LEBEN JA - ABER WOFÜR?

Tabitha

Eigentlich hat sie Tabitha geheißen, aber alle riefen sie Tabea.

Heute hätte man sie kurzerhand Bea genannt.

Also, reden wir auch von Bea.

Ob sie hübsch war?

Tabitha heißt Reh.

Das deutet auf »anmutig, schlank, grazil«.

Aber bei Namensdeutungen ist immer Vorsicht geboten.

Ob sie jung war?

Einem Reh sieht man das Alter nicht an und schätzen kann fehlen.

Manche sehen schon mit 15 alt aus und andere haben noch mit sechzig kein graues Haar im Fell.

Ob sie klug war?

Seid klug wie die Schlangen, sagt die Bibel, aber Bea war keine Schlange.

Hände weg von Schlangen aller Art, weil sie unberechenbar und giftig sind.

Ob sie sportlich oder modern oder blond war?

Wir wissen gar nichts außer dem einen, dass sie als Jüngerin bezeichnet wurde.

An einem Punkt ihres Lebens ist sie umgekehrt und hat gesagt: Von nun an will ich nur noch dir gehören, Herr!

Bea war Christin - und das genügt zur Beschreibung einer Persönlichkeit.

Ob du hübsch bist wie ein Paradiesvogel oder hässlich wie ein Mondkalb, ist nicht entscheidend.

Am Schluss fällt uns allen das Fleisch von den Knochen.

Ob du jung bist wie ein Dachs oder alt wie ein Ichthyosaurier, ist völlig gleichgültig. Lebensjahre zählen wohl, aber sie wiegen nicht.

Ob du klug wie ein Lawinenhund oder begabt wie ein Langhaardackel bist, macht letztlich nichts aus.

Doktorhüte und Diplome gehören nicht zu unserem Gepäck.

Aber das ist entscheidend, ob du als Jünger oder Nachfolger bezeichnet wirst.

Das ist nicht gleichgültig, ob du auch einmal umgekehrt bist: Herr, mein Leben gehört dir!

Darauf kommt alles an, ob du auch Christ bist.

Bist du's?

So blickst Du's!

Der Arzt zuckt bedauernd die Achseln: »Mein lieber Mann, Sie leiden an keinem Star, den ich operieren könnte. Sie laborieren auch nicht an Zucker, den ich behandeln könnte. Ihnen fehlt der ganze Sehnerv, blind geboren, stark behindert, eine negative Erbanlage. Tur mit leid, aber medizinisch gesehen ist Ihnen nicht zu helfen.«

Der Sozialfürsorger winkt energisch ab: »Was tust du überhaupt hier? Du hast ja noch Vater und Mutter. Geh bitte dorthin! Sie haben die Sorgepflicht, nicht wir. Was kann die Fürsorge dafür, daß sie dich zum Berufsbettler gemacht haben. Auf unserer Warteliste stehen noch ganz andere Härtefälle. Bedaure, aber sozial gesehen ist nichts drin.«

Der Priester winkt mit dem Zeigefinger: »Du musst die Suppe auslöffeln, die du dir eingebrockt hast. Jedem geht es so, wie er es verdient hat und keinen Deut anders. Gott zahlt heim, Stück für Stück. Wer Dreck am Stecken hat, braucht sich über seine miese Lage nicht zu wundern. Nichts für ungut, aber religiös gesehen bist du selber schuld.«

Liebe Freunde, wer medizinisch aufgegeben, sozial abgeschrieben und religiös abgestempelt ist, bei dem ist's wirklich finster, stockfinster sogar. Ein Mann im Dunkel, das ist der Blinde mit dem Stock und der Bettelmütze.

