ssc . Lut her 5.4462 ‫ין‬ уро fny in orde !!!!!!! # JUN samma 1 Asc. Luther 64 544 Dr. Martin Luther. mire Schin . ing Dr. Martin Luther's bibliſches Spruch - und Vier Schaßfä ftlein. Theile . Neueste, nach Schinmeier u. A. stark vermehrte und vollständigste Ausgabe. Herausgegeben von einem Vereine evangeliſcher Männer . Mit Luther's Bildniß. Reutlingen , 1861 . Druck und Verlag von Enslin & Laiblin. ས་ ་ ་་་ Vorrede der Herausgeber . Dr. Martin Luther's Name erfüllt das Herz eines jeden Protestanten mit hö herem Schlage ; denn er ist es , welcher an der Hand des HErrn das Reich GOttes neu unter uns gründete, und uns in seinen Worten und Kerngedanken die Fülle seines hellen, frommen, gewaltigen, salbungsvollen, gotterleuchteten Geistes hinterließ, um uns zu erfreuen, zu erquicken, auf der Bahn des Guten mit fort zureißen, durch seinen gesunden, kräftigen Sinn zu beleben und durch seine tiefe Bibelkenntniß zu erbauen. Sein mächtiges Wort erschüttert alle Feinde der Wahrheit und durchdringt wie ein zweischneidiges Schwert ihr Mark und Ge bein ; sein klares Wort voll Wahrheit läßt kein Herz ungerührt, und sein fester Glaube an die alleinseligmachende Gnade JEsu Chriſti erquickt und erhebt den trostbedürftigen Christen ; der Selbstgerechte, welcher auf sein Verdienst und seine Werke vertraut , wird dadurch bekehrt ; das Vertrauen des Glaubigen auf die Hand des Allmächtigen wird in allen Stürmen des Lebens gestärkt , und der müde Erdenbürger mit füßem Trost an starkem Stabe zum großen Ziele der Erlösung geführt, die lebendige Hoffnung auf das ewige Leben gestärkt und die 3 VI Vorrede der Herausgeber. Bekümmerten und Zaghaften aus dem Staube zu GOttes Thron empor ge hoben. Dieses Buch umfaßt alle ausgezeichneten Erklärungen biblischer Sprüche aus Luther's sämmtlichen Schriften , und ist wohl geeignet, alle Flugschriften des Um dasselbe auch dem Aermsten zugänglich zu Irrglaubens zu vernichten. machen, hat die Verlagshandlung den Preis so billig gestellt, daß die Anschaffung Niemand schwer werden wird. Die hier gebotenen Erklärungen biblischer Stellen haben einen um so höhern Werth , als er den Ausspruch : „Luther will selbst nicht lutherisch sein, wo er nicht mit der Bibel übereinkommt," vollständig darin bewahrheitet. Es wird daher diese Sammlung von keinem nach Wahrheit strebenden Christen unbefriedigt aus der Hand gelegt werden, zumal man daraus auch sehen kann, wie weit die Lehre und das Leben unserer jeßigen Lutheraner von Luther's Lehre und Leben abweichen. Diese Zeugnisse Luther's dienen zur Erbauung, zum Trost und zur Gründung des Glaubens zu Haus , auf Reisen, in Ge sprächen, Ermahnungen und Briefen. Mögen Viele Segen und Nußen für dieses und das ewige Leben aus diesen Blättern ziehen, dann ist die Absicht der Herausgeber erreicht. Reutlingen , im August 1861 . VIL Paftor Schinmeier's Vorwort zum ersten Theile. Obgleich seit einem halben Jahrhundert die heilige Schrift sowohl in deutscher, als in fremder Sprache in unzähligen Ausgaben und Abdrücken verbreitet, und deren Gebrauch viel häufiger und allgemeiner, als früher geschehen, geworden ist, so haben doch Freunde des göttlichen Worts verschiedene Ausgaben von biblischen Spruch oder Schatzfästlein in den Druck gegeben , und sind dadurch der Ermahnung des Apostels, Col. 3 , 16 .: das Wort Christi unter uns reichlich wohnen zu lassen, nachgekommen , wodurch diese kleinen Werke als liebliche Taschenbücher benügt worden, und ihr Gebrauch an die Stelle von Spielen und sündlichem Zeitvertreib bei Vielen getreten iſt. Daß diese kleinen Werke wesentlich zum Bau des Reiches GOttes an manchen Her zen beigetragen haben, und dem Reiche des Satans ein Hinderniß geworden sind, mag daraus erkannt werden, daß solche die Lästerungen und Verkleinerungen des Spottgeistes erreicht haben, welche Ehre den Spielfarten und Romanen, die zur Förderung des Reiches der Finsterniß gehören, nicht begegnet. Es ist zwar zu ver wundern, wie der stolze Feind an den kleinen Büchern zum Ritter werden will, wäh rend er doch nur mit Bekämpfung großer Werte Aufsehen erregen könnte ; aber eben VITI Vorwort. dadurch muß er sich verrathen, daß er den kleinen Büchern und fliegenden Brie fen des Evangeliums hauptsächlich entgegen ist, weil sie seinem Reiche besonders schädlich sind, und durch dieselben viel mehr Gutes, als durch große und aus führliche Schriften bewirkt wird. Der Drache zu Babel wurde von Daniel nicht mit Schwert und Waffen, sondern mit kleinen Pechkugeln vertilgt. Was hier Daniel mit dem kleinen Kuchen ausrichtete, dies bewirken jezt die kleinen Bücher, welche gesunde und reine Wahrheiten und Trost und Unterricht für die um das Wohl ihrer Seele bekümmerten Gemüther entfalten. So viel mir bekannt ist, sind jezt keine andern Spruch- und Schaßkäſtlein in Druck gekommen , als solche , welche neben den biblischen Sprüchen eine er bauliche Erklärung in Versen enthalten. Nachdem ich nun aber beim Lesen der Schriften Luther's so manche geistreiche Stelle gefunden habe, in welchen der sel. Mann Sprüche und Wahrheiten so nach drücklich und vollmündig nach seiner Gabe erklärt hat, so habe ich dafür gehalten, es werde der allgemeinen Erbauung zum Nußen und den Freunden von Luther's Schriften zum Vergnügen gereichen, wenn ein neues Spruchkästlein in Druck käme, in welchem die Sprüche der heiligen Schrift statt bisher durch Verse, hier durch passende, geistreiche Worte des sel. Mannes erklärt würden. Daß Luther ein Mensch war, weiß ich wohl, wie er denn auch sich selbst nicht frei von menschlichen Fehlern erkannte , und sagte : „Luther will selbst nicht lutherisch seyn , wo er nicht mit Vorwort. IX „der Bibel übereinkommt. " Indeſſen muß anerkannt werden, daß er ein außer ordentliches Werkzeug zu außerordentlichem Werke war, und hiezu von GOtt die Gaben erhalten hatte, sich gegen die damals herrschende Macht der Finsterniß kurz und geistreich auszudrücken, und mit herrischem Geiste die Wahrheit zu bezeugen; warum wollen wir uns dieſer Gnaden-Gabe, die ihm eigen war, nicht bedienen? Es ist aber der Zweck nicht, sich an diesen geistreichen Ausdrücken aufzuhalten , oder damit gar zu spielen, und sich mehr der Schaale als des Kerns zu freuen, sondern es soll die ihm verliehene Gabe und Gnade unter schieden, und erkannt werden, daß Luther kein Sturmgeist, sondern ein Tröster betrübter und kleinmüthiger Gewiſſen war, und daß er die Lehre von der Recht fertigung aus Gnade zwar mächtig vorgetragen , dabei aber zugleich auf Heili gung und daraus hervorgehende gute Werke gedrungen hatte. Die Absicht dieses Werkchens ist ferner, zu zeigen, wie weit die Lehre und das Leben unserer jeßigen Lutheraner von Luther's Lehre und Leben abweichen, und dann, damit diese Zeugniſſe Luther's zur Erbauung, Trost und Gründung des Glaubens zu Haus, auf Reisen, in Predigten u. in Briefen benüßt werden können. Dieſe Zeugniſſe sind sämmtlich aus den alten Ausgaben von Luther's Schriften genommen worden. Dem Mißverständniſſe iſt durch kleine Bemerkungen, so weit es der Kürze wegen geschehen konnte, möglichst begegnet worden. Luther hatte nämlich weder der ängst lichen Werkheiligkeit, noch der fleischlichen Freiheit das Wort geredet ; wer aber aus diesen Blumen muthwillig Gift anstatt Honig saugen will, der thue es auf seine X Vorwort. Gefahr, muß es doch auch die Bibel leiden. Die harten Ausdrücke Luther's nach seiner Gabe und seinem Geiste müſſen entschuldigt , und auf's Beste ausgelegt werden. Wie denn sein Freund Matthesius das Urtheil ausspricht: „ GOtt und „seine Leute haben auch ihren großen Eifer und brennenden Zorn, wie es unserm „Doctor oft herzlich wehe gethan, daß seine Schriften so rauschten, wie die Play regen , und er wünschte vielmals , daß er so fein sachte und lieblich regnen „ könnte , wie Herr Philippus (Melanchthon) und Brinzius ; aber einerlei Geiſt ,,hat mancherlei Wirkungen ; wir , die wir die Landstraße und gemeinen Fuß,pfade reisen , können und sollen ihm nicht nachsehen , und querfeld , durch Ge ,,moos, Wasser, Wälder, Berg und Thal die Wege nehmen , viel minder sollen ,,wir von großer Leute Ernst , Brunst , Eifer und Heftigkeit leichtlich urtheilen, „fic haben ihren Seigersteller und Schirmmeiſter im Herzen ; der geräth oft über sie, und treibt sie, dahin sie nicht gedenken ; wie denn auch GOtt zu ihren Wegen Glück und Segen spricht , und führt ihre Reise wunderbarlich hinaus, Schließlich „daß sich Jedermann darüber zu kreuzigen und zu segnen hat." wünsche ich und erbitte vom HErrn , daß er diese geringe , aber doch seine Ehre beabsichtigende Arbeit mit reichem und ewigem Segen frönen wolle. Stettin , den 25. Febr. 1738. XI Pastor Schinmeier's Vorwort zum zweiten Theile. Nachdem der erste Theil dieses aus Luther's Zeugnissen gesammelten Werkes mehr Freunde gefunden hat, als ich hätte erwarten können , und mich daher viele dieser Freunde zu Herausgabe des zweiten Theils veranlaßt haben, so habe ich diesem Verlangen ohne Verzug entgegen kommen wollen . Ob es mich gleich viele Mühe gekostet hat , außer den in den ersten Theil aufgenommenen Zeugnissen noch weitere und neue für den zweiten Theil zu sammeln , so habe ich doch die Arbeit nie berent, und es hat die Wahrnehmung des Nußens, den solche meiner Seele gewährt hat, und die Hoffnung, Andere werden gleiches ge Es können diese Blätter mit nießen , alle Mühe unendlich überwogen. Recht der Kern der Schriften Luther's genannt werden. Man hat zwar verschiedene größere Auszüge aus Luther's Schriften ; diese ent halten aber Stellen von ganzen Blättern ; aus denselben habe ich nun den vorzüg lichsten Inhalt, und zum geistigen Genusse den geistreichsten Kern ausgehoben. So gut nun aber die Absicht ist, daß für diejenigen, welche sich große Werke nicht anschaffen, und also solche auch nicht lesen können, der Kern dargeboten wird, so sehr ist es dagegen zu beklagen, daß diejenigen, welche die größten Werke sich an ſchaffen, können , sich mit dieſen Auszügen behelfen. XII Vorwort. Gewiß, wer sich auf die Theologie vorbereitet, ja noch mehr, wer Geistlicher, Schulvorsteher, Superintendent oder im geistlichen Stande noch höher gestellt ist, und hat Luthers Schriften nicht gelesen, der hat etwas Großes versäumt. Wir haben theure Männer , die durch ihre geistreichen Schriften der Kirche große Dienste gethan haben, in manchen Abhandlungen dem sel. Luther gleich ge kommen sind, oder ihn sogar übertroffen haben, aber was die Lehre der Grund wahrheiten betrifft, 3. B. die Lehre von dem freien Willen , von Christo , vom Glauben, von guten Werken 2c., welche zu retten , zu erhalten, und in aposto lischer Lauterkeit darzustellen , ihm nicht auszusprechende Mühe gekostet hatte, so hat es ihm hierin an Nachdruck und Ausführlichkeit Niemand gleich gethan; der sel. Spener nennt ihn in dem Vorwort über dessen Kirchen-Postille einen großen Mann , besonders in denjenigen Lehren , in welchen er als Reformator aufgetreten und besonders ausgerüstet war , in diesen müssen andere mit Recht seine Schüler genannt werden , wenn sie auch hie und da etwas wahrnehmen, was er nicht bemerkt hat. Hiebei ist des hohen Geistes nicht zu vergessen, der aus allen seinen Worten gleichsam herausbligt, ſo daß ein Gemüth, das für GOtt und Wahrheit ein Gefühl hat, schon beim Durchlesen eines einzigen Blattes erhoben und erwärmt wird, und es bleibt noch immer wahr, was Churfürst Johann Friedrich von ihm bezeugt : " Andere mögen andere Theologen hochschäßen, wie sie wollen, ich muß be kennen, es erweckt mir keiner mehr Hochachtung als Luther." So hatte man Vorwort. XII auch unter andern die Gabe der Prüfung an dem seligen Manne zu bewundern, nach Eph. 6, 12. Ihm geschah es, wie es dem Apostel Paulus mit den Galatern ging, und wie es in der Natur geschieht, daß, wenn mit steigender Sonne der Frühling eintritt, ne ben nüßlichen Gewächsen und Kräutern auch Unkraut und Ungeziefer sichtbar und rege wird. Hatte er auf der einen Seite gegen Werkheiligkeit gekämpft, ſo traten auf der andern vermessene Leute auf, die vom Worte GOttes, von der heiligen Schrift und der göttlichen Ordnung abgingen, und so viel Schein für sich zu ge winnen wußten, daß selbst Melanchthon und andere die Tiefen der Ansichten solcher Leute nicht erforschen konnten, und den sel. Luther fragten, was sie mit solchen thun und wie sie solche ansehen sollten ? Luther's Antwort fiel dann dahin aus : „ Sie ſollten „dieser Leute Geist prüfen, ob er Schrecken, Angst und Todesnoth erfahren habe, „oder ob er von lauter Süßigkeiten, ohne Gefühl der Sünde und des Kampfes rede ; sey es das leßte, so sollen sie ihm nicht trauen , denn die göttliche Ma „jestät halte keine freundlichen Gespräche mit dem alten Adam." Solche finden sich noch immer, die im geistlichen Frühling, wenn GOtt durch sein Wort an einem Orte eine Erweckung vornimmt, Seelen erleuchtet und bekehrt, gleich Raupen hervortreten, und durch ihren falschen Geist und mit ihrem Scheine die un geübten Sinnen der Schwachen verrücken, sie auf Höhen und Eigenthum führen, und gegen ihre rechtschaffene Lehren, durch welche sie der HErr aufgeweckt hat, Miß trauen erwecken, auf andere ihre sectirische Formen übertragen, und nicht zu ſagen XIV Vorwort. den Schaden anrichten, einen Schaden , der nicht durch Menschen , über welche sie sich wegseßen, gehoben werden kann, sondern durch GOtt selbst , und zwar oft durch harte Zucht gehoben werden muß. Bei solchen Fällen können sich rechtschaffene Lehrer mit dem Beispiele der Alten besonders trösten und aufrich ten; oft aber hat eine Gemeinde solche Sichtungen nöthig , damit diejenigen, welche rechtschaffen sind , und auf dem lautern Grunde der Rechtfertigung und Armuth am Geiste stehen, offenbar werden , während andere wie unreises Obst abfallen, oder doch durch Schaden klug gemacht werden müſſen. Diese Geistes- Gaben aber find bei dem lieben Manne so sehr von Demuth durch drungen, daß ich keinen Theologen weiß, der von seinen eigenen Schriften so niedrig gesprochen hätte, als Luther, weil er besorgte , es möchte durch seine Schriften der höchsten Schrift, der Bibel, in deren Lesen und Betrachten etwas abgehen. Und von seiner Person schreibt er in der Trostschrift an einen Edelmann : ,,D6 „ich wohl nichts bin, und auch schier nirgend zu tauge, so muß doch Christus „ein solch arm rustrig Werkzeug haben , und mich in seinem Reiche dulden hin ter der Thür, und helfe GOtt, daß ich's werth sei!" Dieses alles und noch viel anderes sollte bei Jedermann Verlangen erwecken, Lu ther's Schriften fleißiger zu lesen. Aber wo schwärmt heutzutage die academische Ju gend herum, und läßt sich von dem Einzigen Nothwendigen hinweg auf Dinge führen, die im Reiche GOttes feinen andern Namen als ,,Spreu" verdienen ? Was lejen die Meisten, wenn sie ihr Amt antreten ? Gewiß oft, durch Sorgen für das Aeußere ge Vorwort. XV hindert, gar nichts , oder wenn sie etwas lesen , so sind es schönwiſſenſchaftliche Schriften, philosophische Streitigkeiten und andere Dinge, mit welchen sie das Studium der Bibel und anderer geistreichen Schriften versäumen. Sie werden also die Männer nicht, durch welche GOtt seiner Kirche wahres Heil schaffen kann. Wer aber ein Mitgenoß der Leiden JEsu und in deſſen Kreuzreiche um der Wahrheit und des Evangeliums willen ein Fluch und Feg- Opfer geworden ist, und im Kleinen an seinem Orte mit dem Pabstthum zu thun bekommt, folglich als Luther im Kleinen auftreten muß, dem schmeckt die Bibel, und neben derselben das Wort des großen Luthers, wie Honig und Honigseim. Worin dieser an Gaben weit über ihm steht, und für seine Zeit hat stehen müssen, dies läßt er ihm, kämpft aber mit gleichen Waffen der geistlichen Ritterschaft , und streitet ebenso wohl gegen den falschen Glauben, als gegen Wertheiligkeit , predigt und spricht von Christus, und über nimmt die Leiden als etwas Gewöhnliches, freut sich dabei, daß er in der Ge meinschaft nicht allein Luther's, sondern, was noch mehr ist, in der Gemeinschaft aller Propheten des HErrn JEſu ſelbſt und ſeiner Apoſtel zu stehen gewürdigt worden iſt. Der zweite Theil unterscheidet sich von dem ersten darin, daß mehr besondere Zeugnisse für verschiedene Personen und Stände in demselben zu finden sind, so daß man dieselben wohl eine kleine Haustafel nennen könnte. Der HErr, deſſen Ehre diese geringe Arbeit geheiligt bleibt, ſegne sie mit reicher und ewiger Frucht! Am 27. August 1739. Erster Theil von Dr. Martin Spruch & Luther's biblischem Schatzfäftlein. 18 [1. Januar.] 1. Petr. Kap. 4, V. 10 . Dienet einander , ein jeglicher mit seiner Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade GOttes. Ich schäme mich, daß über die heil. Schrift meine Auslegung *) in Druck gehen soll, weil sie gar weit zu gering, und viel zu wenig darüher ist, denn ich weder diese hohen Sachen, davon gehandelt wird, genugsam erklären, noch den großen mächtigen Ernst und Eifer so völlig darthun und an den Tag vor Augen stellen kann. — Doch laſſe ich meine Gedanken darum ausgehen, daß ich meinen lieben Christen damit diene , zweifle auch nicht , sie werden mir für meinen gehabten und herzlich wohl gemeinten Fleiß im HErrn gern danken, wo ich ihnen zu ihrem Nuß gedient habe , oder werden mir zu gut halten , ob ich mich etwas zu viel unterstanden , es nicht so wohl getroffen, und so gar gut habe machen können, als ich wohl gern gethan hätte, und sie vielleicht begehren möch ten. Den Gottlosen aber sollt mir herzlich leid sein , daß ihnen etwas hierin zu gefällen gemacht wäre , sondern wollte nur das gern, daß sie mit ihrem GOtt , dem Teufel , auf's allerheftigste erbittert würden. *) Epistel an die Galater. [2. Januar.] 19 Pſalm Kap . 119 , V. 18. Oeffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Géſeß. Das as sollst du wissen, daß die heil. Schrift ein Buch ist, das aller anderer Bücher Weisheit zur Narrheit macht; weil keines vom ewigen Leben lehret, ohne sie allein. Darum sollst du an deinem Sinn und Verstande stracks ver zagen, dagegen niederknieen, und mit rechter Demuth und Ernst zu GOtt beten, daß er dir durch seinen lieben Sohn wolle sei nen heiligen Geist geben , der dich erleuchte, leite, und Verstand gebe. Zum andern lese mit fleißigem Aufmerken und Nachdenken, was der heilige Geist damit meint , und hüte dich, daß du nicht überdrüſſig werdest, oder denkest, du habeſt es einmal oder zweimal genug gelesen, gehört, gesagt, und verstehest es Alles aus dem Grund. Denn da lernt kein Geistlicher, kein Christ aus, und sind wie das unzeitige Obst , das abfällt, ehe es halb reif wird. Zum dritten ist Anfechtung der rechte Prüfstein; sie lehrt dich nicht allein wissen und verstehen, sondern auch erfahren, wie recht wie wahrhaf tig, wie süß, wie lieblich, wie mächtig, wie tröstlich GOttes Wort sei, Weisheit über alle Weisheit. 2* 20 [3. Januar.] 1 Joh. Kap . 3, V. 18. Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten , noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit. Der er Apostel redet wider die falschen Brüder und Heuchel- Chriſten, die das Evan gelium nur im Maule und auf der Zunge haben , und den Schaum davon be halten, daß sie sich laſſen dünken, Evangelium und Glauben haben, beſtehe allein in Worten, daß man viel könne waschen, und wenn sie einmal gehört haben, so sind sie allein der Kunst Meister, und soll's Niemand so wohl können, wie ſie, wiſſen alle Welt zu richten und zu tadeln, und ist Niemand so Evangelisch als sie. Aber daß es eine lautere Hülfe ſei, sieht man dabei , daß sie nicht denken darnach zu leben, und die Liebe zu beweisen, daß man ſehen könnte, daß es ihnen ein Ernst wäre, ha ben nicht mehr davonbracht , denn daß sie gehört haben , daß man allein durch den Glauben , Vergebung der Sünden werde, und mit Werken solches nicht erlangen könne, daher werden. kriege und selig ſie faul, und wollen nun keine Werke thun, gehen immer dahin unter dem Na men des Glaubens, und werden ärger denn zuvor, und leben also, daß auch die Welt ſie ſtrafen muß, geschweige, daß sie vor GOtt sollten bestehen können. [4. Januar.] Matth. Kap . 6 , V. 9. 10 . 21 . Geheiliget werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geſchehe wie im Himmel, also auch auf Erden. Wenn enn uns GOtt die drei ersten Bitten erhört, seinen Namen in uns heiligt, ſo ſeßt er uns in sein Reich, und gießt seine Gnade in uns , die uns fromm zu machen anhebt. Dieselbe Gnade hebt bald an, GOttes Willen zu thun, alsdann findet sie einen widerspenstigen Adam ; so schreiet denn zu GOtt die Gnade im Herzen wider denselben Adam, und spricht, dein Wille geschehe ; denn der Menſch Wenn dann GOtt das Geschrei hört, findet sich mit sich selbst schwer beladen. so will er seiner lieben Gnade zu Hülfe kommen , und sein angefangenes Reich mehren , und legt sich mit Ernst und Gewalt an den Haupt- Schalk, den alten Adam, fügt ihm alles Unglück zu, bricht ihm alle ſeine Vornehmen, blendet und schändet ihn ringsum, das geschieht, wenn er uns allerlei Leiden und Widerwär Und dazu müssen dienen : böse Zungen, böse untreue Menschen, und wo die Menschen nicht genug sind, auch die Teufel, auf daß ja unſer Wille er würgt werde mit allen ſeinen bösen Neigungen, und der Wille GOttes also ge tigkeit zusendet. ſchehe , daß die Gnade das Reich beſiße, und nur GOttes Lob und Ehre da bleibe. 22 15. Januar. ] Col. Kap. 2. V. 6. 7. !. Wie ihr angenommen habt den HErrn Christum JEsum , so wandelt in ihm , und seyd gewurzelt und erbauet in ihm, und send feste im Glauben. Die ie ſichern falschen Christen , die viel Glauben rühmen , mögen zusehen , daß Sie sich nicht betrügen mit solchem falschen eiteln Ruhm : Ich bin getauft und ein Chriſt, darum darf ich nichts mehr 2c. Sondern mögen darnach trac ten, daß ihr Glaube recht gewurzelt und gegründet sei, und sich so versuche und beweise, daß er fest stehe, und die Stöße und Wetter des Schreckens überwin den könne. Sonst wird sich dein Ruhm und deine Sicherheit bald legen und vergehen, wie der Rauch in der Luft, und wird nicht gelten, daß du dich willst darauf verlassen und denken , wenn du nur ein Fünklein der Gnade und des Glaubens habest , das sei genug zur Seligkeit, sondern siehe dich wohl vor, wenn du nicht mehr denn solch Fün klein hast, und dasselbe so lässest in der Asche liegen, daß nicht der Teufel da sei, und einen Kübel voll Wasser darein gieße , daß der den Glauben und Alles verlösche. [6. Januar.] Röm. Kap. 9, V. 3. 23 Ich habe gewünſcht verbannt zu ſein von Chriſto für meine Brüder. Das edle Wort bringt einen heißen Hunger und unerſättlichen Durſt mit sich, daß man nicht kann jatt werden, ob auch viele tausend Menschen daran glaub ten. Solcher Durst ringt , und ruht nicht, sondern treibt uns, ſo zu reden, wie David ſpricht: Ich glaube , darum rede ich. Wer nun einen Durst nach brüderlicher Seligkeit empfangen, der hat ein gewiſſes Zeichen eines grund guten Glaubens . Ist aber nichts mehr hinterſtellig , denn daß er gewarte der Galle und des Essigs , das ist der Verläſterung , Schmach und Verfolgung um dieser durstigen Rede willen. Et hut's nicht anders , wo Chriſtus iſt, da muß sein Judas, Pilatus , Herodes , Caiphas, Ananias, dazu auch sein Kreuz, oder es ist nicht der rechte Christus, 24 [7. Januar. ] Offenb. Joh. Kap . 1 , V. 18. Ich habe die Schlüſſel der Hölle und des Todes. Wer ler mag uns Leid thun, da wir einen solchen HErrn haben , der den Tod und aller Widersacher Leben in seiner Hand hat ? Sie drohen uns mit dem Tode ; wenn sie so klug wären , als thöricht sie sind, sollten sie uns mit dem Leben drohen. Es ist ein spöttiſch ſchimpf lich drohen, daß man Christum und seine Christen mit dem Tode schreckt, so fie doch Herrn und Siegmänner des Todes sind , gleich als wenn ich wollte. einen Mann damit erschrecken , daß ich ihm sein Roß aufzäumte , und ihn darauf reiten ließe. Aber sie glauben nicht , daß Christus auferstanden ist von den Todten, und ein HErr des Lebens und des Todes sei. Er ist bei ihnen noch im Grabe, ja in der Hölle . 鴨 [8. Januar.] Eph. Kap. 1 , V. 20. 22. 25 GOtt hat Christum von den Todten auferweckt, und gesezt zu seiner Rech ten im Himmel, und hat alle Dinge unter seine Füße gethan. Es sei wie ihm wolle , es sei gefündigt , oder wohl gethan , darum unverzagt und unerschrocken. Denn wie wir auf unsere Wohlthat nicht trozen, alſo za gen wir auch nicht in unsern Sünden, wir danken aber GOtt, daß unser Glaube höher ist, denn Wohlthat und Sünde. Und wenn es der Satan noch höher und noch ärger versucht , so soll er uns doch nicht eher müde machen, er greife denn ein solches an, damit er Chriſtum von der rechten Hand GOttes niederreiße; weil Chriſtus droben ſizen bleibt, so wollen wir auch bleiben Herrn und Sieger über Sünde, Tod , Teufel und alle Dinge ; da soll nichts uns hindern. 26 19. Januar. ] Philipp . Kap. 3, V. S. Ich achte alles für Koth, auf daß ich Chriſtum gewinne. Ich will kurzum anders nichts sehen, noch wiſſen, denn dieſen Chriſtum, der soll mir ein solch lieber werther Schaß sein, daß ich um seinetwillen mir nicht allein nichts anders will gefallen laſſen , ſondern auch für Koth und Un flath halten. Der soll mir ein solches Licht und Morgenstern sein , daß wenn ich ihn durch den Glauben ergriffen und gefaßt habe, ich nicht wiſſen, auch un gern darnach fragen will, ob in der ganzen Welt nirgend ein Gesez, einige Sünde, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit mehr vorhanden sei. Denn wenn gleich ' alles auf einem Haufen läge, was im Himmel und auf Erden ist , was wäre es doch gegen JEsu Chrifto , GOttes Sohn , meinen lieben HErrn gerechnet, welcher mich also geliebt, und ſich ſelbſt für mich dargegeben hat ? [10. Januar. ] Pſalm Kap. 116, .V . 15 . 27 Der Tod seiner Heiligen ist werth gehalten vor dem HErrn. Wahre Gläubige, die sein Wort lieb haben , und fest daran halten, auch in demselben sterben, GOtt gebe , sie werden gehenkt, gerädert, verbrannt, ersäuft, oder kommen an der Pestilenz, Fieber 2c. um, die schließe nur in Christus Tod und Auferstehung, und sprich flugs den Tert über sie : Der Tod seiner. Hei ligen ist theuer und werth vor dem HErrn; daß er's hält für einen trefflichen Schaß und köſtlich Kleinod auf Erden. Es würge dich der Teufel auf dem Bette, oder der Henker am Galgen, ſo iſt es beſchloſſen, daß solcher Tod ein heiliger Tod ist, und so theuer vor ihm geachtet, daß er's nicht will ungerochen lassen, sondern den Teufel, so dich ermordet, vor Gericht ziehen, und mit ewiger Pein quälen , der Sünde den Kopf abschlagen , und den Tod in die Hölle be graben, und Alles rächen, dadurch seine Heiligen haben sterben müſſen. Und weil er sich ihrer so hoch annimmt, so will er sie gewißlich nicht so stecken , noch im Tode bleiben laſſen, ſondern sie wieder hervor ziehen, daß ihr Ted nicht ein Tod, ſondern gar ein nen Leben ſein ſoll mit Chriſto in ewiger Klarheit und Herrlichkeit, 28 [ 11. Januar.] Röm . Kap. 10. V. 4. Chriſtus iſt des Gesezes Ende , wer an den glaubt , der iſt gerecht. Das las Gefeß sagt : Du hast Sünde ; spreche ich : Ja ; so bin ich verloren. Spreche ich Nein , so muß ich einen starken Grund haben, darauf ich stehe, daß ich's widerlegen kann, und das Nein erhalten. Wie kann ich's aber ſagen, iſt es doch wahr , dazu bezeugt es auch die Schrift , daß ich in Sünden geboren bin. Wo will ich denn das Nein hernehmen ? In meinem Busen werde ich's freilich nicht finden, sondern in Chriſto , da muß ich's holen , dem Geſeß vor werfen, und sprechen : Siehe, der kann Nein sagen wider alles Gesetz, hat auch seinen Grund , denn Er ist rein , und ohne Sünde. Das Nein giebt er mir auch, daß , wiewohl ich da müßte sagen , wenn ich mich ansehe , daß ich ein Sünder bin, und mit dir nicht rechten kann, sondern fühle , daß nichts Reines an mir iſt, und GOttes Zorn sehe , so habe ich doch das daneben , daß ſeine Gerechtigkeit mein ist , so bin ich nicht mehr in Sünden. [12. Januar.] 1. Joh. Kap. 4, V. 16 . 29 GOtt ist die Liebe , und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in GOtt, und GOtt in ihm. Das as heißt wahrlich hoch angefangen, die Liebe trefflich gepriesen und erhoben, und stark ermahnt und gereizt mit dem allerhöchsten und vollkommensten Erempel. Wenn man lange sagt, die Liebe sei die köstlichste und vollkommenſte Tugend, ſo iſt es noch nichts gegen das, wenn er sagt : GOtt iſt ſelbſt die Liebe, daß wenn Jen and wollte GOtt malen und treffen, so müßte er ein solch Bild treffen , das eitel Liebe wäre , als sei die göttliche Natur nichts , denn ein Feuer- Ofen , und Brunst solcher Liebe , die Himmel und Erde füllt , und wieder , wenn man könnte die Liebe malen und bilden, müßte man ein solch Bild machen , das nicht wirklich , noch menschlich, ja nicht englisch noch himmlisch, ſondern GOtt ſelbſt wäre. 30 [13. Januar.] Jac. Kap. 2, V. 17. 18 . Der Glaube, wenn er nicht Werke hat , ist er todt an ihm selber. mir deinen Glauben mit deinen Werfen. Zeige Wie viel ſind jezt derer, die das Evangelium rühmen, die um desſelben willen wollten einen Heller willig verlieren, oder ihren Geiz und Muthwillen laſſen ? Ist doch kein Bauer oder Bürger, der um desselben willen sein Korn auf dem Markte eines Pfenniges sondern wer's wohlfeiler geben wollte , wenn es gleich gerathen ist, einen Gulden theurer machen könnte , so thäte er's viel lieber ; und kein Bürger , könnte er seinen Kofent * ) für Bier verkaufen, ob man gleich dran trinken müßte , so macht er sich kein Gewissen davon. Desgleichen mit allerlei Handeln und Handwerk, da sich Jedermann befleißt , wie er die Leute überseße , und nur scharre , geize , und Schaden thue , GOtt gebe , daß das Evangelium und Gewissen bleibe, wo es kann. *) Heißt Nachbier , Dünnbier . [ 14. Januar. ] 1. Corinth. Kap. 1 , V. 30. 31 Christus ist uns gemacht von GOtt zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Dieses verstehst du alsdann , wenn du erkeunſt, daß alle deine Weisheit eine verdammliche Thorheit , deine Gerechtigkeit eine verdammliche Ungerechtigkeit, deine Heiligkeit eine verdammliche Unreinigkeit, deine Erlösung eine elende Ver dammung ist, und alſo empfindeſt, daß du vor GOtt und allen Creaturen ein Narr, Sünder, unreiner, verdammter Mensch seiest, und das nicht mit Wor ten, sondern aus ganzem Herzen, auch mit Werken erzeigest, daß dir kein Trost und Heil bleibe , denn daß dir Christus von GOtt gegeben ist , an welchen du glauben, und alſo ſein genießen sollſt, daß seine Gerechtigkeit dich allein erhalte. 32 [ 15. Januar. ] Philipp . Kap . 2, V. 3. GOtt ist es, der in euch wirket beide das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen . Fragſt du, wie muß man denn anfangen fromm zu werden , oder was muß man thun, daß GOtt in uns anfange ? Antwort : Ei, hörst du nicht, daß kein Thun, kein Anfangen in dir ist , fromm zu werden ? so wenig als auch Zu nehmen und Vollenden in dir ist. GOtt allein ist Anfangen, Fördern und Vollenden. Alles , was du anfangst , ist Sünde , und bleibt Sünde , es glänze wie hübsch es wolle , du kannst nichts denn sündigen , thue, wie du willst. [16. Januar.] 33 Matth. Kap. 21, V. 3. Saget der Tochter Zion : Siehe , dein König , kommt zu dir sanftmüthig. Fliehe und zage nicht , er kommt nicht, wie er kam zu Adam , Kain , zur Sündfluth , zu Babylonien, zu Sodom und Gommorrha , auch nicht , wie er kam zum Volk Israel auf dem Berge Sinai ; er kommt nicht im Zorn , will nicht mit dir rechnen , noch Schuld fordern ; es iſt aller Zorn abgelegt , eitel Sanftmuth und Güte ist da. Er will einmal mit dir fahren , daß dein Herz Luſt, Liebe und alle Zuversicht zu ihm haben soll , daß du dich hinfort ja so ſehr und vielmehr zu ihm halten sollſt, und Zuflucht ſuchen , als du dich zuvor hast vor ihm entſeßt und geflohen. Er stellt sich, als dem es leid sei , daß er dich je einmal erschreckt und flüchtig gemacht hat mit seiner Strafe und seinem Zorn, darum will er dich nun wieder kühn und getrost machen , und freundlich zu sich bringen. Luther's Schazkäftlein 1r. Thl . 3 34 [17. Januar. ] Matth. Kap . 10, V. 34. 35. 36. Ich bin nicht kommen Frieden zu senden, sondern das Schwert. Ich bin kommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater , und die Tochter wider ihre Mutter, und die Schnur wider ihre Schwieger. Und des Menschen Feinde werden seine eigene Hausgenossen sein. Aller Streit und Krieg des alten Testaments sind ein Bild geweſen der Pre digt des Evangeliums, das muß und soll Streit , Uneinigkeit , Hader und Ru mor anrichten. In solchem Wesen ist gestanden die Christenheit zur Zeit der Apostel und Märtyrer, da sie am besten stand . Es ist ein seliger Un friede , Aufruhr und Rumor , den GOttes Wort erweck t *). Da geht an rechter Glaube, da gehen wieder an die Leiden und Verfolgungen, und das rechte Wesen des christlichen Volks. *) Dieſes erklärt er an andern Orten : Es steht nicht wohl um einen Prediger , wenn er Friede hat, und von Niemand angefochten wird. Es ist ein Zeichen , daß er nicht die rechte Lehre hat. Denn dieser Lehre Art ist , daß sie muß angefochten werden. GOtt be hüte uns vor den Predigern, die allen Leuten gefallen. [18. Januar.] 35 Ephes. Kap. 6. V. 10 . Zuleßt meine Brüder , ſeid ſtark in dem HErrn, und in der Macht seiner Stärke. Wollt ihr stark und unüberwindlich sein , so lasset den HErrn Christum eure Stärke sein, den faſſet wohl , und übt euch in ihm , daß er euch wohl bekannt sei, und sein Wort rein behaltet , und mit allem Fleiß lernet , täglich damit umgehet, und in's Herz hinein treibet, alſo gar, daß aus GOttes Wort und euren Herzen Ein Ding werde , und der Sachen so gewiß ſeid, und viel gewiſſer , als eures eigenen Lebens ; wenn ihr das habt , so seid ihr recht ſtark und feſt. Daß ihr wohl unumgeſtoßen und sicher bleiben könnt, es komme der Teufel oder seine Boten. 3* 36 [ 19. Januar. ] Tit. Kap. 3, V. 14. Laß die Unſern lernen , daß sie im Stande guter Werke sich finden laſſen, wo man ihrer bedarf, auf daß sie nicht unfruchtbar seien. Also ist das nicht dein gut Werk , daß du ein Almoſen giebſt, oder beteſt, ſondern wenn du deinem Nächsten dich ergiebst , und ihm dieneſt , wo er dein bedarf, und du es vermagst , es sei mit Almosen , Beten , Arbeiten , Fasten, Rathen, Trösten, Lehren, Ermahnen, Strafen, Entschuldigen, Kleiden, Speisen, zulezt auch durch Leiden und Sterben für ihn. Sage mir , wo ſind jeßt ſolche Werke in der Christenheit ? Wollte GOtt , ich hätte hier eine Stimme, wie ein Donnerschlag , daß ich könnte in alle Welt schallen, gute Werke , allen Menschen aus dem Herzen, Mund, Ohren und Büchern reißen, oder doch einen rechten Beistand darauf geben. [20. Januar.] Gal. Kap. 2, V. 16 . 37 Weil wir wissen, daß der Mensch durch des Geseßes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an JEfum Chriſt , ſo glauben wir auch *an Christum JEſum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Chriſtum, und nicht durch des Geseßes Werke. Denn durch des Geſeßes Werke wird kein Fleisch gerecht. Siehe zu , daß du dich nicht irre machen und vom Glauben auf die Werke führen laſſeſt. Gute Werke muß man thun, aber nicht auf ſie, ſondern auf Chri ſtus Werk die Zuversicht bauen, und die Sünde, Tod und Hölle nicht mit unſern Werken antaſten, sondern ſie von uns weiſen, auf den rechtfertigenden Heiland, auf den König von Zion, der weiß mit Sünde, Tod und Hölle umzugehen, das ist der Sünden- Tödter, der Tod-Würger, und der Höllen-Freſſer, den laſſe mit solchen Sachen schaffen, und lege deine Werke an deinen Nächsten, daß du damit ein gewiß Zeichen habest des Glaubens an den Heiland und Sünden- Tödter. 38 [21. Januar.] Jer. Kap. 23, V. 28. 29. Wie reimen sich Stroh und Weizen zuſammen, ſpricht der HErr. Ist mein Wort nicht, wie ein Feuer spricht der HErr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt? Das ist ein gewiſſes Zeichen, daß das Wort von GOtt ausgesandt, und ge kommen sei, wenn es ſchneidet und trifft, und das Herz erweckt, und die Men schen anheben, mit Ernſt darnach zu leben, und je mehr und mehr begehren, es zu hören, wie denn geschrieben steht : Wer mich isset, den hungert immer nach mir, und wer mich trinket , den dürstet mehr nach mir. Und daher kommt es , daß zu unsern Zeiten die allerschönſten Predigten geschehen , und wenig Frucht davon kommt, darum , daß die es sa gen, nicht GOtt folgen , und die es hören , nicht GOttes Wort glauben, son dern aus menschlicher Vernunft vermessen in menschliche Bernunft leuchten , so es doch muß Gnade sein , und nicht Vernunft, GOtt , und nicht Mensch. [22. Januar.] Einer trage des Gal. Kap . 6, V. 2 . 39 andern Last , so werdet ihr das Gesez Chriſti erfüllen. Christus Lehre verwirft dich nicht so bald , ob du dich nicht mögeſt ſo kurz lenken , und geschwind brechen , und hätte doch wohl mehr Ursache dazu , son dern sie sieht an , daß du verwundet und schwach bist , nimmt dich freundlich auf, lehrt dich die rechte Wahrheit und Freiheit von allen Menschen- Gesezen, duldet aber und trägt dich , ob du nicht so bald abstehest , und dieselben ver wirfst, giebt dir Zeit dazu, daß du es lernen sollſt abthun, indeß läßt sie dich thun, wie du kannst oder gewohnt bist, bis du geſund werdest , und die Wahr heit lauter und gewiß erkenneſt. Darum sollen wir Christum so kennen lernen , daß in seinem Reich nur schwache und kranke Leute sind , und daß es nichts anders sei , denn ein Spi tal, da eitel Gebrechliche und Sieche liegen, der man warten müſſe. 40 [23. Januar.] Röm . Kap. 15 , V. 1 . Wir aber, die wir stark sind, sollen der schwachen Gebrechlichkeit tragen, und nicht Gefallen an uns selbst haben . Ungern will man des andern Gebrechen dulden, sondern ein jeder førdert von dem andern, daß er vollkommen sei. Da denken und reden sie dann nur von einander, und eines will hier hinaus, das andere da hinaus, daß er Friede und Nuhe vor dem andern habe, und der Unluſt überhoben sei. Wer aber kann, der urlaubt das an dere , und ſtößt es von sich, schmückt sich darnach , und spricht , er fhue es der Gerechtigkeit zu Liebe , wolle nicht bei und um ſich böse Leute wiſſen , ſondern nur fromme und gute Menschen, wie er ist. Dies Uebel regiert am meisten in denen , die etwas voraus zu haben glauben vor andern, und ein ehrbares Le ben führen, und mehr Gnade haben; die blähen und brüsten sich; was ihnen nicht gleich ist, das muß ſinken , das richten sie , das verachten sie , und sie sind das hübsche Käßlein im Hause *). *) Das ist eine üble Gewohnheit noch nicht gründlich gedemüthigter Anfänger des Chri stenthums, daß sie sich vergessen, und mit lieblosem Richten und Wegwerfen an andern vers fündigen. wie nöthig ist Selbsterkenntniß ! [24. Januar. ] Eph. Kap. 6, V. 9. 41 Jhr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn , sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung zum HErrn. Die Eltern, ob ſie ſonſt nichts zu thun hätten , mögen an ihren eigenen Kin dern Seligkeit erlangen ; an denselben , ſo ſie die zu Gottesdienst recht ziehen, haben sie fürwahr beide Hände voll guter Werke für sich. Denn was ſind die Hungrigen, Durstigen, Nackten, Gefangenen, Kranken, Fremdlinge gegen deiner eigenen Kinder Seelen ? mit welchen dir GOtt aus deinem Hause ein Armenhaus macht, und dich ihnen zum Armenvater seßt, daß sie lernen GOtt trauen, glauben und fürchten , und ihre Hoffnung in Ihn ſeßen, ſeinen Namen ehren, nicht schwören noch fluchen, [ſich_kaſteyen mit Beten, Fasten, Wachen , Arbeiten , des Gottesdiensts und Wortz warten , und ihm feiern den Sabbath , daß sie zeitliche Dinge lernen verachten , Unglück sanft tragen, und den Tod nicht fürchten, das Leben nicht lieb haben 2 . 42 [25. Januar.] Gal, Kap . 4, V. 31 . So sind wir nun, lieben Brüder, nicht der Magd Kinder, ſondern der Freien. Wo das Gesez des Volks regiert , da ſind eitel Iſmael , empfangen auch von GOtt rechten Samen , wie Iſmael von Abraham empfangen wird, hören das Wort und Predigt, waschen (reden) mehr davon, denn die rechten Chriſten, aber werden nicht rechtschaffen , fallen auf Werke , greifen's mit dem freien Willen an, verlassen sich darauf, haben GOttes Gebot zuvor , da gehen sie in einem scheinbaren Leben vor der Welt, das Niemand tadeln kann , das sind alles der Magd Kinder, denn es ist noch kein GOttes Wort der Verheißung da, sondern GOttes Gnade wirkt nicht da , ist allein Fleisch und Blut , natürlich Ding, kein Glaube noch Geist da, dadurch sie vom Geset frei werden , darum werden nichts denn Ismael daraus . [26. Januar.] Röm . Kap. 14, V. 23. 43 Was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde. Man muß recht wiſſen, zu richten , was das beste an einem Werk sei , nem lich, daß es geht in GOttes Geiſt, nicht angeſehen, wie lang, groß oder schwer es ist , oder wer es gethan hat ; - schlage nur alles in den Wind , und siehe hieher , ob es GOtt geboten hat, und im Glauben geht. Denn das ist der Schaß, das Maß und Gewicht, darnach GOtt alle Werke mißt und wägt. Wieder, geht es nicht im Glauben und GOttes Wort , so laß es gleich sein; Todte auferwecken , so keusch und rein leben , wie die Mutter GOttes, so ist es vor GOtt nicht besser, denn öffentliche Sünde und Schande. in L • 78. 44 [ 27. Januar.] Sirach Kap. 15. V. 9. 10. Ein Gottloser kann nichts rechts lehren , denn es kommt nicht von GOtt. Denn zu rechter Lehre gehört die Weisheit , ſo giebt GOtt Gnade dazu . Wo das Leben nicht gut ist, ist es selten, daß einer recht predige, er muß je immer wider sich selbst predigen, welches er schwer thut ohne Zusaß und Neben Lehren. Summa Summarum : Wer nicht das Evangelium predigt, den sollst du wissen, daß er weder auf Mosis noch Christi Stuhl size , darum sollst du weder nach seinen Worten , noch seinen Werken thun, son dern ihn fliehen *) nach Art der Schafe Chriſti. Joh. Kap . 10, V. 5 . *) Diese Worte scheinen unserm Heilande Matth. Kap. 23, V. 3. zu widersprechen, der da will, daß seine Jünger nach der Pharisäer Worten, nicht aber Werken thun sollen. Allein Luther redet von solchen , die das Evangelium nicht predigen , und also nicht auf Chrifti Stuhl fißen , wie doch die Pharisäer das Gesez lehrten , und auf Mosis Stuhl faßen. Wie nun Viele find , die aus dem Evangelio eine Lehre zur fleischlichen Sicherheit machen, auch so leben , wie sie lehren , ſo redet Luther hier ganz recht. [28. Januar. ] 1. Petr. Kap. 5, V. 7. 45 Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er ſorget für euch. Sorget nichts , kommt aber etwas , das euch Sorge machen will, wie es denn sein muß, da ihr piel Anstöße haben müßt auf Erden , so stellt euch also : Heberwindet euch fein gar nicht mit eurer Sorge , es sei welcherlei es wolle, sondern laßt die Sorge , und kehrt euch mit Gebet und Flehen zu GOtt, und bittet ihn um alles, das ihr mit Sorgen wolltet ausrichten , daß er's ausrichte. Und thut das mit Dank, daß ihr einen solchen GOtt habt , der für euch ſorge, und dem ihr all' euer Anliegen mögt kühn anheimstellen. Wer sich aber so nicht stellt, wenn ihm etwas kommt, sondern will's zuvor mit Vernunft meſſen, und mit eigenem Rath regieren, und nimmt sich der Sorgen an, der mengt sich selbst in viel Jammer, verliert Freude und Friede in GOtt , und schafft doch nichts, sondern gräbt nur den Sand , und senkt sich weiter hinein , und kommt nicht heraus , wie wir denn täglich in unserer fahrung haben. eigenen , und anderer Er Friemast,Geburts. 