri bei ihm zeigt deutlich, wie unentwickelt sein religiöses Leben noch war; nach den Worten des Apostels zu urtheilen, war seine Anbetung keine bloße Sitte der Höflichkeit, sondern er sah in ihm ein mit höheren Kräften ausgestattetes Wesen, vermuthlich also hatte er sich von heidnischen Jdeen noch nicht recht losmachen können und mochte in Petrus einen Götter- sohn oder Herden vermuthen. Da nun Cornelius nichts desto weniger nachher den heil. Geist, und zwar noch vor der Taufe empfing, so sehen wir hier, wie die Sehnsucht und das innige Verlangen des Herzens im religiösen Leben ungleich mehr in Betracht kommt, als die Reinheit der Vorstellungen: jene allein waren es, die den römischen Hauptmann Gott so wohlgefälli machten· (Olshausen.) Petrus hält da nicht den Fu hin und spricht: ,,da küsse mir den Pantoffel!« nein, er beugt dieser ungebiihrenden und vergötter1iden Ver- e rung aus; er richtet den Cornelius auf und sprichtt ,,tehe auf, ich bin auch ein Mensch und kein Gott, . den man allein anbeten und kniefällig verehren darf«, und unterredet sich dann beim Hineingehen in’s Zimmer ganz vertraulich mit ihm, umdie Scheidetvand, die derselbe aufgerichteh vollends- niederzureißen Da siehet man, wie ern ilich er gegen solche abgöttische Compli- mente, die do im Orient gewöhnlich waren, sich wehrte; er sahe wohl, wo das hinauswollte und was am Ende daraus entstehen würde. (Goßner.) Die Ehrenbezeu- gung, mit welcher Cornelius den Apostel empfing, war ein Ausdruck tiefer Demuth und hoher Achtung gegen Petrus als einen wahren Gesandten Gottes, und immer- hin mag man sich hier des Wortes (Jes. 52, 7) er- innern: ,,wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigeiy Gutes predigen 2c.«; allein es mischte sich doch etwas ein, das nicht ächt und gesund war, ein Wahn, als wäre Petrus mehr als ein Mensch. Darin lag bereits der Keim zu einer Heiligenverehrung, welche dem Menschen einen Cultus widinet, der nur Gott Sxebiihry der alleinigen Ehre des dreieinigen Gottes - bbruch thut und die Christenheit in Hinsicht des Heilswegs irreführtz und es ist merkwürdig, daß dieser erste Fall einer mehr als menschlichen Ehre, einem Knechte Gottes dargebracht, gerade bei einem Heiden vorkommt —- ist doch der ganze Heiligenkultus, wie er sich nach und nach in der alten Kirche entwickelt hat, swefentlich heidnischen Ur- sprun s und ein Rückfall in heidnisches Wesen (Offb. 9, 20 Z) Aber Petrus, nach dem Grundsatz: principiis obsta, erhebt hier gleich bei dem ersten Symptom ernst- licheEinsprache und protestirt gegen eine Verirrung, die sich dann später auf die bedenklichste Weise ent- wickelt hat. (Lechler.) IN) Unsere Weisen aben sestgestellt, daß alle Hei- den, so Männer als eiber, als solche, die allezeit mit dem Fluß behaftet, in der Frage von der Reinig- keit oder Unreinigkeit zu betrachten seien, die Ver- unreinigung durch Verkehr mit ihnen also nach 3..å))ios. 15, 5 ff. 19, 21sf. bis an den Abend dauere, (Mai- monides.) Ungeachtet der Freundlichkeih mit welcher der A ostel aufgenommen war, hielt er es doch für seine flicht, klar auseinander zu setzen, daß ihn nicht die freundliche Einladung des vornehmen Heiden, sondern allein das bestimmte Gebot des HErrn ver- anlaßt habe, seine bisherige Weise aufzugeben. (Wil- liger.) Wenn er darnach fragt, warum man ihn habe lassen herrusen, so ist zu merken: »Die schuldige Amts- treue fordert, bei geistlichen Verrichtungen keine Zeit mit unnöthigem Geplauder zu verlieren, sondern je e er je lieber auf die Sache selber zugehen. (Quesnel.) ie der Arzt den Kranken fragt, was ihm fehle, damit er seine Kur darnach einrichte, so fragt ein Lehrer seine Zuhörer überi ren Seelenzustand, damit er wisse, was sie bedürfen: ehre, Rath, Trost oder Vermah- nung. (Starke.) - 30. Cornelius [als der eigentlich HaUdelIideJ fprach: halbe [bevor ich die Erscheinung hatte, von der dir meine Boten schon gesagt haben V. 22] pier Tage gefastet bis an diese Stunde swelche es Ietzt wieder, am siebenteirTage seit Beginn meines Fastens, ist], und um ldieselbe nun, nämlich] die neunte Stunde «[am Tage V. 3] betete ich in meinem Haufe [in welches ich mich da aus dem öffentlichen Leben zuriickzog, während das Fasten mich nicht gehindert hatte, meinen Dienst zu ver- sehen]. und siehe, datrat ein Engel vor mich in hellem Kleide sals womit er sich deutlich als einen Engel Gottes zu erkennen gab Kap. 1, 10], ·· 34. Und sprach: Corneli, dein Gebet ist er- horet, und deiner Almosen fworin sich der Zug deines Herzens zu Gottes Volk aUssPrachJ ist ge- dacht worden vor Gott sum solchem Zuge auch zum Ziele dadurch zu verhelfen, daß er dich jetzt zu derjenigen Gemeinde bringen will, die nunmehr allein noch sein Volk ausmacht Kap. 4, 37 Anm.]. 32. So sende nun Männer] gen Joppeii nnd laßher rufen einen [von dort], Simon [näm- lich], mirdem Zunamen Petrus, welcher ist zur Herberge in dem Hause des Gerbers Simon [de·r da wohnt] am Bieerz der· wird dir, wenn er ZMMLJsageU swas zu deinem Heile nöthig ist 4 . · 331 Da sandte ich von Stund an Lohne irgend welchen Verzug mir zu erlauben] zu dir ljeue drei Männer V. 7 f.]. - Und du hast [Gott zu 463 Des Apostels Eintritt in das Haus desÜhFidUischenEEHaUptmanns«.»» Ehren und uns zur Freude] wohlgetslam daß du kommen bist sdenn so ist Gottes Zufage und unser Warten jetzt erfüllt]. Nun sind wir [die wir hier zusammengekommen V. 27] alle hier gegenwärtig vor Gott [der durch einen heiligen Ruf uns zu- fammengebracht und damit wie vor sein Angesicht gestellt hat], zu hören alles, was dir von ihm be- fohlen ist [als sein eigenes Wort an uns 1. Thess 2, 13«. Petjrus hat die ihm zu Theil gewordene Erschei- v nung kaum berührt (V. 28), Cornelius dagegen erzählt die seinige mit der pünktlichsten Genauigkeit; Jenes war nicht zu wenig, dieses nicht zu viel. Petri aus- führliche Erzählung wäre dem- Cornelius unverständ- lich und zu seinem Heile nichts nütze gewesen; auch kam es hier darauf an, den Vorzug desVolkes Jsrael vor den übrigen Völkern nicht zu stark hervortreten zu lassen, da Petrus nicht ekommen war, um von sich und dem Judenthuny Lsondern von Christo zu predigen. Dagegen ebührte Cornelio eine ausführliche Darftellung seiner rfahrungt es mußte aufs Deut- lichste hervortreten, wie» nicht Er aus seinen stolzen Gedanken herausetwas so Unerhörtes gewagt habe, den Apostel des Volkes Israel zu sich kommen zu lassen. Jn seiner Erzählun nun ist wahre, aber keine falsche Demuth; er überge t nichts, auch das nicht, was er selber gethan hatte. Er verhehlt nicht sein vier- tägiges Fasten, womit er dem HErrn sein ernstes Trachten nach dem Reiche Gottes an den Tag gegeben, und deutet darauf hin, wie er sein Fasten wohl noch länger fortgesetzt hätte, wenn er noch länger ohne gött- liche Anweifun geblieben wäre; er verfchweigt auch nicht, daß der Engel, welchen er einen Mann im hellen Kleide nennt, nicht nur seiner Gebete, sondern auch seiner Almosen erwähnt habe als Dinge, welcher Gott gedacht.habe; er hebt hervor, daß er augenblicklich der Stimme Gottes gehorsam gewesen sei. (Williger.) So hoch Cornelius die Wohlthat aufnahm, daß Petrus gekommen, sein Dank ging doch höher als an einen Menschen. (Besser.) Seine Worte: »nnn sind wir alle ier gegenwärtig vor Gott 2e.« möchte man an alle irchthüren oder Kanzeln hängen, daß die Leute nicht vergessen, warum sie in der Kirche sinds Prediger dürfen sich freuen, wenn sie um Kanzel und Altar her eine Gemeinde versammelt sehen, sei es eine große, die man nach Hunderten, oder eine kleine, die man nach Duzenden zählt, bei der es auch so heißt, wie bei der emeinde in Cornelii Hause. (Gerok.) (Epi·ltek am Osteviliontagy Jm heutigen Evangelium (Luk. 24, 13 ff.) sehen wir den Auferstandenen selbst, den größten Prediger der Auferstehung, unter seinen Jüngern wandeln und hören ihn reden von der Nothwendigkeit seiner Leiden und von der Herrlichkeit, in welche er durch Leiden eingegangen ist; dem Evangelio völlig entsprechend tritt nun in der sog. epistolischen Lection der Vor- redner und Anführer der Apostel, der heil. Petrus auf und predigt von den Leiden und von der Auf- erstehung Christi. So predigt also neben dem HErrn selbst ein großer, hoher Apostel über ein und dasselbe Thema und von dem gleichen Gegenstande, und wird uns hiermit gezeigt, welches Thema der HErr nach seiner Auferstehung als das nöthigfte und seligste selbst vorgelegt hat und hat vorlegen lassen. Doch nicht allein deshalb passen die beiden Texte zusammen, sondern sie bilden mit einander zwei Stationen eines und desselben Weges der Wahrheit zu Einem Ziel: der Weg der Wahrheit geht von Zion bis an die Erde, führt das Licht zuerst den Juden, darnach den Heiden zu. Da predzzt nun im Evangelium Christus den Juden, in der oistel aber Petrus den ersten Heiden Kreuz und Auerstehun des Erlöfers, Buße und Vergebung der Sünden. Es ist also vom Evan- gelium zur Epistel gewissermaßen eine perspectivische Aussicht von Zion durch Judäa und Samaria hindurch bis zu den fernen Heiden: damit wird uns gezeigt, wie die österliche Botschaft und die Ehre Gottes alle Lande erfüllen soll und wie das Licht des Osterlamms keine Grenzen kennen soll, soweit die Wolken gehen. (Löhe.) Luther greift in seiner Kirchenpostille überdie altherkömmliche Grenze dieser Epistel (bis V. 41) hinaus und erstreckt sie, wie die anglikanische Kirch-e heute noch thut, bis zum 43. Vers; aber was in V. 42 u. 43 von Petrus gesagt wird, betrifft bereits Punkte des dritten Glaubensartikels, daher es wohl besser ist, diese Verse bei der Epistel am Pfingst- Montage zu belassen. wir erhalten auch ohne sie an den voraufgehenden Versen einen vollståndigen Text für Ostern.——Die Osterpredigt St. Petri: 1) ihr 2) ihr Jnhalt, Z) ihre Wahrheit. Oder: 1) die Zuhörer, Z) die Predigt (F.Arndt.) Denselbigen hat Gott auf- selbst. erwecket; nämlich: I) den, welcher todt war — da- mit hat er Leben und unvergängliches Wesen an’s Licht gebracht; L) den,·welcher an ein Holz gehänget war —- damit hat er den Fluch des Gesetzes von uns enommen; Z) den, welcher mit dem heil. Geist und rast gesalbet war — damit hat er uns den Segens- quell der Kräfte der zukünftigen Welt eröffnet; 4) den, welcher ein HErr ist über alles — damit hat er ihm -nun das Reich gegeben, dem alle Menschen an allen Enden der Erde sich unterwerfen müssen. (Petri.) Wem offenbart sich der Gekreuzigte als der AUferstandeneP l) denen, die sich von dem Vater zu feinem Sohne ziehen lassen, nicht aber auf ihre eigene Gerechtigkeit sich stützen; 2) denen, die den wahren Frieden suchen, den sie in der Welt und in sich selbst nicht finden; s) denen, die sein Zeugnis; in seinem Wort und Sacrament mit gläubigem Herzen aufnehmen. (Langbein.)» Wie bezeugt sich unser Glaube an den Auferstan-denen? dadurch, daß wir 1) Christum hören als unsern untrüglichen Pro- p eten, 2) seiner uns getrösten als unsers voll ommenen Hohenpriefters, 3) ihn verehren als unsern leben- digen HErrn und König. (Sommer.) 34. Petrus aber sdessen Herz sich jetzt weit aufthat, daß er nicht mehr blos im Gehorsam gegen ein göttliches Gebot, sondern auch in eigener hingebender Liebe an diese ihm zugeführten Seelen als Prediger dastund an einer Stelle, wo zu der näinlichen Stunde vor drei Tagen ein Engel Gottes gestanden V. 3 sf.] that sei-neu Mund-auf [Kap. 8, 351 und sprach lzunächst es sich selber zum klaren Bewußtsein bringend, was von nun an nach dem ausdriicklichen Willen des HErrn für eine Regel gelten solle bei Ausbreitung des Reiches Christi durch die Predigt des Evangelii, im Unterschied von der in Kap. Z, 25 f. von ihm betonten früheren Ordnung]: Nun [nachdem das alles vor sich gegangen, was in diesen letzten dreien Tagen mir widerfahren V. 9—33 ——- be- achtenswerth ist die Zahl dieser drei Tage im Zu- sammenschluß mit den vier Tagen in V. 3--8; 464 Apostelgeschichte 10, 35—-43. das Heil des dreieinigen Gottes eignet sich nun zu den Völkern an allen vier Enden der ·Erde, ohne noch irgendwie nach einer Zugehörigkeit zum Judenthum zu fragen] erfahre ich mit der Wahrheit snehine es m einer Weise wahr, bei der meine Erkenntnis; sich vollständig mit der Wahrheit deckt, werde wahrheitsgeniäß es inne], daß Gottd dxe sgöersonssnicht ansiehet blvs Juden un Ju engeno en 2, 11 zum eie m Christo Jesu zuzulassen]; « 35. Sondern m allerlei Volk [der Hei- den], wer ihn fürchtet und recht thut fund filsofckgn der richtigenoHigrzensvekfasszing·Eelzigf m? te OU VOU eitlem JU cU Ver llklg Wir . und wie sie nun auch an den hier vor mir Ver- sammelteii sich»find»et], der ist ihm angenehm [daß er gern»in sein nentestamentliches Reich ihn aufnehmen will Jes. 56, 6 f.; Rom· 2, 9 fs.]. Es ist natürlichP daß dieser Msmgent dfr erstken Verkündi ung des etrus an die ei en a s ein e- sonders fäierlicher von unserm Geschichtserzähler auf- gefaßt wird und wir durch seine Darstellung (,,Petrus that seinen. Mund auf«)· auf den allerersten Anfang der apostolischen Verkundigung in Kap. Z, 14 (,,Petrus hubdauf seine Ftgimmeäsckzufküäkgewtitesen iäozeirtdetåj segenso wer en wir e egreii n en enn ern i ge- drungen fühlt, ehe er in den Inhalt der evangelischen Verkündigung eingeht, an diesem Orte sich zuerst über das Verhältniß der Heiden zu deni Evangelio auszu- sprechen (Baumgarten.) Das ,,that seinen Mund auf« (Matth. 5, L) ist feierliche, als auf etwas Geivichtiges aufmerksam machende Ankündigung der nun folgenden Rede. (Sommer.) Mit dem ,,nun erfahre ich mit der Wahrheit« will Petrus sa en, daß es ihm jetzt wie Schuppen von den Augen falle (V. 17; 9, 18), er es jetzt mit Händen greifen közinaswlkis das Ihm gsetZordene G · t für einen Sinn ha en o te, un ver te e, wie dixstgeiden wirklich von Gott schon gereinigt und zur Aufnahme in sein Reich bereitet wären. (Williger.) Unmöglich will Petrus sagen, daßer erst jetzt ganz klar und deiitlich erkenne, Gott sei· kein parteiisches Wesen; nicht diese ErkenntnißdhatK sich ihmf verkxfhdshndcesrn ur die Ausdehnung, er reis, an we e ie e r- tlenntniß sich bezieht, hat sich erweitert. Er hat bis daher nicht geahnt, daß sich dieser Glaubenssatz »(5. Mos. 10, 17) aus die Gebiete: Volk Gottes und Heidenwelt, also auf einen Unterschied, den er selbst aufgerichtet, auch beziehe; nun erkennt er aber, daß Gott in seinem Heilstxerxe sick iån die Uczittessckåigkw HgkedoiåeäJjsraelit, " t in et, a er ni a ngei e Ju en er- nxcbpt und das des Heiden verwirft, sondern daß er Juden und Heideii zu Gnaden aufnimmt, wenn er bei ihnen nur das finde , wonach seine Augen suchen, und zwar siehet er das Herz an und· prüset, ob die rechte sittliche Verfassung vorhanden sei. (Nebe.) Wer Gott fürchtet und Gerechtigkeit übt (Joh. 7, ·17), der ist fähi und würdig, in die Gemeinde Christi durch die Tause aufgenommen zu werden, auch ohne daß er zuvor durch digBesYneiddnfig ictådas gkgzsrkiel käuf- genommen wer e. Jn ·ie em inne i o ein n- sehr« is» isrssgssssssssbs »Ist Mchzmskskkixtztidgxsx er in angi a eine ge an, z i i Verheißnng den Vätern geschegem dem Juden als nden einen Vorzug, sondern lä t fortan seine Barni- Ferzigkeit ganz frei und unbeschränkt gegen die Heiden walten: Röm. 15, 8 ff. (Ebrard.) Unsre Stelle gehört zu denjenigen, welche von einer, die Tiefe des Evan- geliums ganz verkennenden Ansicht dazu gemißbraucht worden, die angebliche Entbehrlichkeit des Christen- thums undsdie Genugsamkeit der Tugend aus der heil. Schrift darzuthnn Jndem man das ,,angenehm« in iganz salschem Sinne nahm und nicht so verstehen wo te, wie es doch gemeint ist, nämlich: ,,annehmbar, aufnehmbar«, glaubte man aus den Worten Petri er- weisen zu können, die Apostel selbst hätten gelehrt, Gott zu fürchten und tugendhaft zu handeln sei völlig hinreichend zur Seligkeit, des Glaubens an die spe- zifisch christlichen Lehren bedürfe es dazu gar nicht; aber der Zusammenhang der ganzen Erzählung zeigt ja ganz klar, daß die bisherige Stellung für den Cornelius nicht ausreichte, darum wird er eben nach- her getauft. (Olshausen.) Das: ,,ist ihm angenehm« bezeichnet die Fähigkeit im Verhältniß zu Gott, Christ zu werden, nicht a er die Fähigkeit, ohne Christum selig zu werden. (Met)er.) Nicht eine Gleichgiltigkeit der Religionen in Hinsicht auf die Seli keit wird behauptet, sondern nur Gleichgiltigkeit der iationen in Hinsicht auf die Annahme zum Christenthum.(-Bengel.) 36. [Darnach, die ihm befohlene Predigt V. s. 22. 33 nun wirklich an die Versammelte1i ausrichtend, fuhr er fort:] Ihr [die ihr ja seit einer längeren Reihe von Jahren hier in Cäsarea lebt und mit den Verhältnissen und Ereignissen im jüdischen Lande schon hinlänglich vertraut seid] wisset wohl von der Predigt, die Gott zu den Kindern Israel gesandt hat und [ihiien] verkündigen lassen den Frieden [d. i. Heil und alles Gute Röm. 10, 15., und zwar ihn hat verkündigen lassen] durch Jefum Christum, welcher ist ein HErr über alles [richtiger: über alle, Heiden wie Juden Joh. 17, L; Röm. 10, 12 f.]. 37. Die [mit dem, was derselbe lehrete und wirkte] durch’s ganze jüdische Land geschehen ist und angegangen m Galiläa, nach der Taufe, die Johannes predigte svgl die Bem. zu Mark. 1, 1—3]: 38. Wie Gott sum den Hauptpunkt der evangelischen Botschaft hier noch kurz zu charak- terisirenJ denselbigen Iesum von Nazareth sbei seiner eigenen Taufe durch Johannes Matth. Z, 13 ff.; Mark. 1, 9 ff.; Luk. 3, 21f.] e- salbet hat mit dem heiligen Geist nnd Kraft; der [dann von dieser Zeit an, vor nunmehr fünfzehn Jahren, länger als drei Jahre hindurch] umher gezogen ist und hat wohlgethan» und gesund gemacht alle, die vom Teufel uberwaltiget waren; denn Gott war mit ihm sstund mit ihm in einer ganz besonderen, eigenthümlichen Verbindung, daß er auch solche Werke, die nimmer ein Mensch zu vollbringen vermag, ausrichtete]. 39. Und wir sseine Apostel, deren einer ich bin] sind Zeugen alles deß, das er gethan hat im jüdischen Lande und [dann weiter auch] zu Jerusalem. Den haben sie sdie Obersten des jüdischen Volks zu Jerusalem] getödtet und an ein Holz gehänget [Kap. L, 22 f-; Z, 14 f.]. »Die Predigt von Christo, dem Gekrenzigien und Auferstandenein 465 40.· Denfelbigen hat Gott »auferwecket am dritten Tage und ihn lassen offenbar werden [in mancherlei Erweisungen, dadurch er sich nach seinem Leiden lebendig erzeigte I, 3], 41. Nicht— allem Volk [wie er vorher allem Volke predigte und wohlthat V. 36——39], fon- dern [allein] uns, den« vorerwahlten Zeugen von Gott [Joh. 17, 6. 9. U; l. Cor. i, 1; Rom. 1, 1], die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden ist von den Todten sdadurch wir denn hand- greiflich inne geworden, daß wir nicht ein Ge- spenst oder einen Geist, sondern ihn in seiner ganzen, vollen Person vor uns hatten Luk. 24, 41ff.]. (Epiltel am psiiigst-Lliontage.) Von Ostern bis Pfingsten ist eine und dieselbe freudenreiche Zeit: Ostern ist Ausgangs-, Pfingsten ist Endpunkt derselben. Diese Zusammengehöri eit der Zeiten erweist sich auch in der e istolischen ahl der beiden zweiten Feiertage an Ostern und Pfingsten. Die Texte für beide sind aus der Geschichte der Be- kehrung des Cornelius, des Hauptmanns von Cäsarea, genommen; wo der österliche Text aufhört, schließt sich der Pfingsttext an; beide zusammen bilden ebensowohl ein Ganzes als die Zeiten, für welche sie gewählt sind, es ist also ein heiliger Fortschritt von Ostern bis Pfingsten, und die Botschaft der Auferstehuizgk hat die Ausgießung des heil. Geistes im Gefolge. itten in der Erzählung brach die Osterepistel ab, nachdem die Auferstehun Jesu Christi erwähnt war; mitten in der Erzählung ängt die Pfingstepistel an — was an O tern begonnen, wird heute geschlossen, das österliche ort St. Petri in Ciisarea vollendet sich heute in der gött- lichen Pfingstthat zu Cäsarea. (Löhe.) Man kann es auffallend finden, daß die Epistel nicht aus dem 2. Kap. der Apostelgeschichte genommen ist; man könnte einen weiteren Bericht erwartenüber die ersten Wirkungen des Geistes bei den Jüngern, wie sie sich zunächst in Petri Psingstpredigt kund gaben. Aber das Pfingstsest war der alten Kirche nicht blos Fest der Geistestaufe, son- derii auch als Fest der Kirchenstiftung wichtig. Nun entstand das Perikopensystem in den Ländern der Heiden, und nicht in judenchristlichen Gemeinden: wie hätten da diese nicht ein ganz besonderes Interesse haben sollen speziell für die erste Hereinführung der Heiden in die Kirchel Und in der That werden ja Heiden in unsrer Epistel zu der christlichen Gemeinde nun hiiizugethan; bisher waren nur gottesfürchtige Seelen von Juden und Judengenossen durch die heil. Taufe in die Gemeinde« aufgenommen worden, jetzt sind es die ersten Heiden, die in den Oelbaum einge- psropft werden. (Nebe.) Wie die ersten Heiden zu Christo kamen; da sie nämlich: l die Predigt und das Zeugnis; aus Befehl des H rrn hörten, 2) den heil. Geist als die Gabe des HErrn empfingen, und Z) durch die Taufe zur Gemeindedes HErrn hin- zugethan wurden. (Petri.) Die rechte Pfingst- eierx l) die Bedingungen, unter denen sie ge- ichiehh 2) die Segnun en, mit denen sie verbunden ist. (Ziethe.) Erst in hristo ist das volle Heil: erst in ihm erschließt sich 1) die rechte Erkenntniß der Gottheit, 2) die rechte Würdigung der Menschheihs Z) der rechte Weg« ziim Leben, 4) die rechte Befriedi- guiig der Seele. (Leonh. und Spiegelh.) Wie ge- langen wir zur Gabe des heil. Geistes? I) durch heilsames Erschrecketiiiber unsre Sünde, L) durch glän- Dächse W! Bibelwort. Vl.Baiid. biges Ergreifen des Verdienstes Christi, Z) durch fleißigen Gebrauch der Gnadenmittel· (Sonimer.) Der Pfingstgeist Jesu Christi: l) wir kennen den Strom, der ihn trägt —- das apostolisclkprophetische Wort, 2) die Gaben, die mit ihm kommen — die Gaben des neuen Lebens, 3) das Sacrament, das uns seiner gewiß bleiben läßt — das Sacrament unsrer Versiegelung, der Taufe. (Herold.) 42. Und er hat uns sbei seiner iiachmals erfolgten Himmelfahrt Kap. l, s; Luk. 24, 47] geboten, zupredigen dem Volk [Jsraei eben dasselbige Heil, das er vorhin selber ihm ver- kündigt hatte V. Be] und zu Fugen, daß er ist verordnet von Gott ein i» ter der Le- bendigen nnd der Todten [·um sie ernstlich vor einer Verwersung solcher Predigt zu warnen Kap. 2" Eritis« i! P« ht . VU tc cM zcUgcU a, c rvp c cU [die ja euch ebenfalls nicht ganz unbekannt sind V. 23 stund, da durch seinen« Namen» alle, die an ihn glau en, Vergebungder Sunden empfahen sollen [Jes. 52, is; Joei 3, 5]. Ein Mensch, der seine Erbauung hauptsächlich in der Erregung des inneren Lebens findet und sich nie fur erbaut halten kann, außer wenn dies sein inwen- diges Leben einen neuen suhlbarenZufluß empfangen, wird unsern Text zwar» osterlich finden« weil er mit der Auferstehung Christi» und den vierzig Tagen nach der Auferstehung abschließt (V. 41); aber er könnte Roch auf den Gedanken kommen, daß· der eigentliche Jnhalt nur ein durftiger sei —— nszur ein kurzer Ueber- blick des Lebenslauses Jesu. Allein es geht aiich hier wieder, wie Jener Kircheiivater sagte, daß Gottes Werke in den Augen der Menschenkinder dadurch den Werth verlieren, daß man sie beständig vor den Augen hat. Der Hauptmann Cornelius» und die »Seinen werdeii ein ganz anderes· Urtheil uber den Hauptinhalt der Rede Petri gehabt haben, als wir und unsersgleicheii durch »die Gewohnheit abgeftumpften Leser. Auch Gott im Himmel selbst· hat »ein anderes Urtheil gehabt, sonst wurde sich nicht mit der scheinbar durftigen Pre- digt eine· so gewaltige Bewegun der Gemiither und die Ausgießuiig der besonderen nadengaben des heil. Geistes verbunden haben. -(Löhe.) Nach der allge- meinen Erklärung iiber die Annehmlichkeit fiii das Christenthum bereitet Petrus die Anwesenden zur wirklichen Annahme dadurch vor, daß er die charak- teristische Würde Jesuf erörtert, indem er ihnen l) in V. 36—-39 des en irdische Wirksamkeit bis seinem Kreuzestode in Erinnerung bringt, dann Z) in .40-—42 auf seineAuserstehung hinweist und aufden apostolischen Auftrag, welchen die Jünger vom Erstandene11 em- pfan en hatten, und endlich 3) in V. 43 der prophetischeii Weissagung gedenkt, welche Jesum als den allgemeinen Versöhner mittels des Glaubens an ihn bezeichnet. (Meher.) Die Verkündigung Petri ist besonders auch dadurch merkwürdig, daß sich in ihr bereits die Spureii des sog. apostolischen Glaubeiisbekenntnisses in seinem zweiten Artikel erkennen lassen. (Andreä.) Die Ge- schichte Jesu, »die in ihren Hauptzügen der Apostel seineii Zuhörern zu verkündigen beginnt, war denselben vermöge ihres Wohnsitzes »in Cäsarea», vermöge ihrer frommen Gesinnung und ihres religiösen Jntere fes, vielleicht auch durch die Wirksamkeit des Philippus (8, 40) nicht unbekannt geblieben; der innere Grund , aber und der tiefe Zusammenhang derselben« mit deni 30 466 Apostelgefchichte 10, 44——48. Heil jedes einzelnen Menschen war i nen noch nicht aufgeschlossen. Zur Berichtigung und äuterung dessen nun, .was Cornelius und die Seinen von der Geschichte Jefu schon wußten, bringt ihnen Petrus einige Züge in Erinnerung. (Sotnmer.) Wir dürfen ni1t Recht erwarten, daß, wenn Petrus je t zur Verkündigung des Evangeliums übergeht, die igenthümlichkeit des gegenwärtigen Falles auf den Jnhalt dieser Verkün- digung Einfluß haben werde; das finden wir denn auch in hohem Maße bestätigt. Zunächst hat es der Apostel keinen Augenblick hehl, daß die evangelifche Botschaft zuerst und ursprünglich an die Kinder Jsrael gerichtet war; aber eben so bestimmt und deutlich hebt er solche Momente hervor, welche die universelle Tendenz des Evangeliums andeuten und auf den Uebergang der- selben von den Juden zu den Heiden hinweisen. So muß es in einer apostolischen Verkündigung als etwas Einziges in seiner Art angesehen werden, daß Zleich der erste Satz von Jefu Christo seine absolute ber- herrsihaft behauptet: ,,welcher ist« ein HErr über alles (oder über alle)«; wir können darin nur die Absicht erkennen, der particularistifchen Beziehung der Bot- schaft aus die Kinder Jsrael, die vorausging, sogleich ein universalistisches Moment gegenüber zu stellen, denn ist der Friedensverkündiger Jesus Christus der allgemeine Oberherr, so wird seine Friedensbotschast auch nicht auf ein einzelnes Volk beschränkt sein können. Jndem Petrus dann weiter auf die Geschichte Jesu eingeht, beschreibt er seine, seit der Taufe begonnene Thätigkeit so, daß er zugleich dabei den Zustand der Heiden im Auge hat; und seinen Ausgang stellt er schließlich so dar, daß der Vorzug, den die Juden un- leu bar während des Lebens Jefu hatten, durch sein Enge wieder als aufgehoben erscheinen muß. Das Charakteristische nämlich, was der Apostel in der Be- schreibung von der Thätigkeit Jesu giebt, besteht darin, daß er vor allen Andern und einzig und allein seine Heilung der von dem Teufel Ueberwältigten hervor- hebt. Jst nun dieses eine so hervorragende Thätigkeit in der Geschichte Jesu, so hat er sich erwiesen als Sieger über den Teufel; das aber gerade ist die größte Noth der Heiden, daß sie, losgelassen von Gott, der Macht des Satans ohne Widerstand verfallen find (Kap. 36, is; Col. I, 12 ff.). Indem denn· Jesus es zu seinem besonderen Geschäfte machte, diejenigen m Jsrael, welche unter der Uebergewalt des Teufels auf eine augenscheinliche Weise zu leiden hatten und da- durch als die Repräsentanten der von dieser Macht der Finsterniß geknechteten Menfchen überhaupt, d· h. vor- zugsweise der Völker der Welt hingestellt waren, hat er sich als »den Erlöser der Heiden aus ihrer tiefsten Noth erwiesen· Der Vorzug nun, den Jsrael während der Wirksamkeit Jesu hatte, wie dies hier ausdrücklich bemerklich gemacht wird, weil die Verkündigung eben in die wirkli e Geschichte eingeht, wird dadurch wieder aufgehoben, aß Jsrael alle Liebe und Güte seines gesalbten Königs mit dem schnödesten Undank belohnt. Daß dieser Undank eine Entfernung Jesu von dem Volke seiner Erwählung zur unmittelbaren Folge hatte, bemerkt der Apostel ausdrücklich; er hebt hervor, daß, während’ alle bisherige Offenbarung und Heilswirkung in dem Leben Jesu ö entlich gewesen und durch alle Theile des Landes hin 1irchgegangen war, seine höchste Herrlichkeit nach der Auferstehung dem Volke nicht mehr öffentlich gezeigt worden, sondern nur der kleinen auserwählten Schaar feiner Tischgenossenschaftz wo- durch in Erfüllung gegangen, was Jesus während feines Lebens den sich verhärtenden Juden im Voraus gedröhet hatte (Joh. 7, 33 f.; 8, 217 Matth. 23, Si? Freilich, fügt Petrus hinzu, sei den Aposteln der Au - trag geworden, bei der Verkündigung trotz aller vor- hergehenden Verfündigung sich wiederum zuerst an das Volk Jsrael zu wenden; aber er läßt jetzt nach den inzwischen gemachten Erfahrungen die drohende Seite dieser Verkündigung in den Vordergrund treten, indem er Jefum vorzugsweise als Richter bezeichnet, womit dem fortwährenden Unglauben der Juden das Urtheil gesprochen wird. Jn dieser Botschaft, daß Jesus sei der Richter der Lebendigen und der Todten, ist aber für alle, welche noch keine Gemeinschaft mit ihm haben, kein Trost, sondern Schrecken enthalten; darum läßt auch Petrus sofort einen andern Gedanken folgen, in welchem er die trostreiche Seite des Evangeliums für alle zugänglich i1iacht. Zwar unterläßt er auch jetzt noch nicht, auf Jsrael zurückzuweisen, er beruft sich nämlich auf das Zeugnis; der Propheten über Jesumx aber den Inhalt dieses Zeugnisses spricht er in solcher Weise aus, daß jeder Heide den Trost desselben sich persönlich zu eigen machen kann. Wenn nämlich die Vergebung der Sünden objektiv durch den Namen Jesu und subjektiv durch den Glauben bedingt ist, so hat jedermann ohne Ausnahme in jedem Zustande freien Zugang zu dem Heile Christi: das ist nun eben die Spitze, mit welcher die evangelifche Verkündigung das tiefste Bedürfniß der Heiden berührt. 44. Da Petrus noch diese Worte redete fund seine Rede eben noch weiter fortsetzen wollte Kalx 11, 15], fiel der heilige Geist sin der- selben Weise, wie vormals auf die Jiinger am Pfltkgstfefte Z, 3fz] auf alle, die dem Worte Zthzzten sdaß sie ebenfalls mit Zungen redeteii Nachdem wir vorhin gesehen, wie genau Petrus in feiner Rede die gegenwärtigen Verhältnisse berück- sichtigte, und da wir die zuhörenden Heiden als solche uns zu denken haben, welche zuerst durch die ver- borgene Führung Gottes, die sie in das Land Jsrael versetzt, nachher durch die offenbare Leitung und An- weisung Gottes für die Aufnahme des Evangeliums vorbereitet waren, so werden wir es ganz in der Ord- nung finden, wenn die Verkündigung des Apostels, sobald »sie die Befriedigung des tiefsten Bedürfnisfes der Heiden ausgesprochen, von unmittelbarer, augen- blicklicher Wirkung begleitet ist: während er noch redet, kommt der heil. Geist auf Alle, die das Wort hören, auf eine sinnenfällige Weise. (Baum arten.) Auch diese Rede wurde wieder abgebrochen un unterbrochen, wie die erste (Kap. 2, 14—36)» und zweite Rede des Petrus (3, 12—26) und wie die Rede des Stephanus (7, 2—53); aber nicht von Klagen der Buße, wie die erste (2, 37), oder von dein Ruf der Polizei, wie die zweite (4, 1ff.), oder gar von dem Toben des Un- Zlaubens wie die dritte (7, 54 ff.), sondern von den obpreisungen der Zuhörer, welche ein Anzeichen waren, daß »die Macht des heil. Geistes über sie gekommen war (V. 46). Welch einen Contrast bildete diese Un- terbrechung von seligen Jubelworten, welche Petrus im Kreise der Heiden, der Soldaten, einer. militärischen Genossenschaft in der See- und Weltstadt Cäsarea er- fuhr, zu der Unterbre ung, welche dem Stephanus widerfuhr in der heil. tadt, in der Mitte der alten Väter und der jungen Theologen und Religions- philosophen von» Jsrael (vgl· Jon. 3)! Und noch um so größer erscheint der Contrast, wenn wir beachten, wie allgemein gehalten das Wort des Petrus ist, gleichsam als wollte er zusehen, ob sie auf die bloße Relation vom Evangelium hin gläubig werden wollten: es bedurfte nur der einfachsten Zeugiiifse von der Be« Ausgießung der Gabe des heil. Geistes über die Zuhörer und nachfolgende Taufe derselben. 467 stimmung Christi für alle Menschen, und der ganze Kreis des Cornelius zeigte si alsbald von dem neuen seligen Leben ergriffen. (P. ange.) Es ist hier zu- nächst foviel klar, daß Gott durch einen unmittelbaren Eingriff von Oben und durch ein abschließendes Wunder auf die Berufung dieser Heiden sein göttliches Siegel drücken wollte; denn indem er dieser kleinen Heiden- gemeinde in sichtbarer und hörbarer Weise nun gleich- falls die Gabe des heil. Geistes ertheilte, stellte er dieselbe der Muttergemeinde zu Jerusalem faktisch gleich, um sie hierdurch ein für alle Mal gegen alle und jede Einwände zu schützen, die, von welcher Seite her dies auch geschehen möge, etwa gegen ihre Gleichberech- tigung erhoben werden könnten. Er erklärte durch dieses unzweideutige Zeichen, daß er selbst es sei, der sie in sein Reich aufgenommen habe; indem nämlich die Ausgießung des Geistes erfolgte, als Petrus erst angefangen hatte zu reden, zeigte sich, daß der Glaube der Zuhörer nicht ein Werk des Apostels, sondern ein offenbares Gotteswerk war, wie denn überall und immer der Glaube nicht von Menschen andemonstrirt werden kann, sondern den ihn aufrichtig Begehrenden von Gott durch seine entgegenkommende Gnade geschenkt wird. Viermal berichtet die Apostelgefchichte von einer auch äußerlich fichtbaren Ausgießung des heil. Geistes: einmal bei der Gründung der Kirche amPfiUgstfeste (2, 4 sf.),» sodann bei den Christen zu Samaria (8, 15 ff.), ferner hier an unsrer Stelle, und zuletzt noch bei der Bekehrung der Johannesjünger zu Ephesus, welche von dem neutestamentlichen Geiste, der das Christen- thum vor dem Jijngerthum des Johannes auszeichnete, noch keine Kenntniß hatten (l9, 6); in allen diesen Fällen mußte sie in einer solchen sichtbaren Weise er- folgen, weil es gerade in ihnen thatsächlich festgestellt werden sollte, daß die Empfänger der Gaben des heil. Geistes mit dem heil. Geiste selbst in unverkennbare reale Gemeinschaft getreten seien, während sonst auch in der apoftolischen Kirche dies das Gewöhnliche war, daß der heil. Geist lediglich auf unsichtbare Weise von Gott mitgetheilt wurde und sich in feinen Empfängern in ftiller Weise äußerte. (Andreä.) 45. Und die Gläubigin aus der Be- schneidung, die mit Yetro kommen waren [jene sechs Brüder von Joppe V. 23; 11, 12], entsetzten sich skamen außer Fassung vor Ver-« wunderungL daß auch auf die Heiden lohne irgendwie zuvor zu Israel, dem Volke der Ver- heißung, hinzugethan worden zu sein Ephef 2, II f.] die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen ward [wie sie hier in sinnlicher Weise wahr- nehmen konnten]. 46. Denn sie höreten, daß sie fCornelius und die Seinen 4, 271 mit Zungen redeten [wie dort die Samariter 8, 17] und Gott hoch preifeten swegen seiner Großthaten, die sich auch an ihnen verherrlichten]. Da fwährend diese so irre wurden und einer zu dem andern sprachen: »was will das werdens-i« Kap. 2, 12] antwortete Petrus [der seine Fassung behalten und sofort Gottes Willensmeinung klar erkannte]: 47. Mag auch jemand das Wasser fdas sich nach der vom HCrrn ihm verliehenen Zu- gehörigkeit zum heil. Geist Joh. Z, 5 hier gleich- fam mit Gewalt uns aiifdräIigtJ wehren, daß diese nicht getaufet werden, »die den heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir [Gläubigen aus der Beschneidung]? 48. Und befahl [darauf feinen Begleitern, die nach einem so überzeugenden, auch das letzte Bedenken niederschlagenden Wort jetzt ebenfalls klar und bestimmt erkannten, was hier zu thun sei], sie zu taufen in dem Namen des HErrn [damit sie durch solches Miteintreten in die Action nicht nur ihre Zustimmung zur Sache bethätigtem sondern auch als Repräsentanten der bisherigen Kirche diese Fremdlinge als ihre nunmehrigen Brüder in Christo anerkenneten]. Da fnach ge- fchehener Taufe] baten sie fdie Getauften] ihn [wie vorzeiten die Samariter den HErrn Jesum Jvkx 4, 40], daß er etliche Tage da bliebe swas er denn auch that]. Wie die Vision in V. 13 ff. den Petrus zur Ein- leitung des Verkehrs mit Heiden autorisirt, wie ihn der Wink des Geistes in V. 19 und die Correfpondenz der Vision des Cornelius in V. 34 ff. berechtigen, den Heiden das Evangelium zu verkündigen, so soll er auch bei der Taufe nicht aus eigenem Antrieb handeln, sondern diefersletzte und entscheidende Schritt wird ihm geradezu vorweggenommem indem das Wesen der Sache, die Geiftesmittheilung in V. 44 dem Cornelius und den Andern vom Himmel her zu Theil wird und dem Petrus nur noch die äußere dazu gehörige Hand- lung nachbleibr (Overbeck.) Um das Verfahren des Petrus als eine logische Nothwendigkeih daß ich so sage, zu erweisen, ließ Gott den heil. Geist auf Cornelius und die Seinen herabfallen: wer konnte dem Apostel noch einen Vorwurf machen, daß er die Unbeschnittenen getauft und der Gemeinde einverleibt hatte? man hätte im Gegentheil ihn des Verrathes an dem Heiligen verklagen müssen, wenn er mit der Wassertaufe an sich gehalten hätte. Petrus stand nicht blos gerechtfertigt da vor den strengsten Judenchristery sondern ein großes Prineip, welches nach Gottes wunderbarem Rathe nicht Petrus, sondern Paulus dann ausführen follte, war zum Durchbruch gelangt und in Kraft getreten. Das Bewußtsein darum ist es denn auch, was die Männer, die er bei sich at, so in Erstaunen seht; sie erkennen auf den ersten lick die unermeßliche Trag- weite dieses Ereignisfes: es ist nicht ein einzelnes, sporadifch dastehendes Vorkommniß nicht ein Zeichen, sondern ein Vorzeichen, das eine große Zukunft ein- leitet, es ist die Offenbarung eines göttlichen Rath- chlusfes, die Kundzkbung und Festfetzung eines neuen rineips für das eich Gottes. Cornelius und feine Genossen erscheinen ihnen als die Erftlinge, als die Repräsentanten der gesammten Heidenweln was an diesen Heiden geschiehet, ist maßgebend für alle Heiden, daher es auch heißt: »daß auch auf die Heiden die Gabe des heil. Geistes ausgegossen ward-« Liebe) Die Geiftesmittheilung an die Heiden war die aktisch vollkommene Gleichftellung der Heiden und Juden von Seiten Gottes; darum entsetzcn sich auch die Gläu- bigen »aus der Beschneidung«, wie die Begleiter des Petrus hier abfichtlich bezeichnet werden, denn sie er- kennen, daß durch diese That Gottes auch die Be- schneidung, diese göttliche Reinigung, welche alle übrigen Heilsgiiter Jsraels bedingt, als zu einein Din ge- ftempelt ift, in Beziehung aus welches kein Ansehen der Person mehr gilt. (Baumgarten.) Petrus machte sofort die praktische Anwendung: ,,haben diese den 30V 468 Apostelgefchichte l1, 1——17. heil. Geist gerade so gut als wir, die Gläubigen aus Israel, empfangen, wer ma denn noch das Wasser wehren, damit sie nicht getauft werdens« Die eigen- thümliche Ausdrucksweise bei seiner Frage lautet, wie wenn dem Taufwasser ein bewußter und energischer Wille beigelegt wäre, etwa in dem Sinne: hat nie- mand den Geist verhindern können, über diese Leute zu kommen, so kann auch niemand das Wasserzurücb halten, das sie ur Taufe überströmen will. Aus dem Ausdrucke läßt sich zugleich schließen, daß man bei der nun erfolgenden Taufe wohl nicht die Täuflinge zum Wasser, sondern das Wasser zu den Täuflingen brachte (Lechlers.) Wenn es heißt, daß Petrus die Taufe habe vollziehen lassen »in dem Namen des HErrn«, so ist das wohl nur der Kürze wegen hier so ausgedrückt (vgl. Kap. 2, 38); wir werden uns unter dieser Taufe sicherlich die von dem HErrn selbst vorgeschriebene zu denken haben, welche im Namen des Vaters und- des« Sohnes und des heil. Geistes vollzogen werden mußte. (Audreä.) Gern wird der Apostel auf die an ihn er- gangene Einladung geblieben sein bei den jetzt gebornen Kindlein, welche im Geschmack der Freundlichkeit des HErrn begierig waren nach der lautern Milch des Evangelii (1. Petri 2, «2): hier im gastlichen Hause des heidnischen Hauptmanns der nun an- und aufgenom- men ·war in Gottes Hausund Volk, at Petrus das herrliche· Thema (l. Petri 2, ff.; phes 2, 19 ff.) vom geistlichen Hause und heiligen Vol empfangen, womit er hernach die erwählten Fremdlinge hin und her erbauen und stärken sollte, in Geisteseinigkeit mit dem Apostel der Heiden.. (Besser.) Das 11. Kapitel. Petri schuizrede und Bekehrung der Heiden. pfliinziing der Kirche zu Untiochiem 1. Es kam aber lim Laufe der nächsten Zeit nach dem in Kap. 10 erzählten Ereigniß, während Petrus nach seiner Rückkehr nach Joppe noch länger sich daselbst aushielt] vor die Apostel [in Jerusalem] und [die] Brüder, die in dem jüdischen Lande [in den verschiedenen Ortschaften »der Land- fchast Judäa Luk- 2, 4] waren, daß auch die Heiden seinem wichtigen, entscheidenden Anfange nach] hätten Gottes Wort angenommen sgleichwie vor einer Reihe von Jahren schon Samaria Kap. 8, 14; 14, 27]. 2. Und da Petrus sder nunmehr seine in Kap. 9, 32 angetretene Visitationsreise beendigt hatte] hinauf kam gen Jerusalem, zaniien mit ihm sals einem solchen, der eines groben Fehltritts sich schuldig gemacht, diejenigen in der Gemeinde daselbst], die aus der-Beschneidung waren sund von den Heiden forderten, daß auch sie solche würden, wie sie wären, wenn sie Christen werden wollten Kap. 15, 5], Z. Und sprachen: Du bist eingegangen zu den Piannerin die Borhaut haben snoch schlechthin im Heidenthum stunden, ihnen das Evangelium zu predigen, was wider das ausdrückliche Wort des Herrn in Matth. 7, S; 10, 5; 15, 26], und hast mit ihnen lnachdem du sie sin der Taufe zu Brüdern gemacht und» bei ihnen Herberge ge- nommen] gegessen [was wider die heil. Ordnung » des Gesetzes ist, da in der Heiden Häusern der Unterschied von reinen und unreinen Thieren 3. Mos. 11 und das Verbot vom Erstickten, vom Blut und vom Fett Z. Mos. 3, 17; 17, l0 ff. nicht beobachtet wird]. « Das Ereigniß mit Cornelius machte in der Ge- meinde Christi Aussehen; noch ehe Petrus zurückkehrte, bekamen die Apostel und die Christen in Judäa Nach- richt, daß auch die Heiden das Wort Gottes ange- nommen hätten. Die Art, wie diese Thatsache von St. Lukas in V. 1 erzählt ist, zeigt 1) daß der Ein- druck bei den Aposteln und bei der Mehrzahl der Christen in Judäa ein günstiger, erfreulicher war, denn das diente ja zur Ehre Gottes, daß auch Heiden, also nicht Jsraeliten allein, das Evangelium an enommen; 2) besagt der Ausdruck: »die Heiden-«, da man das Ereigniß als »ein principielles, entscheidendes und epocheniachendes auffaßte, indem man, was· einzelne heidnische Personen gethan hatten, als ein Ereigniß im Großen betrachtete, welches beweise, daß das Hei- denthum Empfänglichkeit für Gottes Wort besi e. Aber nicht Alle bekamen den gleichen Eindruck; bei anchen mochten sich allmälig gewisse Bedenken regen, die den ersten günstigen Eindruck verdrängten, das zeigte sich, - als Petrus wieder in Jerusalem angekommen war. Er fand da Tadel bei denen, die »aus der Beschnei- dung« waren. Wer sind diese? Jn Jerusalem war damals sicherlich unter allen Christen nicht ein einziger, der nicht ein geborner Jude oder doch ein eigentlicher Judengenosse (Kap. -2, U; 6, 5), also beschnitten ge- wesen wäre; wenn also inmitten der judenchristlichen Gemeinde solche hervorgehoben werden, die aus der Beschneidung waren, so kann dieser Ausdruck nicht die objektive religiös-nationale Thatsache des Beschnittenseins, sondern nur die subjektive Ansicht und Gesinnung bezeichnen Der Begriff beschreibt also diejenigen Judenchristem welche auf die Beschneidung und ohne Zweifel auch auf die Beobachtung des mosaischen Gesetzes überhaupt einen absonderliche1i Werth legten. Und damit stimmt denn auch, was in V. 3 nachfolgt: diese Leute rechteten, stritten mit Petrus, indem sie ihm zum Vorwurf machten, daß er das Haus unbeschnittener Römer betreten habe und ihr Tischgenosse geworden sei. Lechler.) Man könnte meinen, daß die Ankläger des etrus nicht sowohl an seinem Verkehr und seiner Tischgenossenschaft mit den Heiden, als vielmehr an der von ihm veranstalteten Taufe derselben hätten Anstoß nehmen sollen; allei1i, da sie vom gesetzlichen Standpunkt aus ihn an- fechten, müssen sie dasjenige anfechten, was gegen be- stimmte ge etzliche Bestimmungen von i ni verfehlt worden, während sowohl die Predigt des vangeliums an die Heiden als die Taufe in dem Namen des HErrn nicht unter den Gesichtspunkt des Gesetzes fiel, im Gegentheil das ausdrückliche Wort Christi in Matth. 28, 19 f. für sich hatte. Aber mit ihrem Vorwurf greifen sie auch sowohl sein Predigen als seine Taufe an; denn das Eingehen zu den Heiden war der Weg ziir Predigt, und das Essen mit ihnen die Folge der Taufe. Sie fühlten recht wohl, daß er mit seinem Eingehen und Essen den Grundsatz zur Geltung ge- bracht und geradezu geheiligt hatte, daß von nun aii die Heiden aus dem offenen Brunnen des Heils (Sach. 13,1) schöpfen »sollten, ohne vorher die jüdische S öpf- Berechtigung erlangt zu haben, nnd sahen nun cheel Des Petrus Schutzrede iii Jerusalem gegen die in der Gemeinde, die mit ihm zanken. 469 darum, daß Gott so gütig gegen die Heiden sein wollte nnd sie« den Juden gleich machte, welche unter dem Joch des Gesetzes des Tages Last und Hitze getragen hätten (Matth. 20, 10 ff.). Sie zankten mit ihm, was zwar als Uebersetzung des griech. Wortes etwas zu stark ausgedrückt ist, aber jedenfalls ein «hart ur Rede stellen« bedeutet, welches nicht ohne innere r- regnng geschehen konnte; auch bei geistlichen Dingen kann menschliches Eifern sich geltend machen, besonders geschiehet das dann, wenn man im Grunde der Seele seiner Sache vor dem HErrn doch nicht gewiß ist und ein heimliches Bewußtsein davon hat, daß der Andere eigentlich im Rechte sei. 4. Petrus aber [der einerseits im Gefühl seines göttlichen Rechts, andrerseits im Gedenken daran, was er selbst in Kap. 10,14 dem HErrn auf sein Geheiß geantwortet hatte, ruhigen Herzens blieb und gern Geduld mit seinen schwachen Brüdern hatte] hnb an und erzahlete es ihnen nach einander her sauf welche Weise er dazu ge- kommen, so zu handeln, wie er gehandelt] und sprach: Es muß als ein beachtenswerthes Zeichen von der wirklich vorhandenen Brüderlichkeit und Gleichheit der Christen unter einander gelten, daß diese auf ihre Beschneidung stolzen Christen zu Jerusalem den ersten unter den Aposteln über sein Verfahren zur Verant- wortung zu nöthigen wagen; daß nun solche Frei- müthigkeit vorzugsweise in dem ganzen Verhalten der Apostel ihren Grund hatte, ergiebt sich daraus, daß Petrus keine Miene macht, sich über ein unehrbietiges Ueberschreiten der für gemeine Christenheit einem Apostel gegenüber gezogenen Grenzen zu beschweren, sondern die Anklage als einen willkommenen Anlaß behandelt, sich über das ganze Ereigniß, sowie auch über sein Verfahren auszusprechem (Baumgarten.) Das ist eine gesegnete Lehrmethode, wenn du den Albernen erziihlst, wie Gott dich weise gemacht hat durch sein Wort. (Besser.) Jndem Petrus den Brüdern seine Erfahrun mittheilt, läßt er sie dieselbe mit durchmachen un erleben. (P. Lange.) Aus der ganzen Vertheidigungsrede des Apostels leuchtet abermals klar hervor, wie weit derselbe von den falschen Prätensionen seiner angeblichen Nachfolger zu Rom entfernt war. (Andreä.) Z. Jch war [vgl. Kap 10, 3——48] in der Stadt Joppe im Gebet, und ward entzückt, und sahe ein Gesicht, uiimlich ein Gefäß hernieder fahren, wie ein groß leiueu Tuch, mit vier Zipfelu fangebundeu 10, II] und nieder gelasseu vom Himmel, und kam bis zu mir. b. Dareiu sahe ich und ward gewahr skonnte vermöge des genauen, beobachtendenHineinsehens « bestimmt unterscheiden, was darinnen wars, und sahe vierfüßige Thiere der Erde, und wilde Thiere, und Gewürm, und Vögel des Himmels [ohne allen Unterschied, ob rein oder unrein nach dem Gesetz]. 7. Jch hbrete aber eine Stimme, die sprach zu mir: Siehe auf, Pein, schlachte und iß! 8. Jch aber sprach: O nein, HErrz denn es ist nie kein Gemeiues noch Uureiues in meinen Mund gegangen. s. Aber die Stimme antwortete mir zum andern Mal vom Himmel: Was Gott geretuiget wide« Yiiiegiichiikchciiiimiiii Mai« und ward alles wieder hiuaufgeu Himmel gezogim 11. Und siehe, von Stuud an stunden drei Männer vor»dem Hause, darinnen ich war, ge- sandt von Casageuf zubmis ch f ll 12. Der eit a er praih zu mir i o te mit ihnen gehen und nicht zweifeln. Es ·kame·u aber mit mir diese seigens von Joppe mit mir FYdJerEidsaletiåi zu eng) geråkiger FekoMZeUenJ sgchfs ru er ie egen i re un m emem a mit mir und auf meinen Befehl gleich mir zur Verantwortung bereit sind 1. Petri Z, 15 und in ihrer reicheii Zahl für das, was ich sage, mir als Zeugen dienen wolIen], niid wir gingen in des MauuessHaus. , 13. Und er verkitudigie uns, wie er gesehen hätte einen Engel in seinem Hause stehen, der zu ihm gesprochen hatte:· Seude Mauner gen Joppe, Hut? laß fordern den Simon, mit dem Zuuameu e russ . 143 Der wird dir Worte· sagen, dadurch du sindem du ja im Glauben sie mit den Deinen annehmen wirst] selig werdest und detii ganzes Haus. 15. Judem aber ich anfing zu reden snur erst den Anfang meiner Rede beendigt hatte, be- vor ich auch das Weitere, was ich noch vorhatte, szigen kfonntsd fiel dårnheglläge Geiz; Tiif2sie,z]gleich- icctUUU iUUckc attg a.—, . 16. Da Fachte is) an das Wort des HErdru, als er [bei einer immelsahrt zu uns, en Apostelns sagte: Johannes hatmit Wasser getauft; ihr aber soält mit dem heiligen Geist getauft werden [Kap. 1, 5. 17. So uuu Gott ihnen gleiche Gaben ge- geben hat, wie auch uns, die da glauben an den sEkkripåkiilssiiiiis- Wiss? Tit» iiihil»spljlx V . a o s Gnadenwerk an ihnen zu vollenden, indem -ich hätte die Taufe und den brüderlichen Verkehr mit ihnen versagen wollen]? ·Pet·rus bringt· die Sache zur Schlichtiing und be- weist ihren gottlichen Ursprung durch ein einfaches Zeugniß, einmal durch das ihm selbst vom Himmel gewordene, zu dreien Malen wiederholte und also alt- testatiientlich (5. Mos. 17, 6; l. Sam. s, 3 ff.)· be- iiiiiåtsihZkfxchztwiiåinilsiiksiishg kkki iiieiiiklkiiilikäi dann durch die sechs jiidischeu Brüder aus Jan-is, die mit ihm die Ausgießung des heil. Geistes im Hause des Eornelius bezeugtenund die er wohl in Voraus- III? sit, Iikåeßiåixsqikm«z32iA«?åk?Z"dFå’-,IN? Zuletzt bezeugt er dann: der HErr hat uns als seine Taufe, im Unterschied »von der des Johannes, die mit dem heil. Geiste verheißen; wenn er nun den Heiden 470 Apostelgeschichte 18—— 2 1 . dieselbe Geistestaufe verlieh, die wir schon früher em- pfangen haben, so konnte und durfte die Taufe mit Wasser nicht verweigert werden, sonst wäre diese für etwas Wichtigeres und Heiligeres denn jene ausge- geben worden. Auf den speziellen Vorwurf, der ihm persönlich in Betreff der eingegangenen Gastfreund- schaft und Tischgenossenschaft mit Heiden gemacht worden, geht er also gar nicht ein, sondern macht die Gnadenabsicht Gottes über dieselben, so wie sie sich in unverkennbaren Thaten Gottes aussprach, zur Haupt- basis seiner Rechtfertigung; war aber dieser Gesichts- Punkt hell und überzeugend geniacht, so war auch die Selbstvert eidigung des Apostels in Hinsicht seines geselli en mgangs mit Heiden gelungen. (Lechler.) Das isputiren in Religionssachen geht zwar selten ohne allen Anstoß ab, hat aber doch oft den Nutzem daß die Wahrheit mehr an’s Licht kommt. (Starke.) Hier war der Apostel ein rechter Petrus, der als ein unbeweglicher Fels gegen die Anfälle seiner Brüder feststand und sich weder in seiner Ueberzeugung er- schütterm noch aus der Ruhe und Sanstmuth heraus- werfen ließ. Wie würden wir in dieser Probe be- standen sein, die wir oft auch bei liebreichen Erin- nerungen guter Freunde so empsindlich und unleidlich sind, oder aber durch Menschenurtheil uns irre machen lassen in dem, was wir als Gottes Willen erkannt haben? (Apost. Past.) Die besten Zeugnisse eines Gottesknechts wider Anfechtung und Ver- kennung: l) der Auftrag Gottes, dessen er sich be- wußt ist; Z) die Augen der Menschen, unter denen er gehandelt; 3) die Ruhe des Gemüths, womit er sich verantworten kann; 4) die Früchte seiner Arbeit, darauf er hinweisen darf; (Gerok.) 18. Da sie [die mit Petrus gezankt hatten] das höreten swas er ihnen da von Gottes Führung und seinem Thun erzählte] schwiegen sie swas das Erheben von Vorwürfen betrifft] stille und lobeteu [vielmehr] Gott ssich den Aposteln und übrigen Geineindegliedern anschließend, die von Haus aus anders zur Sache stunden] und sprachen [den rich- tigen Schluß aus dem ganzen Vorfall ziehend]: So hat Gott auch den Heiden feben sowohl wie uns, die wir vom Volke Israel sind] Buße ge- geben zum Leben [1m Vollbesitz des Heiles in Christo Jesu Hes. 18, 23]! Wenn uns die starke, gegen Petrus sich erhebende Anklage aus der Gemeinde u Jerusalem überzeu en muß, daß das unmittelbare inwirken Gottes bei er Bekehrung der Heiden für die Erhaltung der Einigkeit zwischen der Heidenkirche und der Judenkirche eine Nothwendigkeit war, so überzeugt uns dieser Ausgang, daß der judaistische Gegensatzs noch nicht so stark ge- worden ist, um sich nicht vor dem unmittelbaren Ein- druck der frischen, unter Zeichen und Wundern ge- schehenen Bekehrung der Heiden zu beugen. (Vaum- garten.) Das Reden in Zungen als die Erscheinung der realen Wiedergeburt hat die Beschneidung als das Zeichen der shmbolischen Wiedergeburt aufge- hoben; die Gemeinde zu Jerusalem war denn noch in einer so guten Verfassung, daß sie die Logik des Apostels augenblicklich gelten ließ, ja, die vorhin Be- unruhigten waren je t nicht nur beruhigt, sondern priesen auch Gott. Jii em es nun heißt: »so hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben«, ist das Princip der Mitberusung der Heiden zu dem Heil in Christo ohne gesetzliche Klauseln durchaus anerkannt; denn von Anfang bis zu Ende betrachtete man die unmittelbare Ausnahme des Cornelius nicht etwa als einen Ausnahmefall, sondern sah die Sache so an, daß, was dem Cornelius widerfahren, den Heiden über- haupt widerfahren sei. Wenn die ganze Sache (etwa acht Jahr später) auf dem Apostelconcil (Kap. 15) noch einmal in Frage gestellt wurde, so ist zu beachten, daß auch hier im Grunde von vornherein die Apostel einig waren, es aber galt, die gesetzlichen Judenchristem welche allmälig aufgeregt worden, zu beschwichtigen. Sie sollten mit den neuen Brüdern essen, Abendmahl feiern, Liebesniahle halten; schon griffen ja die Be- kehrungen über die Proselhten des Thors hinaus, die sich um der Svnagogengemeinschast mit den Juden willen zu beschränken wußten, die reinen Heidenchristen dage en wurden freier, während die Judenchristen ihrerseits zum Theil ängstlicher wurden, je mehr ihre alten Glaubensgenossen anfingen, wegen der Ver- meugung mit den Heiden sich von ihnen abzusondern. Bei alle dem konnte es nur eine rührige unzufriedene Partei wagen, wirklich von dem Princip der Kirche wieder abzufallen und in diesem Sinne dann auch Propaganda zu machen; ihr Anschlag scheiterte aber zuerst an der Freiheit der ersten großen heidenchrist- lichen Gemeinde selbst, die wir im folgenden Abschnitt entstehen sehen, nicht minder an der Entschiedenheit der Apostel. (P. Lange.) g. b. 19—30 (§ 146): Entstehung einer neuen Znnttergemeinde in der durch nikhtapoflokisaje Hkaubige gegründeten xdeidenctsristengemeinde zu Ytntiochiax dieselbe stelkt sich aber der indess— christlichen zmtttergemeinde zu Jerusalem nicht gegenüber, sondern zur Fette. 19. Die aber [um jetzt wieder an das in Kap. 8, 4 Gesagte anzuknüpfen] zerstreuet waren in »der Trübsal lgroßer Verfolgung über die Ge- meinde zu Jerusalem], so sich uber Stephano er- hub, gingen fdas Wort predigend] umher [nicht blos, wie dort angegeben wurde, in die Länder Judäa und Samaria, sondern auch, wie nun hier weiter folgen soll] bis gen Phönizieu [nach dem schmalen Küstenstrich am Mittelmeere, der sich vom Berge Earmel aus etwa 30 geograph. Meilen weit nach Norden hin ausdehnt Karte V» vgl. Kap. »21, 71 und lnach der nordwestlich von Palästina gelegenen Jnsel Karte VIII] Cypern und snoch weiter nach der 8 Stunden weit vom Meer landeinwärts am Orontes gelegenen Haupt- stadt von Shrien] Antiochia [1. Macc. 1, 11 Anm.], und redeten das Wort [wie die Entwickelungsvew hältnisse der Kirche damals, vor etwa 9 Jahren, es noch mit sich brachten] zu niemand, denn allein zu den Juden [und allenfalls auch zu eigentlichen Judengenossen oder Proselyten der Gerechtigkeit 3. Mos. 17, 9 Anm.]. 20. Es waren aber etliche unter ihnen sjenen Zerstreueten], Männer von Cypern sder eben ge—- nannten Jnsel im mittelländischen Meer, von welcher auch Barnabas stammte Kap. 4, 36] nnd Cyrene seiner Landschast von Libyen in Nord- asrika Kap· 2, 10; S, 9; Mark. 15, 21], die kamen [bald nach der Zeit, da das im vorigen Abschnitt erzählte Ereigniß sich zugetragen, nach- Beruhigung der Aufgeregten und allgemeine Anerkennung des heil· Gotteswillens 471 dem sie die Jahre daher anderwärts, vielleicht in ihrer Heimath, sich aufgehalten hatten]. gen Antiochia fnach der herkömmlichen Lesart im Grund- text: gingen ein zu Antiochien, was auf eine an sie ergangene Einladung von dort hin- deutet], und redeten fdas Wort außer zu den Juden, was sie natürlich nicht ganz versäumten] auch [und zwar vornehmlichJ zu den Griechen und predigten [ihnen] das Evangelium vom HErrn Jesu. 21. Und die Hand des HErrn [ihre Wirk- samkeit mit gutem Erfolge krönend] war mit ihnen, nnd eine große Zahl [gerade von Seiten der Griechen] ward swährend der J. 42j43 n. Chr.] gläubig und beichtete sich zu dem HErrn Daß die wunderbare Bekehrung des Cornelius und seines Hauses in der Residenz des römischen Land- pslegers unter den Heiden eine weitere Wirkung ge- habt, erfahren wir mit keinem Worte — vermuthlich ist er bald darauf mit der ganzen italischen Cohorte nach seinem Heimathlande zurückverfetzt worden, indem Claudius dem Agrippa noch mehr den Schein eines unabhängigen Königs gewähren wollte und ihm auch Cäfarea schenkte; dagegen zeigt vorliegender Abschnitt einen andern Ort, wo nicht etwa ein Familienkreis aus den Heiden sich zu dem Glauben an Jesum»be- kehrt, sondern eine große Zahl, welche sich zu einer Gemeinde zusammenschließt, und diese Gemeinde wird Anfang und Ursprung der vielen Gemeinden aus den Heiden in der gefammten Heiden- kirch e. Es ist die Absicht des Abschnittes, uns mit der Entstehung dieser wichtigen Gemeinde, des neuen eschichtlichen Ansatzes in der Entwickelung der Kirche, gekannt zu machen; und da geht denn die Erzählung, indem sie uns das Sonst und Jetzt nach seinem charak- teristischen Unterschied recht stark zum Bewußtsein bringen will, zurück auf die Verfolgung, welche über Stephanus veranlaßt wurde und die ganze Gemeinde zu Jerusalem betraf. Wir erfahren hier, daß die da- mals Versprengten sich nicht blos durch die Provinzen des jüdischen Landes zerstreut haben, sondern mit ihrer Verkündigung des Worts bis über die Grenzen Pa- lästinas hinaus nach Phöniziem Cypern und Antiochia gekommen find; zugleich wird in Betrefs dieser Ver»- breitung des Evangeliums mit Beziehung aus den Zeitraum, der zwifchen Kap. 8, 4——9,43 liegt, bemerkt, daß sie ausschließlich an die Juden sich wendete. Was die Verbreiter für Erfolg gehabt haben, wird nicht gesagt; aber eben mit diesem Schweigen wird angedeutet, daß die Verkündigung an die Juden außer- halb der jüdischen Grenzen ebensowenig für die Zu- kunft sruchtbar geworden sei, wie die Verkündigung innerhalb jener Grenzen. Weiter wird dann von etlichen unter den Versprengten berichtet, die, da sie nach Antiochia kamen, mit ihrer evangelischen Ver- kündigung an die dortigen Heiden, nämlich an die Griechen sich wendeten, und wird dabei hervorgehobem daß es chprische und cyrenäische Männer waren, die das thaten. Sie gehörten also zu der Klasse der Hellenisten (Kap. 6, 1 Anm.); vordem hatten sie aus frommem Eifer Jerusalem zu ihrem Wohnsitze gewählt, waren entweder am Pfingsttage selber schon der Ge- meinde einverleibt worden, oder doch nachmals zu dem Glauben an Jesnm gekommen. Aber was sie dann weiter zu Jerusalem erlebt, in dieser Stadt des Hei- ligthums und der höchsten Obrigkeit Jsraels, an der sie früher mit so großer Liebe gehangen, das konnte nur dazu dienen, sie ihrem Volke und der heiligen Stadt zu entfremden; denn in der Ertödtung des Stephanus sahen sie es ja vor Augen, daß Jerusalem mit dem Hohenrathe an der Spitze das eigentliche und wahre Heiligthum, weiches sie in der Gemeinde Christi erkannt hatten, zerstöre und zertrete, und ohne Zweifel sagten sie sich, daß solches Verhalten für den Gott der Heiligkeit nur ein Bestimmungsgrund zur Verwersung des jiidischen Volks sein könne, zumal ihnen die des- fallfigen Ausfprüche Christi nicht unbekannt waren. Auf der andern Seite aber wurden sie in ihren Hei- mathsländern Cypern und Cyrene, wohin sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lange nach ihrer Ver- treibung aus Jerusalem auf einige Jahre zurückgezogen hatten, weil ihre Predigt in Judäa (Kap. 8, 1) doch eine gar zu Bringe Aufnahme fand, näher zu den Heiden, deren ildung und Sprache sie als Hellenisten sich angeeignet, herangezogen. Leicht möglich, daß solche ihrer christlichen Brüder, die nach Antiochia sich gewendet hatten, um, wie V. 19 berichtete, den dortigen Juden das Evangelium zu verkündigen, sie auch nach jener Stadt einluden, weil diese ihre Kraft verstärken wollten. Als sie nun aber der Einladung Folge leisteten, erfuhren sie, vermuthlich noch auf der Insel Cypern, über welche auch die von Cyrene reisten und über welche unmittelbar vorher die italische Cohorte aus Cäfarea nach Rom zurückversetzt worden war, von der Bekehrung des Cornelius und seines Hauses durch den Apostel Petrus; und so war es denn ganz natürlich, daß sie in Erkenntniß des göttlichen Rathschlusses zu Antiochia eben an die Griechen mit ihrer Predigt des Evangeliums sich machten. Daß dies ihr Thun nicht vor das Ereigniß in Kuh. 10, sondern hinter dasselbe fällt, ge t nicht nur von selber schon daraus hervor, daß St. ukas erst jetzt davon berichtet, nach- dem der Abschnitt in Kap. 10, 1—11, 18 voraus- gegangen; sondern es bezeu t auch Petrus in Kap. 15, 7., daß er der erste Hei enbekehrer gewesen sei, und Jakobus bestätigt in Kap. 15, 14 sein Zeugniß, wie denn überhaupt der Geschichte in Kap. 10, 1—11, 18 die Spitze abgebrochen und aller Sinn genommen würde, wenn man den Bericht in V· 20 u. 21 unsers Abschnittes in eine Zeit vor jener Geschichte verle en wollte. -— Erbaut gegen Ende des 4. Jahrh. v. hr. von Seleucus Nieator, dem Begründer des Hauses der Seleuciden (Dan. 11, 5 Anm.), und benannt nach dessen Vater Antiochus, lag Antiochia in der großen und sruchtbaren Ebene, welche der Orontes, bald nachdem er nach Südwesten umgebogen, durchströmt, auf dem linken Ufer zwifchen dem Fluß und einem anfehnlichen Bergzuge (s. Karte VlII.l, auf welchem sich später die Stadt noch hinanzog. Als langjährige Residenz der Seleuciden gelanste diese neue. Weltstadt Vorderasiens bald zu großer lüthe, die, nachdem sie im J. 64 v. Chr. Hauptstadt der neuen römischen Provinz Syrie11 Iworden war, unter den Kaisern am höchsten stieg. er Umfang der aus 4 Theilen bestehenden Stadt soll 2V,, die Länge fast 1 geograph. Meile betragen haben; eine fast eine Stunde lange Straße, die zu dem vier- eckigen Iliarktplatz ührte, ließ Herodes d. Gr. mit Marmorplatten pflatern und mit einem Säulengang zieren. Einen betrxchtlichen Bestandtheil der Bevöl- kerung bildeten die angesiedelxen.Juden, die sich unter den Seleuciden großer Freiheiten erfreuten, eine mit Schätzen reich ausgestattete Synagoge besaßen und mit der Zeit ziemlich viele Proselhten aus den Heiden ge- wannen« ein solcher war auch der in Kap. G, 5 er- wähnte Äiicolaus Dieser war denn auch ohne Zweifel unter denen, welche bald nach der Zerstreuung der jerusalemischen Gemeinde nach Antiochien gingen und ist 72 g Apostelgeschichte It, 22——-s28. unter den Juden 1nissionirten, aber jedenfalls auch an die Proselyten sich wendeten (V. 19); unter denen da- gegen, welche sie 7—8 Jahr später von Cypern und Chrene sich nachzogen und die nun, nach der neuer- dings gemachten Erfahrung von dem neuen Wende- puukt in der Geschichte der Ausbreitung des Evan- geliums, den Petrus in Kap. 10 durch Gottes be- sondere Leitung· hatte herbeiführen müssen, vielmehr mit den Griechen sich befaßten, befand sich wohl auch der in Kap 13, l erwähnte Lucius von Chrene Zu beachten ist, daß, während Petrus denAnfang der Heidenbekehrung mit Römern macht, der unmittelbar darauf in Antiochia erfolgende Fortgang mit Griech en es zu thun hat: es spiegelt sich darin die Zukunft der aus den Heiden gesammelten Kirche, wo allerdings Rom gleich anfangs schon seine E ristengemeinde hat, aber, nachdem seine hohe Wichtig eit auf dem Gebiet dieser Kirche festgestellt ist (vgl. die Bem- zu Kap- 10, 2), einstweilen doch hinter das Morgenland und die Griechen zurücktritt, bis es dann fast gleichzeitig mit dem Absterben der orientalischen Christenheit in den Vordergrund des Reiches Gottes gelangt. · · 22. Es kam aber diese Rede von ihnen sdie Nachricht von dieser Miffionsthätigkeit jener Männer V» 20] vor die Ohren der Gemeine zu Jerusalem [die bis jetzt noch als die eigentliche und ausschließliche Muttergemeine der Kirche Christi sich betrachten durfte] und sie fdie Glieder der .jerusalemischen Gemeine, die nach der in V. 18 ausgesprochenen Einsicht in Gottes Rathschlüsse zwar - an sich gegen ein Missioniren unter den Griechen nichts einzuwenden hatten, aber doch sich verpflichtet fühlten, Vorsorge zu treffen, daß alles ehrlich und ordentlich dabei zugehe l. Cor. 14, 40] sandten Barnabam [welcher seiner eigenen Herkunst nach denrhprischen und cyrenäischen Heidenbe- kehrern am nächsten zu stehen- fchien], daß er swohl auf dem Wege über Phönicien und Cypern, da es galt, auch·die dortigen Brüder V. 19 zu grüßen und zu stärken] hin [genauer: durchhin I, 32] ginge bis gen Antiochia [den Stand der Dinge daselbst erforfche und die Leitung und Ueber- wachung derselben für die Zukunft übernehme] 23. Welcher, da er hinkommen war und sahe die Gnade Gottes swie mächtig wirksam sie an den bekehrten Griechen V. 21 zur Erscheinung kam] Ward er froh [freuete sich von Herzen, daß der HErr auch den Heiden die Thür des Glaubens aUfgsthMI 14- 271 und vermahnete sie alle sin gar eindringlicher, herzbewegender Weise], daß sie mit festem Herzen sum damit die ihnen mangelnde äußere Beschneidnng zu ersetzen Röm. 2, 28 f.] an dem HErrn bleiben wollten. -24. Denn er war »ein frommer Mann [der bei seinem guten, menschenfreundlichen Charakter Matth. l, 19 nichts von jener Scheelsucht an sich trug, wie bei denen aus der Beschneidung in V. 2f. sie zu Tage trat], voll heiliges Geistes und Glaubens [Kap. 6, 5 und darum auch mächtig zu stärken und zu vermahnen, wie denn die Apostel schon früher ihn eben deshalb mit dem Zunamen Barnabas, d. i· Sohn des Trostes, belegt hatten, da er eigentlich Joses hieß 5, 36]. Und es ward fnun auch, gleich in der ersten Zeit seiner An- wesenheit, in Folge solcher seiner Macht der Rede] ein groß Volk [aus der griechischen Einwohner- schaft] dem HErrn zugethan [so daß eine förm- liche Gemeine sich zu bilden anfing]. » « Wir sehen, wie streng die Apostel jetzt noch ihre eigentliche und nächste Bestimmung für die 12 Stämme des Volkes Jsrael im Auge behalten: während sie in Kap. 8, 14 ff. bei der Nachrichh daß Samaria das Wort Gottes angenommen, den Petrus und Johannes dahin entsenden, denn Samaria gehörte ja ursprünglich zum Gebiete des heil. Landes und die Samariter triigen das Bnndeszeichen der Beschneidung an sich, ist es auch nicht Einer aus ihnen, der die Leitung der Heidenmission in Antiochia übernimmt, obwohl Petrus unter Gottes besonderem Einfluß das Werk hat feier- lich einweihen müssen, sondern Barnabas wird mit dieser Sendung beauftragt; sie haben ja aber auch ein bestimmtes Bewußtsein davon, daß, wie die Dinge in Beziehung auf Jsrael jetzt noch stehen, es ihres Amtes nicht ist, das neu begonnene Werk unter den Heiden weiter zu führen, wissen vielmehr aus der Offenbarung des HErrn an Saulus im Tempel (Kap. 22, 21), die dieser ihnen nicht wird verschwiegen haben, daß für solches Werk ein eigener dreizehnter Apostel bereits bestimmt ist, und diesem dürfen sie mit ihrer apostoli-- schen Würde nicht vor-greifen, dagegen kann Barnabas, weil er bei allen seinen Gaben doch kein wirklicher Apostel ist, die Zeit des Uebergangsbis zum definitiven Eintritt des Saulus in das ihm überwiesene Arbeits- feld ausfüllen. Vgl. außerdem das zu V. 30 Gesagte. 25. Batnabas aber [der aus diesem guten Erfolge seiner Thätigkeit in Antiochia erkannte, welch reiches Arbeitsfeld in der ·schon soweit vor- geschrittenen Heidenbekehrung nunmehr sich eröffnet habe, und dem es daher um einen tüchtigen Mit- arbeiter in der Ernte des HErrn zu thun war] zog [von dem Geiste Gottes an den rechten Mann gewiesen] aus gen Tarsen, Saulum wieder zu» suchen [der seit feiner Entlassung dahin im J. 39 Kap. 9, 30 der Kirche wie aus den Augen ver- schwunden war und also jetzt, nach 4——5 Jahren, von Neuem an’s Licht gezogen werden mußte] 26. Und da er ihn fand [denn er mußte eben, wenn auch nicht aus örtlicher, so doch aus geistiger Verborgenheit ·ihn hervorholen], führte er ihn gen Antiochia* sals auf den Schauplatz der nun zu beginnenden Wirksamkeit, für welche in Kap. 9, 20 ff. 28 ff. noch nicht die volle Zeit und das rechte Gebiet gekommen war, die darum auch noch keine eigentliche Frucht gebracht hatte 22, 17 sf.]. Und sie blieben bei der Gemeine [daselbst, diese bei ihren gottesdienstlichen Ver- sammlungen in der Erkenntniß und im Glauben fördernd] ein ganz Jahr [nach unsrer Berechnung: während d. J. 44X45 n. Chr.], nnd lehreteu sbei diesen ihren, nach Art derer der Apostel in Jeru- salem 2, 42; z, 42 gehaltenen Vorträgen zu- gleich] viel Volks« [von den noch nicht zur Ge- Entstehung einer heidenchristlichen Gemeinde zu Antiochia und Entstehung des Christennameiisx meine gehörigen Griechen, die sich den Gemeinde- Versammlungen ebenso anschlossen, wie die jüdischen Proselyten den Schulen der Juden, und von denen immer mehr zu Christo sich bekehreten, so daß die Gemeine noch in diesem Jahre auch in bürger- licher Hinsicht eine öffentliche Bedeutung erlangte, zumal sie wegen des überwiegenden heidenchristlichen Elements der jüdischen Synagoge gegenüber als selbständige Gemeinschaft sich geltend niachte]; daher die Jnnger lwie die Christen selber sich nannten Kap. »6, 1f. 7; 9, 1. 10. 25f. 381 am ersten zu An- tivchin Christen [lat.: Christjanh Anhänger Christi]] genannt wnkden*" swährendfie bei den Juden in Jerusalem als Nazarener oder Anhänger des Jesus von Nazareth bezeiihnet wurden Kap. 24, 5]. V) Nach Kap. 9, 27 hatte gerade Barnabas früher den Saulus bei den Aposteln zu Jerusalem eingeführt nnd mit der Urgemeinde zu Jerusalem in Verbindung gebrachtsx nun war es derselbe Mann, der denSaulus nach -Antiochien führte und mit der zukunftsreichen Gemeinde von Heidenchristem mit dieser künftigen Mntterstadt der Heidenkirche in organischen Verkehr fetzte. Die Bekehrung des Saulus war dem Barnabas auf’s Genaueste bekannt (9, 27), und «so kannte er ohne Zweifel auch die Erklärung» des erhöheten Erlösers, daß er den Saulus erwählt habe,« vor den Heiden- völkern und Königen seinen Namen zu tragen (9, 157 22, 21, 26, 17 f.). Und da mochte dem Barnabas, während er sich in dieser jungen und doch schon- so an- sehnlichen Heidengemeinde aushielt, nicht ohne Erleuch- tung des heil. Geistes, dessen er voll war, das Bild jenes zu so großen Dingen und besonders zur Bekehrung der Heiden erwählten Mannes vor die Seele treten, so daß ihm klar wurde: der Mann gehört hier er, das ist der rechte Mann auf den rechten Platz. ( echler.) Ist) Jn das J. 43 n. Chr» nach dessen Ablauf Saulus in sein Amt wirklich-eintrat, während feine frühere Thätigkeit nur mehr die des allgeinein-christ- lichen Eifers für den HErrn und der rettenden Liebe -u den Seelen gewesen«- auch das eigenthümliche Ge- biet, das Christus ihm als Heidenapostel zugewiesen hatte, noch gar nicht vorhanden.war, indem damals die Zeit zur Heidenbekehruiig noch nicht erschienen, fällt jedenfalls die hohe Offenbarung, deren er in is. Cor. 12, 1 ff. gedenkt; der 2. Brief an die Corinther ist im J.-57 geschrieben, davon 14 Jahre zurück ge- rechnet, ergiebt eben obiges Jahr, und sollte nun an Saulns der Mangel an Augen- und Ohrenzeugem schaft, da er nicht zu-denen gehörte, wie Petrus sie in Kap. 1, 21f.-als allein für’s apostolische Amt ge- eignet beschreibt, auf außerordentliche Weise ersetzt werden, damit er in gleicher Auctorität neben den übrigen Aposteln dastünde und in dieser Hinsicht sein Lehren in der antiochenischen Gemeinde schon jetzt ein« noch höheres würde als das des neben ihm wirkenden Barnabas, gegen den er auch auf der ersten Missions- xeise gar bald in den Vordergrund tritt (Kap. is, 9ff.). Es ist unbedingt verfehlt, wenn z. B. Wieseler jene hohen Offenbarungen mit der Entzückung, die Saulus bei der ersten Anwesenheit in Jerusalem nach seiner Bekehrung im Tempel hatte (Kap. 2«2, 17 sf.), - sainmensallen läßt und dem entsprechend dann als das Jahr der Bekehrung das J. 40 n. Chr. rechnet, wo- bei es nun völlig unerklärlich wird, wie der Apostel sich schon 21 Jahre später (Philein. 9) als ,,alten Paulus« bezeichnen konnte, da er in Kap. 7, 57 bei » der Steinigung des Stephanus noch ein Jüngling heißt und damals nach Wieselers Meinung eben auch nur etwa 20 Jahr alt war. Es ist die Zeitbestimmung für Stephani Steinigung und Sauli Bekehrung ebenso der Hauptfehler der chronologischen Berechnung dieses Ge- lehrten zur Apostelgeschichtq wie die falsche Erklärung des Afterfabbaths in Luk. 6, 1 im Verein mit der An- nahme, daß Lukas durchaus chronologisch schreibe, seine Zeitberechnnng zum Leben Jesn mannigfach verwirrt hat, so sehr ihm auch sonst unter den Chronologeu der Gegenwart ohne Zweifel der erste Platz gebührt. »Es) Durch die vereinte Thätigkeit des Barnabas und Saulus kam es gar bald dahin, daß die Gemeinde- zu Antiochien so blühend wurde, daß sie unwillkürlich die Blicke ihrer heidnischen Umgebung änsbesondere wohl auch der römischen Behörde, denn Antiochien war ja der Sitz des Statthalters von Syrien) auf sich zog; man merkte es, wie sich die Christengemeinde als etwas von dem bisher auch in Antiochien zahlreich vertretenen Judenthum Verschiedenes und Selbständiges darstellte, und fing nun an, die anChristum Gläubiger, um sie von den Juden zu unterscheiden, mit dem Namen der Christianer (oder Christi Anhänger Kap. 26, 28; 1. Petri 4, 16 — durch Zusammenziehung und behufs Annäherung an das .griech. Wort Unze-or, d. i. gute Leute, ist später daraus die Form ,,Christen« ge- worden) zu bezeichnen als Saulus auf den Schauplatz seiner Thätigkeit trat, ist ein höchst bedeutsames Zeichen dafür, daß die Kirche Christi von nun an bestimmt sei, als etwas spezifisch von allem Bisherigen sich Auszeichnendes, worin die Judenchristen niit den Heidenchristen zu einem neuen Ganzen verschmolzen sind, in densGesichtskreis der Weltgeschichte einzutreten. Es ist wohl zu beachten, daß die Gläubigen nicht etwa nach dem Jesu-Namen den Namen »Jesuiten« erhielten, sondern nach dem Christus-Namen (der nicht mehr bloßer Amtsname des HErrn, sondern schon zu einer Art von Personen- Name geworden war) den der Christianer; denn sie sollten Ia nicht etwa, was jener Name bedeuten würde, Mitheilande und Mitseligmacher der Menschheit sein, sondern Mitgesalbte, wie es auch unser jetziger Christenname besagt. (Andreä.) 27. Ju dcnselbigen Tagen swährend des vorhin erwähnten Jahres, wo Barnabas und Saulus so— mit einander wirkten] kamen Propheten [etliche Männer aus der christlichen Gemeinde, welche in gottbegeisterter, doch nicht ekstatischer Rede, ·wie die, welche in Zungen redeten, das Wort des HErrn vorzutragen und in einzelnen Fällen auch Zukünftiges vorauszusagen vermochten I· Etw- 12- 10; 14- 1 ff-] von Jerusalem gen Antiochin sdenn die Gemeine dort hatte die neu- entstandene Gemeine hier seit der Absendung des Barnabas V. 22 nicht aus den Augen verloren und wollte ihr jetzt etwas geistlicher Gabe mit- theilen, sie zn stärken Röm. 1, 11]. 28.s Und einer unter ihnen, mit Namen Agabns [vgl. Kap. II, 10 f. —- die. beiden andern waren wohl Judas Barsabas und Silas 15, 22 u. 321 stund auf lin der Gemeindeversammlung, als eines Tages abermals Gottesdienst gehalten worden war] und deutete finden: er seinen Aus- spruch mit einer sinnbildlichen Handlung be- gleitete Offenlx 1-1] durch den Geist kder ihm Daß dies gerade jetzt geschah,- 474 Apostelgeschichte 11, 29. 30. l2, 1—-4. den Blick in die Zustände der nächste1i Zeit öffnete] eiiik große Theuerung [oder Hungersnothis die da kommen sollte überden ganzen Kreis der Erden; welche [auch wirklich] geschah unter dem sseit dem 24. Jan. d. J. 41 n. Chr. zu Rom regierenden] Kaiser Claudio fund zuerst Palästina im J. 45, also ein Jahr nach Verkündigung der Weissagung von Seiten des Agabus, betras]. 29. Aber unter den Jüngern snämlich den Christen zu Antiochia V. 26., die für die ihnen zu Theil gewordene geistliche Saat diejenigen, die sie ihnen hatten zukommen lassen, gerne wollten ihr Leibliches erndten lassen 1. Cor. 9, 11 ; Röm. 15, 271 beschloß ein jeder, nachdem er ver- mochte sje nach feinen Vermögensverhältnissens zu senden eine Handreichung den Brüdern, die in Jndcia wohnetenz 30. Wie siedenn auch thaten sdurch Veran- staltung einer Collekte Geld zusammenbrachten], und schickienb [was sie so zusammengebracht] zu den Aeltesten sin Jerusalem] durch die Hand Bar- nabå Und Sauli swelche etwa zu Ostern des J. 45 dort ankamen Kap. 12, 25., so daß das Jahr ihrer gemeinschaftlichen Wirksamkeit zu An- tiochia V. 26 sich näher auf die Zeit von Ostern 44 bis dahin 45 n. Chr. bestimmen würde]. Unter der Regierung des Kaisers Claudius svom 24. Januar 41 bis 13· Oktober 54 n. Chr) hat zu wiederholten Malen Hungersnoth geherrscht, bald in dem einen, ·bal·d inszdem andern Thege des romischen Reichsz gleich m seinen drei ersten Jahren· (41——43) herrschte sie in Rom, um 49 oder 50 in Griechenlanty um 52 abermals in Rom. In— Palästina nun» trat sie nach dem Bericht des Josephus zur Zeit der römischen Landpfleger Cuspius Fadus (44——45) und Tiberius Alexander (45—48) ein; die Angabe soll jedenfalls be- zeichnen, daß sie unter ersterein ihren Anfang nahm und unter letzterem noch längere Zeit fortdanerte. Aber nicht nur läßt sich das Jahr, wo der eine ab- und der andere antrat, nicht sicher bestimmen; sondern, da Josephus ugleich als den damaligen Hohenpriester einen gewis en Jsmael bezeichneh was weder der Sohn des Phabi- unter Valerius«Gratus»(1·4 n. Chr.), noch der unter Agrippa ll. (60——61) sein kann, worunter vielmehr« ein anderer Hoherpriester um die Mitte der vi.erziger Jahre n. Chr. (Schlußb. zum 1. Maccabäerb. Nr. 11, Fuss; verskgnden werdensniußs sszo sitzt; Qui; aiif die o e ermu ung angewie en, a wo a J. 45 das der Hungersnoth in Palästina· sein dürfte. Jm Jahre zuvor, also in dem eigentlich 4. Jahre des Claudius, wie eine andere Zeitbestimmung lautet, konnte hier noch kein Getreidemangel stattfinden, da iioch im Sommer dieses Jahres die von Thrus und Sidon nach Kap. 12, 20 den König Agrippa darum um Frieden bitten, weil ihre Sänger sich nährfeiz mußten von des Königs Lande; später a er, a s an ·as vor- hin genannte Pkfhy Fßt sig beli dem enger; Zlusamåneitn hang, in we em ap. ,· : »Um le E Ige ed« iciciiii nnstertm Ackhschnxtt ung) mit Kap.532, 25 stehthkldie a ami ä au m an eraumen. agegen i ar, daß die Weissagung des Agabus spätestens noch in das J. 44 fallen muß, sonst wäre sie eben keine Pro- phezeiung aus Eingebung des göttlichen Geistes ge- wesen. Mit dem J. 43 hatte die dreijährige Hungers- noth in Rom ihr Ende erreicht und im J. 44 schien nun eine bessere Zeit angebrochen zu sein; da aber tritt der Prophet auf und kündigt an, daß die Noth unter diesem Kaiser im römischen Reiche (,,der ganze Kreis der Erden« ist s. v. a. ,,alle Welt« in Luk. T, l) fort ehen und da natürlich auch Palästina betreffen wür e, das seit dem Tode des Agrippa I. ja wieder unter römischen Landpflegern stand (Matth. 2, 30 Anm.). Die Zeit seiner Weissagung ist demiiach dieselbe, in welcher unter den ungläubigen Juden jener falfche Prophet Theudas austrat und vorgab, er werde durch sein bloßes Wort wie einst Josua den Jordaii spalten und seinen Anhängern einen leichten Durch- gang verschaffen, um ihnen darnach Freiheit von der römischen Herrschaft zu erstreiten (Kap. 5, 39 Anm·), aber diejenigen, die ihm folgten, nur in’s Verderben führte: ihm gegenüber schenkt der HErr seiner Ge- meinde in Jerusalem einen rechten Propheten, auf dessen Wort hin beizeiten Vorsorge getroffen wird von Seiten der aus den Heiden gewonnenen Brüder, daß die Noth ihr nicht zu schwer werde, da einerseits nach der früheren Zerstreuung (Kap. 8,1 sf.), und weil ihre Glieder überhaupt meistentheils zu den årmeren Leuteii gehörten, sie an sich schon bedürstig genug war, andrer- seits aber das, was die Königin Helena von Adiabene in der theuren Zeit für die Bewohner zu Jerusalem thun würde (Matth.21, II Anm.), gerade den Christen am wenigsten zugute kommen sollte. Auffallend er- scheint, daß die von der Gemeinde zu Antiochia be- schlossene und dann von Barnabas und Saulus über- brachte Colleete in Jerusalem nicht den Aposteln, sondern den Aeltesten überantwortet wird zu ge- eigneter Verwendung: wo waren denn die Apostel, als die beiden Sendboten im J. 45 dort ankamen (Kap. 12, 25) und die Handreichung ablieferten? Nun, Ja- eobus I. war von Agrippa mit dem Schwert uni- ebracht, Petrus aber nach seiner Errettung aus deni lerker von Jerusalem weggezogen, nur Jaeobus II. war daselbst noch vorhanden (Kap. 12, 1—17): dieser Stand der Dinge ist denn auch die Ursache, weshalb Paulus bei seiner Beweisführung dafür,- daß er das Evangelium, welches er predige, vonkeinem Menscheii gelernet, sondern allein durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen habe, in Gal. .1, 11—2, 10 diese hier erwähnte Reise nach Jerusalem ohne Weiteres übergeht, weil er damals nur von Jaeobus II. hätte lernen können, aber gerade bei diesem Apostel, der mit seinem Wort in Jac. 2, 24: »so sehet ihr nun, daß der Nienfch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein« seiner eigenen Lehre in Röm. 3, 28: »so halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glau b en« so schnurstracks zu widersprechen scheint, schon von selber niemand auf den Gedanken kommen konnte, daß derselbe sein Lehrmeister gewesen. Bereits zu Anfang des J. 44, noch bevor Agrippa I. in der Kap. 12, II ff. berichteten sWeise gegen die Gemeinde zu Jerusalem einschritt, waren dort wohl nur die drei Apostel: Jakobus I., Petrus und Jaeobus II. (uiid dazu Johannes als Vierter, der aber mit Petrus ver- möge seines engen Anschlnsses an ihn gleichsam nur Eine Person ausmachte und daher nicht besonders er- wähnt wird) noch vorhanden; es ergiebt sich das daraus, daß im ganzen 12. Kap. andere Apostel mit keiner Shlbe genannt werden (selbst in Kap. 15 sind unter »den Aposteln« nach Gal. 2, 9 nur die drei gemeint: Jaeobus 11., Petrus und Johannes), und waren also ohne Zweifel die übrigen nunmehr hinausgegangen in alle Welt, seit sie aus dem Vorgang in Kap. 10, 1ff. Maßnahmen des Königs Agrippa 1. wider die Gemeinde zu Jerusalem. 475 nach Kap. 11, Ists. sich überzeugt hatten, daß Gott jetzt auch den Heiden Buße gegeben zum Leben, und da des Befehles Christi gedenken mußten: »gehet hin und lehret alle Völker, prediget das Evangelium aller Creatur« (Matth. 38, 19 f.; Mark. 16, 15). Jn Je- rusalem setzte man jetzt Aelteste ein, welche den zurück- gebliebenen wenigen Aposteln in ihrem Amte zur Seite stehen, ja künftig ihre Stelle erse en sollten, wenn auch sie würden weichen müssen. ir haben in den Schlußbem zum Evangelium St. Matthäi diese sogenannte Apostel-Theilung, zu deren Gedächtniß in der katholischen Kirche sogar ein eigenes Fest am 15. Juli gefeiert wird, der Tradition gemäß auf das J. 45 verlegtx es ist aber nach der hier vorgelegten genaueren Berechnung jedenfalls schon das J. 43 dafür anzusetzen und demzufolge auch die Abfassung des eben erwähnten Evangeliums in diese Zeit zurück zu ver- legen. Auf folche Weise, indem zu Jerusalem nicht mehr das ganze Apostel-Collegium, sondern nur eine Auswahl zusammen blieb, ja bald einer von den Zwölfen getödtet wurde, fügte es der HErr, daß zu der näm- lichen Zeit, wo in Antiochien eine zweite Mutterstadt, und zwar für die Christen aus den Heiden, sich aus- gestaltete, die erste soviel an Gewicht verlor, als nöthig war, damit jene in die Höhe kommen könne. Das 12. Kapitel. Petri Erledigung. Untergang. h. V.1—25 (§ l47): Vollendung der Feindschaft Israel-«— gegen da- Evangetinm in den Maß— nahmen des Here-des Ylgrippa 1. wider die chriftkiitje Feinde. « (Epistel am Tage Petri nnd Dann: V. l——«.) Vgl. die Vorbem. zu Matth. 16, 13 ff. Zur Vor- feier des Tages (29. Juni) gehört in Rom am Abend vorher die prachtvolle Jllumination der Peterskirche mit 44,000 Lampen und 784 Fackelm Am Festtage selbst ertheilt, wie am Himmelfahrtstagh der Papst nach geendigter Messe vom Vatican herab der Stadt und dem Erdkreis (urbi et orbi) unter- dem Donner der Kanonen den Segen, und eine allgemeine Jllumi- nation der Stadt und Feuerwerk bilden am Abend den Schluß der Feier; so war es wenigstens, solange der PapsLnoch der Landesherr war und den Kirchen- staat besaß. 1. Um dieselbige Zeit swo das in Kp. 11, 26 Erzählte sich zutrug, daß nämlich Barnabas den Saulus gen Antiochia sührete, also im J. 44 n. Chr] legte der König Herodes fAgrippa 1., von dessen Thronbesteigung im J. 41 Ausfiihrlicheres zu Kap. I, 32 gemeldet wurde, verniuthlich durch den pharisäisch gesinnten Hohenrath, dem er sich so willsährig erzeigte, aufgereizt] die Hände an etliche von der sdie letzten acht Jahre daher im Frieden sich bauenden] Gemeine [zu Jerusalem] zu peinigen smit körperlichen Mißhandlungen sie — wohl für ihren» Absall vom pharisäischen Judenthum —- zu zuchtigen].» » . Z. Er todtete aber Jacobnm, Johanms Bruder [d. i. Jacobnm den Aelteren Matth. 10, 4 Nr. 3], Iacsobi Tod. kgerodis mit dem Schwert [denn dieser stund allem Anschein nach seit der Visitationsreise des Petrus in K·ap. 9, 32 ff. der Gemeinde als ihr nunmehriger ständiger Leiter vor, wie er auch schon früher nach der Andeutung zu Kap. 4, 24 nächst Petrus und Johannes eine hervorragende Stellung im Collegium der Zwölse einnahm]. 3. Und da er sahe, daß es den Juden gefiel snicht blos den Obersten, sondern auch dem» ge- meinen Volk oder den Laien, wenn er in dieser ·Weise die Gemeine des ihnen verhaßten Jesus von Nazareth, den sie nun einmal nicht als den Christ des HErrn anerkennen wollten, verstörete], fuhr er smit solchem Werke] fort und fing Petrnm [den zweiten unter den jetzigen Leitern der Ge- meine] auch. Es waren aber lals er diese Ge- fangennehmung vornahm] eben die smit dem»14. Nisan Vormittags beginnenden] Tage der fußen Brode [Matth. 26, 17 Anm.1; Luk. 22, 7]. 4. Da er ihn nun [an diesem 14. Nile-n, welcher im J. 44 n. Chr. auf den 1. April fiel] griss saber wegen des am Abend stattfindenden Passaessens, mit dessen Vorbereitung das Volk den Tag über beschäftigt war, nicht alsogleich konnte verurtheilen und hinrichten lassen], legte er ihn [einstweilen] in’s Gefängniß svermuthlich in dasjenige, welches sich bei seinem Palaste auf dem Berge Zion befand, s. Schlußbem. zum 1. Macca- bäerbuche Nr. 11, d. Zus.] und überantworteie ihn sals jetzt, Abends 6 Uhr, die Nacht eintrat und da die schärfste Art der Bewachung stattfinden und eine Befreiung wie die in Kap. 5, 19 ff. unmöglich gemacht werden sollte] vier Bicktheilen Kriegsknechten svon denen immer nach je drei Stun- den ein Viertheil zu vier Mann das andere ablösen sollte Mark. 13, 37 Anm.], ihn [in der Art] zn bewahren sdaß er an zwei Kriegsknechte, die ihn links und rechts umgaben, mit je einer Kette angeschlossen war, die beiden andern Kriegs- knechte aber die erste und zweite Hut bis zu der in’s Freie sührenden eisernen Thür des Gefäng- uisses bildeten V. 6 u. 10], und gedachie ihn nach den Ostern [d. i. nach dem Passa oder dem Ostermahl Matth. 26, 18., also am Morgen des 15. Nisan oder des 2. April] dem Volk vorzu- stellen sund demselben das Schauspiel einer Ketzer- Hinrichtung an ihm zu verschaffen] Wir haben den König Herodes Agrippa I. schon zu Kap. O, 35 seinem Charakter nach kennen gelernt: im Herzen völlig ein Heide, dem Schauspiele, Niusikx feste und Gladiatorenkämpfe nach Art der Römer seine Passion waren, welcher er auch sofort fröhnte, sobald er sich außerhalb der eigentlichen Grenzmark des difchen Landes befand, nahm er doch innerhalb der- selben die Miene streng pharisäischer Frömmigkeit an; so waren denn unter ihm wieder goldene Tage für, den Pharisäismus, ein neues Zeitalter der Alexandra (S lußbem. zum 1. Maccabäerb.» Nr. 6 u. 7) fchien her eigekommen Wenn in den früheren Maßnahmen 476 Apostelgeschichte 12, 5——12. wider Christum und seine Kirche das Gesicht St. Jo- hannis in Offb. 12, If. von dem großen rothen Drachen, dessen Schwanz zog den dritten Theil der Sterneund warf sie auf die Erde, sich insofern nur theilweis er- füllt hatte, als entweder die weltliche oder die geistliche Macht allein, die eine ohne die andere, oder die geistliche Macht und das Volk ohne die weltliche Macht diese Maßnahmen ausgeführt hatten, indem selbst bei Christi Kreuzigung der römische Landpfleger nur noth- gedrnngen dem Willen der Obersten un des Volkes nachgab, des Stephanus Steinigung aber auf tumul- tuarischem Wege sich vollzog, so wirken dagegen nun- mehr alle drei Mächte zusammen: der Hoherath benutzt zuerst seinen Einfluß auf den um die Gunst der pharisäischen Partei buhlenden König, ihn zur Verfolgung der christlichen Gemeinde aufzustachelm denn von ihm selber ist er fchwerlich auf diesen Ge- danken gekommen; doch Agrippa thut darnach aus eigenem Antriebe noch mehr, als von Seiten der geist- lichen Oberen ihm an die Hand gegeben worden, weil er merkt, daß anchdem Volke sein Thun gefällt,»und weil er bei diesem sich ebenfalls insinuiren will· Jst so jenes Gesicht der Offenbarung nun zur vollen Wirk- lichkeit geworden, hat nun die Gesammtheit der jü- dischen Nation in allen drei Lebensgebieten sich zum Helfershelfer des Satans hergegeben, das Kinddes Weibes zu fressen, und hat jetzt das ganze Volk hin- sichtlich seines antichristlichen Fanatismus denjenigen Standpunkt erreicht, den zur Zeit der Tödtung des Stephanus jener Saulus von Tarsen noch allein ein- nahm, so ist auch Jsraels Verwerfung und die Er- wählung der Heiden, na dem beides schon seitEKap. 8 sich in sehr beximmter eise vorbereitet hat, ent- schieden: in emselben Jahre, in welchenc wir mit der vorliegenden Geschichte stehen, bildet sich in An- tiochien durch die Wirksamkeit des Barnabas und Saulus an Stelle der bisherigen Mutterstadt Jeru- salem eine andere Mutterstadt für die zukünftige Heiden- kirche aus. Was als Herkul-Sinne: (Luthert »das Uebrige« Röm. 9, 27) aus Jsrael zu retten war, ist zu einer Gemeinde aus der Beschneidung gesammelt; darum hat fortan die Heidenmission ihre volle Berechtigung, und während dem Leibe des Apostel- Collegiums in Jacobus gewissermaßen das Haupt ab- geschlagen wird, daß die übrigen nun, wie verstümmelt dastehen und von ihrer ferneren Wirksamkeit es kaum noch etwas zu berichten giebt, tritt derHeidenapostel auf den Plan und nimmt bald allein das Terrain der Apostelgeschichte ein. Man kann es befremdlich finden, daß beim Tode des Jaeobus, der doiheiner der Zwölfe, einer der·drei vornehmsten, ·vom HErrn am meisten ausgezeichneten Apostel und xetzt der erste von allen war, der den Märtyrertod erlitt, alles so still und einfach»hergeht. Die Erzählung vom Ausgange des Stephanus, der nur einer von den Sieben, ein bloßer Almosenpfleger war, brachte uns zuerst die ausführ- liche und eindringliche Rede, womit er feine Wirksam- keit am Evangelio vor dem ganzen Synedrio besiegelte, sie begleitete ihn dann von Augenblick zu Augenblick bis an das Thor des Todes und zeigte unsern Augen, wie sich hier alles Schreckliche und Finstere in Licht und Herrlichkeit verklärte durch den HErrn im Himmel, der über alles waltet und herrschet; dagegen der erste Tod unter den Aposteln, dies gewaltige Ereigniß, wird genau genommen nur niit drei Worten »abgemacht, und diese drei Worte lassen nichts als ein schlechthin stummes Erleiden des Todes wahrnehmen. ,,Jacobo ist es nicht gleich Stephano vergönnt worden, in den geösfneten Himmel zu schauen beim Erdulden des Todes; kein anderer Glanz umwebt sein dem Schwerte — gebeugtes Haupt als die tiefe Ruhe und Stille seiner Jesu Verlobten Seele, womit er den Kelch hinnininit den zu trinken er nun werth geachtet wurde (Matth. 20, 23).« Aber eben das ist ein Zeichen, daß die Herrlichkeit des HErrn mit ihren Osfenbarungen von Jsrael sich nun gänzlich zuriickziehh bei des Stephanus Tod sollten durch die Erscheinung dieser Herrlichkeit an den Gläubigen noch Uebrige aus Jsrael errettet und Seelen aus dem Feuer gerissen werden, wie sich besonders an Saulus zeigte; bei des Jacobus Tode dagegen war bereits ein Zeitpunkt eingetreten, wie der in Hes. 3, 24-—27 zur Zeit des babylonischen Exils beschriebene, der HErr richtete seine Werke ausschließ- lich nach dem Vedürfniß seiner Gemeinde ein, fiir die draußen Stehenden dagegen galt der Grundsatz: »wer es«höret, der höre es; wer es läßt, der lasse es; denn es ist ein ungehorsam Haus«· Erscheint aber Jacobus der Apostel mit seiner Hinrichtung als ein Seitenstüik zu Johannes dem Täufer, der aiich still und stumm den Tod erleidet in seinem Kerker, so war es mit Petrus, der nach der oben gegebenen Erklärung des Textes am Passatage gefangen wurde und am ersten Festtage hingerichtet werden sollte, nahe daran, daß er das Seitenstiick zu dem HErrn Christus selber geworden wäre; es war ihm indessen der Märtyrertod für sein Alter und nicht in Aehnlichkeit der Zeit, sondern der Art mit-seinem HErrn und Meisterin Joh. 21, 18 f. geweissagt, und schon darum konnte aus des Agrippa Absicht mit ihm nichts werden. Die Gemeinde, als sie, wie der folgende Vers erzählt, für des Petrus Befreiung so anhaltend betete, erkannte allerdings den Rathschluß Gottes noch nicht klar und selbstbewußt; wohl aber legte es ihr der Geist Gottes in’s Herz, etwas zu bitten, was nach dem Willen Gottes ein- gerichtet war, und so konnte auch die Erhörung nicht ausbleiben (vgl.- Anm. 2 zu l. Kön. 17, 21). 5. Und Petrus ward zwar swie eben erzählt] im Gefängniß gehalten [auf eine Weise, die alles; Entrinnen unmöglich zu machen schien]; aber die Gemeine betete ohne Aufhören für» ihn zu Gott«« swörtlicht es fand aber unterdessen ange- strengtes oder briinstiges Gebet statt, wel- ches geschah von der Gemeinde zu Gott, bei dem kein Ding unmöglich, für ihn, daß er dennoch errettet werden möge, und solches Gebet erwies denn sich mächtiger als des Königs Ver- schluß und Wache]. . C. Und da ihn Hetodes sam andern Tage] wollte vorstellen [und vom Richtftuhl herab das Urtheil zum Tode über ihn sprechen, wie vor 14 Jahren Pontius Pilatus über Jesum Joh. 19, 13 ff.], in derselbigen ldiesem andern Tage vorangehenden] Nacht fchlief Petrus [um hier gleich die letzte Nachtwache von 3—6 Uhr Morgens Mark. 13, 35 näher in’s Auge zu fassen] zwischen zween Kriegsknechten [von dem vierten Viertheil] gebunden mit zwo Ketten smit der einen an der rechten und mit der andern an der linken Hand, und den einen Kriegsknecht an der einen und den andern an der andern Seite als Gefangenhalter neben sich] und die Hiiter vor der Thiir sbestehend aus dem dritten und vierten Kriegsknecht] hüteten des Gefängnisses sder eine an der Pforte der Nach der Hinrichtung des Jaeobus I. Errettung des Petrus aus des Königs Gewalt. 477 Zelle, der andere am Eingangsthor des Gebäudes, l mit jenen beiden vom tiefsten Schlaf überwältigt 1. Sam.-26, 12]. 7. Und stehe, der Engel des HErrn kam daher [auf den Gefangenen zuschreitend], Und ein Licht [von seiner eigenen lichthellen Erscheinung Kap.10,30 ausgehend] schien in dem Gemttchz und [er] schlug Petrnm an die Seite nnd weclte ihn auf-und sprach: Stche behende auf! Und-die Ketten sals Petrus sich wirklich erhub] fielen ihm von seinen Händen. 8. Und der Engel sptach [nun weiter] zu ihm: Gurte dich lzur Wanderung Jer. 13, 11 Anm.] und thu deine Schuhe [Sandalen] an. Und er [Petrus] that also. Und ser lder Engel, von einem Erforderniß zum andern ihn anleitend, da er in seinem schlaftrunkenen Zustand zu eigener Ueberlegung nicht fähig war, wie früher in Kap- 9, 15 mit den andern »Aposteln«, ihm aber auch die gehörige Zeit zu einem ordnungsmäßig fort- schreitenden Sichbekleiden lasse»nd] fprach zu ihm: Wirf deinen Mantel sdas Oberkleid, das beim Schlafen dir als Decke gedienet hat Z. Mof. 12, 34 Anm.] um dich, und folge mir nach [2.Mos.10, « 26; 13, 21]. 9. Und er [Petrus, nachdem er auch das gethan] ging hinaus [von der Stelle weg, wo er zwischen den zween Kriegsknechten gelegen V. 6] und folgte ihm, und wußte [da vorhin, als er sich fchlafen legte V. 6., er seines Lebens sich begeben und so gar nicht auf eine wunderbare Rettung gerechnet hatte, bei allen diesen Vorgängen] nicht, daß ihm wahrhaftig [in leibhaftiger WirkIichkeitJ solches geschähe durch den Engel; sondern es däuchte ihn, er sähe ein Gesichte lwie ,-jener Mann aus Macedonien Kap.-16, 9 für Paulus nur blußes Gesicht war-J. 10. Sie gingen aber lPetrus und der voran- schreitende Engel] durch die erste und andere Hut swelche mit dem dritten und dem vierten Kriegs- knecht befetzt waren] und kamen zu der eisernen ]Ausgangs-] Thiir [des Gefängniß-Hauses], welche zur Stadt sühretz die that sich ihnen von ihr selber aus [Kap. IS, Ast, nnd site] traten hinaus nnd gingen hin smit einander] eine Gasse lang [vgl. die Erklärung zu V. 12]; und alsbald [das das Nöthigste zu seiner Errettung jetzt geschehen war] schied der Engel von ihm« 11. Und da Petrus [in diesem selben Augen- blick, wo derEngel von ihm schied] zu ihm selber kam«[und denselben noch mit wachen Augen sah Luk. 9, 32], sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig [ohne mehr von einem Gesicht zu träumen], daß der HErr seinen Engel fzu mir] gesandt hat und mich sdurch ihn] errettet aus der Hand Herodis - daß und von allem Warten des jüdischen Volkes [das für heute auf meine Hinrichtuiig rechnete und sich daran ergötzen wollte]. «) Vortreffliches »zwar —- aber«! Herodes, mach alle Anstalten, sie nützen dir nichts; ihnen gegenüber steht ein gewaltiges Aber, dagegen kommst du nicht auf! Was ist dies Aber? scheinbar weniger als nichts — bloße Gebete; allein ein einziges solches Gebetswort- kann die ganze Macht der Hölle fällen, warum nicht Herodem mit seinen sechzehn Soldaten? (Williger.) Der Tag der Hinrichtung war schon festgesetzh morgen sollte dem Volke das gewünfchte Schauspiel gegeben werden; man wußte das allgemein, Petrus vermuthlich auch. Und siehe, in« dieser anscheinend letzten Nacht seines Lebens schläft er ruhig, einen besseren Schlaf als jenen (vor 14 Jahren) in Gethsemane; er war vom Tode frei, hatte durch Glauben und Gebet die Furcht des Todes überwunden, und schlief nun, als wenn nichts Besonderes- vorhanden gewesen wäre, einen ruhigen Schlaf (Ps. 4, 9). Nicht so die Gemeinde: der Verlust des Jaeobus 1nachte ihr den drohenden Verlust des Petrus soviel fühlbarer und furchtbarer. (Menken.) Eine der mächtigsten Thatsachen von Erhörung des Gebets ist die Ausführung des Petrus aus dein Ge- fangniß Es sind» sozusagen zwei Mächte im Ringen mit einander begriffen: die Weltmacht will den Apostel festhalten und tödten, die Gemeinde Christi will ihn gerettet, frei und am Leben haben; jene hat alle ma- teriellen Mittel zur Verfügung (Kerker, Ketten und Fesseln, Soldaten und Wasfen), diese hat von alle dem nichts, statt dessen aber das Gebet, einmüthiges und anhaltendes Gebet, und das vermag mehr als alle Macht der Welt. (Lechler.) Es) Durch ein Wunder der göttlichen Allmacht war es geschehen, daß die Ketten Petri sich gelöst hatten, die Augen der Wachtposten von Gott gehalten waren, so daß sie nichts sahen, und daß sich die Riegel und Schlösser des eisernen Thores wie von selbst auf: thaten. · Petrus befand sich bis daher nur wie in einem Traum, weil er nicht wußte, ob es Wirklichkeit sei, was er erlebt zu haben schien. Aehnlich ergeht es ja auch« jetzt 1ioch oft genug dem Menschen, der etwa eine unerwartete, große Durchhilfe feines Gottes erfährt, daß es erst einer längeren Zeit bedarf, ehe er die ihni gewordene Befreiung aus seiner Noth in ihres; gan en Größe und Thatsächlichkeit begreifen lernt (Ps. 126, l .). Indessen währete der außerordentliche wunderbare Beistand des Engels nicht länger, als es gerade nöthig war, und bald ging alles ivieder im gewöhnlichen All- tagsgleise: so und nicht anders geschieht es je iind je mit allen etwai en Wunderhilfem die der HErr auch heute noch die einigen erleben läßt. (Andreä.) Das jüdische Volk, welches schaulustig auf die Hinrichtung des Zeugen Jeiu wartete, welch ein anderes Volk ist es geworden seit jenem Tage (Feap. 5, 19 ff.), da die aus ihrem Gefängniß befreiten Apostel von dein Engel in den«Tempel gewiesen wurden, dort alle Worte dieses Lebens zum Volke zu reden! Und so nahm auch Petrus, als der Engel von ihm schied, seine Er- rettung nicht etwa an als ein Zeichen, daß sein Zeug- niß von Jesu in Jerusalem von Neuem erfchallen solle: nein, freuen sollen sich seiner die Brüder, welche die Thür seines Gefängnisses auf gebetet haben, die Juden aber sollen es sehen, daß sie ihr Gefängniß in Sünde und Blindheit vor den zwölf evangelischeii Engeln verriegelt und die Zeit des gnädigen Anklopfens an Jerusalems Thür nicht erkannt haben. (Beffer.) 12. Und als er sich befinnet fwas er nach Gottes Willen wohl nun zu thun und wohin er 478 sich zu wenden habe, wie von selber das am nächsten Liegende wählete und einfach da weiter fortging, wo der Engel in V. 10 ihn hingeführt hatte, nämlich bis an den Eingang der in das Schafthor Joh. 5, 2 ausmündenden Gasse, » und nun, als er dies Thor erreicht hatte, über den Bach Kidron hinüberschritts kam er vor das Haus [der] Maria, der Mutter Johannis, der mit dem Zunamen Marias hieß [Mark. 14, 52 u. 16,1 Anm.], da viele sGlieder der christlichen Gemeinde] bei ein- ander waren und sdie Nacht hindurch, wie man überhaupt während der Passanacht munter blieb zur Erinnerung an jene Nacht in Egypten 2. Mos. 12, 21 ff.] beteten fbesonders auch für ihn und seine Rettung V. 5]· 13. Als aber Petrus an die Thür klopsete des Thores san die im Hausthor befindliche klei- nere Eingangspforte], trat [dri1inen in der Haus- flur] hervor eine Magd sdie Thürhüterin Joh. 18, 161 zu horcheu swer da sei], mit Namen Rhode [s. v. a. Rose]. » 14. Und als sie Petri Stimme erkannte, that sie das Thor nicht auf vor Freuden swelche sie ganz vergessen ließen, was die nächste Obliegenheit hier sei], lief aber hinein [zu den im Gemach Versammelten V. 121 und verkimdigte es ihnen, Petrus stünde vor dem Thon 15. Sie aber swie man zu einem solchen zu sagen pflegt, der etwas behauptet, was Einem ungereimt und ganz unglaublich vorkommt Kap. 26, 241 sprachen zu ihr: Du bist unsinnig. Sie aber bestand darauf, es wäre also [wie sie vorhin gemeldet]. Sie sprachem Es ist snichter selbst, dessen Stimme du gehört, sondern] sein Engel« snach unserer Ausdrucksweise: Doppelgänger]. Its. Petrus aber svor dem vorhin die eiserne Thür des Gefängnisses von ihr selber sich aus- gethan V. 10 und dem jetzt die schlichte Thiir eines befreundeten Hauses wie undurchdringlich sich erweisen wollte] klopsete weiter an [und das nöthigte denn die Freunde drinnen, der Sache nun näher nachzuforschen]. Da sie aber aufthaten, sahen sie ihn [leibhaftig vor ihnen stehen] und enisetzten sich lgaben auch ihrer -Ueberraschung in allerlei Ausrufen und einstürmenden Fragen nur allzulauten Ausdruck] 17. Er aber winkte ihnen mit der Hand, shier an dem Thor, wo leicht die ganze Nachbar- schaft mit in die Sache hereingezogen und dadurch neue Gefahr für ihn heraufbeschworen werden könnte] zu schweigein nnd erzählete ihnen lals ei« jetzt drinnen im Zimmer mit ihnen verhandeln konnte], wie ihn der HErr sdurch Sendung seines Engels V. 11] hätte aus dem Gefängniß geführt, und sprach sam Schluß seines Vortrages]: Ver- kündiget dies fwas ich euch da erzählet habe] Apostelgeschichteälvsz Jacobo sAlphai Sohn Kap. 1, is; Many. 10, 4 Anm. Nr. 10., der seit Jacobi des Aelteren Hin- richtung V. 2 an die Spitze der Gemeinde ge- treten Kur» 15, 13 ff.; 21, 18; Gar. 2, 9] und den Brndern sden andern Christen, die außer euch zur Gemeine gehören] Und ging [alsobald, noch während der übrigen kurzen Zeit der Nacht] hinaus [wie aus dem Hause, so aus dem Weich- bilde der Stadt], und zog [um sich nicht unnöthiger Weise in neue Gefahr zu begeben] an einen andern Ort« [wo er denn bis nach dem Tode des Herodes im Frühjahr selbigen Jahres V. 23 und wohl auch nachher noch längere Zeit, etwa bis zum J. 48, verblieb, als durch Entsendung eines dritten Statt- halters nach Judäa, des Eumanus Matth. L, 20 Anm., sich gezeigt hatte, daß Agrippa ll. die Länder seines Vaters nicht wieder zum Königreich erhalten würde]· i) Es ging damals der Glaube im Schwange, jeder Mensch hätte einen besonderen, ihn begleitenden Engel (Matth. 18, 14 Anm.), der ihm in Gestalt, Stimme und Geberden ähnlich sähe und der hier und da als eine Art von Doppelgänger andern Menschen an seiner Stelle,erscheinen könnte. (Andreä.) Eher, so glaubten die Brüder, könne der Schutzgeift des Petrus ein Zeichen geben von seiner Noth, als er selber ein Zeichen von seiner Befreiung. (Lange.) So geneigt ist der Mensch, auch der gläubige, in jedem andern als in einem Er- eignisse, das für den Au enblick den Verstand über- steigt, eine wenn auch no so ungenügende Auflösung zu suchen. Wie? ihr habt gebeten, feurig, anhalteud gebeten von Gott, daß «er Erlösung möchte schenken; ihr habt dabei vielleicht an die von Alters her in Jsrael bekannte Sendung von Engeln zur Erlösung gedacht, und nun? Ein Engel ist gekommen vom Himmel, Petri wohlbekannte Stimme wird durch die treue Rhoda am Vorthore vernommen, ihr selbst an- erkennt die Erscheinung eines Engels — und doch nicht eines erlösenden, sondern eines, in dem Augen- blick wenigstens, nur in der Vorstellung existirendeiil (da Costa-J »Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit äliiacht herein; und dein Grämen zu be- schämen, wird es unversehens sein«: so geht es den gläubigen Betern immer. Williger.) »Es) Bei der ersten Einkerkerung der Apostel Petrus und Johannes (Kap. 4, I ff.) wurden sie nicht befreit, denn sie sollten dem Hohenrath über einen Akt, den sie im Tempel vollzogen, Rede stehen; bei der zweiten Einkerkerung (Kp. 5, 17 ff.) wurden die Apostel w u n d e r- bar befreit, aber sie sollten keinen Gebrauch davon machen zu ihrer körperlichen Sicherung, sondern nur zur Darle ung ihrer freien Beharrlichkeit in dem Zeug- niß von hristo —- darüber sollten sie alle niit ein- ander dem Hohenrath Rede stehen, das ganze nen- testamentliche Apostel-Eollegium sollte dein ganzen ge- fallenen Presb terium des alten Bundes in seiner freien Unterwerfung unter die äußere Ordnung und in seiner kühnen Behauptung der evangelischen Freiheit feierlich und siegreich gegenübertreten. Bei der ersten Einkerkerung, welche von Seiten der weltlichen Macht des Herodes über die Apostel verhängt wurde (V. 2), fand wiederum keine Befreiung statt; die Zeit war gekommen, daß Jaeobus der Aeltere den HErrn verherrlichen sollte mit seinem Tode nnd daß das Gericht dieser Blutschuld kommen sollte über des Herodes Haus und das jüdische Volk, das sich neuerdings ver- Petrus begiebtqsich nach dem Hause der Maria, verläßt aber dann Jerusalem. 479 stockte. Bei der zweiten Einkerkerung aber, welche die weltliche Macht über einen Apostel verhängt (V. 3ff.), findet die wunderbarste Befreiung statt, und der Apostel macht Gebrauch davon; wie im Schlaf des Kindes hat der HErr ihn gerettet, wie mit dem Wachen einer Mutter bewahrt er den Segen dieser Rettung, und es ist eine heilige Vorsicht, wenn er sich davon macht, während die wunderbare Gotteshilfe, die er erfahren, einen niinder lauteren Geist wohl hätte können trotzig oder ver-wegen werden lassen. (P. Lange.) Daß der Ort, wohin Petrus sich begiebt, nicht genannt wird, soll zeigen, daß diese Entfernung zunächst nur die negative Seite offenbar machen soll: nach den letzten Greueln kann auch für ihn Jerusalem hinfort nicht mehr der eigentliche und bleibende Sitz sein (Hebr. G, 8). Wäre nun Petrus wie Paulus gewesen, so würde seine Entfernung von Jerusalem unmittelbar zu einer bestimmten Sendung in die Ferne geworden sein (Kap. 9, 29 f.; 22, 17 sf.); darum ist denn auch die Meinung der .K"atholiken, welche als den unbenannten Ort, wohin Petrus sich begiebt, Rom ansehen, am weitesten vom Ziele. (Baumgarten.) Wäre Petrus schon jetzt nach Rom gegangen nnd hätte die dortige Gemeinde gestiftet, so würde Paulus schwerlich nach feinen in 2. Cor. 10, 13 ff. u. Röm. 15, 20 s. ausge- fprochenen, die Theilung des missionarischen Arbeitsfeldes betreffenden Grundsätzen in der, über ein Jahrzehnt später geschriebenen Epistel an die Römer (1, 10; 15, 23 f.) diesen seine Absicht, als Apostel nach Rom zu gehen, angekündigt haben. Selbst später, zur Zeit des sogenannten Eoncils zu Jerusalem, wo Petrus wieder in Jerusalem erscheint (Kap. 15, 7 ff.), konnte er noch immer nicht in Rom unter den dortigen Heiden ·ewirkt haben, indem er damals mit Barnabas und Paulus durch einen Handschlag sich ausdrücklich darüber einigte, daß diese unter den Heiden, er und die übrigen Apostel aber nur unter der Beschneidung arbeiten follten (Gal. 2, 9 f.). Sonach hat Petrus sich damals in die Diaspora (zunächst etwa nach Phöniziem und von da aus weiter nach Cypern und Eyrene Kap. 11, 19 f.) begeben: die reichsgeschichtliche Bedeutung des Volkes Jsrael hatte sich vorerst als eine fehlge- schlagene erwiesen, und wenn überhaupt noch Jsraeliten gewonnen werden sollten, so konnte nur noch an die Juden in der Zerstreunng gedacht werden, die aber nun nicht mehr als solche anzusehen waren, welche als Jsraeliten an die Spitze des Reiches Gottes zu treten bestimmt seien, sondern nur als Einzelne, welche in die schon bestehende Kirche ausgenommen würden. (Andreä.) Mit Petrus zog wohl auch der mit ihm gleichsam Eine Person bildende Johannes (Kap. 11, 30 Anm.) von dannen; an die Stelle des Jakobus I. tritt nun aber Jacobus Il. als Leiter der Gemeinde, und daß es nach dem Willen des HErrn so sein solle, spricht Petrus damit aus, daß er bei seinem Weggange sagt: ,,verkündiget dies Jacobo und den Brüdern« Einen Apostel ließ demnach Christus immer noxh zu Jerusalem bleiben: wie bei der Verfolgung, die sich über Stephano erhub, alle Zwölf noch zurückbleiben mußten und er diese wunderbar zu schützen wußte, daß selbst der mit Drohen und Morden schnaubende Sanlus sich nicht an ihnen zu vergreifen wagte (Kap. 8, I. 14. 25), weil er nicht durch menschliche Macht sich wollte aus seiner Stadt (Matth. 5, 35) vertreiben lassen, sondern erst dann sie völlig räumen, wenn sie das Maß ihrer Schuld nach seinem Ausspruch in Matth. W, 32 ff. würde erfiillt laben, so behauptete er auch jetzt noch das Terrain urch die Belassung des Ja- cobus Il., der einer seiner Brüder, aber auch den von dem Eifer für das väterliche Gesetz erfüllten Juden von allen Aposteln am engsten verwandt war. Er, Jakobus, heißt auch Oblias, d. h. die Säule oder Schutzmaner des Volks: als die elfte Stunde herbei- kam und die Mitternacht über Gottes bisheriges Bundes- volk hereinbrechen wollte, stand er wie eine eherne Säule da, das Gericht womöglich noch im allerletzten Augenblick abzuhalten. Jn ihm wollte die Gnaden- sonne, bevor sie für das Volk der Gnadenwahl müsse schwarz werden wie ein härener Sack (Offb.6, 12) nnd bevor an ihre Stelle der zu Blut gewordene Mond trete, wenigstens nicht ohne das feurige Roth am Abendhimmel untergehen, das so gewaltig von der heißen Gluth jener Liebe predigt, die da gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist (vgl. Anh. Il. 6, 2). 18. Da es aber fum jetzt wieder den Blick auf das in V. 5—l0 erwähnte Gefängniß zu richten und auch die weiteren Vorgänge dort zu erzählen] Tag ward [früh 6 Uhr, wo die letzte Nachtwache zu Ende ging], ward nicht eine· kleine Bekummerniß unter den Kriegsknechten sdke erst jetzt aus dem in übernatürlicher Weise über sie verhängten Schlafe erwachten], wie es doch mit Petro fder ihnen so unversehens abhanden ge- kommen] gegangen wäre [d.enn sie mußten nun auf eine schwere Verantwortung für seine Ent- weichung sich gefaßt machen, die ihnen wohl den Kopf kosten würde]. 19. Herodes aber, da er ihn forderte sihm nachspüren ließ, wo »er etwa sich möge hin verkrochen haben] und lihn doch] nicht fand [«so daß nunmehr erst sein ganzer Zorn gegen die- jenigen sich wendete, die, wie er meinte, ihn. hätten entwischen lassen], ließ er die Hüter recht- fertigen sgerichtlich verhören Luk. 23, 14.] nnd hieß sie [da sie jetzt eingestehen mußten, daß sie geschlafen hätten, was ja nach kriegsgerichtlichem Urtheil mit der Todesstrafe belegt werden mußte 9Jiatth. 28, 13 f., zur Hinrichtung] wegfuhrety Und zog funmittelbar darnach, »du er dem Volke gegenüber sich schämte, die erregte Erwartung in Betreff des Petrus nicht erfüllen zu können] von Judåa [wo er bisher in Jerusalem seine Residenz gehabt] gen Eäsarien [am Meer Kap. 10, 2 Anm·] und hielt [von jetzt ab] allda sein Wesen [indem er seinen ganzen Hofstaat mit dahin genommen] Vielleicht aber war es nicht blos der Verdruß über das vereitelte Schaugepränge mit dem großen Auto- dafs (Ketzergericht), sondern auch ein unheimliches Ge- fühl, daß es in Jerusalem nicht recht geheuer sei (vgl. Matth. 12,14 Anm.), was ihn veranlaßte, sogleich die kirchliche Hauptstadt zu verlassen, und in der politischen seine Residenz aufzuschlagew (Lange.) Zeiten der Prüfung — Zeiten der Bewährung; da bewährt sich 1) die Glaubenstreue im Dulden und Sterben, L) die Bruderliebe im Wachen und Beten, Z) der Seelen- friede im Rasen und Harren, 4) die Gottesmacht im Retten und Helfen. (Florey.) Die Befreiung der Kirche aus dem Gefängniß durch das Werk der Kirchenverbesserunxp 1)"derKirche Gefängniß — a) viele rechte Glieder und Lehrer derselben sind gepeinigt und« getödtet worden, b) die gesatnmte Christen- 48() heit lag im Gefängniß, gebunden mit zwo Ketten und schlief; L) der Kirche Befreiung — a) wie sie geschehen (Luther hat sie an die Seite geschlagen und durch die eiserne Thür geführt), b) wie die evangelische Kirche sich ihrer Befreiung allmälig bewußt geworden und wohin sie nun sich wenden soll. (Lisco.) 20. Denn er gedachte, wider die von Thro und Sidon-zu kriegen« [richtiger: Er war aber heftig ergrimmt auf die von Tyro und Sidon, und ließ sie das auch fühlen durch Ab- sperrung der Grenzen seines Landes gegen sie]. Sie aber kamen einmüthiglich sdurch Abordnung einer zahlreichen Gesandschaft aus beiden Städten] zu ihmsnach Cäsarien] und übettedeten sindem sie jedenfalls auch des Mittels der Bestechung sich bedienten] des Könis Kämmerey Vlastum sihrer Sache bei seinem - errn sich anzunehmen] und baten um Friede sdaß ihnen der Handels- Verkehr mit Palästina wieder freigegeben wiirde]; darum daß ihre Lande sich nähren mußten von des KbnigsLand [2. Sam. 5, 11 Anm.; Hes 27, 17]· 21. Aber auf ·einen bestimmten Tag sfür welchen er seinen Bescheid auf die Bitte öffentlich vor allem Volk zu ertheilen in Aussicht gestellt hatte] that Herodes das kdnigliche sganz aus Silber gewirkte] Kleid an [um alle ihm zu Ge- bote stehende Pracht zu entfalten], setzte sich [im Theater, in welchem er das Volk der Stadt und Umgegend sich hatte versammeln lassen] auf den Richtstuhl sden thronähnlichen Sitz seiner Lage] nnd that eine Rede zu ihnen sjenen Gesandten der Tyrier und Sidonier, in welcher er ihnen auch wirklich den Bescheid der Friedensbewillignng gab, aber seine Worte zugleich so einrichtete, daß sie der Eitelkeit s der anwesenden Volksmenge schmeicheln und ihm deren Gunstbezeigungen zu- wege bringen sollten]. . 22. Das Volk aber sdas denn in der That sich ganz für ihn einnehmen ließ] rief zu: Das ist seines] Gottes Stimme und nicht eines Menschen-«« 23. Alsbald [noch während er die menschen- vergötternde Huldigung entgegennahm] schlug ihn der Engel des HErrn smit tödtlicher Krankheit e Z. Saus. 34, 17; Z. Kön.19, 35], darum, daß er die Ehre nicht Gott gab sdie diesem gebührt, sondern sie sich selber zueignete, wofür denn nun die ihm eignende Ehre ihm genommen und in recht ausfällige Schande verwandelt wurde Dann. 5, 20], und ward snachdem man ihn nach Hause gebracht, in den folgenden fünf Tagen, ähnlich wie einst sein Großvater Schlußbem zum 1. Mac- cabäerh u, e.] gefressen von den Würmern, und gab sim 54. Jahr seines Alters] den Geist aus«« [hauchte seine Seele aus, wie ein Vieh dahinstirbt Kap. s, s. to; Pf. 49, 21]. V) Luthers Uebersetzung läßt sich in keinerlei Weise hier rechtfertigen; denn 1) war nicht sein Verhältnis; Apostelgeschichte 12, 20——25. zu den Tyrieru und Sidoniern die Ursach, warum Herodes Agrippa aus Judäa nach Cäsarien übersiedelte, sondern lag in ganz andern Umständen,- Z) schloß sich das in den folgenden Versen Erzählte nicht so un- mittelbar an die Geschichte mit Petrus an, sondern er- eignete sich erst etliche Zeit nachher, und 3) konnte Agrippa als römischer Vasall keineswe s einen selbst- ständigen Krieg gegen die unter römifcher Herrschaft stehen en Tyrier und Sidonier führen, wie denn auch von der Absicht eines solches Feldzugs nichts in seiner sonstigen Regierungsgeschichte bekannt ist. Der Grund nun, warum der König auf Tyrus und Sidon erbittert war, läßt sich freilich auch nicht geschichtlich nachweisen; er war aber schon früher auf diese Fandelsstädte nicht gut zu sprechen gewesen und ergri bei Gelegenheit einer Grenzstreitigkeit zwischen ihnen und der Stadt Damaskus die Partei der letzteren Wenn nun etwa jetzt er in Erfahrung brachte, daß Petrus bei seiner Entweichung von Jerusalem sich zu den dortigen Christen (Kap. 21, 3ff.) gewendet hatte, wie leicht konnte er da den Phöniziern es übel vermerken, daß sie ihm nicht zur Wiedererlangung des Entwichenen behilflich gewesen, und. seinen Unmuth auf die oben angedeutete Weise auslassen! H) Nach des Josephus Bericht feierte Herodes eben Spiele zu Ehren des Kaisers, nnd es war der zweite Tag dieser Festspiele, als er in seinem Prachtgewande im Theater erschien, von den Schmeichlern göttliche Ehre in Empfan nahm und alsbald von einer ent- setzlichen Krankheit, die schon am fünften Tage seinen Tod nach sich zog, befallen wurde. Vermuthlich waren es Spiele zur Feier der Rückkehr des Kaisers aus Britannien, deren Zeit denn, da jene Rückkehr wohl schon in den ersten Monaten des J. 44 stattfand, etwa auf Ende April oder Anfang Mai anzusetzen wäre. Heimlich zwar ja die Angelegenheit der Tyrier und Sidonier durch die Verwendung seines ·Günstlings Blastus bei dem Könige schon entschieden« allein er wollte sie doch öffentlich als eine Frage der höheren Politik erledigen und bei dieser Gelegenheit sich so recht in seinem königlichen Glanze zeigen und in die Gunst des höheren und sniederen Pöbels zu Cäsarieii sehen, vielleicht um so nachträglich einen Ersatz) zu finden für den Beifall des Volkes von Jerusalem, der« durch die Errettung des Petrus aus seinen Händen ihmentgan en war. Aber auch sonst war es seiner Eitelkeit Be ürfniß, für dasMißlingen mancher Ver- anstaltungen, die er im Größenwahnsinn unternommen, sich zu entschädigen So hatte er während der Zeit seines Residirens zu Jerusalem im Norden der Stadt zu deren größerer Befestigung den Bau einer dritten Mauer in Angrifs genommen (s. Karte VII.); doch der damalige Statthalter Marsus von Syrien (Matth. 2, 20 Anm.) legte sich dazwischen und bewirkte beim Kaiser, daß der weitere Bau untersagt wurde. Bald darauf berief er eine Fürstenversammlung nach Tiberias, zu der auch nicht weniger als fünf römische Vasallen sich einfanden; aber Marsus erschien ebenfalls und nöthiåte die Fürsten unverzüglich nach Hause zu gehen. o können wir uns wohl denken, mitwelcher Befriedigung der König den Zuruf des Volks; »das ist eines Gottes Stimme, und nicht eines Menschen« entgegennahm; sah er doch auf einmal sich nicht blos bewundert, sondern sogar angebeteh denn nun schrie man zu- gleich von allen Seiten, wie Josephus erzählt: ,,sei uns gnädig; haben wir dich bisher auch nur als Menschen gefürchtet, so bekennen wir dich von jetzt an als erhaben über sterbliche Natur» IN) Es ist das diejenige Krankheit, welche in buch- stäbliche Erfüllung bringt, was in Jes 51,8 denjenigen Des Agrippa I. Straftod in Cäsarea. Des Barnabas und Saulus Rückkehr nach Antiochien. 481 gedrohet wird, die in ihrem Trotze, als wären sie eine Macht und Größe, sich an Gottes Volk vergreifen; daher wir sie bei Agrippa nicht blos als eine-Strafe dafür, daß er die Ehre nicht Gott gab, wie der Text aus-sagt, indem er hauptsächlich den Augenblick des Eintretens dieses Strafgerichts in’s Auge faßt, zu be- tracläten haben, sondern zugleich als eine Strafe für die rtödtung des Apostel Jaeobus und die für gleichen Zweck erfolgte Einkerkerung des Petrus. Auch der sanatische Christenfeind Galerius, der seinen alten und kranken Schwiegervater, Kaiser Dioeletiam zu der unter demselben wüthenden Chriftenverfolgung überredete und sie dann selber am ärgsten betrieb, soll im J. 311 n. Chr. an der nämlichen Krankheit ver-endet» fein. Als Herodes von dem Engel geschlagen ward, da hieß es jetzt in Wahrheit: »das ist Gottes Stimme, und nicht eines Menschen«. Seine Frau hieß Kypros, die eine Tochter seiner Tante Salampsio war (s· den Stammbauin der Herodianer am Schluß des 1· Macca- bäerbuchsk von dieser waren ihms Töchter und 1 Sohn geboren: Zwei von diesen Töchtern, Drusilla und Bereniee, werden wir msitsammt dem Sohne Agrippa Il- in Kap.·24, 24 ff.;x25,l3 ff. und in Anh.ll, d, Nr. 1——4 näher kennenkslernenz für jetzt sei nur bemerkt, daß Agrippa II; beim Tode des Vaters 17 Jahr alt war und in Rom zu seiner Ausbildung. sich befand. Kaiser Claudius wäre geneigt gewesen, ihm das Reich zu be- lassen; aber feine Rathgeber hielten ihm das Bedenk- liche der Sache vor, und so wurde ganz Palästina als römifches Gebiet eingezo en und unter der Oberaufsicht des Statthalters von yrien wieder unter die Ver- waltung von Landpflegern gestellt, deren Aufeinander- folge bereits zu Matth. Z, 20 angegeben ist. 24. Das Wort Gottes aber sum nach diesem Bericht über Herodes und, sein Ende V. 17—23 wieder auf die vorher so schwer angefochtene Ge- meinde zu Jerusalem V.«1——16 zurückzukommen] wuchs sdurch Hinzutritt solcher zu derselbigen, die es nunmehr gläubig annahmen] und mehrete sich [durch Ausbreitung Kap. 6,—7., indem theils des Herodes schreckliches Ende einen heilsamen Eindruck aus die Gemüther hervorbrachte, theils des Ja- eobus V. 17 Wirksamkeit viele Herzen im Laufe der Zeit noch gewann Kap. 21, 20]. 25. Barnabas aber und Saulus sum nach diesem Abschluß des ganzen vorliegenden 12. Kap. auch noch aus den Schluß des vorigen zurückzu- kommen und die Mittheilung in Kap. 11, 30 zu vervollständigen] kamen [etwa um. die Osterzeit des J. 451 wieder gen Jerusalem snachdem jener seit Kap. 11, 22., dieser seit Kap. 9, 30 nicht mehr dort gewesen] und überantworteten die svon der Gemeinde zu Antiochia ihnen zur Ablieferung übergebene] Handreichung, und nahmen sbei ihrer Rüekreise nach Antiochien -— im Grundtext ist von dieser Riickreise allein die Rede: Barnabas aber und Saulus kamen wieder von Jerusalem, nachdem sie überantwortet hatten die Handreichung, und nahmen] mit sich Johannem, mit dem Zunamett Marcus sdes Barnabas Neffen Col. 4, 10 — vermuthlich war des Markus Mutter Maria V. 12 des Barnabas Schwester]. Däch sePs Btbetwerb VI. Band. Jndem Lukas des Wachsthums und der Mehrung des Wortes Gottes in Jerusalem gedenkt, um dessent- willen all das Vorher ehende geschehen sei, wie er zuvor angedeutet hat, lickt er nun weiter nach An- tiochien hinüber, der nunmehrigen Pflanzftätte der zu den Heiden herüberwachsenden Kirche: dahin kehrten Barnabas und Saulus zurück von Jerusalem, nach- dem sie durch die Handreichung der Brnderliebe die Gemeinde erfreut und erquickt hatten; und die Be- schenkten gaben den Brüdern in Antiochien ein Gegen- geschenk in Johannes Markus, den sie mit Barnabas nnd Saulus ziehen ließen. Von ihnen konnten die Antiochier auf’s Genaueste erfahren, was im Hause seiner Mutter geschehen war, und die beiden Gemeinden, Jerusalem und Antiochien", wurden im Bande lebendiger Gemeinschaft in Freud und Leid fest behalten. (Befser.) Das 13. Kapitel. Pnuli erste Ttieise zu den Heiden, und mas- er unter ihnen verrichtet. « C. Zweit« tjqnpitheit (aqp.13—28): wuchs— thun! der Kirche unter den Heiden vom Beginn der apostdtischen Wirksamkeit der-Paulus big zu seiner Ztnleunst in tilgst; als ein Gebundener Jesu Christi (oon 46—6t n. Csrp I— Der erste, von Kap. 13,1-—18, 23 retchende Abschnitt untfasjt die erste und zweite Missiongretsc de- Jtvostels mit den: zwischen-ein fallenden Coueit zu Jerusalem; Ausgangs- und Endplcntn ist hier Kn- tiokhien in Sinken, die Spitze aber, in welche das Wakhglhum der Kirche auglänfk ist Corintlk woselbst Paulus anderthalb Jahre zubringi. I. aan13 u. 14. Erste Mission-reife der» Apostel' Kaukas- " a. U. 1—t2 (§ 148)«. Von Gottes Geist angeregt, nimmt die in blühenden: Zitstaitd befindliche Gentcinde zu Jttitiochia das lliissionstverlk das bisher nur mehr gelegentlich und vereinzelt betrieben worden war, als« förmliche Genteittdeatigelegettheit in die Halm; es— Xverden ihr auch von diesem Geist diejenige« Männer bezeichnet, die sie ans-sondern! soll zunt Werts, nnd so ordnet sie in seierliaser Weise den Zaulne und Baruabas ab, die den Johannes Martin-s sich zuge- fallen. Ueber Seleucia am Meer« geh( die Reise zu- nächst nach der Insel Chr-erst, und wird hier das Evangelium theils« in Bekannte, theils in Pnphos ge— predigt; an letzteren! Ort hat Sanlus an dem hoslager des Laudnogts Sei-ging Paulus es mit einein jiidischett Zanlierer zu thun, den er siegreich betiätnpst und den Landvogt als» tjiegesbeute davon trägt, aber nnu attch unter dem Namen »s.1ntsltt:3« cits attsertviihltes Rüst- zeug des hGrrtt in den Vordergrund des Werkes der« heideubetiehrtittg tritt. 1. Es waren aber zu Antiochia in der [seit Kap. 11, 19 ff. daselbst bestehenden] Gemeine Propheten und Lehrer [welche dieselbe leiteten, wie die Gemeinde zu Jerusalem von Aposteln und Aeltesten geleitet wurde Kap. 15, 2; 1. Cur. 12, 28; Ephes »4, 11]; nämlich Barnabas sder in Kap. 11, 22 ff. dahin gekommen und in Kap. s U, 25 nach der gemeinschaftlich mit Saulus aus- 31 482 Apostelgeschichte 13,’ 2—4. geführten Collectenreise 11, 30 dahin zurückgekehrt war] und Simon foder Symeon], genannt Nigey und Lucius von Curene [vielleicht der in Rom. 16, 21 genannte Lucius —— diese drei waren die Propheten Kap. 11, 27], und Manahen soder Manahem 2.Kön· 15, 14], mit Hetodes [Antipas] dein Vierfürsten [Matth. 14, 1ff.] erzogen kdas griech. Wort kann auch bedeuten: des Herodes Milchbruder, so daß seine Mutter dessen Amme und er nun schon ein alternder Mann gewesen wäre], und Saulus [seit Kap· 11, 25 ff. in An- tiochia anwesend und thätig — diese beiden waren die Lehrer]. 2. Da sie aber [die Jünger zu Antiochien oder die dasige, Gemeinde in ihrer Gesammtheit] dem HErtn dieneten [mit Abhaltung eines eigenen GottesdieUstesJ nnd [darnach auch einige Zeit] fasteten sjenes thaten, um unter Gebet und Be- trachtung des göttlichen Worts dem HErrn die Frage vorzulegen, ob er nicht etwas Neues zur Ausbreitung seines Reiches durch sie wolle aus- richten lassen, die s aber thaten, um durch Kasteiung des Leibes sich zur Empfangnahme der göttlichen Antwort vorzubereiten 10, 30], sprach der heilige Geist lvon dem schon dies Beginnen innerlich an- geregt worden warund der nun auch-durch. den Mund des einen der drei Propheten V. 1 ihnen den Bescheid gab, auf den er es abgesehen hatte]: Sondert mir aus Barnabam sden Propheten] und Saulum sden Lehrer] zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe« snämlich den Namen Christi zu tragen in die Heidenwelt 9, 15; 22, 21]. 3. Da seine aberinalige, zur Vollbringung des Auftrags bestimmte gottesdienstliche Feier veranstaltend] fasteten sie [vom Neuen zur geseg- neten Vorbereitung auf diese·Feier] nnd beteten sdarnach am Tage der Feier selbst], und legten [wohl durch Vermittelung des Simon, Lucius und Manahen V. 1] die Hände auf sie [Kap. 6, S] und ließen sie gehen« [in weiterem Gebet ihre Person und ihr Werk der Gnade des HErrn befehlend Kap. 14, 26 f.]. V) Die Gemeinde zu Antiochien unterscheidet sich von der zu Jerusalem, wie in ihrer Naturbasis, in der Art ihrer Entstehung und in ihrer Richtung, so auch in der Form ihrer Verwaltung. Jn Jerusalem bildeten Apostel und, Armenpfleger, welche dann eine Weile verschwinden u,nd hernach wieder in den Pres- bytern auftauchen, den leitenden Mittelpunkt der Ge- ineinde: in Antiochien sind es vorzugsweise Propheten und Lehrer. (P. Lange.) Die prophetische Gabe bestand darin, daß ihre Träger in einer Art von ekstatifchem Zustande unmittelbare Offenbarungen des heil. Geistes aussprachem und Lukas führt dieselbe hier deshalb besonders an, weil gleich nachher von einem Ausspruche des heil. Geistes die Rede sein sollte; neben der prophetischen Gabe nennt er aber auch die Lehrgab e, die sich jener gegenüber mehr in einer ruhigen, verstandsmäßigen Leherentwickelung äußerte. Diirch diesen Hinweis auf die ropheten und Lehrer, . diesem Bruder machen wollte. welche die Gemeinde von Antiochien besaß, soll uns gezeigt werden, daß dieselbe nicht hinter den älteren, judenchristlichen Gemeinden zurückstand, sondern den vollen Anspruch darauf machen durfte, als eine blühende, von dem HErrn selbst reichlich gesegnete Christen- gemeinde anerkannt zu werden. (Andreä·) Die fünf Genannten sind nicht blos als ein Theil, sondern als die Gesammtheit der antiochenischen Propheten-und Lehrer zu betrachten, dem Gedanken der Auswahl entsprechend, welche der Geist vorhat. Welchen Ein- zelnen nun das Prädikat: ,,Prophet« oder das: ,,Lehrer« zukomine,· ist zwar nicht ausdrücklich gesagt; wenn jedoch, wie an sich und nach Kaki. 4, 36· wahrscheinlich ist, zuerst die Propheten und dann die Lehrer auf- eführt sind, so sind die drei zuerst Gpnannten als Propheten und die andern Beiden als Lehrer zu be- trachten; diese Scheidung wird durch die im griech. Grundtext vorliegende Ausdrucksweise (rs«, nat, nat* — es, not-«) angedeutet. (Me er.) Was den Manahen in seinem Verhältniß zum ierfürsten Herodes betrifft, so sieht man: ,,oft werden Zween mit einander erzogen, augen wohl an einerlei Brüsten, davon aber der eine angenommen, der andere verlassen wird Luk. 17, 34· (Starke.) Das Weib seines Hofmarschalls mußte Herodes zum Gefolge des Heilandes hergeben (Luk. s, 3); und nun muß die Weltweisheit, worin Manahen init ihm erzogen war, dem Beruf eines christlichen Lehrers der Heiden dienstbar werden. Wunderbar sind die Wege des HErrnx wer ihrer achtet, hat eitel Lust daran. (Besser.) Ganz bescheiden steht Saulus noch im Hinter- grTinde als der Letzte; aber die Letzten sollen die Ersten werden, es kam nun an’s LichhGwassk )der HErr aus ( ero . IN) Manche Ausleger wollen das ,,fie« zu Anfang des Verfes auf die im vorhergehenden Verse genannten Propheten und Lehrer bezogen wissen, und allerdings ist das die grammatisch nächste Beziehung und scheint durch das ,,sondert mir aus«, welches ja ebenfalls auf jene Fünf Bezug nimmt, erfordert zu werden; allein gerade darum, weil letztere den Kreis bilden, in welchem eiiie Aussonderung vorgenommen werden still, können sie füglich nicht zugleich diejenigen sein, welchen der Befehl der Aussonderung zugeht, sondern es ist ohne Zweifel die Gemeinde, welche die Aus- sonderung vorzunehmen hat, so daß demzufolge auch diese es ist, auf die das ,,sie« sich bezieht, und wirklich erscheint hernach in Kap. 14, 27 die Gemeinde als die zu- ständige Körperschafh der die zurückgekehrten Sendboten ihren Reisebericht erstatten. »Der ganze ochwichtige Missionsakt würde nach jener ersteren Au assung nur im« Schoße von fünf Personen, von denen noch dazu zwei die voxn Geiste bestimmten Missionare selbst wären, verrichtet werden, und die Gemeinde als solche würde gänzlich unbetheiligt, nicht einmal durch Aelteste ver- treten sein — ein Verfahren, welches weder mit der Genieinschaft des Geistes in der apostolischen Gemeinde- verfassung stimmt, noch den analogen concreten Fällen der Apostelwahl in Kap. 1 und der Armenpflegerwahl in Kap. 6 entsprechend ist. (Meyer.) Wiewohl schon bisher das Christenthum von Jerusalem aus durch alästina und über seine Grenzen hinaus sich verbreitet hatte, so war eine förmliche Missionsthätigkeit der Kirche doch noch fremd geblieben; zufällige Er- eignisse hatten bis dahin die Verbreitung des Evan- geliums herbeigeführt, namentlich die Verfolgun en der Gläubigen in Jerusalem (Kap. 8, 4 ff.; 11, 19 .), von Antiochia zuerst wurden aber mit der be timmten Absicht Lehrer ausgefendet, daß sie das hristen- thum verbreiten und Kirchen mit förmlichen Institu- tionen (l4, 2::3) gründen sollten. Diese ausgesendeten Aussendung des Barnabas und Saulus zur Mission in den Ländern der Heiden. 483 Lehrer behielten überdies einen Zusammenhang mit der Kirche, welche sie gesendet hatte; sie berichteten dorthin über ihre Erfolge, kehrten nach vollendeter Reise dahin zurück und empfingen auch wohl von igr aus Hilfreichungen dieser und jener Art. Man verfu r also in Antiochia nach dem Prineip (Röm. l0, 15): ,,wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden?« Dieses Gesandtwerden ist nicht in einem subjeetiveii Belieben zu suchen, das auf angebliche An- regung des Geistes zurückgeführt wird, sondern weist auf eine geregelte kirchliche Ordnung hin; indem denn auch hier die Gemeinde die Boten auf ordnungsmäßige Weise aussendet, bekamen diese selber objective Hal- tung und die neuen Gemeinden Zusammenhang mit der Gesammtkirche. (Olshausen.) sitt) Bei Fasten und Beten hat Gott mit der Offenbarung seines Willens richtiger ankommen können, als wenn man heutiges Tags oft Gastmahle anstellt, um solche Verbindungen anzuknüpfem durch die man Beförderuiigen bewirken will. (Rieger.) Auch zum Abschied fand kein Mahl, sondern ein Fasten statt: Jetzt pflegt man häufig, selbst bei Angelegenheiten· des Reiches Gottes, die Freudenfeste vorher zu feiern; deshalb kommen nicht selten die Trauerfeste hinten nach. (Williger.)· Jndem die drei zurürkbleibenden Propheten und Lehrer die Hände auf die beiden Gehen- den legten, that das die ganze Betgemeinde der Kraft nach mit; sie ließen sie gehen, gingen aber im Geiste mit. (Besser.), Es war ein theures Opfer,. das die Geineinde brachte, indem sie diese beiden köstlichen Hirten hergab, aber sie brachte es dem HErrn; es war ein schwerer Gang, den das edle Zeugenpaar antrat, in die unbekannte, unermeßliche, feindliche Heidenwelt Zinaus aber »Gott will’s«, das war ihr Stab zu and und ihr Anker zu Meer, ihre Ausstattung zum Abschied und ihre Zehrung unterwegs. Ueber sich den Segen Gottes, in sich den Trieb des Geistes, vor sich den Jammer den Heidenwelh hinter sich die Für- bitte der Christenheit, so zogen sie etrost hinaus, und die Engel Gottes mit ihnen. orin liegt die Stärke der Mission? 1) in dem Rufe Gottes, dem sie folgt; 2)- in der Treue der Arbeiter, die sie sendet; Z) in den Gebeten der Gemeinde, darauf sie sich stützt. Wie muß die Kirche ihre Unterneh- mungen beginnen, damit sie esegnet seien? 1) nicht in weltlicher Berechnung, sondern aus An- trieb des Geistes; 2) nicht im voreiligen Triumph- eschrei, sondern mit demiithigem Gebet; 3) nicht im «) ertrauen auf Menscheiinamem sondern im Namen des lebendigen Gottes. (Gerok.) Mit dieser Aussendung beginnt factisch das Apostelamt des Paulus, hier erst wird er ausgesendet; er hat nicht sich selbst erboten und entschlossen, sondern er wird dazu berufen, er- wählt und-gesendet, und zwar durch göttliche Auetorität Die Zwölfe hat Jesus selbst während seines irdischen Lebens erwählt und vorläufig beauftragt, nach seiner Auferstehung aber vollends bevollmächtigt und gesendet; nur mußten sie erst noch die Ausrüstung mit dem heil. Geiste abwarten, bevor sie zur That schritten Saulus ist ebenfalls von Jes1i Christo berufen, aber im Zustand der Verklärung, nach der Himmelfahrt; und der HErr selbst hat ihm eröffnet, daß er ihn senden werde unter die Heiden und zu Israel, aber erst jetzt, nach einer hinlänglichen Zeit inneren Wachsthum-s iind treuer Uebung, bescheidener Thätigkeih niitunter stiller Zurückgezogenheit, wird er gesendet, und seine große Laufbahn als Heidenapostel eröffnet sich. Es ist der heil. Geist, welcher ihn nebst Barnabas zum Werke ruft; aber er thut das durch menschliche Organe. Einer oder der andere von den christlichen Propheten in Antiochia war es, in dessen Seele der Geist vom Vater und vom Sohn es legt und durch dessen Mund er es ausspricht, daß Baruabas und Saulus ausge- sondert werden; und die Gemeinde ist es, an die dieser Befehl ergeht und die im Gehorsam des Glaubens jeneBeiden fastend und betend mit Handauflegung weihet zu ihrem Beruf und sofort absendet. Das Werk Christi geht nach und nach in das geordnete Geleise gemeindlicher und kirchlicher Entwicklung über, und dies zumal bei der Person des Saulus: wie dieser vom Erlöser unmittelbar erschüttert und erweckt, aber seine Bekehrung durch einen Jüiiger, ein einsaches Ge- meindeglied zu Damastus vollendet worden ist, so hat er auch seine Berufung zum Heidenapostel vom HErrn selbst ursprunglich emp angen; aber vollzogen und in’s Leben eingeführt wurde dieselbe durch die Gemeinde zu Antiochia. (Lechler.) Indessen ist doch auch nicht Si übersehen, was diese Stelle in Beziehung auf arnabas für eine Bedeutung hat, der in Kap. 14, 4 u. 14 nicht blos um des Paulus willen ebenfalls Apostel heißt, wie manche Ausleger annehmen, sondern in I. Cor- 9, 5 u. 6 von Paulus selber mit ihm zu- gleich als Apostel den andern Aposteln gegenüber- gestellt wird, wie denn auch in Gal. 2, 9 f. Paulus uiid Barnabas im Verein mit einander es sind, denen die Apostel Jacobus, Kephas und Johannes die Hand geben in Anerkennung ihres Berufes als der Prediger unter den Heiden, während sie den gleichen Beruf unter den Juden sich vorbehalten. So er iebt sich als der ursprüngliche Rath Gottes, daß arnabas nicht blos ein Gehilfe des Paulus, sondern gleicher- weise ein Apostel für die Heiden sein sollte, hatte er doch in Kap. 11, 22sf. nicht« blos im Auftrage der Gemeinde zu Jerusalem die in Antiochia entstandene Heidenkirche legalisirt und wohl zugleich organiirt, sondern auch ihr den Saulus aus Tarsus ausdrü lich zu- und diesen in sein Berufsfeld eingeführt; er tritt nun von V. 9 unsers Kapitels an hinter Paulus in die zweite Linie zurück, 1iachdem er bis dahin im Vorder- runde gestanden. Ohne Zweifel, so müssen wir hier sagen, hat auch er den HErrn Jesum bei Lebzeiten gekannt und sein Wort gehört und ist mit unter denen gewesen, die nach seiner Auferstehung nach Galiläa gingen und dort auf einem Berge ihn sahen Cl. Cor- 15, 6; Matth. 38, 16 ff.); er hätte also auch mit unter denen sein können, die in Kap. I, 15 ff. für die Aus- loosung eines zwölften Apostels an des Judas Stelle von den 120 Jüngern ausgesondert wurden, wenn sei1i Verkehr mit dem HErrn während dessen irdischen Lebens ein ausgedehnterer und umsassenderer gewesen wäre, als er es wirklich war (s. zu I, 25). Aber die Apostel gaben in Kap. 4, 36 ihm für seinen eigentlichen Namen —,,Joses« den symbolischen Namen ,,Barnabas« nnd designirten ihn Kap. 11, 22 f., ohne es selber zu wissen, noch bestimmter zum Apostel für die Heiden, nnd hier, an unsrer Stelle, tritt nun der HErr selber durch seinen Geist unmittelbar ein und macht die Designation zu einer Voeation. Bis zu Kap. 15, 35 steht er denn nun auch treu zu diesem seinem Amte; aber schon in 15, 36 ff. fängt er an damit zu brechen, indem er sich von Paulo scheidet, und er vollendet diesen Bruch in Gal. Z, 11 ff. (vgl. zu Kap. 18, 23b), wo er sich mit den Judaisten aus Jerusalem verbindet, sc) daß das Apostolat für die Heidenwelt hinfort nur einen Träger noch in Paulus hatte (Röm. 11, 13). 4. Und wie sie sdenn hiermit] ausgesandt waren vom heiligen Geist sdenn dieser hatte ganz und völlig ihre Aussendung bewirkt, die Gemeinde hatte nur »die von Gottes Hand ihr Dargebotenen IF« 484 Aposteigeschichte is, 5—8. ergriffen«], kamen sie sdurch die äußeren Umstände so geleitet, denen zu folgen der Geist ihnen nicht wehrete, den Orontes hinab — vgl. auf Karte VIII. die in Gelb gezeichnete Reiseroute] gen Seleucia sder Hafenstadt am mittelländischen Meers. Sam. 8, 6 Anm.], und von dannen schisften sie gen Chpern sder südwestlich gelegenen Jnsel, welcher jaBarnabas entstammte Kap. 4, 36]. Z. Und da sie in die Stadt Salamis sauf der Ostseite der Insel] kamen [indem das Schiff hier landete], verkundigten sie sgemäß dem in V. 46 ausgesprochenen Grundsatz, von welchem sie sich bei ihrer Missionsthätigkeit leiten ließen] das Wort Gottes in der Juden Schulen [deren die Stadt mehrere hatte und die ihnen wie von selbst eine geeignete Gelegenheit zum Predigen darboten 9, 20]; sie hatten» aber auch Johannem [mit dem Zunamen Markus 12, 12 u· 25] zum Diener« [nach eigenem Ermessen von Antiochia mitgenommen, um ihn theils als Evangelisten und der römischen Sprache mächtigen Dolmetscher V. 7 ff.; Ephes. 4, 11., theils als Täufer Kap. 10, 48; l. Cor. 1, 14; Joh.»4, 2 zu« verwenden] St. Lukas erklärt ausdrücklich die Aussendung der beiden Heilsboten für eine Aussendung des heil. Geistes selber; denn was die Gemeinde dabei gethan, hatte sie, mit ihrem Fasten von der Welt sich abkehrend und mit ihrem Gebet sich ungetheilt Gott zukehrend,, als reines, ungetrübtes Organ des göttlichen Geistes ge- than, und so war» denn der solide Grund elegt zu demjenigen Bau, der da nach Gottes Rathschlu wachsen und fortgehen sollte, so lange die Zeit der Heiden (Luk. 21, 24; Röm. 11, 25) währen würde. Wie nun einst der HErr seinen Jüngern zu zweien· gehen hieß (Mark. 6, 7; Luk. 10, 1), so sandte der heil. Geist hier auch den Barnabas und Saulus mit einander; nach- dem sie selber eine göttliche Ernennung erfahren, stand es ihnen, wie Bengel sagt, nun frei, sich selber noch einen Dritten zuzugesellen in des Barnabas Neffen, dem Niarkus Welchen Weg aber follten sie einschlagen? Darüber hatte der heil. Geist keine ausdrückliche Be- stimmung getroffen, die Entschließung blieb also eben- falls dem eigenen Ermessen überlassen; denn nur in seltenen Fällen zeigt Gott den Seinen durch unmittel- bare Offenbarung an, was sie in derartigen Dingen -thun oder lassen sollen (Kap. 16, 6 u. 9), im gewöhn- lichen Leben sollen wir den Umständen und Verhält- nissen Rechnung tragen, die Ia auch unter Gottes Lei- tung stehen, und uns von einer gewissenhaften Er- wägung derselben unter Gebet und Ausblick nach oben (Ps. 25, 4; 27, 11) bestimmen lassen. Jm vorliegen- den Falle, indem man sich an das Nächstliegende hielt, eigte der Orontes, an welchem Antiochia lag, den eg hinüber nach Eypern, von wannen nicht allein Barnabas gebürtig, sondern auch die Gründung der - Gemeinde u einem guten Theil bewirkt worden war (11, 20). iese, im alten Testament unter dem Namen Chitim (4. Mos.24, 24; Jes. 23, 1 u. 12) vorkommende, 173 Quadratmeilen große, in viele Vorgebirge aus- laufende und hafenreiche Jnsel liegt in der nordöstlicheii Ecke der große-n siidtichen Bucht des Mittelmeersx sie war sehr fruchtbar und hatte einen außerordentlichen Productenreichthum besonders werden Wein, Weizen, Oel, Granatäpfeh Feigen und Honig gerühmt, auch wurde Schiffsbauholz stark ausgeführt (Hes. 27, 6). Das Kupfer hieß nach ihr ,,cyprisches Erz«, selbst mehrere Arten Edelsteine wurden dort gefunden; die Bewohner galten aber für weichliche, üppige, wollüstige Menschen, wie sie denn ganz besonders der Liebesgöttin Venus und dem Weingott Bacchus ihre Feste feierten. Früher eine große Eolonie der benachbarten Phönizier, dann der Griechen, war die Jnsel von gemischter Be- völkerung; eine Zeit lanE den Assyrerntributpflichtikp ward sie im J. 538 v. hr. vom König Amasis von Egypten (2. Chron. 35, 21 Anm.) erobert, fiel dann den persischen Königen anheim und nach der Schlacht bei Jssus (333 v. Chr;) in Alexanders des Gr.»Hände. Unter des letzteren Nachfolgern war sie meist im Besitz der egyptischen Ptolemäer, bis sie im J. 58 von den Römern durch den jüngeren Cato eingezogen, zeit- weilig zwar wieder an die Geschwister und Kinder der Cleopatra Verschenkt, nach deren Sturz jedoch für immer mit dem römischen Reich vereinigt wurde. Unter Augustus war sie, anscheinend mit dem nördlich davon in Kleinasien gelegenen« Cilicien vereinigt, zuerst eine kaiserliche Provinz, die ein Proprätor (Land- pfleger Luk. 2, 2) verwaltetex doch bald tellte er sie dem Senate zurück, wo sie denn ihren ro—consul (Landvogt V. 7, vgl. Kap. 18, 12; 19, 38)" erhielt. Die zuniichstim östlichen Theil von Barnabas und Saulus besuchte Stadt Salamis ist nicht zu ver- wechseln mit der Jnsel dieses Namens, die im Westen von- Athen liegt und durch den Seesieg des Themistokles über die Perser (479 v. Chr.) so« berühmt geworden ist. Daß nun die beiden Sendboten hier, obwohl sie das Bewußtsein haben mußten, das in V.2 vom heil. Geist angedeutete Werk sei das der nunmehr zu be- ginnenden förmlichen Heidenmissiom dennoch vorerst nur in den jüdischen Schulen austreten, war nach da- maligen Verhältnissen die einzig richtige Art ihrer Wirksamkeit; denn einerseits sollte auch den Juden in der Zerstreuung, die sich der Verstockung der palästinen- sifchen Juden doch eigentlich noch nicht theilhaftig er- wiesen hatten, noch Gelegenheit gegeben werden, daß, »wenn auch nicht sie alle, so- doch wenigstens ihrer etliche für- Christi Wort sich gewinnen ließen, und andrerseits ließ nur so den Heiden wirksam sich bei- kommen, indem fast alle damaligen wahr eitsuchenden Heiden als Proselyten des Thors zu den Judenschulen sich hielten und die gottesdienstlichen Versammlungen daselbst besuchten. Daß indessen über den Erfolg dieser Verkündigung des Evangeliums in den Synagogen von Salamis ebensowenig etwas berichtet wird, wie über die schon früher stattgefundene Verbreitung der gött- lichen Botschaft an die Juden auf Eypern (Kap. 11, 19), hat seinen Grund darin, daß solche Verkündigung des Evangeliums, wenn sie eben zunä st an die Juden sich wendet und nur mittelbar au die Heiden zielt, lediglich als ein Durchgangspunkt soll betrachtet, nicht aber für ein Glied in der Kette der geschichtliehen Ent- wickelung angesehen werden. 6. Und da sie snach dem Weggange von Salamis] die Insel setwa 40 Stunden weit von Ost nach West] durchzogen lohne in dieser ganzen Gegend irgendwo eine Wirksamkeit zu eröffnen, weil vielleicht gerade hier schon Petrus thätig ge- wesen war Kap. 12, 17 Anm., und so zuletzt gelangten] bis zu der Stadt Paphos [dem Haupt: ort der ganzen Insel] fanden sie [daselbst] einen Zanberer [oder Magier nach Art des Simon Magus in Samarien Kap. 8, 9 ff-] nnd falschen Erste Missionsreise des Paulus, zunächst nach Salatnis und Paphos auf Cyperm 485 Propheten fder unter dem Einfluß dämonischer Kräfte auch wohl Zeichen und Wunder verrichtete 1j. Kön. 18, 29 Anm.], einen Juden, der hieß Bat-Zehn fnach anderer Lesart: Bar-Jesu]; 7. Der— war fvon ihm an sein Hoflager ge- zogen] bei Sergio spann, dem Landvogt [der gan- zen ProvinzL einem verständigen Mann fund forschenden Geist, dem es um Erkenntniß der Wahrheit zu thun war und der nun meinete, durch diesen Menschen seinem Herzensanliegen näher zu kommen]. Derselbige [weil er doch schon in etwas inne geworden, daß der Zauberer ihm gleichwohl nicht gewähren könne, was er zur Befriedigung seiner Sehnsucht bedurfte] rief zu sich Barnabam undSaulum [als er von ihnen gehört, daß sie eine neue» Lehre brächten, die bereits anderwärts auf der Insel als eine Kraft Gottes selig zu machen sich zu beweisen angefangen], nnd begehrete [denn ebenfalls] das Wort Gottes faus ihrem Munde] zu hören. « 8. Da [als sie nun wirklich das Heil in Christo Jesu ihm verkiindigten] stund ihnen wider sindem er» ihre Predigt zu entkräften und als Thorheit darzustelleii suchte] der Zaubeter soder Magier] Elymas —- denn also [mit diesem ara- bischen Wort ,,Elymas«, welches soviel bedeutet als Weiser oder Inhaber großer Geheimnisse, vgl. das türkische UlemaJ wird sein [Amts-] Name ]Magier,» der ja auf Griechisch dasselbe be- zeichnet] gedeutet [er führte aber den arabischen Namen lieber als den griechischem weil derselbe in den Augen» der Leute ihm noch größeres An- sehen verlieh] — und trachtete [mit solchem Wider- sprechen Kap. 28, 22; Röm. 10, 21], daß er den Landvogtvom Glauben fdazu dieser gleich bei der ersten Predigt von Christo sich mächtig hingezogen fühlte, ab-] wendete. « Daß die beiden Sendboten die ganze Jnsel durch- ziehen, ohne daß irgend etwas Denkwiirdiges erwähnt wird, muß uns ein Zeichen sein, daß sie es darauf abgesehen haben, einen weiten Raum zu durchmessem daß sie, obwohl wir sie hier durch die A11ziehung der natürlichen Verhältnisse in der Nähe festgehalten und in der Bahn der Allmäligkeit fortschreitend finden, sich dessenungeachtet des großen und fernen Zieles immer bewußt bleiben und deshalb, sobald sie nicht erhebliche Erfolge ihrer Arbeit sich versprechen können, weiter vorzudringen sich beeilen. Auf diese Weise haben sie bald die ganze Jnsel vom Ostende bis zum Westende durchzogem aber gerade hier, am Westende, befindet sich Paphos,- die Hauptstadt der ganzen Jnsel, die Residenz des römischen Proconsuls, welcher die Macht der römischen Weltherrschaft repråsentirte Sowie Paphos auf Antiochia zurückweish so zeigt es vorwärts auf Rom; es kann uns demnach nicht Wunder nehmen, wenn gerade an diesem Ort die Predigt der Boten Christi etwas ausrichtet, was auf der ganzen übrigen Jnsel nicht zu erreichen war, wenn an diesem Orte der erste Erfolg der ersten Heidenmission zu Tage kommt. (Baumgarten.) Ohne Zweifel willLukas dem Judenkönig Herodes Agrippa in Kap. 12 recht nahe - noch Ueberreste mit Jnschri den römischen Proconsul Sergius Paulus als Gegen- satz zur Seite stellen; darum eilt er so rasch zu der Erzählung von ihm hin. Und auch der jiidische Zau- berer Elymas ist ein rechtes Seitenstück zu dem ver- ständigen Mann, dem wahrheitsbegierigen Landvogt Der letztere wird gewonnen, erleuchtet vom Lichte des Lebens, Barjehu dagegen fällt dem Fluch der Ver- finsterung anheim: der Heiden Erleuchtung und der Juden Verblendung (2. Cur. Z, 14 f.) thut sich kund auf dem ersten Missionsgange des heil. Paulus. (Besser.) · Es gab auf Cypern zwei Städte des Namens Pa- phos, ein Alt-Paphos mit seinem berühmten Venus- tempel (H0m. 0dyss. vI11, 362 ff.; vix-g· Aeki.]x, se) und ein Neu-Paphos; letzteres ist an unsrer Stelle gemeint. Die Stadt, früher auch Ephyra genannt, lag in der Nähe der Westkiiste der Jnsel, 3 Stunden« nordwestlich von Alt-Paphos, und war eine blühende Handelsstadt mit mehreren schön gebauten Tempeln; unter Augustus wurde sie durch ein Erdheben zerstört, aber von ihm wiederhergestellt Nach ihr hatte einer der vier Distrikte, in welche die Jnsel durch die Römer eingetheilt wurde, den Namen «Paphia.- Bei dem heutigen Orte Alt-Baffa haben sich von Neu-Paphos ten erhalten. (D. Völter.) Unter den griechischen Jnschriften auf Eypern befinden sich zwei, welche 1e einen Proeonsul der Jnsel er- wähnen: die erste nennt den Julius Cordus unter dem Kaiser Elaudius ans dem J. 52, in der zweiten nennt sie dessen Nachfolger, Lucius Annius B. (d. i. Bassus); vermuthlich nun war der erstere der Nach- folger des Sergius Paulus, den St. Lukas hier einen verständigenMann nennt. (Lechler.) Was die » Schrift verständig nennt, das ist keinepolitische Klug- heit oder nur ein Verstand auf das zeitliche Leben, viel weniger auf’s Böse; sondern ein Verstand auf’s Gute und besteht hauptsächlich darin, daß einer recht verstehen und lernen möge, wie er selig werde und das ewigeLeben erlange. (Bogatzky.) Sergius Paulus, durch die Mythologie (heidnische Götterlehre) unbe- friedigt, und noch weniger zum Nihilistnus (·Nichts- glauben) geneigt, hatte sich wohl durch die scheinbare tiefe Mystik des jiidischen Magiers angezogen gefühlt; daß aber auch diese ihn nicht dauernd befr1edigte, sieht- man daraus, daß er die beiden Fremden sofort rufen ließ. (Ebrard.) Eben hierin besteht ja stets die wahre Einsicht und der rechte Verstand, daß man nicht auf- hört, die Wahrheit zu suchen, bis man sie wirklich ge- funden. (Andreä.) Besonders waren es herumziehende Juden, welche damals das Gauklerlvesen trieben, die Sehnsncht der vorn Heidenthum unbefriedigten Ge- müther unter- dem Vorgeben einer geheimnißvolleii Verbindung mit Gott benutztety um .sich Ansehen und Gewinn zu verschaffen, ihre Kunst und Weisheit meist auf den König Salomo zurückführtem dabei zugleich der Einsicht in die Geheimnisse der orientalischen Magier (Matth. 2,-1 Anm. 2) sich rüh1nten, und nun dadurch gerade auch bei den edleren Römern leicht Eingang fanden, daß auf diese schon seit länger das Juden- thum mit seinem Monotheisnius gegenüber dem heid- nischen Polytheismus den Eindruck der Wahrheit machte und sowohl mit seineni Sittengesetz als mit seinem vernünftigen Gottesdienst eine starke Anziehungs- kraft ausübte (vgl. den Hauptmann Cornelius in Kap. 10). Was nun den hier genannten Juden be- trifft, so heißt im Grundtext sein Name eigentlich B ar- Jesus, d. i. Sohn Jesu; es hat das wohl keine Be- ziehun anf Jesum von Nazareth, als ob er sich für einen postel desselben habe ausgeben wollen, sondern ist eine eben solche Bezeichnung nach dem Namen des Vaters (Matth· 1,21 Anm.) wie ,,Barabbas« in Matth 486 Apostelgeschichte 13, 9-—11. 27, 16 oder ,,Bartholomäus« in Matth. 10, 3 und ,,Bartimäus« in Mark. i(), 46.« Aus Ehrfurcht und Scheu vor dem Namen Jesu aber wurde das Wort frühzeitig in ähnlich klingende umgewandelt, nament- lich findet sich in» der Ausgabe der Vulgata vom J. 1509 die Form Bar1eu, nach ihr hat denn Luther sich ge- richtet und den Namen in der Bedeutung von Bar- Jehova auf efaßt, wenn er in der Randglosse bemerkt: ,,das ist an? deutsch ein Sohn Gottes, denn die hehr. Sprache nennt «Gott Jehu; das ist der Name Terra- grammaton (mit 4 Buchstaben geschrieben), davon die Juden viel Wunders dichten. Also wird dieser Zauberer auch desselbigen Namens gebraucht haben, wie jetzt die Zauberer des Kreuzes und anderer heiliger Worte und Zeichen brauchen.« Wir fassen aber den Namen lieber sals P erson-Namen und bleiben also bei der ursprüng- lichen Form Barjesu stehen; da·wäre nun, gleichwie unser Heiland ,,Jesus Christus« heißt, der dazu gehörige Amts-Name: Elymas, womit er sich als Träger arabischer Weisheit durch das entsprechende arabische Wort bezeichnen wollte; entweder stammte er wirklich aus Arabien, oiJer er hatte sich etliche Brocken jener Weisheit, die damals in großem Ansehen stand, an- geeignet und prunkte nun mit seinem angeblichen Wissen. Das Zusammentreffen des Barnabas und Saulus mit diesem Gaukler ist dem Lukas so wichtig, daß er es selbst dem Zusammentreffen mit dem Landvogt voran- stellt. Man sieht aus dieser Thatsache, schreibt P. L a n g e , daß manche Juden selbst auf Mißleituiig und Be- thörung der Heiden ausgingen, statt sie zu bekehren; da tritt nun dem falschen Gaukeljudent ume das wahre · gläubige Jsraelitenthum in Saulus vor den Thüren der Heidenwelt und an den Höfen ihrer, Großen gegen- über. Elymas erinnerte die beiden Diener Christi, be- merkt Besser, an die egyptischen Zauberer, welche Mose und Aaron widerstanden vor Pharao (2. Tim. Z, 8); aber wie hatte sich das Blatt» gewendet! Hier war es ein Jude, der den Heiden vom Glauben zu wenden tiachtete; der Heide aber verstockte nicht, wie Pharao, sein Herz gegen Gottes Wort. 9. Saulus aber, der [mit seinem andern, von jetzt an beständig·gesührten, nur dem Klange, nicht aber der Bedeutung nach mit jenem hehr. Wort verwandten rörnischen Namen] auch Paulus sd. i. der Kleine, Geringe] heißt, voll heiliges Geistes [also nicht im menschlichen Geist des Eifers, daß hier von einem Poltern und Schelten die Rede sein könnte, wie es die hitzige Natur hervorbringt], sahe ihn [den EIymasJ an smit einem bis auf den Grund des Herzens dringenden Blicke, von welchem getrosien derselbe sogleich alle Widerrede aufgeben mußte Lnk. 21, 15], 10. Und sprach* shier sein erstes apostolisches Wort redend als der, der für die nentestament- liche Zeit in Beziehung auf Jsrael denselben Beruf empfangen, wie einst Jesaia 6, 9 ff. zur Zeit des alten Bandes, vgl. Kap. 28«, 25 ff.]: O du Kind des Teufels lJvh- 8- 44J, voll aller List und aller Schalkheih nnd Feind aller Gerech- tigkeit, dn hörest [wie dein Widerstand gegen uns und dein Trachten, dem Landvogt vom Glauben zu wenden, sattsam beweiset] nicht auf abzuwenden die rechten Wege des HErrntt sdaran zu ar- beiten, daß Gottes Wege, die stracks auf das Heil der Seelen gerichtet sind, ihres Zieles ver- fehlen]! · 11. Und nun siehe sdamit du an dir selbst erfahrest, wider welchen HErrn Kap. T, 36; 4, 26 du zu streiten dich unterfangen], die [strafende] Hand des HErrn ldeß Namen ich hier trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Jsrael 9, 15] kommt smit diesem meinem Wort] über dich, und [zwar] sollst sdu von Stund an] blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen. Und von Stund an [wie Paulus gesagt] fiel auf ihn [den Elymas] Dun- kelheit und Fiusterniß sdaß er feines Augenlichtes auf einmal gänzl1ch beraubt war], und [er] ging sals Blinder, der sich in dem Saale, worin der Vorfall sich ereignete, nicht mehr zurecht finden konnte] umher nnd suchte Handleiter r« [die ihn von der Stätte wegführen möchten, vgl·.Kp. 9, 8]. It) Vielfach geht noch die zuerst von Hieronymus vorgetragene Hypothese im Schwange, der Apostel habe sich nach dem damals von ihm bekehrten Proconful Sergius Paulus mit dem neuen, von nun an constant (außer wo es sich um die frühere Zeit handelt Kap. 22,7. 13; 26,14) gebrauchten Namen bezeichnet; aber dann hätte doch eher der Bekehrte nach dem Bekehren- den (denn dies war der geistliche Vater) genannt werden müssen, als umgekehrt. (Wieseler.) Auch darf nicht übersehen werden, daß der wichtige Ztvischensatz: »der auch Paulus- heißt« nicht unmittelbar mit dem Augen- blick der Bekehrun des Proconsuls (V. 12) in Ver- bindung steht, son ern vielmehr als etwas berichtet wird, das schon vor dem Streit mit Elymas in den Vordergrund getreten war. (da Gesten) Der Namens- wechsel des Paulus fällt mit dem Wechfel der dem Barnabas bisher dem Saulus gegenüber eingeräumten Stellung zusammen; der Stellung eines Patrons ent- sprechen wurde Barnabas bisher dem Saulus immer vorangestellt, aber von nun an tritt er in der Regel in die zweite Stelle, die Ausnahmen (Kap. 14, 12. 147 15, 25) haben ihren ganz natürlichen Grund, während in V. 13 Paulus sogar allein genannt und Barnabas ihm ebenso untergeordnet wird wie Markus. (Over- beck.) Der Name «Paulus« steht demnach in pragmati- schem Zusammenhange mit dem epochemachenden Vor- tritt des Apostels vor Barnabas, mit seinem selbst- ständigen Wirken als Apostel; und gewiß ist es nicht zufällig und bedeutungslos, daß Lukas in demselben Moment, wo er den neuen Namen einführt, bemerkt, Paulus sei voll heil. Geistes geworden. Jn diesem kritischen Moment trat ein innerer Fortschritt nnd eine entscheidende Hebung durch den Geist Christi bei ihm ein; vermöge dessen trat er selbstständig wirkend ans und vor Barnabas hervor, welcher- bisher leitend da- gestanden hatte, und eben hiermit steht der von nun an eonstante Gebrauchdesjenigen Namens in Ver- bindung, welchen allein der Heidenapostel auch persönlich (Röm. I, l; 1. Cur. 1, 1u. s· w.; Philem. 97 Z. Petri 3, 15) von sich gebraucht (Lechler.) Seine Berufung hatte zu ihrer Voraussetzung eben so sehr die feind- liche Abwendung Jsraels von dem Worte des Heils (denn für die Wirksamkeit unter den 12 Stämmen waren die 12 Apostel berufen und bedurfte es keines dreizehnten), wie die Empfänglichkeit der Heiden für dasselbe Wort; als sich daher in diesem Augenblick die vertrauensvolle Zuwendung des Römers auf der einen Seite und das selbstsüchtige Widerstreben des Zusammentreffen mit dem jiidischen Zauberer Barjesus-Elynias bei dem Landvogt 487 Juden auf der andern Seite offenbarte, mußte Saulus darin diejenige Stellung und Stimmung der Völker auf Erden erkennen, auf welche seine Berufung von Anfang an angelegt war. Dieses Erlebniß ist es dem- nach, welches ganz naturgemäß den bis dahin schlum- mernden und verborgenen Funken des in ihm durch göttliche Berufung geschaffenen Feuers herausschlägt und zur Wirksamkeit bringt; die Geisteserfüllung, welche ihm mit seiner Taufe verliehen war (9, 17), ist bis daher verborgen geblieben, hier äußert sie sich zum ersten Mal (jedoch nicht die Geisteserfüllung, die ihn zu einem Christen machte, denn die hat sich längst geäußert, gleichwie auch die, die ihn zum Predigt- und Lehramt in der Gemeinde befähigte 9, 19 ff.; 28 f.; 11, 26; 13, 1., sondern die —einem Apostel eigenthümliche Geisteserfüllung; wie die Frucht im Mutterleibe eine längere Zeit braucht, ehe sie ins eigent- liche Leben eintritt und ihre Glieder streckt, so hat es auch bei Paulus erst einer Reihe von ca. 10 Jahren bedurst, ehe der Apostel in ihm zur Reife gediehen, der denn hier zum Durchbruch kommt), und zwar« begleitet von dem festen Blick auf den jüdischen Ver- führer, und zum ersten Mal vernehmen wir ein öffent- liches Wort aus seinem Munde, es ist gerichtet an und gegen diesen Juden. (Baumgarten.) Woher der Apostel den römischen Namen Paulus erhalten, ist nicht be- kannt. Möglich, daß er ihm zu seiner Kennzeichnung als eines geborenen römischen Bürgers (Kap. 22, 28) gleich von Kind auf mit beigelegt worden war; aber in feiner pharisäischen Periode hatte er sich nur des hebräischen Namens Saulus bedient. Erst jetzt, nicht bald nach seiner Bekehrung, trieb ihn denn der Geist Gottes, jenen Namen hervorzusuchem und da mag allerdings der gleiche Name des Landvogts insofern ihm die Veranlassuiäg gegeben haben, als ihm an diesem Namen als der rstlingsfrucht seiner apostolischen Thätigkeit auch schon das Endziel derselben (Kap· 23, 11) klar wurde. — Jn den beiden Namen liegt wunder- bar enug eine deutliche Beziehung auf die beiden so scharcfz geschiedenen Perioden im Leben des Apostels. Saulus (,,der Forderer«) bezeichnet den strebsamen, ehrgeizigen, nach den höchsten Stufen des Ansehens nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor Gott begierigen, den nach dem Gesetz untadeligen Pharisäer, welcher durch sein Schnauben mit Drohen und Morden gegen die Christen das höchste Wohlgefallen seines Gottes fordern zu dürfen glaubte: Paulus (,,der Kleine«) bezeichnet den demüthigen, gar keinen Ruhm, weder vor den Menschen noch vor Gott behauptenden Knecht des HErrn, welcher sich eine unzeitige Geburt, den gerin sten unter allen Aposteln nennt, nicht ein- mal wert ein Apostel zu heißen, weil er die Gemeinde Gottes verfolgt habe, und nur den einen Grund für die ihm erwiesene Barmherzigkeit anführen konnte, das; an ihm vornehmlich Jesus Christus erzeigete alle Geduld zum Exempel denen, die glauben sollten zum ewigen Leben. (Williger.) IV) Seelenverderblicher Jrrlehrer haben Christus (Matth. 23) und die Apostel nie geschont, sondern sie zu ihrer Beschämung und zum Heil Anderer scharf ge- straft —- uns zum Muster! (v. Gerlach.) Wenn der Mann ein heidnischer Magier gewegen wäre, so hätte sein Seelenzustand und seine Schul nicht so tief ge- stellt werden können, als der Apostel hier thut; allein je mehr Erkenntnis; des wahren Gottes und seiner Wege, seines Rechts und seiner Gebote ihm als einem Jsraeliten zu Gebote stand, desto entschiedener mußte sich sein Charakter von der Wahrheit und Gerechtig- keit abgewendet haben, desto mehr mußte er ein Feind des Reiches Gottes geworden sein, wenn er mit solcher List und Sophistik die Wege Gottes zu durchkreuzen suchte. (Lechler.) Sich seiner selbst als eines berufenen Apostels des HErrn klar bewußt, nennt Paulus den Magier statt ,,Barjesus«, d. i. Kind göttlicher Hilfe, mit seinem rechten Namen: ,,o du Kin des Teufels-«, und statt ,,Elymas« der Weise, bezeichnet er ihn als ,,voll aller List und aller Schalkheit«, ja als einen »Feind aller Gerechtigkeit«; sodann aber nimmt er ihn, der sich einen Propheten Gottes und Verkündiger des Heilswegs nannte, mit der einschneidenden Frage in’s Gericht: ,,ivillst du denn gar nicht aufhören, die geraden Wege des HErrn zu verkehren?« womit er ihm nicht blos die falschen Wege vorhält, auf die er selber gerathen war, sondern auch sein boshaftes Trachten, den Sergins Paulus von dem rechten Wege abzuhalten, den dieser soeben im Begriff war zu be- treten. (Andreä.) Wahrlich, eine schwere Verantwor- tung, einer Seele, die das Licht sucht, geflissentlich vor’s Licht zu stehen, ein-Herz, das vom HErrn erfaßt ist, wieder abzuwenden vom Glauben! Und doch, wie oft machen sogenannte Freunde, ja sogar Gatten, Eltern, Geschwister sich dieser Sünde schuldig gegen Seelen, auf die sie Einfluß haben! Was wird das einmal für Gegenüberstellungen und Verantwortungen geben in der Ewi keit! (Gerok.) - « V« ie Strafe war ) dem Verbrechen gemäß: der Andere geblendet hatte, wird selber geblen et;« Z) für die Umstehenden schlagend und überzeugend; Z) bei aller ihrer Schärfe durch eine Andeutung göttlichen Erbarmens fruchtbar zur Besserung: Paulus selber hatte bei seiner Bekehrung etliche Zeit blind sein müssen und wußte, wie heilsam ihm diese Finsterniß zur inneren Sammlung und Fassung gewesen war. (Apost. Past·) Wir sehen hier, daß die lange Zurückhaltung des Apostels nun auf« einmal von der außerordentlichen Besonderheit der Umstände durchbrochen wird und so- fort an die Stelle der Schweigsamkeit nicht blos das apostolische Wort tritt, sondern auch das mit dem Stempel göttlicher Machtvollkommenheit ausgerüstete Handeln eines Apostels und Propheten. Die Bedeut- samkeit dieses von Paulus ausgehenden Gerichts wird uns aber noch mehr einleuchten, wenn wir die näheren Umstände der über den Elhmas verhängten Strafe in’s Auge fassen. Warum wird er mit Blindheit geschla- gen? offenbar soll durch die Hand Gottes der so ab- sichtlich bewirkte und festgehaltene Schein einer beson- deren Erkenntniß und Weisheit an diesem Pseudopro- pheten zerstört werden. Jn seinem Herzen ist nichts als Nacht und Finsterniß; die Hand Gottes hebt also den Widerspruch der Erscheinung und des Wesens auf und stellt eine solche Erscheinun des Elymas her, welche seinem inneren Zustande entspricht Durch diese Veränderung wird es dann bewirkt, daß er, anstatt wie früher Andere zu leiten und zu führen, nun selber Leiter und Führer zu suchen genöthigt ist. Was aus ihm weiter geworden, wird nicht erzählt, nur daß wir durch den Ausdruck: ,,eine Zeit lang« für ihn die Hoff- nung auf eine Zukunft festzuhalten angewiesen ind. Jn jenem Zusammenhange nun, wo Paulus von der Verstockung Jsraels schreibt (Röm. 11, 7ff.; 2. Cor. Z, 14 sf.), spricht er die ganz unzweifelhafte Ueber- zeugung aus, daß dieser Zustand des Volks nicht ein bleibender sein werde, sondern eine ganz bestimmte Zeit habe; sowie also die Blindheit desssElymas die Ver- blendung und Verstockung Jsraels abbildet, so haben wir in der, dieser Blindheit von Anfang gesetzten Grenze (vgl. Jes.6, 11) die Hoffnung für die endliche Bekehrung Jsraels zu erkennen. (Baumgarten.) 488 12. Als [nun] der Landvogt die Geschichte sahe sdie da vor ihm sich zutrug], glaubte er sdem Wort, das vorhin von Barnabas und Saulus ihm verkündigt worden war V. 7 s.], und ver- wunderte sieh der Lehre des HErrn leben der Umstand, daß diese Lehre ·hier so durch mit- folgende Zeichen bekräftigt ward Mark. 16, 20·, führte bei ihm die Entscheidung zum Glauben herbei; denn er erkannte für gewiß, daß er es jetzt nicht mehr mit menschlichem Trug, wie bei Elhmas, zu thun habe, sondern mit göttlicher Wahrheit, er ließ denn nun auch auf den Namen Jesu Christi sich taufen Kap.» 4, 4; 11, 21]. Das an Elymas ausgebrochene Gericht setzte Sergium in Freiheit von dessen Versührungsmacht; eigentlichen Samen und Wurzel zum Glauben aber mußte die Lehre des HErrn austragen. (Rieger·) Der Anfang der Heidenmission zeigt uns, wie der HErr sein Vornehmen, mit dem evangelischen Zeugnis; vom Reich alle Völker zu besuchen (Matth. 24, 14), in der Weise in’s Werk seht, daß er seine heilsame Hand-einem Volkshaupte reicht und dadurch die ganze Völkerschaft mit anfaßt. (Besser.) b. V.-l3-—52 (§ lll9). Es ist seht s.iucilci5, der, wie am Schlnsi de·r Einleitung zum vorigen Abschnitt angedeutet, an der Spitze der Reisegesellschcist steht, nnd er führt su- nun von Cgpern nach Iileisiasieii hinüber; aber schon zu Perge in pamphglieu » trennt sich der ntitgenommene Mariius von den beiden Sendboten nnd iiehrt nach Jerusalem zurück. Der Zug geht weiter nördlich nach Ilntiochia in pi- s’idie.n, wo besonders aus den Heiden eine christliche Gemeinde gesatnuieit wird, die sieidischeci Juden aber mit hilse der vornehmen prosesgtisdien Frauen bei den Ober-en der Stadt einen Ilusiveisuugsbeschl gegen sjausntz und Barnabag erwirlieti nnd aus· Grund des· selben sie zur Grenze hinaus-stoben. 13. Da aber Paulus und die um ihn waren szu seiner Reisegesellschaft gehörten, nämlich Bar- nabas und Johannes V. Z] von Paphos [in nord- westlicher Richtung über das Meer nach Klein- asien] schifften, kamen sie snach Zurückleguiig eines Landwegs von ca. 3 Stunden, s. Karte VI1I.] gen Perge [der Hauptstadt] im Lande Pamphhlia sdem westlich von Cilicien und östlich von Lhcien- und Carien gelegenen, 16 M. langen, doch nur ein Paar Meilen breiten Küstenstrich unt-mittel- ländischen Meer Kap. L, 10]. Johannes aber smit dem Zunamen Markuss wich von ihnen und zog wieder gen Jerusalem sdas er vor Jahresfrist in Gemeinschaft mit Barnabas und Saulus ver- lassen 12, 25]. Von nnn an wird uns Saulus stets unter dein Namen Paulus (V. O) von dem Erzähler vorgeführh nnd er ist es, der recht eigentlich jetzt den Mittelpunkt der ganzen weiteren Geschichte bildet, daher es auch heißt: «Paulus und die um ihn waren« Varnabas aber, der das gewaltige, von dem HErrn mit so sicht- barem Erfolge gesegnete Auftreten des Paulus ge en Varjehu gesehen hatte, welches« ihn an die apostolisz c Kraft eines Petrus gegenüber von Ananias und Sap- phira uind von Simon deui Niagier (Kap. H, 1ff.; 8, Apostelgeschichte 13, 12——22. 18 ff.) erinnern mußte, war nun auch für seine Person davon überzeugt, daß sich der HErr in Paulus einen neuen Apostel erwählt habe, weshalb er denn auch gern darauf verzicht te, als der Erste-und Vor-nehmste in dem Bekehrungs erk der Heiden dazustehem Aehn- lich nun wie im vorigen Abschnitt das Verhältniß des Varnabas zu der Insel Cypern bestimmend auf den einzuschlagenden Weg gewirkt hatte, scheinen jetzt die Beziehungen, in welchen Paulus, als von Cilicien ge- bürtig, zu Kleinasien stand, den Ausschlag für die weitere Richtung der Reise gegeben zu haben; die Sendboten wandten sich also nunmehr zu der der Heimath Pauli zunächst gelegenen Provinz Pamphhlien und kamen zu der-Stadt Perge am Flusse Cestrus. . Von ihren Be- gegnissen daselbst wird uns hier nur das eine be- richtet, daß sich Johannes Markus von ihnen getrennt habe und nach Jerusalem zurückgekehrt sei; die Gründe, warum er so handelte, werden uns nicht mitgetheilt, wahrscheinlich aber fühlte er sich durch die Schwierig- keit des Missionsdienstes abgeschreckt, an demselben noch länger theilzunehmen, weil er damals noch nicht das rechte Herz dazu hatte. Wie lange der Aufent- halt des Paulus undBarnabas zu Perge gedauert, übergeht unser Text ebenfalls mit Stillschweigem es scheint, das; sie von hier aus ohne öffentlich zu predi en schnell weiter reisten. (Andreä.) Aus die herrli en Triumphe des Evangelii zu Paphos folgtsogleich (-so plötzlich und unmittelbar- pflegen Vor- und Nachtheil aus dem Gebiet. der Predigt und im Leben des Predigers zu wechseln) ein trauriger und in den Folgen höchst wichtiger Zwifchenfall: Johannes, der Neffe Barnabä, cheint bei der Fortsetzung der Reise den Muth verloren zu haben, zu Perge in Pamphhlien verläßt er’ wenigstens die beiden— Evangeliunishelden und kehrt plötzlich zu seiner Mutter nach Jerusalem zurück »(Luk. 9, 6«2). Die hierdurch verursachte Un- gelegenheit und Bekümmerniß scheint so groß gewesen zu sein, daß von den beiden Sendboten nicht gesagt wird, sie hätten damals schon das Evangelium an jenem Orte Verkündigt, sondern sie thaten’s erst später, auf der Rückreise: 14, 25. (da Costah 14. Sie aber [Paulus und Barnabas, die beiden vom heil. Geist unmittelbar Ausgesendeten V. 41 zogen durch von Perge sehne sich weiter daselbst aufzuhalten] und kamen sin nördlicher Richtung weiter reifend, nach etwa 20 Meilen Weges] gen Antiochia im Lande Pisidia seiner ebenfalls wie Antiochia in Shrien Kap. 11, 19·, von Seleucus Nicator erbanten und nach seinem Vater benannten Stadt, gegen die Grenze Phrhgiens hin gelegen], Und gingen snachdem sie schon einige Tage daselbst gewesen und den dortigen Juden als reisende Lehrer bekannt geworden waren] in die Schule am Sabbathertage und setzten sich sauf eine der Winke, um zunächft dem Gottesdienst beizuwohnen Luk. 4, 15 Anni.]. 15. Nach der Leetion aber des Gesetzes und del· Propheten [d. i. der auf den Tag —— etwa den Z. August des J. 46 n. Chr. ·— fallenden Parasche: b. Mos. 1., und der Haphtaret Jes. I] sandten die Obersten der SchUle sder Vorsteher und die Aeltesten Kap. 14, 23 Anna, den Shim- gogendieners zu ihnen und ließen ihnen sagen: Lieben Brüder, wollt ihr etwas reden und das Weiterreise von Cypern nach Perge in Pamphylien und Antiochia in Pisidien Voll ermahnen [habt ihr einen Lehrvortrag zur Erbauung der Versammlung Joh. 14, 18 Anm. in Absicht], so saget an [haltet jetzt euren Vortrag]. 16. Da stund Paulus auf lbegab sich nach dem Lehrstuhl] und winkte shierJ mit der Hand szum Zeichen, daß die Versammlung noch nicht auseinandergehen» solle], nnd sprach: Jhr Männer von"Jsrael, und sehr Andern] die ihr Gott furchtet seuch als Proselyten des Thors zu dieser Schule haltet Kap· 10, 2 Anm.], höret zu [dem, was ich euch in meinem Vortrage zu verkündigen und an’s Herz zu legen habe]. Wenn wir uns Paulum denken als den berufenen Apostel der Heiden, welcher erst dann auf den Schau- platz der kirchlichen Wirksamkeit tritt, als sich einer- seits die Feindschaft Jsraels gegen das Evangelium auf die ungveideuiigste Art kund gegeben, andrerseits ebenso die mpfänglichkeit der Heiden für den Glauben an Christum herausgestellt hatte, so-sind wir leicht eneigt zu erwarten, daß der Apostel in Ausübung seines Berufs osich ohne Weiteres als an die Heiden gewiesen werde betrachtet und demgemäß sich gerades- wegs an diese gewendet haben. Solcher Erwartung widerspricht nun aber die Erzählung der Apostel- geschichte nicht nur hier, sondern. auch im Folgenden, und stellt überall die Shnagoge als den Durchgang sfür Paulus zu -den Heiden dar; allenthalben macht sie diese Ordnung bemerklich, daß» die Juden zuerst das Evangelium zu hören bekommen, und erst, nachdem sie dasselbe verworfen haben) wendet sich der Apostel aus- schließlich den Heiden zu. Das erklärt sich einsach schon daraus, daß, so bedeutsam nnd wichtig auch die Entscheidung ist, welche das Synedrium und die Stadt Jerusalem in der Sache des Christenthums bereits ge- troffen haben, doch deren Richtung und Willenstneinung nicht ohne Weiteres als das Urtheil des ganzen Volks kann angesehen werden, da eine so große Menge Juden durch das ganze römische Reich zerstreut lebte; wir haben aber mehrfach schon wahrgenommen, wie gerade diejenigen Glieder des Volks, welche mit Jerusalem am wenigsten Zusammenhang hatten, vor den gebornen Jerusalemitern und Palästinensern eine besondere Em- " pfänglichkeit für das Evangelium an den Tag legten (Kap. Z, 5; 4, 36 f.; 11, 20). Deuten wir nun das Wort Petri in Kap. 2, 39: »und aller, die ferne sind, welche Gott, unser HErr, herzurufen wird« auf den in der Ferne und Zerstreuung lebenden Theil des Volks, hat also dieser Apostel gleich anfangs von einer für diesen Theil Jsraels besonders bestimmten Be- rufung gesprochen, so mußte ja» Paulus es mit« als seine Aufgabe betrachten, diese Berufung an die Js- raeliten in der Ferne zu verwirklichen, indem er den Namen Jesu tragen sollte auch vor den Kindern von Israel (9, 15), in Jerusalem und Judäa aber gleich von Haus aus keine Annahme seines Zeugnisses fand (9, 28 f.; 22, 18 sf.). Nun hat zwar seine ganze Berufung zum Apostel der Heiden die Verwerfung Jsraels zur Voraussetznng; er kann also von vornherein wissen, daß die unheilvolle Wendung, welche sich in Jerusalem be eben hat, im Wesentlichen auch überall da, wo jüdis e Gemeinden im römischen Reiche vor- handen, sich wiederholen werde, seine eigentliche Auf- gabe an den Juden somit vielmehr diese ist (Jes. 6,10): ,,verstocke das Herz dieses Volks!« (vgl. 1. ThessaL 2,16). Jndessen weiß er andrerseits zugleich, daß, obwohl über das Volk als Ganzes das Gericht der Verstockung kommen soll, dennoch eine, wenn auch ver- 489 schwindende, doch in sich selber bedeutsame Auswahl nicht unter solchem Gericht, sondern unter der gött- lichen Gnade stehe (Röm. 11, 1sf.), und nun. ist er ja überhaupt in seinem apostolischen Amte so gestellt, daß er sich mit dem Gewinne von Etlichen bescheiden muß (1. Cur. J, 22). Und was das große Ganze des Volks betrifft, so ist dessen Verstockung eben dadurch zu bewirken, daß auch ihnen die Predigt des Evan- geliumsgebracht wird, gegen die nun aber« es sich auslehnt und erbittert. (Baumgarten.) Welch ein Wort die beiden Gäste im Herzen trugen, die ganz bescheiden dasaßen, das ahneten die Schulobersten nicht, als sie dieselben durch den Schuldiener zum Reden auffordern ließen. Um einen Pfennig baten sie, und empfingen tausend Thaler; ermahnt wollten sie werden: »thut das, so werdet ihr. Gerechtigkeit erlangen«, und sie hörten das Evangelium: »wer an diesen glaubet, der ist gerecht«. (Besser.) 17. Der Gott dieses Volks [Jsrael, zu dem ich selber gehöre Phil 3, b] hat erwcihlet laus der Masse der übrigen Menschen, die er ihre eigenen Wege wandeln ließ 14, 16] unsere Väter [Abraham, Jsaak und Jakob, zu seinem beson- deren Eigenthum], und erhdhet das Volk [durch außerordentliche Vermehrung und wunderbare Erhaltung Kap· 7, 17], da sie Fremdlinge waren im Lande Egyptem und mit seinem hohen Arm führete er sie aus demselbigen [2. Mos. 14, s; b. M. 4, 37]. 18. Und bei vierzig Jahre lang duldete er ihre Weise [oder schickte sich in sie — nach besserer Lesart: trug sie wie ein Vater 5. Mos. 1, 31; 32, 10f.] in der Wüste. 19. Und vertilgete [als er sie nun unter Josua an das Ziel ihrer Wanderung gebracht] sieben Völker [5.Mos.7,"1] in dem Lande Canaam und theilete unter sie, nach dem Loos, jener [ebeu dieser sieben Völker] Lande* 20. Darnach sals Josua und die Aeltesten seiner Zeit gestorben waren] gab er ihnen Richtetw bei vier hundert und fünfzig Jahr lang, bis auf den Propheten Samuel« smit welchem er· die Zeit einer neuen Gnadenführung eröffnete, indem er seiJiem Volke nun auch Propheten gab Kap. 3, 24. 21. Und von da an [ebeu unter dem Pro- pheten Samuel 1. Sam. 8—12] batest sie um einen König; nnd Gott gab ihnen Saul, den Sohn [des] Kis, einen Mann aus dem Geschlecht Ben- jamin, vierzig Jahr lang sweini man in seine eigene Regierungszeit die vorangehende Richter- zeit Samueks mit einschließt 1.Sa1n. 13,2 Anm.] 22. Und da er denselbigetc sdurch den Unter- gang, den er bei Gilboa fand 1. Sam. 28,17ff.] wegthat, richtete er auf über sie David zum Könige, von welchem er sbei der Offenbarung an den Propheten Nathan in 2. Sam. 7, 4ff.; vgl. Pf. 89, 20 ff.] zeugete: Jeh habe funden David, den Sohn Jesse, einen Braun nach meinem Herzen, 490 Apostelgeschichte l3, 23——36. der soll thun allen meinen Willeicttr [l. Sam. 13, 14 f.]. 23. Aus dieses snämlich des Davids] Samen hat Gott, wie er verheißeu hat [2. Sam. 7, 12 ff.; Jes. 11, l ff. u. s. w.], gezeuget skommen oder hervorgehen lassen Sach. 3, 8] Jesum, dem Volk Israel— zum Heiland sdenn sdieser Jesus; ist in der That ein Nachkomme Davids Matth. l, l sf.; Luk. Z, 23 ff., zugleich aber auch als Jsraels Heiland ausdrücklich und feierlich ange- kündigt]; 24. Als »denn Johannes zuvor dem Volk Israel predigte die Taufe der Buße, ehe denn er [Jesus] anfing sösfentlich aufzutreten, und damit dessen Erschemen als die Erscheinung des Himmel- keichsl chakaktexisirte Mattrx s, 2; Luk. s, 3J. 25. Als aber Johannes seinen Lauf sals vorausgehender Herold] erfüllete szu erfüllen im Begriff stund und da sich veranlaßt sah, noch ein recht bestimmtes Zeugniß sowohl über seine eigene Person als über die hohe Würde seines Nachfolgers abzulegen], sprach er [zu den« Abge- sandten des Hohenraths, die da geneigt waren, ihn für den Messias selber zu halten Joh. l, 19 ff; Luk. 3, 15 ff·]»: Jch bin nicht der, dafür ihr uuch haltet; aber»si«ehe, er-,iommt nach mir, deß ich nicht wexth bin, daß ich ihm die Schuhe seiner Fuße auslosesk « «) Bei dergleichen Vorträgen oder Deraschen, die von Schriftkundigen in den jüdischen Schulen nach der Lection des Gesetzes und der Propheten gehalten wur- den, war es Sitte, von eben dieser Lection den Aus- gangspunkt zu nehmen, wie auch Christus in Luk. 4,’21 thut; nun hat schon Bengel darauf aufmerksam gemacht, daß der Ausdruck: ,,erhöhet«, dessen Paulus m V. 17 sich bedient, auf Jes. l, 2 zurückweist, die beiden Ausdrücke in V. 18 f. aber: ,,duldete er ihre Weise in der Wüste« und: ,,theilete unter sie nach dem Loose« aus 5. Mos l, 3l u. Bis-entnommen sind, wo« in der griech. Uebersetzung der Septuaginta ganz die- selben so seltenen Worte gebraucht werden, und hat hieraus den Schluß gezo en, daß eben jene Stelle des Jesaia die Lection der Propheten oder die Haphtare und diese Stelle Iaus Mose die Parasche an dem be- treffenden Sabbath ewesen sein mixsse Weiter aber stellt sich heraus, da beide Abschnite bei den Juden für den in die Zeit des Gedächtnisses der« Zerstörung Jerusalems (2. Kön 25, 8 Anm.) fallenden Sabbath verordnet waren; darnach haben wir die obige Zeit- bestimmung gegeben. Wenn Paulus beginnt: »der Gott dieses Volks-«, hinzeigend auf die anwesenden Jsraeliteiy deren alttestamentliche Geschichte er kurz durchgeht von ihren verborgenen Anfängen an bis zu ihrem Höhepunkt unter König David, so ist das offen- bar hauptsächlich für das Ohr der mitanwesenden Nichtjud en berechnet; auf diese letzteren hat er als Apostel der Heiden gleich von vornherein sein Haupt- absehen gerichtet, wie sie auch hernach (V. 42 ff.) als die empfänglichsten unter seinen Zuhörern sich erwiesen. Dabei läßt er aber doch von Anfang an die Juden nicht aus den Augen; und während nun die ähnliche Rede des Stephanus in Kap. 7., welche ebenfalls die Geschichte Jsraels von Abraham bis aus David und Salomo durchgeht, es damit zu thun hat, überall den je und je bei den Juden herrschend gewesenen Geist des Widerstrebens und des Unglaubens nachzuweisen und das Vorbildliche auf Christi Schicksal und dessen Verwerfung von Seiten seines Volks durchblicken zu lassen, hält Paulus seinen Volksgenossen vielmehr den Reichthum göttlicher Gnade und Treue vor, der ihnen je und je zu Theil geworden sei und der nunmehr- sein höchstes Maß in der Sendung Jesu zum Heiland er- reicht habe (V. 23), und läßt in eschickter Weise da seiner- seits an Jesu durchblicken, da schon dieser durch Got- tes Leitung ihm bei» ele· te Name als den verordneten Seligmaeher seines ol s (Matth. l, 21) ihn signalisirt. Jst des Stephanus Rede vor dem Hohenrath mit ihren Schlußsätzen in Kap. 7, 51—53 eine Ent- fesselung der bisher von Gott noch im Zaum ge- haltenen Feindschaft Jerusalems gegen das Evan- gelium von Christo, weil ihr nun Freiheit gelassen werden sollte sich auszutobem so ist dagegen des Paulus Rede in der Schule zu Antiochia m Pisidien eine Warnung an die Diaspora, sich nicht solcher Feind- schaft anzuschließen und in dasselbe Gericht zu verwickeln, das an dem Hause Gottes in der Hauptstadt des aus- erwählten Volks schon seinen Anfang genommen hat und das ganze Volk erfassen wird, wenn auch in der Zerstreuung eine gleiche Feindschaft sich herausstellen sollte (V. 27 sf., 4l f.). «) Ju l. Kön. 6, I lesen wir, daß, als Salomo im 4. Jahre feiner Regierung den Tempel bauete, dies das 480. Jahr seit dem Auszug der Kinder Israel aus Egypten war; rechnen wir nun von dieser Zahl 480 ab: 40 Jahr in der Wüste, 30 Jahr unter Josua und den Aeltesten, 40 Jahr unter Samuel und Saul, 40 Jahr unter David und 3 Jahr unter Salomo, zusammen« also 153 Jahre, so bleiben uns für die Richterzeit nur 327 Jahre — wie kommt da Paulus daraus, vielmehr 450 Jahre dafür anzugeben? Nun, er hat keine chronologische Berechnung geben wollen, sondern einsach nur diejenigen Zahlen zu- sammengestellt, welche die biblischen Bücher des alten Testaments in folgender Weise anführen: Richt. Z, s: 8 Jahre 11: 40 - s, 14: 18 s, 30: 80 4 s: 20 5, 31: 40 6 8 9 u u u u u l: 7 ,28: 40 ., 22t 3 1o, 2: 23 l0, 3: 22 l0, 8: 18 12, 7: 6 12, 9: 7 12, 11: 10 12, 14: 8 13, 1: 40 15, 20: 20 1. Sam. 4, 18: 40 450 Jahre. Jn gleicher Weise verfuhren die Rabbinen da- maliger Zeit, ohne sich näher darauf einzulassen, wie diese Summe mit der oben angegebenen, für die Rich- terzeit in chronologischer Hinsicht allein maßgebenden sich aus-gleicht (dadurch nämlich, daß manche von den Richtern gleichzeitig ihr Amt, die einen im Westen, die andern im Osten des Landes, führten, auch Sim- sons, Eli’s und Samuels Wirksamkeit in den 40 Jahren u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u u i Des Paulus Rede in der Judenschule zu Antiochia am Sabbathertage 491 des Philisterdrucks eingeschlossen sind, (vgl. zuJos 24, 33); dem Paulus aber kommt es darauf an, durch Anführung dieser Totalsunime von den in den biblischen Büchern vorhandenen Zahlen seine Zuhörer aus den Juden es recht fühlen zu lassen, wie Gott seinem Volke, damit es in dieser wilden, gefahrvollen Periode seines Jünglingsalters in seiner Selbststadidigkeit unter den umwohnenden Völkern sich aufrecht halten könnte, fortwährend solche Männer geben mußte, die zu dessen Schutz und Leitung mit einer ganz eigenthümlichen, fast wunderbaren Begabung ausgestattet waren. ist) Bei David verweilt der Apostel recht absicht- lich und hebt es mit besonderem Nachdruck hervor, welches ehrenvolle Zeugniß Gott selbst ihm ertheilt habe, verfehlt auch nicht, es namentlich zu erwähnen, daß« David aus dem verheißungsreichen Stamme Jsai (Jes. 11, 1 ff.) erwachsen sei; er will denselben als ein hohes Vorbild auf den von Gott so oft und so feier- lich verheißenen zukünftigen wahren König vor Augen stellen, um über David selbst hinaus und auf jenen großen Nachkommen hinzudeuten, unter dessen Re- ierung das Volk Israel seine schließliche Vollendung "nden sollte. (Andreä.) f) Jndem Paulus dem Volke Jesum groß machen will, führt er sie nun von den ansehnlichen Männern ihrer Vorzeit ab, um ihre Augen allein auf den einigen Heiland zu heften: alle die heiligen Männer, die Pa- triarchen sammt David und Johannes, waren nur Diener zu ihren Zeiten; Jesus ist und bleibt der ewige Heiland, auf den alle Augen und Herzen allein ge- richtet bleiben müssen. Wie selig handelt ein Lehrer, wenn er diese·Gabe, Jesum allein den Seelen vorzu- halten, recht übetl (Apost. Past.) (Episiet am Ofiec-Binstage: V. 26—33.) 26. Jhr Männer, lieben Brüder fund zwar rede ich mit solcher Bezeichnung einestheils euch an], ihr Kinder des Geschlechtes Abrahams, und sanderntheils diejenigen] die Unter euch [den hier Versammelten] Gott fitrchten [als Proselyten sich zur jüdischen Schule halten V. 16], ench [den Judengenossen sowohl wie den Juden in der er- streuung] ist [damit, daß wir Sendboten Chr sti, Barnabas und ich, jetzt zu euch kommen sind] das Wort dieses Heils snämlich des in Jesu von Nazareth nun erschienenen Kalb. 5, 20., zu gläu- biger Annahme von Gott] gesandt« 27. [Wundert euch aber nicht, daß ich sage: ,,euch ist es gesandt-«, weil es ja Andere gebe, die vor allen Dingen damit zu bedenken wären·] Denn die zu Jerusalem wohnen, nnd ihre Obersten [welchen das Wort unmittelbar durch Jesum selber gesendet worden Kap. 10, 36 ff., so daß das allerdings ihnen zustehende nähere Anrecht vollständig ihnen zu Theil geworden], dieweil sie diesen [in seinem göttlichen Wesen und seiner er- habenen Bestimmung] nicht kenneten [Kap. Z, 17 z Luk. 23, 34;» Johsz s, 19. 43; 15, 41; 1.Cor. 2- 81, noch die Stimme der Propheten, welche auf alle Sabbather gelesen werden [und also an sich dem Wortlaut nach ihnen bekannt waren, ver- nahmen i. Cor.. 2, 14], haben sie dieselben mit ihrem Urtheilen sdaß er des Todes schuldig sei Matth. 26, 65 f.] erfüllet [Luk. 24, 25 ff.]. 28. Und wiewohl sie ltrotz aller Mühe, die sie aufwendetens keine Ursache des Todes an ihm fanden, baten sie doch [weil sie nun einmal überaus unsinnig auf ihn waren 26, 11] Pilatum, ihn zu tödten. · 29, Und als sie [in Beziehung auf sein Leiden und Sterben] alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben ist, nahmen sie ihn sum auch noch das Letzte, was zur Erfüllung der göttlichen Rathschlüsse an ihm durch Menschen geschehen mußte] von dem Holz und legten ihn in ein Grab» »[1. Cor. 15, 3 f.]. 30. Aber Gott [nun unmittelbar selbst wirk- sam eintretend] hat ihn auferweckt von den TodtenM [3, 15]. 31. Und er ist erschienen viel Tage denen, die mit ihm hinauf von Galilcia genJerusalem gegangen waren sseinen Aposteln Kap. 1, 3]; welche [jetzt, da er nun von hinnen genommen ist Kap. 1, 22 und nicht unmittelbar selbst mehr Zeugniß von sich ablegt] sind seine Zeugen an das Volk. 32. Und wir auch [Varnabas und ich, jenen Aposteln uns als Evangelisten zugesellend Ephes. 4, 1«1 und dieselbe Predigt treibend] verkitndigen euch die Verheißung, die zu unsern Vätern ge- schehen ists- [von einem künftigen Heiland und Seligmacher], 33. Daß dieselbige Gott uns, ihren Kindern, [nunmehr vollständig] ersüllet hat in dem, daß-er Jesum auferwecket hat, -wie denn im andern Psalm [V. 7] geschrieben stehet: Du bist mein Sohn, heute sda ich dich aUferwecketJ habe ich dich gezeugets [Kap. L, 36; Röm. 1, .4]. 34. Daß er ihn aber hat von den Todten [in solcher Siegesmacht über das Sterben, das er vorhin erlitten Röm. 6, O] auferweckt, daß et fort nicht mehr soll vcrwesen [in denjenigen Zu- stand eintreten, der anderwärts für den Leib die Verwesung zur Folge hat, nämlich in den Todes- zustand, darauf schon im Voraus hinweisend], spricht er [in Jes. 55, Z; Pf. 89, 2 ff.] also: Jch will euch die Gnade, David verbeißen, treulich haltenH [durch vollkommene Mittheilung der zuge- sagten Gnadengüter; wozu ja unbedingt erforder- lich ist, daß derjenige, durch den sie mitgetheilt werden, in alle Ewigkeit lebe]. 35. Darum [weil es beini Messias sich eben um Einen handelt, der, wenn er auch zu Einem Male sterben mußte, doch hinfort nicht wieder sterben darf Röm. S, 10] spricht er auch am andern Ort [Ps. 16, 10]: Du wirst es nicht zu- geben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe. 36. lDies Wort ist zweifelsohne auf den persönlich nicht gemeint, zu dem es gesagt wor- 492 Apostelgeschichte II, 37——42. den.] Denn David, da er zu seinerZeit gedienet hatte dem Willen Gottes, ist er [heriiachiiials, als seine Stunde kam l. Kön. 2, 10 f.] cntschlafen und zu .seinen Vätern gethan und hat die Verwesung gescheit fbis auf den heutigen Tag; wir haben von einer Wiedererwecknng desselben nie eine Kunde vernomnien]. 37. « Den aber Gott slaut des Zeugnisses seiner Apostel V. 311 auferweckt hat, der hat die Verwesung nicht gesehenJkH [und ist so zum Mittler einer ewigen Gnade Gottes geworden Kap. Z, 24——36]. V) An dem Punkte, bei welchem Paulus in V. 24 f. angelangt war, hält er vorerst mit der geschichtlichen Ausführung iiine und hebt nun sofort an unsrer Stelle die Beziehung der Sendung Jesu zu den Anwesenden unter der herzgewinnendften Anrede hervor; indem er einstweilen den Eonflikt zwischen Jesu und den Juden Palästincks noch bei Seite läßt, betrachtet er die Sache als eine, die für die Antiochianer noch rein und unent- schieden liegt, stellt sich ihnen dar als den Ueberbringer und Veriiiittler der Heilsbotfchaft und miithet ihnen nichts Anderes zu, als daß sie dieselbe als für sich bestimmt ansehen und annehmen. (Baumgarten.) di) Paulus wußte wohl, wie groß das Aergerniß der Juden am Kreuzestode Christi sei; deswegen sucht er ihren Vorurtheilen entgegenzutreten und verweist sie theils auf die offenbare und urkundlich bestätigte -Unschuld Jesu, theils auf die durch seinen Tod ge- schehene Vollendung alles dessen, was von ihm ge- schrieben steht. Beide Gründe sind hinlänglich, alles Aergerniß des Todes Jesu aus dem Wegezu räumen. (Apost. Past.) Der Apostel schreibt auch die Abnahme vom Kreuz und die Grablegung Jesu den Einwohnern Jerusalems und den Oberen zu, obwohl beides nicht, wie die Verurtheilung u. s. w., pon Gegnern, sondern von Freunden Jesu gefchah: mit Rechh denn Joseph von Ariinathia und Nicodenius gehörten beide zu den Obersten,und, wenigstens der letztere, aiich zu den Eingghnezrzziitizer bStadt cgLhckjlläzrh » "ß st d s, o a er na o er au er en un un- gerechtestin Verwerfiing Jesu von Seiten jener Men- schen, welch eine herrliche That hat Er hethanlF bahnt sich Paulus den Weg, um das hoch te messianis e Zeichen Jesu »(Rö«m. 1, 4), die Auserrveckung aus dem Tode, zu verkiindigen, und zwarnach ihrer erfahrungs- mäßigen Gewißheit V. 31,«sowie« als Erfullung pro- phetischer Verheißung V. zö2—.z7. (Meyer.)» Weil seine jüdischen Zu»hörer, wie alle Juden, die in der Zerftreuung wohnten, mit ihren Blicken nach Jeru- salem und auf das Verhalten der dortigen Obersten des Volks schauten, so zeigt der Apostel ihnen hier, daß diese Obersten ebeii dadurch, daß sie ihre Auctoritat gegen den von Gott beglaubigten Jesus eingefetzt und ihn verworfen hatten, »solche Auctoritat verloren, dafui aber Gottes Auctoritat selber in dem, was er gethaii und längst zuvor in der Schrift bezeugt hatte, Ietzt aber durch außerordentliche Zeugen verlundigen lasse- an die Stelle getreten sei. (Andreä.)» » . . · f) Es ist keine bloße ordinäre Hoflichkeih »daß sich hier Paulus in Bezug auf die Zeugenschaft sur Jesu Auferstehung von den aiiderii Apostelii fcheidet: er war wohl auch ein Zeuge davon, aber in anderer Weise; er hatte wohl auch den HErrn gesehen (Kap. I, 27), doch auf ar andere Weise» als die andern Apostel —- die ErPcheinunO welche ihm zu Theil ge- worden, konnte er nicht auf dieselbe Art, wie die andern, zum Beweis für Jesu Auferstehung anführen, sie war keine so äußerliche auch den groben Sinnen klar zu 1nacheiide Thatfache. Paulus sollte ein Mittelglied bilden zwischen denen, welche init Jesu nach seiner Auferstehung gewandelt waren und sich davon über- zeugt hatten, daß er derselbe sei, mit dem sie schoii vor seinem Tode zusaminen gewesen wären, uiid denen, welche auf deren Zeugniß hin glauben sollten, ohne zii sehen. (Williger.) H) Fragt man, wie die Auferstehung Christi eine Erfüllung dieser messianischenHeilsverheiszung an David genannt werden könne, so liegt die Antwort in der Un- inöglichkeit der Erfüllung in einem, gleich jedem andern Sohne Adams oder Abrahanis -fterblichen Nach- kommen des Mannes iiach deiii Herzen Gottes; daruni konnte jenes Messiasreich der ewigen Seligkeit, welches der bleibende Gegenstand der Verheißungen Gottes und der Glaubenserwartungen seiiier Heiligen im alten Testament gewesen, seinen Grund und Anfang nur in Einem haben, den die Bande des Todes nicht sollteii fest- und zurückhalten können, in Einem, der wohl sterben mußte, aber, nachdem er durch seinen Tod den Tod überwunden hatte, durch feine Auferstehung in ein neues und ewiges Leben eingehen sollte. (da Gesten) Tit) Paulus scheint es zu fühlen, daß er feinen Zuhörern etwas viel zumuthet, wenn er verlangt, daß sie die Beziehung« der jesaianischen Stelle zu der Auf- erstehiing und dem ewigen Leben Jesu erkennen follen; darum fügt er noch eine Schriftstelle hinzu, in welcher eine Aussage über den König Jsraels enthalten ist, die sich anz augenfcheiiilich in Jesu, und zwar an ihm auskichließlickh erfüllt hat. Die Beziehung der jesaianifchen Stelle auf die Auferstehung Jesii beruhte auf der Voraus·fetzung, daß die heiligen Zusagen Davids nur dann gewiß und zuverläfsig sind, wenn der Ver- mittler derselben, der kein Anderer sein kann, als Jsraels König, ein ewiges Leben hat; da nun dies in Pf. 16 ausdriicklich ausgesprochen ist, so kann Paulus» die bezügliche Stelle sehr füglich mit ,,daruni« ein: führen. Der Apostel weiß es, daß dieser Psalm von David ist, und fetzt voraus, daß die Beziehung desselben auf David nahe liegt; darum findet er nöthig, es hervorzuheben, daß die bezügliche Stelle etwas aus- sagt, was sich in der Geschichte Davids, der an seinem Theile wirklich den Rath und Willen Gottes, dazu er nach V. 22 berufen war, ausgeführt hat nnd darnach erst zu den Vätern hingelegt worden, nicht findet. Zwar kann er dies auch in der Geschichte Jesu seinen Hörern iiicht weiter aufweisen; er kann es aber aus seiner Kunde bekräftigeii und muß dafür, falls sie sein Zeugniß von der Auferstehung Jesu annehmen, ge- neigtes Gehör finden. Wie ist aber darin, daß Jesus als der von Gott Auserweckte die Verwesung nicht ge- sehen hat, weiter enthalten, daß er auch nicht zur Ver- wesung zurückkehren wird? Wenn Jesus die Ver- wesung nicht gesehen, so ist das ein Beweis, daß er den Tod so erduldet hat, daß er von deni Tode nicht beherrscht worden, sondern daß er sofort des Todes mächtig gewesen sei; denn da die Verwesung die Fort- setziiiig der Todesgewalt ist, so kann die Nichtverivesuiig nur erfolgen, wo eine Uebermacht über den Tod ein- etreten, die Nichtverwesung bei Jesu ist also der that- Fächliche Beweis, daß sein Sterben nicht ein Unterliegeii war, sondern ein Sieg über die Todesgewalr Hat nun aber der Tod seine Gewalt an Jesum geübt, uin sie sofort über ihn zu verlieren, wie sollte er jenials wieder deii Weg des Todes betreten können! (Bauin- garten.) Die Gewißheit der Auferstehung Jesu beruht auf Gottes ewigem Rathschluß, iintriiglicher Bundes- gnade und aiisdrücklicher Verheißung. (Apost. Past.) Warnung an die Juden der Zerstreuung, sich nicht der« FeindspzafltJerusalems gegen Jes um anzuschließen 493 38. So sei es euch nun kund, lieben Brüder [um nach der Auseinandersetzung in V. 27—37 jetzt auf das Heil, das euch angeboten wird V. 26, zurückzukommen und da näher anzugeben, worin dasselbe vor allen Dingen besteht], daß euch [mit- tels unsrer«Botschast, die wir von Jesu, dem Gekreuzigten und Auserstandenem euch bringen] verkündigt wird Vergebung der Sünden durch diesen [Luk. 24, 46 f.; Rom. 4, 251 und [demnach, was euch Kinder des Geschlechts Abrahams noch in- sonderheit betrifft, Rechtfertigung] von dem allen, durch welches [richtiger: von welchem] ihr nicht- koinuet im Gesetz Viosis gerecht werden [Röm. Z, 20; Gar. 11]· 39. Wer aber an diesen glaubet. lauf den der HErr unser aller Sünde warf und der sie ge- tragen Jes. 53, 6 u. 11], der ist gerecht« lbesser verbindet— man diesen Vers mit den letzten Worten des vorigen Verses: und daß von dem allen, wovon ihr nicht konntet im Gesetz Mosis gerecht werden, in diesem jeder, der da- glaubet, gerecht wird Röm. 3, 21ff.; Gal. 2, 16; l. Cor. 6,11]. 40.» Srhet nun [ihr, die ihr im Gegensatz zu denen, die zu« Jerusalem wohnen, hier in der Zerstreuung lebt] zu, daß nicht sdurch ein gleiches Verhalten mit ihnen und ihren Obersten] über euch sdasjenige] komme, das in den Propheten [Jes. 28, 14 f.; Hab. 1, s] gesagt ist: 41. Sehet, ihr Bercichter [hebr. bogdim, so liest die griechische Uebersetzung der Septua- ginta in Hab. I, 5., nach« welcher Paulus sich hier richtet, während unsre deutsche Bibel die Lesart baggojinu »unter den Heiden« befolgt], und verwundert euch, und werdet zu nichte [mit eurer Verachtung dessen, was ich euch zur Ret- tung angeboten hatte]; denn ich thue sin dem Strafgericht, das über euch kommen soll] ein ’Werk zu euren Zeiten sso daß ihr es noch selbst erleben sollet], welches ihr nicht glauben werdet, so es euch jemand lals zu andrer Zeit und an anderem Ort geschehen] erzählen wird» sso schwer und ent- setzlich wird es sein]. V) Voran steht ein Satz, welcher noch nicht so eigen- thümlich und spezifisch dem Apostel Paulus angehört: ,,Vergebung der Sünden durch Christum wird euch verkündigt«; diese hatte ja auch Petrus in Kap- 2, IS; 3, 19; 10, 43 in Aussicht estellt denen, die sich würden bekehren und taufen lasen. Hingegen was nun folgt: »von allem, wovon ihr im Gesetz Mosis nicht konntet gerecht werden,-wird in diesem jeder, der da glaubet, .gerecht«, ist entschieden neu in Gedanke und Wort. (Lechler.) Zuerst lel)rt der Apostel im All e- n1einen die Vergebung der Sünden im Namen Jesiuz sodann aber hebt er es schon bestimmt hervor, daß das Gesetz Mosis nicht wahrhaft und von allem, das heißt von der inneren Schuld vor Gott, habe ver- söhnen können; drittens betont er nicht minder die Wahrheit, daß durch Christum jeder, der nur glaube, gerecht werde, möge er nun ein niiheres Verhältniß zum Gesetz Mosis haben oder nicht. (P. Lange.) Der Sah, daß man in Christo vermöge des Glaubens von allem gerechtfertigt werde, wovon man im Gesetz keine Rechtfertigung habe erlangen können (d. ·i. von allen Sünden), soll nicht besagen, daß schon im Gesetz, eine theilweise Erlanåung der Gerechtigkeit gegeben sei, das Uebrige aber in hristo erlangt werde, was unpaulinisch nnd dem ganzen neuen Testament entgegen sein würde; vielmehr läßt Paulus, indem er jenen an sich ganz richtigen Satz hinstellt, den Umstand, daß man im Gesetz, für keinerlei Sünde Gerechtigkeit finde, noch völlig außer Betracht. Der Satz ist allgemeiner, theo- retischer Natur, ist nur der Obersatz der Rechtferti- gungslehre: wovon man im Gesetz nicht gerechtfertigt wird, von alle dem wird man in Christo durch den · Glauben gerechtfertigt; der Untersatz dazu: im Gesetz kann man von nichts gerechtfertigt werden, und der Schlußsatz: also kann nur in Christo alle Recht- fertigung erlangt werden, sind annoch zurückgehalten und bleiben weiterer Entwickelung vorbehalten. (Met)er.) In feinem eigenen Lebens- und Entwickelungsgange hatte Paulus alles das, was er hierin Beziehung auf die Rechtfertigung sagt, an sich selbst erlebt; im Hin- blick aufdiejenigen Juden unter seinen Zuhörern nun, welche für ihre Person etwa noch auf deuiselben falschen Standpunkte in Bezug auf das Gesetz ständen, den er früher selbst eingenommen, durfte er gerade den Punkt: »von dem allen, davon ihr nicht konntet im Gesetz Mosis gerecht werden« am wenigsten unberührt lassen. (Andreä.) « «) Nachdem er sein innerstes Verständnis; des Ge- heimliisses Christi seinen Brüdern mitgetheilt, giebt Paulus noch dem Schmerze Raum, welchen er beim Anblick jeder Juden-Versammlung empfinden mußte. Allen, die er hier vor sich sieht, hat er Vergebung der Sünden Verkündigt im Namen Jefu; aber -— wer glaubt unserm Predigen! wie Vielen wird diese Heils- predigt vielmehr zur Verstockung gereichen! So macht er den Beschluß mit einer Warnung in prophetischem Wort« (Besser.) Auch in dieser Drohung blickt schon ein Grundgedanke des Paulus, den er hernach in der Epistel an die«Römer ausführlich darlegt, hervor, der nämlich, daß Jsrael seiner großen Masse nach gegen die Heilspredigt sich verstocke und dem Gerichte ver- falle. (Lange.) Der Weg ,des Heils: l) so langsam und mühsam einst bereitet — a) langsam durch die Vorbereitungszeiten des alten Bandes, b) mühsam durch Jesu bitteres Leiden und Sterben; und doch L) so kurz und sanft nun zu gehen — a) kurz, denn es gilt nur Jesu Kreuz im Glauben zu umfassen, b) sanft, denn man findet darauf Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. (Gerok.) 42. Da aber die Juden [welche solche Rede nicht länger mehr anhören mochten Kap. 7, 54 u. 561 ans der Schule gingen, baten die Heiden [welche dem Gottesdienst mit beigewohnt hatten], daß sie lPaulus und Barnabas] zwischen Sabbaths fin der Zwischenwoche bis zum nächsten Sabbath, wo sie erst wieder durch einen Shnagogenvortrag würden in Anspruch genommen sein] ihnen die Worte sagten ldas eben verkündigte Evangelium ihnen speziell mittheilen möchten, weil es ihnen gar sehr gefiele] Die Apostelgeschichte bietet an vielen Stellen mehr Schwankun en der Lesart, als irgend ein anderes Buch des neuen estaments; und nun ist gerade in vors— liegendem Verse der hergebrachte Text, welchem Luther 494 Apostelgeschichte 13, 43-—49. folgt, einer in einer römischen Klosterbibliothek befind- lichen Handschrift aus dem 9. Jahrhundert entnommen, die erst von Kap. 8, 10 an die Apostelgeschichte ent- hält und am wenigsten für zuverlässig erachtet werden ann, wie es ja auch schwer fällt, den Inhalt der obigen Worte mit dem, was im Folgenden erzählt wird, zusammen zu reimen und besonders auch mit dem Ausspruche Pauli in V. 46, der es geradezu aus- schließt, daß er und Barnabas schon in der Woche vor dem dortigen Sabbath den Heiden sollte geprediget haben. Veranlassung zu der Lesart hat ohne Zweifel das Wort nein-Fa gegeben, welches allerdings für ge- wöhnlich, und zwar auch bei Lukas (Ev. 11, 51; 16, 26; Apostg l2, 6; l5, 9) ,,zwischen« bedeutet und welches man nun so ausfaßte, wie oben erklärt worden: eine solche Bitte an die Apostel in der Zwischenzeit vom jetzigen bis zum nächsten Sabbath die Lehrvor- träge fortsetzen zu wollen, konnte, so · schien es, nur von den in der Synagoge mitanwesenden Heiden ausgehen, welches Wort man deshalb zur Erläuterung . beifiigtex weiter aber ergab sich daraus der Schluß, daß unter denen, die aus der Schule gingen, die Jud en gemeint sein müßten, was man dann ebenfalls im Texte mitbemerkte. Das vorhin angeführte griechische Wort hat aber im späteren Sprachgebrauch auch die Bedeutung: ,,nachher«, so daß« die der Universität zu Cambridge gehörige Handschrift aus dem 5. oder 6. Jahrh geradezu dafür ågssg liest; und daß nun hier wörtlich der nächstfolgende Sabbath selber, nicht die Zwischenwoche bis zudiesem Sabbath gemeint sei, geht aus V. 44 hervor, wo eine Betheiligung der eigentlichen Heidenschaft zu Antiochien an der apostoli- schen Predigt erst vom folgenden lSabbath berichtet wird, während für heute nur Proselhten unter den Zuhörern sich befunden hatten. Wir müssen daher an die andere, einfachere Lesart, welcher auch die lateinische Uebersetzung der Vulgata im Exemplar des Vaticans folgt, uns halten und dem Verse folgende Fassung zehen, obgleich weder die Meyer-Stier’sche noch die isenacher Revision der Luther’schen»Ueberfetzung sich dafür interessirt haben; sollte man dabei auch jene andere Bedeutung des asrocgii nicht ulassen wollen, weil es immerhin um dieselbe ein fzragliches Ding bleibe, so deute man: »auf den zwischen —den Tagen, die Paulus und Barnabas noch in der Stadt bleiben würden — liegenden Sabbath«, was auf den näm- lichen Sinn hinaus kommt mit ,,nächsten Sabbath-« 42. Da sie aber sPaulus und Barnabas,noch vor Auslösung der Versammlung V. 431 aus der Schnle gingen [weil sie ja nur als Gäste dem Gottesdienst eigewohnt und daher an einer eigentlichen Gemeinde- angele enheit sich nicht weiter zu betheiligen hatten] baten ie [die Obersten der Schule V. 45] sie [die Weggehenden], daß sie auf den nachsien Sabbath ihnen diese Worte sagten [die heute gethane Verkündigung noch einmal u genauerer Erwägung und etwaiger Entscheidung für gläubige Annahme ihnen vortrügen]. Wir sehen also, die bei allem Nachdruck der Glaubens- bezeugung mit so großer Schonung gegen die Juden gesprochenen Worte des Apostels machten auf diese zu- erst einen günstigen Eindruck; im Namen der ganzen Versammlung wurde er bei seinem Weggehen mit Barnabas gebeten, beim nächsten Gottesdienst die vor- getragene Lehre ausführlicher zu entwickeln, daß man dann Stellung zu derselben nehmen könne, denn dafür sei heute noch alles zu neu und überras end, man müsse sich erst in etwas orientiren (vgl. ap. 28, 21f.). Hat nun in solchen hochwichtigen, sofort einleuchtenden und zur Entscheidung treibenden Angelegenheiten, wie die, um welche es jetzt sich handelte, das Bedenkzeit- Nehmen immer etwas Bedenkliches, so gab es doch unter den Juden selber schon, vollends aber unter den Proselyten, manche, welche von der Kraft der Wahr- heit mehr als die übrige Menge der Zuhörer ergriffen worden waren; diesen war die Wartezeit bis zum nächsten Sabbath vielmehr störend, ihr Herz drängte sie zu einer alsbaldigen Entscheidung und nach reich- licherer Befriedigung des geistlichen Bedürfnisses: 43. Und als die Gemeine der Schule [nach ordnungsmäßiger Entlassung durch die Vorsteher] -von einander gingen, solgeien Fpaulo und Varnaba nach [in das Haus, wo dieselben zur Herberge waren] viel Juden und gottesfürchiige sregelmäßig an dem Synagogengottesdienst Theil nehmende] Judengenossen sum ihre Annahme des heut ver- kündigten Heils ihnen zu erklären und um weitere Befestigung darin zu bitten]. Sie aber [die beiden Heilsboten] sagten ihnen [redeten zu ihnen in vertraulicherAnsprache 28, 20], und Vermah- neten sie, daß sie bleiben sollten in der Gnade Gottes [die jetzt schon durch Eröffnung ihrer Herzen für den Glauben sich an ihnen verherr- licht habe Kap. 11, 23; 14, 22., da die Ver- suchung zum Abfall nicht lange werde ausbleiben] Anfänger haben am meisten die Ermahnung nöthig, in der Gnade zu bleiben; denn sie sind noch zarte Pfropfreiser, die der Sturm der Anfechtung leicht ab- brechen kann von Christo. (Starke.) Bleiben, das ist unser Beruf: holen kann ich die Gnade Gottes nicht, sondern sie holt mich; aber in ilsr zu bleiben, « »das vermag ich durch’s beständige Empfangen und Annehmen ihrer selbst, und ich werde gebeten, nicht gezwungen, zu bleiben. (Besser.) 44. Am folgenden Sabbath aber snachdem -inzwischen insbesondere auf Seiten der Heiden ein großes Interesse für die apostolische Verkün- digung sich entwickelt hatte] kam [beim Synagogen- gottesdienst] zusammen fast die ganze Stadt, das Wort Gottes [in dem, was Paulus der in V. 42 an ihn gerichteten Bitte gemäß vortragen würde] zu hören. 45. Da aber die Juden das [heidnische] Volk [in den vielen Schaaren, die theils in die Syna- goge eingetreten, theils draußen auf der Straße gegenwärtig waren, um von da aus den Vor- trag mit anzuhören] sahen, · wurden sie voll Neides [daß auch den Unbeschnittenen der Zugang zu dem Wort dieses Heils V. 26 solle frei stehen] und widersprachen dem, was von Paulo gesagt ward [indem sie seine Rede mit allerlei Ein- würfen unterbrachen], tviderspracheii [nur um eben zu widersprechen, ohne daß sie auch nur irgend etwas Haltbares hätten vorbringen können, das der Berücksichtigung werth gewesen wäre] nnd låstettensp sals sie mit dem bloßen Widersprechen den Apostel in seiner Geduld nicht zu ermüden vermochten, den Jesum, von dem er Zeugniß gab, und alle, die an ihn glauben würden] 46. Paulus aber und Barnabas [indem jener zwar das Wort führte, dieser jedoch seinerseits Paulus und Barnabas scheiden sich von den Juden und wenden sich zu den Heiden. 495 sich von seinem Sitze erhub und dadurch, daß er sich neben den Apostel stellte, zu dessen Wort sich bekannte] sprachen frei bsfentlich [ohne Rückhalt den widersprechenden und lästernden Juden er- klärend, wie sie fortan zu ihrer Synagoge sich zu stellen gedächten]: Ench sals denen, welchen gehöret die Kindschaft und die Herrlichkeit und der Bund und die Verheißung Kap. 2, 39; Röm. I, 4] mußte snach göttlichem Rath und Willen] zuerst das Wort Gottes gesagt werden [wie wir auch neulich und heute treulich gethan haben]; nun ihr es aber- sdas Wortes· dieses Heils V. 261 von euch stoßet und achtet euch selbst nicht werth des ewigen Lebens [das durch gläubige Annahme desselben euch würde zu Theil geworden sein], siehe, so wenden wir uns zu den Heiden« sdenen wir fortan unmittelbar und ohne Zusammenhang mit eurer Synagoge das Evangelium predigen werden, und zwar thun wir das ebenfalls nach göttlichem Rath und Willen]· 47. Denn also hat uns der HErr geboten swenn er zu Dem, deß Diener und Botschafter an seiner Statt wir sind 1. Cor. 4, 1; Z. Cor. 5, 20., in Jes 49, 6 sprichtJE Jch habe dich den Heiden zum Licht gesehn daß du das Heil seiest bis atrs Ende der Erden-«« [Luk. 2, 31f.]. 48. Da es aber die [bei dieser Verhandlung noch gegenwärtigen] Heiden höreten sdaß jetzt zu ihnen die beiden Gottesmänner mit ihrer Bot- schaft sich wenden wollten], wurden sie froh sdenn nun wollte sie ja das Heil in ihrem eigenen Hause besuchen, weshalb sie auch den Beiden, als die- selben der Juden Schule verließen, alsbald eine Stätte für ihre Predigt bei sich bereiteten] lind preiseten snuns das Wort des HErrn sdas sie da- selbst zu hören bekamen, als ihrem geistlichen Herzensbedürfniß durchaus entsprechend], nnd wurden gläubig, wieviel ihrer zum ewigen Leben verordnet warens [Röm. 8, 29 f.]. 49. Und das Wort des HErrn ward sim Laufe der Zeit, welche Paulus und Barnabas von da an noch ferner zu Antiochia ihr Wesen hatten] ausgebreitet durch die ganze GegendH sdie Landschaft Pisidien, von welcher Antiochia die Hauptstadt war]. V) Daß an diesem Sabbath vorzugsweise die Heiden ein starkes Verlangen an den Tag legen, das Wort Gottes u hören, ist in der Eigenthümlichkeit der paulinischen Verkündigung, wie sie sich auch in der Rede am vorige1i Sabbath zu Tage gelegt hat, ge- gründet. Jndem nämlich Paulus der jitdischen Ge- ineinde als das erste und vornehmste Gut die Sünden- Vergebung durch hristumgepriesen hat, setzt»er ohne Weiteres voraus, daß die Juden dem Heile Jesu Christi gegenüber nicht besser sind wie die Heiden; indem er dann weiter die Rechtfertigung allein ab- hängig macht vom Glauben und keine andere Be- dingung aufstellt, giebt er zu erkennen, daß die Heiden dem Heile eben so nahe stehen als die Juden. Da diese Eigenthümlichkeit der paulinischen Verkündi- gung eben in seiner persönlichen Erfahrung, die ihm einerseits die allgemeine Verderbtheit menschlicherNatuy andrerseits die alleinige Heilsbefähigung in der völligen Entkleidung alles Eigenen und der lauteren Empfäng- lichkeit für das Göttliche erkennen ließ, ihren Ursprung hat, so wird sich» dieselbe auch in der Zwischenzeit gel- tend gemacht haben, und das ist die Anziehungskraft für die Heiden geworden. Aber eben dieses Herbei- strönien der Heiden zu dem Worte Gottes bringt bei den Juden eine Krisis hervor: dieses entschiedene Hin- neigen der Heiden zu dem verkündeten Worte ist ihnen die Bestätigung des Eindrucks, den auch sie ohne Zweifel empfangen Haken, daß dem von Paulus an- gebotenen Heile gegenü er das göttlicheVorrechtJsraels vor den Heiden in keinerlei Betracht komme· Da mußte denn für- alle Juden angesichts einer solchen augenfälligen Theilnahme der Heiden an dem Worte des Heils die Entscheidung eintreten, ob sie die Ver- gebung ihrer Sünden und die Rechtfertigung vor Gott höher achteten oder ihren Antheil an der äußerlich bevorzugten Stellung Jsraelsx und es eigte sich, daß nur eine sehr kleine Zahl das innerste edürfniß, auf dessen Befriedigung Paulus hingewiesen hatte, lebhaft genug fühlte, um zunächst alles Andere darüber dahin- gestellt sein zu lassen. ·(Baumgarten.) ,,Hebe deine Augen auf und siehe, diese alle versammelt kommen zu dir«: dies Wort (Jes. 60, 4) erlebte heute die Judengemeinde in Antiochia; aber sie sahe nicht ihre Lust daran. (Besser.) Widersprechen geschieht noch mit einigem Schein; aber das bald dazu schlagende Lästern zeigt, was für Entzündungen aus der Hölle dahinter stecken. (Rieger.g H) Der Apostel hält en Juden in diesem letzten, starken und ernsten Worte vor, daß sie durch ihren fanatischen Widerstand gegen die ihnen in Christo an- gebotene Hoffnung des ewigen Lebens es thatsächlich kund gegeben hätten, welch einen geringen Werth sie für sich selbst auf den ·Besitz desselben legten und wie sehr·sie sich dadur in schmählicher Weise nur selbst erniedrigtem Wir ehen, wie hoch Paulus hier den Werth der menschlichen Seele anschlägt, die durch Christum zur Gottähnlichkeit und zu ewiger Seligkeit erhdben werden soll, indem er es als eine Selbstver- achtung bezeichnet, lieber in der Finfterniß der Sünde und im Verderben verharren zu wollen, als durch Christum in die Herrlichkeit Gottes verklärt zu werden. (A»ndrea.) Kräftig und scharf ist das Zeugniß und druckt dasselbe aus, als wenn der HErr sagt (Matth. 23, 37): ,,ihr habt nicht gewollt« — die Verwerfung des Evangeliums ist des Menschen eigene Sünde und Schuld. Unmittelbar hieran wird die Erklärung ge- knüpft, daß von nun an das Evangelium zu den Heiden äebracht werden solle, und zwar nicht länger von der ynagoge als Mittel- oder auch nur als Ausgangspunkt aus, sondern eradeswegs an und mitten unter die Heiden; diese rklärung wird aber nicht ein für alle Mal abgegeben, sondern leichsam Ort für Ort wieder- holt und ausgesprochem ap. 18, 6; 28, 28. (da cost-r) IN) Was Christo verheißen ist, darin ist für seine Diener ein Gebot enthalten; weil sie die verordneten Zeugen dessen sind, den Gott den Heiden zum Licht esetzt hat, daß er das Heil sei bis an das Ende der rde, darum haben sie von ihm Befehl, durch ihre Predigt die Heiden zu erleuchten und selig zu machen Kap. 26, 17f. (Besser.) Auf ähnliche Weise, wie Paulus hier diese Schriftstelle zu einem Regulativ seines Handelns verwendete, bedarf wohl hie und da ein- jeder Diener Gottes eines ihm besonders in das Herz leuchtenden Gottesworts, welches ihn in seinen 496 Apoistetgeschichte is, 50—52. 14, 1-4. Wegen gewiß macht; und wenn wir ebenso in Gottes Wort lebten, wie dies ein Paulus that, so würde auch uns häufiger, als wir denken, in schwierigen Lagen das eine oder das andere Bibelwort zu Gebote stehen, um uns für den entsprechenden Augenblick gleichfalls bestimmt genug anzuzeigen, was wir zu thun oder zu lassen haben. (Andreä.) T) Obwohl anfangs die ganze Stadt in Bewegung kam wegen der göttlichen Botschaft, so gelangten doch zum Glauben nur Einzelne: das ist’s, was Lukas hier bemerklich machen will; es waren nicht Familien, Cor- porationen, noch weniger Ortschaften und Städte, die sich zum Glauben wandten, es wäre ja auch sonst die spätere Verfolgung gegen Paulus und Barnabas (V. 50) nicht möglich gewesen, sondern immer nur Individuen, Einer und noch Einer, wie es denn auch wohl eigent- lich in der Weise der paulinischen Verkündigung lag, welche Sündenvergebung und Rechtfertigung als Haupt- moment hervorhob, die Entscheidung für den Glauben zu einer ganz individuellen Angelegenheit zu machen. (Baumgarten.) Alle diejenigen, aber auch nur— di·e- jenigen bekehrten sich wirklich, welche von Gott zum ewigen Leben verordnet oder bestimmt waren; denn es wird nicht dem Zufall noch der unbedingten Willkür und Laune der Menschen anheimgestellt, ob jemand zum seligmachenden Glauben gelange, und wer, sondern dieser Erfolg steht unter dem Walten der fchon vor dem entscheidenden Augenblick ordnenden Vorsehung Gottes. Jn Sachen des Heils und ewigen Lebens geht nicht das Geringste«vor, ohne daß Gottes Wille und Macht ordnet, leitet und versügt —— eine Wahr- heit, welche sowohl demüthigt, als erhebt und tröstet. Auf der andern Seite geschieht aber in Sachen des Heils auch nichts, ohne daß der Mensch mit Willens- freiheit sich selbst bestimmt und entschließt; in V. 46 ist dies auf Seiten der ungläubigen Juden anerkannt, wenn zu denen gesagt wird: ,,ihr achtet euch selbst nicht werth des ewigen Lebens«, undsonst in tausend Fällen giebt die Schrift Zeugniß von der Freiheit und selbständigen Wirkung des Menschen, nur ist das im vorliegenden Falle nicht ausYdrückt, weil dem Lukas daran liegt, das Werk der ekehrung als ein« vom öttlichen Regiment abhängiges erkennen zu lehren. Lechler.) Man kann auch sagen, das ,,wieviel ihrer« tritt in Gegensatz zu den Juden, welche nicht in der Vollzahh wie sie nach Gottes Rath verordnet waren, gläubig wurden, sondern mehrentheils dem ihnen vor allen bestimmten Heil widerstanden; auf Seiten der Heiden aber wurde die Bollzahl der zum ewigen Leben Verordneten erreicht· Diejenigen unter ihnen, welche durch Gottes vorbereitende Gnade bereits innerlich reif waren. bekehrten auch wirklich sich alle; Andere, die sich erst 10, 20, 30 Jahre später taufen ließen, gehörten in jenem Zeitpunkt noch nicht zu den Ver- ·ordneten. (Ebrard.) So ernstlich will Gottjeden selig machen, daß er einem jeden Menschen die Ordnung, in welcher er selig werden soll und kann, nach seiner Weisheit bestimmt hat; wenn nun die Menschen dem HErrn nicht widerstanden und in ihrem Widerstande die ihnen bestimmte Zeit der Gnade und die ihnen gegebene Ordnung des Heils versäumten, so könnte kein Mensch verloren gehen. (Williger.) H) Gewiß eine mächtige Glaubensstärkung für den Apostel, eine entscheidende Erfahrung, die ihm für seine ganze Missionsarbeit es zur unumstößlichen Gewißheit machte (Kap. 22, 17—2l): mein Auftrag lautet an die Heiden, mein Schisslein gehört hinaus aufs große Völkermeerx dort muß ich mein Netz auswerfen, dort will mir der HErr große Menge zur Beute geben. (Gerok.) 50. Aber die [durch solchen Erfolg der apostolischen Wirksamkeit nur desto mehr zu Neid und Scheelsucht gereizten] Juden bewegten szu fanatischem Eifer fiir die von ihnen angenommene jüdische Religion, welche nicht« durch die neue christliche Religion verdrängt werden dürfe] die andächtigen und ehrbaren Weiber [die zum Juden- thum übergetretenen Frauen der vornehmen Hei- den zu Antiochien] Und smit Hilfe dieser ihrer Ehegatten dann·weiter] der Stadt Obersten [so- weit letztere nicht fchon selber ein- und dieselben Personen mit jenen waren], und erweckten [auf Seiten der Obersten] eine Verfolgung über Paulum und Barnabam [als gegen dem Gemeinwohl ge- fährliche Menschen, derer man sich entledigen müsse], und stießen sie [kraft obrigkeitlicher Voll- macht, die sie so sich zu verschaffen wußten Kap. 9, 24] zu ihren Grenzen hinaus« 51. Sie aber sPaulus und Barnabas, da man sie über die Grenze gebracht] schüttelten sdem Worte Christi in Matth. 10, 14 gemäß und damit von aller Gemeinschaft mit ihnen, diesen Juden, denen Gott einen erbitterten Geist gegeben Röm. 11, 8., und von aller weiteren Verpflichtung gegen sie sich lossagend] den Staub von ihren Füßen gegen sie« [in der Richtung aiif sie zu], und kamen ssüdöstlich nach der Landfchaft Lykaonien sich wendend, s. Karte VlII., nach einem Marsch von 2—3 Tage-reisen] gen Jconien [der Hauptstadt dieser Landfchaft, am Fuße des Taurus in einer fruchtbaren Ebene gelegen] 52. Die Jünger aber [die fiir den christlichen Glauben zu Antiochien und in der Umgegend gewonnenen Seelen aus den Juden und Heiden V. 43, 48 u. 49., welche sie in Folge ihrer ge- waltsamen Bertreibung wie verwaiset hatten hinter sich zurücklassen müssen] wurden [gleichwohl nicht muthlos und verzagt, sondern durch des HErrn Gnade, die ihrer nun um so mehr sich annahm] voll Freuden und heiligen Geistcstst sbis sie die Vertriebenen dann später wiedersehen durften« Kap. 14, 21 ff·]·» V) Das sind Betschwestern gewesen, die sich auf ihre Andachteti steiften und meinten, sie wären fromm- ge- wesen, ehe die Neulinge gekommen seien; so wird das ehrbare und gottesdienstliche Wesen ein Riegel des Christenthums Es geht also hier auf eine Frömmig- - keit, die »man»sich selber gemacht hat· Solche Leute « sind freilich leicht zu erregen; dennsie sprechen: »was will man denn Besseres haben, als wir? wir sind vorher fchon fromm und honett gewesen!« Gerade solche frömmelnde, gottesdienstliche Leute sind es fast alle Mal, die entweder die ärgste Verfolgung erregen oder sich am liebsten dazu brauchen lassen, weil sie glauben, dadurch Gott einen Dienst zu thun. (Goßner.) Selbst in diesem traurigen Bilde erkennt man die kräftige Hingabe des weiblichen Gemüths an die ge- laubten Dinge; hier freilich dienen die andächtigen eiber mißgläubig einem Abgott, aber Paulus hat es hernach auch reichlich erlebt, was Weiber im Dienst Von Antiochia vertrieben wenden sich die Apostel nach Jconium in Lycaonien 497 des rechten Gottes vermögen. Die Obersten der Stadt waren nicht unter den zum ewigen Leben Verordneten, ihr Leben war auf dem Rathhause und in der Wein- stube; sie bekümmerten sich eigentlich wenig um die beiden sonderbaren Juden, welche die ganze Stadt in Unruhe gebracht hatten, aber weil ihre Weiber ihnen unaufhörlich in den Ohren lagen, fertigten sie ver- drießlich einen Ausweisungsbefehl aus. Paulus und Barnabas wären gewiß gern noch eine Weile da e- blieben, und sie gingen auch nicht eher« bis sie ii er die Grenze gestoßen wurden: der Reiseweg der Diener Christi »auf Schub« ist also friihe eingeweiht worden! VI) Die Juden verstanden diese Bildersprache, denn sie pflegten bei dem Ueberscheiten der Grenze des heil. Landes ihre Fiiße vom unreinen Staube heidnischer Erde u säubern. (Besser.) Die Apostel thaten das zum eugniß wider sie, daß Männer Gottes unter ihnen gewesen, sie aber dieselben mit ihrem Wort ver- stoßen hätten; sie deuteteu ferner damit an, daß sie nicht gekommen wären, etwas bei ihnen zu holen, sondern nur ihre Seelen zu retten, daß sie also auch kein Stäubchen mitnehmen wollten· sie bezeichneten gugleich damit die Unreinigkeit und en Sündendienst erselben und den göttlichen Fluch über sie. (Williger.) Die Welt muß Proben sehen, daß man ihr nur zu ihrer Seelen Seligkeit, nicht um« eigenen Nutzens willen, die Wahrheit sage: will sie den Himmel nicht haben, so behalte sie ihre Erde und Staub. (Starke.) " W) Der HErr ersetzte der jungen Gemeinde die Abwesenheit ihrer geliebten Lehrer dadurch, daß et mit seiner Gnadengegenwart im Geist selbst mitten« unter ihr war, also daß sie der Freude und des heil. Geistes voll wurde. (Andreä.) Ein Zeugniß wahr- haft geistlichen Lebens, daß sie voll Freude und Geistes blieben, auch als die Gottesmänner sie verlassen; ein Beweis, sie hatten sich nicht zu Menschen, sondern zum HErrn bekehrt; ein Beleg, das Evangelium war ihnen ein Geruch des Lebens zum Leben geworden! (Gerok.) Antiochia in Pisidieii wurde später eine christ- liche»Metropole, deren Sprengel nicht weniger als 25 bischofliche Stadte in Pisidien umfaßte- (Lechler.) Das 14. Kapitel. Iiauli Wiederkunft gen Uniiochieih und was siaj unterweges begeben. c. V. 1——28 (§ 150). Von Antioihien in Pisidien hat den Paulus und Barnabas ihr Weg 10 Meilen siidösklictj weiter gen Jconien in cgcaonien ge- siihrtz aiich hier schliessen sie sich an die jiidisihe Schule an und gewinnen eine Menge der Juden und Griechen für den Glauben an Christum, doch bei fortschreiten- dem Wachsthum ihres Werkes» wissen die ungläubig gebliebenen Juden in Gemeinschaft mit den Heiden sie von dort zu oerdriingen Jn Lgskra heilt Paulus gelegentlich einer »predigt, die er dort aus freiem Platze hält, einen aufmerksamen 3uhörer, der, lahm von Mutterleibe, ihm zur Seite sitzt; das veranlaslt die heidnisctien Lgskrenseiz ihn und deii Barnabas scir die auldie Erde, wie einst in den Tagen der Verzeih herobgeliommenen Götter lltercurius und Jupiter zu halten, und nur mit Noth lassen sie sich abhalten, den vermeintlichen Göttern ein Opfer zii bringen. Bald darnach wendet sich das Blatt: Juden, die von An- tiachien und Jconien den Avosteln in iiertolgungssiiih- tigerAbsieht naihgezogen kommen, überreden das Volk, mit-knis- gunisiwkis w. Rand. den Paulus zu skeiii»igeii, der denn auch siir todt zur Sksdkjjllmlssgefchkeilt wird; er ersteht aber wieder zum Leben, und geht anderen Tags aus nach Dei-be. Voii da ivird eine Organisation der neugesiisteteii Gemeinden vorgenommen, indeni die beiden Sendbolen aus deni Wege wieder zurüctigehem aus dem sie her- gekommen, zu Antioctiien in Sgrien aber erstatten sie der Gemeinde Bericht. l. Es geschah aber zu Jconien, daß sie [Pau- lus »und Barnabass zusammen kamen und predig- ten in der Juden Schule, also [besser: zus am- men in der Juden Schule kamen und also oder mit solchem Erfolge predigten], daß eiuc große Menge der Juden und der sals Proselyten des Thors mit der jüdischen Synagoge in Verbin- dung stehenden] Griecheu gläubig ward* sletzteren aber dann auch andere, die bisher noch ferner gestanden, sich zugeselleten Kap. 11, 20 f.]. Z. Dieungläubigen Juden aber swelche dem Evangelio nicht hatten gehorsam werden mögen 2.·Theff. 1, s; Rom. 10, 16] erweitten szu Mißstimmung und Unlust] und entriisteteu die Seelen der lebenfalls noch ungläubig gebliebenen] Heiden sin der Stadt] wider die Brüder« [die Christen 9, 30; 11, 29., ohne jedoch für’s Erste es schon zu einer thätlichen Einschreitung wider dieselben bringen) zu können]. · 3. So hatten sie nun [zwar, eben weil die Feindschaft der ungläubigen Juden nicht sobald eine Entscheidung herbeizuführen vermochte] ihr Wesen daselbsteiiie Zeit· lang und lehreten frei im HErru [freimiithig, weil unter Gottes Schutze sich wissend], welcher sdenn auch als Gegengewicht gegen die indischen Anschwärzungen] »bezcugete das Wort seiner Gnade sdas sie predigten Kp. 20, 24 u. J32., ihm in der Mark. 16, 20 angegebenen Weise Zeugniß gab, daß es ein gutes und segen- bringendes Wort sei], und ließ Zeichen und Wun- der geschehen durch ihre Hände-its [Kap. 4, 29f.]. 4. DieMenge aber» der Stadt szu einem Theile. von jenen Anschwarzungen in ihrem Ur- theil sich bestimmen lassend, zum andern Theile aus diese Zeichen und Wunder achtend] spaltete sich smehr ·und mghr in zwei Par·teien]; etliche hieltens mit den Juden, und etliche mit den Apostelns [vgl. zu Kap. 13, 3]. V) Die Verfolgung zu Antiochien hat bei den Aposteln keine andere Veränderung als des Orts nach sich gezogen: wo sie es in Antiochien gelassen, da fangen sie es in Jkonien wieder an; sie bleiben un- verruckt in demselben Sinne und demselben Geschäft, das ihnen in Antiochien so viele Leiden verursacht hat. (·Apo»st. Past.) Auch aus der Juden Schulen bleiben sie nicht weg: weder ihre Liebe zu ihrem Volk, noch ihr Muth ist durch die an den Juden gemachten bitteren Erfahrungen gebrochen. (Gerok.) Ihre stand- hafte Treue wurde denn auch reichlich belohnt: der HErr gab ihnen ein freudi es Aufthun ihres Zeugen- mundes und segnete ihre redigt an vielen Seelen; da sah Paulus, was zunächst die Juden betrifft, mit 32 498 etröftetem Herzen, daß Gott wie in den Tagen Eliä ich hin und her etliche hatte überbleiben lassen, die sein Wort nicht von sich stießen Röm. 11, 5. (Besser.) Was sodann die Griechen betrifft, so kann man bei dies em Ausdruck zw eifelhafts ein, ob darunter noch Heiden oder doch schon Proselyten des Thors gemeint seien. Das letztere ist wohl das wahrscheinlichere; reine Heiden hätten schwerlich den Zugang in der Juden Schule gefunden, und namentlich werden sie auch erst in V. 2 ausgeführt. Indessen ist jedenfalls mit Be- dacht nicht, wie in Kap- 13,43, der Ausdruck: ,,gottes- fiirchtige Judengenosfen«, sondern der allgemeinere Name ,,Griechen« gewählt; es soll dadurch angedeutet werden, daß der Unterschied zwischen Proselyten und Nichtprosel ten vor dem HErrn schon aufgehoben war. Wenn Proielyten zur Gemeinde Jesu gesammelt wur- den, so geschah es nicht deshalb, weil sie schon halbe Juden geworden waren, sondern weil Jesus auch ein Licht der Heiden sein sollte Kap. is, 47. (Williger.) Ei) Wer der Wahrheit nicht gehorfam wird, verfällt leicht dahin, daß er Andere davon abweiidet. ,,Jhr kommt nicht hinein, und wehret denen, die hinein wollen«: dies Wort des HErrn (Luk. 11, 52) ging von da an bei den neidischen Juden in Erfüllung. Finger? Die Welt könnte ja die Leute, welche dazu ust ha en, sich ruhig zum HErrn Jesu bekehren lassen, es schadet ihr jza nichts — warum sollen Andere das nicht haben, das sie in ihrem Stolze verachtenkiAber ihr Gewissen bezeugt es ihr, daß es das Himmelreich it, was sie verwirft, daß sie einen unersetzlichen Schatz verwirftz ihr Gewissen macht sie eifersüchtig, daß nicht etwa Andere merken sollen, das Evangelium sei ein Schatz, und ihn aufheben und dadurch reich werden. (Williger.) Den lieblichen- Brudernamen gebraucht Lukas hier deshalb von den Heiden, weil es den un- gläubigen Juden besonders verhaßt war, daß in Christo gläubige Juden und gläubi e Christen eine heilige Vrüderfchast wurden. Es lä t sich denken, mit wie iftigen Berleuindungen sie bei der, and gewesen sind, die Seelen der Heiden wider die rüder, welche» das Band einer der Welt unverftändlichen Liebe um- schlang, zu erregen und zu entrüsten; da mußten diese Brüder Störer des Familienfriedens heißen, staats- gefährliche Menschen, Geheimbündler, Schwärmevund dergleichen· (Besser.) IN) Der HErr hat Mittel genug, seinen Feinden das Maul It; stopfen: war es den Juden gelungen, der Apostel ort verdächtig zu machen, so wurden ihnen neue Werke, Zeichen und Wunder geboten, die vor aller Welt Augen geschahen und eine thatfächliche Predigt auch an die eben aufgehetzten Heiden wurden. (Williger.) Paulus und Barnabas selbst hatten nicht auf Zeichen und Wunder gewartet, sondern die ein- fache Predigt als Hauptsache betrachtet, wie sie es auch heute noch ist und immer bleiben wird sdenn es waren bereits Viele ohne jene Wunderzeichem lediglich durch die Predigt, gläubig geworden. Aber es war jetzt eine Entscheidungs eit herbeigekommen, und in solchen Zeiten pflegt der Err seinen treuen Dienern, wohl auch ohne daß sie es verlangen, ganz außerordentliche Gaben und Kräfte zu verleihen, wenn er es für nöthig hält, durch offenbare Erweisungen seiner Macht der Sache seines Reichs zum Siege zu verhelfen. (Andreä.) f) Eine solche Spaltung, wie sie hier berichtet wird, ist einem treuen Lehrer so gar nicht unangenehm, daß vielmehr der HErr Jesus sagt (Matth. 10, 35 ff.), er sei in die Welt gekommen, eine solche zu erregen. Dies Wort erfüllt der HEry so oft er durch seine Knechte das Reich der Finsternis; erschüttert, eine selige Unruhe erweckt und die Menschen von der Ungerech- Apostelgeschichte 14, 5—10· tigkeit abtreten lehrt; er wird sie auch dereinst am großen Gerichtsta mit fchrecklicher Auctorität voll- enden. (·Apost. Hast) Die gesegneten Spal- tungen in der Gemeinde: 1) ihre Ursache -— die entfchiedene Predigt des göttlichen Worts, das da ist lebendig und kräftig und fchärfer, denn kein zwei- schneidig Schwert 2e.; 2) ihre Frucht — die Sichtung der Gemeinde, der Grund der Herzen wird aufgedeckt, im Kampf bewährt sich die Wahrheit, erprobt sich der Glaube, befestigt sich die Liebe, erbaut sich die Kirche. (Lechler.) Z. Da sich aber sals jetzt die erstere von den beiden Parteien in V. 4 der Oberhand sich lLemächtigteJ »ein Sturm erhub der Heiden nnd der Juden und ihrer Obersten fuänilich der Schul- vorsteher und Aeltesten der Juden, bei welchem man’s darauf abgesehen hatte], sie [die Apostel] zu schmähen [mit körperlicher Züchtigung zu be- legen Kap. 16, 22z 1. Thess 2, 2; Luk. 18, 32] und Darauf] zu steinigen [Kap. 7, 56]; b. Wurden sie [Paulus und Barnabas, noch zur rechten Zeit, um solchem Ausbruch der Wuth zuvorkommen zu können] sdeß inne [was man gegen sie im Schilde führe Kaki. 9, 24, 30; 23, 12 ff.], »und entstehen in die [ca. 5 Meilen weiter nach Suden und Südosten gelegenen] Städte des Landes Lycaoniem [zunächst, wovon in V. 8—19 DIE Rede fein wird] gen Lystra und [nachmals, wie das in V. 20 f· näher berichtet werden soll, gen] Derbe, und in die Gegend umher, 7. Und hredigten dafelhst das Evangelium fund zwar hier, wo es keine eigenen jüdischen Schulen gab, an die· sie sich hätten anschließen können, wenn auch etliche Juden daselbst wohnten Kap. 16, 1ff., gleich unmittelbar den Heiden, wie den Juden, indem auf öffentlichen Plätzen sie mit Einzelnen Gespräche anknüpften, bis eine größere Menge-sich um sie sammelte, wo dann die Unterredung in einen förmlichen Vortrag überging]. Unter den Stiirmenden werden die Heiden zuerst genannt, die Schulobersten zuletzt, doch waren nicht etwa die Heiden, sondern die Juden, und besonders deren Oberste, die Hauptstürmer; die Heiden mußten nur in’s Vordertreffen —- die Kerntruppem die Juden kamen darnach, und hinter denen kamen erst die Anführer, welche aber die ganze Sache dirigirten. Die Nachricht von dein Plane der Feinde, welche dem Paulus und Barnabas zu Ohren kommt, sehen diese als einen gött- lichten· Reisepaß an, der ihre Route weiter dirigirte. (Williger.) Man muß sich nicht allezeit Schmach und Schande anthun lassen; doch müssen wir unterscheiden lernen, was Gottes Ehre am meisten oder mindesten förderlich ist. (Quesnel.) An den Stätten i rer Zu- slucht angekommen, brachten die Apostel ihre Zeit nicht mit unfruchtbaren Klagen über erlittenes Unrecht zu; es ging bei ihnen vielmehr gleich wieder an einen fröhlichen Angriff des Werks, dazu sie Gott beschieden hatte. (R1eger.) Jn Lystra fand Paulus auf seiner zweiten Missionsreife seinen Lieblin sfchüler Timo- theus, in Derbe gewann er seinensbegleiter Gajus: Kap. 16, l; 20, 4. (P.Lange.) Llnch aus Jconium werden die Gottes-boten verdrängt und begeben sich nun nach Lystra. 499 8. Und es war sum nach dieser kurzen Uebersicht über das Gesammtgebiet der nunmeh- rigen apostolischen Thätigkeit jetzt auf die beiden Theile desselben im Einzelnen einzugehen] ein Mann zu Lystra [der in V. 6 zuerst genannten Stadt], der mußte swährend Andere aus dem öffentlichen Platze, wo die Apostel ihre Vorträge hielten, frei umhergingen oder stunden, da, an einer etwas abgelegenen Stelle, zur Seite] sitzen; denn er hatte böse Füße [die seinen Körper nicht zu tragen vermochten] und war lahm von Mutter- lelbe swie jener Bettler an des Tempels Thür zu Jerusalem vor 16 Jahren Kap. 3, 2], der [daher auch in seinem ganzen bisherigen Leben] noch nie gewandelt hatte. O. Der [seine Stelle zunächst wohl auch für den Zweck einnehmend, um die Vorübergehenden um ein Almosen anzusprechen] hörete Paulum [so oft er auf diesem Platze dem Volke das Evan- gelium predigte] reden fund that das mit ganz besonderer Aufmerksamkeit und Theilnahme] Und als er [Paulus, dem der Mann natürlich auffiel und der nun zur Ehre des Gottes, den er den Lystrensern verkündigte, denselben von seinem Leibeselend zu befreien gedachte, auf daß er durch ein Wunderzeichen leichteren Zugang zu den Herzen dieser Leute fände] ihn [mit forschendem Blick] ansahe und [aus seinem GesichtsaUsdrUckJ merkte, daß er glaubte, ihm möchte svosi einem so mäch- tigen und gnädigen Gott, als wie er hier ge- predigt wurde, leichts geholfen werden; 10. Sprach er mit lauter [nicht blos dem Elenden vernehmlichen, sondern weithin, bis zu den Ohren. der im Kreis umherstehenden Volks- hausen erschallenden] Stimme: Siehe aufrichtig [d. i. ausrecht, gerade in die Höhe] auf deine Füße. Und er [der Aufforderung ohne Bedenken Folge leistend] sprang auf [mit einem einzigen Satz] und wandelte snun gesund umher wie die Andern]. Schon in Kap. 13, 6 ff. begegnete uns gleich auf der ersten Station dieser ersten Missionsreise des Paulus in dem Zauberer Elymas ein Gegenstück zu dem Zauberer Simon, mit welchem Petrus in Samarien zusammentraf Kap- 8, 18 ff.; hier nun werden wir urch den von Mutterleibe an lahmen Mann, wie fchon oben darauf hingewiesen wurde, an den Lahmen vor des-Tempels Thür, der schönem erinnert, den Petrus esund machte, und hernach in V. 11 ff. will man dem Ziarnabas und Paulus von Seiten der Heiden in anz ähnlicher, nur noch äesteigerter Weise göttliche er- ehrung erzeigen, wie ornelius dem Petrus gegenüber einen Versuch dazu machte 10, 25. Es ist das kein bloßer Zufall, wie es äußerlich so scheinen könnte, sondern beruht auf einer absichtlichen Leitung von Seiten Gottes in Hinsicht auf die äußeren Umstände und auf einer wohl berechneten Jnspirirun des er- höheten Christus in Hinsicht aus das, was aulus zu reden und zu thun sich bewogen fühlte: diesem werden gleich anfangs Erfolge unter-den Heiden zu Theil, welche den Thaten des Petrus das Gleichgewicht halten und ihn als ebenso felbftständigen Apostel beglaubigen; und zwar ist gleich die erste Parallele so eingerichtet, daß es eben Paulus sein muß, der dem Zauberer ent- egentritt, und nicht der bisher im Vordergrund ge- Ttandene Barnabas, und nachdem so der erstere als em Petrus ebenbiirtig erwiesen ist, steht er auch fortan an der Spitze des älliissionswerks als eigentlicher Apostel, neben welchem Zsarnabas dann allerdings ebenfalls wei Mal in unserm Kapitel (V. 4 u. 14) mit diesem itel beehrt wird. Aus den Verhandlungen des Apostel- concils zu Jerusalem können wir nun auch erkennen, welches die Absichten des HErrn gewesen find: als in Kap. 15, 4 u. 12 Paulus und Barnabas den dortigen Apostelm Aeltesten und der Gemeinde verkündigten, wieviel Gott mit ihnen gethan hätte und wie große Wunder und Zeichen er durch sie gewirkt unter den Heiden, da waren es, was eben ihre Wirksamkeit unter den Heiden betrifft, lauter Parallelen zu der Wirk- samkeit des Petrus, die von selber in die Au en sprangen und denen, die das Ansehen hatten CFal ·, ·), dem Jakobus, Kephas und Johannes, sofort den Eindruck "verschasften, daß, der mit Petro kräftig gewesen zum Apostelamt unter der Beschneidung, auch mit Paulo kräftig gewesen sei unter den Heiden; aus solche Legitimation von Seiten des HErrn hin wurde denn auch Paulus nun förmlich und feierlich als eigener, selbstständiger Apostel auf heidnischem Gebiet anerkannt und die entsprechende Festsetzung in Betrefs der Stel- lung der bekehrten Heiden zum mosaischen Gesetz ge- troffen. Jn der späteren Entwickelung der kirchlichen Verhältnisse wurde dann freilich sowohl die apostolische Stellung des Paulus selber als die gesetzliche Stellung seiner heidenchristlichen Gemeinden, wie sie im J. 50 vereinbart worden waren (Gal. Z, 9f.; Apostg. 15, 23 ff.), immer von Neuem wieder und mit immer größerer Hefti keit bezweifelt und angefochten; aber darum hat au der HErr, um ein Gegengewicht da- gegen zu bilden, selber das spätere Wirken des Paulus immer von Neuem wieder und mit einer schärferen « Markirung in Parallele gestellt zu dem Wirken des Petrus und so dem ersteren einen festen Grund und Boden unter die Füße gegeben bei dergleichen Selbst- eugnissen, wie er in Eor. l1, 5 u. l2, 12 sie über sich ablegt. Der durch Petrus in Kap. 9, 38 ff. ge- heilte Gichtbrüchige hat seine Analogie an dem durch Paulus genesenen Fieberkranken in Kuh. 28, s; der wunderthätigen Kraft, welche in Kap. 5, 15 dem Schatten des Petrus beiwohnt, entspricht die gleiche Kraft der Schweißtücher und Kollet: des Paulus in Kap. 19, 12; und wie in Kap- 9, 36 ff. Petrus eine Jüngerin vom Tode erweckt, so ruft in Kap. 20, 9 f. Paulus den Eutychus in’s Leben zurück. Wenn nun aber, um auf die an unsrer Stelle vorliegende Parallele zurückzu- kommen, jener Lahme vor des Tempels Thür in Jeru- salem uns als ein Sinnbild des jiidischen Volkes in seinem damaligen geistlichen Zustande erscheinen mußte (Kap. Z, 2 Anm.), so werden bei dein Lahmen hier in Lystra ungeachtet aller Aehnlichkeit mit demselben (Ri«)m. Z, I) dennorh Unterschiede zu Tage treten müssen, die ihn wesentlich davon unterscheiden und geeignet sind, ihn zu einem Eharaktergeinälde der Heidenwelt zu machen. Das ist denn auch in der That der Fall: da Petrus mit Johannes den Lahmen dort ansiehet und dieser auf ihre Aufforderung sie wieder ansiehet, wartet er nur auf den Empfang eines reichen Almosens, an dem Lahmen hier dagegen merkt Paulus sogleich, als er ihn fest in’s Auge faßt, daß er glaubet, ihm möchte geholfen werden; dem Lahmen dort wird im Namen Jesu Christi von Nazareth geboten, daß er 32V 500 Apoftelgeschichte 14, 11——17. aufstehe und wandle, dem Lahmen hier dagegen wird der Befehl da u einfach vom Apostel selber ohne weitere Berufun an? seine Vollmacht ertheilt; den Lahmen dort mu Petrus erst noch bei seiner rechten Hand er- greifen und ihn aufrichten, der Lahme hier aber springt ohne solche Nachhilfe auf und wandelt; die wunderbare Heilung dort hat zu ihrer Folge, daß die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadducäer ihre Hände an die Apostel lessn und sie gesänglich ein- Ziehen, das hier geschehene under dagegen bewirkt, daß as Volk an eine Menschwerdung der Götter glaubt und daß Jupiters Priester kommt mit Opferthieren und Kränzen. Das alles sind sehr signifieante und bedeutungsvolle Unterschiede: in Lystra haben es die Apostel zum ersten Mal mit einer Bevölkerung zu thun, die noch ganz und gar in der Finsterniß ihres Heiden- thums sitzt, weil es daselbst an einer jüdischen Synagoge fehlt, die wenigstens als ein Sternlein die Finsterniß inetwas hätte mildern und dem wahren Gott in etlichen Proselyten eine Auswahl von Seelen zuführen können; mit einer Bevölkerung also, die recht ei ent- lich noch ohne Gott ist in der Welt und keine goss- nung at (Ephes. Z, 12, an der die wenigen unter ihr be «ndlichen Kinder lbrahams gar keine Vorberei- tungsarbeit für das Evangelium vollbracht haben und bei der der Glaube an den Einen wahren Gott auch selbst dem Keime nach erst noch gepflanzt werden muß -— die Verhältnisse liegen ähnlich, wie in Kap. 17, 16 ff. bei der Ankunft des Paulus in Athen, wo es zwar eine S nagoge mit Juden und Gottesfürchtigen giebt, diese a er auch ohne Einfluß auf das religiöse Leben der Bevölkerung geblieben ist. Aber auch das finsterste Heidenthum soll der apostolischen Predigt nicht unzu- gänglich sein und schon die Verkündigung des lebendigen Gottes, der Himmel und Erde gemacht hat und in dessen Namen alle unsre Hilfe steht, wird, wie sich an diesemLahmenzeigheinemkräftigerenundentschlofseneren Glauben begegnen, als ihn bei dem nach irdischer Herr- lichkeit des erwarteten Messiasreichs begierigewJsrael die Predigt von der Herbeikunft des Himmelreichs in Christo Jesu hervorzurufen vermag; ebenso weiß an und für sich das heidnische Volk mit feinen Priestern die Boten Gottes besser zu würdigen, als das pro- phetenmörderische Jerusalem, erst der Geist der un- gläubigen jüdischen Syna oge ist es, wie wir in V. 19 erfahren, der den Dienst treuer Knechte Christi auch hier zu vereiteln fucht. II. Da aber das [umstehende] Volk sahe, was Paulus san dem elenden Manne Wunder- baresJ gethan hatte, haben sie [nachdem erst Ein- zelne die Vermuthung geäußert, alsbald aber alle derselben beigetreten waren] ihre Stimme auf [um sich unter einander wie eine fchon ausge- machte Wahrheit die große Kunde zu vermelden] und sprachen aus Lycaonisch [fo daß Paulus und Barnabas, die nur des herkömmlichen Griechisch mächtig waren, nicht verstanden, was sie da unter einander verhandelten]: Die Götter find [wieder einmal, wie in alten Zeiten] den Menschen gleich worden und zu uns hernieder kommen. 12. Und nannten Barnabam [der durch statt- lichere Figur sich auszeichnete] Jupiter [den Obersten der Götter] und Paulum [dagegen] Mercurius [den geschäftigen Boten und beredten Herold des ersteren; dafür nämlich hielten sie den Paulus, obwohl derselbe eigentlich die Haupt- person war Kap. is, 13], dieweil er, das Wort fuhrte [V. 9]. Nach der griechischen Göttersage machte Jupiter einst mit Mereur als Wanderer eine Fahrt durch die Welt: sie wurden überall schnöde abgewiesen und kamen endlich in eine arme Hütte, die der Greis Philemon mit seiner Gattin Baueis bewohnte. Diese nahmen sie astfreundlich auf und bewirtheten sie, zum Lohn dafür Führten die beiden Götter sie auf einen Hügel, un- mittelbar darauf wurde das Land umher von Wasser überschwemmh nur jene gastliche Hütte blieb ver- fchont und verwandelte sich jetzt in einen herrlichen Tempel, an welchem Philemon und Baucis fortan den Priesterdienst verrichten durften. Beide starben später eines gemeinschaftlichen Todes; Philemon ward da in eine Eiche, Baucis aber in eine Linde verwandelt. Der Schauplatz dieser Begebenheit, die deutlich an Noah’s Geschichte erinnert, aber auch an das Wort in Joh. 1, 11 ff., verlegt die Sa» e in den nämlichen Theil von Asien, zu welchem auch caonien ehörte; da er- klärt es sich wohl, wie die Leute zu Ihftra, die als Bewohner einer von dem großen Weltverkehr ziemlich abgeschlossenen Gebirgsgegend noch fest an dem von den Vätern ererbten Glauben hingen, auf folche Ge- danken kommen konnten, wie sie dieselben hier gegen einander aussprechen. Und wenn sie nun das auf Lycaonisch thun, so erklärt sich auch das von selber: wo zwei Mundarten, eine angeborene und eine ange- lernte üblich sind, da pflegt das Volk immer der ersteren am liebsten sich zu bedienen, wenn es eine Sache unter sich abzumachen hat; für die Apostel aber wurde das ein Hinderniß, leich von vornherein die falsche Fährte, aus welche die ystrenfer geriethen, zu bemerken und dem weiteren Beginnen vorzubeugen. Es blickte zwar, bemerkt Langbein zu unsrer Stelle, durch die Mei- nung dieses Volkes eine Ahnung der Wahrheit hin- durch, rückwärts blickend als eine, wenn auch nicht zum Bewußtsein gekommene Erinnerung an das Glück des Paradieses, wo Gott noch mit den Menschen wandelte und menschlich verkehrte, und vorwärts blickend wie ein, wenngleich unverstandener Fingerzeig auf die Wiederherstellun der gefallenen und verwüsteten Schöpfung durch Christum, auf die Menschwerdung Gottes in Christo, welche die Apostel eben unter ihnen verkündigen wollten. Die fleischliche Vernunft nun, so läßt sich das apoftolische Pastorale von Brand weiter aus, hätte vielleicht geglaubt, dies Vorurtheil als Mittel gebrau en zu können, dem Evan elium Eingang zu verscha en und die Lehre von der ensch- werdung des Sohnes Gottes darauf zu bauen; allein wie göttlich werden diese falschen Mittel und thörichten Künfteleien von den Aposteln alsbald, da sie ihnen zu Händen kommen, verachtet. Das Evangelium braucht keine krummen Wege zu seiner Ausbreitung; die Apostel haben nicht nur in göttlicher Kraft, sondern auch in göttlicher Lauterkeit gepredigt. 13. Der fgerade amDienst befindliche] Priester aber Jupiters, der vor ihrer Stadt war sseinen Tempel außerhalb derselben hatte], brachte [von dem Volk, das zu ihm hinausgeströmt war, als Paulus und Barnabas sich in ihre Herberge be- geben hatten, dazu aufgefordert] Ochsen und Kränze [wie man zu einem Festopfer sie brauchte Pf. 118, 27., von der Stätte des Tempels aus bis hin] vor das Thor sder Stadt, als in welche Die Heilung des Lahmen und der Vergötterungsversuch der Lyftrenser.« 501 selber ja der Gott mit seinem Begleiter jetzt ein- gekehrt sei] und wollte opfern sammt dem Volk [zum Zeichen ihrer beiderseitigen Huldigungs 14. Da das die Apostel, Varnabas und Paulus, [aus dem Munde eines an sie abgesen- deten Boten, der ihnen zu melden hatte, was jetzt geschehen sollte] höreten, zerrissen sie svor Unwillen und Entsetzen 4. Mos. 14, S; 2. Sam. 1, U; Matth. 26, 651 ihre Kleider und sprangen shinaus vor das Thor] unter das Volk, schrieen 15. Und sprachen: Ihr Männer, was machet ihr da? Wir sBarnabas und ich] find auch sterb- liche Menschen, gleichwie ihr« fund auch sonst in allem von gkeicher Natur und Beschaffenheit Jak. 5, 17., also keine Götter, wie ihr denkt Kap- 10, 26., wir sind vielmehr, statt das zu sein, wofür ihr uns haltet V. 12., eures Jupiter und Merkur Widerpart], und predigen euch das Evan- gelium svon der Erscheinung der heilsamen Gnade Gottes für alle Menschen Tit. 2, 11 f.], das; ihr euch bekehren sollt von diesen [und den übrigen] falfchen [Göttern] zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde nnd das Meer, und alles, was drinnen ist [Kap. 4, 24; Pf. 146, 6]; 16. Der in vergangenen Zeiten sbevor er das Evangelium, dessen Diener wir unter euch sind, an das Licht gebracht] hat lassen alle Heiden wandeln ihre eigenen Wege sohne ihnen eine be- sondere, außerordentliche Offenbarung zu Theil werden zu lassen 5. Mos. it, 19 f., so daß er auch an euch die bisherige Zeit der Unwissenheit übersiehet Kap. 17, 30]; 17. Und zlvat [denn das ,,er hat sie lassen wandeln ihre eigenen Wege« fordert auch wieder eine Beschränkung] hat er [euch Heiden, trotzdem er eine übernatürliche Offenbarung euch nicht, wie uns Juden, zu Theil werden ließ, auf natür- lichem Gebiet] sich nicht selbst nnbezengt gelassen, hat Uns [nach besserer Lesart: euch] Viel Gutes Rthan sin zeitlichen Dingen] und vom Himmel egen und fruchtbare Zeiten gegeben [Jer. 5, 24; Pf. 147, 8], unsere [eure] Herzen erfiillet mit Speise und sauberen, eine gewisse Befriedigung gewährenden] Freuden« [des täglichen Lebens, so daß ihr gar wohl hättet ihn erkennen mögen, wenn ihr nur mit dankbaren Herzen seine Gaben hättet hingenommen und nicht im Dienste des Fleisches gemißbraucht Röm. l, 18 ff.]. s) Wir staunen über den heidnifchen Aberglauben der Lystrenfer; und doch, auch in diesem finsteren Aberglauben liegt noch eine Ahnung der Wahrheit, eine Ahnung der Wahrheit, daß in Jefu Christo Gott wirklich den Menschen gleich worden ist und zu uns herniedergekommen, den Kranken Genesung, den Betrübten Tröstung, den Sündern Erlösung zu bringen. Wir entfetzen uns über diese heidnische Menfchenver- götterungx und doch kommt auch mitten unter Christen noch Aehnliches vor, wahrhaft heidnifche Abgöttereh wenn Menschen, Helden, Dichter, Künstler, Philofophem ja selbst Sängerinnen und Tän erinnen abgöttisch ver- ehrt und mit Blumen und orbeerkränzen überdeckt werden von solchen, die für den lebendigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erden, kein Wort des Dankes und vollends für den König in der Dornen- . krone, für den Gottessohn in Knechtsgestalt keinen Blick der Liebe haben. Ja, wird nicht oft selbst von gläubigen Christen Abgötterei getrieben, nicht nur in Heiligendienft und Religionsverehrung sondern auch durch abgöttische Anbetung von Lehrern, «Predigern, Sektenhäupterm so daß ein redlicher Knecht Gottes mit Paulus voll Unwillen fprechen muß: ,,ihr Männer oder ihr Frauen, was verehrt ihr da? wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr!« (Gerok.) Es wird nicht leicht jemand aufrichtigen Herzens Gott dienen, wenn er nicht von der heil. Eifersucht beseelt ist, von der Paulus in 2. Cor. 11, 2 spri t, daß er über Ver- theidigung der Ehre seines H rrn ebenso beharrlich und thätig wache, wie ein Ehemann über die Treue seines Weibes. (Calvin.) W) Beim größten Eifer, den vorgehabten Opfern zu wehren, kamen die Apostel doch gleich auf solchek nüchterne Worte; daraus sieht man, unter welchem Regiment des Geistes sie tunden. (Rie er.) Jn ihrem göttlichen Eifer geben ie die Wahr eit ohne Ver- mittelung; sie achten es unter ihrer ürde und auch gegen ihren Zweck, fich auf der Heiden Standpunkt zu versetzen und den Götzendienst etwa, wie so manche christliche Philosophen thun, als eine unvollkommene Vorstufe zum reinen Gottesdienst zu preisen( Sie nennen die Götter geradezu falsche, nichtige Götter, die mit dem lebendigen Gott nichts als den gestohlenen Namen gen1ein haben; sie predigen ihnen ein »rein ab und dem lebendigen Gotte an, so ist die Sach gethan!« Was für ein zaghaftes Wesen ist doch in der jetzigen Christenheit in die Behandlung der falschen Lehre ein- gedrungen: man scheut sich, den Jrrthum Jrrthum zu nennen, aus Furcht, Andere zu verketzerm man wagt es höchstens, ihn als eine unvollkommene Darstellung der Wahrheit zu bezeichnen, und ist bald soweit, Juden- thum, Muhamedanismus, Heidenthum in christlicher und nichtchristlicher Gestalt als eine Art Christenthum anzusehen. (Williger.) Wir predigen euch das Evan- gelium, sagt Paulus, euch gleichwie uns eine Kraft zur Seligkeit; denn es ruft euch zur Bekehrung von diesen falfchen Göttern, eurem Jupiter und Merkur sammt allen Himmels-, Erden- und Meer-Götzen, zu dem lebendigen Gott. Es giebt keine Bekehrun von den falfchen Göttern, den Götzen der Hände, inne und Gedanken der Menschen, ohne durch Erleuchtung zu der evangelifchen Erkenntn1ß, daß Gott die in Sünde und Tod verlorenen Nienfgiken erlöst hat nach dem freien Wohlgefallen seines illens, nachdem er im Anfang durch fein »Werde« alles, was geworden ist, in’s Dasein erufen und zum Spiegel seiner Ehre gemachthatz die errlichkeitdes unver änglichen Gottes, welche die Heiden in die des vergängli en Menschen ver- wandelt haben (Röm. 1, 23), ist gnädige Liebe, und wem diese in Christo erfchienene Liebe in’s Herz kommt, der allein erkennt den lebendigen Gott. (Besser.) Der Kampf des Chrixenthums gegen das Heiden- thun« es ist l) ein ampf gegen Menschenvergötterung indem es die Menschwerdung Gottes predigt; L) ein Kampf gegen jeglichen Naturdienfh indem es den lebendigen Gott als den Herrn der Schöpfung ver- kündigt; s) ein Kampf gegen das Wandeln in eigenen Wegen, indem es ein Wandeln in Gottes Geboten fordert. (Langbein.) 502 18. Und da sie sPaulus in Gemeinschaft mit dem ihm zur Seite stehenden Barnabas 13, 46] das sagten, stilleten sie smit solcher abwehrenden und verständigenden Rede] kaum das Volk, daß sie ihnen nicht opfetlen [so zähe hingen sie an den nun einmal gefaßten Meinungen und Vorsätzens Wie zerarbeiten sich doch die Menfchen im Dienste der falschen Götter, während sie dem wahren, lebendigen Gott nicht gern eine Stunde in der Woche gönnen! Und wie schwer fällt es, sie von der offenbaren Thor- heit ihres Aberglaubens abzubringen, während das alberne Geschwätz eines losen Verführers mit so leichter Mühe ihren Glauben aus dem Herzen zu reißen ver- mag! Das macht, unser natürlich Herz liebt die Finsterniß mehr als das Licht. (Leonh. u. Spiegelh.) Daß in- dessen die weitere Arbeit des Apostels u Lystra nicht vergeblich blieb, ersehen wir daraus, da gleich nachher (V. 20) eine Schaar von Jüngern erwähnt wird, die daselbst gewonnen waren, wenngleich es auch hier sich bewahrheitetex ,,viele sind berufen, aber nur wenige find auserwählt« (Andreä.) 19. Es kamen aber snach Verlauf einiger Zeit, während welcher die Beiden ihr Werk V. 7 weiter sortsetzten] dahin [nach Lystra] Juden von Antiochia und Jconicn [Kap. 13, 50 u. 14, 5., welche in Erfahrung gebracht, wohin sie sich ge-« wendet hatten, und sie nun mit ihrer Feindschaft auch bis hierher verfolgten] und überredeten das Voll« [sich an dem, wassie Vorhatten, wenigstens durch ruhiges Geschehenlassen zu betheiligen], Und steinigten Paulum [in Ausführung des schon in V. 5 gehegten Vorsatzes 2. Cor. 11, 25] und schleiften ihn shieraufs zur Stadt hinaus [inner- halb deren sie die That vollbracht, damit es so aussehe, als sei sie von der eigenen Bürgerschaft derselben in’s Werk gesetzt worden und also ein Akt gerechter VolksjustizL meineten, er wäre sunter ihren Steinwürfen schon] gestorben* [wie er denn auch wirklich kein Lebenszeichen mehr von sich gab, so arg hatten sie ihn zugerichtet]. 20. Da ihn aber· [mit wehklagendey schmerz- voller Theilnahme] die Jünger swieviel ihrer bei den Lystrensern es damals schon gab, was frei- lich nur erst in geringer Zahl der Fall war] um- ringeten fund sich dessen, was jetzt geschehen sollte, nicht im mindesten versahen] stund et fwie ein von den- Todten Wiedererstehender 2. Cor. 6, 9] auf nud ging smit eben diesen Jüngern, die durch solche seine Rückkehr in’s Leben hoch erfreut und in ihrem Glauben mächtig gestärkt wurden] in die Stadt« [dabei denn die wohl noch anwesenden Juden V. 19 des Wortes in Micha 7, 8 u. Jes. 40, 31 hätten gedenken mögen, wenn sie über- haupt noch fähig gewesen wären, Gottes Finger zu merken; doch hatten sie wenigstens nicht den Muth, sich weiter an dem Apostel zu vergreifen, so daß sie auch auf dem Rückwege der beiden Gottesncänner in V. 21 nichts mehr gegen die- selben unternahmen]· Und ans den andern Tag Apostelgeschichte 14, 18——23. ging et aus mit Barnaba gen Derbe ldas etliche Meilen südöstlich von Lyftra lag, in der Nähe eines jetzt Ak-Ghöl genannten Sees] «) Jn Lystra war keine Judenschule, welche eine Verfolgung hätte anzetteln können; da meinten denn die ungläubigen Juden in Antiochien und Jkonieth sie müßten dem Mangel einer solchen Satansschule (Offb. 2, I) abhelfen und das daselbst begonnene Werk Christi zerstören. Siehe, da tritt dem Paulus derselbe Eifer- geist entgegen, der einstmals den schnaubenden Saulus von Jerusalem nach Damaskus trieb! Wie aber ist es den Juden gelungen, das Volk zu Lystra zu über- reden und vom Opfern zum Steinigen zu« bringen? Sie mögen erzählt haben, wie diese beiden ,,Land- streicher« schon aus Antiochien und Jkonien heraus- gepeitscht worden wären; das verdroß denn die Heiden, sie hatten sich durch ihre Vergötterung solcher Männer mit ihrer Reli ion vor den Juden lächerlich gemacht, und weil nun ie vermeintlichen Götter ihnen wesent- lich in dem Lichte sterblicher Menschen erschienen, sollten sie den Rausch, in welchen dieselben sie mit dem Zeichen an dem Lahmen versetzt hatten, büßen. wider ihn die ersten Steine aufhuben, warteten wohl die Heiden, ob er abermals seine Kleider zerreißen und mit gewaltigem Wort das Getümmel stillen würde; aber dies Mal war Paulus stumm wie ein Schlacht- »schaf, schrie nicht: »was macht ihr da?« Opferkränze konnte er nicht ertragen, geopfert zu werden weigerte er sich nicht: »ich will ihm zeigen, wieviel-er leiden muß um meines Namens willen-«, dies Wort des HErrn (Kap. 9, IS) hat seine Seelestille undwillig gemacht- (Besser.) Gott muß doch seine Ursache gehabt haben, warum er Paulum zu Jkonien vor der Steinigung bewahrt, hier zu Lystra aber diesem-Leiden unter- worfen hat: sollte nicht hierbei seine Absicht mit e- wesen sein, die Vergötterung .die man dem Apo tel anthun wollte, desto nachdrücklicher zurückzutreiben? So hat Gott oft diejenigen Lehrer, die ein allzugroßes Ansehen nndübertriebenen Anhan erlangt, mit desto mehr Leiden zu demüthigen gewu r; denn der Err will aus seinen Knechten keine Götzen, sondern ach- folger seines Kreuzes bilden. (Apost. Past.) Aber warum trifft gerade den Paulus solches Geschich und nicht auch den Barnabas? Nun: die das Reich der Finsternis; am tapfersten angreifen, haben die meisten Feinde; dazu -übt Gott wohl auch an seinen Kindern sein Vergeltungsrecht aus, Paulus hatte Lust an Stephani Steinigung ehabt, da muß er denn sich nun selber steinigen la— en. (Ahlfeld.) VI) Wahrscheiulich ist unter den, den Gesteinigten umringenden Jüngern der von ihm kürzlich geheilte Lahme ebenfalls ewesen, und vielleicht auch der nach- malige Gefährte auli (Kap. 16, 1) Timot eus, den der Apostel in 2. Tim. Z, 10 ff. an diesen orfall er- innen, gleichwie er selber in Z. Tor. I, 8sf.; 6, 9«der ihm hier widerfahrenen Wunderhilfe mit preisendem Danke gedenkt. Es war allerdings keine eigentliche Wiedererweckung ans dem Tode, was ihm geschah; aber doch bleibt es immerhin ein Wunder Gottes, daß unter den Steinwürfen und dem Hinausschleifen der Feinde der Lebensfunke ihm erhalten blieb und er hernach aus dem schlimmen Zustande, in den man ihn versetzt hat und der von allen für wirklichen Tod e- halten wird, wie aus einem Schlafe sich erhebt. ie Jüngler zu Lhstra empfangen ihn da wie im Gleichniß der uferstehung (Hebr. 11,19) zurück. Aehnlich wird von Cgprian aus der Zeit der Christenversolgung unter ecius (249——251 n. Chr.) berichtet, daß der .Presbyter Numidicus zu Karthago halb verbrannt Als die Juden» «[Kap. 15, 40; 20, 32]. Paulus, wie zu Tode gesteinigt, ersteht zu neuem Lebensz Wanderung nach Derbe und Rückzug 503 und mit Steinen überschüttet für todt sei liegen ge- lassen worden; als nun seine Tochter kam, ihn zu be- statten, stand er auf und ging mit ihr in die Stadt. Wie? so ruft Goßner in Beziehung auf Paulus hier aus: in die Stadt ging er zurück, wo sie ihn fast todtgeschlagen hatten! ist das nicht zu viel gewagt? Es darf nicht immer so sein wie in V. 5 f., so ant- wortet er darauf; es können Umstände sein, »daß man wieder dahin kommen muß, wo sie Einen hinausge- peitscht haben. Es zeigt solches Zurückkehrem bemerkt Lindhammey unsers Apostels ungemeine Glaubens- kraft und Herzhaftigkeih wie auch seine große Inbrunst der Liebe gegen die Gläubigen, die noch so zart waren, als welche er dadurch von seinem Leben versichern, sie noch mehr im Guten bekräftigen und Abschied von ihnen nehmen wollte. 21. Und [sie] predigten derselbigen Stadt das Evangelium nnd unterweiseten [genauer: machten zu Jüngern Matth. 28,.19] ihrer viele, und , zogen [n»ach Organisirung der gläubig Gewordenen zu einer förmlichen Gemeine] wieder snach den Städten, in denen sie vorhin Kap. 13, 14— 14, 20 thätig gewesen waren, nur daß sie jetzt natürlich in umgekehrter Reihenfolge zu ihnen kamen, also] gen Lystra nnd Jconien nnd Antiochiazi 22. Stärketen swas zunächst ihre erbauende Wirksamkeit betrifft] die Seelen der Jünger nnd ermahncten sie sden Jrreleitungen der jüdischen und heidnischen Widersacher gegenüber], daß sie im Glauben blieben sund das angefangene Wesen bis an’s Ende fest behielten Kaki. 11, 23; Hebt. Z, 14], und [sagten ihnen dabei] daß wir [Christen] durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes sdas noch künftig« ist, d. i. in das Reich der Herrlichkeit Röm. 8, is] gehen« [1. Thess. 