Und an ihm geht der vorüber, der von sich sagte: Ich bin das Licht der Welt. Jesus Christus hat sich nie mit unserer Aufteilung abgefunden, die Bert Brecht so besingt: »Die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.« Jesus hat sich nie mit unserer Aufteilung befreundet, die von Schattenseiten und Sonnenseiten des Lebens spricht: die einen logieren im Keller und die andern im Penthouse. Und man kennt die im Penthouse, die im Keller kennt man nicht. Er hat sich an unsere herzlose Aufteilung nie gewöhnt. Im Dunkel der Welt hat Jesus das Licht angeknipst. Deshalb tappt er nicht im Dunkel. Er sieht den, dem der Doktor nicht helfen konnte. Er sieht den, den der Fürsorger wegschickte. Er sieht den, den der Priester brandmarkt. Jesus übersieht ihn nicht. Jesus übersieht niemand. Es gibt gar keine Ecke mehr, die im Dunkeln und deshalb außerhalb seines Gesichtswinkels läge. Jesus sieht dich.

Und wenn du mit deinem mittelmäßigen Abizeugnis bei der Vergabe von Studienplätzen glatt übersehen wurdest: Jesus geht vorüber und sieht. Und wenn du trotz Ausbildung jetzt arbeitslos auf der Straße hockst:Jesus geht vorüber und sieht. Und wenn du angesichts von waffenstarrenden Nationen vor Angst blind bist: Jesus geht vorüber und sieht. Deshalb wisse: Solange dich Jesus im Auge hat, ist nichts verloren. Jesus macht Licht im Dunkel.

Das ist das eine, was ich dir sagen wollte, und das andere: Jesus bringt Licht ins Dunkel, und zwar ins Dunkel jener quälenden Warumfrage: Warum muss ausgerechnet dieser Mann ohne Augenlicht seine Tage verbringen? Warum muss ausgerechnet dieser Mensch ohne Sehvermögen das Leben meistern? Warum muss ausgerechnet dieser Bettler ein solch herbes Schicksal tragen?Diese Warumfrage kennst du doch auch. Warum muss ausgerechnet ich die Karre zum Schrotthaufen fahren, wo so viele Gasfüße auf die Menschheit losgelassen werden? Warum muss ausgerechnet ich aus der Firma fliegen, wo so viele Deppen dort ihr Futter verdienen? Warum muss ausgerechnet ich die blöden Kopfschmerzen aushalten, wo so viele Holzköppe keine Probleme haben?

Die Typen damals suchten eine Antwort in der Vergangenheit: Hat er vielleicht besonders viel auf dem Kerbholz? Oder hat er vielleicht ganz miese Eltern, die ihm nur ein mordsmäßiges Sündenregister vererbt haben? Aber Jesus zeigt in die Zukunft: Die Werke Gottes sollen offenbar werden. Damit wird der Zusammenhang zwischen Schuld und Schicksal nicht einfach vom Tisch gefegt. Es gibt eine Kettenreaktion der Schuld, die sich physisch und psychisch auswirkt. Sünde kann ein ganzes Leben verpfuschen.

Aber hier gilt es in eine ganz andere Richtung zu denken. Jesus verwandelt die Warumfrage in die Wozufrage. Die Leute fragen: Warum ist das so? Jesus aber fragt: Wozu ist das so? Die Leute fragen: Woher kommt das? Jesus aber fragt: Wohin führt das? Die Leute fragen: Was ist die Ursache? Jesus aber fragt: Was ist das Ziel? Die Blindheit ist zu etwas da. Die Behinderung hat etwas zu sagen. Die Krankheit hat einen Sinn, einen tiefen, letzten, unantastbaren Sinn. An ihr soll ihm Gott groß werden. Mit ihr soll ihm Gott begegnen. Durch sie soll bei ihm Gott zum Zuge kommen.

Freunde, das ist das Licht im Dunkel, dass nichts, was uns an    Schwerem und

Unverständlichem begegnet, letztlich sinnlos ist. Jeder Abend soll dazu dienen, dass der Morgen anbrechen kann. Ja, jede Nacht soll dazu führen, dass der Stern seiner Liebe zu funkeln beginnt.