46 [29. Januar.] Röm. Kap. 7 , V. 18 . Ich weiß, daß in mir, das iſt , in meinem Fleiſche wohnet nichts gutes. Wenn die weltlichen Begierden wären an des Hauses Wand gemalt , so möchtest du daraus laufen, oder wären in den rothen Rock gestrickt, so möchteſt du ihn austhun, und einen grauen anthun , oder wüchsen dir in den Haaren, ſo möchtest du dich laſſen beſcheeren, und eine Platte machen , oder wären in's Brod gebacken , so möchteſt du Wurzeln dafür eſſen. Nun sie aber in deinem Herzen stecken, und dich durch und durch beſißen , wo willst du hin laufen , da hin du dich nicht mitnehmeſt ? Was willst du anthun, da du nicht unten bleibst ? Was willst du eſſen und trinken , da du nicht dabei ſeiſt ? Lieber Mensch, die große Reizung iſt in dir, und mußt von dir selbst am ersten laufen und fliehen. [30. Januar.] 1 Theff. Kap . 1 , V. 8. 9 . 47 Denn sie verkündigen Von euch ist auserschollen das Wort des HErrn. haben , und wie ihr gehabt euch zu wir Eingang einen für was von euch, bekehrt seid zu GOtt von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren GOtt. Siehe, das ist der rechte Gottesdienst, dazu man keiner Glocken, keiner Orgel, keiner Kirchen, keiner Gefäße noch Zierde , keiner Lichter noch Kerzen, keines Klangs noch Geſangs, keines Gemäldes noch Bildes, keiner Tafeln noch Altars, keiner Platten noch Kappen , keines Räucherns noch Besprengens 2c. bedarf. Denn das sind alles Menschen Fündlein und Auffäße , die GOtt nicht achtet, Es bedarf nur und den rechten GOttesdienst mit ihren Geißeln verdunkeln. einerlei, des Evangeliums , daß man das wohl treibe , und daraus solchen Das ist die rechte Glocke und GOttesdienst dem Volk bekannt mache. Orgel zu diesem Gottesdienst. in L. 78. 48 [31. Januar.] Joh. Kap. 20, V. 29. Selig sind die nicht sehen, und doch glauben. Mein lieber Philippe (Melanchton !) das Ende und der Ausgang der Sache (Neformation) quält euch. Ich aber sage so viel : Wenn ihr's begreifen könn tet, so wollte ich ungern der Sache theilhaftig sein, viel weniger wollte ich ein Haupt oder Anfänger dazu ſein. GOtt hat sie an einen Ort geſeßt, den ihr in eurer Rhetorik (Beredſamkeit) nicht findet, auch nicht in der Philoſophie, der selbe Ort heißt Glaube, in welchem alle Dinge ſtehen , die wir weder sehen noch begreifen können. Wer dieselbe will sichtbar scheinlich und begreiflich machen, wie ihr thut , der hat das Herzeleid und Heulen zum Lohn , wie ihr auch habt, wider unsern Willen. [1. Februar. ] Psalm 118, V. 22. 23. 49 Der Stein, den die Bauleute verworfen, ist zum Eckstein geworden, das ist vom HErrn geschehen und ein Wunder vor unsern Augen. Diese Worte sind bald gelernt und gesagt , und wie sein wohl ich sie auch Aber wenn es an ein Treffen geht , daß ich kann , zeugen meine Büchlein . mit dem Teufel , Sünden , Tod , Noth und Welt mich soll beißen, daß sonst keine Hülfe, Rath und Trost da ist, ohne der einige Eckstein, da finde ich wohl, was ich kann, und was es für eine Kunſt iſt, an Chriſtum zu glauben. Dann Es ist ein Wunder sehe ich wohl, was David mit diesen Worten meint : vor unsern Augen. Luther's Schaßkäſtlein 1r. Thl . 50 [ 2. Februar. ] Tit. Kap . 2, V. 11. 12. Es ist erschienen die heilſame Gnade GOttes allen Menſchen, und züchtiget uns, daß wir verläugnen das ungöttliche Wesen , und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht, und gottselig leben in dieser Welt. Wer ler züchtig , gerecht und gottselig leben will , der muß sich begeben aller Feindschaft, und das Kreuz auf ſich nehmen. Er muß sich nicht laſſen irren, ob er gleich allein wie Loth zu Sodoma , und Abraham zu Canaan unter ei teln, vollen , trunkenen , unzüchtigen , ungerechten , falschen, ungöttlichen Men schen leben sollte. Es ist die Welt, und bleibt Welt , der muß er sich äußern, und nicht für sie leben , sie strafen in ihren weltlichen Begierden. Siehe , das heißt mitten im Schenkhause nüchtern , mitten im Huren hause züchtig , mitten im Tanzhause göttlich , mitten in der Mordgrube rechtfertig leben. Solche Welt macht denn dies Leben enge und verdrießlich, daß der Mensch wünscht, ſchreit und ruft nach dem Tode und jüngsten Tage, und wartet desselben mit großem Sehnen. Ein solch schwer Leben muß die Gnade führen. Natur und Vernunft ist hier verloren . [3. Februar. ] 51 2 Cor. Kap. 5 , V. 21 . GOtt hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilf. Was as eure Seele macht, möchte ich gern wissen , ob sie endlich einmal der eis genen Gerechtigkeit überdrüſſig worden, und sich nach der Gerechtigkeit JEſu Christi sehnen wollte. Es versuchen es heut zu Tage Viele, und die am meiſten, die aus allen Kräften gerecht und fromm sein wollen , wissen aber nichts von der Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, und uns in Christo so reichlich geschenkt ist, suchen vielmehr bei sich so lange Gutes zu wirken, bis sie meinen mit Verdienst und Tugend vor GOtt zu bestehen, so doch ganz unmöglich ist. Ihr seid seit her in der Meinung und Irrthum gestanden, ich auch ; ja noch jest streite ich wider den Irrthum, und bin noch nicht völlig Herr. Darum, mein lieber Bruder, lernet Christum den Gekreuzigten kennen, lernet an euch selbst verzagen, und ſa gen: HErr JEsu , du bist meine Gerechtigkeit, ich aber bin deine Sünde. Hütet euch so rein zu sein, daß ihr keine Sünder mehr ſein Darum ist er vom wollet. Christus wohnt sonst nirgends als bei Sündern. Himmel kommen, allwo er unter Gerechten wohnte, daßer auch unter Sündern wohnen möchte. Diese Liebe betrachtet, so werdet ihr den süßesten Trost und Frieden eurer Seele genießen. 4* 52 [4. Februar. ] Jacob. Kap. 1 , V. 18 . Er hat uns gezeuget nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, daß wir wären Erstlinge seiner Kreaturen . ler ganze Mensch muß in das Evangelium kriechen , und allda neu werden, Der die alte Haut ausziehen ; wie die Schlange thut , wenn ihre Haut alt wird, sucht sie ein enges Loch im Felsen, da kriecht sie hindurch, und zieht ihre Haut ſelbſt ab, und läßt sie draußen vor dem Loche. Also muß der Mensch auch in das Evangelium und GOttes Wort sich begeben , und getrost folgen ſeiner Zusage, er wird nicht trügen ; so zieht er ab seine alte Haut , läßt draußen sein Licht , seinen Dünkel , seinen Willen , seine Liebe , seine Lust, sein Reden, fein Wirken , und wird also ein ganz anderer , neuer Mensch , der alle Dinge anders ansieht, als vorhin, anders richtet, anders urtheilt, anders denkt, anders will, anders redet, anders liebt, anders lüstet, anders wirkt und fährt, als vorhin. [5. Februar.] Psalm 116, V. 10. 53 Ich glaube, darum rede ich, ich werde aber sehr geplagt. Glaubst du, so ist es nicht möglich, daß davon dein Herz nicht sollte in GOtt lachen, frei, sicher und muthig werden. Dann bricht deine Liebe aus, thut Je dermann, was sie kann, predigt und sagt solche Wahrheit , wo sie kann , ver wirft alles, was nach dieser Lehre nicht gepredigt und gelebt wird. Siehe , so mag denn der Teufel solches nicht hören noch sehen , will sein Ding von dir unverworfen haben , hängt an dich alles , was da groß, gelehrt, reich und ge waltig ist, macht dich zu einem Kezer und tollen Menschen. Siehe, ſo kommſt du denn gleich , wie dein HErr Chriſtus , um der Wahrheit willen an's Kreuz, und mußt auf's äußerste geschändet werden, Leib, Leben, Gut, Ehre und Freunde, alles in die Gefahr seßen , bis daß sie dich von ihm aus diesem Leben treiben in's ewige Leben. Noch mußt du in dem allen fröhlich sein , dasselbige alles gern dulden , und für gut halten, ihnen wiederum freundlich seyn , allezeit ge denken, daß du zuvor auch, wie sie jezt sind, vor GOtt geweſen biſt. 54 [6. Februar. ] Matth. Kap. 23, V. 37. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ver sammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel ? Siehe, wie die natürliche Gluck-Henne thut, es nimmt sich kaum ein Thier ſei ner Jungen so treulich an. Sie verwandelt ihre natürliche Stimme, und nimmt an eine jammernde und klagende Stimme, ſie ſucht, scharrt und lockt den Küch lein ; wo sie was findet, da ißt sie nicht , läßt es den Küchlein , mit ganzem Ernst schreit und ruft sie wider den Geyer , und breitet ihre Flügel so willig aus , und läßt die Küchlein unter sich und über sich steigen , mag sie so gar wohl leiden, und ist dir ein feines liebliches Bild. Also auch Christus hat an= genommen eine jammernde Stimme, für uns geklagt, und Buße gepredigt, Je dermann seine Sünde und Jammer angezeigt, aus ganzem Herzen gesucht in der Schrift , lockt uns hinein , und läßt es uns eſſen , und breitet seine Flügel mit aller seiner Gerechtigkeit , Verdienst und Gnade über uns , und nimmt uns so freundlich unter sich, erwärmt uns mit seiner natürlichen Hiße , das ist , mit feinem heiligen Geiſte, der allein durch ihn kommt , streitet für uns wider den Teufel in den Lüften und ist unser Schuß in aller Noth. Ev.304:25,26, [7. Jebruar.] fy.Job: 11.9.40. Offenb. Joh. Kap . 3 , V. 1 . 57 Du hast den Namen, daß du lebſt, und biſt todt. Der ler Verräther hat den Namen, daß er heißt : Judas Ischarioth. Judas heißt ein Bekenner , denn alle solche Heiligen bekennen Christum , läugnen ihn nicht öffentlich, ja scheinen im Leben besser, als die rechtschaffenen Bekenner. Aber Ischarioth heißt : Lohn ; denn solche Heiligen sind Miethlinge, Lohnſucher, und Eigennüßige ; Alles , was sie thun , damit ſuchen ſie das Ihre , thun nichts frei GOtt zu Ehren , gleich wie Judas mit seinem Beuteltragen , nicht mehr , denn seinen Nußen sucht und schafft. Siehe , also ist die Welt voll geistlicher Leute, aber im Grunde ist nicht mehr hinter ihnen , als eitel Ischarioth , eigen Gesuch und Nuß , und verführen mit ihrem Schein alle Welt vom rechten Wege des Glaubens , und alſo verrathen und verkaufen ſie Chriſtum , das ist : Wahr heit und Gnade. 18. Februar. ] Röm . Kap. 8, V. 16. Der heil. Geiſt giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOttes Kinder ſind. Wenn das Cain hört , so wird er sich ſegnen mit Händen und Füßen , vor großer Demuth sagen : Ei behüte mich GOtt vor der greulichen Keßerei und Vermeſſenheit, sollte ich armer Sünder ſo hoffärtig sein und sagen : Ich ſei wie ein Kind GOttes ? Nein, nein, ich will mich demüthigen , und mich als armen Sünder bekennen ; dieſe laß fahren, und hüte dich vor ihnen als vor den größten Feinden des christlichen Glaubens und deiner Seligkeit. Wirst du dich für GOttes Kind ausgeben, und bekennen solchen Glauben, so wird Caiphas aus großem Gottesdienſt ſein Kleid zerreißen, und über dich schreien : Er hat GOtt gelästert. Und die andern alle mit ihm : Er ist des • Todes schuldig ; wir haben ein Geseß, und nach dem Gesez soll er sterben, denn er hat sich zu GOttes Kind gemacht ; kreuzige ihn , er ist ein Keßer und Ver führer. Das laß dir geſagt ſein, und richte dich darnach, es muß alſo ſein. [9. Februar.] Psalm 30, V. 7. 8. 37 Ich sprach, da mirs wohl ging : Ich werde nimmermehr darnieder liegen, denn HErr , durch dein Wohlgefallen hast du meinen Berg stark gemacht; aber da du dein Antlig verbargest, erschrack ich. Wenn enn uns GOtt einen feinen Glauben gegeben und wir daher gehen in starker Zuversicht, daß wir einen gnädigen GOtt haben durch Christum, da ſind wir im Paradies. Aber ehe wir es uns versehen, kann sich's wenden, daß uns GOtt das Herz entfallen läßt , daß wir meinen , er wolle uns den HErrn Chriſtum aus den Herzen reißen , und uns also zugedeckt wird, daß wir an ihm keinen Trost haben können , sondern der Teufel eitel schreckliche Gedanken von ihm den Herzen eingiebt ; also , daß unser Gewissen fühlt , es habe ihn verloren , und alsdann zappelt und zagt, als sei es eitel Zorn und Ungnade gegen ihm, die wir mit unsern Sünden verdient haben. 18. Februar. ] Röm . Kap . 8, V. 16. Der heil. Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir GOttes Kinder sind. Wenn das Tain hört , so wird er sich segnen mit Händen und Füßen , vor großer Demuth sagen : Ei behüte mich GOtt vor der greulichen Keßerei und Vermeſſenheit, sollte ich armer Sünder so hoffärtig sein und sagen : Ich ſei wie ein Kind GOttes ? Nein, nein, ich will mich demüthigen , und mich als armen Sünder bekennen ; diese laß fahren, und hüte dich vor ihnen als vor den größten Feinden des christlichen Glaubens und deiner Seligkeit. Wirst du dich für GOttes Kind ausgeben, und bekennen solchen Glauben, so wird Caiphas aus großem Gottesdienst sein Kleid zerreißen , und über dich schreien : Er hat GOtt gelästert. Und die andern alle mit ihm : Er ist des Todes schuldig; wir haben ein Geseß, und nach dem Gesez soll er sterben, denn er hat sich zu GOttes Kind gemacht ; kreuzige ihn , er ist ein Keßer und Ver führer. Das laß dir geſagt sein, und richte dich darnach, es muß alſo ſein. [9. Februar. ] Psalm 30, V. 7. 8. 57 Ich sprach, da mirs wohl ging : Ich werde nimmermehr darnieder liegen, denn HErr , durch dein Wohlgefallen hast du meinen Berg stark gemacht; aber da du dein Antlig verbargest, erschrack ich. Wenn lenn uns GOtt einen feinen Glauben gegeben und wir daher gehen in starker Zuversicht, daß wir einen gnädigen GOtt haben durch Christum, da ſind wir im Paradies. Aber ehe wir es uns versehen, kann sich's wenden, daß uns GOtt das Herz entfallen läßt , daß wir meinen , er wolle uns den HErrn Christum aus den Herzen reißen , und uns also zugedeckt wird , daß wir an ihm keinen Trost haben können , sondern der Teufel eitel schreckliche Gedanken von ihm den Herzen eingiebt ; also , daß unser Gewissen fühlt , es habe ihn verloren , und alsdann zappelt und zagt, als sei es eitel Zorn und Ungnade gegen ihm , die wir mit unsern Sünden verdient haben. 58 [ 10. Februar.] Gal. Kap. 3, V. 27. 1 Wie viel euer getauft sind, die haben Christum ángezogen. Daß Christus unser Kleid ſei , und für uns als seinem Kleide mittle , hören wir wohl gern, aber wenn er sein Kleid reinigen will, das leiden wir gar un gern. Wollen wir sein Kleid ſein , so müssen wir es wahrlich leiden , daß er's reinige, er mag und will nicht in unreinem Kleide gehen. Darum ist's ein gut Zeichen, wo er viel Leiden schafft, und läßt auch nicht nach, wo sein Kleid iſt, er reinigt daran mit allerlei Leiden, thut er's aber nicht, so ist sein Kleid nicht da. Zu der Märtyrer Zeit, daß er das Kleid hatte neu angezogen, da fegte er gar redlich daran durch Tod und allerlei Leiden. Da saß er, (wie Malach. Kap. 3 , V. 3 ) und schmelzte die Kinderlein, und der die Kleider reinigt. war wie ein Walk- Müller, [11. Februar. ] , 2. Tim. Kap. 2 , V. 11. 12. 59 Das ist je gewißlich wahr, sterben wir mit, so werden wir mit leben , dul den wir mit, so werden wir mit herrschen. Willst du nicht sterben , ſo ſtirb ; willst du nicht gefangen sein , so gieb dich gefangen ; willst du nicht in die Hölle kommen , so fahre hinein; willst du nicht ein Sünder ſein, so werde ein Sünder ; willst du des Kreuzes los sein, so nimm es auf dich ; willst du den Teufel überwinden, so laß dich von ihm über winden; willst du einen bösen Menschen zwingen, so laß dich von ihm zwingen. Diese räthselhaften Worte erklärt die Schrift 1 Cor. 3 , V. 18 also : Wer weise werden will , der werde ein Narr. steht es gar wohl, und hat's in täglicher Erfahrung. Ein wahrer Chriſt ver Das schwerste ist : will ſt du den Teufel überwinden , so laß dich von ihm überwin den. Der Verstand ist etwa dieſer : Laß den Teufel mit seinem ganzen An hang auf dich losstürmen, daß es scheine, als lägest du unten, und er siege, so wird doch Christi Kraft , die in der Ohnmacht allmächtig bleibt , die Oberhand behalten. 60 [12. Februar. ] Röm . Kap . 8, V. 38. 39. 1 Ich bin gewiß , daß weder Tod noch Leben , weder Engel noch Fürsten thum 2c. uns scheiden soll von der Liebe GOttes , die da ist in Christo JEsu, unserm HErrn. Glauben zu, daß er nicht mit, geringen Dingen muß zu ſchaffen GOtt schickt dem haben, sondern solches, das alle Welt nicht leiden mag, als : den Tod, Sünde, Welt und Teufel. Denn alle Welt vermag nicht zu stehen wider den Tod, son Aber dern flieht und erschrickt davor , und wird auch von ihm überwunden . der Glaube steht fest , und legt sich wider den Tod , der alle Welt frißt , und Also auch gewinnt ihm ab , und verschlingt den unersättlichen Lebensfresser. kann alle Welt das Fleiſch nicht zwingen noch dämpfen, sondern es regiert über alle Welt, und muß geschehen, was es will, daß alle Welt dadurch fleischlich ist. Aber der Glaube greift es an , und wirft's unter sich, und führt's im Zaum, Also mag auch kein Mensch der Welt Toben, Verfolgen, daß es dienen muß. Lästern, Schänden, Haß und Neid ertragen, Jedermann weicht und wird matt, fie liegt oben und gewinnt , ohne den Glauben spottet ihr dazu , und tritt solches alles mit Füßen, und macht eine Freude und Luſt daraus. i [13. Februar.] Luc. Kap. 6, V. 21. 22 . 61 Wehe euch, wenn euch Jedermann wohl redet. Selig aber seid ihr , wenn euch die Menschen haffen , und euch´absondern , und schelten euch, und verwerfen euren Namen, als einen boshaftigen, um des Menschen Sohnes willen . Die Welt kann wohl leiden alle Predigt , ohne Chriſtus Predigt , das macht, wenn derselbe kommt , und wo er ist, da predigt er also , daß er allein will recht haben. Er predigt : daß die Weisen Narren, und die Heiligen Sünder , und die Reichen verloren sind , darüber Das ist nun der Christen Trost , sonderlich der werden sie toll und thöricht. Prediger, daß sie gewiß sein sollen , und sie das erwägen, wo sie Christum führen und predigen, daß sie Verfolgung müssen leiden, da wird nichts anders aus , und ein recht gut Zeichen ist , daß die Predigt recht chriſt lich ist, wo sie verfolgt wird , sonderlich von den großen , heiligen, gelehrten und klugen Leuten ; wieder : nicht rechtschaffen ist, wenn ſie gelobt und geehrt wird. 62 [ 14. Februar. ] Matth. Kap . 20, V. 16. Also werden die Lezten die Ersten , und die Ersten die Leßten sein. Die Summe dieſes Evangeliums iſt : Kein Mensch ist so hoch, noch wird ſo Hoch kommen, der nicht zu fürchten habe, er werde der allerniedrigste. Wieder : Niemand liegt so gefallen , oder mag so tief fallen , dem nicht zu hoffen sei, er möge der Höchste werden , weil hier alle Verdienste aufgehoben und allein Damit daß er spricht: Der Erste soll der Lezte GOttes Güte gepriesen wird. ſein, nimmt er dir alle Vermeſſenheit, und verbietet dir, daß du dich über keine Hure erhebest , und wenn du gleich Abraham , David , Petrus oder Paulus wärest. Damit aber, daß er spricht : Der Lezte soll der Erſte ſein , wehrt er dir alle Verzweiflung , und verbietet dir , daß du dich unter keinen Heiligen werfest, wenn du auch Pilatus, Herodes, Sodoma und Gomorrha wäreſt. [ 15. Februar. ] 2 Cor. Kap . 11 , V. 19 . Ihr vertraget gern die Narren, dieweil ihr klug seid. Böse Prediger haben das Glück , daß man alle ihre Thorheit trägt und dul det, und ob man gleich greift und fühlt, daß sie gröblich narren , doch geht es ihnen hinaus, und man hält es ihnen zu gute. Aber den rechten Lehrern kann man schlecht nichts zu gute halten , sondern man lauert auf ihre Worte und Werke , ob man sie fangen könne , und wo man einen Splitter kann finden, nur zum Schein , da macht man eitel große Balken aus , da ist kein Dulden, sondern eitel Urtheilen, Verdammen und Verachten. Darum ist's ein verdrieß liches Amt zu predigen , daß wer nicht allein GOttes Ehre und des Nächsten Nußen ansieht, nicht darin beharren kann. Er muß arbeiten, und andere laſſen die Ehre und den Nußen haben, er muß Schaden und Spott zum Lohn ha ben. Hier heißt es lieben und nicht genießen , und doch nicht laſſen ver drießen. Das muß GOttes Geiſt thun, Fleiſch und Blut thut nichts. 62 [ ebruar.] Joh. Kap. 12, V. 35 . es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch , wandelt , dieweil ihr das Licht habt, daß euch die Finsterniß nicht überfalle. Die Predigt des Evangeliums ist keine ewig währende bleibende Lehre, ſondern ist wie ein fahrender Play- Regen , der dahin lauft ; was er trifft, das trifft er; was fehlt , das fehlt; er kommt aber nicht wieder, bleibt auch nicht stehen, Das giebt sondern die Sonne und Hize kommt hernach, und leckt ihn auf. auch die Erfahrung , daß an keinem Orte der Welt das Evange lium lauter und rein bleibt über eines Mannes Gedenken, sondern so lange die blieben sind, die es aufbracht haben, ist es gestanden, und hat zugenommen; wenn dieselben dahin waren , so war das Licht auch dahin, folgten bald darauf Rotten-Geiſter und falsche Lehrer. Liebe Brüder ! kauft, dieweil der Markt vor der Thür ist; sammelt ein, weil es scheint und gut Wetter ist. Brauchet GOttes Gnade und Wort, weil es da ist. Es ist bei den Juden gewesen , aber hin ist hin, sie haben nun nichts. Paulus brachte es nach Griechenland , aber hin ist hin , nun haben sie den Türken. Rom und Italien hat es auch gehabt, hin ist hin, sie haben nun den Pabst. Und ihr Deutschen dürft nicht denken , daß ihr es ewig haben werdet, denn der Undank und die Verachtung wird es nicht laſſen bleiben. [17. Februar. ] Matth. Kap. 4, V. 3 . 65 Und der Versucher trat zu ihm, und sprach : Bist du GOttes Sohn, so ſprich, daß diese Steine Brod werden. Sage nun, daß du einen GOtt habeſt , der für dich forge ! Wo ist nun dein himmlischer Vater, der für dich sorgt ? Ich meine ja, er lasse dich fein ; iß nun und trink von deinem Glauben; laß sehen , wie du satt wirst, ja wenn es Steine wären ; wie fein bist du GOttes Sohn ; wie väterlich stellt er sich gegen dich, daß er dir nicht eine Rinde vom Brode schickt ; läßt dich so arm und durstig sein; glaube nunmehr , daß du sein Sohn , und er dein Vater sei ? Mit solchen Gedanken sticht der Teufel wahrlich alle GOttes -Kinder an , und Chri ſtus hat sie gewiß gefühlt , denn er war kein Stock noch Stein, wiewohl er rein und ohne Sünde war und blieb , wie wir nicht bleiben können. Luther's Schafkäftlein 1r. Thl. 5 66 [18. Februar. ] 2 Tim. Kap . 3, V. 12. Alle, die gottselig leben wollen in Christo JEsu, müſſen Verfolgung leiden. Sorge nicht, wo du Leiden finden wirst , es hat nicht Noth. Sei du nur ein frommer Christ, Prediger, Bürger, Bauer, Adeliger, Herr, und richte dein Amt treulich und fleißig aus ; laß den Teufel sorgen , wo er ein Hölzlein findet, daraus er dir ein Kreuz mache, und die Welt, wo sie eine Geißel mache auf deine Haut , wenn dich gleich die Obrigkeit in den Schoos sezt ; denn so klug und mächtig wird keine Obrigkeit ſein , die dich könne vor dem Teufel und bö sen Leuten , und vor allem Uebel schüßen und behüten , wenn sie gleich ganz fromm und fleißig ist. [ 19. Februar.] Ebr. Kap . 1 , V. 14. Matth . Kap. 4 , V. 11. 67 Sind sie nicht allzumal - dienſtbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit. Siche, da traten die Engel zu ihm, und dienten ihm. Solches ist uns zum Trost geschrieben , daß wir wiſſen , wie uns viele Engel wieder dienen, wo uns ein Teufel anficht, ſo wir ritterlich fechten; und ſo wir ſtehen , ſo läßt uns GOtt nicht Mangel leiden , es müßten ehe die Engel vom Himmel kommen , und unsere Bäcker , Kellner und Köche werden , und uns in aller Nothdurft dienen ! Es ist Matth. Kap. 4, nicht um Chriſtus willen ge schrieben, der es nicht bedarf. Haben ihm die Engel gedient , so mögen sie uns auch dienen. Ich wollte auch lieber einen Engel um mich haben , denn vierundzwanzig türkische Kaiser mit aller ihrer Macht und Gewalt ; wenn sie gleich hundert tausend Büchsen bei sich hätten, so ist's doch gegen einen Engel gar nichts, 3* 68 [ 20. Februar. ] Jes. Kap. 53, V. 8. Er ist um unserer Missethat willen verwundet , und um unserer Sünden willen zerschlagen. Da siehst du den strengen Zorn und unwandelbaren Ernst GOttes über die Sünde und Sünder , daß er auch seinem eigenen allerliebsten Sohne hat nicht Was wollen die Sünder los geben , er hätte denn für sie eine schwere Buße. will dem Sünder begegnen , wenn das liebste Kind alſo geschlagen wird ? Es muß ein unausſprechlicher und unerträglicher Ernst da sein , dem so eine große unmeßliche Person entgegen geht, und dafür leidet und stirbt ; und wenn du recht tief bedenkst, daß GOttes Sohn selbst leidet , so wirst du wohl erschrecken, und je länger je tiefer. [21. Februar. ] Röm. Kap. 4, V. 25 . 69 Christus ist um unserer Sünde willen dahin gegeben, und um unserer Ge rechtigkeit willen auferwecket. Auf diese und dergleichen Sprüche mußt du mit ganzem Vertrauen dich ver Denn wo du das Lassen, so viel mehr , so härter dich dein Gewissen martert. nicht thust, sondern durch deine Reue und Genugthuung dich vermiſſeſt, zu stillen, so wirst du nimmermehr zur Ruhe kommen, und mußt zuletzt doch verzweifeln. Denn unſere Sünden , wenn wir sie in unserm Gewissen haben, und bei uns laſſen bleiben, in unsern Herzen anſehen , so sind sie uns viel zu ſtark, und le Aber wenn wir sehen, daß sie auf Christo liegen , und er ſie ben ewiglich. überwindet durch seine Auferstehung , und wir das keck glauben , so sind sie todt und zunichte geworden, denn auf Christo mochten sie nicht bleiben, sie sind durch sein Auferstehen verschlungen, und siehst jezt keine Wunden noch Schmer zen an ihm, das ist : keiner Sünden Anzeige. 70 [ 22. Februar. ] Eph. Kap . 5 , V. 1. 2. So seid nun GOttes Nachfolger , als die lieben Kinder, und wandelt in der Liebe , gleich wie Christus uns hat geliebt, und sich selbst dargegeben für uns zur Gabe und Opfer, GOtt, zu einem süßen Geruch. Als wollte er sagen, da bin ich selber, der für dich wird gegeben ; den Schaß ſchenke ich dir. - Was ich habe , sollst du auch haben ; wenn dir's mangelt, soll mir's auch mangeln ; da hast du meine Gerechtigkeit, Leben und Seligkeit, daß dich weder Sünde noch Tod , Hölle noch Unglück überwältigen soll ; so lange ich gerecht bin und lebe , so lange sollst du auch fromm und lebendig bleiben. Solche Worte müssen wir wieder zu unserm Nächsten reden , nemlich also : Siehe, mein lieber Bruder , ich habe meinen HErrn empfangen , der ist mein, und habe nun übrig genug und alle Fülle ; so nimm du nun auch, was ich habe, das soll alles dein sein , und will es auch für dich darseßen ; ist es nöthig, daß ich für dich sterben soll, so will ich's auch thun. [23. Februar. ] Gal. Kap . 5, V. 13 . 71 Sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleiſch nicht Raum gebet. Man an muß lehren und sagen, daß der alte Sauerteig müsse ausgefegt werden, und daß sie nicht Christen sein , noch den Glauben haben, wo sie dem Fleisch seinen Muthwillen lassen , und vorsäßlich wider das Gewissen in Sünden blei ben und beharren, welches ist um so viel desto ärger und verdamm licher, so man solches thut unter dem Namen und Decel des Evangeliums und christlicher Freiheit , denn dadurch wird der Name Chriſti und des Evangeliums gelästert und verachtet , darum muß solches schlechthin weg , und ausgetrieben sein , als damit nicht bestehen kann der Glaube und gut Gewissen. 72 [24. Februar. ] Joh. Kap. 4, V. 50. Der Mensch glaubte dem Wort , das JEſus zu ihm sagte, und ging hin. Man muß vom Fühlen abtreten, und schlecht das Wort in die Ohren faſſen, und darnach in's Herz schreiben , und daran hangen , wenn es gleich keinen Schein hat, daß meine Sünden von mir hinweg sind, wenn ich sie gleich in mir noch fühle ; das Fühlen muß man nicht ansehen , sondern fest darauf dringen, daß der Tod, Sünde und Hölle überwunden sei , ob ich gleich wohl fühle, daß ich im Tode , Sünde und Hölle noch stecke. Denn obgleich das Fühlen der Sünde noch in uns bleibt , so geschieht es doch allein darum , daß es uns zum Glauben treiben soll , und den Glauben stark machen, daß wir wider alles Fühlen das Wort aufnehmen , und darnach das Herz und Gewiſſen immerzu auf Chriſtum knüpfen. So führt uns denn der Glaube fein ſtille wider alles Fühlen und Begreifen der Vernunft durch die Sünde , Tod und Hölle. Dar nach sehen wir die Erlösung vor Augen , da werden wir gewahr , was wir ge glaubt, daß der Tod und alles Unglück überwunden sei. Good NJ23, Febru @dp .、 Ebr. Kap : 2, V. 11 . Abendmahl. 1828. 73 Darum schämet er sich nicht , ſie Brüder zu heißen und spricht : verkündigen deinen Namen meinen Brüdern. Pſalm 22. 23. Ich will Db dich deine eigene Unwürdigkeit vor den Kopf ſtößt , ſo du beten ſollſt und denkst : Ach ! meiner Sünden iſt zu viel, und habe Sorge, ich könne nicht Chriſti Bruder sein ; so schlage doch um dich , und wehre dich , wie du kannſt , daß du solchen Gedanken nicht Raum gebest , denn da ſtehest du in großer Gefahr der Sünden in dem heil. Geist , und nur getrost und troßig gesagt wider solch des Teufels Eingeben : Ich weiß wohl , was ich bin , und darfst mir solches nicht ſagen noch lehren , denn es gebührt dir nicht, darob zu richten ; darum hebe dich, du leidiger Lügen- Geiſt , ich will und soll dich nicht hören ; hier ist aber mein HErr Christus , GOttes einiger Sohn , für mich gestorben , und von den Todten auferstanden , und sagt mir , daß aller meiner Sünden vergessen sei/ und er nun will mein Bruder sein , und ich nun wieder sein Bruder sein soll ; und will, daß ich solches ohne alles Wanken von Herzen glaube. 74 [26. Februar. ] to Abends8.Uch1.25.Abendmahl. v. M. 1878. Joh. Kap. 5 , V. 5. 11.Ufr,9, Wer ist, der die Welt überwindet, ohne der da glaubt, daß JEſus GOttes Sohn ist ? Das as heißt der rechte fieghafte Glaube , der da glaubt , daß JEſus GOttes Sohn ist, das ist eine übernatürliche Kraft durch den heil. Geist in der Christen Herzen gemacht ; denn es ist ein solcher gewisser Verstand , der nicht hin und her flattert noch gafft nach seinen eigenen Gedanken , sondern GOtt ergreift in dieſem Chriſto , als seinen Sohn vom Himmel gesandt , durch welchen er ſeinen Willen und Herz offenbart, und von Sünden und Tod zu Gnaden und neuem ewigen Leben hilft. Er ist auch eine solche Zuversicht und Vertrauen , so sich verläßt nicht auf sein eigen Verdienst und Würdigkeit , sondern auf Chriſtum, den Sohn GOttes , und auf seine Gewalt und Macht wider Welt und Teufel streitet. Darum ist auch ein solcher Glaube nicht ein kalt , faul , ledig und müßiger Gedanke, sondern eine lebendige und thätige Kraft; wo er iſt, da muß folche Frucht , Sieg und Ueberwindung folgen, oder so es nicht folgt , iſt auch der Glaube und die neue Geburt nicht da. " [27. Februar. ] Röm. Kap. 5 , V. 1 . 30+ 75 Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben , so haben wir Friede mit GOtt durch unsern HErrn JEſum Chriſtum. Wenn enn ich glaube, daß der HErr Chriſtus meine Noth, Sünde, Tod und alles Böse überwunden , ist es nicht möglich, daß ich könne verzagen und blöde sein, Denn immer ist der Glaube da, wie sehr mich auch Sünde und Tod drücken. und sagt : drücken dich die Sünden , erschreckt dich der Tod , so wirf deine Au gen auf Chriſtum, der iſt um deinetwillen gestorben und auferſtanden , und hat alles Unglück überwunden , was will dir denn ſchaden ? vor was willst du dich denn fürchten ? Also auch liegt anderes Unglück auf dem Halſe , als : Krank heit , oder Armuth , so wirf die Augen davon, und schließe die Vernunft zu, und wirf dich auf Chriſtum, und halte dich an ihn, so wirst du gestärkt und getröstet werden. So groß ist kein Uebel , das dir begegnen mag , das dir schaden und dich verzagt machen könne , so du Chriſtum anſiehſt, und an ihn glaubst. Darum ist es unmöglich, daß diese Frucht außen bleibe , wo der Glaube ist , daß nicht der Friede auch folge. 76 [ 28. Februar .] 1 Cor. Kap. 4, V. 20. Das Reich GOttes besteht nicht in Worten , sondern in Kraft. E& Es soll nicht bei den Worten der Auferstehung bleiben, und iſt Chriſto darum nicht zu thun, daß man davon hören oder reden kann ; sondern, daß es soll in Denn was hilft es einem Todten , ob man unserm Leben empfunden werden. ihm viel predigt vom Leben, so er nicht auch davon lebendig wird ? oder einem Sünder von Gerechtigkeit , so er doch in Sünden bleibt ? oder einem Jrrenden von der Wahrheit , so er nicht von seinem Irrthum und Finsterniß abläßt ? Also ist es auch nicht allein vergeblich, sondern auch schädlich und verdammlich, von dem herrlichen und seligen Trost der Auferstehung hören , wenn das Herz ſolche nimmer erfährt, ſondern allein der Ton in den Ohren, oder nur Schaum auf der Zunge daran bleibt , und nicht mehr darnach folgt, als bei denen , die nie etwas davon gehört haben. [ 1. März. ] 2 Cor. Kap. 5, V. 15. 77 Chriſtus iſt darum für alle gestorben, auf daß die, ſo da leben , hinfort nicht ihnen ſelbſt leben , sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Diese liebliche süße Predigt wird dir nicht helfen , daß du ſagſt : Chriftus ist für die Sünder gestorben und auferſtanden, darum hoffe ich auch für mich. Ja recht , aber so du willst immer in der alten Haut bleiben , und dieſe Predigt nur zum Deckel brauchst deines schändlichen Geizes, (Hoffart, Wollust,) so steht hier geschrieben: nimm dich dieses Trostes nur nicht an; denn ob er wohl ist für Alle gestorben und auferstanden , so ist er doch dir noch nicht auferstanden, denn du hast solche Auferstehung noch nicht mit dem Glauben gefaßt ; den Rauch hast du gesehen , aber des Feuers nicht empfunden ; die Worte haſt du gehört , aber keine Kraft derselben empfangen. 78 [2. März.] Matth. Kap. 6, V. 9. Vater Unser, der du bist im Himmel. Db ich wohl fühle und erfahre , daß ich leider nicht kann mit ganzem Herzen Bater Unser sagen, wie es denn kein Mensch auf Erden völlig sagen kann (ſonſt wären wir bereits gar ſelig), so will ich doch versuchen und anfangen, wie ein Kindlein an feinem Zißlein zu ziehen; kann ich's nicht genug glauben, so will ich es doch nicht lassen erlogen sein, noch Nein dazu sagen ; und ob ich das Spiel nicht so spielen kann , wie sein Recht ist , daß ich nur nicht das Wider- Spiel treibe, denn das wäre den Teufel gar aus ihm gemacht ; sonderlich täglich daran lerne buchstabiren , bis ich solch Vater Unser und diese Predigt Chriſti lerne nachsprechen, ich mache es so gut oder böse, als ich kann ; GOtt gebe, es ſei ge stammelt oder gestottert oder gelallet, daß ich's nur etwa zuwege bringe. [3. März.] Luc. Kap. 24, V. 38 . 79 Was seid ihr ſo erschrocken, und warum kommen solch Gedanken in eure Herzen? Dieser Text ist mit keinem Geld noch Gut zu bezahlen , daß ein betrübt Herz daraus lernen und schließen kann ; ob gleich der Teufel alle Sprüche herführt, die in der Bibel sind , das Herz zu schrecken , wenn er's zu viel macht, und nicht auch Trost hernach giebt, so ist es gewiß der Teufel , wenn du auch so scheinbar Christi Gestalt siehst, als er am Kreuz gehangen, oder zur rechten Denn das mag wohl sein , daß Christus komme, und Hand des Vaters sißt. dich erstlich erschrecke ; aber das ist gewißlich nicht seine , sondern deiner Natur Schuld, daß du ihn recht erkennst ; das ist aber der Teufel selber, der dich an greift mit Schrecken, und läßt nicht ab, bis er dich in Verzweiflung bringe. 80 [4. März. ] Ich bin ein guter Hirte , Joh. Kap. 10, V. 12. ein guter Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Wenn du dieſen Hirten kennst, so kannst du wider Teufel und Tod dich schüßen und sagen : Ich habe ja leider GOttes Gebote nicht gehalten ; aber ich krieche dieser lieben Henne , meinem lieben HErrn Chriſto , unter ihre Flügel, und glaube , daß er ist mein lieber Hirte , Bischof und Mittler vor GOtt , der mich deckt und schüßt mit seiner Unschuld , und schenkt mir seine Gerechtigkeit, denn was ich nicht gehalten habe , das hat er gehalten , ja was ich gesündigt habe, das hat er mit seinem Blute bezahlt. Sintemal er ist nicht für sich, sondern für mich gestorben und auferstanden , wie er denn hier spricht : Er Lasse sein Leben, nicht für sich selbst , sondern für die Schafe. Also bist du denn sicher, und muß dich der Teufel mit seiner Hölle zufrieden laſſen , denn er wird freilich Christo nichts anhaben können , der ihn schon überwunden , und dich, so du als ein Schäflein an ihn glaubeſt, ſchüßt und erhält. [5. März.] 81 2 Cor. Kap . 6 , V. 17 . Gehet aus von Ihnen , und ſondert euch ab , ſpricht der HErr, so will ich euch annehmen . Wie das ? nicht mit Kappenanziehen , und in einen Winkel und Wildniß kriechen, denn damit entläufst du dem Teufel und der Sünde nicht, er findet dich gleich sowohl in der Wüste, in der grauen Kappe, als auf dem Markte in einem rothen Rock, sondern mit dem Herzen muß geflohen ſein , daß sich dasselbe unbefleckt behalte von der Welt , Jac. 1. das ist: daß du nicht damit an solchem weltlichen Weſen hangeſt, ſondern halteſt dich nach dieser Lehre des Glaubens an Christum, und wartest des ewigen Erbes vom Himmel, und aus solchem Glauben und Hoffnung dein befohlen Amt und Werk thust, das du hier zu thun hast, und dennoch daneben sagst, das ist noch nicht mein Schaß und Haupt- Gut, darum ich lebe, sondern halte dies Zeit liche alles , als ein Gaſt-Haus , und fliehe es , wie ein Gast seine Herberge, welcher wohl seines Mahls , Futters und Lagers braucht , und doch mit seinem Herzen immer flieht, und denkt von dannen, da er daheim gehört. Luther's Schaßkäftlein 1r. Thl. 6 82 [ 6. März .] Philipp . Kap . 3 , V. 20. Unser Wandel ist im Himmel, von dannen wir auch warten, des Heilandes JEsu Christi, des HErrn. Hier auf Erden sind wir nicht Bürger, wo wir fest wohnen, und Himmelreich haben , unsere Bürgerschaft aber ist mit Christo im Himmel , das ist , in jenem Leben, deſſen wir warten , und hoffen erlöst zu werden , wie jene von Babel, und dahin zu kommen, daß wir ewig Brüder und Herren bleiben sollen. Weil wir aber in dieſem Elende und in unserm Babylon , so lange GOtt will , blei ben müssen , so wollen wir thun , wie jenem befohlen ward , daß wir hier mit den Leuten leben, essen und trinken , Haushalten , Acker bauen, regieren , und uns friedlich mit ihnen halten , auch für sie bitten , bis die Stunde kommt, daß wir von dannen heimfahren sollen. Jerem. Kap . 29, V. 4-7. [7. März .] 83 Joh. Kap. 16, V. 20. Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird ſich freuen. Wie lie kigelt sich doch und frohlockt die Welt mit ihrem Geschmeiße, wenn sie nur riechen , daß es uns ein wenig fibel geht , und wie gerne wollten sie , daß es ja nicht verborgen bliebe , sondern erſchallen müßte bis in den Abgrund der Hölle. Lieber GOtt! was haben wir ihnen doch gethan ? Kein Gold noch Silber liegt ihnen so hoch , kein Saiten- Spiel klingt (ihnen so süß , kein Trunk ſchmeckt ihnen so wohl, als wenn sie sehen sollen frommer Chriſten Unfall und Betrübniß , und sind so entbrannt vor Haß und Rachgier, daß sie keine rechte fröhliche Stunde können haben , bis daß sie mögen singen : Das sei GOtt gelobt, die Buben sind einmal hinweg; nun haben wir das Evangelium (oder nach ihrer Meinung die falsche Lehre und Quäckerei) ausge rottet, indeß haben sie keine Ruhe, und schmeckt ihnen keine Freude, ehe sie es dazu gebracht haben. 6* 84 [8. März.] Gal. Kap. 5 , V. 24. Die Christo angehören, kreuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Be gierden. Lieber Mensch, willst du die rechte Frömmigkeit , die vor GOtt gilt , erlangen, ſo mußt du gänzlich an dir zweifeln , und auf GOtt allein trauen , mußt dich Chriſto ganz und gar ergeben , und dich seiner annehmen , also , daß alles dein sei, was er hat, und was dein iſt , ſein ſei . Denn so hebst du an zu leben in göttlicher Liebe , und wirst gar ein anderer Mensch , ganz neu geboren , und kehrt sich alles um, was in dir ist. Da wirst du denn so große Lust haben zur Keuschheit, wie große Lust du zuvor gehabt haſt zur Unkeuſchheit, und so fort an mit allen Lüſten und Neigungen. Aber darauf müſſen wir Acht haben, daß · wir auch nicht verzweifeln , wenn wir fündliche Neigung noch in uns fühlen, Du und es noch nicht allzu ganz rein mit uns ist , wie wir gerne wollten . wirſt dieſen Koth nicht gar ausfegen , weil wir hier im Fleisch und Blut ſind. H. Weiss inj: [K_M &rz:] Joh. Kap. 1 , V. 12. 13. 85 Wie viel ihn aufnahmen, denen gab er Macht, GOttes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben , welche nicht vom Geblüt , noch von dem Willen des Fleisches , noch von dem Willen eines Mannes , sondern von GOtt geboren sind. Ein in Christ soll sein ein solcher Mensch , der es von Geburt habe. Es läßt sich nicht schnigen noch flicken mit Werken , wie Mosis Schüler und alle Werkheiligen , die es mit Gebieten thun wollen , und hier ein Werk, dort ein Werk heraustreiben , und doch nichts ausrichten ; sondern es gehören neue Menschen dazu, die da heißen : geborne GOttes -Kinder , die da glauben an den Namen Christi, das ist , die mit dem Herzen hangen an dem Worte, daß ihnen GOtt durch Chriſtum die Sünde vergebe, und sie zu Gnaden annehme. 86 [ 10. März. ] 1. Timi. Kap . 1 , V. 15 . Fire ‫من‬ 9 . 77 . Das ist je gewißlich wahr , und ein theures werthes Wort , daß JEſus Christus kommen ist in die Welt , die Sünder ſelig zu machen. So gedenke nun, und rüſte dich mit Fleiß , daß du allezeit geschickt ſeiſt , nicht allein, wenn du außer der Anfechtung mit deinem Gewiſſen wohl zufrieden biſt, sondern auch, wenn du in höchſten Nöthen und Gefahr mit dem Tode kämpfen mußt, wenn dein Gewissen der begangenen Sünden gedenken wird und erschrickt, und der Satan mit großer Macht dir unter die Augen geht , und gedenkt dich mit der großen Last deiner Sünden , gleich als mit einer Sündfluth zu über fallen, von Chriſto abzuschrecken , zu verjagen , und endlich in Verzweiflung zu bringen , alsdann gedenke , sage ich , daß Christus sich gegeben habe nicht für erträumte oder gemalte , sondern für wahrhaf tige, nicht für kleine geringe , sondern für überaus große \ und grobe, nicht für eine oder zwei, sondern für alle, nicht für überwundene und getilgte , sondern für unüberwun dene und starke gewaltige Sünden. [ 11. März. ] Ap. Gesch. Kap. 4, V. 19, 20. 87 Richtet ſelbſt, ob's vor GOtt recht sei, daß wir euch mehr gehorchen, denn GOtt ? Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten , was wir gesehen und gehört haben. Das könnten wir noch wohl leiden , wenn es die Noth fordert , daß sie uns unsere zeitlichen Güter, Ehre und Leben, und was wir sonst haben, hinraubten, daß wir uns aber das liebe tröstliche Evangelium, den Glauben und Christum selbst sollten rauben lassen, das ist allzuviel ; und das können und sollen und wollen wir nicht leiden. Und es thut mir nur im Herzen sanft und wohl, daß man mich in dieser Sache nur immer hals starrig , eigensinnig und troßig nennt. Denn ich bekenne es hier öffentlich, daß ich in dieser Sache steif, trogig und eigensinnig bin , und solchen meinen Eigensinn und harten Kopf, ſo GOtt will , auch behalten will , und nicht um ein Haar breit weichen, es gehe , wie es wolle. Die Liebe, die Alles duldet, glaubt, und Alles hofft, die weicht wohl , und soll weichen, der Glaube aber soll es nicht thun ; denn derselbe kann und mag kurzum gar nichts leiden. 88 [12. März.] Röm. Kap. 4, V. 5 . Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an Den , der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Was as ist Petrus und Paulus ; was ist ein Engel vom Himmel , was sind alle Creaturen gegen diesen Artikel (von der Rechtfertigung eines Sünders vor GOtt) , der da lehrt , wie und wodurch man der Sünden los , vor GOtt ge recht und selig werde ? Verstehen wir diesen Artikel recht und rein, so haben wir die rechte himmlische Sonne. Verlieren wir ihn aber, so haben wir auch nichts anders, als höll i s ch e Finsterniß. Darum weder Petrum noch Paulum , ja auch keinen Engel vom Himmel, ſondern widerstehe ihnen , denn man kann ihn nimmermehr hoch genug heben und vertheidigen. [13. März.] Matth. Kap. 26, V. 26. 27. 