3, 45 1. Petri 4, 12 f., sie also auch ihrerseits sich auf Trübsale gefaßt machen möchten]· « 23. Und sie ordneten swas demnächst ihre org anisatorische Wirksamkeit auf diesem Rück- wege betrifft] ihnen hin nnd her Aelteste in den Gemeinen"i sso daß jede einzelne Gemeine ihr eigenes AeltesterspCollegium bekam], beteten und sasteten [so oft sie einen Abfchied von den Jüngern machen wollten Kap. 13, Z; 20, upund befahlen sie [wenn es nun wirklich zum Abschied kam] dem HErrn, an den ste gläubig worden waren It) Durch seine Beulen und Wundniaale trug zwar Paulus gleichsam das Sterben des HErrn Jesu mit sich herum an seinem eigenen Leibe (2. Cor. 4, 10); aber voll ungebrochenen Glaubensmuthes predigte er dennoch sogleich auch hier wieder das Evangelium, und seine Wunden predigten mit von der Kraft des Glaubens. (Andreä.) Der HErr gab auch Segen zur Predigt in dieser Stadt, Paulus und Barnabas be- kamen da viel Zuhörer und Anhänger, so daß u den drei Städten auf dem Berge, die jetzt das— Li t des Evangeliums leuchten ließen in Kleinasien, zu An- tiochia, Jkonium und Lystra (13, 48 f.; 14, I u. 20), auch Derbe als vierte sich gesellte, ein gewaltiges Festungs-Viereck des Reiches Christi.hineingeschoben mitten in’s heidnische Feindesland Kleinasieir (Gerok.) In Derbe haben sie wohl auch fchon gethan, was nach V. 22 f. sie auf der Rückreise in Lystra, Jeoniuin und Antiochia ausrichteten; gerade hier lag die nächste und unmittelbarste Veranlassung vor, einerseits die Seelen der Jünger zu stärken, zur Glaubensbestätidigkeit zu ermahnen und sie auf bevorstehende Trübsale hinzu- weisen, andrerseits ihnen Aelteste gis geben. Denn die Apostel hatten ja kurz zuvor in vstra erfahren, daß die jüdische Synagoge nun in eine Satansschiile uni- geschlagen sei, sie konnten also, selbst wenn es in Derbe eine jüdische Schule gegeben hätte, nicht daran denken, .die neugewonnene Gemeinde in Verbindung mit der- selben zu setzen, sondern mußten sie vielmehr gleich anfangs auf eigene Füße stellen und ihr den gesell- schaftlicheu Halt in ihr selber als einer eigenen, ge- schlossenen und organisirten Societät geben. Nachdem sie-das in Derbe gethan, wozu die Umstände selber sie drängten, erkannten sie von da aus auch die leiche Nothwendigkeit einer selbstständigen Gemeindeorgnung unter eigenen Vorstehern für die Jünger in Lystra, Jconien und Antiochiaz deshalb, obwohl sie von Derbe aus durch die Taurus-Pässe, die sogenannten cilicischen Thore, leicht hätten nach Cilicien übersiedeln und von da aus nächsten Wegs nach Antiochia in Syrien zu- rückgelangen können (vgl. Kap.15, 41—16,1), wählten sie doch nicht« diese Reiseroute, sondern zogen eben die Straße wieder rückwärts, aufsder sie hergekommen waren. Sie hatten aber auch mit Derbe ihr Werk für dies Mal wirklich beendet und ein Ganzes erreicht; die geftifteten Gemeinden mit ihrer Vierzahl (vgl. zu Luk. 6, 38 die Anm. unter IV) drückten shmbolifch ein- Vollmaß aus, das erfüllt worden sei, und so machten sie denn mit der eigentlichen Missionsarbeit einen vor- läufiåzen Abschluß und ließen sozusagen auf die Taufe die onfirmation folgen. « «) Dieser Ausspruch -hat fchon die verschiedensten Auslegungen erfahren müssen. Am weitesten entfernt sich von der Wahrheit die Meinung derer, welche in erduldeten Leiden eine sichere Anwartschaft auf die künftige Seligkeit erblicken und das »wir mü sen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen« so betonen, als wäre Gott der HErr gleichsam gezwungen, denen Theil zu geben am Reich der Herrlichkeih denen er hienieden eiden auferlegt, gleichviel wie sie dieselben ertragen; man kann sich eben von der irrigen Auf- fassung nicht trennen, daß das zukünftige Leben eine Ausgleichung bieten solle für die Ungleichheiten des diesseitigen Lebens. Näher der Wahrheit, wenn auch in einseitiger Auffassung, tritt die Meinung derer, welche in jenem Ausspruche die Worte: »durch viel Trübsal« betonen in dem Sinne, daß es keinen andern Weg in’s Himmelreich gebe, als durch viele Trübsale hindurch, gleich als ob ein Mensch, den Gottes un- erforschliche Weisheit und Güte nicht durch viele Trüb- sale hindurchführt, auch nicht in’s Reich Gottes ein- gehen könne. Es ist wahr, was geschrieben steht: ,,welchen der HErr lieb hat, den züchtiget er«; aber es ist ebenso wahr, daß uns auch Gottes Güte zur Buße leiten will. Es wäre daher eine unleidliche An- maßung wenn wir behaupten wollten, daß unter denen, die Gott mit äußerlichen Trübfalen verschont, schlechter- dings keine wahren Kinder Gottes zu finden seien. «,,Jn’s Reich Gottes«, das ist der Sinn, ,,müssen wir durch viel Trübsal geben«: wenn uns Gott Trübsale sendet, so sollen wir wissen, wozu er es thut, damit wir nämlig stracks Laufs unsern Wandel gen Himmel« nehmen. ie Leiden sind nicht eine Anweisung, sondern eine kräftige Hinweisung auf das Reich Gottes; die Trübsal kann und soll uns ein Weg in’s Himmelreich werden. Aber unter welcher Bedingung 504 Apostelgeschichte 14, 24-——28. wird sie es werden? das ist die Frage. Wann wird uns die Trübsal ein Weg in’s Himmelreich? »wenn wir 1) durch die Trübsal uns nicht erbittern, sondern zur demüthigen Erkenntnis; unsrer Sünden führen, 2) im Glauben an die Liebe Gottes uns stärken und zu immer brütistigerem Gebet erwecken, und Z) immer mehr uns von der Welt und ihrer täuschenden Lust hinweg zum Himmel ziehen lassen. (Langbein.) IN) Aelteste wurden schon in Kalb. 11, 30 als bei der Gemeinde in Jerusalem vorhanden erwähnt; sie treten dort wie selbstverständlich auf, ohne daß über Entstehung und Umfang ihres Amtes etwas Weiteres angedeutet würde, als daß sie milde Gaben für die Armen der Gemeinde in Empfang und Verwaltung zu nehmen und also dasjenige auszurichten haben, was früher den Sieben (Kap. 6, 1—-6) anvertraut ge- wesen war. Daraus läßt sich nun aber der Schluß ziehen, bei Neuorganisirung der durch die Verfolgung beim Tode des Stephanus zersprengten Gemeinde sei an Stelle des in derselben Verfolgung unterge- angenen Amtes der sieben Armenpflegey deren ur- prünglicher Berufskreis den inzwischen veränderten Verhältnissen nicht mehr recht entsprach, das Amt der Aeltesten eingerichtet worden, die nun mehr z1i be- deuten hatten, als die früheren Sieben, und innerhalb der christlichen Gemeinde eine ähnliche Stellung ein- nahmen, wie die Aeltesten innerhalb der einzelnen jüdischen Synagogengemeinden (Kap. 13, 15; Luk. 7, 3ff.). Letztere bildeten unter der Leitung des ,,Obersten der Schule« (Kap. 18, 8 u. 17; Luk· 8, 41; 13, 14) ein berathendes Collegium (Kap. 22, 5), das über Ordnung und Zucht in der Synagoge wachte, »die Schuldigen mit Verweis und Ausschließung bestrafte, auch die Armenpflege verwaltete (Luk. 14, 15 Anm.); ein eigentliches Lehramt aber hatten sie nicht auszu- richten, sondern das. Vorfprechen der Gebete und die Vorlesung von Schriftabschnitten beim Gottesdienst be- sorgte ein eigens angestellter Vorbeter, lehrhafte Vor- träge und ermahnende Ansprachen dagegen fielen be- sonders befähiqten Männern oder umherreisenden Lehrern zu. ährend nun die Christengemeinde zu Jerusalem, die in Kap B, 26 sf.; 11, 1ff. u. 22 noch ohne geordnete Vertreter neben dem bis daher ihr verbliebenen Apostelcollegium in ihrer eigenen, un- mittelbaren Totalität erscheint, seit der Aposteltheilung im J. 43 (s. zu Kap. 11, 30) noch immer von den Aposteln ihrer etliche bei sich behielt, die da anhielten am Gebet und am Amt des Worts und von denen uerst Jaeobus l. und dann Jacobus I1. die oberste Ieituiig in der Hand hatte, sowohl mit einem obersten Leiter ihrer religiösen Angelegenheiten, als mit Lehrerii von selber schon versorgt war, stellte sich doch durch den Abgang der übrigen Apostel das Bedürfniß eines Presbyteriums oder Aeltestewcxollegiunis (1.Tim. 4,14) mit erweitertem Berufskreise im Vergleich mit den früheren Siebenmännern heraus, der also nicht blos die Armenpflege Umfaßte, sondern auch ein Achthaben auf die Heerde Christi und Weiden derselben in dem Sinne von all emeiner und specieller Seelsorge und von heilsamer Zlsflege des ganzen kirchlichen Lebens (Kap. 20,28; 1. Thess 5, 12 f.; 1. Petri 5, 1ff.; Jak- 5, 14 f.) in sich schloß. Nach Maßgabe solchen Berufs- kreises sehen wir denn auch die Aeltesten in Kap. 15 u. 21, 18 ff. zur Aufrechthaltung reiner Lehre und kirchlicher Ordnung wirksam mit eingreifen und in amtlicher Auctorität reden und verhandeln. Es fragt sich nun, in welcher Weise die Aeltesten, da dies Amt nicht ohne Weiteres die den Jahren nat? ältesten Männer überkamen, zu demselben erwiih t worden sind, ob unmittelbar und selbstständig durch die Apostel oder unter Mitwirkung der Gemeinde, die— vielleicht sogar in einer, nicht einmal von Vorschlägen der ersteren siåsåfgmtsa esiikimkikiklijTakkk Iåikiskhkstäxächiii If; . e ein Jerusalem keinen Augenbliclsin Zweifel gelassen, daß das letztere, nämlich eine vollig freie Gemeindewahl, der Fall war: in Kap. l, 15 ff. stellt Petrus der gan en, aus 120 Seelen bestehenden Gemeinde das Bedürfniß einer Wahl zur Ergänzung des durch Judas des Ver- räthers Ausfcheiden unvollständig gewordenen Apoftek kreises vor, bezeichnet die nothwendi en Eigenscha ten solcher, die allein bei der Wahl in etracht kommen können, und läßt nun diese von der Gemeinde aus- heben, unter welchen dann allerdings der HErr selber durch’s Loos entscheideh wer von ihnen in die vakante Stelle eintreten soll; in Kapsz S, 2 ff. aber findet aus Seiten der Gemeinde gar nicht erst eine Aushebung zur eggereöi Wålgl stathbsonixrn diedcsdieben wergen von i r o ne eiteres ezei net un ann von en Aposteln zu ihrem Amte geweihet. Bei der Selbst- ständigkeit nun, mit welcher wir die Gemeinde in ihrer Totalität in Kap. 11, 1ff. u. 22 neben den Aposteln austreten sehen, versteht es sich sogut wie von selbst, daß die in Kap. 11, .0 nun vorhandenen Aeltesten selbstständig von ihr ewählt worden sind, nur daß die Apostel vor der ahl nicht werden erman elt haben, wie in Kap.6,3 die erforderlichen Eigenscha ten zu dem Amt besonders zu betonen« die Apostel hatten es ja aber auch mit einer Gemeinde zu thun, die der HErr selber in der Geschichte: Kap. 5, 1—13 ausdrück- lich als seiöien Tempel undGvon siäinenä Geists erfüält legitimirt atte, mit einer emein e, ie in en ze n Jahren seit jener Zeit· durch schwere Verfolgung hin- durchgegangen und bei ihrer Neugestaltung o grund- lich esichtet war,·daß, von den etwaigen Neulingen abgesehen, welche jedoch bei der Wahlhandlungs1ch ohne Zweifel mehr afsiv verhielten, sie in der Gesammt- heit ihrer Glie er das Rechte mit allem Ernste wollte und in rechter Klarheit auch erkannte, wie das in Kap 11, 18 u. 22 auch deutlich genug hervortritt. Für eine solche Gemeinde kann dann auch der Grund- satz gelten, daß Gottes Wahl und Berufung sich eben- sogut durch das christliche Volk, als durch hohe Apostel zu erkennen giebt. Wie aber steht es nun mit den neugegründeten Gemeinden an unsrer Stelle? werden da Paulus und Barnabas das Ordnen von Aeltesten wohl auch aus Grund einer reinen Gemeindewahl voll- zogen haben? Man· hat vielfach diese Frage mit einem ganz zuversichtlichen Ja darum beantworten zu n1üssen geglaubt, weil im Grundtext die ordnende Thäti keit der beiden Apostel durch ein Wort Geiger-owed) ausge rückt ist, das seiner ursprünglichen Bedeutung nach eine Einsetzun in’s Amt auf Grund einer voraus- gegangenen Volksa stimmung oder Volkswahl bezeichneh und diese Bedeutung auch in Z. Cor. 8, 19 zur Gel- tung kommt, wo auf das ,,verordnet von den Ge- meinden« in Betreff des einen von den beiden Ge- fährten des Titus in der Collectensache besonderer Nachdruck gelegt wird. Allein die letztere Stelle, wo es sich um eine specielle Angelegenheit handelt, kann für die Bestellung von Aeltesten an unsrer Stelle durch- aus nicht maßgebend sein; die Beifügung des Zu- satzes: »von den Gemeinden« zu dem ,,verordnet« deutet vielmehr an, daß im neutestanientlichen Griechisch das vorhin genannte Wort blos die abgeschwächte Be- deutung von wählen überhaupt (Joseph. unt· VI, 2, 4) oder ordnen, verordnen, wie Luther übersetzh hat, was seine Bestätigung dadurch findet, daß in Kap 10, 41 es auch in Betreff der Apostel als der ,,erwählten Zeugen von Gott« gebraucht wird, bei denen ja der Predigt des Worts zu Perge in Pamphyliem Rückkehr nach Antiochia in Syrien und Bericht. 505 Begriff einer Volksabstimmung ganz wegfällt und nur der einer selbsteigenen Verordnung kraft göttlicher Machtvollkommenheit stattfindet, und nun for ert hier das beigefügte ,,ihnen« (den Gemeinden) schlechterdings, daß man von einer ,,Volksmehr« oder Gemeindewahl ganz absehe und lediglich eine Wahl seitens der Apostel nach eigenem Ermessen und kraft persönlicher Voll- macht in’s Auge fasse. Eine Wahl zu einem kirchlichen Amte ist nach, Ritzschps zutreffender Auseinandew setzung nur ie Form der Anerkennung des Charisma oder der Gnadengabe für’s Amt, die Gott in diesen oder jenen gelegt hat, und der Unter- werfun unter dieselbe; sie ist nicht der Grund des Amtes, Fondern nur das Mittel, durch welches die göttliche Gabe zum Gemeindeamte wird (Ephef. 4, 11ff.). Zu einer richtigen Wahl gehört also die Erforschung und Auffindung derjenigen Persön- lichkeiteky welche mit den erforderlichen Gaben von dem HErrn der Kirche betrauet sind; da kann nun entweder ein von Gott außerordentlich erleuchteter Prophet die betreffenden Persönlichkeitem wenigstens wo es sich um den Dienst nach außen hin und für das große Ganze handelt, bezeichnen, wie das bei Barnabas und Sanlus in Kap. 13, 2 der Fall war (vgl. auch 1. Tim. 4, 14: ,,durch Weissagung«), oder aber ein Apostel oder apostolischer Gehilfe als der in einer erst neu egründeten und gewissermaßen noch unmiindigen emeinde dastehende Repräsentant Gottes vermöge der ihm eignenden Amtsbefugniß und Amts nade sie ausfindig machen, oder endlich die vom eiste Gottes erfüllte und regierte Gemeinde in ihren mündigen Gliedern sie aus den übrigen aus- wählen (Tit. 1, 5 ff.). An und für sich bleibt essich leich, ob Aelteste auf die eine oder andere von den etzten beiden Weisen für das Amt bestimmt werden, sie haben sich dort .wie hier für solche anzusehen, welche der heil. Geist gesetzt hat (Apostg. 20, 28); jeden- falls aber sind die biblischen Aeltesten nach Ebrards Auslassung nicht Massen-Repräsentanten von unten nach oben, die den Zeitgeist egenüber dem Worte Gottes ur Geltung zu bringen ätten, sondern haben, wie die vangelisten, Lehrer u. s. w., im Namen und in der Vollmacht Christi und nach s einem Worte die Gemeinden von oben nach unten zu regieren. Eine weitere, für die Verhältnisse unserer Zeit ebenfalls wichtige Frage ist die, ob man auf Grund von I. Tim. 5, 17 eine doppelte Klasse von Aeltesten, wie hernach der Calvinismus und Presbhterianisinus sie aufgestellt haben, schon für die apostolische Kirche zu unterscheiden abe, nämlich regierende oder oerwaltende, dem aienstande angehörige, und lehrende Presbyteren oder eigentliche Geistliche (aus dem griech. Wort pres- byteroi ist dann unser ,,Priester« entstanden); allein die obige Stelle bei Paulus hat keinenfalls eine so weit ehende Tragweite, daß daraus ein förmlicher KlaLfsemUnterschied hervorginge, sie führt vielmehr nur auf die Vorstellung, daß die Aeltesten je nach der Gabe, die ihnen verliehen war, dieser oder jener Ob- liegenheit des Presbhteramtes sich vorwie end widmeten. Und so war es nicht nöthig, daß alle Sleltesten ohne Ausnahme auch regelmäßige Lehrer der Gemeinde sein konnten — ihrem Mangel konnte der HErr un- mittelbar selber dadurch abhelfen, daß er außerordent- licher Weise den Gemeinden Propheten und Lehrer erweckte, wie sie in Kap. 13, I erwähnt wurden, ent- weder aus ihrer eigenen Mitte oder durch Zuführung von außen her (11, 27). 24. Und zogen [nachdem sie Antiochia hinter sich gelassen, in südlicher Richtung nun weiter] durch Pisidien, nnd kamen shieraufs in Pamphylien [der südlich davon gelegenen Landschaft]; 25. Und redeten das Wort sjetzt auch] zu Perge swo sie bei der Herreise solches zu thun noch unterlassen hatten Kap. 13, 13 Anm., doch ohne eine Gemeinde daselbst stiften zu können Kap. 16, 6], Und zogen sin siidtvestlicher Rich- tung] hinab [dem Meeresuser zu], gen Aitalia [der damaligen Hauptstadt von Pamphylien mit gutem Hasen) 26. Und von dannen svon diesem hauptsäch- lichsten Verbindungsort zwischen Kleinasien und Syriens schifften sie szunächst gen Seleucia 13, 4 und kamen von da] gen Antiochia, von dannen sie verordnet waren dnrch die Gnade Gottes stich- tiger: der Gnade Gottes befohlen 13, Z] zu dem Werk, das sie [in den seitdemverflossenen zwei Jahren im südöstlichen Viertheil von Klein- asiens hatten ausgerichtet Jn Attalien pflegten die mit Antiochien in Shrien Handel treibenden Kaufleute ihre Waaren aus- und einzuschiffem die beiden Händler mit dem ewigen Evangelio waren ohne Zweifel die ärmsten und doch in Wahrheit die reichsten Passagiere auf dem jetzt von Attalien absegelnden Schiffe-O. Tor. 6, 10). Fragst « du, weshalb ukas so geringfügige Umstände, wie die Absahrt der Apostel von. dieser oder jener Seestadt, des Erzählens we-rth hält, so bedenke, daß die ewi en, göttlichen Dinge in Zeit und Raum eingegangen Find und mitten im Handel und Wandel sterblicher Menschen ihre Geschichte haben. (Besser.) Paulus und Barnabas, indem sie jetzt nach AntiocZia zurückke ren, erkennen offenbar das Bedürfnis» da , ehe das erk der Aus- breitun des Evangeliums weiter ehen könne, die ersten Lgslanzstätten des ehristlichen Zebens zuvor den Gewinn, welcher in der neu begonnenen und bis zu einem vorläufigen Abschluß gekommenen Erweiterung der Kirche in die Länder der Heiden hinein enthalten war, sich angeeignet haben müßten, um dann mit - neuer Freudigkeit und Hoffnung aus fernere Siege hinausblicken zu können. (Baumgarten.) 27. Da sie aber darkamen [in Antiochien an- gelangt warens, versammelten sie die Gemeine [durch deren Vermittelung sie ja der heil. Geist ausgesendet hatte 13, 4., zu einer eigenen Zu- sammenkunft Kap. 15,Z0] und verkündigten [der- selben in einem näher auf die mancherlei Er- lebnisse eingehenden Bericht], wieviel Gott mit ihnen [s. v. a. an ihnen, nämlich dadurch, daß er ihnen seinen Beistand geliehen Kalb. 15, 12; Luk. 10, 37] gethan hatte, und wie er den Heiden hätte [durch Erössnung ihrer Ohren und Herzen mittels der Gnadenwirkungen seines Geistes] die Thiir des Glaubens [an Christum] anfgethan [so daß sie zu solchem Glauben hätten gelangen können Kap. 16, 14]. 28. Sie hatten aber ihr Wesen shielten sich, ihr Werk wie vormals II, 26; 13, 1 treibend, ans] allda nicht eine kleine Zeit bei den Jüngern [indem bis zur nächsten Missionsreise in Kap. 15, 36 ff. erst 2———3 Jahre vergingens 506 Apostelgeschichte l5, 1——-3. Der die Schlüsfel Davids hat, kann alle Thüren aufschließenx nur muß kein Prediger sich selbst die Schlüssel anmaßen und sich einbilden, er könne sich selber die Herzen aufschließen, sondern bitten, daß es der HCrr thue, und dem auch allein die Ehre geben. (Goßner.) Was hätte es frommen und fruchten mögen, wenn die Beiden eilenden Fußes von Neuem in die Ferne gezogen wären, wenn unterdeß der Heerd des Missionsfeuers die Gemeinde zu Antiochia, zerstört worden wäre? Und das hatte der böse Feind im Sinne; mit-»Und« knüpft Lukas das folgende Kapitel an diesen Vers, woraus wir merken, wer den Paulus und Barnabas eine nicht kleine Zeit bei den Jüngern festgehalten hat, es drohete nämlich Gefahr, daß das Werk des HErrn unter den Heiden zerstört würde, und so mußten Beide dem listigen Anlaufe des Feindes erst die Spitze bieten. (Besser.) Das 15. Kapitel. Caucitium der Apostel non der Beschneidung und Rechtfertigung. " ll. v. 1—35 (§ Ists. Ya- xlpostetstgoncik zu Je— rusacem. " a. U. 1—29. Als so, wie am Schlusl des vorigen Jlbschiiitts angemeriih Paulus nnd Barnabas seit längerer Zeit in Antiochieit wieder ihr Wesen treiben, tiommeu dahin Judenshrisien von Jerusalem, früher· der Setile der Pharisäer angehörig und auch setzt noch in pharisäisctjent Geist befangen, die non den Heiden« christen verlangen, das! sie der Beschneidung sich unter« werfen und zur Beobachtung des mosaisiisen Gesetzes sich verpflichten, sonst tiönnten sie nicht selig werden, und bringen etue grosle Unruhe iu der Lzetneinde her- vor, lassen auch sich nicht bedeuten, von ihrem, der Itllgencigsamtieit der Gnade Gottes in Christo wider— streitenden Lchrsatze abzuziehen; deshalb wird eine De— putation, bestehend aus Paulus und Barnabas und etlichen Andern, nach Jerusalem zu den Itposteln und Aettesten abgesendet, damit diese iiber die Streitsactje entscheiden. Dort tianimt es nun zu einem förmlichen Concil, der ersten Sgnode der christlichen Kirche, wo durch des Petrus und Jakobus Eingreifen zu Gunsten der Freiheit der heidenchristeii vom Gesetz entschieden und deren volle Etieiibtirtigtieit mit den das Gesetz noch lieobachtenden Judenchristeii nui non etlichen nöthigen Stiiktien abhängig gemacht wird. l. Und etliche [von der Klasse derjenigen Judenchristen «aus der Gemeinde zu Jerusalem, die in 5 näher charakterisirt ist] kamen herab von Judaa [nach Antiochta m Shrten, wo Ietzt Paulus und Barnabas nach Kap. 14, 2»8 wieder ihr Wesen hatten] und lehreteu die Bruder [die den Hauptbestandtheil der dasigen Gemeinde bil- denden Heidenchristen 11, 20 ff.]: Wo ihr [die ihr sogleich aus dem Heidenthum heraus zur christlichen Kirche übergetreten seid, ohne zuvor Judengenossen und damit des Bandes Kinder Z, 25 geworden zu sein] euch nicht [wenigstens nachträglich noch] beschneiden lasset nach der Weise Mosis [und als nunmehrige Proselyten der Ge- rechtigkeit B. Mos. 17, 9 Anm. euch verpflichtet, fernerhin auch das mosaische Gesetz zu halten Gut. 5, :-3], so tbunet ihr nicht selig werden sdas Bekenntniß zu Jesu als dem Christ, das ihr an- genommen, hilft dazu euch allein noch nicht] 2., Da sich nun ein Aufruhr erhub sindem natürlich ein ansehnlicher Theil der antiochenischeu Gemeine gegen solche Zumuthung entschieden sich auflehkitej und Paulus und Barnabas nicht einen geringen Zank mit ihnen [den eingedrungenen Lehrern, die durchaus auf ihrer Forderung be- harretenj hatten, ordncten sie [die eigenen Lehrer »und Vorsteher der Genieine is, 1], daß Paulus und Barnabath und etliche Andere aus ihnen [vgt. die Bem. zu V. 35], hinaufzögen gen Jerusalem zu den Aposteln und Aeltesten, um dieser Frage willen [auf daß sie dort, am Sitze der Urkirche, und durch die, welche für Säulen angesehen waren Gut. 2, 9., zur Entscheidung gebracht würde; Paulus aber, so sehr er auch für sich selber der Sache gewiß war und in eigener apostolischen Machtvollkommenheit die Freiheit der Heiden zu behaupten gedachte, empfing nocheine besondere Offenbarung des HErrn Gal. 2, 2., die ihn denn nun mehr bestimmte, auf diese Auskunft seinzugeh en] . 3. Und sie [die Abgeordneten] wurden von der Gemeine szum Zeichem welche große Bedeu- tung dieselbe dieser Gesandtfchaftsreise beilegte, ein großes Stück Weges] geleitet, und zogen [als sie nun Syrien hinter sich hatten] durch Phönizien und Samatien swo es ja ebenfalls christliche Ge- meinen gab Kap. 8, 5ff.; 9, 31; 11, 19], nnd erzähleten [daselbst] den Wandel der Heiden [rich- tiger: die Bekehrung der Heiden, daß dieselben . schon angefangen hätten sich zu Gott zu bekehren und dem Glauben an Christum gehorsam zu werdens, und machten smit ihrem BerichtJ große Freude allen Brudern [ohne daß auch nur Eine Stimme im Sinne derer von Judäa V. 1 laut geworden wäre] Jn Kap. 11, 18 hatte die Gemeinde zu Jerusalem auf Grund dessen, was Petrus in Gemernschaft mit den sechs Brudern aus Joppe uber des HErrn Gnaden- führung bei »der Bekehrung des Hauptmanns Cornelius Ihr m1tgethe1lt, bereits» den Grundsatz anerkannt, daß die Heiden ohneVermittelung des Gesetzes durch den Glauben eintreten könnten in die Genossenschaft des Heiles» in Christo Jesu; in den etwa acht Jahren aber, die seitdem verflossen, find mehrere Umstande einge- treten, die es allerdings erklärlich machenj wenn jetzt auf einmal der ganz entge engesetzte Grundsatz geltend gemacht und da zu einer char e zusespttzt wird, daß kunftrg auch nicht einmal mehr b o e Proselhten des Thors, wie B. der· Kämmerer aus Mohrenlandin Kap- ZY 26 z deren einer war, Aufnahme in die christ- liche Kirche finden durften» es se: denn daß sie zuvor Proselyten der Gerechtrgteet wurden und allen» Ver- Lftrchtungen sich unterworfen, die diese »vollstc»1»nd1»»ge Judengenossenschaft mit sich brachte Zunachst namlcch ist seit der Hinrichtung des Jacobus I. im J. 44 als Beunruhigung der Gemeinde zu Antiochia durch die judaistischen Lehrer aus Jerusalem. 507 oberster Leiter der Apostel Jacobus II. an die Spitze der Gemeinde zu Jerusalem getreten (Kap. 12, 17), der, wie in Anh. II, b. Nr. 2 u. 3 auseinandergesetzt worden, für seine Person auf streng gesetzlichem Stand- punkte stand. Dessen Auctorität selbst unter den Juden. hat es nun wohl veranlaßt, daß auch von der Pharisäer- sekte ihrer etliche gläubig geworden und zum Christen- thuin übergetreten sind. Sie hatten aber nur den Namen, nicht ihre Gesinnung verändert, im Grunde ihres Herzens waren sie nach wie vor Juden und Ge- setzesknechte geblieben; ihnen lag weniger daran, daß dieJuden möchten Christen werden, als daß alle Völker der Erde durch das Christenthum Juden würden, daher sie Paulus in Gal.2, 4 als heimlich und wider- rechtlich eingedrun ene falsche Brüder bezeichnet, und auch Jaeobus, dessen Grundsätze zu vertreten und in dessen Namen zu handelnsie vorgaben (Gal. 2, 12), bezeugt in dem, aller Wahrscheinlichkeit nach von ihm verfaßten Aus-schreiben V. 23 fs., daß sie Jrrlehrer seien. Jn ihnen haben wir es mit den Ultra’s der- jenigen Partei in der jerusalemischen Gemeinde zu thun, die in Kap. ll, 2 »die aus der Beschneidung« genannt wurde; desto aussälliger aber kan1i es nun er- scheinen, daß, nachdem damals jene noch gemäßigten und verständigen Eiferer für die Beschneidung in feier- licher Geineindeversammlung zur Ruhe gebracht und .zu dem Eingeständniß genöthigtworden sind, daß Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben, jetzt auf einmal diese Fanatikey die bereits abgethane Sache wieder aufnehmend und auf die Spitze treibend, so frank und frei dürfen handeln, in der Gemeinde zu, Antiochien ganz» ungescheut als Lehrer austreten, da- bei, wie das ,,kamen herab von Judäa« zu verstehen iebt, sich als Sendboten der apoftolischen Kirche in Zudäa geriren und von dieser nicht gleich anfangs des- avouirt werden, sondern es erst einer eigenen Gesandt- schaft von Antiochien nach Jerusalem, hier eines för1n- lichen Concils und nun eines auf die Auctorität des heili en Geistes sich berufenden Schreibens bedarf, um die ngelegenheit zum Austrag zu brin en. Offenbar müssen da seit der Verhandlung in ap. 11, 1sf. weitere Umstände eingetreten sein, welche, wenn auch nicht die früher gewonnene Einsicht in Gottes Rath selber, daß er auch den Heiden Buße gegeben zum Leben, doch die praktischen Consequenzem die sich im Verlaufe von 8 Jahren daraus entwickelt und zu einer, den Bestand des Reiches Gottes scheinbar gefährden- den Macht gestaltet haben, in Frage stellen. Eine der- artige Sachlage ist es eben, welche für jene gesetzes- eifrigen Ultra’s den Grund und Boden abgiebt, auf den sie sich stellen und der ihnen solche Sicherheit bei ihrem Auftreten giebt, daß sie für den ersten Augen- blick als Retter der christlichen Gesellschaft auch Andern erscheinen müssen, die sonst nicht gera e Eines-Geistes mit ihnen sind. Und nun war ja in» der That sowohl in Antiochia selber, als von da aus durch die Missions- arbeit des Paulus und Barnabas in dem südöstlichen Viereck von Kleinasien eine große Menge von Gläu- bigen aus den Heiden gewonnen, welche in keinem un- mittelbaren Verhältniß zum inosaischen Gesetz und ur jüdischen Shnagoge standen, ihr christlichckirchliches Leben selbst tändig zu entfalten anfingen und da leicht in Gefahr gerathen konnten, heidnischer Zuchtlosigkeit und zügelloser Freiheit anheimzufallen (Kap. 11, 20——26; 13, 1—14, 23); und selbst wenn sie dieser Gefa r nicht erliegen sollten, mußte es nicht jetzt schon den· läubigen aus Israel, die da gewöhnt waren, in ihrer ganzen Lebensweise nach einer Menge von gesetzlichen Vorschriften, z. B. in Beziehung auf reine und unreine Speise, auf Gefäße- und Händewaschen (Kap. 10, 143 Mark. 7, 2 ff.), sich zu richten, äußerst schwer sallen, Gläubige aus den Heiden, die über der- gleichen Sahungen als über unnöthige Dinge sich hin- wegsetzten, ür ebenbürtige und gleichberechtigte Brüder anzusehen und mit ihnen nicht blos Tisch-, sondern auch Abendmahlsgemeinschaft zu halten? Und nun, wer waren denn eigentlich diejeni en, die so ohne alle Verpflichtung für das mosaische esetz die Heiden ein- geführt hatten in das Reich Gottes! Bei aller Ach- tung, die man jenen Männern von Eypern und Cyrene, dem Barnabas und wohl auch dem Paulus zollen mochte, obgleich letzterer der Gemeinde zu Jerusalem wegen dessen, was er ehedem ihr angethan, noch kein recht sympathischer Mann geworden war, konnte man sie doch für eigentliche Apostel nicht erkennen; selbst ein Jaeobus, Petrus und Johannes wußten, was speciell den Paulus betrifft, über ihn nur soviel, als er selber von seiner Bekehrung unter Vermittelung des Barnabas ihnen mitgetheilt hatte (9, 27), darüber aber, daß zu der heiligewund geschlossenen Zwölf- zahl nach des HErrn Willen in der Person dieses Jüngers noch ein eigener dreizehnter Apostel hin- zukommen solle für die Heiden, hatten sie bisher keine göttliche Offenbarung empfangen, für diese Erkenntnis; und Anerkenntniß waren sie überhaupt lediglich auf den Weg der praktischen Er ahrung und der Abstraction aus vollendeten Thatsachem die der HErr geschafst und . ferner schaffen würde, angewiesen. Unter folchen·Um- ständen konnte es denn allerdings fraglich erscheinen, ob der Einzelfall mit Cornelius, an dem der hohen Apostel einer betheiligt worden war, nach Gottes Rath und Willen eine solche Tragweite haben solle, wie sie seitdem durch die Wirksamkeit ni ch t apostolischer Männer sich daraus entwickelt hatte; es niußte allerdings erst noch eine Untersuchung angestellt werden, ob denn wirk- lich nun außerhalb des Zaunes, der den Weinberg der alttestamentlichen Bundesgemeinde umschloß (Matth.« 21, 33), ein ganz neuer Weinberg in einer eigenen« selbstständigen Kirche aus den Heiden angelegt werden dürfe. Es handelt sich also in unsrer Geschichte nicht einfach blos darum, die vonJudäa nach Antiochia herabgekommenen Agitatoren wieder heimzuschickeih sondern, ohne daß sie es selber wissen, sind sie Gottes Werkzeuge, durch die er seine Kirche in ein neues Stadium ihrer Entwickelung einführen will: auf der einen Seite soll Paulus in seinem Berufe als Heiden- apostel, der den hohen Aposteln der Zwölfzahl bisher noch mehr oder weniger ein Geheimnis; geblieben, er- kannt und anerkannt worden, denn die Stunde dafür ist nunmehr gekommen; auf der andern Seite aber soll von der nrapostolischen Kirche der Gedanke einer eigenen, von dem Judenthuni unabhängig sich aus estaltenden Kirche aus den Heiden als Gedanke des H rrn erfaßt nnd die Heerde Christi aus Jsraels Stalle mit der Heerde, die nicht aus diesem Stalle ist (Joh. 10, 16), versöhnt und zu Einer Heerde zusammenges lossen werden, denn die Zeit ist da, daß diese letztere eerde immer größer und zur eigentlichen Hauptheerde werde, in welcher dann schließlich die erstere geradezu auf- gehen und Zverschwinden muß· Was den ersten Punkt betrifft, die Erkenntniß und Anerkeiintniß Pauli als eigenen, selbstständigen Apostels der Heiden von Seiten der die Zwölfe repräsentirendem zu Jerusalem noch vorhandenen drei Apostel Jaeobus, Petrus und Paulus, so läßt ihn St. Lukas in unserm Kapitel außer Be- trachtz dagegen hat Paulus selber in dem, was er in Gal. Z, 1-—1() erzählt (vgl. zu Kap I, 2 Anm.), ihn aufgenommen und läßt nun aus seinem Berichte er- kennen, daß dieser Punkt zwischen Paulus und Bar- nabas auf der einen nnd Jacobus und Petrus und 508 Apostelgeschichte 15, 4. b. Johannes auf der andern Seite uvor privatim ver- handeltund erledigt worden it, ehe dann die von Lukas mitget eilte öffentliche Verhandlung zwifchen Paulus und arnabas auf der einen und den Aposteln, Aeltesten und der jerusalemischen Gemeinde auf der andern Seite über den weiten Punkt erfolgte. Jn- dessen bestätigt doch des ukas Bericht den des Paulus auf mittelbare Weise: in V. 23 u. 41 ist das Aus- schreiben der Versammlung nur an die Brüder aus den Heiden gerichtet, die ,,zu Antiochien und Syrien und Cilicien« sind, nicht zugleich auch an die zu Derbe, Lystra, Jconien und Antiochien in Pifidien; das er- klärt sich allein daraus, daß nur jene Gemeinden als noch von Jerusalem abhängig (vgl. Kap. 11, 22) be- trachtet wurden, weil ohne Zuthun des Paulus ge- gründet, diese dagegen als schon der apostolischen Auctoritäts des letzteren unterftellt, für welche daher keine maßgebenden Beschliisse von Jerusalem aus ge- geben werden dürften (v l. Röm. 15, 20; 2. Cor. 10, 15). Mit Beziehung arauf, daß Paulus, nach- dem ihn der HErr schon zu Paphos auf Cypern in die ihm bestimmte apoftolische Stellung hatte eintreten (Kap. 13, 9 ff.) und dann zu Lystra als dem Petrus vollkommen ebenbürtigen Apostel erscheinen lassen (Kap· 14, 8 ss.), jetzt auch in Jerusalem als eigener, selbst- ständiger Heidenapoftel neben den Apofteln des Evangelii an die Beschneidung und von diesen selber erkannt und anerkannt werden sollte, ging er nicht blos hinauf als ein Sendling der antiochenischen Ge- meinde, wie er so im vorliegenden Abschnitt erscheint, sondern zugleich »aus einerOffenbarung«, wie er in Gal. L, 2 ausdriicklich bemerkt: so ergänzen sich die beiden Berichte gegenseitizfund geben· erst im Verein mit-einander den vollen mblick m die hohe W1cht1g- keit dieser Reife des Apotels nach Jeru alem, der dritten, die er seit seiner ekehrung gemacht hat (Kap. g, 26 sf.; 11, 30). 4. Da sie aber darkamen gen Jerusalem [wo man von ihrer Ankunft und dem Zweck ihrer Reise schon gehört hatte, vermuthlich durch die- jenigen selber, welche die Veranlassung dazu ge- gegeben hatten und ihnen nun von Antiochien vorausgeeilt waren, um womöglich eine Entschei- dung zu ihren eigenen Gunsten herbeizuführen] wurden sie [in ehrenvoller und theilnehmender Weise] empfangen von der Gemeine und von den Aposteln und von den Aeltesten szum Beweise, daß man von jenen Parteigängern sich nicht habe ge- fangen nehmen lassen, sondern unparteiisch und allein nach Maßgabe göttlicher Leitung die Frage zu erledigen gedenke] Und sie [die Ankömmlingh als sie jetzt in die Gemeindeversammlung waren eingeführt worden, die man für den Zweck, von den beiderseitigen Parteien einer jeden Gelegen- heit zu geben, ihre Meinung und deren Gründe vorzutragen, veranstaltet hatte] verkündigtem wie- viel Gott mit ihnen [bei der von Paulus und Barnabas im Auftrag der antiochenischen Gemeine unternommenen Mifsionsreise] gethan [Kap. 14, 27 und den Heiden Buße gegeben] hatte fzum Leben, auch ohne daß diese zuvor in das Judenthum aufgenommen worden waren, woraus deutlich hervor ehe, daß eine solche Aufnahme nicht die unerlä liche Bedingung zum Seligwerden für die Heiden sei, wie die von Judäa Herabgekommenen neuerdings behaupteten] 5. Da traten [in denselben Personen, die solche Behauptung in V. 1 erhoben und jetzt eben- falls an Ort und Stelle sich eingefunden hatten] auf etliche von der Pharisaer Seele, die glaubig waren worden, und sprachen schren Lehrsatz m dictatorischer Weise, gleich als könne die Richtig- keit desselben gar nicht erst in Frage kommen, vortragend]: Man muß sie fdie aus den Heiden, welche in die christliche Gemeinde sollen aufge- nommen werden, zuvor] beschneiden und gebieten ffie auf diese Weise verpfltchtenL zu halten das Gesetz Mosis [und wo das zur rechten Zeit ver- säumt worden ist, muß es jedenfalls nunmehr nachgeholt und künftig gleich von vornherein das richtige Verfahren eingehalten werden]. Osfenbar haben wir es hier erst noch mit der sog. Jnstruetions-Verhandlung zu thun, bei welcher nur erst die beiderseitigen Meinungen, zwifchen denen eine Entscheidung getroffen werden soll, zum Vortrag kommen; die Verhandlung zur Entscheidung folgt dann in V. 6 ff. und hat ohne Zweifel an einem andern Tage stattgefunden, auch nicht vor dem Plenum der Gemeinde, wie die Jnstructions-Verhandlung, fon- dern, wie hernach ausdrücklich bemerkt wird, in einem Convent der Apostel und Aeltesten, welchen die Ent- scheidung anheimgegeben wurde, wie sie denn auch in der That nur von denen, welche der heil. Geist zu Bifchösen gesetzt, zn weiden die Gemeinde Gottes (Kp. 20, 28, getroffen und nur so als vom heil. Geist ausgegangen (V. 28) dargestellt werden konnte. Daran fchließt sich dann noch eine dritte Verhandlung in V. 22 ff., an der, wie an der ersten, die Gemeinde sich abermals betheiligt, um die Entscheidung zu hören, zu billi en und zur Ausführung zu bringen. Jn der Zwislchenzeit zwifchen der,"ersten und der zweiten öffent- lichen Verhandlung nun hat jedenfalls die Privat- Verhandlung des Paulus mit den Aposteln, von welcher er in Gal. 2, 2. 6——10 erzählt, statt efundem denn für die Apostel Jakobus, Petrus und o annes Kap. 12, 25 Anm·) kam es, um die Entschei angs- erhandlung in die richtige Bahn zu lenken (vgl. V· 7 ff. u. 13 ff.), vor allen Din en darauf an, über die eigentliche Stellung des Pau us im Organismus der Kirche in’s Klare zu kommen, daß er nicht blos der besonders von Gott begabten Männer einer sei, wie Stephanus (6, 8), Philip us (8, 5 ff.) und Barnabas (11, 22 ff.), wofür sie bisher ihn gehalten, sondern ein eigener, ihnen ebenbürtiger Apostel, nur für denenigen Berufskreis bestimmt, den Petrus allerdings in ap. 10 fast wider feinen Willen eröffnet, den aber dann keiner von ihnen weiter verfolgt hat, so daß etwa einer z. B. an der Stiftung der antiochenischen Gemeinde (11, 19 ss.) sich persönlich betheiligt hätte. Paulus nun, der aus der Offenbarung des HErrn (Gal. 2, Z) von Haus aus wußte, worauf es bei dieser Privat-Ver- handlungankomn1e, hatte im vollen Bewußtsein der Selbstständigkeit seiner apostolifchen Stellung, und um diese gleich von vornherein mit aller Energie zu ver- treten, von Antiochien den von dort gebürtigen, von heidnifchen Eltern geborenen und von ihm entweder während der letzten wei Jahre (14, 28) oder schon früher (12, 25) zum Ghriftenthum bekehrten, der Be- schneidung aber nicht unterworfenen Titus mit ich nach Jerusalem gebracht (Gal. L, 2), denselben, er Das Apostel-Concil zu Jerusalem. Die vorangehende Jnstructionsverhandlung 509 hernach als sein Geselle und Gehilse im Apostelamt erscheint (2. Cor. 8, 23). Vermuthlich haben die jeru- salemischen Apostel anfangs dem Paulus gerathen, der Forderung, welche die pharisäisch gesinnten Juden- christen bei der Jnstructionsverhandlung er oben und wohl noch mit besonderer Beziehunä auf lesen mit nach der heiligen Stadt gebrachten itus in heraus- fordernder Weise (vgl. Kap. 21, 28) geltend » macht hatten, nachzugeben, ähnlich wie später. (·21, 23 .) Ja- kobus ihm zuredete, sich der Liebespflicht gegen arme Juden zur Erfüllung ihrer Nasiräats-Obliegenheiten zu unterziehen; diesen Rath nun mußte er nach La e der Sache entschieden ablehnen. Jn Kap. I6,1 . werden wir in Betresf des Timotheus ihn anders han- deln sehen; diesen unterwirft er um der Juden zu Lystra und Derbe willen ohne weitere Bedenken der Beschneidung, und wir werden dort näher darlegen, warum er sich dazu verpflichtet erachtete. Hier aber, wo es sich um Einen handelte, an den um seiner rein heidnischen Geburtwillen das Judenthum durchaus keinen Rechtsanspruch hatte und bei dem die Beschnei- dung nur die Bedeutung gehabt haben würde, als reiche die Bekehrung zu Christo noch nicht hin zu seiner Seligkeit, sondern bedürfe einer gesetzlichen Nach- hilse, und wo dieselbe, hätte er sie vollziehen wollen, der Entscheidung der erst noch zu verhandelnden Frage vorgegriffen und die Meinung der Gegner schon that- sächlich als die allein berechtigte hingestellt hätte, lehnte er mit allem Nachdruck eine Accomodation von sich ab, und da war er denn, um sein åutes Recht, hohen Aposteln gegenüber nach ei enem rmessen zu verfahren, klarzulegen,— genöthigt, sich über seine Be- rufung und seinen weiteren Entwickelungsgang, sowie über die hohen Offenbarungem die er nach Kap. 22, 17 ff.; 2. Eins. 12, 1 ff.; Gal. 2, 2 empfangen, und über die Erlebnisse auf« seiner Misionsreise in Kap. 13 u. 14 in so rückhaltloser und specialisirender Weise auszulassen, daß Jakobus und Petrus sammt dem Jo- hannes sich iiberzeugten, sie hätten in ihm nicht blos einen besonders begabten Mann nach Art des Stephanus u. A., einen Diener des Evangelii und Lehrer der Gemeinde, wie er in Kap. 9, 8 s. u. 11, 30 ihnen bekannt geworden, vor sich, sondern ein auserwähltes Rüstzeug des HErrn (9, 15), einen eigenen, neuen Apostel, und zwar denjenigen, der, nachdem Gott auch den Heiden Buße egeben zum Leben, dem entsprechend von ihm schon be timmt sei, ferne unter die Heiden esendet zu werden (22, 21). Solche Ueberzeugung onnte nicht früher ihnen zu Theil werden, als bis Paulus selber erst in seiner Eigenschaft als Apostel in’s Leben eingetreten war, was ja erst in Kap.13, 9 geschehen ist, wie wir dort erkannt haben; sie mußte aber gerade jetzt eine große Befriedigung und Be- ruhigung ihnen gewähren. Es löste sich ja nun ein Conflikt, in welchem sie seit der Taufe des Cornelius sich befunden hatten; denn mit diesem Werke, das dem Petrus von dem HErrn der Kirche geradezu aufge- nöthigt worden war, hatten sie eine von dem Juden- thum völlig unabhängige Heidenmission selber inaugurirt und sanctionirt, und doch konnten sie dieselbe nicht sortführem ohne ihre Stellung zu Jsrael als den zu- nächst berufenen und zwar schon gerichtsreif gewor- denen, dem Gericht selber aber noch nicht verfal- lenen Kindern des Reichs und Erben der Verheißung zu verleugnen. Apostel der Juden und Apostel der Heiden zu sein in einer und derselben Person, das war, wie die Verhältnisse nun einmal lagen, für jeder- mann ein unmö liches Ding: Paulus mußte, wie schon in Kap. 13, 46 sich zeigte, mit seinem Evangelium von der freien Gnade Gottes in Christo stets von den Juden zu den Heiden sich wenden, um Seelen zu gewinnen; wiederum aber, so lehrte der Verlauf der kirchengeschichk lichen Entwickelung je länger je mehr, neigte das Evangelium an die Beschneidung dem Ende seiner Tage sich zu, es förderte nur wenig Frucht mehr zu Tage und konnte als ,,nahe bei seinem Ende« das immer gewaltiger sich geltend machende Bedürfniß der Heiden nicht stillen. Bis jetzt hatten die Judenapostel sich damit geholfen, daß sie die von Gottes Geist er- füllten und getriebenen Männer aus der Gemeinde frei gewähren ließen und nur im Allgemeinen, von Fall zu Fall, eine oberhirtliche Aufsicht übten (Kap. 8, 14 ff.; 9, 32 ff.; 11, 22 ff.); daß indessen fernerhin ein solches Verfahren sich nicht beibehalten ließ, bewies gerade der Fall, der eben jetzt zur Entscheidung vor- lag und da auch nicht weiter als bis nach Antiochien und Syrien und Cilicien hin sich entscheiden ließ (V. 23). Mußte da nicht dem Jacobus und seinen Genossen im Apostelamt es ganz willkommen sein, daß sie das Predigen unter den Heiden und die ober- hirtliche Leitung einer aus diesem Gebiet gesammelten Kirche fortan in solche Hände legen konnten, die der HErr selber mit dem Evangelium an die Vorhaut be- trauet hatte? daß also neben der Zahl der Zwölfe noch ein Apostel mehr vom Himmel her durch Christum berufen und auf außerordentliche Weise unmittelbar unterwiesen war, um den Uebergang des Reichs Gottes von den Juden zu den Heiden in Kraft gött- licher Vollmacht zu vermitteln? Wenn man diesen Stand der Dinge erwägt, wird man keinen Augenblick mehr in Zweifel können sein, daß die in Gal. 2, 1ff. von Paulus erwähnte Reise nach Jerusalem wirklich, wie jetzt auch von den meisten Schriftforschern aner- kannt wird, mit seiner an unserer Stelle vorliegenden Reise zufammenfällh und nicht etwa mit der in Kap. 18, 21 f. vom J. 54, wie z. B. Wieseler will; noch viel weniger aber kann sie einerlei sein mit der Reise in Kap. 11, 30 u. 12, 25 vom Jahre 44x45., wie von Andern behauptet worden ist. "Was nun aber den Umstand betrifft, daß in Hinsicht auf Veranlassung und Zweck, Charakter und Erfolg die von Paulus dar- gestellte Reise doch eine ganz andere zu sein scheint, als die, welche bei Lukasuns hier vorlie t, indem dort Paulus aus einer Offenbarun hinaus nach Je- rusalem geht und die Anerkennun einer apostolischen Dignität von Seiten der andern Apostel erstrebt, mit «ihnen privatim verhandelt und auch wirklich die er- strebte Anerkennung erlangt, während ier die an- tiochenische Gemeinde ihn zugleich mit arnabas und Andern entsendet, um eine Streitfrage, welche die Ge- meinde in Hroße Aufregung versetzt hat, erledigen zu lassen, die erhandlung öfsentlich vermöge eines förm- lichen Concils stattfindet und das Ergebniß die Be- freiung der Heidenchristen von den übertriebenen An- sprüchen der pharisäisch gesinnten Partei unter den Judenchristen ist; so müs en wir festhalten, daß die Reise eben einen zwiefachen eweggrund hat, indem der apostolische Beruf des Paulus in und mit der Ge- meinde zu Antiochien sich entwickelt hat und beide Theile nun, Paulus einerseits und diese Heidengemeinde andrerseits, darauf angewiesen sind, bei der Entfaltung ihrer Selbstständigkeit sich vorerst mit den Uraposteln und der Urgemeinde auseinanderzusetzem und daß dem- gemäß auch die Reise einem zwiefachen Jnterress e diente, einem persönlichen des Paulus und einem» gemeindlichen der Antiochener. Gleichwie nun Paulus den Galatern ge enüber es absichtlich vermied, diese zweite Seite in Lgetracht u nehmen, da, wie ja die von ihm als Apostel der eiden gestifteten Ge- meinden dem Dekret des jerusalemischen Concils von 510 Haus aus nicht unterstellt worden, sondern ganz an seine ei«ene Auctorität gewiesen waren (V. 23), er auch ni t den Schein einer solchen Unterstellung wollte aufkommen lassen, was die Galater von andrer Seite her noch mehr verwirrt haben würde, so legte Lukas auf jene erste Seite weiter kein Gewichtx überhaupt hat er,Vieles, was den Paulus persönlich betras, ent- ederganz unerwähnt gelassen (so z. B. in Kaki. 9, 0—22 den dreijährigen Aufenthalt in Arabien Gal. I, l7) oder nur gelegentlich den Apostel selber berich- ten lassen (s. Kap. 22, 17—21). Eine und dieselbe Sache aber, das eine Mal von der Vorder- und das andere Mal von der Rückseite aufgefaßt, giebt felbstverständlich nicht ein und dasselbe Bild, sondern zwei anscheinend verfchiedene Bilder; da ist nun immer das einzelne Bild nicht der Vollgehalt der Sache, sondern dieser kommt erst durch Zufammsenhaltung beider Bilder u Stande. - Die Baursche Schule freilich, indem sie des Paulus Bericht von der Reise für das Ganze aus- giebt, hat jetzt leichtes Spiel, des Lukas Bericht für eine reine Fiction zu erklären und unsre Stelle als einen Hauptbeweis dafür zu verwerthen, daß die Avostelgeschichte ein tendenziöses Machwerk aus dem 2. Jahrh. n. Chr. und daher ohne alle Glaubwürdig- keit sei. Es hat aber aus gutem Grunde, so führt da costs» in zutresfender Weise aus, dem heil. Geiste efallen, uns oft durch unvollständige fragmentarische, cheinbar streitige Berichte, hier und dort vertheilt oder zerstreut, zu unterweisen Die verschiedenem in der Schrift selbst gegebenen Baustoffe in Uebereinstimmung zu bringen, sie zur Einheit, ja zu einem harmonisch zusammenhängenden Ganzen zu verbinden, ist die Ar- eit, die der menschliche Forscher mit-Hilfe jenes gött- lichen Führers in alle Wahrheit zu übernehmen hat. Hierin z. B. liegt der Schlüssel zu einer harmonischen, Gott und seine Auffassung verherrlichenden Auffassung der Evangelienx diese, durch» vier heil. Verfasser aufge- stellten Ereignisse werden erst zur Geschichte durch die Verbindung und Jneinanderfügung der einzelnen, für sich allein betrachtet fragmentarischen und also unvoll- ständigen und insofern auch ungenügenden Berichte. Die heil. Gefchichte, namentlich die evangelische, ist ein harmonisches Ganze, bestehend aus verschiedenen Par- tieen: jede dieser Partieen allein genommen ist noch nicht das vollständige Musikstüch jedes der vier Evan- gelien für sich gelesen giebt den-ganzen Gedanken des höheren Autors, des heili en Geistes, nicht wieder; hierzu ist ersorderlich, daß sie alle zusammen kommen und das eine das andere ergänze, beleuchte, erkläre und vervollständige Eine solche Harmonie bildet auch die Apostelgeschichte, verglichen hier mit den Evangelien und dort mit Pauli Briefen. Auch bei Vergleichung dieser beiden Quellen scheineu oft Widersprüche auszu- kommenx jedoch bei scharfer Untersuchung und inniger Auffassung lösen solche Dissonanzen sich gar bald in einen reinen Aceord auf. Doch man vergesse nicht, daß auch bei der Erklärung der heil. Schriften, bei der Vertheidigung der Aechtheit ihrer Theile, bei der Vertheidigung jeder einzelnen Wahrheit, wie der Wahrheit des Christenthums überhaupt, kein wesent- liches Resultat erreicht wird, als nur durch Kampf und Arbeit und gleichsam im Schweiße des Angesichts; aber auf diese Weise erhält dann auch eine Unter- fuchunq im Glauben an Gott in Christo und an die Verheißun seiner Führung und Belehrung im heil. Geist die ersicherung wirkltch genügender Aufldsungen S. Aber die Apostel und die Aeltesten kamen [an dem für die Entscheidungsverhandlung be- stimmten Tage, indem auch die beiderseitigen Apostelgeschichie 15, 6——1i2. Parteien sich dazu einstellten] zusammen, diese Rede [der Judaisten V. b] zu besehen« fin Er- wägung zu nehmen, ob ihr Recht gegeben werden müsse oder nicht]. 7. Da man sich aber lange gezankct [hin und her gestritten] hatte« sda eine jede von beiden Parteien ihre Ansicht mit ganzem Nachdruck gel- tend zu machen suchte und namentlich die der Judaisten in besonders herausfordernder Weise sich benahm V. 10], stund Petrus auf und sprach zu ihnen sbesonders an die von der Gesetzespartei sich wendend]: Jhr Männer, lieben- Brüder, ihr wisset, daß Gott lange vor dieser Zeit lvor nun- mehr schon 8s Jahren] unter uns erwählet seine Wahl dahin getroffen] hat, daß durch meinen Mund fder ja zuerst auch den Juden die frohe Botschaft von dem Heile in Christo bringen sollte Kap. 2, 14 sf.] die Heiden das Wort des Evangelii höreten und glaubeten [Kap. 10, 1f——11, 18., womit er gleich» der äußeren Führung nach aus beiden Eins gemacht hat Ephes. 2, 14]. 8. Und Gott, der Herzenskündiger fwas dann den Verlauf der Begebenheiten bei dieser Predigt an die Heiden selber betrifft] zeugete über sie sdaß sie ihm angenehm oder annehmlich seien 1·0, 34 f.], und gab ihnen den heiligen Geist, gleich- wie auch uns. 9. Und lmachte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen shinsichtlich der Mittheilung des Heiles in Christo Jesu], und reinigte ihre Herzen durch den Glauben-«« fstellte durch denselben die- jenige Reinheit an ihnen her, die aus Mangel der Beschneidung von Natur ihnen fehlte l0, 13]. 10. Was versucht ihr denn nun Gott fob er es ruhig sich werde gefallen lassen, wenn ihr eine andere Entscheiduitg, als er, tresfet] mit Auflegeu des [Gesetzes-] Jochs auf der Jünger [Christi, die- aus den Heiden gewonnen sind] Hälse [sintemal das ein Joch ist], welches weder unsere Väter kseit Mosis Tagen], noch wir haben mögen tragen [Gal. ·6, 13]? 11. Sondern wir sdie wir aus der Be- schneidung zum Christenthum uns bekehrt haben] glauben, durch die Gnade des HErrn Jesu Christi selig zu werden [Röm.5,15; Röm. 3, 28 ff.], gleicherweise wie auch sief fdie aus der Vorhaut heraus durch die Taufe in die christ- liche Gemeinde sind aufgenommen worden]. 12. Da schwieg die ganze Menge fder Zu- hörenden, darunter wohl auch nicht wenige Ge- meindeglieder sich befanden] stille, und höreten [nun mit noch andern, geschärfteren Ohren, als bei der Verkündigung in V. 4] zu Panlo und Barnaba [nach besserer Lesartx Barnaba und Paulo, denn wegen seines älteren und näheren Verhältnisses zur jerusalemischen Gemeinde, auch Die Verhandlung zur Entscheidung von Seiten der Apostel und Aeltesten 511 wegen der hervorragenden Rolle, die dem Paulus auf der Missionsreise war zugefallen, war es sach- gemäßer, daß hier Barnabas das Wort führte und Paulus ihm nur zur Seite stund, vgl· zu V. 29], die da etziihletem wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie gethan hatte unter den Heiden-H- snamentlich bei ihrem Werke in Klein- asien Kap. 13 u. 14]. V) Nach der Meinung der Judaiften sollte Mose vollenden, was Christus bei den Heiden angefangen; jedoch erkannte man nicht-alsbald den pharisäischen Sauerteig, der den ganzen christlichen Teig versäuern wollte, es dünkte auch manchen redlichen Seelen billig, daß ,,um guter Ordnung willen« die Brüder aus den Heiden Jsraels geheiligte Sitten annähmen. Wohin nun die Apostel und Aeltesten sehen, indem sie zum B es eh en dieser Rede zusammenkamen, ist gewiß genug: nach dem HErrn, der Sonne ihres ebens. Sie hatten den Lehrer und Leiter in alle Wahrheit, den heil. Geist empfangen, daß er in ihnen bleibe ewiglich (Joh. 14, 16); doch seines Bleibens konnten sie nicht anders froh werden, als durch beständiges Empfangen, durch stets neues Schöpfen aus der Fülle der ihnen zu eeigneten Wahrheit. (Besser.) Wie es schon früher in- bedeutsamen Zeichen und Thatsachen sich erwiesen hatte, daß in demselben Maße, als Jsrael sich« immer mehr verhärtete gegen das Evangelium, die Heiden fich immer mehr dem Glauben aufschlofsen, so hatte es fich nun in der jüngsten Vergangenheit in der groß- artigsten Weise geschichtlich herausgestelltz die Gemeinde von Antiochia hatte fich aus den Heiden gebildet, als die Christen aus Jerusalem vertrieben wurden, nnd von da aus waren nun mitten in der Heidenwelt vier Gemeinden aus den Heiden entstanden, während zu leicher Zeit das Glauben stiftende Wort unter den Linden an denselben Orten nur Widerspruch und bitterste- Feindschaft erweckt hatte. »Daß die Heiden fich be- kehren zu dem lebendigen Gott, kann die Apostel nur erfreuen; aber daß sie fich bekehren in der Weise, daE Israel nur mehr noch von Gott entfernt wird, mu ihnen ein großer Schmerz sein. Ferner hat fich in dieser letzten Zeit der apostolische Beruf des Paulus— so entschieden zu Tage gelegt, daß er am ersten gerade von ihnen anerkannt werden mußte: daß nun ihnen in ihrer Arbeit, ihrer Würde und ihrem Amte Einer zur Seite gestellt worden, kann bei der Lauterkeit ihres Sinnes und Strebens ihnen nur zum Troste und zur Ermunterung gereichen; da aber dieser Mitapostel so be- rufen und ausgerüstet ist, daß sie es mehr und mehr erkennen müssen, wie das patriarchalische Apostolat feinen ursprünglichen Beruf, durch Jsrael die Heiden bis an das Ende der Erde zu gewinnen, für’s Erste« nicht erfüllen kann, diese Wahrnehmung mußte jenen Stachel des Schmerzes nur noch tiefer in ihre Seele drücken. Wenn denn jetzt die Frage an sie herange- bracht wird, ob die gläubigen Heiden fich der Beschnei- dung zu unterziehen hätten oder nicht, so müssen sie bald erkennen, daß damit eine Entscheidung verlangt wird, welche über die ganze weitere Zukunft der Kirche entscheidetz denn wenn die Heidenkirche fich der Be- schneidung unterziehen muß, so hat die Judenkirche außer dem Glauben an Jesum allerdings noch etwas, was einen bleibenden Werth in der christlichen Heils- ordnung hat, darf aber die Heidenkirche in der Vorhaut bleiben, so werden die beiden Hälften der Kirche als vollkommen gleichberechtigt hingestellt, und der juden- christlichen Gemeinde wird zu emuthet, auf ihren bis- herigen Vorzug in keinerlei eise mehr einen Werth zu legen. Nicht nur also deutet fich durch die Ereig- nisse der letzten Vergangenheit an, daß die Kirche Christi mit der Zeit ganz und gar aus Heiden bestehen werde, sondern es wird auch, wenn die vorliegende Frage in dem eben erwähnten zweiten Sinne entschieden wird, die ursprüngliche Gestalt der Kirche, nach welcher sie fich als die Erstlingszeit des erneuerten und vollendeten Jsrael darstellte, in eine völlig andere fich verwandeln. Die Apostel nun treten in der Versammlnn nicht mit Vorentscheidungen und auctoritätsinäßigen orschriften auf, sondern das Erste ist, daß völlig freie Discussion eröffnet wird. Die Kirche steht vor ihrem heiligen HErrn und Haupt: sie fühlt fich ihrer Aufgabe gegen- über in großer Verlegenheit und Unwissenheit, sie weiß die auf ihr lastende Frage unächst nicht zu beant- warten; andrerseits aber wei sie auch, daß ihr HErr ihr die jedes Mal ausreichende Kraft und Hilfe ver- heißen hat, so daß, wenn auch die Pforten der Hölle ihre Macht aufsteigen lassen, Christi Gemeinde doch siegreich hervorgehen wird. (Baumgarten.) VI) Nicht mit Unrecht hat man auf manchen Sy- noden und Conserenzem wo erstlich des Zankes viel war, an den traurigen Anfang der ersten Synode der Kirche fich erinnert, um Muth zu behalten zum Er- langen ihres fröhlichen Endes Daß die Apostel in dem »man« eingeschlossen und unter einander im Streit gewesen wären, haben wir freilich kein Recht anzu- nehmen; vielmehr werden diese, bis Petrus aufstund, ge chwiegen und der Rede der judenchriftlichen wie der Gegenrede der heidenchristlichen Brüder freien Raum gegeben haben. Doch selbst ihr Schweigen und Ge- währenlassen zeigt, daß sie nicht von vornherein in ihrem Herzen fertig waren über die Sache, die zu- besehen sie vorhattent kam ihnen gleich kein Zweifel bei über die Genugfamkeit des Glaubens an Jesum Christum, so waren sie doch nicht unempfindlich gegen die Forderung, daß m der Kirche die Sitten und Ord- nungen Jsraels confervirt werden müßten. Sie sehen ja von Tage zu Tage deutlicher, daß über die Juden die Nacht fich lagerte, da niemand wirken kann, während unter den Heiden die Kirche im Morgenlichte stand; es war ihnen unverborgen, daß es kommen würde, wie es gekommen ist, wenn sie darein willigten, daß die Heidenchristen frei von Beschneidung und Gesetz ihr Gemeindeleben aus dem heil· Geiste geftalteten-—- jedes äußerliche Zeichen des Zusammenhangs des neuen mit dem alten Israel fiel auf diese Weise dahin, die Judenchristenheit mußte über kurz oder lan in der Heidenchristenheit spurlos verschwinden. War as des HErrn Weg und Wille? — niemand urtheile leicht- fertig über die heil. Männer Gottes, welche diese Frage mit bebende1n Gewissen lange besehen haben, ehe sie zur Entscheidung gelangten! Unsre Väter zur Zeit der Refor1nation haben auch unter heißer An- fechtung die Frage erwogen, ob es recht sei, das An- sehen des Papstes gelten zu lassen und den kirchlichen Satzungen sich zu fügen, wofern nur das Evangelium frei gegeben würde, und ein langer Zank war nöthig, um zu der Gewißheit durchzudringem daß evangelisch und papistisch nicht mit einander bestehen kann; was aber ist das Ansehen des Papste-s, was ist alles kirchliche Herkommen, sei es noch so gefestigt in den Gemüthern der Menschen, gegen das Ansehen Mosis und das Herkommen vom Sinai? Wir verstehen nun ein wenig, was die Apostel im Herzen bewegten, indem sie dem langten Zanke schweigend zuhörten. (Besser.) It) Das half dem Petrus aus allem Zweifeln heraus, daß er fich daraus besann, wie die Bekehrun der Heiden ohne Beschneidung nicht etwa erst dur Paulus in Gang gebracht sei, sondern wie das Wer! 512 Apostelgeschichte 15, 13——20. lange vorher, vor etwa acht Jahren, von dem HErrn selber angefangen worden, der dabei ihn selber als Werkzeug gebraucht habe· Er selber habe sehen müssen, wie Gott, der die Herzen ersorscht, also am besten über ihre Bereitschaft zu seinem Reiche urtheilen könne, für die Bereitschaft der Heiden Zeugniß abgelegt habe da- durch, daß er denselben eben so vollständig den heil. Geist gegeben, eben so vollständig durch den Glauben allein (ohne irgend eine Ceremonie, sogar noch vor dem Empfang der heil. Taufe) die Herzen derselben reinigte, wie er es bei ihnen, den Judenchristen, ge- than. (Williger.) Petrus legt bei der wichtigen und für alle Zeiten entscheidenden Frage vor allem eine Erfahrung in die Wagschale die in dem Ereigniß zu Eä area gemachte Erfahrung, daß die Heiden eben- ogut als die Judenchristen den heil. Geist empfangen haben; diese Thatsache faßt er auf als eine bedeut- same und lehrreiche Entscheidung Gottes, nach welcher jede menschliche Entscheidung, die anders lauten sollte als die göttliche, gar nicht mehr zur Sprache kommen dürfe, sondern in sich verstummen müsse. Gott hat die Heiden hiermit den Jsraeliten vollkommen gleich- gestellt, den letzteren durchaus keinen Vorzug, kein orrecht zuerkannt vor den gläubigen Heiden, hat den etzteren durch Ertheilung des heil. Geistes ein Zeugniß ausgestellt, sein Wohlgefallen an ihnen thatsächlich und sprechend beurkundet; jene Erfahrung beweist« demnach die vollständige Gleichheit der Heiden und Juden vor Gott, falls sie nur an Jesum Christum glauben. Die Beweisführung ist übergkugend uud bündi , und es ist auch in allgemeiner » eziehung musterhaft, wie der Apostel die Gkschichte der Kirche als Quelle lehrhafter Einsicht benutzt (Lechler.) Da sieht man, wie nöthig es sei, auf die Haushaltung Gottes in seiner Kirche wohl Acht zu haben und aus der Erfahrung geübte Sinne zu erlan en, um Wahres und Falsches zu unter- scheiden. (Apo«st. Past.) f) Aller Jrrthum in religiösen Dingen hat seine Wurzeln nicht im Verstande, sondern im Herzen; will man die Mexischen von demselben heilen, so muß man daher sie an ihrem Gewissen anfassen, man, muß ihnen ihre falsche Stellung zu Gott zum Be- wußtsein bringen. Das ist’s denn auch, was Petrus hier thut; er hält jenen pharisäisch gesinnten Chri ten unächst vor, sie seien im Begisf eines sündlichen er- suchens Gottes. Oder hieße as nicht, Gott versuchen, nach einem folchen klaren Zeugnisse über daspwas sein Wille ist, ihm noch zuwider handeln wollen? Wer Gottes offenbare Zeichen sieht und seine Zeug- nisse im Jnnern des Gewissens vernommen hat, und ihm dennoch nicht gehorcht, ein solcher versucht ihn in der That; denn er vertraut ja Gott nicht, sondern denkt und handelt so, als ob Gott es nicht ernst mit seinem Zeugnis; gemeint habe, er will es erst noch auf eine Probe ankommen lassen, ob Gott mit seinem Thun und mit der Erklärung seines Willens es auch wirklich hinausführen werde. Der Apostel dringt dar- nach noch tiefer in das Gewissen seiner Zuhörer ein, indem er ihnen das Geständniß desselben abnöthigt, daß sie des Gesetzes Joch selbst nicht hätten tragen können, ebensowenig wie ihre Väter dies gekonnt; und schließlich weist er noch auf eine andere Gewissens- erfahrung hin, nämlich auf die, daß auch sie, wenn es sich um’s Seli werden handle, nur allein auf die Gnade Jesu Cghristi ihr Vertrauen setzen könnten. (Andreä.) Wenn Petrus die Beschneidung, um die es vor der Hand sich handelt, ein Joch nennt, so meint er nicht das Zeichen an sich, nicht den Gebrauch, sondern die, nach der unter seinen Volks- und Zeit- genossen herrschenden Ansicht dadurch bezeichnete S a ch e, das Gesetzz wir selbst, sagt er, wähnen ja nicht, als sollten oder als wollten und könnten wir durch das verdrossene, unmuthige Tragen des Joches einer Ge- setzeslast selig werden, und wollen wir denn, dürfen wir denn Andere anweisen und verpflichten, ihre Seligkeit da zu suchen, wo wir selbst die unsere nimmer suchen mö en, weil wir aus Erfahrung inne geworden sind, daß sie da nicht zu finden ist? (Menken.) Aus seiner Jünger-Erfahrung redet Petrus, und zieht die ggäubig gewordenen Pharisäer in das »wir« mit hinein: ie Hand auf’s Herz, ihr Männer, liebe Brüder, habt ihr das Gesetz gehalten und vermögt ihr es zu halten? waret ihr nicht unter dem Fluch, als ihr unter dem Gese waret? seid ihr nicht mühselig und beladen zu Chrisio gekommen, daß Er euch erquicke, und habt ihr nicht geschmeckt, wie freundlich der ,HErr ist, da ihr bei ihm Ruhe fandet —für eure Seelen? Warum unehrt ihr denn das sanfte Joch Christi und wollt darüber das harte Joch Mosis auf der Jünger Hälse legen? warum mißgönnt ihr ihnen die Ruhe und macht ihnen Unruhe? O gönnet euch selber euer seliYs Glück, so werdet ihr Gehilfen der Freude unsrer rüder sein! (Besser.) Stärker konnte sich Petrus für die Freiheit des Evangeliums nicht aussprechen: die Forderung der judenchristlichen Partei bezeichnet er als eine Sünde des Gottversuchens; das Gesetz Mosis aber bezeichnet er als ein erdrückendes Joch, von welchem sie entlastet sind und welches sie ni t blos den Heiden, sondern überhaupt den Jün ern hristi nicht wieder aufbüxden sollen. Besonders stark ist dann die Wendung, wenn er lehrt: wir müssen auf dieselbe Weise selig werden, « wie die gläubigen Heiden, nämlich durch den Glauben an die Gnade des HErrn Jesu Christi, nicht aber müssen sie selig werden durch unsre Beschneidung, durch welche auch wir selber nicht selig eworden. Ossenbar war durch diesen Ausspruch des Lsgetrus die religiöse Geltung des mosaischen Gesetzes nicht blos für die Heidenchristem sondern auch für die Juden- christen entschieden aufgehoben, und nur noch als nationale Sitte blieb es für die letzteren von Be- deutung. (P. Lange.) Es ist ganz dem Willen des HErrn gemäß, wenn die Apostel für die Judenchristen das mosaische Gesetz, trotzdem daß sie ihm die religiöse Geltung absprechen müs en, noch fortbestehen lassen, so daß selbst Paulus in ap. 18, 18 u. 21, 23 ff. als nationaler Jude sich demselben unterwirft; wir haben hier sowohl des Wortes Christi in Matth. 23, 3 uns zu erinnern, als seiner Vorschrift in Betreff der Flucht am Sabbath in Matth. 24, 20. Erst mit dem Aus- bruch des letzten jüdischen Kriegs, als nun die christ- liche Gemeinde aus Jerusalem herausgezogen und die jüdische Synagoge von Gott dahingegeben war, künf- tig eine Schule des Satans zu sein, erreichte das Judenthum auch in nationaler Hinsicht sein Ende (Hebr. 8, 13). — Welcher Ruhm, welcher Trost, welche Freude für euch Glieder der evan elischen Kirchel Eins seid ihr mit der uralten apo tolischen Kirche, wenn ihr bekennet: »wir glauben durch die Gnade des HErrn Jesu Christi selig zu werden«. (Apelt.) Betrachten wir dieses Bekenntniß näher, so aben wir zu sehen 1) auf den Jnhalt desselben, wie es alle Gerechtigkeit aus den eigenen Werken rundweg ab- weist, aber auch die Gnade nicht blos zur mithelfenden Kraft, sondern zur allein wirkenden Ursache der Selig- keit inachts 2) auf die Quelle, ob nämlich dassel e nur der Wiederhall einer vom Verstande begriffenen Lehre oder das Zeugniß eines von der Wahrheit er- grisfenen Herzens ist; 3) auf die Frucht, ob es uns ein Ruhekissen sittlicher Trägheit oder die Gotteskraft zu fortgehender Heiligung wird. (Langbein.) Des Leiters der Gemeinde, Jakobus Il., Meinungsausdruck und Vorschlag 513 H) Petrus hatte sein Wort in die Versammlung, welche in Läewaltiger Bewegung der einander entge en- gesetzten einungen begriffen war, hineingesprocsem worin liegt nun die Machh welche den tobenden Sturm der Widersprüche und der Leidenschasten so schnell zum Schweigen und die Herzen zu weiterem Aufhorchen gestillt hat? ist es die Auctorität des Petrus? Hatten sich die Judaisten in Antiochia nicht gescheut, den: Paulus und Barnabas entgegenzutreten, und dann in Jerusalem in der Versammlung V. 4f. den hohen Aposteln gegenüber ihre Sätze in— schärfster Fassung ausgesprochem so werden sie auch jetzt vor des Petrus Auctorität um so weniger zurückgetreten sein, da er an dieser Stelle nichts weniger als seine Auctorität geltend zu machen suchtz die Macht, deren Wirkung wir·wahrnehmen, liegt lediglich in der Rede, und zwar in einem zwiefachen Momente derselben. Nach zwei Seiten hin hat nämlich Petrus die Aufmerksamkeit der Anwesenden gelenkt; einerseits auf ein unzweifelhaft vorliegendes Werk Gottes (V. 7—9) und andrerseits auf das allen gemeinsame innerste Selbstbewußt- sein (V. 10 u. 11) hat er sie verwiesen, und je ein- sacher diese zwiefache Hinweisung war, desto wirksamer mußte sie sich erweisen. Sowie jenes Zeugniß Gottes in dem allen bekannten und jetzt von Neuem in Er- innerung gebrachten Werke den wahren Stand der gläubigen H eiden darlegt, so zeigt dieses Selbstzeugniß des Gewissens den wahren Stand der gläubigen Juden; beides zusammen erweist denn eine solche Gleichheit der Gläubiqen aus Heiden und Juden, daß sofort die judaistische Zumuthun an die Heiden als eine frevent- liche Störung dieser so heilig bezeugten Gleichheit er- scheinen mußte. Wie angemessen tritt nun in dieses Schweigen der Versammlung die Erzählung von Bar- nabas und Paulus ein! Jenes Zeugniß Gottes in dem Hause des Cornelius war soeben von Petrus nach seiner Bedeutsamkeit» im großen Ganzen für die Heiden überhaupt, die auch gleich anfangs geahnt worden war (Kap. 11, 3 u. 18 Anm.), der Versammlung erklärt und an’s Herz gelegt worden: da bilden enn die Erfahrungen des Varnabas und Paulus auf ihrer Missionsreise den Anfang derjenigen geschichtlichen Ent- wickelung, auf welche jenes Zeichen hingedeutet hatte, und die Erzählung derselben mußte es zur Gewißheit bringen, daß die ohne Vermittelung des jüdischen Wesens geschehene Aufnahme der Heiden im Hause des Eornelius nicht auf einzelne Thatsachen hinweisen sollte, sondern auf die gesammte geschichtlich sich er- gebende Aufnahme der Heiden überhaupt. (Baum- garten.) Das Zeichen zu Lystra (14, 8 ff.), ein Zwil- lingszeichen zu jenem in Jerusalem (3, 2ff.), drückte ein leuihtendes Siegel auf die Worte Petri: »Gott machte einen Unterschied zwischen uns und ihnen«; der mit Petro kräftig gewesen ist zum Apostelamt unter den Juden, so mußte man sich überzeugen, der ist auch mit Paulo kräftig gewesen unter den Heiden (Gal. 2, 8), und der in Cäsarien mit seinem Geist und Gaben über die Heiden gezeugt hat, welchen Petrus das Evangelio predigte, der hat auch in Syricn und Klein- asien das von Paulo und Barnaba gepredigte Wort durch mitfolgende Zeichen bekräftigt. (Besser.) 13. Datnach, als sie [Barnabas und Pau- lus, mit ihrer Erzählung nun zu Ende gelangt] geschwiegen-hatten, antwortete Jakobus sder oberste eiter der Gemeinde seit Kap. 12, 17., die Sache jetzt zur Entscheidung dringend] »und sprach: Ihr Manne» lieben Bruder, horet mir zu. 14. Simon [Luk. 24, 341 hat erzahlet, wie DächselUs Bibelwerb VL Band. aufs erste [zum allerersten Mal, also in einer für die weitere Zukunft entscheidenden Weise] Gott heimgesucht hat und angenommen ein Volk aus den Heiden [in dem Cornelius und seinen Haus- genossen] zu seinem Namen [d. i. dem Volke, das nach seinem Namen genannt ist, im Bundesver- hältniß zu ihm steht Jes. 43, 7; Jer. 14, 9., einverleibt] 15. Und da [mit solcher Heimsuchung und Annahme, daß sie nämlich zur Zeit des Messias geschehen solle] stimmen mit der Propheten Reden, als [z. B. bei Amos I, 11 u. 12] geschkieben stehet [nach dem Wortlaut des Textes in der griech. Uebersetzung der Septuaginta Am. 9, 12 Anm.*]: 16. Darnach [nach den über euch, die Kinder Jsrael, ergehenden Gerichten, die zu eurer Sich- tung eintreten werden] will ich wieder kommen smich vom Neuen in Gnaden euch zuwenden], und will wieder bauen die Hütte Davids, die zerfallen ist, Und ihre Lücken [die »in sie gerissen worden sind durch das Auseinandergehen des Volkes in zwei verschiedene Reiche] will ich wieder bauen sdaß die Trennung fortan aufgehoben sei Hes. 37, 15 ff.], und will sie aufrichten [zu neuer Größe und Herrlichkeit, indem noch ein sehr be- deutendes Herrschaftsgebiet, das vordem nicht zu ihr gehörte, ihr zufallen wird]; 17. Aus daß, was übrig ist von Menschen, nach dem HErrn frage, dazu sbesferx und zwar nach dem HErrn fragen] alle Heiden [ohne Unter- schied], über welche mein Name genannt ist [die dazu verordnet« sind, daß auch sie im Bundes- verhältniß zu mir stehen sollen], spricht der HEry der das alles thut fes gewißlich also wird kommen lassen, wie er hier gesagt hat]. 18. Gott sind [wenn er das, was er nun in diesen unsern Tagen sich verwirklichen läßt, schon Jahrhunderte zuvor durch seine Propheten verkündigt hat] alle feine Werte bewußt von der Welt her« sdaruin hat er auch können weissagen lassen, was da geschehen werde]. 19. Darum sweil es eben um das Erfüllt- werden eines göttlichen Rathschlusses sich handelt, das wir nicht eigenmächtig beschränken oder er- schwereu dürfen] beschiießc ich kentscheide mich da- hin] daß man»denen, so aus den Heiden zu Gott s1chbekehren, nicht Unruhe mache [durch dergleichen Forderungen, wie sie in V. 1 u. 5 erhoben wor- den sind]; 20. Sondern schreibe ihnen [fertige ihnen ein Schreiben zu, welches mit seinen Vorschriften sich darauf beschränkt Kap. 21, 25], daß sie sich enthalten von Unsauberkeit der Abgötter [dem Götzenopferfleisch V. 291 und von Hurerei, nnd vom Erstickten nnd vom Blatt« [in: Uebrigen O« 514 aber sollen sie nicht gehalten sein, das Joch des mosaischen Gesetzes auf sich zu nehmen]. 21. Denn Moses hat von langen Zeiten her in allen Städten [an denen, die in den jüdischen Lehranstalten sein Gesetz auslegen und einschärfen, solche Leute], die ihn predigen, .und wird alle Sabbathertage in den Schlilen [denen, die sich zu denselben halten] gelesenf sdie Geltung seines Ge- setzes für die, welchen es von Gott gegeben ist und die es auch sernerhinzu beobachten sich ver- pflichtet erachten, ist also keineswegs damit auf- gehoben, wenn wir es unterlassen, es Andern « ebensalls ausznlegens J) Jakobus der Jüngere, des AlphäusSohm hatte unter den Judenchristen in Jerusalem ein besonderes Ansehen wegen seiner Gesetzesstrenge und seines be- sonderen Ernstes, der ja auch aus seiner Epistel satt- satn hervorleuchtetz er war z leich der oberste Leiter der Gemeinde, seine Rede wagte also bei-dieser Ge- legenheit ein besonderes Gewicht haben. (Williger.) Indem er zunächst an des Simon Erzählung anknüpft, faßt er Barnaba und Pauli Weitererzählung mit: durch Petri Mund hat Gott auf’s Erste gethan, was er dann durch die beiden Heidenprediger fortgefetzt hat; wird nur jene erste Gottesthat recht gewürdigt, so fällt helles Licht auf alles, was Gott durch P ulum und Barnabam unter den Heiden gethan hat. ( esser.) Er weist nun ausdrücklich darauf zurück, daß bei jener ersten Heidenbekehrnng im Hause des .Cornelius nicht etwa Petrus die Initiative ergriffen, sondern Gott selbst diese Heiden heimgesucht habe, d. h. ihnen mit seiner zuvorkommenden Gnade entgegen ekommen sei; und ebenso habe Gott selbst aus diesen eiden, so wie sie standen und waren, ohne ihnen zuvor das mosaische Gesetz aufzulegemsich ein Volk zu seinem Namen angenommen, d. h. dem Volke, welches nach seinem Namen Gottes Volk genannt ist, als eben- bürtige Mitglieder einverleibt. (Andreä.) Dadurch endlich, daß sich Jakobus auf die Schrift be ieht, will er offenbar die Verhandlun zu ihrem Abschlu bringen: wie Jesus den Aposteln ie Anleitun gegeben hat, die auf dem Wege des mündlichen «) ortes und der subjektiven Aneignung gewonnene Ueberzeugung durch die Schrift zu befestigen und zu besiegeln (Luk. 24, 44 sf.), so haben wir auch die Apostel inihren Reden von Anfang an (Kap. l, 20) zu Werke ·ehen sehen. (Baumgarten.) Die Weissagungen der chrift sind von den Aposteln vorzugsweise dazu benutzt worden, Zeichen der gegenwärtigen Zeit zu verstehen und u erkennen, was zu thun vor Gott recht sei. (Lechler3 VI) Mit diesem Worte will Jakobus sagen, daß Gott schon damals, als er durch den Mund es Pro- pheten jenen Ausspruch that, gar wohl gewußt habe, daß er sich auf dasjenige beziehe, was eben jetzt in Beziehung auf die Heiden sich verwirkliche; er erkennt also in der Erscheinung Christi die dort geweissagte Wiederkunft Gottes zu seinem Volke und in der nun- mehrigen Aufrichtung der christlichen Kirche den Wieder- aufbau der zerfallenen Hütte Davids, in welcher Jesus Christus als der rechte David als König wohnt, und die Christen sind ihm das wahre Volk Jsrael, das jetzt von den übrigen, bisher Gott nicht gekannt haben- den Völkern, welcheinun nach dem HErrn fragen, da- durch Besitz nimmt, daß es diese Heiden ihrer Ge- meinschaft einverleibt. Eben diese Heiden sind es denn, über welche in der an sie åerichteten Predigt des Evan- geliums der Name des H rrn genannt wird, wodurch Llpostelgeschichte 15, 2 l . auch sie in das Reich des wahren David eingeladen und für den Fall, daß sie der guten Botschaft von Christo Glauben schenken, dem Volke, welches das Gottesvolk heißt, weil es Gottes-Namen trägt(5. Mos. 28, 10), hinzugezählt werden sollen. Dies ist also das richtige Verständniß jener Prophetenstelle, das sich dem Jakobus im Lichte des heil. Geistes klar vor die Seele stellte. (Andreä.) Da aus der angeführten Stelle ein Beweis geführt werden sollte, so würden sowohl der Apostel als der Evangelist sich der griechischen Uebersetzung, die von dem hebräischen Grundtext in mehreren Punkten abweicht, enthalten haben, wenn sie ver ehlt, irrig, dem Geist und Sinne der Weissagung ent egen wäre; das aber ist sie nicht, schon was die Umgsetzung des Edom in Adam (Mensch) betrifft. Der Name »Mensch« tönt herrlicher und weiter als der Name ,,Edom«, und wenn sogar die Edomiter, die vorzüglich wild und roh und feindlich gesinnt gegen Jsrael waren, nicht ausgeschlossen sein sollen von der Heilsanstalt in Christo, so sind die Adamiten, die Menschen überhaupt, soviel weniger davon ausge- schlossen. (Menken.) . » IN) Diese Bestimmungen haben nicht etwa die Absicht, die Heidenchristen noch auf einen Ueberrest des gesetzlichen Standpunktes zu stellen, sondern sollen lefiiglich den brüderlichen Verkehr unter -den beider- se tigen Gliedern einer und derselben Gemeinde, den juden- und den heidenchristlichelh und ebenso das Ver- hältniß der Gastfreundschast zwischen den beiderseitigen Gemeinden, denen in Judäa und denen ·in der Heiden- Welt, ermöglichen: die Heidenchristen sollten das- jenige meiden, was den Judenchristen ein unüberwind- licher Abscheu und Gegenstand des Aergernisses war, damit diese nicht sich veranlaßt sähen, den« Umgang mit ihnen zu meiden und sich auf sich selber zurück- zuziehemwiederum aber sollten die Jud enchristen nicht Proselhten der Gerechtigkeit (3. Mos. 17, 9 Anm.) aus den Heidenchristen machen wollen, sondern zu! frieden sein, wenn dieselben sich hielten wie gewöhnliche Proselyten Die Bestimmungen waren nach Lage der ·Verhältnisse ganz zweckmäßig und gut: hätten die Judenchristen einen brüderlichen Verkehr und nament- lich auch Tifch- und Abendmahlsgemeinschaft unter- halten sollen mit solchen, die so gar keine Rücksicht darauf nahmen, was nun einmal den an jüdische Sitte Gewöhnten ein Greuel war, so hätten sie theils die mit der Muttermilch eingesogenen religiösen Gefühle gewaltsam in sich ertödten, theils zwischen ihnen und ihren Brüdern nach dem Fleisch, die jetzt noch Juden waren, das Tischtuch durchschneiden und auf die Mög- lichkeit, sie noch für den Glauben an Christum zu ge- winnen, für immer verzichten müssen; andrerseits konnte es den Heidenchristen in Hinsicht auf ihre vorige heid- nische Lebensweise, wo man alles sich erlaubte, was dem Fleisch gefiel, und an gar keine Zucht und Ord- nung sich band, nur dienlich sein, wenn sie an ein strafferes Sittenwesen sich gewöhuten und dadur gegen die Ansteckungen des rings sie umgebenden eilten- thums und gegen die Gefahr, in dessen Ausfchweifungen zurückzufallem besser geschützt waren. »Es ist ein ganz ungerechtfertigter Vorwurf, den Luther gegen Jakobus erhebt, als habe er hier ein wenig estrauchelt; viel- mehr hat der Apostel mit seinem Vorschlag einen Aus- weg gewiesen, auf welchem die Freiheit und Selbst- ständigkeit der Heidengemeinde ungeschmälert zur Gel- tung kommt und doch eine Entwickelung eingeleitet wird, durch welche die heidenchristliche Freiheit die Ge- meinschaft mit der judenchristlichen Gebundenheit möglich macht.« Was nun die Bestimmungen im Einzelnen betrifft, so entspricht die Enthaltung vom Erstickten Bestimmungen über« die Stellung der Heidenchristeti zum mosaischen Gesetz. 515 und vom Blut allerdings- der mosaischen Verordnung in 3. Mos. 17, 10 ff., aber sie ist hier gLgs jüdisch- particularistischen Charakters entkleidet und schließt sich dergestalt an die all emein menschliche Gottes- ordnung in l. Mos- 9, Zfå an, daß noch das zweite Trullanische Concil vom J. 692 sich berechtigtVglaubte, jene Enthaltung von Neuem einzuschärsen. as die Enthaltung von Unsauberkeit der Abgötter oder vom Götzenopser betrifft, so ist unter letzterem das Fleisch solcher Thiere zu verstehen, die zu einem Götzenopfer gedient haben ; auch die Heiden verwendeten das Fleisch ihrer Schlachtopfey soweit es nicht auf dem Altar den Götzen zu Ehren verbrannt wurde, zu eigenen festlichen Mahlzeiten (2. Mos. 29, 34 Anm.), oder man brachte es auf den Fleischmarkt zum Verkauf (1. Cor. 8, 1ff.), da hüteten nun die Juden sich auf’s Strengste, dergleichen Fleisch zu kaufen, um sich nicht solcher Götzenmahlzeiten aus mittelbare Weise theilhaftig zu machen (2.»Mos.34, l5), und konnten daher Juden- chrzsten nicht fuglich mit gutem Gewissen am Tische solcher Heidenchristen essen, die etwa dergleichen Fleisch ihnen hätten vorsetzen wollen (vgl. die Entscheidung in der nämlichen Sache, welche Paulus, aber unter andern Ver- hältnissen, in l. Cor. 10, 14 ff. trifft). Befremdlich erscheint die Enthaltung von der Hur"erei, die ja für Christen sich von selbst versteht; allein nach jüdischem Sprach- gebrauch ist ,,Hurerei« auch das Leben in der Ehe mit einem Gatten von verbotenemGrade der Ver- wandtschaft (vgl. B. Mos. 18»), namentlich wenn solche Ehe zu eigentlicher Blutschande wird (1. Cor. Z, 1), wie denn z. B. in Griechenland und Eghpten es da- mals gar nicht selten vorkam, daß Geschwister einander heiratheten, und da mögen nun die Heidenchristen bei Fortführung einer derartigen Ehe und bei Schließung neuer Verhältnisse öfters sich noch haben von ihren früheren Anschauungen leiten lassen, womit sie es aber den Judenchristen doch fast unmbglich machten, in ihren Häusern und Familien sich heimifch zu fühlen und ohne Gewissensbeschwer zu verkehren. ,,Sowie also die beiden ersten Vorfchristen den heidnischen Brüdern den Abscheu vor dem Wesen des Heidenthums einflößen sollen (2. Cor. 6, 14 sf.), so die beiden andern die Achtung vor der Gottesordnung Jsraels; sie sollten sich als in eine nähere Beziehung zu dem jüdischen Volke gesetzt ansehen und in dieser freien Anschließung die allgemeine Regel anerkennen, nach welcher sich ihre Freiheit zu gestalten habe« f) Jakobus hat einen doppelten Beschluß ausge- sprochen: erstens, man solle denen, die aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht Unruhe machen mit Be- schneidung und Gesetz; zweitens, statt das Gesetz Mosis ihnen auszulegen, möge man ihnen etliche Stücke vorschreiben einerseits zur Reinigung ihres Gemeinde- lebens von heidnischer Unsitte, andrerseits zu liebe- emäßer Annäherun an gute jüdische Sitte. Die iferer über dem Gesetze nun (21, 20), auch wenn sie von Herzen gläubig an den HErrn Jesum waren, konnten gegen diesen Beschluß das Bedenken haben, daß dadurch Mose nicht zu seinem Rechte komme; denn solle dieser den Heidenjüngern gar nicht gepredigt werden, so müsse es bald dahin kommen, daß die Kirche das eigene Gesetz Gottes verliere und vergesse. Diesem Einwande begegnet denn Jakobus in dem Schlußsatze seiner Rede, worin er den Grund an iebt, weshalb die Kirche darauf verzichten dürfe, osis Predigerin unter den Heiden zu sein, und sich darauf beschränken könne, Christum zu predigen, ohne damit jenem die Gefahr Sie: bereiten, daß er vergessen werde. (Besser.) Sofern ose als Vorläufer Christi in der Welt nöthig ist, so will Jakobus sagen, ist überall für dieses Bedürfniß gesorgt, denn alsGesetzeslehrer hat er seine besondere Schule und seine besonderen Prediger überall; wir haben ein Anderes zu besorgen, wir sind Christi Prediger. (P. Lange.) Es ist merk- würdig, daß Jakobus, der Mann, welcher laut der auf uns gekommenen Schilderungen für seine Person ein Mann strengster gesetzlicher Frömmigkeit gewesen, daher er auch der ,,Gerechte« genannt wurde, daß gerade dieser Mann die Freiheit der Heidenchristen vom mosaischen Gesetz befürwortet und ausdrücklich nur die Enthaltung von gewissen, theils sittlich -religiös, theils social anstößigen Dingen von ihnen fordert; es ist aber auch nur alslguwahrscheinlich daß dem Apostel gerade in Folge des esehens der Rede der Judaisten (V. I. 5 f.) Gesetz und Gnade in ihrem Gegensatz« zu voller Klarheit gekommen und die evangrlische Freiheit im Stande der Gnade gegenüber der knechtischen Gesetz- lichkeit recht lebendig bewußt geworden ist. Da geht’s denn nun nicht wohl an, die Epistel St. Jacobi in .so späte Zeit u verlegen, wie im Anschluß an das Lange’sche ibelwerk auf S. 149 und 175 des 11. Anhangs geschehen ist: nach dem Ausspruch, den der Apostel hier an unsrer Stelle gethan, und nach der feierlichen Anerkennung der apostolischen Würde des Paulus, von der dieser in Gal. 2, 7 ff. berichtet, würde Jakobus sich schwerlich über das Ungenügende eines blos verstandesmäßigen Glaubens zur Recht- fertigung des Menschen vor Gott in so unbefangener Weise ausgedrückt haben, wie er in Kap. 2, 14 ff. seines Briefes thut; am allerwenigsten aber würde er zu einer Zeit so geschrieben haben, wo Pauli Episteln an die Galater und an die Römer mit den Aussprüchen in Gal. 2, 16 u. Röm. 3, 28; 4, I ff. schon vorhanden . waren. Viel eher« läßt sich denken, daß Paulus an den eben erwähnten Stellen solchen Jrrlehrern gegen- über, die »von Jacobo kamen«, wie er in Gal. 2, 12 sagt, d. i.-von der unter der Leitung des Jakobus stehenden judenchristlichen Gemeinde ausgegangen waren, auf dessen Auctorität in lügenhafter Weise (vgl. V. 24 unsers Kapitels) sich beriefen und die oben erwähnten Aussprüche in seiner Epistel wörtlich anführten, um die, paulinische Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben als schriftwidrig und unapostolisch bei den Galater« nnd in andern dem Heidenapostel ugehörigen Gemeinden in Mißcredit zu bringen, ab- sszichtlich ganz gegensätzlich lautende Sätze aufstellte und deren Wahrheit aus denselben Schriftworten nachwies, die in jener Erörterung des Jakobus verwerthet worden waren; denn nur so onnte er seine eigene apostolische Dignität thatsächlich aii’s Licht stellen und die dem Mißbrauch so leicht ausgesetztem dem weiteren Fort- schritt kirchlicher Entwickelung nicht mehr entsprechenden Aeußerungen seines Mitapostels, die dieser selber nicht so gemeint hatte, wie sie jetzt gedeutet wurden, einer derartigen Deutung entreißen. Sehen wir nun darauf, daß« St. Jacobi Epistel gerade an der in Rede stehen- den Stelle (·2, 15s.) deutlich genug auf Verhältnisse und Zustände sich bezieht, wo es galt, in werkthätiger Liebe sich der Hungernden und Nackenden anzunehmen, während die Fälle oft vorkamen, daß die, welche das hätten thun sollen, lieber mit frommen Wünschen sich abzufinden suchten, so ergiebt sich als die Zeit ihrer Abfassung die nach Ausbruch der Hungersnoth, welche noch im J. 44 der Prophet Agabus vorausgesagt und welche dann die Veranlassung gab zu der Reise des Barnabas und Saulus nach Jerusalem zur Ueber- bringung einer Collekte der antiochenischen Gemeinde (Kap. 11, 27 sf.); der noch Jahre lang andauernde Nothstand der palästinensischen und andrer judenchrist- lichen Gemeinden in den Nachbarländern geht be- 338 516 sonders auch aus dem hervor, wozu Paulus im J. 50 den valästinensischen Aposteln gegenüber sich verpflichtete (Gal. 2, 10). Es wird sich uns feiner Zeit als zu- trefsend erweisen, »daß etwa das J. 49 das der Ab- fassung»ist; vielleicht nahmen in Folge derselben die pharisäischen Gesetzeseiferer Veranlassung, von Jeru- salem nach Antiochien hinabzugehen und dort ihre Forderung zu erheben, Jakobus aber mißbilligt in V. 24 ausdriicklich ihre Lehre und ihr Verhalten. Wir nehmen hierbei Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, welches Gewi t die Stelle l. Cur. 9, 5 u. 6 für die Entscheidung er Frage hat, ob Jacobus der in Gal· 1, 19 des HErrn Bruder heißt, mit zu dem Kreise der Apostel zahle, wie wir zu Matth. 10, 4 unter Nr. 9 angenommen haben, und also einerlei sei mit Jakobus Alphäi in Matth. 10, Z; Mark. Z, l8; Luk. 6, 15; Apostg. l, l3., oder aber als ein Ja- kobus llL und wirklicher, leiblicher Bruder des HErrn von ihm unterschieden werden müsse, wie so vielfach behauptet wird. Offenbar hat es Paulus an der angeführten Stelle eben mit Aposteln zu thun, zu denen er sich und den Barnabas nach Apostg l4, 4 u. 14 rechnet, da sie nrsprünglich beide in Ge- meinschaft mit einander zum Dienst der Heidenmifsion vom heil. Geist ausgesendet waren ( l3, 3 Anm.); daran nun kann man nicht denken, daß er etwa zu den Aposteln als eine zweite Klasse die Brüder des HErrn hätte beifügen wollen, denn wie käme er darauf, dann chließlich noch den Kephas zu nennen? Derselbe bildet ja nicht eine dritte Dlasse für sich, sondern gehört eben zu den Aposteln; die Namhaftniachung giebt viel- mehr deutlich zu erkennen, daß Paulus unter den Aposteln, die er ihm selbst und dem Barnabas »als die andern Apostel« gegenüberstellt, eine Specialisirung machen will. Vorhin hat er sie alle schlechtwe ge- nannt; es traf aber wohl nicht bei allen ohne us- nahme zu, daß sie eine Schwester als Weib mit sich gerumführtem oder es war doch dieser Umstand den orinthern nicht von allen näher bekannt, darum be-« zeichnet er nun diejenigen unter ihnen bestimmter, bei welchen es nicht blos der Fall, sondern auch den Lefern genau bekannt war, die Brüder des HErrn und den Kephas Eine höhere Rangordnung der Ge- nannten im Vergleich mit den andern hat ers» dabei nicht im Sinne; eine solche ist im Gegentheil durch die Natur der Sache, die er erhärten will, ausge- schlossen, sondern er exemplisieirt nur. 22. Und es dauchte [bei einer demnächst fol- genden weiteren Verhandlung zur Ausführung dieses BeschlUssesJ gut die Apostel und Aeltesten, sammt der ganzen Gemeine [welche zu dieser dritten Verhandlung ebenso wie zu der ersten V. 4 s. zugezogen worden war], ausszthnen Manner zu erwahlen und zu senden gen Antiochien, mit Paulo und Barnaba fund den etlichen Andern V. 2], namliih Judas, mit dem Zunamen Bar- fabas svermuthlich einen Bruder des Joseph Barsabas in Kap. l, 23J- und Silas [oder Sil- vanus I. Thess. l, l; 2. Cor. l, l9], welche Manner Lehrer srichtigerx Vornehmste Luk. 22, 26., als Propheten V. 32 hoch angesehen] waren unter den Bruderiit [zu Jerusalem] 23. Und sie gaben [bei Abfertigung derselben] Schrift in ihre Hand [die Jakobus, der Vorsteher der Gemeinde, in griechischer Sprache, wie sie in Apostelgeschichte l5, 22—29. Syrien und Cilicien geredet wurde, verfaßt hatte], also [lautend]: Wir, die Apostel und Aeltesten und Brüder, lvünfchen Heil [genauer: Freude Jak. 1, 1] den Brüdern aus den Heiden, die zu An- tiochien und Un] Syrien und Eilicien sinds«- 24. Dieweil wir gehöret haben, daß etliche von den Unfern sin denen, die von Judäa zu euch herabgekommen V. 1] sind ausgegangen, und haben euch [die ihr zuvor, da ihr, ohne erst durch das Judenthum hindurchzugehen, schnurstracks zu Christo euch gewendet hattet, auf ganz richtigem Wege waret] mit Lehren irre gemacht[Gal.5,10] und eure Seelen zerriittet [statt sie zu bauen 9, 31 vielmehr niedergerifsen] und sagen, ihr sollt euch beschneiden lassen und das Gefetz halten, welchen wir nichts befohlen haben fsondern sie sind nur eigenmächtig bei euch eingedrungen]: . 25. Hat es uns gut gediinchh einmüthiglich versammelt swie wir jetzt sind, da wir den Brief an euch richten V.22], Männer zu erwählen und zu euch zu senden, mit unsern liebsten Baruaba nnd Paulo [die ihr zu uns gesendet habt und die nun wieder zu euch zurückkehren]; 26. Welche Menschen [wie das Werk, das sie im Dienste der Mission in Kleinasien ausge- richtet Kap. 13 u. l4, bezeugt V.4 u. l2] ihre Seelen dargegeben haben für den Namen unsers HErrn Jesn Christi [in den Lebensgefahrem die ihnen droheten zu Antiochien in Pisidien und zu Jconien und Lystra in Lycaoiiien]. 27. So fin Folge der einmüthig veranstal- teten Wahl V. 22] haben wir gesandt Judas und Sünd, welche auch mit Worten dasselbige verliindigcn werdend« swas das vorliegende Schreiben in den nun folgenden Worten besagt]. 28. Denn es gestillt dein heiligen Geist [Kap. b, 32] und uns-f· [den Aposteln und Aeltesten Kap. 16, 4., denen aber auch die Gemeine zuge- stimmt hat V. 22]," euch fwas nun eure Stellung zum mosaischen Gesetz betrifft] keine Beschwerung mehr auszulegen, denn nur diese nöthigen [mit eurer christlicheu Freiheit gar wohl verträglichen] Stücke 29I Daß ihr euch euiyaitct vom kzieiscz der] Göszenopsey iind vom Blut, und vom Ersticltem und von Hurereiz von welchen [Dingen] »so ihr euch enthaltet, thut ihr recht [so daß wir also auch damit kein Joch euch wollen auflegen, son- dern wir setzen voraus, ihr dürft diesen unsern wohlgemeinten Rath nur hören, so werdet ihr auch alsbald mit Freuden ihn annehmen] Gehabt euch tvohLH s) Die Gemeinde von Antiochieu hatte eine De- putation aus ihrer Mitte an die zu Jerusalem e- schickt: da war es schon eine billige Erwiderung die er Gemeiiidegesandtschaftz daß die Gemeinde zu Jerusalem ebenfalls Abgeordnete aus ihrer Mitte nach Antiochien sandte, um ihre brüderliche Gesinnung auszudrücken Spruch der Apostel und Aeltesten in Jerusalem, unter Beistimmung der Gemeinde erlassen. 517 und das Band der gegenseitigen Genieinschaft auch von Jerusalem aus enger zu knüpfen; überdies war es zweckinäßig, dem Paulus und» Barnabas die Ab- geordneten aus Jerusalem selbst mitzugeben, weil durch das Zeugnis; der letztereii der Bericht der zurüc- kommenden Antiochener bestätigt wurde. (Lechler.) Die mündliche lleberlieferung auch durch redliche Brüder hat den Aposteln nicht hinlänglich und» sicher genug erschienen, Glaubenslehreii und Gemeindeordnungen bekannt zu machen; sie hielten es nöthig, eine schrift- liche Erörterung ihres Sinnes abzusassem So wenig war bei den Aposteln die-absolute Untrüglichkeit eines einzigen, auch des wichtigsten ihrer Brüder, eingeführt. Wir danken der Weisheit Gottes, daß er es bei seinen miindlichen Zeugnissen nicht hat bewenden lassen, sondern uns ein festes, prophetisches Wort in Schriften gegeben; nun haben wir einen sicheren Glaubensgrund, da wir sagen können: ,,es stehet geschrieben.« (Apost. Post) VI) Nach der Aehnlichkeit des Eingangsgrußes mit jenem, welchen Jakobus in seiner Epistel gebraucht (,,Freude zuvor«), sowie nach dem Umstande, daß Ja- kobus es war, der die Erlassuiig dieses Sendschreibeiis vorgeschlagen hatte (V. 20), ist Zu vermuthen, daß er selbst auch der Verfasser dieses riefes gewesen, wozu er sich auch schon als Vorsteher der Gemeinde zu Jerusalem aufgefordert finden mußte; ist dem aber, also, so spricht das gegen allen angeblichen Primat Petri, wie ihnHins die katholische Kirche so gern glauben machen möchte, denn sonst würde gewiß Petrus diesen Brief verfaßt haben. (Andreii.) Jn der Ver- sammlung der Apostel und Aeltesten war (V. 14) die Rede gewesen von einem Volke Gottes aus den Heiden, und es war auf mehr als Einem Wege dargethan worden, daß die göttliche Sache nnd Anstalt des Christen- thums eben das zum Zweck habe, ein Gottesvolk aus allen Nationen und Heiden zu sammeln und zu bilden; mit diesem Briese wird nun diese grosse Sache als jetzt vorhanden, jetzt in das Leben und die Wirklichkeit eingetreten anerkannt, und so ertönt hier zum ersteii Male in der Welt förmlich und feierlich der Gruß der Wahrheit und Liebe: ,,Briider aus den Heideii.«» (Menken.)« Durch eine bewundernswürdige Selbstver- leugnung und durch Erlenchtung von oben waren die Apostel in Jerusalem nun dahin gelangt, die wunder- bare Thatsache anzuerkennen, daß ohne ihr Znthun ein Apostel im wahren Sinne in Wirksamkeit getreten war, welcher von dem erhöheten Christus dieselbe Sendung und Gewalt fiir die Heiden empfangen, welche sie selber einst von Christo auf Erden für die Juden empfingen (Gal. 2, 7 f.), womit zugleich festgestellt wurde, daß Paulus ebensowohl, wie sie, nur Christo selbst für sein Verhalten verantwortlich sei; daher richtet sich das Sendschreiben nur an diejenigen Gemeinden aus den- Heiden, welche schon vor dem selbstständigen Hervor- treten des Apostolats des Paulus (13, 9 fs.) vorhanden waren (vgl. die Bem. von Banmgarten zu V. 41). Wenngleich nun dieser hernach (Kap. 16, 4) in Ge- meinschaft mit Silas in den Städten Lykaoniens und Pisidiens die aus dem Apostelconeil beschlossenen Satzun- en auch den von ihm an der ersten Missionsreise ge- tifteten Gemeinden mittheilte, die ja mit in denjenigen Bereich fielen, über welchen er in Gemeinschaft mit Barnabas das jerusalemische Apostolat, da das seinige noch nicht constatirt war, hatte eiitscheiden lassen, so scheint er doch schon in Phrygien und Galatieii (16, 6) eine solche Niittheilung unterlassen und sich damit als ganz unbeschränkt von menschlichen Auetori- täten auf seinem ihm speziell zugehörigen Arbeitsfelde documentirt zu haben; die Zeit war gekommen, wo er sein Apostolat nach allen Seiten hin zur vollen Geltung »brin»gen durfte und bringen mußte, und so citirt er in seinen Episteln an die Galater und Corinther keine jernfalemifchen Decrete, fein Wort als Apostel Christi für die Heiden mußte diesen Gemeinden Decretes genug sein. Jneiner Lage, wo nun bald seine Apostel- würde von seinen eigenen Gemeinden in Zweifel gezogen werden würde, wie er» in weiserVoraussicht erkannte, hätte er von Haus aus sich zu viel vergeben, wenn er eine andere Gewalt, als seine, alsgefetzgebend in der Heiden- tirche angeführt hätte; dabei kam es» ihm freilichmicht in» den Sinn, in der Sache selbst jenen ohnehin so milden und vollberechtigten Forderungen zu wider- sprechen, vielmehr treffen seine eigenen Ausstellungen, wenn auch noch anders xnotivirh mit» dem Beschlusse von Jerusalem allseitig uberein. (Thiersch.) » »Ist) Die Gemeinde »zu Jerusalem bedauert die Dinge, welche in Antiochien vorgekommen waren, und dies zwar um so mehr, als sie es nicht in Abrede stellen will, daß es wirklich etliche aus ihrer Mitte selbst gewesen, welche» diedortige Gemeinde niit Reden beunruhigt»»hätten; sie giebt deshalb gleich hier ihr Mißfallen uber den Vorfall dadurch zuerkennen, daß sie Jene Leute als» verderblicheEindringlinge (Gal.2, 4) bezeichnet und die uversichtlichen Behauptungen der- selben als eine von» er ihrigen totalverschiedene Lehre. Im» Gegensatz zu ihnen, die nur aus eigenmächtige Weise nach Antiochieei gekommen, werden die nunmehr geschickten Maniier Judas und Sszelas als die richtigen Stellvertreter der Gemeinde von Jerusalem beglaubigh gleichwie das, was sie in Uebereinstimmung mit dem in deni»»Briefe enthaltenen Decret zu verkijndigen haben, deren achte Lehre ist; noch ehe aber »die Person dieser Stellvertreter mit Namen genannt wird, werden aus- drucklich Barnabas »und Saulus in Schutz genommen gegen alle Berdachtiguiigem welche von Seiten jener Jrrlehrer »in Antioszchien etwa» uber sie ausgebreitet worden waren. Mit diesen beiden; von Antiochien ge- send»eten Mannern steht die Gemeinde zu Jerusalem iii volliger brüderlicher llebereinstimmung das will der Ausdruck: ,,uiisere»»Liebsteii« besagen; »und zugleich wird ihnen »das hochste Lob, das wirklichen Dienern Christi ertheilt werden kann, mit Beziehung auf die Gefahren und die Ausdauer, die sie bei dem Werke der Heidenbekehrung bestanden »und bewiesen haben, gespendet. (And»rea.) Die jiidisch gesinnteii Eiferer, welche die Gemeinde zu Jerusalem mit dem» Ausdruckr ,,etliche von den llnseriV hier noch als die Jhrigen anerkennt, hatten sich ohne Zweifel den »Vorschlag des Jakobus gefallen lassen, weil er»ihnen in einein Mo- mente, da sie ganz geschlagen schienen un»d nichts mehr zuerwarten hatten, doch iioch eine Coiieessi»on zu machen ch·ien, obwohl es durchaus keiiieConcessioii in ihrem Sinne war, wie denn bekanntlich solche Geister in einer» solchen Situation gern auch nur den geringsten Schein,»als hatten sie Recht behalten, ergreifen, um ihreBloße damit zu decken; zugleich aber hatten sie sur» ihre falschen Hintergedankeii nun doch einen ver- nieiiitlichen»Anhalt, den sie wohl gedenken inochten spater fleißig auszubeuten. (P. Lan· e.) » » f) Der Beschluß, Abgeordnete an ie Heidenchristen zu senden, wird in V. 25 nur mit »den Worten an- geführt: ,,es»hat uns gut Lgediiu t, einmiithiglich ver- amnielt«», hingegen» der eschlu , den Heidenchristen nichts weiter aufzuburden und ihnen nur die bekannten Enthaltungen zuzumutheiy mit den Worten :» ,,es »ge- fallt deni heil. Geiste und uns«; also nicht sammtliche Entschließungen der Versammlung werden»auch auf den heil. Geist zuruckgefuhrh sondern nur die belangs reiche, für die Gewissen sowohl der Brüder aus den 518 Apostelgcschichte 15, 30—35. Heiden als der Judenchristen selbst gewichtvolle Ent- scheidung; diese erkennt die Versammlung als eine nicht blos menschlich gesundene, sondern zugleich gött- lich eingegebene, als eine durch Erleuchtung und Lei- tung des heil. Geistes selbst geschenkte Sollte in diesem Bewußtsein etwas Jrriges oder Unrechtes, etwas schwärmerifch Eingebildetes oder gar etwas aus geistlichem Hochmuth und hierarchifchem Gelüst Andern Vorgespiegeltes liegen? Nimmermehn sondern es ist treffende Wahrheit, in niichternem Sinne gefaßt, mit gesunder Frömmigkeit und maßhaltender Besonnenheit geltend .gemacht. Sie erkennen es mit demiithigem ank, und schämen sich auch des Bekenntnisses vor den Menschen nicht, daß sie das Beste, das wahrhaft Einigende, eine Lösung der Frage, welche weder die Wahrheit der Liebe opfert, noch die Liebe um der Wahrheit willen verletzt, eine Lösung, welche sowohl die evangelische Freiheit wa rt, als die Einheit der Kirche Christi sichertk nicht si selbst verdanken, sondern dem heil. Geiste, der in alle Wahrheit leitet. Und so geben sie Gott die Ehre; aber sie verleugnen darum weht, daß sie selbst gearbeitet und alle Mühe gemein- samer Erwägung und redlichen Suchens daran gerückt haben, daß ihnen das Ergebnis; nicht im Schlaf von oben geschenkt, sondern als Frucht redlicher, ernster Bemühung selbstständig errungen worden- sei: »und uns«. Jn dem combinirten Ausdruck ist also sowohl die göttliche Gnadenwirkuiig des heil. Geistes als die nienschliche Selbstständigkeit im Suchen uud Wirken« anerkannt, alle Einseitigkeit des Bewußtseins vermieden, Demuth und christliche Würde vereinigt. (Lechler.) H) Was die ganze äußere Haltung des Send- schreibens anlangt, so macht sich uns die Aneignung der griechischen Briefform bemerkbar: im Anfang « finden wir das greises«- (,,wünschen Heil«) und am Schlusse das sitz-dass (,,gehabt euch wohl«), Tvas nach den Bemerkungen Arte1nidor’s (aus» dem Z. Jahrh- n.· Ehr) zu den Eigenthümlickfkeiten eines jeden grie- chischen Briefs gehört (Kap. 23, 26 u. 30); es kann kaum bezweifelt werden, daß hierin Absicht und be- wußtes Streben zu erkennen ist. Osfenbar nämlich sollen die Brüder aus den Heiden, welche an die griechifchen Formen gewöhnt sind, sogleich an den ge- wohnten Ausdrückem zu welchen die Brüder in Jeru- salem ihre feierlicheren Worte herabsetzem einen Ein- druck des wahrhaft brüderlichen Sinnes erhalten. Daß wir übrigens in dem Wortlaut des Briefs das Ori inal, und nicht etwa ein selbstverfaßtes Machwerk des nkas - vor uns haben, geht unter anderem auch daraus her- vor, daß in V. 25 Barnabas dem Paulus ebenso wie in Kap. 14,14 u.15,12 wieder vorangestellt wird; in 14, 14 mußte jener bei der heidnischen Schwärmerei der Lhstrenser ja am meisten betheiligt erscheinen, weil man eben ihn für den Jupiter hielt, in V. 12 u. 25 unsers Kapitels dagegen kommt das Verhältniß in Betracht, in welchem die Beiden zur Gemeinde in Jerusalem, auf deren Standpunkt sich der Briesschreiber stellt, standen, und da war Barnabas der von Anfang an ihr Bekannte und bei ihr Wohlangesehene, während Paulus von Seiten seiner apostolischen Dignität ihr noch verborgen war, wenn sie auch durch die öffent- lichen Erzählungen von dem, was der HErr in Klein- asien durch ihn gethan, nun eine höhere und bessere Vorstellung von ihm hatte als vordem, vgl. Kap. 9, 26. (Baumgarten.) b. U. 30—35. Dak- den Beschlnsl der Sgnode in authentischer Ulorlsassniig enthaltendez den zwei Ab« gesandien der sernsalemischen Gemeinde, welche den Paulus und Barnabas ans ihrem Heimwege zu be- gleiten haben, iibergebene Schreiben wird zu An· tiochien in einer Genieindeversammluiig vor-gelesen nnd näher erläutert; die Entscheidung ist denn eine solche. dass sie die ansgeregten Geniiither volliiomnseii beruhigt nnd diese ihres« vollen Ilntheilg an den! Heile in Christo Jesn in den: gesetzes-freien Stande, dem Iie bis« her angehört haben, wieder stoh werden. Paulus nnd Barnabas Können nun ebenfalls in derselben Weise, mie bis daher, iueiler wirken, ohne ferner von den Gesetzeseiserern behelligt zn werden. 30. Da diese [die vier in V. 22 genannten Männer, in einer feierlichen Gemeindeversamm- lung Kap. 13, Z] abgefertigt waren, kamen sie gen Llntiochiem und versammelten die Menge [der Gemeinde und ihrer Vorsteher] uud überaus- tvorteten den Brief. » 31. Da sie sdie Brüder in Antiochien] den lasen, wurden sie desTroftes froh-« ksahen sie doih ihre christliche Freiheit nun geschützh nachdem die schrofse Forderung der Judaisten ihnen vorhin soviel Unruhe und Zerrüttung bereitet hatte V. l f. 24]. 32. Judas »aber and Since,- die auch Pro- pheten waren [wie die m Kap. 11, 27 u. 13, 1], ermahneten die Brüder [ihrem Auftrage V. 27 gemäß] mit vielen Reden [darin sie ihnen das näher.auseinandersetzten, was in Jerusalem ver- handelt worden war, und daran ihre Zusprachen Joh. 14, 18 Anm. knüpften] nnd stätkten sie" sin dem Trost und der Freudigkeit, die sie aus dem Brief gewonnen hatten]. 33. Und da sie verzogen eine Zeit lang seinige Zeit daselbst zugebracht hatten], wurden sie von den Brüdern [den Christen zu Antiochien] mit Frieden*" [unter dem herkömmliehen Segens- wunsche: ,,Gehet hin mit Friedeni« Joh. 14, 26 Anm.] abgefertiget zu den Aposteln sin Jerusalem, nach anderer Lesart: zu ihren Absendern V. 22]. 34. Es gefiel aber idem] Silas, daß er da [zu-Antiochien] bliebe fund kehrte er demgemäß dahin von Jerusalem, wohin er nach dem vorhin Erzählten mit Judas abgefertigt worden, nicht lange darnach zurück]. » «) Den Trost, den die Freiheit vom Gesetz einflößt, kann niemand recht schmecken, als wer vorher den Druck dieses harten Jochs recht erfahren hat. (Apost. Past.) Die Antiochener hatten nur ein so kurzes Briefchen erhalten, und es machte schon Freude: wie sollten wir uns freuen, daß wir nun so viele Briefe der Apostel lesen dürfen! wie vielmehr soll uns erst die ganze Schrist erfreuen, die ja ein Brief Gottes an die Menschen ist! (Quesnel.) Es) Weil die Antiochener es mit ihrem Seelenheile ernst und gewissenhaft genommen hatten, so waren sie bis dahin durch die zuversichtlichen Behauptungen der« Judaisten darüber bekümmert gewesen, ob sie sich bei ihrer heidenchriftlichen Freiheit auch wohl wirklich auf dem rechten Wege befänden; es gereichte ihnen daher nun zur größten Herzens-fremde, zu lesen und aus dem Munde von Judas und Silas noch viel umftändlicher zu hören, daß die Gemeinde zu Jerusalem mit voller instimmigkeit ja mit hoher. Glaubensgewißheit (,,es Heilsame Wirkung des Sendschreibens bei der Gemeinde zu Antiochien- 519 gefällt dem heil. Geifte«), sie von jedem Auflegen ge- etzlichen Jochs freige prochen habe. Sicherlich nahmen sie nun auch gerne den ihnen hier gegebenen Rath an, durch Enthaltung von den ihnen angedeuteten heid- nischen Sitten ihren jüdischeii Neitbürgern und den christ- lichen Brüdern keinerlei Aergerniß zu geben; und dies war um so lieber, als sie in der Enthaltung .von solchen erührungen mit dem Heidenthum, dem sie als Christen nun entnommen waren, ein gutes Bewahrungslnittel für den Stand ihrer eigenen Seelen erkennen mußten. (Andreä.) IN) Jn freundlicher Erwiderung jenes den An- tiochenern aus Jerusalem zugesandteti griechifchen Grußes (V. 29): »gehabt ench wohl!« entließen diese nun ihrerseits mit dem hebräifchen Friedensgruß den Judas und Silas zu den jüdifchen Brüdern nach Jerusalem; nnd ficherlich sind beide jetzt auch dahin zurückgekehrt, nicht aber verhält es sich so, wie die Vulgata nach der Lesart der Cambridger Handschrift tCodex des Beza) den 34· Vers giebt: ,,Es—gefiel aber Silas, daß er da bliebe, und Judas ging allein nach Jerusalem ab«, sondern es ist höchstens die erste Hälfte— dieses "Verses, wenn man ihn so versteht, wie wir ihn hernach erklären werden, richtig, wie denn auch die andere Handschrifh in welcher der Vers sich befindet, nur die erste Hälfte enthält. Aber der Vers ist un- weifelhaft unächter und nnr für den Zweck gemachter Zusaz um zu erklären, wie Paulus hernach darauf kommen konnte, den Silas— auf seine zweite Mission-s- reife mitzunehmen (V. 40). Es ist diese Erklärun jedoch ziemlich unwahrschemlickx näher liegt es, si die Sache so zu denken, daß, gleichwie Barnabas von Jerusalem den Marias an sich zog, Paulus das Gleiche in Beziehung auf den Silas that. 35. Paulus aber und Barnabas hatten fnoch während des ganzen Jahres 50 n. Chr.] ihr Wesen zu Antiochien lgleichwie in den anderthalb Jahren zuvor Kap. 14, 28], lehreten und predig- ten des HErrn Wort, sammt vielen Anderensfwie ja überhaupt die Gemeinde daselbst von jeher gut mit Propheten und Lehrern verso·rgt war 13, 1 fs.]. Nach dein, was wir in den Schlußbenterkungen zum Evangelio St. Lueä über die frühere Lebens- geschichte dieses Evangelistem ehe er in den Misfions- dienst des Paulus eintrat (Kap. 16, 10), angedeutet haben, scheint auch er, Lukas, unter diesen ,,vielen Andern«, die damals zu Antiochien lehreten und des HErrn Wort predigten, sich befunden zu haben; seine Thätigkeit erstreckte sich da besonders anf die Unter- weisung des Theophilus im Chriftenthum, und be- leitete er diesen, wohl iemlich zu derselben Zeit, wo Zzaulus seine zweite Missionsreise in Gemeinschast mit Silas antrat (V. 40 f.), nach Troas, um den Unter- richt, dessen er in Luk. 1, 4 gedenkt, an ihm zu voll- enden. Ein zweiter Punkt, über den wir uns unvor- liegender Stelle klar werden müssen, ift die Frage, ob etwa in die Zeit dieses weiteren Aufenthalts des Pau- lus und Barnabas in Antiochien jener Conflikt des Paulus mit Petrus fällt, von dem er in Gal. Z, 11 ff. erzählt; es scheint das darum angenommen werden zu müssen, weil der. Apostel von feinem Bericht über die Reise nach Jerusalem in Gal. Z, 1-—-10 so rasch, ohne durch irgend welche Zeitbestimmung das weite Faktum von dem ersten zu trennen, zu dem in Ziede stehenden Conflikt übergeht und er mit nichts andeutet, woher es denn gekommen, daß auch er sich damals in Antiochien befand, während er doch von Petrus die Ankunft daselbst meldet. Wirklich haben denn viele Ausleger zu dieser Annahme sich bewo en gefühlt und gemeint, daß nun der Zwiespalt, in wel en Paulus nach V. 36 ff. unsers Kapitels mit Barnabas wegen der Mitnahme des Markus gerieth, sich besser erkläre, wenn unmittelbar vorher, gleichwie mit Petrus, so auch mit Barnabas, schon ein anderer Zwiespalt stattgefunden hatte. Wir müssen aber im Gegentheil behaupten, daß, wäre das wirklich der Fall gewesen, hätte Paulus an dem Barnabas diese euchelei, von der er in Gal. L, 11 ff. redet, als ein rlebniß schon vor sich gehabt, er wohl schwerlich zu einer neuen Mis- sionsreife in die Heidenländer ihn aufgefordert hätte, wie er hernach in V. 36 thut, und der zweite Conflikh um nach jenen Auslegern zu zählen, wäre gar nicht vorgesallem denn zum Mitarbeiter in dem ihm zu- gehörigen apostolifchen Wirkungskreise, das Evangelium an die Vorhaut zu bringen, konnte er nur einen Mann brauchen, der die aus den Heiden zu gewinnenden Gläubigen mit ganzem, vvllem Herzen für gleich- berechtigte Brüder mit den Judenchristen erkannte, nicht aber gelegentlich sich von ihnen absonderte als von annoch unreinen Leuten. Hiernach verlegen wir den Conflikt in Gal. 2, Il ff. vielmehr in die Zeit derjenigen Anwesenheit des Paulus in Antiochien, die aus dem J. 54 in Kap. 18, 22 f. nur wie im Fluge von Lukas erzählt wird; letzteren scheint die schmerz- liche Erinnerung an diesen zweiten Zwiespalt des Paulus mit Barnabas, wie wir ihn nach unsrer hier dar eleqten Ansicht zu rechnen haben, hauptsäehlich zu fol er sluchtartigeii Erzählungsweise bewogen zu haben. Denn Barnabas, von dem er früher soviel Gutes be- richten konnte und den er in Kap. 11, 24 einen Mann voll heiligen Geistes und Glaubens nannte, benahm sich fortan anders, wie wir zu Kap. 18, 23 weiter davon handeln werden. Was aber den oben erwähn- ten Schein betrifft, als gehörten die beiden Abschnitte Gal. Z, 1—10 und U ff. der Zeit nach unmittelbar zusammen und dürften nicht durch einen Zeitraum von ca. 4 Jahren von einander getrennt werden, weil Paulus sie in seiner Ausdrucksweise so unmittelbar verbinde, so ist das eben nur ein Schein; eine un- mittelbare eitverbindung ist schon dadurch ausge- schlossen, da es rein 11ndenkbar ist, daß Petrus schon so bald nach seinem Siege über die Judaisten in Jerusalem ihnen in Antiochia sollte unterlegen sein nnd schon so bald nach seiner Anerkennung der freien Gnade Gottes in Christo, womit er gogar nahe an die Aufhebung des Gesetzes auch für ie Juden- christen anftreifte, in eine solche Jneonsequenz verfallen wäre, die nach den Vorschlägen des Coneils nun or- ganisirten Heidenchriften nicht einmal für seines Um- gangs würdige Brüder anzusehen. Es mußte erst eine län ere Zeit vergehen, ehe das geschehen konnte, und mugten inzwischen besondere Umstände eingetreten fein. "ll. Lan. 15, Bis-18, W. Zweite Zilifstonsreife des Ypostel Paulus. a. V. Bis-is. b. (§ l52.) Die zweite Miffionsi teile geht zunächst hervor aus dem Bedürfnis! der liirchliiheit Aufsicht und Leitung, sie sollte eine Ju- spectionsreife fein durch die Stiftungen, welckje die Apostel aufihter ersten Reise in?- Leben gerufen; aber nie hat sich ank- einer Jnfpectionsreife eine folche fchiifsferifctse Wirksamkeit entfaltet. Der Antrieb ging dies Mal unmittelbar von Patiltts aus; aber erfk tiornmt es zu einer Trennung ztvifctsen ihn: nnd Bat« nabas und zu einer Verbindung mit Silas, ehe die Reife selber« zur Itusfithrung Kommt. Der Apostel und fein neu grmonueitec Gehilfe nun nehmen ihren Weg durch Sgrien und Cilicien, wo sie ja nachzufehen sc! ·«Q I Apostelgeschichte is, 36—41. haben, inwieweit das« ferusalemischedecrey das auch ans diese Gemeinden sitt) bezog (V. 2s), in’5 Leben eingeführt sei und sich bewahre; darnach liommen sie nach Derbe und Butten, wo ein in Ilussictst genommen« weiterer Aposkclgehil’se, Timothetis, der Beskhneidctiig unter« mai-sen, zugleich aber das ierusalencisbshe Decret eben— falle» zur Norm für das tiirctstictje Leben gcniaitjt wird. 36. Nach etlichen Tagen aber [nach unserer Berechnung im Frühjahr a. 51 n. Chr.] sprach Paulus zu Betaut-a: Laß uns wieder umziehen sin diejenigen Landschaften von Kleinasiem durch welche unsere vorige Missionsreise ging Kap. 13 u. 141 und unsere Brüder sdie christlichen Ge- meinen] besehen durch alle Städte [Derbe, Lystra, Jconien und Antiochias in welchen wir Damals] des HErru Wort verkimdigt [und Seelen für ihn gewonnen] haben, wie sie sich fin Hinsicht auf ihr inneres und ihr äußeres Glaubens-leben] hatten. Mit den Beschliissen der apostolischen Synode und den gleichzeitigen Verhandlungen des Paulus mit den Aposteln in Jerusalem ist in der Entwickelung der Kirche ein großer Schritt vorwärts ethan. Allerdings gzatte sich die unmittelbar vom H rrn ausgegangene erufung des Paulus in Kleinasien und in Antiochia thatsächlich bewährt, allerdings war unleugbar ein gleichfalls von dem HErrn eingeleiteter und gewirkter Anfang der Heidenbekehruiig gemacht; aber es hatte doch noch an einem Zusammenschliiß dieser durch den Geist des HErrn geschaffenen neuen Anfänge mit dem ersten Anfang der Einen allgenteinen Kirche in Jeru- salem gefehlt. Eben dieser von beiden Seiten mit Bewußtsein vollzogene Zusammenfchluß war dann in jener ewig wichtigen Lösung der verhängnißvollen Krise, die uns der vorige Abfchnitt aufgewiesen hat, erreicht: auf diesem neugewonnenen Grunde ruht der weitere Fortschritt Lukas legt zwar auf die persön- liche Verständigung des Paulus mit den Apofteln in Jerusalem, indem er nichts davon berichtet, kein Ge- wicht, weil das, was für seinen historischen Standpunkt das Wefentliche in derselben war, in der Anerkennung der Heidengetneiiide von Seiten der apostolischen Juden- gemeinde in Jerusalem schon mitenthalten ist. Die Heidengemeinde hat also nunmehr durch diese große Wendung das von dem Geist unmittelbar empfangene Zeugnis; der Wahrheit auf dem geordneten Wege der kirchlichen Gemeinschaft bestätigt erhalten; dadurch hat sie einen neuen Halt ihres Bestandes und einen neuen Antrieb ihrer Ausbreitung empfangen, zugleich aber auch, indem sie sich zu der Vergangenheit, zu den heiligen Anfängen der Kirche in Jerusalem in das rechte Verhältnis; gesetzt, die rechte Regel und Richt- schnur für ihre künftige Gestaltung überkommen Es ist nun völlig in der Ordnung, wenn Paulus und Barnabas Zuerst eine Zeitlang in Antiochia verweilen, um durch ehre und evangelische Verkündi uug das gewonnene Resultat der kirchlichen Entwi etung in der Mutterstadt aller Heidenchristen recht fest und un- antastbar zu begründen; ebenso naturgemäß ist es aber auch, daß, nachdem das neue Fundament alles Weiter- baues in Antiochia gehörig gelegt worden ist, das Bedürfniß erwacht, mit der evangelischen Verkündigung wiederum in sdie Ferne hinauszu ehen, und daß dieses Bedürfnis; jetzt vor allem dem aulus um Bewußt- sein kommt. Paulus ist es ja, durch dessen Wort und Werk vornämlich jene ersten Gemeinden mitten im Heidenlande gegründet find, er ist ihr Vater, ihre Mutter geworden (1. Cur. 4, 15; Gal. 4, 19); und nun ist in der Aufforderung, die er an den Barnabas richtet und die zunächst darauf geht, gemeinschaftlich die kleinasiatischeit Brüder zu besuchen, unverkennbar zugleich der Gedanke an eine weiter hinausgehende Ver- breitung des Evangeliums enthalten —— einerseits ist dieser Gedanke in der Seele des Paulus. durch die Berufung des HErrn tief angelegt und andrerseits durch die letzten entscheidenden Ereignisse stark in den Vorder- grund gedrängt. (Baumgarten.) Die zweite Mission-s- reise des Paulus, welche eine weit größere Ausdehnung erlangte als die erste und ihn nach Europa führte, hat er, wie es auf den ersten Anblick scheint", lediglich aus eigenem Antrieb eingetreten, während er zur ersten auf Anregen des heil. Geistes von der Gemeinde zu Antiochia ausgesendet worden war; deunoch ist die Reise, die so vielfach gesegnet war, nicht aus mensch- lichen Gedanken und aus individueller Wahl ent- sprungen. Denn es war ohne Zweifel das Gefühl einer Pflicht gegen die auf der ersten Reise gestifteten Gemeinden Kleinafiens, eine Regung des vom Geiste Gottes erleuchteten und geleiteten Gewissens, daß Pau- lus sich entschloß und den Barnabas dazu aufforderte, diese Reise zu unternehmen; und nicht zunächst Ver- kündigung des Evangeliums vor Unbekehrten, äußere Mission, sondern nachsehende und pflegende Fürsorge für die bereits Bekehrten, innere Mission, wenn man will, schwebte ihm vor — erst im Laufe der Reise wurden ihm weitere Ziele gesteckt. (Lechler.) Wenn es erlaubt ist, weltliche Beispiele zu brauchen, so kommt mir unser Paulus hier vor wie ein seegewohnter Schiffsmann: wenn er kurze Zeit am Lande ausgeruht hat und sich’s wohl sein lassen — es wird ihm bald zu eng in der Ruhe, er muß wieder Secluft athmen, er muß wieder die Wellen unter sich haben und den Himmel über sich; das ist so sein Element. Oder wie ein kampfgewohnter Kriegsmann: wenn er kaum feine Narben ausgeheilt und sich von den Kriegsstrapazen erholt hat —- er schämt sich der Ruhe, es drängt ihn wieder hinaus auf’s blutige Feld der Ehren. Oder auch, wenn ihr ein friedlicheres Beispiel wollt, wie ein Feld- und Gartenbesitzen im Winter muß er zu Hause bleiben; aber wenn die Frühlings-lüfte wehen und die ersten Lerchen schwirren, dann zieht? ihn wieder hinaus nach seinem Feld und Garten, zu sehen, wie die Gewächse durch den Winter gekommen, und auf’s Neue zu pflanzem zu säen, zu bauen, wie sich’s nöthig befindet. (Gerok.) 37. Batnabas aber [der sofort zu der ge- meinschaftlichen Besuchsreise sich bereit erklärte] gab Rath, daß sie mit sich nahmen Johannen mit dem Zunamen Matkus [seinen Neffen Col. 4, 10]. 38. Paulus aber achtete es billig, daß sie nicht mit sich nahmen einen solchen, der von ihnen gewichcti fgenauer: abgefallen] war in Pum- phylieu lschon von da an], und war nicht mit ihnen gezogen zudem Werk« [Kap. is, 13; denn damit habe er sich unwerth der abermaligen Mit- nahme gemachts 39. Und sie kamen scharf an einander sin diesem Streit ihrer gegentheiligen Meinungen, bei dem es ohne heftige Gemüthserregungen nicht ab- giugL also, daß sie voneinander zogen, und Bar- nabas sschnell nach Jerusalem abreisend, daselbst] zu sich nahm Markum, und schiffte svermuthlich Zweite Missionsreise des Paulus, in Gemeinschaft mit Silas unternommen. 521 von Cäsarea aus] in Cypern sum dort, wo ja das frühere Missionswerk angefangen worden und Markus noch dabei thätig gewesen war Kap. 13, 4——12., die Jnspeetion vorzunehmen) 40. Paulus aber wählte Silan [den er sich von Jerusalem nach Antiochia kommen ließ oder der, wenn es sich mit der Bemerkung in V. 34 richtig verhält, schon daselbst anwesend war], Und zog hin sauf die beabsichtigte Jnspectionsreise V. 36], der Gnade Gottes befohlen [Kap. 13, Z; 14, 26] von den Brüdern» sder Gemeinde, die in dem Streite mit Barnabas ganz Pauli Mei- nung theilte und ihn für ihren eigentlichen Send- boten erachtete, während jener mehr nur ein Privatunternehmen vorhätte]. «) Indem die beiden heil. Männer in diesem heil. Vornehmen Ein Herz und Eine Seele sind, auch außer ishnen nichts vorhanden ist, das die Ausführung des hZilsamen Werks aufhalten und hindern könnte, hin- dern sie dem Anschizine nach sich selbst, werden uneins und gehen auseinander! Dem Vorschlage des Parna- bas, den Johannes Markus jetzt Theil nehmen zu lassen an der Visitation jener Gemeinden, zu deren Gründung er nicht hatte behilslich sein wollenz wider- setzte sich Paulus, Barnabas aber. beharrte darauf. Bei letzterem war, wie es scheint, die zu weit getriebene natürliche Vorliebe zu seinen: Verwandten vorherrschend und ward ihn: hinderlich, über diesen Markus und über die Sache, um die es sich handelte, ein rechtes Gericht zu richten; er gründete sich in seinem Urtheil auf natürliche Empfindung und natürliche Billigkeit. Paulus aber, durch keine natürliche Empfindung dieser oder einer andern Art vorweg eingenommen, sah mehr auf das, was jenen Gemeinden, als auf das, was dem einzelnen Menschen fromme; er stand gegründet auf Wahrheit und Gerechtigkeit und wollte die hochwichtigc Sache «nach heiligen Grundsätzeu und in jener Pro- gzhetem und Apostelgesinnung die, we n es des HErrn ort und Gemeinde betrifft, von So n und Bruder nicht weiß, den Freund und Verwandten nicht kennt (5. Mos. 33, 9), das eigene Herz nicht hört und das eigene Leben nicht achtet, beurtheilt und behandelt haben. (Menken.) Wenn Paulus von Markus sagt, daß er von ihm und dem Barnabas abtrünnig ge- worden sei von Pamphylien an und nicht mit ihnen gezogen zu dem Werke, so beschuldigt er ihn, gerade in dem Moment, wo das Werk der Mission hätte be- ginnen sollen, urückgetreten zu sein, also zu dem eigentlichen Ernt der Sache gar kein Verhältniß ge- habt zu haben (Luk. 9, 6«2); Barnabas nun vermag sich zu der Höhe der paulinischen Auffassung von dem Missionswerke nicht zu erheben, er kann also auch dem Paulus in der strengen Beurtheilung jenes Rücktritts nicht folgen. (Bau1ngarten.) Barnabas vertrat die Stelle einer guten, sanften Niutteiz welche die Fehler der Kinder gern entschuldigt und übersieht; Paulus aber erwies sich als einen ernsten Vater, der die Ruthe braucht und denkt, das verzärtelte Kind muß es auch fühlen. (Goßner.) «) Dieser Streit und diese Trennung kann uns wundern und wehe thun, ja wir könnten fragen: warum wird das berichtet? nimmt’s uns nicht etwas von der Achtun vor solchen Gottesmännern? Aber da sehet die ahrhaftigkeit der Schrift: sie malt nicht in’s Schöne, sie schmeichelt nicht, sie stellt die Gottesmänner nicht als sleckenlose Heilige hin; sie verschweigt weder David’s Fall, noch Petri Verleug- nung, noch Pauli und Barnabä scharsen Streit. Das ist gut, es stärkt unsern Glauben an die Schrift: ist sie aufrichtig über die Fehler der Heiligen, so wird sie auch wahrhaftig sein über ihre Tugenden und Thaten Es demüthigt den geistlichen Hochmuth: niemand rühme sich, ich werde nimmermehr darnieder- liegen! Es tröstet uns in unsrer eigenen Schwach- heit: auch diese großen Gottesmänner waren Fleisch von unserm Fleischl Und es dient zur Verherrlichung Gottes, der in seiner Weisheit auch die Fehler seiner Knechte zum Besten wendet. Varnabas, Paulus und der HErr, oder gut, besser, am besten: 1) gut die nachsichtige Liebe des Barnabas, "2)besser der heil. Ernst des Paulus, 3 am besten die alles wohl machende Weisheit des H rrn. (Gerok.)· Jeden- falls war es gut, daß bei dieser Gelegenheit beide Männer aus einander kamen: Originalgeister passen selten zusammen, eins kann sich in das andere schwer finden; sie sind unbeschadet ihrer Vrüdergemeinschaft in C risto dazu da, jeder für sich allein zu stehen. (Will1ger.) Ohne Zweifel aber war es hier Barnabas der am meisten gefehlt hat, wie wir ihn denn auch nachher in Antiochien noch einmal einen Fehltritt be- gehen sehen, der zu tiefer Betrübniß des Paulus ge- reichte, v« l. zu Kap. 18, (Andreä.) Der Gegen- satz der Wege, den nunmehr beide einschlagen, bringt uns den inneren Gegensatz zur Erscheinung: Barnabas geht mit Markus nach Cypernt Daß bei der ersten Aussendun Barnabas und Saulus sich zunächst nach der Jnsel ypern wenden, haben wir ganz in der Ordnung gefunden; daß aber Barnabas jetzt wiederum Cypern zu seinem nächsten Ziel erwählt, ist eine anz andere Sache. Der erste Aufenthalt der apostoli chen Missionare auf der Insel Eypern ist bis auf die einzige Ausnahme des römischen Proconsuls erfolglos ge- wesen; Gemeinden und Brüder zu besuchen gab es also auf der Jnsel nicht (wenigstens was eine Ge- meinde aus den Heiden betrifft) Sollte nun aber die Thätigkeit der Sendboten auf die Verbreitung des Evangeliums gehen, so war ja weit mehr Anlaß, in den weiten Räumen des Heidenthums solche Stellen aufzusuchen, die noch gänzlich unberührt geblieben waren von aller evangelischen Wirksamkeit; da nun also weder das conservative noch auch das progressive Moment der paulinischen Missionswirksamkeit hier be- stimmend gewesen sein kann, so müssen wir annehmen, daß Barnabas sich dies Mal auf seinem Wege ledig- lich durch sein natürlichcs Verhältnis; zu der Insel Cypern hat leiten lassen. Wie ganz anders dagegen ist der Anlauf und Fortgang des Paulus auf der neu beginnenden Bahn seiner das Evangelium verbreiten- den Wirksamkeit! Er erwählt anstatt des Barnabas sich den Silas, der von Jerusalem nach Antiochien herübergekommen, durch die frischen und hosfnungs- l reichen Anfänge daselbst angezogen worden war, zum Begleiter auf seinem Wege; und auch jetzt hält er es für nöthig, sich von der Gemeinde in Antiochia ent- senden zu lassen und dadurch die unmittelbare Be- rufung des HErrn auf dem Wege des gemeindlichen Organismus sich anzueignen und zur bestimmten Ver- wirklichung zu bringen. (Baumgarten.) 41. Er [Paulus, von Silas begleitet] zog aber durch Syrien und Cilicien, und stärkte die Gemeine* sanderwärts fchreibt Luther dem Grund- text entsprechender: die Gemeinen — es waren eben in diesen beiden Landschaften der heidenchrist- lichen Gemeinden schon mehrere vorhanden]. 522 Apostelgeschichte I 6, 1- Z. i) Der Weg nach Cilicieii führte von Antiochia aus durch die sog. syrischen Passe, was längs der Küste der einzige Zugang aus Syrien nach Cilicien ist: rechts hohe Felsenwände, links das Meer; an der, schmalften Stelle ist diese Straße kaum eine Viertel- stunde breit. Von Cilicien aus ging dann in Kap- 16, 1 die Tour nach Lheaonien durch die Tauruspässe über den.Alpenstock der cilicischen Tauruskette; der dnrch die nicht weniger als 18 geogr. Meilen langen Pässe führende Weg war zu damaliger Zeit eine wohl unterhaltene Heerstraße (Lechler.) Die erste Thätig- keit eröffnet sich dem Apostel in Syrien und Cilieien, wo er auf der Durchreise die Gemeinden befestigt. Daß in den bezeichneten Provinz-en sich bereits Ge- meinden gebildet hatten (wohl von Antiochia aus), ersehen wir aus dem Anfang des Synodalschreibens von Jerusalem (V. 23); zugleich aber wird uns aus der dortigen Erwähnung dieser Gemeinden klar, daß die judaistische Aufregung auch in sie von Antiochien aus gedrungen war. Wie besonnen und dem Bedürf- nis; entsprechend ist es daher, daß Paulus zuerst diese Gemeinden besucht! · Allein so wichtig dieser Zweck der Stärkung. jener beunruhigten Gemeinden immerhin sein mochte, er ist für Paulus doch nur untergeordnet; darum darf auch auf sie nicht mehr als eine Durchreise dur Syrien und Cilicien gewendet werden, sein uäch tes Ziel sind und bleiben die von ihm gegründeten kleinasiatischen Gemeinden, welche er dies Mal auf dem Landwege erreicht und daher in Kap. 16, I zuerst in Derbe un "Lystra anlangt. (Baumgarten.) Das 16. Kapitel. Punkt Verriohincig nnd Leiden zu Lysirm in Usien und Isiihnniem Troas und Vhilippi. 1. Er kam aber [indem er auf dem in Kap. 15, 41 angegebenen Wege auch seine Vaterstadt Tarsus berührte] gen Derben und Lystra; und siehe, ein Junger war daselbst szfkLystrah mit Namen Timotheus [zu deutsch: hregott oder Fürchtegoty ein bei den Griechen ziemlich häufiger Name], eines jüdischen Weibes sEunike 2. Tim. 1, 5] Sohn, die war gläubig san Christum, seit- dem Paulus und Barnabas in der Stadt missio- nirt hatten Kap. 14, 6 ss.], aber eines griechifchen Vaters sder im Heidenthum verbliebens 2. Der [der eben genannte, nunmehr etwa 20 Jahr alte Jüngling] halte ein gutes Gerücht bei den Brüdern, [zunächst] unter den Lyftranern [den Christen in Lystra selber], und [demnächst auch, von Derbe zu schweigen, unter denen] zU Jeonien [der weiter nach Nordwesten gelegenen Stadt, wo es schon eine zahlreichere Gemeinde gab Kap. 14, 1 ff. 21]. Z. Diesen wollte Paulus lassen mit sich ziehen, und nahm nnd beschnitt ihn sgleichsam als Vor- mund für ihn eintretend und das nachholend, was der Vater hätte thun follen], um der Juden willen, die an demselbigen Ort [in jenen Orten, Derbe, Lystra und Jconiens waren [daß sie, die sich bisher noch nicht dem Glauben an Christum zugewendet hatten, nicht an den: Evangelio An- stoß nehmen möchten, wenn ein unbeschnittener Diener bei Verkündigung desselben verwendet würdesz denn sie wußten alle, daß sein Vater war ein Grieche [Kap. s, 1 Anm.] gewesen* [rich- tiger: daß ein Grieche sein Vater war, und hielten ihn nun, solange er die Beschneidung nicht empfangen, nach ihren Rechtsgrundsätzen für einen Baftard]. V) Jn dem Streit mit Barnabas hatte Paulus darum, weil er den Markus nicht mitnehmen wollte, auch ersteren, den Barnabas selber, als Gehilfen ein- gebüßt; aber anstatt derselben erhielt er alsbald andere, jüngere, ihm untergeordnete —- für Barnabas den Silas und fiir Markus nun den Timotheus Silas (die bei den Juden üblichere Namensfornn wofür aber Paulus und Petrus sich der vollständigen: ,,Silvanus« bedienen) gehörte, wie wir aus Kap. 15, 22. 27. 32 ff. bereits wissen, ursprünglich der jerusalemischen Ge- meinde an; und war zählte er zu den vornehmsten, wegen ihrer Geiåesgabe in besonderem Ansehen stehen- den Gliedern derselben, denn er war ein Prophet. Mit Paulus hatte er das gemein, daß er ebenfalls römischer Bürger war (V. 37); er war aber auch ein Geistesverwandter desselben, und zu ihm wohl fühlte er sich hauptsächlich hingezogen, als er von Jerusalem nach Antiochien iibersiedelte (15, 34) oder doch sich von ihm zum Gehilfen heranziehen ließ (15, 40). Er blieb denn auch bei dem Apostel auf seiner zweiten Missionsreise durch Kleinasien und Macedonien, bis dieser ihn, alser von Beröa nach Athen flüchten mußte, sammt dein Timotheus in jener Stadt znrück- ließ mit der Weisung, ihm bald nach Griechenland nach ukommen (17, 13 ff.); nach Athen folgte zunächst nur imotheus dem Paulus nach, während Silas noch in Beröa zurückgehalten war, wurde aber von ihm mit einer Mission nach Thefsalonich betrauet (1. Thess Z, 1ff.). Erst in Eorinth sind beide wieder mit dem Apostel vereinigt (18, S; 1. Thess 1, l; 2. Thess 1, 1) und bleiben daselbst auch nach dessen Abreise über Ephesus nach Shrien (18, 18 ff.). Timotheus nun hat sich etwa ein Halbjahr darauf mit Paulus wieder in Ephesus zusammengefundem wohl bald nachdein der- selbe auf seiner dritten Missionsreise dahin gekommen war (19, 1ff.), und empfing durch ihn seine volle Aus- bildung zum Dienst eines Apoftelgehilfen; Silas da- gegen verschwindet von hier an auf eine Reihe von 7 Jahren (v. 54-—61 n. Chr) ganz aus unserm Ge- sichtskreis und taucht dann als Mittelsmann des Petrus in Babylon (1. Petri 5, 12) auf. Dürsen wir eine Vermuthung wagen, wie wir ja das öfter in dergleichen Dingen zu thun genöthigt sind, so hat Paulus ign von Corinth zur Fortführung des nach Kap- 18, 3 in Cappadoeien und Galatien angefangenen Werks nach den in I. Petri 1, 1 genannten Ländern versetzt, als er nun selber für längere Zeit seinen festen Sitz in Ephesus nahm und von da aus vornehmlich die Gemeinden in Europa überwachte und leitete. Derselbe hat denn dort o ne Zweifel sehr thätig in Hinsicht auf die weitere usbreitung des Christenthums sich bewiesen, so daß an jener Stelle bei Petrus der Um- fang, den die Kirche bis dahin genommen, ein weit ausgedehnterer ist, als den Paulus in V. 6 unsers Kapitels und in Kap. 18, 23 ihr hat geben können. Freilich traf fast gleichzeitig besonders die galitifchen Gemeinden ein schwerer Nothstand durch die judaisti- schen Jrrlehrer; wir sehen daher den Silas, als es mit Paulus im J. 60 nun nach Rom gin und er seinerseits dringend eines Ersatzes an apostolischer Aue- torität bedurfte, an Petrus in Babylon sich wenden, Jn Lystra gesellt sich Paulus den Timotheus zu, nachdem er ihn der Beschneidung unterworfen. 523 der dann seine besondere Auctorität auch wirklich in den beiden von igm geschriebenen Episteln zu Gunsten der paulinischen ehre geltend machte (vgl. Anh. II. Nr. 4). Weiteres wissen wir nun gar nicht mehr von Silas; wenn die kirchliche Tradition aus seiner Person wei Männer macht, einen Silas und einen Silvanus, en ersteren Bischof von Eorinth, den andern Bischof von Thessalonich sein läßt, so hat sie auch hier ar wenig Verständnis; für den neutestamentlichen e- schichtspragmatismus an den Tag gelegt und hätte besser gethan, sie redete von einem Silas oder Sil- vanus als erstem Bischof von Aneyra oder Nieäa. Was hierauf den Timotheus betrifft, so fragt es sich zunächst, welche von den beiden oben genannten Städten sein Heimathsort gewesen sei, ob Derbe oder Lhstra, indem das ,,daselbst« in V. 1 von dem einen Theil der Ausleger, was ja am nächsten liegt, auf Lystra, von dem andern Theil auf Derbe bezogen wird, weil man glaubt, in Kap. 20, 4 den Grundtext anders verstehen zu müssen, als Luther gethan, also daß das »von Derbe« nicht auf Gajusjsondern auf Timotheus zu beziehen sei, wobei auch das »und« vor Timotheus eine andere Stellung erlangen würde (,,von Thessalonich aber Aristarchus und Seeundus und Gajus Kap. 19, 29, und von Derbe Timotheus«). Der Streit läßt sich endgiltig nicht entscheidenz in solchen Fällen thun wir wohl, wir bleiben bei dem Wortlaut unsrer deutschen Bibel, was wir um so zuversichtlicher hier-thun können, als die erwähnte Auffassung der Stelle: Kap. 20, 4 doch manchem Bedenken unterliegt; wir haben also guten Grund, den Timotheus für einen geborenen Lystraner anzusehen. Er war, als Paulus und Barnabas im J. 48 in seine Vaterstadt kam, 16—-—17 Jahr alt; seine Mutter Eunike, die mit seinem riechischen Vater in jüdischcheidnischer Mischehe lebte, atte ihn in Gemeinschaft mit ihrer noch lebenden eigenen Mutter Lois, einer ebenfalls frommen Jüdin («2. Tim. I, 5), fleißig von früher Kindheit an in der heil. Schrift des alten Testaments, in Gesetz und Pro- pheten unterwiesen (2. Tim. 3, 15), und der Vater hatte das zugelassen, aber für sich selber wollte er vom Judenthum nichts wissen, und auch den Sohn hatte er nicht der Beschneidung unterwerfen mögen. Das nun war für die Mutter und Großmutter an sich schon ein großes Herzeleid, mußte aber auch darum noch be- sonders übelempfunden werden, weil nach talmudischem Grundsag eine derartige Mischehe nur dann volle Rechtmä igkeit erlangte, wenn die daraus hervorgehen- den Söhne in den Gnadenbund Gottes mit Jsrael durch die Beschneidung aufgenommen wurden, gerade wie die römisclykatholische Kirche nur unter der Be- dingung ausschließlich katholischer Kindererziehung eine Mischehe ihrer Glieder mit Evangelischen gutheißt. Jndessengab es in Der-be und Lystra, wie wir früher das voraussehen mußten, nur wenig Juden, die des- halb auch keine ei ene Synagoge hatten; sie mußten also unter die Ue ermacht der Griechen sich beugen, und Eunike und Lois konnten nun es nicht durchsehen, daß ihr Sohn bez. Enkel beschnitten würde. Dieser Mangel der Beschneidung, so haben wir aus Kalb. 15, l zu schließen, hinderte nicht, daß Timotheus in Gemeinschaft mit Mutter und Großmutter durch die Taufe in den christlichen Gnadenbund sich aufnehmen ließ, was entweder noch zur Zeit der Anwesenheit des Paulus und Barnabas in Kap- 14, 8—21 oder« doch bald hernach geschehen ist; jedoch hielt Paulus bei seiner jetzigen Wiederkehr nach drei Jahren es darum für gut, die Beschneidung an Timotheus nach- trä lich zu vollziehenjweil es hier galt, alle Gerech- tig eit zu erfüllen und dem jüdischen Rechtsbewußtsein, das, wie vorhin bemerkt, zu voller Legitimität der Kinder einer gemischten Ehe deren Aufnahme in das Volk des Samens Abrahams forderte, eine Genug- thuung zu verschaffen gegenüber der heidnischen Wi - kürherrschaft, unter welcher es bisher im Druck sich befunden. Er schnitt so von Haus aus derjenigen Mißdeutung seiner Lehre, wie sie hernach von Seiten der Juden gäng und gäbe wurde (Kap. 21, 2l), allen Grund ab, so daß nur böswillige Verleumdung also wider ihn reden konnte. .Nach natürlichem Recht, insofern der Mann des Weibes Haupt, also der dominirende Theil in der Ehe ist (Ephes. 5, 22f.), hätte Timotheus allerdings ebenso, als aus den Hei- den gewonnen, der Beschneidung nicht unterworfen werden dürfen wie Titus in Gal. 2, 1ff.; und hätte Paulus allein diesem Recht gegenüber sich befunden, würde er auch nimmer derselben ihn unterworfen haben, weder um der noch ungläubigen Juden, noch um der gläubigen Judaisten willen (vgl. Gal. 5, 1f.. Aber es kam hier vielmehr das theologische Re t in Be- tracht, wie es der Apostel in 1.- Tor. 7, 14 geltend macht, daß nämlich in der gemischten Ehe das Kind der Religion des höheren Standpunktes (Röm. I, 4 f.; s, 1f.) zuzuzählen sei; und darnach war Timo- theus eigentlich in der Beschneidung von Gott be- rufen, wenn auch diese durch den Vater ihm vorent- halten worden war, und mußte also den in l. Cor- 7, 17 ff. ausgesprochenen Grundsätzeii gemäß auch in der Beschneidung bleiben, was hier darin bestand, daß an ihm das Versäumte nachgeholt wurde. Paulus hätte nun wohl, was er hier that, auch ge- than, wenn er nicht in Absicht gehabt hätte, den Jüng- ling als Gehilfen im Missionsdienst aus seinen Reisen mit unehmenz aber nachdem er diesen Plan gefaßt, mu te er um so mehr eilen, den Timotheus zuvor in den Augen der Juden jener Gegend, die um den heid- nischen Standpunkt seines Vaters wußten und ihn, so lange er noch unbeschnitten war, gewissermaßen als Kind einer wilden Ehe betrachteten, zu legitimiren. Alsbald denn, nachdem das »eschehen war, wurden prophetische Stimmen in der emeinde laut, wie wir aus 1. Tim. l, 187 4, 14; 6, 12; ·2. Tim. 1, 6 er- sehen, welche den Timotheus als besonders von Gott zum heil. Werke erwählt bezeichneten und viel Frucht seiner Arbeit weissagtenx daher Paulus in ösfentlichem Gottesdienst ihn ein Bekenntniß seines Glaubens ab- legen ließ, aber nun auch unter Assistenz des Aeltestem Eollegiums mit Handauflegung ihn einsegnete(ordinirte). Wir finden anderwärts, .B. in Beziehung auf Titus, von dem wir zu Kap. 13, 23 zu handeln haben, ein gleiches Verfahren nirgend angedeutet; es muß das Ganze also bei Timotheus eine besondere Bedeutung haben, und die hat es auch im Zusammenhang aller einzelnen Umstände. Wir haben vorhin gesehen, wie Barnabas den Markus als Gehilfen aufdringen wollte, und als sein Wille nicht durchdrang, sich lieber selber von Paulus schied, als daß er dessen Gründen nach- gegeben hätte: dafür sollte nun Timotheus dem Apostel ein Ersatz sein, und da bezeugen denn die in 1. Tim. 1, 18; 4, 14 über ihn ergangenen Weissagungen, daß für den menschlich aufgedrungenen Gehilfen, dessen Paulus sich erwehrt hat, ihm nun ein gbttlich be- schiedener und göttlich begnadigter Gehilfe in dem Er- wählten zu Theil geworden sei; es ist so eine dank- bare Hinnahme solchen Geschenks, wenn Paulus den vom heil. Geist zum Werk Berufenen einer eben solchen Barnabas sie einst vollzogen worden war (d"ap. 13, 2 f.). Damit war das göttlich sanctionirte un kirchlich in- s augurirte Werk der Heidenbekehrung das ursprünglich Weihe zum Amte unterzieht, wie an 1 m und dem 524 Apostelgeschichte 16, 4—8. auf zwei Träger gestellt, durch des Barnabas Tergis- versation oder Rückenwendung aber in diesem seinem Charakter geschädigt war und künftig noch mehr ge- schädigt werden sollte (Ga-l, 2, 11 ff. u. Anm. zu Kap. 18, 23), wieder geheiligt und konnte nun einen neuen Anlauf unter des HErrn Beistand nehmen. Etwa 12 Jahre hindurch, bis zur Zeit der Abfassung des Briess an die Hebräer, wo er in Katz. 13, 23 noch einmal erwähnt wird, läßt des Timotheus Wirksam- keit sich verfolgen (über das Ende seiner Laufbahn s. z. Offenb. Z, 13). Zunächst freilich auf der ganzen Tour Von Lhstra bis Beröa (V. 4—17, 12) steht er noch im Hintergrunde als ein blos beobachtender Be- gleiter und lernender Schüler« des Paulus und Silas, und erleidet nichts mit von den Trübsalen, die diesen in Philippi und Thessalonich widerfahren; aber lchon in Beröa läßt der Apostel mit dem Silas ihn zurück, als er selber bei Nacht über das Meer nach Athen entweicht, und als er dann nach Athen ihm nachkommt, wird er von ihm nach Thessalonich entsendet, um Er- kundignngen über das Verhalten der dortigen Christen unter der Verfolgung, die über sie hereiiigebrochen, einzuziehen und in ihrer Trübsal mit Trost sie aus- zurichten (17, 13—15; 1. Thess."3, 1 ff.). Jn Gemein- schaft mit Silas trifft er hernach bei Paulus in Corinth ein und betheiligt sich dort ebenfalls an der Pflanzuiig der Gemeinde (18, b; 2· Eor. l, 19); als aber der Apostel von Corinth abfährt nach Ephesus, um von hier aus weiter nach Jerusalem und schließlich nach Antiochia zu gelan en (18, 18 sf.), bleibt er noch länger mit Silas dort. etzterer, wie oben dargelegt worden, übernimmt bei der Ankunft des Paulus in Ephesus aus seiner dritten Missionsreise (18, 23; 19, 1) die Leitung und Pflege der Gemeinden iii Phrygien, Ga- latien und Eappadocien und bekleidet fortan eine mehr selbstständige, dem Apostel nebengeordiiete·Stellung, Timotheus dagegen, der nach Ephesus übersiedelt, wird von Paulus zu einem apoftolischen Vicar oder Ge- schäftsträger herangebildet und bei der nach längerer Zeit sich darbietenden Veranlassung auch zu solchem Amte verwendet. Es ist das nach unsrer Berechnung im Sommer des J. 56 geschehen, als Paulus unter Begleitung des Titus die in der Apostelgesrhichte nicht erwähnte Reise durch Macedonien bis Griechen- land antrat, von welcher wir des Weiteren später zu handeln haben (Ka . 19, 20 Anin.); er ließ beim An- tritt der Reise den imotheus als seinen Stellvertreter zurück und schrieb von Corinth aus die erste von den zwei an ihn gerichteten Epistelin Wir berühren aber damit Ereignisse und Verhältnisse, die zu verioickelter Natur sind, als daß wir die fernere Laufbahn des Timotheus schon jetzt zu Ende führen könnten; wir werden daher die Sache an geeigneter Stelle wieder ausnehmen. 4. Als sie aber durch die Städte snächsr Derbe und Lhstra auch Jconien und Antiochien 14, 20 f.] zogen, überantworteten sie ihnen [den in jeder einzelnen Stadt vorhandenen Christen] zu halten den Spruch, welcher von den Aposteln und den Aeltesten zu Jerusalem beschlossen war [Kap. 15, 23 Anm.]. Z. Da wurden die Gemeinen im Glauben befestiget [vgi. zu»Kap. 15, 31 f.], und nahmen zu an der Zahl taglich [Kap. 2, 47; 9, 3i]. Die Frucht der ganzen Visitationsreise des Apostels von Syrien bis Lykaonien und Pisidien faßt Lukas in diesen Schlußsatz zusammen· ,,Seltene Zunahme«, ruft Ben el dabei aus: an der Zahl und zugleich an des laubens Stufe! (Besser.) So lange die Furcht vor dem beschwerlichen Gesetz Mosis in den Gemeinden waltete, wurde der Lauf des Evangelii ge- hemmt; sobald Paulus diese vertrieb, so erfolgte ein schönes Wachsthum. Laßt uns doch in unsern Ge- meinden wachen und fvrschen, was etwa für eine salsche Meinung oder Mode den Segen unsrer Predigten hemme! (Apost. Pasth b. D 6—15. (§153.) Der nächste Zweit? der unter« noinnieiieii Reise, der einer Visitatioii und Stärkung der früher gesiilteteii Genieindeik ist bereits erfüllt: da treibt es denn den Apostel weiter vorn-Iris; aber nur in einem Theile von sJhrggien nnd in deiii Lande Galatien lässt der DE« ihn iviktisani zur Ausbreitung seines» Reiches vorgehen, voii dem westlichen Theile Kleiiiasieiis und von Bithsjiiieik wohin er seinen Zug gern nehmen niöchte, hält er ihn ab, sind als er nun bis zur Stadt Trank» in dem Gebiet gleichen Namens an der Westliiilie des Erdtheils angelangt ist, weist er ihn durch ein Rachtgesicht nach lliacedonien hinüber. Hier· ist philipvi die erste Stadt, nach der die Reise geht, nnd wiederum in dieser Stadt ist die Purpur- tiränierin Lijdia, die aus Chgatira sich dort seslhast geniuctst hat, niit ihrem Hause die erste pslanzstätte siir eine tiald nachher entstehende Christengemeinde b. Da sie aber svon Antiochia in Pisidien aus, ohne auch nach Perge in Pamphylien Kap. 14, 24 f. hinabzugehem weil da noch keine Ge- meinde bestand, die sie hätten stärken und das jerusalemische- Decret ihr mittheilen können] durch Phrygien nnd das Land Galatien zogen [und sich nunmehr vermuthlich nach Lhdien im Westen hinüberwenden wolltens, ward ihnen gewehret von demheiligen Geist, zu reden das Wort in Asien [d. i. m den Küstenländern von Vorderasien, wozu eben Lydien gehörte Kap. 2, 9;’ 6,· 9]. · 7. Als sie aber sjetzt mehr ndrdlich sich haltend] kamen an Mysien, versuchten sie sda sie ja jenem Wehren des heil. Geistes gemäß hier auch nicht predigen durften] durch Bithynien zu reisen sum daselbst eine Wirksamkeit zu eröfsnen]; und der Geist [Jesu] ließ es ihnen nicht zu [weil auch diese Landschaft ihr jetziges Arbeitsfeld nicht sein sollte] » »8. Da sie aber vor Mhsien nberzogen sdurch dasselbe ihren Weg nehmend, um weiter nach Westen zu gelangen], kamen sie hinab gen Tkoad Der Bericht des Lukas ist hier sehr kurz und ge- drängt; es ist, als könne er es nicht erwarten, den Apostel nach Europa hinüber zu bringen, nnd eile deshalb so rasch als möglich über Asien hinwe . Und da ind nun im Grundtext seine Worte in die ürzsten Formen gefaßt, zumal wenn wir in V. 6 der gewöhn- lichen Lesart folgen, welche auch der Uebersetzung Luthers zu Grunde liegt; um nun die hieraus für das richtige Verständnis; sich ergebenden Schwierigkeiten zu bewältigem halten wir zunächst uns an das Gewisse, daß die Reise voii Antiochien in Pisidien aus nach Norden durch denjenigen Theil von Phrygien ging, der unmittelbar angrenzte und etwa bis Synnada und Amorium (s. Karte VI1I.) reichte, und dann nordöstlich nach Galatien niit seinen Städten Pessinus und Ancyra sich wandte; in diesen beiden Nach der Visitation in Lycaonien und Pisidien die Mission in Phrygieii und Galatien. 525 Landschasten ward wirklich missionirt, in der ersteren jedoch vermuthlich noch wenig erreicht — erst Silas nach seiner Uebersiedelung auf das Arbeitsfeld seit dem J. 54 n. Chr. mag bessere Erfolge erzielt haben, und wird nun wohl in 1. Petri I, I der hier in Betracht kommende Theil von Phrygien mit Galatien in Eins gerechnet oder bei ,,Asien«, wobei wir hauptsächlich an Mhsien zu denken haben, mitgemeint sein. Dagegen stiftete Paulus schon damals die so wichtig gewordenen Gemeinden in Galatien, an welche er drei Jahre nachher die Epistel an die Galater richtete. Diese Landschaft Kleinasiens (sonst auch Gallogräcien ge- nannt) verdankt Ursprung und Namen der Einwan- derung der von den alten Schriftstellern als Galater, Gallier oder Kelten bezeichneten Stämme der Troemi, Tolistoboji und Teetosages, welche im Z. Jahrh. v. Chr. ihren ursprünglichen Sitz am'linken Rheinufer verließen, allmälig die Donau entlang nach Thraeien und Griechenland vordrangen und daselbst schreckliche Verheerungen anrichteten; von Brennus bei demOrakel- ortDelphi igeschlagen und durch Hunger und Kälte fast aufgerieben, setzten die Ueberreste im J. 277 v. Chr. unter Lutar und Leonar nach Asien über und leisteten anfangs dem König Nicomedes von Bithynien Kriegsdienste; bald aber, da immer neue Schaaren nachkamen, machten sie sich selbst zu Herren jener Länder, so daß auch die Könige Syriens ihnen Tribut Zahlen mußten (vgl. L. Macc.»8, 20), bis Attalus önig von Pergamus, um’s J. 230 ihrer mächtig ward, von welcher Zeit an sie auf das alte Groß- phrhgien zwischen dem Sangariusfluß im Westen und dem Halys im Osten beschränkt blieben, und zwar be- wohnten nun die Trocmer das Gebiet öftlich vom Halys mit der Hauptstadt Tavium, die Tectosagen das Gebiet westlich von diesem Fluß mit A nctjra und die Tolistobojer das Gebiet am Sangarius mit Pessi- nus als Hauptstadt; alle drei Gauen, ein jeder in vier Eantone getheilt, die unter eben soviel Vierfürsten standen, hatten ihre gemeinsilåaftlichen Landtage und behaupteten mitten unter den siaten ihre eigenthüm- liche Sprache und Sitten, und auch als phrygische und griechische Einflüsfe allmälig auf Sitte und Cultur bei ihnen sich geltend machten, blieben sie doch in der Sprache noch lange der alten nationalen Art treu. Es ist erade für uns Deutsche nicht ohne Interesse, wenn Hieronymus, der selber längere Zeit in Gallien und auch in Galatien war, die Beobachtung niittheilt, daß die Sprache der Galater, deren Land, nachdem es eine Zeitlang unter des Königs Mithridates VIL von Pontus Oberherrschaft gerathen war, nachher aber sich noch lan e den Römern gegenüber in seiner Selbstftändigkeit behauptet hatte, zuletzt (im J. 26) doch zur römischen Provinz wurde und da mit Ly- caonien zusammen einen Statthalter erhielt, dieselbe sei, wie die in der Umgegend von Trierx denn die Trevirer, auf die er damit Bezug nimmt, gehörten zu dem germanischen Sprachstamm, und auch sonst finden sich Spuren, daß wenigstens die Teetosagen germanischer Nationalität waren Oaesar d. b; galL W, 24), diese aber müssen in Sprache und Sitte auch auf die beiden andern Völkerschaften von gallischer Nationalität, auf die Trocmer und Tolistobojer, bestimmend eingewirkt haben, da nach der Verfassung der Galater ihre Fürsten Recht sprachen, und ni t die Priester, was nach Cäsar (de b· gern. VI, 13 u. 2« ) ein Hauptunterschied zwischen den Galliern und Germanen war. Noch ein Heer von Kreuzfahrerw als es nach Galatien kam, soll mit Ver- wunderung hier aus einmal die bairifche Mundart vernommen haben. So ätten wir also in der Be- kehrung der Galater den nsang der Kirchengeschichte, wenn auch nicht Deutschlands selber, dochderD eutsch en vor uns; und wenn nun vollends- der 6. Vers nach derjenigen Lesart gefaßt wird, wie gute Handschriften sie an die Hand geben (die aus der herkömmlichen Lesart sich ergebende Fassung ist oben im Text als Paraphrase beigefügt): Sie zogen aber durch Phrygien und das Land Galatien, da ihnen gewehret ward von dem heil. Geist, zu reden das Wort in Asien, so daß des Paulus und seiner Gefährten ursprüngliche Absicht gewesen wäre, von Antiochien in Pisidien nach Westen hinüberzugehen (Apamea, Colossä, Laodicea u. s. w.), sie aber schon jetzt die göttliche Weisung empfingen, das westliche Küstenland Vorderasiens für dies Mal ganz außer Betracht zu lassen, weshalb sie nach Norden hinauf sich wendeten, wo sie dann an Phrygien und besonders Galatien ein ihnen beschiedenes Arbeitsfeld fanden —- so ergiebt sich, wie frühe schon von dem HErrn der Kirche die hohe Stellung in seinem Reiche und die große Wichtigkeit für dasselbe vorbedeutet worden ist, deren unser deutsches Volk künftig von ihm gewürdigt werden sollte für den Verlauf jener Zeit der Heiden, von der er in Luk. 21, 24 redet. Da Paulus, der Apostel der Heiden, nur bis Rom wird vordringen können) Rom aber noch nicht der eigentliche Höhepunkt der kirYengeschichtlichen Entwickelung des Abendlandes ist, sondern diese ihren letzten Schwerpunkt im deut- schen Volke hat, so muß er wenigstens schon jetzt hier· in Kleinasieii eine ihrem innersten Kern nach deutsche Völkerschaft dem Heilande zuführen; und damit das ges ehe, greift der HErr gleichsam mit beiden Händen in einen Missionslauf ein und giebt ihm diejenige Wendung, die er haben soll. Zuerst thut er das mit der rechten Hand, indem er durch seinen Geist ihm mehret, das Wort zu reden in Carien, Lydien, Mysien, dem Asien im biblischen Sinne (vgl. 1. Petri I, 1), wie er eigentlich vorhat, und ihn damit gen Norden drängt nach dem oben angegebenen Theil von Phrygiem von hier» aus schon würde dann der Apostel wohl die- jenige Richtung eingeschlagen und dasjenige versucht haben, davon in V. 7 die Rede ist, aber nach Gal. 4, 13 sf., welche Stelle wir jetzt noch nicht näher er- klären können (nur das sei bemerkt, daß in V. 13 das »in Schwachheit nach dem Fleisch« vielmehr heißen- niuß: »wegen Schwachheit«), zwang ihn Leibes- schwachheih eine Zuflucht in Galatien zu suchen, dort das Reisen einstweilen hintenanzusetzen und für län ere Zeit Quartier zu nehmen. Es bleibt freilich gar sehr dunkel, sowohl welcherlei Art jene Leibesfchmachheit gewesen sei und inwieweit sie etwa neit dem ,,Pfahl in’s Fleisch« in 2. Tor. 12, 7 ff. zusammenhing, worauf wir später näher eingehen werden, als auch, welcher- lei Umstände es nun herbeiführten, daß der Apostel erade in Galatien einkehrte, um dort Aufnahme zu fxuchen und die Zeit seiner Wiederherstellung abzu- warten; aber das geht doch aus obiger Stelle unzwei- deutig hervor, daß Galatien nicht zunächst ein im Interesse der Mission, sondern ein in der augenblick- lichen persönlichen Noth von ihm aufgesuchtes Land war und daß es zu einem esegneten Arbeitsfelde im Dienste des Reiches Gottes ür ihn wurde ohne seine eigentliche Absicht, über sein-Bitten und Verstehen hinaus, und da ist denn das Leiden, das ihn in solche außerordentliche Lage hineingedrängt hat, gleichsam des HErrn linke Hand gewesen, die zu dem, was die rechte schon gethan, noch das Jhrige hinzufügte, um Galatien als einen wichtigen Stein in den Bau seines Reiches einzufügen. Wahrscheinlich kam Paulus zuerst nach Pefsinus; gleichwie hier, so befand si auch in Ancyra eine jüdische Gemeinde, die in steter eziehung 526 Aposielgeschichte 16, 9——15. zu Jerusalem lebte. Es liegt nun nahe anzunehmen, daß ei entlich seine Volksgenossen es waren, zu denen er in einer Schwachheit Zuflucht nahm, diese aber, eben wegen ihrer Verbindung mit Judäa, wo man dem Paulus so feindselig gesinnt war (Kap. 21, 21), ihn von sich stießen, wogegen heidnische Familien desto bereitwilliger sich ihm öffneten und desto liebevoller ihn beherbergten; Heiden waren es denn auch vor- nehmlich, bei denen die Predigt des Evangelii Eingang fand, während von den Juden nur wenige der nun entstehenden christlichen Gemeinde sich anschlossen Da- ge en fanden an diesen hernach, nach der zweiten An- we enheit des Apostels in Galatien (Kap. 18, 23), seine judaistischen Gegner einen Anhalt und regten von da aus auch die Heidenchristen wider ihn auf. Leichte Erregbarkeit aus der einen und Wankelmuth aus der andern Seite waren schon nach dem Zeu niß-der Alten vonjeher gallische Eharakterzügez diefe Gemüthsart eigte sich a auch bei den zu zwei Dritteln der galli- fchen Nationalität angehörigen Galatern, denn so be- geistert sie anfangs dem Wort des Apostels zugesallen - waren, so schnell zugänglich waren sie später den Ver- führungskünsten der Jrrlehrer. Bis nach Tavium, wie oben schon angedeutet, fcheint Paulus mit seinen Genossen bei dem hier in Rede stehenden erstmaligen Durchziehen des Landes nicht vorgedrungen zu sein; und so erklärt es sich, daß sie bei ihrer weiteren Wanderung, nachdem sie in dem Gebiet der Tektosagen und Tolistobojer missionirt hatten, laut Jnhalt von V. 7 an Mysien kamen, sich dieser Landschaft näherten, um von da von der nordöstlichen Ecke des ihnen verbotenen Theils von Kleinasien aus ihren Marsch nach Bithhnien am schwarzen Meere fortzufetzem Aber der Geist ließ ihnen das nicht zu; es blieb ihnen, da die Tour ein- mal nach Westen ging, nichts übrig, als allerdings durch Mysien hindurchzuziehem während sie vorhin blos dessen Ecke berührt hatten, aber doch alles Pre- digens aus diesem Wege sich zu enthalten, bis sie zu- letzt in Troas, der nordwesilichen Spitze der Land- schaft anlangten. Jm weiteren Sinne begreift Troas das etwa 50 Qu.-Meilen große, vom adramyttischen «Meerbusen im Süden bis zutn Hellespont (den jetzigen Dardanellen) im Norden reichende, nach allen R1ch- tungen von dem 4600 Fuß hohen Jdagebirge durch- zogene Gebiet an der kleinasiatischen Meeresküste in ich. Jm östlichen Theile desselben, auf einem der Vors s gprünge des Ida, hatte einst das alte Jlium oder roja mit seiner Burg Pergamus gestanden, berühmt durch den weltgeschichtlichen Kampf zwischen Europa und Asien, in welchem die Stadt um l184 v. Chr. zerstört wurde. Einige Jcährhunderte nachher entstand durch die eingewanderten etolier ein Neu-Jlium, das aber etliche Stunden näher an der Yjsieeresküste lag; es erhzxelt von Alexander d. Gr. und von den Römern viele reiheiten, ist aber jetzt ebenfalls wie das alte spurlos verschwunden. Unmittelbar am Meere aber erbaute Anti onus, einer der Nachfolger Alexander-s, letzterem zu hren die Stadt Alexandria-Troas, wohin Cäsar nach Sueton’s Bericht sogar den Sitz des römischen Reichs zu verlegen gedachte, was frei- li unausführbar blieb. Noch findet man beträcht- li e Ruinen eines asens, mehrerer Tempel und Theater, sowie einer asserleitung vom Jda her: dies ist denn die Stadt, um die es sich hier, in Kap. 20, 5 f. und in 2. Cor. 2, 12; 2. Tim. 4, 13 handelt; jetzt heißt der Ort Eskj stambnL Geschieht nun oben zu gweien Malen einer Einwirkung des heil. Geistes auf ie Richtung der apostolischen Missionsthätigkeih in Fol e deren die ganze weite Ländermasse zwischen An- tio ien in Pisidien und Troas an der Meeresküste als ein-für jetzt noch nicht in Angriff zu nehmendes Arbeitsfeld einstweilen brach liegen bleibt und nur ein kleiner Theil von Phrygien und demnächst Ga- latien in den Bereich der Kirche hereingezogen wird, ausdrücklich Erwähnung, so sind wir auch genöthigt, ein außerordentliches Bedeuten des Geistes, welcher näher als »der Geist Jesu« in der Lesart der sechs ältesten Handschriften bezeichnet wird, anzunehmen; das Bedeuten beruht eben darauf, daß nach dem Willen des HErrm der mittels der Apostel sein Werk auf Erden fortführt, nachdem ihn der Himmel aufgenommen hat (Kap. I, 1; Z, 21), die bisher in continuirlicher, durch natürliche Anknüpfungspunkte verbundener Reihe ftattgehabte Verbreitung des Evangeliums nunmehr einen Sprung thun und schon jetzt die weite, reiche Jnselwelt, wo von Alters her die Söhne Japhet? wohnen, in’s Auge fassen soll, damit Japhet wohne in den Hütten des Sem (1. Mos. 8, 27; 10, 5), es wird aber vollzogen durch eine innere Wirkung des Geistes der Wahrheit, der auch bei Maßnahmen und Entschließungen im Dienste des Reiches Gottes, nicht blos in der Erkenntniß seines Wortes und Geheim- nifses, in alle Wahrheit zu leiten vermag, wenn wir auch im vorliegenden Falle nicht näher angeben können, worin- die Einwirkung bestanden habe und wie nun die Gottesboten im Stande waren, sie recht zu wür- digen und richtig aufzufassen. Vielleicht handelt es sich wie in Kap. 13, 2 um prophetische Weisungen; dann wäre Silas derjenige gewesen, der sie zunächft empfing und daraus den Andern mittheilte, denn Silas besaß Ja die Gabe der Weissagung (Kap. 15, 32). 9. Und Paulo erschien ein Gesicht [Kap. 9, 10; 10, Z; 18,91.bei" der Nacht sda er die sNacht über in Gebet- und» Betrachtung versunken wars; das war ein Mann aus Macedonien [kennt- lich an. Tracht und Sprache], der stund nnd bat ihn und sprach: Komm hernieder in Macedonien, und hilf uns* szum Heil der Seelen, denn du bist ein Träger des Evangelii, das dazu fiihrt]. 10. Als er aber das Gesicht gesehen [und am andern Morgen es seinen Gefährten erzählt) hatte, da ttachteten wir sdenn nun trat auch ich, der Verfasser der Apostelgeschichte, Lukas, in die Reisegesellschaft ein Kap. 15, 35 Anm.] alsobald zu reisen in Macedoniem gewiß, daß uns der HErr sindem er durch seinen Geist wehrete, das Wort zu reden in Asien V. 6, und auch den Eingang in Bithynien nicht gestattete V. 7] dahin berufen hätte, ihnen [den durch den Mann aus Macedonien repräfentirten Völkerschaften Europas] das Evangelium zu predigen swir thaten uns also nach einer zu diesem Reiseziel führenden Schiffs- gelegenheit um]. 11. Da [indem wir eine solche auch bald ausfindig machten] fuhren wir aus von Troas, und stracks Laufs [weil ein günstiger Wind zu iHilse kam, der die Schnelligkeit des Schiffes fövderte U, l] kamen wir gen Samothracien [der ursprünglich von Thraciern bevölkerten, später von den Samiern ihnen entrissenen Jnsel im ägeischen Meers, des andern Tages gen Neapolis Ankunft der Gottesboteu in Troas, wo ein Gesicht den Paulus nach Macedonieii ruft. 527 [der Hafenstadt an der Südküste von Maeedonien, jetzt Alt-Kawala genannt]; 12. Und von dannen fgelangten wir nach einem Landwege von 272 Meilen] gen Philipph welche ist die Hauptstadt des Landes Macedvnien, [richtiger: die erste oder vorderste Stadt der nächstgelegenen Landschaft Macedonien], und eine FreistadtA Wir hatten aber in dieser Stadt unser Wesen fhielten daselbst, ehe wir Gelegen- heit fanden, das Evangelium an die Leute zu bringen, uns auf] etliche Tage. 13. Des Tages der Sabbather [nun, und zwar gleich am ersten Sabbath, der auf jene etliche Tage unsers vorläufigen Aufenthalts folgte] gingen wir. hinaus vor die Stadt an das Wasser, a man pflegte zu beten [Luk. 4, 15 Anm.], und festen uns fnachdem die Andacht zu Ende war, zu vertraulichem Gespräch nieder] und redeten zu den Weibern, die da zusammen kamen f« saußer einigen Jüdinnen auch» etliche Proselytinnen, die sich an ihre Gebetsftätte angeschlossen- hatten]. 14. Und eingottesfürchttg Weib svon Geburt eine Heidin, aber als Proselytin des Thors sich haltend zu dem Gotte Jsraels und zu den Gottes- diensten der Juden Kap. is, 50], mit Namen Lydia, eine Purpnrkrämerin sHändlerin mit pur- purfarbenen Stoffen und Kleidern], aus der Stadt der Thhatirer [in Lydien, woselbst die Purpur- färberei schwunghaft betrieben wurde Offb. 2, 18" Am. 1], hbrete zu; welcher that der HErr sder zur Rechten Gottes erhöhete Christus, durch Ein- wirkung seines Geistes] das Herz auf, daß sie darauf Acht hatte, was von Panlo geredet ward-f- [Kap. 8,· 6., vgl. zu Kap. 19, 9 Anm.]. 15. Als sie aber und ihr Haus seinige Zeit nachher, ihrem Verlangen nach Aufnahme in die Jüngerfchaft Christi gemäß 8, 36] getauft ward, ermahnete sie uns und sprach: So ihr mich achtet, daß ich gläubig bin an den HErrn [wie ihr denn solch Urtheil damit fchon zu erkennen gegeben, daß ihr zur Taufe mich zugelassen habt], so kommet in mein Haus nnd bleibet- allda. Und sie zwang uns [mit recht dringlichem, angelegentlichem Bitten, daß wir ihrem Ansuchen denn auch nachgaben Luk. 24, 29 . V) Die Stunde für die beginnende Bekehrung Europa’s, das bald der Hauptschauplatz der Wunder des Evangeliums, der Kirche werden sollte, hatte jetzt gefchlagen. Paulus war der Mann, den der PErr zum Anbruch feines Werkes in Europa auser ehen hatte; und so groß diese Berufung und Aufgabe war, so tief wurde sie angelegt -— selbst in Kleinasien fchon war es vorzugsweise nur das kleine Abbild Europas, Galatien, wo der Geist ihn noch eine Weile rasten ließ (V. 6), überall sonst trieb es ihn fort. (P. Lange) Diese Nacht war der große Moment, in welchem es dem Apostel durch ein anßerordentliches Zeichen des HErrn aufgeschlosfen und versiegelt wurde, daß die Ferne, in welche er von Anfang mit feiner «Maeedonien, der s v. Chr. die nach feinem Namen benannte Stadt an. Wirksamkeit gewiesen war (Kap.- 22, 21), nirgends anders als in Europa zu fuchen sei. (Baumgarten.) An diesem epochemachenden Momente hingen die Christianisirung Europas und alle Segnungen der neueren Civilisation Wohl nicht im Traum, sondern, was viel wahrscheinlicher ist, während des Gebets (V. 25; 10, 30 ff) hatte der Apostel das Gesicht. (Schaff.) Treue Knechte Jefu müssen Tag und Nacht vor Gott wandeln und auch in ihren Nachtstunden nach dem Willen Gottes fragen. (Apost. Past.) Die Macedonier wußten noch nichts von Panlo und nichts von Jefu, ein leibhaftiger Mann aus Maeedonien konnte daher nicht nach Troas kommen und den Apostel zur Hilfe herüber holen; aber Gott wußte, daß die Maeedonier sammt allen Griechen auf ihren eigenen Wegen (14,16) in heilloses Verderben gerathen waren,- und dem stummen Flehen ihres Elendes giebt er Sprache indem Hilfefchrei des Paulo im Gesicht er- fcheinenden Macedoniers Dieser nun hat das Gesicht mit Freuden verstanden und mit dem Wehren des Geistes, das Wort in Afien zu reden, zusammen in’s Herz gefaßt. (Besser.) Der große Missionsrust komm hernieder und hilf uns! 1). wie er aus der Heidenwelt herübertönt in die Christen eit, ihr Elend uns darzulegen und unsre helende iebe zu erwecken; 2), wie er aber auch aus der Chrstenheit emportönen muß gen Himmel, den HErrn zu ilfe zu rufen, daß er uns den richtigen Weg zeige und den Heiden das-Herz aufthue. (Gerok.) VI) Philippi ist diejenige Stadt, vor deren Thoren im J. 42 v. Chr. die berühmte Schlacht geschlagen wurde, in der die letzten Kämpfer der römischen Re- publik, Brutus und Cassius fielen; die Folge des Sieg-es, den damals Octavianus in Gemeinschaft mit, Antonius und Lepidus erfocht, war die, daß nun der Boden gewonnen war für die Errichtung des römischen Kaiserthums, die denn auch 11-12 Jahre später nach der Schlacht bei Actium sich verwirklichte (Schlußbem· um 1- Maccabäerkk Nr. 9, d.). Damit war ja jenes s ild zu voller Ausgestaltung gekommen, das Nebucad- nezar vor etwa 630 Jahren im Traum gesehen« (Dan. 2): das vierte Königreich, hart wie Eisen, war jetzt in einem einheitlichen persönlichen Oberhaupt vorhanden. Gleichwie aber in der Geburt Christi unter Kaiser Augustus der Stein herabgeriffen ward ohne Hände, der das Bild an feine Füße schlagen sollte und sie zermalmen (Luk. L, 5 Anm.), so kommt nunmehr, beim Ueber ang der evangelischen Heils-predigt nach Europa, dieser tein für solchen Zweck gleichsam herabgerollt vom Berge; und da ist es nicht ohne Be- deutung, daß derselbe gerade da zuerst anprallt und. daß das Königreich Christi eben da seinen ersten Grund legt, wo vor 94 Jahren das Königreich der römischen Cäsareii den Boden sich errungen, auf den es mit seinen Füßen sich ftellen konnte, gleichwie es auch nicht· ohne Bedeutun ist, daß in einem Gesicht zur Nachtzeit der Apostel der Heiden aus Asicn herübergerufen wird, sowie daß Paulus seinGesicht nach Gebet und Betrachtung in waxhem Zustande empfing, während Nebukadnezar das seine im Traume hatte, nachdem er unter den Gedanken auf seinem Bette, wie es doch hernach gehen würde, eingeschlafen war. Die Ruinen von Philippi befinden sich bei der jetzigen tiirkifchen Stadt Drama in dem Dorfe Feliba. Zu der Zeit nun, in welcher Paulus dort ankam, be- stand der Ort seit 410 Jahren; an der militärisch wichtigen Stelle des Fleckens Krenides, westlich vom Flusse Nestus, le te nämlich König Philippus von ater Alexander des Gr., im J. 358 528 Sie lag über sechs Meilen nordöstlich von Amphipolis auf einer Anhöhe und hatte in den ihr benachbarten Ber en Goldminen, sowie einen großen Reichthum von uellen, deren eine unter dem ,,Wasser« in V. 19 gemeint ist; römische Colonisten hatten seit der vorhin erwähnten Schlacht die Stadt bevölkert »und römifches Wesen daselbst verbreitet (vgl. V. 20f.), und da sie vom Kaiser Augustus mit dem sog. jus italicum ver- sehen worden war, so» kann man Luther’s Uebersetzung: ,,eine Freistadt« sich gefallen lassen, wenn auch das Wort des Grundtextes sie zunächft nur als Colonie oder Pflanzstadt bezeichnet. Dagegen ist der Ausdruck: ,,Hauptstadt des Landes Macedonien« entschieden irre- leitend; denn Hauptstadt die s es Theils von Macedonien, das die Römer seit ihrer Besitznahme in vier Distrikte eingetheilt hatten, war Amphipolis, und Hauptstadt des Landes überhaupt Thessalonich (vgl. 17, 1). Vielmehr» will Lukas mit dem, was er im Grundtext schreibt Orts· Fari »Er-Hm rssg zosgiöog VI; Morusöoiilocg nötig) zweierlei sagen: Paulus und seine Gefährten wußten aus dem, dem Apostel widerfahrenen Gesicht, daß der Ruf des HErrn sie nach Macedonien weise V. 10); aber wo in sollten sie nun zuerst sich wenden? ie Antwort au diese Frage geben sie sich selber da- durch, daß sie das Nächstliegende wählten, nämlich a) den östlichen oder vordersten Theil von Macedonien Wacedonia prima), und b) in diesem Theil die öst- lichste oder vordersteStadt, und das war ebenPhilippi. Sie hatten also in Troas bei ihrer Abfahrt dies Reise- iel schon in’s Auge gefaßt; daher, nachdem sie in eapolis gelandet, machten sie hier noch nicht Halt, weil dieser Hafenort noch zu Thracien gerechnet wurde, sondern ingen landeinwärts sogleich weiter. Daß auch die usatzbemerkun : ,,eine Pflanzstadt« (Luther: Freistadt) nicht ohne A sicht von Lukas gemacht sein kann, liegt auf der Hand; Philippi mit feinemitalischen Rechte im fernen Osten Europas, sagt Baumgartem war eine Vergegenwärtigung Italiens und seines Mittelpunktes, der römischen Weltstadt, Italien mit seinem Mittelpunkte Rom· stellte denn gleich anfangs, da der Apostel Europa betrat, als das eigentliche Ziel dieser nun eingeschlagenen Laufbahn (Kap. 19, 21; 23, u; 28, 14 ff) sich ihm dar. Its) Jn solchen Stadien, wo zwar Juden wohnten, diese aber keine Synagoge hatten oder haben durften, befanden sich wenigstens Betstätten, theils Gebäude, theils, wie hier, freie Plätze, und zwar, wegen der vor dem Gebet üblichen Händewaschung, am Wasser angelegt. Unter dem an unsrer Stelle erwähnten Wasser ist vielleicht das Flüßchen Ganges gemeint oder sonst eins in der quellreichen Nähe. Jn Philippi be- stand die ganze unbedeutende Judenschaft, wie es scheint, meistens aus zum Theil an Heiden verheiratheten Frauen; daher Von anwesenden Männern nichts be- richtet wird. (MeheZ Obwohl Paulus sehr wohl weiß, daß er hier in hilippi auf ein · anz neues Feld seinerapostolischen Thätigkeit gestellt it, so bleibt er doch auch hier bei seiner früheren Weise, zuerst den Juden das Evangelium zu verkündigen, und wählt danach Zeit und Ort seiner Verkündigung, deren Form denn durch die Lage der Umstände sich zu einer vertraulichen Unterredung gestaltet; offenbar thut; er das, weil er von der Ueberzeugung ausgeht, daß diese Ordnung durch nichts Anderes als durch das klar vor- liegende Entscheiden des Nichtwollens von Seiten des ganzen Volks aufgehoben werden könne. (Bautn- arten.) Das Senfkornartige des Werks und Reiches gjhristi. sein Erwachsen aus kleinen und kleinsten An- fängen tritt bei der Versetzung des Evangeliums nach Europa schlagend hervor: in der ersten Stadt Mace- Apostelgeschichte 16, l6——18. doniens, wohin er sich berufen weiß, angekommen, findet der Apostel mit seinen Gefährten im Anfang keine andern Zuhörer für die Heilswahrheih die sie bringen, als einige Frauen. Und das ist den Dienern Christi nicht zu gering: Jesus selbst hat auch an einem Brunnen mit einem samaritifchen Weibe geredet (Joh. 4, 6 ff.); so thun auch hier die Heidenapostel —- können sie nicht zu Vielen reden, so begnügen sie sich mit Wem« en zu sprechen, und kann ihre Mittheilun nicht eine Predigt oder rednerischer Vortrag sein, so sind sie froh, sich in einfachem Gespräch mit den Seelen von Jesu unterhalten zu können. Und aus diesem un- scheinbaren Samenkorn ist eine reiche Saat und köst- liche Frucht, die gesegnete Philippergemeinde erwachsen. (Lechler.) Paulus und seine Gefährten blieben einige Tage für sich, daraus gehen sie wie andere Leute an einen gemeinen Ort der Andacht, begnügen sich daselbst mit einigen Weibern zu reden, alles voll gläubiger Gelassenheit, den Führungen Gottes zu folgen; sie übertreiben nichts, sie legen sich nicht auf roße, be- sondere Dinge. Eine xsolche Mittelstraße zwi chen einem ausschweifenden Natureifer und träger Nachlässigkeit leite der HErr auch uns: den Segen weiß er zur rechten Zeit zu schenken. (Apost. Post) » f) Lydia war, nach-unsrer Art zu reden, eine wohl- bemittelte Kaufmannsfram wir sehen hieraus, daß man in allen Stauden, auch im Kaufmannsstande, den HErrn fürchten und sein Wort lieben kann, daher auch Paulus ihr nicht rieth, ihren Handel aufzugeben. Es müssen aber nicht Unglaube, Geiz und Nahrungssorge den Handel und die Rechnung führen, und Gottes Wort muß Einem lieber sein, als aller zeitliche Ge- winn. (Bogatzky.) Bei einer Purpurhiindlerin aus der üppigen und wollüstigen Stadt Thhatira hätte man das Bedürfniß der Religion und die Gesinnung der Gottesfurcht eben nicht suchen sollen; diese Purpur- krämerin aber hörete zu. Die Andern alle höreten auch zu, doch gewissermaßen die Lydia nur allein —- sie allein so, wie man da, wo von Gott und gött- lichen Din en die Rede ist, zuhören soll und wie es allein ein uhören genannt zu werden verdient, mit einem ernstha ten, gesammelten, aus die Sache selbst zerichteten Gemüthe, das an Zweifel, Täuschung und elbstbetrug keinen Gefallen hat, das nicht zuhört, um doch auch ein Menfch zu scheinen, dem die großen und ewi en Angelegenheiten des Menschen bekannt sind, son ern dem es um diese wahrhaftig zu thun ist, zu thun um ein Näherkommen zu der ewigen Quelle des Lichts und Lebens, um tiefere Erkenntniß und größere Gewißheit, um Frieden in sich selbst und blei- benden Trost unter dem unauf altsamen Hinschwinden aller Dinge der Nichtigkeih un das also die Ohren nicht abwendet, wenn die Wahrheit das Jnnerste des Herzens und Lebens richtet, wenn sie beschämt und demüthigh und das göttliche Dinge darum nicht von sich weiset, weil sie den Modebegrisfen des Zeitalters nicht gemäß sind. (Menken.) Jhr blühendes Handels- geschäft war nicht ihr Gott, sie war gottesfürchtig, der Gott Jsraels hatte sie an sich gezogen; und nun war am Sabbatl) ihr Laden in der Stadt geschlossen, sie pflegte nicht zu fehlen unter den andächti en Weibern, die in dem kleinen jüdischenBethosjie drau en vor dem Thor zusamtnenkametn So war gdia treu gewesen im Gehorsam ge en die zuvorkommen e Gnade Gottes, und wer da hat, zu, als Paulus zu den Weibern von Sünde und Gnade, Tod und Leben, Finsterniß und Licht, Knecht- schaft und Freiheit, kur vom Reiche Jesu Christi redete, und unter dem ören des Worts that ihr der HErr das Herz auf, daß sie darauf Acht em wird gegeben; sie hö rtes Die Unterredung an dem jüdischen Vetort zu Philippi. Die Purpurkrämerin Lydia. 529 hatte. Die Gnade des Hörens kann kein Mensch von sich abwehren; aber er kann beim Hören die Gnade hindern, daß es nicht zum Achthaben bei ihm kommt, wenn erdem Her aufthun des HErrn sich widersetzt und dem Teufel aum giebt, der das Wort vom Herzen wegstiehlt (Besser.) » · Zweimal in diesem Kapitel kommt die Taufe vor, beide -Mal wird eine ganze Familie getauft: Lydia und ihr Haus V. 15., der Kerkermeister und all die Seinigen V. 33. Zum ersten Mal, seitdem Lukas die Missionsthätigkeit des Paulus erzählt, er- wähnt er hier die Taufe der Bekehrtem und es ist von Belang, daß in beiden Fällen unsers Kapitels alle Angehörigen der Betreffendenmit getauft wurden. Unter der Voraussetzung, daß die Familie gewiß auch kleine Kinder gezählt habe, werden beide Stellen in der Regel für die Kindertaufe als apostolische Sitte angeführt; das läßt sich nun keineswegs so sicher be- haupten, daß ein Beweis daraufgebaut werden könnte, das Hauptgewicht der Sache beruht aber nicht darauf, ob Kinder in der Familie waren und wie jung die- selben gewesen fein mögen, sondern die unzweifelhaste Thatsache, daß in beiden Fällen das ganze Haus, alle Familienangehörigen mit dem Haupte des Hauses ge- tauft wurden, hat schon ein entscheidendes Gewicht. Es liegt die Jdee einer christlichen Familie, eines christlichen Hauses darin. «Die persönliche Selbst- entscheidung ist etwas Großes, aber die Jsolirung der Einzelpersönlichkeit ist nicht das Wahre; die Einheit der Familie in C risto, die Weihe des Hauses durch die Gnade, die ugehörigkeit Aller zu dem Einen gErrn steht hier als etwas Gottgewolltes vor unsrer eele, und es ist eine merkwürdige Thatsacha ein be- deutsames Zeichem daß diese Seite des Heils in der apostolischen Geschichte zuerst aus euro äischezn Bo- den hervortritt. (Lechler.) Nachdem die urpurkrcimerin mit ihren Hausgenossen in die Gemeinschaft Christi aufgenommen war, lud sie die Glaubensboten ein, in irem Hause Quartier zu nehmen; die apostolischen änner ließen sich nöthigen, denn die Sache hatte auch ire bedenkliche Seite, allein Lydia setzte es durch. enn sie es in der Reinheit des Glaubens getrost wagen durfte, die fremden Männer u beherbergen, welche Glaubensbrüder waren, so durften diese auch durch die Rücksicht auf Juden und Judenchristen sich nicht abhalten lassen, bei einer gläubigen Heidin Her- berge zu nehmen; man war nicht mehr aufasiatischem, man war auf europäischem Boden. (P. Lange.) Jn ihrer Herzensfreude will Lydia nun dem HErrn auch dienen »in seinen Knechtem nöthigt den Paulus und seine Genossen, theils um ihren Dank damit zu be- zeugen, theils um im täglichen Umgang mit diesen Gottesmännern für sich und die Ihrigen noch mehr Segen zu empfangen. Jhr Haus wurde da recht eine Hütte Gottes bei den Menschen, die erste Missions- station in Europa, das Mutterhaus, von dem aus jene liebliche Gemeinde zu Philippi stammte, an die Paulus seinen Philipperbriesschrieb, jene schöne Gemeinde, die der Apostel seine Freude und seine Krone nannte Philipp. 4, 1). So hat Lydia dem HErrn ihr aus au gethan,nachdem er ihr das Herz aufgethan. ( erok.) o. V. ils-W (§ 15It). Zeigle sich amschlusse des vorigen Atifchnitts an dem Exempel der Lgdia die graste Empfänglichkeit der enropiiisctjen heidenwelt für das Evangelium, so tritt ist der nunmehr folgenden Geschichte offen zu Tage, das) auch in Europa, gleich« wie überall, es dennoch einen heissen Kampf iiosien werde, das Christenthiini zu pflanzen; stach dein ersten Siege nämlich, den die Predigt des Apostels nnd seiner Gehilfen neulich mit leichter Mühe davongetragen, Dächf e l’ S Bibelweeb VI.Baiid. stellen nun alsbald sieh feindliche Mächte ihr entgegen, die ihren Trägern ohne Urtel und— Recht die schinerste Gewalt anthnn und selbst bis« zur Vernichtung der- feltieii fortznschreiten sich anfassen. Ader diese zeigen an ihrem ganzen Verhalten, welche Siegesmociit iiber die Welt dem Glauben an— Christum innewohnt (I.Joh. z, 1t); nnd derhErr richtet die weiteren Vorgänge also ein, das) in ihnen die ganze ineitere Kirchen- gesthichte des Erdtheils sich spiegelt, wo die feindlicheii Mächte sich endlich dem Christ des hErrii zu Fiisten legen, das Reich Gottes in den häusern nnd Faniilieii sich tiaat und anch das ösfeiitlicheliecht eine christliche Gestalt annimmt. « 16. Es geschah aber [an einem späteren Tage der Sabbather], da wir zu dem Gebet gingen [uns ebenfalls nach jenem Gebetsort V. 13 hinaus begaben, und zwar in derselben Absicht wie da- mals], daß eine Magd uns begegnete, die hatte einen Wahtfagergeist [von dem sie in Besitz ge- nommen war I. Sam. 16, 14 u· Matth. 8, 34 Anm.], und trug ihren Herren sderen mehrere sie in ihren Diensten hatten] viel Genteß zu mit Wahrsagen« [denn sie ließen für die Ausspriiche derselben sich reichlich von den Leuten bezahlen]. 17.. Dieselbige folgte allenthalben [auf dem ganzen Wege bis zum Betort, und auch dort nicht wieder zurückgehend] Paulo und Uns [seinen Ge- hilfen, dem Silas, Timotheus und Lukas] nach, schrie und sprach [wie eine somnambiileHellfeherin, jedoch in wachem Zustande, auch nicht von mag- netischen, sondern von dämonischen Kräften ge- tragen]: Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Atlerhdchstety die euch den Weg der Seligkeit ver- kündigen« [vgl. Matth. s, 29; Mark. Z, 11]. 18. Solches that sie manchen Tag [bei Ge- legenheit der öfter sich wiederholenden Gänge nach jener Stätte]. Paulo aber that das wehe sdaß so Velial mit Christogemeinschaftliche Sache inachen wollte 2. Eor. S, 15] und wandte sich seines· Tages, währetid er bisher das Thun und Treiben dieser Person unbehindert hatte geschehen lassen, zu ihr] um, und sprach [vermöge der Macht, die der HErr seinen Aposteln zu geben verheißen Mark. 3, 15; 16, 1.7] zu dem Geist: Ich gebiete dir in dem Namen Jesn Christi, daß du von ihr ausfahrest Und et [dem Gebot sofort Folge zu leisten genöthigt] fuhr aus zu derselben Standes« V) Diese Magd ist als das satanische Gegenbild der Lydia anzusehen; sie hatte einen Wahrsagergeist, den das abgöttische Volk in Philippi von dem Wahrsager- otte Python (Apollo) benannte. Nun wußte zwar Paulus und Lukas sammt ihm, daß der Götze Apollo nichts ist (1. Corn 8, 4); aber hinter dem Apollo- Nichts steckte ein finsteres Etwas, ein teuflischer Geist (1. Cor.s10, 20), der die Philipper durch die besessene Sklavin in seiner Gewalt hielt. ·(Besser.) Solche Wahrsagerinnem wie Paulus eine Zier fand, gab es im Heidenthum viele; in kurzen, rät selhaften, doppelsinnigen Sprüchen deuteten sie Zukiinftiges und Verborgenes an. Geschenke und Gaben mußten ihre Zunge lösen; und in manchen Fällen, wenn der Er- folg, scheinbar oder wirklich, dem Wunsche des Fragen- 34 530 Apostelgeschichte 16, 19——24. den und dem Götterspruche der Wahrsagerin günstig gewesen, waren Geschenke und Gaben der Lohn des ankbaren Aberglaubens. War der Ruf einer olchen Person weit verbreitet, so konnte sie dem Tempel oder dem Hause, dem sie angehörte, roße Reichthümer und Schätze erwerben. Eine solche erson sagte in vielen Fällen auf gut Glück, was sie w ollte; zuweilen, was sie mußte, ohne den unwillkürlich sich aufdrängenden Ausspruch selbst im Mindesten zu verstehen. Es war eine falsche, aber doch eine wirkliche Inspiration oder Biåg3eisterung. (Menken.) VI) ie konnte ein unreiner Geist, für dergleichen einen er doch durch das in V. 18 gebotene Ausfahren erklärt wurde, solches gute Zeugniß von Paulo und seinen Gefährten ablegen? Nun, es hat ja doch der Teufel selbst Christum für den Sohn Gottes bekannt (Mark. I, 25; Luk. 4, 41). Wenn der Teufel das Reich Gottes nicht gar aufhalten und zurücktreiben kann, so möchte er wenigstens gern gemeinschaftliche Sache machen und dabei auch etwas von seinem Kleck anbringen. (Rieger.) Wenn sich der Böse fromm stellt, ist er am allerärgsten. (Starke.) Dreierlei Kunstgriffe des Teufels steckten darunter: l) er siichte die Selbst- gefälli keit der Apostel zu reizen, durch weltliches Lob ihren ifer für Jesum zu schwächen — mit diesem Strick hat er schon manchen redlichen Lehrer gefällt; Z) er suchte ihnen dadurch zu schmeichelm daß sie ihn in der Person der Magd zufrieden lassen und sein betrügliches Handwerk nicht stören möchten; Z) er ge- dachte das Volk damit zu überreden, daß die Apostel seine guten Freunde wären, damit also die Kraft des Christenthums gehindert würde. (Apost. Past.) Sollte nicht auch in uns überall da, wo wir. etwa heutzutage den Unglauben gleichfalls dem Christenthum ein zwei- deutiges Lob spenden hören, ein Zweifel darüber auf- steigen, ob solch ein Lob wirklich ein redlich gemeintes oder ob es bei demselben von Seiten des Unglaubens nicht vielmehr nur darauf angelegt sei, sich durch er- heuchelte Freundschaft die ihm in die Nähe gerückte und die ihn beunruhigende Kraft des lebendigen Christenthums möglichst weit vom Leibe zu halten, wenn nicht gar durch verführerische Schmeichelkünste dasselbe in Gefahr zubringen, daß es durch Eingehen eines Bundnisses mit dem Unglauben verunreinigt werde? (Andreä.) dir) Paulus ließ die Magd manchen Tag ge- währen, wiewohl ihm nicht entging, was der Geist im Sinne hatte, der aus ihr redete; weh that ihm die Huldigung aus ihrem Munde gleich das erste Mal, aber wie er dem Dämon wehren sollte, ob mit Reden oder Schweigen, ob durch Austreiben aus dieser Magd oder durch Niedertreten der teuflischen List unter seine und der Brüder Füße, das erfrug er erst in der Stille vom HErrn mit Beten und Fasten: Matth 17, 21. (Besser.) Es that Paulo wehe, doch mußte er’s einige Tage tragen; denn es hatte kein Apostel die Wunder- gaben in seiner Macht und Gewalt. Und da er her- nach in’s Gefängniß und aus der Stadt gehen mußte, so sehen wir daraus, der HErr habe ihn deswegen nicht bald den bösen Geist austreiben las en, damit er unter der Zeit noch immer predigen und Manchen be- kehren konnte· (Lukas ist hier so sehr» niit den äußeren Schicksalen, dem Märthrerthum des Apostels beschäftigt, daß er von seiner Thätigkeit für’s Evangelium fast nur nebenher handelt; sie muß aber demnach in Philippi von nicht geringem Erfolg begleitet gewesen sein, wie aus dem ,,Brüder« in V. 40 und aus Phil. 4, 15 f. her- vorgeht, und mehrere Wochen gedauert haben.) End- lich aber mußte der böse Geist doch ausgetrieben werden. (Bogatzky.) So hat’s Luther auch gemacht: »als die Schwarmgeister, die Bilderstürmey die Wiedertäufer, die falschen» Propheten, die aufrührerischewBauern sich an ihn hangen und Genossenschaft mit ihm machen wollten, da hat er rasch und entschieden einen solchen Anhang von sich geschüttelt und gegen diese Leute gerade so scharf gepredigt, wie gegen die Päpstler. (Gerok.) Folge nicht, Zion, f lge nicht der Welt, die dich suchet groß zu machen; a te nichts ihr Gut und eld, nimm nicht an den Stu l des Drachenl Zion, wenn sie dir viel Lust verspri t, folge nicht! (Fahre fort &c. V. 3.) 19. Da aber ihre Herren sahen, daß die Hoff- nung ihres Genießes war ausgefahrent sdaß damit, daß der Wahrsagergeist von der Magd war aus- gefahren, auch die Hoffnung, ferner von ihrer KunstGewinn zu ziehen, vernichtet war], nahmen sie Paulum Und Silan [die beiden Hauptpredigey während sie den Lukas und Timotheus, als weniger bei der Sache betheiligt, verschonten], zogen sie auf,den Markt vor die Obersten sdie daselbst ihr Amt verwaltenden gewöhnlichen Stadtrichter Kap. 17, e; Lin: 12, 58], f 20. Und sühreten sie svon da weiter, weil die Stadtrichter sich für incompetent erklärten, eine auf Auflehnung gegen die römische Staats- gewalt lautende Klage zu entscheiden] zu den Haupilenten [den sog. Duumvirn oder den beiden obersten römischen Magistratspersonen der Stadt] und sprachen: Diese Menschen machen unsere Stadt irre, Und sind Juden [gehören derjenigen Nation an, welche überhaupt ein Gegenstand der Verach- tung und des Hasses« für alle andern Völker sind und welcher außerdem erst neuerdings der Kaiser den Aufenthalt in der Welthauptstadt verboten hat 18, 2]; 21. Und verkündigen eine Weise [oder Re- ligionsverfassungs welche uns nicht ziemet anzu- nehmen, nvch zu thun [sie praktisch in unser öffent- liches Leben einzüführen], weil wir Römer sind« 22. Und das Volk ward erregt wider ste [denn jene Herren V. 19 hatten natürlich nicht versäumt, bei ihrem Hinschleppen der beiden Ver- klagten auf den Markt und von da zu den Haupt- leuten ihre Beschuldigung V. 20 f. schon auf den Straßen auszuschreien und damit den Straßen- pöbel zu haranguiren]; und die Haupiieute lals sie die herbeiströmenden Volksmassen sahen] ließen ihnen sohne erst ein Verhör vorzunehmen und ein Urtel zu fällen] die Kleider abreißen und hießen [die Stadtdiener V. 351 sie ståupen 23.- Und da sie sie wohl gestäupet [mit Ruthen durchgehauen] halten [was die sog. Liktoren be- sorgten], warfen sie [gleich als sei der Wuth jener Herren und des aufgeregten Pöbels noch nicht genug geschehen] sie in’s Gefängniß, Und geboten dem Kerkermeister, daß er sie [wie wenn die eigentliche Strafe, die dann keine andere als die Todesstrafe hätte fein können, erst noch folgen sollte] wohl bewahren. « -die Welt mag das nicht glauben. Heilung einer Wahrsagermagd. Des Paulus und Silas üble Behandlung. 24. Der nahm solches Gebot an smit dem Vorsatz, es recht genau und streng zur Aus- führung zu bringen], Und warf sie in das innerste Gefängniß und legte ihre Füße in den Stockttt [2. Chron. 16, 10 Anm·]. «) Die Herren der Magd waren schwerlirh bei dem Austritt anwesend; aber hernach überzeugten sie sich, daß dieselbe in den gewöhnlichen Geisteszustand über- gegangen, daß der weissagende Geist von ihr gewichen und damit die Aussicht auf ferneren Gewinn aus ihrer Wahrsagerei ihnen benommen war. (Lechler.) Die nun vorhin das Elend der Sklavin widernatürlich ausgebeutet hatten, sahen jetzt deren wunderbare Hei- lung als einen Eingriff in ihre guten Rechte an. (P. Lange.) Allerdings bringt das Evangelium je und je zeitlichen Nachtheih weil es manches sündliche Gewerbe verbietet, manchen betrügerischen Vortheil ver- dammet, manchem Luxus und mancher Ueppigkeit ent- egentritt So wurden später in Ephesus die Gold- kschmiede wüthend auf unsern Apostel, weil er dem ötzendienst der Diana Abbruch that init seiner Predigt des Evangeliums und sie mit ihren silbernen und goldenen Götterbildern nicht mehr den Absatz fanden wie sonst (Kap. 19, 23 ff.); so können da und dort die Schankwirthe und Musikanten in Schaden kommen, wo auf christliche Sonntagsfeier gedrungen wird oder wo ein gewaltiger Prediger die Leute aus dem Wirths- haus zur Kirche zieht. Aber solch zeitlicher Nachtheil würde reichlich ersetzt für den Einzelnen, für die Ge- meinde, für’s ganze Land nicht nur durch den himm- lischen Gewinn, den das Christenthum mit sich bringt, sondern auch durch den zeitlichen Segen, der ihm doch immer wieder nachfol t, denn es bleibt dabei: »die Gottseligkeit ist zu a en Din en nütze und hat die Verheißung dieses und des zu iinftigen Lebens-«; doch (Gerok.) « VI) Diese Verfolgung ist nicht blos eine der wenigen, welche von den Heiden veranlaßt wurden, sondern ist auch die erste Verfolgung dieser Art. Bisher hat sich niimlich der Haß gegen das Evangelium recht eigentlich nur bei den Juden geosfenbaret, bei den Heiden dagegen ist überwiegend die Empfänglichkeit für dasselbe hervorgetretenz und wo auch in heid- nischen Orten eine Feindseligkeit sich bemerklich emacht hat, da ist sie von den erstenUrhebern des Ha es an- estiftet worden (Ka . 13, 50 ff.; 14, 2 ff. 19 sf.). Hier in Philippi zeigt fiel; nun zum ersten Mal neben der schon bezeu ten Empfänglichkeit auch eine selbstständige heidnische eindschaft ·egen die Träger des Evan- geliums, welche ur butigen Verfolgung ausschlägt. er verborgene rund des Hasses ist bei den Juden und Heiden gleich: es ist die menschliche Selbstsucht, welche sich durch die in dem Evangelio sich regende Kraft des heil. Geistes gestört fühlt; wie die Priester und Tempelbeatnten und Saddueäer in Jerusalem sich in der selbstsüchtigen Ausfassunälund Handhabun ihrer Stellung durch die Predigt der postel gehindert Fanden, so finden die Herren der Sklavin mit dem Wahrsager- eist in Philippi durch das Wirken des Paulus ihren ewinn eschmälert Die Gestalt aber, welche der Haß bei en Juden undbei den Heiden annimmt, ist verschieden, je nach der verschiedenen Eigenthiimlichkeit auf der einen und auf der anderen Seite: bei den Juden gewinnt dieser aß eine religiöse, bei den Heiden es römischen eltreichs eine politische Ge- taltz wie man in Jerusalem dem Stephanus Schuld giebt, das; er Gott und Musen, das Gesetz und den empel lästere, so klagt man in Philippi, der römischen 531 Coloniestadt, den Paulus und seine Begleiter der Ver- kündi ung und Verbreitung solcher Sitten an, welche mit er römischen Reichsordnung in Widerspruch ständen. (Baumgarten.) Sehr geschickt war die An- klage gegen die Knechte Christi zusammengesetzt: sie berufen sich einerseits auf den römischen Namen, den höchsten Empfehlungsnamem welchen es gab, andrer- seits bewirken sie durch den damals schimpslichen Namen der Juden Haß gegen die Apostel; denn was die Re- ligion betrifft, so hatten die Römer mehr Verwandt- fchaft mit irgend welchem andern als gerade mit dem jüdischen Volk. (Calvin.) Fremden religiösen Cultus im Gegensatz zu der heidnischeu Religion einzuführen, war bei den Römern se r strafbar. Alle möglichen heidnischen Religionen in en von ihnen eroberten Ge- bieten hatten sie zu den ihrigen erklärt; allein die Re- ligion, welche unter den bekannten allein die Wahrheit atte, mochten sie nicht. Das ist aber nicht nur Eimer-» sondern aller Weltkinder Weise: sie predigen eine allgemeine Toleranz; sie würden jede Philosophie, jeden Glauben, jede Religion annehmen, sie» würden, wenn es nicht anders wäre, Juden, Muhamedaner, Hindus und Chinesen werden, allein gegen die Religion des Kreuzes sind sie intolerant Warum? — sie ,,macht die Leute irre«, sie bringt in Gegensatz zu allen sonst der Welt geläusigen Ideen. (Williger.) Weil« die Prediger des Evan elii zu Philippi im jüdischen Bet- hofe und im Hause der gottesfürchtigen Lydia ihr Wesen hatten, o galten sie den Heiden für ,,Juden«; Paulus und ilas waren ja· auch an i ren Ge- sichtszügen als jüdische Männer kenntli . Noch lange hernach hielt man in Rom die Christen für eine Judensekte. Merkwürdigi Die den Jud en höchst ver- haßten Christen waren den Heiden verhaßt, weil sie Juden wären; ähnlich belegt heute die Welt mit dem verhaßten Namen »Jesuiten« diejenigen, welche den Jesuiten höchst verhaßt sind. (Besser.) W· Aus einer egoistischen Büberei geht die Be- schuldigung hervor, die Apostel seien Unruhstifter, Re- ligionsverderbey Sittenverfälscher; und mit Einem Schlage theilt sich der wilde Sturm dem niederen Pöbel, dem hohen Magistrat und selbst dem armen Kerkermeister mit, denn auch dieser will noch ein Uebriges thun, er wirft die von den Richtern Gewiß- handelten und ihm zur Bewahrung Uebergebenen in das innerste Kerkergemach und schließt ihre Füße in den Holzblock ein. Für ihren ersten Heilsakt auf europäischem Boden büßen also die Gaubensboten damit, daß sie um Mitternacht im Kerker liegen, mit den Füßen im Block. (P. Lange.) Die Wahrsagereb Händler wußten ihrer Anklage Nachdruck zu geben durch Aufreizung des Volks wider die Beiden; die große, urtheilslose Menge wird ja durch nichts mehr gereizt, als wenn man sie überredet, es solle ihr ihre hergebrachte Religion, ihr gewohnter Gottesdiensh welchen sie als eigenes Verdienst vor Gott darbringt, genommen werden. Ohne diesen Pöbeltumult nun würden die Hauptleute wohl eine förmliche Unter- suchung angestellt und sich vielleicht mit Ausweisung der angeblichen Unruhestifter begnügt haben; so aber verhängen sie auf der Stelle, nur um den Andrang des Pöbels los zu werden, die schimpfliche Geißel- strafe über die Unverhörten und Unverurtheilten. Paulus ist fünf Mal von den Juden und drei Mal von den Heiden gestäupt worden (2. Cor. 11, 24f.), und war nicht unempfindlich gegen die Schmach dieses Leidens (1. Thess Z, 2); dennoch ließ er, und Silas mit ihm, geduldig seinen Rücken entblößen und ertrug viele blutige Schläge — Maalzeichen des HErrn Jesu nennt er sie in Gab S, 17. Die Schriften des Apostels 344 532 Apostelgeschichte 16, 25—34. seien uns desto theurer um des ,,Honorars« willen, das er empfing! (Besser».) Paulus und Silas haben sich die Mißhandlung mit schweigender Selbstverleug- nung, ohne sich aus ihr römisches Bürgerrecht (V. 37) zu berufen und alles Gott anheimstellend, gefallen lassen. (Meyer.) ·Nicht immer hat man sich aller Htlfszund Schutzmitteh die Einem zu Gebote stehen, unter jeder BedcngungKzu bedienen; man muß da erst Gottes Regiment zu athe ziehen. (Bengel.) 25. Um die Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und [vom Gebet, etwa Pf. 121, 1ff., durch Gottes Geist alsbald weiter getrieben], lobeten Gott sHiob 35, 10; Ps.- 68, 20 f.; »Jes. 45, 2]. Und es höreten sie die Gefangenen [wie sie so zuerst zu Gott beteten und dann auch ihn lobten, und merkten verwundert und voll»Theil- nahme daraus]. 26. Schnell aber ward ein großes Erdbeben, also, daß sich bewrgetett die Grundsesten des Ge- faugmsses Und von Stund an wurden alle Thuren ausgetheilt, und aller [auch derer, die in den übrigen Gefangnißzellen sich befanden] Bande lvs"· swahrend doch zugleich eine geheime Macht die Gefangenen zurückhielt, daß sie den Augenblick des großen Ereigmsses nicht zur Flucht benutzen ·konnten]. V) Der Gefängnißwärter legte sich, als er den Paulus und Silas im innersten Gefängniß durch Fesseln und Fußblock sicher genug verwahrt zu haben glaubte, ruhig schlafen; dies konnten nun sreilich Paulus und Silas nach den vielen Schlägen, die sie erlitten hatten, und bei den Schmerzen ihrer durch den Fußblock auf- gespreizten Beine nicht thun, dennoch aber wurden sie in der über sie ergangenen Trübsal nicht kleinmüthig. Wußten sie doch, daß ihr HErr selbst sie durch das wunderbare Gesicht in Troas ierher nach Macedonien gerufen hatte, und diesem i rem HErrn vertrauten sie nun auch festiglich in ihrer Noth; der treue HErr aber stärkte sie mit seinem kräftigen Beistand so sehr, daß, als es Mitternacht wurde, er ihre Lippen zu lautem brünstigen Gebet und zu fröhlichen Lobliedern öffnete, denn er weiß selbst in den tiefsten Leidens- nächten Jubellieder in die Herzen der Seinigen hinein- zulegen. (Andreä.) Hier ist nicht bloßes Ertragen des Leidens, nicht bloße Geduld und Willigkeit im Aushalten des Leidens, sondern eben das, was Paulus (Röm. 5, B) ein sich Rühmen der Trübsale nennt und als die Frucht der Rechtfertigung durch den Glauben preist; wir haben hier den geschichtlichen Beleg dafür, daß der Triumph des Apostels (Röm. 8, 35 ff.), mit welchem er sich über alle feindseligen Mächte, welcher Art und welches Namens sie auch sein mögen, in über- schwänglicher Weise erhebt, nicht etwa in seinen Ge- danken, sondern in seiner Kraft und Freudigkeit be- gründet ist. Jn diesen mitiernächtlichen Hhmnen der eingekerkerten Zeugen Jesu ist nicht blos die anze Macht der römischen Ungerechti keit und Gewa tthat egen die Kirche vernichtet, son ern sogar zu einer olie nie gekannter Herrlichkeit und Geistestnacht der Kirche herabgesetzt; und wenn nun das Leiden der beiden Zeugen Jesu Anfang und Vorbild der un ähligen Martern ist, welche der Kirche der künftigen Jahrzehnte und Jahrhunderte aus derselben Quelle zufließen werden sssenb 2, 8ff.; 8, 1ff.), so ist dieser unvergleichliche ieg des Geistes über das Leiden Anfang und Unter- pfand der Geistesmacht, welche sich in dem ganzen ewig denkwürdigen Briese der gallischen Gemeinden über ihre Märtyrer spüren läßt, es ist dieses Siegen. Anfang und Unterpfand derjenigen Geistesmacht, welche wir später in den vielen Blutzeugen Christi, die der- selben römischen Weltmacht preisgegeben waren, so sieghaft und unwiderstehlich hervortreten sehen. (Bau1n- garten.) So war die Stille der Nacht no nie unter- brochen worden in diesem Gewölbe, solche orte waren nimmer vernommen worden in diesen Mauern; und wenn auch die, die sie hörten, durch ihre Vergehungen und Verbrechen dahin gekommen waren, es mußte sich ihnen doch in diesen, mit Himmelsruhe und Gottes- frieden ausgesprochenen Worten des Gebets und Lobes Gottes ein höheres Leben und eine höhere, seligere Menschheit kund thun, wobei sie nicht ohne Eindruck in ihrem Gemüthe bleiben konnten, wenngleich sie diesen Eindruck nicht verstanden. Brachten sie diesen unver- standenen Eindruck und das, woraus er hervorgegangen, die eben vernommene Anbetung eines Gottes, von dem und durch den alle Dinge sind, der sich den Menschen kund gethan, in Gnade und Erbarmen zu ihrem Elende herabgeneigt, Worte des Heils und Friedens u ihnen geredet habe und alle, alle zu seiner Erkenntni und Gemeinschaft leiten wolle, in Verbin- dung mit der alsobald erfolgenden Bewegung der Natur, wodurch ihre Bande zwar gelöst, ihre Ge- fangenschaft aber doch nicht auf ehoben wurde, die beiden Betenden aber alsobald in Freiheit kamen; und vernahmen sie gleich nachher, wie sie es denn durch den Kerkermeister vernommen haben, daß diese beiden Männer von der Obrigkeit ehrenvoll» aus der Stadt geleitet seien, daß sie nicht nur unschuldig ge- wesen, sondern daß es sich mit ihnen so und so ver- halte, daß den Gott, den sie da in der Stille der Mitternacht im Kerker angebetet und der sie errettet, alle Menschen als ihren Gott, als ihren Heiland kennen zu lehren, sie zu seiner Heerde und Gemeinschast zu leiten der einzige Zweck ihrer Reise und ihres ganzen Lebens sei: so mußte der, zuerst durch das Gebet und Lob Gottes in ihrem Jnnern erregte Eindruck soviel stärker und bestimmter werden; und wer weiß, was es dem einen zu einem ruhigeren Tode und dem andern nach seiner Befreiung zu einem besseren und seligeren Leben für Frucht getragen? (Menken.) Nicht ohne besondere Vorsehung Gottes war den Aposteln gerade das innerste Gemach, der Mittelpunkt des ganzen Gefängnisse-s angewiesen worden: in der Niitte sollte der Tempel des HErrn sein, in der Mitte sollten die Loblieder angestimmt werden, damit sie von allen rings umher gehört werden könnten. (Williger.) Der wunderbare Nachtgottesdienst im Kerker zu Philippk 1) die uugewöhnliche Gebetsstunde —- Mitternacht; Z) der sonderbare Tempel — ein Ge- fängniß; Z) die merkwürdigen Liturgen — Paulus und Silas im Block; 4) die seltsame Gemeinde — die Ge- fangenen in ihren Zellen. (Gerok.) VI) Als Christus rief: ,,es ist vollbrachtl« da er- bebte die Erde, die Felsen zerrissen, die Gräber thaten sich auf (Matth. 27, 50 ffB als die Gemeinde zu Jeru- salem nach der ersten erfolgung Gott pries, da schüttelte sich die Stätte, da sie versammelt waren (Kap. 4, 23 ff.) Und Gleiches geschieht denn auch hier: auf den Lobgesang der Apostel folgt ein großes Erd- beben, die Grundsesten des Gefängnisses werden er- schüttert, plötzlich fliegen alle Thüren auf und alle Bande lösen sich. Die letztere Thatsache konnte durch ein Naturereigniß nicht bewirkt werden; mit dem Er- beben der Erde waren Geister des Himmels im Bunde (12, 7), es war ein Zeichen der himmlischen» Rechts- Des Paulus und Silas Gebet zu Mitternacht, das große Erdbeben und der bekehrte Kerkermeister. 533 pflege — hier, wo die heiligsten Männer in so ruch- loser Aufregung in’s Gefängniß geworfen waren, mußten alle Gefangenen mehr oder minder als willkürlich Ver- hastete erscheinen. Sie wurden frei gemacht von oben her; aber ebenso wurden sie durch Unsichtbare Bande gehalten und bewahrt, ihre Erlösung nicht zur Flucht zu mißbrauchen (P. Iange.) Paulus und Silas durften nicht entfliehen um des Evangeliums willenx wären sie aber allein dageblieben und die andern, vielleicht zum Theil sehr schuldigen Gefangenen alle entflohen, so wäre wohl mehr als eine Unschicklichkeit an die große, gottesvolle Begebenheit gekommen, die das Göttliche und das Gotteswürdige derselben entstellt und verhüllt hätte. Doch mußten Paulus und Silas durch dies Erdbeben, ohne es zur Flucht zu benutzen, als diejenigen, um deretwillen es geschah, noch in der«- selben Nacht dadurch zur Freiheit gelangen. (Menken.) Dem Wahrsagergeiste in der besessenen Magd hatte Paulus Schweigen geboten und sein Zeugniß vogi sich gewiesen; jetzt gab der allerhöchste Gott selber Zeugniß aus der Höhe, daß diese seine Knechte wären, die den Philippern den We der Seligkeit verkündigen sollten. (Besser.) Die Geizangenen waren gewiß in ihrem Innersten betroffen, als sie jetzt mit einem Male alle Thüren offen und sich von ihren Banden befreit sahen; in der stärksten Wundersprache rief ihnen da Gott zu: ,,höret diese meine Knechte, so will ich auch eure Herzens- bande lösen!« (Andreä.) Es sah aus, als wenn die letzte Erlösung gekommen wäre (Luk. 21, 11); doch eine jede vorläufige Errettung der KnechteGottes hat immer eine gewisse Gleiche mit der letzten, da zur Stunde der letzten Posaune sich sogar die Gefängnisse der Gräber öffnen und die Bande der Verwesung sich lösen werden (Joh. 5, 28). Auch das war ein Zeichen einer Vorfeier des letzten Tages, daß aller, auch der andern Gefangenen Bande los wurden (Joh. 5, 29) und daß doch keiner die Flucht wagte in ängstlicher Erwartung der Dinge, die da kommen würden (Luk. 21, 26): der Gedanke an die Schrecken des irdischen Gerichts, dem sie hätten entgehen könnnen, trat zurück vor dem an die Schrecken des ewigen Gerichts, dem niemand entfliehen kann. (Williger.) Die Mitter- nachtsstunde imKerker zu Philippi ein Vor- bild der großen Stunde des HErrnt I) die Welt schläft, aber die Gläubigen harren ihr entgegen, wachend und betend; 2) die Erde erhebt, aber der HErr ist nahe; Z) die Knechte der Sünde zittern vor] dem Gericht, aber die Kinder des Reichs heben die Häupter in die Höhe, dieweil ihre Erlösung nahet. (Gerok.) 27« Als aber der Kerkermeister ldurch die Erschütterung des Gebäudes und das von dem Aufspringen der Thüren verursachte Getöse munter geworden] aus dem Schlaf fuhr, und [bei einer sofort angestellten Durchsuchung der seiner Aus- ficht unterstellten Räume]. sahe die Thuren des Gefangnisses anfgethan, zog er funter Ausrufen der Wuth und Verzweiflung] das Schlvert ans fdas er bei sich führte] und wollte sich selbst»er- wurgenz denn er meinete, die Gefangenen waren entstehen [und er würde nun mit seinem Kopfe dafür büßen müssen, daß er sie nicht besser ver- wahrt habe 12, 18]. 28. Paulus aber rief laut [von seiner innersten Zelle aus, dahin sich wohl auch die übrigen Ge- fangenen zu ihm geflüchtet hatten] und sprach: Thue dir nichts Uebels, denn wir« sind alle hier [anwesend, es fehlt auch nicht Einer]. 29. Er forderte aber [von seinen ebenfalls wachgewordenen und herbeigeeilten Hausgenossen] ein Licht, und sprang hinein [indem er alle Zellen hastigen Laufs durchschritt], und ward sals er nun in das innerste Gefängniß kam und da wirk- lich alle Gefangenen in guter Ordnung beisammen fand] zitternd, nnd fiel Paulo nnd Sila [die er jetzt ganz klar für Kuechte Gottes, des Aller- höchften, die den Weg zur Seligkeit den Philippern zu verküudigen von ihm gesendet wären, erkannte] zu den Füßen fdas ihnen angethane Unrecht ihnen abbittend, vgl. Kap. 10, 25], 30. Und siihrete sie [aus der hintersten Zelle, wohin er V. 24 sie geworfen] heraus [in den vorderen Raum des Gefängniszhoses] und sprach: Liebe Herren, was soll ich than, daß ich selig werde? fdenn das auch mir zu sagen seid ihr ja zu uns gekommen] 31. Sie sprachen: Glaube an den HErrn Jefnm Christum, so wirst du und dein Hans fdessen Glieder hier zum Theil um dich versammelt sind] selig [,,es mag manches Sündenelend in diesem Hause geherrscht haben«: Williger]. 32. Und sagten ihm [hierauf, da er kaum schon wußte, was jene kurze Weisung zu bedeuten habe] das Wort des HErrn und allen, die in seinem Haufe waren. 33. Und er nahm sie zu sich [in seine, im Kerkerhause besindliche Amtswohnung] in derselben Stunde der Nachn und wusch ihnen die Striemen ab; und er ließ [durch die so von ihrer Ent- stellung und Entkleidung V. 22 f. wieder her- gestellten Gottes-boten] sich taufen, und alle die Seinen alsobald [V. 15]. " «« 34. U’nd" führete sie [nunmehr] in sein [Privat-] Haus und« setzte ihnen einen Tisch [zu ihrer Er- quickung nach der ausgestandenen Plage und Ent- behrung, aber auch zu brüderlichem Zusammenschluß mit ihnen], und frenete sich mit seinem ganzen Hase, das; er an Gott gläubig worden war [Luk. , 9 . Wellcher Gegensatz: dieser Angstmann, den« ein un- oorhergesehenes Unglück so ganz aus der Fassung bringt, und jene ruhigen Knechte des HErrn, die fröh- lich Gott loben mitten in ihrer Kerkernachti Das ist der Gegensatz, den wir immer noch alle Tage sehen können, besonders bei plötzlichen Prüsungen und un- erwarteten Heimsuchungen Gottes, der Unterschied zwischen einem gläubigen Kind Gottes, das ruhig und gefaßt bleibt auch in Sturm und Wetter, weil es weiß, der Vater läßt mich nicht allein, und dem ungläubigen Weltkind, das den Kopf verliert und den Muth sinken läßt, wenn die Noth hereinbricht, weil es niemand hat, an den es sich halten kann, wenn sein Erdenglück wankt und weicht. ,,Geber aller guten Gaben, festen Glauben möcht ich haben, wie ein Meerfels unbewegt, wenn an ihn die Woge schlägt-« (Gerok.) Der Selbstmord war bei den Heiden keine Sünde, sondern eine Tugend; 534 Apostelgeschichte 16, 35-——40. man wußte, von Noth und Elend er kiffen, mit dem bedrängten, qualvollen Leben auf rden am Ende keinen andern Rath, als es in zähneknirschendem Trotz egen das Schicksal und verzagend an aller Liebe und Hilfe in bitterer Verzweiflung von sich zu werfen, und um diese äußerste Noth und Verzweiflung doch wo möglich durch irgendeine Tiiuschung zu erleichtern und zu versüßen, machte man eine Tugend daraus und legte ein Lob darauf. Das Christenthum hat zuerst im Allgemeinen die Menschen eines jenseitigert ewigen Lebens gewiß gemacht, Allen den Weg und Eingang dazu geöffnet und gebahnt, ihnen das Jenseitige und Ewige als das Ziel des Jrdi chen und Zeitlichen dar- gestellt, das über alles Ermessen wiinschenswerth und mehr als alles, was diese Welt hat, des tiefsten Ver- langens würdig sei; und doch hat erst das Christen- thum, mehr als ir end etwas in der Welt zu thun vermochte, die Menschen auch in Leiden und Trübsalen an diese Welt gebunden und verhütet, daß sie in Noth «und Elend ihrem irdischen Dasein nicht selbst ein Ende machten. (Menken.) Gott ließ es geschehen, daß der Kerkermeister, der noch in eben der Stunde bekehrt werden sollte, in die äußerste Wuth und Verzweiflung verfiel, folglich als ein rechter Brspgnd aus dem Feuer errettet wurde, um die Kraft des Evangeliums zu preisen, welche vermögend ist, Sünder vom Rande der Hölle in’s himmlische eben zu versetzen; solche Exempel machen Muth, an den wildesten und recht barbarisch gesinnten Menschen auch in den perplexesten Umständen das Evangelium nicht zu sparen. (Ap1zst. Past.) Die warnende und beruhigende Stimme des Paulus hat den Gefängnißwärter von seiner Verzweiflung und seinem verderblichen Vorhaben zuriickgebrachh er ist über seine äußere Lage beruhigt« aber nun beginnt bei ihm-eine andere Unruhe, die Sorge und Angst vor Gottes Gericht ergreift seine Seele. Sind die Ge- fangenen alle bei geöffneten Thüren in Haft geblieben, so muß ein Wunderbares sich ereignet haben, so denkt er; und nun tritt ihm auf einmal alles vor die Seele, was er von den Reden und Werken der beiden Juden, vornämlich auch von dem Zeugniß des Wahrfager- eistes jener Magd und dessen Austreibung bei ihrer nhaftirung gehört haben mußte! Es durchzuckt wie ein Blitzstrahl sein Herz: diese Männer sind in der That Knechte Gottes, des Allerhöchstem und Vermittler des Heils, wie die Wahrsagerin bezeugt hat, und kein Anderer als ihr Gott hat ihre Bande und Riegel zer- brochen. Dann aber muß er sich fchuldigen und an- klagen, daß er so willig auf den Befehl der Haupt- leute eingegangen und es recht darauf angelegt hat, im Sinne ieser leidenschaftlichen Magistratspersonen und der aufgeregten Bürger die Gegeißelten ohne Schonung und hart zu behandeln; und nun verstehen wir wohl sein Eilen, womit er vor die Füße des Paulus und Silas sich hinwirft, sowie, daß er jetzt ganz die Sorge um die Sicherheit seiner Gefangenen aus den Augen setzt und dafür eine andere Sorge kund giebt, wie er nämlich aus Gottes Gericht möge errettet werden. Zum erste-n Mal ertönt hier die ernste Frage nach dem persönlichen Heil, nach der Rettung der Seele vor den Anklagen des Gewissens, vor der Strafe Gottes aus dein Munde eines Heiden, wie dereinst in Jerusalem in Folge der heil. Pfingstbegebenheit aus dem Munde der Juden und Judengenossen (2, 37); natürlich kann Paulus dem fragenden Heiden keine andere Antwort geben, als Petrus damals den fragenden Juden gegeben. (Baumgarten.) Wenn man es einmal mit solchen erweckten Gewissen zu thun hat, so kann man bald und mit wenigen Worten weit kommen; wie vieles muß aber oft angewendet werden, bis es mit der Frage Ernst wird: »was soll ich thun, daß ich selig werde?«! (Rieger.) Da stand also der macedonische Mann des Gesichts (V. 9) leibhaftig vor den Augen der Apostel in der Mitternacht; doch war es nur ein Einzelbild von vielen Tausenden, die so stehen und fragen sollten. War sich nun auch der Kerkermeister des ganzen Jnhalts seiner Frage noch nicht bewußt, jedenfalls hatte ihn das wunderbare Ereigniß aus einem harten Zuchtmeister der Sünder selbst zum armen Sünder gemacht, und seine Seele fragte nach einem geistigen Heil. ,,Glaube an den HErrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig«: das war die Antwort des Paulus, und diese Verkündigung erklärte er ihm und seinem Hause. Und nun begann eine merkwürdige Wechseltaufe, tief in der Nacht, gegen den Morgen hin, in diesem Kreise: der Kerkermeister wusch die Boten des Evangeliums, um sie von dem Blute ihrer Striemen zu reinigen, sie dagegen wuschen ihn rein von den Wunden seines Le ens und Gewissens durch das Bad der Taufe mit allen seinen Hausgenossen. Diese Handlun en fielen noch in der Amtswohnung des Gefängnisses selbst vor; dann aber führte sie der Kerkermeister in sein Haus und bereitete ihnen ein Mahl, und jubelte mit seinem Ein en Hause, daß er gläubig geworden war an Gott. o folgte der Taufe in diesem Hause eine Communiom welche sicher Abendmahl, Liebesmahl und Festmahl zugleich war. Da der Kerkermeister nur zu sicherem Gewahrsam der verhafteten Männer war verpflichtet worden, so übers ritt er seine Befugniß nicht« denn sie hatten ihm ja chon bewiesen, daß sie nicht Willens waren, die Stätte ihres Glaubenskampses als Flücht- linge zu verlassen, und die Art und Weise des Gewahr- sams war ihm anheimgestellt worden. Er suchte nur gut zu machen, was er in eigener Leidenschastlichleit oder Sympathie mit dem Verfolgun sgeiste verschuldet Hatte. (P. Lange.) Paulus und ilas ingen vom isch des Kerkermeisters wieder in ihr Gefängniß; es wird ihm schwer gewesen sein, dies zuzulassen, sie aber hielten es »für unbillig, ihn ohne Noth der Strafe der Obrigkeit auszusetzem Uebrigens könnte die nächtliche Taufhandlung im Kerker zu Philippi die Baptistem welche das Untertau en der Täuflinge zu einem noth- wendigen Stück der aufe machen, eines Besseren be- lehren: »wie hieß denn der Fluß, der durch den Kerker zu Philippi floß?« so fragte einst ein christlicher Hindu den Baptistenprediger, der ihm die Taufbesprengung verdächtigen wollte. (Besser.) Die wichtigste Frage und die richtigsteAntwort: I) die Frage: »was soll« ich thun, daß ich selig werde?« a. sie ist eine seltene Fra e, die nur von Wenigen gethan wird, b. aber eine Frage, die Gott uns Allen nahe legt, und c. eine Frage, die da, wo sie einmal erwacht ist, dem Menschen eine Ruhe läßt, bis er die rechte Antwort gefunden; 2) die Antwort: ,,glaube an den HErrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig« ist a) eine Thorh-eit für die Weisheit des Fleisches, b. ein Gericht über alle Höhe und Selbst- gerechtigkeit der Welt, e. ein Trost, und zwar der alleinige Trost für aufrichtige Seelen, und d. das höchste Kleinod der evangelischen Kirche (Thomasius.) Glaube an den HErrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig; denn mit diesem Glauben bekommst du l) einen göttlichen aussreund, Z) eine heilige Hausordnung, Z) einen lieblichen Haus- frieden, 4) einen gesicherten Hausstand, 5) ein untrügi liches Hausmittel und s) einen himmlischen Haus- antheil. (Gerok.) Aus Gnaden soll ich selig werden: Herz glaubst du’s, oder glaubst du’s nicht? (Lied von Chr. udw. Scheit.) Die ehrenvolle Entlassung aus dem Gefängniß und der Weggang von Philippi. 535 35. Und da es Tag ward, sandten sdie Haupt: leute [welche über ihr Verfahren in V. 22 f. sich denn doch jetzt Unruhe zu machen anfingen und die ganze Sache gern wieder los gewesen wären, die] Stadtdiener [dieselben Liktoren oder Ruthen- träger, welche die Execution an Paulo und Sila hatten vollstrecken müssen, zu dem Kerkermeister] und sprachen [ließen demselben sagen]: Laß die Menscher! [deren Verwahrung wir dir gestern an- befohlen haben V. 231 gehen« 36. Und der Kerkermeister verkündete diese Rede Paulo smit lauter Freude über des Apostels und seines Gefährten Erledigung]: Die Hauptleute haben hergesandt, daß ihr los sein sollet. Nun ziehet aus [aus dem Gefängniß, darein ihr un- gerechter Weise geworfen worden], und gehet hin mit Frieden [euer Werk in der Stadt ohne fernere Behelligung weiter zu treiben]. 37. Paulus aber sprach zu ihnen [den Stadt- dienern, unter Vermittelung des Kerkermeisters]: Sie haben uns ohne Recht und Urtheil bsfentlich gestäupeh die wir doch Römer-sind sSilas sowohl wie ich Kap. 22, 25], und in das Gefängniß ge- worfen [was nach mehr als einer Seite hin eine schwere Rechtsverletzung gewesen], Und sollten uns nun heimlich ausstoßen [gleich als hätten sie’s mit Vagabonden oder anderem Gesindel zu thun]? Nicht also, sondern laßt sie selbst kommen und uns [in ehrenvoller Weise, wie sich’s gebührt] hinaus führen. 38. Die Stadtdiener verkündigten diese Worte den Hans-muten, nnd sie-[die Hauptleute, die da wohl wußten, welche schwere Verantwortung die begangenen Rechtsverletzungen nach sich ziehen würden, wenn es darüber zur Klage beim römischen Statthalter der Provinz käme] fürchteten sich, da sie hörten, daß sie Römer wären; 39. Und kamen swirklich in eigener Person, wie Paulus und Silas verlangt hatten] und er- mahulen sie [das erfahrene Unrecht vergeben und vergessen zu wollen], Und führten sie heraus [aus dem Gefängniß — hätte ein Engel sie heraus- geführt, wie in Kap. b, 19 f.; i12, 7 ff., Gottes Macht, der da herrschet mitten unter seinen Fein- den Pf. 22, 29z 110, 2., wäre kaum so ver- herrlicht worden als hier, wo die römischen Haupt- leute selber den Engeldienst verrichten müssen] nnd baten sie, daß sie auszbgen aus der Stadt« [Matth. 8, 34]. 40. Da [sich mit dieser Genugthuung zufrieden- stellendj gingen sie aus dem Gefängniß, und gin en zu der Lydia [in deren Hause die christliche e- meinde, soviel an Gliedern sie jetzt schon zählte, in gemeinschaftlichem Gebet beisammen war Katz. 4, 23 ff.; 12, 12 ff.]. Und da sie die Brüder gesehen hatten und getröstet, zogen sie [Panlus und Silas, mit Zurücklassung des Lukas und Timotheus] aus «« [von Philippi, wie die Haupt- leute sie gebeten hatten]. s) Die Apostel hatten sich bei den Vorgängen V. 22f. gegen die Hauptleute nicht verantwortet, aber der HErr hatte inzwischen derselben Gewissen geschlagen: wenn seine Knechte schweigen und leiden, führt er ihre Sache. (Apost. Past.) Wir dürfen wohl annehmen, daß das große Erdbeben auch in der Stadt gespürt worden sei; die vor Schreck gleichfalls erwachten Magistratspersonen hatten Zeit genug, über die Bedeutung dieses plötz- lichen unheimlichen Ereignisses nachzudenkem denn nach heidnischen Begriffen war ein rdbeben ein Un- heil drohendes Vorzeichem welches von den Göttern geschickt sei, um die Menschen wegen begangener Sünden zu strafen. Obwohl sie nun des Unrechts gewohnt waren, so bezeugte sich doch auch in ihnen plötzlich die Stimme des Gewissens (Röm. 2, 15); durch dieselbe gemahnt, niochten sie sich jetzt besonders auch über die uletzt geschehene Geißelung der so edel und würdig aussehenden jüdifchen Männer besonnen haben. So- bald der Morgen graute, ging oder schickte einer um andern, und bald scheinen sie einig geworden zu fein, um sich nicht vor dem Volke eine Blöße zu geben und kein Aufsehen weiter zu erregen, den Paulus und Silas wieder in aller Stille aus ihrer Haft zu entlassen. (Andreä.) Vielleicht aber haben wir uns die Sache blos einsag so zu denken, daß den Haupt- leuten bei ruhigem esinnen das tumultarische Ver- fahren am geftrigen Tage doch ehrenrührig, römischer Prätoren unwürdig vorkam, zumal wenn sie etwa in- zwischen hinter die eigentliche Urfach des Jngrimmes der Wahrsagereihändler gekommen und es nun übel vermerkten, daß sie sich von ihnen hatten täuschen lassen; sie hielten daher die Freilassung der beiden Juden für angemessen zur Wiederherstellung ihres obrigkeitlichen Ansehens. (Besser.) Es war dem Kerker- meister eine tröstliche Botschaft, als ihm der Befehl zugestellt wurde: »Laß die Menschen gehen!« Ihm wurde dadurch aus einer pecnlichem druckenden Lage geholfen; denn was hätte er machen sollen, wenn nichts von der Art gekommen wäre? Als Kerkermeister war es seine Schuldigkeih der Obri keit, der er mit Eid und Pflicht zu ethan war, gehorkfam und treu zu sein und ihre Befe le in Betreff der Gefan enen mit Sorgfalt und Strenge zu erfüllen, ohne si über die Schuld oder Unschuld derselben ein Urtheil anzumaßen; nun aber als Christ diese Menschen, von deren völliger Unschuld und von deren Unrechtleiden er im Innersten zweifellos gewiß war, ja, die er so sehr liebte und ehrte, durch die er vor Verzweiflung bewahrt und zu einem neuen, seligen Leben gelangt war, die als Apostel des HErrn in einem solchen Lichte vor ihm standen, nun auch fernerhin als Verbre er hart und strenge zu behandeln, sie im finstern erker fchmachten zu assen — wie schrecklich, wie unerträglichl Da muß ihm nun, fchneller als er es erwarten konnte, die Obrigkeit selbst aushelfen, indem sie ihm jenen Befehl sendet; voll Freude eilt er denn damit als mit einer fröhlichen Botfchaft zu Paulus und Silas und denkt nicht anders, als daß diese die Kunde mit eben solcher Freude aufnehmen und also thun werden, wie er sagt: ,.nun iehet aus und gehet hin mit Frieden-« (Menken.) Die elt mbchte freilich gern alle ihre begangenen Un erechtigkeiten begraben und verstecken, aber man mu ihr ihren Willen nicht immerdar lassen; der heil. Geist lehrt es uns, daß man nicht zur Unzeit demüthig zu sein, sondern sich jedesmal so auszuführen habe, wie es mit der Führung Gottes zusammenstimmt (Rieger.) 536 Apostelgeschichte 17, 1——4. it) Wie Paulus das Recht der Stadtoberen geehrt hatte, da er mit Silas ohne Widerstand und Gegen- rede ihren Maßnahmen sich unterworfen, so nahm er nun auch sein ei enes wahr um ihrer selbst und um der Sache des H rrn willen; was er von ihnen ver- langt, das war das wirkliche römische Recht im Gegen- satz egen das verdrehte römische Recht, nach welchem der Zsöbel und der Magistrat ihn und seinen Ge- fährten gemißhandelt hatten. (P.Lange.) Auch mensch- liches Recht shat einen göttlichen Grund und Ursprung; niemals aus Schwäche, sondern allezeit um des HErrn willen geben deshalb die Christen ihr Recht auf. Hier wäre ein Nachgeben nicht um des HErrn willen e- wesen, vielmehr wäre Gottes Ehre dadurch geschän et worden: es hätte so ausgesehen, als ob die feindseligen Oberen nicht durch ihr Gewissen «vom HErrn ge- zwungen, sondern aus freier gnädiger Herablassung, m der sie Gnade für Recht wolltemergehen lassen, die Entlassung der Apostel befohlen hätten. (Williger.) Da der HErr dem Paulus von seiner Berufung her eröffnet hat, daß das Leiden um seines Namens willen wesentlich zu seiner Wirksamkeit ge ören werde (9, 16), so ist es wohl begreiflich, daß der postel, als er auch von Seiten der Heiden sich bedrohet sieht, zunächst an diese ihm gewordene Vorhersagung und göttlich ge- offenbarte estimmung erinnert wird und sich dem- nach in das über ihn verhängte Leiden willi schickt, ohne an die mögliche Abwehr durch eine erufung auf sein römisches Bürgerrecht zu denken; anders da- gegen steht die Sache, als sich ggezeigt hat, daß die Macht der Ungerechtigkeit und erfolgung von Gott gebrochen ist, denn nach dieser thatsächlichen Erklärun Gottes ist der Apostel befugt und verpflichtetxdur Berufung auf das Recht das Bewußtsein der Unge- rechtigkeit in dem leidenschastlichen Verfahren gegen ihn und Silas vornämlich in den obersten Urhebern der Ungerechtigkeit zu erwecken. Nach römischem Recht durfte niemand ohne ordentliches Verhör und Urtheils- spruch verdammt werden; solche, die ohne Verhör und ohne Vertheidigunäl getödtet waren, galten für unschnldig Getödtete. uszerdem war die Geißelung eines römischen Bürgers überall durch eigene Gesetze untersagt; der römische Redner Cieero sagt, daß der Ausruf: ,,ich bin ein römischer Bürger« oft Vielen in den entlegensten Ländern unter Barbaren Hilfe und Rettung gebracht. Wieviel nun die Erscheinung zu bedeuten hat, daß hernach die Hauptleute durch die Berufung des Apostels auf das römische Recht be- wogen werden, sich vor den verachteten Juden zu demüthigen, können wir am besten nach dem Gegensatz, der uns in Judäa vor Augen gestellt ist, bemessen: auch Jesus berief sich einst vor dem Hohenrath auf das Recht (Joh. 18, 23), daß diese Berufung aber irgend einen Eindruck gemacht habe, erfahren wir nicht; ebenso haben die Apostel dem Synedrium gegenüber sich auf die höchsten und heiligsten Grundsätze der Ord- nung berufen, aber sie mindern dadurch ihr Leiden nicht, sondern mehren es nur. Hier ist eine solche Verkehrtheit und Bosheit, daß die Leidenschaft der Einzelnen das Recht und Gesetz des Volkes sich dienst- bar macht: auf diesem Boden ist daher für die Kirche Christi keine bleibende Stätte. Dagegen gewährt die Ordnung des römischen Reichs, welches doch das härteste und grausamste unter den Weltreichen ist, selbst vor den Vertretern dieser Ordnung in der ersten Stadt, wo Paulus mit dem römischen Wesen in Berührung kommt, den verfolgten und leidenden Bekennern Jesu Genngthuung und Sicherheit. (Baum arten.) Die Umstimmung der Obrigkeit, die FreilaFsung, ja das ehren- und achtungsvolle Geleiten aus dem Kerker ist ein weissagendes Vorzeichen auf das siegreiche und ehrenvolle Ende, welches alle Demüthigungen und Ver- folgungen der Christenheit durch das römische Reich finden werden. (Lechler.) Mk) Die apostolischen Männer hielten es mit ihrem Weggang von Philippi, um den die Hauptleute sie er- sucht hatten, nach ihrer Bequemlichkeit: erst noch be- suchten sie das Haus der Lydia, erst noch sahen sie hier die Brüder um sich versammelt und trösteten oder ermahneten sie; dann zogen sie aus. (Lange.) Nicht so ohne Weiteres konnten sie weggehen; sie mußten erst Gottes Werk bei der Gemeinde vollenden und ihr auseinandersetzem daß der Weg der Trübsal kein außerordentlichey sondern der ordentliche Weg Gottes sei zu ihrer Seelen Seligkeit (vgl. Katz. 14, 22). Fleisch und Blut hätte sich hier mit der Demüthigung der Feinde groß gemacht; die göttlichen Herzen aber beugten sich um so williger unter die Zucht Gottes und egrten auch die von Menschen ungerechter Weise geübte ucht als eine Gotteszucht (Williger.) Zur Tröstung der Brüder gehörte auch, daß Lukas bei ihnen blieb; Timotheus, den wir in Beröa bei Paulo finden (17, 14), scheint nach etlichen Wochen ihm nach Thessa- lonich gefolgt zu sein, vielleicht als Ueberbringer der ersten Liebesgabe der Gemeinde (Phil. 4, 15 f.). Als Paulus etwa 5 Jahre hernach (Kap. 20, 3 ff.) wiederum nach Philippi kam, fand er den Lukas noch daselbst und nahm ihn mit sich auf die letzte Reise nach Jeru- salem; an dem gesegneten Stande der mit Beständig- keit begnadigten philippischen Gemeinde, wie er aus der an sie erichteten Epistel zu erkennen ist, hat also dieser Gehilfe des Apostels eine Frucht auch seiner an- haltenden Arbeit daselbst sehen dürfen. (Besser.) Das 1'7. Kapitel. Pauli llerrichtung und Midermärtigtieii zu Theffalfonioh Beröa und Athen. d. V. 1——15 (§ 155). Auf der berühmten Körner- flrasle, der via Bgnatiek teilen Paulus nnd Silag in lüdtveiilicher nnd westlich-r Richtung der Meeres« tiüjke entlang von philippi über Amphipolis und Apollonia und Kommen nach einem tliarfche von ca. 20 Meilen nach Theflalonictj am thermaifchen Meer-baten, wo sie längere Zeit verweilen, gleich anfangs unter Juden nnd ptofelgtem besonders auch unter« den uorsiehmen Frauen, einen ansehnlichen An· hang gewinnen, nachmals aber in Folge eines von den ungläubigen und neidischen Juden angerichteten Pdbelauflaufs bei Nacht nach der einige Meilen weiter nach Süden gelegenen Stadt Beröa entweichen müssen. hier predigen fce ebenfalls einige Zeit unter den Juden, die edler und empfänglich« sich zeigen, als die in Thessalottictx sowie unter Griechen, und finden bereit· willigcn Eingang; durch die Nactjstetlungen der fanas tisctjen Juden von Chefsaloicich jedoch wird wenigstens Paulus genöthigt, abermals das Feld zu räumen, während Silas in Gemeinschaft mit Tiniotheus zu· rüktibleibt « l. Da sie aber [von Phclippc sich tiefer hinunter wendend] durch Amphipoiis und Apollonia reiseten, kamen sie [nach 5—6 Tagen angestrengten Marsches seit ihrem Aufbruchj gen Thessalonichz da war eine fder sämmtlichen Judenschaft in dem Des Paulus und Silas Reise über Amphipolis und Apollonia nach Thessalonich. 537 ganzen bisherigen Theil von Macedonien gemein- schaftIicheJ Judenschulegt 2. Nachdein nun Paulus gewohnt war [Kap. 13, 5. 14. 44; 14, 1; Je, 13; Luk. 4, 16], ging er zu ihnen sden Juden, in ihre Schule] hinein nnd redete mit ihnen auf drei Sabbathen [an den drei ersten Sabbathstagein die er in der Stadt anwesend war] aus der Schrift; 3. That sie ihnen svon Seiten des richtigen Verständnisses Luk. 24, 321 auf und legte es ihnen [auf Grund derselbigen, dem falschen jüdischen Messiasbilde gegenüber] vor, daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Todten [Luk. 24, 26 f. 45 f.], und [bewies dann weiter aus der Geschichte des HErrn] daß dieser Jesus [von Na- zarekhl den ich (sprach er Kap· 1, 4) euch ver- sandige, ist der Christ« [Kap. 9, 22]. 4. Und etliche Unter ihnen sden zuhörenden Juden] fielen Ihm zu [Kap. 28, 341 und geselletcn sich zu Panlo und Sila sals ihre, von Gott ihnen zugetheilten Jünger], auch der gottesfurchtigen Griechen [Kap. n, Do; 13, 16.43; 14,1; is, 14] eine große Menge, dazu der vornehmsten Weiber nicht wenigXtr «) Amphipolis (jetzt Emboli), am Flusse Strymon im östlichen Macedonien« gelegen, führte ihren Namen davon, daß der Fluß sie auf beiden Seiten umgab; die Stadt war eine Gründung der Athener im Zeit- alter des Perikles (437 v. Chr.), jedoch schon 13 Jahre später fiel sie von Athen ab. Nachdem sie dann schon unter König Philipp eine der großen Centralstädte des macedonischen Staats gewesen, wurde sie von den Römern zur Hauptstadt derjenigen Landschaft erhoben, zu welcher auch Philippi gehörte. Etwa 6 Meilen süd- westlich davon lag A»pollonia (jetzt Pilonia, nach Andern Clissely) an dem See Bolbe in der Landschaft Mygdonim zu unterscheiden von einigen andern gleich- namigen Städten, namentlich von dem berühmten Apollonia in Jllyrienx sie war eine Gründung der Corinther und Corcyräen Weitere 7 Meilen nach Westen lag Thefsalonich, eine der ältesten Städte Europas, früher Th erma genannt, seit Cassanders Zeiten (316—298 v· Chr.) von dessen Frau Thessalonike den Namen führend (jetztSaloniki mit 70,000 Einwohnerm wovon beinahe der dritte Theil Juden sind), unter der Herrschaft der Römer die Hauptstadt eines der vier macedonischen Bezirke und Sitz eines Statthalters; die Stadt breitete sich in Form eines halbrunden Aniphi- theaters über die Anhöhety an denen sie hinaufgebaut, aus, wurde mehr und mehr zu einem Haupthandels- platz der alten Welt, wo daher auch zahlreiche Juden sich niederließen. Deren Shnagoge fcheint im ganzen nördlichen Macedonien die einzige gewesen zu fein, so daß die Judenschaft z. B. in Philippi, Amp ipolis und Apollonia, indem sie dort nur Betorte hatte, er hiesigen Synagoge zugetheilt war; daher denn auch Paulus und Silas die eben genannten beiden Städte nur durchzogem um erst hier wieder Halt zu machen, in der eigentlichen Hauptstadt von ganz Macedonien. —- Paulus erzählt in l. Thess· 2, 2 selber, mit welchem Muth er in die Stadt gekommen sei; ob er gleich in Philippi geschmähet worden, so sei er doch nach Thessa- lonich gegangen freudig in seinem Gott. -Das ist die rechte Gemüthsversassung, mit welcher ein Knecht Gottes aus einer Arbeit in die andere, von einem Leiden in’s andere, von einem Siege zum andern fortschreiten soll. (Apost. Past.) . · H) St. Lukas niacht uns auf die Gewohnheit Pauli, zuerst in die Jndenschulen zu gehen, besonders aufmerksam, weil dessen Treue im uchen der er- streuten Schafe vom Hause Israel desto heller er- vorleuchteh je länger er das verfinsterte Geschlecht seines Volkes zu tragen hatte; ganze drei Sabbather hinter einander redete er mit ihnen, ungehindert durch ihren-Widerspruch, ein ächter Nachsolger des HErrn Jesu (Hebr. 12, 3), und all sein Reden» fing er v»on der heil. Schrift an (Kap. 8, 35). Es liest sich leicht hin; was Lukas hier von Paulo erzählt; aber es hat ihn wohl mehr Schmerzen gekostet, als die Stäupung in Philippi. Die Judenschulen waren ihm Gedulds- schulen, wo die Eigenschaften der Liebe, welche in seinemHohenliede (1. Cur. II) blühen, von dem himm- lischen Gärtner gepflegt wurden. (Besser.) Die da- zwischen liegenden Tage der Woche benutzte der Apostel ohne Zweifel zur ålliittheilung der Lehre und Wahr- heit des Christenthums im Umgange, wo sich irgend Gele enheit: dazu bot, besonders bei solchen, die durch den ortrag in der Shnagoge aufmerksam geworden waren und über diesen oder jenen Punkt weitere Be- lehrung verlangten. (Menken.) Auf die vom HErrn und seinen Aposteln von Anfang eingehaltene und für alle Zeiten festgesetzte Weise, nämlich auszugehen von der Schrift, beweist Paulus auch zu Thessalonich, wie das Merkmal des wahrhaftigen Messias in seinem ge- weissagten Leiden und Auferstehen von den Todten läge, und wie also der Jesus, welchen ich (so geht die erzählende Form hier, um stärker zu bereuen, in die direkte Rede-des Apostels über) euch verkündige, eben dieser Christus ist, eben ein solcher Messias, als die Propheten von Alters her ihn angekündigt und ge- schildert haben. (da costs-u) Aber freilich geht es mit dem Schriftaufthun nicht vor sich, wenn nicht auch das Herz aufgethanwird (16, 14); denn über der Verschlossenheit, Gleichgiltigkeit und Härtigkeit des Herzens gegen die Sache ist auch der Sinn der Worte iii der Schrift verloren gegangen, und ohne daß man durch Oeffnung des Herzens wieder zur Achtung und Sorgfalt für die Sache erweckt wird, kommt man auch nicht zum Verstand der Worte. (Rieger.) Its) Die Vorträge blieben nicht ohne Wirkung; einige der Juden selbst wurden überzeugt und fielen dem Paulus und Silas zu, verhältnißmäßig aber der ottesfürchtigen Griechen oder der Proselyten eine große Zlten e, selbst nicht wenige der vornehmsten Weiber. (P. Lange) Was hier ein Zu- oder Beifallen heißt, das wird in den beiden Briefen an die Thessalonicher als eine Aufnahme des Wortes göttlicher Predigt als Gottes Wort und als ein so vollständiger Glaube be- schrieben, der sie auch des HErrn Jesu vom Himmel zu erwarten fertig machte: I. Thess. 2, 13; 1, 9 f. (Rieger.) Das war den heilsbegierigen Proselyten allerdings eine andere Speise, wenn die Apostel von Jesu ver- kündigten, als wenn die Juden ihre strohernen Vor- träge voll ihrer herzlosen Weisheit hielten; davon wurden nicht nur die Geringen, sondern auch die Vor- nehmen angezogen. Man sieht es auch jetzt noch, daß gerade manche vornehme Leute recht demüthige und warme Nachfolger des HErrn werden: ermüdet von ihrem Glanz und ihrer Hosfahrn macht ihnen der arme und doch so reiche und hohe Jesus eine besondere Freudep ja, die Vornehmen sind allezeit dem Evangelio viel zugänglicher als die Weisen dieser Welt — es ist noch viel schwerer, die Weisheit der Welt als den Reichthum der Welt für Tand zu achten. (Williger.) 538 Es waren besonders auch Frauenherzem die von der sanften Gewalt des Evangelii bewegt wurden, denen zuerst ein Licht ausging über die Herrlichkeit des Königs in der Dornenkrone und die mit der Heilsbegier einer Maria zu des Apostels Füßen saßen; und namentlich waren es Frauen aus den ersten Ständen, welche die Schmach Christi für größere Ehre hielten als ihren vornehmen Stand, wie es ja bis auf den heutigen Tag noch an solchen wahrhaft edlen Frauen nicht fehlt, deren schönster Schmuck nicht ein pergamentner Geburtsadel ist, sondern ein lebendiger Herzensadeh und die sich nicht schämen, das Diadem ihrer äußeren Hoheit zu Jesu Füßen niederzulegen. (Gerok.) 5·» Aber« die halsstarrigen Juden swelche nicht wollten dem Evangelio gehorsam werden] ueideten swie auch anderwärts also geschah Kap, II, 451 und nahmen [um gegen den Apostel und seine Gefährten und gegen die Gemeinde einen vernichtenden Schlag auszuführen] zu sich etliche boshaftige Männer, Pdbelvolks fdas sich auf dem Markt und auf den Straßen herumtrieb], machten eine Rotte laus dergleichen Gesindel, von dem sie ihrer immer mehrere an sich zogen] und richteten einen Aufruhr in der Stadt any« und traten vor das Haus Jasons lder zu den Christen, gehörte und den Paulus und Silas bei sich beherbergte V. 7] und suchten sie [den Paulus und Silas] zu führen unter das gemeine Volk fdamit dieses an ihnen sog. Volksjustiz übe Kap. 14«, 19]. it. Da sie aber sie sbei einer angestellten Haussuchung] nicht fanden, fchleiften sie den Jason-«» und etliche Bruder [andere»Christen, die bei ihm anwesend waren] vor die Obersten der Stadt [Kap. is, 19] und schrieen: Diese,sdie den ganzen Weltkreis erregen [mit ihren Umsturzbestrebungen l25,»å?, sind auch herkommen [zu uns, nach Thessa- om . 7. Die beherberget Jason; und diese alle [welche sich jenen Beiden als Anhang zugeselIen- V. 4] handeln wider des Kaisers Gebot fwelches allen Hochverrath gegen seine oberherrliche Ma- jestät verpönt], sagen, einEtlnderer sei der König, nämlich Jesus [Luk. 23, 2]. 8. Sie bewegten aber sverfetzten in große Besorgniß und Unruhe] das Volk [die übrige Bürgerschafh welche herzuströmte], und die Obersten der Stadt, die solches hörten sdaß dieselben wirk- lich glaubten, es könnte zu Revolutionsgreueln kommen]. 9. Und da fle [die Obersten] Verantwortung von Jason und den Andern [V. 6] empfangen hatten feine Cautionsleistung dafür, daß ein Attentat wider die römische Oberherrlichkeit weder vorliege noch vorkommen werde], ließen sie [be- sonnener handelnd, als die Hauptleute in Philippi Katz. is, 20 ff.] sie los. 10. Die Brüder aber fettigten alsobald [um weiteren derartigen Auftritten vorzubeugen] ab bei der Nacht Paulum und Silam gen Beides soder Apoftelgeschichte 17, 5——10. Beröa, einer Stadt im dritten Distrikt von Ma- cedonien, 12 Meilen südwestlich von Thessalonich gelegen]. -. «) Es ist zwar an sich nicht undenkbar, daß die Etlichen unter den Juden und die große Menge der heidnischen Proselytem von welchen in V.4 die Rede, während der dreiwöchentlichen Zeit V· 2 iibergetreten seien und daß dann sofort die vom vorliegenden Verse an berichtete Verfolgung auf Veranlassung der Juden begonnen habe, um deretwillen Paulus und Silas bei Nacht nach Beröa abgefertigt wurden; doch ist dies im Text ebensowenig ansdrücklich gesagt, und an sich ist das Gegentheilgwahrscheinlichen An einem mehr als dreiwöchentlichen Aufenthalt des Apostels zu Thessa- lonich wird man nicht zweifeln dürfen, wenn man Stellen liest, wie I· Thess 2, I; Z. Thess 3, 7 sf.; wenn- -man aus Phii. 4, 15f. erfährt, daß Paulus während seines damaligen Aufenthalts zweimal Unter- ftützungen aus Philippi empfing; wenn man endlich erwägt, daß er schon sobald, von Corinth aus (Kap. 18, 5 u. 12 Anm.), seine beiden Briefe an die Thessa- lonicher verfaßte, woraus, ab esehen von gewissen Zu- ständen und Schicksalen der emeinde, welche sie zu- nächst veranlaßten, doch soviel ervorgehen dürfte, daß diese ihm auch wegen ihrer edeutsamkeit besonders am Herzen liegen mußte. (Wieseler.) Der Apostel hat sich über seine Wirksamkeit in Tgessalonich in seinem ersten Brief (2, 9) verbreitet: er atte sichs dort als Arbeiter niedergelassen, um die Gläubigen, welche ihm zufielen, nicht zu beschweren; vielleicht wohnte er gerade zu dem Zwecke bei Jason. Seine Arbeit war zwischen der pastoralen Arbeit und der Handarbeit, mit welcher er sich ernährte, etheilt; dies that er nämlich unge- achtet des Grund atzes (Matth. 10, 10; .1. Cur· I, 14), daß den Verkündigern des Evangeliums Christi ihr Lebensunterhalt, den sie sich nicht selbst erwerben konnten, von denen gereicht würde, für welche sie ihre ganze Kraft und Thätigkeit aufhören, um die höchsten Güter ihnen zu bringen. Der erste Grund nun, warum er hierauf verzichtete, lag in seiner grund- legenden Wirksamkeit: wenn er vorzugsweise unter den Heiden wirkte, so konnte er sich aus kein jüdisches Rabbirecht stützen, noch weniger aber von Heiden sich Geld geben lassen für den evangelifchen Unterricht — damit hätte er sich den Goeten gleichgestellt. Waren aber die Gemeinden gegründet, so waren alsbald seine jüdischen und judenchristlichen Widersacher-da; diesen gegenüber wollte er seine Uneigennützigkeit bewähren, woran jene es fehlen ließen. Sodann aber hatte er wohl auch das Bedürfniß, die Heiligung der Hand- arbeit thatsächlich dar ustellen und so den Grundsatz (Kap. 20, 35) zu bethätigem ,,geben ist seliger als nehmen« —- auch darin, daß ei: nicht nur für sich, sondern auch für die Gefährten arbeitete. Dieses Ver- halten war ihm aus mehrfache Weise erleichtern wie er selber ein Wanderer und Zeltbewohner im geist- lichen Sinne war, so wirkte er auch mit seinen Händen »für das Wunderleben, er hatte das Zeltmacherhand- werk gelernt (Kap. 18, 3); seine Kunden waren also vorzugsweise Hirten, Soldaten, Kaufleute, das Material, aus dem er arbeitete, vorzü lich Ziegenhaara Zu diesem Geschäft hatte ihn die egel der jüdischen Ge- lehrtenschule bestimmt, daß man neben dem Gesetzes- studium auch ein Handwerk treiben müsse. Dazu kam eine Freudigkeit, zu entbehren, wie sie denn wieder er änzt wurde durch die Freudigkeit der Gemeinde zu P ilippi, ihm von Zeit zu Zeit durch Liebesspenden unter die Arme zu greifen. (P. Lange) Was seine pastorale Thätigkeit betrifft, so sprach er nicht blos Des Paulus und Silas Vertreibung von Thessalonich und Uebersiedelung nach Beroe. 539 öffentlich zu der Gemeinde, er besuchte sie auch einzeln in ihren Familien und legte ihnen in Privatgesprächen die Grundwahrheiten des Evangeliums von Neuem an’s Herz, warnte sie auch vor den ihrem christlichen Leben drohenden Gefahren. Er pflegte die Hoffnung der Gläubigen von den Leiden des irdischen Lebens Fu dem Zeitpunkte hinzuweisen, wann Christus wieder- vmmen werde, sein Reich in der Menschheit zu sieg- reicher Vollendung zu führen; dieser Zeitpunkt sollte für diejenigen, welche sich der erlangten Erlösung be- wußt waren, kein Gegenstand der Furcht, sondern nur freudiger, sehnsuchtsvoller Erwartung sein. So«nach- drücklich ferner der Apostel den Anmaßungen jüdischer Werkheiligkeit und aller sittlichen Selbstgenugsamkeit die Lehre von der Rechtfertignng des Menschen nicht durch seine stets mangelhaften Werke, sondern durch die Aneignung der Gnade der Erlösung im Glauben allein entge enstellte, so wichtig war es ihmdoch auch, die neuen Chri ten zu warnen vor dem Mißverstande, der bei einer oberflächlichen Bekehrung so nahe lag und der besonders aus einer Verwechselung des gewöhn- lichen jüdischen Begriffs vom Glauben mit dem paulini- schen hervorgehen konnte, als ob dieser Glaube ohne gänzliche Umwandlung des Lebens bestehen könne und als ob, wer nur dem Götzendienst entsage und an Jesum als den Messias glaube, schou dadurch besser sei als die Heiden und dadurch sich versprechen könne, dem den Ungläubigen drohenden Strafgerichte zu ent- gehen; er legte ihnen an’s Herz, daß sie durch ihr ganzes Leben die mit ihnen vorgegangene Veränderung offenbaren müßten, daß sie desto strafwürdiger sein würden, wenn sie, nachdem sie durch die Erlösung und die Taufe Gott geweihet worden, statt ihm in heiligem Leben zu dienen, wieder zurückfielen in die früheren Laster und wenn sie sich selbst als die Woh- nung des von ihm empfangenen heiligen Geistes ent- weiheten. (Neander.) It) Wie in Antiochien also auch in Thessalonichx anstatt den gläubigen Heiden nachzueifern (Röm. 11,11), eifern die halsstarrigen Juden in ihrem Unverstande um Gott, als würde der Gott Jsraels zeschändet durch die Predigt von Jesu, daß er der hrist sei. Und bis zu welchem Uebermaß von Gottlosigkeit der Eifer dieser sälschlichen Gottesdienstleute (Joh. 16, 2) führt, das sehen wir hier in schrecklicher Weise; als Verfechter göttlichenHeiligthums treten die Juden auf und entblöden sich nicht, den Auswurf der Stadt zum Bundes enossen anzuwerben. Auf den Marktplätzen der gro en Städte pflegte sich immer müssiges Gesindel, Pöbelvolk, wie Luther es nennt, umherzutreibew feil zu Bubenstücken aller Art; von diesem Marktgesindel nahmen sie etliche boshafte Männer zu sich und machten eine Rotte — das satanische Gegenstück der um Christum geschaarten Gemeinde! (Besser.) Die Welt braucht das das öbelvolk dem Evangelio u, so verachtet man’s, so heißt es: nur das dumme olk, das nichts vom Gesetz weiß, wird davon angezogen (Joh. 7, 47 sf·); ge- lingt es aber der Welt, das Pöbelvolk wider das Evangelium aufzuhetzem so ist ·es ihr sehr verständig, wenn sie durch die Menge ein überhandnehmendes Geschrei verursachen kann. (Rieger.) IN) Jason ist ein Name, den megrere Juden der maccabäischen Zeit trugen (1. Macc- , 17; 2. Macc. Z, 24); am berüchtigsten ist derjenige Jason geworden, der, ein Bruder des Hohenpriesters Onias 1II., aus Privatinteressh Ehrgeiz und Herrschsucht seine Religion und sein Vaterland soweit vergaß, daß er sich nicht entblödete, von Antiochus Epiphanes die Hohepriester- würde um eine bedeutende Geldsumme zu erkaufen öbelvolk, wie es ihren Absichten gemäß ist: fällt , und dann diese hohe Stellung da u zu mißbrauchen, um auf alle Weise und nicht ohne rsvlg seinen Volks- enossen griechische Sitte aufzudrängem wie er denn Felber aus Sucht, sich ganz als einen Griechen zu ge- bahren, seinen ursprünglich ,,Jesus« lautenden Namen in den griechischen Namen »Jason« umgewandelt hatte (1. Mace. 1, 11 Anm·). Welche Bewandtniß es nun mit dem hier genannten Jason habe, ob er zu den wenigen gläubig gewordenen Juden oder zu den gottes- fürchtigen Griechen, die zum Ehristenthum übergetreteii (V. 4), gehörte, läßt sich nicht entscheiden, obwohl die erstere Annahme das Wahrscheinlichste sein dürfte, da Jason des Paulus und Silas Wirth war (Kap. 9, 43; 18, 2 f.) und die Juden wohl nicht gerade an einem Griechen sich in der angegebenen Weise vergriffen haben würden, auch die Bürgschaftsleistung eines Juden V. 9 den Stadtobersten am zweckmäßigsten erscheinen mußte; jedenfalls zählte er zu den angesehenen Bürgern, und nun ist er vermuthlich auch ein und dieselbe Person mit dem Jason in Röm.16, 21., den Paulus 5 Jahre später (nebst Lucius und Sosipater zu seiner Verwandt- schaft gehörig, vgl. Röm. 16, 7 u. 11) in Corinth bei sich hatte, als er den Brief an die Römer schrieb, in- dem er ihn bei der in Kap. 20, 2 erwähnten Reise von Thessalonich zu sich nach Corinth hatte kommen lassen oder von ihm selber in Collektenangelegenheiten daselbst ausgesucht worden war. — Die Juden nun wagten es nicht, den Jason und die bei ihm vorge- fundenen Christen, wie sie es mit Paulo und Sila sfür deren Geheimhaltung hatte ohne Zweifel Jason mit edler Selbstausopferung gesorgt) zu thun gedachten, der Volkswuth preiszugeben, wohl aber schleppten sie dieselben vor die Stadtoberstenz hier stießen sie, die doch selber im flagranten Aufruhr begriffen waren, nach einem gewöhnlichen Selbstwiderspruch der Fa- natiker die Beschuldigung aus: »die den ganzen Welt- kreis in Aufruhr bringen, diese gefährlichen Menschen sind auch hierher gekommen — sie sagen, ein Anderer als der Kaiser sei König, nämlich Jesuslst Jn ihrer Schule hatte ihnen Paulus Verkündigt, daß der Messias " des alten Testaments ein leidender und durch die Auf- erstehung verherrlichter Messias sei, nicht aber der politische, den sie erwarteten; allein mit derselben Per- fidie, womit die Glieder des Hohenraths in Jerusalem einst den HErrm weil er nicht ihr politischer Messias sein wollte, vor Pilatus beschuldigt hatten, er wolle der König der Juden sein, indem sie seinen Anspruch auf die Messiaswürde zum Vorwand nahmen, wagen es auch diese Fanatikey mit der Erwartung des politi- schen Messias, welche als Keim des ewigen Aufruhrs in i ren Herzen saß, vor die Obrigkeit hinzutreten und den poftel mit seinen Genossen wegen ihres geiftlichen Messiasglaubens als politische Aufrührer zu verklagen. (Lange.) Je mehr das Licht wahrer Erkenntniß bei diesem Volke erlosch und das stille, innige Leben der Religion in Geist und Wahrheit sich verlor, je tiefer es dagegen in Buchstaben- und Formenwesen hinein- sank, desto lauter und lärmender, desto unduldsamer und verfolgender eiserte es für seine geistlose, in Buchs ftäbelei und Frömmelei ausgelöste Reli ion — allen Völkern zu bleibender Lehre und warnen em Exempel, daß die Religion nur in ihrem Verfall zanken, streiten, drängen und verfolgen kann, daß aber da, wo wahr- haftig Licht und Leben aus Gott ist, auch Liebe ist und mit der Liebe auch Freiheit. (Menken.) Da Thessalonich eine griechische Stadt war, welche unter römischer Botmäßigkeit stand, dabei aber alte griechische Gerechtsame besaß, die sie leicl)t verlieren zu können befürchten mußte, falls sie sich nicht als eine dem römischen Kaiser (damals, vom 24. Januar 41 bis 540 Apostelgeschichte 17, 10——-16. 13. Oktober 54 n. Chr., Claudius) freundlich er- wies, gerieth das Volk und die Obrigkeit über die politische Gefahr, in welcher sie laut jener Anklage der Juden zu fchweben vermeinten, in der That in eine gewisse Bestiirzung Zu Philippi war es das stol e römische Bürgerthum, das sich angeblich durch die redigt des Evangeliums verletzt fühlte; hier waren es die altgriechischen Privilegien der Stadt, welche man bedroht wähnte, beides den politischen Zuständen jener Städte in der damaligen Zeit völlig entsprechend. (Andreä.) Die Obersten zu Thessalonisch übereiltensich jedoch bei Weitem nicht so, wie die zu Philippi, sondern ließen es bei einer. von Jason empfangenen Bürg- schaft oder Verantwortung bewenden. (Rieger.) Es genügte den Obersten, daß Jason und die übrigen Brüder dasiir biirgten (vielleicht mit ihrem Haus und Hof oder aber mit einer Geldcautiom die sie erlegten), des Kaisers und seiner Hauptleute Gewalt würde von den Christen unangetastet bleiben; als sie hörten, daß der Köni Jesus »ein Verstorbenen« wäre, von welchem Paulus sagte, er lebe (25, 19), waren sie leicht zu- friedengestellt und wollten polizeilich u1it diesem »Aber- glauben« nichts zu schassen haben. Ein Segen für die Christen war es doch, daß Obrigkeit in Thessalonich war: der Pöbel, Herr Omnes, hätte den Jason nicht losgelassen. (Besser.) T) Beröa (bei Luther Beroö) ist der Name mehrerer griechischer Städte des Alterthnms (in 2. Mace. 13, 4 ff. wird ein syrisches Beröa erwähnt, wahrscheinlich s. v. a. Chaleb, das heutige Haleb oder Aleppo); die hier in Betracht kommende Stadt dieses Namens (jetzt Verre, auch Kara-Fer1a geheißen) lag am Flusse Asträos in. einer überaus gesegneten Gegend der macedonischen Landschaft Emothia am Fuße des Gebirges Bermios, 2 Stunden vom Meer entfernt, und war eine der ältesten Städte des Landes. Luther und andere ältere Ausleger rechneten sie noch mit zum Gebiet von Thessalonichz daher es in unsrer deutschen Bibel V. 11 von den Beroensern heißt: ,,sie waren die edelsten unter denen von Thessalonich«; diese Uebersetzung ist war sprachlich nicht unmöglich, aber doch dem Zu- sammenhange widersprechend, wie denn auch das »denn« zu Anfang des Verses dem Texte geradezu aufge- zwungen ist, daher die Cansteiwsche revidirte Ausgabe des Neuen Testaments vom J. 1867 mit gutem Grunde sie abgeändert hat. Da des Timotheus, der von Philippi aus sich bei Paulus in Thessalonich wieder eingefunden und ihm vermuthlich die erste Liebesgabe jener Gemeinde dorthin überbracht hatte, bei der Ab- reise nach Beröa nicht erwähnt wird, so ist er jeden- falls, als von der Verfolgung nicht mitbetrosfen, für’s Erste in Thefsalonich zurückgeblieben, gleichwie frühe-r in Gemeinschaft mit Lukas zu Philippi. Dies Zurückbleiben eines und des andern apostolischen Ge- hilfen in den neugegründeten Gemeinden ist also seit der Wirksamkeit des Paulus auf enropäischem Boden zu einer förmlichen Maxime geworden; es war da überall darauf abgesehen, einen dauernden und bleiben- den Grund zu legen. Aus 1. Thess 2, 14 ff. ersieht man übrigens, daß die nngläubigen Juden zu Thessa- lonich auch nach der Entfernung des Paulus und Silas ihre Verfolgung der christlichen Gemeinde be- trieben, und sie einige Zeit nachher wieder in solcher perfiden und fanatischen Weise in’s Werk zu setzen wußten, daß ihr Verhalten den Apostel unmittelbar an das ihrer Volksgenossen in Palästina gegen die christliche Gemeinde und an das ihnen nun nahe be- vorstehende Gericht Gottes erinnerte (vgl. zu Kap. 18, 18); er nahm daher in Athen Veranlassung, den Timothens, als dieser von Beröa aus zu ihm dahin gekommen war, wieder nach Thesfalonich zurückzusenden und Erkundigung über die Haltung der Gemeinde durch denselben einzuziehen (vgl. zu Kap. IS, 3). l0b. Da sie darkamen [Paulus und Silas nach einer Reise von etwa 3 Tagen in Beroe anlangten, woselbst ihre Begleiter aus Thessalonich wieder nach Hause zuriickkehrtenL gingen sie [an dem nächsten Sabbath] in die Judenschule 11. Denn sie waren die edelsten unter denen zu Thessalonich [richtiger: Sie aber, die Juden zu Beroe, waren edler denn die zu Thessai lonich]; die nahmen das Wort auf ganz willig- lich, und forschten tiiglich in der Schrish ob sichs also hieliet swie Paulus sagte, daß nämlich Christus mußte leiden und auferstehen von den Todten V. Z; Jes. 34, IS; Joh. 5, 39]. 12. So glaubten nun [im Verlaufe der längeren Wirksamkeit Pauli an diesem Orte] viel aus ihnen sden dortigen Juden, während zu Thessalonich nur etliche dem Apostel zufielen V. 4], auch der griechischen ehrbaren [zu den höheren Stiinden zählenden 13, 50] Weiber und Männer nicht wenig« fund zwar nicht blos solche, die als Proselhten den Vorträgen in der Synagoge zu- gehört hatten, sondern auch andere, die Paulus durch Privatgespräche zur Erkenntnis; der Wahr- heit gesührt]. is. Als aber die Juden zu Thessalonich er- fuhren, daß auch zu Beroe das Wort Gottes von Paulo verkündiget würde, kamen sie [um sein Werk, zumal er viele von den Juden für sich gewann, zu hintertreiben], und bewegten auch allda das Volk sijie Volks-. oder Pöbelmassen, vgl. Kap. 14, 19. 14. Aber da sum dem von ihnen beabsich- tigten Tumult zuvorzukommen] fettigien die Brüder [die Glieder der neu entstandenen Gemeinde B 12] Paulum alsbald ab, daß er ging bis an das Meer snach dem 372 Meilen entfernten Hafenort Dion, wo er sich einzuschisfen gedachte]; Silas aber nnd Timoiheus blieben da [in Beröa, um die Gläubigen noch weiter zu versorgen]. « 15. Die aber Paulum geleiteten, führeten ihn [da sie nicht eher von ihm scheiden wollten, als bis sie ihn sicher an Ort und Stelle wußten, auf dem 50 Meilen weiten Seewege, an der Insel Eunoe-a vorbei bis gen Athen. Und als sie sbei ihrer Treu ung von ihm] Befehl empfingen an den Silas und Timotheus, daß sie aufs Schierste zu ihm [dem Apostel, nach Athen] kamen, zogen sie binspw [nach Beröa zurückkehrend, entweder abermals zu Schiffe oder aber zu Lande]. s) Es ist ein sonst in dem neuen Testament selten (vgl. Kap 20, 4) genannter Name, dieses Beroe; wir lesen weder, daß der Apostel später wieder hingekommen, noch finden wir einen eigenen Brief Pauli an die Christen von Beroe, wie sonst an alle seine in Europa gegründeten Gemeinden — wahrscheinlich galt die dasige Wegen der Nachstellung der Juden geht Paulus von Beröa nach Athen über. » 541 Gemeinde nachher als Tochtergenieinde zu der größeren im nahen Thessalonich (1. Thess 5, 27). Aber was wir von diesen Beroensern lesen, ist recht lieblich und löblich, und diese kleine Gemeinde blüht auf dem großen Missionsfeld des Apostels wie ein bescheidenes Veilchen, das sich unter seinen Blättern versteckt, wie eine einsame Rose im abgelegenen Thal. Auch kann sie ein ermunterndes Vorbild sein vom rechten Ge- brauch des göttlichen Worts in 1)williger An- nahme, 2) fleißiger Forschung, Z) lebendigem Glauben. (Gerok.) Jn Beroe hat Paulus die Ge- nugthuung, endlich solche Juden zu finden, welche sich bereitwillig den Weg führen lassen, auf welchen er so gern alle führen möchte. Die Erfahrung, welche er da machte, daß viele aus ihnen gläubi wurden, mußte dem Apostel eine große Freude und tärkung in dem schwierigsten und schmerzlichsten Werke seines Berufes sein; sahe er doch da, daß es trotz der über Jsrael verhängten Verstockung immer noch möglich sei, ihrer etliche zu ewinnen, welche Uederzeugung allein ihn bei seiner Verpflichtung, allenthalbeii zuerst den sich verhärtenden Juden das Evangelium zu bringen, auf- recht halten konnte. (Baumgarten.) Wo für das, was Gott geredet, gethan und verheißen hat, Bediirfniß und Empfänglichkeit in eines Menschen Seele vorhanden ist und sich kund thut, da offenbart sich ein edleres Gemiith; das gemeine, das schlechte Gemüth ist aber vor allen Dingen darum gemein und schlecht, weil das alles, das Höchste und Beste, ihm nichts ist, ihm gar keine Aufmerksamkeit und Theilnahme abgewinnen kann, weil es ohne Zweck und Ziel, in Eitelkeit und Richtigkeit verloren, sein Leben für die Ewigkeit ver- ·eblich lebt. (Menken.) Hier hatte ein Apostel des Errn selbst gelehrt, und doch wird es denen von Beröa nachgerühmt, daß sie auch einem solchen nichtblindlings auf’s Wort ·eglaubt, sondern erst geforscht und den Maßstab des Wortes Gottes zur Prüfung seiner Predigt angelegt hätten. Dies ist Gewissensfreiheih dies ist evangelische Schriftforschung, dies ist die Ausübung des allgemeinen Priesterthums gegenüber von allem bloßen Auctoritätsglaubenl (Andreä.) » . VI) Daß Paulus auch in Beroa langere Zeit ge- wirkt habe, auf diese Annahme fuhrt zunachft die ganze Beschreibung der Thätigkeit des Apostels und ihres Erfolgs in V. 10—12; ferner mußten die Juden in dem 12 Meilen entfernten Thessalonich erst von der Wirksamkeit des Paulus in Beröa hören, bevor sie nach V. 13 einige aus ihrer Mitte absenden konnten, welche das dortige Volk in Aufregun brachten und die Abreise des Apostels veranlaßten. Zene Annahme wird endlich durch einige Stellen aus den Briefen an die Thessalonicher bestätigt. Nach 1. Thess 2, 17 f. hatte Paulus, gleich nachdem er Thessalonich verlassen, den sehnsüchtigen Wunsch, wieder nach dieser Stadt umzukehren, und wurde zwei Mal an der Ausführung des Plans verhindert; er wird daher in Beröa solange als möglich geblieben sein und sich nur not gedrungen weiter entfernt haben. Ferner erzählt aulus in I. Thess. 1, 8., daß die Standhaftigkeit des Glaubens der Gemeinde in Thessalonich nicht blos in Macedonien und Achaja, sondern ,,an allen O ten« bekannt ge- worden sei; diese Kunde war mithi zur Zeit der Ab- fassung dieses Briefs, welche etwa mit der Rückkehr des Timotheus nach Corinth (Kap. 18, 5; 1. Thess. Z, 6) zusammenfällh bereits überall erschollen«und diese ihre Verbreitung war schon dem Apostel wieder zu Ohren gekommen, bei den noch mangelhaften Com- municationsmitteln des Alterthunis aberjund bei dem nur auf einen geringen Theil des damaligen Geschlechts beschränkten Gegenstand bedurfte es doch- jedenfalls immer einiger Zeit, um eine so verbreitete Kunde zu vermitteln. Seit jener Zeit nun, als Paulus Thessa- loniZ verlassen hatte, von welchem Termin an erst die eiden der dortigen Gemeinde zu datiren sind, hatte der Apostel nur in Beröa und Athen verweilt; da er aber in Athen schwerlich längere Zeit sich auf- gehalten, so werden wir seinen Aufenthalt in Beröa nicht zu kurz anfchlagen dürfen. »(Wieseler.) · VII-«) Die Juden zu Thessalonich erfuhren nicht bald, daß auch zu Beröa eine Christengenieiude sich gebildet habe, die noch dazu ihrem größeren Theile nach aus Jsraeliten bestehe, so kamen sie, von ruhe- losem Haß und verfolgungssüchtigem Eifer getrieben, dahin und versuchten auch dort Empörung und Auf- ruhr zum Verderben der neuen Gemeinde anzustiften oder wenigstens die Verbreitun derselben zu hindern; aber sie amen nicht nur zu Lfpäh indem nun schon eine Gemeinde zu Beröa wirklich vorhanden war, deren Mitglieder in der ersten, innigen Liebe zu deni HErrm in der ersten heiligen, begeisterten Freude über die neue Erkenntniß und das neue Leben ihren Glauben als einen heiligen und seligen Glauben froh und frei bekannten und entschlossen waren, für die Wahrheit alles zu dulden und alles aufzuopferm sie mußten vielmehr in ihrem blinden Eifer auch wider sich selbst und ihre eigene Sache wirken, mußten fördern, was sie hindern, und verbreiten, was sie dämpfen und unterdrücken wollten Sie gaben damit Veranlassung, daß Paulus früher, als es sonst geschehen wäre, nach Athen kam; und so ist dieser jüdische Haß und Eifer gegen die vangelische Wahrheit damals eine vorziig ich mit- ieöirkende Ursache ihrer schnellen Verbreitung über die Erde gewesen. (Menken.) Selten thun die "inder des Lichts soviel für die Wahrheit, wie die Kinder der Finsterniß in ihrem Thun wider dieselbe: warum? Nun, jener Bemühung gehet bergan, dieser ihre bergab. (Lindhammer.) e. U. 16-—34. (§156.) Ilnih in Athen, wohin Paulus nach seiner Flucht non Beröa iibergesiedell ist, benutzt er die Zeit seines Alleindastehecis allerdings auch zu Predigten in der Schule der Juden, zugleich aber findet er sich täglich ausdem Marlitplatz ein nnd liniipst da Gespräche mit den heidnischeii Aiheniensersi und Männern ihrer beiden, damals am nieislen ver« breiteten Philosophen-Schuken. des Essicnråismns nnd Stoicismus an; es lioninit da zu einer Rede des Jlooskels ans dem lliarshiigel, und wie es seine Loosung war, allen alles zu werden, so wurde ei· auch hier den Ilthenerii ein Itlhener in lhristlicheni Geiste, sein Wort aber ist die »uollioiihlige Ansprache des npostolischesi Geistes an die hetleuische Weltsiadh an die Welt— Bildung, den Weltgeist« Der weise nnd sein angelegie und durchgesiihrtellortrag sowie die iibrigeWirlisani- lieit panli in Athen, blieb allerdings sticht ohne alle Fraun, mehrere Männer und Frauen, nnd zwar, wie es scheint, aus den höheren und gebildeten stünden, « sielen seiner Lehre zu; doih blieb die nur im Kleinen angelegte Gemeinde auch noch Jahrhunderte nachher gehemmt durch die liriistige Fortdauer des heidenlhtinis in dieser Stadt der selbstgemigsamesl Weltbildung 16. Da aber Paulus ihrer sdes in Beröa zurückgelasseuen Silas und Timotheus, die aufs Baldigste ihm nachkommen sollten V. 14 f.] zu Athen wartete fund sich einstweilen auf dem neuen, durch Gottes Fügung ihm zugewiesenen Arbeits- felde zu orieutireli suchte, ehe er’s in Gemein- schaft mit den beiden Mitarbeitern in Angriff 542 Apostelgeschichte 17, 17. nähme], etgrimmete sbei seinen Durchwanderungen, die er machte] sein Geist in ihm [in heiliger Ent- rüstuug Joh. n, 33 u. 38], da er sahe die Stadt so gar abgbtiisch [denn auf Schritt und Tritt trat ihm eine Menge von Götzenbildern entgegen]. 17. Und er redete zwar swie es auch sonst feine Gewohnheit war, wenn er an einen neuen Ort kam, am Sabbaths Kap. I, 20; II, Z. M; 1-4, 1; 16, 13; 17, 1 f. to] zu den Juden nnd Gottesfürchtigen [den PwselytenJ in der Schule, [aber seine Entrüstung trieb ihn hier, sofort dem Unwesen entgegenzutreten und weder erst die Verwerfung des Evangelii von Seiten der Juden noch auch die Ankunft de! Gehilfen« abzuwarten; er redete daher] auch auf dem Markt alle Tages zu denen, die sich« herzufanden sund wendete sich also dies Mal gleich direkt und ganz vorzugsweise an die Heiden]. Der erste Theil dieser zweiten Missionsreise des Apostels hatte noch Asien gegolten und sich in Klein- asien bewegt (Kap. 15, 36— 16, 8), der zweite war schon europäischi und Umfaßte Macedonien in den Städten Philipph Thessaloni und Beröa (Kap. 16, 9 ——17, 1 ); nun beginnt der ritte, welcher sich auf das eigentliche Griechenland, in jenem Zeitraum Achaja genannt, bezog, doch auf die zwei Hauptstädte Athen und Corinth sich beschränkte. (Lechler.) Die Provinz Achaja hatte zwei Centralpunkth einen intellektuellen« und einen politischen: jener war Athen, dieser Corinth (Bauntgarten.) Aus dem mitt- leren Theile des alten Griechenlands, einstmals Hellas, damals Achaja, jetzt Livadien genannt, dehnte sich, nach Süden hin immer schmäler werdend (s. Karte 1V), die Halbinsel Attika aus, welche zwar nicht mehr als 40 Quadratmeilen Flächeninhalt hatte, aber dessen un- geachtet von der größten Bedeutung in der Geschichte der damaligen Menschheit war. Hier an der Westseite der Halbinsel, unweit des saronischen Meerbufens, lag die weltberühmte Stadt Athen an dem Flüßchen Jlhssus, und zwar auf und zwischen mehreren Hügeln, - « « « - O »Hu-»etwas«« R« II. Qui( Ei - m»- ggctlilws W Ygkis II? « Fa! dJitvseus I, s« « Nieg- E XX » . xX «« »» x x »« X· «» . . Z «» orkrle »Zei- g - end-Heim«- E EVEN-s«- X « optz as «, « . Grundrip von Athen, unter denen die Akropolis oder die Hochstadt und der Areopagus oder der Marshügel (Luther: ,,Richtplatz« V. 19 u. .·22) mit seinem berühmten Gerichtsstuhle am meisten hervorragten. Dieser Gerichtshof hatte zur Zeit seiner Blüthe nicht nur über Leben und Tod von Verbrechern zu entscheiden, sondern er war auch die Stätte, von welcher lange Zeiten hindurch die wich- tigsten philosophischem religiösen und politischen Ent- cheidungen für die ganze damalige Welt ausgegangen waren; sagt doch selbst ein Cicero, daß von dem Areopage Athens alle Humanitäh alle Wissenschaft und Religion, sowie Sitten, Rechte und Gesetze ihren Ur- sprung genommen und sich in alle Länder ausgebreitet hätten. Die beiden genannten Punkte waren die ältesten Stadttheile, welche-von den reichsten und vor- nehmsten Athenern bewohnt wurden. Athen strotzte von den schönsten Kunstwerken aller Art, und war überdies der Hauptsitz des alten griechischen Götter- wesens« es befanden sich hier die Tempel, Statuen und Attäre fast aller damals geglaubten Götter, und das heidnifche religiöse Gefühl und Bewußtsein zeigte sich hier thätiger und lebendiger als irgend wo anders, so war z. B. sogar dem Mitleid ein esonderer Altar errichtet worden. (Andreä.) In Athen hatte sich die ideale Richtung des griechischen Volks vollendet und ihrer Natur nach als Formbildung verkörpert Der Athener hatte das Besondere und Jndividuelle an das deale als das Allgemeine, an den religiös-geistigen , taat und seine Erscheinung gese i; daher war eigent- lich die ganze Stadt Athen eine usammenstellung von ösfentlichen Gebäuden und Denkmalem die 10,000Häuser der Bürger warens meist nur aus Fachwerk oder un- Des Apostels Versuch einer Wirksamkeit auch in Athen. 