Ich bin auf einen Satz von Stefan Andres gestoßen, der mir hängengeblieben ist: »Heute danke ich meinem Unglück, dass es mich durch zehn Jahre hindurch arm, unbekannt und einsam ließ und dadurch in die Nähe Gottes trieb.« Und beim französischen Uniprofessor und Widerstandskämpfer Jacques Lusseyran, der mit acht Jahren beide Augen verlor, las ich: »Jeden Tag danke ich Gott dafür, dass er mich als Kind blind werden ließ. Dadurch traf ich auf die Freude, die nicht von außen kommt, und auf das Licht, das selbst dann in uns ist, wenn wir keine Augen haben.«

Lieber Freund, warum fällt es dir so schwer, dies auch zu sagen, etwa im Blick auf deine Behinderung: An ihr soll mir Gott groß werden? Behinderung ist nicht nur Verhinderung! Warum kommst du nicht dazu, dies auch zu bekennen, etwa im Blick auf deine Krankheit: Mit ihr soll mir Gott begegnen? Krankheit ist nicht nur Sackgasse! Warum windest du dich, dies auch zu formulieren, etwa im Blick auf deine ganze persönliche, bedrückende Situation: Durch sie soll bei mir Gott zum Zuge kommen? Jesus bringt Licht ins Dunkel.Unsere Geschichte schließt mit einer zweiten Begegnung zwischen dem Heiland und dem Geheilten. Und dabei passiert noch ein Wunder. Zum Augenlicht kommt das Glaubenslicht hinzu. Der Mann erkennt in dem, der ihn gesund gemacht hat, den Sohn Gottes. Vorher war er vielleicht ein Wunderdoktor, ein Heilungskünstler, ein Supermann. Jetzt aber erkennt er nicht nur das Licht der Sonne, sondern auch das Licht der Welt. Und dies Licht ist heller als tausend Sonnen. Kein Irrlicht, das ein paar armselige Jünger an der Nase herumführt. Kein Stopplicht, das nur interessante Wege verbietet. Kein Rücklicht, das nur das Zurückliegende erhellt. Jesus ist Flutlicht, vor dem die Schatten abhauen. Im Dunkel der Welt ist das Licht der Welt aufgegangen.

Keiner muss unterbelichtet bleiben. Jeder kann endlich hell werden. Alle haben die Chance. Lieber Freund, in diesem Licht blickst du's, und mit diesem Licht tappst du nie durch die Nacht.

Leben mit Bugwelle

Ob du ne Dauerwelle hast oder nur die Kopfhaut in Falten legst, spielt keine Mundharfe. Ob du ne Bauchwelle hinkriegst oder auf den Bauch fällst, ist völlig belanglos. Ob du die Popwelle magst oder nur in Johann Sebastian Bach badest, hat keinerlei Bedeutung.

Aber ob dein Leben in Fahrt kommt, ob dein Leben auf Kurs ist, ob dein Leben eine Bugwelle wirft, das ist der Punkt!

Manche liegen noch am Kai, festgezurrt mit tausend Knoten. Manche dümpeln sich in seichtem Wasser, bewegt von jedem Wind. Manche sitzen schon auf Grund, festgefressen im Schlick. Sie vergammeln und verrotten wie ein alter Äppelkahn.

Aber wir müssen doch aus dem Hafen, über das Meer der Zeit, hin zum ewigen Port. Das Leben ist keine Dreckpfütze, die man durchwaten könnte, sondern ein Ozean mit Abgründen und Sturmtiefs. Wie schaffen wir es bis zum Ziel?

Wie schaffe ich es bis zum Ziel? Mit Surfbrettern    und    Ruderbooten    ist das

wirklich nicht    zu    schaffen.    Aber    Gott hat

eine Möglichkeit eröffnet. Ihm ist es nicht egal, ob du am Ufer hocken bleibst und schließlich    in    einer    Hafenkneipe

vergammelst. Ihm ist es nicht gleichgültig,    ob    du auf    dem    Wasser

umkippst und abgehst wie ein lecker Pott.