89 Nehmet hin , und eſſet, das ist mein Leib. Demnach kannst du fröhlich zu Chriſto reden, beide an deinem Sterben und jüngsten Gerichte also. Mein lieber HErr JEsu Christe , es hat sich ein Streit über deinen Worten im Abendmahl erho ben, etliche wollen , daß sie anders sollen verstanden wer den, denn sie lauten : Aber dieweil sie mich nichts Gewisses lehren, sondern allein verwirrer und ungewiß machen, und ihren Text in keinem Wege wollen noch könen bewei sen, so bin ich blieben auf deinem Text, wie die Worte lau ten. Ist's etwas finster darin , so hast du es wollen so fina ster haben; denn du hast keine andere Erklärung darüber gegeben, noch zu geben befohlen. 90 [ 14. März. ] 1. Cor. Kap. 1 , V. 19 . Es steht geschrieben : Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. Willst du wissen , was vor GOtt recht oder unrecht sei ? ſo • iſt des heili gen Geistes Schluß und Urtheil dieſes : Alles, was die Vernunft vor GOtt ur theilt, das ist Fleisch, und taugt nichts . Alles , was den Menschen angeboren, und nicht neu geboren ist, das muß vertilgt und getödtet werden, daß sich Nie mand deß rühme noch verlasse, was die Welt für Weisheit hält ; von was Je= dermann sagt, es sei weislich oder vernünftig gehandelt und gethan , das iſt vor GOtt Narrheit. Kurzum, was sie macht, das iſt unnüz und verdammt, es sei denn, daß es quelle von dem HErrn Chriſto , und sei sein Wort und Geist , also, daß er's uns lehre. Kommt's nicht daher , so ist es gewiß eitel Blindheit und nichts Gutes. ( Siehe Seite 99). [ 15. März.] Matth. Kap. 25, V. 42. 91 Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht geſpeiſet, ich bin durſtig gewesen, und ihr habt mich nicht getränket. s GOttes Ehre und unsere Seligkeit betrifft , das will Niemand fördern, Waas ja, wo man es nur hindern kann , das thut man von Herzen gern. Wieder, wo man Irrthum , Lügen , falschen Gottesdienst und Abgötterei aufrichten soll, da trägt man nicht allein aus allen Winkeln zu , sondern man ist auch willig und andächtig dazu . Summa , wo die rechte Religion und Gottesdienst ist, da geht es allewege auf's nährlichste zu ; dagegen steht das gottlose Weſen in ſchö ner voller Blüthe auf's allerlustigste , und hat nicht mehr , denn was nur sein Herz begehren mag. 92 [ 16. März. ] Röm . Kap. 7, V. 14. Wir wissen, daß das Gesez geistlich ist. GOttes Gebot fordert nicht allein äußerliches Weſen und Schein, ſondern greift hinein in's Herz , und fordert vollkommenen Gehorsam desselben. Darum rich tet es auch den Menschen nicht allein nach dem äußerlichen Wandel und Ge berden , sondern nach dem Grunde seines Herzens ; aber solches verſteht und achtet die Welt nicht, denn sie weiß nicht mehr, als von öffentlichen äußerlichen Sünden, Mord, Ehebruch, Diebstahl, und was die Juristen Sünde heißen, und strafen ; aber die rechten Knoten, und die Wurzeln derselben, als Verachtung GOttes , angeborne inwendige Unreinig keit des Herzens , Ungehorsam wider GOttes Willen 2c. kennt und sieht sie nicht , welche doch in allen Menschen sind und bleiben , die nicht durch Christum geheiligt werden. [ 17. März. ] Joh. Kap. 16, V. 23 . 93 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch , so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er's euch geben. Wenn du nicht eher bitten willst, du weißest denn und empfindest dich würdig und geschickt, so mußt du nimmermehr bitten , denn unser Gebet muß sich nicht gründen auf unſere oder seine Würdigkeit, ſondern auf die unwandelbare Wahr heit göttlicher Zuſage, und wo sich's auf sich selbst, oder etwas anders gründet, ſo iſt es falsch und betrügt dich , ob auch vor großer Andacht das Herz zer breche, und eitel Bluts -Tropfen weinte ; denn darum bitten wir , daß wir nicht würdig sind zu bitten, und eben dadurch werden wir würdig zu bitten und er hört zu werden , daß wir glauben , wir sind unwürdig , und allein auf die Treue GOttes uns endlich wagen . Darum hüte dich dein Lebenlang, daß du dich nimmer würdig und geschickt achtest zu bitten , oder zu empfahen , es ſei denn , daß du dich findest einen freien Wagehals auf das wahrhaftige und gewiſſe Zuſagen deines gnädigen GOttes . ( Siehe Seite 183). 94 [18. März. ] Röm. Kap. 8, V. 3. Das dem Gesez unmöglich war , sintemal es durch das Fleiſch geschwächt ward , das that GOtt, und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sünd. lichen Fleisches, und verdammte die Sünde im Fleisch durch Sünde. Wenn lenn ich fühle , daß mich die Sünde im Gewiſſen beißt , so hebe ich meine Augen auf, und sehe die eherne Schlange am Kreuze an, meinen lieben HErrn Christum , da finde ich denn eine andere Sünde wider meine Sünde , die mich also anklagt und freſſen will. Dieſelbige andere Sünde aber iſt Chriſtus mein HErr , der für uns zur Sünde gemacht ist , ob er wohl von keiner Sünde wußte, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt. Die felbige Sünde iſt alſo mächtig, daß sie meine Sünde verdammt, und der ganzen Welt Sünde wegreißt und verzehrt. Also ist meine Sünde verdammt durch jene Sünde , das ist, durch den gekreuzigten Chriſtum , daß ſie mich nimmer mehr verdammen kann. Also finde ich auch den Tod in meinem Fleisch, der mich martert und tödtet, ich habe aber noch einen andern Tod, wider diesen Tod, welcher dieses meines Todes Tod iſt, ihn auch wieder kreuzigt und hinreißt. [ 19. März. ] 2. Cor. Kap. 5, V. 17. 395 Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur. Ich habe oft geſagt, daß man mit Fleiß unterſcheiden müſſe zwiſchen eine m Wir loben's auch, frommen Mann , und zwischen einem Christen. ein frommer Mann zu ſein, und es iſt ja nichts löblichers auf Erden, es iſt auch GOttes Gabe, so wohl wie Sonne und Mond , Korn und Wein , und alle Creaturen, aber daß man es nicht in einander menge und braue , ſondern laſſe einem frommen Manne ſein Lob vor der Welt, und sage: Ein frommer Mann ist wohl ein trefflicher Mann auf Erden , ist aber noch kein Christ ; denn er kann auch ein Türke oder ein Heide sein (wie deren vor Zeiten hochberühmte geweſen ſind) , wie es denn nicht anders sein kann , unter ſo viel Böſen muß Aber er sei , wie fromm er auch je zu Zeiten ein Frommer gefunden werden. wolle , so ist und bleibt er solcher Frömmigkeit wegen noch Adams Kind , das ist, ein irdischer Mensch unter Sünde und Tod. 96 [20. März.] Gal. Kap. 2, V. 19. Ich bin durch's Geſeß dem Geſeß gestorben , auf daß ich GOtt lebe. Solcher lieblichen Namen giebt die Schrift viele unserm HErrn Chriſti , nennt ihn unser Gesez, Sünde , Tod , ob er wohl an sich selber nichts anders ist, als Freiheit, Gerechtigkeit, ewiges Leben und Seligkeit. Darum aber ist er worden ein Geseß wider das Gesez , eine Sünde wider die Sünde, ein Tod wider den Tod, auf daß er uns von des Gesetzes Fluch erlösete, von Sünde und Tod ge recht und lebendig machte. Also ist denn Christus zugleich Gefeß und Freiheit, Sünde und Gerechtigkeit, Tod und Leben. Denn eben dadurch, daß er sich das Gefeß hat verklagen, die Sünde verdammen, und den Tod verschlingen lassen , hat er das Geseß zugleich weggenommen , die Sünde wieder verdammt, den Tod erwürgt, und uns gerecht und selig gemacht. Also ist Christus zugleich ein Gift, daran Geseß, Sünde und Tod erwürgen müſſen, und eine heilsame Arznei, dadurch die Glaubigen nicht allein von allem Unglück frei, sondern auch gerecht, lebendig und selig werden. [ 21. März.] 97 Eph. Kap. 5, V. 30. Wir sind Glieder seines Leibes von seinem Fleisch, und von seinen Ge beinen. r Glaube verbindet mich inniger mit Chriſto , als irgend ein Ehemann mit Deer seinem Weibe verbunden sein mag. Darum soll man vom Glauben recht lehren, nemlich so , daß du durch denselben mit Christo so verbunden und vereinigt werdest , daß aus dir und ihm gleichsam Eine Person werde , welche sich von einander nicht scheiden noch trennen lasse, sondern Christo immerdar anhange, und mit aller Freudigkeit getrost sagen möge : Ich bin Christus , nicht persönlich, sondern Christi Gerechtigkeit, Sieg, Leben und Alles , was er hat, ist mein eigen. Und Chriſtus ſagt auch: Ich bin dieser arme Sünder, das ist : alle seine Sünde und Tod ſind meine Sünde und mein Tod , fintemal er durch den Glauben an ihm hangt, und ich an ihm, ja lebe in ihm. NO MONART Luther's Echaßkäftlein 1r. Thl. 7 98 [ 22. März. ] Röm . Kap. 8, V. 2. Das Gesez des Geistes , der da lebendig macht in Christo JEsu, hat mich frei gemacht von dem Gesez der Sünde und des Todes. Diese Worte sind voll Troſtes, daß du, wenn Geset und Gewissen sagen : Du haft gesündigt , antworten kannst : Es ist wahr , ich habe gesündigt. Nun, darum wird dich auch unser HErr GOtt strafen und verdammen. Nein, nicht also. Aber GOttes Gefeß fagt's doch, das wird dir freilich nicht lügen. Was geht mich das Gesez an ? Geht dich's nicht an ? Wie müßte das kommen ? Darum, daß ich ein ander Gesez habe, welches jenes Geseß zwingt, daß es wohl schwei gen muß, nemlich die Freiheit. Was für eine Freiheit? Christus Freiheit, denn durch Christum bin ich vom Gesez frei gemacht. Darum auch das Ge set, das die Gottlosen haben und behalten, ist mir kein Gesez , sondern die Freiheit ist mein Geseß , welche das andere Gefeß , das mich verdammen will, bindet. Und wird also das Gesez , das mich weiland gebunden und gefangen hielt, jest wieder gefangen durch die Gnade und Freiheit , welche nun fortan mein Geset worden ist, und sagt zu dem andern Gesez, das mich verklagt: Du sollst mir diesen nicht binden, noch gefangen nehmen, vielweniger aber verdammen, fondern ich will dich gefangen nehmen, und dir die Füße binden, daß du dieſem nichts thun sollst, welcher Christo lebt, und dir allerdings abgestorben ist. [23. März. ] 99 1. Petr. Kap . 2, V. 9 . GOtt hat uns berufen von der Finsterniß zu ſeinem wunderbaren Licht. Hier siehst du, daß Petrus klar sagt, daß nur ein einziges Licht ſei , und schließt, daß alle unsere Vernunft , wie klug sie ist , eitel Finsterniß sei. Denn wenn die Vernunft schon kann ein, zwei, drei zählen , auch sehen , was schwarz oder weiß , groß und klein ist , und von andern äußerlichen Sachen richten, so kann sie doch nicht sehen, was Glaube ist ; da ist sie so staarblind, daß wenn gleich alle Menschen ihre Klugheit zuſammen thäten , ſie doch nicht einën einzigen Buchstaben von der göttlichen Weisheit verstehen könnten. Darum redet hier Petrus von einem andern Licht , und sagt frei heraus zu uns Allen, Niemand ausgeschlossen , daß wir Alle in der Finsterniß und Blindheit ſeien, und auch ewig darin bleiben müſſen , wenn uns GOtt nicht ruft zu seinem wunderbaren Licht. 7* 100 [24. März . ] Psalm 49, V. 8. 9. Kann doch ein Bruder Niemand erlösen, noch GOtt Jemand versöhnen, denn es kostet zu viel , ihre Seele zu erlösen, daß er's muß ' laſſen ans stehen ewiglich. Was können und dürfen wir denn so viel Geschreis und Rühmens machen von dem , was uns unsere Vernunft zum Besten weise und lehre ? Daß unsere na türlichen Kräfte noch ganz und unverderbt seien ? Daß die Ver Ferner, wenn wir thun, nunft allewege zum besten geneigt sei. was an uns ist, daß wir damit, wie gesagt , so große Dinge damit ausrichten ? Was trage ich unserm HErrn GOtt , der wider mich erzürnt, und wie Moses sagt, ein verzehrend Feuer ist, solche meine Spreu und Stoppeln vor ? ja meine gräuliche schreckliche Sünde , und unterstehe mich noch dazu , mit ihm darüber zu zanken, und zu hadern , daß er mir dafür Gnade erzeigen und So ich doch höre , daß des Unglücks und Bösen ewiges Leben geben soll ? in menschlicher Natur so überschwänglich viel ist , daß die ganze Welt mit allen Kreaturen zu wenig gewesen ist, GOtt zu versöhnen, sondern daß GOttes Sohn hat ſelbſt müſſen dafür gegeben werden. [25. März.] Es ist besser, so 1. Petr. Kap. 3, V. 17. 101 es GOttes Wille ist , daß ihr von Wohlthat wegen · leidet, 2c. EEs sind viele Leute , die sich selbst das Kreuz ohne alle Noth auflegen , wie der Wertheiligen Art ist, die nach eigener Wahl einhergehen in Demuth und Geistlichkeit der Engel 2c., damit , daß sie des Leibes nicht verschonen. Es soll aber dieß nicht sein, denn es ist GOttes Wille nicht, daß du dir selbst ein Lei den ohne Kreuz aus eigener Andacht oder Gutdünken erwählst. Thust du es aber, so bist du des Teufels Märtyrer, nicht Christi, und wird dir sauer, die Hölle zu verdienen , gleich einem , der um , GOttes Willen leidet , den Himmel. Wo es aber sein soll , und es GOtt so schickt , daß du mußt herhalten um deines Glaubens - Be tenntnisses willen, so tröste dich des , daß die Traurigkeit eine kleine Zeit, die Seligkeit aber, darin du dich freuen sollst, ewig währen wird. 102 [26. Mär z . ]' 1. Petr. Kap. 2, V. 11 . Enthaltet euch von den fleischlichen Lüften, welche wider die Scele streiten. Wenn enn der Mensch durch den Glauben gleich gerecht worden ist, so ist er doch noch nicht gar ledig von bösen Lüsten. Darum hat der Geist täglich zu schaffen, daß er das Fleisch zähme und dämpfe , und muß sich ohne Unterlaß damit schlagen, und Acht haben, daß er den Glauben nicht abstoße. Darum betrügen sich die selbst, die da sprechen, sie haben den Glauben , und meinen , damit ſei es genug , und habe keine Gefahr, wenn sie gleich des Fleisches Lüste vollbrin gen. Wo der Glaube rechtschaffen ist , da muß er den Leib angreifen, und im Zaum halten , daß er nicht thue , was ihm gelüſtet , doch muß man auch don Leib nicht schwächen und verderben. Gut ist's , daß man faſte, aber das heißt recht faſten , daß man dem Leibe nicht mehr Futter giebt , denn das ihm noth ist, die Gesundheit zu erhalten , und laſſe ihn arbeiten und wachen ; daß der alte Esel nicht zu muthwillig werde und auf's Eis tanzen gehe, und breche ein Bein, sondern gehe im Zaum, und folge dem Geiſt. [27. März. ] Ebr. Kap. 4, V. 2 . 103 Es ist uns auch verkündigt , gleich wie jenen, aber das Wort der Predigt half jene nichts , da nicht glaubten die, so es hörten (oder das Wort mit dem Glauben vermengten ). Wenn ich höre, daß JEsus Christus gestorben ist , meine Sünde hinwegge nommen , und mir den Himmel erworben hat, so höre ich das Evangelium. Das Wort ist bald vergangen , wenn man's predigt , aber wenn es in's Herz fällt , und mit dem Glauben gefaßt wird , so kann es nimmer abfallen. Diese Wahrheit kann keine Kreatur umstoßen , der Höllen Grund vermag nichts da wider. Und wenn ich auch schon dem Teufel im Rachen steckte, kann ich das Wort ergreifen , so muß ich wieder heraus, und muß bleiben , wo das Wort bleibt. 104 [28. März. ] Matth. Kap. 1 , V. 21 . Sie wird einen Sohn gebären, deß Namen sollst du JEsus heißen , denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden ! Kein feindseligerer Name ist auf Erden, denn eben JEsus Christus, nicht daß man ihn nicht nennen, oder hören nennen könnte. Ja eben die ärgsten und bittersten Feinde dieses Namens führen und rühmen ihn wohl am allermeiſten, heißen sich dazu die christliche Kirche und GOttes Volk, uns aber läſtern und Warum ? darum, daß verdammen sie als Keßer und ärgste Feinde GOttes. wir diesen Namen nicht einen schlechten Namen lassen bleiben mit ledigen Buchstaben geschrieben, wie meiner und deiner , sondern glauben , predigen und bekennen , daß die Person , so JEsus Christus heißt , ihrem Namen nach sei der einzige Heiland der Welt, der von Sünden selig mache, der einzige Hohepriester, der die Sünder mit GOtt versöhne , der einige HErr und König, der aus aller Angst und Noth helfe, und daß er allein die, so ihn dafür erkennen, von Sünden und Tod erlöset, und Gnade und ewige Seligkeit erlangen. Lieber! laß mir den nicht einen schlechten Doktor der heil. Schrift sein, der den Namen JEsus Christus recht nennen fann. HerrLehmann. t : [29. März . ] Joh. Kap. 4, B. 42 . 105 Die Samariter sprachen zum Weibe : Wir glauben nun fort nicht um deiner Rede Willen , wir haben selber gehört und erkannt , daß dieſer iſt wahrlich Christus, der Welt Heiland. as ist ein Zeugniß , daß ſie nicht um der Menschen willen , sondern um des Das Wortes selbst willen glauben. Viele sind , die um meinetwillen glauben ; aber jene ſind allein die Rechtſchaffenen , die darin bleiben , ob sie auch hörten , daß ich es selbst (da GOtt für ſei) verläugnete und abtrete, das sind die, die nichts darnach fragen, wie Böses , Gräuliches , Schändliches sie hören von mir , oder den Unsern. Denn sie glauben nicht an den Luther , sondern an Christum selbst. Das Wort hat sie, und sie haben das Wort, den Luther lassen sie fah ren, er sei ein Bube oder ein Heiliger . Ich kenne selbst auch nicht den Luther, wie wir ihn auch nicht kennen , ich predige auch nichts von ihm , sondern von Christo ; der Teufel mag ihn holen, wenn er kann , er lasse aber Christum mit Frieden, so bleiben wir auch wohl. :\ 106 [ 30. März . ] Ezech . Kap. 3, V. 18. Du Menschen-Kind ! Wenn ich dem Gottlosen sage : Du mußt des Todes sterben , und du warnst ihn nicht , und sagst es ihm nicht , damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte , auf daß er lebendig bleibe , so wird der Gottlose um seiner Sünden willen sterben , aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Sage zu einem Geizigen, Wucherer und andern Gottlosen : wie käme ich dazu, daß ich meine Seele sollte für dich sehen , und mit deiner Sünde mich ver dammen? Dich hilft's nicht , und mich verdammt es , wenn ich dich absolvire. Darum thue Buße und Recht ; wo nicht, so kannst du eben sowohl ohne mich und meine Absolution . einfältig zum Teufel fahren, als daß du mit meiner Ab solution zweifältig hinfahreſt , und dazu mich ohne meine Schuld durch deine Schuld mitnimmst. Nein ! es heißt , fahre du hin , ich bleibe hier. Ich bin nicht Pfarrherr, daß ich mit Jedermann zum Teufel fahre, sondern daß ich Jedermann mit mir zu GOtt bringe. [31. März. ] Gal. Kap. 5 , V. 17. 107 Das Fleisch gelüftet wider den Geiſt, und den Geiſt wider das Fleisch. Hieraus lerne , daß der Streit nicht in rohen Sündern geſchieht , ſondern in den Glaubigen , und giebt auch den Christen einen feinen Trost , daß sie nicht gedenken , wenn sie böse Lüste fühlen , daß sie darum bald verdammt seien. Lerne also, wenn du ein Christ bist , daß du allerlei Anstoß und böse Neigung im Fleisch fühlen werdest. Denn wenn der Glaube da ist , so kommen hun dert böse Gedanken , hundert mehr Anfechtungen , als vorher. Siehe nur darauf, daß du ein Mann ſeiſt , und dich nicht laſſeſt fangen, und immer wi derbelleſt und sagest : Ich will nicht , ich will nicht. HErr Chriſte! du hast zugesagt : bittet , so werdet ihr nehmen 2c. , hilf, lieber HErr , wider alle Anfechtungen! 108 [ 1. April.] Matth. Kap. 7 , V. 29 . Er predigte gewaltig, und nicht wie die Schriftgelehrten. Das sind feine Prediger, die das Wort GOttes im Glauben gewaltig führen, und alles zu Boden schlagen, was des Teufels Ding ist , und mit Werken der Liebe Brunſt brennen , und ihren Glauben scheinen lassen. Denn es sind jeßt wohl viele Prediger des Worts, aber sie sind nicht mächtig , führens auch nicht gewaltig , und ob sie es führten , schärfen sie es doch nicht. Denn sie schonen, wo nicht zu schonen ist , nemlich der großen Herrn , dazu sind sie auch so kalt von Liebe, uud rohes Lebens, daß sie mehr ärgern, denn beſſern, und alſo die Pfeile GOttes stumpf und matt machen. 1 [2. April. ] Hello Matth . Kap . 9, V. 38. Spencer 2 109 Bittet den HErrn der Ernte, daß er Arbeiter in ſeine Ernte ſende. Daß das Wort GOttes noch nicht so stark geht , wie es sollte , und wir gerne wollen, das kann ich keinem andern Schuld geben, denn daß wir zu faul ſind, um scharfe Pfeile und heiße Kohlen zu bitten. Er hat uns befohlen zu bitten, daß sein Reich komme, und ſein Name geheiligt werde, das ist, daß sein Wort Aber weil wir's laſſen liegen, und die Christenheit zunehme und stark werde. wie es liegt , und bitten nicht mit Ernst , darum geht's auch so faul zu , und find die Pfeile stumpf und matt , die Kohlen falt und roh , und fürchtet sich der Teufel noch nicht vor uns . Darum laß uns aufwachen und frisch sein, die Zeit ist hier , er thut uns allenthalben viel böser Tücke , laßt uns ihm doch auch einmal etwas beweisen , das ihn verdrießt und uns rächen, das ist, laßt uns bitten zu GOtt ohne Unterlaß, bis er uns gerüstete Schüßen mit scharfen Pfeilen und Kohlen genug sende. 110 [ 3. April.] Joh. Kap. 8, V. 44. Ihr seid von dem Vater , dem Teufel , und nach eures Vaters Lust wollet ihr thun zc. Derselbige ist ein Mörder von Anfang, und ist nicht be standen in der Wahrheit 2. Er ist ein Lügner und ein Vater derselben. Dies Leben ist nicht ein Leben, sondern eine Mord- Grube, dem Teufel unter Wenn wir nun auf Erden leben wollen und müssen, so müssen wir uns auch das erwägen, daß wir Gäſte ſind, und in solcher Herberge liegen, da worfen. der Wirth ein Schalk-Wirth iſt, und ſein Haus hat das Mahlzeichen oder Schild über der Thür : zum Mord und zur Lüge. Denn solch Zeichen und Wappen hat ihm Christus selbst über seine Thür und an sein Haus gehängt, da er spricht, er sei ein Mörder und Lügner. Ein Mörder, den Leib zu würgen , ein Lügner, die Seele zu verführen, das iſt ſein Handel und Thun, so hält er Haus, ſo geht's in dieſer Herberge zu , und anders wird nichts daraus. Und wer seines Gesindes ist, der muß ihm dazu helfen. Gast ist, der muß solches erwarten und wagen. Wer aber sein [4. April.] Eph. Kap. 6, V. 5. 6 . 111 Ihr Knechte seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht) und Zittern in Einfältigkeit eures Herzens, als Christo. Nicht mit Dienst vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Chriſti. Ein in Knecht , wenn er arbeitet , und nicht ferne stehet noch denket , denn also : Mein Herr giebt mir meinen Lohn, darum diene ich ihm , sonst sehe ich ihn nicht an ic. , der hat nicht ein rein Herz oder Meinung , denn er dient nicht, ohne um einen Bissen Brods; wenn das aufhört, so hört er auch auf. Ist er aber fromm und ein Christ, so ist er also gesinnt : Ich will nicht darum dienen, daß mir mein Herr giebt , oder nicht giebt , fromm oder böse ist 2c., sondern darum, daß GOttes Wort da steht, und zu mir spricht : Ihr Knechte, seid euren Herren gehor sam , als Christo selbst. Da quillt es von sich selbst aus dem Herzen, wenn er solch Wort gefaßt und werth hat , daß er spricht : Wohlan, ich will meinem Herrn dienen , und meinen Lohn nehmen ; aber das soll mein Höchstes sein, darum ich's thue, daß ich meinem lieben Gött und HErrn Christo darin diene, der mich's geheißen hat, und weiß, daß es ihm wohlgefällt, da siehst du ein recht Werk aus reinem Herzen. 112 [5. April. ] 1. Cor. Kap . 2, V. 2. Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch , JEsum, den Gekreuzigten . ohne allein Es sind etliche Prediger , die meinen , ſie mögen nicht Prediger sein , wo sie nicht etwas mehr denn Christum, und über unsere Predigt lehren. Das sind die ehrgeizigen Sonderlinge, die unsere Einfältigkeit lassen, und fahren daher in sonderlicher Weisheit, daß man sie mit Au gen werfen solle, und sagen: Das ist ein Prediger! Solche sollte man nach Athen senden , da man alle Tage neue Dinge hören wollte ; sie suchen ihre Ehre und nicht Chriſti, darum wird ihr Ende auch mit Schanden ausgehen. Hütet euch vor denselben, und bleibt bei Paulo , der nichts wiſſen wollte, denn JEsum Christum, den Gekreuzigten. [6. Að ṛN.] 113 Psalm 119, V. 9 . Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen ? nach deinem Wort. Wenn er sich hält D wie ungleich fahren wir mit dem armen jungen Haufen , der uns befohlen ist, ihn zu regieren und zu unterweisen , und schwere Rechnung dafür muß ge geben werden , daß wir ihnen das Wort GOttes nicht vorlegen. Wo die heilige Schrift nicht regiert , da rathe ich fürwahr Nie mand, daß er sein Kind hinthue. Es muß verderben Alles, was nicht GOttes Wort ohne Unterlaß treibt. Die hohen Schulen sollten erziehen eitel hochverständige Leute in der Schrift, die da möch= ten Bischöfe und Pfarrherrn werden , an der Spize stehen wieder Keßer und Teufel und alle Welt. Aber wo findet man das ? Ich habe große Sorge, Luther's Schaßkäſtlein 1r. Thl. co die hohen Schulen sind große Pforten der Hölle , wenn sie nicht emsig die heil. Schrift üben und treiben in das junge Volk. 114 [7. April .] Jerem. Kap . 1, V. 18. 19. S. 77. Ich will dich zur festen Stadt, zur eisernen Säule und zur chernen_Mauer machen im ganzen Lande, wider die Könige Juda, wider ihre Fürsten, wi der ihre Priester, wider das Volk im Lande, daß , wenn sie gleich wider dich streiten, dennoch nicht sollen wider dich siegen. Denn ich bin bei dir, spricht der HErr, daß ich dich errette. Wohlan, allzusammen, wie ihr zusammen seid und zusammen gehöret, Teufel, Papisten und Schwärmer auf einen Haufen, nur frisch an den Luther, ihr Pa piſten von vornen her, ihr Schwärmer von hinten zu, ihr Teufel von allen En den d'ran, hegt, jagt, treibt getroſt, ihr habt das rechte Wild vor euch. Es ist wahrlich der Luther nicht, den ihr jagt, ihr sollet und müſſet des Luther's Lehre ſtehen und bleiben laſſen, und wenn eurer gleich zehn Welten auf einander wären . Siehe auch das lutherische Lied : „Eine feste Burg ist unser GOtt 2c.“ [8. April.] 115 Luc. Kap. 7, V. 4. 5 . Da sie aber zu JEsu kamen , baten sie ihn mit Fleiß , und sprachen : Er ist sein werth, daß du ihm das erzeigeſt, denn er hat unser Volk lieb, und die Schule hat er uns erbauet. Wenn dem Teufel ein Schade geschehen soll , der da recht beiße , der muß durch's junge Volk geschehen, das in GOttes Erkenntniß aufwächst, und GOttes Wort ausbreitet und lehrt. Deßwegen bitte ich euch, meine lieben Herren und Freunde ! um GOttes und der armen Jugend willen , wollet diese Sache nicht so geringe achten, wie viele thun , die nicht seien , was der Welt-Fürst denkt. Denn es ist eine ernste große Sache, an der Christo und aller Welt viel liegt, daß wir dem jungen Volk helfen und rathen. Liebe Herren, muß man jährlich so viel wenden an Büchsen , Wege , Stege , Dämme und dergleichen unzählige Sachen mehr, damit eine Stadt zeitlichen Frieden und Gemach habe ; warum sollte man nicht vielmehr doch auch so viel wenden an die dürftige arme Ju gend, daß man einen geschickten Mann oder zwei als Schulmeister hielte. 8* 116 [9. April. ] Luc. Kap. 1 , V. 46. 47. Meine Seele erhebt den HErrn, und mein Geist freuet sich GOttes, meines Heilandes. Wenn man GOtt mit viel Worten, Geſchrei und Klang vermeint zu loben, ſo thut man, als wäre er taub oder wüßte nichts , als wollten wir ihn aufwecken und unterweisen. Ein solcher Wahn von GOtt gereicht mehr zu seiner Schmach und Unehre, als zu seinem Lobe; sondern wer seine göttlichen Thaten mit tiefem Herzen wohl bedenkt, und sie mit Wunder und Dank ansieht, daß er aus Brunſt heraus fährt , mehr seufzt als redet , und die Worte selbst fließen , (nicht er dichtet noch gesezt) herausbrechen, daß gleich der Geiſt mit heraus schäumt, und die Worte Leben, Hände und Füße haben, ja daß zugleich der ganze Leib und alle Glieder gern reden wollten , das heißt recht aus dem Geiſte und in der Wahrheit GOtt loben, da sind die Worte eitel Feuer, Licht und Leben. [10. April. ] 1 Cor. Kap. 15 , V. 3. 4 . 117 Ich habe euch zuförderst gegeben , welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben sei für unsere Sünde nach der Schrift, und daß er bes graben und auferstanden ſei am dritten Tage nach der Schrift. Hier hörst du, daß Paulus die Schrift für ſein ſtärkſtes Zeugniß führt , und zeigt, daß kein Bestand ist, unsere Lehre und Glauben zu erhalten, als das leibliche oder schriftliche Wort in Buchstaben verfaßt, und durch ihn oder Andere mündlich gepredigt. Denn es stehet hier klar : Schrift , Schrift. Schrift aber ist nicht eitel Geist , davon sie geifern (wie die Feinde irrig uns nachre den): der Geist müßte es allein thun, die Schrift ſei ein todter Buchſtabe, und könne nicht das Leben geben. Rühme aber nicht viel vom Geist, wenn du nicht das äußere offenbare Wort hast , denn es würde gewiß nicht ein guter Geist sein, sondern der leidige Teufel aus der Hölle. Denn der heil. Geist hat ja seine Weisheit und Rath und alle Geheimnisse in das Wort gefaßt, und in der Schrift geoffenbart, daß sich Niemand zu entschuldigen , noch etwas anders zu suchen und zu forschen hat. Es ist auch nichts Höhers und Beſſers zu ler nen, noch zu erlangen , als das , daß die Schrift von JEsu Christi GOttes Sohn unserm Heilande lehrt , daß er für uns gestorben und auferſtanden iſt. 118 [11. April . ] Matth. Kap. 5 , V. 13. Wo nun das Salz dumm - wird , womit Ihr seid das Salz der Erde. wird man salzen ? Po diese Worte in's Herz leuchten, daß sich's kann darauf verlaſſen und un gezweifelt rühmen , daß es GOttes Salz ſei , ſo laß zürnen und böſe ſein , wer Denn wer alle Welt , Kaiser , Könige, Fürsten , Weise , Ge nicht lachen will. lehrte , soll schelten und sagen, daß ihr Wesen vor GOtt verdammt sei , der muß den Kopf darstrecken. Aber wenn ich ihnen heuchle , und lasse ihre Dinge Ich auch recht sein , so bleibe ich ungeschlagen, behalte Gunst und Ehre 2c. mache mir zuweilen einen feinen Gedanken , ich wolle dennoch wohl das Evan gelium daneben predigen; doch bin ich gleichwohl ein dumm Salz worden, denn damit laſſe ich die Leute stecken in ihrem eigenen alten Wahn und fleischlichen Sinne, daß sie zum Teufel gehen, und ich vornen an. [ 12. April. ] 1. Tim. Kap. 6, V. 10. 119 Der Geiz ist eine Wurzel alles Uebels . So bald ein Prediger oder Pfarrherr geizig wird , ſo iſt er kein nüße mehr, kann auch nichts Gutes predigen, denn er muß sich scheuen, und darf Niemand ſtrafen, läßt ihm schenken, und das Maul stopfen, daß er die Leute läßt thun, was sie wollen, will Niemand erzürnen , ſonderlich was groß und gewaltig ist, und läßt so seinen Dienſt und Amt anstehen , das da fordert die Bösen zu ſtra fen. Also auch, wenn ein Bürgermeister oder Richter, oder wer ein Amt hat, soll seines Amtes warten, und zusehen, daß es recht gehe, so muß er nicht den ken, wie er reich werde, und seinen Genuß davon habe. Ist er aber des Mam mons Knecht, so läßt er sich bestechen mit Geschenken , daß er blind wird , und Denn er denkt : Soll ich diesen oder jenen sieht nicht mehr , wie man lebt. strafen, so wird man mir feind, und ich möchte das Meine darüber verlieren 2c. Und ob er wohl einen köstlichen Dienst hat , und sißt in dem Amt , das ihm GOtt befohlen und gegeben hat , kann er's doch nicht vollführen und treiben, das macht der Mammon, der ihm hat sein Herz besessen. 120 [13. April.] Matth. Kap. 6, V. 3. Wenn du aber Almosen giebst, so laß deine linke Hand nicht wissen , was die rechte thut. Wie man jezt sieht , weil man jezt recht lehrt , und ermahnt zu guten Werken , daß man um GOttes Willen , aus reinem einfältigen Herzen soll ge= ben, ohne alles Gesuch eigener Ehre oder Verdienstes 2c. , da ist Niemand , der Aber vorher, als man Lob und Ehre davon hatte, einen Heller geben will. da schneiete es zu viel Almoſen, Stiftungen und Testamente. Woran mangelt's denn? allein daran , daß man nicht mehr soll Lob und Ehre, Dank und Lohn von der Welt dafür haben ; weil der Kopf abgehauen ist, so will der Leib auch Wenn aber das Haupt wieder lebendig würde , so würde nicht mehr folgen. Zu dem hast du auch dieses es bald auch wieder im vollen Schwunge gehen. Zeichen, daß solche Heiligen bald zornig werden und zurückziehen , wenn ſie Undank und Verachtung fühlen. [14.5April.] 121 1. Theſſ. Kap. 5 , V. 17 . Betet ohne Unterlaß . Wo ein Christ ist, da ist eigentlich der heilige Geist , der nichts anders thut, als immer betet ; denn ob er gleich immer nicht den Mund regt , oder Worte macht, dennoch geht und schlägt das Herz (gleich wie die Puls -Adern und das Herz im Leibe) ohne Unterlaß mit solchen Seufzern : Ach lieber Vater , daß doch dein Name geheiliget werde , dein Reich komme , dein Wille geschehe , bei uns und Jedermann 2c. Und wenn darnach die Püffe , oder Anfechtung und Noth härter drücken und treiben , dann geht solches Seufzen und Bitten desto ſtärker, auch mündlich , so daß man keinen Christen finden kann , ohne Beten, so wenig als einen lebendigen Menschen, ohne den Puls , welcher nimmer still steht, regt und schlägt immer für sich, ob gleich der Mensch schläft oder anders thut, daß er sein nicht gewahr wird. 122 [15. April.j Cor. Kap. 11, . 8. Durch den Glauben ward gehorsam Abraham , da er berufen ward auszu gehen in das Land , das er erben sollte , und ging aus , und wußte nicht, wo er hinkäme. Der Glaube ist ein lebendig thätig Ding , daß man sich mit ganzem Erwägen darein gebe, und an dem Wort hange ; GOtt gebe, es gehe uns, wie es wolle. Er ist nicht ein fauler loser Gedanke , sondern eine lebendige , ernſtliche , tröſt liche und ungezweifelte Zuversicht des Herzens, solcher trefflichen Herrlichkeit, da durch wir mit Christo und durch ihn mit dem Vater Ein Ding sind. Das ist des Glaubens Art, daß er mit den Gütern handelt, die er nicht sieht noch fühlt, und geht gerade damit um, als habe er sie in Händen ; hat keinen andern Troſt, denn, daß er weiß, daß GOtt nicht lügt noch trügt. In der Vorrede der Epistel an die Römer sagt Luther: D es ist ein lebendig, geschäftig, thä tig , mächtig Ding um den Glauben , daß es unmöglich ist , daß er nicht ohne Unterlaß sollte Gutes wirken ; er fragt auch nicht, ob gute Werke zu thun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie schon gethan, und ist immer im Thun. [ 16. April.] Eph. Kap. 2, V. 8. 9. 123 Aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben , und dasselbige Nicht aus den Werken , auf daß nicht durch euch , GOttes Gabe ist es. sich nicht Jemand rühme. Es Is bleibt immer im Herzen, daß wir nicht wollen gar nichts sein, noch Chri ſtus alles allein gethan haben , sondern wir wollen stets die Hand mit im Sode haben , so viel thun und GOtt dienen , daß GOtt müſſe uns anſehen , und um desselben willen die Sünde vergeben und gnädig sein, und soll doch und kann nicht sein. Denn damit geht der Glaube und der ganze Chriſtus zu Boden. Soll Chriſtus allein gelten und soll ich solches bekennen, so muß ich die Zunge rein schaben , und sprechen : So es Christus thut , so muß ich's nicht thun, denn die zwei leiden sich nicht mit einander im Herzen, daß ich auf beide mein Vertrauen seße , sondern eins muß heraus , entweder Chriſtus, oder mein eigen Thun, das ist klar und wohl zu verstehen. 124 [ 17. April.] Luc. Kap. 16, V. 22. Es begab sich , daß der Arme starb , und ward getragen von den Engéln in Abrahams Schooß. Kein Mensch ist so freundlich, und zu allerlei Dienſt und Wahrheit bereit und gewiß, als die lieben Engel sind , darum sollen wir lernen , daß unsere beſten und beſtändigſten Freunde unsichtbar sind, die mit Treue und Gunst, dazu mit allerlei Dienstbarkeit und rechter Freundschaft die sichtbaren Freunde , die wir haben, weit übertreffen. So sicher ich in mein Haus gehe , und mich zu Bette Lege, und gewiß bin , daß die guten Engel einen Befehl haben , auf mich zu sehen : um so höher und gewisser soll ich auch versichert sein, wenn ich den lez ten Gang gehe unter die Erde , in's Grab zu den Würmern , daß die lieben Engel auch da sind, und mich geleiten, auch meine Seele in Abrahams Schooß tragen werden. " [18. April.] Jes. Kap. 8, V. 10. 125 Beschließet einen Rath, und es werde nichts daraus , beredet euch und es bestehe nicht. Es fizen oft die Säulen des Königreichs und Fürstenthums, die wohl den Him mel tragen könnten, wo GOtt ihre Weisheit es befehlen wollte. Hier ist kei ner, der hinauf gen Himmel seufzte, und suchte Rath und That bei GOtt. Denn sie sind entweder so gottlose Leute, daß sie ihr Gewissen nicht beten noch rufen läßt, oder sind ihrer Weisheit und Sachen so gewiß und sicher, daß sie es ver ächtlich vergessen, als die es nicht bedürften , oder sind sonst gewohnt zu rath= schlagen, in ihrem Unglauben erſtarrt. So muß denn unser HErr GOtt zu weilen droben müßig fißen, und darf in solcher Leute klugen Rath nicht kommen, und redet indeſſen mit seinem Engel Gabriel und spricht: Lieber, was machen die weisen Leute in der Rathsstube, daß sie uns auch nicht in ihren Rath neh men ? Lieber Gabriel, fahre hin , und nimm Jesaiam mit dir , und lies ihnen eine heimliche Lection zum Fenster hinein, und sprich: Mit sehenden Augen sollt ihr nichts sehen, mit hörenden Ohren sollt ihr nichts hören, mit verständigen Herzen sollt ihr nichts ver stehen. Beschließet einen Rath, und es werde nichts dar aus, beredet euch , und es bestehe nicht, denn mein ist bei des , Rath und That. 126 [ 19. April. ] Matth . Kap. 10, V. 22 . Ihr müſſet gehafſet werden von Jedermann , um meines Namens willen. Man erkennt das heilige christliche Volk bei dem Heiligthum des Kreuzes, daß es muß alles Unglück und Verfolgung , allerlei Anfechtung und Uebel vom Teufel, Welt und Fleisch ertragen, inwendig trauern , blöde, erschrocken , aus wendig arm, verachtet, krank, schwach sein, leiden, damit es seinem Haupt Christo gleich werde. Und muß die Ursache auch allein diese sein, daß es fest an Christo Sie müssen sein und GOttes Wort hält, und alſo um Chriſti willen leide. fromm, stille und gehorsam, bereit, mit Leib und Gut zu dienen der Obrigkeit und Jedermann , Niemand ein Leid thun. Aber kein Volk auf Erden muß solchen bittern Haß leiden, sie müssen ärger als Juden, Heiden, Türken, über haupt, sie müssen Kezer, Buben, Teufel, verfluchte und die schändlichsten Leute auf Erden heißen, so daß auch die einen Gottesdienst thun, von welchen sie erhängt , ertränkt, ermordet , gemartert , verjagt, geplagt werden, und ſich Nie mand über sie erbarme, sondern sie mit Myrrhen und Gallen dazu tränke, wo fie dürftet, und doch nicht darum , daß sie Chebrecher , Mörder, Diebe , oder Schälke sind, sondern daß sie Christum allein und und keinen andern GOtt ha= ben wollen. Wo du nun solche siehst und hörst, so wiſſe, daß da die christliche Kirche sei. Matth. Kap. 5, V. 11. [ 20. April. ] Joh. Kap. 16, V. 13 . 127 Er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Hiemit macht er den heiligen Geist zu einem Prediger , damit man nicht nach ihm hinauf gen Himmel gaffe, wie die Flatter- Geiſter thun, und von dem gründ lichen Wort und Predigt-Amt scheide, sondern wiſſe und lerne, daß er bei und mit dem Wort sein, und durch dasselbe in alle Wahrheit uns leiten will. Denn ich bin auch ein halb gelehrter Doctor, damit ich mich nicht zu hoch rühme über die hohen Geister , die längst über alle Schrift hinauf in die Wolken gefahren, und sich dem heiligen Geist unter die Flügel gesezt haben. Aber das hat mich die Erfahrung allzuoft gelehrt, wenn mich der Teufel außer der Schrift ergreift , da ich anfange , mit meinen Gedanken zu spazieren, und auch gen Himmel zu flattern , so bringt er mich dazu, daß ich nicht weiß, wo GOtt oder ich bleibe. 128 [21. April.] Epes. Kap. 4, V. 22 . Seid unter einander freundlich, herzlich , und vergebet einer dem andern, gleichwie GOtt euch vergeben hat in Chriſto. Es kann nicht anders zugehen, es müſſen mancherlei Gebrechen und Frrungen unter den Glaubigen vorfallen , daß wir nicht darum zürnen , wenn wir uns selbst mit den Zähnen in die Zunge beißen, oder die Faust in ein Auge fährt, oder der Fuß sich anstößt , der Kopf wider die Wand läuft. Aber dann muß man denken : Wohlan, es ist dein Mitglied , dein Bruder oder Nachbar , was willst du daraus machen. Er hat's versehen, und nicht gern gethan, meint's so böse nicht, oder ist aus Schwachheit und Unverstand geschehen. Der Stoß ist geschehen , der dir wehe thut , willst du aber darum dein Glied hinwegwerfen ? Es ist ein Fünklein, ſpeie drein, so verlöscht es, damit nicht der Teufel komme mit ſeinem giftigen Odem , oder durch böse Zungen , und mache ein Feuer da von , das nachher nicht zu löschen , und solchen Hader und Haß der nicht zu versöhnen sei , und dem ganzen Haufen Schaden thue. Denn er ist ein solcher Geist, der nicht aufhört, noch abläßt, wenn man ihm nicht wehrt. [22. April.] 129 Psalm 50, V. 16. 17. Aber zum Gottlosen spricht GOtt : Was verkündigest du meine Rechte, und nimmst meinen Bund in deinen Mund ? so du doch Zucht haſſeſt, und wirfst meine Worte hinter dich. Man muß daran sich nicht ärgern , wenn man unter Leuten lebt, die zuſam men den Namen GOttes , Chriſti, des heil. Geistes, GOttes Wort 2c. rühmen, auf beiden Seiten einerlei Wort führen, aber in Sachen und Verſtand auf's weiteste von einander entfernt find . Man kann sie nicht scheiden , noch ihnen den Na men wehren. Aber da scheidet sich's, wenn man sieht, welche unter beiden, die einerlei Namen führen, falsch oder rechtschaffen sind. Daß man aber den Unterschied recht treffe , welche rechtſchaffen oder falsch sind, muß man sehen, wo die Lehre des Evangeliums vom Glauben an Christum , ohne Zusag und Neben - Lehre , recht geht, mit seinen Früchten und rechten guten Werken nach demselbigen Wort, und dagegen sehe, wo das Widerspiel gehet, und man allein mit dem Munde das Evangelium und den Glauben nennt. Luther's Schaßkäftlein 1r. Thl. 9 130 [ 23. April. ] Habacuc. Kap. 2, V. 3. Die Weiſsagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich frei an den Tag kommen , und nicht außen bleiben. Ob sie aber verzicht, ſo harre ihrer, sie wird gewißlich kommen , und nicht verziehen. arum sollen wir lernen das Wort fest halten mit Geduld , und nicht davon Darum laſſen, wenn es auch hundert Jahre währte. Denn daß er verzieht , thut er aus Gnade uns zum Besten, auf daß der Glaube stark und groß werde, und er desto reichlicher gebe , was er verheißen hat. Denn das ist seine Art , daß er langsam kommt ; er kommt aber wohl ; wie er auch langsam straft , ſtraft aber gewaltig, giebt Frist und Raum, sich zu erkennen und zu bessern . Darum müssen die Auserwählten um der Bösen willen harren und geduldig sein , auf daß er bestehe mit seiner Ehre, daß er langmüthig , und nicht bald straft. Also währt der Frommen Geduld und der bösen Schalkheit lange, aber GOtt kommt zu rechter Zeit, und vergilts auf beiden Seiten reichlich. [24. April.] 131 Psalm 138 , V. 7. Wenn ich mitten in der Angst bin , so erquickst du mich, und streckst deine Hand über den Zorn meiner Feinde, und hilfſt mir mit deiner Rechten. Als GOtt seinen Sohn zum Könige machen wollte , fing er an mit großen Wundern und Kraft ; aber da es am besten sein sollte, läßt er ihn am Kreuz sterben , als einen verzweifelten Bösewicht ; doch schaffte er's so , daß er , als alle Vernunft an ihm verzweifelt hatte, hervor kommt, und ewig König wird. Wie den Kindern Israel, als sie mitten im Tode stunden, ohne alle Hülfe und . Rath, reißt er das Meer von einander, daß sie trocken hindurch gehen. So geht es mit uns auch , wenn wir ihn anrufen , errettet zu werden vom Tode, so führt er uns erst hinein. Solches thut er nun darum, daß er die Vernunft zu Schanden mache, welche nicht glauben, sondern wissen will ; wie , wo und wann, auf daß der Glaube Raum habe, und laſſe GOtt machen. GOttes Werke sind nicht wie Menschen-Werke, sondern ganz widerfinntg ; es geht alſo, daß wenn etwas aufgehen soll, so geht es vorher unter. 9* 132 [ 25. April . ] Ap. Gesch . Kap. 15, V. 9. 10. Und Paulo erschien ein Gesicht bei der Nacht , das war ein Mann aus Macedonia, der stund und bat ihn, und sprach : Komm hernieder in Macedoniam, und hilf uns . Als er das Gesicht gesehen hatte, da trachte ten wir alsobald zu reisen in Macedoniam, gewiß, daß uns der HErr dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. So pfleget GOtt mit den Seinen zu verfahren, daß er sie nicht lange läßt an einem Orte bleiben, jagt sie hieher und daher, nicht allein um ihretwillen, daß ihr Glaube bewährt werde, sondern auch andern Leuten zu Nuß. So trieb er den Abraham durch Hunger nach Egypten , auf daß er da auch Nußen ſchaffte und etliche erleuchtete mit rechter Erkenntniß GOttes , was er auch ohne Zwei fel gethan hat. So handelt GOtt wunderbar auf Erden , schickt Apostel und Prediger zu den Leuten, che sie sich's versehen , oder einmal daran gedenken ; auch die geschickt werden, wissen selbst nicht, wo sie hinkommen . [26: April.] 