543 gebrannten Lehmziegeln erbaut, während alle Pracht auf die öffentlichen Gebäude verwendet war. (Lan e.) Der« erste Austritt des Apostels Jesu Christi in er berühmten Hauptstadt Attika’s, die, obwohl politisch unterdrückt und auch sittlich längst ausgeartet, doch noch immer durch ihre Bildung das Ruder der geistigen Weltherrschafh selbst über das stolze Rom führte »und durch ihre Literatur noch heutzutage einen so roßen Einfluß ausübt, hat «ein ungewöhnliches JnterePse und macht einen eigenthümlich imponirenden Eindruck. Der Grund davon liegt weder in den unmittelbaren Wir- kungen, welche schon wegen der Kürze seines Aufent- halts nicht sehr bedeuten sein konnten, noch in einer besonders hervorragenden Stellung, welche Athen je in der späteren Kirchengeschichte eingenommen hätte, sondern vielmehr in dem großartigen Contraste zweier ganz verschiedener Reiche und .Jdeenkreise, die hier aufeinander stießen· Die höchste, schon verwelkende Blüthe der heidnischen Cultur und Humanität wird hier von dem Lebenshaukhe der neuen christlichen Schöpfung angeweht, welcher jene, ohne es zu wissen, den Weg bahnen mußte, um sowohl ihr Grab zu finden als ihre Auferstehung zu einem neuen, gott- Ftveihten Dasein zu feiern. Auf dem geweiheten oden des klassischen Alterthums und der Religion der Schönheit, auf der Geburtsstätte der glänzendsten Gebilde, welche die sich selbst überlassene, vom Logos (JolF. I, 1ff.) blos dämmerartig angeschienene Ver- nunt und Phantasie erzeugen konnte, erscheint ein äußerlich unansehnlicher, .gebrechlicher, aber, von dem edelsten Gemüth und uneigennützigsten Eifer beseelter, ja vom Geiste Gottes selbst erfüllter Mann und ver- kündigt die Religion der Wahrheit und des ewigen Lebens, welche die alte Welt mit all ihrer Herrlichkeit und Gewalt besiegt, ihren Zwecken dienstbar gemacht und über ihren Trümmern eine alle Nationen um- fassendes Gottesreich gegründet hat. Vor den Philo- sophen Griechenlands und mitten unter den viel be- wunderten Tempeln und Statuen aller möglichen salschen Götter predigt ein verachteter Jude von der göttlichen Thorheih welche doch selbst die Weisheit er Akademie und der Stoa u Schanden macht und beredter zum heilsbegierigen erzen fpricht als De- mosthenes und Aeschines zum souveränen Volke; predigt von dem ekreuzigten Naz,arener, der den allein wahren Gott geoffgenbart hat und essen in Knechtsgcägtalt gehüllte Schönheit den Glanz der Statuen des hid des Minervatempels auf der Akropolis weit überstrahlt, die Jdeale des Plato kühn überfliegt und die Ver- söhnung Gottes mit dem Menschen, die selige Harmonie des Daseins nicht blos dunkel ahnen und wünschen läßt, wie die Mythen von Prometheus und Herkules und die Tragödien des Aeschylos und Sophokles, sondern wirklich gewährt — gewährt über Bitten und Verstehen der sehnsüchtigsten und tiefsinnigsten Heiden. (Schaff.) Der Eindruck, den Paulus auf seiner Wan- derung durch die Stadt empfing, war nicht sowohl ein natürlich-menschlicher, als vielmehr ein christlich-apvsto- lischen Nicht das Staunen und Wohlgefallen an der Fülle und Größe der unzählbaren Kunstwerke waren es, welche ihn bewegten, sondern es er riff ihn vor allem ein heiliger Unwille über den allenthalben so sichtbar hervortretenden Götzendienstz das Gefühl, wel- ches durch den Anblick des dortigen Treibens über ihn kam, war das der Entrüstung, weil er es klar in feinem Geiste erkannte, daß alles dies eine falsche Herrlichkeit sei, die sich zwischen den Menschen und seinem Schöpfer hineingedrängt habe und ihn an Trugbilder fessele, die das Elend, welches sich hinter ihnen verbarg, nur nothdürftig verdeckten. ias und s Hier, in diesem Antijerusalem der Heidenwelh mußte sich der Apostel Jesu Christi um ersten Mal recht von der Wahrheit des Satzes (Ziöm. 1, 22) überzeugen: ,,da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren worden«; sah er doch, daß diese stolze Stadt, die der Sitz der Minerva, der heidnischen Göttin der Weisheit war, von lauter Jdolen oder Götzenbildern witnmelte Wir aber sehen, wie bei Paulus das religiöse Interesse alle menschliche Bewunderung der griechischen Kunst überstimmte, und daß er nicht einen Augenblick so iu Athen verweilen konnte, wie hunderte von enthusiastischen Kunstfreunden etwa heutzutage unter den Ruinen des klassischen Alterthums spazieren gehen; und gewiß würde anch Christus selbst, wenn er in den Tagen seines Fleisches diese Stadt besucht hätte, sich nicht weniger über den Zustand derselben betrübt haben, als wir dies bei seinem Apostel wahrnehmen, welcher mit richtigem Geistesblicke die Schäden der griechischen Bildung durchschaute und dessen in barmherziger Liebe entbranntes Herz ihn dazu antrieb, dem aller- wärts zu Tage tretenden tiefen Verderben, soviel es in seinen Kräften stehe, rettend entgegenzutreten. Auch m Athen hatten sich schon seit längerer Zeit Juden niedergelassen, welche der Apostel natürlich bald aufsuchte; doch sie hatten nicht denjenigen Einfluß er- langt, den sie an andern Orten ausübten. Die Art der Stadt brachte es mit sich, daß Paulus von den dortigen Juden nichts Belangreiches zu hoffen hatte; deshalb orientirte er ich über die heidnische Bevölkerung, indem er sich jeden a auf dem Markt mit derselben in Zwiegefpräche einlie , um deren Empfänglichkeit für das, was er ihnen zu bringen hatte, kennen zu lernen. Athen war nämlich die berühmteste aller damaligen Universitätsftädtq und es gehörte hier zur öffentlichen Sitte; daß in den Hallen, die um den Hauptmarktplatz herum lagen, sich immer viele wißbegierige Leute zu- fammenfanden, welche dort auf- und abgehend sich theils mit den Lehrern-der atheniensischen Pi osopheni schulen besprachen, theils nur Tagesneuigkeiten erfahren wollten. So begegnete es denn auch dem Apostel, daß sich aus dem Marktplatz Leute zu ihm Lkzeselltem mit denen er sich über den Zweck seines ufenthalts zu Athen und -über seine Ueberzeugungen einlassen mußte; auf diese- Weise wurde er, der als unbekannter, unan- sehnlicher und von den Heiden verachteter jüdischer Mann mitten in dem Hauptsitz der griechischen Welt- bildung sich ziemlich isolirt fü len mußte und deshalb mit feinem Angriff aus das tarke, durch eine viele Jahrhunderte alte Cultur groß gewordene Bollwerk des hellenischen Heidenthums vor der Hand lieber noch gewartet hätte, bis ihm seine getreuen Gehilfen nach- gekommen wären, bald genug in die unmittelbare Ar- beit an der heidnischen Bevölkerung hineingezogen. (Andreä.) Seinen Eingang in die Stadt atte der Apostel jedenfalls von dem eine deutsche eile ent- fernten Hafenort Piräus genommen; von da führte der Weg nach Athen zwifchen langen Mauern hindurch, und auf den bisherigen Wanderungen schon hatte Paulus reichlich Gelegenheit gehabt, die Zeugnisse jenes, mit dem hochstrebenden Kunstsinn der At ener eng zusammenhängenden Eifers für eine zahllo e Menge von Tempeln, Altären und Bildsäulen wahrzunehmen, welche den manni faltigsten Goktheiten gewidmet waren. Bald nach dem intritt in die Stadt befand sich zur linken Seite die Pnhx, ein u Volksversammlungen und gemeinschaftlichen Berat ungen bestimmter, auf einem Hügel gelegener Ort, vor welchem dann inner- healb des von mehreren Säulengängen umschlosseneu « aums der Markt sich»ausdeh11te, dieser Central laß des commerz1ellen, gerichtlichen und philosophi cheu 544 Apostelgeschichte 17, 18—2l. Verkehrs wie des geschästigen Müssiggangs der Pflaster- treterei. »Auf dem Markte drängte sich Tag für Tag die Vürgerschaft zusammen, redselig, neugierig, spott- lustig, alles wurde in die Oesfentlichkeit gezogen, jede Lächerlichkeit dem Publikum preisgegeben«; daher be- greifen wir leicht, wie Paulus bei seinem Aufenthalt daselbst gar nicht nmhin konnte, Unterredungen mit diesen oder jenen von den Anwesenden anzuknüpfem Unmittelbar an diesen Markt grenzt nördlich der schon vorhin erwähnte Areopag, ein schmäler, nackter und selsiger Hügel, auf dessen Südseite eine in den Felsen gehauene Treppe zu dem Sitze des mit dem Hügel den gleichen Namen führenden Gerichtshofs führte; auf diese Stelle brachte man hernach den Apostel (V. 19 sf.), um sich über die von ihm vorgetragene neue Lehre auszusprechem seine Zuhörerschaft aber befand sich theils auf der Treppe, theils weiter unten in dem Thal, welches denxAreopagus von dem Hügel der Acropolis trennt. »Daß nach V. 18 gerade Epi- curäer und Stoiker mit ihm in Conflikt geriethen, nicht etwa Academiker und Peripatetiker, erklärt sich, abgesehen von der größeren Popularität der ersteren und von dem Umstande, daß sie zu Athen in dieser späteren Zeit am zahlreichsten waren, aus dem größeren Gegensatz jener Philosopheme zu den Lehren des Christenthumsx die einen hatten ja ihr Lustprincip, die andern ihren Tugendstolz, und beide verstießen gegen den Glauben an die göttliche Vorsehung« 18. Etliche aber der Erneurer: und Stoiker- Philosophen ldie sich mit ihm in eine Unterredung eingelassen] zankten soder disputirten] mit ihm; und etliche sprachen swenn sie darnach sich gegen« einander über den empfangenen Eindruck äußerten]: Was will dieser Lotterbube swörtlichx dies e Saat- krähe d. i. dieser Krächzer oder Spatz, gehalt- und formloser Schwätzer] sagen lwenn seine Rede überhaupt einen Sinn haben soll]? Eiliche aber: Es siehet [gerade so aus-J, als wollte er neue Götter szu den vielen, die wir ohnedies schon haben] verkündigen Das machte [auf solche Aeußerungen kamen sie deswegen], er hatte das Evangelium von Jesu und von der Auferstehung [der Todten, die durch ihn geschehen werde V. El] ihnen veriündigets [und da meinten sie nun, es handle sich sowohl in Betress der Person Jesu als in Betress der Auferstehung um eigentliche Göttermächte]. 19. Sie nahmen ihn aber [mit weltgewandter Zutraulichkeit und ZUdringlichkeitJ Und führten ihn auf den Richtplatz sden Areopagus], und sprachen [in höslicher Redensarh dergleichen ihnen jederzeit zu Gebote stund]: Können wir auch er- fahren, was das für eine neue Lehre sei, die du lehren? 20. Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren sdavon wir noch nie etwas gehört, dafür wir also auch noch kein rechtes Verständniß haben]; so wollten wir gerne wissen, was das sei sdenn die Sache würde uns ein Amüsement gewähren] 21. Die Athener aber allc, auch die Aus- lcinder nnd Gäste [welche sich theils bleibend dort niedergelassen, theils nur besuchsweise daselbst aufhielten], waren lihrem ganzen Charakter nach ausgelegt und daher auch im vorliegenden Falle] gerichtet auf mchts Anderes, denn etwas Neues [ihrerse1ts] zu sagen oder [andrersects] zu hbren" [und hatten dafür immer ihre Zeit übrig]. «) So mißt sich denn die Thorheit des Evangeliums zum ersten Mal mit der Weisheit dieser Welt; und es ist bedeutsam, daß es gerade diese beiden Schulen sind, welche ihm entgegentretetr Repräsentiren die Epicuräer das weichliche Nachgeben gegen die allgemeine Auflösung der sittlichen Verhältnisse, so repräsentiren die Stoiker das trotzige Aufbieten der letzten Kraft gegenüber dem allgemeinen Verfall der Sitten. Kann man den Epicuriiismus den äußersten Ausläufer des Heidenthums nennen, so kann man den Stoicismus eine Regung des Gewissens heißen im Heidenthumx zeigt uns jener die höchste Spitze sittlicher Verkehrtheit in der alten Welt, so zeigt uns dieser den letzten Rest sittlicher Kraft inder alten Welt; diente jener dem Eultus der Lust und verfiel in Sinnlichkeih so diente dieser dem Cultus der Natur und verfiel in Selbstgerechtigkeit. Soviel aber beide auch auseinander gehen, in dem Einen gehen sie zusammen, im Gegen- satz gegen das Ehristenthum; in beiden zeigen sich gerade die größten Gegensätze, die das Ehristenthum in der Welt gesunden hat und noch findet — ich meine sinnliche Genußsucht aus der einen, hochmüthige Selbstgerechtigkeit aus der andern Seite. Weder das eine noch das andere verträgt sich mit der ersten und letzten Forderung des Evangeliums, der Selbstver- leugnung: sind die Epicuräer die Sadducäer im Heidenthum, so sind die Stoiker die Pharisäer im Heidenthuitr Und man muß sagen, die Schulen sind zwar zerfallen, aber die Sache ist geblieben! Denkt an die, welche die Genußsucht und den Hang zur Welt- sreude noch immer zu ihrer Loosung machen bis hinab zu denen, die da sprechen: ,,lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir todt«; denkt an die, welche nur ein heiteres Christenthum wünschen und nichts von der freudelosen, düsteren Kreuzigung des Fleisches wissen wollen; denkt an die, welche selbst die Beschäftigung mit dem göttlichen Wort nur soweit mö en, als sie ihnen Genuß bietet, und in dem Geschäfte der Hei- ligung nur soweit gehen, als es ihren Neigungen ent- spricht: ist das etwas Anderes, als der Epicuräismus in der Christenheit? Und dasselbe gilt auch von der Selbstgerechtigkeit. Denkt an die, welche die Predigt von der allein seli machenden Gnade nicht verste en, welche nicht beweisen, daß der Mensch eines Erlö ers bedarf, welche immer nur Recht verlangen, statt Gnade, welche auf ihre Rechtfchaffenheit sich steifen, welche in jedem Leid tugendstolz fragen: ,,womit habe ich das verdient?« welche allemal zuerst ihre Werke vorzählem welche sich selbst rühmen und niemals erkennen mögen, daß sie, hätten sie auch alles gethan, doch unnütze Knechte sind — ist diese Richtung des Geistes nicht der Stoicismus unsrer Zeit? Aber laßt uns nicht nur sehen auf das, was um uns ist, sondern laßt uns sehen auch aus das, was in uns ist! Wollen wir die Wahrheit reden über uns selbst, so müssen wir be- kennen: wo sich ein Gegensatz gegen das Evangelium in unserm Herzen findet, er hat allemal entweder die sinnliche Genußsucht oder die Selbstgerechtigkeit zu seiner Quelle; sehe jeder hinein in sein Herz, dort kann er diese Feinde finden! (Brückner.) Die beiden Philosophen-Schulen der Epicuräer und Stoiker waren kurz nach Alexander d. Gr. entstanden (Epicur errichtete seine Schule zu Athen um’s J. 306 v. Chr» Zeno, aus Eitium auf Chpern gebürtig, urspriinglich Die Epicuräer und Stoiker lassen sich mit Paulo in einen Disput ein. 545 Kaufmann, wählte als Versammlungsplatz bei seinen Lehrvorträgen die Stoa Poikile, eine üffentliche, mit Gemälden ausgeschmückte Säulenhalle, nach welcher denn seine Schüler als Stoiker bezeichnet wurden — als er einst beim Heimgehen von der Stoa gefallen war und sich einen Finger gebrochen hatte, tö tete er sich selbst, um nicht von seiner überhand nehmenden Schwachheit besiegt zu werdens, blühten bis in die antoninische Zeit (bis aufKaiser Antonius Philosophus, gewöhnlich Markus Aurelius genannt, von 161—180 n. Chr» der der stoischen Philosophie huldigte, aber auch eine der schwersten Christenverfolgungen Veran- staltete) undstellten die zwiefache Weltanschauung dar, mit deren Hilfe die sinkende alte Welt, an den Volks- religionen irre geworden, versuchen konnte, sich mit dem Räthsel des Daseins abzufinden-Das epicuräis ch e System war wesentlich materialistisckh die sinnliche Wahrnehmung galt als alleinige Quelle der Erkennt- niß. Die Welt ward auf Atome zurückgeführt, aus deren zufälliger Zusammenballung sich alle Wesen ge- bildet; auch die Seele sollte nur ein aus feinen Atomen gebildeter luft.- und feuerartiger Körper sein, daher die Unsterblichkeit der Seele ein Wahn, die Willensfreiheit eine Täuschung und die Götter über- flüssi — nur inconsequenter Weise läßt Epicur sie bestekem spricht ihnen aber alle Weltristierung und jegliche Theilnahme an den Gefchicken der enschen ab. Das höchste Gut des in dieses sinn- und herzlose Dasein estellten Menschen ist die Lust;- Weisheit, das höchste aß derselben im Leben zu erlangen, und Tugend das zu diesem Ziele führende Verfahren. »Das stoische System dagegen war wesentlich pantheistisch; es unterschied im Weltall Stoff und Kraft und nannte . die letztere in ihrem Verhältniß zum Ganzen wohl Vernunft, Vorsehung, Gottheit, dachte sie aber doch nur als ein unselbstständiges, Unpersönliches und darum auch nicht wahrhaft geistiges Wesen, als ein allbildendes und allbelebendes Feuer, das nach eherner Nothwenk digkeit die Wesen und Welten hervorbringe und wieder ver ehre. Die menschliche Seele, ein Funke dieser un- perfönlichen Gottheit und somit ohne persönliche Un- sterblichkeit, hat nach den Stoikern ihr höchstess Gut in der Tugend; Tugend aber ist das naturgemäße Leben, die Uebereinstimmungdes menschlichen Willens mit dem Weltgesetz, also dem weltregierenden Verhäng- niß gegenüber vor allem Resignation. Nach diesen Lehren der Epieuräer und Stoiker, die mit modernen unchristlichen Denkarten viele Aehnlichkeit haben, ist es begreiflich, daß beide, bei aller Verschiedenheit ihrer Weltanschauung und namentlich ihrer Moral, dem Evangelium des Apostels gegenüber darin zusammen- ginimem in demselben eine mit griechisclkphilosophischer ornehmheit aufzunehmende neue orientalische Schwär- merei und insonderheit in der Auferstehungslehre ein R! verspottendes Märchen zu erblicken. (Beyschlag.) ach ihrer zwiefachen Richtung war auch ihr Urtheil über Paulum verschieden: die leichtsertigen Epicuräey welche sich über alles lustig machten, das ihnen irgend irgendwie ernsthaft klang, indem sie den Genuß als den Zweck dieses Lebens ansahen, betrachteten ihn als einen Schwätzey dessen Reden ebensowenig zu bedeuten hätten, als das Getön einer Saatkrähe, die sich durch ihre schwatzhafte Stimme auszeichnet (Luther übersetzt: ,,Lotterbube« —- loter ist s. v. a. leer, gehaltlos, locker, also das ganze Wort s. v. a. unser jetziges »lo,ckerer Zeisig«, umherziehenderPossenreißey Gaukler); die Stoiker, wel e in ihrer stol en Selbstgenügsamkeit mit Hohn auf a en Gottesdienst herabsahen, hielten ihn für einen Mens en, welcher einen neuen Eultus einführen wolle, au einen mehr oder weniger nun Diebs-PG Btbelwerl V! Rand sollte es ihnen gerade nicht ankommen, denn sie ielten von keinem etwas. FWilligerJ Da Lukas im rund- text sowohl Äzu ,,Je us« als zu ,,Auferstehung« den bestimmten rtikel seht, so haben sie wohl im poly- theistischen Sinne beide als ein Götterpaar aufgefaßt (,,neue Götter« — Jesus und die Anastasis); es ma darin ein ironischer Volkswitz liegen, der so ernstliig nicht gemeint war, aber die Athener hatten ja über- Paupt nicht nur ihren vielen weiblichen Gottheitem ondern auch abstrakten Begriffen, wie z. B. dem Mitleid, Altäre gebaut. (Schaff.) « »Es) Jene Philosophen waren unbedint und für immer mit dem Apostel fertig —- und do , während sie selber mit all ihren Worten und Reden kein lebendiges Samenkorn für die Ewigkeit in eine un- sterbliche Menschenseele pflanzen konnten, war gerade Paulus derjenige, der das Samenkorn des ewigen Lebens für das erstorbene Athen und ganz Hellas mitgebracht und es nun in die Herskn legen sollte. Andere wurden weni stens durch die euheit des Jn- halts angeregt, daß ie Lust hatten, mehr zu hören. In einem sehr eleganten Satze beschreibt St. Lukas die Beweglichkeit und Richtung auf das Neue als einen Eharakterzug der Athenienser, indem er selbst den so häufjgenund deshalb so bezeichnenden Atticis- mus: »als-bergen- (etwas Neues, eigentlich: Neueres, was noch neuer ist. als das bisherige Neue) in seine Veschreibung mit aufgenommen. (Baumgarten.) Was sie gar hoflich « u dem Apostel sagen, sagen sie doch zugleich mit ne endem Hohn; denn der hätte wahrlich bei ihnen in übergroßem Ansehen stehen müssen, von dem sie, bei ihrem Dünkel, in der That vermuthet hätten, er könne ihnen etwas sagen, das sie nicht selbst lange zuvor schon besser gewußt hätten. Doch schlägt die Begierde, etwas Neues zu hören, bei ihnen vor, und einen Fremdling, von dem gesagt wird, daß er Neues wisse und vortrage, mögen sie ja nicht ziehen lassen, ohne ihn gehört zu haben, wenn sie auch schon mit verachtendem Borurtheil gegen ihn erfüllt sind. »(Menken.) Also auch diejenigen, die den Apostel weiter hören wollen, thun dies nicht aus Heilsbegiey son- dern aus Neubegier. Es ist das jenes ruhelose Jagennach immer neuen Eindrückem was den Men- schen nie und nirgends, so auch hier nicht, zu einer stillen Sammlung kommen läßt; es ist das jene rasche Beweglichkeit, welche von dem einen zu dem andern eilt, und darum ni ts festhält,,nichts davon behält; es ist dasjene leicht ertige Flatterhaftigkeih welche auch das Ernste leichthin, auch das Tiefe obenhin zu nehmen gewohnt ist und darüber jede innerliche Empfänglich- keit verkümniern läßt; es ist mit Einem Worte jene Neuigkeitssucht, die immer nur nach dem aussieht, was neu ist, die alles nur darauf ansie t, ob es neu ist, die an allem, auch an dem, was zur eelenseligkeit dient, nur solange Interesse nimmt, als es neu ist. Bei dieser Gesinnung wird auch das Heilige nur als Mittel der Zerstreuun behandelt. Da kann man mit Gottes Wort sich beschäftigen, aber nur solange, als es Einem etwas Neues ist — sobald es anfängt, etwas Alltägliches zu werden, wendet man sich von ihm wieder hinweg; da kann man sich an Werken der Liebe, an christlichen Vereinen betheiligen, aber doch nur solange, als sie etwas Neues sind —— sobald sie an- fangen etwas Gewöhnliches zu werden, läßt man nach. Verliert etwas den Reiz, interessant zu sein, so ver- liert es auch die Kraft anzuziehen: es wirkt eben der Reiz des Ungewöhnten mehr als das Bewußtsein der Pflicht Das ist jener ,Sinn, welcher der Mode auch das Heilige unterwirft, und den wechselnden Stim- mungen selbst das Eine, was notthut, opfert; auf 35 546 Apostelgefchichte 17, 22——31. diesem West; bringt man es im besten Fall zu jener traurigen odefrömmigkeit, die man ablegt wie ein gewaßnd wenn sie aus der Mode kommt. (Brückner.) ewi , es kostet, vor solchen Ohren Gottes Wort zu reden; a er der geduldige Säemann fäet feinen Samen, obschon der Weg über den Acker hin breit und hart ist und der Vögel ein Schwarm, die den Samen ausfressen. Auch ist die apoftolische Predigt, deren erste Hörer bis auf wenige vergeblich die Gnade Gottes empfingen, nicht diesen allein vermeint, sondern .sie schallt durch die Welt der Heiden hin und ist geschrieben auch uns zur Lehre — als Paulus später sie seinem Lukas diktirte, waren dem heil. Geiste alle die Seelen be- wußt, welche an der Hand derselben den Liebesspuren des lebendigen Gottes in der Gefchichte der Welt und ihrer Kinder nachgehen würden. (Besfer.) 22. Paulus aber smit großer Unerfchrockenheit hintretend Ich. 7, 37] stund mitten auf dem Rikhlplatz sdem Areopagus oder Marshügel] nnd sprachtv Jhr Manner von Athen, ich sehe euch, daß ihr in allen Stücken allzu aberglciubig [besser: , göttersürchtiger als Andre] seid fdenn von jeher habt ihr vor allen Städten Griechenlands euren Ruhm im Ehren der Gottheiten gesucht] 23. Ich bin herdurch gegangen und habe ge- sehen fund mit Aufmerksamkeit der Reihe nach betrachtet] eure Gottesdienste [Gegenftände des Gottesdienstes, die Tempel, Altäre und Bildsäulen, die ihr überall aufgerichtet habt], nnd fand einen . Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekannten Gott jgenauer: Unbekanntem Gott] Nun verkünaige ich euch denfelbigeiy dem ihr unwissend Gottesdienst thut« szufolge der Inschrift aus jenem Altar eure fromme Verehrung beweist, ohne ihn zu kennen] - 24. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was drinnen ist, stntemal er ein HErr ist Himmels und der Erden, wohnets er nicht in Tempeln mit Handen gemacht [Kap. 7, 48 f.]; 25. Sein wird auch nicht von Menschen- händen gepflegeh als der jemandes bedürfe, so er selbst jedermann Leben und Odem allenthalben giebt« lPs 50- 9 ff-J; 26. Und hat gemacht, daß von Einem Blut [Joh. I, 13 ausgegangen] aller Menschen Ge- schlechter ans dem ganzen Erdboden wohne-us [wört- lich: jegliche Menfchennation wohne über das ganze Angesicht der Erde hin 1."Mos. 11, 8]; nnd hat Ziel gesetzt, zuvor versehen, wie lange nnd weit sie wohnen sollen [hat in feinem Rathe genau zuvor bestimmt, two ein jedes Volk wohnen und wie lange es fein einmal befetztes Land be- halten] solle und wann es etwa weiter wandern müsse]- 27. Daß sie sein jedes, feiner ihm eigen- thümlichen Beschaffenheit und nationalen Bestim- mung gemäß] den HErrn suchen sollten, ob sie doch strotz ihrer großen Entfremdung von ihm, als die im Finstern sitzen Jef. 42, 7; 60, 2., hat dem heil. Paulus Ueberwindung e-« vermöge eines gewissen, ihnen noch gelassenen Tast- finnes] ihn fühlen nnd finden mdchtenH Und zwar [d. i. fürwahr 1. Kön. 8, 13 Anm., es würde dem Suchen auch das Finden nicht fehlen, denn] er ist [um wirklich gefühlt und gesunden zu werden] nicht ferne von einem jeglichen unter uns; 28. Denn in ihm fals dem uns umschließen- den Raum oder dem unser. ganzes Dasein be- dingenden Element] leben, weben und sind wir Hi, als auch· etliche Poeten bei euch fden GriecheUJ gesagt habensWir sind seines Geschlechts [Luk. 3, 38; I. Mof 5, 1]. 29. So wir denn göttlichen Geschlechts sind [wie wir sonach alle recht wohl wissen], solleu wir nicht funfere bessere Einsicht muthwillens ver- leugnend] meinen, die Gottheit [oder das göttliche Wesen] sei gleich den güldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Gedanken ge- macht-«]- [genauer: sei gleich- solchen Dingen, die uns selbst ganz heterogen und bloße Stoffe find, nämlich dem Gold oder Silber oder Stein, gleich dem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung, d. i. dergleichen Statuen und Bildern, wie ihr sie aufstellt und verehrt, die ihr-doch selbst erst zugerichtet und ausgedacht habt, die also erst durch eure Thätigkeit ihre Existenz haben Pf. 115, 4 ff·]. 30. Und zwar hat Gott lbis hierher, wo die Sünde annoch unter göttlicher Geduld geblieben] die Zeit der Unwissenheit übersehen; nun aber [da jetzt das Evangelium geoffenbart wird] gebietet er allen Menschen an allen Enden Buße zu thun [Kap. 5, Si; 11, 18], 31. Darum, daß er einen Tag gesetzt hat, auf welchen er richten will den Kreis des Erd- bodens mit Gerechtigleitst [wo dann kein solch Uebersehen mehr stattfinden wird, so daß man also sich beeilen muß, dem Gericht zu ent- gehen; er wird aber das -Gericht halten] durch einen Mann [Joh. 5, 25 ff.]’, in welchem er’s be- schlossen hat, und jedermann vorhält den Glauben [nach anderer Ueberfetzung: den er für jeder- mann als den von ihm verordneten Richter auch « beglaubigt und damit den Glauben ansihn nahe genug gelegt hat Kap. 2, 36; Luk. 24, 47], nachdem er ihn hat von den Todten auferwecltftt [Röm. I, 4]. », » » · i) Paulus befindet fich auf einem der gefeiertsten Punkte der ganzen damaligen alten Welt, aus dem berühmtesten Hugel der beruhmten Stadt Athen, auf der Rednerbühne, auf welcher einst ein Demosthenes (vor fast 40Q Jahren) und viele andere einflußreiche Redner vor ihm estanden hatten, um jegt zum ersten Mal dem griechifchen Volke die frohe otschaft des Heils in Christo zu verkündigent hier ist er, während die Menge des Volks fich aus der von da aus zum Marktplatz herabfiihrenden Treppe und an den Ab· hängen des Hügels zufammendrängte, umgeben -« von den gelehrtesten und weifesten Männern, welche, um Paulus, auf den Areopagus gestellt, hält vor den Athenern eine Rede. 544 s· ihm zuzuhören, sich auf den alten, in den Fels ge- hauenen Sitzen jenes ehrwürdigen Gerichtshofes nieder- gelassen hatten. Was für ein ergreifender Anblick muß sich ihm hier dargeboten haben! Er überfah von hier aus die ganze stolze Stadt, welche ihm mit ihrem Gewühle, theils zur Seite, theils zu Füßen lag; sich gegenüber hatte er die weltbekannte sog. Akropolis mit ihren Wunderwerkeii der griechischen Kunst und mit ihrer riesigen ehernen Minerva-Statue, unter sich den herrlichen Tempel des Theseus, das» älteste und heute noch am besten ergaltene Prachtgebäude Athens, rings um sich her aber ie zahllosen Tempel, Statuen und Altäre, welche die ganze Stadt erfüllten. Wenn man sich alles dies auch nur einigerniaßen"vergegen- wärtigt, so wird man die ganze Feierlichkeit feiner egenwärtigen Lage mitzufühlen ini Stande sein. Hin- ichtlich der numfolgenden Rede ist· zu bemerken, daß sich der Apostel a nlich Jvie sruher inLystra (l4, 15 ff.) damit begnugt, einen Zuhorern die großen Wahr- heiten, welche er ihnen zu Gemüthe führen will, ganz einfach vor die Seele hinzustellem ohne dieselben erst u— beweisen oder die Consequenzem welche sich aus ihnen entwickeln ließen, im Detail näher aus uführenz es sind einige Grundthntsachem die er seinen u örern egeniiber behauptet, davon überzeugt, daß die ahr- seit schon für sich selbst reden werde. (Andreä·) Weder das so besondere Auditorium von Weltweisen, noch die Feierlichkeit des Orts, noch die Neugierde der Zu- Eörer verleitet den Apostel im Geringsten von seinem vangelio abzugehen und auf Grillen der Athenienser gch einzulassen; aber das sieht man wohl, daß er seinen ortrag auf die eigentliche Beschasfenheit ihrer Herzen einrichtet und ihnen mit weiser Milde beizukommen sucht. (Apost. Past.) Zu beachten ist auch die Eleganz und Gewandtheit, mit welcher Paulus redet, bei aller Einfalt im Ausdruck und Fortschrity die Rede ist nach Inhalt und Form voll heiliger attischer Kunst, ein urlebendiges Erzeugniß des freien apostolischen Geistes. (Meyer.) Wenn irgendwo, so hat der große Heiden- apostel dem Worte Christi in Matth· 10, 16 gemäß gewiß hier eine Probe geliefert von jener Vereinigung unumwiindenen Freimuthes mit kluger Ueberlegung, um nicht unnöthiger Weise zu verletzen und doch keine Wahrheit zu verschweigeih keines Jrrthums zu schonen. (do-« costs-n) IV) Als die Menge stille ward und schwieg, hub Paulus an: »Ihr Männer von Athen« —— kurze, männ- liche, würdige und zugleich angenehme Anrede! Männer iind Bürger von Athen hörte das Volk sich gerne nennen, noch immer einen hohen Werth darauflegend, dieser Stadt und diesem Staate, wenn auch klein, doch frei, doch edel, doch berühmt, doch im Besiåe von manchem Guten, das größeren Völkern und taaten mangelte, anzugehörem Jhr Männer von Athen: »aus allem sehe ich, daß ihr religiöser seid als Andere«. Allzu abergläubi , wie Luther schreibt, sagt er nicht, das wäre ein orwurf gewesen, und mit einem Vorwurf wollte er die Rede nicht beKnnenx auch nicht mit einem Lohe, lieber mit einem orte, das sich in der Mitte hielt und von Tadel und Schmeichelei gleich weit entfernt, die so weit getriebene Götterverehrung der Stadt Athen als Thatsache anerkannte, ohne vor- erst noch über den Werk? oder Uuwerth derselben ein Urtheil zu fällen. ,,J bin herdurch gegangen und habe esehen eure Gottesdienste und fand einen Altar, darauf war geschrieben: dem unbekannten Gott; diesen, dem ihr unwissend Gottesdienst thut, verkündige ich euch«. Was der Apostel will, wovon seine Seele voll ist und worauf er die Seele der Hörer richten will, das steht ohne alle leere Umschweife gleich im ersten Worte da und nicht wie ein allgemeines Thema, das zwischen Himmel und Erde schwebt, weder an den immel noch an die Erde geknüpft ist und weder im immel noch auf Erden Theilnahme findet; sondern mit unwiderstehlichem Reiz anziehend, mit unbesiegs licher Gewalt bindend, zwang es die Hörer zu stillester, willigster Aufmerksamkeit, denn es war nicht nur mensch- lich hochwichtig, sondern auch atheniensisch höchst unter- haltend. So begann kein Spermologe oder Schwätzer die Rede, und nun wußten diejenigen, die da gesagt hatten: ,,es scheint, als wolle er neue Götter ver- kündigen«, sogleich, wie sie daran waren, und wußten es doch nicht;, da war nun wahrhaftig etwas Neues, wie die Hörer gewünscht hatten, und doch war dies Neue alt, ja es war das Aelteste, auch gerade das Aelteste, was Athen hatte( Der Apostel nimmt den Text seiner Predigt, daß ich so rede, von dem eigenen Altar der Stadt, will des uralten Altars, den kaum noch jemand beachtet, kurze und ein Geheimniß in sich schließende Jiischrift erklären, denn sie ist ihm eine lebendige Stimme, die leise Laute dunkler Ahnung und Sehnsucht und einzelne tiefe Worte einer fast erloschenen Erkenntniß spricht; es sind also auch keine ,,fremden« Götter, die er bringt, wie es in V. 18 statt ,,neue« eigentlich heißt und wie ein Gesetz, sie einführen zu wollen, bei Todesstrafe verbot. (Menken.) Das, woran Paulus anknüpft, ist ein Umstand, woraus wirklich hervorgiiig, daß die Athener bis auf’s Aeußerste daraus hielten, nicht im Mindesten eine Pflicht gegen die Götter oder irgend einen derselben zu versäumen; ein Umstand, worin zugleich aber auch eben jene Unzu- länglichkeit des Heidenthums sich recht schlagend aus- sprach. Nämlich nach den übereinstimmenden Nach- richten der alten griechischen Schriftsteller gab es zu Athen wirklich mehr denn Einen Altar, welcher ,,un- bekanntem Gott« (nicht als ein bestimmter einziger ———" ,,dem unbekannten Gott« —, aber auch nicht als ein einzelner unter vielen —— ,,irgend einem un- bekannten Gott« —- war der betreffende Gott bezeichnet, sondern unbestimmt: ,,unbekanntem Gott«) geweihet war· Den Ursprung dieser Altäre erklärt Diogenes Laertius (aus Laerte in Eiliciem philosophischer Ge- schichtsschreiber um 210 v. Ehr. , daß Epimenides, als eine Pest in Athen wüthete, chafe vom Areopagus auslaufen ließ, und wo eins derselben sich niederließ, dem betreffenden Gott, welcher nämlich der Urheber der Pest sei, zu opfern befahl, daher finde man· zu Athen Altäre ohne namentliche Bezeichiiung eines Gottes. Es zeigte Lich also in diesemHinausgehen über die Zahl der ekannten mhthologischen Götter, da man ein Bewußtsein davon hatte, wie das gött- li e Wesen in diesen Göttern noch nicht ganz zur Er- scheinung Agekommen sei, und daß ·man gerade bei wichti en nlässen jenen noch überschiissi en Rest gott- heitli en Wesens sich als in göttlichen Personen vor- handen dachte; so konnte Paulus hieran anknüpfen, er konnte die Athener in der That loben, daß sie recht sehr gottesfürchtig wären. Wenn er nun· aber den einigen wahren Gott als jenen unbekannten ihnen ver- kündigt, so ist das kein frommer Betrag; denn erstlich citirt er die Jnschrift richtig in ihrer Unbestimmtheit, und dann verhehlt er ja ganz» und gar nicht, »daß, was er verkündige, hoch und weit hinausgehe über das, was die Stifter jenes Altars sich gedacht haben mochten. Sie freilich hatten bei jedem olchen Altar an irgend eine weitere Eiiizelgottheit gedacht; Paulus sagt da- gegen den Athenern unverhohlem daß er ihnen den Gott predige, dessen Existen »das Dasein jeg ichen an- deren Gottes« ausschließe · ickätsdetoweniger darf er sagen, daß diese seine Predigt ie ntwort sei auf das 35’«· 548 Apostelgeschichte 17, 31. Fragezeichem das in jener Jnschrift lag; es war dies Tappen nach unbekannten Göttern ja ein vollgiltiger Beweis der Mangelhastigkeitdes Polhtheismus (Ebrard.) Was das Volk unter dem unbekannten Gotte sich vor- stellte, darauf kam es dem Apostel nicht an; ihm war dieser Altar Symbol und Bekenntniß einer Religion, welche keine Ruhe findet in den vielen Göttern, die sie mit Namen ehrt, sondern darüber hinaus nach einem Gott sucht, der ihr unbekannt ist. (Besser.) Auch heute noch steht in viel tausend Herzen neben all den Götzenaltären der Weltlust ein Altar mit der Jnschrist: »dem unbekannten Gott«; bei allem Leichtsinn, bei allem Troß, bei allem Unglauben, bei aller Sünde doch eine geheime Furcht vor dem unbekannten Gott, doch ein Verborgenes Verlangen nach einem unbekannten Heil! Ja, kein Mensch ist- so versunken, daß nicht dieses Fünklein der Gottesfurcht und des Gottverlangens noch in ihm schlummere; und dieses Fünklein zu nähren und zu weiten, dieses Bediirfniß nach einem Gott, nach einem Heiland, nach einem Frieden, den die Welt nicht hat, in soviel tausend Seelen zu wecken und zu stillen, das ist das Amt, das uns vertraut ist in dem bunten Haufen, unter den wir hineingestellt sind als Diener dessen, von dem es heißt: »das zerstoßene Rohr will er nicht zerbrechen und das glimmende Dochtnichtauslöschenlt (Gerok.) Bei den Atheniensern war i re Verehrung des unbekannten Gottes ein utes eichen, ein Zeicheiy daß sie, wenn auch ohne ewußtsein, nach der Wahrheit dürsteten; bei den todten Christen dagegen hat man nicht die Götzen, sondern den wahren Gott verworfen und sucht nun in seines Herzens Bosheit außer diesem verworfenen noch einen andern. Die Heiden wenden sich von den Götzen zu dem wahren Gott, die Christen dagegen von dem wahren Gott zu den Götzem es möchte die Zeit kommen, wo die Heiden ihre Götzen wegwerfen, um sie den Christen zu überlassen; mancher christliche Ge- lehrte findet wenigstens jetzt schon in den heidnifchen Fabeln viel mehr Weisheit, als in seiner Bibel. (Williger.) Wem ist der lebendige Gott einun- bekannter Gott? Denen, die 1) sich selbst für weise halten; die Z) Gott äußerlich Gottesdienst thun, ohne ihn selbst zu suchen; die 3) nicht in ihm leben, sondern in der Welt und ihrer Lust; die 4) ihn nicht in Christo finden wollen. (Lan.gbein.) IN) Jn dem, was Paulus zuerst von dem un- bekannten Gott aussagt und womit er den Athenern den gemeinten und gesuchten Unbekannter; ankündigt, trifft er gleich den Hauptpunkt, in welchem sich die dichteste Finsternis; des Heidenthums concentrirte; er kündigt ihn an als Den, der die Welt und alles, was in ihr ist, gemacht hat und der demnach ein Herr des Himmels und der Erden ist. Wie weit die Vorstellung der Schöpfung dem griechischen Volksbewußtsein ent- riickt war, zeigen die Fabeln von der Entstehung der- jenigen Götter, die als Waltende und Mächtige er- kannt und verehrt wurden, welche Hesiod (einer der ältesten Dichter Griechenlands), wie sie das Volks- bewußtsein in sich trug, in der Theogonie (dem Buche von der Entstehung oder Abstammung der Götter) zufammenstelltq zwar nennt er da andere Mächte, welche vor jenen gewesen sind, aber diese sind dem Bewußtsein der Gegenwart ganz fern gerückt und außerdem unheimlicher Natur, wie denn als das Erste von allem das Chaos und als eine der mächtigsten Erzeugerinnen der Ur ewalten die Nacht gepriesen wird. So begrenzt er cheint das Dasein der Götter des Cultus, und in ein so unbegrenztes Dunkel er- streckt sich das Dasein der Elemente der Welt hinein! Es ist klar, daß in solchem Gedankenkreise jeder Hauch einer Vorstellung von der Schöpfung der Welt durch Gott vernichtet ist. Steht es nun etwa besser in dem gebildeten Bewußtsein, in derjenigen Sphäre, welche sich über denMythus und Cultus des Volkes zu erheben sucht? FrFen wir Plato (atheniensischer Philosoph um 390 v. hr., Schiiler des Sokrates), der sich ganz er- sichtlich eifrig bemühte, von den Banden der Fabeln und Volksmeinungen los zu kommen: hat er auf den Flügeln seines Denkens und Sehnens die Idee der Schöpfung erreicht? Auch Plato erkennt nur einen Ordner der ewigen Hyle (Materie), keinen Schöpfer Himmels und der Erden. Aristoteles (aus Mare- donien, geb. 884 v. Ehr» Lehrer Alexanders d. Gr.), der sich noch eifriger bestrebt, die Schranken des sinn- lichen Denkens, wie es sich im Volke in Bezug auf die höchsten und geistigsten Dinge gebildet hatte, durch die Vernunft zu dnrchbrechem enthält sich zwar aller Ausdrücke und Vorstellungen, welche in der Denkweise und in dem Sprachgebrauch des Volkes liegen, um das Verhältniß Gottes zur Welt auszusprechem was erreicht er aber dafür? Daß er es zu keiner wahren Unterscheidung zwischen Gott und der Welt zu bringen vermag, mithin auch ihm der Gedanke der Schöpfung völlig fremd bleiben muß! Mit diesem ersten Aus- spruche: »Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist« warf daher Paulus in die dunkle Nacht des hellenischen Bewußtseins einen hellen Licht- strahl, welcher dem Philosophen ebenso nöthig war, wie.dem Jdioten, und von diesem eben so leicht auf- gefaßt werden konnte, wie von jenem; und wenn Alex. v. Humboldt gegenwärtig bekennt: »von dem eigentlichen Schasfeiy vom Entstehen als Anfang des Seins nach dem Nichtsein, haben wir weder Begrgs noch Erfahrun «, so sehen wir, daß der Ausspru des Paulus an? dem Areopag für die Gegenwart noch ganz dieselbe Wichtigkeit und Bedeutung hat wie da- mals. Man könnte nun sich noch wohl trösten über die Abwesenheit des Glaubens an die Schöpfung, wenn nur die Gegenwart der Welt in der richtigen Abhängigkeit von ott gedacht würde; aber es steht mit diesem Verhältniß gar nicht besser wie mit jenem. Daß im Volksbewußtsein die verschiedenen göttlichen Gewalten gegen einander auftraten, daß auch die höchsten Götter unheimlichen Gewalten unterworfen gedacht wurden, ist allgemein bekannt; indessen auch die Philosophen vermögen ebensowenig zu der Vor- stellung einer schlechthinnigen Abhängigkeit aller welt- lichen Wesen von der Macht und dem Willen Gottes hindurchzudringen Sowohl Plato als Aristoteles nennen einen von der göttlichen Macht und Weisheit nicht beherrschten dunkeln Grund in der Welt: es ist die Materie, deren Urmacht alles heidnische Bewußt- sein, das gebildete wie das ungebildete, gefangen hält. Die weite Aussage, mit welcher sich Paulus über den unbe annten Gott äußert, ist demnach die, daß er, sowie er alles erschaffen habe, sich auch als den Herrn des Ganzen erweise, indem er allen Wesen alles, was zu ihrer Erhaltung gehört, darreiche. Mit diesen beiden Aussagen sucht dann der Apostel auch sofort dem Gewissen der Athenienser etwas näher zu treten: er macht sie darauf. aufmerksam, daß ihre Gottesver- ehrung unter einer solchen Voraussetzun dem gött- lichen Wesen nicht angemessen erscheinen önne. Der Gott, welcher der Welt sowohl ihrem Ursprunge als ihrem Bestande nach absolut wirksam gegenüberstehe, könne nicht in Tempeln von Menschenhänden wohnen noch einer Pflege von Menschenhänden bedürfen; in- sofern sie also mit ihrem bisherigen Dienst den un- bekannten Gott haben verehren wollen, haben sie mit der Aeußerlichkeit solchen Dienstes etwas Unwürdiges Verkündigung des unbekannten Gottes, dem ein Altar in Athen geweihet sei. 549 und Verfehltes gethan, und wollen sie von nun an den unbekannten Gott besser und wahrhafftiger ver- ehren, so müssen sie einen neuen Dienst an angen. —- Hinsichtlicg des Scheines, als ob der salomonische Tempel- bau und er levitischeOpferdienst bei den Juden diesen Auslassunåen Pauli widerstreite, eröffnet V. 29 den richtigen esichtspunkt (Baumgarten.) Nachdem Paulus im ersten Theil seiner Rede seine Zuhörer mit der rechten Theologie bekannt gemacht, indem er sie auf den wahren Gott und den Ursprung aller Dinge aus ihm, sowie auf die richtige Stellung, die sie diesem Gott gegenüber einzune men hätten, hinwies, geht er nunmehr dazu über, ie in einem zweiten Theile auch über die rechte Anthro- pologie zu belehren, d. h. ihnen über das walåre Wesen des Menschen und dessen Bdstimmung ie nöthigen Aufschlüsse zu geben; und auch hier ist es wieder nicht ein theoretisches Interesse, welches ihn leitet, sondern der praktische Zweck, der in seiner ganzen Rede bis an ihr Ende hindurchleuchtet Wie er denn im ersten Theil den Atheniensern die große Thatsache vor Augen stellte, daß Gott nur Einer sei, so sagt er auch jetzt in erster Linie, daß ebenso die ganze Mensch- heit nur als eine in sich zusamnienhängende Einheit « anzusehen wäre, was von dem ganzen Heidenthum total verkannt wurde; so z. B. meinten die Griechen, ihr Volk sei ursprünglich aus der griechischen Erde gleich Sträuchern und Bäumen hervorgewachsen, und nun hielten sie sich in stolzer Jsolirung von allen andern Völkern allein für wahre Menschen, bezeichneten in ihrem Dünkel jedes andere Volk mit dem verächt- lichen Namen ,,Barbaren«, ja sahen den freien Mann allein als eine Person an, während sie ihre vielen Sklaven da egen nur als Sachen behandelten, die keinen Menschenwerth und keine Menschenrechte be- anspruchen dürften, und stellten zugleich die Frauen in staatsbürgerlicher Hinsicht auf eine sehr niedrige Stufe. Es igt aber die von dem Apostel hier ver- kündigte Ein eit des Menschengeschlechts in der That von einer solchen grundlegenden Wichtigkeit, daß mit ihr der ganze christliche Glaube stehen und fallen muß: wenn nicht durch einen Menschen die Sünde und der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, dann kann der Menschheit auch nicht durch Einen Christus die Erlösung gebracht werden; und wo bliebe die christliche Menschenliebe, wenn die klare Erkenntniß von der Menschheit als «einer Bruderfamilie nicht in die Welt gekommen wäre? (Andreä.) Warum sagt der Apostel: »von Einem Blute«? Offenbar steht ihm der biblische Gedanke von dem Zusammenhang des Lebens mit dem Blute vor der Seele (1. Mos. I, 4; Z. Mos. 17, 117 5. M. 12, 23); das Blut erscheint ihm demnach als der Lebensstrom des ganzen Menschen- gzeschlechts und dieser Strom ist Einer, weil er aus iner Quelle gließt Indem so Paulus auf die Ein- heit und den ufammenhang des verborgen fließenden Lebensstromes hinweist, hat er zugleich den Vortheil, gegen den Augenschein der Verschiedenheit und des Gegensatzes in Farbe und Gestalt der Menschen ein Gegengewi t aufgestellt zu haben. Eine absichtliche Wendung it es erner, daß er die Gesammtheit des Menschengeschle ts mit »jegliche Nation von Menschen» (Luther: ,,aller enschen Geschlechter«) bezeichnet; da- mit soll ausgesprochen fein, daß die Vielheit und Ver- schiedenheit der Völker die Zusammenfassung des ganzen Menschengeschlechts in eine volksmäßige Einheit durch- aus nicht ausschließt, und diese ist, da sie auf der ur- sprünglichsten Basis aller Menschennatur, der ge- chlechtlichen Fortpflanzung beruht, keine künstliche und naturwidrige, wie sie im Weltreiche dargestellt wird und auch den atheniensischen Hörern des Apostels in gegenwärtiger Anschaulichkeit in dem großen Römer- reiche vorlag. (Baum rten.) H) Wie der Begriä einer Einheit des Menschen- g esch l e ch ts den sämmt..ichen polytheistischen Religionen fremd ist, so auch der von der Einheit der Menschen- geschichte; selbst die gebildetsten Völker, die Griechen und Römer, haben nur an der eigenen Nation einen scheinbaren Mittelpunkt für die Weltgeschichte, aber eine wirklich einheitliche Universal eschichte der Menschheit haben sie nicht. Nur die O enbarung, sowohl des alten als,des neuen Testaments, bildet die Einheit, und zwar vermöge der Rückbeziehung des menschlichen Geschlechts auf den einen und wahren Gott; die Welt- geschichte, von Gott ausgehend und auf Gott hin- zielend, das ist die biblische Wahrheit, im alten Bunde geoffenbart durch verheißungsvolle Geschichte, im neuen verwirklicht und erfüllt in der Person des Erlösers, welcher der zweite Adam und Gottes Sohn zugleich ist. (Lechler.) Nichtnach Boden, Klima und Nationali- täten, sondern nixh Gottes Reichsplan und der inneren Entwickelung des Menschengeschlechts richtet sich der Wechsel oder das Bleiben der Völkergrenzen: Israel wird in alle Lande zerstreut, wenn die Zeit seiner Ver- stockung gekommen ift;" Athen ist keine ewige Stadt und Rom kein unsterbliches Rom, alle Herrlichkeiten beider fallen, wenn ihre Zeit erfüllt ist; denn die Erde in isser jetzigen Gestalt ist nur interimistische Wohnung der enschen für den höheren Zweck, daß sie zu ihrem Gott zurück esührt werden. (Stier.) Auch in der Ge- schichte der ölker hat Gott feine Hand: keines ist ihm zu hoch, es mußte sich seinem Scepter beugen; keines ist ihm zu gering, er will es für sein Reich erziehen. Und wenn ein Volk aus erichtet hat, wozu er es be- stimmte, oder von der ahn gewichen ist, die er ihm vorgezeichneh so fällt es in den Staub, heiße es Griechenland oder Rom, Israel oder irgend eine sich selbst so nennende »große Nation«; der heil. Reich-s- plan aber, pen Gott durchführt in der Geschichte, die hohe Bestimmung, der er die Menschheit entgegenleiten will, das ist die. Gemeinschast mit Gott —- ihn zu suchen, ihn zu finden, ihm zu dienen und in ihm selig zu sein. Gott in der Geschichte; er offenbart darin l) seine schöpferische Allmacht, indem er den Menschen- geist sich auseinanderfalten läßt in der Mannigfaltig- keit der Völkerggeistey Z) seine fegnende Güte, indem er jedem Volk aum und Zeit giebt, seine Eigenthüm- lichkeit zu entwickeln, Z) seine richtende Gerechtigkeit, indem er jedem Volk Ziel und Grenze setzt seiner Macht und Blüthe, 4) seine heilige Liebe, indem die ganze Weltgeschichte darauf zielt, daß das Reich Gottes kzmmkej daß die Menschen ihn suchen und finden; ( ero. » fis) Nahe haben Gott alle Menschen, wenn sie es nur glauben wollten, aber das menschliche Geschlecht hätte ihn lieber weit we ; es hat noch die alte Me- thode aus dem Paradiese her, da sich unsre ersten Eltern vor Gottes Gegenwart fürchteten. (Goßner.) Zum Suchen übermenschlicher Mächte kam es wo l bei den Menschen, aber nicht zum Suchen des H rrn; sie streckten im Finstern die Hand zum Fühlen und Be- tasten aus, aber was sie faßten und fanden, war nicht Gott, sondern viele Götter, denn zu dem ,,schwing dich über die Natur« brachten sie es nimmer, die Ereatur war ihnen nicht ein Spie el, sondern ein Schleier des gErrn (Weish. 13, 9). ie einzige Frucht alles ihres uchens war der Altar des unbekannten Gottes. (Besser.) »Er ist nicht ferne von einem xeglichen unter uns-«, sagt der Apostel, hinweisend vom Gan en auf das Einzelne, vom Allgenieinen auf das Besondere, D 550 Apostelgeschichte 17, 32——34. aus der großen Welt in die kleine Welt hineinsiihrend, in das eigene Leben, in des ei enen Wesens tiefen, verborgenen Grund voll Vedürfni und Ahnung, voll Sehnsucht und Weissagung; ,,er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns-«, das will sagen, er ist jedem einzelnen Menschen innigst nahe — er ist dir so nahe als das Gesetz des Heiligen und Guten in deinem Gewissen, als das Verlangen nach Seligkeit in deiner Seele, als der unwillkürliche Schrei nach Hilfe und der unaufhaltsame Seuf er nach Frieden in deinem Herzen und Munde. (9Jienken.) Die drei Worte: ,,leben, weben und sind wir« stellen, das ob- jektive Verhältniß der Begriffe betrachtet, eine ab- steigende, hingegen im s n bj e k ti v -logischen Zusammen- hange eine aufsteigende Reihe dar: Leben ist an sich mehr als Bewegung, diese mehr als bloßes Dasein; aber es ist eine Steigerung, wenn gesagt wird, außer- halb Gottes, isolirt von ihm, hätten wir kein Leben, nicht einmal Bewegung, ja sogar keine Existenz. Mit dem »in ihm« spricht der Apostel die sog. Jmmanenz des Menschen in Gott aus; der Satz ist freilich mannig- fach mißverstanden und miszbraucht worden, Pantheis- mus sogar hat man darin finden wollen, aber zu- nächst ist hier nicht vonder Welt, der Ereatur über- haupt die Rede, sondern blos vom Menschen, und so- dann ist ausdrücklich gesagt, wir sind und leben in Gott, nicht aber entfernt etwas wie das, daß Gott in der Welt ausgehe oder die Welt substanziell ein und dasselbe wie Gott sei. (Lechler.) Die Schrift geht durchweg daraus aus, das transscendente Verhältniß zwischen Gott und der Welt festzustellen, aber sie ist weit entfernt, das immanente Verhältniß zu leugnen, es dient ihr dieses vielmehr zur Voraussetzung des Centralpunktes ihres ganzen Systems der Lehre von der Menschwerdung Jesu Christi« denn wie kann der Sohn Gottes Mensch werden und bleiben, wenn sticht die Menschheit von allem Anfang get der Aufnahme der göttlichen Natur fähig ist? ( aumgarten.)- Jm Vater, von dem alles kommt, sind wir; im Sohne, der " das Leben ist, leben wir; im heil. Geist, der der Odem alles Fleisches ist, weben wir. (Cyprian.) H) Die Geschichte der Schöpfung war unter den Söhnen Japheks längst vergessen; jedoch einige Fähn- lein des untergegan enen Schiffes überlieferter Gottes- kunde schwebten no hie und da auf dem Meere der Weltweisheit. Der Apostel hatte solch ein Fähnlein ersehen in dem Spruche seines cilicischen Landmanns, des Dichters Aratus (um 270 v. Chr.): »Wir sind seines Geschlechts-«; iihnliche Nachklänge der unter den Heiden verstummten Offenbarung hatte er bei andern grieehischen Poeten (z. B. dem Stoiker Kleanthes um 250) gesunden, denn der Zögling Jesu Christi ver- schmähte es nicht, die griechische Literatur u studiren (Kap. 9, 2 Anm.) und mit Fleiß sich sol er Gefäße zu bemächtigen, worin er den Griechen den Schatz der heilsamen Wahrheit auf anlockende Weise vortragen möchte —- auch dies gehört zu der Kunst der Liebe, worin er Allen Alles wurde. Aratus sang sein Lied dem Jupiter zu Ehren, deß die ganze Welt voll wäre: —- — natur» öå drei§ HEXE-streife- sroiweg tm? syoip neu' yåøog keins-«, immer und allerlei Weise genießen wir Jupiters alle; denn wir sind auch seines Geschlechts. FBesserJ Die Heiden hatten aber ihr eigenes Wort chlecht verstanden; sie schlossen, wenn wir göttlichen Ge- schlechts sind, so müssen also die Götter menschlichen Geschlechts sein, man kann und soll sich demnach von ihnen menschliche Abbilder machen. Da setzten denn namentlich die Griechen zum Unterschied von andern roheren Heiden, welche wohl gar Thiere anbeteten, die schönsten Menschengestalten zusammen und meinten, so müßten ihre Götter sein. Paulus hält ihnen einen andern Schluß vor: Die, welche göttlichen Geschlechts sind, schänden sich selber, wenn sie ihren Gottesdienst nicht auf ihr Stammoberhaupt, den HErrn selber zu- rückführen, wenn sie sich unter einen Geringeren beugen als den, der HErr über Alles ist. Und nun hebt er hernach (P. 3l) die menschliche Seite des HErrn Jesu Christi recht stark hervor —- an dies von Gott ge- stellte Menschenbild sollten sie glauben, glauben, daß sich in ihm allein, und sonst nirgends, der wahre Gott offenbare. (Williger.) »Wir sind seines Geschlechts, haben unsre Dichter gesagt«: hättet ihr diesen Ge- danken fest ehalten, und verfolgt, so will Paulus den Athenern Eigem ihr niüßtet zu andrer Ansicht gelan t und anderswo hingekommen sein mit eurer Erkenntni , als wo ihr jetzt stehet. (Menken.) Wenn der Mensch aus göttlichem Geschlechte stammt und als Ebenbild Gottes zur Gotteskindschaft berufen it, mithin schon seinem Wesen nach eine so hohe Ste ung einnimmt, daß diese ihn über alle Dinge in der ihn umgebenden Natur weit erhebt, wie kann und darf er da den Wahn hegen, daß irgend etwas Anderes in der Welt, was doch tief unter ihm steht, als Gold, Silber und Steine, oder auch etwas, was er selbst als Urheber hervor- gebracht hat, wie Gestaltungen menschlicher Kunstfertig- keit und elbst geistige Kunstideal«e, jenem Einen wahren Gott gleichgestellt werden könne, der ja, als das ewige Urbild des Menschen über- aller Welt in Herrlichkeit thronend, der allein würdige Gegenstand menschlicher Anbetung ist! Paulus hält also den Atheniensern ihren ganzen kunsttrunkenen Götterdienst als etwas sowohl Gottes wie auch des Menschen selbst höchst Unwürdiges, Gott und die Menschen gleich sehr Er- niedrigendes vor und iebt ihnen damit zugleich einen Hinweis auf die gro e Verschuldung, welche das Heidenthum dem wahren lebendigen Gott gegenüber auf sich geladen. (Andreä. it) Wenn der Apostel en bisherigen Zustand der heidnischen Welt entschuldigt mit den Worten: »Gott hat die Zeit der Unwissenheit übersehen«, so liegt darin nicht etwa eine Aeeommodation aus Schwächex im ähnlichen Sinne sprach er zu den Lykaoniern (14, 16): »Gott hat in vergangenen Zeiten lassen alle Heiden wandeln ihre eigenen Wege«, und im Brief an die Römer (3, 25) redet er von einer Vorbei- lassung der früheren Sünden oder einem Bleiben unter göttlicher Geduld. In allen diesen Stellen wird nicht etwa der Zustand des Götzendienstes als ein schuld- und strafloser, aus den keine Gerichte folgen müßten, behandelt, sondern nur als ein solcher, wodurch die Heiden nicht dem Gerichte verfallen End, gleichwie auch die Vorbeilassung der bisherigen ünden noch nicht die Vergebung selber ist· (P. Lange.) Jn dem bis- heri en Theil der Rede hat der Apostel den Mangel der «» eiäfgangenheit ausgedeckt: das ist in Athen an dgich nichts eues; das, was er rügt, ist im Wesentli en schon von ihm und von Andern getadelt worden, wenngleich noch niemand sich unterfangen, mit so un- erbittlågzer Schärfe die tiefen Gebrechen des helleni- schen esens und Bewußtseins dem Urtheil zu unter- stellen. Nun aber kommt Paulus dazu, den Atheniensern wirklich etwas Neues zu sagen, nämlich die Gegen- wart einer Ordnung der Dinge ihnen an ukiindigen, welche soweit von allem Vergangenen verfchieden sei, daß sie die ganze bisherige Vergangenheit zum Ab- schluß bringt: die gegenwärtig Lebenden sind die Erben jener Vergangenheit, da Gott die Zeiten der Un- wissenheit übersehen; das von ihnen geforderte Buße- thun, ihre Sinnesänderung ist die sittliche Wiederaus- hebung dessen, was jene Vergangenheit verschuldet Verk. d. gemeinsamen Abstammung d. Menschengeschlechts u. d. gemeinsamen Erlösers. 551 hat; solches Bußethun ist aber durchaus nothwendig, denn nun haben die Zeiten der Unwissenheit und damit zugleich die Zeiten des göttlichen Uebersehens ein Ende, vielmehr geht es nun einem Tage des Gerichts entgegen, welches über den ganzen Erdkreis ergehen soll, und zwar wird dieses Gericht gehalten werden in Gerechtigkeit. Bengel bemerkt mit Grund, daß die Erwähnung eines allgemeinen gerechten Gerichts auf dem Hügel des anerkanntesten Gerichtshofes im anzen Alterthum mit einem besonderen Nachdruck ver unden sein mußte. (Baumgarten.) Hi) Wenn Paulus sagt, daß das Gericht einem Manne, also einem Menschen von Gott übertragen sei, so kann ja dieser meiischliche Richter, wenn er wirklich an Gottes Stgjct die Welt richten soll, nicht selbst wieder ein bußbedürftiger und unwifsender Mensch sein, wie es bisher alle Menschen waren, sondern er muß in sich selbst alle Sünde zuvor überwunden gaben, und seine Person muß mit glöttlichey in das nnerfte der Menschen schauender llwissenheit den rechten Urtheilsspruch über jeden einzelnen mit Sicher- heit erkennen können; da sein Gericht aber zugleich ein wa rhast gerechtes sein soll, so muß er au eine aus se bsteigener Erfcgzrung gewonnene Einsi t in alle der menschlichen atur eignende Schwächen und Unvollkommenheiten besitzen, damit er im Stande sei, dieselben mit in Rechnung zu bringen und die darin liegenden etwaigen Entschuldigungsgründe in tiefem Mitgefiihl mit der gebrechlichen Menschheit mit der nöthigen Milde und Billigkeit im GerichteNzu berück- sichtigen (Hebr. Z, 17; 5, 2). Jn diesem anne, den Gott dazu geseft hat, das Gericht zu halten, ist also ein neuer An ang des Menschengeschlechts gegeben, nämlich ein Mensch, in dem Gott und Mensch Eins geworden sind. Doch da alles dies den Zuhörern als etwas so unerhörtes und Neues erscheinen mußte, daß sie es ohne einen ihnen hierfür gegebenen Beweis schwerlich annehmen konnten, so unterläßt Paulus nicht, sich nun auch auf einen solchen zu berufen: Gott habe für alle Menschen, so sagt er, diesem Manne eine genügende Beglaubigung dargereicht, so daß sie hin- reichende Ursach hätten, an ihn als den zukünftigen Weltrichter zu glauben ünd diesem Glauben gemäß ihr Verhalten einzurichtem diese Beglaubigung aber besteht darin, daß Gott das unerhörte Wunder voll- bracht hat, jenen Mann, nachdem er gestorben war, aus den Todten wieder auszuerweckem Mit dieser Thatsache wird gleichzeitig darauf hingewiesen, daß dieser Mann, welchen Gott durch die Auferstehung verherrlicht hat, zuvor selbst den Tod habe erleiden müssen und daß eben dieser sein Tod für ihn der Durchgangspunkt gewesen sei zu seiner Vollendung und gottmenschlichen Herrlichkeit Als ein so Be- glaubigter nun, wie Jesus von Paulus beschrieben worden, soll er aber ferner auch als Schöpfcr und Begründer einer gan neuen Ordnung der Dinge von den Zuhörern aiggefa t werden, näm ich als ein neuer Anfänger der enschheit, welcher in der That im Stande sei, die verlorene Men chheit ihrem wahren Ziele, welches ihr Gott vorge:teckt habe, nunmehr auch wirklich guzufiihrem aber hierdurch sollten ie eingeladen wer en, mit diesem Jesus in eine Glaubens- gemeinschaft einzutreten. Wie jenes Band des Blutes, von dem er in V. 26 geisprochem die Men chen alle mit dem ersten Adam ver unden hat, so so von nun an der Glaube alle Menschen mit Jefu als dem zweiten Adam verbinden, damit sie auf diese Weise von ihrem Verderben, das aus jener Verbundenheit entsprungen, erlöst, gerettet und zu Mitgliedern einer erneuerten Menschheit werden. (Andreä.) Augenscheinlich läßt sich die ganze Rede des Apostels in drei besondere Theile zerlegenx wie V. 22-——25 von Gott und V. 26 —30 vom Menschen in seiner Beziehung zu Gott Pandeltem so handelt schließlich V. 31 von Christo. da Costa) Christus als der Wendepunkt der Weltgeschichte ist am Schluß der Rede glänzend in’s Licht gestellt: vor ihm die eit der Unwissenheit, mit ihm und seit ism das ichtx vor« ihm das schonungsvolle Ueberse en, von nun an die Aussicht auf das gerechte Weltgericht, den anberaumten großen Tag. (Lechler.) 32. Da sie [aber, die, von welchen in V. 19 ff. die Rede war] höreten die Auferstehung der Todten [genauer: eine Auferstehung Todter, wie eben Paulus solchen Fall in Be- ziehung auf den von ihm noch ungeiiannten Mann V. 31 behauptet hatte], da hatten? etliche [zumeist vor allen wohl die Epicuräer und Stoiker] ihren Spott; etliche aber lbesonders die, welche gern etwas Neues hatten hören wollen V. 20 f.] sprachen: Wir wollen dich davon weiter hören« lKpi 24- 251 33. Also [nach so wenig versprechender Auf- nahme seiner Worte] ging Paulus von ihnen« sverließ den Areopagus oder Richtplatz und begab sich nach seiner Herberge) 34. Etliche Männer aber hingen ihm an [schlossen sich ihm an, um weitere Belehrung von ihm zu empfangen, die er denn ihnen auch gern ·ertheilte], und wurden gläubig; unter welchen war Dionysius, einer aus dem Rath [ein Mitglied des auf dem Areopagus seine Sitzungen haltenden Gerichtshofs, daher gewöhnlich ,,Areopagita« ge- nannt], und ein Weib, mit Namen Damms, und seinige wenige] Andere mit ihnen."’«« V) Noch hat Paulus den Namen ,,Jesus« nicht einmal genannt, sondern erst das ernsteste Interesse seiner Zuhörer für diesen großen Zielpunkt seiner Rede zu sammeln gesucht, da bricht von der einen Seite Hohnlachem von der andern eine öfliche Verweisung um Schweigen seine Rede ab. ( eyer.) »Wenn der ichter, vor den du uns ladest, ein Auferweckter von den Todten ist, so ist uns vor ihm wenig bange«: so spotteten sie; was sie gehört hatten von dem unbe- kannten Gott und seiner ungefühlten Nähe, alle Be- weise jenes Fleißes, womit die Hausfrau ihren ver- lorenen Groschen sucht (Luk.15, 8), es war alles ver- geblich bei ihnen —- Spott über den t örichten Glauben an die Auferstehun der Todten, ein pott, womit von Anfang an die Ho nungder Christen von aller klugen Welt verlacht worden ist, das war die einzige Wirkung der Rede heiligen Ernstes und barmherziger Güte an diesen leichtferti en Menschen. Die Anderen, welche für dies Mal ein näheres Gespräch mit dem Verkündi er des unbekannten Gottes ablehnten und ein ander al ihn hören wollten, scheinen wenigstens einen Eindruck davon bekommen zu haben, daß so kein ,,Lotterbube« (V.18) rede; aber die gehörte neue Lehre, welche mit einer An- forderung an ihr Gewissen austrat, war ihnen unan- Ynehm und sie sehoben den lustigen Bußprediger bei eite. (Besser.) Die Welt theilt sich fast anz in diese wei Arten von Sündern ein: die eine «? ottet über seligmachende Wahrheiten, die andere verfchiebt von einer Zeit zur andern sich dieselben zu Nu? zu machen. (Quesnel.) Jn den Zuhörern hätten gar itglich durch »der christlichen Dogmatik und Theologie 552 Apostergeschichte is; 1—4. das, was Paulus da sagte, Fragen erregt werden können, wie die: ,,auferstanden! also gestorben? und also hat dieser Mann, von dem du als dem zukünftigen Richter aller Menschen redest, gelebt? wie denn und wo? und wann und wo und wie ist er gestorben?« Das hätte Paulus ihnen dann gern beantwortet. Er hätte davon geredet, daß der HErr zu Jerusalem ge- kreuzigt ist, daß er in Judäa gelebt das menschlichste Leben, das jemals gelebt ist, und zugleich das heiligste und göttlichste; daß er gekreuzigt worden um der großen Behauptung willen von seiner Person und seinem Verhältnisse zu Gott und der Menschheit, die er mit unzähligen Thaten und Wundern der Macht und Liebe Gottes besiegelt. So wäre der Apostel dann auf die früheren Offenbarungen, Verheißungen und Anstalten Gottes, und damit in Verbindung auf die Menschwerdung des Sohnes Gottes zu reden gekommen; und wie nun der HErr, der zu- künftige gerechte Richter aller Welt, der ganzen Welt als der einige und ewige Heiland und Selig- ma er verkündi twerde. Er hätte ihnen gezeigt, daß die ehre und ache des Christenthums keineswegs nur in einer Forderung der Besserung, in einer Er- mahnung zur Sinnesänderung und in einer drohenden Verkündigung des zukünftigen gerechten Gerichts Gottes über die Welt bestehe, sondern vielmehr eine Anstalt der Gnade und Liebe Gottes sei, wodurch der Mensch Vergebung der Sünden erlangen, von der Sünde und dem Elende erlöst werden, zur Gemeinschaft mit Gott kommen und also mit der seligen Hoffnung des ewigen Lebens auch eine demüthig-frohe Zuversicht auf den Tag des Gerichtg erhalten könne; aber soweit ließen seine Zuhörer ihn nicht kommen, er wurde unterbrochen und mußte enden, das Weitere und Tiefere der Lehre des Evangeliums nachher nur denen mittheilend, die es werth waren und ein Bedürsniß dafür hatten. (Menken.) VI) Und kam nicht wieder! Lieber hatte er es noch mit ernsten Feinden zu thun; wenn sie ihn nur mochten, so ließ er sich gern mit ihnen ein und ließ sich sogar bittere Reden von ihnen gefallen (Kap. 9, 22). I Allein von Spöttern und solchen Leuten, welche auch selbst die Wahrheit Gottes ihren Lügen anpassen wollten, mochte er nichts wissen; verbot doch der HErr selber, das Heiligthum den Hunden zu geben und die Perlen vor die Säue zu werfen (Matth. 7, 6), und antwortete Herodi auf alle seine vorwitzigen Fragen nichts (Luk. 23, 9). Wo man soweit gekommen ist, daß man sich über das Evangelium nicht einmal mehr ärgert, son- dern es als eine Zeiterscheinung unter vielen andern entweder bespöttelt oder bekrittelt, da haben Knechte Gottes nichts mehr zu hoffen, sondern nur zu schweigen. (Williger.) Man versäumt so oft, den guten Rath und die Gegenwart eines Mannes Gottes mitzunehmen; da wird er uns genommen, er kommt nicht wieder, und man stirbt, ehe-man sein Gewissen in den Stand gesetzt, vor Gott zu erscheinen: Joh.8, 21. (Quesnel.) III) Also doch ein Sieg der Wahrheit! Und nach- her ist nach dem Zeugniß der Alten eine hellleuchtende christliche Gemeinde in Athen gewesen: so wird die christliche Religion auch unter dem Leiden über alle akademische Hoheit Meister· (Bogatzky.) Jn Athen sollen nach Eusebius unter Hadrian die ersten christ- lichen Apologieen geschrieben worden sein vonQuadratus und Ariftidesz da aber die Apologieen als die Anfänge zu betrachten sind, so kann Athen gewissermaßen als die Wiege der christlichen Theologie im engeren Sinne betrachtet werden. (P. Lange.) Je hartnäckiger aber das ge- bildete Griechenthum noch lange Zeit hindurch dem Evangelio widerstand, um so sicherer darf man in solchen Ausnahmefällem wie hier einer in Betreff des Dionysius, des Areopagiten, vorliegt, auf eine be- deutende Persönlichkeit schließenx die merkwürdigen Schriften indessen, welche den Namen dieses Mannes tragen, Schriften, welche die neuplatonische Philosophie mit dem Chriftenthum vermitteln und die mystische Literatur der Kirche eröffnen, sind sicher nicht von ihm, sondern in nacheonstantinischer Zeit nach einer im Alterthum nicht seltenen Manier seinem Namen angedichtet. Daß von den Gläubiggewordenen neben Dionysius auch die Damaris mit Namen genannt wird, läßt aus eine vornehme Frau schließen; daß sie des Dionysius Gattin gewesen, ist leere Vermuthung aus dieser Zusammenstellung. (Behschlag.) Das 18. Kapitel. Uerrichtnng Jiauli zu Corinth und aus der Reise nun) Untiochiem Apollo zu Ephesus f. V. t—t7. (§ 157.) Von Athen wendet sich der Ilpostel westlich hinüber nach Corinth, der haupt- ftadt von Achajm hatten dort, isi Athen, Wissenschaft nnd Weltweisheit ihren Sitz, so blühten hier, in Torinth, Handel nnd Reikhthiiiiiz hatte Paulus nun dort für seine predigt liein hörendes Ohr und für die evangelische Wahrheit tieine Empfänglichkeit ge- sunden, so liest acnh hier, in dieser reichen und iippigen Stadt, sich nur wenig Erfolg erwarten. Allein es sollte sich bald zeigen, dass den Corinthern ihr Reich« thum, ihre Pracht, ihr Aufwand, ihr Trachten nach Gewinn und Weltgenust liein so grosles Hindernis) zur Annahme des Evangeliums warzals den Atheuienserci ihr Dunkel, ihre grosse Meinung von ihrer Wissen- schaft und ihre Seltiskgeniigsasiitieit bei der vermeint- lichen Weltweisheit. Gleich liei seiner Ilnliutist macht der Apostel eine Bctianntsshash die ihm nicht nur sein Forttiosiinien erleichtern-» sondern auch spie das Angeld einer gesegneten Wirksamkeit war; und diese wurde ihiu denn auch, als nun Silas und Cimotheus aus Macedoiiieii bei ihin eintralen, in einem anderthalb- jährigen Aufenthalt daselbst, don auih eine Ver— schwörung der Juden wider ihn nicht zu stören ver« Meiste, reichlish zu Theil. 1. Datnach [wohl ziemlich niedergeschlagen wegen des geringen Erfolgs, den er errei·cht 1. Cur. L, Z] schied Paulus sohne länger auf die Ankunft des Silas und Timotheus zu warten Kap. 17, 16 Anm.] von Athen« und kam- [in etwa 2 Tagen auf dem Wege über die Landenge, welche das griechische Feftland mit dem Peleponnes verbindet] gen Corinthfk [der damaligen Haupt- stadt der römischen Provinz Achaja], 2. Und fand [daselbft, indem er zunächst unter seinen Volksgenossen Bekanntschaft anzu- knüpfen suchte] einen Juden, mitsseinem römischeUJ Namen [den er seit seiner Ansiedelnng in Rom führte] Aquila [d. i, Adler, heißends der Geburt [nach] aus Ponlus [in Asien, am schwarzen Meer Kap. 2, 9], welcher war neulich» aus Wetschtands soder Italien Kap. 10, 1 Anm. hierher, nach Corinths kommen sammt seinem Weibe Prtscilliy Etliche werden zu Athen denn doch an Jesum gläubig. Der Apostel siedelt nach Corinth über. 553 darum, daß der Kaiser Claudius [Kap. 11, 281 ge- boten batte allen Juden, zu weichen aus Roms« kund beide da ebenfalls die Stadt hatten verlassen müssen]. Z. Zu denselben ging er ein sHerberge bei ihnen zu nehmen Kap. 17, 5 ff.]; und dieweil er gleiches Handwerks [mit Aquila] war, blieb er bei ihnen und arbeitete sseinen Unterhalt mit eigenen Händen sich zu verdienen 1. Eor. 4, 12; 1. Thess. 2, I; 2. Thess. Z, 8., wie es ja Sitte war bei den Juden, daß herumziehende Rabbinen ein Handwerk trieben Mark. S, 3]; sie waren aber des Handwerks Teppichmacher sgenauerx Zelt- macher, die— den aus Ziegenhaaren verfertigten Stoff zu Zellen, derer man im Morgenlande viel sich bediente, verarbeiteten]. "4. Und xer lebrete swenn er so die Woche über in der Werkstatt des Aquila gearbeitet] in der Schule [dem gottesdienstlichen Versammlungs- hause der Juden] auf älle Sabbather und beredete beide, Juden und Griechen-s sdie als Proselyten des Thors sich zur Schule hielten, indem er sie von derchristlichen Wahrheit zu überzeugen und dafür zu gewinnen suchte Kap. 19, 8., für’s Erste jedoch nur in mehr vorbereitender Weise V. 6 Anm. 1]. V) Anfechtung zwar und Verfolgung hatte Paulus in Athen nicht zu dulden, aber was noch schltmmer war, Spott und Verachtungx die stolzen Athener ließen ihn stehen und gehen, seine herrliche Predigt auf« dem Areopag hatte nur an wenig Seelen Frucht geschafft, und die wenigen, die den unbekannten Gott sich von ihm hatten zeigen lassen, verschwanden wie kleine Licht- lein in der Finsterniß der großen Stadt. Wir dürfen uns die Missionsreisen des großen Apostels eben nicht als Siegesmärsche und Triumphzüge vorstellen, und es ist recht tröstlich für uns bei unserer eigenen Schwach- heit, daß solche Helden des Glaubens, solche Herzöge der Kirche wie Paulus uns auch vorangegangen sind auf dem rauhen Wege äußerer und innerer Demüthi- gung nnd es beim Mangel augenscheinlichen Erfolgs sich oft gesagt fein lassen mußten vom HErrnr ,,laß dir an meiner Gnade genügen« (Gerok.) «) Eorinth (jetzt Gortho oder Eorintho), in der Zeit vor der Römerherrschaft die Hauptstadt der Land- Coriutli schaft Eorinthia, lag in einer schönen, fruchtbaren Ebene an der südöstlichen Ecke des eorinthischen Meerbusens, am Fuße eines Berges, der, einen Vorsprung des südlichen gebirgigen Theiles der Landschaft bildend, schroff in jene Ebene vorspringt und auf welchem sich die Burg Akrocorinth erhob; mit den beiden, durch die Landenge des Jfthmus, der eine Brücke zwischen dem ägeischen und ionischen Meer bildete, getrennten Meerbusen war die Stadt durch zwei Häfen verbunden, mit dem corinthischen durchLechäum, mit demsaronischen durch Kenchreä (V. l8). Jm J. 146 v. Chr. wurde sie vom römischen Feldherrn Mummius eingenommen und gänzlich zerstört, worauf sie dann ein volles Jahr- ndert öde lag, bis Julius Cäsar als Dictator sie im J. 46 n. Chr. wieder herstellte. Die neue Stadt, deren Bevölkerung mit einem starken römischen Elemente versetzt war, woraus sich auch die vielen römischen Eigennamen erklären, die in unserm Abschnitt sich finden, war in einem regelmäßigen Viereck von 1 Meile Um- fang an der Nordseite der Burg angelegt, prachtvolle Tempel und öffentliche Gebäude zierten dieselbe, nament- licl) war der Markt mit Tempeln geschmückt; der Aus- weg zur Akropolis, in Folge vielfacher Krümmungen IX« Meilen sich ausdehnend, führte an Tempeln, Altären und Bildern vorüber, und oben auf der Burg stand der prächtige Tempel der Venus, mit dem Bilde ,der geharnischten Göttin geschmückt. Sowohl das griechische als das römifche Eorinth war« seiner Lage nach vor- ügliche Handels-findt, indem es durch seine beiden Zäfen den asiatischen Handel mit dem abendlä-ndischen vermittelt» damit war denn aber auch, wie in allen großen Handelsstädten-, eine luxuriöse Entfaltung des materiellen Lebensgenusses verbunden, der in maßlose Schwelgerei aus-lief, so daß corinthische Säufer und corinthifche Tafeln bei den Alten sprichwörtlich waren. Nicht minder raffinirt war die Sinnlichkeit des Ge- schlechtsgenusses, wozu namentlich der hier herrfchende Eultus der Venus, deren ältester und Peiligster Tempel auf der Burg stand, beitrug — es it charakteristisch, daß, während auf der Akropolis zu Athen die Minerva, die Göttin der Weisheit thronte, auf Akroeorinth die Venus, die Göttin der Sinnenlust, ihren berühmtesten Tempel hatte. Dies üppige, schwelgerische Leben wirkte nothwendi mehr auf das Gedeihen der Künste,-als der Wissenxichaftem während in letzteren Corinth keinen edeutenden Namen aufzuweisen hat, ist es in jenen berühmt. Jn Erfindungsgeist, Schönheitssinn und Kunstfertigkeit zeichnete sich die Stadt vor allen griechischen Städten aus; ihr verdankt die Baukunst die reichsten und geschmücktesten Formen (corinthische Säulenordnung), und nirgends war derReichthum an Kunstwerken größer. Besonders blühte die Verfertigung von Bildern und Geräthen aus Thon und Metall (corinthische Busen, corinthisches Erz), sowie auch kost- bare gewirkte Decken von hier ausgeführt wurden. So war die Stadt gleichsam das Paris der alten Welt, und heißt es in Beziehung auf sie bei dem lateinischen Dichter Horaz: non cujvis contingit adiise Corjnthum Zs glückt nicht jedem, nach Eorinth u kommen). Alle racht und Herrlichkeit des alten orinth aber hat die Zeit vernichtet; jetzt ist die einst so herrliche Stadt ein Haufen elender Häuser zwischen alten Trümmern, eine verfallene Stadt, deren Einwohner, durch Elend und Krankheit (wegen der jetzt ungesunden Lage) gequält, gleich Schattengestalten umherwandeln. Ist) Bei Sueton, einem unter Nero’s Regierung geborenen römischen Geschichtsschreiber, der das Leben der zwölf ersten römischen Kaiser erzählt hat, heißt es in Beziehung auf den Kaiser Claudius (Kap. 25): Judxreos impulsore Clnsesto assidue tumultuantes Roma expulit (er vertrieb die Juden, die auf Antrieb des Chrestus beständig Unruhen erregten, aus Rom). 554 Apoftelgeschichte 18, 5——1 i. Man nimmt nun vielfach an, daß Sueton hier eine Namensirrung begangen und Chresto statt Christo ge- schrieben habe, wobei man entweder meint, die Unruhen eien durch das in die römische Judenschaft einge- drungene Christenthum hervorgerufen worden, indem der. länbig gewordene Theil erselben mit dem un- gläu ig gebliebenen in Streit ·erathen, oder aber voraussetzh daß schwärmerische essiashoffnungen den Aufruhr unter den Juden erregt, die Römer aber aus der idealen Person des Messias einen gleichnamigen Empörer gemacht hätten. Indessen ist Chrestus wirk- lich ein gangbarer griechischer und rötnischer Name ewesenx diesen Namen führte wohl auch ein jüdischer ufwiegler zu Rom, dessen Treiben das beständige Tumultuiren und endlich das Ausweisungsedikt des Kaisers herbeiführte. Nach Wieseler’s chronologischen Berechnungen fällt dies Edikt in den Anfang des J. 52 n. Chr., und etwa im Herbst d. J. kam Paulus nach Corinth; er fand den Aquila und die Priseilla schon ansäßig dort vor, und wahrscheinlich waren die- selben auch schon an Christum gläubig, da ja der Apostel in 1. Cor. 16, 15 als Erstlinge in Achaja das Haus Stephancks bezeichnet Der HErr hatte also in seiner Vorsehung, schon ehe Paulus zu Corinth ankam, dafür gesorgt, ihm eine Wohnung, Arbeit und Nahrung, sowie einen Anknüpfungspunkt zur Predigt des Evangeliums zu bereiten. Gleiche Nationalität und gleiches Handwerk, aber auch gleicher Glaube und gleiche Fremdlingschast in der großen Stadt, waren also die Bande, welche hier die Herzen verknüpften. Wir gedenken da Fjenes Liedesworts, das sich so oft in den Lebensläufen der Christen bewährt: »So führst du doch recht selig, HErr, die Deinen 2c.« Jn V· 26 sehen wir dann beide Eheleute zu Ephesus in lehrender und fördernde: Thätigkeit begriffen, indem sie den Apollo im Christenthum unterwiesen und in ihrem Hause eine besondere Gemeinde hatten (1. Cor. 16, 19); nachmals, als des Claudius Verbannungsdecret außer Kraft getreten war, kehrten sie wieder nach Rom zurück (Röm. 16, 3 f.), in noch späterer Zeit jedoch, während der römischen Gefangenschaft des Paulus, erscheinen sie wieder als in Ephesns wohnhast (2. Tim. 4, 19), wie ja ein öfteres Hin- und Herziehen in der Weise dår jüdisch3en» Geschäftsleute aus der Diaspora lag ak. 4, 1 . . ( T) Das eben dieses großen und heiligen Mannes liegt hier so edel stille und rege, so würdig ruhig- thätig vor unsern Augen da; mit nichts prangend und glänzend, ist es doch in seiner Unscheinbarkeit herrlich, wäre es auch nur darin, daß es, so wahrhaftig und tief fromm, doch rein und frei ist von allem in sich selbst iiberspannten und Andre übertreibenden Wesen, von allem müssigen Umhergehen und» allem leeren Geschwätzeswerk Was im Leben und in der Uebung selbst zu schwer ist, den rechten Ton, die rechte Rich- tung, das rechte Maß eines frommen Sinnes und Lebens treffen und festhalten und sich zu eigen machen, das finden wir hier so schön und so vollkommen ge- löst, das erscheint uns hier als das gewohnte tägliche Leben dieses Mannes, als eine bleibende und herrschende Beschasfenheit seines Wesens, die ihm der unruhigen Ebbe und Fluth mannigfaltiger verschiedener Stim- mungen des Gemüths entrissen und darüber erhoben hat. Das Geistliche und das Weltliche steht hier neben einander und greift ineinander, als ob es von Rechts- wegen, von Gotteswegen bei einander sein müßte; es ist hier in einer Verbindung, worin keins das andere stört, wohl aber eins das andere fördert. Paulus weiß, was in dieser Welt fiir diese Welt nach gött- licher und menschlicher Ordnung zu thun ist, und thut es so stille, so unverdrossen, so treu, als ob nichts Anderes zu thun wäre: wer ihn die Woche hindurch in seiner Werkstätte beobachtet hätte, der würde ihn da so arbeitend gefunden haben; aber die Noth und Arbeit dieser Welt darf ihn eben so wenig als die Lust und Ueppiglkeit dieser Welt die höhere, ewige Welt mit ihren ngelegenheiten und Freuden aus dem Auge rücken und aus der Seele bringen. Es hat wohl wenige Menschen gegeben, bei denen Weltliches und Geistliches, Himmel und Erde, Ruhe in Gott und Thätigkeit in der Welt in einer sol- chen vollendeten Einheit sich befunden hätten. Er war, wie wir alle werden sollen, vergleichbar dem Zirkel in der Hand des Baumeisters, der, mit dem einen Fuße festgehestet und gegründet im Mittelpunkte, ruhet, und mit dem andern nach allen Richtungen hin im Umkreise sich bewegt, wie die leitende Hand ihn führt. (Menken.) 5. Da aber Silas und Timotheus [endlich] aus Macedvnien swo sie zu Beroe von ihm zurück- gelassen worden waren Kap. 17, 14 sf., nach-] kamen, drang Paulum sder nun so tüchtige Ge- hilfen Z. Cor. I, 19 bei sich hatte] der Geist, sfortan mit noch großerer Entschiedenheit, als bis- her] zu bezeugen den Juden Jesuny daß er det Christ [der Messias Jsraels oder der den Vätern verhetßene Erlöser Kap. 9, 221 set. »Es scheint, die Freude, diese geliebten, vortrefflichen Menschen wiederzusehen, habe in dem Apostel ein roßes, frohes und stärkendes Gefühl erregt. Jhr ngesicht erquickte seine Seele; ihr Wort aber, ihr freudiges Zeugniß von der Kraft des Evangeliums, von der Hilfe des HErrn, von dem Wandel und dem zunehmen jener Christen, in deren Mitte sie längere « eit gelebt und gearbeitet hatten, ihr Wort, ihr wahr- haftiges und freudiges Wort, das eben so sehr von ihrem eigenen Glauben und ihrer Liebe, ihrer Geduld und ihrem Muthe zeugte, als es das Leben und die Treue des HErrn verherrlichte, bewegte wie ein An- hauch des heil. Geistes alles Leben und alle Kraft in der innersten Tiefe seines Wesens. Eben in jenen Tagen (wohl noch u Ende des J. 52 n. Chr. oder doch gleich Anfang es folgenden Jahres) schrieb der Apostel seinen 1. Brief an die Thessaloiiichey da spricht er (Kap. Z, 6—9) selbst es aus, wie belebend das Wort seiner Freunde auf ihn gewirkt habe«. Wiederum aber aus der Freude, die er dort zu er- kennen giebt, verstehen wir, was bisher auf seiner Seele wie eine drückende Last gelegen und ihn an der vollen Entfaltung seiner Thätigkeit gehindert hat— es ist die Sorge gewesen um jene Gemeinden, die er so frühzeitig hatte verlassen müssen und die einmal wiederzusehen ihn so sehr verlangte, ohne daß es ihm vergönnt worden wäre, seine Absicht auch auszuführen (1. Thess. 2, 17 ff.). — »Aus dem Selbstzeugniß des Apostelsin 1. Thess. Z, 6—8 ersehen wir auch erst vollkommen deutlich, welchen tiefen Schmerz Paulus aus Maeedonien nach Athen mitgenommen hat. Er erscheint sich wie ein Gestorbenein den Juden, seinen Brüdern nach dem Fleisch, hat er sein anzes Herz aufgethan, aber allenthalben haben sie i n mit Haß und Verfolgung zurückgestoßem mit allen Kräften der Liebe hat er sich in das Wesen der Griechen ver- senkt, und sie ha en seine Selbstentäußerun und seine Gottesweisheit verspottet. Aber nicht blosksein bestes Streben und Wirken ist von Juden und Griechen ver- nichtet, auch seines Gottes höchstes Werk und herr- Paulus arbeitet die Woche über beiAquila und Priscilla, am Sabbath predigt er in der Juden Schule. 555 lichste Gnade wird durch der Menschen Bosheit ver- eitelt. Je ausdrücklicher und thatsächlicher Gott seine Gnade und Treue dem Volke Israel bewiesen, desto erbitterter und boshafter ist des Volkes Sinn und Herz gegen die Vollendung aller Gnade und Treue Gottes in Christo Jesu; je herrlicher Gott das Volk der Athenienser mit den Gaben der-Natur ausgezeichnet und je nachsichtiger er die Zeiten seiner Unwissenheit getragen, desto leichtfertiger und gewissenloser ver- warfen sie das Werk Gottes, mit welchem die Natur in Gnade und die Zeiten der Unwissenheit in Heilig- keit verklärt werden sollen. Unter solcher erdrückenden Last ist Paulus wie gestorben: kann es ihn beleben, daß er in Corinth Aufnahme und Beschäftigung findet im Hause des Aquila? Dies kann ihm nur fein Dasein stiften; sein volles Leben dagegen gewinnt er erst wieder, als er von Timotheus und Silas erfährt, daß die macedonischen Gemeinden in herrlichem Wachs- thum und Aufblühen begriffen find. Diese Kunde ist wie ein belebender Hauch des Geistes Gottes; denn in derselben ist auf’s Neue die Gewißheit gegeben und für den gegenwärtigen Gemüthszustand des Apostels versiegelt, daß die Gnade Gottes immerdar mächtiger ist, als aller Menschen Bosheit, und insbesondere auch reich und kräftig genug ist, den Widerstand hellenischer Natur zu überwinden. Die kräftig aufblühenden Ge- meinden im macedonischen Griechenland belebten daher wiederum den erstorbenen Zeugenmuth des Apostels in der Hauptstadt des achiiischen Griechen- lands, das Werk der Verkündigung in aller Kraft wieder aufzunehmen. (Baumgarten.) H. Da sie aber [die Juden, denen Paulus zunächst feine Schuld als Apostel hatte abtragen wollen Kap. 13, 46; Röm. 1, 14., gleichwie anderwärts Kap. 13, 45; 14, 2 ff.; 17, 5 ff. 13 so auch hier] widerstrebten [seinem jetzt ganz offen und unverhüllt hervortretenden Zeugniß, daß Jesus der Chrift«sei, sich widerfetzten] und [nicht so sehr ihn, den Apostel, als vielmehr die heilige Lehre des Evangelii selber] lästertenf schüttelte er [indem er die jüdische Schule für immer verließ] die Kleider aus fden Staub aus den Kleidern, wie in Kap 13, 51 von den Füßen] und sprach zu ihnen: Euer Blut sei über euer Haupt sdie schwere Verantwortung dafür, wenn ihr ewig ver- loren geht, treffe euch selber Hef 33, 4 s. 9]. Jch gehe von nun an rein sohue daß auf mich eine Schuld an euerm Verderben fiele] zu den Heiden« sfür die ich ja überhaupt zuweist, wenn auch nicht zunächft, zum Apostel gesetzt bin Gar. i, is; 2, 9]. 7. Und [er] machie stch von dannen saus der Synagoge, die er bisher zu seinen Lehrvorträgen benutzt hatte] nnd kam in ein Haus eines [Mannes], mit Namen Jnst*" [oder vollständiger Juftus, d. i. der Gerechte], der [von Geburt ein Heide, aber] gottesfürchtig war [als Proselyt des Thors Z. Mof. 17, 9 Anni. sich dem Gotte Jsraels zu- gewendet hatte Kap. 13, 43], und desselbigen Haus sin welchem er fortan das Evangelium predigte] war zunächst an der Schule [und damit ein redendes Zeugniß einerseits, wie gern er in dieser geblieben wäre, doch auch andrerseits, wie das Reich Gottes nun schon von den Juden genommen und den Heiden gegeben werde, die feine Früchte bringen Matth. 22, 43]. 8. Crispus aber, der Oberste [Vorsteher Matth. 9, 18] der Schule [der durch den ent- scheidenden Schritt, welchen Paulus gethan, sich nun auch selbst zur Entfcheidung treiben ließ] glaubte an den HErrn [wandte sich im Glauben dem HErrn Jefu als dem wahren Mefsias und einigem Heilande zu] mit seinem ganzen Hause [und empfing die heil· Taufe durch den Apostel selber i. Cor. 1, 14]; und viel Corinther [Em- wohuer vocn Corinth, sowohl Heiden» als Prose- lytenHuntf Jigdxnhodikktskxzm »Fort lgottkicher kreddigt IM aU e e JU . ZU bkc M, U! cU gläubig nnd ließen sich taufen]- 9. Es sprach aber der HErr swohl unmittel- bar, nachdem der Bruch mit der jüdischen Signa- goge sich vollzogen hatte V. 6 f.] durch ein Ge- sichte in der Nacht -[Kap.16, J] zu Paulo [indem er ihm da erschien, wie früher und auch später in Jerusalem Kap. 22, 17 ff.; 23, 11]: Fürchte dich nicht [der widerstrebenden und läfternden Juden wegen, die so oft schon aus deinem Arbeits- feld dich hinweggedrängt haben], sondern rede [indem du das Wort vom Kreuz, das ihnen ein so groß Aergerniß ist 1. Cor. 1, 23., ohne Scheu verkündigest], und schweige nicht svon dieser· Haupt- sache um des bloßen außeren Friedens willen] 10. Denn ich bin mit dir fdich in deiner inneren Schwachheit zu stärken 1. Cur. 2, 3., aber auch äußerlich gegen die Widerfacher in Schutz zu nehmen], und niemand soll stch unter- stehen, dir zu schaden [wie es zu Antiochien in Pisidien, zu Jco·nien, Lhftra,«Philippi, Thessa- lonich und Beroe geschehen ist Kap. 13, 50; 14, 5·ff. 19 ff.»;16, 19 ff.; 1.7·, 5 ff. u. 13 f.]; denn ich habe ein groß Volk seine große Menge solcher, die zum ewigen Leben verordnet sind Kap. is, 48] in dieser Stadt-H- [»und denen soll nun die Berufung zu meinem Reiche durch dich zu Thei]l werden, ohne daß die Feinde es hindern könnten . 11. Er [Paulus] saß aber daselbst [hatte in Erfiillung dieser Zusage des HErrn feinen festen Wohnsitz zu Corinth, auch fernerhin bei Aquila herbetgevd V. 3] ein Jahr und sechsMondenHs [vom Herbst des J. 52 bis zum Frühjahr 54 n. FhrJE undhlehfege sigasgenaserx unt? ihnen, en orint ern as ort ottes [im ause des Just V. 7., damit auch wirklich dem HErrn ein gxäßståixjkk in der zahlreichen, von ihm i . g V) Weil das Lehren aus alle Sabbather in V· 4 so merkli unterschieden wird von dem Bezeugech daß Jesus er Christ sei, in V. 5, so ist zu vermuthen, 556 Apostelgeschichte 18, 12—17. daß Paulus Manches (mehr allgemeiner und ein- leitender Art) zum Wegbereiten habe vorangehen lassen, wie es eine Erweckung unter Juden und Griechen anzurichten vermögend war; doch zu lange konnte er sich dabei nicht aufhalten, sondern die Liebe Christi drang ihn, mit der Hauptwahrheit des Evan- geliums herauszuriicken (Rieger.) Wie Paulus ver- stand, von Christo zu predi en, ohne auch nur den Namen einmal zu nennen, atte er schon in At en bewiesen. Manche Leute predigen nicht von Chri to, selbst wenn sie den Artikel von ihm ausdrücklich ab- handeln, und Andere — und das sind die rechten —- predigen Christum, selbst wenn sie von einem der Zehn Gebote handeln müssen; es ist ein Mißverstand er Regel, immer nur den Gekreuzigten zu predigen, wenn man darüber alle andern Theile des Evangelii wegläßt. Silas und Timotheus mochten hernach durch die Nachrichten von den macedonischen Gemeinden den Apostel sehr erquickt haben; diese empfangene Er- quickung benutzte nun aber der heil. Geist, ihn um so mehr zu drängen, ihn in die Enge zu treiben, daß er nicht mehr anders konnte, als den Zuhörern die Sache vorzulegen, durch deren gläubige Annahme auch in Macedonien solch blühende Gemeinden geworden (Kap. l6, 31; 17, 3). Vorher nun hatten sich die Juden von ihm bereden lassen, jetzt aber widerstreben und lästern sie. (Williger.) Das entscheidende Wort in des Predigers Munde, daß Jesus der Christ sei; damit-erst entscheidet sich 1) der Geist, aus dem er selber spricht, ob’s der Geist der Menschenweisheit und Menschengefälligkeit ist, oder der heil. Geist des HErrn; Z) der Grund in den Herzen der Zuhörer —- die einen widersprechen nun und lästern, die andern glauben fortan und lassen sich taufen; 3) der Erfolg seiner Arbeit —- vorher hatte Paulus in Corinth weder Amtskreuz noch Amtssegen erfahren, nun aber kommt beides, das Kreuz in V. As. und der Segen in V. 8 ff. IV) Ein furchtbares Abschiedswort, aber ein ge- rechtes; vielleicht gerade durch diesen göttlichen Ernst des Apostels konnten etliche dieser widerspenstigen Seelen noch geweckt werden, und jedenfalls lieber ein offener Bruch und eine völlige Scheidung, als ein fauler Friede und ein längeres Hinhalten der Seelen mit halber Predigt der Wahrheit, wobei zwar keine zuriickgestvßem aber auch keine gewonnen wird· (Gerok.) VII-«) Als bloßer Name kommt ,,Justus« sonst nicht vor, sondern nur als Beiname (Kap. 1, W; Col. 4, 11); nun findet sich wirklich in einigen Hand- schriften die Lesart: ,,mit Namen Titus Justus«, und darnach richten sich mehrere Uebersetzungem be- sonders auch die Vulgata Allein diese Lesart scheint überhaupt nur einem Versehen ihren Ursprung zu-ver- danken, indem ein Abschreiber die letzte Sylbe des griech. Wortes ONOMATI (= mit Namen) als Ab- kürzung für TITOT (Titus) auffaßte und ohne Weiteres den Namen in den Text e1ntrug; und da nun es un- erklärlich schien, daß jener bekannte Gehilse des Apostels dieses Namens, dessen er sich in seinem Verhältnis; zu den Corinthern mehrfach bedient (2. Cor. 2, 13; 7,6. 14; 8, S. 16 f. 23) und an den er hernach einen eigenen Brief gerichtet hat (Tit. I, 4), in der Apostelgesclnchte nirgends erwähnt sein sollte (vgl. zu V. 23b.), so freute man sich, hier eine Stelle vor sich zu haben, wo ja doch sein Name vorkäme. Jst es indessen so gut wie gewiß, daß die Reise Pauli nach Jerusalem, deren er in Gal. 2, 1 ff. gedenkt, die um Apostel- concil im J. 50 (Apostg. 15) gewesen sei, so ist es eben so gewiß, daß an unsrer Otelle von Titus nicht die Rede sein kann; denn auf jener Reise befand der- selbe sich bereits wenigstens unter den Schülern des Apostels, wenn auch noch nicht unter seinen Gehilfen. —- ,,Was für redende Zeichen sind doch diese beiden Versammlungsorte, die Synagoge und der Predigtsaal in dem Haufe des Justus, welche hier so dicht neben einander stehen! Jn der Synage stellt si uns das göttliche Bundeszeichen der Beschneidung, as Gesetz und die Propheten, damit verbunden aber die Un- reinheit des ungläubigen Herzens und die Last des bösen Gewissens dar, und dicht daneben sehen wir das Haus eines eiden. in welchem äußerlich nichts Anderes als natürli es heidnisches Wesen zu bemerken ist, in demselben aber das lebendige Zeugniß des göttlichen Worts und die Erweisung des Geistes und der Kraft sowie her liches Aufnehmen des Evangeliums; dort ist der S ein des Gotteshauses ohne Wesen, hier ist das Wesen des Gotteshauses, das im Begriff steht, zur Erscheinun zu kommen« f) Da die amilie des Crispus, wie es scheint, zu Corinth die erste war, die in gehöriger Förmlichkeit und Oeffentlichkeit durch Annahme der Taufe sich zum Ehristenthum bekannte und also mit ihr zuerst recht eigentlich eine Christengemeinde in dieser Stadt ge- gründet ward, so erregte das Ereigniß um so viel mehr Aufsehen und war in seinen.Folgen so viel wichtiger, insofern nun auch viele Eorinther bewogen wurden, sich taufen zu lassen. Wie den Erispus, so taufte Paulus auch den Gajus (1.Cor.1, 14), einen namhaften Mann; zu Beiden kommt dann St ephana s und seine Familie hinzu (1. Eor. 1, l6). Diese drei taufte Paulus selbst; die andern wurden durch den Silas, Timotheus oder Aquila getauft. (Menken.) Eine solche Bekehrung, die Bekehrung einer ganzen Familie, wie hier die des Erispus, ist uns noch von keinem Jsraeliten berichtet worden: ist dies nicht ein Anfang der Wendung, welche Mose (5. M. 32, 21) in Aussicht gestellt hat für die letzte Zeit, daß Israel, zum Eifer gereizt durch das Nichtvolt nach tiefer Ver- irrung zu seinem Gotte zurückke rt? denn ist es nicht die Anziehungskraft des vom eiste Gottes erfüllten Heidenhauses, welche den Crispus nicht länger weilen läßt in der vom Geiste Gottes verlassenen Judenschule und so mächti auf ihn wirkt, daß er mit seinem ganzen Hause em Worte Gottes in dem heidnischen Hause nachgeht und gehorsam wird? Jndem nun diesem leuchtenden Vorgange des S na ogenvorstehers, der in die heidenchristliche Gemeinechaft eingeht, viele von den Corinthern folgen, wird Paulus durch solchen Erfolg aufs Neue, und noch kräftiger und» gegenwärtiger gestärkt als durch die Kunde aus Maeedomenz in un- mittelbarer Nähe und Erfahrung hat sich ihm wieder die überschwängliche Kraft der göttlichen Gnade be- wiesen, an den Griechen zuerst und dann auch, und zwar in neuer, hofsnnngsreicher Weise, an den Juden (Röm. 10, 19; 11, 14), daher er auch diese Familie selber tauft. (Baum arten.) " H) Auch die grö ten Heiligen und stärksten Gottes- helden haben ihre Stunden der Schwachheit und Zeiten der Anfechtung, da sie eines Zuspruchs und einer Stärkung von oben bedürfen — Abraham vor Abi- melech, Moses in der Wüste, David in den Klage- psalmen, Elias unter den Wachholderm Johannes im Gefängniß, Jesus in Gethsemane, Luther in seinen An echtungen, der einmal sagt: ,,Viele denken, weil ich mich so oft in meinem äußerlichen Wandel fröhlich stelle, ich gehe auf lauter Rosen; aber Gott weiß, wie es um mich steht« (Lechler.) Hi) Nun erst konnte Paulus sich auf diesem Ar- beitsfelde als aus einem weichen Polster niederlassen, während er vorher sich daselbst immer noch wie in Aus der Juden Schule muß der Apostel weichen, lehrt aber nun IV, Jahr in des Justus Hause. 557 der Fremde als ein Durchreisender vorkam und auf den Augenblick lauschte, wo ihm wieder bedeutet werden würde: nun mußt du fort! So lanlge war Paulus bisher noch nirgend auf einem F ecke geblieben. (Williger.e Etwa in die Mitte des anderthalbjährigen Aufeatha is, also in das J. 53 n. Chr, kaut die Ab- fassung des Z. Vriefs an die Thessalonichey die zur Zeit des ersten Vriess herrschende Vesorgniß der Thessa- lonicher, es mochten manche unter ihnen die Wieder- kunft Christi nicht mehr erleben, war inzwischen in Folge von Wort und Brief, die man dem Apostel unter eschoben hatte, in die gegentheilige Erwartung umgeschlagem daß diese Wiederkunft in der alles-nächsten Zeit eintreten werde, und da wird denn dies Thema noch von einer andern Seite behandelt (vgl. 2. Thess 2, 1 ff. mit I. Thess.4, 13 ff.). ,,Unter diesen Christen, die der Apostel seine Freude und seine Krone nennt l. Thess. 2, 19), hat er — merkwürdig genug! «— das üstere prophetische Geheimniß ausgesprochen: erst wird der Abfall kommen und aus dem Absall der Mensch der Sünde entstehen, ehe Christus mit dem Reiche der Herrlichkeit erscheint; also in dem Augen- blieb, wo die christliche Gemeinde unter denHeiden am lieblichsten aufblühte, ward die Weifsagung gegeben, welche, ob es nun die Zeitgenossen verstanden oder nicht, bedeutet, daß in der christlichen Kirche selbst das Verderben einreißen und in ihr, dem geistlichen Tempel, der Widerchrist seinenThron aufrichten werde. (Thiersch.) 12. Da, aber [um aus der Zeit dieses andert- halbjährigen Aufenthalts noch einen Vorfall zu erwähnen, der in recht augenfälliger Weise zeigte, wie Paulus unter dem Schutze des HErrn stund, die Widersacher deshalb nichts wider ihn aus- richteten, er vielmehr Corinth sür die eigentliche Station seiner Wirksamkeit in Griechenland an- sehen sollte V. 10] Gallion snrsprünglich Junius Annäus Novatus heißend, Bruder des Philo- sophen Annäus Lucius Seneca, hernach aber durch Adoption in die Familie des Rhetors Gallio aufgenommen und da mit dessen Fa- miliennamen benannt, ein geistvoller und vielfach gepriesener Mann] Landvogt llateinischx proconsul Kap. 13, 7] war in Achafa [vermuthlich seit dem J. 53 n. Chr.], empörten sich die Juden [in Corinth dem Sitze des Landvogts] einmitthiglich wider Paulum [vielleicht weil sie bei dem neuen Ver- walter der Provinz eher etwas wider den von ihnen Gehaßtemauszurichten hossten, als bei dem früheren] und suhrten ihn vor den Richtstuhl [des- selben Matth. 27, 19], IS. Und sprachen [ihn als einen, der Pro- paganda mache und Religionsneuerungen einführen wolle, verklagend —- ,,es ist ja nichts Neues, daß, die selber in der Religion am meisten irren, dennoch Andere der Ketzerei beschuldigen«]: Dieser irberredet die Leute, Gott litt Einst Weise] zu dienen, [die] dem [i"m römifchen Reich den Juden allein gestatteten] Gesetze [Mosis] zuwider [Kap. 21- 215 24,«5 und also eine unerlaubte Reli- gionsübung ist]. i 14. Da aber Paulus wollte den Mund auf- thun [sich wegen solcher Anklage zu verantworten derselben, wie in Athen, oder durch den kam dort fein römisches Kap. 24, 14 ff.;-26, 4 ff.], sptach Gallion sdie ganze Sache als eine vor seinen Richterstuhl gar nicht gehörige Angelegenheit sogleich niederschlagend] zu den Juden: Wenn es ein Frevel [eine Hand- lung, die in Verletzung eines Privatrechtes be- stünde] oder Schaliheit [ein Verbrechen, das eine criminalrechtliche Unterfuchung forderte] wäre [defsen ihr diesen Mann beschuldigt], liebe Juden, so hdrete ich euch billig lnach Recht und Gebühr]; 15. Weil es aber [wie ich schon merke] eine Frage ist von der Lehre [in Betress der Religion] und von den Worten [in Betrefs eures Messias] und von dem Gesetze [Mosis] unter euch [ob das verletzt sei oder nicht], so sehet ihr selber zu [wie ihr den Streit ausmachen wollet]; ich gedenke darüber nicht Richter zu sein [weil dergleichen Dinge nicht zu meinem Amtsgebiet gehören Kap. 23, 29; 25, 18 ff.1. 16. Und trieb sie [darnach, weil sie durch weitere zudringliche Vorstellungen ihm lästig wur- den und fich nicht wollten zur Ruhe geben] von dem Richtstuhl sder Sache ein für alle Mal ein Ende zu machen]. » " 17. Da serbittert über die Hartnäckigkeih mit welcher die Juden gleichwohl ihr Anliegen zur Geltung bringen wollten, und über die un- verkennbare Feindseligkeit gegen den vom Land- vogt für unschuldig befundenen Paulus] ergriffen alle sbei der Verhandlung gegenwärtigen] Griechen [die als Heiden weder zur Partei der Kläger noch des Verklagten gehörten] Sosthenetu, den [seit Uebertritt des Crispus zum Christenthum V. 8 an dessen Stelle getretenen] Obersten der Schule sder den Wortführer der Juden machte], und schlugen ihn vor dem Richtstuhl sum ihn end- lich zum Weichen zu bringen]; und Gallion [solche Volksjustiz nicht gerade ungern sehend] nahm sieh? iticht an sließ den Spektakel geschehen, ohne den Griechen Einhalt zu gebieten] Während Paulus bisher auf allen europäischen Stationen in seiner Wirksamkeit gestört worden war, entweder durch die Feindschaft der Heiden, wie in Philippi, oder· durch die gänzliche Unenzpffåinglighkjeit cl UII lc Bosheit der Juden, wie in Thessalonich und Beröa, hat er hier in Corinth zum ersten Mal erreicht, daß die gegen ihn angestiftete Verfolgung vollkommen wirkungslos bleibt. Daß nämlich der ihm in Corinth gewährte Schutz weit mehr zu bedeuten hatte, als was ihm in Philippi durch Vermittelung seines römischen Bürgerrechts zu Theil wurde, liegt wohl auf der Hand: erst nachdem er ersönlich gemißhandelt war, echt zur Wirksamkeit; und auch dann erreichte er nur eine ehrenvolle Entlassung aus der Stadt, nicht aber ein freies Verbleiben. Jn Eorinth braucht dagegen Paulus nicht einmal seinen Mund aufzuthun, der Mund des römischen Pro- consuls schützt ihn wider alle Fährlichkeitz und das -Volk ist ihm o zugethan, daß es seine Versol er miß- andelt. Au· in dieser Be iehung zeigt es ich, daß orinth vor« allen andern iexenige Station gewesen 558 Apoftelgefchichte ist, auf welche der macedonische Mann in Troas (16, I) den Apostel hingewiesen und hingerufen at; auch in dieser Beziehungge zeigt es sich, daß der H rr, welcher ihn über das eer gerufen, ihn vornämlich in das meerumspülte Corinth hatte hinstellen wollen, um ihm sein dort vorhandenes großes Volk zuzu- führen. (Baumgarten.) Mit feinem Charakter ist Gallion über den Pilatus hoch erhaben, er benutzt die Rechtsform für das lebendige Recht und sieht in diesem Sinne auch dem formellen Unrecht der Volksjustiz vielleicht mit innerem Behagen zu; mit seinem Geiste aber legt er etwas von jenem Jndifferentismus des Pilatus an den Tag, dem das Evangelium in seiner Knechtsgeftalt oder vielmehr im Gewande verfolgter Schuldlofigkeit bis unter die Augen treten konnte, ohne daß er davon Notiz nahm. (P. Lange.) Wenn man den Gallion als einensheidnifchen Richter ansieht, so muß man diese Billi keit und Unparteilichkeit an ihm loben; sie befchämt en Verfolgungsgeist und Blut- durst, den so manche dem Namen nach christliche Obrig- keit unter dem Vorwande der Religion ausgeübt hat. Wenn aber christliche Obrigkeiten -mit diesem Exempel ihre Gleichgiltigkeit gegen alle Religion beschönigen, so leuchtet der falsche Grund bald in die Au en; dieser sündliche Gallionismus hat sich leider in unsern Tagen von der Könige Höfen (durch einen großen Theil des Richter- und Beamtenstandes) bis in die niedrigften Bauernhütten ausgebreitet. (Apost.Past.) Devheid- nische Gallion kein Muster für einen christ- lichen Richter; denn dieser soll war I) in Anderer Gewissens- und Religionssachen ni »t eingreifen, aber selber Gewissen ·und Religion haben; Z) in Sachen der Lehre und des Glaubens nicht richten, aber gegen rohe Gewaltthat den Mißhandelten schützen, weß Glaubens er auch sei. (Gerok.) g. V. 18—-23. (§. 158.) Als siir Paulus die Zeit herbeigelioniniem wo er der Fesireise nach Jerusalem wegen, die er sich vorgenommen, Ilchasa verlassen muss, schifft er sich in dem Hasen Kenchreiy nachdem er die Lösung eines Gelübdes daselbst vorbereitet hat, mit priscilla und Aquila nach Ephesus ein, lässt diese beiden daselbst zurück, Kommt über Cäsarea nach Jerusalem und vou da nach Jlntiochien in Sgrien, wo aber das Ereignis! in Gen. B, 11 ff. von Lukas unerwähiit gelassen wild. 18. Paulus aber blieb snach dem inV. 12—17 mitgetheilten Vorfall] noch lange sgeraume Zeit, ohne daß die Juden weiter etwas wider ihn hätten unternehmen dürfen] daselbst sbis die in V. 11 erwähnte Zeit von 1 Jahr und 6 Monat abge- laufen war]; darnach setwa um Ostern des J. 54 n. Chr] machte er seinen Abschied mit den Brüdern [verabschiedete er sich von der christlichen Gemeinde zu Corinth] nnd lvollte [weil er bis Pfingsten in Jerusalem einzutresfen gedachte V. 21] in Shtien [d. i. nach Palästina, welches mit Phönizien zu- sammen damals zur Provinz Syrien gerechnet wurde, vgl. Kap. 20, 3 mit 19, 21 u. 21, Z] fchisfen, und mit ihm freisten, während Silas und Timotheus in Corinth Kap. 16, 3 Anmg zurück- blieben] Priscilla nnd Aquila [die nach Ephesus überzufiedeln beabsichtigten —- über die Voran- ftellung der Frau dem Manne gegenüber·vgl. die Beut. zu V. Les. Und er beschor sbevor er das 18, 18--—23. Schisf bestieg] sein Haupt zu Kenehrea [dem öst- lichen Hafenort V. 1 Anm. 2], dem: ex hatte ein Gelnbdek fdessen Lösungszeit nunmehr, da sein Weg nach Jerusalem sich richtete, ihren Anfang nehmen sollte, und da mußte der vom Auslande mitgebrachte Haarwuchs vor allen Dingen entfernt werden, um einem neuen nach Art der Nasiräer 4. Mos. 6, 5 Platz zu inachen und seinnhaupt also f]ür das Nasiräat zu heiligen 4. Mos. 6, 9 U. 11 . 19. Und kam [mit Priscilla und Aquila] hinab gen Ephesus [zu der altberühmten Haupt- stadt Joniens, damals des proconsularischen Asiens Offenb 2, 1 Anm.], und ließ ste [die beiden Be- gleiter] daselbft [um ihr Handwerk in dieser großen Handelsstadt fortzusetzen und für die Ausbreitung des Christenthums thätig zu fein]. Er aber [der dies Mal nur gelegentlich und für kurze Zeit hierher gekommen und nun diese Zeit aus-kaufen mußte, um eine künftige Wirksamkeit daselbst, die ihm allerdings für Afien im Gegensatz zu Kap. 16, 6 nunmehr beschieden war, vorzubereiten] ging in die Schule [der Juden, die ihm gerade am nächsten gelegen war] und redete mit den Juden füber die den Vätern gegebene Verheißung und deren nunmehrige Erfüllung in Christo Jesu Kap. 9, 20. 22; is, 16 ff.; 17,2.17; 18, 4]. 20. Sie baten ihn aber sda sie für das, was er· ihnen sagte, sich sehr interessirten und deshalb sein Wort noch öfter zu hören begehrten], daß er langere Zeit bei ihnen bliebe. Und er sso gern er auch unter andern Umständen ihre Bitte ge- währt hätte] verlvilligte sfür jetzt, da er eben ein Gelübde hatte, das er einlösen mußte V. 18] nicht, 21. Sondern machte [in einer der gottes- dienstlichen Versammlungen, in der er redete und in der die Juden diese ihre Bitte ihm vortrugen] seinen Abschied mit ihnen und sprach [den Grund, warum er sie abschlage, näher angebend]: Ich muß allerdinge [d. i. schlechterdings oder durchaus 5— Mvfi 15- 41 das künftige fdemnächst bevor- stehende] Fest lohne Zweifel ist von den drei jü- dischen Festen das Pfingstfeft gemeint, wie in Kap. 20, 161 zu Jerusalem halten; wills Gott [1.Cor. 4, 19; Hebr. 6, 33 Jqk. 4, 13 ff,], sp will ich swenn ich ausgerichtet habe, was zunächft zu thun mir obliegt] wieder zu ench kommen [vgl- Kuh 19, 1]. Und fuhr [in einem nach Palästma gehenden Schiffe, s. Karte VI1I] weg von Ephefus 22. Und kam fnach zurückgelegtem Seeweg nun landend] gen Cäsarien [am Meer 8,s 40; 10, 1 ff.; 12, 19 ff.] und ging svon da zu Lande] hinaus snach Jerusalem V. U; Matth 20, 17 s.] nnd grüßte die Gemeine [bei der er 30 Tage, so lange die Zeit seines Gelübdes dauerte, blieb], nnd Pauli Ausbruch von Corinth und Reise über Ephesus und Jerusalem nach Antiochien 559 zog shierauf von Jerusalem] hinab gen Antiochientk Ivon wo er vor drei Jahren ausgezogen war 15, 30]. 23. Und verzog etliche Zeit-«« Daselbst, etwa zwei Monate]. V) Paulus war sich dessen bewußt, sein Werk in Corinth, ja in Macedonien und Griechenland über- haupt vorläufig vollbracht zu haben; daher sehen wir ihn nun über Jerusalem wieder nach Antiochien in Syrien zurückkehren. Die Stadt Eorinth tritt dem- nach hie zu der zweiten Missionsreise des Paulus an in asselbe Verhältniss, welches zu seiner ersten issionsreise die Stadt Derbe einnahm (Kap. 14, 20f.); denn nicht allein hatte er von Derbe ebenfalls ohne äußerlich zwingenden Grund seinen Abschied ge- nommen, um von da aus zu der Muttergemeinde in Antiochien zurückzukehren, sondern wie die Gemeinde zu Derbe die vierte von Paulo in Kleinasien gestiftete namhafte Christengemeinde war, so war auch die corinthische die vierte der namhaften Gemeinden, welche durch die Thätigkeit des Apostels in Europa gegründet wurden. Wie aber die zweite Missionsreise Pauli, auf welcher er»scho·n von Anfang an völlig selbstständig handelte, bereits über die BedeutuM der ersten her- vorrasth auf der seine apostolische ission gegenüber von arnabas sich erst zu verwirklichen begann, so standen nun auch die europäischen Pslanzungen des Apostels in ihrer christlichen Reife schon höher als jene auf der ersten Missionsreise von Paulus und Barnabas gestifteten kleinafiatischen; was wir daraus erkennen, daß sie, als Paulus sie auf län ere Zeit verließ, nicht erst noch einerbesonderen Stär ung und Organisation bedürftig waren, wie wir in Kap. 14, 21 ff. von den kleinasiatischeii Gemeinden gelesen haben. (Andreä.) ,,Es war damals ein mächtiger Antrieb in dem Apostel, ein rastloses Weiter-eilen, wie sich aus unsrer, so vieles berührenden und nirgend verweilen- den Erzählung· wohl annehmen läßt, das ·sich durch nichts, auch nicht durch die Bitten wahr eitsuchendey lernbegieriger Menschen aufhalten ließ ( . 20 f.), das weiter und weiter trieb bis nach Jerusalem hin; da mochte denn erst das eigentliche Ende und Ziel dieses apostolischen Gelübdes sein. Vielleicht hatte Paulus, als er gegen seine Empfindung Asien verlassen und sich nach uropa begeben mußte (Kap.16, 6—10), ge- lobt, daß, wenn der HErr mit ihm sein nnd es ihm werde gelin en lassen, daß er seines Namens Er- kenntniß un Verehrung in diesem Welttheile unter Juden und Heiden unvergänglich gründe, er, sobald als die Sache des HErrn es zulasse, nach Jerusalem zurückkehren wolle, um in der Mitte seines so innig und treu eliebten Volkes es zu versuchen, ob er nicht auch diesem Volke im Lande der Väter ein Gegilfe des Lichts und des Heils werden— könne, und da er gch von diesem Auftreten mit dem Evangelio von esu Christo zu Jerusalem durch keine Mühseligkeit und Gefahr, keine Furcht vor Schande, Verfolgung und Tod wolle urückhalten lassen. Jetzt nun konnte er blühende C ristengemeinden in Europa, zum Theil in den bedeutendsten Städten derjsänder von Mare- donien und Griechenland, zu Philippi, Thessalonich, Veröa und Eorinth, hinter sich zurücklassen und zu- gleich» Männer wie Lukas, Silas und Timotheus, die "mit ihm in gleichem Geiste, im Geist und in der Kraft des HErrn dort sor»tarbeiteten, da schien denn ihm die Zeit gekommen» sein GelübdeteinzulösenC Diese Sä e, die wir (unter einer kleinen Abänderung am Schlu ) aus G. Menkems ,,Blicke in das Leben des Apostel Paulus« entlehnt haben, dürften wohl geeignet sein, über den so dunkeln Punkt, was es denn eigentlich mit diesem Gelübde des Apostels auf sich habe, Licht zu verbreiten; denn daß die von dem Be- scheeren des Hauptes und von dem Vollziehen eines Gelübdes handelnden Worte des Grundtextes nicht auf den Aquila bezogen werden dürfen, wie Manche emeint haben, steht wöhl außer Zweifel. Wir er- ennen nicht nur aus Kap. 22, 17 ff., sondern auch aus den Aeußerungen in Röm. I, 1 ff. u. 10, 1 ff., welch tiefes Herzeleid es dem Apostel bereitete, daß Jsrael in seiner großen Mehrheit von dem Heile in Chri to Jesu sich abwandte, ja feindlich der Predigt des vangelii sich in den Weg stellte; gleichwie er nun die Gerichtswetter Gottes sich deshalb über sein Volk zufammenziehen sah, wie er das auch in 1.Thess. 2, 16 selber ausspricht und in dieser Einsicht durch die Erfahrun in V. 12 ff. vom Neuen bestärkt worden war, so mu te ihm gerade dann, wenn er wieder einen gesegneten Erfolg seiner Wirksamkeit unter den Heiden zu verzeichnen hatte, immer und immer wieder die Gewissensfrage sich aufdriingem ob nicht auch er, trotzdem daß ihm vertraut war das Evangelium an die Vorhauh in Be iehung auf die Beschneidung dem Berufe der wahren ropheten gemäß die Pflicht habe, vor die Lücken zu treten, sich zur Hürde zu machen um das Haus Jsrael und u stehen im Streit am Tage des HErrn (Hes. 13, Z. Nach dem Wort -des FErrn an Ananias in Kap. 9,15., daß er den Namen hristi zu tragen habe, wie vor den Heiden und vor den Königen, so auch vor den Kindern von Jsrael, konnte ihm die Antwort auf jene Frage keinen Au en- blick zweifelhaft sein; und gerade das Bewußtsein, daß er vordem durch sein Verhalten dem Stephanus und der christlichen Gemeinde ge enüber sein Volk in diese unglückselige Entscheidung wider das Evangelium hineingezogen und den Ausschlag zur Verwerfung des Heils gegeben hatte (s. die zwei Bemerkungen zu Kap. 8, 1 von Besser), mußte es ihm zum unabweis- lichen Vedürfniß machen, wider den Riß zu stehen gegen den HErrn für das Land, daß er es nicht ver- derbe (Hes.. 22, 30). Dabei durfte er sich sagen, daß, von idealem Standpunkte aus betrachtet, die Predigt seines Mundes für Jsrael eigentlich noch kräftiger und wirksamer sein müßte, als die der andern Apostel; denn schon mit seiner ganzen Person war er eine lebendige Predigt an das, auf dem Wege des Phari- säischen Gesetzeseifers sich zu Grunde richtende Volk, dem durch die Bekehrung zu Christi allein noch könnte geholfen werden (1. Tim. 1, 12 ff.). Er genügte nun allerdings jener seiner Pflicht und diesem seinem Be- dürfniß fortwährend in den Heidenländern dadurch, daß er grundsätzlich immer zuerst in den Schulen der Juden oder an deren Gebetsstätten, wo dergleichen vorhanden waren, mit der Verkündigung des Evangelii sich hören ließ; aber je regelmäßiger er dabei die Er- fahrung machte, daß auch den Juden in der Zer- streuung die Christus-Religion bereits an allen Enden für eine Sekte galt, der sie widersprechen müßten (Kap. 28, 22), desto entschiedener mußte er sich ver- anlaßt fühlen, doch in Jerusalem selber, der Stätte, von welcher eine solche Parole war ausgegeben wor- den, noch einmal, wie er das schon in Kap. 9, 28 s.; 22, 17 ff. gethan, eine Wendun zum Guten zu ver- fuchen und die tonangebenden ersönlichkeiten für die Sache Christi ·zu gewinnen. Für diesen Dienst an seinen Gefreundten nach dem Fleisch, den Juden, wollte denn Paulus um so mehr ein Jude, und denen, die unter dem Gesetz waren, als unter dem Gesetz werden (1. Cor. 9, 20 ff.), als er in seiner ge- wöhnlichen apostolischen Thätigkeit meist das gerade 560 Apostelgeschichte 18, 23. Gegentheilsein mußte, nämlich denen, die ohne Gesetz sind, als ohne Gesetz; und so trat er ein in den Stand eines Nasiräers oder Gottgeweiheten. Das Nasiräatz so haben wir zu 4. Mos. 6, 12 uns klar gemacht, verlieh den die tiefsten Kräfte spannenden Glauben, Jehova besonders ei en zu sein, und damit zugleich eine besondere Freudig eit zum Gebet, nament- ich zur Fürbitte Will man nun nicht so weit gehen, anzunehmen, daß Paulus wirklich, wie wir vorhin vorausfetztem für einige Zeit des Dienstes an den Heiden sich entschlagen und lediglich dem Dienste an den Juden mit der Predigt des Evangelii sich widmen wollte, weil er damit andrerseits den hohen Aposteln in Jerusalem in ihr Amt gegriffen hätte, so wird wenigstens soviel an unsrer Auseinandersetzung als zutreffend erscheinen, daß er mit Jacobus, der ja auch als Nasiräer lebte, zur Fürbitte für sein Volk Jsrael, (Anh. 1I., b. 2) an heil. Stätte sich verbinden wollte, damit eine neue Ausgießung des Geistes Gottes er- fol e, wie die vor 24 Jahren (vgl. Röm 10, l). Das Scseeren des Haupthaares ist aber nicht, wie die Aus- leger in der Regel es fassen, dasjenige, welches beim Abschluß der Gelübdezeit (4. Mos. 6, 13 sf.) zu ge- schehen hatte, denn dies konnte allein zu Jerusalem beim Tempel nach Darbringung der vorschriftsmäßigen Opfer stattfinden; sondern es ist so zu erklären, wie oben geschehen, und bezeichnet vielmehr, wie den Austritt aus dem Dienst an der Heidenwelt, so den Eintritt in »den Dienst an Jsrael. Auch von Luther wissen wir, daß, wie hart er immerhin seine früheren geseh- lichen Uebungen und Kasteiungen tadelt und verdammt, er dennoch in der Zeit seiner evangelischen Freiheit, wenn Amt und Beruf ihm eine Veranlassung dazu gab, sich ganz derselben Strenge des Lebens wieder unterstellte, vgl. z. B. fein Verhalten bei Auslegun des 22. Psalms (Einl. zu Pf. 22, 2 ff.). . ,- -"·) Daß an den Gruß zu Jerusalem sogleich wieder der Abschied angehängt wird, schreibt Rieger, giebt fast zu vermuthen, daß Paulus auch dies Mal, gleich- wie schon in Kap. 9, 28«f.; 22, 17 ss., das Feld nicht angetroffen habe, zu einer Wirksamkeit für ihn. Ja, so fügen wir hinzu, für ihn am allerwenigsten; die Stimmung sowohl der Judaisten in der Gemeinde, als auch namentlich der noch ungläubigen Juden selber; war schon damals eine so gereizte gegen ihn, wie sie bei seiner Ankunft vier Jahr später zum wirklichen Ausbruch kam (Kap. 21, 18 ff. 27 sf.; 22, 22 ff.). Auch die drei Apostel Jacobus I1., Petrus und Johannes, die wir vor vier Jahren noch in Jerusalem als auf ihrem eigenthümlichen Arbeitsfeld beisammen fanden und die dazumal noch ohne Verzweifeln an einem guten Erfolg das Predigen unter der Beschneidung sich als ihre Aufgabe vorbehielten (Gal. Z, 1-—l0), müssen inzwischen sich doch überzeugt haben, daß mit Jsrael nichts mehr zu machen und bereits die Zeit eingetreten sei, wo das Reich Gottes nun von ihm genommen werde; vermuthlich war das Wachsthum der Gemeinde nach außen in einen so völligen Still- stand etreten, daß die ganzen Jahre daher auch nicht Eine eele für Christum gewonnen worden, und wie die soeiabpolitischen Verhältnisse sich gestaltet hatten, war Jerusalem fortan keine Stätte mehr für die Predigt des Evangelii. Es galt jetzt, was das Aus- werfen des Missionsnetzes betrifft, des Wortes Christi in Matth 7, 6 zu gedenken und also sich auf die Pflege und Stärkung der schon vorhandenen Gemeinde zu befchränken; das ergiebt sich klar daraus, daß noch in diesem Jahre 54 n. Chr. Petrus von Jerusalem sich hinwegbegab nach Antiochien (Gal. 2, 11) und Jo- hannes unzweifelhaft uicht lange nachher ihm nach- folgte, daher im J. 58 Paulus bei seiner Ankunft in Jerusalem es nur mit Jakobus allein noch zu thun hatte (Kap. 21, 18). Welcherlei Art waren denn aber die social-politischen Verhältnisse im jüdischen Lande neuerdings geworden? Nun, schon unter dem Land- pfle er Cumanus (v. 48——52 n. Chr.) hatte es Volks- auf tände in größerem Maßstabe gegeben; einer der- selben, durch einen Vorfall in Samarien herbeigeführt, war besonders ernst und blutig und kostete zuletzt dem Landpsleger sein Amt. Der Kaiser Claudius über- trug jetzt auf ausdrücklichen Wullfch des in Rom an- wesenden Hohenpriesters Jonathan die Verwaltung von Palästina dem Felix, dessen Amtssührung augen- scheinlich den Wendepunkt in dem Drama bildet, welches mit dem J. 44 begonnen und im J. 70 seinen bluti en Abschlufz erreicht hat; denn während die Zeit er beiden ersten Landpfle er nach des Herodes Agrippa I. Tode (Kap. 12, 23; sliatth 2, 20 Anm.) noch ver- hältnißmäßig ruhig verlaufen, unter Cumanus zwar größere Volksunruhen, aber doch nur einzeln und -durch Einzelne veranlaßt, vorgefallen waren, brachte es— Felix dahin, daß der Aufruhr fortan permanent wurde (vgl. Anh. H. d. 1). Denken wir da an die Zeloten, jene Fanatiker des Römerhasses, von Jo- sephus ohne Weiteres als Räuber und Strolche charak- terisirt, was sie jedoch nur in ihren Auswüchsen waren, so gewannen diese gar bald in Folge seiner Miß- regierung mehr und mehr Anhang unter der Bürger- schaft; je schärfer er nun wider sie einschritt und da- bei in seinen Mitteln gar nicht wählerifch war, desto entschiedener machten diese den Wahlspruch eltend: ,,Kampf gegen Rom um jeden Preis«, und leasar, ihr Oberhaupt, setzte jene 18 Verbote gegen die Ge- meinschaft mit Heiden durch, welche »die Schule des Schammai (5. Mos. 24, 4 Anm.) aufgebracht hatte. Es liegt auf der Hand, daß bei solcher Richtung der Zeit die Apostel, welche ja in Kap. 15 die Christen aus den Heiden, ohne ihnen das Joch des Mosaismns auszulegen, ausdrücklich als ihre Brüder anerkannt hatten, es auf eben mußten, noch ferner unter den Juden in Jeru alem und Paläftina Gläubige zu ge- winnen, und höchstens noch unter den Juden in der Zerstreuung das Evangelium an die Beschneidung bringen konnten. Auch Paulus mußte da sicl)«über- zeugen, daß das von ihm nach V. 18 übernommene Gelübde, wenn es etwa auf eine Predigt in Jerusalem sich be og, wie er damit schon vor 15 Jahren den Versu gemacht (Kap.9, 28 f.), bereits gegenstandslos eworden sei; wenn es aber nur eine Fürbitte zum Zweck hatte, so mußte er fortan mit derjenigen Ant- wort sich vertraut machen, die im alten Bunde der Prophet Jeremia (7,16; l1, l4; l4, 11) empfing, und von da an hauptfächlich datirt wohl sein Schmer ,- von dem er 4Jahr später so beweglich in Röm. 9, l . redet. Ein Mitgefühl dieses seines Schmerzes,· in welchem er»zunächst gar nicht a»usspricht, was ihm denn eigentlich das Herz so traurig macht, gleich als erbebten seine Lippen davor, die Sache, um die es sich handelt, in Worte zu fassen, hat wohl den Lukas veranlaßt, nicht blos zu verschwei en, welche Bewandt- niß es mit dem Gelübde des postels gehabt habe, sondern auch an unsrer Stelle nicht einmal die Stadt Jerusalem zu nennen, vielmehr dieselbe blos daraus uns errathen zu lassen, daß er zuerst von einem Hinaufgehen und dann von einem inabziehen gen Antiochien redet; es ist das ein ä t hebräischer prachgebrauch, der wiederum (vgl. Kost. l, 15 Anm.), gleichwie auch die Kalenderangabe in Kap. 27, 9., den Verfasser der Apostelgeschichte als einen geborenen Juden verräth. Zusammenstoß des Paulus mit Petrus und Barnabas in Antiochien. 561 IN) Zu Kap. 15, 35 wurde bereits nachgewiesem daß in die Zeit dieser- seiner jetzigen Anwesenheit in Antiochien der in Gal.2, 11 ff. von Paulus berichtete Zusammenstoß mit Petrus fällt.» Was den Petrus zu seinem Kommen nach Antiochien veranlaßte, ergiebt sich aus dem, was in der Bemerkung zu V. 22 über den Stand der Dinge in Jerusalem gesagt worden: der Apostel hatte er annt, daß seines Bleibens dort nun nicht mehr sein könne, und so suchte er sich ein Arbeitsfeld nach der Weise derer, die schon vor zwanzig Jahren, als sie von Jerusalem zerstreut waren in der Trübsal, so sich über Stephanum erhub, umhergingen bis gen Phönizien und» Cypern und Antiochien (Kap. 11,·1lz»). Nach Phdnizien und Cypern hatte er wahr- scheinlichschon damals sich begeben, als er nach seiner wunderbaren Befreiung aus dem Kerker des Herodes Agrippa Jerusalem verließ (Kap. 12, 17 Anm.); jetzt nun folgte er weiter der Spur dieser Männer, und wohl war seine Absicht auch keine andere als die, das Wort zu niemand zu reden, denn allein zu den Juden, weil er noch immer an seiner Aufgabe, wie er nach Gal. 2,7 ff. sie erkannt hatte, festhielt, doch dabei hielt er zugleich an der andern, in Kap. 15, 7 ff. gewonnenen Erkenntniß und an dem Beschluß des Apostelconcils fest, daher er auch ohne Bedenken mit den Brüdern aus den Heiden Tischgenieinschaft hielt. Aber siehe, da sind die Judaisten in Jerusalem ihm auf der Lauerl Paulus bezeichnet sie als etliche, die »von Jacobo kamen« —- nicht, als wären sie von Jacobus abgeschickt gewesen, wohl aber waren sie von der dem B1schofs- amt dieses Apostels unterstellten jerusalemischen Ge- meinde ausgegangen und steiften sich bei ihrer Agitation, die sie in Antiochien vornahmen, vermuthlich auf die in "der Epistel des Jacobus vorgetragene Lehre von der Gerechtigkeit aus den Werken, die ja ein unbe- dingtes Festhalten an dem Gesetz, dieser Richtschnur aller gottwohlgefälligen Werke, erfordere. Es war diesen Leuten, deren Partei seiszt der Niederlage, die sie in Kap. 15 erlitten, einen neuen Aufschwung an dem jüdischen Zelotismus», von dem wir zu V. 22 be- richteten, genommen, gewiß hochst ungelegen, daß nun auch der Ur- und Grundapostel der Kirche (Kap. I, 15——11, 18) von Jerusalem sich wegwenden und ge- meinschaftliche Sache mit den Heiden machen wolle; sie eilten also nach Antiochien ihm nach und verleiteten hier ihn wirklich, sich nunmehr der Tischgemeinschaft mit den Brüdern aus den Heiden zu ent iehen und überhaupt sich von ihnen abzusonderin ie kommt das, so müssen wir da fragen, daß dieser hohe Apostel eine solche Jnconsequenz, einen solchen Abfall von seiner eigenen früheren Erkenntniß, die der HErr durch seine Führung und seinen Geist in ihm gewirkt, sich zu Schulden kommen ließ? »Als er eben anfängt, von Jsrael nicht mehr blos in seinen Gedanken und Worten, sondern in seinem ganzen Verhalten und Wirken loszulassen, so erklärt Baumgarten die auf- fällige Erscheinung, fällt ihm noch einmal die uner- meßliche Verantwortlichkeit eines olchen Schrittes von ihm, dem ersten unter den zwölf atriarchen des neuen Jsrael, durch die Anwesenheit der Brüder aus Jeru- salem, die mit Jacobus, welcher m Jerusalem immer noch in der Kraft göttlicher Geduld und Hoffnung ausharrete, in Gemeins aft standen, in· voller Schwere auf sein Gewissen; nach em er aber dieser Last unter- legen war und dafür von Paulus gestraft worden, mußte er sich »von einer vom Geiste erneuerten und Vstählten Entschiedenheit dem von ihm betretenen ege wieder zuwenden. Und so liegt es uns auch ofsenkundig vor: wir nden den Apotel in späterer Zeit in einem näheren erhältniß mit en Gemeinden DächselW Bibelwort. VI. Band· in Kleinasien, welche größtentheils aus Heidenchristen bestanden, und zwar betrachtet er diese Gemeinden als eingesetzt in das Recht und Erbtheil Jsraels; wir finden ihn ferner umgeben von solchen, die wir zuerst in der Begleitung des Paulus auf seinen Missions- reisen unter den Heiden kennen gelernt haben, von Silvanus und von Markus (1. Petri 1, 1 ff; 5,12f.). Wir ersehen daraus, daß Petrus sich in dem späteren Verlauf der Entwicklung kirchlicher Dinge in das Ar- beitsgebiet des Paulus begeben hat; er leistete da in seinem Wirken auf den hervortretenden Charakter der Urspriinglichkeit und Selbstständigkeit Verzicht und nahm vielmehr die Gestalt eines Mitarbeiters und Nachfolgers des Paulus an.« So beachtenswerth und zutreffend nun auch diese Bemerkungen in mancherlei Hinsicht sind (vgl. die Ausführungen zu Joh. 21, 18), so leiden sie doch an dem Fehler, daß die jetzige Zeit mit einer wesentli späteren, das J. 54 mit dem J. 61 ohne Weiteres ver nüpftu1id dabei übersehen wird, daß des Petrus Wirksamkeit während der zwischenliegenden 7 Jahre sich vielmehr auf die Juden in der Zer- streuung, noch nicht aber auf die Heiden bezog. Es ist daher passender, was P. Lange schreibt: ,,Denken wir uns, daß Petrus gerade damals von Jerusalem ab- gereist war, um unter den Juden Mesopotamiens zu wirken, so lagen sowohl die Gründe nahe, ivelche jene Eiferer bestimmten, ihm bis nach Antiochien nachzu- ehen, als die, welche den Petrus jetzt mit ängstlicher ücksicht beschleiche1i konnten; die Eiferer wollten zu- sehen, ob Petrus in der Weise des Paulus das Missions- werk unter den Brüdern im Auslande zu beginnen gedenke, Petrus aber wollte sie in dieser Beziehung « nicht mit Mißtrauen und Unwillen nach Jerusalem zurücksenden und sich den Eingang unter die Juden in Babylon nicht durch nachtheilige Gerüchte, die ihm leicht vorauslaufen konnten, verderben lassen. Dabei konnte selbst das Beispiel, welches Paulus noch' soeben gegeben hatte, die Vollziehung des Nasiräatsgelübdes mit dazu betragen, ihn in eine augenblickliche Ver- standesverwirrung zu versehen: Paulus schien sich ja neuerdings auch noch in einer großartigen Aceomodation den Juden gefällig gemacht zu haben. Allein Paulus unterschied schärfer als Petrus, wenn der letztere etwa aus diesen Fall Bezu nahm: mit dem Nasiräats- åelübde unterzog sich Paulus nur einer nationalen itte der Juden für eine kurze Zeit, während Petrus mit seiner Zurückhaltung von der Gemeinschaft mit den heidnischen Brüdern für sich und alle Gläubigen ein religiöses Princip, welches dem Princip des Glaubens widerstrith thatsächlich wieder auf die Bahn brachte.« Sehr anzuerkennen nun ist die Demuth und Willi keit, mit der Petrus sich öffentlich von Paulus strafen läkfztz er fühlt gleichsam sich schon alt geworden (Joh. 21, 28) und streckt seine Hände aus, daß ein Anderer ihn gürte, und Augustin bemerkt dazu: ,,Der, welcher sich zurecht weisen läßt, erscheint hier noch bewundernswerther und schwerer nachzuahmen als der, welcher ihn zurechtwies; denn es ist leichter zu sehen, was man an Andern zu verbessern habe, als zu sehen, was jeder an sich selbst verbessern soll, und sich darin gern zurechtweisen zu lassen, sei es durch sich selbst, sei es, was noch mehr ist, durch einen Andern« Gleichwohl ist der hier in Rede stehende Vorfall in Antiochien von sehr nachtheiligein Einfluß für die fernere Wirksamkeit des Paulus·gewesen, wie das Neander näher beleuchtet: ,,Bis Ietzt hatte der Fu Jerusalem zwischen Juden- und Heidenchristen ge- E- chlossene Friede (Kap. l5) in seiner Geltungsich Zsuptetz bis xeßt hatte Paulus nur mit jüdis en idersacherm nicht mit Judaisten in den Gemein en 36 562 Apostelgeschichte 18, 23. der Heidenchristem zu kämpfen. Nun aber brach der durch die Beschlüsse des Aposteleoncils auf einige Zeit unterdrückte Gegensatz zwischen den Juden- und Heiden- christen auf’s Neue hervor; und nachdcm die Spaltun einmal wieder hervorgetreten war, verbreiteten si ihre Wirkungen bald in alle Gemeinden, wo Juden- und Heidenchriften zusammeutrafen In— Antiochia also hatte der Apostel mit der Partei zu kämpfen, deren Organe ihn nachher überall, wo er einenWirkungs- kreis fand, verfolgten. Es kann ausfallend erscheinen, daß diese Spaltung gerade damals wieder ausbrach, wo die Art, wie Paulus zuletzt in Jerusalem erschienen, da er den Juden ein Jude geworden war, vielmehr dazu hätte dienen sollen, einen günstigen Eindruck auf die Gemüther der dem Judenthum noch anhängenden Christen zu machen; aber wenngleich dies auf die Ge- mäßigten unter ihnen wirklich einen solchen Eindruck hervorbringen konnte, so läßt es sich doch auch wohl erklären, daß es auf die fanatischen Eiferer, welche bei so entgegengesetzten Grundsätzen auf keine Weise mit ihm versöhnt werden konnten, erade den entgegen- gesetzten Eindruck machte, wenn fie den Mann, der unter den Heidenchristen so frei von dem Gesetze sprach, der die» gleiche Würde der unbeschnittenen Heiden- christen mit den Judeuchristen stets so nachdrücklich be- hauptete, über den sie nun einmal als einen Gesetzes- verächter abgeurtheilt hatten, nun wie Einen aus der Mitte des gläubigen jiidischen Volks sich darstellen sehen. Sie wußten das, was er zu Jerusalem gethan hatte, auch nachher gut gegen ihn zu benutzen, um, indem sie seine Handlungen in falschem Lichte dar- stellten, eines Wi erspruchs mit sich selbst, einer nicht aufrichtig gemeinten Schmeichelei gegen die eiden- christen-unter diesen ihn zu beschuldigen.« m so mehr ist es zu beklagen, daß Barnabas, der noch vor vier Jahren auf dem Apostelconeil zu Jerusalem dem Paulus so treulich zur Seite gestanden un die Anerkennung der Heidenchristen als gleichberechtigter Brüder mit den Judenchristen hatte durchsetzen helfen (Kap. 15, 1 ff.), sich ebenfalls zur enchelei verführen ließ. Für ihn mußte einsolches iehfortreißenlassen noch schwerer sein, als für die übrigen Juden; das giebt Paulus damit zu verstehen, daß er in Gal. 2, 13 sagt: ,,also, daß auch Barnabas verfithret ward, mit ihnen zu heucheln.« Aber ihn, den Barnabas, läßt der Apostel bei dem Vorhalt, den er dem Petrus macht, außer Spiel. Er weiß, daß in dessen Herzen eine Verstimmung gegen ihn von dem Vorfall in Kuh. 15, 36 ff. her mitgewirkt hat, daß derselbe, nach- dem er von seiner Reise nach Ehpern, die er mit Marias unternommen, wohl bald wieder zurückgekehrt ist, ohne etwas Wes entliches auszurichte11,sich ohne rechten Halt fühlt, aber auch sich schämt, einen neuen Halt in dem vormaligen Missionsgefährten durch abermaligen Anschluß an ihn zu suchen, und darum es vorzieht, sich dem Petrus zuzuwenden; darum, weil es sich hier zu leich um eine persönliche Zurücksetzung handelt, lä t Paulus den Barnabas selber unangetasteh desto entschiedener aber zerbricht er ihm die neue Stütze, die er sich gesucht hat. Und nun ist Barnabas nicht so demüthiger, selbstverleugnender Gesinnung wie Petrus; seit Kap. 15, 36 ff. ist er auf eine abschüssige Bahn gerathen, auf der es immer weiter nach unten mit ihm geht. Er hat ohne Zweifel fortan, wenn auch nicht in offenem Anschluß doch in heimlicher Her ens- the1lnahme, mit den Anstiftern des ganzen Unseils den Judaiften aus Jerusalem Gal. L, 12), sich ver- bunden; diese vergaben es dem aulus auch nicht, daß er so scharf gegen ihre Theorie vor der ganzen Ge- meinde austrat, schlichen ihm hernach in die Gemeinde zu Galatien (v l. den folgenden Abschnitt) nach und bewirkten nach seinem Weggange eine Aufregung wider ihn, bei der sogar seine apostolifche Dignität in Frage gestellt wurde, über Barnabas aber s. zu V. 23b. II« Der zweite, von Mino. is, 23—28, 29 reiihende Abschnitt umfaßt die dritte mlssionoreisedes Apostels und seine Gefangenschask zuerst in Cäsarea und dann iu Rom. Glnoohl Paulus auch hier seinen Kur· gnug von Jlntiochten nimmt, so oertegt er doch dald den Smwerpunlit der hetdenchrisllichen Einho- nunmehr nach Eohesuu und obwohl noch immer Eoeintls eine grosse Rolle spielt, so richten sieh doch seine Gedanken bereite nach Rom, dae er denn auch zuletzt, wenngleich nur alo Gefangenen erreicht. l. Kur. is, 23--21, As. Dritte Mission-reife des xiposkec Junius. a. V. 23--19, 7. (§159.) Nach einem etwa zwei« nionatlichen Aufenthalt in Ilntioajien begiebt sich sjaiilus zunäaisk ans· eine Visitatiosisreise nach Galatien nnd Phrssgieik während dessen der Alexan- dtiner Zloollos in Ephesiis naih lliasigabe seiner Er- lienntnisi von Iesn zeugt, non Aquila und priscilla aber tiefer in das Versiiiiidiiisi des heilswegs einge- siihrt wird nnd dann Zu der Gemeinde in Corinth übersiedeit Nach seinem Weggaiige liomnit Paulus nunmehr in Ephesiis an. wohin das eigentliche Ziel dieser seiner dritten tliissionsreise nach V. 21 ging, findet eine Ilnzahl Christen daselbst vor, die noch nicht weiter gefördert sind, als Apollo-«- oor seiner völligen Betiehrung gewesen, nnd vermittelt ihnen bei ihrer Taufe ans den Namen Jesa Christi die Gabe des heil. Geistes. 23b. Und [Paulus, wohl in Begleitung des in Gut. 2, 1 ff. erwähnten Titus] reisete [gegen Ende des Sommers 54 n. Chr. von Antiochia] aus sseinen Weg durch Shrien, Cilicien und Cappadocien nehmend und in letzterer Landschaft den Grund zu einer Gemeinde legend 1. Petri 1, 1], und durchtvandelte nach einander [in eben der Reihenfolge, die hier in ihrem Unterschied von Kap. 16, 6 wohl zu beaFhten ist] das galatische Land und Phrhgiem »und startte alle Junger [die auf der früheren Reise waren gewonnen worden, vgl. Kap. 14, 22; 15, 41]. Es ist schwer glaublich, daß Paulus, der in Phi- lippi den Lukas und inCorinth den Silas und Time- theus zurückgelassen, also von seinen drei Gefährten auf der vorigen Missionsreise keinen mit nach An- tiochien gebracht hatte, hier aber gelegentlich der, am Schluß des vorigen Abschnitts besprochenen Tergiver- sation des Barnabas ich sagen mußte, daß, wenn er je auf ein erneuertes usammengehen mit diesem noch hätte hoffen mögen, er fortan auf alle derarti en Ge- danken würde zu verzichten haben, die hier vor iegende dritte Missionsreise sollte ohne alle Begleitung unter- nommen haben. Wir würden nun aber unbedin t fehl- greifen, wenn wir, wie Manche das gethan ha en, an imotheus und Erastus (19, 22) denken wollten, die ja beide erst von Corinth aus zu ihm nach Ephesus kamen« von Antiochien aus bis phe us war vielmehr ohne Zweifel Titus sein Begleiter, der ossensichtlich ein geborener Antiochener war, im Unterschied von Timothens nicht blos den: Vater, sondern auch der Mutter nach dem Heidenthum entstammte, jedenfalls Dritte Missionsreise des Paulus, mit einer Visitatioii in Galatien und Phrygien beginnend. 563 in der Kap. 14, 28 gemeinten Zeit, d( i. iii den Jahren 48—50 n. Chr. von dem Apostel zu Christo bekehrt, laut Gal. 2, 1ff. aber grundsätzlich der Be- schneidung nicht unterworfen wurde. Die Apostel- geschichte gedenkt seiner auch nicht an einer einzigen Stelle; es kann uns also nicht Wunder nehmen, wenn ge auch hier, wo sie offenbar eilt, den Paulus nach phesus zurückzubringen, da er sich den dasigen Juden in V. 20 f. verbindlich geniacht hatte, bald wieder bei ihnen einzutreffen, weiter keine Rückficht auf ihn nimmt, zumal ihr Interesse jetzt schon dem Apollo (V. 24 ff.) zugewendet ist, wie überhaupt alles, was inzwifchen zu Ephesus, ehe der Apostel wieder dort ankommt, sich ereignet hat, ihr Hauptaugenmerk bildet (vgl. Kap. 19, I ff.). Gerade jenen eigensinnigen Judaisten in Gal. 2, 11 ff. gegenüber, welche den von den Apofteln und Aeltesten zu Jerusalem beschlossenen Spruch in Katz. 15, 6 ff. wieder rückgängig zu machen und dafür ihren Lehrsatz von der Nothwendigkeit der Beschneidui1g und der Gesetzesbeobachtung für die Heidenchristen zur Norm zu erheben trachteten, galt es einen entschlossenen und entschiedenen Schritt vor den Augen der aiizen Gemeinde zu Antiochien zu thun, die einestheils die Mutter der ganzen heidenchriftlichen Gemeinden und anderntheils die Stifterin der äußeren Mission war; und solcher Schritt konnte nicht besser gethan werden als durch Mitnahme des Titus auf diese dritte Missions- reife, den Paulus, indem selbst die hohen Apostel zu Jerusalem ihn als vollbürtigen Christen anerkannt und seine Beschneidung nicht gefordert hatten, wie eine Siegesfahne seiner Lehre (Gal. 5, 6): »in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe thätig ist« von dort nach Antiochien zurückgebracht hatte. Wir werden nun für jetzt, um nicht durch zu weite Aus- dehnung unsrer Auseiiiandersetzungen den Leser mit Stoff an dieser Stelle zu überladen, das Weitere über Titus ebenso bis Kap. 19, 20 uns ersparen, wie wir das zu K. 16, 3 in Betresf des Timotheus gethan; dafür giebt es aber noch drei andere Punkte zu erörtern, nämlich «1) welche Richtung schlug Paulus in Gemein- schaft mit Titus ein, als er- ,,nach einander« das galatische Land und Phrygien durchwandelte? Z) was war fein Werk der Stärkiin der Jünger besonders in Galatien? und Z) was lügt aus dem in Kap. 19, 1 erwähnten Durchwandeln der ,,oberen Länder« für ein Schluß sich niachen auf die Bedeutung, zu welcher der Name ,,Phrygien« sich nunmehr erweitert? Was den zuerst genannten Punkt betrifft, so erfordert das ,,nach einander«, welches in Beziehung auf das Durchwandeln des galatifchen Landes und Phrygiens oben ausgesagt wird, eine forgsältige Erwägung. Jm Grundtext steht dasselbe Wort, welches Lukas in Katz. I, 3 seines Evan- geliums für unser deutsches ,,ordentlich« gebraucht hat; es will dasselbe unzweifelhaft besagen, daß das Durch- wandeln dies Mal eben die hier aufgeführte Ordnung oder Reihenfolge einhielt, zuerst das galatis ch e Land und darnach Phrygien, das aber ist die gerade um- gsekehrte Ordnun von der auf der vorigen Reife in ap.16,6., wo hrygienguerstund das galatische Land zuzweit genannt wur e. Davon kann also nicht die Rede sein, daß, wie z. B. Lechler es für nöthig hält, der großen Kürze des Berichts wegen Pifidien, Pamphylien und L kaonien hier übergangen seien; sondern Paulus mu dies Mal eine Richtung einge- schlagen haben, bei welcher letztere drei Landschaften ganz außer Bereich seiner Wirksamkeit blieben und as galatische Land beim Wiederbesuch eher an die Reihe kam als PhrtEien Nun lesen wir in 1. Petri 1, 1 unter denjenigen emeinden, an welche Petrus seine Episteln richtet, um ihnen zu bezeugen, daß das die rektiesclgnage goktesgleeiicdjdarin sg fteP3n5,d12)ä un n ie i, vie au n ur an er Aeußerungen (2. P. Z, 15 f.), deutlich u verstehen giebt, daß er es mit Gemeinden paulinis er Stiftung eng« Mk«rchgsxikgsgsesEspkiigshggsggkittigüsiss a i es en eine a z g, sondern eine zieiglich sichsäre FLah;sclzeinli?hkseitsreclznung, wenn wir anne men, au us a e au einer ritten Missionsreise von Tarsns aus, welches er auch dies Mal, gleichwie schon in Kap. 15, 41., berührte, sich gleichwohl nicht wieder, wie damals (16, 1), nach Derbe und Lhftra m Lykaonien gewendet, sondern dafurCappadocien als· Durchgangsland benutzt und e , n au ) na a ZTIHFLIDFPUEiFTTTLTDtE TFMMXHNEFLFEIZUUkULN II? bereits zu Galatien gehörte, von hier aus aber, die Richtiing nach Siidwesten e»infchl·agend, »die rückwärts gehende Ordnung im Vergleich mit der früheren befolgt, von der vorhin die Rede war. Die eben genannten Städte Cappadociens sind hernach in der Kirchen- geschichte durch Apolloniiis von Tyana (einen Magier gegen Ausgang des 1.«;ahr·h· n. Chr., den das Heiden- thum als Gegenbild Christi· aufgestellt hat, um deii wachsendeii Einfluß· des Christenthums zu brechen und wod iäioglszchschiiif seCijner Herrschast Eszch zu behgufzew un ie i ö e regorius von azianz un re- orius von Nyssa berühmt geworden (östlich Von etzteren beiden Städten liegt das alte Mazeka oder Neu- Cäsarea, bekannt durch seinen Bischof Basilius d. Gr., Såzrudår desszcgregoriuysi von äliyssa und JUgEUdIreHUZ es regoriu von azianz « nun mag e reii für jetzt no zu keiner eigenilichen Gemeindesiftung gekommen, ondern des Apostels Wirksamkeit ebenso nur eine den Keim zu kunstigen Gestaltungen pflanzende gewesen sein, wie an denjenigen Orten im siidwestlichen Phrygiem von denen wir hernach handeln werden, aber eben diese Keime zu pflegen und ihnen zur Entikiøickelung zgi veiilzelgem girågldja icihaclz diåizi Ilse- mer ungen zu ap. , gar a na es au us Ankunft in Ephesus dessen Mitarbeiter auf der zweiten Missionsreise, Silas, nach dem Osten von Kleinasien ab. Hierauf das Stärken derJünger »in Galatien und Phrygien anlangend, haben wir diejenigen Stellen des Friefs anfFiebGalatFrduijis zu· vergegeitiwagltigenihiä enen er o en ar au ie en einen zwei en u en a in den genannten Landschaften Bezug nimmt: I, 9; 4, 16; 5, 3 u. 21; darnach fand Paulus schon damals « sich veranlaßt, die Galater vor denjenigen Jrrlehrern zu Warnen, die bald nachher auch wirklich in die Ge- meiiide eindrangen und in gar bedenklicher Weise ihre Sinne verwirrten und in den Abfall von der rechten Lehre sie hineiiizogen Diese Jrrlehrer bestanden in eben jenen engherzigen Judaisten aus Paläftina, welche nach dem, was wir am Schluß des vorigen Abschnitts erwähnt haben, schon kur zuvor in Antiochien ihr böses Spiel trieben, dort sogar dem Apostel Petrus eine schwache Stunde bereiteten, ivofür er sich von Paulus scharf mußte zurechtweisen lassen, besonders aber unter andern Judenchristen den Barnabas in schwere Untreue gegen seinen ursprünglichen Beruf und egen seine eigene frühere Uebergeugung verwickelten. s blieb unserm Apostel nicht ver argen, daß, wenn er gleich den Petrus von dem Jrrthuni seines Weges ründlich und für immer bekehrt habe, doch dies in Beziehung auf die Judaiften und die von der Be- schneidung vornehmlich aber in Beziehung auf Bar- nabas, nicht ebenso der Fall sei, sondern daß diese im Gegentheil für die Bestimmung, die er vor der antiochenischen Gemeinde, bei welcher ja die Streit- 36«· 564 Apostelgeschichte 18, 24—26. frage schon vor 4 Jahren zum Austrage gekommen und durch die Auctorität der Apostel und Aeltesten zu Jerusalem endgilti entschieden, auch in einem förmlich und feierlich verö entlichten Dekret eigens zum Ab- fchluß gebracht war (Kap. 15, 1—32), durch seine Festigkeit und Energie ihnen ziigezo en, sich dadurch würden schadlos u halten suchen, das sie ihre Grund- sätze nun in sol en Gemeinden zur Geltung brächten, in denen der Spruch des Apostelconcils nicht ebenfalls bekannt gegeben worden war (Kap. 15, 23 Anm.); daher sagte er den Galatern, was wir in Gal. 1,8f· lesen, und deutete mit dem ,,auch wir« unverkennbar daraus in, wie von den kommenden Jrrlehrern würde daraus eåug genommen werden, daß auf ihrer Seite xetzt auch iner stünde, der früher selber es mit ihm, dem Paulus, gehalten hätte, ihre Lehre also jedenfalls die reinere, bessere sei· Nein, so bezeugte er solchem Gerede vorbeugend schon jetzt, eine derartige Tergi- versation ist nicht ein Fortschritt zu höherer Erkenntniß der Wahrheit, sondern nichts als ein verdammungs- würdiger Abfall. Zugleich bezeichnete er den Hauptpunkt, um den sich der Kampf bewegen würde, näher; es werde um die Beschneidung sich handeln, der auch, wie die Jrrlehrer ihnen vorreden würden, sich die aus den Heiden zu Christo Bekehrenden unterwerfen müßten, um der Seligkeit theilhaftig zu werden. Die Jrrlehrer würden zwar von den also Beschnittenen nicht die Beobachtung des ganzen mosai- schen Gesetzes verlangen, sondern mit etlichen Stücken desselben sich begnügen, weil sie wohl wüßten, daß sie mit jener Forderung sich ihre ganze Sache bei den Leuten verderben würden; doch as sei ein ganz un- berechtigter, rein menschlickywillkürlicher Nachlaß, da, wer einmal die Beschneidung auf sich nimmt, damit auch dem ganzen Gefetz in allen seinen einzelnen Theilen in Gottes Augen sich nnterwirft. Wir dürfen nun aus dem den Galatern gemachten Vorwurf (1, 6)- daß sie sich hätten »so bald« abwenden lassen, schließen, daß die Irr-lehret, die schon auf die Lauer sich gelegt hatten, dem Apostel bei seinem Durchwandeln des galatischen Landes auf dem Fuße nachfolgten und als- bald, nachdem er gen Phrhgien weiter gezogen war, ihr Unkraut unter den Wei en säeten. Dabei haben sie denn den Galatern die apoftolische Dignität des Paulus in einem sehr zweifelhaften Lichte dargestellt; er sei, soweit er überhaupt für einen Apostel gelten dürfe, doch nur ein Apostel von Menschen (Gal. 1, 1), der, was er von apostolischer Dignitätbesitzz erst durch die hohen Apostel in Jerusalem erlangt habe, und auch nur ein Apostel durch einen Menschen, als der erst durch den Barnabas in den Dienst am Evangelio ein eführt, von sich selber aber lange für einen be- den lichen Menschen von der Urgemeinde gehalten wor- den set«(Gal. 1, l1—2, 10. Und nun zeige er auch in der That, daß man ni t umsonst ihm von Haus aus emißtraut habe: nicht als einen wirklichen Freund und eelenführer erweise er sich den Heiden, welchen er das Evangelium predige, sondernimGegentheil als ihren Feind, in em er ihnen etwas vorenthalte, was er unter den Juden gelegentlich selbst noch beobachte, nämlich das Gesetz, was also doch ewiß seiner eigenen Ueber- zeugung ziach einen ho en erth für das Seligwerden haben muss-e (5, 11). lso befinde es sich denn auch in Wahrheit: gerecht werde der Mensch allein durch des Gesetzes Werke Gal. 3, 1 ff.); das habe ausdrücklich Jacobus der Gere te, des HErrn Bruder, der doch gewiß fiir die höch te Auctorität gelten müsse, gelehrt und es an Abrahams, des Vaters der Gläubigem Exempel nachgewiesen (Jak. 2, 14 ff? Diese Andeu- tungen mögen genügen, um zu bewei en, einerseits, daß die Epistel an die Galater und vollends die an die Römer jüngeren Zeitalters sei, als die Epistel St. Jacobi, und sich egen den Mißbrauch der darin enthaltenen Lehre ri te, nicht aber der umgekehrte Fall angenommen werden dürfe (Kap. 15, 21 Anm.); und andrerseits, daß Barnabas nicht unbetheiligt war an den Umtrieben der Judaisten gegen seinen früheren Freund und Arbeitsgenossen Paulus, wenn wir auch das Maß seiner Betheiligung nicht näher zu bestimmen vermögen, daher unfer Apostel hernachmals das volle Recht hatte, seinen Gemeinden, speziell der u Colossä, zu verbieten, daß sie ihm Eingang ver- ftatteten (Eol.4,10), hatte Barnabas doch, während ursprünglich in ihm und dem Paulus ihrer zwei zu Heidenaposteln von dem HErrn berufen waren (Kap. 13, 3 Anm.), von dem Werke der Heidenmission sich geschieden, so daß nun Paulus nur allein noch sich den Apostel der Heiden nennen durfte, und nun war ja gerade die Gemeinde zu Collossä eine rein eiden- christliche (Col. I, 27; 2, 11). Erst ziemich spät, als er seinem Ende nun schon nahe war, hatte Paulus die Freude, daß Barnabas, jetzt ebenfalls den Irr- thum seines Weges, gleichwie früher Petrus, und durch diesen belehrt, erkannte (vgl. Anh. II, a Nr. 5), und da konnte er denn die etwa 10 Jahre bestandene und in dreifachem Stufengang immer höher gesteigerte Span- nun mit dem Frie en der Versöhnung bei Seite schieben. Es Find das freilich, was wir hier vortragen, Ein- sichten oder, wenn man es so nennen will, Ansichten, die zur Zeit noch so gut wie isolirt dastehen in der theologischen Wissenschaft, die aber wohl noch einmal sich Bahn brechen werden; dann wird man auch nicht mehr daran denken, den Barnabas zum Verfasser des gebräerbriefs zu machen. Denn zur Abfassung eines endschreibens siir den Zweck, den dieser Brief ver- folgt, war ein Mann erforderlich, der von "eher auf festen Füßen gestanden und eine klare, tiefe uffassung des gegenseitigen Verhältnisses zwischen dem alten und neuen Bunde unverrückt in sich getragen hatte; ein von seinem Beruf zum Heidenapostel abfällig ge- wordener, wenngleich zuletzt wieder zur Erkenntniß der Wahrheit hindurchgedrungener Mann dage en, be dem das, was in Kap· l1, 24 von ihm gefat werden konnte, in sehr übler und für die Entwi elung der Kirche so nachtheilig gewordener Weise erschüttert wor en war, ist zweifelsohne keine rechte Auctorität mehr für eine ängstlich und rathlos gewordene Christen- gemeinde. Endlich, wie oben gesagt, haben wir zu erörtern, was Lukas damit meint, wenn er an unsrer Stelle zunächst ein Durchwandeln des galatischen Lan- des und Phrygiens von Paulus berichtet, darauf in V. 24—28 uns nach Ephesus führt und dort den Apollos zeigt, wie er zu voller Erkenntnis; der Wahr- heit hindurchdringt und nunmehr nach Corinth über- siedelt, schließlich aber in Kap. 19, 1 wieder zu Paulus zurückkehrh der nach dieser Uebersiedelung des Apollos nach Eorinth in Ephesus eintrifft, nachdem er soeben die oberen Länder durchwandelt hat. Sind darunter eben auch wieder das galatische Land und Phrhgien zu verstehen, so daß von da aus Paulus ebenso, wie in Kap. 16, 6 ff., zu dem Küstenstrich am mittelländi- schen Meer vor edrungen wäre, ohne in den da wischen- liegenden Landfchaften Kleinasiens irgend wel es Werk vorzunehmen, weil noch immer der Geist ihm wehrete, Zu reden das Wort in Afien? oder aber ist unter en ,,oberen Ländern« eine andere Gegend zu verstehen, und deutet nun das ,,Durchwandeln« ebenso eine Wirk- samkeit des Apostels diijselbst an, wie es an unsrer Stelle eine solche in eziehung auf das alatische Land und Phrhgien aussagh wenn auch diese Wirk- Vorbereitung einer Gemeindestiftung im südwestlichen Phrygiem 565 samkeit nicht ebenfalls wieder ein Stärken der Jünger sein konnte, sondern eine andere sein mußte, da ja noch keine Jünger von der weiten Missionsreise her bei dieser dritten daselbst fchon vorhanden waren? Ohne Zweifel nun ist dort das »obere Länder« in gegen- satzliche Beziehung gesiellt zu Cphesus, der ·an der Meeresküste gelegenen Hauptstadt von dem in Kap. L, I; 6, I; 16,6 gemeinten Asien; da liegen denn doch das galatische Land und derjenige Theil von Phrygiem von em an vorliegender Stelle die Rede ist, zu fern und stehen zu Ephesus in geographischer Hinsicht zu wenig in Beziehung, als daß wir gerade an sie bei jenem Ausdruck denken dürften. Zudem ist das Durch- wandeln des galatischen Landes und Phrygiens und das Durchwandeln der oberen Länder deutlich durch einen bestimmt bemessenen Zeitraum von einander ge- schieden, indem Apollos zu der Zeit, wo ersteres statt- fand, erst nach Ephesus kam und daselbst in Erkenntniß der christlichen Wahrheit seine Fortschritte machte, zu d-er Zeit dagegen, wo letzteres eschah, naæ Corinth übersiedelte und dort, seine Wirkfamkeit erö netex wir müsfen uns also fiir die zweite von den beiden vor- hin n Frageform aufgestellten Möglichkeiten entscheiden. Und wenn wir nun da den Apostel mit seinem Be- gleiter Titus eine Tour nehmen lassen, die von Amorium und Synnada im oberen Phrygien zunächst in südwestlicher Richtung über Colossä nach Laodicea und Hierapolis und von dort westlich hinüber nach Cphesus ging, so kommt sowohl die Bezeichnung ,,Phrygien« als die andere: »die oberen Länder« zu ihrem Recht; denn Colossä, Laodicea und Hierapolis bildeten theils die südwestliche Spitze von Phrhgien, theils lagen sie an Ephesus so mahe heran, daß sie füglich zu den oberen Ländern, speziell zu Carien und Lhdien, in die sie mit ihrer Spitze hineinreichten, gezählt werden konnten. Nun hat freilich Paulus auf dieser Tour noch ebensowenig, wie vorher in Cappa- docien, eine eigentliche Gemeindestiftung bewirkt, was bestimmt daraus hervorgeht, daß er in Col. 2, 1 die Gemeinden in Colosfä, Laodicea und deren Nach- barfchaft als solche anredet, die seine Person im Fleische nicht gesehen haben, vielmehr muß nach Col. 1, 7 die Geme1ndestiftung auf Rechnun des EpJhras gesetzt werden, der na Col. 4, 12 fgelbst ein , olosser war; aber doch »iebt ein Ausdruck: ,,wie viele mein An- geficht im Fleische nicht gesehen haben«, wie es wört- lich in Col. L, 1 heißt, zu verstehen, daß allerdings auch solche in jener Gegend vorhanden waren, die ihn persönlich kunnten. Und da ist ja der zu Laodicea wohnhafte Philemon nach Philem. 19 von dem Apostel selber zu Christo bekehrt, wahrscheinlich auch dessen Frau Appia und der der Familie nahe stehende, viel- leicht mit ihr verwandte Archippus (Philem. 1f.; Col. 4, 17), desgleichen der Nymphas (Col. 4, 15); in Co- lossä aber ist jedenfalls Epaphras, der vorhin erwähnte Stifter der Gemeinde, ein unmittelbarer Schüler des Paulus ewesen, so daß er diesen als seinen geiftlichen Vater egrh wenn er ihm in seine Gefangenschaft zu Rom Nachricht überbringt von dem Stande der ihm so sehr am Fetzen lie enden Gemeinden in der Heimath (Col. 1, 4. ;4, 12 .). So sind esfalso weni stens einkzelne Personen oder Familien, d»1e für eine irk- sam eit des Paulus in dem südwestlichen Theile von Phrhgien Zeugniß ablegen; auf dem Durchzuge durch Carien und Lhdien dagegen mag er auch solcher Einzel- thätigkeit sich enthalten haben, da für diesen Theil von Kleincgien er alles bis aus seine Wirksamkeit in Ephesus si aufzusparen gedachte, woselbst er dann auch lange genug verweilte und Gehilfen genug bei sich hatte zur Verbreitung des Evangelii. 24. Es kam aber fzu jener Zeit, wo Paulus nach V. 23 zuerst in Antiochien weilte und daraus nach einander das galatifche Land und Phrygien durchzog und alle Jünger stärkete] gen Ephefus fnoch bevor er selbst, der Apostel, seinem Ver- sprechen in V. 21 gemäß wieder dort eintraf Kap. 19, 1] ein Sude, mit Namen Apollo [griech. Apo1l0s, abgekürzt aus Ap01l0nj0s: 2. Macc. Z, 5 und anderwärtss der Geburt von Alexandtia [jener berühmten Stadt an der Nordküste von Afrika Karte IV, wo so viele Juden einheimisch waren und der Schriftforschung großen Fleiß zu- wendeten 1. Macc. 1, 4 u. 11 Anm.], ein beredter Mann und mächtig in der Schrift fdes alten Testaments Luk. 24, 27., in derselben wohl be- wandert und geschickt in ihrer Auslegung und Anwendung]. 25. Dieser war ffchon von Alexandrien her einigermaßen] unterweiset den Weg des HErrn fdaß er den Heilsrathschluß Gottes, der in dem Messias erfüllt werden sollte, genau kannte, auch von Jesu von Nazareth, dem Propheten mächtig von Thaten und Worten, wußte Kaki. 10, 36 ff. und an ihn als den rechten Messias glaubte, wenngleich ihm sein hohepriesterliches und könig- liches Amt noch ein verschlossenes Geheimniß ge- blieben], und redete fnun in menschlicher Be- geisterung] mit brimstigem Geist [Röm. 12, 11 von Dem, an dessen Namen er glaubte] Und lehtete mit Fleiß fmit großer Sorgfalt und Ge- nauigkeit] von dem HEtrn ffoweit seine Einsicht zur Zeit schon reichte], und wußte allein von der Taufe Jobannis fstund also, was seine dermalige Einsicht betrifft, nur erst noch in dem Vorhof der evangelischen Heilskunde Mark. 1, 1 ff.; ohne schon in das Heilige und Allerheiligste vorge- drungen zu sein]. M. Dieser [in der eben beschriebenen Weise das, was er hatte, treu gebrauchend] sing an finden: er sich nicht damit begnügte, im bloßen Privatgespräch mit Einzelnen den Samen des göttlichen Worts auszuftreuen, sondern auch der jüdischen Gemeinde als solcher gern förderlich werden wollte], frei [-müthig] zu predigen» in der Schule fzu Ephesus V. 19]. Da ihn aber fbei dieser Gelegenheit auch] Aquila nnd Priseilla fdie seit V. 18 daselbst wohnten und eifrig am jiidifchen Gottesdienst sich betheiligten 2, 46; Z, 1 u. f. w.] höreten fund bald merkten, woran es ihm zu voller Erkenntnis; der Wahrheit noch fehles, nahmen sie ihn zu sich [in ihr Haus] nnd legten ihm den Weg Gottes noch fleißiger [genauer und tiefer in die Hauptsache eindringend] aus fund vermittelten ihm dann die Taufe auf Christum Kap. 19, 5]. Der S werpunkt dieser nachträglichen Meldung, die noch zurü sieht auf die zweite Missionsreise Pauli, liegt 566 Apostelgeschichte is, 27-——28. darin, daß Lukas uns zeigen will, wie der HErr nach dem Weggehen Pa1ili von Corinth (V. 18) seiner dortigen Gemeinde einen neuen Hirten und Lehrer zu- geführt habe, welcher gleichsam als Ersatzmann dessen Werk daselbst fortsetzen sollte (V. 27f.). Die ganze Geschichte ist ein merkwürdiges Exempel davon, ·wie im Reiche Gottes die Dinge in einander greifen: Paulus mußte in Corinth das Ehepaar Priscilla und Aquila antreffen und unterrichten, und dieses mußte nach Ephesus kommen, dort aber den Apollos kennen lernen, um sich seiner anzunehmen und ihm in seiner christlichen Erkenntniß nachzuhelfem und nun kommt Apollos so zubereitet in das Arbeitsfeld des Apostel Pauliis nach Corinth, um während der län eren per- sönlichen Abwesenheit des Apostels von ort seine Stelle zu vertreten. Wer erkennt hierin nicht die Hand des HErrn, der seine Kirche wunderbar leitet? Der Eintritt nun dieses Mannes in ein apostolisches Ar- beitsfeld deutet schon jetzt unverkennbar auf die Zeiten hinaus, in welchen die Kirche durch das Abtreten der Apostel von dem Schauplatz ihrer irdischen Thätigkeit in die Lage kam, sich auch ohne die persönliche Gegen- wart von Aposteln durch die Welt hindurchschlagen zu müssen. (Andreä.) Jn Apollos war Vieles vereint, das ihn zu einem vortresflichen Werkzeug im Dienste der Wahrheit niachte und das sich in einer so glück- lichen Vereint ung bei nicht vielen Menschen findet; Er, wohl be andert in der Schrift und wohl unter- wiesen in der Lehre des Christenthums bis auf einen gewissen Punkt, hatte die Gabe lebendiger und mächtiger ede, war beseelt von Verehrung Jesu Christi, hatte Muth und Freudigkeit des Herzens, die Wahrheit in der Welt zu bezeugen, und war ein demüthiger Mensch, der, wieviel er auch wußte und ver1nochte, doch den Mangel seiner Erkenntniß einsehen und von Anderen Belehrung annehmen konnte. Jn demChrist Gottes (Luk. 9, O) hatte sich ihm längst die Schrist aufge- fchlosfen (Joh. 5, 39); und nun hatte er auch mit Ueberzeugung erkannt, daß Jesus dieser Christ sei. Aber er wußte allein von der Taufe Johannis; er kannte die Sache und Geschichte des Christenthums nur soweit, daß der Verheißene in der Person Jesu von Nazareth in der Welt erschienen und in Jsrael aufgetreten sei, daß der Prophet, der nach dem Wort der Weissagung ihm vorhergehen und das Herz seines Volkes ihm bereiten und öffnen sollte, in Johannes erschienen sei, der bezeugt habe, daß Jesus der Christ und Gottes Sohn sei, und getauft habe zur Buße, um Theil zu haben an dein HErrn, der nun austreten, das Reich Gottes auf Erden griinden und taufen werde mit dem heil. Geist. Daß letzteres schon geschehen sei, daß Christus getauft habe mit dem heil. Geist, daß er nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt durch die Erfüllung der Verheißung des Vaters oder durch die Mittheilung des heil. Geistes seine Kirche und eben damit das Reich Gottes auf Erden gegründet habe, das wußte er nicht. Er war ein Mann, in dem viel Licht und Leben des heil. Geistes zur Erkenntnis; und zur Heiligung war; aber wie er das Christenthum 1iicht aus apostolifchem Unterricht kennen gelernt hatte, so hatte er auch nicht unter eines Apostels Hand- auflegung und Gebet den heil. Geist empfangen. Ihm stand die Sache des Christenthums noch da, wo sie am letzten Tag jenes Festes stand (Joh. 7, 37 ff.), eben in dem Augenblick, als das Volk mit dem goldenen Kruge voll Wassers aus der Quelle Siloah zurückkam, Jesus austrat und seine Worte in die Menge hinein- rief; was über die Taufe und das Zeugnis; Johannis hinausging, das wußte er nicht, oder wußte es nicht in rechtem Grund und Zusammenhang. Wieviel in- dessen ihm an der Erkenntniß der evangelischen Wahr- heit auch noch fehlen mochte, er wußte genug von dem HErrn Jesu Christo, um ihn zu lieben und um ihn als Ende und Ziel des Gesetzes denen, die unter dem Gesetz waren, zu ver-kündigen. Und da er das mit Liebe der Wahrheit und mit Treue that, so mußte sich an ihm das Wort erfüllen: »wer da hat, dem wird ·egeben, daß er die Fülle habe«. Er gab Andern, soviel er hatte; so mußten Andere, die mehr hatten, ihm wieder geben. Er half, so gut er konnte, Andern zum Anfang einer besseren Erkenntniß; da fügte es der HEry daß Andere sich herzufandem die ihm vom Anfange zum Fortganzge und zur Vollendun einer besseren Erkenntnis; mit Diebe behilflich waren. ( enken.) Unterweiset den Weg des HErrn, d. i. über das Christenthum als die von Christo mittels des Glaubens an ihn bestimmte und geftellte Lebeiisrichtung (9, 2), unterrichtet, war Apollos ohne Zweifel durch Johannes- jünger, die nach Alexandrieii gekommen waren; wie unvollständig aber dieser Unterricht in Betreff des Lehrgehaltes des Christenthums gewesen, ergiebt sich daraus, daß er von einer spezifisch christlichen Taufe nichts wußte. Daß mit dem ,,er wußte allein von der Taufe Johannis« eine absolute Nichtkenntniß der christlichen Taufe ausgesprochen sei, ist an sich un- glaublich und wegen Joh. Z, 26 nicht anzunehmen; insofern er jedoch den unterscheidenden Charakter der christlichen Taufe von der johanneifchen nicht kannte, es nicht wußte, daß jene etwas Höheres sei als diese, kannte er nur des Johannes Taufe. Er stand in dieser Hinsicht auf gleicher Stufe mit den ,,etlichen Jüngern« in Kap. II, 1 ff.; aber nicht passiv sich ver- haltend, wie diese, war er schon unter dem Einflusse des theilweisen und vorläufigen Lichts der chriftlichen Erkenntniß voll tief lebendiger Erregtheih wie iedend und wallend im Geist, und redete und lehrte mit Genauigkeit, was sich auf Jesum bezog, für welchen als den Messias Johannes gezeugt hatte· (Meyer.) Es ging ihm, wie heut noch manchem an ehenden Predigey der auch, wenn er zuerst an eine emeinde kommt, schöne Gaben und ein schönes Wissen initbringt und einen feurigen Eifer für die Sache des HErrn; aber es fehlt noch an der tieferen chriftlichen Herzens- bildung, an der eigenen gründlichen Heilser ahruiig. Wohl dem Neuling und Anfänger im Dienste des HErrii, wenn ihm dann Gott so liebe Lehrmeister zu- führt, wie einen Aquila und eine Priscilla, und wenn er sie so treiilich benutzt, wie Apollo es that! (Gerok.) Es ist lehrreich, daß ein in der apoftolifchen Zeit so bedeutend und einflußreich gewordener Mann, wie Apollo, einem schlichten Ehepaar, wie Aquila und Zåriseillm die letzte abschließende Vorbereitung zu seinem ehramt und die gründlichste Einleitung in die positiv christliche Lehre zu verdanken hatte. Diese Leute waren es, die den richtigen Blick in seine Persönlichkeit und deren vielversprechende Gaben thaten, die aber auch sofort erkannten, wo es ihm fehle; sie waren es, die ihn, den gewiß Geistreicheren und weit Gelehrteren, gründlicher in die christliche Wahrheit einweiheten; sie waren es, die dazu behilflich waren, daß er nach Corinth kam, und das Jhrige dazu beitrugen, den rechten Mann an den rechten Platz zu stellen. Soweit haben hier einfache Laien, namentlich auch eine Frau von frommer Gesinnung und gediegener christlicher Erkenntniß geleistet, was nach unsern herkömmlichen Begriffen Sache theologifcher Bildungsanstalten und Kirchenbehörden ist —- ein Thatbeweis von dem all- gemeinen Priesterthum in der apoftolifchen Zeit! (Lechler.) Schon in V· 18 be egnete uns die auffallende Stellung: Priscilla und quilaz nach den ältesten Apollos, ein Johannisjüngey von Priscilla und Aquila in Ephesus unterwiesen, kommt nach Corinth. 567 Handschriften haben wir auch an unsrer Stelle die nämliche Folge zu lassen (vg . Röm. 16, Z; 2. Tim. 4, 19). Daraus läßt sich mit Bestimmtheit entnehmen, daß die Voranstellung des Weibes eine bewußte und beabsichti te ist; und eben unsere Stelle, in welcher wir die eiden Eheleute in einem selbstthätigen Handeln begriffen finden und die daher am meisten von allen charakteristisch ist, wird uns über diese Absicht am ersten Aufschluß geben können; Wenn es heißt, Pris- cilla und Aquila haben Apollo gehört, ihn zu sich genommen und sorgfältiger unterw1esen, so müssen wir annehmen, daß dem Weibe in dieser Thätigkeit das Meiste zuzuschreiben ist; und da hier von Lehren und Unterweisen die Rede, so wird man eben deshalb an dieser Voranstellung des Weibes Anstoß genommen aben, und erklärt sich daraus die gerade an dieser telle vorkommende Umstellung in andern Handschriften Da jedoch das Lehren hier kein öffentliches, son- dern ein freundschaftliches ist, so ist das Hervor- treten des Weibes nicht gegen die apostolische Regel in 1. Cor. 14, 34; l. Tim. 2, 12. Wir haben also vorauszufetzem daß die Erkenntniß in der Priscilla zu besonderer Klarheit und Gediegenheit gefördert war: wie wir in Kaki. 9, 36 ff. in der Tabea innerhalb der judenehristlichen Gemeinde ein Vorbild weiblicher Werkthätigkeit vor uns hatten, so nun in der Pris- eilla innerhalb der heidenchristlichen Gemeinde ein denkwärdiges Beispiel weiblicher Erleuchtung und Er· kenntniß. (Baumgarten.) 27. Da er aber sweil einerseits eine gewisse Scheu ihn abhielt, in Ephesus, wo er zuerst mit noch unreifer, mangelhafter Erkenntniß aufge- treten, auch fernerhin sich hören zu lassen, und weil andrerseits das, was Aquila und Priscilla über die Gemeinde zu Corinth ihm mitgetheilt, ihn zu dieser hinüberzogs wollte in Achajam [die- jenige Provinz Griechenlands, deren Hauptstadt eben Corinth war V. 12] reisen, schrieben die Brüder sAquila und Priseilla und die etwa sonst noch in Ephesus zu Christi Jüngern schon ge- hörten] und vermahneten die Jünger [dort, in CorinthL daß sie ihn aufnähmen [weil er ihnen als tüchtiger Lehrer gar nützlich werden könne, zumal wohl eben jetzt Silas und Timotheus die Gemeinde, bei der sie früher zurückgeblieben waren Kap. 16, 3 Anm., nun ebenfalls verließen, um mit dem gen Ephefus im Anzug begriffenen Paulus II, 1 sich wieder zu vereinigen]. Und als er dar- [in Corinth an-] kommen war, half er viel denen, die [an Jesum schon] gläubig waren worden sindem er sie tiefer in ihrer Erkenntniß gründete], durch die Gnade [die sein Bemühen begleitete und segnete, so daß geschah, was Paulus hernach an die Gemeinde schrieb: ,,ich habe ge- pflanzet, Apollo hat begossen, aber Gott hat das Gedeihen gegeben« I. Cor. s, 6 ff.]. 28. Denn [um vor allem das zu nennen, worauf alle weitere fördernde Wirksamkeit für die Gläubigen sich gründete] er überwand die Juden [welche sie in ihrem Glauben irre zu machen suchten] beständiglich und erweisete öffentlich saußer- halb der Synagoge, in welche ja die Christen, so- weit sie ursprünglich Heiden gewesen, nicht ein- treten durften] durch die Schrifi [des alten Testa- ments, aus Mose und den Propheten], daß Jesus der Christ sei [Kap. 9, 22]. Den Christen zu Corinth bestätigte Apollo das, was sie sZon hatten, sie wurden durch ihn in dem, was sie s on waren, noch tiefer und fester gegründet; den Juden aber nahm er gewissermaßen das, was sie hatten und was sie im Mißverstande als Weg: und Waffe des Judenthums wider die Wahrheit mi - brauchten, und gab es ihnen als Offenbarung und Beweis der Wahrheit zurück, indem er an Gelehrsam- keit und Kenntnissen aller Art, worauf es da ankam, sowie an Erkenntniß der Wahrheit, an Macht der Schrift ihnen überlegen, sie beständig überwand, ihre Widcrsprüche und Einwände beseitigend ihnen zeigte, daß aus der Wurzel der Verheißung und Weissagung des alten Bundes das Evangelium des neuen Bundes als die reife, vollendete Frucht hervorgegangen sei, und daß aus dieser Wurzel keine andere Frucht habe her- vorgehen können. (Menken.) Da die Gemeinde in Corinth ganz überwiegend aus Gläubi en, die dem Heidenthum angehört hatten, bestand, Lso sieht man nicht gleich ein, wie in den Verhandlungen des Apollo mit den Juden eine so wesentliche Förderung für sie liegen konnte; wir müssen uns aber Vergegenwärtigen, wie ernstlich die apostolischen Gemeinden, auch die aus den Heiden gesammelten, in die alttestamentlichen Schriften und mithin in die bleibende Bedeutung des Volkes Israel für die Heilsentwickelung hingewiesen worden sind. Bleiben wir uns dieses Zusammenhangs der Gläubigen aus den Heiden mit der alttestament- lichen Geschichte und Schrift lebe11dig bewußt, so wird uns auch einleuchten, daß in dem Unglauben und den Schmähungen der Juden eine fortwährende Anfechtung Zlegen den Glauben der Heiden gegeben war; diese nfechtung konnte nun in der corinthischen Gemeinde, wo das Evangelium eine so durchgreifende Spaltung und Spannung in der Synagoge bewirkt hatte, leicht besonders stark werden, und so konnte die nachdrucks- volle, wirksame Beweisführung des Apollo gegen die Juden eines stärkenden heilsamen Eindrucks aus die Gläubigen in Achaja nicht verfehlen. Uebrigens kann wohl kein Zweifel sein, daß Lukas mit dieser Hervor- hebung nur ein Einzelnes aus der Wirksamkeit des Apollo herausstellem sonst aber den Leser auf seine obigen Angaben der glänzenden Gaben dieses Mannes auch für seine Wirksamkeit in Corinth verwiesen haben will, so daß wir zu bedenken haben, wie förderlich diese mit grie ischer Bildung und natürlicher Leben- digkeit begabte ersönlichkeit der corinthischen Gemeinde werden mußte. (Baumgarten.) Des Apollo ganze Erscheinung fcheint eine sehr imponirende und hin- reißende gewesen zu sein; und wenn er auch nicht mehr Beredtsamkeit und Schrift elehrsamkeit besaß, als Paulus, so ließ er doch die e Hilfsmittel der Predigt, d. h· das Menschliche im Verhältnis; zu dem Göttlichen, der schlichten Kraft des Kreuzes oder des Glaubens, viel stärker und wirksamer hervortreten. Dadurch wurde auf der einen Seite in der Richtung nach der Welt hin dem Christeuthum in bedeutenden: Maße Ba n gemacht; nach der andern Seite aber wurde au der menschliche Beifall und die menschliche Be- geisternng so stark erregt, daß die Jnnerlichkeit und Tiefe des Glaubens darunter leiden konnte und wirk- lich litt. Daher konnte sich bald in Corinth eine Partei El. Cor- 1, 12; 3, 4 ff.) ausbilden, welche den uner- ahrenen, minder tiefen und gewalti en, aber äußerli glänzenderen Glaubenszeugen sogar em großen Aposte , 568 Apostelgeschichte 19, 1——7. dem Stifter der corinthischen Gemeinde, entgegenfetzte (P. Langeh Wenn so eine der vier Parteien in Corinth sich an· einen Namen hangte, so war das gewiß nicht nach fernem Willen; denn nach l. Cor. 16, 12 befand er sich bei Paulus, als dieser den Brief schrieb, war von diesem mehrfach aufgefordert worden, die Corinther wieder zu besuchen, hatte es aber — ohne Zweifel eben weil sein Name zur Parteilosung emacht worden — abgelehnt. Auch sonst erhellt aus dem Briefe ein dur aus freundliches und anerkennendes Verhältnis; des Apo tels zu ihm. (Beyschlag.) Doch läßt aus »der Thatsache der beklagenswerthen Zertheiltheit in Corinth einigermaßen abnehmen, daß Apollo, wie innig er auch in Liebe und Glauben mit Paulus vereinigt gewesen, doch zu ihm in ganz anderer, mehr selbstständiger Beziehung gestanden habe, als Lukas oder Timotheus, vielleicht selbst als Silas. Wir bemerken dies nament- lich im Hinblick auf die Vermuthung Einigeiz daß der Brief an die Hebräer möchte von Apollo geschrieben sein; ist aber die Annahme fast allgemein, daß dieser Brief, wenn nicht von Paulus selbst, so doch gewiß von jemand aus seiner nächsten Umgebung oder aus seiner Schule herstainme, so kann Apollo so wenig nach seinem persönlichen Charakter, als nach seiner Stellung oder seinem Wirkungskreise im Evangelium, weder als zur nächsten Umgebung noch als zur sog. Schule des Heidenapostels gehören angesehen werden. (da costs-n) Das 19. Kapitel. Panii llerrichiung zu Exihesus. 1. Es geschah aber, da Apollo zu Corinth [in der Kap. 18, 28 angegdbenen Weise thätig] war, daß Paulus sgleichwie er dazumal, als jener noch in Ephesus war, nacheinander das galatische Land und Phrygien durchwandelte 18, 23 ff., so jetzt] durchwaudelte die oberen» shöher als die Landschaft an der Meeresküste gelegenen] Länder [wo er namentlich in Colossä, Laodicea und Hierapolis sein Wesen hatte, s. zu Kap. 18, 23 b], und kam [etwa Ende September des J. 54 n. Chr-J gen Ephesusf und fand etliche Jimger [die sich zu Christo bekannten V. 7]; Z. ZU denen sprach er sda es ihm zweifelhaft schien, ob sie wirklich schon im vollen Sinne des Worts Jünger des HErrn wären]: Habt ihr den heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig worden seid? Sie sprachen zu ihm: Wir haben auch nie gehört, ob ein heiliger Geist sei sals auf Erden nun vorhanden und wirksam sich erweisend Joh. 7, 39., geschweige, daß wir ihn schon selber em- pfangen hätten]. , 3. Und er sprach zu ihnen: Worauf sals euch vorgehaltenen Gegenstand des Glaubens und Be- kenntnisses] seid ihr denn [wenn es noch so mit euch steht, daß ihr nicht einmal vom Dasein des heil. Geistes etwas gehört] getauft? Sie sprachen: Auf Johannis Taufe« [d. i. auf die in dieser Taufe liegende Verpflichtungs 4. Paulus aber ssolche von ihnen übernommene Verpflichtung ihnen zum Bewußtsein bringend, damit sie derselben jetzt wirklich Genüge leisten möchtens sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und sagte dem Volk, daß sie sollten glauben an den, der nach ihm kommen sollte, das ist, an Jesum, daß der Christus sei [Kap. 13, 24 f., und da könnt ihr Ja, nachdeni sich alles längst erfüllt hat, worauf er damals hingewiesen, keinen Aiigenblick in Zweifel sein, was ihr nun- mehr zu thun habt]. » 5. Da sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des HErrn Jesu C. Und da Paulus die Hunde auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und [sie] redeten mit Zungen und toeissagtenitt [Kap. 8, 17; 10, 44 u. 46·, vgl. die Bem. z»u Kap· 14, 8 ff.].» 7. Und alle der Manner waren bei zwolfenf [im Grundtext nach hebräischer Weise 24, 11 durch «zehnzwei«, nicht, wie bei den zwölf Aposteln Luk. 22, Z. 14., durch ,,zweizehn« ausgedrückt) It) Ephesus war schon lange (K .16, 6ff.) ein Augen- merk des Apostels gewesen; daher urcheilte er auch zu- letzt die Oberlande des proconsularischen Asiens mit geflügeltem Schritt, um die Stadt zu erreichen. Diese hochberühmte Hauptstadt des fchönen Joniens, welche jetzt die Hauptstadt der römischen Asia proconsularis war, am Flusse Caystrus, nicht weit vom Meer, zwischen Smyrna und Milet, auf einer großen Karawaneiistraße zwischen dem Orient und dem Oceident elegen, daher durch ihren Zwischenhandel berühmt (O b. 2,1 Anm.), mußte dem Heidenapostel wohl als ein großes Ziel erscheinen. (P. Lange) Wir erinnern uns, daß Paulus, schon als er zum ersten Mal in Phrygien sich befand, gerne von da aus gleich in das proconsularische Asien gegangen wäre, was ihm jedoch vom heil. Geist ver- wehrt wurde (16, 6); seine Schritte wurden statt dessen vielmehr nach dem Abendlande gelenkt, wo nach dem Rathe des HErrn das Evangelium zuvor festen Fuß fassen sollte. Nun aber war mittlerweile die geschicht- liche Lage der Dinge eine anz andere geworden, so daß sich der Apostel nicht a ein frei fühlte, die Mission im proconsularischen Asien in Angriff zu nehmen, sondern sich nunmehr recht eigentlich darauf hingewiesen sah; hatte er doch bereits bei seinem kurzen Aufent- halt in Ephesus (Kap. 18, 19 ff.) sich davon über engen dürfen, daß man dort seiner begehre unddaß auch für das proconsularische Asien der Zeitpunkt nun ge- kommen sei, wo der HErr sein Reich daselbst einführen wolle, weshalb auch der Apostel den ephesinischen Juden das Versprechen gab, bald wieder dorthin zurückzu- kehren. Ephesus bildete gleichsam einen Knotenpunkh in welchem asiatisches und europäisches Wesen sich be- gegneten und in beständigem Verkehr mit einander erhalten wurden; gewiß nun war Paulus schon damals darauf bedacht gewesen, für die von ihm im Abend- lande gestifteten Gemeinden eine frequentirte Ver- bindungsstraße zu finden, durch welche dieselben mit den Muttergemeinden von Jerusalem und Antiochien in eine engere Gemeinschaft treten könnten, und er erkannte zugleich, daß die Gründung einer Christen- gemeinde in Ephesus eine gar geeignete Zwischen- station ab eben würde zwischen den schon vorhandenen, räumlich so weit von einander entfernten Theilen der Kirche überhaupt. (Andreä.) Der Apostel hat das Pauli Ankunft in Ephes us uiid Taufe der zwölf daselbst vorhandenen Johannisjüngen 569 Panier des evangelischen Bekenntnisses in die westliche Welt hiiiausgetragen und aus einer großen, fernen Höhe ausgepflanzt; dabei ist nun aer nicht seine Meinung, als ob jene abendländische Christenheit, ob- gleich sie die Trägerin der Zukunft zu werden bestimmt ist, sich für sich entwickeln soll. Es ist ihm inneres Bedürsniß, wie er demselben auch von Anfan seiner, das Evangelium verbreitenden Wirksamkeit gefolgt ist, immer wieder zu den Anfangspunkten der Kirche zu- riickzukehrem und es ist ihm eine ernstliche Angelegen- eit, zwiscYn den weit entlegenen Endpunkten der irche die erbinduiig und die Gemeinschaft aufrecht zu halten und auf alle Weise zu stärken. Soeben nun hat er die weiten Raume, welche Corinth und Jerusalem, Achaja und Syrien scheiden, durchmessen, soeben hat er wiederum recht lebendig erfahren, welche Verschiedenheitend wie mancherlei Gegensätze zwischen diesen Endpunkten liegen: wie sollte ihm da nicht der Gedanke an die Nothwendigkeit einer Vermittelung, einer Zwischenstätte nahe gelegt sein? Diese Verbin- dung, diese Brücke zwischen der morgenländischen und der abendländischeih der asiatischen und der europäischen Christenheit glaubt er in Ephesus gründen zu können; und ist nicht das wiederum einer der großen Licht- geda1iken, welche eben so sehr das Bediirfniß der fernsten Jahrhunderte durchschauein als den wirklichen Bestand der unmittelbaren Gegenwart erfassen? (Baum- garten.) Ephesus lag nahe an der Küste des ikarischen Meeres in jener heiteren und fruchtbaren Landschast, wo einst unter dem -fanJlinischen, lebensfrohen und hochbegabten Stamme der« onier die Anfänge griechisciser Kunst und Literatur erblühten, wo Homer die trojanis en Heldenthaten und die Heimkehr des Odysseus, Anacreoii die eitlen, tiindelnden Freuden des Augenblicks besang, Mimnermos die schnelle Flucht der Jugend und der Liebe in Elegieen beklagte, wo Thales, Anaximenes und Anaxiinandros zuerst den Geist philosophischer Unterfuchung über Ursprung, Bedeutung und Ziel des Daseins merkten. Ephesus war aber nicht nur durch Handel —und Bildung bedeutend, sondern auch ein Hauptsitz des heidnischen Aberglaubens und des mystischen Cultus der Artemisx denn dort stand der berühmte Tempel der Diana, der im s. Jahrh. v. Chr. aus weißem Marmor erbaut, dann in der Geburts- nacht Alexanders d. Gr. (21. Juli 356 v. Ehr) durch Herostratus in Brand gesteckt, bald aber noch groß- artiger und kostbarer (in der Grundfläche anderthalb- mal so groß als der Kölner Dom wiederhergestellt, mit 127 Säulen geschmücktz von. za llosen Wallsahrern besucht und erst ur Zeit Constantins d. Gr. völlig zerstört wurde. n ihm befand sich das, der Sage nach vom Himmel gesallene und seit uralter Zeit un- verändert gebliebene Bild der roßen Göttermuttey eine Mumiengestalt mit vielen Brüsten und räthsel- Kasten Worten, denen man eine besondere magische rast zuschrieb und nach denen man Zaubersormeln (vgl.V.19) versertigte Jetzt sind von diesem Tempel nur noch wenige Trümmer vorhanden, und an der Stelle der einst so blühenden Stadt (von den Osmanen im 13. Jahrh. zerstört) liegt ein armseliges tiirkisches Dorf Ajasoluk, das seinen Namen von Johannes, Pelilii lzågåofsif )theo1ogiis (heiligen Theologen), haben o . a . » VI) Der Apostel hatte zunächst ein Werk der er- änzenden Wirksamkeit zu bestellen, wie es die Apostel ohannes und Petrus in dem Sprengel des Almosen- p egers Philippus zu Samaria einst begor t hatten Las» 8, 14 ff» Lukas überge t es, da aulus in p esus den quila und Prisci a wiederfand und wohl au einen Kreis von gereisteren Gläubigen um sie herum; dagegen hebt· er als das· bemerkeiiswertheste Ereigniß in dem Beginn seiner Wirksamkeit an diesem Orte hervor, das; er einer Anzahl von Katechumenew Christen die Gabe des hcleiljigesn cGeistes»miltthei·ltke. (P. Lange.) Da der Aposte » ie e ,,«;iinger «a s wir - liche Gläubige ansieht, so dursenauch wir ihnen den Christennamen nicht absprechenx sie bekennen es aber selbst, daß sie nur auf die Taufe Johannis des Tciusers getauft seien, 1a daß sie noch nichteinmal etwas davon ehört hatten, ob der heilige Geist« bereits da Ware. emgemäß sind wir dazu berechtigt, sie·fiir· solche Jünger Johann1s des Tausers zu halten, die vielleicht gsssedsllnßisssdiskssksspssgssxsggsxssxssssxxssakiri ei er ureig oannii ai und dainals (vor nunmehr fast einem Menschenaltey von Johannes die Taiäfe empfingen, llkjekehjrt wsrdgn waren und eben deshal nur eine unvo tän ige un e übe; spJesiilnxh empfangen hxttenz EgiddreäJ Föcdhst wa r eini waren es rem e, u en an er Diaspora, welche eben erst nach Ephesus gekommen, nachdem Apollo sich schon von. dort hinwegbegeben hatte; sie hatten »sich »den wenigen Christen daselbst, die noch keine eigentliche Gemeinde bildeten (Kap. 1.8,» 27)K angesähltivos enduntäewkixjden Toijizeilijireesekcissldausliie einige enn ni on er er un » «; feigen demllkentsprechendän Gllasitiben tan ilhnchswenn abuclh e r unvo ommen un un e imm gei am ne e- hast und dämnierungsniäßi , besaßeiy als Mitjünger betrachtet; daher sie auch Fsaulus selbst für Christen hielt und erst durch sein Gespräch mit ihnen erfuhr, daß sie bloße Johannisjünger waren. Den Apostel muß der Mangel des spezifisch christlichen Geisteslebens an ihnen befremdet haben; er vermißt an ihnen die mit der christlichen Taufe angehenden besonderen Aeußeruiigen des heiligen Geistes, die sonst bemerkbar wären (1. Cor. 12, 13; Tit. B, 5), daher seine Frage. (Meyer.) Das Christenthum dieser Leute war nur der erste, dürftige Anfang des Christenthums, mehr in einem Abtreten vom Judenthum, als in einer, aus Erkenntnis; und Ueberzeugung hervorgegangenen An- nahme des Evangeliums und in einem wirklichen Besitz des Lichtes und Lebens, der Gnade und Gabe des lieuen Testaments oder des Himmelreichs bestehend. Sie hatten von dem ersten Beginn des neuen Bundes mit dem Austritt, der Taufe und dem Zeugniß Jo- hannis und mit der Erscheinung des HErrn Jesu Christi selbst in der Welt gehört; viel mehr aber als das, ivas der Geschichte des Anfang s des neuen Testa- ments angehört, hatten sie in der weiten Entfernung, worin sie sich sowohl dem Orte als der Zeit nach von diesen großen Dingen befanden, nicht ehört. So wußten sie auch von dem heil. Geiste wohl im Sinne und Maße der Lehre des alten Testaments, wußten «desgleichen, daß bei der Aufrichtung des neuen und ewigen Bundes, bei der Gründung jener neuen Anstalt Gottes zum Zeile der Welt, die man zufolge der gött- lichen Verhei ung mit der Erscheinung des Messias zu erwarten habe, eine Mittheilung des heiligen Geistes in ganz« besonderem Sinne, in ganz eigener Art und im reichsten Maße stattfinden werde; wie aber Jesus, von dem Johannes bezeugt hatte, daß er das Lamm Gottes sei, das der Welt Sünde trägt, die Versöhnung für diese Sünde geworden, sowie überhaupt die Vollendung seiner Geschichte und der durch ihn Rerbeiziisührenden neuen und ewigen Anstalt, sein reuz und sein Tod, seine Auferstehung vom Tode und seine Erhöhung zur Rechten des Vaters, voii dannen er den Seinen die Gaben und Kräfte des heil. Geistes mitgetheilt und dadurch eine Gemeinde aus Erden ge- gründet habe, das alles waren diesen Leuten noch so 570 , Apostelgeschichte II, 8—12. gut wie unbekannte Dinge, davon hatten sie nur etwas durch das Gerücht vernommen, mochten aber, da ihnen hier das Zeuguiß ihres Meisters, des Johannes fehlte, der ihre höchste Auctorität war, nicht wissen, was sie davon als ausgemachte Wahrheit annehmen sollten oder nicht. Wie es indessen bei der Wahrheit vor allen Dingen auf redliche Anwendung und unablässige Benutzung derselben ankommt, und eine aufrichtige, treue Seele mit weniger Erkenntniß auf diesem Wege doch mit der Zeit und mit dem Leben selbst immer weiter kommt, so hatten auch diese Jünger das Wenige, was sie von der evangelischen Wahrheit vernommen, mit großem Bediirfniß angenommen, es in feinem und gutem Herzen bewahrt; und die läuternde, schei- dende Strenge der johanneischen Predigt und Lehre, der sie ohne Vorbehalt ihr ganzes inneres Wesen ge- öffnet und unterworfen hatten, hatte dasselbe für eine vollendetere Erkenntniß- der ganzen Sache des Christen- thums und für Heiligkeit der Gesinnung und« des Wandels nach dem Vorbild Jesu C risti vortrefflich vorbereitet, sonst würde der Apostel ni tmit der Absicht, ihren Mangel zu erstatten, wie er ja thut, sie gefragt haben: ,,habt ihr den heil. Geist empfangen, da ihr gläubig worden seid?« Es wäre der Weisheit und apostolischen Vorsichtigkeit nicht gemäß gewesen, Men- schen, die in der Erkenntniß noch so zurück waren,-in Besitz von Gaben und Kräften zu sehen, die ihnen bei noch mangelhaster Herzensvorbereitung nur zur Selbst- erhöhung und zum großen Schaden hätten dienen können. Menken.)· · » Its) Paulus giebt das Wesen der iohanneischen Taufe kurz und gut ·an: sie bdtdeutete an sich nur Sinnesänderung war lediglich Bußtaufe, verbunden mit der eventuellen Verpflichtung, an den, welcher nach ihm komme, zu glauben. Jndem der Apostel dann hinzufügt: ,,das ist, an Jesum«, schließt er die Er- füllung an die Verheißung an und bezeugt, daß die Taufe des Johannes faktisch noch nicht eine Taufe auf " Jesum war, aber wesentlich auf niemand anders als auf ihn zielte. Jn Folge dieser Erklärung nun ließen sich die Johannisjünger nunmehr auf Jesum als den HErrn taufen; infolge der Handauflegung von Seiten des Apostels aber nach der vollen christlichen Taufe em singen die Getauften nun auch den heil. Geist, des en Wirkungen im Zungenreden und begeisterten Erguß der Seelen wahrnehmbar wurden. (Lechler.) "Von hier angeschieht keine Erwähnung des Täufers im neuen Testamente wieder; hier endlich machte er Christo völlig Platz. (Bengel».) Was wir beim Apollo ergänzten (Kap. is, 26), das ·wird hier offen ausge- sprochen, daß die, welche »die Taue des Johannes äTpiknskskZIIFWDYFT1P2WFsLTELDZTIFT FF?«Z;7iTiJE3kk-ks?· von hprian bis« u den Anabaptisten und Mennonitenj dkze Stelllechfiir siisdanfghkgeiitjx die Auffagslikng dizrselben a er, we e von en r o oxen gewä wur e, um sie ihnenchals Beweismittellzu k;entrgßen, was jed;n- alls no ge wungener as ire eutung ür i re Lieblingsideef Man sagte nämlich, V. 5 gehe auch noch auf die johanneische Taufe und schließe sich an die vorhergehende Rede Pauli an, so daß der Sinn dieser sei: »Die ihn (den Täufer) gehört hatten, wur- den auch auf Jesum getauft-« Es leuchtet aber ein, daß die Taufe Johannis unmö lich eine Taufe auf Hesiibm genaånt wferden kptgitfez er Täufciåig wies nur ie ereits etau ten au eum hin na em er .eit der Herabkunft des Geistes auf «ihn von seiner giessiagiitäåg gewiß ävan Wenn wisrchaberfcgich dbegi inn er orte ne men, wie er i eina gie , o ogt araus m t, da die nab ti ten e t f l d « ’ A ap R ch haben, indem sie diese Stelle für sich anführen; sie wollen nämlich erstlich nur, daß kein Kind getauft werde, indem mit der äußeren Taufe die innere, welche Selbstbewußtsein voraussetzt, ihrer Jdee nach zu- sammenfallen solle; und sodann, daß diejenigen, welche blos als bewußtlose Kinder getauft seien, somit die wahrespTaufe gar nicht empfangen hätten, im be- wußten Alter getauft werden müßten.. Eine eigent- liche« Wiedertaufe lehren daher die Anabaptisten nicht; sie bestreiten blos die Zulässigkeit der Kindertaufe., von der in unsrer Stelle gar nicht die Rede ist, welche daher au?·bei genauerer Erwägung der Streitfrage gar nicht oder doih nur unmittelbar, inwieweit näm- lich die Kindertaufe ebenso für unzulänglich zu er- achten sei, wie die Johannistaufch hätte in Betracht gezogen werden sollen. Wenn aber die Apostel laut unsrer Stelle die von Johannes dem Täufer oder seinen Anhängern Getauften beim Eintritt in die christ- liche Kirche von Neuem tauften, so entsteht die Frage, ob die nach Joh. Z, 26; 4, 2 von den Jüngern vor der Einsetzung des Sacraments der Taufe Getauften auch wieder der Taufe sich unterwerfen mußten. Nach der Jdee dieser Taufe nun hätte das allerdings e- schehen können; denn dieselbe konnte auch, da gie Kraft des heil. Geistes noch fehlte, kein Bad der Wieder eburt sein, weshalb die Jiinger damals ver- mutl)li nur Wenige getauft und wohl nur in der ersten Zeit (solange Johannes noch auf dem Plan und sozusagen dessen Zeit noch maßgebend war), diese Wenigen aber schlossen sich nun wohl gan eng an die Gemeinschaft Christi an (Kap. I, 15). zu dieser empfingen sie denn mit den Aposteln, die auch nicht durch den HErrn weiter getauft wurden, gleich am Pfingstfefte den heil. Geist, dessen Mittheilung die Voll- ziehung der äußeren Handlung unnöthig machte. (Olshausen.) Andrerseits ist es aber auch mehr als wahrscheinlich, daß unter den dreitausend am großen Psiiigsttage Getauften immerhin einige gewesen seien, die schon die Taufe Johannis empfangen; damit wird indessen in keinem Fall die Wiederholung derselben Taufe gelehrt und gebilligt, indem die Taufe aus Den, der kommen sollte, und die Taufe auf denselben, aber schon gekommenen HErrn eine Taufe unter zwei augen- scheinlich verschiedenen Verfassungen, also eine Taufe zwiefacher Art war. (da costs-n) f) Mit diesen zwölf Jüngern, zu denen Aquila und Priscilla und einige Andere, die durch diese und durch Apollos für die Sache des Christenthums gewonnen sein mochten, noch hinzukamen, war nun zu Ephesus eine Christengemeinde ihrem ersten Anfange nach vor- handen; der Apostel hatte aber auch gleich an diesen zwölf Jüngern und Brüdern eben so viele Gehilfen, die ihm, jeder in seinem Maße, bei der Verkündigung des Evangeliums in dieser großen und volkreichen Stadt dienen konnten. (Menken.) Das Ereigniß der so schnellen und rückhaltlosen Bekehrung dieser Nach- zügler aus der Schule Johannis des Täufers war in der That ein bedeutsames Zeichen der Zeit im Reiche Gottes, welches von Lukas hier hervorgehoben zu werden verdiente; denn alle Propheten und das Gesetz hatten geweissagt bis auf Johannes den Täufer; er war der Elias, der dem kommenden HErrn vorangehen sollte (Matth. 11, 13 f.; 17, 11f.). Außer seiner ge- waltigen Bußpredigt war kein weiteres Vorbereitungs- werk mehr für Jsrael zu erwarten« wenn wir also jetzt die Schaar dieser äußersten Ausläufer der Jo- hannesjüngerschast mit einem Male in die Kirche Christi eintreten sehen,,so zeigt es sich eben hierdurch, wie die letzte Frucht, welche die Wirksamkeit des Täufers getragen, nunmehr von der Kirche eingeerntet wurde. Pauli Wirksamkeit zu Cphesus, zuerst in der Juden Schule, dann im Hörsaale des Tyrannus 571 Das Werk des Vorläufers Christi in Israel war mit- hin von jetzt an für immer zu Ende, und die Kirche Christi stand dem alten Vundesvolke als die alleinige Erbin aller alttestamentlichen Heilsverheißungen gegen- über; für das Volk Jsrael aber blieb nichts übrig, als entweder diese Stellung der Kirche anzuerkennen und in sie überzutretem oder in selbstverschuldeter Ver- stockung zu beharren nnd für die göttlichen Gerichte heranzureifen (Mal. 4, 5f.). Dies wird uns auch durch das, was wir von den weiteren Vorgängen in Ephesus erfahren, bestätigt. (Andreä.) Durch die Zwölfzahl ließ sich Lukas an das zwölfgestammte Volk erinnern: diese Männer Jsraels waren durch ein Gerücht von Johannis Predigt und durch ein Schatten- bild feiner Taufe zur Buße und Heilsgewärtigkeit ge- bracht, so daß ie alsbald dem HErrn Jesu zufielen, da Paulus die timme Johannis ihnen verdeutlichtex darum werden sie aufstehen im Gericht zum Zeugnisz wider das Volk, das Johannis Botschaft verachtet hat. (Besser.) . b. V. 8—20. (§ t60.) Drei Monate lang liaun Paulus siei in der siidisiheii Schule zu Eisheslis irre— digen, dann aber Idndert er sich in Folge. des hart- iiäctiigen Widerspruchs der Juden non der Synagoge ab und mirlit nun zwei Jahre lang vornehmlich unter den Heiden, aus deren Seite ihm eine grosse Guts-tätig- lichtieit liir das Wort Gottes enlgegeiilioniiiii. Es geschehen durch ihn auslerordenttiche Zeichen und Wunder, der vertritt) jiidischer Zauberei und Belctnvörer aber, sich des Namens Jesn als einer wunderlcriilligen Zaubersormel in ihrem Interesse zu beniiichtigein schlägt zu ihrem Verderben aus; über die Gemeinde dagegen lioninit eine neue Erkennung, nnd Gottes Wort nimmt überhand. s. Er ging aber [nachdem er so den ersten Grund zu einer eigentlichen Gemeinde gelegt] in die Schule sder Juden, die zu Ephesus war, wo er früher schon sich hatte hören lassen 18, II] Und predigte frei [ohne daß ihm die Obersten oder sonst welche Glieder "der Judenschaft einen Widerstand entgegengesetzt hätten] drei Monate lang, lehrte und beredete sie von dem Reich Gottes sdaß es in Jesu von Nazareth nun angebrochen sei, um sie zum Eintritt in dasselbe durch den Glauben an diesen Jesum als den Christ des HErrn zu bewegen Kap. 14, 3]. I. Da aber [nach Verlauf der drei Monate] etliche sgegen die Ueberzeugungsniacht seines Worts absichtlich sich verschließeUdJ verstoclt waren, nnd svorsätzlichs nicht glaubten [Kap. 13,16 Arm-J, und sum folchein Unglauben einen Schein der Berechtigung zu geben] iibel redeten von dem Wege sdes Heils in Christo Jesu, der vom Apostel gezeigt wurde] vor der Menge [als ob er gottlose und unsittliche Dinge vortriige], wich er von ihnen, sdie Gemeinschaft mit dieser Synagoge des Satans Ofsenb. 2, 9 abbrechend] und sonderte sals ein wachfamer Hirt, der Vorsorge trifft, daß die ge- sunden Schafe nicht von den räudigen angesteckt werden] ab die Sänger, nnd redete täglich shielt von da an seine Lehrvorträge, und zwar nun an jedem Tage der Woche] in der Schule Eines sin dem Lehrsaal eines zu Christo bekehrten ehemaligen Heiden, der« als Lehrer der griechischen Welt- weisheit oder der Beredtsamkeit zu Ephesus lebte], der hieß ThrannusX 10. Und dasselbe sdaß Paulus die Schule des Tyrannus in dieser Weise ·benützte»] geschah zwei Jahr lang, also, daß alle,·die in Asieu [Kap. 16, S] tvohneten sindem sie bei Gelegenheit ihrer Anwesenheit in Ephesus die jedermann zugängliche Schule besuchten], das Wort des HEtrn Jesu hörten, beide, Juden und Griechenst 11. Und Gott [das Wort der evangelischen Predigt mit besonderen Gaben seiner Gnade be- stätigend und dessen Eindruck unterstützend] wirkte nicht geringe [Wunder-] Thaten durch die Hande Panli [während dieser zwei Jahre], 12. Also, daß sie sdie Leute, welche Heilung für die mit Seuchen Vehafteten oder von«bösen Geistern Besessenen bei ihm suchten und bei ihrer großen Menge nicht die Auslegung seiner Hände erlangen konnten] auch von seiner Hautdie Sehweiß- tuchlein und Kollet sdie Tücher, womit er sikh den Schweiß abzuwischen pflegte, und die Halbschurzem welche er beiseinem Handwerk trug, bei feinen Vorträgen aber bei Seite legte, die also beide mit seinem Leibe in Berührung gestanden hatten, als Ueberleitungsmittel der ihm beiwohnenden Wunderkraft.Joh. 7, 381 über die Kranken hielten, -nnd [nun auch in solchen Fällens die Seuchen von ihnen wichen und die bösen Geister von ihnen aus- fuhrenttt [Kap. 5, 15; 2. Kön. is, 21 Anm.]· r) Was Paulus zuvor mit den zwölf Johannis- jüngern verhandelt hatte, ist ein Muster von Privat- feelsorge; nun wird aber auch von seinen öffentlichen Arbeiten Nachricht gegeben. (Rieger.) Ohne Zweifel ging Paulus in die Schule mit freudiger Hoffnung für die jüngst so lernbegierigen Juden s18, 20); aber es ging in Ephesus nicht anders zu wie allenthalben, Beröa allein ausgenommen (17, 10 ff.), auf des Apostels Leidenswegm 22,18. (Besser.) Drei Monate lang darf er allerdings frei und ungestört predigen vom Reiche Gottes, das durch Jesum Christum erschienenx und er predigte nicht nur, sondern, was schwerer ist, er unterredete sich auch mit feinen jüdischen Zuhörerm hörte ihre Bedenken an, beantwortete ihre Fragen, widerlegte ihre Einwürfe und suchte es ihnen aus den Propheten zu beweisen, daß Jesus der verheißene Messias sei, und wartete geduldig auf die Frucht seiner Aussaat, auf die Wirkung seiner Predigt. Aber dar- nach kam es zu einem Bruch zwischen Paulus und den Juden, zu einer Scheidung zwischen Glauben und Un- laubenz auch hier wieder begegnet ihm der jüdische gochmuth dem die Predigt vom Kreuz ein Aergerniß ist, die Halsstarrigkeit jenes Volks, das mit fehenden Au en nicht sehen, mit hörenden Ohren nicht hören wilii (Gerok.) Der Geist Gottes hat zweierlei zu bilden auf einmal, das Ohr und das Herz: hältst du ihm das Ohr offen, indem er dir es öffnet, läßt du dich von der göttlichen Wirkung führen und hinnehmen, so wirst du immer mehr Ohr, und das Wort, das du hörst, wird immer mehr eine redende Stimme, und dein Herz, vom Worte durchklungem wird immer 572 Apostelgeschichte 19, 12. weicher und sanfter und willigerx die Züge der Gottes- wirkung stehen nun nicht mehr von außen als eine Beschreibung, sondern gehen hinein als eine Ein- schreibun . Verschließest du aber dem Geiste dein Ohr oder zieht es kzurück vom Worte, wo es sich in dassel e ausbreiten wi , so wirst du nicht nur harthörig, son- dern sinkst auch in einen sträflichen Schlummer, wo du, ob du auch äußerlich hören könntest, doch innerlich nichts verniminst; dein Herz wird wie ein todter Fleisch- klumpen, das Wohl und Wehe des ganzen Reichs des Geistes und der Geister hat für dich keine Bedeutung mehr — das ist der Zustand der Verstockung (Rudelbach.) Als die erwachte Feindschaft bis auf den Punkt gestiegen war, daß die Widersacher in der Synagoge selbst, angesichts der versammelten Menge, den Weg des Christenthums, den Paulus lehrte, mit Schmähivorten angriffen, hielt er es für angezeigt, den gläubigen Theil seiner Zuhörer dadurch vor der Ein- wirkung dieses feindlichen Geistes zu bewahren, daß er sich von den ungläubigen Juden trennte, die Jünger Jesu von der Synagoge absonderte und mit denselben behufs seiner Vorträge in den Lehrsaal eines gewissen Tyrannus übersiedelte. Es war das höchst wahrschein- lich ein griechischer Lehrer der Redekunst zu Ephesus (Suidas, ein griechischer Grammatiker am Ende des 11. Jahrh., macht einen Sophisten Tyrannus namhaft, aber ohne dessen Aufenthalts- oder Geburtsort oder auch nur Zeitalter anzugeben), welcher entweder frei- willig oder gegen ein ihm angebotenes Miet geld zu diesem Zwecke sein Lokal an Paulus überließ. ( ndreä.) Der Apostel hatte damit, daß er seinen Predigtstuhl aus der Schule der Juden nach dem Hörsal des Thrannus verlegen mußte, den Vortheil gewonnen, daß er nicht, wie in der Synagoge, an gewisse Tage und Stunden gebunden war, sondern alle age öffent- lich reden und lehren konnte. Jn diesem örsaal hat er denn unter dem Schutze des HErrn in un estörter Ruhe zwei Jahre öffentlich gelehrt« und das ort des HErrn oder das, was er von Jesu Christi wegen an die Menschheit zu bringen hatte, einer so großen Menge von Zu örern aus Juden und Griechen vorgetragen, daß Lu as in V. 10 sagen kann, alle, die in Asien wohneten, hätten das Evangelixxm durch ihn vernommen; womit er ohne Zweifel sa en will, daß bei dem nie aufhörenden Zusammenflu von Menschen aus allen Städten Kleinasiens, der sich zulsphesus fand, allezeit in jenem Hörsaale sich Leute einfanden, die von da Kunde und Nachricht von der Lehre und Sache des Christenthums mit nach Hause nahmen und zu den Jhrigen brachten. (Menken·) · «« Es kann keinem Zweifel unterworfen sein, daß das ,,dasselbige« zu Anfang des Verses sich nicht auf beides, das Predigen m der Synagoge V. 8 »und das Lehren in der Schule des Tyrannus V. 9 bezieht, sondern nur auf letzteres, wie dieses auch allein kurz vorher erwähnt ist; da nun aber »Paulus sur ersteres schon drei Monate in Ephesus thatig gewesen, als er letzteres zwei Jahre lang trieb, so hat er in dieser Stadt ebenfalls 2 Jahr und 3 Monat zuge- bracht. Jndeßen würden diese 274 Jahr noch·keines- wegs hinreichen, um die Aussage des» Apostels in Kap. 20, 31 zu rechtfertigen, daß er drei Jahre lang sein Amt in Ephesus getrieben; es muß, um den Ausdruck wenigstens als runde Summe fassen zu können, noch soviel Zeit hin ukommen, daß etwas-J« Jahre sich ergeben, andrerfeits muß aber auch ein Moment hin- zutreten, das den Lukas berechtigt, an unsrer Stelle nicht von Pl« Jahren, sondern blos von 274 Jahren zu reden. Da liegt denn die Vermuthung nahe, daß die 274 Jahre hier nicht eine ununterbrochene, fortlaufende Zeit gewesen sind, so daß wir, nach- dem Hi: V. 1 die Ankunft des Apostels zu Ephesus auf nde September des J. 54 verlegt worden und somit in den letzten 3 Monaten dieses Jahres jene 3 Monate, die er nach V. 8 in der Schule der Juden predigte, lie en, nun in den beiden Jahren 55 u. 56 die zwei Jalgyre zu suchen hätten, von welchen der vor- liegende 10. Vers redet; sondern diese zwei Jahre werden noch um ca. V, Jahr in das J. 57 n. Chr. hineinreichem dafür aber wird eben soviel Zeit im J. 56 in Wegfall kommen, während welcher Paulus nicht in Ephefus, sondern anderwärts thätig war, bis er dann zu dieser Stadt zurückkehrte und sein Werk daselbst fortsetzte Und so verhält es sich auch in der That: der Apostel verließ Ephesus in Kap. 20, 1 erst zu Pfingsten des J. 57, d. i. gegen Ende Mai, wo- durch wenigstens noch 5 Monate von diesem Jahr hin- zukommen; etwa ebensoviel Zeit vom J. 56 ist er in Corinth und Kreta auswärts gewesen, wovon wir hernach zu V. 20 ausführlich handeln werden, in Wirklichkeit hat er, wie Lukas berichtet, 3 Monate und 2 Jahre in Ephesus zugebracht. Innerhalb dieser Zeit nun wurden in der Provinz Asien vier Gemeinden gesammelt: neben der Stammgemeinde zu Ephes us auch die Zweiggemeinden in Colofsä, Laodicea und Hierapolis, wo Paulus nach den Bemerkungen u Kap. 18, 23b. bei seiner Herreise nur einzelne Familien und Personen für das Evangelium gewonnen hatte; und zwar war für die Sammlung der drei Zweiggemeinden besonders Epapgras von Eolossa thätig (Col. 4, 12 f·). Dreimal vier emeinden apostolisger Pflanzung sehen wir demnach während der eigentli en Missionsthätigkeit des Apostels auf seinen drei Reisen erblühen, zwölf Bäume der Gerechtigkeit dem HErrn zum Preise, entsprossen der Wurzel Jesse (Jes. 61, s; 11, 10; Röm. 15, 12): vier in Lhkaonien und Pisidien (Kap. 13 u.-14), vier in Macedonien und Griechen- land (Kap. 16——18) und vier im proconsularischen Asien. So war das Werk des Paulus nunmehr in- sofern zum Abschluß gelangt, als an die Stelle der in Jsrael abgehauenen zwölf Aeste des Oelbaumes nun zwölf Ae te der Heidenwelt eingepiropft waren (Röm. 11, 17 .); es darf daher nicht be-remden, daß mit dieser dritten Reise die Zahl der Nüissionsreiseii des Paulus sich erschöpft und nachmals seine Ge- fangenfchaft folgt. Doch hat auch diese Gefangenschaft der HErr also gewendet, daß sie noch die letzte Au - gabe des Heidenapostels zur Erfüllung bringen mu , die er nach V. 21 hinsichtlich ihrer Wichtigkeit gar wohl erkannte, wenn auch hinsichtlich der Art ihrer Ausführung Gottes Rath ihm verborgen blieb. IN) Nicht blos durch den Mund, auch durch die Hände Pauli wirkte Gott große Thatenz nicht blos auf seine Predigt legte der HErr seinen Segen, daß sie siegreich die Herzen durchdrang und die Mächte des Unglaubens un Aberglaubens überwand, auch die Hände des Apostels durchströmte Gott mit wunder- baren Heilkräftem daß durch sein Handauflegen Kranke ggenasem ja selbst Pauli Schweißtücher und Koller oder chür en, kurz allerlei Stücke feiner Kleidung, legte man anken auf, und so groß war die Macht des Glaubens an diesen Gottesmann, so groß der Ein- fluß dieser gewaltigen Persönlichkeit, daß auch davon Seuchen wichen und böse Geister ausführen. Wir erkennen darin die wunderbare Siegesmacht einer ganz von Gottes Geist durchdrungenem ganz mit öttlichen Kräften gesättigten Persönlichkeit und die rfüllung des Wortes Christi (Joh. 7, 38) auch im buchstäblichen Sinne: »wer an mich glaubt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen« (Gerok.) Es geschehen Wunder durch den Apostel, selbst durch Ueberhaltung seiner Tücher über die Kranken. 573 Die Heilung von Kranken mittels der leinenen Tücher, welche mit der Haut des Apostels in Berührung ge- kommen waren, ist allerdings etwas im höchsten Grade Aufsallendes: wenn es auch, wie deutlich zu erfggem nicht von Paulus selbst angerathen und beför ert wurde, so muß er doch darum gewußt und es ge- duldet haben. Jn die Kategorie des Reliquiendienstes ist die Sache zwar nicht zu stellen, weil offenbar nicht den Tiichern an sich eine Heil- und Wunderkraft ver- meintlich innewohnen sollte, so daß dieselben von da an jedermann hätten zur Genesung helfen können (,,der Reliquiendienst in der römischen Kirche ist nichts als ein todter Götzendiensh weil er a) das Heil erwartet aus einer todten Hand und weil er b) es hinnimmt mit einer todten Hand«), sondern die Heilung war doch durch die lebendige Persönlichkeit des Apostels bedingt, und nur unmittelbar von ihm selbst hinweg waren jene Tüchlein Mittel seiner Wunderkraftx ohne allen Zweifel war auch der Glaube jener Kranken nicht nur die Bedingung ihrer Empfänglichkeih sondern auch der erste Beweggrund zu jenem Verfahren selbst, bei welchem sicher zugleich der Name Jesu in frommen Gebeten angerufen wurde. Auch läßt sich die That- sache des mag11etischen Rapports als etwas jener Ver- mittelung von Heilungen Verwandtes ansehen. Jmmer- hin aber bleibt der Eindruck unverwifcht, daß diese Art von Hilfe die äußerste Grenze christlicher Wunder darftellt und nicht ohne Gefahr, in’s Magifche zu ver- irren, hätte überfchritten werden dürfen. (Lechler.) Wie kommen die Leute in Ephesus—darauf, gerade die Kleidungsstücke des Apostels, und eben die ge unten, als wunderwirkend anzusehen? Das blutflüssige Weib in Matthc S),·21f. kommt zum Anriihren des Ge- wandes hristi durch das Schamgefühl, zum Berühren des Saumes wegen der besonderen Heiligkeit des letzteren (4. Mos. 15, 38; Matth. 23, 5); die Juden in Jerusalem legen ihre Kranken so, daß der Schatten des Petrus über sie hingeht, der Schatten hatte aber nach alttestamentlicher Gefchichte und Weissagung die Bedeutung einer göttlichen Heilswirkung bekommen (Ps. 105, 39; Jes. 4, 6). Wir wissen» nun aus dem eigenen Munde des Apostels, daß er in Ephesus sich ganz ungewöhnlicher Anstrengung hingegeben, daß er insbesondere auch mit feinen eigenen Händen nicht blos für sein, sondern auch seiner Begleiter und Ge- hilfen Bedürfniß gesorgt hat, so daß wir ihn hier, wenn irgendwo, in ganz außerordentlichem Maße von Arbeit in Anspruch genommen zu denken haben (Kap. 20, 31 u. 34). Darin war es gegeben, daß bei der großen Bevölkerung von Ephesus, zu welcher wir noch eine große Menge aus dem ganzen ascatcschen Ge- biete, wohin die Wirksamkeit des Apostels drang, hin- uzurechnen haben, leicht ein Ueberlauf von Heilung- fuchenden entstehen konnte und die Unmöglichkeit für Viele, eine persönliche Berührung mit dem Apostel zu gewinnen, vorlag. Jn solchen Fällen war es nahe gelegt, für so viele Unglückl1che, welche in gutem Glau- ben gekommen waren und nicht ohne Härte mit ihren Leiden wieder entlassen werden konnten, einen Ersatz der persönlichen Berührung mit dem Apostel aufzu- suchen. Es mochte nun wohl kaum etwas an dem Apostel einen so mächtigen Eindruck machen,« wie das Arbeiten mit ei enenHänden für sein und der Seinigen Bedürfniß; da nätnlich der, welcher durch sein Wort und seinen Wandel in reiner Liebe und unermüdlicher Geduld die sinfteren Seelen erlenchtete, die gebrochenen Herzen mit Freude und Seligkeit erfüllte, die ver- irrten und verlorenen Menschenkinder auf den Weg zum ewigen Leben führte und nicht nur alle Gegen- witrtigen auf seinem Herzen trug, sondern auch alle in der weitesten Ferne und an allen Orten, wo sie den HErrn ihren Gott anriefen (1. Cor. 1, L; 2. Cor. 11, 28f.), daß dieser heil. Bote Jesu Christi an die gesammte Heidenwelt es verschmähte, für seine Sorge und Mühe den geringsten Lohn eines freien Unter- halts von den Gemeinden entgegenzunehmem sondern anstatt dessen sich hinstellte in die Werkstatt, sich schürzte und bei seiner Handarbeit seinen Schweiß vergoß. Und da läßt es sich sehr wohl denken, daß man in diesem Arbeitskleide, in diesem Schweißbergießen das Vollmaß der überschwänglichen Liebe und Kraft Ver- ehrte, welches in dem Apostel erschienen war; in solcher Verehrun und Hingebung aber an die in ihm ge- wirkte Osfyenbarung göttlicher Liebe und Macht erbat man sich die Tücher mit dem kostbaren Schweiß und die Schürzem welche seinen Leib berührten und fchiirzten, wenn er in seinem Zelttuchmacher-Geschäft stand und arbeitete. (Baumgarten.) Das Eigenthümliche der Stadt Ephesus bestand in einer großen Verehrung geheimer Wissenschaft und Kunst, in Liebhaberei an Zauberwesen und Zauberkräftem so daß sie als der vornehmste Sitz magischer Kenntnisse und Künste an- zusehen war, wie denn ,,ephesinische Worte« und Zauberworte, ,,ephesinische Gesänge« nnd Zauber- gesängz ,,ephesinifche Künste« und magische Künste gleich edeutende Ausdrücke waren; daher auch die roßen Thaumaturgem Betrü er und Gaukler des lterthums, z. B. der vor a en berühmte und be- rüchtigte Appollonius von Tyana, ein Seitenstück zu jenem Simon Magus in Kap. 8, 9ff., sich gern in dieser Stadt aufhielten und dort ihr Wesen trieben. Wo aber der Jrrthuny selbst zetäuscht und wieder täuschend, so mit Kräften und haten prangte, mit Kräften einer höheren Welt und mit Werken und Thaten, die, wie sie ihren Grund haben sollten in einer besonderen Verbindung mit den Göttern und einer von diesen verliehenen, nur ihren Lieblingen zu Theil werdenden geheimen Erkenntniß, die die Natur in ihrer tnnersten Tiefe ersasse und sie in ihren ver- borgensten und mächtigsten Kräften zu be errfchen ver- möge, so auch das Dasein und die Ma t der Götter offenbaren und beweisen sollten, da war es schicklich, ja nothwendig, daß die Wahrheit nicht nur in der einfachen, schmucklosen Rede einer Lehre des Lichts und Lebens sich offenbare, sondern auch als im Besitz einer Kraft über alle Kräfte, siegend-mächtig im reinen Glanze übermenschlicher Werke und Thaten erscheine, und zwar ohne alle Theilnahme an men chlichen Mysteriem ohne irgend eine Hülle des Geheimnisses und mit entschiedener Verachtung alles Gepränges und Blendwerks von Zauberworten und Zaubergebräuchem ja wie die Wahrheit mit dem Wort ihrer Lehre im Kampfe war gegen diese falschen, besonders auch in der auf iren Dienst und ihre Mitwirkung sich be- ziehenden agie so unreinen und grausamen Götter, zur Befreiung des Menschengefchlechts und zur Ver- herrlichung des allem wahren und allein guten Gottes und Dessen, den er gesandt und dem er die Herrlichkeit gegeben, Jesu Christi, so mußte sie auch durch Kräfte und Wirkungen, durch Werke und Thaten im Namen Jesu Christi diese heilig und göttlich gehaltene Magie, dies Zauberwesen des Heidenthums in allen seinen Täuschungen und Betrügereien, sowie in allen einen wirklichen Thaten und Wundern bekämpfen, verdrängen, vernichten. War das irgendwo nothwendig, so war’s zu Ephesusz und darum blieb es hier noch viel weniger als an andern Orten bei dem Worte und bei der Lehre allein — Kräfte des heil. Geistes, Werke, Thaten und Wunder der Macht und Liebe Gottes im Namen Jesu Christi besiegelten und verherrlichten hier 574 Apostelgeschichte 19, 13——20. mehr als irgendwo anders die apostolische Lehre oder das evan elis e Zeugniß Es äußerte sich hier durch den Apotgtel aulus eine göttliche Wunderkraft aufs Zöchsth wie sie sich bei der ersten Gründung des hriftenthums in der Hauptstadt der jüdischen Welt durch den Apostel Petrus auf ähnliche Artgeäußert hatte. (Menken.) Es kommt aber noch in Umstand hinzu, der nicht übersehen sein will: ge ade damals wurde von den Judaisteih deren wir bereits u Kaki. 18, 23b. gedachten, neben der Richtigkeit un Heil- samkeit der paulinischen Lehre auch die Rechtmäßigkeit und Zuverlässigkeit der apostolischen Dignität des Paulus auf’s Heftigste angegriffen; je tiefer man ihn herabsetzte, als der überhaupt erst von Menschen (den andern Aposteln) und durch einen Menschen (den Bar- nabas) zu einem Amte gekommen und in dasselbe ein- geführt sei, desto höher erhub man dagegen den Petrus, und wie nun diese Parteiumtriebe schon in den Ge- meinden zu Galatien in vollem Schwan e gingen, so sollten sie gar bald auch nach Corinth sich verbreiten und dort ihr schlimmes Spiel treiben. Da tritt denn der Err als ei ener Zeuge für die Ebenbiirtikäkeit des aulus mit etrus ein, indem er ihn mit er- selben Wunderkraft wie diesen (Kap. 5, 15f.) aus- stattet; ja zu Ephesus geschehen noch größere Dinge als einst zu Jerusalem, und was einst des Petrus Schatten zu bewirken vermochte, das richten jetzt des Paulus Schweißtüchlein und Koller aus, denn Ephesus, der Mittelpunkt der das Evangelium gläubig an- nehmenden Heidenwelt, ist nun höher geachtet als Jeru- salem, welches seiner roßen Ma e nach den Heiland verworfen hat, und etrus als« postel an die Be- schneidunH muß zurücktreten gegen, Paulus, den Apostel an die orhaut (Gal. 2, 8).· Beachten wir in Gal. 4, 10 den Ausdruck: »»Jahreszei»ten« Fwörtl1ch: ,,Jahre«), so ergiebt sich, daß die Epistel an die Galater wahrend des Sabbathjahres vom Herbst 54 bis dahin 55 n. Chr. (1. Macc. 6,»54 Anm.) von Paulus geschrieben sein muß, also von Ephes us aus und nicht, wie die her- kömmliche Unterschrist besagt, von Rom aus; es ist das ,,an die Galater gesandt von Rom« eine will- kürliche Beischrift, hervorgegangen aus der Meinung der Kirchenväter Theodoret und Hieronymus, welcher letztere aus Gal.-l, 20; 6, l1 u.17 erweisen zu dürfen gllaubtz daß die Epistel an die Galater die erste des postels aus seiner römischen Gefangenschaft sei, wo- bei er aber namentlich die zuerst erwähnte Stelle in ganz absonderlicher Weise auslegte hellem nunc praesens esse, Si conkessjonis me vincula non ar- ctarentx Der Vorwurf in Gal. l, 6 weist Vielmehr darauf hin, daß der Brief bald nach dem in Kap. 18, 23 erwähnten zweiten Aufenthalt des Apostels in Galatien verfaßt sei. Nicht lange nach seiner Ab- reise, bemerkt P. Lange, waren die Widersacher hinter ihm her, und wahrscheinlich hatte er sich noch nicht lange in Ephesus niedergelassen, als er schon Nachricht erhielt von dem gefährlichen Einfluß, welchen die Judaisten in den galatischen Gemeinden erlangt hatten, und sich dadurch genöthigt sah, den schärfsteu Brief zu schreiben, welchen wir überhaupt in der Sammlung seiner Briese finden. Wir ersehen aus dem Anfang wie aus de1ii Schluß der Episteh nicht minder aus seiner ganzen Haltung: die galatische Kirche war nahe am Rande des Abfalls vom Evangelium, weil sie nahe daraii war, sich den Judaigen gefangen zu geben und den Heilsglauben auf die eschneidung und das Gesetz zu gründen; schon hatten einzelne Heidenchristen ich der Beschneidung unter ogen, und rühmten nun elber sie die Geltung der elben. Der Apostel sieht ich gedrungen, über d eJrrlehrer, sofern sie in diesem Treiben verharren, den Bann auszusprechem der Ge- meinde selbst aber den Fluch zu verkündigen, welchem sie mit dem Abfall vom Evan elium zum Gesetz ver- fallen werde· Jn Kap.»4, 21 zeigt er denen, die durchaus unter dem Gesetz sein wollen, wie gerade aus dem Gesetz sich ergehe, daß eine derartige Ge- setzlichkeit im Grunde ganz. ausgeschlossen. sei von der wahren Nachkommenschast Abrahams; sie sei vorge- bildet durch die Hagar und ihren Sohn Jsniaeh und vertrage sich denn auch mit der größten Ungesetzlich- keit in den wirklichen Werken des Fleisches Es ist da, wie wenn der Apostel prophetisch darauf hingezielt hätte, daß die jiidische todte Gesetzlichkeit im Muha- medanismus ihre Vollendung finden werde· 13. Es untetwanden sich aber sin Folge der großen Thaten, die Paulus im Nanien Jesu aus- srichtete und dadurch immer größeren Zulauf er- langte] etliche der umlaufenden Juden, die da Be- fchwöter waren [etliche jüdische Männer von der Art, wie damals viele als Gaukler und Zauberer im römischen Reiche sich herumtrieben Kap. 13, 8 Anm.], den Namen des HErrn Jesu lals eine Zauberformeh von der sie sich gute Wirkung ver- sprachen, wenn sie nur nach den Regeln ihrer Kunst gebraucht würde] zu nennen über Diejenigen] die da böse Geister hatten [und etwa ihnen zur Heilung überbracht wurden], und sprachen lzu den bösen Geistern in den Besessenen]: Wir befchwören euch bei Jesu, den Paulus prediget sdaß ihr aus- fahret]. 14. Es waren ihrer aber [um dies hier mit zu bemerken, da es in Beziehung aus das Ver- halten der Judenschaft gegen die Predigt des Evangeliums von Jesu Christo von charakteristischer Bedeutung ist] sieben Söhne eines Juden, Stern, des Hohenpriesters [Kap. 4, 7 Anm.], die solches thaten [und zwar in dem einzelnen besonderen Falle, um den es sich nachher V. 15f. handeln wird, zwei derselben]. 15. Aber der böse Geist sin dem Besessenen, über welchen eben jetzt die zwei den Namen Jesu als Beschwörungssormel gebraucht hatten] ant- wortete uud sprach [durch den Mund des Mannes]: Jesum kenne ich wohl, und Paulnm weiß ich wohl sdaß ich allerdings ausfahren müßte, wenn Paulus es mir inlJesu Namen geböte]; wer seid ihr aber [die ihr euch geberdet, als wäret ihr Seinesgleichen und stündet ebenfalls in Kraft des Namens Jesu mir gegenüber]? 16. Und der Mensch, in dem der böse Geist war, sprang [aus Antrieb und in Kraft selbigen Geistessauf sie, und ward ihrer [be.ide dies Wort steht in einigen Handschristen dabei] inächtig, und warf sie unter sich, also, daß sie nackend und verwundet aus demselbigen Hause swo sie den Beschwörungsversuch unternommen hatten] ent- en. Auch in Kleinasiem und zumal in Ephesus, trieben sich damals jüdische Goeten und Exorcisten oder Be- SchmiihlicheNiederlage jü d i s ch er Zauberer Ephesinische Christen verbrennen ihre Zauberbücher 575 schwörer umher; indessen erlosch auch hier, wie in Samaria (Kap. 8, 9sf.) und uberalI, die zum guten Theil auf Täuschung beruhende Kraft der Beschwörer in der Nähe der wirksamen Gotteskräfte des Evan- geliums. Daher kamen einige dieser Exorcisten auf en frechen Gedanken, den Namen Jesu selbst für ihre Beschwörungen anzuwenden; denselben Namen, den sie im religiösen und geistigen Sinne verwarfen, wollten sie im Namen der Magie doch zu ihrem Vortheil be- nahen. Diese Leute waren sogar die Söhne eines jüdischen Hohenpriesters, d. h. eines Mannes von Rohe- priesterlichem Geschlechh nnd zwar sieben an der ahl: sieben Söhne eines jiidischen Priesters, sämmt- lich als Goeten in der Fremde umtreibend, und sämmt- lich unwissend, ungläubi und frech genug, den Namen Jesu zur Beschwörungslformel zu mißbrauchem diese Thatsache eröffnet einen tiefen Blick in das Verderben des jüdischen Wesens, zugleich aber in die Macht des Christenthiims; denn so sehr die Juden das Christen- thum haßten, vor allem aber den Paulus, so be- queniten sich doch diese Priesterssöhne um des Erfolgs willen, ihre Beschwörungen zu versuchen ,,im Namen des Jesus, den Paulus predigt-« Als Religion war ihnen dieses paulinische Ehristenthum das verhaßteste —- für ihren Erwerb ließen sie es als eine Weltmacht gelten. (P. Lan e.) Die sieben Söhne des Skeva sind das finstere egenstück zu den zwölf» Johannisjüngern in V. 1sf·; ihre Siebenzahl (vgl.Luk.8,2; 11,26) zeichnet sie als im Argen Verbündete. (Besser.) Jene zwölf Johannisjünger werden durch ihre Zahl als die wahren Stämme Jsraels bezeichneh diese jüdischen Exorcisten dagegen als die sieben (13, 19) verworfenen Völker Canaans (Baumgarten.)« Wir erinnern uns dabei so mancher traurigen Exempel, wie sich der Satan, ab- sonderlich hinter die Priestersöhne gesteckt: sollte das nicht alle Prediger erwecken, ihre Kinder vom Mutter- leibe an recht 1n’s Herz Jesu zu beten? (Apost·· Past.) Wennzu den Worten: ,,wir beschwören euch bei Jesu« hinzugesetzt wird: »den Paulus predigxs so geschah das ohne Zweifel deshalb, weil der ame Jesus so gewöhnlich war und das nun eine nähere Bezeichnung nöthig machtez als den Christ anerkannten diese Juden aber Jesuni nicht, so blieb ihnen nichts übrig, als ihn nach dem zu bezeichnen, der ihn in Ephesus mit solchem Eifer verkündigte. (Olshausen.) Jndem sie jedoch mit frevelhafter Hand des Apostels zweischnei- diges Schwert sich anmaßen, geht es ihnen wie einem vorwitzigen Knaben, der eines Helden Schwert aus der Scheide zieht und sich selbst damit verwundet, weil er es nicht zu handhaben vermag. (Gerok.) Wir s dürfen uns nicht wundern, daß Herr Dr. Baur nichts Historisches noch weniger einen Beweis für die Gött- lichkeit des Ehristenthums in diesen wunderbaren Vor- ängen finden kann; denn für Seinesgleichen war der Flseweis nicht berechnet, wie denn auch unter den atheniensischen Epicuräern und Stoikern nichts der Art in Kap. 17, 16 ff. erzählt wird. Allein die Welt beste t eben zum Glück nicht aus lauter wunderleugnen- den lsshilosophen und skeptischen Kritikerm (Schaff.) 17. Dasfelbige aber sdiese ganze Begebenheit, durch welche sich der Name Jesu so recht erwies als ein Name über alle Namen, der Geisterwelt bekannt und von ihr respektirt, nicht feil für Geld und nicht ungestraft zu mißbrauchem aber voll Kraft und Leben für alle, die aufrichtig an ihn glauben] ward kund allen, die zu Ephesns worinnen, beide, Juden nnd Griechen; und [es] fiel eine Furcht ilbet sie alle sdaß niemand wider die Sache des Christenthums, als die im Unsichtbaren ihre Wurzel und im Himmel einen gewaltigen Schutz- herrn habe, etwas zu thun oder sonst sich an ihr zu vergreifen wagte], nnd der Name des HErrn Jesu ward hochgelobet sals der sich gleicherweise verherrliche, wie an seinen Bekennern durch ihr Siegen, so an seinen Lästerern durch ihr Unter- liegen]. 18. Verlauf der bisherigen Wirksamkeit Pauli] gläubig waren worden, und bekannten sin Folge der Furcht, die über sie gekommen, vor den Aposteln und seinen Gehilfen] und vetkündigtell svor Andern, um sie vor allem Zaubertreiben zu warnen], was sie [vordem, ehe sie sich bekehrten, Sündliches, namentlich auch durch abergläubisches Vornehmen] ausgerichtet hatten. 19. Viele aber sunter ihnen], die da bot- lvitzige Kunst [mit Zaubersprüchen und Beschwö- rungsformeln] getrieben [die Schriften aber, aus denen sie das erlernt, bisher noch in ihrem Schrank aufbewahrt] hatten, brachten die Bücher sin Folge gegenseitiger Verabredung an einem bestimmten Tag und Ort] zusammen, und verbrannten sie öffentlich [zu einem Zeugniß über die Andern, die noch mit solchen Narretheidingen sich «abgaben], undüberrechneten sdann absichtlich, um damit an den Tag zu geben, daß man in Sachen der Seligkeit keinen zeitlichen Verlust scheuen dürfe], was sie werth waren, und fanden des Geldes sdas einst zum Ankauf der Bücher aufgewendet worden] fünfzig tausend Groschen [griech. Drachmen e« 71JzSgr. = 12,500 Thlr. 2. Mos. 30,13Anni.]. 20. Also mächtig wuchs das Wort des HErru szu Ephesus in jenen zwei Jahren V. 10] und nahm iiberhand [in einer Weise, da neben dem Glauben der Gemeinde auch die erste Liebe nicht fehlte Offenb L, 4]. Das Ereigniß wurde zum Schreckgerichh welches das ganze Gebiet der ephesinischen Magie und Zauberei erschütterte. (P. Lange) Juden und Griechen waren leich tief verstrickt in die Zauberkünste, deren Ephesus ich rühme; am tvundesten Fleck ihres Sündenlebens fühlten sie sich getroffen: was wurde aus ihnen, wenn die bösen Geister nur vor Einem Namen zittern und dieser Name ihnen nur furchtbar ist im Munde der Gläubigen? Jetzt empfunden sie etwas von der un- heimlichen Gewalt des Fürsten, der in der Luft herrschet (Ephes. 2, 2), und das Licht der Erlösung von seiner Herrschaft strahlte mächtig hinein in ihre Finster- niß; das waren Tage entscheidender Heimsuchiing für Ephesus, den Tagen zu vergleichen, da Jerusalem vom Morgenlichte der Kirche beschienen ward und das Volk die Apostel hochpriesz Kap.-5, is. (Besser.) Der Ein- druck dieses Ereignisses war ein ähnlichey wie einst bei jenem Gerichte über Ananias und Sapphira, in- dem sich hier gleichfalls die Heiligkeit des Namens Jesu gegenüber von aller Vermischung desselben mit fleischlicher Gesinnung und Unreinheit offenbarte. (Andreä.) Es ist bekannt, wie schwer das Gebiet des Aberglaubens allenthalben von dem Geiste des Evan- Es kamen auch viel derer, die sschon im— 576 Apostelgeschichte is, 20—36. geliums erobert wird, wie allenthalben unter den Völkern, die sich zum Evangelio bekennen, unzählige Spuren des alten heidnischen Aberglaubens immer fortgehen, theils mit christlichem Schein Verdeckt, theils unverdeckt; demnach ist es nicht zu verwundern, daß in Ephesus, wo asiatisches und hellenisches Volksleben sich vermischte und wo beides eine ganz entschiedene und überwiegende Hinneigung zu unheimlichen Werken und Künsten hegte, Manche sich fanden, welche zwar von dem Evangelio gewonnen waren, aber ohne gleich von jenem Unwesen völlig und innerlich loszulassem Gerade an solchen nun offenbarte sich natiirlich am wirksamsten "ene thatsächliche Scheidung zwischen dem Glauben an Jesum und dem Aberglauben an dämonische Kräfte, welche der böse Geist an den Exorcisten voll- ogen hatte, und eben in dieser Wirkung zeigt sich am eutlichften das göttliche Absehsn bei den außerordent- lichen Wunderwirkungen des aulus in Ephesus; in der That ist darin auch der Sieg des Glaubens über die Macht des Aberglaubens, welche durch die Wunder- Wirkungen Gottes eingeleitet war, in wahrhaft groß- artiger Weise von der ephesinischen Gemeinde sich zu- geeignet worden. Eine gründlichere Lossagung von dem Aberglauben als die, daß diejenigen, welche sich mit den unheimlichen Werken befaßt hatten, die Zauber- bücher darbrachten und verbrannten, konnte es nicht geben: erstlich lag in diesem Akte ein ösfentliches thatsitchliches Sündenbekenntniß; dann war dieses Bekenntniß hier mit einer wirklichen Reinigung vonder Sünde ver- bunden, insofern das, was dieser eigenthümlichen Sünde zur fortwährenden Nahrung diente, dem Feuer über- geben ward; und endlich erscheint hier die Lossagung von der Sünde zugleich in derjenigen Reinheit und Gründlichkeit, daß auch die Gelegenheit, Andern Anlaß zur Sünde zu geben, unter nigt geringer Selbstver- leugnung abgebrochen wird. ukas hat ausdrücklich angemerkt, eines wie hohen Werthes die verbrannten Bücher eschätzt worden sind; es soll uns damit ver- anschaulicht werden, daß jedes Zauberbuch ein Kapital war,daher, wenn jemand es auch nichtmehr für sich ge- brauchen wollte, er es leicht hätte verwerthen können, denn die ephesinischen Bücher standen «weit und breit inhoher Geltung» und war große Nachfrage darnach. Wie rein und grundlich ist also die Entsagung, welche lieber auf einen namhaften Gewinn verzichtet, um nur nicht Anlaß zum Aergerniß und zur Verfithrung zu geben! (Baumgarten.) Mit nachtheiligen Büchern ist die Welt immer noch zu ihrem Gerichtüberschwemmt; iäåin so)llte öfters einen dergleichen Brand anstellen. reger. Wir gedachten schon zu V. 10 einer Reise nach Corinth und Creta, die Paulus während der Zeit seines Aufenthaltes in Ephesus gemacht und über der er etwa 5 tllionate hingebracht habe; legte schon die Apostelgeschichte, indem sie bald von einem 2V,,- und bald von einem 3jährigen Aufenthalt des Apostels in Ephesus redet «(V. 8 u. 10, vgl.Kap.20,31), es nahe, eine olche Zwischentour anzunehmen, so kommen aus den Episteln Pauli noch eine Menge von Andeutungen hinzu, die diese Annahme uns geradezu aufnöthigeiy wir werden sie aber nicht alle einzeln anführen, sondern uns auf ihrer zwei be chränkem welche die Sache schon für sich allein ganz klar stellen. 1) Jn L. Cor- 12, 14; 13, 1 f. nennt der Apostel dasjenige Kommen nach Corinth das er zu der Zeit, wo er die Epistel schreibt, in Ab icht hat, sein Kommen »zum dritten Mal-« Ofsenbar ist dasjenige Kommen gemeint, welches in V. 21f. von ihm in Aussicht genommen und vor- bereitet, dann aber in Kap. 20, l f. zur Ausführung gebracht wird; in Kuh. 18, 1-18 nun haben wir ihn das erste Mal in jener Stadt Griechenlands gesehen — wann wäre er denn das zweite Mal dort ge- wesen? Das kann zu keiner andern Zeit als zu der seines Aufenthalts in Ephesus geschehen sein, soviel liegt offen zu Tage. 2) Wie in I. Tim. 1, 3 Paulus davon redet, daß er den Timotheus in Ephesus u- rückgelassen habe, da er in Macedonien gezogen sei, so erinnert er in Tit. 1, 5 den Titus daran, daß er ihn in Creta zurückgelassen, damit derfelbe vollends anrichte, da er dort es gelassen habe; nun liegt, wie wir später uns überzeugen werden, über die in Kap. 28, 30 f. genieldete zweijährige Gefangenfchast des Apostels zu Rom keine weitere Missionsreise desselben hinaus, sondern es folgte schon auf diese Gefangen- schaft sein Märtyrertod, folzxich muß während des Aufenthalts in Ephesus eine eise über Macedonien und, was aus den unter Nr. 1 angeführten Stellen aus dem 2. Corintherbrief sich ergiebt, über Corinth nach Ereta im Dienste der Mission stattgefunden haben. Jn V. 21 hat Paulus abermals vor, durch Macedonien und Achaja (mit der Hauptstadt Eorinth) zu reisen; an dieser Stelle ist aber sein Ziel Jeru- salem, nach Ephesus wird er nun nicht wieder kommen, wie er das auch in Kap. 20, 25 den Aeltesten ausspricht. Bei der hier in Rede stehenden Reise durch Macedonien und Achaja dagegen ist er aller- dings nach Ephefus zurückgekehrh gemäß seinem Vor- satz,. den er in 1. Tim. 3, 1 f. zu erkennen giebt. Wir dürften wohl nicht fehl greifen, wenn wir die Zeit von Ende Mai bis Ende Oktober des J. 56 n. Ehr. für diejenigen fünf Monate ansehen, in welchen der Apostel von Ephesus abwesend war. Alles, was in V. 1—19 unsers Kapitels erzählt worden, fiel un- zweifelhaft noch in den erftensechs Monaten von Ende September 54 bis Ostern 55 vor; die Predigt des Evangelii, die bisher schon viel in ESphesus ausge- richtet, errang nun von da an einen ieg nach dem andern, wie V. 20 besagt, es wurden ihrer imnier mehr, namentlich aus der Zahl der Heiden, zur christ- lichen Gemeinde hinzugethan. Paulus aber, der zuerst nur neben dem Titus auch den Timotheus zu Gehilfen Kap· 18, 23b AnmJ und neben Aquila und Priseilla l. Eoic 16, 197 Röm. 16, 3 f.) etwa die zwölf be- ehrten Johannisjünger (V. 7) zu Beförderern seines Werks gehabt hatte, erlangte nach und na eine gan ansehnliche Schaar von Freunden und Hel ern, so das bis zur Pfingstzeit des J. 56 in der nun wohl schon nach Tausenden zählenden Gemeinde ihm gar viele mitwirkende Hände zu Diensten standen, die theils und zumeist aus den Ephesiern selbst, theils aus andern Orten Asiens sich dargeboten hatten. Nehmen wir «leich die Zeit hinzu, wo der Apostel nach der sünfmonatlichen Abwesenheit vom Ende Oktober 56 bis Pfingsten 57 n. Ehr. wieder in Ephesus sich befand, so bege nen uns in der Apotelgefchichte und in den apostolikschen Briefen folgen e Namen: Artemas (Artemidorus Tit. Z, l2), Onesiphorus (2. Tim. 1,16ff.;4,19),Sosthenes(1.Eor.1,1),Trophimus (Kap. 20, 4; 21, 29; 2- Tim. 4, 20), Tychikus (Kap. 20, 4; Ephes e, 21 f.; Coi 4, 7 f.; 2. Tim. 4, 12; Tit. 3, 12) und Zenas (Tit. Z, 13); daneben sind aber auch die als Abtrünnige und Widersacher erwähnten Alexander, Herinogenes, Hymenäus, Philes tus und Phygellus (1. Tim. I, 20; 2. Tim. 1,15 2, 17 u. 4, 14) zu beachten, da unter ihnen dieser oder jener früher ebenfalls des Apostels Geåilfe ge- wesen sein mag. Es stand freilich schon im ommer des J. 56 nicht alles mehr so gut, wie nach dem vor- liegenden Verse noch vor Jahressrit es sich befunden, als Paulus in Gemeinschaft mit this, er ja seit Des Apostels Zwischenreise nach Corinth und Kreta. 577 Kap. 18, 23b sein beständiger Begleiter und Helfer gewesen war, Ephesus verließ und über Macedonien nach Eorinth sich begab: Abfall von der reinen Lehre und Vorliebe für spitzfindige Speculationen ü er allerlei Gel«,eimnisse, namentlich in Betreff der Geister- welt und ihrer Abstufungen und Ordnungen, daneben aber eine falsche Llskese undübertriebene Betonun der Bortrefslichkeit des mosaischen Gesetzes drohten dur die Agitation judenchristlicher Parteihäupten unter denen wohl Hymenäus und Alexander eine besondere Rolle spielten (1. Tun. l, 20), in das Genieindeleben einzu- dringen und es zu zerrüttem Da indessen für jetzt nur erst die Gefahr einer solchen Zerrüttung drohte, diese selber aber noch nicht vorhanden war, so durfte der Apostel einstweilen mit der Excommunication der eben genannten Hauptagitatoren und derZurücklassung des Timotheus sich begnügen: ihn trieb einerseits die Für- sorge für die, unter der schlimmen Anitsverwaltung des Landpflegers Felix (Anl). II, d. Nr. l) in immer größere äußere Noth gerathenden Gemeinden in Judäa zur Veranstaltung einer Collekte in Macedonien und Achaja, andrerseits die Sorge wegen der Zustände in Corinth, die noch viel ärger und bedrohlicher waren, als die zu Ephesus, zu einer Visitationsreise nach dieser Stadt an. Was er nun da in Corinth vor Augen sah, machte ihm das Herz um so schwerer (2. Tor. 2, I; l2, 21, je unvermögeiider er sich fühlte, jetzt schon mit a em Nachdruck apostoljfcher Auctorität ein- uschreiten; denn eben diese Auetorität war aufs Tiefste, Po ar noch tiefer als vor einem Jahre in Galatien, erschüttert. Aus seinem beschwerten Herzen heraus ist denn die 1. Epistel an Timothenm geschrieben, darin er diesem sein Verhalten für den Fall vor- zeichnet, daß er selber von dort noch abwesend sein müßte (1. Tim. l, 3ss.; Z, l4 f.), und die nun ihr Hauptabsehen darauf gerichtet hat, eine Entwicklung der in Ephesus vorhandenen Ansätze und Anfänge zu solchem Verderben, wie es bei den Corinthern bereits um sich gegriffen hat, von der kleinasiatischen Kirche wo möglich abzuhalten; daher zei t diese Epistel in vielen einzelnen Punkten soviel Verwandtschaft mit den uns noch erhaltenen Briefen an die Eorinthey daß man theilweis schon aus die Vermuthung ge- kommen ist, sie sei nicht sowohl eine Instruktion des Timotheus für seine Amtsverwaltung als apostolischer Vikar in Ephes us, woselbst er zurückgeblieben, als vielmehr eine Jnstruction für sein Verhalten in Corinth, wohin ihn der Apostel gesendet. Nachdem er die Epistel geschrieben, wendete sich Paulus in Be- leitung des Titus von Corinth aus, das er dies al nur im Vorüberziehen hatte besuchen können (1. Cor. 16, 7), südöstlich hinüber nach der Jnsel Kreta und gründete daselbst eine Gemeinde; die Be·- wohnerschaft der Jnsel stand gerade mit· Ephesus seit alter Zeit viel zu sehr in nationakreligiöser Verwandt- schaft und in niercantilem Verkehr, als daß er die- selbe nicht für ein Pertinenzstück zu jenem seinem Arbeitsfelde hätte ansehen und in den Bereich der Kirche hineinziehen sollen. Indessen war die Zeit, die er darauf verwenden konnte, doch nur kurz bemessen; zu einer förmlichen Organisation der Gemeinde brachte er es nicht, und so ließ er für diesen Zweck, als er Ende Oktober des J. 56 nach Ephesus zurückkehrte, den Titus auf Kreta zurück, fühlte sich aber bald nach Beginn des J. 57, also etwa um die Mitte seines nunmehrigen fünfmonatlichen Aufenthalts in Ephesus, veranlaßt, ihm von hier aus in der Epistel an Titum eine ähnliche Jnstruction zu ertheilen, wie vor sieben Monaten von Corinth aus dem Timot eus in der an diesen gerichteten I. Epistel, weil die erhältnisse in CI H «!- ( « c 7 «? Mäkusfwmsif IN« VII-nd« Corinth es ihm nicht möglich machten, seinem ursprüng- lichen Plane (2. Cor- l, 15 f.) gemäß bald selbst wieder nach Kreta zu kommen (vgl. die näheren Erörterungen in der Beilage zum 1l. Anhang auf S. 174). Darin nimmt er (3, 12) eine Ueberwinterung in Nieopolis für den Schluß des laufenden Jahres in Aussicht und erwählt sich damit ein ähnliches Arbeitsfeld wie da- mals mit Kreta; denn wie letzteres gleichsam ein Verti- nenzstück zu Ephesus bildet, so nun ersteres zu Corinth und Achaja. Nicop olis (jetzt Prevesa), durch Augustus zur Feier seines Sieges bei Actium (2. September des J. 31 v. Ehr» s. Schlußbem. zum, l. Maceabäerb. Nr. 9, (1.) an der Stelle, wo er sein Heereslager ge- habt hatte, erbaut und durch die den olvmpischeii fast gleichgestellten actischen Spiele verherrlicht, eine durch römische Colonisten und durch zahlreiche griechische Bewohner der benachbarten Städte, welche ihre Hei- math zu verlassen gezwungen wurden, stark bevölkern, an der Nordwestseite des ambracischen Meerbusens sehr günstig gelegene röniische Eolonie, die Hauptstadt Aearnaniens und des südlichen Epirus, war nächst Corinth, der Residenz des Proconsuls von Achaja, die bedeutendste Stadt des ziemlich verödeten Griechenland Für die hernach (bei V. El) in Betracht kommende Reise durch Macedonien und Achaja war dies gewisser- maßen der Mittelpunkt, einerseits der Schlußstein « des über Macedonien hinaus bis nach Jllhrien (Röin. 15, 19) sich erstreckenden Werks, andrerseits aber auch eine Warte für den Apostel, um zur rechten Zeit nach Corinth sich weiter zu begeben, das« er denn auch im letzten Monat des J. 57 wirklich erreichte und dort drei Monate verweilte (Kap. 20, 2), wie er der Ge- meinde in l. Cor. 16, 6 angekündigt hatte. Nach diesem Warteort lud er denn jetzt schon den Titus ein sur die Zeit, wo er durch Arteniassp und Tychikus ihn wurde herbeiholen und in Kreta ablosen lassen, so daß demselben auf seiner gegenwärtigen Station noch eine Thatigkeit von etwa Es, Jahren wurde bevorgestanden haben; allein nicht lange nachher, als mit solchen Dis- positionen Paulus durch den Schriftgelehrten Zenas und den u ihm nach Ephesus ubergetretenen Apollos, deren bal ige Rücksendung er sich erbat, seine Epistel an den Adressaten abgefertigt hatte, änderte sich in Beziehung auf diesen alles in Folge der anders, als der ApostelamSinne sie gehabt, sich gestaltenden Ver- sahrungsweise in Betrefs der corinthischen Angelegen- heiten. Es reift hier die 1. Esistel an die Cormther ein, deren etrachtung uns ert vorliegen muß, ehe wir zu einer Gesammtanschauung von den mancherlei in einander greifenden Umständen werden gelangen können; einstweilen sind die nöthigsten Andeutungen auf S. 174 der beiden Anhänge zum VI. Bande e- geben. Es ist diese Epistel um die Osterzeit (7. is 14. April) des J. 57 geschrieben (1.« Cor. 5,-6ff.); Paulus zeigt da an, daß er noch bis zu Pfingsten Yer in Ephesus zu bleiben gedenke, und bittet die orinther um eine freundliche Aufnahme des Timo- theus, den er auf einem Umwege zu ihnen gesendet habe, während er zugleich erklärt, warum er nicht viel- mehr den Apollo zu der Sendung verwendet, der ihnen wohl lieber würde gewesen sein (1. Eor. 16, 8sf.). Dies nun ist der Zeitpunkt, in welchen der Bericht des Lukas im folgenden Abschnitt eingreift; wir kåaben dafür hier nur noch iin Voraus zu bemerken, da der von Lukas miterwähnte Erastus Jedenfalls der in Röm. 16, 23 genannte Stadt-Rentmeister von Corinth ist (vgl. Z. Tim. ·4, 20), Lukas aber» nicht auch die Sendung der Beiden nach Corinth in’s Auge faßt, sondern mit ihrer Mission »für Macedonien, über welches sie nach Achaja zu reisen beauftragt sind, sich cis 578 Apostelgeschichte 1 9, 21- 28. begniigt, weil er überhaupt mit den corinthischen Wirt-en so wenig sich befaßt hat, daß wir keine Ahnung davon hätten, wenn nicht neben der Apostelgeschichte uns zugleich die beiden Corintherbriefe zur Einsicht vorlägen. Aus diesem Grunde, da ihm nur daran elegen war, eine Entwickelungsgeschichte der apostoli- Tchen Kirche im ·roßen Ganzen zu geben, hat er auch ie oben besprochene Ztoischenreise des Apostels nach Corinth und Kreta völlig mit Stillschweigen über- gangen und noch vieles Andere unerwähnt gelassen, was nun auf Grund der apostolischen Briefe ergänzt werden muß — eine- Ergänzung freilich, die ihre großen Schwierigkeiten hat. « c. V. 21 —20, L· (§ 161.) St. Lukas siihrt uns hier sogleich in die letzte Zeit des Aufenthalts pauli zusEphesus ein, wo er schon die Vorbereitungen! trifft sur eine Reise durch Macedonien und Itchaja nach Jerusalem und mit dem Plane umgeht, nach Vollendung solcher Reife das Evangelium auch in Rom, der Hauptstadt der damals tieliannten Welt, zu predigen. In diese letzte Zeit sällt ein von dem Goldschmied Demetriu5, dem Fabrikanten von silbernen tliodellen des ephesinischen Dianentempelz angestisteter Umlauf, der zum Zwectie hat, durch Vollistieschlusi eine Aus— meisnng der Christen aus der Stadt her6eiznsiihren, aber in Folge von ungeschickter Anlage des plans einerseits und geschichtet Amte-Wahrnehmung des Staatssecretairs andretseits seines Zwecties ganz ver« fehlt, so das) der Apostel in aller Ruhe und zu der einmal von ihm festgesetzten Frist die Stadt verliislt und nach Durthteisnng von Macedonien seiner Zeit auch nach Griechenland Kommt, woselbst er drei Monate zu Cotiuth vertaeilt 21«. Da das swas in V. 1—20" erzählt worden] ausigetichlet fund also im Verlauf von 2 Jahren und 11 Monaten die Kirche Christi in Ephesusnun soweit begründet] war sdaß eine längere Anwesenheit nicht mehr nöthig schien], feste smit Beginn des J. 57] ihm Paulus vor im Geiste, [zunächst] durch Macedonien nnd Achaja zn reifen [um daselbst, abgesehen von dem Besuch der dortigen Gemeinden und einer gelegentlichen Evangelisirung benachbarter Gegenden Kp. .-20, 1f.; Röm. 15, 19;« Tit. 3, 12., eine Steuer fiir die, in den traurigen Zeiten der Amtsverwaltung des Felix Anh. II, d. Nr; 1 mit großer äußerer Noth kiimpfenden Gemeinden in Judäa Rönu 15, 26 f.; I. Eor.- 16, 1 ff».; 2. Cor. 8, 1ff. zusammen zu bringen] und shierauf zur Ueberbringnng der Collekte und zur Feier des Pfingstfestes im nächst- folgenden J. 58: Karl. 24, 17; 20, 16] gen Jeru- salem zu wandeln, sund sprach sindem er diesen Vorsatz faßte, gleichzeitig zu sich selbst und zu denen, welchen er seinen Reiseplan kund that]: Nach dem, wenn ich daselbst sin Jerusalem] gewesen bin, muß ich auch [wie mein Bewußtsein um des HErrn Rath und Willen mir deutlich sagt Kap. 23, u; Rom. 11,9 ff.; 15, 23 ff.] Rom sehen. 22. Und sandte [behufs Einleitung der zu veranstaltenden Collekte, für welche er bereits die Gemeinden in Galatien in Anspruch genommen hatte, wohl durch Vermittelung des Silas 1. Cor. 16, 1] zween [voraus], die ihm dieneten, [nämtich] Timoihenm [seinen Gehilfen seit Kap. 16, 1 ff.] und Etastum sden von Corinth zu ihm nach Ephesus gekommenen Kämmerer der ersteren Stadt Röm. 16, 23], in Macedonien svon wo aus sie dann weiter nach Achaja sich begeben und nun in Corinth auch für die Wiederherstellung des Vertrauens auf Seiten des wider den Apostel aufgeregten Theils der Gemeinde thätig sein sollten 1. Cor. 4, 17; 16, 10f·]; er aber snachdem er so die Beiden schon in den ersten Monaten des J. 57 abgesendet hatte] verzog svon da ab noch] eine Weile in Asia [von Ephesus aus noch weiter in diesen Gegenden sein Werk treibend l. Cur. 16, 9., da bis zu der erst gegen Pfingsten beabsichtigten Reise V. 21 er noch über etwa ein Vierteljahr Zeit zu gebieten hatte, in welche Zeit dann namentlich der 1. Brief an die Corinther mit seinen veranlassenden Umständen und den ihn be- gleitenden Maßnahmen fällt V. 20 Anm.]. Ausgerichtet oder erfüllt war des Apostels Werk zu Ephesusx wieder lag eine Strecke des ihm ver- ordneten Laufs hinter ihm. St. Lukas läßt uns die Bedeutung der Gemeinde Ephesus merken, indem er er- zählt, wie nach deren Gründung und Befestigung der Apostel die Zeit gekommen sah, daß er in die Ferne ausziehen sollte, wohin der HErr ihn gewiesen (22, 21). Auf der Brücke zwischen Morgen- und Abend- land war in der ephesinischen Gemeinde ein kräftiges Bindeglied der» von Jerusalem nach Rom hinstreben- den Kirche erwachsen, und hier von Ephesus aus wendet Paulus seinen Blick vorwärts nach Rom, doch nicht ohne noch einmal rückwärts nach Jerusalem zu schauen. (Besser.) Der Reiseplan des Apostels, in Ephesus ausgesprochen, umfaßt zunächft Macedonien u Griechenland, nn aber Jerusalem und Rom: wie der Erlöser, als feine Zeit sich erfüllte, sein An- gesicht wandte stracks gen Jerusalem zu wandeln (Luk. 9, 51), so wendet auch Paulus sich stets zurück nach der Stadt, da der HErr gekreuziget ist und da er seine erste Gemeinde gegründet hat. Aber sein Blick und Verlangen geht weiter hinaus nach Rom, und zwar ,,im Geist«, vermöge göttlicher Leitung und Er- leuchtung; was Jesus ihm unmittelbar nach seiner Be- kehrung hat eröffnen lassen und wozu er ihn bestimmt hat (9, 155 22, 2l), das quillt jetzt vermöge selbst- ständiger Entschließung aus seiner eigenen Seele als eine göttliche Nothwendigkeithervor. (Lechler.) Wenn es heißt: ,,Paulus setzte ihm im Geiste vor«, so sollen wir ohne Zweifel darunter weder eine Be- stimmung des Geistes, wie er sie bei seinem ersten Aufenthalt in diesem Gebiete erfuhr 16, 6 sf.), noch auch eine gewöhnliche menfchliche rwägung und Eittschließunå verstehen, sondern vielmehr einen Akt des inneren Iebens, in welchem sich die Thätigkeit des göttlichen Geistes mit der Thätigkeit des paulinischen Geistes zu einem Moment geelnigt hat; dur die Leitung des HErrn, der ihm immer mehr sich elber anheimgiebtz ist er auch in Bezug auf die Einsicht in die Entwickelung der Kirche immer mündiger und selbst- bewußter geworden, er fühlt sich demnach hier ebenso frei selbst sich bewegend und selbftthätig, als er si öttlich bestimmt und geleitet weiß. (Baumgarten. ein Alexander, kein Cäsar, kein anderer Held langt an die Hochherzigkeit dieses kleinen Benjaminz die Gegen Ende des Aufenthalts Pauli in Ephesus zettelt Demetrius einen Auflauf wider ihn an. 579 Wahrheit von Christo, der Glaube an ihn, die Liebe zu ihm hat sein erz weit gemacht wie das weite Meer. (Bengel.) erusalem und Rom, die beiden Leidens- und Marterstädte dieses Zeugen Jesu, bleiben ihm unter allen seinen Veränderungen immer im Ge- sicht; das war seine vom HErrn vorgesteekte Laufbahn, der er im Geist immer entgegeneilte, ebenso wie Jesus seinem Kreuz und Tode. (Apost. Past.) Mit pro- phetischem Blick sieht er sich schonim Voraus in Rom; aber freilich, die Art und Weise, wie er bald in Wirk- lichkeit dorthin kommen sollte, war eine ganz andere, als er sich’s gedacht hatte. (Andreä.) Ohne Zweifel wurde unter der bisherigen und der ferneren Wirk- samkeit Pauli für Asien, da er noch eine Weile mit der Richtung auf diese Landfchaft in Ephesus blieb, der Grund zu den sieben Gemeinden gelegt, welche in « Offenh Joh 2 und 3 verzeichnet sind: außer Ephefus auch Smyrna, Pergamus, Thyatira, Sardes, Phän- delphia und Laodieea; jedenfalls scheint dieser Sprengel bei der Absendung des Briefes an die Epheser schon vollständig gebildet gewesen zu sein. (P. Lange.) Aber der Apostel hatte anderseits auch, wie er das in Kap. 20, 18 f. ausdrücklich ausspricht, viele Nachstel- lungen von Seiten der Juden zu erfahren; darauf bezieht sich wohl die Notiz in Röm.16, 3f., daß Aquila und Priscilla für das Leben des Apostels ihre Hilfe dargegeben, was den Umständen nach in Ephesus geschehen sein kann, und wenn nun in V. 23 ff. der von Anfang gegen Paulus gerichtete und nur zufällig blos seine Gefährten tresfende Auflauf zunächft von dem heidnischen Demetrius und seinen Arbeitern aus- ging,.so irrt man doch gewiß, wenn man die Juden dabei unbetheiligt glaubt. (Wieseler.) 23. Es erhub sich aber um dieselbige Zeit [wo Paulus nach Absendung des Timotheus und Erasius noch eine Weile in Asia verzog] nicht eine kleine Bewegung seine nicht kleine, sondern schon ziemlich bedenkliche Ruhestörung] über diesem Weges sveranlaßt durch das immer weitere Um- sichgreifen der christlichenReligion Kap. Es, 2]. 24. Denn einer, mit Namen Demetr1us, ein Goldschmied lgenauerx Silberfchlägerk der machte der Diana silberne Tempel sals Nachbilder des großen Tempels, den sie in Ephesus hatte V. 1 Anm.], und wandte denen voin Handwerk [den Künstlern, die in seiner Fabrik arbeiteten] nicht geringen Gewinnst zu [indem seine Fabrikate reichlichen Absatz fanden und er also seinen Ge- schäftsgenossen ihre Arbeit gut bezahlen konnte] 25. Dieselben versammelte er sbei sich, etwa aus seinem Gehöft], und die Beiarbeiter desselben Handwerks [die untergeordneteren Hilfsarbeiter], und sprach: Liebe Männer, ihr wisset, daß wir großen Zugang san Kundschaft und Gewinn] von diesem Handel [den wir seit lange schon mit Verfertigung von silbernen Tempelmodellen treiben] haben; 26. Und ihr sehet und hbret [nun, was diese letzten Jahre daher betrifft], daß nicht allein zu Ephksus, sondern auch fast in ganz Asten, dieser Paulus viel Volks abfallig macht fvom Cultiis unsrer Göttin], überredet sdie Leute] und spricht: Es sind nicht Götter, welche von Händen gemacht sind [Kap. 17, 29; i. Ein. 8, 4]. 27. Aber es will nicht allein sweim es mit dem Thun dieses Menschen weiter so fortgeht] unseremHandel dahin gerathen, daß er nichts gelte [und wir also künftighin keine Gefchäfte mehr« machen können], sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichtsigeachtet [werden, wie er schon jetzt viel von seinem·An- sehen verloren hat] und wird dazu ihre sder Göttin, eigene] Majestat untergehen, welcher doch ganz Asien und der Weltkreis Gottesdienst crzeigettr [und das müssen wir jedenfalls aus allen Kräften abzuwehren suchen] 28. Als sie sdie Genossen und die Beiarbeiter des Handwerks] das hörten, wurden sie voll Zorns [wider ,,diesen Paulus«, der ihnen da als ein so verächtlicher und gefährlicher Mann geschildert ward], schrieen und sprachen: Groß ist die Diana der Epheserirt [und nimmer geben wir es zu, daß ihrer Großherrlichkeit ein Abbruch gescheheJL «) Da der erste Corintherbrief um die Osterzeit des J. 57 geschrieben ist (1. Cor. 5, 8), Paulus aber überhaupt nur bis Pfingftenin Ephesus zu bleiben ge- dachte (1. Cor. 16, 8), «so muß, da jener Brief zwar von bedeutenden Kämpfen (vgl. besonders 1. Cor. 15, 23), aber nichts vom Aufruhr meidet, der hier be- richtete ephesinische Tumult zwischen Ostern und Pfingsten jenes Jahres stattgefunden haben. (Otto·.) Daß der Apostel aber auch nicht fruher.; als wie er sich vorgenommen, nämlich erst um Pfingsten, von Ephesus we gegangen (20, 1), ergiebt sich aus einzelnen Notizen es zweiten Corintherbriefs und ins- besondere aus dem ganzen Verhältnis; dieses zweiten Brjefs zu dem ersten. (Wieseler. Wir haben in dem ganzen, im Folgenden erzählten organg den anschau- lichen Beweis, daß ungeachtet der segensreichen und wirkungsvollen Thätigkeit des Apostels in Ephesus « das Heidenthum noch keineswegs gebrochen war; denn die Stadt erscheint in diesen Stunden als eine völlig heidnische und die Anfänge des Glaubens- und Geistes- lebens sind ganz verborgen· Ebenso wird in dem fanatischen Ruf der gan en Bevölkerung: ,,groß»ist die Diana der Epheser!« of enbar, wie bei aller Empfäng- lichkeit für das Evangelium doch auch ein feindfelig widerstrebendes und wildaufbrausendes Element indem Heidenthum vorZanden ist. Lukas will uns offenbar nicht durch die änder und Städte des Heidenthums hindurchführen, ohne uns den finsteren Abgrund, aus welchem der Kirche Christi viel thränenreiches und blutiges Herzeleid erwachsen wird, gezeigt zu haben. (Baumgarten.) Da Paulus im Begriffe steht, seine Reise anzutreten, läßt ihn Gott noch zuvor eine Em- pörung und Nachstellung in Ephesus erleben, damit er ja. von allen Orten her die Maalzeichen der Leiden Jesu mit hinwegnehmen und bei dein Segen, den ihm der HErr geschenkh auch sein Kreuz ihm nachtragen mochte. (Apost. Past.) «) Der Anstister der Unruhe, Demetrius, war ein Silberarbeiter, ohne Zweifel der Jnhaber eines roßen fabrikartigen Gefchäfts,» welcher sich nur mit Einem Artikel befaßte, nämlich mit silbernen Artemis- tempeln, d. h. mit kleinen Modellen des weltberühmten Diana-Tempels, nebst der Statue der Göttin. Der Tempel selbst, wie er nach seiner Einäscherung durch Herostratus prachtvoller wieder aufgebaut war und damals stand, galt mit seinen 127 Säulen zu je 60 Fuß 374 580 Avostelgeschichte II, 29——34. Höhe, mit einer Länge von 425 Fuß und einer Breite von 220 Fuß als ein Wunder der Welt; man liebte es, Miniaturmodelle des Tempels als Nippsachen auf- zustellen, auch auf Reisen mitzunehmen, um so ein- träglicher also mußte ein solches Geschäfh im Großen betrieben, sein. Demetrius beschäftigte dabei nicht nur eigentliche Künstler (,,die mit ihm vom Handwerk waren« V. 38), sondern auch eine Menge mechanischer Arbeiter (»Beiarbeiter« V. 25), welche davon ihr Brod und theilweis reichlichen Verdienst hatten. Indem er nun an dem stockenden Absatz seiner Fabrikate einen fühlbaren Maßstab für den dem Artemis-Eultus Ab- bruch thuenden Einfluß des Apostels hatte, veran- staltete er eine Versammlung der bei seinem Geschäft betheiligten Arbeiter höherer und niederer Klasse und J regte dieselbe künstlich auf; er stellt in seiner Ansprache zwei Thatsachen einander gegenüber und zieht sodann den Schluß daraus. Die erste ist der reichliche Er- werb und Nutzem welchen der bekannte Geschciftszweig ihnen abwerfe; die zweite ist die weit und breit erfolgte Umstimmung der Leute durch Paulus und — seine Bekämpfung des Eultus der Götterbilden Wenn der Mann aussagt, daß in Ephesus, ja in der ganzen Provinz eine zahlreiche Menge sich habe umstimmen lassen, so mag man etwas davon als absichtliche Ueber- treibung, um desto stärker aufzuregen, abziehen; dennoch muß ein namhafter Einfluß des Apostels stehen bleiben, weil sonst die ganze Jntrigne keinen Boden gehabt hätte. Der Schluß aus diesen Thatsachen nun ist ein doppelter: »Unser Handel droht in Abgang zu kommen; und, was noch mehr ist, das Heiligthum der Artemis wird gering geschätzt werden, die Majestät der Göttin selbst wird herabkommen.« So war diese Vorstellung auf den Eigennutz und den religiösen Fanatismus zu- gleich berechnet, wiewohl das Jnteresse der Göttin scheinheilig als das höhere und gewichtigere hingestellt war. (Lechler.) Auf’s Haar ähnlich redete Tetzel seiner Zeit, und der aufgeklärte Papst Leo desgleichem der schändliche Ablaßhandel gerieth durch die reforma- torische Predigt dahin, daß er nichts mehr galt, und für die gefährdete Majeståt der römischen, den Welt- kreis beherrschenden Kirche rief man die Leidenschaften frommen Unverstandes auf· (Bes er.) Die falsche Re- ligion bringt allemal mehr Gewinn-der Erde, nicht nur in heidniscl)er und römisch-kntholischer, sondern in jedweder Gestalt; ihr Zei en ist allemal ein äußeres Gepränge, um die innere eere zu verbergen, und sie gefällt dadurch dem äußeren, alten Nienschen und bringt ihm mancherlei VortheiL (Williger.) Man sehe, was in Ofsenb. l8, 11 f. 22 von der großen Hure steht, die auch die Religion und deren Uebung dahin einzurichten weiß, daß dabei viel Pracht, Gewerbes, Gewinnstes, Bildhauer- und Malerarbeih Musik u. s· w. getrieben wird. (Rieger.) »Es) Ganz nach dem Leben gemalt! Was der kluge Demetrius in seiner Volksrede unter die Leute hineingeschleudert, das hat gezündetx was er ihnen in’s Ohr gesagt, das schreien sie von den Dächerm ,,Groß ist die Diana der Ephesert nieder mit ihren Feinden, Tod den Pfaffen!« mit dieser Loosung stürmen sie nun aus der Arbeiterversammlung hinaus auf die Straßen und durchstürmen brüllend die Stadt. (Gerok.) 29. Und die ganze Stadt [deren Straßen die ausgeregten Künstler und Arbeiter mit ihrem Geschrei durchzogen] ward voll Getümmels [wobei niemand recht wußte, um was es eigentlich sich handele]. Sie [die zusammenlaufenden Volks- massen] stürmten aber einmüthiglich sin der Absicht, die Angelegenheit durch ein öffentliches Rechts- verfahren zum Austrag zu bringen] zu dem Schau- Platz snach dem Theater, woselbst man auch Volks- versammlnngen abzuhalten pflegte], und ergriffen sauf dem Wege dahin] Gajum und Aristarchum aus Macedoniew [des] Paulus Gefährten sauf daß sie doch wenigstens jemand zur Hand hätten, wider den eine Anklage gerichtet werden möge] 30. Da aber Paulus wollte unter das Volk [in die Volksversammlung, die im Theater sich zu constituiren im Begriff stund] gehen sum anstatt der beiden Gefährten sich selber zu stellen], ließen’s ihm die Jünger sdie Christen zu Ephesus, soviel ihrer bei ihm anwesend waren] nicht zu. 31. Auch etliche der Obersten in Asien sder sog. Asiarchen, d. i. der Vorsteher der heiligen Spiele in Asien], die sdess Paulus gute Freunde waren, sandten zu ihm, und ermahnten ihn, daß er sich nicht gäbe auf den Schauplasz [nicht nach dem Theater begeben möchte, weil er damit nur Uebel ärger machen, die Sache aber schon von selber sich wieder legen würde]. 32. sJm Theater nun ging es gar seltsam zu:] Etliche schrieen sonst [s. v. a. so 1. Cor. 7- 7; 2· Chwtd l8- III, etliche ein anders, und war die Gemeine irre, nnd der mehrere Theil wußte nicht, warum sie zusammen kommen waren [so daß dem Kanzler oder Staatssecretair V. 35., der sich zur Versammlung eingefunden hatte, kein Gegenstand zur Verhandlung oder zur Anklage vorgelegt werden konnte]. r 33. Etliche aber vom Volk zogen Alerandrum hervor, da ihn die Juden hervor stießen [damit dieser Grund und Zweck der Versammlung angebe]· Alexander aber winkte mit der Hand szum Zeichen, daß er jetzt reden werde, man also stille sein solle, Kqp. 12, 17; 13, 16; 21, 40], und wollte sich vor dem Volk verantworten Darüber, daß dieser Zusammenlauf herbeigeführt worden sei]. 34. Da sie aber [aus seiner ganzen Haltung und TrachtJ inne wurden, daß er ein Jnde war, erhub sich Eine Stimme von allen, und schrieen bei zwei Stunden: Groß ist die Diana der Ephesert Daß die tumultuirende Mencge nach dem Theater stürzt, hat seinen naheliegenden rklärungsgrund darin, daß man in Griechenland überall die Theaterräume gern zu Volksversammlun en benntzte; in Ephesus efand sich dasselbe am Fu e des Berges Prion und gehörte zu den kolossalsten Gebäuden seiner Art, es war bei einem Durchmesser von 660 Fuß auf eine Zu- schanermenge von 50,000 Menschen berechnet. Man darf hiernach unsre Geschichte nicht so ausfassen, als handele es sich um einen Pöbelauslauß bei dem es auf eine sog. Volksjustiz gegen die Beiden, die man mit fortschlepptey sei abgesehen gewesen, sondern sie und auf Grund einer Verhandlung mit ihnen soll : dann etwa ein Ausweisunåsbefehl (13, 50) erwirkt i werden, der sich gegen die hristen überhaupt richtet. sollen vor eine ordentliche Volksversammlung gestellt " Die tumultuirende Volksmenge im Theater. Der zur Verantwortung herangezogene Alexander. 581 Behufs richtigen Verständnisses des vorliegenden Be- richts sind unächst genau die beiden Begriffe: Gemeine (V. 32 u. 9f.: sitz-Lucia) und Volk (V. 30 u. 33: disk-as) von dem Volk im Sinne von zusammenge- laufenen Volkshaufen (V. 33 u. 35: Zweig) zu unter- scheiden; die Gemeine oder das Volk in gleichbedeus tendemSinne ist die unter ihren Vorstehern zusammen- gietretene ftimmberechtigte Bürgerschaft, die mit gewissen echten ausgestattete und nach bestimmten Formen tagende Versammlung. Eine solche war natürlich mit dem in’s Theater eingedrungenen Volkshaufen keines- wegs von selber schon gegeben; im Gegentheih wie der Kanzler oder der Staatssecretär in seiner Rede V. 35 ff. das auch zu bedenken giebt, durfte diese zu- sammengelaufene, tumultuirende Menge nichts be- schließen und unternehmen, ohne sich der Gefahr aus- zufegen, von dem römischen Statthalter wegen Auf- ruhrs und Tumultes zur Rechenschaft gezogen zu werden· Eine ,,ordentliche Gemeine« oder gesetzliche Versammlung (V. 39) hätte nur er selber zusammen- rufen können; er konnte aber auch, da es sich hier um eine Sache zu handeln schien, wo ein von dem Augenblick erfordertes schnelles Rathen und Handeln am Orte sei, und da man ihn ohne Zweifel in der Absicht herbeigerufen hatte, aus der Menge heraus die stimmberechtigte Bürgerschaft zur Gemeine zu constituireii, diesem Anliegen Folge geben, wenn er den Stand der Dinge bei näherer Untersuchung so be- fand, daß ein ordentliches Rechtsverfahren vor sich ehen könne. Für diesen Zweck ist er wohl bald von nfang thätig, obwohl seiner in den vorliegenden Versen noch gar nicht Erwähnung geschieht; aber da- mit, daß Lukas in V. 32 von Gemeine und in V. 30 u. 33 von Volk in dem damit gleichbedeutendeii Sinne redet, deutet derselbe an, daß es sich allerdings darum ehandelt habe, eine ordentliche Volksversammlung zu tande zu bringen und diejenigen, die dazu gehört haben würden, mit der Entscheidung der Sache zu betrauen Jn den dann weiter folgenden Versen 35—40 sehen wir demnächst, wie der Kanzler mit seiner Voruntersiichung fertig ist, von Amtswegen Gehör verlangt für seinen Vortrag und, weil er sich überzeugt hat, daß hier nichts vvrliege, was zu einer geseh- mäßigen außerordentlichen Volksversammlung und zu schleuniger Beschlußfassung berechtige, sondern nur solche Dinge, die theils vor ein ganz anderes Forum, theils vor eine in ordentlicher Form berufene Ver- sammlun gehören würde, sich dazu aiischickt, die tumultuöfer Weise zusammengesprengte Gemeine wieder zu entlassen. Wer war denn aber dieser Kanzler feiner amtlichen Stellung nach? Es ist darunter der Chef der Stadtverwaltung zu verstehen, der besonders auch das Stadtarchiv unter si hatte, für schriftliche Abfassung aller öffentlichen erhandlungen, Gesetze, Urkunden, Verträge u. s. w. sorgte und nun auch die Sitzun en der Gemeine oder des Volks leitete, wenn städtiscife An elegenheiten zum Austrag zu bringen waren; nach einem Namen werden in alten Jnschriften die Jahre bezeichnet,, auch stand derselbe wohl auf städtischen Mün en, woraus das hohe Ansehen dieser obrigkeitlichen erson hervorgeht, die etwa einem Oberbürgermeister unsrer jetzigen Zeit entsprichh zu- mal er ebenfalls von der Bürgerschaft gewählt wurde. Neben ihm werden schon hier die Asiarchen (Luther: ,Obersten in Asien«) erwähnt: so hießen die jährlichen Bevollmächtigten der Städte in Asien, welche die öffent- lichen Spiele zu Ehren der Götter und des römischen Kaisers anordnen und auf ihre Kosten ausführen mußten; ihr Amt war ein patriotifches Ehrenamt und schloß eine Art priesterlicher Würde, obwohl keine eigentlich priesterlichen Geschäfte in sich, daher ihr Vor- steher wohl auch als Hoherpriester be eichnet wurde. Das Theater, als der Schauplatz für ie öffentlichen Spiele, stand natürlich mit unter ihrer Aufsicht, und da die gegenwärtige Volksbewegung einer religiösen Angelegenheit galt, so waren sie ebensowohl wie der Kanzler verpflichtet, in dieselbe einzugreifen und Aus- schreitungen zu verhüten. Bei ihnen nun läßt Paulus, als die Volkshaufen seine beiden Gefährten ergriffen haben, sich melden, als der selber für die vorzu- nehmende Verhandlung sich zu stellen bereit sei; sie aber, sammt dem Kanzler der Sache des Christen- thiinis nicht abgeneigt, wissen schon, wie sie die künst- lich erregte Volksbewegung wieder däinpfen sollen. Es genügt eine ganz einfache Rechtsprocedur, um die zusaniinengelaufene Masse wieder nach Hause zu schickenx die Ehre eines öffentlichen Verhörs, sei es des Apostels, sei es seiner Gefährten, wollen sie einer Menge, die ohne ihre Autorisation zusammengetrommelt ist und selber nicht weiß, was sie will, gar nicht erst anthun, und darum lehnen sie des Paulus Anerbieten ab. Seine Anwesenheit im Theater würde auch für das von ihnen beabsichtigte Verfahren vielmehr störend sein und den Rädelssührern Gelegenheit geben, das jetzige Ge- tümiiiel zu einem förmlichen Tumult zu steigern, dessen man nicht mehr Herr zu werden vermöchte; das sieht er denn alsbald ein und bleibt zurück, während die bloßen Abmahnungen der Jiinger oder christlichen Ge- meindegliedey die nur darauf hinausliefen: ,,schone dein selbst«, ihn nicht würden zurückgehalten haben. Was die beiden Gefährten des Apostels betrifft, die man vermuthlich auf der Straße aufgegriffen und nach dem Theater mitgeschleppt hat, weil man es weniger aus die Person des Paulus, als ge en die von ihm gestiftete ,,Sekte« abgesehen hatte, Po war der zuzweit genannte Aristarchus aus Thessalonich gebürtig (20, 4); wann er von dort nach Ephesus herübergekommem wird nirgends angedeutet, es war aber sein Kommen kein blos vorübergehender Besiich, sondern ein Eintritt in bleibenden Gehilfendienst. So sehen wir ihn denn in des Apostels Geleit auf seiner letzten Reise nach Jerusalem und aus der Fahrt nach Rom (20, it; 27, 2); hier verließ er ihn auf einige Zeit (2. Tim.4,11), aber auch nur, um ihm zu dienen (Aiih. Il, a. Nr. 1), bis er später wieder bei ihm war (Col. 4, 10; Phil· 24), so daß Paulus ihn gerade u als seinen Mitgefangenen bezeichnet. Die Sa e lä t ihn unter Nero in Rozn den Märtyrertod sterben. Der Name Gajus (lateinisch Gajus) war sehr häufig, daher es uns nicht Wunder nehmen darf, wenn im apostolischen Zeitalter nicht weniger als 4 Männer dieses Namens uns begegnen: a) der hier erwähnte Gajus aus Macedoniem von dem wir aber sonst nichts weiter wissen; b) der Gajus von Derbe in Lycaonien, des Apostels Reisegefährte auf der Tour nach Jerusalem (Kap.»20, 4; 14, 7 Anm.); c) der Gajus in Corinth, einer der von Paulus getauften Erstlinge der dasigen Gemeinde (1. Cor. I, 14), in Röm. 16, 23 von ihm als sein und der ganzen Ge- meine Wirth bezeichnet, bei dem er also selbst, als er die Epistel an die Römer schrieb (Kap. 20, 2 Anm.), wo nte und in dessen Hause vermuthlich die regel- inä i en Gemeindeversammlungen»statt andenz d) end- lich ift die Z. Epistel St. Johannis an einen gewissen Gajus gerichtet, der in derselben als ein eisriger, namentlich diirch Gastfreundschaft gegen reisende Brüder sich auszeichnender Christ oder· Presbhter erscheint und ohne Zweifel äu» Ephesus seinen» Sitz hatte. Manche halten diesen aius für einerlei« mit dem aus Corinth, Andere mit dem aus Derbez viel wahrscheinlicheraber 582 Apostelgeschichte l9, 35——40. kommt es uns vor, daß der Gajus aus Macedoniem als Paulus in Kap. 20, 1 Ephesus verließ, daselbst von ihm zurückgelassen wurde und entweder schon jetzt oder später in das Aeltesten-Collegium eintrat, in ersterem Falle hätte er sich in Kap. 20, 17 ff. mit unter den nach Milet versammelten Presbtjtern be- funden. Schwieriger, als hinsichtlich dieser Gefährten des Apostels, ist die Orientirung in Betreff des Juden Alexander. Jn Kalt. 4, 6 haben wir einen Mann dieses Namens vomHohenpriestergeschlechtkennen gelernt; nun wird in 1. Tim. l, 20 neben Hymenäus ein von Paulus aus der ephesinischen Gemeinde excommunicirter Ketzer Alexander und in 2. Tim. 4, l4 ein Schmied Alexander, der ihm viel Böses erwiesen und vor dem Timotheus sich auch hüten soll, der also offenbar ebenfalls in Ephesus zu suchen ist, erwähnt — sind letzterebeiden von einander verschieden oder nicht? in welchem Verhältniß stehen sie zu dem an unsrer Stelle erwähnten Juden, ist der eine oder andere von ihnen oder, im Fall der Jdentität, ist der Ketzer und Schmied Alexander die nämliche Person mit ihm? was für eine Bedeutung hat die Bezeich- nnng ,,Jude« und welche Beziehung die Bezeichnung ,,Schmied«? Diese mancherlei Fragen haben bei den Schriftforscherm wie sich erwarten läßt, «ar verschiedene Beantwortung gefunden; wir können, chon um unsre Auseinanderfetzung nicht zu weitläufig zu machen und dem Leser die Uebersicht zu erschweren, nicht näher darauf eingehen, stellen vielmehr ohne Weiteres Fol- gendes als den richtigen Sachverhalt aus. A lex an d er, ein ephesinischer Jud e, hatte vor seiner Bekehrung zum Christenthum ebenfalls als Schmied in der Fabrik des Demetrius gearbeitet und an Verfertigung von silbernen Dianen-Tenipelchen«sich betheiligt; der Gewinn, den ihm das einbrachte, war für ihn viel zu bei-lockend, als daß. er sich ein Gewissen daraus ge- macht hätte, im Dienste des. heidiiischeik Gö encultus zu arbeiten. Als nun nach V. 20 das ort des HErrn in Ephesus mächtig wuchs und überhand nahm, da ward auch "er Christ; aber es fiel ihm nicht ein, gleich denen, die nach V. 18 f. ihre Zauberbücher ver- brannten, sich ebenfalls von seinem bisherigen götzen- dienerifchen Treiben durch Verzicht auf die Geschäfte in der Werkstatt des Silberschlägers loszusagen, im Gegentheil, da die Aufforderungen hierzu, je dringen- der sie wurden, ihm auch desto widerwärtiger waren, zog er es vor, lieber das gute Gewissen als das ein- trägliche Gewerbe von sich zu stoßen, er litt also Schiff- bruch am Glauben, wandte sich der Jrrlehre des» Hy- menäus zu, die ihm völlig freie Hand ließ, im alten Sauerteig zu verharren, und wurde nun schließlich vom Apostel in Disciplin genommen (1. Tim. 1, 19 f.). Indessen, bekehren wollte er sich jetzt noch weniger, als vordem; er schlug sich aus die Seite der ungläubig gebliebenen und« dem paulinischen Christenthum feind- selig gesinnten Judenschaft, und um nun bei dieser sich zu insinuiren und zu rehabilitireiy diente er ihr als Werkzeug, die ,,Vewegnng über diesem Wege-«, mit welcher wir es hier zu thun haben, in Scene zu setzen, indem er vermuthlich den mit dem— Rückschritt seines Geschäfts schon von selber unzufrieden gewor- denen Demetrius dazu aufstacheltq seine Gehilfen und Beiarbeiter in der V. L. ff. angegebenen Weise zu haranguiren und den dadurch herbeigeführten Tumult nach dem Theater zu dirigiren, damit es dort zu einer außerordentlichen Gemeindeversammlung komme und von dieser der Beschluß gefaßt werde, daß ein immer weiteres Umsich reifen der christlichen Sekte nicht länger zu dulden sei, ondern durch Ausweisung der Christen aus der Stadt unterdrückt werden müsse. So erklärt es sich, daß, als im Theater die Gemeindeversammlung sich jetzt constituiren will, niemand recht weiß, um was es sich eigentlich handele, auch Demetrins mit seinen Ge- nossen nicht als Ankläger oder Antragsteller auftritt, sondern in der peinlichen Scene, die nun entsteht, die Judenschaft den Alexander vorschiebt, damit die er die von ihm angelegte Sache weiter führe. Von ihm selber hat er wenig Lust dazu; er merkt schon, daß der versuchte Putsch als ein inißlungenes Unternehmen sich ausweise, darum läßt er sich erst hervorstoßem ehe er redet. Nun aber schickt er zu einer Verant- wortung dafür sich an, »daß wohl Grund und Ursach vorhanden sei, einen außerordentlichen Zusammentritt der Gemeinde herbeizuführen, wie mit Erregung des Tumultes geschehen; und er würde hierauf, wenn man ihn hätte zu Worte kommen lassen, wohl auch seine Anträge wider die christliche Sekte gestellt haben. Allein als die Volksmafsen inne werden, daß sie mit ihrem Zusammenlauf nichts« weiter gewesen, als die Marionetten in der Hand eines jüdischen Jntriguanten und seiner jiidischen Genossenschaft, machen sie den Alexander sofort mundtodt mit dem Geschrei, welches « ihre Göttin preist und deren Majestät als eine solche erhebt, die zu ihrem Schutze solcher verächtlicher Pro- tektoren nicht bedürfe; es ist also die einmal ausge- gebene Parole: ,,groß ist die Diana der Epheser!