Ihm macht es etwas aus, wenn du nicht am Ziel anlandest

Deshalb hat er nicht ein bisschen Mut zugesprochen. Deshalb hat er nicht zum Rudern aufgefordert. Deshalb stimmt er nicht das Lied an: »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!« Nein, er stellte ein Boot bereit. Eine Fähre macht bei uns fest. Ein Schiff lädt zur Überfahrt ein, das Schiff, das sich Gemeinde nennt. Die Falltreppe ist heruntergelassen. Die Türen stehen offen. Plätze sind frei. Der Kapitän Jesus Christus ruft: Steig ein! Komm mit! Fahr über! Alle an Bord! Nur so gibt es ein Leben mit Bugwelle. Wie es näher aussieht, möchte ich dir erklären.

Es ist eine Lebensgemeinschaft. Eine griechische Reederei fragte bei mir an, ob ich ihren Ozeanriesen namens Arkadia als Schiffsgeistlicher von Bremerhafen nach Montreal in Kanada begleiten würde. Die dachten wohl, mit diesem Hohlkopf geht unser Schiff nie unter. Jedenfalls war es ein unvergessliches Erlebnis für einen Flachlandtiroler meiner Kragenweite. Die Reise übers Wasser lockte mich. So fuhr ich an die See und ging am Kolumbuskai an Bord. Weil die Fahrgäste erst einen Tag später kamen, hatte ich Zeit, mich bei der 300köpfigen Besatzung bekannt zu machen. War das ein Ding! In den heißen Wäschereien im Bauch des Schiffes traf ich Chinesen aus Hongkong, die weder deutsch

noch englisch noch schwäbisch verstanden. Arabische Hilfsarbeiter und deutsche Ingenieure betreuten die riesigen Maschinenanlagen. Matrosen aus Piräus fungierten als Maler. Englische Stewards schrubbten die Kabinen. Der Kapitän und seine Offiziere waren stolze Griechen. Eine bunte Gesellschaft, eine Blütenlese der Nationen. Aber das Auffallende war, dass mir nicht einer auf die Frage: Wer sind Sie? antwortete: Ich bin Wäscher aus Hongkong, oder: Ich bin Tischler aus Le Havre, oder: Ich bin Heizer aus Piräus. Jeder sagte: We are Arkadian, wir sind von der Arkadia, wir gehören der Arkadia. Keiner fühlte sich als Blüte der Nation, sondern war Mitglied einer Besatzung. Arkadian zu sein, das war sein Stolz, das war sein Leben. Ob als einfacher Wäscher oder als begabter Funker, er war gleich wichtig für das Schiff. Jeder war notwendig zur Fahrt über den Atlantik.

So war es im Neuen Testament. Ein Schiff lag bereit, ein Schiff, das sich Gemeinde nannte. Wenn damals die Frage gestellt worden wäre: Wer sind Sie? hätte man dann hören können: Ich bin Jude aus Nazareth, ich bin Grieche aus Philippi, ich bin Orientale, ich bin Ägypter, ich bin schwarz, ich bin gelb, ich bin weiß. Nein, das sagten sie nicht. Sie sagten mit Paulus: Dominus sumus, wir sind des Herrn, wir gehören dem Herrn. Keiner ist Blüte seiner Nation, sondern Mitglied einer Mannschaft. Christ zu sein, das ist unser Stolz, das ist unser ganzes Leben. Ob als reicher Besitzer oder als einfacher Sklave, jeder ist gleich wichtig. Wir sind des Herrn, das schließt zu einer Gemeinschaft zusammen.

Das gilt für alle Gemeindeschiffe bis zum heutigen Tag. Der Herkunft nach sind wir sehr verschieden. Aber wir sind des Herrn! Respekt vor allen Landschaften! Ehrfurcht vor allen Traditionen! Sogar Dank für die verschiedenen Glaubensprägungen. Aber keiner darf sich als Blüte an seinem Stammbaum verstehen, sondern er ist Mitglied einer Gemeinde. Christ zu sein, das ist unser Stolz. Ob als kleiner Jungscharbub oder als gewichtiger Vereinsvorsitzender, jeder ist notwendig zur großen Fahrt. Wir sind des Herrn - das schließt zu einer Gemeinschaft zusammen.