133 1. Buch Mos. Kap . 28 , V. 17 . Wie heilig ist diese Stätte ! Hier ist nichts anders , denn GOttes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. Da la ſiehe, daß GOttes Haus nicht heißt ein köstlich groß Gebäude , wie wir haben. GOtt fragt nicht darnach, ob es groß gewölbt , oder geweiht sei. Ja er wohnet da , und baut ihm doch sein Lebetag kein Haus ; was gehört denn dazu, daß GOtt allda wohnt ? Nichts mehr , als daß GOtt da sei mit seinem Wort; wo das ist, da wohnt er gewiß, und wieder, wo das Wort nicht ist, da wohnt er nicht, man baue ihm ein Haus, so groß man wolle. Wo ſein Wort gepredigt wird, da will er sich gewiß finden laſſen , wo aber dasselbe nicht iſt, da ist sein Haus nicht, wenn man lauter Kirchen auf einander baute. Die Kirche hat nur Werth, wenn GOttes Wort darin gepredigt wird. 134 [ 27. April.] Röm . Kap. 11 , V. 20 . ‫مین‬ Du stchest durch den Glauben, sei nicht stolz, sondern fürchte dich. Es ist mancher ein großer Heiliger , aber es kann geschehen, daß er schwächer im Glauben wird , als ich. Alſo kann mir GOtt auf dieſe Stunde einen ho hen starken Glauben schenken, aber wieder, ehe man sich umſieht, sinken laſſen, und den Glauben irgend einem großen Sünder geben. Warum thut er denn solches , daß er seine Heiligen nicht immer im starken Glauben gehen läßt ? Darum, daß sie nicht stolz werden , oder meinen , sie hätten's von ihm selbst, und sich selbst zum GOtt machen. Darum muß er's so mischen und mengen, daß sie wissen, daß er GOtt ſei , sich selbst erkennen , und in der Demuth_blei ben, die will er haben , nicht allein von uns , sondern von dem allerhöchſten Heiligen, auch seiner eigenen Mutter, es müssen sich alle auf's tiefste herunter Lassen und sagen, ich bin nichts und vermag nichts. < [28. April.] Offenb. Joh. Kap. 1 , V. 5. 6. 135 Christus hat uns geliebt, und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut, und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor GOtt und seinem Vater. Die Glaubigen sind rechtſchaffene Könige, nicht daß fie eine goldene Krone auf ihrem Haupte tragen , einen goldenen Scepter führen , in Seide , Sammt und goldenem Gewand und Purpur einher treten , sondern was viel herrlicher iſt, ſie ſind Herren über Tod, Teufel, Hölle und alles Unglück. Ihnen iſt Schande eine Ehre ; die Hölle : das Himmelreich ; der Tod : das Leben ; der Teufel : ein stroherner Mann ; die Sünde : Gerechtigkeit ; Unglück : Glück ; Armuth : Reich thum 2c.; denn sie sind Herren über das Alles, fragen nach Niemand, weil sie GOttes sind, und GOtt zu einem Freund , ja lieben Vater haben, bei welchem sie Reichthum, große Schäße und alle Güter, und die Fülle finden, darum kann ihnen keine Sünde, Tod , Teufel, Hunger, Durst, Kälte, Hiße, Schwert , noch alles Unglück schaden. Ja in dem überwinden sie weit , und finden in allem das Widerspiel, in Armuth : Reichthum , in der Sünde : die Gerechtigkeit, in der Schande: große Ehre, in Hunger und Durst : alle Fülle. 136 [29. April.] Röm . Kap. 7, V. 20 . So ich aber thue, das ich nicht will, ſo thue ich dasselbige nicht , sondern die Sünde, die in mir wohnet. Wenn diese (in uns wohnende) Sünde nicht wäre, so wäre auch keine wirkliche Sünde; diese Sünde wird nicht gethan, wie alle anderen Sünden, sondern ſie iſt, ſie lebt, und thut alle Sünden, sie fündigt nicht eine Stunde oder Zeitlang, son dern wo, und wie lang die Perſon iſt, da iſt die Sünde nicht . Es thut's nicht, so lange man außen wehrt, beſſert und heilt , inwendig bleibt Stamm , Wurzel und Quelle des Bösen, es muß- vor allen Dingen die Quelle gestopft , und dem Baum die Wurzel genommen werden , sonst bricht und reißt es aus an zehn Orten ; wo du an einem stopfst und wehrſt , aus dem Grunde muß es geheilt ſein , ſonſt magst du ewig daràn verstreichen und zerschmieren mit Salbe und Pflaster, es eitert und schwieret doch immer wieder fort , und wird nur ärger. Sie mag auch mit keinem Geseß und keiner Strafe vertrieben werden , wenn gleich tausend Höllen wären , sondern allein die Gnade GOttes muß sie aus fegen, die die Natur rein und neu macht. [30. April.] Joh. Kap. 1 , V. 17. 137 Das Geseß ist durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch JEsum Christum worden . Wenn enn das Gefeß zu deinem angsthaften Gewissen sagt : dies und das ist dir geboten, das hast du nicht gethan , darum mußt du herhalten. In solchem Kampf und Todes- Angſt iſt hohe Zeit und Noth, daß sich der Glaube ermanne, und mit ganzer Macht hervor breche , und dem Geseß unter die Augen trete, und ihm getrost zuspreche : Ei liebes Geſeß , bist du allein GOttes Wort ? Ift das Evangelium nicht auch GOttes Wort ? Hat denn die Verheißung ein Ende? Hat GOttes Barmherzigkeit aufgehört ? Darum , wenn mich das Gesetz be schuldigt: Ich sei ein Sünder und in GOttes Schuld-Register geſchrieben , so muß ich bekennen, es sei wahr, aber die Folg-Rede : darum bist du verdammt ; muß ich nicht einräumen , sondern mich mit starkem Glauben wehren, und ſa gen : Nach dem Geset bin ich wohl ein armer verdammter Sünder , aber ich appellire vom Gesez zum Evangelio. Denn GOtt hat über das Geſeß noch ein Wort gegeben , dieses heißt das Evangelium , welches mit seiner Gnade Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und Leben schenkt. 138 [1. Mai.] Psalm 68, V. 7. GOtt führt aus die Gefangenen zu rechter Zeit, und läßt die Abtrünnigen bleiben in der Dürre. Wenn enn der Mensch untergeht und zunichte wird in allen seinen Kräften, Wer ken und Wesen, daß nicht mehr als ein elender, verdammter, verlaſſener Sün der da ist , dann kommt göttliche Hülfe und Stärke. Hiob 11. Wenn du meinst , daß du verschlungen seist , so wirst du erst hervor brechen wie der Morgen- Stern. Denn wer nicht die Sünde fühlt, der sucht keine Gnade, auch kein Evangelium , noch Glauben , darum ist das Gesez des Gewissens Stock meister, Kette, Strick und Kerker. Und GOtt führt uns nicht aus diesen Ban den, wenn es uns dünkt , noth zu sein , sondern läßt uns darin gedemüthigt und gemartert werden, bis wir gar gnadendurstig sind , so kommt er dann, und giebt ſein Wort, daran wir hangen , und uns. alſo ausführen laſſen, daß wir aus dem erschreckten, blöden, in ein gutes sicheres Gewissen kommen. [2. Mai. ] .Pfalm 32, V. 8. 139 Ich will dich unterweiſen, und dir den Weg zeigen, den du wandeln ſollſt, ich will dich mit meinen Augen leiten. u bittest , ich soll dich erlösen , laß dir nicht leid ſein , lehre du mich nicht, Du lehre dich auch nicht, laß dich mir, ich will dir Meisters genug sein, ich will dich führen den Weg, darin du mir gefällig wandelst. Dich dünkt , es sei verderbt, wenn es nicht geht , wie du denkst ; dein Denken ist dir schädlich, und hindert mich, es muß gehen , nicht nach deinem Verstande , sondern über deinen Ver stand. Senke dich in Unverstand, so gebe ich dir meinen Verſtand . Unverſtand ist der rechte Verstand ; nicht wissen, wohin du gehst , das ist recht wissen, wo hin du gehst ! Es ist der Weg des Kreuzes , den kannst du nicht finden , son dern ich muß dich führen als einen Blinden, darum nicht du, nicht ein Mensch, nicht eine Creatur , sondern ich , ich selbst will dich unterweisen durch meinen Geist und Wort, den Weg, darin du wandeln sollst , nicht das Werk, das du erwählst, nicht das Leiden, das du erdenkst , sondern das dir wider dein Den ken, Erwählen, Begehren zukommt, da folge, da rufe ich, da ſei Schüler, da ist es Zeit, dein Meister ist da, da sei nicht ein Pferd, oder unvernünftiges Thier. 140 [3. Mai. ] Ebr. Kap. 11, V. 3 . Durch den Glauben merken wir , daß die Welt durch GOttes Wort fertig ist, daß Alles, was man sieht, aus nichts worden. GOttes Natur ist , daß er aus nichts etwas macht. Darum wer noch nicht nichts ist, aus dem kann GOtt auch nichts machen. Die Menschen aber machen aus was etwas ; das ist aber lauter unnüßes Werk. Darum nimmt GOtt Niemand auf, als die Verlassenen, macht Niemand gesund , als die Kranken , macht Niemand sehend, als die Blinden , macht Niemand lebendig , als die Todten, macht Niemand fromm, als die Sünder , macht Niemand weise, als die Unweisen. Kurz : giebt keinem Gnade , als denen , Hoffärtiger , Heiliger , Er erbarmt sich keiner, als der Elenden, und die in Ungnade sind! Deßhalb kann kein Weiser oder Gerechter GOttes Materie werden , und GOttes Werk in ihm erlangen, sondern bleibt in seinem eigenen Werk, und macht einen erdichteten, scheinenden, falschen, gefärbten Heiligen aus ihm selber, das ist: einen Heuchler. [4. Mai. ] Psalm 130, V. 5. 143 Ich harre des HErrn , meine Seele harret , und ich hoffe auf sein Wort. Es s sind einige , die wollen GOtt das Ziel weisen , Zeit und Maaß legen, und gleich ihm selbst vorschlagen , wie sie ihm geholfen haben wollen. Und, wenn es ihnen so nicht widerfährt, verzagen sie, oder sie mögen anderswo Hülfe suchen. Diese harren nicht, sie warten des HErrn nicht , GOtt soll ihrer war ten und alsbald bereit sein , und nicht anders helfen , als wie sie es abgemalt haben ; die aber des HErrn harren , die bitten um Gnade, aber sie stellen es frei zu GOttes gutem Willen, wann , wie , wo, und durch was er ihnen helfe ; an der Hülfe zweifeln ſie nicht , sie geben ihr auch keinen Namen , ſie laſſen ſie GOtt taufen und nennen, und sollte sie auch lange und ohne Maaß verzogen werden. Wer aber der Hülfe einen Namen giebt , dem wird sie nicht , denn er leidet GOttes Rath, Willen und Verziehen nicht. für Bielemann fthitmant . Cor. Kap. 4, V. 13 . Wir sind stets als ein Fluch der Welt, und Feg-Opfer aller Leute. s ist ein verachtetes Ding um einen Menschen , der in der Gnade und in Es Christo lebt , den ehrt Niemand , ja Jedermann unehrt ihn , und ist ganz ein unnüßer , untüchtiger , schädlicher Mensch angesehen zu allen Sachen, die die Menschen handeln. Man bedarf solcher zu keinem Leben und Amt , man ge denkt ihrer nicht , man will sie auch nicht wissen und kennen. Die scheinenden Heiligen aber gafft Jedermann an. Mit welchen es nun dazu nicht gekommen ist, und solche Feinde nicht hat , die alle seine guten Worte , Werke , Rath und Meinung für Narrheit , Bosheit und Untugend halten , der ist noch nicht recht zu Christo kommen. Es sei denn, daß er selbst sein Feind werde, und ihm selbst anlege, was ihm die Andern anlegen sollten, sich selbst in allen guten Worten, Werken und Leben als unnüß und Narr achte, und gründlich ohne alles Betrügen. fein Herz erkenne. 1 [6. Mai. ] Psalm 118, V. 9 . 143 Es ist gut auf den HErrn vertrauen, und sich nicht verlassen auf Fürsten. Ich will auch gern dem Könige und Fürſten gehorſam ſein , ihm dienen , ſein Bestes suchen und fördern, will helfen und rathen, mit Leib und Gut ihm bei stehen. Aber daß ich mich auf ihn sollte verlassen , daß er mich reich, herrlich, oder selig machte , das will ich laſſen. Denn morgen könnte sich das Wetter wohl umkehren , daß er mich verfolgte. Wenn ich denn um meines HErrn und eines Menschen willen wider GOtt und Menschen gethan , wo wollte ich bleiben, wenn GOtt und Mensch über mich erzürnt wären ? Es fahre mir lie ber weg Fürsten- und Menschen- Gunst , und bleibe mir GOttes Huld , so wird sich Menschen-Huld wohl finden.. Findet sie sich nicht, so fahre sie zum Teufel, GOttes Huld ist mir genug. Verliere ich aber GOttes Huld , so bleibt mir zulezt der Menschen Huld auch nicht , so fahre denn Ich zum Teufel sammt meinen Fürsten , beides mit GOttes und Menschen Unhuld . denn fein troffen, und wohl gemacht. Da habe ich's 144 [7. Mai. ] Psalm 62, V. 7. Der HErr ist mein Hort , meine Hülfe , mein Schuß , daß ich nicht fallen werde. Er will ſagen, daß meine Hülfe oder Heil vom HErrn kommt. Warum ? Darum : ich habe keinen Menschen , wie groß , mächtig, reich er immer ſei , mir zum Troß , Hort , Troſt und Heil geſeßt , noch mein Herz und Hoffnung auf ihn gesezt, sondern GOtt habe ich dazu erwählt , von dem mir alles Glück Wenn ich das glaube , ſo bin ich sicher, und Heil kommen soll und wird. wenn es auch lauter türkische , tartarische Kaiser , und ei tel zornige Könige und Fürsten regnete und schneiete neun Jahre lang nach einander mit aller ihrer Macht, dazu alle Teufel mit ihnen. [8. Mai.] 145 Pſalm 62, V. 5 . Sie denken , wie sie ihn dämpfen , fleißigen sich der Lügen : geben gute Worte, aber im Herzen fluchen ſie. Gute Worte geben sie, und ist nichts dahinten, das ist ihre Lust und ihr Ge fallen. Sie können mit dem , den sie verderben wollen , auf's allerfreundlichſte reden und bereden, und denken und wünschen doch, daß dich alle Plage treffe ; hören auch nicht auf, bis sie ihn helfen verderben. Das heißt, sie loben mit dem Munde, und im Herzen wünſchen ſie ihm allez Herzeleid , und sprechen : Meinen freundlichen Dienst zuvor , was ich thun kann, findet ihr mich allezeit willig. Da verlaſſe dich nicht darauf, und backe nicht ; siehe , was du essen wirst. David hat's erfahren. So lange des Königs Gnade leuchtete , da war nichts herrlichers , als David ; Jedermann Und ihr Herz dachte doch : wollte da Freund sein, und den David lieben. daß dich der Teufel diese Stunde wegführe, daß ich an deine Statt käme. Aber da der König ihm feind war, da brach's heraus, was sie zuvor gedachten, da wollte ein jeder dem Könige das Beste an Davids Verderben thun. Luther's Schaßkäſtlein 1r. Thl. 10 146 [9. Mai.] Psalm 62, V. 9. Hoffet auf ihn allezeit, lieben Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus, GOtt ist unsere Zuversicht. Sela. Fehlt euch etwas, wohlan, da ist guter Rath zu, schüttet eure Herzen vor ihm aus, klaget's nur frei ; berget ihm nichts ; es sei, was es wolle, so werfet's mit Haufen heraus vor ihm , als wenn ihr euer Herz einem guten Freunde ganz und gar eröffnet. Er hört's gern, will auch gern helfen und rathen. Scheuet euch nicht vor ihm , und denket nicht , es sei zu groß oder zu viel. Getroſt Er ist heraus , und sollten's eitel Säcke voll Mangels sein, alles heraus. größer und vermag, will auch mehr thun, als unsere Gebrechen sind . Stückelt's ihm nur nicht , er ist kein Mensch , dem man könnte zu viel Bettelns und Schütte nur Bittens vormachen ; je mehr du bittest , je lieber er dich hört. rein und alles heraus , tröpfle und zippele nicht, denn er wird auch nicht tröpfeln noch zippeln, ſondern mit Sündfluth dich überschütten. [ 10. Mai.] 147 Psalm 62, V. 10. Menschen sind doch ja nichts , große Leute fehlen auch , sie wägen weniger als nichts . Hier fragst du : Wie ist der Mensch nichts ? wenn er doch GOttes Geſchöpf und Antwort : David redet nicht von der Creatur, von ihr selbst, Creatur ist. Das ist: der Mensch ist wohl ein gutes sondern vom Gebrauch der Creatur. Ding, man gebraucht aber sein nicht recht. Wie so ? man will auf sie bauen und trauen. In solchem Gebrauch sind sie nichts , warum ? sie sind ungewiß, beide , ihres Lebens und Herzens . Sand und Wasser ist auch ein gutes Ding, aber daß ich wollte darauf ein Haus sehen , da wären sie nichts , und weniger als nichts. Daß ich aber Wasser trinke und mich wasche, das ist ein köstliches und nüßliches Ding, denn es ist dazu geschaffen und ist sein Gebrauch. Wie sind aber die Menschen weniger als nichts ? Was kann weniger sein, als nichts ? Aber wer auf das traut, was Antwort: Was nichts ist , betrügt Niemanden. nichts ist , der hat zweierlei Schaden, einen , daß er nichts findet, den andern, daß er verliert, was er darauf wendet. Denn wer schlecht nichts hat , der hat ein einfältiges Nichts, und wendet nichts daran. Wer aber auf Menschen traut über das, daß er nichts findet, verliert auch das, das er darauf gewandt hat, und wird alle seine Hoffnung und Koſt auch zu nichte über dem Nichts, darauf er hoffte. 10 * 148 [ 11. Mai. Psalm 127, V. 1 . casions. Wo der HErr nicht das Haus bauet, ſo arbeiten umſonſt, die daran bauen. Laß also diesen HErrn Haus bauen und haushalten, greif ihm nicht in ſein Werk, ihm gebührt , darüber zu sorgen , dir aber nicht. Denn wer Hausherr iſt und haushält, den laß sorgen. Gehört viel in ein Haus , wohlan, ſo iſt ja GOtt größer, als ein Haus . Der Himmel und Erden füllt , wird ja auch ein Haus füllen können , sonderlich , weil er sich's annimmt , und läßt es von ihm singen. Was ist nun Wunder , daß viel in ein Haus gehört , wo GOtt nicht Haus-Herr ist? Weil du den nicht siehst , der das Haus füllen soll, so müſſen wahrlich alle Winkel ledig scheinen. Wenn du ihn aber ansiehst , so wirst du nimmer gewahr , ob ein Winkel ledig ſei. Es dünkt dich , Alles sei voll , und ist auch Alles voll. Ist's aber nicht voll, so ist's deines Gesichts Schuld, gleich wie des Blinden , daß er die Sonne nicht sieht. Wer aber recht sieht, dem kehrt GOtt das Wort um, und ſpricht nicht , es gehört viel in ein Hans , ſon dern, es geht viel aus einem Hauſe. [ 12. Mai.] 149 Psalm 109, V. 4. Dafür, daß ich sie liebe, sind sie wider mich. Ich aber bete. Ich lehre die Wahrheit , deßhalb fie billiger mir ſollten zufallen und beiſtehen, ſo fechten sie wider mich , und machen mich mit gehäſſigen Worten feindselig Was soll man thun ? Sie können Wohlthat und unwerth vor Jedermann. nicht leiden, wohlan, ſo muß man's GOtt befehlen, und sich zum Gebet halten. Ach! welch ein frommes Kindlein ist die Welt? Uebels will sie nicht haben, Gutes kann sie nicht leiden. Rathe: Was will sie denn haben? Höllisch Feuer und den Teufel dazu, d ringet sie darnach, das wird ihr auch begegnen. Wenn sie sonst kein anderes Unglück hätten, meinest du nicht, es sei Unglücks genug, ein solch verstocktes , verblendetes und verhärtetes Herz zu haben , das weder sieht noch hört. D HErr GOtt ! laß uns andere Sünde thun , als solche, so wir ja sündigen sollen . 150 [ 13. Ma i. ] Zachar. Kap. 2, V. 8 . Wer euch antaſtet, der taſtet meinen Aug - Apfel an. Das ist eine theure Verheißung zu trefflichem Trost und Truß der Chriſten wider ihre Verfolger , daß sie wissen , daß es ihm so nahe geht , und so hart sich unseres Leidens annimmt, daß er's heißt , sein Aug-Apfel angegriffen , und so wenig ertragen will , als Jemand leiden kann , daß man ihm im Aug-Apfel viel Tastens mache. Also , daß der Teufel, wenn er einen Christen angreift, so greift er, daß er sich selbst muß in die Zunge beißen und die Finger ver brennen. Denn wo das geringste Glied der Christenheit lei det, so bald fühlts und reget sich der ganze Leib , daß sie allzumal zulaufen , klagen und schreien , so hörts und fühlts denn unser Haupt Christus , und ob er wohl ein wenig inne hält, doch wenn er beginnt sauer zu sehen , und die Nase zu rümpfen , ſo wird er auch nicht scherzen. [ 14. Mai. ] 1. Petr. Kap . 4, V. 1 . 151 Weil nun Christus im Fleiſch für uns gelitten hat , so wappnet euch auch mit demselbigen Sinne. Chriſtus hat uns nicht allein mit seinem Leiden geholfen vom Teufel , Tod und Sünden , sondern auch ein Erempel gelassen, welchem wir in unserm Lei den sollen nachfolgen. Und wiewohl unser Leiden und Kreuz nicht also soll aufgeworfen werden , daß wir dadurch selig werden , oder das geringſte damit verdienen wollten , sollen wir Christo dennoch nachleiden, daß wir ihm gleich förmig werden. Wohlan, will ich ein Christ sein, so muß ich die Hoffarbe auch tragen, der liebe Christus giebt kein ander Gewand aus an seinem Hofe , es muß gelitten sein. Willst du aber nicht leiden , so mußt du wissen , daß du nicht Chriſti Hofgesind sein wirst. So magst du nun thun , was du willst , unter den zweien , leiden oder Christum verläugnen. 152 [15. Ma i. ] 1. Petr. Kap . 4, V. 19. Welche da leiden nach GOttes Willen, die sollen ihm ihre Seelen be fehlen, als dem treuen Schöpfer in guten Werken . Das ist der Chriſten Kunſt , daran wir alle zu lernen haben, daß wir aufs Wort sehen, und thun weit aus den Augen alle anliegende beschwerende Noth und Leiden. Das Fleisch aber kann solche Kunſt gar nicht ; es sieht nicht weiter, als auf das gegenwärtige Leiden. Und ist des Teufels Art eine, daß er das Wort weit aus den Augen rückt, daß einer nicht mehr ſieht, als in die Noth, die vor handen ist. Aber das soll nicht sein ; wer sich nach dem Fühlen richtet, der ver liert Christum . Nur das Kreuz und Leiden, so sehr du immer kannst, aus dem Herzen und Sinne geschlagen, sonst wenn man ihm lange nachdenkt, so wird Uebel ärger. Bist du in Anfechtung und Leiden, ſo ſprich alſo : Wohlan, dies Kreuz habe ich mir ja nicht selbst erwählt, es ist des lieben Wortes GOttes Schuld, daß ich folches leide, und daß ich Chriſtum habe und lehre. So laß es immer gehen in GOttes Namen, ich will den laſſen walten und ausfechten, der mir solches Lei den längst zuvor gesagt, und mir seine göttliche gnädige Hülfe verheißen hat. [ 16. Mai.] 1. Petr. Kap. 3, V. 12. 153 Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten , und seine Ohren auf ihr Gebet. Diesen Vers schreibe in dein Herz mit festem Glauben , und siehe , ob er dir nicht Friede und Gutes ſchaffen wird. Kannst du das glauben, das GOtt dro ben size, und nicht schlafe, oder anderswo hinſehe und dein vergeſſen habe, fon dern mit wackern offenen Augen sieht auf die Gerechten , die da Gewalt und Unrecht leiden, was willst du denn klagen und Unmuths werden über Schaden oder Leid, das dir widerfährt , wenn er seine gnädigen Augen gegen dich wen det, und freilich auch gedenkt, als der rechte Richter und GOtt, dir zu helfen ? Dieses Auge wollte ich um aller Welt Gut kaufen, ja solchen Glauben, wenn ich ihn haben könnte, denn es fehlt gewiß nicht an seinem Ansehen , sondern an unserm Glauben. Zu dem stehen auch seine Ohren offen auf das Gebet des Ge rechten. Wie er dich ansieht mit gnädigen, lachenden Augen , so hört er auch mit leisen, offenen Ohren dein Klagen, Seufzen und Bitten , und hörets gern und mit Wohlgefallen , daß es sobald , wenn du nur den Mund aufthust , er höret und ja ist. 154 [17. Ma i . ] Röm . Kap. 8, V. 17 . Sind wir Kinder , so sind wir auch Erben , nemlich GOttes Erben , und Miterben JEsu Chriſti , ſo wir anders mit leiden , auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Wee n nn du willst ein Miterbe sein des HErrn JEsu Christi , und nicht mit leiden, und ſein Bruder sein, und ihm nicht gleich werden, so wird er dich ge wiß am jüngsten Tage für keinen Bruder und Miterben erkennen , sondern wird dich fragen , wo du deine dornene Krone , Kreuz , Nä gel und Geisel habest , ob du auch der ganzen Welt ein Greuel gewesen seist , wie er , und alle seine Glieder ge wesen sind vom Anfange der Welt her . Wenn du denn solches nicht beweisen kannst , so wird er dich auch nicht für seinen Bruder halten können . Also : Es muß gelitten sein , und müſſen alle gleichförmig werden dem Sohne GOttes , oder wir werden mit zu der Herrlichkeit nicht erhaben werden. Ja, wer Christi Bruder und Miterbe sein will, der denke auch ein Märtyrer und Mitleider zu sein. [ 18. Mai. ] Nöm. Kap. 3 , .V 31 . Wie? heben wir denn das Gesez auf durch den Glauben ? das sei ferne . sondern wir richten das Gesez auf. Siehe, das ist die Lehre und Kraft des Evangeliums , und der Schaß, davon wir selig sind, welches uns dazu bringt , daß wir auch anfangen das Gesez zu erfüllen. Denn wo die große grundlose Liebe und Wohlthat Chriſti erkannt und geglaubt wird, da quillt auch heraus die Liebe, beide zu GOtt und den Nächsten ; denn durch solche Erkenntniß und Trost bewegt der heil. Geist das Herz , daß es GOtt hold wird, und ihm zu Lob und Dank auch gerne thut , was es soll, hütet sich vor Sünden und Ungehorsam, und giebt ſich willig dahin Jedermann zu dienen und zu helfen, und wenn es in dem noch Schwachheit fühlt , wider sein Fleisch und Teufel streitet mit Anrufung GOttes 2c. , und also immer in dem Glauben hinauf sich hält an Christum, wo es für sich selbst dem Geseß nicht genug thut, tröstet sich deß, daß er es erfüllt, und ihm seine Fülle und Stärke ſchenkt, und alſo bleibt allezeit unsere Gerechtigkeit, Erlösung, Heiligkeit 2c. 154 [17. Ma i. ] Matth. Kap. 11 , V. 28 . Kommet her zu mir alle , die ihr mühselig und beladen ſeid , ich will euch erquicken . Das ist die leidige Unart unſerer Natur , daß , wenn auch Chriſtus mit ſeiner Gnade und Trost zu ihr kommt, sie sich vor ihm scheut und flieht, dem sie doch billig sollte nachlaufen , blos und barfaß bis an's Ende der Welt , windet und ringet sich, sucht eigen Werk, und wollte gern zuvor rein und würdig genug sein, und durch sich selbst einen gnädigen GOtt und Christum verdienen, damit Friede zu suchen, und der Sünde zu entlaufen , daß er von Chriſto lauft , und zuvor will etwas bei ihm selbst finden , damit er ſein werth werde , daß er zu ihm komme , und fällt doch damit nur tiefer in Schrecken und Zagen, bis ihn Christus wieder mit seinem Wort heraus reißt. Darum mußt du ihm nicht die Unehre thun, daß du ihn von dir schlagest, oder den Trost, den er dir bringt, dir selbst zum Schrecken und Verzweiflung wolleſt verkehren , sondern vielmehr mit aller Zuversicht zu ihm zulaufſt, ſo wirst du auch bald hören das fröhliche, tröstliche Wort : fürchte dich nicht ; damit er dir und allen Betrübten Gewiſſen in's Herz redet, und die Abſolution von allen Sünden ſpricht. [20. Mai. ] Matth. Kap. 5, V. 28. 157 Wer ein Weib ansicht , ihr zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Wenn nicht mehr Werke geboten wären , als die Keuschheit allein , ſo hätten wir alle genug zu schaffen daran, ſo ein gefährlich. wüthendes Laſter ist die Unkeuschheit, denn es in allen Gliedern tobt, im Herzen mit Gedanken, in den Augen mit dem Gesicht , in den Ohren mit dem Gehör , in dem Munde mit Worten, in Händen, Füßen und ganzem Leibe mit Werken. Es haben alle Hei Wenn aber das Werk der Keuschheit be ligen darüber geklagt und geweint. stehen soll, so treibt es zu vielen andern guten Werken, zum Fasten und Mäßig keit wider Völlerei und Trunkenheit, zum Wachen und Frühaufstehen wider die Faulheit und den übrigen Schlaf, zur Arbeit und Mühe wider den Müßigang. Denn Fressen, Saufen, vieles Schlafen, Faullenzen und Müßiggehen sind Waffen der Unkeuschheit. Ueber das alles aber ist die stärkste Wehr das Gebet und Wort GOttes, daß wo die böse Luft sich regt, der Mensch zu dem Gebet fliehe, GOttes Gnade und Hülfe anrufe, das Evangelium betrachte, und darin Chriſti Leiden ansehe. Also sagt der 137. Psalm: selig ist der , der die Jungen von Babylonien ergreift, und zerschmeißt sie an dem Fels ; das ist : wenn das Herz mit bösen Gedanken , während sie noch jung und im Anfange sind , zu Christo dem Felsen lauft, an welchem sie zerrieben werden, und vergehen. 158 [21. Ma i .] Röm . Kap. 8 , V. 32 . 9.76. GOtt hat seines eigenen Sohnes nicht verschont , sondern hat ihn für uns allé dahin gegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken ? Soll's denn erlogen sein , daß GOtt seinen Sohn für uns ge geben hat, so sei der Teufel an meiner Statt ein Mensch, oder eine seiner Creaturen. Ist's aber wahr, was machen wir denn mit unserm leidigen Fürchten, Zagen, Sorgen, Trauern 2c., gleich als wollte er uns in so geringen Sachen nicht beistehen, weil er doch hat seinen Sohn für uns gegeben, oder als sei der Teufel mächti ger, als er. Ihr saget , ihr könnet euer Leben wohl in die Schanze schlagen, seid aber sorgfältig nur für die gemeine Sache. Ich aber, was die gemeine Sache betrifft, bin ganz wohlgemuth und fein zufrieden, denn ich weiß, daß sie recht und wahrhaftig ist, und was noch wohl mehr ist, Christi und GOttes sel ber, welche nicht also erblaßt sind ihrer Sünden halber, wie ich einzelnes Heilchen erblassen und zittern muß. Deßhalb bin ich schier ein müßiger Zuseher , und wollte nicht ein Knipplein auf die Feinde und ihr Wüthen und Drohen geben. Fallen wir, so fällt Christus auch mit, nemlich der Re gierer der Welt, und ob er gleich fiele, so wollte ich doch lieber mit Christo fallen , als mit dem Kaiser stehen. [22. Mai. ] Psalm 119 , V. 105 . 159 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte , und ein Licht auf meinem Wege. Ist das wahr, wie es nicht fehlen kann , so muß auch das wahr sein , daß außer GOttes Wort aller Menschen Lehre und Weisheit, ſie ſcheine und gleiße, so schön und herrlich sie kann, eitel Finsterniß ist. Vernunft ist auch ein Licht, und ein schönes Licht, aber den Weg und den Fuß, der da soll aus den Sün den und dem Tode gehen zur Gerechtigkeit und zum Leben, kann es nicht wei sen noch treffen, sondern bleibt in Finsterniß. Gleich wie unsere Unſchlitt- und Wachs-Lichter nicht Himmel und Erde erleuchten , sondern die engen Winkel in Häusern , die Sonne aber Himmel , Erde und Alles erleuchtet ; also ist GOttes Wort auch die rechte Sonne, die uns den ewigen Tag giebt zu leben, Wohl dem, der Luft dazu hat , und solches Licht gerne und fröhlich zu sein. Aber Maul - Würfe und Fleder sieht, denn es scheint gerne. Mäuse haben's nicht gerne, das ist die Welt. 160 [23. Ma i. ] Röm . Kap . 15 , V. 4 . Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Ich bitte euch durch Chriſtum, ihr wollet nicht in den Wind schlagen die gött lichen Verheißungen und Trost , als er spricht : Wirf dein Anliegen auf den HErrn , harre des HErrn , ſei getrost und unverzagt , und dergleichen Sprüche mehr, welcher der Psalter und die Evangelien voll sind . Sei getroſt , ich habe die Welt überwunden. Es wird ja nicht falsch sein, das weiß ich fürwahr , daß Christus ein Ueberwinder der Welt ist; was fürchten wir denn die überwundene Welt ? gleich als wäre sie der Ueberwinder. Sollte einer doch einen solchen Spruch von Rom und Jerusalem auf seinen Knieen holen, aber weil wir ihrer so viel haben, und sie so in stetem Gebrauch und gemein ſind , achten wir sie nicht, das ist aber nicht gut. Ich weiß wohl, daß solches kommt aus Schwachheit des Glaubens , aber laſſet uns beten mit dem Apoſtel : HErr , stärke uns den Glauben. [24. Mai.] Jes. Kap. 53, V. 6. 161 Der HErr warf unser aller Sünde auf ihn . Diese Worte sind mit großem Fleiß geseßt, daß unser Gewissen desto sicherer und unverzagter sei, auf daß es sich nicht bekümmere, und ängste vor dem Bilde irgend einer Sünde. Und dieses ist der wohlgefällige Wille GOttes im Himmel, daß dein erschrockenes Gewiſſen dir nicht sollte grauen, noch leid sein lassen, als ob es GOtt anders mit dir gedächte und meinte, als unser HErr Christus, oder als wollte er dich um der Sünde willen tödten , die Christus auf sich geladen, und weggenommen hat. Nein , liebes Gewissen , du sollst es glauben , daß der HErr und Vater im Himmel, dein GOtt , eben dasselbe freundliche , gnädige Herz und Willen zu dir hat, das der Sohn GOttes hat, nemlich, daß dich Chriſtus erlösen, und von allen Sünden frei machen soll. Was ist nun für ein GOtt, der dich könne verklagen um deiner Sünde ? als GOtt im Himmel selbst ; der dein HErr ist, und vor dem du dich so sehr fürchtest, hast deine Sünden nicht auf dich gelegt, sondern auf Chriſtum wider alle Rechte und Ge Moses droht dem Sünder also , daß ein jeder sebe Mofis und der Andern. Deß Mensch müßte sterben um seiner eigenen Sünde und Uebelthat willen. gleichen im weltlichen Regiment, bleiben deine Sünden auf dir. Wenn wir aber vor GOtt sollen gerecht werden, da ſind unſere Sünden nicht unſer, ſondern Chrifti. Luther's Schaßkäſtlein 1r. Thl. 11 162 [ 25. Mai.] 2. B. Mos. Kap . 20, V. 15 . Du sollst nicht stehlen. Dieses Gebot zeigt uns , was GOTT von uns halte , nemlich , daß wir alle ſammt, keiner ausgenommen , vor GOtt und vor der Welt Diebe sind . Denn wenn GOtt nicht hält, oder der Henker nicht schreckt , so geht der Dieb heraus in's Werk auf's allergröbste. Du sollst aber nicht meinen , daß das allein ge stohlen heiße, wenn du deinem Nächsten das Seine wegnimmst , sondern wenn du siehst deinen Nächsten Noth , Hunger und Durst leiden , keine Herberge, Schuhe und Kleider haben , und hilfſt ihm nicht , so stiehlst du gleich so wohl, als wenn einer dem andern das Geld aus dem Beutel oder Kasten stehle, denn du bist ihm schuldig zu helfen in seiner Noth. Denn deine Güter ſind nicht dein , du bist als ein Schaffner darüber geſeßt , daß du ſie austheileſt denen, die sie bedürfen. Darum gehören diese auch an den Reihen , und in das große Register , darin die Diebe geschrieben stehen, die Güter haben , und geben nicht denen, die es bedürfen , nehmen sich ihres Nächsten Nothdurft nicht an, sondern gehen vorüber. 1 [ 26. Mai. ] 163 2. B. Mos. Kap . 20, V. 12. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. em jungen Volk muß man vorſtellen, ihre Eltern an GOttes Statt vor Augen Dem zu halten, und alſo denken, ob sie gleich gering , arm, gebrechlich sind , daß ſie dennoch Vater und Mutter sind, von GOtt gegeben. Des Wandels oder Fehls halben sind sie der Ehre nicht beraubt. So lerne nun zum ersten , was die Ehre gegen die Eltern heiße, nemlich, daß man sie vor allen Dingen werth und herrlich halte, als den höchsten Schaß auf Erden. Dann auch mit Worten sich züchtig gegen sie stelle , nicht übel anfahre , poche, noch poltere , sondern laſſe recht haben , und schweige , ob sie gleich zu viel thun. Zum dritten auch mit Werken, das ist, mit Leib und Gut solche Ehre beweise , daß man ihnen diene, helfe und versorge, wenn sie alt , krank, gebrechlich oder arm sind , und solches Alles nicht allein gern , sondern mit Demuth und Ehrerbietung als vor GOtt gethan. Denn wer das weiß, wie er sie im Herzen halten soll, wird sie nicht lassen Noth noch Hunger leiden , sondern über und neben sich seßen, und mittheilen , was er hat und vermag. 11 * 164 [27. Ma i.] Röm. Kap . 8, V. 1 . So ist nun nichts Verdammliches an denen , die in Chriſto JEſu find. Es müssen sich zwar die Heiligen mit dem Teufel raufen, und mit dem Tode beißen. Es ist aber in solchem Kampf das allerbeste und nächste zum Siege, dieses Lied der Heiligen lernen singen , nemlich : Sich selbst verläugnen , an die rechte Hand GOttes sich hängen. So geschieht dem Teufel eine große Schalk heit , daß er leer Stroh zu dreschen findet, nemlich also: Ich will nichts sein, alle meine Macht soll der HErr sein. Wenn ich das thue, so bin ich rein aus geleert von mir selbst und alle dem , das mein ist , und kann sagen : Was fichtest du Teufel ? Suchst du gute Werke, und meine eigene Hei ligkeit zu tadeln vor GOtt , je, habe ich doch keine. Der HErr ist meine Macht. Suchst du aber meine Sünde zu verklagen ? Je , habe ich doch auch keine. Hier ist die Macht des HErrn, die magst du verklagen, bis du satt wirst , ich weiß weder von Sünde noch Heiligkeit in mir. Nichts, nichts weiß ich, als von GOttes Kraft in mir. Was will der Teufel machen, wo er so eine ledige Seele findet , die ihm weder auf Sünde noch Heiligkeit antworten will ? Fällst du aber von diesem Liede, daß er dich ergreift in deinen Sünden , oder guten Werken, und du ihm zusehen und hören willst , so soll er dich zurichten , wie er dich gern haben will , daß du GOtt mit seiner rechten Hand, und Alles vergessest und verliereſt. [ 28. Mai. ] Psalm 90, V. 12 . 165 Lehre und bedenken, daß wir sterben müſſen , auf daß wir klug werden . Weil unser Leben nichts anders, als ein stets währender Gang zu dem Tode ist, so sollen wir auch das ganze Leben hindurch die Kunst , recht und wohl zu leben und zu sterben, studiren. Wer wohl gelebt hat , kann nicht übel sterben. Selten stirbt einer wohl, der übel gelebt hat. Wohl leben aber heißt nicht , täglich toll und voll sein , wie die Welt wohl lebt, sondern im Glauben des Sohnes GOttes leben , Gal. Kap. 2, V. 20. Wohlsterben heißt , gerne sterben ; gerne sterben , bringt der Glaube ; wohl sterben , bringen die Früchte des Glau bens. Wer da glaubt, daß er einen gnädigen GOTT durch Chriſtum hat, der stirbt gerne, denn er weiß , wo er hin soll ; wer auch seinem Nächsten rich 1 tig unter Augen geht , und thut ihm , wie er ihm wolle gethan haben, der kann nicht übel fahren. 166 [29. Ma i. ] Gal. Kap . 6, V. 1 . Lieben Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurechte mit sanftmüthigem Geiſt , die ihr geistlich ſeid. las Reich Chriſti ist ein Reich des Glaubens, darin er täglich sein Werk treibt ; Das schlägt sich mit der Sünde, und ficht mit dem Tode, bis das Reich vollbracht wird. Ob nun wohl einer zu Zeiten unterliegt, so iſt Chriſtus da, regiert mit seinem Geist, und überwindet die Sünde , richtet ihn wieder auf, und ſpricht : Stehe auf, Bruder , es hat keine Noth , immer wieder d'ran , es muß hindurch gedrungen sein, ohne Fallen kann's nicht zugehen, siehe nur, daß du nicht gar liegen bleibst. Es gilt also Fallens und Aufſtehens, weil wir hier leben. Die ser Trost gilt aber nur denen, welche aus Schwachheit fündigen und nicht aus Bosheit oder wiſſentlich. [ 30. Mai. ] 1 Tim. Kap . 1 , V. 5. 167 Die Haupt- Summe des Gebots ist Liebe von reinem Herzen ze.. GOtt ist allein der Mann, der nicht aufhört, der Welt lauter Gutes zu thun, wider der Welt Undank und Verachtung , sondern alle Untugend und Bosheit verschlingt und verzehrt durch das Feuer seiner Liebe. Ein solches Herz foll ein Christ auch haben, daß er sich nicht lasse drängen von Gunst und Freund schaft, sondern vielmehr fortfahre und spreche: Mein lieber Bruder ! was ich dir gethan habe , oder noch thue , das habe ich aus rechter Liebe gethan , und noch nie begehrt, daß du mir dafür danken oder lohnen sollst. Dankſt du mir, •so danke dir GOtt wieder ; wo nicht , so ist mir's eben so viel , denn ich hab's darum nicht gethan. Sondern was ich thue, thue ich um deßwillen , der mich so geliebt hat, daß er für mich undankbaren und verdammten Menschen am Kreuz gestorben ist 2c. , und noch alle Augenblick mehr Gutes thut, als ich werth bin, oder ich ihm dafür danken kann. 168 [31. Ma i. ] Höm. Kap. 7 , V. 18 . Ich weiß, daß in mir, das iſt in meinem Fleische , wohnet nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Ale lle Heiligen werden das Lied müſſen ſingen : Vater Unser . Ver gieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldi gern. Die Andern, die ihrer Heiligkeit ein Ende wiſſen, verstehen hievon gar nichts, darum iſt's ihnen auch nicht gepredigt , weil sie meinen , es ſei mit dem Reich Christi also gethan, daß gar keine Sünde da ſei, es müſſe Alles rein und sauber sein, als hätten's die Tauben erlesen, wollen einen solchen Christen, der gar ohne Sünde und heilig ist, ja wie Christus selbst ist. Noch lange nicht, das ist aber ein Christ, der ein Sünder iſt, und erkennt seine Sünde, verdrießt ihn, und ist ihm von Herzen zuwider , daß er Sünde noch fühlt. Der ist kein Christ, der gar keine Sünde hat, noch fühlt , findest du aber einen solchen , der ist ein Widerchrist, kein wahrer Christ. Der Mißbrauch dieser Worte ist schwere Sünde. Wi 17 1. Juni.] Gal. Kap. 6, V. 14. 169* Es sei aber ferne von mir rühmen , denn allein von dem Kreuz unsers HErrn JEsu Christi , durch welchen mir die Welt gekreuziget ist , und ich der Welt. Hier thut ein Christ Augen und Ohren zu, spricht mit St. Paulo Welt, Lod, Sünde, du bist mir gestorben, und ich bin dir wieder gestorben, und lebt nichts auf Erden, als ich und GOtt. Die Welt ist mir gekreuzigt , und ich bin ihr gestorben , das ist : Die Welt achtet man gar nicht , und was ich predige oder lobe, ist ihr ein Gespött, aber wie du mir miſſeſt , mit solchem Maß meſſe ich dir wieder; verachtest du mich , so verachte ich dich wieder ; du hälst nicht viel vonr, was liegt mir daran, ob ich von der Welt gehaßt werde, wenn ich Dem droben allein gefalle , wenn es schon ewig währt. Laß also die Sünde toben , die Welt waschen und plaudern , bis ſie müde wird, ich gehe dahin , ist mir eben, als hörte ich's nicht. Dieß wird jedes glaubige Herz beruhigen. Fr: Brunbilo 170 [2. Juni. ] 1. B. Mos. Kap . 3, V. 15 . Geburtstag. Ich will Feindschaft sezen zwischen dir und dem Weibe , und zwischen deinem Samen und ihrem Samen ; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn , in die Fersen stechen. Die liebe Kirche muß wohl unfriedlich sein , wenn sie den Feind ihres HErrn Wie soll sie ihm anders thun ? Der Fersen JEsu Christi nicht hören will. beißer , der Teufel , will nicht ruhen, noch seinem Kopftreter Friede lassen. So will der Kopftreter, unser HErr, solchen Fersenbeißer nicht leiden. Sei du nun flug, und menge dich nicht in diesen Hader, was gilt's, du sollst Scheidemanns Lohn darüber kriegen , daß dich Chriſtus verdammt und der Teufel zerreißt. Darum laß gehen, wie es geht, menge dich nicht zwischen Thür und Angel, du wirst Christum und Belial nicht vertragen , die Feind schaft ist zu hart an einander geschworen. Einer muß zu legt untergehen, und der andere bleiben , anders wird nichts daraus . Es ist der Welt größte Thorheit eine, wenn ſie Chriſtum und Belial, Fromme und Gottloſe vereinigen will. HOR [3. Juni.] 1. B. Mos. Kap. 18, V. 19. 171 Ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern, und seinem Hause nach ihm, daß sie des HErrn Wege halten, und thun, was recht und gut ist, auf daß der HErr auf Abraham kommen laſſe, was er ihm verheißen hat. assollen die Eheleute wissen , daß ſie GOtt, der Christenheit, aller Welt, ihnen selbst und ihren Kindern kein besseres Werk und Nugen schaffen mögen , als daß sie ihre Kinder wohl aufziehen: Denn dasselbe ist ihre gerichtetste Straße gen Himmel, fie mögen auch den Himmel nicht näher und besser erlangen, als mit diesem Werk. Also wieder ist die Hölle nicht leichter verdient, als an seinen eigenen Kindern, die Eltern mögen auch kein schädlicheres Werk thun, als daß sie ihre Kinder versäumen, sie lassen fluchen, schwören, schandbare Worte und Lieder lernen, und nach ihrem Willen leben. Wie denn etliche sie selbst reizen mit übri gem Schmuck und Förderung zu der Welt, daß sie nur der Welt wohl gefallen, hoch steigen und reich werden, allezeit mehr sorgen, wie sie den Leib als die Seele genug sam versehen. Es ist auch kein größerer Schade der Christenheit, als der Kinder Ver säumniß, denn soll man der Christenheit wieder helfen, so muß man für wahran den Kinder anfangen, wie vor Zeiten geschah. Die falsche Natur- Liebe verblendet die Eltern, daß sie das Fleisch ihrer Kinder mehr achten, als die Seelen. Kinder sind ein köstlicher, ewiger Schaß, der den Eltern von GOtt zu verwahren be fohlen ist, daß ihn der Teufel, die Welt und das Fleisch nicht stehlen und umbringen, und wird am Lode und jüngsten Tage gefordert werden mit scharfer Rechnung. 172 [4. Juni.] Gal. Kap . 6, V. 6 . Der unterrichtet wird mit dem Wort , der theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Einen fleißigen frommen Schulmeister oder Magister, oder wer es ist, der Knaben treulich erzieht und lehrt , den kann man niemals genug lohnen, und mit keinem Gelde bezahlen, wie auch der Heide Aristoteles sagt. Noch ist's bei uns so schänd lich verachtet , als sei es gar nichts , und sie wollen doch Christen sein. Und ich, wenn ich vom Predigt - Amt und andern Sachen ablassen könnte und müßte, so wollte ich kein Amt lieber haben, als Schulmeister oder Knabenlehrer sein , denn ich weiß , daß dieß Werk nebst dem Predigt-Amt das allernüßlich ste, größeste und beſt e ist , und weiß dazu noch nicht , welches unter beiden das beste ist , denn es ist schwer , alte Hunde bändig und alte Schälke fromm zu machen. Aber die jungen Bäumlein kann man beſſer biegen und ziehen, ob gleich auch etliche zerbrechen. Lieber , laß es doch der höchsten Tugenden eine sein auf Erden , fremden Leuten ihre Kinder treulich ziehen, welches gar We nige, und beinahe Niemand thut an seinen Eigenen. [5. Juni. ] Joh. Kap. 14, V. 6. 