« die vorhin zu einem Sturm wider die Christen gedient hat (V, 28), nunmehr in eine Formel umgeschlagem womit diejenigen desavouirt werden, welche den Sturm heraufbeschworen haben, und der Kanzler handelt ganz in seinem Interesse, wenn er das Geschrei sich erstffnustoben läßt, ehe er mit seinem Vortrage ein- grei . 35. Da aber der Kanzler das Volk gestillt [zur Ruhe gebracht und zum Aufmerken auf die von ihm beabsichtigte Rede veranlaßt] hatte, sprach er: Jhr Männer von Ephesus, welcher Wtensch ist, der nicht wisse, daß die Stadt Ephesus sei eine Pslegerin der großen Göttin Diana und des himmlischen svom Himmel gefallenen V. 1 Anm.] Biides [derselben]? . 36. Weil nun das unwidersprechlich sund also der Ruhm unsrer Stadt über allen Wider- spruch und Angrisf erhaben] ist, so sollt ihr ja stille sein, und nichts Unbedächtiges handeln seuch nicht in solch leidenschaftliche Hitze hineintreiben lassen, gleich als wäre ohne sie es um diesen Ruhm der Stadt geschehen, während dieselbe in Wirklichkeit weiter nichts bewirkt, als daß sie zu allerlei Ungehörigkeiten euch fortreißts 37. Ihr habt diese Menschen [den Gajus und Aristarchuss hergeführeh die weder Kirchen- rliiibey noch Lästerer eurer Göttin sind sund nur wenn sie das wären, könnte ich, wie ihr wisset, eine gesetzlich zulässige Gemeindeverfammlung aus euch constituireiy um über sie Beschluß fassen zu lassen]. 38. Hat aber Demetrins, und die mit ihm sind vom Handwerk, zu jemand einen Anspruch [infofern sie in ihrem Gewerbe sich durch die Christen beeinträchtigt glauben], so hält man Gericht [so giebt es besondere Gerichtstage, wo dergleichen privatrechtliche Angelegenheiten verhandelt werdens, Der Kanzler stillet das Volk» und heißt diejsjenieinde wieder auseinander gehen. 583 nnd sind Landvdgie sin dem römischen Statthalter der Provinz und seinen Beaniteii Kp. 13, 7 ; 18, 12] da; laßt sie sich [also, die Beeinträchtigten und die Beeinträchtiger, an ordentlicher Gerichtsstelld unter einander verklagen sdie Stadtgemeinde als solche dagegen hat nichts mit den Privatinteressen der Einzelnen zu thun]. 39. Wollet ihr aber etwas Anderes swas nicht blos privatrechtlicher Natur ist, sondern die ganze Conimune angeht] handeln, so mag man es ausrichten in einer ordentlicheii Gemeine [die in gehöriger Form zusammenberufen, nicht aber wie die» jetzige durch das Geschrei der Massen zusammen- gejagt ist]. 40. lJhr könnt darum nichts Besseres thun, als ruhig wieder auseinander zu gehen.] Denn wir stehen [schon jetzt, nachdem es bereits soweit gekommen] in der Gefahr, daß wir um dieser heutigen Empötung sbesserx um des heutigen Tages willen auf Empörung] verklagt möchten werden sda wir so wild und unordentlich zusammengeströmt»sind]», und doch keine Sache Vor- handen ist, daniit wir uns solches Aufruhrs [AufIaufs] entschnldigen möchten. Und da er solches gesagt [und mit seiner Rede einen tiefen Eindruck bei den Leuten hervorgebracht hatte], liest et die Gemeine sals welche er die« Versamm- lung trotz ihres illegitimen Charakters behandelt hatte] gehen. « Die Stillun des Volks, daß es mit seinem Ge- schrei jetzt nach asse und ihm Gehör gebe, bewirkt der Kanzler wohl ebenfalls damit, daß er, wie vorhin Alexander, mit der Hand winket; ihm giebt man denn sofort auch wirklich Gehör, erkennt das durchaus Zu- tressende dessen, was -er mit ebensoviel Klugheit als Umsicht vorträgt, an und geht schließlich, als er die Entlassungsformel aussprichh ohne irgend welchen Rumsor auseinander. Er beginnt, wie das bei der- gleichen Volks-Ansprachen üblich war, mit einer sog. captatjo benevolentjae oder mit einer aus die Geneigt- heit der Zuhörer berechneten und ihrer Eitelkeit schmeichelnden Einleitun , welche, was die Pflege des Dianencultus betresfe, ie Ehre der Stadt als eine viel zu sehr durch die ganze Welt verbreitete und viel zu fest begründete bezeichnet, als daß zu ihrer Aufrecht- haltung eseinessz solchen Auflauss bedurft hätte; da- gegen könne dieser leicht zu unbedachten und über- eilten Schritten führen, welche von andrer Seite her die Ehre der Stadt schänden würden; man thue daher jedenfalls But, wenn man von dem genominenen An- lauf zurii trete-nnd sich tje eher je lieber wieder zur Ruhe begebex «« Und das önne man ja auch ganz un- bedenklich thun;- allerdings gehöre zwar zu edenBex fu iiisseii der Gemeinde die Untersuchung außerordent- licger ösfentliiiker Verbrechen, und wäre daher eine Ver- sammlung der elbeii an der rechten Stelle, wenn jemand die Feiligthüiner angetastet nnd die bestehende Religion« pro anirt habe, um sign der verdienten Strafe zu unterwerfen; aber mit sempelräubern oder Lästerern der Göttin habe man esT in den beiden Jneulpaten, die— mit hereingeschleppt worden, keinenfalls zu thun, davon habe er sich bereits überzeugt, auch habe nie« I mand eine derartige Anklage wider sie vorgebra t. Die Beschwerde, die der Zusanimenrottun zu Grun e liege, sei vielmehr ausschließlich die, da Demetrius mit seinen Handwerks-genossen in seinem» Gewerbe sich beeinträchtigt glaube durch die neue Religion, zu wel- Hi« Ei; bFkäebkliäslssitckäs«iiili"iis.ä«7 sit? Eil-Läg? im Gewerbebetrieb handele, blos eine Angelegenheit des Privatrechts, in welcher der vermeintlich Beein- trächtigte an einem der herkömmlichen— Gerichtstage die dEiviblklagk anzustrengegi habe, un; seiäieisii Schalåen w« « e,un wennera avonim biellsaieitsitesiizjiiixegjtmnitlcht so finde, wie»er es wünsch»e, so stände ihm ja die Appellation an die hohere»Gerichts- barkeit des »Landvogts frei. Wolle aber die» Stadt- g»emeiiide»» die Sache wegen der neuen» Religion, »ob diese zulassig sei oder nicht, zu e»iiier osfentlichen, im Interesse der ganzen Eominune liegenden machen, so sei zur Verhandlung daruber eine ordentliche, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechende Versammlun der Gemeinde zu berufen, eine solche durch Anflau zusammengebrachte Versammlung »»dagegen, wie die heutige, drucke der Stadt das Geprage eines Aufru rs aus »und könne nur gar zu leicht in Con ikt mit er xsssischssiseshsssssipgies ssssssssisssixxsssizkggskchsxe ee en, ie uren e u au ie z was durch soforti es geruhiges Auseinandergehen ge: schehen würde. ie der Kanzler so mit einer eaptatso benevolentiae seine Rede be onnen so schließt ei: te damit, daß er dem Volk, wofern es«ja noch Lust ver- spüren sollte, weiter zu tumultuirem den nachhaltigen Zaum der Furcht vor der Romerstrafe anlegt; »er er- reicht so vollkommen feinen Zweck nnd bewirkt in d»er That ein ruhigesAuseinandergehen der Menge. Für den Apostel lag JePt keinerlei Gefahr weiter vor, er PLTLTUUTFTYZTP«ITU2TT Ikexkssss EIN« sites-Eies? l · der deben gemilgete Aikisgaifg der gäinzen »Ge»schåchte "·t «« ei nt u ammen, en er in . or. its, Sesijidelsteciziiiiel Abitzkise schzon festgexetzt hatte, und die coringhischgn Lälegiältricikfszllcihagen so,»» as; izs ihg»drgngte, mit em ürzi na aja en en e»en iu zur Entgegennahme der von diesem zu dringenden Nachs richt»en möglichst bald auf seinem Wege nach Mare- domen zusammenzutreffen (vgl.dieAuseinandersetzungen der Beilage zum IX. Anhang), daher sehen »wir ihn im 1. Vers des folgenden Kapitels nach Beseitigung der Ruhestörung nichtwie aus Flucht vor drohender weiterer Lebens efahr, sondern als nach glucklich uberwundener Mö li keit eines Aufhalts sofort von Ephesus abrei en. Len en wir jetzt zum Schluß noch einmal unsern »lick auf den Schmied Alexander Zurück, der mit seiner Anzettelung» des Auflauss ein e» en so ver eblichesszals falsches Spiel gespielt, so schemt er ein »ahr Pater, zu Pfingsten des J. 58, unter »den in Kap- »1, 27 erwahnten ,,Juden aus Asien wieder aufzutaucheiy und würde nun dort in Jerusalem besser» als hier in Ephesus wider den Apostel nianövrirt »aben, wenn er etwa gar, was uns sehr wahrschein ich dünkt, der Rädelsfülxrer jener Juden sgewesenz er koniite ja leicht, als Paulus die Aelte ten von Enhesus nach Milet entbot (Kap. 20, 17 ff.),«» von derspRei e desselben nach Jerusalem Kunde erhalten» schlich ihm da in nach und leitete dort den Aufruhr wider ihn ein· o mag er auch« bei-»den weiteren Maßnahmen derseindseligen Juden iind »ihrer Qbergteii gegen» den Apostel i»n Kapx 22, 22·f.; -2z, »12ff.; J2 ,7 betheiligt gewesen sein, und mag darauf sich» beziehen, was derselbe »in»2. Tini. 4, 14 schreibt; die»BezeicFnung: »der Schmied würde dann ihn unterscheiden so en von dein, dem hohepriesters 584 Apostelgeschichte 20, 1—6. lichen Geschlecht Angehörigen Alexander (Kap. 4, 6), der naturlich ebenfalls dem Paulus viel Böses er- wiesen bei Gelegenheit aller der Verhandlungen in Kap. 23, 1ff.; 24, 1ff.; 25, 2 ff., auf den aber das »der HErr bezahle ihm nach seinen Werken« sich nicht mitbeziehen soll, um dem Verbot in 2. Mos. 22, 28 nicht zu nahe zu treten (Kap. 23, 5), während dagegen in Betreff des ersteren dies Verdammungswort nun- mehr die absolute oder völli e Exeommunication wäre, nachdem der frühere, in 1. åim l, 20 ausgesprochene B nn seines eigentlichen Zweckes an dem Manne ver- fehlt und ihn nur desto boshafter gemacht hat. Das 20. Kapitel. Punkt Reise gen Troas und Mit-Zins, und was er allda nerrikhtet 1. Da nun die Empdrung aufgehörct [durch des Kanzlers kluges Benehmen der von Demetrius herbeigeführte Tumult glücklich zu Ende gebracht und also alles Hindernis; beseitigt war, um die nach Kap. 19, 21 f. beabsichtigte Reise zur Aus- führung zu bringen], rief Paulus die Jüuget loder Brüder] zu sich und segnete sie [Kap. 18, 18], nnd ging [um die Zeit des Pfingstfestes im J. 57] aus [auf dem Wege über Troas, wo er hätte ein treffliches Arbeitsfeld haben können, wenn es ihm nicht vor allem um Nachrichten über die Zu- stände in Eoriuth zu thun gewesen wäre] zu reisen in Macedonien. 2. Und da er dieselbigen Länder lnicht blos Macedonien im eigentlichen Sinne, sondern auch das benachbarte Jllyrien, wo, er jetzt zum ersten Mal das Evangelium verkündigte Röm. 15, 19] dutchzog und sie [die früher geftifteten Gemeinden in Philippi, Thessalonich und Beröa Kap. 16, 12——17, 12] ermahnet hatte mit vielen Worten, kam er [nach theilweisem Winteraufenhalt zu Ni- copolis in Epirus Tit. Z, 12., etwa noch im Monat Dezember] in Griechenland, nnd verzog allda [nämlich zu Corinth, wo er nun zum dritten Mal sich einstellte Kap. 18, 1 ff.; 19, 19 Anm.] drei Monden [von Mitte Dezember des J. 57 bis Mitte März 58 n. Chr.]. Jn der Zeit zwischen der Stillun des Auflaufs und der Abreise des Apostels von Ephejsus kehrte allem Anschein nach Timotheus (19, 22) von Corinth zurück und überbrachte ihm von dort ar beunruhigende Nach- richten; indessen urste er hoHem daß Titus, den er von Kreta aus in Begleitung des Tychikus ebenfalls nach Corinth abgeordnet hatte, wieder Besseres melden werde. Mit einer gewissen Ungeduld eilte er denn diesem, der über Macedonien den Weg zu ihm nehmen sollte, bei seiner Abreise von Epgtesuix die er fest- gesetztermaßen erst zu Pfingsten zur usführung brachte, entgegen und hielt sich darum auch in Troas, wo er ihn noch nicht vorfand, trotz der Einladung, länger ier zu bleiben, nicht auf, sondern brach weiter nach aeedonien auf (2. Tor. 2, 12 f.). Jn Philippi, wo iseit Kap. 16, 40 Lukas zurückgeblieben war, traf er mit diesem zusammen (über die Erfahrungen und Er- lebnisse, die er daselbst machte, s. 2. Cor.7, Z; 8, 1ff.), und schrieb nun bei ihm, wie schon in der Beil. zum II. Anh. (S. 175) dargelegt worden, den ersten Theil der 2. Epistel an die Coriiitherz der zweite Theil (von Kap. 7, 2 an) ist dann einige Zeit später zuge- fügt, als Titus jetzt wirklich eingetroffen war und die erwünschten besseren Nachrichten überbracht hatte (2. Cor. 7, 6 ff.). Diese zweite Epistel steht der ersten, sowie der an die Römer, in dogmatischer Bedeutung nach; um so wichtiger aber ist sie für die persönliche Charakteristik des Apostels. Keins seiner Schreiben läßt uns so tief hineinschauen in sein edles, zart- fühlendes Gemüth, in die Leiden und Freuden seines innersten Lebens, in den Wechsel seiner Stimmungen, in seine Kämpfe und Sorgen um das Wohl seiner Gemeinden, die ihm alle, wie unter Schmerzen geborene Kinder, täglich und stündlich auf dem Herzen lagen und deren unverdiente Kränkungen nur das Feuer seiner Liebe und seines heil. Eifers für ihr ewiges Seelenheil stärker aufachte. Etwa 8 Monate später, gegen Ende seines Aufent- halts in Corinth, also vielleicht Anfang März d. J. 58, verfaßte Paulus daselbst die Epistel an die Römer; er stand ja jetzt im Begriff, nach Jerusalem zu reisen (V. 3), und da hatte er schon in Kap 19, 21 gesagt: ,,nach dem, wenn ich daselbst gewesen bin, muß ich auch Rom sehen.« Seine mündliche Predigt in dieser Stadt, von welcher Ovid (ein berühmter römischer Dichter zur Zeit des Kaisers Augustus, von diesem im J. 7 n. Chr. nach Tomi am schwarzen Meer, dem jetziigen Küstendsche in der Dobrudscha, verbannt, wo er nach 10 Jahren auch starb) schreibt: orbis in urbe erat (in der Stadt, nämlich Rom, war der ganze Erdkreis zugleich mit enthalten), wollte er durch eine schriftliche einleiten und vorbereiten; auch waren bereits Aquila und Priscilla von Ephesus wieder dahin verzogen, sammelten eine Gemeinde in ihrem Hause und be- reiteten nun ihm selber die Herberge (Röm. 16, 3 ff.). Daß nach des HErrn Rath es nachmals ganz anders kommen, Paulus erst drei Jahre später nach Rom ge- langen und dort nur als Gefan euer noch eine zwei- jährige Leidenszeit verbringen ollte, ahnete freilich jetzt noch niemand; aber auf diese Veränderung der äußeren Lage kam in der Hauptsache auch gar nichts an, und solche Hauptsache ist die positive Darstellung der Heils-Wahrheit, der großen Centrallehre vom recht- sertigenden, heiligenden und seligmachenden Glauben an Jesum Christum als dem alleinigen Grund des eils für die in ihrem natürlichen Zustande verlorenen Sünder, Juden sowohl wie Heiden, die in dieser Epistel am eingehendsten und zusammenhängendften enthalten ist und sie zur wichtigsten dogmatischen Schrift des ganzen neuen Testamentes macht. Wie der.Galater- rief, der es ja auch mit einer ursprünglich abend- ländischen, celtisch-germanischen Völkerschaft zu thun hat, geht der Römerbries ganz vom anthropologischen Gesichtspunkn von der erlösungsbediirstigen Natur des Menfchen und seinem Verhältniß zum göttlichen Gesetze aus, und paßt insofern vortrefflich zur Eigenthümlich- keit der lateinischen Kirche Die orientalisch-griechische Kirche schloß sich vermöge ihres überwiegenden Hanges ur Speculation mehr an die späteren, christologischen endschreiben des Apostels, an die für die Epheser und Kolosser bestimmten, sowie an die johanneischen Schriften an und entwickelte daraus die fundamentalen Lehren vom Wesen Gottes, von der Dreieinigkeit, von der Menschwerdung des Sohnes und dem gegenseitigen Verhältnis; der beiden Naturen in Christo mit der größten Schärfe, während sie die Anthropologie und Abreise von Ephesus, Reise durch Macedonien nach Griechenland. Aufbruch von Corinth. 585 Soteriologie vernachlässigte. Als nun aber später die Reihe der dogmengeschichtlichen Arbeit an die abend- ländische Kirche kam, schöpfte diese unter der Leitung des großen Augustin, der dem Paulus so vielfach ver- wandt ist, besonders aus dem Römerbrief den Stoff zur Ausbildung der Anthropologie und der mehr un- mittelbar praktischen Lehren von der Sünde und Gnade; und als die römische Kirche im Laufe des Mittel- alters, wie einst die galatifche Gemeinde, sich vom Pfade des Evangeliums in das jüdische Gesetzeswesem von der Glaubensgerechtigkeit in die Werkgerechtigkeit zurück verirrete, da war es wieder vor allem das erneuerte Studium des Römerbriefs, welches die Re- formatoren des 16. Jahrh. zum Kampf gegen allen Pelagianismus wagnete und ihnen den Weg zu einem tieferen Verständni der Heilslehre, der Natur des Gesetzes und des Evangeliums, des Glaubens und der Rechtfertigung zeigte. Am Schlusse der Epistel (Kap. 16, 5 ff.) begegnet uns eine große Anzahl Namen theils von Männern, theils von Frauen in Rom, die Paulus grüßen läßt als solche, die ihm bekannt und theuer sind, darunter manche sich sehr um ihn verdient ge- macht und die überhaupt in der einen oder andern Weise in seinen bisherige-n Lebensgang eingegriffen haben; wir werden bei Erklärung der Stelle sehen, inwieweit daraus noch hier oder da sich ein Licht über einzelne Punkte verbreitet. Ebenso aber grüßt der Apostel (16, 21 ff.) auch von den Männern seiner Um- gebung, deren er nicht weniger als acht namhaft macht; drei davon (Timotheus, Gajus und Erastus) sind uns bereits näher bekannt, einige andere (Lucius, Jason und Sosipater) lassen sich vermuthungsweise nachweisen, von den zwei übrigen mit lateinischen Namen (Tertius und Quartus) ist der erstere der, welchem Paulus den Brief in die Feder diktirt hat. d. V. 3——38 s§ 1621 «Fiir die setzt, nach Erfül- lung feiner Aufgaben in tliacedonien und Griechen« land auszufiihrende Reise nach Jerusalem den Seeweg über Sgrien einzuschlagem sieht der Apostel durch die ihm drohenden Rachskelltingeii der Juden sich per· hindert; er erwählt also den Weg zu Lande, wendet detngemäsl wieder um durch tliacedoitiem wo er die Ostertage iiber (von1 27. März bis S. April des« I. 58) in philippi verweilt, hier den Lutins sich zugefelly darauf sieben Tage (etma von! 10.—16. April) in Troas sich aufhält nnd zum Jlbfchied einen Sonntags- Ilbendgottesdienst hält, wobei er das Wunder einer Codtenerweciinng an dem Jüngling Ecttgchus ver- richtet. Der Weg geht dann in gelheilter Gesellschaft, indem die Gefährten zu Schiff voran fahren, Paulus aber zu Fusle wandert, bis« Ahn-s, von wo aus die· Stationen Mitgleuh Chios und Samos bis Milet wieder genteinsrtsaftlich zn Wasser zurückgelegt werden (17··—20. April) hierher werden die Aeltesien von Ephesus zu einer llersatumlung berufen (21. u. W. April) Der Apostel nseisl es, das! er persönlich nicht wieder mit diefen Aeltesien im Leben zusammentreffen wird, er weist aber auch, welche grossen Kämpfe und schweren Gefahren den ephesinisctsen Gemeinden nach seinem Abschiede bei-erstehen; darum drängt es ihn, die Bifchöfe derselben, die fortan das Wächter- und Hittenamt an feiner Statt zu üben haben, in der Ertieuutnisz ihrer pflichten und in der Treue bei Wahrnehmung ihres Berufe- zu stärken, Iie dem hErrn nnd feiner Gnade zu befehlen und noch ein- mal mit ihnen alIen zu beten, ehe er scheidet· 3.» Da aber ihm die Juden nachstelletety als et [w1e bei seinem früheren Weggang von Corinth Kap.18,18., zu Sch1ffe] tu Speien wollte fahren sum dem Reiseplan in Kap· 19, 21 gemäß gen Jerusalem zu wandeln Röm. 15, 25], ward er zu Rath sauf dem Landwege, auf welchem er aus Asien nach Achaja herübergekommen V. 1 f.] wieder umzuwenden durch Macedottien fund also seine Tour über die Städte an der Meeresküste von Kleinasien zu nehmen]. 4. Es zogen aber mit ihm bis in Asien [d. i. bis an Asien heran oder bis zu dem Punkte, wo nun der Uebergang aus Europa nach Asien zu machen war, genauer bis Philippi 16, 12] Sopater von Beroe fnach dem Zusatz in manchen Handschriften war er ein Sohn des Pyrrhus, von dem Sosipater in Röm. 16, 21 also wohl zu unterscheiden] von Thesfalonich aber Artstarchus [Kap. 19, 291 und Secundus, und Gajus von Derbe, und Timotheus saus Lystra 16, 1], aus Asien aber sspeziell aus Ephesus Kap. 21, 29; Ephes S, 21] Tychicus und Trophimus [welche bei Sammlung der Collekte in Corinth thätig gewesen 2. Cor. 8, 18 ff.]. 5. Diese gingen sals sie mit dem Apostel bis« gen Philippi gekommen, auf dem nun folgen- den Uebergangswege nach Asien, der natiirlich zu Schiffe gemacht wurde] voran sindem der· Apostel bereute, dem Verfasser der Apostelgeschichte, in Philtppt zurückblteb, wo ich seit Kap. 16, 40 nun schon gegen 5 Jahre mich aufgehalten], und harreten unser sdes Paulus und des Lukas] zu Troas. b. Wir [beide] aber sdie wir während der ganzen siebentägigen Osterzeit beisammen blieben] fchisften nach den Oftertagen von Philislpen bis an den funften Tag [vom 5.—9. April] und kamen snach einer langsamen und vielleicht auch gefährlichen Fahrt] »zu ihnen gen Treus, und hatten da unser Wesen sieben Tage [von Sonntag bis wieder zu Sonntag] Jn Kap. 18, 28 sahen wir auch den Apollos die Juden zu Corinth beständig überwinden und öffent- lich durch die Schrift erweisen, daß Jesus der Christ sei, wodurch natürlich die Feindschaft der Synagoge gegen das Christenthum nicht wenig gesteigert wurde; dazu kamen aber wohl zugleich Aufreizungen von Je- rusalem her, wo nach Kap. 21, 27 ff.; 23, 12 ff. da- mals gerade ein Haß auf Tod und Leben gegen Paulus sich ausgebildet hatte, so daß man auch meuchel- mörderische Pläne nicht scheute. Früher nun hatten die corinthischen Juden versucht, die römischen Be- hörden gegen den Apostel und seine Mitarbeiter in Bewegung zu setzenx da dies in Kap. 18, 12 ff. nicht gelungen und Gallion noch immer Landvogt in Achaja war» so fuchten sie xetzt auf eigene Hand ihm bei u- kommen, es wurde ihm aber verrathen, und so fah er sich genöthigt, früher die Stadt zu verlassen, als eigentlich in seiner Absicht lag. Er konnte da nicht, weil im Alterthum erst von der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche (25. März) an das Meer befahren wurde, während der Wintermonate dagegen geschlossen war tKap. 27, 9 ff.), den Seeweg über Syrien einschlagen, sondern mußte zu Lande seinen Weg über Macedonien 586 Apostelgeschichte 20, 7—12. und Kleinasien nehmen; obgleich dies für ihn ein be- schwerlicher Umweg war, so sollte es doch nach Gottes Rath dazu dienen, ihn noch einmal mit den von ihm gestifteten Gemeinden in Beröa, Thessalonich und Philippi besonders aber mit den Aeltesten der«Ge- meinde von Ephesus (V. 17 ff.) in Verbindung zu bringen, bevor es mit ihm zur Gefangenschaft und » zum Tode käme. Was nämlich für Petrus Jerusalem ewesen, das war für Paulus, den Apostel der Heiden, Ephesus geworden: die Stätte, wo Christus durch ihn die größten Thaten vollbrachte —- o unverkennbar geschah hier die Ausspendung des heil· Geistes durch ihn, so zahlreich waren die wunderbaren Heilungen und die vernichtenden Erfolge gegen das Heidenthuni und seine inagischen Künste ·(Kap. 19, 1sf.). Ephesus, mit dem Kranz der ionischen und phrygischen Nach- barstädte, erhob sich denn gar bald für das Ganze der Christenheit in dem Maße, als Jerusalem seine centrale Stellung verlor, zu derjenigen Bedeutung, welche es dann im johanneischen Zeitalter behauptete, bis später Rom an die Stelle trat; daher ist es nicht zufällig, sondern unter Leitung des Geistes Gottes geschehen, daß Paulus während seiner nachmaligen Gesangenschaft gerade in der Epistel an die Epheser dieser Gemeinde das Größte, was er über die Kirche Christi zu sagen hatte, wie in einem Vermächtniß an- vertrauet hat. Wenn in der Offenbarung St. Johannis gleich anfangs (1, 9ff.) der zur Rechten Gottes er- höhete Menschensohn dem Seher erscheint mitten unter den sieben giildenen Leuchtern wandelnd und die sieben Sterne in seiner Rechten haltend, so ist das ein Sinn- bild davon, daß nunmehr, wo in Jerusalem die Wiirfel gefallen sind und der Ausbruch der Revolution den letzten jüdischen Krieg zur Folge haben wird -(im Oktober des J· 66 n. Chr.), bereits das Reich Gottes von den Juden genommen und den Heiden gegeben (Matth. 21, 43) und also die Zeit der Heiden, welche nach Christi Ausspruch in Luk. 21, 24 die Zeit, dar- innen die Juden heimgesucht gewesen, ablösen soll, schon eingetreten sei; die sieben Gemeinden, welche in den sieben Leuchtern symbolisirt sind, empfangen darnach eine jede ihr eigenes Sendschreiben und be- zeichnen eine jede ein Entwickelungsstadium der Kirche während dieser Zeit der Heiden, bis die letzte der- selben, die zu Laodicea (3, 14 ff.), die der HErr ja ausspeien will aus seinem Munde, diejenige Phase einleitet, wo die zween Zeugen ihr Zeugniß nun zu Ende bringen, von dem aus dem Abgrund aufsteigen- den Thier überwunden und getödtet werden, ihre Leichname aber unbegraben auf der Gasse der großen Stadt daliegen (11, 7ff.). Jm Verlaufe der sieben Entwiikelungsstadien geht denn die Fülle der Heiden, ein, von der Paulus in Röm. 11, 25 f. redet, sodaß jetzt im 12. Kapitel der Offenbarung, dem Seher jenes große Zeichen im Himmel erscheinen kann: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen habend und aus ihrem-Haupte eine Krone von zwölf Sternen. Das Reich Gottes nämlich, das die Heiden in der Ertödtung der zween Zeugen von sich gestoßen haben, kann nunmehr sich wieder u Jsrael wenden, dem Volke der göttlichen Gnadenwa l und Offenbarung und dem eigentlichen Centrunisvolke auf— geistlichem Gebiete, wie auch äußerlich dies Gesicht von dem Weibe genau die Mitte des ganzen Buchs der Apokalypse bildet. Sieben Gemeinden der Hei- denwelt: daß diese auch in Pauli Sinne-die Fülle der Heiden, die in Gottes Reich eingehen soll, ehe ganz Jsrael selig wird, repräsentiren, dafür zeugen an unsrer Stelle die sieben Männer, die aus der Heidenwelt den Apostel auf seiner Reise nach Jeru- salem begleiten; sie sind gleichsam das neue Speis- Opfer, das er als Frucht seiner auf dem Felde der Hefidenmission vollbrachten Arbeit dem HErrn in der heil. Stadt darbringt, um so auf Pfingsten« (V. 16) sein geistliches Erntefest zu halten G. Mos. 2.-3, 15 sf.; 4. M. 28, 26), und erinnern mit ihrer Herkunft an die drei Missionsreisen — Gajus von Derbe und Timotheus von Lystra an die erste (Kap. 13, 4- 14, 23), Sopater von Beröa und Aristarchus und Sekundus von Thessalonich an die zweite (Kap. 16, 6—18, 18), Tychicus und Trophimus aus Asien an die dritte (Kap. 19, 1——20, 3). Jn ihnen er- scheint er aber auch im zeitlich-irdischen Sinne nicht leer vor dem HErrn (2. Mos. 23, 15; 5. M. 16, 16), denn er hat diese ganzen letzten 372 Jahre daher un- ablässig in seinen Gemeinden eine Collekte betrieben für die Armen in der jerusalemischen Gemeinde (1. Cur. 16, 1 ff.; 2. Cor. -8, 1—9, 15); deren Ertrag-bringt er durch die-Hand jener Männer als sein Opfer dar (Kap. 24, 17). Der Altar freilich, auf dem er sie niederlegt, ist nicht der jüdische Tempel, für diesen wünscht vielmehr fortan nach Mal. 1, 10 der HErr, daß die Thüren zugeschlossen würden (21, -30), und den ungläubigen Juden und ihren Priestern will er nach Mal. Z, 3 den Koth ihrer Feiertage in’s Ange- sicht werfen, daß er an ihnen kleben bleibe; wohl aber sind es »die Heiligen zu Jerusalem« wie Paulus mit besonderer Auszeichkiung die dasige Christengemeinde nennt (Röm- 15, 25 ff.; vgl. zu Apostg. s, 1»1), denn dieselben haben unter den schweren Zeiten, welche schon unter dem Landpflegerthum des Felix über die palästinensischen Juden gekommen sind, unter den beiden letzten Landpflegern Albinus und Florus -aber sich noch auf’s Aeußerste steigern werden, gar- sehr«- mit zu leiden. Jn seinem. Brief an- die Römer, den der Apostel kurz vor seiner Abreise von Corinth ge- schrieben (vgl. zu V. 2), spricht er auf Grund von 5. Mos. 32, 21 die Hoffnung aus, daß ess einen er- wecklichen, bekehrenden Einfluß auf die noch ungläu- bigen Juden ausüben werde, wenn sie sehen, wie die Heidenwelt zu Christo Jesu sich gewendet, während sie selber zurückgeblieben sind (Röm. 10, 19; 11, 13); daß er denn die sieben Männer mit nach Jerusalem bringt und in Gesellschaft derselben sich öffentlich sehen läßt (Kap. 21, 29), geschieht also zugleich in der Ab- sicht, ob er inöchte die, so sein Fleisch sind, zu eifern reizen und ihrer etliche selig machen, obwohl er über den Nichterfolg in letzterer Hinsicht sich keinen Augen- blick täuscht und recht wohl weiß, daß das Reizen zum Eifern im gerade gegentheiligen Sinne sich er- füllen werde (V. 22 f.; 21, 27 ff.; 22, 21f.). Man hat zwar bezweifelt, daß Paulus wirklich alle Sieben mit nach Jerusalem gebracht. habe, und aus den Worten: ,,es zogen mit ihm bis in Asien« den Schluß ziehen wollen, die vollständige Begleitung habe eben nur bis nach Kleinasien, näher bis gen Milet (V. 15) stattgefunden, von da aus wären (außer Lukas) nur noch Thchicus und Trophimus mit dem Apostel gezogen; allein einestheils fragt es sich, ob jene Worte überhaupt ächt und nicht vielmehr die Zuthat eines Absihreibers seien, wenigstens fehlen sie in mehreren.bedeutenden Handschriften Und andern- theils, wenn man die Worte für ächt nimmt und ihnen nun den Sinn .unterlegt, daß die Begleitung nur bis Asien geschehen sei, kommt eine falsche An- gabe heraus, da Ia nach Kap.. 21, 29.u. 27, 2 sichek- lich Trophimus und Ariftarchus bei Paulus geblieben sind; wäre das weitere Mitreisen aber ausschließlich in Betreffs dieser Beiden der Fall« gewegen so hätte Lukas vorher nichtsso allgemein eine blo e egleitunzx Der Sonntag-Abendgottesdienst in Troas und die Auferweckung des Eutychus 587 bis Asien von allen Sieben aussagen können. Es bleibt hiernach nichts übrig, als die schwierigen Worte: ,,bis in Asien« auf die oben, im Texte beigeschriebene Weise zu fassen; Lukas will den Punkt bezeichnen, bis zu welchem die Reisegesellschaft vollständig war, von da an traten mehrmals Veränderungen bald auf die eine und bald auf die andere Art ein, indem in Philippi Paulus zurückblieb und die Sieben bis Troas vorausreisen ließ, dann mit Lukas ihnen dahin nach- kam, von Troas bis Assos aber allein zu Fuße ging, während Lukas» mit den Sieben zu Schiffe fuhr FV 5 f·, V. 13f.). Erst von hier aus war die Ge- ellscl)aft wieder vollständig, ja durch die Mitreise des Lukas noch um eine Person vermehrt; indessen war damit die bedeutsame Siebenzahl der ursprünglichen Begleiter des Apostels nicht gestört, weil ja Lukas weder ein Heidenchrist war, wie man gewöhnlich an- nimmt, noch durch Paulus zu Christo bekehrt, sondern von dem HErrn selber sfür seine Nachfolge gewonnen (Lukas 9, 61 f.). Man kann die Sieben in ihrer Eigenschaft als Träger der Collekten der Heidenkirche, gleichwie einerseits für eine Erfiillung der Weissagung in Mal. 1, 11 ansehen, wie ja auch in der That die anze Drohrede des Propheten gegen die jüdischen tiefrer, die wir bei ihm Kap. 1, 6-—2, 9 lesen, sich geschichtlich nunmehr verwirklichen sollte, so andrer- seits als das heidenchristliche Gegenbild jener Almosen- pfleger in. Jerusalem betrachten, die in Kuh. 21, 8 unsers Buches die ,,Sieben« heißen. Einst hatte Paulus durch seine Theilnahme an der Umbr-ingung des Stephanus und durch seine Verstörun der Gemeinde auch dieses Institut der christlichen ruderliebe ver- nichtet (Kap. 7, 57—8, 4), jetzt hat er es, wenn auch nicht förmlich, doch sachlich in der Heidenkirche wieder- hergestellt zu Dienst der jerusalemischen Gemeinde; und wir begreifen da wohl, warum ihm daran ge- legen sein mußte, seine Sieben bis hin nach Jerusalem mitzunehmen, aus dem Wege dahin aber im Hause des Philippus der vielleicht von jenen ursprünglichen Sieben nach 22 Jahren allein noch am Leben war, mit ihnen einzukehreix Was nun aber die hier zunächst uns vorlie ende Einkehr des Apostels bei Lukas in Philippi und» ein Verweilen daselbst während «der jüdischen Ostern betrifft, so ist er in diesem seinem Gehilfen mit einem Manne von Israel zusammen und kann bei ihm, nachdem die aus den Heiden gewonnenen sieben Brüder wohl in eben dieser Absicht vorausgeschickt worden sind, sich halten als einer, der noch immer sein Volk und dessen heilige Institutionen lieb und in Ehren hat; es sind nämlich die Tage der ungesäuerteii (siißen) Probe, wie Lukas wohl absichtlich sich aus- drückt, die er bei und mit diesem begeht und so sich darauf bereitet, fünfzig Tage später das Pfingstfest in Jerusalem mit dem ganzen Volke zu feiern. Jn Troas dagegen, wo er nach seiner Abreise von Philippi und nach— einer fiinftägigen Fahrt zur See in Gemeinschaft mit Lukas bei den vorausgezogenen Begleitern wieder eintrifft und eine ganze Woche sich aushält, jedenfalls um eine früher einstweilen noch zurtickgestellte Wirk- samkeit daselbst (s2. Cor. 2, 12 f.) nachzuholen, nach- dem jene im Verlauf von etwa 10 Tagen sie gehörig vorbereitet haben, feiert er mit den heidenchrtstlichen Brüdern deren Ruhetag am Gedächtnißtage der Auf- erstehung Christi oder am Sonntag, wie wir aus den nun folgenden Versen erfahren (1. Con 9, 19 ff.). - « 7. Aus einen Sabbath [richtiger: Am ersten Tag nach dem Sabbath, d. i. am Sonntag July. 20, 1 Anm.] aber, da die. [in Troas schon für das Evangelium gewonnenen und eine Ge- meinde bildenden] Jitnger sder in heidenchrist- lichen Gemeinden bestehenden Gewohnheit gemäß, jeden solchen Tag als gottesdienstlichen Tag zu begehen 1.Co-r. 16, 2] zusammen kamen, das Brod zu brechen sihr Liebesmahl mit Abendmahls- feier zu halten Kap. 2, 43 Anm.], hredigte ihnen Paulus, nnd wollte des andern Tages ausreisen sso daß also sein Herz besonders bewegt und sein Geist der Inbrunst voll war], und verzog [da auch die Versammelten mit der innigsten Theil- nahme der Unterredung sich hingaben] das Wort bis zu Mitternacht« 8. Und es waren viele Fackeln [genauer: Handlampen Matth. 25, 1 ff.] auf dem Söller sdem Qbersaal des dreistöckigen Hauses V. 93 10, 9], da sie versammelt waren« swas denn der Versammlung den Charakter einer ungewöhn- lichen Festlichkeit verlieh]. 9. Es saß aber ein Jüngling, mit Namen Eitthchuth in einem [osfenen, nicht mit der Jalousie geschlossenen Richt. b, 28 Anm.] Fenster [indem er des im Saale mangelnden Raumes wegen sich dahin gesetzt hatte], und sank in einen tiefen Schlahdieweil Paulus so lange redete, und ward vom Schlaf überwogein und fiel hinunter vom dritten Soller soder Stock], und ward todt aufge- hobentii sfijr todt befunden, als diejenigen, welche ihm nachgeeilt waren, ihn in die Höhe richten wolltens. - 10. Paulus aber ging sum seinerseits eben- falls nachzusehem wie es um den Herabgefallenen stünde, jedoch ruhigen Schritts] hinab, Und fiel fals er ihn jetzt todt daliegend vor sich hatte] auf ihn U. Kaki. 17, 21; 2. Kön. 4, 34 f.], umfing ihn stvie einst jene Propheten, Elias und Elisa, bei Todtenerweckungen gethan], und sprach [jetzt, da er des Erfolgs seines Werks nun gewiß war]: Machet kein Getümmel smit Sorgen und Klagen über den unglücklichen Zwischenfall], denn seine Seele ist in ihmf [er ist aus dem Tode in’s Leben zurückgebracht]· 1.1. Da ging er hinauf und brach das Brod Und biß an [eröfsnete das bis daher noch aufge- haltene Mahl damit, das; er das Brod brach und selber davon zu sich nahm], und redete sauchüber Tische und nachher noch] viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und also [ohne auch nur einen Augenblick in dieser Nacht geruht zu haben] zog er aus. 12·. Sie [die vorhin den Euthchus für todt aufgehoben hatten V. J] brachten aber [als Pau- lus in V. 11 wieder hinausgegangen war und eben das Mahl eröffnen wollte] den Knaben lebendig, und [die Versammeltem indem sie dies thatsächliche Zeugnis; »von der über ihnen walten- den Gnade und Kraft des HErrn vor sich sahen] wurden nicht wenig getrbstets sso daß sie mit 588 Apostelgeschichte 20, 13——17. besonders erhobenen Herzen ihr Mahl nun feierten und gern noch weiter mit dem Apostel aus Gottes Wort sich unterhielten]. V) Jn der Regel bezeichnet man unsre Stelle als die erste Spur der Sonntagsfeier in der christlichen Kirche; sie ist das aber nur rücksichtlich der Reihen- folge der biblischen Biicher, nicht auch der Zeit nach, denn da geht ihr die oben angeführte Stelle aus dem ersten Corintherbriese (16, Z) voraus. Auch ist es nicht richtig, wenn man die Wahl des Sonntags an Stelle des im alten Testament festgesetzten Sonnabends für einen Ausfluß der Wahlfreiheit der Kirche er- klärt; vielmehr ist es der HErr selber, welcher in Mark. 2, 28 sich für einen Herrn auch des Sabbaths, dieser in den Anfang der Schöpfung zurückreichenden Jnstitiition Gottes (1. Mos 2, 3), erklärt. Für seine Gemeinde aus Jsrael hat er allerdings das Fest- halten an dem Sabbath noch bis dahin, wo über das alte Bundesvolk wegen seiner Bundbrüchigkeit das Gericht der Verwerfung ergehen würde, vorgeschrieben (Matth. 24, 20), was in 2. Mos 31, 12 ff. seineii Grund hat (vgl. die Bem. zu Z. M. 23, 2); für die eigentlich neiitestamentliche Zeit aber oder für die Zeit der Heiden hat er den durch seine Auferstehung ge- heiligten Sonntag dadurch zum gottesdienstlicheii Tage gemacht, daß er in der ganzen Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt jeden Sonntag durch eine Erscheinung vor seinen Jüngern und Gläubigen aus- zeichnete. Wenn er nun auch in Offenb. 1,·10 ff. gerade an einem Sonntag dem Johannes· erscheinh so ebt er damit die alte Ordnung der Dinge sur die ukunft thatsächlich auf und setzt die neue dafür an die Stelle, indem der in Matth. 24, 20 genieinte Sabbath mit dem gestrigen Tage nun dahin ist, und iiiaugurirt ebenfalls, gleichwie mit seinem Wandeln mitten unter den» sieben güldenen Leuchtern (vgl. zu V. 6), die jetzt ihren vollen Anfang iiehmeiide Zeit der Heiden, für welche es iedoch kein tausendiahriges Reich als Weltsabbath giebt, sondern die Vollendung aller Dinge erst kommt mit dem Anbru des Welt- sonntags beim Beginn des 8. Jahrtausen s (vgl.» die Bein. zu Hes. 40, 47). Hatte man in der Urgenieiiide zu Jerusalem einen jeden Tag der Woche mit Liebes- mahl und Abendmahlsfeier am Abend begangen, so ließ freilich in den später gegründeten »und ausge- dehnteren Gemeinden sich dies nicht durchfuhrem wohl aber wurde, wie wir hier sehen, der Sonntag fauf diese Weise begangen, und auch die lutherische Kirche hat eine sonntägliche GottesdienstkOrdiiung ausgebildet, von welcher eigentlich, wenn sie ihrer Jdee nach den zu Ruth Z, 4 gemachten Bemerkungen entsprechen soll, die Abendinahlsseier einen integrirenden Bestandtheil bildet. Was das Predigen des Apostels in der Ge- meindeversammlung zu Troas »an jenem· Sonntag (16, April des J. 58 n. Chr) betrifft, so ist im Grund- text nicht sowohl eine feierliche Redezum Vehuf der Lehre und Ermahnung, als vielmehr eine sreundschaf·t- liche, vertrauliche Unterhaltung gemeint; wie lebendig und rege aber dieser Verkehr zwischen dem Apostel und der Gemeinde war, geht daraus hervor, daß die Unterhaltung bis zu Mitternacht sich hinzog und man darüber noch gar nicht an das Mahl selber dachte. ,,Der Apostel ist so voller Freude »und herzlfxcher Be- we ung über die Gemeinde, daß ihm der «» und »von lie licher, tröstender und stcirkender Rede ubersließt, und die Gemeinde ist so voller Slehnfucht und Lust nach diesen Worten apostolischer Weisheit und·Freund- liehkeit, daß in solcher seligen Gemeinschaft die Stun- den von beiden Seiten unbemerkt dahinflieszen«- «) Je blendender hell es nun aber im Jnneren des Saales war, um so minder bemerkte man hernach, was in der dunkeln Fensterhöhlung vorgin ; so war erklärlich, daß der schlafende Jüngling AS. 9) nicht bemerkt, nicht gewarnt und geweckt ward. (Ebrard.) Das Evangelium hat alle Stunden und Zeiten, auch die der Finsterniß, für seinen Dienst geheiligt; und gerade die Abendstunden haben etwas besonders An- sprechendes für Gottesdienst und Gebet, weil da das Gelärm des Tages verstummt, das Geschäft des Tages ruht und die Seele still und ungestört sich sammeln kann in Gott, und weil da der Sieg des HErrn über alle Macht der Finsterniß recht anschaulich wird, wenn mitten in der Nacht das Licht seines göttlichen Worts einen hellen Schein giebt in die Herzen. (Gerok.) Eis) Hier werden viele Umstände erzählt, um zur Entschuldigung des guten Jünglings die Ursach anzu- eben, warum er hiiiabfiel, daß nämlich nicht eben Faulheit oder Ekel am Worte Gottes oder Lauigkeit gewesen, was ihn einschläferte, sondern theils die Länge der Rede, theils der Dampf der vielen Lampen, seine Jugend, seine gefährliche Position im offenen Fenster. Wie können aber die Christen entschuldigt werden, die nie einschlafen in der Predigt, weil sie nie eine besuchen, die dann freilich in den tiefsten Schlaf der Sicherheit eingewiegt nicht nur vom dritten Stockwerk herab, sondern von Gott und dem Himniel in den Abgrund der Sünden und Höllen gestür t und ganz todt sind! (Goßner.) War dieser Schlaf verderblich, der um Mitternacht geschah, wie sind die zu entschul- digen, welche am hellen Tage bei der Predigt »ein- schlafenl und ist’s so gefährlich init dem leiblichen Schlaf, wieviel mehr mit dem Seelenschlaf der geist- lichen Sicherheit! Doch ist ein Unsall, der sich bei einer rechtmäßigen nnd heiligen Handlung ereignet, kein Beweis göttlichen Mißfallens (Starke.) Durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen (Weish. 2, 24): siehe, der Jüngling Eutychus la todt unter den Lebendigen des HErrn, denen der eufel ihr ewiges Glück neidete! Aber der HErr, dessen Auferstehungstag die Gläubigen feierten, der mit der Speise und dem Trank seines hiinmlischen Lebens sie bewirthete, ließ ein helles Zeichen seiner gnädigen Gegenwart aus dem Dunkel hervorlenchten. (Besser.) Wir könnten diesen Sonntag hier als den Tauftag der heidenchristlichen Sonntagsfeier bezeichnen, und den in Offenb.1,10ff. als ihren Eonfirmationstag f) ,,Seine Seele ist in ihm« sagt Paulus; aller- dings nicht, sie sei wieder in ihm, aber auch nicht, sie sei noch in ihm. Letzteres kann ei: nicht sagen, deiin der Jüngling hatte sich zu Tode gefallen; ersteres will er nicht ausdrücklich sagen, um nicht sich selbt und seine Wunderkraft zu rühiiien und um den unglü - lichen Zwischenfall als ein verschwindendes Moment erscheinen zu lassen. Auch das, daß er jetzt das Brod bricht und genießt und damit allen Anwesenden das Zeichen giebt, daß nunmehr geschehen soll, was von Anfang beabsichtigt war, dabei die Unterredung wieder aufnimmt und bis Tagesanbruch ortsetztz giebt den Eindruck, wie wenig Zweck und ortgang der Zusammenkunft wirklich gestört wurde durch eine Unterbrechung, die von den traurigsten Folgen hätte sein können. (Lechler.) Innerhalb der natürlichen Ordnung giebt es keine härtere und schmerzlichere und zUgIeiY unüberwindlichere Störung, als ein plötzs licher odesfallz eine sol e Störung ist hier einge- treten und die ganze Ver ammlung ist betroffen, es soll aber bei dieser Gelegenheit offenbar werden, daß in einem solchen Kreise, in welchem der heil. Geist fein Wesen hat, auch die Schwachheit der Natur über- Die Seefahrt von Troas bis gen Miletus, wunden sei und keine wesentliche Störung und Hem- mung d s Lebens auch nicht durch den letzten Feind, den To , bewirkt werden könne. Nachdem dann die Nacht zu einer Zeit heiliger und seliger Gemein- schaft und der Tod zu einem Anlaß der Offenbarung des ewigen Lebens geworden, ist es nicht zu ver- wundern, daß die Gemeinde zu Troas nicht wenig durch solche Vorgänge getröstet wurde; es ist daher auch von keiner Betrübniß bei dem Scheiden des Apostels die Rede, es ist hier ein solches über- schwängliches Wirken des ewigen Geistes bemerkbar, daß die allem zeitlichen Wechsel angehörenden Em- pfindungen gänzlich überwunden erscheinen. (Baum- garten.) Die große That, in so großer Weise gott- ähnlicher Demuth gethan, gab einen Eindruck von dem Leben und der Herrlichkeit Jesu Christi in ihre Seele, der jede Empfindung von Wehmuth und Trauer be- siegte und vernichtete; sie fühlten es tiefer als je, daß der Err, dem sie angehörten, der Fürst» und HErr des ebens sei und daß, wenn Paulus auch schiede,« Christus doch bleibe, daß, wenn Paulus auch aus Erden von ihnen getrennt werde, Paulus ihnen doch nicht verloren gehe — es sei doch, müsse auch noch mancher bittere Kelch getrunken, manche schwere Last getragen, mancher harte und dunkle Weg hienieden ge- wandelt werden, für alle Genossen des hochgelobten Lebensfürsten Friede und Freude vorhanden in Ewig- keit, doch ein seliges Wiedersehen aller Gotteskinder im Hause des Vaters durch Jesum Christum und bei Christo. Jn diesem Troste waren sie froh, und es lag allen wie ein heiliger Lobgesang in der Seele, was der Apostel in I. Petri 1, 3f. schreibt. .Jn dieser hohen Lebens ewißheit verstummte die Klage, die Thränen der raurigkeit wandelten sich in Thränen himmlischer Wonne, und sie gaben dem unvergeßlichen Apostel den Abschiedskuß als iolche, die, ewig vereint, nie wahrhaft getrennt werden können. (Menken.) Die vollendete Gemüthsruhe, womit Paulus nach dem großen Schrecken, der über die Versammlung gekommen war, erst den Verunglückten reitet, dann die Feier des Brodbrechens mit den Versammelten hält und wieder bis zum Morgen mit ihnen redet, sowie die Kraft des Geistes, womit er solcher Arbeit mächtig ist und wo- mit er den Andern eine ähnliche Kraft mittheilt, giebt uns ein Einzelbild, in welchem die himmlische Ge- hobenheit seiner Seele zur klarsten Erscheinung kommt. (P. Lange.) Der Jüngling Eutychus ein lehr- reiches Exempel für alle Unbefestigten in der Gemeinde: l) mit seinem gefährlichen Schlaf — mitten in der versammelten Gemeinde, während dem Anhören des göttlichen Worts kann das Herz vom Schlaf der Sicherheit überwogen werden; 2) mit seinem entsetzlichen Fall -— ein warnendes Bild des tiefen Falles aus erträumter Glaubenshöhe in Siinde und Verderben; 3) mit seiner wunderbaren Rettung — in den Armen eines Paulus, der ihn mit seiner Lebenskraft und Liebeswärme durchströmh kann durch Gottes wunderthätige Gnade auch der Tiefgefalleney Todtgeglaubte wieder lebendig werden. (Gerok.) 13. Wir aber sich, Lukas, mit den in V. 7 genannten Sieben] zogen [bei der Abreise von Troas V. 11] voran auf dem Schiff smit welchem die Fahrt bis Patara Kap. 21, 1 gemacht werden sollte und welches ganz zu unsrer Verfügung stund], und fuhren [um das Vorgebirge Lektum herum] gen Assos [der 4-——5 Meilen südöstlich davon gelegenen Seestadt, noch zur Landschaft TVVOS g8hOUgJ- und wollten daselbst Paulum zu 589 uns nehmen; denn er hatte es also sdaß wir erst von dieser Stadt aus ihn an Bord nehmen sollten] befohlen, und er wollte sfür seine Person, weil es ihm Bedürfnis; war, einige Zeit in der Stille und Einsamkeit zu verbringen, den Weg von Troas bis AssosJ zuFuß gehen« [vgl. zuKp. 21, 30]. 14. Als er nun zu uns schlug zu Assos, nahmen wir ihn zu uns sin das Schiffls und kamen snach einer weiteren Fahrt zwischen der Jnsel Lesbos und der Westküste von Kleinasien hindUrchJ gen Mithlene [der an der Südseite der Insel gelegenen Hauptstadt derselben, der Vater- stadt der berühmten griech. Dichterin Sappho, um 600 v. Chr] 15. Und von dannen schisften wir [unsre Richtung mehr nach Südwesten nehmend], und kamen des andern Tages hin gen Chios [der der Stadt Smyrna gegenüber gelegenen Jnsel des ägeischen Meeres, deren Hauptstadt gleichen Namens einen guten Hafen besaßlx und des folgenden Tages stießen wir laus unsrer Fahrt uns wieder mehr nach Südosten wendend] an Samos seiner weiteren Insel desselben Meeres, bei der wir je- doch nur anlegten, darnach aber noch eine Meile weit östlich hinübersegelten nach der kleinasiatischen— Küste] nnd blieben in Troghllion seiner Stadt amVorge birge gleiches Namens]; und des nächsten Tages kamen wir gen Miletus [der alten Haupt- stadt von Jonien, südlich vom Ausfluß des Mäander gelegen, jetztnicht mehr vorhanden] 16. sErst hier nun wurde seit der Abfahrt von Troas wieder Halt gemacht-J Denn Paulus hatte beschlossen, vor Ephesus iiberzuschiffety daß er nicht müßte in Asien Zeit zubringen; denn er eilete, auf den Pfingsttag [der im J. 58 n. Chr. auf Mittwoch den 17. Mai fiel] zu Jerusalem zu sein, so es ihm möglich wäre sdie Stadt bis dahin noch zu erreichen; nun waren ja 16 Tage seit der Abfahrt von Philippi V. 6 schou verflossen, es mußte also mit den übrigen 26 bis zum Fest gut Hans gehalten werden, davon Patara aus es weniger in der Macht der Reisenden stund, über ihre Zeit zu verfügen]. 17. Aber von Mileto sandte er seinen Eil- boten] gen Ephesus sdas etwa 6 Meilen nach Norden zurück lagL Und ließ fordern svon dort] die Aeltesten [Kap. 14, 23 Anm.] von der Ge- meine« szu sich nach Miletus, um mit ihnen zu verhandeln] s) Assos, auch Asson oder Apollonia genannt (in Kap. 27, 13 ist der Ort jedoch nicht ebenfalls gemeint, sondern es muß dort übersetzt werden: »und fuhren näh er —- griech. asson —- an Creta hin«), lag 9 Meilen (zur See) von Troas entfernt, an der ägeischen Küste, der Jnsel Lesbos gegenüber, auf einem Felsen des Ida; die schön gebaute Stadt war Vaterstadt des Kleanthes seines Schiilers des Philosophen Zeno; in seinem Lobgesang auf den Gott Zeus findet sich ein 590 Apostelgeschichte 20, 18—35. ähnlicher Ausspruch, wie der in Kap. 17, 28 aus Aratus « angeführte)l gegenwärtig wird sie durch die Ruinen Asso beim Dorfe Berem oder Bearem-Kelessi bezeichnet Der Seeweg von Troas nach Assos ging um das drei- eckige Vorgebirge Lektum, jetzt Boba oder St. Maria, herum, welches die westlichste Spitze des Jda bildet; der Landiveg des Paulus dagegen war die damals bequeme Römerstraße, an heißen Quellen vorbei und durch Eichenwäldey welche an der Westseite des Jda la en, hindurchführend. Nach der letzten großen Er- fa rung, der Erweckung des Eutychus, hatte Paulus mehrsachen Beweggrund zu der einsamen Wanderung —— tiefe Sammlung nach großer Arbeit, demüthiges Zurücktreten nach einer vielbewunderten That. (Lange.) Das unmäßigq ewige Sprechen, Reden, Schreiben, Lehren, Trösten, Ermahnen, Erfreuen muß am Ende zu lauter Eitelkeit, Geschwätz und Lüge werden, wenn der Mensch nicht mit der Quelle alles Lichts und Lebens in Verbindung ist und sich in beständiger Ver- bindung erhält, wenn er nicht in Sille und Erbauung durch Wort Gottes und Gebet die Leere des ei enen armen’ Wesens von Zeit zu Zeit wieder anzuizüllen sucht; denn der Mensch hat die Quelle des Lichts und Lebens, des Trostes und Friedens, der »Kraft und Freude nicht in sich selbst, und er ist nur ein Gaukler und geht nur mit Worten um, wenn er so thut, als habe er alles aus sich selbst und von sich selbst und trage einen unerschöpflichen Reichthum der Erkenntniß und Kraft in seiner Brust. Geistlich reich ist wahr- haftig nur der, der geistlich arm ist!- (Menken«.) Ver- muthlich auch fand dieser zum Leiden eilende Zeuge für nöthig, sich recht innig und herzlich indas Herz seines Gottes zu beten und dem guten und wohlge- fälligen Willen Gottes zum völligen Opfer zu heiligen; in solchen Fällen reißt man sich, wie Jesus dort von seinen liebsten Jüngern, also auch von allen Brüdern los und handelt mit Gott allein. (Apost. Past.) Solche Gänge von Troas nach Assos sollten uns (Predigern vornehmlich) ebenso lieb sein, wie sie uns nöthig sind. (Besser.) Nach 2. Tim. 4, 13 verschiedene Effekten bei Karpus zuritck; während der nachmaligen strengen Haft in Eäsarea nun (Kap. 23, 22—26, 32) hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie von Troas kommen zu lassen, in Rom dagegen (Kap. 28, 16 fs.), als sich ihm ein Verkehr mit den asiatischen Gemeinden eröffnet hatte, beauftragt er alsbald den Zmoäheus ihm seine Sachen von Troas mitzubringen. tto. Ist) Schon zwischen Ehios und Samos (V.15) winkte dem Apostel ein theures Ziel, die Stadt Ephe- susx allein er zog vorüber. Auch bei Samos noch war er der geliebten Gemeinde nahe, von Troghllion aus hätte er sie bald erreichen können; und wohl mochte es ihm schwer werden, als er von hier am andern Morgen nach Milet weiter fuhr in der Rich- tung nach Süden, nach Jerusalem. Allein nicht die berühmten Städte, nicht die paradiesischen Inseln, selbst nicht die geliebtesten Gemeinden konnten ihn halten, da ihn der Zug des kindlichen Gefühls und der kirchlichen Treue, die Leitung des Geistes nach der Muttergemeinde Jerusalem hinzog. Indessen, so ent- schieden er sich genöthigt gesehen, bei Ephesus vorbei- zuziehen, so unmöglich war es ihm doch dieszu thun, ocgne mit einem Liebeszeichen von der Gemeinde Ab- s ied zu nehmen; um so mehr, da ihn schon das Vor- gefühl ergriffen hatte, er werde in Jerusalem großen eiden entgegengehen, die vielleicht seinem Leben selbst ein Ziel setzen könnten, und da er zugleich ahnete, daß der Gemeinde von Ephesus große geistige Kämpfe bevorstünden. (Lange.) Paulus achtete auf Wink und ließ Paulus in Troas « Leitung des HErrn und wußte, daß er jetzt dem Evangelio und Reiche Gottes nirgend wichtigere und rößere Dienste werden leisten können, als auf das fingstfest zu Jerusalem; was er nun beiläufig hie und da thun konnte, das durfte ihn nicht auf- und abhalten. Was zu Ephesus waozu thun gewesen, das hatte er dort gethan, und ein Wort der Lehre, der Ermahnung, der Ermuthigun wollte er zu den Aeltesten der Gemeinde noch zu ilet reden, wohin er sie kommen ließ. (Menten.) 18. Als aber die [am zweiten Tage darnach, also Sonnabend den 22. April] zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisset von dem ersten Tage an, da ich bin in Asien kommen [Kap. 18, 19 u. 19, 5], wie ich allezeit bin bei euch ge- wesen [mich bei euch verhalten habe], 19. Und— [zwar, um mein Verhalten näher zu charakterisireUJ dem HGrrn gedienet mit aller De- muth, und mit vielen Thrcinen [V. 31] und An- fechtungen, die mir sind widerfahren von den Juden, so mir nachstelleten [vgl. zu Kap. 19, 2213 20. Wie Ich [gleich weit entfernt von Men- schenfurcht wie von Menschengefälligkeit Röm- 1, 163 Gal. 1, 10] nichts verhalten habe svon alle dem], das da nützlich ist [zum Seelenheil], daß ich [es] euch nicht verkündiget hätte und euch ge- lehret öffentlich [in der jüdischeu Schule und im Lehrsaal des Thrannus 19, 8 ss.] und sonderlich [gelegentlich meiner Hausbesuche bei den Einzelnen] 21. Und habe bezeuget, beide [Jes. 27, 1 Anm. 2], den Juden nnd Griechem die Buße zu Gott sdaß sie von ihren Sünden sich abkehren und zu ihm sich hinwenden sollten Jer. »3, 22], und denGlauben an unsern HErru Jesum Christum-« sdurch welchen Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit zu erlangen ist 16, Si]- 22. Und nun siehe, ich, im Geist gebunden [von einer inneren, meinem höheren Selbstbewußt- sein klarvorliegenden Nöthigung getrieben], fahre hin gen Jerusalem, weiß [in Hinsicht auf die Vor- gänge und Umstände im Einzelnen] nicht, was mir daselbst begegnen wird, 23. Ohne, daß der heilige Geist in allen Stådten sdurch die ich auf meinem Wege ziehe] bezeuget lin Hinsicht auf die Hauptsache allerdings eine bestimmte Voraussagung ertheilt] und spricht sdurchs ein inneres Wort, das er mich vernehmen läßt Kap. 8, 29;«10, 19 f.], Bande nnd Trübsal warten mein daselbst [Röni. 15, 30 f.]. 24. Aber ich achte der keins [was zu Jeru- salem mich treffen wird, daß ich von der Reise dahin mich sollte abhalten lassenL ich halte mein Leben auch nicht selbst theuer sdaß ich es um meiner eigenen Person willen schonen wollte, son- dern gebe es willig daran, wenn es von mir ge- fordert wird Kap. 21, 13], auf daß ich vpllkqde meinen Lauf mit Freuden [2. Tini. 4, 7] und das Amt sin aller Treue aus-richte 1. Cor. 4, 2], das- 591 Jn Milet läßt Paulus die Aeltesten von Ephesus zu sich entbieten. ich empfangen habe von dem HErrn Jesn, zu be- zeugen das Evangelium von der Gnade Gottes [die in ihm erschienen ist Tit. Z, 11]. 25. Und nun siehe, ich weiß, daß [die Bande und Trübsal, die meiner warten, zuletzt auch zu meinemTode führen werden, das; also, weil keine Befreiung daraus mir beschieden ist] ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, sund da meine ich mit diesem ,,ihr« nicht blos euch, die Aeltesten der Gemeinde, auch nicht blos die Epheser, son- dern in euch zugleich], alle die, durch welche ich [auf meinen drei Missionsreisen] gezogen bin Und geprediget habe das Reich Gottes sdenn sie alle stehen in euch wie versammelt vor mir, daß ich von ihnen der Person nach V. 38 Abschied nehme, sollte ich gleich schriftlich und durch Mittelsper- sonen noch einmal mit ihnen verkehren dürfen] z 26. Darum [weil wir eben jetzt zum letzten Mal hier in dieser Welt mit einander beisammen sind, unser nächstes Zusammentreffen aber das vor dem Richterstuhle Christi sein wird, be-] zeuge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin Von aller Blut [in Beziehung auf einen jeden unter euch frei von aller Verantwortung dafür mich weiß, wenn er dem Tode und Verderben anheimfällt Kap. 18, 6]; « » »27.» Denn ich habe euch nichts swas zur Seelen Seligkeit uoththut V. TO] verhalten, das; ich nicht verkündiget hätte alle den Rath Gottes» szn unsrer Seligkeit, wie er ihn der alttestament- lichen Weissagung gemäß in Christo Jesu voll- ständig und allgenugsam zur Ausführung gebracht, so daß nun jeder zum Heile hat gelangen können, wenn er nur wollte]. 28. So habt nun [da die. Verantwortung, welche ich bisher getragen, jetzt auf euch über- geht] Acht auf euch selbst s1. Tim- 4, 16] nnd auf die ganze Heerde [Luk. 12, gez; Joh. 10,1 ff.], unter welche ench der heilige Geist [vgl. Kap. 13, 4] gesetzet hat zu Vischdfett smit der Aufgabe], zn weiden die Gemeine Gottes [nach besserer Les- art: des HErrn, nämlich Christi Röm. 16, 16; 1. Petri Z, 2; Matth. 16, 18; Joh. 21, 15 ff.], welche er durch sein eigen Blut stvomit er seine Gläubigen von Sünde, Tod und Teufel erlöfete, zu seinem Eigenthum sich] erworben hat [1. Petri 1, 18 f.; Tit. 2, 14]. 29. [Nicht ohne besonderen Grund mache ich solches Achthaben euch zur GewissenspflichtJ Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied swenn ich nun ihr Eindringen nicht mehr abwehren kann] werden unter euch svon außen her] kommen greu- liche lgewaltthätige oder reißende Matth. 7, 151 Wölfe, die der Heerde nicht verschonen werden. s 30. Auch ans ench selbst werden aufstehen l Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen. — s1. Darum sdamit ihr an eurem Theile das Möglichste thut, um das drohende Verderben ab- zuwenden] seid wacker, nnd denket daran, daß ich nicht qbgklasseti habe drei Jahr swährend des drei- jährigen Zeitraums, da ich bei euch gewesen bin, wenn die Zeit von meiner ersten Ankunft in Kap. 18, 19 bis zu meinem Weggang in Kuh. 20, 1 voll gerechnet wird —- vgl. die ähnliche Rechnungsweise in Kurz. 13, 20 f.] Tag und Nacht sbesserx Nacht und Tag, jene so wenig mein nennend wie diesen Lnk. 2, 37] einen jeglichen mit Thränen zu vermahnenW [auf daß ihr solchem Exempel in eure1nSeelsorgeramte, da ihr ja jetzt an meine Stelle tretet, nachfolget]. 32. Und nun, lieben Brüder, ich befehle euch Gott [Kap. 14, 231 und dem Wort feiner Gnade [14, 3], der da mächtig ist, [vern1ittels dieses Wortes seiner Gnade] ench zu erbauen [Röm. 16, 25] und [euch, nachdem er hienieden in eurem Christenlaufe euch gefördert, droben] zu geben das Erbe unter allen, die gehetliget werden sKap. 26, 18; Ephes. 1, 18]. 33. sFolget denn bei Ausrichtung eures Amtes auch noch in einer andern Hinsicht als die vorhin angegebene V. 31 meinem Exempel, so- weit es nöthig ist.] Ich habe euer keines Silber, noch Gold, noch Kleid begehret [da ich ja nicht· das Eure suchte, sondern Euch 2. Cor. 12, 14]. 34. Denn ihr wisset selbst sso daß ickys euch nicht erst noch speziell auszuführen brauche], daß mir diese Hände zu meiner Nothdnrft und szur Nothdurft] derer, die mit mir smeine Gehilfen im Lehramte] gewesen find, gedienet haben svgl. die Bem. zu Kap. 19, 12]. 35. Ich habe es euch san meinem Vorbilde] alles [oder in allerlei 1. Cor. 10, 33] gezeigeh baß man also [wie ich gethan, sich mühend und selbstverleugnend 1. Cor. 4, 12] arbeiten müsse, nnd die Schwachen aufnehmen sihnen den Grund zu der Meinung benehmen, als sei. das christliche Predigtamt im Grunde weiter nichts als auch eine von den mancherlei sonstigen Erwerbsqnellem welche Meinung dem Evangelio ja sehr hinderlich sein würde l. Cor. 9, 12], und sum zu solcher aufopfernden nnd anspruchslosen Amtsführung allezeit willig zu bleiben] gedenken an das Wort des HErru Jesu, das er swenn auch nicht in einem wörtlich so in den Evangelien aufbewahrten Sprüche, doch dem Inhalte seiner Aeußerungen nach] ge- sagt hat: Geben ist seliger, denn nehmen-s [Luk. 14, 12—14., vgl. hierbei die Bem. zu Lnk. 14, 11]. V) Es ist zunächst» »ein Selbstzeugniß, welches der Apostel in diesem seinem Abschiedsgruße niederlegd Die Knechte Gottes haben selten über sich zu zeugen, 592 Apostelgeschichte 20, Bd. sie bedürfen dessen nicht: es zeugt für sie ihr Wort, es zeugt für sie ihr Werk. Darum redet der Apostel auch nur dann von sich selbst, wo es gilt, entweder die Feinde der göttlichen Wahrheit zu überwinden oder die Freunde derselben zu gewinnen und zu be- wahren; und darum redet er auch hier von sich selbst. So gestaltet sich in dem, was wir von ihm lesen, alles persönlich. Es ist ein Bild seines eigenen Wesens, was der Scheidende den Zurückbleibenden in’s Herz drückt; sie sollen beides daran haben, einen Antrieb zur Nachfolge und einen Spiegel zur Selbstprüfung, und in beidem einen bleibenden Segen für sich selbst und für die ganze Heerde. (Brückner.) Paulus ist so demüthig, daß er ohne Stolz oder Schein des Stolzes auf seine eigene Tugend zeigen und dadurch die Tugenden dessen, der ihn berufen hat und dem er durch die Gnade Gottes dient, verkündigen kann; wir dürfen also durchaus nicht meinen, die wahre Demuth bestehe im Nichtwissen oder Nichtkennen des Guten, das wir von Gott empfangen haben und üben, sonst wäre ja der Allerdemüthigste selbst, der da sprach: ,,lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig«, nicht demüthig gewesen. (Stier.) »Wer von sich selbst redet, der suiht seine eigene Ehre«, sagt der HErr; doch hat nie ein Mensch so viel, so groß, so hoch von sich selbst geredet als er. Denn nicht als von sich selbst oder als Einer, der von sich selbst und für sich selbst in der Welt aufgetreten, den niemand berufen und keiner gesendet habe, der in eigenem Namen und u eigener Ehre sich selbst als das Licht der Welt un als den HErrn und Heiland der Menschheit ankündigt, redete er von sich; wohl aber als Der, den der Vater geheiligt und in die Welt gesendet, der gekommen sei, des Vaters Namen zu verherrlichen und sein Werk zu vollenden, und als des Menschen Sohn, der sich Gott geweihet, alle Ge- rechtigkeit zu erfüllen. Jn diesem Sinne konnten, in ihrem Maße, auch die heil. Apostel von sich selbst reden als solche, die nicht nur die Erkenntniß und die Lehre und in dem Glauben einen Anfang der Heiligung hatten, sondern deren Wesen selbst mit der Erkenntniß und Lehre in innigster Uebereinstimmung war und die den ganzen Weg, von seinen ersten Anfängen bis zur Vollendung hin, gewandelt waren; doch stellten sie nicht so ei entlich sich·selbst als Muster dar, denen man nachfo gen solle, vielmehr nur als Muster in der Nachfolge Jesu Christi, und es blieb allewege dabei: ,,wir predi en nicht uns selbst, sondern Christum; aus seiner Fü e haben wir alle genommen Gnade um Gnade«. (Menken.) Jnsgeniein wird Pauli Rede an die Aeltesten bei Antritts- ·und Abschiedspredigten ge-· brauchtx aber der HErr weiß, wieviel Mißbrauch dabei vorgeht! Der Apostel hat ,,vom ersten Tage an« in Ephefus dem HErrn gedient; diesen Segen verliert ein Lehrer, der unbekehrt in’s Amt tritt. Er kann sich zwar im Amte noch bekehren, aber vieles ·ift ver- säumt: das sollte alle Candidaten erinuntern, sich doch bei Zeiten von Gott recht tüchtig machen zu lassen. (Apost. Post) Unter absichtlicher Hindeutung auf die ganze Zeit, während welcher er bei ihnen·-gewesen (vgl. V. 31 und dazu: Luk. is, 7 u. 34), erinnert er die Aeltesten zunächst an die ununterbrochene Ausdauey womit er seine Arbeit in Asien, wie sie selbst wüßten, vollzogen habe; er vergegenwiirtigt ihnen, wie er unter ihnen in allen Stücken demüthig gewesen sei, zugleich aber auch sein tiefes Gefühl für alle Nöthe und S ciden der Gemeinde, welches ihn oft bis zu Thränen ge tacht habe, er ruft ihnen aber auch die Standhaftigkeit in’s Gediichtniß, welche er den vielen Nachstellungen und Anfechtungen der Juden gegenüber bewiesen. (Andreii.) Mehr als einmal (V. 20 u. 27) erinnert der Apostel daran, daß er in Ephesus die ganze Wahrheit gelehrt und nichts zurückgehalten habe; er legt also nicht nur daraufGewichh daß er die reine Wahrheit, den wirk- lichen und unverfälschten Gotteswillen und Rath, das den Seelen Nützliche, und nichts Unnützes oder gar Verderbliches und Jrreführendes gelehrt habe, sondern zu seiner Rechtfertigung und zum Beweis, daß er rein sei von dem Blut Aller, führt er namentlich an, daß er nichts verschwiegen habe. Die reine Wahrheit also, und die ganze, volle Wahrheit! Ferner schildert der Apostel sein Wirken als ein doppeltes, öffentlich und häuslich, an der Gemeinde nicht nur, sondern auch an jedem Einzelnen; keines von beidein hat er versäumt, keines von beidemdarf je vernachlåssi t wer- den. Und nun ist’s Buße und Glaube, was aulus sowohl Juden als Heiden bezeugt hat — eines nicht ohne das andere. Glaube ohne Buße ist oberslächlich, der Augenstern des Glaubens ist ein gebrochenes Herz; und wiederum Buße ohne Glauben ist trostlos und endet in Verzagtheit oder gar Verzweifelung. (Lechler.) Das Nützliche aus Menschenfurcht nicht verhalten und nicht das Fürwitzige aus Menschengefälligkeit vortragen, hat zu allen Zeiten ein Hauptstück an der Treue eines Haushalters Gottes ausgemacht. (Rieger.) Nicht nur auf der Kanzel, sondern auch in den Häuseriy nicht nur in der Predigt, sondern auch in der Seelsorge, nicht nur öffentlich, sondern auch unter vier Augen dient ein treuer Lehrer dem HErrn und seiner Ge- meinde; zweierlei muß da überwunden werden in Kraft der geistlichen Amtstreue, Menschenfurcht und Fleischesträgheih (Gerok.) Jn keinem Amte läßt sich’s leichter untreu sein als im Kirchenamte; denn die Welt ahndet das nicht allein nicht, sondern sieht auch gerne, wenn Prediger vieles verhalten und unterlassen. (Lind- hammer.) Das ist der Jnbe rigf aller nützlichen Lehre: Buße und Glaube; die BJU e zu Gott, den wir Sünder verloren haben, der Glaube an unsern HErrn Jesum Christum, der uns Sünder durch sein Blut zu Gott wiedergebvacht hat; die Buße, welche Gott iebt durch das erschreckende Licht des Gesetzes zur ündenerkenntniß, der Glaube, welchen Gott giebt durch das beseligende Licht des Evangelii zur Sündenvergebung Buße und Vergebung der Sün- den in seinem Namen zu predigen hat der HErr den Aposteln befohlen (Lu. 24, 47), und den Apostel Paulus hat er zum Zeugen dieser Predigt verordnet, indem er ihn vor Damaskus in den Tod der Buße legte und durch Ananiii Wort zum Leben des Glaubens auferwecktesjegliche Predigt rechter Art hat das dop- pelte Ziel, die beiden Hände des inwendigen Menschen zu formiren und zu stärken, die Bußhand zum Los- lassen und Wegstoßen der Sünde, die Glaubenshand zum Ergreifen und Festhalten der Gnade Gottes in Jesu- Ni Dem HErrn hat Paulus gedient in Ephesus, im Dienste des HErrn fährt er jetzt, vor Ephesus überschissend (V. 16), hin gen Jerusalem, in seinem Geiste gebunden durch den heil. Geist; die Reise, die er sich vorgesetzt (Kap.19, 2l), ist keine Privat-, son- dern eine Amtsreise —- er muß nach Jerusalem reisen (vgl. 1. Cor. 9, 16). Was ihm nun in Jerusalem be- gegnen wird, weiß er nicht; keine Offenbarung war ihm über den Ausgang seiner Reise zu Theil geworden, als er sie antrat, auf Gehorsam im Dunkeln war er angewiesen, aber unterwegs bezeugte der heil. Gdist in allen Stücken die Leiden, denen er entgegenging, vgl. Kap. 9, 16. (Besser.) Die Worte: »in allen Städten« (wörtlich: von Stadt zu Stadt) nöthigen so wenig als die Stelle: Kap. U, 4. 10 f. an Weissagungen zu denken, die durch einzelne Propheten dem Paulus gegeben Des Apostels Abs chieds - R e d e. 593 worden wären; diese erfolgten allerdings nachher auch und geschahen namentlich im Dienst der Gemeinden, die nicht unvorbereitet auf das, was da geschehen würde, bleiben sollten, gleichwie sie dem Apostel selber den Eindruck verstärkten, wie speziell der HErr im Himmel auf seinen diesmaligen Weg nach Jerusalem Acht habe und ihn leite nach seinem Rath. Aber für jetzt handelt es sich um des·Apostels eigene innere Offenbarungen. Sie waren ihm nothwendig, weil er von Corinth mit dem in Röm.· 15, 25 u. 28 ausge- sprochenen Reiseplan aufgebrochen war, nun aber nicht blindlings in das in Jerusalem ihn erwartende Ver- hängniß hineiulaufen, sondern mit aufgedecktem Ange- sicht und freudig entschlossenemHerzen sich selbst zum Opfer darbringen sollte; und sie bezogen da zunächst sich darauf, daß, wie er selber spricht, Bande und Trübsal seiner in Jerusalem warteten, schließlich aber (23, 11) erschien ihm der HErr noch unmittelbarer und eröffnete ihm, daß gleichwohl nicht in Jerusalem, wie jene erstere Offenbarung zu besagen schien (21, 13), son- dern in Rom sein Geschick sich erfüllen werde. Was nun die erwähnten innern Offenbarungen von Stadt zu Stadt im Einzelnen betrifft, so zählen wir deren vier: die erste hatte er ohne Zweifel schon in Phi- lippi, weshalb er auch die Sieben beim Uebergange nach Asien voraussendete und an» seinem Theil die Ostertage über bei Lukas« zurückblieb (V. 4 sf.); eine zweite ward ihm i1i Troas zu Theil, daher sein dortiger längerer Aufenthalt und der feierliche, lang ausgedehnte Abendgottesdienst vor, der Abreise, die. Auferweckung des Eutychus aber diente dann zur Ver- stärkung der Offenbarung, daher die einsame Fußtour bis Assos (V. 7 ff.); die dritte gefchah unverkennbar während der Fahrt über Chios, Samos und Trogyllion (V. 15 ff.), weshalb er sich bewogen fühlte, vor Ephesus über zu schisfen, um ja nicht die Zeit zu versäumen, daß er auf Pfingsten in Jerusalem sich einstelle; die vierte endlich ward ihm hier in Milet selber zu Theil, während er zu den Aeltesten redete, und steigerte sich alsbald, indem er das, »was wir in V. 24 lesen, aussprach, zu solcher Klarheit und Bestimmtheit, »daß das am Schluß des 22. Verses ausgesprochene Nicht- wissen: ,,weisz nicht, was mir daselbst begegnen wird« dennoch zu einem Wissen dahin wurde, daß er in V. 25 versichern kann: ,,ich weiß, daß ihr mein An- gesicht nicht mehr sehen werdet's womit er ganz offen- sichtlich auf seinen Märtyrertod hinweist, wenn er gleich die Dauer der Zeit, in welcher sich alles abspielen wird, und die Art und Weise, wie alles sich voll- zieht, nicht zu überschauen vermag. Durch diese Vor- aussagung seines schließlichen Todes kommen alle die- jenigen in ein arges Gedränge, welche eine B efreiung des Apostels aus der römischen Gefangenschaft und eine spätere fernere Wirksamkeit desselben annehmen: hätte eine solche wirklich stattgefunden, so hätte der Apostel sich denn doch sehr stark geirrt mit seiner Vora11ssagung, der Jrrthum müßte aber um des kirchenhistorisch so hochwichtigen Niomentes willen, in welchem Paulus gerade jetzt redet, doppelt bedenklich erscheinen, ja er würde der Lehre von der Jnspiration durch den heil. Geist einen argen Stoß versetzen, wozu noch kommt, daß der ganze Abschied von den Aeltesten mit seiner ergreifenden Gewalt sofort in sein Gegen- theil, in eine Art Gaukelspiel umschlagen würde, wenn das in V. 36—38 Gemeldete, was nächst dem Abschied Jesu von seinen Jüngern wohl die erschütterndste und beweglichste Scene ist, welche die heil. Schrift über- haupt aufstellt, auf keinen andern Grund als auf Sand gebauet wäre, auf einer überschwänglichen Phan- tasie oder auf menschlicher Kurzsichtigkeit beruhen sollte. D äch f eFS Bibelwerb VI. Band. Nichts ist widerwärtiger, als wenn ein geistlicher Redner die religiösen Gefühle seiner Znhörer auf’s Höchste erregt, daß es bei ihnen zu Thränen tiefster Rührung kommt, namentlich wenn es dabei um seine eigene Person sich handelt, und hinterdrein erweist es sich, daß die Sache gar nicht so schlimm stand, ·als szwie er sie gemacht hat; mit religiösen Gefühlen soll man auch nicht von ferne sein Spiel treiben, es erfolgt sonst ein gar übler Riickschlag gegen solche Argumentationen damit sich zu helfen ge- sucht, daß man gesagt hat: die Gemeinden in den Heidenstädten haben hernachmals ihren Paulus ebenso dem Tode entbetet, wie vormals (Kap. 12, 5) die Gemeinde zu Jerusalem ihren Petrus; sie haben es durch ihr Gebet wirklich dahin gebracht, daß der Apostel ihnen geschenkt wurde, wie er in seiner Gefangen- schaft zu Rom hoffte (Philem. 22). Allein Paulus spricht da eben nur eine Hoffnung aus, und woraus er diese Hoffnung schöpfte, das ergiebt sich aus Phil. 1, sf.; sein Wissen also, das er in der eben ange- fühiken Stelle von sich aussagt, ist nur ein durch menschliche Reflexion vermitteltes, keineswegs aus göttliche Offenbarun sich gründendes, wie es in seiner Rede an die eltesten von Ephesus vorliegt, und hat darum nicht soviel Gewicht, daß es durch den weiteren Verlauf der Dinge sich jedenfalls hätte be- wahrheiten müssen, es konnte vielmehr das Wort des HErrn in Jes. 55, 8f. auch einem hohen Apostel gegenüber Platz greifen. Jn Phil. 2, 27 ff. kommt der Apostel noch einmal auf sein Hoffen und Vertrauen in dem HErrn zu reden, läßt aber da, ehe er sich darüber ausläßt, zuvor die Möglichkeit durchblicken, daß es vielmehr zum Tode mit ihm kommen werde; damit macht er das in Phil. 1, 25 gemeinte Wissen, so gute Zuversicht er auch dabei hat, dennoch selber zu einem limitirten, beschränkten, während an unsrer Stelle von keinerlei Befchränkung etwas wahrzunehmen ist, sondern das ausgesprochene Wissen steht mit dem in V. 29 auf gleicher Linie, und beides nun veranlaßt den Apostel, die Gemeinde so völlig den Aeltesten zu übergeben, wie Einer, der gleichsam sein Amt an ihr niederlegt (V. 28 ff.). Hätte nach dieser ganzen Anlage, wo Paulus alles in so bestimmte Beziehung zu seinem, durch göttliche Offenbarung ihm angezeigten bevorstehenden Tode seht, hernachmals eine Aenderung des Rathschlusses in Folge des Gebets der Gemeinden dahin stattgefunden, daß ihm ebenso, wie einst dem Hiskia in 2. Kön. 20, 1ff., noch eine Anzahl Jahre zu seinem schon abgelaufenen Leben zugelegt worden wäre, so wäre das ohne Zweifel ein so wesentliches Moment, daß weder St. Lukas am Schluß der Apostelgeschichte (Kap. 28, 30 f.), noch der Apostel selber in der Z· Epistel an Timotheus es gänzlich hätte mit Stillschweigen übergehen können, ohne dem HErrn die Ehre vorzuenthalten, die ihm gebührt, und der christ- lichen Kirche eine ihr unentbehrliche Aufklärung zu versagen, auf welche Weise sie das ,,ich weiß« in Phil. 1, 25 mit dem ,,ich weiß« in V. 25 unsrer Stelle aus- zugleichen habe; es wäre hier eine Mittheilung über die Gebetserhörung ebenso nothwendig ewesen, wie eine solche in Betreff des Petrus in postg.12, 5 ausdrücklich vorliegt und die Schrift überhaupt da, wo Gott um der Menschen willen, die zu ihm schreien, sich etwas gereuen läßt, allemal dies auch amnerkt Weitere Beweisgründe dafür, daß gleich die erste römische Gefangenschaft des Paulus mit feiner Hin- richtung endete und nicht eine Befreiung daraus und eine nachmalige zweite Gefangenschaft anzunehmen ist, s· in Anh·1I, o. Nr. 1; es ist das auch, daß man von s olcher Vorausfetzung Abstand zu nehmen habe, die Ansicht 38 Nun hat man zwar. 594 Apostelgeschichte 20, 36—38. der Dinge, die neuerdings mehr und- mehr in der theologischen Wissenschaft zur Geltung kommt. «« Von den 3 Jahren, die Paulus für seine Wirksamkeit zu Ephesus hier in Rechnung stellt, sind nach der oben im Texte gemachten Zwischenbemerkung in Abzug zu bringen zunächst 4Monate, die zwischen seiner ersten Ankunft in Kap. 18, 19 und seiner Wieder- kunft in Kap. 19, l verflossen, sodann 5 Monate, die er nach den Ausführungen zu Kap 19, 10 u. 20 mit einer Reise nach Corinth und nach Kreta hingebracht hat; zieht man diese 4 —l- 5 = O Monate von 3 Jahren ab, so verbleiben 2 Jahre und 3 Monate für den wirk- lichen Aufenthalt in Ephesus, und das war ja die Zeit, die in Kap. 19, 8 u. 10 dafür angegeben wurde. Es hat aber der Apostel volles Recht, auch jene vier und diese fünf Monate feinem Arbeitsfelde in Ephesus anzuresnem denn er hat bei der Reise nach seiner ersten nkunft daselbst bis zu seiner Wiederkunft Ephe- sus dergestalt als sein eigentliches Ziel im Auge ge- habt, daß er in Kap. 19, 1 es unterlassen, mit Ge- meindestiftungen in den oberen Ländern vorzugehen, und bei seiner Zwischentour nach Eorinth und Kreta hat er auf der letzteren Jnfel so wenig sich sestgesetzh daß er des Titus als Stellvertreters sich bediente, damit dieser vollends anrichte, da er es gelassen, und besetzte die Städte hin und «her mit Aeltesten (Tit. —1, 5). Wie sehr dem Apostel eben Ephesus als die- jenige Station, der er während der 3 Jahre eigenthüm- lich angehöre, im Herzen lag, geht aus der Darstellung der Apostelgeschichte in Kap. 18, 19—20, 1 hervor, in welcher nicht einmal Jerusalem bei Namengenannt und von der Zwischentour nach Eorinth und Kreta gänz- · lich geschwiegen wird. Offenbar liegt dem Paulus bei seiner Rechnung: ,,drei Jahre« daran, vor den ephe- sinischen Aeltesten eine gewisse Parallele zwischen ihm und dem HErrn Christus, der in Beziehung aus seine Arbeit an Jerusalem auch von drei Jahren red,et (Luk. 13, 7; Joh. 2, 13 ff. ;- 5, 1 ff.; «7, 2 ff.), anzu- deuten; indem er jetzt im Begriff stand, nach Jeru- salem zu reisen, und wußte, daß sich dies Mal sein. Schicksal daselbst entscheiden würde, fühlte er sich in ähnlicher Lage mit Jesu bei seiner Reise in Luk. 9, 51., nur daß bei diesem das Osterfeft die Entscheidung ge- bracht hatte, da er ja das Lamm Gottes war, das der Welt Sünde trägt, während dem Apostel das Pfingst- fest die Entscheidung bringt, Jsraels Erntefest, das fortan durch Pauli geistlichen Erntesegen, den er in die heil. Stadt einführt, ebenso abrogirt oder abge- schafft werden soll, wie vormals das vorbildliche Passa durch Christi Vollkommenes Passaopfer (1. Tor. 5, 7) abgeschafft worden ist. Von diesem Standpunkte aus fühlt sich nun Paulus den Aeltesten gegenüber in ähn- licher Stellung, wie Christus bei seinem Abschied von den Jüngern in Joh. l4—16; und wie der HErr in Joh. 17 sein hohepriesterliches Gebet verrichtet, so werden wir auch den Apostel in V. 36 niederknieen sehen und mit den Aeltesten allen beten. Die Parallele greift aber noch weiter: wie Christus mit feinem Todesleiden von seinem Werke auf Erden zurücktrat, um die Fortführung desselben den Aposteln zu hinter- lassen, so treten in Paulo hinwiederum nun die Apostel von ihrer apostolischen Stellung zur Kirche zurück, überlassen deren Leitung den Aeltesten, die damit zu Bischöfen werden, und wenn sie gleich ihres Titels als Apostel nicht völlig sich entledi en, so ziehen sie es doch vor, sich als Aelteste oder itälteste zu bezeichnen F. Joh. I; Z. Joh. I; I. Petri 5, 1) oder ganz ohne harakterangabe sich einfach nach ihrem Personen- namen zu nennen (Offenb. I, 4). Es geht also das eigent ich apostolische Zeitalter nunmehr zu Ende; und die Apostelgeschichte ist nicht ein Torso, ein bloßer Rumpf ohne krönendes Haupt, wenn sie der Apostel Geschichte nur bis zur zweijährigen Gefangenschast des Paulus in Rom sortführt, sondern ein vollendetes Ganze — was darüber hinaus liegt, fällt schon in das Gebiet der Kirchengefchichte Zu diesen unsern eigenen Bemerkungen fügen wir jetzt noch die Aussprüche andrer Schristerklärer hinzu. —- Der Apostel legt in V. 28 ff. die ganze Verantwortung für diese Presbyter und- ihre Gemeinden von seinem Gewissen auf ihr eigenes Ge- wissen; und mit dieser Uebertragung hat sich ihre Stellung verändert, dieselben, die in V.17noch,,Aeltefte« genannt wurden, werden nun ,,Bischöfe« genannt. Freilich sind die Presbyter mit den Bischöfen identisch, doch nicht in dem gewöhnlichen Sinne; es ist zudem u beachten, daß der Apostel mit seinen Worten diese resbhterkirche für selbstständig zu erklären scheint,. statt sie irgendwie in eine Beziehung zu Jerusalem, zu Petrus oder einem der andern Apostel zu sehen. (P. Lange.) Der Name: ,,Aelteste« stammte aus den judenchristlichen Gemeinden, deren Verfassung der Shnagogenversassung nachgebildet war, den Namen: ,,Bischöfe« (zu deutsch: Aufseher oder Vorsteher) lieferte in den heidenchristlichen Gemeinden die Analogie der griechischen politischen Gemeindeverfassung ("Ebrard.) Zum Ersten auf sich selbst sollen die Aeltesten Acht haben, damit sie das apostolische Wort, diese gute Beilage (2. Tim. I, 14), treu und unversehrt bewahren. Ein evangelischer Prediger hat Acht auf sich selbst, wenn er seine eigene Seele weidet am Evangelio von der Gnade Gottes: die Erfahrung der heilsamen Lehre schützt vor Verirrung zu verkehrter Lehre. Bleib ein Schaf des guten Hirten, so wirst du kein falscher Hirte werden! (Besser.) Nur solchie Vorsteher, welche vor allen Dingen mit Wachsamkeit auf ihren eigenen Wandel sorgfältig und gewissenhaft achten, können in der rechten Weise ihre Gemeinden beaufsichtigen; in ihrer Obhut über dieselben müssen sie aber, wie Paulus zum Andern bezeugt, darauf bedacht sein, · daß sich dieselbe nicht etwa nur auf Einzelne oder nur auf eine Partei, sondern ohne Unterschied und Parteilichkeit stets aus die ganze Gemeinde, also» auf alle Glieder derselben erstrecke. (Andreä.) Vor zwei Fehlern muß sich ein Prediger hüten: entweder zu viel mit sich selbst zu schafsen u haben und die Heerde darüber.versäumen, oder sich so der Heerde zu ergeben, daß man die Sorge für die eigene Seele vergißt. (Quesnel.) Das bildliche ,,weiden« umfaßt die beiden Momente der amtlichen Lehrthätigkeit und der Aufsicht und Leitung in Zucht und Gemeindeorganisation. (Meyer·) Die Belehrung, die Paulus früherhin den Aeltesten er- theilt hatte, wie sie die Gemeinde weiden sollten, die will er nicht wiederholen; er will nicht unterrichten, er will ermahnen, will im heiligen Augenblicke ein unvergängliches Wort sprechen, das unauslöschlichen Eindruck und unvertilgbaren Antrieb in der Seele seiner Zuhörer zurücklasse Da spricht er nun Ein Wort, das viele Worte unnöthig macht, wählt Einen Ausdruck, der alles sagt, der ihn aller weiteren Er- mahnung und- Vorstellnng überhebt, indem er seine Zuhörer das Große und Heilige ihrer Bestimmung und ihres Werkes so tief mußte fühlen lassen, ihnen das in einer Weihe und Herrlichkeit vor die Seele führen mußte, daß alle menschliche Bcredsamkeit mit aller Kunst und Begeisterung doch nicht mehr, ja nicht soviel hätte erreichen können, als er mit diesem ein- zigen Worte der Wahrheit; er stellt die Gemeinde so hoch, daß es schlechterdings unmöglich ist, daß etwas gedacht oder gesagt werden könnte, wodurch sie noch höher gestellt würde —.sie ist die Gemeinde des HErrn Des Apostels Abschieds -G e b et. 595 die er mit seinem eigenen Blut sich erworben hat. (Men- ken.) Die Lesart, daß Gott die Gemeinde mit seinem Blute erkaust habe, ist für Lukas und Paulus zu stark und streitet wider die neutestamentliche Analogie. (de Wette.) Das schlechteste Dorf ist eine Gemeinde Hirt«ak»««"s";?"’e-DPFTUTZMETEEIPkxZkTTiediJt aonigee,o ,ii «- lehrsamkeih sein Antiqua-Ins, einjsttärtngiys eindMücsgig- gänger zu ein —— eri zuin irten Jeu es rz- hirten berufen. (Apost.Past.) weierlei Gattung von Jrrlålårern unterscheidet tder Ldltliddttel insdlczn weissagen- den arnungswort an ie e e en: o e, die von augzen -her komme; iåndshie Gersricdindez in die sie ein ringen, wie rei en e iere onungslos ver- wüsten, und solätlhh die aus der Gemeinde segbst austreten und iihang zu gewinnen uchen wer en. Diese werden als solche bezeichnet, die verdrehte, ver- zerräe Diäige redeinltdie eitåz Glied des Körpdrs veråenkt wer en, urch gewatame iegung in eine chiefe te - lung gebracht werden kann, so können auch Wahrheiteii verdreht, ins falsche Verhältnisse zu einander gestellt, durch Uebertreibung entstellt und in Jrrbilder dessen, F«sk«å,"r"å;rü"9lich V«’TIIFEEJ«FTZFII2TIZ«TDEItMkFTkFFi erg ei en erzerrun · er a i ist der Charakter der 3rrlehre. (Lechler.) Damit, daß der Apostel die gewaltsamen Wölfe, die Fanatiken die von außen hereinbrecheih unterscheidet von den Irr- lehfrern, die zius dkeild heidgnchristlisen Genäeintcizeii selsbst au treten un ver e rtes eug re en, it er egen atz derchebionitgchen uiidPgndstischekti Jrrliåhräer deuåliizyfbk zei net. ( ange.) an us er ennt,- a von p eus, dieser Eentralstätte der heidenchristlichen Kirche i11 dem bereits begonnenen Zeitalter, auch eine Hüresie neuer iszånddgesährlicher ärtsauslgehen würde, eci»ne deildnisghe er erbniß des ritent ums, wie von Jeru a em ie pharisäische Mißgestaltung ausgegangen war; er sieht in seiner Abschiedsrede deren rnst an Mosis und Samuels letzte Worte erinnert, mit prophetischem Geiste das Auskommen der salschen heidnischen Gnosis, Jener schauerlichen Entstelluiig seiner Lehre, durch welche im Alterthum so viele Erlöste an Glauben und Sitte und Seelenheil Schaden genommen haben. (Thiersch.) Ziech ephåsinifchen Aeltesteå datltend en? leustendes ä ter- orbild an dem po te , en eine seit ge- reuete, die er mit Verwahren der Jünger durchs Wort Zier zsahrhxiädrei Jahre zudråchteg die grkdi Züge: a tiin · ag, einen jeg i en, mit ränen, gehören zu dem Bilde apostolischer Treue im Ver- mahnen (zu Gemüthe-Führen, vgl. Tit. Z, 10) der Zläubigem daß sie blåibjesn mögxeii bdi der reihnen ehre des Evangelii. ( e er.l it we ch einer in- gebenden Liebe mußte doch Paulus in Ephesus gelehrt, ermahnt, beschworen, gefleht und gerungen haben, wenn er hier so davon reden durfte! « f) Bisher has Paulus mehr nurlwieheinLvkgtterlicher Freund zu den eltesten, die er a s.i r e rer und Führer herangebildet hatte, gesprochen; Jetzt aber, wo er sie und ihre Gemeinden von· sich entläßt und von wo an sie als seine Nachsolger ihre Heerden ohne seine Mitwiråkingdwecikden lsolldem Zdet der sie miHtOabsichk lichem ach ru e as eine rii er an. er vor- ldiegegdeckdlugetädslickbisgt in der EntkwickeädingsgeschKte er «ir e ö t e en amer· er ezei net en n- gikzig der Einführung der Kiisccheråus dgrerbisherikgen hängigkeit von der per öni en egenwart er Apostel in ihre nachherige welthistorifche Selbstständig- lett, und deshalb sind auch die hier gesprochenen Worte des Apostels zu einer Loofung für die ganze nach- apostolische Kirche geworden. Denn dieselbe ist nach dem Weggange der Apostel nicht etwa auf andere den reichsten Lohn hätten. Apostel oder auf Bischöse oder auf einen Papst oder auf irgend eine andere menschliche Auctorität ange- wiesen, nselche Ia alle unverniögend gewesen wären, die Kirche in den Stürmen, die ihr im Verlaufe der Jahrhunderte bevorstandem aufrecht zu erhalten, son- dern lediglich auf Gott und das Wort seiner Gnade, worin er sich Ie und je« seinen Kindern offenbart; nur er selbst vermag es, dieselben wahrhaft zu erbauen, und dies thut er eben vermittelst seines heil. Wortes, welches er seiner Kirche zu diesem Behufe gegeben. Siehe ier die rechteii«Aiietoritäten, bei welchei1 die Kirche hristi allein ihren rechten Halt fuchen und finden soll! (Andreä.) Mit dem schützenden Walten Gottes über ihr und der beseelenden Kraft des göttlichenWortes in ihr itdie Kirche genug versorgt. DieKirche nun, die sich rein auf die Gnade gründet, soll eben damit in der dienenden Liebe ein Muster sein; in dem Sinne hat ihr Paulus ein Vorbild gegeben. Die Starken sollen die Schwachen tragen helfen, denn ,,geben ist feliger denn nehmen«; es ist das in Beziehung auf irdische Dinge gesagt, gilt aber auch im Geistlichen und findet da ganz besonders auf die paulinische Kirche ihre Anwendung. (Lange.) Je näher wir Gott kommen, desto s.eli· er sind wir (1. Tim. 6, 15);" Gott aber nimmt iiicht, sondern giebt, er hat den Namen von der Güte, und des Guten Art ist es, daß es sich mittheilt. (H. MüllerJ Wenn auch die Prediger des Evangeliums jetzt keine Handwerker sind wie Paulus, sondern sich vom Altar nähren (1. Cor. 9, 13), so haben sie doch seinWortsich einen Spiegel sein zu lassen; sie sollen sich in felbstverleu - nender Thätigkeih welche viel mehr besagt als die notg dürftigen Amtsverrichtungen, und in völliger Ent- haltung vom Geiz als solche beweisen, denen dieVselt mit Unrecht nachredet, daß sie die wenigste Arbeit und (Williger.) 36. Und als er solches gesagt, ktiieete er nieder und betete mit ihnen allent [einerseits für ihre Erhaltung im rechten einigen Glauben, andrerfeits aber auch für seinen Dienst in Jerusalem Röm- 15, 30 s. und für die Verherr- lichung der Gnadenmacht des HErrn an ihm in feinem bevorstehenden Leiden Kap. 21, 13 H. 37. Es war aber viel Weinens unter ihnen allen, und fielen Panlo um den Hals nnd tußten ihn [in recht brünstiger Weise ab Luk. 15, 20; Matth. 26, 49], . 38. Am allernzeisten betrubt uber dem Wort, das» er sagte, sie tikurdeii sein Angesicht nicht mehr sehen« Und geleiteten ihn [als die Fahrt von Milet nun weiter gehen sollteJ in das Schiff. V) Das Knieen beim Gebet ist ein Vorrecht der Kinder Gottes; Andere schämen sich dessen, darum soll es auch nur im Kämmerlein oder im Umgan mit folchen, die es verstehen, geschehen —- es ist eine Probe, welche nicht unnöthiger Weise dem Spott der Welt preisgegeben werden darf. (Wi·lliger.) Es läßt sich oftmals mehr erbeten, als erpredigen. (Apost. Past.) sit) Fürwahr, ein rührender Abschied aus Leben und Tod, eine der beweglichsten Scenen im neuen Testament! so menschlich natürlich und doch so göttlich geheiligt! Ein Beweis, wie das Evangelium die Herzen verbindet und Bande knüpft, heilige, selige Bande, die hinijberreichen über Land und Nieey über Tod und Grab bis in die selige Ewigkeit, wo die, welche im HErrn sich gefunden, im HErrn verbunden fein und bleiben sollen immer und ewiglich! (Gerok.) Zssls - 596 « «J.)1poftelgefchichte 21, 1-——9. Das 21. Kapitel. Panli Reife non Mitetns gen Jerusalem, und was er hierbei verrichtet nnd ausgestanden. e. U. l—16 (§ 163). Jn den nächfieii drei Tagen (23.—25. April) gelangen die Recfenden von Milet iiber Eos und Rhodus bis gen purem, wo das bis- her benutzte Schiff feinen Befiisnmtnigsorl erreicht hat und nun ein anderes bejkiegesi wird, ein Kaufsahrez der fie (nach des, mit den dortigen Lokalitäten ver— trauten griech Kirchenuaters Chrgfoftouius Be— rechnung) in 5 Tagen (26.——30. April) bis Tgriis bringt. Nachdem man 7 volle Tage (1.—7. Mai) bei der dasigeit Thrifkengenieiiide zugebracht und zum Abschied wohl auch einen gemeinschaftlichen Sonntags- " Gottesdienfi (drei Wochen nach dem in Troas Bau. TO, 7ff.) abgehalten hat, bei welcher Gelegenheit nun auch prophelifaie Stimmen aus der Mitte der Gläubigen dem Ilpofket fein Gefchicb in Jerusalem voraussagen, gelangt man nach Ptolemaiz wo man noch einen vollen Tag bei den Brüdern lich aufhält (8. u. I. Mai); darauf geht es zu Lande weiter gen Cüfarea, wo auf den Aufenthalt etwa 4 Tage (l0.—13. Mai) entfallen. hier bezeugen nicht nur die mit der Gabe der Weiffagting erfüllten Töchter des Evangelifien philippus, in dessen Haufe man herbergt, dem Paulus das GefchicliY welchen: er in Jerufaleni entgegenzieht, fondern es tiommt dahin ans Jerusalem der bereits früher erwähnte prophet Agabus und ver« sinnbildlicht dies Geschick durch eine äussere Hastdltingz da wird der Apoffet von allen Seiten bestürmt, fuh nicht in Gefahr zu begeben, aber er zeigt sich als feft und unbeweglich, dem Willen des HErrkt ergeben, und zieht auch die Gemiither der Andern in solche Ergebnng hinein. Um M. u. 15. Mai geht darauf die Reife in Begleitung etlicher Jiinger aus Cäfarea weiter bis Jerufnteniz dort wird der Ilpofiet mit feinen Begleilern bei einem alten, aus Cgpern ge- bitrtigen Christen, Namens Mnafoiy einquartiert I. Als es nun geschah, daß wir, von -ihnen gewandt [d. i. nachdem wir uns von ihnen los gerissen Luk. 22, 41], dahin fuhren, kamen wir stracks Laufs [die Insel Patmos Offenb.«1, 9 zur Rechten liegen lasfend] gen Eos [wegen ihrer Lieblichkeit der Garten des ägeifchen Meeres ge- nannt], nnd am folgenden Tage gen« Rhodus [die ihren Namen den vielen dort in großer Pracht cultivirten Rosen Kap. 12, 13 verdunkle, berühmt durch die 150 Fuß hohe Bronzeftatue, den sog. Koloß von Rhodus, der aber zur Zeit des Paulus, durch ein Erdbeben niedergeworfen, bereits in Trümmern lag] und von dannen gen Patara feiner Hafenstadt am südlichsten Vorsprung der Provinz Lycien]. 2. Und als wir ein Schiff fanden, das in Phbnizicn fuhr, traten wir darein fgleich als wäre dies Schiff uns vom HErrn schon bereit gehalten gewesen Its· 60, 9], und fuhren hin« fin süd- lrcher Richtung die hohe See durchstreichendf 3. Als wir aber Cypern anfichtig wurden fnach jetziger Redeweise: in Sicht bekamen] ließen wir fie fdiese Insel] zur linken Hand und schifften [die eingeschlagene Richtung ohne irgend welche Abbiegung vom Wege weiter verfolgend] in Shrien [im weiteren Sinne, wonach auch Phönizien und Palästina zu dieser Provinz gehörten Kap. 18, 18], und kamen [nachdem wir etwa 5 Tage unterwegs gewesen] an zu Tvrus; denn dafelbst fauf diesem »Markte der Heiden« Jef 23, Z] follte das Schiff die Waare niederlegen [fo daß nunmehr das erste und nächste Reiseziel für dieses erreicht war]. 4. Und als wir Jünger fanden [die Jungen deren einige es dort gab, wie wir wußten Kurs. 11, 19; 15, 3., die wir aber erft in der umfang- reichen Stadt auffuchen mußten, gefunden hatten], blieben wir daselbst sieben Tage« fdenn solange brauchte das Schiff, um auszuladen und für seine weitere Fahrt mit neuer Fracht sich zu versorgen] Die sagten lvermöge der prophetischen Gabe, die etliche unter ihnen befaßen 1. Cur. 12, 10] Paulo durch den Geist ldaß Bande und Trübsal feiner warteten, und baten ihn nun ins- gesammt, indem sie meineten, solche Offenbarung sei ihnen für den Zweck einer Warnung des Apostels zu Theil geworden, vgl. V. 10 ff.], er sollte nicht hinauf gen Jerusalem ziehen« fwelche Abmahnung er jedoch entschieden zurückwies Matth· 16, 22 f. vermöge feiner Gabe, die Geister zu unterscheiden I. Cor. 12, 10; 14, 29·, worauf denn auch sie feinem Spruch sich unterwarfen 1. Tor. 14, 32]. Z. Und es geschah, da wir die Tage fwährend welcher das Schiff in Tyrus vor Anker lag] zu- gebracht halten, zogen wir aus und wandelten fzogen wir aus, um weiter zu reisen]. Und fie [die Jünger V. it] geleiteten uns alle, mit Weibern und Kindern, bis hinaus vor die Stadt, und [wir, in Gemeinschaft mit ihnen] knieeten fals wir draußen, bei dem flachen, fandigen Gestade, ange- langt waren] nieder am Ufer und beteten [Kap. 20, 36 u. 38]. is. Und als wir einander fegneten feinander gesegnet oder von einander uns verabschiedet hatten], traten wir in das Schiff; jene aber wandten sich wieder zu dem Jhrcnsk [d. i. nach Hause Joh. 16, 32; 19, 27 — uuverftändiger Weise, haben neuere Bibelausgaben dafür meist: ,,zu den Jhrigen«]. V) Die Weiterreise des Apostels von Milet ab be- kommt einen andern Charakter, als wir bis daher auf dieser letzten felbstständigen Reifedesselben ihn wahr- genommen haben; von Milet, wo er feinen Abfchied von dem bisherigen Wirkungskreise gemacht, reift er nun in dem bestimmten Bewußtsein dieses Abfchieds nach Jerusalem, und St. Lukas will auch gleich im Anfang der Weitererzählung den eingetretenen Wende- punkt benierklich niachen, indem er sich des Ausdrucks bedient: »von ihnen gewandt«. Damit bezeichnet er die hart eingehende, vom Bewußtsein der Nothwendig- . keit durchdrungene Trennung; das Herbe und Schwere des Scheidens lag nicht blos auf dem Gemüth der Zurückbleibendeii (20, 37 f.), sondern auch auf dem - mit dem, w Die weitere Reise von Miletus bis gen Cäsarien in Palästina. 597 der Gehenden So äußerlich und zusammenhangslos hierauf die geo raphischen Angaben der Jnseln und Hafenstädte, wel e man auf der Reise berührte, zu sein scheinen, so haben sie doch für das Ganze unsrer Erzählung ihren bestimmten Sinn; es wird durch alle diese Angaben auf’s Neue zur nachdriicklichen Erinne- rung gebracht, daß Paulus mit seinen Begleitern und Gaben von dem Lande der Jnseln, von den Ländern jenseit der Meere nach Jerusalem kommt, sein Kommen aber mit den Zeugen und Zeichen der Bekehrung der Heiden zu dem Gotte Jsraels erscheint als eine Dar- stellung und Vergegenwärtigung der großen Wendung, welche für die Heidenwelt von der alttestamentlichen Verheißung (Jes. 24, 15 f.; 42, 4 ff; 49, 1fs.; 60, 5) in Aussicht gestellt und nun schon dem Anfange nach verwirklicht ist. (Baumgarten.) Pf) Nur von ferne begrüßte Paulus im Vorbei- fahren die schöne große Jnsel Cypern, wo er einst (etwa 12 Jahre zuvor) ·feine erste Missionsstation ge- gründet und den römischen Proconsul Paulus Sergius für’s Evangelium gewonnen hatte (Kap. 13, 4 sf.). Und nun landen sie in Tt)rus, wo das Schiff seine Waaren aus-lud. (Gerok.) Daß wir auf Reisen aufgehalten werden, ist oft eine besondere Fügung Gottes zu unserem und andrer Seelen Heil. (Starke.) Die Christen in der großen, prachtvollety gewerbreichen Handelsstadt Tyrus waren wohl nur ein kleines, ver- borgenes Häuflein und mußten mit Mühe erfragt werden; aber Paulus und seine Gefährten lassen sich das Suchen nicht verdrießen. Ein Gelehrter erkundigt sich auf seinen Reisen nach seltenen Bücherschätzem ekn Naturforscher nach fremden Landesprodukten, ein Künstler nach Bildsäulen und Gemälden; einem Knecht Jesu dagegen ist sein liebster Fund, wenn er Kinder Gottes antrisft auf seinem Wege. Weil der Schiffs- leute Verrichtung nun in Tyrus Zeit erforderte, so gewann Paulus mit seinen Gefährten auch Zeit, sieben age dort zu verweilen und einen Sabbath und an demselben das Abendmahl mit den Jüngern zu halten. (Apost. Past.) · sz -I«-I«-I«)·Das» ,,sie sagten Paulo durch den Geist, ·er sollte nicht hinauf gen Jerusalem ziehen« gehört ledig- lich »der Form ihrer Weissagung an, indem sie etwa so sich aussprachem ,,gehe nicht hinauf, wenn du ntcht Bande und Trübsal daselbst erdulden willst«; nicht etwa so ist jener Ausdruck gemeint, als ob sie dem Paulus durch den Geist untersagt hätten nach Jeru- salem zu gehen, denn der heil. Geist konnte ja nicht ozu er den Apostel antrieb (Kp. TO, 22 sf.), sich selbst widersprechen. Die Jünger bestätigen jetzt nur, was dem Paulus bereits in seinem Inneren offenbart war, wollen es aber nach einer Seite hin wenden, wie es ihnen ihr eigenes menschliches Wohl- meinen eingab. ,,Nichts aber ist irreleitender und ge- fährlicher als die so leicht einschleichende mixtela carnjs et spiritus (Vermengung von Fleisch und Geist) im Denken, Fühlen und Handeln. (Lechler.) Wohl er- kannte Paulus, daß die Jünger durch den Geist redeten; aber ihre Auslegung vernommener Geistes- einsprache unterschied er bestimmt von dieser Sprache selbst. Die liebreichen und um der Kirche Glück be- sorgten Jünger schlossen aus dem ihnen wunderbar gegebenen Vorblicke in die Leiden, die des Apostels zu Jerusalem warteten, daß sie ihn vom Hinaufziehen abwehren sollten; sie konnten kaum anders denken, und Paulus hatte die ganze Festigkeit eines in Gottes er- kanntem Willen ruhenden Herzens nöthig, um bei den dringenden Bitten und Vorstellungen von Brüdern, die den Geist Gottes hatten, ja, bei der Warnung, er möchte Gott nicht versuchen, unerschüttert zu bleiben (in Cäsarien erreichte diese Bedrängniß hernach den höchsten Grad V. 10 ff.). Die Jünger in Tyrus ließen sich beschwichtigenx denn sie vernahmen im Gegensatz zu ihrer eigenen Auslegung des heil. Geistes klare Stimme aus dem Munde des Mannes, dessen Leben von der Opferflamme reinen Feuers verzehrt ward, und eben dadurch, daß sie »sich sagen ließen« (Jak. 3, 17), bewiesen sie, weß Geistes Kinder sie waren. (Besser.) f) Zum ersten Mal wird hier innerhalb der christ- lichen Gemeinde der Kinder gedacht; es ist hier in Tyrus also das erste Beispiel der vollkommenen Durch- dringung der Familien von dem Christenthum, woraus wir abnehmen sollen, daß selbst aus diesem Boden der Welthandelsstadh wo von Natur alles menschliche und auch das familienmäßige Leben auf Tiefste zerrüttet war, das Evangelium feste und tiefe Wurzeln geschlagen hatte, Als eine besondere Auszeichnung der tyrischen Gemeinde haben wir es unstreitig auch anzusehen, das; sie hier gewürdigt erscheint, in allen ihren Gliedern, bis zu den Kindern hinab, mit dem Apostel der Heiden und seiner die heidnischen Gemeinden repräsentirenden Begleitung zu einer gemeinsamen öffentlichen Gebets- feier vereinigt zu werden. (Baumgarten.) Eltern sollen ihre Kinder dahin mitnehmen, wo sie zum Gebet und anderem Guten ungeleitet, nicht aber, wo sie ver- führt werden. (Starke.) 7. Wir aber fPaulus und Lukas mit den in Kap. 20, 4 genannten sieben Begleitern] voll- zogen die Schisffahrt von Tyrus [auch die zweite Station des in Patara bestiegenen Schiffes V. 2 in Gemeinschaft mit dessen übrigen Jnsassen zurück- legend] und kamen gen Ptolemais [das vormalige Acco Ins. 9, 2 u. Richt. 1,31 Anm.], nnd grüßten die Brüder fdie daselbst waren Kap. II, 19; 15, Z] und blieben einen Tag bei ihnen-« 8. Des andern Tages zogen wir aus, die wir um Paulo waren lwährend die übrige Schiffs- gesellschaft in Ptolemais zuriickblieb], nnd kamen [auf dem eine Tagereise weiten Landwege] gen Ciisnrien [Schlußbem. zum 1. Maccabäerb. Nr.1 1 , o.] und gingen in das Haus Philipph des Evangelisteu [Ephes. 4, 11], der einer von den Sieben [Kap. S, 3 ff. und seit Kap. 8, 40 hier wohnhaft] war, und blieben bei ihm« [ließen es also nicht bei einem kurzen Besuche bewenden]. 9. Derselbe hatte vier Töchter, die waren Jungfrauen [Qffb· 14, 4] und weissagtenttt [befaf;en die Gabe der Weissagung Joel 3, 1., wie sich auch an dem, was sie dem Paulus verkündigtem auswies]. V) Nunmehr ist Paulus mit seinen geheiligten Heiden im Lande Jsraels angekommen, die Ankunft ist aber bedeutsam: der Ort derselben, noch jetzt der beste Hafen an der syrischen Küste, liegt Zwar im Lande Jsrael, ist aber nie von Jsrael in esitz genommen und daher in späterer Zeit noch für unrein geachtet, wie denn überall sich Jsraels Schranke unter dem alten Testament darin offenbarte, daß es die ihm in Aussicht gestellte Herrschaft über das Meer sich nicht aneignete. Darin nun, daß die paulinische Reise- gzenossenschaft hier in der heidnischen Hafenstadt des andes Jsrael eine Gemeinde Jesu findet und sich mit derselben brüderlich begrüßt und begegnet, zeigt sich der Anfang der Ueberwindung dieser Schranke; was Josua nicht, was die Richter nicht, was David und — mit heiliger Beute hinauf gen Jerusalem. 598 Apostelgeschichte 21, 10—— l 6. Salomo nicht hatten erreichen können, das hat Jesus, der Sohn Davids, ausgeführt —- in Aeeo oder Ptolemais wohnt nun Jsrael (Röm. 2, 28f.), und Paulus, der beglaubigte Apostel, muß diese Gemeinde anerkennen. (Baumgarten.) ’··’«·).Früh am Morgen des Piissionstages der Kirche kam von Cäsarien die Kunde nach Jerusalem, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hätten (Kap. 11, 1); von Eäsarien zog jetzt der Heideeispåistel e er» Evangelisten warenGehilfs-Missionare, welche, für keine besondere Gemeinde ausschließlich bestimmt, theils freiwillig auszogen, theils von den Aposteln und andern Lehrern apostolischer Auetorität bald da- und bald dorthin gesendet wurden, um das Evangelium von Jesu Christo, insbesondere aber die lebendigen Erinnerungen seiner Lehren und Thaten zu verkün- digen und dadurch die apostolische Unterweisung theils vorzubereiten, theils fortzusetzen. Sie hatten also den Beruf der Verkündigung des Grau· elii mit den Aposteln gemein, unterschieden sich a er von diesen nicht blos dadurch, daß sie nicht von Christo unmittel- bar berufen, daher den Aposteln untergeordnet waren (2. Tim. 4, 5) und die außerordentlichem spezifisch apostolischen Geistesgaben nicht besaßenx sondern auch dadurch, daß ihr Dienst weniger das Zusammenfassen des großen Lehrganzen des Evangelii, wie die Pre- digten der Apostel, als die Mittheilun der geschicht- lichen Ein elheiten aus dem Wirken Zesu zum Ziel hatten. ( eher) »Es) Diese Bemerkung, wenn man V. 4 u. V. 10 ff. vergleicht, ist wohl so zu verstehen, daß auch jene vier Töchter des Philippus dem Paulus sein bevorstehendes Geschick weissagten. (Ebrard.) Das Haus des Evan- elisten Philippus, dessen Almosenpflegeramt seit der Verfolgung in Kur« 8, l ff. erloschen war, ist der durch die Erfüllung der Joekschen Weissagung reichgeschmückte Mittelpunkt der Christengemeinde zu Cäsarea; und siehe da, bei diesem ehemaligen Almosenpfleger der Urgemeinde kehrt nun der ein, vor welchem er einst hatte fliehen müssen, begleitet von denjenigen Sieben, welche mit Liebesgaben der Brüder aus den Heiden die armen Heiligen in Jerusalem versorgen sollten! (Lechler.) Es ist ein großer Ruhm und wahrer Segen von Gott, wenn ein Knecht Christi auch fromme Töchter hat, wie hier der Geist des HErrn dem Phi- lippus nachrühmh daß seine Töchter nicht nur keusche Jungfrauen, sondern auch Prophetinnen Christi ge- wesen. Wie rar sind solche Beispiele in unsern Tagen, sda die Predigertöchter leider öfters an Uebermuth, Eitelkeit und Weltsinn es Andern zuvorthunl Pult) 10. Und als wir mehr Tage sals unter andern Umständen geschehen sein würde] da blieben sindem wir erst mit der zweiten Hälfte der Woche eingetroffen waren, auf jüdischem Grund und Boden aber erst den Sabbath am 13. Mai wollten vorübergehen lassen, ehe wir weiter reisten, um den Juden kein Aergerniß zu geben], reisete herab snach CäsareaJ ein Propbet ans Judaa, mit Namen Agabus [Kap. I, 27 f·], und kam zu uns lin das Haus des Philippus]. 11. Der nahm den Gürtel Pauli [von der Stelle hinweg, wohin derselbe ihn abgelegt Jer. 13, 11 Anm.] und band seine [d. i. seine eigenen] Hände nnd Füße sindem er zuvörderst die Füße (Apost. mit dem Gürtel sich zusammenband, dann aber seine Hände als gleichfalls gebunden hineinschlangs und sprach saus sich, den an Händen und Füßen Gebundenen hinweisend]: Das sagt der heilige Geist: Den Mann, deß der Gurte! ist, werden die Juden also swie ich es hier mit mir selber ge- than habe] binden zu Jerusalem, und uberantworten in der Heiden Hände* "[Luk. 18, 32; Joh.19, 11]. 12. Als wir aber solches hörten fund nach der schon in Tyrus ergangenen Weissagung des Geistes V. 4 nicht anders glauben konnten, als daß sie wirklich, wie die dortigen Propheten an- gedeutet hatten, eine Warnung des Apostels vor einem gar bedrohlichen Schritt zum Zweck habe, den-er aus allzu großer Liebe für sein Volk zu thun im Begriff stehe], baten wir sdie Reise- gesährten] ihn, Und [mit unsern Bitten und Thränen vereinigten die ihrigen auch die] die desselben Orts waren sder Gemeinde zu Cäsarea selber angehörtens daß er nicht hinaus gen Jerusalem zbge. 13. Paulus aber antwortete: Was macht ihr, daß ihr weinet und brechet nur mein Herz [indem ihr in so beweglicher Weise zu etwas mich über- reden wollt, darauf ich ja doch von Gewissens- wegen nicht eingehen kann]? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch [sollte es selbst dazu kommen] zu sterben zu Jeru- salem, um des Namens willen des HErrn Sein. 14. Da er aber swie aus dieser bestimmten Erklärung hervorging] sich nicht überreden ließ sund wir nun auch nicht mehr in ihn dringen 1nochten], schwiegen wir siusofern wir ihn nicht weiter von dem beabsichtigten Gange abmahneten] Und sprachen suns des Vorbildes Christi in Luk. 22, 41 ff. erinnernd]: Des HErrn Wille geschehn «) Den Prophetenstimmen von Cäsarea aus dem Munde der Töchter des Philippus tritt hier ein Pro- phet von Jerusalem selbst in der Verkündigung, daß dem Paulus Leiden dort bevorstünden, bei; Agabus erscheint da wie ab· esandt von dem propherischen Geiste der Kirche in Jerusalem, und ist damit der gesunde Sinn dieser Kirche in ihrem Kerne festgestellt, nicht nur unterschieden von den Juden, welche jetzt mit einander einen tödtlichen Haß auf den Paulus geworfen (Kap. 20, 6 Anm.), sondern auch von den Judaisten oder den judenchristlichen Eifereriy welche darin in einem bedeutenden Grade mit den Juden sympathisirten Agabiis verstärkte seine Handlung durch eine shmbolische Handlung (Hohel. 1, 3 Anm. 1); der Gürtel des Pau- lus war das Symbol seiner großen Geschürztheih seiner Wirksamkeit als Apostels der Heiden (vgl. Joh. 21, 18), daher war derselbe ein ganz gewähltes Sym- bol für diesen Akt. gfangeh Schon bei der früheren Gelegenheit, wo des gabus Erwähnung geschah, trat er als Prophet der herankommenden Zeichen des nahen Gerichtes auf, und seine Weissagung hatte einen heil- sa1nen Erfolg für Antiochia sowohl wie für Jerusalem: seine gegenwärtige Ankunft bewegt sich auf demselben Gebiet; denn wenn die Juden Paulum in die Hände der Heiden überantworten, was er hier aus-sagt, so setzt das voraus, daß sie sich auch gegen die neue Offenbarung der göttlichen Gnade verstockeky und Die Landreise von Cäsarien bis nach Jerusalem und die Einkehr bei Mnason. 599 erinnert außerdem sehr deutlich an den Frevel der Juden gegen Jesum, eines solchen Vollmaßes der Sünde einfache und nothwendige Folge aber ist eben Gottes Gericht. (Baumgarten.) Je näher der Apostel der Stadt Jerusalem kam, desto pünktlicher und klarer wurden die Weissagungen von seinem bevorstehenden Leiden, ebenso wie auch nach der Leidensstadt am deutlichsten von seinem Kreuze redete. Es ist eine große Treue unsers HErrn, daß er uns nicht blindlings, sondern mit offenen Augen und gestärktem Herzen in die Leidenskämpfe einführt: man wird dadurch vollkommen versichert, daß uns alles, was vorgeht, nach dem seligen Willen des Hei- landes zu unserem eigenen Besten widerfahre. (Apost. t us «) IV) Jn Cäsarea legt sich sichtbar aus einander, was zu Tyrus in einander verschlungen war: Agabus weissagt als Organ des heil. Geistes Gesangennehmung und Auslieferung des Apostels in Jerusalem, und die Reisegefährten nebst den einheimischen Christen der Stadt bestiirmen auf Grund dessen den Apostel unter Thränen mit Bitten, er solle sich doch nicht nach Jeru- salem wagen. Aber auch die einmüthigen Bitten einer ganzen Versammlung von Christen, worunter erleuchtete und für das Reich Gottes so treu und im Segen wirkende Männer, wie Philippus, Timotheus u. A., üben keinen e11tscheidenden Einfluß auf den Apostel aus; denn des Volkes Wille, selbst einer Versammlung von ächten Christen einmüthiger Wunsch und Wille, ist nicht immer auch Gottes Wille. (Lechler.) Die Liebe meint’s mit dem Geliebten wohl herzlich gut, trifft es aber nicht allemal nach Gottes Gedanken. (Starke.) Einem pslichttreuen Knecht Gottes kann oft die Zärtlichkeit seiner Freunde, die besorgte Liebe einer Gattin, die wohlgemeinte Pflege guter Kinder, der vorsichtige Rath eines ängstlichen Freundes seine Pflicht recht erschweren und seinen Berufsweg verlegen; darf er sich aber dadurch aufhalten lassen, wenn er weiß, die Pflicht ruft mich, der HErr schickt mich? Nein: wer Vater und Mutter mehr liebt denn mich, spricht der HErr, der ist mein nicht Werth! (Gerok.) Mk) Der HErr, dem an Lazarus Grabe die Auen übergingen, fordert von seinen Jüngern keine r- tödtung aller natürlichen Gefühle; nur soll aller menschlich gerechte Schmerz verklärt und überwunden werden dnrch die Kraft kindli en Glaubens und sieg- reicher Hoffnung, und dabei it denn der HErr selber in den Schwachen mächtig. (Leonh. und Spiegelh.) Paulus weiß, daß es sich um eine Darstellung der Heidenkirche in Jerusalem, um eine Zusammenschließung der heidenkirchlichen Seite mit der judenkirchlichem welche in Jerusalem ihren heiligen und reichgesegneten Stamm besaß, handelte, daß es auf eine letzte Gnaden- erweisnng an das verhärtete Volk Jsrael angelegt sei, und in diesem großen Werke wußte er sich hingestellt als Vermittler; damit war es ihm unwiderruflich aus- gemacht, daß die Aussicht auf seine persönliche Gefahr um so weniger auch nur die leiseste Aenderung In seinem Entschlusse und Gange veranlassen durfte, als das Leiden seiner Person von Anfang an ihm als mit zu seinem Berufe gehörend ange ündigt worden (Kap. 9,16). Mit Bewunderung muß es uns er- füllen, wenn wir den Paulus in dem vertrautesten und erleuchtetsten Kreise der apostolischen Gemeinde doch im Grunde nach dem eigentlichen Geheimniß seines innersten Wesens unverstanden und allein auf sich selber gestellt finden. Die unvergleichliche Höhe dieses apostolischen Standes dürfte uns übrigens zu größerer Veranschaulichung gebracht werden, wenn wir uns ähnlicher Momente aus dem Leben Luther’s erinnern, Jesus aus seinem letzten Gange . in welchen auch dieser verlassen und unverstanden von seinen Vertrautesten mit seinem Gewissen und seinem Gott ganz allein gestellt erscheint, um aus seinem hohen Muthe einen kühnen Gang zu wagen, während seine Freunde staunend und nicht ohne edenken ihm nachschauen müssen: wie es sich in solchen entscheiden- den Momenten (man denke z. B. an den Gan nach Worms im J. 152l) zeigt, daß das Werk der efor- mation in seinem Hauptfaktor nicht aus der Gunst der Zeitverhältnisse erklärt werden kann, sondern seinem vornehmsten Grunde nach auf die Schöpsung, welche die Gnade Jesu Christi in der Seele eines Mannes nach dem Gesetz ihrer Allmacht und Weisheit vollbracht hat, zurückgeführt werden muß, so erweist sich hier in dem von der Apostelgeschichte an dieser Stelle uns mit etheilten wichtigen Entwickelungsknotem daß das gro e Werk der Heidenbekehrung, um dessen Ab- schluß und Vollendung es sich hier handelt, nicht sowohl in der apostolischen Gemeinde als solcher, auch nicht in einzelnen hervorragenden und erleuchteten Persön- lichkeiten, sondern zuerst und zumeist in dem göttlichen Geheimniß der Bekehrun und Berufung Saul’s von Tarsen angelegt worden ist. Es bedarf wohl- nur einer Erinnerung, daß durch eine solche Hinstellung und aus- schließliche Hervorhebung des Apostels Paulus die universale Bedeutung, welche Lukas in diesem Theile der Apostelgeschichte der Erzählung von den Thaten und Schicksalen desselben gegeben hat, auf’s Neue be- währt erscheinen muß. (Baumgarten.) 15. Und nach denselben sin V. 10 angegebenen] Tagen entledigten snach besserer Lesart: rüftetens wir uns ssetzten uns für Ankunft und Aufenthalt in der heil. Stadt und für das dort beabsichtigte Werk in Stand] und zogen lzu dem ca. 14 Meilen weiten Wege ziemlich 2 Tage gebrauchends hinauf gen Jerusalem* 16. Es kamen aber mit uns auch etliche Jiinger von Cäsariem und führten uns zu Einem, mit Namen Mnason aus Cypern, der ein alter Junger war, bei dem wir hetbergen sollten» V) Nas ihrem mehrtägigen Aufenthalt in Cäsarea rüsteten aulus und seine Gefährten sich nunmehr ur Abreise, indem sie das Erforderliche zur sicheren erpackung der Collektenkasse, die sie mit sich führten, anordneten und das zur würdigen Feier des Festes Nöthige herbeischafftenz nach zwei Tagereisen kamen sie dann Abends bei guter Zeit in Jerusalem an. Be- gleitet wurden sie von einigen Jüngern in Cäsarem welche gleichfalls das Fest in Jerusalem mit eiern wollten. (Andreä.) W) Die Vorsorge für die Herberge ist bedeutungs- voll; in der cäsareischen Gemeinde war die Verstün- mung vieler Brüder in Jerusalem gegen Paulum (V. « l) nicht unbekannt, und man war nun weislich darauf bedacht, daß er zuerst bei einem Manne ein- kehre, der rechtes Verständnis; für den Beruf des Heidenapostels hatte und zu eich das brüderliche Ver- trauen der Gemeinde genoß. Aber war nicht vor allen Andern Jaeobus ein solcher Mann? Allerdings (Gal. 2, 9 f.); jedoch die Cäsarier mochten wissen, daß Jacobi Wohnung zur Aufnahme so vieler Gäste nicht geräumi enug war, zumal in diesen Pfingsttagen, darum führte man die paulinische Genossenschaft zu Mnason Dieser, ein Landsmann des Barnabas (4, 36), war längst bekannt mit dem Wege des Heidenapostelsz und als ein alter, erfahrener Jüngen vielleicht noch aus der ersten Zeit der Gründung der Gemeinde 600 Apostelgeschichte 21, 17——30. (11, 19), hatte er Ansehen bei der Gemeinde — gewiß ein erwiinschter Wirth für Pauluml Schmerzlich genug war es freilich, daß solche Vorsicht nöthig war; und Lukas übergeht diesen Umstand nicht, damit wir ein vollständiges Seelenbild des heil. Apostels bekommen, den die lauterste Liebe nach Jerusalem trieb und der sich deß versehen mußte, dafür wenig geliebt zu werden. Er war aber daran gewöhnt: 2. Cor. 12, 15. (Besser.) ll. san. St, 17——2t!, M. Die Getan ens fide Ytposlels Junius. g G« I a. v. t7—22, 29(§161t!. Statt zu einer vierten lltissionsreifa wie der Apostel vor etwa einem Viertel— iahr noch in Coiinth sie verhalte (Röni. 15, Tit, vgl. ?tvoskg.19, 2l), tiommt es in dieser zweiten Ab— thcilung des zweiten Abschnittes zu seiner Gefangen- schalt, auf die er aber, seitdem er den Erdtheil Ilsien betreten (20, 6 ss.), nun schon hinlänglich vor« bereitet ist; nicht nur was! sie dazu dienen, das! er vor seinem Volli und dem hohenrath, vor obriglieits lichen und fürstlichen personen Zeugnis! von Jesu ab— legen Kann, sondern ihn auch nach der Welthauvtsiadt Rom führen, damit er dort vor Juden und heiden und zuletzt auch vor dem Kaiser und seinem Hause von Christo zeuge (Kap. 9,15). Zunächst nun handelt es sich in dem vorliegenden Untertheit um die Veranlassung zur Gesangennehmung Pauli und um den hergang dabei. Ganz ungeahnt ist die»Veranlassung, wie so oft, auch in diesem Falle: ein Versuch, um unbillige Beschuldigungen oder Arg« wohn bei den an Christum gläubigen Juden oon dem Heidenavostel abzuwehren, wird plötzlich die unschuldige Ursach eines der hestigsteii Ausbriiche von has! und Verfolgung von seiten der Ungliiubigen aus demselben Voll( zu Jernsalene Wichtig aber sind die Vor-fülle, die dem Anfatl der Menge auf paulum vorangehen, in tiirchengesctsichtlicher Hinsicht: wie bei einer sriiheren Gelegenheit (Kap. 15, 1t-), wird auch hier wieder das gute Einverständnis! und die liebevotle Gemeinschaft, die zwischen dem heidenaposiel und den Vorskehern der ierusalemischen Gemeinde bestehen, hervorgehobeiq es hat sich in dieser Beziehung nichts geändert seit dem Tage, wo vor länger als sieben Jahren dem Paulus bei feinem dritten Besuch in der Tempelstadt die rechte hand zur Gemeinschaft gereicht und die Vertheilung der Arbeit unter den Juden nnd unter den Heiden gegenseitig geregelt worden war· 17. Da wir nun [am 15. Mai des J. 58 n. Chr» eines; Mozitagss gen Jerusalem kamen, nahmen Uns dte Bruder» lMnason und andere, die bei ihm aus- und eingingen] gerne auf [und er- kannten auch die mitgebrachten Christen aus den Heiden Kalb. 20, 4 als vollbürtige Brüder an 15, 23]. 18. Des andern Tages aber [am Pfingst- heiligabend, der aber damals noch nicht, wie jetzt bei uns, immer auf einen Sonnabend fiel] ging Paulus mit uns ein zu Jacobo [dem Vorsteher der Gemeinde seit Kap. 12, 17 — vgl. Kap. 15, 2 ff., doch waren Petrus und Johannes nicht mehr, wie damals Gal. 2, 9., ebenfalls noch in Jeru- salem thätig, sondern hatten sich andere Arbeits- felder gesucht Kap.18, 22 Anm.], und kamen die "Aeltesien alle dahin Izu einer feierlichen Berathnng zusammen] 19. Und als er sie gegrüßet hatte, erzählte er eins nach dem andern, was Gott gethan hatte unter den Heiden durch sein Amt [15, 4]. 20. Da sie aber das hörten, lobeten sie den HErrn, und sprachen zu ihm [sofort die Rede auf einen andern Punkt lenkend, der ihnen ganz be- sonders am Herzen lag]: Bruder, du siehest lgerade jetzt, wo so vieles Volk aus dem ganzen Lande hier in Jerusalem zusammengeströmt ist, wenn du dir diese Menge näher betrachten willst], wie viel tausend [wörtlich: wieviel Myriadem d. i. welche großen, unzählbaren Schaaren von] Juden sind, die [an Jesum als den Christ des HErrn] gläubig worden sind, und sind alle swie es bei ihrer Liebe zu der von Gott selbst gegebenen Lebeusordnung ihres Volkes ja auch nicht anders fein kann] Eiferer über dem Gesetz sdaß sie das- selbe ungeachtet ihres Bekenntnisses zu Jesu doch nicht preisgeben wollen]. 21. Sie sind aber ldurch deine Gegner, die judaistischen Lehrer Kap. 15, 1; Gal. T, 4 u. 12] berichtet worden wider dich, daß du sbei deinem Misfioniren im Auslande] lehrest von Mose.ab- fallen alle Juden, die unter den Heiden sind fals- follten sie in aller Hinsicht den Heiden fich gleich- stellen], und sagest, sie sollen ihre Kinder nicht be- schneiden, auch nicht nach desselbigen Weise wandeln [fonderu sich ganz vom mosaischen Gefetz, als das nun nicht mehr gelte Röm. 10, 4., lossagen]. 22. Was ist es denn nun soder wie liegt die Sache]? Allerdings muß die Menge zusammen kommen [es ist ganz unvermeidlich, daß eine Menge solcher übel berichteten Judenchristen während deines Aufenthaltes hier fich um dich schaaren wird, um deine Worte zu hören und dein Be- nehmen zu beobachten]; denn ed wird bot? sie kommen, daß du kommen bist [und da werden sie sich die Gelegenheit nicht wollen entgehen lassen, sich von dem Grund oder Ungrund der wider dich ergangenen Beschuldigung durch eigene Anschauung zu überzeugen] 23. So thue nun das, das wir dir smit dem hier folgenden Vorschlag] « sagen. 24. Wir haben [hier, in der christlichen Ge- meine] vier Männer, die haben ein Gelübde setliche Zeit im Nasiräat zu leben, wie du selbst vor 4 Jahren ein solches übernommen hattest Kap. 18- 18] auf sich, dieselbigen nimm zu dir fals- Clienten oder »Rechtsmündlinge, für die du ein- trittst] und laß dich reinigen mit ihnen [besser: heilige dich mit ihnen V. 26], nnd wage die Kosten an sie, daß sie lunter Darbringung der in 4. Mos. G, 13 ff. vorgefchriebenen Opfer, welche aus eigenen Mitteln zu leisten sie zu arm sind] ihr Haupt bescheeren, und alle [die nun im Tempel dich sehen und beobachten werden, wie Paulus wird veranlaßt, am Psingsttage für vier Nasiräer das Opfer im Tempel zu bringen. 601 du so ganz den gesetzlichen Vorschristen im Dienste deiner Brüder aus den Juden Genüge thnest, daraus] vernehmen, das; nicht sei, toeß sie wider dich berichtet sind, sondern das: du auch einher gehest und hattest das Gesetz ssogar für deine eigene Person, insofern du ein geborner Jude bist, bei alI’ der Freiheit in Christo, die du predigest, dennoch an die Bestimmungen des Gesetzes dich noch gebunden erachtest]. 25. sDarauf aber, daß wir mit diesem un- serem Vorschlag das Joch des Gesetzes wollten in dir als der Heiden Apostel auch auf der heiden- christlichen Gemeinden Hälse legen, ist, wie du selber leicht denken magst, wir aber hier noch ausdriicklich bezeugen, keineswegs unser Absehen gerichtet.] Denn den Gläubiger! ans den Heiden haben wir geschrieben und beschlossen sden in Kap. 15, 6 ff. gefaßten Beschluß auch durch Schrist kund gethanL das( sie der keins halten sollen sit-as das niosaische Gesetz den Juden gebietet], denn nur sich bewahren vor dem Gbtzeiiopfey vor Blut, vor Ersticktem und vor Hurerei sund bei dieseni Coneilsbeschluß soll es auch siir die Zukunft bleiben; dein Eingehen aus unsern Vorschlag würde denselben in keinerlei Weise alterireu]. 26. Da saus den Vorschlag ohne Bedenken eingehend] nahm Paulus fnoch an demselbigen Tage] die Männer zu sich lals solchiy fiir welche die Opfer ihrer Alcsweihiing zu bringen er sich anheischig machte], und ließ sich des andern Tages [nämlich am Psingsttage oder Mittwochs den 17. Mai] sammt ihnen reinigen sheiligte sich mit ihnen durch Vornahme der levitischen Waschungen und Anlegling festlicher Kleider, wie das jeder Theilnahme am jiidisehen Gottesdienst und besonders der Darbringung von Opfern voraus-gehen inußte l. Sam. 16, b; Ellios 19, 10 f.; 2. Maec. 12, se; Ins. Z, 5], nnd ging Darauf] in den Tempel, und ließ sich sehen, wie er ausltielte die Tage der Reinigung [richtiger: und zeigte durch einen Tempeldieiier dem diensttljiiendeti Priester als ihr Sachwalter die Erfüllung der Tage der Heiligung an, d. i. derjenigen! Tage, wo die vier Männer« in dem Sinne von 4. Mos. 6, 3-—8 sich heilig gehalten hätten, so daß es sich nun um die in 4. Mos. G, 13 ff. vorge- schriebene Ausweihuiig für sie handele, was denn, da er diesen Akt der Auzeige bei jedem einzelnen zu vollziehen und darauf das Opfer zu stellen hatte, ihn solange ——— etwa von früh 6——9 Uhr« —- im Tempel zuriickhielt], bis daß fllr eilten jeglicheu Unter« ihnen das Opfer sbestehend in einem jährigen Lamm zum Brandopfer, einein jährigen Schaf zum Sündopser und einem Widder zum Dank- opfer nebst dem Zubehör des Speisopsers und Trankopfers] geopfert ward. 27. Als aber die sieben idem Psingstfest vorangehenden und zur Vorbereitung aus dasselbe namentlich siir die aus dem Auslande kommenden Festbesucher dienenden] Tage sollten vollendet werdet! sso daß jetzt, etwa Morgens gegen 9 Uhr, allen insgemein der Zugang zum Heiligthum offen stund], sahen ihn die Juden aus Asien im Tempel und erregten sinnt] das ganze Volk, legten die Hände an ihn und schrieen: 28. Jhr Männer von Israel sdie ihr hier in eurem heiligsten Interesse schmählich verletzt worden seid], helfet sschlaget euch zu uns und tretet uns zur Seite]! Dies sder Mann, dessen wir uns da bemächtigt haben] ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehret wider dies Volk, wider das dieses; und wider diese Stätte [Kap. S, l3]; auch dazu hat er die Griechen sin greu- licher Meißachtnug des Prophetenworts : Hes 44, 7] in den Tempel gesiiliret und diese heilige Stätte sdurch solche Hereiuführuiig von Heiden] gemein gemacht. 29. Denn sie hatten sfruher, wohl Tags zuvor oder am Psingstheiligabeiid V. 18] mit ihm in der Stadt Trophininnr den Epheser sKap. 20, 4], gesehen; denselbigen meinetett sie, Paulus hätte ihn in den Tempel gefiihret sindem sie den- jenigen von den vier Männern V. 24 ff., für welchen der Apostel gerade das Opfer darbringen ließ, ais sie in V. 27 ihm zusahen, für eben diesen Trophiiitiis hielten, vielleicht durch eine äußere Aehulichkeit mit ihm irre geleitet] 30. Und die ganze Stadt sdie ja an diesem Tage, als am Pfingsttage, beim Tempel ab- und zuging] ward beweget, und ward ein Zulauf des Volks. Sie griffen aber Paulnm und zogen ihn zum Tempel sstiiiinlich zum Vorhof des Volkes, wo man ihn ergrisfeti hatte, s. zu Matth 4, 7 die Lllibildiiiig des Tempels] hinaus snach dem äußeren Vorhof oder dem Vorhof der Heiden hin, um daselbst ein Zelote1i-Standgericht an ihm als einem Tempelschiiiider zu üben Joh. it, Dis; 10, 31], nnd alsbald winden die Thieren zugeschlossen svon den die Tempelwache verseheuden Lehnen, damit der Festgottesdiksnsh der jetzt seinen Anfang nehmen sollte, durch das Toben der ålTienge keine Störung erleide]. Sowohl mit dem, durch äbiuason und Seinesgleichen repräsentirteu Kern der Gemeinde zu Jerusalem, als mit ihrem Vorsteher und den Aeltesteii gelingt voll- kommen das Werk der Einigung das des Zusammen- schlusses der Christen aus den Heiden und der Gläu- bigen aus den Juden, für welches der Apostel in erster Linie zum Feste gekommen ist; unter allen trüben Erfahrungen, die er gleichwohl alsbald inacheti muß und die dann ruit ihren heilloseu Folgen sich die fol- genden 5 Jahre hindurch erstrecken und schließlich in seinen Tod auslaufen, hält er denn das Resultat fest und weiß, daß er nicht zu iiberschwänglich redet, wenn er mit so köstlichen Worten die Einheit der Kirche H Jesu Christi Verkündigt, wie er es in Ephes L, 11—18 602 Apostelgeschichte 21, So. thut. Es ist nun das der nämliche Zusammenfchluß den er vor 8 Jahren in Gemeinschaft mit Barnabas eingeleitet und den hierauf die Apostel Petrus- und Jacobus in Gemeinschaft mit den Aeltesten der jeru- salemischen Gemeinde unter deren Billigung vollzogen haben (Kap. 15, 1—38), ein Zufammenfchliiß auf der Grundlage, die Petrus (Matth. 16, 18) mit den Worten legte: »wir glauben durch die Gnade des HErrn Jesu Christi selig zu werden, gleicherweise wie auch sie«, auf welcher Grundlage aber nun das Kirchen- gebäude in zwei Theilen sich auferbauen sollte — der heidenchristliche Theil ohne irgend welche Verpflich- tung zur Beobachtung des mosaifchen Gesetzes, wenn er nur miede das, was den Brüdern aus den Juden anstößig sein mußte und ihm selber an seiner Reinheit des Glaubens schaden würde, der judenchristliche Theil dagegen mit der vollen Berechtigung, sich ferner- hin innerhalb der Schranken der durch den alttestament- lichen Bund Gottes ihm auferlegten Lebensordnung zu halten. Gleichwie die judenchristliche Gemeinde für sich allein noch kein Recht hatte, den siebenten Wochentag als Gottes Sabbath aufzuheben und dafür den ersten Wochentag zu setzen, mit andern Worten, gegen den Sonnabend den Sonntag einzutauschen, sondern der HErr, obwohl er durch feine AufersteYing und durch seine Erscheinungen während der 40 age bis zur Himmelfahrt den Sonntag schon geheiligt und ihn als seinen Tag auch bereits den Heiden gegeben hatte (Kap. 20, 7 Anm.), dennoch mit seinem Wort in Matth. 24, 20x ,,bittet, daß eure Flucht nicht geschehe am Sabbath« ausdrücklich sie noch an das alttestamenk liche Sabbathsgebot gebunden erklärt bis zu dem auf den 18. Oktober des 66 fallenden Sabbath, so daß erst seine Offenbarung auf Patmos am darauf fol- genden Sonntage (Osfenb. 1, 10ff.) die Entbindung von jenem Gebot auch für jene Gemeinde enthält, da des Menschen Sohn das altteftamentliche Bundesvolk nunmehr in die Gerichte seines Zornes dahingiebt (Osfenb. 6) und fortan Unter den sieben Leuchtern der heidenchristlichen Kirche als seinem Bundesvolk wandelt tOsfb. 1, 12 s.; 2, 1), dessen Verfassung denn auch die Judenchristen anzunehmen haben; also hatte die juden- chriftliche Gemeinde für sich allein noch kein Recht, von der mosaischen Gottesdienst- und Lebensordnung sich los-zusagen, vielmehr weist sein Wort in Matth 23, Z: ,,alles, was sie euch sagen, daß ihr halten sollet, das haltet und thut’s« ganz unzweideutig sie an, unter dieser Ordnung selbst in derjenigen Form, welche die Schriftgelehrten und Pharisäer mit ihren Satzungen ihr gegeben, auf solange zu verbleiben, bis er mit der Zerstörung des Tempels und der heil. Stadt selber ne unmöglich machen würde (Ossenb. C, 14; Hof. Z, 4). Eben dieses Verharren der Gemeinde unter Israel, bemerkt da Costa. sehr richtig, dieses ihr Theilnehncen mit dem übrigen Israel an den mosaifchen Gebrauchen und Einfetzungen lag in den Wegen und in dem Rathe Gottes, der sein neuteftainentliches Jsrael gleichsam mit starker Hand und ausgerecktem Arm ausführen wollte aus der Mitte der ungläubigen Juden bei dem Untergange nnd durch die Auflösung ihres Staats; erst so wurde das mosaische Staats- und Schatten- gesetz auf ehrliche Weise begraben. Von solchem Stand- punkt der Betrachtung aus, der auf der richtigen Wür- digung mancher, von den Auslegern meist übel ge- deuteten Bibelstellen ruht, haben Jacobns und Paulus ganz recht »ehandelt, wenn jener mit einem so eigen- thümlichen Vorschlag, wie wir an unsrer Stelle ihn lesen, hervortrah und dieser ohne Bedenken ihn annahm und ausführte: als Jude unter Juden fühlte sich Paulus noch unter dem Gesetz, wie er das in 1. Eos-«. 9, 19 ff. selber ausspricht, wie er auch in Kap. 16,1sf. unmittelbar nach dem Apostelconcil sich also verhalten und neuerdings bei seinem Aufenthalt in Philippi (Kap. 20, S) in Gemeinschaft mit Lukas die Ostertage gefeiert hat. War die ganze alttestamentliche Gottes- dienft- und Lebensordnung eine Erziehungsanftalt auf Christum hin, so mußte sich mit dem Glauben an Jesum als den Christ des HErrn im Herzen noch unter ihr verharren lassen, solange sie nicht von Gottes eigener Hand beseitigt war; hatte man vordem in ihr gestanden mit der Hoffnung und Sehnsucht nach Dem, der da kommen sollte, so mußte man auch in ihr stehen können mit Dank und Lobpreis dafür, daß der Verheißene nun wirklich erfchienen war und alles Geweissagte Herr-«- lich erfüllt hatte, und zum Wachsthum in seiner Gnade und Erkenntnis; —- trinkt doch das Kind noch lange Zeit an der Brust feiner Mutter, die vorhin in ihrem Leibe fein Leben erzeugt und gezeitigt hat! Hiernach erscheint es uns als eine ganz unzulässige Kritik, wenn gläubige Schriftforscher unsrer Zeit ihre Anficht dahin äußern, daß beide Männer, Jacobus durch Rath und Paulus durch die That, in der Aecommodation, wie sie es nennen, zu weit gegangen seien; das Ei will da klüger sein als die Heut-re, denn wir haben es ganz unzweifelhaft in beiden Männern mit heiligen, zur Gründung und Leitung der Kirche vom HErrn selbst berufenen und von seinem Geist erfüllten Apofteln zu thun (vgl. Kap.12, 17 und dazu die Bem. zu Matth. 10, 4 Nr. 9), und ein Apostel dürfte denn doch wohl noch mehr Einsicht in die Wege und den Willen Christi ehabt haben, als ein Schriftgelehrter der neueren eit, selbst wenn er den Titel eines Doktors der Theologie führt. Mit einer Berufung auf das Schwach- werden des Petrus in Gal. 2, 11 ff. ist hier nichts aus-gerichtet; denn 1) wird von zwei Aposteln eben nur einer schwach, und Z) rückt der Starke dem Schwachen seinen Fehltritt in so gewaltiger Weise auf, daß man siehet, der HErr hat nicht umsonst seine Apostel immer ihrer je zween aus-gesendet, damit die Kirche nicht etwa an einmal mit unterlaufender Schwachheit in Jrrthum gerathe, sondern der Correktor sogleich bei der Hand sei; daß aber zwei Apostel zu gleicher Zeit in einen gemeinschaftlichen Jrrthum ge- rathen seien nnd von ihrer Pflicht das gerade Gegen- theil gethan hätten, würde die Wa rheit des Satzes in Betreff der Kirche umstoßen, da sie erbauet sei auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist (Ephes. Z, 20). Paulus hat das über 3 Jahre später geschriebent bis dahin hatte er gewiß Zeit, den Jrrthum seines und des Jacobus Weges zu erkennen; und hätte er ihn im Stillen er- kannt und nnr nicht öffentlich ihn berichtigen wollen, so hätte er gewiß nicht den Muth gehabt, ein svlches Wort zu schreiben, während dagegen Petrus in 2. P. Z, 15 ff. den Muth hat, die Leser seines Briefes auf die Briefe des lieben Bruders Paulus zu beweisen, in denen doch die ihm einst in Antiochia gehaltene Straf- rede von Wort zu Wort enthalten ist. Bei dem Bericht, den Paulus über das, was Gott gethan hatte unter den Heiden durch fein Amt, vor Jacobo und den Aeltesten erftattete, hat er gewiß auch den weiteren Zweck seiner Reise erfüllt und durch die sieben Begleiter (2(), 4) den Ertrag seiner Collekten übergeben (vgl. Kap. 12, 25). Je mehr nun die Em- pfänger über diesen thatfächlichen Beweis der Dank- barkeit und Liebe von Seiten der Heidenchristen gegen die Brüder in Judäa gerührt sind und auch dafür den HErrn loben, wie für alles Andere, was sein Gnadenwerk unter den Heiden ansgerichtet hat, desto schmerzlicher berührt sie der Gedanke, daß dieser hohe Rechtfertigung dieses Schrittes gegen falsche Beurtheilung, und Beleuchtung des Herganges 603 Apostel, der seine Gesreundte nach dem Fleisch so sehr liebt, daß er bei seiner Arbeit unter den Heiden ohne Unterlaß ihrer gedenkt und niildthätige Hände in so thatkräftiger Weise für sie in Bewegung zu setzen weiß, doch so wenig in seinem Wesen verstanden und so wenig von seinen Brüdern geliebt wird (2. Eor. 12, 15): so, wie es zur Zeit um die Gläubigen in Judäa steht, dürfen sie kaum sich getrauen, die Steuer anzunehmen und den Gemeindegliedern zu übermitteln; aber — sofort steigt ein anderer Gedanke in ihnen auf, es läßt sich wohl gerade jetzt der iibele Stand beheben, und so fahren sie wie in Einem Athem fort und schließen an den Lobpreis des HErrn alsbald einen Rath siir Paulum an. Wie man in unsrer jetzigen Wissenschaft dem Jaeobus seinen Rath und dem Paulus die dem- selben entsprechende That oft verübelt und kein Ver- ständnis; gehabt hat für »die Weisheit von oben her« (Jak. Z, 17), die sich an Beiden offenbart als keusch, friedsam·, gelinde u. s. w., während doch schon ein heidnischer Dichter davor warnt, den Erfolg einer That zum Maßstab bei ihrer sittlichen Würdigung zu niachen, so hat man auch zunieistnicht recht verstanden un: was es sich eigentlich handele, nnd da vielfach eine ziemlich verschrobene Auslegung geliefert. Jn der Regel glaubt man nämlich, worauf auch die Ueber- setzung Luther’s hindeuteh Paulus habe hier selber in das Nafiräat der vier Männer mit eintreten und die Zeit, die ihnen zur Erfüllung ihres Gelübdes noch fehlte, was nach V. 27 sieben Tage betragen hätte, mit ihnen durch eine gleiche Entsagung, als welcher sie sich unterzogen hatten, aushalten sollen. Allein der Apostel giebt in Kap. 24, 11 bei seinem Verhör vor dem Landpfleger Felix in Cäsarea die Zahl der Tage, die zwischen seiner Abreise von Cäsarea in 21, 15 und seinem jetzigen Verhör au demselben Ort, von dem er damals aufgebrochen, dazwischen liegen, auf nicht mehr denn zwölfe an. Nun ergeben schon die beiden Tage feiner Reise von Eäfarea nach Jerusalem in V. 15—17, der Tag seiner Verhandlung mit Jaeobus und den Aeltesten V· 18—25., ferner der Tag seines Eintritts in den Tempel und seiner Gefangennehmung daselbst V. 26—- 22, 29., der Tag des Verhörs vor dem Hohen- rath 22, 30—23, 10., der folgende Tag bis zur Ent- sendung zum Landpfleger gegen Abend 23, 11——31., der Tag der Ankunft in Cäsarea 23, 32—35., endlich die in Kap. 24, 1 erwähnten fünf Tage, die vergingen, ehe der Hohepriester Ananias mit den Aeltesten und dem Redner Tertullus zur Stelle sein konnten, zu- sammen diese zwölf Tage; es ist also osfensichtlich, daß zwischen der Annahme der vier Männer von Seiten des Paulus und seiner Gesangennehmung im Tempel kein Zeitraum dazwischen liegt» mithin von einer Nasiräatsüberiiahme auf 7 Tage in Betreff des Apostels gar nicht die Rede sein kann, wenn man nicht durch künstliche und geschraubte Erklärung den einfachen Wort- sinn gewaltsam verdrehen will. Es handelt sich demnach für Paulum um weiter nichts, als daß er für diese vier Männer, deren Nasiräatsgelübde mit dem Tage, an welchem Jacobus auf sie aufmerksam machte, ablief und welche nun am andern Tage, als am Tage des Pfingstfestes, unter Darbringung der gesetzlich vor- geschriebenem ziemlich kostspieligen Opfer ihre Aus- weihuug mit Bescheeren des Hauptes zu bewirken hatten, eintrete, indem er mit ihnen nach dem Tempel ginge, dort dem fungirenden Priester die Beendigung der Nasiräatszeit als Jnternuntius der Vier anmeldete und als Patron für einen jeden derselben der Reihe nach die Opfer darbrächte. Gerade in dieser Dar- bringung von blutigen und unblutigen Opfern, sowie in der ihr vorangehenden Reinigung und Heiligung mit Händewaschem Kleiderwechseln u. dgl., lag eine ebenso ostensible als stricte Beobachtung des jüdischen Gesetzes, daß sie für den in Rede stehenden Zweck ganz geeignet war, woneben ein Miteintritt in das Nasiräat völlig überflüssi erfcheintx auch weiß man aus Josephus wohl, da es bei den Juden für ein gutes Werk galt, wenn jemand die Kosten der Na- siräatsopser für Arme übernahm, daß aber die Er- weisung dieser Wohlthat zugleich zur Mitübernahme des Nasiräatsgelübdes den Wohlthäter verpflichtet habe, das muß man aus eigener Erfindung hinzu- thun, um eine Stütze sur jene falsche Auffassung zu gewinnen. Aus Josephus wissen wir ferner, daß die gewöhnliche Dauer eines Nasiräatsgelübdes, wenn es sich nicht auf die ganze Lebenszeit erstreckte, 30 Tage betrug; so hoch beläuft sich nämlich der Zahlenwerth der vier Buchstaben, womit im Hebräischeti der Name Jehovas, dem ein Nasiräer sich gelobete (4. Mos G, 5 f.), geschrieben wird. War nun mit dem damaligen 16. Mai, an welchem die Verhandlung bei Jacobus stattsand, der 30. Tag des Gelübdes erreicht, so haben die vier Männer in Gemeinschast mit einander es am 17. April begonnen: das war derselbe Tag, an wel- chem Paulus in Kap. 20, 11 u. 13 mit Anbruch des Morgens von Troas abreisete und getrennt von seinen Gefährten zu Fuß bis Assus wanderte, uni mit seinem HErrn allein zu sein. Wir haben dort angegeben, von welchen Gedanken und Empfindungen sein Herz auf diesem einsamen Wege bewegt sein mochte: da mag dem Apostel der Rath des Jaeobus um dieses merk- würdigen Zusammentresfens willen in Betresf der Zeit, da diese vier Männer dem HErrn sich gelobet hatten im gesetz lich en Nasiräat und da ersein Gleiches gethan in geistlicher Dahingabe (V. 13), umso mehr als eine Gottes-stimme erschienen sein; er brauchte nicht äußer- lich mit, ihnen einzutreten in ihr Gelübde, er war es innerlich seit eben so langer Zeit, und konnte nun um so unbedenklicher auf den Rath seines Mitapostels ein- gehen, als es einerseits hier galt, ein Almosen zu bringen seinem Volk, für welchen Zweck er ja die Collekte gesammelt hatte, und als andrerseits er hier Gelegenheit fand, seine innerliche Selbstopferung, die er diesen ganzen Weg daher in iminer entschiedenerer Weise vollzogen hatte (vgl. V. 4 u. 12 ff.), nun auch äußerlich in dem Ausweihe-Opfer für die Vier zur Darstellung zu bringen, wobei die in der Paraphrase zu 4. Mos G, 14 angegebene Bedeutung der drei pfergattungen zu beachten ist. Bei solcher Vetrach- tun des Vorgangs erscheint es denn nicht als ein Mi geschick, das den Apostel unversehens ereilt hat, und als eine üble Folge, die er lieber mit Ablehnung des Rathes des Jacobus hätte vermeiden sollen, wenn mitten im Opfer seine Widersacher, die ungläubigen Juden, ihn ergreifen und ihrer Absicht nach zum Tode aus dem Heili thum hinausschleppeu, sondern als ein Nachbild des eidensganges Jesu, der nach seinem Gebet in Gethsemane nun von den Häsrhern gefangen «eno1nmen und vor ein Gericht geführt wird, das sqeinen Tod schon beschlossen hat und schließlich ihn auch durchsetzh wenngleich die äußere Procedur in allen Stücken eine noch andere ist. Was es mit den sieben Tagen in V. 27, die eben im Begriff standen zu Ende zu gehen, als die Juden aus Asien den Apostel im Tempel erblickten, für eine Bewandtniß habe, wurde schon oben bei der Erklärung angedeutet; sie sind im Grundtext mit dem bestimmten Artikel versehen, können unmöglich auf die in V. 26 erwähnten Tage sich zu- riickbeziehem da für diese die Zahl »sieben« keine irgend nachweisbare Stelle hat, übrigens ihre Erfüllung bereits gemeldet ist, und könnten höchstens darauf gehen, wie 604 Apostelgeschichte 21, 31-——40. einige Ausleger sie wirklich davon haben verstehen wollen, daß die Darbringung der Opfer für alle Vier, von der in V. 26 zuletzt die Rede gewesen, soviel Tage in Anspruch genommen hätte. Allein es wäre das offenbar eine ganz ungehenerliche Annahme; man sieht da auch gar nicht ein, warum der bestimmte Ar- tikel gesetzt wäre, da, wenn man nun übersetzen wollte: »die bekannten, zur Ausweihung von 4 Nasiräern er— forderlichen sieben Tage«, dies voraussetzen würde, daß bekanntermaßen zur Ausweihung eines einzelnen Nasiräers P« Tag nöthig gewesen sei, was doch Lukas keinenfalls hat sagen wollen und sagen können. Dagegen hat Lukas bei dieser ganzen Reise des Apostels das P fin gstfest im Sinn: um dieses in Jerusalem mit- zufeiern, vermied es Paulus, in Ephefus einzukehren und dort aufgehalten zu werden (20, 1(3); zu diesem werden denn auch die sieben Tage hier in Beziehung stehen, und zwar sind die sieben Tage der Vor- bereitung gemeint, mit deren Vollendung das ein- tägige Fest dann selber seinen Anfang nahm. Erkennen wir aus Joh. 11, 55., daß schon die ganze Woche vor Ostern sich Festgäste von auswärts in Jerusalem ein- zufinden pflegten, um ihre levitische Reinigung behufs gefetzmäßiger Feier vorzunehmen (2. Chron- 30, 17 ff.), so war eine solche Rüstzeit zweifellos auch vor Pfingsten üblich; gerade zu diesem Fest kamen ausländische Festgäste, zumal die den Weg zur See bei ihrer Her- und Rückreise einschlagen mußten, weil sie da durch die Riicksicht auf den, vom 11. November bis 18. März dauernden Meeresschluß in keinerlei Weise genirt waren (vgl· Kap. 27, 9 sf.), am liebsten, aber gerade sie hatten auch am meisten nöthig, auf ihre Reinigung oder Hei- ligung Bedacht zu nehmen, indem der Aufenthalt in der Fremde schon an sich etwas Verunreinigendes hatte und außerdem so manche gesetzliche Bestimmungen dort nicht ordentlich gehalten werden konnten, der mancher- lei Verunreinigungen während der Reise nicht zu ge- denken, die vielleicht geradezu eine siebentägige Rei- nigungszeit erforderteru Jm Allgemeinen nun galt die Vorbereitungszeit für die Festbesucher mit der neunten Morgenstunde des Pfingsttages als beendet und wurde da jedermann, der nicht vorher schon zu einer beson- deren gottesdienstlichen Handlung unter besonderer Reinigung sich Eingang zum Heiligthum verschasft hatte, wie das bei Paulus und seinen vier Clienten der Fall war, ohne nähere Legitimation zum Gottes- dienst zugelassen. Als diese Stunde nunmehr herbei- gekommen oder, wie Lukas sich ausdrückt, die sieben Tage sollten vollendet werden, war Paulus bereits soweit mit seinem Liebeswerk vorgeschrittem daß mit den ersten drei seiner Clienten die Ausweihung vorüber und nur noch der vierte Mann bei ihm war; so allein war es möglich, daß die Juden aus Asien, welche jetzt erst zum Tempel kamen, diesen für den. Trophimus ausgaben, denn wäre der Apostel noch von allen 4 Männern umgeben gewesen, so hätte man auch vier von seinen Begleitern aus der Heidenwelt (20, 4) nöthig gehabt, um sie jenen Judenchristen in V. 24——26 zu substituiren Man hatte ihn aber nur mit dem Epheser Trophimus zusammen in der Stadt gesehen, den man als geborenen Heiden kannte; die ganze Ver- dächtigung, eben dieser Trophimusxsei von ihm mit in den Vorhof Jsraels eingeführt worden, während doch die Jnschriften vor dem Steingitter des Zwingers Nr. 7 u. 8 auf unsrer Abbildung des Tempels zu Matth.4, 7) bei Lebensstrafe den Eliichtjudem selbst einem Edomiter, wie König Herodes, das Vordringen bis zu diesem Vorhof verboten, konnte also nur dann erhoben werden, wenn Paulus nur noch den letzten von seinen vier Gelübde-Männern bei sich hatte. Hieraus ergiebt sich, warum Lukas obige Benierkung in Betreff der sieben Tage vorangestellt hat: die Juden aus Asien sammt dem Volk, welches sie erregen, haben nichts von dem, was den Paulus schon. seit 3 Stunden im Tempel beschäftigt hat, mit ansehen können; sie sind während der bisherigen Tage selber solche gewesen, die nicht in diese åliäume herein durften, da ja die Tafeln am Steingitter auch den noch levitisch unreinen Juden den Zutritt verboten, und nun fallen sie sofort mit einer völlig aus der Luft gegriffen-In Beschuldigung über den Dlpostel und seinen Elienten her, sprechen auch gar nicht erst gegen den anwesenden Priester oder Tempeldiener ihren Verdacht aus, sondern haranguiren ohne Weiter-es das Unwissende, zu Fanatisniixs leicht zu entflammende Volk. Jn diesem Verhalten offen- bart sich ein gleich von Haus angelegter Plan, die Anwesenheit zu Jerusalem auf das Fest, dem, wie man wußte, auch Paulus beiwohnen werde, zu einen: Angriff auf ihn zu benutzen und sogleich den ersten, sich irgendwie darbietenden Vorwaud zu ergreifen, um ihn der Volksjustiz in die Hände zu liefern; und nun haben wir schon zu Katz. 19, 40 die Vermuthlxng aus- gesprochen, daß, gleichwie diese ,,Juden aus Asien« dieselben Widersacher sind, über deren Nachstellungeii sich Paulus in Kap. 20, 19 beschwerte, so die Führer- schaft der ganzen Agitation von jenem Alexander dem Schmied übernommen war, der schon die ,,nicht kleine Bewegung« in Ephefus durch den Demetrius ange- stiftet haben mag. So hat denn auch die Judenschaft der Diaspora ihre Feindschaft gegen das Evangelium von Jesu Christo auf die nämliche Spitze getrieben, auf welcher wir sie zu Ende des J. 33 bei der jeru- salemischen Judenschaft in dem Wiithen gegen Stephanus erblickten; es ist nicht blos eine gewisse Vergeltung gegen Paulus für das, was er durch seine damalige Betheiligung verbrochen, wenn der HErr ihm jetzt ganz Aehnliches, wie einst dem Stephanus angethan wurde, widerfahren läßt, sondern es kommt eben auch diese Parallele zwischen der ausländischen und der einheimischen Judenschaft in Betracht. deutsam sind aber an unserer Stelle die Schlußworte der Erzählung über diesen Vorfall, welche auf ein nunmehr wirklich eintretendes Gericht über »diese Stätte«, den Tempel, hinweisen, nämlicht »und als- bald wurden die Thüren zugeschlossen«. Die Priester- schaft hätte hier so leicht Aufklärung geben können, denn sie hatte es eben in diesem Augenblicke noch mit dem Paulus zu thun gehabt und wußte wohl, daß sein Begleiter, für den er das Opfer brachte, nicht der Trophimus, also kein Heide, sondern ein sein Nasiräat beendigender Jude war; und sie würde mit ihrem Zeugniß unzweifelhaft sofort die von den asiatischen Juden künstlich erregte Volkswuth gedämpft haben, vermochte doch der Kanzler in Ephefus das zu thun in einer Lage, wo die Wogen der Voltsbekvegung noch weit höher gingen (19, 35 ff.). Aber sie wollte eben nicht hier eintreten, sie wollte den Paulus, der ihnen verhaßt war und verhaßt blieb trotz seiner Opfer- darbringung, seinem Schicksal überlassen; darum sperrte sie sich mit ihrem Heiligthiini gegen die weiteren Vor- fälle, bei denen es auf eine Blutthat abgesehen war, durch Verschließen der Thüren ab, weinend, sie hätten weiter keine Verantwortung für die Blutthat, wenn sie nur derselben nicht zusähen, wohl aber hätten sie jetzt die wichtigere Pflicht, des Gottesdienstes bei dem nun- mehr beginnenden Morgen fer nnd dem sich an- schließenden Festopfer (4. Mos. Es, 27 ff) zu warten und darauf die Darbringung der Webebrode und des dazu gehörigen Opfers (3· Mos. 23, 16 ff.) zu voll- j bringen. Sie wußten aber nicht, daß sie mit solchem Besonders be- Paulus wird unter der Handlung von den Juden ergriffen, vom römischen Oberhauptmann gerettet. 605 Zuschließen der Thüren des Heiligthums wörtlich genau das Wort des HErrn in Mal. 1, 10 (nach berichtigter Uebersetzung) in Erfüllung brachten: ,,Ach, daß jemand unter euch wäre, der die (zum inneren Vorhof führenden) Thüren zusel)lösse, daß ihr doch nicht (so wie es jetzt geschieht, 1nit euren verwerflichen Opfern) meinen Altar umsonst (von dem Feuer derselben) leuchten lafset!« Inwiefern überhaupt an dem Morgen dieses Pfingst- tages vom J. 58 n· Ehr. die Weissagung Mnleachks vom J. 410 v. Chr. sich abspielte, darauf haben wir zu Kap. 20, 6 bereits aufmerksam gemacht; das Ein- treffen des Geweissagten in dem hier Erzählten ist so augenfällig daß wir uns wundern müssen, daß noch keiner der Ausleger dasselbe bemerkt hat, sondern ganz unzulässige Erklärungsverfuche für« dassuschließen auf- gestellt worden sind, statt des einzig richtigen, den wir oben gegeben haben. 31. Da sie ihn aber sdurch Mafsacriren] tödten wollten, kam das Geschrei sdie offizielle An- zeige von Seiten der im äußeren Tempelvorhof aufgestellten römischen Militairposten Matth· 26, 47 Anm.] hinauf snach der Burg Antonia: Nr. 6 auf der Abbildung des Tempels zu Matth 4, 7 —- vgl. dazu Schlußbem zum 1. Maccabäerb. Nr. 11, d. Zus.] vor den obersten Hauptmann der Schaar sder daselbst lagernden römifchen Be- satzungs wie das ganze Jerusalem sich empörete. 32. Der fmit Namen Claudius Lysias Kap. 23, 26., da er in Abwesenheit des Landpflegers Felix die Ruhe und Ordnung in der Stadt auf- recht zu erhalten hatte] nahm von Stnnd an die Kriegskuechte und Hauptleute zu sich und lief unter sie. Da sie sdie Inassacrirenden Juden V· Si] aber den Hauptmann und die Kriegsknechte sahen, höreten sie saus Furcht vor dieser bewaffneten Macht] auf, Paulnm zu schlagens 33. Als aber der Hauptmann nahe herzu kam, nahm er ihn sden Paulus] an [meinend, er habe es mit einem Verbrecher zu thun] und hieß ihn binden mit zwo Ketten sV. us, und fragte sdas tobende Volks, wer er wäre und was er gethan hätte? 34. Einer aber rief dies, der andere das [19, 32] im Volk fweil die Leute eigentlich selber nicht wußten, wen sie vor sich hätten und was der Nianu sollte verbrochen haben]. Da er aber nichts Gewisses erfahren konnte um des Getiimmels willen sPs s, 10], hieß er ihn in das Lager sin die Soldaten-Caferne der Burg] fiihren swo er verhört und nach Lage der Sache abgestraft werden sollte]. 35. Und als er an die Stufen kam fdie aus dem äußeren Tempelraiini hinauf nach der Caferne führten] mußten ihn dievKriegskiiectite tragen vor Gewalt des Volks ldas sich sein Schlachtopfer nicht wollte entreißen lassen] 36. Denn es folgte viel Volks nach und schrie: Weg mit ihm» sLur 23, 18; Joh. 19, 1511 V) Was die Schuld und Bosheit in dieser Sache betrifft, so muß dieselbe als vollbracht und angerechnet betrachtet werden, wie auch in entgegengefetzter Rich- tung der Gehorsam Abrahams als vollendet galt, da er seine Hand mit dem Messer über seinen gebundenen Sohn erhoben hatte· So hat sich auf’s Neue erfüllt das Wort des Stephanus in Kap. 7, 51 f.; es hat sich bewährt das Wort des HErrn (Luk. 13, 33), es gehe nicht an, daß ein Prophet außerhalb Jerusalem um- komme, vgl. Kap. 12, (Baumgarten.) «) Das ist ein Sinnbild, wie Gott selbst die Feinde zu Werkzeugen der Erhebung seiner Knechte gebraucht: die Welt mit ihrer Schmach und Hohn befördert uns zu Ehren; mancher Lehrer wäre in feiner Niedrigkeit fitzen geblieben, wenn ihn nicht die Welt durch ihren Haß und Neid hervorgezogen und emporgehoben hätte. (Apost. Paft.) 37. Als aber Paulus jetzt zum Lager einge- führet ward seben durch das Thor in die Burg eingeführt und dem nachdringenden Volk entzogen werden sollte], sprachet zu dein Hauptmann sin griechifcher Sprache]: Darf ich mit dir reden? Er aber sprach: Kannst du Griechisch? sdas nimmt mich bei dir Wunder, da ich dich nur für einen den ungebildeten Ständen angehörigen Mann habe angesehen] 38. Bist du [denn] nicht swie ich vorhin an- genommen habe, als ich dich gefangen nahm] der Egypteu der vor diesen Tagen [vor etwa 14 Mo- naten] einen Aufruhr gemacht hat, nnd fiihretest swenn du dieser Egypter wärest] in die Wüste hinaus vier tausend Meuchelmdrder [Anh. II, d. U? 39. Paulus aber sprach: Jch bin snichts weniger als das, sondern] ein jüdischer Mann Von Tarsen, ein Bürger einer namhaftigeii Stadt in Cilicieii [Kap. 9, 2 Anm.s; ich bitte dich, erlaube mir, zu reden zu dem Volk sum womöglich es aufzuklären von seinem Jrrthum und seine Wuth zu beschwichtigen]. 40. Als er aber sdurch die Entgegnung und das ganze Benehmen des Apostels zu dem Ver- trauen erweckt, daß er es hier nicht sowohl mit einem Verbrecher, als vielmehr mit einem Opfer des jiidischen Fanatismns zu thun habe Kap. 23, 291 ihm erlaubte, trat Paulus auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand szum Zeichen, daß er reden wolle Kap. 13, its; 19, 33]. Da nun eine große Stille ward, redete er zu ihnen auf Ebråifch sdurch die gemeinsame Mutter- sprache sich gleich von vornherein als einen der Ihrigen charakterisirend], Und sprach [wie nach- stehend folgt, damit auch das erfüllend, daß er nach Kap. 9, 15 sollte den Namen Christi tragen vor den Kindern von Jsrael]: Welch eine Kraft nnd welch eine Liebe hat der HErr in diesem Manne wohnen lassen! Wieviel mußte er unter den Fäusten der grimmigsten Todtfeinde schon gelitten haben; wieviel mehr aber hat feine Seele ge- litten, als ersieht, daß seine tiefste Herablafsung, seine treueste Liebe mit so entfetzlicher Bosheit aufgefaßt und behandelt wird, als er wahrnehmen muß, wie das letzte und äußerste Mittel der göttlichen Gnade, seine Brüder, welcheer ja sein Fleisch nennt lRöm. 11, 14), vom Verderben zu retten, in unausfprechlicher Ver- 606 Apostelgeschichte 22, 1——21. blendnng von den. Juden selber zerbrochen und ver- nichtet wird, ja, wie eben das, was allein unter den gegenwärtigen Umständen ihren Felsensinn erweichen konnte, nur dazu dienen mußte, ihr Herz noch mehr zu verhärten und das Maß ihrer Schuld noch voller zu machen! Wie erschiitternd muß es seinem ganzen inneren Wesen sein, vor der Wuth des jüdischen Volkes im Tempel und auf dem Tempelberge Schutz zu finden »unter den Waffen und auf den Händen römischer Kriegsknechtel Und alle diese Eindrücke sind noch frisch und gegenwärtig: er hört noch immerfort das wilde Geschrei der Juden gegen sein Leben, und sieht noch immerfort in den Waffen der römischen Krieger die einzige Schutzwehr gegen die Brandung der jüdischen Muth; und dennoch treibt es ihn zu reden! Solange noch eine Lebenskraft in ihm, bietet er sie auf, um den heil. Namen, der ihn mitten in der Feindschaft erfaßt und umgeschaffen hat, in den Eifersturm seines Volkes hineinzusprechem ob er sich nicht durch diese heil. Liebesmacht noch beschwichtigen lassen möchte. (Baumgarten.) Von hier an wird für eine Zeit von vier Jahren die ganze Art und Weise des Zeugnisses Pauli eine andere: stand früher die Predigt im Vordergrund und war die Verfolgung in gewisser Hinsicht das Beiläufige, so wird umgekehrt von nun an das Leiden, wenigstens Gefangenschafh der dauernde Zustand, und. das Reden besteht nicht so sehr in der gewöhnlichen regelrechten Predigt, als viel- mehr in einer Art von Zeu·gnißablegen, wie wir dies auch in späterer Zeit bei der christlichen Kirche in den Apologieen oder Verantwortungen wieder finden. So finden wir denn in der Apostelgesch. fortan einen neuen Reichthuny eine neue Mannigfaltigkeit von Reden und Anfprachen geringeren oder größeren Umfangs, die vor Bolksmengem vor jüdischen Rathsversammlungem vor Hohen und Vornehmen, Königen und Statthaltern, oder vor Schiffsleuten und Barbaren gehalten wurden; wir werden da Gelegenheit haben, hier sowohl die stille Würde als den ungebrochenen Muth, sowohl die Gefaßtheit als die Bescheidenheit in Wort und Haud- lung des gefangenen Gottesmannes vor allen diesen so verschiedenen Zuhörern und Jnformatoren zu be- wundern. (da costs-u) Hier nun redet der Apostel zu den Juden auf Hebräisch; auch das gehört zur Zartheit und Freundlichkeit seiner herzgewinnenden Liebe. Den Kriegsknechten umher und ihren Obersten will Paulus das Geheimniß seines Lebens nicht preis- geben, es wäre ihnen auch in griechischer Rede unver- ständlich gewesen; aber seinen ,,Brüdern und Vätern« galt er einen Bußspiegel vor, in welchem jeder hebräische iferer um Gott sein Angesicht beschauen mag. Auf Hebräisch hat die Stimme des HErrn vom Himmel zu ihm gesprochen (Kap. 26, 14): ,,Saul, Saul 2c.«, auf Hebräisch redet denn der Hebräer aus den Hebräerm wie er ein Christ geworden. (Besser.) - Das 22. Kapitel. Faun Verantwortung und Protest-Ilion. 1. Ihr Männer, lieben Brüder und Väter lKAtL 7- Z]- höret mein Verantworten an euch Darüber, daß ich das geworden, was ihr mir zum Verbrechen rechnet, nämlich ein Bekenner Christi und ein Apostel seines Evangeliis 2. Da sie aber höreten, daß er auf Ebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller« sals sie schon in Kuh· 21, 40 sich gezeigt hatten]. Und er sprach lzunächst ihnen seine Persönlichkeit nach Herkunfh Bildungsgang und anfänglicher Ge- sinnung darstellend V. 3--»5., dann den Hergang seiner Bekehrung erzählend V. 6———i6 und hierauf seine Berufung. zum Heidenapostel erklärend V. 17-—-21]: 3. Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsen in Ciliciety und erzogen in dieser Stadt Jerusalem] zu den Füßen Gamaliels [Kap. 5, 39 Anm.], gelehret mit allem Fleiß im vaterlichen·Ge- seh, und war ein Eiferer um Gott, gleichwie ihr alle seid heutiges Tages lnämlich über die Maße Gar. 1, 14; Phir 1, 5s.]. 4. Und habe diesen Weg sdes christlichen Glaubens Kap. g, 2; 18, 25; 19, 9. 231 ver- folget bis an den Tod [derer, die desselbigen wären, soviel an mir lag, so daß ich am liebsten sie alle hätte ausgerottet gesehen]. Jkh band sie und über- antwortete sie ins Gefängniß, beide, Mann und Weib fragt. Kap· 7, 57—-8, 8; g, 1—19]; 5. Wie mirsauch der iHohepriester snicht per- sönlich, denn der damalige Hohepsriester ——— Caiphas oder sein Nachfolger Jonathan —- befindet sich längst nicht mehr im Amte, wohl aber vermöge der amtlich von ihm geführten GeschäftsbÜcherJ und der ganze Haufe der Aeltesten sdje den Hohen- rath bilden] Zeugniß giebt, von welchen ich Briefe nahm an die Brüder sdie Juden in den umliegen- den »Ländern], und reisete gen Damaskuth das; ich, die daselbst waren; gebunden fiihrete gen Jeru- salem, daß sie gepeiuiget ldurch Martern zur Ver- leugnung Christi gezwungen] würden« 6. Es geschah aber, da ich hinzog und nahe bei Damaskus kam, um den Mittag, umblickte [d. i. umleuchtete Pf. 54, 5 Anm.] mich schnell ein groß Licht vom Himmel fheller als der Sonne Glanz Kap. 26, 13]. 7. Und ich fiel zum Erdboden und hbrete eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgest du mich ? . 8.» Jch antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgest 9. Die aber mit mir waren, sahen das Licht und erschrakenz die Stimme aber deß, der mit mir redete, höreten sie nicht. 10. Jch sprach aber: HEru was soll ich thun? Der HErr aber sprach zu mir: Siehe auf und gehe gen Damaskusz da wird man dir sagen von allem, das dir [von Gott, der dich vom Mutterleibe an hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade Gal. 1, 15; Röm. I, I] zu thun ver- ordnet ist. » 11. Als ich aber vor Klarheit dieses Lichts nicht sehen konnte fsondern schier geblendet war], Ansprache des Apostels an das wider ihn tobende Volk. 607 ward ich bei der Hand geleitet von denen, die mit mir waren [V. 9], und kam gen Damaskns 12. Es war aber sin dieser Stadt] ein gottes- fürchtiger Mann uach dem Gesetz, Ananias, der ein gut Geriicht hatte bei allen Juden, die daselbst wohneten . 13. Der kam snach den drei Tagen, da ich nicht sehend war, auch nicht aß noch trank 9, I] zu mir, und trat bei mich und sprach zu mir sin- dem er seine Hand auf mich legte, daß ich wieder sehend würde 9, 17]: Saul, lieber Bruder, siehe auf. Und ich szum Zeugniß, daß ich unter seiner Handauflegungtoirklich das Gesicht wieder em- pfangen] saheihn an, zu derselbigen Stunde fund konnte nun mcht zweifeln, daß er als ein Bote Gottes zu mir gekommeus 14. Er aber sprach: Der Gott unsrer Väter hat dich verordnet Idazu bestimmts daß du seinen Willen erkennen solltest und sehen den Gerechten sJesum Kap. Z, 14z 7, 521 und hören die Stimme aus seinem Munde swie dir ja auch wirklich auf deinem Wege hierher geschehen ist V. 6 ff.]. 15. Denn du wirst sein Zeuge zu allen Menschen ff. v. a. vor aller Welt] sein fund ein Zeuge] deß, das du gesehen und gehbret hast snämlich daß er vom Tode auferstanden und zur l6. Und nun, was verzeukhst du? Stehe auf Und laß dich laufen und sin diesem Wasserbad Kap. Z, 38; Ephes. Es, 26; 1. Cor· 6, U] ab- waschen deine Sünden, und rufe an den Namen des HErrn «« sJesu als des wahrhaften Heilands und Seligmachers Kap. L, 21]. 17. Es geschah aber, da ich snach drei Jahren Gut. 1, 181 wieder gen Jerusalem kam und betete sfür die Bekehrung meines Volks Röm· 10, l] im Tempel, das; ich entzückt ward sOffh I, 10 ff.] Und sahe ihn [den Heiland, im Gesicht]. 18. Da sprach er zu mir: Eile und mache dich behend von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugniß von mir [so sehr du auch darauf rechnest, daß sie es thun werden]. 19. Und ich sden Einwand erhebend, daß gerade darum, weil ich vordem selber so heftig gegen ihn und seine Gemeinde gewüthet, ihnen nunmehr mein Zeugnis; von ihm auch desto glaubwürdiger nnd gewichtvoller erscheinen müsse] sprach: HErrO sie wissen selbst, daß ich gefangen legte und staupte die, so an dich glaubten, in den Schulen hin und wieder; · 20. Und da das Blut Stephani, deines Zeugen, oergossen ward, stund ich auch daneben und hatte Wohlgefallen an seinem Tode, und ver- wahrte denen die Kleider, die ihn tödteten sda werden sie doch mir Vertrauen schenken, wenn ich Rechten Gottes erhöhet ists. . aus eigener Erfahrung ihnen vorhalte, daß der Weg, aus dem sie wandeln, ein Weg des Jrrthums sei und sie zu eben diesem Christus sich bekehren müßten, zu dem ich so wunderbar bekehrt worden, wenn sie wollten selig werdens 21. Und er sdiefen Einwand ganz bei Seite schiebend] sprach zu mirs: Gehehm svon Jerusalem hinweg, wo du nun einmal mcht an deiner Stelle bist, dahin, wohin du von mir verordnet bistf; denn ich will dich ferne unter die Heiden scndens [Kap. 9, 15; 13, 2 ff.]. V) So öffentlich, wie in diesem Momente, war der Stadt Jerusalem und dem jüdischen Volke das Evan- gelium noch nicht gepredigt worden; es war eine große, einzige Situation. Jm Tempelraum wäre der Apostel fast zu Tode mißhandelt worden — da, unter dem Schutz der jüdischen Priester, durfte und konnte er« nicht reden; aber von den Stufen der römischen Burg, unter dem Schutz römischer Waffen, durfte er frei das Wort ergreifen, um den letzten Versuch zu machen, sein Volk zu retten. (Lange.) Durch die Vermittelung des römischen Oberhauptmaiins wird es dem Apostel noch zweimal gewährt, sich vor den Juden zu verant- worten: einmal hier vor der Volksmenge an dem Tempelberge, und dann in Kap. 23, 1 ff. vor dem Hohenrath Es wäre nun doch immerhin eine Möglicl)- keit, daß es dem Paulus gelänge, den unseligen Schleier der Verblendung, der sich vor den Sinnen und Herzen der Juden herniedergelasfen, durch die Macht seiner Rede zu zerreißen und den wahnsinnigen Aufruhr, der sich ohne Grund gegen ihn erhoben, durch den Eindruck feiner Ruhe und Klarheit zu stillen; und in der That sind die Reden des Apostels der gegebenen Lage völlig angemessen und wohl geeignet, eine ent- sprechende Wirkung hervorzuruferr Was insonderheit die hier vorliegende Rede betrifft, so müssen wir, noch ehe wir in den Jnhalt näher eingehen, die ganze takt- volle Haltung und Besonnenheit des Redners beim Auftreten in dieser unvergleichlichen Stellung aner- kennen. Auf der ragenden Höhe der Burg steht der Apostel, und unter ihm wogt und stürmt das tobende Volk, über den ganzen Tempelplatz verbreitet bis zu den Stufen der Burg hinauf: sobald der an Leib und Seele tödtlich geschlagene Mann sich mit seinem An- gesicht dem Volke zuwendet, ist seine Haltung achtung- gebietend, und der Wink mit seiner Hand bringt das lärmende Volk zum Stillschweigen. Paulus redet zum hebräischen Volk in hebräischer Sprache, d. i. in dem damals üblichen aramäischen Volksdialekn da er so eben zu dem Oberhauptmann Griechifch geredet hat und ihm das Griechische durch seinen vielfachen Ver- kehr mit den Hellenen überhaupt auch wohl geläufiger fein mochte, so ist die Wahl des aramäischen Dialekts mit bewußter Absichtlichkeit getroffen, und wie sehr er damit das Richtige getroffen, zeigt der augenblickliche Erfolg, denn die schon eingetretene große Stille wurde durch das Hören der hebräischen Töne noch vermehrt. Der achtunggebietenden und besonnenen Haltung des Apostels entspricht dann die Anredet ,,Jhr Männer, lieben Brüder und Baker«, in welcher Paulus mit dem Stephanus zusammentrifft; er sieht also in der Volks- menge nicht einen wüsten, zusammengelaufenen Haufen, sondern eine wirklicheDarstellung des Volkes nach der Gliederung der Leitenden, der Väter, und der Fol- genden, der Brüder, und zwar in der Weise, daß er sich selber in diesen Volksorganismus sofort hinein- fügt. Obgleich er also an seinem eigenen Leibe und in seiner tiefsten Seele die innerste und umfassendfte 608 Apoftelgefchichte 22, 22—25. Zerrüttung des ganzen Volkswesens in Israel, den Abfall dieser Volksmenge von ihrem eigenen wahren Wesen auf das Bitterste empfunden, so läßt er in seiner unvertilgbaren Liebe und in seiner unverwüst- lichen Hoffnung doch nicht los von diesem Volke, und in einem letzten Augenblick des Scheidens für immer hat sich ihm noch eine Möglichkeit der Verständigung über d)as peinlichste Zerwürsniß aufgethan. (Baum- garten. i·’«) Seinen christlichen Brüdern hatte Paulus die Geschichte seiner Bekehrung nicht vorenthalten (Gal. I, 33 ff.; 1. Tini. l, 13 ff.; l. Eor.«15, 9); aber jetzt erzählt er sie öffentlich vor- allem Volk, und Lukas erzählt sie ihm nach, wiewohl sie bereits im ersten Theile der Apoftelgeschichte ihre Stelle einnimmt. Was Paulus vor nun 22 Jahren erlebt hatte und zu täg- licher Erinnerung im Herzen trug, das bekennt er heute, am Orte seiner tiefen Verschuldung, frei öffent- lich zum Preise der Gnade, die nicht vergeblich an ihm gewesen ist. Als ein ächter jüdischer Mann, der mit Fug und Recht die Männer von Israel Brüder und Väter nenne, stellt er sich ihnen dar: zwar ist er im cilicischen Tarsus geboren, dessen Berühmtheit vor Je- rusalem verschwindet; erzogen aber ist er »in dieser Stadt«, die er vom Tempelberge aus mit Thränen im Auge ansah. Und wenn irgend ein jüdischer Mann den Eifergeist kennt, der Mosis Jünger treibt, so ist es der Mann, der »zu den Füßen Gan1aliel’s«, nicht blos äußerlich sitzend, sondern mit ganzer Seele unter dieses Meisters Auctorität ergeben, sich belehren ließ nach der Strenge des väterlichen Gesetzes und sich durchdrang mit dem Stolze des Judenthums (Gal. l, 14), jagend nach dem Gewinn gefetzlicher Gerech- tigkeit (Phil. 3, 5 f.). ,,Jch war ein Eiferer um Gott«: die Ehre Gottes, den er zu erkennen meinte, war sein Gesuch und ganzes Augenmerk (Röm. 10, 2); füat er nun hinzu: ,,gleichwie ihr alle seid heutiges Tags« — mußte das nicht die Juden zwingen zu dem Geständ- niß: dieser Mann versteht uns, wir aber verstehen ihn nicht? Was giebt dem evangelischen Zeugnisse Luther’s wider die trostlose Werkerei der Papisten eine so schla ende und überwindende Gewalt? ist es nicht die Erfiihrung eines Sünders, der selbst über die Maßen sich ermüdet und zermartert hat, um gerecht zu werden durch Genugthun, bis es Gott gefiel, die Gnade der Sündenvergebung in seiner verschmachteten Seele zu offenbaren? Jst irgend einer gewesen, sagt er einmal, der unter dem Papstthuny ehe denn das Evangelium aufgegangen ist, von des Papsts und der Väter Satzungen viel und hoch gehalten und mit großem, ernstem Eifer darum geeifert hat, so habe ich es freilich sonderlich gethan, und habe aus ganzem herzlichem Ernst also darob gehalten und sie vertheidigh als wäre es eitel Heiligthuni und zur Seligkeit ganz nöthig gewesen, daß man’s halten müßte. Darüber habe ich auch selbst n1ich aus’s Allerhöchste beflissen, folche Satzung zu halten, und meinen Leib mit Fasten, Wachen, Beten und anderen Uebungen viel mehr zer- martert und zerplagh denn alle die, so jetznnd meine ärgsten Feinde und Verfolger sind; denn ich hielt dafür, ich würde auf diese Weise dem Gesetz ein Genüge thun und mein Gewissen vor dem Stecken des Treibers be- friedigen. Aber ich richtete nichts aus, und je weiter ich auf diesem Wege fortging, desto mehr wurde ich erschreckh sogar daß ich würde verzweifelt sein, wenn mich nicht Christus gnädiglich angesehen und mit dem Licht seines Evangelii erleuchtet hätte. (Besser.) ,,Jch band sie«: ohne Zweifel war dem Apostel seine gegen- wärtige Kette eine Erinnerung an die Ketten, die er einst seinen Brüdern angelegt hatte. Laßt uns bei allen unsern Leiden bußfertig zuriickdenkem ob wir nichtspdie Ruthen selbst gebunden haben, womit der HErr uns ziichtigtl (Apost. Past.) its) Was hat ihn, der zu seinen israelitischen Brüdern und Miteiferern für den Gott der Väter spricht, zu einer so großen Veränderung, als nachmals bei ihm eingetreten, doch wohl bewegen können? Er wills ihnen eben sagen, aber- jetzt nicht mehr, wie früher (9, 22 u. 28 f.), mit Grund und Beweis für die Er- füllung der Weifsagungen in der Person des so heftig verfolgten Jesu von Nazareth; sondern er setzt ganz einfach seine angefangene Erzählung fort, seine Ge- schichte als Verfolger löst sich auf in die Geschichte seiner Bekehrung zum Bekenner und Zeugen. Daß er bei Erzählung derselben Jesum mit dem Beinamen »von Nazareth« einführt, war seinen ungläubigen Zu- hörern gegenüber eine wohlüberlegte Feinheit; und wenn er ausdrücklich erwähnt, die Erscheinung habe am hellen Mittag stattgefunden, so soll dies den Zu- hörern dafür Bürgschaft leisten, daß dieselbe nicht etwa eine träumerische Selbsttäuschung ewesen. Das Zeug- niß des Apostels aber, daß seine egleiter jenes Licht vom Himmel gleichfalls gesehen, stellt die Erscheinung als eine objektive Thatsache dar, die auch Andere mit ihm erlebt hätten, während die Mittheilung des Um- standes, daß die Begleiter die Worte Jesu nicht ver- standen, erklären soll, warum dieselben die Rede selber zu bezeugen nicht im Stande wären. Auch die genaue Fassung der Weisung des HErrn, daß ihm, dem Apostel, in Damaskus werde alles gesagt werden, was ihm zn thun verordnet sei, hat er gewiß mit Absicht beibe- halten, um seinen Zuhörern klar zu machen, daß er von diesem Augenblicke an nicht mehr Herr seiner Entschließungen gewesen, sondern durch den Willen Gottes in seine neue Bahn geleitet worden sei; darauf ist denn auch das Weitere, was er von der Betheiligung des Ananias bei seiner Bekehrung erzählt, berechnet. So hat namentlich erst die schließliche Aufforderung desselben an ihn, sich taufen und seine Sünden ab- waschen zu lassen und den Namen Jesu anzurufen, den entscheidenden Schritt bei ihm bewirkt; und da nun Ananias im Namen des Gottes der Väter zu ihm kam, Ananias aber ein nach dem Gesetze frommer Mann und dafür bei dem Volke hinlänglich bekannt war, so ist feine Umwandlung, als eine von Gott selbst geforderte und mit der wahren alttestamentlichen Frömmigkeit keineswegs im Widerspruch stehende zu betrachten (Andreä.) Stiinde nun Paulus mit diesem seinem Bericht auf dem Areopagns in Athen, so hätte er für eine einfache Erzählung von der wunderbaren Erscheinung des HErrn, die ihm geworden, keine Auf- merksamkeit und Theilnahme in Anspruch nehmen können; allein wir befinden uns hier in Jerusalem und auf den heiligen Höhen Jehova’s. Wie in Athen auch in der Zeit des Verfalls Wissenschaft und Kunst immer einen entgegenkommendes! Sinn gefunden, wie in Rom Macht nach außen und Recht im Jnneren bis in die letzten Zeiten hinein ihre anziehende Kraft geäußert haben: so ist es hier Gottes Wort und Werk, dessen reiner und voller Ton immer noch auch durch die dichtesten Hüllen und Decken fleischlichen und un- gläubigen Sinnes, wenigstens für einen Augenblick, durchdringen muß. Vermittelst dieses unverwüstlichen Sinnes für Gottes Wirken und Reden, welcher diesem Volke von Anfang an eingegeben ist, wird es ja auch einst möglich sein, daß die über die Welt zerstreuten, von der heil. Gegenwart Gottes auf Erden durch eine innerliche Kluft weit Geschiedenem wenn das Werk Gottes an den Heiden vollendet sein wird, ungeachtet ihres verhärteten und unter den Unglauben ver- Das Volk unterbricht die Rede mit neuem Toben. Paulus soll gestäupet werden. schlossenen Herzens die Vollendung des gegenwärtigen Wirkens und Waltens Gottes unter den Völkern auf einmal und einmüthiglich erkennen werden. (Baum- garten.) - f) Dieser Vorfall in Jerusalem ist in Kap 9 nicht mitgetheilh hier aber erzählt Paulus denselben nicht ohne guten Grund und Absicht: was er damals hoffte und erwartete, da er in Jerusalem sein Werk treiben wollte, daß nämlich gerade ihm, der zuvor ein Ver- folger des Christenthums gewesen, man Redlichkeit zu- trauen werde, das konnte ja jetzt sich bewahrheitew (Ebrard.) Jn diesem Gesicht, nicht mehr nahe bei oder in Damaskus, sondern in Jerusalem selbst, wurde dem Paulus von dem HErrn selbst angeküiidiqh was sich schon gezeigt hatte, sich aber bald auf’s eue in so erschreckender Wahrheit zeigen sollte: ,,sie werden dein Zeugniß von mir nicht annehmen; darum eile und gehe behende weg aus Jerusalem!« Umsonst nun legt der neue Bekenner feine Gieogengründe dar: hatte er nicht in Jerusalem in die efängnifse ge- worfen, in den Synagogen gegeißelh die an Jesum glaubten? hatte er nicht, da das Blut Stephani ver- gossen wurde, an dessen Tode ein Wohlgefallen gehabt und den Mördern Dienste erzeigt? und sollte er nun nicht in demselben Jerusalem durch die Predigt von dem Namen des HErrn Jesu diese seine Sünde öffent- lich und fortwährend bekennen dürfen und für diesen seligmachenden Namen Glauben zu gewinnen suchen mögen bei allen, die wußten, daß er einmal selbst ein wüthender Eiferer, ein hartnäckiger Verfolger gewesen? Wer, der ein Herz hat, das für Schuldgefiihl nur einigermaßen empfänglich ist, empfindet hier nicht mit, fühlt sich gegen den Apostel nicht bis in des Herzens Innerstes gerührt bei diesem Schrei eines unaus- sprechlichen Sündenschn1erzes, des Bedürfnisses nach dem einzigen Mittel eines theilweisen oder verhältniß- mäßigen Wiedergutmachens des begangenen Bösen, was ihm noch möglich scheint durch einen össentlichen Widerruf, durch ein öffentliches Vekenntniß, durch eine össentliche Verherrlichung des HErriy den er in feinen theuersten Gliedern bis in den Tod verfolgt hat? Doch nein! anders ging der Weg des HErrn mit ihm; der bestimmte Befehl wurde Paulo gegeben: »gehe In, denn ich will dich ferne unter die Heiden senden«. n einem für alle Jahrhunderte sprechenden Beispiele zeigt es sich hier, daß es dem Menschen, der ggsündigt hat, nicht gegeben wird, durch ein nach eigener eisheit oder Eingebung des Herzens gewähltes Mittel die begangene Missethat wieder gut zu machenx dem Sünder bleibt nichts Anderes übrig, als Hinnehmen, einfaches und demüthiges Hinnehmen des Worts der Vergebung -— Tilgung des begangenen und bekannten Bösen nnd Wiederherstellung ist allein Gottes Sache, und insoweit auch der Sünder etwas verbessern und gutmachen kann und muß, ist dieses Gutmachen und Verbessern auf keinem andern Wege zu erwirken als auf dem Wege des reinen Gehorsams. (da Gesten) 22. Sie sdie in V. 2 so stille gewordenen und mit zurückgehaltenem Athem lauschenden Juden] höreten ihm aber zu bis auf dies Wort [,,ich will dich ferne unter die Heiden senden«], und hnben sjetzt von desto grimmigerer Wuth ergriffen, je mehr sich die Anklage Kap. 21, 28 bestätigt zu haben schien] ihre Stimme auf und sprachem Hinweg mit solchem von der Erde [der nun klärlich als einen falschen Propheten sich ausgewiesen]; denn es ist nicht billig, daß er leben sollt [5. Mof Dächselsps Bibelwerk. VI. Band. 609 13, 1 ff» und wäre es besser gewesen, wir wären gar nicht erst an seiner Umbriiigung verhindert worden Kap. 21, 31 ff.]. 23. Da sie aber sin der eben gemeldeten Weise] schrieen, nnd sdabei zum sinnbildlichen Zeichen, es gebühre ihnen von Rechtswegem daß Paulus ihnen zur Steinigung überlassen würde] ihre Kleider abwarfen [Kap. 7, 571 und den Staub in die Luft warfen [Joh. 10, 31., gleich als müßten sie wenigstens mit Geberden und aus der Ferne thun, was aus unmittelbarer Nähe und in Wirklichkeit zu thun von der römischen Macht ihnen nicht gestattet würde]; 24. Hieß ihn der Hauptmann [der um des erneuerten und vermehrten Tumultes willen an- nahm, es müsse demselben doch etwas Schlimmes auf Seiten des Paulus zu Grunde liegen] in das Lager [die Kasernd führen, und sagte, daß man ihn ftiiupen und erfragen [durch Geißelung zu einem Geständniß, welches Verbrechen er sich habe zu Schulden kommen lassen, zwingen] spüre, daß er erffihrn um welcher Ursach ivillen sie also über ihn rte en. 25. Als er ihn aber sdurch die Hand der zur Vollziehung der Tortur von ihm comman- dirten Kriegsknechtes mit Riemen anband san den Pfahl, damit die Geißelung nun geschehen könne Matth 27, 26 Anm.], sprach Paulus zu »dem Unterhauptmann der dabei stund fund die Kriegs- knechte anführte, während der Oberhauptmann selber nicht mit an Ort und Stelle sich befand]: Ists auch recht bei euch, einen römischen Menschen lwie ich ein solcher bin Kap. 16, 371 ohn Urtheil und Recht zu geißelnkk [soviel mir vom römischen Recht bekannt, darf das nicht geschehen Kap. 16, 39 Anm.]? V) Was bedurften sie nach dem zuletzt von Paulus ausgesprochenen Wort weiter Zeugniß, so meineten sie (Matth. 26, 65); jetzt hatten sie’s gehört, wie dieser nazarenische Sektenhäuptling, ein übermäßiger Schwär- mer, wider dies Volk, wider das Gesetz und wider diese Stätte (Kap.21, 28) gesinnet war — die Heiden erklärte er für Christi Volk und für Erben der Hoff- nung Jsraelsl lBesserys Zu jener Zeit war die jüdische Bevölkerung Jerusalems mit dem Wort und der Vorstellung von einem Jesus von Nazareth als ålsiessias zwar nicht ausgesöhnh aber doch durch die Länge der Zeit, durch die ansehnliche Zahl der jüdifchen Bekenner jenes Namens· einigermaßen vertraut ge- worden; das Bestehen einer solchen Seite, welcher in Jerusalem und Judäa Tausende angehörtem war nun ein- mal eine gegebene Sache. Als nun aber ein Bekenner des Jesu von Nazareth das Wort »Heiden« ausspricht, zu welchen der HErr ihn mit einem von den Juden ver- worfenen Zeugnisse, ihnen zur Schande, solle gesendet haben, da wird alle Geduld, womit sie ihm bis zu diesem Worte zugehört, auf einmal für sie zur Un- inöglichkein Nun eoncentrirt sich in einem Augenblicke auf den Einen Christusbekenner alle frühere Feind- schaft, die sie gegen die Zwölfe und die Muttergemeinde, gegen Stephanum, gegen Jacobum an den Tag ge- 39 610 legt haben oder noch später zeigen werden. Jn diesem Menschen sehen sie nicht blos einen Bekenner und Verkündiger des Nazareners, sondern einen, der Jsraels Ehre den verhaßten Heiden preisgiebt, der die Be- schneidung verachtet und der Vorhaut das Wort redet; auf einmal, sowie das eine Wort nur ausgesprochen ist, ruft es ihnen alles ins Gedächtniß zurück, was sie in dieser Hinsicht von nah und fern von Paulus ge- hört haben, was sie noch kürzlich und gleichsam vor ihren Augen von ihm gesehen haben, wie er nämlich Griechen in den Tempel geführt und das Heiligthum entweihet habe. Nun kennt ihre Wuth keine Grenzen mehr, und der frühere Schrei: ,,weg mit dem!« wird verstärkt wieder olt in dem Worte: ,,weg mit einem solchen von der rde! denn es ist nicht billig, daß er leben soll.« sda costs-u) «) Mit Recht hat man die Frage aufgeworfen, warum sich Paulus, der doch bereit war, um des Namens Jesu willen alles zu erdulden, dem Leiden, das hier über ihn verhängt war, nicht willig unter- zogen, sondern vielmehr durch diese Berufung ent- zogen habe, welche Frage um so mehr Grund hat, als in Philippi (Kap. 16, 19 ff.)· der Apostel die Büch- tigung zuerst ohne Widerrede hinnahm und erst, nach- dem das Leiden erduldet war, die Rechtssrage zur Geltung brachte. Jn Philippi nun, so müssen wir antworten, traf der Apostel zum ersten Mal mit der feindlichenRichtung der römischen Weltmacht zusammen, und da handelte es sich darum, die überwindende Macht des Geistes der Feindschaft der Welt gegenüber zu offenbaren; hier dagegen war das Maß der Leiden für jetzt erfüllt, das Iager der römischen Besatzung auf der Burg Antonia durfte der Apostel als seine von Gott ihm bereitete Ruhestätte nach dem erschöpfen- den Kampfe mit der Wuth der Juden ansehen, da durfte er das ihm zu Gebote stehende Mittel, mit der Folter verschont zu werden, mit gutem Gewissen in Anwendung bringen. (Baumgarten.) Auch beruhte ja die beabsichtigte Geißelung lediglich auf der Voraus- setzung des obersten Hauptmanns daß die Juden wohl gerechte Ursach wider ihn also zu wüthen haben müßten; diesem Jrrthum zu begegnen, gab es nach Lage der Sache kein anderes Mittel, als die ganze Proeedur mit ihm in eine andere Bahn zu lenken, und wirklich ist diese durch die Berufung auf sein römisches Bürger- recht nun in eine solche Bahn gelenkt worden, wo sein gutes Recht hernach vollständig an den Tag kam und schließlich nur Herrscherwillkür ihm gegenüber übrig blieb (Kap. 23, 9; 24, 26 f.; 25, 18. 24 ff.). 26. Da das der Unterhauptmann hörete sdaß er es in Paulo mit einem römischen Bürger zu thun habe] ging er zu dem Oberhauptniann [nach dessen Gemach in der Burg] und verlundigtethm und sprach: Was wtllst du machen? sdoch wohl nicht die schon emgeleitete Execution weiter fort- setzen tafsen?] dieser Mensch ist römisch [wie er jetzt sich uns zu erkennen gegeben]. 27. Da kam zu ihm [dem Paulus, an die Stelle, wo er unter den Händen der Kriegsknechte sich befand] der Obcrhauptmaitii und sprach zu ihm: Sage mir [verhält es sich in der That also, wie du dem Unterhauptmann gegenüber« behauptet h·ast], bist du romisch?· Er aber sprachx Ja sich bin im Besitz des römischen Bürgerrechtss 28. Und der Oberhauptmann antwortete: Jch habe dies Vurgerrecht mit großer Summe zuwege Apostelgeschichte 22, 26———30. 23, 1-—5. gebracht [mir verschafst; du dagegen scheinst mir nicht dazu angethan, daß du auch ein so ansehn- liches Kaufgeld dafür hättest aufwenden können]. Paulus aber sprach: Ich aber siin Gegensatz zu denen, die sich das in Rede stehende Recht erst erkauft haben] bin auch römisch geboren. 29. Da sweil der Oberhauptmann nun Gegenbefehl gab] traten alsobald von ihm [dem Paulus] ab, die ihn erfragen smit Geißelhieben inquiriren] sollten. Und der Oberhauptmaiin fürch- tete sich, da er vernahm, daß er sder Apostel] rbmifch war, und er ihn sbei der Festnahme in Kap. .21, 33 alsbald mit zwei Ketten] gebunden hatte sweil das ihm schwere Verantwortung zu- ziehen konnte, da es in gewaltthätiger Weise und ohne schon vorliegenden Beweis eines schlimmen Verbrecheiis geschehen]. Nicht schon als geborner Bürger von Tarsus, als welchen er sich deiin obersten Hauptmann in Kap. 21, 30 bereits zu erkennen gegeben, war Paulus römischer Bürger; denn die Stadt Tarsus war weder römische Colonie noch römisches Mnnicipium, sondern nur eine sogenannte Freistadt wie Philippi (Kap. 16, 1’2). Wir sind daher zu der Annahme berechtigt, das; die Familie desPauliis aus irgend welcher Ursach im erblichen Besitz des römischen BÜrgerreclJts stand und er mithin von nicht geringer Abkunft war. Wenn wir aber er- fahren, daß sich der oberste Hauptmann das römische Bürgerrecht zu seinen Lebzeiten erkauft hatte, so haben wir in der Erwähnung dieses geringfügig erscheinenden Umstandes eine Bestätigung der historischen Glaub- würdigkeit der Apostelgeschichte; denn schon der Name ,,Claudius Lhsias«, welchen der Mann trug, läßt uns erkennen, daß derselbe ein Grieche war, welcher nach damaliger Sitte bei Erwerbung des römischen Bürger- rechts zu seinem griechischen Namen Lhsias den römischen Familiennamen Elaudius hinzufügte; außerdem aber wissen wir aus der Geschichte, daß gerade damals die in früheren Zeiten unerhörte Erlangung des römischen Bürgerrechts für Geld bereits ziemlich im Schwange ing. (Andreä.) Dicht neben einander stehen hier die ürden Pauli, die irdische seiner Geburt und die himmlische seiner Wiedergeburt. Das Volk Israel hält es für Recht, den Diener Jesu Christi zu stei- nigen; die Heiden fürchten sich des Unrechts, den römischen Bürger zu geißeln O, noch heute ist die griechische Sprache verständlicher als die hebräische, das polizeiliche Recht bei den Kindern dieser Welt eachteter als das Recht der Heiligen bei verfinsterten ’indern des Lichts! (Besser·) b. V. 80—Kap. W, 11 s§ 165). Durch den bis· herigen Verlauf isk das Interesse dek- ohersieii haupt- mann5, die wirkliche Beschwerde det- Juden gegen paulam zu ermitteln, noch gesteigert; daher veranlasst er am nächsten Tage eine Zusamnteniiiinst der Mit« glieder des hohenrnths, lallt den Ilposiel von seinen Banden lösen, non der Burg hinabsiihren und dem hohenrath gegenübcrskellcnz so kontmt es zur« zweiten Verantwortung, und zwar vor der geistlichen Behörde selber, in weiche: aber sofort Zcviespalt unter« den saddus cäisch nnd den pharisäisch gesinnten lliitgliedern ent- steht, als Paulus- erklärh das! er un! der Hoffnung und Auferstehung der Todten willett als ein Auge— klagt» not« ihnen siehe, so dass es zu keinem wirk- Paulus wird des andern Tages von dem Oberhauptmann vor den Hohenrath gestellt. Eichen Austrag der Sache kommt, sondern der oberste hanpiniann seinen Gefangenen wieder znriicti nimm! in die Klug. 30. Des andern Tages [Donnerstag, den 18. Mai] wollt er sder Hauptmann] gewiß er- kunden, warum er sder gefangene Paulus] ver- klaget würde von den Juden, und lbsete ihn von den Banden sin denen er ihn auch nach Abnahme der zwo Ketten 21, 30 dennoch behalten hatte, weil er ja immerhin noch ein Gefangener war, jetzt aber galt es, ihn behufs seiner Verant- wortung auch dieser Bande zu entledigen], und hieß die Hohenpriester und ihren ganzen Rath [zusammen-] kommen sin dem Sitzungslokalsbeim Tempel Matth. 27, 1 Anna] und sithrete Paulum hervor [besser: hinab, nämlich aus der höher gelegenen Burg nach jenem Sitzungslokale] und stellete ihn unter sie« sindem er selber gegen- wärtig blieb]. Das 23. Kapitel. Paulus wird auf seine Verantwortung nor dem Ratt) zu Jerusalem geschlagen, non dem iglsrrn getröstet und aus gefahr erledigei 1. Paulus aber sahe lda niemand das Wort ergriff, ihn zu ver-hören] deu Rath smit festem, freiem Blick, in welchem sich die Bereitwilligkeit zu jedweder Verantwortung spiegelte 1. Petri 3, 151 an und sprach: Jhr Wtiinneu lieben Brüder [die ihr mit mir Eines Volkes seid Kap. 2, 29; 3, 12 u.17; 13, 26; 15, 7], ich habe [was mein Verhältnis; zur Theokratie, mein Verhalten in der Bürgerschaft des Reiches Gottes betrifft Phil. 1- 271 mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott soon Jugend an] bis auf diesen Tag. 2. Der Hohepriester aber, Ananias, süber solche Rede des Apostels in Zorn ergrimmend] befahl denen, die um ihn stunden sden Dienern] daß sie ihn auss Maul schlugen. 3. Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen [mit einem gewaltsamen Tode, den er über dich verhängen wird], du getünchte [von außen schön angeweißte, inwendig aber aus schmutzigem Lehm bestehende] Wand. Sitzest du [als Mitglied des Hohenraths in dem geistlichen Gericht Israel-s] und richtest· mich swie du mit solchem Sitzen dir den Anfchein giebst] nach dem Gesetze, und heißest sann, statt meine Verantwortung zu hören und meine Sache zu untersuchen] mich schlagen wider das Gesetz sdas eine Bestrafung ohne ordentliches Verhör und rechtmäßiges Urtheil nicht gestattet Joh. 7, 51]? 4. Die aber umher stunden kund sich ihres Herrn annehmen zu müssen glaubten V. Z; Joh. 611 18, 22], sprachen: Schiltst du den Hohenpricster Gottes? sdenn das ist er, gegen den du dein Wort geschleudert hast.] 5. Und Paulus sprach: Lieben Brüder, ich wußt es nicht, daß er der Hohepriestcr ist ssonst würde ich jenes Wort, das einen göttlichen Fluch ankündigt, um des göttlichen Gebots willen zurück- gehalten haben «2. Petri Z, 10 s.; Judä V. 8 ff.]. Denn es stehet geschrieben sin 2. Mos. 22, 28]: Dem Obersten deines Volks sollst du nicht fluchen» «) Bei diesem Verse fragt es sich, ob alles insge- sammt, was darin von dem Oberhauptmann erzählt wird: a) er wollte gewiß erkunden, warum Paulus von den Juden verklagt würde, b) er lösete ihn von den Banden, c) er hieß die Hohenpriester und ihren ganzen Rath kommen (nach besserer Lesartx zusam- menkommen), d) er führete Paulum hervor (beffer: hinab) und stellete ihn unter sie —— unter das voran- gestellte: ,,des andern Tages« zu stellen oder aber ein Unterschied zu machen sei zwischen dem, was er für den andern Tag sich vornahm und an demselben auch wirklich ausführte (a u. d), und dem, was er im Zu- sammenhange mit V. 28——29 noch an dem heutigen Tage selber that (b u. c). Die erstere Ansicht ist die- fertige, auf welche man zuerst verfällt, wenn man den Text liest, und liegt auch der Luther’schen Uebersetzung zu Grunde; aber es entsteht nun die große Schwierig- keit, warum Lysias, von dem es doch in V. 29 hieß: ,,er fürchtete sich, da er vernahm, daß Paulus römisch war, und er ihn gebunden hatte«, den Apostel für diesen Tag noch in feinen Banden beließ und dessen Lösung erst am andern Tage behufs des Verhörs vor dem Hohenrathe vornahm. Zur Behebung dieser Schwierigkeit hat man entweder angenommen, die Worte: »und er ihn gebunden hatte« seien nicht auf das Anlegen der zwo Ketten in Katz. 21, 38 zu be- ziehen, sondern auf das Anbinden mit Riemen an den Pfahl für den Zweck der Geißelung in Kap. 22, 25; oder, wenn man jene Beziehung festhalten zu müssen glaubte, hat man dem Lysias das Verfahren einer trotzigen Consequenz Schuld gegeben, nach welcher der stolze Römer trotz seiner Furcht es doch nicht habe über sich gewinnen können, durch sofortige Entfesselung des gering von ihm geachteten Juden sich eine Blöße zu geben. Indessen tragen beide Erklärungsversuche den Charakter des Gemachten, Unnatürlichen an sich und find bloße Erzeugnisse der Verlegenheit. Einige Ausleger sind daher auf die andere Ansicht verfallen und haben den Sinn unsers Verfes dahin angegeben: Jn der Absichh am folgenden Tage sich genauer über das etwaige Verbrechen des Paulus zu informiren und damit das bisher noch unerwiesen gebliebene Recht zu seiner Fesselung, wenn dasselbe dennoch vorläge, zu erhärten, ließ der Oberhauptmann, feiner Furcht ent- sprechend, die Fesseln für heute fallen, indem er gleichs zeitig für morgen eine Sitzung des Hohenrathes veran- laßte; am andern Tage führte er denn wirklich den Apostel dem Synedrium vor. Man behält jedoch auch bei dieser Auffassung insofern das Gefühl der Nichts befriedigung, als die Vertheilun des Inhaltes von V. 30 auf zwei Tage um des kso bestimmt voran- gestellten ,,des andern Tages« willen als etwas Gewalt- sames, dem Text Aufgedrungenes sich zu erkennen giebt; und darum ziehen wir lieber die Richtigkeit der hergebrachten Lesart in Zweifel. Jedenfalls ist die herkömmliche Lesart schon in dem Punkte falsch, wenn es heißt: ,,Lysias hieß die Hohenpriester und ihren 394 6-12 »Apostelgeschichte 23, 5. ganzen Rath kommen« Eises-h, wofür unbedingt stehen muß: ,,zusammenkommen« gmxiixlästii — über der Schlußshlbe des voran·gehenden stät-soc»- ging die Anfangssylbe von cui-stoss- verloren); denn die jüdische Behörde hatte sich nicht zu dem römischen Hauptmann nach der Burg Antonia hinauf zu verfügen, sondern dieser hatte sich mit seinem Gefangenen nach ihrem Sitzungssaal hinab zu begeben (auch Luther’s Ueber- setzungx .,,führete— ihn hervor« beruht auf jener irrthümlichen Vorstellung). Nun ist aber auch der Zusatz: »von den Banden« zu dem Worte: ,,lösete ihn« zweifelsohne eine bloße Zuthat der Abschreiber, die den Text vervollständigen wollten, aber damit nur ihn verwirrt haben; die ,,Bande« in Kap. 21, 33 nämlich oder die zwo Ketten hat Lysias dem Paulus bald ab- genommen, da er vernahm, daß er römisch war, und wäre am Schluß von V. 29 zu den Worten: »und er ihn gebunden hatte« vielmehr ein Zusatz, dahin zu machen: ,,weshalb er denn die zwo Ketten ihm ab- nehmen und für die weitere Gefangenschaft nur eine leichtere Fesselung anlegen ließ«- Aber auch diese leichtere Fesselung wurde dem Apostel abgenommen, als Lhsias ihn des anderen Tages hin vor den Hohen- rath stellte, um sich da zu verantworten; erst in Kap. 23, 10 wurden ihm die leichteren Bande wieder an- gelegt, als der Hauptmann ihn aufs Neue in seinen Gewahrsam nahm, und so erscheint er in Kap. 23, 18 zwar als gebunden, aber doch nur mit einer Kette belastet, zwar als noch in Untersuchungshaft befindlich, aber doch nicht mehr als schon im Voraus zum Ver- brecher gestempelt «) er Jnhalt dieser fünf Verse hat die Ausleger von verschiedenen Seiten her gar sehr in Verwirrung gebracht, o daß es bei ihnen geradezu üblich geworden ist, den postel nicht nur der Formlosigkeit bei seiner Anrede, sondern auch der Uebereilung bei seinem Strafwort an Ananias zu zeihen; zu jener habe er sich durch ein zu starkes Selbstbewußtsein und zu dieser durch leidenschaftlicheErregung fortreißen lassen, sein Wort der Entschuldigung mit dem Nichtwissen aber sei als eine Zurücknahme der an eblichen Beleidigung zu fassen, und da nun dieses Hichtwissen unmöglich in Wirklichkeit habe stattfinden können, so beruhe seine Entschuldigung im Grunde auf einer Nothlüge Wäre eine solche Auslegung richtig, so müßten wir freilich irre werden an der Zuverlässigkeit derjenigen Zusage, die der HErr feinen Aposteln in 9Jiatth. 10,19f.;Luk. 21, 14f. giebt; Paulus wäre dann in diesem so wich- tigen und entscheidenden Augenblicke, wo es sich wenxkger um seine eigene Person und sein weiteres Schi sal handelte, als um Erfiillung der gleich bei seiner Be- kehrung ihm gestellten Berufsaufgabe (9, 15), Christi Namen zu tragen vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel, geradezu vom Geiste Gottes verlassen und, gleichwie vorhin von den fanatischen Juden der römischen Macht aufgenöthigh so nun von dem HErrn, um defsentwillen er litt, an die Mißgriffe des eigenen, menschlich-fleischlichen Eifer- geistes hingegeben gewesen. Wir haben aber Urfach, viel mehr an der Weisheit der auf die angegebene Weise urtheilenden Exegeten, als an der Weisheit des HErrn zu zweifeln, der sein ,,auserwählt Rüstzeug« gewiß da im Reden und Handeln auf’s Beste geleitet hat, wo in demselben seine neutestamentliche Gemeinde dem durch Ananias vertretenen, nun völlig in Un- glauben und Fanatismus aufgelösten und dem Gericht preis ugebenden Judenthum behufs gegenseitiger Aus- einan ersetzung und schließlicher Scheidung gegenüber- stand· Vergegenwärtigen wir uns die schwierigen Punkte zuvörderst in dem, was V. 1 erzählt, so fällt es auf, daß Paulus eine Eröfsnung der Verhandlung von Seiten des Hohenraths als der untersuchenden Behörde nicht erst abwartet, sondern ohne Weiteres selber das Wort ergreift; daß er ferner, indem er zu reden beginnt, die Mitglieder des Hohenrathes mit seinen Bl1cken fixirt, und daß er endlich seiner nun folgenden Verantwortung eine Anrede vorausschickt, mit welcher er sich den Hohenpriestern und Aeltesten vollkommen gleichstellh so daß er nur als ein Jsraelit den Jsraeliten gegenübersteht, wenn er sagt: ,,ihr Männer, lieben Brüder« (vgl. Kap. Z, 12.17; 5, 35; 13, 16 u. 26), nicht aber als ein Verklagter seinen Jnquisitoren und Richtern, wie Petrus in Katz. 4, 8. Der letztere Punkt ist es nun, der uns den richtigen Gesichtspunkt zur Würdigung der obwaltenden Ver- hältnisse und zur Beurtheilung des Verhaltens Pauli eröffnet: dieser befindet sich nämlich in der That jetzt nicht mehr unter der Gerichtsbarkeit des Hohenraths Diejenggem die er am Tage zuvor noch: ,,ihr Männer, lieben rüder und Väter« anreden konnte (22, 1), haben ihn, als er nun seine Verantwortung gethan, der Sache nach bereits hinausgestoßen aus der Volks- gemeinschaft; ihr Urtel er ing auf seine Tödtung als eines Gotteslästerers und falschen Propheten, und sie hätten es auch sicherlich mit der Steinigung vollstreckt, wenn sie hätten thun dürfen, was sie wollten (22, 22 f.). Daß er noch am Leben sich befindet, ist lediglich eine Folge davon, daß die römische Behörde, der sie ihn mittelbar überantwortet haben, sich seiner angenommen; und daß nun diese vollständig und allein seine Richterin ist und weder das jiidische Volk noch der Hoherath fernerhin noch Recht und Gewalt über ihn hat, deß ist ein Zeichen die Gegenwart des Hauptmanns bei der jetzigen Verhandlung, die der Hoherath auch gar nicht aus eigener Machtvollkommenheit und für sein eigenes Jnteresse vorgenommen hat, sondern damit nur dem Befehle eben dieses mitanwesenden Haupt- manns nachkonimh weil derselbe sich für sein weiteres Verfahren informiren will. Es wäre da eine Ver- rückung des Schwerpunktes und eine Verdunkelung der wirklichen Sachlage gewesen, wenn der Apostel mit einer Anrede seine Verantwortung hätte einleiten wollen, durch welche er sich als einen noch unter der Macht und dem Spruch dieses Gerichtshoses Stehenden charakterisirt hätte; der Hoherath hatte hier eben weiter nichts zu thun, als den römischen Hauptmann in einer Sache aufzuklären, in die er sich auf seinem Iidnischen Standpunkte nicht zu finden vermochte. erselbe hatte sich am Tage zuvor, als er seinem Ge- fangenen erlaubte, zu dem Volke zu reden, aus dem, was dieser nun Vortrag, soviel abgenommen, daß es sich um religiöse Dinge von ganz eigenthümlicher Art handele, um Parteistreitigkeiten und Sektenunterschiede, für die ihm alles Verständniß abging; einen Auf- wiegler wider das römische Regi1nent, wie er anfangs geglaubt, als er den Paulus gefangen nahm und ihn für jenen Eghpter ansah, der vor Jahresfrist sein Wesen getrieben, hatte er in dem Manne nicht vor sich, ebenso keinen gemeinen Verbrecher, das hatte er schon durchschaut. Er hätte von seinem Standpunkte aus ohne Weiteres ihn freigeben können; aber er sah nur zu gewiß voraus, daß, sobald er das thäte, die fanatischen Juden über den Freigegebenen von Neuem in der Weise, wie früher (2l, 30 f.), herfallen und, wie sie hernach auch wirklich sich dazu schon an- schickten (V. 10), ihn zerreißen würden, und so mußte er den Hohenrath zu Hilfe nehmen, nicht damit dieser über Paulum richte, sondern ihm selber Einsicht darein verschaffe, was denn das Volk so sehr wider denselben erbittere und in welcher Weise wohl der fanatischen Pauli Anrede an den Hohenrath und sein Drohspruch wider den Hohenpriester 6I3 Aufregung gesteuert werden möge. Letzteres nun war für den Hohenrath eine so prekäre und heikle Sache, daß wir uns wohl denken können, wie Ananias es vermied, feiner eigentlichen Würde entfprechend, da er mit dem aktiven Hohepriefterthum auch das Amt des Vorsitzenden im Hohenrath vereinigte (Matth. Z, 4 Anm.), den Präsideiitenftuhl einznnehtnem und es vor- zog, ihn für dies Mal dem Ab-Beih-Din als Vice- Präsidenten einzuräumen; es handelte sich ja hier mehr um eine Rechtsberathung im Interesse des römischen Hauptmanns, als um eine Rechtsentfcheidung nach eigenem Ermessen, und da schien dieser Vicepriisident ihm geeigneter, die Verhandlung zu leiten und das Schlußurtheil abzugeben, zumal er als Sadducäer (Kap. 5, 19) auch persönlich sich nicht besonders dazu disponirt fühlte, eine mehr die Pharisäerpartei be- rührende Angelegenheit zum Austrag zu bringen. Dem Paulus, als er dem Hohenrath vorgeführt wurde, war es natürlich von selber nicht bekannt, daß der- jenige, welcher dies Mal den Vorsitz führte, nicht der eigentliche Nasi oder Präsident sei, er mußte ihn viel- mehr für den letzteren halten; den Ananias, der schon seit dem J. 48 n. Chr. fungirender Hoherpriester (wenn auch mit zeitweiliger Abwesenheit von Jerusalem um’s J. 52) war, kannte er wohl kaum von Person, zudem aber war der fungirende Hohepriester nicht eo ipso schon auch immer der Nasi, sondern beide Würden waren oft genug von einander getrennt, es hätte also nur eine unmittelbare Erleuchtung des heil. Geistes ihm Einsicht in die ganzen Personal- und Zeitverhält- nisse verschaffen können, bei dergleichen Dingen aber ist eine solche Erleuchtung nicht an ihrer Stelle. Jn- dessen auch der Ab-Beth-Din, der den Vorsitz und die Leitung der Verhandlung übernommen, wußte nicht, wie er seine Sache angreifen sollte: und warum wußte er es nicht? Es war so ungemein einfach, dem römischen Oberhauptmann die von ihm gewünschte Aufklärung zu geben, wenn man hätte Gott die Ehre geben wollen durch Festhalten an der Wahrheit; denn die Hohenpriester und der ganze Rath mußten wissen, und wußten es auch ohne Zweifel, was Paulus am Tage vorher im Tempel gethan und daß die wider ihn erregte Wuth des Volkes nur die Frucht einer auf lügenhafter Jnsinuation etlicher ausländischer Juden beruhenden Agitation war (Kap. El, 26 ss.), und da hätte denn eine kurze, offene Darlegung des Sach- verhalts den Hauptmann sofort aus seiner Unkenntniß reißen und den Apostel aus feiner Gefangenschast be- freien können. Aber letzteres wollte man eben nicht; man theilte ganz die Gesinnung des Pöbels in Kap. 22, 22x »hinweg mit solchem von der Erde, denn es ist nicht billig, daß er leben soll«, und da nun jetzt, dem römischen Oberhauptmann gegenüber, nicht mehr ein solch tumultuirendes Verfahren, wie vormals bei dem Verhör des Stephanus (Kap. 7, 54 ff.), sich be- werkstelligen ließ, sondern ein wirklicher Rechtsgrund vorgelegt werden mußte, wenn es mit der Gefangen- schaft des Apostels auch zu einer Verurtheilung des- selben kommen sollte, so befand man sich natürlich in einer sehr peinlichen Lage, wie man dem Manne bei- kommen möge, und wußte nicht, wie die Verhandlung sich auch nur mit einem Schein des Rechten wider ihn eröffnen ließe, damit der jiidische Gerichtshof vor dem römischen Rechtsvertreter sich nicht bloßstelle. Da ist es denn sehr erklärlich, daß Paulus mit freiem, offenem Blick, als der durch seine Bekehrung zu Christo mit nichten von dem Gotte Jsraels abgefallen, wie sie meinen, die rathlosen, vom eigenen Gewissen ge- schlagenen Rathsleute anschautksund, ihnen aus ihrer Verlegenheit helfend, die Verhandlung mit dem Selbst- zeugniß eröffnet: ,,Jhr Männer, lieben Brüder, ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott bis auf den heutigen Tag«. Dies Wort, mit welchem er seine Stellung zur Theokratie (7s.s7ko2.-'kx»nocr, vgl. Phil. I, 27), um die es sich ja ausfchließlich handelte, charak- terisirt, soll noch keine Strafe für sie sein, sondern eine Handreichung der Liebe: der Apostel inöchte auch ihr Gewissen zu einem guten machen, möchte es von dem Banne der Selbftverstockung befreien, daß sie sich ent- schließen, Gott die Ehre zu geben, der nicht mehr einen Dienst verlan t im alten Wesen des Buchstabens, sondern im neuen esen des Geistes (Röm. 7, 6l; und wenn sie Beweis für die Wahrheit seines Selbstzeug- nisses verlangen, so ist er als Bruder den Brüdern auch zu solcher weiteren Handreichung bereit durch eine Wiederholung seiner geftrigen Verantwortung (22, 3 ——21). Mit allem guten Gewissen hat er gewandelt vor Gott schon damals, als er auch ein solcher Eiferer um Gott war, gleichwie sie alle es jetzt noch sind (Phil. 3, 6; Z. Tim. 1, 3); er hat es wenigstens aufrichtig gemeint mit seinen Maßnahmen wider die christliche Gemeinde und nur unwis f end , im Unglauben gehandelt, wenn er damals ein Lästerer und ein Ver- folger und ein Schmäher war (1. Tini. 1, 13). Aber er mußte, nm ferner mit allem guten Gewissen wan- deln zu können vor Gott, der göttlichen Stimme und Weisung folgen, als es dem HErrn gefiel, feinen Sohn in ihm zu offenbaren, daß er denselben durch’s Evan- gelium verkündigen sollte unter den Heiden; sein als- baldiges Zufahren und sich nicht darüber mit Fleisch und Blut Besprechen (Gal. 1, 16) war eine Frucht seiner Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe. Ehedem, so läßt sich seine Meinung kurz wiedergeben, regierte der Gott Jsraels sein Leben, der durch die Stimme der auf’s Mosis Stuhl Sitzenden zu ihm redete, und da war es freilich, was sein Schnauben mit Drohen und Morden wider die Jünger des HErrn betrifft, nicht gerade gut mit ihm bestellt; jetzt aber beherrscht ihn der Gott, der durch feine Stimme vom Himmel vor Damaskus, durch seinen beglaubigten Knecht Ananias in jener Stadt und durch die Erscheinung im Tempel zu Jerusalem ihn herumgeholt von dem Wege des Verderbens und erleuchtet hat mit dem Lichte der Lebendigen, und da steht es allerdings anders mit ihm, als mit seinen vormaligen Gesinnungsgenossen, die noch jetzt dem heil. Geist widerstreben. Paulus darf diese Gedanken nur andeuten, da versteht ihn der Hohepriester auf seinem Sitze unter den gewöhnlich en Mitgliedern des Hohenraths sofort, und läßt ihn, nun doch seine Nasi-Würde geltend machend, obgleich er sich ihrer für die jetzige Verhandlung begeben hatte, auf’s Maul schlagen: er soll überhaupt nicht reden, so lange er noch nicht gefragt sei; er soll aber am wenigsten in dieser Weise reden, daß er sich zum Ge- wissensrichter seiner Richter aufwerfe. Dies Verhalten des Ananias ist ganz seinem Charakter als Sadducäer (Joh. 11, 49 Anm.) entsprechend; auch in der rabbinischen Tradition ist er um seines brutalen und gewaltthätigen Wesens willen berüchtigt, wozu bei ihm noch eine un- ersättliche Habgier kam, so daß er z· B. unter dem Landpfleger Albinus (von 62—64 n. Chr.), als er schon seit dem I. 59 nicht mehr Hoherpriester war, durch seine Knechte den Priestern den Zehent von den Tennen wegnehmen ließ, wie er überhaupt mit jenem Blut- sauger ganz und gar gemeinschaftliche Sache machte. Hiernach ist es keinenfalls, wie die Ausleger in der Regel meinen, leidenschaftliche Erregung wegen des persönlich empfangenen Schlages, wenn der Apostel dem Ananias das Wort in V. 3 zuruft, sondern es ist der HErr durch seinen Geist, der ihn also zu reden 614 Apostelgeschichte 23, 6—9. treibt; das Wort der Strafe: ,,du getünchte Wand« erinnert ja stark genug an Christi ei enes Strafwort in Matth. 23, 27., und das Wort der rohung: »Gott wird dich schlagen« ist ein eigentliches P r op h ete n w o r t, das sich einige Jahre später auch erfüllt hat. Am 17. August des J. 66 nämlich, als in Jerusalem der Sohn jenes in Kap. 5, 37 erwähnten Judas aus Galiläa sein Wesen trieb (Anh. I1, d. 4), wurde Ananias aus seinem Versteck in der Wasserleitung eines Palastes hervorgezogen und von den Aufständischen ermordet; da erfüllten sich in recht handgreiflicher Weise an ihm die Drohungen des göttlichen Worts in Pf. 82 wider dergleichen ungerechte, tyrannische Richter in der Gemeinde Gottes, wie er ja deren einer in ganz besonders hohem Maße war, und nun das Drohwort auf ihn persönlich anzuwenden und den generellen luch zu einem individuellen für ihn zu machen im Aussprechen einer Last, die auf ihn gelegt wird und an der er sich zu Tode tragen soll (Jes. 13, 1), dazu empfängt Paulus hier, acht Jahre zuvor, ehe sein Wort sich erfüllt, den Prophetenberuß daher er auch feinen Ausspruch nicht in Wunfchform kleidet, sondern als weissagende Ankündigung wälze-r) vorträgt. Er richtet ihn gegen denjenigen aus dem Hohenrath, der ohne allen Grund und Ursach ihn hat schlagen lassen, in dem sich ihm also die thrannische Willkür und gewissenlose Unterdrückung der Geringen und Armen auf Seiten dieser ,,Götter und Kinder des Höchsten« (Ps. 82, S) fühlbar verkörpertz wenn er nun gleich weiß, daß zu jetziger Zeit ein Ananias das gottes- dienstliche Hohepriesterthum bekleidet, so hat er doch schwerlich diesen Ananias von Person gekannt. Seit 22 Jahren sind ja seine persönlichen Beziehungen zu den Gliedern des hohepriesterlichen Geschlechts und des Hohenrathes in Jerusalem abgebrochen: und ob er gleich im Laufe dieser Zeit vier Mal in Jerusalem gewesen (Kap. 9, 26 ff.; 12, 25; 15, 2 ff.; 18, 22) und da auch mehrmals den Tempel besucht hat, so kommen doch hiervon die beiden ersten Male in Abzug, weil da Ananias überhaupt noch nicht Hoherpriester war, beim dritten und vierten Male aber hat er keinenfalls den Hohepriester gelegentlich seiner Amtsfuiietion kennen gelernt, indem diese nur im Priestervorhof und haupt- sächlich am großen Versöhnungstage stattfand. Woraus sollte er nun bei der gegenwärtigen Verhandlung sich abnehmen, daß er in dem, mit dem er es zu thun hatte, den Hohepriester Ananias vor sich habe? Weder kennzeichnete ihn die hohepriesterliche Kleidung als Jnhaber des gottesdienstli then Hohepriesterthums, denn diese wurde nur für die Festzeiten aus ihrem Verwahrsam hervorgeholt, keineswegs aber, wie Manche voraussehen, auch bei den Rathssitzungen getragen; noch gab ihn sein Sitzplatz in der Rathsversammlung als den Träger des obrigkeitlichen Hohepriester- thums (Luk. Z, 2 Anin.), als den Nasi zu erkennen, denn den Präsidentenstuhl nahm für dies Mal, wie wir oben vermuthet haben, der Vicepräsident ein. Diese unsre Vermuthung ist ein viel einfacheres und zulässigeres Auskunftstnitteh die Schwierigkeit des von Paul11s behaupteten Nichtwissens zu lösen, als die mancherlei andern Erklärungsversuche, von denen der gewöhnlichsta schon bei Augustin, Luther und Calvin sich findende der ist, das Wort des Apostels habe einen ironischen Sinn (vgl. 2. Tor. 12, 13): dem, welcher mit so schreiendem Unrecht seine Richterthätig- keit beginnt, kann man es nicht ansehen, daß er der Hohepriester Gottes seiyer hat sich ja selber ganz un- kenntlich gemacht«, wodurch aber der folgende Satz: ,,(ich hätte sonst nicht also geredet) denn es stehet ge- schriebenx dem Obersten deines Volkes sollst du nicht fluchen« zu einer bloßen Alfanzereiherabgewürdigt wird. Nein! nicht im moralischen Sinne durch sein Be- tragen hat sich Ananias für den Apostel unkenntlich gemacht, sondern im leiblich en Sinne durch Abtreten seines Präsidiums an einen Andern, weil er in der diesmaligen Angelegenheit seinem Amte nicht dienen wollte. Das nun kommt der Sache des Reiches Gottes insofern zugute, als jetzt Paulus ohne Verletzung des Buchstabens des Gesetzes (2. Mos. 22, 28) im Namen des HErrn ihm fluchen kann, womit die christliche Gemeinde juridisch sich lossagt von aller weiteren Gebundenheit an den jüdischen Gerichtshof, wie die Apostel sie noch in Kap. Z, 26 ff. so gewissenhaft beobachteten trotz aller Ungerechtigkeit, die sie von dem- selben erfuhren, und sich zur Richterin über ihre bis- herigen Machthaber erhebt zum Vorspiel dessen, was einst den Heiligen überhaupt und in viel weiterem Um- fang bestimmt ist (1. Tor. S, 2f.). Das Schelten oder Fluchen des Apostels gilt übrigens, wie das von ihm angeführte Wort des Gesetzes beweist, dem Ananias nicht sowohl von Seiten seines gottesdienstlichem als von Seiten seines obrigkeitlichen Hohepriesterthums; im hebräischen Grundtext steht nämlich für ,,Oberster« das Wort Nasi, nach welchein der Fürst oder Präsident des Hohenrathes seinen Titel führte. Mit verbundenen Augen gleichsam hat Paulus seinen Spruch gethan; er nimmt denselben nicht etwa zurück, als die Um- stehenden ihm die Binde von den Augen nehmen, in- dem sie ihn darauf aufmerksam machen, daß er in dem Manne, den er gescholten, den Hohenpriester vor sich habe, auch beschuldigt er sich nicht einer Uebereilung, wenn er auf sein Nichtwissen sich beruft, der Spru bleibt vielmehr stehen und nur das wird erklärt, da es dem Apostel bei seiner gewissenhaften Unterwerfung unter das göttliche Gebot nicht würde möglich gewesen sein, ohne die Binde vor den Augen in Beziehung auf die amtliche Würde dessen, wider den er geredet, seinen Spruch zu fällen. Dadurch wird letzterer desto- mehr u einem Spruche des HErrn selber. Jn ähn- licher age (Joh.18, 19 sf.) wollte einst der HErr den- jenigen Hohenpriester nicht schelten, der es ruhig mit ansah, daß sein Diener dem von ihm Verhörten einen Backenstreich gab, und der damit dessen That zu seiner eigenen machte: damals war noch die Zeit göttlicher Geduld und christlichen Leidens, jetzt aber hat das Maß der Gnade sich erschöpft und die christliche Ge- meinde soll fortan suceessiv losgelöst werden von ihrem Verbaiide mit der jüdischen Shnagoge, bis sie dann nat? acht Jahren ganz aus ihr herausgeführt werden Wir . S. Als aber Paulus wußte, daß ein Theil [von den Mitgliedern] Sadduccier war und das andere Theil Pharisäer ler also durch seinen Con- flikt mit dem Haupt jener ersten Partei, bei wel- cher ohnedies der Zugang zu dem Herzen von Haus aus ihm verschlossen war, noch nicht den ganzen Rath dergestalt wider sich aufgebracht hatte, daß es ihm nicht mehr möglich gewesen wäre, den andern Theil für die Wahrheit des Evangelii zu gewinnen], rief er fmit lauter Stimme Joh. f, 2EZ. 371 im Rath: Ihr Mannen lieben Bruder, ich bin ein Pharisaer und eines Pharisaers Sohn snach besserer Lesart: ein Sohn von Phari- säern, d. i. ich habe pharisäische Anschauung und Gesinnung nicht erst persönlich mir angeeignet, sondern schon als alte Familientradition über- Zwiespalt unter den beiden Parteien des Hohenraths bei des Apostels weiterer Rede. 615 kommen 2. Tim. l, 31]; ich werde angeklagt Um der Hoffnung sJsraels Kap. 28, 20] und sum der] Auferstehung willeii der Todten sdie in Christo Jesu zu einer Thatsache geworden Kap. it, 2]. 7. Da er aber das sagte, ward ein Aufruhr unter den Pharisäern und Sadducäern sdaß die eine Partei sich wider die andere erhub], und die Menge sder Versam1nelten] zerspaltete sich. 8. Denn die Sadduciier sagen, es sei keine Auferstehung [Matth. 2-2, 23], noch Engel, noch [körperloser] Geist [so daß also die Nienschen nach ihrem Tode nicht mehr fortdauerteii Weish 2, 1 ff.], die Pharisäer aber bekennens beidessgleichwie eine Auferstehung der Todten, so auch ein Fortbestehen der Seele bis dahin, nebst dem Dasein der Engel als reiner — nieri —— Geister]. 9. Es ward aber ein groß Geschrei [im Rathszimmers Und die Schriftgelehrten, der Pharisäer Theil, stunden auf [wider den andern Theil, die Sadducäers stritten und sprachen: Wir finden nichts Arges an diesen: Menschen sdaß er sollte wider die-s Volk, wider das Gesetz und wider diese Stätte lehren Kap. 21, 28]; hat aber swas seine Bekehrung zu Jesu von Nazareth be- trifft] ein Geist oder ein Engel mit ihm sauf dem Wege nach Damaskus, wo er eine himmlische Erscheinung gehabt zu haben behauptet Kap. 22, 6 ff] geredet, so können wir [da das nicht blos möglich ist, sondern auch als ganz wahr- scheinlich uns vorkommt] mit Gott nicht streiten sdaß wir wollten um solcher Bekehrung willen ihn zur Verantwortung ziehen Kap. 5, 39]. Der arme Paulus! Nachdem er bei Lebzeiten durch so viele und schlimme Gerichte der Menschen hindurch- gegangen und zuletzt auch sein Leben zum Opfer ge- bracht, wird er nunmehr, da er doch einen guten Kampf gekämpfeh den Lauf vollendet, Glauben gehal- ten hat und ihm beigelegt ist die Krone der Gerech- tigkeit, von den Exegeten scharf in das Gericht ge- nommen, die schon vorhin ihn entweder heftig an- klagten oder schlecht vertheidigten, und die auch hier entweder allerlei Blößen an ihm aufdecken oder aber in einer Weise die vermeintlichen Blößen zudecken, bei der er erst recht seiner apostolischen Weisheit und Un- sträslichkeit entblößt wird. Paulus, in seiner Ver- theidigungsrede V. 1 unterbrochen, so heißt es bei dem einen Ausleger, schlägt den Weg der Klugheit ein und fucht die ungerechten Richter unter sich zu entzweien , indem er den Hauptpunkt des christlichen Glaubens an die Auferstehung Christi und überhaupt der Todten als Klagepunkt heraushebt, während es doch eigentlich die Lehre· des Apostels vonnGesetze war. Und ein anderer spricht seine Ansicht dahin aus: mit großer Geistesgegenwart und Klugheit ergreift Paulus, der nach dem, was vorhin geschehen, nun wußte, daß hier eine plane und gerade Verantwortung, wie er in V. 1 sie begonnen, ganz unstatthaft sei, so- fort ein bei der Gereiztheit der Gemüther desto wirksameres Mittel, die beiden ihm wohlbekannten Parteien des Hohenraths in Conflikt mit einander zu brin en, dadurch aber zeitweilig die größere Partei, die er Pharisäer, für seine Person nnd Sache zu stimmen. »Mehr Schlauheit als Redlichkeit«: das ist nun allerdings das Facit, in welches dergleichen Dar- stellungen auslaufen; es würde aber ein schlechter Trost sein, wenn wir über solchem Ergebnis; uns damit be- ruhi en wollten, daß es sich ja hier nicht um dog- matische Punkte handele, sondern nur um das sittliche Seldstverhalten. Bei ihrem Vortra der christlichen Glaubenslehren seien freilich die Zlpostel vom heil. Geist in alle Wahrheit geleitet worden, so behaupten nicht selten die Schrifterklärer der sog. gläubigen Rich- tung; wenn sie dagegen bei ihrer Darstellung des christ- lichen Glaubenslebens als auf ihren eigenen Geist gestellt erschienen und da gar sehr als von dem Geist der Kinder dieser Welt re iert sich auswiesen, so müßten wir das mit in den Kaus nehmen, von dem Jünger abstrahiren und dafür lieber auf den Meister sehen. Solchem Raisonnement gegenüber müssen wir vielmehr behaupten, daß wir Christgläubigen gar übel daran wären, wenn wir auch an den Aposteln solche Prediger der Gerechtigkeit hätten, wie zu ihrer Zeit die Schrift- elehrten und Pharisäer waren, von denen der HErr agt: ,,alles, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut’s; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun«. Es ist unbestritten die christliche Ethik keine minder wichtige Wissenschaft als die Dogmatikz während aber für das persönliche Glaubensleben schon Luther’s Katechismus reichen Inhaltes genug sein dürfte, um die Seligkeit zu schaffen, ftellt unser Beruf, mitten unter einen: unschlachtigen und verkehrten Ge- schlecht lauter und ohne Tadel als Gottes Kinder zu wandeln und zu scheinen als Lichter in dieser argen und verfinsterten Welt, uns so schwierige Aufgaben, für die Christi eigenes Exempel noch nicht für sich allein alle vorfallenden Probleme löst, sondern es gilt wohl auch in Beziehung hierauf das Wort Christi, da er zu seinen Jüngern sagt (Joh. 14, 12), sie würden im Glauben an ihn die Werke auch thun, die er gethan, ja, in gewisser Beziehung noch größere, denn diese, wie denn z. B. die Stellung des Paulus dem un- gläubigen Judenvolke gegenüber insofern noch eine difficilere war, als er an demselben in anz ent- fchiedener Weise denjenigen Beruf zu ersüsen hatte, welchen überkommen zu haben er in Kap. 28, 25 ·. so bestimmt das Bewußtsein ausspricht Hatte nun unser Apostel in V. Z» durch eine innere Bewegung des Geistes gleichsam über sich selbst hinausgerückh Igen Ananias ein Wort gesprochen, das nach dein illen des HErrn diesem gesagt werden sollte als von ihm, dem HErrn, aber durch eine dem Hohenpriester als dem Obersten ihres Volks unterstellte mensch- liche Persönlichkeit nur dann gesagt werden konnte, wenn dieselbe in diesem Augenblicke nicht wußte, daß sie gerade mit dem Hohenpriester es zu thun habe, und war darauf der Apostel, alsbald nachdem er das Wort an den Mann gebracht, durch menschliche Vermittelung darüber aufgeklärt worden, gegen wen seine Rede sich gewendet, um jetzt jenem seinem Unter- gestelltsein unter den Gescholtenen gerecht zu werden mit der Selbsterinnerung an das in Unwissenheit über- tretene Gebot Gottes (V. 5): so werden wir auch bei dem, was in den vorlie enden Versen von seinem weiteren Reden und Thun erichtet wird, Christi selbst- eigenes Wirken um so weniger zu verkennen haben, als ja St. Lukas gleich in Kap. I, 1 durch die Worte: »das Jesus anfing, beide, zu thun und zu lehren« deutlich genug zu verstehen gegeben, daß wir der Apostel Thun und Lehren für die Fortsetzung und Vollendung des von Jesu gemachteii Anfangs betrach- ten sollen. Und in der That, wir wüßten nicht, wie der Apostel hätte weiser und den Absichten dessen, der , 6, 7; 15, 5). 616 Apostelgeschichte 23, 10-11. da gekommen zu suchen und selig zu machen, was ver- loren ist, entsprechender zu Werke gehen sollen, als er hier thut; namentlich kommt dafür in Betracht, was der Heiland speziell für sein auserwähltes Volk Jsrael zu thun sich vorgenommen und verheißen hatte, um es für sein Reich zu ewinnen, und wie wir bisher überall in der Apostelgefchichte prophetische Weissagungen haben sich in Vollzug setzen sehen, so fehlt es auch» an unsrer Stelle nicht an etwas, das sich verwirklicht. Was ist denn das? Nun, wir haben schon zu Joh. 9, 41 nachgewiesen, daß das Verhalten der im jüdischen Volke den Ton angebenden und dasselbe wie mit ihrem Geist beherrschendem so auch mit ihrem Sinn ver- körpernden Pharisäer und Schriftgelehrten dem HErrn Jesu gegenüber, solange er noch persönlich sich unter ihnen bezeugte, nicht charakteristischer dargestellt werden kann, als wie es in Hohel· 5, 2 u. 3 geschieht, wenn Sulamith, die nach der neuen, an Stelle der früheren vom Herausgeber selbst veranstalteten Bearbeitung dieses schwierigen Buchs in der L. Aufl. des Bibelwerks sür eine Repräsentation Jsraels, des dem Sohne Davids als seinem Bräutigam Verlobten Volkes zu halten ist, daselbst spricht: ,,Jch schlafe, aber mein Herz wachet. Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopft: Thue mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine Taube, meine Fromme; denn mein Haupt ist voll Thaues und meine Locken sind voll Nachttropfenl —- Jch habe meinen Rock ausgezogen, wie soll ich ihn wieder anziehen? ich habe meine Füße ewaschen, wie soll ich sie wieder besudeln?« Israel fühlte und ahnete es gar wohl, daß Gott in Jesu von Nazareth sein Volk heimsuche, daß dieser wahrhaftig der von den Propheten geweissagte Heiland und Selig- macher, der rechte Messias sei; auch den Pharisäern und Schriftgelehrten war ein Zug des Herzens zu ihm hin nicht fremd, sind doch wirklich ihrer etliche hernachmals dem Glauben gehorsam geworden (Kap. Was sie aber ihrer überwiegenden Mehr- zahl nach von diesem Jesus zurückhielt, ja zuletzt zu hartnäckigen Feinden und Widersachern desselben sie machte, das war einestheils ihre Unlust, von dem Lager, auf dem sie ihrem Fleische durch Veräußerlichung des Gesetzes es bequem gemacht, wie man für die Nachtruhe seine Kleider ablegt, sich zu erheben und von dem »Lehrer von Gott ekommen« Sinn und Gewissen für den geistlichen erstand der öttlichen Gebote sich schärfen zu lassen (Matth. 5, 20 .), und anderntheils ihr Gerechtigkeitsdünkeh wonach sie meinten, mit ihrer Beobachtun von allerlei äußerlichen Satzungen und mit ihrer Vo bringung von mancher- lei Werken der Gottseligkeit (Matth. 6, 1sf.; Mark. 7, 1ss.) ihre Füße gewaschen zu haben, daher sie denn die Hingabe an einen Sündenheiland, der auch Zöllner und Huren zu seinen Jüngern und Jüngerinnen an- nahm, für ein Wiederbesudeln der Füße ansahen. Lesen wir nun in Hohel. 5, 4 u. 5 weiter: »Aber mein Freund fteckte seine Hand durch’s Loch (durch die im oberen Theil der Thür befindliche Lake, um nach dem Thürschloß darunter zu greifen, den Nachtriegel an demselben von innen aus zurückzuschieben und so mit Gewalt sich Eingang zu verschafsen), und mein Leib erzitterte davor (weil ich merkte, daß es aus eine wichtige, unhintertreibliche Entscheidung jetzt ankomme). Da stund ich (denn. meine anfängliche Weigerung halb willig, halb unwillig aufgebend) auf, daß ich meinem Freunde austhäte«, wer sähe nicht, daß dieser Akt des roßen Drama’s in seiner letzten Scene eben da, als Paulus im Hohenrathe ausrusk ,,Jhr Männer, lieben Brüder, ich bin ein Pharisäer und eines Pharisäers Sohn; ich werde angeklagt um der Hoffnung und Auferstehung willen der Todten l« und die Pharisäer wirklich seine Partei ergreifen, vor unsern Augen sich abspielt? Ja, mit diesem Rufe des Apostels streckt der Freund Jesus Christus in der That (vgl. Kp.26, 27) seine Hand durch’s Lochz und der Ruf trifft auch die Herzen, für die er gemeint ist. Indem die Schrift- gelehrten, der Pharisäer Theil, sich von ihren Sitzen erheben, von den Sadducäern sich sondern und sprechenx »wir finden nichts Arges an diesem Menschen; hat aber ein Geist oder ein Engel mit ihm geredet, so können wir mit Gott nicht ftreiten«, bewahrheitet es sich: ,,mein Leib erzitterte davor; da stund ich auf, daß ich meinem Freund aufthäte«. Es war nur noch zu wenig, was dieser Theil bei seinem Streiten wider den andern sagte, zu wenig für den großen, entscheidenden Moment und zu wenig mit Rücksicht auf den nun schon länger als 31 Jahre dem Freunde ent- gegengebrachtem mit seiner sErhöhung an’s Kreuz und der Verfolgung seiner Gemeinde erhärteten Widerstand; sie hätten nicht blos« nichts Arges an diesem Menschen finden, nicht blos die Möglichkeit einer durch einen Geist oder einen Engel ihm zu Theil gewordenen Er- scheinung zugeben sollen, sondern bezeugen, das; der Mann recht und wohl gethan, und seinem Beispiele folgen dadurch, daß sie dem, dem Paulus erschienenen Sohne Gottes auf diese seine gewaltige Ueberredung durch einen Mann ihres» leichen zur Antwort gegeben hätten (Jer. 20, 7): »H rr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark gewesen und haft gewonnen«. Aber das mögen sie nicht; sie wollen doch immerhin in ihrer Stellung zu Jesu und seiner Sache sich einigermaßen noch con- sequent bleiben, wie ja das Sichconsequentbleiben dem HErrn gegenüber überhaupt derjenige Bann ist, den der Teufel alsdann auf das Menschenherz legt, wenn er schon so gut wie verlorenes Spiel hat, und nun doch noch als Sieger auf dem Platze bleibt. »Und da ich meinem Freunde aufgethan hatte, war er weg und (wo anders) hingegangen — so lesen wir in Hohel. 5, 6 u. 7 zum Schluß der dichterischen Weissa ungx ,,da ging meine Seele heraus (wie aus ihrem Teibe, d. i. ich erschrak bis in den Tod hinein) nach seinem Wort (besser: darum, daß er mit mir geredet hatte, ich aber hatte nicht gethan nach seinem Willen). Jch suchte ihn (nun draußen), aber ich fand ihn nicht; ich rief, aber er antwortete mir nicht. Es fanden mich die Hüter, die in der Stadt umgehen, die schlugen mich wund; die Hüter aus der Mauer nahmen mir meinen Schleier«. Das ist Jsraels Schicksal, das es mit seinem Nichterkennen auch dieser letzten Gnadenheims suchung sich zugezogen; der Freund war bereits weg, als im J. 62 jenes Osterfest, von dem Hegefippus bei Eusebius uns erzählt (Anh. II, b. d), in ein christ- liches sich umwandeln zu wollen schien und also Sulamith wirklich die Thür aufthat, er war mit der Ueberführung des Paulus nach Rom (Kap. 27 u. 28) nun definitiv zu den Heiden gegangen. Israel suchte jetzt seinen Freund, aber es fand ihn nicht, es rief nach ihm, aber er antwortete nicht (Joh. 7, 33 f.; 8, 21); statt dessen machte sich wieder ein Sadducäer, der Hohepriester Hannas II., geltend und stürzte den Jacobus II. von des Tempels Sinne, um ihn dann zwischen Tempel und Altar vollends todtschlagen zu lassen und den Zeiger an der Uhr auf die Ziffer zu rücken, die der Heiland als Eintritt des Gerichts be- zeichnet hatte (Matth. 23, 35), in der achtjährigen Zeit der Ausführun des Gerichts aber haben die Hüter das Volk gar sehr wund geschlagen und bei der Zer- störung der Stadt und des Tempels haben sie ihm seinen Schleier genommen. Daß wir mit solcher Auf- Paulus wird von dem Oberhauptmann vom Neuen wider die Juden in Sicherheit gebracht. 617 fassung des Auftretens des Apostels denselben so ge- würdigt haben, wie er nach dem Willen des Hclrrn in der That gewürdigt werden soll, dafür spricht der Jnhalt des nachher folgenden 11. Verses: würde wohl Christus dem Paulus in jener Nacht erschienen sein, sich ihm als seinen Beistai1d zu erkennen gegeben, als seinen Zeugen in Jerusalem ihn anerkannt und zu seinem Zeugen auch in Rom ihn berufen haben, wenn sein Verhalten an der vorliegenden Stelle so zu beurtheilen wäre, wie die oben angeführten Auslassungen nam- hafter Schrifterklärer es thun? Doch giebt es freilich auch Andere, die verständiger bei ihrer Auslegung ver- fahren. »Nicht um in der Spaltung der Pharisäer und Sadducäer einen Austrag für seine Person zu gewinnen, sondern um das widerwärtige Bündniß zwischen Rechtgläubigen und Ketzern zu zerreißen und seine Lehre den Bekennern der dhoffriung Jsraels nahe zu bringen, rief Paulus sein Wort in die Raths- versammlung hinein· Als jüdischer Mann war er auch jetzt noch ein Pharisäer, eines Pharisäers Sohn, zwar nicht mehr der alte Jäger nach der Gerechtigkeit aus des Gesetzes Werken, wohl aber ein Diener des Gottes seiner Väter im Glauben an das Wort, das Jsrael vertrauet ist, und in der Hoffnung, welcher die Phari- säer warteten; machten diese nun Ernst mit ihrem Be- kenntniß, so mußten sie überzeugt werden, daß sie mit dem Prediger des auferstandeuen Christus zusammen- .gehörten, nicht mit den Leugnern ihrer Hoffnung. Leider aber zeigt der Fortgang der Geschichte, daß es nur eine flüchtige Aufwallung der Parteileidenschaft war, was die pharisäiichen Oberen bewegte, ein Wort zu Gunsten des Apostels zu reden; sie waren mehr darauf bedacht, an den Saddueäern ihren Aerger aus- zulassen, als in sich zu schlagen und ihren Abfall von Gott zu erkennen in ihrer Gemeinschaft mit frechen Ketzerm die weder Auferstehung noch Engel oder Geist, überhaupt nichts glaubten, denn ihr Gott war der Bauch und ihre Kirche die vergängliche Welt. Die Stücke von Wahrheit, die sie bekannten, galten ihnen nur darum etwas, weil sie, die gepriesenen Pharisäer, es waren, die diese Artikel in ihrer Lehre führten — Liebe zur Wahrheit hatten sie nicht. (Besser.) Hatte Paulus eine innere, sittliche Berechtigung, von den tief greifenden Unterschieden, die ihn von den Phari- säern trennten, hier abzusehen? war der Gegensatz, zwischen Saddueäisnius und Phariiäismus so radikal und absolut, daß der Gegensatz, zwischen Pharisäisnius und Christenthum im Vergleich mit jenem ersteren wirklich nur als ein seeundärer erschien, welcher, solange es sich um den ersteren handelte, unter Umständen außer Berücksichtigung bleiben durfte? Wir können auf diese Frage mit einem bestimmten, festen Ja ant- worten: der Sadducäismus war der entschiedene Un- glaube, wie er auf dem Boden des Judenthums sich gestaltet hatte, der Pharisäismus war Glaube, wenn auch kranker Glaube, Wahrheit und Jrrthum war bei ihm gemischt; aber die Grundlagen und Anknüpfnngs- punkte waren noch vorhanden, an welche eine Förderung in der Wahrheitserkenntniß sich anknüpfen konnte. Mit der Achtung vor Gesetz und Prophetie war die Möglichkeit gegeben, durch Gesetz und Prophetie noch zu Christo geführt zu werden; mit dem Glauben an die Todtenerweckung im Allgemeinen die Möglichkeit einer Anerkenntniß der Auferstehung Jesu. (Ebrard.) Den Pharisäern gehörte Paulus nicht nur durch seinen Bildungsgang und seine Vergangenheit, sondern auch durch seine gegenwärtige Glaubensstellung noch insofern an, als er gegenüber der sadducäischen Frivolität die Auctorität des göttlichen Gesetzes und den Glauben an die Auferstehung mit ihnen festhielt: das war der gemeinsame Boden, auf dem er mit ihnen noch stand und von dem aus er sie weiter führen wollte in’s Evangelium hinein. Die Hoffnung der Väter, in der Erscheinung Christi erfüllt, und die Auferstehung der Todten, durch Christi Auferstehung besiegelt, das waren wirklich die beiden Grundthemata der Predigt Pauli. (Apost. Past·) 10. Da aber der Aufruhr sder Ausstand der einen Partei wider die andere] groß ward sso daß eine jede von beiden den Apostel an sich heran- zerrte, die der Saddueäer, um ihn zu mißhandeln, die der Pharisäer, um ihn jener Händen zu ent- reißen], besorgte sich der oberste Hauptmann, sie mdchten Panlum zerreißen; und hieß smittels der Ordonnanz die er bei sich hatte und jetzt nach der Burg Antonia zur Militär-Caserne absendete] das Kriegsvoik svon dort nach dem Rathssaal] hinab- gehen, und ihn sunter Anwendung von Ge- walt, da sie nicht freiwillig von ihm abließen] von ihnen reißen und in das Lager [Kap. 21, 34. 37; 22, 24] führen« 1·1. Des andern Tages aber in der Nacht [richtiger: Jn der auf diesen Tag folgenden Nacht aber] stund der HErr bei ihm sin einem Traumgesicht oder aber in einem solchen Nacht- gesicht, wie das in Kap. 18, J; Offenb. 1, 10 ff.] und sprach: Sei getrost, Paulez denn wie du von nur zu Jerusalem gezeuget hast, also mußt du auch zu Rom [wohin ja dein Verlangen geht 19, 21] zeugensst V) Ein schmählicher Austritt das im Hohenrathe, im höchsten geistlichen Collegium des jüdischen Volks! eine rechte Räubersynode! Welche Meinung muß der heidnische Befehlshaber von diesen geistlichen Würden- trägern bekommen haben und von ihrer Religion! Tantaene animis coelestibus irae -— find auch himm- lische Gemüthersolchen Grimmes fähig? so mag er mit einem römischen Dichter bei sich selbst gefragt haben, ähnlich wie es heute noch aufmerksamenHeiden gehen muß, wenn sie sehen, wie die Christen im Re- ligionseifer sich unter einander zerreißen. (Gerok.) Nachdem das Synedrium von seiner göttlichen Ordnun und Stellung so schmählich abgefallen ist, mag es si immerhinselber zerfleischen; es kann ihm nichts An- deres übrig bleiben, als das Warten auf den göttlichen Feuereifen Aber in demselben Augenblick, wo das Synedrium als die Spitze der israelitischen Ordnung dem offenbaren Gericht Gottes verfallen erscheint, wird die römische Reichsordnung, als deren Werkzeug wir den Oberhauptmann mit seiner Mannschaft anzu- sehen haben, als derjenige Organismus hingestellt und sanctionirh dessen sich Gott für die weitere Ent- wickelung seines Reiches auf Erden bedienen will. (Baumgarten.) it) Zwiefachen Trost schenkt ihm der HErrx was er gethan und eredet in Jerusalem von seinem Pfingst- gange in den empelmit den vier Nasiräern bis zu dem Worte von der Auferstehung der Todten vor dem Hohenrath, ein Zeugniß von Jesu ist es gewesen, und der HErr bekennt sich dazu; der Friede aber, womit »« dle Juden» gegrüßt, muß zu ihm zurückkehren und ihn deß gewiß machen, daß er in Jerusalem sein Amt vollendet hat, Gott zu einem süßen Geruch, und für morgen wird der HErr sorgen. Was dann weiter 618 Apoftelgefchichte 23, 12——30. Paulus vor einem Jahr zu Ephesus im Geiste sich vorgesetzh soll zu Stand und Wesen kommen, niemand soll es hindern; ja, die Gefangenschast im römischen Lager ist fchon der Anfang des verheißenen Endes: ,,du mußt auch in Rom zeugen«. (Bes er.) Wie dem Apostel seine Gefangennehmung in Jerusalem im Voraus war geoffenbart worden, so wird auch nun, wo diese sich erfüllt hat, das Weitere ihm geoffenbart, daß er nach Rom gelangen werde, auch dort den HErrn zu verkündigen. (Ebrard.) Von dieser Stelle an bewegt sich die Apostelgeschichte um das apostolische Zeugniß, welches Paulus zu Rom vollenden soll. Wenn die Verfechter des Fiirftenthums Petri dergleichen auch nur die Hälfte Petro zugzeschrieben fänden, was würden sie darauf trotzenl ( engel.) e. V. 12——35. (§ 166.) Tags» darausmacheit vierzig südische Giserer im Ginversiändiiisl mit dem hohen· priesker und der saddcicäischeii Partei des hohenraths einen ktliordatisihlag gegen das Leben dek- Apostels; der römisclse Oberhauptn1aicic, noch beizeiten durch einen in Jerusalem wohnhaslen Neffen des Paulus von dem Vorhaben in Kenntniss gesetzt, sendet den Gefangenen noch in derselben Ractjt unter skartier niililiirisaser Bedeckung sowie mit einem Wiese, worin die Sachlage desselben nnd seine Unschuld bezeugt wird, nach Cäsarea zu dein Landpfleger Felix (uon «53——60 u. Chr.); dieser verwahrt den Apostel einst- weilen in dem Richthausg bie- seine Anliläger sich ein- stellen würden und der Process beginnen könne. 12. Da es aber Tag ward salso Freitags den 19. Mai], schlugen sich etliche Juden [V. 13., vielleicht von denen aus Asien Kap. 21, 27 ff. zu ihrem Vornehmen angeregt] zusammen Und ver- banneten soder verschworen] sich, weder zu essen nych zu trinken, bis daß sie Paulnm getödtet hatten. · 13. Ihrer aber sdiefer Zeloten, deren es damals überhaupt gar viele gab im jüdifchen Lande Kap. 21, 38] waren mehr denn vierzig, die solchen Bund machten. 14. Die traten zu den Hohenpriestern und Aeltesten [wieviel ihrer zur Sadducäer-Partei ge- hörten Kap. 4, 1] und sprachen: Wir haben uns hart Verbannet sunter schwerer Selbftverfluchung, wenn wir unser Gelübde brächen, verpflichtet], nichts anzubeißen [Kap. 10,10; 20, 11], bis wir Paulum getodtet haben. 15. So thut nun kund dem Oberhauptmann seinerseits] Und dem Rath [der in feiner Gesammt- heit zufammenkommen muß, andrerseits], daß er ihn morgen zu euch sahn, als wolltet ihr ihn baß sbesser als» gestern] verboten; wir aber sind bereit, ihn [unterwegs, mit Hilfe von verborgen gehal- tenen Dolchen] zu tödten, ehe denn er vor euch kommt sso daß ihr überhaupt nichts mehr werdet mit ihm zu schaffen haben]. Auf die Nacht, da der HErr bei Paulo stand und ihn tröstete, folgte ein Tag, da die Juden mit neuen Anschlägen der Bosheit erwachten (Micha L, 1). Jhres Wesens hatten sie vor dem Hohenrathe kein Hehl und rühmten ihre Sünde, wohl wissend, daß die Obersten ihren Mordanschlag für einen Gottesdienst halten würden. (Befser.) Meuchelmörderifche Ver« schwörungen kamen zu damaliger Zeit häufig genug in Judäa vor (Anh. II, d. 1). Diese vierzig Männer nun thun sich selbst in einen gottlofen Bann, um den Mann zu vernichten, der in Röm. 9, 3 aus großer Liebe zu feinem Volk den Wunfch ausspricht, an der Juden Stelle selber von Christo verbannet zu sein. Uebrigens galten nach rabbinischer Ansicht derartige Eide nur dann als verbindlich, wenn sich die Aus- führung des Angelobten nicht nachher als unniöglich herausstellte; für solchen Fall konnte man feines Eides wieder entbunden werden. (Andreäi) Zu Tode ge- hungert haben sich also diese Fanati er hernach nicht, und daß sie das nicht würden nöthig haben, wußten sie zum Voraus; doch meinten sie, ihr Plan könne gar nicht sehlschlagew (Lange.) .Nach Menschen Ge- denken war es auch fast eine Unmöglichkeit, daß kein einziger von vierzig so hart Verbundenen den Plan sollte ausfiihren können. (Williger.) Dnrch diese neue Verstockung und gesteigerte Bosheit hat Jsrael das Strafgericht verdient, daß der Heilsbote mit feiner Heilsbotfchaft sich vom Centrum der Judenwelt in das Centrum der Heidenwelt wendet; aber auch herbei- geführt haben sie diese große Wendung, denn gerade ihr Mordplan giebt Anlaß, daß Paulus nach Cäfarea und dann nach Rom gebracht wird. (Ebrard.) 16. Da aber [des] Paulus Schwester-Sohn [in Jerusalem Kap. 9, 2 Anm.] den Anschlag hbrete [indem die Verschworeuen ihres Werkes wohl noch vor der Zeit sich rühmten, statt den Plan recht geheim zu halten], kam er dar Und ging in das Lager [auf der Burg Antonia], und verkündigte es Paul» szu welchem, da man den- selben ja keines Verbrechens hatte beschuldigen können, der Zutritt auf seine Bitte ihm ohne Weiteres gestattet wurde Kap. 24, 23]. 17. Paulus aber [als er die Entdeckung ver- nommen] rief zu sich einen von den Unterhandl- leuten sderen Aufsicht er» unterstellt war] und sprach: Diesen Jungling sichre hin zu dem Ober- hauptmannz denn er hat ihm etwas zu sagen« 18. Der [ohne sich an der Sache selbst zu betheiligen, die ihn ja auch nichts anging] nahm ihn an und strhrete ihn zum Oberhauptmann und sprach: Der gebundene Paulus [Kap. 22, 30 Anm.] rief mich zu sich und bat mich, diesen Jüngling zu dir zu führen, der dir etwas zu sagen habe. 19. Da nahm ihn der Oberhauptmann sdurch vertrauliche Behandlung ihm Muth zur Offen- barung seines Geheimnisses zu machen] bei der Hand nnd wich sbegab sich mit ihm] an einen sondern Ort, und fragte ihn [nun daselbst]: Was ists, das du mir zu sagen hast? 20. Er aber sprach: Die Juden sind Eins worden, dich zu bitten, daß du morgen Paulum vor den Rath bringen lassest, als wollten sie ihn baß sbesser 1. Sam. 10, 3 Anm.] verhbren. 21. Du aber traue ihnen nicht; denn es halten aus ihn mehr denn vierzig Männer unter ihnen, die haben sich verbannet, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulum [auf dem Wege zum Rathssaal] tödten; und sind jeßt bereit und Mordanschlag der Juden wider Paulum. Seine Absiihrung nach Cäsarea 619 warten auf deine Verheißung W· [oder Zusage- also thun zu wollen, wie sie von dir begehren, um dann, wenn du es auch ausführst, ihr Vor- haben zu vollbringens V) Derarti e Anschläge bleiben selten verborgen (Jer. 23, 24; s. 7, 15)»; auch hier kommt der zwischen den Mördern und einem Theil des Raths verab- redete Plan einem Verwandten von Paulo zu Ohren, dem jugendlichen Sohne einer Schwester des Apo tels, der wohl kein Glaubensgenosse von ihm war, sondern nur mit ihm blutsverwandt, er war aber gegen der- artige Greuel mit Widerwillen erfüllt und für die Stimme der Natur zugänglich. (da Gesten) Pf) Paulus versuchte nicht Gott, daß er etwa ge- dacht hätte: ,,ei, was geht mich deine Klatscherei an, junger Menfch, Gott wird mich ohne deine Mithilfe nach Rom bringen!« sein Glaube sah vielmehr auch in den natiirlichen Mitteln Wunderwege und in dem Jiin ling einen Engel Gottes, der ihn behüten sollte auf feinem Wege. (Williger.) Jetzt ist Paulus eben so bereit zu leben, wie er vorhin bereit war zu sterben, und mit ruhiger Umsicht sucht er den Schutz, des Ober- hauptmanns, der ihn in Militärhaft hielt; eine Bitte stellt er an denselben nicht — mag er thun, was seines Amtes ist, so wird der Wille des HErrn geschehen! Siehe, wie einträchtig bei Paulo Gottvertrauen und Gebrauch gewöhnlicher Mittel zusammenwohnen (vgl. Kuh. 9, 25); er ist das völlige Gegentheil eines Schwärmers. Luther ist auch darin ihm ähnlich: der schickte sich darein, bei nächtlicher Weile durch ein ge- heimes Pförtchen aus der Stadt Augsburg (nach seinem Gespräch mit Cajetan, am 20. Oktober 1518) zu ent- fliehen und acht Meilen weit zu reiten, bis er in sichere Herberge kam. (Besser.) »Es-«) Jn der römischen Militär-Easerne wird Paulus vielmehr als ein Schützling, denn als ein Verbrecher behandelt; es zeigt sich da so recht der Gegensatz zwischen dem Lager Israels und dem Lager der Heiden. Dort ist so sehr alle Ordnung aufgelöst, daß der Hohe- rath mit Verschwörern und Banditen gemeinschaftliche Sache Macht, hier dagegen ist alles wohl geordnet und gereåely dort bietet die Unordnung zum Verderben des postels ihre letzte Kraft auf, hier sind alle Glieder des Militärorganismus ihm zum Dienst und Schutz bestellt, und während nun dort die äußersten An- strengungen vergeblich sind, haben hier die Anord- nungen Gelingen und Erfolg. Halten wir diesen Ge- sichtspunkt fest, so werden wir verstehen, warum Lukas gerade diese Ereignisse so ausführlich berichtet; er will uns hier die strengmilitärische Disciplin und das römische Gerechtigkeitsgefiihl vor Augen stellen, welche sich nun dem Reiche Gottes dienstbar erweisen müssen. (Bauncgarten.) Die Verschwörung der vierzig Männer war mittelbar zugleich eine Verschwörung zum Wider- stand gegen die römische Auctoritätx darum mußte der römische Oberst, den wir bisher schon als einen be- hutsamen Mann kennen gelernt haben, um so leichter geneigt sein, dem Ereigniß vorzubeugen. (Lange.) 22. Da ließ der Oberhauptmann den Jüng- ling von sich und gebot ihm, daß er niemand sagte, daß er ihm solches eröffnet hatte sdamit die Verschwörer nicht etwa, wenn sie erfuhren, ihr Anschlag sei entdeckt, noch ein anderes Mittel zur Ausführung desselben ersännen]. 23. Und er [seine Anstalten treffend, um auf jeden möglichen Fall eines anderweitigen Attentats vorbereitet zu sein, da ja dazumal das jüdische Land voll war von Strolchen und Banditen, deren Hilfe die Verschworenen sich leicht für Geld verschaffen konnten] rief zu sich zween Unterhauptleute nnd sprach: Riistet zweihundert Kriegsknechte svon der schwerexi Jnfanteries daß sie gen Ccisarien ziehen, und siebenzig Reiter, nnd zweihundert Schützen sWurfspießschützen oder Schleuderer, nicht gerade BogeUschLitzenJ ans die dritte Stunde der Nacht [d. i. 9 Uhr Abends, beim Abschluß der ersten Nachtwache Mark. 13, 37 Anm.]. 24. Und die sTransport-] Thiere [oder Saum- roffe] richtet zu, daß sie Paulum darauf setzen und bringen ihn bewahrt zu Felix, dem Landpfleger [Matth. 2, 20 Anm. und Ruh. II, d. 1]. 25. Und schrieb snachdem er so für ein sicheres Geleit gesorgt, als Geleitschein auch] einen Brief, der hielt also [hatte folgenden Jnhalt]:s 26. Clandius Lhsias dem theuren [Kp. 1, i; Luk. 1, Z] Landpfleger Felix, Freude zuvor [Kap. 15, 29 Anm.]. f 27. Diesen Mann [den ich dir durch die bewaffnete Macht zusende] hatten die Juden ge- griffen, und wollten ihn getödtet haben. Da kam ich mit dem Kriegsvolk dazu, und riß ihn von ihnen, und erfuhr sdenn bei dieser Gelegenheit], daß er ein Rhmer [Jnhaber des römischen Bürger- rechtsJ ist [Kap. 21, 27——22, 29]. 28. Da ich»mich aber wollte erknndigen der Ursache, darum sie ihn beschuldigten, fuhrte ich ihn in ihren Rath. 29. Da befand ich, daß er befchuldiget ward von den Fragen ihres Gefetzes sdarüber wir Römer nicht gedenken Richter zu sein Kap. 18, 15], aber keine Anklage hatte, des Todes oder der Bande werth [Kap. 22, 30——23, 10]. 30. Und da [des anderen Tages] vor mich kam, daß etliche Juden auf ihn hielten, sandte ich ihn von Stnnd an zu dir [V. 12 ff.], und entbot den Klcigern auch, daß sie vor dir sagten, was sie wider ihn hätten [Kap. 24, 8]. Gehab dich wohl [Kap. 15, 29]! Der absichtsvollen Sorgfalt in dem Berichte über alle Umstände des Schutzes, den die römische Rechts- ordnung dem bedrohten Paulus gewährt hat, ent- spricht auch die Mittheilung des offiziellen Schreibens, welches Lysias an den Landpfleger richtete und dem Befehlshaber der zur Be leitung des Apostels abge- ordneten Mannschaft zur esorgung übergab. Man wundere sich nicht, daßrs Lukas für der Mühe werth gehalten, dieses Aktenstiick auf irgend eine Art sich zu erwerben, um dann diesen Brief des römischen Kriegs- obersten seiner Erzählung einfügen zu können, wäh- renddoch Manches,» was man gewöhnlich für weit wichtiger ansieht, vollig mit Stillschtveigen von ihm ubergangen wird. Schon die alttestamentlichen Geschichts- schreiber gehen mit besonderer Sorgfalt darauf aus, die dem Reiche Gottes günstigen efehle und An- ordnungen aus dem Weltreiche in authentischer Form mitzutheilen (Dan. 4; Esth. 8, 10 ff.; Esra I, 2 ss.; 620 Apostelgeschichte 23, 31——35. 24, 1—9. 6,1 ff.; 7,11 fs.). Alle solche Erlasse und Verfügungen erscheinen deshalb so überaus denkwürdig, weil sie ein Beweis von der geheimen Macht sind, welche der Gott Jsraels auch auf die Herren und Gewaltigen in dem gottwidrigen Weltreich ausübt; und von diesem Gesichts- Punkt aus sieht auch Lukas unftreitig die Maßregel des römischen Beyehtshabers zum Schiitze des Paulus an. (Baumgarten.) Der Brief ist jedenfalls mit den übrigen Prozeßakten nach Rom gekommen (Kap. 25, 26), und diese mochten dort im Verlauf des Prozesses dem Apostel zum Behuf schriftlicher Vertheidignng zugestellt worden sein, so daß Lukas eine Abschrift davon nehmen konnte. Das Aktenstück war äußerst wichtig zum Be- weis, daß Paulus keine Anklage hatte, des Todes oder der Bande werth. (Ebrard.) 31. Die Kriegsknechte [die 200 Schwerbe- waffneten nebst den 200 Schützen V. 23], wie ihnen befohlen war, nahmen Paulum, und führten ihn svon den 70 Reitern begleitet] bei der Nacht [in Eilmärschen die 8 Meilen Wegs, noch einen Theil des folgenden Vormittags dazu nehmend] gen Antipntris seiner an der Siidgrenze von Samaria von Herodes d. Gr. erbauten und nach seinem Vater benannten Stadt, s. Karte V] 32. Des andern »Tages sSonnabends den 20. Mai] aber ließen sie sweil nun weiter keine Gefahr eines Attentats von Seiten der Juden mehr zu befiirchten war] die Reiter [allein] mit ihm ziehen, nnd wandten sihrerseitss wieder um zum Lagersin Jerusalem, wo sie wegen der Mög- lichkeit eines Auflaufs nun besser an ihrer Stelle waren]. Mit einer so glänzenden Leibwache ist unser Apostel wohl noch nie gereist in seinem Leben, wie inmitten dieser Kriegerschaarz da hatten seine verschworenen Feinde das Nachsehen und mußten ihren Grimm ver- beißen, ihre Galle hinunterfchluckein Wem fällt nicht bei diesem Paulus mit seiner kriegerifchen Schutzwache sein Geistesbruder, Amtsnachfolger nnd Schicksals- genosse Luther ein, wie er auf der Rückreise vom Reichstage zu Worms von den geharnischten Rittern in die Mitte genommen (4. Mai 1521) und auf die Wartburg in Sicherheit gebracht wird! (Gerok.) Des Paulus nächtlicher Auszug aus Jerusalem war schon ein Vorspiel der späteren Flucht der ganzen Christen- gemeinde aus Jerusalem vor dem Ausbruch des jü- dischen Kriegs; mit einem Vorgefühl dieser Gerichte mußte er wohl über die nachtbedeckten Höhen reiten zwischen den fremden heidnischen Soldaten, die es kaum ahntezy welche Bedeutung dieser Mann hatte für die heidnische Welt. (Lange.) 33. Da die sdie Reiter mit ihrem Anführer, nach einem weiteren Marsche von 5——6 Meilen] gen Easarien kamen, iiberantworteten sie den Brief [V. 2H ff] dem Landpflegey nnd stellten ihm Pau- lum lehren Gefangenen] auch dar. · 34. Da der Landpsleger den Brief las sgelesen hatte, darin aber nichts über des Paulus Herkunft gesagt war], fragte er, aus wel- cheut Lande [»aus welcher Provinz des römischen ReichSJ er wareT Und da er erkundet, daß -er aus Cilicien wäre, sprach er: 35. Jch will dich [in der Sache selbst, um die es in Betreff deiner sich handelt] berhörem wenn deine Verklciger saus Jerusalem, die Lysias zu mir beschieden hat V. 30] auch da sind. Und hieß ihn verwahren in dem Richthaiis Herodis sin dem zum Richthaus oder Amtsgebäude des Land- pslegers dienenden ehemaligen Palast des Herodes, den er sich zu Cäsarea gebaut hatte, Schlußh zum I. Maecabäerb. Nr. 11, o]. Der Landpfleger Felix, in dessen Hände nun Paulus übergeben wird, ist übel beriichtigt in der Geschichte römischer Landpflegerschaft: toeß hatte der Apostel von solchem Menschen sich zu versehen? Nur still! Das sist Gottes Ehrentiteh nicht nur gütige Lysiasfe, sondern auch grausame Felixe zu Vollstreckern seines Raths zu machen. »Du mußt auch zuRom von mir zeugen« (V. 11): diesen Geleitsbrief Pauli konnte Felix zwar nicht lesen, aber er mußte ihn unterzeichnen. (Besser.) Durch die römische Gesetzgebung war vorgeschrieben, daß Gefangene, die mit einem Geleitsbrief dem zu- ständigen Gericht zugeschickt worden, innerhalb kürzester Frist von vorne an mit ihrer Vertheidi ung nochmals gehört würden. Felix nun, wohl in Zerücksichtigung des so günstig lautenden Berichts von Seiten des Lysias, läßt bis zu dem weiteren Verhör den Apostel nicht in ein gewöhnliches Gefängniß werfen, sondern einstweilen im Refidenzgebäude des Landpflegers in Verwahrung bringen. (Andreä.)» Das 24. Kapitel. Paulus nor dem Landpflegers Felix non den Juden nagt-klagt. d. V. 1——27. r§ 167.) Nach links« Tagen erscheinen die Gegner aus dem hohenrath. au ihrer Spitze Ananias. sammt einein römissheti Ade-akuten, Namens« Tertnlluz var dem Landpflegey dieser nun sucht in einer schmeichlecischen und lügenhasten Rede den Itposkel als einen politischer! Austiihreiz als einen vor— nehmsteii Leiter der tietzerischen Setäte der Nazarener nnd als Ceknpellcliäiider anzalchwärzetg den der Hohe— rath nach der ihm zustehenden Befugnis; zur Strafe gezogen haben würde, wenn nicht Lgsias gewaltsam dazwischen getreten wäre und den Gefangenen ihrer Gerichts-herbei! entzogen hätte, er würde denn auch über die Jlnblageisuiitite nähere Itustiunst geben können. Indem dann die anwesenden Sgnedrisim die Aue-lagen deg- Redners ihrerseits bestätigen, ist ihr Itblehen darauf gerictsten das; Felix entweder ans solches; Zeug· nisd hin den Angeklagte-i ohne weitere Untersuchung uerurtheile, oder aber, wenn er dazu sich nicht ent- schlieslcii mag, ihn dem hohenrathe zur Itburtelnng jäher-lasse; doch Felix oerstattei zuvor auch dem Paulus das Wort, nnd was nun durch dessen Gegenrede zu Tage Kommt, niaiht die ganze Rabalisterei des Certullus dermasten zu schanden, dasl der Landpflegcr die An· nahme der Klage überhaupt ver-tagt, bis Lgsiag auch werde nertiommeii worden sein, den Gefangenen zwar in Militärholi behält, aber doch alle nur mögliche Erleichterung ihm gewährt, sa etliche Tage darauf mit feinem Weibe Drnsilla in ein Prioatgespräch über den christlichen Glauben sich mit ihm einfällt. Im weiteren Verlauf« gexuinnt er denn die bestimmte Ueber- zeagana, das; überhaupt wider paulum tiein annehm- barer Ktagegrund vorliegez er· inöchte indessen die Freiiassung zu einem Mitte( des Geldgeminiteg siir sich machen, verlieh» deshalb noch öfter mit dem Jn- haslirten, um feine Absichten ihm nahe zu legen und sitt« dieselben ihn zu gewinnen, da dieser jedoch für dergleichen iiein Versländuisz zeigt, eutschliept er bei seinem Abgang uns« der Provinz nach zweien Jahren liurzmeg sich dahin, den Juden einen Gefallen damit zu erweisen, dass er den Paulus auch ietzt noch in feiner haft beläslt und so den Gegnern desselben Ge- legenheit giebt, noch weiter gegen ihn zu agitiren. 1. Ueber fünf Tage sseit der Ankunft des Paulus zu Cäsarea Kap. 23, 33 ff.] zog hinab der Hohepriester Ananias mit den Aeltesten fseiner Partei 23, 6 ff.] und mit dem Redner Tertullusz die erschienen [am andern Tage, Freitags den W. Mai, vgl. V. 11] vor dem Landpfleger wider Pauluml smachteu bei dem Landpfleger Anzeige, daß sie da wären, ihre Anklage wider Paulum bei ihm vorzubringen 23, 85]. 2. Da er aber berufen saus dem Gewahrsam, in welchem er bisher sich befunden, in den Ge- richtssaal herbeigeführt] ward, fing an Tertullus sim Namen seiner Clienten den Apostel] zu ver- ktagen und fprach: 3. Daß wir in großem Frieden leben unter dir, und viele redliche Thaten sin allerlei zweck- mäßigen Einrichtungens diesem Volk widerfahren durch deine Vorfichtigkeit [d. i. Fürsorge], aller- theuerfter [vortrefflicher] Felix, das nehmen wir an serkennen wir an] allelvege und allenthalben mit aller Dankbarkeit« 4. Auf daß ich aber dich nicht zu lange auf- halie smit Lobsprüchem die du zwar reichlich ver- dienst, aber doch aus Bescheidenheit nicht gerne anhörst, sondern lieber bald zur Sache schreite], bitte ich dich, du wollest uns kürzlich hören nach deiner [dir eigenen] Gelindigkeit [Milde]. 5. Wir haben diesen Mann funden schädlich [wörtlich: als eine Peftilenz, die von Land zu Land schleicht und iiberall ihre giftigen Dünste verbreitet, überall Tod und Verderben anrichtet], und der Aufruhr erreget allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und einen Bornehmften der Secte der Nazarener sdie da saget, Jesus von Nazareth sei Christus, der rechtmäßige König des Volkes Karg. 17, 7]; 6. Der auch verfnchet hat den Tempel zu entweihen [Kap. 21, 27 ff.], welchen wir auch fbei Gelegenheit dieses seines Versuchess griffen, Und wollten ihn gerichtet haben nach unserm Gesetz sso daß wir dich jetzt mit all dergleichen Streitigkeiten, die dir gewiß nur lästig sein können, nicht zu be- helligen brauchten]; 7. Aber Lysias, der Hauptmann, unterkam das slegte sich dazwischen] und führte ihn mit großer Gewalt aus unsern Händen, 8. Und hieß seine Berklriger zu dir kommen [Kap. 23, 30], von welchem du kannst, so du es Klageantrag der Juden wider Paulum vor Felix in Cäsarea. erforschen willst, dich deß alles erkundigem um was wir ihn berklagenwf sdu kannst aber auch ohne das schon unsrer einfachen Versicherung trauen Joh. 18, 30]. 9. Die Juden aber sAnanias mit demjenigen Theil der Aeltesten, die er mit zur Stelle gebracht hatte V. 1] redeten auch dazu lehren Angriff wider den Apostel mit dem ihres Sachwalters ver- einigends und sprachen, es hielte sich alsos [wie Tertullus V. 5 ff. auseinandergesetzt hätte]. V) Der Befehlshaber der römischen Besatzunq in Jerusalem, Claudius Lysias, hatte seiner Schuldi keit gemäß dem Hohenrath Anzeige davon gemacht, da er den verklagten Paulus an den Landpfleger Felix in Cäsarea ausgeliefert habe und daß sie nunmehr ihre Anklage vor dem Tribunal desselben vorzubringen hätten. Der Hohepriefter unterließ es nicht, das Opfer, das seinen Mördern entronnen war, jetzt auch vor dem obersten römischen Landesgericht zu verfolgen; und zu dem Ende nahm er sogar auch die Hilfe eines römischen Rhetors und Advokaten iu Anspruch, der sich auf eine stattliche Rede präpariren mußte, während Ananias selbst sich mit einem Pomp gleichgefinnter Mitglieder des Shnedriums von der Aeltestenklasse umgab. Nach fünf Tagen legte er denn mit seinem Gefolge in Cäsarea als Verkläger des Paulus vor dem Landpfleger die Klage ein: wenn nach römischem Recht der dritte Tag zum Verhör anberaumt war, so mußten natür- lich in diesem Falle (da die Kläger i3——14 Meilen vom Ort des Tribunals entfernt wohnten) die Umstände eine Verzögerung herbeiführen. (Lange.) Obgleich Kläger und Beklagte vor Gericht damals noch münd- lich reden konnten, so traten doch gewöhnlich schon die Advokaten an ihre Stelle; daher die Erscheinung des Redners Tertullus, während Paulus sich selber ver- theidigt. (Wieseler.) Tertullus war einer jener Sach- walter, die derzeit sowohl in den Provinzen als in Rom selbst überall zu bekommen waren und die dem anständigen Advokatenftande von Roms beriihmtestem Redner (Cicero) unter dem eigenthiimlichen Namen: Rabulisten oder Plapperer, Zungendrescher spabulae latratoresquch gegenüber gestellt werden. (da cost-n) Dieser Redner vertrat denn bei den gottlosen Juden die Stelle des abwesenden heil. Geistes, dieses himm- lischen Parakleten und göttlichen Advokaten: Joh 14, 16 ff. (Besser.) Beredtsatnkeit für eine böse Sache ist wie Gift in einem goldenen Becher. (Augustin.) IV) Die Reise des Hohenpriesters und feiner Syne- driften nach Cäfarea hat den erklärten Zweck, einen angeblichen Verächter des Gesetzes und Verfiihrer des Volks zur Recheuschaft zu ziehen; und dies Geschäft wird von ihnen so ausgeführt, daß sie sich eines fremden Redners bedienen und durch dessen Mund sich von Anfang an auf einen Standpunkt stellen, auf wel- chem sie den letzten Rest des jüdischen Nationalgefiihls einem tyrannischen Unterdrücker ihres Volks und Lan- des gegenüber zu verleugnen genöthigt sind. Jndem sie also immer wieder auf’s Neue den Schein des gesetzlichen und heiligen Eifers l)erausftellen, zeigen sie nur aufs Neue, wie sie ihrem Wesen nach alles wirk- lichen Judenthums baar und ledig geworden. (Baum- garten.) Gleich der Eingang der Rede des Tertullus, diese herkömmliche captatio benevolentiacz ist eine plumpe Schmeichelei, eine wahre Satyre auf den wirk- lichen Stand der Dinge, wo nichts als Unruhe und Aufruhr an der Tagesordnung waren und die Ver- besserungen des Felix lediglich in grausamer Unter- 622 Apostelgeschichte 24, 10-—21. drückung der einzelnen Unruhen bestanden. (Ebrard.) Auch dies, daß das jiidische Volk dem Felix dafür überall und stets dankbar sei, was er ihm Gutes ge- than habe, ist eine heuchlerische Verstellung; der wahre Sachverhalt stellte sich heraus, als die Juden den ab- berusenen Landpfleger in Rom selbst anklagten (Lechler.) Während der zwei Jahre nämlich, da Paulus unter Felix in Cäsarea gefangensaß (V. 27), spielte daselbst ein Kampf zwischen den xiidischen und den shrischen Einwohnern der Stadt wegen der Gleichheit im Bürger- recht: die Juden beanspruchten einenVorzugdaHerodes die Stadt gegründet habe; die Syrer wollten begreif- licher Weise ihnen diesen Vorzug nicht einräumen. Längere Zeit hindurch gab es zwischen beiden Parteien offene Straßenkämpfex endlich, als einmal die Juden im Vortheil waren, schritt Felix ein, brachte sie mit Gewalt zur Ruhe und gab einige ihrer Häuser den Soldaten zur Plünderung preis. Als er schon ab- berufen war, begab sich dann eine Gesandtschaft der Juden von Cäsarea nach Rom, um ihn nachträglich zu verklagen, aber ihren Zweck erreichten sie nicht, da der beim Kaiser noch einflußreiche Bruder des Felix, Pallas mit Namen, sich zu dessen Gunsten verwandle; ja, die Juden, die zuvor mit der Gleichstellung mit den Syrern nicht zufrieden waren, mußten es jetzt er- leben, daß ihnen durch kaiserliche Verordnung sogar diese genommen wurde. (Schürer.) Wie mancher hohe Herr, der die schmeichlerischen Anreden, mit denen ihn kriechende Beamte bei feierlichen Anlässen begrüßten, »für baare Münze, für die Stimme seines Volkes nahm, hat bald nachher, wenn ein Sturm in die Zeit fuhr, ganz andere Dinge von seinem Volke hören müssen. (Gerok.) IN) Mit der Redensark »auf daß ich aber dich nicht zu lange aufhalte« schlüpft der schlaue Redner über die schwierige Aufzählung der rühmlichen Land- pslegerthaten des Felix hinweg. (Williger.) Der Zweck seiner weiteren Rede geht dann deutlich dahin, zu be- wirken, daß Paulus von dem Landpfleger dem Gerichte der Juden ausgeliefert werde; die Juden nämlich, namentlich in Palästina, hatten von den Römern das Privile ium erhalten, ihre Religionsgenossem sobald deren ergehen rein religiöser Natur waren, vor ihrem Forum zu richten. Dies wurde freilich in unserm Falle dadurch aufgehoben, daß Paulus zugleich römischer Bürger war. (W1eseler.) Auf das eigene Zeugnis; des Lhsias sich zu berufen, ist der Lügenredney der natürlich der Art und Weise der Dazwischenkunft und der Verschwörung der 40 Zeloten, die sich die Gut- heißung und Mitwirkung des Hohenraths und seiner Aeltesteti gesichert hatten, nicht gedenkt, dreist genug; er meinete nicht, daß der Landpfleger darauf eingehen und die Handhabe benutzen werde, die Juden ,,aufzu- iehen« (V. 22); sicherlich hatte der HErr in diesem Fsrozesse seine Hand im Spiel und wehrete dem an Ungerechtigkeit gewöhnten Richten nach seiner Neigung zu handeln, gewiß zu großer Befremdung der Ver- kläger. (Besser.) s) Das ist ihr Amen auf die erbauliche Predigt Tertullix er hatte ja seine Sache gar zu vortrefflich gemacht, und Felix kann nun nicht anders als ihnen Recht geben! (Williger.) Der ganze Klageakt ist das welthistorische treue Gesichtsbild des Fanatismust so bedient er sich der fremdartigsten, widersprechendsten und verächtlichsten Hilfsmittel und Wortführerx so lügt, so schmeichelt, so verdreht er; so kann er sich selber als den höchst Bedrängten darstellen, wenn ihm eine wüthende Verfolgung sehlzuschlagen droht, und so bleibt er am Ende in Versicherungen stecken, wenn er den Beweis liefern soll. (Lange.) 10. Paulus aber, da ihm [nach Beendigung dessen, was die Juden vorzubringen hatten] der Landpfleger winkte zu reden sda nun er an der Reihe sei], antwortete: Dieweil ich weiß, daß du sschon unter Cumanus einige Zeit Vorsteher der Samaritaner, nach dessen Abberufung aber dann selber zum Landpfleger erhoben Anh. I1, d. 1] in diesem Volk nun viel Jahre ein Richter bist [in Beziehung auf dessen Verhältnisse und Eigen- thümlichkeiten also schon hinlängliche Erfahrungen besitzest, um dich nicht durch die wider mich er- hobenen so schweren Beschuldigungen ohne Weiteres gegen mich einnehmen zu lassen, wie es andern- falls ja leicht geschehen könnte], will ich Unetfchrocken mich verantworten« [in der Hoffnung, daß ich bei dir wohl Glauben finden werde]. 11. sDa ist denn nun zuvörderst die An- klage auf Erregung von Aufruhr meinerseits so- fort als eine ganz haltlose und wahrheitswidrige sich aus-weisend] Denn du kannst swenn du die hier an Ort und Stelle vorhandenen Zeugen ver- hören willst] erkennen, daß nicht mehr denn zwölf Tage fes her] sind, daß ich svon dieser Stadt Cäsarea aus» Kap· 21, 15 f.] bin hinaus gen Je- rusalem kommen [gegangen] auznbetentt [im Tempel daselbst; und nun kommen von diesen 12 Tagen noch 9 Tage in Abzug, die seit meiner Gefangennehmung Kap. 21, 27 ff. vergangen sind, so daß es sich also im Grunde nur um 3 Tage handelt, in denen man doch wahrlich nicht einen Anhang erwirbt und böse Anschläge anzettelt]. 12. Auch haben sie sda selbst diese kurze Zeit durch die fast zwei Tage meiner Reise bis Jerusalem noch bedeutend verkürzt wird] mich [als ich von ihnen ergriffen ward] nicht fanden im Tempel mit jemand reden oder einen Aufruhr machen im Volk, noch shaben sie vor meiner Er- greifung mich also funden] in den Schulen sda ich in einer solchen während der betreffenden Zeit 21,«17——26 gar nicht gewesen bin], noch in den Städienktt [richtiger: in der Stadt, da ich da an keiner Stelle mit einem unter ihnen zusammen- getrofsen bin]. 13. Sie können mir auch [bei ihrer Rede, die sie jetzt vor dir gehalten] nicht lden kleinsten Beweis dafür] beibringen, deß sie mich verklagen ssondern treten blos mit der kahlen, nackten Be- hauptung V. 5 auf: »wir haben diesen Mann funden schädlich und der Aufregung erreget allen Juden auf dem ganzen Erdboden«; und doch müßte es ihnen, wenn daran im Geringsten etwas Wahres wäre, sehr leicht sein, auf irgend welche bestimmte Thatsache sich zu berufen, dadurch ich ein solches Verhalten schon an den Tag gelegt] 14. Das bekenne ich aber dir [wenn sie weiter als ,,einen Vornehmsten der Secte der Nazarener« mich wollen erfunden haben], daß ich nach diesem Des Paulus Klagebeantwortung dem Landpfleger gegenüber» 623 Wege [Kap. 22, 4; 9, Z; 19, 23], den sie eine Seele heißen fder aber keineswegs ein Nebenweg eigener Wahl und Erfindung, sondern der gerade, richtige Hauptweg ist] diene also dem Gott meiner Väter soder dem Gotte Abrahams, Jsaaks und Jakobs Matth. 