Es ist eine Arbeitsgemeinschaft. Sicher kann man sich auf dem Schiff in den Liegestuhl hauen und grillen lassen. Man kann auch über die Reeling hängen und Fische füttern. Man kann sich in der Taverne verdrücken und gröhlen: »Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord.«

Das kann man alles. Aber ich sah damals keinen von der Mannschaft, der nicht eine ganz bestimmte Aufgabe hatte. Selbst der leibarme Moses schleppte Koffer und fegte das Sonnendeck.

Die Gemeinde Jesu braucht Arbeiter. Sie braucht Maschinisten, die Dampf machen und keine Angst vor schmutzigen Händen haben. Sie braucht Stewards, die Handlangerdienste tun für andere und um alles besorgt sind. Sie braucht Matrosen, die den Sturm nicht fürchten und wissen, was jetzt angepackt werden muss. Sie braucht Offiziere, die Karten lesen und navigieren können. Sie braucht Funker, die den Kontakt nicht abreißen lassen. Sie braucht solche, die wissen: »Wir wolln uns gerne wagen, in unsern Tagen, der Ruhe abzusagen, die's Tun vergisst. Wir wolln nach Arbeit fragen, wo welche ist, nicht an dem Amt verzagen, uns fröhlich plagen...«

Wo ist dein Platz? Wo ist dein Dienst? Wo ist deine Aufgabe? Es gibt keinen, der auf diesem Schiff stempeln gehen müsste.

Es ist eine Schicksa/sgemeinschaft. Auf Gedeih und Verderb ist die Mannschaft dem Kapitän ausgeliefert. Sie vertraut ihm, dass er das Schiff auf richtigem Kurs hält.

Auf der Arkadia hatten die Männer unten an den Maschinen die Befehle auszuführen, die von oben kamen. Und weil man im Höllenlärm der vielen 1000 PS nichts verstehen konnte, leuchteten die Befehle mit Leuchtschrift an der Wand auf: Stop! Halbe Kraft! Volldampf! Solange diese Zeichen aufleuchteten, wussten die Leute: der Mann auf der Kommandobrücke hat das Steuer in der Hand und behält die Übersicht.

In unserem Lebensraum haben wir keine Übersicht. Wir wissen es wirklich nicht: Geht es dem Hafen oder dem Untergang entgegen? Nur ein Höllenlärm schlägt an unser Ohr. Aber solange an unserer Wand Bibelworte auftauchen, ist keine Gefahr im Verzug: Ich bin bei euch alle Tage! Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!

Die Kommandobrücke ist nicht leer. Er hält den Kurs. Er bringt uns sicher in den letzten Hafen.

Wolfgang Borchert meinte: »Wir sind eine Generation ohne Glück, ohne Abschied, ohne Heimat, denn wir haben nichts, zu dem wir heimkehren können.« Er hatte die falsche Sicht.

Wir haben einen Herrn, zu dem wir sogar heimgebracht werden. In seine Lebens-, Arbeits- und Schicksalsgemeinschaft müssen wir einsteigen. Dann gibt es ein Leben mit Bugwelle.

Bürgerschaft im Himmel

Wenn ich in London geboren bin, dann habe ich die englische Staatsbürgerschaft. Wenn ich in Marseille geboren bin, dann habe ich die französische Staatsbürgerschaft. Wenn ich in Rom geboren bin, dann habe ich die italienische Staatsbürgerschaft. Und wenn ich in Jesus wiedergeboren bin, dann habe ich die himmlische Bürgerschaft dazu.