173 Ich bin der Weg, und die Wahrheit , und das Leben : Niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Lerne den Sohn der Jungfrau Maria zu Bethlehem zuerst wohl erkennen. Wirst du es aber umkehren, und von GOtt anfangen, wie er die Welt regiert, wie er Sodom und Gomorrha mit höllischem Feuer verbrannt und umgekehrt hat, oder diesen und jenen versehen hat, oder nicht ; wirst du nun also an den Werken der hohen Majestät anfangen , so wirst du bald den Hals brechen , und vom Himmel herabgestürzt werden , wie des Satans Fall gewesen ist. Denn das heißt oben anfangen , und das Dach bauen , ehe du den Grund gelegt haſt. Darum, willst du recht fahren, so mußt du unten anfangen, und GOtt machen laſſen, was er macht. Sprich : Ich will ihn nicht kennen, es sei denn, daß ich diesen Sohn der Jungfrau hier erst erkannt habe. Wenn du ihn also durch die Menschheit gefaßt haſt, alsdann glaube auch weiter, daß, der von einer Jung frau geboren iſt, auch von GOtt in Ewigkeit geboren iſt, ſo wirst du wohl sicher ſein unter der Hütte des Fleisches und Blutes dieſes Menschen . 174 [6. Juni. ] Gal. Kap. 1 , V. 4. Christus hat sich selbst für unsere Sünden gegeben , daß er uns errettete von dieser gegenwärtigen argen Welt, nach dem Willen GOttes und unsers Vaters . Kommt nun der Teufel unversehens geſchlichen, und rückt dir dieſe Worte aus den Augen, und giebt dir ein, daß du dich bekümmern sollst, ob du von GOtt versehen seiſt zur ewigen Seligkeit , oder nicht , hält dir vor die erschrecklichen Exempel von GOttes Zorn und Gericht , und daß die Zahl der Auserwählten gering, der Verdammten aber groß sei : so sei denn klug, und laß dich bei Leib in solche gefährliche Gedanken und Disputation nicht führen, oder du versteigeſt dich gewiß und brichst den Hals , sondern wehre dich und sprich : Mir ist nicht befohlen, daß ich mich über solche Sachen bekümmern soll, die mir zu hoch und unbegreiflich zu erforschen ist. Ich bleibe bei den Worten St. Pauli, der ſagt, daß Christus sich selbst für unsere Sünden gegeben habe , auf daß er uns er rettete zc., und habe solches gethan nach dem Willen GOttes und unsers Vaters. [7. Juni.] . Matth . Kap . 7 , V. 18 . 175 Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen , und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Darun arum sind die zwei Sprüche wahr : Gute fromme Werke machen niemals einen guten frommen Mann, sondern ein guter frommer Mann macht gute fromme Werke. Böse Werke machen niemals einen bösen Mann , sondern ein böser Mann macht böse Werke , also , daß immerhin die Perſon zuvor muß gut und fromm ſein vor allen guten Werken, und gute Werke folgen, und gehen aus von der frommen und guten Person. Nun ist's offenbar, daß die Früchte tragen nicht den Baum, auch wachsen die Bäume nicht auf den Früchten, son dern wieder, die Bäume tragen die Früchte, und die Früchte wachsen auf den Bäumen. Wie nun die Bäume müſſen vorher ſein , als die Früchte , und die Früchte machen nicht die Bäume , weder gut noch böse , sondern die Bäume machen die Früchte, so muß der Mensch in der Person zuvor gut und böse sein , ehe er gute oder böse Werke thut , und seine Werke machen ihn nicht gut oder böse, sondern er macht gute oder böse Werke. 176 [8. Juni.] 1. Joh. Kap. 3 , V. 23 .. Das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes JEſu Christi, und lieben uns unter einander, wie er ung ein Gebot gegeben hat. Ich glaube an JEsum Chriſtum, meinen HErrn, der für mich gelitten, geſtorben, auferstanden 2c. Dem soll weichen beide Mosis, Kaisers und GOttes Geseß, und ſoll nur friſch hinweg schlagen Alles, was mit mir disputiren will von Sünde, Recht oder Unrecht, und Allem , was ich thun mag. Also könnte sich ein Mensch wehren, und bestehen wider des Teufels Eingeben und Anfechtung, es sei von vergangenen oder gegenwärtigen Sünden, also, daß man diese beide weit von einander unter scheide, Mosen und Christum, Werk und Glauben, Gewiſſen und äußerlich Leben, daß wenn das Geseß an mich will, und mein Herz erschrecken, da ist Zeit, daß ich dem lieben Gesetz Urlaub gebe, und wo es nicht will, getrost hinweg schlage, und spreche : Ich will gern gute Werke thun und fördern, wo ich kann zu seiner Zeit, wenn wir unter die Leute kommen, aber hier, da mein Gewiſſen vor GOtt steht, will ich nichts davon wissen, da laß mich nur unverworren , und sage nur nichts von meinem Thun oder Lassen, da höre ich weder Mosen , noch Pharisäer, sondern Christus soll hier allein regieren , und Alles sein , und will gleich wie Maria zu seinen Füßen sißen, und sein Wort hören, außen foll Martha bleiben , und in der Küche umgehen, und ihre Haus - Arbeit thun , und das Gewissen zufrieden lassen. [ 9. Juni.] 177 Röm . Kap . 6, V. 4. So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod , auf daß gleichwie Christus ist auferwecket von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, alſo ſollen wir in einem neuen Leben wandeln . Es s stellen sich leider Viele so , als möchten sie bleiben wie zuvor, in der alten Haut, und leben, wie sie gelüftet, und machen also die herrliche Taufe ihnen nur zu einem Schand- Deckel, als wären sie darum berufen zum Reiche der Gna den, daß sie Macht haben sollten zu thun , was sie wollten , und gleichwohl darauf sich verlassen , daß GOtt gnädig sei , und sich also beschönen: Ich bin ein gebrechlicher Mensch , GOtt wird uns wohl zu gute halten, und vergeben. Nein , nicht also, lieber Bruder, den Weg habe ich dir nicht gewiesen, daß die Taufe soll Freiheit geben zu Sünden, sondern das Blattumgekehrt, darum sind dir die Sünden erlassen, und bist zu Gnaden gekommen , daß du nun ein anderes Leben führest , und von Sünden lässe st. Es räumt sich nicht mit einander, getauft sein, und in Sünden bleiben. Es kann dir nicht helfen, daß du getauft bist , weil du deine Taufe nicht ehrst , noch rein hältst , und magst wohl ein Christ heißen , aber hast gewiß Christum fahren Lassen, und hast nicht mehr , als den Namen und Schein des Christenthums, damit du dich selbst betrügſt. Luther's Schahkäſtlein 1r. Thl. 12 178 [10. Juni.] Röm. Kap. 9, V. 5 . Christus kommt her aus den Vätern nach dem Fleisch , der da iſt GOtt über Alles, hochgelobt in Ewigkeit. Es Es ist keines heiligen Mannes , er heiße, wie er wolle , auch nicht Gabriels Werk, Sünde, Tod und Fluch zu nichte zu machen, und dagegen Gerechtigkeit, Leben und Segen von GOtt zu schaffen. Weil nun die Schrift solche Werke allzumal Christo zuschreibt, so folgt gewiß, daß er der rechte wahrhaftige GOtt selbst sei. Denn wenn ich das glaube , daß allein die menschliche Natur für mich gelitten hat , so ist mir der Christus ein schlech ter Heiland , so bedarf er wohl selbst eines Heilandes. Wenn ich aber den Schaß und das Gewicht daran hänge, daß Christus beide, wahrhaftiger GOtt und Mensch , für mich gestorben ist 2c. , das wiegt und schlägt weit über alle Sünde , Tod, Hölle und allen Jammer und Herzeleid. [ 11. Juni. ] 179 Joh. Kap. 2 , V. 4 . Meine Stunde ist noch nicht gekommen . Kein Ding geht eher, als die Stunde kommt, die GOtt beſtimmt hat; es find daher alle menschliche Rathſchläge , Denken , Dichten , Trachten , ein Schemen, Schatten und lauter Spiegel- Fechten, es sei denn die Sache im Himmel beſchloſſen. Es mögen Könige, Fürsten, Herren Rath halten, Alles abreden, wie ſie wollen, welcher Sache Stündlein gekommen ist, die geht, die andern bleiben stecken, hindern und stauen sich, wenn sich gleich alle Menschen auf Erden zerreißen wollten. Kurzum, GOtt will sich ihm den Zeiger nicht stellen lassen von Königen, Fürsten, Herren und Weisen auf Erden. Er will solchen ihnen stel len. Wir sollen ihm nicht sagen , was es geschlagen hat , er will's uns sagen. Es hat also GOtt der HErr Alles in sein Stündlein gefaßt : reich ſein, arm sein, sterben 2c. Darum soll ein jeder seine Sachen GOtt befehlen, und desjenigen, was GOtt für die Hand giebt, fröhlich brauchen, und um's zukünftige GOtt das Regiment herzlich befehlen. Welche anders, als so thun, und wollen vor dieſem Stündlein hindurch reißen, die haben nichts, als Unglück und Herzeleid davon, und mögen zürnen , murren, so lange sie wollen, GOtt achtets nicht. 12 * 180 [12. Juni.] Matth. Kap. 3, V. 17. Und siehe , eine Stimme vom Himmel herab sprach : Dieß ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. So predigt der höchste Prediger vom höchsten und größten Predigtſtuhl , vom Himmel herab , und ist die Predigt die höchste Predigt, daß keine höhere in die Welt gekommen ist , als die, da der allmächtige , ewige, barmherzige GOtt von seinem gleich allmächtigen lieben Sohne spricht: Dieß ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Der größeste Schüler und Zu hörer dieser Predigt ist der heil. Geist, die dritte Person göttlicher Majestät. Das find hohe Prediger, Predigt und Zuhörer, und können nicht größer sein. Darum schweigen die lieben Engel stille, und lassen sich nicht hören, sondern hören selbst dem allerhöchsten Prediger zu, GOtt dem allmächtigen Vater, was er von seinem lieben Sohne predigt, an welchem er ein Wohlgefallen hat. Aber hier möchteſt du sagen: was hilft mich das ? Christus ist GOttes Sohn , und ohne Sünde. Ich aber bin ein armer Sünder, in Sünden empfangen und geboren , darum wird's um meiner Sünde willen bei meiner Taufe so herrlich nicht zugehen. Nein, so sollst du nicht thun, sondern du mußt mit deiner Laufe in Christi Taufe kommen , also , daß Christi Taufe deine Taufe, und deine Taufe Christi Taufe, und allerdings eine Taufe sei. [13. Juni. ] Sir. Kap. 24, V. 32. 38 . 183 Er ist Dieß ist das Buch des Bundes , mit dem höchsten GOtt gemacht. nie gewesen, der es ausgelernt hätte, und wird nimmermehr werden , der es ausgründen möchte. Das as ist wahrlich wahr, denn ich als ein geringer Chriſt hab's auch ein wenig versucht, und wenn ich's hoch gebracht habe , bin ich gewahr worden , daß ich kaum ein A - B - C - Schüler darin gewesen bin. Und fürwahr , mein lieber Christ, du kannst nicht zu viel in der Schrift lesen , und was du liesest , kannst du nicht zu wohl lesen, und was du wohl liesest , kannst du nicht zu wohl verstehen , und was du wohl verstehest, kannst du nicht zu wohl lehren , und was du wohl Lehrest, kannst du nicht zu wohl leben. Darum, lieben Herren und Brüder, Pfarr-Herren und Prediger, betet, leset, studiret, seid fleißig. Für wahr, es iſt nicht Faullenzens, Schnarchens und Schlafens Zeit zu dieſer bösen Zeit. Brauchet eurer Gabe , die euch anvertraut ist , und offenbart das Ge heimniß Chriſti ; wer es nicht wissen will, ſei unwiſſend. Eph. Kap. 6, V. 5. 9 . Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herren , mit Furcht und Zit Und ihr Herren thut tern , in Einfältigkeit des Herzens , als Christo. auch dasselbige gegen ihnen, und laſſet das Drohen, und wiſſet, daß auch euer HErr im Himmel iſt, und ist bei ihm kein Ansehen der Person. ast du die Gabe von GOtt, daß du gewaltiger, höher, edler, gelehrter bist, als Andere, so Haſt deuke, daß er dir befohlen , Andern damit zu dienen. Wo nicht, so wisse , daß auch wohl ein armer Hirten - Knabe , der gegen dir gar nichts ist, vor GOtt und Engeln viel größer ist , und empor gen Himmel gehoben wird , du aber mit deiner Schönheit , Hoheit , Ehre und Schmuck zur Hölle verstoßen wirst. Vor GOtt ist Alles gleich , daß eine Dienstmagd den Ruhm hat , den die herrlichste Kaiserin und Königin hat , da sie sagen kann : Ich glaube an denselben GOtt , bin in seinem Namen getauft, und rufe meinen HErrn Christum an. Ver GOtt habe ich eben so viel, wenn ich gläubig und demüthig bin, und mir an meinem Stande genügen lasse. Wieder , ób wohl die Personen vor GOtt gleich sind, und Alles einerlei haben, einen HErrn, einen Glauben, eine Taufe , so lautet es übel , und gilt nichts , daß der Acker-Knecht hinter dem Pfluge , oder eine Dienstmagd im Hauſe wollte herfahren und sagen , zu Herren oder Frauen : Ich bin vor GOtt so edel und gut als du , darum darf ich dir nicht unterthan ſein, noch gehorchen ic. Wie jest leider gar gemein und überhand genommen , daß die untern Stände die obern wollen überpochen. Das stehet keinem Christen zu , sondern ist wider die Regel und Lehre Christi, denn weil es dem höhern Stande verboten , daß er nicht wider die Geringen Troß und Stolz üben soll, vielmehr will es GOtt bei Geringen und untergeordneten Personen das Auflehnen verboten haben. [ 14. Juni. ] Luc. Kap . 18 , V. 7. 8. 183 Sollte GOtt nicht retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen? Ich sage euch : Er wird sie erretten in einer Kürze. Ein in ernstliches und hißiges Gebet, welches nicht aufhört und müde wird, son dern wartet und harret bis auf den lezten Augenblick, das bricht endlich durch Himmel und Erden, und iſt unmöglich, daß es nicht ſollte erhört werden, denn da ist's GOtt ein angenehmes Opfer , wenn wir also beten , daß das Gebet unsern Sinn und Verſtand übertrifft , wie Paulus sagt , Eph. 3 .: GOtt kann überschwenglich thun über Alles, was wir bitten und verstehen. Wenn die Sache gar verloren und aller Rath und Fleiß vergeblich ist, da hüte dich, daß du von GOtt nicht abfällst. Denn GOtt ruft allem Ding , aus den Todten und aus nichts ; wo keine Hülfe und keine Hoffnung mehr ist, da fängt erst GOttes Hülfe an. Wirſt du so beten, und nicht empfan gen, so komm und ſtrafe mich lügen. Gibt er dir nicht ſo bald des Augenblicks, so wird er dir doch so viel geben, daß indeß dein Herz, Troſt und Stärke empfin den wird, bis zu der Zeit, da er viel reichlicher giebt , als du gehofft hätteſt. 184 [ 14. Juni.] Psalm 65, V. 4 . Unsere Missethat drücket uns hart , du wolltest unsere Sünde vergeben . Sprich nicht: Ich bin jezt nicht geschickt, zu beten , ich will noch eine Weile harren, und die Weile was anders thun, bis ich geschickter werde , sonst kommst du immer weiter davon, von einer Stunde zu der andern, ja von einem Tage zu dem andern, daß du dich doch zuleßt mußt mit Gewalt dawider le gen, und fortfahren zu beten , wenn du dich am allerungeschicktesten fühleſt. Denn es heißt doch: wer heute nicht geschickt ist , der ist morgen noch unge schickter, und durch Verziehen wird Niemand geschickt. Wo du nicht lernest be ten, weil du ungeschickt bist , und deine Beschwerung fühlest, so lernest du es nimmermehr. Denn wenn die süße Andacht kommt : Ei, nun bin ich geschickt, nun will ich recht beten. Da soll wohl der Teufel sein , und dein Gebet zu Sünde und Schanden machen. Darum ist das die rechte Kunst zu beten, ge schickt zu werden , daß du daran anfangest , da du dich ungeschickt fühleſt, und GOtt das vorträgſt; alſo wirst du gewiß geschickter werden, und dich bald leich ter und lustiger fühlen , und nur immer durch diese Last hindurch gedrungen und fortgefahren, daß du dich die Sünde nicht lasfest irren noch wehren. Doch also, daß du nicht denkest, in Sünden zu bleiben. [ 15. Juni. ] Pſalm 111 , V. 4. 185 Er hat ein Gedächtniß gestiftet seiner Wunder , der gnädige und barm herzige HErr. Ex Er seht nicht blos den Namen GOtt oder HErr allein, sondern der gnädige und barmherzige HErr. Denn der Name GOtt und HErr haben etwas er schreckliches in sich, weil es Namen der Majestät ſind. Aber die Zundmen gnädiger und barmherziger haben nur Trost und Freude in sich. Und ich weiß nicht, ob sich GOtt irgend in der Schrift lieblicher nennen läßt. Gieb du ihm nur keinen andern Namen in deinem Herzen, mache ihn auch nicht anders in deinem Gewissen , du thuft ihm unrecht, und das größeste Leid , und dir selbst den größten Schaden. Im Zorn und Drohen zahlt er nur bis auf's vierte Glied ; in der Liebe aber beweist er seine Barmherzigkeit, nicht in's vierte, fünfte, zehnte oder zwanzigste Glied, ſondern in viel tauſend . Denn sein eigenes Werk ist Wohl thun, Zürnen aber heißt ein fremdes Werk. 186 [15. Juni.] Psalm 23, V. 5 . 1 Du breiteſt vor mir einen Tisch gegen meine Feinde. GOttes Wort ist allmächtig, der Glaube und Geiſt geſchäftig und unruhig, muß immer zu thun haben , und zu Felde liegen. So muß das Wort GOttes nicht geringe, sondern die allermächtigsten Feinde haben, an welchen es kann Ehre einlegen , nach seiner großen Gewalt , wie denn dieser vier Gesellen sind : Fleisch, Welt, Tod, Teufel ; daher Chriſtus heißt der HErr Zebaoth, ein GOtt der Heerschaaren, der immer kriegt, und in uns zu Felde liegt. Er giebt uns auch seinen Leib und Blut zur Speiſe, was nicht allein ein gnädiges Zeichen, sondern auch eine Speiſe ſein soll, als damit wir uns la ben und stärken sollen alle, die mit ihm in seinem Heer zu Felde liegen, und ist eigent lich der Sold und Proviant , damit er sein Heer und Kriegs Volk befoldet und speiset, bis sie endlich obliegen , und das Feld behal ten mit Ihm . D es ist eine gute Münze , köstlich rothes Gold , rein weißes Silber , niedlich schönes Brod und guter süßer Wein , und das alles die Fülle und reichlich voll auf, daß es gar lieblich ist, in dieſer Heerfarth zu ſein. [ 16. Juni.] Psalm 125, V. 8. Der Gottlosen Scepter wird nicht bleiben über dem Häuflein der Gerech ten, daß die Gerechten ihre Hand nicht ausstrecken zur Ungerechtigkeit. GOtt sorgt, damit die Gläubigen die Verfolgungen ausſtehen können, ſo, daß sie nicht ewig währen ; nur müſſen wir GOtt keine Zeit der Erbauung benennen. GOtt läßt uns versuchen bis auf's äußerste , als wenn nun aller Rath , Hülfe und Zuversicht hinweg , und eitel Ver zweiflung vor Augen ist , alsdann errettet er uns , und giebt das Leben im Tod , und macht uns in der Vermale deiung selig. Kurz davon zu reden, er macht Alles aus Nichts, und wenn die Sache am ärgsten steht , bringt er's wieder zu recht. Das kann der GOtt dieser Welt nicht. Darum gehören dieſe Werke allein GOtt zu, nemlich wenn du gedenkst, es sei nun gar aus mit dir , so kommt er denn, und hilft, und macht, daß du unverdorben seist, und heller leuchtest als der Morgenstern. Dies läßt sich aber wohl reden, aber wenn es zum Thun kommt, finden wir, wie fern es über unsere Vernunft und menschlichen Kräfte iſt, in geiſtlichen und leiblichen Anfech tungen zu glauben, daß er viel eher gedenke, uns zu retten, als wir es selbst hoffen. want.J Matth. Kap. 6, V. 7. Wenn ihr betet , sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden , denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen. Bereite dein Herz vor dem Gebet, damit du nicht GOtt verſuchſt. Was ist's anders , als GOtt verſuchen , wenn der Mund plappert , und das Herz anders wo zerstreut ist? Es sollte kein lächerlicheres Gauckel- Spiel Jemand vorkommen mögen, als wenn er sehen möchte die Gedanken , welche ein kaltes, unandächti ges Herz im Gebet unter einander treibt. Das Gebet will das Herz einig ganz und allein haben, soll's anders ein gutes Gebet sein. Fürwahr , es findet sich, Und es ist daß der rechte Meister das Vater Unser gestellt und gelehrt hat. Jammer über Jammer , daß das Gebet eines solchen Meisters soll also ohne Andacht zuplappert und zuklappert werden in aller Welt. Viele beten des Jahrs vielleicht etliche tausend Vater Unser , und wenn sie tausend Jahre so beteten, so hätten sie doch nicht einen Buchstaben oder Titel davon geschmeckt, noch gebetet. Summa : Das Vater Unser ist der größeste Märtyrer auf Erden ; denn Jedermann plagts und mißbrauchts. [17. Juni. ] Jacob. Kap. 4, V. 7 . 189 Widerstehet dem Teufel , so fliehet er von euch. Du wirst keinen stärkeren Weihrauch oder Geräuche wider den Teufel anrich ten , als wenn du mit GOttes Geboten , oder Worten umgehest , davon redeſt, singest oder denkest; das ist freilich das rechte Weihwaſſer und Zeichen , vor dem er flieht, und dadurch er sich jagen läßt. Nun solltest du allein um deß willen solches gerne lesen , reden , denken und handeln , wenn du sonst keine andere Frucht und Nußen davon hättest, als daß du den Teufel und böse Ge danken damit verjagen kannſt ; denn er kann GOttes Wort nicht hören noch leiden. Es ist eine Kraft GOttes , die dem Teufel das gebrannte Leid anthut, uns aber ausnehmend stärkt, tröstet und hilft. Und was soll ich viel sagen ? Wenn ich allen Nußen und Frucht sollte erzählen, die GOttes Wort wirkt , wo wollte ich Papier und Zeit genug nehmen ? Den Teufel heißt man Tausend Künstler , wie will man aber GOttes Wort heißen , das dieſen Tauſend-Künſt= ler mit aller ſeiner Kunst und Macht verjagt , und zu nichte macht ? freilich mehr als hundert Tausend-Künſtler ſein. Es muß 190 [17. Juni.] 1. Cor. Kap . 11 , V. 24. Solches thut zu meinem Gedächtniß. Wenn du sonst keine Ursache, noch Noth hätteſt zum Sacrament (heil. Abend mahl), Lieber, wäre das nicht Noth genug , daß du dich kalt und unluſtig fin dest zum Sakrament? Was ist es anders , als daß du dich kalt und unlustig findest, zu glauben, zu danken, und zu denken an deinen lieben Heiland, und an alle Wohlthat, die er durch ein bitteres Leben dir erzeigt hat, auf daß er dich von Sünde , Tod und Teufel erlöste , und gerecht , lebendig und selig machte ? Womit willst du dich aber wider solchen Frost und Unluſt wärmen ? Womit willst du deinen Glauben erwecken ? Womit willst du dich reizen , zu danken ? Willst du harren , bis es dir selber ankommt , oder der Teufel dir Raum dazu gebe , oder dich sonst was dazu anhalte, daraus wird nie etwas. Am Sacra ment mußt du dich wärmen , und hinzu halten , dies ist ein Feuer , das die Herzen anzünden kann , da mußt du deine Noth und Dürftigkeit bedenken, und die Wohlthat deines Heilandes hören und glauben , so wird dir dein Herz . anders werden, und andere Gedanken faſſen. [ 18. Juni.] 2. Cor. Kap. 5, V. 4 . 191 Dieweil wir in den Hütten find, ſehnen wir uns, und find beſchwert. Sprichst du: du fühleſt keine Sünde, Tod, Welt und Teufel, und keinen Kampf und Streit mit ihnen, darum zwinge dich auch der Noth keine zum Sacrament (heil. Abendmahl). Antwort : ich hoffe es nicht, daß solches dein Ernſt ſei, daß du allein unter allen Heiligen und Menschen auf Erden ohne solches Fühlen sein solltest. Und wenn ich wüßte , daß es dein Ernſt wäre , so wollte ich's wahrlich bestellen, daß man auf allen Gaſſen , wo du giengeſt , alle Glocken läuten müßte, und vor dir her ausrufen : Hier gehet einher ein neuer Heiliger über alle Heiligen , der keine Sünde fühlt und hat. Aber ich will dir unge scherzt sagen : Fühlſt du keine Sünde mehr , ſo biſt du gewiß in Sünden gar todt , und iſt dies schon allzuviele und große Sünde , daß du keine Noth noch Luſt zum Sacrament haſt , das Wort GOttes nicht achteſt , Chriſti Leiden ver giſſeſt, voll' Undankbarkeit und aller geistlichen Greuel ſteckeſt. 192 [18. Juni.] 2. Cor. Kap . 5 , V. 7 . Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Dieses Leben ist nichts anders , als ein Leben des Glaubens , der Liebe und des Kreuzes . Aber diese drei werden in uns nimmer vollkommen. Christus allein ist die Sonne, und uns gegeben zum Beiſpiel, dem wir nachahmen müſſen. Unter uns aber findet man einige, die da schwach , andere , die da stark, und andere, die noch stärker sind. Diese können wenig, die andern viel leiden, und müſſen also alle bleiben in dem Ebenbilde nach Christo . Denn dieß Leben ist ein solcher Wandel, darin man immer fortfährt vom Glauben in Glauben, von Liebe in Liebe , von Geduld in Geduld , oder vom Kreuz in's Kreuz . Es ist nicht Gerechtigkeit, sondern Rechtfertigung, nicht Reinig keit , sondern Reinigung. Wir sind noch nicht gekommen, dahin wir sollen, wir sind aber auf der Bahn und auf dem Wege , darauf sind etliche weiter und weiter. GOtt ist zufrieden, daß er uns findet in der Arbeit und im Vorſay. Wenn er will , so kommt er bald , und stärkt den Glauben und die Liebe, und seht uns in einem Augenblick aus diesem Leben in den Himmel. [19. Juni. ] 193 Marc. Kap. 10, V. 13. Und sie brachten Kindlein zu JEsu, daß er sie anrührete. Bei der Taufe ist die göttliche Majestät gegenwärtig , und beweist darin ihr höchstes Werk, daß ſie ſich uns ſelbſt giebt, und ganz neu geboren und ſelig macht. Es ist auch kein Scherz , wider den Teufel handeln , und dem armen Kindlein aus ganzem Herzen und starkem Glauben beistehen , auf das andäch tigste Beten, daß ihm GOtt nicht allein von des Teufels Gewalt helfe, sondern auch stärke, daß es wider ihn ritterlich im Leben und Sterben beſtehe. Und ich besorge, daß die Leute darum nach der Taufe so übel gerathen , weil man so kalt und läßig mit ihnen umgegangen , und so gar ohne Ernst für sie gebetet hat in der Taufe. Deßwegen es auch billig und recht ist , daß man nicht trunkene und rohe Pfaffen taufen lasse , auch nicht rohe Leute zu Gevattern nehme, sondern feine, fittige , fromme, ernste Priester und Gevattern , zu denen man sich versehe, daß sie in der Sache mit Ernst und rechtem Glauben handeln. Luther's Schaßfäftlein 1r. Thl. 13 194 [19. Juni.] Tit. Kap . 2, V. 14. Christus hat sich selbst für uns gegeben, auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit, und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigenthum , das fleißig wäre zu guten Werken. Wie du dich für eine unter den Creaturen GOttes , die nach der Schöpfung durch Adams Sünde gefallen , rechnen mußt, so mußt du dich auch für einen unter den Erlösten halten, und das Wort Unser zu allen Worten seßen : Ich glaube an JEsum Chriſtum unsern HErrn , also auch : unsern Gelittenen, unsern Gestorbenen, unsern Auferstandenen, daß er unser Aller sei , und uns gelte, und du also unter denselben Unsern mit ſeiſt. Sodann ist Christus darum Chriſtus, und unſere Erlösung von Sünde und Tod, daß uns der heilige Geist soll zu neuen Menschen machen aus dem alten Adam, daß wir der Sün den todt, und der Gerechtigkeit leben, hier auf Erden anfangen und zunehmen, und dort vollbringen. Denn Chriſtus hat uns nicht allein die Gnade , sondern durch die Gabe des heiligen Geistes verdient , daß wir nicht allein Vergebung der Sünden, sondern auch Aufhören von Sünden hätten. Ein Christ soll den heiligen Geist haben , und ein neues Leben führen, oder wissen , daß er keinen Christum habe. 1 [20. Juni. ] 1. Petr. Kap. 4, V. 8. 195 Die Liebe decket auch der Sünden Menge. Nach der Selbstgefälligkeit wollen wir immer gern allein schön ſein, ſehen nicht an dem Nächsten, was gut ist, sondern thun es aus den Augen, und wenn wir irgend ein Blättlein gewahr werden, erfüllen wir die Augen mit, und machens so groß, daß wir nichts Gutes davor sehen, wenn wir gleich Augen wie ein Falk, und ein Angesicht wie ein Engel hätten. Gerade als wenn ich einen ſehe in einem goldenen Kleide, und es wäre ungefähr eine Nath oder weißer Faden durchgezogen, und ich die Augen auf sperrte, als wäre es damit gar zu verachten, und ich doch mich dagegen ließe köstlich dünken in meinem groben Kittel, mit einem goldenen Lappen besezt. Also sehen wir an uns unsere eigenen Laster nicht, deren wir voll sind, können doch an andern Leuten nichts Gutes ersehen. Wo nun solche natürliche Untugend unter die wahren Christen kommt, so fangt das Urtheilen an, daß ich einen andern bald verachte und verdamme, wenn er ein wenig strauchelt, oder gebrechlich ist, wogegen er mir denn wieder ſo thut, mir mit demselben Maaß mißt, sucht und rügt auch nur das Aergste, das er an mir finden kann. Da wird denn die Liebe gar unterdrückt, und bleibt ein lauter Beißen Fressen unter einander, bis sie sich gar verzehren, und wir Unchristen werden. 13 * 196 [20. Juni. ] Joh. Kap. 14, V. 12. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubet , der wird die Werke auch thun , die ich thue, und wird noch größere , denn dieſe , thun ; denn ich gehe zum Vater. Was sind das für Werke? Erstens haben sie das Evangelium, dadurch ſie die Leute bekehren, dem Teufel Seelen abschlagen , aus der Hölle und dem Tode reißen, und gen Himmel bringen 2c. Zum andern haben sie das Gebet, dadurch sie Alles, was sie auch im Leiblichen für sich und andere begehren, erlangen . Also, wenn ein Christ unter einem Fürsten betet, und dieser den Sieg wider seine Feinde erobert, wer hat da die Feinde geschlagen, und solchen Sieg erhalten ? Niemand, als der Christ, ob es ihm wohl Niemand schuld giebt, und keinen Namen und Ehre davon hat, aber doch hat GOtt solchen Sieg nicht um des Fürsten willen (wenn er nicht gläubig ist), son dern um des einzigen Christen Gebets willen geschehen lassen. So hoch kann ein einziger frommer Mann einem ganzen Land und Königreich nügen, daß um ſei netwillen allen Andern geholfen werden muß. Darum sind die Christen lauter Helfer und Heilande , ja Herren und Götter der Welt, ja sie sind die Beine , die die ganze Welt tragen , wofür sie ihnen auch den Lohn giebt , daß sie müssen gedrückt, verachtet, und im Koth und Unflath gehen. [21. Juni.] Joh. Kap. 17, V. 24. • 197 Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Dieß ist der lette, aber der tröstlichste Theil in diesem Gebet, für Alle, die an Christo hangen, daß er für uns sorgt, und sagt uns zu, er wolle uns die Her berge bestellen, also, daß wir sollen bei ihm sein , und es so gut haben, als er es hat bei seinem Vater. Als wollte er sagen : Seid getrost, und sorget nur nicht, wo ihr bleiben und wie ihr fahren sollet. Lasset nur die Welt und Teu fel toben und wüthen, morden und brennen , euch zur Welt hinaus stoßen, ihr sollet wohl versorgt ſein , und dahin kommen , dahin ihr begehret , und wo ihr Wo mag vor der Welt und allen Teufeln sicher ruhen und bleiben könnet. nun das sein , oder wie heißt der Ort ? In des Vaters Schooß und Armen, da alle Engel müſſen zulaufen und uns heben und tragen. Darum sollen wir diesen Spruch unser Haupt - Kissen und Flaumfe dern- Bette sein lassen für unsere Seele , und mit fröh lichem Herzen dahin fahren , wenn das liebe Stündlein da ist , daß wir von Sünde und allem Unglück , dazu des Teufels und der Welt entnommen, und zur ewigen Ruhe und Freude gebracht werden sollen. 198 [21. Juni. ] 1. B. Mos. Kap . 32 , V. 26 . Ich lasse dich nicht, du ſegnest mich denn. Dieses Exempel Jakobs lehrt uns, daß der Glaube nicht weichen soll, sondern anhalten, wenn er auch schon den Zorn GOttes fühlt , und nicht allein den Tod und die Sünde. Und das ist die Kraft und Stärke des Geistes ! Wir sollen nicht gleich auf den ersten Streich Muth und alle Hoffnung fallen laſſen, ſondern man muß anhalten, beten, suchen und anklopfen, und wenn er schon will davon gehen, so höre doch du nicht auf, sondern folge ihm immer fleißig nach, gleich wie auch das kananäische Weiblein that , vor welcher sich Chriſtus nicht hat verbergen können. Und wenn er sich auch im Hauſe in die Kammer ver birgt, und will nicht haben , daß Jemand zu ihm kommen soll , so weiche du doch nicht, sondern folge immer nach; will er dich nicht hören, so Klopfe an die Kammer-Thür, und mache ein Geſchrei. Denn das ist das höchste Opfer, daß man mit dem Gebet nicht aufhöre , sondern immer anhalte und suche , bis wir ihn überwinden und obsiegen. [22. Juni.] 1. Cor. Kap. 4, V. 8. 199 Ihr seid ſchon ſatt worden, ihr seid ſchon reich worden, ihr herrschet ohne uns . Was machte es doch, daß die Juden so wenig glaubten, und sich so gar nichts daran kehrten ? Nichts anders , als das feindselige Laster , der da heißt Ueber druß ; denn sie waren des Wortes gewohnt von ihren Vätern her , und damit so überschüttet , daß es ihnen nicht neu war ; wie wir leider sehen, daß es den Unsern auch geht , und wohl zu fürchten haben, daß wir nicht auch in dasselbe Urtheil fallen . Andere Leute , die außer uns sind , und solches nicht haben, schreien Ach und Weh darnach, schnappen begierig, und lesen mit Freuden die Wir , die Bröcklein auf, die wir hinweg werfen , und ist ihnen lauter Zucker. wir's so reichlich und vollauf haben , sind längst satt und überdrüſſig , daß kei Aber ich warne, daß sich ner mehr den andern erkennt für einen Christen. die Juden überdrüſſig , wie eben wir , daß Jedermann hüte , denn wir sehen , bitter schmeckt, Maus der , wie Mehl das uns werden, und so satt sind , daß aber wir werden auch sehen, daß es nicht ohne Strafe abgeht. 200 [22. Juni.] . Matth. Kap. 5 , V. 11 . Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen unl verfolgen, und reden allerlei Uebels wider euch. Alle Sünden, darauf Gottlose in ihren Herzen denken, und welche sie zu voll bringen begehren, meſſen ſie den Heiligen zu, dagegen, was die Heiligen thun, und ihre rechte Tugenden sind , die schreiben sie ihnen selbst zu . Dieß ist eine gemeine Regel aller Heuchler und Gottlosen. Laban ist selbst ein Gößen- Diener, Dieb, Mörder und Menschen-Dieb , ein Geizhals und schändliches Wesen seiner Zeit, aber läßt sich doch dünken , er sei der allerehrlichste und frömmſte Mann, und beschuldigt Jakob, der ganz unschuldig , einfältig und fromm iſt, und dazu voll schöner Lugenden und großen Früchten , die er hervorbringt und beweist, der Kirche, dem Welt- und Haus- Regiment zum Nußen und zur Besserung, aber da ist Niemand, der sündigt und unrecht thut, als nur allein Jakob, und Nie mand ist heilig und fromm, als Laban. Dieß ist sehr verdrießlich und unbillig, aber geschrieben, daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Es fündigt in dieser Welt Niemand , als nur der eingeborne Sohn GOttes ; dagegen ist Niemand gerecht und fromm , als der Teufel, Alles , was der sagt und thut, ist recht und wohl gethan. [23. Juni. ] Röm . Kap. 8, V. 28 . 201 Wir wissen , daß denen , die GOtt lieben , alle Dinge zum Besten dienen. Das ist GOttes Werk und Kunst, daß er böse Sachen gut machen kann, wenn wir es verderbt und verwahr lost has ben. Ich habe wahrlich öfters viele Dinge unweislich und thöricht ausgerich tet, darüber ich hernach heftig erschrocken bin, und ich könnte nicht sehen, wie ich aus solchen Sachen , die durch meine Thorheit verworren und verderbt waren, wieder möchte ledig werden, und davon kommen. Aber der HErr hat eine solche Weise und Wege getroffen, daß es gebessert worden, was ich versehen und ver Und so regiert GOtt alle seine Heiligen, daß sie wohl irren und derbt hatte. fehlen mögen, aber es gleichwohl mit ihnen muß ein gutes Ende nehmen, oder aber ohne großen Schaden abgehen . GOtt pflegt aus nichts Alles zu machen, darum kann er auch aus dem, was böse iſt, Gutes hervor bringen. 202 [23. Juni. ] Röm. Kap. 4, V. 20. Er zweifelte nicht an der Verheißung GOttes durch Unglauben , sondern war stark im Glauben , und gab GOtt die Ehre. n muß nicht allen Erscheinungen glauben, es sei denn, daß sie dem Glauben Malan ähnlich sein. Ich will das Wort GOttes behalten und damit zufrieden sein, da mit will ich leben, damit will ich sterben. Darum , wenn GOtt einen En gel senden würde , der da sagte , du sollst diese Verheißung nicht glauben , so wollte ich ihn von mir stoßen , und sagen : Hebe dich hinweg von mir , du Satan , oder wenn mir GOtt selbst erscheinen würde, in seiner Majestät, und sagte: Du bist meiner Gnade nicht werth , ich will meinen Rath ändern , und will dir die Verheißung nicht halten , so wollte ich der Er scheinung nicht glauben , sondern wollte wider GOtt auf's allerhärteste streiten. Wie Hiob sagt : Wenn er mich schon tödten würde , wollte ich dennoch auf ihn hoffen. Deßwegen will ich anders nichts sehen, noch hören , sondern will in dem Glauben leben und sterben , es sage mir gleich GOtt, Engel und der Teufel, das dem zuwider ist. [24. Juni.] Jac. Kap. 5, V. 16. 203 Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. n wir beten, reden wir mit der großen Majeſtät. Wen Wenn GOtt allein lenn eine große und solch uns er hätte so wollte, geben Dinge kleine und geringe uns also heißt er , daß vorgeschrieben nicht beten herrliche Form und Weise zu geheiligt , dein werde Name , dein Himmel im bist du der sagen : Unser Vater, Reich komme 2c. , legt er uns vor , und bietet uns an große Güter , und die allerhöchsten Gaben im Himmel und auf Erden , und will haben , daß du die ſelben von ihm bitten und darauf warten sollst. Denn in einer jeglichen Bitte, da wir im Vater Unser sagen : dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe, unser tägliches Brod gieb uns heute, da wird Himmel und Erde , und Alles , was darinnen ist , begriffen , denn was ist's , daß sein Name geheiligt wird, und sein Reich kommt, und sein Wille geschieht ? Antwort : Es ist so viel , daß man viel unzählige Teufel damit nieder legt, und die ganze Welt in einem Gebet verschlingt. 204 [ 24. Juni. ] Joh. Kap. 14, V. 6. Philippe , wer mich siehet , der siehet den Vater. Gott sagt zu dir: fiehe, da hast du meinen Sohn , den höre , und nimm ihn an. Wenn du das thust, so bist du deines Glaubens und deiner Seligkeit ge wiß. Ja sagst du, ich weiß aber nicht , ob ich auch im Glauben bleiben kann. Ei, so nimm doch gleichwohl die gegenwärtige Verheißung und Versöhnung an, und hüte dich, daß dù nicht vorwißig , Rath GOttes forschest. oder zu genau nach dem heimlichen Wenn du an den geoffenbarten GOtt glaubſt, und ſein Wort annimmst, so wird dir auch allmählig der verborgene GOtt geoffenbart. Wer aber Denn wer mich sieht, ſpricht Christus , der ſieht auch den Vater. den Sohn verwirft , der verliert mit dem geoffenbarten GOtt auch den ver borgenen GOtt , der sich nicht geoffenbart hat. Wirst du aber mit starkem Glauben dem geoffenbarten GOtt anhangen, so, daß du in deinem Herzen alſo gesinnt ſeiſt , du wolleſt Chriſtum nicht verlieren , ſo bist du gewiß versehen , und wirst den verborgenen GOtt verstehen lernen. [ 25. Juni.] 2. Cor. Kap. 2, V. 14. 205 GOtt sei gedanket, der uns allezeit Sieg gibt in Chriſto. Es lassen sich oft der Gläubigen Sachen ansehen , als wären sie gar verdor ben, und wir würden verzagen müſſen. Aber der Glaube behält immer den Sieg , und überwindet alle Fehler und Gefahr, die Er macht die Sehenden blind, den Heiligen begegnen. und die Hörenden taub , und wieder auch die Tauben hö rend , und die Blinden ſehend , und in Summa, er ſündigt und ver liert nichts. Oder wenn er etwa aus Thorheit oder Unvorsichtigkeit ſich ſtößt, oder fehlt, so pflegt doch GOtt solches vorher zu sehen und zu beſſern, auf daß die Fehler zugedeckt werden , und endlich dennoch einen glückseligen und guten So kräftig ist der Glaube und das Gebet. Ja, Ausgang gewinnen mögen. allmächtig. Wahrheit der Glaube ist in der 206 [25. Juni.] Jes. Kap . 28, V. 29 . Des HErrn Rath ist wunderbarlich , und führet es herrlich hinaus. Lasset uns die Ordnung, die GOtt in Regierung seiner Heiligen pflegt zu hal ten, lernen. Ich habe mich auch öfters unterstanden , unserm HErrn GOtt ge wiſſe Weiſe vorzuschreiben , deren er sich bedienen sollte in Regierung entweder seiner Kirche, oder anderer Dinge. Ach HErr ! ich wollte gern, daß dies nach der Ordnung möchte geschehen, und daß es einen solchen Ausgang möchte gewinnen. Aber GOtt that dem , das ich gebeten hatte , gerade zuwider. Da gedachte ich zum selben Mal: Nun, es ist ja gleichwohl mein Rath nicht wider GOttes Ehre, ſondern wird sehr nüß sein, daß dadurch der Name GOttes geheiligt, ſein Reich gesammelt und gemehrt werde 2c., in Summa : Es ist ja ein schöner Rath und wohl bedacht ; aber GOtt hat ohne Zweifel solcher Weisheit gelacht, und ge sagt : Wohlan, ich weiß wohl , daß du ein verständiger, gelehrter Mann bist, aber ich habe den Brauch nie gehabt, daß mich Petrus, oder Doctor Martinus , oder wer es auch sein möchte , unterrichten , regieren oder führen müſſe. Ich bin nicht ein solcher GOtt, der sich will lehren oder regieren lassen , fondern der da pflegt andere zn führen, zu regieren und zu lehren. [ 26. Juni. ] Psalm 37, V. 5 . 207 Befiehl dem HErrn deine Wege, und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen. Der HErr pflegt die allerweiſeſten Rathſchläge zu zerbrechen, und dagegen ſolche aufzurichten und zu bauen , die schwach und verächtlich sind , und an welchen Jedermann verzweifeln muß. Und er will von uns haben , was er Psalm 50. geboten hat: Rufe mich an in der Noth , so will ich dich erretten. Denn wenn Alles verloren und verdorben ist, wenn Menschen gar keinen Rath mehr wissen , wenn Alles verderbt ist , daß man schreit : wir müſſen verderben und zu Grunde gehen , so ist GOtt da, und sagt : Ich will, daß du nicht verder ben sollst. Deßwegen soll man GOtt vertrauen, wenn wir auch mit dem beſten und klügsten Rath gerüstet sind, und sollen nicht verzagen, wenn es uns an Weis heit und menschlicher Hülfe mangelt, sondern also schließen und sagen : Ich glaube an GOtt den Vater, allmächtigen 2c., der die allerschönsten Rathschläge kann zu nichte machen, und in die Hölle verändern , und wieder aus solchem Rath, der am allerverächtlichsten ist , den Himmel machen. Denn er ist ein allmächtiger Schöpfer , ich kann ihm nicht zu tief fallen , er kann mich heraus heben, ich kann ihm nicht zu hoch sizen, er kann mich stürzen. 208 [27. Juni.] Sir. Kap. 2, V. 10. 