22, 32], daß ich glaube allem, whas geschrieben stehet im Gesetz und in den Pro- p ern; 15. Und habe lnun auf Grund solchen Glau- bens] die Hoffnung zu Gott, auf welche swas ihren Gegenstand betrifft Röm. 8, 24] auch sie selbst fdiese Juden da, in deren Namen Tertullus vorhin geredet hat V. 3 ff.] warten, nämlich daß zu- kimftig sei die Auferstehung der Todten, beide, der Gerechten und Ungerechten [Jes. 26, 19 ff.; Dan. 12, 2; Joh. H, 28 f.]. 16. Jn demselbigen sGlaubens aber sund der damit zusammenhängenden Hoffnung auf die künf- tige Auferstehung] übe ich mich snebst den andern Bekennern der christlichen Heils-lehre 1. Joh. Z, Z] zu haben ein unverlctzt Gewissen allenthalben, beide, gegen Gott und den Menschens swähreiid gerade diejenigen eines solchen Gewissens sich nicht be- fleißigen, die unsern Weg schmähen und verfolgen Kap. 23, 12 ff.]. 17. Aber [um nun auch auf die Angabe der Ankläger in V. 6 einzugehen, so beruht diese ebenfalls, wie die erste in V. 4 f., auf leerer Er- dichtung; die Sache verhält sich vielmehr so :] nach vielen Jahren snach einer Reihe von mehreren Jahren, während welcher ich in Jerusalem nicht gewesen war Kap. 18, 221 bin ich kommen und habe [in der, den nothleidenden Armen in den judäischen Christengemeinden bestimmten Collekte Röttd 15- 25 ff] ein Almosen gebracht meinem Volk Und sgelegentlich der Ausweihung etlicher Nasiräer, an die ich die Kosten wagte Kap. 21, 26 ff.] Opfer. 18. Darüber sin Ausrichtung der eben er- wähnten Opfer] fanden sie mich fund also bei einem Werke, welches von mir forderte], daß ich [zuvor] mich reinigen ließ smich heiligte], im Tempel, sund fanden auch da mich] ohn allen Rumor und Getümmel sweder von einer Volks- menge umgeben noch sonstwie Geräusch erregend, so daß nach keiner Seite hin von einer Pro- fanirung des Heiligthums durch mich die Rede sein kann].-s-i- 19. Das Diejenigen, die mich fanden] waren aber snicht diese meine Ankläger, Ananias und die Aeltesten V. 1 u. 9., sondern] etliche Juden aus Asien sdie nun erst den Volkszusammenlauf und das Getümmel erregten Kap· 21, 27 ff.], welche sauswärtige Juden] sollten [als die erforderlichen Belastungszeugen] hie sein vor dir [dem Richter V. 10] und mich verklagen, so sie etwas zu mir hätten [sie sind jedoch kluger oder unbedachter Weise von meinen Anklägern bei Seite gelassen worden]. 20. Oder [da freilich jene Juden wegen ihrer Abwesenheit keine Aussage vor dir jetzt thun können] laß diese sdie als meine Verkläger hier zur Stelle sind und allerdings da mit mir zu schaffen gehabt haben, als der Oberhauptmann dem Hohenrathe mich vorgeführt hatte Kap. 22, 30 ff.] selbst sagen, ob sie etwas Unrechtes an mir funden haben, dieweil ich stehe [da, als ich stund] vor dem Rath, 21. Ohne fdaß sie sich selber unter einander entzweieten, wie deß Lysias mein Zeuge ist] Um des einigen Wortes willen, da ich unter ihnen stund und rief [23, 6]: Ueber der Auferstehung der Todten werde ich heute von euch angellagtsis V) Auch Paulus gebt im Anfang der Rede darauf aus, den Landpfleger für sich günstig zustimmen; aber der Unterschied ist der, daß, während der römische Redner sich nicht fcheut, um die Gunst des Richters durch lügenhafte Schmeicheleien u buhlen, der Apostel bei der einfachen Wahrheit sie en bleibt; er spricht nämlich aus, daß er sich glücklich schätze vor einem Richter zu stehen, der schon viel Jahre dem Volke der Juden vorgeftanden habe (denn bei dem häufi en Wechsel der Statthalterschaft, welcher um jene eit Regel war, waren schon die etwa sechs Jahre, in denen Felix das Land verwaltete, eine verhältnißmäßig lange Zeit). Mit Recht kann da Paulus darauf rechnen, daß der Landpfleger während dieser seiner Amtsverwaltung den Charakter der Juden und ihrer Oberen hinlän· - lich werde kennen gelernt haben, um sich die Möglicg keit zu denken, daß alle die eben vernommenen schweren Anklagen aus bloßer parteiischer Befangenheit und Leidenschaft hervorgegangen sind. (Bautngarten.) VI) Mit bewundernswürdiger Ruhe und Klarheit bespricht hier Paulus der Reihe nach die drei Klage- punkte, welche gegen ihn vorgebracht worden; und zwar wendet er sich zunächst zu der ersten Anklage, die ihn als einen gefährlichen Aufwiegler bezeichnete, und macht in Bezug auf dieselbe die Thatsache geltend, daß es nicht länger als zwölf Tage her sei, seit er von Cäsarea aus hinausgegangen wäre, um in Jeru- salem anzubeten, indem er mit letzterer Andeutung gleich von vornherein darüber Aufschluß giebt, in welcher Absicht und Gesinnung er die Reise nach Je« rusalem gemacht habe, nämlich keineswegs, wie man ihn zudritt beschuldigte, um dem gesetzlichen Gottesdienst im Tempel entgegenzutreten, sondern im Gegentheih um einen solchen für seine ei» ene Person in frommer Weise auszuüben. Absichtli aber verweist er auf jene zwölf Tage, weil Felix, als in Eäsarea selbst residirend, durch ein etwaiges, sofort an Ort und Stelle zu veranstaltendes Zeugenverhör der Leute, welche hier mit ihm, dem Apostel, verkehrt hatten, mit leichter Mühe sich die nöthige Kenntniß über die Absichten bei seiner Reife nach Jerusalem verschaffen könne. (Andreä.) · dir) Anderwärts nun, von Pisidien bis Achaja, war das Geschrei der Juden gegen den »großen Auf- ruhrstifter« allerdings nicht ohne Ursach, denn das Evangelium erregt Rumor; aber in Jerusalem konnten seine Ankläger nicht einmal den Schein von Aufruhr beibringen, denn weder im Tempel, noch in den Schulen, noch auf den Gassen der Stadt hatten sie ihn auch nur mit jemand reden gefunden. Das entspricht gänzlich - 624 dem Sinne, den der Apostel bei dieser Reise nach Je- rusalem hatte: nicht als Missionar zu mündlicher Predigt, sondern als Pfingstgast zu thatsächlichem Zeug- niß Yg er hinauf (vgl. zu Kap. 20, 6); sein Gang in den iempel mit den vier Nasiräern predigte denen, die Ohren hatten. Aber was hilft einem Nazarener die klarste Unschuld? sein Verbrechen ist vorweg er- wiesen; ein Aufrührer muß er sein, denn er glaubt an den Namen Jesu von Nazareth. Nun, diesem zweiten Klagepunkte begegnet Paulus von V. 14 an. (Besser.) . f) Seine Freiheit zum Reden braucht Paulus nicht nur zum Ablehnen der Beschuldigungem sondern noch mehr, ein gutes Bekenntniß anzubringen. (Rieger.) Paulus schämt sich nicht ein Nazarener zu sein; aber das leugnet er, daß das Christenthum eine neuerfundene Jrrlehre und die Kirche Gottes eine von der Väter Glauben abtrünnige Sekte sei, da im Gegentheil das Evangelium von Christo Kern und Mark, Ende und Ziel des ganzen alten Bundes ist. (Leonh. u. Spiegelh.) Denselben Beweis hat immer die wahre Kirche Gottes gebraucht, wenn man sie eine Sekte nannte; so konnte die evangelische Kirche gegenüber der katholischem von der sie eine neue Partei genannt wurde, getrost be- haupten, sie sei gerade die alte apostolische Kirche. (Williger.) Sehr wesentlich ist die Erklärung des Apostels, daß er in seiner Glaubens» und-Hoffnungs- stellung sich übe, das Gewissen unverletzt zu halten, Gott und Menschen gegenüber; dies war nicht nur angesichts der mehrfachen Anschuldigungen von Tempel- entweihung und Unruhestiftung belangreich und bedeut- s sam für seine persönliche Vertheidigung, sondern es.ist auch als Bekenntniß zur Ehre des Christenthunis vom höchsten Werthe. Das Christenthum ist ,,das Gewissen des Gewissens-«: nicht eher hat das Wort von Christo, wenn es an den Menschen kommt, denselben wahrhaft ergriffen, als bis es zum Gewissen durchgedrungen ist; und nicht eher hat der Menfch das Ehristenihuin wirk- lich ergriffen und sich angeeignet, als wenn er es als eine Gotteskraft verwendet zu der sittlichen Uebung, das Gewissen ohne Anstoß zu bewahren. (Lechler.) H) Wer für Gottes Sache arbeitet und streitet, dem öffnet auch die Gnade den Verstand, daß er im Fall der Noth alle zulässigen und geziemenden Mittel und Vortheile zu seiner Vertheidigung zu finden weiß. (Lindhammer.) Die Juden aus Asien (diese fanden Paulum im Tempel, nicht die Aeltesten in deren Namen Tertullus behauptete: »wir ergriffen ihn«) waren nicht zu sehen unter den Klägern; die Rede hätte auf den Rumor und das Getümmel kommen können, womit sie den Tempel entweiht und Paulum fchier erschlagen hatten. Der Landpfleger nun hätte wirklich nicht ein Kenner dieses Volkes sein müssen, wenn ihm die Un- schuld eines Verklagteih der auf ordentliches Zeugen- verhör antrug, hätte zweifelhaft bleiben sollen. (Besser.) Hi) Eine Fluth von göttlicher Jronie ergießt sich mit diesen Schlußworten vernichtend über das Haupt des Hohenpriesters und seiner sadducäischen Genossen: er muß sich sagen lassen, daß er den Apostel nicht so- wohl wegen des Vorgangs im Tempel, für welchen die ursprünglichen Ankläger längst verschwunden sind, sondern vor allem wegen seines Zeugnisses vor dem Hohenrath selbst, das seine Freisprechung zu er ielen im Begriff stand (·23, 9), bis auf den Tod versolge Die übrigen, die allgemeinen und alten Elemente des Hasses sind damit nicht ausgeschlossen; allein in dem Glauben an den Auferstandenen bestand ja in der That die Spitze aller Vorwürfe, die man dem Paulus wie dem Ehristenthum machte. (Lange.) Vgl. Kp. 4, 2. Apostelgeschichte 24, 22. 23. 22. Da aber Felix solches hörte swas Pau- lus in Widerlegung der Anklagen seiner Wider- sacher vorbrachte, und sich daraus das Urtheil bildete, daß es sich hier blos um eine Befriedigung des jüdischen Fanatismiis handele], zog et sie auf sindem er die Anklage noch nicht in förmlicher Weise annahm, sondern solche Annahme einstweilen noch vertagte], denn er wußte fast wohl um diesen Weg [wie sehr derselbe, der christliche Glaube V. 14., dem Hohenrath, und insbesondere dem sadducäischen Theil desselben, ein Dorn im Auge war], und sptach szu Ananias und seinen Aeltesten]: Wenn Lust-is, der Hauptmann, herab kommt, so will ich mich eures Dinges erkundigent [und je nach dessen Aussagen ermessen, ob ich euch den Gefangenen zu einer Aburtelung durch euer Ge- richt V. 6 ausantworten kann oder nicht]. 23. Er befahl aber sda die Frage wegen Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeit einer Versetzung in Anklagestand noch nicht zum Austrag gebracht war] dem Unterhauptmann [einerse1ts], Paulum sin Militärhaftj zu behalten, Und [andrerseits, da er ja schon nahe daran war, für Nichtzulässigkeit und demnächstige Freisprechung sich zu entscheiden] lassen Ruhe [befser: Erleichterung] haben und [also] niemand von den Seinen wehren, ihm zu dienen (oder zu ihm zu kommen« —— diese Worte scheinen ein bloßer Zusatz der Abschreiber zu -sein). V) Bei Erklärung dieses Verses kommt es haupt- sächlich auf die Ermittelung an, welche Bedeutung das mit ,,zog er sie auf« von uther übersetzte Wort des Grundtextes hat, ob eine juristische in speziellem Sinne oder nur die allgemeinere des alltäglichen Lebens. Nach der herkömmlichen Auslegung nun soll es die sogenannteampliatiooderAufschiebung des richter- lichen Urtheilsspruches bezeichnen; Felix habe er- klärt: non 1iquet, d. i. die Sache lie t noch nicht klar genug vor, daß ich schon jetzt den «) erklagten verur- theilen oder lossprechen könnte — ampliuky es muß noch weiter über die Angelegenheit verhandelt werden! Man faßt dann das dabei stehende ,,sie« als auf beide Parteien, die Kläger sowohl wie den Verklagten, be- züglich; ebenso würde demnächst das ,,eures Dingstt auf beide Theile gehen. Aber einestheils zeigt die Stelle Kap. 25, 17: ,,machte ich keinen Aufschub«, daß bei Lukas jene spezielle juristische Bedeutung dem griech. Ausdruck nicht eignet, wir vielmehr den alltäglichen Sinn ihm unterzulegen haben, so daß: ,,zog er sie auf« s. v. a. ,,hielt er sie hin« aufzufassen sei; anderntheils giebt der Satzx »denn er wußte fast wohl um diesen Weg« deutlich genug zu verstehen, daß diejenigen, welche der Landpsleger hinhält und deren Dings er sich bei Lhsias erkundigen will, ausschließlich die Juden sind. Felix hat wohl gemerkt, daß von Aufruhrver- suchen auf Seiten des Paulus die Rede nicht sein kann; das hat schon Lysias in seinem Geleitschreiben bezeugt (23,29) und das hat auch aus der Klagebeantwortung des Apostels sich bestimmt ergeben. Er hat gemerkt, daß lediglich eine gemeine Juden-Jntrigue egen diesen Mann vorliege, die in religiösem Parteihasz ihren Ur- sprung habe, und daß des Tertullus Rede nichts als Rabulisterei und Rechtsverdrehung sei, ein Lug- und Truggewebe, dem nicht ohne Absicht die Schmeichelei Felix hält die Juden hin bis zur Erkundigung des Näheren bei Lysias 625 in V. 3 vorausgeschickt worden, um ihn zu captiviren, daß er die Lüge für baare Münze nehme und ent- weder den Verklagten ohne Weiteres als einen Auf- wiegler hinrichte oder aber als einen Tempelschänder dem Hohenrath zur Aburtelung übergehe. Für ersteres nun hat sich so wenig irgend welcher Rechtsgrund er- geben, daß im Gegentheil der Gefangene als völlig unschuldig sofort freigegeben werden müßte; für eine ampljatio um eines non liquet willen ist hier durchaus keine Stelle mehr. Dagegen handelt es sich darum, ob Paulus gegen die im römischen Reich zu Recht bestehende jü ische Religion sich vergangen und wirk- lich einer Tempelschändung sich schuldig gemacht habe: in dieser Sache zu entscheiden, wenn die Anklage darauf vom Landpfleger angenommen wurde, gehörte aller- dings vor das Forum des Hohenraths, denn die Juden genossen, wie wir früher gesehen haben, des Privilegiums, ihre Religionsgenossen bei rein religiösen Vergehungen selber abzuurteln, und auch als Christ gehörte der Apostel nach damals geltendem Staatsrecht der Römer noch immer zur Genossenschaft der Juden. Demnach liegt hier eine actio, ein eigentliches Prozeßverfahren für den Zweek richterlicher Entschek dung noch gar nicht vor; es ist vielmehr blos die accusaticz die Anhängigmachung des Prozesses, mit der es Felix zu thun hat. Der erste Akt dieses Vorverfahrens, die nomjnjs delatjo war damit ge- schehen, daß Ananias mit den Aeltesten nnd dem Redner Tertullus vor den: Landpfleger wider Paulum ,,erschienen«, wie Luther übersetzt hat, was aber ge- nauer: ,,ihre Sache anbrachten« (nomen detu1erunt) heißen müßte, indem Tertullus seinen Vortrag hielt und der Hohepriester mit den Aeltesten dem beipflichtetr. Da der Angeklagte mit zur Stelle gebracht war, so schloß sich hieran der zweite Akt, die jntekrogatioz der Landpfleger winkte dem Paulus, daß jetzt Er reden solle, um so den eigentlichen Gegenstand der Klage genauer festzustellen, zumal die Kläger Politisches und Religiöses mit einander vermengt hatten. Hätte nun Felix, auch. nachdem er von der Unhaltbarkeit der politischen Anklage sich überzeugt hatte, gleichwohl die religiöse Seite der erhobenen eschuldigungen wollen gelten lassen, so wäre als dritter Akt die inscri tio einers und die subscriptio andrerseits erfolgt ein, d. h. die Klage wäre nach dieser Seite hin zu Proto- koll genommen worden und die Ankläger hätten das Protokoll durch Unterschrift vollziehen müssen; damit hätte sich dann ein vierter Akt verbunden, die nominis recepticy der Landpfleger hätte die Klage für ange- nommen erklärt und Paulus— hätte nun für einen reus oder in Anklagestand Versetzten gegolten. Aber eben zu diesem dritten und vierten Akt läßt Felix es nicht ommen; dadurch, daß die Ankläger gar nicht die- jenigen gewesen sind, die den Paulus bei dem angeb- lichen Versuch der Tempelentweihung (V. S) betroffen haben, diejenigen aber, die ihn wirklich betroffen haben bei der der Beschuldigung zu Grunde liegenden Hand- lung, nicht mit zur Stelle gebracht sind (V. 18 f.), haben die Ankläger als nicht gehörig legitimirt und qualifizirt zur Erhebung der Anklage sich ausgewiesen. Noch lehnt nun Felix die Annahme der Klage, die nomjnjs receptio nicht ab; aber er kann die voran- gehende inscriptio nicht vollziehen, er muß die Kläger ,,aufziehen«, die Entscheidung über ihren» Klageantrag vertagen, bis er bei Lysias, auf dessen Zeugenaussage sie ja selber sich berufen (V. 8), genauere Erkundigun en über ihre Sache werde ein ezogen haben. Mit er Bemerkun : »denn er wu te fast wohl um diesen Weg« wi ohne Zweifel Lukas zu verstehen eben, daß es dem Felix lieb war, die Ankläger hin alten D äch s el’ s Vibelwerc VI. Band. l s s l l s i und die Annahme ihrer Klage vertagen zu können; er durchschaute vermöge seiner näheren Kenntniß, die er von dem Hasse der Juden gegen die sogenannte ,,Sekte der Nazarener« (V. 5) hatte, die ganze Machi- nation dieser Fanatiker und wollte nicht ein blindes Werkzeug in ihren Händen sein. Ohne Weiteres den Paulus freilassen konnte er nun nicht, weil in einer Religionssache, wo er nicht das endgiltige Urtheil zu fällen, sondern nur die Voruntersuchung zu führen hatte, und wo jetzt nur noch Partei gegen Partei ihm gegenüber stand, sich erst herausstellen mußte, welche von den beiden einander widersprechenden Angaben in V. 6: »welchen wir auch griffen«- und in V. 18f.: »das waren etliche Juden aus Asien, welche mich fanden im Tempel« die wahrheitsgemäße sei; ergab sich jene Angabe als die richtige, so hatte Ananias mit den Aeltesten allerdings ein Recht, daß der von Lhsias, wie sie sagten, ihnen gewaltsam entzogene Gefangene ihnen wieder ausgeliefert werde, erwies dagegen diese sich als die richtige, so mußte Paulus, weil nicht die in V. 19 von ihm bezeichneten qualisicirten Kläger, sondern andere, nicht legitimirte, den Klageantrag wider ihn gestellt hatten, sofort in Freiheit gesetzt werden. Wir dürfen voraussetzen, daß der Landpsleger auch in der That, wie er hier sich vorbehielt, von Lysias hernachmals Erkundi ung eingezogen hat; es ergab sich da des Apostels ngabe V. 1 f. als die wahr- heits- und sachgemäße, und so hätte nun eine Verhand- lung zu seiner Freifprechung von der Anklage-auf Tempelentweihung und zu völliger Freilassung aus der Gefangenschaft stattfinden müssen. Allein nach V. 26f. wollte Felix diese Sache nicht unentgeltlich vornehmen, sondern zu einer Ertverbsquelle für sich machen; und da er in seinerErwartung auf Geld- leistungen von Seiten der Freunde des Gefangenen sich getäuscht sah, was ihn jedenfalls verstiinmte, so blieb er auch da dem Apostel schuldig, wozu er ihm eigentlich verpflichtet war, als er von seinem Land- pflegerposten abtrat, undsuchte jetzt durch fernere Ge- fangenhaltung des Mannes wenigstens bei den Juden sich einigermaßen wieder in Gunst zu setzen, von denen er eine Verklagung beim Kaiserin Rom wegen der mancherlei Härten und Grausamkeiten, die er sonst während seiner Amtsführung sich hatte zu Schulden kommen lassen, befürchtete . «) Nach Geib (Geschichte des römischen Criminals prozesses) hatten die Römer drei Arten der Haft: 1) die enstodia publica oder Verwahrung in einem öffentlichen Kerker, welche für die schwerste angesehen wurde; Z) die custodja mjlitaris oder die gleich im Anfang der Kaiserherrschaft eingeführte Militärhafh welche im Allgemeinen darin bestand, daß der« Ge- fangene einem oder mehreren (in der Regel zwei), und zwar bereits längere Zeit im Dienste erprobten Sol-« daten übergeben wurde — diese hatten dann bei schwerer persönlicher Verantwortlichkeit dafür zu sorgen, daß derselbe jeden Augenblick vor Gericht gestellt wer- den konnte; Z) die custodja Übern, darin bestehend, daß der Angeklagte nicht in ein wirkliches Gefängniß gebracht, sondern blos einer höheren Magistratspersom auf deren Gesinnung man sich verlassen zu können glaubte, übergeben wurde, um unter deren Verant- wortlichkeit in ihrem Hause bewacht, während der Haft aber, soweit es die Umstände gestatteten, mit mö - lichster Schonung behandelt zu werden —- die leichtesIe Art der Gefangenschaft An eine solche ,,freie Haft« nun haben einige Ausleger bei dem Ausdruck, den Luther mit ,,Ruhe haben« übersetzt, denken wollen; es seien dem Apostel die Fesseln abgenommen worden, wenn er auch in dem Residenzgebäude des Landpflegers 40 i326 Apostelgeschichte 24, 24—27. bleiben mußte und dasselbe nicht verlassen durfte, viel- leicht sogar an ein einzelnes, bestimmtes Zimmer ge- bunden war, und erst bei seinem Abtreten von der Landpflegerschaft habe Felix dem Paulus nach V. 27 wieder Fesseln anlegen lassen. Allein diese Auffassung ist schlechterdings unzulässig, wie denn die freie Haft nur Personen der höheren Stände gewährt wurde und überhaupt damals schon ziemlich selten eintrat; wir haben es vielmehr mit einer Militärhaft zu thun, bei welcher der Apostel gefesselt blieb von Anfang bis zu Ende, nur daß ihm die möglichste Erleichterung gewährt und insbesondere seinen Angehörigen, Freunden und Anverwandten gestattet wurde, für seine leiblichen Bedürfnisse zu sorgen und etwa ihm Unterhaltung zu verschasfen, soweit es mit den Zwecken der Untersuchungs- hast nicht im Widerspruch stand. Es mögen da be- sonders Lukas und Aristarchtis (Kap. 27, 1f.) dem Apostel zur Seite gestanden haben; aber daran ist nicht zu denken, daß, wie manche Schristforscher haben annehmen wollen, Paulus jetzt schon eine apostolische Thätigkeit hätte wieder entfalten können dadurch, daß er mit seinen Gemeinden oder Gehilfen in schriftlichen Verkehr getreten wäre und mehrere seiner Episteln in dieser Zeit geschrieben hätte, da es allen1 völkerrecht- lichen Begriffe von Untersuchungshaft widerstrebt, als Gefangener in« derselben Sache noch fort zu wirken, um welcher willen einer gefänglich eingezogen worden, sondern die Militärhaft schloß jeden Verkehr mit der Außenwelt nach dieser Seite hin aus. — Ueber zwei Jahre (V. 27) sollte dieser Gewahrsam dauern; eine, wenn auch ehrenvolle, doch immerhin schwere Gefangen- schast war dem Apostel beschieden, und das war eine harte Geduldsprobe für ihn. Die Zeit wird ihm oft lang, das Herz wird ihm oft schwer geworden sein in diesen zwei Jahren; es wird ihm je und je zu Muthe gewesen sein wie einem tapferen Kriegsmanne, der mit chmerzen als Verwundeter im Spital liegen oder als Kriegsgefangener auf der Festung sitzen muß, während draußen seine Kameraden Siege erringen und Lorbeeren sammeln. Aber als ein treuer Knecht wird er auch darin den guten und heiligen Willen seines HErrn dankbar erkannt und demüthig verehrt haben. Jn dieser Zeit gezwungener Ruhe konnte der rastlose Arbeiter neue Kräfte sammeln für Körper und Geist; in so mancher stillen Stunde konnte er seinen Geist sammeln zu heilsamer Betrachtuug, konnte betend auf die Wunderwege zurückblicken, die der HErr mit ihm gegangen war seit dem Tage von Damaskus, konnte prüfend hineinblicken in sein eigenes Herz, um das Evangelium von Jesu Christo, das er Andern gepredigt, auch an ihm selber immer tiefer zu erproben in seiner züchtigendem tröstenden, heiligenden Kraft, konnte im Stillen sich rüsten für den Kampf, der ihm noch ver- ordnet war, und in frommer Hoffnung hinausblicken auf das selige Ziel der Vollendung, dem er immer näher kam. Solche Ruhestunden und Arbeitspausen schickt der HErr seinen Knechtenyse und je zu Ihrer inneren Läuterung und Ausze1t1gung: Joseph im Kerker, Moses in Midian, Elias in der Wüste, Jo- hannes im Gefängniß, Luther auf der Wartburg und viele andere Gottesknechte haben das erfahren. Wenn auch Unsereinem so etwas widerfährt, wenn uns ein liebes Arbeitsfeld vom HErrn versagt, wenn uns die Hände, die gerne thätig sein möchten, gebunden sind, wenn wir vom HErrn auf längere oder kürzere Zeit, auf mildere oder schmerzlichere Art zur Ruhe gesetzt, auf ein Krankenlager gelegt werden, dann la set’s uns glauben: auch darin liegt für uns ein heiliger Beruf, ein göttlicher Segen! Du hast lange nach außen gewirkt, nun sollst du arbeiten an deinem eigenen Herzen; du hast dich in der Welt zerstreut, nun sollst du dich wieder sammeln; du hast ausgegeben, nun sollst du wieder einnehmen; du hast Andern gepredigt, nun sollst du an dir selbst die Kraft der Wahrheit erproben; du hast dem HErrn durch Wirken gedient, nun sollst du ihn durch Dulden preisen; du hast gearbeitet, nun sollst du beten; du hast für dies zeitliche Leben gesorgt, nun sollst du auch der himmlischen Heimath ernstlich gedenken. Selig der Knecht, der so des HErrn Willen erkennt und verehrt, wie ihn auch der HErr brauchen will: ihm wird auch das Krankenlager eine Segens- quelle, auch der Kerker zum Heiligthum (Gerok.) 24. Nach etlichen Tagen aber kam sherein in das Gefangenhaus im Landpfleger-Palaste 23, 35] Felix mit seinem Weibe Drnsilla, die eine Jüdin zwar sTochter des Herodes Agrippa Anh. H, d· U« und forderte Panlum, und hbrete ihn von dem Glauben an Christum« svon dem er äußerlich zwar schon Kenntniß hatte V. 22., den er aber gerne auch nach seinem eigentlichen Inhalte in Erfahrung bringen wollte]. 25. Da aber Paulus sim Verlause seiner Unterredung mit dem Landpfleger über die ihn interessirende Angelegenheit auch] redete von der Gerechtigkeih nnd von der Keuschheit, und von dem znknnstigen Gericht» sdas durch diesen Jesus Christus gehalten werden würde Kap. 17, 31], erschrak Felix, und antwortete sdie Unterhaltung abbrechend]: Gehe hin auf dies Mal; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich dich her lassen rufen [und weiter mit dir aus der Sache reden]. V) Weil die Menschen auch mit ihrem Hören allerlei Abwechselung haben wollen, so kommt das Hörenwollen auch zuweilen an das Evangelium, entweder eine Weide der natürlichen Sinne dabei zu suchen, aus welchem Grunde dort (Luk. 23, 8) Herodes Jesum längst gern gesehen hätte, oder oft auch aus dem Evangelio etwas heraus-zunehmen und sich daraus für den Brand seines Gewissens einen kühlenden Umschlag zu machen. (Rieger.) Das unerschrockene Bekenntniß, welches der Apostel auf die Anklagen seiner Feinde abgelegt hatte (V. 14 ff.), mochte immerhin einen gewissen Eindruck auf den Landpfleger gemacht haben, so daß ihm dieser Paulus jedenfalls als ein merkwürdiger, interefsanter Mann erschien, dessen, wenn auch überspannte Lebens- ansichten zu hören wohl der Mühe werth sei; dazu kam, daß sein Weib Drusilla als Jüdin noch einen besonderen Antheil an dem Bekenner Jesu nahm. Ja, es ist gar nicht undenkbar, daß mehr als gemeine Neugier, nämlich ein verborgener Zu des Herzens, über den sie sich keine genauere Rechenlsychaft gaben, sie trieb, von dieser eigenthümlichen, bisher unerhörten Lehre etwas Näheres zu erfahren; daß sie aber nicht vom Glauben an Christum hören wollten, um selber an Christum zu glauben, beweist der weitere Fortgang der Geschichte. (Langbein.) Zwar hat es Felix unter- lassen, dem Unschuldigen seine Freiheit wiederzugeben; aber gleichsam zur Entschädigung und Beruhigung des eigenen Gewissens erzeigt er dem Gefangenen erst alles Wohlwollen, gewährt ihm Erleichterung in seinen Banden und gestattet seinen Freunden den freien Zu- tritt, dann entbietet er ihn zu sich und will, daß auch Drusilla, seine jüdische Frau, den Mann sehe und höre, um den soviel gethan wird und von dem soviel ge- sprochen worden. sda Costa) Der gesungene Paulus Felix und Drusilla im Privatgespräch mit Paulus. Der Landpfleger läßt ihn gefangen zurück. 627 befand sich nach menschlichem Ansehn ganz und gar in der Gewalt des Landpflegers, und sollte jetzt vor ihm reden: wie erwünscht wäre so Manchem in seiner Lage dieser Vorfall gewesen und wie würde er darauf Be- dacht genommen haben, für seine eigene Person daraus einen Vortheil zu ziehen, seiner beschwerlichen und ge- fährlichen Gefangenschaft je eher je lieber entledigt zu werden; wie viele gute Worte würde er gegeben, wie durch einen milden, einnehmendem schmeichelnden Vor- trag das Herz seines Richters zu bestechen gesucht haben! Paulus nicht also: als ob er. sich selbst ver- gessen hätte, braucht er diesen Vorsall nur zum Besten seines Amts oder vielmehr seines HErrn, und zum Besten derer, die ihn hören wollen; im Geiste der heiligen und untadeligen Liebe, die nicht das Ihre suiht, möchte er gern dem Felix und der Drusilla helfen (2, 40), sollte er sich ihnen auch mißfällig machen, sollte er sie auch erzürnen. Es ist ihm nicht darum zu thun, das kranke Gewissen dieser Menschen durch eine Rede, die einem auf Augenblicke lindertidem dann aber doch den Schadeii nährenden Umschlage gleich ist, iioch kränker zu machen; er will es lieber durch eine Rede, die dem schneidenden und schmerzenden, aber doch den Schaden ganz heilenden Messer eines Wund- arztes gleich ist, völlig und aus immer heilen. O es« ist etwas Köstliches um die Lauterkeit und Wahrheit heiliger Menschen! (Menkeii.) It) Paulus wandte seine Unterredung vom Glauben an Christum so, daß es zuletzt auf die im Gewissen so tief haftenden Wahrheiten von Gerechtigkeih Keusch- heit und zukünstigem Gericht hinauskam- Er predigt dem Felix das Evangelium, aber er schenkt ihm auch das Gefetz nicht, ja, er tastet sogar die Schooßsünden seines Zuhörers an: von der Gerechtigkeit redet er zu dem bestechlichen Beamten, von der Keuschheit zu dem ehebrecherischen Liebespaar, von dem zukünftigen Ge- richt zu dem ungerechten Richteix dem schon das kaiser- liche Gericht zu Rom drohend bevorstand. (Apost. Post) Uebrigens sprach Paulus nicht gerade von den Sünden des Landpflegers unmittelbar, sondern redete nur nach Maßgabe von 2. Tim. 2, 19; 1. Cor. 6,9f.; 2. Tor. 5, 10 von diesen ernsten Dingen mehr im Allgemeinen; die ausdrückliche Anwendung auf ihn war nicht nöthig, der heil. Geist machte sie selbst an dem Herzen des Felix. Hätte Pauluszgeradezu ihn gestraft, so hätte derselbe sich von solcher Predigt von vorn- herein abgewandt, er hätte sie für bloße Beleidigungen und Persönlichkeiten angesehen. Nun aber fühlt er sein Gewissen getroffen, und wagt doch nicht sich ver- letzt zu zeigen; er mußte einsehen, daß nicht Paulus es darauf angelegt habe, ihn zu kränken, sondern daß die Lehre des Evangelii, welche er ja selbst verlangt hatte, ihn so gewaltig erschüttert habe. Ein Wink für alle Strafprediger! Wenn Straspredigten den Ein- druck von persönlichen Beleidigungen machen, so sind sie wohl kaum die rechten gewesen; bei den rechten Strafpredigten müssen auch die, welche am meisten etroffen sind, durchfühlen, daß nicht der Prediger, fxoiidern der HErr sie getroffen hat. (Williger.) »Da erschrak Felix«: welch ein Beweis von der Macht des göttlichen Worts, daß ein welttrunkener Mann wie Felix darob erschrickt, der Richter vor dem Verklagten, ein Regent vor einem Zeltmacher, der Gewaltige vor dem Gebundenent Aber welch ein Beweis zugleich von dem Betruge der Sünde, daß Felix dem Schwerte, welches ihm die Seele durchbohrte, zu entrinnen eilte mit der höflichen Wenduiigt «gehe hin auf dies Malt« O, so sprechen die Thoren ein Mal um’s andere zu den Boten des nahen Gerichts, der näheren Gnade; aber die Gnade geht, das Gericht steht, vgl. Hebr- 9, 27. (Besser.) »Wenn ich gelegene Zeit habe«: ja, so entschlüpft man auch heute noch so gern den An- fassungen des göttlichen Worts; man will’s nicht ganz abweisen, aber man will’s auch fiir’s Erste noch nicht Meister werden lassen. Aber wie geht’s? —- die ge- legene Zeit kommt immer nicht; und ehe sie kommt, geht’s von der Zeit hinüber in die Ewigkeit! Wir lesen nicht, daß sie dem Felix noch gekommen wäre, diese gelegene Zeit, darauf er sich und den Apostel vertröftet; wohl hatte er noch zwei Jahre den Paulus neben sich im Gefängniß und besprach sich öfter mit ihm, aber zu einem näheren Berhältniß, zu einer Um- kehr kam es nicht, denn Felix hat dem Worte Gottes ein für alle Mal die Spitze abgebogen. Wann ist die gelegene Zeit zur Buße? 1) Immer für den, der da will, denn a. immer und auf allerlei Weise ruft uns Gott zur Buße durch innerliche Rührung und äußere Führung, durch Gesetz und Evangelium, durch »Fr·eude und Leid, b. immer und bei jedem Be- rufe, in jeder Lebenslage kann der Mensch Zeit finden, auf Gottes Wort zu hören; Z) nimmer aber für den, der da nicht will, denn a. wann Gott ihm auch rufen mag, nie ist’s ihm gelegen, b. wenn er aber einst nach Gott rufen wird, dann ist’s wohl für Gott nicht inehr Zeit, vgl. Joh. 8, 21. (Gerok.) 26. Er hoffte aber daneben sdas ursprüng- liche Interesse an dem Gefangenen V. 24 von nun an mit einem noch anderen, gemein-egoistischen verbindend], daß ihm von Pauto sollte Geld ge- geben werden szum Entgelt dafür], daß er ihn los gabez darum er ihn auch oft fordern ließ [um ihm seiiieAbsichten nahe zu legen], und besprach sich mit ihm fdarüber denn infeljx Felix, der un- glückliche Felix, um einen ganz anderen Schatz, den des Evangelii, sich brachte, während seine Geldgier·natürlich keine Befriedigung fand]. 27. Da aber zwei Jahre um waren, kam [im Spätsommer des J. 60 n. Chr. Matth. Z, 20 Anm.] Portius Festus lals Landpflegerj an Felix Statt. Felix aber lobwohl er sich überzeugt hatte, daß die Klage der Juden wider den Apostel ab- zuweisen und derselbe also frei zu geben sei V. 22 AnmJ wollte den Juden eine Wohlthat seinen auf ihre Gunst abzweckenden Gefallen, dergleichen er noch manche andere sich zur Abwendung einer Klage wider ihn beim Kaiser ausgesonnen hatte] erzeigen, nnd ließ [bei seinem AbgaUgeJ Paulum hinter sich gefangen sdamit sie bei seinem Mach- folger, wenn sie wollten, ihren Klageantrag noch einmal stellen könnten]. Noch ließ der HErr den Felix nicht los: selbst die niedrige Habsucht dieses ungerechten Richters mußte als Handhabe dienen, um den Mann imnier wieder unter das Gericht des göttlichen Worts zu stellen. Er ließ Paulum öfter fordern und besprach sich mit ihm, und da wird er nichts Anderes gehört haben, als das erste Mal; aber die Welt und ihre Lust, namentlich der schändliche, schnöde Geiz, war zu mächtig in ihm. Endlich ward er von seinem Posten abgerufen, und die gelegene Zeit war vorüber; er ließ Paulum hinter sich gefangen, und doch wahrhaft frei, während er selber der Gefangene war, nämlich in den Ketten des Satans. Er hieß Felix, d. i. der Glückliche, aber wer von beiden war in der That und Wahrheit der Glück- 40V 628 Apostelgeschichte 25, 1——9· liche? (Langbein.) Felix war erfchrocken vor der Buß- predigt des Apostels; daran hatte er ein gewisses Zeugnis; seines inneren und wesentlichen Standes, an diesem Zeichen konnte er sich selber klar werden. Aber diese heilige Gestalt des Bußpredigers weiß er sich so sehr zu verwischen, daß er sich denselben zu anderer Zeit wiederum als einen Seinesgleichen denkt, der für jeden Zweck jedes Mittel als erlaubt ansehex und- in solcher entsetzlichen innerlichen Verwirrung hat er die Niederträchtigkeit, oftmals den Apostel zu rufen und sich mit ihm zu. unterhalten, um ihm die Möglichkeit der Bestechung recht nahe zu legen. Er hatte ohne Zweifel öfter wahrgenommen, daß Paulus eine große Liebe und Verehrung bei vielen Heiden und Juden genoß; er denkt sich demnach, daß es seinem Gefan- genen leicht sein müßte, ein Bedeutendes für seine Be- freiung aufzubieten. So vergehen zwei Jahre, und Felix muß sein Amt verlassen; es ist ihm über die Unschuld des Apostels nicht der geringste Zweifel ge- blieben, da aber nicht das erfolgt, was er sich als Bedingung der Freilasfung gewünscht, so spricht er diese auch nicht aus; schon aus Verdruß über seine getäuschte Hoffnung thut er’s nicht. Wenn der Paulus und seine Anhänger ihm jetzt nicht eine Summe Geldes bieten, in Zukunft aber ihm weder schaden noch nützen können, so konnten dagegen die Juden ihm in Rom, wenn seine Schandthaten zur Untersuchung kamen, durch ihr Zeugniß Erleichterung oder Erfchwerung be- reiten; darum läßt er auch aus Rücksicht auf die Gunst der Juden, wie Lukas diese Seite hervorhebt, den Paulus gefangen zurück. Wie aber, wenn er nun einmal den Juden einen Gefallen thun wollte, warum thut er das. nicht vollständig und ganz? warum über- giebt er ihn nicht den Juden, welche solches unter dem orwande begehrten, die Sache in Jerusalem genauer zu unterfuchen, in Wahrheit aber, um ihn unterwegs zu tödten (25, 3)? Je weniger den Felix feine Ge- rechtigkeit von diesem Schritte zurückgehalten haben kann, desto mehr müssen wir hier auf die Macht zurückkommeiy welche die römische Ordnung in dem Zusammenhange dieser Geschichte behauptet, eineMacht, die sich hier zum Schutze des Apostels und zum Dienste des Reiches Gottes um so wirksamer erweist, je un- würdiger und schlechter die Persönlichkeit ist, welche dazu berufen, diese Macht gegenwärtig zu vertreten. (Baumgarten.) Wie der Apostel nach Rom gekommen ist, will St. Lukas erzählen, und das ist ja erzählens- werth; denn der Teufel zürnte wider diese Reise ge- waltig, und nicht umsonst hatte Paulus die Brüder in Rom zur Fürbitte aufgefordert, auf daß er mit Freuden zu ihnen komme durch den Willen Gottes (Röm. 15, 32). Vor Menschenaugen lag das Geschick des Apostels in den Händen eines vom Winde der öffentlichenMeinung bewegten Staatsmannes, noch dazu eines solchen, dem es längst ein Geringes war, das Recht zu beugen nach feiner Willkür. Lukas ver- säumt nicht, einen Zug, zwei Züge aus dem Umgange des Landpflegers mit seinem Hausgesangenen anzu- führen, woraus wir merken, daß es allein Gottes starke Hand gewesen, die den Apostel beschirmte und zum Ziel seines Laufs hindurchführte (Befser.) Das 25. Kapitel. Paulus berust sich nor ckesius ans den Kaiser. e. V. 1—12. (§168.) Drei Tage nach seineni Zlmtsanlritt in Ciisarea besucht der neue candptleger in ossizielleni und persönlichen: Interesse die Stadt Jerusalem; er wird da mit besonderem Anliegeti von den hohenprieskern und vornehmsten der Juden um herbeirusung des. in Ciisarea noch gefangen gehaltenen partic-s nach der nationalen Hauptstadt gebeten, damit· ihm da der prozesz gemacht werde, indem man im stillen vorhat, aus dem Transporlivege ils-n umbringen zu lassen. Feslus nun bewilligt den Antrag nicht, weil er den Schwerpunkt der Landesregierung nicht gleich von Anfang seines Regimentes an will ver— riictien lassen; dagegen stellt er eine baldige Prozess- verhaiidlung siir Ciisarea selbst in Aussicht und be- scheidet Ilniiliiger und Zeugen dahin, nimmt auch schon am andern Tage nach seiner Zlnliunst an diesem Orte die Suche vor. hier geht es denn hart her wider den Apostel, was die Menge nnd Schwere der gegen ihn gerichteten Ilnlilagen betrifft; indessen verniögeti doch die »Widersacher ihre Besrhuldiguiigen nicht recht— lich zu begründen. Festu5, der von den drei Ilnlilagen die aus Empörungsnersuctj wider den Kaiser« aus;- scheideh möchte zwar die beiden andern, das jüdische Gesetz und den Tempel berührenden unentschieden lassen, um die Jlnliläger sür sich zu gewinnen, und macht den Vorschlag, mit Rücksicht aus diese beiden Punkte den Gerichts-stund nach Jerusalem zu verlegen; aber Parilus verwahrt sein Recht als römischer Bürger und avpellirt an den Kaiser, welche Ilppellation der candpsleger nach vorgängiger Berathustg mit seinem Ralhsscollegiiini auch annimmt. » » 1. Da nun Festus insLand kommen war, zog er über drei Tage sdrei Tage nach Ueber- nahme seines» Postens] hinauf von Cäsarien fder offiziellen Kap. 10, 2 Anm.] gen Jerusalem sder nationalen Hauptstadt des von ihm zu verwalten- den Landes, um sich den jüdifchen Behörden zu zeigen und die dortigen Verhältnisse kennen zu lernen] » 2. Da erschienen vor ihm sbehufs der früher noch nicht gelungenen Anhängigmachung des Pro- zesses Kap. 24, 22 Arno] dieezohenpriefter und die Vornehmsten der Juden sin ihren Aeltesten V. 151 wider Paulum und ermahnten ihn sdaß er die Sache doch nunmehr möchte zum Austrag kommen lassen, die sein Amtsvorgänger so lange hingezogen, daß sie bereits seit zwei Jahren in der Schwebe sich befinde], 3. Und baten um Gunst wider ihn sden Verklagten], daß er [dem doch ohne Zweifel es darauf ankommen würde, das Vertrauen der obersten Behörde des Landes gleich von Anfang seiner Amtssiihrung an für sich zu gewinnen] ihn snoch für die Zeit, während er hier anwesend wäre] fordern ließe gen Jerusalem sum kurzen Prozeß mit ihm zu machen und das vom Hohen- rath schon beschlosseneTodesurtheil an ihm zu vollstrecken 24, 6], und stellten sfür den Fall, daß sie wenigstens eine solche Uebersührung des Apostels von Cäsarea nach Jerusalem erlangetenj ihm nach, daß sie ihn Unterwegen [durch Meuchelmörder, die leicht zu haben waren 23, 12 ff.] umbrächten sum so einer etwaigen Freisprechung von Seiten des Landpflegers zuvorzukommen und ihr eigentliches Ziel auf jeden Fall zu erreichen]. Der neue Laudpfleger wird von den Juden in Jerusalem in Sachen wider Paulum angegangen. 629 4. Da antwortete Festus sden Antrag auf eine solche Ueberführung des Gefangenen aus dem in V. 16 angegebenen Grunde ablehnend und die Bittsteller darauf verweisend, daß in der Haupt- sache selbst mit seiner Verweigerung ihnen die Gelegenheit, zu ihrem angeblichen Rechte zu kom- men, nicht entzogen sei], Paulus würde ja behalten zu Ccisariety aber er lder Landpfleged würde in kurzem wieder dahin ziehen fund da solle denn auch kein weiterer Aufschub stattfindens Z. Welche nun unter euch (sprach er)·kbnnen [im Stande sind, als legitimirte Ankläger oder qualificirte Zeugen aufzutreten], die laßt mit hinab ziehen [wenn ich dahin zurückkehre] und den Mann [vor meinem dortigen Richtstuhls verklagen, so etwas an ihm ist sich will hiermit seine Versetzung in Anklagestand, welche Felix noch vertagt hatte Kap. 24, 22., genehm1gen, so daß m Cäsarea nunmehr zur eigentlichen Prozeßverhandlung ge- schritten werden soll]. Marcus Porcius Festus war ein rechtlich gesinn- ter Mann (V.16), der gern wieder gut gemacht hätte, was sein Amtsvorgänger verschuldet hatte, und mit Strenge und Gerechtigkeit die Ordnung in Palästina wieder herzustellen suchte; aber die Leidenschaften des Volkes waren schon zu sehr erregt, als daß. ihm sein Vorhaben hätte gelingen können, dazu war ihm in Folge frühzeitigen Todes nur eine kurze Amtsverwal- tung (von Mitte des J. 60 bis Anfang des J. 62) beschieden, und erhielt er nun nach einander zwei Nach- folget, welche es noch schlimmer trieben, als Felix, und selber unter sich der eine den andern noch an Schlech- tigkeit überboten (Anh. 1I, d. 2——4). Auch die Eile, womit Festus nach seinem Amtsantritt in Cäsarea hinauf nach Jerusalem sich begiebt, zeigt, wie sehr er sich seiner Stellung als eines kaiserlichen Procurators und seiner Pflichten im Amte bewußt war; gleichwohl beweist er sich gegen Paulum ungerechter und gegen die Juden noch weit menschengefälliger als Felix, in- dem er es zu einer Untersuchung über Zulässigkeit oder Unzulässigkeit der Klage gar nicht erst kommen läßt, sondern nach Maßgabe der kürzeren Proceduy welche in der Kaiserzeit beim römischen Rechtsverfahren üblich geworden war, für die Zulässigkeit ohne Weiteres sich entscheidet, die accnsatjo als bereits erledigt annimmt und sofort zur actio überzugehen sich vornimmt. Das macht, er ist, wie aus Kap. 26, 24 ff. hervorgeht, religiös völlig indifferent und hat gar kein Ver- ständniß für göttliche Dinge; und da wird allemal die blos natürliche, bürgerliche Rechtschaffenheit früher oder später zu Schanden. Jn Jerusalem war in- zwischen, etwa seit einem halben Jahre, an Stelle des Hohenpriesters Ananias vonHerodes Agrippa 1I. (V. 13 Anm.) ein Anderen nämlich Jsmael, Sohn des Phabi, in dies Amt eingefetzt worden; darum wird auch des Ananias in V. 2 nicht mehr nantentlich gedacht, dagegen setzen sein und seiner sadducäischen Anhänger Werk (Kap. 23, 12 sf.; 24, 1 sf.) nunmehr die Hohenpriester und Vornehmsten des Volks in geschlossener Gesellschaft fort (V. 3 u. 7), gleich als handele es sich bei der Umbringung des Paulus um eine Hauptangelegenheit der ganzen jiidischen Nation, an der jetzt auch die früher mehr abgeneigten Pharisäer sich betheiligen zu müssen glauben. Zwei Jahre sind bereits seit der ersten Bewegung gegen Paulum vergangen, und der persönlich von dem Apostel verletzte Ananias (Kap. 23, Z) ist inzwischen von dem hohepriesterlichen Sitze abgetretenz nichts destoweniger aber ist noch derselbe tödtliche Haß, dieselbe meuchlerische Tücke gegen den- selben lebendigz ja diese Todfeindschaft scheint noch mehr alles, was in Jerusalem mit öffentlicher Stellung und Ehre bekleidet ist, ergriffen zu haben. Es erklärt sich das wohl daraus, daß von demselben Felix, gegen welchen die Juden soviel Ursach zur Beschwerde hatten über sein die ganze Wohlfahrt des Landes zerrüttendes und die Nation vollends dem Verderben entgegen- führendes Regiment, Paulus begünstigt worden zu sein und also es sich zu bestätigen schien, daß er ein Abtrünniger sei, der es mit den Heiden halte und an diese sein Volk verrathe (22, 21 f.). Eine solche An- schauung aus Seiten der Obersten der Juden in Be- ziehung auf Paulus würde immerhin noch nicht aus- schließen, daß dagegen Jakobus Il. bei dem Volke selbst noch fort und fort in Gunst stand und bis zum Oster- fest des J. 62 sich denjenigen Einfluß bewahrete, der in der Anh· 1I, b. 3 erzählten Begebenheit so sichtlich hervortritt; und was die Gemeinde zu Jerusalem von Seiten der in ihr vorherrschenden Eiferer betrifft, so muß es jedenfalls ausfallen, daß bei ihr so gar nichts von einer Theilnahme an dem Schicksale des Paulus bemerklsich wird. Jn der Zeit nach der Umbringung des Jaeobus Il. zeigt sie sich denn auch laut der Epistel an die Hebräer als im höchsten Maße gefährdet, von dem Glauben an Christum ab- und in’s Judenthum zurückzufallen Wir werden auf diesen Punkt seiner Zeit näher eingehen müssen (vgl. zu Kap. 28, 81). is. Da er aber fstatt das Wort: »in kurzem« V. 4 zu verwirklichen] bei ihnen mehr denn zehn Tage gewesen war lnach besserer Lesart lautet jedoch der Text: nicht mehr denn« acht oder zehn Tage, also in der That verhältnißmäßig nur kurze Zeit, bei ihnen zugebracht hatte], zog er hinab gen Cäsarien fbegleitet von den in V. 5 wider Paulum Vorgeladenen], nnd des andern Tages fnach seiner Ankunft] setzte er sich »auf den Richtstuhl Und hieß Paulum [aus seinem Gefäng- niß herbei-] holen. 7. Da derselbige aber darkam, traten umher [ihn umgebend, wie große Farren, und ihren Rachen wider ihn aufsperrend, wie ein brüllender und reißender Löwe Pf. 22, 13 f.] die Juden, die von Jerusalem herab kommen waren, und brachten auf viele und schwere Klagen wider Paulum, welche sie strotz der falschen Zeugen, die sie vor- führten Matth. 26, 59 ff.] nicht mochten beweisen; 8. Dieweil er sich verantwortete [in seiner Vertheidigungsrede, welche die Hauptsache von dem in Kap. 24, 11 ff. Gesagten wiederholte V. 1I., den Satz durchführtesx Jch habe weder an der Juden Gesetz, noch an dem Tempel, noch an dem Kaiser fwie man mir in völliger Verleugnung des eigenen Messiasglaubens schuld giebt Kap. 17, 7; Luk. 23, 21 mich versündigetks 9. Festus aber fder nach Lage der Sache den Angeklagten wenigstens hinsichtlich einer Versäu- digung am Kaiser frei sprechen zu müssen erkannte Kap. 26, 31f.; 28, 18] wollte den Juden sdie 630 Apostelgeschichte 25, 10—12. gegen die Freisprechung mit Beziehung auf die Klagen wegen Versündigung am Gesetz und am Tempel Widerspruch erhaben 28, 19] eine Gunst erzeigen sweil ihm daran gelegen war, während seiner Amtsführung nicht einen allzu schwierigen Stand zu haben mit diesem, dem römischen Re- giment ohnedies schon so abspenstigen Volke], Und antwortete Paulo lweil ja in diesen Anklagen auf Verletzung der oäterlichen Religion und Entweihung des Tempels Dinge vorlägen, über welche er, der Römer, nicht endgiltig zu entscheiden vermöge] und sprach: Willst du hinauf gen Jerusalem und daselbst über diesem [Kap. 28, 17] dich vor mir sin meiner Gegenwart und unter meiner Aufsicht, so daß kein ungerechtes Urtheil wird gegen dich gefällt werden dürfen] richten lasseu? 10. Paulus aber sprach: Ich stehe sschon damit, daß ich vor dein, des kaiserlichen Beamten in diesem Lande, Richtftuhl gestellt bin] vor des Kaisers Gerichte, da soll ich mich lassen richten sund so bestehe ich darauf, bei diesem Gericht auch belassen zu werden]z den Juden habe ich kein Leid gethan, wie auch du swenn du nur deinem eigenen Richterbewußtsein ein Gehör geben willst] aufs Beste weißest [V. 18 ff., so daß es einer Ver- weisung meiner Sache von deinem Tribunal an das des Hohenraths zu Jerusalem gar nicht erst bedarf, um Klarheit in die Sache zu bringen] 11. Habe ich aber ssalls ja deine Ueber- zeugung eine andere wäre, als ich soeben voraus- setzte, und du mich nach der einen oder andern Seite für schuldig halten solltest, solcher deiner Meinung gemäß] jemand Leid gethan und des Todes werth gehandelt, so» weigere ich mich nicht, sauf Grund eines von dir über mich gefällten Todesurtheils] zu sterben; ist aber der keines nicht, des; sie mich verklagen sals wahrheitsgemäß er- wiesen und zu Recht bestehendL so kann mich ihnen niemand saus Grund einer bloßen Gunstbewilligung] ergeben. Jch berufe mich skraft meines römischen Bürgerrechts Kap. 16, 37 ; 22, 251 auf den Kaisers* r) Der Unterschied der jetzigen Verhandlung von der in Kap. 24, 1 ff. wird von ukas dadurch bemerk- lich gemacht, daß, während es dort (24, 10) hieß: ,,Paulus aber, da ihm der Landpfleger winkete zu reden, antwortete«, nunmehr von ihm gesagt wird: ,,dieweil er sich verantwortete«; lag nun, wie wir uns überzeugt haben, in Kap. 24 noch keine acti0, keine eigentliche Prozeß-, sondern nur erst eine Jn- struktionss oder Vorverhandlung vor, so haben wir dagegen hier ein wirkliches Gerichtsverfahrem zu wel- chem Festus aus Eonnivenz oder Willfährigkeit gegen die Juden sofort es hat kommen lassen, indem er den Apostel bereits als einen reus, als einen in Anklage- stand Versetzten behandeln, der er eigentlich noch gar nicht war. Es scheint nun ferner, als ob Lukas mit dem, was er in V. 6 schreibt, wenn er da ebenso die Zahl der Tage angiebt, welche Festus in Jerusalem sich aushielt, wie er in V. l die Zahl der Tage be- zeichnete, die Von der Amtsiibernahme desselben bis zu seiner Reise von Cäsarien nach Jerusalem vergin en, nicht sowohl des Landpflegers Pflichteifer und Gewissen- haftigkeit in Erfüllung des den Juden gegebenen Worts, in Kurzem ihre Sache vornehmen zu wollen, im Auge habe, als vielmehr das Drängen und Eilen anderer Leute, die auf einen Coup oder Schlag, den sie aus- zuführen gedenken, sich schon eingerichtet haben und nun keine Zeit verlieren dürfen, wenn der Schlag ge- lingen soll; das sind die Hohenpriester und Vornehmsten der Juden, die in V· 2 f. gleich ihr erstes Zusammen- treffen mit dem neuen Landpfleger als willkommene Gelegenheit benutzen, ihn für ihre Sache wider Pau- lum zu interessiren und sich seine Geneigtheit fürs ihre Absichten als eine Gunstbezeigung der Art zu erbitten, wie sie ein neu angetretener Herrscher denen, welche er fortan zu regieren hat, zu erzeigen pflegt, um sich als einen gütigen und um Liebe werbenden Herrscher gleich von vornherein kund zu geben. Offenbarsliegt hier ein fchon länger vorbereiteter, schlau angelegter Plan vor; auch kann es uns nicht schwer fallen, aus der uns bereits bekannten Lage der Verhältnisse und aus anderweit vorhandenen Spuren diesen Plan zu entziffern. Jn Kap.24,19 hatte ja Paulus die ganze Beredsamkeit des Tertullus und alle Betheuerungen des Ananias und seiner Genossen mit Einem Schlage dadurch zu Schanden gemacht, daß er darauf hinwies, wie eben diejenigen nicht mit zur Stelle wären, die in Betreff des Hauptpunktes der Anklage, in Betreff der Umstände bei seiner Ergreifung, allein ein zulässiges Zeugniß ablegen könnten: sollten denn da die Juden keine Vorsorge getroffen haben, als Felix abberusen ward und nun ein neuer Landpfleger demnächst an die Stelle treten würde, vor diesem besser gewappnet zu sein? und wenn nun bei dem Volkstumult in Kap. 21, 27 ff. wirklich, wie wir zu Kap. 19, 40 u. 21, 30 diese Vermuthung ausgesprochen haben, Alexander der Schmied die Seele der Bewegung gewesen war, sollten sie nicht die Zeit zwischen dem Abgang des einen und dem Amtsantritt des andern Landpflegers dazu benutzt haben, diesen Alexander herbeizuschaffen? Jm Bewußt- sein ihres, mit dessen Acquisition über den Apostel nun erlan ten Uebergewichts sind sie denn bei der Ankunft des estus in Jerusalem, trotzdem dieser fchon am dritten Tage seiner Ankunft in Cäsarea dahin sich be- geben hat, sofort mit der Wiederaufnahme der Klage- verhandlung als mit ihrem wichtigsten Anliegen bei der Hand: er wird fchon vor dem Hohenrath ein Zeugniß ablegen, auf welches hin dieser selbst in Gegenwart und unter etwaigem Vorsitz des Land- pflegers den Paulus als Tempelschänder zum Tode verurtheilen kann, so daß letzter nun doch wird sterben müssen, selbst wenn es abermals mißlingen sollte, wie in Kap. 23, 12 ff., ihn meuchlings auf dem Trank-port- wege umzubringen. Wir werden hernach sehen, daß bei der ganzen hier vorliegenden Geschichte die Stelle: 2.Tim.4,14——18 in Betracht zu ziehen ist; unzweifel- haft steht Pauli Wort: ,,Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen« und des Lukas Bericht an unsrer Stelle: »die Juden, die von Jerusalem herab kommen waren, brachten auf viele und schwere Klagen wider Paulum« im engsten Zusammenhang mit ein- ander. Es war dieses Aufbringen der Klagen aller- dings ein Aufstellen von Behauptungen, die ohne irgend welchen rechtsgiltigen Beweis blieben; aber Paulus konnte auch keinen Gegenbeweis stellen, sondern mußte sich mit der Gegenbehauptung in V· 8 begnügen: ,,ich habe weder an der Juden Gesetz, noch an dem Tempel, noch an dem Kaiser mich versündiget«. Allerdings Des Festus Prozeßverhandlung in Cäsarea und des Paulus Appellation an den Kaiser. 631 hätte er Gegenzeugen stellen können: es hätten nur eben die vier Männer, für die er damals das Opfer im Tempel gebracht, bereit sein dürfen, sich ebenfalls in Eäsarien einzufinden, da die 8——l0 Tage in V. 6 ihnen gewiß Gelegenheit genug boten, den Stand der Dinge in Betreff des Paulus in Erfahrung zu bringen und bei dem Landpfleger zu einem Zeugniß in der Sache sich zu erbieten; aber sie mochten nicht mit in den Prozeß und in der Juden Haß verwickelt sein, und würde so des Apostels Wort in 2. Tim. 4, 16 sich erklären: »in meiner ersten Verantwortung stund nie- mand bei mir, sondern sie verließen mich alle —- es sei ihnen nicht zugerechnet!« Ein gewisses Schmerz- gefühl über erlittene Undankbarkeit, erfahrene Treu- losigkeit, unverdiente Abgunst selbst auf Seiten« seiner judenchristlichen Brüder (21, 21), über welche letztere er sich auch in Col. 4, 10 f. beklagt, läßt sich dieser Aussage wohl abmerken, wenngleich des Paulus ver- söhnliches, zur Vergebung bereites Herz das Schmerz- geftihl alsbald durch die fürbittende Verwendung bei dem HErrn überwindet, während in Betresf des Alexander die Rede anders lautete: »der HErr bezahle ihm nach seinen Werken!« H) Jn der vorhin angeführten Stelle: Z. Tim. 4, 14 ff. haben die Worte: »der HErr stund mir bei und stärkte mich, auf daß durch mich die Predigt be- stätigt (erfüllt) würde, und alle Heiden höreten; und ich bin erlöset von des Löwen Rachen« bei den Aus- legern meist eine ganz verfehlte Auslegung erfahren, und hat man auch da die Bezugnahme auf das, was hier vor unsern Augen sich vollzieht, völlig verkannt. Heben wir mit der letzten Aussage an, so ist unter ,,des Löwen Rachen« weder der Tod, der den Apostel u verschlingen gedroht hätte, im Allgemeinen, noch der "aiser Nero, oder der feindliche Richter zu Rom, der zum Tode ihn zu verurtheilen schon entschlossen gewesen wäre, aber dann doch in Folge der Verthei- digung sich genöthigt gesehen hätte. den Prozeß zu ver- tagen, im Besonderen zu verstehen; bei beiden Er- klärun en wäre die angebliche Rettung zuletzt doch keine « ettung gewesen, wenn man von einer Befreiung des Apostels aus der ersten römischen Gefangenschaft Abstand nimmt, und auch wenn man eine solche an- nehmen wollte, so hätte Paulus ja selber erst mit seiner Appellation an den Kaiser in des Löwen Rachen sich begeben und also einen unüberlegten Schritt damit gethan, es ist aber überhaupt ganz undenkbar, daß er mit solchem Ausdruck die römische Obrigkeit, die von ihr selber auch keineswegs nach seinem Blute lechzte, sollte gebrandmarkt haben. Wohl aber ist die Juden- schaft, hier durch die Hohenpriester und Obersten ver- treten, der nach des Paulus· Blute dürstende Löwe; als solchen hat sie sich in Kap 14, 19; 19, 23 ff.; 20, Z; 21, 31; 22, 22; W, 12 ff.; 25, 3 sattsam er- wiesen, und es wäre auch unzweifelhaft um sein Leben geschehen gewesen, hätte er nach des Festus Vorschläge sich wollen aus-liefern lassen an das Jnquisitionstribunal zu Jerusalem, den Hohenrath Da ist er denn gerade durch die rechtzeitig eingelegte Appellation an den Kaiser aus dieses Löwen Rachen errettet worden; und so erblickt er nun den Beistand des HErrn und dessen Stärkung darin, daß zu einer Zeit, wo treulose Brüder ihn mit ihrem Zeugniß im Stich ließen, ein Apostat oder Abtrünniger aber ihm viel Böses that und den Juden es möglich machte, viele und schwere Klagen wider ihn aufzubringen, so daß seine Unschuld, wenig- stens was die angebliche Versündigung am Gesetz und am Tempel betrifft, vor den Augen des Festus gänz- lich verdunkelt wurde, einerseits ihm die rechte Geistes- gegenwart verliehen ward, um nicht in die Auslieferung an den Hohenrath, so bestechlich auch des Landpflegers Vorschlag war durch das beigefügte »vor mir«, zu willigen, sondern das Rechtsmittel der Appellation da- gegen einzulegen, andrerseits aber auch es ihm gelang, urch die Art seines Auftretens und die Macht seiner Rede auf den Landpfleger und seinen Rath einen solchen Eindruck zu machen, daß man die Appellation annahm und ihn jetzt, statt nach Jerusalem, vielmehr nach Rom überführte Nach diesem Ziel hin hat der HErr äußerlich den Lauf der Dinge gelenkt, aber auch innerlich seine Worte und sein Verhalten so gerichtet, daß er selber sich demselben entgegenstreckte; der Zweck von dem allen ist denn dies gewesen, daß durch ihn die Predigt bestätigt würde, wie Luther übersetzt hat, d. i. ihr Vollmaß durch das Vordringen bis an die Enden der Erde, bis hin in alle Welt (Matth. 28, 197 Röm. 10, 18) erlangete, indem sie bis in das Herz der Heidenwelt, in die Welthauptstadt Rom vor- drang. Höreten sie auch die Römer in dieser ihrer Centralstadt, so höreten sie in den Römern auch alle Heiden; soweit aber wäre es nicht gekommen, wenn die Juden hätten ihren Willen haben dürfen. Wie diese von jeher neideten und den Heiden das Evan- gelium nicht önnen wollten (Kap. 13, 45; 17, 5), so war solcher eid auch die einzige Ursache ihres blut- dürftigen Hasses, wie sich deutlich in Kap. 22, 21 ff. heraus-gestellt hat; aber aus diesem Löwenrachen ist der Apostel nun errettet, er darf jetzt, wo er seine zweite Epistel an Timotheus schreibt, das Reich Gottes predigen und von dem HErrn Jesu lehren mit aller Freudigkeit, unverboten (Kap. 28, 30 f.). Und wenn nun gleichwohl die zweijährige Gefau enschaft in milder Militärhaft doch zuletzt noch in des postels Tod aus- läuft, so ist dieser doch nicht mehr für ihn eine Aus- rottnng vor der Zeit, eine Hinwegraffung vor voll- endetem Laufe (2. Tim. 4, 6 ff.), sondern eine Erlösung von allem Uebel und eine Hinüberrettung in das himm- lische Reich, darin die bisherige Erlösung von des Löwen Rachen und die Hinüberrettung nach Rom ein überschwänglich herrliches Gegenbild findet. Die hier gegebene Erläuterung der Timotheus-Stelle dürfte sich wohl als unzweifelhaft richtig und zusammenhangs- gemäß erweisen; ist sie aber das, so ist zugleich er- wiesen, daß der zweite Timotheus-Brief so wenig eine zweite römische Gefangenschaft des Paulus voraus- setzt, daß er dieselbe vielmehr geradezu ausschließt, undist ferner erwiesen, daß man die Abfassung dieser Epistel auch nicht hinter diejenige Zeit verlegen darf, welche die Apostelgeschichte in Kap 28, 30 u. 31 be- schreibt, sie fällt vielmehr noch in diese zwei Jahre hinein (vgl. Anh. ll, a. 2). -— Nicht nur sein eigenes Recht, so bemerken wir noch zum Schluß unsrer Aus- führungen mit Lange’s Worten, schützt der Apostel mit seiner Appellation, sondern auch die Freiheit und Unabhängigkeit des römischen Richterstuhls, welche Festus preiszugeben im Begriff stand. Auch darin ist Paulus ein Vorbild der evangelischen Kirche geworden: vor dem Forum der Hierarchie hatte sie nichts An- deres mehr als Fluch, Jnquisition, Gericht und im Nothfall Meuchelmord zu erwarten; auch ihr blieb nichts Anderes übri , als an den Kaiser zu appelliren, d. i. sich in den S utz des Staates zu begeben. 12. Da sindem es sich jetzt darum handelte, ob er die eingelegte Appellation anzunehmen habe oder nicht] besprach sich Festus mit dem Rath lmit seinen Rathsmännern, den römischen Beisitzern des Gerichts] und antwortete [gab nach geschehener Berathung dem Paulus den die Annahme der 632 Apostelgeschichte 25, 13—21 Appellation erklärenden BescheId]: Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du ziehen. Eine Appellation an den Kaiser war nicht unter allen Uniständen zulässig; sie konnte vielmehr auch als entweder zu gefährlich oder aber als überflüssig ab- gelehnt werden. Der erstere Fall trat ein, wenn es sich um berüchtigte Räuber oder Anstifter staats- efährlicher Verschwörungen handelte, oder aber um alschmünzer und Entführerz der andere Fall fand alsdann statt, wenn so starke und übereinstimmende Beweise vorlagen, daß an der wirklichen Schuld des Angekla ten nicht mehr gezweifelt werden konnte. Nun hatte.Feistus, indem er den Paulus vor den Hohenrath stellen wollte, faktisch die Anklage auf Hochverrath als ganz unerweislich bereits fallen lassen; da aber immer- · hin dem Apostel staatsgefährliche Umtriebe zur Last gelegt worden waren, für welchen Fall, wenn doch etwas Wahres der Anschuldigung zu Grunde liegen sollte, die Appellation zurückgewiesen werden konnte, so sah der Landpfleger sich veranlaßt, mit seinem Raths-Collegium sich vorerst zurückzuziehensz Durch den darnach von ihm publicirten Beschluß ward Pau- lus der Bosheit des jüdischen Volks entrückt: mochte der Löwe nun auch ferner noch seinen Rachen wider den Apostel aufsperren, fortan stand zwischen den Blutgierigen und dem Verklagten das römische Gericht in der Mitte, unmittelbar konnte ihm der Löwe nicht mehr an’s Leben kommen. f. V. sit-Kurs. W, 32 (§ 169). War der Apostel durch die ganze Art, wie sein Prozesl in der Verhand- tnng des vorigen Abschnitte» verfiel, materiell wie formell von der Anlilage nushochverrath wider den römischen Kaiser freigesprochen, so dass Festus in seiner tliitlheilung V. 18 ff. derselben gar nicht mehr gedenkt und auch Paulus selber in der seinigen Kaki. 28, 17 ff. ihrer schweigt, so sollte nun noch, ehe der Gesangene nach Rom abgesiihrt wurde, durch Gottes Schicsiang ein Ereignis! eintreten, in welchem der An« getilagte von der damaligen höchsten Oberbehörde des Tempels und dem letzten Sprosl des einheimischen Königshauses auch von aller Schuld wider· den jü- discljen Tempel und die siidische Nationalität in materiellem Sinne freigesprochen wurde, so das) er als ein blos nach sorniellem Recht verhalteter Mann nach Rom ginge. Dies Ereiunisl ist die Antiunlt des» Königs Agrippa I1., der die Würde eines obersten Aussehers über den Tempel belileidete und jetzt, wenige Tage nach jener Gerichtsnerhandlung, in Gemeinschaft mit seiner Schwester Berenice in Ciisarea siir den Zwecti sich einstellte, um den neuen Landpfleger zu be« griislenz ihm trägt Festus den Handel mit Paulus vor, weil er sich in Betreff desselben als einer aus— schliesllictj jiidischsreligiösen Angelegenheit lieinen Rath weiss, und iiberliislt ihm nach bei dem nun veranstal- telen Verhör des Gefangenen die Leitung der Verhand- lung und den schliessliches: Rechtssprvai Die Rede, die-permis da hält, ist die siebente unter denen, welche die Jluostelgeschictjte aus seinem Munde uns mittheitt (Rap. 13, 16 ff« M, 15 is; 17, 22 is; 20, 18 fsz W, 1 ff; M, 10 fs.), und steht eines- theils in naher Verwandtschaft mit der siinlten (22, t ff.), in welcher der Apostel schon einmal aus sein früheres Leben als Pharisäer und aus die Ge- schichte seiner Bekehrung zu Christo näher einging, anderntheils in Parallele zu der sechsten (24,10 fs.), insofern es nun hier am den Eindructi aulsestns und Agrippcy wie dort um den ausFelix nnd Drusilla sich handelt; sie offenbart aber auch nach beiden Seiten hin ihrecßigenthiimlicljlieiten und zeugt von der hohen Kunst und Weisheit des Apostels, jedesmal das zu geben, was gerade am Orte und siir das Seelenheil der Zuhörer am zwectimäsligsten war· 13. Aber nach etlichen Tagen [seit der Ge- richtsverhandlung in V. 7 ff.] kam der König Agtippas [lI., s. Matth. 2, 20 Anm.] nnd sdessen mit ihm zusammenlebende Schwester] Bernice [jener damals 31 und diese 30 Jahre alt] gen Cclsarien, Festum zu empfahen sats den neuen Landpfleger ihres Volks zu bewillkommnen und ihm als dem Stellvertreter des Kaisers ihre Auf- wartung zu machen]. · Herodes Agrippa I»l. oder, wie er auf Münzen sich nennt, Marcus Agr1ppa, war beim Tode seines Vaters Agrippa I. a. 44 n. Chr. (Kap. 12, 23) erst 17 Jahre alt und befand sich damals zu Rom, wo er auch einstweilen verblieb; nach dem Tode feines Qheims, des Herodes von Chalcis (f. den Stammbaum am Ende der Sehlußbem zum I. Maccabäerb B, 1, 2, o. Nr. 3), erhielt er um’s J. 50 dessen Königreich am Libanon, sowie die Aufsicht über den Tempel zu Je- rusalem und das Recht, die Hohenpriester zu ernennen, nahm aber sein Reich erst einige Jahre später ein." Bald darauf, im J. 53, mußte er dieses Fürstenthum wieder herausgeben gegen ein größeres Gebiet, näm- lich die Tetrarchie des Philippus, die des Lysanias und den Bezirk des Varus, der ebenfalls am Libanon lag und· das Bmdeglied zwischen jener und dieser Tetrarchie bildete (f. Karte V); nach dem Tode des Claudius ward durch die Gunst des Nero sein Besitz; noch mit einigen Stücken von Galiläa und Peräa ver- größert. Zum Dank für solche Wohlthaten war er nun auch in seiner äußeren Politik ganz und gar der römifchen Sache ergeben, wußte jedoch auch mit dem Judenthum Fühlung zu halten, wie sein Vater gethan; und so berichtet die rabbinische Tradition von Ge- sprächen des Königs mit dem berühmten Schrift elehrten Rabbi Elieser über Fragen der theologischen Easuistit Von seinen drei Schwestern haben wir die jüngste, die Drusilla, zu Karl. 24, 24 f· kennen gelernt; die älteste war die hier genannte Berenice, bis zum J. 48 vermählt mit Herodes von Chalcis, ihrem Oheim, nach dessen· Tode aber lebte sie im Hause des Bruders und umstrickte den fchwachen Mann bald» so mit ihren stehen, daß dieser in ein sehr verdächtiges Verhältniß sich mit ihr einließ. Als der Scandal offenkundig ge- worden» war, entschloß sie sich, den König Polemon von ·Cilicien zu heirathen; sie hielt indessen nicht lange bei 1hm·aus, sondern kam» wieder zu ihrem Bruder und» scheint das· alte Verhältnis; fortgesetzt zu haben. Sp»ater, zur Zeit des Iudischen Kriegs, ward sie die Matresse uerst des Vespasian und nachmals des Titus, da sie eine ausgezeichnete Schönheit war; ebenso bigott als lüderlich, finden wir sie im J. 66 als Sliasiräerin in Jerusalem (Anh. Il, d. 3). Es ist auf- fallig, wie an unsrer Stelle (vgl. V. 23 u. 26, 30) Lukas ganz ebenso, wie auch Josephus gelegentlich der Rede, die Agrippa vom Xystus aus an das Volk hielt Anh. ·II, d. 4), das thut (,,Agrippa stellte feine Schwester eremce neben sich, so daß fee» von allen Seiten ge- sehen werden konnte«: de b.«1ud. II, 16. 3), diese Schwester an allen Handlungen des Bruders Theil nehmen läßt, als wäre sie dessen Gattin gewesen, ohne sie irgendwie als Schwester zu bezeichnem er will wohl da das unnatürliche Verhältnis; durchblicken lassen, und wie nun die evangelifche Geschichte bald zu An- fang (Luk. Z, 19) uns vom Ehebruch im Hause der Festus legt dem König Agrippa 11. bei dessen Besuch den Handel von Paulus vor. 633 Herodianer zu berichten hat, so zeigt der Apostel Ge- schichte an ihrem Ende, wie das Familienleben in diesem Hause schließlich sogar bis zur Blutschande fort- geschritten ist. « 14. Und da sie Viel [besser: mehrere] Tage daselbst gewesen waren, legte Festus dem Könige [der nicht nur Jude, sondern auch Aufseher des Tempels zu Jerusalem war und also ein Urtheil in der Sache, darüber er sich selber keine rechte Klarheit verschaffen»konnte, wohl abzugeben ver- mochte] den Handel von Paulo vors« und sprach: Es ist ein Mann, von Felix hinterlassen gefangen [als Gefangener zurückgelassen 24, 27], 15. Um welches willen die Hohenpriester und Aelteften der Juden vor mir erschienen, da ich zu Jerusalem war [V. 1ff.], und baten, ich sollte ihn richten seinen Ausspruch zu seiner Verurtheilung über ihn ergehen] lassen; 16. Welchen ich antwortete: Es ist der Römer Weise nicht, daß ein Mensch ergeben werde umzu- bringen [seinen Verklägern aus bloßer Gunst- bewilligung, wie ihr sie beansprucht, zur Hin- richtung überlassen werde], ehe denn der Verklagte habe seine Klciger gegenwärtig nnd Raum empfahe, sich der Anklage zu verantworten» [Kap. 16, 37]. 17, »Da sie aber [hier-, nach Cäsarea] her zusammen kamen [wie ich sie dazu aufgefordert hatte V. 5], machte ich keinen Aufschub [in der ohnedies schon seit Jahren schwebenden Angelegen- heit], und hielt des andern Tages Gericht und hieß den Mann vorbringen. 18. Von welchem, da die Verklciger auftraten, brachten sie der Ursach keine auf, der ich mich [nach den von ihnen gemachten Angaben und gemäß dem, daß der Mann schon so lange und schwer gefangen saß und so angelegentlich befeindet wurde] verfalle sals handle es sich in ihm um einen Kapitalverbrechey etwa um einen Ausrührer und Mörder Mark. 15, 7]. 19. Sie hatten aber etliche Fragen wider ihn von ihrem Aberglauben [wörtlich: in Betreff ihrer Gottessürchtigkeit 17, 22 oder Religion — mit Beziehung auf des Festus Stellung zur Sache aber ist das Wort ,,Aberglaube« allerdings nicht unrichtig von Luther gewählt] und von einem verstorbenen Jesn, von welchem Paulus sagte, er lebet« [nachdem er wieder. auferstanden Luk. 24, 231. 20. Da ich mich aber der Frage nicht ver- stund [bei meiner Unkenntniß von dergleichen Dingen nicht wußte, was ich damit anfangen sollte], sprach ich, ob et wollte gen Jerusalem reisen nnd daselbst [von dem in dergleichen sach- verständig urtheilenden Hohenrath] sich darüber lassen richten? 21. Da aber Paulus sich berief sden Rechts- anspruch darauf geltend machte], daß er auf des Kaisers Erkenntniß behalten würde fund also von einem Gerichtetwerden durch den Hohenrath in Jerusalem nichts wissen wollte]; hieß ich [weil solchem Anspruch meinerseits Rechnung getragen werden mußte] ihn behalten, bis daß ich ihn zum Kaiser sende swo dann die Sache ihren weiteren- Verlauf nehmen wirdH «) Die ersten Tage werden auf anderweite Ergötz- lichkeiten aufgegangen sein, womit man hohen Fremden eine Ehre anzuthun pflegt; nach mehreren Tagen aber, da die andern Materien erschöpst waren, kam man auch auf die Angelegenheit von Paulo. (Rieger.) War für die Juden im vorigen Abschnitt die Enttäuschung groß, als Paulus auf einmal ihrer Gewalt gänzlich entrückt ward, so war jedenfalls für den Landpsleger die Ver- legenheit keine kleine, als es nun mit dem Apostel nach Rom gehen sollte: was soll er über eine Sache, deren Grund und Wesen ihm ein Räthsel ist, gegen einen offenbar unschuldig Gefangenen und Appellanten nach Rom schreiben? Jn dieser Verlegenheit kommt ihm der freundschaftlich-fürstliche Besuch des Agrippa sehr gelegen; mit einer eigenthümlichen Mischung von Hoheitsbetvußtsein einerseits und naiver Anerkennung seiner religiösen Unklarheit andrerseits redet er denn zu seinem Besuch. (da Gesten) Man erkennt durch- gängig in seiner Auseinandersetzung nicht allein den neuen Beamten, und war in dem umständlichen Be- richt über sein bisheriges Verfahren sowie über sein jetziges Zweifeln in der für ihn schwierigen Aufgabe, sondern auch den eitlen Römer, der bei allem Schein der rathfragenden Höflichkeit gegen Agrippa doch zu- Yeich diesem die unparteiische und wohlgeordnete römische Justiz möglichst herausstreichen will. (Stier.) H) »Der Römer Weise« ist die stolze Hauptsache in des Landpflegers Darstellungz und weni schmeicheb haft für denJudenkönig war es, daß der Juden Weise dagegen sehr unrühmlich abstach. Festus suchte A» rippä Rath, damit er nicht einen Gefangenen ohne ngabe der Ursach "an den Kaiser zu senden hätte (V. 26 f.); doch nicht ohne feinen Tadel der ränkefüchtigen Juden- schaft, welche in Form einer ersten Bitte den neuen Richter: zu einer Un» erechtigkeit bewegen wollte, erzählt er den Hergang ( esser.) Audiatur et altera- par-s, man höre auch den andern Theil, ehe man ein Urtheil spricht, war einer der ersten Rechtsgrundsätze der Römer, die ja in Dingen des Rechts und der Gerech- tigkeit noch heute vielfach unsre Lehrer und Gesetzgeber sind. Zu wünschen wäre, daß diese so billige Regel und Gewohnheit der Römer auch im alltäglichen Leben von den Christen recht beobachtet würde, daß sie keinen ihrer Nebenmenschen ungehört verdammeten, nie in der ersten Hitze ein Urtheil fälleten und nicht ohne Weiteres alles Böse glaubeten, was man einem Andern nachsagt. (Gerok.) . »Es) Von der jüdischen Religion spricht hier Festus nicht mit solcher Ehrerbietung, als man erwarten sollte, da er doch an Agrippa einen Juden vor sich hatte; weil aber große Herrn leicht in dem Credit sind, daß sie sich aus der Religion, zu der sie sich äußerlich noch bekennen, innerlich im Herzen nicht viel machen, so wagen es andere freche Zungen leicht, auch ihnen in’s Gesicht leichtfertig davon zu reden. (Rieger.) Das alte Testament ist ein Aberglaube in des Festus Au en — und nun das neue? da handelt sich’s seiner ei- nung nach um einen ,,verstorbenen Jesus, von welchem Paulus sagt, er lebe«. Von demjenigen Namen also, in welchem Aller Kniee sich beugen sollen, spricht Festus mit völliger Gleichgiltigkem was kümmern einen Nicht« 634 Aposteigeschichte 25, 22—27. 26, 1-3. juden (Joh. 18, 35) die Fragen der jüdischen Gelehrten? Und siehe, der unbekannte, mit Achselzucken genannte Jesus beweist sein Leben und Regieren durch eben diesen stolzen Römer, welcher den Heidenapostel zum Ziele seines Laufes fördern muß! Die noch heute mit Festus-Lächeln von den Geheimnissen Gottes reden, als wären es müssige Fragen und eigenthümliche An- sichten der Theologen —- wie sehr hat doch dieser Jesus auch sie in seiner· Hund«! (Besser.) · T) Ob wir gleich die Gertngschätzung, die Festus als ein Heide und Weltmann aus Unwissenheit gegen die Streitfrage von der Wahrheit der Auferstehung Jesu blicken ließ, verabscheuen, so müssen wir doch andererseits die Billigkeit und Miißigung an ihm loben, daß er in dergleichen Religions- und Glaubensfragen nicht mit diktatorischen Urtheilen zufahren und sogar den ganzen Streit nicht einmal vor seinen Richterstuhl ziehen wollte; dieser Heide hat hierin bessere Prinzipien als viele christliche Obrigkeiten, die sich kein Gewissen machen, Religionsstreitigkeiten als bürgerliche Händel u behandeln, Lehren und Wahrheiten mit Bann, Feuer und Schwert zu verbieten, und sich als Richter der Gewissen darstellen. (Apost. Past.) Man kann es dem Festus nicht verdenken, daß er von jenen religiösen Dingen nichts verstund, wohl aber muß man es den unzähligen, in der christlichen Kirche geborenen, ge- tauften und erzogeiien Christen übel anrechnen, welche von den einfachsten Katechismuswahrheiten gar nichts wissen. Die meisten Schreier des Tags, äußerlich oft wer weiß wie gebildet, wissen nicht, was oft ein sehr schwacher Katechumen auf dem Dorfe vom Christen- thum weiß. (Williger.) » 22. Agrippas aber sprach zu Festo: Jch mochte swenn sich’s thun ließe Röm. J, Z; Gut. 4, 20] den Menschen auch gerne hören sum mir ein eigenes Urtheil über seine Sache bilden zu können]. Er sFestuss aber [gern bereit, ihm dazu sobald als möglich und so feierlich, als es nur irgend geschehen könne V. 23., Gelegenheit zu verschaffens sprach: Morgen sollst du ihn hören sund da richte dich denn auf ein Verhör von deiner Seite ein]. Wenn Festus die Angelegenheit des Paulus, in der er selbst sich keinen Rath weiß, dem Agrippa oorlegt, so kommt er damit jedensalls an einen besseren Mann als Pilatus, wenn dieser Jesum, mit dem er auch nichts anzufangen wußte, zu des Agrippa Großoheim, jenem leichtferti en Herodes Antipas, dem Vierfürsten von Galiläa san te; und wenn unser Herodes Agrippa hier sagt: »ich möchte den Menschen auch gerne hören«, so mag seine Neugierde immerhin eine edlere und tiefere gewesen sein, als die jenes alten Herodes, der »Jesum längst gerne gesehen hätte und ihn verspottete, weil er ihm kein Wunder that. Aber als ein Welt- mann, dem bei all seinen religiösen Eigenschaften doch ein tieserer religiöser Grund fehlt, steht eben auch unser Agrippa vor uns da; als eine Regung der Neu- gier und Genußsucht, wenn a11ch einer edleren (denn auch in geistlichen Dingen giebt’s eine Neugier und Genußsucht), müssen wir’s doch betrachten, wenn Agrippa unter andere vornehme Vergnügungen und Unter- haltungen hinein nun auch einmal diesen Mann aus Tarsus zu sehen und zu hören wünscht, von dem ihm Festus gesagt, von dem er auch sonst durch’s Gerücht schon Manches vernommen hatte. Wie eitel, wie seicht, wie oberflächlich steht doch dieser König mit seinem ,,ich möchte den Menschen auch gerne hören« neben dem heil. Ernst des Apostels, der alle Kraft seines Geistes, alles Glück seines Lebens an die Erkenntnis; Jesu Christi und seines Heiles setzte und alles für Schaden achtete, daß er Christum ewönne! Wie eitel, wie segenslos, wie unfruchtbar ers eint doch jene Neu- gierde der Weltleute, mit der sie auch einmal in eine irche gehen, weil sie heute keine andere Unterhaltung wissen, einen Prediger hören wollen, weil er gerade in der Mode ist, ein erbauliches Buch in die Hand nehmen, weil sie Langeweile haben, gegenüber der ernsten Lernbegier und Heilsbegier eines redlichen Christen, der zu Jesu kommt, weil er weiß: »du hast Worte des ewigen Lebens-«; gegenüber dem, der dem Worte Gottes nachgeht, weil’s ihm ein heiliger Ernst ist mit der Frage: »was muß ich thun, daß ich selig werde?« (Gerok.) Das Urtheil der Weltmenschen über Glaubens-fachen: 1) ihr höchster Standpunkt ist der des bürgerlichen Rechts; Z) ihr Urtheil ist geringschätzig, sie rechnen die Gegenstände des Glaubens in das Gebiet des Aberglaubens und thun wohl gar sich etwas darauf zu gute, sich auf solche Fragen nicht zu verstehen; 3) ihre Theilnahme an solchen Dingen ist, wie bei Agrippa, Sache der Neugier und der Mode. (Lisco.) 23. Und am andern Tage, da Agrippas und Betnice sdie auch gern an der Verhandlung hatte Theil nehmen wollen, als der Bruder ihr davon er- zählte] kamen mit großem Gepriinge szu dem Land- psleger, der auch seinerseits alle Voranstalten zu einer recht pomphaften Verhandlung getroffen hatte] und gingen in das Richthans sin das Ver- hörszimmer oder den Sprechsaal des Richthauses 23, 35] mit den Hauptleuten sden obersten Militär- personen] und vornehmsten Männern sden höchsten Magistratspersonenj der Stadt [Cäsarea], und dg es Feftus hieß sjetzt gebot, den Gefangenen vor- zusühren], ward Paulus gebrachtI 24. Und Festus sprach: Lieber König Agrippa, und alle ihr Männer, die ihr mit uns hie seid sunsre Versammlung zu verherrlichen und als Zeugen ihr beizuwohnenL da sehet ihr den, um welchen mich die ganze Menge der Juden ane- langet hat smit Ungestüm angelaufen ist], bei e, zu Jerusalem und auch hie szu Cäsarea V. 2 f. u. V. 7 ff.] und schrieen ssich zu Sachwaltern derer machend, die vor Claudius Lysias solchen Ruf laut werden ließen Kap. 22, 22], er splle nicht länger leben. 25. Ich aber, da ich ssowohl aus seiner vor mir selber gehaltenen Verantwortung V. 8., als aus meines Amtsvorgäiigers Akten und aus des Oberhauptmanns Berichte Kap. 23, 29; 24, 22 f.] vernahm, daß er nichts gethan hatte, das des Todes werth sei, under auch sseinerseitsq selbst sich auf den Kaiser berief sV. 10 f.], habe ich beschlossein ihn san den Kaiser nach Rom] zu senden. 26. Von welchem ich nichts Gewisses habe, das ich dem Herrn sunserm Kaiser] schreibe sum ihm in dem Geleitsschein Kap. 23, 25 fs., den ich anzufertigen habe, einen Anhalt für die weitere Untersuchung zu geben] Darum habe ich ihn lassen hervor bringen vor euch, allermeist aber vor Veranstaltung einer seierlichen Versammlung, bei welcher Agrippa den Vorsitz hat. 635 dich, König Agrippa, auf daß ich nach gefchebeiier Erforschung sdurch dich, der du ja ein sachver- ständiges Urtheil in der Sache wirst abgeben können] haben möge, was ich fchreibe. 27. Denn es dunkt mich ungeschickt [unver- ständiges oder sinnloses] Ding sein, einen Ge- fangenen zu schicken, und keine Urfach wider ihn anzuzeigen sweshalb er denn noch länger gefangen gehalten und schließlich gar vor des Kaisers Ge- richt gestellt worden sei, wenn nicht wenigstens etwas namhaft gemacht wird, was der weiteren Untersuchung und Entscheidung bedarf; ein solches Etwas aber sollst du mir ausfindig machen, und darum lege ich die ganze Verhandlung in deine Handskk V) Nach Art des Weltsinns, der den alten wie den neueren Zeiten gemein ist, wird das Verhör des be- rühmten Gefangenen zu einer Art ösfentlicher Vor- stellung gemacht, wozu die verschiedenen militärischen und bürgerlichen Auctoritäten und Notabilitäten Cä- sareas eingeladen wurden. (da costs-«) Jene machten einen Auszug, als ob sie eines großen Herrn gewärtig wären: das war hernach Paulus in seinen Banden. (Lindhammer.) Mit der Vorstellung des Paulus vor Agrippa und Bereniee giixå zuerst die Weissagung des HErrn (Matth. 10, 18; ark. 13, 9) in Erfüllung: ,,man wird euch vor Könige und Fürsten führen um meinetwillen-« (Olshausen.) Obwohl Paulus bereits an den Kaiser appellirt hatte, Agrippa also kein Urtheil sprechen, sondern höchstens ein Gutachten abgeben konnte, so hatte dieser doch Lust, mit Paulus zu reden; die Sache ward nun nicht als Privatunterredung ab- gemacht, sondern im Verhörssaal, also als gerichtlicher Und zwar war dies eine Gelegenheit für Agrippa, sich im Pomp zu zeigen, mitten im römischen Gebiet als jüdischerHerrscher in untersuchungsrichterlicher Eigen- schaft aufzutreten. (Ebrard.) Mit großem Gepränge in pomphafter Kleidung und mit prunkendem Hofstaat ließen Agrippa und Berenice sich sehen, und das an demselben Ort, wo nach Kap. 12, 21 ff. ihres Vaters großes Gepränge ein Ende mit Schrecken genommen. (Besser.) Wie solltedas Gepränge bald erbleichen vor den einfachen Worten des Mannes Gottes! (Williger.) IV) Man sieht, Festus geht darauf aus, die An- klage der Juden als ein sinnloses Anstürmen auf seinen richterlichen Standpunkt recht stark hervorzu- heben, um dagegen die Festigkeih die er will ge eigt haben, in dem günstigsten Lichte erscheinen zu las en: auch hier (v l. V. ·20) hüllt er den Umstand, daß er durch sein schwankendes Verhalten den Paulus zur Appellation hingedrängt (V. 9 sf.), in ein tiefes Dunkel. (Lange.) Durch die Anrede an den König Agrippa und die übrigen Anwesenden, mit welcher Festus die Verhandlung in dem solennen Hörsaale eröffnet, be- zeichnet er ersteren als den sachkundigen Schiedsmanm welcher bei dem großen Gegensatze zwischen dem all- gemeinen Urtheil der Juden in Ansehung des Ge- fangenen und seiner eigenen Ueberzeugung im Stande sein werde, irgend eine Vermittelung ausfindig zu machen, mit Hilfe deren er den Paulus nach der Form Reehtens an den Kaiser werde senden können. Agrippa nimmt denn auch in Kap. 26, 1 die Stellung des Vor- sitzenden und Entfcheidenden, in welche Festus ihn für den gegenwärtigen Fall hineingewiesen hatte, sofort ein und gewinnt damit in dieser feierlichen Versamm- lung römischer Notabilitäten denjenigen Rang, welcher seinem königlichen Namen entspricht; er ergreift das Wort und erlaubt dem Paulus sich zu vertheidigen, ebenso rasch und sicher weiß aber der Apostel seine Stellung zu finden und einzunehmen. Wir dürfen nicht zweifeln, daß ihn, sobald er den König Agrippa an die Spitze der ganzen Versammlung und Verhand- lung treten sieht, jenes Wort des HErrn von dem ihm auferlegten Zeugniß auch vor den Königen (Kap. 9, 15) in den Sinn gekommen ist und ihn eben so ernst- lich gemahnt als tröstlich ermuthigt haben wird. (Baum- garten.) Die BeIichnung »Herr« für den Kaiser in Rom, welcher in . 26 Festus sich bedient, war eine Benennung, welche noch Augustus und Tiberius als eine nur den Göttern gebührende entschieden ablehnten, die aber schon von Ealigula und Claudius gestattet und von Nero (reg. seit dem 13. Oktober 54-, also seit derselben Zeit, wo Paulus seine Wirksamkeit in Ephe- sus eröffnete: Kap. 19, 1 sf.) sogar als obligatorischer Eurialstyl gefordert wurde. (Andreä.) Das 26. Kapitel. Paulus erhält auf seine Verantwortung oon Agrippa Zeugnis; der Unschuld. 1. Agriptzas aber sprach zu Paulox Es ist dir erlaubt, sur dich zu reden sjetzt deine Ver- theidigungsrede zu haltens Da vetaniworiete sich Paulus [in griechischer Sprache], und tecktc die Hand aus san welcher die Kette hing V. 29., um desto feierlicher und ergreifender zu reden]: 2. Es ist mir sehr lieb [wörtlich: Jch s chätze mich gIücklIchL lieber König Agrippa, daß ich mich heute vor dir verantworten soll [wegen] alles, deß ich von den Juden befchuldiget werde; Z. Allcrmeist weil du weißt alle Sitten und Fragen der Juden swährend die römischen Be- hörden sich nur wenig darein finden können und also den rechten Maßstab zur Beurtheilung des ganzen Handels nicht anzulegen wissen]. Darum bitte ich dich, du wollest mich geduldiglich hören [bei dem, was ich dir jetzt vortragen werde]. Nach der Manier der römischen Redner die rechte Hand ausstreckend, die drei ersten Finger aufwärts gerichtet, die andern beiden eingebogen (wie zur eid- lichen Bekräftigung dessen, was er im Begriff stand zu sagen), beginnt er in jenem Tone feierlichen Ernstes, bei welchem der Unterschied von demjenigen seiner Rede vor der aufgeregten Menge in Kap. 22 nach Form und Inhalt bis in’s Detail hinein unverkennbar ist. Es ist ein königliches Wort gegenüber seinen nach der Welt hin königlichen Zuhörerm während die Ver- antwortung zu Jerusalem ein Wort demiithiger und uDemuth mahnender Liebe eines Sünders und früheren eloten an Mitsünder und blinde Eiferer war. (da cost-r) Die hier uns vorliegende Einleitung der Rede ist eine ebenso würdi e als sachgemäße; denn wenn der Apostel sagt, da? er sich glücklich schätze, heute vor Agrippa reden zu dürfen, so ist das keines- wegs etwa als eine Schmeichelei aufzufassen, sondern nur als der richti e Ausdruck dessen, was er in seinem Jnneren fühlte. zr hielt in Wahrheit diesen Tag für einen der sreudigsten seines Lebens, weil es ihm an demselben beschieden war, nunmehr sein Zeugniß von 636 Apostelgesehichte AS, 4-—23. Christo wirklich vor einem Könige ablegen zu dürfen, und zwar, worüber er sich am meisten freute, sogar vor einem Könige der Juden, von welchem er voraus- setzen konnte, als von einem Kenner der jüdischen Sitten und Lehren, der kein blinder Schul- und Sekteneiferer war, wirklich verstanden zu werden, wes- halb er sich vor demselben desto besser und osfener über alle Beschuldigungem die von Juden wider ihn erhoben worden waren, verantworten könne. Hoffte er doch den Agrippa selbst vielleicht für den HErrn zu gewinnen, wenigstens aber dahin zu bringen, daß der- selbe als eine bei Festus Vertrauen genießende Per- sönlichkeit den mit den jüdischen Religionsverhältnissen noch ziemlich unbekannten Landpfleger, der demnächft einen Bericht nach Rom abzustatten hatte, davon über- zeugen werde, der chriftliche Glaube stehe faktisch mit der ächten jüdischen Religion in einem anzuerkennenden Einklange. Es handelte sich ja jetzt für den Apostel überhaupt nicht mehr um eine etwaige Vertheidigung zum Zweck seiner baldigen Freisprechun , daraus hatte er mit seiner Berufung auf den Kaiser thatsächlich verzichtet; sonderu nur noch darum, sich mit der römischen Behörde, die ihn in kurzer Frist nach Rom verbringen lassen mußte, in ein Verhältniß zu sehen, welches der Sache, die er dort vertreten sollte, ein möglichst sörderndes werden könne. Durch die so nach- drücklich von ihm schon in den bisherigen Verthei- digungsreden hervorgehobene Uebereinstitnmung der christlichen Ueberzeugung .mit dem wahren Judenthum, welches damals im römischen Reiche gesetzliche Dul- dung genoß, war dem römischen Staate egenüber es bereits vorbereitet, daß dieser das Ehritenthum als eine erlaubte Religionsform anerkenne; da liegt nun die große welthistorisclje Bedeutung des zu Eäsarea gefiihrten Prozesses darin, daß hier, wo sich die römische Behörde zum ersten Mal in offizieller Weise eingehend mit der Rechtsfrage hinsichtlich des Christen- thums befaßte, die Entscheidung dahin ausfiele, daß man dasselbe als nichts Staatsgefährliches ansehe. Und so hat denn der Apostel vor allem darauf sein Ab- sehen gerichtet, daß die Thatsache der Einheit des Christenthums mit dem ächten Judenthum, dessen Hoff- nungen in Jesu sich erfüllt haben, durch das sie be- stätigende Zeugniß des Königs Agrippa für die römischen Gerichte über allen Zweifel erhoben werde; dann war dem Reiche Gottes wenigstens für die nächste Zukunft die Berechtigung seiner Existenz im römischen Reiche gewährleistet und seine weitere Aus- breitung in den Ländern dieses Reichs erleichtert. (Andreä.) Der Audienzsaal des Landpflegers Zu Cäsarem 1) ein Prunkfaal weltlicher Herrlichkeit urch das Gepränge der versammelten Herrschaften, L) ein Hörsaal heiliger Lehre durch das Zeugniß des Apostels, und zule t Z) ein Gerichtssaal göttlicher Ma- jestät durch den indruck der apostolischen Predigt, welche den Grund der Herzen aufdeckt. (Gerok.) 4. Zwar mein Leben von Jugend auf, wie das von Anfang [schon von früher Knabenzeit an Kap. 9, 2 Anm.] unter diesem Volk zu Jerusalem zugebracht ist, wissen alle Juden, · Z. Die mich vorhin lwährend Jener früheren Periode meines Lebens] gekannt haben, wenn sie wollten bezeugen [und mcht vielmehr absichtlich davon absähen, um nicht durch das— Zugeständniß eines treuen Festhaltens ani Judenthum meiner- seits ihre Sache wider mich gleich von vornherein verloren zu geben] Denn ieh bin ein Pharisaer gewesen, welche ist die strengste [am meisten auf den Buchstaben des Gesetzes haltende] Sekte unsers Gottesdienstea 6. Und nun [obwohl solche Vergangenheit meines Lebens doch hinlängliche Bürgschaft dafür leistet, daß ich mit meiner späteren Glaubens- »richtung nicht werde einen förmlichen Abfall von mir selber vollzogen haben] stehe ich Und werde angeklagt [als wäre ich ein Abtriinniger vom Judenthum geworden; aber das bin ich sowenig, daß im Gegentheil, indem man auf meine Ver- urtheilung dringt, man gerade vor Gericht mich gestellt hat] über der Hoffnung an die Verheißunxg so geschehen ist von Gott zu unsern Vätern [Kap. 13, 32 f.; 28, 20]; 7· Zu welcher [Verheißung] hoffen die zwölf Geschlechter [genauer: hoffet das Zwölfgestamm] der unsern» zii kommen mit Gottesdienst Tag und Nacht emslgllch [Luk. 2, 37]. Dieser Hoffnung halben lwelche das verheißene Heil des Messias zu ihrem Gegenstande hat und welche ich in Jesu von Nazareth als erfüllt anerkenne] werde ich, lieber Konig Agrippa, von den Juden beschnl- digesi [das, und nichts Anderes, ist der eigent- gche Kernpunkt der wider mich gerichteten An- agen . 8. Warum sda es ja schon in alten Zeiten vorgekommen 1. Kön. 17, 17 ff.; 2. K. 4, 18 ff.] wird das fiir unglaublich bei euch gerichtet, daß Gott Todte auferweckt» [wie wir Gläubiger: Jesu Christi das in Beziehung auf ihn, der ge- kreuziget worden und dann am dritten Tage wieder auferstanden ist, bezengen]? I. Zwar ich meinte [vormals, als ich noch zur Sekte der Pharisäer mich hielt] auch bei mit selbst, ich mußte viel zuwider thun dem Namen Dieses] Jesu von Nazareth fdamit der Glaube an denselben in unserm Volke unterdrückt und gänz- lich beseitigt würde]; 10. Wie ich denn auch zu Jerusalem gethan [solches Zuwiderthun getrieben] habe, da ich viele Heilige sBekenner Jesu »als des Christ Gottes Kap. 9. 131 in das Gefangniß verschloß, darüber ich Macht von den Hohenpriestern empfing fhin und her zu gehen in die Häuser und hervorzuziehen Männer und Weiber und sie zu überantworten 9, 3]; und wenn sie fwie das namentlich mit Stephassus gsschcth 7- 54 ff.] erwürget wurden, half ich das Urtheil sprechen fdurch meine Bei- -«"timmung und Billigung sowohl wie durch meine Betheiligung bei der Ausführung oder Execution]. II. Und durch alle Schulen [in Jerusalem, von einer zur andern ziehend und in allen die Christen aufspürend] peinigte ich sie oft [Kap. 2»2, 19], und zwang sie fJesum 1. Eos-«. 12, Z] zu lastern, und war uberaus unsinnig auf sie findem Die Verantwortungs-Rede des Apostels vor König Agrippa. 637 ich wider sie schnaubete mit Drohen und Morden 9, 1], verfolgte sie auch bis in die fremden saußer Palästina gelegenen] Städte swo Juden wohnten]. 12. Ueber Welchem [Verfolgungsgeschäst], da ich auch gen Damaskus reisen, mit Macht und Befehl von den Hohenpriesterm « 13. Mitten am Tage, lieber König, sahe ich auf dem Wege, daß ein Licht vom-Himmel, heller denn der Sonne Glanz, mich und die mit mir reiseten, umleuchtete. 14. Da wir aber alle zur Erde nieder-fielen, hdrete ich eine Stimme reden zu mir, die sprach auf Ebrciisch [zum Zeichen, daß, gleichwie derjenige, der mich berief, noch jetzt zu den Ebräern als zu seinem eigenen Volke sich bekennete, also auch ich trotz dem, wozu er mich berief V. 17 f., ein Ebräer aus den Cbräern bleiben sollte 2. Cor. 11, 22]: Saul, Saul, was verfolgest du mich llamah tirdepbeniP Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu tönen-«« [Kap. I, 5]. 15. Jch aber sprach: Herr, wer bist du? Er sprach: Jch bin Jesus, den du verfolgestz aber stehe auf und tritt auf deine Füße fals einer, der forthin in einem neuen Leben zu wandeln ent- schlossen ist und nun da mit gewissen Tritten ein- herschreitet Hebt 12, 13]. » 16. Denn dazu bin ich dir· erschienen, daß ich dich ordne lbeftimme und verwende] zum Diener und Zeugen deß, das du sbei meiner gegenwärtigen Erscheinung] gesehen hast [daß ich nämlich der Auferstandene und zur Rechten Gottes erhöhete Heiland und Menschensohn bin], und [dessen] das ich dir noch will erscheinen lassen sbei meinen künftigen Offenbarungen an dich dir werde zu schauen und zu erkennen geben L. Cor. 12, 1 ff.]. 17. Und will dich erretten von dem Volk sJsrael Hes. 30, 3 u. Jer. 30, 24 Anm.] und von« den Heiden, unter welche ich dich jetzt sende, 18. Auszuthun ihre [speziell: der Heiden] Augen, daß sie sich bekehren von der Finsterniß sihres jetzigen Zustandes, da sie in Unwissenheit und Sünde stecken und aller Heils- wahrheit entbehren] zu dem Licht [Epl)es. 5, 8], und von der Gewalt des Satans fdes Fürsten der Finsterniß Col. 1, 13; Ephef 6, 12] zu Gott [dadurch sie denn tüchtig werden sollen], zu empfahen Ver ebnn der Sünden [Kap. L, 38] und das rbe sammt denen saus Israel] die geheiliget werden [Kap. 20, 32., und zwar beides zu empfahen], durch den Glau- ben an mich. 19. Daher [weil ein so gewaltiger Ruf an mich erging], lieber König Agrippa, war ich der himmlischen svom Himmel her mir zu Theil ge- wordenen] Erscheinung nicht ungläubig swie die mich verklagenden Juden ihrerseits meinen, daß ich es hätte thun sollen, obwohl sie einmal schon selber fühlten, daß ich gehorsam sein mußte Kap. 23, 915 20. Sondern verkündigie erst denen zu Da- maskus sKapx 9, 20——22] und [hernachmals 9- 26—29; Rom. 15, 19] zu Jerusalemund in alle Gegend des jüdischen Landes, sspäter aber Kp. 13, 1ff.] auch den Heiden, daß sie falle, die. zu Damaskus und zu Jerusalem und in aller Gegend des jüdischen Landes sowohl wie die Heiden] Buße thaten und sich bekehreten zu Gott, und thaten rechtschaffene Werke der Bnßess 21. Um deßwillen sweil ich im Gehorsam gegen das von dem zum Himmel erhöheten HErrn e1npsangene Gebot nun dies andere Geschäft statt des früheren der Verstörung der Gemeinde Christi V. 9 ff. betrieb] haben mich die Juden tm Tempel gegriffen sgleich als müßten« sie sich rächen dafür, daß nun ein Anderer mich ergriffen hatte V. 12 ff.; Phil. 3, 12] und [haben sich] unterstandensdie Hände an mich zu legen], mich zu tödten [Kap. 21, 27 fs·]. r 22. Aber durch Hilfe Gottes sdie bald in der einen, bald in der andern Weise mir zu Theil ward Kap. 21, 31 ff.; 22, 23 s.; 23, 10.12 fs.; 24, 22 f; 25, 3 ff. 10f.] ift es mir gelungen [ihren mörderischen Händen zu entgehen], und stehe snun aufrecht als einer, der ihnen nicht unterlegen ist] bis auf diesen Tag, und zeuge slege Zeugniß ab von dem, das ich damals gesehen habe, und von dem, das mir der HErr später hat erscheinen lassen V. 16], beide, den Kleinen und Großen, und sage [da, wenn ich so von Jefu zeuge und ein Vornehmster bin der Sekte der Nazarener, wie man mich bezeichnet hat 24, b] nichts außer dem, das die Propheten gesagt haben, daß es geschehen sollte, und [auch] Moses [ge- sagt HCItJZ — 23. Daß [nämlich der zukünftige] Christus swas denn an dem in Jesu von Nazareth er- schienenen sich bewahrheitet und erfüllt hat Luk.. .24, 26 f.] sollte leiden nnd der Erste sein aus der Auferstehung von den Todten, und verkundigen ein Licht [oder das Evangelium des Heils] dem Volk sJsrael V. 17; 1. Petri 2, 101 und den Heiden-H [Luk. 2, 32]. . V) Die gegenwärtige Rede, das letzte öffentliche Zeugnis; bildend, das der Apostel noch auf palästinischem Boden abgelegt hat, zeichnet sich von Anfang bis Ende durch eine besondere Freudigkeit, durch hohen Schwung und einen des Sieges gewissen Muth aus; obwohl der Form nach eine Verantwortung, ist sie doch über- wiegend aggressiv im edelsten Sinne, während der Vortrag in Kap. 22, 3 ff. recht eigentlich defensiv ge- halten 1st. Nicht vor dem aufgeregten jüdischen Vo te, sondern vor den höchstgestellten Personen des Landes wird ja diese Rede gehalten; daher legt es Paulus nicht darauf an, seine persönliche Schuldlosigkeit zu erweisen, sondern geht darauf aus, seine Sendung und 638 Apostelgeschichte 26, 24—- 29. Wirksamkeit als Apostel zu rechtfertigen und hiermit zgugleich das Christenthum selbst zu vertheidigen. (Lechler.) inen Menschen fah A rippa in Paulo vor sich, den die ganze Menge der Juden aus der Welt geschafft haben wollte: so hatte ja Festus vorhin ihni gesagt («25, 24); da beginnt nun der Apostel seine Verant- wortung damit, daß Agrippa von den Juden selber erfahren könnte, wie er, dieser auf den Tod ihnen verhaßte Mensch, als Jüngling ein gefeierter Eiferer für das Gesetz, eine Zierde der Pharisäer-Sekte ge- wesen sei, wenn sie’s nur wollten bezeugen, aber sie wollen es eben nicht, weil sie wohl ahnen, daß die Bekehrung ihres Pharisäers Saulus zu Jesu von Na- zareth ein Gericht über ihren eigenen Unglauben ist. Den Mittelpunkt seiner weiteren Verantwortung macht dann der Satz aus, daß die Bekehrung zu Jesu nicht ein Abfall von dem Gotte Jsraels, sondern vielmehr der Weg zum Erlangen der Hoffnung des zwölfge- stammten Volkes sei. Nun, so führt er zunächst aus, nachdem ich auf dem rechten Wege gefunden, was ich als Pharisäer auf verkehrtem Wege gefucht, stehe ich hier unter der Anklage des Frevels an Gott und Gottes Volke! Die Hoffnung auf die den Vätern ge- schehene Verheißung ist der gemeinsame Herzschlag aller Kinder Jsrael, und man kann ihnen das Zeug- niß eines emsigen und unablässigen Gottesdienstes in dieser Hoffnung nicht versagen; aber vergeblich dienen sie Gott, der Herzfchlag ihrer Hoffnung ist der Schlag verkehrter Herzen —- mit den Nazarenern wollen sie nicht einerlei Hoffnung haben, einem Könige, wie Jesus, wollen sie nicht huldigen, ein Reich, wie sein Reich, nicht zu sich kommen lassen. Agrippa mußte etwas von diesem grellen Widerspruche fühlen: Juden beschuldigen einen Menschen der Hoffnung halben, die aller Juden emsigen Gottesdienft bewegt! (Besser.) Die ganze Reichs-" und Kirchenverfassung der Juden geht auf die eine Hoffnung, daß der Mefsias kommen werde, um sein Reich unter Jsrael aufzurichten (1, 6); darum hat auch, und mit Recht, Jsrael seine Volks- eigenthümlichkeit bis auf die Eintheilung in zwölf Stämme, von denen jeder mit Beziehung auf jene gosfnung vom Erzvater Jakob schon seinen besonderen egen empfan en (1. Mos. 49, 18), nicht aufgegeben, und jetzt thut Jsrael, als ob es das alles vergessen hätte! (Williger.) IV) Agrippa war von Feftus bereits darüber in Kenntniß gefetzt, daß Paulus behaupte, jenes dem Volke Jsrael von Gott in Aussicht gestellte messianische Heil hätte sich in der Person Jesu geschichtlich verwirk- licht und der Beweis hierfür beruhe auf der großen Thatsache, daß Jesus durch seine Auferstehung aus dem Tode von Gott selbst als der Mefsias Jsraels beglau- bigt worden sei (Kap. 25, 19). Der Apostel bringt daher jetzt die Sprache durch eine kühne rednerische Wendung auf diese große Hauptsache, um die es ihm vor allem Andern zu thun war; da er nämlich mit Recht voraussetzen durfte, daß Agrippa an dem, was ihm über die Behauptung Pauli in Betress der Aus- erstehung Jesu referirt worden war, Anstoß genommen habe, stellt er nun absichtlich an den König die uner- wartete Fra e: ,,wie? wird es für unglaublich gehalten, wenn Gott Xodte erweckt?« Wir sehen, wie er es darauf abgesehen hat, den Agrippa zum Nachdenken zu bringen; er will ihm zu bedenken geben, da es doch gewiß in dem jüdischen Glauben liege, daß Gott vermöge seiner Allmacht auch Todte erwecken könne, wie widersinnig es wäre, es für unglaublich halten zu wollen, wenn Gott nun wirklich dies einmal thue. So sucht er ihn zum Glauben an das vor ubereiten, was er ihm jetzt von Christo zu sagen Tsillens ist; denn der Apostel schreitet nunmehr dazu, sein Zeugniß darüber abzulegen, daß es mit der Auferstehung Jesu seine volle Wahrheit habe, indem er auch hier die merk- würdige Geschichte seiner eigenen Bekehrung umständ- lich erzählt, welche ja des Ueberzeugenden genug dar- bot, um aus ihr Jesum als den durch die Auferstehung verherrlichtem wahren Mefsias Jsraels erkennen zu lassen. (Andreä.) TM) Lukas hat es nicht für überflüssig erachtet, noch einmal die Erzählung von des Paulus ekehrun aus dessen eigenem Munde mitzutheilen, um es dur diese abermalige Wiederholung anzudeuten, daß es vor allem auf die Wahrheit und Gewißheit dieser That- sache für die gesammte Entwickelung der Kirche ankomme und sie daher auf die gesetzliche Sicherheit eines zwei- fachen und dreisachen Zeugnisses gestellt zu werden ver- diene. Dieses dreifacheZeugniß gestaltet sich nun aber so, daß Lukas zuerst im Zusammenhang der·Erzäh- lung der Stelle (Kap. 9), wo sich das Bedürfnis; eines neuen Apostolats für die seiden herausgestellt hat, die vornehmsten, bei der ekehrung und Berufung Sauks von Tarsus in Vetracht kommenden Thatsachen berichtet: dies ist das Zeugniß, welches Lukas für den Theophilus und demnächst für die Gemeinde bestimmt hat, wie sich dies auch namentlich in der Andeutung über den Gang der Verkündigung bis zu Ende aus 9, 15 zu erkennen giebt. Das zweite Zeugniß ist das, welches Paulus selber angesichts des jüdischen Volks ablegt (Kap. 22, 1ff.) und in welchem er vor- zugsweise aus die dem jüdischen Bewußtsein zuge- wendete Seite der ganzen- Sache eingeht. Mit dem dritten, hier vorliegenden Zeugnis; steht Paulus vor einer wesentlich heidnischen, unter dem in das Juden- thum aufgenommenen und eingeweihten König Agrivpa als ihrem Haupt verfaßten Versammlung und berück- sichtigt vorzugsweise das heidnische Bewußtsein, und zwar so, daß jeder Schein eines Abfalls von dem vaterländischen Wesen vermieden, dagegen die welt- geschichtliche Bedeutung des paulinischen Heidenaposto- lats heller wie irgendwo sonst in’s Licht gesetzt wird. (Baumgarten.) T) U1n kurz und deutlich zu sein, thut der Apostel hier des Ananias aus Damaskus, des Christen aus Jsrael, keiner Erwähnung vor dem Könige, für den das Zeugniß dieses einfachen und ihm unbekannten Bekenners wohl keine Bedeutung haben konnte, wo- gegen es diese in hohem Grade für die Eiferer des Gesetzes zu Jerusalem haben mußte (22,12); aber das, was im Namen des HErrn durch jenen Christen in Damaskus zu deni bekehrten Verfolger gesa t worden war, durfte keineswegs fehlen, darum lügt Paulus hier die Worte des Ananias theils zusammen- gefaßt, theils mit der nöthigen Ausführlichkeit zur Aufklärung seines größtentheils heidnischen Auditoriums den HErrn Jesus, von dem die Botschaft herrührte, selbst sprechen Enthielt jene Botschaft (9, 11) eine Berufung, den Namen des HErrn zu tragen vor Heiden, Königen nnd vor den Kindern von Jsrael, so werden Könige hier aus edlem Zartgefühl nicht erwähnt, dagegen wird das Volk Jsrael vor den Heiden genannt, doch wird die Sendung des Apostels auf’s Bestimmteste, wie in Kap.22, 21., als eine Sen- dung zu den Heiden bezeichnet und wird dabei kurz, aber mit großer Kraft und Nachdruck angegeben, was diese Sendung bezwecke. Wie eine bescheidene, aber nachdrückliche Ermahnung zum Gehorsam an Alle, direkt aber und namentlich an den König gerichtet, klingt die unmittelbar folgende Schilderung der durch das Wort aus dem Himmel bewirkten Bekehrung des Verfolgers: »ich war der himmlischen Erscheinung nicht ungläubig«. (da Costa) Jn V. 16—-18 haben wir einherrliches Bild von einer wahrhaft gött- lichen Ordination zum Lehramt Merke dabei: l) die wahre Ordination ist ein göttliches Werk, Gebet und Handauflegen reichen noch nicht hin, aus einem unbekehrten Weltmenschen einen treuen Zeugen Jesu zu machen, der HErr muß innerlich heilen, salben, ordiniren, er muß Kräfte geben, zu stehen, zu zeugen, zu dienen; Z) Jesus ordnet den Paulus nicht zu einem vornehmen Bifchof und hohen Standesgeistlichen, son- dern, da er ihm die höchste geistliche Wiirde des Apostel- amts austrägh ordnet er ihn zu einem Zeugen und Diener — Gemächlichkeiteiy Ehrentitel und Reichthümer verspricht er ihm nicht, aber sein Zeugnis; zu führen, unter Arbeit, Schweiß, Leiden, Marter und Trübsal sein Diener zu sein, das ist das Apostelamh die höchste Würde der Jünger Jesu: wie ungleich sind doch die heutigen Standesgeistlichen diesem ordinirten Zeugen Jesu! 3) Christus ordnet den Paulus zum Zeugen nicht nur dessen, was er schon gesehen hatte, sondern auch dessen, das er ihm noch wollte erscheinen lassen — so muß es mit einem treuen Knecht Jesu immer weiter gehen, die alten Erfahrunåen der Gnade Jesu müssen durch neue und tägliche mpfindungen seines Heils erneuert und belebt werden und unser Zeugniß dadurch immer frisch bleiben; 4) der HErr hängt seiner Ordination auch einen Paß oder Freibrief an, daß er den Paulus bei seinem Zeugniß und Dienst schiitzen und erretten wolle —- ein treuer Zeuge Jesu kann versichert sein, daß, wo ihn der HErr braucht, da werde und könne er ihn auch schützen Jn V. 18 haben wir dann noch insonderheit einen vollkommenen Plan und Abriß des neutestamentlichen Predigtamts; es zielt auf der Seelen 1) Belehrung —- aufzuthun ihre Augen, 2) Bekehrung — daß sie sich bekehren von der Finsternis; &c» Z) Begnadi ung — zu em- pfahen Vergebung der Sünden, 4) erklärung —-- das Erbe sammt denen 2c., und auf das Mittel zu dem allen 5) den Glauben — durch den Glauben an mich. (Apost. Past.) · · der Erstl1ngschaft Jesu in H) Durch die Betonun der Auferstehung und des ichtes, welches er auch den Heiden zu bringen bestimmt sei, stellt der Apostel den- selben in seiner ganzen universellen Bedeutung als den zweiten Adam und Anfänger einer neuen Menschheit vor Augen, welcher Umstand für die Erkenntniß der paulinischen Aechtheit dieser Rede (vgl. I. Cor. 15, 20. 23. 45 ff.; Röm.5,17) nicht ohne Belang ist. (Andreä.) 24. Da er aber folches zur Verantwortung gab, sprach Festus sder wohl merkte, daß nicht die Natur in Paulus ihr Werk treibe, von der Gnade aber, die ihn erfüllte, nichts verstand und darum meinte, es rede aus ihm die Verrücktheit 1. Ein. i, 23; g, 141 mit lauter Stimme sin der sich ziemlicher Verdruß zu erkennen gab]: Wann, du raseftz die große Kunst [d. i. Wissen- schaft, Gelehrsamkeit Hiob 32, 6 Anm.] macht dich rasend. 25. Er aber sprach: Mein theurer Feste, ich rase nicht, sondern ich rede [dem Inhalte nach] wahre und [dem Geiste nach, der sie mir eingiebt] vernünftige Wortes« 26. Denn der König weiß solches swas ich eben in Beziehung auf die von einem Messias weissagenden Propheten und von der Erfüllung Festus unterbricht den Paulus. Dessen Anfrage bei Agrippm 639 ihrer Weissagung in Jesu von Nazareth gesagt habe] wohl, zu welchem ichjreudig rede [da ich bei ihm einiges Verständnis; für das, was ich gesagt, voraussetzen darf V. 3]. Denn ich achie, ihm sei der keines swas mit Jesu von Nazareth sich zugetragen] nicht verborgen [Ps. 140, 11 Anm.]; denn solches ist nicht im Winkel gescheheu svielmehr sind die Landesbehörden theilweis selber dabei betheiligt gewesen Kap. l0, 36 ff.]. 27. Glaubest du, König Agrippa, den Pro- pheten? Jch weiß, daß du glaubest« swenn es auch nur mit jenem unbestimmten, unentschlossenen Glauben geschiehet, der zum wahren Leben nicht durchdringen mag, vgl. das zu Kap. 23, 9 über Hohel b, 2ff. Gesagte]. 28. Agtippas aber sin seinem Herzen tiefer getroffen, als er mit Rücksicht auf seine Würde und auf seine Umgebung bekennen und merken lassen wollte] sprach zu Paulo lseine Bewegung unter scherzendem, ganz in der Weise der großen Welt sich haltendem Tone verbergend]: Es sehlet nicht viel, du iiberredest mich, daß ich ein Christ würde [aber einige Zeit wirst du doch noch warten müssen; so geschwind, wie du wohl gern möchtest, macht man so etwas nicht ab]· 29. Paulus aber sprach: Jch wunschte vor Gott, es fehlte an viel oder an wenig sauf die längere oder kürzere Zeit, die größere oder ge- ringere Mühe soll es mir nicht ankommen, wenn es schließlich denn doch noch zu erreichen wäre], das; nicht allein» du, sondern alle, die mich heute hören, solche wurden, wie ich ssammt denen, die mit mir den gleichen Glauben bekennen] bin snämlich Christen], ausgenommen diese Baudert« [die ich hier in die Höhe halte; die freilich wünsche ich keinem unter euch]. s) Mit seinem Zuruf unterbricht Festus den Paulus in seinem Vortrag; derselbe bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf die letzten Worte, sondern auf die ganze Rede, namentlich auf die Er ählung von der Erscheinung Jesu. Das kam dem ömer wie Narr- heit vor; er hat es gewiß im vollen Ernst, nicht in leichtem Spott gemeint: »du bist ein Schwärmer!« sonst hätte er’s nicht mit starker Stimme, die von Affekt zeugt, gerufen. Er hält dafür, der Mann habe sich überstudirt. (Lechler.) Die Welt achtet Andere solange für klug, als sie rasen, und für rasend, wenn sie zu rasen aufhören und klug werden. Solange Saulus rasete und tobte, passirte er für einen klugen, eschickten Kopf; da er- aber seine Raserei erkannte und fzelbst ein Christ wurde, hielten sie ihn für toll. Es wird sich aber das Blatt einmal wenden, so daß die Weltgeister werden von dem Gerechten sagen (Weish. 5, 5): »wir Narren hielten sein Leben für unsinnig, wie ist er nun gezählt unter die Kinder Gottes!« (Lindhammer.) Ungeduldig hatte Festus der Rede Pauli zugehört, die ihm Stoff zu dem nöthigen Schreiben an den Kaiser liefern sollte« statt dessen erging sich dieser beredte Jude in den ragen seines ,,Aberglaubens«, und der König Agrippa hörte ihm mit sichtlicher Theilnahme zu. Als er nun gar den 640 Apostelgeschichte 26, 30—-32. ,,verstorbenen Jesus« (·25, 19) als das Licht der Heiden pries vor dieser hohen Heidenversammlung, da brach der Unwille des kalten Staatsmannes laut hervor; etwas Uebernatürliches verspürte Festus in Pauli Rede, von dem Geist der Gnade aber vernahm er nichts, darum hielt er die Freudigkeit und Gewißheit des Jesuszeugen für iiberspanntes, überstudirtes Wesen. (Besser.) Wie oft hört man noch heutzutage diese Festusweisheih der das Wort vom Kreuz eine Thor- heit ist! Der kindlich einfältige Glaube an die ganze Ioffenbarte Wahrheit der Schrift gilt als altväterische ornirtheit, die Rechtfertigung durch den Glauben an das Verdienst Christi nennt man heidnischeBluttheologie u. s. w. Wenn einer mit dem Christenthum Ernst macht und mit der Welt bricht, bemitleidet man ihn als einen überspannten Kopfhänger, dem übertriebenes Bibellesen den Verstand verrückt habe; lästerten sie doch schon das Gnadenwesen des Pfingstgeistes als einen Rausch süßen Weines, ja, sagten sie doch sogar von Christo: ,,er ist unsinnig und hat den Teufel!« Apost. 2, 13; Joh 10, 20. (Leonh. und SpiegelhJ Wenn man etwa aus dieser Rede des Römers schließen wollte, daß Paulus in großer Erregtheit und Unruhe gesprochen habe, so würde man ohne Zweifel irre gehen, die ganze Rede macht vielmehr, wie es die Umstände auch mit sich brachten, einen sehr gesetzten und ruhigen Eindruck; auch sagt Paulus selber, daß seine Worte den Charakter der Verständigkeit in sich tragen. Es muß also der Jnhalt der Rede gewesen sein, der auf Festus einen so störenden Eindruck ge- macht hat; manches von dem Jnhalt wird er freilich gar nicht verstanden haben, einiges aber wird ihm so- weit verständlich geworden sein, daß er das Abweichende und Gegensätzliche darin im Verhältnis; zu allem sonstigen menschlichen Denken wahrnahm. Daneben wird ihm nicht entgangen sein, daß Paulus bei aller Ruhe eine unerschütterliche Ueberzeugung in seinen Behauptungen an den Tage lege; eine feste Ueber- zeugung nun von Dingen, welche im Gegensatz zu allem menschlichen Denken stehen, kann Festus sich nicht anders als im Zustand des Wahnsinns denken, und da er von Propheten und Mose gehört hat, so wohnt ihm leicht soviel Kunde dieser Beziehungen«bei, um zu wissen, daß dieselben als Verfasser von Schriften ver- ehrt wurden, und damit glaubt er nach der Weise eines politischen Weltmannes die Quelle dieser Ver- standeszerrüttung entdeckt zu haben. Ganz anders steht es mit dem König Agrippa, und das-Vertrauen, welches Paulus in ihn setzt (V. 3 u. 26), bewährt sich vollkommen. IV) Paulus stützt sich bei seinem Vertrauen, das er in Agrippa seht, auf zweierlei: einmal nämlich ist das Geschichtliche, worauf es ihm bei seiner Rede ankommt, nämlich die Geschichte Jesn, nicht im Winkel geschehenx da nun Agrippa, will er sagen, dem Lande angehört, in welchem solche offenkundige Thatsachen geschehen sind, so kann ihm in dem Thatsächlichen nichts ver- borgen sein. Wie aber dieses Thatsächliche aufzufassen sei, dafür ist, wie der Apostel in seiner Vertheidi angs- rede schon angedeutet hat, die weissagende Schr1ft des alten Testaments die natürliche Norm: auch in Be- ziehung auf diesen Punkt meint er ferner auf Ver- ständniß bei Agrippa rechnen zu dürfen, da er doch wohl in den Propheten nach dem allgemeinen Glauben der Juden eine göttliche Auctorität erkenne. (Baum"- arten.) Paulus, der in der Schule des heil. Geistes sychologie studirt hat, erkennt sogleich das geheime Fünklein gläubiger Neigung zum Worte, das im Herzen des Agrippa zu glimmen beginnt, und getrieben von seiner Hoffnung und Liebe zum König der Juden greift er mit kühner Frage ihm in’s Herz und Ge- wissen, ob er ihn durch die Weissagungen der Pro- pheten zu Christo, dem rechten König Jsraels, führen möchte· (Leonh. u. Spiegelh.) ,,Glaubst du, König Agrippa, den Propheten?« — so, das sagte sich Agrippa bei dieser Frage, hatte noch kein Mensch zu ihm ge- redet, wie dieser Mensch; was sollte er antworten? »Ich weiß, daß du glaubest«, antwortet Paulus selber; und es war dem König schwer, der sonderbaren Ge- walt auszuweichen, die sich an ihn heftete, eindrin« end in sein innerstes Gewissen. Paulus wußte, geiter- priifenden Blickes, wie er war, daß Agrippa den Pro- pheten glaubte; mochte sein Glaube ihm weniger Freude einbringen als Zittern, weniger Hoffnung als Furcht, entschlagen konnte er sichgleichwohl des Glaubens nicht, daß geschehen werde, was die Propheten geredet haben. Und wohl erkannte er, daß von seinem Glauben nur Ein Schritt war zur Anerkennung der geschehenen Gottesthaten, welche Paulus in wahren und vernünf- tigen Worten ausgesprochen hatte: sollte er diesen Schritt thun? dagegen sträubte sich sein Weltsinn! csr leugnet nicht, daß er den Propheten glaube, ja, er gesteht nicht undeutlich ein, « daß der Glaube der Christen die Propheten für sich habe; aber sich selber entzieht er dem heiligen Netz, das Paulus nach ihm ausgeworfen, mit einem erzwungenen Lächeln. IN) ,,Ei,»du machst kurzen Prozeß mit meiner Be- kehrung!« will Agrippa sagen: ,,es gehörte, dünkt mich, doch etwas mehr dazu, einen König der Juden zum Christenthum zu überreden«. Bemerkenswerth ist, daß Aygrippa nicht nach jüdischer Weise des Sektennamens ,, azarener« (24, 5), sondern des bei den Heiden giing und gäbe gewordenen Namens ,,Christen« (11, 26) sich» bedient. Ließ Paulus ihn nun los? Nein! das leichte Scherzwort des Weltmannes faßt er mit heiligem Ernst vor Gott auf und scheut sich eines Bekenntnisses nicht, welches eine Thorheit war in den Ohren des Königs und der übrigen Edlen um ihn her: ,,Dünkt es dich ungereimt, König Agrippa, daß ich mich erdreiste, dich zu überreden, daß du selig werdest? Nun so wisse, daß ich wahrlich den Muth habe Gott zu bitten, daß er dich und die Andern alle überrede!« Mit den Worten: ,,es fehlte an viel oder wenig« deutet Paulus an, daß er die Bekehrung dieser Zuhörer aller- dings für sehr schwieriÅY wenn auch nicht für unmög- lich halte. (Lange.) ei Festus fehlte es an viel, bei Agrippa an wenig; Paulus aber lehrt, daß die Gnade Gottes das Viele sowohl als das Wenige, das dem Glauben noch im Wege steht, hinwegnehmen könne, und bezeugt sein sehnliches Verlangen, daß Festus sowohl als Agrippa, und alle, die ihn hörten, über alle Hindernisse der Gnade hinübergefiihrt und in die Gemeinschaft mit Christo versetzt werden möchten. So läßt sich ein Zeuge Jesu in seinem Muth nicht irre machen, auch bei den ärgsten Spöttern und schlimmsten Menschen noch Bekehrung und Gnade zu hoffen. (Apost. Past.) 30. Und da er das gesagt, stund der König [d1e Verhandlung Jetzt abbrecheUdJ auf, und der Landpfleger und Bernice sfolgten ihm, als er sich hinweg begab], Und die mit ihnen saßen sdie Hauptleute und vornehmsten Männer der Stadt Kap. 25, 23., thaten desgleichen], 31. Und entwichen snun sie alle] beiseits sum ohne des Paulus und der ihn gefangen haltenden Kriegsknechte Gegenwart ihre Berathung zu ver- ; anstalten], redeten mit einander sindem auch hier l (Besser.) « Meinungsäußerung der Versammlung und Gutachten des Königs über Pauluun 641 Agrippa das Wort führte] Und sprachen [gaben ihre Meinung dahin gegenseitig sich zu erkennen]: Dieser Mensch hat nichts gethan [genauer: treibt mit seiner ganzen Wirksamkeit nicht etwas-J, das des Todes oder der Bande tverth sei. 32. Agrippas aber sprach zu Feste fass er nach Beendigung der Berathung in V. 31 mit ihm nun privatim verhandelte und ihm sein Gut- achten für den in Kap. 25, 16 f. angegebenen Zweck abgeben sollte, ihm damit wenigstens mittel- bar einen guten Rath ertheilend, f. Kap· 27, 1]: Dieser Mensch hätte können tosgegeben werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hatte fund da halte ich für’s Beste, die Berufung rück- gängig zu machen, da ich selber nicht recht weiß, was dem Kaiser zu schreiben wäre]. Agrippa fühlte, daß der Apostel stärker auf ihn und auf die Versammlung einzudringen im Begriff stand; plötzlich also hob er die Sitzung auf. (Lange.) »Es fehlt nicht viel«: o hütet euch vor diesem gefähr- lichen Wort, bei dem eben doch meist zuletzt alles noch fehlt! Wie oft sind auch wir dem Himmelreich nahe gewesen; es fehlte nicht viel, wir wären durchgedrungen aus der Finsterniß zum Licht, aus dem Unglau en zum Glauben, aus der Sünde zur Buße, ans dem Unfrieden zum Frieden, aus der Welt zu Gott. Das Herz war angefaßt, der Verstand überzeugt, das Ge- wissen geweckt, die Stunde günstig, die Gnadenstunde, welche hätte entscheiden können über unser einiges Heil »— es fehlte nicht viel; aber das Wenige, was noch fehlte, mochten wir nicht dran strecken, von Einem Erdengut mochten wir uns nicht losreißen, Eine Lieb- lingsfiiude mochten wir nicht lassen, Eine Zerstreuung verwehte wieder den guten Eindruck, Eine Versuchung. brachte uns wieder zu Fall, und der Schatz, den wir schon fast gehoben hatten, blieb ver raben in der Erde, weil wir zu träge waren, den letzten patenstich vollends zu thun, das Rettnngsseih an dem wir schon fast heransgehoben waren aus den Fluthen des Verderbens, riß wieder, weil wir zu lange in der Lust schwebten, weil wir feige zögerten, festen Fuß zu fassen auf dem Felsengrunde des Heils. Wir gehörten wieder der Welt, wir waren wieder ferne vom HErrnl O liebe Seele, wenn nicht viel mehr fehlt zu deinem Heil, so eile doch, thue das Wenige vollends dazu, ehe wieder alles verloren geht; bitte den HErrm ,,zerbrich, zerreiße und zermalme, was deinen Augen nicht gefällt; ob mich die Welt an einem Halme, ob sie mich an der siette hält, ist alles Eins in deinen Augen, da nur ein ganz befreiter Geist, ein«-Herz, das ganz dein eigen leißt, vor deinem Blick vermag zu taugen«. (Gerok.) s konnte wohl nicht anders fein, als daß der Apostel dem Könige, dem Landpflegey den Hofleuten und den Anklägern gegenüber wie von selber das letzte Wort behielt; aber daß darum noch keine öfsentliche Wieder- einfetzung in Ehre und Freiheit erfolgte, lag gleicher- weise in der Natur der Umstände und dem Charakter der fürstlichen Zuhörer Nachdem sie mit einander aus die Seite getreten sind oder sich zurückgezogen haben, machen sie der ganzen Geschichte, der ganzen Bor- stellung jenes Tages ein Ende mit einem unfrucht- baren: ,,dieser Mensch hat itichts gethan, das des Todes oder der Bande werth sei«; nach der Weise so vieler Hochgestellten dieser Welt und aller Zeiten wird nichts gethan, erfolgt nichts, kein zu Herzen Nehmen des Ge- hörten, kein Versuch, den Unschitldigen aus den unver- Dciasse tss Dienstes-re. w. Band; dienten Baudert zu befreien, kein bleibendes Gefühl von Ehrerbietung vor der Größe dieses Mannes, noch vor dem Bewunderungswürdigen seiner Erzählung oder vor der Erhabenheit und Lieblichkeit seiner MessiasL Verkündigung! Alles ist aus mit einer kurzen und kalten Anerkennung von König Agrippat ,,dieser Mensch hätte können losgegeben werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte« (nach unsrer Auffassung der Stelle fchlieszt xedoch diese Anerkennung einen Ratt) in sich und kommt keineswegs aus einem kalten Herzen, dagegen ist Festus dieser kalte Menfch); die Bande des unschuldigen römischen Bürgers, des Gott und seiner Wahrheit getreuen Apostels blieben, wie sie waren, und das römische Sprüchwortt summum Jus Summa injuria (das größte Recht, das härteste Unrecht) bewahrheitete sich auch hier. (da Costa) Für die Sache des Christenthums aber brachte die Verhandlung unstreitig den nicht geringen Gewinn, daß Festus nach alle dem, was er gesehen und erfahren hatte, und namentlich auf Grund des Gutachtens des Agrippa, nicht anders als günstig über den Apostel nach Rom berichten konnte, was sehr viel dazu beitrug, der Predigt des Evangeliums in Rom eine freie Bewegung zu verschaffen. Für seine Person hat Agrippa dann später bei der Zerstörung von Jerusalem den Christen sich darin genei t gezeigt, daß er der von dort ftiichtendeti Gemeinde in ella, welcher Ort seinem Gebiete ange- hörte (Anh. II, d. Nr. 5 u. 6), eine Zufluchtsftätte gewährte. (Andreä.) Das 27. Kapitel. Pauli gefiihrliche und wunderbare 8chifsfahrt. g. V. 1—Rap. 28, 29. (§ 170.) Bisher sahen mir patilum mit jener seltenen, ihn charaltterisirendett liereittigttitg von Muth und Vorsicht inmitten der Bande und der Todcsgefahreii auf dem fetten Boden dek- Laktdeeq in diesem Ittifthititt nun, wo uns« feine Seefahrt uaeh Rom mit der endliajeii Ankunft da· fellisk Befehl-fetten! tun-d, steht er vor uns« mit iinmer gleiaser Genititljsrkihe und Seefeugrötgte im Kampfe mit den Steine-ekelt, mit Wind nnd Wasser, erscheint er für das Ituge des» Geistes» als eine herrliche Gestalt fouiohl in feinem Verhalten: gegenüber« dem hauptmatni nnd dessen Soldaten, als» gegeniitier dem Stetieriuatin nnd Sthisfsherrii und dem Schiffs-nein, vor der Gefahr, in der Gefahr und lieim Gulliottinieii aus derselben. Mit Misscthätertk mit dem Ilnstvnrf der Meufthheit in Eine Linie gestellt zu werden, ist von Anfang an, isk auih in späteren Zeiten nichts« Uugewöhtiliches für die Jüuger des hErcn, an dem felöer die Weisfagusigk »er ist unter Uetielthiiter gerechnet« in ihrer tiefsten Bedeutung erfüllt morden ist; aöec gerade in diesen« neuen sJriifnug, welihe dem Apostel wider-fährt, giebt fein Gott ihm Gnade und Ehre durch die herrliche und ehrfurchtertvectieitde Bezeuguug feine-«- apostolifthett Aulis, feiner provhetilaieii und liösiiglicheii Stellung. Es» ist mit Rekht gesagt worden, das) tieiite Befchreititiiig einer« Seereise alter und neuer Zeit an Genauigkeit und gefchichtlictier Treue es» der von Lunas in den tieideii letzten Kapiteln der Itposielgcfthictite gegebenen zuvor« that; das crliliirt sich fthou darum-s, datl mit dem Schiffe welches» von Cäfarea fährt, um Italien zu erreichen, das göttliche Zieht, das berufen ist, die Völker« zu erleuchten (26, 18), auf die See geht, um » den Mittelpunkt der Völker und Länder mit feinen! hellen Glanze zu erfüllen; speziell aber« ist es Rein, 41 dahin das Ziel der Reise geht, denn Rom, hinter dein Namen von Tgrus verhüllt, war ja längs! schon durch die prophetisctje Weissagung des Heseliiet stinkt. 26—28) dazu desigttirh siir die Zeit der Heiden Tun. A, Tit) im Reiche Gottes die Stelle von Jerusalem einzu- nehmen; und nun nmr anch der ganze bisherige Ver- lauf der Gesdjirhte so angelegt, als» wolle Rom den grosien Heiden-waltet, wie in feinen Schutz, so sitt sich in Beschlag nehmen nach dem Wort in tliatth.1l,12: »das hiinmelreirh leidet Gewalt und die Gewalt thun, die reisten es zu siet)«. » 1. Da es aber [von Seiten des Landpflegers, der nicht etwa erst bei Paulus den Versuch machte, ihn zur Zitriicknahme seiner Appellation an den Kaiser zu bewegen, um ihn darnach freigeben zu können, sondern sich einfach an diese Appellation hielt 25, 25 und des Agrippa wohlgemeinten Rath in Kap. 26, 32 völlig ignorirte] befchlossen war, daß wir in Welschland sJtalien Kap. 10, 2 Anm.] schiffen sollten, übergaben sie [die mit der Ausführung solchen Beschlusfes von Festus beauf- tragten Beamten] Paulum und etliche andere sandersartige Luk. 23, 321 Gefangene dem Unter- hauptmantn mit Namen Julius, von der kaiser- lichen Schaart sals dem den Transport leitenden Offizier]. 2. Da wir aber in ein sim Hafen von Cä- sarea ankerndes] adramitifch [nach Adramhttium, einer siidöstlich von Troas und Assus gelegenen Seestadt znriickfahrendes, einem dasigen Kausherrn gehöriges] Schiff traten, daß wir an Asien hin fehiffen follten sindem das Schiff unterwegs die verschiedenen Seeplätzc an der kleinasiatischen Küste berühren müßte und so doch ein nach Italien gehendes anderes Schiff jedenfalls sich irgendwo vorfinden Winde, das uns an das Ziel unserer Bestimmung bringen könnte], fuhren wir vom Lande; nnd es war mit uns [1nit Paulo und mir, der ich dem Apostel während der ganzen Zeit der Gefangenschaft zu Cäsarea zu Dienst gestanden hatte V. i; 24, 281 Aristarchus aus Macedonien fund zwar näher] von Theffalonich [K«ap. 19, 29; 20, 4; Col. 4, 10; Phil. 2, 24 — ein anderer Begleiter, Trophimus 21, 29., kommt hier nicht weiter in Betracht, da er die Fahrt nur ein kleines Stück mitmachen konnte 2· Tim. 4, 20]; 3. Und kamen sbereits, so günstig verlief im Anfang die Fahrt] des andern Tages an zu Sidon swo das Schiff anlegte]. Und Julius [der Unter- hauptmann V. 1] hieltsich freundlich gegen Paulum szu welchem er jetzt schou ein großes Vertrauen gewonnen] erlaubte ihm [für die Zeit des dasigen Aufenthalts nach der Stadt] zu seinen guten Freunden [den Christen Kap.11, 19; 15, B] zu gehen, und serhielt derselbe so Gelegenheit] seiner zn pflegen »· snachdem er nun schon über 2 Jahre gefangen gesessen und der Bequemlichkeiten des häuslichen Lebens entbehrt hatte —- es war das MfsipklesesisseseistkgskhkiåEi; 1—8- für ihn wie ein Anzeichen vom HErrn, welcher Art seine Gefangenschaft in Rom sein werde Kap. 28, 16. 30f.]. 4. Und von dannen stießen wir snachdem das Schiff seine Handelsangelegenheiten erledigt hatte] ab und schifften [ftatt daß wir offene See hätten halten können] unter Chpern hin san der Nordost- kiiste der Insel lavirend], darum, das; uns die Winde entgegen waren swas eine Entfernung von der Küste nicht räthlich erscheinen ließ] 5. Und schifften [als wir die Nordostspitze von Cypern hinter uns hatten] anf dem Meer vor Cilicien und Pamphylien über sindem die, von dem herrschenden Westwind an der syrischen Küste aufgestaueten Wasserwogen hier ein mäch- tiges Rückfchwellen erlitten, das dem Schiffe zu gute kam], und kamen [in leichter Fahrt] gen Myra in Lucien. 6. Und daselbst fand der Utiterhauptmatiti ein Schiss von Alexandriem das schifste in Welschland [nach Italien, wohin er ja uns bringen follte], und lud uns darauf« 7. Da wir aber sweil nicht mehr von der Strömung getragen, wie in V. B] langsam fchifften und in vielen Tagen kaum gegen Knidns sauf einer Halbinsel Knidia zwischen Cos und Rhodos Kap. 21, 1 gelegen] kamen swo wir aber nicht zu landen vermochten, wie wir gern gethan hätten] denn der Wind wehrte uns; schifften wir [statt von da aus unsern Lauf in südwestlicher Richtung auf Italien zu zu nehmen, vielmehr nach südweft uns wendend] unter Creta hin, nach der Stadt Salmvne [richtiger: Salmone, einem Vor- gebirge an der Ostseite der Insel, gegenüber] 8. Und zogen kaum snur mit großer Mühe im Stande, daran hinzufahren] vorüber, da kamen wir sindem wir jetzt unsern Lauf län s der Süd- küste nahmen und anch diese aufrollte , wie der Schifferausdruck lautet, weil der um die jetzige Zeit anf diesem Meere wehende Nordwestwind uns die hohe See nicht gewinnen ließ] an eine Stätte, die heißt Gutfurt [oder Schönhafens dabei war nahe die Stadt Laseas sihrer Lage nach nicht genau bekannt] V) Bereits war der Herbst des J· 60 n. Chr. her- beigekommen, als nunmehr die Anstalten wirklich dazu getroffen wurden, den Apostel nach Rom überzufiihrem Man hat darüber gestritten, was unter der ,,kaiser- lichen Schaar«, welcher der Unterhauptmanti Julius angehörte, zu verstehen sei; da nun damals, wie aus den römischen Militärinschriften sich ergiebt, nicht blos die Legionen (Armeecorps), sondern auch die Cohorten (Bataillone) ihre besonderen Benennungen führten (vgl. Kap. 10, l: »von der Schaar, die da heißt die wälsche«), so liegt es am nächsten anzunehmen, daß eine Ab- theilung der regelmäßigen Besatzung Cäsareas, die zu etwaigen, den Kaiser betreffenden Diensten bestimmt war, den Namen der kaiserlichen führte. (Andreä.) Der HErr hat beschlossen, daß Paulus in Rom von ] ihm zeugen soll (Kap. 28, 11), und unter der Hülle Die Seereise des Apostels von Cäsarea bis nach Gutsurt auf Creta. 643 eines Landpfleger - Beschlusses geschieht des HErrn Wille: der Welt Heil und Leben hängt an dem Namen, den der Apostel Jesu Christi in die Welt-Hauptstadt trägt, und die ihn dahin enden und überliefern, kennen ihn nicht; der Herold des Reiches Gottes zieht aus zum Zeugniß im Mittelpunkt des Weltreichs, und man übergiebi ihn und etliche andere Gefangene einem kaiferlichen Offizier zur Bewachung, doch noch unter- wegs sollte es vor Aller Augen an den Tag kommen, wessen Gebundener dieser Paulus sei und daß nicht er mit ihnen schifste, sondern sie mit ihm, dem Retter des Schiffes. Jii welcher Stimmung Paulus die Reise antrat, die ihn auf die Höhe seines apostolischen Lebens führen follte,·sagt uns Lucä Erzählung nicht; erst am Ende der Reise, da, wo Paulo die Brüder von Rom grüßend entgegenkommen, wird es merklich, daß unter- wegs sein Herz voll Trauerns und sein Gemüth nieder- geschlagen gewesen ist (Kap. 28, 15). Wie konnte es anders sein? da er dem Lande seiner Väter den Rücken wandte, ging der HErr Jesus schließlich hinweg von den Juden, und in ihren Sünden mußten sie sterben Joh. 8, 2·1. (Pesser.) » sit) Die Reise wird ganz nach der Weise angetreten, wie Soldaten nnd Gefangene verschifft werden, wenn keine Eile dabei ist: man benutzt die wohlfeilste Ge- legenheit; die Benutzung des adramitifchen Schiffes geschah soniit deswegen, weil man keine direkte Schiff-S- gelegenheit nach Italien in Cäsarea hatte. Jn den kleinasiatischen Seeorten hoffte man eine solche zu finden, und daher segelte man an der Küste hin und sprach in den Seeorten ein, bis man in der Seestadt Myra in Lycien (V. 5 f.) eine Gelegenheit fand; dort wurde Paulus auf das neue Schiff gebracht. Auf diese Weise fuhr der Apostel noch einmal den Stätten seiner ersten Niissioiiswirksamkeit entgegen, wie wenn er von ferne von ihnen Abschied nehmen sollte. (Lange.) Nach 2. Tim. 4, 20 ist außer Lukas und Aristarchus auch Trophinius, der ja nach Kap. 21, 20; 24, 6 bei dem Prozeß eine Hauptpersoii war, mit gereist, mußte aber, da er unterwegs krank wurde, in Milet zurück- gelassen werden, d. h. er bestieg in Mhra nicht das alexandrinische, nach Jtalien fahrende Schiff, sondern ward auf dein adramitifchen zurückgelassen, welches ihn nach Milet brachte. (Ebrard.) Milet war der seiner Heiniath snach Kap. 21, 29 war er aus Ephefus ge- bürtig) niichste Ort, den er auf diesem Schiff erreichen konnte (20, 17); vielleicht aber war er sogar in Milet selber schon seit länger wohnhaft. (Wicseler.) Die Entfernung von Cäsarea bis Sidon beträgt ca. 15 geograph Meilen; gelangten nun die Reisenden gleich am ersten Tage bis zu dieser Seestadt, so müssen sie günstigen Wind gehabt haben. Das Anlegen des Schiffes bei Sidon hatte ohne Zweifel Handelszwecke zu seiner Veranlassung; in der Zwischenzeit nun durfte Paulus sich u den Christen in der Stadt begeben, natürlich in egleitung einer Wache. (Lechler.) »Die Gunst, die Paulus bei dem Hauptmann Julius findet und die sich schon bei der Ankunft in Sidon in einer freundlichen und zutraulichen Bewilligung äußert, läßt sich wohl erklären: wer, als der tapfere römische Krieger, konnte mehr fähig sein, jenen ächten Mannes- und Heldenmuth zu schiitzen, der bei dem Apostel gleichweit entfernt war von Großsprecherei nnd Schaustellung als von der wilden Aufregung, die den Stolz»der Juden jener Zeit gegenüber den Römern charakterisirt? Und bei jenem Mannesinuth und dem königlichen Wesen an dem Propheten und Diener des großen Königs im Himmel immer die Demuth, die» willige Unterordnung unter die bestehende Macht, die liebevolle Dienstfertigkeit in jeder Lage! Sollten aber an der Gunst, die der Apostel hier bei Menschen fand, nicht auch seine Reisegefährten und freiwilligen Mitgefangenen theilgenommen, sollten nicht auch sie das Jhrige dazu beigetragen haben? Wie muß das fortwährende Be- zeugen von der gegenseitigen Liebe dieser Christen auf das edle Gemüth eines Julius gewirkt haben! Wenigstens wird aiich hier doch das Wort: ,,seht, wie lieb sie einander haben!« wovon die Kirchengefchichte der frühesten Zeiten so vorzugsweise zeugt, seine An- wendung finden; und· bei dieser Liebe zu einander, die sich offenbarte selbst in den Kleinigkeiten gegenseitiger Sorge für einander, im Mittragen der gegenseitigen Last und im Nichtfuchen des Eigene1i, sondern dessen, was des Andern ist, wird auch wohl die Liebe zu den Andern (2. Petri l, 7), zu den Mitreisenden, den nach Jtalien Mitabgesührten, nicht gefehlt haben. (c1a costs-u) So durfte Paulus noch auf dem Wege, als Gefangenen ebenso wie er es sonst als freier Mann gehabt hatte (Kap. 21, 3Jff.), eine Erquicknng unter christlichen Brüdern mitnehmen; der HErr war sein Hirt, darum durfte ihm auch in dieser Hinsicht nichts inai1geln. (Williger·)» · » sit) Die alexandrinischen Welthaiidelsschiffe standen in nicht geringem Ansehen, und der Hauptmann mochte sich Glück wünschen, gerade ein solches in Myra auf der Fahrt nach Welschland anzutreffen; bald aber zeigte sich, daß » auf diesem Schiffe weder Gewissen- haftigkeit der Fuhrer noch Zucht der Mannschaft zu finden war. Hätte nicht ein Aiidrer, als der Haupt- iiiann von der kaiferlichen Schaar, Paulum und seine beiden Gefährten in’s Schiff gehoben (Jes. 46, 4), so wäre die gesainmte Schiffsgenossenfchaft übel berathen ·ewesen. (Besser.) Aus Alexandrien in Egyptem der liornkammer des römischen Reichs, brachte das Schiff Weizen nach Rom: daß es auch das Brod des Lebens in die Kaiserstadt briiigen sollte, das selig1nachende Wort Gottes, und daß, während die sichtbare Ladung bald von den Fluthen verschlungen ward, die unsicht- bare, das Wort Gottes, unversehrt hiiiüberkomnien sollte, wer ahnte das auf dem Schiffe? Aber schoii ist’s, als wollte der Feind den himmlischen Segen nicht hinüberlassen in’s Abendland (Matth. 8, 25); immer widriger gestaltet sich die Fahrt. (Gerok.) Warum hat Gott alle diese äußerlichen Reifeumstände in seine Offenbarung einrücken lassen? l) Daraus zu lernen, daß aiich die wunderbarsten und rauhesten Weg der Gläubigen unter der genauesten Direktion und or- sorge Gottes stehen, und zu zeigen, wie Zeiten, Stun- den, Orte, Gesellschafteiy Wetter und alle Elemente, Glück nnd Unglück vom HErrii abgemessen und den Gläubigen zum Besten gelenkt werden; L) uns zu warnen, daß, wenn sich die Sachen im Anfang etwas verwirrt anlassen, iiian nicht gleich auf den Gedanken kommen soll, es sei nicht von Gott — fühlt gleich die Natur manche Bangigkeit, so muß man doch nicht verzagen, sondern sich durch die Schwierigkeiten hin- durchglaubem Z) malt uns der heil. Geist in diesem Abschnitt den göttlichen Charakter eines Knechts Christi vor, der auch in den größten Gefahren, unter den wildesten und rauhesten Völkern, in den verwirrtesten Umständen doch sich und seinem HErrn treu bleibt — »als die Gekreuzigten und doch iiicht ertödtetz als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich niachen; als die nichts inne haben, und doch alles haben« Z. Cor. S, 9 f. (Apost. Past.) f) Das Nautische und Topographische in der Reise- beschreibung des Lukas ist auf’s Dankenswertheste auf- gehellt worden durch den gelehrten Engländer James Sinith von Jordauhill; derselbe hat einen Winter- aufenthalt auf Malta benutzh um die dortigen Oertlich- 418 644 keiten genau zu untersuchem hat wissenschaftlich gebil- dete Seeleute über die Schifssahrt in der Levante zu Rathe gezogen, moderne Schiffstagebücher und Be- schreibungen von Seereisen nachgeschlagem besonders aber den Schiffsbau und das Seewesen der Alten mittelst aller zu Gebote stehenden Urkunden und mittel studirt, um diesen Bericht der Apostelgefchichte niöglichst aufzuhellew Der Erfolg war, daß er in der That Manches, was bisher dunkel geblieben war, in’s Licht gesetzt und zugleich die geschichtliche Wahrheit und Glaubwürdigkeit unsers Buchs namhaft gerecht- fertiget hat. Jnsbefondere aber hat er auf die über- zeugendste Weise an vielen Stellen gezeigt, daß der Verfasser unsers Reiseberichts 1) nicht selbst ein See- mann gewesen sein kann, indem seine Sprache auf dem Gebiete des Seewesens nicht die eines Fachmannes und Kenners ist; daß er aber 2) um so gewisser selbst Augenzeuge gewesen sein muß, wofür sowohl die Erzählungen über die Hergänge auf dem Schiffe selbst, als die eingeflochtenen topographischen Details sprechen, sofern ein Mann, welcher das Seewesen nicht berufs- mäßig kannte, die Beschreibung einer Seereise auf eine in allen Theilen so zusammenstimmende Weise unmöglich hätte verfassen können, es sei denn, er schrieb ans eigener Erfahrung und wirklicher Beob- achtung. (Lechler.) Zum Verständnis; unsrer Geschichte inijsseii wir einigermaßen mit den Verhältnissen des Alterthuins uns bekannt machen, da sie zum Theil ganz andere waren als unsre jetzigen. Da tritt denn schon in Betreff der Bauart der alten Kauffahrteifchiffe als- bald ein Grundunterschied gegen die der unsrigen hervor. Letztere haben die Gestalt eines Fisches, in- dem sie vorn breit sind u11d nach hinten schärfer zu- laufenz das Schiff wird bei dieser Gestalt das Wasser leichter vor sich auf die Seite schieben. Dagegen waren die. Schiffe der Alten gleichsam zwei zu einem Schifs zusammengesetzte Vordertheile unsers heutigen See- schisses. Die beiden Oeffnungeii zur Seite Vorn und hinten am Schiff, die Augen oder Klüsen, dienten dazu, die Ruder oder Steuer--Remen durchzusteckenx Steuerruder nach unsrer Art aber kannten die Alten nicht, man steuerte eben mit den beiden Remen. Rund um das Schifs ging eine Brüftung, eine Gallerie, die hinten und vorn in eine Plattforin Verlies; während wir jetzt Balken und Davits haben, an denen die Anker befestigt und die Boote aufgehängt werden, lagen bei den Alten die Anker und Taue aus jener Plattfornn Betreffs der Takelung unterschieden sie das Holzwerk und das Hängewerk: zu jenem gehörten die Niastem gewöhnlich waren die Schiffe einmastig, nur einzelne hatten zwei, selten drei Masten. Ferner gehörten zum Holzwerk große Stangen, mit welchen man das Schifs fortbewegte; da die Schisffahrt der Alten überhaupt wesentlich nur Küstenschiffsahrt war, so lag viel daran, mit diesen langen Stangen den Grund zu erreichem wenn man das Schifs gegen den Wind vorwärts bringen wollte. Die Steuer-Remen mußten auch in größerer Anzahl vorhanden sein; denn in Folge der Construetion des Schifses brach bei Seegang Iuanches Ruder. An den Mast stieg man mit hölzernen Vettern, Strickleiterit kannte man nicht. Mitten auf dem Schifs standen ein paar große Winden, die Gang- spille des heutigen Schiffes, die eine hinten, die andere vorne; sie bewegten sich um eine vertikale Axe und wurden hauptsächlich dazu benutzt, den Mast, der zum Niederlegen eingerichtet war, anfzuwinden Zu dem Hiingewerk gehörten die Gurttaue, schwere Taue bis 600 Ellen Länge, die unter Umständen um die Schiffe gelegt wurden; andere schwere Taue, wie Pardunen und Stege, dienten dazu, den Mast zu befestigen. . Wstkkskikchkchkk-i 27137 «· Hilfs- « Unsre dreieckigen Schrägsegel kannten die Alten nicht; ihre Segel waren RaasegeL Die Ankunft der Flotte von Frachtschiffeiy welche alljährlich aus der Korn- kammer der Alten, ans Egypten, in Puteoli, dem Seehafen Roms, ankamen, wird uns von Seneka in einem Briefe ausführlich geschildert; nur die zuerst erscheinendem die Avisos, hatten ein dreieckiges Quer- segel über ihrem Raasegel. Der direkte Verkehr zwischen Cäsarea und Rom war nicht bedeutend; man mußte sich daher bei der Ueberfiihrung des Paulus des in V. 2 erwähnten adramitischen Schiffs bedienen, welches an den Küsten Kleinasiens hinfahren sollte; der Seehandel des Alterthums war nämlich eine Art Karavanenhandel zur See, der Rheder befrachtete sein eigenes Schifs mit eigenen Waaren und fuhr nun hausirend an der Küste« entlang, wozu er sich einen Schiffer hielt. Für die weitere Fahrt bediente man ich dann eines Getreideschiffs aus Alexandriem für diese Fahrt nun ist beim Folgenden besonders das in Erinnerung zu bringen, daß der Seemann des Alter- thums ohne Eompaß fuhr, er somit bei bedecktem Himmel rathlos war und darum sein Schifs, wenn nun der Herbst herbeigekommen war, in die Winter- lage zu bringen pflegte (fiir die Zeit vom U. Novbin bis 18. März war Meeresschluß, s. zu Katz. 21, 30). 9. Da mit! lseit Beginn der Fahrt in V· 2., die unter günstigeren Umständen ihr Ziel wohl noch vor dem Meeresschliiß hätte erreichen können] viel Zeit vergangen war, und nunmehr kweil bis zum Meeresschlitß nur noch wenige Wochen übrig] fcihrlich war zu schiffeiy darum, daß auch die Fasten sder jüdische Fasttag am 10. Tisri Z. Mos. 23, 27., also die Zeit der HerbsttIachtgleicheJ schon vorüber war; vcruiahnete sie Paulus smit Seereisen und Stürmen ja allerdings schon vertraut L. Cur. II, 25 f., hier aber wohl noch besonders von Gottes Geist bewegt], 10. Und sprach zu ihnen: Lieben Männer, ich sehe svermittels Intuition, prophetischer An- schauung oder Ahnung] daß die Schisffahri swenn sie bei jetziger Jahreszeit sollte fortgefetzt werden] will mit Beleidigung sVerletzung oder Verderbung OfsEUkL O. 4; U, 51 und großem. Schaden er- gehen, nicht allein der Last und des Schiffs, son- dern auch unsers Lebens sdarum rathe ich, daß man hier bleibe bis zum künftigen Frühjahr und sich nicht den Gefahren einer Wintersahrt aussetzes 11. Aber der Uuterhaitptixranii [auf dessen Entscheidung hier alles ankam] glaubte dem sdie Stelle eines Eapitains selber versehenden] Schiff- herrn und dem Schiffmauii [Schiffssteuermann, welche beide aus egoistischem Interesse eine Fort- setzung der Fahrt wünschten nnd dieselbe nun auch für aussührbar erklärten] mehr, denn dem, das Paulus sagte sweil er in jenen Männern es mit Sachverständigen zu thun zu haben glaubte, wäh- rend der Apostel ihm nur als -ein Laie in solchen Dingen erschien]. 12. Und da die Anfurt svon Gutsurt bei Lasea, in welche Ost- und Südostwind direkt hiueinwehen können] ungelegen war« sum daselbst] Warnung des, Apostels vor einer Winterfahrt, die aber gleichwohl gewagt wird. 645 zu wintern, bestundenihrer das mehrere Theil auf dem Rath sder von einem Vermittler der beiden gegentheiligen Ansichten ausging, nämlichL von dannen zu fahren [und wenigstens einen für die Winterlage günstiger gelegenen Hafen ausfindig zu 1uachen; so namentlichL ob sie könnten kommen gen Phonika sdas xetzige Lutro] zu wintern, welches ist eine Anfnrt an Crcta sauf der·Süd- westseite der Jnfel], gegen den Wind Sudweft und Nordwest ssich vermöge feiner Buchten nach diesen beiden Himtnelsrichtungen öffnend; von da gedachte man bei wieder eröffneter Meerfahrt im nächsten Frühjahr gleich den ersten östlichen Wind zu benutzen, wie denn auch die Schiffe aus Alexandrien in der Regel in diesem Winterhafen anlegten]. Gott giebt den Seinigen manchmal auch im Leib- lichen erleuchtete Augen und guten Rath, daß, wenn man ihnen folgte, es gut ginge; es ist aber eine böse Regel unter den Nienscheti herrschend, daß man die Stimmen nicht wägen, sondern zählen müsse — oft sind die Meisten die Schlimmften I. Kön. 22, 5 ff. (Starke.) Man sage nicht, daß Knechte Gottes un- brauchbare Menschen in der Welt seien; es ist dies zwar ihre Hauptsache nicht, aber -- »die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze«. Der fromme Joseph wurde von Gott gebraucht, durch seinen weisen Rath ganz Egypten und Canaan in der Hungersnoth zu erhalten. Will man aber seinen Rath nicht annehmen, so treibt ein Knecht des HErrn seine Sache nicht mit Eigensinn durch, sondern läßt Gott walten. (Apoft. Past.) Paulus faßt die Zusage des HErrnvon feinem Kommen nach Rom in Kap· 23, 11 nicht so auf, wie ein weniger fester und lauterer Mensch siewohl hätte ne men können, daß er selber in Ansehung seiner äu erlichen Lage nur getrost alles gehen lassen könne, wie es wolle, fein Kommen nach Rom habe der HErr einmal beschlossen und sich vorbehalten, und werde es auch ohne sein Zuthun hinausführem sondern er erachtet es für seine Pflicht, auf die gliickliche Vollendung der eingeleiteteu Reise in inenschlicher Fürsorge und Mitwirkung Bedacht zu nehmen. (Baumgarten.) Doch wie große Achtung der Hauptmann auch für seinen Gefangenen hegt, er schenkt doch lieber den Leuten von Fach, dem Schiffherrn und dem Sehiffmann, Gehör. Zu alleu Zeiten stand die Intuition der Seher (das griechische Alterthum giebt den Gedanken wieder in dem Schicksal seiner Kasfandra) bei der Welt mit oder ohne Wissenschaft in Ungunft, wie oft und traurig der Erfolg sie gewöhnlich auch rechtfertigte; und was hier der erwartete Erfolg bestätigte, fchien keine bloße Jn- tuition des Menschen, sondern Eingebung vom Geiste der Weissagung gewesen zu sein. (da Costa) 13. Da aber der Siidwind wehrte, und sie kunnten, sie hätten nun ihr Vornehmen sdaß die Fahrt längs der Siidküfte der Jnsel bis gen Phönike unzweifelhaft gelingen werde, weil ja dieser Wind sie in der Nähe der Küste hielt und nicht in das so gefährliche stidwestliche Meer würde gerathen lassen], erhubelt sie sich sdie Anker lichteuds gen Assou seinem Städtchen der Insel] nnd fuhren an Creta hin snach richtigerer Auffassung des griech. Worts iissom und fuhren näher, als gewöhulich zu geschehen pflegt, d. i. ganz nahe, an der Küste von Kreta hin]. 14. Nicht aber lange darnach erhub sich wider ihr Vornehmen [ihre ganze Berechnung V. 12 u. 13 auf einmal zu Schanden machend Spr· 27, 11 eine Windsbraut [bestehend in einem Wirbelwiud], die man nennet Nordost [Pf. 48, 8]. 15. Und da das Schiff ergriffen ward und konnte sich nicht wider den Wind richten sihni Widerstand leisten], gaben wir es dahin lohne an weiteres Rudern und Steuern zu denken], und schwebten also fes darauf ankommen lasfend, was nun weiter geschehen würde]. 16. Wir kamen aber an eine Jufel sin die Nähe derselben, ohne jedoch sie selber zu erreichen], die heißt Clauda sjetzt Gozzo genannt, 4 Meilen südlich von Kreta]; da konnten wir kaum einen Kahn ergreifen ldas hinter dem Schiff schleppende Boot heranziehen, damit wir im Fall der Noth es bereit hätten und es nicht etwa im Sturm ver- lören]. 17. Den huben wir auf, und brauchten der Hilfe sbenutzten jetzt die in den für solche Fälle vorräthig gehaltenen Tauen und Ketten bereiten Hilfsmittel] nnd banden ihn unten an das Schiff sunterbandeii oder umgiirteteii das Schiff mit den Tauen, um es solange als möglich zu- famtnenzuhalten], denn wir fürchteten [richtiger: wir fiirchteten aber, als von Clauda aus der Wirbelwind uns inimer weiter nach Südwesten trieb], es möchte in die Sorte sfpeziell in die große Syrte am mittleren Theil der Nordküste von Afrika, s. Karte VIII] fallen svcrschlkkgexx werden, wo es auf den dortigen Sandbäuken hätte stranden müssen], und ließen das Gefäß hinunter fließen das Segelwerk nieder, um wenigstens das zu vermeiden, daß der Orkan das Schiff schnell und mit aller Macht vorwärts treibe], und fuhren also sjetzt uoch mehr, als vorhin V. 15., der Mittel einer geregelten Fahrt beraubt) Die Anschauung des Paulus stand fest, nach der- selben war die Jahreszeit für das Gelingen einer Ellieeresfahrt vergangen; diese Ansicht änderte sich nicht, ob auch immerhin in der Nähe ein günstigererHafenort zu finden fein mochte, ob auch immerhin ein günstiger Wind sich ansmachen mochte. Und diese Ansicht bewährte sich auch bald; denn eben hatte sich das Schiff mit Hilfe des günstigen Südwindes auf die See begeben in der Richtung auf Phönike, als der Wind nach Osten um- setzt und orkanartig wird. Damit ist nun das Schiff in die volle Gewalt des winterlichen Meeres, welche eben den Paulus besorgt gemacht hatte, dahin gegeben: es ist nicht mehr daran zu denken, den gefaßten Plan fest zu halten; es kann überall von einem Plane und Willen nicht mehr die Rede sein, Wind und Meer sind nun die unbedingten, allein waltenden Herren. Mit fichtbarem Interesse folgt Lukas dieser Wendung der Dinge; nicht blos den allgemeinen Zustand des Schifses in dem Erleiden des Sturmes und der Wogen be- schreibt er, sondern er verfolgt auch ganz genau die 646 einzelnen Zufälle in diesem Zustande. Dabei sehen wir, wie der Apostel und seine Begleiter sich nicht blos in Bezug auf die Gemeinsamkeit alles Erleidens mit der gesammten Reisegenossenschaft zusammenschließem sondern auch in Bezug auf das, was die Noth Gemein- sames zu thun giebt; wir sehen hier, daß die apostolischen Männer in der großen Gefahr und Noth selber mit Hand angelegt ha en, denn wir dürfen die Wendung in V. 16: ,,da konnten wir kaum einen Kahn ergreifen« (in V. 17 dagegen sollte nach dem Grundtext statt des »wir« vielmehr ein ,,sie« stehen) um so weniger eine Redensart halten, als dieselbe in V. 19 noch ein- mal wiederkehrt und wir später (·28, Z) bei einer ähn- lichen Gelegenheit auf dieser Reise den Paulus selber in einer solchen Thätigkeit antreffen. (Baumgarten.) So wurde der Apostel auf seiner weltgeschichtlichen Reise nach Rom den Schiffern ein Schiffer nach der Liebe, die allezeit und in allem wohlgeschickt macht; der Hauptmann Julius konnte hernach dem Landpfleger Festus berichten, daß »die große Kunst« (26, 24) den Paulus nicht rasend gemacht habe. (Besfer.) 18. Und da wir groß Ungewitter erlitten hatten sbesser blos: erlitten], da thaten sie« des nächsten Tages sseit der Ausfahrt von Gutfurt V. IS] einen Auswurs lindem sie die Schiffsfracht, vermuthlich Weizen aus Egypten V. 6., über Bord warfen]. 19. Und am dritten Tage [also zwei Tage nach jener ersten ErleichterUUgJ warfen wir mit unsern Händen aus die Bereitschaft im Schiff-« sdie zum Schiff gehörigen Utensilien, als Haus- geräthe, Bettlager, Kochgeschirr u. dgl.]. 20. Da aber in vielen [in den nächsten elf] Tagen [vgl. V. 18 f. mit V. 27] weder sdes Tages] Sonne noch sdes NachtZJ Gestirn erschien, und nicht ein klein Ungewitter sin dem beständig an- haltenden Orkan] uns zuwider war, war alle Hoff: nnng unsers Lebens dahin» 21. Und da fweil Angst und Niedergeschlagew heit der Seelen so völlig sich bemächtigte, daß alles Andere darüber vergessen wurde] man lange nicht gegessen hatte, trat Paulus seines Morgens] in’s Mittel Unter sie [mit erhabener Ruhe in seiner ganzen Haltung und heiterem Frieden auf feinem Angesichtj und sprach: Lieben Männer, man solltc mir gehorchet nnd nicht von Creta aufge- brochen haben sals wir in Gutfurt einen, wenn auch nicht ganz bequemen, doch immerhin erträg- lichen Lagerort gefunden hatten V. 8 ff.] und Uns dieses Leides und Schadens überhoben habengw 22. Und nun ermahne ich euch, daß ihr un- verzagt seid; denn Keines Leben aus uns wird umkommen, ohne das Schiff [dessen Untergang freilich unvermeidlich ist V. 26]. 23. fSolchen Ausgang der jetzigen großen Gefahr kann ich mit aller Zuversichh daß es wirklich also kommen wird, euch verkiindigen.] Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel [des] Gottes, deß ich bin und dem ich sim Gegen- slaF z3uffehch, die ihr noch Heiden seid] diene [Kap. ? Apostelgeschichte 27, 18-—26. 24. Und sprach sim Auftrage seines himm- lischen HErrn zu mir]: Fürchte dtch nicht, Paule [Jes. 43, 2], du mußt vor den Kaiser gestellet werden [Kap. 23, 11., es hat also um dein Leben keine Gefahr, sondern du wirst aus der gegen- wärtigen Todesnoth gerettet werden]; nnd siehe, Gott hat dir [auf dein Gebet und FiirbitteJ ge- schenkt alle, die mitidir schisfens [daß sie mit dir ebenfalls sollen am Leben behalten werden]. 25. Darum, lieben Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott straue es seiner Macht und Wahrheit zu], es wird also geschehen, wie mir gesagt ist [Jes. 46, 10 f.]. 26. Wir müssen aber anfahren [anstranden] an eine JnselH [wo nun allerdings das Schiff noch vollends zerschellen wird, nachdem wir schon die Ladung nebst dem Geräth und Proviant über Bord geworfen haben V. 18 f. u. 38 ff.]. V) Je mehr das Schiff beladen war, desto tiefer ging es und desto leichter konnte es in den Untiefen dieser Meeresregion anstoßen; daher wurde zuerst die Schiffsladung ausgeworfen, als aber darauf die Noth und Furcht noch überhand nahm, warf man auch die Schiffsmöbeln aus. (Lange.) Bei diesem Ereigniß bemerkt Lukas wiederum einen Zug, der uns auf’s Neue die ganze Stimmung und Stellung der pau- linischen Reisegenossenschaft vor Augen stellt; wenn nämlich neben einander steht: ,,da thaten sie einen Auswurf« und: ,,warfen wir mit unsern Händen aus die Bereitschaft im Schiff«, so wird niemand, der auf die Sorgfalt und Genauigkeit unsrer Erzählung ge- achtet hat, sagen können, daß der Wechsel der Per- souen zufällig sei. Offenbar soll durch die erste Person im zweiten Satze, sowie durch den verstärkenden Zusatz: ,,mit unsern Händen«, angedeutet werden, daß bei der zweiten Erleichterung die ganze Mannschaft thätig war, und somit auch Paulus und seine Begleiter mit unter den Leuten waren, welche Hand anlegen halfen. · (Baumgarten.) Ein recht anschauliches Bild gewaltiger Sturmesnothl aber auch eine lehrreiche Schifserregel für den Menschen auf der Seefahrt des Lebens, in den Stürmen der Trübsal! Da gilt es auch manchen unnöthigen Ballast über Bord zu werfen, um leichter durch die Klippen zu kommen, irdische Güter, weltliche Wünfche, zeitliche Genüsse, gewohnte Bequemlichkeiteiu woran man bisher fein Herz gehängt hat; da gilt’s, sich einzuschränken, sich zu verleugnen, sich mit Wenigem genügen zu lassen und Manchem zu entsagen, was man bisher lieb gehabt, um seine Seele zu erretten; gilt’s, unter Schmerzen die Erfahrung zu machen: ,,was hat die Welt, was beut sie an? nur Tand und eitle Dinge! Wer einen Himmel hoffen kann, der schätzet sie geringe«- (Gerok.) Zur Erhaltung seines zeitlichen Lebens muß man oft von sich werfen, was man sonst noch so fest hält: wer gäbe Einem Gehör, wenn man dergleichen etwas um der Erhaltung zum ewigen Leben willen anpriesel (Rieger.) IV) Indem Lukas in diesem, den äußersten Punkt des allgemeinen Verzagens bezeichnenden Satz des Ausdrucks: ,,unsers Lebens« sich bedient, giebt er zu verstehen, daß die Gemeinschaft des Paulus und seiner beiden Gefährten mit der Gesammtheit der Heiden auf dem Schiffe bis zu der Tiefe des Verschtvindens aller Hoffnung auf Rettung hinabgereicht habe. Und im Grunde —- wie sollte es anders können gewesen sein? Gefahr der Strandung für das Schisf. Pauli Trostwort an die Schiffs1nannschaft. 647 Paulus mit den Seinigen ist ja doch mit denselben menschlichen Eigenschaften und Organen der Natur gegenüber ausgestattet, wie alle Uebrigen im Schiffe; wenn nun also der Sturm und das Unwetter, das wogende Meer und das krachende Schiff, die verschwin- denden Himmelslichter und die drohenden Untiefen, wenn dies alles auf ihn nicht denselben erschütternden, lebensgefährdenden Eindruck gemacht haben sollte, so hätte sein menschliches Wahrnehmen und Empfinden irgendwie zurückgedrängt und niedergehalten sein müssen. Können und sollen wir uns dies nun als die Wirkung der ihm von dem HErrn in Kap. 23, 11 zu Theil ge- wordenen Offenbarung denken? Aber ist denn das Göttliche überall und irgendwo ein Hinderniß und eine Schranke des Menschlicheki? (Vgl. Mos. 14, 13—15 u. Luk. 1·2, 49 f.; Joh· 12, 27 f.) Wir müssen uns vielmehr vorstellen, daß die drei an Jesum gläubigen Männer alle Erscheinungen des Wetters und Meeres mit vollkommen hellen und wa en Sinnen verfolgen, daß sie jedes bedrohliche Zei en nicht blos wahr- nehmen, sondern auch seine Verderblichkeit fühlen, daß sie jede Hoffnung erweckende Aussicht mit ganzer Seele aufnehmen, jedes erleichternde Mittel mit theilnehmender Hoffnung begrüßen und, wo es nöthig ist, selber durch ihr Mitwirken zur Anwendung bringen; wenn sie nun in solcher Stimmung und Verfassung die Tage der letzten Noth verlebt haben, so begreifen wir sehr wohl, daß sie, als es nun dazu kommt, daß der letzte Hoff- nungsstrahl vor der Finsterniß des Himmels und dem Grausen der Tiefe verschwindet, ihre Theilnahme und Gemeinschaft auch in diesem Momente nicht zurück- ziehen. Ja, ich denke, wir werden es uns nicht anders vorstellen dürfen, als daß dieses Ausgehen des letzten Hoffnungsfchimmers auf niemand unter der ganzen Menge einen sosbeengenden und erschütternden Ein- druck gemacht hat, wie auf den Apostel Paulus, der nun wohl mit seinen Freunden sich der Schrift erinnerte, die in Pf. 107, 23 ff. bezeugt, daß da, wo alle Hilfe und Hoffnung auf dem Meer verloren ist, Jehova seine Macht und Gnade anfängt zu beweisen, und seine Zuflucht mit ihnen nahm zum Gebet; aber darin, daß Lukas nicht für nöthig gehalten, dies zu erwähnen, und statt dessen vielmehr ihr äußerliches Verhalten berichtet, sollen wir erkennen, daß es ihm wichtiger war, ihre völlige Gemeinschaft mit der ganzen Menge der Andern auf dem allgemeimmenschlichen Boden recht augenscheinlich hervortreten zu lassen, als ihre Besondkrung in dem Verhältnisse zu Gott. (Baum- ·arten. g IN) Wenn Paulus mit dem Gedanken seine Rede anhebt, man hätte letzthin seinen Rath befolgen sollen, so thut er das nicht aus Rechthabereh sondern er will nur seinen Anspruch auf den Glauben und das Ver- trauen, das man ihm wohl schenken dürfe, begründen durch die Erinnerung, wie sehr der bisherige Erfolg seinen damaligen Rath bestätigt habe. (Lechler.) Weise und fromme Menschen, wenn ihr Rath verworfen worden und daraus Unglück entstanden ist, verlieren nicht die Zeit mit Vorwürfen und Empfindlichkeiten, sondern rathen, wo noch zu rathen, und helfen, wo noch zu elfen ist. (Apost. Past.) Auch gläubige Christen aben gar viel hier von Paulo zu lernen: ihre Verdrießlichkeit oft bei kleinen Unannehmlichkeiten ist nicht Pauli Sinn (Phil. 4, 5). Solcher Unmuth kommt daher, daß sie wohl fühlen, wie sie als Christen die Beschwerden des Lebens aufnehmen müßten, und daß sie dabei sich über sich selbst ärgern, weil ihnen trotzdem diese Beschwerden viel beschwerlicher vor- kommen, als sie sollten —- so kommt man freilich zu keiner Ruhe. (Williger.) f) Obgleich Paulus ein Apostel und mit Wunder- kräften begabt war, so findet man doch nicht, daß er sich der Gabe des Weissagens eher bedient hat, als bis ihm dazu ein unmittelbarer Befehl von Gott zu- kam. Er hatte bisher die Gefahr der Schifffahrt mit angesehen und alle ordentlichen Rettungsmittel in Ge- sellschaft der Schiffsleute angewendet, war dabei stille und mochte wie die Andern Furcht und Bangigkeit erfahren haben; da ihm aber der HErr erfchienen war und ihn seiner und seiner Schiffsgesellen Rettung ver- sichert hatte, so weissagte er aus göttlicher Auetoritüh und der Erfolg bestätigte seine Weissagung. Ein Knecht Jesu folgt diesem Beispiel und enthält sich aller Pro- phezeiungem die aus menschlichem Willen oder über- triebener Einbildung hervorgehen: wir sind an’s Evan- gelium gewiesen, und unser Werk soll sein zu ermahnen und zu bitten an Christi Statt. Beruft uns aber Gott, etwas zu verkündi. en, so wird er uns auch zu legitimiren wissen. (Apost. Past.) Bemerkenswerth ist, daß, da es hier eine Offenbarung galt, die nicht aus- fchließlich die Gläubigen auf dem Fahrzeug, sondern alle, die auf dem Schiffe waren, betraf, nicht, wie zu Corinth und zu Jerusalem (Kap. 18, 9 u. 23, 11), der HErr selbst, sondern ein himmlischer Bote, ein dienender Engel zum Apostel redet. (da costs-n) Pau- lus hatte für das Leben der Mannschaft im Gebet mit Gott gerungen; auf dieses Gebet hin war ihm denn die Menge von Gott geschenkt worden. (Olshaufen.) Bei dem Uebergang von Jerusalem nach Rom wird Paulus mit einer ebenso mannigfaltigen, als in sich wohl gegliederten Menscheumenge, welche die Heiden- völker des römischen Reichs repräsentirte (v l. V. 37), verbunden und mit derselben in Gerneinschaft den Elementen der Erde und des Himmels übergeben; und da sich in der stürmifchen und schisfbrüchigen Seefahrt dieser Reisegenosfenschaft die ganze Gegenwart der fallenden u11d versinkenden Heidenwelt darstellt, so wird der Heidenapostel durch diese Reise in die wirkliche und thatsächliche Gemeinschaft mit den Völkern, an welche er gesendet wird, hineingestellt. Hat nun der Apostel ans dieser Gemeinschaft sich etwa eine schöne und er- bauliche Allegorie gemacht, indem er die Nähe des heidnischen Lebens und Wesens dazu benutzte, um aus dem Standpunkte seiner eigenen Sicherheit und Ge- borgenheit über den Jammer und das Elend des den Wellen und Wogen der Zeit preisgegebenen und end- lich an dem Risf der gerechten Nemesis zerschellenden Schisfes der Heidenwelt zu reflektiren? Ohne Zweifel würden die meisten Leser der Apostelgeschichte, nament- lich die theologischen, wenn ihnen die Wahl gelassen würde zwischen einem Bericht iiber die Wirksamkeit des Apostels in den galatischen Gemeinden oder einer näheren Angabe seines Verfahrens in Corinth auf der einen und dem vorliegenden Reisebericht auf der andern Seite, sich keinen Augenblick bedenken und den letzteren willig hingeben, wenn sie dafür eins von dem erst Genannten erlangen könnten; und doch wäre ein solcher Tausch thöricht. Denn wie Paulus in Galatien und Achaja gelehrt und gewirkt hat, können wir hinlänglich aus der Analogie seiner Reden und Vriefe erkennen; wie er aber sich mitten unter den Heiden zu Wasser und zu Lande in tagelanger Todesgefahr benommen und für das Reich Jesu gewirkt habe, sind wir nicht im Stande auszudenken, da ohne Zweifel alle, wenn sie darauf ausgingen, sich das Verhalten des Apostels unter solchen Umständen vorzustellem zu einem andern Resultat gelangen würden, als wie es uns in dem authentischen Berichte vorliegt. Wer würde nicht weit befriedigter sich fühlen, wenn Lukas anstatt des vielen l nauiischen und geographifchen Details uns eine Er- 648 Llpostelgesihichte Inahnung des Apostels an die Heiden zur Buße und zum Glauben oder ein Gebet vor und mit ihnen in den Stunden der Gefahr mitgetheilt hätte? Und doch· hätten wir in solchem Falle nur erfahren, was wir« ohnehin schon wissen; dagegen in den tiefen Grund, aus welchem die Ermahnung des Apostels zur Buße und zum Glauben und das Beten und Flehen für das Heil ihrer Seelen entspringt, hätten wir keinen Blick gethan. Jn der That ist es so, daß Lukas, je mehr er uns scheinbar von dem inneren und geistlichen Lebensgebiet abzieht und in das iiußerliche Streben und Getümmel des Menschenlebens hineinführtund recht absichtlich bei demselben festhält, uns in Wahrheit nur desto tiefer in die verborgenen Geheimnisse des Reiches Gottes hineinschaneti läßt. So ist es auch bei V. 21 ausfälli·, wie sehr sich diese Schiffsmannschaft von der im uche des Jonas (1, 4ff.) unterscheidet: die heidnischen Schiffer, welche einst von Joppe nach Tarfis fuhren, schrieen in gle1cher Gefahr ein jeglicher zu seinem Gott, und darauf warfen sie das Geräthe in’s Meer; hier dagegen bieten die Heiden zuerst alle Mittel auf, die sie wissen, um dem Tode zu entgehen, als aber alles vergeblich, ist bei ihnen nichts als das starre Erwarten des gewissen Todes zu bemerken, vom Anrufen irgend eines Gottes oder überhaupt einer religiösen Erregung erfahren wir nichts. Sollte nicht dadurch angedeutet sein, daß inzwischen eine andere Zeit in der Welt eingetreten ist? Was in Ninive keimartig begann, hat sich in Rom baumwiichfig aus- gestaltet und vollendet: das Weltreich hat nunmehr alle Macht und Erkenntniß, allen Erfolg und Gewinn in das Diesseits hineingezogen und die Religion immer mehr zu einem Eultus des mit der Macht und Herr- lichkeit bekleideten Menschen gemacht, so daß die Ver- weltlichung und Gottentfremdung immer größer werden mußte. Während wir daher die heidnische Menschheit in der Geschichte des Propheten Jonas noch ungemein leicht empfänglich und erregbar finden, ist die heidnische Menschheit, wie sie uns in dieser parallelen Geschichte der paulinischen Schifffahrt beschrieben wird, bis zum Erfchrecken in der Weltförmigkeit erstarrt und erstorben. Denn nicht blos merken wir bei den Schisfern des Tarsisfahrers an ihrem Gebet in der Noth ihren religiösen Sinn, sondern es offenbart sich ihr Jnneres noch mehr: wie· sie nur den Namen Jehova’s, des Schöpfers des Meeres und des Trockenem aus dem Munde seines ungehorsamen Propheten vernehmen, so werden sie von Furcht erfüllt, und nach der Er- rettung bezahlen sie Jehova Opfer und Gelübde; end- lich erreicht es Jonas durch eine kurze Predigt in dem Namen des unbekannten Gottes, der Himmel und Erde gemacht hat, daß ganz Ninive vom Ersten bis zum Letzten Buße thut in Staub und Asche (3, 3 ff.). Dagegen erfahren wir bei den Heiden des römischen Weltreichs keinerlei Regung dieser Art, obwohl sie nicht blos in derselben Todesgesahr wie jene schweben, son- dern hier auch noch mehr ist als der Prophet Jonas; nnd da hernach Lukas über den Eindruck, den die Worte des Apostels auf die Versammlung gemacht, gar nichts berichtet, sondern in der Erzählung von den äußeren Vorfällen des mit der Gefahr des Scheiterns bedrohten Schiffes fortfährt (V. 27 ff.), so ist anzunehmen, daß von einem solchen Eindruck nichts offen- bar geworden ist. Allerdings läßt sich nicht glauben, daß die Rede sollte überall keinen Eindruck gemacht haben, im Gegentheil war wohl keine einzige Seele in der großen Versammlung, die von der schließlichen Ermahnung: ,,darum seid unverzagt!« unberührt blieb, und wir werden auch bald sehen, daß des Paulus Verhalten während der Fahrt ihm ein Ansehen auf 27, 27—38. dem Schiffe verschafft hat, das er früher nicht hatte; aber freilich daran fehlt sehr viel, daß diese Vers- sammlung auf Grund eines solchen unwiderstehlicheu Eindrucks sich mit völligem Vertrauen der Führung undt Le)itung des Apostels hingegeben hätte. (Banm- gar en. ff) Es ist durchaus kein Widerspruch, der das göttliche Wort trifft, wenn Paulus hier die tröstliche Versicherung giebt, es werde kein Menschenleben zu Grunde gehen, während er früher (V. 10) verkiindigt hat, man habe auch den Verlust von Menschenleben zu erwarten: nach V. 31 würden allerdings auch Menschenleben zu Grunde gegangen fein, wenn es der Apostel nicht verhindert hätte, und 11ach V. 24 war die Erhaltung dieser Menschenleben ein besonderes Gefchenk Gottes, eine Erhörung der Fürbitte des Paulus. Man ersieht aus diesem Auftreten des Apostels, wie die menschlichen Geschicke mit einander verknüpft.sind: das Schiffsvolk wird gerettet durch die Bestimmung des Paulus, vor dem Kaiser zu stehen; Paulus wird dagegen auf’s Aeußerste mit gefährdet durch die Unweisheit der Schiffsführer, welche zur Unzeit die gefährliche Schifffahrt antraten. Gange) Wir find mit den uns anvertrauten Seelen auch gleich- sam in einem Schiff auf dem unruhigen und gefähr- lichen Meer dieser Welt: laßt uns doch, solange wir bei ihnen sind, mit Gebet und Arbeit anhaltend dahin ringen, daß wir solche als ein theures Gefchenk Gottes mit hinwegnehmem daß wir uns und sie vor dem Schiffbruch am Glauben und vor dem ewigen Unter- gang sicher stellen, und alsdann, wenn das Schiff unsers Lebens zerscheitert, mit ihnen m» dem sicheren Hafen des ewigen Lebens wohlbehalten anlanden können! (Apost. Past.) 27. Da aber die vierzehnte Nacht sseit der Abfahrt von Gutfurt V. 131 kam, und wir in Adria sim adriatischen Meer — im weiteren Sinne auch das ionifche Meer in sich begreifend — hin und her] fuhren sdenn der frühere Nordost V. 14 war seit V. 20 zu reinem Ostwind geworden], mn die Mitternacht, wahnten die Schiffleute saus der Brandung der Wellen, wie sie in der Nähe des lxfers sich zu zeigen pflegt, das schließend], sie kamen etwa an ein Land. 28. Und sie senkten den Vleiwurf san der Stelle, wo die Vermuthung in ihnen aufstieg] ein, und fanden zwanzig Klafter Izu 6 Fuß Länge, also zusammen 120 Fuß] tief, und über ein wenig von dannen [nachdem das Schiff nur eine kurze Strecke weiter. gefahren] senkten sie abermal, Und fanden fnnfzehn Klafter [90 Fuß] 29. Da swegen dieser raschen Abnahme der MeereZtiefeJ fürchteten sie sich, sie würden an harte Orte [aus Felsenrisse, wie sie in der Nähe kleiner Inseln so»häuf1gsind] anstoßcn, nnd warfen hinten vom Schiff vier Anker [um das Schiff zum Stehen zu brmgen], und wunschtem daß es Tag wurde-r sum dann eher ihre ganze Lage überschauen und Vorsicht beim Scheitern des Schiffes brauchen zu können] »» 30. Da aber die Schifflente sdie Matrosen die das Schiff schon fiir so übel zugerichtet hielten, daß es die Nacht nicht überdauern würde, über- Von Paulus wird ein gefähr"l. Vorhaben der Matrosen entdeckt, aber auch der Muth der Leute gestärkt. 649 haupt an einer günstigen Strandung zweifelten, weil sie so gar nicht wußten, wo sie eigentlich sich befanden] die Flncht suchten ans dem Schiff, und den Kahn niederließen in das Meer, nnd gaben vor, sie wollten die Anker vorne aus dem Schiff lassen« sum auch dort einen festen Stand ihm zu sichern]; 31. Sprach Paulus [der ihr treulos ver- rätherisches Vorhaben durchfchauete] zu dem Unter- hauptmann und z1i den Kriegsknechten ffich gleich an diejenige Macht unmittelbar wendend, die hier sofort init Gewalt eingreifeii konnte, wie es die Gefahr des Augenblicks erheischte]: Wenn diese nicht im Schiff bleiben, so kiinnet ihr fdie ihr ja doch nichts davon, verftehet, wie man bei einer Strandung sich zu helfen hat, sondern die Rettung unter Leitung der Matrosen bewerkstelligen müßt] nicht beim Leben blcibenksrst 32. Da hieben die Kriegsknechte die Stricke ab von dem Kahn nnd ließen ihn fallens sum die— beabsichtigte Flucht der Schiffleute V. 30 zu ver- eiteln]. V) Auf demselben stürmifchen Adria-Meer war’s gewesen, wo einst der große Cäsar dem zagenden Schiffer zurief: »stenre1nuthig, du führst den Cäsar und sein Gliikk!« Paulus konnte mehr sagen; er konnte zum Steuermann sprechen: «fei unverzagt, du führest Christum und sein Heil!« (Lechler.) Von dem berühmten englischei1 Admiral Nelson wird angemerkh daß er im J. 1804 unter ähnlichen Umständen vor Kopenhagen die Anker ausnahmsweise hinten aus- werfen ließ, seiner Flotte zum Heil, und zwar nach- dem er an jenem Morgen gerade unser 27. Kapitel der Apostelgeschichte gelesen hatte und hierdurch auf jenen Gedanken gekommen war. M) Solchen Bubenstücks ist der Mensch fähig, wenn er den Compaß des Gewissens und den Anker des Gottvertrauens verloren hat, wenn andie Stelle des Pflichtgefühls die nackte Selbstsucht getreten und der fchnöde Grundsatz zur Herrschaft gelangt ist: ,,jeder ist sich selbst der Nächstex Noth kennt kein Gebot«. Siehe da, wie treulich die Welt Stich hält zur Zeit der Noth (Sir. 6, 8); erkenne da, ioie schnöde es ist, wenn in den Stunden der Gefahr ein Prediger das Schifflein der ihm anbefohlenen"Kirche, ein Hansvater seine Familie, irgend ein Christ den Platz, wo er stehen soll, wo er helfen kann, feige verläßt! (Gerok.) VII) Ganz außerordentlich ist der Scharfblick, den der Apostel in jener Mitternacht bei dem schauerlichen Complot der Matrosen offenbart; denn um diesen Plan zu entdecken, mußte er nicht blos alle Be- wegungen der Schiffer und alle Umstände, die das Schiff betrafen, genau wahrnehmen, sondern er mußte auch ein Urtheil haben über das, was nothwendig war und was nicht — wie hätte er sonst wissen können, daß die Schiffer, als sie unter dem Vorwande, die Anker aus dem Vordertheil lassen zu wollen, das Boot hinabließen, nicht das, was sie vorgaben, wollen konnten und also den schlechten Vorsatz zu entkommen gefaßt haben mußten? Denn nicht blos vermuthet Paulus den bösen Rath, er d1irchschaut das Vorhanden- sein desselben ganz klar und sicher. Während er also früher sich der See und des Wetters kundig bewiesen hatte, zeigt er jegt in der Finsterniß der Sturmes- nacht, daß er wei , wie mit einem scheiterndeii Schiff umzugehen sei. Gehoben wird diese Thatsache des scharfen Blicks, der bei aller nächtlichen Dunkelheit eben so sicher in die Tiefe der Noth des strandeiiden Schiffes, wie in den Abgrund der Bosheit der Schiffer eindringt, durch den Umstand, daßZder Unterhauptnianii mit seinen Soldaten, welche recht eigentlich zur Aufsicht angewiesen waren und 1im deren eigenes Leben es sich jedenfalls mehr handelte, als um das des Paulus, vån der droheijdeii Gefahr iiichts wahrgenommen hatten. ( aumgarten. · f) Es war ein starker Glaube, der das that; die lähchtess zwifchjen Ldeiäi rettiöngslos bverblorcehnen i·e un ein na en an ewar iermi a ge ro en. Jndeiu der Hauptmann die Stricke des Rettungsboots abhauen und dasselbe in’s Meer hinaustreiben ließ, stieg er mit seinen Leuten in das Rettungsboot des Wortes Pauli, und das hing mit festen Seilen ander Treue des allmiichtigen Gottes. Haue auch du die Stricke ab von jedem Kahne, auf den du dein Ver- trauen setzest neben Gott; dann wird dir ein Morgen- " licht anbrechen in deiner Nacht, daß du schauest Gottes herrliche Hilfe. (Besser.) ZTBUUZ dfg Es gnfinå licht zudiverdeiilsgeg nauer: is a e a er ag wer enwo e, Bei. soldange das nächtgchek Amsel· bits zur erste? Vlkgcll llMMcVUUg 110 cMc MCU lVUUg Un weitere Arbeit gestattete, also die kurz bemesseiie Zwischenzeit auf’s Beste auskaufend], ermahnete sie Paulus alle, daß sie Speise nahmen, nnd sprach: Es ist heute der vierzehnte Tag, daß ihr wartet [auf Rettung und Hilfe] nnd [vor Angst und Sorge, wie und wann euch dieselbe zu Theil werden möge] ungegessen [Dan. 6, 18 Anm.] blieben seid und« habt nichts zu euch genommen [V. 21., daher ihr denn gar sehr von Kräften gekommen seid und in solchem Zustande nicht vermögend, zu der nun bald wirklich eintretenden Rettung das Eure beizutragen] 34. Darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen, euch [dadurch] zu laben fund die verlorene Kraft wieder zu erstatten]; denn [iin Grundtext folgen hier erst noch die Worte: das dient zu eurer Erhaltung, weil bei derselben es keinem erlassen werden wird, seine eigenen Kräfte mit anzuftrengen. Jhr könnt nun aber auch ohne weitere Todesangst und mit voller Ruhe zum Mahl euch niederlassen; denn] es wird euer Keinem ein Haar von dem Haupt entfallent [Matth. in, 30; Luk. 21, 18]. 35. Und da er das gesagt, nahm er lfür sein Theil mit gutem Beispiel vorangeheiid] das Brod, dankte Gott vor ihnen allen fwie ein Haus- vater unter seinen Tischgenossen die Mahlzeit er- öffnend Luk. 24, so] nnd brach es, und fing an zu essen» [Sir. 34, 14 ff.]. 36. Da wurden sie alle gutes Mnths und nahmen auch Speisedspt . Unser waren aber alle zusammen im Schiff zweihundert nnd sechs und siebenzig SeelenAk 38. Und da sie satt wurden, erleichterten sie s das Schiff, und warfen das Getreide fden vor- 650 Apostelgeschichte 27, 39——44. haiidenen Proviant, der bei der großen Maiin- schaft, und da man sich ja auch auf eine Ueber- winterung eingerichtet hatte, allerdings sehr be- deutend war] in das MeerH sdamit das Schiff so wenig als möglich beschwert auf den Strand « liefe V. 26 und also die Zerscheiterung mit mög- lichst weniger Lebensgefahr fiir sie vor sich ginge]. is) Der Morgen dämmert, der Tag graut, nach menschlicher Wahrscheinlichkeit der letzte Tag für die Nieisten im Schiff; aber statt sich einer unthätigen Verzweifelung hinzugeben, ermuntert Paulus die ganze Schiffsgenossenschafh Leib und Seele zu stärken zu neuen Anstrengungen, zum letzten Kampf mit dem tobenden Element. Jhren abgematteten Leib sollen sie einmal wieder erquicken durch ein ordentliches Mahl, wozu man seit lange keine Zeit mehr gehabt, und ihre zagenden Seelen sollen sie aufrichten an der erneuten Verheißung der nahen Rettung, der göttlichen Hilfe. Sehet da, ein ganzer älliaiinl nicht nur ein ganzer Christ, sondern aucl) ein ganzer Mann! Der unschein- bare Gefangene, dessen niemand geachtet hatte, da er an Bord stieg, der ist nuii die Hauptperson »eworden auf dem ganzen Schiff, der Rathgeber, der Proviant- meister, der Hausvatey der Steuermann, der Schisfs- prediger und der Schiffscapitain in Einer Person. So sehen wir ja inanchmal noch in Zeiten der Noth und Stunden der Gefahr, wenn die Großsprecher kleinlaut werden, wenn die Klugen in der Welt den Kopf und die Muthigen nach dem Fleisch das Herz und die Rangunterschiede in der Gesellschaft ihre Bedeutung verlieren, da sehen wir manchmal die unscheinbare Knechtsgestalt eines bisher iibersehenen Gottesmenschen in den Vordergrund treten und zum Mittelpunkt werden durch seine Geistesgegenwarh sein Gottver- trauen, seine hingebende Menschenliebe; da glänzt der Ordensstern der Gotteskindschaft unter dem Knechts- gewande hervor, da zeigt sich der Adel eines ächten Christen, da offenbart sich’s zum Staunen der Welt und zur Ehre des HErrm ,,Christen sind ein göttlich Volk; Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze; unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet«. (Gerok.) it) Mit diesem Tischgebet wurde Paulus ein gutes Salz unter ihnen allen. (Rieger.) Das muß wohl allen zum Bewußtsein kommen, daß einer mitten m der Todesgefahr nur dann mit solcher Wahrheit seinem Gott für das verliehene Brod zu danken vermag, wenn er diesen seinen Gott als den Helfer und Retter mitten im Tode mit fester Glaubenshand erfaßt hat; und diese Freudigkeit, welcher der umringende klaffende Abgrund nichts ist als·ein Rettungshafem welche den gegenwärtigen Augenblick auf dem zerschellenden Schiffe mit völliger Sicherheit erfaßt und den vorhandenen Bissen Brod aus Gottes Hand entgegennimmt,· hat die Macht, die ganze zagende Versammlung aus ihrer Dumpfheit und Verzweifelungaufzuwecken und zu gleichem Lebensmuthe emporzurichten. (Baumgarten.) Von der Kraft des HErrn, die Welt zu heiligen, geht doch auch etwas auf seine Jünger über (Joh. 7, 38); sie bekommen ja in der Schrift auch ähnliche Ehren- titel, wie sie der HErr selbst sich beileg»t. Derselbe Mund, welcher sagt (Joh. ·8, 12): ,,ich bin das Licht der Welt«, sagt auch zu ihnen (Matth. 5, 1-·t): »Ihr seid das Licht der Welt«; und von dem Priester in Ewigkeit (Ps. 110, 4) sind auch sie»von Gott zu Priestern gemacht (Offenb. I, 6). Wohl konnen sie Andere nicht erleuchten, ihnen nicht das Licht geben, auch nicht eine ewige Versöhnung stiften und eine in Ewigkeit geltende Fürbitte thun; aber dennoch sind sie die Säulen Gottes auf Erden, an welche sich die schwache Welt anlehnt Solange sie da sind, empfängt auch sie, die Welt, einen Heiligenscheiii mit und bekommt wenigstens die Bro- samen aller der Segnungeii, welche von ihrer Herren Tische fallen. Durch jenes Paulusgebet über den Speisen ward das-ganze Mahl geheiligt auch für die Weltkinder und dadurch eines besonders reichen Segens für alle theilhaftig; wie aber hier Paulus unter den Weltkindern als ein Segen für sie dasteht, so steht die ganze Kirche mitten in der Welt. Williger.) Hi) Die Mahlzeit, wozu der Apostel die ganze Schisfsmaiinschaft er1nuthigte, hatte etwas Gottes-dienst- liches und Prophetischesz in gewissem Betracht diente sie den Speisenden zur Feier der Zusage des Apostels, daß der entscheidende Schiffbruch bevorstehe, daß sie aber alle würden gerettet werden. So steht Paulus am Schluß der Reise wie der geistige Patron des Schiffs in der Mitte der Schisfsmannschaft da; diese Stellung hat ihm die Macht des göttlichen Geistes in der Energie seines Charakters gegeben. Er war zuerst ein einfacher Passagier oder vielmehr ein transportirter Sträfling, der zwar freundlich behandelt, dessen Wort aber doch nicht beachtet wurde; in dem Verlauf der Fahrt hatte sein Wort schon eine entscheidende Geltung gewonnen, und er konnte nicht nur den Schiffenden die Rettung verheißen, sondern sie auch thatsächlich vor Ungemach bewahren; am Ende nun aber darf er, ohne irgendwie den Rechten Aiiderer vorzugreifen, wie der Patron des Schiffes schalten, und er leitet dadurch die wirkliche Rettung der Schisfsmannschaft ein. (La1ige.) f) Hat Johannes die· Zahl der Fische, welche die Jünger des Auferstandenen im See Tiberias fingen, zu verzeichnen nicht unwerth gehalten (Joh.21, 11), wie sollte unserm Lukas die Zahl der Paulo geschenk- ten Menschen gleichgiltig sein? Uebrigens mußte es ein mächtig gkfieißer Kauffahrer sein, der außer seiner Ladung 276 s enschen faßte; der Verlust des Schiffes war mithin keine Kleinigkeit. (Besser.) H) Siehe, niein Christ, diese Leute werfen die zeitliche Nothdurft von sich, um nur den Rest ihres zeitlichen Lebens zu erhalten; und du willst nicht das Jrdische fahren lassen, um das ewige Leben zu er- langen? Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Starke.) 39. Da es aber Tag ward lund sie wirklich eine Küste vor sich sahen], kannten sie das Land nicht serkannten sie nicht, welches Land es wäre, dem sie entgegengetriebeii waren V. 27]; einer Anfurt aber wurden sie gewahr, die hatte sim Gegensatz, zu dem sonst hohen Gestade] ein Ufer [von flacher Beschaffeiiheits da hinan wollten sie das Schiff treiben, wo es möglich wäre sdamit es daselbst in einer weniger siir sie gefährlichen Weise, als an dem Felsengestade, strande]. 40. Und da sie die Anker aufgehoben [ge- nauer: aufgegeben, d. i. gekappt hatten], ließen sie sich dem Meer srichtigerz ließen sie sie, die Anker, in’s Meers, 1ind löseten die Ruderbande swomit sie bei den Maßnahmen in V. 17 die Ruder an das Schiff befestigt hatten] auf [um jetzt die Ruder wieder zu gebrauchen, damit das Schiff iiicht mit der La1ig-, sondern Vorderseite auf den Strand getrieben wiirde], und richteten den Segelbaum [oder Mast] nach dem Winde sbreiteten das Artemon-Segel vor dem Winde aus], und trachteten nach dem Ufert ssteuerten auf das Gestade los] 41. Und da wir fuhren an einen Ort, der aus beiden Seiten Meer hatte fauf eine unter dem Wafserspiegel verborgene Erdzunge geriethen], stieß sich das Schiff an lstieß es auf dem flachen Grunde, dessen man sich nicht versehen hatte, auf einmal auf], und das Vordertheil» blieb fest stehen unbe- weglich, aber das Hintertheil zerbrach von der Ge- walt der Wellentt « · 42. Die Kriegsknechte aber sda sich voraus- sehen ließ, daß jetzt jeder, der es irgend vermöchte, sich würde mit Schwimmen zu retten versuchen] hatten einen Rath, die Gefangenen swelche sie außer dem Apostel zu transportiren hatten V. 1., und so auch diesen selber] zn tödten, daß nicht jemand svon ihnen], so heraus fchwbmmn entflbhe [und sie nun für dessen Flucht verantwortlich ge- macht würden Kap. 12, 18 f.]. 43. Aber der Unterhauptmann sJulius V. 1 11 u. 31] wollte Paulum erhalten, und weht-etc [deshalb] ihrem Vornehmen swährend unter andern Umständen er in ihren Rath würde eingewilligt haben], und hieß, die da schwimmen könntest sauch wenn sie zu den Gefangenen gehörten], sich zuerst in das Meer lassen und entgehen an das Land [um dort zur Hilfeleistung für die Nachkommenden sich bereit zu halten]; 44. Die andern aber fihr Leben auf andere Weise retten], etliche auf den Brettern sdieim Schiff vorhanden waren], etliche auf dem, das vom Schiff wart« [auf anderen Wrackftücken, deren sie sich bemächtigen könnten]. Und also [indem diese Anordnung auch wirklich befolgt wurde] geschah es, daß sie alle [die in V. 37 erwähnten 276 Seelen, der wiederholten Voraussagung des Apostels V. 22 u. 34 gemäß] erhalten zu Lande tamenck V) Lukas berichtet zunächst ganz treu und einfach, was sich dem fpähenden Blicke der Leute darftellte: das vor ihnen liegende Land war ihnen ein unbe- kanntes fes war eine Insel, wie Paulus in V. 26 vorausgefagt und damit ein Zeichen zur Beglaubigung, daß er wirklich eine von Gott empfangene Offenbarung gegeben hatte); aber — einen Meerbufen und ein dazu · ehöriges Gestade, soviel sahen sie an dem unbekannten ande, und das war genug zu der Entschließung wo- möglich dahin zu landen. Es ist ihnen ganz gleichgiltig, welches Land es ist, an dem sie stranden; es kommt nur darauf an, daß es überall Land ist im Gegenfatz zu dem Abgrund des Meeres, es kommt alles darauf an, daß nun ein Ufer da ist. Und nun beginnt eine Thä- tigkeit, welche ebenso bestimmt und stark auf das Scheitern des Schiffes gerichtet ist, wie die frühere Thätigkeit auf die Erhaltung desselben. Zunächst kappte man die vier Anker ringsum (V. 29) und ließ sie in’s Meer, um weder mit dem regelrechte11 Heraufwinden Zeit zu verlieren, noch mit ihrem Gewichte das Schiff zu beschweren; zu gleicher Zeit machte man die Bande, mit welchen man früher die Steuerruder, um sie vor Strandung des Schiffes an einerunter dem Wasser verborgenen Erdzunge. 651 der Gewalt der Wogen zu sichern, an das Schiff fest-« gebunden hatte, wieder los, um sie nun zum Anfahren zu gebrauchen. Endlich spannte man das ,,Artemon« genannte Segel (nach einigen Auslegern das Bram-, nach andern das Fock-, nach andern das Besan-Segel) vor den Wind und nahm jetzt die Richtung auf das Ufer zu. (Baumgarten.)» · » W) Noch ehe sie das sichtltche Ufer erreichten,» ge- riethen sie mitten auf eine Erdzunge, die mit ihrer Spitze unter dem Wafferspiegel hinlief; mit vollem Segel fahrend, stießen sie das Schiff auf, und während das Vordertheil in die Erdzungeiispitze sich feftrannte, s unbeweglich von Wind und Wellen, zerbrach das tiefer im Was er liegende Hintertheil vom Anprall der Wellen. Eine geraume Meeresftrecke schied noch das zerschellende Schiff vom Ufer, und die Schiffbriichigen konnten nur durch Schwinimen das Trockene erreichen; in diesem Augenblicke, wo das wüthende Meer feine schon erfaßte Beute herausgeben mußte, versuchte der Feind noch einen Schlag gegen das Leben des heil. Apostels. (Besser.) Der Schiffbruch soll an derjenigen Stelle sich ereignet haben, welche die Maltefer-Tradition von jeher als ,,St. Panls Bucht« bezeichnet; sie liegt an der nordöftlicheti Ecke der Jnsel und bildet einen ziem- lich tiefen Einschnitt in’s Land zwifchen zwei Gestaden, von denen das südöftlichfte mit Kaum. Point sich schließt, das nordöstlichste an dem Jnselchen Salmonetta feinen Abschluß findet. Die Ufer jener Bucht bestehen aus einer Reihe von Felsen, nur zwei flache Stellen liegen zwischen denselben; eine von beiden ersahen sich die. Seeleute, welche als eghptische Matrosen mit der Insel Malta (Kap. 28, l) allerdings bekannt fein mußten, allein hier an einer Stelle sich befanden, welche von dem gewöhnlichen Hafen weit entlegen war, um das Fahrzeug wo1nöglich an derselben stranden zu lassen. (Lechler.) Indessen fehlt es in der genannten Bucht an einer Erdzungex man müßte da also an- nehmen, daß die damals allerdings vorhandene Erd- zunge in den 1800 Jahren, die seitdem vergangen, von den Wasserwogen hinweggefpült sei. IN) Der Soldaten Plan läßt nicht nothwendiger Weise besondere Rohheit voraussehen, sondern gehörte mit zu ihrem Diensteiferx freilich hatten sie den Vor- fall in V. 31 nicht mehr in Gedanken, woran der Unterhauptmann dachte, welcher überhaupt von der ganzen Gesellschaft bei der Gelegenheit wohl dem Reiche Gottes am nächsten gekommen war. (Williger.) So kann sich Mancher durch seinen vermeinten Dienst- eifer verleiten lassen, daß er immer nur auf Eine Seite sieht, dessen aber, was er Andern daneben schul- dig wäre, völlig vergißt. (Rieger.) s) Dies Schlußwort des Erzählers lautet anfpruchs- los und einfach, besitzt aber eine nicht geringe Trag- weite; nicht allein, daß es die Geschichte der Seefahrt von Eäsarea bis Malta gewissermaßen als ein in sich gefchlofsenes Ganze malerifch abrundet, sondern dieses Wort deutet zugleich zurück auf V. 21ff., besonders aber auf V. 22 u. 24 f. Lukas knüpft den glücklichen Ausgang an die zuvor, mitten in der dringendsten Todesgefahr auf Grund göttlicher Offenbarung von Paulus ausgefprochene Hoffnung an, das Schlußwort ist gleichsam dasjenige Glied in der Kette, welches die Erfüllung mit der Verheißung selbst verknüpft und jene Verheißung als eine wirklich erfüllte nnd voll- ständig bewahrheitete nachweist; es läßt im Sichtbaren das Unsichtbare, in dem schließlichen Erfolg den ewigen Rathfchluß Gottes, in dem Offenbaren das Geheimnis» in der Natur die Gnade erkennen. (Lechler.) Ver- muthlich war der Nordoststuitm allmälig mehr nach Ost hinübergesprungen und hatte dem Schiff einen 652 Apostelgeschichte IS, 1—-10. mehr westlichen Lauf gegeben, sonst hätte es die Sand- dünen der afrikanischen Küste nicht soweit liiiks ge- lassen, iim an der Felsenkiiste von Malta zu scheitern: eine freundliche Fügung Gottes ließ das Schiff an diesem einsamen Punkte iiii Meere anlaufen. (Lange.) Wirhaben gesehen, daß sich in der Mannschaft des Schiffes eine Repräsentation der gesammten Heidenwelt darstellt, daß wir in dem auf den Wogen des Meeres daher fahrenden Schisfe nach der alttestamentlichen Anschauung von dem Meere sowohl wie von den Heiden den Stand der heidnischen Völker zu erkennen haben. Die Schiffsmannschaft mit ihren Führern an der Spitze hat nun die Gefahr des Schisfes, der La- dung und ihres eigenen Lebens durch eigenen Ueber- inuth selber verschuldet: so ist auch der Stand aller heidnischen Völker und Reiche; allesammt haben die Heiden, nicht blos die Einzelnen ein jeder in seinem Kreise, sondern auch die großen, natürlich gewordenen und geschichtlich gebildeten Gemeinschasten sich ver- schuldet, indem dieselben sich nicht, wie sie sollten, auf den lebendigen Gott stützten in heiliger Furcht, sondern auf die Kräfte und Geister der Welt, dem menschlichen Uebermuthe und Trotze iniiner mehr freien Spielraum gewährend Nur Eine Hoffnung ist in der allgemeinen Gefahr, welche Schiff und Ladung und Maiinschast bedroht, für die gesammte Heidenwelt noch vorhanden: es ist die Gemeinschaft, in welche sich die Kirche Christi mit der todbedrohten Heidenwelt hineinbegiebt, wie sie sich in der Genieinschast des Paulus und seine: Be- gleiter mit der ganzen Mannschaft in dem Schisse anschaulich darstellt; in dem Apostel Paulus mitten unter den Heiden aber müssen wir speziell den HErrn selber in seiner Gegenwart und Kraft anschauen» Die einzige Hoffnung der Heidenwelt ist mithin Christus, der sich vermittelst seines Geistes und seiner Gemeinde mit seiner Liebesgegenwart mitten unter die Heiden begiebt und zu ihnen in alle ihre Tiefe hinabsteigt, dabei freilich nur die Seelen der Einzelnen erhalten bleiben; die großen Organisinen dagegen, denen sie vermöge ihrer natürlichen und leiblichen Basis ein» e- fügt sind, wie die Völker und Staaten, gehen zu Grun e. Es ergeht diesen Potenzen der »mensrhlicheii· Gemein- schast nicht anders, als dein Leibe des Jndividuumsu wie der einzelne Leib ui1abivendbar dem Tode ver- fallen ist und die Gnade Christi in diesem Gesetz des Todes keinen Wandel schafft, so siiid die Leiber der Völker und Staaten demselben Bann des Todes unter- stellt. Aussällig niuß es erscheinen, daß iii dem ganzen Vorgang der Rettung, obwohl sie als, gottlich schlosseii und bewirkt dargestellt wird, kein i·ibernatur- licher Zug zum Vorschein kommt, sondern im Gegen- theil alles so recht daraus angelegt scheint,·den Natur- zusainmenhang in seiner volligen Ganzheit zum Be- wußtsein zu bringen» Das Erscheinen des Engels, welcher dem Paulus die· Botschaft des gottlichen Heils- beschlusses überbringtz ist allerd1ngs ein Eintreten und Eingreifen der uninittelbaren Macht Gottes in· den kosmischen und menschlichen Zusammenhang der »Din·ge; aber über diesen ganzjsolirten Punkt geht die gott- liche Unmittelbarkeit keinen Schritt hinaus, so daß selbst für den Apostel und· seine Begleiter fur ihre Rettung nichts Anderes ubrig ist, als nach allen Vor- sichtsmaßregeln das Stranden des Schiffes so uiige- fährlich als möglich zu machenfiind sich entweder diirch Schwimmen oder diirch Ergreisen eines Brettes oder Balkens von dein Wrack des gescheiterten Schisfes durch die Macht der Wogen und Winde an den sicheren Strand hindurchziiarbeitew Auch dieser Zugder außer- lichen Geschichte ist bedeutsam fur den geistlichen Sinn: dadurch, daß Jesus, der HErr und der Christ, aiis dein Zusammenhang der ganzen irdischeu Sphäre in die Unsichtbare Verborgenheit des jenseitigen Reiches hinaus versetzt ist, wird es ja für diesen ganzen Zeit- verlauf veranschaulicht, daß auf Erden keinerlei Ver- änderung eintritt und für alles Neue kein anderer Zugang ist, als auf dein Wege des Geistes, der auch durch die verschlossenen Thore des Naturzusammenhangs einzutreten vermag, und auf dein Wege des Glaubens, der das aufnehmende Organ ist — nicht sowohl für Jrdisches, als eben für Himmlisches (Baiinigarten.) Das 28. Kapitel. Panci Miiiiderinerli in der Insel Lllkelitez diikunst zu Rom. 1. Und da wir auskamen [nunmehr mit dem Leben davongekommen an’s Land gestiegen waren], erfuhren wir sauf unsere Nachfrage bei den Orts- einwohnern], daß die Insel Melite sjetzt Malta, 8 DMeilen groß und 15 Mln. von Sicilieii, 50 von Tunis in Asrika entfernt] hießck Z. Die Leutleiu aber sdie beim Stranden des Schiffs herbeigelausen und da schon uns hilfreich zur Hand gewesen waren] erzeigten uns nicht geringe Freundschaft, zündeten ein Feuer [noch draußen im Freien] an und nahmen uns alle auf siiidein sie uns aii das Feuer heranriefen] 1im des Regens, der über uns kommen war sund in dichten Strömen sich über uns ergoß], und um der Kälte willeups sdenn es war ja nun schon die winterliche Jahreszeit] Z. Da aber Paulus einen Haufen Reiser zusammen raffte und legte es aufs Feuer, kam eine Otter von der Hitze saus ihrem bisherigen Versteck in dem Reisicht aufgescheucht hervor] und fuhr Paulo an seine Hand-M ssich in dieselbe fest beißend —— ein Bild der jüdischeiiFeindschaft25, 11]. 4. Da aber die Lentleiti sahen das Thier an seiner Hand hangen smit dem Maule darein ein- gebissen] sprachen sie unter einander swohl wissend, von welcher gefährlichen Natur gerade diese Art von Schlangen sei, niid zugleich den Apostel wegen seiner Bande fiir einen Verbrecher haltend]: Dieser Mensch muß ein Mörder sein, ivelchen die Rachc [die die Verbrechen rächende Dike, die Göttin der Vergeltung, des Jupiter 14, 12 Tochter, die zu seiner Rechte1i thront] nicht leben läßt sdaß es nun doch noch ihm an’s Leben gehen wird], ob er gleich dem Meer entgangen ists sin welches zuerst sie ihn versenken wollte] . 5. Er aber schlenkerte das Thier ins Feuer, und ihm widerfuhr nichts Ucbelsss sindem Christi Verheißung in Mark. 16, 18 sich durch ihn und an ihm erfüllete]. s. Sie aber warteten, wenn er schwelleii sund nach iind nach dem Tode erliegen] würde, oder swohl gar auf der Stelle] todt nicderfallcir Die Maniischaft rettet sich auf die Jnfel Malta. Pauli Wunderwirksamkeit daselbst. 653 Da sie aber lange svergeblich auf das Eintreten eines derartigen Ereignisse-Z] warteten nnd sstatt dessen vielmehr] sahen, daß ihm nichts ungeheures skeine außerordentliche, den Tod zur Folge habende Veränderung ani Leibe] wider-fuhr, verwandten sie sich sspraiigen in die entgegengesetzte Meinung um] und sprachen sdrückteii einer gegen den andern die Jzliijicht aus] er ware ein» Gottsss sweil xa irdische Verderbensniächte ihm mchts anhaben könnten] V) Die Jnfel Malta ist von Natur ein kahler Fels, aber durch die Lage nnd treffliche Häseii für die Schisffahrt so wichtig, daß sie schon von den Karthageru (2. Kön. 10, 36 Anin.) uni’s J. 400 v. Ehr. besetzt und durch hergeführte Erde urbar, auch zu einem Hauptsitz des Gewerbefleißes, nansieiitlich der Weberei gemacht wurde; in den punischen Kriegen (1.-S,)Jtacc. s, 16 Anmh kam sie dann an die Römer (2l6 v. Chr.). Die Einwohner hießen als Punier bei Griechen und Römern Barbaren oder Aus-Wider, was Luther mit ,,Leutleiu« übersetzt hat. Jui Mittelalter bemächtigten sich ihrer die Gotheii und Araber, um 1090 dann die Norniannen; im J. 1530 gab Karl V. sie dem Jo- hanniterordem der durch die Tiirkeii aus Rhodus ver- trieben war, 1790 nahm sie Napoleon auf seinem Zuge nach Egypten durch Verrath, seit 1803 aber ist sie im Besitz der Engländen Die jetzigen Einwohner bestehen aus Jtalienern und Arabern, die eine eigene Sprache, verdorben aus der arabischen, reden. M) Den Geretteten war es vorerst noch zweifelhaft, ob sie an der afrikanischen Küste gelandet wären, oder wo sonst, ob sie in die Hände seindlicher Küstenbewohner fallen würden oder nicht: in beider Beziehung wurden sie getröstet. Am Ufer angelangt erfuhren sie, die Jnfel heiße Melite, sie befanden sich also unverhofft nahe bei der italienischen Küste, gerade auf ihrer Reiseroute, nicht weit vom Ziel ihrer Reise; und obwohl die Be- wohner dieser Jnfel »Barbaren« waren, so erwiesen sie ihnen doch eine größere Gastfreundschafhals dieselben bei Nichtbarbaren selbst hätten erwarten dürfen. (Lange.) Eis) Wenn der HErr seinen Apostel unter diesen fremden Leuten bekannt machen will, so schickt er ihm zuvörderst ein Leiden zu, das er gläubig überwindet und dadurch einen Eindruck in der Pienschen Herzen gewinnt. Unser Kreuz soll also eine. Glocke sein, die Augen und Gedanken der Leute ans uns ziehet, und der Glaube,- den wir dabei beweisen, oder der Sieg, den wir durch Christi Gnade erfechten, soll uns Nach- folger erwecken. (Apost. Past.) s) Auch in der Brust des wilden Naturmenschem wie wir in V. 2 sahen, glimmt1ioch ein Fünklein des göttlichen Ebenbildes in Mitleid und herzlichem Er- barmen: triefend von der Meeresfluth, aus der sie sich gerettet, zitternd vor Frost, erschöpft von der ausge- standenen Todesangst, von einem eingetretenen Platz- regen auf’s Neue durchnäßh standen die Schiffbrüchigen am Gestade; wie wohl mußte ihnen da die gastfreund- liche Handreichung der Eingebornen thun, die sofort ein großes Feuer anzündeteiy damit sich die Geretteten daran trocknen und wärmen könnten! Jetzt kommt denn abermals ein Fiinklein des göttlichen Ebenbildes, ein Rest des anerschaffenen Gottesbewußtseins in diesen Barbarenseelen zu Tage: der Glaube an eine göttliche Gerechtigkeih die richtend aus Erden waltet und welcher der Verbrecher nicht entrinnen könne. (Gerok.) Was den Menschen noch in das Gewissen geschrieben ist von der Wiedervergeltung, wissen sie jedoch das zehnte Mal» nicht richtig anzuwenden; noch weniger erreichen sie sur sich selbst Gottes Gerechtigkeit un das zum Retten aus der Sünde Wohlthätige daran. (Rieger.) H) Paulus wußte, daß er zum Zeugniß von dem Schlange1itreter nach Rom kommen mußte, und durch den Glauben entgiftete er den Biß der Schla1ige (Hebr. 11, 33). Heutzutage giebt es auf Ellialta keine giftigen Schlangen mehr, und nach der Sage der Malteserritter sollen Qtterwund Nattern, die man auf die Jnfel bringt, ihr Gift daselbst ablegen: nun, wir warten am Ende unsrer Schissfahrt auf ein Eiland, wo keine Otter " mehr Schadeuthut (Jes. 11, 8); bis dahin gebrauchen wir unsre Christenmachh deren Zeichen Paulus that, und schlenkern das giftige Thier, die Sünde, in’s Feuer, wohin es gehört. (Besser.) » -ffs-) Die Maltesen wären wohl bei aller ihrer heid- nischewFinsterniß nicht sogleich auf eine solche Meinung ubergesprungeiy wenn sienicht einen ähnlichen Eiiidruck empfangen hatten, wie die zu Lystra (Kap. 14, 11 ff.): ihnen kam wirklich in Paulo ein Mann vor, wie sie ihn nochaiie gesehen, ein Mann, theilhaftig geworden der gottlichen Natur (2. Petri 1, 4) und daher auch mit einer wunderbaren Macht selbst über die unvernünftige Creatur ausgerüstet. Und wahrlich, solche Männer verdienten mehr, Götter genaiint zu werden, als alle Gotzen der Heiden· zusammen genommen! Wenn die katholischeKirche ihre Heiligen fast göttlich ehrt, so ist es wohl eine große Sünde; aber doch, wenn man so sagen darf, etwas noch Vernünftigeres, als ivenn die Welt ihre Helden zu Göttern macht. (Williger.) 7. An denselbigeu Qerteru aber sin der Um- gegend des Ortes, wo wir gelandet waren] hatte der Oberste iu der Insel, mit Namen Publins, ein Vorwerk soder Landgut]; der sdureh den wunder- baren Verlauf des Schlangenbisses davon er ge- hört, auf Pauluin und seine Gen-ossen aufmerksam geworden] nahui uns [Kap. 27, i] aus und h«- bergte uns drei Tage freundlich sbis für ein anderweites Unterkommen gesorgt war]. « 8. Es geschah aber sbald in der ersten Zeit dieser gastfreundlichen Aufnahme], daß der Vater Yublii am Fieber und an der Ruhr skrank dar- nieder-·] lag. Zu dem ging Paulus hinein sihn auf seinem Krankenzimmer zu besuchen, 1iachdem er von· seiner Noth gehört hatte], und betete und legte die Hand auf ihn, und iuachte ihn gesund [vgl. Matth 8, 14 s.]. » 9. Da das geschah, kamen auch die Andern in der Jnfel herzu, die Krankheiten hatten, und ließen sich gesund machenÆ 10. Und sie thaten uns große Ehre swährend der ganzen Zeibunsers ferneren Aufenthalts] nnd da wir snach drei Monaten V. 11] auszogen, luden sie auf [auf das Schisf], was uns uoth war-«» [denn sie waren es inne geworden, daß ein Pro- phet unter ihnen gewesen war Hes 33, 33]. s) Gott erweckt seinem auserwählten Knecht allent- halben Freunde und weiß ihm auch hohe Thüren auf- zuthum wie er einst bei seiner ersten Missionsreise auf der Jnfel Eypern einen vornehmen Gönner und Freund gefunden hatte in der Person des römischen Proconsuls Sergius Paulus (Kap. is, 6 sf.), so ist’s auch der Oberste der Jnfel Publius, der auf seinem 654 Landgut, in dessen Nähe das Schiff gestrandet war, den Apostel mit den Seinen drei Tage lang beherbergt, bis für ihr anderweitiges Unterkommen gesorgt war. (Gerok.) Mit Lukas und Aristarchus bei dem Vor- nehmsten der Jnsel Gastfreiheit zu finden, würdefur einen Mann von Bildung und seinen Sitten, sur einen römischen Bürger an sieh schon nichts Ausfallendes ge- wesen sein, ohne Zweifel aber haben wir auch hier wieder an das Wohlwollen des Hauptmanns Julius zu denken, der nun doch wohl in Paulo seinen eigenen wie den Retter aller Reisegefährten schätzte und den- selben dem Publius, der ebenfalls ein Eliöiner war, empfahl, (da cost-in) Der Romer Publius wird be- zeichnet als »der Erste auf der Jnsel«: was hat das zu bedeuten? Für Beantwortung dieser Frage kommen uns glücklicher Weise Jnschriften zu Hilfe, welchetheils auf Malta selbst, theils auf der benachbarten kleineren Jnsel Gozzo (bei· den Riimern Gaulus genannt) ge»- finiden worden sind; die bedeutendste derselben ist griechisch, sie stammt aus der Zeit des Kaisers Augustus und ist seit 1647 vollständig bekannt geworden· Aus ihr geht hervor, daß· jene Bezeichnung (pr1nceps Melitensiuni) ein offizieller Ehrentitel war, »der,»ab- gesehen von obrigkeitlichen Funetionem durch die kaiser- liche Regierung je einem hervorragenden Manneauf Malta ertheilt zu werden pflegte. Wen nun dieser hochgestellteMann gastlich aufgenommen, erhellt nicht ganz unzweifelhaft: das ,,uns«, dessen Lukas sich be- dient, würde nach dem Gebrauch des »wir« im bis- herigen Reisebericht, wonach dafselbevon der gesammten Reisegesellschaft steht, auf sämmtliche 276 Personen gehen; allein in V. 10 ist das »aus« offenbar auf den Paulus und feine vertrautereii Freunde zu beschrankem daher ist doch wohl die gastliche Aufnahme von· Seiten des Publius außer von dem Hauptmann Julius nur von Paulus, Lukas und Aristarchus gemeint. (Lechler.) is) An dem Publius bewährte sich die Jlliahnung (Hebr. 13, 2)»: ,,gastfrei zu· sein, vergesset iiieht, denn durch dasselbige haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt«, und die Berheißung (Matth. 10, 42): »wer dieser Geringften einen nur niit einem Becher kalten Wassers tränkt, wahrlich, ich·sage» euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben-«. Die heiligen Paulus- hände haben weder dur· dielange Seefahrt noch durch den giftigen Schlangenbi an ihrer apoftolischen Segens- kraft etwas verloren; mit Jnbrunst faltet sie der Apostel zum Gebet über des Publius krankem Vater, heilend und segnend legt er sie dem Siechen auf, und wie vorhin die erste Hälfte des Wortes Ehristiin Mark. 16, 18., so erfüllt sich nun auch die zweite Hälfte: »auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden«. Und nun «geht’s bei dem Knecht, wie einst bei dem HErrm seine Kundschaft wird immer grdßer,·der» Zulauf immer starker. (Gerok.) Da Paulus durch die eine Wunderheilung aufgewiefen ist als der Träger göttlicher Wunderkraft, wenden sich alle Leidenden auf der Jnfel an ihn, und werden ge- heilt. Zwar erfahren wir auch an andern Stellen der Schrift von solchen allgemein wirksamen Wunder- heilungen, aber so vollständig und durchwirkend er- scheint die heilende Wunderkraft niemals wie hier; bei dem eringen Umfang der Insel, bei »der vollig abgeschlosyenen Lage dieses Gebiets und bei dem ver- hältnismäßig lange1i Aufenthalt des Apostels auf Malta ist anzunehmen, daß auf der ganzen Jnselauch nicht ein einziger unter allen Kranken ubrig geblieben ist, der nicht seine Heilung gefunden. (Baumgarten.) Wohl dem Lande, wo die Kirche des HErrn herbergt: Heil und Se en spendet sie aus! Ehe Paulus hin- kommt nach Rom, der Welthauptstadh und mit dem APDTESTAEJCATHFF .23.-«-1,1«TI5·» Zeugniß von Jesu vor den Kaiser gestellt wird, em- pfäugt er unterwegs ein Unterpfand der Herrlichkeit Gottes, welcher alle Welt voll werden soll: wie die kleine Jnsel Melite nach den drei Monaten ihrer Be- herbergung des Apostels von aller Krankheit erlöst dastand, so wird dereinst, wenn das Evangelium vom Reiche Gottes seinen Lauf vollendet hat, der HErr die Erde neu machen, und das Holz des Lebens am krystallenen Strom (Offenb. 22, 2) wird Früchte zu ewiger Genesung tragen. (Besser.) Nr) Die Ehrenbezeiguiigem womit die Bewohner der Jnsel den Paulus und seine Freunde iiberhäuften, bestanden zum Theil wohl darin, daß nun auch ihrer viele der Reihe iiach die apostolischen Männer zum Wohuen in ihre Häuser abholten und daß sie zu Ehren derselben Zusammenkünfte veranstalteten, um ihnen Gelegenheit zu bieten, sich in größeren Kreisen vernehmen zu lassen. Jhre Dankbarkeit für die ihnen gewordene Hilfe von allen Krankheiten bezeigten sie auch nachher noch, als der Apostel und seine Gefährten von Malta wieder abreisten, indem sie in zärtlicher Für- sorge für dieselben ihnen das zum Reisebedarf Nöthige, als da sind Lebensmittel, Kleidung u. dgl., auf das Schiff brachten. Aus alle dem dürfen wir wohl den Schluß ziehen, daß der Eindruck, welchen die Persön- lichkeit des Apostels und sein Zeuguiß hier hervor- riefen, bei den Bewohnern Malta’s, die durch ihr Benehmen gegen ihn offenbar eine große Bereitwillig- keit zum Glauben an den Tag legten, gewiß nicht ohne nachhaltigen Segen geblieben ist. (Andreä.) 11. Nach dreien Monaten aber schisften wir ans in einem Schiff von Alexandriem wclches in der Insel gewintert hatte, und hatte ein Panier der Zwillinger san seinem Vordertheil]. 12. Und da wir gen Syracus [auf der Ost- seite von Sieilien, mit einem Umfang von 473 d. Meilen] kamen, blieben wir drei Tage da [da das Schiff in dieser bedeutenden Hafenstadt Waaren niederzulegen hatte]. 13. Und da lvir umschiffien fvon dannen uni die sicilische Oftküste des ungünstigen Windes wegen in Kreuz- und Querzügen hin ·und her fuhren] kamen wir· gen Region [I»iheg1um, jetzt Reggio, in Calabrien], und nach einem Tage Aufenthalt, während dessen wir günstigeren Wind abwarteten, indem es bei dem bisherigen Winde unmöglich gewesen wäre, die Straße von Messina ohne Ge- fahr zurückzulegenL da» der Sudwind sich erhub, kamen wir snach glücklicher Fahrt zwischen den gefährlichen Felsklippen Sehlla und deni eben so gefährlichen Meerwirbel Charybdis hindurch das tyrrhenische Meer erreichendsdes andern Tages gen Puteoli ljetzt Puzziiolo bei Neapel]. 14. Da fanden wir Bruder [Christen], und wurden von ihnen gebeten, daß wir sieben Tage da bliebenki swas uns denn auch von dem Unter- hauptmann Julius gestattet wurde]. Und also fnachdem wir erst noch die sieben Rasttage gehabt] kamen wir [auf dem gleich V. 15 näher zu be- schreibenden Wege] gen Rom. » 15. Und von dannen, da die Bruder lwährend unsers siebentägigen Aufenthalts in Puteoli durch Fortsetzung der Fahrt im nächsten Frühjahr, erste Begegnung mit den Christen von Rom. 655 eine Meldung, welche die dasigen Christen an sie ergehen ließeii] von Uns hoteten sdaß wirvkämen·], gingen sie ans, uns entgegen, bis geii Appifer sdie einen, welche am weitesten reisten] Und Tretiibern fdie andern, welche nur eine kürzere Strecke zu niachen im Stande waren]. Da die Paulus sahe, dankte er Gott, und gewann eine Zuversicht-«« [hatte doch bis hierher der HErr so wunderbar ge—- holsen und seine Verheißung in Kap. 23, 11 u. 27, 24 treulich erfüllt]. V) Da der Antritt der Seereise nach der Herbst- Tag- und Nachtgleiche erfolgt war (Kap. 27, I) und deiiinach der Aufenthalt in Malta den November, Dezember und Januar umfassen mochte, so wurde die Reise erst im Februar oder Anfangs März des J. »6l n. Chr. sortgesetzt; das Schiff, worauf sie Jetzt sich» ein- schisfteiy war ebenfalls ein alexandrinisches, und fuhrte das Zeichen der Diosknrem d. h. der Heroen-Zwillinge Kastor und Pollux, die bei griechischen und römischen Seeleuten die Schutzgötter der Seefahrt waren, am Vordertheil geschnitzt oder gemalt. (Lechler.) »Wie sollte Lukas wohl anders dazu kommen, dieses Zeichen des heidnischen Glaubens zu erwähnen,·als damit an- zudeuten, daß auf diesem Schisfe nicht jene verwegene Sicherheit, wie auf dem fruheren (Kap. 27, 9 ff.), son- dern das Verlangen nach einem übermenschlichen Schutz eherrscht habe? Denn nur dann wird Lukas des geichens Erwähnung gethan haben, wenn dasselbe eine innere Wahrheit hatte; uiid nun geht denn auch mit diesem dritten Schiffe die Reise schnell ihrem Ziele entgegen. LBaumgartenJ Die Apostel waren keine unzeitigen « ilderstürmer oder Leute, welche den Heiden zuerst ihre falschen Götter nehmen wollten, ehe sie ihnen die Herrlichkeit des Einen lebendigen Gottes recht nahe gebracht hatten. (Williger.) Das rechte Panier, unter welcheni Paulus mit den Seinen schiffte, war das Kreuzpanier Jesu Christhdaraus geschrieben steht: ,,in diesem Zeichen wirst du siegen«. ·(Gerok.) H) Die Fahrt unsrer Reisenden ging zunächst nach dem etwa 18 geogr. Meilen von Malta. entfernten, nordöstlich gelegenen Syrakus, der danialigen Haupt- stadt Siciliens, wo das Schisf i·n Handelsgeschasten drei Tage verweilte; von da aus wieder in die See laufend, fuhreii sie herum, wie der Erzähler sich ausdrückh was hier wohl heißen will, daß sie wegen ungünstigen Windes im Zickzack hin und her lavireii mußten, »und elangteii so nach dem, an der Südspitze Italiens iegenden Rheginin,» einer Colofnie vonChalcis in Euböa, woselbst sie einen Tag liegen blieben. Als hierauf aber ein für sie vortheilhafter Südwind »ein- trat, segelten sie weiter und kamen, von diesem Winde unterstützh glücklich durch die Meerenge von Sicilien, an der gefährlichen Scylla und Charybdis vorbei, »in das sogen. tyrrhenische Meer »und erreichten iemlich rasch, nämlich schon am zweiten Tage ihrer bfahrt von Rhegium, die von dort ungefähr 50 geogr. Meilen weit entfernte Stadt Puteoln Der Hafen von Pu- teoli war damals nach vielen ZeugnissenderGeschichte der bedeutendste an der Westküste Uiiteritaliens, und dies namentlich für den Verkehr mit dem· Morgen- landex die eghptischen Kornschiffe pflegten hier auszu- laden, und auch von Syrien aus landete man hier, uni sodann den Landweg nach Rom zu benusem wie denn auch der Hauptmann Julius mit seinen· Ge angeiien von hier aus zuFuß weiter reiste. (Aiidrea.) Während das Dioskurenschisgghier fand, was es sucht»e, Kaiifer seiner e yptischen aaren, fanden die drei Christen etwas esseres, nämlich Brüder. Wir wurden Von ihnen gebeten, erzählt Lukas, daß wir sieben Tage da blieben: »wir« —- wen meint er damit? Zunächst freilich den Apostel, den Aristarchus und sich selbst; doch die Drei hätten in Puteoli nicht ganze sieben Tage bleiben dürfen, weiin nicht der Hauptmann Julius auch gern da gerastet hätte, und das ist eiii schönes Zeichen seines inneren Standes. Jn Sidon hatte er freundlicher Weise Paulo erlaubt, seine Freunde zii besuchen (27, 3), in Puteoli aber blieb er selbst sieben Tage bei den Brüdern. (Besser.) Paulus faßte neuen Muth, da er nach der langeii Gesellschaft des roheii Schiffsvolks wieder Brüder fand, uiid blieb sieben Tage bei ihnen, ohne Zweifel einen Sonntag mit ihnen zu feiern, ihnen Gottes Wort zu verkündigen, ein Abendmahl mit ihnen zu halten. Gott erhalte in uns diesen wahrhaftigen Brudersinn durch seinen Geist! (Apost. Past.) sit) Hierauf ging’s aiif die letzte Fahrt, iiach Rom; unterdeß hatten die Christen in Rom schon von der bevorstehenden Ankunft des Apostels und von seiner Angelegenheit gehört, indem wahrscheinlich die Brüder in Puteoli ihnen Nachricht gegeben, und sie beeilten sich nun, ihm entgegen zu gehen in verschiedenen Ab- theilungen. Die erste kam ihm entgegen bis Appifer, einem Städtchen an der via Appia gelegen, über eine deutsche Meile von Rom, die andere bis Treta- bern, d. i. Dreiherbergen, wahrscheinlich einein Klee- blatt von Herbergem nur iioch M, Meile von der Hauptstadt entfernt. Die christliche Liebe bleibt sich überall gleich; diese Abholung nimmt sich aus wie die festliche Abholung eines evangelischen Seelsorgers in einzelnen Gegenden von Deutschland Als Paulus die Brüder sahe, dankte er Gott und faßte Muth: es störte die gemeinsame Feier nicht, daß in Appifer die Matrosen und eine gemeine Einivohnerschaft ein wüstes Leben führten, so daß sich Reisende von Rom nicht gern in dem Orte aufhielten; noch weniger der Um- stand, daß der Weg dahin durch die pontinischen Sümpfe gingi Jndessen mochten sich einzelne doch durch diesen nistand bestimmt finden, im Gasthause zu Tretabern, welches die bessern Stände dem Aufent- halte in Appifer vorzogen, den Apostel zu erwarten; vielleicht namentlich ältere Leute, wenn wir uns nicht etwa auch christliche Frauen bei dem Zuge denken sollen. Diese Abholung läßt ebensowohl auf die leichte Ge- fangenschaft des Apostels als auf die günstigen Ver- hältnisse schließen, in denen damals die Christen zu Rom sich befanden. (Lange.) Von den Brüdern zu Rom war es eine bedächtliche Liebe, daß sie durch Ent- gegengehen Pauli Geist erquickten; so gäbe es Manches, das weiter keine Kosten verursachte und womit man doch einander in dem miiden Lebenslauf erquicklich die Hand bieten könnte. (Rieger.) Jst es ein Wunder, daß Paulus nach so vielen Hindernissen und Gefahren, nach ,,Geschicken ohne Zahl und mißlichen Schicksalen«, wie der Dichter es ausdrückt, jetzt, da er nun Rom nahe gekommen, Rom in den Brüdern in Christo ver- treten vor sich hatte, Gott mit lauter Stimme dankte und Muth faßte? Muth faßte er und der Erholung bedurfte er: war er bei all seiner erhabenen Größe nicht auch ein Mensch, von gleichen Gefühlen mit uns? Und er dankte Gott für die Erhörnng der Gebete (R·o·m. 1, 9 ff.; 15, 23 ff.), die so lange ausblieb und die ihm iiun auf einem so ungeahnten Wege, in einem so unerwarteten Zustande gegeben wurde; denn als ein Gefangener sollte er nun mit dem Evangelio der Freiheit in Rom ankommen — gebunden zu Jeru alem, gefangen zu Rom, aber mit der Freiheit der inder Gottes im Herzen und mit dem Auge des Glaubens » auf das neue Jerusalem dort oben. (c1a Costa) Als 656 Paulus in Ephesus einst das Wort aussprach (Kap. II, 21): ,,darnach muß ich auch Rom sehen-«, da fchwebte ihm die Nothwendigkeit vor, daß er als der Heiden Apostel den Namen seines HErrn auch in der Stadt verkündigen müsse, wo das Weltreich seinen Mittelpunkt hatte; dabei war ihm natürlich nicht die Hauptfache, daß die Verkündigung durch ihn geschehe, sondern daß die evangelische Verkündigung. auch in Rom eine Frucht habe, denn er selber erscheint sich wie ein Nichts und alles kommt ihm darauf an, daß nur Frucht geschafft werde (2. Cor. 12,11; Phil. I, 18 sf.). Nun ist es aber eine solche lebendige Frucht der evan- gelischen Verkündigun in der römischen Hauptstadt, welche ihm in den rüdern persönlich entgegenkam; somit muß sich das Gefühl der Nothwendigkeit, wel- ches den Apostel dereinst in Ephesus überkam, jetzt durch den Anblick der christlichen Brüder aus Rom in das Gefühl der tiefsten inneren Befriedigung ver- wandeln. Da wir in jener Aeußerung des Paulus deutlich erkennen, daß er die Bedeutung Roms als der Welthauptstadt vollständig zu schätzen weiß, so ist es kein Wunder, daß die Wahrnehmung des Glaubens bei der Gemeinde in Rom bei ihm ein Gegengewicht abzugeben im Stande ist gegen die jüngste Erfahrung des Unglaubens und des Abfalls in der Stadt Gottes Jerusalem. Eben durch diese Wahrnehmung wird es ihm zur unmittelbaren Gewißheit, daß, nachdem das Volk Gottes mit seiner heil. Stadt verworfen und dem Gerichte Gottes übergeben worden, auf dem ganz entgegengesetzten Punkte der Welt, in Rom, dem. Mittelpunkte des Weltreichs, das Reich Gottes einen festen Anfang genommen; es hatte also seine Existenz gewonnen an einem andern Orte, der ebenso welt- umfassend und weltbeherrschend war wie Jerusalem. (Baumgarten-) 16. Da wir aber [etwa Ende März des J· 61 n. Chr] gen Rom kamen, überantwortete der Unterhauptmann sJuliuss die Gefangenen dem vbcksiell Hauptmann [dem praefeotus praetoisio oder Oberbefehlshaber der kaiserlichen Leibwaches Aber Panlo [über welchen nicht nur das Begleit- schreiben des Landpflegers Festus so günstig sich aussprach, sondern dem auch der Unterhauptmann ein vortreffliches Zeugniß aus-stellte, das auf den obersten Hauptmann einen tiefen Eindruck machte] ward svon letzterem] erlaubt zu bleiben, wo er wollte [so daß er also nicht mit den übrigen Gefangenen in die Prätorianer-Caserne abgeführt, sondern nach einer in der Nähe befindlichen Privat- Wohnung, wie er selber sie sich wählen würde, entsendet wurde, vgl. V. 23], Iitit einem Kriegs- knechte, der seiner hütete fund an dessen Arm er nach römischer Sitte mit einer Kette angeschlossen war V. 20]. Paulus betrat Rom (s. den Plan der Stadt zu 1. Matt. 8, 16) von der Südseiie her durch die Porta Capena (so hieß das dort gelegene Thor), und ging es nun mit ihm und den übrigen Gefangenen auf der Straße des Appius (V. A. = via Appja) nach dem, auf dem palatinifchen Hügel (1lI· IX) gelegenen Kaiser- Palast, bei welchem sich auch das Standquartier des- jenigen Theils der kaiserlichen Leibwache befand, der zum unmittelbaren Dienst des Kaisers eommandirt war, während die übrigen -Prätorianer oder Leib- wächteiz die noch unter lugustus auf die Ortschaften , nnYkkssTelsksechikhfkse 28, 1(;——20. bei Rom vertheilt gewesen waren, seit Tiberius eine eigene, von Sejan erbaute Easerne (Pr.) an der östlichen Stadtmauer neben der via Nomentana (V. N.) besaßen. Früher und später gab es immer 2 Oberbefehlshaber der Leibwache (praefeeti praetorjox und könnte, wenn St. Lukas oben schrieb: »dem obersten Hauptmann«, dies von dem betreffenden Hauptmann gemeint fein, der gerade den Dienst der E1npfangnahme der Gefangenen hatte; indessen zeigt sich der heil. Schrift- steller auch sonst sehr vertraut mit den geschichtlichen Zeitverhältnissem in welche die von ihm erzählten Be- gebenheiten fallen, daher wir nicht zweifeln, er habe mit dem bestimmten Artikel den bestimmten Ober- befehlshaber gemeint, den es damals einzig und allein gab, nämlich den Vurrhus Afranius Dem Nero hatte er nebst dem Philosophen Seneka in seiner Jugend als Erzieher zur Seite gestanden und war darum vom Kaiser Elaudius an die Stelle der früheren zwei Ober- befehlshaber zum alleinigen prkkefectus praetoisio er- hoben worden; dieses Amt bekleidete er denn auch während der 7 ersten Regierungsjahre des Nero, starb aber (vermuthlich an Gift, das man ihm beigebracht) zu Anfang des J. 62 n. Ehr. Steht nun anderweit fest, daß Paulus nicht früher, als im Frühjahr a; 61, nach Rom gekommen, so ergiebt sich aus unsrer Stelle auch andrerseits, daß er nicht später, als zu der eben genannten Zeit, dort eingetroffen; denn von Rufus und Tigellinus, den beiden Amtsnachfolgern des Burrhus, ist es in Anbetracht ihres schlechten Cha- rakters, da letzterer ein wahres Scheusal, ersterer aber gänzlich von ihm abhängig war, so gut wie gewiß, daß sie keine solche Erleichterung seiner Hast, wie sie hier gemeldet wird, dem Apostel würden bewilligt haben. Zwar hatte auch der Landpfleger Felix ihm eine Erleichterung insofern gewährt, als niemand von den Seinen gewehrt wurde, ihm zu dienen oder zu ihm zu kommen; da handelte es sich aber in erster Linie um leibliche Bedürfnisse des Gefangenen, und um geistliche Angelegenheiten nur insoweit, daß er auf einige Stunden sich im Umgang und an dem Zuspruch seiner Freunde stärken und erquicken konnte, eine Wirk- samkeit nach außen dagegen, ei11schriftlicher Verkehr mit seinen Gemeinden war dem Apostel schon darum verwehrt, weil es, wie wir schon zu Kap. 24, 23 darauf aufmerksam gemacht haben, allem völkerrecht- lichen Begriff von Untersuchungshaft widerspricht, dem Gefangenen zu gestalten, daß er ferner in derselben Sache thätig sei, um deretwillen er Verhaftet worden, ganz abgesehen davon, daß Paulus in Eäsarea mitten unter den wachthabenden Soldaten in einem Gelaß des Residenzgebäudes des Landpflegers (23, 35) sich befand und auch dadurch an jeder Thätigkeit über die Grenzen seines Gefängnisses hinaus verhindert war. Anders gestaltete sich die Sache in Rom. War es « gleich auch hier ihm verwehrt, Befuche in der Stadt zu machen, in die Versammlung der Christen oder in die Schule der Juden zu gehen oder gar irgendwo öffentlich aufzutreten, so konnte er doch in der Herberge, die er genommen, sich insofern frei bewegen, als er ungestört Besuche annehmen, mit seinen Gästen ver- handeln und mittels seiner Freunde einen brieflichen Verkehr nach außen unterhalten durfte, nur daß er dabei immer von einem Kriegsknecht umgeben und an denselben angeschlossen war. Da der Oberbefehlshaber, so lange der Kaiser die Sache des Gefangenen noch nicht zu seiner Entscheidung gebracht, diesekbe mit kaiser- licher Machtvollkommenheit einstweilen weiter führte, so fragt es sich, wie Burrhus dazu gekommen, dem Paulus aus freien Stücken eine so unifängliche Er- leichterung seiner Hast zu gewähren; und da ist schon Ankunft in Rom und erleichterte Haft des Apostels. 657 oben angedeutet, was ihn sofort zu Gunsten dieses Gefangenen stimmte: einerseits des Landpflegers Be- gleitschreibeii, andrerseits des Unterhauptnianns Bericht über die Begebenheiten während der Seefahrt Burrhus gewann daraus dieselbe Ueberzeugiing in Beziehung auf Pauluiii, die einst Pontius Pilatus in Beziehung auf Jesnm gehabt (Matth. 27, 18), daß nänilich die Juden ihn aus Neid überantwortet hätten; denn sicher- lich äußerte sich das Begleitschreiben des Festus dahin, daß Paulus, ein » eborener röinifcher Bürger, von dem Hohenrathe der olksaufiviegelung und der Verbrei- tung von Jrrlehren über die jiidische Religion an- geklagt worden sei, während er nun von dem Land- pfleger selber in Betreff des ersten Punktes für schuldlos erkannt worden, habe auch in Betreff des zweiten der um seine Entscheidung angegargene jiidische König Agrippa, welcher hierfür ein sachverständiges Gutachteii abzugeben im Stande, erklärt, daß der Gefangene hätte füglich freigegeben werden können, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte (26, 32). Nun wissen wir aus der Geschichte, wie sehr Burrhus den Ränken der damaligen Mätresse des Kaisers, der jüdischen Proselhtin Poppäa Sabina, abgeneigt war (hat man doch ein Jahr hernach ihn aus deni Wege geräumt, weil Nero seine Absicht, die Oktavia zu verstoßen und mit der Poppäa sich zu vermählen, anders nicht als mit der Aufopferung der Biirrhus zu erreichen wußte); ohne Zweifel also haben die Jiitriguen des Hohen- raths in Jerusalem gegen den Apostel den gleichen abstoszeiideii und widerwärtigeii Eindruck ans ihn ge- macht. Es liegt nahe genug, anzunehmen, daß der Oberbefehlshaber den Juden gern den Gegenstand ihres Neids aus den Händen gewunden nnd am liebsten den Gefangenen ganz frei gegeben hätte, wie ja Pilatus das auch in Beziehung auf Jesum auf alle Weise ver- suchte; er konnte nur der Entscheidung des Kaisers, auf den Paulus sich berufen hatte, nicht vorgreifen, und so erleichterte er wenigstens die Militärhaft in solcheiii Maße, wie früher, beim Tode des Tiberius im J. 37, Caligula sie dem gefangenen Agrippa I. er- leichtert hatte, den er am liebsten auch sofort ganz frei gegeben hätte, doch hielten ihn Anstandsrücksichten für’s Erste noch davon ab. Die Herberge, die Paulus bei einem Gastfreunde nahm (V. 23), war vielleicht bei Aquila und Priseilla (Kap. 18, 2f. 18 f. 26), wenn diese damals noch in Rom sich befanden (Röm. 16, Z) und nicht bereits wieder nach Ephesus übergesiedelt waren (2. Tim. 4, 19); in letzterem Falle müssen wir uns sein Quartier bei einem von denjenigen römifchen Christen denken, die ihn, nachdem sie von Puteoli her von seiner Ankunft benachrichtigt worden, in die Stadt eingeholt hatten (V. 14 f.). Als jedoch des Apostels Gefangenschast sich in die Länge zog, wollte er seinem Grundsatze gemäß nicht immer bloße Gastfreundschaft genießen, sondern beschaffte sich eine eigene Mieths- Wohnung (V. 30), wo er gewiß auch Handarbeit trieb. Waren Aquila und Priseilla bei seiner Ankunft noch in Rom, so trat dieser Wechfel wohl ein, als dieselben wieder nach Ephesus verzogen; bis dahin hat er bei ihnen in der nämlichen Weise, wie früher in Corinth (Kap. 18, 2f.), sein Unterkommen gehabt. 17. Es geschah aber nach dreien Tagen fseit der Ankunft in Roms, das; Paulus [in seine Her- berge V. 231 zusammen rief die Vornehmsten der Juden* [ihre Aeltesten und Vorsteher]. Da die- selbigen [denn, seiner Einladung mit einem gewissen Interesse Folge leistend, bei ihm] zusammen kamen, sprach er zu ihnen: Jhr Manna, lieben Bruder Diichseks Bibeliverk VI. Rand. [Kap. 13, 26; 22,·1], ich habe nichts gethan wider unser Volk, noch wider vaterliche Sitten [wie man vielleicht auch bei euch niich beschuldigt Kap. 24, 5 f.; 2P, 7 f.]; und bin doch gefangen aus Jeru- salem ubergeben in der Romer Handett [Kap. 21, 11; 27 ff.]. 18. Welche ssowohl in deiii Landpsleger Felix als in dessen Nachfolger Festus Kap. 24, 1 —z25, 8], da sie» mich verhbret hatten, wollten sie niich losgeben, dieweil keine Ursach des Todes an mir war. 1.9. Da aber· die Juden dawider redeten sgegen meine Freilassung protestirten und die Auslieferung an ihr Gericht in Jerusalem be- gehrten, worauf Festusmiich eingehen wollte Kap. 25, 9 ff.], ward ich genothigeh mikh auf den Kaiser zu berufen; nicht [aber, wie man diese meine Be- rufung mir aiislegt,» habe» ich in der Absicht sie gethans als hatte ich mein Volk etwas zu ver- klagenkki fbei dem Kaiser, vielmehr kenne ich nieiiie patriotischen Pflichten dem römifchen Staats- oberhaupt gegenüber sehr wohl]. 20. Um der Ursach willen fweil ich sicherlich nichts Feindliches wider mein Volk im Sinne habe und gern allen Llrgwohm den man vielleicht bei euch zu erregen versucht hat, aus eurem Herzen nehmen möchte] habe ich euch gebeten, daß ich euch sehen nnd [darnach, wenn ihr Vertrauen zu mir gewonnen habt, über die Sache, um welche es sich eigentlich in diesem ganzen Prozesse han- delt V. 221 ansprechen inöchtez denn um der Hoff- nung willen Jsraels bin ich mit dieser Kette um- gebeus [Kap. 26, 6., vgl· 23, 6 u. 24, 21]. V) Wir sind natürlich höchst gespannt, womit der Apostel in Rom nun seine Thätigkeit eröffnen wird, nachden1 die ersten Tage vorbei sind, welche mit der Einrichtung für seine neue Lage besetzt waren. Unsern eigenen Gedanken überlassen, würden wir ohne Zweifel auf die Vermuthung kommen, daß Paulus sich zuerst zu der römifchen Gemeinde, an welcher er mit solcher Liebe und Verehrung hing, in nähere Be iehung e- setzt haben werde, uni die jedenfalls nur üchtige He- rührung, welche er unterwegs mit ihr gehabt, fester und nachhaltiger zu machen. Aber wir erfahren von Lukas, daß der Apostel ganz anders dachte: nicht die Voriiehinsten der Ehristengemeinde ließ er zu sich kommen, sondern die der Judengemeinde Der- jenige also, welcher einst den unvergleichlicheii Lob- gesang der Liebe, die alles duldet und alles hoffet, geschrieben (1. Cor. 13), hat diese Liebe nicht blos ge- rühmt, sondern selber gelebt, indem er der bittersten Todesfeindschaft seiner Brüder nach dem Fleisch auf?- Neue wieder, und nach der wehesten Erfahrung an Leib und Seele, mit Geduld und Hoffnung begegnet. . Hatte der Apostel in der römifchen Gemeinde, deren Glieder in V. 15 ihm bis Appifer und Tetrabern ent- gegenkamen, den Gipfelpunkt der gesammten Heiden- kirche erkannt, so war ihm aus’s Neue und in erwei- tertem Kreise der Eingang der Heidenfülle in das Reich Gottes entgegengetreten; da er niin gewisser- maßen, soweit nämlich sein eigenes Schauen reichte, die Fülle der Heiden in das Reich Gottes eingegangen 40 658 Apostelgeschichte 28, 21—24. wußte, so lag ihm daran, mit Jsrael einen neuen umfassenden Versuch zu machen, ob etwa der Zeitpunkt gekommen wäre, den Jehova von Anfang bezeichnet hatte, daß er sein Volk aus seiner schwersten und tiefsten Verirrung durch das Nichtvolk bekehren wolle (Röni. 11, 12 ff. 25 f.; 5. Mos. 32, 21). Aus der späteren Zeit der Heidenkirche müssen wir uns da einen Moment vergegenwärtigen, der mit dem unsrigen Aehnlichkeit hat, an dem sich aber auch zeigt, daß der größeste Kirchenlehrer weit hinter dem Apostel zurückbleibt, so- wie daß die Heidenkirche, um sich ihres göttlichen Zieles bewußt zu bleiben, immerdar der i1ispirirten Dar- stellung der ersten und normalen Kirchenperiode be- nöthigt ist; dieser Moment in der Heidenkirche ist überall derjenige, der nach allen Seiten hin am meisten an die aulinische Persönlichkeit und Geschichte erinnert, die eit der Reformation, welche wiederum in Luthers Person und Geschichte ihren Mittelpunkt hat, und wir tragen kein Bedenken, diesen in Gott so mächtigen Wiederhersteller und Erneuerer der paulinischen Ver- kündigung für den größten Kirchenlehrer innerhalb der Heidengemeinden zu erklären. Weil Luther sich dessen völlig fest und ruhig bewußt ist, daß durch sein Zeu» niß der verdunkelte Mittelpunkt der evangelischen Ver ündigung unter den Heiden wiederum erleuchtet worden sei, so rechnet er von seinem Auftreten eine neue Periode in dem Verlauf der allgemeinen kirch- lichen Entwickelung, und vermöge dieses Bewußtseins von der eingreifenden, umwandelndeii Bedeutung seines Wirkens kommt er dann leicht zu der Hoffnung, daß auch für die Juden eine Zeit der Bekehrung« ange- brochen sei; daher machte er sich anfänglich viel mit den Juden zu schasfen (Jes. 57, 21; Jer. Z, 25 u. Hof. Z, 5 Anm.). Aber freilich hat er sich aus dieser Höhe einer Hoffnung wider alle Hoffnung nicht zu halten vermocht und späterin seinen Aussprüchen und Rathschlägen lediglich von dem inächtigen Eindruck der jüdischen Verstocktheit leiten lassen. Wenn nun Luthers starker Glaube vor dem Abgrunde der jüdischen Bos- heit und Verstocktheit zurückweichh wieviel stärker muß des Heidenapostels Glaube gewesen sein, der auch bei seiner Ankunft in Rom noch Muth und Freudigkeit hat, damit den Anfang seiner Verkündigung zu machen, daß er die Ersten der römischen Jndenschaft zu sich konnnen lässetl Seine Liebe zu Jsrael ist eine Flamme Jehova’s, die schlechterdings durch nichts ge- löscht werden kann (Hohel. 8, 6 f.), die daher, wenn sie auch eine Zeit lang gedämpft worden ist, nur um so heller und herrlicher emporlodert. (Baumgarten.) Das kostet keinen geringen Kampf, sein Volk, seine Mutterkirche lieb zu behalten, wenn man auch von den Gewaltigen darin noch so übel behandelt wird. (Rieger.) Der Gedanke, daß sich unter den Juden das Gerücht verbreiten konnte, Paulus sei als ein ab- trünniger Jude nach Rom gekommen, der das recht- mäßige jüdische Gericht des Synedriums verworfen und von dessen Urtheil an den heidnischen Kaiser in Rom appellirt habe, und daß dieses Gerücht den Juden einen neuen Anstoß gegen das Evangelium bereiten würde, mußte ihm noch insbesondere Eile anempfehlen, den Vornehmsten derselben über seine Angelegenheit und sein Verhältniß zu ihnen einen Vortrag zu halten. (P. Lange.) · « «) Die Juden bewohnten in Rom einen besonderen Stadttheih ihre Vornehmsten waren daher unschwer zusammen zu rufen; es war nun ein günstiges Zeichem daß sie die Einladung annahmen, die doch wohl durch Angehörige der bei ihnen berüchtigten Sekte (V. 22) an sie kam. (Besser.) Als sie nun wirklich zu im kommen, ist die Ausprache wieder, wie gewöhnlich, e- scheiden und edel; er sucht sie hiermit vorzubereiten zum Anhören des Wortes der Wahrheit zum Leben durch den Glauben an den, den Vätern verheißenen Messias Zuerst kommt die einfache, aber entschiedene Erklärung feiner Unschuld in Ansehung der Beschul- digung, in Folge deren er sich nun gefangen zu Rom befindet. Er hat nichts gegen das Volk der Juden oder gegen die väterlichen Sitten gethan; war er nicht vollkommen berechtigt, dies zu bezeugen, Er, der wohl den zum Glauben an Christum bekehrten Heiden ihre Freiheit vom Gesetze Mosis verkündigte, aber weiter den Juden weder durch Wort noch Beispiel etwas An- deres als Ehrerbietung gegen die väterlichen Satzungen bis zu dem Augenblick seiner Gefangennehmung be- zeigt hatte? (da cost-u) Die Form, in welcher er seine Verhaftung und Gefangenschaft mittheilt, weist mehr auf die Weissagung des Agabus, die gar tief in sein Gemüth eingedrungen war, weil sie ihm eine Wiederholung des Ausganges, den Jesus in Jerusalem in Aussicht stellte, als auf den eigentlichen Hergang selbst zurück. (Baumgarten.) »Es-«) Schon in Cäsarea mag dem Apostel zu Ohren gekommen sein, daß die palästinensischen Juden ihm sein Verhalten in Kap. 25, 9 ff. dahin auslegteiy als ob er an den Kaiser nur deshalb appellirt habe, um die Juden bei diesem zu verklagen. Dieser Argwohn lag allerdings nahe; und wie Viele würden in der Lage des Paulus eine solche Handlungsweise um ihrer Selbsterhaltung willen ergriffen haben? Doch der Apostel fuchte nicht das Seine, sondern nur, daß er sie Alle, Juden und Griechen, Christo gewinne: gelang es ihm, die Leiter der Juden in Rom, falls sie schon von jenem Argwohn gehört hatten, von demselben zu befreien, so konnte er nicht blos diese, sondern auch die übrigen Juden in Rom für sich und seine Predigt günstig stimmen. (Wieseler.) Sein Proceß stand durch das Vertrauen, das er bei Julius und durch diesen bei Bnrrhus gefunden, in jenem Augenblick so giinsti , daß er weit mehr voraussetzh die römische Judenscha t werde sich vor ihm sürchten, als daß er sich vor ihr gefürchtet hätte. Denn nachdemClaudius die Juden vor etlichen Jahren aus Rom vertrieben (Kap. 18, 2), hatten sie jetzt wohl nur in geringer Zahl und schüchtern sich allmälig wieder in Rom anzusiedeln begonnen und zitterten vor jedem Windstoß, der eine Erneuerung des Elaudiussschen Verbannungsedictes hätte veranlassen können. So ist denn die Absicht des Apostels einsach die von ihm offen ausgesprochene, das Mißtrauen der Juden, das durch etwaige Nachrichten bei ihnen gegen seine Person geweckt sein und bei der damaligen Lage der römischen Jndenschaft bis zur Furcht vor ihm sich gesteigert haben konnte, durch eine osfene Erklärung zu beseitigen, um an ihren Seelen wirken zu können, nicht aber, um etwaigen Ränken in Betreff seines Pro- zesses vorzubeugen. (Ebrard.) f) Wie empört hätte sich Paulus aussprechen können über den Mordanschlag der Juden (Kap. 21, 315 23, 12 fs.), aber er schweigt ganz davon; wie viel Ur- sach hätte er gehabt, sich bei seinen Zuhörern über die Volksgenossen in Palästina und den Hohenrath zu beklagen, aber wir hören nichts davon; wir sehen nur, wie er auch hier in Rom noch einmal die Bruderhand seinem Volk entgegenstreckt. »Um der Hoffnung Jsraels willen bin ich mit dieser Kette umgeben«, sa t er: d. h. um alles deß willen, was einem Abrahams inde theuer sein muß, was die Propheten Verkündigt, was die Väter gehofst, was auch ihr åewiß bis auf den heutigen Tag ersehnt habt, um des essias und seines Heiles willen trage ich diese Ketten. Solche Ankündigung hieß gewiß soviel als: Wer Ohren hat zu hören, der Verhandlung des Paulus mit den Vornehmsten der römischen Judengemeinde. 659 höre! (Gerok.) Dem Hohenpriester Onias wird 2. Macc- 4, 2sf. zum Lobe nachgesagt, daß er sein Volk mit Treuen meinte und den Schutz des syrischen Königs wider den Verräther Simon suchte, nicht sein Volk zu verklagen, sondern Land und Leuten zu gut: hier ist mehr denn Onias-Treue; Paulus meint seines Volkes Hoffnung und Heil, indem er des Kaisers Schutz wider seine Versolger anrust! (Besser.) Es hat wohl nie ein Lehrer, der an einen fremdenOrt kam, einen schlechteren Aufzug im Aeußeren gemacht, als der Apostel Paulus, da er nach Rom kam, und gleichwohl hat niemand soviel ausgerichtet, als dieser Zeuge Jesu an seiner Kette; denn inwendig brannte in ihm ein Feuer, von Jesu zu zeugen, ein Hunger, Seelen auch der erbittertsten Feinde zu gewinnen, und der göttliche Beruf lenkte alle seine Schritte, bahnte ihm die Wege, öffnete ihm die Thüren und ließ seine Fußtapfen triefen von Fett. Es kommt also bei einem Lehrer gar nicht darauf an, was er von außen für einen Aufzug macht, mit welcher Parade er an einem neuen Ort auf- und angenommen wird; es kommt allein darauf an, ob er ein Zeuge Jesu ist, ob er dem Heiland das Kreuz nachträgy ob ihn Gott an den Ort berufen hat, ob sein Herz von der Liebe Jesu und dem Hunger i1ach Seelen brennt. (Apost. Past.) 21. Sie aber [die also angeredeten Vor- nehmstew der römischen Judenschaft] sprachen zu ihm: Wir haben [wie du vorauszusetzen scheinst] weder sin offizieller Weise Kap. 9, 2 von Seiten der Synagogenvorsteher und des Hohenraths] Schrift empfangen aus Judaa deinethalbeiy noch kein Bru- der ist [von dort privatim] kommen, der von dir etwas Arges verkundiget oder gesagt habe sdaß wir von Haus aus von Amtswegen als Gegner dir gegenüberstiindens 22. Doch wollen wir [eben weil es uns an näheren Nachrichten über dich fehlt, obwohl deine Stellung zum Judenthum »uns gar sehr interessirt] von dir boten, was du haltst [welche Grundjätze und Absichten du verfolgsts Denn von dieser Seele lder Nazarenen zu welcher du gehörst Kap. 24, 5 u. 141 ist uns kund, daß ihr wird an allen Enden fdes Erdkreises von den Juden] wider- sprochen* fund da liegt es uns allerdings nahe, dir mit dem Verdacht zu begegnen, daß wir m dir es mit einem Abtrünnigen zu thun haben]. 23. Und da sie [bei· ihrem Weggehen] ihm einen Tag bestimmten feinen von den nächsten Tagen als Termin bezeichnet hatten, wo sie für den angegebenen Zweck wieder erscheinen würden, und nun dieser Tag herbeikommen war], kamen viele sihrer viel mehr, als das erste Mal V. 17 ff. sich eingefunden hatten] zu ihm in die Herberge fdie er bei einem Gastfreunde genommen V. 16 Aruns, welchen er auslegte und bezeugte das Reich Gottes sdaß es bereits erschienen sei], nnd predigte ihnen von Jesii [indem er, daß dieser wahrlich der Christ sei, UachwiesJ aus dem Gesetze Mosis und ans den Propheten [Kap. »17, 2 f.; 9, 20 U— 22], von sruhe Morgens an bis an den Abend« [sich mit ihnen unterredend]. 24. Undetliche fielen zu dem, das er sagte; etliche aber fdie zwar überführt waren und sahen, aber doch sich nicht ergeben und nicht sehen wollten] glaubten nichtispt lgerade so, wie das einst auch zu Antiochien in Pisidien und zu Thefsalonich der Fall gewesen war Kap. 13, 43 ff.; 17, 4 fs.]. «) Diese Antwort der Juden macht es wahrschein- lich, daß Paulus in seinem Vortrage bestimmt ge- äußert habe, sie hätten vielleicht schriftliche oder münd- liche Beschuldigungen gegen ihn aus Judäa empfangen. Es scheint fast unglaublich, daß beides nicht geschehen sei; aber man erwäge Folgendes: I) Vor der Appel- lation (Kap.x25, 11: »ich berufe mich aus den Kaiser«) hatten die Juden keinen Bestimmungsgrund, gerade an die römische Judenschaft Mittheilungen iiber ihn ergehen zu lassen, weil sie nicht vermuthen konnten, daß Paulus, der in Cäfarea fest saß und den sie jetzt zu stürzen hosften, je mit ihren Brüdern im fernen Abendlande in Berührung kommen werde; 2) nach der Appellation aber war es den Judäern schwerlich möglich, schon vor seinein Eintressen zu Rom Nach- richten dahin zu befördern. Denn die jedenfalls bald nach eingelegter Berufung erfolgte Transportation des Apostels fiel schon so spät im Herbst und so kurz vor Meeresschluß (Kap. 27, 9), daß es höchst unwahrschein- lich ist anzunehmen, eine aiidere Schiffsgelegenheit sei früher »in Jtalien angelangt, als Paulus selbst, dessen Schifkf ja im Frühjahr nach Oeffnung des Meeres nur den urzen, und noch dazu vom Winde begünstigten (Kap. 28, 13) Weg von Malta nach Puteoli zu machen hatte. Es bleibt daher s) nur der Fall übrig, daß während seiner zweijährigen Haft zu Cäsarea etwa zufällig durch Privatbriefe oder durch reisende Judäer üble Nachrichten über Paulus deii römischen Juden zugekommen sein möchten. Es läßt sich auch in der That bei dem lebhaften Verkehr zwischen Judäa und Rom und bei dem großen Aufsehen, welches die Wirk- samkeit des Apostels schon seit langen Jahren ge- macht, und bei dem gewaltigen Anstoß, den er unter den Juden erregt hatte, keineswegs annehmen, daß den römischen Juden dieses Wirken und dieser Anstoß unbekannt geblieben sein sollte; allein die Vornehmsten der römischen Judenschaft gehen hier mit Scheu vor allen etwaigen Weiterungen zurückhaltend zu Werke und ziehen sich vorsichtig auf den offiziellen Stand- punkt zurück, und so versichern sie, was in aller Schärfe des Wortsinns allerdings keine Unwahrheit sein mochte, daß sie ihrestheils weder Schriften über ihn empfangen, noch mündliche Anzeige oder Aussage über ihn be- kommen hätten. Je unbefangener sie so erscheinen und die Politik der freien Hand wahren, desto offener, hoffen sie zugleich, werde sich Paulus über seine Ab- sichten auslassen und entdecken. (Meyer.) Jn Rom hat es also Paulus mit einer Judengemeinde zu thun, die, obgleich an einer Hauptstelle der Welt, doch auf- fallender Weise in die allgemeine Aufregung der Feind- schast der Juden gegen den Apostel noch iiicht hinein- gezogen und deshalb von entschiedener Vorein- genommenheitnoch frei ist; um dieses Umstandes willen entspricht denn der Stand der römischen Judengemeinde derjenigen Stellung. welche die Verhandlung des Heiden- apostels mit den römischen Juden in dem Gange der Gesammtentwickelung der ersten Kirche einnimmt, in- sofern er, nachdem er die Juden zu Jerusalem und in Judäa ihrer Verstocktheit hat überlassen müssen, es wagen kann, die römischen Juden kurz darauf mit der Verkündigung des Evangeliums wieder zu begrüßen. Haben sie nun aber gleich mit dem Christenglauben 427 660 Apostelgeschichte 28, 25——29. noch nicht völlig abgeschlossen, so haben sie es doch in gewissem Maße gethan; denn ihre Aussage über das Faktum des allgemeinen Widerspruchs haben wir ohne Zweifel als ein verwerfendes Urtheil aufzufassen, nur daß sie noch einige Neigung bezeugen, den Paulus weiter über seine Gedanken Izu vernehmen. (Baumgarten·) Die armen Juden in om wußten weiter nichts von der Sache, darüber Paulus mit ihnen handelte, als daß der Lehre Christi, die sie eine Sekte nannten, an allen Enden widersprochen werde. Das ist der Schade, der entsteht, wenn man sich zuviel auf der Leute Ur- theil verläßt und entweder in blindem Köhlerglauben darauf los glaubt, was Andere glauben, oder in blinder Hitze verwirft, was der große Haufe verwirft. (Apost. Past.) Dahin also war es nach mehr als 30 Jahren nädiger Heimsuchung mit dem Volke der Juden ge- ommen, daß sie an allen Enden dem Evangelio wider- sprachen, und das von Simeon geweissagte Christus- zeichen (Luk. 2, 34) stand da überall, wo Juden wohnten, von Jerusalem bis an’s Ende der Erde. (Besser.) Und doch ist die Lehre jener kleinen Sekte zur Weltreligion geworden und hat Jsraeks und Roms Feindschaft überwunden, ohne Schwert und Bogen, allein durch die Davidsschleuder des göttlichen Worts. (Leonh. u. Spiegelh.) IV) Wer sollte nicht wünschen, bei jener Predigt des Apostels gegenwärtig gewesen zu sein! (Bengel.) Seine Auseinandersetzung war eine doppelte; nämlich siir’s Erste ein Zeugniß vom Reiche Gottes, d. h. Verkündi- gung von den Thatsachen der Erlösung und Stiftung des Reiches Gottes durch Jesum Christum, und zum Andern eine vom alten Testament ausgehende Er- örterung in Betreff Jesu, — daß er der verheißene Messias sei, und diese Erörterung zielte auf Ueber- zeugung. (Lechler.) Man sieht, wie Paulus mit dem Geist der römischen Judenschaft auf das Aeußerste rang: alle Zeugnisse des alten Testaments bot er auf, einen ganzen Tag war er mit ihnen im Kampfe. Und nicht ohne Wirkung; doch auch hier wieder war die Wirkung eine getheilte -—— die einen ließen sich ge- winnen durch das Gesagte, die andern aber waren ungläubig. Damit wurden sie natürlich untereinander uneins, und die Versammlung löste sich vollends auf, wie von V. 25 an berichtet wird, als Paulus das im neuen Testament öfter erwähnte Wort des Propheten Jåesaiasz über die Verstockung des Volkes anführte ange. ( IN) Nach unsrer Stelle macht es ganz den Ein- druck, als hörten die Juden in Rom die Predigt von Christo zum ersten Mal; es entsteht ja ein Streit unter ihnen selbst, indem einige dem Beweise der MessianitätJesu Glauben schenken, andere nicht. (Ols- hausen.) Es war auch wirklich das erste Mal, daß die Botschaft des Evangeliums an die Erkenntnis; und an das Gewissen jener Juden herantrat mit Veweisen, denen sie entweder nachgeben oder gegen die sie einen positiven Akt innerer Verhärtung üben mußten. Damit ist aber ganz und gar nicht aus- eschlossen, daß sie zuvor schon eine Kenntniß vom hristenthum hatten; denn als Paulus vors Jahren von Corinth aus einen Brief an die Römer schrieb, war diese Gemeinde schon eine zahlreiche und blühende, und konnte deren Existenz den in derselben Stadt lebenden Juden unmöglich unbekannt sein. Zwischen der römi- schen Judenschaft aber und der römischen Christenheit cheinen keine näheren Berührun en stattgefunden zu haben, weder freundlicher noch seindlicher Art. Es kann zu Rom nicht so gestanden haben, wie z. B. zu Jerusalem, Corinth und Galatien, daß in der Christen- gemeinde selber eine streng pharisaisirende Partei von Judenchristen bestanden hätte, welche mit der Synagoge noch zusamtuenhing von Beschneidung und Cerimonial- gesetz nicht lassen wollte und, »wc«i»hrend» sie bei der fxkderidsckåasågnstcsuråst stla?d, lsafur tthrctkrseiås des-äu An- e·n e· o e« auu en gegen ra. Jm ömer- brief tritt uns nichts der Art entgegen; eine Polemik gegen ein krankes Judenchristenthum findet sieh in dem Hunger! Bdriese nirgends, sozidiedrn egie rein thetische u eman er etzun , wie i as v n l"um u Hegdeixthgiii unldzåijm Jrådenthuståsverhqlfsgszgfkiß un Ju en g ei erma en er« un·s e ür ti eien, gleichermaßen durch den Glauben Zlbrahalisisz wahre Nachkommeti und der Verheißung theilhastig werden. IF; ätxllksxidäkskiskssäkzsskffr its« END VFFFIUIM 1 e e In er romi en e- meinde das vorwiegende und herrschende gewesen sei; gndkeeckrjsesits zFgt diieselbe aber auch, indem der Aposteg a i pezie an ie vormaligen Heiden wendet, da es in der Gemeinde eine nicht gerade unbedeutende Anzahl von Judenchristen gab, nur daß dies keine Judenchristen nach Art der corinthischen Petruspartei oder der galatischen Jrrlehrer, sondern nach Art des Aquila waren, nämlich Judenchristen, die aus dem paulinischen Standpunkt standen und in ihrer Lebens- weise Im Allgemeinen sich an die der heidenchristlichen gliezscljdhgitcscznsxhäossseiäl dcås uczndso lieh-Er, als ur a te e au ins en u en in om n leben verboten war. Die Christengoemeindq um iheie eigene Existenz— nicht zu gefahrden, hielt da wohl von denlJiisixn vorskchtig sich Cferwkwahäte Lrgng ihren » , s « t , « « sJeciisniiberetginxizegtitzfeisiIiisePeZrrCiIUIsveipsuhuschtiulhisd widerwillig aus dem Wege und mieden aus alle Weise åedße Yerigjgusitg mg kden Christen. Fo wYßsten ske wråhh a 1e ri en- e te einen gewi en Je us ür en Messias halte, ohne Zweifel auch, »daß sie seine Auf- erstehung glaube, 1edenfalls, daß sie das Gesetz Mosis nicht halte, und» endlich, daß die Juden im ganzen Erdkrets ihr Widerstand entgegensetztenx doch waren es blos Notizen, die sie theils von Horensagem theils durch· außerliche Anschauung der romischen Christen- ememde besaßen, und nahe getreten war ihnen die Predigt von Christo noch nicht. Durch die freundliche, offene Anrede des Apostels nun war ihre Scheu iu- soweitRukerwundeFz daß sie ks fürs billig Dziäachgeteiy eine eigionsani ten einma aus einem un e zu vernehmen. (Ebrard.) Als die Juden dann kommen, Pbauluåiiszk hören, sindd fis efinksrlei Sinnes; alsb sie a er a ort von er erö nung gehört ha en, spalten» sie sich in zwei seindliche Lager. Doch darf man nicht meinen, daß dieser Zwiespalt erst mit der Predigt des Evangeliums beginne: nein, die vorher Eigkerzål Ekkkiskgäkk ZTFLTISTTZT F« "«’""-«Zktzi2i" - « onne ni e Farben hervor, sondern offenbart blos ihre Verschiedew håiti we)lcheLinb derPFinsterniß nicht zu erkennen war. ( avin. ie er redi er, ma dich an eine Ge- meinde wie Ein Mann gbei deiiiem Eintrictht in’s Amt mit Ehrenpforten empfangen und mag sie auch im Anfang von deinen Predigten hingerissen werden: das lasse dir nicht träumen, daß du sie alle gewinnen werdestx du wirst endlich froh sein, wenn nur ein Paar Leute gläubig werden. (Williger.) 25. Da sie aber unter einander mißhellig waren [und selbst diejenigen, bei denen des Apostels Rede eine gewisse Ueberzeugung von der Messianität Jesu gewirkt hatte, sich dennoch nicht entschließen mochten, dem Glauben durch Ueber- Pauli prophetischer Nachruf aii die sich von ihm weiidenden Juden. 661 tritt zum Chriftenthum gehorfam zu werden], gingen sie weg, als Paulus [durch ihr Weggehen an sich schon, besonders aber durch die Aeußerungen der völlig Ungläubigen veranlaßt] Ein Wort redete [nach so vielen Worten V. 23 noch eines, und zwar ein centnerschweres], das wohl [d. i. in durchaus zutresfender, durch die Geschichte bestätig- ter Weise Matth. 15, 7] der heilige Geist [2. Petri 1, 21] gesagt hat durch den Propheten Jesaiam [Jes. 6, 9 f.] zn unsern Vatern, 26. Und [zwar hat er, nach dem Wortlaut der griechischen Uebersetzung] gesprochen: Gehe hin zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren werdet ihr’s hören und nicht verstehen, und mit den Augen werdet ihrs sehen und nicht erkennen. 27. Denn das Herz dieses Volks ist»verstoclt, und sie hören schwcrlich Uehr schwer] mit Ohren und schlummern mit ihren Augen finden: sie die- selben zugedriickt haben wie solche, die in Schlaf verfallen sind], aus daß sie nicht dermaleins sehen mit den Augen nnd hören mit den Ohren, und verständig werden im Herzen nnd sich bekehren, daß ich ihnen hulfet [Matth. 13, 14f.;Joh. 12, 39 ff.]. 28. So sei es euch kund gethan» daß den Heiden gesandt ist dies [in Christo Jesu euch Juden nun sattsam verkündigte und angebotene] Heil Gottes; Und sie werdens [mit gläubiger Annahme] hören« [Kap. 13, 46 s.; 18, 6]. M. Und da er solches redete, gingen dic Juden hinksit und hatten viel Fragens unter; ihnen selbst-s- [in nicht wenigen Handschriften fehlt dieser Vers und wird von vielen Auslegern für unächten Zusatz angesehen, er ist aber wohl ächt]. «) Brach nicht vielleicht Paulus zu bald ab? sie ingen ja erst, als ihnen der Apostel dies anzü liche Wort sagte! Und doch, wenn sie noch etwas zum rnst treiben konnte, so war es gerade dies Wort; es mußte ihnen zeigen, daß es sich hier nicht um eine theologische Meinung handele, sondern um die Wahrheit Gottes, welche uns selig macht oder verdammt. Nichts treibt entfchiedener zur baldigen Annahme des Worts, als die Erkenntniß, daß man durch dasselbe, wenn man es nicht annimmt, verloren geht. (Williger.) Das ma- jestätische Gottes-Wort, das im Evangelio Johannis, an die Juden zu Jerusalem gerichtet, als ein Wort des Propheten Jesaias angeführt wird, das wird hier in diesem Buche, das in so besonderem Sinne das Buch der Thaten des heil. Geistes genannt werden darf, geradezu und persönlich dem heil. Geiste zugeschriebem und wird Jesajas allein als das Organ, dessen der heil. Geist sich bedient habe, angeführt. (da costs-u) Die Verstockung ist nicht nur eine natürliche Folge einer langwieri en Verachtung der göttlichen Gnade, sondern zugleich aiich ein göttliches Gericht, welches diejenigen als eine Strafe trifft, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufgehalten haben. (Apost. Past.) Das furchtbareGericht der Verstockung: 1) ver- hängt nicht von einem unbarmherzigen Schöpfey wohl aber von einem gere ten Richter; 2) verdient nicht durch noch so schwere ünde, wohl aber durch be- harrlichen Widerstand wider sdie rettende Gnade; Z) ver- kündet nicht zum trostlosen Verzagen, wohl aber zum heilsamen Schrecken ») Jn Rom hatte sich im Kleinen wiederholt, was im Großen den Inhalt der ganzen Apoftelgeschichte bildet: durch Jsraels Schuld war Paulus von Jeru- salem, ja aus dem Tempel als Mifsethäter ausgestoßen und in den Mittelpunkt der Heidenwelt geführt worden; so geht nun auch das inessianische Heil von den Juden jetzt über zu den Heiden. (Ebrard.) Den Uebergang des Reiches Gottes von den Juden zu den Heiden hat nun Paulus zum dritten Mal Verkündigt, zu Antiochia, zu Corinth und hier zu Rom, also in Asien, in Griechenland und in Italien. (Bengel.) »Sie werden es hören«, das war des Apostels Zuversicht; das große Abendmahl ist bereitet, wollen die Erst- geladenen nicht kommen, so werden die Landstraßen und die Zäune Gäste hergeben, die sich nöthigen lassen hereinzukomniem daß Gottes Haus voll werde. (Besser.) Kühnes Prophetenwort über eine, dem Evangelio da- mals noch fremde, ja feindselige Heidenwelh sie werden? hören! Sie werden es verachten, ver- spotten, verfolgen, seine Prediger an’s Kreuz schlagen und seine Bekenner den Löwen vorwerfen; aber das Ende ist doch: ,,sie werden es hören« Und siehe, die Kirchengefchichtch die Weltgeschichte, die Missionsgeschichte hat diese kühne Weissagung erfüllt, Schritt für Schritt, bis auf diesen Tag. Das Wort ist ein Warnungs- ruf auch an die heutige Christenheit: 1) sie zu strafen über ihren Kaltsinn und Undankz 2) sie zu be- schämen durch die Heilsbegierde der Heiden; 3) sie zu mahnen an die drohenden Gerichte Gottes: Offenb. 2, 15; 11, 7 ff. (Gerok.) Die tief tragische, durch das Christenthum zur priesterlichen Hingebung verklärte Liebe des Apostels zu seinem Volk mit ihren bitteren Erfahrungen kommt hier zu einem gewissen Abschluß durch vollendete Hingebung in die ernsten Rathschlüsse Gottes über sein Volk Israel. Daß der Pfahl in seinem Fleisch, über den er klagen mußte (2. Cor- 12, 7), nichts Anderes war, als das Leid seines Lebens, wel- ches ihm die starre Feindschaft Jsraels bereitete, daß er in dieser Liebe zu den äußersten Opfern für sein Volk bereit war (Röm. 9, 3), und daß er selbst die Bekehrung der Heiden indirekt als die Vermittelung be- trieb, für die einstige Rettung Jsraels u sorgen: darin wird seine ganze Treue für sein Volk o enbar. (Lange.) Dieser große Wendepunkt, mit welchem die Gnadenzeit für Jsrael nunmehr abgelaufen und die Zeit gekommen war, von wo an die Lehre und die geistlichen Lebens- schätze jener verachteten Sekte, welcher überall wider- sprochen wird, wenigstens auf viele Jahrhunderte hinaus den heidnifchen Völkern, welche damals ihren Schwer- punkt in Rom fanden, gdgeben wurde, war es gerade, welchen uns Lukas durch ie letzte Verhandlung Pauli mit den römischen Juden sklar vor Au en stellen wollte; darum wendet er sich hernach (V. 30 .) mit der kurzen, aber höchst bedeutsamen Bemerkung über die Wirksam- keit des Apostels in Rom zum Abschluß seines Ge- schichtswerkess (Andreä.) IN) Jn 1. Mos. 10 wurden dereinst die Heiden von der heil. Geschichte entlassen, daß Gott der HErr sie fortan ihre eigenen Wege wandeln ließ ohne ihn (Kap. 14, 16; Ephes Z, 12; 5. Mos. 4, 19); gleicher- weise entläßt die heil. Geschichte des neuen Testainents nunmehr die Juden aus dem Verbande des Reiches Gottes und überläßt sie in Ausführung der in 5. Mos. 32, 20 aus esprochenen Drohung ihrem Verhän niß, für welche eit die im Buche Esther dargestellten er- hältiiisse bereits ein Vorspiel gewesen sind. — Die Juden ingen hin — hinweg von dem Antli des Apoßels und eben damit aus dem Licht- un 662 Apostelgeschichte 28, 30—31. Lebenskreise der göttlichen Gnade und Wahrheit, eben damit hinaus in das Elend der Verstoßung von dem Angesicht des HErrm der Zerstreuung in der Finster- niß dieser Welt; und so gehen sie heute noch hin, heimathlos und ruhelos wie jener fabelhafte Wanderer, der ewige Jude Ahasveros, der nicht sterben kann. Sie gehen hin, in der Zerstreuung noch ihre Eigen- thüinlichkeit bewahrend, nach ihrem Fall noch ein reich begabtes Volk voll unverwüstlicher Lebenskraft, nach Jahrtausenden noch jeder Einzelne mit dem Stempel des Abrahamssohns auf der Stirn; sie gehen hin einer fchöneren Zukunft entgegen, die auch ihnen, den Besten unteri nen wenigstens, aufbehalten ist von der Langmuth un Barmherzigkeit ihres alten Bundes- gottes (Osfenb. 7, 1ff.; 14, 1ff.), die aber nicht eher ihnen anbrechen wird, als bis sie sprechen: Gelobet sei, der da kommt in dein Namen des HErrnl (Matth. 23, 39; Osfenb. 11, 11f.) f) Also einen Stachel, der zu weiterem Nachdenken reizte, hatte des Apostels Wort doch in ihnen zurück- elassen. Und wenn ihr Fragen das rechte, wenn ihr uchen ein redliches war, so wird’s doch einen und den andern unter ihnen früher oder später noch ein- mal zum Apostel zurück eführt haben mit der Frage: »was muß ich thun, dag ich selig werde?« Viel un- ruhiges Fragen, viel rühriges Suchen, viel rastloses Forschen ist auch heute noch, nicht nur unter diesem Volk der Juden, sondern unter dem Menschengefchlecht überhaupt; wenn’s nur immer ein Fragen wäre nach dem höchsten Gut, nach der seligmachenden Wahrheit, und ein Fragen im rechten Geist, im aufrikhtigen Ver- langen nach dem Heil — o, so müßte dieses Fragen und Suchen doch immer wieder zurückführen zu dem, der da sprichtx ,,ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich«. Darum — Seele, was ermüdst du dich in den Dingen dieser Erden, die doch bald verzehren sich und zu Staub und Asche werden? Suche Jesum und sein Licht: alles Andre hilft dir nicht! (Gerok.) D. Das Sihlußwort Alt. 30 u. 31). ,,paulus zu Rom — der Auslaus des Gvangeliß das Ende der Aposteli gesihichtets so bezeichnet Bengel tressend diesen Schluß unseres suche. So wenig Worte er auch enthält und so schmerzlich er uns eine nähere slllashriclst über die endliche Entscheidung des Eooses des Apostels vermissrn,läßt, so ist er doch keineswegs ein Abbreeljen vor dem richtigen Ende, wie man vielfach gemeint hat, sondern das richtige Ende selber, das auch in seiner äußeren Wortfügung genau deni Ende des Evangeliums St. Xueä (24, 52 u. 53) entspricht. Dem Befehle Christi an die Apostel iibeelsaupt in Rad. I, 8 is! nun Genüge geschehen; ebenso dem, deni Paulus in Rad. Si, 15; 23, 11 nokh besonders zu Theil gewordenen Beruf; das Wert: St. Eucä ist also naih seiner ganzen Anlage und Bestimmung jetzt zu Ende. Aber nikht einsam bleiben wir nakh dem verschwinden des Apostels zurück. Als dort auf dem Berge der iberlilärung die Sänger aus ihrer heil. berzüitiung zu sich natura, da waren die er- habenen Gestalten des Moses und Elias verschwunden, und da sie ihre Augen aushuben, sahen sie niemand denn Iesuin allein (-tklatth. 17, s). Auch vor unsern Augen sind nun die heil. deugengestalten oerschwundem welche die Avosielgeschichie uns verführte: ein Paulus und Petrus, ein Johannes und Jakobus, ein Stephanusund Barnabaz eine Gaben und Entom; aber der zurückbleibt, nachdem alle seine Zeugen ihren ikaus vollbracht, der uns vor Augen bleiben soll unverriiklit als der König seines Reime, als der Mir: der Herrlichkeit, dein die Ehre bleibt von alter Arbeit seiner Eurem, das ist ,,Jesus alleints 30. Paulus aber blieb [gemäß» der ihm in V. 16 zu Theil gewordenen Erlaubniß] zwei Jahr [den vollen Zeitraum von 2 Jahren, d. i. bis zum Frühjahr 63 n. Chr] in seinem eignen Ge- dlngei sin der Miethswohnung, die er seit Aquila’s und Priscillcks Weggange von Rom bezogen V. 16 Anm.1, und nahm [indem die von Burrhus gewährte Erleichterung seiner Haft während dieser Zeit nicht wieder zurückgenommen wurde] auf alle, die zu ihm einkamenztt 31. Predigte [hier, in der Hauptstadt des damaligen WeltreichesJ das Reich Gottes [das da ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im heil. Geist Röm. 14, 17] und lehrte san dem Ort, da der römische Kaiser als den Herrn mit dem An- spruch auf göttliche Verehrung sich bezeichnen ließ Kap. 25, 261 von dem HErrn Jesu sals dem, in dessen Namen sich beugen sollen Aller Kniee Phil 2, 10 f.] mit aller Freudigkeit« [den Heiden V. 28], Utivetbotens sohne daß die römische Obrig- keit diesem Predigen und Lehren irgendwie hinder- lich in den Weg getreten wäre, während sie zu- gleich gegen die Nachstellungen der Juden in Jerusalem und die Feindschaft derer zu Rom ihn schützte 2. Tim. 2, 9 — nach Ablauf der zwei Jahre freilich änderte sich die ganze Lage des Apostels, s. Anh. 11, o. Nr. 1 u. 2]. V) Das eigene Gedinge und die Freiheit, darin zu bleiben, war eine gute Folge von Festi gründlichem Bericht seinethalben und also auch ein Segen von seinem in Cäsarien geführten Zeugniß der Wahrheit; aber es war auch ein Umstand, der Kosten erforderte, wozu besonders die Philipper (Phil. 4, 10 ff.) willige Hand- reichung thaten. (Rieger.) «) Es sind hier ohne Zweifel solche Römer, und zwar nach dem Zusammenhange in nicht geringer Zahl, gemeint, welche von Christo noch nichts wußten, Heiden in Rom, welche durch die Kunde von dem Apostel, die in den verschiedensten Kreisen der Hauptstadt besonders auch durch den Hauptmann Julius und seine Soldaten sich verbreitete, aufmerksam gemacht und angezogen wurden; nach und nach fanden sich dann während der zwei Jahre alle ein, welche in der römischen Haupt- stadt ein religiöses Bedürfnis; kannten und fühlten, u1id bildete sich so in dieser zweijährigen Wirksamkeit des Apostels auch ein innerer Abschluß für die evan- gelische Verkündigung, worauf auch Lukas durch die charakteristische Ztveitheiligkeit des Ausdrucks in V. 3l, wie sie schon in V. 23 uns begegnete, hinweisen zu wollen scheint. Paulus ging den römischen Heiden egenüber mit einem bewußten Streben nach Voll- ständigkeit und Zusammenhang zu Werke, was in seinem Bewußtsein von der- hohen und umfassenden Bedeutung der Oertlichkeih in welcher die Verkündi ung stattfa1id, seinen Grund hat. Gleicherweise ist ja sychon die Epistel an die Römer in einer das ganze Gebiet der apostolischen Lehre umfassenden und in sich zusammen- hän enden Weise angelegt, wie sonst kein anderes Sen fchreibeir (Bauingarten.)sWelch herrlicher Charakter eines Knechts Christi, allen allerlei zu iverden,jedermann, der Rath und Trost für seine See e sucht, freien Zutritt zu gestatten, sein Haus und Herz allen, die selig werden wollen, zu eröffnenl Es ist nicht gut, wenn es von Des Apostels Wirksamkeit während der zwei Jahre seiner Gefangeiischaft. 663 einem Pre i er heißt, es halte zu schwer, zu ihm u kommen. Ekpost Past.) · z THE) Von dieser Freudigkeit des Apostels zu Rom zeugen auch seine dort geschriebenen Briefe, die alle von dem Freudenöl duften, womit Jesus ihn salbte. (Besser.) Pauli zwei Amtsjahre in Rom, die Krone seiner apostolifchen Amtsführung:1)im Mittelpunkt der Heidenwelt pflanzt er das Kreuz Christi auf, vor dem alle Heidentempel in Staub sinken sollen: Z) gebunden nach dem Leibe sorgt er in treuer Hirtenliebe auch für seine entfernten Gemeinden; Z) harrend auf den Ruf seines HErrn, macht er sich bereit, die Arbeit seines Lebens mit seinem Blute zu besiegeln — Paulus, ein Gefangener in Rom, heute, wie vor 1800 Jahren! Jst’s auch eine ge- linde und anständige Gefangenschaft, wie einst unter dem römischen Kaiser, gebunden ist er auch heut noch unter dem geistlichen Gewalthaber zu Rom: 1) gebun- den Paulus, der Herold evangelischer Freiheit, an der Kette nienschlicher Satzungem 2) gebunden Paulus, der Prediger der Glaubensgerechtig- keit, unter dem Gebote äußerer Werkheiligkeitz Pse- bunden Paulus, der Mann der apostolischen - muth und Demuth, neben dem Glanz und Prunk päpstlicher Weltherrschaft (Gerok.) · « "s-)» Jn den lebendigsten und nianni faltigsten Zügen hat die Apostelgeschichtes durch ihre ittheilungen es veranschaulichh wie die Wirksamkeit und Persönlichkeit des Apostels in ihrer gewinnendsten nnd ansprechendsten Gestalt von der öffentlichen Gewalt in Jerusalem, der Stadt Gottes, bitterlich gehaßt und tödtlich verfolgt wurde: da sehen wir nun dagegen hier, daß, so um- fassend die Verkündigung und Unterweisung des Apostels in der Hauptstadt des Weltreiches auch war und so zuversichtlich und freudig sie auch ausgerichtet wurde, ihr dennoch kein Hinderniß entgegentrat; es hat sich also das ursprüngliche Verhältniß von Jerusalem und Rom dem Reiche Gottes gegenüber vollständig umge- kehrt, die Kirche Christi hat Jerusalem verlassen, um sich nach Rom zu verpslan en, die Apostelgeschichte ist also wirklich bei ihrem in ap· 1, 8 angegebenen Ziel an elangt und kann jetzt schließen. (Baumgarteii.) Ein- facg und schön beschließt der Verfasser dies sein zweites Buch ungefähr in dem Tone und auf dieselbe Weise, wie er auch sein erstes, das Evangelium, mit einem schön abgerundeten uiid zierlich gebauten Satze endigt. , Versetzte uns der Schluß des Evangeliums nach Je- rusalem, wo die Apostel unter Loben und Danken auf den verheißenen Tröster warteten, so befinden wir uns hier, am Schluß der Apostelgeschichte, mit Paulo zu Rom, wo er zwei ganze Jahre in seiner eigenen ge- mietheten Wohnung blieb und alle aufnahm, die zu ihm kamen, das Reich Gottes predigte und mit aller Freimüthigkeit lehrete von Jesu, ungehindert. Hier endet die Apostelgeschichte, das Buch eines Lebens Jesu in dem Himmel, das Buch der Werke des heil. Geistes aus Erden, nachdem sie uns die Grundzüge einer Ge- schichte der Kindes- und Jiinglingsjahre der Gemeine auf Erden aufgezeichnet hat. Gleichwie nun die Apostel, als sie dem HErrn in seiner Himmelfahrt nachstarrtem die Wolke kommen sahen, die i n ihren Blicken entzog, also giebt es auch in den hitorischen Mittheilungen, die der heil. Geist der Gemeine zu- kommen ließ, einen Augenblick plötzlicher Jnnehaltung, plötzlichen Uebergangs gleichsam in die Atmosphäre einer ganz anderen, in dieser Hinsicht gewiß abstei enden Ordnung; und gleichwie wir in Kp. 12,7 fsunsers uches einen Engel aus dem Himmel den Petrus auf über- natiirliche Weise aus dem Kerker erlösen und aus- führen sahen bis in die Mitte der Straßen Jerusalems, um ihn dann weiter seiner eigenen menschlichen Ueber- legung und dem Gebrauch der gewöhnlichen Mittel und Wege zu überlassen, so läßt auch die heil. Schrift uns hier auf einmal gleichsam allein, indem sie von nun an das unmittelbar Göttliche ihrer Unterweisung stundet. Einmal mußte doch, sollte anders die Welt die eschriebenen Bücher dieses Gehalts begreifen können (Jolg). 