Nun lesen wir bei Goethe im Faust: »Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt.«

Nun lesen wir bei Nietzsche in Zarathustra: »Glaubt denen nicht, die von überirdischen Hoffnungen reden.« Nun lesen wir bei Brecht im Galilei: »Heute ist der 6.1.1610. Der Mensch trägt in sein Journal ein: Es gibt keinen Himmel mehr.«

Wir müssen aber wieder bei den Evangelisten und Aposteln in der Bibel nachlesen.

Dort heißt es bei der Geburt Jesu über dem Feld: »Alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen.« Und bei der Taufe Jesu am Jordan wird berichtet, dass sich »der Himmel auftat und der Heilige Geist herabfuhr.« Und bei der Speisung der 5000 am Seeufer lesen wir, dass er »Brot und Fische in die Hand nahm, aufsah gen Himmel und dankte«. Und beim Abschied auf dem Ölberg geschah es, dass er seine Jünger segnete, von ihnen schied und auf gen Himmel fuhr.

Jesu ganzes Leben war wie ein großer Bogen, der im Himmel begann, 33 Jahre die Erde berührte und dann wieder in den Himmel einmündete: Wunderanfang, herrlich Ende.

Auch wenn es kein Glas gibt, das diesen Ort ausmachen könnte, auch wenn es keinen Flug gibt, der diesen Ort erreichen könnte, auch wenn es keine Astronomie gibt, die diesen Ort erdenken könnte, so kann uns doch niemand und nichts die Gewissheit

nehmen, dass es einen Himmel gibt, ein Aufatmen nach den Krämpfen und Kämpfen, ein Aufschnaufen nach Mühen und Lasten, ein Ausruhen daheim beim Vater. Jesus Christus ist der Garant dafür.

Nun liegt der Schwerpunkt unseres Lebens, der alles gewichtet, nicht mehr in unserem Job, den wir umtreiben. Nun liegt der Richtpunkt unseres Lebens, der alles ausrichtet, nicht mehr in unserem Glück, das wir suchen. Nun liegt der Fluchtpunkt unseres Lebens, auf den alles hinflieht, nicht mehr in unserem Sterben, das wir erleiden. Unsere Bürgerschaft ist im Himmel.

Mensch, bedenk die Ewigkeit

Christen warten nicht auf ihr letztes Stündlein, sondern auf des Herrn Stunde.

Auch wenn Spötter meinen, diese Zeit sei längst verstrichen. Es hat nie an Rechnern gefehlt, die die Wiederkunft des Herrn bis auf die Stunde genau vorausberechnen wollten. Sie lasen die Bibel wie einen Fahrplan der Bundesbahn.

Menschen glaubten diesen Ankunftszeiten und scheuten keine Mühe, um auf die richtigen Bahnsteige zu kommen. In Russland oder Amerika warteten und warteten sie -und wurden bitter enttäuscht. Diese Enttäuschung ist die Wurzel jenes Unglaubens, dass des Herrn Stunde verstrichen sei.

Die Bibel ist kein Kursbuch und Gottes Zeit keine Mitteleuropäische Zeit.

Gott hat weder einen altmodischen Chronometer noch eine neumodische Quarzuhr.

Gott misst nicht in Zeiteinheiten des Internationalen Einheitssystems.

Gottes Uhr hat einen eigenen Pendelschlag.

Wenn sie bis heute noch nicht abgelaufen ist, so nicht, weil die Feder vielleicht gesprungen wäre.

Seine Uhr ist nicht reparaturbedürftig. Wir warten noch auf des Herrn Stunde, weil er uns noch stundet.

Dass Jesus noch nicht wiedergekommen ist, ist keine Saumseligkeit, sondern Barmherzigkeit.

Gott hat Geduld mit uns. Er schreibt nicht sofort ab.

Er will, dass keiner verlorengeht.

Er hat ein brennendes Interesse daran, dass wir umkehren, bevor es zu spät ist. Er ruft: »Zwölf, das ist das Ziel der Zeit, Mensch, bedenk die Ewigkeit!«