11 . Sehet an die Erempel der Alten, und merket fie, wer iſt jemals zu Schan den worden, der auf den HErrn gehoffet hat? Die Exempel von der Schwachheit der Heiligen sind uns nöthiger, und brin gen mehr Trost, als die Exempel der großen vortrefflichen Stärke und anderer Tugenden, welche die Heiligen gehabt haben. Gleichwie ich deſſen nicht viel ge bessert werden kann, daß David den Goliath, Bären und Löwen erwürget hat. Denn in solchen rittermäßigen Thaten kann ich ihm nicht nachfolgen , sintemal solche alle meine Kräfte und Gedanken übertreffen. Denn durch solche große Thaten werden die Heiligen gerühmt wegen ihrer Kraft und Stärke, die ſie als tapfere Helden gehabt haben. Wenn uns aber die Exempel der Schwachheit, der Sünden, des Schreckens und der Anfechtungen, welche die Heiligen gehabt, vorgehalten werden, als wenn ich lese das Klagen, Seufzen, Schrecken und Za gen, welche David gehabt, das richtet mich sehr auf, und giebt mir einen großen Trost. Denn da sehe ich, wie sie in ihrem Zagen und Schrecken nicht verdor ben und umgekommen sind, sondern wie sie sich aufgerichtet und getröſtet haben mit den Verheißungen, darum ſchließe ich, daß ich auch nicht verzagen ſoll. [27. Juni. ] 209 Eph. Kap. 5 , V. 5 . s r n e ti e Hurer, te Geiziger, nedaß kein ch iſ ßewissen, Das sollt ihr oder Unreiner, oder m b t t e i n ö r nd Chr welcher O . I ei G n de Re a i E u a , G . h D A Die Menschen werden durch den Geiz alſo verändert , daß sie nichts Menſch liches an ihnen behalten , sondern gar zu Klößen und Gößen werden , daß sie gar keine menschlichen Sinne behalten . Es ist nichts ärgers , als ein geiziger Mensch , denn die Geizhälse sind gar unfreundliche , greuliche und tyranniſche Menschen , welche , wenn sie alle Menschen mit einem Heller beim Leben erhal ten könnten , doch den Heller ungern ausgeben , das Leben der Menschen zu retten. Darum sind es Mörder und Todtſchläger, denn sie rauben, was andere Leute genießen, und sich davon erhalten sollten. Darum kann ein Geizi ger nichts nüßlicheres und besseres thun , als wenn er stirbt , denn im Leben ist er weder GOtt noch andern Men= schen, ja ihm selbst nichts nüß. Er kann sonst nichts anders, als sündigen wider GOtt , wider Menschen , und auch wider sich selbst ; denn er thut auch seinem eigenen Leibe nie etwas zu gute. Luther's Schaßläſtlein 1r. Thl. 14 210 [ 27. Juni. ] Joh. Kap. 5, V. 39. Suchet in der Schrift , denn ihr meinet , ihr habt das ewige Leben darin, und sie ist's, die von mir zeuget. Glaubt ihr wohl, daß Johannes ein Commentar und eine Auslegung über die ganze Bibel sei ? Paulus auch? Es ist kein Wort, Johannes wollte Christum gern zum GOtt machen. Die heil. Schrift dringt viel mehr auf den Sohn, als auf den Vater. Denn die ganze heil. Schrift ist um des Sohnes willen geschrie ben. Darum sind auch im alten Testament mehr Sprüche und Zeugnisse vom Sohne, als vom Vater. Paulus ist reich von Worten. Ein Wort Pauli enthält so viel als drei Orationes Ciceronis. Er sagt ein Wort, das fiehet durch den ganzen Jesaiam oder Jeremiam. O, es ist ein feiner Prädica tor , er heißt nicht vergebens ein auserwähltes Rüstzeug. Unser HErr GOtt sagt: Ich will der Welt einen Prediger geben , der soll köstlich sein. Es ist keiner, der das alte Testament so wohl versteht , als er , Johannem nehme ich aus. Petrus ist auch köstlich. Matthäus und die Andern schreiben ja wohl die Historien, die auch nöthig sind, aber die Kraft und Worte des alten Testaments drücken sie so nicht aus. Paulus redet in einem Kapitel, das oft vier oder fünf Propheten auslegt. O, er hat Jesaiam und Mosen lieb gehabt. Die Worte und Materie, davon Paulus handelt, die sind in den Propheten und im Moſe. [28. Juni. ] 211 Matth. Kap. 10, V. 42. Wer dieser Geringſten einen nur mit einem Becher kalten Waſſers tränket in eines Jüngers Namen : Wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. Wenn Jenn wir gläubig und gewiß sind der Gnade GOttes , die er uns umſonſt erzeiget , ſo dürfen wir daran nicht zweifeln , daß Alles , was wir thun , GOtt sehr wohl gefallen solle , und daß er auch die Haare auf unserm Haupte ge zählt habe. Denn der Glaube , der große rittermäßige Dinge wirkt , läßt sich auch hernieder zu häuslichen und geringen Werken. Er weidet die Heerde der Schafe, er tränkt sie, milkt die Ziegen, weil GOtt beide geschaffen, den Thoren und Weisen, den Kleinen und Großen, dazu was köstlich und was gering ist. Deßwegen gefallen ihm die Werke des Knechts oder der Magd eben so wohl als des HErrn, des Weibes so wohl als des Mannes. Sei nur glaubig, und halte GOtt in Ehren, mache es so , daß du bei seinem Worte bleibest ; so ihr in mir bleibet , ſpricht Chriſtus, und meine Worte in euch bleiben , so werdet ihr viel Frucht bringen, und eure Frucht wird bleiben. 14* 212 [ 28. Juni. ] 1. Petr. Kap. 3, V. 14. Ob ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen , so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Troßen nicht, und erschrecket nicht. Die Welt hat ihren Troß und Muth , wenn sie Beutel und Kasten voll hat. Da ist ein solcher Stolz und Troß, daß der Teufel mit keinem reichen Bauern könnte zurecht kommen. Ein anderer troßt auf seinen Adel und Gewalt, Gunſt und Ehre bei den Leuten. Ist Jemand klug und weise, der troßt auf seinen Kopf, und reißt damit hindurch, daß ihm Niemand wehren kann , und will keiner dem andern weichen , wer etwa mehr Gewalt, Ehre , Kunst , Geld oder Gut hat. Das ist aber nichts anders , als Narren- und Kinder- Troß . Aber Christen haben nichts, darauf sie sich verlassen, als Christum, ihren HErrn und GOtt, daß sie um ſeinetwillen alle Dinge fahren laſſen, und sagen : Eher als ich meinen Chriſtum verläugne und verlaſſe , eher fahre hin Hals und Bauch, Ehre und Gut, Haus und Hof , Weib und Kind , und Alles . Solcher Muth kann nicht falsch sein und verführen , denn er tröstet sich keines zeitlichen und vergänglichen Dinges auf Erden. 181 [ 29. Juni. ] Matth. Kap. 19, V. 20. 213 Wo ihrer zwei oder drei verſammelt ſind in meinem Namen , da bin ich mitten unter ihnen. Darum ist das deutsche Sprichwort wahr : Finstere Kirchen und lichte Herzen. Denn eine solche Kirche hat Abraham gehabt, darin GOttes Wort und die rechten GOttes - Dienste gegangen sind. Dagegen sehen wir zu unserer Zeit sehr lichte Kirchen , die Herzen aber darin finster , oder vielmehr gar blind. Daß also nicht Quadrat- Steine und herrliche Gebäude , auch nicht Gold und Silber eine Kirche schmücken oder heilig machen, sondern GOttes Wort und die reine Lehre oder Predigt. Denn wo man den Menschen GOttes Güte rühmt und offenbart , und die Herzen auf gerichtet und ermuntert werden, daß sie auf GOtt trauen, und ihn in Nöthen anrufen, da ist gewiß ein herrlicher Tempel, wenn es auch gleich ein finsterer Winkel, bloßer Hügel, oder wilder Baum ist; wird auch ein rechtschaffen GOttes - Haus und des Himmels Pforte genannt , ob es schon unbedeckt , und unter den Wolken und offenem Him: mel steht. 214 [29. Juni.] 1. Cor. Kap. 1 , V. 31 . Wer sich rühmet , der rühme sich des HErrn. s muß unser Herz ſo ſtehen, daß ich gedenke, o HErr, wenn wir mit einan der rechten sollten, wie ich lebe und thue , so würde ich nicht bestehen , und ob ich gleich Johannes der Täufer wäre , denn es ist Alles noch nicht die Gabe, Geschenk und Barmherzigkeit, ſondern Leben. Aber dadurch rühme ich mich fromm , und deinen Diener , daß du mir giebst ohne Unterlaß , und wie du Abraham verheißen haſt, daß du mir durch deinen Christum wollest barmherzig sein. Bin ich nicht für mich fromm, so ist er fromm. Bin ich nicht heilig , so ist er heilig , bin ich nicht GOttes Diener , so ist er doch GOttes Diener ; bin ich nicht ohne Sorge und Furcht, so ist er aller Sorgen los, und ohne Furcht, daß ich mich also aus mir schwinge in ihn selbst , und mich rühme, daß ich in Christo und durch Christum fromm sei. So will er , daß wir uns fromm und heilig sollen rühmen , aber nicht durch uns. Denn durch uns werden wir uns müssen rühmen, gleich den verzweifelten Buben. [30. Juni. ] Jes. Kap. 30, V. 21 . 215 Dies ist der Weg, denselben gehet, sonst weder zur Rechten noch zur Linken . Ich weiß mich darein nicht zu schicken ; Predigt man von einem züchtigen ein gezogenen Leben, so will die Welt bald darauf fallen, und eine Leiter gen Him mel bauen. Das will GOtt nicht leiden. Es taugt nicht ein schändliches Le ben, taugt auch nicht Wohlleben. Wie sollen wir ihm denn thun ? Die allein sehen auf das ehrbare, scheinbarliche Leben, denen wäre es besser, daß sie Huren und Buben wären, und im Koth lägen. Und dennoch will GOtt nicht, daß wir ein schändliches böses Leben führen, denn er leidets nicht, und du bist verdammt. Führst du aber ein gutes Leben , so willst du daran hangen , das will er denn auch nicht leiden. Darum müßt du zuſehen, daß du auf dem mittelſten Steige bleibest, weder zur linken noch rechten Seite wankest. Ein ſtilles, feines, säuber liches Leben vor der Welt führen , und nichts davon halten , nicht beſſer , als ob ich schlafe oder wache , und gleich wie ich sage, dadurch will ich nicht den Himmel verdienen, also soll auch Alles ehrbare und züchtige Leben frei dahin ge than sein, daß Niemand sage : Ich will von diesem oder jenem Werke selig werden. 216 [30. Juni. ] 1. B. Mos. Kap . 45 , V. 4. Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr in Egypten verkauft habt. Diese Offenbarung Josephs ſollen wir nicht oben hin anſehen und leſen, ſon dern die große Bewegung des Herzens betrachten , dadurch Joseph und seine Brüder sind ergriffen worden. Ich wüßte nicht, wie ich mich hätte dazu stellen sollen, da er sagt : Ich bin Joseph. Und sie wußten es auch nicht. Was will es denn werden, wenn unser HErr und Heiland JEſus Chriſtus kommen wird, welcher uns in diesem Leben auf mancherlei Weise versucht, lässet uns sehr ge= plaget, gestäupet und getödtet werden. O welch eine große Freude wird wer den , wenn er sich so plöglich und unversehens verändern wird , da wir zuvor empfunden, und uns bedünken lassen , daß er ein greulicher Tyrann wäre , der uns alle umbringen wollte, und er sagen wird : Ich hin Joseph , ich bin ener Heiland. [ 30. Juni. ] Offenb. Joh. Kap. 5 , V. 14. 217 Und die vier Thiere sprachen : Amen. Und die vierundzwanzig Aeltesten fielen nieder, und beteten an Den, der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Buleht merke, daß du das Amen allewege ſtark machen, und nicht zweifeln mußt, GOtt höre dir gewißlich zu mit allen Gnaden , und sage Ja ! zu deinem Gebet. Und denke ja nicht, daß du allein knieest oder stehest, sondern die ganze Christenheit, oder alle fromme Christen bei dir , und du unter ihnen in einem einmüthigen ein trächtigen Gebet, welches GOtt nicht verachten kann, und gehe nicht vom Gebet , du habeſt denn gesagt oder gedacht : wohlan , dieß Gebet ist bei GOtt erhört, das weiß ich gewiß und fürwahr. Das heißt Amen Zweiter Theil von Dr. Martin Luther's biblischem Spruch- & Schatzfäftlein . 220 [1. Juli.] 1. Cor. Kap. 3, V. 4. So einer sagt: Ich bin Paulisch , der andere aber : Ich bin Apollisch, seid ihr denn nicht fleischlich ? 2. Tim. Kap. 1 , V. 8. Schäme dich nicht des Zeugnisses unsers HErrn , noch meiner , der ich sein Gebundener bin. Ich bitte, man wolle meines Namens schweigen, und sich nicht lutheriſch, ſon dern Christen heißen. Was ist Luther? Ist doch die Lehre nicht mein. So bin ich auch für Niemand gekreuzigt. St. Paulus wollte nicht leiden , daß die Christen sich sollten heißen Paulisch oder Peterisch, sondern Christen. Wie käme ich armer stinkender Madensack dazu, daß man die Kinder Christi soll mit mei nem heillosen Namen nennen. Aber wenn du es dafür hältſt, daß des Luthers Lehre evangelisch sei, so mußt du den Luther nicht so gar hinwerfen, du wirfst sonst seine Lehre auch mit hin , die du doch für Christi Lehre erkennest. Wenn dem Timotheo genug gewesen wäre, daß er das Evangelium bekannt, hätte ihm Paulus nicht geboten , daß er sich sein auch nicht schämen sollte , nicht als der Person Pauli, sondern der um des Evangeliums willen gebunden war. Wenn nun Timotheus hätte gesagt : Ich halte es nicht mit Paulo noch mit Petro, sondern mit Christo, und wüßte doch, daß Paulus und Petrus Christum predig ten, hätte er doch Christum selbst damit verläugnet. Denn Christus spricht Matth. Kap. 10.: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, wer euch verach tet, der verachtet mich. [2. Juli. ] Matth. Kap. 2, V. 11 . 221 Sie thäten ihre Schäße auf, und schenkten Ihm Gold , Weihrauch und Myrrhen. Wie sollen wir (wer es vermag) Gold und Gut dahin wenden, daß unſers HErrn Christi Reich erhalten und gemehrt werde , und Kindlein im Elend ihre Nahrung haben können ? Das ist, wir sollen mit Geld und Gut dazu helfen, daß man fleißige Prediger des Evangeliums , seine Kirchendiener und Schul meiſter habe, daß die Armen , die ihre Nahrung, Krankheit oder anderer Noth halber, ` nicht schaffen können, erhalten werden. Und besonders, daß man junge Knaben, die zum Lernen tüchtig aufziehe , auf daß unsere Nachkommen auch rechtschaffene Prediger und Kirchendiener haben mögen. Denn wir sollen in ſolchem Falle thun, wie ein kluger vorsichtiger Gärtner, der immer junge Bäume zeugt, auf daß, wo heuer , über ein Jahr oder zwei ein alter Baum abgeht, bald `ein anderer an deſſen ſtatt gesezt werde, der Frucht bringe. Wer sein Geld so anlegt, der schenkts und opferts dem Kindlein JEsu sowohl als die Weisen . 222 [3. Juli. ] Joh. Kap. 1 , V. 36. Siche, das ist GOttes Lamm ! Andere Propheten haben auch wohl von Chriſto geweiſſagt , wie er kommen und die Welt von Sünden ledig machen sollte. Aber da ist weder Jesaias noch Jeremias, der da hätte können sagen, dieſer iſt's, den ihr sollt annehmen. Jo hannes ist es allein, der die erſte Stimme hat gehen laſſen, und die Perſon mit Fingern gezeigt , wo Vergebung der Sünden eigentlich zu finden sei. Solche Finger hat nie ein Mensch gehabt noch gesehen, wie Johannis Finger sind, wo Darum, wen die Sünde drückt , Teufel mit er das Lämmlein GOttes zeigt. und Tod schreckt , der sehe nur diesem Prediger auf seinen Mund und Finger, der wird ihn recht lehren und weisen , daß er zur Vergebung der Sünden komme , und mit GOtt zufrieden werde. Das ist nun die Freude , die alle Welt, und nicht allein Zacharias und Eliſabeth, an Johannes haben sollten. [4. Juli.] Luc. Kap. 1 , V. 51. 223 Er übet Gewalt mit ſeinem Arm. Das ist GOttes Töpfer - Werk, daß er einen großen König, wie Saul, beim Kopf nimmt, der ihn nicht fürchten, noch sein Wort vor Augen haben will, und zieht einen armen Hirten hervor , den macht er zum Könige. Warum wollen sie denn pochen, auf ihre Weisheit ſtolz sein , und sich nicht fürchten ? Warum werfen sie den Kampf auf, als hätten sie Alles von sich selber ? wie jezt Fürſten und Adel , Bürger und Bauern thun. Ich bin der und der , sagen sie , sollte ich mich von dem Pfaffen meistern laſſen, und thun, was er wollte ? Wohlan, spricht unser HErr GOtt, sei böse und weise, du wirst mich dennoch müssen siten lassen. Ich habe auch einen Arm , zucke ich den , so siehe dich vor , er ist sehr schwer, und wird dich so drücken, und dir so angſt machen, daß du nicht wissen wirst, wo du daheim bist. 224 [5. Juli.] Offenb. Joh. Kap . 12 , V. 4. Der Drache trat vor das Weib , die gebären sollte, auf daß, wenn sie ge boren hätte, er ihr Kind fräße. Dem em Teufel ist an dem jungen Volk, es zu verderben, ganz und gar gelegen. Wie ist's daher möglich ? und wie sollte er das zugeben, daß man es recht auf ziehe ? Ja ein Narr wäre er , daß er das in seinem Reiche sollte lassen , und aufrichten helfen , dadurch er auf's allergeschwindeste müßte zu Boden gehen, wie denn geschehe, wenn er das niedliche Bißlein, die liebe Jugend verlöre. — Darum thut er recht und weislich für sein Reich , daß ihm der junge Haufe bleibt. Wenn er denselben hat , so wächst er unter ihm auf und bleibt sein, wer will ihm etwas nehmen ? Er behält die Welt denn, wohl mit Frieden inne. Denn wenn ihm soll ein Schaden geschehen, der da recht heiße, der muß durch's junge Volk geschehen, das in GOts tes Erkenntniß aufwächst , und GOttes Wort ausbreitet und andere lehrt. [ 6.· 8utt.] ` ) 225 Matth. Kap. 19, V. 29. Wer verläßt Häuser , oder Brüder , oder Schwestern, oder Vater , oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Accker , um meines Namens willen, der wird's hundertfältig nehmen, und das ewige Leben ererben. Ist GOtt unſer gnädiger GOtt , deß Pfand wir haben, nemlich seinen Sohn, durch Taufe, Sacrament und Evangelium dargereicht, so können und ſollen wir Was an seiner Gnade nicht zweifeln , es gehe auch darüber , wie GOtt will. ist's aber, ob uns Leib und Leben, Vater und Mutter, Brüder, Königreich und Fürstenthum, Ehre und Gewalt, und Alles, was man nennen mag auf Erden, entfällt, wenn uns nur die Gnade bleibt , daß GOtt unser Vater , sein Sohn unser Bruder, sein Himmel und Creatur unser Erbe, und alle Engel und Heiligen unsere Brüder und Schweſtern sind ? Verlieren wir doch hier kaum einen Heller, wenn wir Alles verlieren , und behalten dort nicht Königreich , noch Himmel, noch Erden, sondern GOtt selbst, und das ewige Leben. Luther's Schaßkäftlein 2r. Thl. 15 226 [7. Juli. ] Luc. Kap. 1 , V. 51 . P. 1577. Er zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Es s ist GOttes Art also , wenn er die Leute um ihrer Hoffarth willen stürzen will , so macht er sie zuerst zu Narren , und blendet sie. Darnach , wenn sie geblendet sind , sind sie bald geschändet , daß sie sich in ihrer Klugheit müſſen schämen. Er führt sie mit ihrer eigenen Weisheit in's Verderben , daß sie ihre Anschläge auf das genaueste und beste machen , wie Pharao in Egypten, da er den Juden nacheilt, durch das rothe Meer. Wenn sie es denn auf's beste be= schlossen haben, und sagen : So und so wollen wir's angreifen, so spottet unser HErr GOtt ihrer. Wohlan, spricht er, gut also, ihr feid auf der rechten Bahn, + nur flugs her. In den Stolz läßt er sie hinan gehen. Aber plumps liegen sie auf einem Haufen. L [8. Juli.] Joh. Kap. 11 , V. 25. 227 Wer an mich glaubet, der wird leben , ob er gleich ſtürbe. Ein Mensch heißt, der aus Fleisch und Blut geboren wird ; aber ein Chriſt heißt, der getauft und mit Chriſti Blut in der Taufe von Sünden gewaschen ist, der soll den Namen führen , daß er Chriſtian , oder ein Christ heiße. Auf daß also, wenn man dich fragt, wie heißest du mit einem neuen Namen, Chri stian oder ein Christ ? heißest du doch Hans , Peter , Paul, du antworten könneſt : Von meinem Vater bin ich genannt worden Hans , Peter, Paul, aber von dem Mann Christo heiße ich ein Christ. Wenn es nun zum Sterben kommt, so stirbt Johannes , Petrus , Paulus dahin , aber ein Christ stirbt nicht. Ich sehe, daß Johannes, Petrus und Paulus begraben wird , aber ein Christ wird nicht begraben, sondern lebt. Darum wenn ich sterbe als Petrus und Paulus, da liegt nichts daran. Denn wenn ich ein Christ bin , so soll der Petrus und Paulus aus dem Grabe wieder hervor kommen ; denn Chriſtus , von dem ich den Namen habe, sagt es selbst. 1 15 * 228 [9. Juli. ] Ap. Gesch. Kap. 10, V. 43. Von diesem JEsu zeugen alle Propheten. Daru m wer die Schrift recht nüßlich lesen will, der sehe, daß er Christum darin um suche, so findet er gewiß das ewige Leben. Wiederum, wenn ich in der Schrift Mosen und die Propheten nicht also studire, und lerne, daß Christus um meines und aller Menschen Heils willen vom Himmel gestiegen , Mensch geworden , ge litten, gestorben, begraben, auferſtanden, gen Himmel gefahren iſt, daß ich durch ihn Versöhnung mit GOtt , Vergebung aller Sünde , Gnade , Gerechtigkeit und das ewige Leben habe , so hilft mich mein Lesen in der Schrift zur Seligkeit lauter nichts . Ich kann wohl aus dem Lesen und Studiren der Schrift ein ge lehrter Mann werden , und Andern davon predigen , aber es hilft mich doch Alles nichts . Denn wenn ich Christum nicht finde noch kenne , so finde ich we der Seligkeit noch ewiges Leben . Ja ich finde den bittern Tod , denn es iſt beschlossen bei unserm lieben GOtt , daß kein anderer Name den Menschen ge geben sei, selig zu werden, als in dem Namen JEsu, Ap . Gesch . 4.. [10. Juli. ] Luc. Kap . 12, V. 32. 229 Fürchte dich nicht, du kleine Heerde. Die rechte wahre Kirche ist gar ein kleines Häuflein , hat kein oder gar we nig Ansehen , liegt unterm Kreuz . Aber die falsche Kirche ist prächtig , ruhm redig, blüht, und hat ein schönes großes Ansehen, wie Sodom. Darum laſſet uns in der Kirche mit der Kirche für die Kirche bitten ; denn es sind drei Dinge , welche die Kirche erhalten und eigentlich der Kirche ange hören. Erstens : treu lehren , zum andern , fleißig beten , und zum dritten, mit Ernst leiden. 230 [11. Juli. ] 2. Tim. Kap. 4, V. 4. Sie werden die Ohren von der Wahrheit wenden , und sich zu den Fabeln kehren. Wenn die Leute hören Hiſtorien und Erempel erzählen , so verwundern ſie sich. Spielt der Prediger mit Bildern und geistlichen Deutungen , das gefällt dem Volk und Haufen wohl. Aber wenn man vom Artikel der Rechtfertigung predigt, daß man allein vor GOtt durch den Glauben an Christum gerecht und selig wird, da hält der gemeine Mann keinen für beredt, ja sie hören ihn nicht gerne. Und habt es für ein gewisses Zeichen, wenn man vom Artikel der Recht fertigung predigt, so schläft das Volk und hustet , wenn man aber anfangt, Historien und Erempel zu sagen , da reckts beide Ohren auf, iſt ſtill und hört fleißig zu. [12. Juli.] 1. Tim. Kap. 3, V. 10. 231 Und dieselbigen laſſe man zuvor versuchen , darnach laſſe man dieselbigen dienen, wenn sie unſträflich ſind. Ich wollte , daß keiner zu einem Prediger erwählt würde , er wäre denn zu vor Schulmeister gewesen. Jezt wollen die jungen Gesellen von Stund an alle Prediger werden, und fliehen der Schulen Arbeit. Aber wenn einer hat Schule gehalten ungefähr zehen Jahre , ſo mag er mit gutem Gewiſſen davon laſſen, denn die Arbeit ist zu groß, und man hält sie geringe. Es ist aber so viel in einer Stadt an einem Schulmeister gelegen , als an einem Pfarrherrn. Bür germeister , Fürsten und Edelleute können wir entbehren , Schulen kann man nicht entbehren, denn sie müssen die Welt regieren. Und wenn ich nicht Prediger wäre, so weiß ich keinen Stand auf Erden, den ich lieber haben wollte. Man . muß aber nicht sehen, wie es die Welt belohnt und hält, sondern wie es GOtt achtet, und an jenem Tage rühmen wird. 232 [13. Juli.] Luc. Kap . 21. V. 44 . Sie werden dich ſchleifen, und keinen Stein auf dem andern lassen ; darum, daß du nicht erkannt haſt die Zeit, darin du heimgeſucht biſt. Geiz, Hurerei und Unzucht sind wohl große schreckliche Sünden , und unser HErr GOtt straft sie auch mit Pest und Theurung. Aber es bleibt gleichwohl Land und Leute stehen. Aber diese Sünde ist nicht Ehebruch und Hurerei , ja sie ist nicht eine menschliche , sondern teuflische Sünde , daß man die große Gnade der väterlichen Heimsuchung GOttes soll verachten , verlachen und ver spotten, auf die Sünde folgt gewiß eine Strafe, die da heißt : Rein abe. Wer nicht allein schwach wird, sondern auch noch , die mit Füßen tritt , die ihn führen und leiten, wer will ihm helfen ? Es ist zu viel, daß wir Sünder sind, und wollen noch dazu den erwürgen , der uns tragen und selig machen will; den todt schlagen , der da kommt, selig zu machen ; das thut Niemand, als der leidige Teufel, und die da voller Teufel sind . [14. Juli.] Matth. Kap . 11 , V. 17. 233 Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen. Wir haben euch geklaget, und ihr wolltet nicht weinen. So geht's heutiges Tags noch. Predigt man das Evangelium, ſo hilft's nicht ; predigt man das Gesez , so hilft's auch nicht. Pfeift man , so wollen ſie nicht Man kann die arge Welt we tanzen, klagt man, so wollen sie nicht weinen. der recht fröhlich, noch recht traurig machen. Es ist ein Volk, das weder Ge set, noch Evangelium versteht , noch verstehen will ; man kann sie weder zu Sündern machen, noch wider die Sünde trösten ; man kann sie weder blind noch sehend machen. - Lebt Einer frei , so ist's nicht recht ; führt ein Anderer ein hartes und strenges Leben , so taugt's auch nicht. Wie soll man's denn der schändlichen Welt noch machen ? Das möchte ihr gefallen, wenn man Allez lobt, was sie thut, obgleich sie doch nichts rechts thut. 234 [15. Juli. ] Luc. Kap. 2, V. 34. Dieser wird gesezt zu einem Fall, und Auferstehen vieler in Iſrael. So hat denn das Kindlein JEsus zweierlei Bilder , ein ärgerliches Bild , und ein schönes tröstliches Bild. Einigen ist's ein Fall, wie ein Stock im Wege gelegt, darüber sie fallen. Andern ist's ein Auferstehen, wie ein Fels am Wege, daran man sich lehnt und aufrichtet. Die stolzen , hoffärtigen und klugen Hei ligen laufen mit dem Kopfe wider ihn, prallen zurück, läſtern und fluchen ihm, aber die Thoren, Narren und armen Sünder ſtehen an ihm auf, und glauben an ihn. Was liegt, das ſteht an ihm auf; was steht, das fällt an ihm ; was verloren und verdorben ist, wird durch ihn selig ; was närrisch ist, wird weise. Was sündhaft ist , wird gerecht und heilig . Welche nun dieser Sache durch menschliche Weisheit rathen wollen , werden nichts anders ausrichten, als daß ſie nicht allein fallen und nimmermehr aufstehen , sondern auch darüber . zu scheitern gehen müssen. Denn sie wollen Chriſtum anders machen , GOtt der Vater geordnet und gesezt hat. als ihn [16. Juli. ] Joh. Kap. 8, V. 52. 235 So Jemand mein Wort hält , der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Das las muß ja eine treffliche allmächtige Arznei sein , die solchen großen Scha den, als der Tod ist , so leicht heilen kann, daß er auch nicht mehr soll ge sehen werden. Wenn das die Welt glaubte , würde sie sich zerreißen um das Wort GOttes . - Man sehe an, wie theuer und lieb man die Kunst hat, welche ein Fieber oder die Pest heilen kann , wie lauft , rennt, giebt , thut, leidet Je dermann hiezu ? Aber den Schaß und das Kleinod , das den Tod mit allen Krankheiten , Jammer und Noth wegnimmt , das achtet Niemand , oder leidet gar wenig , und ist doch die hohe ewige Wahrheit , GOtt selbst , gelobet in --Ewigkeit, Amen ! Je fester aber du hältst, und je weniger du zweifelst, desto weniger du den Tod fühlen wirst , das ist gewiß. Je schwächer du hältſt , je mehr du zweifelst , desto mehr du auch den Tod fühlst, das fehlt nicht. O HErr, stärke uns den Glauben, so ist's gewonnen, und wohl gethan. 236 [17. Juli. ] Psalm 33, V. 9. Wenn Er spricht, so geschieht's, wenn er gebeut, ſo ſtehet's da. Alle Creatur ist geschaffen durch's Wort, und als er rief, oder sprach, stun den ſie da, und sprachen, hier sind wir. Darum sollen wir nicht zweifeln, was uns GOtt durch seinen lieben Sohn, sein ewiges Wort, sagt, das muß sein, da muß es stehen und gehen, wie er's spricht. Aber der Teufel, der zuerst abge fallen ist, hat uns, durch die Erbsünde ſo verblendet, daß wir nicht glauben noch denken können , wie es müſſe ja und da sein , was Er spricht, ob er's gleich mit Wunder-Zeichen und aller Creatur Schöpfung von Anfang der Welt vor unsern Augen bezeugt , daß wir ihn , wie Paulus Ap . Gesch. , 17 wohl tappen und greifen möchten, so nahe iſt er uns. Noch hilft's nicht. der das Ispe und Dixit merkt und lieb hat. Selig aber ist, ytteis [18. Juli.] Joh. Kap. 10, V. 29. 237 Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen . Gelobt in Ewigkeit ſei Er, der einzige rechte und treue Hirte und Bischof aller Seelen, die an ihn glauben. Und zwar wird er an mir nicht anfangen zu ler nen, wie er die Seinigen, die seine Stimme hören und behalten, vor des Teu fels Gewalt und der Welt Bosheit und Tyrannei beschüßen solle. Er sagt, ste werden nimmermehr umkommen , Niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Dabei lasse ich's bleiben. Begehre deßhalb nicht weiter , daß ich für meine Seele sorgen, und sie in meiner Hand und Gewalt haben soll , da sie wahrlich übel versorgt sein würde. Denn der Teufel könnte sie alle Augenblick von mir reißen und verschlingen. Viel tausendmal aber lieber ist mir's , daß Er sie in seiner Hand habe, da wird sie, seinem Worte nach, wohl sicher sein und bleiben. 238 [19. Juli.] 2. Tim. Kap. 3, V. 16. Alle Schrift, von GOtt eingegeben , ist nüße Lehre, zur Strafe, zur Beſſferung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit 2c. Dies ist das Buch, das alle Weiſen und Klugen zu Narren macht, und allein von Albernen und Einfältigen kann verstanden werden . Darum laß deinen Dünkel und Fühlen fahren , und halte viel von diesem Buche , als von dem allerhöchsten, edelsten Heiligthume , auch als von der allerreichsten Fund-Grube, -Ich habe nun et die nimmer ausgegründet, noch ausgeschöpft werden mag. —. liche Jahre her die Bibel zweimal ausgelesen , und wenn sie ein großer mäch tiger Baum wäre , und alle Worte wären Aestelein und Zweige , so habe ich doch alle Aestelein und Zweige angeklopft, und gerne wissen wollen, was daran wäre und was fie vermöchten , und allezeit noch ein paar Aepflein oder Birn lein herunter geklopft. [20. Juli. ] Jes. Kap. 28, V. 19 . 239 Allein die Anfechtung lehrt auf's Wort merken. Meine Theologie habe ich nicht gelernt auf einmal, sondern ich habe immer tiefer und tiefer darnach forſchen müſſen , dazu haben mich meine Anfechtungen gebracht, denn die heilige Schrift kann man nimmermehr verstehen außer der Praktik und Anfechtung. So hat Paulus einen Teufel gehabt , der ihn mit Fäusten geschlagen , und ihn getrieben hat mit seinen Anfechtungen , fleißig in der heiligen Schrift zu studiren. So habe ich den Papst , die Univerſitäten und alle Gelehrten , und durch sie den Teufel mir am Halse kleben gehabt, die haben mich in die Bibel gejagt , daß ich sie fleißig gelesen , und damit ihren rechten Verstand erlangt. Wenn wir sonst einen solchen Teufel nicht haben, so ſind wir nur speculative Theologen, die schlecht mit ihren Gedanken umgehen, und mit ihrer Vernunft allein speculiren, daß es so und also sein solle. 240 [ 21. Juli.] Jer. Kap. 9, V. 24. Wer sich rühmen will , der rühme sich des HErrn , daß er mich wisse und fenne . Wenn es GOttes Gnade trifft, ſo gilt nicht Demuth, sondern Hochmuth . Auf dein Ding und Wesen sollst du demüthig sein, denn du bist nichts als ein Madensack. Aber auf Christi Güte kannst du nicht stolz genug sein , und mußt sagen: Wenn ich noch zehnmal so unflätig wäre , habe ich dennoch das Blut, das mich rein und heilig macht, und Christum so viel gekostet hat, mich zu er lösen, als St. Petrus. Es sind alle Heiligen eben so tief gewesen, als wir, ſo sind wir eben so hoch, als sie , so daß keiner mehr hat , als ich , ohne daß ſie wohl stärker sind im Glauben gewesen, doch ist die Kost und das Haupt-Gut nicht größer. [22. Juli.] 241 2. Cor. Kap. 12, V. 7. Es ist mir gegeben ein Pfahl in's Fleisch, nemlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe. Paulus, achte ich, wird wohl der größesten Heiligen einer sein, deßgleichen auch der Prophet David. Aber wenn sie auf's Höchste gekommen sind, haben sie vor dem Abgott der Werkheiligkeit nicht mögen sicher sein, wie sie selbst klagen. Denn Paulus bekennt frei , GOtt habe ihm müssen einen Engel des Satans aus der Hölle heraus schicken, der ihn spießte und recht wohl zumarterte, allein darum, daß ihn die große Erleuchtung nicht überhübe , als wäre er deßhalb beſſer und heiliger vor GOtt. Siehe , der treffliche Mann im Geist und Glauben beſteht so große Gefahr , er möchte in solche Hoffarth fallen , daß er sich selbst kizelte, und vor GOtt käme mit seiner eigenen Heiligkeit , und mit solchem Register : So viel habe ich gethan , gelitten , gepredigt, bekehrt 2c. , daß kein Rath war, dem Unglück zu wehren, als damit , daß er einen solchen Teufel am Halse ha ben mußte, der ihn plagte, daß er mußte bekennen , was er wäre , wäre er aus lauter Gnaden um keines Werkes noch Verdienſtes willen. Luther's Schaßkäſtlein 2r. Thl. 16 242 [23. Juli.] Matth. Kap. 11 , V. 15. Den Armen wird das Evangelium geprediget . Mosis Reich ist auch unsers HErrn GOttes Reich, und die Predigt , die er führt, iſt GOttes Wort , wie auch das weltliche Regiment mag GOttes Reich genannt werden. Es ist aber nur das Reich der linken Hand , da er Vater, Mutter, Kaiser, Könige, Richter, Henker hinseßt , und ihnen das Regiment be fiehlt. Sein rechtes Reich aber ist , wo er selbst regiert , wo er nicht Vater, Mutter, Obrigkeit und Stockmeister hinſegen darf, ſondern wo er ſelbſt iſt, und den Armen das Evangelium predigt. Darum lerne , wenn es dahin kommt mit dir , daß deine Frömmigkeit nimmer helfen kann , daß du sprecheſt : Ich habe gethan, was ich konnte. Aber wo nun aus , das wird jezt nicht helfen ? Da ist noth, daß du weiter sprechest : Ich habe gehört , daß der König , mein lieber HErr JEsus Christus, habe ſechserlei Wunder-Zeichen , die ihm Niemand nachthun kann. Unter denselben ist eines, daß den Armen das Evangelium ge predigt wird, und er dazu geordnet ist, daß er die erschrockenen Herzen trösten soll. Deßwegen verzage und verzweifle ich nicht. [ 24. Juli.] 243 Psalm 51 , V. 6. An dir allein habe ich gesündigt. It's nicht ein armes Ding und zu erbarmen , daß uns der Teufel anklagt und verdammt, da er doch viel ärger ist , als wir sind. Was geht's ihn an, daß ich gesündigt habe ? habe ich doch nicht wider ihn geſündigt, ſondern wider GOtt und seine Gesetze. So hat er mir das Geseß nicht gegeben , sondern GOtt. Es heißt: Dir allein habe ich gesündigt. Darum, weil wir GOtt zum Vater , und Vergebung der Sünden aus Gnaden haben um Chriſti willen , ſo muß uns der Teufel wohl unverdammt laſſen , denn Christus hat die Hand schrift unsers Gewissens ausgetilgt, einen Strich durchgemacht, und aus dem Mittel gethan. Col. 2. 16 * 244 [25. Juli.] 2. Cor. Kap . 6, V. 16. ihnen wohnen. Ich will • in Daß GOtt bei uns auf Erden wohnen will , heißt nichts anders , als daß Alles, was wir thun, reden, denken, leiden, soll wohl gethan sein. Wir essen, trinken, arbeiten, stehen auf, legen uns nieder, wir beten, studiren, singen oder lesen, so will's ihm GOtt Alles gefallen lassen. Das mag ja wohl ein Him melreich heißen, - und ist nicht allein ein trefflicher Trost , sondern auch eine große Herrlichkeit und Ehre. ein Christ hat. Der Himmel selbst soll die Ehre nicht haben, die Ursache : Vom Himmel sagt GOtt nicht , daß er darin wohnen wolle , sondern sagt, er soll sein Stuhl und die Erde sein Fußschemel sein. Aber eines Christen Herz, das soll die rechte Wohnung sein, darin GOtt wohnen will. [26. Juli. ] Psalm 17, V. 13. 14 . HErr, errette meine Seele — von den Leuten dieser Welt, welche ihr Theil haben in ihrem Leben , welchen du den Bauch füllest mit deinem Schah´ze. Reichthum ist das geringste Ding auf Erden , und die allerkleinste Gabe , die GOtt einem Menschen geben kann. Was ist's gegen GOttes Wort? Ja was ist's gegen leibliche Gaben , als Schönheit , Geſundheit ? und gegen die Gaben des Gemüths , als Verstand , Kunst und Weisheit ? dennoch thut man so emsig darnach , und läßt sich keine Arbeit , noch Mühe und Gefahr verdrießen noch hindern. Man trachtet Tag und Nacht darnach, und hat keine Ruhe. Ist doch weder Causa materialis, noch formalis, efficiens und finalis, noch irgend Darum giebt unser HErr GOtt gemeiniglich Reichthum etwas Gutes daran. den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt. 1 [47. Juli.] Joh. Kap. 15, V. 16. Ich habe cuch erwählet, und geſehet, daß ihr hingchet und Frucht bringet, und cure Frucht bleibe. Dies sind die Tugenden eines frommen Pfarrherrn und Predigers , daß er GOttes Reich mehrt , den Himmel füllt mit Heiligen , die Hölle plündert , den Teufel beraubt, dem Tode wehrt, den Sünden steuert, darnach die Welt unter richtet und tröstet , einen jeden in seinem Stande, erhält Friede und Einigkeit, zieht fein das junge Volk auf, und pflanzt allerlei Tugend im Volk, und kurz, er schafft eine neue Welt, und baut nicht ein vergängliches , elendes Haus, sondern ein ewiges schönes Paradies, darin GOtt selbst gern wohnt. — Darum ist kein Gold-Berg noch Silber-Berg in einem Lande diesem Schaße zu ver gleichen. Pred. Salom. Kap. 4 , V. 13 . [28. Juli.] 247 • Ein armes Kind , das weise ist , ist besser, als ein alter König , der ein Narr ist. Reicher Leute Söhne gerathen selten wohl. Denn sie sind sicher , vermeſſen, ſtolz, meinen , fie dürfen nichts lernen , weil sie sonst genug haben , davon fie sich nähren können. Darum wirft sie auch GOtt herunter, daß ihnen das Gut zerrinnt , und ſie Bettler werden. Dagegen armer Leute Söhne müſſen ſich aus dem Staube arbeiten, und viel leiden. Und weil sie nichts haben, darauf ſie können stolziren und pochen , lernen sie GOtt vertrauen , drücken ſich und schweigen stille; so hebt sie unser HErr GOtt empor , daß sie zu solchen Ehren kommen , dahin mancher Reiche nicht kommt , mit aller seiner Gewalt , Macht und Reichthum. Die Armen fürchten GOtt , darum giebt ihnen GOtt gute Köpfe , daß sie wohl studiren und lernen , gelehrt und verständig werden , daß sie Fürsten, Könige und Kaiſer mit ihrer Weisheit lehren können , wie an Jo seph und Daniel zu ersehen. Wer sind die großen Doctoren der Rechte, der Fürsten und Könige Kanzler , des Kaisers Räthe ? gemeiniglich armer Leute Kinder ; die müssen die Arbeit thun, Land und Leute regieren , die andern sind nur der Fürsten Flaschen. 448 [29. Juli.] Ebr. Kap. 12, V. 6. Welchen der HErr lieb hat, den züchtiget er, er ſtäupet aber einen jeglichen Sohn, den er lieb hat. Gott geht mit den Gottesfürchtigen und Chriſten beinahe um wie mit den Gottlosen und Unchriſten, ja zuweilen wohl ärger. Er thut nicht anders, denn gleichwie ein Haus-Vater mit ſeinem Sohne und Knechte handelt. Den Sohn stäupt und schlägt er viel mehr und öfter , als den Knecht, doch sammelt er ihm einen Schaz zum Erbe. Aber einen bösen ungehorsamen Knecht schlägt er nicht mit der Ruthe, sondern stößt ihn zur Thür hinaus, und giebt ihm nichts vom Erbtheil. Sonst kann ich dies Argument nicht lösen , warum GOtt seine lieben Kinder in der Welt durch die Rolle laufen und plagen läßt , den Gott losen aber giebt er Alles vollauf und genug , daß sie es nach aller Lust im Sause gebrauchen ohne Widerwärtigkeit. [30. Juli.] Matth. Kap. 28, V. 19. 249 Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heil. Geistes. Das ist nicht allein Waſſer in der Taufe, ſondern auch GOttes Wort und Kraft. Wie man sieht bei der Taufe Chriſti , daß da iſt GOtt Vater , Sohn und heiliger Geist und alle heiligen Engel. Deßwegen ist es nicht schlechtes Wasser, sondern ein solches Wasser , da GOttes Sohn inne badet , da der hei lige Geist darüber schwebt, und GOtt der Vater darüber predigt : ein gnaden reiches Wasser , geweiht und geheiligt durch GOtt Vater , Sohn und heiligen Geist, ein Aromaticum und eine Apotheke , da GOtt sich selbst eingemengt hat. GOtt aber ist ein GOtt des Lebens , und kann lebendig machen . Weil er nun in diesem Wasser ist, so muß es das rechte Aqua vitae (Lebenswaſſer) ſein, das den Tod und die Hölle vertreibt, und ewig lebendig macht. 250 [31. Juli.] Luc. Kap. 23, V. 42. HErr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommest. Gott will seine christliche Kirche erhalten , wenn schon alle von Christo ab fallen, Kaiser , König , Pabst , Bischöfe , die Mächtigſten und Gelehrtesten auf Erden, so will doch GOtt ein Häuflein behalten , das seinen Geiſt haben, und ihn vor der Welt bekennen soll. Wollen die Jünger sammt Andern , die dem HErrn Christo verwandt, nicht bekennen noch glauben , sondern aus Furcht läugnen , sich an ihm ärgern und davon laufen , so muß ein Uebethäter und Mörder hervor, dieſen Chriſtùm bekennen, von ihm predigen, und andere Leute lehren, was man von ihm halten, und was man sich sein trösten soll. Denn unser HErr GOtt will Christum nicht ohne Leute lassen, die ihn bekennen, sollte es gleich nur ein Dieb am Gal gen, oder ein Mörder auf dem Rade sein. [ 1. Auguft. ] Apost. Gesch. Kap. 3, V. 23. 251 Und es wird geschehen , welche Seele denselbigen Propheten nicht hören wird, die soll vertilget werden aus dem Volk. Diesen Artikel von der Rechtfertigung wollen die Feinde der Wahrheit schlecht nicht leiden , so können wir sein nicht gerathen. Denn wenn der Artikel weg ist, so ist die Kirche weg , und mag keinem Irrthum widerstanden werden, weil außer diesem Artikel der heilige Geist nicht bei uns sein will noch kann, denn er soll uns Christum verklären. Ueber diesem Artikel ist die Welt so oft zu schei tern gegangen , durch Sündsluth , Wetter , Gewässer , Krieg und alle Plagen. Ueber diesem Artikel ist Abel erwürgt, und alle Heiligen, und müſſen auch alle Christen darüber sterben. Dennoch ist er geblieben, und muß bleiben, und die Welt muß immerdar darüber zu Grunde gehen. Also soll sie jezt auch herhalten, und über dem Artikel gestürzt werden, und sollte sie toll und thöricht werden, so soll ſie den Artikel laſſen ſtehen, und sie darüber in der Höllen Grund fallen. Amen. 252 [ 2. August.] 1. Joh. Kap. 2, V. 2 . Christus ist die Versöhnung für unsere Sünde , nicht allein aber für die unſere, sondern auch für der ganzen Welt (Sünde). Ich weiß sehr wohl, was ich für Ursache habe, daß ich so heftig dazu ermahne, daß man Christum recht und eigentlich erkennen lerne. Denn Christus ist nicht ein solcher Mann, der von uns etwas des Unsern fordert, sondern ist vielmehr ein Versöhner , welcher alle Sünder in der ganzen Welt mit GOtt versöhnt. Darum wenn du ein Sünder bist, wie wir denn in der Wahrheit alle sind, so stelle dir bei Leib und Leben Christum nicht so vor , wie er auf dem Regenbo gen sigt, und Richter ist, sonst wirst du erschrecken und verzweifeln müſſen, ſon dern fasse Ihn in seinem rechten Bilde , daß du ihn siehst und erkenneſt als einen Sohn GOttes und der Jungfrau Maria. In derselben Person schreckt er Niemand , viel weniger martert und plagt er , verachtet uns arme Sünder nicht, fordert keinerlei Rechenschaft von uns, unsers Lebens halber , das wir so bös zugebracht haben , sondern ist eine Person , die der ganzen Welt Sünde hinweg genommen, durch sich selbst gekreuzigt und vertilgt hat. [3. August. ] Joh. Kap . 16, V. 2 . 253 Wer euch tödtet, wird meinen, er thue GOtt einen Dienſt daran. Unser lieber GOtt lasse mich nur in solche Sünden fallen , wenn er mich will fallen lassen, die ich weiß , verstehe und erkenne, daß es Sünden sind , nicht aber in solche Sünden , die nicht für Sünde erkannt , sondern noch für große Tugend und Heiligkeit gehalten werden. Unsern HErrn GOtt verdrießt nichts mehr , als daß man die Sünde noch vertheidigt , und nicht Unrecht gethan ha ben will, wie Saul. Denn die Sünden , die nicht für Sünde erkannt werden, ſind wider die erste Tafel, die aber erkannt werden, find wider die andere Ta fel, wie Saul that wider die erſte , David aber wider die andere Tafel der zehn Gebote. Und solche Sünder , die wider die andere Tafel gehandelt, kommen leicht wieder zu recht , und bessern sich durch die Buß- Predigt ; die andern aber, welche wider die erste Tafel thun, kommen nicht, oder doch selten zu recht , denn sie wollen nicht unrecht , sondern recht gethan haben , wie sie meinen. 254 [4. August.] Jes. Kap. 28, V. 16. Wer glaubet, der fleucht nicht. Der Glaube ist viel ein anderes Ding, als der freie Wille. Lieber, versuche es, und führe es hinaus mit deinem freien Willen, wenn Peſt, Krieg und Theurung verfallen. Zur Peſt-Zeit kannst du vor Furcht nicht beginnen . In theurer Zeit gedenkest du, wo soll ich Essen nehmen ? Das sind die großen Thaten, die unser freier Wille ausrichtet. - Aber dagegen ist der Glaube die Frau Domina und Kaiſerin , ob er schon schwach und klein ist , so steht er dennoch , und läßt sich nicht gar zu Tode schrecken. Er hat wohl große gewaltige Stücke vor sich, wie man in der Schrift und an den Jüngern sieht ; Wellen, Wind, Meer und aller lei Unglück treiben alle mit einander zum Tode zu , und wer sollte in solcher Noth und tödtlicher Gefahr nicht erschrecken und erblassen ? Aber der Glaube, wie schwach er ist , hält er doch wie eine Mauer, und legt sich , wie der kleine David gegen Goliath, das ist, wider Sünde , Tod und alle Gefährlichkeit, ſon derlich aber streitet er ritterlich, wenn's ein starker vollkommener Glaube ist, ein schwacher Glaube kämpft auch wohl, aber nicht so keck. A [5. August. ] Psalm 82, V. 1. 