21, 25), solch ein Punkt, solch eine Uebergangs- zeit eintreten; und nun mag nach einer historischen Darstellung unter unmittelbar göttlicher Leitung und Eingebung jene neue Welt blos menschlicher Schriften über die fernere Geschichte der Kirche Christi auf Erden jetzt schon seit 18 Jahrhunderten gefolgt sein, nun mögen die Legenden Rom’s oder die Hypothesen und Resultate der Wissenschaft bis zur Ueberladung das einfache, aber krystallreine Wort des Lebens vertreten — wir haben hier, in dieser von Gott gegebenen Urkunde einen festen Boden für unsre Füße, der wohl für eine Zeitlang überdeckt, aber nie und nimmer weggespült werden kann. Wir haben dazu in jenen späteren Schriften rein menschlichen Ursprungs den untriiglichen Beweis von dem himmelweiten Unterschied zwischen den Resultaten auch der fleißigsten Forschung und der Gabe einer göttlichen Mittheilung; und wir be- fitzen in jenen, bis in’s Unendliche und Ungereimte vermehrten Legenden menschlicher Dichtung und mensch- lichen Aberglaubens das greifbare Kennzeichen des Unterschieds zwischen der ungesunden Frucht üppiger Dichtung und der ewig frischen Einfachheit der reinen und unvermifchten Wahrheit von oben. (da cost-n) Die apostolische Kirche bei aller ihrer Herrlichkeit ver- hält sich zu der vollendeten Gotteskirche doch nur wie die Blüthe zur Frucht, wie die Knechtsgestalt des HErrn zu seiner Erhöhung, wie das Leben des Glaubens zum Leben im Schauen, ja wie das schöne Paradies am Anfang (1. Mos. L) zur neuen Erde am Ende (Osfb. 21 u. 22). Die Apostelzeit ist das Kind in Christo: ist nicht aber der Mann in Christo (Ephes. 4, 13) etwas ganz Anderes? Zwischen der Kindes- und Manneszeit liegt eine Jünglingszeit: ihr Ruhm ist, den Bösewicht überwinden (1. Joh. 2, 13 fs.), und zu dieser Ueberwindung führen nur heiße, be- schwerliche und gefährliche Kcimp e. Paulus sagt sie in seiner Abschiedsrede zu Mclet (Kap. 20, 29 ff.) voraus. Sie sind gekommen und no nicht ausge- kämpft; eine genaue Geschichte dieser iimpfe enthält das letzte Buch der Bibel, allein in prophetischen An- deutungen, welche uns erst am Ende ganz klar sein und den vollen Trost geben werden, daß die ganze Kirchengeschichte unter der genauesten Hut ihres Er - hirten gestanden hat. Dann werden wir sreilich man e Theile jener Geschichte anders schä en können als jetzt; dann wird uns deutlich sein, was Für das Reich Gottes daraus wirklich das Wichtigste gewesen ist« dann ist aber auch die Zeit gekommen, mit dem Griffel des heil. Geistes der Kirchengeschichte zweiten Theil zu fchreiben, ein würdiges Seitenstück zu dem ersten Theil derselben, den wir in der Apostelgeschichte haben. Zu solchem Werke werden wohl die tausend Jahre in Osfenb. 20, 4—6 Muße genug geben. (Williger.) Wir hätten jetzt noch die dreisache Auf abe, zu- nächst über die zwei Jahre der römischen efangen- schaft des Paulus uns weiter zu verbreitet und da namentlich auch die während dieser Zeit ges riebenen Episteln nach den näheren Umständen ihrer Abfassung zu besprechen, sodann das Ende solcher Gefangenschaft zu beleuchten, ob ihr eine Freisprechung und Los- gebung des Apostels oder dessen Märtyrertod gefolgt sei, und darauf von Rom aus wieder einen Blick auf Jerusalem zu werfen, die fernere Entwickelung der 664 dortigen Christengemeinde, auf die wir schon in der Bemerkung zu Kap. 25,5 unsre Aufmerksamkeit richte- ten, zn verfol· en und ganz besonders das Schicksal des jiidischen olkes bis zur Schlußkatastrophe der Zerstörung des Tempels und der heil. Stadt uns zu Vergegenwärtigen; indessen ist das doch ein so umfang- reicher Stoff, daß wir es vorziehen mußten, diese Aufgabe lieber in einem eigenen An h aiig e, dem zweiten zum"s7I. Bande, zu erledigen, und wird der Leser ge- beten, die ini V. Bande etwa vorkommenden Bezug- nahmen auf die Abschnitte n, b, c u. s. w. der Aiim. zur vorliegenden Stelle auf jenen Anhang zu über- tragen. Hier müssen wir uiis bescheiden, nur in einigen wenigen Siitzen wie in einem Nachtrag zu den dortigen Ausführungen die obigen drei Punkte zu berühren. Was nun zunächst die aus der Gefangenschaft datiren- den Briefe betrifft, so sind es folgende fünf: 2 Eis. an Timotheus, Ep. an die Ephesey an Philcmon, an die Colosfer und an die Philippew davon sind die erste und zweite Epifteh ebenso hernach die dritte und vierte, leichzeitig, alle vier fallen noch iii das J. Cl, die ersteren beiden in den Sommer, die anderen beiden in den Herbst des genannten Jahres, die Epistel an die Philipper dagegen gehört schon dem Ende des J. 62 an, wie denn der Apostel darin nunmehr von großen Erfolgen seiner Predigt in Rom redet. Warum wir die 2. Epistel an Tiniotheus nicht, wie andere Schristerklärer thun, hinter die Zeit der in V. 30 f. erwähnten zwei Jahre verle en, so daß sie erst da abgefaßt worden sei, als auli Prozeß vor dem römischen Kaisckr schon seinen Anfang genommen, haben wir in den Bemerkungen zu Kap. 25, 8 u. 11 schon angedeutet; die Auslegung des Briefs wird dann zeigen, wie eng er mit der Epistel an die Epheser zu- sammenhängt. Was sodann den Ausgang der römi- fchen Gefangenschaft betrifft, so wurde zu Kap.20, 27 nachgewiesen, warum die Annahme einer Befreiung aus dieser Gefangenschaft und die einer zweiten, in welcher erst der Apostel den Märtyrertod erlitten habe, ganz unzulässig erschei1it. Die Annahme einer zweiten Gesangenschast, schreibt Schaff, beruht auf sehr schwachen Gründen und ist nicht sowohl aus zuver- lässiger historischer Tradition, als aus dem Streben hervorgegangen, einerseits den Wirkungskreis des Apostels möglichst weit auszudehnem andererseits ge- wisse Schwierigkeiten zu heben, welche die Erklärung der Pastoralbriefe, besonders des zweiten Briefs an den Timotheus darbietetx es sind das aber Schwierig- keiten, die sich befriedigender ohne diese Hypothese und die damit verbundenen vagen Combinationen löseii lassen. Endlich die Verhältnisse in Jerusalem anlangend, so mußten wir zu Kap. 25, 8 unser Be- fremden äußern, warum diejenigen Glieder der dasigen Chriftengemeinde, welche dem Paulus bei der Ver- handlung vor Festus pflichtmäßig hätten zur Seite stehen und seiner Unschuld mit ihrem Zeugnißzii Hilfe kommen sollen, doch so gar nicht um sein Schicksal sich kümmertenz und wie nun darin eine, schon in Kap. 20, 21f. sich bek1indende Vorherrschaft des judaistischen Geistes bei der Gemeinde in sehr übler Weise ihr Wesen treibt, so haben wir zu Kap. 25, 5 uns bereits darauf gefaßt gemacht, daß es mit der Gemeinde eine gar bedenkliche Wendung nehmen werde, wenn das ; uiigläubige Juden- und Pharisäerthum, mit dem zu fraternisiren sie angefangen, ihr nun noch näher auf den Leib rücken und sie in die Versuchuug bringen würde, sich ganz für dasselbe zu entscheiden und den Glauben an Christum zu verleugnen, was denn auch wirklich nach der Uinbringung des Jakobus II. zu Ostern 62 geschehen ist. Es kommt hier die Epistel Apostelgeschichte 28, 31. an» die Hebräer in Betracht, die nach des Paulus Martyrertode etwa im Somnier des J. 63 von Unter- italien aus durch Lukas, wie wir lauben, verfaßt worden ist; insbesondere geht aus en vorbildlichen Geschichtem auf welche die Christen im 11. Kapitel hingewiesen werden, hervor, in welcher Lage sich diese damals befanden, denn es sind das nicht nur Beispiele des Gottvertrauens im Allgemeinen, sondern sie sind so ausgewählt und in solche Worte gefaßt, daß sich in einem jeden derselben der besondere Stand der Hebräer abspiegelt und eine That des Glaubens in einer Prüfung ganz gleicher Art hervortritt. Wenn also in V. 4 der Verfasser schreibtx ,,durch den Glauben hat Abel Gott ein größeres Opfer gethan«, so deutet ei; damit an, daß nach Kain’s Weise jetzt Israel gegen die wahre Kirche verfährt, aber ihre Gottesdienste gelten yor Gott, während er auf den jiidischen Cultus so· wenig als auf Kain’s Opfer mit Wohlgefallen blicken kann; und wenn derselbe darauf in V. 5 auf Henoch hinweist, der von der kommenden Siindfluth geweissagh faber ehe sie kam, hinweggenommen ward, so beziehtwsich das darauf, daß auch Christi Gemeinde aus dem indischen Gefchlecht heraus-geführt werden soll, um nicht in das gleiche Gericht niit ihm zu gerathen. Nochbestimmter erhellt diese Beziehung aus dem, was·in V. 7· von der Errettung Noalys und seines Hriufes vermittels der Arche gesagt wird; aber freilich mussen nun a1ich nach V. 8—10 die Gläubigen aus den Juden ihrem, Stamnivater Abraham gleich werden, der sich nicht weigerte, auszugehen aus seines Vaters Hause und das ihm noch unbekannteLand zu seinem Fremdlingsaufenthalt zu wählen und für die Gegen- WUZTT DIE! ZUkUUst zu ergreifen. Jst denn gleich die Isristliche Gemeinde· im Vergleich mit dem Volk der Judenschaft gar· gering an Zahl und erscheint in ihrer ganzen Lage wie kinder- und zukunftslos, so darf sie 11»ach»V. 11»f. sich iiurder Sara erinnern, um eines kunftigen uberschwanglichen Wachsthums sich zu ge- IVDTTCUJ UUP steht ihr gleich nach V. 13 ff. der Verlus des bisherigen Vaterlandes und die Fremdlingfchast auf«Erden» bevor, »so erweist sie gerade durch diese Gleiche måt den heil. Erzvätern sich als das ächte Volk Gottes. «setzt, so will der Epiftelschreiber die Gemeinde in V. 17 ff. belehren, fordert Gott von euch die Auf- opferung des Theuersten, das ihr hattet: euer Volk, den heil. Tempel und die Goitesdienste, welche gött- liche Einsetzung und Verheißung für sich haben, müsset ihr daran geben; aber thut es nur durch denselben Glauben, durch welchen Abraham auch seinen Sohn Jsaak aufzuopfern bereit war, so werdet ihr alles, wie aus dem Tode erweckt, in verklärter Gestalt wieder enipfangen». Jhr seid m der That die Gesegneten des HErrn, die den Segen Abrahams auf die Nachwelt zu vererben haben, wie Jsaak auf seine beiden Söhne und Jakob aus die zween Söhne Josephs (V. 20 f.). Haben nun wederJoseph noch ålltose durch die irdische Herrlichkeih die sie in Egypten haben durften, sich blenden lassen, sondern das verheißene Land, ihres Volkes Erwählnng und Gottes Belohnung fest im Auge behalten, so handelt in eurer Lage ebenso; und haben Mosis Eltern »das· von dem HErrn ihnen ge- schenkte, so schone Knäblein nicht ausgeliefert, sondern es ini Verborgenen bewahrt wider des Königs Gebot, so verrathet auch ihr das nicht, was als ein gar herrliches, verheißungsreiches Geschenkeuch gegeben ist, und furchtet euch vor dem Gebot der jetzigen Gewalt- haber nicht so sehr, daß ihr darnach thun wolltet (V. 22—26). Jn dieser Weise wendet der Verfasser in V. 27 ff. dann»auch die weitere israelitische Geschichte von der Ausführung des Volkes aus Egypten, von Schlußbemerkungen zu der Apostelgeschichte St. Lucä· 665 der Feier des Passah, von dem Durchgang durch das rothe Meer, von der Einnahme Jericho’s, von dem Glauben der Rahab, womit sie die Kundschafter freund- lich aufnahm, und von den Helden der Richter» Königs-, Propheten- und Maccabäerzeit auf seine Leser an mit Beziehung auf den ihnen bevorstehenden Auszug, auf den christlichen Cultus, auf ihre Rettung aus der dem Verderben entgegengehenden Stadt, die zu einem neuen Egypten geworden (Qffenb. 11, 8); sie wohnen mitten unter einem zur Strafe reif gewordenen Geschlechh darum gilt’s für sie, von demselben, ob es gleich ihre Brüder sind nach dem Fleisch, vorerst mit dem Herzen sich zu scheiden und vielmehr auf die Seite der Boten Gottes, welche zu ihnen kommen, das herauziehende Gerichtswetter ihnen zu verkünden, sich zu stellen und mit, ihnen gemeinschaftliche Sache zu tauchen, wenn nun die Mauern Jericho’s in Kraft des der neu- testatnentlichen Gemeinde vertrauten Berufs (Matth. Hi, 21) fallen werden, auf daß sie nicht verloren werden mit den Ungläubigeiix ihr Kampf ist derselbe, den alle jene Helden gekämpft haben, ja, in ihnen foll alles das, was jene nur erst im Vorbild mit allen Kräften erstrebt und mit Darangabe ihrer selbst er- stritten haben, zu seinem eigentlichen Ziel und zur Vollendung kommen. Es ist bedeutsany daß von den drei ersten Evangelisten gerade Lukas derjenige ist, der der Weissagung Christi von dem Untergange Jerusalems am unzweideutigsten und bestimmtesten die Gestalt einer Weisung für die christliche Gemeinde daselbst, was sie alsbald beim Beginn der Belagerung der 15 ff.) und Markus (13, 14 ss.) auftritt und damit zu- gleich auf die Ereignisse der letzten Zeit Beziehung nimmt, gänzlich von ihr abstreift und ausschließlich das Gericht über Israel in’s Auge faßt (Luk. 21, 20 ff.): er hatte in Erleuchtung des heil. Geistes ver- standen, welche Fassung das Wort des HErrn zu der Zeit, wo er sein Evangelium schrieb, erhalten müsse, um diejenigen, denen es zunächst und damals s für die unmittelbar bevorstehende Zukunft galt, Gottes Willen klar und deutlich erkennen zu lassen. — Von den übrigen, bisher noch nicht besprochenen Briefen der Apostel ist die 1. Epistel St. Petri ohngefähr gleichzeitig mit der 2. Epistel Pauli an Timotheum und der pistel an die Epheser; die mit der Epistel an die Philipper ziemlich gleichzeitige Epiftel St. Iudä giebt dann für die etwa ein Jahr später geschriebene . Epistel St. Petri die Grundlage ab, wie sich aus der engen Verwandtschaft beider Episteln ergiebt. Die Offenbarung St. Iohanuis verlegen wir hinsichtlich ihrer Abfassung in dasjenige Jahr, mit welchem nun wirklich das Gericht über Jerusalem und das jüdische Volk sich zu vollziehen begann, und zwar speziell auf den 19. Oktober des J. 66 n. Chr., an welchem Tage auch die Flucht der Christengemeinde nach Pella statt- fand; den biblischen Anhalt dafür haben wir theils in Hes 24, 1ff., theils in dem Worte Christi: Matth. 24, 20 gefunden, ohne daß wir hier noch einmal die Sache näher beleuchten könnten. Die drei Episteln St. Johaunis sind einige Zeit später, noch während der Verbannungszeit des Apostels auf Patmos und chon- Stadt zu thun habe, giebt» indem er die apokalyptifche Form, m welcher jene Weifsagung bei Matthäus (24, « während der Führung des jüdischen Kriegs durch Vespasiaii geschrieben, s. Anh. 11, f. Abs. s. Schlusilicineriiuiigeii zu der Llpoflelgefchichtc St. Laut. Mit unsern Schlußbemerkungen zu dem Evangelio des Lukas waren wir bis zu dem Punkte angelangt, wo gegen das Ende der zweijährigen Gefangenschaft Pauli der Verfasser des Evangeliums sich nicht mehr bei dem Apostel zu Rom, sondern irgend wo anders befand, und hatten nun für die Schlußbemerkiingen zu der LlpostebGeschichte als nächste Frage zur Beantwortung uns die aufgespart, wo denn Lukas zu dieser Zeit seinen Aufenthalt gehabt und was er daselbst vor- genommen und ausgerichtet haben möge. Jnzwischen haben wir aber auch diese Aufgabe bereits in dem II. Anhange zum vorliegenden Bande unter b. Nr. 3 und c. Nr. 4 erledigt. Nach den dort gegebenen Auseinandersetzungen begab sich Lukas etwa im Herbst des J. 62 zunächst zu den Brüdern in Puteoli und darauf weiter nach Rhegium in Unteritalien (28, 13 f.), weil der Apostel nicht wollte, daß derselbe in seinen demnächst bevorstehenden Prozeß mit verwickelt würde, sondern ihn für ein zwiesaches Werk im Interesse der Kirche nöthiger brauchte: das ist einerseits die Versorgung der ihres Apostels Jakobus H. beraubten und jetzt in großer Anfechtung bedrängten Christengemeinde zu Jerusalem mit geistlichem Zuspruch und nachdrücklicher Unterweisung durch einen apostolischen, ihr nahestehenden und ihr Vertrauen genießenden Mann, und andrerseits die Verhandlung mit dem zu Antiochia in Syrien stationirten Apostel Johannes, um ihn zu einer Uebersiedelung nach Ephesus, diesem Centralpunkte der morgen- und abendländischen, der asiatischen und europäischen Christenheit (Kap. II, 1 Anm.), für welchen Timotheus, selbst wenn er wieder hätte dort sein können, doch nicht ausreichend gewesen wäre, zu bewegen· Wir. haben nun schon vorhin, in den Ausführungen zu Kap. 28, 31., darauf hingewiesen, wie Lukas zu Puteoli und Rhegium die Epistel an die Hebräer (Kap. 6, 1 Anm.) verfaßte; an letzterem Orte befand er sich muthmaßlich als Gastfreund bei Theophilus (Luk. I, 4 Anm.), wiederum aber bei ihm befanden sich »die Brüder aus Jtalien«, von welchen er grüßt (Hebr. 13, 24), darunter wir wohl die aus Rom und Puteoli angekommenen Christen zu ver- stehen haben, die ihm Nachricht von dem Ausgang des Prozesses des Paulus und von der Wieder» freilassung des Timotheus überbrachten (Hebr. 13, 23). In Gemeinschaft mit diesem kam er später selber nach Jerusalem und reiste von da aus weiter nach Antiochien zu Johannes, den er dann auf 666 Schlußbemerkungen zu der Apostelgeschichte St. Lucä. einige Zeit nach Ephesus begleitete und hier, etwa in der ersten Hälfte des J. 64, sein Evangelium ausgehen ließ; bald aber, so haben wir an der oben erwähnten Stelle unsre Combination gemacht, kehrte er, mit Zurücklassnng des Timotheus bei Johannes in Ephesus, nach Antiochien zurück und brachte bis zum Schluß des J. 65 die Apostelgeschichte zu Stande. Man könnte sich versucht fühlen, um des Wortlauts willen, wie in Luk. 21,—20 Christi eschatologische Rede wiedergegeben ist: »wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer, so merket, daß herbeikommen ist ihre Verwüstung«, während dagegen in Matth. 24, 15 u. Mark. 13, 14 es heißt: »wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung, davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, daß er stehe an der heil. Stätte«, die Abfassung des Lukas-Evangelii erst hinter die Zeit der Belagerung der Stadt durch Cestius Gallus, d. i. hinter den Oktober des J. 66 n. Chr. (Anh. I1, d. Nr. 4), zu verlegen, gleich als habe vom Standpunkt der geschichtlichen Erfüllung aus der Verfasser dem Ansspruche Christi diese nüchterne Fassung anstatt der ursprünglich prophetischen oder apokalyptischen gegeben; allein das sieht einer Fälschung so ähnlich, daß wir im Gegentheil behaupten müssen, dem Lukas stand jene Fassung schon anderweitig fest, und darum war er nun auch im Stande, als die geschichtliche Er- füllung derselben eintrat, die Ehristengemeinde in Jerusalem zur nunmehrigen Flucht zu bewegen und ihr zu ihrer Rettung behilflich zu sein (Anh. II, d. Nr. 5 u. 6). Der Geist Gottes hielt ihn bei derjenigen Beziehung, welche die Rede des HErrn auf die Katastrophe Jerusalems hat, ausschließlich fest und gab ihm nun auch auf Grund anderweitiger Aeußerungen Christi eine solche Wortfassung an die Hand, wie sie jener Beziehung entsprachz das geschah um des eigenthümlichen Berufes willen, welchen Lukas für die der Leitung eines apostolischen Mannes so sehrbedürftige Gemeinde empfangen hatte. Nach Ausrichtung dieses Berufes ist er wohl kurze Zeit darauf aus dieser Welt gegangen und dürfte kaum noch die Zerstörung Jerusalems im J. 70 erlebt haben (Anh. I1, f. Abs. 2). Wir gingen an der Hand des Lukas in diesem seinem Buche, dem Buche der Apostelgeschichte, innerhalb des geringen Umfangs einiger Blätter einen langen und reich angebauten Weg: von Jerus alem nach Rom! Eine Welt von Gedanken, von Offenbarungen, Winken, Lehren, Fiihriingen Gottes liegt in, liegt zwifchen diesen beiden Namen. Jerusalem: wir sahen bei dem Heran- nahen der Zerstörung der gerichteten Tempelstadt die Mnttergemeinde des neuen Bandes dort durch den heil. Geist errichtet, sich durch die Predigt des Evangelii nach allen Himmelsgegenden ausbreiten, sahen sie sprossen und fruchtbar gemacht durch das Blut der Märtyrer, sahen sie als Zeugin des Kampfes und des Leidens, welches der Heidenapostel für die Freiheit des Evangeliums selbst auf ihrem Boden auszustehen hatte. Rom: wir sahen, wie das Evangelium endlich auch durch und mit Paulus über Syrien, Cilicien, Kleinasien, Macedonien, Griechenland, Malta, Sicilien in die Haupt- stadt der damaligen Weltmonarchie gebracht wurde. Auch diese sollte lange Zeit hindurch eine Mnttergemeinde sein; aber auch das neue christliche Rom, wie früher das alte Jerusalem oder das frühere heidnische Rom, mußte selbst einmal lauter Bande, Marter, Todesurtheile für die Verkündigung des Evangeliums durch Petrum und Paulum bereit halten und hergeben. Darum wird auch Rom fallen, wie einmal Jerusalem gefallen ist; und wie das Wort der Ges chichte aus dem Buch der Apostelgeschichte uns zuruft: von Jerusalem nach Rom, so ruft uns nun das Wort der Weis s agung von dem Ende der Zeiten umgekehrt zu (Offb. 14, 1 ff.): von Rom nach Jerusalem! (da Gesten) Es ist ein so ein- faches Buch, das Buch der Apostelgeschichte, dachte ich einmal; und ein anderes Mal dachte ich, wenn ich über das Buch predigen sollte, so wüßte ich nicht, was zuzusetzen wäre, wenn der Text gelesen; und da ich einmal sagen hörte, wenn man so predigte, wie Petrus an Pfingsten, so würde mit einer solchen Predigt niemand zufrieden gestellt sein, und gestrenge Censoren würden die letzte Note darunter zeichnen -— als ich das sagen hörte, da sagte ich’s nach, und habe es oft gesagt. Aber, großer Gott, vergieb mir meine Sünde! Meine Augen waren gehalten, daß ich nicht sehen konnte, was für ein Paradies dies Buch enthält und was für Leute unter den Bäumen wandeln, was für Worte in dem Haine schallen. Ja einfach ist’s; aber was für eine wunderbare Einfalt ist es, wenn der Geist des HErrmHErrn vor unsern Augen und Ohren die Apostel in alle Wahrheit, in alle Kraft, in alle Geduld und zur ewigen Herrlichkeit leitet! Jch sehe, ich sehe, ich staune über den Frühling der Kirche; und ich schwöre darauf, daß mir gegenwärtig kein Buch der Schrift außer den Psalmen so von Pfingstthau und Gottes Segen trieft, als die Geschichte der Apostel· Es ist mir begreiflich, daß der Apostel Reden Entsetzem Verwunderung, Jrrewerden, Spotten erregen konnten; aber das fasse ich nicht mehr, daß Einen das Pfingstbuch, die Apostelgeschichte, kalt und unberührt lassen kann. (Löhe.) Druck von Gruß, Barth u. Comsn (W. Friedrich) in Breslain »» »CAC,ITYHT«W Anhang I. und II. Chronologische Zusammen- stellung des Lebens Jesu Fortsetzung der Geschichte des apostolischen Zeitalters «»- — - »F OVO gtcnijang 1. (Zum fünften Bande und zur l. Hälfte des sechsten Bandes) Das Leben unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi nach den heil. bin: Gbnngelilten IU chronologischer Zusammenstellung. ——e-«.-OO-.)--p— Einleitung · §. 1. Zuverlässigkeit und Absicht der evangelischen Geschichte. Luk. I. 1 Sintemal sich’s Viele unterwunden haben, zu stellen die Rede von den Geschichtem so unter 2 uns ergangen sind; wie uns das gegeben haben, die es von Anfang selbst gesehen, und Diener 3 des Worts gewesen sind: habe ich’s auch für gut angesehen, nachdem ich es alles von Anbeginn sxerkundet habe, daß ich es zu dir, mein guter Theophile, mit Fleiß ordentlich schriebe, auf daß du gewissen Grund erfahrest der Lehre, in welcher du unterrichtet bist. §. 2. Jesus der Gottessohn. Joh. I. » Jm Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. u. Z. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. Jn ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht fcheinet in der Finsterniß, und die Finsternis; haben es nicht begriffen. 6 u. 7. Es war ein Menfch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Derselbige kam zum Zeugniß, 8 daß er von dem Licht zeugete, auf daß sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, 9 sondern daß er zeugete von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen 10 erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbige 1l gemacht; und die Welt kannte« es nicht. Er kam in sein Eigenthum, und die Seinen nahmen 12 ihn nicht auf. Wie Viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, 13 die an seinen Namen glauben, welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleifches, noch von demWillen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. 14 Und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine 15 Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeuget von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird 16 kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher, denn ich. Und von seiner Fülle haben 17 wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mosen gegeben; die Gnade 18 nnd Wahrheit ist durch Jesum Christum worden. Niemand hat Gott je gesehen. Der einge- borne Sohn, der in des Vaters Schooß ist, der hat es uns verkündiget. DächsePs Bibelwerc W. (N. T. ll.) SuppxzmmpVogen 1 Ost-PMB »· CHORUS? PPOIND 1 12 13 15 16 17 27 28 29 30 31 32 33 36 37 38 2 Chronologische Zusammenstelluiig des Lebens Jesu nach den vier Evangelistem Einleitung. §. Z. Jesus, des Menschen Sohn, ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams Luk. Z. Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams Abraham zeugete Jsaak. Jsaak zeugete Jakob. Jakob zeugete Juda und seine Brüder. Juda zeugete Pharez und Sara, von der Thamar. Pharez zeugete Hezron Hezron zeugete Ra1n. u. 5. Ram zeugete Aminadab. Aminadab zeugete Nahasson Nahasson zeugete Salma. Salma zeugete Boas, von der Rahab. Boas zeugete Obed, von der Ruth- Obed zeugete Jesse. Jesse zeugete den König David. Der König David zeugete Salomo, von dem Weibe des Uria. Salomo zeugete Roboam. Roboam zeugete Abia. Abia zeugete Assa· Assa zeugete Josaphat. Josaphat zeugete Joram. Joram zeugete Osia. Osia zeugete Jotham. Jotham zeugete Achas Achas zeugete Ezechia u. 11 Ezechia zeugete Manasse. Manasse zeugete Amon Amon zeugete Josia. Josia zeugete Jechonia und seine Brüder, um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft. Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugete Jechonia Sealthiel. Sealthiel zeugete Zorobabel. u. 14 Zorobabel zeugete Abiud. Abiud zeugete Eliachinn Eliachim zeugete Asor· Asor zeugete Zadok. Zadok zeugete Achin. Achin zeugete Elind. Eliud zeugete Eleasar. Eleasar zeugete Matthan. Matthan zeugete Jakob. Jakob zeugete Joseph, den Mann Maria, von welcher ist geboren Jesus, der da heißt Christus. Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die babhlonisrhe Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. auf Christum sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis §. 4. Jesus, des Menschen Sohn, der zweite Adam. Luk. Z. Und Jesus ging in das dreißigste Jahr, und ward gehalten für einen Sohn Josephs, welcher war ein Sohn Eli’s, der war ein Sohn Matthats, der war ein Sohn Levi’s, der war ein Sohn Melchi’s, der war ein Sohn Janna’s , der war ein Sohn Josephs, der war ein Sohn Mattathias, der war ein Sohn Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Esli’s, der war ein Sohn Nange’s, der war ein Sohn Maaths, der war ein Sohn Mattathias, der war ein Sohn Semei’s, der war ein Sohn Josephs, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Johanna’s, der war ein Sohn Resia’s, der war ein Sohn Zorobabels, der war ein Sohn Selathiels, der war ein Sohn Neri’s, der war ein Sohn Melchi’s, der war ein Sohn Addi’s, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmodams, der war ein Sohn Hers, der war ein Sohn Jose’s, der war ein Sohn Eliezers, der war ein Sohn Jorems, der war ein Sohn Mattha’s, der war ein Sohn Levi’s, der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Juda’s, der war ein Sohn Josephs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eliakims, der war ein Sohn Melea’s, der war ein Sohn Menams, der war ein Sohn Mattathans, der war ein Sohn Rathaus, der war ein Sohn Davids. Der war ein Sohn Jesse’s, der war ein Sohn Obeds, der war ein Sohn Boas, der war ein Sohn Salmon’s, der war ein Sohn Nahassons, der war ein Sohn Aminadabs, der war ein Sohn Arams, der war ein Sohn Esroms, der war ein Sohn Phares, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Jakobs, der war ein Sohn Jsaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn· Tharahs, der war ein Sohn Nachors, der war ein Sohn Saruchs, der war ein Sohn Ragahu’s, der war ein Sohn Phalegs, der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Sala’s, der war ein Sohn Cainans, der war ein Sohn Arphachsads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn Lamechs, der war ein Sohn Mathusalahs, der war ein Sohn Enochs, der war ein Sohn· Jareds, der war ein Sohn Maleleels, der war ein Sohn Caincgs der war ein Sohn Enos, der war ein Sohn Seths, der war ein Sohn Adams, der war ottes. Jesus der Gottes- und Menschensohn. I. Abschnitt: Die Kindheitsgefchichte Jesn u. Johannis. 3 O? O! 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 25 26 27 28 29 30 32 33 34 Erster Abschnitt. Yie Hsiindlseitsgescisichte Hesu und seines Yorläufers Johannes. (Ein Zeitraum von 3272 Jahren.) §. 5. Verkündigung der Geburt Johannis an seinen Vater Zacharias (Sonnabend, den 23· April, des J· 6 v. Chr. G.) Luk. I. Zu der Zeit Herodis, des Königs Judäa’s, war ein Priester von der Ordnung Abia’s, mit Namen Zacharias, und sein Weib von den Töchtern Aarons, welche hieß Elisabeth. Sie waren aber alle beide fromm vor Gott, und gingen in allen Geboten und» Satzungen des HErrn untadelig. Und sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar, und waren beide wohl betaget. Und es begab sich, da er des Priesteramts pflegte vor Gott, zu der Zeit seiner Ordnung, nach Gewohnheit des Priesterthums, und an ihm war, daß er räuchern sollte; ging er in den Tempel des HErrn· Und die ganze Menge des Volks war draußen, und betete unter der Stunde des Räucherns Es erschien ihm aber der Engel des HErrn, und stund zur rechten Hand am Räuchaltar. Und als Zacharias ihn sahe, erschrak er, und es kam ihm eine Furcht an· Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhöret, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, deß Namen sollst du Johannes heißen. Und du wirst deß Freude und Wonne haben, und Viele werden sich seiner Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem HErrn, Wein und stark Getränke wird er nicht trinken. Und er wird noch in Mutterleibe erfüllet werden mit dem heiligen Geist. Und er wird der Kinder von Jsrael viele zu Gott, ihrem HErrn, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und Kraft Elia’s, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern, und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem HErrn ein bereit Volk. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt, und mein Weib ist betaget. Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Jch bin Gabriel, der vor Gott stehet, und bin gesandt, mit dir zu reden, daß ich dir solches verkündigte; und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können, bis auf den Tag, da dies geschehen wird, darum, daß du meinen Worten nicht geglaubet hast, welche sollen erfüllet werden zu ihrer Zeit. Und das Volk wartete auf Zacharias, und verwunderte sich, daß er so lange im Tempel verzog. Und da er heraus ging, konnte er nicht mit ihnen reden. Und sie merkten, daß er ein Gesicht gesehen hatte im Tempel. Und er winkte ihnen, und blieb stumm. u. 24. Und es begab sich, da die Zeit feines Amtes aus war, ging er heim in sein Haus· Und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger, und verbarg sich fünf Monden, und sprach: Also hat mir der HErr gethan in den Tagen, da er mich angesehen hat, daß er meine Schmach unter den Menschen von mir nähme. §. 6. Verkündigung an Maria, die Mutter Jesn. (Am 25. März des J· 5 v. Chr. G.) Luk. I. Und im sechsten Mond ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertrauet war einem Manne, mit Namen Joseph, vom Hause Davids; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein, und sprach: Gegrüßet feist du, Holdseligel Der HErr ist mit dir, du Gebenedeiete unter den Weibern. Da sie ihn aber sahe, erschrak sie über seiner Rede, und gedachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dick) nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott fanden· Siehe, du wirst schwanger werden im Leibe und einen Sohn gebären, deß Namen sollst du Jesus heißen. Der wird groß und ein Sohn des Höchften genannt werden, und Gott der HErr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben; und er wird ein König fein« über das Haus Jakobs ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein· Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen? sintenial ich von keinem Manne weiß. 1Q 4 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. I. Abschnittx Die Kindheitsgeschichte 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich iiberschatten; darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, 36 wird Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Gefreundte, ist auch schwanger mit einem Sohne, in ihrem Alter, und gehet jetzt im sechsten Mond, die im Geschrei ist, daß 37 sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des HErrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr. §. 7. Besuch der Maria bei ihrer Gefreundtin Elisabeth (Ende März bis Ende Juni a. 5 v. Chr) · Luk. 1. 39 Maria aber stund auf in den Tagen, und ging auf das Gebirge endelich, zu der Stadt Juda’s. 40 u. 41 Und kam in das Haus Zacharias, und grüßte Elisabeth Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Mariä hörete, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und- Elisabeth ward des heiligen 42 Geistes voll, und rief laut und sprach: Gebenedeiet bist Du unter den Weibern, und gebenedeiet 43 ist die Frucht deines Leibes. Und woher kommt mir das, daß die Mutter meines HErrn zu 44 mir kommt? Siehe, da ich die Stimme deines Grußes hörete, hüpfte mit Freuden das Kind in 45 meinem Leibe. Und o selig bist du, die du geglaubet hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem HErrn 46 ou. 47 Und Maria sprach: Meine Seele erhebet den .HErrn, und mein Geist freuet sich Gottes, 48 meines Heilandes. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an 49 werden mich selig preisen alle Kindeskinden Denn er hat große Dinge an mir gethan, der da 50 mächtig ist und deß Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei 51 denen, die ihn fürchten. Er übet Gewalt mit seinem Arm, und zerstreuet, die hoffärtig sind in 52 ihres Herzens Sinn. Er stößet die Gewaltigen vom Stuhl, und erhebet die Niedrigen. 53 u. 54 Die Hungrigen füllet er mit Gütern, und läßt die Reichen leer. Er denket der Barm- 55 herzigkeit und hilft seinem Diener Jsrael auf; wie er geredet hat unsern Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich. « 56 Und Maria blieb bei ihr bei drei Monden; darnach kehrete sie wiederum heim. §. 8. Heimholung der Maria durch Joseph. Matth. I. 18 Die Geburt Christi war aber also gethan. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertrauet war, ehe er sie heimholete, erfand sich’s, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist. 19 Joseph aber, ihr Mann, war fromm, und wollte sie nicht rügen, gedachte aber sie heimlich zu 20 verlassen. Jndem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des HErrn im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu 21 nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist, und sie wird einen Sohn gebären, deß Namen sollst du Jesus heißen; denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden. 22 Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllet würde, das der HErr durch den Propheten gesagt 23 hat, der da spricht: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger fein und einen Sohn gebären, und sie werden feinen Namen Emanuel heißen, das ist verdolmetschetx Gott mit uns. 24 Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, that er, wie ihm des HErrn Engel befohlen hatte, und 25 nahm sein Gemahl zu sich; und erkennete sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus. F. 9. Johannis Geburt und Beschneidung. (Am 24. Juni und 1. Juli a. 5 v. Chr) Luk. I. 57 u. 58 Und- Elisabeth kam ihre Zeit, daß sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und Gefreundte höreten, daß der HErr große Barmherzigkeit an ihr gethan hatte, und freueten sich mit ihr. Johannis Geburt und Beschneidung. Geburt Jefu zu Bethlehem. 5 59 Und es begab sich, am achten Tage kamen sie, zu beschneiden das Kindlein; und hießen ihn, 60 nach seinem Vater, Zacharias Aber seine Mutter antwortete und sprach: Mit nichten, sondern 61 er soll Johannes heißen. Und sie sprachen zu ihr: Jst doch niemand in deiner Freundschafh 62 u. 63 der also heiße. Und sie winketen seinem Vater, wie er ihn wollte heißen lassen. Und er i forderte ein Täflein, schrieb und sprach: Er heißt Johannes. Und sie verwunderten sich alle. 64 Und alsbald ward sein Mund nnd seine Zunge aufgethan, und redete, und lobete Gott. 65 Und es kam eine Furcht über alle Nachbarn Und diese Geschichte ward alle ruchtbar aus dem 66 ganzen jüdifchen Gebirge. Und alle, die es höreten, nahmen’s zu Herzen, und sprachen: Was meinest du, will aus dem Kindlein werden? Denn die Hand des HErrn war mit ihm. 67 u. 68. Und sein Vater Zacharias ward des heiligen Geistes voll, weissagete und sprach: Gelobet 69 sei der HErr, der Gott Israel; denn er hat besucht und erlöset sein Volk, und hat uns auf- 70 gerichtet ein Horn des Heils in dem Hause seines Dieners David, als er vor Zeiten geredet 71 hat durch den Mund seiner heiligen Propheten: daß er uns errettete von unsern Feinden und 72 von der Hand aller, die uns hassen, und die Barmherzigkeit erzeigete unsern Vätern, und ge- 73 dächte an seinen heiligen Bund, und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, 74 uns zu geben, daß wir, erlöset aus der Hand unserer Feinde, ihm dieneten ohne Furcht unser 75 u. 76 Lebenlang, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist. Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen; du wirst vor dem HErrn hergehen, daß du seinen Weg be- 77 reitest, und Erkenntniß des Heils gebest seinem Volk, die da ist in Vergebung ihrer Sünden; 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns besucht hat der Aufgang aus 79 der Höhe, auf daß er erscheine denen, die da sitzen in Finsterniß und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. 80 Und das Kindlein wuchs, und ward stark im Geist, und war in der Wüste, bis daß er sollte hervortreten vor das Volk Israel. §. 10. Geburt Jesn zu Bethlehem. (Am 25. Dezember a. 5 v. Ehr.) Luk. Z. I Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle 2 Welt geschätzt würde. Und diese Schatzung war die allererfte und geschah zur Zeit, da Cyrenius 3 Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt · 4 Da machte sich auf auch Joseph ans Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land, zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, daß er von dem Hause und Geschlechte 5 Davids war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertraueten Weibe, die war 6 u. 7 schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn, und wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselbigen Gegend auf dem Felde bei den Hiirden, die hüteten des 9 Nachts ihrer Heerde. Und siehe, des HErrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HErrn 10 leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch 11 nicht; siehe, ich verkiindige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist 12 heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HErr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Jhr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt, und in einer Krippe liegen. 13 Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerschaaren, die lobeten Gott 14 und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede aus Erden, und den Menschen ein Wohlgesallen! 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten unter einander: Laßt uns nun gehen gen Bethleheny und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HErr kund 16 gethan hat. Und sie kamen eilend, und fanden beide, Mariam und Joseph, dazu das Kind in 17 der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu 18 ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die 19 ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem 20 Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, das sie gehöret und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. l. Abschnittx Die Kindheitsgeschichte 21 22 23 24 25 26 27 LOHJ AK! 10 12 §. n. Beschneidung des Kindes nnd Darstellung im Tempel. (Am I. Januar und 2. Februar a» 4 v. Ehr) List. 2. Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe empfangen ward. Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mosis kamen, brachten sie ihn gen Jerusalem, auf daß sie ihn darstelleten dem HErrn, wie denn geschrieben stehet in dem Gesetz des HErrn: Allerlei Männlein, das zum ersten die Mutter bricht, soll dem HErrn geheiliget heißen; und daß sie gäben das Opfer, nachdem gesagt ist im Gesetz des HErrn, ein paar Turteltauben, oder zwo junge Tauben. Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfiirchtig und wartete auf den Trost Jsraels, und der heilige Geist war in ihm; und ihm war eine Antwort geworden von dem heiligen Geist, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des HErrn gesehen. Und kam aus Anregen des Geistes in den Tempel· Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, daß sie für ihn thäten, wie man pflegt nach dem Gesetz; da nahm er ihn auf seine Arme, und lobete Gott und sprach: u. 30 HErr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine u. 32 Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Jsrael. Und sein Vater und Mutter wunderten sich deß, das von ihm geredet ward. Und Simeon segnete sie, und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen Vieler in Israel, und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird (und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen), auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden. Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, vom Geschlecht Asers, die war wohl betaget, und hatte gelebt sieben Jahre mit ihrem Manne, nach ihrer Jungfrauschaft, und war nun eine Wittwe bei vier und achtzig Jahren, die kam nimmer vom Tempel, dienete Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Dieselbige trat auch hinzu szu derselbigen Stunde und preisete den HErrn, und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung zu Jerusalem warteten. §. 12. Besuch der Weisen aus dem Morgenlande. (Noch zu Anfang Februar a. 4 v. Ehr) Matth. 2. Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem, und sprachen: Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland, und sind kommen, ihn anzubeten. u. 4 Da das der König Herodes hörete, erschrak er, und mit ihm das ganze Jerusalem; und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk, und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande. Denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist mit nichten die kleineste unter den Fürsten Juba; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Jsrael ein Herr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich, und erlernete mit Fleiß von ihnen, wann der Stern er- schienen wäre, und weisete sie gen Bethlehem, und sprach: Ziehet hin, und sorschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, faget mir’s wieder, daß ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgen- land gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein u. 11 war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet; und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an, und thaten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Mhrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken. zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land. Und Beschneidung des Kindes. Die Weisen aus dem Morgenlandr. Der 12jährige Jesus im Tempel. 7 14 15 16 17 19 20 21 23 40 41 43 44 45 46 47 48 49 51 52 §. 13. Flucht nach Egypten und Rückkehr nach Nazareth. Matth. 2 u. Luk. Da sie aber hinweg gezogen waren, siehe, da erschien der Engel des HErrn dem Joseph im Traum, und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und fleuch in Egyptenland, und bleib allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen. Und er stund auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich, bei der Nacht, und entwich in Egyptenland, und blieb allda bis nach dem Tode Herodis, auf daß erfüllet würde, das der HErr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Egypten habe ich meinen Sohn gerufen. Da Herodes nun sahe, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig, und schickte aus, und ließ alle Kinder zu Bethlehem tödten, und an ihren ganzen Grenzen, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernet hatte. u. 18 Da ist erfiillet, das gesagt ist von dem Prophen Jeremia, der da spricht: Auf dem Ge- birge hat man ein Geschrei gehöret, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinete ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen. Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des HErrn dem Joseph im Traum in Egyptenland, und sprach zu ihm: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und ziehe hin in das Land Israel; denn sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben stunden. Und er stund auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter, zu sich, und kam in das Land Jsrael. Da er aber hörete, daß Archelaus im jüdischen Lande König war, anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott, und zog in die Oerter des jüdischen Landes; und kam und wohnete in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf daß erfiillet würde, das da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Naza- renus heißen. (Luk. 2, 40): Aber das Kind wuchs, und ward stark im Geist, voller Weis- heit; und Gottes Gnade war bei ihm. §. 14. Der zwölfjährige Jesus ini Tempel. (Ostern des Jahres 8 n. Ehr.) Luk. Z. u. 42 Und seine Eltern gingen alle Jahr gen Jerusalem auf das Osterfesh Jahr alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem, nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußtens nicht. Sie meineten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise und suchten ihn unter den Gefreundten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem und suchten ihn. Und es begab sich nach dreien Tagen, fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörete und sie fragete. Und alle, die ihm zuhöreten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antwort. Und da sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das gethan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist’s, daß ihr mich gesuchet habt? wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Und sie verstunden das Wort nicht, das er mit ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab und kam gen Nazareth, und war ihnen unterthan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter, nnd Gnade bei Gott und den Menschen. Und da er zwölf 8 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu nach den vier Evangelisten. — Il.Abschiiitt: Zweiter Abschnitt. You! öffentlichen Ybervortreten des Täufers bis zu seiner Oefangeiineismunix (Ein Zeitraum von 1 Jahr und 7 Monaten.) §. 15. Johannis des Täufers Auftreten in der Wüste. Matth. Z. I. Zu der Zeit kam Johannes, der Täufer, und predigte in der Wüste des jüdischen Landes. Z. Und sprach: Thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei kommen. « Und Er ist der, von dem der Prophet Jesaias gesagt hat und gesprochen: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Be- reitet dem HErrn den Weg, und machet richtig seine Steige. 4. Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kameelhaarem und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig. (Anfang Oktober des J. 26 n. Ehr) Mark. l. I. Dies ist der Anfang des Evangelii von Jesu Christo, dem Sohne Gottes; 2. Als geschrieben stehet in den Propheten: Siehe, ich ende mei- nen Engel vor dir her, der da be- reite deinen Weg vor dir. 3. Es ist eine Stimme eines PredBers in der Wüste: Bereitet den eg des HErrn, machet seine Steige richtig! » 4. Johannes der war in der Wüste, tauste und predigte von der Taufe der Buße, zur Vergebung der Sünden. Luk. Z. 1». Jn dem fünfzehnten Jahr des Kaiserthums Kaisers Tiberii, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war, und Herodes ein Vier- ürst in Galiläa, und sein Bruder hilippus ein Viersürft in Jturäa und in der Gegend Trachonitis, und Lysanias ein Vierfürst in Abilene; - 2. Da Hannas und Eaiphas Hohepriester waren: da geschah der Be ehl Gottes zu Joläåcnnes Za- charias Sohn, in der üste. Und er kam in alle Gegend um den Jordan, und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden; 4. Wie geschrieben stehet in dem Buch der Reden Jesaias, des Propheten, der da sagt: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HErrn, und machet seine Steige richtig. - Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen. 5. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem, und das ganze jüdische Land, und alle Länder an dem Jordan; 6. Und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden. 7. Als er nun viele Pharisäer und Sadducäer sahe zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Jhr Otterngezüchte, wer hat denn euch ewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? 8. Sehet Fu, thut rechtschasfene Früchte der uß,e. 9. Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abra- ham zum Vater. Jch sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder u erwecken. 10. Es ist chon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen. 11. Jch taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir ommt, ist. stärker, denn ich, dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch S. Und es ing zu ihm hinaus das anze jüdsche Land, und die von Jerusalem, und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan, und bekannten ihre Sünden. 6. Johannes aber war bekleidet mit Kameels-Haaren, und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden Honig; o. Alle Thale sollen voll werden, und alle Berge und Hü el sollen erniedriget werden, und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ist, soll schlechter eg werden. 7. Da sprach er u dem Volk, das hinaus ging, da es sich von ihm taufen lie e: Jhr Otternge- züchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn ent- riUStieUSWBrdetP h ch sch ff . eetzu, tutret a ene Früchte der Buße; und nehmet euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abrahani aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und in das Feuer geworfen. 10. Und das Volk fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn thun ? 11. Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, thue auch also. 12. Es kamen auch die Zöllney daß sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: Meister, was 13. Er sprach zu ihnen: For ollen denn wir thun? ert nicht mehr, denn gesetzt ist. 14. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen? Was sollen denn wir thun? Und er sprach zu ihnen: Thut niemand Gewalt noch Unrecht, und lasset euch begnügen an eurem Solde. 7. Und predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm ücke und die Riemen seiner Schuhe auslöse. 15. Als aber das Volk im Wahn war, und dachten alle in ihren Herzen von Johanne , ob er vielleicht Christus wäre; 16. Antwortete Johannes und Vom öfsentlichen Hervortreten des Täufers bis zu feiner Gefangennehn1ung. 9 mit dem heiligen Geist und mit 8. Jch taufe euch mit Wasser; sprach zu allen: Jch taufe euch Feuer taufen. aber Er wird euch mit dem heiligen mit Wasser; es kommt aber ein 12. Und er hat seine Worf- Geist taufen. Stärkerer nach mir, dem ich nicht schaufel in seiner Hand; er wird genugsam bin, daß ich die Riemen seine Tenne fegen und den Weizen sei11erSchuheauflöse.Dei-wird euch mitdemheil.Geistund mitFeuertaufen in seine Scheune sammeln, aber die 17. Jn desselbigen Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Spreu wird er verbrennen mit « Tenne fegen, und er wird- den Weizen in feine Scheuer sammeln, Und ewigem Feuer. die Spreu wird er mit ewigem Feuer verbrennen. 18. Und viel anders mehr vermahnete und verkündigte er dem Volk. Cjziisaminenfassting der verschied-knien Dickicht-J Jn dem fünfzehnten Jahr des Kaiserthums Kaisers Tiberii, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war, und Herodes ein Vierfürst in Galiläa, und sein Bruder Philippus ein Vierfürst in Jturäa und in der Gegend Trachonitis, und Lysanias ein Vierfürst in Abilene; da Hannas und Caiphas Hohepriester waren, da geschah der Befehl Gottes zu Johannes, Zacharias’ Sohn, in der Wüste. Und er kam in alle Gegend um den Jordan, und predigte die Taufe der Buße zur Ver- gebung der Sünden, und sprach: Thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeikommen. Das ist der Anfang des Evangelii von Jesu Christo, dem Sohne Gottes, als geschrieben steht in den Propheten: Siehe, ich fende meinen Engel vor dir her, der da bereite deinen Weg vor dir. Und Er ift der, von dem der Prophet Jefaias gesagt hat und gesprochen: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HErrn, und machet feine Steige richtig. Alle Thale sollen voll werden, und alle Berge und Hügel sollen eruiedriget werden, und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ift, soll schlechter Weg werden. Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen. Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kameelshaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land, und alle Länder an dem Jordan, und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden· Als er nun viele Pharisäer und Saddueäer sahe zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Jhr Ottern- gezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, thut rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmet euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen. Und das Volk fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn thun? Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, thue auch also. Es kamen auch die Zöllner, daß sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir thun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen: Was sollen denn wir thun? Und er sprach zu ihnen: Thut niemand Gewalt noch Unrecht, und laßt euch begnügen an eurem Solde. Als aber das Volk im Wahn war und dachten alle in ihrem Herzen von Johanne, ob er viel- leicht Christus wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Jch taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse, und auch nicht genugsam, seine Schuhe zu tragen. Der wird euch mit dem heil. Geist und mit Feuer taufen. Jn desselbigen Hand ist die Wurfschaufeh und er wird seine Tenne fegen, und wird den Weizen in seine Scheuer sammeln, aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer· Und viel anderes mehr vermahnte und verkündigte Johannes dem Volk. §. 16. Jesu Taufe durch Johannes. (Am 6. Januar a. 27 n. Ehr.) Matth. Z. Mark. 1. Luk. 3. 13. Zu der Zeit kam Jesus aus O. Und es begab sich zu dersel- 21. Und es begab sich , da sich Galiläa an denJordan zuJohannes, bigen Zeit, daß Jesus aus Galiläa alles Volk taufen ließ, und Jesus daß er sich von ihm taufen ließe. von Nazareth kam, und ließ sich auch getauft war und betete, daß 14. Aber Johannes wehrete ihm taufen von Johanne im Jordan. sich der Himmel aufthat; nnd sprach: Jch bedarf wohl, daß · ich von dir getauft werde; und du kommst zu mir? 15. Jesus aber antwortete, und sprach zu ihm: Laß jetzt also sein; also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. 10 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesn &c. —- 1I. Abschnitt. 16. Und da Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus demWasser; und siehe, da that sich der Himmel auf über ihm. Und Johannes fah den Geist Gottes gleich als eine Taube herab falhren und über ihn kommen. 17. nd siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohl- gefallen habe. 10. Und alsobald stieg er aus dem Wasser, und sahe, daß sich der Himmel aufthat, und den Geist gleichwie eine Taube herab kommen auf i n. 11. Und da geschahe eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Uzusammeufassung der Berichte) 22. Und der heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn, wie eine Taube; und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein lieber Stzhm an dem ich Wohlgefallen ha e. Und es begab sich zu derselbigen Zeit, da sich alles Volk taufen ließ, daß Jesus aus Galiläa von Nazareth kam an den Jordan zu Johannes, daß er sich auch von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrete ihm und sprach: Jch bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde; und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Da ließ er’s ihm zu. alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Laß jetzt also sein; also gebühret es uns, Und da Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser und betete; und siehe, da that sich der Himmel auf über ihm. Und der heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn, wie eine Taube; und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. §. 17. Versuchung Jesu in der Wüste. (Vom 7. Januar bis 15. Februar a. 27 n. Ehr.) Matth. 4. l. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführet, auf daß er von dem Teufel versucht würde. 2. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hun- gerte ihn. Z. Und der Versucher trat ihm und sprach: Bist du zu Gottes Sohn, so sprich, Mark. 1. 12. Und bald trieb ihn der Geist in die Wüste. 13 Und war allda in der Wüste vierzig Tage, und ward versucht von dem Satan, und war bei den Thieren, und die Engel dieneten ihm. und da dieselbigen ein Luk. 4. I. Jesus aber , voll heiliges Geistes, kam wieder von dem Jor- dan, und ward vom Geist in die Wüste geführet, 2. Und ward vierzig Tage lang von dem Teufel versucht. Und er aß nicgts in denselbigen Tagen; nde hatten, hungerte ihn da? dilesedSteinetxrotiitwerdeär.fp ch Es st h t . n eran oree,un ra: ee ge- schrieben: Der Mensch lebet nicht vom Brod allein; sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet. · 5. Da führete ihn der Teufel· mit sich in die hei- Essig; mxksxkkskhess sexsksgesiskiggsexists-i- laßdich hinab; denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun, und sie werden dich auf den Hunden tragen, au daß du deinen Fuß MYt aklbcieißsienacstgtlsusskogziistihm Wiederum stehet auch . r e : geschriebem Du sbllst Gott, deinen HErrn, nicht ver- u en. s. Wiederum führete ihn der Teufel mit si auf einen sehr hohen Berg, und zeigete ihm alle S eiche der Welt und ihre Herrlichkeit, 9. Und sprach u ihm: Dies alles will ich dir geben, so du niedersällst und mich anbetest. 10. Da sprach Jesus zu ihm: Heb dich weg von mir, Satan! Denn es stehet geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen HErrn, und ihm allein dienen. 11. Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm, und dieneten ihm. darnach. Z. Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu dem Stein, daß er Brod werde. 4. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebt nicht allein vom Brod, sondern von einem jeglichen Wort Gottes. 5. Und der Teufel führete ihn auf einen hohen Berg, und weisete ihm alle Reiche der ganzen Welt in Einem Augenblick, 6. Und sprach zu ihm: Diese Macht will ich dir alle geben, und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, welchem ich will. 7. So du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein. 8. Jesus antwortete ihm, und sprach: Hebe dich von mir weg, Satan! Es stehet geschrieben: Du sollst Gott, deinen HErrn, anbeten, und ihm allein dienen. 9. Und er führete ihn gen Jerusalem, und stellete ihn auf des Tempels Zinne, und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich von hinnen hinunter; 10. Denn es stehet geschrieben: Er wird befehlen seinen Engeln von dir, daß sie dich bewahren, 11. Und auf den Händen tragen, auf daß du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest. 12. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: Du sollst Gott, deinen HErrn, nicht versuchen. 13. Und da der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeit lang. Jesu Taufe und Versuchung. Johannis Zeuguiß Die ersten Jünger Jesu. 11 Onsammrnfassnng der zilerichteJ Jesus aber, voll heiligen Geistes, kam wieder von dem Jordan, und ward vom Geist in die Wüste geführt. Und war allda in der Wüste vierzig Tage, und ward versucht von dem Satan, und war bei den Thieren. Und er aß nichts in denselbigen Tagen. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu dem Steine, daß er Brod werde. Und er antwortete und sprach: Der Mensch lebt nicht allein vom Brod, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet. Da führete ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, gen Jerusalem, und stellete ihn auf die Zinne des Tempels und-sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich von hinnen hinunter; denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun, daß sie dich bewahren; und sie werden dich auf den Händen tragen, aus daß du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen HErrn, nicht versuchen. Wiederum führete ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und weisete ihm alle Reiche der ganzen Welt in Einem Augenblick, und sprach zu ihm: Diese Macht will ich dir alle geben, und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir gegeben, und ich gebe sie, welchem ich will. So du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein. Jesus antwortete ihm und sprach: Hebe dich weg von mir, Satan; es stehet geschrieben: Du sollst Gott, deinen HErrn, anbeten, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dieneten ihm. §. 18. Johannis Zeugnis; vor den Abgesandten des Hohenraths (Am 15. Februar a. 27 n. Ehr.) Joh. I. 19 Und dies ist das Zeuguiß Johannis, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, 20 daß sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte, und leugnete nicht; und er bekannte: Jch 21 bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Er sprach: Jch bin’s 22 nicht. Bist du ein Propbet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? Daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? 23 Er sprach: Jch bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des HErrn; wie der Prophet Jesajas gesagt hat. 24 u. 25. Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern, und fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufest du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet? 26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Jch taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch 27 getreten, den ihr nicht kennet. Der ist’s, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist; deß ich nicht werth bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse. 28 Dies geschah zu Bethabara, jenseit des Jordans, da Johannes taufte. §. 19. Die ersten Jünger Jesu. (Vom 16.—18. Februar) Joh. 1. 29 Des andern Tages siehet Johannes Jesum zu sich kommen, und spricht: Siehe, das ist Gottes 30 Lamm, welches der Welt Sünde trägt. Dieser ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir 31 kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist; denn er war eher, denn ich. Und ich kannte ihn nicht; sondern auf daß er offenbar würde in Israel, darum bin ich kommen, zu taufen mit 32 Wasser. Und Johannes zeugete, und sprach: Jch sahe, daß der Geist herab fuhr, wie eine 33 Taube vom Himmel, und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, derselbige sprach zu mir: Ueber welchen du sehen wirst den Geist herab 34 fahren und auf ihm bleiben, derselbige ist es, der mit dem heiligen Geist taufet. Und ich sahe es, und zeugete, daß dieser ist Gottes Sohn. 35 u. 36. Des andern Tages stund abermal Johannes, und zween seiner Jüngen Und als er 37 sahe Jesum wandeln, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm. Und zween seiner Jünger 38 höreten ihn reden, und folgten Jesu nach. Jesus aber wandte sich um und sahe sie nachfolgen, Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2e. — Il. Abschnitt. 39 40 41 42 43 44 45 46 48 49 50 51 -t O OONIIDUIIPOILOS I-« P« 12 13 14 15 16 17 18 und sprach zu ihnen: Was suchet ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi (das ist verdolmetschet: Meister), wo bist du zur Herberge? Er sprach zu ihnen: Kommt und sehet es. Sie kamen und sahen es, und blieben denselbigen Tag bei ihm; es war aber um die zehnte Stunde. Einer aus den zween, die von Johanne höreten und Jesu nachsolgten, war Andreas, der Bruder Simonis Petri. Derselbige findet am ersten seinen Bruder Simon, und spricht zu ihm: Wir haben den Messiam sunden (welches ist verdolmetschet: der Gesalbte)! Und siihrete ihn zu Jesu. Da ihn Jesus sahe, sprach er: Du bist Simon, Jonas Sohn; du sollst Kephas heißen (das wird verdolmetschet: ein Fels). Des andern Tages wollte Jesus wieder in Galiläa ziehen, und findet Philippum und spricht zu ihm: Folge mir nach. Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt Andreas und Petrus. Philippus findet Nathanael, und spricht zu ihm: Wir haben den sunden, von welchem Moses im Gesetz, und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Josephs Sohn von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und siehe es. Jesus sahe Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, ein rechter Jsraeliter, in welchem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennest du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warest, sahe ich dich. Nathanael antwortete und spricht zu ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Jsrael. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubest, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres, denn das, sehen. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen, und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn. §. 20. Die Hochzeit zu Cana. (Am 21. Februar.) Joh. 2. Und am dritten Tage ward eine Hochzeit zu Eana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schasfen? Meine Stunde ist noch nicht kommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch saget, das thut. Es waren aber allda fechs steinerne Wasserkrüge gesetzt, nach der Weise der jiidischen Reini- gung; und ging in je einen zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: Füllet die Wasser- krüge mit Wasser. Und sie fülleten sie bis oben an. Und er spricht zu ihnen: Schöpfet nun, und bringet’s dem Speisemeister. Und sie brachten’s. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, von wannen er kam, (die Diener aber wußten’s, die das Wasser geschöpft hatten ,) ruset der Speisen1eister dem Bräutigam, und spricht zu ihm: Jedermann giebt zum ersten guten Wein, und wenn sie trunken worden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus that, geschehen zu Eana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit Und seine Jünger glaubten an ihn. §. 20. Besuch in Kapetnaum und Reise auf das Osterfesh Ostern vom 11.-17. April des J. 27 n. Chr) Joh· Z. Darnach zog er hinab gen Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und blieben nicht lange daselbst. Und der Juden Ostern war nahe, und Jesus zog hinauf gen Jerusalem, und fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schafe und Tauben feil hatten, und die Wechsler. Und er machte eine Geißel aus Stricken, und trieb sie alle zum Tempel hinaus, sammt den Schafen und Ochsen, und verschüttete den Wechslern das Geld, und stieß die Tische um; und sprach zu denen, die die Tauben feil hatten: Traget das von dannen, und machet nicht meines Vaters Haus zum Kaushause Seine Jünger aber gedachten daran, das; geschrieben stehet: Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen. Da antworteten nun die Juden, und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, Die Hochzeit zu Eana. Nachtgespräch mit Nicodemus Jesus tauft am Jordan. 13 19 20 21 22 redete von dem Tempel seines Leibes. 23 24 25 s·- OOOCÖ 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 daß du solches thun Mögest? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten· Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechs und vierzig Jahren erbauet;. und du willst ihn in dreien Tagen aufrichten? Er aber Da er nun auferstanden war von den Todten, gedachten seine Jünger dran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und der Rede, die Jesus gesagt hatte. « Als er aber zu Jerusalem war in den Ostern auf dem Fest, glaubten Viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er that. Aber Jesus vertrauete sich ihnen nicht; denn er kannte sie alle, und bedurfte nicht, daß jemand Zeugniß gäbe von einem Menschen; denn er wußte wohl, was im Menschen war. §. 22. Das Nachtgespräch mit Nicodemus Joh. 3. Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nicodemus, ein Oberster unter den Juden; der kam zu Jesu bei der Nacht, und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen; denn niemand kann die Zeichen thun, die du thust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen· Nicodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen, und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Jhr müsset von Neuem geboren werden. Der Wind bläset, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl; aber du weißest nicht, von wannen er kommt und wohin er fähret. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist. Nicodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie mag solches zugehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Jsrael, und weißest das nicht. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben; und ihr nehmet unser Zeugniß nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde? Und niemand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder kommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. Und wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet werden; auf daß alle, die an ihn glauben, nicht ver- loren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle,.die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubet, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt kommen ist; und die Menschen liebten die Finsterniß mehr, denn das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Arges thut, der hasset das Licht, und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraset werden. Wer aber die Wahrheit thut, der kommt an das Licht, daß seine Werke offen- bar werden; denn sie sind in Gott gethan. §. 23. Jesus tauft am Jordan, Johannes zu Euoir. Joh. 3. Darnach kam Jesus, und seine Jüngeiz in das jüdische Land, und hatte daselbst sein Wesen mit ihnen, und taufete. Johannes aber taufete auch noch. zu Enon, nahe bei Salim, denn es war viel Wassers daselbst; und sie kamen dahin und ließen sich taufen, denn Johannes war noch nicht in’s Gefängniß gelegt. Da erhub sich eine Frage unter den Jüngern Johannis, sammt den Juden, über die Reinigung; und kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseit des Jordan, von dem du zeugetest, siehe, der taufet, und jedermann kommt zu ihm. Johannes antwortete 14 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — II. Abschnitt. 28 29 30 32 33 35 OOOH III-DREI—- l0 11 12 13 14 15 30 31 und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel· Jhr seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams stehet und höret ihm zu, und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbige meine Freude ist nun u. 31 erfüllet. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Der von oben her kommt, ist über alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde, und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über alle, und zeuget, was er gesehen und gehöret hat; und sein Zeugniß nimmt u. 34 niemand an. Wer es aber annimmt, der versiegelt’s, daß Gott wahrhaftig sei. Den1i welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Wort; denn Gott giebt den Geist nicht nach dem u. 36 Maß. Der Vater hat den Sohn lieb, und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubet, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihm. §. 24. Rückkehr nach Galiläa und Gespräch mit der Samariterin. (Anfang Dezember des J. 27 n. Ehr.) Joh. 4. Da nun der HErr inne ward, daß vor die Pharisäer kommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und taufete, denn Johannes, wiewohl Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jünger; verließ er dasßLand Judäa, und zog wieder in Galiläa. ß u. 5. Er mu te aber durch Samaria reisen. Da kam er in eine Stadt Samaria’s, die heivet Sichar, nahe bei dem Dörflein, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich also auf den Brunnen; und es war um die sechste Stunde. Da kommt ein Weib von Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus· spåichtszuk ihfrt: zu trtin;e1is. Dexisichseiåis Jüngerh wargzi inbktieftSdtadä gegangen, a ie peie au en. ri nun a amarii e ei zu im: ie i e u on mir zu trinken, so du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib? Denn die Juden haben keine Ge- meinschaft mit den Samaritern. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und wer der ist, der zu dir saget: Gieb mir zu trinken« du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Spricht zu ihm das Weib: HErr, hast du noch nichts, damit du schöpfest, und der Brunn ist tief; woher hast du denn lebendig Wasser? Bist dii mehr, denn unser Vater Jakob, der uns diesen Brunn gegeben hat; nnd er hat daraus getrunken, und seine Kinder, und sein Vieh? Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer dieses Wasser trinket, den wird wieder dürften; wer aber das Wasser· trinken wird, das ich ihm gebe, den·wird ewiglich nicht dürften, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunn des Wassers werden, das in das ewige Leben quillet. Spricht das Weib zu ihm: HErr, gieb mir dasselbige Wasser, auf daß mich nicht dürfte, daß ich 1iicht herkommen müsse zu schöpfen. u. 17 Jesus spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinem Manne, und komm her. Das Weib ant- wortete uYd sprach zu ihm: Jch habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht geskgtxztg · HEFT habe kgneiö Figdnn ckskunffålhlåanng Zugs gehacgk undhden diååiun hcgstf hderdig ni ein ann. a a are) geag. a ei pri zuim: rr,i ee, a Fu; einsPrji,J·phgtbtitft. dUnsere Vätljert hahelili aufodsiesens Bårtge ankgebeäzietzbundlihx saget, zsukJerux aem ei ie a e, a man an een o e. Jeus pri zu i r: ei , gau e mir, e omm die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Jhr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Jud-Lein. Abebr es komiåt die Zeit, und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den ater an eten im eist und in der Wahrheit; denn der Vater will auch haben, die ihn also anbeten. Gott ist ein Geist« und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der lWafzhrhegLanbegenf lbSprikcht das äHeLb zu ti"vh·md: J? wesiß äu? vMkiessigs kommt? Te? dachtChrisäiis Jei . enn er e ige ommen ir , o ir er’ un a e er un igen. Jeu pri zui r: Jch bin’s, der mit dir redet· Und über dem kamen seine Jünger, und es nahm sie Wunder, daß er mit dem Weibe redete. Doch sprach niemand: Was fragest du? oder: Was redest du mit ihr? Da ließ das Weib ihren Krug stehen, und ging hin in die Stadt, und spricht zu den Leuten: Kommt, sehet einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich gethan habe, ob er nicht Christus sei? Da gingen sie aus der Stadt, und kamen zu ihm. Jndeß aber ermahneten ihn die Jünger und sprachen: Gespräch mit der Samariterin. Der Königische Johannis Gefangennehmung. 15 32 Rabbi, iß. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, da wisset ihr nicht von. 33 u. 34 Da sprachen die Jünger unter einander: Hat ihm jemand zu essen gebrachtP Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, 35 und vollende sein Werk. Saget ihr nicht selber: Es sind noch vier Monden, so kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld; denn es ist schon 36 weiß zur Ernte. Und wer da schneidet, der empfähet Lohn und sammelt Frucht zum ewigen 37 Leben, auf daß sich mit einander freuen, der da säet, und der da schneidet. Denn hie ist der 38 Spruch wahr: Dieser säet, der andere schneidet. Jch habe euch gesandt zu schneiden, das ihr nicht habt gearbeitet; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit kommen. 39 Es glaubten aber an ihn viel der Samariter aus derselbigen Stadt, um des Weibes Rede 40 willen, welches da zengete: Er hat mir gesagt alles, was ich gethan habe. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er bei ihnen bliebe; und er blieb zween Tage da. 41 u. 42 Und viel mehr glaubeten um seines Worts willen, und sprachen zum Weibe: Wir glauben nun fort nicht um deiner Rede willen; wir haben selber gehöret und erkennet, daß dieser ist wahrlich Christus, der Welt Heiland. » 43 u. 44. Aber nach zween Tagen zog er aus von dannen, und zog in Galiläa. Denn er selber, 45 Jesus, zeugete, daß ein Prophet daheim nichts gilt. Da er nun in Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die gesehen hatten alles, was er zu Jerusalem auf’s Fest gethan hatte; denn sie waren auch zum Fest kommen. §. 25. Der Königische zu Kapcrnanm Joh. 4. 46 Und Jesus kam abermal gen Cana in Galiläa, da er das Wasser hatte zu Wein gemacht. 47 Und es war ein Königischen deß Sohn lag krank zu Kapernaum Dieser hörete, daß Jesus kam aus Judäa in Galiläa, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinab käme und hülfe 48 seinem Sohne; denn er war todtkrank· Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen 49 und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht. Der Königische sprach zu ihm: HErr, komm hinab, 50 ehe denn mein Kind stirbt. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebet. Der Mensch 51 glaubte dem Wort, das Jesus zuihm sagte, und ging hin. Und indem er hinab ging, begeg- 52 neten ihm seine Knechte, verkündigten ihm und sprachen: Dein Kind lebet· Da forschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm worden war. Und sie sprachen zu ihm: 53 Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde wäre, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 54 Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus that, da er aus Judäa in Galiläa kam. (Zeit der Stille: 4—5 Monat, in welche im J. 28 n. Chr. aus die Tage vom 30. März bis 5. April das Ofterfest fällt, das Jesus nur als Privatmann besucht.) §. 26. Johannis des Täufers Zeugnis; wider Herodes Antipas und seine Gcfangennehmung (Anfang Mai des J. 28 n. Chr) Nkatth 14. Z. Herodes hatte Johannem ge- rissen, gebunden und in das Ge- Fängniß gelegt, von wegen der Fig-Pius, seines Bruders Philippi et 4. · Denn Johannes hatte zu ihm gesagt; Es ist nicht recht, daß du « e t 5. Und er hätte ihn gerne ge- tödtet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten. Mark. 6. 17. Er aber, Herodes, hatte aus- gesandt und Johannem gegriffen und in das Gefängniß gelegt, um He- rodias willen, seines Bruders Phi- lippi Weib; denn er hatte sie efreiet. 18. Johannes aber fpra zu He- rodes: Es ist nicht recht, daß du deines Bruders Weib habest. Luk. Z. 19. Herodes aber, der Vierfijrst, da er von Johanne gestraft ward, um Herodias willen, seines Bruders Weib, und um alles Uebels willen, das Herodes that; 20. Ueber das alles legte er Johannem gefangen. 19. Herodias aber stellete ihm nach, und wollte ihn tödten, und konnte nicht. 20· Herodes aber fürchtete Johannem, denn er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war; »und verwahrete ihn, und gehorchte ihm in vielen Sachen, und hörete ihn gerne. 16 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu nach den vier Evangelistem Ousammciisassung der Zlterichteh Herodes aber, der Viersürst, da er von Johanne gestraft ward um Herodias willen, seines Bruders Philippi Weib, denn er hatte sie gefreiet, und um alles Uebels willen, das Herodes that, sandte aus und griff Johannem, und legte ihn gefangen. Herodias nun stellete ihm nach und wollte ihn tödten, und konnte nicht· Herodes aber fürchtete Johannem; denn er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war und das Volk ihn für einen Propheten hielt. Er verwahrete ihn also, und gehorchte ihm in vielen Sachen und hörete ihn gerne. §. 27. Jesus auf dem Pfingstfest zu Jerusalem. Heilung des Kranken am Tcichc Bethesda. (Mittwoch den 19. und Sonnabend den 22. Mai 28 n. Chr.) Joh. 5. » 1 u. 2 Darnach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf gen Jerusalem. Es ist aber zu Jerusalem bei dem Schafhaufe ein Teich, der heißt auf Ebräisch Bethesda, nnd hat fünf Hallen, 3 in welchen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Dürre; die warteten, wenn sich das Wasser be- 4 wegte. Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich, und bewegte das Wasser. Welcher nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hinein stieg, der ward gesund, mit 5 welcherlei Seuche er behaftet war. Es war aber ein Mensch daselbst, acht und dreißig Jahr 6 krank gelegen. Da Jesus denselbigen sahe liegen und vernahm, daß er so lang gelegen war, 7 fpricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe · keinen Menschen, wenn das Wasser sich beweget, der mich in den Teich lasse; und wenn ich 8 komme, so steiget ein Anderer vor mir hinein. Jesus fpricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein 9 Bette und gehe hin. Und alsbald ward der Mensch gesund, und nahm sein Bette und ging hin. 10 Es war aber desselbigen Tages der Sab·bath. Da sprachen die Juden zu dem, der gesund war 11 worden: Es ist heute Sabbath; es ziemt dir nicht, das Bette zu tragen. Er antwortete ihnen: 12 Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm dein Bette und gehe hin. Da fragten sie 13 ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bette und gehe hin? Der aber gesund war worden, wußte nicht, wer er war; denn Jesus war gewichen, da so viel Volks an 14 dem Ort war. Darnach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist gesund worden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Aergeres widerfahre. 15 Der Mensch ging hin, und verkündigte es den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht 16 habe. Darum verfolgten die Juden Jesum, und suchten ihn zu tödten, daß er solches gethan 17 hatte auf den Sabbath. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirket bisher, und Jch 18 wirke auch. Darum trachteten ihm die Juden nun viel mehr nach, daß sie ihn tödteten, daß er nicht allein den Sabbath brach, sondern sagte auch, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst 19 Gott gleich. Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von ihm selbst thun, denn was er siehet den Vater thun; denn was 20 derselbige thut, das thut gleich auch der Sohn. Der Vater aber hat den Sohn lieb, und zeiget ihm alles, was er thut; und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern 21 werdet. Denn wie der Vater die Todten auferwecket und macht sie lebendig: also auch der 22 Sohn macht lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat 23 er dem Sohne gegeben, auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den 24 Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort höret, und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben, und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, daß die Todten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben. 26 Denn wie der Vater das Leben hat in ihm selbst: also hat er dem Sohne gegeben das Leben 27 zu haben in ihm selbst. Und hat ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum, daß 28 er des Menschen Sohn ist. Verwundert euch deß nicht. Denn es kommt die Stunde, in welcher 29 Alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören; und werden hervor gehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Uebels gethan haben, zur Aufer- 30 stehung des Gerichts. Jch kann nichts von mir selbst thun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht nieinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich 31 u. 32 gesandt hat. So ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugniß nicht wahr. Ein Anderer Jesus zu Jerusalem. Heilung des Kranken am Teiche Bethesda. 17 33 ist es, der von mir zeugetz und ich weiß, daß das Zeugniß wahr ist, das er von mir zeuget. Jhr 34 schicktet zu Johanne, und er zeugete von der Wahrheit. Jch aber nehme nicht Zeugniß von 35 Menschen; sondern solches sage ich, auf daß ihr selig werdet. Er war aber ein brennend und 36 scheinend Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein von seinem Licht. Jch aber habe ein größer Zeugnis» denn Johannis Zeugnißz denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, dieselbigen Werke, die ich thue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt 37 habe. Und der Vater, der mich gesandt hat, derselbige hat von mir gezeuget. Jhr habt nie 38 weder seine Stimme gehöret, noch seine Gestalt gesehen; und sein Wort habt ihr nicht in euch 39 wohnend; denn ihr glaubet dem nicht, den Er gesandt hat. Suchet in der Schrift, denn ihr 40 meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen, und sie ist’s, die von mir zeuget; und ihr wollt 41 nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet. Jch nehme nicht Ehre von Menschen. 42 u. 43 Aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe in euch habt. Jch bin kommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmet mich nicht an. So ein Anderer wird in seinem eigenen Namen 44 kommen, den werdet ihr annehmen. Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre von einander nehmet? 45 und die Ehre, die von Gott allein ist, suchet ihr nicht. Jhr sollt nicht meinen, daß Jch euch vor dem Vater verklagen werde. Es ist einer, der euch verklagt, der Moses, aus welchen ihr 46 hofset. Wenn ihr Mosi glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. 47 So ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben? » Dritter Abschnitt. gsirlisamlieit Hesu in sHalilcia bis zur Bergpredigt (Ein Zeitraum von 10 Monaten.) §. 28. Jesus in der Schule zu Nazareth, Verstoßung von dort und Uebersiedelung nach Kapernau"m. (Sonnabend den 29. Mai des J.28.) Muth. 4. 12. Da nun Jesus hörete, daß Johannes überantwortet war, zog er m das galiläis e Land. 13. Und verlie die Stadt Na- zareth, kam und wohnete zu Ka- pernaum. Mark. 1. 14. NachdemaberJohannesüber- antwortet war, kam Jesus in Ga- liläa, und predigte das Evangelium vom Reich Gottes, 15. Und sprach: Die Zeit ist er- füllet, und das Reich Gottes ist her- Luk. 4. 14. Und Jesus kam wieder in des Geistes Kraft in Galiläa, und das Gerücht erscholl von ihm durch alle umlie ende Orte. 15. Un er lehrete in ihren Schulen, und ward von jedermann bei gekommen. Thut Buße, und glaubet an das Evangelium. Gnsnmmciifiissutig der Gerichts) Da nun Jesus hörete, daß Johannes überantwortet war, zog er in das galiläische Land. (Luk. 4, 16sf.:) Und er kam gen Nazareth, da er erzogen war, und ging in die Schule nach seiner Gewohnheit am Sabbathtage, und stund aus und wollte lesen. Da ward ihm das Buch des Propheten Jesajas gereicht. Und da er das Buch herum warf, fand er den Ort, da geschrieben stehet: Der Geist des HErrn ist bei mir; derhalben er mich gesalbet hat, und gesandt zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßeneii Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht, und den Zerschlagenem daß sie frei und ledig sein sollen; und zu predigen das angenehme Jahr des HErrn. Und als er das Buch zuthat, gab er’s dem Diener, und setzte sich. Und Aller Augen, die in der Schule waren, sahen auf ihn. Und er fing an zu sagen zu ihnen: Heute ist diese Schrift erfüllet vor euren Ohren. Und sie gaben alle Zeugniß von ihm, und wunderten sich der holdseligen Worte, die aus seinem Munde gingen, und sprachen: Jst das nicht Josephs Sohn? Und er sprach zu ihnen: Jhr werdet freilich zu mir sagen dies Sprüchwortx Arzt, hilf dir selber; denn wie große Dinge haben wir gehört zu Kapernaum gescheheUP Thue auch also hie in deinem Vaterlande. Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterlande. Aber in der Wahrheit sage ich euch: Es waren viel Wittwen in Jsrael zu Elias Zeiten, da der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monden, da eine große Theurung war DächsePs Bibclwerc VI. (N. T. ll.) SUppsemekkhBogen 2 gepreis et. 18 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — 1I1. Abschnitt. im ganzen Lande; und zu deren keiner ward Elias gesandt, denn allein gen Sarepta der Sidonier zu einer Wittwe. Und viel Aussätzige waren in Jsrael zu des Propheten Elisä Zeiten; und der keiner ward gereiniget, als allein Naeman aus Syrien. Und sie wurden voll Zorns Alle, die in der Schule waren, da sie das höreten, und stunden auf und stießen ihn zur Stadt hinaus, und führeten ihn auf einen Hügel des Berges, darauf ihre Stadt gebauet war, daß sie ihn hinab stürzeten Aber er ging mitten durch sie hinweg, und kam gen Kapernauny in die Stadt Galiläas, (Matth. 4, 13 fs.:) die da liegt am Meer, an den Grenzen Zabulon und Nephthalim, aus daß erfüllet würde, das da gesagt ist durch den Propheten Jesajas, der da spricht: Das Land Zabulon und das Land Nephthalim, am Wege des Meers, jenfeit des Jordans, und die heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsterniß saß, hat ein.großes Licht gesehen, und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen. Von der Zeit an sing Jesus an zu predigen, und zu sagen: Thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeikommen. §. 29. Petri Fischzug nnd Berufung von vier Jüngern zu beständiger Nachfolga (Freitag den 4. Juni 28 n. Ehr.) Matth. 4. 18. Als nun Jesus an dem galiläischen Meer ging, sahe er zween Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze in das Meer, denn sie waren Fischen 19. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen. 20. Bald verließen sie ihre Netze, und folgten ihm nach. 21. Und da er von dannen sürbaß ging, sake er zween andere Brüder, Jakobum, den Sohn Ze edäi, und Johannem, seinen Bruder, im Schiff, mit ihrem Vater Zebedäo, daß sie ihre Netze slickten; und er rief sie. 22. Bald verließen sie das Schiff und ihren Vater, Mark. 1. 16. Da er aber an dem galiläischen Meer ·ing, sahe er Simon und Andreas, seinen Bruder, daß sie Netze ins Meer warfen, denn sie waren Fischer « 17.· Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach, ich will euch zu Mens enfischern machen. 18. Alsobald verlie en sie ihre Netze, und folgten ihm nach. 19. Und da er von dannen ein wenig sürbaß ging, sahe er Jakobum, den So n Zebedäi, und Johannem, seinen Bruder, daß sie ie Netze im Schiff flickten; und bald rief er sie. 20. Und sie ließen ihren Vater Zebedäum im Schiff mit den Tagelöhnerm und folgten ihm nach. und folgten ihm nach. Luk. 5. 1 Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drang, zu hören das Wort Gottes, und er stund 2 am See Genezareth, und sahe zwei Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren ausgetreten, 3 und wuschen ihre Nctzet trat er in der Schisse eines, welches Simonis war, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande führte. Und er setzte sich, und lehrete das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: Fahre auf die Höhe, und werfet 5 eure Netze aus, daß ihr einen Zug thut. Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfein Und da sie das thaten, beschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Schisse voll, also, daß sie sanken. Da das Simon Petrus sahe, fiel er Jesu zu den Knieen, und sprach: HErr, gehe von mir hinaus, ich bin ein 9 sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken ankommen, und Alle, die mit ihm waren, 10 über diesem Fischzug, den sie mit einander gethan hatten; desselben gleichen auch Jakobum und Johannem, die Söhne Zebedäi, Simonis Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht, denn von nun an wirst du Menschen sahen. 11 Und sie führten die Schisse zu Lande, und verließen alles, und folgten ihm nach. -P« NOT §. 30. Jesus in der Schule zu Kapernaiim. Heilung eines Besessenen. (Sonnabend den 5. Juni 28 n. Ehre) Mark. 1. 21. Und sie gingen gen Kapernaiiny und bald an den Sabbathen ging er in die Schule, und lehrete. 22· Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrete gewaltiglich, und nicht wie die Schriftgelehrtein Luk. 4. sit. Und er lehrete sie an den Sabbathem M. Und sie verwunderten sich seiner Lehre; denn seine Rede war gewaltig. Wirksamkeit Jesu in Galiläa bis zur Bergpredigi. ——Jesus in der Schule zu Nazareth. 19 23. Und es war in ihrer Schule ein Mensch, be- sessen mit einem unsaubern Geist, der schrie, 242 Und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schafsen, Jesu von Nazareth? Du bist kommen, uns zu verderben. Jch weiß, wer du bist, der Heilige Gottes. AS. Und Jesus bedräuete ihn, und sprach: Ver- stumme, und fahre aus von ihm. 26. Und der unsaubere Geist riß ihn, und schrie laut, und fuhr aus von ihm. 27. Und sie entsetzteii sich alle, also, daß sie unter einander sich befragten, und sprachen: Was ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebietet mit Gewalt den unsaubern Geistern, und sie gehorchen ihm. 28. Und sein Gerücht erscholl bald umher in die Grenze Galiläa R. Und es war ein Mensch besessen mit einem nnsaubern Teufel. in der Schule, Und der schrie laut, 34. Und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu von Nazareth? Du bist kommen, uns zu verderben. Jch weiß, wer du bist, nämlich der Heilige Gottes. ins. Und Jesus bedräuete ihn, und sprach: Ver: stumme, und fahre aus von ihm! Und der Teufel warf ihn mitten unter sie, und fuhr von ihm aus, und that ihm keinen Schaden. 36. Und es kam eine Furcht über sie alle, und redeten mit einander und sprachem Was ist das für ein Ding? Er gebietet mit Macht und Gewalt den un- saubern Geistern, und sie fahren aus. 37. Und es erscholl sein Geschrei in alle Oerter des umliegenden Landes. Gusaniinenfassnng dri- Weithin) Und sie gingen gen Kapernauim Und bald an den Sabbathen ging er in die Schule und lehrete. Und sie verwunderten sich seiner Lehre; denn seine Rede war gewaltig, und er lehrete nicht wie die Schriftgelehrten. Und es war ein Mensch in der Schule, besessen mit einem unsauberen Geist; der schrie laut und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schafsen, Jesu von Nazareth? du bist kommen, uns zu verderben. Jch weiß, wer du bist, nämlich der Heilige Gottes. Und Jesus bedräuete ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der unsaubere Geist riß ihn und warf ihn mitten unter sie, und schrie laut und fuhr von ihm aus, und that ihm keinen Schaden Und sie entsetzten sich Alle, also daß sie unter einander sich befragten und sprachen: das für ein Ding? was ist das für eine neue Lehre? Geistern, und sie gehorchen ihm und fahren aus. umliegenden Landes. §. 31. Was ist Er gebietet mit Gewalt den nnsaubern Und es erscholl sein Geschrei in alle Oerter des Heilung der Schwiegermutter Petri und vieler andrer Kranken. Matth. s. 14. Und Jesus kam in Petri Hans, und sahe, daß seine Schwieger lag und hatte das Fieber. 15. Da griff er ihre Hand an, und das Fieber verließ sie. Und sie stund auf, und dienete ihnen. 16. Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister ans mit Worten, und n1achte allerlei Kranke gesund. 17. Artf daß erfiillet würde, das gesagt ist durch den Propheten Jesaias, der da sprichtx Er hat unsere Schwachheit auf sich genom- men, nnd unsere Seuche hat er getragen. Mark. I. 29. Und sie gingen bald aus der Schule, und kamen in das Haus Simonis und Andreas, mit Jakobo und Jo anne. 80. Und die chwieger Simonis lag und hatte das Fieber; und alsobald sagten sie ihm von ihr. St. Und er trat zu ihr und rich- tete sie aus, und hielt sie bei der Hand; nnd das Fieber verließ sie bald, und sie dienten ihnen. Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm allerlei Kranke und Besessene. Und die ganze Stadt ver- sarnmelte sich vor der Thür. 34. Und er half vielen Kranken, die mit niaiicherlei Senchen beladen waren; und trieb viele Teufel aus, und ließ die Teufel nicht reden, denn sie kannten ihn. Ousanimenfiissnng der Zclerichteh Luk. 4. 38. Und er stund auf aus der Schule, und kam in Simonis Haus. Und Sin1onis Schtoieger war mit einem harten Fieber be- haftet, und sie baten ihn für sie. 39· Und er trat zu ihr, und gebot dem Fieber, und es verließ sie. Und bald stund sie auf und dienete ihnen. 4(). Und da die Sonne unter- gegangen war, alle die, so Kranke hatten, mit niancherlei Seuchen, brachten sie zu ihm. Und er legte auf einen jeglichen die Hände, und machte sie gesund. 41. Es fuhren auch die Teufel ans von vielen, schrieen und spra- chen: Du bist C ristus, der Sohn Gottes. Und er edräuete sie, und ließ sie nicht reden; denn sie wußten, daß er Christus war. Und sie gingen bald aus der Schule, und kamen in das Haus Simonis mit Jakobo und Johanne. ihm von ihr und baten ihn für sie. nnd hielt sie bei der Hand; und das Fieber verließ sie. Und Siinoiiis Schwieger war mit einein harten Fieber behaftet, und alsobald sagten sie Und er trat zu ihr und gebot dem Fieber, und richtete sie auf Und bald stund sie ans und dienete ihnen. Am Abend aber, da die Sonne untergegaiigeti war, brachten sie zu ihm allerlei Kranke und Besessene; und die ganze Stadt versannnelte sich vor der Thür. Und er half den Kranken, die mit 217 20 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —— III. Abschnitt. mancherlei Seuchen beladen waren, und legte auf einen jeglichen die Hände und machte sie gesund. Auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten Jesaias, der da spricht: Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Seuche hat er getragen. Es fuhren auch die Teufel aus von Vielen, schrieen und sprachen: Du bist Christus, der Sohn Gottes. Und er bedräuete sie und ließ sie nicht reden; denn sie wußten, daß er Christus war. §. 32. Ausbruch von Kapernaum, um auch andern Städten zu predigen. (Sonntag den 6. Juni 28 n· Chr) Mark. 1. 35. Und des Morgens vor Tage stund er auf und ging hinaus. Und Jesus ging in eine wüste Sätte, und betete daselbst. 36. Und Petrus mit denen, die bei ihm waren, eilten ihm nach. 37. Und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich. Luk. 4. 42. Da es aber Tag ward, ging er hinaus an eine wüste Stätte; und das Volk suchte ihn, und kamen zu ihm, und hielten ihn auf, daß er nicht von ihnen ginge. 43. Er aber sprach zu ihnen: Jch muß auch andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt 38. Und er sprach zu ihnen: Laßtuns in die nächsten 44. Und er predigte in den Schulen Galiläa’s. Städte ehen, daß ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich ommen. 39. Und er predigte in ihren Schulen in ganz Galiläa, und trieb die Teufel aus. Gusummeufnssung der Berichte) Und des Morgens vor Tage stund er auf, und ging hinaus an eine wüste Stätte und betete daselbst; und das Volk suchte ihn. Und Petrus mit denen, die bei ihm waren, eilten ihm nach; und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann suchet dich. Er aber sprach zu ihnen: Jch muß auch andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt. (Matth. 4, 23—25:) Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich, und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk. Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland, und sie brachten zu ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet, die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und er machte sie alle gesund. Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande, und von jenseit des Jordan. §. 33. Jesus, nach der Ruhezeit im Juli und August seine Thätigkeit in Kapernaum wieder aufnehmend, heilt die achtzehnjähtige Kranke. (Sonnabend den 4. September 28 n. Chr.) Luk. II. 10 u. 11 Und er lehrete in einer Schule am Sabbath. Und siehe, ein Weib war da, das hatte einen Geist der Krankheit achtzehn Jahre, und sie war krumm und konnte nicht wohl aussehen. 12 Da sie aber Jesus sahe, rief er sie zu sich, und sprach zu ihr: Weib, sei los von deiner 13 Krankheit! Und legte die Hände auf sie; und alsobald richtete sie sich auf, und pries Gott. 14 Da antwortete der Oberste der Schule, und ward unwillig, daß Jesus auf den Sabbath heilete, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, darinnen man arbeiten soll; in denselbigen 1-5 kommt und laßt euch heilen, und nicht am Sabbathtage. Da antwortete ihm der HErr und sprach: Du Heuchleri Löset nicht ein jeglicher unter euch seinen Ochsen oder Esel von der 16 Krippe am Sabbath, und führet ihn zur,Tränke? Sollte aber nicht gelöset werden am Sabbath diese, die doch Abrahams Tochter ist, von diesem Bande, welches Satanas gebunden hatte nun 17 wohl achtzehn Jahr? Und als er solches sagte, mußten sich schämen alle, die ihm zuwider ge- wesen waren; und alles Volk sreuete sich über alle herrliche Thaten, die von ihm geschahen. Die erste Seepredigt. Berufung des Thomas und Stillung des Seesturms 21 §. 34. Seepredigt in Gleichnissen und Beschluß iiber das Meer zu fahren. Berufung des Thomas Muth. 13 u. s. Xlll. 31. Ein anderes Gleichniß legte er ihnen vor, und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Sens- korn, das ein Eijiensch nahm und säete es auf seinen Acker. 32. Welches das kleinste ist unter allen Samen; wenn es aber er- wächst, so ist es das größeste unter dem Kohl, und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kom- men, und wohnen unter seinen Zweigen. · 33. Ein anderes Gleichniß redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist einem Sauerteige gleich, den ein Weib nahm, und vermen te ihn unter drei Scheffel Mehl, is daß es gar durchsäuert ward. 44. Abermal ist gleich das Him- melreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand, und verbarg ihn, und ging hin vor Freuden über denselben, und ver- kaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. 45. Abermal ist gleich das Him- melreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. 46. Und da er Eine köftliche Perle fand, ging er hin, und ver- kaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbe. Vlll. 18. Und daJesus vielVolks um sich sahe, hieß er hinüber jen- seit des Meers fahren. 19. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrtep der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehest « · 20. Jesus sagte zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. 21. Und ein anderer unter sei- nen Jüngern sprachzu ihm: HErr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe. 22. Aber Jesus sprax zu ihm: Folge du mir, odten begraben. W. Und er trat in das Schisf, und seine Jünger und laß die Todten ihre folgten ihm. und Stillung des Seesturms. (Sonntag den 5. September) Mark. 4. 30. Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes ver leichen? Und durch welch Gleichni wollen wir es vorbilden? 31. Gleichwie ein Senfkorm wenn das gesäet wird auf’s Land, so ist es das kleinste unter allen Samen auf Erden; 32. Und wenn es gesäet ist, so nimmt es zu, und wird größer, denn alle Kohlkräutey und gewinnet große Zweige, also, daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort, nachdem sie es hören konnten. 35. Und an demselbigen Tage des Abends sprach er zu ihnen: Laßt uns hinüber fahren. 36. Und sie ließen das Volk zehen, und nahmen ihn, wie er im iff war; und es waren mehr S iffe bei ihm. 37· Und es erhub sich ein großer Windwirbel, und warf die Wellen in das Schisf, also, daß das Schiff voll ward. 38. Und er war hinten auf dem Schisf, und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts darnach, daß wir verderben? 39. Und er stund auf, und be- dräuete den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig, und ver- stumme! Und der Wind legte sich, und ward eine große Stille. 40. Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam! Wie, daß ihr keinen Glauben habt! 41. Und sie fürchteten sich sehr, und sprachen unter einander: Wer ist Der? Denn Wind und Meer sind ihm gehorsam. Luk. 13. i) u. 8. Xlll. 18. Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem soll ichs vergleichen? 19. Es ist einem Senfkorn gleich, welches ein Mensch nahm und warfs in seinen Garten; und es wuchs und ward ein großer Baum, und die Vögel des Himmels wohneten unter seinen Zweigen. 20. Und abermal sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen? 21. Es ist einem Sauerteige gleich, welchen ein Weib nahm und verbarg ihn unter drei Scheffel Mehls, bis daß es gar sauer war . lx. 57. Es begab sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Jch will dir folgen, wo du hinge est. 58. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. 59. Und er sprach zu einem Andern: Folge mir nach. Der sprach aber: HErr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater be rabe. 60. ber Jesus sprach zu ihm: Laß die Todten ihre Todten be- graben; gehe du aber hin, und verkündige das Reich Gottes. Vlll. 22. Und es begab sich auf der Tage einen, daß er in ein Schisf trat, sammt seinen Jüngern. Und er sprach zu ihnen: Laßt uns über den See fahren. Sie stießen vom Lande. 23. Und da sie schifsten, entschlief er. Und es kam ein Windwirbel auf den See, und die Wellen über- fielen sie, und stunden in großer Gefahr· 24. Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Wassers Meister, Meister, wir verderben. Da stund er auf, und bedräuete den Wind und die Wogen des · und es ließ ab, und ward eine Stille. 25. Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? 24. Und siehe, da erhub sich ein groß Ungestüm im Meer, also, daß auch das Schissleiu mit Wellen bedeckt ward; und er schlief. 25. Und die Jünger traten zu ihm, und weckten ihn auf und sprachen: HErr, hilf uns, wir verderben! 26· Da sagte er zu ihnen: Jhr Klein läubigen, waruni seid ihr so furchtsam? Und stund aus, und be- dräuete den Wind und das Meer; da ward es ganz stille. Sie fürchteten sich aber, und verwunderten sich, und sprachen unter einander: Wer ist dieser? Denn er gebietet dem Wind und dem Wasser, und sie sind ihm gehorsam. 27. Die Menschen aber verwunderten sich, und sprachen: Was ist das fiir ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist? 22 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2e. — 1II. Abschnitt. Qöusamineufassung d« Berichte) Und es begab sich der Tage einen, daß er in ein Schiff trat, sammt seinen Jüngern. Und da er viel Volk um sich sahe, sprach er: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen? und durch welch Gleichniß wollen wir es vorbilden? Es ist einem Senskorn gleich, welches ein Mensch nahm und warf’s in seinen Garten; welches, wenn es gesäet wird auf’s Land, so ist es das kleinste» unter allen Samen auf Erden, wenn es aber erwächst, so ist es das größte unter dem Kohl. Und es wuchs und ward ein großer Baum, und die Vögel des Himmels wohnten unter seinen Zweigen. Und« abermal sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist einem Sauerteige gleich, den ein Weib nahm und vermengete ihn unter drei ScheffelMehls, bis daß es gar durchsäuert ward. — Abermal ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand nnd verbarg ihn, und ging hin vor Freuden über demselbigen und verkaufte alles, was er hatte, nnd kaufte den Acker. Abermal ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er Eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbige. —— Durch solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort, nachdem sie es hören konnten. Und an demselbigen Tage des Abends sprach er zu den Jüngern: Laßt uns hinüber jenseit —des Meeres fahren. Und sie ließen das Volk gehen, und nahmen ihn, wie er im Schiff war; und es waren mehr Schiffe bei ihm. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehest. Jesus sagte zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er fein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem Andern: Folge mir nachl Der sprach aber: HErr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Todten ihre Todten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes. Und da sie schifften, war er hinten auf dem Schiff und entschlief auf einem Kissen. Und siehe, es kam ein Windwirbel auf den See, und erhub sich ein groß Ungestüm im Meer, also daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und sie stunden in großer Gefahr. Und die Jünger traten zu ihm, und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, hilf uns! fragst du nichts darnach, daß wir verderben? Und er stund auf, nnd bedräuete den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstummel Und der Wind legte sich, und ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam! Wie, daß ihr keinen Glauben habt? Sie fürchteten sich aber, und ver- wunderten sich, und sprachen unter einander: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist? §. 35. Jesus bei den Gadarenem (Montag den 6· September) Matth. 8. 28. Und er kam jenseit des Meers, in die Gegend der Gerge- sener. Da liefen ihm entgegen zween Befessene, die kamen aus den Todtengräbern, und waren sehr grimmi , also, daß niemand dieselbe Stragße wandeln konnte. 29. Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zn thun? Bist du herkommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist? 30. Es war aber ferne von ihnen eine große Heerde Säue an der Weide. « 31. Da baten ihn die Teufel, und sprachen: Willt du uns ans- treiben, so erlaube uns in die Heerde Säue zu fahren. 32. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus, und fuhren in die Heerde Seine. Und siehe, die ganze Heerde Säue stürzte fich mit Mark. 5. I. Und sie kamen jenseit des Meers, in die Gegend der Ga- darener. 2. Und als er aus dem Schiff trat; lief ihm alsobald entgegen aus den Gräbern ein besessener Mensch mit einem unsaubern Geist, Z. Der seine Wohnung in den Gräbern hatte. Und niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten. 4. Denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden ewesen, und gatte die Ketten abgerissen, und die esseln zerrieben, und niemand konnte ihn zähmen. 5. Und er war allezeit, beide Tag und Nacht, auf den Bergen, und in den Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen. 6. Da er aber Jesum sahe von ferne, lief er zu, und fiel vor ihm nieder, schrie laut, nnd sprach: 7. Was habe ich mit dir zu Luk. 8. 26. Und sie schifften fort in die Gegend der Gadarener, welche ist gegen Galiläa über. 27. Und als er austrat auf das Land, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Teufel von langer Zeit her, und that keine Kleider an, und blieb in keinem Hause, sondern in den Gräbern. « . Da er aber Jesum sahe, schrie er, und fiel vor ihm nieder, und rief laut und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu, du Sohn Gottes des AlIerhöchstenP Jch bitte dich, du wollest mich nicht quälen. 29. Denn er gebot dem uziysam bern Geist, daß er von dem en- schen ausführez denn er hatte ihn lange Zeit geplagt. Und er war mit Ketten gebunden, und mitFesseln gefangen, und zerriß die Bande, und ward getrieben vom Teufel in die Wüste. Jesus bei den Gadarenern. 23 einem Sturm in’s Meer, und er- soffen im Wasser. gingen hin in die Stadt, und sagten das alles, und wie es mit den Be- sessenen ergan ganze Stadt heraus Jesu ent- gegen. » baten sie ihn, daß er von ihrer Grenze weichen wollte. Galiläa über. thun, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Jch beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quäiest 8. Er aber sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen! 9. Und er fragte ihn: Wie heißest du? Und er antwortete und sprach: Legion heiße ich, denn unserer ist viel. 10. Und er bat ihn sehr, daß er sie nicht aus derselben Gegend triebe. U. Und es war daselbst an den Bergen eine große Heerde Säue an der Weide. 12. Und die Teufel baten ihn alle, und sprachen: Laß uns in die Säue fahren! 13· Und alsobald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die unsaubern Geister aus, und fuhren in die Säue; und die Heerde stürzte sich mit einem Sturm in’s Meer (ihrer waren aber bei zwei tausend), und er- soffen im Meer. 14. Und die Sauhirten flohen, und verkündigten das in der Stadt, und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus zu sehen, was da ge- schehen war. 15. Und kamen zu Jesu, und sahen den, so von den Teufeln besessen war, daß er saß, und war bekleidet und vernünftig, und fürchsteten sich. 16. Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem esesfenen widerfahren war, und von den Säuen. 17. Und sie fingen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend zöge. 18. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, daß er möchte bei ihm sein. « 19. Aber Jesus ließ es ihm nicht zu, sondern sprach« zu ihm: Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen, und verkündtge ihnen, wie große Wo lthat dir der HErr gethan, und sich deiner erbarmet hat. 20. Un er ging hin, und fing an auszurufen in den zehn Städten, wie große Wohlthat ihm Jesus gethan hatte. Und jedermann ver- wunderte sich. 33. Und die Hirten flohen, und en war. · 34. Und siehe, da ging die Und da sie ihn sahen, 30. Und Jekus fragte ihn nnd sprach: Wie hei est du? Er sprach: Legion; denn es waren viele Teufel in ihn glefahren 3l. nd sie baten ihn, daß er sie nicht hieße in die Tiefe fahren. 3·2. Es war aber daselbst eine große Heerde Säue an der Weide auf dem Berge. Und sie baten ihn, daß er ihnen erlaubte, in dieselben zu fahren. Und er erlaubte ihnen. 33. Da fuhren die Teufel aus von dem Men chen, und fuhren in die Säue; und die Heerde stürzte sich mit einem Sturm in den See, und ersoffen. 34. Da aber die Hirten sahen, was da geschah,,- flohen sie, und verkündi ten es in der Stadt und in den örfern. 35. Da gingen sie hinaus zu sehen, was da geschehen war; und kamen zu Jesu, und fanden den Mens en, von welchem die Teufel ausge ahren waren, sitzend zu den FüßenJesu, bekleidet und vernünftig; und erschraken. 36 Und die es gesehen hatten, verkündigten es ihnen, wie der Be- sessene war gesund worden. 3 . Und es bat ihn die ganze Menge der umliegenden Länder der Gadarener, daß er von ihnen ginge. Denn es war sie eine große Furcht ankommen. Und er trat in das Schiff, und wandte wieder um. 38. Es bat ihn aber der Mann, von dem die Teufel ausgefahren waren, daß er bei ihm möchte sein. Aber Jesus ließ ihn von sich und sprach : 39. Gehe wieder heim, und sage, wie große· Dinge dir Gott gethan hat. Und er ging hin, und predigte durch die ganze Stadt, wie große Dinge Ihm Jesus gethan hatte. » Qusammenfussung ver III-richte) Und sie kamen jenseit des Meers, in die Gegend der Gergesener (Gadarener), welche ist gegen Und als er austrat auf das Land, lief ihm alsobald entgegen aus den Gräbern ein besessener Mensch, der hatte Teufel von langer Zeit her und that keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern hatte seine Wohnung in den Todtengräbem Und niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten; denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben, und niemand konnte ihn zähmen. Und er war allezeit, beide Tag und Nacht, auf den Bergen und in den Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen, und war sehr grimmig, also daß niemand dieselbe Straße wandeln konnte. Da er aber Jesum sahe von ferne, lief er zu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, o Jesu, du Sohn Gottes des AllerhöchsteUP Jch beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälest! Er aber sprach zu ihm: Fahre ans, du unsauberer Geist von dem Menschen! Und Jesus fragte ihn und sprach: Wie heißest du? Und er antwortete und sprach: Legion heiße ich, denn unser ist viel. Und die Teufel baten, daß er sie nicht hieße in die Tiefe fahren und nicht aus derselben Gegend triebe. Es war aber daselbst eine große Heerde Säue an der Weide, ferne von ihnen auf dem Berge; und sie baten ihn, daß er ihnen erlaubte, in dieselben zu fahren. Und alsobald erlaubte es ihnen Jesus und sprach: Fahret hin! Da fuhren die Teufel aus von dem Menschen und fuhren in die Säue; und siehe, die ganze Heerde Säue stürzte sich mit einem Sturm in’s Meer (ihrer waren aber bei zweitausend) und ersoffen im Wasser. Da aber die Hirten sahen, was da geschah, flohen sie und verkündigten es in der Stadt und in den Dörfern. Und sie gingen hinaus zu sehen, was da ge- schehen war; und kamen zu Jesu und fanden den Menschen, von welchem die Teufel ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und erschracken Und die es gesehen 24 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- III. Abschnitt. hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war und wie er war gesund worden. Und sie singen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend zöge; denn es war sie eine große Furcht an- kommen. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Mann, von dem die Teufel ausgesahren waren, daß er bei ihm möchte sein. Aber Jesus ließ es ihm nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen, und verkündige ihnen, wie große Wohlthat dir der HErr gethan und sich deiner erbarmet hat. Und er ging hin und sing an auszuruseii in den zehn Städten, wie große Wohlthat ihm Jesus gethan hatte. Und jedermann verwunderte sich. §. se. Die Heilung des Gichtbriichigeu zu Kapernaum Muth. o. 1. Da trat er in das Schisf, und fuhr wieder herüber, und kam in seine Stadt. 2. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sahe, sprach er zu dem Gichtbrüchigeu: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. 3. Und siehe, etliche unter den Sikristgelehrten spra en bei sich sel st: Dieser lüstert ott. 4. Da aber Jesus danken sahe, sprach er: denket ihr so Arges in Herzen? 5. Welches ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden ver e en; oder zu sagen: Stehe au und wandele? 6. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe auf Erden die Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gicht- brüchigem Stehe auf, hebe dein Bette auf, und gehe heim! J. Und er stund auf, und ging eim. 8. Da das Volk das sahe, ver- wunderte es sich, und pries Gott, der solche Macht den Menschen ge- geben hat. ihre Ge- Warum euren (Montag den 6. September) Mark. 2. 1. Und über etliche Tage ging er wiederum gen Kapernaum; und es ward ruchbar, daß er im Hause war. 2. Und alsobald versammelten sich Viele, also, daß sie nicht Raum atten auch draußen vor der hür; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen Gichtbrü- chigen, von Vieren getragen. 4. Und da sie nicht konnten bei ihn kommen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und ruben es auf, und ließen das ette hernieder, da der Gichtbrüchige innen lag. 5. Da aber Jesus ihren Glauben sahe, sprach er zu dem Gichtbrüchigem Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. 6. Es waren aber etlicheSchrift- gelehrte, die saßen allda, und ge- dachten in ihren Herzen: 7. Wie redet dieser solche Gottes- lästerung? Wer kann Sünde ver- geben, denn allein Gott? 8. Und Jesus erkannte bald in seinem Geist, daß sie also gedachten bei sich selbst; und sprach zu ihnen: Was gedenket ihr solches in euren Herzen? I. Welches ist leichter, zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben; oder: Stehe auf, nimm dein Bette und wandele? 10. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe» zu vergeben die Sünden auf Erden, sprach er zu dem Gicht- brüchigent 11. Jch sage dir, stehe auf, nimm dein Bette, und gehe heim. 12. Und alsobald stund er auf, nahm sein Bette, und ging hinaus vor allen; also, daß sie sich sprachem Bettlein auf, darauf er geleget war, und ging heim, und pries Gott. 26. Und sie entsetzten sich alle, und priesen Gott, und wurden voll Furcht, und sprachen: heute seltsame Dinge gesehen. alle entsetzten, und priesen Gott, und Wir haben solches noch nie gesehen. Ousummenfiissuiig der Zier-inne) But. 5. « 17. Und es begab sich auf einen Tag, da er lehrete, und saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten, die da kommen waren aus allen Märkten in Galiläa und Judäa, und von Jerusalem. Und die Kraft des HErrn ging von ihm, und half jedermann. 18. Und siehe, etliche Männer brachten einen Menschen auf einem Bette, der war gichtbrüchig; und sie suchten, wie sie ihn hinein brächten und vor ihn legten. 19. Und da sie vor dem Volk nicht fanden, an welchem Ort sie ihn inein brächten; stiegen sie aus das ach, und ließen ihn durch die Ziegel hernieder mit dem Bettlein, mitten unter sie, vor Jesum. 2(). Und da er ihren Glauben Ehe, sprach er zn ihm: Mensch, eine Sünden sind dir vergeben. 21. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an zu denken und sprachen: Wer ist der, daß er Gotteslästerung redet? Wer kann Sünde vergeben, denn allein Gott? 22. Da aber Jesus ihre Ge- danken merkte, antwortete er, und sprachzu ihnen: Was denket ihr in euren Herzen? 23. Welches ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben? oder zu sagen: Stehe auf und wandele? 24. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat auf Erden Sündenzu vergeben, cprach er zu dem Gichtbruchigenx Jch sa e dir, stehe auf, und hebe in ettlem auf, u he heim. 25. Und alsobald stund er auf vor ihren Augen, und hub das Wir haben Und er fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt, gen Kapernaum Und es ward ruchbar, daß er im Hause war; und alsobald versammelten sich Viele, also daß sie nicht Raum hatten auch draußen vor der Thür, und saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten, die da kommen waren aus Heilung des Gichtbrüchigeir. Berufung des Matthäns und Gastmahl bei ihm. 25 allen Märkten in Galiläa und Judäa, und von Jerusalem. Und er sagte ihnen das Wort; und die Kraft des HErrn ging von ihm und half jedermann. Und siehe, etliche Männer brachten einen Menschen auf einem Bette, von Vieren getragen, der war gichtbrüchig; und sie suchten, wie sie ihn einbrächten und vor ihn legten· Und da sie vor dem Volk nicht fanden, an wclchem Ort sie ihn hineinbrächten, stiegen sie auf das Dach (des Hauses), da er war, und gruben es auf, und ließen das Bette durch die Ziegel hernieder, da der Gichtbrüchige innen lag, mitten unter sie, vor Jesum. Da aber Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden find dir vergeben! Und die Schriftgelehrteii und Pharisäer fingen an zu denken und sprachen bei sich selbst: Wie redet dieser solche Gottes- lästerung? Wer kann Sünde vergeben, denn allein Gott? Und Jesus erkannte bald in seinem Geist, daß sie also gedachten bei sich selbst; und sprach zu ihnen: Warum denket ihr so Arges in eurem Herzen? Welches ist leichter, zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir sind deine Sünden ver- geben; oder: Stehe auf, nimm dein Bette nnd wandele? Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe, zu vergeben die Sünden auf Erden, sprach er zu dem Gichtbriichigent Jch sage dir, stehe auf, nimm dein Bette und gehe heim! Und alsobald stund er auf vor ihren Augen und hub das Bettlein auf, darauf er geleget war, und ging hinaus vor allen und pries Gott. Und sie ent- setzten sich alle und priesen Gott, und wurden voll Furcht und sprachen: Dinge gesehen. §. 37. Wir haben heute seltsame Berufung des Zöllners Matthäns und Gastmahl bei ihm. (Sonntag und Montag, den 12. u. 13. September.) Matth 9. 9. Und da Jesus von dannen ing, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäns, und sprach zu ihm: Folge mir. Und er stund auf und folgte i m. 10. Und es begab ich, da er zu Tische saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder, und saßen zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. 11. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12. Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. 13. Gehet aber hin und lernet, was das sei: Jch habe Wohlge- sallen an Barmherzigkeit, und nicht am Opfer. Jch bin kommen, die Sünder ur Buße zu rufen und nicht die rommen. 14. Jndeß kamen die Jünger Johannis zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pha- risäer so viel, und deine Jünger fasten nicht? 15. Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kom- men, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten. 16. Niemand flicket ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt do wieder vom Kleide, und der Ri wird ärger. Mark. 2. 13. Und er ging wiederum hin- aus an das Meer; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrete sie. 14. Und da Jesus vorüber ging, sah er’Levi, den Sohn Alphäi,· am Zoll sitzen, und sprach zu ihm: Folge mir nach. Und er stund auf, und folgte ihm nach. 15. Und es begab sich, da er zu Tische saß in seinem Hause, setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. Denn ihrer waren viele, die ihm nachfolgten. 16. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer, da sie sahen, daß er mit den Zöllnern uud Sündern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset und trinket er mit den Zöllnern und Sündern? 17. Da das Jesus hörete, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Jch bin kommen zu rufen die Sün- der zur Buße, und nicht die Ge- rechten 18. Und die Jün er Johannis und der Pharisäer Pasteten viel; und es kamen etliche, die sprachen u ihm: Warum fasten die Jünger Johannis und der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht? is. Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute fasten, dieweil der Bräutigam bei ihnen ist? So lange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. 20. Es wird aber die Zeit kom- men, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden fie fasten. Luk 5. 27. Und darnach ging er aus und sah einen Zöllner, mit Namen Levis, am Zoll sitzen, und sprach zu ihm: Folge mir nach. 28. Und er verließ alles, stund auf und folgte ihm nach. 29. Und der Levis richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Hause, und viele Zöllner und An- dere saßen mit ihm zu Tische. 30. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer murreten wider seine Jünger und sprachen: Warum esset und trinket ihr mit den Zöll- nern und Sündern? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden be- dürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken; 32. Jch bin kommen zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten. 83. Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten Johannis Jünger so oft und beten so viel, desselbigen gleichen der Pharisäer Jünger; aber deine Jiinger essen und trinken? 34. Er sprach aber zu ihnen: Jhr möget die Hochzeitleute nicht zum Fasten treiben, so lange der Bräutigam bei ihnen ist; 35. Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann wer- den sie fasten. Its. »Und er» sagte zu ihnen ein Gleichnißx Niemand slicket einen Lappen vom neuen Kleide auf ein altes Kleid; wo anders, so reißt das neue, und der Lappen vom 26 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. — III. Abschnitt. 17. Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche; anders die Schläuche zerreißen, und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man fasset Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander behalten. 2-1. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch an ein altes Kleid; denn der neue Lappen reißt doch vom· alten, und der Riß wird är er. 22. Und niemand fasset Most? in alte Schläuche; anders zerreißt der Niost die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche konimen um. Sondern man soll Most in neue Schläuche fassen. neuen reimet sich nicht auf das alte 37. Und niemand fasset Most in alte Schläuche; wo anders, so zer- reißt der Most die Schlänche und wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. 38. Sondern den Most soll man in neue Schläuche fassen, so werden sie beide behalten. 39. Und niemand ist, der vom alten trinktund wolle bald des neuen; denn er spricht: Der alte ist milder. Ousumnienfassung der Berichte) Und er ging wiederum hinaus an das Meer, nnd alles Volk kam zu ihm, und er lehrete sie. Und da er vorüber ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, mit Namen Levi, den Sohn Alphai, und s1fircåchdzuåhm: Fckhtlge nkijir nach! ålndszker hvlerließ alles, stugd Ins, und solgete ihm nach. n er evi ri ete i m ein gro es a zu in seinem an e. Und es begab sich, da er zu» Tische saß in» seinem Hause, setzten sich viele Zöllner nnd Sünder zu Tische mit Jesu und seinen Jnngercnzf denn ihrer waren«viele, die 1hin»nachfol·gten. Da »das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu Bein? zzsahrum isLtH ex? kålslieisgerdnixit ddeiå Folxnxrnchitiiids ckundertjiEKDak das ore, inen: ce aren euren e re m , onern ie ranen. ee aber hin und lernet», was das sei: Jch habe Wohlgefallen Ein Barmherzigkeit, und nicht am Opfer. Jch båndki;m;nen, dide Soyiiiider zur Buße zu rufen, und nicht die Frommen. n e amen ie Jünger Johannis zu ihm und spra en: Warum fa ten wir und dieP ari äer so oft, und beten so viel, aber deine Jünger fasten nicht? sondern essensnnd trinken? Erh spiscach aber zu ihnen: Jhr möget die Hochzeitleute nicht zum Fasten treiben, so lange der Bräutigam bei ihnen ist; es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird, alsdann werden sie fasten. Und er sagte zu ihnen ein Gleichniß: Niemand flicket ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch oder vom neuen Kleide; denn der neue Lappen reißt doch wieder vom alten Kleide, nnd der Riß wird ärger, und der Lappen vom neuen Kleide reimet sich nicht auf das alte. Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche; wo anders, so zerreißt der Most die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern den Most soll man in neue Schläuche fassen, so werden sie beide mit einander behalten. Und niemand ist, der vom alten trinkt nnd wolle bald des neuen; denn er spricht: Der alte ist milder. §. 38. Jairi Töchtetlein nnd das blutfliissige Weib. (Montag den 13. September a. 28 n. Chr.) Mann. 9. 18. Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam der Obersten einer und fiel vor ihm nieder und sprach: HErr, meine Tochter ist setzt gestorben; aber komm nnd lege deine Hand auf sie, so wird sie en g. 19. Und Jesus stund auf nnd folgte ihm nach, und seine Jünger. 20. Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blntgang gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an. 21. Denn sie sprach bei sich selbst: Möchte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund. II. Da wandte sich Jesus um Mark. 5. 21. Und da Jesus wieder her- überfuhr im Schiffe, versammelte sich viel Volks zu ihm, nnd war an dem Meere. 22. Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus 23· Und da er ihn sahe, fiel er ihm zu Füßen, und bat ihn sehr und spracht Meine Tochter ist in den letzten Zügen; du wollest kom- men und deine Hand auf sie legen, daß sie «esund werde und lebe. 24. nd er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie drängten ihn. 25. Und da war ein Weib, das hatte den Blntgang zwölf Jahre gehabt, -6. Und viel erlitten von vielen Aerzten, und hatte all’ ihr Gut da- Luk. 8. 40. Und es begab sich, da Jesus wiederkam, nahm ihn das Volk auf, denn sie warteten alle auf ihn. 4l· Und siehe, da kam ein Mann, mit Namen Jairns, der ein Ober- ster der Schule war, und fiel Jesu zu den Füßen nnd bat ihn, daß er wollte in sein Haus kommen. 4"2. Denn er hatte eine einige Tochter bei zwölf Jahren, die lag in den letzten Zügen. Und da er hinging, drang ihn das Volk. 43. Und ein Weib hatte den Blntgang zwölf Jahre gehabt; die hatte alle ihre Nahrung an die Aerzte gewendet und konnte von niemand geheilet werden. 44. Die trat hinzu von hinten nnd riihrete seines Kleides Saum an; u. alsobald bestand ihr der Blntgang. Jairi Töchterlein und das blntfliissige Weib. 27 . und sahe sie, und sprach: Sei ge- trost, meine Tochter, dein Glaube hat dir eholfen. Und das Weib ward gesund zu derselben Stunde. 23. Und als er in des Obersten Haus kam und sahe die Pfeifer und das Getümmel des Volkes; 24. Sprach er zu ihnen :»Weichet, denn das Mägdlein ist nicht todt, soädern Es fchläft. Und sie ver- a ten i n. Ä. Als aber das Volk ausge- trieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der Hand; da stund das Mägdlein auf. 26. Und dies Gerücht erscholl in dasselbe ganze Land. rob verzehret, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es ärger mit ihr. 27. Da die von Jefu hörete, kam sie ini Volk von hinten zu und rührte sein Kleid an. 28. Denn sie sprach: Wenn ich nur sein Kleid möchte anrühren, so würde ich gesund. 29. Und alsobald vertrocknete der Brunnen ihres Blutes; und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage war gesund worden. 30. Und Jesus fühlete alsobald an ihm selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider ungerührt? 31. Und die Jünger sprachen zu ihm: Du siehest, daß dich das Volk drän» et, und sprichst: 32. Un Wer hat mich angerühret? er sah sich um nach der, die das gethan hatte» 33. Das Weib aber fürchtete sich und zitterte, denn sie wußte, was an ihr efchehen war; kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze ahrheit. 34. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich elsund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner a ge. - 35. Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben, was bemiihest du weiter den Meisters» 36. Jesus aber hörete bald die Rede, die da« gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube nur. 37. Und ließ niemand ihm nachfolgen, denn Petrum und Jakobum und Johannem, den Bruder Jakobi. 38. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule, und fah das Getümmel, und die da sehr weineten und heuleten. 39. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft Und sie verlachten ihn. 40. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter, und die bei ihm waren; und ging hinein, da das Kind lag. 41. Und er griff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: di Thalita kumi , das stehe auf! ist verdolmetfchen Mägdlein, ich sage r, 42. Und alsobald stund das Mägdlein auf und wandelte; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entfetzten sich über die Maßen. 43. Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen solltez und sagte, sie sollten ihr zu essen geben. kzusainmensassung der YerichteJ 45. Und Jesus sprach: Wer hat mich ungerührt? Da sie aber alle leugneten, sprach Petrus, und die mit ihm waren: Meister, das Volk dränget und drücket dich, und du fprichst: Wer hat mich ungerührt? ·46.· Jesus aber fprach: Es hat mich jemand an erührt; denn ich fühle, daß eine Kraft von mir ge- gangen ist. 47. Da aber das Weib sah, daß es nicht verborgen war, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder, und verkündigte es vor allem Volk, aus was Ursache sie ihn hätte an- gerührt, und wie sie wäre alsobald gesund worden. 48. Er aber sprach zu ihr: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat· dir geholfen, gehe hin mit Frieden. 49. Da er noch redete, kam einer vo1n Gesinde des Obersten der Schule und sprach zu ihm: Deine Tochter istchgestorbem bemühe den Meister ni t. 50. Da aber Jesus das hörete, antwortete er ihm und sprach: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund. Da er aber in das Haus kam, ließ er niemand hineingehen, denn Petrum und Jakobum und Johan1iem und des Kindes Vater und Mutter. 52. Sie weinten aber alle und kla ten sie. Er aber sprach: Weinet ni t; sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft. . · 53. Und sie verlachten ihn; wußten wohl, daß sie gestorben war. 54. Er aber trieb sie alle hin- aus, nahm sie bei. der Hand, und rief und sprach: Kind, stehe auf! 55. Und ihr Geist kam wieder, und sie stund alsobald auf. Und er befahl, man sollte ihr zu essen eben. 56. Und ihre Eltern entifetzten sich. Er aber gebot ihnen, daß sie niemand sagten, was geschehen war. Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus. Und da er ihn sahe, fiel er ihm zu Füßen, und bat ihn sehr, daß er wollte in sein Haus kommen; denn er hatte eine einige Tochter bei zwölf Jahren, die lag iu den letzten Zügen, und er sprach: HEry meine Tochter ist in den letzten Zügen; aber komm und lege die Hand auf sie, so wird sie lebendig. Und Jesus stund auf und folgte ihm nach, und seine Jünger. Und da war ein Weib, das hatte den Vlutgang zwölf Jahre gehabt und viel erlitten von vielen Aerzten, und hatte all ihr Gut darob verzehret, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es ärger mit ihr. war gesund worden. Da die von Jefu hörete, kam sie im Volk von hinten zu, und rührete seines Kleides Saum an; denn sie sprach bei sich selbst: Möchte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund. Und alsobald vertrocknete der Brunnen ihres Bluts; und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage Und Jesus wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider angerühret? Da sie aber alle leugneten, sprach Petrus und die mit ihm waren: Meister, das Volk dränget und drücket dich, und du fprichst: Wer hat mich angerührct? Jesus aber sprach: Es hat 28 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- III. Abschnitt mich jemand angeriihretz denn ich fühle, daß eine Kraft von mir gegangen ist. Da aber das Weib sahe, daß es nicht verborgen war, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder, und verkündigte es vor allem Volk, aus was Ursache sie ihn hätte ungerührt, und wie sie wäre alsobald gesund worden. Er aber sprach zu ihr: Sei getrost, meine Tochter! dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Pflege. Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachem Deine Tochter ist gestorben, was beniüljest du weiter den Meister. Da aber Jesus das hörete, ant- wortete er ihm und sprach: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund. Da er aber in des Obersten Haus kam, ließ er niemand hineingehen, denn Petrum und Jakobum und Johannem, und des Kindes Vater und Mutter. Und als er sahe die Pfeifer und das Getümmel des Volks, sprach er zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Weichet, denn das Mägdlein ist nicht todt, sondern es schläst. Und sie verlachten ihn, wußten wohl, daß sie gestorben war; und er trieb sie alle aus, und ging hinein, da das Kind lag. Und er griff sie bei der Hand, und sprach zu ihr: Thalita kumi, das ist verdolmetschetx Mägdlein, ich sage dir, stehe auf! Und ihr Geist kam wieder; und sie stund alsobald auf und wandelte. Und er befahl, man sollte ihr zu essen geben. Und ihre Eltern ent- setzten sich; er aber gebot ihnen, daß sie niemand sagten, was geschehen war. Und dies Gerücht erscholl in dasselbige ganze Land. §. 39. Zwei Heilungen. Erste Schmähung der Pharisäer. (Montag den 13. September.) Matth. 9. 27 Und da Jesus von dannen sürbaß ging, folgten ihm zween Blinde nach, die schrieen und sprachen: 28 Ach du Sohn Davids, erbarme dich unser! Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubet ihr, daß ich euch solches thun kann? Da sprachen sie zu 29 ihm: HErr, ja. Da rührete er ihre Augen an, und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben. 30 Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedräuete sie, und sprach: Sehet zu, daß es 31 niemand erfahre! Aber sie gingen aus, und machten ihn ruchbar in demselbigen ganzen Lande. 32 Da nun diese waren hinaus kommen, siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war 33 stumm und besessen. Und da der Teufel war ausgetrieben, redete der Stamme. Und das Volk 34 verwunderte sich und· sprach: Solches ist noch nie in Jsrael ersehen worden. Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die Teufel aus durch der Teufel Obersten. §.,40. Aussonderitng der Zwölf und Bergpredigt (Sonntag den 19. September des J. 28 n. Ehr.) Matth. 10. 2. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: Der erste Simon, enannt Petrus, und Andres, sein Bruder; Jakobus, Zebedäi Sohn, und Johannes, sein Bruder; Z. Philippus undBartholomäus; Thomas und Matthäus, der Söll- nerz Jakobus, Alphäi Sohn; Leb- bäus, mit dem Zunamen Thaddäus; 4. Simon von Etwa; undJudas Jscharioth, welcher ihn verr1eth. Mark. 13. Und er ging auf einen Berg, und rief zu sich, welche er wollte; und die gingen hin zu ihm. 14. Und er ord11ete die Zwölfe, daß sie bei ihm sein sollten, und daß er sie aussendete zu predigen. 15. Und sie Macht hätten, die Seuchen zu heilen und die Teufel auszutreiben. 16. Und gab Simon den Namen Petrus; 17. Und Jakobum, den Sohn Zebedäi. und. Johannem, den Bruder Jakobi; und gab ihnen den Namen Bnehargem, das ist gesagt: Donnerskinder 18 Und Andream, und hilippum, und Bartholomäum, und Matt äum, undT omam, und Jakobum, Alphäi Sohn, und Thaddäuny und imon von ana; IV. Und Judas Jscharioth, der ihn verrieth. Luk. 6. 12, Es begab sich aber zu der Zeit, daß er ging auf einen Berg, zu beten; und er blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott. 13. Und da es Tag ward, rief er seine Jünger, und erwählete ihrer zwölf, welche er auch Apostel nannte: 14. Simon, welchen er Petrus nannte, und Andream, feinen Bru- der, Jakobum und Johannem, Phi- lippum und Bartholomäum, 15. Matthäum und Thomany Jakobum, Alphäi Sohn, Simon, genannt Zelotes, 16. Judam, Jakobi Sohn, und Judam Jscharioth, den Verräther. Erste Schmähung Jesu durch die Pharisäer. Die Bergpredigt. 29 Cbusmnmensassung der Berichte) Es begab sich aber zu der Zeit, daß er ging auf einen Berg zu beten; und er blieb über Nacht im Gebet zu Gott. Und da es Tag ward, rief er zu sich, welche er wolltez und die gingen zu ihm hin. Und er erwählte ihrer zwölf, welche er auch Apostel nannte; und ordnete sie, daß sie bei ihm sein sollten, und daß er sie aussendete zu predigen, und daß sie Macht hätten, die Seuchen zu heilen und die Teufel auszutreiben. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: Der erste, Simon, welchen er Petrus nannte; und Andreas, sein Bruder; Jakobus, Zebedäi Sohn, und Johannes, sein Bruder, welchen er den Namen Bnehargem gab, das ist-gesagt: Donnerskinder; Philippus und Bartholomäus; Matthäus, der Zöllner, und Thomas; Jakobus, Alphäi Sohn, und Judas Jakobi (Thaddäus oder Lebbäus); Simon von Cana, genannt Zelotes, und Judas Jscharioth, der ihn verrieth. (Matth. 5——7.) u. 2 Und er fetzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Und er that seinen Mund auf, und lehrete sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr. u. f) Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanft- müthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigem denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. u. 10 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinet willen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Uebels wider euch, 12 so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind. 13 Jhr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Es ist zu nichts hinfort niitze, denn daß man es hinaus schütte, und lasse es die Leute zertreten. 14 Jhr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen 15 sein. Man zündet auch nicht ein Licht an, und setzt es unter einen Schefsel; sondern auf einen 16 Leuchter, so leuchtet es denen allen, die im Hause sind. Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen. 17 Jhr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Jch 18 bin nicht kommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch Ein Titel vom Gesetz, 19 bis daß es alles geschehe. Wer nun Eins von diesen kleinsten Geboten auflöset, und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber thut und lehret, der wird 20 groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. 21 Jhr habt gehöret, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht tödten; wer aber tödtet, der 22 soll des Gerichts schuldig sein. Jch aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha, der ist des Raths schuldig; wer 23 aber sagt: Du Narr, der ist des höllischen Feuers schuldig. Darum, wenn du deine Gabe auf 24 dem Altar opferst, und wirst allda eindenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe; so laß allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder; 25 und alsdann komm, und opfere deine Gabe. Sei willfertig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist, aus daß dich der Widersacher nicht dermaleinst überanti worte dem Richter, und der Richter iiberantworte dich dem Diener, und werdest in den Kerker 26 geworfen. Jch sage dir: Wahrlich, du wirst nicht von dannen heraus kommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest. 27 u. 28 Jhr habt gehöret, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Jch aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen 29 in seinem Herzen. Aergert dich aber dein rechtes Auge; so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle ge- 30 worfen werde. Aergert dich deine rechte Hand; so haue sie ab, nnd wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Z! Es ist auch gesagt: Wer sich von seinem Weibe scheidet, der soll ihr geben einen Scheidebrief. psOoosldgdsldcsdpd 30 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- II1. Abschnitt. 32 33 34 35 36 37 38 40 42 43 44 45 46 48 10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 23 Jch aber sage euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn um Ehebruch), der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Abgeschiedene freiet, der bricht die Ehe. Jhr habt weiter gehöret, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid thun, und sollst Gott deinen Eid halten. Jch aber sage euch, daß ihr allerdings nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein; was drüber ist, das ist vom Uebel. u. 39 Ihr habt gehöret, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Jch aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Uebel; sondern so dir jemand einen Streich giebt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Und so dich jemand nöthiget eine Meile, so gehe mit ihm zwo. Gieb dem, der dich bittet; und wende dich nicht von dem, der dir ab- borgen will. Jhr habt gehöret, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen. Jch aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; aus daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne ausgehen über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Thun nicht dasselbe auch die ZöllnerTD Und so ihr euch nur zu euren Brüdern sreundlich thut, was thut ihr SoUderlichesP Thun nicht die Zöllner auch also? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Kap. 6.) Habt Acht auf eure Almosen, daß ihr die nicht gebet vor den Leuten, daß ihr von ihnen ge- gesehen werdet: ihr habt anders keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen giebst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler thun in den Schulen und aus den Gassen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber Almosen giebst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut, aus daß dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene siehet, wird dir’s vergelten öfsentlich. Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen, und an den Ecken aus den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerleim und schließe die Thür zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der ins Verborgene siehet, wird dir’s vergelten öfsentlich. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern, wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichen Euer Vater weiß, was ihr bedürset, ehe denn ihr ihn bittet. Darum sollt ihr also beten:. Unser Vater im Himmel. Dein Name werde u. 11 geheiliget Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel. Unser täglich Brod gieb uns heute. Und vergieb uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Uebel. Denn dein ist das Reich, nnd die Kraft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Denn so ihr den Men- schen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht ver eben. Wenn ihr sastet, sollt ihr nicht sauer sehen, wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Ange- sichter, auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber fastest, so salbe dem Haupt, und wasche dein Angesicht, aus daß du nicht scheiuest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene siehet, wird dir’s vergelten ö eutli . ssJhrcksollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen, und da die Diebe nach graben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen, und da die Diebe nicht nach graben, noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge ein Schalk ist, so wird dein Bergpredigt (Fortsetzung.) 31 24 26 27 28 29 30 31 32 34 OIPPOI 22 23 24 25 ganzer Leib finster sein. Wenn aber das Licht, das in dir ist, Finsterniß ist; wie groß wird dann die Finsterniß selber sein! Niemand kann zween Herren dienen. Entweder er wird einen hassen, und den andern lieben; oder wird einem anhangen, und den andern verachten· Jhr könnet nicht Gott dienen, und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Jst nicht das Leben mehr, denn die Speise? und der Leib mehr, denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr, denn sie? Wer ist unter euch, der seiner Länge Eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Jch sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als der- selben Eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute stehet und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht vielmehr euch thun? O ihr Kleingläu- bigen! Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden, denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr deß alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe. (Kap. 7.) u. 2 Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen? Und siehe, ein Balke ist in deinem Auge. Du Heuchler, zeuch am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest. Jhr sollt das Heiligthum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säueßwerfem auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen, und fiel) wenden und euch zerrei en. Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopset an, so wird euch aufgethan. Denn wer da bittet, der empfähet; und wer da suchet, der findet; und wer da anklopfet, dem wird aufgethan. Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet um Brod, der ihm einen Stein biete? Oder so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete? So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnet dennoch euren Kindern gute Gaben geben; wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten? Alles nun, was ihr wollet, daß euch die Leute thun sollen, das thut ihr ihnen: das ist das Gesetz und die Propheten. Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammniß abführet; und ihrer sind viele, die daraus wandeln. Und die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben sühretz und wenige sind ihrer, die ihn finden. Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln. Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum bringet arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Friichte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen, und in’s u. 21 Feuer geworfen. Darum an ihren Friichten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht Alle, die zu mir sagen: HErr, HErrl in das Himmelreich kommen; sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Es werden Viele zu mir sagen an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir nicht in deinem Namen geweissaget? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel aus- getrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Thaten gethan? Dann werde ich ihnen bekennen: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Uebelthäterl Darum, wer diese meine Rede höret, und thut sie, den vergleiche ich einem klugen Manne, der sein Haus auf einen Felsen bauete. Da nun ein Platzregen fiel, und ein Gewässer kam, und weheten die Winde, und stießen an das Haus; fiel es doch nicht, denn es war auf einen 32 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. —- 1II. Abschnitt. 26 27 17 18 19 30 31 32 33 34 35 36 38 39 40 41 42 43 44 45 46 48 49 Felsen gegründet. Und wer diese meine Rede höret, und thut sie nicht, der ist einem thörichten Manne gleich, der sein Haus aus den Sand bauete. Da nun ein Platzregen fiel, und kam ein Gewässer, und weheten die Winde, und stießen an das Haus; da fiel es, und that einen großen Fall. (Luk. 6.) Und er ging hernieder mit den Zwölfen, und trat auf einen Platz im Felde, und der Haufe seiner Jünger und eine große Menge des Volks von allem jüdischen Lande, und Jerusalem, und Tyrus und Sidon, am Meer gelegen, die da kommen waren, ihn zu hören und daß sie geheilet würden von ihren Seuchen, und die von unsauberu Geistern umgetrieben wurden, die wurden gesund. Und alles Volk begehrte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm, und heilete sie alle. Und er hub seine Augen aus über seine Jünger, und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr hier weinet; denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen, und euch absondern, und schelten euch, und verwerfen euren Namen als einen boshaftigen, um des Menschen Sohnes willen. Freuet euch alsdann, und hüpfet; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Deßgleichen thaten ihre Väter den Propheten auch. u. 25 Aber dagegen wehe euch Reichenz denn ihr habt euren Trost dahin. Wehe euch, die ihr hie lachet; denn ihr werdet weinen und heulen. Wehe euch, wenn euch jedermann wohl redet. Deßgleichen thaten ihre Väter den falschen Propheten auch. Aber ich sage euch, die ihr zuhöretx Liebet eure Feinde, thut denen wohl, die euch hassen; U. 29 segnet die, so euch verfluchen; bittet für die, so euch beleidigen, und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den andern auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem mehre nicht auch den Rock. Wer dich bittet, dem gieb; und wer dir das Deine nimmt, da fordere es nicht wieder. Und wie ihr wollet, daß euch die Leute thun sollen; also thut ihnen gleich auch ihr. Und so ihr liebet, die euch lieben, was Danks habt ihr davon? denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Und wenn ihr euren Wohlthäterii wohl thut, was Danks habt ihr davon? denn die Sünder thun dasselbige auch. Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was Danks habt ihr davon? denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wieder nehmen. Doch aber liebet eure Feinde; thut wohl und leihet, daß ihr nichts dafür hoffet: so wird euer Lohn groß sein, und werdet Kinder des Allerhöchsten sein. Denn er ist gütig über die Undankbaren und Boshaftigen. u· 37 Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr auch nicht verdammet. Vergebet, so wird euch vergeben. Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schooß geben; denn eben mit dem Maß, da ihr mit messet, wird man euch wieder messen. Und» er sagte ihnen ein Gleichniß: Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinen Meister; wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen Was siehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und du siehest selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zeuch zuvor den Balken aus deinem Auge und besiehe dann, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest. Denn es ist kein guter Baum, der faule Frucht trage, und kein fauler Baum, der gute Frucht trage. Ein jeglicher Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Denn man lieset nicht Feigen von den Dornen, auch so licset man nicht Trauben von den Hecken. Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein boshastiger Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz, seines Herzens. Denn weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über. u. 47 Was heißet ihr mich HErr, HErr, und thut nicht, was ich euch sage? Wer zu mir kommt und höret meine Rede und thut sie, den will ich euch zeigen, wem er gleich ist. Er ist gleich einem Menschen, der ein Haus bauete, und grub tief und legte den Grund auf den Fels. Da aber Gewässer kam, da riß der Strom zum Hause zu und mocht es nicht bewegen; denn es war auf den Fels gegründet. Wer aber höret und nicht thut, der ist gleich einem Menschen, der ein Haus bauete auf die Erde ohne Grund; und der Strom riß zu ihm zu, und es fiel bald, und das Haus gewann einen großen Riß. Bergpredigt (Schluß). Heilung eines Aussätzigem Der Hauptmann von Kapernanm 33 (Matth. 7.) 28 Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre. 29 Denn er predigte gewaltig, und nicht wie die Schristgelehrten. Heilung eines Aussätzigen Matth s. l. Da er aber vom Berge her- abging, folgte ihm viel Volks na B. Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an und sprach: HErr, so du willst, kannst du inich wohl reinigen. 3. Und Jesus streckte seine Hand ans, rührte ihn an und sprach: Jch will es thun, sei gereiniget. Und alsobald ward er von seinem Aussatze rein. 4. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Prie- ster und opfere die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einem Zeugnis; über sie. 5. Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn und sprach: S. HErr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual. 7. Und Jesus sprach zu ihm: §. 4i. (Vom l9.——27. September) Mark. 1. 40. Und es kam zu ihm ein Aussätzigey der bat ihn, knieete vor ihm und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen. 41. Und es jammerte Jesum, und reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Jch will es thun, sei gereiniget. 42. Und als er so sprach, ging der Aussatz alsobald von ihm, und er ward rein. 43. Und Jesus bedräuete ihn, und trieb ihn alsobald von sich; 44. Und sprach zu ihm: Siehe u, daß du niemand nichts sagestx sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opsere für deine Reinigung, was Moses geboten hat, zum Zeugnis; über sie. 45. r aber, da er hinauskam, hnb er an und sagte viel davon und ma te die Geschichte ruchbar, also, da er hinfort nicht mehr konnte ösfentlich in die Stadt gehen; sondern er war draußen in den Der Hauptmann von Kapernauuk Luk. 5 u. 7. V. 12. Und es begab sich, da er in einer Stadt war, siehe da war ein Mann voll Aussatzes Da der Jesum sahe, siel er auf sein Ange- ficht und bat ihn und sprach: HErr, willst du, so kannst du mich reinigen. IS. Und er streckte die Hand aus und rührte ihn an und sprach: Jch will es thun, sei gereini et. Und alsobald ging der Aussatz von ihm. 143 Und er gebot ihm, daß er es niemand sagen solltex sondern gehe hin und zei e dich dem Priester und opfere sgür deine Rei- nigung, wie Moses geboten hat, ihnen zum Zeugniß 15. Es kam aber die Sage von ihm je weiter aus, und kam viel V»olkes zusammen, daß sie ihn horeten und» durch ihn gesund wurden von ikren Krankheiten. 16. Er a er entwich in die, Jch will kommen und ihn gesund machen. 8. Der Hauptmann antwortete und sprach: HErr, ich bin nicht Werth, daß du unter mein Dach sehnt; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein ’necht gesund. 9. Denn ich bin ein Mensch, dazu der Obrigkeit unterthan, und habe unter mir Kriegsknechte; noch wenn ich sage u einem: Gehe hin! so gehet er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu mei- nem Knechte: Thue das! so thut er’s. 10. Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgtenk Wahrlich »ich sage; euch, solchen Glauben habe ich in Jsrael nicht un en. 11. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Mo: en und vom Abend, und mit Abraham und Jsaak und akob im Himmelreich sitzen. 12. Aber die Kinder des Reiches werden ausge- stoßen in die äußerste Finsternis; hinaus; da wird sein Heulen und Zähnklappew « 13. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, dir geschehh wie du geglaubet hast. Und sein Knecht ward ge und zu derselbigen Stunde. zum andern: Komm her, so konimt er; und zu meinem wüsten Oertern, und sie kamen zu ihm von allen Enden. Wüste und betete. W. 1. Nachdem er aber vor dem Volk ausgeredet hatte, ging er gen Kajderräiiuäiisz s H t K «. n eine au mannes ne t la t den er werth hielt. P ch g odtkranh Z. Da er aber von Jesu hörete, sandte er die Aeltesten der Juden zu ihm und bat ihn, daß er käme und seinen »Knecht gesund machte. « ». Da sie aber zu Jesu kamen, baten sie ihn mit Fleißeisittid sprachen: Er ist es werth, daß du ihm das er ei : zäg Denn er hat unser Volk lieb, und die Schule hat er uns erbauet. » S. Jesus aber ging mit ihnen hin. Da sie aber nun nicht ferne von dem Hause waren, sandte der Hauptmann Freunde· zu ihm, und ließ ihm sagen: Ach HErr, bemuhe dich nicht, ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gehest; 7. Darum ichniuch mich selbst nicht würdig ge- achtet habe» daß ich zu dir käme; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 8. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterthan, und habe Kriegsknechte unter mir; und spre e zu einem: Gehe hin, so gehet er hin; und nahte: Thue das, so thut er’s. O. Da aber Jesus das hörte, verwunderte er sich seiner, und wandte sich um und sprach zu dem Volke, das ihm nachsolgte: Jch sage euch, solcheii Glauben habe ich in Jsrael nicht funden. 10. Und da die Gesandten wiederum zu Hause kamen, fanden sie den kranken Knecht gesund. D ä et) s e l ’ s Bibelwerh (VI.) N. T. I. T. supplementsVogen 3 34 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. »— III. Abschnitt. Ousammenfassung der Its-richte) Da er aber vom Berge herab ging, folgte ihm viel Volks nach. Und es begab sich, da er in einer Stadt war, siehe, da war ein Mann voll Aussatzes Da der Jesum sahe, kam er zu ihm, fiel auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: HErr, willst du, so kannst du mich wohl reinigen. Und es jammerte Jesum; und er streckte seine Hand aus, rührete ihn an und sprach: Jch will es thun, sei gereinigetl Und als er so sprach, ging der Aussatz, alsobald von ihm, und er ward rein. Und Jesus bedräuete ihn und trieb ihn alsobald von sich, und sprach zu ihm: Siehe zu, daß du niemand nichts sagest; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester, und opfere für deine Reinigung die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einem Zeugniß über sie. Er aber, da er hinauskam, hub er an und sagte viel davon, und machte die Geschichte ruchbar, also, daß Jesus hinfort nicht mehr konnte öffentlich in die Stadt gehen, sondern er war draußen in den wüsten Oertern und betete; und sie kamen zu ihm von allen Enden, daß sie ihn höreten und durch ihn gesund würden von ihren Krankheiten. Da aber Jesus einging zu Kapernaum, hörete ein Hauptmann von ihm, deß Knecht lag todtkrank, den er werth hielt; und er sandte die Aelteften der Juden zu ihm und bat ihn, daß er käme und seinen Knecht, der da gichtbrüchig zu Hause läge und große Qual litte, gesund machte. Da die aber zu Jesu kamen, baten sie ihn mit Fleiß und sprachen: Er ist es Werth, daß du ihm das erzeigest; denn er hat unser Volk lieb, und die Schule hat er nns erbauet. Und Jesus sprach: Jch will kommen und ihn gesund machen; und ging mit ihnen hin. Da sie aber nun nicht ferne von demHause waren, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach HErr, bemühe dich nicht, ich bin nicht Werth, daß du unter mein Dach gehest, darum ich auch mich selbst nicht würdig geachtet habe, daß ich zu dir käme; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterthan, und habe Kriegs- knechte unter mir, und spreche ich zu einem: gehe hin, so gehet er hin; und zum andern: komm her, so kommt er; und zu meinem Knechte: thue das, so thut er’s. Da aber Jesus das hörte, verwunderte er sich seiner, und wandte sich um und sprach zu dem Volke, das ihm nachfolgtex Wahrlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Jsaak und Jakob im Himmelreich sitzen; aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsterniß hinaus , da wird sein Heulen und Zähnklappen. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Dir geschehe, wie du geglaubet haft; und da die Gesandten wiederum zu Hause kamen, fanden sie den kranken Knecht gesund. (Zwischenzeit von einem halben Jahr) Vierter Abschnitt. 35 Zseitere Wirksamkeit Hesu in Gatiläa bis zur Reise aufs Daubtjüttenfest (Ein Zeitraum von einem halben Jahre.) Praxis» 9—11. §. 42. Die Aussendung der zwölfe. (Ende März des J. 29 n. Chr) Mark. 6. But. 9. lx. 35. Und Jesus ging umher in alle Städte und Märkte, lehrete in i ren Schulen, und predigte das Evangelium von dem Reich, und heilete allerlei Seuche und allerlei 36. Und da er das Volk sahe, jammerte ihn deffelbigen; denn sie waren verschmachtet und zer- streuet, wie die Schafe, die keinen Hirten haben. 37. Da sprach er zu seinen Jüngern: rankheit im Volk. Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. 38. Darum bittet den HErrn der Ernte, daß er Arbeiter in feine Ernte sende. )(.» I» Und »er rief seine zwölf Jungfer» zu sich, und gab ihnen Macht über die unsaubern Geister, daß sie dieselben austrieben, und Reileteii allerlei Seuche und allerlei szrankheir Z. Und Jesus gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße, und ziehet nicht in der Samariter Städte; 6. Sondern gehet hin zu den Verlornen Schafen aus dem Hause Jsrael. 7. Gehet aber und prediget, und fprechett Das Himmelreich ist nahe herbei kommen. 8. Machet die Kranken gesund, reiniget die Ausfätzigem wecket die Todten auf, treibet die Teufel aus. Umfsonst habt ihr es empfangen, um onst gebt es auch. » I. Jhr sollt nicht Gold, noch Fiflzbey noch Erz in euren Gürteln a en« 10. , Auch keine Tasche zur Weg- fahrt, auch nicht zween Röcke, keine Schuhe, auch keinen 7. Und er berief die Zwölfe und hab an und sandte sie, je zween und zween, und gab ihnen Macht über die unsaubern Geister. s. Und gebot ihnen, daß sie nichts bei sich trügen aus dem We« e, denn allein einen Stab, keine Tasse, kein Brod, kein Geld im Gürtel; 9. Sondern wären Heschuheh und daß sie nicht zween öcke an- zogen; 10. Und sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibt innen, bis ihr von dannen ziehet. 11. Und welche euch nicht auf- nehmen, noch hören, da gehet von dannen heraus, und s üttelt den Staub ab» von euren üßen, zu einem Zeu niß über sie. Jch sage euch: Wa rlich, es wird Sodom und, Gomorra am jüngsten Ge- rächtdträglicher ergehen, denn solcher ta t. 1. Er forderte aber die Zwölfe zusammen, und gab ihnen Gewalt und Macht über alle Teufel, und daß sie Seuchen heilen konnten. 2. Und sandte sie aus, zu pre- digen das Reich Gottes und zu heilen die Kranken, Z. Und sprach zu ihnen: Ihr sollt nichts mit euch nehmen aus den Weg, weder Stab, noch Tasche, noch Brod, noch Geld; es soll auch einer nicht zween Röcke haben. 4. Und wo ihr in ein Haus gehet, da bleibet, bis ihr von dan- nen ziehet. 5. Und welche euch nicht auf- nehmen, da gehet aus von der- selbi en Stadt, und schüttelt auch den taub ab von euren Füßen zu einem Zeugniß über sie. «Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise werth· 11. Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt gehet, da erkundiget euch, ob jemand darinnen sei, der es werth ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen ziehet. 12. Wo ihr aber in ein Haus gehet, so grüßet dasselbige. 13. Und so es dasselbige Haus werth ist, wird euer Friede auf sie kommen. Jst es aber nicht werth, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. 14 Und wo euch Hause oder Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es träglicher ergehen am jüngsten Gericht, denn olcher Stadt. jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede hören; so gehet heraus von demselbigen 16—4·2. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe ·. . .. wahrlich ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben (vgl. die nachfolgende Zusammenfassung der Berichte) Xl. 1. Und es begab sich, da Jesus solches Gebot zu feinen zwölf Jüngern vollendet hatte, ging er von dannen fürbaß, zu lehren und zu predigen in ihren Städten 12. Und sie gingen aus, und predigtem man sollte Buße t un. 13. Und trieben viele eusel aus, und salbeten viele Sieche mit Oel, und machten sie gesund. 6. Und sie gitgijgen hinaus und durch ogen die ärkte, predigten das Evangelium und machten ge- sund an allen Enden. ZU· 36 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — IV. Abschnitt. Qbusammeufafsung der Berichte) Und Jesus ging umher in alle Städte und Märkte, lehrte in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich, und heilte allerlei Seuche und allerlei Krankheit im Volk. Und da er das Volk sahe, jammerte ihn desselben; denn sie waren verschmachtet und zerstreut, wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. Und er berief die Zwölfe, und hub an und sandte sie je zween und zween, zu predigen das Reich Gottes, und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie dieselbigen austrieben, und heileten allerlei Seuche und allerlei Krankheit. Und er gebof ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße, und ziehet nicht in der Samariter Städte; sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. Gehet aber und prediget und sprechet: Das Himmelreich ist nahe her- beikommen! Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigem wecket die Todten auf, treibet die Teufel aus. Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch. Jhr sollt nicht Gold, noch Silber, noch Erz in euren Gürteln haben; auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zween Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise Werth. Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt gehet, da erkundigt euch, ob jemand darinnen sei, der es werth ist; und bei dem- selben bleibet, bis ihr von dannen ziehet. Wo ihr aber in ein Haus gehet, so grüßet dasselbe. Und so es dasselbige Haus werth ist, wird euer Friede auf sie kommen; ist es aber nicht werth, sowird sich euer Friede wieder zu euch wenden. Und wo euch jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede s hören, so gehet heraus von demselbigen Hause oder Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich, ich sage euch, dem Lande der Sodomer und Gomorrher wird es träglicher ergehen am jüngsten Gericht, denn solcher Stadt. (Matth. X, V.:) 16. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die Tauben. 17. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten vor die Rathshäusey und werden euch geißeln in ihren Schulen. 18. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinst· willen, zum Zeugniß über sie und über die Heiden. 19. Wenn sie euch nun überant- worten wErden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt, denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. 20. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern euers Vaters Geist ist es, der durch euch redet. 21. Es wird aber ein Bruder den andern zum Tode überantworten, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum Tode helfen. 22. Und müsset gehasset werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharret, der wird selig. 23. Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet die Städte Jsraels nicht ausrichten, bis des Menschen Sohn kommt. 24. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn. 25. Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister, und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wie vielmehr werden seine Hausgenossen also heißen. 26. Darum sürchtet euch nicht vor ihnen. Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. 27·. Was ich euch sage in der Finsterniß, das redet im Licht; und was ihr höret in das Ohr, das prediget auf den Dächern. 28. Und sürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und die Seele nicht mögen tödten; sürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. 29. Kauft man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Doch fällt derselben keiner auf die Erde ohne euern Vater. 30. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählt. 31. Darum sürchtet euch nicht; ihr seid besser, denn viele Sperlinge. 32. Darum, wer mich bekennet vor den Menschen, den willich bekennen vor meinem himmlischen Vater. 33. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. 34. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen sei, Frieden zu senden auf Erden. Jch bin nicht kommen Frieden zu senden, sondern das Schwert. 35. Denn ich bin kommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater, und die Tochter wider ihre Mutter, und die Schnur wider ihre Schwiegen 36. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht werth; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht werth. 38. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist meiner nicht werth. 39. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verlieret um meiuetwillen, der wird es finden. 40. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird Die Aussendung der Zwölfe. Der Jüngling zu Naiv. Die Gesandtschaft des Täufers. 37 eines Gerechten Lohn empfangen. 42. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränket in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. Und es begab sich, da Jesus solches Gebot zu seinen zwölf Jüngern vollendet hatte, ging er von dannen fürbaß, zu lehren und zu predigen in ihren Städten. Und sie gingen aus und durch- zogen die Märkte, und predigten-, man sollte Buße thun; und trieben viele Teufel aus, und salbeten viele Sieche mit Oel, und machten gesund an allen Enden. §. 43. Der Jüngling zu Nain. (Sonntag den Z. April a. 29.) Luk. 7. 11 Und es begab sich darnach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging, und seiner Jiinger 12 gingen viele mit ihm, und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadtthor kam, siehe, da trug man einen Todten heraus, der ein einiger Sohn war seiner Mutter; und sie war eine Wittwe, 13 und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. 14 selbigen, und sprach zu ihr: Weine nicht· 15 Träger stunden. 16 auf und fing an zu reden. an, und priesen Gott und sprachent 17 Gott hat sein Volk heimgesucht. und in alle umliegenden Länder. Und da sie der HErr sah, jammerte ihn der- Und trat hinzu und rührete den Sarg an; und die Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe aus. Und der Todte richtete sich Und er gab ihn seiner Mutter. Es ist ein großer Prophet unter uns ausgestanden, und Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze jüdische Land Und es kam sie alle eine Furcht §. 44. Die Gesandtschaft des Täufers. (Freitag den 8. April) Muth. 11. 2. Da aber Johannes im Gefängniß die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zween, Und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? 4. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin, und saget Johanni wieder, was ihr sehet und öret; h 5. Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Todten stehen auf, und den Armen wird das Evan- geliuni geprediget S. Und selig ist, der sicfh nicht an mir ärgert. 7. Da die hingingen, ing Jesus an zu reden zu dem Volke von Johanne: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet? s. Oder was seid ihr hinausgegangen zusehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern gehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der "önige Häuserm « · J. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist, denn ein Prophet. 10. Denn dieser ist’s, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll. 11. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist ni taufkommen, der größer sei, denn Johannes der Täu er; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer, denn er. 12. Aber von den Tagen Johannis des Täufers bis hieher leidet das Himmelreich Gewalt; und die Gewalt thun, die reißen es an sich. Luk. 7. 18. Und es verkündigten Johanni seine Jünger das alles Und er rief zu sich seiner Jünger zween, 19. Und sandte sie zu Jesu, und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? TO. Da aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes, der Täufer, hat uns zu dir gesandt, und läßt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? 2l. Zu derselbigen Stunde aber ma te er Viele gesund von Seuchen und Plagen und bö en Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht 22. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin, und verkündiget Johanni, was ihr gesehen und gehöret habt: Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Todten stehen auf, den Armen wird das Evan- gelium geprediget. 23. Und selig ist, der sich nicht ärgert an mir. 24. Da aber die Boten Johannis ingingen, fing Jesus an zu reden zu demVolk von ohanne: Was seid ihr Ynausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein ohr sehen, das vom Winde bewegt wird? 25. Oder was seid ihr hinaus gegangen u sehen? Wolltet ihr einen Menschen sehen in weichen leidern? Sehet, die in herrlichen Kleidern und Lüsten leben, die sind in den königlichen Höfen. 26· Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen »Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der da mehr ist, denn ein Prophet. 27. Er ist·es, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesichte her, der da bereiten soll deinen Weg vor dir. 28. Denn ich sage euch, daß unter denen, die von Weibern geboren sind, ist kein größerer Prophet, denn 38 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — 1V. Abschnitt. 13. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissaget bis auf Johannes. 14. Und so ihr es wollt annehmen, er ist Elias, der da soll zukünftig sein. 15. Wer Ohren hat zu hören, der höre. IS. Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich, die an dem Markte sitzen und rufen gegen ihre Gesellen; 17. Und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklagt, und ihr wolltet nicht weinen. 18. Johannes ist kommen, aß und trank nicht; so sagen sie: Er hat den Teufel. 19. Des Menfchen Sohn ist kommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie it der Mensch ein Fresser und ein Weinfäufer, der Zö ner und Sünder Geselle! Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen Johannes der Täufer; der aber kleiner ist im Reiche Gottes, der ist größer, denn er. 29. Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zölliier gaben Gott recht und ließen sich taufen mit der Taufe Johannis. 80. Aber die Pharisäer und Schristgelehrten ver- achteteu Gottes Rath wider sich selbst und ließen sich nicht von ihm taufen. 31. Aber der HErr sprach: Wem soll ich die Men- schetcihrdieses Geschlechts vergleichen, und wem sind sie g e1 . 32. Sie sind gleich den Kindern, die auf dem Markte sitzen und rufen gegen einander und sprechen: Wir haben euch gepfisfen und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch geklagt, und ihr habt nicht geweint. 33. Denn Johannes der Täufer ist kommen, und aß nicht Brod und trank keinen Wein; so sagt ihr: von ihren Kindern. Er hat den Teufel. 34. Des Menschen Sohn ist kommen, isset und trinket; so sagt ihr: Siehe, der Mensch ist ein Fresser und ein Weinfäufer, der Zöllner und Sünder Freund. 35. Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von allen ihren Kindern. Qdusamnieufussuug der Berichte) Und es verkündigten Johanni seine Jünger das alles. Und er rief zu sich seiner Jünger zween, und sandte sie zu Jesu und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? Da aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt, und läßt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? Zu derselbigen Stunde aber machte er Viele gesund von Seuchen und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johanni wieder, was ihr sehet und höretx Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Todten stehen auf und den Armen wird das Evangelium geprediget; und selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Da aber die Boten Johannis hingingen, sing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johanne: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menfchen sehen in weichen Kleidern? Sehet, die in herrlichen Kleidern und Lüsten leben, die sind in den königlichen Höfen. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist denn ein Propbet. Denn dieser ist’s, von dem ge- schrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesichte her, der da bereiten soll dei- nen Weg vor dir. Wahrlich, ich sage euch, unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufkommen, der größer sei denn Johannes, der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer denn er. Aber von den Tagen Johannis des Täufers bis hieher leidet das Himmelreich Gewalt; und die Gewalt thun, die reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz« haben geweissagt bis aus Johannes; und so ihr es wollet annehmen, er ist Elias, der da soll zukünftig sein. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich, die an dem Markte sitzen, und rufen gegen ihre Gesellen und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklaget, und ihr wolltet nicht weinen. Denn Johannes ist kommen, und aß nicht Brod und trank keinen Wein; so sagen sie: er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist kommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinfäufer, der Zöllner nnd Siinder Geselle! Und die Weisheit muß sich rechtsertigen lassen von ihren Kindern. §. 45. Jesus aus dem Gastmahl des Pharisäers nnd die große Sünderim (Sonnabend den I. April 29 n. Chr) Luk. 7. 36 Es bat ihn aber der Pharisäer einer, daß er mit ihm äße. Und er ging hinein in des 37 Pharisäers Haus, und setzte sich zu Tische. Und siehe ein Weib war in der Stadt, die war eine Siinderin Da die vernahm, daß er zu Tische saß in des Pharisäers Hause, brachte sie ein 38 Glas mit Salben, und trat hinten zu seinen Füßen und weinte, und fing an seine Füße zu Jesus auf dem Gastmahl des Pharisäers und die große Siinderin. Johannis Enthauptung Z«- netzen mit Thränen, und mit den Haaren ihres Haupts zu trocknen, und küßte seine Füße und 39 salbte sie mit Salben. Da aber das der Pharisäer sahe, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und welch ein Weib 40 das ist, die ihn anrühret; denn sie ist eine Sündern« Jesus antwortete und sprach zu ihm: 41 Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sage an. Es hatte ein 42 Wucherer zwei Schuldner. Einer war schuldig fünf hundert Grosche1i, der andere fünfzig. Da· sie aber nicht hatten zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage an, welcher unter denen wird ihn 43 am meisten lieben? Simon antwortete, und sprach: Jch achte, dem er am meisten gefchenkt 44 hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht gerichtet Und er wandte sich zu dem Weibe, und sprach zu Simon: Siehest du dies Weib? Jch bin kommen in dein Haus, du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen; diese aber hat meine Fiiße mit Thränen genetzt, und mit den 45 Haaren ihres Haupts getrocknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber, nachdem sie 46 hereingekommen ist, hat sie nicht abgelassen meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht 47 mit Oel gesalbt; sie aber hat nieine Füße mit Salben gesalbt Derhalbe1i sage ich dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt; welchem aber wenig vergeben wird, der 48 liebet wenig. Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49 Da fingen an, die mit zii Tische saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch 50 die Sünden vergiebt? Er aber sprach zu dem Weibe: Dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin mit Frieden. §. 46. Die Enthauptmig des Johannes. (Montag den 11. April a. 29.) Matth. 14. 6. Da aber Herodes seinen Jahrestag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das ge- fiel Herodi wohl. 7. Darum verhieß er ihr mit einem Eide, er wollte ihr geben, was sie fordern würde. s· Und als sie zuvor von ihrer Mutter zu erichtet war, sprach sie: Gieb mir her auf einer Schüzssel das Haupt Johannis, des Täufers. 9. Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tische saßen, befahl er, es ihr zu geben. 10. Und schickte hin und enthauptete Johannem im Gefängniß. 11. Und sein Haupt ward hergetragen in einer Schüssel, und dem Mägdlein gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter. 12. Da kamen seine Jünger, und nahmen seinen Leib und begruben ihn, und kamen und verkündigten das Jefu. · Mark. 6. 21. · Und es kam ein· gelegener Tag, daß Herodes auf seinen Jahresta ein Abendmahl gab den« Obersten UnZZHaFtleItiTtetU un Våirnälingtten gn Talilcy d «. a a inein ie o er er ero ias, un tanzte, und gefieP wohl dem Herodes und denen, die am Ti che saßen. Da sprach der König zum Mägd- lein: itte von mir, was du willst, ich will dir’s eben. 23. Und schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte mei- nes Köni reichs h» ds ch h M . ie ging Maus, un pra zui rer utter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Jo- hannis des Täufers. · · · · » 25. Und sie ging bald hinein mit Eile zum Ko- nige, bat und sprach: will, daß du mir gebest gehst Pbiifldsauf einer Schussel das Haupt Johannis e au er . 26. Der König ward betrübt; doch um des Eides willen und derer, die am Tische saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte thun. » « 27. Und bald schickte hin der Konig den Henker, und hieß sein Haupt herbrin en. Der ging hin, und engåaupkletg ihn imhGefikingniTß, t f Sch ssl . n rng er ein aup au einer ü e , und gab es dem Mägdlein, und das Mägdlein gab es ihrer Mutter. · » » · 29. Und da das seine Junger horeten, kamen sie, und nahmen seinen Leib, und legten ihn in ein Grab. Ousammriisiissung der ZIekIchtr.J Da aber Herodes seinen Jahrstag beging, gab er ein Abendmahl den Obersten und Haupt- leuten und Vornehmften in Galiläa. ihnen. Mägdlein: Da trat hinein die Tochter des Herodias und tanzte vor Das gefiel Herodi wohl und denen, die am Tische saßen. Bitte von mir, was du willst, ich will dir’s geben. du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreichs Da sprach der König zum Und schwur ihr einen Eid: Was Sie ging hin- aus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannis des Täufers. Und als sie von ihrer Mutter zugerichtet war, ging sie bald hinein mit Eile— zum Könige, 40 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. 1v. Abschuitr bat und sprach: Jch will, daß du mir gebest jetzt sobald auf einer Schüssel das Haupt Johannis des Täufers. Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit ihni zu Tische saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte thun; und schickte hin den Henker, und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete Johannem ini Gefängniß, und trug her sein Haupt auf einer Schüssel, und gab es dem Mägdlein; und das Mägdlein gab es ihrer Mutter. Und da das seine Jünger hörten, kamen sie, und nahmen seinen Leib und legten ihn in ein Grab; und kamen und verkündigten das Jesu. Herodes in Tiberias hört von Jesu und begehrt ihn zu sehen. und Speisung der Fünftausend» §. 47. Rückkehr der Zwölfe (Sonntag den 17. April, am Tage des· Passa a. 29.) Matth. 14. 1. Zu der Zeit kam das Ge- rücht von Jesu vor den Vierfiirsten Herodes 2. Und er sprach u seinen Knechtem Dieser ist Johannes, der Täufer; er ist von den Todten auferstanden, darum thut er solche Thaten. Mark. 6. 14. Und es kam vor den König Herodes (denn sein Name war nun bekannt» und er sprach: Johannes, der Täufer, ist von den Todten auferstanden; darum thut er solche 15. Etliche aber sprachen: Er ist Elias. Etliche aber: Er ist ein Prophet, oder einer von den Pro- Thaten. pheten. 16· Da es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe; der ist von den Todten auferstanden. Luk. 9. 7. Es kam aber vor Herodes, den Vierfürstem alles, was durch ihn geschah; und er besorgte sich, dieweil von etlichen gesagt ward: Johannes ist von den Todten auf- erstanden; 8. Von etlichen aber: Elias ist erschienen; von etlichen aber: Es ist der alten Propheten einer auf- erstanden. 9. Und Herodes sprach: Johan- nem, den habe ich enthauptet; wer ist aber dieser, von dem ich solches höre? Und begehrte ihn zu sehen. Matth. 14. 13. Da das Jesus hö- rete, wich er von dannen auf einem Schiff, in eine Wüste allein. Und da das Volk das hörete, folgte es ihm nach zu Fuß aus den Städten. 14. Und Jefus ging her- vor und sahe das große Volk; und es jammerte ihn derselbigen, und heilete ihre Kranken. 15. Am Abend abertra- ten feine Jünger zu ihm, und sprachem Dies ist eine Wüste, und die Nacht fällt daher; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Märkte gehen und ihnen Speise kaufen. 16. Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht noth, daß sie hingehen; gebt ihr ihnen zu essen. 17. Sie sprachen: Wir haben hier nichts, denn fünf Brode und zween Ftsches 18. Undersprach:Brin- get mir sie her. II. Und er hieß das Volk sich lagern auf das Gras, nnd nahm die fünf Brode und die zweenFische, sah-auf gen Himmel und dankte, und brach es und Mark. 6. 30. Und die Apostel ka- men zu Jesu zusammen, und verkündigten ihm das alles, und was sie gethan und gelehrt hatten. :-31. Und er sprach zu ihnen: Laßt uns besonders in eine Wüste gehen, und ruhet ein wenig. Denn ihrer waren Viele, die ab und zu «ingen; und hatten nicht eit genng zu essen. 82. Und er fuhr da in einem Schiff zu einer Wüste besonders. III. Und das Volk sahe sie wegfahren; und Viele kannten ihn, und liefen da- selbst hin mit einander zu Fuß aus allen Städtei1, und kamen ihnen zuvor und kamen zu ihm. :-34. Und Jesus ging her- aus und sahe das große Volk; und es jammerte ihn derselben, denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Und fing an eine lange Predigt. I-35. Da nun der Tag fast dahiii war, traten seine Jünger zu ihm und spra- chen: Es ist Wüste hier, und der Tag ist nun da- hin. 36. Laß sie von dir Luk. 9. 10. Und die Apostel kamen wieder und er- zählten ihm, wie große Dinge sie gethan hatten. Und er nahm sie zu fiel) und entwich besonders in eine Wüste bei der Stadt, die da heißt Bethsaida. 11. Da deß dasVolk inne ward, zog es ihm nach; und er ließ sie zu sich iind sagte ihnen vom ReicheGottes undmachte gesund, die es bedurften. lber der Tag fing an sich zu neigen. l2. Da traten zu ihm die Zwölfe und sprackzen zu ihm: Laß das » olk von dir, daß sie hingehen in die Märkte umher und in die Dör- fer, daß sie Herberge nnd Speise finden; denn wir sind hier in der Wüste. Joh. 6. 1. Darnach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa. Und es zog ihm viel Volks nach, darum, daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken that. » · Jesus aber ging hin- auf auf einen Berg, und setzte sich daselbst mit sei- nen Jüngern. 4. Es war aber nahe die Ostern, der Juden Fest. 5. Da hub Jesus seine Augen auf und siehet, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippm Wo kaufen wir Brod, daß diese essen? G. Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er thun wollte. 7. Philippus antwortete ihm: Zwei hundert Pfennig werth Brods ist nicht genug Herodes in Tiberias Rückkehr der Zwölfe und Speisung der Fünftausend. 41 gab die Brode den Jün- gern; und dieJünger gaben sie dem Volk. 20. Und sie aßen alle, und wurden satt, und huben auf, was übrig blieb von Brocken, zwölf Körbe voll. 21. Die aber gegessen hatten, derer waren bei fünf tausend Mann, ohne Weiber und Kinder. 22. Und alsobald trieb Jesus seine Jün er, daß sie in das Schi traten nnd vor ihm herüber fuh- ren, bis er das Volk von sich ließe. AS. Und da er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg allein, daß er betete. Und am Abend war er allein da- selbst. daß sie hiiigehen umher in die Dbrser und Märkte, und kaufen ihnen Brod; denn sie haben iiichts zu es«en. 37. Jesus aber antwor- tete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hin ehen, und zweihundert Pennig werth Brod kaufen, und ihnen zu essen geben? 38. Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brode habt ihr? Gehet hin nnd eher. Und da sie es er- kundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zween Fische. 39. Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten, bei Tischen voll, auf das grüne Gras. 40. Und sie setzten sich nach »Schichten, je hundert nnd hundert, fünfzig und fünfzig 41. ·Und er nahm die fünf Brode und zween Fische, und sahe auf gen Himmel und dankte, und brach die Brodeund gab sie den Jüngern, daß sie ihnen vorlegten und die zween Fische theilte er unter sie alle. 42. Und sie aßen alle, und wurden satt. IS. Er aber sprach zii ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen. sprachen: Wir haben nicht uiehr denn fünf Brode und zween Fische; es sei denn, daß wir hingehen sollen und Speise kaufen für so groß Volk. 14. Denn es waren bei fünf tausend Mann. Er sprach aber zu sei- nen Jüngern: Laßt sie sich· setzen bei Sithichtem je fünfzig und» fünfzig. 15. Und sie thaten also, und setzten sich alle. 16. Da nahm er die fünf Brode nnd zween Fische, und sahe anf gen Himmel und dankte darüber, brach sie und gab sie den Jüngern, daß sie dem Volk vorlegtein 17· Und sie aßen und wurden alle satt, und wurden aufgehoben, das ihnen überblieb von Brocken, zwölf Körbe. Sie ne unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig hme. Z. Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder Simonis Petri: O. Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrode und zween Fische; aber was ist das unter so viele? 10. Jesus aber sprach: Schasfeh daß sich das Volk lagere. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünf tau- send Mann. 11. Jesus aber nahm die Brode, dankte und gab sie den Jüngern, die Jün- ger aber denen, die sich· ge- lagert hatten; desselbigen »leichen auch von den Fischem wie viel er wollte. 12. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme 13. Da sammelten sie, und fülleten die zwölf Körbe mit Brocken, von den fünf Gerstenbroden, die 43. Und sie huben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den Fifchen. 44. Und die da gegessen hatten, derer waren fünf tausend Mann. 45. Und alsobald trieb er seine Jünger, daß sie in das Schisf träten und vor ihm hinüber führen gen Bethsaida, bis daß er das Volk von sich ließe. 46. Und da er sie von sich geschaffet hatte, ging er hin auf einen Berg zu beten. überblieben denen, die ge- speiset worden. 14. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus that, sprachen sie: Das ist wahrlich der Propheh der in die Welt kommen soll. 15. Da Jesus nun nierkte, daß sie kommen würden nnd ihn haschen, daß sie ihn zum Könige machten, entwich er abermal auf den Berg, er selbst alleine. Øusamniciisassung der Berichte) Zu der Zeit kam das Gerücht von Jesu vor den Vierfürften Herodes, und kam vor ihn alles, was durch ihn geschah. Und er besorgte sich, dieweil von etlichei1 gesagt ward: Johannes ist von den Todten auferstanden; von etlichen aber: Elias ist erschienenz von etlichen aber: es ist der alten Propheten einer auferstanden. Und Herodes sprach: Johannem, den habe ich enthauptet; wer ist aber dieser, von dem ich solches höre? Und begehrete ihn zu sehen. Und die Apostel kamen zu Jesu und verkiindigten ihni das alles, und erzählten ihm, wie große Dinge sie gethan hatten. Und er sprach zu ihnen: Laßt uns besonders in eine Wüste gehen und ruhet ein wenig; denn ihrer waren Viele, die ab und zu gingen, und hatten nicht Zeit genug zu essen. Und er nahm sie zu sich, nnd fuhr weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa, nnd e1itwich besonders in eine Wüste bei der Stadt, die da heißt Bethsaida. Und das Volk sahe sie wegfahren; und viele kannten ihn, und liefen daselbst hin mit einander zu Fuß aus allen Städten, und kamen ihnen zuvor und kamen zu ihm. Und Jesus ging heraus und sahe das große Volk; und es jammerte ihn derselben, denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Und er ließ sie zu sich, fing an eine lange Predigt und sagte ihnen vom Reich Gottes, und heilete ihre Kranken. Da nun der Tag fast dahin war, ging Jesus hinauf auf einen Berg nnd setzte sich daselbst mit seinen Jüngern; es war aber nahe die Ostern, der Juden Fest. Da hub Jesus seine Augen auf und siehet das viele Volk, und spricht zu Philippo: Wo kaufen wir Brod, daß diese essen? das sagte er aber, ihn zu versuchenz denn er wußte wohl, was er thun tvollte. Philippus ant- wortete ihm: Zween hundert Pfennig werth Brods ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme. Und es traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Dies ist eine Wüste, 42 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- IV. Abschnitt. und die Nacht fällt daher; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Märkte gehen und ihnen Speise kaufen; denn sie haben nichts zu essen. Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht noth, daß sie hingehen; gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und zwei hundert Pfennig werth Brod kaufen, und ihnen zu essen geben? Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brode habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, spricht zu ihm Andreas, der Bruder Simonis Petri: Es ist ein Knabe hie, der hat fünf Gerstenbrode und zween Fischez aber was ist das unter so viele? Und er sprach: Bringet mir sie her! Und er hieß das Volk sich lagern, bei Tischen voll, auf das grüne Gras; denn es war viel Gras an den Ort. Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert, fünfzig und fünfzig; es waren aber bei fünf- tausend Mann, ohne Weiber und Kinder. Und er nahm die fünf Brode und zween Fische, sahe auf gen Himmel und dankete, und brach’s und gab die Brode den Jüngern, daß sie dem Volke vorlegten; desselbigen gleichen auch von den Fischen, wieviel er wollte. Und sie aßen alle und wurden satt. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme. Da sammelten sie und fülleten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroden, die überblieben denen, die gespeiset worden; desgleichen auch von den Fischen Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus that, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum Könige machten, trieb er alsobald seine Jünger, daß sie in das Schiff träten und vor ihm hinüberführen gen Bethsaida, bis er das Volk von sich ließe. Und da er sie von sich geschafft hatte, entwich er abermal auf den Berg, er selbst allein, daß er betete. Matth. 14. 24. Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer, und litt Noth von den Wellenz denn der Wind war ihnen zuwider. 25. Aber in der vierten Nacht- wache kam Jesus zu ihnen, und ging auf dem Meer. 2. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, er- schraken sie, und spra en: Es ist ein Gespenst; und chrieen vor Furcht 27. Aber alsobald redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nichtl §. 48. Das Wandeln auf dem Meer. Mark. 6. 47. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer, und er auf dem Lande allein. 48. Und er sahe, daß sie Noth litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen, und wandelte auf dem Meer. 4. Und er wollte vor ihnen über ehen. Und da sie ihn sahen auf em Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrieen. 50. Denn sie sa en ihn alle, und erschraken. ber alsobald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, Jch bin’s, fürchtet euch nicht. Joh. 6. 16. Am Abend aber ingen die Jünger hinab an das eer. 17. Und traten in das Schiff, und kamen über das Meer gen Kapernaum Und es war schon finster worden, und Jesus war nicht zu ihnen kommen. 18. Und das Meer erhub sich von einem großen Winde. 19. Da sie nun gerudert hatten bei fünf und zwanzig oder dreißig Feldweges, sahen sie Jesum aiif dem Meer da er gehen, und nahe an das Schi kommen; und sie furchteten sich. · 20. Er aber sprach zu ihnen: Jch bin’s, fürchtet euch nicht. 28. Petrus aber antwortete ihm und sprach: HErr, bist Du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser. 29. Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff, und ging auf dem Wasser, daß er zu Jesu käme. 3(). Er sahe aber einen starken Wind. Da erfchrak er, und hub an zu sinken, schrie und sprach: HEry hilf mir! 31. Jesus aber reckte bald die Hand aus und ergriff ihn, und sprach zu ihm: O du Kleingläubigey warum zweifeltest du? 32. Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich. · II. Die aber im Schiff waren, kamen und fielen vor ihm nieder nnd sprachen: Du bist wcihrlich Gottes Sohn. M. Und sie schifften hinüber, und kamen in das Land Genezareth 51. Und trat zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten und verwunderten sich über die Maße. . 52. Denn sie waren nichzs ver- ständiger worden iiber den roden, und ihr Her war verstarreh Es. Und a sie hinüber gefahren waren, kamen sie in das Land Ge- nezareth, und fuhren an. 21. Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsobald war das Schiff am Lande, da sie hin- fuhren. Das Wandeln auf dem Meer. Jesus in der Schule zu Kapernaum 43 Ousammensassung der Berichte) Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer, und Er auf dem Lande allein. Und das Meer erhub sich von einem großen Winde. Und er sahe, daß sie Noth litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Da sie nun gerudert hatten bei fünf und zwanzig oder dreißig Feldweges, um die vierte Wache der Nacht, kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer· Und er wollte vor ihnen übergehen. Und da sie ihn sahen aus dem Meer gehen, erschraken sie, denn sie meinten, es wäre ein Gespenst; und schrieen vor Furcht. Aber alsobald redete Jesus mit ihnen nnd sprach: Seid getrost, Jch bin’s, fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: HErr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff, und ging aus dem Wasser, daß er zu Jesu käme. Er sahe aber einen starken Wind. Da erschrak er, und hub an zu sinken, schrie und sprach: HErr, hilf mir! Jesus aber reckte bald die Hand aus und ergriff ihn, und sprach zu ihm: O du Klein- gläubiger, warum zweifeltest du? Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich. Die aber im Schiff waren, kamen nnd fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrlich Gottes Sohn. Und alsobald war das Schiff am Lande, da sie hinfahren. §. 49. Jesus in der Schule zu Kapernaum. Wanderung durch die Landschaft Genezareth. (Vom 18.——22. April a. 29.) Joh 6. 22 Des andern Tages sahe das Volk, das diesseits des Meers stund, daß kein anderes Schiff da- selbst war, denn das einige, darein seine Jünger getreten waren, und· daß Jesus nicht mit seinen 23 Jüngern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Iünger waren weggefahren. Es kamen aber andere Schiffe von Tiberias nahe zu der Stätte, da sie das Brod gegessen hatten durch 24 des HErrn Danksagnng Da nun das Volk sahe, daß Jesus nicht da war und seine Jünger, 25 traten sie auch in die Schiffe, und kamen gen Kapernaum und suchten Jesum. Und da sie ihn 26 fanden jenseit des Meers, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du herkommen? Jesus ant- wortete ihnen, nnd sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brod gegessen habt, und seid satt worden· 27 Wirket Speiset, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibet in das ewige Leben, welche euch 28 des Menschen Sohn geben wird; denn denselben hat Gott der Vater versiegelt. Da sprachen sie 29 zu ihm: Was sollen wir thun, daß wir Gottes Werke wirken? Jesus antwortete und sprach 30 zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubet, den er gesandt hat. Da sprachen sie zu ihm: Was thust du für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir? Was wirkest du? 31 Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben stehet: Er gab ihnen Brod 32 vom Himmel zu essen. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, Moses hat euch nicht Brod vom Himmel gegeben, sondern mein Vater giebt euch das rechte Brod vom 33 Himmel. Denn dies ist das Brod Gottes, das vom Himmel kommt, und giebt der Welt das 34 u. 35 Leben. Da sprachen sie zu ihm: HErr, gieb uns allewege solches Brod. Jesus aber sprach zu ihnen: Jch bin das Brod des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; 36 und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürften. Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr 37 mich gesehen habt, nnd glaubet doch nicht. Alles, was mir mein Vater giebt, das kommt zu 38 mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen. Denn ich bin vom Himmel 39 kommen, nicht, daß ich meinen Willen thue, sondern deß, der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, das er mir ge- 40 geben hat, sondern daß ich es auferwecke am jüngsten Tage. Das ist alser der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn anferwecken am jüngsten Tage. 41 Da murreten die Juden darüber, daß er sagte: Jch bin das Brod, das vom Himmel kommen 42 ist; nnd sprachen: Jst dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, deß Vater und Mutter wir kennen? 43 Wie spricht er denn: Jch bin vom Himmel kommen? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: 44 Murret nicht unter einander. Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe 45 der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn anferwecken am jüngsten Tage. Es steht geschrieben in den Propheten: Sie werden alle von Gott gelehret sein. Wer es nun höret vom 46 Vater, nnd lernet es, der kommt zu mir. Nicht, daß jemand den Vater habe gesehen, ohne der 44 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — IV. Abschnitt. 47 vom Vater ist, der hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich 48 u. 49 glaubt, der hat das ewige Leben. Jch bin das Brod des Lebens. Eure Väter haben 50 Manna gegessen in der Wüste, und sind gestorben. Dies ist das Brod, das vom Himmel kommt, 51 auf daß, wer davon isset, nicht sterbe. Jch bin das lebendige Brod, vom Himmel kommen. Wer von diesem Brod essen wird,«der wird leben in Ewigkeit. Und das Brod, das ich geben werde, ist mein Fleifch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. 52 Da zankten die Juden unter einander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu 53 essen geben? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Werdet ihr nicht essen 54 das Fleisch des Menschen Sohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset, und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am 55 jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte 56' Trank. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir, und ich in ihm. 57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater, und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich 58 isset, derselbe wird auch leben um meinetwillen. Dies ist das Brod, das vom Himmel kommen ist, nicht wie eure Väter haben Manna gegessen, und sind gestorben. Wer dies Brod isset, der wird leben in Ewigkeit. 59 u. 60. Solches sagte er in der Schule, da er lehrte zu Kapernaum Viele nun seiner Jünger, 61 die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören? Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murreten, sprach er zu ihnen: Aergert euch das? 62 Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn aussahren dahin, da er zuvor war? 63 Der Geist ist es, der da lebendig macht; das Fleisch ist kein nütze. Die Worte, die ich rede, 64 die sind Geist und sind Leben. Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus 65 wußte von Anfang wohl, welche nicht glaubend waren, und welcher ihn verrathen würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben. 66 Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich, und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. 67 u. 68 Da sprach Jesus zu den Zwölfem Wollet ihr auch weggehen? Da antwortete ihm 69 Simon Petrus: HErr, wohin sollen wir gehen? du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir 70 haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus 71 antwortete ihm: Habe ich nicht euer zwölfe erwählt? Und euer Einer ist ein Teufel. Er redete aber von dem Juda Simon Jscharioth; derselbe verrieth ihn hernach, und war der Zwölfen einer. Matth. 14. Mark. G. 35. Und da die Leute an demselbigen Ort seiner 54. Und da sie aus dem Schiff traten, alsobald gewahr wurden, schickten sie aus in das ganze Land kannten sie ihn; umher, und brachten allerlei Ungesunde zu ihm· 55. Und liefen alle in die umliegenden Länder, 36. Und baten ihn, daß sie nur seines Kleides und huben an die Kranken umher zu führen auf Saum anrühreten. Und Alle, die da anrühreten, Betten, wo sie höreten, daß er war. wurden gesund. 56. Und wo er in die Märkte oder Städte oder Dörfer einging, da legten sie die Kranken auf den Markt, und baten ihn, daß sie nur den Saum seines Kleides anrühren möchten. Und alle, die ihn an- rühreten, wurden gesund. kbusammcnstkllting der beiden Zzerichlch Und die Leute im Lande Genezareth, sohald sie Jesu gewahr worden, schickten sie aus in das ganze Land umher, und brachten allerlei Ungesunde zu ihm. Und huben an die Kranken umher zu führen auf Betten, wo sie höreten, daß er war. Und wo er in die Märkte oder Städte oder Dörfer einging, da legten sie die Kranken auf den Markt, und baten ihn, daß sie nur den Saum seines Kleides anrühren möchten; und alle, die ihn anrühreten, wurden gesund. §. 50. Das Aehrenratifen am Sol-both. (Sonnabend den 23. April) Matth 12. Mark. 2. Luk. (3. l. Zu der Zeit ging Jesus 23. Und es begab sich, da er 1. Und es be· ab sich auf einen durch die Saat am Sabbathx und wandelte am Sabbath durch die Afterfabbath, da er durch’s Ge- seine Jünger waren hungrig, fingen Saat, und feine Jünger fingen an, treide ging; und seine Jünger an Aehren auszuraufen, und aßen. indem sie gingen, Aehren auszu- rauften ehren aus, und aßen, und Z. Da das die Pharisäer sahen, raufen. rieben sie mit den Händen. Das Aehrenraufen am Sabbath. Heilung des Mannes mit der verdorreten Hand. 40 - sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger thun, das sich nicht ziemet am Sabbath zu thun. Z. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David that, da ihn, und die mit ihm waren, hungerte? 4. Wie er in das Gotteshaus ging, und aß die Schaubrode, die ihm doch nicht ziemeten zu essen, noch denen, die mit ihm waren, sondern allein den Priestern? 5. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sab- bath im Tempel den Sabbath bre- chen, und sind doch ohne Schuld? 6.· Jch sage aber euch, daß hier der ist, der auch größer ist, denn der Tempel. 24. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe zu, was thun deine Jünger am Sabbth, das nicht recht ist? 25. Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David that, da es ihm noth war, und ihn hungerte, sammt denen, die bei ihm waren? 26. Wie er ging in das Haus Gottes, zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und aß die Schau- brode, die niemand durfte essen, denn die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren. 27. Und er sprach zu ihnen: Der Sabbath ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbaths willen; 28. So ist des Menschen Sohn ein Herr auch des Sabbaths. L. Etliche aber der Pharisäer sprachen zu ihnen: Warum thut ihr, das sich nicht geziemet zu thun auf die Sabbather? - Z. Und Jesus antwortete und sprach zli ihnen: Habt ihr nicht das gelesen, das David that, da ihn hungerte, und die mit ihm waren? 4. Wie er zum Haiise Gottes einging, und nahm die Schaubrode und aß, und gab auch denen, die ncit ihm waren; die doch niemand durfte essen, ohne die Priester allein. 5. Und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist ein Herr auch des Sabbaths. 7. Wenn ihr aber wüßtet, was das sei: Jch habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit, und nicht am Opfer, hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammetx 8. Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbath. Ousanimenfassiing der Berichte) Und es begab sich auf einen Aftersabbath, daß er durch’s Getreide ging; und seine Jünger waren hungrig, fingen an, indem sie gingen, Aehren auszuraufen, und rieben sie mit den Händen und aßen. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe zu, was thun deine Jünger am Sabbath, das sich nicht geziemet zu thun auf die SabbatherP Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David that, da es ihm noth war, da ihn, und die mit ihm waren, hungerte? Wie er ging in das Haus Gottes, zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrode, die ihm doch nicht ziemeten zu essen, noch denen, die mit ihm waren, sondern allein den Priestern. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbath im Tempel den Sabbath brechen, und sind doch ohne Schuld? Jch sage euch aber, daß hie Der ist, der auch größer ist, denn der Tempel. Wenn ihr aber wüßtet, was das sei: Jch habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit, und nicht am Opfer, so hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammet. Und er sprach zu ihnen: Der Sabbath ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbaths willen; so ist des Menschen Sohn ein Herr auch des Sabbaths. §. 51. Heilung des Mannes mit der verdorreten Hand. (Sonntag den 24. April, als am letzten Tage des Osterfestes) Matth. 12. 9. Und er ging von dannen für- baß, und kam in ihre Schule. 10. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrete Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: Jst es auch recht, am Sabbath heilen? auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. 11. Aber er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, so er Ein Schaf hat, das ihm am Sabbath in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe? 12. Wie viel besser ist nun ein Mensch, denn ein Schaf! Darum näag man wohl am Sabbath Gutes t un. 13. Da sprach er zu dem Men- schen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und sie Mark. Z. 1. Und er ging abermal in die Schule. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrete Hand. 2. Und sie hielten auf ihn, ob er auch am Sabbath ihn heilen würde, auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. 3. Und er sprach zu dem Men- schen mit der verdorreten Hand: Tritt hervor! 4. Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbath Gutes thun, oder Böses thun? das Leben er- halten, oder tödten? Sie aber chwiegen stille. 5. Und er sahe sie umher an mit Zorn, und war betrübt über ihrem verstockten Herzen, und sprach u dem Menschen: Strecke deine and aus! Und er streckte sie aus; Luk. 6. G. Es geschah aber auf einen andern Sabbath, daß er ging in die Schule und lehre-te. Und da war ein Mensch, deß rechte Hand war verdorret. 7. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer hielten auf ihn, ob er auch heilen würde am Sabbath, auf daß sie eine Sache zu ihm fänden. 8. Er aber merkte ihre Gedanken, und sprach zu dem Menschen mit der dürren Hand: Stehe auf und tritt hervor! Und er stund auf und trat dahin. 9. Da sprach Jesus« zu ihnen: Jch frage euch, was ziemt sich zu thun auf die Sabbather, Gutes oder Böses, das Leben erhalten oder Verderben? 46 Chronologsche Zusammensiellung des Lebens Jesu 2c. — 1V. Abschnitt. ward ihm wieder gesund, gleichwie die andere. 14. Da gingen die Pharisäer hinaus, und hielten einen Rath über ihn, wie sie ihn umbrächten. 15. Aber da Jesus das erfuhr, wich er von dannen. Und ihm olgte viel Volks nach, und heilete ie alle. IS. Und bedräuete sie, daß sie ihn nicht meldeten; 17. Auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten Jesaias, der da spricht: . Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählet habe, und mein Liebsten an dem meine Seele Wohl- und die Hand ward ihm gesund wie die andere. 6. Und die Pharisäer gingen hinaus, und hielten alsobald einen Rath mit Herodis Dienern über ihn, wie sie ihn umbrächtem 10. Und er sahe sie alle umher an, und sprach zu dem Menschem Strecke aus deine Hand! Und er that es· Da ward ihm seine Hand wieder zurecht gebracht, gesund wie die andere. l1. Sie aber wurden ganz un- sinnig; und beredeten sich mit ein- ander, was sie ihm thun wollten. 7. Aber Jesus entwich mit seinen Jüngern an das Meer; und viel Volks folgte ihm nach aus Galiliia und aus Judäa, S. Und von Jerusalem und aus Jdumäa, und von jenseit des Jordan, und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine große Menge, die seine Thaten höreten und kamen zu ihm. J. Und er sprach zu seinen Jüngern, daß sie ihm ein Schifflein hielten um des Volks willen, daß sie ihn nicht drängeten. 10. Denn er heilete ihrer viele, also, daß ihn überfielen alle, die geplagt waren, auf daß sie ihn anrühreten 11. Und wenn ihn die unsaubern Geister sagen, fielen sie vor ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist Gottes ohn. 12. Und er bedräuete sie hart, daß sie ihn nicht offenbar machten. gefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Gericht verkündigem 19. Er wird nicht zanken noch schreien, und man wird fein Geschrei nicht hören auf den Gassen; 20. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er ausführe das Gericht zum Siege; 21. Und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen. Gusammcnfiissung der Yasuna) Es geschah aber auf einen andern Sabbath, daß er ging in die Schule und lehrete. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrete Hand. Aber die Schristgelehrten und Pharisäer hielten auf ihn, ob er auch heilen würde am Sabbath, auf daß sie eine Sache zu ihm fänden. Er aber merkte ihre Gedanken, und sprach zu dem Menschen mit der dürren Hand: Stehe auf und tritt hervor! Und er stund auf und trat dahin! Da sprach Jesus zu ihnen: Jch frage euch, was ziemet sich zu thun auf die Sab- bather, Gutes oder Böses, das Leben erhalten oder verderben? Sie aber schwiegen stille. Und er sprach weiter zu ihnen: Welcher ist unter euch, so er Ein Schaf hat, das ihm am Sabbath in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe? Wieviel besser ist nun ein Mensch, denn ein Schaf! Darum mag man wohl am Sabbath Gutes thun. Und er sahe sie umher an mit Zorn und war betrübt über ihrem verstockten Herzen, und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und die Hand ward ihm gesund, wie die andere. Sie aber wurden ganz unsinnig; und gingen hinaus, und beredeten sich mit einander, was sie ihm thun wollten, und hielten einen Rath mit Herodis Dienern über ihn, wie sie ihn umbrächteir. Aber da Jesns das erfuhr, wich er von dannen, und entwich mit seinen Jüngern an das Meer; und viel Volks folgte ihm nach aus Galiläa, und aus Judäa, und von Jerusalem, und aus Jdumäa, und von jenseit des Jordan, und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine große Menge, die seine Thaten höreten und kamen zu ihm. Und er sprach zu seinen Jüngern, daß sie ihm ein Schifflein hielten um des Volks willen, daß sie ihn nicht drängeten Denn er heilete ihrer Viele, also daß ihn überfielen alle, die geplagt waren, auf daß sie ihn anrühreten. Und wenn ihn die unsauberen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist Gottes Sohn! Und er bedräuete sie hart, daß sie ihn nicht offenbar machten; auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten Jesajas, der da spricht: Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählet habe, und mein Liebster, an dem meine Seele Wohlgefallen hat;·ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Gericht verkündigen. Er wird nicht zanken noch schreien, und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen; das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er aus- führe das Gericht zum Siege· Und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen. §. 52. Die dienenden Frauen. 1 Und es begab sich darnach, daß er reisete durch Städte und Märkte, und predigte und verkündigte 2 das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölfe mit ihm, dazu etliche Weiber, die er gesund Die dienenden Frauen. Heilung eines Besessenen und erneuerte Lästerungen der Pharisäer. 47 hatte geniacht von den bösen Geistern und Krankheiten; nämlich Maria, die da Magdalena heißt, 3 von welcher waren sieben Teufel ausgesahren, und Johanna, das Weib Ehusa, des Pflegers Herodis, und Susaniia, und viele andere, die ihm Handreichung thaten von ihrer Habe. §. 53. Heilung eines Besessenen, erneuerte Lästernng der Pharisäer, die Mutter und Brüder Jesu. , Matth. 12. 22. Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm; und er heilete ihn, also, daß der Blinde und Stamme, beide, redete und sahe. Es· Und alles Volk entse te sich und sprach: Jst dieser nicht avids So n? 24. Aber die Pharisäer, da sie es höreten, sprachen sie: Er treibet die Teufel nicht anders aus, denn durch Beelzebub, der Teufel Obersten. 25. Jesus vernahm aber ihre Gedanken, und sprach zu ihnen: Ein jeglich Reich, so es mit ihm selbst uneins wird, das wird wüste; und eine jegliche Stadt oder Haus, so es mit ihm selbst uneins wird, mag ni t bestehen. 26. o denn ein Satan den andern austreibt, so muß er mit ihm selbst uneins sein: wie mag denn sein Reich bestehen? 27. So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter ein. s 28. So ich aber die Teufel durch den Geist Gottes austreibe, so ist je das Reich Gottes zu euch kommen. « 29. Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrath rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde, und alsdann ihm sein Haus beraube? 30. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet. 31. Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den illienscheii vergeben; aber die Läste- rung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben. (Ansang oder Mitte Mai des J. 29.) Mark. Z. 20. Und es kam abermal das Volk zusammen, also, daß sie iiicht Raum hatten zu essen. 2 Und da es höreten, die um ihn waren, gingen sie hinaus und wollten icgn halten; denn sie spra- chen: r wird von Sinnen kommen. 22. Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herab kommen waren, sprachen: Er hat den Beel- Eebuh und durch den Obersten der eufel treibt er die Teufel aus. 23. Und er rief sie zusammen, nnd sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den andern austreiben? 24. Wenn ein Reich mit ihm selbst unter einander uneins wird, mag es nicht bestehen. 25. Und wenn ein Haus mit ihm selbst unter einander uneins wird, mag es nicht bestehen. 26. Setzet sich nun der Satan wider sich selbst, und ist mit ihm selbst uneins; so kann er nicht be- stehen, sondern es ist aus mit ihm. 27. Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen Hausrath rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde, und alsdann sein Haus be- VI« W h rch ·ch s ch . a ri , i age eu : Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gottes- lästerung, damit sie Gott lästern. 29. Wer aber den heiligen Geist lästert, der hat keine Verge- bung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts 30. Denn sie sa ten: Er hat einen unsaubern Gei t. Luk. 11. 14· Und er trieb einen Teufel aus, der war stumm. Und es ge- schah, da der Teufel aus-fuhr, da redete der Stamme. Und das Volk verwunderte sich. 15. Etliche aber« unter ihnen sprachen: Er treibt die TeufeLaus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. 16. Die andern aber versuchten ihn, und begehrten ein Zeichen von ihm vom Himmel. 17. Er aber vernahm ihre Gei- danken, und sprach zu ihnen: Ein jeglich Reich, so es vmit ihm selbst uneins wird, das wird wüste, und ein Haus fället über das andere. 18. Jst denn der Satanas auch mit ihm selbst uneins, wie will sein Reich bestehen? Dieweil ihr saget, ich treibe die Teufel aus durch Be- elzebub. 19. So aber ich die Teufel durch Beelzebnb austreibe, dur wen treiben sie eure Kinder aus. Darum werden sie eure Richter ein. 26. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kommt je das Reich Gottes zu euch. 21. Wenn ein starker Gewapp- neter seinen Pallast bewahret, so bleibt das Seine mit Frieden. 22. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt, und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Har- nisch, darauf er sich verließ, und theilet den Raub aus. 23. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet. 24. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen nasführet, so durchwandelt er dürre »Stätten, sucht ·Ruhe und findet ihr nicht; so spricht er: Jch will wieder um- 32. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, deni wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den heiligen Geist, dem wird es nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt. 33. Setzet entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. 34. Jhr Otterngezüchte, wie könnet ihr Gutes reden, dieweil ihr böse seid? Weß das Herz voll ist, des; gehet der Mund über. 35. Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus kehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. 25. Und wenn er kommt, so findet er’s mit Bese- men gekehret und geschniücket 26. Dann gehet er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da; und wird hernach mit demselbi en Menschen ärger, denn vorhin. 27. nd es begab si , da er solches redete, erhub ein Weib im Volk die timme, und sprach zu ihm: Seli ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brü te, die du gesogen hast! 48 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — IV. Abschnitts seinem guten Schatz des Herzens; und ein böser Mensch bringet Böses hervor aus seinem bösen Schatz. 36. Jch sage euch aber, daß die Vcenschen müssen Rechenschuft geben am jüngsten Gericht von einem jeglicheki unnützeu Wort, das sie geredet haben. 37. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertiget werden, und aus deinen Worten wirst dn verdammet werden. « 38. Da antworteten etliche unter den Schriftge- lehrten und Pharisäern und sprachen: Meister, wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen. 39. Und er antwortete und sprach u ihnen: Die böse und ehebrecherische Art sucht ein eichen; und es es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jonas 40. Denn gleichwie Jonas war drei Tage uud drei Nächte in des Wallfisches Bauch: also wird des Men- schen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein 41. Die Leute von Ninive werden austreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht, und werden es verdammen; denn sie thaten Buße nach der Predigt Jonas. Und siehe, hier ist mehr, denn Janus. 42. Die Königin von Mittag wird austreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht, und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Sa- lomo’s Weisheit zu hören. Und siehe, hier. ist mehr denn Salomo. 43. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, suchet Ruhe, und findet ihrer nicht. 44. Da spricht er dann: Jch will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er es müßig, gekehret und ge- fchmücket 45. So gehet er hin, und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie hinein kommen, wohnen sie allda; und wird mit denselben Menschen hernach«ärger, denn es vor- hin war. Also wird es auch diesem argen Geschlecht 28. Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren! 29. Das Volk aber drang hinzu. Da sing er an und sagte: Dies ist eine arge Art; sie begehret ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben, denn nur das Zeichen des Propheten Jenas. 30. Denn wie Jonas ein Zeichen war den Rini- viten, also wird des Menschen Sohn sein diesem Geschlecht 31. Die Königin von Mittag wird austreten vor dem Gericht mit den Leuten dieses Geschlechts, und wird sie verdammen; denn sie kam von der Welt Ende, zu hören die Weisheit Solomos. Und siehe, hie ist mehr, denn Salomo- 32. Die Leute von Ninive werden austreten vor dem Gericht mit diesem Geschlechh und werden’s ver- dammen; denn sie thaten Buße nach der Predigt Jonas. Und siehe, hie ist mehr, denn Jonas. Niemand zündet ein Licht an, und setzt es an einen heimlicheti Ort, auch nicht unter einen Schessel, sondern auf den Leuchter, auf daß, wer hinein gehet, das Licht sehe. · 34. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig sein wird, so ist dein ganzer Leib licht. So aber dein Auge ein Schalk sein wird, so ist auch dein Leib finster. 35. So schaue drauf, daß nicht das Licht in dir Finsterniß sei. 36. Wenn nun dein Leib ganz Licht ist, daß er kein Stück von der Finsterniß hat, so wird er ganz licht sein, und wird dich erleuchten, wie ein heller Blitz. Luk. 8. e en. g 46. Da er noch also zu dem Volk redete; siehe, da stunden seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit i m reden. 47. Da spra einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. 48. Er antwortetehabers und ra u dem, der esi m an agte: yåierchifs meine Mutter? Und wer sind meine Brüder? 49. Und reckte die Hand aus über seine Jiinger und sprach: Siehe da, das ist meine Mütter und meine Brüder. 50. Denn wer den Willen thut meines Vaters im Himmel, der- selbige ist mein Bruder, Schwester und Mutter. 31. Und es kam seine Mutter und seine Brüder, und stunden draußen, schickten zu ihm, nnd lie- ßen ihn rufen. 32. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir. 33. Und er antwortete ihnen, und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34. Und er sahe rings um sich auf die Jünger, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder. 35. Und wer Gottes Willen thut, der ist mein Bruder, und meine Schwester, und meine Mutter. Gnsanimrnsitssung drc drei Berichte) 19. Es gingen aber hinzu seine Mutter und Brüder, und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen. 20. Und es ward ihm an esagt: Deine Mutter und deine rüder stehen draußen, und wollen dich sehen. 21. Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und thun. Und es kam abermal das Volk zusammen, also daß sie nicht Raum hatten zu essen. Und da es höreten, die um ihn waren, gingen sie hinaus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er wird von Sinnen kommen. Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm; und er heilete ihn, also daß der Blinde und Stamme, beide, redete und sahe. Und alles Volk entsetzte sich und sprach: Die Mutter und Brüder Jesu. 49 Jst dieser nicht Davids Sohn? Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herab kommen waren, und die Pharisäer, da sie es höreten, sprachen sie: Er hat den Beelzebub, und durch ihn, den Obersten der Teufel, treibet er die Teufel aus. Er aber vernahm ihre Gedanken, rief sie zu- sammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den andern austreiben? Wenn ein Reich mit ihm selbst unter einander uneins wird, mag es nicht bestehen. Setzet sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit ihm selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Dieweil ihr saget, ich treibe die Teufel aus durch Beelzebub. So aber Jch die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kommt ja das Reich Gottes zu euch. Wenn ein starker Gewappneter seinen Pallast bewahret, so bleibet das Seine mit Frieden; wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, daraus er sich verließ, und theilet den Raub aus. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet. Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird» es vergeben; aber wer etwas redet wider den heiligen Geist, dem wird es nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt. Setzet entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennet man den Baum. Ihr Otterngezüchte, wie könnet ihr Gutes reden, dieweil ihr böse seid? Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über. Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens; und ein böser Mensch bringet Böses hervor aus seinem bösen Schatz. Jch sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst dn gerecht- fertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammet werden. Da antworteten etliche unter den Schristgelehrten und Pharisäern und sprachen: Meister, wir wollten gern ein Zeichen von dir sehen vom Himmel. Das Volk aber drang hinzu. Da fing er an und sagte: Dies ist eine arge Art; sie begehret ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben, denn nur das Zeichen des Propheten Jonas. Denn gleichwie Jonas war drei Tage und drei Nächte in des Wallfisches Bauch: also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein. Die Leute von Ninive werden ausstehen am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht, und werden es verdammen; denn sie thaten Buße nach der Predigt Jona’s. Und siehe, hier ist mehr denn Jonas. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, suchet Ruhe und findet ihrer nicht. Da» spricht er dann: Jch will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er es müßig, mit Besemen gekehret und geschmücket. So gehet er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda, und wird hernach mit demselben Menschen ärger denn vorhin. Die Königin von Mittag wird austreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht, und wird es verdammen; denn sie kam von der Welt Ende, zu hören die Weisheit Salomo’s. Und siehe, hier ist mehr denn Salomo. Niemand zündet ein Licht an und setzt es an einen heimlichen Ort, auch nicht unter einem Scheffel, sondern auf den Leuchter, auf daß wer hineingehet, das Licht sehe. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig sein wird, so ist dein ganzer Leib licht. So aber dein Auge ein Schalk sein wird, so ist auch dein Leib finster. So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsterniß sei. Wenn nun dein Licht ganz Licht ist, daß er kein Stück von der Finsterniß hat, so wird er ganz licht sein, und wird dich erleuchten wie ein heller Blitz. Und es begab sich, da er solches redete, erhub ein Weib im Volk die Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast! Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Es gingen aber hinzu seine Mutter nnd Brüder, und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen. Und es ward ihm angesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er sah rings um sich auf die Jünger, die um ihn im Kreise saßen, und reckte die Hand aus über sie und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen thut meines Vaters im Himmel, derselbige ist mein Bruder, Schwester und Mutter. Dächspks Vkbellvskks (VI.) N, T. I. 2. SupplemenvBogen 4 50 · Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- Iv. Ahschuitr Matth. 13. l. An demselbigen Tage ing Jesus aus dem Hause, und etzte sich an das Meer. 2. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also, daß er in das Schiff trat, und saß, und alles Volk stund am Ufer. Z. ·Und er redete u ihnen man- cherlei durch Gleichnissq und sprach: Sie »e, es ging ein Säemann aus zu a"en. 4. Und indem er saete, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und sraßen’s auf· 5. Etliches fiel in das Steinichte, da es nicht viel Erde atte, nnd ging bald auf, darum, dakß es nicht tiefe Erde hatte. S. Als aber die Sonne aufgin , verwelkete es, und dieweil es nicgt Wurzel hatte, ward es dürre. 7. Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf, und erstickten’s. 8. Etliches fiel auf ein gut Land und« trug»Frucht, etliches hundert- fälti , etliches sechzigfältig, etliches drei igfiiltigd »9. Wer hren hat zu hören, der ore. 10. Und die Jiinger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu i nen durch Gleichnisse? 11. r antwortete und sprach: Euch ist’s gegeben, daß ihr das Geheimniß des Himmelreichs ver- nekhmetz diesen aber ist’s nicht ge- ge en. 12. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, das er hat. 13. Darum rede ich zu ihnen dur Gleick3nisse. Denn mit sehen- den ugen ehen sie nicht; und mit hörenden O ren hören sie nicht; denn sie Eber tehen es nicht. 14. Und über ihnen wird die Weissagång Jesaias ersüllet, die da sagt: it den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet §. 54. Predigt in Gleichnissem (Am Nachmittag desselbigen Tages) Mark. 4. 1. Und er fing abermal an zu lehren am Meer; und es versam- melte sich viel Volks zu 1 m, also, daß er mußte in ein Schi treten und auf dem Wasser sitzen, und allesMVolk stund auf dem Lande am eer. 2. Und er predi te ihnen lange durch Gleichnisse nd in seiner Predigt sprach er u· ihnen: Z. Höret zu! iehe, es ging ein Säemann aus zu säen. » 4. Und es begab sich, indem er saete, fiel etliches an den Weg;»da kanlien iåiief Välgel untfer dem Him- me nn ra en’s an. 5. Etliches fiel in das Steinichte, da es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum, daß es nicht tieåe Esgde hattet; S f » . a nun ie onne anging, verwelkete es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, verdorrete es. D7. Und iztlishesDsiel unterchkdie ornen, un ie ornen wu en empor und erstickten’s und es brachte keine Frucht. 8. Und etliches fiel auf ein gut Land und brachte Fruchh die da zunahm »und » tvuchsz und etliches trug dreißigfaltig, und etlickes sech- zigfältig, und etliches undert- .. f a ig. 9. Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat zu hören, der höre. 10. Und da er allein war, fragten ihn um dieses Gleichniß, ie um ihn waren, sammt den Zwölfen 11. Und er sprach zu ihnen: Euch ist’s gegeben, das Geheimniß des Reichs Gottes zu wissen; denen aber draußen widerfähret es alles durch Gleichnisse 12. Auf daß sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erken- nen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen; auf daß sie sich ni t dermaleinst bekehren, und ihre ünden ihnen vergeben werden. ihr sehen und werdet es nicht vernehmen. 15. Denn dieses Volks Herz ist verstockt und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, Augen sehen, und mit den Ohren hören, und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, daß ich ihnen hülfe. s 16. Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. auf daß sie nicht dermaleins mit den 17. Wahrlich, ich sage euch: Viel Propheten und Gerechte Luk. 8. 4. Da nun viel Volks bei ein- ander war und aus den Städten zu ihm eileten, sprach er durch ein Gleichniß: 5. Es ging ein Säemann aus zu Fåen seinen Samen; und indem er äete, fiel etliches an den Weg, und ward vertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf. 6. Und etliches fiel auf den Fels; und da es anfing, ver- dorrete es, darum, da es nicht Saft hatte. 7. Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten es. 8. Und etliches fiel auf ein gut Land; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jungfer· und »sprachen , was dieses Gleichniß Ware? 10. Er aber sprach: Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis; des Reiches Gottes; den Andern aber in Gleichnissem daß sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, nicht verstehen, ob sie es schon en. haben begehrt zu sehen, das ihr sehet, Und haben’s nicht gesehen; und zu hören, das ihr höret, und haben’s nicht gehöret. Predigt in Gleichnissem 51 18. So höret nun ihr dieses Gleichniß von dem Säemann. 19. Wenn jemand das Wort von dem Reich höret und nicht verstehet, so kommt der Arge und reißet es hin, was da gesäet ist. 20. Der aber auf das Steinichte gesäet ist, der ist’s, wenn jemand das Wort höret, und dasselbige bald aufnimmt mit Freuden; 21. Aber er hat nicht Wurzel in ihm, sondern er ist wetterwen- disch: wenn sich Trübsal und Ver- folgung erhebt um des Worts willen, so ärgert er sich bald. 22. Der aber unter die Dornen gesäet ist, der ist’s, wenn jemand as Wort höret, und die Sorge dieser Welt und Betrug des Reich- thums ersticket das Wort, und brin- get nicht Frucht 23. Der aber in das gute Land gesäet ist, der ift’s, wenn jemand das Wort höret und verstehet es, und dann auch Frucht bringet; und etlicher trägt hnndertfältig, etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig is. Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dieses Gleichniß nicht, wies nzollty ihr denn die andern alle ver te en. Wut. Der Säemann säet das or. 15. Diese sind’s aber, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesäet wird, und sie es gehört haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt weg das Wort, das in ihrHHerZllgesäet Furt; s d d . o an ie in ’s, ie auf’s Steinichte gesäet sind: Wenn xie das lWliddrt gehgrt hgibem ifiehmen ie es a mit reu en an, » 17. Und haben keine Wurzel in ihnen, »sonder»1»1 sind wetterwend1fch; wenn fich Trubsal oder Verfolgung um des Worts willen erhebt,«so ärgern sie sich alsbald. 18. Und diese sind’s, die unter die Dornen gesäet sind: Die das Wort hören, 19. Und die Sorge dieser Welt, und der betrügliche Reichthuny und viel andere Lüste gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibet ohne Frucht. 20. Und diese sind’s, die auf ein gilt Land gesäet sind: Die das Wort hören und nehmen’s an und bringen Frncht, etlicher dreißigfältig, und etlicher sechzigfältig und etlicher hundertfältig. 21. Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß man’s unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze? Mit nichten, sondern daß man’s auf einen Leuchter setzez 22. Denn es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme. 23. Wer Ohren hat zu hören, der höre. 24. Und sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret. Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen; und man wird noch zugeben euch, die ihr dies höret. 25. Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch das er hat. 11. Das ist aber das Gleichnisx Der Same ist das Wort Gottes. 12. Die aber an dem Wege sind, die es hören; darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, aus das; sie nicht glauben und selig werden· 13. Die aber auf dem Fels, sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel: eine Zeit- lang lauben sie, und zu der Zeit der nfechtuu fallen sie ab. 14. Das a er unter die Dornen fiel, sind die, so es hören, nnd ge- hen hin unter den Sorgen, Reich- thu1n und Wollust dieses Lebens, und ersticken, und bringen keine« Frucht. 15. Das aber auf dein guten Lande, sind die das Wort hören und behalten in einein feinen guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld. 16. Niemand aber zündet ein Licht an, und bedeckt es mit einem Gefäß, oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf daß, wer hinein gehet, das Licht sehe. 17. Denn es ist nichts verbor- gen, das nicht offenbar werde, auch nichts Heimliches, das nicht kund werde und an Tag komme. 18. So sehet nun darauf, wie ihr zuhöret Denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, von dem wird genommen, auch das er meinet zu haben. 24. Er legte ihnen ein anderes Gleichiiiß vor, und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menscheih der guten Samen auf seinen Acker säete. 25. Da aber die Leute schliefen, kam s ging davon. 26. Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fa 27. Da traten die Knechte zu dem Haus-Vater, und sprachen: Herr, deinen Acker gesäet? Woher gut er denn das Unkraut? 28. Er sprach zu ihnen: ausjä 34. Solches alles redete Jesus durch Gleichnisse zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihn n tet. 30. Lasset beides mit einander wa Schnittern sagen: Sammelt zuvor da e . 35." Auf daß erfiillet würde, das den Propheten, der da spricht: Jch wi as hat der Feind gethan. Da sprachen die Knechte: daß wir hingehen und es ausjäten? « 29. Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich chsen bis zu der Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den ein Feind, und säete Unkraut zwischen den Weizen, und nd sich auch das Unkraut. hast du nicht guten Samen auf Willst du. denn, den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut s Unkraut und bindet es in Bündleiiy daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuern gesagt ist durch nieinen Mund aufthun in Gleichnissen, und will aussprechen die Heimlichkeiten von Anfang der Welt. 36. Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim Deute uns das Gleichniß vom Unkraut auf dem Acker. 37. Er antwortete und sprach zu ihnen: (Mark. 4.; 33. Und durch viel solche Gleichnisfe sagte er ihnen das Wort, nachdem sie es 34. Und ohne Gleichniß redete er nichts zu ihnen; aber insonderheit legte er’s seinen Jüngern alles aus. hören konnten. . Und seine Jünger traten zu ihm, und sprachem Des Me schen Sohn ist’s, der da guten Samen säet. 4sls 52 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- IV. Abschnitt 38. Der Acker ist die Welt. Der gute Same find die Kinder des Reichs Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Dei: Feind, der sie säei, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind ie nge. 40. Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennen so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen. 41. Des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Aergernisse, und die da Unrecht thu « 42. Und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähnklappen. 43. Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne, in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre. 26. Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also. als wenn ein Mensch Samen auf’s Land wirft, 27. Und schläft, und stehet auf Nacht und Tag, und der Same gehet aus und wärgseh daß er’s nicht weiß. . Denn die Erde britåget von ihr selbst zum ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen eizen in den Aehren. 29. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat; so schicket er bald die Sichel hin, denn die Ernte ist da. 47. Abermal ist gleich das Himmelreich einem Netze, das in’s Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fähet. 48· Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. 49. Also wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen, und die Bösen von den Gerechten s eiden, 50 Und werden ie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähnklappen sein. 51. Und Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja, HErr. 52. Da sprach er: Darum ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvatey der aus seinem Schatz Neues und Altes hervor trägt. Gufammenfussung ver Dickicht-«) An demselbigen Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer; und es ver- sammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er mußte in ein Schisf treten und auf dem Wasser sitzen, und alles Volk stund auf dem Lande am Meer. Und er predigte ihnen lange durch Gleichnisse. Und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: Höret zu! Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säete, fiel etliches an den Weg; und ward vertreten, und die Vögel unter dem.Himmel fraßen es auf. Und etliches fiel auf den Fels, in das Steinichte, da es nicht viel Erde hatte; und es ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne ausging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre. Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten’s, und es brachte keine Frucht. Und etliches fiel aus ein gut Land, und brachte Frucht, die da zunahm und wuchs; und etliches trug dreißigfältig, und etliches sechzigfältig, und etliches hundertfältig Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! — Er legte ihnen ein ander Gleichniß vor und sprach: Das Himmel- reich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säete. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säete Unkraut zwischen den Weizen, und ging davon. Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesäet? woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind gethan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß« wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit aus- raufet, so ihr das Unkraut ausjätet. Lasset beides mit einauder wachsen bis zu der Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man’s verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuern Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen auf’s Land wirft, und schläft, und stehet auf Nacht und Tag, und der Same gehet auf und wächset, daß er’s nicht weiß. Denn die Erde bringet von ihr selbst zum ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen Weizen in den Aehren. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schicket er bald die Sichel hin, denn die Ernte ist da. —— Abermal ist gleich das Himmelreich einem Netze, das in’s Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fähet. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Ge- rechten scheiden, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähnklappen sein. Solches alles redete Jesus durch Gleichnisse zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nicht Jesus abermals in Nazareth. 53 zu ihnen, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Jch will meinen Mund aufthun in Gleichnissen, und will aussprechen die Heimlichkeiten von Anfang der Welt. Da ließ Jesus das Volk von sich. Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen durch GleichUisseP Er antwortete und sprach: Euch ist gegeben, daß ihr das Geheimniß des Himmelreichs vernehmet; diesen aber ist’s nicht gegeben· Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, das er hat. Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse· Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht. Und iiber ihnen wird die Weissagung Jesaia’s erfüllt, die da sagt: Mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht vernehmen· Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und» ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht dermaleins mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, daß ich ihnen hülfe. Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, das ihr sehet, und haben’s nicht gesehen; und zu hören, das ihr höret, und haben’s nicht gehöret. Und da er allein war, fragten ihn um dieses Gleichniß (von dem Säemann), die um ihn waren, sammt den Zwölfen. Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dieses Gleichniß nicht, wie wollt ihr denn die andern alle verstehen? Das ist aber das Gleichniß: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels, sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel, eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Das aber unter die Dornen fiel, sind die, so es hören, und gehen hin unter den Sorgen, Reichthum und Wollust dieses Lebens, und er- sticken und bringen keine Frucht Das aber aus dem guten Lande, sind die das Wort hören und behalten in einem seinen guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld. Und da er heim kam, traten seine Jünger zu ihm und sprachen zu ihm: Deute uns das Gleichniß vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist’s, der da guten Samen säet. Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit; der Feind, der sie säet, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennet, so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen: des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Aergernisse, und die da Unrecht thun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähnklappem Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne, in ihres Vaters Reich. Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß man’s unter einen Scheffel oder einen Tisch setze? Mit nichten, sondern daß man’s auf einen Leuchter sehe. Denn es ist nichts ver- borgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret! Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen; und man wird noch zugeben euch, die ihr dies höret. Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch das er hat. Und Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja, HErn Da sprach er: Darum ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervor trägt. §. 55. Jesus abermals in Nazareth. Muth. 13. 53. Und es begab sich, da Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging e»r von dannen. « 54. Und kam in sein Vaterland, und le rete sie in ihren Schulen, also auch, daß sie si ent etzten und xkkacheiy Woher kommt diesem fol e Weisheit und aten. 55. Jst er nicht eines Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? und seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas? 56· Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? Mark. 6. I. Und er ging aus von dannen, und kam in sein Vaterland; und seine Jünger folgten ihm nach· 2. Und da der Sabbath kam, hub er an zu lehren in ihrer Schule. Und Viele, die es höreten, verwun- derten sich seiner Lehre und sprachen: Woher kommt dem solches? Und was Weisheit ist es, die ihm ge- gesbsnh ist, und solche Thaten, die durch seine Hände e e en g Z. Jst er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und der Bruder Jakobi und Joses und Judä und 54 Chronologische Zusauimenstelliing des Lebens Jesu &c. — IV. Abschnitt. 57. Und ärgerten sich an ihm· Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger, denn · in seinem Vaterland und in feinem Hause. ·4. Jesus aber sprach zu ihnen: · · 58. Und er that daselbst nicht viel Zeichen um ihres nirgend weniger, denn 1ni Vaterlande und dahein1 bei Unglaubens willen. den Seinen. · 5. Und er konnte allda nicht eine einige That thun; ohne, wenigen Siechen legte er die Hände auf, und heilete sie. · · · · C. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens Und er ging umher in die Flecken im Kreis, und lehrete. Simonisci Sind nicht auch seine Schwestern allhie bei uns? Und sie ärgerten sich an ilåtir P h · ·· in rop e gi Ousammensassung der Berichte) Und er ging aus von dannen nnd kam in sein Vaterland, und seine Jünger folgten ihm nach. Und da der Sabbath kam, hub er an zu lehren in ihrer Schule. Und Viele, die es höreten, ver- wunderten sich seiner Lehre und sprachem Woher kommt Dem solches? nnd was Weisheit ist es, die ihm gegeben ist, und solche Thaten, die durch seine Hände geschehen? Jst er nicht der Zimmer- wann, Mariä Sohn, und der Bruder Jacobi und Joses und Judä und Sin1onis? Sind nicht auch seine Schwestern allhie bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger, denn in seinem Vaterlande und in seinem Hause. Und er konnte allda nicht eine einige That thun, ohne wenigen Siechen legte er die Hände auf und heilete sie. §. se. Und er verwunderte sich ihres Unglanbens. Streitsrage der Pharisäer und Schristgelehrten über das Händewaschem Mattix 15. 1. Da kamen zu ihm die Schrist- gelehrten .und P arisäer von Jeru- salem, und spra en: 2. Warum übertreten deine Jün- ger der Aeltesten Aussätze? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brod essen. Z. Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsätze willen? 4. Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben. 5. Aber ihr lehret: Wer zum Vater oder zur Mutter sprichtx Wenn ich’s opsere, so ist dir’s viel niitzer; der thut wohl. 6. Damit geschiehet es, daß nie- mand hinfort seinen Vater oder seine Mutter ehret; und habt also Gottes Gebot aufgehoben, um eurer Aufsätze willen. 7. Jhr Heuchler, es hat wohl Jesaias von euch geweissaget und gesprochen: 8. Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde, und ehret niich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; Aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind. 8. Jhr verlasset Gottes Gebot, und Mark. 7. 1. Und es kamen zu ihm die Pharisäer, und etliche von den Schristgelehrten, die von Jerusalem kommen waren. 2. Und da sie sahen etliche seiner Jünger mit gemeinen, das ist, mit ungewaschenen Händen das Brod essen, versprachen sie es. 3. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Hände 1nanchnial; halten also die Aussätze der Aeltesten. 4. Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und des Dings ist viel, das sie zu halten haben an· enom- men, von Trinkgefäßen und rügen und ehernen Gesiißen und Tischen zu waschen. 5. Da fragten ihn nun die Pha- risäer und Schristgelehrtenz Warum wandeln deine Jünger ni t nach den Aufsätzen der Aeltesten; ondern essen das Brod mit ungewaschenen Händen? 6. Er aber antwortete und sprach zn ihnen: Wohl fein hat von euch Heukhlern Jesaias geweissaget, wie geschrieben steht: Dies Volk ehret mir? mit den Lippen, aber ihr Herz ist erne von mir. 7. Vergeblich aber ist es, daß sie mir dienen, dieweil sie lehren solche Lehre, die nichts ist, denn Menschen Gebot. altet der Meiischen Aussätze, von Krügen und Trinkgefäßen zu waschen; und desgleichen thut ihr viel. 9. Und er spracks zu ihnen: Wohl sein habt ihr Gottes Gebot aufgehoben, aus da ihr eure Aussätze haltet. Luk. 11. 37. Da er aber iu der Rede war, bat ihn ein Pharisäer, daß er mit ihm das Mittagsmahl äße. UudTeFchging hinein, und setztesich zu i e. 38. Da das der Pharisäer fah, verwunderte er sich, daß er sich Ziht vor dem Essen gewaschen ät e. 39. Der HErr aber sprach zu ihm: Jhr Pharisäer haltet die Becher und Schiisseln auswendig reinlich; aber euer Jnweudiges ist voll Raubes nnd Bosheit. 40. Jhr Narren, meinet ihr, daß inwendig rein sei, wenn’s auswendig rein ist? 41. Doch gebt Almosen von dem, das da ist; siehe, so ist euch alles rein. 42. Aber weh euch Pharisäern, daß ihr verzehntet die Minze und Raute und allerleiKohl, und gehet vor dem Gericht über und vor der Liebe Gottes. Dies sollte man thun, und jenes nicht lassen. 43. Weh euch Pharisäern, daß ihr gerne oben an sitzet in «den Schulen, und wollt gegrüßet sein ausMdemWNåarktech Sch · · e eu rit elehrten und Pharisäern, ihr Heuchxley daß ihr seid wie verdeckte Todten-Gräber, darüber die Leute laufen und ken- nen sie nicht. 45. Da antwortete einer von den Schrist elehrten und sprach zu ihm: Meiter mit den Worten schniähest du uns auch. Streitfrage der Pharisäer und Schriftgelehrten über dasTHändewaschen. 55 (Mark. 7.) 10. Denn Moses hat gesagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren; und wer Vater oder Piutter flucht, der soll des Todes sterben. 11. Jhr aber lehret: Wenn einer spricht zum Vater oder Mutter: Korban, das ist, wenn ich’s opfere, so ist dir’s viel nützer; der thut wo l. gesetzt habt; und desgleichen thut ihr viel. h M12. Und so laßt ihr hinfort ihn nichts thun seinem Vater oder seiner utter. 13. Und hebet auf Gottes Wort durch eure Aufsätze, die ihr auf 46. Er aber sprach: Und weh auch euch Schriftgele rten; denn ihr beladet die Mens en mit un- träglichen Lasten, und ihr rühret sie nicht mit Einem Finger an. 47. Wehe euch; denn ihr bauet der Propheten Gräber, eure Väter aber haben sie getödtet. 48. So bezeuget i r zwar und bewilliget in eurer äter Werk; denn sie tödteten sie, so bauet ihr ihre Gräber. 49. Darum spricht die Weisheit Gottes: Jch will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und derselbigen werden sie etliche tödten und verfolgen; . · 50. Auf daß gefordert werde von diesem Geschlecht aller Propheten Blut, das Vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist, 51. Von Abels Blut an, bis auf das Blut Zacharias, der umkam zwischen dem Altar und Tempel. Ja, i ein, und wehret denen, die hinein wollen. ch sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlechte. 52. Wehe euch Schriftgelehrtem denn ihr den Schlüssel der Erkenntniß habt. Jhr komnitnicht hin- 53· Da er aber solches zu ihnen sagte, singen an die Schrift elehrten und Pharisäer hart auf ihn zu dringlem und ihm mit mancherlei Fragen den Mund zu stop en; » 54. nd lauerten auf ihn und suchten, ob sie etwas erjagen könnten aus seinem Munde, daß sie eine Sache zu ihm hätten· 10. Und er rief das Volk zu sich, und sprach zu ihnen: Höret zu, und vernehmet es! 11. Was zum Munde eingehet, das verunreiniget den Menschen nicht; sondern was zum Munde aus- gehet, das verunreiniget den Menschen. 1»2. Da traten seine Jünger zu i n1 und sprachen: Weißt du auch, daß sich die PhariPäer ärgerten, da sie das Wort höreten? 13. Aber er antwortete, und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzet, die wer- den aus ereutet. 14. asset sie fahren, sie sind blinde Blinden-Leiter; wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube. 15. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dieses Gleichniß 16. Und Jesus sprach zu ihnen: auch no unverständig? 17. erkt ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingehet, das gehet in den Bauch und wird durch den natürlichen Gan ausgeworfen?- 18. Was aber zum unde heraus gehet," das kommt aus dem Herzen und das verunreiniget den Menschen. 19. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästeruns 20. as sind die Stücke, die den Menschen ver- unreinigen. Aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreiniget den Menschen nicht. Seid ihr denn (Mark. 7.) 14. Und er rief zu sich das ganze Volk, und sprach zu ihnen: Höret mir alle zu, und ver- nehmet es. 15. Es ist nichts außer dem Menschen, das ihn könnte gemein machen, so es in ihn gehet; sondern das von ihm ausgehet, das ist es, das den Menschen ge- mein macht. 16. Hat jemand Ohren zu hören, der höre! 17. Und da er von dem Volk in’s Haus kam, fragten ihn seine Jünger um dieses Gleichniß. 18. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig? Vernehmet ihr noch nicht, daß alles, was außen ist und in den Menschen gehet, das kann ihn nicht gemein machen? 19. Denn es gehet nicht in sein Herz, sondern in den Bauch; und gehet aus durch den natürlichen Gang, der alle peise ausfeget. 20. Und er sprach: Was aus dem Menscheii gehet, das macht dem Menschen gemein; 21. Denn von innen, aus dem Herzen der Men- Mens gehen heraus böse Gedanken, Ehebruch, Hurerei, or , 2·2. Dieberei, Gei , Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gottesläterung Hossart, Unvernunft. 2 Alle diese bösen Stücke gehen von innen her- aus, und machen den Menschen gemein. Ousammenfasfung der Werichteh Und es kamen zu ihm, da er in der Rede war, die Pharisäer und etliche von den Schriftge- lehrten, die von Jerusalem gekommen waren. Und ein Pharisäer bat ihn, daß er mit ihm das Mittagsmahl äße; und er ging hinein und setzte sich zu Tische wunderte er sich, daß er sich nicht vor dem Essen gewaschen hätte. Da das der Pharisäer sahe, ver- Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Hände manchmal; halten also die Aufsätze der Aeltesten, Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn; und des Dings ist viel, das sie zu halten angenommen haben, von Trinkgefäßen und Krügen und von ehernen Gefäßen und von Tischen zu waschen. Da fragten ihn nun die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach den Aufsätzen der Aeltesten, sondern essen das Brod mit ungewaschenen Händen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Auf- 56 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — IV. Abfchnitt sätze willen? Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Aber ihr lehret: Wenn einer spricht zum Vater oder Mutter: Korban! das ist, wenn ich’s opfere, so ist dir’s viel nützer; der thut wohl. Und so laßt ihr hinfort ihn nichts thun seinem Vater oder seiner Mutter, und hebet auf Gottes Wort durch eure Auffätze, die ihr aufgesetzt habt; und desgleichen thut ihr viel. Jhr verlasset Gottes Gebot und haltet der Men- schen Aufsätze von Krügen und Trinkgefäßen zu waschen. Jhr haltet die Becher und Schüsseln aus- wendig reinlich; aber euer Jnwendiges ist voll Raubes und Bosheit. Jhr Narren, meinet ihr, daß inwendig rein sei, wenn’s auswendig rein ist? Doch gebt Almosen von dem, das da ist; siehe, so ist es euch alles rein. Wohl fein hat von euch Heuchlern Jesaias geweissaget und gesprochen: Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde und ehret mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind. Wehe euch Pharisäern, daß ihr verzehntet die Minze und Raute und allerlei Kohl, und gehet vor dem Gericht über und vorder Liebe Gottes! Dies sollte man thun und jenes nicht lassen. Wehe euch Pharisäern, daß ihr gerne oben an sitzet in den Schulen, und wollt gegrüßt sein auf dem Markt! Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, daß ihr seid wie die verdeckten Todtengräber, darüber die Leute laufen und kennen sie nicht! Da antwortete einer von den Schrift- gelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit den Worten schmähest du uns auch! Er aber sprach: Und wehe auch euch Schriftgelehrten; denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr rühret sie nicht mit Einem Finger an! Wehe euch; denn ihr bauet der Propheten Gräber, eure Väter aber haben sie getödtet! So bezeuget ihr zwar und williget in eurer Väter Werk; denn sie tödteten sie, so bauet ihr ihre Gräber. Darum spricht die Weisheit Gottes: Jch will Propheten und Apostel zu ihnen senden; und derselben werden sie etliche tödten und verfolgen, auf daß gefordert werde von diesem Geschlecht aller Propheten Blut, das vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist, von Abels Blut an bis auf das Blut Zacharias, der umkam zwischen dem Tempel und Altar. Ja, ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlecht. Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr den Schliissel der Erkenntniß habt; ihr kommt nicht hinein, und wehret denen, so hinein wollenl »Da er aber solches zu ihnen sagte, fingen an die Schriftgelehrten und Pharisäer hart auf ihn zu dringen und ihm mit mancherlei Fragen den Mund zu stopfen; und lauerten auf ihn und suchten, ob sie etwas erjagen könnten aus seinem Munde, daß sie eine Sache zu ihm hätten. Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Höret zu und vernehmet es! Was zum Munde eingehet, das verunreiniget den Menschen nicht; sondern was zum Munde ausgehet, das verunreiniget ihn. Und da er von dem Volk in’s Haus kam, traten seine Jiinger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß sich die Pharisäer ärgerten, da sie das Wort höreten? Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzet, die werden ausgereutet. Lasset sie fahren, sie sind blinde Blinden-Leiter; wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dieses Gleichnißl Und Jesus sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch noch unverständig? Vernehmet ihr noch nicht, daß alles, was außen ist und in den Menschen gehet, das kann ihn nicht gemein machen?. denn es gehet nicht in sein Herz, sondern in seinen Bauch, und gehet aus durch den natürlichen Gang, der alle Speise ausfeget. Also mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht. Und er sprach: Was aus dem Menschen gehet, das macht den Menschen gemein; denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus böse Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslästerung, Hoffart, Unvernunft. Alle diese bösen Stücke gehen von innen heraus und machen den Menschen gemein. (Luk. 12, 2——12:) Es ist aber nichts verborgen, das nicht offenbar werde, noch heimlich, daß man nicht wissen werde. Darum, was ihr in der Finsternis; saget, das wird man im Licht hören; was ihr redet in’s Ohr in den Kammern, das wird man auf den Dächern predigen. Jch sage euch aber, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und darnach nichts mehr thun können. Jch will euch aber zeigen, vor welchem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor Dem, der, nachdem er getödtet hat, auch Macht hat zu werfen in die Hölle. Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zween Pfennige? Doch ist vor Gott derselben nicht einer vergessen. Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählet. Darum fürchtet euch nicht, ihr seid besser, denn viele Sperlinge. Jch sage euch aber: Wer mich bekennet vor den Men- schen, den wird auch des Menschen Sohn bekennen vor den Engeln» Gottes. Wer mich aber ver- leugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Und wer da redet ein Wort wider des Menschen Sohn, dem soll es vergeben werden; wer aber lästert den heil. Geist, Das eananäische Weib. Heilung eines Taubstummew 57 dem soll es nicht vergeben werden· Wenn sie euch aber führen werden in ihre Schulen und vor die Obrigkeit und vor die Gewaltigen, so sorget nicht, wie oder was ihr antworten oder was ihr sagen sollt. Denn der heilige Geist wird euch zu derselbigen Stunden lehren, was ihr sagen sollt. §. 57. Jesus in der Grenze von Tyrus und Sidon. Das cananäische Weib. Matth. 15. 21. Und Jesus ging aus von dannen, und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon- 22. Und siehe, ein cananäisch Weib ging aus der- selbigeu Grenze, und schrie ihm nach und sprach: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. « Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreiet uns nach. 24. Er antwortete aber und sprach: Jch bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Jsrael. 25. Sie kam·aber, und fiel vor ihm nieder und sprach: HErr, hilf mir! 26. Aber er antwortete und sprach: Es ist ni t fein, daß man den Kindern ihr Brod nehme uud wer e es vor die Hunde. 27. Sie sprach: Ja, HErrx aber doch essen die Hündlein von den Brosamleiiy die von ihrer Herren TiscZ fallen. 2 . Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du Mark. 7. 24. Und er stund auf, nnd ging von dannen in die Grenze Tyri und Sidon; und ging in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen sein. « . Denn ein Weib hatte von ihm gehöret, welcher Töchterlein einen unfaubern Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen; 26. Und es war ein griechisch Weib, aus Sym- phönice, und sie bat ihn, daß er den Teufel von ihrer Tochter austriebe. 'Z7. Jesus aber sprach u ihr: Laß zuvor die Kin- der satt werden; es ist nist fein, daß man der Kinder Brod nehme, und werfe es vor die Hunde. 28. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HErr; aber doch essen die Hündlein unter dem Tis von den Brosamen der Kinder. 29. Und er sprach zu ihr: Um des Worts willen, sofgghe hin, der Teufel ist von deiner Tochter aus- ge a ren. 30. Und sie ging hin in ihr Haus, und fand, daß der Teufel war ausgefahren, und die Tochter auf dem Bette liegend. willst. Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde. Uiusammenfassung der Bericht-J Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging in ein Haus, und wollt es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen fein. Denn ein Weib hatte von ihm gehöret, welcher Töchterlein einen unsauberen Geist hatte; und es war ein griechisch Weib, aus Syrophönike Und sie kam und schrie ihm nach und sprach: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. Und er ant- wortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreiet uns nach! Er aber antwortete und sprach: Jch bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. Sie kam aber, und fiel vor ihm nieder und sprach: HErr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Laß zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, HErr; aber doch essen die Hündlein unter dem Tisch von den Vrosamen der Kinder, die von ihrer Herren Tische fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! Um des Wortes willen, so gehe hin; dir geschehe, wie du willst, der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging hin in ihr Haus, und fand, daß der Teufel war ausgefahren, und die Tochter auf dem Bette liegend. §. 58. Heilung eines Taubstnmnceic im Gebiet der zehn Städte. Mark. 7. 31 Und da er wieder ausging von den Grenzen Tyri und Sidon, kam er an das galiläische Meer, 32 mitten unter die Grenze der zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm. 33 war, undsie baten ihn, daß er die Hand aus ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk be- 34 sonders, und legte ihm die Finger in die Ohren, und spützete und rührete seine Zunge. Und sahe 35 auf gen Himmel, seufzete und sprach zu ihm: Hephatha! das ist, thue dich auf! Und alsobald 58 Ehronologische Zusaminenstellung des Lebens Jesu re. IV. Abschnitt 36 thaten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten es niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten, 37 und verwunderten sich über die Maße, und sprachen: Er hat« alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend. §. 59. Speisung der Viertansend. (Am Psingsttage des J. 29 n. Chr» Dienstag den 7. Juni.) Mattkx 15. B29· Hut; Ftesifszgiiklgd von dannen fürbaß und kam an das galiläische Meer und ging auf einen ergun etei a a. 30. Und es kam zu ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel, und viel Andere, und warfen sie Jesu vor die Füße, und er heilete sie; k 8 r Ma . . 31. Daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, l. Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, nichts zu essen, rief Jesus seine Jünger zu sich und die Lahmen gingen, die Blinden sahen, und preiseten sprach M: ihnen: den Gott Israel. 2. ich jammert des Volks, denn sie haben nun 32. Und Jesus rief seine Jiinger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks; denn sienunwohl drei Tage bei mir beharren, und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ungessen von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem Wege. 33 Da sprachen zu ihm seine Jünger: Woher mögen wir so viel Brods nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen? 34. Und Jesus sprach zu ihnen: Wie viel Brods Fuss! ihr? Sie sprachen: Sieben, und ein wenig i ein. Eis. Und er hieß das Volk sich lagern auf die r e. 36. Und nahm die sieben Brode und die Fische, dankete, brach sie und gab sie seinen Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk· 37. Und sie aßen alle und wurden satt und uben auf, was überblieb von Brocken, sieben ’örbe voll. 38. Und die da gegessen hatten, der waren vier- drei Tage bei mir verharret, und haben nichts zu en; Z. Und wenn ich sie ungessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Wege verschmachten Denn etliche waren von ferne kommen. 4. Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brod hier in der Wüste, daß wir sie sätti en? 5· Und er fragte sie: Wie viel habt ihr rode? Sie sprachen: Sieben. . 6. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten; Und er nahm die sieben Probe, und dankte und brach sie, und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselbigen vorlegten; und sie legten dem Volk vor. 7. Und hatten ein wenig Fischleinz und er dankte, und hieß dieselbigen auch vortragen. 8 Sie aßen aber und wurden satt; und huben die übrigen Brocken aus, sieben Körbe. 9. Und ihrer waren bei vier tausend, die da ge- gessen hatten; und er ließ sie von sich; 10. Und alsobald trat er in ein Schiff mit seinen tausend Mann, ausgenommen Weiber und Kinder. 39. Und da er das Volk hatte von sichNgelassen, trat er in ein Schiff und kam in die Grenze agdala. Jüngern, und kam in die Gegend Dalmanutha Hziisammeufassung der Eises-inne) · Und Jesus ging von dannen fürbaß undsetzte sich auf einen Berg am Meer. Und es kam zu ihm viel Volks» die hatten mit sich ·Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel, und viel Andere, und warfen sie Jesu vor die Füße; und er heilete sie, daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen Fedetem die Krüppel gesund waren, die Lahmeii gingen, die Blinden sahen, und preiseten den Gott JsraeL Und Jesus rief seine. Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks, denn sie haben nun drei Tage bei mir verharret, und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungeessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf deni Wege verschmachtem denn etliche sind von ferne kommen. Da sprachen zu ihm seine »Jünger: Woher mögen wir· soviel Brods nehmen hier in der Wüste, daß wir so viel Volks sattigen? Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brodes) Sie sprachen: Sieben, und ein wenig Fischleinz Und er gebot dem Volk, daß sie sich· auf· die Ekrde lagerten. Under nahm die sieben Brode und die Fische, dankete, brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselbigen vorlegten; und sie legteii dem Volke vor. Und sie aßen alle und wurden satt; und huben auf, was überblieb von Brocken, sieben Körbe voll. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten, ausgenommen Weiber und Kinder. Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er iii ein Schiff mit seinen Jüngern, und kam in die Grenze Magdala (Magadan)-Dalmanutha. Speisung der Viertausend. Gleichniß vom Kornbauen Zeichensorderung der Pharisäer 2c. 59 §. so. Gleichniß von Korubauen Zcichenfotderung der Pharisäer nnd Sadducäer. Warnung vor ihrem Sauerteig und Ermahnung zur Unbesorgtheit. Luk. 12. 1 Es lief das Volk zu, und kamen etliche Tausend zusammen, also, daß sie sich unter einander 13 traten. Es sprach aber Einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, daß er 14 mit mir das Erbe theile. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder 15 Erbschichter über euch gesetzt? Und sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz; denn niemand lebet davon, daß er viele Güter hat. 16 Und er sagte ihnen ein Gleichniß und sprach: Es war ein reicher Mensch, deß Feld hatte 17 wohl getragen. Und er gedachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich thun? Jch habe 18 nicht, da ich meine Früchte hinsammlex Und sprach: Das will ich thun; ich will meine Scheunen abbrechen, und größere bauen, und will darein sammeln Alles, was mir gewachsen ist, und meine 19 Gitter. Und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrath auf viele 20 Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Muth. Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und weß wird es sein, daß du bereitet hast? 21 Also gehet es, wer sich Schätze sammelt, und ist nicht reich in Gott. Matth. 16. 1. Da traten die Pharisäer und Sadducäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe. L. Aber er antwortete und sprach: Des Abends sprechet ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist roth; Z. Und des Morgens sprechet ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rszoth und trübe. Jhr Heuchley des Himmels Gestalt könnet ihr beurtheilen, konnet Jhr denn nicht auch die Zeichen dieser Mark. 8. 11. Und die Pharisäer gingen heraus, und singen an sich mit ihm zu befragen, versuchten ähn und begehrten von ihm ein Zei en vom Himmel. 12. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Ge- schlecht kein Zeichen gegeben. 13. Und er ließ sie, und trat wiederum in das Schisf und fuhr herüber. But. 12. 54. Er sprach aber zu dem Volk: Wenn ihr eine Wolke se et ausgehen vom Abend, so spre et ihr bald: Es kommt ein Regen; und es lgeschiehet also. 55. nd wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprecht ihr: Es wird heiß werden; und es ge- schiehet also. » 56. Jhr Heuchler, die Gestalt der Erde und des Himmels konnet ihr prüfen; wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht? 57. Warum richtet ihr aber Zeit beurtheilen? 4. Diese böåe und ehebre erische Art sucht- ein eichen, nnd oll ihr kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jonas Und er ließ sie, und ging davon. nicht an euch selber, was recht ist? 58. So du aber mit deinem Widersacher vor den Fürsten ge est, so thue Fleiß aus dem Wege, daß du seiner los werdest, aus da er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dßem Stockmeister, und der Stockmeister werse dich ins Ge- angni . 59. Jch sage dir, du wirst von dannen nicht heraus kommen, bis du den allerletzten Scherf bezahlest. Ousammenscisfikng der Jstrichteh Da traten die Pharisäer und Sadducäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe. Und er seuszete in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jonas. Er sprach aber zu dem Volk: Des Abends sprechet ihr, es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist roth; und des Morgens sprechet ihr, es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist roth und trübe. Oder wenn ihr eine Wolke sehet ausgehen vom Abend, so sprechet ihr bald, es kommt ein Regen; und es geschiehet also. Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprechet ihr, es wird heiß werden; und es geschiehet also. Jhr Heuchley die Gestalt der Erde und des Himmels könnet ihr prüfen; wie prüset ihr aber diese Zeit nicht? Warum richtet ihr aber nicht an (von) euch selber, was recht ist? So du aber mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehest, so thue Fleiß auf dem Wege, daß du seiner los werdest, auf daß er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Stockmeister, und der Stockmeister werse dich in’s Gefängniß. Jch sage dir, du wirst von dannen nicht herauskommen, bis du den allerletzten Scherf bezahlest Und er ließ sie, und trat wieder in das Schifs und fuhr herüber. 60 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — lV. Abschnitt. Muth. is. Z. Und da seine Jünger waren hinüber gefahren, hatten sie vergessen Brod mit sich zu ne men. 6. Jesus aber sprach zu ihnen: ehet zu und ütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und adducäer. 7. Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird es sein, daß wir nicht haben Brod mit uns ge- nommen. 8. Da das Jesus vernahm, sprach er zu ihnen: Jhr KleingläubiHen, was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habt rod mit eu genommen? 9. Vernehmet ihr noch nichts? Gedenket ihr nicht an die fünf Brode, unter die fünf tausend, und wie viele Körbe ihr da aufhubet? 10. Auch nicht an die sieben Brode, unter die Bürzf tausend, und wie viele Korbe ihr da auf- e u . 11. Wie verstehet ihr denn nicht, daß ich euch nicht sage vom Brod, wenn ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadducijert 12. Da verstunden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteige des Brods, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Saddncäer. Mark. 8. 14. Und sie hatten vergessen Brod mit sich zu neh- men, und hatten nicht mehr mit sich im Schisf , denn Ein Brod. 15· Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteige der Pharisäer und vor dem Sauerteige Herodis 16. Und sie gedachten hin und wieder, und s ra- Fern unter einander: Das ist es, daß wir nicht rod a en. 17. Und Jesus vernahm das, und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brod habt? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht 3e9rständig? Habt ihr noch ein verstarrtes Herz in eii . 18. Habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht? Und denket nicht daran? 19. Da ich fünf Brode brach unter fünf tausend, wie viele Körbe voll Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf. · · · » 20. Da ich aber die sieben brach unter die vier tausend, wie viele Körbe voll Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen: Sieben. 21. Und er sprach zu ihnen: denn wchtso Wie Vernehmet ihr i . gbiisamnieiisassuiig der Jerichteh Und seine Jünger hatten vergessen Brod mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schisf denn Ein Brod. Und er gebot ihnen und sprach: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauer- teige der Pharisäer und Sadducäer. Und sie gedachten hin und wieder, und sprachen unter einander: Das wird es sein, daß wir nicht haben Brod mit uns genommen. Da das Jesus vernahm, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigem was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habt Brod mit euch genommen? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein ver- starretes Herz in euch? Habt Augen und sehet nicht, und habt Ohren und höret nicht? und denket nicht daran? Da ich fünf Brode brach unter Fünftausend, wieviel Körbe voll Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf. Da ich aber die sieben brach unter die Viertausend, wieviel Körbe voll Brocken hubet ihr da auf? Sie sprachen: Sieben. Und er sprach zu ihnen: Wie verstehet ihr denn nicht, daß ich euch nicht sage vom Brod, wenn ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadducäer. Da verstunden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteige des Brods, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadducäer. » Luk. 12. 22 Er sprach aber (auch) zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, 23 was ihr essen sollt; auch nicht für euren Leib, was ihr anthun sollt. Das Leben ist mehr, 24 denn die Speise; und der Leib mehr, denn die Kleidung. Nehmet wahr der Raben; sie säen nicht, sie ernten auch nicht, sie haben auch keinen Keller noch Scheune, und Gott nähret sie doch. 25 Wie viel aber seid ihr besser, denn die Vögel? Welcher ist unter euch, ob er schon darum sorge, 26 der da könnte eine Elle lang seiner Größe zusetzen? So ihr denn das Geringste nicht vermöget, 27 warum sorget ihr für das Andere? Nehmet wahr die Lilien auf dem Felde, wie sie wachfen; sie arbeiten nicht, so spinnen sie nicht. Jch sage euch aber, daß auch Salomo in aller seiner 28 Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen, als deren eins. So denn das Gras, das heute aus dem Felde stehet und morgen in den Ofen geworfen wird, Gott also kleidet: wie viel mehr wird er 29 euch kleiden, ihr Kleingläubigenl Darum auch ihr, fraget nicht darnach, was ihr essen oder was 30 ihr trinken sollt; und fahret nicht hoch her. Nach solchem allen irachten die Heiden in der Welt; 31 aber euer Vater weiß wohl, daß ihr deß bedürset Doch trachtet nach dem Reich Gottes, so wird euch das alles zufallen. 22 23 24 26 32 33 34 36 47 48 49 50 51 52 53 Heilung eines Blinden. Die Bildung der neuen Gemeinde. 61 §. 61. Heilung eines Blinden bei Bethsaida. Mark. Z. Und er kam gen Bethsaidm Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, daß er ihn anrührte. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor den Flecken, und spützte in seine Augen, und legte seine Hände aus ihn, und fragte ihn, ob er etwas sähe? u. 25 Und er sahe auf und sprach: Jch sehe Menschen gehen, als sähe ich Bäume. Darnach legte er abermal die Hände aus seine Augen, und hieß ihn abermal sehen; und er ward wieder zurecht gebracht, daß er Alles scharf sehen konnte. Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in den Flecken, und sage es auch niemand darinnen. §. 62. Jesus in der Stille stärkt seine Jünger und bereitet sie auf den Tag seiner Zukunft. Die Bildung der neuen Gemeinde. Luk. 12. Fürchte dich nicht, du kleine Heerde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Verkanfet, was ihr habt, und gebet Almosen. Machet euch Stiefel, die nicht veralten, einen Schatz, der nimmer abnimmt im Himmel; da kein Dieb zukommt, und den keine Motten u. 35 fressen. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Lasset eure Lenden umgürtet sein, und eure Lichter brennen; und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf daß, wenn er kommt und anklopft, sie ihm bald aufthun. Selig sind die Knechte, die der Herr, so er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch, er wird sich aufschürzen, und wird sie zu Tische setzen, und vor ihnen gehen und ihnen dienen. Und so er kommt in der andern Wache, und in der dritten Wache, und wird es also finden: selig sind diese Knechte Das sollt ihr aber wissen, wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb käme; so wachte er, und ließe nicht in sein Haus brechen. Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr es nicht meinet. Petrus aber sprach zu ihm: HErr, sagest du dies Gleichniß zu uns, oder auch zu Allen? Der HErr aber sprach: Wie ein groß Ding ist es um einen treuen und klugen Haushaltey welchen der HErr setzt über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit ihre Gebühr gebe! Selig ist der Knecht, welchen sein Herr findet also thun, wenn er kommt. Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen. So aber derselbe Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verziehet zu kommen; und fähet an zu schlagen Knechte und Mägde, auch zu essen und zu trinken, und sich voll zu sausen: So wird desselbigen Knechts Herr kommen an dem Tage, da er sichs-nicht versiehet, und zu der Stunde, die er nicht weiß; und wird ihn zer- scheitern, und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen. Der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß, und-hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen gethan, der wird viele Streiche leiden müssen. Der es aber nicht weiß, hat doch gethan, das der Streiche werth ist, wird wenige Streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern. Jch bin kommen, daß ich ein Feuer anziinde auf Erden: was wollte ich lieber, denn es brennte schon? Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe; und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde. Meinet ihr, daß ich herkommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Jch sage: Nein, sondern Zwietracht. Denn von nun an werden fünf in Einem Hause uneins sein; drei wider zwei, und zwei wider drei. Es wird sein der Vater wider den Sohn, und der Sohn wider den Vater; die Mutter wider die Tochter, und die Tochter wider die Mutter; die Schwieger wider die Schnuy unddie Schnur wider die Schwieger. 62 Chronologische Zusanimenstelluiig des Lebens Jesu &c. —- lV. Abschnitt §. es. Jesus bei Cäsarea Philippi. Das Bekenntniß des Petrus. Muth. Je. 13. Da kam Jesus in die Ge- gend der Stadt Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß des Men- schen Sohn sei? 14. Sie sprachen: Etliche sa en, du seiest Johannes der Täusey die andern, du seiest Elias; etliche, du seiest Jerimias, oder der Pro- pheten einer. 15. Er sprach u ihnen: Wer sagt denn Jhr, daß ich sei? 16· Da antwortete Simon Pe- trus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn. (18. September a. 29.) Mark. 8. 27. Und Jesus ging aus, und seine Jünger, in die Märkte der Stadt Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei? 28. Sie antworteten: Sie sagen, du seiest·Johaniies, der Täufer; etliche sagen, du seiest Elias; etliche, du seiest der Propheten einer. 29. Und er sprach zu ihnen: Jhr aber, wer saget ihr, daß ich sei? Da antwortete Petrus, und sprach zu ihm: Du bist Christus. Luk. J. 18. Und es begab sich, da er allein war und betete, und seine Jiinger bei ihm; fragte er sie und sprach: Wer sagen die Leute, daß ich sei? II. Sie antworteten und spra- chen: Sie sagen, du seiest Johannes, der Täufer; etliche aber, du seiest Elias; etliche aber, es sei der alten Propheten einer auferstanden. 20. Er aber sprach zu ihnen: Wer sagt Jhr aber, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach: Du bist der Christ Gottes. 17. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleifch und Blut hat dir das nicht geossenbaret, sondern mein Vater im Himmel. 18. Und Jch sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten. der Hölle sollen sie nicht überwältigew 19. Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben· Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein; und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein. 20. Da verbot er seinen Jün- gern, daß sie niemand sagen sollten, daß Er Jesus der Christ wäre. 21. Von der Zeit an sing Jesus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin gen Jerusalem gehen, und viel leiden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftge- lehrten, und getödtet werden, und am dritten Tage auferstehen. 22. Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an, und sprach: HEriy schone deiner selbst, das widerfahre dir nur nicht! 23. Aber er wandte sich um und sprach zu Petro: Hebe dich, Satan, von mir! du bist mir ärger- lich; denn du meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. 24. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nach- folgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. 25. Denn wer sein Leben er- halten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinet willen, der wird es finden. 26. Was hülfe es dem Men- schen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch gesbe9n, damit er seine Seele wieder lö e. 27. Denn es wird je gescheheth daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters, mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken. 30. Und er bedräuete sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten. 31. Und hub an sie zu lehren: Des Menschen Sohn muß viel leiden, und verworfen werden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schrift ele rten, und getödtet werden, un ü er drei Tage auf- erstehen. 32. Und redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich, fing an ihm zu wehren. 33. Er aber wandte sich um, und sahe seine Jünger an, und be- dräuete Petrum und sprach: Gehe hinter mich, du Satan; denn du meinest nicht das göttlich, sondern das menschlich ist. 34. Und er rief zu sich das Volk, sammt seinen Jüngern, und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35. Denn wer sein Leben will behalten, der wird es verlieren; und wer sein Leben verlieret um meinet-— und des Evangelii willen, der wird es behalten. 36. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden? 37. Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse? 38. Wer sich aber mein und meiner Worte schämet unter diesem ehebrecheris en und sündigen Ge- s le t; de wird sich auch des en chen Sohn schämen, wenn er 21. Und er bedräuete sie und gebot, daß sie das niemand sagten. Und sprach: Denn des Menschen Sohn muß noch viel leiden, und verworfen werden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrtem und getödtet werden, und am dritten Tage auf- erstehen. 23. Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich täglich, und folge mir nach. 24. Denn wer sein Leben er- halten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinet willen, der wird es er- halten. 25. Und was Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt ge- wönne,« und »verlöre sich selbst, oder beschcidigte sich· selbst? « 26. Wer sich aber mein und meiner Worte schämeh deß wird ich des Menschen Sohn auch chämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeih und seines Vaters und der heiligen Engel. Jesus bei Cäsarea Philippi. Das Bekenntniß des Petrus. 63 28. Wahrlich, ich sage euch: Es kommen wird in der Herrlichkeit 27· Jch sa e euch aber wahr- stehen etliche hie, die nichtschmecken seines Vaters, mit den heiligen lich, daß etli e sind von denen, werden den Tod, bis daß sie des Engeln. die hier stehen, die den Tod nicht Menschen Sohn kommen sehen in schmecken werden, bis daß sie das seinem Reich. K ap. O, V. l. Reich Gottes sehen. » · »Und er sprachzu ihnen: Wahrlich, ich·sage euch: s stehen etliche hie, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen. Qbiisainmcnfiissiing der Ebers-ihm) Und es begab sich, daß er allein war und betete, und seine Jüiiger waren bei ihm. Und da er mit ihnen ausging in die Märkte der Stadt Eäsarea Philippi, fragte er sie auf dem Wege und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei? Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes, der Täufer; die andern: du seiest Elias; etliche, du seiest Jeremias, oder der alten Propheten einer. Und er sprach zu ihnen: Jhr aber, wer saget ihr, daß ich sei? Da ant- wortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn. Und Jesus antwortete und -.sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und Jch sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein; und alles, was du auf Erden lösen wirft, soll auch im Himmel los sein. Da verbot er seinen Jüngern, daß sie niemand sagen sollten, daß er Jesus der Christ wäre. Von der Zeit an fing Jesus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin gen Jerusalem gehen, und viel leiden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und getödtet werden, und am dritten Tage auferstehen. Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: HErr, schone dein selbst; das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sahe seine Jünger an, und bedräuete Petrum und sprach: Hebe dich, Satan, von mir, du bist mir ärgerlich; denn du meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk sammt seinen Jüngern, und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich, und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird es finden. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele? oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse? Wer sich aber mein und meiner Worte schämet unter diesem ehebrecherischen und sündigen Gefchlecht, deß wird sich des Menschen Sohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und seines Vaters und der heiligen Engeln. Denn es wird je geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken. Jch sage euch aber, wahrlich, daß etliche sind von denen, die hier stehen, die den Tod nicht fchmecken werden, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen. §. 64. Die Verklärung Jesu. (Jn der Nacht vom 24.——- 25. September a. 29.) Many. 17. I. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrum und Jakobum und Johannem, seinen Bruder, und führete sie beiseits aus einen hohen Berg. L. Und ward verkläret vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und eine Kleider wurden weiß als ein Licht. 3. Und siehe, da erschienen ihnen Zläiofes und Elias, die redeten mit i m. Mark. 9. 2. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrum, Jakobum und Johannem, und führete sie auf einen hohen Berg besonders allein, und verklärte si vor ihnen. Z. Und sein Kleider wurden hell und sehr weiß, wie der Schnee, daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen. 4. Und es erschien ihnen Elias mit Mose, und hatten eine Rede mit Jefu. Luk. O. 28. Und es begab sich na diesen Reden bei acht Tagen, da er zu sich nahm Petru1n, Johannem und Jakobum, und ging auf einen Berg, zu beten. 29. Und da er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glanzte, · 30. Und siehe, zween Männer redeten mit ihm, welche waren Moses und Elias. 64 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — lV. Abschnitt. 4. Petrus aber antwortete, und sprach zu Jesu: HErr, hie ist gut sein; willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mosi eine, und Eliä eine. 5. Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welcheni ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören. 6. Da das die Jünger höreten, fielen sie auf ihr Angesicht, und er- schraken sehr. 7. Jesus aber trat zu ihnen, rührete sie an und sprach: Stehet au und fürchtet euch nichtl 8. Da sie aber ihre Au en auf- gnbem sahen sie nieman , denn« esum allein. 9. Und da sie vom Berge herab ingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Jhr sollt dies Gesicht me- mand sagen, bis des Menschen Sohn von den Todten auferstan- den ist. 10. Und seine Jün er fragten ihn und pra en: as sagen denn die chri tgelehrten, Elias müsse zuvor kommen? 11. Jesus antwortete und sprach u ihnen: Elias soll ja zuvor ommen und alles zurecht bringen; 12. Doch ich sage euch: Es ist Elias jgon kommen; und sie gaben ihn n: t erkannt, sondern aben an ihm gethan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen. 13. Da verstunden die Jün er, daß er von Johannes, dem Täuliey zu ihnen geredet hatte. 5. Und Petrus antwortete, und sprach zu Jesux Rabbi, hier ist gut sein; laßt uns drei Hütten machen, dir eine, Mosi eine, und Eliä eine. 6. Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren be türzt. 7. Und es kam eine olke, die überschattete sie· Und eine Stimme fiel aus der Wolke, und sprach: Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören! 8. Und bald darnach sahen sie um sich, und sahen niemand mehr, denn allein Jesum bei i neu. I. Da sie aber vom erge her- ab gingen, verbot ihnen Jesus, daß sie niemand sagen sollten, was sie esehen hatten, is des Menschen Sogn auferstünde von den Todten. 10. Und siebehielten das Wort bei sich, und befra ten sich unter einander: Was ist och das Auf- erstehen von den Todten? 11. Und sie fragten· ihn und sprachen: Sagen doch die Schrift- gelehrten, daß Elias musse zuvor kommen. 12. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elias soll ja zu- vor kommen und alles wieder u- recht bringen; dazu des Menszen Sohn soll viel leiden und verachtet werden, wie denn geschrieben stehet. 13. Aber ich sage euch: Elias ist kommen, und sie aben an ihm gethan, was sie wo ten, nach dem, was von ihm geschrieben stehet. Ousammcnsiellung der Yecichteh Si. Die erschienen in Klarheit, und redeten von dem Ausgang, welchen er sollte erfüllen zu Jeru- salem. 32. Petrus aber, und die mit ihm waren, waren voll Schlafs. Da sie aber aufwachten, sahen sie seine Klarheit, und die zween Män- ner bei ihm stehen. 33. Und es be ab da die von ihm wichen, ipra etrus zu Jesu: Meister, hier ist gut sein; laßt uns drei Hütten machen, dir eine, Mosi eine, und Elias eine. Und wußte nicht, was er redete. 34. Da er aber solches redete, kam eine Wolke und überschattete sie, und sie erschraken, da sie die ke überzog. 35. Und es fiel eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören. 36., Und indem sol e Stimme eschah, fanden sie Je um allein. nd sie verschwiegen und verkün- digten niemand nichts in denselben Tagen, was sie gesehen hatten. Und es begab sich nach diesen Reden bei acht Tagen, daß er zu sich nahm Petrum und Jakobum und Johannem, seinen Bruder, und führete sie beiseits auf einen hohen Berg, zu beten. Und da er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders, und verklärte sich vor ihnen; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie der Schnee, daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen. Und siehe, zween Männer redeten mit ihm, welche waren Moses und Elias; die erschienen in Klarheit, und redeten von dem Ausgang, welchen er sollte erfüllen zu Jerusalem. Petrus aber, und die mit ihm waren, waren voll Schlafs. aufwachten, sahen sie seine Klarheit, und die zween Männer bei ihm stehen. Da sie aber Und es begab sich, da die von ihm wichen, sprach Petrus zu Jesui .HErr, hier ist gut sein; willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mosi eine, und Eliä eine. Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren bestürzt. Da er aber solches redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören. Da das die Jitnger höreten, fielen sie aus ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührete sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht! Da sie aber ihre Augen aufhuben und sahen um sich, sahen sie niemand mehr, denn allein Jesum bei ihnen. Die Verklärung Jesu. Die Heilung des Mondsüchtigen 65 Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht nie- mand sagen, bis des Menschen Sohn von den Todten auferstanden ist. Und sie verschwiegen, und verkündigten niemand nichts in denfelbigen Tagen, was sie gesehen hatten; und sie befragten sich unter einander: Was ist doch das Auferstehen von den Todten? Und sie fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elias soll ja zuvor kommen und alles wieder zurecht bringen. Doch ich sage euch: Es ist Elias schon kommen; und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm gethan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen und verachtet werden, wie denn geschrieben stehet. Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte. Matth. 17. 14. Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu ihm ein Mensch und fiel ihm zu Füßen, 15. Und sprach: HErr, erbarm dich über meinen Sohn; »denn er ist mondsuchtig uiid hat ein schwe- res Leiden; er fallt oft ins Feuer und oft in’s Wasser; 16. Und ich hab ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen. Gei t; knirschet mit den §. es. Die Heilung des Mondsüchtigew (Sonntag den 25. September) Mark. 9. 14. Und er kam zu seinen Jün- gern, und sahe viel Volks um sie uhnd Sbchfristge ehrte, die sich mit i nen e ragten. » 15. Und alsobald» da alles Volk Zhn Ehe, enßtsetztes sie sich, liefen u un ru en 1 n. 16. lknd er fragte die «Schrift- gelehrten: Was befraget ihr euch mit ihnen? 17. Einer aber aus dem Volk antwortete und sprach: Meister, ich Habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen 1 . Und wo er iHn erwischet, so reißt er ihn, und schäumet und Jüngern geredet, da 17. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und ver- kehrte«Art, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch dulden? Bringet mir ihn hieher. 18. Und Jesus bedräuete ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde. äshnem und verdorret. Jch habe mit deinen ie ihn austrieben, und sie können es nicht. 19. Er. antwortete ihm aber, und sprach: O du unEläubiges Geschlecht, wie lange so ich bei euch sein? Wie lange soll ich mich mit euch leiden? Bringet ihn her zu mir! » · 20. Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsobald, da ihn der Geist sahe, riß er ihn, und fiel auf die Erde und wcilzte sich und schaumete. Da verstunden die Jünger, daß er von Luk. 9. 37. Es begab sich aber den Tag hernach, da sie von dem Berge kamen, kam ihnen entgegen viel Volks. 38. Und siehe, ein Mann unter dem Volk rief und prach: Meister, El) bitte dich, besie e doch meinen Sohn; denn er ist mein einiger ohn- 39. Siehe, der Geist ergreift ihn, so schreiet er alsobald, und reißet ihn, daß er fchäumet, und mit Noth weichet -er von ihm, wenn er ihn erissen hat; 40. nd ich habe deine Jünger gebeten, daß sie ihn austrieben, und sie konnten nicht. 41. Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein und euch dulden? Bringe deinen Sohn her. 42. Und da er zu ihm kam, riß ihn der Teufel und zerrete ihn. Jesus aber bedräuete den unsaubern Geist und machte den Knaben ge- sund, und gab ihn seinem Vater wieder. 21. Und er fragte seinen Vater: Wie lange ist es, daß ihm dieses widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf; 2·2. Und oft hat er ihn in’s Feuer und Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns. 23. Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich et dem, der da glaub · 24. Und alsobald schrie des Kindes Vater mit Thränen, und.sprach: Jch glaube, lieber HErrz hilf meinem Unglaubenl 25. Da nun Jesus sprach zu ihm: Du salåresh und fahrest hinfort nicht in ihn. 6 Da schrie er und rieß ihn sehr, und fuhr aus. Und er ward, als wäre er todt, daß au Viele sagten: Er ist todt. ahe, daß das Volk zulief, bedräuete er den unsaubern Geist und sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm aus- 27. esus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stund auf. 19. Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht aus- treiben? 28. Und da er heim kam, frag- ten ihn seine Jünger besonders: Warum konnten wir ihn nicht aus- treiben? D ä chsel ’ s Bibelwerb (VI.) N. T. I. 2· SupplementsBogen 5 66 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — IV. Abschnitt. 20. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Un- glaubens willen. Denn ich sage euch: Wahrlich, so ihr Glauben 29. Und er sprach: Diese Art kann mit nichten ausfahren, denn durch Beten und Fasten. habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich von hinnen dorthin, so wird er sich heben, und euch wird nichts unmöglich sein. 21. Aber diese Art fährt nicht aus, denn durch Beten und Fasten. 22. Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es ist zukünftig, daß des Menschen Sohn überantwortet werde in der Menschen Hände; 23. Und sie werden ihn tödten, und am dritten Tage wird er auf- erstkehen Und sie wurden sehr be- trü t. 30. Und sie gingen von dannen hinweg, und wandelten durch Ga- liläa; und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte. 31. Er lehrete aber seine Jün- ger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn tödten, und wenn er getödtet ist, so wird er am 43. Und sie entsetzten sich alle über der Herrlichkeit Gottes. Da sie sich aber alle verwunderten über allem, das er that, sprach er zu seinen Jüngern: 44. Fasset ihr zu euren Ofhreic diese Rede; denn des Men en Sohn muß überantwortet werden in der Menschen Hände. 45. Aber das Wort vernahmen sie nicht, und es war vor ihnen verborgen, daß sie es nicht be- griffen; und sie fürchteten sich, ihn zu fragen um dasselbige Wort. dritten Tage auferstehen. 32. Sie aber vernahmen das Wort nicht, und fürchteten sich, ihn zu fragen. Onsammenfassung der Zierichteh Es begab sich aber den Tag hernach, da sie von dem Berge kamen und er kam zu seinen Jüngern, sahe er viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befragten. Und also- bald, da alles Volk ihn sahe, entsetzten sie sich, liefen zu und grüßeten ihn. Und er fragte die Schriftgelehrten: Was befraget ihr euch mit ihnen? Einer aber aus dem Volk trat zu ihm, fiel ihm zu Füßen und sprach: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprach- losen Geist; besiehe ihn doch, denn er ist mein einiger Sohn, und ist mondsüchtig und hat ein schweres Leiden. Siehe, der Geist ergreift ihn, so schreiet er alsobald; und wo er ihn erwischet, so reißt er ihn, daß er schäumet und knirschet mit den Zähnen; und mit Noth weichet er von ihm, wenn er ihn gerissen hat, und verdorret. Jch habe mit deinen Jüngern geredet, daß sie ihn aus- trieben, und sie können es nicht. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich mich mit euch leiden? Bringet ihn her zu mir! Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsobald, da ihn der Geist sahe, riß er ihn und zerrete ihn, und fiel auf die Erde und wälzete sich und schäumete. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist es, daß ihm dieses widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf; und oft hat er ihn in’s Feuer geworfen, daß er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns. Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet. Und alsobald schrie des Kindes Vater mit Thränenx Jch glaube, lieber HErr; hilf meinem Unglauben! Da nun Jesus sahe, daß das Volk zulies, bedräuete er den unsaubern Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, Jch gebiete dir, daß du von ihm aussahresh und fahrest hinfort nicht in ihn. Da schrie er, und riß ihn sehr, und fuhr aus; und er ward, als wäre er todt, daß auch Viele sagten: er ist todt. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn aus, und er stund auf. Und der Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde; und Jesus gab ihn seinem Vater wieder. Und sie entsetzten sich alle über der Herrlichkeit Gottes. Und da er heim kam, fragten ihn seine Jünger besonders: Warum konnten wir ihn nicht aus- treiben? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Unfeures Unglaubens willen. Denn ich sage euch: Wahrlich, so ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein· Und er sprach: Diese Art kann mit nichten ausfahren, denn durch Beten und Fasten. Und sie gingen von dannen hinweg, und wandelten durch Galiläa; und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte. Er lehrete aber seine Jünger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände; und sie werden ihn tödten, und wenn er getödtet ist, so wird er am dritten Tage auferstehen. Sie aber vernahmen das Wort nicht, und es war ihnen verborgen, daß sie es nicht begriffen; und sie fürchteten sich, ihn zu fragen um dasselbige Wort, sie wurden aber sehr betrübt. Der Zinsgroschen §. 66. Der Zinsgroschein (Dienstag den 27. September) Matth. 17. Rangstreit der Jiingen 67 24 Da sie nun gen Kapernaum kamen, gingen zu Petro, die den Zinsgroschen einnahmen, und 25 sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben? Er fprach: Ja. Und als er heim kam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was dünkt dich, Simon? Von wem nehmen die 26 Könige auf Erden den Zoll oder Zinses) Von ihren Kindern, oder von den Fremden? Da 27 sprach zu ihm Petrus: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei. Auf daß aber wir sie nicht ärgern, so gehe hin an das Meer und wirf den Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seinen Mund aufthust, wirst du einen Stater finden; denselbigen nimm und gieb ihn für mich und dich. Matth· 18. 1. Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zn Jesu und sprachen: Wer ist doch der Größeste im Himmelreich? · 2. Jesus rief ein Kind zu sich und stellete das mitten unter sie, Z. Und sprach: Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß ihr euch umkekret und werdet wie die Kin- der, o werdet ihr nicht ins Him- melrech kommen. 4. Wer nun gilch selbst ernie- driget, wie dies "nd, der ist der Größe te im Himmelreich. 5. nd wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. §. 67. Rangstreit der Jüngers. Mark. 9. 33. Und er kam gen Kapernaum Und da er daheim war, fragte er sie: Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege? 34. Sie aber schwiegenz denn sie hatten mit einander auf dem Wege gehandelt, welcher der Grö- ßefte wäre. 35. Und er setzte sich, und rief die Zwölfe und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen, und Aller Knecht. 36. Und er nahm ein Kindlein und stellete es mitten unter sie, und herzte dasselbe und sprasg zu ihnen: 37. Wer ein solches indlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich aus; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. 38. Johannes aber antwortete ihm und sprach: Meist, wir Lahen einen, der trieb eufel in einem Namen aus, welcher uns nicht nachfolgte; und wir verboten es ihm, darum, daß ei: uns nicht nachfolgte. II. Jesus aber sprach: Jhr sollt es ihm nicht verbieten. Denn es ist niemand, der eine That thue in meinem Namen, und möge bald übel von mir reden. 40. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns. 41. Wer aber euch tränket mit einem Becher Wasser in meinem Namen, darum, daß ihr Christo angehöret, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben. 6. Wer aber ärgert dieser Ge- ringsten einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühl- stein an seinen Hals gehänget, und ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist. 42. Und wer der Kleinen einen ärgert, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühl- stein an seinen Hals gehängt würde und er in das Meer geworfen würde. Luk. 9 n. 17. 46. Es kam auch ein Gedanke unter sie, welcher unter ihnen der Größeste wäre. 47. Da aber Jesus den Gedan- ken igres Herzens ahe, ergriff er ein ind, und stellete es neben stch- 48. Und sprach zu ihnen: Wer das Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Welcher aber der Kleinste ist unter euch allen, der wird groß sein. 49. Da antwortete Johannes und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb die Teufel aus in deinem Namen; nnd wir wehreten ihm, denn er folgte dir nicht mit uns. 50. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret ihm nicht; denn wer nicht wider uns ist, der ist für uns. (Kap. 17.) »1. Er sprach aber zu feinen Jüngern. Es» ist unmöglich, daß nicht Aergernisse kommen; wehe aber dem, durch welchen sie kommen! s« 68 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. —— IV. Abschnitt 7. Wehe der Welt der Aerger- niß halben. Es muß ja Aergerniß kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt. 8. So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder ein Krüppel eingehest, denn daß du zwo Hände oder zween Füße gabesh und werdest in das ewige euer geworfen. 9. Und so dich dein Auge ärgert, reißes aus und wirf’s von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest, und werdest in das höllische Feuer geworfen. 43. So dich aber deine Hand är ert, so haue sie ab. Es ist dir besser, daß du ein Krügpel zum Leben eingehest, denn da du zwo Hände habest, und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer; 44. Da ihr Wurm niclzt stirbt, und ihr Feuer nicht verlöscht u , so haue ihn ab. Es ist dir be 45. Aergert dich dein 2. Es wäre ihm nützer, daß man einen Mühlstein an seinen Hals hängete, und würfe i n in’s Meer, denn daß er dieser "leinen einen ärgere. irr, daß du lahm zum Leben eingehest, denn— daß du zween Füße habest, und » werdest in die Hölle geworfen, in das ewige Feuer« 46. Da ihr Wurm rki t stirbt, und ihr Feuer riicht ver1dxcht. uge, so wirf es von dir. Gottes gehest, denn daß du zwei Augen 47. Aergert dich dein daß du einäugig in das Reich Es ist ir besser, habest, und werdest in das höllische Feuer geworfen; 48. Da ihr Wurm nicht stirbt, und ihr Feuer nicht verlöscht. 49. Es muß alles mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Sal gesalzen. 50. as Salz ist ut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man tvürzen? Habt alz bei euch, und habt Frieden unter einander. 10. Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. 11. Denn des Menschen Sohn ist kommen, selig zu machen, das verloren ist. 12. Was dünket euch? Wenn irgend ein Mensch hundert Schase hätte, und Eins unter denselbigen sich verixrete; läßt er nicht die neun und neunzig auf den Bergen, gehet hin und suchet das verirrete. i 13. Und so sich’s begiebt, daß er’s findet; wahrlich, ich sage euch, er sreuet sich darüber mehr, denn über die neun und neunzig, die nicht verirret sind. 14. Also auch ist es vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen verloren werde. 15. Sündiget aber dein Bruder an dir; so gehe hin, und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Höret er dich, so haft du deinen Bruder gewonnen. 16. Höret er di nicht, so nimm noch einen oder zween zu dir, auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier engen Mund. 17. Höret er die nicht, so sage es der Gemeinde. Höret er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllnern 18. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden n« und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein. Hi. Weiter sage ich euch: Wo ween unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, das sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. 20. Denn wo Zween oder Drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. sei gbusammenfassung der JIerichteJ Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zu Jesu. Und er fragte sie: Was handeltet ihr mit einander auf dem Wege? Sie aber schwiegen; denn sie hatten mit einander aus dem Wege gehandelt, welcher der Größeste wäre. Und er setzte sich, und rief die Zwölfe und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen und Aller Knecht. Und er rief ein Kind zu sich und stellete das mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in’s Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedriget, wie dies Kind, der ist der Größeste im Himmelreich. Und er nahm das Kind und herzete dasselbe, und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kindlein ausnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich ausnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern Den, der mich gesandt hat. Da antwortete Johannes und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht nachfolgte; und wir verboten es ihm, darum, daß er uns nicht nachfolgte. Jesus aber sprach: Ihr follt es ihm nicht verbieten; denn es ist niemand, der eine That thue in meinem Namen, und möge bald übel von mir reden. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns. Wer aber euch tränket mit einem Becher Wasser in meinem Namen, darum, daß ihr Christo angehöret, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben. Und wer der Kleinen einen ärgert, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehänget und er ersäufet würde. im Meer, da es am tiefsten ist. Wehe der Welt der Aergerniß halben! Es muß ja Aergerniß kommen, doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt! So dich aber deine Hand ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß du ein Krüppel zum Leben eingehest, denn daß du zwo Hände habest, und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. Gleichniß vom Schalksknecht. Abschluß der Reden Jesu in Galiläa. 69 Aergert dich dein Fuß, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du lahm zum Leben eingehest, denn daß du zween Füße habest, und werdest in die Hölle geworfen, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. Aergert dich dein Auge, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig in das Reich Gottes gehest, denn daß du zwei Augen habest, und werdest in das höllische Feuer geworfen, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. Es muß alles mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen. Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man würzen? Habt Salz-bei euch, und habt Frieden unter einander. « Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Denn des Menschen Sohn ist kommen, selig zu machen, das verloren ist. Was dünket euch, wenn irgend ein Mensch hundert Schafe hätte, und Eins unter denselbigen sich verirrte, läßt er nicht die neun und neunzig auf den Bergen, gehet hin und suchet das verirrte? Und so sich’s begiebt, daß er’s findet: wahrlich, ich sage euch, er freut sich darüber mehr denn über die neun und neunzig, die nicht verirret sind. Also auch ist es vor euerm Voter im Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen ver- loren werde. Sündiget aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Höret er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen; höret er dich nicht, so nimm noch Einen und Zween zu dir, auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Höret er die nicht, so sage es der Gemeinde; höret er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein. Weiter sage ich euch: Wo zween unter euch Eins werden auf Erden, warum es ist, das sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo Zween oder Drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. §. 68. Gleichnisz vom Schalksknecht Abschlusz der Reden Jesu an seine Jünger in Galiläck Matth. 18 u. Luk. 17. 21 Da trat Petrus zu ihm, und sprach: HErr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir 22 sündiget, vergeben? Jst’s genug sieben Mal? Jesus sprach zu ihm: Jch sage dir, nicht sieben Mal, sondern siebenzig Mal sieben Mal. (Luk. 17, 4:) Und wenn er sieben Mal des Tages an dir sündigen würde, und sieben Mal des Tages wiederkäme zu dir und spräche: Es reuet mich; so sollst du ihm vergeben. 23 Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte. 24 Und als er anfing zu rechnen, kam ihm einer vor, der war ihm zehn tausend Pfund schuldig. 25 Da er es nun nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn, und sein Weib, und seine 26 Kinder, und alles, was er hatte, und bezahlen. Da fiel der Knecht nieder, und betete ihn an 27 und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen. Da jammerte den Herrn 28 desselbigen Knechts, und ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch. Da ging derselbige Knecht hinaus, und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Groschen schuldig; und er 29 griff ihn an und würgete ihn, und sprach: Bezahle mir, was du mir schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder, und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, ich will dir alles be- 30 zahlen. Er wollte aber nicht; sondern ging hin und warf ihn in’s Gefängniß, bis daß er be- Z! zahlete, was er schuldig war. Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt, 32 und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknechh alle diese Schuld habe ich dir erlassen, 33 dieweil du mich batest; solltest du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich 34 mich über dich erbarmet habe? Und sein Herr ward zornig, und überantwortete ihn den 35 Peinigern, bis daß er bezahlete alles, was er ihm schuldig war. Also wird euch mein himm- slischerFTcliter auch thun, so ihr nicht vergebet von euren Herzen, ein jeglicher seinem Bruder eine e e. 70 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re· — V. Abschnitt. (Luk. 17.) 5 u. 6 Und die Apostel sprachen zu dem HErrn: Stärke uns den Glauben. Der HErr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt als ein Senfkorn, und sagt zu diesem Maulbeerbaum: Reiße dich aus und versetze dich in’s Meer, so wird er euch gehorsam sein. 7 Welcher ist unter euch, der einen Knecht hat, der ihm pflüget, oder das Vieh weidet, wenn er 8 heim kommt vom Felde, daß er ihm sage: Gehe bald hin und setze dich zu TischeP Jst es nicht also, daß er zu ihm saget: Richte zu, daß Jch zu Abend esse, schürze dich und diene mir, E) bis ich esse und trinke; darnach sollst du auch essen und trinken? Danket er auch demselbigen 10 Knechte, daß er gethan hat, was ihm befohlen war? Jch meine es nicht. Also auch ihr, wenn ihr alles gethan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unntitze Knechte, wir haben gethan, das wir zu thun schuldig waren. §. 69. Aufforderung der Brüder Jesu. (·28. September a. 29 n. Chr.) Joh. 7. 2 u. 3 Es war aber nahe der Juden Fest der Laubrüst. Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mache dich auf von dannen, und gehe in Judäam, auf daß auch deine Jünger sehen die Werke, 4 die du thust. Niemand thut etwas im Verborgenen, und will doch frei offenbar sein. Thust du 5 solches, so offenbare dich vor der Welt. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. 6 u. «? Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht hie; eure Zeit aber ist allewege. Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber hasset sie, denn ich zeuge von ihr, daß ihre Werke böse 8 sind. Gehet ihr hinauf auf dieses Fest. Jch will noch nicht hinauf gehen aus dieses Fest; denn meine Zeit ist noch nicht erfüllet. 9 u. 10 Da er aber das zu ihnen gesagt, blieb er in Galiläa. Als aber seine Brüder waren hinauf gegangen, da ging er auch hinauf zu dem Fest, nicht offenbarlich, sondern gleich heimlich. Fünfter Abschnitt. You der Reise aufs Janblsüttenfest bis zur Leidens-Zeit. (Ein Zeitraum von ca. 6 Monaten.) §. 70. Aufbruch aus Galiliim Die Samariter verweigern den Durchzug durch ihr Land. (Anfang Oktober a. 29 n. Chr.) Luk. 9. 51 Es begab fich aber, da die Zeit erfüllet war, daß er sollte von hinnen genommen werden, wandte 52 er sein Angesicht, stracks gen Jerusalem zu wandeln. Und er sandte Boten vor ihm hin; die 53 gingen hin und kamen in einen Markt der Samariter, daß sie ihm Herberge bestelleten. Und sie nahmen ihn nicht an, darum, daß er sein Angesicht gewendet hatte, zu wandeln gen Jeru- 54 salem. Da aber das seine Jünger, Jakobus und Johannes, sahen, sprachen sie: HErr, willst du, 55 so wollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle, und verzehre sie, wie Elias that? Jesus aber wandte fich, und bedräuete sie und sprach: Wisset ihr nicht, weß Geistes Kinder ihr 56 seid? Des Menschen Sohn ist nicht kommen, der Menschen Seelen zu Verderben, sondern zu 57 erhalten· Und sie gingen in einem andern Markt. 61 Es begab fich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: HErr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, daß ich einen Abschied mache mit denen, die in meinem 62 Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt, und siehet zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes. Von der Reise auf’s Laubhiittenfest bis zur Leidenszeit. 7l l 2 Z) 4 b 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 23 24 25 26 27 28 29 30 31 « s eine Ernte. §. 71. Aussendung der Siebzig. Jesus trifft mit ihnen in Jericho wieder zusammen. (Bom Anfang Oktober bis zum 14. d. M. a. 29 n. Ehr.) Qui. 10. Darnach sonderte der HErr andere Siebenzig aus, und sandte sie je zween und zween vor ihm her in alle Städte und Qerter, da er wollte hinkommen; und sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber ist wenig; bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in Gehet hin; siehe, ich sende euch als die Lämmer mitten unter die Wölfe. u. 5 Traget keinen Beutel, noch Tasche, noch Schuhe; und grüßet niemand auf der Straße. Wo « ihr in ein Haus kommt, da sprechet zuerst: Friede sei in diesem Hause. Und so daselbst wird ein Kind des Friedens sein, so wird euer Friede auf ihm beruhen; wo aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. Jn demselben Hause aber bleibet, esset und trinket, was sie haben. Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes Werth. Ihr sollt nicht von einem Hause zum an- dern gehen. Und wo ihr in eine Stadt kommt, und sie euch ausnehmen, da esset, was euch wird vorgetragen; und heilet die Kranken, die daselbst sind, und saget ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch kommen. Wo ihr aber in eine Stadt kommt, da sie euch nicht aufnehmen; da gehet heraus aus ihre Gassen, und sprechet: Auch den Staub, der sich an uns gehänget hat von eurer Stadt, schlagen wir ab auf euch; doch sollt ihr wissen, daß euch das Reich Gottes nahe gewesen ist. Jch sage euch: Es wird der Sodoma träglicher ergehen an jenem Tage, denn solcher Stadt. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaidal Denn wären solche Thaten zu Tyrus und Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten vor Zeiten im Sack und in der Asche gesessen, und Buße gethan. Doch es wird Tyrus und Sidon träglicher ergehen am- Gericht, denn euch. Und du Kapernaum, die du bis an den Himmel erhoben bist, du wirst in die Hölle hinunter gestoßen werden. Wer euch höret, der höret mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat. Die Siebenzig aber kamen wieder mit Freuden, und sprachen: HErr, es sind uns auch die Teufel unterthan in deinem Namen. Er aber sprach zu ihnen: Jch sahe wohl den Satanas vom Himmel sallen, als einen Blitz. Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten aus Schlangen und Scorpionen, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen. Doch darinnen freuet euch nicht, daß euch die Geister unterthan sind: Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind. Zu der Stunde freuete sich Jesus im Geist und sprach: Jch preise dich, Vater und HErr Himmels und der Erde, daß du solches verborgen hast den Weisen und Klagen, und hast es geosfenbaret den Unmündigen Ja, Vater, also war es wohlgefällig vor dir. Es ist mir alles übergeben von meinem Vater. Und niemand weiß, wer der Sohn sei, denn nur der Vater; noch wer der Vater sei, denn nur der Sohn, und welchem es der Sohn will offenbaren. Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonderheit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und haben es nicht gesehen; und hören, das ihr höret, und haben es nicht gehöret. §. 72. Frage eines Schristgelehrten und Gleikhniß vom barmherzigen Samariteu (Freitag den 14. Oktober) Luk. 10. Und siehe, da stund ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie stehet im Gesetz ge- schrieben? Wie liesest du? Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen HErrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüthe; und dei- nen Nächsten als dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; thue das, so wirst du leben. Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesut Wer ist denn mein NächsterP Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Pcensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus und schlugen ihn, und gingen davon und ließen ihn halb todt liegen. Es begab sich aber ohngefähr, daß ein Priester dieselbige 38 39 40 41 42 10 11 12 13 11 13 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. —- V. Abschnitt. Straße hinabzog; und da er ihn sahe, ging er vorüber. Desselbigen gleichen auch ein Levit, da er kam bei die Stätte und sahe ihn, ging er vorüber. Ein Samariter aber reisete und kam dahin; und da er ihn sahe, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goß drein Oel und Wein; und hub ihn aus sein Thier, und führte ihn in die Herberge und pflegete sein. Des andern Tages reisete er, und zog heraus zween Groschen, und gab sie dem Wirth und sprach zu ihm: Pflege sein; und so du was mehr wirst darthun, will ich dir’s be- zahlen, wenn ich wieder komme. Welcher dünket dich, der unter diesen dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm that. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und thue desgleichen. §. 73. Aufenthalt in Bethaniem Maria und Martha. Luk. 10. Es begab sich aber, da sie wandelten, ging er in einen Markt. Da war ein Weib, mit Namen Martha, die nahm ihn auf in ihr Haus. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörete seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schasfen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: HErr, fragst du nicht darnach, daß mich meine Schwester lässet allein dienen? Sage ihr doch, daß sie es auch angreife. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist noth! Maria hat das gute Theil erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden. §. 74. Unterricht vom Gebet. Luk. 11. Und es begab sich, daß er war an einem Orte und betete. Und da er aufgehört hatte, sprach seiner Jünger einer zu ihm: HErr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrete. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht (Matth. S, 9 —— 13.): Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiliget. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel. Gieb uns unser täglich Brod immerdar. Und vergieb uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Uebel. Und er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, der einen Freund hat, und ginge zu ihm zu Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leihe mir drei Brode; denn es ist mein Freund zu mir kommen von der Straße, und ich habe nicht, daß ich ihm vorlege; und er darinnen würde antworten und sprechen: Mache mir keine Unruhe; die Thüre ist schon zugeschlossen, und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir geben. Jch sage euch, und ob er nicht aufsteht und giebt ihm, darum» daß er sein Freund ist; so wird er doch um seines unverschämten Geilens willen aufstehen und ihm geben, wie viel er bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopset an, so wird euch aufgethan. (Matth. 7, 7.) Denn wer da bittet, der nimmt; nnd wer da suchet, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgethan. Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater ums Brod, der ihm einen Stein dafür biete? Und so er um einen Fisch bittet, der ihm eine Schlange für den Fisch biete? Oder so er um ein Ei bittet, der ihm einen Scorpion dafür biete? So denn ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie vielmehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten. §. 75. Jesus, mitten im Fest zu Jerusalem, lehret im Tempel. (Sonnabend den 15. Oktober) J oh. 7. « Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: Wo ist Der? Und es war ein groß Ge- murmel von ihm unter dem Volk. Etliche sprachen: Er ist fromm. Die Andern aber.sprachen: Nein, sondern er versühret das Volk. Niemand aber redete frei von ihm, um der Furcht willen vor den Juden. Vom barmherzigen Samariter. Maria und Martha. Jesus lehret im Tempel. 73 14 l6 17 18 19 20 21 22 23 29 31 32 33 35 36 52 53 u. 15 Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrete. Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernet hat? Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern deß, der mich gesandt hat. So jemand will deß Willen thun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. Wer von ihm selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber sucht die Ehre deß, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Ungerechtigkeit an ihm. Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch thut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu tödten? Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel, wer sucht dich zu tödten? Jesus antwortete und sprach: Ein einiges Werk habe ich gethan, und eswundert euch alle. Moses hat euch gegeben die Beschneidung, nicht daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern; noch beschneidet ihr den Menschen am Sabbath. So ein Mensch die Beschneidung an- nimmt am Sabbath, auf daß nicht das Gesetz Mosis gebrochen werde: zürnet ihr denn über mich, daß ich den Menschen habe am Sabbath gesund gemacht? Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht. Da sprachen etliche von Jerusalem: Jst das nicht der, den sie suchten zu tödten? Und siehe zu, er redet frei, und sie sagen ihm nichts. Erkennen unsere Obersten nun gewiß, daß er gewiß Christus sei? Doch wir wissen von wannen dieser ist; wenn aber Christus kommen wird, so wird niemand wissen, von wannen er ist. Da rief Jesus im Tempel, lehrete und sprach: Ja, ihr kennet mich und wisset, von wannen ich bin; und von mir selbst bin ich nicht kommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, welchen ihr u. 30 nicht kennet. Jch kenne ihn aber, denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt. Da suchten sie ihn zu greifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht kommen. Aber viele vom Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn Christus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen thun, als dieser thut? Und es kam vor die Pharisäer, daß das Volk solches von ihm murmelte. Da sandten die Pharisäer und Hohenpriester Knechte aus, daß sie ihn griffen. Da sprach Jesus zu ihnen: Jch bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Jhr werdet mich suchen und nicht finden; und da ich bin, könnet ihr nicht hinkommen. Da sprachen die Juden unter einander: Wo will dieser hingeben, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er unter die Griechen gehen, die hin und her zerstreut liegen, und die Griechen lehren? Was ist das für eine Rede, daß er sagt: Jhr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnet ihr nicht hinkommen? §. 76. Der letzte große Tag des Festes. (Mittwoch den 19. OktoberJ Joh. 7. Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfahen sollten, die an ihn glaubten; denn der heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verkläret. Viele nun vom Volk, die diese Rede hörten, sprachen: Dieser ist ein rechter Prophet. Die andern sprachen: Er ist Christus. Etliche aber sprachen: Soll Christus aus Galiläa kommen? Spricht nicht die Schrift, von dem Samen Davids und aus dem Flecken Bethlehem, da David war, soll Christus kommen? Also ward eine Zwietracht unter dem Volk u. 45 über ihm. Es wollten aber etliche ihn greifen, aber niemand legte die Hand an ihn. Die Knechte kamen zu den Hohenprieftern und Pharisäern. Und sie sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Knechte antworteten: Es hat nie kein Mensch also geredet, wie u. 48 dieser Mensch. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr auch verführet? Glaubt auch irgend ein Oberster oder Pharisäer an ihn? Sondern das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht. Spricht zu ihnen Nicodemus, der bei der Nacht zu ihm kam, welcher einer unter ihnen war: Richtet unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennet, was er thut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe, aus Galiläa stehet kein Prophet auf. Und ein jeglicher ging also heim. 74 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. — V. Abschnitt. §. W. Die Begnadigung der Ehebrecherim Joh. 8. 1 u. 2 Jesus aber ging an den Oelberg. Und früh Morgens kam er wieder in den Tempel, und 3 alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrete sie. Aber die Schriftgelehrten und Phari- 4 säer brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch begriffen, und stellten sie ins Mittel dar; und 5 sprachen zu ihm: Meister, dies Weib ist begriffen auf srischer That im Ehebruch. Moses aber 6 hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagst du? (3. Mos. TO, 10.) Das sprachen sie aber, ihn zu versuchen, auf daß sie eine Sache zu ihm hätten. Aber Jesus bückte sich nieder 7 und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun anhielten ihn zu fragen, richtete er sich 8 auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und 9 bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde. Da sie aber das hörten, gingen sie hinaus, von ihrem Gewissen überzeugt, einer nach dem andern, von den Aeltesten an bis zu den Ge- 10 ringsten. Und Jesus ward gelassen allein, und das Weib im Mittel stehend. Jesus aber richtete sich auf; und da er niemand sah, denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine I! Verkläger? Hat dich niemand verdammt? Sie aber sprach: HErr, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr. §. 78. ,,Jch bin das Licht der Welt«. Jesus zieht sich vom Tempel zurück. Joh. 8. 12 Da redete Jesus abermal zu ihnen und sprach: Jch bin das Licht der Welt; wer mir nach- 13 folget, der wird nicht wandeln in Finsterniß, sondern wird das Licht des Lebens haben. Da 14 sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugest von dir selbst, dein Zeugniß ist nicht wahr. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So ich von mir selbst zeugen würde, so ist mein Zeugniß wahr, denn ich weiß, von wannen ich kommen bin, und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, von 15 wannen ich komme, und wo ich hingehe. Jhr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. 16 So ich aber richte, so ist mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der 17 Vater, der mich gesandt hat. Auch stehet in euerm Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen 18 Zeugniß wahr sei. Jch bin es, der ich von mir selbst zeuge; und der Vater, der mich gesandt 19 hat, zeuget auch von mir. Da fprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Jhr kennet weder mich, noch meinen Vater; wenn ihr mich kennetet, so kennetet ihr auch meinen 20 Vater. Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, da er lehrete im Tempel; und niemand griff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. 21 Da sprach Jesus abermal zu ihnen: Jch gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in 22 eurer Sünde sterben; wo ich hingehe, da könnet ihr nicht hinkommen. Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst tödten, daß er spricht: Wo ich hingehe, da könnet ihr nicht hinkommen? 23 Und er sprach zu ihnen: Jhr seid von unten her, ich bin von oben herab; ihr seid von dieser 24 Welt, ich bin nicht von dieser Welt. So habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren 25 Sünden; denn so ihr nicht glaubet, daß ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Erstlich 26 der, der ich mit ench rede. Jch habe viel von euch zu reden und zu richten; aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der· Welt. 27 u. 28 Sie vernahmen aber nicht, daß er ihnen von dem Vater sagte. Da sprach Jesus zu ihnen: Wann ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es 29 sei und nichts von mir selbst thue, sondern wie mich mein Vater gelehret hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein, denn ich thue allezeit, was 30 ihm gefällt. Da er solches redete, glaubten viele an ihn. 31 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: So ihr bleiben werdet an meiner 32 Rede, so seid ihr meine rechten Jünger; und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit 33 wird euch frei machen. Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Samen, sind nie keinmal 34 jemandes Knechte gewesen; wie sprichst du denn: Jhr sollt frei werden? Jesus antwortete ihnen 35 und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde thut, der ist der Sünde Knechi. Der 36 Knecht aber bleibet nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibet ewiglich. So euch nun der Sohn 37 Die Begnadigung der Ehebrecherim Jesus zieht sich vom Tempel zurück. 75 frei macht, so seid ihr recht frei. Jch weiß wohl, daß ihr Abrahams Samen seid; aber ihr 38 sucht mich zu tödten, denn meine Rede sähet nicht unter euch. Jch rede, was ich von meinem 39 Vater gesehen habe; so thut ihr, was ihr von eurem Vater gesehen habt. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams 40 Kinder wäret, so thätet ihr Abrahams Werke. Nun aber suchet ihr mich zu tödten, einen solchen 41 42 43 44 52 53 54 55 56 57 58 59 »« ASCII-do« 10 11 12 13 14 Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehöret habe; das hat Abra- ham nicht gethan. Jhr thut eures Vaters Werke. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater, Gott. Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin ausgegangen und komme von Gott; denn ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum kennet ihr denn meine Sprache nicht? Denn ihr könnet ja mein Wort nicht hören. Jhr seid vom Vater, dem Teufel; und nach eures Vaters Lust wollt ihr thun. Derselbe ist ein Mörder von Anfang, und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben. Jch aber, weil ich die Wahr- heit sage, so glaubet ihr mir nicht. Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott. Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und hast den Teufel? Jesus antwortete: Jch habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr unehret mich. u. 51 Jch suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie suchet, und richtet. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du mehr denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? Jesus antwortete: So ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprechet, er sei euer Gott; und kennet ihn nicht. Jch aber kenne ihn; und so ich würde sagen: Jch kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort. Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sahe ihn und sreuete sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahr alt, und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe, denn Abraham ward, bin ich. Da huben sie Steine auf, daß sie auf ihn würfen. Aber Jesus ver- barg sich und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hinstreichend. (Zwischeuzeit von 6—7 Wochen.) §. 79. Die Heilung eines Blindgeborenen am Sabbath. (Sonnabend den 17. Dezember) Joh. 9. u. 2 Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war, und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündiget, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündiget, noch seine Eltern; sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm. Jch muß wirken die Werke deß, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt. Da er solches gesagt, spützte er auf die Erde und machte einen Koth aus dem Speichel, und schmierte den Koth auf des Blinden Augen. Und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloha, — das ist verdolmetschet, gesandt, — und wasche dich. Da ging er hin und wusch sich, und kam sehend. Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Jst dieser nicht, der da saß und bettelte? Etliche sprachen: Er ist es. Etliche aber: Er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Jch bin es. Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen ausgethan? Er antwortete und sprach: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Koth und schmierte meine Augen, und sprach: Gehe hin zu dem Teich Siloha und wasche dich. Jch ging hin und wusch mich, und ward sehend. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist derselbe? Er sprach: ich weiß nicht. Da führten sie ihn zu den Pharisäern, der weiland blind war. Es war aber Sabbath, da Jesus den Koth machte und seine Augen öffnete. 76 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. —- V. Abschnitt. 15 Da fragten sie ihn abermal, auch die Pharisäer, wie er wäre sehend worden. Er aber sprach 16 zu ihnen: Koth legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich, und bin nun sehend. Da sprachen etliche der Pharisäer: Der Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbath nicht hält. Die andern aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen thun? Und es ward eine Zwietracht unter ihnen. Sie sprachen wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er hat deine Augen aufgethan? Er aber sprach: Er ist ein Prophet. Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend worden wäre, bis daß sie riefen die Eltern deß, der sehend war worden; fragten sie und sprachen: Jst das euer Sohn, welchen ihr sagt, er sei blind geboren? Wie ist er denn nun sehend? Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist, und daß er blind geboren ist. Wie er aber nun sehend ist, wissen wir nicht; oder wer ihm seine Augen hat aufgethan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fragt ihn, laßt ihn selbst für sich reden. Solches sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden; denn die Juden hatten sich schon vereinigt, so jemand ihn für Christum bekennete, daß derselbe in den Bann gethan würde. Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn. Da riefen sie zum andern Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gieb Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete und sprach: Jst er ein Sünder, das weiß ich nicht; eins weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend. Da sprachen sie wieder zu ihm: Was that er dir? Wie that er deine Augen auf? Er antwortete ihnen: Jch habe es euch jetzt gesagt, habt ihr es nicht gehört? Was, wollt ihr es abermal hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden? Da fluchten sie ihm und sprachen: Du bist sein Jünger, wir aber sind Mosis Jünger. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; diesen aber wissen wir nicht, von wannen er ist. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist ein wunderlich Ding, daß ihr nicht wisset, von wannen er sei; und er hat meine Augen ausgethan. Wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht höret; sondern so jemand gottesfürchtig ist und thut seinen Willen, den- höret er. Von der Welt an ist es nicht erhöret, daß jemand einem gebotnen Blinden die Augen aufgethan habe. u. 34 Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts thun. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrest uns? Und stießen ihn hinaus. §. 80. Verhandlung mit dem Geheilten nnd mit den Pharisäern. seh. 9 u. 10. Es kam vor Jesum, daß sie ihn ausgestoßen hatten, und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? Er antwortete und sprach: HErr, welcher ist es, aus daß ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist u. 39 es. Er aber sprach: HErr, ich glaube; und betete ihn an. Und Jesus sprach: Jch bin zum Gericht auf diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden. Und solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind? Jesus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprechet: Wir sind sehend, so bleibet eure Sünde. X. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Thüre hineingehet in den Schasftall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Der aber zur Thüre hineingehet, der ist ein Hirte der Schafe. Demselben thut der Thürhüter aus, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führet sie aus. Und wenn er seine Schafe hat aus- gelassen, gehet er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen von ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht. Diesen Spruch sagte Jesus zu ihnen; sie vernahmen aber nicht, was es war, das er zu ihnen sagte. Da sprach Jesus wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Jch bin die Thüre zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder» gewesen; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorchet. Jch bin die Thüre; so jemand durch mich eingehet, der wird selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nicht, denn daß er stehle, würge und umbringe. Jch bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben. Jch bin ein guter Hirte. Ein guter Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Ein Miethling aber, der nicht Hirte ist, deß die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verläßt die Schafe und fliehet; und der Wolf erhaschet und zerstreuet die Schafe. Die Heilung des Blindgebornen am Sabbath Rede Jesu am Kirchweihfeste 77 13 15 16 17 18 19 20 21 22 33 34 35 36 37 38 39 u. 14 Der Miethling aber fliehet; denn er ist ein Miethling und achtet der Schafe nicht. Jch bin ein guter Hirte, und erkenne die Meinen, und bin bekannt den Meinen; wie mich mein Vater kennet, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselben muß ich hersühren, und sie werden meine Stimme hören, und wird eine Heerde und ein Hirt werden. Darum liebet mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse, auf daß ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Jch habe es Macht zu lassen, und habe es Macht wieder zu nehmen. Solches Gebot habe ich empfangen von meinem Vater. Da ward aber eine Zwie- tracht unter den Juden über diesen Worten. Viele unter ihnen sprachen: Er hat den Teufel und ist unsinnig; was höret ihr ihm zu? Die andern sprachem Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann der Teufel auch der Blinden Augen aufthun? §. 81. Rede Iesu am Kitkhweihsest und Rückzug von Jerusalem. (20.—27. Dezember) Joh. 10. u. 23 Es war aber Kirchweihe zu Jerusalem, und war Winter. Und Jesus wandelte im Tempel, in der Halle Salomonis. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsere Seele auf? Bist du Christus, so sage es uns frei heraus. Jesus ant- wortete ihnen: Jch habe es euch gesagt, und ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich thue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir. Aber ihr glaubet nicht; denn ihr seid meine Schafe nicht, als ich euch gesagt habe. Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer, denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. Jch und der Vater u. 32 sind Eins. Da huben die Juden abermal Steine auf, daß sie ihn steinigten. Jesus ant- wortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeiget von meinem Vater; um welches Werk unter denselben steiniget ihr mich? Die Juden antworteten ihm, und sprachem Um des guten Werks willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, und daß du ein Mensch bist und machst dich selbst einen Gott. Jesus antwortete ihnen: Stehet nicht geschrieben in eurem Gesetzx Jch habe gesagt, ihr seid Götter? So er die Götter nennet, zu welchen das Wort Gottes gefchah, und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden, sprechet ihr denn zu dem, den der Vater geheiliget und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott; darum, daß ich sage: Jch bin Gottes Sohn? Thue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht. Thue ich sie aber, glaubet doch den Werken, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist, und ich in ihm. Sie suchten abermal ihn zu greifen; aber er entging ihnen aus ihren Händen. §. 82. Jesus auf dem Wege von Jerusalem nach Peräm Gleichnisz vom unsruchtbareu Feigenbaum. Luk. 13. 1 Es waren aber zu derselben Zeit etliche dabei, die verkündigten ihm von den Galiläern, welcher N« «! OTTO-RGO Blut Pilatus sammt ihrem Opfer vermischt hatte. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meinet ihr, daß diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder gewesen sind, dieweil sie das erlitten haben? Jch sage: Nein; sondern so ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle auch also umkommen. Oder meinet ihr, daß die Achtzehn, auf welche der Thurm in Siloah fiel und erschlug sie, seien schuldig gewesen vor allen Menschen, die zu Jerusalem wohnen? Jch sage: Nein; sondern so ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle auch also umkommen. Er sagte ihnen aber dies Gleichniß: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und kam und suchte Frucht darauf, und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtnen Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht aus diesem Feigenbaum, und finde 78 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. ·— V. Abschnitt. 8 sie nicht; haue ihn ab, was hindert er das Land? Er aber antwortete und sprach zu ihm: 9 Herr, laß Ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe und bedünge ihn; ob er wolle Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn darnach ab. §. 83. Verhandlung über das Seligwerden und Verhandlung mit etlichen Pharisäern über Herodis Nachstellungem « Luk. 13. 23 Es sprach aber einer zu ihm: HErr, meinest du, daß wenige selig werden? Er aber sprach 24 zu ihnen: Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage 25 ich euch, darnach trachten, wie sie hinein kommen, und werden es nicht thun können. Von dem an, wenn der Hauswirth ausgestanden ist und die Thüre verschlossen hat, da werdet ihr dann ansahen draußen zu stehen, und an die Thür klopfen und sagen: HErr, HErr, thue uns aus. 26 Und er wird antworten und zu euch sagen: Jch kenne euer nicht, wo ihr her seid. So werdet 27 ihr dann ansahen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und aus den Gassen hast du uns gelehret. Und er wird sagen: Jch sage euch, ich kenne euer nicht, wo ihr her seid; 28 weichet alle von mir, ihr Uebelthäter! Da wird sein Heulen und Zähnklappen, wenn ihr sehen werdet Abraham und Jsaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinaus- 29 gestoßen. Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und von 30 Mittag, die zu Tische sitzen werden im Reiche Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein; und sind Erste, die werden die Letzten sein. 31 An demselben Tage kamen etliche Pharisäer und sprachen zu ihm: Hebe dich hinaus und gehe 32 von hinnen; denn Herodes will dich tödten. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin und saget demselbigen Fuchs: Siehe, ich treibe Teufel aus und mache gesund heute und morgen, und am 33 dritten Tage werde ich ein Ende nehmen. Doch muß ich heute und morgen und am Tage dar- 34 nach wandeln; denn es thuts nicht, daß ein Prophet umkomme außer Jerusalem. Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel; und ihr habt 35 nicht gewollt! Sehet, euer Haus soll euch wüste gelassen werden; denn ich sage euch: Ihr werdet mich nicht sehen, bis daß es komme, daß ihr sagen werdet: Gelobet ist, der da kommt in dem Namen des HErrUS §. 84. Das Gastmahl des Pharisäers. (Sonnabend den 31. Dezember a. 29 n. Chr.) Luk. 14. Und es begab sich, daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer auf einen Sabbath, u. 3 das Brod zu essen. Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. Und Jesus antwortete und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, und sprach: Jst’s auch recht aus den Sabbath heilen? Sie aber schwiegen still. Und er griff ihn an und heilete ihn, nnd ließ ihn gehen; und antwortete und sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, dem sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, und er nicht alsobald ihn herauszeucht am Sabbathtage? Und sie konnten ihm darauf nicht wieder Antwort geben. 7 Er sagte aber ein Gleichniß zu den Gästen, da er merkte, wie sie erwählten oben an zu sitzen, 8 und sprach zu ihnen: Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht oben 9 an, daß nicht etwa ein Ehrlicherer, denn du, von ihm geladen sei; nnd so dann kommt, der dich und ihn geladen hat, spreche zu dir: Weiche diesem; und du müssest dann mit Scham unten an 10 sitzen. Sondern, wenn du geladen wirft, so gehe hin und setze dich unten an, auf daß, wenn da kommt, der dich geladen hat, spreche zu dir: Freund, rücke hinauf. Dann wirst du Ehre haben 11 vor denen, die mit dir zu Tische sitzen. Denn wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden; und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden. 12 Er sprach auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machest, so lade nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Gesreundten, noch deine III! DE— Ueber das Seligwerden. Das Gastmahl des Pharisäers Vom Verlornen Schaf und Groschen. 79 13 14 15 16 17 18 19 20 22 23 24 25 26 28 29 31 sk- 33 34 35 Nachbarn, die da reich sind; auf daß sie dich nicht etwa wieder laden, und dir vergolten werde· Sondern wenn du ein Mahl machest, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden; so bist du selig; denn sie haben es dir nicht zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten. Da aber solches hörte einer, der mit zu Tische saß, sprach er zu ihm: Selig ist, der das Brod isset im Reiche Gottes. Er« aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein groß Abendmahl und lud viele dazu. Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abend- mahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn es ist alles bereit. Und sie fingen an alle nach- einander sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Jch habe einen Acker gekauft, und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, eutschuldige 1nich. Und der andere sprach: Jch habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin sie zu besehen; ich bitte dich, eutschuldige mich. u. 21 Und der dritte sprach: Jch habe ein Weib genommen, darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam und sagte das seinem Herrn wieder. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Gehe aus bald auf die Straßen und Gassen der Stadt, und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein· Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe aus aus die Landstraßen an die Zäune, und nöthige sie hereinzukommem auf daß mein Haus voll werde. Jch sage euch aber, daß der Männer keiner, die geladen sind, mein Abendmahl schmecken wird. » §. 85. Die Reise durch Peräa. Rede Jesu an das nachziehende Volk. (Ansang Januar des J. 30 n. Chr) Luk. 14. Es ging aber viel Volks mit ihm (Joh. 10, 40—42). Und er wandte sich und sprach zu ihnen: So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolget, der kann nicht mein Jünger sein. Wer ist aber unter euch, der einen Thurm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er es habe hinaus- zuführen? Auf daß nicht, wo er den Grund gelegt hat, und kann es nicht hinausführen, alle, die es sehen, ansahen seiner zu spotten; und sagen: Dieser Mensch hub an zu bauen, und kann es nicht hinausführen. Oder welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König, und sitzt nicht zuvor und rathschlagt, ob er könne mit zehn Tausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend? Wo nicht, so schickt er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Frieden. Also auch jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, das er hat, kann nicht mein Jünger sein. Das Salz ist ein gut Ding; wo aber das Salz dumm wird, wo- mit wird man würzen? Es ist weder auf das Land, noch in den Mist nützez sondern man wird es wegwersen. Wer Ohren hat zu hören, der höre! §. 86. Jesus wieder in Livius. Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und Groschen nnd vom verlorenen Sohn. Luk. 15. n. 2 Es naheten aber zu ihm allerlei Zöllner und Sünder, daß sie ihn höreten. Und die Pha- risäer und Schriftgelehrten murreten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an uud ißt mit u. 4 ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichniß und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat, und so er deren eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste, und hingehe nach dem verlornen, bis daß er es finde? Und wenn er es gefunden hat, so legt er es auf seine Achseln mit Freuden· Und wenn er heim kommt, ruft er seinen Freunden und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Jch sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße thut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen. Oder welches Weib ist, die zehn Grofchen hat, so sie deren einen verliert, die nicht ein Licht anzünde und kehre das 80 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- V. Abschnitt. 9 10 11 VI«- ANDRE« 10 11 12 Haus und suche mit Fleiß, bis daß sie ihn finde? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihren Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freuet euch mit mir, denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte. Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße thut. u. 12 Und er sprach: Ein Mensch hatte zween Söhne. Und der jüngste unter ihnen sprach zum Vater: Gieb mir, Vater, das Theil der Güter, das mir gehört. Und er theilte ihnen das Gut. Und nicht lange darnach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen, und zog ferne über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen. Da er nun alles das Seine verzehrt hatte, ward eine große Theurung durch dasselbige ganze Land, und er sing an zu darben; und hängte sich an einen Bürger desselbigen Landes, der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Träbern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm. Da schlug er in sich und sprach: Wie viele Taglöhner hat mein Vater, die Brod die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger. Jch will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater ich habe gesündiget in den Himmel und vor dir; und bin hin- fort nicht mehr Werth, daß ich dein Sohn heiße; mache mich als einen deiner Taglöhner. Und er machte sich auf, und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne van dannen war, sah ihn, sein Vater, und jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündiget in dem Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr werth, daß ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringet das beste Kleid hervor und thut ihn an, und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße; und bringet ein gemästetes Kalb her und schlachtet es; laßt uns essen und fröh- lich sein! Denn dieser mein Sohn war todt und ist wieder lebendig worden; er war verloren und ist gesunden worden. Und fingen an fröhlich zu sein. Aber der älteste Sohn war aus dem Felde; und als er nahe zum Hause kam, hörte er das Gesänge und den Reigen, und rief zu sich der Knechte einen und fragte, was das wäre· Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist ge- kommen, und dein Vater hat ein gemästetes Kalb geschlachtet, daß er ihn gesund wieder hat. Da ward er zornig und wollte nicht hinein gehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertretenz und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, hast du ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist alle Zeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist Dein. Du solltest aber fröhlich und gutes Muthes sein; denn dieser dein Bruder war todt, und ist wieder lebendig geworden, er war verloren, und ist wieder gefunden. §. 87. Gleikhniß vom ungerechten Haushalter. Luk. 16. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm berüchtiget, als hätte er ihm seine Güter umgebracht. Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Thue Rechnung von deinem Haushalten; denn du kannst hinfort nicht mehr Haushalter sein. Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich thun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben mag ich nicht, so schäme ich mich zu betteln. Jch weiß wohl, was ich thun will, wenn ich nun von dem Amte gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen· Und er rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zu dem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schUldigP Er sprach: Hundert Tonnen Oel. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief, setze dich und schreibe flugs fünfzig. Darnach sprach er zu dem andern: Du aber, wieviel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreibe achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gethan hätte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht. Und ich sage euch auch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, aus daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen? Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer will Vom verlorenen Sohn und vom ungerechten Haushalter. Verhandlung mit den Pharisäern. 81 13 euch geben dasjenige, das euer ist?· Kein Hausknecht kann zween Herren dienen; entweder er wird einen hassen und den andern lieben, oder wird einem anhangen und den andern verachten; ihr könnet nicht Gott sammt dem Mammon dienen. §. 88. Verhandlung mit den Pharisäern. (Anfang Februar a. 30.) Luk. 16. 14 u. 15 Das alles hörten die Pharifäer auch, die waren geizig und spotteten seiner. Und er sprach zu ihnen: Jhr seid es, die ihr euch selbst rechtfertiget vor den Menschen; aber Gott kennet 16 eure Herzen; denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott· Das Gesetz und die Propheten weissagen bis aus Johannem, und von der Zeit an wird das Reich Gottes 17 durch das Evangelium geprediget, und jedermann dringet mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, denn daß ein Titel vom Gesetz falle. . Matth 19. Z. Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen zu ihm: Jst es auch recht, daß sich ein scheide von seinem Weibe, um irgend eine ra . 4· Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht elesen, daß, der im Anfan den Menschen emacht at, der machte, daß ein ann und Weib ein sollte; 5. Und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei Ein Fleisch sein? 6. So sind sie nun nicht zwei, sondern Ein Fleisch. Was nun Gott zusammen gefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. 7. Da sprachen sie: Warum hat denn Moses ge- boten, »einen Scheidebries zu geben, und sich von ihr Mark. 10· · 2. Und·die Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden möge von seinem Weibe? Und versuchten ihn damit. Z. Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Moses geboten? 4.» Sie» sprachen; Moses hat zu elassen, einen Scheidebries zn schreiben und sich zu Heiden. 5. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Herzens Hartigkeit willen hat er euch solches Gebot geschriebew 6. Aber von Anfang der Kreatur hat sie Gott ge- schaffen ein Männlein und Fräulein. · Darum wird der Mensch seinen Vater und Mutter lassen und wird seinem Weibe an an en, 8 Und werden sein die« zwei Ein leifch So sind· sie nun nicht zwei, sondern E·n Fles . 9 Was denn Gott zusammen gefügt Ist, soll der z« schaden? Mensch nicht scheiden. 8. Er sprach zu Zum: Moses hat euch erlaubt zu scheiden von euren eibern von eures Herzens Här- tigkeit wegen; von Anbeginn aber ist es nicht also gewesen. gbusammensassung der Irrt-hin) Und die Pharisäer traten zu ihm, versuchten ihn und sprachen zu ihm: Jst es auch recht, daß sich ein Mann scheide von feinem Weibe um irgend eine UrsachP Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen,,daß, der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und Weib sein sollte, und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an feinem Weibe hangen, und werden die zwei Ein Fleisch sein? So sind sie nun nicht zwei, son- dern Ein Fleisch; was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Da sprachen sie: Warum hat denn Moses geboten, einen Scheidebries zu geben, und sich von—ihr zu scheiden? Er sprach zu ihnen: Moses hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern um eures Herzens Härtig- keit willen; von Anbeginn aber ist es nicht also gewesen. « §. 89. Nakhricht von der Krankheit des Lazarus Gleichnisz vom reichen Mann nnd atmen Lazarus Joh. 11. k Es lag aber einer krank, mit Namen Lazarus, von Bethanien, in dem Flecken Maria und ihrer 2 Schwester Martha. Maria aber war, die den HErrn gesalbet hatte mit Salben, und seine Füße 3 getrocknet mit ihrem Haar; derselbigen Bruder Lazarus lag krank. Da sandten seine Schwestern zu 4 ihm, und ließen ihm sagen: HErr, siehe, den du lieb hast, der liegt krank. Da Jesus das hörete, Dächselys Bspelwersz (Vl.) N« F, I. g. SupplenienbBogen 6 82 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —- V. Abschnitr sprach er: Die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, daß der Sohn Gottes 5 dadurch geehret werde. Jesus aber hatte Martham lieb , und ihre Schwester, und Lazarum. 6 Als er nun hörete, daß er krank war; blieb er zween Tage an dem Ort, da er war. Luk. 16. 19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand, und lebte 20 alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer, mit Namen Lazarus, der lag vor 21 seiner Thür voller Schwärem Und begehrte sich zu sättigen von den Brosa1nen, die von des 22 Reichen Tische fielen; doch kamen die Hunde, und leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aber, daß der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche 23 aber starb auch, und ward begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hub er 24 seine Augen auf, und sahe Abraham von ferne und Lazarum in seinem Schoß, rief und sprach: Vater.Abraham, erbarme dich meiner, und sende Lazarum, daß er das Aeußerste seines Fingers 25 in’s Wasser tauche, und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus 26 dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeiniget. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget, daß die da wollten von hinnen hinab 27 fahren zu euch, können nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüber fahren. Da sprach er: 28 So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf . Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mosen und die Propheten; laß sie dieselbigen hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham; sondern wenn einer von den Todten zu ihnen ginge, so 31 würden sie Buße thun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob jemand von den Todten auferstünde. Matth 19. O. Jch sa e aber euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet, es sei denn um der urerei willen, und freiet eine an ere, der bricht die Ehe. Und wer die Abges iedene freiet, der bricht auch die E e. 10. Da sprachen die Jünger zu ihm: Stehet die Sache eines Man- nes mit seinem Weibe also, so ists nicht gut ehelich werden. Mark. 10. 10. Und daheim fragten ihn abermal seine Jünger um das- selbige. 11. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seinem Weibe, und freiet eine andere, der bricht die Ehe an ihr; 12. Und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne, und freiet einen andern, die bricht ihre Ehe. Luk. 16. 18. Wer sich scheidet von seinem Weibe, und freiet eine andere, der bricht die Ehe; und wer die Abge- schiedene von dem Manne freiet, der bricht auch die Ehe. 11. Er sprach aber zu ihnen: Das Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. 12. Denn es sind etliche versschnittem die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche ver- schnitten, die von Menfchen ver chnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben, um des Himmelreichs willen. Wer es fassen mag, der fasse es! Qbnsammcnfussnng der Zserichteh Und daheim fragten ihn abermal seine Jünger um dasselbe. Und er sprach zu ihnen: Jch sage euch, wer sich von seinem Weibe scheidet, es sei denn um der Hurerei willen, und freiet eine andere, der bricht die Ehe an ihr; und wer die Abgeschiedene von dem Manne freiet, der bricht auch die Ehe. Und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne, und freiet einen andern, die bricht die Ehe. Da sprachen die Jünger zu ihm: Stehet die Sache eines Mannes mit seinem Weibe also, so ist’s nicht gut ehelich werden. Er sprach aber zu ihnen: Das Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menfchen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben, um des Himmelreichs willen. Wer es fassen mag, der fasse es! §. 90. Entweichiing Jesn nach Ephrem auf einige Zeit. Joh. 11. 7 u. 8 Darnach spricht Jesus zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder in Judäa ziehen. Seine Jünger sprachen zu ihm: Meister, jenesmal wollten die Juden dich steinigen, und du willst Auferweckung des Lazarus in Bethanien Vom reichen Mann und armen Lazarus. Auferweckung des Lazarus in Bethanien. 83 45 46 47 48 49 50 51 52 54 wieder dahin ziehen? Jesus antwortete: Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wer des Tages wandelt, der stößt sich nicht, denn er sieht das Licht dieser Welt. Wer aber des Nachts wandelt, der stößt sich, denn es ist kein Licht in ihm. Solches sagte er; und darnach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke. Da sprachen seine Junge« HErr, schläft er, so wird es besser mit ihm. Jesus aber sagte von seinem Tode; sie meinten aber, er redete vom leiblichen Schlafe. Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, aus daß ihr glaubet; aber laßt uns zu ihm ziehen. Da sprach Thomas, der da genannt ist Zwilling, zu den Jüngern: Laßt uns mit ziehen, daß wir mit ihm sterben. Da kam Jesus und fand ihn, daß er schon vier Tage im Grabe gelegen war. Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, bei fünfzehn Feldweges. Und viele Juden waren zu Martha und Maria gekommen, sie zu trösten über ihrem Bruder. Als Martha nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. Da sprach Martha zu Jesu: HErr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber ich weiß auch noch, daß, was du bittest von Gott, das wird u. 24 dir Gott geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen. Martha spricht zu zu ihm: Jch weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Jch bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben; glaubst du das? Sie spricht zu ihm: HErr, ja ich glaube, daß du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. Und da sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach: Der Meister ist da und ruft dich. Dieselbe, als sie das hörte, stund sie eilend auf und kam zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in den Flecken gekommen, sondern war noch an dem Ort, da ihm Martha war entgegengekommen Die Juden, die bei ihr im Hause waren und trösteten sie, da sie sahen Maria, daß sie eilend aufstund und» hinausging, folgten sie ihr nach und sprachen: Sie gehet hin zum Grabe, daß sie daselbst weine. Als nun Maria kam, da Jesus war, und sahe ihn, fiel sie zu seinen Füßen und sprach zu ihm: HErr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Als Jesus sie sahe weinen, und die Juden auch weinen, die mit ihr kamen, ergrimmete er im Geiste nnd betrübte sich selbst; und sprach: Wo habt ihr ihn hingeleget? Sie sprachen zu ihm: HErr, komm und siehe es. Und Jesu gingen die Augen über. Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn so lieb gehabt! Etliche aber unter ihnen sprachen: Konnte, der dem Blinden die Augen aufgethan hat, nicht verschaffen, daß auch dieser nicht stürbeP Jesus aber ergrimmete abermal in ihm selbst, und kam zum Grabe. Es war aber eine Kluft und ein Stein darauf gelegt. Jesus sprach: Hebet den Stein ab. Spricht zu ihm Martha, die Schwester des Verstorbenen: HErr, er stinket schon, denn er ist vier Tage gelegen. Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen? Da huben sie den Stein ab, da der Verstorbene lag. Jesus aber hub seine Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich er- höret hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörest; sondern um des Volkes willen, das umher stehet, sage ich es, daß sie glauben, du habest mich gesandt. Da er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazare, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Angesicht verhüllet mit einem Schweißtuche. Jesus spricht zu ihnen: Löset ihn auf und laßt ihn gehen. Viele nun der Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus that, glaubten an ihn. Etliche aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus gethan hatte. Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer einen Rath und sprachen: Was thun wir? Dieser Mensch thut viele Zeichen. Lassen wir ihn also, so werden sie alle an ihn glauben. So kommen dann die Römer und nehmen uns Land und Leute. Einer aber unter ihnen, Caiphas, der desselben Jahres Hoherpriefter war, sprach zu ihnen: Jhr wisset nichts, bedenket auch nichts; es ist uns besser, ein Mensch sterbe für das Volk, denn daß das ganze Volk verderbe. Solches aber redete er nicht von ihm selbst, sondern, dieweil er desselben Jahres Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk; und nicht für das Volk allein, sondern daß er die Kinder Gottes, die zerstreuet waren, zusammenbrächte. Von dem Tage an rathschlagten sie, wie sie ihn tödteten. Jesus aber wandelte nicht mehr frei unter den Juden, sondern ging von dannen in eine Gegend nahe bei der Wüste, in eine Stadt, genannt Ephrem, und hatte sein Wesen daselbst mit seinen Jüngern. (Zeit der Stille von ca. 40 Tagen) Si 84 Chronologische Zusammenstellnng des Lebens Jesu 2c. —- V. Abschnitt. 11 12 13 15 1 17 18 19 GEIST» USE-Ob?- §. 91. Reise durch Samaria und Galiläa. Die zehn Aussätzigcn (Zweite Hälfte des März a. 30.) Luk. 17. Und es begab sich, da er reisete gen Jerusalem, zog er mitten durch Samaria und Galiläa. Und als er in einen Markt kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die stunden von ferne; u. 14 und erhuben ihre Stimme und sprachen: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser! Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern. Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund geworden 6 war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme; und fiel aus sein Angesicht zu seinen Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein geworden, wo sind aber die Neune? Hat sich sonst keiner fanden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. §. 92.« Von der Zukunft des Reiches Gottes und das Gleichniß vom nngerechten Richten Luk. 17 u. 18. Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Geberden. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier oder da ist es; denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, daß ihr werdet begehren zu sehen Einen Tag des Menschensohnes; und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe hier, siehe da. Gehet nicht hin und folget auch nicht. Denn wie der Blitz oben vom Himmel blitzt und leuchtet über alles, das unter dem Himmel ist; also wird des Menschen Sohn an seinem Tage sein. Zuvor aber muß er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. Und wie es geschah zu den Zeiten Noas, so wird es auch geschehen in den Tagen des Menschen- sohnes. Sie aßen, sie tranken, sie »freieten, sie ließen sich freien bis auf den Tag, da Noa in die Arche ging; und kam die Sündfluth und brachte sie alle um. Desselben gleichen, wie es geschah zu den Zeiten Lots. Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie baueten; an dem Tage aber, da Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird es auch gehen an dem Tage, wann des Menschen Sohn soll offenbaret werden. An demselben Tage, wer auf dem Dache ist, und sein Hausrath in dem Hause, der steige nicht hernieder, dasselbe zu holen. Desselben gleichen wer auf dem Felde ist, der wende nicht um nach dem, das hinter ihm ist· Gedenket an des Lots Weib. Wer da suchet seine Seele zu erhalten, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird sie zum Leben helfen. Jch sage euch: Jn derselben Nacht werden zween auf Einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden. Zwo werden mahlen mit einander; eine wird angenommen, die andere wird verlassen werden. Zweenwerden auf dem Felde sein; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden. Und sie antworteten und sprachen zu ihm: HErr, wo da? Er aber sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da sammeln sich die Adler. XVLlL Er sagte ihnen aber ein Gleichniß davon, daß man allezeit beten und nicht laß werden sollte; und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott, und scheuete sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Wittwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Rette mich von meinem Widersacher Und er wollte lange nicht. Darnach aber dachte er bei sich selbst: Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte, noch vor keinem Menschen scheue; dieweil aber mir diese Wittwe so viele Niiihe macht, will ich sie retten, auf daß sie nicht zuletzt komme und übertäube mich. Da sprach der HErr: Höret hier, was der ungerechte Richter sagt. Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Geduld darüber haben? Jch sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch Ereåin des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, daß er auch werde Glauben finden auf en? Die zehn Aussätzigen Gleichniß vom Pharisäer und Zöllnen §. 93. Die Segnung der Kinder. 85 Gleichniß vom Pharisäer und Ziillner im Tempel. (Gegen Ende März.) Qui. 18. 9 Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst dermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die 10 andern, ein solches Gleichniß: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel zu beten; einer 11 ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stund, und betete bei sich selbst also: Jch danke dir, Gott, daß ich nicht bin, wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch 12 wie dieser Zöllnen 13 habe. 14 sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Jch faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, das ich Und der Zöllner stund von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, Jch sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird er- niedriget werden; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. §. 94. o« Die Segnung der Kinder und der reiche Jungling Matth 19. 18. Da wurden Kindlein zu ihm gebracht, daß er die Hände auf ie legte und betete; die Jünger aber uhren sie an. 14. Je us aber sprach: Lasset die Kindlein, uiid wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich. 15. Und legte die Hände auf sie; und zog von dannen. Mark. 10. 13. Und sie brachten Kindlein zu ihm, daß er sie anrührete. Die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. 14. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. 15. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empsähet als ein Kindlein, der wird nicht hinein kommen. 16. Und er herzte sie, und legte die Hände auf sie und segnete sie. 16. Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes thun, da ich das ewige Leben möge haben? 17. Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Nie- inand ist gut, denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. 18. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Du sollst nicht tödten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; dub sollst nicht falsches Zeugniß e en« g I9., Ehre Vater und Mutter; und du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. 2(). Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt mir no ? 21. esus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz; im Himmel haben; und komm, und folge mir na · 22. Da der Jüngling as Wort hörte, ging er betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter. 17. Und da er hinausgegangen war aus den Weg, lief einer vorne vor, knieete vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe? 18. Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Nie- Band ist gut, denn der einige ott 19. Du weißt ja die Gebote wohl: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht tödten; du sollst nicht ste len; du sollst kein falsches Zeug- ni reden; du sollst niemand täu- Menz ehre deinen Vater und utter. 20. Er antwortete aber und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. · 21. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn, und sprach zu ihm: Eins fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst dn einen Schatz im Himmel haben; und komm, und folge mir nach, und nimm das Kreuz auf dich. 22. Er aber ward Unmuths über der Rede, und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 15 S 18. . ie ra ten auch jun e Kindlein zu ihm, daß er sie solIEe anrühren. Da es aber die Jünger sahen, bedroheten sie die. 16. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach:. Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret inen nicht, denn solcher ist das eich G ttes o . 17. Wahrlich ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes nimmt als ein Kind, der wird nicht hinein kommen. 18. Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Mei- ster, was muß ich thun, daß ich das ewi e Leben ererbeP 19. esus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich ut? Nie- Band ist gut, denn er einige ott 20. Du weißt die Gebote wohl: Du sollst nicht ehebrechem du sollst nicht todtenzdu ollst nicht ste lett; du sollst nicht falsches Zeugniß reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. 21. Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von meiner J«FF«d«-Z«f· Os s d s hv t a Jeu a re e, sprach er zu Im: Es fehlt dir noch Eins· erkaufe alles, was du hast, und, gieb es den» Armen, so wirst du einen Schatz im Him- mel haben; und komm, folge mir nach, 23. Da er aber das hörete, ward er traurig; denn er war sehr reich. 24. Da aber Jesus sah, daß er traurig war geworden, sprach er: Wie schwerlich werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 86 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — V. Abschnitt. 23. Jesus aber· sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich ich sage euch, ein Reicher wird schwerlich ins Himmelreich kommen. 24. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. 25. Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Je, wer kann denn selig werden? 26. Jesus aber sahe sie an und sprach: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. 27. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nach- gefolgt; was wird uns dafür? 28. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, daß ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, in der Wiedergeburh da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeih werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Jsraels. 29. Und wer verläßt Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder -Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Aecker, um meines Namens willen, der wird es hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben. 30. Aber viele, die da sind die Ersten, werdendie Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. 23. Und Jesus sahe um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie chwerlich werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24. Die Jünger aber entsetzten sich über seiner Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Lieben Kinder, wie schwer- lich ist es, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichthum setzen, ins Reich Gottes kommen! 25. Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. 26. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen unter ein- ander: Wer kann denn selig werden? 27. Jesus aber sahe sie an und sprach: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; Juki? alle Dinge sind möglich bei o 28·. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgesolgt. 29. Jesus antwortete und sprach: Wahrlich ich sage euch: Es ist nie- mand, so er verläßt Haus, oder Brüder, oder Schwester, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kin- der, oder Aecker, um meinet willen und um des Evangelii willen; 30. Der nicht hundertfältig em- pfahe jetzt in die er Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Aecker mit Verfolgungem und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. 31. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind. Ousamnienstellung der ZdetichteJ 25. Es ist leichter, daß ein Ka- meel gehe durch ein Nadelöhy denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. 26. Da sprachen, die das hörten: Wer kann denn selig werden? 27. Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. 28. Da sprach Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt 29. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es ist niemand, der ein Haus verläßt, oder Eltern, oder Brüder, oder Weib, oder Kinder, um des Reiches Gottes willen; 30. Der es nicht vielfältig wieder empfahe in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Da wurden Kindlein zu ihm gebracht, daß er die Hände auf sie legte und betete; die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch, wer nicht das Reich Gottes nimmt als ein Kind, der wird nicht hinein- kommen. Und er herzete sie, und legte die Hände auf sie und segnete sie; und zog von dannen. Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief Einer vorne vor, ein Oberster, knieete vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes thun, daß ich das ewige Leben möge haben? Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach- er zu ihm: WelcheP Jesus aber sprach: Du sollst nicht tödten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht salfch Zeugniß geben, du sollst niemand täuschen; ehre deinen Vater und Mutter. Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt-mir noch? Und Jesus sahe ihn an und liebte ihn, und sprach zu ihm: Es fehlt dir noch Eins. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, und folge mir nach, und nimm das Kreuz auf dich. Da der Jüngling das Wort hörte, ward er Unmuths und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. Und. Jesus sahe um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwerlich werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Jünger aber entsetzten sich über seiner Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Lieben Kinder, wie schwerlich ist es, daß die, so ihr Vertrauen aus Reichthum sehen, in’s Der reiche Jüngling. Gleichniß von den Arbeitern im Weinberg. 87 Reich Gottes kommen! Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen unter einander: Wer kann denn selig werden? Jesus aber sahe sie an und sprach: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, daß ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle seiner Herr- lichkeit, werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Jsraels. Und wer verläßt Häuser, oder Brüder oder Schwestern, oder Vater oder Mutter, oder Weib oder Kinder, oder Aecker, um meinet- und um des Evangelii willen, der wird hundertfältig empfahen jetzt in dieser Zeit Häuser, und Brüder und Schwestern, und Mutter und Kinder, und Aecker mit Verfol- gungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Aber Viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. §. 95. Gleichniß von den Arbeitern im Weinberg. Muth. 2o. 1 Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu miethen in 2 seinen Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Grofchen zum Tagelohn, 3 sandte er sie in seinen Weinberg. Und ging aus um die dritte Stunde, und sah andere an dem 4 u. 5 Markte müßig stehen; und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg, ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin. Abermal ging er aus um die sechste und neunte Stunde, und that gleich also. Um die elfte Stunde aber ging er aus, und fand andere müßig stehen, und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedinget. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; 8 und was recht sein wird, soll euch werden. Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe den Arbeitern und gieb ihnen den Lohn, und hebe an an 9 den Letzten bis zu den Ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde gedinget waren, und empfing 10 ein jeglicher seinen-Grofchen. Da aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfahen; 11 und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Grofchen. Und da sie den empfingen, murreten sie 12 wider den Hausvater, und sprachen: Diese Letzten haben nur Eine Stunde gearbeitet, und du 13 hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sprach zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich thue dir nicht unrecht. Bist du nicht 14 mit mir eins geworden um einen Grofchen? Nimm, was dein ist, und gehe hin. Jch will aber 15 diesem Letzten geben, gleichwie dir. Oder habe ich nicht Macht zu thun, was ich will, mit dem 16 Meinen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin? Also werden die Letzten die Ersten, und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. OLIOIUT Sechster Abschnitt. Beginn der osleidenszeit bis zum Begräbnis; Jesu- (Ein Zeitraum von 9 Tagen) §. 96. Nachfrage nach Jesu in Jerusalem. Die Leidensverkündigung beim Uebergang nach Ierichsn (Donnerstag den so· März) i Joh. 11. 55 Es war aber nahe die Ostern der Juden; und es gingen Viele hinauf gen Jerusalem, aus der 56 Gegend, vor den Ostern, daß sie sich reinigten. Da stunden sie und fragten nach Jesu, und 57 redeten mit einander im Tempel: Was dünkt euch, daß er nicht kommt auf das Fest? Es hatten aber die Hohenpriester und Pharisäer lassen ein Gebot ausgehen, so jemand wüßte, wo er wäre, daß er es anzeigte, daß sie ihn griffen. 88 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. — VI— AbschUkkk— Markt» 20. 17. Und er zog hinauf gen Jerusalem, und na m zu sich die Ziölf Jünger beson ers auf dem ege, und sprach zu ihnen: 18. Siehe, wir ziehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen ohn wird den Hohepriestern und Schriftgelehrten überantwortet wer- den, und sie werden ihn verdammen zum Tode; 19. Und werden ihn überant- worten den Heiden, zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tage wird er wie- der auferstehen. Mark. 10. Luk. 18. 32. Sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem, und Jesus ging vor ihnen; und sie entsetzten sich, folgten ihm nat? und fürchteten sich. Und Jesus nahm w abermal zu sich die fahren würde. 33. Siehe, wir gehen hinauf en Jerusalem, und es Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hoheprieftern und Schriftge- lehrten; und sie werden ihn ver- dammen zum Tode und überant- worten den Heiden. 34. Die werden ihn verspotten und geißeln und verspeien und tödten; und am dritten Tage wird er auferstehen. ölfe und sagte ihnen, was ihm wider- 31. Er nahm aber zu sich die Zwölfe und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Je- rusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch iåiehPropheten von des Menschen o n. 32. Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmähet und ver- speiet werden; und tödten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. 33. Und sie werden ihn geißeln 34. Sie aber vernahmen der keins, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das gesagt war. Gufcimniensassuiig der Qui-hie) Sie waren aber aus dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem; und Jesus ging vor ihnen, und sie entserzten sich, folgten ihm nach und sürchteten sich. Und Jesus nahm abermal zu sich die Zwölfe und agte ihnen, was ihm widerfahren würde: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn verdammen zum Tode; und werden ihn überantworten den Heiden, die werden ihn verspotten und geißeln und verspeien und tödten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Sie aber ver- nahmen der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das gesagt war. §. 97. Die Mutter der Söhne Zebediii. Muth. 20. 20. Da trat zu ihm die Mutter der Kinder Zehe- däi mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm. 21. Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese meine zween Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten, und den andern zu deiner Linken. 22. Aber Jesus antwortete und fprach: Jhr wisset nicht, was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, da ich mit getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja wohl! 23. Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, und mit der Taufe, da ich mit ge- tauft werde, sollt ihr getauft werden; aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, stehet mir Fcht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem a er. 24. Da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die Zwei Brüder, · · ·25. A er Jesus rief sie zu sich und sprachx Jhr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Qberherren haben Gewalt. 26. So oll es nicht sein unter euch· sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. 27. Und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht. Mark. 10. 35. Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne Zebedäh und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns thust, was wir dich bitten werden. 36. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch thue? 37. Sie sprachen zu ihm: Gieb uns, daß wir sitzen, einer zu deiner Rechten, und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeih 38. Jesus aber sprach zu ihnen: Jhr wisset nicht, was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, da ich mit getauft werde? 39. Sie sprachen zu ihm: Ja, wir können es wohl. Jesus aber sprach zu ihnen: Zwar i r werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und getaut werden mit der Taufe, da ich mit getauft werde; 40. Zu sitzen aber zu nieiner Rechten und u mei- ner Linken, stehet mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist. 41. Und da das die Zehn hörten, wurden sie un- willig über Jakobum und Johannem. 42. Aber Jesus rief sie und sprach zu ihnen: Jhr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. 43. Aber also oll es unter euch nicht sein; sondern welcher will groß werden unter euch, der soll euer Diener sein. Beginn der Leidenszeit bis zum Begräbnis; Jesu. 89 28. Gleichwie des Menschen Sohn ist nicht kom- me1i, daß er ihm dienen lasse, sondern daß Er diekie, und gebe fein Leben zu einer Erlösung für vie e. 44. Und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll euer Knecht sein. 45. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht kom- men, daß er i m dienen lasse, sondern daß er diene, und gebe sein eben zur Bezahlung für viele. Oufammciifassung der IdcrichteJ Da trat zu ihm die Mutter der Kinder Zebedäi mit ihren Söhnen, Jakobo und Johanne, fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm. Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese meine zween Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken, Aber Jesus antwortete und sprach: Jhr wisset nicht, was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, da ich mit getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, wir können es wohl. Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, und mit der Taufe, da ich mit getauft werde, sollt ihr getauft werden; aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben stehet mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater. Und da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber also soll es unter euch nicht fein; sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener, und wer. da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht Denn auch des Menschen Sohn ist nicht kommen, daß er i Leben zur Bezahlung für viele. §. 98. Ankunft in Jericho und Heilung zweier Muth. 2o. 29. Und da sie von Jericho aushzogem folgte ihm viel Volks a n . 30. Und siehe, zween Blinde saßen am Wege; und da sie hör- ten, daß· Jesus voruber ging, schrieen sie und sprachen: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich unser! 31. Aber das Volk bedrohete file, daß sie schweigen sollten. Aber ie s rieen vielmehr und sprachen: Ach Err, du Sohn Davids, er- barme dich unser! 32. Jesus aber stund stille und rief ihnen und sprach: Was wollt ihr, daß ich euch thun soll? 83. Sie sprachen ihm: HEry daß unsere Augen aufgethan werden. 34. Und es jammerte Jesum, und er ri'ihrete ihre Augen an; und alsobald wurden ihre Augen wigder sehend, und folgten ihm na . ich gehend werde! 5’ · pr daß ich dir thun soll? Der Blinde Mark. 10. 46. Und sie kamen gen Jericho. Und da er aus Jericho ging, er und seine Jünger und ein roßes Volk, da saß ein Minder, Forti- mäus, Timäi Sohn, am Wege und bettelte. 47. Und da er hörete, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und zusagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 48. Und viele bedroheten ihn, er sollte still schweigen. Er a er schrie vielmehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 49. Und Jesus stund stille und ließ ihn rufen. Und sie riefen dem Blinden und sprachen zu ihm: Je; getrost, stehe auf, er ruft i 5i). Und er warf sein Kleid Zoisi sich, stund auf und kam zu en. 51. Und Jesus antwortete und s ach zu ihm: Was willst du, sprach zu ihm: Rabboni, daß Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsobald ward er sehend nnd folgte ihm nach auf dem Wege. hm dienen lasse, sondern daß Er diene und gebe sein Blinden. Luk. 18. 35. Es geschah aber, das er nahe zu Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte. 36. Da er aber hörete das Volk, das durchhin ging, forschete er, was das wäre. 37. Da verkijndigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorü er. 38. Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme di meiner! 9. Die aber vornean gingen, bedroheten ihn, er sollte schweigen. Er aber schrie vielmehr: Du Sohn Davids, erbarme dich· meiner! »40.· Jesus aber stund stille und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe bei ihn brachten, fragte er ihn; Was willft 41. Und sprach: du, daß i dir thun soll? Er sprach: H rr, daß ich sehen m e og . 42. Und Jesus sprach u i m: Sei gehend; dein Glaubezhathdir gehol en. 43. Und alsobald ward er sehend, und folgte ihni nach und pries Gott. Und alles Volk, das solches sah, lobte Gott. 90 Chronologifche Zusammenstellung des Lebens Jefu 2c. — VI· Abschnitt Qnsummenfcissung der ZZerichteJ Es geschahsabey da er nahe zu Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte. Da er aber hörete das Volk, das durchhin ging, forschete er, was das wäre; da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber. Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Die aber vorne an gingen, bedräueten ihn, er sollte schweigen; er aber schrie vielmehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein! Jesus aber stund stille und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe bei ihn brachten, fragte er ihn und sprach: Was willst du, daß ich dir thun foll? Er aber sprach: HErr, daß ich sehen möge! Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsobald ward er sehend, und folgte ihm nach und pries Gott; und alles Volk, daß solches sahe, lobete Gott. Und da er aus Jericho ging, er und seine Jünger, und ein großes Volk, da saß (wiederum) ein Blinder, Bartimäus, Timäi Sohn, am Wege und bettelte. Und da er hörete, daß es Jesus von Nazareth war, der vorüberging, fing er an zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und viele bedräueten ihn, er sollte ftill schweigen; er aber schrie vielmehr! Du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und Jesus stund stille und ließ ihn rufen. Und sie riefen dem Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, stehe auf, er ruft dich! Und er warf sein Kleid von sich, stund auf und kam zu Jesu. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich dir thun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabboni, daß ich sehend werde! Und es jammerte Jesum, und er rührete seine Augen an und sprach zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsobald ward er sehend und folgte ihm nach aus dem Wege. §. 99. Die Einkehr bei Zachäus und das Gleichnifz von den anvertrauten Pfunden. Luk. 19. 1 u. 2 Und siehe, da war ein Mann zu Jericho , genannt 8achäus, der war ein Oberster der 3 Zöllney und war reich; und begehrete Jefum zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor 4 dem Volke, denn er war klein von Person. Und er lief vorhin und stieg auf einen Maulbeer- 5 bannt, auf daß er ihn sähe; denn allda sollte er durchkommen. Und als Jesus kam an dieselbe Stätte, sahe er auf und ward sein gewahr, und sprach zu ihm: Zachäe, steig eilend hernieder, denn ich muß heute zu deinem Hause einkehren. Und er stieg eilend hernieder, und nahm ihn auf mit Freuden. Da sie das sahen, murreten sie alle, daß er bei einem Sünder einkehrte· Zachäus aber trat dar und sprach zu dem HErrn: Siehe, HErr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und so ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, sintemal er auch Abrahams Sohn ist. Denn des Menschen Sohn ist kommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist. 11 Da sie nun zuhörten, sagte er weiter ein Gleichniß, darum daß er nahe bei Jerusalem war, 12 und sie meinten, das Reich Gottes solle alsobald geosfenbaret werden. Und sprach: Ein Edler 13 zog fern in ein Land, daß er ein Reich einnähme, und dann wieder käme. Dieser forderte zehn feiner Knechte, und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt, bis daß ich wieder 14 komme. Seine Bürger aber waren ihm feind, und schickten Botschaft nach ihm und ließen ihm 15 sagen: Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche. Und es begab sich, da er wiederkam, nachdem er das Reich eingenommen hatte, hieß er dieselben Knechte fordern, welchen er das Geld 16 gegeben hatte, daß er es wüßte, was ein jeglicher gehandelt hätte. Da trat herzu der erste und 17 sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde erworben. Und er sprach zu ihm: Ei du frommer 18 Knecht, dieweil du bist im Geringsten treu gewesen, sollst du Macht haben über zehn Städte. Der 19 andere kam auch und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde getragen. Zu dem sprach er 20 auch: Und du sollst sein über fünf Städte. Und der dritte kam und sprach: Herr, siehe da, 21 hier ist dein Pfund, welches ich habe im Schweißtuch behalten. Jch fürchtete mich vor dir, denn du bist ein harter Mann; du nimmst, das du nicht geleget hast, und erntest, das du nicht gesäet 22 hast. Er sprach zu ihm: Aus deinem Munde richte ich dich, du Schalk. Wußteft du, daß ich ein harter Mann bin, nehme, das ich nicht gelegt habe, und ernte, das ich nicht gesäet habe; 23 warum hast du denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben? Und wenn ich kommen 24 wäre, hätte ich es mit Wucher erfordert. Und er sprach zu denen, die dabei stunden: Nehmt 25 das Pfund von ihm und gebt es dem, der zehn Pfunde hat. Und sie sprachen zu ihm: Herr, OOOONO 1 Vlindenheilung Jesu EiUkelJr bei Zachäus Gleichniß von den anvertrauten Pfunden 91 26 hat er doch zehn Pfunde. Jch sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von 27 dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, das er hat. Doch jene meine Feinde, 28 die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor mir. Und als er solches sagte, zog er fort und reisete hinauf gen Jerusalem. means» 26. §. 100. Salbuug Jesu in Bethaniem (Freitag den 31. März) Mark. 14. Joh. 12. I. Sechs Tage vor den Ostern kam Jesus gen Bethanieiy da Lazarus war, der Verstorbene, welchen Jesus auferwecket hatte von den Todten. 2. Daselbst machten sie ihm ein Abendmahl, und Martha dienete; Lazarus aber war derer einer, die mit ihm zu Tische saßen. 6. Da nun Jesus war zu Be- thanien im Hause Simons, des Aussätzigenx 7. Trat zu ihm ein Weib, das atte ein Glas mit köstlichem asser, und goß es auf sein Haupt, da er u Tische saß. 8 a das seine Jünger sa en, wurden sie unwillig und spra en: Wozu dient dieser Unrath? 9. Dieses Wasser hätte mögen theuer verkauft und den Armen gegeben werden. 10. Da das Jesus merkte, sprach er zu i neu: Was beküm- mert ihr das eib? Sie hat ein gutes Werk an mir gethan. 11· Jhr habt allezeit Arme bei eueth, mich aber habt ihr nicht alle- i. ze 12. Daß sie das Wasser hat auf meinen Leib gegossen, hat sie ge- thaikix man mich begraben w r i . I3. Wa rli , i sa e euch: Wo dies kzöivcikhgeliicPm ggexprediget wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächt- niß, was sie gethan hat. Z. Und da er zu Bethanien war, in Simons, des Aussätzigem Hause, und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Nar- denwasser; und sie erbrach das Glas und goß es auf sein Haupt. 4. Da waren etliche, die wur- den unwillig und sprachem Was soll doch dieser Unrath? . 5. Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben, und dasselbige den Armen geben; und murreten über sie. 6. Jesus aber sprach: Laßt sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir gethan. 7. Jhr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnet ihr ihnen Gutes thun; mich aber habt ihr nicht allezeit. « 8. Sie hat gethan, was sie konnte; sie ist zuvorkomniem mei- uen Leichnam zu salben zu meinem Begräbniß. 9. Wahrlich ich sage euch: Wo dies Evangelium geprediget wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtniß, das sie jetzt gethan hat. Z. Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu, und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe. 4· Da sprach seiner Jünger einer, Judas Jscharioth, der ihn hernach verrieth: 5. Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen und den Armen gegeben? 6. Das sa te er aber nicht, daß er nach den rmen fragte; sondern er war ein Dieb, und hatte den Beutel und trug, was gegeben ward. 7. Da sprach Jesus: Laßt sie mit Frieden; solches hat sie be- halten zum Tage meines Be- gräbnisses 8. Denn Arme habt ihr allezeit bkli euch, mich aber habt ihr nicht a e it. e J? Da erfuhr viel Volks der Juden, daß er daselbst war, und kamen, nicht um Jesu willen allein, sondern daß sie auch Lazarum sähen, welchen er von den Todten erwecket hatte. 10. Aber die Hohenpriester trachteten darnach, daß sie auch Lazarum tödteten. 11. Denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesum. Ousammetcsassung d« Berichte) Sechs Tage vor den Ostern kam Jesus gen Bethanieiy da Lazarus war, der Verstorbene, welchen Jesus auferweckt hatte von den Todten. Simonis, des Aussätzigem und Martha dienete. Tische saßen. Daselbst machten sie ihm ein Abendmahl im Hause Lazarus aber war deren einer, die mit ihm zu Da nahm Maria ein Glas mit ungefälschtem, köstlichem Nardenwasser, und trat zu ihm und zerbrach das Glas, und goß es auf sein Haupt und salbete seine Füße, und trocknete sie mit ihrem Haar; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe. Da sprach seiner Jünger einer — Judas, Simonis Sohn, Jschariothes, der ihn hernach ver- verrieth: Warum ist diese Salbe nicht verkauft um 300 Groschen, und den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen fragte; sondern er war ein Dieb, und hatte den Beutel und trug, was gegeben ward. Auch waren etliche der andern Jünger, die murreten ebenfalls und sprachen : Was soll dieser Unrath? Dieses Wasser hätte mögen theuer verkauft und den Armen gegeben werden. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr das Weib? sie 92 Chronologische Zusammenstellung des Lebeiis Jesu &c. VI. Ilbschiiitt hat ein gutes Werk an mir gethan. ihr ihnen Gutes thun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Jhr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt Sie hat gethan, was sie konnte; denn daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen, ist sie zuvorkommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbniß. Wahrlich ich sage euch: Wo dies Evangelium geprediget wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtniß, was sie gethan hat. Muth. 21. §. 101. Der Einziig in Jerusalem. (Sonntag den 2. April.) Mark. 11. Luk. 19. Joh. 12. 12. Des andern Tages, viel Volks, das auf das Fest kommen war, da es hörte, daß Jesus kommt IS. en Jerusalem; ahmen sie Palmen weige und gingen hinaus ihm entgegen, und schrieen: Hosianna, ge- lobt sei, der da kommt im s amen des HErrn, ein König in Jsrael! 1. Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen, gen Beth- phage an den Oelberg, sandte Jesus seiner Jünger zween; · Z. Und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bei ihr; löset sie aus und führet sie zu mir. Z. Und so euch ·emand etwas wird sagen, o spre- chet: Der HErr bedarf ihrer; so wird er sie euch lassen. 4. Das ges ah aber alles , auf da erfüllet würde, das gesa t ist durch den Propheten, 6. Die Jiinger gingen Ein und thaten, wie ihnen esus befohlen hatte; 7· Und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf, und seglten ihn darauf. 8. ber viel Volks brei- tete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zwei e von den Bäumen und treueten sie auf den Weg. J. Das Volk aber, das vorging und n-achfolgte, Lchrie und sprach: Hosianna em Sohne Davids; gelobt sei, der da kommet in dem Namen des HErrn ! Hosianna in der Höhe! 9. Und die vorne vor gingen, und er da sprich 5. Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt reitet aus einem Esel, und auf einem Fällen, der lastbaren I. U·nd da sie iia e zu Jerusalem kamen, gen eth- ghage und Bethanien an den elberg, sandte er seiner Junger zween; » Z. Und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsobald, wenn ihr hinein- kommt, werdet ihr finden ein Fiillen angebunden, auf welcheni nie kein Mensch ge- sessen ist; löset es ab und fiihret es her. · z. Und so jemand zu euch sagen wird: Warum thut ihr das? so sprechet: Der HErr bedarf sein; so wird er es bald hersenden. t: 4. Sie gingen hin und fanden das Fülleii gebun- den an der Thüre, draußen aus dem Wegscheid, und lösten es ab. 5. Und etliche, die da stunden, sprachen zu ihnen: Was machet ihr, daß ihr das Füllen abiöset? S. Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus ge- boten hatte; und die ließen es zu. 7. Und sie führten das Fiillen zu Jesu und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. » 8. Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg; etliche hieben Maien von den Bäumen und streueten sie auf den Weg-je hernach folgten, schrieen und sprachen: Hosianna, gelobt sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! 10. Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HErrm Hosianna 29. Und es begab sich, »als er nahete gen Beth- phage und Bethanien, und kam an den Oelberg, sandte er seiner Jünger zween; und sprachx 30. Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Fiillen an- gebunden finden, auf wel- chem noch nie kein Mens gesessen ist. Löset es a und bringet es her. 31. Und so euch-jemand sraget, warum ihr es ab- löset, so saget also zu ihm: Der HErr bedarf sein. u dir sanftmüthig, und Eseliir 32. Und die Gesandten gingen hin und fanden, wie er ihnen gesagt hatte. ·33. Da sie aber das Fiillen ablöseten, sprachen seine Herren zu ihnen: Warum löset ihr das Fül- len ab? 34. Sie aber sprachen: Der HErr bedarf sein. 35. Und sie brachten es äu Jesu und war en ihre leider auf das Fü en und setzten Jesum darauf. 36. Da er nun hinzog, breiteten sie ihre Kleider aus; den Weg. .-7. Und aer nahe in- zu kam und zog den el- 14. Jesus aber über- kain eine Efelin, und ritt darauf; wie denn ge- schriebenste t: , » 15. Fur tedich nicht, du Tochter Zion, siehe, dein König kommt rei- tend auf einem Esels- füllen. 16. Solches aber ver- stunden seine Jünger uvor nicht, sondern da Jesus verkläret ward, da dachten sie daran, daß solches war von ihm geschrieben, und sie solches ihm gethan hatten. berg herab, fing an der ganze Hause seiner Jünger mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme uber alle Thaten, die sie gese en 38. Und sprachen: atten ; elo t sei, der da kommt, ein König, in dem Namen des HErrnl Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! in der Höhe! Salbung Jesu in Bethaniein Jesu Einzug in Jerusalem. 93 (Joh. 12.) 17. Das Volk aber, das mit ihm war, da er Lazarum aus dem Grabe rief und von den Todten auferweckte, rühmte die Tglgat 18. Darum ging ihm auch das olk entgegen, da sie hörten, er hätte solches Zeichen gethan. 19. Die Pharisäer aber sprachen unter einander: Jhr sehet, daß ihr nichts ausrichtet; siehe alle Welt läuft ihm nach. (Luk. 19.) J·39. Und etliche der Pharisäer im Volk sprachen zu ihm: Meister, strafe doch deine unger. 40. Er antwortete und sprach zu ihnen: Jch sage euch, wo diese werden schweigen, so werden die Steine schreien. 4l. Und als er nahe hinzukam, sahe er die Stadt an und weinete über sie; 42. Und sprach: Wenn du es wüfztest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet; aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. 43. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deinse Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten än ten; 4. Und werden dirg schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum daß du nicht erkannt hast die eit, darinnen du heimgesucht bist. (Matth«. 21.) s lik- PUnd als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer it er 11. Das Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa. (Mark. 11.) 11. Und der HErr ging ein zu Jerusalem und in den Tempel; und er besah alles, und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwölfen. gbusammcnfiissung der Ziierichteh Des andern Tages, viel Volks, das auf’s Fest kommen war, da es hörete, daß Jesus kommt« gen Jerusalem, nahmen» sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen. Jesus aber, als er nahete gen Bethphage und kam an den Qelberg, sandte seiner Jünger zween und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und wenn ihr hineinkommh werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Fiillen bei ihr, auf welchem noch nie kein Mensch gesessen ist; löset sie auf, und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der HErr bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig, und reitet aus einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Und die Gesandten gingen hin und fanden, wie ihnen Jesus gesagt hatte. Und sie brachten die Eselin und das Füllen, und warfen ihre Kleider auf das Füllen, und er setzte sich darauf. Aber viel Volks, da er nun hinzog, breitete die Kleider auf den Weg, die andern hieben Zweige von den Bäumen und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HErrnl Hosianna in der Höhe! Und etliche der Pharisäer im Volk sprachen: Meister, strafe doch deine Jünger! Er antwortete und sprach zu ihnen: Jch sage euch, wo diese schweigen, so werden die Steine s reien. ch Und als er nahe hinzukany sahe er die Stadt an, und weinete über sie und sprach: Wenn du es wüßteft so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient; aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern nnd an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa. Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein; und er besah alles, und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwölfen. 94 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. — VI. Abschnitt. §. 102. Verflachung des Feigeubaums und zweite Tempelreiiiigung (Montag den Z. April) Mark. 11. Luk.19. 12. Und des andern Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. . · »· 1 . Und ersah einen Feigenbauin von ferne, der Blätter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände. Und da er hin u kam, fand er nichts, denn nur Blätter; denn es war no nicht Zeit, daß Feigen sein sollten. · 14. »Und« Jesus antwortete und sprach zu ihm; Nun esse von dir nieniand keine Frucht ewiglicht Und seine Junger hörten das. Markt, 21. 18. Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn; 19. Und er sah einen Feigen- baum an dem Wege, und ging hinzu und fand nichts daran, denn « allein Blätter, und sprach zu ihm: Nun wachfe hinfort aus dir nim-. mermehr keine Frucht. Und der Feigenbaum verdorrete alsobald. 45. Und er ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die da- rinnen verkauften und kauften; 46. Und sprach M ihnen: Es stehet geschrieben: ein Haus ist ein Bethaus. Jhr aber habt es gemacht zur Mördergrube. 15. Und sie kamen gen Jerusa- len1. Und Jesus ging in den Tem- pel, fing an und trieb aus die Ver- käufcr und Käufer in dem Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um; 16. Und ließ nicht zu, daß je- mand etwas durch den Tempel trüge. 17. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Stehet nicht ge- schrieben: Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern? Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. 12. Und Jesus ging zum Tem- pel Gottes hinein, un trieb her- aus alle Verkäufer und Käufer im Tempel, und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Tauben- krämerz und sprach zu ihnen: II. Es stehet geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen. Jhr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. 14. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme in den Tempel, und er heilte sie. 15. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er that, und die Kinder im Tempel schreien und sagen: Hosianna dem Sohne Davids! wurden sie entrüstet; » 16.» Und sprachen zu ihm: Hörest du auch, was» diese sagen? »Jesus sprach zu ihnen; Ja! Habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtetLP 18. Und es kam vor die Schrist- 47. Und er lehrte täglich im elehrten und Hohenpriester; und Tempel. Aber die Hohenpriester sie trachteten, wie sie ihn umbräch- und Schriftgelehrten und die Vor- ten. Sie fürchteten sich aber vor ihm, denn alles Volk verwunderte sich seiner Lehre. 19. Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt. nehmsten im Volk trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächtenz 48. Und fanden nicht, wie sie ihm thun sollten, denn alles Volk hing ihm an und hörete ihn. 17. Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien, und blieb daselbst. Uzusammenfassung ver Berichte) Und des andern Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. Und er sahe einen Feigen- baum von ferne, der Blätter hatte, an dem Wege; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände. Und da er hinzukam, fand er nichts, denn nur Blätter; denn es war noch nicht die Zeit, daß Feigen sein sollten. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand keine Frucht ewiglich! Und seine Jünger hörten das. Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein, und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel, und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Tauben- krämer, und ließ nicht zu, daß jemand etwas durch den Tempel trüge; und sprach zu ihnen: Mein Haus soll ein Bethaus heißen allen Völkern; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme in den Tempel, und er heilte sie. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er that, und die Kinder im Tempel schreien und sagen: Hosianna dem Sohne Davids! wurden sie entrüstet, und sprachen zu ihm: Hörest dn auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zUgerichtetP Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien, und blieb daselbst. Verfluchung des Feigenbaums Zweite Tempelreinigung Frage und Gegenfrage. 95 §. 103. Der verdorrete Feigenbaum Frage und Gegensrage nebst einem Gleichnisz Matth. El. TO. Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so bald verdorret? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: 21. Wahrlich ich sage euch, so ihr Glauben habt und nicht zwei- felt, so werdet ihr nicht allein sol- ches mit dem Feigenbaum thun, sondern so ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dick) auf und wirf dich ins Meer; so wird es geschehen. 22. Und alles, was ihr bittet im Gebete, so ihr glaubet, so wer- det ihr es empfahen. 23. Und als er in den Tempel kam, traten zu ihm, da er lehrte, die Hohenpriester und die Aeltesten im Volk, und sprachen: Aus was für Macht thust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben? 24. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Jch will euch auch ein Wort fragen; so ihr mir das saget, will ich euch auch sagen, aus was für Macht ich das thue. 25. Woher war die Taufe Jo- hanniß? War sie vom Himmel, oder von den Menschen? Da ge- dachten sie bei sich selbst und spra- chen: Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht? 26. Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten; denn sie hielten alle Johannem für einen Propheten. 27. Und sie antworteten Jesu und sprachen: Wir wissen es nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage iwch euch auch nicht, aus was für acht ich das thue. (Dienstag den 4. April) Mark. 11. Luk. 20. 20. Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feigenbauuy daß er verdorret war bis auf die Wurzel. 21. Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist ver- dorret. 22. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Habt Glauben an Gott. 23. Wahrlich ich sage euch, wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer, und zweifelte nichtinseinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt; so wird es ihm geschehen, was er sagt. 24. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebete, glaubet nur, daß ihr es empfahen werdet, so wird es euch werden. 25. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehle. As. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehle nicht vergeben. 27. Und sie kamen abermal gen Jerusalem. Und da er in den Tempel ging, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Aeltesten; 28. Und sprachen zu ihm: Aus was für Macht thust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben, daß du solches thust? 29. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Jch will euch auch ein Wort fragen; aiitwortet mir, so will ich euch sagen, aus was für Macht ich das thue.- 30. Die Taufe Joha11nis, war sie vom Himmel, oder von Men- schen? Antwortet mir! 31. Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm nicht geglaubt? 32. Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fürchten wir uns vor deni Volk. Denn sie hielten alle, daß Johannes ein rechter Prophet wäre. II. Und sie aiitworteten und sprachen zii Jesu: Wir wissen es nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich solches thue. Onsnmmciisiissiiiig der Berichte) 1. Und es begab sich der Tage einen, da er das Volk lehrte im Tempel und predigte- das Evange- lium, da traten zu ihm die Hohen- priester und Schriftgelehrten mit den Aeltestenx , ·2. Und sagten zu ihm und sprachen: Sage uns, aus was für Macht thust du das? Oder wer hat dir die Macht gegeben? 3. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Jch will euch auch ein Wort fragen, sagt es mir! 4. Die Taufe Johannis, war sie vgm Himmel, oder von Men- schen. · « · 5. Sie aber gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir: Vom Himmel; so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? 6. Sagen wir aber: Von Men- schenx so wird uns alles Volk stei- nigen, denn sie stehen darauf, daß Johannes ein Prophet sei. 7 Und sie antworteten, sie wüßten es ni t, wo sie her wäre. 8. Und Je us sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich das thue. Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feige1ibaum, daß er verdorret war bis auf die Wurzel. Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich. Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum den du verfluchet hast, ist verdorret. Jesus aber Wahrlich, ich sage euch, so ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem Feigenbanm thun, sondern so ihr werdet sagen zu diesem antwortete und sprach zu ihnen: 96 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. —— VI. Abschnitt. Berge: Hebe dich aus und wirf dich in’s Meer; so wird es geschehen. im Gebet, so ihr glaubet, so werdet ihr es empfahen. Und sie kamen abermal gen Jerusalem. Und als er in den Tempel kam, traten zu ihm, da er lehrete, die Hohenpriester und die Aeltesten im Volk und sprachen: Aus was für Macht thust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Jch will euch auch ein Wort fragen; so ihr mir das saget, will ich euch auch sagen, aus was für Macht ich das thue. Woher war die Taufe Johannis? War sie von dem Himmel, oder von den MeUschenP Antwortet mir! Da gedachten sie bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, daß es uns steinige; denn sie stehen darauf, daß Johannes ein Prophet sei. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen es nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich das thue. Matth. 21. 28 Was dünkt euch aber? Es hatte ein Mann zween Söhne, und ging zu dem ersten und sprach: 29 Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinem Weinberge. Er antwortete aber und sprach: 30 Jch will es nicht thun. Darnach reuete es ihn und ging hin. Und er ging zum andern und 31 sprach gleich also. Er antwortete aber und sprach: Herr, ja; und ging nicht hin. Welcher Und alles, was ihr bittet unter den zweien hat des Vaters Willen gethan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Jesus sprach 32 zu ihnen: kommen, denn ihr. Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr es wohl sahet, thatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr ihm darnach auch geglaubt hättet. Matth. 21. 33. Höret ein ander Gleichniß: Es war ein Hausvatey der pflanzte einen Weinberg, und führte einen Zaun darum, und grub eine Kelter darinnen, und baute einen Thurm, und that ihn den Weingärtnern aus, und zog über Land. 34. Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Kuechte su den Weingiirtnerm daß sie seine Zfrüchte empfingen. 35. Da nahmen die Weingärt- ner seine Knechtex einen stäupten sie, den andern tödteten sie, den dritten steinigten sie. 36. Abermal sandte er andere Knechte, inehr denn der ersten wa- rilen; und sie thaten ihnen gleich a o. 37. Darnach sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinen: Sohne scheuen. §. 104. Zwei neue Gleichnisse. Mark. 12. I. Und er fing an zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg, und führte einen Zaun darum, und rub eine Kelter, und bauete einen -hurm, und that ihn aus den Weingärtnerm und zog über Land; L. Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Wein- gärtnern, daß er von den Wein- gärtnern nähme von der Frucht des Weinberges. Z. Sie nahmen ihn aber und stäupten ihn und ließen ihn leer von sich. 4. Abermal sandte er zu ihnen einen andern Kne t; demselben zerwarfen sie den opf mit Stei- neu, und ließen ihn geschmäht von i . 5. Abermal sandte er einen andern, denselben tödteten sie; und viele andere, etliche stäupten sie, etliche tödteten sie. s. Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum le ten an Sie werden sich vor meinem zu ihnen und sprach: ohnes euen. L uk. 20. I. Er fing aber an zu sagen dem Volk dieses Gleichnißt in Mensch pflanzte einen Weinberg und that ihn den Weingärtnern aus, und zog über Land eine gute 10. Und zu seiner Zeit sandte er einen Knecht zu den Wein- gärtnern, daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinberges. Aber die Weingärtner stäupten ihn und ließen ihn leer von sich. 11. Und über das sandte er noch eineii andern Knecht; sie aber stäupten denselben auch und höhn- ten ihn, und ließen ihn leer von ich. 12. Und über das sandte er den dritten; sie aber verwundeten den auch und stießen ihn hinaus. 13. Da sprach der Herr des Weinberges: Was soll ich thun? Jch will meinen lieben Sohn sen- den; vielleicht, wenn sie den sehen, werden sie sich scheuen. Gleichnisse von den beiden ungleichen Söhnen und von den bösen Weingärtnerir. 97 38. Da nun die Weingärtner den Sohn Ihm, sprachen sie unter- einander: as ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn tödten und sein Erb- gut an uns bringen. 39. Und sie nahmen ihn, und stießen ihn zum Weinberge hinaus und tödteten ihn. 40. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern thun? 41. Sie sprachen zu i m: Er wird die Bösewichter ü el um- bringen und seinen Weinberg an- dern Weingärtnern austhun, die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben. 42. . Jesus sprach· zu ihnen: abt ihr me gelesen m der Schrift: er Stein, den die Bauleute ver- worfen haben, der ist um Eckstein worden? Von dem H rrn ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unsern Augen. 43. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch ge- nommen und den Heiden gegeben werden, die seine Früchte bringen. . Und wer auf diesen Stein fällt, der wird åerschellenz auf welchen er aber fä t, den wird er zermalmen 7. Aber dieselben Weingärtner spra en unter einander: Dies ist der rbe; kommt, laßt uns ihn tödten, so wird das Erbe unser ein. - 8· Und sie nahmen ihn und tödteten ihn, und warfen ihn her- aus vor den Weinberg. 9. Was wird nun der Herr des Weinber s thun? Er wird kommen und ie Weingärtner um- bringen, und den Weinberg Andern geben. 10. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein worden; « 11. Von dem HErrn ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unsern Augen? 12. Und sie trachteten darnach, wie sie ihn grgfem und fürchteten sich vor dem olk; denn sie ver- nahmen, daß er auf sie dieses Gleichniß geredet hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon. 14. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, dachten sie bei sich selbt und spra en: Dasnst der Erbe; kommt, aßt uns ihn tödten, daß das Erbe unser sei. 15. Und sie stießen ihn hinaus vor den Weinberg und tödteten ihn. Was wird nun der err des Weinber s denselben thun 16. r wird kommen und diese Wein ärtner umbringen, und seinen Wein er Andern austhun. Da sie das Bärten, sprachen sie: Das sei ferne! 17. Er aber sahe sie an und sprach: Was ist denn das, daß ge- gchrieben stehet: Der Stein, den ie Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein worden? 18. Welcher auf diesen Stein sällt, der wird zerschellenz auf wel- chen aber er sällt, den wird er zer- malmen. 19. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten darnach, wie sie die Hände an ihn legten Fu derselben Stunde; und ürchteten . ich vor dem Volk, denn sie ver- nahmen, daß er auf sie dieses 45. Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse Gleichniß gesagt hatte. e e hörten, vernahmen ie, daß er von ihnen r et. 46. Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen; aber sie girchteten sich vor dem Volke, denn es hielt ihn für einen ropheten. Gusaninienfassiing der Bericht-J Höret ein ander Gleichnißi Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg, und führte einen Zaun darum, und grub eine Kelter darin, und bauete einen Thurm, und that ihn den Wein- gärtnern aus, und zog über Land. Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinberges; sie nahmen ihn aber und stäupten ihn und ließen ihn leer von sich· Abermal sandte er zu ihnen einen andern Knecht; den- selben zerwarfen sie den Kopf mit Steinen, und ließen ihn geschmähet von sich. Abermal sandte er einen»andern, denselben tödteten sie; und viele andere, etliche stäupten sie, etliche tödteten sie. Da hatte er noch einen einigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprachx Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, dachten sie bei sich selbst und sprachen unter einander: Das ist der Erbe; kommt laßt uns ihn tödten, daß das Erbe unser sei. Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und tödteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern thun? Sie sprachen zu ihm: Er wird die Bösewichter übel umbringen und seinen Weinberg andern Weingärt- nern austhun, die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben. Und er sprach zu ihnen: Ja, er wird kommen und diese Weingärtner umbringen, und seinen Weinberg Andern austhun! Da sie das hörten, sprachen sie: Das sei ferne! Er aber aber sahe sie an und sprachz Was ist denn das, das ge- schrieben steht: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein worden; von dem HErrn ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unsern Augen? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und den Heiden gegeben werden, die seine Früchte bringen. Und wer auf diesen Stein sällt, der wird zerschellen; auf welchen er aber sällt, den wird er zer- malmen. Und da dic Hohenpriester »und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, vernahmen sie, daß er von ihnen redete. Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen und die Hände an ihn legten zu der- selbigen Stunde; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten. DächsePs Bibelwerb VI» l. z N. T. snppleineniiBogen 7 98 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — VI. Abschnitt. Matth. 22. 1 u. 2 Und Jesus antwortete und redete abermal durch Gleichnisse zu ihnen und sprach: Das 3 Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit machte; und sandte seine Knechte 4 aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. NOQIIUI Abermal sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles bereitet; kommt zur Hochzeit. Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung Etliche aber griffen seine Knechte, höhneten und- tödteten sie. Da das der König hörte, ward er zornig, und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um, und zündete ihre Stadt an. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Gäste waren es nicht 9 u. 10 Werth. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und 11 Gute. Und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein die Gäste zu besehen, und 12 sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an; und sprach zu ihm: Freund, 13 wie bist du hereinkomnien, und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte· Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn in die änßerfte 14 Finsterniß hinaus; da wird sein Heulen und Zähnklappen Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. §. 105. Die Pharisäer und der Zinsgrosihem die Saducäer und die Auferstehung. Markt» 22. 15. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rath, wie ie ihn fingen in seiner Rede; . 16 Und sandten zu im ihre Jünger, sammt Herodis ienern, und sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehreft den Weg Gottes recht, und du fragst nach niemand, denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen 17. Darum sage uns, was dünkt dich? Jst es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? 18. Da nun Jesus merkte i re Schalkheih sprach er: J?hr Heuch er, was versuchet ihr mich 19 Weiset mir die Zinsmiinzr. End ·sie reichten ihm einenGroschen ar. 20. Und er sprach u ihnen: Weß ?ist das Bild und die Ueber- rit 21. Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Got- ·t -tes is. 22. Da sie das hörten, ver- wunderten sie sich, und ließen ihn und gingen davon. Mark. 12. 13. Und sie sandten zu ihm et- liche von den Pharisäern und He- rodis Dienern, daß sie ihn fingen in Worten. 14. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und sragetnach niemand, denn du achtest ni t das Ansehen der Men chen, sondern du lehret den Weg ottes recht. Jst es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir ihn geben, oder nicht geben? 15. Er aber merkte ihre Heu- chelei und sprach zu i neu: Was versuchet ihr mich? ringet mir einen Groschen, daß ich ihn sehe. 1 · Und sie brachten i n. Da sprach er: Weß ist das ild und die Ueberschrift? Sie sprachen zu ihm: des Kaisers. 17. Da antwortete Jesus und sgirach zu ihnen: So gebet dem aiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Und sie ver- wuuderten sich seiner. Lu . . 20. Und sie hielten auf ihn und sandten Laurer aus, die sich stellen sollten, als wären sie fromm, auf daß sie ihn in der Rede fingen, da- mit sie ihnüberantworten könnten der Obrigkeit und Gewalt des Land- pflegers. » » 21. Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, daß du aufrichtig redest und lehreft, und achtest keines Menschen An- sehen, son ern du lehreft den Weg Gottes recht. 22. Jst es recht, daß wir dem Kaiser den Schoß geben, oder nicht? 23. Er aber merkte ihre List und sprach zu ihnen: Was ver- suchet ihr ·inich? . 24. Zeiget mir den Groschen, weß Bild und Ueberschrift hat er? Sie antworteten und sprachen: Des Kaisers. « 25. Er aber sprach zu ihnen: So· gebet dem Kaiser, was des Ktmsers ist, und Gott, was Gottes is · ·26. Und sie konnten sein Wort nicht tadeln vor dem Volk, und verwunderten sich seiner Antwort und schwiegen stille. Gleichniß von der Hochzeit des Königssohnes· Der Zinsgroschen Von der Auferstehung. 99 23. An demselben Tage traten zu ihm die Sadducäey die da halten, es sei keine Auferstehung, und fragten ihn, 24. Und sprachen: Meister, Mo- fes hat ge agt: So einer stirbt und hat nicht Kinder, so soll sein Bru- der sein Weib freien und seinem Bruder Samen erwecken. 25. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder· Der erste freite und starb; und dieweil er nicht Samen hatte, ließ er sein Weib seinem Bruder. 26. Desselbeii gleichen der an- dere, und der dritte, bis an den siebenten. 27. Znletzt nach allen starb auch das Weib 28. Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den Lieben? Sie haben sie ja alle t geha . 29. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Jhr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes. 30. Jn der Auferstehung wer- den sie weder freien, noch sig freien lassen; sondern sie sind glei wie die Engel Gottes im Himmel· 31. Habt ihr aber nicht gelesen von der Todten Aufertehung, das such tgesagt ist von ott, da ei· ri « 32. Jch bin der Gott Abra- hams, und der Gott Jsaaks, und der Gott Jakobs? Gott aber ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen. 32. Und da solches das Volk hörte, entsetzte es sich über seiner Iehre- 18. Da traten die Sadducäer H: ihm, die da halten, es sei keine uferste ung« 19. Die fra ten ihn und spra- chen»: Meister, oses hat uns ge- schrieben: Wenn iemandes Bruder stirbt, und läßt ein Weib und läßt keine Kinder, so soll sein Bruder desselben Weib nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. —20. Nun sind sieben Brüder ge- wesen. Der erste nahm ein Weib; der starb und ließ keinen Samen. 21. Und der andere na m ie, und starb und ließ auch ni t a- wen. Der dritte desselben glei en. 22. Und nahmen sie alle ie en, und ließen nicht Samen. uletzt nach allen starb das Weib,auch. 2 . Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wessen Weib wird sie sein unter ihnen? Denn siegen haben sie zum Weibe ge- t 24. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Jst es nicht also? Jhr irret, darum daß ihr nichts wisset von der Schrift, noch von der Kraft Gottes. 25. Wenn sie von den Todten auserstehen werden, so werden sie nicht freien, noch sich freien lassen, sondern! sie sind, wie die Engel im e mm . 26. Aber von den Todten, daß sie aufertehen werden, habt ihr nicht ele en im Buche Mosis, bei dein usch, wie Gott zu ihm sagte und sprachx Jch bin der Gott Abrahams und der Gott Jsaaks und der Gott Jakobs? 27. Gott aber « nicht der Todten, sondern der Lebendigen Gott. Darum irret ihr sehr. Gott; denn sie leben ihm alle. · 39· Da antworteten etliche der Schriftgele rten und sprachem Meister, du hast recht gesagt. 40. Und sie durften ihn hinfort nichts me r fragen. Gusanimenfassuiig der Acri-hu) 27. Da traten zu ihm etliche der Sadducäey wel e da halten, es sei keine Aufer tehung; und fragten ihn, 28. Und sprachen: Meister, Moses hat uns geschrieben: So xemandes Bruder stirbt, der ein Weib hat, und stirbt erblos, so soll sein Bruder das Weib nehmen und einem Bruder einen Samen erwe en. 29. Nun waren ieben Brüder. Der erste nahm ein eib und starb erblos. 30. Und der andere nahm das Weib und starb auch erblos. 3l. Und der dritte nahm sie; desselben gleichen alle sieben, und lie en keine Kinder und starben. 32. Zuletzt nach allen starb auch das Weib 33. Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter denen? Denn alle sieben haben sie zum Weibe gehabt. 34. Und Jesus antwortete und Brach zu ihnen: Die Kinder dieser elt freien und lassen sich freien; 35. Welche aber würdig sein werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Todten, die werden weder freien, noch sich freien lassen· 36. Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Aufer- stegung 7. Daß aber die Todten auf- erstehen, hat auch Moses gedeutet, bei dem Busche, da er den HErrn Zeißetx Gott Abrahams und Gott saaks und Gott-Jakobs. Z. Gott aber ist nicht der Todten, sondern der Lebendigen Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rath, wie sie ihn singen in seiner Rede; und sandten zu ihm ihre Jünger sammt Herodis Dienern. Die sollten sich stellen, als wären sie fromm, auf daß sie ihn in der Rede singen, damit sie ihn überantworten könnten der Obrigkeit und Gewalt des Landpflegers Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrest den Weg Gottes recht, und du fragst nach niemand; denn du achtest nicht das An- sehen der Menschen. Darum sage uns, was dünkt dich? Jst es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach er zu ihnen: Jhr Heuchler, was ver- suchet ihr mich? Weiset mir die Zinsmiinzel Und sie reichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zu ihnen: Weß ist das Bild und die UeberschriftP Sie antworteten und sprachen: Des Kaisers! Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist. Und sie konnten sein Wort nicht tadeln vor dem Volk, und verwunderten sich seiner Antwort und schwiegen stille; und sie ließen ihn und gingen davon. · Da traten zu ihm etliche der Sadducäey die da halten, es sei keine Auferstehung; die· fragten ihn und sprachem Meister, Moses hat uns geschrieben: So jemandes Bruder stirbt, der ein Weib 7801 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — VI. Abschnitt hat, und stirbt erblos, so soll sein Bruder das Weib nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder: der erste freiete und starb; und dieweil er nicht Samen hatte, ließ er sein Weib seinem Bruder. Desselbigen gleichen der andere, und der dritte, bis an den siebenten; sie» nahmen sie alle sieben und ließen nicht Samen, zuletzt nach allen starb auch das Weib. Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben? sie haben sie ja alle gehabt. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Jst’s nicht also? Jhr irret, darum daß ihr nichts wisset von der Schrift noch von der Kraft Gottes. Wenn sie von den Todten auferstehen werden, so werden sie nicht freien, noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel. Daß aber die Todten auferstehen, hat auch Moses gedeutet, bei dem Busch, da Gott zu ihm sagte und sprach: Jch bin der Gott Abrahams und der Gott Jsaaks und der Gott Jakobs. Gott aber ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen, denn sie leben ihm alle; darum irret ihr sehr. Da antworteten etliche der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht gesagt! Und das Volk entsetzte sich über seiner Lehre. 100 §. 106. Die Gesetzesfrage der Schristgelehrten und die Glaubensfcage Christi. Matth. 2«2. 34. Da aber die Pharisäer hör- ten, daß er den Sadducäern das Maul gestopft hatte, versammelten i . 35. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und «, . pr . 36. Meister, welches ist das vor- ne mste Ge ot im Gesetz? · 7. Jesus aber sprach zu ihm: Du sollst lieben Gott, deinen HErrn, von gan em Herzen, von ganzer Seele un von ganzem Gemüthe. 38. Dies ist das vornehmste Mark. 12. 28. Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer, der ihnen zugehöret hatte, wie sie sich mit einander be ragten, und sahe, daß er ihnen sein geantwortet hatte, und fragte ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen? 29. Jesus aber antwortete ihm: Das vor- nehmste Gebot vor allen Geboten ist das: Höre, gsraeh der HEry unser Gott, ist ein einiger ott 30. Und du sollst Gott, deinen HErrm lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe, und von allen deinen Kräften. Das ist das vornehmste Gebot. 31. Und das andere ist ihm gleich: Du sollst und größeste Gebot. 39. Das andere aber ist dem gleich: Du sollfst deinen Nächsten lieben als dich elbst. 40. Jn diesen zweien Geboten Hang« das ganze Gesetz und die rophetem deinen Nächgten lieben als dich selbst. Es ist kein anderes grö eres Gebot, denn diese. 32. Und der Schristgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet; denn es ist Ein Gott, und kein anderer außer ihm. 33. Und denselben lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüthe, von ganzer Seele und vlcin öllkn Kräften, und lieben seinen Nächsten als sich selbst, das ist mehr, denn Brandopfer und a e p er. 34. Da Jesus aber sahe, daß er vernünftig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht ferne von dem Reiche Gottes. Und es durfte ihn niemand weiter fragen. Ousammensassung du; peitscht-J Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadducäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, der ihnen zugehöret hatte, wie sie sich mit einander befragten, und sahe, daß er ihnen fein geantwortet hatte, trat zu ihm, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: Du sollst Gott lieben, deinen HErrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe und von allen deinen Kräften; dies ist das vornehmste und größeste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. Jn diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet; denn es ist Ein Gott, und ist kein anderer außer ihm. Und denselben lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüthe, von ganzer Seele und von allen Kräften, und lieben seinen Nächsten als sich selbst, das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer. Da Jesus aber sahe, daß er vernünftig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht ferne von dem Reiche Gottes. Gesetzes- und Glaubenssrage. Strafrede wider die Pharisäer und Schriftgelehrtem 101 41 Da nun die Pharisäer bei einander waren, fragte sie Jesus uiid sprach: Wie dünket euch um Christo? Weß Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: Wie nennet ihn denn David im Geist einen HErrn, da er sagt: sDer HErr hat gesagt zu meinem HErrm Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde 42 43 44 35. Und Jesus antwortete und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, Christus sei Gottes Sohn? 36. Er aber, David, spricht durch den heiligen Geist: Der Err hat gesagt zu meinem HErrnx etze dich Zu meiner Rechten, bis daß ich lege eine Feinde zum Schemel dei- ner Füße. 37. Da heißt ihn ja David sei- nen HErrn; woher ist er denn fein Sohn? Und viel Volks hörte ihn gerne. Luk. 20. 41. Er sprach aber zu ihnen Lcåkie sapgen sie, Christus sei Davids o n. 42. Und er selbst, David, spricht im Psalmenbuch: Der HErr hat gesagt zu meinem HErrn: Setze i zu meiner Rechten, Z. Bis daß ich lege deine Feinde um Schemel deiner Füße. 44. avid nennet ihn einen HErrnz wie ist er denn sein Sohn? 45 46 zum Schemel deiner Füße? So nun David ihn einen HErrn nennet, wie ist er denn sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und durfte auch niemand von dem Tage an hinfort ihn fragen. §. 107. Strafrede wider die Pharisäer nnd Schriftgelehrtem Matth 23. Mark. 12. Luk. 20. 1 Da redete Jesus czu dem »38,- ävd szlshtiste uszgrsprtjig sp esrdcåusslisgivngtlllegäolk zuhörte- Volkundu· ünen IN? «« .- . BUT. 2 und e spraczhjelnålklfs Essprsiå en· åchristgelehrtem die in langen 46. Hiitet euch vor den Schrift- , « » , Kleidern ehen und lassen sich gerne lehrten, die da wollen einhertreten Stuhl sltzell DIE Schklfkgk auf dem arkt grüßen; in langen Kleidern, und lassen sich O! 60008102 lehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, das ihr halten sollt, das haltet und thut es; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun. Sie sagen es wohl, und thun es nicht. Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen. Alle ihre Werke aber thun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß. Sie sitzen gerne oben an über Tische und in den Schulen; und haben es gerne, daß sie gegrüßet werden auf dem Markte und von den Menschen Rabbi genannt werden. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder. Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen; denn Einer ist euer Meister, Christus. u. 12 Der Größeste unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet. Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr das Himmel- reich zuschließet vor den Menschen; ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hinein gehen. Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihrHeuchler, 39. Und sitzen gern oben an in erne grüßen aus dem Markt, und den Schuleii nnd über Tische im sitzen gern oben an in den Schulen Abendmahl. . und ü er Tische 40. Sie fressen der Wittwen Häuser, und wenden langes Gebet vor. Dieselben werden desto mehr Verdammniß empfahen. 47. Sie fressen der Wittwen Häuser und wenden lange Gebete vor. Die werden desto schwerere Verdammniß empfahen· Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiesältig mehr, denn ihr seid. Wehe euch, verblendete Leiter, die ihr saget: Wer da schwöret bei dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwöret bei dem Golde» am Tempel, der Was ist größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiliget? Wer da schwöret bei dem Altar, das ist nichts; wer aber schwöret bei dem Opfer, das droben ist, der ist schuldig. Jhr Narren und Blinde! Wasist größer, das Opfer 10 11 13 14 die ihr der Wittwen Häuser fresset, und wendet lange Gebete vor; darum werdet ihr desto mehr Verdammniß empfahen. 15 16 17 ist schuldig. Jhr Narren und Blinde! 18 19 20 oder der Altar, der das Opfer heiliget? Darum, wer da schwöret bei dem Altar, der schwöret 102 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. —- VL Abschnitt 21 bei demselben, und bei allem, was droben ist. Und wer da schwöret bei dem Tempel, der schwöret bei demselben, und bei allem, was droben ist. Und wer da schwöret bei dem Tempel, 22 der schwöret bei demselben, und bei dem, der darinnen wohnt. Und wer da schwöret bei dem 23 Himmel, der schwöret bei dem Stuhle Gottes, und bei dem, der darauf sitzt. Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Till und Kümmelx und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den 24 Glauben. Dies sollte man thun und jenes nicht lassen. Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken 25 seiget und Kameele verschlucketl Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist es voll Raubes und 26 Fraßes Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Jnwendige an Becher und Schüssel, auf 27 daß auch das Auswendige rein werde. Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr gleich seid, wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber 28 inwendig sind sie voller Todtenbeine und alles Unflaths. Also auch hier: von außen scheinet ihr 29 vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend Wehe euch Schristgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr der Propheten Gräber bauet und schmücket 30 der Gerechten Gräber; und sprechet: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wollten wir 31 nicht theilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut. So gebt ihr zwar über euch selbst 32 Zeugnis» daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getödtet haben. Wohlan, ersüllet auch 33 ihr das Maß eurer Väter. Jhr Schlangen, ihr Otterngezüchte, wie wollt ihr der höllischen Ver- 34 dammniß entrinnen? Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schristgelehrte; und derselben werdet ihr etliche tödten und kreuzigenz und etliche werdet ihr geißeln in euren 35 Schulen, und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern. Auf daß über euch komme alles das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden von dem Blute an des gerechten Abels bis aus’s Blut Zacharia’s, Barachias’ Sohnes, welchen ihr getödtet habt zwischen dem Tempel und 36 Altar. Wahrlich ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen. Jerusalem, 37 Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; 38 u. 39 und ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Denn ich sage euch: Jhr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: Gelobt sei, der da kommt im Namen des HErrni §. 108. Jesus am Gotteskasten. Die Griechen und die Todesverklärung Mark. 12. LUL 21. 41 Und Jesus setzte sich gegen dem Gotteskasten »1- »Er sage aber· auf und schauete die Reichem und schauete, wie das Volk Geld einlegte in M; FIEEIHVS Pfg« EMIEATEZI M de« gwesktispkns 42 den Gotteskasten. Und viele ReiFhe legten zwez Scksexsgsnaess auch eme am« Im« d« les« viel ein. Und es kam eine arme Wittwe Z· Und »; spsqchz Wahrlich, ich sage euch: und legte zwei Scherflein ein, die machen Dileset" arme Wittwe hat mehr denn sie alle ein- 43 einen eller. Und er rie eine ün er u Es - , · sich uns? spmch zu ihnen: fggahrlig its sage einst. lDenn diesealle haben aus ihrem Ueberfluß » . . . ge egt zu dem Opfer Gottes, sie aber hat von euch« Dkese UVIUS WIUWC hat MPHVJU de« ihrer Armuth alle ihre Nahrung, die sie hatte, ein- Gotteskasten gelegt, denn alle, die eingelegt gelegt. 44 haben. Denn sie haben alle von ihrem » Uebrigen eingelegt; diese aber hat von ihrer Armuth alles, was sie hat, ihre ganze Nah- rung eingelegt. Joh. 12. 20 Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufkommen waren, daß sie anbeteten, auf 21 das Fest. Die traten zu Philippo, der von Vethsaida aus Galiläa war, baten ihn und sprachen: 22 HErr, wir wollten Jesum gerne sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus 23 und Andreas sagten es weiter Jesu. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist 24 kommen, daß des Menschen Sohn verklärt werde. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Es sei Jesus am Gotteskasten Die Griechen und die Todesverklärung I03 denn, daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt es allein; wo es aber er- 25 stirbt, so bringet es viele Früchte. Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren, und wer 26 sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen 27 wird, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele betrübt; und was soll ich sagen: 28 Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde kommen. Vater, verkläre deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Jch habe ihn verkläret, und will 29 ihn abermal verklären. Da sprach das Volk, das dabei stund und zuhörte: Es donnerte. Die 30 Andern sprachen: Es redete ein Engel mit ihm. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme 31 ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen. 32 Welt, nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. 33 von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen. 34 er sterben würde. Da antwortete ihm das Volk: ewiglich bleibe; und wie sagst du denn: 35 dieser Menschen-Sohn? Da sprach Jesus zu ihnen: »36 euch. Wandelt, dieweil ihr das Licht habt, daß euch die Finsternis; nicht überfalle. .Wer in der Jetzt gehet das Gericht über die Und ich, wenn ich erhöhet werde Das sagte er aber, zu deuten, welches Todes Wir haben gehört im Gesetz, daß Christus Des Menschen Sohn muß erhöhet werden? Wer ist Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei Finsterniß wandelt, der weiß nicht, wo er hingehet. Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, 37 auf daß ihr des Lichtes Kinder seid. Solches redete Jesus, und ging weg, und verbarg sich vor ihnen. 38 Und ob er wohl solche Zeichen vor ihnen that, glaubten sie doch nicht an ihn; auf daß er- füllet würde der Spruch des Propheten Jesaia, den er sagt: HErr, wer glaubt unserm Predigen? 39 Und wem ist der Arm des HErrn offenbaret? Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaias 40 sagt abermal: Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstocket, daß sie mit den Augen 41 nicht sehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und sich bekehren, und ich ihnen hülfe. Solches 42 sagte Jesajas, da er seine Herrlichkeit sahe, und redete von ihm. Doch der Obersten glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, daß sie nicht in den Bann 43 gethan würden. Denn sie hatten lieber die Ehre bei den Menschen, denn die Ehre bei Gott. 44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubet, der glaubet nicht an mich, sondern an 45 den, der mich gesandt hat. Und wer mich siehet, der siehet den, der mich gesandt hat. 46 Jch bin kommen in die Welt, ein Licht, auf daß, wer an mich glaubet, nicht in der Finsterniß 47 bleibe. Und wer meine Worte höret, und glaubet nicht, den werde ich nicht richten; denn ich 48 bin nicht kommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig mache. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon, der ihn richtet; das Wort, welches 49 ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage. Denn ich habe nicht von mir selber geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich thun 50 und reden soll. Und ich weiß, daß sein. Gebot ist das ewige Leben. Darum, das ich rede, das rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat. Matth 24. 1. Und Jesus gin hinweg von dem Tempel, und Feine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäu. 2. Jesus aber sprach zku i nen: Sehet ihr nicht das alles · ahr- lich ich age euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem an- dern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Z. Und als er auf »dem Oel- berge saß, traten zu ihm seine äünger besonders und sorachem age uns, wann wird das ge chehen? Und welches wird das eichen sein deiner Zukunft und der elt Ende? §. 109. Die Weissagung über die Zukunft. Mark. I3. I. sUnd da er hausf dem Fempel ging, pra zu i m einer ün er einer: Weiter, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das! s 2.ch UndhJesusSagttäordtete Mk; pra zuim: iee u wo allen diesen großen Bau? Nicht ein Stein wird aus dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. s Unddda Z aufldekn Qelber e a ,gegen em empe , ra ten i n besonders Petrus und Jakogus und Johannes und Andreas: 4. Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden? Luk- 21. 5. Und da etliche sagten von dem Tempel, daß er geschmückt wäre von feinen Steinen und Kleinodiem sprach er: S. Es wird die Zeit kommen, in welcher deß alles, das ihr sehet, nicht ein Stein au dem andern gelagsen wird, der nicht zerbrochen wer e 7. Sie fra ten ihn aber und sprachen: Meister, wann soll das werden? Und welches ist das Zeichen, wann das geschehen wird? 104 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu ic- ·— VI. Abschnitt. Ousammenfassnng der Vers-Inn) Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäu. Und einer unter ihnen sprach zu ihm: Meister, siehe, welch ein Bau ist das! wie geschmückt von feinen Steinen und Kleinodien! Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch, es wird die Zeit kommen, in welcher deß alles, das ihr sehet, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde. Und da er auf dem Oelberge saß, gegen dem Tempel, fragten ihn besonders Petrus und Ja- kobus und Johannes und Andreas, und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und der Welt Ende? Muth. 24. 4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand ver- 5 führe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Jch bin Christus; und werden viele 6 verführen. Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und er- schrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das 7 Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk über das andere und ein König- reich über das andere, und werden sein Pestilenz und theure Zeit und Erdbeben 8 hin und wieder. Da wird sich allererst die Noth an- 9 heben. Alsdann werden sie euch überantworten in Trüb- sal und werden euch tödten. Mark. 13. · 5. Jesus antwortete ihnen und fing an zusagen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kom- men unter meinem Namen und sagen: Jch bin Christus; und wer- den viele verführen. 7. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschreh so sürchtet euch nicht, denn es muß also ges ehen. 8. A er das Ende ist noch nicht da. Es wird sich ein Volk über das andere empören und ein König- reich über das andere. Und wer- den geschehen Erdbeben hin und wieder, und wird sein theure Zeit und Schreckem Das ist der Noth Anfang. 9. Jhr aber, sehet euch vor. Denn sie werden end? überantwor- ten vor die Rathhäu er und Schu- len; und ihr müs et gestäupet wer- den, und vor Fürsten und Könige müsset ihr geführet werden um meinetwillen, zu einem Zeugniß über sie. 10. Und das Evangelium muß Bin? geprediget werden unter alle er 11. Wenn sie euch nun führen und iiberantworten wer- den, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket euch nicht zuvor, sondern was euch zu derselben Stunde igegeben wird, das redet; denn ihr seid es nicht, die da reden, son- der heil. Geist. 12. Es wird aber überantworten ein Bruder den andern um Tode, und der Vater den Sohn, und die Kinder wer- gen sich empören wider die Eltern und werden sie helfen tödten. 13. Und werdet gehasset sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an’s Ende, der wird selig. 11 werden sich unter einander hassen. 12 erheben und werden viele verführen. 13 überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten. Und es wird geprediget werden das Evangelium 14 ans Ende, der wird selig. Luk. 21. 8. Er aber sprach: Sehet zu, laßt euch nicht verführen. Denn sie werden kommen in meinem Namen und sagen: Jch sei es; und die Zeit ist herbeikommen. 9. Folget ihnen nicht nach! Wenn ihr aber horen werdet von Kriegen und· Empörungem so ent- setzet euch nicht; denn solches muß zuvor geschehen, aber das Ende ist noch ni t so bald da. 10. a sprach er· zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben über das Indem, und ein Reich über das an- ere; 11. Und werden geschehen große Erdbeben hin und wieder, theure Zeit und Pestilenz; auch werden Schrecknisie und große Zeichen vom Himmel Ageschehem 12. ber vor diesem allem wer- den sie die Hände an euch legen und verfolgen, und werden euch überantworten in ihre S ulen und Gefängnisse, und vor Knige und Fürsten ziehen um meines Namens willen. 13. Das· wird euch aber wider- fahren zu einem Zeugniß. . So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht orget, wie ihr euch verantworten sollt. 15. Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen mögen noch widerste en alle eure Widerwärtigen 16. hr werdet aber überant- wortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreundten und Freun- den; und sie werden euer etliche tödten. 17. Und ihr werdet gehasset sein von jedermann um meines Namens willen 18. Und ein Haar von eurem Haupte soll nicht umkommen. 19· Fasset eure Seelen mit Geduld. 10 Und ihr werdet gehasset werden um meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich viele ärgern und werden sich unter einander verrathen und Und es werden sich viele falsche Propheten Und dieweil die Ungerechtigkeit wird Wer aber beharret bis vom Reich in der ganzen Welt, zu einem Zeugnis; über alle Völker; und dann wird das Ende kommen. 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 27 28 29 30 Mattkx 24. Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung, davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, daß er stehe an der heiligen Stätte: -— wer das lieset, der merke darauf! — alsdann fliehe auf die Berge, wer im jü- dischen Lande ist· Und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen. Und wer auf dem Felde ist, der kehre« nicht um, seine Kleider zu holen. Wehe aber den Schwangern und Säugern zu der Zeit. Bittet aber, daß eure Flucht nicht ge- schehe im Winter oder am Sabbath. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis her, und als auch nicht wer- den wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzet, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage ver- kürzet. So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus, oder da; so sollt ihr es nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wun- Weissagung über die Zukunft. Mark. 13. 14. Wenn ihr aber sehen wer- det den Gräuel der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel ge- sakt hat, daß er stehet, da er nicht so ,—— wer es lieset, der vernehme es! — alsdann wer in Judäa ist, der fliehe auf die Berge. 15. Und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder in das Haus und komme nicht da- rein, etwas zu holen aus seinem Hause. 16. Und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seine Klei- der zu holen. 17. Wehe aber den Schwangern und Säugern zu der Zeit. 18. Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter. 19. Denn in diesen Tagen wer- den solche Trübsale sein, als sie nie gewesen sind bisher vom An- fan e der Kreaturen, die Gott ge- scha en hat, und als auch nicht werden wird. 20. Und so der HErr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kem Mensch selig; aber um der Auser- wählten willen, die er auser- wählt hat, hat er diese Tage ver- kürzt. 21· Siehe, hier ist Christus, sie 22. Denn es werden 105 Luk. 2l. 20. Wenn igr aber sehen wer- det Jerusalem elagert mit einem Heere, so merketx daß herbeikommen ist ihre Verwustung. II. Alsdann wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge; und wer mitten darinnen ist, der weiche heraus; und wer au dem Lande ist, der komme nicht hinein. Denn das sind die Ta e der Rache, daß ersiillet wer e alles, was geschrieben ist. 23. Wehe aber den Schwangern und Säugern in denselbigen Tagen· denn es wird große Noth auf Erden sein und ein Zorn über dieses Volk. 24. Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärse und ge- fangen geführt unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den seiden, bis daß der Heiden Zeit er üllet wird. e, da ist er; so glaubet ni t. h ben falsche. Christi und , Wenn nun jemand u der Zeit wird zu euch sa en: Ziel) er e falsche Propheten, die Zeichen und Wunder thun, daß sie auch die Auserwählten verführen, so es mögliik wäre. 23. Jhr aber, sehet euch vor; siehe, ich alles zuvor gesagt. abe es euch der thun, daß verführet werden in den Jrrthum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten. Darum wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt· Siehe, er ist in der Kammer; so glaubet es nicht. Denn gleich wie der Blitz ausgehet vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschen- sohnes. Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die« Adler. Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein ver- lieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschen Sohnes im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter aus Erden, 24. Aber zu der Zeit nach dieser Trübsal werden Sonne und Mond i ren Schein verlieren; 25. nd die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. 26. Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit. 25. Und es werden Zeichen ge- schehen an der Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Leuten bange sein und werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. 26. Und die Menschen werden verschma ten vor Furcht und vor Warten er Dinge, die kommen sollen au Erden; denn auch der Himmel äfte sich bewegen wer- en. 106 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — VI. Abschnitt. Markt» 24. und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft 31 und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen « Posaunen, und sie werd en sam- meln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern. 32 An dem Feigenbaum lernet ein Gleichniß. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wisset ihr, daß der Sommer nahe 33 ist. Also auch, wenn ihr dies alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Thüre 34 ist. Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses 35 alles geschehe Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht 36 vergehen. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern 37 allein mein Vater. Gleich aber wie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Men- 38 schen-Sohnes. Denn gleich- wie sie waren in den Tagen vor der Sündfluth: sie aßen, sie tranken, sie freieten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah zu der Arche 39 einging, und sie achteten es nicht, bis die Sündfluth kam und nahm sie alle dahin; also wird auch sein die Zu- kunft des Menschen-Sohnes. Mark. 13. 27. Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von dem Ende der Erde bis zum Ende der Himmel. 28. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichniß. Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter gewinnen, so wisset ihr, daß der ommer nahe ist. 29· Also auch, wenn ihr sehet, daß solches geschiehet, so wiset, daß es nahe vor der Tljsüre ist. 30. Wahrlich ich age euch: Dies Geschlecht wird nicht ver- ehen, bis daß dies alles ge- chehe. · 31. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber wer- den nicht vergehen. 32. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. As· Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wann es Zeit it 34. Gleich als ein Mensch, der über Land zog und ließ sein Haus, und gab seinen Knechten Macht, einem jeglichen sein Werk, und gebot dem Thürhüter, er sollte wachen. 35. So wachet nun, denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend, oder zur Mitternacht, oder um den Hahnenschrei, oder des Morgens; 36. Auf daß er nicht schnell komme und finde euch schlasend. 37. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wach et! — Luk. 21. 27. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeih 28. Wenn aber dieses ansäget zu geschehen, so sehetauf und he et eure Häupter auf, darum daß sich eure Erlösung nahet. 29. Und er sagte ihnen ein Gleichniß: Sehet an den Feigen- baum und alle Bäume. 30. Wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr es an ihnen und mer- ket, daß jetzt der Sommer nahe ist. 31. Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist. 32. Wahrlich, ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe. 33. Himmel und Erde werden Vergehen, aber meine Worte ver- gehen nicht. 34. Aber hütet euch, daß eure Herzen nicht eschweretwerden mit Fressen und Sausen und mit Sor- en der Nahrung, und komme die- ser Tag schnell über euch. 35. Denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. . So seid nun wacker alle- zeit und betet, daß ihr würdig werden mögen zu entflie en diesem allem, das geschehen so , und zu stehen vor des Menschen Sohn. 40 Wnn werden zween auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird 41 verlassen werden. Zwo werden mahlen aus der Mühle; eine wird angenommen, und die 42 andere wird verlassen werden. Darum wachet; denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird. 43 Das sollt ihr aber wissen: 47 u. 48 also thun. Wahrlich ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter sehen. Wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen 44 wollte; so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch 45 bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet. Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den sein Herr gesetzt hat über sein Gesinde, daß er 46 ihnen zu rechter Zeit Speise gebe? Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn So aber 49 jener, der böse Knecht, wird in seinem Herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht; und Christi letzte Leidensverkündigung. 107 50 51 OTDOSJCDOIOINIHO fähet an zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenem So wird der Herr desselben Knechtes kommen an dem Tage, des; er sich nicht versiehet, und zu der Stunde, die er nicht meinet; und wird ihn zerscheitern und wird ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlernz da wird sein Heulen und Zähnklappem Kap· 25. Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus dem Bräutigam entgegen. Aber fünf unter ihnen waren thöricht, und fünf waren klug. u. 4 Die thörichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen nicht Oel mit sich. Die Klugen aber nahmen Oel in ihren Gefäszen, sammt ihren Lampen. Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläsrig und entschliefein Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen. Da stunden diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen. Die thörichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Oel, denn unsere Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nicht also; auf daß nicht uns und euch gebreche. Gehet aber hin zu den Krämern und kauft für euch selbst. Und da sie hin- gingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und welche bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Thüre ward verschlossen. Zuletzt kamen -auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, thue uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich ich sage euch, ich kenne euer nicht. Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird. Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeih und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeitz und werden vor ihm alle Völker versammelt werden, und er wird sie von einander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe den Böcken scheidet; und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken· Da wird dann der König sagen zu denen zu feiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeiset; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränket; ich · bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherberget. Jch bin nackend gewesen und ihr habt I. alle mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besuchet; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir kommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: HErr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeiset? oder durstig und haben dich getriiUketP Wann haben wir dich einen Gast gesehen und beherberget? oder nackend und haben dich bekleidet? u. 40 Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir kommen? Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr gethan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Jch bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeiset; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränket. Jch bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherberget; ich bin nackend gewesen, und ihr haht mich nicht bekleidet; ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besuchet. Da werden sie ihm auch ant- worten und sagen: HErr, wann haben wir dich gesehen hungrig, oder durstig, oder einen Gast, oder nackend, oder krank, oder gefangen, und haben dir nicht gedienet? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht gethan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht gethan. Und sie werden in die ewige Pein gehen; aber die Gerechten in das ewige Leben. §. 110. Letzte Leidensverktiudigung Christi und des Hohenrathes Beschluß. Matth 26. Mark. 14. Las. 22. Und es begab sich, da Jesus diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: 2. Tagen Ostern wird; Menschen Sohn wird überantwortet Jhr wisset, daß nach zween l. Und nach zween Ta en l. Es war aber nahe das Fest nnd des g war Ostern und die Tage der sü en der süßen Brode, das da Ostern Brode. » heißt. werden, daß er gekreuziget werde. 108 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. ——— VI. Abschnitt. Z. Da versammelten sich die Hohenpriester und Schrift elehrten und die Aeltesten im Vol in dem Palaste des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas; 4. Und hielten einen Rath, wie sie Jesum mit List griffen und tödteten. 5. Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volke! Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und tödteten. L. Sie sprachen aber: Ja ni t auf das Fest, daß nicht ein Au - ruhr im Volke werde! Gusamnieiifafsung der Zbekichteh 2. Und die Hohenpriester und Schristgelehrten trachteten, wie sie ihn töteten; und fürchteten sich vor dem Volke. Und es begab sich, da Jesus alle seine Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: Jhr wisset, daß nach zween Tagen Ostern wird, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, daß er gekreuziget werde. Da versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Aeltesten im Volk in dem «Palast des Hohenpriesters der da hieß Kaiphas, und hielten Rath, wie sie Jesum mit List griffen und tödteten. »Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk. §. 111. Judii Vertrag mit den Hohenpriesterm Markt» 2s. 14. Da ging hin der Zwölfen einer, mit Namen Judas Jscha- rioth, zu den Hohenpriefternx 15. Und sprach: Was wollt ihr mir geben? Jch ·will ihn euch verrathen. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. 16. Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn ver- riethe. (Mittwoch den 5· April) Mark. 14. 10. Und Judas Jscharioth, einer von den Zwölfem ing hin zu den Hohenpriefteriy da er ihn ver- riethe. 11. Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen ihm das Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn verriethe. Ousammenfiissung ver Bericht-«) LUL 22. 3. Es »war aber der Satanas efahren in den Judas, genannt Js arioth, der da war aus der Za l der Zwöife. sz Und er ging hin und redete mit den Hohenprie tern· und mit den Hauptleutem wie er ihn wollte ihnen überantworten. · Und sie wurden froh, und gelobten ihm Geld zu geben. s. Und er versprach sich, und suchte Gelegenheit, daß er ihn über- antwortete ohne Rumor. Es war aber der Satanas gefahren in Judas, genannt Jscharioth, der da war aus der Zahl der Zwölfr. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleutem daß er ihn verriethe, und sprach: Was wollt ihr mir geben? ich will ihn euch verrathen. Da sie das höreten, wurden sie froh; und sie boten ihm 30 Silberlinge, und er versprach sich. Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn überantworte ohne Rumon §. 11.-z. Die Bereitung des Passamahls. (Donnerstag den 26. April) Mark. 14. 12. Und am ersten Tage der Luk. 22. 7. Es kam nun der Tag der süßen Probe, da man das Ofter- süßen. Brode, auf welchen man lamm opferte, sprachenseine Jünger mußte opfern das Osterlamm zu ihm: Wo w1llst du, daß wir 8. Und er sandte Petrum und Osterlamm u essen? hingehen und bereiten, daß du das Johannem und sprach: Gehet hin, 18. Er sprach: Gehet hin iti Qsterlamm efsest? bereitet uns das Oterlanim, auf die Stadt zu einem und prechet zu 13. Und er sandte seiner Jünger daß wir es essen. i m: Der Meister läßt ir sagen: ween und sprach zu ihnen: Gehet 9. Sie a er sprachen zu ihm: eine Zeit ist hier, ich will bei dir in in die Stadt, und es wird euch Wo willst du, aß wir es be- Ostern halten mit meinen Jüngern. ein Mensch begegnen, der trägt reiten? Matth· 26. 17. Aber am er ten Tage der gißen Brode traten ie Jiingerxlzu esu und sprachen zu ihm: o willst du, daß wir dir bereiten das Judä Vertrag mit den Hohenpriestern Die Bereitung des Passamahls. 109 II. Und die Jünger thaten, einen Krug mit Wasser; folget 10. Er sprach zu ihnen: Siehe, wie ihnen Jesus befohlen hatte, ihm nach. wenn ihr hineinkommt in die und bereiteten das Osterlamm 14. Und wo er eingehet, da Stadt, wird euch ein Mensch be- sprechet zu dem Hauswirtht Der egnen, der trägt einen Wasserkrugx glieisshtlikßt dir FIgenFt Wo ist Its Gast aus, darinnen ich Folget ihm lzukch in das Haus, da as er amm e e mi meinen ün ern er inein e e · 15. Und er wird euch einen grgßen Saal zeigen, der 1h1. Uäd aget zu dem Haus- gepflastert und bereitet ist; daselbst richtet für uns zu. Inn: Der eister läßt dir sagen: 16· Und die Jünger gingen aus und kamen in die o ist die Herberge, darinnen ich Stadt, und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und be- das Osterlamm essen möge mit mei- reiteten das Osterlamm nen Jüngern? 12. Und er wird euch einen großen gepflasterten Saal zeigen; daselbst bereitet es. 13. ie gingen hin und fanden, wie er ihnen ge- sagt hatte; und bereiteten das Osterlamm Eusummtnsassung de: Her-inne) Aber am ersten Tage der süßen Brode, auf welchen man mußte opfern das Osterlamm, traten die Jünger zu Jesu und sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir dir bereiten das Osterlamm zu essenii Und er sandte Petrum und Johannem, und sprach: Gehet hin in die Stadt; siehe, wenn ihr hineinkommt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug. Folget ihm nach in das Haus, da er hineingehet, und sprechet zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist hier, ich will bei dir die Ostern halten mit meinen Jüngern. Und er wird euch einen großen gepflasterten Saal zeigen; daselbst bereitet es. Sie gingen hin und fanden, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm §. 113. Die Feier des Passa und die Einsetzung des heil. Abendmahls Luk. 22. 14 u. 15 Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder und die zwölf Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlanget, das Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide. Denn ich sage euch, daß ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis daß erfüllet werde im Reiche Gottes. 24 Es erhub sich aber ein Zank unter ihnen, welcher unter ihnen sollte für den Größesten gehalten 25 werden· Er aber sprach zu ihnen: Die weltlichen Könige herrschen und die Gewaltigen heißt 26 man gnädige Herren. Jhr aber nicht also! Sondern der Größeste unter euch soll sein wie der 27 Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener. Denn welcher ist der Größeste? Der zu Tische sitzt, oderD der da dienet? Jst es nicht also, daß der zu Tische sitztP Jch aber bin unter euch wie ein teuer. Joh. 13· Und Jesus stund vom Abendmahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und um- gürtete sich. Darnach goß er Wasser in ein Becken, hub an den Jüngern die Füße zu waschen und trocknete sie mit dem Schurz, damit er umgürtet war. Da kam er zu Simon Petro; und derselbe sprach zu ihm: HErr, solltest du mir meine Füße waschen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich thue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen· Jesus antwortete ihm: 9 Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Theil mit mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: 10 HErr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt. Spricht Jesus zu ihm: 11 Wer gewaschen ist, der darf nicht, denn die Fiiße waschen, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein; aber nicht alle. Denn er wußte seinen Verräther wohl; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein, 12 Da er nun ihre Füße« gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder, und 13 sprach abermal zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch gethan habe? Ihr heiszet mich Meister und 14 HErr, und saget recht daran, denn ich bin es auch. So nun ich, euer HErr und Meister, euch 15 die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen. Ein Beispiel 16 habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: OOSICIOIIP 110 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. — VI. Abschnitt. Der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr, noch der Apostel größer, denn der ihn gesandt hat. 17 u. 18 So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr es thut. Nicht sage ich von euch allen; ich 19 weiß, welche ich erwählet habe; sondern daß die Schrift erfüllet werde (Ps. 41, 10.): Der mein Brod isset, der tritt mich mit Füßen. Jetzt sage ich es euch, ehe denn es geschieht, auf daß, 28 wenn es geschehen ist, ihr glaubet, daß ich es bin. (Luk. 22, 28 ff. :) Jhr aber seid es, die ihr 29 beharret habt bei mir in meinen Anfechtungen. Und ich will euch das Reich bescheiden, wie 30 mir’s mein Vater beschieden hat; daß ihr essen und trinken sollt über meinem Tisch in meinem Reich, und sitzen auf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Jsraels. (Joh.13, 20:) 20 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer aufnimmt, so ich jemand senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Matth 26. Mart. 14. Luk. 22. Joh. 13. 21. Und da sie aßen, 18. Und als sie zuTische 17. Und er nahm den 21. Da Jesus solches sprach er: Wahrlich, ich Kelch, dankete und sprach: sage euch, einer unter euch wird mich verrathen! « . Und sie wurden sehr betrübt und huben an ein jeglicher unter inen und sag-sein zu ihm: Err, bin i 23. Er antwortete und sprach: Der mit der Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich ver- rathen. 24. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben stehet; doch we e dem Menschen, durch we chen des Menschen Sohn verrathen wird! Es wäre ihm besser, daß derselbe Mensch noch nie geboren wäre. gczßen und aßen, sprach Jesus: ahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mir ißt, wird mich verrathen! 19. Und siewurdentrau- rig und sagten zu ihm, einer nach demandern:Bini ’s? Und der andere: Bin i ’s? 20. Er antwortete und spraZ zu ihnen: Einer aus den wölfen, der mit mir in die Schüssel tau et. 21. Zwar des enschen Sohn gehet hin, wie von ihm geschrieben stehet; wehe aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verrathen wird! Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre. 25. Da antwortete Judas, der ihn ver- rieth, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es. Nehmet denselben und theilet ihn unter euchx 18. Denn ich sage euch, ich werde nicht trinken von dem Gewächs des Wein- Fels, bis das Reich Gottes omme. 21. Doch siehe, die Hand meines Verräthers ist mit r mir über Tische. . Und zwar des Men- schen Sohn gehet hin, wie es beschlo sen ist. Doch wehe demselben Menschen, durch welchen er verrathen wird! 23. Und sie fingen an zu fragen, unter sich selbst, welcher es doch wäre unter ihnen, der das thun würde. gesagt hatte, ward er etrübt im Geiste, und zeugete u. sprach: Wahr- lich, wahrlich ich sage euch: Einer unter euch wird mich verrathen! 22. Da sahen sich die Jünger unter einander an, und ward ihnen bange, von welchem er edete. 23. Es war aber einer unter seinen Jün- gern, der zu Tische saß, an der Brust Jesu, welchen Jesus lieb hatte. 24. Dem winkte Si- mon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem er sagte. 25. Dennderselbela an der Brust Jesu« un sprach zu ihm: HEry wer ist es? 26. Jesus antwortete: Der ist es, deni ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bis en ein und gab ihn Juda Simonis Jscharioth. 27. Und nach dem du thust, das thue bald. 28. Dasselbe aber wußte niemand über dem Tische, wozu er es ihm sagte. 29. Etliche meinten, dieweil Judas den Beutel was uns noth ist auf das Fest; oder, daß er den issen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was atte, Jesus spräche zu ihm: Kaufe, rinen etwas gäbe. 30·N F? er nun den Bissen genommen hatte, ging er sobald hinaus. Und es war a . 3l. Da er aber hinausgegangen war, spricht Jesus: Nun ist des Menschen Sohn verkläret, und Gott ist verkläret in ihm. 32. Jst Gott verkläret in ihm, so wird ihn Gott auch verklären in ihm selbst, und wird 26. Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brod, dankte und brach es, und zab es den Jüngern und -vrach: Nehmet, essetz das st mein Leib. » 27. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: 28. Trinket alle daraus; das ist mein Blut des neuen Tesstamentz welches ver- osen wird für viele« zur ergebimg der Sünden. ihn bald verklären. 22. Und indem sie aßen, nahm Jesus das, Brod, dankte und brach es und ab es ihnen und Mach: egineh esetx das ist mein Lei . · 23. Und nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und tranken alle da- raus- 24. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des« neuen Testament-s, das für viele vergessen wird. 19. Und er nahni das Brod, dankte und brach es, und gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das thut zu meinem Ge- dächtniß 20. Desselbigengleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl, und sprach: Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blute, das für euch ver- gossen wird. Die Passafeier und die Einsetzung des heil. Abendmahls. 111 29. Jch sage euch: Jch 25. Wahrlich, ich sa e werde von nun an ni t euch, daß ich hinfort ni t mehr von diesem Gewäch e trinken werde vom Gewächs des Weinstocks trinken, bis des Weinstocks, bis auf den an den Tag, da ich es neu Tag, da ich es neu trinke trinken werde mit euch in in dem Reiche Gottes. meines Vaters Reich. Jo . 13. 33. Liebe Kindlein, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Jhr wer et mich suchen, und, wie ich zu den Juden sagte, wo ich hin ehe, da könnt ihr nicht hinkommen 34 Und ich sage euch nun: Ein neu Ge ot gebe ich euch, daß i r euch unter ein- ander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander lie habet. 35. Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt.- 36. Spricht Simon Petrus zu ihm: HEry wo gehest du hin? Jesus antwortete ihnkx fDa ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir hernach- ma s o en. 37. Lssetrus spricht zu ihm: HErr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Jch will mein Leben für d1ch lassen. 38· Jesus antwortete ihm: Solltest du dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Der Hahn wird nicht frühen, bis du mich dreimal habest verleugnet. L k 22 u. ·. II. Der HErr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satanas hat euer begehret, daß er euch möchte sichten, wie den Weizen. 32. J aber habe für dick? gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre Und wenn du dermaleint dich bekehrest, so tärke deine Brüder. 33. Er sprach aber zu ihm: HErr, ich bin bereit, mit dir in’s Gefängniß und in den Tod zu gehen. 34. Er aber sprach: Petrus, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, ehe denn du dreimal verleugnet hast, daß du mich kennest. 35. Und er sprach zu ihnen: So oft ich euch gesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch Je Mangel gehabt? Sie sprachem Nie keinen. 36. Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, des- selbeäckgleichen auch die Tasche. Wer aber nicht hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein wert. 37. Denn ich sage euch: Es muß noch das auch vollendet werden an mir, das bge- schrieben steht: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Denn was von mir geschrie en ist, das Bat kein Ende. 38. ie prachen aber: HErr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: s ist genug! Ousammensieltung der Berichte) Und er nahm den Kelch, dankete und sprach: Nehmet denselbigen und theilet ihn unter euch! Denn ich sage euch: Jch werde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes komme. Doch siehe, die Hand meines Verräthers ist mit mir über Tische! Und er ward betrübt im Geist, und zeugete und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verrathen! Da sahen sich die Jünger unter einander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete, und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s? und der andere: Bin ichs? Er sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel tauchet. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von ihm geschrieben steht; wehe aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verrathen wird! Es wäre selbigem Menschen besser, daß er nie geboren wäre. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus lieb hatte;. dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem er sagete. Derselbige nun legte sich noch näher an die Brust Jesu, und sprach zu ihm: HErr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein, und gab ihn Juda Simonis Jscharioth. Da antwortete Judas, der ihn verrieth, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagest es; und der Satan fuhr in ihn. Da sprach Jesus weiter zu ihm: Was du thuest, das thue bald! Dasselbige aber wußte niemand über dem Tische, wozu er’s ihm sagte. Etliche meineten, dieweil Judas den Beutel hatte, Jesus spräche zu ihm: Kaufe, was uns noth ist aus das Fest; oder, daß er den Armen etwas gäbe. Da er nun den Bissen genommen hatte, ging er sobald hinaus. Und es war Nacht Da aber Judas hinausgegangen war, spricht Jesus: Nun ist des Menschen Sohn verkläret, und Gott ist verkläret in ihm. Jst Gott verkläret in ihm, so wird ihn Gott auch verklären in ihm selbst, und wird ihn bald verklären. i 112 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. — VI. Abschnitt. Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brod, dankete und brach’s, und gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet, esset! das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das thut zu meinem Gedächtniß Desselbigengleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl, und sprach: Trinket alle daraus! dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Ver- gebung der Sünden; solches thut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtniß. Liebe Kindlein! ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Jhr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte, wo ich hingehe, da könnet ihr nicht hinkommen, so sage ich’s nun auch euch. Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe, auf daß auch ihr einander lieb habet. Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habet. Spricht Simon Petrus zu ihm: HErr, wo gehest du hin? Jesus antwortete ihm: Da ich hin- gehe, kannst du mir dies Mal nicht folgen; aber du wirst mir hernachmals folgen. Petrus spricht zu ihm: HErr, warum kann ich dir dies Mal nicht folgen? Jch will mein Leben für dich lassen. Jesus antwortete ihm: Solltest du dein Leben für mich lassen? Simon, Simon! siehe, Satanas hat euer begehret, daß er euch möchte sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrest, so stärke deine Brüder. Er aber sprach zu ihm: HEry ich bin bereit, mit dir in’s Gefängniß und in den Tod zu gehen. Er aber sprach: Petre, ich sage dir, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe denn du dreimal verleugnet hast, daß du mich kennest. Und er sprach zu ihnen: So oft ich euch gesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nie keinen! Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desselbigengleichen auch die Taschez wer aber nicht hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Es muß noch das auch voll- endet werden an mir, das geschrieben steht: er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende. Sie sprachen aber: HErr, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug! — Und sie sprachen den Lobgesang. §. 114. Reden Jesn mit den Jüngern und das hohepriesterliche Gebet. (Von 9——12 Uhr Nachts) Joh. 14. 1 Und er sprach zu seinen Jüngern: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubet ihr an Gott, so glaubet 2 ihr auch an mich. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, 3 so wollte ich zu euch sagen: Jch gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und ob ich hinginge, euch die Stätte zu bereiten, will ich doch wieder kommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, das wisset ihr, und den Weg wisset ihr auch. Spricht zu ihm Thomas: HErr, wir wissen nicht, wo du hingehest; und wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Jch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater; und von nun an kennet ihr ihn und habt ihn gesehen. Spricht zu ihm Philippus: HErr, zeige uns den Vater, so genüget uns. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennest mich nicht? Philippe, wer mich sieht, der siehet den Vater. Wie sprichst du denn: Zeige uns 10 den Vater? Glaubst du nicht, daß ich»im Vater, und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnet, derselbe l! thut die Werke. Glaubet mir, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet 12 mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch, wer an mich glaubet, der 13 wird die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere, denn diese, thun; denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun, auf daß der Vater 14 geehret werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun. 15 u. 16 Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote. Und ich will den Vater bitten, und er soll euch 17 einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich; den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfahen; denn sie siehet ihn. nicht und kennet ihn nicht. Jhr« aber kennet 18 ihn, denn er bleibet bei euch und wird in euch sein. Jch will euch nicht Waisen lassen , ich 19 komme zu euch. Es ist noch um ein Kleines, so wird mich die Welt nicht mehr sehen; ihr aber 20 sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. An demselben Tage werdet ihr er- OØQCICIIP 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 b—- CIQI Bd? 16 17 18 19 20 Reden Jesu mit den Jüngern. 113 kennen, daß ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch. Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebet. Wer mich aber liebet, der wird von meinem Vater geliebet werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Spricht zu ihm Judas, nicht der Jscharioth: HErr, was ist es, daß du uns dich willst offenbaren und nicht der Welt? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebet, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Solches habe ich zu euch geredet, weil ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, derselbe wird es euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt giebt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Jhr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Jch gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich euch gesagt habe: Jch gehe zum Vater; denn der Vater ist größer, denn ich. Und nun habe ich es euch gesagt, ehe denn es geschieht, aus daß, wenn es nun geschehen wird, ihr glaubet. Ich werde hinfort nicht viel mehr mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt; und hat nichts an mir. Aber aus daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe, und ich also thue, wie mir der Vater geboten hat; stehet aus und lasset uns von hinnen gehen. u. 2 XV. Jch bin ein rechter Weinstock, und mein Vater ein Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, wird er wegnehmen, und einen jeglichen, der da Frucht bringet, wird er reinigen, da er mehr Frucht bringe. Jhr seid jetzt rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie der Rebe kann keine Frucht bringen von ihm selber, er bleibe denn am Weinstock; also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibet, und ich in ihm, der bringet viele Frucht; denn ohne mich könnet ihr nichts thun. Wer nicht in mir bleibet, der wird weggeworfen, wie ein Rebe, und verdorret, und man sammelt sie, und wirft sie in’s Feuer, und muß brennen. So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darinnen wird mein Vater geehrt, daß ihr viele Frucht bringet, und werdet meine Jüngesz Gleichwie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch; bleibet in meiner Liebe. So ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Solches rede ich zu euch, aus daß meine Freude in euch bleibe, und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, daß ihr euch unter einander liebet, gleichwie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Jhr seid meine Freunde, so ihr thut, was ich euch gebiete. Jch sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr thut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kund gethan. Jhr habt mich nicht erwählet; sondern ich habe euch erwählet und gesetzt, daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe; auf daß, so ihr den Vater bittet in"meinem Namen, er es euch gebe. Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebet. So euch die Welt hasset, so wisset, daß sie mich vor euch gehasset hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb; dieweil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählet, darum hasset euch die Welt. Gedenket an mein Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer, denn sein Herr. Haben sie mich verfolget, sie werden euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten. Aber das alles werden sie euch thun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. Wenn ich nicht kommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen. Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater. Hätte ich nicht die Werke gethan unter ihnen, die kein Anderer gethan hat, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie es gesehen, und hassen doch, beide, mich und meinen Vater. Doch, daß erfüllet werde der Spruch, in ihrem Gesetze geschrieben: Sie hassen mich ohne Ursach. Wenn aber der Trösterkommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater aus-gehet, der wird zeugen von mir. Und ihr werdet auch zeugenz denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen. u. 2 XVL Solches habe ich zu euch geredet, daß ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bann thun; es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tödtet, wird meinen, er thue Gott einen Dächskksg Biß-usw. (VI.) MS- I. 2. SupplemendBogen 8 114 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu er. —— VI. Abschnitt. 3 Dienst daran. Und solches werden sie euch darum thun, daß sie weder meinen Vater noch mich 4 erkennen. Aber solches habe ich zu euch geredet, auf daß, wenn die Zeit kommen wird, ihr daran gedenket, daß ich es euch gesagt habe. Solches aber habe ich euch von Anfang nicht 5 gesagt; denn ich war bei euch. Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und 6 niemand unter euch fragt mich: Wo gehest du hin? Sondern dieweil ich solches zu euch geredet 7 habe, ist euer Herz voll Trauerns worden. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. So ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn derselbe kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht: Um die Sünde, daß sie nicht glauben 10 an mich; um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe, und ihr mich hinfort nicht sehet; 11 u. 12 um das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Jch habe euch noch viel zu sagen, 13 aber ihr könnet es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selbst reden, sondern was 14 er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe 15 wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, 16 was der Vater hat, das ist mein; darum habe ich gesagt: Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkündigen. Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein 17 Kleines, so werdet ihr mich sehen; denn ich gehe zum Vater. Da sprachen etliche unter seinen Jüngern untereinander: Was ist das, das er saget zu uns: Ueber ein Kleines, so werdet ihr 18 mich nicht sehen, und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen, und daß ich zum Vater gehe? Da sprachen sie: Was ist das, das er saget: Ueber ein KleinesTD Wir wissen nicht, was 19 er redet. Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Davon sraget ihr untereinander, daß ich gesagt habe: Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und 20 aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Jhr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr aber werdet traurig sein, doch eure 21 Traurigkeit soll in Freude verkehret werden. Ein Weib, wenn sie gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist kommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die 22 Angst, um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist. Und ihr habt auch nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll 23 niemand von euch nehmen. Und an demselben Tage werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er 24 es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen; bittet, so werdet ihr nehmen, 25 daß eure Freude vollkommen sei. Solches habe ich zu euch durch Sprüchwort geredet; es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprüchwort mit euch reden werde, sondern euch frei 26 heraus verkündigen von meinem Vater. An demselben Tage werdet ihr bitten in meinem 27 Namen; und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will. Denn er selbst, der 28 Vater, hat euch lieb, darum daß ihr mich liebet und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin. Jch 29 bin vom Vater ausgegangen und kommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum 30 Vater. Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und sagst kein Sprüchwort. 31 Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, daß dich jemand frage. Darum glauben wir, 32 daß du von Gott ausgegangen bist. Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubet ihr. Siehe, es kommt die Stunde, und ist schon kommen, daß ihr zerstreuet werdet, ein jeglicher in das Seine, und 33 mich allein lasset. Aber ich bin nicht allein, sondern der Vater ist bei mir. Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habt. Jn der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. OOO xVlL Solches redete Jesus, und hub seine Augen auf gen Himmel uud sprach: Vater, die Stunde ist hie, daß du deinen Sohn verklärest, auf daß dich dein Sohn auch verkläre; gleichwie du ihm Macht gegeben über alles Fleisch, auf daß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, daß du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. Jch habe dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es thun sollte. Und nun verkläre mich, du Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Jch habe deinen Namen geoffenbaret den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du 7 hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort behalten. Nun wissen sie, daß alles, was du 8 mir gegeben hast, sei von dir. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen mouss- ww- Das hohepriesterliche Gebet Jesu. 115 gegeben; und sie haben es angenommen und erkannt wahrhaftig, daß ich von dir ausgegangen bin, und glauben, daß du mich gesandt hast. 9 Jch bitte für sie, und bitte nicht für die Welt, sondern sür die, die du mir gegeben hast, denn 10 11 12 sie sind dein. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verkläret. Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie Eins seien, gleichwie wir. Dieweil ich bei ihnen war in der Welt, erhielt ich sie in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahret, und ist keiner von ihnen verloren, ohne das verlorne Kind, daß die Schrift erfüllet würde. Nun aber komme ich zu dir, und rede solches in der Welt, aus daß sie in ihnen haben meine Freude vollkommen. Jch habe ihnen gegeben dein Wort, und die Welt hasset sie; denn sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin. Jch bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt u. 18 bin. Heilige sie in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Jch heilige mich selbst für sie, aus daß auch sie geheiliget seien in der Wahrheit. Jch bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden; auf daß sie alle Eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir; daß auch sie in uns Eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeih die du mir gegeben hast, daß sie Eins seien, gleichwie wir Eins sind. Jch in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in Eins, und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebest. Vater, ich will, daß wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt gegründet ward. Gerechter Vater, die Welt kennet dich nicht; ich aber kenne dich, und diese erkennen, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kund gethan, und will ihnen kund thun, auf daß die Liebe, damit du mich liebest, sei in ihnen, und ich in ihnen. Muth. 26. 30. Und da sie den Lob- gesang gesprochen hatten gin- gen sie hinaus an denOelberg. 31. Da sprach Jesus zu ihnen: Jn dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern; denn es stehet ge- §. us. Der Seelenkampf in Gethsemanr. (Freitag den 7. April, von Mitternacht bis 1 Uhr früh.) Mark. 14. 26. Und da sie den Lob- gesang esprochen hatten, gingen si elberg. 27. Und Jesus sprach zu ihnen: Jhr werdet euch in dieser Nacht alle an mir olgten ihm Luk. 22. 39. Und er ging hin- aus nach seiner Gewohn- e hinaus an den heit an den Oelberg Es aber seine Jünger nach an denselbigeii Ort. - Joh. 18. I. Da Jesus solches geredet hatte, gin er hinaus mit seinen ün- gdern über den Vach ·dron; da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jüngers. schrieben: Jch werde den ärgern; denn es stehet ge- Judas aber, der "irten schla en, und die schrieben: Jch werde den ihn verrieth, wußte den chafe der eerde werden irten schlagen, und die Ort auch; denn Jesus sich zerstreuen. 32. Wenn ich aber auf- erstehe, will ich vor euch hingzehen in Galiläa 3 . Petrus aber ant- wortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern. 34. Jesus sprach zu ihm: Wahrli , ich sage dir: Jn dieser acht, ehe der Hahn kräheh wirst du mich drei- ma verleugnen. 35. Petrus sprach zuihmt Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen. Desgleichensak ten auch alle Sänger. chafe werden sich zer- streuen. 28. Aber nachdem ich auferstehe, will ich vor euch hingehen in Galiläm 29. Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie si alle ärgerten, so wollte doch ich mich ni t ärgern. » 303 Und Jesus sprach zu ihm: Wahr- lich, ich sage dir: Heute, in dieser NaFht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, wirst du mich dreimal verleugnen. 31. Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich auch mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen. Desselbigen gleichen sagten sie alle. versammelte sich oft da- selbst mit seinen Jün- gern. sc 116 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. —- V1. Abschnitt. Matth 26. 36. Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethse- mane; und sprach zu seinen Jun- gern: Setzet euch hie, bis daß ich dorthin gehe und bete. 37. Und na m zu sich Petrum nnd die zween öhne Zebedäi, und sins an zu trauern und zu zagen· 8. Da spraih Jesus zu ihnen: Meine Seele ist etrübt bis an den Tod; bleibet hie und wachet mit mir. 39. Und ing hin ein wenig, fiel nieder an? fein Angesicht, und betete und sprach: Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kel von mir; doch nicht wie ich wi , sondern wie du willst! 40. Und er kam zu seinen Jüngern und and sie schlasend, und sprach zu etro: Könnt ihr denn nicht Eine Stunde mit mir wachen? 41. Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet; der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach· « 42. Zum andern Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist es nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich Etåizåke ihn denn, so geschehe dein i e. 43. Und er kam und fand sie 44. Und er ließ sie und ging abermal hin und betete zum dritten Male, und redete dieselben Worte. 45. Da kam er zu seinen Jün- ern und spra zu ihnen: Ach, Ivollt ihr nun .s lasen und ruhen? Feiehfech die gtiändeist hie, ges en en on in er uner Hiiziäde igverkzintwthrtlietssttzirds h . te etau a e un ge en« siehe, er ist da, der mich verräth « Mark. 14. 32. Und sie kamen zu dem Hofe mit Namen Gethsemane; und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hie, bis ich hingehe und bete. Luk. 22. 40. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Vetet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet. 33. Und nahm zu sich Petrum und Jakobum und Johannemx und fing an zu zittern und zu zagen. · 4. Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist be- trübt bis in den Tod; wachet. 35. Und ing ein wenig fürbaß, fiel auf die rde und betete, daß, so es möglich wäre, die Stunde voriiberginge 36. Und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs; doch niikt was ich will, sondern was du w· st! 37. Und kam und fand sie schlafend· und sprag zu Petrm Simon, fchkiifst du? exmischtest du nicht Eine Stunde zu wachen? 38. Wa et und betet, daß ihr nicht in ersuchung fallet; der Geisst ist willig, aber das Fleisch ist chwach. 39. Und gin wieder hin, und betete und spra dieselbigen Worte. 40. Und kam wieder und fand sie abermal schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, uud wuß- ten nicht, was sie ihm antworteten. enthaltet euch hie und 41. Und er riß fsich von ihnen, bei einem Steinwur , und knieete nieder, betete, 42. Und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! abermal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlass 43. Es erschien ihm aber ein Enge! vom Himmel und stärkte ihn. 44. Und es kam, daß er mit dem Tode ran und betete heftiger; es ward aber sein Schwei wie Blutstropfem die fielen auf die Erde. 41. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun s lasen und ruhen? Es ist enug; die Stunde ist kom- wen. iehe, des Menschen Sohn wirdd überantwortet in der Sünder an e. - 42. Stehet aus, lasset uns gehen; siehe, der mich verräth ist nahe. Gusammenfassung de: Perichteh 45· Und er stund auf von dem Gebet, und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlasend vor Trau- rigkeit; 46· Und spra zu ifhnem Was schlafet ihr? Ste et au und betet, kiullf tdaß ihr nicht in Anfechtung a e. Da Jesus solches geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verrieth, wußte den Ort auch; denn Jesus versammelte sich oft daselbst mit seinen Jüngern. Und Jesus sprach zu ihnen: Jhr werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern; denn es stehet geschrieben: Jch werde den Hirten schlagen, und die Schase der Heerde werden sich zerstreuen. Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen in Galiläa Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, Der Seelenkampf in Gethsemane. 117 wirst du mich dreimal verleugnen. Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich auch mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen. Desselbigengleichen sagten auch alle Jünger- Und sie kamen zu dem Hofe, mit Namen Gethsemanez und er sprach zu ihnen: Setzet euch hie, bis ich hingehe und bete. Und nahm zu sich Petrum und die zween Söhne Zebedäi, und sing an zu trauern und zu zagen, und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hie und wachet mit mir. Und er riß sich von ihnen und ging ein wenig fürbaß, bei einem Stein- wurf, knieete nieder und fiel auf sein Angesicht und betete, daß, so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater! es ist dir alles möglich, überhebe mich dieses Kelchsz doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und es kam, daß er mit dem Tode rang, und betete heftiger; es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend, und sprach zu Petro: Simon, schläfest du? vermöchtest du nicht Eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet; der Geist ist»willig, aber das Fleisch ist schwach. Und er ging hin zum andern Mal, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille. Und er stund auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern, und fand sie abermal schlafend vor Traurigkeit, und ihre Augen waren voll Schlas’s, und wußten nicht was sie ihm antworteten. Und er ließ sie, und ging abermal hin und betete zum dritten Mal, und redete dieselbigen Worte. Und er kam zum dritten Mal zu den Jüngern, und sprach zu ihnen: Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug! siehe, die Stunde ist hie, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Stehet auf, lasset uns gehen! siehe, er ist da, der mich verräth. §. 116. Iesu Gefangcnnehmung Mark. 14. Luk. 22. Mattkx 26. Ich. 18. 47. Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, dcr Zwölfen einer, und mit ihm eine große Schaar mit Schwertern und mit Stan- gen, von den Hohen riekstern und Aeltesten des ol s. 48. Und der Verräther hatte ihnen ein Zei en ge- geben und gesagt: el en ich küssen werde, der it’s, den greifet. 49. Und alsobald trat er zu Jesu und s rach: Ge- gtrüßet seist du, abbi! und "ßte ihn. 50. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du kommen? wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: 43. Und alsobald, da er noch redete, kam herzu Ju- das, der Zwölfen einer, und eine große Schaar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohen- priestern und Schriftgelehr- ten und Aeltesten. 44. Und der Verräther hatte ihnen ein Zeichen e- geben und gesagt: Wel en ich küssen werde, der ist es, den reifet und führet ihn gewiß. 45. Und da er kam, trat er bald zu i m und sprach zu im: abbi, Rabbi! und iissete ihn. suchet ihr? · » » » Sie antworteten ihm: Jesum von Nazareth. Jesus spricht zu ihnen: Jch laws. 5- Jiädas aber, der i 7«. ssgkssssgkzsssg Als nun Jekfus zu ihnen Da fragte er sie abermal: toten, die du mir gegeben hast. n verrieth, stund au EIN: ch bin’s; wichen en 47. Da er aber no s. redete, siehe, die Schar un einer von den Zwölfen, ge- ganntJudaT ging vor ihnen er; . . . . ihn zu küs n. · 48. Je us aber sprach zu Am: Juda, verrathst du des enschen Sohn mit einem Kuß? und nahete sich zu Jesu, e bei ihnen. Da nun Judas zu sich hatte genommen die— Schaar und der Hohe- priester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mitFackelm Lampen und mit Waffen. 4. Als nun Je us ie zurück und fielen zu Boden. suchet ihr? Sie aber sprachem Jesum von Nazareth. 8. Jesus antwortete: Jch habe es euch gesagt, daß ich es sei; suchet ihr denn mich, ehen. aß das Wort erfiillet würde, das er sagte: Jch habe der keinen ver« en. 118 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. ——— VL Abschnitt. Markt» As. Da traten sie hinzu und legten die Hän e an Jefum und griffen ihn. 51. Und siehe, einer aus denen, die mit Jesu waren, reckte »die Hand aus und zog sein Schwert aus, und chlu des Hohenpriesters Kne tb und hieb ihm ein r a 52. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert nimmt, der soll durch’s Schwert umkommen. 53. Oder meinest du, daß Mark. 14. 46. Die aber legteni re Hände an ihn und gri en ihn. 47. Einer aber von denen, die dabei stunden, og sein Schwert aus und fchlu des Hohenpriesters gne t und hieb · « ihm ein hr ab. Luk. 22. 49. Da aber sahen, die um ihn waren, was da werden wollte, sprachen sie zu ihm: HErr, sollen wir mit dem Schwerte drein- schlagen? schka länd egier aus ihnen u es o enprieters Knecgt und hie? rechtes Ohr ab. 51. Jesus aber antwor- tete und sprach: Laßt sie doch so ferne machent Und er rührete sein Ohr an und heilete ihn. ihm sein .Joh. 18. 10. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus, und schlug nach des Hohenpriefters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus. II. Da sprach Jesus zu Petro: Stecke dein Schwert in die Scheide. Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zus ickte mehr denn zwölf Legionen Engel? 54. Wie würde aber die Schrift erfiillet? Es mu also geschehen. 55. ZuderStundesprach Jesus zu den Scharen: Jhr seid ausge angen als zu einem Mör er mit Schwer- tern und mit Stangen, mich 48. Und Jesus antwor- tete und sprach zu ihnen: Jhr seid aus egangen als u einem örder mit chwertern und mit Stan- 52. Jesus aber sprach zu den Hohen- priestern und den Aeltesten, auptleuten des Tempels und ie über ihn kommen waren: Jhr seid als zu einem Mörder mit Schwer- tern und mit Stangen ausgegangen. zu sahen« bin ich doch täg- lich gese7sen bei euch und habe geehret im Tempel, und ihr habt mich nicht ge- gri en. 56. Aber das ist alles geschehen daß erfüllet wür- en die Propheten. Da ver- ließen ihn alle Jünger und flohen. gen, mich zu sahen. 49. Jch bin täglich bei 53. Jch bin täglich bei euch im Tempel euch im Tempel gewe en gewesen, nnd ihr abt keine Hand an mich gelegt; aber dies ist euere Stunde und die und habe gelehret, und ihr Macht der Finfternißt habt mi nicht gegriffen. Aber, au daß die Schrift erfüllet werde. 50. Und die Jünger verließen ihn alle und flohen. 51. Und es war ein Jüngling, der folgte ihm nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und die Jünglinge griffen ihn. 52. Er aber ließ die Leinwand fahren und flohe bloß von ihnen. Uzufammensassung dei- Zserichteh Und alsobald, da er noch redete, siehe, Judas, der Zwölfen einer, da er nun zu sich genommen hatte die Schaar und Diener der Hohenpriester und Pharisäer, der Aeltesten und Schristgelehrten, ging vor ihnen her und kommt dahin mit Fackeln, Lampen, Schwertern und Stangen. Als nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr? Sie antworteten ihm: Jesum von Nazareth. Jesus spricht zu ihnen: Jch bin’s! Judas aber, der ihn verrieth, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Jch bin’s, wichen sie zurück und fielen zu Boden. Da fragte er sie abermal: Wen suchet ihr? Sie aber sprachen: Jesum von Nazareth. Jesus antwortete: Jch hab’s euch gesagt, daß ich es sei; suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen! Auf daß das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Jch habe der keinen verloren, die du mir gegeben hast. Und der Verräther hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den greifet und führet ihn gewiß. Und er nahete sich zu Jesu, trat zu ihm und sprach: Ge- grüßet seist du, Rabbit und küssete ihn. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du kommen? Juba, verräthft du des Menschen Sohn mit einem Kuß? Da traten sie hinzu, und legten die Hände an Jesum und griffen ihn. Da aber sahen, die um ihn waren, was da werden wollte, sprachen sie zu ihm: HErr, sollen wir mit dem Schwerte drein schlagen? Da hatte Simon Petrus ein Schwert, und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm sein rechtes Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert nimmt, der soll durch’s Schwert umkommen. Oder meinest du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel? wie würde aber die Schrift erfiillet? —- Und er rührete sein Ohr an und heilete ihn. Zu der Stunde sprach Jesus zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und den Aeltesten, die über ihn kommen waren: Jhr seid als zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen ausgegangen, mich zu sahen. Bin ich doch täglich bei euch gewesen und habe gelehret im Tempel, und ihr habt keine Hand an mich gelegt; aber das ist eure Stunde und die Macht der Finsterni auf daß die Schrift erfüllet werde. Jüngling, der folgte ihm nach; der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut. Da verließen Jesu Gefangennehmung und Verhör. 119 B, ihn alle Jünger und flohen. Und es war en Und die Jünglinge griffen ihn; er aber ließ die Leinwand fahren, und flohe bloß von ihnen. Matth. 26. 57. Die aber Jesum »ge- griffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester»Kai- phas, dahin die Schrift e- lehrten und Aeltesten ich versammelt hatten. 58. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis »in den Palast des Hohenprie- sters; und ging hinein und setzte si bei den Knechtem auf da er sähe, wo es hinaus wollte. §. 117. Das Verhör und die Beruttheilung (Von 1—3 Uhr.) Mark. 14. 53. Und sie führten Je- sum zu dem Hohenpriestey dahin zusammen kommen waren alle Hohen riester und Aeltesten und chrift- gelehrten. 54. Petrus aber follgte ihm nach von ferne is hinein in des Hohenprie- ters Palast; und er war da, und saß bei den Knech- ten und wärmte sich bei dem Lichte. Luk. 22. 54. Sie griffen ihn aber und führten ihn, und brach- ten ihn in des Hohenprie- sters Haus; Petrus aber folgte von ferne. 55. Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Palaste und setzten sich zusammen, find Petrus fetzte sich unter re. Joh. 18. Die S aar aber 12. und der Oberhauptmann und die Diener der Juden nahmen Jefum un banden Ihn, 13. Und führten ihn auf’s erste zu Hannas; der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriefter war. 14. Es war aber Kaiphas, der den Juden rieth, es wäre gut, daß ein Mensch würde umgebra t für das Volk. 15. Simon etrus aber folgte Jesu nach, und ein anderer Jünger; derselbe Jünger war dem Hohepriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohen- priesters Palast. 16. Petrus aber stund draußen vor der Thüre. Da ing der andere Jünger, der dem Hohepriester bekannt war, hinaus, und redete mit ger Thürhüterim und führte Petrum hinein. 17. Da sprach die Magd, die Thürhüterim zu Piitrm Bist du nicht auch dieses Menschen Jünger einer? Er sprach: Jih bin es nich . 18. Es stunden aber die Knechte und Diener, und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt, und wärmten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmte sich. , zu ihnen geredet habe; siehe, dieselben wi 22. Als er aber sol es redete, einen Backenstreich und prachx So 19. Aber der Hohepriester frcåzte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. 20. Jesus antwortete ihm: abe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Juden zusammen- ommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. habe frei öffentlich geredet vor der Welt. Jch 21. Was fragst du mich darum? Fraäe die darum, die gehört haben, was ich en, was ich gesagt· habe. llgab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu st du dem Hohenpriefter also antworten? 23. Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise es, daß es böse sei; habe ich aber recht geredet, was s lägft du mich? 24. Und Hannas sandte i n gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas Matth. 26. 59. Die Hohenpriester aber und Aeltesten und der ganze Rath· suchten auf daß sie ihn todteten; alsches Zeugnis; wider Jesum, 60. Und fanden keins; und wiewohl viele åalfche Zeugen herzutratem fanden sie doch keins. uletzt traten herzu zween falsche Zeugen, 61. Und sprachen: Er hat gesagt: Jch kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen denselben bauen. Mark. 14. 55· Aber die Hohen riester nnd der anze Rath fudgten Zeugniß wider efum, auf daß ie ihn zum To e brächten; und fanden nichts. 56. Viele gaben fals es Zeugniß wider ihn, aber ihr Zeugniß stimmte ni t überein. 57. »Und» etliche stunden auf, und gaben falsches ZeuFniß wider ihn und sprachen: 5. Wir haben gehöret, daß er sagte: Jch will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, 120 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — VI. Abschnitt. · 62. Und der Hohepriester stund auf und spra zu Zhmx Antnzortest du nichts zu dem, was diese ider i zeu en, Es. Dglber Jesus schwieg stille. Und der Hohepriester antwortete und sprach zu ihm: Jch bes wöre dich bei dem» lebendigen Gott, daß du uns sage t, ob du seist Christus, der Sohn Gottes· 64·. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch Fa eich eu : Von nun an wird es geschehen, daß ihr e en wer et des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. 65. Da erriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er at Gott gelästert; was bedürfen wir weiter Zeu niß? und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht sei. 59. Aber ihr Zeugnis; stimmte noch nicht überein. 60. Und der Hohepriester stund au unter sie, und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen? 61. Er aber schwieg stille und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermal und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hoch- gelobten? · » 62. Jesus aber sprach: Jch b1n’s! Und ihr werdet sehen des Menschen Sohn stgen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des immels Wolken. 63. Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und ·6 . Siehe, jekt habt ihr seine Gotteslästerun ge- sprach: Was bedürfen wir weiter Zeugen? hören Was dün et euch? Sie antworteten und Fprw 64. Jhr habt gehört die Gotteslästerung; was chen: Er ist des Todes schuldig! dünket euch? Sie aber verdammten ihn alle, daß er des Todes schuldig wäre. Matth. 26. Mark. 14. Luk. 22. 67. Da speieten sie aus in sein 65. Da singen an etliche ihn zu 63. Die Männer aber, die Angesicht und schlugen ihn mit verspeien, und zu verdecken fein Jesum hielten, verspotteten ihn und Fsi;1st52e1n; Fgitche aber schlugen ihn l d ·h s m ngei . a en un u 1 m u a en: 68. Und sprachemWeissage uns, Ycseisage unszz und di? Knkchte Flngesichh und mit Fäusten zu Christe, wer ist es, der dich chlug? schlugen ihn in’s Angesicht s lugen ’ n ch64. Lilkrdeckten ihn und schlugen ihn in’s An esi t, und fragten ihn 9 . . und sprachem «» eissage, wer ist es, g der dich schlu . 65. Und viele andere Lästerun- gen sagten sie wider ihn. Gusammenfassung der Zderichteh Die Schaar aber und der Qberhauptmann und die Diener der Juden nahmen Jesum und banden ihn, und führeten ihn aufs Erste zu Hannasx der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, welcher den Juden rieth, es wäre gut, daß Ein Mensch würde umgebracht für das Volk. Simon Petrus aber folgte Jesu nach, und ein andrer Jünger. Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen vor der Thür. Da ging der andre Jünger, der dem Hohen- priester bekannt war, hinaus und redete mit der Thürhüterim und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Thürhüterim zu Petro: Bist du nicht auch dieses Menschen Jünger einer? Er sprach: Jch bin es nicht. Es stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt, und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. « Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Ich habe frei öffentlich geredet vor der Welt; ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Juden zusammenkommem und habe nichts im Verborgenen geredet. Was fragst du mich darum? frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesagt habe. Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach: Sollst du dem Hohenpriester also antworten? Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise es, daß es böse sei; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas, dahin zusam- menkommen waren alle Hohenpriester und Aelteste und Schriftgelehrte Die Hohenpriester aber und Aeltesten und der ganze Rath suchten Zeugniß wider Jesum, auf daß sie ihn zum Tode brächten; und fanden nichts. Viele gaben falsch Zeugniß wider ihn, aber ihr Zeugniß stimmte nicht überein. Zuletzt traten herzu zween falsche Zeugen, und sprachem Wir haben gehört, daß er sagte: Jch will den Tempel Gottes, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht sei; aber ihr Zeugniß stimmte noch nicht überein. Und der Hohepriester stund auf unter sie, und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Er aber schwieg stille und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hvhepriester abermal und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochge- lobten? Jch beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes? Jesus sprach zu ihm: Du sagest es, ich bin’s; doch sage ich euch: Von nun an wird es geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft, und kommen in den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Iesu Verurtheilung. Petri Verleugnung 121 Gott gelästert, was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört! Was dünket euch? Sie aber verdammeten ihn alle und sprachen: Er ist des Todes schuldig. Da speieten sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; etliche aber verdeckten ihn, und schlugen ihn in’s Angesicht und sprachen: viele andere Lästerung sagten sie wider ihn. Muth. 26. 69. Petrus aber saß draußen im Palast; und es trat zu ihm eine Magd und sprach: Und du warest auch mit dem Jesu aus Galilåa 70. Er leugnete aber vor ihnen allen undspracht Ich weiß nicht, was du sasst 71. Als er aberzur hür hinaus ging, sahe ihn eme andere, und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesu von Na areth. 2. Und er leugnete aber- mal, und schwur dazu: Jch kenne des Menschen nicht. 73. Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da Linden, u. sprachen zu Petro: ahrlich, du bist auch einer von denen; denn Sprache verräth dich. 74. Da hub er an, sich zu ver uchen und zus wö- ren: ch kenne des en- schen nicht. Und alsobald krähete der Hahn. 75. Da dachte Petrus an die Worte Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Und ing hinaus, und wei- nete itterlich. deine Simon Petrus aber saß bei den Knechtem ans daß er sähe, wo es hinaus wollte. §. 118. Petri Verleugnung Mark. 14. 66. Und Petrus war da- nieden im Palast; da kam des Hohenpriesters Mägde eine. 67. Und da sie sahe Petrum sich wärmen, schauete sie ihn an und sprach: Und du warest auch mit dem Jesu von Na areth. 68. rleugnete aber und sprach: Jch kenne sein nicht, weiß auch nicht, was du sagest. Und er ing hinaus in den Vorho; und der Hahn krähete. 70. Un er leugnete aber- mal. Und nach einer klei- nen Weile sprachen abermal Ei; Petro, die dabei stunden: ahrlich, du bist deren einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet gleich also. 71. Er sing an sich zu verfluchen und zu schwören: Jch kenne des Menschen nicht, von dem ihr saget. 72. Und der Hahn krä- hete zum andern Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm agte: Ehe der ahn zwei al krähet, wirt du mich drei Mal verleugnen. Und er hub an zu weinen. Luk. 22. 56. Da sahe ihn eine Magd sitzen bei dem Licht, und sahe eben auf ihn und sprach zu ihm: Dieser war auch mit ihm. · 57. Er aber verleu nete ihn und» spra : We: , ich kenne sein ni t. 58. Und über eine kleine Weile sahe ihn ein Anderer, und sprach: Du bist auch deren einer. Petrus aber spraticlx Mensch, ich bin es m 59. Und über eine Weile, bei einer Stunde, bekrästigte es ein Anderer und sprach: Wahrlich, dieser war auch mit ihm; denn er ist ein Gazlåläetäz b s ch . etrus a er pra : Mensch, ich weiß nicht, was du sagest· Und alsobald, da er noch redete, krähete der Hahn. 61. UndderHErrwandte sich, und sahe Petrum an. Und Petrus gedachte an des HErrn Wort, das er zu idhm esagt atte: Ehe denn er mich drei Mal verleugnen. 62. Und Petrus ging Ficihiaus und weinete bitter- i . Gusammenjikllung ver Zietichtkh ahn rähet, wirst du , Weissage uns, Christe, wer ist es, der dich schlug? Und Joh. 18. 25. Simon Petrus aber stund und wärmete sich. Da sprachen sie u ihm: Bist du nicht seiner Jiinger einer? Er kierledihignåz baber uzid pra : in es ni t. 26. Spricht des Ho- henpriestersKnechteeiner ein Gefreundter deß, dem Petrus das Ohr abge- hauen hatte: Sahe ich dich onicht im Garten bei i m . 27. Da verleugnete Petrus abermal; und alsobald krähete der Hahn. Da kam des Hohenpriesters Mägde eine; die sahe ihn sitzen bei dem Licht, und sahe eben aus ihn und sprach: Und du warest auch mit dem Jesu von Nazareth. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht seiner Jünger einer? Er verleugnete aber und sprach: Jch bin es nicht. weiß auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus nach dem Vorhof, und der Hahn krähete. Weib, ich kenne sein nicht, Als er aber zur Thür hinausging, sahe ihn eine andere, und hub abermal an zu sagen denen, die da waren: Dieser ist der einer! Menschen nicht. Und er leugnete abermal, und schwur dazu: Ich kenne des Und über eine Weile, bei einer Stunde, traten hinzu, die da stunden, und sprachen zu Petro- Wahrlich, du bist deren einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache verräth dich. Spricht des Hohenpriesters Knechte einer, ein Gesreundter deß, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm? Da hub er an sich zu verfluchen und zu schwören: Jch kenne des Menschen nicht, von dem ihr saget. Und alsobald krähete der Hahn zum andern Mal. Und 122 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — VI. Abschnitt. der HErr wandte sich und sahe Petrum an. Da gedachte Petrus an des HErrn Wort, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn zwei Mal krähet, wirst du mich drei Mal verleugnen; und ging hinaus und weinete bitterlich. §. 119. Die zweite Gerichtssitzung beim Tempel und des Judas skhreckliihes Ende. (Morgens zwischen 3—4 Uhr.) Matth 27. Mark. 15. Luk. 22. 1. Des Morgens aber hielten 1. Und bald am Morgen hielten 66. Und als es Tag ward, sam- alle v epriester und die Aeltesten die Hohenpriefter einen Rath mit melten sich die Aeltesten des Volks, des o ks einen Rath über Jesum, den Aeltesten und Schrift elehrten, die Hoheiipriester und Schriftge- daß sie ihn tödteten. da u der ganze Rath, un banden lehrten, und sühreten ihn hinauf 2. Und banden ihn, führeten ihn Jesum, und führeten ihn hin und vor ihren Rath, in und überantworteten ihn dem iiberantworteten ihn Pilato. 67. Und sprachen: Bist du Chri- andpfleger Pontio Pilato. stus? Sage es uns. Er sprach aber zu ihnen: Sage ich es euch, so glaubet ihr es nicht; 68. Frage ich aber, so antwortet ihr nicht, und laßt mich doch nicht los. 69. Darum von nun an wird des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes. — 70. Da sprachen sie alle: Bist du denn Gottes Sohn? Er sprach zu ihnen: Jhr saget es, denn ich bin es. 71. Sie aber sprachen: Was bedürfen wir weiter Zeugniß? Wir haben es selbst gehöret aus seinem Munde. XXllL 1. Und der ganze Haufe stund aus und führeten ihn vor Pilatum. Z. Da das sahe Judas, der ihn verrathen hatte, daß er verdammet war zum Tode, Flereuete es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den elt en est . 4. Und sprach: Jch habe übel gethan, daß ich unschuldig Blut verrathen habe. 5. Sie sprachen: Was ehet» uns das an? »Da siehe du zu» Und er warf die Silberlinge in den Tempel, sub sich davon, ·ging»hin, und erhenkte sich selbst. » s. Aber die Hohenipriester nahmen die Silberlinge, und sprachen: Es taugt nicht, daß wir sie in den Gottes asten legen, denn es ist Blutgeld. 7. Sie hielten aber einen ath, und kauften einen Töpfers-Acker darum, zum Be- gräbniß der Pilger. · 8. Daher ist derselbe Acker genannt der Blutacker, bis auf den heutigen Ta . » 9. Da ist erfüllen» das gesagtist durch den Propheten Jeremia, da er spri t: Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlt ward der Verkaufte, welchen sie auften von den Kindern Israel; 10. Und haben sie gegeben um einen Töpfers-Acker, als mir der HErr befohlen hat. Osusanimenfassung der Tberichteh Als es nun Tag ward, sammelten sich die Aeltesten des Volks, die Hohenpriester und Schrift- gelehrten, und führten ihn hinauf vor ihren Rath und sprachen; Bist du Christus? sage es uns. Er sprach aber zu ihnen: Sage ich es euch, so glaubet ihr’s nicht; frage ich aber, so antwortet ihr nicht, und laßt mich doch nicht los. Darum von nun an wird des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes. Da sprachen sie alle: Bist du denn Gottes Sohn? Er sprach zu ihnen: Ihr saget es, denn ich bin’s. Sie aber sprachen: Was bedürfen wir weiter Zeugniß? wir haben es selbst gehört aus seinem Munde. Und der ganze Haufe stund auf und banden ihn, führeten ihn vor das Richthaus und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontius Pilatus. Und es war " e. Dafrlsxss Judas sahe, der ihn verrathen hatte, daß er verdammet war zum Tode, gereuete es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Aeltesten, und sprach: Jch habe übel gethan, daß ich unschuldig Blut verrathen habe. Sie sprachen: Was gehet uns das an? Da siehe du zu. Und er wars die Silberlinge in den Tempel, hub sich davon, ging hin und erhenkte sich selbst; und ist mitten entzwei geborsten, und alle seine Eingeweide ausgeschüttet (Apostg. 1, 18). Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es taugt nicht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld. Sie hielten aber einen Rath und kauften einen Töpsersacker darum, zum Begräbnis; der Pilger. Daher ist derselbige Acker genannt der Blutacler Die zweite Gerichtsfitzung beim Tempel und des Judas fchreckliches Ende. 123 bis auf den heutigen Tag. Da ist erfüllet, das gesagt ist durch den Propheten Jeremias, der da spricht : Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlet ward der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern Israel; und haben sie gegeben um einen Töpfersackey als mir der HErr befohlen hat. Muth. 27. §. 120. Die Verhandlungen vor dem römischen Landpfleger Pontius Pilatus. (Von 4——6 Uhr.) Mark. 15. Luk. 23. Joh. 18. 28. Da führeten sie Jesum von Kaiphas vor das Richthaus Und es war früh. Und sie gingen nicht in wider diesen 30. Sie antworteten und fprach hätten dir i n nicht überantworteh 31. Da prag Pilatus zu ihnen: eurem Gesetz. 32. Auf daß erfüllet würde das Wort welches Todes er sterben würde. zu ihm: B von mir 35. Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dei haben dich mir überantwortetx was hast du gethan? 11. Jesus aber stund vor dem Landpflegerz und der Landpfle er fragete ihn und sprach: ist du der Juden König? Jesus aber fprach zu ihm: Du sagest es. 12. Und da er verklagt ward von den Hoh enpriestern und Aelteften, antwortete er nichts. 13. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörest du nicht wie hart sie dich verklagenii 14. Und er antwortete ihm nicht auf Ein Wort, also, daß sich auch der Land- psleger sehr verwunderte. 29. Da gin Mäuschen? das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möFhten. Pilatus zu ihnen heraus , und sprach: - Was bringet ihr sur Klage en zu ihm: Wäre dieser nicht ein Uebelthäter, wir So nehmet ihr ihn hin, und richtet ihn nach a sprachen die Juden zu i m: Wir dürfen niemand tödten. esu, welches er sagte, da er deutete, 2. Und fingen an ihn zu verklagen, und sprachen: Diesen finden wir, daß er das Volk abwendet, und verbeut den Schoß dem Kaiser zu geben, und fpricht, er sei Christus, ein König. 33. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus, und rief Jesu, und sprach it du der Juden König? 34. Jesus antwortete: Redest du das von dir selbst? Oder haben’s dir Andere gesagt? n Volk und die Hohenpriester 36. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden drob kämpfen, daß ich den Juden nicht über- antwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen. 2. Und Pilatus fragte ihn: Bist du ein König der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du fa est es. Z. nd dieHohenpriester beschuldigten ihn hart. 4. Pilatus aber fragte ihn abermal und sprach: Antwortest dunichts ? Siehe, wie hart sie dich verklagen. 5. Jesus aber antwortete nichts mehr, also daß sich auch Pilatus verwunderte. 5. Sie aber låielten an, und sprachen: Z. Pilatus aber fragte ihn und spracht Bist du der Juden Köni ? Er ant- wortete ·hm und prach: Du sagest es. 4. Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zum Volk: Jch finde keine Ur- fach an diesem Menschen. 37. Da fprach Pilatus zu ihm: So bist du den- noch ein König? Jesus antwortete: Du sagest es, ich bin ein König. Jch bin dazu eboren und in die Welt ommen, daß ich die Wahrheit eugen soll. Wer aus der ahr- åeit ist, der höret meine HEXE« ch P! t . pri t ia us zu ihm: Was ist Wahrheit? Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht u ihnen: Jch finde keine chuld an ihm. Er hat das Volk er- reget, damit, da er gele re»t»hat hin und her» im» ganzen jüdis alilaa angefangen bis hieher. schen Lande, und hat in S. Da aber Pilatus Galiläa hörete, Galiläa wäre. ragte er, ob er aus 7. Und als er vernahm, daß er unter Herodis Obrigkeit ge- Hören, übersandte er ihn zu Hundes, welcher in denselbigen auch zu Jerusalem war. asgen . Da aber Herodes Jesum fah, ward er sehr froh, denn er gätte ihn längt gerne gesehen; denn er hatte viel von ihm ge- öret, und ho etc, er würde ein Zeichen von ihm seh SU- 124 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — VI. Abschnitt. Mattkx 27. 15. Auf das Fest aber hatte der Laudpfleger die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen los zu geben, welchen sie wollten. IS. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, einen sonderlichen vor an- dern, der hieß Barabbas 17. Und da sie versam- melt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt Er, daß ich euch los gebe? arabbam oder Jesum, von dem gesagt wird, er sei Christus? 18. Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid über- antwortet hatten. 19. Und da er auf dem Mark. 15. Luk. 28. 9. Und er fragte ihn mancherlei. Er antwortete ihm aber nichts. 10. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten stunden und verklagten ihn hart. Joh. 18. 11. Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und »ver- spottete ihn, legte ihm ein weiß Kleid an, und sandte ihn wieder zu Pilatus. 12. Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde mit einander; denn zuvor waren sie einander feind. 13· Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Obersten und das Volk zusammen, 14.· Und sprach zu i neu: Jhr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als der das vor euch verköreh und finde an dem Menschen der der ihr ihn eschuldiged olk abwende. Und siehe, n? habe ihn ll che keine, 15.· Herodes auch niiht; denn ich habe euch zu ihm gesandt; und siehe, man hat nichts auf ihn gebracht, das des Todes werth s ei. 16. Darum will ich ihn züchtigen und los lassen; 6· Er pfle te aber ihnen auf das Oster est einen Ge- fangenen los zu geben, wel- chen sie begehrten. 7. Es war aber einer, genanntBarabbas, efangen mit den Aufrühreriizchem die im Aufruhr einen Mord be- gangen hatten. «8. Und das Volk ging hinauf, und bat, daß er that, wie er pflegete 9. Pilatus aber antwor- tete ihnen: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden los gebe? 10.. Denn er wußte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Richtstuhl saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ ihm diesem Gerechten; ich habe heut viel erlitten im Traum 20. Aber die Hohen- priester und die Aeltesten überredeten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten, und Jesum um- brächten. ZIL Faflantwortdetcse nur? der an p e er un pra zu ihnen:» gselchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll los eben? Sie fprachen: Bara has! 22. Pilatus sprach zu ihnen: Was so ich denn machen mit Jefu», von dem xsagt wird, er sei E rijtus? ie sprachen alle: aß ihn kreusigenl 2 .DerLandpflegerfagte: Was hat er denn Uebels get an? Sie fchrieen aber no mehr und sprachen: La ihn kreuzigenl 4. Da aber Pilatus sah, daß er nichts schaffen, 11. Aber die Ho en- Priester reizeten das olk, daß er ihnen viel lieber den Barabbas los gäbe· 1«2. Pilatus aber ant- wortete wiederum und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, daß ich thue dem, den ihr schuldiget, er sei ein König der Juden? 13· Sie fchrieen aber- mal: Kreuzige ihn! 14. Pilatus aber sprach u ihnen: Was hat er ebes gethan? Aber sie fchrieen " noch viel mehr: Kreuzige ihn! 17. Denn er mußte ihnen Einen nach Gewohnheit des Festes los geben. 18. Da schrie der ganze Haufe und sprach: Hinweg mit diesem, und gieb uns Barabbam los! II. Welcher war um eines Aufruhrs, der in der Stadt es ah, und um eines or s willen in’s Gefängniß geworfen.- 20. Da rief Pilatus abermal zu ihnen, und wollte Jesum los lassen. 21. Sie riefen aber und sprachenx Kreuzige, kreuzige i n 22. Ei: aber spra um dritten Mal zu ihnen? Zsas hat denn dieser Uebels e- than? Jch finde keine r- Lach des Todes an ihm; arum will i ihn züch- tigen und los affen- 39. Jhr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch Einen auf Ostern los gebe; wollt ihr nun, daß ich euch der Juden König los gebe? sagen: Habe du nichts zu schaffen mit von feinet wegen. 40. Da fchrieen sie- wieder alle ammt und- sprachen: ·cht die en sondern Barabbasl Eis « rabbas aber war ein Mörder. a- Die Verhandlungen vor dem römischen Landpslegeu 125 Muth. 27. sondern daß ein viel größer Getümmel ward, na m er Wasser und wusch die ände vor dem Volk, und sprach: Jch bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechtenz sehet ihr zu! 25. Da antwortete das ganze Volk und sprach: ein Blut komme über uns und über unsere Kinder. 26. Da gab er ihnen Barabbam los; aber Jesum ließ er geißeln, und über- antwortete ihn, daß er ge- kreuzigt würde. 27. Da nahmen die Kriegsknechte des Land- pslegers Jesum zu sich in das Richthaus, nnd am- melten über ihn die ganze S nor; es. Und zogen ihn aus und legten ihm einen Pur- purmantel an; 29. Und slochten eine dornene Krone, und setzten ge auf sein Haupt, und ein ohr in seine re te Hand, und beugeten die iee vor ihm, und spotteten ihn und spraiZen: Gegriißet seist du, der uden König! 30. Und speieten ihn an, und nahmen das Rohr, und schlugen damit sein Haupt. ihHem Nehmt ihr ihn hin, und· kreuzi Die Juden antworteten ihm: Mark. 15. 15. Pilatus aber ge- dachte dem Volk genug zu thun, und gab ihnen Ba- rabbam los, und überant- wortete ihnen Jesum, daß er gegeißelt und gekreuziget würde. 16. Die Kriegsknechte aber sühreten ihn hinein in das Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schaarz 17. Und zogen ihm einen Purpur an, und slochten eine dornene Krone, und setzten sie ihm aus; 18 Und fingen an ihn Zu grüßen: Ge rüßet seist u, der Juden önig! 19. Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr, und vers eieten ihn, und fielen au die Kniee und beteten ihn an. Luk. 23. 23. Aber sie lagen ihm an mit großem Geschrei und forderten, daß er ge- kreuziget würde; und ihr und der Hohenpriester Ge- schrei na m überhand. 24. ilatus aber ur- theilete, daß ihre Bitte ge- ehe, 25. Und ließ den los, der um des Ausruhrs und Mords willen war ins Ge- fängniß geworfen, um wel- chen sie baten; aber Jesum übergab er ihrem Willen. sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn emacht. 8. Da Pilatus das Wort hörete, sürchtete er ich noch mehr; 9. Und du? Aber Joh. 19. 1. Da nahm Pi- latus Jesum und geißelte i n. 2. Und die Kriegs- knechte slochten eineKrone von Dornen, und setzten sie aus sein Haupt, nnd kkgtjen ihm ein Purpur- ei an, s. Und sprachen: Sei egrüßet, lieber Juden- önåg! und gaben ihm a ens B treiche. 4. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach u ihnen: Sehet, ich führe ihn »heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde. · 5. Also ging Jesus eraus, und trug eine ornen-Krone nnd Pur- purkleid. Und er spricht zu Atem: Sehet, welch ein ensch! » 6. Daigndie ohen- priester un die» iener ahen, schrieen-sie und prachen: Kreuzige», kreu- e! Pilatus spricht zu zi et ihn; denn i finde keine zchuld an ihm. ir haben ein esetz, und nach dem Ge etz soll er in wieder hinein in das Richthaus, und spricht zu Jesu: Von wannen bist esgus ab ihm keine Antwort. 10. Da sprach ilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich los zu geben? II. Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet Bat, der hat’s größere Sünde. 12. Von dem an trachtete Pilatus, wie er i n los lie e. Die Juden aber schrieen und sprachen: Läßt du diesen los, so bist du des aisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist wider den Kaiser! is. Da Pilatus das Wort hörete, sührete er Jesum heraus, und setzte sich auf den Richtstu l an der Stätte, die da heißt Hochpflaster, auf hebräisch aber Gabbatha. s war aber der Rü trag in Ostern, um die sechste Stunde. Und. er spricht zu den 14. Juden: Sehet, das ist euer 15. Sie schrieen aber: Weg, Soll ich euern König kreuzigen? önig ! denn den Kaiser. 31. Und da sie ihn ver- spottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus, und zogen ihm seine Kleider an, un, sühreten ihn hin, daß sie ihn kreuzigtem 20. Und da sie ihn ver- spottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus, und zogen ihm seine eigene Kleider an, und sühreten ihn aus, daß sie ihn kreuzigten; spBi mit dem! Kreuzige ihn! S richt Pilatus zu ihnen: e Hohenpriester antworteten: ir haben keinen König, 16. Da überantwortete er ihn, daß er ze- kreuziget würde. ie nahmen aber Je um, un sühreten ihn hin. 126 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu te. »— VI. Abschnitt. gpicsammenfcissung ver Zlikkichteh Die Juden aber gingen nicht in das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Uebelthäter, wir hätten dir ihn nicht überantworteh Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand tödten; auf daß erfüllt würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Und sie singen an ihn zu verklagen, und sprachen: Diesen finden wir, daß er das Volk abwendet, und verbeut den Schoß dem Kaiser zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus, und rief Jesu und sprach zu ihm: Bist du der Juden König? Jesus antwortete: Redest du das von dir selbst? oder haben’s dir Andere von mir gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überant- wortetz was hast du gethan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Juden nicht über- antwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Jch bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?! Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden, und spricht zu ihnen: Jch finde keine Ursach an diesem Menschen. Die Hohenpriester aber und Aeltesten beschuldigten ihn hart; und da er von ihnen verklagt ward, antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörest du nicht, wie hart sie dich ver- klagenP antwortest du nichts? Und er antwortete ihm nicht auf Ein Wort, also daß sich auch der Landpfleger sehr verwunderte. Sie aber hielten an und sprachen: Er hat das Volk erreget damit, daß er gelehret hat hin und her im ganzen jüdischen Lande, uud hat in Judäa angefangen, bis hieher. Da aber Pilatus Galiläam hörete, fragte er, ob er aus Galiläa wäre. Und als er ver- nahm, daß er unter Herodis Obrigkeit gehörete, übersandte er ihn zu Herodes, welcher in denselbigen Tagen auch zu Jerusalem war. Da aber Herodes Jesum sahe, ward er sehr froh, denn er hätte ihn längst gerne gesehen; denn er hatte viel von ihm gehört, und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen. Und er fragte ihn mancherlei; er antwortete ihm aber nichts. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten stunden und verklagten ihn hart. Aber Herodes mit seinem Hosgesinde verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weiß Kleid an und sandte ihn wieder zu Pilato. Auf den Tag wurden Pilatus uns Herodes Freunde mit einander; denn zuvor waren sie einander feind. Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Obersten und das Volk zusammen, und sprach zu ihnen: Jhr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als der das Volk abwende. Und siehe, ich habe ihn vor euch verhöret, und finde an dem Menschen der Sachen keine, deren ihr ihn beschuldiget; Herodes auch nicht, denn ich habe euch zu ihm gesandt, und siehe, man hat nichts auf ihn gebracht, das des Todes werth sei. Darum will ich ihn ziichtigen und los lassen. Auf das Fest aber hatte der Landpfleger die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen los zu geben, welchen sie wollten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, einen sonderlichen vor andern, der hieß Barabbas, gefangen mit den Aufrührerischen, die im Aufruhr, der in der Stadt geschah, einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf und bat, daß er thät, wie er pflegete. Und da sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr, daß ich euch los gebe? Barabbam oder Jesum, von dem gesagt wird, er sei Christus? Denn er wußte wohl, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Und da er auf dem Richtstuhl saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ ihmsagem Habe du nichts zu schafsen mit diesem Gerechten; ich habe heut viel erlitten im Traum von seinetwegen. Aber die Hohenpriester und die Aeltesten überredeten und reizten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesum umbrächten· Da antwortete nun der Landpfleger und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll los geben? Wollt ihr, daß ich euch der Juden König los gebe? Da schrie der ganze Haufe und sprach: Hinweg mit diesem, und gieb uns Barabbam los! Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesu, von dem gesagt wird, er sei Christus? Sie sprachen alle: Laß ihn kreuzigen! Er aber sprach zu ihnen: Was hat denn dieser Uebels gethan? Jch finde keine Ursach des Todes an ihm; darum will ich ihn züchtigen und loslassen. Aber sie lagen ihm an mit großem Geschrei und forderten, daß er gekreuziget würde; und ihr und der Hohenpriester Geschrei nahm überhand. Da aber Pilatus sahe, daß er nichts schaffete, sondern daß viel ein größer Getümmel ward, gedachte er dem Volke genug zu thun, nahm Wasser, und wusch die Hände vor Die Verhandlungen vor Pontius Pilatus (Schluß). 127 dem Volk und sprach: Jch bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten, fehet ihr zu! Da ant- wortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und über unsre Kinder! Da gab er ihnen den los, der um des Aufruhrs und Mords willen war in’s Gefängniß geworfen, um welchen sie baten; aber Jesum übergab er ihrem Willen, nahm ihn und geißelte ihn. Die Kriegsknechte aber nahmen Jesum zu fich in das Richthaus, und sammelten über ihn die ganze Schaar; und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an, und slochten eine Krone von Dornen und setzten sie auf sein Haupt, und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand, und beugten die Kniee vor ihm, spotteten ihn und sprachen: Sei gegrüßet, lieber Judenkönig! und gaben ihm Backenstreiche, und« speieten ihn an, und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt. » " Da ging Pilatus wieder heraus und fprach zu ihnen: Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde. Also ging Jesus heraus, und trug« eine Dornen- krone und Purpurkleid. Und er fpricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch! Da ihn die Hohen- priefter und die Diener sahen, schrieen sie und fprachen: Kreuzige, kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. i Da Pilatus das Wort hörete, sürchtete er fich noch mehr und ging wieder hinein in das Richt- haus und fpricht zu Jesu: Von wannen bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich los zu geben? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben. Darum, der mich dir überantwortet hat, der hat es größere Sünde. Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn los ließe. Die Juden aber schrieen und sprachen: Läfseft du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige 1nacht, der ist wider den Kaiser. Da Pilatus das Wort hörete,«führete er Jesum heraus, und setzte fich auf den Stuhl an der Stätte, die man heißet Hochpflafter, auf Hebräifch aber Gabbatha. Es war aber der Riifttag in den Ostern, um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, das ist euer König! Sie schrieen aber: Weg, weg mit dem, kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, denn nur den Kaiser. Da iiberantwortete er ihn, daß er gekreuziget würde. Die Kriegsknechte aber nahmen Jesum, zogen ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an und führeten ihn hin. §. 121. Die Kreuzigung (Von 9 - 12 Uhr.) Mark. 15. Matth 27. Luk. 23. Joh. 19. 17. Und er trug sein Kreu und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädel- stätte, welche heißt auf Hebräisch Golgatha 32. Und indem sie hin- ausgingen, fanden sie einen Menfchen von C rene, mit Namen Simon; en zwan- en sie, daß er ihm sein «reuz trug. nach ein großer Haufe Volks und Weiber; die 28. Jesus aber wandte sich Jerusalem, weinet nicht über mich, eure Kinder. 21. Und zwangen einen, der vorüber-ging, mit Namen Simon von Cyrene, der vom. Felde kam, der ein Vater war Alexandri und Ruffi, daß er ihm das Kreuz trüge. 26. Und als sie ihn hin- führten, ergriffen sie Einen, Simon von Cyrene, der kam vom Felde, und legten das Kreuz auf ihn, daß er es Jesu nachtrüge 27. Es folgte ihm aber klagten und beweinten ihn. um u ihnen und sprach: Ihr Töchter von sondern weinet über euch selbst und über 29. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Seli find die Unsruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die rüste, die nicht gesäuget haben. 30. und zu den Hügelm Decket uns! II. Denn so man das thut am grünen Holz, was will am dürren werden? Dann werden sie ansahen zusagen zu den Bergen: Fallct über uns! 128 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. —— VI. Abschniie Muth. 27. 33. Und da sie an die Stätte kamen, mit Namen Golgatha, das ist verdeut- fchet: Schådelstätte; 34. Gaben sie ihm Essig zu trinken mit Galle ver- mischtx und da er es schmeclte, wollte er nicht trinken. 35. Da sie ihn aber zekreuziget hatten, theilten ie seine Kleider und war- en das Loos darum, auf Iaß ersüllet würde, das gesagt ist durch den Pro- pheten: Sie haben meine Kleider unter ich getheilet, und über mein Gewand haben sie das Loos ge- worfen. 36. Und sie saßen allda und hüteten sein. 37. Und oben zu seinem Haupte hefteten lsie die Ur- sach seines Todes eschrieben, nämlich: Dies ist Jesus, der Juden König. 38. Und da wurden zween Mörder mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. 39. Die aber vorüber- ingen, lästerten ihn und Fchiittelten ihre Köp e, 40. Und sprachen: Der du den Tempel Gottes zer- brichft und bauest ihn in dreien Ta en, hilf dir selber! Bist du ottes Sohn, so steige herab vom Kreuze! 41. Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sei- ner sammt den Schristge- jlehrtön und Aeltesten, und ra en: p42. Andern hat er e- holsen, und kann fsich sel er nicht helfen! Jt er der König Jsraels, so steige er nun vom Kreuze, so wollen wir ihm glauben. 43. Er hat Gott ver- trauet, der erlöse ihn nun, liitet es ihn! Denn er hat e agt: Jch bin Gottes ohn. 44. Desgleichen schmäh- ten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuziget waren. Mark. 15. 22. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das tkerdolmetscheh Schädel- a e. 23. Und sie gaben ihm Myrrh en im Wein zu trinken; und er nahm es nicht zu sich. 24. Und da sie ihn ge- kreuzigt hatten, theilten sie seine Kleider und warfen das Loos darum, welcher was überkäme 25. Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. 26. Und es war oben über ihn eschrieben, was man ihm sqchuld gab, näm- lich ein König der Juden. 27 Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken. 28. Da« ward die Schrift ersüllet, die da sagt: Ei: ist unter die Uebelthäter gerechnet. 29. Und die vorüber- ingen, lästerten ihn und Fchüttelten igzre Häupter und sprachen: fui di ! wie ein zerbrichstdu den empel und bauest ihn in dreien Tagen! 30. Hilf dir nun selber und stets herab vom Kreu e! 3l. eselben gleichen ie Hohenpriester verspotteten ihn unter einander, sammt den Schristgelehrten, und sprachen: Er hat Andern geholfen, und kann ihm selber nickt helfen! Z. Jst er Christus und König in Jsrae , so steige er nun vom Kreuze, daß wir sehen und glauben. Und die mit ihn gekreu- ziget waren, schmäheten ihn auch. Luk. 23. 32. » Es wurden aber auch hingeführt zwei andere Uebeltkcitey daß sie mit ihm a ethan würden. 33. nd als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst, und die Uebel- t äter mit ihm, einen zur echten und einen zur Linken. 34. Jesus-»aber sprach: Vater, ver ieb ihnen, denn sie wissen ni t, was sie thun. Und sie theilten seine Klei- der und warfen das Loos darum. 35. Und das Volk stund und sah zu. Und die Ober- sten sammt ihnen spotteten T seiner und sprachen: Er hat Andern geholfen, er elfe ihm selber, ist er E reist, der Auserwählte Gottes? 36. Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechtq traten "u ihm und brachten ihm ssig; und sprachen: 37. Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38. Es war auch oben über ihm geschrieben die Ueberschrist mit griechifchen und lateinifchen und hebräi- schen Buchstabem Dies ist der Juden Könik 39. Aber der ebelthäter einer, die da gehenket waren, lästerte ihn und sprach: Bist du Chritus, so hilf dir selbst und uns!- 40. Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammniß bist? 41. Und zwar wir sind billig darinnen, denn wir empfahen, was unsere Thaten werth sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt. 42. Und sprach zu Jesu: HErr. edenke an mich, wenn du in dein Reich kommxskl 43. UndJesussprach zuihm: Wahr ich,ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Joh. 19. 18. Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden eiten, Jesum aber mitten inne. 19. Pilatus aber schrieb eine Ueberschrist und setzte sie auf das Kreuz; und war ge- schrieben: Jesus von ätgzareth der Juden nig- 20. DieseUeberschrist lasen viele Juden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus ge- kreuzi et ist; und es war geschriebenauf ebräi che riechische und ateiniche prache. 21. Da sprachen die Hozenpriester der Juden u ilato:Schreibenicht: er Juden König; son- dern, daß er gesagt habe: Jch bin der Juden König. 22. Pilatus antwor- tete: Was ich geschrieben habe, das habe ich ge- chriebens 23. DieKriegsknechte aber, da sie Jesum ge- kreuziget hatten, nahmen sieseineKleiderund mach- ten vier Theile, einem je lichen Kriegsknecht ein geil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewirket durch und durch. 24. Da sprachen sie untereinander: Laßt uns den nicht zertheileiy son- dern darum loosen, weß er sein soll; auf daß erfülletwürdedieSchrift, die da sagt: Sie haben meine Kleider unter sich getheilet, und haben über meinen Rock das Loos geworfen. Solches tha- ten die Kriegsknechte Die Kreuzigung Jesu. 129 Joh. 19· 25. Es stunden aber bei dem Kreu e Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Cleophas Weib, und Maria agdalena. 26. Da nun Jesus seine Mutter ijag und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, ie e, das ist dein So n. 27. Darnach spricht er zu dem Jün er: Siehe, das ist deine Mutter. Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu si . Gusammenfassung ver Daseins) Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, welche heißt aus Hebräisch Golgatha. Und indem sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen, der vorüberging, mit Namen Simon von Eyrene, der ein Vater war Alexandri und Rusi, den zwangen sie, daß er· ihm sein Kreuz trug. Es folgte ihm aber nach ein großer Haufe Volks, und Weiber, die klagten und beweineten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäuget haben. Dann werden sie ansahen zu sagen zu den Bergen: Fallet über uns! und zu den Hügelm Decket uns! Denn so man das thut am grünen Holz, was will am dürren werden? Und sie brachten ihn an die Stätte, die da heißt Golgatha. Und sie gaben ihm Essig zu trinken, mit Galle vermischt, und da er es schmeckte, nahm er’s nicht zu sich. Und sie kreuzigten ihn an der Stätte, und zween Uebelthäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken, Jesum abersmitten inne. Da ward die Schrift ersiillet, die da sagt: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. Jesus aber sprach: Vater, vergieb ihnen; denn sie wissen nicht, was sie thun. Pilatus aber schrieb eine Ueberschrift und setzte sie auf das Kreuz; und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Ueberschrift lasen viele Juden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf hebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilato: Schreibe nicht, der Juden König; sondern daß er gesagt habe, ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich ge- schrieben habe, das habe ich geschrieben. Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Theile, einem jeglichen Kriegsknecht ein Theil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war unge- nähet, von oben an gewirket durch und durch. Da sprachen sie unter einander: Laßt uns den nicht zertheilen, sondern darum loosen, weß er sein soll; ——auf daß ersüllet würde die Schrift, die da sagt: Sie haben meine Kleider unter sich getheilet, und haben über meinen Rock das Loos geworfen. Solches thaten die Kriegsknechte, und sie saßen allda und hüteten sein. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Pfui dich! wie fein zerbrichst du den Tempel, und bauest ihn in dreien Tagen. Hilf dir nun selber! bist du Gottes Sohn, so steige herab vom Kreuz. Desgleichen die Hohenpriester spotteten sein, sammt den Schristgelehrten und Aeltesten, und sprachen: Andern hat er geholfen und kann ihm selber nicht helfen. Jst er der König Jsraels, so steige er nun vom Kreuz; so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertrauet, der erlöse ihn nun, lüstet es ihn; denn er hat gesagt: Jch bin Gottes Sohn. Auch der Uebelthäter einer, die da gehenket waren, lästerte ihn und sprach: Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns! Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammniß bist? Und zwar wir sind billig darinnen, denn wir empfahen, was unsre Thaten werth sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt. Und sprach zu Jesu: HErr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Es stunden aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter, und seiner Mutter Schwester Maria, Cleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sah, und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn! Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich- Dächse1-HBil-elwerk. Nr) N. T« l. »· Suppspmenbsogen 9 1230 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu 2c. — VI. Abschnitt. Llliatth 27. 45. Und von der sechsten Stunde an ward eine Fin- fterniß über das ganze Land bis zu der neunten Stunde. 46. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lamma asaplitiianil Das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! 47. Etliche aber, die da stunden, da sie das hörten, sprachen sie: Der ruft dem Elias. 48. Und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und füllete ihn mit Essig, und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn. 49. Die andern aber sprachen: Halt, laßt sehen, ob Elias komme und ihm helfe. 5(). Aber Jesus schrie abermal laut, und ver- schied. 51. Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben an bis unten aus. 52. Und die Erde erbebte, und die stunden auf viele Leiber der Heiligen, . Und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung, Stadt und erschienen vielen. 54. Aber derHauptmann, und die bei ihm waren und bewahrten Jesuny da sie sahen das Erdbeben, und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! 55. Und es waren viele Weiber da, die von ferne zusahen, die da Jesu waren nachgefolget aus Galiläa und hatten ihm gedient. 56. Unter welchen war Maria Ma dalena und Maria, die utter Jakobi und Joses, und die Mutter der Kinder Zebedäi. hinauf gen §. 122. Der Tod Jesu. (Von Mark. 15. II. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finster- niß über das ganze Land bis um die neunte Stunde. 34. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lamma asaphthanil Das ist ver- dolmetschet: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! 35. Und etliche, die da- bei stunden, da sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft dem Elias. 36. Da lief einer und süllte einen Schwamm mit Essig, und steckte ihn auf ein Rohr, und tränkte ihn, und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elias komme und ihn herab nehme. 37. Aber Jesus schrie laut, und verschied. 38. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben an bis unten aus. die da schliefen. 39. DerHauptmann aber, der dabei stund, ge en ihm über, und sahe, da er mit solchem Geschrei verschied, sprach er; -Wahrltch, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! 40. Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches schaueten, unter wel- chen war Maria Magdalena und Maria, des kleinen Jakobi und Joses Mutter, und Salome; 41. Die ihm auch nachge- folgt, da er in Galiläa war, und gedienet hatten; und viele andere, die mit ihm Jerusalem gegangen waren. 12—- 3 Uhr.) Luk. 23. 44· Und es war um die sechste Stunde, und es ward eine Finsternis; über das ganze Land bis an die neunte Stunde. 45. Und die Sonne ver—- lor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels zer- riß mitten entzwei. 46. Und Jesus rief laut und sprach: Vater, ich be- fehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47. Da aber der Haupt- mann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch ewesen! 48. Und alles olk, das dabei war und zusalf da sie sahen, was da ge chahz schlugen sie an ihre Brust, und wandten wieder um. 49. Es stunden aber alle seine Verwandten von ferne und die Weiber, die ihm aus Galiläa waren nachge- folgt, und sahen das alles. Joh. 19. 28. Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: Mich dürstet! 29. Da stund ein Ge- fäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig, und legten ihn um einenYsopun hielten es ihm dar zum Munde· 30. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbrachtl Und neigte das Haupt, und ver- s ied. Felsen zerrissen, und die Gräber thaten sich auf, und und kamen in die heilige Der Tod Jesu. 13l Joh. 19. 31. Die Juden aber, dieweil es der Rüfttag war, daß nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbath über — denn desselbigen Sabbathes Tag war groß —, baten sie Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. 32. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Es. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; 3 Sondern der Kriegsknechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. 35. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugniß ist wahr; und derselbe weiß, daß er die Wahrheit saget, auf daß auch ihr glaubet. ZEI- chDenn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllet würde: Jhr sollt ihm kein Bein zer re en. 37. Und abermal spricht eine andere Schrift: Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben. Ousammenfassuitg ver Zliecichtkh Und da es um die sechste Stunde kam, ward eine Finsterniß über das ganze Land bis an die neunte Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthanil Das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich ver- lassen? Etliche aber, die da stunden, da sie das hörten, sprachen sie: Der ruft den Elias. Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: Mich dürstet! Da stund ein Gefäß voll Essig; und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und fiillete ihn mit Essig, und steckte ihn auf ein Rohr und tränkete ihn. Die Andern aber sprachen: Halt, laß sehen, ob Elias komme und ihn herabnehme. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und Jesus rief abermal laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt, neigte er das Haupt und verschied. Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke, von oben an bis unten aus; und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber thaten sich auf, und stunden auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung, und kamen in die hl. Stadt und erschienen Vielen. Aber der Hauptmann, der dabei stund, gegen ihm über, und die bei ihm waren und bewahreten Jesum, da sie sahen, daß er mit solchem Geschrei ver- schied, und sahen das Erdbebem und was da gefchah, erschraken sie sehr, und preiseten Gott und sprachem Wahrlich, dieser ist ein frommer Mensch und Gottes Sohn gewesen! Und alles Volk, das dabei war und zusah, da sie sahen, was da gefchah, schlugen sie an ihre Brust und wandten wieder um. Es stunden aber alle seine Verwandten von ferne und die Weiber, die ihm aus Galiläa waren nachgefolget, und sahen das alles, unter welchen war Maria Magdalena und Maria, des kleinen Jakobi und Joses Mutter, und Salome, die ihm auch nachgefolget, da er in Galiläa war, und gis-« dienet hatten, und viele andre, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. « Die Juden aber, dieweil es Rüsttag war, daß nicht die Leichname am Kreuz blieben den Sab- bath über, denn desselbigen Sabbaths Tag war groß, baten sie Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine, und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer öffnete feine Seite mit einem Speer, uud alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis; ist wahr; und derfelbige weiß, daß er die Wahrheit sagt, auf daß auch ihr glaubet. Denn folches ist geschehen, daß die Schrift erfüllet würde: Jhr sollt ihm kein Bein zerbrechen Und abermal spricht eine andere Schrift: Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben. III 132 Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c· VI. Abschnith Matth 27. 57. Atn Abend aber kam ein reicher Mann von Ari- mathia, welcher auch ein Jünger Jesu war. 58. Der ging zu Pilato und bat ihn um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihn ihm geben. §. 123. Die Grablegung und die Grabeshiiteu Mark. 14. 42. Und am Abend, die- weil es der Nüsttag war, welcher ist der Vorsabbatl); 43. KamJosephvonAri- mathia, ein ehrbarer Raths- herr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete; der wagte es, und ging hinein Zu Pilato und bat um den eichnam Jesu. 44. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon todt war; und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er längst gestorben wäre. 5. Und als er es erkundet von dem Haupt- mann, gab er Joseph den Leichnam. 59. Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in eine reine Leinwand; 60. Und legte ihn in fein eigenes neues Grab, welches er hatte lassen in einen Felsen hauen; und wälzte einen großen Stein vor die Thür des Grabes, und ginä davon. 61. s war aber allda Maria Magdalena und die andere Maria, die setzten sich gegen das Grab. 56. Sie kehrten aber um und bereiteten Specerei und 46. Und er kaufte eine Leinwand, und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand, und legte ihn in ein Grab, das war in einen Fels gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Thür. 47. Aber Maria Mag- dalena und Maria Joses schaueten zu, wo er hinge- legt ward. (Von 3—6 Uhr Freitags und Sonnabend den 8. April.) Luk· 23. 50. Und siehe, ein Mann mit Namen Jo- seph, ein Rathsherr, der war ein guter, frommer Mann. 51. Der hatte nicht gewilliget in ihren Rath und Handel; der war vonArimathia,derStadt der Juden, der auch auf das Reich Gott wartete. 52. Der ging zu Pi- lato und bat um den Leib Jesu; 53. Und nahm ihn ab, wickelte ihn in eine Lein- wand, und legte ihn in ein gehauen Grab, da- rinnen niemand je ge- legt war. 54. Und es war der Rüsttag, und der Sab- bath brach an. 55. Es folgten aber die Weiber nach, die mit ihm kommen waren aus Galiläa, und be- schaueten das Grab, und wieseinLeib gele tward. alben; und den Sabbath über waren sie stille nach dem Gesetz. Gusammenfassung ver Werk-Inn) Am Abend aber kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Rathsherr, welcher auch aus das Joh. 19. 38. DarnachbatPilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war, doch Zeimlich aus Furcht vor den uden, daß er möchte ab- nehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubte es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. 39. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen unter einander bei hundert Pfunden. 40. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in leinene Tücher mit Specereien, wie die Juden pflegten zu begraben. 41. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garten, und Im Garten ein neues Grab, in welches niemand je gelegt war. 42. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Juden, dieweil das Grab nahe war. Reich Gottes wartete und ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden; der hatte nicht gewilligt in ihren Rath und Handel, und wagte es, und ging hinein zu Pilato und bat, daß er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon todt war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er längst gestorben wäre. Und als er es erkundet von dem Hauptmann, befahl er, man solle Joseph den Leichnam geben. Und er kaufte eine Leinwand. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloe unter einander, bei hundert Pfund. Da nah- men sie den Leichnam Jesu und banden ihn in leinene Tiicher mit Specereien, wie die Juden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garten, und in dem Garten ein neues Grab, in welches niemand je geleget war; das war Josephs, welches er hatte lassen hauen in einen Felsen. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Juden, dieweil der Sabbath anbrach und das Grab nahe war. Und wälzeten einen großen Stein vor die Thür des Grabes, und gingen davon. Es war aber allda Maria Magdalena, und Maria Joses, die setzten sich gegen das Grab; auch andere Weiber, die da Jesu waren nachgefolget von Galiläa, beschaueten, wohin und wie sein Leib geleget ward. Sie kehreten aber um, und bereiteten die Specereien und Salben; und den Sabbath über waren sie stille nach dem Gesetz. Die Grablegung und die Grabeshüter. 133 Muth. 27. 62 Des andern Tages, der da folgt nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer 63 sämmtlich zu Pilato; und sprachen: Herr, wir haben gedacht, daß dieser Verführer sprach, da er 64 noch lebte: Jch will nach dreien Tagen auferstehen. Darum besiehl, daß man das Grab ver- wahre bis an den dritten Tag, auf daß nicht seine Jünger kommen und stehlen ihn, und sagen zum Volk: Er ist auferstanden von den Todten; und werde der letzte Betrug ärger, denn der 65 erste. Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Hüter; gehet hin und verwahret es, wie ihr 66 wisset. Sie gingen hin und verwahrten das Grab mit Hütern, und versiegelten den Stein. Siebenter Abschnitt. Yie Auferstehung und Himmelsahrt Jesu Christi. (Ein Zeitraum von 40 Tagen) §. 124. Die Auferstehung und die erste Erscheinung des Anferstandenen (Sonntag den 9. April a. 30 früh 5 Uhr.) Matth. 28. 2 Und siehe (als der Sabbath um war, in der Dämmerstunde auf den ersten Wochentag) geschah ein groß Erdbeben Denn der Engel des HErrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte 3 den Stein von der Thür, und setzte sich darauf. Und seine Gestalt war wie der Blitz, und sein 4 Kleid weiß als der Schnee. Die Hiiter aber erschraken vor Furcht, und wurden als wären sie todt. Matth. 28. 1. Am Abend aber des Sabbaths, welcher anbricht am Morgen des ersten Feier- tages der Sabbathen, kam Maria Magdalena, und die andere Maria, das Grab zu besehen. 5. Aber der Engel ant- wortete, und sprach zu den Weibern: Fürchtet euch nicht; ich weiß, daß ihr Jesum den Gekreuzigten fuchet. 6. » Er ist nicht hie; er ist auferstanden, wie er ge- sa that. Kommt her, und sehJet die Stätte, da der HErr gelegen hat; 7. Und gehet eilend hin, und saget es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Todten. Und siehe, er wird vor euch hingehen in Galiläa, da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch e a t. 8 g n?- sie ingen eilend um Grabe inaus, mit urcht und großer Freude; und liefen, daß Lie es seinen Jüngern verkiin igten. Mark. 16. 1. Und da der Sabbath vergangen war, kauften Maria Ma dalena, und Maria Jako i und Salome Specerei, auf daß sie kämen und salbeten ihn. 2. Und sie kamen zum Grabe an einem Sabbather sehr·frühe, da die Sonne aufg1n . 3. Hlnd sie sprachen unter einander: Wer wälzt uns Sotein von des Grabes ur. 4. Und sie sahen dahin, und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß. 5. Und sie gingen hinein in das Grab, und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein lang weiß Kleid an; und sieöentktzten sprach . r a e u ihnen: Entsetzet euch nicht. Jhr fuchet Jesum von Na- zareth, den Gekreuzigtem er ist auferstanden, und ist nicht hie. Siehe da, die Stätte, da sie ihn hinlegten Luk. 24. 1. AberanderSabbather einem sehr frühe kamen sie xim Grabe und tru en die pecerei, die sie ereitet hatten, und etliche mit ihnen. 2. Sie fanden aber den Stein abgewälzet von dem Grabe; Z. Und gingen hinein und fanden den Leib des HErrn Jesu nicht. 4. Und da sie darum bekümmert waren, siehe da traten bei sie zween Männer mit glänzenden Kleidern. 5. Und sie erschraken, und schlugen ihre Ange- sichter nieder zu der Erde. Da sprachen sie zu ihnen: Was fuchet ihr den Leben- digen bei den Todten? s. Er ist nicht ie, er ist auferstanden. edenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war. 7. Und sprach: Des Menschen Sohn muß über- antworte: werden in die Hände der Sünder, und gekreuziget werden, und am ritten age auferstehen. 8. Und sie gedachten an seine Worte. Joh. 20. I. An der Sabbather einem kommt Maria Magdalena früh, da es noch finster war, zum Grabe, und siehet, daß der Stein vom Grabe hinweg war. 2. Da läuft sie, und kommt zu Simon Petro und zu dem andern Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und spricht zu inen: Sie haben den Errn weg enom- men aus dem rabex und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 134 Ehronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu &c. — VII. Abschnitt. Mark. 16. 7. Gehet aber hin, und saget es seinen Jüngern, und Petro, daß er vor euch hingehen wird in Galiliia; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8. Und sie gingen schnell heraus, und flohen vor dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen, und Luk. 24.« 9. Und sie gingen wieder vom Grabe, und verkündigten das alles den Eisen, und den andern allen. 10. Es war aber Maria Magdalena, und Johanna, und Maria Jakobi, und andere mit ihnen, die solches den Apo- steln sagten. fasten niemand nichts, denn sie fürchteten i . Oufammenfassung der Vers-hu) Und Maria Magdalena und Maria Jakobi und Salome und Johanna kamen zum Grabe am ersten Tage nach dem Sabbath sehr frühe, da die Sonne ausging, und trugen die Specerei, die sie bereitet hatten, daß sie Jesum salbeten. Maria Magdalena nun kommt zum ersten dahin, und siehet, daß der Stein vom Grabe hinweg war. Da läuft sie, und kommt zu Simon Petro, und zu dem andern Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den HErrn weggenom- men aus dem Grabe; und wirwissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da kamen auch die andern, und sprachen unter einander: Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Thür. Und sie sahen dahin, und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab, und fanden den Leib des HErrn Jesu nicht; und da sie darum bekümmert waren, siehe, da sahen sie einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein lang weiß Kleid an, und sie entsetzten sich und schlugen ihre Angesichter nieder zu der Erde. Er aber, der Engel, antwortete und sprach zu ihnen: Entsetzet euch nicht; ihr suchet Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten Was suchet ihr den Lebendigen bei den Todten? Er ist nicht hie; erTist auferstanden! Kommt her und sehet die Stätte, da der HErr gelegen hat, und gedenket da- "ran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war, und sprach: Des Menschen Sohn muß überant- wortet werden in die Hände der Sünder und gekreuziget werden, und am dritten Tage auserstehen· Gehet aber eilend hin und saget es seinen Jüngern, und Petro, daß er auferstanden sei von den Todten. Und siehe, er wird vor euch hingehen in Galiläa, da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich hab es euch gesagt! Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus, mit Furcht und großer Freude; und sie gedachten an Jesu Worte, und liefen, daß sie es seinen Jüngern Verkündigten. Und sie sagten niemand nichts; denn sie fürchteten sich· Joh. 20. 3 u. 4 Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und kamen zum Grabe. Es liefen aber die zwei mit einander, und der andere Jünger lief zuvor, schneller, denn Petrus, und kam am 5 ersten zum Grabe, gucket hinein, und siehet die Leinen gelegt; er ging aber nicht hinein. Luk. 24. 12. Petrus aber stund aus, und lief zum Grabe, und bückte sich hinein, und sahe die leinenen Tücher allein liegen, und ging davon; und» es nahm ihn Wunder, wie es zuginge. Joh. 20. 6 Da kam Simon Petrus ihm nach, und ging hinein in das Grab und siehet die Leinen 7 gelegt, und das Schweißtuch, das Jesu um das Haupt gebunden war, nicht bei den Lei- nen gelegt, sondern beiseits, eingewickelt, an einem besondern Ort (und es nahm ihn Wunder, wie das zuginge). Joh. 20. 8 Da ging auch der andere Jünger hinein, der am ersten zum Grabe kam, und sahe, und glaubte 9 es. Denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß er von den Todten auserstehen müßte. 10 Da gingen die Jünger wieder zusammen. Die Auferstehung und die erste Erscheiiiuug des Auferstandeiieir 135 Matth. 28. O. Siehe, da begegnete ihnen Jesusund sprach: Seid gegrußet Und sie traten zu ihm, und griffen aii seine Füße und fielen vor ihm nieder. »10. Da sprach Jesus zu ihnen: Furchtet euch nicht; gehet hin und verkündet es meinen Brüdern, daß sie gehen in Galiläa, daselbst wer- den sie mich sehen. Mark. IS. I· Jesus aber, da er auferstan- den war frühe am ersten Tage der Sabbather, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. l0. Und sie ging hin, und ver- kündigte es denen, die mit ihm ge- wesen waren, die da Leid trugen, und weineten. 1l. Und dieselbigen, da sie höreten, daß er lebete, und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht. Joh. 20. -11 Maria aber stund vor dem Grabe, und weinete draußen. Als sie nun weinete, guckte 12 sie in das Grab, und siehet zween Engel in weißen Klei- dern sitzen, einen zu den Häupten, und den andern zu den Füßen, da sie den Leichnam hingelegt hatten. 13 Und dieselben sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen HErrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn 14 hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück, und siehet Jesum stehen, und 15 weiß nicht, daß es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Weib, was weinest du? Wen fuchest du? Sie meinet, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, 16 wo hast du ihn hingelegt? so will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte 17 sie sich um, und spricht zu ihm: Rabbuni; das heißt, Meister. Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern, und sage ihnen: Jch fahre auf«zn meinem Vater, und zu eurem Vater, zu meinem Gott, und zu eurem Gott. . 18 Maria Magdalena kommt, und verkündiget den Jüngern: Jch habe den HErrn gesehen, und solches hat er zu mir gesagt. (Luk. 24, 11:) Und es däuchten sie ihre Worte (wie auch die der andern Frauen) eben, als wären es Mährlein; und glaubten ihnen nicht. Matth. 28. 11 Und siehe, da kamen etliche von den Hütern in die Stadt und verkündigten den Hohenpriestern 12 alles, was geschehen war. Und sie kamen zusammen mit den Aeltesten und hielten einen Rath, 13 und gaben den Kriegsknechten Geld genug; und sprachen: Saget,» seine Jünger kamen des Nachts 14 und stahlen ihn, dieweil wir schliefen. Und wo es würde auskommen bei dem Landpfleger, wollen 15 wir ihn stillen und schaffen, daß ihr sicher seid. Und sie nahmen das Geld und thaten, wie sie gelehret waren. Solches ist eine gemeine Rede worden bei den Juden bis auf den heutigen Tag. §. 125. Die Erscheinung vor Simon Petrus und vor den beiden Wanderern nach Emmans (Nachmittags 3——8 Uhr.) Mark. 16. 12. Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offen- barte er sich unter einer andern Gestalt, da sie aufs Feld gingen. 13. Und dieselben gingen auch hin und verkündigten das den andern; denen glaubten ie auch nicht. L u k. 24. 13 Und siehe, zween aus ihnen gingen an dem- selben Tage in einen Flecken, der war von Jerusalem sechzig Feldweges weit, deß Name 14 heißt Emmaus Und sie redeten mit einander 15 von allen diesen Geschichten. Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich mit 16 einander, nahete Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, 17 daß sie ihn nicht kannten. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen 18 euch handelt unterwegs, und seid traurig? Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen 19 Tagen darinnen geschehen ist? Und er sprach zu ihnen? Welches? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesu von Nazareth, welcher war ein Prophet, mächtig von Thaten und Worten vor 20 Gott und allem Volk; wie ihn unsere Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Ver- 21 dammniß des Todes und gekreuziget. Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen. Und über 22 das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist. Auch haben uns erschreckt etliche 23 Weiber der Unsern, die sind frühe bei dem Grabe gewesen; haben seinen Leib nicht gefunden, 24 kommen und sagen, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagen, er lebe. Und etliche Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu re. — VIL Abschnitt. unter uns gingen hin zum Grabe und fanden es also, wie die Weiber sagten, aber ihn fanden 25 sie nicht. Und er sprach zu ihnen: O, ihr Thoren, und träges Herzens, zu glauben alle dem, 26 das die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit 27 eingehen? Und fing an von Mose und allen Propheten, und legte ihnen alle Schristen aus, die 28 von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zum Fleckeiy da sie hingingen; und er stellte sich, 29 als wollte er weiter gehen. Und sie nöthigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will 30 Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Und 31 es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brod, dankte, brach es und gab es 32 ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen unter einander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete? 33 Und sie stunden auf zu derselben Stunde, kehrten wieder gen Jerusalem, und fanden die Elfe 34 versammelt, und die bei ihnen waren; welche sprachen: Der HErr ist wahrhaftig auferstanden, 35 und Simoni erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war, und wie er von ihnen erkannt wäre an dem, da er das Brod brach. §. 126. Die zweimalige Erscheinung im Kreise der Apostel. (Sonntag den 9. und Sonntag den 16. April.) gut. 24. Ich. 20. 36. Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, wiegten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit eu . 37. Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. 38. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so er- schrocken? Und warum kommen solche Gedanken in eure Her en? 39. ehet meine Hände und meine Füße, ich bin es selber; fühlet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. 40. Und da er ihnen das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße. 41. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden, und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hie etwas zu·essen? » · » 42. Und sie le ten ihm vor ein Stuck von gebra- tenem Fisch und onigseini. 43. Und er nahm es und aß vor ihnen. 19. Am Abend aber desselben Sabbathes , da die Jünger versammelt, und die Thüren verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat inictlten ein, und spricht zu ihnen: Friede sei mit eu . 20. Und als er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den HErrn sahen. 21. Da sprach Jesus abermal zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. «2«2. Und da er das sagte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! 23. Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Uzusamnienfussung der Zberichteh Da sie aber davon redeten, am Abend desselbigen Sabbaths, da die Jünger versammelt und die Thüren verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken? und warum kommen solche Gedanken in eure Herzen? Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin es selber; fühlet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden, und sich verwun- derten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hie etwas zu essen? Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim. Und er nahm es und aß vor ihnen. Da wurden die Jünger froh, daß sie den HErrn sahen. » . Da sprach Jesus abermal zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das sagte, blies er sie an, und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heil. Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Der HErr erscheint dem Simon Petrus, den Enkmahus-Jüngern und den übrigen Aposteln. 137 24 25 26 27 28 20 «! GUILF 15 16 l7 18 19 20 21 Joh. 20. Thomas aber, der Zwölfen einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, da Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den HErrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelinaale und lege meinen Finger in die Nägelmaale, und lege meine Hand in seine Seite, will ich es nicht glauben. Und über acht Tage waren abermal seine Jünger darinnen, und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Thüren verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch! Darnach spricht er zu Thoma: Reiche deinen Finger her, und siehe meine Hände; und reiche deine Hand her, und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein HErr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thoma, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben. §. 127. Die Erscheinung am galiläischen See vor sieben Apostelm (Sonntag den 23. April) Joh. 21. Darnach offenbarte sich Jesus abermal den Jüngern, an dem Meere bei Tiberias. Er offenbarte sich aber also: Es waren bei einander Simon Petrus und Thomas, der da heißt Zwilling, und Nathanael von Cana aus Galiläa, und die Söhne Zebedäi und andere zween seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen: Jch will hin fischen gehen. Sie sprachen zu ihmHSo wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und traten in das Schifs alsobald, und in derselben Nacht fingen sie nichts. Da es aber jetzt Morgen ward, stund Jesus am Ufer; aber die Jünger wußten- es nicht, daß es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz zur Rechten des Schiffes, so werdet ihr finden. Da warfen sie, und konnten es nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, welchen der HErr lieb hatte, zu Petro: Es ist der HErr! Da Simon Petrus hörte, daß es der HErr war, gürtete er das Hemd um sich, denn er war nackend, und warf sich in das Meer. Die andern Jünger aber kamen auf dem Schiffe, ·—- denn sie waren nicht ferne vom Lande, sondern bei zweihundert Ellen — und zogen das Netz mit den Fischen. Als sie nun austraten auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt, und Fische darauf und Brod. Spricht Jesus zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land voll großer Fische, hundert und dreiund- fünfzig. Und wiewohl ihrer so viele waren, zerriß·doch das Netz nicht. Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl. Niemand aber unter den Jüngern durfte ihn fragen: Wer bist du? Denn sie wußten es, daß es der HErr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brod, und giebt es ihnen; desselben gleichen auch die Fische. Das ist nun das dritte Mal, daß Jesus geoffen- baret ist seinen Jüngern, nachdem er von den Todten auferstanden ist. Da sie nun das Mal gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petro: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn diese mich haben? Er spricht zu ihm: Ja, HErr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer. Spricht er zum andern Mal zu ihm: Simon Johanna, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, HErr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Schafe. Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon Johanna, haft du mich lieb? Petrus ward traurig, daß er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: HErr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe! Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe. Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Da du jünger warest, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst. Das sagte er aber, zu deuten, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Da er aber das gesagt, spricht er zu ihm: Folge mir nach. Petrus aber wandte sich um und sahe den Jünger folgen, welchen Jesus lieb hatte, der auch an seiner Brust am Abendessen gelegen und gesagt hatte: HErr, wer ist es, der dich verräth? Da Petrus diesen sah, spricht er zu 22 Jesu: HErr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: So ich will, daß er bleibe, bis ich 138 Chronologifche Zusammenstellutig des Lebens Jesu &c. — V1l. Llbschnitt 23 48 komme, was gehet es dich an? Folge du mir nach. Da ging eine Rede aus unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm: Er stirbt nicht; sondern: So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was gehet es dich an? §. 128. Die zweite Offenbarung in Galiläa. (Sonntag den 30. April.) Matth. 28. Aber die elf Jünger gingen in Galiläa auf einen Berg, dahin Jesus sie beschieden hatte. Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten· Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und aus Erden. Darum gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes! Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Der Auferstandene erscheint dann am 7. Mai dem Jakobus I.: 1. Tor. 15, 7.) §. 129. Die letzte Offenbarung in Jerusalem. (Sonntag den 14. Mai.) Luk. 24. Jesus sprach zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfijllt werden, was von mir geschrieben ist im Gefetz Mosis, in den Pro- pheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständniß, daß sie die Schrist ver- stunden; und sprach zu ihnen: Also ist es geschrieben, und also mußte Christus leiden und auf- erftehen von den Todten am dritten Tage; und predigen lassen in seinem Namen Buße und Ver- gebung der Sünden unter allen Völkern, und anheben zu Jerusalem. Jhr aber seid deß alles 49 Zeugen. Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Jhr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis daß ihr angethan werdet mit Kraft aus der Höhe. Mark. 14. 14. Zuletzh da die Els zu Tische saßen, offenbarte er sich, und schalt ihren Unglauben, und ihres Herzens Härtigkeih daß sie nicht geglaubet hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden ; 15. Und sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur. 16. Wer da glaubet nnd getauft wird, der wird selig werden» wer aber nicht glaubet, der wir ver- dammet werden. §. 130. Die Himmelfahrh (Donnerstag den 18. Mai.) L u k. 24. 5(). Er sührete sie aber hinaus bis gen Bethanien, und hub die Hände aus und se nete sie. 51. Und es ge chah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52. Sie aber beteten ihn an, und kehreten wieder gen Jerusalem mit großer Freude; 53. Und waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott. Apoftelg I. 4. Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten aus die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehöret (sprach er) von mir. 5. Denn Johannes at mit Wasser getauft; ihr aber ollt mit dem heiligen Geist etaust werden, nicht lange nach diesen Tagen. 6. Die aber so zusammen kommen waren, fragten ihn und sprachen: HErr, wirst du auf diese Zeit wie- 17. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da lauben, sind die: Jn meinem Namen werden sie Teufciel austreiben, mit neuen Zungen reden, . Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödt- liches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. der augichten das Reich Israel? 7. r sprach aber zui neu: Es gebühret euch nicht, It! Bissen Fest ltzderhSttun e, welche der Vater seiner a vor e a en a « 8. Sondern ihr werdet die Kraft des heil. Geistes empfahen, welcher auf euch kommen wird; und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem, und in gFanz Judäa und Samaria, und bis an das Ende der rde. Die letzten Offenbarungen in Galiläa und Jerusalem· Die Himmelfahrt 139 Mark. 14. 19. Und der HErr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel, und sitzet zur rechten Hand Gottes. 2 . Sie aber gingen aus, und predigten an allen Orten; und der HErr wirkte mit ihnen, und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen Apo st elg. 1. 9. Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. · 10. Und als sie ihm nachsahen gen Himmel fahren, siehe, da stunden bei ihnen zween Männer in weißen Kleidern, 11. Welche auch sagten: Jhr Männer von Galiläa, was stehet ihr, »und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Hiinmeh wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Gusammenfassung der Vernimm) Zuletzh da die Elfe versammelt waren, offenbarte er sich nnd schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubet hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden; und sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Ereatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben sind die: Jn meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. Er fiihrete sie aber hinaus bis gen Bethanien, und befahl ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehöret, sprach er, von mir. Denn Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem heil. Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen. Die aber, so zusammenkommen waren, fragten ihn und sprachem HErr, wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Jsrael? Er aber sprach zu ihnen: Es gebühret euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; sondern ihr werdet die Kraft des heil. Geistes empfahen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem, und in ganz Judäa und«Samaria, und bis an das Ende der Erde. Und da er solches gesagt, hub er die Hände auf gen Himmel und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, fchied er von ihnen, und ward aufgehoben gen Himmel zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen gen Himmel fahren, siehe, da stunden bei ihnen zween Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten: Jhr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher ist vor euch aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Und sie kehrten um gen Jerusalem mit großer Freude; und waren allewege im Tempel, priesen und lobeten Gott. 140 Beilage zur Evaugelieu-«Harmouie. zuijummenijielinng der enungriiijrlzrn Bei-Ethik uns dem Kalten Zehn* von Wieselern Erster Abschnitt. Die Kindheits- nnd Jugend- geschtchte Jesu und feines Vor- laufers Johannes. §. 1. Verkündi ung der Geburt Johannis: 9. ktober a.6 v. Chr. §. 2. Verkündi ung an Maria: Mai a. 5 v. hr. §. 3. Besuch der Maria bei Elisabeth. «. 4. Heimholung durch Joseph. . 5. Johannis Geburt und Be- schneidung: Juli a. 5 v. Chr. . S. Jesu Geburt und Beschnei- dun : Februar a. 4 v. Chr. . 7. arstellung im Tempel. . 8. Besuch der Weisen. . 9. Flucht nach» Egyptea .10. Der zwolfxahrige Jesus: Ostern a. 9 n. Chr. Zweiter Abschnitt. Vom Auftreten Johauuis bis zu feiner Gefangennehmung. §. 11. Johannis AuftretemHerbst a 26 n C r §. 12. Jesu Taufe: Frühjahr oder Sommer a. 27. §. 13. Versuchung durch den Teufel· tswischenzeit von 5—7 Monaten.) §. 14. Zeugniß Johannis vor den Abgesandten des Hohenrathsu Z. s. §· §. ØIØIØICOD TO CARL) 15. Die ersten Jünger Jesu. 16. Die Hochzeit zu Cana. 17. Das erste Osterfest zu Je- ru alem: 30. März a. 2 . 1 . Gespräch mit Nieodemus 19. Jesu Aufent alt in Judäa. 20. Rückkehr na Galiläa durch Samaria. §. 21. Der Königische zu Kapernaum §. 22. Jesus auf dem Purimfest zu Jerusalem, Heilung des Kranken am Teiche Bethesdm 19. März a. 29. lDas Purimfesi war aber ein viel zu üppiges und weltliches Fest, als daß Jesus steh dazu sollte in Jerusalem eingefunden haben) §. 23. Ge angennehmung des Täu- fersu. iickkehrJesunachGaliläa. Februar oder März a. 28. von Lichtenfteim Erster Abschnitt Von der Ankündigung der Geburt des Johannes bis zu seinem öffent- lichen Hervor-treten. §. 1. Verkündigung der Geburt Jo- hannis: 23. April a. 6 v. Chr. §. 2. Verkündigung an Maria: Oktb. a. 6 v. Chr. Z. Besuch der Maria bei Elisabeth. 4. Heimholung durch Joseph: De- zember a. 6 v. r. 5. Johannis Geburt: Januar a.5 v. Chr. 6. Jesu Geburt: Juli a. 5 v. Chr. 7. Darstellung im Tempel: Septbr. a. 5 v. Chr. 8. Vesuch der Weisen: Ende Febr a. 4 v. C r. 9. Flucht nach Eghpten 10. er zwölfjährige Jesus: Ostern a. 8 n. Chr. §. §. §. §. §. §. §. §. Zweiter Abschnitt. Vom öffentlichen Hervortreten des Täufers bis zu seiner Gefangensetzung §. 11. Johannis Auftreten: Herbst a. 26 n. Chr. §. 12. Jesu Taufe: Januar a. 27. §. 13. Versuchung durch den Teufel. §. 14. Zeugnis; Johannis vor den Ab- gescåydten des Hohenraths: Februar a. . . 15. Die ersten Jüngen g. 16. Die Hochzeit u Cana. §. 17. Das ersteOster est zu Jerusalem: April a. 27. §. 18· Gespräch mit Nicodemus und Rühkehr nach Galiläa §. 19. Jesu Wirksamkeit in Judäa: Spätherbcst a. 27. §. TO. kehr nach Galiläa durch Samaria · » §. 21. Der Kömgische zu Kapernaum: Dezember a. 27. (Zeit der Verborgenheit.) §. 22. Gefangennehmung des Täufers: Herbst a. 28. §. 23. Jesus auf dem Laubhüttenfest Z: Jerusalem, heilt den Kranken am eiche zu Bethesda §. 24. Rückkehr nach Galiläa von P. Lange. Erster Abschnitt. Die Geschigte der Geburt und der indheit Jesu. §. 1. Verkündigung der Geburt Jo- hannis: Frühxahr a. 5 v. Chr. §. Z. Verkündigung an Maria: Herbst a. 5 v. Chr. Z. Maria und Elisabeth. 4. Heimholung der Maria durch Jo ep . . 5. Geburt des Johannes: Winter a. 5 v. Chr. 6. Jesu Geburt: Sommer a.4 v. Chr. 7. DieWeisen aus dem Morgenlande. 8. Flucht nach Ekgsypten 9. Rückkehr aus gypten und Dar- stellung des Kindes im Tempel. §. 10. Der zwölfjährige Jesus: Ostern a. 8 n. hr. §. §. §. §. §. §· §. Zw eiter Abschnitt. Die Geschichte des Amtsantritts Jesu. §. 11. Johannis Auftreten: Spät- sommer a. 26 n. C r. §. 1·2. Jesu Taufe: ommer a. 27. . 13. Versuchung durch den Teufel. . 14. Zeugniß Johannis vor den Abgesandten des Hohenraths . 15. Die ersten Jünger. . 16. Die Hochzeit zu Cana- . 17. Der Zug nach Kapernaum (Joh. Z, 12). Dritter Abschnith Das öffentliche Auftreten Jesu unter dem begeisterten Willkomm seines Volks. §. 18. Das erste Osterfest und die Reinigung des Tempels: a. 28 n. Chr. §. 19. esprä mit Nicodemus §. 20. Wirksam eit in Judäa und letztes Zeugniß des Täufers. §. 21. Verlegun der Wirksamkeit nach Galiläa und s eise durch Samaria §. 22. Verstoßung von Na areth und Heilung des Sohnes des önigischen zu Kapernaum CARL-AND TLPMI «) Aus den mancherlei Zusammenstellungem die in verschiedener Weise die vier Evangelien in Harmonie zu bringen und die Zeit der einzelnen Begebenheiten zu bestimmen suchen, heben wir. hier nur diejenigen drei hervor, welche für unsern Leserkreis die wichtigsten sein dürften. Wieseleos Zusammenstellung ist in viele Lehrbücher des Religionsunierrichts übergegangen, Lange’s liegt auch dessen Bibelwerk zu Grunde, LichiensieinW aber beruht auf v. Hosmanns Schriftforschungem Am wenigsten können wir mit Langes Zusammenstellung zufrieden sein, nach welcher das amtliche Leben Jesu in den Zeitraum von 2 Jahren zwischen 3 Passafesten fällt und die 3 ersten Evangelisten mit ihrer Reihenfolge der Begebenheiten sich viel Willkürlichleiten gesallen lassen müssen. Zusammenstellung der evangelischen Berichte 141 von Wieseler, Dritter Abschnith Von der Rückkehr Jesu nach Galiläa bis zu seiner Reise ansls Laubhüttenfest §. 24. Verstoßung aus Na areth und Uebersiedelung nach aper- naum: 26. März a. 29. §. 25. Petri Fischzug und Beru- fung von4Aposteln zu dauernder Nachfolge §. 26· Jesus in der Schule zu Kapernaum Heilung der Schwie- Irmutter Petri und anderer anken: 2. April a. 29. §. 27. Aufbruch von Kapernaum und Heilung eines Aussätzigem Z. April. §. 28. Rückkehr uns Kapernaum und eilung des ichtbrüchigem §. 29. erufung des Zöllners evi und Speisung bei ihm. §. 30. Aehrenausraufen am weit- erstzeåi Sabbath :9. April (6. is an) a. « . (Die8 ist nach Z. Mos. 23, 14 durch- aus falsch) §. 31. Sabbathsheilung des Man- nes mit der verdorreten Hand: 10. April. (Am lLApril Hinrichtung des Täufers) §. 32. Wahl der 12 Apostel und Bergpred1gt: 12. April. §. 33. Der Hauptmann von Ka- pernaum. §. 34.ADe«lr Jüngling zu Naint 13. m. §· 35. Die Gesandfchaft des Täu- fers: 13. April. (Bgl. die Bein. unter §. 33 I) §. 36. Die große Sünderin. §. 37. Predigt in Gleichnissem Er- scheinung der Mutter und Brü- der Jesu: 14. April. . 38. Stillung des Seesturms. . 39. Jesus bei den Gadarenern: 15. April. §. 40. Auferweckung der Tochter des Jairus und Heilung des blutflü si en Weibes. §. 41. exsus abermals in der Schule zu Nazareth: 16. April. §. 42. Aussendung der12Apostel. §. 43. Jesus empfängt die Nach- richt von der Hinrichtung des Täufers: 17. April. §. 44. Rückkehr der Zwölfe und Speisung der Fünftausend. §. 45. Das Wandeln auf dem Meer. §. 46. Jesus in der Schule zu Kapernaum Bekenntmß des Petrus: l8. April. §. 47. Streitfrage über das Hände- waschen. §. 48. Jesus in dem Gebiete von Tyrus und Sidon. Das cann- näische Weib. §. 49. Heilung des Taubftummen von Lichtensteiiy Dritter Abschnitt. Von Jesu Auftreten in Galiläa bis zu seiner Gesangennchmung in Jerusalem. §. 25· Uebersiedelung von Nazareth nach Kapernaum und Wirksamkeit amWgaliläischen Meer: Oktober Z« . §. 26. Petri Fischzug und Berufung dein 4 Jünger zu dauernder Nach- o f ge— .27. Jesus in der Schule zu Ka- pernaum. Heilung des Besessenen. §. 28. Heilung der Schwiegermutter Petri und anderer Kranken. Auf- bruch von Kapern·aum. · » 29. Jesus durchzieht ganz Gal1laa. Das Gerucht von ihm dringt selbst nach Syrien. Sammlung der Jün- gerschaft, aus welcher aber äleich anfangs sich ein vertrauterer reis bildet: Herbst und Winter a. 28J29. Jn diese und die nächftfolgende Zeit fallen folgende Geschichtent a. Abordnung einer Gefandtschaft von Schriftgelehrteu aus Jerusalem. Be- schuldigung der Teufelaustreibung durch Beelzebub . Predigt in Gleichnissem . Stillung des Seestutms . Heilung der Besessenen im Gebiet von Gadara. e. Heilung des Gichtbrüchigen in Ka- pernaum. . Berufung des Piatthäus nnd Spai- sung bei ihm. g. Erweckung der Tochter des Jairus vom Tode und Heilung des blut- flüssigen Weibes. h. Heilung zweier« Blinden und eines stummen Besessenem §. 30. Aussonderung der Zwölfe und Bergpredigt: Frühjahr a. 29. §. 31. Heilung des Aussätzigen Der Hauptmann von Kapernaum . 3·2. Der Jüngling von Nain. . 33. Aussendung der 12 Apostel. . 34. Gesandtschaft des Täufers. . 35. Herodes feiert seinen Jahres- tag. Hinrichtung des Täufers. §. 36. Rückkehr der Apostel. Speisung der Fünftausend. §. 37. Das Wandeln auf dem Meer. §. 38. Jesus in der Schule u Ka- pernaum. Bekenntniß des etrus. §. M. Die Zeit vom Passa- bis zum Laubhüttenfeste des J. M: a. Aehrenausraufeii am Sabbaih. b. Heilung des« Ojiannes mit der ver- dorreten Hand. a. Jesus in seiner Vaterstadt Nazareth. d. Jesus in der Landschaft Genezaretlx Die Schriftgelehrten von Jerusalem in Gemeinschaft mit den einheimis schen Pharisäern machen ihm Vor- würfe, daß seine Jünger die Aussöse der Aeltesten nicht beobachten. TO CJI IesV-« DE CLDCØCVCØ von P. Lange. §. 28. Niederlassung in Kapernaum und Wirksamkeit daselbst: der Be- sessene in der Synagoge, die Schwie- germutter des Petrus, der Fifchzug es Petrus, die Berufung der ersten Nachfolger. §. 24. Der Zug Jesu von Kapernaum durch das galiläische Land. Die Bergpredigt und die Heilung des Aussätzigem §. 25. Die Rückkehr von der galiläi- schen Landreise Der Hauptmann von Kapernaum §. 26. Die Seepredigt und die See- fahrt. Die Stillung des Meeres. §. 27. Der Besessene von Gadara und die Heimkehr nach Kapernaum §. 28. Heilung des Gichtbrüchigem §. 29. Berufung des Matthäus. §. so. Frage nach dem Fasten. §. 31. Jairi Töchterlein und das blut- flüssi e Weib. §. 32. Heilung der zwei Blinden und des besessenen Stummen. §. 33. Die Aussonderung der zwölf Apostel und die Apostel-Jnstruction. §. 34. Der Zug Jesu durch die Städte aus dem Wege der vorausziehenden Apostel: a. Die große Sünderin zu Magdalcn 1). Die dienenden Frauen. o. Der Jüngling zu Nain. d. Die Gesandtschaft des Täufers. Vierter Abschnitt. Die Zeit des Erscheinens und nnd Berschwindeus Jesu unter den Verfolgungen seiner Todseindm (Das Jahr seiner Verbannung und flucht- artigen Wallfahrt vom Purimfeste des J.29 bis zur Palmenfeier vor dem Osterfeste des J. 30.) §. 35. Jesus auf dem Purimfeste X: Jerusalem. Der Kranke am eiche Bethesdm 19. März a. 29. iJm Zusannnenhalt mit §. 39 ist diese Idee vom Besuch des Purimfestes vollends verfeh1t.) §. 36. Rückke r nach Galiläa Nachs richt vom ode des Täufers. §. 37. Speisung der Fünftausend und Wundergang über das Meer. §. Jesus in der Schule zu Ka- pernaum. §. II. Reise der Jünger nach Jeru- salem zum Osterfest Jesus in Bethanien bei Maria und Marthat 17.—24. April a. 29. 142 Zusammenstellung der evangelischen Berichte von Wieseleiy §. 50. Speisung der Viertausend und Ueberfahrt nach Magdala. §. 51. Die Pharisäer fordern ein Zeichen vom Himmel. §. 52. Heilung des Blinden bei Bethsaida. · » » , · §. 53. Jesus beiCasarea Philipp« §. 54. Die Verklärung des HErrn §. 55. Heilung des mondsüchtigen nahen. §. 56. Der Zinsgroschenx im Sep- tember a 29. §. 57. Rangstreit der Jünger. §. 58. Gleichniß vom Schalksknecht §. 59. Aufforderung der Brüder Jesu. Späterer Aufbruch aus Galiläa und einstweilige Stim- mung des Volkes in Jerusalem. Vierter Abschnitt. Von der Reife zum Laubhüttensest bis zum kbniglichen Einzuge in Jerusalem. §. 60. Verweigerte Aufnahme bei den Samaritern. §. 61. Von der Nachfolge Jesu. Aussendung der Siebzig und ihre Rückkehr §. 2. Die Frage des Schriftge- lehrten und das Gleichniß vom barmherzigen Samariter. §. 63. Aufenthalt in Bethanien Maria und Martha. §. 64. Jesus mitten im Fest zu Jerusalem, lehret das Volk: 15. Oktober a. W. §. 65. Der letzte große Tag des Festes: 19. Okto er. §. 66. Die Båsnadigung der Ehe- brecherin. eitere Reden Jesu. §. 67. Die Heilung des Blindge- bornen und das Gleichniß vom guten Hirten. §. 68. Rückzug Jesu von Jeru- salem nach der jüdischen Land- schaft Unterricht vom Gebet. §. 69. Teufelaustreibung und Ver- antwortung wegen pharisäischer Verleumdung. » §. 70. Jesus bei einem Pharisäer und Strasredenwider die Pha- risäer und Schr1ftgelehrten. §. 71. Verschiedene Reden und Gleichnisse nach List· 12. §. 72. Untergang der Galiläer. Gleichniß vom unfruchtbaren Feigenbaum §. 73. Heilun der gekrümmten Frau. Glei niß vom Sauerteig und Senfkorn §. 74. Erscheinung Jesu zu Jeru- salem am Kirchweihfestt 20.— 27. Dezember a. 29. §. 75. Aufenthalt in Peräa. Nach- richt von der Krankheit des Lazarus S. §. 44. von Lirhtenstein, e. Jesus im Gebiete von Tyrus und Sidon. Das cananäische Weib. f. Die Reise in weitem Bogen nach der Ostseite des galiläischen Meeres. Heilung des Taubstumrnem g. Speisung der Viertausend h. Jesus in der Gegend von Magdalas Dalmanutha Zeichenforderung der Pharisäer und Sadducäer. i. Rückfahrt nach der Ostseite des Meeres. Warnung vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadducäer. k· Heilung des Blinden bei Bethsaida l. Aufforderung derBrüderJesu. Dessen spätere Abreise zum Laubhüttenfesi. §. 40. Jesus, mitten im Fest zu Je- rusalem, lehret am Gotteskasten: 15. Oktober a. 29. §.- 41. Die Vorgänge am lehren, einem Sabbath gleich geachteten Tag des Festes: 19. Oktober. §. 42. Die Heilung des Blindgebor- nen und die Rede vom guten Hirten· §. 43. Die letzte Zeit des galiläi- sch en Aufenthalts: Spätherbst a. 29. a. Jesus bei Cäsarea Philippi, Bekennt- niß des Petrus. . Die Verklärung des HENN- . Heilung des besessenen Knaben. . Der Zinsgroschew Rangstreit der Jüngern Jesu Wirksamkeit in Peräat Spätherbst a. 29. a. Verweigerung der Aufnahme von Seiten der Saniariten b. Die Heilung der zehn Aussätzigea c. Frage der Pharisäer über die Ehe- scheidung. ei. Segnung der Kinder. Der reiche Jüngling. e. Das Gleichniß von den Arbeitern im Weinberg. Wirksamkeit am unteren Jordan. Los« §. is. Jesus» am Kikchweihfest in J» § rusalem: 20.—-27. Dezember a. 29. §. 46. Abermalige Wirksamkeit am unteren Jordan. Die Frage, ob Wenige seli werden, und die Warnung der Pharisäer vor Hero- dis Nachstellungen: Winter 29j30. Einige andere Vorfälle aus der Zeit der Wirksamkeit in Galiläa und Peräax a) die drei Nachfolger, b) die Aussendung der Siebzig, o) die Frage des Schriftge- lehrten und das Gleichniß vom barmher- zigen Samariter, d) Maria und Martha von Bethaniem e) Mahl bei einem Pha- risäer, f) Untergang »der Galiläer und das Gleichniß vom nnfruchtbaren Feigenbaum g) Heilung der gekrümmten Frau und des Wassersüchtigem (Völlig übergangen wird hier der Unter· richt vom Gebet in Las. U, 1 ff.) §. 47· Die Nachricht von der Krank- heit des Lazarus in Bethanien und dessen Auserweckung am 4. Tage: März a. 30.- - von P. Lang e. §. 40. Jesus mit den Jüngern wieder in G aliläa. Aehrenausraufen am zwzisersten Sabbath: 23. April a. · (Jn Jerusalem sind die Jünger nur so lange geblieben, sagt Lange, als nöthig war, um der geseslichen Pflicht des Fest« besuchs zu genügen, und schnell wieder mit Jesu nach Galiläa zurückgereist—— wie aber steht es mit den Pharisäern? war etwa deren Herz auch nicht ,,bei den jüdisch gesinnten Festfeiernden, sondern bei bem Meister«?) §. 41. Heilung eines Menschen mit verdorreter Hand. §. 42. Die Beelzebub-Lästerung. §. 43. Die zweite Verlästerung der Wundermacht Jesu und die zweite Folrderung des Zeichens vom Him- e M . - §. 44. »Das verstörte Gastmahl im Pharisaerhause. · §. 45. Der Vortrag von Gleichnissen auf dem See. §. 46. Untergang der Galiläer und Gleichniß vom unsruchtbaren Fei- genbaum. §. 47· Heilung der gekriimmten Frau, die 18 Jahre lang von Satans Banden gehalten worden. §. 48. Streitsrage über das Hände- waschen. §. 49. Jesus an der Grenze von Tyrus und Sidon. Das cana- näische Weib. §. 50. Heilung des Taubstummen in Gaulanitis· §. 51. Die Speisung der Viertausend. §. 52. Die Anfeindung Jesu in Mag- dala-Dalmanut a und Rück- kehr über den See in das Gebirge von Gaulanitis. §. 53. Die Heilung des Blinden zu Bethsaida. « . 54. Jesus bei Cäsarea Philippi, Bekenntn1ß des Petrus. §. 55. Die Vertlärung und die Hei« lung des mondsüchtigen Knaben. §. 56. Der heimliche Zug Jesu durch Galiläa und die Aufforderung sei- ner Brüder. Der Zeheime Gang -nachJerusalemauf’s aubhütten- fest als Privatmann. §. 57. Das plötzliche Auftreten Jesu im Tempel in der Mitte des Festes. §. 58. (Die Begnadigung der Ehe- brecherin.) Jesus das Licht der Welt. §. 59. Die Heilung des Blindgebornen. §. 60. Das letzte Auftreten Jesu in Kapernaum. a. Der« Zinsgroschen b. Der Rangstreit der Jungen e. Die Gefahr der Aergernissr. d. Gleichniß vom Schalksknechr §. 61. Der Aufbruch aus Galiläa. a. Die Frage, ob Wenige selig werden: gut. is, 22 ff. b. Warnung vorHerodis Nachstellungem Zusamnienstellung der evangelifchen Berichte 143 von Wieseler, §. 76. Aufbruch nach Bethanien und Gespräch mit den Pharisäern. §. 77. Jesus auf dem Gastniahl eines Obersten der Pharisäer u.Reden an das nachzieh endeVolt §. 78. Die Gleichnifse in Luk. 15 u. 16. Ankündigung des Todes des Lazarus §. 79. Reden an die Jünger nach Luk. 17, 1———I0. §. 80. Auferweckung des Lazarus und Rückzug nach Ephrem. §. 81. Reife durch Samaria und Galiläa. Die zehn Aussätzigen §. 82. Reden mit den Pharisäern über die Zukunft des Reiches Gottes. Gleichniß vom unge- rechten Richter und vom Pha- rifiier und Zöllner im Tempel. §. 83. Jesus in Periia. Reden über die Ehefcheidnng §. 84. Segnung der Kinder. Der reiche Jüngling. Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge. §. 85. Ankündigung der bevor- stehenden Leiden. Die Bitte der Kinder Zebedäi. §. 86. Ankunft in Jericho und Heilung des Blinden. Einkehr bei Zachäus und Gleichniß von den anvertrauten Pfunden. Fünfter Abschnitt. Vom königlichen Einzug Jesu in Jerusalem bis zu seinem Tod und · Begräbnis» §· 87. Ankunft Jesu in Bethanien und Salbung durch Maria: 31. März a. 30. §. 88.ADer Einzug in Jerusalem: "l 2. pri . §. 89. Verwünschung des Feigen- baums und zweite Tempelrei- nigung: Z. April. §. 90. Der verdorrete Feigenbaum Frage und Gegenfrage nebst einem Gleichniß: 4. April. §. 91. Die Gleichnisse von den bösen Weingärtnern und von der Hochzeit des Königssohns §. 92. Die Pharisäer u. der Zins- Zktoschem die Saddueäer und die e ehung. §. 93. Die Gesetzesfrage des S rift- åelehrten und die Glaubens rage hristi. §. 94. Strafrede wider die Pha- risäer und Schriftgelehrten. §. 95. Jesus am Gotteskasten §. 96. Die Griechen und die Todes- verklärung nebst eine Schluß- betrachtung. » §. 97. Die Weifsagung über die Zukunft. » §· 98. Jesus kündigt seinen Tod an, die Hohenpriester beschließen ihn, Judas meldet sich zum Ver- räther: 5. April. von Lichtensteim §. 48. Jesus in Ephrenn Als das Osterfeft «herbeiko1nmt, verläßt er seinen verborgenen Aufenthalt: ZU. März n. 30. §. 49. Die Leidensverkiindigung und die Bitte der Salome wegen ihrer beiden Söhne. §. 50. Die Heilung der beiden Blinden bei Jericho. §. 51. Einkehr bei Zachäus Gleichniß von den anvertrauten Pfunden. (Auch über die geschichtliche Einrahmung der Gleichnifse in Luk. 15 u. 16 wird hier gar kein Aufschluß gegeben; ebenso ist das Gleichniß von dem reichen Kornbauer in Luk.12, 13 ff. ganz außerBetracht geblieben. Ueberhaupt ist bei Lichtenstein, der auch in Herzogs RealsEncyclopädie einen Abriß des Lebens Jesu gegeben hat, über den sog. Reiseberikht des Lukas wenig geleistet; so z. B. verlegt er Luk. 11, 14—36 in die Zeit nicht lange nach dein Dlintsantritt Jesu, §. 29. a, Luk. U, 37 ff. aber gehört nach ihn: in eine un: ein ganzes Jahr spätere Zeit, §. 46, so daß die Worte: »Da er aber in der Rede war« alle Bedeutung verlieren, indem zu der Verschiedenheit der Zeit auch die völlige Verschiedenheit des Kreises hinzukommtJ §· 52. Ankunft in Bethanien, während die begleitende Pil erschaar vollends bis Jerusalem reist: 31. März. §. 53. Gastmahl im Hause des Aus- sätzigen und Salbung Jesu durch Maria: 1. April. §. 54. Der Einzug in Jerusalem: 2. April. §. 55· Verwünschung des Feigenbaums u. zweite Tempelreinigung: 3. April. §. 56. Der verdorrete Feigenbaunn Frage und Gegenfrage. Gleißniß . von den beiden Söhnen: 4. April. §. 57. Die Gleichnisse von den bösen Weingärtnern und von der Hochzeit des Königssohns §. 58. Die Pharisäer und der Zins- glroschem die Snddueäer und die uferftehung. §. 59. Die Gefetzesfrage der Schrift- gLelehrten und die Glaubensfrage hristi. §. 60. Strafrede wider die Pharisäer nnd S ristgelehrtein §. 61. Je us am Gotteskaften §. 62. DieGriechenund dieTodesver- klärung. Jesus verläßt den Tempel. §. 63. Die Weissagung über die Zukunft. §. 64. Jesus kündigt seinen Tod an. Die Hohenpriester berathen sich, wie sie seiner sich mit List bemächtigen können. Judä Vertrag: 4. April. §. 65.sJesus in der Stille zu Betha- nien: 5. April. §. 66. Die Zurüstung des Passa: G. April. von P. Lange. e· Das Gastmahl beim Obersten der Pharisäer und das Gleichniß vom großen Abendmahl. d. Der Anhang Jesu bei seiner Abreise und die Verwarnung der unentschie- denen Nachfolger. e. Die Aufnahme der Zöllner. Die Gemeinschaft der Jünger Christi: Matth. 18, 12—35; Luk. 15, l— 17, 10. §. 62. Die Verhinderung, durch Sa- maria zu reifen. Die Ausfendung der Siebzig und der Rückblick auf Galiläm Matth. 11, 20——30; Luk. 9, 51——57; l0, 1—16. §. 63. Zug durch den Grenzstrich wischen Galiläa und Samaria nach Peräm Luk. 17, 11——19. §. 64. Rückkehr der Siebzig Der engherzige Schriftgelehrte und der hgrttizlyerzige Samariten Luk. 10, §. 65. Jesu erster Aufenthalt in Peräa: Matth. 19, 1 f.; Mark. l0, l; Luk. 17, 20 —- 18, 14. §. 66. Jesus auf dem Tempelweihfeft in Jerusalem. §. 67. Der Lweite Aufenthalt in Peräaz erhandlung über die Ehescheidung Segnung der Kinder. Der reiche Jüngling. §. 68. Auferweckiing des Lazarus in· Bethani en. §. 69. Der verborgene Aufenthalt in Ephrem §.-70. Der Gang nach Jericho. Das Anliegen der Salome wegen ihrer Söhne. §. 71. Der Blinde bei Jericho. §, 72. Die Einkehr bei Zachäus und das Gleichniß von den anvertrauten Pfunden. (Bei C. 61——65 haben wir absichtlich die Stellen aus Lukas beigeschriebetu ein flüchtiger Blick zeigt, wie hier alles beliebig durcheinander geworfen und die Ordnung des Evangelisten völlig bei Seit-e gesetzt ist.) Fünfter Abschnitt. Die Lcideiiswokha §. 73. Das Festma l zu Bet anien und die Salbung efu durch aria. Judä Vertrag mit den Hohenprie- stern: S o nn ab end vorPalmarnm. §. 74. Der festliche Einzug in Jeru- salem: Sonntag. §. 75. Der große Tag des messiani- schen Wohnens und Waltens Jesu im Tempel: Montag. a. Die Verflachung des Feigenbaunis und die Reinigung des Tempels. b. Verwaltung des Lehramts u. Wunder- heilungiu. e. Das Hosianna der Kinder und die Zurechtweifung der Pharisäer. d. Die Griechen und die Stimme vom Himmel. 144 Zusammenstellung der evangelischen Berichte von Wieseler, von Lichtenfteim VOU P· Wisse« §. 99. Die Zurüstung des Passa- Vierter Abs chnitt. §. 76. Das» Ende »der alttestamentlichen mahls: 6. April Theokratie: Dienstag. §. 100. Rangstreit der Jünger und Fußivaschung. §. 101· Entfernung des Verräthers u. Einsetzung des hl. Abendmahls §. 102. Erste Andeutung der Ver- leu nun Petri und Reden Jesu nacg Tifche bis zum hoheprie- sterlichen Gebet. §. 103. Gang nach Gethsemane und abermalige Verkündigung der Perlen· nung Petri. §. 104. Der Kamp in Gethfemane u.dieGefangennehmung:7.April. §. 105. Verhör und Verurtheilung JesuvorseinenjüdischenRichtern. Des Petrus dreimalige Ver- leuånuiäg §. 10 . estätigung des Todes- urtheils und Untergang des Ver- räthers. §. 107. Jesus vor dem römischen Landp eger. §. 108. ie Hinführung nach Gol- gatha und die Kreuzigung §· 109. Kreuzesabnahme und Be- gräbniß. §. 110. Bewachung und Versiege- lung des Grabes: 8. April. Sechster Abschnitt. Isssszszxskxkikkrg §. 111. Die Auferstehung, zuerst den Weibern Verkündigt. Die Grabeshüter vom Hohenrathe bestochen: I. April a. 30 §. 112. Petrus und Johannes § kommen zum Grabe und finden den Leib Jesu nichtx der Auf- erstandene erscheint der Maria Magdalena. » §. 113. Jesus erscheint, wie dem Simon Petrus, so den beiden Jüngern auf dem Wege nach Emmaus §. 114. Am Abend erscheint der Auferstandene im Kreise der Jünger, unter denen jedoch Thomas fehlt. §. 115. Acht Tage darauf der Auferstandene abermals unter denJiingern; er offenbart sich in- sond erZeit dem Thomas: 16.April. §. 116.. ie Offenbarung am See bei Tiberias §. 117. Die Erscheinung auf dem Berge in Galiläa. §. 118. Am 40. Tage der Aufer- standene unter« seinen Jüngern auf dem Oelberge Die Himmel- fahrt: 18. Mai. Von der Gcfangennehmung Iesn bis zu seiner Himnielfahrt §. 67. Das Passamahl mit seinen Vorgängen und den dabei gehalte- nen Reden: 6. April. §. 68. Der Gang über den Kidron u. der Kampf in Gethsemane:7. April. §. 69. DieGefangenuehmung und vor- liiufiges Ver-hör bei Hannas Erster Hahnenschrer. · » §. 70. Die Verurtheilung von Seiten des Hohenrathes und die wieder- holte Verleugnung Petri. Zweiter Hahnenschrer. 7-1. Untergang des Verräthers 72. Jesus-vordemröm.Landpsleger 73. Hinfuhrung nach Golgatha und Kreuzigung 74. Kreuzesabnahme u. Begräbniß. 75. Bewachung und Versiegelung des Grabes. Am Abend kaufen die Frauen Specereien, um am andern Morgen die hl. Leiche förmlich ein- zubalsamirenx 8. April. §. 76· An! frühesten Morgen erscheint unter einem Erdbeben ein Engel vom Himmel, welcher den Stein an des Grabes Thür wegwäl t und sich darauf seht. Die Wächter fliehen nach der Stadt und werden· vom Hohenrathe bestochen: 9. April. §. 77 Maria Magdaleiia, als sie zum Grabe kommt und den Stein weg- gewälzt sieht, eilt zu Petrus und Johannes. Die andern Frauen haben eine Erscheinung des Engels, der ihnen die Auferstehung Verkündigt. .78. Petrus und Johannes beim Grabe. Nach ihrem Weggang offen- bart sich Jesus der Maria Mag- dalena. §. 79. Jm Verlaufe des Tages er- scheint Jesus dem Simon Petrus, am Nachmittag den nach Emmaus wandernden Jüngeh am Abend den Aposteln. §. 80. Die Offenbarung an Thomas: 16. April. §. 81. Die Erscheinung am See bei Tiberias · §. «82. DieErscheinung auf dem Berge in Galilaa· §. 83. Die Erscheinung am 40· Tage auf dem Oelberge Die Himmel- fahrt. §. §. §. §. §. a. Der verdorrete Feigenbaum b. Der Versuch des HohenrathQ Jesum durch seine Auctotität zu erdrücken. c. Die Scheidung zwischen Christus und dem Synedrium. Gleichnifse von den beiden Söhnen, von den meus tetischen Weingärtnern und von dem Hoihzeitsmahl des Königssohnid d. Die ironischen Versuchungen Jesu als des theokratischen Königs und die Gegenfrage Christi. e· Die große Rede ivider die Schrift- gelehrten und Pharisäer. f. Der Weheruf über Jerusalem und der Abschied vom Tempel. g. Der Segensblick auf das Scherflein der Wittwe. h. Der Rückblick Jesu auf den Tempel von der Höhe des Oelbergs und die Verkündigung der Gerichte Gottes. i. Der Rücktritt in die Verborgenheit. 1(. Die letzte Verkündigung Jesu, daß sein Tod bevorstehe, und der Beschluß des Hohenrathth ihn nicht am Feste umzubringen. §. 77. Das PassamaPl mit seinen Vor- gängen und Ge prächen: Don- nerstag. 78. Jesus in Get semane: Frei ta g. 79. Jesus vor em eistl. Gericht 80. Jesus vor dem andpfleger. 81. Jesus auf Golgatha. 82. Das Begräbniß am stillen Abend. 83. Die Bestellung der Hüter und die Versiegelung des Grabes: Sonnabend. §. §. §. §. §. §. Sechster Abschnitt. Die Auferstehung und Himmelfahrd §. 84. Die Auferstehung und die erste Kunde von derselben, sowie die erste Erscheinuns Christi selbst : S o n ntag. §. 85· Die otschaft von der Aufer- stehUUZ Jesu bei seinen Feinden. §. 86. er Gang nach Emmaus Simon Petrus. §. 87. Die erste Erscheinung Christi im Kreise der Apostel am ersten Sonntagabend §. 88. Die zweite Erscheinung Christi im Kreise der Apostel am zweiten Sonntag. Thomas. §. 89. Die erste Erscheinung Christi in Galiliia im Kreise einer Apostel- schaar.» » · · · §. 90. Die zweite Erscheinung inmit- ten einer größeren Jüiigerschaar §. Il. Die letzte Erscheinung im Kreise der Apostel in Judäa. qDie Him- melfahrt vom Oelberge. Tsz kfojzzx Anhang Il. Anhang II. (Zum sechsten Bande.) Fortsetzung der Geschichte des apoflokischen Zeitakiters seit der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. · a. Das erste Jahr der Gefangenschaft des Paulus (61 n.Chr.). 1. Wie wir aus Apostg. 27, 1f. erfahren, befanden sich bei Paulus gleich zu Anfang seiner Gefangenschaft in Rom Lukas und Aristarchus, die schon in Cäsarea ihm zu Dienst gestanden (Apostg. 24, II) und dann die Seefahrt mit ihm gemacht hatten. Wollte er nun, wie die durch Burrhus ihm gewährte Haft-Erleichterung dies gestattete, mit seinen auswärtigen Gemeinden in Ver- kehr treten und so den Dienst am Evangelio wieder aufnehmen, so mußte er sich Gehilfen heranziehen; dies that er denn auch wohl bald durch Entsendung des Aristarchus, der sich zunächst nach seiner Heimath Thessalonich begab und hier den Damas veranlaßte, sich dem Apostel zur Verfügung zu stellen. Derselbe blieb aber nicht lange in Rom, wie aus L. Tim. 4, t0 hervorgeht, sondern zeitliche Interessen (vielleicht Liegenschaften, die er daheim besaß und seine Anwesenheit für einige Zeit wünschenswerth machten) zogen ihn nach Thessalonich zurück, bis er dann später sich von Neuem bei Paulus einfand, jedoch sich nun auch gefallen lassen mußte, daß der Apostel in Col. 4, 14 ihn ohne ehrendes Beiwort den übrigen Namen hinteuanstellt, wie er ja selbst das Ewige dem Zeitlichen hintenangesetzt hatte. Einen andern Gehilfen gewann Aristarchus nach seiner weiteren Wanderung durch die macedonischen Gemeinden, die er zu einer Eollekte fiir die äußere Nothdurft des gefangenen Apostels anregen wollte und von denen hernach besonders die zu Philippi die Sache sich angelegen sein ließ (Phil. 4, 10 fs.), in dem aus Asien gebürtigen Tychikus (Apostg. 20, 4), der denn auch bald geeignete Verwendung fand. 2. Noch im Sommer des J. 61 nämlich war aus Ephesus Onesiphorus nach Rom ge- kommen, hatte dort den Apostel nach mehrfachem Suchen endlich in seiner Miethswohnung aufge- funden (2· Tim. l, 16 f.) und ihm über die Zustände in der Gemeinde seiner Heimath Bericht er- stattet, wie dieselbe nicht nur von Jrrlehre und allerlei Unordnung im Leben bedroht sei, sondern auch sämmtliche apostolische Gehilfen sich von ihr gewendet (2. Tim. 1, 15) und selber Timotheus zu kleinmüthig und verzagt geworden sei, um sich der Gemeindeverhältnisse mit Nachdruck annehmen und die Arbeit am Wort mit dem erforderlicheu Eifer fortsühren zu können. Jn Folge dessen sah Paulus sich genöthigt, einestheils in dem, wohl zu allererst geschriebenen zweiten Briese au Timotheus sich an diesen zu wenden, auf daß er ihn zu neuem Glaubensleben und neuer Amtsfreudigkeit erwecke, indem er es zugleich für zweckmäßig erkannte, ihn, weil er in der Zwischenzeit seit seiner Trennung von ihm (Apstg. 20, 37 f.) die rechte Haltung eines apostolischen Stellvertreters verloren, für längere Zeit wieder in seine Nähe zu ziehen, zumal er gerade jetzt gar sehr von helfenden Arbeitskräften entblößt war, seit auch Damas, wie oben bemerkt, ihn wieder verlassen hatte; anderntheils fühlte der Apostel sich veranlaßt, einen eigenen Brief an die Epheser behufs unmittelbaren Eingreifens in die dortigen Zustände zu schreiben. Es geschah dies etwa Mitte August des J. 61; mit Ueberbringung beider Briefe aber ward Tychikus beauftragt, der, wie dem Timotheus der Apostel s chriftlich seine Lage selber meldete, so nun mündlich den Ephesern berichten sollte, wie es um ihn stehe (2. Tim. 4, 12; Ephes. G, 21 f.). Nach Empfang des an ihn gerichteten Sendfchreibens machte Timotheus ohne Zweifel sich alsbald auf den Weg über Troas durch Macedonien und Jllyrien nach Dächseps Bibelwerh (VI.) NE- I. 2. SupplenientiBogen 10 146 Fortsetzung der Geschichte des apostolischen Zeitalters Rom, nahm, wie Paulus ihm geheißen (2. Tim. 4, 11), den Markus mit sich, von dem wir her- nach noch eingehender zu handeln haben, und gesellete sich unterwegs auch den Aristarchus und Damas zu, so daß also dieser sich jetzt von Neuem dem Apostel anschloß, jener aber seinen Ausslug nach Macedonien etwa innerhalb eines halben Jahres beendigt hatte. s. Als die eben erwähnte Gesellschaft von Gehilfen im Herbst des J. 61 bei Paulus in Rom eintraf, kam fast um die nämliche Zeit Epaphras aus Colossä dort an und hinterbrachte über die dasigen (außer der zu Colofsä auch der zu Laodicea und Hierapolis), theilweis wohl von ihm selbst gestifteten und darum ihm so sehr am Herzen liegenden Gemeinden (Col. 4 , 12 f.) neben manchen erfreulichen auch gar beunruhigende Nachrichten. Eben hatte Paulus vor, den seinen Herrn entlau- fenen, durch ihn aber zu Christo bekehrten Sklaven Onesimus mit einem Begleitschreiben nach Laodicea, wo Philemon seinen Wohnsitz, hatte, zurückzusenden; da benutzte er denn die Gelegenheit und gab dem Onesimus auch eine Epistel an die Colofser mit, wies ihn jedoch an, dieses Send- schreiben bei seiner Durchreise diirch Ephesus dem dort stationirten Tychikus zu übergeben, damit derselbe, den Onesimus auf dem weiteren Wege nach Colossä, woher dieser stammte (Col. 4, 9), begleitend, die Einhändigung an die Gemeinde besorge (Col. 4, 7 ff.), da es an sich schon ungezie- mend erschien, daß ein entlausener und mit seinem Herrn erst noch zu versöhnender Sklave als apostolischer Delegat fungire, außerdem aber vor den, mit dem Apostel meist persönlich nicht bekannten Colofsern (Col. 2, 1) die Aechtheit des mit eigener Namensunterschrist versehenen Briefes (Col. 4,18) durch eine amtlich beglaubigte Person zu bezeugen war. Wenn in Col. 4, 16 auch ein Brief des Apostels nach Laodicea erwähnt wird, den sich die Colosser von dort im Austausch gegen den an sie gerichteten sollen kommen lassen und lesen, so ist darunter höchst wahrscheinlich die vorhin er- wähnte Epiftel an Philemon gemeint, die ja nicht allein an diesen und seine Frau Appia, sondern auch an den in seinem Hause sich versammelnden Theil der Gemeinde und deren Lehrer Archippus (Phil.1u.2) — ein anderer Theil versammelte sich im Hause des Nymphas (Col. 4, 35)— gerichtet ist; Paulus wollte dadurch, daß die Colosser diesen Brief lesen, ihren Landsmann Onesimus bei ihnen wieder zu Ehren bringen, umgekehrt aber sollte die Gemeinde zu Laodicea, weil die Epistel an Phi- lemon mehr ein Privatschreiben ist, an der Epistel an die Eolosser die nöthige Ergänzung haben, und ist daher diese auf eine solche Ergänzung mit dem, was die Colosser dem Archippus sagen sollen (Col. 4, 17), ausdrücklich eingerichtet. Onesimus sollte ohne Zweifel seinen Weg von Ephesus aus im Geleit des Tychikus zuerst nach dem weiter nach Morgen gelegenen Colossä nehmen, und nachdem er hier den Brief an die Gemeinde abgegeben, diese aber ihn gelesen hatte, selbst der Vermittler sein, daß der vom Apostel angeordnete gegenseitige Austausch vor sich gehe. Die gewöhnliche Ansicht dagegen hält den Epheserbrief für ein Eircular- oder Rundschreibem welches durch Tychikus zuerst nach Ephesus besorgt werden sollte, von hier aus aber nach einem Turnus, der sich aus Offb. l, 11 ergehe, die mit Ephesus näher verbundenen Gemeinden zu durchlaufen hatte, bis es zuletzt nach Laodicea kam, von wo es dann leicht mit dem Colosserbrief in Austausch gesetzt werden konnte; oder man nimmt ohne Weiteres an, unter dem Brief an die Gemeinde von Laodicea sei ein verloren gegangenes Sendschreiben des Apostels zu verstehen, und dies ist schon frühzeitig Veranlassung geworden, daß man ihn durch eine apokryphische Schrist, aus 20 Versen bestehend, zu ersetzen suchte, die auch in deutsche Bibeln vor Luther’s Zeit Eingang gefunden hat. . 4. So fand also Paulus gleich im ersten Jahr seiner Gefangenschaft zu Rom Mittel und Wege, die seit dem Pfingstfest des J. 58 unterbrochen gebliebene Thätigkeit an seinen Gemeinden wenigstens mittelbar, durch Sendschreiben und Abordnung von Gehilfen, wieder aufzunehmen; es er- wies sich das als ganz zweckmäßig und dem Reiche Gottes förderlich, daß der Apostel den verfol- gungssüchtigen Juden gegenüber sich auf den Kaiser berufen und damit die Nothwendigkeit seiner Abführung nach Rom herbeigeführt hatte, wie er denn dabei auch ganz dem Willen des HErrn ent- sprach (Apostg. 25, 10 fs.; »26, 32; 27, 24). Es hatte aber seine römische Gefangenschaft, wie es siheint, noch» eine andere heilsame Folge; wir können da freilich nur den Mangel bestimmter geschicht- licher Nachrichten durch Combinationen oder vergleichende Zusammenstellungen und darauf gegründete Vermuthungen ersetzen, indessen sind Combinationem wenn sie im rechten Geiste angestellt werden, manchmal nicht weniger· Werth, als gefchichtliche Nachrichten oder in die Sinne fallende Erscheiiiiingem und müssen überhauptnn unserm Erdenleben vielfach zu Hilfe genommen werden. Da glauben wir denn mit ziemlicher Sicherheit annehmen zu dürfen, daß, als Paulus im Sommer des J. 60 an den Kaiser appellirt hatte und noch im Spätherbst nach Rom abgeführt wurde, der seit Apostg· 18, s; L. Cor. 1, 19; 1.» Thesf l, 1 u.· Z. Ich. »1,·1., also seit 7 Jahren uns ganz aus den Augen entschwundene, zu irgend einer Zeit und bei irgend welcher Veranlassung, die sich unsrer Berechnung völlig entzieht, von Korinth etwa nach Antiochien übergesiedelte Silas oder Silvanus dem Petrus a. Das erste Jahr der Gefangenschaft des Apostel Paulus zu Rom. 147 in Babylon (Apg. 18, 22 Anm.) durch eine eigene Reise dahin den Stand der Dinge, über den er ja bei der Nähe Antiochiens von Palästina unterrichtet war, zu melden sich getrieben fühlte. Desfen Arbeitsfeld reichte, wie wir früher gesehen haben, nördlich bis an das des Paulus; und vielleicht war er eben von einer Vifitation in Nisibis und Edessa zurückgekommen und hatte dort sich überzeugt, wie die Gemeinden in Pontus, Galatien, Cappadocien, Asien und Bithynien —- innerlich von häretischen Richtungen bedroht und äußerlich durch Verspottung und Bedrückung seitens ihrer heid- nischen Landsleute bedrängt — gar sehr des geistlichen Zuspruchs und namentlich auch der Stärkung in der Zuversicht bedürften, daß die von Paulus oder seinen Mitarbeitern und Schülern ihnen ver- kündigte Lehre die ächt-christliche sei, als Silas bei ihm ankam. Sofort erkannte er’s für seine Pflicht, der ihres Pflegers und Seelenhirten nun wohl für immer beraubten Gemeinden sich anzu- nehmen; und er that es mit großer apostolischer Weisheit, indem er nicht nur ganz auf die Lehr- weise des Paulus einging, sondern auch den Silas zum Ueberbringer seines Sendschreibens benutzte. Es ist das die erste Epistel St. Petri, in welcher der Verfasser den Lesern einerseits zum Bewußt- sein bringt, daß in dem Glauben an den Erlöser, der ihnen Verkündigt worden, die Quelle aller Seligkeit enthalten sei, und andrerfeits sie ermahnt, mit kindlicher Unbefangenheit die reine Lehre des Wortes Gottes, wie sie ihnen geboten sei, sich immer mehr im Glauben anzueignen, ihre Stand- haftigkeit unter allen Verfolgungen zu bewähren und durch einen des Evangelii würdigen Lebens- wandel mitten in der verderbten Heidenwclt als Lichter hervorzuleuchten, womit sie am besten alle falschen Beschuldigungen gegen das Christenthum und die Christen widerlegen würden. Der Brief fällt hiernach in Betreff der Zeit seiner Abfassung noch in die erste Hälfte des J. 61 n. Chr., und ist also fast gleichzeitig mit dem zweiten Brief Pauli an Timotheus und dessen Brief an die Epheser zu setzen. 5. Aber nicht blos der verlassenen Gemeinden des Paulus gedachte Petrus in seiner Theil- nahme an dessen Schicksal, sondern es lag ihm der gefangene Mitapostel auch von Seiten seiner eigenen Person am Herzen. Wir erinnern uns aus Apostg. 15, 36 ff., wie vor etwa 10 Jahren Paulus und Barnabas um des Markus willen sich von einander getrennt und letztere beiden sich der petrinischen Partei zugewendet hatten. Mehr und mehr entwickelte sich in dieser Partei, wenn auch nicht gerade auf Seiten des Barnabas und Markus, ein Gegensatz gegen den großen Heidenaposteh daß man zuletzt sogar seine apostolische Würde, seinen rechtmäßigen Beruf ihm streitig machte, auf alle nur mögliche Weise seine freiere Stellung zum mosaifchen Gesetz, als Jrrlehre bekämpste und sich dabei hinter das Aushängeschild, als folge in Petrus man dem am besten beglaubigten und am höchsten stehenden Apostel, versteckte. Wir können uns wohl denken, wie da dem Petrus jetzt, wo Paulus nicht nur längst schon als ein auserwähltes Rüstzeug des HErrn durch seine Thaten sich er- wiesen, sondern auch in Folge der Anfeindungen der Judenpartei so Schweres um Christi willen leiden mußte, alles daran lag, dem theuren Mitapostel in sein Gefängniß hinüber die Hand der» Freundfchaft und Gemeinschaft in dem HErrn zu reichen, die Herzen derer, die sich ihm entfremdet hatten, ihm wieder zuzuführen, ehe er aus dieser Welt ginge, und ihm die Dienste derer, die ihm früher angehört, wieder zuzustellen Er hat nun ohne Zweifel zunächst den Markus, den er bei sich hatte, vermocht, nach Rom zu gehen und sich dem Paulus vom Neuen zum Gehilfen anzubieten. Barnab as dagegen, den wir im J. 54 mit Petrus und den Abgesandten des Jakobus zusammen in Antiochien trafen (Gal. 2, l3), scheint seit der Gefangennehmung des Paulus im J. 58 sich nach Cicilien, Lycaonien und Pisidien gewendet (Apg. 18, 23 Anm.) und von da aus auch einen Versuch gemacht zu haben, in die von Epaphras gestifteten Gemeinden zu Colofsä, Laodicea und Hierapolis einzudringen; da traf eine bestimmte Weisung von Paulus ein, daß er denselben nicht mehr als zu seiner Mission in Beziehung stehend betrachten und daher auch dem in Röm. 15, 20; L. Cor.10, 16 ausgesprochenen Grundsatz, gemäß nicht auf sein eigenthümliches Arbeitsfeld zulassen könne. Das sind die ,,etlichen Befehle«, von denen in Col. 4, 10 die Rede ist; sie beziehen sich nicht, wie man meist annimmt, auf den Markus, sondern auf den unmittelbar vorher genannten Barnabas, und verschließen diesem den Zutritt zu jenen drei Gemeinden. Jn Folge hiervon hatte sich natürlich die feitherige Spannung auf’s Höchfte gesteigert; aber eben deshalb beauftragte Petrus den Markus, auf seinem Wege nach Rom zuerst den Barnabas in Cilicien oder Pisidien aufzusuchen und ihn unter Darlegung der Lage des Paulus zu einer Aussöhnung mit demselben zu veranlassen, darnach aber in Ephesus den Timotheus um dessen Vermittelung einer freundlichen Aufnahme von Seiten des gefangenen Apostels anzugehen. Das alles wurde denn auch erreicht: Onesiphorus den wir oben im 2. Absatz noch im Sommer des J. 61 in Rom ankommen sahen, machte dem Paulus Mittheilung von dem Werke, das Petrus betrieben hatte, und Paulus seinerseits, zu einer Aussöhnung natürlich gern bereit, schrieb in dem unmittelbar darauf an den Timotheus abgehenden Briese (2. Tim. 4, 11): ,,Marcum 10« 148 Geschichte des apostolischen Zeitalters nimm zu dir und bringe ihn mit dir, denn er ist mir niitzlich zum Dienst«; Markus wiederum, als er in Rom ankam, erklärte auch von Seiten des Barnabas das Verlangen nach einer Aussöhnung mit dem Apostel, und dieser entsprach willig solchem Begehr, indem er in seinem Briefe an die Colosser die Gemeinde von Markus grüßend (Eol. 4, 10) denselben ausdrücklich als den Vetter (Luther: ,,Neffen«) des Barnabas bezeichnet, schon damit die wiederhergestellte Freundschaft mit letzterem andeutet, aber auch sofort das frühere, gegen Barnabä Zulassung gerichtete Verbot aufhebt und den Colossern befiehlt: »so er zu euch kommt, nehmet ihn auf.« Wie die Sage berichtet, kam Barnabas hernach wirklich bis Rom, aber freilich zu spät, um noch in persönliche Berührung mit Paulus zu treten; indessen war der Friede zwischen dem Apostel und seinen beiden Gehilfen, welche die erste Missionsreise mit ihm gemacht hatten (Apostg. 13, 2 ff.), schon jetzt wieder hergestellt; »in der allgemeinen Theilnahme für die Bande des großen Heidenapostels ging alles unter, was etwa von früherer Bitterkeit noch übrig geblieben war«, sagt Otto, dessen Forschungen wir mit den bis- herigen Auseinandersetznngen uns angeschlossen haben. Wir werden aber hernach sehen, wie diese Versöhnung zwischen Paulinern und Petrinern auch der judewchristlichen Gemeinde in Jerusalem für die Zeit schwerer Anfechtung ein Segen dadurch geworden, daß nun die Schule des Paulus es wagen konnte, in dem an sie gerichteten Hebräerbrief den in Gefahr des Abfalls Stehenden mit erleuchtetem Herzen und sanftmüthigem Geist wieder zurecht zu helfen. b. Das zweite Jahr der Gefangenschaft des Paulus (62 n. Chr.). l. Mit dem Beginn des J. 62 trat in den Verhältnissen am kaiserlichen Hofe eine Wendung ein, die in ihren weiteren Folgen für den gefangenen Paulus zuletzt verhängnißvoll werden mußte. Schon seit dem J. 58 oder 59 nämlich hatte Nero die Bekanntfchaft der Poppäa Sabina, der Gemahlin des nachherigen Kaisers Otho, gemacht und sie nach Entfernung ihres Gatten sich als Mätresse beigelegt; noch fanden die weiteren Bestrebungen der Poppäa, eine Verstoßung der Kaiserin Oktavia herbeizuführen und dann in deren Stelle einzutreten, an dem Widerstande des schon früher erwähnten Burrhus ihr Hinderniß, da aber ging dieser gleich in den ersten Wochen des in Rede stehenden Jahres auf einmal mit Tode ab —- er hatte Gift erhalten. Jetzt kam es wirklich zur Verstoßung der Oktavia nnd zur Vermählung des Kaisers mit der Poppäa; da nun diese eine eisrige Jud enfreundin war, so war dem Hohenrathe in Jerusalem der Weg geöffnet, sich des Processes wider Paulus in seinem Interesse zu bemächtigen· Indessen war bei der strengen Gerechtigkeit des römischen Rechtsversahrens und bei den bisher zu Gunsten des Angeklagten lantenden Zeugnissen noch immer ein langsamer und umständlicher Weg, ehe die Widersacher zu ihrem Ziel gelangen konnten (vgl. unter c den zweiten Absatz); »und so durfte Paulus die früher in Philem. V. 22 ausgesprochene Erwartung: ,,ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch geschenkt werde« auch jetzt noch festhalten, und zwar, wie er das in Philipp. I, 25 u. S, 24 thut, um so bestimmter und zuversichtlicher, als der Erfolg seiner Wirksamkeit in Rom (Phil. 1, 12 ff.) anzudeuten schien, daß der HErr für jetzt noch nicht seinen Tod beschlossen habe, sondern erst noch mehr Frucht für die Ausbreitung des Reiches Gottes durch ihn schaffen wolle. Die Gemeinde in Philippi nun hatte in Folge der Anregung durch Aristarchus, den wir zu Anfang des vorigen Abfchnitts nach Macedonien reisen sahen, eine reichliche Eollekte zur Unterstütznng des Gefangenen aufgebracht und durch Epaphroditus (nicht zu ver- wechseln mit Epaphros von Eolossä) nach Rom gesandt; derselbe war aus Nachtheil seiner Reise dort tödtlich erkrankt, gegen Ende des J. 62 aber, noch vor Einbruch des Winters, so weit wieder her- gestellt, daß ihn Paulus mit dem Brief an die Philipper zum Trost der Gemeinde zurückschicken konnte. Was jedoch die Hoffnung des Apostels betrifft, auch den Timotheus der Gemeinde znsenden zu können (Philipp. 2, 19), so ward diese im nächsten Frühjahr durch den veränderten Stand seiner Gefangenschaft vereitelt, ja Timotheus wurde zuletzt selbergefänglich eingezogen (Hebr. IS, T3). Jn Betreff des Lukas vgl. die Schlußbem. zu dessen Evangelium. 2. Richten wir jetzt von Rom unsern Blick hinüber nach Jerusalem, wo wir zu Pfingsten des J. 58 (vgl. Apostg. II, 18 ff.) Jakobus ll., den Bruder des HErrn, an der Spitze der dasigen Gemeinde stehen sahen, so war unter dessen Borsteherschaft die Verbindung dieser Gemeinde mit der alttestamentlichen Judengemeindh mit ihrem Tempel und Gottesdienst wieder so fest geworden, daß jene von dieser kaum noch für eine besondere, von ihr bestimmt geschiedene Religionsgesellschafh sondern nur für eine Partei oder Schule innerhalb ihres eigenen Glaubens- und Lebenskreises an- gesehen wurde; wiederum aber freueten sich die jernsalemischen und palästinensischen Christen, je größeres Gewicht sie nach Maßgabe ihrer Erkenntniß auf die Zugehörigkeit zum Volke der Verheißung b. Das zweite Jahr der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. 149 legten und je entschiedener sie nichts weiter zu sein begehrten, als die an Jesum als Messias gläubig gewordenen Jsraeliten, ihres Bestandes noch innerhalb der jüdischen Synagoge und mochten mit neuer Hoffnung sich tragen, daß es ihrem Bischof vermöge der großen Verehrung, die er unter dem Namen des ,,Gerechten« auch bei den Juden genoß, so daß Viele aus den sieben Sekten, die man zählte, zu ihm kamen und über die Lehre Jesu sich mit ihm besprachen, auch immer mehrere gläubig wurden, endlich gelingen werde, g anz Jsrael für die Annahme des Evangeliums zu gewinnen. Man kann über dieses judaisirende Christenthum des Jakobus und seiner Gemeinde leicht ein ab- sprechendes und tadelndes Urtheil fällen, wie denn auch Dr. Luther die Epistel St. Jakobi eine ,,recht ströherne« genannt hat, als die ,,doch gar keine evangelische Art an ihr habe und auch nicht ein einziges Mal in ihrer Lehre des Leidens, der Auferstehung, des Geistes Christi gedenke«; man kann andrerseits aber auch sagen, daß dieser Apostel das Werkzeug des letzten, mit aller Selbst- verleugnung gemachten Versuchs des HErrn gewesen sei, um das alte Bundesvolk wo möglich noch in der elften Stunde in seiner Gesammtheit dem neutestamentlichen Gottesreich zuzuführen und das schon vor der Thür stehende Gericht der schließlichen Verstoßung von ihm abzuwenden. Lebend in einem beständigen Nasiräat, auf’s Strengste wandelnd in allen Geboten und Satzungen Gottes, dazu ein brünstiger und anhaltender Beter, genoß er das Ansehen eines Priesters und galt den Juden selber für eine Säule, so daß er eine ähnliche Stellung in der letzten Zeit vor der zweiten Zerstörung Jerusalems einnimmt, wie der Prophet Jeremias in der Zeit vor der ersten Zerstörung; Hegesippus erzählt von ihm, von dem vielen Niederfallen auf seine Kniee, da er beständig im Tempel bat für sein Volk, seien diese Kniee schwielig geworden wie die eines Kameels Ja, gewiß, der HErr wollte durch ihn sein Wort, womit er einst von dem Tempel Abschied genommen (Matth. 23, 34): ,,ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte« in einem alles Maß der das Verlorene suchenden Liebe aufbietenden Umfange einlösen, damit den sich selbst Verstockenden keinerlei Entschul- digung bliebe und der Fluch, der sie treffen würde, vollständig gerechtfertigt sei; wären sie christ- gläubig geworden, so würde er schon Mittel und Wege gefunden haben, sie auch einer durchgreifenderen Ausgestaltung ihres Christenthums entgegen- und den Christengemeinden aus den Heiden näher zu führen. Jakobus — so bemerkt Baumgarten -— bleibt in derjenigen Lebensordnung, in welcher er erzogen und aufgewachsen ist: das Gesetz der Väter ist ihm unwandelbare Richtschnur seines Thuns und Lebens; er will von keiner andern Freiheit wissen, als die sich in dies Maß des Gesetzes hineingestellt hat; nur das Leben ist ihm wahrhaft gerecht, das sich mit der göttlichen Richtschnur alles Menschenthums, dem Gesetze, geeinigt hat (Jak. 2, 12). Darum weicht er nicht von dem Orte, den Jehova sich erwählet hat, der Stätte der Offenbarung seines Gesetzes (Jes. 2, 3); und wenn auch die Schaar der Treuen und Rechtschaffenen immer kleiner wird, und wenn auch die finitern Wolken, die mit dem Zorneswetter Gottes drohen, immer dichter über den heil. Bergen sich zu am- menziehen: Jakobus verläßt nicht seine heilige Warte, er lebt desto heiliger und betet desto brünstiger. Jn seiner Epistel, die er etwa gegen das Ende der Amtsverwaltung des Landpflegers Felix, also um das J. 60 n. Chr. geschrieben hat, wendet er sich nicht sowohl gegen das in die juden-christlichen Gemeinden eingedrungene pharisäische Wesen, als vielmehr gegen die in dem hellenistischen Jsrael der Zerstreuung sich breit machende sadducäische Richtung und kämpft ebenso gegen ein widergesetzliches Judenchristenthum, wie Paulus es mit einem pharisäischen Gesetzeschristenthum zu thun hatte; er greift da mehrfach auf Worte Christi aus der Bergpredigt, wie sie bei Matthäus vorliegt, zurück und spricht soviel, wie sonst kein neutestamentlicher Brief, in Worten Jesu, obgleich dessen Person und Erlösungswerk selber so sehr in den Hintergrund bei ihm tritt. So wenig aber das Christenthum nur Gesetz oder Moral ist, schreibt Grau, und so wenig die Bergpredigt der kurzgefaßte Lehrbegriff Jesu Christi ist, so wenig ist der Jakobusbrief der Lehrbegriff des Bischofs Jakobus; wer einen solchen construiren wollte, der müßte wenigstens verfahren wie die Zoologen, wenn sie wenige Knochen eines vorsündfluthlichen unbekannten Geschöpfes finden, und da aus anatomischer Wifsenschaft und Phantasie die fehlenden Gebeine ergänzen, aber sie nicht aus den vorhandenen Stücken schneiden. Nicht selten scheint es, als ob Jakobus sich nicht blos an die Christen aus den Juden wende, sondern an die Juden überhaupt, auch die von Jesu als dem Christ des HErrn nichts wissen mögen; er nimmt da eine misfionirende Stellung für die ganze Zukunkt Jsraels ein, und wie St. Matthäus aus den Propheten jedem wahrheitsempfänglichen Juden nachweist, daß das Leben und Wirken Jesu nichts als eine Erfüllung der alttestamentlichen Weis s agung sei, so erbringt St. Jakobus an den Lebensgrundsätzem die er dem Reformjudenthum gegenüber verficht und in seinem eigenen Wandel verkörpert hat, daß die in dem Glauben an Jesum sich vollziehende Heiligung Eins sei mit der ächten, im szGesetz erforderten Sittlichkeit. Es ist also diese Epistel wie das Testament des ,,Gerechten« an sein Volk, für dessen Bekehrung er so brünstig gebetet und sein ganzes Wesen 150 Geschichte des apostolifchen Zeitalters. geopfert hat, nur daß leider nur wenige von den Erbberechtigten je und je sich dies Testament zu nutze machen wollten, bis einmal die Stunde der höheren Erleuchtung für sie schlägt (2. Cor. 3, 14 ff.). Z. Eine höchst verhängnißvolle Zeit trat für die Juden in Jerusalem mit dem Osterfest des J. 62 ein. Jn Folge der missionirenden Wirksamkeit des Jakobus unter einander uneinig geworden, indem die einen so, die andern so über ,,diesen Weg« (Apstg. 24, 14) dachten, stellten nämlich, wie Hegesippus bei Eusebius berichtet (womit auch die Nachricht bei Josephus mit. XX, 9. 1 der Haupt- sache nach zusammenstimmt, nur daß dieser mehr von einer ordentlichen Gerichtssitzung des Hohen- rathes, welche den Jakobus mit Andern förmlich zum Steinigungstode verurtheilt habe, redet, was wohl mit seinem Standpunkte, den er der christlichen Gemeinde gegenüber einnahm, zusammenhängt), die Juden den Apostel auf die Zinne des Tempels und forderten ihn auf, feierlich vor allem Volk zu erklären, was er von Jesu von Nazareth halte, da er ja als »der Gerechte« streng nur nach seiner Ueberzeugung reden werde. »Was fragt ihr mich über des Menschen Sohn?« rief er von seinem hohen Standort herab: ,,er sitzt im Himmel zur Rechten der Kraft und wird kommen in den Wolken des Himmels« Auf dieses Zeugniß hin stimmten schon Viele ein Hosianna an dem Sohne Davids, es war nahe daran, daß das jüdische Ostern in ein christliches sich umwandelte; allein die teuslische Entschlossenheit des damaligen Hohenpriesters Hannas l1. und der Pharisäer und Schriftgelehrten legte sich dazwischen und riß das ganze Volk vollends in’s Verderben hinunter. Mit dem Rufe: ,,auch der Gerechte ist in Jrrthum gefallen!« eilten sie hinauf und stürzten den Jakobus von der Zinne des Tempels; unten in der Tiefe, also zwischen Tempel und Altar des Priestervorhofs, wurde er, während er für sein Volk noch betete, zu Tode« gesteinigt, und als er auch da noch nicht völlig geendet, mit einem Walkerholz erschlagen. Wenn der HErr in Matth. 23, 35., nachdem er vorher davon geredet, wie er Propheten und Weise und Schriftgelehrten zu den Juden senden werde, sie aber deren etliche tödten und kreuzigen, und etliche in ihren Schulen geißeln und von einer Stadt zur andern verfolgen würden, fortfährt: »auf daß über euch komme alles das gerechte Blut, das vergosfen ist auf Erden von dem Blut an des gerechten Abel bis aufs Blut Zacharias’, Barachiä Sohns, welchen ihr getödtet habt zwischen dem Tempel und Altar«, so hat er mitdiesen beiden geschichtlichen Beispielen, von denen das erste aus den ersten (I. Mos. 4), das andere aus den letzten Blättern der alttestamentlichen Schrift (2. Ehron. 24 —— dies Buch bildet nämlich im hehr. Eodex das letzte Buch des alten Testaments) genommen ist, offensichtlich nur das Maß der Sündenschuld der Väter beschrieben, zugleich aber weissagend angedeutet, daß das Ge- fchlecht seiner Zeit zu den beiden Grenzpunkten, innerhalb deren die Schuld der Väter verzeichnet steht, nach außen hin eine genaue Parallele liefern werde, die jedoch nach innen viel schwerer wiegen und das Maß bis zum Ueberlaufen voll machen werde; daher er auch ohne Weiteres sagt: ,,ihr habt getödtet«, was an der Auslegung: »in euren Vätern« noch keine befriedigende Erklärung finden würde. Nun ist zu dem ,,gerechten Abel« Er selber, der HErr, die Parallele, wie schon in der erläutenden Bemerkung zu der Stelle angegeben ward, zu dem ,,Zacharias, Barachiä Sohn, der zwischen Tempel und Altar im Priesterhof gesteinigt ward«, ist dagegen Jakobus der Gerechte die. Parallele; dessen Ermordung machte also die Juden von jetzt ab vollständig gerichtsreif, die göttliche Geduld und Langmüthigkeit war nun vollständig erschöpft und der Augenblick der Zornes- ergießung, von der es in Dan. I, 27 heißt, daß sie bis an’s Ende über die Verwüstung triefen werde, gekommen, daher denn auch vom nächsten Laubhüttenfest an sich die Stimme jenes Land- mannes Jesus oder Josua (Jes. 66, 6 Anm.) als die eines Propheten der Hallucination sich ver- nehmen ließ und an die Stelle der Stimme Jesu von Nazareth (Joh. 8, 21——24) und seiner Pro- pheten der Jnspiration (Jak. 5, 1—— S) trat. Es war durchaus nothwendig , daß der HErr seine Gemeinde in Jerusalem und Palästina jetzt herausziehe aus der in die Gerichte seines Zornes nun dahingegebenen Masse des ungläubig gebliebenen Judenvolks, um sie nicht sammt derfelbigen zu ver- derben, das Mittel und Werkzeug dazu aber mußte dieses Volk selbst sein; denn aus eigenem An- triebe oder auf Grund bloßer Lehre und Vermahnung wäre die Gemeinde nimmer aus der Gemein- schast mit der jüdischen Theokratie ausgetreten, dazu war sie gerade in dieser Zeit der achtzehnjährigen Vorsteherschaft des Jakobus zu sehr wieder mit Jsrael verwachsen. So finden sich denn auch in der That in der Epistel an die Hebräer, aus die wir hernach näher eingehen werden, mehrfache Anzeichen, daß von Seiten der Juden auf die Christen in Jerusalem ein Bann gelegt wurde, der sie vom Tempel und Gottesdienst ausschloß und von der jüdischen Theokratie absonderte; und wenn man gleich nicht mit blutigen Verfolgungen über sie herfallen konnte, weil die Ankunft des neuen Land- pflegers Albinus ihrer Machtbefugniß eine Schranke setzte und der Hohepriester Hannas II. seines Amtes bald entsetzt wurde, so mußten sie doch Vermögensverluste und andere Bedrückungen genug b. Das L. Jahr der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. 151 erfahren. Was der HErr in der Bergpredigt (Luk. S, 22 f.) dem Haufen seiner Jünger im An- schluß an die Weissagung in Jes. 66, 5 sagt: ,,selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch abfondern, und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen Boshaftigemum des Menschen Sohnes willen; freuet euch alsdann und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel ——— des- gleichen thaten ihre Väter den Propheten auch« erfüllte sich jetzt zu Jerusalem an Christi Bekennern im vollen Maße; gehaßt und abgesondert und gescholten als boshaftige Leute wurden sie nun in der That von ihrem Volk, nur daß sie freilich um deßwillen sich nicht freuen und hüpfen mochten, weil sie nicht erkannten, daß fortan über die Juden dasjenige kommen sollte, dessen bloßer Gedanke schon ihnen hätte ein Grauen einflößen müssen, zur gerechten Vergeltung dafür, daß der HErr rief, nie- mand aber antwortete, der HErr redete, sie aber höreten nicht, sondern thaten und erwähleten, was ihm übel gefiel (Jes. 66, 4; 65, 12), und daß ihre, der Christen Absonderung von Volk und Tempel nur darum geschehe, damit sie nicht in die Stimme des Getümmels in der Stadt, in die Stimme vom Tempel, in die Stimme des HErrn, der seine Feinde bezahlet (Jes. 66, 6), verwickelt würden, in und an ihnen vielmehr geschehen solle, was in Jes. 66, 7—12 verheißen wird. Statt sich selig zu fühlen, wurden sie im Gegentheil gar sehr traurig und verwirrt; es ward ihnen eine schwere Anfechtung, daß ihre Brüder und Gefreundte nach dem Fleisch, die sie haßten und um des Namens Christi willen absonderten, zu ihnen sagten: Lasset sehen, wie herrlich der HErr sei, zu dem ihr euch bekennetl lasset ihn erscheinen zu eurer Freude! (Jes. 66, 5.) Sie wurden wirklich irre an ihrem Christenglauben und fühlten sich versucht, dem unsichtbaren Reiche Jesu Christi das sichtbare Gemeinwesen der alten Theokratie, dem unsichtbaren Hohenpriester im oberen Heiligthum den sichtbaren Nachfolger Aarons auf Morija vorzuziehen. Als die Nachrichten von den zerrütteten Verhältnissen und dem schwankend gewordenen Glaubensstande der Christengemeinde zn Jerusalem nach Rom gelangten und auch dem gefangenen Paulus und seinem ständigen Gehilfen und Mitarbeiter Lukas bekannt wurden, waren beide bald unter einander einig, den so schwer bedrängten Glaubens- brüderu mit Lehre, Trost und Ermahnung zu Hilfe zu kommen; diese waren ja seit dem Tode ihres Bischofs alles Anhalts an unmittelbar apostolische Männer beraubt (Hebr. 2, Z; 13, 7), und der Dienst, den die petrinische Schule dem Paulus und seinen Gemeinden mit Wiederzuwendung des Markus und Varnabas und der ersten Epistel Petri an die erwählten Fremdlinge hin und her in Pontus, Galatien, Cappadociem Asien und Bithynien geleistet, forderte einen Gegendienst der paulinischen Schule an den Hebräern in Judäa und Palästina heraus, so daß jetzt Gelegenheit gegeben war, durch gegenseitige Handreichung die Aussöhnung, von der unter a, Abs. 5 die Rede gewesen, zu einer vollständigen Freundschaft und Gemeinschaft zu verklären. Ein unmittelbares Sendschreiben von Pauli eigener Hand freilich durfte bei den jerusalemischen Christen noch nicht auf unbefangene und erfolgreiche Annahme rechnen; wohl aber stand Lukas mit ihnen von früher her (vgl. die Schlußbem zum Ev. Lucä) in solchen Beziehungen, daß er recht wohl sich ihnen zum Lehrer und Führer anbieten konnte. Mit ihm besprach denn der Apostel, was der Gemeinde zum Bewußt- sein zu bringen und an’s Herz zu legen war, und entließ ihn dann im Herbst des J. 62 zu den Brüdern in Puteoli (Apostg. 28, 13 f.), um ihn einer leicht möglichen Verwickelung in seinen Prozeß, der damals sich vorbereitete (s. unter c. Abs. 2), zu entziehen nnd ihm dort die Muße zu einem gründlich erwogenen Schreiben zu gewähren, zugleich aber auch nach Abfassung desselben zu Johannes nach Antiochien zu entsenden im Jnteresse eines Anliegens, auf das wir unter c Abs. 4 zurück- kommen werden. Wie es scheint, hat Lukas die Epistel nicht völlig zu Puteoli zu Stande gebracht, sondern, als mit Paulus auch Timotheus eingezogen wurde (c Abs. 2), sich von da weiter nach Rhegium in Unteritalien begeben und erst von da aus die Epistel an die Hebräer, etwa im Juli, an ihren Bestimmungsort abgehen lassen; wenigstens erklärt sich so am leichtesten, warum er am Schlusse, obwohl noch selbst in Jtatien befindlich, nicht schlechthin von den Brüdern, sondern von den ,,Brüdern aus Italien« grüßt, darunter die aus Rom und Puteoli bei ihm anwesenden Christen ver- stehend, die ihm von dem Ausgange des Prozefses des Paulus Nachricht gebracht hatten. 4. Noch im J. 62 beschloß Petrus in Babylon, seine bisherige Wirksamkeit unter den Juden des parthischen Reichs aufzugeben und sich mit der Predigt des Evangeliums nach Rom zu wenden, indem er im Geist erkannte, daß das alttestamentliche Bundesvolk durch das, was in Jerusalem geschehen (f. unter b. Abs. 3), nunmehr seine Berufung verwirkt habe und das Reich Gottes vor- nehmlich den Heiden gebracht werden müsse, und nun sich getrieben fühlte, daß, was für ihn noch hinterstelliger Zeit im Fleische war, dazu zu verwenden, daß das Werk des gefangenen Heidenapostels mit seinem Ausgange in der Hauptstadt der Heidenwelt einmünde in den Anfang der Kirche zu Jerusalem (vgl. Joh. 21, 18). Um aber gleichwohl sein Volk in der Zerstreuung nicht zu verlassen, legte er das bisher betriebene Werk in die Hände des Judas und Simon, der beiden andern Brüder 152 Geschichte des apostolischen Zeitalters des HErrn, die nach dem Tode Jakobi 11. noch am Leben und seither in Syrien, wie es scheint, thätig gewesen waren; den Judas stationirte er im nordwestlichen Mesopotamien, den Simon da- gegen in Babylon selber. Er reiste vielleicht über Jerusalem, wo er der Gemeinde manche Weisung ertheilte, die hernach der Epistel des Lukas leichteren Eingang verschaffte, kam zunächst nach Corinth, um auch hier seinen apostolischen Einfluß geltend zu machen, so daß, was der Bischof Dionysius (seit 170 n. Chr.) von einer gleichmäßigen Wirksamkeit des Paulus und Petrus zu Corinth erzählt, nicht ohne geschichtliche Grundlage wäre, und traf in Rom kurz vor Ablauf des in Apostg. 28, 30f. bezeichneten zweijährigen Zeitraums ein. Jnzwischen hatte sein Nachfolger auf der Station in Nisibis und Edessa Veranlassung gefunden, sich ebenso, wie er selber früher gethan, mit einem Sendschreiben an die Gemeinden in Pontus, Galatien, Kappadociem Asien und Bithynien zu wenden und sie vor gewissen verderblichen Menschen zu Warnen, die dem endlichen Gerichte Gottes nicht entgehen würden. Diese Epistel St. Judä, deren zerschmetternde Polemik gegen die Widersacher der heilsamen Lehre ganz mit dem andern Namen des Apostels: Lebbäus oder Thaddäus, als eines Beherzten oder Ge- waltigen übereinstimmt (Matth. 10, 4. Anm., Nr. 10), ist abschriftlich auch dem Apostel Petrus in Rom zugefertigt worden, der sie dann angesichts des ihm nahe bevorstehenden Todes (2. Petri 1, 14) in der andern Epistel St. Petri bestätigt und erweitert hat, wie denn namentlich deren 2. Kapitel in deutlicher Beziehung zu dem Briefe des Judas steht. b. Zu Rom kam aber auch die Abfassung des Evangeliums St. Marci zu Stande, das nicht nur durch die ganze Darstellung des Lebensbildes Jesu auf Römer, dieses Volk der That, berechnet ist, sondern auch nicht selten römischer Ausdrücke und Redensarten sich bedient (Kap. 5, I. is: Les-emi- = legioz 5, 23: åcxosrajg Syst» = in extremis esse; S, 27: Ists-so» Käse-15,· S, 37 u. 14, 5: Sizii-nigra; = denen-ins; 7, 4 u. 8 Tät-In; = sextariusz 12, 14: sehne-o§ = clususz 12, 42 zeoöpcipøzg = quadranV 15, 15: «? THE-a) Ia Egger-B«- Jrassaocø ——— populo satisfacerez 15,16: Jrpoesrcogrow = praetoriumz 15, 39 erst-Iangsam = centnrichz aus letzterem Umstande ersiehet man, daß Markus sich schon eine längere Zeit zu Rom aufgehalten und die lateinische Sprache sich daselbst bis zu einem gewissen Maße angeeignet hat. Es ist sehr glaublich, was die Kirchenväter berichten, daß die Christen zu Rom den Markus, als Begleiter und Schreiber des Petrus, gebeten hätten, ihnen nach den mündlichen Vorträgen dieses Apostels ein Evangelium zusammenzustellen; vielleicht verhält es sich auch wirklich so, wie Hieronymus den Hergang noch genauer darlegt, daß Petrus das Leben Jesu in seiner Weise noch einmal zusammenhängend vorgetragen und Markus dar- nach seine Aufzeichnungen gemacht habe. Es geschah dies wohl im Laufe des Jahres, das zwischen der Hinrichtung des Paulus und dem Märtyrertode des Petrus von 63 ——64 n· Chr. verging, der Ausbruch der Neronischen Verfolgung überraschte aber, wie wir zu Mark. 16, 8 schon besprochen haben, den Verfasser beim Niederschreiben, daß er am Schluß nur einen kurzen, bruchstückartigen Bericht geben konnte. c. Das dritte Jahr der Gefangenschaft des Paulus (63 n. Chr.). 1. Daß seit dem Frühjahr a. 63 die Lage des Paulus in seiner Gefangenschaft sich wesentlich geändert habe, geht unzweifelhaft aus den Worten in Apostg. 28, 30 f. hervor: ,,Paulus aber blieb zwei Jahre in seinem eigenen Gedinge und nahm auf alle, die zu ihm einkamen; predigte das Reich Gottes und lehrete von dem HErrn Jesu mit aller Freudigkeit, unverboten«, womit St. Lukas, wie fast alle Ausleger anerkennen, nicht hat sagen wollen, daß der Apostel dazumal, als das Buch geschlossen wurde, noch immer in seiner eigenen Wohnung und in der erleichterten Haft der zwei Jahre sich befunden habe; vielmehr giebt er zu verstehen, daß dessen Verhältnisse mit Ablauf der angegebenen Zeit eine andere Gestalt annahmen. Aber freilich, darüber sagt er nichts Näher-es aus, welches diese andere Gestalt gewesen, wenn auch soviel klar ist, daß der Apostel nicht sofort und ohne Weiteres kann hingerichtet worden sein: ,,man läßt nicht heute denjenigen hinrichten, dem man gestern noch die Vergünstigung eines Hausarrestes gewährt hat.« Da hat man nun gemeint, Paulus sei nach Ablauf der 2 Jahre ganz aus seiner Gefangenschaft wieder entlassen und vollständig freigegeben worden; er habe dann eine neue Missionsreise angetreten, die ihn zuerst nach Ephefus in Kleinasiem dann nach Macedonien, von da nach der Jnsel Creta, weiter nach der Stadt Nicopolis in Epirus (Tit. 3, 12) und zuletzt nach Spanien im äußersten Westen von Europa (Röm. 15, 24) führte, sei hier nach Ausbruch der Neronischen Verfolgung im J. 64 vom Neuen ergriffen, nach Rom geschleppt und nach einer längeren sogen. zweiten Gefangenschaft, in welche man die Abfassung des L. Briefs an den Timotheus verlegt, während der erste Brief und die Epistel an Titum noch auf der Missions- reise selbst geschrieben sei, etwa im J. 67 n. Chr. enthauptet worden. DieseAnsicht ist nicht neu; e. Das dritte Jahr der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. 153 sie findet sich bereits zu Anfang des 4. Jahrh. bei Eusebius und nach ihm bei andern Kirchenväterm indessen fehlt es doch an allen urkundlichen Zeugnissen für dieselbe, wie auch Eusebius selber sich nur auf die Sage berufen kann. Denn wenn Clemens in Rom in seinem, wohl gegen Ende des I. Jahrh. geschriebenen Briefe an die Corinthische Gemeinde sagt, Paulus sei bis an »das Ziel des Abendlandes« gekommen, so ist es viel einfacher und sprachgemäßer, dies so zu fassen, daß damit das Abendland (Rom) selber als das Ziel und Ende seines apostolischen Laufs bezeichnet werden soll, als den Ausdruck von der äußersten Grenze des Abendlandes kSpanien) zu verstehen, bis wohin er mit seiner Predigt des Evangeliums vorgedrungen sei. Höchst wahrscheinlich hat sich die Sage, daß Paulus auch in Spanien gewesen, aus der Stelle: Röm. 15, 28 entwickelt, indem man glaubte, was der Apostel sich dort vorgenommen, müsse doch irgend einmal zur Ausführung gekommen sein, sonst stehe es ja bedenklich um die Unsehlbarkeit eines apostolischen Worts. »Wenn ich nun solches ausgerichtet (die Collektengelder an die Heiligen zu Jerusalem überbracht) und ihnen diese Frucht (des Glaubens und der Liebe von Seiten der Heiden) versiegelt habe, will ich durch euch (also von Rom aus) in Hispanien ziehen«: so dachte der Apostel allerdings zu Anfang des J. 58; wenn er das Pfingstsest in Jerusalem werde zugebracht und die für die Armen der» dortigen Gemeinde in Macedonien und Achaja zufammengebrachte Liebessteuer abgeliefert haben, werde er, so durfte er hoffen, als annoch freier Bote des Evangeliums nach Rom kommen (Apostg. 19, 21"; Röm. 1, 11 u. 15) und von da aus seinen Wirkungskreis bis nach Spanien hin ausdehnen können. Aber schon in Röm. 15, 30 f. bittet er um die Fürbitte der Leser, damit sein Vorsatz zur Ausführung kommen möge; er ahnt also bereits, was in Jerusalem von Seiten der ungläubigen Juden für eine Gefahr ihm droht, und auf dem Wege dahin wurde nun auch seine Ahnung durch prophetische Stimmen zur Gewißheit erhoben (Apostg. 20, 22 f.; 21, 4 u. 11). Als dann wirklich Bande und Trübsal über ihn gekommen in Jerusalem und er vor den Juden seines Lebens keinen Augenblick mehr sicher war, hat ihm wohl der andere Gedanke nahe gelegen, daß nun sein Lauf am Ende und das, was der HErr ihn einst gesagt (Apostg. 22, 21): ,,ich will dich ferne unter die Heiden senden« durch seine bisherige Wirksamkeit in Asien, Macedonien und Griechenland bereits erfüllt sei, so daß von seinem ursprünglichen Vorsatz nicht einmal mehr das Kommen nach Rom in seiner Seele zurückblieb. Doch da erscheint ihm in der, aus das Verhör vor dem Hohenrathe folgenden Nacht der HErr und er- öffnet seinem Blicke wieder eine weitere Zukunft; seine Sendung ferne unter die Heiden ist noch nicht erfüllt, wirklich auch zu Rom muß er von Christo noch zeugen(Apostg.23,11), und dies Wort leistet ihm Bürgschaft, daß die Anschläge der Juden auf sein Leben für jetzt ohne Erfolg bleiben, daß die Begebenheiten so gelenkt werden würden, um ihn, bevor er« den Nachstellungen seiner Wider- sacher erläge, hinüber zu bringen nach dem Mittelpunkt des römischen Weltreichs, in das Herz des heidnischen Völkerlebens. Jndem nun Paulus zwar als Gesang en er nach Rom kommt, aber trotz seiner Bande das Reich Gottes 2 Jahre lang unverboten predigen kann, ja mit aller Freudigkeit und solchem Erfolg von dem HErrn Jesu lehret, wie er in Phil. I, 12 ff. davon rühmt, so war das in Wahrheit die vollständige Erfüllung seiner Sendung ,,serne unter die Heiden« und zugleich die vollständige Erfüllung des allgemeinen Befehls Christi in Luk. 24, 27., soweit das »unter allen Völkern« die Apostel betraf; wir dürfen da nicht meinen, zu dieser Ersüllung gehöre nothwendig auch eine Missionsreise des Apostels bis Spanien, wie er früher selbst sie für erforderlich gehalten, im Gegentheil hat St. Lukas dergleichen Meinungen dadurch abgeschnitten, daß er mit der Predigt des gefangenen Paulus in Rom, mit den zwei Jahren seiner erleichterten Haft die Geschichte der Apostel abschließt. Nicht nach der räumlichen Ausdehnung ihrer Wohnsitze, sondern nach ihrer organischen Zusammenfassung in der Welthauptstadt waren die Heiden Gegenstand der apostolischen Missionstljätigkeitz war einmal dies Ziel erreicht nnd derjenige, dem das Evangelium vertrauet war an die Vorhaut (Gal. 2, 7), bis an den Sitz des römischen Kaisers, ja bis hinein in dessen Haus (Philipp. 1, 13; 4, 22) mit der Predigt von dem gekreuzigten Christus vor- gedrungen, so war die Weissagung in Dan. 2, 31 ff. von dem Stein, der herab gerissen ward ohne Hände und das Bild, das Nebucadnezar im Traum gesehen, an seine Füße schlug und sie zermalmete, soweit erfüllt, daß die weitere Zertrüminerung den folgenden Jahrhunderten überlassen bleiben konnte, und damit das Tagewerk eines Paulus zu Ende, wie er das auch in 2. Tim. 4, 6 ff. er- kennt. Man wende nicht ein, daß er ja an anderen Stellen (z. B. Philipp.. 1, 25 f.; Phil. 22) so zuversichtlich die Hoffnung ausspricht, aus seinem Gefängniß wieder frei zu werden und zu seinen Gemeinden zurückkehren zu dürfen, und es würde nun gar mißlich stehen um die Erleuchtung eines so hohen Apostels, wenn er in seinen Erwartungen sich sollte getäuscht haben; man verfällt ganz in die nämliche Mißlichkeit, wenn man eine Befreiung aus der uns vorliegenden römischen Gefangen- schaft und eine wirkliche Rückkehr nach Philippi, Colossä, Ephesus annimmt. Jn Kap. 20,17 ff. hat 154 Gefchichte des apofiolifchen Zeitalters ja der Apostel auf Nimmerwiedersehen von den Aeltesten der Gemeinde zu Ephesus Abschied genommen; da hätte doch offenbar das Wort: ,,ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, alle, durch welche ich gezogen bin und geprediget habe das Reich Gottes« sich als Selbst- täuschung erwiesen, wenn jene Annahme richtig wäre. Man wird vielmehr den Begriff der Jn- spiration, der Eingebung des heil. Geistes oder der Erleuchtung durch ihn, richtig fassen müssen; wir verweisen in dieser Beziehung auf den zu 5. Mos. 18, 22 angegebenen Gradunterschied hin- sichtlich der göttlichen Erleuchtung und fügen dem dort Gesagten hier noch die Bemerkung hinzu, daß auch bei einem Apostel, was sein persönliches Wollen und Denken, Wissen und Erwarten betrifft, das Wort in Jes. 55, 8 f. seine Geltung behält· Wenn denn aus dergleichen Aeußerungen des Apostels, die blos ein Ausdruck seiner augenblicklichen individuellen Gemüthsstimmung oder Willens- entschließung sind, keineswegs eine Eingabe des Geistes der Weisfagung, nichts zur Entscheidung der Frage, ob er aus seiner Gefangenfchaft wieder frei geworden sei oder nicht, hergeleitet werden kann, so ist dagegen die Entscheidung bereits in dem oben mitgetheilten Wortlaut des Schlusses der Apostelgeschichte selber gegeben. Daß Lukas da sein Werk nicht plötzlich abbricht, sondern wirklich schließt, uns nicht einen Torso oder Stümpf, sondern ein vollendetes Ganze giebt, ist unzwei- felhaft; selbst der Satzbau im Grundtexte ist (durch Gebrauch der Participalconstruktiom so einge- richtet, daß beide Verse dem Jnhalt von Luk. 24, 52 f. entsprechen, nur gestaltet sich der Jnhalt hier zu einem noch feierlicheren und volltönenderen Schluß, als beim Evangelio, wie es das Ver- hältniß der Apostelgeschichte zu letzterem als dessen andere Rede mit sich bringt. Jst nun aber das der wirkliche Schluß: «Paulus blieb zwei Jahre in seinem eigenen Gedinge«, so ist eine Befreiung des Apostels aus der Gefangenschaft von selber ausgeschlofsen; eine solche bildet zu dem Bleiben in der eigenen Wohnung nimmermehr denjenigen Gegensatz, auf den ein folgerichtiges Denken hinleitet, der Verfasser hätte dann vielmehr schreiben müssen: Paulus blieb 2 Jahre gefang en. Da er nur auf die eigene Wohnung Bezug nimmt und das unverbotene Predigen betont, ohne in Betresf des Gefangenseins selbst etwas zu bemerken, so setzt er voraus, der Leser werde nach den Gesetzen des richtigen Schließens sich abnehmen, daß nach Ablauf der 2 Jahre dem Apostel die Erlaubniß zu bleiben, wo er wollte (V. 16), entzogen, ihm die eigentliche Wohnung eines Gefangenen, der Kerker angewiesen und damit zugleich die Freiheit, aufzunehmen alle, die zu ihn einkamen, und von dem HErrn Jesu zu lehren unverboten, genommen worden, zuletzt aber sein Tod, auf den er sich schon für Jerusalem gefaßt gemacht hatte (Apostg. 20, 25. 37 s·; 21 , 13), erfolgt sei. Es war ja auch in der That das, was er bisher an Nachlaß bei der sonst so strengen Militairhaft genossen, etwas so Außerordentliches, wie es sonst nur noch bei einer fürstlichen Person, Agrippa I·, und auch bei diesemnur in einem ganz besonderen Falle, weil nämlich Kaiser Ealigula ihn nicht sofort in Freiheit setzen konnte, vorkommt; dazu läßt sich in der Vers chleppung des Prozes s es zwei volle Jahre hindurch, für die sich allerdings auf mancherlei Erklärungsgründe und auf Verwandte Fälle hinweisen läßt, die aber doch ebenfalls etwas Ungewöhnliches und Selt- sames behält, die Leitung des HErrn nicht verkennen, die alle Umstände also ordnete, um sein Wort in Apostg. 23, 11 einzulösen. Diejenigen, welche eine Befreiung des Apostels und eine nach- malige zweite Gefangenschaft, in der er den 2. Timotheusbrief geschrieben, also dieselbe er- leichterte Haft genossen habe, die ihm gestattete, Besuche anzunehmen und Briefe abzusenden, als Ergänzung der Apostelgeschichte hinzufügen, betrachten einen solchen Nachlaß bei seinem Gefängniß als eine natürliche, selbstverftändliche Sache; wie sie damit sich leichtfertig über den wirklichen Ver- halt der thatfächlichen Verhältnisse hinwegsetzen, so- verkennen sie auch Gottes Walten und treten der Ehre seiner weisen und gnadenvollen Wege zu nahe. 2. Bis zum Frühjahre· 62 hatten die Widersacher des Apostels in Jerusalem, wie schon unter b. Abs. 1 angedeutet, wegen der dem Angeklagten günstigen Stimmung des Burrhus, der als praefectus praetorio oder Oberbefehlshaber der kaiserlichen Leibwache (Apostg. 28, 16) eine Hauptperson im kaiserlichen Gerichtsrath bildete, die ganze Angelegenheit absichtlich ruhen lassen; hatten sie schon in dem ihnen benachbarten Cäsarea vor dem römischen Landpfleger mit ihrer An- klage einen schweren Stand, und hatte dieser dem Angeklagten eigentlich schon Recht gegeben (Apstg. 24—26), so konnten sie für Rom sich von vornherein fchwerlich einen bessern Erfolg versprechen, sondern mußten abwarten, bis sie sich erst Freunde am kaiserlichen Hofe erworben hätten oder sonst ihnen günstige Umstände eingetreten wären, und einstweilen damit zufrieden sein, daß Paulus gefänglich verwahrt bleiben mußte, bis ein förmliches Urtheil über ihu ergangen wäre. Der Kaiser, der schon seit dem J. 60 angefangen hatte, die Regierungsgeschäfte auffällig zu vernachlässigen und sich lieber den Ergötzlichkeiten der Spiele und des Theaters hinzugeben, betrieb die Sache ebenfalls nicht; als nun aber Burxhus im Anfang des J. 62 beseitigt und im Mai die Poppäa Sabina zur Kaiserin c. Das Z. Jahr der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. 155 erhoben worden war, boten die jüdischen Oberen unter Einfluß des Hohenpriesters Jsmael (Schluß- bem. zum 1. Maccabäerb., Nr. 11, c. Zusatz), der seit dem J· 61 als Geißel zu Rom sich befand, (s. unter d, Abs. 2) und bei der neuen Kaiserin viel galt, ohne Zweifel alles auf, um zu ihrem Ziele zu gelangen und sich auf Begründung ihrer in Apostg. 24, 5 ausgesprochenen Anklage wider Paulus in einer Weise einzurichten, daß sie bei der am kaiserlichen Hofe jetzt herrschenden juden- freundlichen Stimmung, wie sie auch aus der Aufnahme des Josephus daselbst (1. Chron. 25, 7 Anm.) hervorleuchtet, erwarten durften, mit ihren Beschuldigungen Glauben zu finden. Freilich er- forderten diese Maßnahmen immer noch eine ziemliche Weile, und als sie damit zu Ende waren, war die Zeit des Meeresschlusses (Apostg. 27, 9 f.) herbeigekommen, so daß die Ankläger und Zeugen aus Judäa wohl erst Ende April oder Anfang Mai des J. 63 in Rom angekommen sind. Jn diese Zeit fällt denn auch die verschärfte Haft des Paulus durch eigentliche Einkerkerung, sowie die gefängliche Einziehung des Timotheus, während der seit etwa einem halben Jahre von Rom ab- wesende Lukas (s. den 3. Abs. unter b.) einer solchen Einziehung entging. Ueber die Gerichtsver- handlung selbst fehlen uns alle Anhaltepunkte; denn wenn man auf dieselbe die Aussagen des Apostels in 2. Tim. 4, 14——17 bezogen hat, so beruht das auf einer irrthümlichen Auffassung der Stelle, vielmehr wurde Timotheus selber mit-in den Prozeß verwickelt, wie aus Hebr. 13, 23 sich ergiebt, Paulus greift also in jenen Worten auf die Zeit seiner Gefangenschnft in Cäsarea zurück. Die Beschuldigung der Gegner nun, daß er ein Vornehmster der Sekte der Nazarener sei (Apstg. 24, 5), womit die Prozeßverhandlung ohne Zweifel eröffnet wurde, hat dem Paulus Gelegenheit gegeben, vor dem Kaiser und seinem Rath ein Zeugniß von Christi abzulegen und damit den Beruf, von dem in Apostg. 9, 15 u. 13, 11 die Rede ist, in vollständige Ersüllung zu bringen, die damit zusammenhängende weitere Beschuldigung dagegen, daß er aller Orten Aufruhr errege, ward von dem kaiserlichen Rath, in welchem damals neben dem schwachen und einflußlosen Fenius Rufus, das Scheusal Sophonius Tigellinus saß, der auch den Tod des Seneka (65 n. Chr.) auf seinem Gewissen hat, und von dem Kaiser selbst, dessen Urtheil durch den Einfluß der Poppäa be- stochen war, für begründet angenommen, Timotheus zwar wieder freigegeben, weil die Anklage auf Empörungsanstiftung nicht zugleich ihn betraf, der Apostel dagegen zum Tode verurtheilt. Damals schon, wie wir hernach unter d. näher ausführen werden, züngelten aus dem vulkanischen Boden Judäa’s die Flammen des Aufruhrs als Vorboten des gewaltigen Brandes, der dann im J. 70 Jsrael’s Herrlichkeit verzehrte, überall hervor: da lag es im Interesse des Hohenrathes und seiner Deputirten, die Ursache der Wirren einigen unruhigen Köpfen zuzuschreiben, und man wird denn nichts unversucht gelassen haben, den Paulus als einen Haupträdelsführer darzustellem vielleicht hat da Nero den Kniff gelernt, dessen er hernach bei dem im J. 64 von ihm angerichteten Brande Roms sich bediente, den Haß dadurch von sich abzuwälzew daß er den Christen schuld gab, was er selber Böses gethan, die jüdischen Oberen aber, indem sie mit Hilfe der römischen Weltmacht, unter- stützt von einem Weibe, den Apostel zu Grunde richteten, sind ein Vorbild der großen Hure in Ofsb. 1z7, die dann freilich selber verwüstet und verbrannt wird, während Nero ein Vorbild des rosinfarbenen Thieres ist, auf dem das ehebrecherische Weib sitzt. Jndem man an Paulus noch das römische Bürgerrecht achtete, geschah dieHinrichtung desselben mittels des Schwertes, und zwar der kirch- lichen Ueberlieferung zufolge außerhalb der Stadt, auf dem Wege nach Ostia (s. den Plan von Rom zu I. Macc. 8, 16: V. 0.), was vollkommen glaubwürdig erscheint (Tac. hist. IV, 11) und worauf vielleicht St. Lukas in Hebr. II, 13 f. anspielt. Der kirchlich angenommene Todestag: 29. Juni, scheint ein etwas zu früh angenommener Termin; doch ist es nicht gerade unmöglich, daß er in Betreff des Paulus zutrifft, während er in Betreff des Petrus offenbar falsch ist. 3. Daß nicht nur an einem und demselben Monatstage (29. Juni), sondern auch in dem nämlichen Jahr, also völlig gleichzeitig mit Paulus, "d""er Apostel Petrus den Märtyrertod erlitten habe, ist, wie in der Bemerk. über den Peters- »und Paulstag vor Matth. 16, 13 ff. angegeben worden, eine Erfindung des römischen Papstes Gelasius I., während früher man zwar auch das nämliche Datum festhielt, aber gleichwohl den Tod beider Apostel durch den Zwischenraum eines Jahres schied. Wie man in der römischen Kirche den Laien den Kelch im heil. Abendmahl entzogen und sie auf das Brod oder den Leib Christi als sein Blut mit enthaltend allein hingewiesen, so hat man der Gemeinde auch den Apostel Paulus entzogen und sie auf St. Peter beschränkt, gleich als wäre in und mit demselben zugleich Paulus gesetzt; und doch sollte für Rom nnd das Abendland der geschichtlichen Wahrheit gemäß es vielmehr ,,Paul-Peter«, als »Peter-Paul« heißen. Jm 4. Absatz unter b. sahen wir den Petrus gegen Ende der beiden ersten Jahre der Gefangenschaft des Paulus zu Rom ebenfalls dahin kommen und nach dessen Tode den Markus in seinen Dienst zum Besten der römischen Gemeinde zurücktreten; etwas über ein Jahr später kam dann ihm selber die Zeit, da 156 Geschichte des apostolifchen Zeitalters. er seine Hütte ablegen sollte (2. Petri 1, 14). Jm J. 64 n. Chr. nämlich ließ New, um Ge- legenheit zu haben, sich eine schönere Hauptstadt zu bauen, durch gedungene Mordbrenner die Stadt Rom an verschiedenen Seiten zugleich in Brand stecken; und nun wüthete vom 19. Juli an 6 Tage und 7 Nächte hindurch eine Feuersbrunst, bei welcher von 14 Stadtbezirken nur drei völlig ver- schont blieben, vier andere dagegen gänzlich zn Grunde gingen und in den sieben übrigen nur wenige einzelne Häuser stehen blieben. Der Kaiser lenkte die Wuth des Volkes dadurch von sich ab, daß er die Christen dieser Brandstiftung bezichtigte; denn er berechnete schlau, daß die in’s Elend gestürzten Stadtbewohner, je weniger sie ihm selber beizukommen wußten, desto lieber gerade die- jenigen als Stellvertreter für den Gegenstand ihrer Rache sich würden gefallen lassen, die sie längst schon wegen ihrer Abneigung gegen den heidnischen Cultus und ihrer Zurückhaltung von den öffent- lichen Gebrauchen, sowie wegen der Besonderheit ihres Lebens und ihrer Gesellschaftsverhältnisse haßten. Und nun wurde eine furchtbare Christenverfolgung von ihm in’s Werk gesetzt, bei welcher die Marter und Qualen so ausgesuchter und empörender Art waren, daß das Volk selber zuletzt Mitleid gegen die unglücklichen Schlachtopfer empfand. Unter den Ersten, welche da geopfert wurden, befanden sich unzweifelhaft auch Petrus und Markus. Von dem ersteren berichtet die Tradition, daß er gekreuzigt worden, wie denn allerdings in der ersten Zeit der Verfolgung auch die Kreuzesstrafe angewendet und der Leichnam dann verbrannt wurde (Joh. 21, 18 f.); und zwar ward die Execution in den Gärten Nero’s und dem dortigen Circus vollstreckt, diese aber lagen auf dem Vatican (s. den Plan von Rom zu 1. Macc. S, 16: M. var, am rechten Ufer der Tiber). Wäre die Sage richtig, daß Markus in der letzten Zeit seines Lebens in Alexandrien thätig und der erste christliche Bifchof daselbst gewesen sei, so müßte eine Entsendung desselben durch Petrus dahin statt- gefunden haben noch vor Ausbruch der Verfolgung; viel mehr Wahrscheinlichkeit hat aber die im Katalog des Hieronymus sich findende Nachrichh daß er im 8. Jahre Nero’s umgekommen, nur daß statt des 8ten das l0te Jahr genannt sein sollte. 4. Am Schluß des Z. Absatzes unter b. verließen wir den Lukas zu Rhegium, wie er auf eine Seereise sich bereit hielt, während er die Epistel an die Hebräer nach Jerusalem entsendete und die Rückkehr des Timotheus erwartete. Es war dies etwa im Juli des J. 63. Daß nun Jerusalem das nächste Ziel seiner Reise war, ergiebt sich aus Hebr. 13, 24z doch war das ohne Zweifel nur eine Zjpischenstatiom sein eigentliches Ziel war allem Anschein nach Antiochien in Syrien, wo er mit dem dort stationirten Apostel Johannes zu verhandeln hatte. Diesen Apostel für eine Uebersiedelung nach Ephes us zu gewinnen, war, wie wir. vermuthen, ein Auftrag, der ihm von Seiten des Paulus in der letzten Zeit von dessen zweijähriger Gefangenschaft zu Theil geworden; denn nach Apostg. 20, 29 f. waren die dortigen Gemeinden in geistlicher Hinsicht in gar zu großer Gefahr, und nach dem im L. Abs. unter a. Bemerkten war Timotheus nicht stark genug, die greulichen Wölfe von der Heerde abzuhalten und die aus der Gemeinde selbst hervorgehenden Jrrlehrer erfolgreich zu bekämpfen, während dagegen Antiochien anderweit versorgt werden konnte. Johannes, dem Lukas zugleich den Timotheus als Gehilfen zuführte, folgte der Weisung und nahm fortan seinen Sitz zu Ephesus; Lukas selber scheint ihn dorthin für einige Zeit begleitet zu haben, Timotheus aber ward in Per- gamus stationirt (Offenb. Z, 3 Anm.). Beide nun, Johannes und Lukas, haben sich während ihres Zusammenseins in Betreff der evangelischen Geschichtschreibung geeinigt; denn wie Lukas sein schon vollständig vorbereitetes Evangelium angelegt hatte, war unbedingt noch eine Ergänzung von der Art nöthig, wie das Evangelium des Johannes sie enthält, und erst nachdem jener wußte, daß dieser noch ein viertes Evangelium und in welcher Anlage fchreiben würde, konnte er seine erste Schrift, das Evangelium St. Lucä ausgehen lassen, was wohl noch von Ephesus aus, etwa in der ersten Hälfte des J. 64 geschah. Von da wendete sich Lukas, wenn wir anders recht vermuthen, zurück nach Antiochien, um einstweilen die von Johannes verlassene Stelle auszufüllen, und hat da in den nächsten anderthalb Jahren die zweite Schrift: Der Apostel Geschichte zu Stande gebracht, bis ihn sein Beruf über Jerusalem nach Pella verfetzte, wovon hernach unter d. Abs. 4 zu handeln sein wird. Jn die Zeit von 64 u. 65 n. Chr. verlegen wir auch die Abfassung des Evangeliums St. Johannis; in demselben erscheint der Apostel als gänzlich von den ungläubig gebliebenen Juden geschieden und der Gemeinde der Gläubigen aus den Heiden, der fortan sein Wirken an- gehörte, zugewendet, wogegen die im J. 66 empfangene Offenbarung ihren Schwerpunkt in Jsraels einstiger Wiedereinsetzung in das Centrum des Reiches Gottes hat. Die Verbannung nach Patmos ist, wie wir fest überzeugt sind, nicht in der Christenverfolgung unter Domitian, was die gewöhnliche Ansicht der Gelehrten ist, sondern bereits zu Ende 65 oder Anfang 66 n. Chr. noch unter Nero er- folgt. Das reine Griechisch, das im Evangelio zu Tage tritt, kann Johannes recht wohl schon in Antiochia sich angeeignet haben; die etwas schwierigere Sprache in der Offenbarung hingegen ent- c. Das Z. Jahr der Gefangenschaft des Paulus zu Rom. 157 spricht vollständig der Sache, die da verhandelt wird, und erklärt sich vollkommen aus der Schwie- rigkeit, für die in der Ekstase geschauten Gesichte immer den gehörigen Ausdruck zu finden. Was das Verhältnis; der vier Evangelisten unter einander betrifft, so drückt Tertullian sich dahin aus: »unter den Aposteln erzeugen Matthäus und Johannes den Glauben, unter den apostolischen Ge- hilfen befestigen ihn Markus und Lukas.« Die Ordnung des Kanons, welche auf den Matthäus den Markus, auf diesen den Lukas folgen läßt und den Johannes zuletzt stellt, entspricht nicht nur der geschichtlichen Zeitfolge der Entstehung, sondern hat auch ihren guten Grund darin, daß, wie in Johannes ein selbstständiger Nachtrag zu allen 3 früheren Evangelistem so in Lukas ein solcher zu Matthäus und Markus vorliegt. (l. Die letzten Landpfleger Judäiüs bis zum Ausbruch des Krieges gegen die Römer (53——66 n. Chr.). l. Indem wir jetzt zu den öffentlichen Zuständen im jüdischen Lande, die zuletzt den Krieg und die Zerstörung Jerusalems herbeiführten, übergehen, machen wir den Anfang mit der Amtsverwaltung des Landpflegers Antonius (oder auch Claudius) Felix (Apstg. 23, 24 fs·). Er war ein Frei- gelassener des Kaisers Claudius und ward von diesem im J. 53 zum Landpfleger von Judäa, Samaria, Galiläa und Peräa ernannt, nachdem er fchon vorher als Vorstand der Samaritaner neben dem früheren Landpfleger Cumanus in Palästina angestellt gewesen war. Ganz seinem Charakter als eines gebotenen Sklaven gemäß führte er sein Regiment in aller Grausamkeit und Willkür, wie Tacitus von ihm sagt: »in aller Grausamkeit und Lüsternheit hat er königliches Recht mit sklavischer Sinnesart gehandhabt«, und leitete vielmehr den Ruin des Landes ein, statt dessen Pflege wahrzu- nehmen; da sein Bruder Pallas auch nach des Claudius Tode im J. 54 unter Nero bis zum J. 63 seine einflußreiche Stellung in Rom behauptete, so glaubte er sich alles erlauben zu dürfen, und blieb auch, als er hernachmals beim Kaiser verklagt wurde, ungestraft. Als er noch nicht lange seine Statthalterschaft angetreten hatte, erblickte er einst die damals etwa sechzehnjährige Drus illa, eine Tochter Herodis Agrippa I. (s. den Stammbaum der Herodianer am Ende der Schlußbem zum l. Maccabäerb. unter G, c), die seit 53 mit dem König Azizus von Ernesa vermählt nnd eine aus- gezeichnete Schönheit war; alsbald von heftiger Leidenschaft gegen sie entzündet, ließ er — von Sueton als der Gemahl von drei Königinnen bezeichnet: Apstg. 24, 25 — durch einen gewissen Magier, Simon von Cypern, ihr die Ehe anbieten, sie aber, um dem Neide und den An- fechtungen ihrer Schwester Berenice, der früheren Gemahlin des Königs Herodes von Chalcis und nachherigen Eoncubine ihres leiblichen Bruders Agrippa II., der nach dem Tode dieses feines Qnkels im J. 50 dessen Fürstenthum erlangt und die Schwester bei sich aufgenommen hatte, zu entgehen, ging wirklich auf das Anerbieten ein, verließ ihren Gatten und heirathete mit Verleugnung des väterlichen Gesetzes den Heiden, dem sie auch einen Sohn Agrippa gebar, ging später mit ihm nach Jtalien und kam beim Ausbruch des Vesuv unter Titus im J. 79 zugleich mit ihrem Sohne um’s Leben. Zwar fäuberte Felix nach Mögligkeit das Land von den Räubern und Strolchen, welche die Landstraßen, besonders um Jerusalem, unsicher machten, und bemächtigte sich namentlich ihres Anführers Eleazar, der 20 Jahre lang sein Unwesen getrieben hatte; aber er selbst beförderte eine ungleich gemeinere Art des Banditenwefens Um sich des ehemaligen Hohenpriesters Jonathan zu entledigen, der ihn oft erinnert hatte, er solle doch das Land besser regieren, miethete er Räuber, denselben gelegentlich zu ermorden; einige von ihnen gingen, wie um ihre religiöse Andacht zu ver- richten, in den Tempel, ihre Dolche unter den Kleidern verbergend, mischten sich hier unter des Jonathan Umgebung und stachen ihn nieder. Der Mord blieb unbestraft und damit war das Signal zu unzähligen andern Meuchelmorden auf den Straßen gegeben und ganz besonders auch im Tempel, der nun recht eigentlich eine Mördergrnbe ward; es bemächtigte sich bald der ganzen Stadt ein Gefühl namenloser Angst, da täglich Viele umkamen und jeder beständig den Tod zu gewärtigen hatte, denn die Banditen, von ihrer Waffe sjca (einem kurzen gebogenen Messer)Siearier genannt, wußten bei ihrer Gewandtheit und Heuchelei ihre Streiche ganz heimlich auszuführen, daß niemand sich vorsehen konnte. Streng dagegen verfuhr Felix gegen die mancherleiGoSten (Zauberer oder Betrüger), welche das leichtgläubige Volk in die Wüste lockten, um es unter dem Deckmantel religiöser Begeisterung für ihre politischen Zwecke zu benutzen, und es zu Aufruhr und religiösem Wahnsinn fortrissen. Von diesen scheint der bedeutendste gewesen zu sein jener, für einen Propheten sich ausgebende Juda aus Egypten, für welchen in Apstg. 21, 38 Claudius Lysias den Paulus hält, ihn als den Egypter schlechthin 158 Geschichte des apostolischen Zeitalters. bezeichnend. Dieser hatte um Ostern 57 n. Chr. bei 30,000 Mann um sich gesammelt (4000 davon waren bewaffnete Schaaren, die übrigen zusammengelaufenes Gesindel) und war mit ihnen an den Oelberg gezogen, daselbst den Einsturz der Mauern Jerusalems, der, wie er vorgab, jetzt erfolgen würde, abzuwarten und dann der Stadt sich zu bemächtigen; der Landpfleger jedoch eilte mit seinen Schaaren und einer großen Menge bewaffneter Bürger herbei und richtete unter den Betrogenen ein entsetzliches Blutbad an, der Egypter selbst aber hatte sich auf und davon gemacht und war glücklich entkommen, so daß eben Lysias an obiger Stelle an seine Rückkehr glauben konnte, der man auch auf Seiten des Volkes sich getrösten mochte. Nachdem dieser Ausstand beigelegt, brach, wie Josephus schreibt, gleich als an einem kranken Körper die Entzündung wieder an einem andern Theile hervor; denn die Gotsjten und Banditen verbanden sich, drohten denen den Tod, welche der Herrschaft der Römer ferner gehorchen würden und brachten so Viele zum Abfall; bandenweise sich über das Land verbreitend, raubten sie die Häuser der Angesehenen aus und brannten die Dörfer nieder. Da wurde Felix nach siebenjähriger Amtsverwaltung, durch die er es dahin gebracht, daß eine große Partei des Volkes von nun ab unablässig mit wildem Terrorismus den Kampf gegen Rom schürte und nicht ruhete, bis sie endlich ihr Ziel erreichte, im Sommer des Jahres 60 n. Ehr. aus Judäa abberufen. Bei dem rechtlosen Zustande, der unter seinem Regiment herrschte, konnten die Hohenpriester es sich sogar erlauben, ihre Knechte auf die Tennen zu schicken und mit Gewalt den Zehnten, welcher den übrigen Priestern gebührte, wegnehmen zu lassen, so daß manche der letzteren durch Mangel umkamen. 2. Des Felix Nachfolger Porcius Festus (Apstg. 24, 2,7) war ein gemäßigter und gerechter Mann, der seine ganze Kraft auf die Ausrottung der ausrührerischen Banditen verwendete; aber er fand bald, nachdem er nur 172 Jahr das Land regiert hatte, seinen Tod in Judäa, ohne daß uns etwas Näheres über die Umstände desselben bekannt wäre. Zu seiner Zeit hatte sich Agrippa II. einen prächtigen Palast von ausnehmender Größe in der Nähe des Tempels erbauet, mit einer herr- lichen Ausficht, welche er gern genoß, indem er zugleich sehen konnte, was im Tempel geschah. Die Juden, darüber erbittert, ·errichteten eine hohe Mauer, durch welche indeß nicht blos dem Agrippa, sondern auch der römischen Tempelwache an den Festen die Aussicht abgeschnitten wurde; Festus be- fahl daher, die Mauer zu zerstören, die Juden aber schickteu eine Gesandtschast an den Kaiser in Rom und erlangten durch die Fürsprache der Poppäa, daß »die Mauer stehen bleiben durfte, wenn auch zwei ihrer Gesandten, worunter der Hohepriester Jsmael, Sohn des Phabi, als Geißeln in Rom zurückbehalten wurden. Jn der Zwischenzeit, ehe nach des Festus Tode der neue Landpfleger Albinus in Judäa eintraf, geschah unter Leitung des sadducäisch gesinnten Hohenpriesters Hannas II. die unter b, Abs. 3 ausführlicher mitgetheilte Steinigung Jakobi des Jüngern; doch wurde Hannas nach 3 Monaten schon wieder seines Amtes entsetzt. Auch des Albinus Thätigkeit war darauf ge- richtet, das Land von den Näuberbanden zu fäubern; im Uebrigen aber muß er ein durch die gemeinste Habgier verächtlicher und aller Ungerechtigkeiten fähiger Schurke gewesen sein. Seine letzte Amtshandlung, womit er im Mai 64 die zweijährige Procuratur niederlegte, war, daß er für seinen Nachfolger die Gefängnisse leerte, iudem er die einen tödtete, die andern gegen Lösegeld frei gab, durch letztere aber füllte sich die Stadt und ihre Umgebung wieder mit Vagabunden und Ban- diten; wie aber nicht lange nach seinem Amtsantritt, beim Laubhüttenfest des J. 62., jener Land- mann Josua oder Jesus, Anani’s Sohn, seine Klagestimme zu erheben anfing und damit 7 Jahr 5 Monate fortfuhr, bis er fein Ende durch ein Geschoß fand, haben wir zu Jes. 66, 6 er ä lt. « z h3. Der vierte von den hier in Betracht kommenden Landpflegern, Gessius Florus, erhielt durch Begünstigung derselben Poppäa sein Amt, die nach der Darstellung unter c. Abs. 2 des Kaisers Urtheil über den gefangenen Paulus nach dem Willen feiner jüdischen Widersacher für dessen Tod gestimmt hatte; die göttliche Gerechtigkeit hat sich nun aber auch darin offenbart, daß mit jenem Florus den Juden ein Mann zum Statthalter verordnet ward, der durch maßlose Grausamkeit sie geradezu in Verzweiflung brachte und ihnen kaum etwas Anderes als die offene, allgemeine Empö- rung übrig ließ, so daß der römische Gefchichtschreiber Tacitus (hist. v, 10) bemerkt: dnravit patientia Iudaeis usque acl Gussium Flor-um procuratorem (den Juden hielt die Geduld aus bis auf den Landpfleger G. Florus), als wollte er sagen: unter diesem aber war es wirklich nicht mehr zum Aushalten. Seine Regierungsweise war von dem Gedanken getragen, es sei besser, daß das ganze Volk verderbe, als daß Er, der eine Mann, verderbe; er hat also den Spruch des Kaiphas (Joh. II, 50) geradezu umgekehrt und so dazu gewirkt, daß das Frevelwort der Juden über Jesum: ,,sein Blut komme über uns und unsre Kinder« zuletzt in der schrecklichsten Weise sich erfüllte. Niemand konnte so gegen alles Mitleiden verhärtet und für jede Niederträchtigkeit schamlos ä. Die letzten Landpfleger Judäcks bis zum Ausbruch des Krieges gegen die Römer. 159 genug sein, wie er, schreibt Josephus; niemand die Wahrheit so treulos fälschen und so tückische und schlaue Wege des Betrugs ersinnen. An Einzelnen Profit zu machen, schien dem Florus kleinlich, er plünderte lieber ganze Städte und richtete ganze Bezirke zu Grunde; wenig fehlte, daß er nicht durch das Land ausrufen ließ: Räuberei ist erlaubt, wenn ich nur einen Antheil an der Beute erhalte. Massenhafte Auswanderung und Verödung ganzer Distrikte waren die Folgen seiner Landesverwaltung, und doch wagte niemand sich darüber zu beschweren, so lange der syrische Statthalter Eestius Gallus in seiner Provinz blieb. Als nun dieser kurz vor dem Osterfeste des J. 66 nach Jerusalem kam, umringten ihn hier 3 Millionen Juden und flehten ihn an, sich ihres Elends doch zu erbarmen, Florus richte das ganze Land zu Grunde; letzterer stand neben dem Statthalter, der Juden Flehen mit lautem Hohnlachen erwidernd, Eestius aber that nichts, als daß er versprach, den Landpfleger gütiger zu stimmen, und reiste eilends nach Antiochien zurück. Florus, der ihn bis Cäsarea begleitete und unterwegs die Juden lügenhaft bei ihm anklagte, sah wohl ein, daß er eine Untersuchung vom Kaiser, der im J. 65 die Poppäa durcheinen Fußtritt um’s Leben gebracht, so daß seine Frau Kleopatra nichts mehr durch deren Fürsprache für ihn thun konnte, zu gewärtigen habe, und bot daher alles auf, dem durch eine offene Rebellion der Juden zuvorzukommen Nun war fchon seit des Felix Zeiten ein Streit zwischen den Juden und Griechen zu Cäfarea, ob die Stadt eine heidnifche oder eine griechische sei; die Griechen hatten dann bei Nero eine Entscheidung zu ihren Gunsten erhalten und begegneten fortan den Juden mit offenem Hohn. Auf einem Platze, der eines Griechen Eigenthum war, besaßen letztere ihre Synagoge;" wiederholt hatten sie versucht, dem Eigenthümer den Platz für eine hohe Summe- abzukaufen, aber vergeblich, derselbe bebaute vielmehr den ganzen Platz mit Häusern für Handwerker, so daß den Juden zu ihrem Gotteshause schließlich nur ein enger, beschwerlicher Zugang blieb. Erst wollten sie dagegen Gewalt brauchen, doch auf den Rath der Besonneneren beschloß man, den Florus mit 8 egyptischen Talenten (3000 Thlr.) zu bestechen, damit er jene Bauten ver- biete. Er versprach das auch, als er die Summe erhalten, verließ jedoch eiligst Eäsarea und ging nach Samaria, wie wenn er den Juden die Erlaubniß verkauft hätte, zu den Waffen zu greifen. Am Tage darauf, einem Sabbath, verhöhnte ein Grieche die Juden am Eingang ihrer Synagoge; von beiden Seiten war man fchon mit Waffen versehen, sofort entspann sich auch ein erbittertes Handgemenge, bis die Juden, der Uebermacht weichend, ihre Gesetzbücher aus der Synagoge holten und sich nach dem zunächst gelegenen jiidischen Ort Narbata zurückzogen Von hier aus ging eiligst eine Gesandtschaft mit Bitte um Hilfe nach Samaria; sie erlaubte sich in aller Ehrerbietung den Florus an die 8 Talente zu erinnern, dieser aber —- ,,nicht anders, als wäre er gedungen gewesen, den Krieg anzufachen« -—- warf die Gesandten, ihrer dreizehn an der Zahl, in’s Gefängniß. Gegen alle Erwartung des Landpflegers verhielten die Bewohner Jerusalems sich noch ruhig; da versuchte er ein neues Mittel, sie vorwärts zu treiben. Er schickte nach dem Tempel und ließ 17 Talente aus dem heil. Schatz entnehmen, weil sie für den Dienst des Kaisers nöthig seien. Das Volk eilte denn fchaarenweis zum«Heiligthum, rief unter lautem Wehklagen des Kaisers Namen.an und flehte um Erlösung von des Florus Tyrannei. Einige der Unbändigsten stießen Schmähungen gegen den Landpfleger aus, trugen einen Korb herum und bettelten um Almosen für den »armen, dürftigen« Florus. Nun hatte dieser, was er wollte; eilig brach er mit Fußvolk und Reiterei gegen die ,,rebellische« Stadt auf, und als die Bürger von Jerusalem, um seine Wuth zu besänftigen, den Soldaten festlich und mit allen Ehren entgegenzogen, ihm aber das sehr ungelegen kam, trieb er sie durch ein vorausgesendetes Eorps auseinander, daß sie wohl erkennen mußten, es sei durchaus auf ihr Verderben abgesehen. Er übernachtete zu Jerusalem im königlichen Palast; am folgenden Tage ließ er den Richterstuhl vor demselben aufstellen, die Hohenpriester und Großen der Stadt nebst allen Männern von Ansehen mußten vor ihm erscheinen, und nun befahl er ihnen, diejenigen, welche Schmähreden sich gegen ihn erlaubt hätten, auszuliesern, sonst müßten sie selbst dafür büßen. Ver- gebens flehten sie ihn an, wegen des Vergehens einiger jungen Tollköpfe nicht das ganze, ihm treu ergebene Volk bestrafen zu wollen; vergebens stellten sieihm vor, wie es rein unmöglich sei, die Schul- digen aus der Menge heraus zu finden —— statt sie auch nur einer. Antwort zu würdigen, schrie er seinen Soldaten zu, sie sollten den sogen. oberen Markt (auf dem Berge Zion) plündern und alles, was ihnen dabei in den Weg käme, niederstoßem Die Soldaten fielen da nicht blos über den ihnen preisgegebenen Stadttheil her, sondern über jedes Haus, das gute Beute versprach, mit viehischer Lust gegen Männer und Weiber wüthend. Viele der Vornehmsten wurden vor den Landpfleger ge- schleppt, der sie zuerst geißeln unb dann kreuzigen ließ, und dabei weder derer, die das römische Bürgerrecht befassen, schonte, noch die Würde solcher achtete, die dem Ritterstande angehörten. Die Schwester des Königs Agrippa II., deren wir oben gedacht, Berenice, befand sich gerade in Jeru- 160 Geschichte des apostolischen Zeitalters salem; barfuß erschien sie vor des Florus Richterstuhl, ihn zum Mitleid gegen ihre ungliicklichen Volksgenossen zu bewegen, aber sie wurde schnöde zuriickgewiesen und mußte zur Rettung ihres eigenen Lebens nach der Burg flüchten. Es geschah das am 30. April des J. 66; die Zahl der an diesem Tage Umgekommenen belief sich auf 3600 Menschen. Am folgenden Tage strömte das Volk in tiefem Schmerz auf dem oberen Markt zusammen und bejammerte mit lautem Geschrei die Umge- kommenen; wieder singen einzelne an, auf Florus zu schmähen, aber die Hohenpriester und Vor- nehmsten zerrissen ihre Kleider, fielen vor den Unbesonnenen auf die Kniee und baten um des Heils des ganzen Volkes willen, den Landpfleger nicht vom Neuen zu reizen. Das aber war diesem sehr ungelegen, daß das Volk sich nun ruhig verhielt; er mußte einen neuen Ausbruch der Volkswuth herbeizuführen suchen, darum sandte er Befehl, die Juden sollten die aus Cäsarea heranrückende Ver- stärkung seiner Truppen festlich in die Stadt einholen. Nur mit Mühe gelang es noch den Priestern, welche mit den heil. Gefäßen und im vollen Qrnat, umgeben von den Tempelsängern und Harsen- spielern an die Spitze der Proeession sich stellten, die Biirgerschaft zum Mitziehen zu bewegen; doch als man ruhig und in guter Ordnung nun wirklich den Truppen begegnete, um sie zu begrüßen, hatten diese bereits heimlich von Florus die Anweisung erhalten, die Juden verächtlich zu behandeln und zu Aeußerungen des Unwillens zu reizen, damit sich so Gelegenheit fände, auf sie einzuhauen. Dazu kam es natürlich auch; ein entsetzliches Gemetzel wurde unter der festlich geschmückten Menge angerichtet, mehr noch wurden unter dem Thor zerdrückt und so zertreten, daß die Einzelnen nicht mehr wieder zu erkennen waren. Bei dem nun losbrechenden Straßenkampß da die zum Widerstand gegen die Römer Geneigten sich jetzt nicht mehr halten ließen, gelang es den Juden, den Tempel zu be- setzen und die mit der Burg Antonia ihn verbindende Säulenhalle abzubrechen; Florus, dessen auf den Tempelschatz gerichtete Habsucht keine Möglichkeit der Befriedigung mehr vor sich hatte, beschloß aus der Stadt abzuziehen; er hatte ja seine Rolle, da er, wie Josephus sich ausdrückh keine Art von Räuberei und Quälerei unverübt ließ, gleich als wäre er nur als Henker zur Hinrichtung Ver- urtheilter gekommen, nun ausgespielt. Betrachtet man die Vorgänge dieser beiden Tage und denkt dabei zurück an den Palmsonntag und die Frühstunden des Charfreitags, so kann man die göttliche Vergeltung, die sich hier offenbart, nicht verkennen. Damals standen die Hohenpriester und Aeltesten vor dem Richtstuhl eines römischen Landpflegers, der ihr Erbarmen gegen den von ihren Obersten so Ungestüm Verklagten wollte rege machen, damit sie abstünden von der Forderung seines Todes, und selber des Landpflegers Weib redete zum Guten, sie aber hatten kein Erbarmen, sondern Jesus mußte um jeden Preis sterben; da stehen denn nun wieder die Hohenpriester und Vornehmsten des Volks (freilich nicht dieselben Personen, wohl aber deren Erben und Rechtsnachfolgey vor dem Richt- stuhl eines Landpslegers, nur daß sie es jetzt sind, die das Erbarmen anrusen und alles aufbieten, das steinerne Herz des Florus zu erweichen, und wiederum ein Weib unterstützt das Bemühen, aber nun ist auch alles umsonst (Jak. 2, 13), es muß um jeden Preis dahin kommen, daß ein Mensch sich rette und das ganze Volk verderbe. Damals hatten sie gerufen: »wir haben keinen König, denn den Kaiser!« und sich damit losgesagt von dem Friedefürsten, der am Palmsonntag sanftmiithig bei ihnen eingezogen war, sie aber hatten scheel dazu gesehen, daß das Volk ihm festlich zur Einholung entgegen ging, und hatten heruach den Pöbel haranguirt, daß derselbe den Barabbas losbitte anstatt des ihm angebotenen Jesus; nun müssen sie inständigst und auf ihren Knieen die Bürgerschaft an- flehen, daß diese doch der Proeession sich anschlössen, welche die Schergen des vom Kaiser ihnen ge- sandten Henkers zu begrüßen und festlich einzuholen bestimmt ist; aber auch mit solcher Demüthigung erkaufen sie sich den Frieden.nicht, sondern es ist schon der in Offenb. 6, 4 gemeinte Reiter auf dem rothen Pferde im Anzug begriffen, dem gegeben ward, den Frieden zu nehmen von der Erde (dem Lande), und daß sie sich unter einander erwürgeten. 4. Von Florus nicht weniger als von den Juden, welche Berenice unterstütztem um sein Ein- schreiten angegangen, sandte Eestius Gallus einen seiner Tribunen, mit Namen Neapolitanus, zur Untersuchung nach Judäa; in Jamnia an der philistäischen Meeresküste traf er mit dem aus Alexandria nach seinem Reich zurückkehrenden König Agrippa IL und den vornehmsten Juden zu- sammen, und dieser wandte nun allen seinen Einfluß an, das Volk zum Gehorsam zurückzubringen. So erhielt Neapolitanus bei seinem Besuche in Jerusalem Beweise genug, daß man es auf’s Aeußerste nicht wolle ankommen lassen und daß allein die Tyrannei des Florus den Stand der Dinge so schlimm gemacht; auch nach seiner Abreise wirkte Agrippa weiter für die gute Sache, entbot das Volk zu einer Versammlung nach dem Xystus, einem mit Galerieen umgebenen Platze vor seinem Palaste (s. Karte VI1, Nr. 6), und hielt von dem Palaste aus eine lange und eindringliche Rede, um seine Landsleute zum Aufgeben des doch völlig aussichtslosen, darum unvernünstigen und ver- werflichen Widerstandes gegen die römische Herrschaft zu bewegen. Das Volk erklärte sich auch bereit, d. Die letzten Landpsleger Judäcks bis zum Ausbruch des Krieges gegen die Römer. 161 zum Gehorsam gegen den Kaiser zurückzukehren, und machte sogar Ernst damit, indem die Hallen zwischen dem Tempel und der Antonia, die man eingerissen hatte, wieder aufgebaut und die rück- ständigen Steuern eingesammelt werden sollten; als aber Agrippa auch verlangte, man solle sich wieder unter des Florus Regiment begeben, bis der Kaiser wider ihn entschieden und ihn abberufen hätte, wurde er mit Hohn und Spott abgewiesen und mußte eilends die Stadt verlassen, wenn er nicht sein Leben noch einbüßen wollte, und die Kriegspartei erhielt«nun völlig beim Volke die Ober- hand. Auf Betrieb Eleazar’s, eines Sohnes des Hohenpriesters Ananias, der die Tempelwache be- fehligte, ward das Opfer, welches offiziell für den Kaiser dargebracht zu werden pflegte, abgeschafft; und so hatte der osfene Kampf wider Rom eigentlich schon begonnen. Gleichwohl versuchte die Friedenspartei im Verein mit Agrippa, der ihnen 3000 Reiter zu Hilfe schickte, nochmals die Ober- hand zu gewinnen; aber die Ausständischen steckten die Paläste des Hohenpriesters,. des Agrippa und der Berenice in Brand, vernichteten die Archive und Schuldurkundem und beniächtigteic sich bald auch der Oberstadt, wo dann ein gewisser Menahem, ein Sohn jenes Judas aus Galiläa, von dem in Apstg. b, 37 die Rede ist, sein Wesen trieb, bis ihn der oben genannte Eleazar stürzte und sich die Leitung des Aufstandes anmaßte. Die römischen Besatzungen in der Burg Antonia und in der Festung Masada wurden zur Uebergabe gezwungen und meineidiger Weise niedergemetzelh gleichzeitig kam es auch in vielen andern Städten, wo Juden und Heiden zusammen wohnten, besonders an den Grenzen Palästina’s, zu blutigen Kämpfen, selbst bis nach Alexandrien verbreiteten sich die Wirkungen des Ausstandes im Mutterlande. Da machte denn Cestius Gallus nach langem Warten und Zögern endlich Anstalt, den Aufruhr zu dämpfen. Mit der 12ten Legion und 20,000 auserlefenen Mann- schaften aus den andern Legionen brach er aus Antiochien auf; dazu kamen noch etwa l3,000Mann geübter Truppen von den befreundeten Königen, zu denen auch die des Agrippa gehörten, und viele Hilsstruppen aus den Städten. Mit diesem Heer rückte er über Ptolemais, Cäsarea, Antipatris (s· Karte VI) zunächst bis Lydda vor, wo er um die Zeit des Laubhüttenfestes eintraf; von da ging es weiter über Bethoron bis Gibeon, 74 Meilen von Jerusalem, wo ein befestigtes Lager errichtet wurde. Ein Ausfall, welchen die Juden von Jerusalem aus mit großem Ungestüm am letzten großen Tag des Hüttenfestes, der am herrlichften war (Joh. 7, 37), unternahmem brachte das römische Heer zwar in große Gefahr, wurde aber schließlich zurückgeschlagen, so daß Cestius nun noch näher an die Stadt heranrückte und auf dem Hügel Skopus (Karte V1I.) Posto faßte. Vier Tage später besetzte er die nördliche Vorstadt Bezetha und steckte sie in Brand, und wenn nicht Florus, um den Krieg in die Länge zu ziehen, die Unterseldherrn bestochen hätte, so wäre Jerusalem wohl schon da- mals erobert und dem Kriege ein schnelles Ende gemacht worden. Jn der Stadt dachte man bereits daran, allen Widerstand aufzugeben; schon wollte die Friedenspartei heimlich die Thore öffnen und sich den Römern wieder unterwerfen, da — gab Cestius unbegreiflicher Weise Befehl zum Rückzug! Ich glaube, fchreibt Josephus, Gott hatte sich bereits vom Heiligthum abgewendet, und ließ darum den Krieg nicht schon jetzt zu Ende kommen. Von den wieder Muth fassenden Juden auf dem Rück- wege überfallen, erlitt Cestius in der Schlucht bei Bethorom durch welche sein Weg ihn führte (Jof. 10, 10 Anm.), eine schwere Niederlage; nur unter Zurücklassung eines großen Theils seines Trosses, namentlich auch des werthvollen Kriegsmaterials das den Juden später gut zu Statten kam, gelang es ihm, mit dem Kern des Heeres nach Antiochien zu entkommen, wo er nicht lange nachher eines plötzlichen Todes starb (t’at0 aut taedio occiclit, sagt Tacitus: durch einen Schicksalsschlag oder in Folge von Lebens-Überdruß kam er um). Jn Betreff des oben erwähnten Ausfalls der Juden am letzten großen Tage des Laubhütten- festes bemerkt Josephus: ,,diesel»be Wuth, welche sie über die Grenzen der Ehrfurcht vor dem Heiligen hinaustrieb, ließ sie auch die Schlacht gewinnen«; es war jener Tag nach unserm Kalender der 30. September. Vor 37 Jahren hatte der HErr einst an den1selben Tage gesagt: ,,wen da dürstet, der komme zu mir; wer an mich glaubet, wie die Schrift sagt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen«; die ungläubigen Juden hatten aber mit ihrem Durst nach Freiheit und Wohlfahrt nicht zu diesem Propheten aus Nazareth kommen mögen, darum verzehrte sie nun der Durst fleischlicher Leidenschaften und es trieb sie das Feuer dämonischer Begeisterung. Merkwürdig nun: wie im J. 29 n. Chr. der letzte große Tag des Festes zu seinem Datum den 19. Oktober hatte, so ist letzteres Datum im J. 66 n. Chr. der Tag des Lukas, von deß Leib Ströme des lebendigen Wasers flossen, daß er die jerusalemische Gemeinde an ihre Zusluchtsstätte hinüber retten konnte — der katholische Heiligenkalender giebt ihm als seinen Gedächtnißtag den unmittelbar vor- aufgehenden Tag, den 18. Oktober. s. Der Bewohner Jerusalems ben1ächtigte sich jetzt ein unendlicher Siegestaumeh der auch diejenigen mit fortriß, die bisher noch für den Frieden gestimmt waren; solche, welche gleichwohl den Ausgang DächfeN Bibelwetks (Vl·) N· T, I. g· SupplementsBogen 11 162 Gefchichte des apostolischen Zeitalters vorausfahen, verließen die Stadt. Zu ihnen gehörte vor allen die Christengemeinde, aber sie zog nicht in einzelnen Abtheilungen und an verschiedenen Tagen ab, wie die Andern, sondern nach dem Willen des HErrn (Matth. 24, 20 Anm.)«als Eine Fainilie auf einen und denselben Tag, iind stellte so sich dar als Gegenbild Jsraels bei seinem Auszug aus Egypten (2. Mos. l»2, 41): ,,das ganze Heer des HErrn ging auf Einen Tag aus Egyptenland.« So wenig nun dieser Tag ge- schichtlich uns aufbehalten ist, so läßt er gleichwohl sich genau berechnen, wie das auch seiner hohen Wichtigkeit entspricht: es war Sonntag der 1 I. Oktober ei. 66. Jener Tag näinlich, an wel- chem Cestius Galliis nach seineni Abziig von Jerusalem die so schwere Niederlage bei Bethoron erlitt und die zurückkehrenden Sieger unter großem Jubel in die Stadt einzogeii, war 1iach Josephus der 8.Dios oder Marchesvan; da nun im J· 66 der 1.Nifan aus den 16. März gefallen ist, wie astro- noniisch sich berechuen läßt, so war der 8. Dios = dem 16. Oktober (vgl. den jüdifchen Kalender für das J. 28 n. Chr. in den Schlußbem zum l. Macevabäerlu Nr. 4, a. Zuf.). Das war» wie wir hernach sehen werden, ein Donnerstag; hätten nun die Christen schon am folgenden Tage fliehen wollen, so hätten sie wegen des Abends 6 Uhr anbrechenden Sabbaths, dessen Heiligkeitsie Christi Anweisung in Matth. 24, 20 gemäß ganz in der peiiilichen Fassung der jüdischen Schriftgelehrten beobachten sollten, keinen vollen Tag zur Flucht gehabt, am is. Oktober aber durften sie vollends nicht fliehen. Auf der andern Seite verbot ihnen das Wort: ,,bittet, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter«, auch den 19. Oktober noch voriibergehen zu lassen, vielmehr ·war das» der außerste Termin; denn mit der zweiten Hälfte des Oktober brechen in Palästina die den Winter bildenden andauernden Regengüsse an, und so drängte sie jene Weisung des HErrn in der That auf einen einzigen Tag als den Tag des Heils, als die für sie angenehme Zeit hin. Von diesem 19. Oktober 66 bis zum 5. Dliigiist a. 70 n. Chr. siiid 1386 = 198 X 7 Tage; da nun der b. August des J. 70 ein Sonntag gewesen ist, wie aus einer Angabe des Jofephus sich feststellen läßt, so war auch der 19. Oktober des J. 66 ein solcher· Damit, daß die Christen den Sabb a th bei ihrer Flucht heilig hielten, traten sie in denselben Gegensatz zu den ungläubigen Juden, wie die Frauen am Char- freitag (Joh. 19, 42; Luk. 23, 56; Matth. 27, 64 Aiim.), und bewiesen sich als das noch im Bunde Gottes stehende Jsrael gegenüber dem bundesbrüchigen und aus der Gemeinschaft mit Gott entfallenen Volke (2. Mos. 31, 16 f.); denn gerade an Sabbathtagen hatte letzteres diejenigen Thaten vollbracht, durch welche es der Revolutio1i zum Siege verholfen. Am 26. Juli eröfsneten die Aufständischen die Belagerung der Burg Antonia und verpflanzten damit den Greuel der Ver- wüstung an die. heil. Stätte, am 16. August steckten sie den Palast des Herodes in Brand und ver- nichtetex dig Frriedzediispartei s——h beidechtTagehwareii Sbczbbathq isiciåd ßslckchbegiFen auch dan einem spa a , e en aum Jo ep us m. nä er angie , jenen eu i en erra an er römischen Cohorte, die sich in die drei festen Thürme Hippikus, Phafaelis iindMariamne gefliichtet hatte. Hingegen damit, daß die Christen nach der Fügung des HErrn, ·wie sie in obiger Weisung beschlossen liegt, gerade an einem Sonntag von Jerusalem abzogen, bewiesen sie sich als solche, die aus dem Grab der jüdischen Theokratie, das so beengend und hinderlich ihre neutestamentliche Entwickelung geworden war, wie die Epistel an die Hebräer beweist, nun niit Christo zu einem neuen Leben auferstanden und hinfort ihren Beruf darin zu erkennen hatten, mit den heidenchristlichen Gemeinden, deren gottesdienstlicher Tag der Sonntag war, zu einem Ganzen sich zusammenzuschließen. G. Unter c. Abs. 4 fanden wir im J. 6»5 den Lukas noch mit Abfassung« der Apostelgeschichte befchäftigt; der Ausbruch der Unruhen in Judaa im folgenden Jahr bewogen ihn dann, Antiochia in Syrien zu verlassen und der jerusale1nischen Gemeinde eine Zufluchtsstätte in seiner Vaterstadt Pella, die als unter Agrippa’s« II. Regimeiit stehend außerhalb des eigentlichen Gebiets der Aufstän- dischen lag, ziirecht zii machen; er kam von·da nach Jerusalem selber herüber, leitete in göttlicher Erleuchtung die Flucht der Gemeinde, daß sie zu rechter Zeit, am Tage des Heils, vor sich ging, und führte diese, die bei ihrer großen Schwachheit so sehr eines kräftigen Lehrers und Fackåwaltgrs bedurfte (Matth. 24, 20 Anm.), an den Ort ihrer Bestimmung über. Aber der 19. eto er es J. 66 ist zugleich der Tag eines noch andern Vorgangs. Gleichwie nämlich in Hef. 24, 1 f. dem Propheten des alten Testaments an dem Ort seiner Verbannung am Chaboras das bevorstehende Schicksal Jerusalems und des Salonionischen Tempels an dem Tage kund gethan wird, wo es nuii sich zu erfüllen anfängt, damit man Gottes besonderen Rathschliiß iind aiisdrücklich verhäiigte Schickiing nicht in das Gebiet blos menschlicher Begebenheiten iind natürlicher Umstände herabziehe, so wider- fährt aiich deni Seher des neuen Testaments, dem heil. Johannes, an seinem Verbannungsort »auf Patnios ganz Aehnliches, als die Zeit der Zerstoriing auch des Herodianischen Tempels herbeige- konimen ist; während Jerusalems Einwohnerschaft im Siegestauniel schwelgt, zeigt der HErr, der das» Wort in Matth. AS, 64 gesprochen hat, feinem Jünger durch Mittheiliing der Gesichte der Offeiib. c1. Die letzten Landpfleger Judäa’s bis zum Ausbruch des Krieges gegen die Römer. 163 in Kap. 6 an, daß die Stunde jetzt da ist, wo er in den Wolken des Himmels kommen will, und ernennt sozusagen denjenigen, der der Fürst sein soll, von dem es in Don. 9, 26 heißt: »und ein Volk des Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligthum verstören«. Nicht also eigentlich Nero ist es, der, wie hernach erzählt werden wird, den Vespesian mit Führung des jüdischen Krieges betrauet, hatte er doch kurz zuvor diesen taleutvollen Mann, der seine Kunstleistungen nicht gehörig bewunderte, verbannt, daher er ihm auch erst gute Worte geben mußte, um sich der Sache zu unter- ziehen; sondern der mit seinem Rath hier waltet, ist der in Dan. 9, 25 genannte Christus, der Fürst, und ehe noch Nero bei seinem Aufenthalt in Achaja etwas von den Dingen, die in Judäa vorgehen, weiß, trifft der König aller Könige und HErr aller Herren schon seine Wahl — an dem- selben Tage, wo er seine Gemeinde aus Jerusalem herauszieht, sorgt er auch für den künftigen Nach- folger des Nero auf dem Kaiserthron und erweckt sich in demselben einen streitbaren Helden, dem der Sieg nicht fehlen soll. Steht es so, daß ein 19. Oktober der Tag der Empfangnahme der Offen- barung ist, so wird uns auch klar werden, wie Johannes in Kap. 13, 3 schreiben konnte: »und ich sahe seiner Häupter eins, als wäre· es tödtlich wund-·; denn der 19. Oktober des J. 1813 ist ja derjenige Tag, wo das Herrscherhaus der Napoleoniden- gleich in seinem Begründer die Schwert- wunde zum Tode empfing, von der es darnach schon einmal wieder heil geworden, also daß der ganze Erdboden sich verwunderte, bis dieses Heilwerden am Ende der Zeiten noch einmal in ganz anderer Weise sich erfüllen wird. Vgl. die Auslegung der Offenbar. Joh. o. Die Unterwerfuug Galiliiiks und Peräa’s bis zur Belagerung und Zerstörung Jerusalems. (67—70 n. Chr.) J. Nachdem die im J. 66 ausgebrochene Revolution in Judäa durch die Niederlage des Cestius Gallus und den Rückzug der Römer aus dem Lande einen augenblichen Sieg davon getragen, bestand fortan, wie das in dergleichen Fällen auch anderwärts zu geschehen pflegt, eine Republik im Lande, an deren Spitze jetzt noch, im Unterschied von der späteren Periode des Kriegs, die Hohen- priester und vornehmsten Pharisäer die Angelegenheiten leiteten und namentlich die Vertheidigung gegen die Römer organifirten Es wurden Münzen geschlagen, die auf der einen Seite die Umschrift: ,,Sekel Jsraels« oder: »ein halber Sekel« und die Jahreszahlen 1, Z, 3, 4 trugen, auf der andern Seite-die Worte: ,,Jerusalem, die heilige« oder: »der Befreiung Zions«; eine Volksversammlung aber, die im Tempel abgehalten ward, erwählte die Befehlshaber für die Provinzen, unter denen der für Galiläa bestimmte Josephus (1. Chron 25, 7 Anm.) der denkwürdigste ist, und betrauete mit der Vertheidigung der Hauptstadt den Joseph, Sohn Gorions, und den Hohenpriester Ananu s. Es ist keine Frage, daß dem erst 30jährigen Josephus die schwierigste und entscheidungsvollste Auf- gabe zugefallen war, denn gerade in Galiläa war der erste Angrisf der Römer zu erwarten; und nun sollte der junge Mann, der neben seiner» rabbinischen Bildung höchstens eine angeborene Schlau- heit aufzuweisen hatte, aus der friedlichen Bevölkerung Galiläcks schnell ein Heer bilden und damit dem Angrisf kriegsgeübter Legionen und in Schlachten ergraueter Feldherren Stand halten. Er ging, wie er selbst von sich berichtet, mit Eifer an die Lösung seiner unlösbaren Aufgabe, brachte 100,0U0 Mann zusammen, übte sie nach römischem Vorbilde ein und versetzte die ansehnlicheren Städte: Jotapata, Sephoris, den Berg Tabor, Tarichea, Tiberias, Giscala (2 Stunden nordwestlich von Safed) und Gamala in Gaulanitis (s. Karte V u. VI) in mehr oder weniger vertheidigungsfähigen Zustand. Jndessen erhob sich gegen ihn eine erbitterte, ihn heftig bekämpfende Opposition in dem kühnen, rücksichtslosen Parteigänger Johannes von Giscala, der von glühendem Haß gegen die Römer erfüllt und zum Kampf auf’s Aeußerste entschlossen, aber nicht im Mindesten geneigt war, sich dem Josephus unterzuordnen, und alles daran setzte, den ihm verhaßten Mann, welcher seine Er- nennung weniger militärischen Fähigkeiten, als seiner Freuudschaft mit hochgestellten Personen zu danken hatte und auch wirklich nur mit halbem Herzen bei der Sache war, zu beseitigen, obwohl diesem es gelang, durch seine List und Schlauheit die wider ihn angezettelten Unternehmungen wirkungslos zu machen. Auch in Jerusalem war man während dieser Zeit nicht unthätig geblieben, die Mauern wurden ausgebessert, Kriegsmaschiiieii gebaut uud die Mannschaften im Gebrauch der Waffen geübt; die wiederholte blutige Niederlage, welche die Juden bei ihren Unternehmungen gegen Askalon in Philistäa, wo noch eine kleine römische Besatzung sich befand, erlitten, war wohl geeignet, ihnen die Ueberlegenheit der römischen Taktik zum Bewußtsein zu bringen, sie vermochte aber nicht den Kriegseifer abzukühlem U«- 164 Geschichte des apostolischen Zeitalters L. Die Nachricht von der Niederlage des Cestius im Oktober 66 n. Chr. hatte der Kaiser Nero durch Abgesandte, welche der shrische Statthalter selbst an ihn abordnete und welche die Schuld des ganzen Krieges auf Gessius Florus wälzen mußten, in Achaja empfangen, wo er damals sich aushielt, um auch Griechenland seine vermeintlichen Künste bewundern zu lassen, und wo man bei den olympischen, ne1neischen, isthmischen und pythischen Spielen, die seinetwegen alle in Einem Jahre ge- halten werden mußten, sich beeilte, ihm den Preis in allen Wettkämpfen zuzuerkennen; eigentlich hätten die olympischen Spiele schon im J. 65 statthaben sollen, sie wurden aber aus dem eben angeführten Grunde um zwei Jahre verschoben, wodurch eine Verwirrung in die, mit dem l. Juli 776 v. Chr. beginnende Zeitrechnung nach Olympiaden (Zeiträume von je 4 Jahren) gekommen ist. Inwieweit diese in Verbindung mit der Annahme, die auch der dionysischen Zeitrechnung (mit dem J. 754 nach Roms Erbauung beginnend) zu Grunde liegt, daß in Luk. 3, 1 das 15. Jahr des Tiberius nicht von der Mitregentschaft desselben, · sondern von seinem selbstständigen Kaiserthum an zu zählen sei (Schlußbem. zum I. Maeeabäerb. Nr. O, e Zus.), dazu beigetragen hat, daß Eusebius das Todes- jahr des Apostel Paulus auf das J. 67 n! Ehr. verlegt, wollen wir hier nicht näher untersuchen; jedenfalls liegt bei ihm eine große Unklarheit in Betreff der Zeitrechnung vor, da nach ihm der Landpfleger Festus dem Felix schon im Todesjahr des Claudius (54 n. Chr.) gefolgt sein und die römische Gefangenschaft des Paulus mit dem Frühjahr 55 ihren Anfang genommen haben müßte, wie er denn auch die Ehristenverfolgung unter Nero erst in das 13te Regierungsjahr dieses Kaisers versetzt, Hieronymus aber schiebt den Tod der beiden Apostel Paulus und Petrus noch um ein Jahr weiter hinaus. Es ließe sich wohl nachweisen, daß, während der Tod dieser Apostel in den beiden Jahren 67 und 68 n. Chr., auf welche man ihn auch neuerdings meistentheils ansetzt, eine geschicht- liche Ungereimtheit ist, die Berichtigung der Eusebianischen Chronologie, nachdem man sie von ihren falschen Voraussetzungen und verschiedenen Rechnungsfehlern befreit hat, vielmehr auf die Jahre 63 und 64 n. Chr. führt, gleichwie auch das Geburtsjahr Christi von Dionysius Exiguus um mindestens 4 Jahr zu spät anberaumt ist. Kehren wir aber jetzt zu der hier uns vorliegenden Sache zurück, so erkannte Nero bei Empfang der Nachrichten von den Unfällen seiner Heere in Judäa sofort, daß er für die Fortführung des Krieges keinen geeigneteren Feldherrn ernennen könne, als den Titus Flavius Vespasianus, der sich in den Feldzügen in Germanien und Britannien schon ausgezeichnet hatte; er entsandte ihn, mit großen Vollmachten ausgestattet, nach Judäa, und während die bürgerliche Ver- waltung der Provinz Syrien dem Publius Licinius Mucianus (demselben, dem Vespesianus später besonders seine Erhebung auf den Kaiserthron verdankte), verblieb, ging Vespesianus mit einem Heer von 60,000 Mann, von zwei trefflichen Legaten begleitet, dem Trajan und seinem eigenen Sohn Titus, an den Ort seiner Bestimmung, also zunächst nach Antiochien ab. Von hier aus riickte er im Frühjahr a. 67 bis Ptolemais vor, wo auch bald Abgesandte der galiläischen Festung Sephoris bei ihm eintrafen, die den Anschluß der Stadt an die Römer erklärten und um eine römische Besatziing baten; so kam er ohne Schwertstreich gleich anfangs in Besitz eines der wichtigsten und festesten Punkte des feindlichen Landes. Eine halbe Meile davon, bei dem Dorfe Garis, hatte Josephus ein Lager bezogen, um hier den Angriff der Römer zu erwarten; seinen Leuten aber, noch ehe sie das feindliche Heer erblickt, entsank der Muth, sie flohen auseinander, und nun zog sich Josephus über Tiberias nach Jotapata zuritck, wo er etwa im Mai eintraf, um die Vertheidigung der uueinnehnibar scheinenden Bergfeste zu leiten. Kunst und Kriegserfahrung auf der einen Seite, Muth der Verzweiflung und Schlauheit des Oberbefehlshabers auf der andern Seite machten geraume Zeit die Entscheidung zweifelhaft, bis Titus eines Morgens (Ende Juni oder Anfang Juli) in aller Stille mit einer kleinen Abtheilniig die Mauer erstieg, die schlafendeu Wachen niederstieß und in die Stadt eindrang, was die Eroberung und Zerstörung der Stadt zur Folge hatte; zu 1. Chr. 25, 7 wurde bereits erzählt, wie Josephus, der sich in eine Cisterne geflüchtet hatte, zuletzt ebenfalls den Römern in die Hände fiel, sich aber die Gunst des Vespasian zu verschaffen wußte nnd nun den weiteren Krieg als Unterhändler des römischen Feldherrn mitmachte Nachdem im Laufe des Som- mers und Herbstes a. 67 auch Tiberias und Tarichea, Jtabtjrion (Tabor), Gamala (dieses unter schweren Verlusten auf Seiten der Römer) und Giscala eingenommen waren, führte Ves- pasian den einen Theil seines Heeres in die Wiuterqiiartiere nach Cäsarecy den andern verlegte er nach Scythopolis oder Bethsean. Noch in der Nacht vor der Einnahme Giscalcks hatte Johannes mit seiner Zelotenschaar die Stadt verlassen und sich nach Jerusalem gewendet; hier schrieb man den bisherigen unglücklichen Verlauf der Dinge dem Mangel an Energie in der Leitung des Krieges zu, und so gelang es dem Johannes von Giscala, die Partei der Wohlhabenden nnd Vornehmsten aus ihrer Machtstellung zu verdrängen und mit Hilfe herzugerufener Jdumäer sich selbst zum Ge- bieter der Stadt zu machen, von der unter seinem Regiment eingerissenen Unsittlichkeit aber erzählt e. Die Unterwerfung Galiläa’s und Peräa’s bis zur Zerstörung Jerusalems. 165 Josephus schauerliche Dinge. Jm Verlauf des J. 68 bis in den Sommer hinein vollendete Ves- pasian die Eroberung von ganz Peräa (Pella, als zum Reich des Königs Herodes Agrippa II. ge: hörig, blieb natürlich vom Kriege verschont) bis auf Machärus, besetzte von Cäsarea aus Anti- patris, nahm Lydda und Jamnia ein, durchzog erobernd Jdumäa und rückte dann über Nicopolis, Sichem und Coreä (Karte V) bis vor Jericho, wohin er eine römische Besatzung ver- legte, nun aber kehrte er nach Cäsarea zurück, um die Belagerung Jerusalems vorzubereiten. Da traf die Nachricht vom Tode Nero’s (9. Juni 68) ein; er stellte da vor der Hand alle kriegerischen Unternehmungen ein und richtete fein Augenmerk mehr auf die Weiterentwickelung der Dinge in Rom. Das Einzige von Wichtigkeit, was er während des Sommers 69 noch that, war, daß er dem Treiben des Simon, Sohnes des Giora, im Südtheile von Palästina fteuerte. Dieser, aus Gerasa (im entlegensten Osten von Palästina) gebürtig, ein« junger Mann, minder fchlan als Johannes von Giscala, aber an Körperstärke und Keckheit ihm überlegen, hatte sich, von dem Hohenpriester Ananus aus feinem Diftrikte Akrobatene (entweder die sogen. Scorpionenstiegex 4. Mos 34, 4 u. Matth. 4, 25 Anm·, oder die Gegend von Akraba an der füdlichen Grenze von Samaria, s. Karte III u. V) verjagt, zu den Räubern auf Masada (an der Weftseite des todten Meeres) gesellt und bald alles fchlechte Gesindel an sich gezogen, bis er eine ziemlich starke Macht besaß, mit welcher er raubend und plündernd die füdlichen Gegenden von Palästina durchzog, das flache Land verheerte, die Städte und Dörfer sich unterwarf und namentlich auch die Stadt Hebron unter seine Botmäßigkeit brachte. Als aber Vespasian, indem er zuerst der noch nicht unterworfenen Gebiete Judäa’s zwischen Akraba und Ephrem sich bemächtigte, durch einen seiner Unterfeldherrn auch Jdumäa und Hebron in feine Gewalt bringen wollte, war inzwischen Simon, der mit seinen Schaaren einen Zug wider Jerusalem unternommen hatte, aus Anrathen des Hohenpriesters Matthias, um der Schreckensherrschaft des Johannes von Giscala los zu werden, in die Hauptstadt eingelassen worden (April 69 n. Chr.); da hatte man denn anstatt des einen Tyrannen fortan ihrer zwei, die sich zwar gegenseitig bekäm-Jften, aber die zbesitzenden Bürger als ihre gemeinsamen Feinde ansahen. Matthias war hernach elber einer von denen, die der Tyrannei des Simon zum Opfer fielen; trotz seiner Bitte, ihn vor seinen drei Söhnen, die mit ihm verurtheilt worden, hinzurichten, wurden gerade diese zuerst vor den Augen des Vaters umgebracht, und erfolgte dann seine eigene Hinrichtung durch Simon’s grausamsten Tra- banten, Anon, unter Spott und Hohn. Z. Vespasian war kaum von dem vorhin erwähnten Zuge zur Bewältigung Judäa’s und Jdu- mäa’s nach Cäsarea zurückgekehrt, Ttls die Nachricht eintraf, daß in Rom Vitellius zum Kaiser erhoben worden sei; da kam den Legionen in Egyptem Palästina und Syrien der Gedanke, daß sie ebensogut wie andere Legionen einen Kaiser machen könnten und daß Vespasian des Thrones wür- diger sei, als der Schlemmer Vitellius. Wirklich wurde er noch am 1. Juli 69 in Egypten zum Kaiser ausgerufen, und wenige Tage darauf schlossen sich die palästinensischen und syrischen Legionen diesem Beispiel an; noch vor Mitte Juli war Vespasian im ganzen Orient als Kaiser anerkannt, reiste darauf nach Rom, um sich der Herrschaft zu bemächtigem und überließ seinem Sohne Titus die Fortsetzung des jüdischen Kriegs. In Jerusalem hatte während dieser, bis in den Anfang des J. 70 hineinreichenden Zeit die innere Zerrüttung in schrecklicher Weise sich noch weiter entwickelt; gerade der Umstand, daß der römische Feldherr bisher von einer Belagerung der Hauptstadt noch Abstand genommen hatte, mußte eine solche Entwickelung herbeiführen, denn der ,,Ausruhr im Ausruhr«, wie Josephus jenes Parteitreiben nennt, weil er keine Nahrung nach außen hin fand, wüthete dafür nun in den eigenen Eingeweiden.· Ein gewisser Eleazar, Simon’s Sohn (es kehren dieselben Namen in der Geschichte des jüdischen Kriegs öfter wieder, ohne jedoch auch dieselben Personen zu bezeichnen), bisher zu der Zelotenpartei des Johannes von Giscala gehörig, angeblich aus Entriistung über dessen tagtägliche Frevel, da er vom Morden gar nicht ablasse, stiftete eine neue Partei und nahm den inneren Tempelraum ein, während Johannes den Tempelberg besetzt hielt; Simon da- gegen, der im vorigen Absatz erwähnte Parteiführer, hatte die obere und einen großen Theil der unteren Stadt inne. Diese drei Parteien bekämpften denn fortwährend sich unter einander; die, welche im Tempel opfern wollten, wurden von den bis in den Tempelraum geschleuderten Geschossen neben ihren Opfern todt niedergestreckh so daß das Blut der Umgekommenen einen See in den Vor- hösen bildete. ,,Jst dir je solches von den Römern widerfahren, unselige Stadt?« ruft Josephus aus: »diese kamen ja nur, um deine Greuel zn vertilgen; denn Gottes Stadt warst du nicht mehr, und konntest es nicht mehr sein, seit du zum Grabe deiner eigenen Kinder würdest, seit der Tempel zum Tummelplatz, des Bürgerkriegs herabsank —— vielleicht magst du einst wieder zu Ehren kommen, wenn du den Gott, der dich vernichtete, versöhnt haben wirst« Von den verschiedenen Parteien in die Mitte genommen, wurde das Volk wie ein todter Leib zerfleischt; auf Hügeln von aufgeschichteten 166 »« Geschichte des apostolischen Zeitalters Todten stehend, fochten diese gegen einander, und die Folge war, daß die Umgebungen des Tempels niedergebrannt und die zwischen den Kämpfenden gelegenen Theile der Stadt zu einer Einöde wur- den, auf der Heere sich aufstellen konnten. Dabei steckten die Aufrührer die vorhandenen Getreide- vorräthe in Brand, um. sie für die eine oder andere Gegenpartei zu vernichten, bereiteten aber damit nur die schreckliche Hungersnoth vor, die sich später einstellte. Lange dauerte es allerdings nicht, daß drei Parteien bestanden; die des Eleazar hatte für die Festbesucher zu Ostern des J. 70 die Tempel- thore geöffnet, das benutzte Johannes, ließ seine Leute mit versteckten Waffen in den Tempel sich einschleichen und den Eleazar mit den Seinen unversehens überfallen, so daß es fortan wieder, wie vorher, nur zwei Parteien gab; indessen war damit zur Minderung der Greuel und der Nothstände noch nichts geholfen. 4. Um die Zeit des eben erwähnten Osterfestes war Titus mit seinen Heeressäulen bis Jeru- salem vorgerückt und gerade am 14. Nisan (Sonnabend den 14. April nach unserm Kalender) an dessen Abend das Passa gefeiert wurde, vor den Mauern der Stadt angelangt. Er selbst kam in große Lebensgefahr, , als er mit 600 Reitern seinem Heere vorauseilte, um die Gegend auszukund- schaften, weil er sich zu weit vorgewagt, doch schlug er sich durch; augenscheinlich, bemerkt Josephus, kann man hier sehen, daß die entscheidenden Augenblicke des Kriegs und die Gefahren der Fürsten unter Gottes Obhut stehen, denn so viele Pfeile auch auf Titus zuflogen, der weder Helm noch Schild trug, da er als Kundschafter ausgeritten, so traf ihn doch keiner; gleich als hätten sie absicht- lich des Ziels verfehlt, schwirrten sie an ihm vorüber (vgl. Offb. 6, 2). Auch eine seiner Legionen, während sie, von Jericho kommend, noch mit Befestigung ihres, sechs Feldweges von der Stadt am Oelberg ihr angewiesenen Lagers beschäftigt war, wurde von den, einen Ausfall unternehmenden Juden mit solcher Wucht angegriffen, daß sie beinahe eine völlige Niederlage erlitten hätte; nur durch des Titus persönliches Eingreifen wurde die Gefahr abgewendet, und zeigte sich auch hier gleich zu An- fang der Belagerung, daß er im Auftrag und in der Vollmacht des HErrn ausgezogen sei zu über- winden, nnd daß er siegete. Wie es die Lage der Stadt von selbst erheischte, da sie ja nach Westen, Süden und Osten steil abfiel und nur nach Norden der Boden ziemlich eben Verlies, richtete von der letzteren Seite her der römische Feldherr seine Angriffe; nach fünfzehntägiger Arbeit hatte einer der gewaltigen Sturmböcke eine Lücke in die dritte Mauer gerissen, die Römer drangen ein, wurden am S. Mai Herren der ersten Mauer, und konnte nun gegen die zweite Mauer vorgegangen werden, die nach fünf weiteren Tagen ebenfalls dem Anprall der Belagerungswerkzeuge erlag. Titus zog mit einer auserlefenen Schaar ein, wurde zwar von den Juden wieder zurückgeworsem gewann aber die Mauer vier Tage später auf’s Neue und wußte sie fortan auch zu behaupten. Jetzt ließ er gegen die Oberstadt und gleichzeitig gegen die Antonia je zwei Sturmwälle aufwerfen; eine Aufforderung an die Juden zur Uebergabe war erfolglos, obgleich bereits der Mangel an Lebensmitteln sich ein- stellte und ihnen dadurch Schrecken eingejagt werden sollte, daß diejenigen, welche den Römern in die Hände fielen, im Angesicht der Stadt gekreuzigt oder mit verstümmelten Gliedern zurückgejagt wur- den. Zwar gelang es dem Johannes, welcher die Vertheidigung der Antonia leitete, die gegen die- selbe aufgerichteten beiden Wälle durch Feuer, das er von unten her mit Hilfe eines unterirdischen Ganges angelegt, zu zerstören, und ein Gleiches that Simon, der die Oberstadt vertheidigte, mit den dortigen Wällen; indessen griff Titus nunmehr zu einem andern Mittel, mit wunderbarer Schnelligkeit wurde von feinen Soldaten um die ganze Stadt her eine sortlaufende Pallisaden-Mauer errichtet und diese so von jeder Zufuhr abgeschnitten, in Folge dessen eine furchtbare Hungersnoth entstand (Luk. I9, 43), die das Volk häuser- und familienweise wegraffte, so daß nach Angabe eines Thorwärters im Verlauf von noch nicht einem Vierteljahr durch dessen Thor allein 115,880 Todte hinausgetragen worden seien, eine Frau aus dem jenseitigen Jordangebiet aber, Maria, die Tochter Eleazar’s, aus- gezeichnet durch Geburt und Reichthum, die mit der übrigen Menge nach Jerusalem geflohen war, ihr eigen Kind schlachtete und briet (5. Mos. 28, 53 ff.). Zuletzt begrub man die Todten gar nicht mehr, sondern warf sie über die Stadtmauer oder schleppte sie in die größten Häuser zusammen, wo sie dann mit ihrem Geruch die Luft verpesteten. 5. Unterdessen hatte Titus der Antonia gegenüber vier neue Sturmwälle anfrichten lassen, wozu das Holz 2 ——3 Meilen weit hergeholt werden mußte, weil die ganze Umgegend schon völlig verheert war; ein Ausfall, den Johannes von Giscala zu ihrer Zerstörung unternahm, mißlang, und nachdem die Sturmböcke eine Zeitlang ihre Arbeit gethan, konnte die Antonia genommen und geschleift werden, und nun wurde von Sonnabend dem 14. Juli an das tägliche Morgen- und Abendopfer im Tempel eingestellt. Da eine abermalige Aufforderung des Josephus zur Uebergabe der Stadt ebenso erfolglos war, wie eine persönliche des Titus selbst, und ein nächtlicher Angriff einer auserlefenen e. Die Unterwersung Galiläa’s und Peräcks bis zur Zerstörung Jerusalems. 167 Schaar von tausend Mann auf den Tempelhos auch nicht zum Ziele führte, so wurden jetzt vier Wälle errichtet nnd bis an die Halle des inneren Tempelhofes vorgerückt; konnten nun gleich die Römer auch so gegen die ungeheuern Mauern mit ihren Maschinen nichts ausrichten, so konnten sie doch an die Thore, welche zum Vorhof führten, Feuer legen und sich so den Eingang in das Jnnere öffnen. Als dies geschehen, ward ein Kriegsrath gehalten und darin beschlofsen, des Tempels zu schonen; als aber Tags darauf (Sonnabend den 4. August) die Juden rasch hinter einander zwei Ausfälle machten und bei dem zweiten von den Soldaten, welche mit dem Löschen des Brandes der äußeren Tempelgebäude befchäftigt waren, zurückgetrieben wurden, warf der eine von ihnen eine Brandfackel durch ein Fenster in das eigentliche Tempelhaiis Titus eilt hinzu und befiehlt den Brand zu löschen; aber in dem wilden Kampfe, der sich entsponnen hat, werden seine Befehle über- hört und das Feuer greift· immer weiter um sich, ja die Soldaten in ihrer Wuth legen immer neue Brände an. Dem Titus war es nur noch gelungen, das Allerheiligste zu besichtigen, ehe auch dieses von den Flammen ergriffen wurde. Niemand kann sich ein stärkeres, ein furchtbareres Geschrei denken, sagt Josephus, als das sich von allen Seiten während des Tempelbrandes erhob: der Sieges- ruf und der Jubel der römischen Legionen tönte durch das Wehklagen des jiidischen Volks auf dem Berge und in der ganzen Stadt, und der Wiederhall von allen Bergen umher bis nach Peräa hin vermehrte das betäubende Getöse; es fah dabei nicht anders aus, als wenn der ganze Hügel, auf dem der Tempel stand, von den Wurzeln heraus brenne. Es geschah dies am 10. Ab, also an demselben Tage, an welchem vor 658 Jahren auch der vorexilische Tempel in Flammen ausging (Jer. 52, 12 s.); nach unsrer Berechnung (2. Kön. 25, 8 Anm. 1) war es Montag den 6. August swenn man gewöhnlich den 10. August dafür angiebt, so ist das eine bloße Umsetzung des hebräischen Monatsnamens in den ohngefähr entsprechenden jetzigen 2. Mos. 12, 2 Anm., aber keine ge- nauere Berechnungx Indessen giebt die rabbinische Tradition für den 10. vielmehr den 9. Ab an; es scheint also des Josephus Bezeichnung nicht aus den Anfang, sondern ans das Ende der Tempel- Verwüstung zu gehen, um eine möglichst genaue Parallele zu jener Stelle bei Jeremias zu gewinnen, da nach seinen Ansichten auch für die Unglückssälle vermöge eines unentfliehbaren Geschickes ein perio- disches Eintreten geordnet ist. Dem Johannes von Giscala war es während des Tempelbrandes gelungen, mit seiner Zelotenschaar in die Oberstadt (ans dem Berge Zion, im alt. Test. die ,,Davids- ftadt« genannt) zu entkommen, wo auch Simon hauste; die Römer hatten mit diesen und den übrigen Stadttheilen noch einen mehrwöcheiitlichen Kampf zu bestehen, bis dann Anfang September ganz Jerusalem in ihren Händen war und nun dem Erdboden gleich gemacht wurde, nur die 3 Thürme des Herodes-Palastes, Hippikus, Phasael und Mariamne, nebst einem Theil der westlichen Mauer ließ man stehen als Denkmäler der einstigen Festigkeit der Stadt. Wer von den Einwohnern noch nicht dem Hunger oder Schwerte zum Opfer gefallen war, wurde in die Sklaverei verkauft oder in die Bergwerke geschickt oder zu Gladiatorenkäntpfen bestimmt. Als der größte Theil des Heeres schon abgezogen war, kam plötzlich, wie ein böser Geist aus dem Abgrunde, Simon aus einem unter- irdischen Gange hervor, wo er in der Hoffnung, sich durchgraben zu können, sich verborgen gehalten, doch nun vom Hunger gezwungen ward, an’s Licht zu kommen; Titus nahm ihn und den schon früher gefangenen Johannes mit sich, um beide mit den fchönsten und kräftigsten Männern, die man sonst noch zurückbehalten, in dem Triumphe, den er hernach (i1n J. 71) mit seinem Vater in Rom hielt, auszuführen, worauf dann Simon nach alter Sitte vom tarpejischen Felsen herabgestürzt, Johannes aber in lebenslängliches Gefängniß geworfen wurde. Bei dem Triumphzuge wurden auch aus dem Heiligthinii der Schaubrodtisch, der goldene Leuchter und ein Gesetzbuch mit zur Schau ge- tragen; diese Beutestücke sind noch heute auf dem Triumphbogen des Titus zu sehen. Die Zahl der bei der Belagerung und Zerstörung Umgekommenen soll sich aus mehr als eine Million, die der während des ganzen Kriegs in die Sklaverei verkauften auf 97,000 belaufen haben: es war, als hätte Gott durch das unmittelbar vor; der Belagerung eintretende Passafest das ganze Volk vereinigen wollen, um es, wie in Einem großen Gefängniß verschlossen, zu vernichten (Hes. 24, 3—14). Für solche Leser, welche die Geschichte in ihrer ganzen Ausführlichkeit bei Josephus nachlesen wollen, sei hier bemerkt, daß derselbe die hebräischeu Monatsnamem Nisarn Jjjxnz Sivan, Tkimnus und Ab mit den macedonischen Namen: Xant11ik0s, Aitemisiosn Daisi0s, Panemos Und Loos vertauschh aus unsre jetzige Zeitrechnuiig aber zurückgebracht, stellt sich der Kalender folgendermaßen: es ist der 15. Xanthikos (Nisn.n) = 15. April, der 1. Artemisios (.Jj·jar) = 30. April (Montagi, der I. Daisios (Sivan) = 30. Mai (Mittwoch), der 1. Panemos (Tamn11s) = 28. Juni (Dvnnerstag) und der l. Loos Wo) = 28. Juli (Sonnabend). 168 Geschichte des apostolischen Zeitalters. S. Noch waren indessen die Festungen Herodium, Machärus und Masada in den Händen der Aufständischenz sie zu bezwingen war die Aufgabe des nunmehrigen Statthalters von Palästina, Lucilius Bass us, und seines Nachfolgers Flavius Silva. Mit Herodium gelang dies ohne besondere Schwierigkeit; länger währte die Belagerung von Machärus, doch ergab sich auch dies, ehe es zum Sturm kam; als aber Masada nach äußerst schwieriger Belagerung im J. 73 endlich mit Sturm genommen wurde, fand man außer einer Frau mit 5 Kindern niemand mehr vor, indem die Belagerten sich zuletzt gegenseitig selbst den Tod gegeben hatten. Das Land behielt Vespasian als Privateigenthum und verkaufte die Aecker an die umliegenden Heiden oder vertheilte sie an seine Veteranen; so ist namentlich Emmaus eine solche Veteranen-Colonie (Cu1onie11) geworden. f. Die beiden letzten von den Aposteln dcs HErtn, Simon und Johannes. Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß jener Barabbas, den Pilatus mit Jesus von Nazareth zusammen den Juden zur Wahl stellte, ebenfalls Jesus hieß (Matth. 27, 16); und ein gleich merkwürdiges Zusammentreffen begegnet uns jetzt. Denn nachdem wir vorhin von den Zeloten Simon, dem Sohn des Giora, und Johannes von Giscala gehört haben, wie sie dazu dienen mußten, demgerichtsreifen Volk die Zeit seiner Strafheimsuchung zu einer wahren Schreckenszeit zu machen und alle Versuche des menschensreundlichen Titus, womit er das Aeußerste von Volk und Stadt und Tempel abwenden wollte, zu vereiteln, haben wir nunmehr mit einem andern Simon und einem andern Johannes es zu thun, die beide für die aus der alttestamentlichen Theokratie erwachsene neutestamentliche Kirche gleichsam der Regenbogen geworden, der nach den Tagen der Sündfluth als Zeichen des noch bestehenden Bundes Gottes am Himmel sich zeigt; und gewiß ist es keine bloße Zufälligkeit, sondern eine bewußte Absicht des HErrn, daß er gerade diese beiden von den Zwölfen über die Zeit der Zerstörung Jerusalems hinaus am Leben erhalten, während von den übrigen ein Paulus und ein Petrus und zwei Jakobi seit Jahren schon den Märtyrertod erlitten haben und alle andern uns völlig aus dem Gesichtskreis verschwunden sind. Die Periode, in die wir jetzt eintreten, ist die, wo sich nicht nur in der Verwerfung Jsraels und Beseitigung des jüdischen Cultus das Wort Christi in Matth. 21, 21., sondern auch in der Ueberführung des Reiches Gottes von den Juden zu den Heiden das ähnlich lautende und doch noch etwas anders gemeinte Wort des HErrn in Luk· 17, 6 erfiillt hat; die Segensfrucht von jener Erfüllung hatte Simon, die von dieser Erfüllung dagegen Johannes einzuernten. Von Simon mit dem Beinamen Kananites oder Zelotes, dem Sohne des Alphäi oder Kleophas (Matth. 5, 1 u. 10, 4 Anm.), glauben Manche annehmen zu dürfen, daß er die Uebersiedelung der Gemeinde zu Jerusalem nach Pella im J. 66 n· Chr· bewirkt habe; wir glauben aber mit mehr Recht dies Werk dem Lukas zuzuschreiben, während Simon damals (vgl. unter b· den 4. Abs.) be- reits in das Arbeitsfeld des Petrus zu Babylon eingetreten war. Jn Pella scheint Lukas noch vor Beendigung des jiidischen Kriegs gestorben zu sein; als nun aber Paläftina wieder bewohnbar war und dort noch unter Kaiser Vespasian von Neuem ein jiidisches Gemeinwesen mit einem Syne- drium in Jamnia am mittelländischen Nieer sich erhob, kehrte auch die christliche Gemeinde von Pella zurück und hatte zu ihrem Bischof den Simon, den Bruder (Vetter) des HErrn; sie behielt da immer noch ihren israelitischen Charakter bis zu einem gewissen Grade bei, so daß namentlich Sabbaths- feier, Beschneidung und Enthaltung von allen im Gesetz als unrein bezeichneten Dingen bei ihr in Geltung blieben. Sie glaubte, schreibt Sulpicius Severus (ein Presbyter, f um 410 n. Chr.), an Christum als Gott unter Beobachtung des Gesetzes; daß kraft der Taufe auch die Heiden heilig seien, erkannte siesvollftändig an, aber darum wollte sie doch nicht aufhören, Jsraeliten zu sein. Dieser Glaubens- ftandpunkt, welcher noch das letzte Band zwischen der Kirche und dem Judenthum bildete, hörte erst völlig auf nach Besiegung des Aufstandes der Juden unter Hadrian (von 132—135 n. Chr.), in welchem die Christen von dem Aufrührer Simon, von den Juden mit dem Beinamen Bar-Cochba (Sternensohn 4. Mos. 24, 17) als Messias geehrt, besonders schwer zu leiden hatten, weil sie an ihrem Messias, dem HErrn Christus, festhielten; nach Ueberwältigung dieses Aufstandes durfte kein Jude die Stadt Jerusalem mehr betreten, von da an sind es daher lediglich heiden-christliche Ge- meinden, die wir in Judäa noch antreffen, theils zu Cäsarea am Meer, theils zu Jerusalem selber, die auch ausdrücklich einem heiden-christlichen Manne mit Namen Markus als ihrem Bifchof sich unterftellten und jede Beziehung zu jüdischem Wesen von sich abthaten. Die juden-christlichen Ele- mente dagegen verloren sich in die Sekten der Nazaräer und Ebioniten Nach Hegesippus erlitt der Apostel Simon in seinem 120. Lebensjahr (etwa a. 107 n. Chr.) den Krenzestod in Folge davon, f. Die beiden letzten von den Aposteln des HErrn 169 daß ihn eine Partei an den römischen Consul Attikus verrieth; nach seinem Tode trat diese Partei mit ihrer ebionitischen Ketzerei offen hervor. Sowenig wir mit der Annahme einer zweiten römischen Gefangenschaft des Apostel Paulus und der Verlegung seines Todes in das J. 67 oder 68 n. Chr. einverstanden sein konnten, ebenso- wenig haben wir auch an der hergebrachten Meinung festzuhalten vermocht, daß Johannes, der Bruder Jakobus des älteren, erst unter Domitian im J. 95 oder 96 von Ephesus nach Patmos verbannt worden« sei, vielmehr ist er unsrer Ansicht nach um das J. 54, als Petrus von Antiochien aus weiter nach Osten den Juden im parthischen Reiche sich zuwendete und schließlich seinen Sitz in Babylon»nahm, von Jerusalem nach Antiochien gezogen und hat dort 10 Jahre in s einer Weise gewirkt; wie er bei Jesu Lebzeiten den Blick minder nach außen, nach dem praktischen Arbeitsfeld, sondern mehr nach innen, auf die Vetrachtung des Wesens und Waltens des HErrn richtete, so war er auch nach Christi Himmelsahrt nicht sowohl dazu bestimmt, der Bekehrung der außerchristlichen Welt, als vielmehr dazu, der Reinerhaltung und Vollendung der christlichen Gemeinde seine Kräfte zu widmen, und hatte, abgesehen von seinem Berufe, der Prophet des neuen Testaments zur Ergänzung der alttestamentlichen Prophetie zu sein, auch der Predigt des Evangeliums und der apostolischen Lehre durch Enthüllung des Geheimnisses von der Fleischwerdung des Worts und durch Entfaltung des innersten Wesens des christlichen Lebens als eines verborgenen Lebens mit Christo in Gott ihren Schlußftein hinzuzufügen, und so erklärt es sich, daß wir ihn immer nur thätig finden entweder als Begleiter oder als Nachfolger eines der andern großen Apostel, erst des Petrus und dann des Paulus. Jn des Letzteren Arbeitsfeld trat er um’s J. 64 durch Uebersiedelung nach Ephes us ein, und gab wohl dort auch bald sein Evangelium heraus, so daß das in Offb. I, 2 von ihm Gesagte schon bestimmt auf dies Evangelium Bezug nimmt. Aber nur etwa 2 Jahre waren in diesem Wirkungskreise ihm vergönnt, es erfolgte die Verbannung nach Petmos; sie hat als Frucht uns das Buch der Offenbarung gebracht, wie wir gesehen haben, aber auch seine 3 Sendschreiben gehören in diese Zeit. Die 1. Epistel St. Johannis, ihrem Jnhalte nach ein Ermahnungsschreiben an mehrere, dem Apostel genau bekannte und längere Zeit schon bestehende Gemeinden, setzt das Evangelium als bereits vorhanden voraus und knüpft lehrend und ermahnend an die darin enthaltenen Wahrheiten an; sie kämpft aber auch wider Jrrlehren auf Grund dessen, was in der Offenbarung über das antichristliche Wesen der letzten Zeit enthüllt worden ist, und scheint von Patmos aus zu Ende des J. 67 geschrieben zu sein, um die kleinasiatischen Gemeinden, von denen Johannes sich noch entfernt gehalten sah, vor den greulichen Wölfen zu warnen, die der Heerde nicht verschoneten (Apstg.20,29f.). Dagegen sind die 2. u. Z. Epistel St. Johannis an einzelne Persönlichkeiten gerichtet, jene an die auserwählte Kyria (Luther: ,,Frau«) und ihre Kinder, diese an den Presbyter Gajus; indem nun jene Epistel eine ganz kurze Ausführung des in dem großen Sendschreiben an sämmtliche Gemeinden gegebenen Grundgedankens im Gegensatz zu den nämlichen Jrrlehrern enthält, dürfte sich, wie Grau nachgewiesen hat, folgender geschichtlicher Zusammenhang zwischen allen drei Briefen ergeben. Das große, ganz allgemein an sämmtliche Gemeinden gerichtete Sendschreiben hatte in einer bestimmten Einzelgemeinde (vermuthlich Ephes us, denn Kyria bedeutet Herrin oder Gebieterin, und als solche stand Ephesus unter den übrigen Gemeinden da Ofsb. 1, 4 Anm. 3) einen Zwiespalt hervorgebracht; ein angesehener Presbyter daselbst, Diotrephes, gehörte der häretischen Richtung an und widersetzte sich offen der Mahnung des Apostels, ja stieß sogar solche, die dem Apostel gehorchtem aus der wohl in seinem Hause sich versammelnden Gemeinde (3. Joh. 9 ff.). So ward Johannes veranlaßt, dort- hin reisenden Brüdern ein zweites Mahnschreiben an die Gemeinde mitzugeben, welche denn unter der ,,auserwählten Kyria« zu verstehen wäre (ihre Kinder sind dann die Mitglieder dieser Gemeinde), dieses aber wiederum durch ein drittes an den getreuen Presbyter Gajus in die Gemeinde ein- sifhren zu lassen. Es mag das um die Mitte des J. 68 geschehen sein, wo der Apostel Hoffnung haben durfte, nun selbst bald wieder nach Ephesus zurückzukehren, nachdem Kaiser Nero im Juni sich um’s Leben gebracht und die von ihm herbeigeführte Christenverfolgung ihr Ende erreicht hatte (2. Joh. 12 u. Z. Joh. 13 f.); aus 2. Joh. 13 geht dann hervor, daß auch auf seinem Patmos dem Johannes es nicht an apostolischer Wirksamkeit gefehlt, sondern eine kleine Gemeinde daselbst sich gebildet hatte. Von seiner Thätigkeit nach der Rückkehr nach Ephesus läßt sich, von einzelnen Sagen und Legenden abgesehen, wenig sagen; aber seine Wirksamkeit während seines Greisenalters hat sich, wie Thiersch bemerkt, der Erinnerung der Christen tief eingeprägt. So nachhaltig war die Wirkung, welche seine Anwesenheit hinterließ, daß die Erinnerungen an Paulus, den Stifter dieser Gemeinden, völlig zurücktraten, und so tief prägte sich der Kirche das Bild des Johannes ein, daß ihre ganze Denkweise, wie sie uns vom L. Jahrh. an entgegentritt, weit mehr johanneisch als paulinisch zu nennen ist. Er starb unter Trajan (v. 98—117 n. Chr) in einem Alter von 100 Jahren. 170 Geschichte des apostolischen Zeitalters. g. Der Abschluß des neutestamentlichen Kanons Das Gesammtergebniß unsrer Schlüsse und Vermuthungen über die Abfassungszeit der einzelnen Bücher des neuen Testaments stellt fich in folgendem Schema dar: 1. Das Evang. St. Matthäi: 45 n. Ehr. 14 u. 15. Die Ep. an Philemon u. die Colosser: 61. 2 u. Die beiden Einst. an d. Thessal.: 52 u. 53. 16. Die Ep. an die Philipper: 62. 4. Die Epift. an die Galater: 55.« 17. Die Ep. St. Judä: 62. 5. Die I. Ep. an Timotheus: 56. 18. Die Ep. an die Hebräer: 63. 6. Die Ep. an Titus: 57. 19. Die L. Ep. St. Petri: 64. 7 u. 8. Die beiden Ep. an die Eorintherx 57. 20. Das Evan . St. Marci: 64. 9. Die· Ep. an die Römer: 58. 21. Das Ev. t. Lucä: 64—65. 10. Die Ep. St. Jakobi: 60. 22. Das Ev. St. Johannis: 64——65. 11. Die I. Ep. St. Petri: 61. 23. Die Apostelgeschichte: 65. 12. Die L. Ep. an Timotheusx 61. 24. Die Osfenb. St. Johannisu 66. 13. Die Ep. an die Epheser: 61. 25—27. Die drei Ep. St. Joh.: 67——68. Es umfaßt also die schriftstellerische Thätigkeit der Evangelisten und Apostel einen Zeitraum von 23 Jahren (45—68 n. Ehr.); wir haben keine Veranlassung, über die angegebenen Jahre hinaus die Grenze zu verrücken, die Ansicht der meisten Gelehrten, welche, gleichwie bei Paulus um 4—5 Jahre, so bei Johannes um 27—28 Jahre weiter greift, beruht vielmehr auf Verkennung der Be- deutung einerseits der Heilspredigt des gefangenen Heidenapostels zu Rom, andrerseits des Ausbruchs der Katastrophe über Jerusalem und das jüdische Volk. Mit jener Heilspredigt ist die den Apostelu von dem HErrn bei seiner Himmelfahrt gestellte Aufgabe (Apstg. I, s) erfüllt, mit diesem Aus- bruch aber die heilsgeschichtliche Zeit geschlossen; es beginnt fortan die kirchengeschichtliche Zeit, in welcher es keine göttliche Offenbarung durch Inspiration mehr giebt, sondern das Reich Gottes aus Grund des schon vollständig vorhandenen Wortes Gottes fich zu erbauen hat. Daß die Schriften der Apostel und ihrer unmittelbaren Gehilfen, der Evangelisten Markus und Lukas, von den Personen und Gemeinden, an die sie znnächst gerichtet waren, sorgfältig aufgehoben wurden, liegt in der Natur der Sache; und so ist denn nichts davon verloren gegangen, als ver- muthlich ein Brief des Paulus an die Eorinther (1. Eor. 5, 9 ff.), obwohl auch das keine völlig ausgemachte Sache ist, während mit der in Eol.4,16 erwähnten Epistel an die Gemeinde zu Laodicea nur die an Philemon gemeint zu sein scheint Ebenso erklärt es fich von selbst, daß jene Schriften nicht ein Eigenthum der einzelnen Personen und Gemeinden blieben, welchen sie gewidmet waren, sondern mehr und mehr in den allgemeinen Besitz der Kirche durch Vervielfältigu11g in Abschriften übergingen, zumal es bei nicht wenigen derselben von Haus aus auf gegenseitige Niittheilung (Col. 4, 16) und weitere Verbreitung (Luk. 1, 1 ff.) abgesehen, bei einigen sogar die ganze Anlage von vornherein eine ökmnenische oder für die Gesammtheit der Gläubigen berechnete war (s. Offb. I, 4); wir finden demgemäß noch im apostolischen Zeitalter selber Spuren von Sammlungen apostolischer Schriften (2. Petri Z, 16). Nichtsdestoweniger ist es keineswegs gar bald geschehen, daß fich ein bestimmter geschlofsener Kanon des neuen Testaments, eine festbegrenzte und als untrügliche Regel des Glaubens und Richtschnur des Lebens geltende Sammlung heiliger, von Gott eingegebener Schriften unter dem Titel: ,,neues Testament« gebildet hätte. Ein wesentlicher Grund, warum man bis in die zweite Hälfte des 2. Jahrh. weniger ein Interesse hatte, auf die vorhandenen neutesta- mentlichen Schriftwerke den Begriff kanonischer Dignität anzuwenden und aus die Feststellung eines sörmlichen Kanons Bedacht zu nehmen, lag in der lebendigen Tradition und dem großen Werthe, den man ihr beilegte: noch pflanzte ja die Kunde von Christo sich mündlich fort, noch empfing man auf dem Wege der Ueberlieserung von den Lehrern, die zum Theil noch Schüler der Apostel und apostolischen Männer gewesen waren, die reine Lehre, nnd nun hatte man einen Prüfstein für deren Richtigkeit und Zuverlässigkeit an der Uebereinstimmung mit dem Schriftwort des alten Testament-s, dessen Gebrauch von den Judenchristen längst schon aus die Heidenchristen übergegangen war; einen besonderen Halt fand man bei diesem Leben in der Tradition darin, daß man fich aufs Engste an diejenigen Gemeinden anschloß, welche durch die Apostel selbst gestiftet waren oder doch längere Zeit unter ihrer unniittelbaren Leitung gestanden hatten, also an Gemeinden wie Ephesus, Rom u. s. w., und deren Einhelligkeit in Betresf des Ueberlieferten für ein sicheres Kennzeicheii der Aechtheit des- selben erkannte. Als nun aber in Folge der häretischen, vor allem der gnostischen Bewegungen des 2. Jahrh. nnd der damit zusammenhängenden literarischen Thätigkeit eine Erschütternng der christs lichen Wahrheit, ein Schwanken im Glauben und Leben der Kirche einzutreten anfing, stellte auch das unabweisliche Bedürfnis; fich ein, eine feftere Grundlage, als jenes so flüssige Element des mündlichen Wortes sie abgeben konnte, für das Bleiben an der Rede Christi und seiner Apostel zu g. Der Abschluß des neutestamentlichen Kanons. 171 gewinnen, zumal das Zeugniß der apostolischen Väter, der unmittelbaren oder mittelbaren Schüler der Apostel, mit deren Absterben mehr und mehr dahinschwand Es würde uns zu weit führen, den Entwickelungsgang, den das bisherige unbestimmtere, unbewußte und schwebende Verhältniß zu den neutestamentlichen Schriften bis dahin, wo man zu dem klaren Begriff und festen Besitz eines eigentlichen Kanons gelangte, im Einzelnen zu verfolgen; zudem ist das nicht Sache eines mehr popu- lären Bibelwerks, wie das unsere sein soll, sondern gelehrter, wissenschastlicher Abhandlungen. Jnter- essant ist dabei zu beobachten das Walten jenes Jnstinkts, um dieses Ausdrucks uns zu bedienen, des Jnstinktes der Wahrheit und des sicheren Gefühls, dadurch es geschehen ist, daß bei aller Verschie- denheit der Punkte, von welchen aus der Prozeß gleichzeitig sich vollzog, bei aller scheinbaren äuße- ren Zufälligkeit und menschlichen Schwachheit, die da mitwirkte, zuletzt doch die Kirche die Kanonisi- rung der neutestamentlichen Schriften mit einer Zuverlässigkeit vollbrachte, als habe sie selber unter gött- licher Erleuchtung gestanden, gleichwie die Männer, welche die Schriften abgefaßt haben. Ohne Zweifel ward die Sammlung der Evangelien zuerst geschlossen, und es bildete sich nun für diesen ersten Theil des Kanon der Ausdruck: evangelium oder evaugelicum instrumentum wenn Clemens von Alexandrien wiederholt Gesetz, Propheten und Evangelium zusam1nenstellt, so fallen ihm die übrigen neutestamentlichen Schriften noch unter den Begriff des Evangeliums, weil deren Sammlung noch nicht abgeschlosseiy die Grenze also noch flüssig war. Aber schon bei Tertullian werden ap0stolus, apostoljcae literae davon unterschiedenz und zwar sind es vorzugsweise die Apostelgeschichte, die 13 paulinischen Briefe, der 1. Brief Petri, der 1. Brief Johannis und die Offenbarung, welche bei den Vätern dieser Periode (Ende des 2. und Anfang des Z. Jahrh.) für apostolisch gelten, während in Betreff des Hebräerbriefs das Urtheil noch schwankt, in Betreff des 2. Briefs Johannis und des Briefs Judä die Art der Citation zweifelhaft läßt, ob sie mit in der Sammlung standen, 2. Petri, Z. Johannis und Ep. Jakobi aber gar nicht eitirt werden. Die angeführte Unterscheidung: evan- gelium und apostolus macht es wahrscheinlich, daß ursprünglich die Evangelien und die Briese unabhängig von einander gesammelt worden sind; indem man jetzt beide Theile ideal unter dem Begriff der Schrist zusammenzufassen anfing, schrieb man auch real sie zusammen und rückte so dem Ziel eines fertig ausgebildeten Kanons immer näher,-so daß bereits von einein totum instrumentiim utriusque testamenti (die ganze heilige Schrist alten und neuen Testaments) bei Tertullian die Rede ist. Indessen hatte dieser Begriff noch eine gewisse Weite und Dehnbarkeit und faßte mehr noch blos das erbauliche Moment und den lehrhaften Gebrauch, als die feste normative Auctorität in’s Auge, weil noch immer die mündliche Ueberlieferung der christlichen Wahrheit, wie sie in der Kirche vorhanden und in der Glaubensregel zusammengefaßt war, die erste und nächste Norm bildete. Nicht lange nach der Zeit des Jrenäus, Tertullian und Clemens von Alexandrien weisen die alte syrische Uebersetzung des neuen Testaments, die Peselxjtm und der sog. muratorische Kanon auch den Hebräerbrief, den Brief Jakobi, den Brief Judä und die 2. Epistel Johannis als vorhanden nachx noch im Verlaufe des 3. Jahrh. erwähnt dann Origenes alle unsre neutestamentl. Schriften, also auch den 2. Brief Petri und die Z. Epistel Johannis, wenngleich er diese, sowie die 2. Epist. Johannis und die Briefe des Jakobus und Judas, als nicht allgemein anerkannt anführt. Jm ersten Drittel des 4. Jahrh. unterscheidet demgemäß der Kirchenhistoriker Eusebius verschiedene Klassen der heil. Schriften; lassen wir von diesen diejenigen außer Betracht, welche kein unmittelbares Jnteresse für uns haben, so behalten wir als erste Hauptklasse die Ilomologumena oder allgemein anerkannten. als zweite die Antilegomenag die Vielen bekannten, von Andern aber widersprochenen Ums Jahr 360 verbietet nun die Synode zu Laodicea das Vorlesen von nichtkanonischen Büchern und nennt hierauf die für kanonisch geltenden, unter welchen aber die Offenbarung St. Johannis fehlt; da- gegen schließt die Feststellung des Schriftka11ons"für die abendländische Kirche mit der Synode zu Hippo vom J. 393 ab, welche alle 27 Bücher, wie wir sie noch jetzt im neuen Testament haben, bestätigte. Einige Jahre später wurde von Rom aus diese Festsetzung durch den Bischof Jnnocenz anerkannt. Durch Luther wurde insofern der Unterschied zwischen Homologiimenen und Antilegm menen gewissermaßen wieder erneuert, als er einestheils von Hauptbüchern redet, anderntheils die vier, welche er auch an’s Ende gestellt hat: Hebräerbrief, Brief Jaeobi, Brief Judäa und Offenb. Johannis, als solche bezeichnet, welche vorzeiten ein ,,ander Ansehen« gehabt hätten, ihnen also nur em Ansehen zweiten Ranges zugesteht. Die späteren lutherischen Theologen folgten dem Beispiel der Reformirten, welche sämmtliche Bücher hinsichtlich der kanonischen Dignität einander gleichstellten, in- dem sie selbst die früher versuchte Unterscheidung zwischen pr0t0- und deutend-kanonisch anfgaben. 172 Yekkage zur Geschichte des apostokifthen Zeitakters ——o(-S-o Aeberijirht über die Ereignikjkje des ktkoijtaiihrheii ZeiinI1kr-a. (JU FVUISBUUA de! zu Muttkx 9, M; II, 2 u. W, 17 gegebenen Uebetsicht der Begebenheiten des Lebens Jefu.) Jahres- Nähere · · zahl Zeitbestimmung. B e g e b e n h e l t e U« Erster Theil. Von Christi Himmelfahrt bis zum Tode des Apostel Paulus. Nach Chr. (Ein Zeitraum von 33 Jahren) 30 III. Mai Sonntag) 131. Matthiä Berufung zum Apostelamt (Apostg. l, 15—26). 27.Ma1(Pfingsten) . 132. Die Ausgießung des heil. Geistes und die Wirkung der Pfingst- predigt Petri (Apostg. 2, l—-42). §. 133. Die erste Ehrtftengemeinde (Apostg. Z, 42——47). §. 134. Die erste Wunderthat der Apostel mit ihren Folgen (Apostg. 44 MWMW OF) TIERE) 135. 136. 137. . 138. . 139. . 140. 14»1. . 142. . 143. . 144. . 145. . 146. 147. Z, I —- 26). Die erste äußere Gefahr der Gemeinde, abgewendet durch die Ohn- macht der Feinde (Apostg. 4, 1-—31). Die erste innere Gefahr der Gemeinde, beseitigt durch Ausscheidung falfcher Glieder (Apostg. 4, 32 —- 5, 16). Das erste Leiden der Apostel (Apostg. 5, 17—42). Die erste Spaltung innerhalb der Gemeinde, überwunden durch die Stiftung des Amtes der Armeupfleger oder der Verwalter des Gemeindeguts (Apostg. 6, 1—7). Vom Herbst 33 bis dahin 34 findet wieder ei» Sahhathsjahk statt (vgl. die Bern. zu §. 15 auf S. 133 des V. Bandes), und sind damit die 70 Jahrkoochen in Dan. 9, 24 ff. nun vollständig zu Ende. Jm J. 34 stirbt Philippus, Bierfürst von Jturäa Der erste Märtyrer der Kirche (Apostg. 6, 8 -— 7, 59). Die Zer2streuung der Gemeinde. Bekehrung der Samariter (Apostg. 8, I— 5 Philippus tauft den Kämmerer aus Mohrenland (Apstg. 8,26—40). Bekehrung des Saulus und sein dreijähriger Aufenthalt in Arabien und Damaskus (Apostg. 9, 1—22). Flucht des Saulus aus Damaskus und Besuch in Jerusalem. Seine Entfendung nach Tarsus (Apostg. 9, 23—30). « Im I. 36: Absetzung des Pontius Pilatus (noch vor Ostern), ihm folgt Marcellus als Landpfleger; Absetzung auch des Kaiphas, ihm folgt Jonathan, Sohn des Hannas, als Hoherpriesteu Krieg des Her odes Antipas mit seinem Schwiegervater Aretas. Jm J. 37: Tod des Kaisers Tiberius (16. MärzL ihm folgt Cajus Caligulcu Geburt des Josephus An Stelle des Jonathan wird sein Bruder Theophilus Hoherpriestey an Stelle des Marcellus tritt Marullus als Landpfleger. Im J. 38: Herodes Agrippa l. wird König über die Besitzungen des Lyfanias und Philippus Im J. 39: Herodes Antipas wird nach Gallien verwiesen; seine Länder kommen an Herodes Agrippa l. Vom Herbst 40 bis dahin 41 ist abermals ein Sabbathsjahn Bestand der Kirche im jüdischen Lande (Apostg. 9, 31«-43). Die Erftlinge der Heiden (Apostg. 10, l— 11, 18). Ezitstszzng der ersten heidenchristlichen Gemeinde (Apostg. 11, 1 ——- . Vo ndung der Feindschaft Jsraels gegen das Evangelium in den Maßnahmgn ldeåDHerodes Agrippa I. wider die chriftliche Kirche A ot . 1 , —- . ( p fcåim J. 41: Kaiser Caligula wird ermordet (24. Januar), ihm folgt Claudius Agrippa l. erhält auch Judäa und Samaria und vereinigt wieder ganz Palästina unter Einem Scepter. Im J. 42: Simon Cantharis, Sohn des Boäthus, wird Hoherpriesten Uebersicht über die Ereignisse des apostolischen Zeitalters 173 Jahres- Nähere B b · t . Zahl. Zeitbestimmung. e g e e n h e « e n 44 Im J. 43: Matthias, Sohn des Hannas, Hoherpriesteiu Im I. 44: Elionäus, Sohn des Cantheras, Hoherptiesteic Eus- pius Fadus wird nach des Herodes Agrippa I. Tode Landpsleger in Judäa. Im I. 45 : Abfassung des Evangeliums St. Ltatthäi Hungers- noth in Juden. . Im J. 46: Tiberius Alexander Landpfleger. Josephus, Sohn des Kami, Hoherpriester. « Vom Herbst 47 bis dahin 48 ein Sabbathsjahn Her-Wes, Fürst von Chalcis, stirbt im 8. Jahr des Kaisers Claudius. An Stelle des Josephus tritt nach dessen zweijähtiger Amtsführung als Hoherpriester Ananias, Sohn des Nebedåus 46—48 Erste Missiousreise des Apostel Paulus. §. 148. Abordnuug des Barnabas und Paulus zur Mission· Jhre Wirk- samkeit auf der Jnsel Chpern (Apostg. 13, 1——12). §. 149. åliåirken )und Leiden in der pisidischen Stadt Antiochien (Apostg. 13, I. ——52 . §. 150. Begebenheiten in Jkonien, Lystra und«Derbe. Rückweg und Bericht (Apostg. 14, 1—28. 50 §. 151. Das Apostel-Coneil zu Jerusalem (Apostg. 15, 1-—35). Im J. 50: Ventidius Cumanus Landpsleger in Judäm Herodes Agrippa II. Fürst von Chalcis und Aufseher über den Tempel zu Jerusalem. 51——54 Zweite Missionsreise des Apostel Paulus. §. 152. Paulus, von Baruabas und Markus sich scheidend, reist mit Silas durch Syrien und Cilicien und nimmt in Lystra den Timotheus zum Gehilfen (Apostg. 15, 36—— 16, 5). §. 153. Reise durch Phrygien und Galatien bis Troas, das Gesicht daselbst und der Uebergang nach Macedonien (Apost . 16, 6——15). . I54. Die Verhaftung und Befreiung in Philippi FApostg 1(3, 16—40). «. 155. Firksanilfeit in Thessalvnich und Bernh) Ankunft in Athen (Apostg. 1 , I— «) . 156. Die Predigt auf dem Areopagus (Apost . 17, 16—34). 157. Pauli anderthalbjähriFr Aufenthalt uåorinth (Apostg.18, 1——17). 158. Pauli Abreise von orinth über zphesus nach Jerusalem aufs Pfingstfest und Rückkehr nach Antiochien (Apostg. 18, 18—22). Im I. 52 (zu Anfang): Vertreibung der Juden aus Rom; (zu Ende:) Paulus schreibt die 1. Epistol an tiie These-tierischer und eröffnet da«- mit seine epistolare Thdtigkeit Im J. 53: Felix wird Landpfleger in Judåa, Agrippa II. König über die Tetrarchie des Philippus und das Fürstenthum des Lysanias Etwa um die Mitte des Jahres: die Zjspistoi an eiie Thcssa1ooiohor. Im J. 54: Zusammentreffen des Paulus mit Petrus in Antivchien (Gal. 2, 11 ff.). Dritte Piissionsreise des Apostel Paulus. 54—58 Sommer bis Herbst §. 159. Reise durch Galatien und Phrygieu und Ankunft zu Ephes us, von 54 w8o giächt lcängx vorher Apv lrs nach Corinth abgegangen ist (Apostg. 1 .- -1., . vom Herbst 54 bis §. 160. Pauluspredigt zu Ephesus mit großem Erfolg, zuerst sMonate in zum Schliåß des J. Bär Jkidischsn 8Syn(c)c)goge, dann 2 Jahr in der Schule des Tyrannus 5 pot . I , —2 . gkom Herbst 54 bis dahin 55 ein Sabbathsjahrz während desselben schreibt Paulus die Spiel-ei an ciio Quinte! (wohl im Sommer des J. 55). —— Am 13. Oktober 54 tritt Nero in Rom sein Kaiserthum an; von ihm erhält im folgenden Jahre Agrippa lI. einige Städte und Ortschaften in Galiläa und Peräa, so dass auch der ganze Strich von Tiberias bis Julias oder Livias zu seiner Herrschaft gehört, darunter Pella, die nachherige Zusluihtsstätte der christL Gemeinde im jüdischen Kriege. Im Sommer· des J. 56 (etwa von Ende Juni bis Ende Oktober) macht Paulus unter Begleitung des Titus eine, in der Apostelgeschichte pss 174 Uebersicht über die Ereignisse Jahres« » Näkspre B e g e b e n h e i t e n. zahl- Zeitbestimmung. 54—58 nicht erwähnte Reise durch Macedonien bis Griechenland behufs Anfang des J. 57 um Ostern 57 einer Visitation und zur Anregung von Collekien für die Gemeinde in Palästina; in Ephefus läßt er als seinen Stellvertreter den Timotheus zu- rück, und als er nun in Corinth inanihe trübe Wahrnehmungen macht, schreibt er unter dein Eindruck derselben die I. Bpistel an Tjmothous als eine Jnstruction für den Fall, daß er noch länger von Ephefus fern bleiben müsse, indem er sich noch ein Werk vorgenommen. Sein Weg bringt ihn denn nach der Jnsel Kreta hinüber, wo er in der Gründung einer eigenen Gemeinde das beabsichtigte Wert ausführtz weil er aber auch hier sich nicht lange verweilt, denn es zog ihn gar sehr nach Ephesus zurück, läßt er behufs weiterer Organisation den Titus daselbst. Nach Beendigung der ganzen Reise erfolgt jetzt das erste Schreiben an die Corinthen das aber für uns nicht zählt, weil es verloren gegangen ist; darin kündigt er für das künftige Frühjahr eine Reife in der Ordnung an, daß er zuerst nach Corinth, darauf nach Macedonien und schließlich von da wieder nach Griechenland kommen werde, um von hier aus nach Judäa zu gelangen. Zu Anfang des I. 57 nun gehen von Corinth theils durch die Angehörigen der Chloi-I, theils durch die mit einem eigenen Schreiben an den Apostel versehenen Abgeordneten der Gemeinde, Stepha· nas, Fortunatus und Achaikus so üble Nachrichten ein, daß Paulus er- kennt, so bald, wie er sich vorgenommen, vermöge er unter den jetzigen Verhältnissen nicht nach Corinth zu gehen, sondern müsse seinen Reiseplan dahin abändern, daß er erst nach Macedonien sich wende und von dort aus auch in Epirus und Dalmatiem dem füdlichen Küstenstrich von Jlly- rien, inifsionire, ehe er darnach nach Griechenland komme; indem er fo eine Ueberwinterung in Nicopolis in Aussicht nimmt, versieht er in der Epistel un Titus diesen seinen Gehilfen, zu dem er ja bei dem verän- derten Reiseplan so bald nicht wieder kommen wird, mit der nöthigen weiteren Jnstruction, bestellt ihn vorläufig für den Winter nach jener Stadt in Epirus und bittet um sofortige Rüclfendung der beiden Ueber- bringer des Schreibens, des Schriftgelehrten Zenas und des bekannten Apollo, der seit seiner Wirksamkeit in Corinth sich neuerdings wieder nach Ephesns gewendet und dort dem Apostel angeschlossen hat. Was Corinth und das Eingreifen in die dortigen Verhältnisse betrifft, so ordnet Paulus dahin den Timotheus und Erastus auf dem Wege über Macedonien ab; hier sollen sie nämlich eine demnächst zu veranftaltende Collekte für Judäa vorbereiten, und dasselbe auch in Corinth thun, an letzterer Stelle hat dann aber Timotheus außerdem durch seine persönliche Erscheinung dahin zu wirken, daß der wider den Apostel aufgeregten Feindschaft die Spitze abgebrochen und der Eindruck des an die Gemeinde zu richtenden Send- fchreibens versehärft werde. Dieses Sendschreiben nun ist nach Verlust des früheren für uns die I. Episcel an ciie Cokintherz sie bildet das Antwortschreiben des Paulus auf das Anfrageschreiben der Gemeinde, ihren drei Gesandten auf den Heimweg initgegeben, und ist um die Oster- zeit des J. 57 verfaßt. Noch unmittelbar vor Abfassung der Epistel über- brachte der von Kreta zurückkehrende Apollo ein vielleicht von ihm selbst angeregtes Anerbieten des Titus, dem Apostel bei seinen Maßnahmen für Corinth dienstbar zu werden; denn Apollo wollte für seinen Theil nicht weiter in die dortigen Angelegenheiten verwickelt sein, so sehr auch die Corinther seine Rückkehr zu ihnen begehrten (1.Cor. it, it; Its, 12), da- gegen war es ihni willkommen, in die Stelle des Titus auf Kreta einzu- rücken, so daß dieser nun sür einen andern Dienst frei würde. Paulus ging um so mehr auf dies Arrangement ein, als ihm so Gelegenheit ge- geben war, den Zweck der Sendung des Timotheus nach Corinth, den er nur kurze Zeit dort belassen konnte, durch Abordnung eines zweiten seiner Gehilfen bestimmter zu erreichen; er entließ also den Apollo, welchem er den Tychikus mitgab, wieder nach Kreta, von wo aus dann Titus in Begleitung des Thchikus nach Corinth überseste, und zwar sollte derselbe sich« mit seinem Werk so einrichten, daß er noch einige Zeit vor Pfingsten damit fertig wäre und auf dem Rückwege über Macedonien dem Apostel schon in Troas begegnen könnte, wenn dieser nun zu Pfingsten, wie er sich vorgenommen» Cphesus verlassen und über Troas sich zunächst nach Macedonien begeben würde, um ihm über den Stand der Dinge in Corinth inöglichst bald Miltheiluiig tuachen zu können. So liegen die des apostolischen Zeitalters 175 Jahres- zahL Nähere Zeitbestimmung. Begebenheiten. 58—63 von Ende Mai 57 bis Mitte März 58 von Mitte März bis 22. April 58 vom April bis Mai 58 17· Mai 58 l8. Mai 19. Mai von Ende Mai 58 bis zum Sommer 60 Spätsommer 60 vom Spätherbst 60 bis zum Frühjahr 63 Verhältnisse zu der Zeit, mit welcher der folgende Abschnitt der Apostel- schichte es zu thun hat. ge §. 161. Die Reise über Niacedoiiieii nach Griechenland und der drein1onat- liche Aufenthalt daselbst (Apostg. 19, 21——20, 2,l. Jn die Zeit zwischen dem hier berirhteteii Ausstand in Ephefus und der Abreise des Apostels von dort scheint die Rückkehr des Timotheus(1.Cor. M, U) zu fallen; die Nachrichten, die derselbe über Corinth iuitbrachte, waren für Paulus so berinruhigend, daß er seinen Aufenthalt keinen Augen- blick über die festgesetzte Zeit verzbgerte und selbst in Troas, wo sich ihm eine günstige Gelegenheit zu längerer Thätigkeit eröffnete, darum nicht bleiben mochte, weil er daselbst den Titus noch nicht vorfand. Er zog also weiter nach Macedonienz in Philippi hat er vermuthlich bei Lukas, der nun schon seit 5 Jahren hier weilte, die Zjipistol an die Cokinttter in ihrer ersten, Kp. i, l.—7, 1 umfassenden Hälfte niedergeschrieben und da Niehreres was ihm auf dem Herzen lag, schon besprochen, was er dann in der zweiten Hälfte von Ko. 7, 2—13, 13 noch einmal vornimmt. Diese zweite Hälfte nun fügte er hinzu, als etwa gegen Ende Juli, und vielleicht erst in Thessalonich oder Verm-I, Titus wirklich "bei ihm ein- traf und durch seine Viittheilungen ihm das forgenfchtvere Herz erleichterte, ja mit Freude ersüllte. Den Titus, welchen! er den Tychikus und Tro- phimus behufs Erledigung der Collekteiiangelegenheit zu Gehilfen mitgab, sandte er jetzt wieder zur Ueberbringung des Briefs nach Corinth zurück und begab sich selbst fiir die folgenden 4 Monate aus eine Missionsreise deren Ziel Nicopolis in Epirus und das südliche Jllyrien oder Dalmatien war; den letzten Monat des J. 57 und die beiden ersten Monate des J. 58 brachte er hierauf in Achaja und Corinih zu und schrieb von hier aus, etwa im Februar oder Anfang März, die Bpistol ein die Römer, in der er vonsich bezeugt (Kap. 15, 19 ff.), daß er nunmehr von Jerusalem an und umher bis an Jllyrien alles mit dem Eoangelio Christi erfüllt habe und, weil er jetzt nicht mehr Raum in diesen Ländern habe, nach Rom zu kommen gedenke, um von da aus weiter bis Spanien vorzudringen. §. 162. Jn Folge der Nachstellungen der Juden kann Paulus von Corinth TM « «?- « L«- « As«- « aus nicht direkt nach Syrien reisen, sondern muß den Landweg über Maeedonien wählen. Jn Philippi brin t er das Osterfest zu und kommt dann über Troas zunächst bis N? bestellten Aeltesten der Gemeinde zu Ephesus Abschied nimmt (Apostg. TO, 163. Reise von Mclet bis Jerusalem; hier unterwirft sich Paulus auf Rath des Jakobus der Betheiligung an einer levitischen Handlung (Apostg. 21, 1-—26). ilet, wo er von den dahin Die Gefangenschaft des Apostel Paulus. 164. Panli Gefangennehniung durch den römischen Oberhaiiptmann in Folge eines wider ihn erre ten Auflanfs der Juden (A oft . 21,27 22 Ko) g P g 165. Pauli Verantwortung vor dem Hohenrath Die Erscheinung des HErrii (Apostg. W, 1—1l). 166. Håhführiing des Gefangenen nach Cäsarea zum Landpsleger Felix pv 167. Verhandlungen vor Felix. Die me r als weiä ri· e Ge an» en at des Apostels zu Cäsarea (Apostg. Abt, 1-—Z7).1 h g f q sch f 168. Die Wiederaufnahme der Untersuchung unter dem neuen Landpfleger Feftiis und die Berufung von Seiten des Paulus ans den Kaiser (Apost3; 25, 1—12). tg. 23, 12—35). m I. 60 ist Porcius Festus Landpfleger und Jsmael, Sohn des Phabi, Hoberpriester. Abfassung der Bpistel St. Jaeobi. 169. Die Verhandlung vor König Llgrippa ll. (Apo tg.25, 13 —2(j, 32). 170. Die Seereise mit ihreni Schiffbruch der zwsezijährigen Gefangenschaft (Apostg. 27, I —- 28, .«-3l). ni « und die nkunft in Rom mit I. 61 tritt an die Stelle des Jsmael als Hoherpriester Jose- phus Kabi, Sohn des Simon. Im J. 62 (zu Anfang des Jahres) ist Hannas ll., ein Sohn Hannas L, Hoherprieftey unter nieleheni am Osterfest Jakobus II. uln’s Leben kommt und der in Niattlx 23, 35 ge- weissagte Zeitpunkt sich erfüllt. An Stelle des in Palästina gestorbenen 176 Uebersicht über die Ereignisse des apostolischen Zeitalters. Jahres- zahL Nähere Zeitbestimmung. Begebenheiten. 61—»63 64—-68 66-—70 Landpflegers Festus tritt im Mai oder Juni Albinus, und an Stelle des Hohenpriesters Hannas ll. Jesus, ein Sohn des Gamaliei. Noch in der ersten Hälfte des Jahres 61 wird die l. Epistel St. Petri an die Gemeinden in Pontus &c. von Babylon aus durch Silas über- bracht, worauf Petrus es sich angelegen sein läßt, dem gefangenen Paulus seine früheren Gehilfen Markus und Barnabas wieder zuzuführen. Jm Sommer schreibt Paulus von Rom aus« die 2.Epistel an Timotheus und die Epistol an rlie Ende-er; beide durch Tychitus übersendet; Timotheus trifft dann im Herbst mit Markus, Aristarchus und Demas bei dem Apostel ein, gleichzeitig aber kommt Epaphras von Colossä in Rom an, worauf Paulus den Onesimus mit der Epistel an khilemou und der Epistel at: rlie Colosser abfertigt, bei letzterer betheiligt sich Tychikus von Ephesus ans als Ueberbringer — Jm Anfang des J. 62 geht der kaiserliche Präfekt Burrhus in Rom mit Tode ab, Nero ver- mählt sieh mit der Poppäa Sabina und der Stand der Angelegenheiten des Paulus wird nun gefahrdrohender, während der Erfolg seiner Wirk- samkeit in der Welthauptstadt sich klarer herausstellt. Epaphroditus bei dem Apostel; nach seiner Genesung von bedenklicher Krankheit wird er gegen Ende des Jahres mit der Epistel an die Philipp« abgefertigt Lukas siedelt von Rom nach Puteoli über, Petrus bereitet seinen Ueber- gang von Babylon nach Rom vor. Abfassung der Epistel St. Juris- ——— Mit dem zweiten Viertel des Jahres 63 verschärfte Haft des Paulus und Gefangensetzung des Timotheus; um diese Zeit ist bereits Petrus in Rom angekommen, etwa ein Vierteljahr später aber wird Paulus hin- gerichteh worauf bald hernach Lukas von Unteritalien aus die Epistel an ciie llebriier abgehen läßt, bis er dann selbst nach Jerusalem kommt und von hier aus sich nach Antiochien in Syrien wendet, um mit Jo- hannes -zu verhandeln. Zweiter Theil. Vom Tode des Apostel Paulus bis zur Zerstörung Jerusalems. «(Ein Zeitraum von ca. 7 Jahren) Die erste Christenverfolgung unter New. Im Mai des J. 64 wird Gessius Florus Landpfleger von Judäa. Von Rom aus die Z. Epistel St. Petri vom Apostel geschriebenz von Antiochien siedelt Johannes nach Ephesus über, und dort wird das Evangelium St. Laub. von seinem Verfassey der den Johannes dahin begleitet hat, beendigt. Vom 19. Juli an wüihet in Rom eine fast siebentägige Feuersbrunst, worauf die Christen der Brandstiftung beschuldigt und schrecklich o erfolgt werden. Beendigung des Evangeliums st- Uaroi. Märtyrertod des Petrus (und wohl auch des Markusx In der Zeit vom J. Mk— 65: Abfassung des Evangeliums st- Jolraonis in Ephesus, ebenso der Apostelgesohiehte durch den von Ephesus nach Antiochien zurüctgekehrten Lukas. Ende des I. 65 (oder Anfang Bis) Berbannung des Johannes nach Patmos. §. 172. Ausbruch des jüdischen Kriegs und Zerstörung Jerusalems· ZU Ostern AS: Beschwerde der Juden bei dem in Jerusalem an- wesenden syrischen Statthalter wider Florus Schreckenstage zusAni fang der L. Hälfte des April; bald darauf Ausbruch der Revolution- Niederlage des Cestius Gallus am 16. Oktober, Abzug der Chri- stengemeinde am 19. Oktober und gleichzeitig Empfang der Otten- bakaog Johanns auf Patmos In den Jahren 67—69: Unter« roerfung Galiläas Nero’s Tod (9. Juni es) und Erhebung des Bes- pasianus aus den KaiserthroHJuli 69) —nnterdessen schreibt Johannes noch auf Patmos seine rlrei Epistelrh Im Jahr« 70 langt Titus zur Osterzeit bei Jerusalem an und vollbringt die Eroberung und Zer- störung der Stadt bis zum S. August. dran: oan Steig. III-it) ä Ton-u. still. Friedrich) in Ort-lau. X -