255 GOtt stehet in der Gemeine, und ist Richter unter den Göttern. Ein solcher Prediger, durch welchen GOtt die Götter straft , soll stehen in der Gemeine, stehen soll er , das ist , fest und getrost sein , aufrichtig und redlich wider sie handeln , und in der Gemeine, das ist, öffentlich vor GOtt und den Menschen. Jezt aber sind viele Bischöfe und Prediger im Predigtamte, ſie ſte hen aber nicht, und dienen GOtt nicht getreu, sondern liegen, oder treiben ſonſt ihren Scherz damit. Das sind die faulen unnüßen Prediger, die den Fürſten und Herren ihre Lafter nicht sagen. Etliche darum, daß sie es gar nicht achten, solche liegen und schnarchen in ihrem Amte , thun nichts , das zu ihrem Amte gehört, ohne daß sie wie die Schweine den Raum füllen, wo sonst gute Prediger ſtehen soll ten. Einige heucheln und schmeicheln , und stärken die bösen Götter in ihrem Muthwillen. — Andere fürchten auch der Haut, sorgen, sie müssen Leib und Gut darnach verlieren. Diese alle stehen nicht, und ſind Chriſto nicht treu. 256 [6. August. ] Matth. Kap. 26 , V. 10. Sie hat ein gut Werk an mir gethan. Wir lehren so, daß GOtt versöhnen, fromm machen, Sünde tilgen, ſei ein ſo hohez, großes, herrliches Werk, das allein Christus, GOttes Sohn thun müſſe, und ſei eigentlich ein lauteres, bloßes, sonderliches Werk des einigen rechten GOttes und seiner Gnade, wogegen unsere Werke nichts sind, noch vermögen. Aber daß darum gute Werke sollten nichts sein, wer hat das je gelehrt oder gehört. Ich wollte meiner Predigt eine, meiner Lection eine, meiner Schrift eine, meinem Vater unſer eines, ja welch ein kleines Werk ich immer gethan oder noch thue, nicht für der ganzen Welt Güter geben, ja ich achte es theurer, als meines Leibes Leben, das doch einem jeden lieber sein soll, als die ganze Welt. Denn ist's ein gutes Werk, so hat's GOtt durch mich und in mir gethan. Hat's GOtt gethan, und iſt's GOttes Werk, was iſt die ganze Welt gegen GOtt und ſein Werk ? Ob ich nun wohl durch solche Werke nicht fromm werde (ſo durch Chriſti Blut und Gnade ohne Werke geschehen muß), dennoch ist's GOtt zu Lobe und Ehren geschehen, dem Nächsten zu Nußen und Heil, welches keines man mit der Welt Gut bezahlen oder vergleichen kann. [7. August . ] 257 1. B. Mos. Kap. 2, V. 17 . Von dem Baum der Erkenntniß Gutes und Böses sollst du nicht_effen. Joh. Kap. 6, V. 54. Wer mein Fleiſch iſſet, 2. der hat das ewige Leben. Vom grünen Holze iſt Sünde und Tod hergekommen ; vom dürren Holze Ge rechtigkeit und Leben. Deßwegen also gesagt : Iß dort nicht vom grünen Baum, du stirbst sonst, hier aber iß vom dürren , oder du bleibest todt. Du willst ja eſſen und naſchen von einem Baum, ich will dir einen vollen zurichten, den du nimmermehr abeſſen kannst. Aber wie schwer es war, von jenem grünen Baum sich enthalten, so schwer ist's hier, vom dürren genießen oder eſſen. Denn dort war Gestalt des Lebens , Lust und Gutes ; hier aber ist Gestalt des Todes, Leidens und Trübsals, weil dieser Baum grünet, jener dürre ist, daher bleibt's noch tief in's Herz gewurzelt , daß der Mensch daher das Leben suche, wo der gewiſſe Tod ist, und fliehe da den Tod, wo das gewiſſe Leben ist. Luther's Schazkäftlein 2r. Thl. 17 258 [8. August. ] Psalm 18 , V. 8. Das Zeugniß des HErrn ist gewiß , und macht die Albernen weiſe. Die Bibel und Schrift iſt nicht ein solches Buch, das aus Vernunft und Menſchen Weisheit herfließt. Der Rechtsgelehrten und Dichter Künste kommen aus der Vernunft, und mögen wieder von der Vernunft verstanden und gefaßt werden. Aber Mosis und der Propheten Lehre kommt nicht aus der Vernunft und Menschen-Weisheit. Darum wer sich untersteht, Mosen und die Propheten mit der Vernunft zu begreifen , und die Schrift zu messen und rechnen , wie sich's mit der Vernunft reime, der kommt gar davon. Denn Moses und die Prophe ten sind solche Lehrer , die die Weiſen und Klugen zu Narren machen , und der Vernunft die Augen ausstechen, wenn ſie anders sollen verstanden und geglaubt werden ; wo das nicht geschieht , stößt und ärgert man sich daran , oder wider fichtet es. Darum will's nicht anders sein, wer die Schrift verstehen und fassen soll, der muß ein Narr werden . Wer hier klug sein, und es mit der Vernunft messen will, wie sich's reime und schicke, mit dem ist's verloren, der bleibt wohl ein untüchtiger Schüler. [9. Auguft .] 259 Joh. Kap. 14, V. 19. Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Jeſus Chriſtus ist von den Todten auferstanden , dazu gehört ein starker fe ster Glaube, der uns diesen Artikel ſtark, feſt und gut mache. Daher soll man diese Worte : Christus ist von den Todten auferstanden , wohl merken, und mit so großen Buchstaben ſchreiben, daß ein Buchstabe sei so groß als der Thurm, ja als Himmel und Erden, daß wir nichts anders sehen, hören, Glaubten wir solches , so hätten wir gut denken , wissen , denn diesen Artikel. leben und sterben. Denn Christus hat nicht allein für seine Perſon den Tod überwunden , und ist von den Todten auferstanden, sondern du mußt es so an einander hängen, daß es auch uns gelte, und auch wir in dem „ Auferstanden“ ſtehen und gefaßt ſind, und um und durch dasselbe auch auferstehen und mit ihm ewiglich leben müſſen. 17 * 260 [ 10. August. ] Matth. Kap. 10, V. 1 . Er gab ihnen Macht über die unſaubern Geister. E3 Es ist wahr , daß sich der Teufel jezt so, jezt anders sehen und hören läßt . Aber rufe GOtt an und bete, laß ihn darnach scharren und poltern, wie lange er will, du sollst wohl sicher vor ihm bleiben. Sage es ihm nur getrost unter die Augen, und sprich : Du bist der Teufel, und bleibst der Teufel. Ich aber bin ein Christ, und habe einen stärkern HErrn , als du bist , darum laß mich zu frieden. Mir ist selbst oft widerfahren, daß er mir ein Gepolter im Hauſe an gerichtet und mich hat schrecken wollen. Aber ich habe meinen Beruf vor mich genommen, und gesagt : Ich weiß , daß mich GOtt in dies Haus gefeßt hat, daß ich darin soll Herr sein ; hast du nun einen stärkern Beruf als ich, und bist hierin Herr , so bleibe da. Aber ich weiß wohl, daß du hier nicht Herr bist, du gehörst an einen Ort, in den Abgrund der Hölle. Habe alſo wieder eingeſchlafen , und ihn laſſen böse sein , habe wohl gewußt , daß er mir nichts hat thun können . [ 11. August. ] Jerem. Kap. 17, V. 16. 261 Ich bin darum nicht von dir geflohen , mein Hirte, so habe ich Menschen Tage nicht begehrt , das weißt du ; was ich gepredigt habe , das ist rechk vor dir. Wer im Predigt-Amte ist, der gedenke daran : Der Teufel und die Welt wer dens nicht lassen, sie werden dich anfechten. Sagst du die Wahrheit, so will die Welt toll und thöricht werden, fangt an, dich zu verfluchen , zu verdammen und zu verfolgen, da mußt du leiden Hohn und Spott. Kann die Welt das Schwert über dir zucken, so wird sie es auch nicht unterlassen , und der Teufel als Meister hilft dazu, treibt solche giftige feurige Pfeile in's Herz, daß es zer schmelzen möchte. Wenn du nun solche Anfechtung fühlst, die Welt verflucht und verfolgt dich, spottet und lacht dein noch dazu, und der Teufel plagt dich ; was sollst du denn thun ? Sollst du ungeduldig werden , das Predigt- Amt fahren lassen , davon laufen und fluchen? Nein , sondern Geduld haben, aus warten , einen Muth faſſen , und sagen : Wohlan , mein HErr Christus hat's zuvor gesagt, ihr werdet weinen und heulen , aber auch dazu gesezt , über ein Kleines, so soll eure Traurigkeit in Freude verkehrt werden. Hat er mir nun nicht gelogen an dem Kleinen, daß ich ihn jezt nicht sehe, sondern weinen und heulen muß, so wird er mir auch nicht lügen an dem andern Kleinen, daß ich ihn wieder sehen und mein Herz sich freuen soll. 262 [12. August.] Römt. Kap. 3, V. 28 . So halten wir es nun , daß der Mensch gerecht werde , ohne des Gesezes Werke, allein durch den Glauben. So hoch der Himmel von der Erde iſt , ſo weit soll auch das Geſeß von der Rechtfertigung geschieden werden. Und im Handel der Rechtfertigung ſoll nichts gelehrt, geredet noch gedacht werden, als allein das Wort der Gnade in Chriſto beweist. Das Gesez dient und hilft gar nichts zur Gerechtigkeit die vor GOtt gilt, auch nicht im kleinsten Stücke. Wenn es recht verstanden wird , so macht's verzagt , und richtet Verzweiflung an, wird's aber nicht recht verstanden , so macht es Heuchelei. Gleichwie das Evangelium, wenn es nicht recht verstanden wird, so macht es sicher rohe Leute , wieder , wenn es recht verstanden und geglaubt wird , so macht es fromme gott selige Leute. [ 13. August. ] Marc. Kap. 6, V. 20. 263 Herodes gehorchte Johanni in vielen Sachen, und hörte ihn gerne. Es finden sich viele unter Fürsten , dem Adel, den Bürgern und Bauern , die die Prediger gerne hören, doch so , daß sie nicht gerührt werden. So`bald ſie aber gerührt werden, ist die Freundschaft aus. Wenn man andere straft , das - können sie leiden, wenn man ihnen aber zuspricht, wie Johannes dem Herodi, so wollen sie es nicht leiden. Wie unsere Stadt- Junker sagen : Man soll nichts predigen vom ehrsamen weisen Rath und Raths- Herren , sondern nur vom ge meinen Mann. Lieben Junker , man ſoll es euch bestellen. So hörte Herodes Johannem auch gern , als er die gemeinen Leute strafte. - Aber recht hören heißt : wenn ich die Wahrheit gern höre , wenn es schon meine Person betrifft, und ich mich strafen lasse, und mich bessere , wie David, Josias , Josaphat tha ten. Aber die , welche die Wahrheit gerne hören wider sich, das sind seltsame Vögel auf Erden . Sonst sind Sperlinge und Raben nicht so gemein , als die, welche sich krauen und loben laſſen. 264 [14. Auguft.] 1. Tim. Kap . 5 , V. 21 . Ich bezeuge vor GOtt und dem HErrn JEsu Chriſto, und den auserwähl ten Engeln, daß du ſolches haltest, ohne eigen Gutdünken, und nichts thust nach Gunst. Das sind giftige und gefährliche Prediger , die einen Theil allein vor sich nehmen, schelten die Herren, auf daß sie den Pöbel kizeln, — oder wieder, den Pöbel allein schelten , daß sie den Herren heucheln. Sondern es heißt, alle beide Theile in ein Töpfen gehauen , und ein Gerücht daraus gemacht , einem wie dem andern. Denn das Predigtamt ist nicht ein Hof Diener , oder Bauern - Knecht, es ist GOttes Diener und Knecht, und ſein Befehl geht über Herrn und Knecht. Und wo die Herren so wohl gestraft werden, als der Pöbel, und der Pöbel so wohl als die Herren, (wie die Propheten thun) , da kann keines dem andern etwas aufrücken , und müſſen mit einander leiden , und für gut nehmen , und gegen einander zufrie den sein . [ 15. August. Jes. Kap. 9, V. 6. 265 Und er heißet : Wunderbar . Nnchristen wollen durch diesen Namen nicht regiert sein , sondern fliehen das Kreuz , oder wehren sich mit Gewalt , daß sie es los werden ; des treuen Rathes Christi , der sie mit seinem Evangelio und Wort im Kreuz trösten und stärken will, mögen sie nicht. Wenn aber Christus ein solches Reich hätte, da man Geldes genug gäbe , und weltliche sichtbare Hülfe erzeigte , so wollten wir ihm den Himmel bald abglauben, und müßten noch einen Himmel haben, denn Jedermann würde glauben, und würde dieſer Himmel zu enge ſein. Mit solcher Predigt, da man Goldes und Silbers genug unter die Leute austheilte, wollte ich alle Menschen in der Welt zur Christenheit bringen. Weil aber das Reich und Evangelium Christi ewiges Leben giebt , und gleichwohl lehrt , man müſſe sich um Chriſti und seines Worts willen lassen schänden, haſſen , fangen, schla gen, plagen, tödten, so will Niemand hinan, und hat unser lieber GOtt Raum genug im Himmel, Niemand dringt dich fast darum. 266 [ 16. August.] Psalm 101 , V. 3. Ich hasse den Uebertreter, und lasse ihn nicht bei mir bleiben. Solche nüßliche, weise, weidliche Leute, die im Reich und Hauſe ſo viel Gutes schaffen, und sich wohl verdient haben, und doch gottlose böse Buben sind , um GOttes willen haſſen und laſſen , da gehört ein Mann dazu , der mehr kann, als Brod essen. Denn es scheint , wenn sie nicht da wären , ſo müßte das Reich untergehen, und keine Sparre am Hause bleiben. Darum, wo ein Herr oder Hauswirth solche nüßliche Diener hassen und lassen soll , der muß ein Löwenherz haben , und ein Wundermann in GOtt sein , der sein Reich und Haus könne in die Schanze schlagen, und auf GOtt getrost pochen, und sagen : Wohlan, ehe ich meines GOttes Feinde leiden will in meinem Reich und Hause, will ich eher laſſen Alles zu Grunde gehen, und also denken : Der mir das Reich oder Haus gegeben hat , der kann mir wohl ein anderes , und noch mehr geben. [ 17. August. ] Psalm 101 , V. 4. 267 Ein verkehrt Herz muß von mir weichen , den Bösen leide ich nicht. D welch ein schönes liebliches Reich ist das gewesen, da GOttes Wort einmal einen frommen treuen König bekommen hat , da hat's müſſen Alles gar fein -stehen , grünen und blühen in aller Weisheit und Tugend. - Wo der König Wer nun selbst voran geht, und die Sachen angreift, da muß es wohl fort. kann, und wie viel er aus GOttes Gnaden vermag , der folge nach und thue sein Bestes, es wird's doch keiner mehr dem David gleich thun. Der hat billig den Vorzug vor allen Königen und Herren , denn er hat's zu gut gemacht. Doch kann ja ein jeder wenigstens sich hüten, daß er nicht des Haufens ſei, in welchem die mörderischen Könige und Fürsten , oder wie der Psalm 2 sagt, GOttes und Christi Feinde inne sind. 268 [ 18. Auguft. ] Psalm 73, V. 24. Du leitest mich nach deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an. So oft als wir betrübt und angefochten werden , sollen wir unserm Fleiſche männiglich widerstehen, wo es in Anfechtung zornig und ungeduldig wird, und sollen sagen: Warum mich jezt GOtt so verlassen hat , kann ich selbst nicht wiſſen ; daran zweifle ich aber nicht , der liebe gnädige Vater wird es aus gu tem weisen Rathe thun , daß mir endlich werde nüß und gut ſein , wiewohl es mein sündliches Fleisch nicht sieht , noch verstehen kann , sondern murrt und strebt wider den Geist, so muß doch dies Kreuz mit Glauben und Geduld über Das Fleisch ist zwar wunden werden. Ich will es also mit Geduld leiden. dazu schwach, seufzt, heult und wehklagt, aber GOtt sagt : Du weißt nichts da von , du bist ein Narr , mein Rath und Wille ist, daß ich aus diesem deinem Kreuz ein groß Gut hervorbringen will. [ 19. August. ] 269 Psalm 56, V. 9. Zähle meine Flucht, faſſe meine Thränen in deinen Sack, ohne Zweifel du zählest fie. Das as heißt wahrlich recht einen gnädigen GOtt haben , der uns bewahrt, und nicht zuläßt, daß ein Haar von unserm Haupt falle , oder daß der Augapfel tröpfle, oder doch jeder Tropfen, der aus den Augen fällt, zählt. Weineſt du, so hat er ein goldenes Becken , oder Schüssel , und fangt dię Thränen auf. Wer sind aber die , deren Thränen er so genau auffaßt ? arme elende Sünder. Wer ist es denn , der sie sammelt? Antwort : Es sind Das ist GOtt , der Schöpfer aller Dinge. Dies sollte man oft bedenken : Glauben , Hoffnung und Liebe in uns zu erwecken , weil wir das Wort , dazu Beispiele, und unsere selbst eigene Erfahrung der großen Güte GOttes, vor uns haben. 270 [20. August.] Röm. Kap. 6, V. 1. 2 . Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächti ger werde ? das sei ferne. Das ist ein ungeschicktes und gottloses Argument, wenn man also schließen will : Wenn durch unsere Sünde GOttes Gnade und Barm herzigkeit gepriesen wird , darum wollen wir nur frei fündigen. GOtt will das nicht haben, er schreibt dir auch keine Regel vor, nach welcher du frei fündigen mögest. Er sagt nicht , daß er um der Sünde willen Jemand wolle Gutes thun. Ein Anders ist, um der Sünde willen Gutes thun, und ein Anders , einem um der Sünde willen zu Hülfe kommen , daß er davon los werde. Er ist der Sünde feind , heißt nicht Sünde thun , sondern verbietet solches. Wenn aber die Sünde begangen ist, und überaus sündig wird, da will GOtt nicht haben, daß der Tod herrschen soll. Ezech. Kap . 18, V. 23. [21. August. ] Röm. Kap. 11 , V. 22 . 271 Schaue die Güte und den Ernst GOttes ; den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte aber an dir, so ferne du an der Güte bleibeſt. Ein in Werkheiliger soll dadurch , daß er vermeſſen ist, und sich auf seine Fröm migkeit verläßt, nicht selig werden. Und David, oder der Schächer am Kreuz, soll auch nicht um der Sünde willen verzweifeln, als müßte er darum verloren gehen, sondern man soll auf der rechten Mittel- Straße bleiben , und sich vor Sünden hüten. Denn obwohl GOtt Gnade und Vergebung verheißen , so hat er doch das nicht verheißen, daß du eben so gewiß , wenn du gefallen , werdest wieder kommen ; gleichwie Saul und Judas nicht wieder gekommen ist. Es ſteht nicht in unserer Macht , die Gnade zu ergreifen. Darum soll man GOtt fürchten, der beides, der Vermessenheit und auch der Verzweiflung feind iſt. 272 [22. August.] Marc. Kap. 9 , V. 23 . Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubet. Weler r nicht glaubt , mit dem kann GOtt keine Wunder-Zeichen thun , sondern fie müssen untergehen , und können dem Tode nicht entlaufen. Aber , die da GOtt vertrauen, die werden errettet, sollte eher Himmel und Erden vergehen. — Denn der Glaube macht in einem Menschen, der sonst eine arme schwache Crea tur ist, einen solchen großen Muth , daß er also stolz wird, und sagen kann : Wenn alle Teufel auf mich fielen , ja alle Könige, Kaiser, Himmel und Erden wider mich wären , dennoch glaube und weiß ich , daß ich werde erhalten wer den. Wer glaubt, der ist ein Herr, und ob er gleich stirbt , muß er doch wie der leben; ist einer arm, muß er doch reich sein ; ist einer krank, muß er doch wieder gesund werden. Wenn man durch den Glauben den Karren so geschmiert hat , so geht das Fuhrwerk fort. [23. August. ] 273 2. Cor. Kap. 4, V. 5 . Wir predigen nicht uns ſelbſt, ſondern JEſum Chriſt, daß er ſei der HErr. Die gottseligen Menschen haben auf Erden nichts köstlicheres , als den Namen des HErrn , den allein loben , predigen und bekennen sie vor den Leuten , als der allein, gewaltig, weiſe, heilig, gut, fromm und gerecht ist; ſie aber rühmen und loben ihren Namen gar nicht. Sie sind zufrieden, daß er vor Jedermann ſtinke, auf daß nur GOttes Name gelobt und gepriesen werde , und Dank empfange auf Erden und im Himmel. Aber so leicht das zu sagen , so schwer iſt es zu thun. Denn es ist sehr schwer , daß sich einer Alles seines Namens enblößen soll , beides , in gegenwärtiger und zukünftiger Welt , und zu nichte werde, beide , vor GOtt und allen Leuten. Und gleichwohl, wenn das nicht geschieht, so kann uns der Name des HErrn auf Erden nicht herrlich sein, so kann man ihm auch nicht danken im Himmel. Luther's Schagkäſtlein 2r. Thl. 18 274 [24. August. ] 1. Cor. Kap. 4, V. 4. Ich bin mir wohl nichts bewußt , aber darin bin ich nicht gerechtfertigt. Es sei deine Sache, wie gerecht , wie heilig , wie unschuldig , wie göttlich sie immer wolle, so ist es doch nöthig , daß du ſie in Furcht und Demuth be handelst, und fürchteſt allezeit GOttes Gericht, und vertraueſt nichts auf dich, sondern allein auf GOttes Barmherzigkeit. Judas Maccabäus ward erschlagen in einem sehr gerechten Kriege, und auch sonst ihrer viel sind umgekommen in Sachen und Händeln , die sehr gut und löblich waren , wie von den Kindern Israel im Buch der Richter Kap . 20 geschrieben steht : allein darum , daß ſie nicht in Furcht, sondern im Vertrauen ihrer gerechten Sache gehandelt haben, und nicht auf GOttes Barmherzigkeit. Paulus spricht 1. Cor. 4 : Ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt. [25. August.] 275 Röm . Kap. 14, V. 1 . Den Schwachen im Glauben nehmet auf, und verwirret die Gewiſſen nicht. Wenn du einen Bruder siehst , der noch Schwachheiten an sich hat, so denke also : Diese Laſt des Bruders muß ich tragen, den soll ich nicht wegwerfen , ſo lange er Christum bekennt. Ein Christ soll in seinem Gewissen ein Arzt , von außen aber, im äußerlichen Lebens -Wandel , ein lastbares Thier sein, welches die Lasten der Brüder trage. 14 Es müssen nothwendig in der heiligen Kirche Schwache und solche sein , an deren Thun wir uns ärgern , gleichwie am menschlichen Leibe nicht allein Beine, sondern auch schwaches und weiches Fleisch ist. Darum besteht das Reich Christi aus solchen , die da tragen, und aus andern, die getragen werden. Und unser Leben ist etwas , das aus Stärke und Schwachheit zusammen gefeßt iſt. 18 * 276 [26. Auguft.] Ezech . Kap . 34, V. 5. 6. Meine Schafe sind zerstreuet , als die keinen Hirten haben , und gehen in der Irre hin und wieder auf den Bergen. as Evangelium oder das Gedächtniß Chriſti iſt in den meisten Predigten so Das seltsam geworden, daß man ein Grauen davor hat. Darum ist's kein Wunder, daß das Volk in der Frre wallt zu andern Kirchen. Du predigeſt nicht das 1 Evangelium , wie du wohl solltest , du bist nach dem Buchstaben von innen nichts nüße, und nach dem Geiſte von außen. Darum schweift das Volk äußer lich um mit Leib und Seele, und fündigt ſo viel weniger , als du , ſo viel lie ber sie das Evangelium hörten , wenn du es ihnen predigeſt , ja wenn du es auch gelernt hättest. wird. Darum bist du selbst Ursache , daß deine Kirche verlassen Du willst die Schafe in den Stall treiben , und giebst ihnen doch kein Futter. Darum zerstreuen sich die Schäflein Chrifti auf die Berge , denn sie haben keinen Hirten, spricht der HErr. [ 27. August.] 1. Cor. Kap. 1 , V. 18. Das Wort vom Kreuz ist eine Thorheit, denen , die verloren werden ; uns aber, die wir selig werden, ist's eine GOttes-Kraft. Das ist die höchste Weisheit, an der schwachen Geſtalt des gekreuzigten Chriſti zu hangen, und sich nicht an derselben ärgern, daß wir nichts anders von GOtt wissen oder denken, als daß er gekreuzigt ist. Die Gedanken von seiner Majestät sind sehr gefährlich. Denn es kann sich ein böser Geiſt in die Ge stalt der Majestät verstellen ; in die Gestalt aber des Kreuzes kann er sich nicht verstellen , denn in dieſer iſt er überwunden und zu Boden geworfen worden, deßwegen haßt er sie auf das feindseligste. 278 [ 28. August. ] Joh. Kap . 16 , V. 21. 22 . Ein Weib , wenn sie gebieret, hat sie Traurigkeit. — Und ihr habt auch nun Traurigkeit , aber ich will euch wieder sehen , und euer Herz soll sich freuen 2c. Eine jede Trübsal ist eine Geburt , durch welche der neue Mensch geboren wird, und der alte stirbt. Denn der Glaube und das Ansehen des Wortes nimmt in dergleichen Uebungen zu . Es mag einem Gefängniß oder Schwert, Pest oder Tod bevorſtehen, soll man sagen : Siehe, jezt bin ich in der Geburt, hier muß ich Stand halten und auf GOtt harren , und die Geburts - Schmerzen ausstehen, bis ich gebäre. Hier ist ein großes Werk des Glaubens , wenn man aushalten soll, aber gleichwohl ist kein anderer Weg, durchzukommen. [29. August. ] Joh. Kap. 17, V. 10. 279 Ich bin in ihnen verkläret. Viele machen aus Christo einen Mosen , obwohl er uns doch darum nicht mit seinem Blute erkauft hat, daß er allein unser Schulmeister würde , der uns lehren sollte, wie wir ein gutes Leben führen möchten , sondern daß er selbst in uns leben und regieren wollte , und unser HERR sein , der in uns alle Werke selber thäte, welches allein den Glauben an ihn geschehen mag . Welche aber jezt das Evangelium predigen , und die besten sein wollen , die machen allein einen Meister und Diener aus Christo , der außerhalb unser bleibt , und lehrt uns , was gut ist, sagen nicht , daß er inwendig herrschen soll, und ſelbſt gute Werke in uns wirken. 280 [ 30. August. ] Psalm 37, V. 7. 8. Sei stille dem HErrn, und warte auf ihn, erzürne dich nicht über den, dem ſein Muthwillen glücklich fortgeht'; erzürne dich nicht, daß du nicht auch übels thust. Das ist der rechten Christen Weisheit , GOtt lassen walten und regieren , und Alles, was unrecht zugeht, oder den Frommen wehe thut , dem anbefehlen, Ein Christ mag wohl die welcher endlich Alles genau und recht richten wird. Sünde strafen durch GOttes Wort, aber die Fauſt ſoll er nicht dazu thun, und Wenn du denn nun sich nichts unterstehen , er habe denn von GOtt Befehl. gleich heilig, weiſe und fromm biſt , merkeſt auch wohl , daß es in vielen Din gen unrecht zugeht, und vermagſt und kannſt nicht Alles, was krumm iſt, eben machen, so thue deine befohlne Arbeit, und wende in deinem Beruf deinen besten Fleiß an. Das Andere , was nicht will alles Fadenrecht werden , das befiehl dem, der weiser und stärker ist, als du, dem lieben Vater im Himmel, der kann Kirche, Land, Leute, Fürstenthum, Haus, Hof, Weib, Kind beſſer regieren, als du. [31. August. ] Philipp. Kap. 1, V. 29. 283 Euch ist gegeben, um Christi willen zu thun , daß ihr nicht allein an ihn glaubet , sondern auch um seinetwillen leidet. Das Kreuz um des Wortes und Glaubens willen auf sich nehmen, iſt ſo viel, als den Haß des Teufels, der Welt, des Fleiſches, der Sünde, des Todes frei willig auf sich nehmen und tragen. Hier ist nicht nöthig , ein Kreuz aufzu suchen. Fange nur den ersten Theil des Lebens an, und verläugne dich selbst, das ist , strafe die Werk - Gerechtigkeit , und bekenne die Ge rechtigkeit des Glaubens , so wird alsdann der andere Theil bald auch da sein, nemlich das Kreuz , welches du alsdann auf dich nehmen sollſt, gleichwie es Christus auf sich genommen hat. Weil aber die Heuchler das erste Stück verdammen , und ihre eigene Gerechtigkeit vertheidigen , so nehmen sie nicht allein das Kreuz nicht über sich , sondern werden selbst Kreuziger und Mörder der Flammen, die das Kreuz tragen. Sept. ] 2. Tim. Kap . 2, V. 3 . Leide dich als ein guter Streiter JEsu Christi. Es ist besser, und gefällt GOtt mehr , daß du dich als einen Mann erzeigeſt, wenn du gleich schwer genug trägst , und dich deine Last hart genug drückt, als daß du ein fauler, mönchischer Mensch seiſt, der sich allein mäste und weide , und Niemand nüße. Denn zu einem guten Namen vor GOtt , oder den Leuten, kommen die nicht, welche in Ruhe und Gemächlichkeit, sanften Le ben bleiben, und hartes Holz nicht bohren wollen , sondern die um gemeinen Nußens willen etwas leiden , und unverdrossen sind , und hindurch dringen. Denn von dem, daß du ſo männiglich in Anfechtung bestehſt, wirst du ein Ge richt und guten Namen bekommen, daß man von dir sagen muß : Das ist ein Mann , der etwas ausstehen kann, der ist dem Satan und der Welt Bosheit ſo bald nicht gewichen. [2. Sept. ] 2. Tim . Kap . 4, V. 5 . 283 Thue das Werk eines evangeliſchen Predigers, richte dein Amt redlich aus. In der geistlichen Schäferei , das iſt, in Chriſti Reich soll man den Schäflein Christi nicht GOttes - Geseze , viel weniger Menschen-Geseze predigen , sondern das Evangelium, das ein Trost- Stecken und Stab heißt, dadurch sie Stärke im Glauben , Erquickung im Herzen , und in allerlei Aengsten und Todes-Nöthen Trost empfangen. Die so predigen , treiben das geistliche Hirten-Amt recht, weiden die Schafe Chriſti auf einer grünen Aue , - und wo man ſolche hört, da soll man gewiß dafür halten, man höre Christum selbst. Man soll sie auch für rechte Hirten, das iſt, für Chriſti Diener und GOttes Haushalter erkennen, und sich gar daran nicht kehren , daß sie die Welt für Keßer und Verführer ausschreit und verdammt. Wieder , die etwas anders , als das Evangelium predigen, die sind gewiß greuliche Wölfe und Mörder. 284 [3. Sept. ] Matth. Kap. 8, V. 25 . HErr, hilf uns, wir verderben! In dieser äußersten Noth schimmert noch ein Fünklein des Glaubens hervor, der sich selbst nicht fühlt, weil er spricht : Wir verderben. Denn wenn er ſich selbst fühlte , so spräche er nicht : Wir verderben ; aber so fühlt er allein das Denn wenn Verderben , und weiß nicht, daß er selber noch lebt und brennt. er nicht lebte, noch brennte , so hätte er auch nicht einmal eine Empfindung. Aber siehe , Chriſtus verwirft nicht diesen Funken , sondern macht ihn so groß, daß eine Feuers-Brunſt daraus wird, dadurch Wind und Meer gestillt werden. Also macht er es mit uns allen, wenn wir in Angst und Schrecken sind. Wenn wir nur seufzen , ächzen , und zum wenigsten mit einer einzigen Bewegung des Herzens sagen : HErr JEsu Christe , hilf! oder es ist um meine Seligkeit ge schehen. Alsbald wird man eine Linderung empfinden. Denn durch dergleichen Seufzer wird Christus bewogen , die Winde und das Meer zu bedrohen. Und alſo wird eine große Stille, das ist , nach Lob und Danksagung. es erfolgt Freude und Friede, und her [4. Sept. ] Philipp . Kap . 3, V. 13 . 287 Meine lieben Brüder , ich schäße mich noch nicht, daß ich's ergriffen habe. Einem Einem Glaubigen ist nichts schädlicher , als daß er meint , er habe es schon ergriffen, und es ſei nicht nöthig, es erst zu suchen, denn daher kommt es, daß viele zurückfallen, und vor Sicherheit und Faulheit verwelken und laß werden. Deßwegen, wer angefangen hat , ein Chriſt zu sein , der ist schuldig , auch noch dieſes zu thun, daß er gedenke, er ſei noch kein Chriſt, ſondern er ſuche es noch dahin zu bringen, daß er ein Chriſt werde. — Ein Christ ist im Werden, nicht im Worden sein. Wer deßhalb ein Chriſt iſt, der iſt nicht ein Chriſt, d. i. wer sich dünken läßt, er sei schon ein Christ worden , da er nur ein Christ werden soll, der ist nichts. Denn wir strecken uns nach dem Himmel, sind aber noch nicht im Himmel. Und wie der nimmermehr in den Himmel kommen wird, der sich einbildet, er sei schon im Himmel, so ist der bereits im Himmel, der sich nach dem Himmel ſtreckt, und hinein zu kommen sucht. So wunderbar sind die Werke dieses Reichs . Sept. ] Joh. Kap. 6, V. 68 . HErr, wohin sollen wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens. Wer er bei Chriſto bleiben soll in der Welt , wider so viele Teufel und böse Leute , unter so vielen Hinderniſſen und Aergernissen , da gehört ein anderer Rückhalter dazu , als die menschliche Kraft ist ; es muß ein Herz da sein, das GOtt vertrauen , und der Sache gewiß sein kann , dazu eine herzliche brünstige Liebe zu dem HErrn Christo, daß er um seinetwillen auf sich lade alle Grund suppen der Hölle , so er doch keinen andern Schaß und Rückhalter weiß , ohne allein den , daß er einen gnädigen GOtt habe, und Chriſtum ihm lieber ſein läßt , als alle Welt, und was sie hat. Wer die Liebe zu Christo nicht hat, der kann des Teufels und der Welt Bosheit nicht ausharren. [6. Sept. ] Nöm. Kap. 15, V. 25 . 287 Nun aber fahre ich hin gen Jerusalem, den Heiligen zu Dienste. Wenn ein treuer Hirte oder Seelsorger sein Völklein mit der Predigt des Evangeliums vor allen Dingen versorgt hat , soll er ihm hernach kein Ding so angelegen sein laſſen , als daß die Armen auch mögen ernährt und erhalten werden. Denn das fehlt nimmermehr , wo eine Kirche oder GOttes- Gemeinde ist , daselbst müssen gewiß auch Arme sein , welche gemeiniglich allein die recht schaffenen Schüler und Jünger des Evangeliums sind. Denn böse Leute und der Teufel verfolgen die Kirche oder Gemeinde GOttes, und machen viele arme Leute. Daher soll ein rechter Bischof für sie sorgen, daß sie nicht Noth leiden. 288 [7. Sept. ] Joh. Kap. 1 , V. 29. Siehe, das ist GOttes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. GOtt spricht: Ich weiß, daß dir deine Sünden gar zu schwer sind zu tra gen. Deßhalb siehe, ich will sie auf mein Lämmlein legen, und von euch weg nehmen, dasselbe glaube du, denn wenn du es thust, so bist du frei von Sün den. Es hat nur die Sünde zwei Drte , wo sie ist, entweder sie ist bei dir, daß sie dir auf dem Halse liegt , oder liegt auf Christo , dem Lamme GOttes . Wenn sie nun dir auf dem Rücken liegt , so bist du verloren , wenn sie aber auf Chriſto ruht, so bist du ledig und wirst selig. Nun greif, zu welchem du willst. Daß die Sünden auf dir bleiben, das sollte wohl sein nach Gesez und Recht, aber aus Gnaden sind sie auf Christum , das Lamm, geworfen . Sonst, wenn GOtt mit uns rechten wollte, so wäre es um uns geschehen. [8. Sept.] 289 Gal. Kap. 5 , V. 1 . So bestehet nun in der Freiheit, damit euch Christus befreit hat , und laßt euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen. Wie lie die Ochsen in ihrem Joche mit großer Mühe und Arbeit ziehen müſſen, und über ihr tägliches Futter nicht mehr verdienen , als daß man sie endlich, wenn sie lange gedient haben , vor den Kopf schlägt und schlachte , so geht es auch denen, die durch's Gefeß gerecht werden wollen , daß ſie müſſen im Joche der Dienstbarkeit, das ist, unter dem Geſeße gefangen ſein, dienen, und geplagt werden, und wenn sie sich mit des Gesezes Werken lange Zeit schwer bemüht und gemartert haben, ist das ihr endlicher Lohn, daß sie in Ewigkeit arme un felige Knechte sein müſſen, nemlich der Sünde, des Todes, des Teufels. Daher wohl keine schwerere Dienstbarkeit unter allen andern ist, als die des Gesezes. Luther's Schahkäftlein 2r. Thl. 19 290 [9. Sept. ] Psalm 22, V. 7. Ich bin ein Wurm, und kein Mensch. Die heilige Schrift ist GOttes Wort , geschrieben und in Buchstaben gebildet, gleichwie Christus , das ewige GOttes Wort , in die Menschheit verhüllt iſt. Wie nun Chriſtus in der Welt behalten und behandelt ist, so geht's dem ſchrift lichen GOttes Worte auch. Es ist ein Wurm, und kein Buch, gegen andere Bücher gerechnet. Denn solche Ehre , mit Studiren , Lesen, Betrachten, Behalten und Gebrauchen , geschieht ihm nicht , wie anderer Menschen Schriften ; wird's ihm gut, so liegt's unter der Bank 2c. Die andern zerreißen, kreuzigen, geißeln das selbe, und legen ihm alle Marter an , bis sie es auf ihre Keßerei , Sinn und Muthwillen deuten und dehnen, zuleßt gar verderben, tödten und begraben, daß es aus der Welt verstoßen und vergessen wird. Aber es muß doch wieder aufkommen, da hilft kein Hüten und Wehren. Darum ist das ein gut Zeichen, wem die theure Gabe geschenkt ist , daß er Liebe und Lust zur Schrift hat , sie gern liest, hoch und werth hält. Den wird GOtt gewiß wieder ehren. [ 10. Sept.] 291 Col. Kap. 2, V. 14. Christus hat ausgetilget die Handschrift, so wider uns war – und hat fie aus dem Mittel gethan, und an das Kreuz geheftet. Glaubſt du, daß es gewiß wahr ſei, daß Chriſtus für dich gelitten, und dich erlöst habe, ſo kannst du sprechen : Hat Chriſtus meine Sünde, so habe ich sie ja nimmer, weil er sie hat. Er hat sie aber aus meinem Herzen und Gewiſſen geriſſen , da hatte ich ein Register , darauf war geschrieben : Du bist ein Ehe brecher, ein Mörder , ein Dieb 2c. gewesen. Weil ich aber das Wort habe : Christus hat meine Sünde auf sich genommen , so soll man meine Sünde in keinem Register, noch Buche , weder im Himmel, noch auf Erden finden . Sie find an den Sohn GOttes geschrieben, da soll ich sie sehen, und sonst nirgends. 19 * - 292 [ 11. Sept. ] 1. Tim. Kap. 4, V. 16. 9.1876 , Habe acht auf dich selbst , und auf die Lehre , beharre in diesen Stücken. Ich handle den Artikel der Rechtfertigung nicht vergeblich so fleißig ab, denn ich besorge, man wird bei dem Artikel nicht bleiben. Und es sind bereits unter uns Viele , die ihn verachten , und sich desselben nicht hoch annehmen werden. Werden nachmal Prediger kommen, die schläfrig, laß und faul den Artikel pre digen und treiben , so ist's darum bald geschehen , und wird ein Irrthum über den andern kommen. Ich will an dem Artikel lernen und lehren, so lange ich lebe, er ſoll in meinen Predigten fleißig getrieben werden, denn ich sehe wohl, was er thut , wo er ist , und dagegen , was es auch Schaden bringt , wo er nicht ist. [ 12. Sept. ] Matth. Kap. 10, V. 23 . 293 Wenn sie euch in einer Stadt verfolgen, ſo flichet in eine andere. E Es iſt unmöglich , daß Jemanden sollte das Evangelium gewehret werden, denn es iſt eine Lehre, die unter dem Himmel frei daher geht, an keinen Ort gebunden. Das ist wohl wahr, Städte, Ort und Raum, wo das Evangelium oder Prediger ſind, mögen die Herren daselbst wohl wehren. Aber du kannst dieselbige Stadt oder Ort Lassen, und dem Evangelio an einem andern Orte nachlaufen, und ist nicht nöthig, daß du um des Evangelii willen auch die Stadt oder den Ort einnehmest, oder behältst, sondern laß dem HErrn ſeine Stadt, und folge du dem Evangelio, so leidest du, daß man dir Unrecht thue, und dich verjagt, und leidest doch zugleich nicht, daß man dir das Evangelium nehme. Siehe, so kommen die zwei über ein, leiden und nicht leiden. Sonst, wo du die Stadt auch willst behalten mit dem Evangelio, so raubst du dem Herrn der Stadt das Seine, und giebſt vor, du thuest es um des Evangelii willen. Lieber, das Evangelium lehrt dich nicht rauben noch nehmen, wenn gleich der Herr des Guts wider GOtt, und mit Un recht, und dir zu Schaden, desselben mißbraucht. Das Evangelium bedarf keines Raums, noch Stadt, da es bleibe, es will und muß im Herzen bleiben. 294 [ 13. Sept. ] Röm. Kap. 12 , V. 19. • Rächet euch selber nicht , meine Liebsten , sondern gebet Raum dem Zorn. Wenn uns ein Leid geschieht , so ist so bald Fleisch und Blut da , und thut, wie Fleisch und Blut , fängt an zu wallen und zu wüthen mit Zorn und Un geduld. Denn es thut natürlich wehe, wenn uns Unrecht und Gewalt geschieht. Darum muß man hier wehren und widerstehen, denn daß dir's wehe thut, das gehet wohl hin , aber daß du dich dazu willst rächen , so und so wieder scha den, das ist verboten. Darum siehe darauf, daß du es recht auf einander richtest, daß ein Recht das andere nicht breche noch zerstöre , sondern laß es recht zuſammen ſtimmen , daß beides bleibe. Kannst du dein Recht nicht aus führen ohne größeres Unrecht, so laß dasselbe fahren , denn es gilt nicht , Un recht mit Unrecht wehren oder strafen. Und GOtt will nicht , daß um deines Bettelrechtes willen der ganzen Welt Recht untergehe. [ 14. Sept. ] 1. Tim. Kap. 6, V. 6. 295 Es ist ein großer Gewinn , wer gottselig ist , und läßt ihm genügen. Der er heißt billig ein reicher Mann , der GOtt fürchtet und im Glauben lebt, auch bei solcher Gottseligkeit ihm genügen läßt an dem, das ihm GOtt giebt, und solches hat mit GOtt und Ehren , ohne Unrecht und Jemandes Nachtheil. Denn er hat einen sehr großen Schaß, der da heißt GOttes Segen, auch in seiner Armuth, daß er doch muß genug haben, denn er weiß, daß wir doch Alle nicht mehr davon bringen, als Eſſen und Trinken, und es doch nicht liegt an ängstlichen Sorgen und Arbeiten, wo GOtt das Gedeihen nicht giebt. Darum .soll ihm ein Christ viel lieber sein lassen einen Gulden , den ihm GOtt giebt, als alle große Schäße der reichen Geizwänste auf Erden. Denn er hat diesen schönen Schaß im Hause, der da heißt Gottseligkeit und Genug haben, oder ihm genügen lassen, das ist, ein friedliches, ruhiges Herz haben, auf GOtt gerichtet. 296 [ 15. Sept.] Tit. Kap. 3, V. 4. Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit GOttes und unsers Heilandes JEsu Chriſti. Ich darf ſagen, daß ich in der ganzen Schrift nicht lieblichere Worte geleſen habe von GOttes Gnade, als diese zwei, Freundlichkeit und Leutseligkeit. So ſiehe denn zu, daß du dir dieſe Worte läßt geſagt sein, daß GOttes Freundlichkeit und Leutseligkeit Jedermann geoffenbart und angeboten ist , und du auf diese Worte deinen Glauben baueſt, täglich daran übeſt und stärkeſt, ohne allen Zweifel dafür haltest, es sei also, und GOtt sei und wolle dir freundlich und holdselig sein, so ist er dir gewiß alſo , magſt alsdann bitten und begehren mit aller Zuversicht, was du willst, was dich dringt, was dir und Andern noth ist. Wenn du aber nicht alſo glaubſt, wäre es viel beſſer, du hätteſt es noch nie gehört, denn mit dem Un glauben machst du dieſe theuren, tröstlichen, gnadenreichen Worte zur Lüge, stellst dich damit, als achtest du sie nicht für Wahrheit, was gar eine hohe, große Unehre und Mißbieten gegen GOtt ist, daß freilich keine größere Sünde von dir geschehen mag. Glaubſt du aber, ſo iſt's nicht möglich, daß davon dein Herz nicht sollte vor Freuden in GOtt lachen, frei, ſicher und muthig werden. [ 16. Sept. ] Eph. Kap . 4, V. 18. 297 Welcher Verstand verfinstert , und sind entfremdet von dem Leben, das aus GOtt ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, und durch die Blindheit ihres Herzens. In göttlichen Dingen , das ist, in denen , die GOtt angehen, in denen man handeln soll, daß es GOtt angenehm sei, und damit selig werde, da ist die Na tur so stock , staar- und gar blind, daß sie nicht mag ein Haar breit anzeigen, welches dieselben Dinge sind . Vermeſſen ist sie genug, daß ſie darauf fällt, und plumpt hinein, wie ein blindes Pferd, aber Alles , was sie örtert und schließt, das ist so gewiß falſch und irrig, als GOtt lebt. Hier thut ſie, wie der Mann, der auf den Sand bauet, hier nimmt sie Spinngewebe, und will einen Rock daraus machen. Hier nimmt ſie Sand für Mehl, und will Brod backen. Hier säet ſie Wind, und sammelt Wirbel. Hier mißt sie die Luft mit Löffeln aus , trägt das Licht mit Mollen in den Keller, und wiegt die Flamme auf einer Wage, und treibt alle das * Narren-Werk und verkehrte Spiel , das je geschehen ist , oder erdichtet werden mag ; denn sie thut ihr Ding, als sei es GOttes-Dienst, und ist's doch nicht. 298 [17. Sept. ] Marc. Kap. 10, V. 14. Laſſet die Kindlein zu mir kommen , und wehret ihnen nicht , denn solcher ist das Reich GOttes . u sprichst : Die Kinder sind nicht zur Vernunft gekommen, darum können sie nicht Du glauben. Sage mir, ist das christlich geredet, also von GOttes Werken urtheilen, nach unserm Dünken ? Wie, wenn du durch solche Vernunft wärest schon vom Glau ben gekommen, und die Kinder durch ihre Vernunft zum Glauben gekommen ? Lie ber, was Gutes thut die Vernunft zum Glauben und GOttes Wort ? Ist sie es nicht, die dem Glauben und Worte GOttes auf's höchste widersteht, daß vor ihr Niemand zum Glauben kommen kann, noch Gottes Wort leiden will, sie werde denn geblendet und geschändet, daß ihr der Mensch muß absterben, und ein Narr werden, ja so un vernünftig und unverständig, als ein junges Kind, ſoll er anders gläubig werden, und GOttes Gnade empfangen, wie Christus spricht Matth. Kap. 18, V. 3. Was hatten die Kinder für Vernunft, die Christus herzte ? Warum heißt er sie denn zu ihm kom men, und ſegnet sie ? Wo haben sie denn solchen Glauben her, der sie zu Kindern des Himmelreichs macht ? Ja eben, weil sie ohne Vernunft und närrisch, sind sie besser zum Glauben geschickt, als die Alten und Vernünftigen, welchen die Vernunft immer im Wege liegt, die ihren großen Kopf nicht durch die enge Thür ſtoßen will. [ 18. Sept. ] Röm. Kap. 13 , V. 8. Wer den Andern liebet , der hat das Gefeß erfüllet. Das Gebot der Liebe ist ein kurzes Gebot und langes Gebot. Gebot und zahlreiches Gebot. Ein einziges Es ist kein Gebot und umfaßt doch alle Gebote. Kurz und einig ist es an ihm selbst und des Verſtandes halben bald gefaßt. ' Aber lang und viel nach der Uebung, denn es begreift und meistert alle Gebote. Es ist gar kein Gebot, wenn man die Werke ansieht , denn es hat kein eigenes besonderes Werk mit Namen , aber es umfaßt alle Gebote , darum, daß aller Gebote Werke seine Werke sind und sein sollen , also hebt der Liebe Gebot alle Gebote auf, und seht doch alle Gebote, auf daß wir kein Gebot, kein Werk wei ter halten noch achten, denn so fern es die Liebe fordert. — Alſo muß die Liebe ihre Macht behalten, und Ober-Herr sein aller Werke, und heiße sie lassen und fassen, wo es für sie dient, und kein Werk bleibe noch gehe, sie wolle denn. Sept.] Röm . Kap. 8, V. 29. Welche Er zuvor versehen hat , die hat er auch verordnet , daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes. s ist der Nußen des Leidens Chriſti , daß der Mensch zu seiner Selbst- Er Daas kenntniß komme, und vor ihm selbst erschrecke und zerschlagen werde. Das geht nicht zu mit vielen Worten, sondern mit tiefen Gedanken und Großachtung der Sünden. - Denn da wird nichts anders draus , dem Bilde und Leiden Christi mußt du gleichförmig werden, es ge schehe in dem Leben , oder in der Hölle , zum wenigsten mußt du am Sterben in das Erschrecken fallen , zittern und beben, und Alles fühlen, was Ehriſtus am Kreuz leidet. Nun ist es grausam, im Tod-Bette deſſen zu erwarten ; darum sollst du GOtt bitten, daß er dein Herz erweiche , und laſſe dich fruchtbar Chriſti Leiden bedenken, denn es ist auch nicht möglich, daß Chriſti Leiden von uns selbst möge gründlich bedacht werden, GOtt senke es denn in unser Herz. [20. Sept. ] 2. Epist. Joh. V. 9. 301 Wer übertritt, und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen GOtt. Wer in der Lehre Chriſti bleibt , der hat beide, den Vater und Sohn. Hat das Leiden Chriſti ſein Werk gethan, und dich erschreckt, mußt du es nicht mehr ansehen, sondern durchhin dringen , und ansehen sein freundliches Herz, wie voller Liebe das gegen dich ist, die ihn dazu zwingt , daß er dein Gewiſſen und Sünde ſo ſchwer trägt. Also wird dir das Herz gegen ihm süße, und die Zuversicht des Glaubens gestärkt. Dann steige weiter , durch Chriſti Herz zu GOttes Herz, daß Chriſtus dir die Liebe nicht hätte mögen erzeigen , wenn es GOtt nicht in ewiger Liebe gewollt , welchem Chriſtus , mit ſeiner Liebe gegen dir gehorsam ist, da wirst du finden das göttliche gute Vater-Herz , und wie - Das heißt dann, Christus sagt, durch Christum zum Vater gezogen werden. GOtt recht erkannt, wenn man ihn nicht bei der Gewalt oder Weisheit (die erschreck lich find), ſondern bei der Güte und Liebe ergreift, da kann denn der Glaube und Zuversicht bestehen , und ist also der Mensch wahrhaftig neu in GOtt geboren. 302 [21. Sept. ] Ebr. Kap. 5 , V. 4. Niemand nimmt ihm selbst die Ehre , sondern der auch berufen sei von GOtt, gleich wie Aaron . Die Berufung zum Predigtamte geschieht durch Menschen , und doch auch von GOtt, nemlich durch Mittel, und das ist eine Berufung der Liebe, wenn man einen aus dem Haufen erwählt zu einem Bischof oder Prediger , zu dem man sich verſieht, er habe das Wort GOttes, und könne es andern durch seine Lehre und Predigt mittheilen. Da sehe man ja fleißig darauf, daß da nicht auch ein Schalks-Auge sei, daß man ſich irgend ſelbſt eindringe, zu predigen, es ſei um's Bauch's willen, oder Ehre halben. Denn es ist gefährlich, es wird auch nimmer wohl hinaus gehen. Bist du gelehrt, und verstehst GOttes Wort wohl, meineſt auch, wollest es Andern rechtſchaffen und nüßlich vortragen, harre, will es GOtt haben, er wird dich wohl finden. Lieber, laß dir die Kunst nicht den Bauch zerreißen, GOtt hat deiner nicht vergessen. Sollft du sein Wort predigen , er wird dich zu seiner Zeit wohl fordern, seze ihm kein Ziel , Zeit oder Stelle. Denn wo du nicht hin willst, da wird er dich hintreiben , und wo du gerne sein wolltest , da sollst du nicht hinkommen. [22. Sept. ] Jer. Kap. 23, V. 31. 32 . 803 Siche, ich will an die Propheten, spricht der HErr , die ihr eigen Wort führen, und sprechen : Er hat's gesagt. Siehe, ich will an die, so falsche Träume weissagen , spricht der HErr , und predigen dieselben , und ver führen mein Volk mit ihren Lügen und losen Theidingen - und dem Volke nichts nühe find . Wer kann doch predigen, er sei denn ein Apostel ? Wer ist aber ein Apoſtel, als der, der das Wort GOttes bringt? Wer kann aber GOttes Wort brin gen, als der , der GOtt gehört hat ? Mag man aber den auch einen Apostel nennen, der nichts anders, als seine Träume und menschlichen Satzungen, und philosophische Lehre dem Volk vorträgt ? Ja, ein Dieb ist er, ein Mörder, ein Verderber und Würger der Seelen ; der nicht gesandt ist, sondern kommt von ihm selbst. Und das erkennen die bekümmerten und geängstigten Gewissen sehr wohl. Denn so oft GOttes Wort gepredigt wird , macht es fröhliche , weite, fichere Gewissen , denn es ist ein Wort der Gnade, der Vergebung , dazu ein qutes und süßes Wort. Wenn man aber Menschen- Wort predigt , das macht ein trauriges, enges, zitterndes Gewissen in ihm selbst. Denn es ist ein Wort des Gesezes, des Zornes und der Sünden, zeigt an, was der Mensch nicht ge than hat, und was er doch thun sollte. 304 [ 23. Sept. ] Matth. Kap. 3, V. 15 . Es gebühret uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Das heißt alle Gerechtigkeit erfüllen, fromm ſein, und nicht wollen fromm ſein, das ist, sich einen Sünder bekennen, und der Frömmigkeit nicht annehmen, das ist denn eine zweifache Gerechtigkeit; gerecht ist er aus dem Glauben an Chriſtum, und zum andern schreibt er ihm die Gerechtigkeit nicht zu , sondern nur Sünde und Unflath, wie wir denn alle von Natur sind, denn die Sünde hängt unserm Fleische an, bis es zu Pulver wird . Wieder ist auch das eine zweifache Bos heit, wenn einer ein Bube in der Haut ist, und will kein Bube sein, wendet einen guten Schein vor, und iſt nichts dahinten , er ist von Natur ein Schalk, und darüber auch, daß er solches nicht bekennen will. [ 24. Sept.] 307 Ezech. Kap. 17, V. 22. 23. So spricht der HErr HErr : Ich will von dem Wipfel des hohen Cedern baumes nehmen , und oben von seinen Zweigen ein zartes Reis brechen, und will's auf einen hohen gehäuften Berg pflanzen - daß allerlei Vögel unter ihm wohnen, und allerlei Fliegendes unter dem Schatten seiner Zweige bleiben möge. Christus war auch zuerst ein Senf-Korn , kleiner als ein Kohl-Samen , aber wurde zulegt ein Baum, daß auch die Vögel auf seinen Zweigen sigen konnten . Dies ist Alles geschehen , daß der geringe Christus so groß geworden ist, daß auch große Kaiser, Könige und Fürsten in seinen Versammlungen und Gliedern ſich ſeßen und bleiben. Derselbige Christus lebt und regiert auch noch , und heißt sein Titul : Scheblemini. Seße dich zu meiner Rechten. Und führt in seinem Fingerreif gegraben : Ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum. Ich will legen deine Feinde zum Schemel deiner Füße. Und oben auf seinem Diadema : Tu es Sacerdos in aeternum. Du bist ein Priester in Ewigkeit. Luther's Schaßkäſtlein 2r. Thl. 20 Gal. Kap. 3, V. 26. 9.1876. Ihr seid alle GOttes Kinder durch den Glauben an Chriſto JEſu. Kein Mensch kann das Anklagen des Teufels im Gewissen ertragen ohne be sondere Hülfe und Stärke. Er ist kurzweilig , wenn er disputirt , denn er spielt des Kurzen, und macht nicht lange Weile, wo er den Mann allein daheim findet. Er nimmt eine Wahrheit vor sich , die Niemand läugnen kann, nemlich, daß wir gesündigt haben, und da hat er zwei Zeugen, die Nie mand strafen kann, nemlich , GÖttes Gebot und unser Gewissen. Hier ist mir nicht möglich, Nein zu sagen. Soll ich denn Ja sagen , wie ich thun muß, so bin ich des Todes und Teufels ; aber da lügt er, wenn er mich treibt, daß ich verzweifeln soll . Hier ist denn Zeit und Noth, Rettens und Helfens oben vom Himmel herab, daß entweder ein Bruder bei dir sei mit einem äußerlichen Worte GOttes, oder der heilige Geist selbst im Herzen mit Erinnerung solcher äußer lichen Worte, und spreche , der Teufel hat zwar das Ja- Wort genommen, aber nun wende dich herum zu Christo, wie St. Petrus, der dein Ja-Wort mit seinem Blute zu nichte gemacht, und soll dir nicht schaden, daß du sagen kannſt : Ein Sünder bin ich außer Christo. Kein Sünder bin ich in Christo, denn er hat meine Sünde durch sein Blut vertilgt. [26. Sept. ] 307 Ap. Gesch. Kap . 8, V. 30. Verstehest du auch, was du liesest ? Wir haben wohl erfahren , wie das Volk und die Jugend aus der Predigt wenig lernen, wenn sie nicht besonders gefragt und verhört werden. Wo will man aber das beſſer thun, und wo ist's nöthiger, als wenn sie sollen zum héil. Abendmahl gehen ? Weil wir gedenken , Chriſten zu erziehen , und hinter uns zurück zu laſſen, und im heil. Abendmahl Chriſti Leib und Blut reichen, wollen und können wir solches Niemand geben, er werde denn zuvor verhört , was er vom Catechismo gelernt , und ob er wolle von Sünden laſſen , die er dawider gethan hat. Denn wir wollen aus Christi Kirche nicht einen Schwein- Stall machen, und einen jeden unverhört zum heil. Abendmahl, wie die Schweine zum Troge, laufen laſſen. — Weil ein Pfarrherr soll ein treuer Diener Chriſti ſein, muß er , so viel ihm möglich ist , das Sacrament nicht für die Schweine und Hunde werfen, sondern hören, wer die Leute sind . Betrügen sie denn ihn, und sagen nicht recht, so ist er entschuldigt, sie haben sich selbst betrogen. 20 * 308 [ 27. Sept. ] Ap. Gesch. Kap . 20, V. 20. Ich habe nichts verhalten , das da nüßlich ist, daß ich euch nicht ver kündigt hätte, und euch gelehrt öffentlich und sonderlich. Welenn nn tauſend und aber tausend Welten mein wären , so wollte ich Alles lie ber verlieren, als das geringste Stück der Beichte aus der Kirche kommen laſſen. Sie ist der Chriſten erste, nöthigſte und nüßlichste Schule, darin ſie GOttes Wort und ihren Glauben verstehen und üben lernen , welches sie nicht so gut thun in öffentlichen Lectionen und Predigten. Denn obwohl ein Prediger auf der Canzel auch das Gesez und Evangelium lehrt, so läßt er's doch dabei blei ben, übt, fragt und forscht Niemand , wie er's fasse. Kann auch nicht sehen, wo es fehlt , wenn er weiter trösten oder strafen soll, weil er keine besondere Person vor sich hat , die er üben mag. Und obwohl der Zuhörer auch Alles beides in der Predigt hört, doch faßt er's viel stärker und gewisser , wenn's ihm besonders als einer einzelnen Person gesagt wird. [28. Sept.] Röm. Kap . 13 , V. 4. 309 Die Obrigkeit ist GOttes Dienerin dir zu gut. Ein König soll nicht ſtolz , hoffärtig , oder tyrannisch sein für seine Person, auch seinem Hof- Gesinde nicht gestatten , daß sie stolz und tyranniſch über die Unterthanen seien. Und wer das thun kann, der ſoll GOtt dafür danken, wenn er ein Chriſt iſt , der da wiſſe , daß solche hohe Tugend GOttes Gabe iſt. Göttlich und recht sind die Aemter, beide, der Fürsten und Amtleute , aber des Teufels sind sie gemeiniglich, die darin sind. Und ist ein Fürst Wildpret im Himmel, so werden auch die Amtleute und Hof- Gesinde vielmehr Wildpret darin sein. Das macht die böse verderbte Natur, die gute Tage nicht ertragen kann, das ist , sie kann Ehre, Gewalt und Herrschaft nicht göttlich brauchen. Das Aemtlein sei, wie gering es ſei, ſo nehmen sie eine Elle lang, da sie nicht eine Handbreit haben, und wollen immer selbst GOtt sein, da ſie doch GOttes Dienerin sein sollen. 310 [29. Sept. ] Psalm 101 , V. 6 . Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande. Die Hof-Ehre, Würde , Gewalt und Höhe wollen Viele gerne haben, aber die Hof-Mühe und Arbeit wollen sie nicht mit einem Finger rühren. Mit Briefen, Schreiben und Lesen in der Canzlei umgehen , das ist manchen gering ; in 1 Handeln , Rechten und Botschaften arbeiten ist vielen knechtisch , und nicht Bauern , sondern auch Laſt-Arbeit. Ja , ein Hof kann solcher Arbeiter nicht entbehren, es thue es der Fürst selbst , oder wer's für ihn thut. Die Regi mente wollen nicht auf dem Polster liegen und ruhen , oder hinter den Öfen sigen, sie wollen gearbeitet haben. [ 30. Sept.] 1. Cor. Kap . 2, V. 1 . 311 Da ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder Weisheit , euch zu verkündigen die göttliche Predigt. Ein Prediger soll so geschickt sein, daß· er fein einfältig, rund und richtig leh ren könne die Albern und Ungelehrten. Wir sollen Säugammen sein, wie eine Mutter ihr Kindlein säugt , die scherzt und spielt mit ihrem Kindlein , und schenkt ihm aus dem Busen. Da bedarf sie denn keines Weins und Malva fiers dazu. Ich bin denen sehr feind , die sich in ihren Predigten nach hohen und gelehrten Zuhörern richten , nicht nach dem gemeinen Volk , das achten sie nicht. Mit hohen und prächtigen Worten einherfahren , ärgert und zerbricht mehr, als es bauet. Viel mit wenig Worten fein kurz anzei gen können , das ist Kunst und große Tugend. Thorheit aber ist's , mit viel Reden nichts Reden. - Man muß den armen Leuten weiß weiß, schwarz schwarz fagen , auf's allereinfachſte , wie es iſt , mit geringen deutlichen Worten, sie faſſen's dennoch kaum. 312 Jac. Kap, 2, V. 13 . [1. Oct. ] Die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht. Das las heißt in dem Gnaden-Reiche bleiben, wenn ich nicht verzweifle in GOttes Gnade, und an der Vergebung der Sünden , es sei die Sünde, wie groß sie wolle, sondern fest bleibe im Sinn und Gewiſſen, es sei noch Gnade und Ver gebung da, wenn gleich GOttes und aller Kreaturen Zorn mich fressen wollte, und mein eigenes Gewiſſen dazu selbst sagte : Die Gnade wäre aus, und GOtt wolle nicht vergeben. Das heißt GOttes Gnade über alle Dinge erheben. Wer das nicht kann , bei dem troßt das Gericht wider die Gnade , und muß die Gnade zu nichte werden , und das Gericht allein herrschen zum Tode und zur Verdammniß. Wieder, wo die Gnade troßt, da muß das Gericht zu nichte werden , und die Gnade allein herrschen zum Leben und der Seligkeit ewiglich. [2. Oct. ] Habac. Kap. 1 , V. 3. 4 . 315 Es gehet Gewalt über Recht , darum gehets gar anders , denn recht , und kann keine rechte Sache gewinnen. So So thun zu unsern Zeiten die scharfen Rechtsgelehrten mit ihrem strengen Recht, wenn sie böse lose Sachen haben, und doch dem Rechte eine solche Nase machen, daß die Sache recht und gut werden muß. Da wird der rechte Verstand des Geseßes in den Wind geschlagen, ziehen davon, haben gewonnen, durch's Recht, auf ihren Sinn gezogen. Dieser ist die Welt voll, und sie heißen fromme Leute, man darf sie auch nicht anders schelten. Aber GOtt richtet und ſtraft ſie gleichwohl, und droht ihnen, daß es ihnen nicht soll geschenkt werden. Summa : es kommen wenig guter Sachen unter die Rechtsgelehrten oder Rechtsprechen, wie sie selbst fühlen und bekennen, ſie tragen auch nicht Geld, und müßten wohl Bettler sein, die jezt ganz golden und ſeiden sind. -Denn öffentlich thun sie frei wider das Gesez, das Jedermann greift und fühlt, aber diese wollen fromm ſein, und Unrecht für Recht gehalten haben, und sind alſo zweifältige Fehler. Einmal, daß ſie Unrecht thun, zum andern, daß ſie das Un recht mit Recht schmücken und schüßen, welches ärger ist, als das erſte. 312 [ 3. ct. ] Habac. Kap. 1, V. 11 . Alsdann werden sie einen neuen Muth nehmen, werden fortfahren und sich versündigen, dann muß ihr Sieg ihres GOttes sein. Wenn enn Tyrannen und Feinde der Wahrheit ſehen, daß ſie Glück haben, und die Frommen Unglück, wiſſen aber nicht, daß der Verfolgten GOtt und Sache recht ist, und GOtt sie in ihre Hände gegeben , wie er mit Christo selbst und allen Heiligen gethan hat, da fahren sie fort, lästern, und sprechen: Wo ist nun dein Chri stus ? laß ihn dir helfen. ➖➖ Aber es wird ein wüstes Ende mit ihnen nehmen, und wird gar ein saurer Senf aufgehen , wenn sie nun ihren Honig ausgefäet haben. Denn, weil sie GOtt nicht fürchten in seinen Gerichten und Werken, und sich nicht demüthigen, läßt er sie getrost so anlaufen , daß sie Glücks und Sie ges die Fülle haben, macht sie so zu Narren in ihrer Klugheit und Gutdünkel, daß sie ihre Sünde voll machen, und sich verstocken, bis das Stündlein kommt. Daß er mit ihnen umgehe, wie mit den Babyloniern, Juden und allen Tyrannen. Wo sind sie nun, die zu Christo sprachen : Er hat GOtt vertraut, der erlöse ihn nun. Wo ist ihr GOtt , dem sie den Sieg gaben ? Christus ist geblieben , sie aber sind zerstoben und zerflogen, wie Staub auf dem Felde. [4. Oct. ] Psalm 49 , V. 21 . 315 Kurz , wenn ein Mensch in der Würde ist, und hat keinen Verstand , so fährt er davon wie ein Vich. Wenn wir sehen, daß es den Gottlosen so wohl geht , und ſie rühmen und fröhlich sind über uns in unserm Elende , sollen wir nicht anders gedenken : Es ist gemästet Vieh. Denn welches Vieh man mästet, das zieht man nicht zur Lust oder zum Gebrauch, sondern in die Küche zur Fleiſch-Bank, welches man aber zur Lust und zum Gebrauch aufzieht , das hält man mager und schmal. GOtt ist ein großer Koch , hat auch eine große Küche , darum mästet er große Thiere , das ist , mächtige Könige und Fürsten , und mäſtet ſie wohl, daß sie mehr als alle Fülle an Gut , Ehre , Lust und Gewalt haben, läßt sie fröhlich sein und tanzen , auch über die Hälse und Leiber seiner Kin der, wie Herodis Tochter über St. Johannes tanzt. 316 [5. Oct.] 2. Cor. Kap . 6, V. 4-7. - In allen Dingen lasset uns beweisen, als die Diener GOttes Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken . Schreibe ich scharf und hart, durch so sagt man , ich sei stolz , hoffärtig , beißig, ungeduldig. Demüthige ich mich , so sagen ſiel, ich fliehe , ich fürchte mich , ich . heuchle. Es sind Kletten und Distel-Köpfe, wie man sie wirft, so kehren sie die Stacheln über sich und um ſich, und müſſen ſtechen. - Das will ich aber thun, meiner Person und meines Lebens halben will ich mich demüthigen vor Jeder mann, auch vor einem Kinde, Gnade und Gunst bitten, so fern sie dem Evan gelio nicht feind sind . Denn für mein Leben gebührt mir nichts, als der Hölle Abgrund , das weiß ich gewiß , wenn es strenge gerichtet wird . Aber meines Amts und meiner Lehre halben , und ſo fern mein Leben derselben gleich ist, warte nur Niemand keiner Geduld und Demuth, besonders Tyrannen und Ver folger des Evangelii, denn da ſollen sie mich für einen lebendigen Heiligen hal ten, da soll nichts anders d'raus werden; wollen sie nicht, so müssen sie, so lange ich daran hänge, dazu mir GOtt helfe, bis an's Ende, sonst ist's verloren. [6. Oct. ] Matth. Kap. 15, V. 3 . 317 Warum übertretet ihr denn GOttes Gebote um eurer Auffäße willen ? Sie ſprechen : Es sei eine Gewohnheit, und eine löbliche Gewohnheit gelte ſo viel, als ein Gebot und Geſeß 2c. Ja, da kommen sie recht. Frage du aber eine halbkluge Vernunft , oder ein Kind von sieben Jahren , wenn GOttes Wort und Gewohnheit wider einander sind , welches dem andern solle räumen und weichen ? Ob GOtt soll der Gewohnheit , oder ob Gewohnheit soll GOtt weichen ? - Der HErr spricht : Ich bin der Weg , die Wahrheit und das Le ben. Spricht nicht: Ich bin die Gewohnheit, sondern die Wahrheit. — Eine Gewohnheit , ſie ſei ſo alt und gemein sie wolle, so soll sie doch der Wahrheit weichen. Weil wir allein Chriſtum hören ſollen , ſo ſollen wir nichts achten, was ein Anderer weiland gerathen hat, der vor allen ist , Christus ; denn man muß nicht Menschen Gewohnheit, sondern GOttes Wahrheit folgen. 318 [7. Oct. ] Etliche sprachen : Ap. Gesch. Kap . 17, V. 18. Es siehet , als wollte er neue Götter verkündigen. Die Gottlosen wissen ihre Worte zu wezen , zu schleifen und zu schärfen, und schreien : Meinesſt du , daß alle vorigen Lehrer nichts gewußt haben ? Müſſen dir alle unsere Väter Narren sein ? Bist du allein des heiligen Geistes Nest-Ei geblieben auf diese lezte Zeit ? Sollte GOtt ſein Volk , so viele Jahre lang, haben irren lassen? Wie jeßt unsere Gottlosen auch thun, wenn sie wider die Wahrheit und Schrift nichts mehr können , so sagen sie: Ich will beim alten Glauben bleiben , solltest du allein sehen, was sonst Niemand gesehen hat ? Aber , was schädlich ist zur Seligkeit der Seelen , und ohne Sünde mag ge= ändert werden , mag man nur frisch und getrost ändern und abthun, unange sehen Teufel, Welt, sammt allem ihrem Anhange. [8. Oct.] Ebr. Kap. 12, V. 1 . 319 Laſſet uns ablegen die Sünde, die uns immer anklebt , und träge macht. Ess ist mir etlichemal widerfahren , daß ich mir vorgesezt habe , auf den oder den Tag zum heiligen Abendmahl zu gehen. Wenn derselbe Tag gekommen ist, so ist solche Andacht weg , oder sonst ein Hinderniß gekommen , oder ich habe mich ungeschickt gedäucht , daß ich sprach : Wohlan , über acht Tage will ich's thun. Der achte Tag fand mich eben so ungeschickt und gehindert, als jener. Wohlan, abermals über acht Tage will ich's thun. Solcher acht Tage wurden mir so viel, daß ich wohl wäre bald davon gekommen . Als mir aber GOtt die Gnade gab , daß ich merkte des Teufels Büberei , sprach ich : Wollen wir das, Satan ? So habe dir ein gut Jahr mit deiner und meiner Geschicklichkeit, und riß hindurch, und ging hinzu , auch einigemal ungebeichtet (welches ich doch sonst nicht thue), zu Troß dem Teufel. 320 [9. Oct. ] 5. B. Mos. Kap . 33, V. 11 . - HErr, segne sein Vermögen. - Zerschlage den Rücken derer, die sich wider ihn auflehnen. Ich kann nicht beten, ich muß dabei fluchen. Geheiliget werde dein Name , muß ich dabei sagen : Soll ich sagen : Verflucht, verdammt, ge schändet müſſe werden aller derer Name , die deinen Namen läſtern. Soll ich sagen : Dein Reich komme, so muß ich dabei sagen : Verflucht, verdammt, zer stört müssen werden alle Reiche auf Erden , die deinem Reiche zuwider sind . Soll ich sagen : Dein Wille geschehe, so muß ich dabei sagen : Verflucht, ver dammt, geschändet und zu nichte müssen werden alle Gedanken und Anschläge Aller, die wider deinen Rath- und Willen streben. Wahrlich, so bete ich alle Tage mündlich und mit dem Herzen ohne Unterlaß , und mit mir Alle, die an Christum glauben , und fühle auch wohl , daß es erhört wird. Dennoch be halte ich ein gutes , freundliches , friedliches und christliches Herz gegen Jeder mann, das wiſſen auch meine größten Feinde. [10. Oct.] 321 Psalm 31 , V. 6. In deine Hände befehle ich meinen Geist. Wenn enn GOtt so mit uns handelte , daß er uns das Leben im Tode sehen ließe, oder zeigte unserer Seele Stätte und Raum, Weg und Weise , wo sie auftreten und fußen, und wo sie hinfahren und bleiben sollte, so wäre der Tod nicht bitter, sondern wäre als ein Sprung über einen flachen Strom , da man auf beiden Seiten einen gewiſſen Grund am Ufer ſieht und fühlt. Aber nun zeigt er uns deß keines , und wir müssen von dem gewissen Grund und Ufer dieſes Lebens hinüber springen in den Abgrund , da kein Fühlen noch Sehen, noch Fußen , noch Stönen ist , sondern frei auf GOttes Berath und Enthalt, wie Jonas aus dem Schiff in's Meer geworfen wird , da er keinen Grund fühlt, und von allen Creaturen verlaſſen, allein auf GOttes Enthalt dahin fährt. Luther's Schahkäftlein 2r. Thl. 21 322 [ 11. Oct. ] Röm. Kap. 11 , V. 18. Rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmest du dich aber , so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich. Ich hoffe, wenn man mit den Juden freundlich handelte, und aus der heili gen Schrift sie wohl unterrichtete, es sollten ihrer viele rechte Christen werden, und wieder zu ihrer Väter, der Propheten und Patriarchen Glauben treten, da von sie nur weiter geschreckt werden, wenn man ihr Ding verwirft, und so gar nichts will ſein laſſen , und handelt nur mit Hochmuth und Verachtung gegen fie. Wenn die Apostel , die auch Juden waren, hätten so mit uns Heiden ge= handelt, wie wir Heiden mit den Juden , es wäre keiner ein Christ unter den Wenn wir uns gleich noch so hoch rühmen , ſo ſind wir Heiden geworden. dennoch Heiden, und die Juden, von dem Geblüte Chriſti. Wir sind Schwäger und Fremdlinge; sie sind Bluts -Freunde , Vettern und Brüder unſers HErrn. Darum, wenn man sich des Fleisches und Blutes rühmen sollte, so gehören ja die Juden Chriſto näher zu, als wir. Röm. Kap. 9. [ 12. Oct.] Ap . Geſch. Kap. 20, V. 30. 31 . 323 Auch aus euch selbst werden Männer aufstehen , die da verkehrte Lehre re den, die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid wacker 2c. Wenn lenn die Rotten nicht wären, dadurch uns der Teufel aufweckt, würden wir zu faul, schliefen und schnarchten uns zu Tode, würden auch beide, Glauben und Wort, bei uns verdunkeln und verroſten, bis es gar alles verdürbe. Aber nun sind solche Rotten unsere Schiffleute und Polierer, die weßen und schleifen unsern Glauben und Lehre , daß sie glatt und rein , wie ein Spiegel glänzen, lernen auch darüber den Teufel und seine Gedanken kennen , und werden ge schickt, gegen ihn zu streiten. Zum andern, so wird auch das Wort selber da durch desto mehr und heller an den Tag gebracht vor der Welt, daß viele durch solchen Krieg die Wahrheit erfahren , oder darin gestärkt werden. — Denn es ist ein geschäftig Ding um das Wort GOttes , darum giebt ihm GOtt auch zu schaffen, hängt und heßt daran beide , Teufel und Welt , auf daß seine Macht und Tugend offenbar, und Lügen zu Schanden werden. 21 * 324 [13. Oct.] Col. Kap . 2, V. 16. Laßt euch Niemand Gewissen machen, über Speise , oder über Trank, oder über bestimmte Feier-Tage 2c. Gebrauche alles Dinges auf Erden , welches , wann und wo du willst , und danke GOtt. Bleibe aber frei, binde dich nicht an Weise und Wesen, als seien es rechte Wege eines guten Lebens ; denn du wirst ein Sonderling , und ver liereſt die Gemeinschaft der Heiligen, da hüte dich vor mit Fleiß. Fasten muß man, wachen muß man, arbeiten muß man, geringe Kleider tragen muß man 2c. Aber thue das, wenn dich dünkt , daß dein Leib des Casteiens und Mäßigens bedarf, seze nicht benannte Tage oder Stätte dazu , sondern thue es, welchen Tag es die Noth und Mäßigkeit erfordert , das heißt dann recht Faſten , und es ist alle Tage gefaſtet , und den weltlichen Begierden absagen , so lehrt das Evangelium, das ist des Neuen Testamentes Volk. [ 14. Oct.] Luc. Kap. 10, V. 33. 325 Ein Samariter aber reiste und fam dahin , und da er ihn sah , jammerte ihn sein. Du darfst nicht fragen, was du äußerlich thun follſt, fiehe auf deinen Nächſten, da wirst du zu thun finden, wenn deiner tausend wären. Verführe dich nur selbst nicht, denke nur nicht, daß du mit Beten und Kirchengehen, oder Stiften und Gedächtnissen wirst gen Himmel kommen, wenn du vor deinem Nächsten vorüber gehest. Gehest du hier von ihm über, so wird er dort im Wege lie gen, daß du mußt wieder vor der Himmels -Pforte vorübergehen, wie der reiche Mann, der den Lazarus ließ liegen vor seiner Thür. 326 [ 15. Oct. ] Marc. Kap. 5 , V. 19. Gehe in dein Haus, und zu den Deinen, und verkündige ihnen, wie große Wohlthat dir der HErr gethan, und sich deiner erbarmet hat. Ist der Glaube recht, so thut er wieder gegen seinen Nächsten, wie er glaubt, S Darum wie sich GOtt über ihn daß GOtt gegen ihn gethan habe und thue. ausgießt, und überschüttet ihn mit seinen Gütern , achtet nicht seinen Unver stand, also gießt er sich wieder aus über seinen Nächsten, und schüttet über ihn, was er hat, unangesehen, daß er Feind sei, oder habe es nicht verdient. Er ist auch gewiß, daß er sich nicht so gar entledigen mag, denn je mehr er ausgießt, je mehr GOtt einschenkt, und je mehr er seinen Nächsten mit dem Seinen füllet, je voller Fülle er wird von GOttes Gütern. Siehe , das ist der rechte wahre Glaube, der den Menschen vor GOtt gerecht macht , das ist die christliche Ge rechtigkeit, die von oben anfängt, und von unten ausgeht. [16. Oct. ] Luc. Kap. 13, V. 23. 327 Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet , denn Viele wer den darnach trachten, wie sie hinein kommen , und werden's nicht thun fönnen . Ei, warum nicht? darum daß sie nicht wissen , welches die enge Pforte ſei. Dies ist der Glaube , der den Menschen klein , ja gar zu nichte macht , daß er an allen seinen Werken verzagen, und nur an GOttes Gnade blos haften, auch alle Dinge darüber fahren laſſen muß. Aber die kainiſchen Heiligen meinten, die enge Pforte seien die guten Werke , darum werden sie nicht klein , verzagen nicht an denselben, ja, ſie ſammeln sie mit großen Säcken, hängen sie um sich, und wollen also hindurch, und werden eben hindurch gehen, wie das Kameel thier mit seinem großen Rücken durch das Nadelöhr gehen mag . 328 [17. Det. ] Psalm 94, V. 20. Du wirst nimmermehr eins mit dem ſchädlichen Stuhl, der das Gefeß übel deutet. Es 3 fangen jest etliche Klüglinge zu flicken an, wollen den Sachen rathen, und den Hader (zwischen Christo und Belial) schlichten. Geben vor, man solle auf beiden Seiten weichen und nachgeben. Die laffen wir zwar versuchen und machen, was sie können , gönnen ihnen der Mühe wohl. Werden sie aber den Teufel fromm und mit Christo eins machen, so sind sie die ersten. Ich halte es aber, es sei mit solchem Flickwerk eben , wie Sirach 22 sagt, als wenn man wollte Scherben zusammen flicken , und sind bereits der Schuster viele geweſen, die fich's unterstanden, aber auch umsonst gearbeitet , und beide , Drath und Stich, verloren haben. In andern Sachen , was unsers Thuns ist, oder Ceremonien und dergleichen äußerliche Dinge betrifft , da mag man sich vergleichen und flicken, was man kann. Aber was den Glauben und Christi Reich belangt, da man seinen Scepter will beugen und ungerade machen, da will er kein Bessern . noch Flicken haben, und ob man sich's untersteht , so macht man's damit ärger, Denn dies Scepter soll und muß ganz und gerade daß man's gar verliert. bleiben, ohne alle Brüche und Lücken , als die Regel und das Maaß, darnach man glauben und leben soll. [ 18. Oct. ] Psalm 110, V. 3. 323 Nach deinem Siege wird dir dein Volk williglich opfern im heiligen Schmuck, deine Kinder werden dir geboren, wie der Thau aus der Morgenröthe. Wir ir sind Priesters - Kinder in der Taufe geworden , darum so gemein der Name Christen und GOttes Kind ist, so gemein sollte auch sein und verstanden werden der Name Priester. Es ist aber ein anderes Ding , wenn man sagt von denen, die ein Amt in der Christenheit haben, als : Kirchendiener, Prediger, Diese sind nicht Priester (wie die Schrift pflegt Pfarrherr oder Seelsorger. Prieſter zu nennen) um des Berufs und Amtes willen , so sie haben , sondern sind es schon zuvor vor ihrem Amte von ihrer Taufe , und heißen in der Schrift Diener , Bischöfe , Aufseher 2c. — Also muß ein jeder zuvor ein Christ und geborner Priester sein , ehe er ein Prediger und Bischof wird , und kann ihn kein Mensch zum Priester machen. Wenn er aber ein Priester durch die Taufe geboren ist , so kommt hernach das Amt , und macht einen Unterschied und ob wir wohl alle Priester sind , so zwischen ihm und andern Chriſten, können und sollen wir doch nicht darum alle previgen, lehren, oder regieren. 330 [ 19. Oct. ] Matth. Kap. 11 , V. 30. Mein Joch ist sanft, und meine Laſt ist leicht. Es heißt: Seid getrost, ich habe die Welt überwunden, wir sollen nun anders thun , als den Besieger der Welt , des Teufels , der Sünde, des Todes , des Fleisches, der Krankheiten und allerlei Uebels an unserm Leibe tragen und ver Herrlichen ? Es ist doch ja sein Joch sanft , und seine Last süß . Aber unser Joch und Last, die er trug für uns , das war der Teufel und GOttes Zorn, davor behüte uns GOtt. Ja, er hat uns schon davon erlöst, und wir tragen dafür seine liebe Last und süße Bürde. O! der Wechsel ist mit Freuden anzu nehmen, Er ist ein guter Kaufmann und gnädiger Händler, der uns Leben um Tod , Gerechtigkeit um Sünde verkauft, und dafür eine Krankheit , oder zwei , eines Augenblicks lang zur Zinſe auflegt , zum Zeugniß , daß er wohl feiler giebt, und freundlicher borgt, als die Händler auf Erden thun. Wohlan, JEsus Christus heißt und ist der rechte Mann, der da streitet in uns , ſiegt in uns, triumphirt in uns. Er soll und muß doch sein, und wir mit ihm und in ihm. Da wird nichts anders d'raus, laß zürnen die Pforten der Hölle. [20. Det. ] Joh. Kap. 3, V. 5 . 331 Es sei denn, daß Jemand geboren werde aus Wasser und Geiſt, ſo kann er nicht in das Reich GOttes kommen. " Das muß eine andere Geburt sein, als von Vater und Mutter . Wohl iſt's auch GOttes Werk, daß der Mensch natürlich geboren wird. Doch thut solches GOtt durch Vater und Mutter , und kommt solche Geburt aus ihrem Fleisch und Blut. Aber zu der Christen Geburt kann kein Mensch nichts geben und ―― thun , und muß heißen : Nicht vom Geblüte , sondern aus GOtt geboren, aus Wasser und heil. Geiſt. — Da siehst du wohl das Wasser der Taufe , als den Thau, Ps. 110, und hörst das äußerliche mündliche Wort, als den Wind, den Geist aber, und was da ausgerichtet wird , nemlich wie der Mensch aus der Taufe gereinigt, und dem Priester in der Hand zum Heiligen , und aus einem Kinde der Hölle ein Kind GOttes wird , das kannst du weder sehen, hören noch verstehen. 332 [ 21. Oct. ] 1. Cor. Kap. 4, V. 7. Wer hat dich vorgezogen ? Was hast du aber, das du nicht empfangen hast ? So du es aber empfangen hast, was rühmeſt du dich denn, als der es nicht empfangen hätte ? Das las iſt der Lohn der Hoffärtigen, und das wird auch einmal unsern Edelleuten widerfahren, denn sie verachten auf's hoffärtigste, und treten mit Füßen alle die, welche eines geringern Standes ſind, als ſie. Dieſe Hoffart wird GOtt nicht leiden, darum werden sie zu Grunde gehen. Es muß zwar ein Unterschied sein zwi schen Personen und Ständen in dieſem Leben, wie denn billig ein Jude unterschieden wird von einem Heiden, und so sonst andere Stände mehr sind. Welcher aber Hof fart treibt wegen des Vorzugs, den er vor den andern hat, er sei nun Pabst, Kö nig oder Kaiſer, der iſt vor GOtt ſchon gestorben, denn es steht geschrieben, welche nicht aus dem Geblüte, noch aus dem Willen des Mannes geboren sind . Un ser Ursprung ist zwar vom Geblüte, und sind nöthig die Stände der Könige, Für ften und der Gelehrten ; aber man soll nicht hoffärtig sein wegen solches herr lichen Ursprungs. Denn das ist unser einziger Ruhm und Selig keit von GOtt geboren sein, und nicht vom Geblüt e. [ 22. Det. ] Jes. Kap. 3, V. 4. 333 Ich will ihnen Jünglinge zu Fürsten geben , und Kindische sollen über sie herrschen. Wenn enn GOtt will ein Reich verderben, so nimmt er weg Vorsichtigkeit und Weisheit, und giebt , wie der Prophet sagt, Kinder zu Fürsten. Wenn er die Eier zerbrechen will, so segt er Narren darüber. Es mangelte den Babyloniern nicht an Stärke, Reichthum und vielen Unterthanen , gleichwohl ging ihr Reich unter, denn es mangelten ihnen vorsichtige, weise und beherzte Personen. Also wird's auch Deutſchland gehen , welches Krieges -Volk, Wehren und Pferde ge nugsam hat, aber es mangeln ihnen beherzte Leute , darum werden ohne dieſe viele Kriegs-Rüstungen nichts helfen. Also pflegt GOtt zu thun, die Körner thut er beiseit, darnach wirft er die Spreu in's Feuer. 334 [23. Oct.] Matth. Kap . 23, V. 37. 38. Jerusalem, Jerufalem, die du tödtest die Propheten, und steinigeſt, die zu dir gesandt sind. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen , wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel , aber ihr habt nicht gewollt. Siche, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Wenn Christus nicht mehr da ist , so soll unser Ding auch nicht mehr blei ben , und wo man diesen lieben Gast verstößt , und seine Chriſten nicht mehr leiden will, so soll auch Regiment , Friede und Alles zu Grunde gehen, denn er will auch mit eſſen, und regieren und genug geben , er will aber auch er kannt sein für solchen HErrn , daß wir ihm dankbar sein , und laſſen auch die sen Gaſt, und seine Chriſten mit uns eſſen, und den Zins -Groſchen für ihn ge ben , wo nicht, so werden wir es müſſen einem Andern geben , der uns also dafür danken und lohnen wird, daß wir keinen Biſſen Brods und keinen Pfennig mit Friede behalten. Aber das muß die Welt nicht glauben , bis ſie es erfahre, und ihr der Glaube in die Hand kommt. [24. Oct. ] Psalm 18, V. 23. 335 Bei den Verkehrten bist du verkehrt. Es will das Evangelium an den Tag thun und beweisen , daß die Weifen Narren , und die Narren Weise sind , und die man Kezer schilt , Chriſten ſind, und die ſich Chriſten rühmen , Keßer sind . Es ist Johann Huß, Hieronymus von Prag , und viele mehr in deutschen Ländern verbrannt worden , aber sie haben bis auf diesen Tag noch nicht ein Haarbreit überwunden. Was sie Schande heißen , das ist Ehre , was sie Ehre heißen, das ist Schande , ‘ und die da verbrennen , sind des Feuers würdig, und die verbrannt werden , sind des Richter- Stuhls würdig, den werden ſie auch am jüngsten Tage beſißen. Weil sie wider sinnig fahren , und richten mit Unrecht , so fährt GOtt auch, und richtet widersinnig mit Recht. 336 [25. Oct. ] Matth. Kap . 6, V. 26 . Sehet die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, se ſammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater nähret fie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn ſie ? Es fliegen die Vögelein vor unsern Augen über , uns zu kleinen Ehren , daß wir wohl möchten unsere Hütlein gegen ihnen abthun , und sagen : Mein lie ber kleiner Herr Doctor , ich muß bekennen, daß ich die Kunst nicht kann , die du kannst. Du schläfst die Nacht über in deinem Neſtlein ohne alle Sorge. Des Morgens fliegst du wieder aus , bist fröhlich und guter Dinge, seßest dich auf einen Baum, und ſingeſt, lobeſt und dankeſt GOtt; darnach suchest du dein Körnlein und findest es. Pfui , was habe ich alter Narr gelernt , daß ich's nicht auch thue, der ich doch so viele Ursachen dazu habe ? Daher: Das Vö gelein läßt sein sorgen, und hält sich in solchem Falle, wie ein lebendiger Hei liger, und hat doch weder Acker noch Scheunen , weder Kasten noch Keller, es ſingt, lobt GOtt, ist fröhlich und guter Dinge. 126. Det.] 337 1. Cor. Kap . 14, V. 12. Trachtet darnach, daß ihr die Gemeine bessert. Ich halte den Gebrauch, wenn ich auf die Kanzel komme, ſo ſehe ich mich um, was für Leute da sißen, und weil die meisten einfache Leute sind , so predige ich ihnen, was ich denke, daß sie es verstehen können. Ihr aber flieget allzu hoch im Geist, daher schicken sich eure Predigten für Gelehrte , aber unsere Leute können euch nicht verstehen. Darum gehe ich mit diesem um , wie eine herz liche Mutter mit ihrem weinenden Kinde, dem sie die Brüste , so gut sie kann, in den Mund giebt, und mit ihrer Milch tränkt, welche ihm besser schmeckt und bekommt, als wenn sie ihm den köstlichsten Zucker und niedlichsten Saft aus der Apotheke reichte. Luther's Schafkäſtlein 2r. Thl. 22 Pine 338 [27. Oct.] Joh. Kap. 15, V. 20 . 76. Haben sie mich verfolgt, sie werden euch auch verfolgen. Daß diese Verfolgung seltsam geworden, ist die Schuld der geistlichen Prälaten, die das Evangelium nicht erwecken, sondern laſſen untergehen , und haben also die Sache niedergelegt, um welcher willen solches Zeugniß und Verfolgung sich erhe ben sollte, lehren uns dafür ihr eigenes Geſeß, und was ihnen wohlgefällt, darum bleibt der Teufel auch ſtill ſizen, weil er durch des Evangeliums Niederlage auch - den Glauben Chriſti niedergelegt, und gehet Alles, wie er will. Sollte aber das Evangelium auferweckt werden , und sich wieder hören lassen , würde sich ohne Zweifel wieder die ganze Welt regen und bewegen, das mehrere Theil der Kö nige, Fürsten, Bischöfe, Doctoren, Geistliche , und Alles was groß ist , dawider sich legen und wüthend werden. Es mag die Welt nicht leiden, was von GOtt kommt, das ist bewiesen an Christo, der das allergrößte , liebste und beste war, und ist, was GOtt hat, dennoch hat ihn die Welt nicht allein nicht aufgenommen, sondern greulicher verfolgt, als Alles, was je von GOtt gekommen ist. [28. Oct.] 339 Offenb. Joh. Kap. 21 , V. 5 . Siehe, ich mache Alles neu. Nach dem alten Bunde bin ich kein Iſraelit , noch Jude. Aber nun rühme ich mich, daß ich St. Pauli Sohn bin und ein Israelit, oder Benjamin, denn er ist mein Vater , nicht der alte Paulus , sondern der neue Paulus , der aus dem alten ein neuer Paulus worden in Christo, und hat mich gezeuget in Christo durch's Evangelium , daß ich ihm ähnlich bin nach dem neuen Bunde. Also sind auch alle Heiden , die christlich sind , die rechten Ifraeliten , und neue Ju den, aus Christo , dem edelſten Juden geboren. Darum liegt Allez am neuen Bunde, den der Messias stiften und Alles neu machen sollte, wie er auch ge than hat. 22 * 340 [29. Oct.] Joh. Kap. 14, Y. 26. Aber der Tröster des heil. Geist , welchen mein Vater ſenden wird in meinem Namen, der wird's euch Alles lehren. Alle Rotten wollen den heiligen Geiſt haben , damit ihnen geglaubt werde. Aber wenn wir diesen Spruch und deßgleichen ansehen , so können wir recht urtheilen, und Alles , was dawider ist, zurückschlagen, denn sie bringen, was ſie wollen, so weiß ich wohl, was mein HErr Chriſtus ſagt, und was ich glauben foll. Kommt nun einer , und sagt mir etwas vor, als vom heil. Geiſt gelehrt und geoffenbart , so halte ich mich an dies Wort , und halte seine Lehre dage gen als den rechten Prüf- Stein. Sehe ich nun, daß es übereintrifft mit dem, das Christus sagt , so lasse ich's recht und gut sein. Wo es aber zur Seiten aus, und etwas anders machen will, so spreche ich : Du bist nicht der heilige Geist, sondern der leidige Teufel, der rechte Geist kommt in keines andern, als Christi Namen, und lehret nichts anders, als was Christus gelehrt hat. [30. Oct. ] Eph. Kap. 2, V. 10. 341 Wir sind sein Werk, geschaffen in Chriſto JEſu zu guten Werken. Wenn man mir die Wahl gebe, so wollte ich eines Bauern, oder einer Dienſt Magd , die da Chriſten ſind , Werk , wie unflätig und bäuriſch es auch sein möchte, lieber haben, als alle großen Siege und Triumphe des großen Alexan ders, Julius Cäsars und anderer Heiden mehr. Warum das ? weil GOtt hier ist, dort aber der Teufel, welches der rechte wesentliche Unterſchied iſt. Glaube und Wort machen die Werke wicht köstlich, theuer und groß , GOtt selbst und der heilige Geist ist in dem , der das Werk thut. 342 [31. Oct. ] Matth. Kap. 7, V. 6. Ihr sollt das Heiligthum nicht den Hunden geben , und cure Perlen ſollt ihr nicht vor die Schweine werfen. Ja, lieber HErr, sie haben's bereits. Denn weil es eine öffentliche Predigt iſt , und die Welt ausgeschüttet , so können wir nicht wehren , daß sie nicht d'rein fallen , und zu sich reißen. Aber sie haben es darum noch nicht, und wollens ihnen GOtt Lob ! wohl wehren , daß sie das Heiligthum nicht kriegen. Die Schalen und Hülsen haben sie wohl, das ist, die fleischliche Freiheit. Aber das sei ihnen gewehret , daß kein Hund , noch Schwein einen Buchstaben vom Evangelio kriege , ob er gleich alle Bücher liest , und alle Predigt hört, und läßt sich dünken, er könne es überaus wohl. [t. Nov.] 2. Cor. Kap . 12 , V. 10. 343 Wenn ich schwach bin, so bin ich stark. Vor or dem schwachen Christo muß man sich am allermeisten fürchten, wenn er am schwächsten ist. Deßwegen sollen auch die Frommen mitten in der höchsten Schwachheit und in dem Augenblicke , wenn sie sollen unterdrückt werden , ein gutes Vertrauen haben. Hingegen sollen sich auch die Gottlosen mitten im Triumphe und Siege fürchten. Dieses aber beruht auf dem Worte des Glau bens , in der That kann man's nicht sehen , ja , es läßt sich das Widerſpiel sehen. 344 [2. Nov. ] Matth. Kap. 8, V. 26. 3. live 76 . Ihr Kleingläubigen, warum ſeid ihr ſo furchtſam ? Als Petrus, der durch Chriſti Kraft auf dem Meer ging, einen starken Wind ſah, wurde er im Glauben schwach , verlor das Wort: Chriſti , das er geſagt hatte: Komm her. In deſſen Kraft er zwar aus dem Schiffe in's Meer ge Denn der Wind, den er sah, sprungen, aber blieb nicht in derselben Kraft. sette ihm so heftig zu , daß er darüber, das Gehör des Worts : Komm her, verlor, daß er nicht an das Wort, sondern an den Wind gedachte, den er ſah. Also thut das Auge dem Gehör allezeit Schaden, und die sichtbaren Sachen he ben das Wort und die unsichtbaren Sachen auf. So lange Petrus das Wort : Komm her , hörte, und nicht ſah , wie ihn das Meer trug, darauf er ging, da ging er glücklich. Aber da er anfing, den Wind zu sehen, da verlor er das Gehör des Worts : Komm her , und fing an zu sinken. [8. Nov. ] Jon. Kap. 3, V. 9. 10. 345 Wer weiß, GOtt möchte sich kehren , und Ihn reuen , und sich wenden von seinem grimmigen Zorn, daß wir nicht verderben. Da aber GOtt sah ihre Werke, daß sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reuete Ihn des Uebels, das er geredet hatte ihnen zu thun, und that's nicht. GOtt pflegt nicht zu zürnen, es sei denn gar keine Hoffnung der Besserung mehr vorhanden. Darum, wenn du in Nöthen, Angst oder Gefahr biſt, ſo greif in den Busen, und frage dein Herz : Ob du GOtt so feind bist , daß du auch gar nicht mehr wollest dich wieder zu Ihm kehren ? Ist nun das in deinem Herzen gewiß beschlossen , du wolltest dich gerne wieder zu Ihm wenden und kommen, wenn er dich nur wollte wieder annehmen, und deine Sünden, ſo du wider Ihn gethan hast, dir herzlich leid sind , und von Herzen begehreſt davon abzustehen 2c. , so sollst du gar nicht zweifeln : GOtt zürnet nicht, ja, er hat noch nicht angefangen zu zürnen, weil du noch nicht angefangen hast, an seiner Gnade und Barmherzigkeit zu verzweifeln. Sint 346 [4. Nov.] Psalm 115, V. 1 . 77 . Nicht uns, HErr, nicht uns, sondern deinem Namen gieb Ehre. Wie viel ist wohl derer , die täglich nichts so oft singen und lesen , als das Wort: Halleluja, welche doch dem Evangelio am allerfeindeſten und ge hässigsten sind ? Halleluja ist eine Stimme , nicht der Reichen und Herrlichen, nicht der Frommen und Gerechten , nicht der Lebendigen , sondern der Armen, der Geringen und Verachteten , der Schwachen und Untüchtigen , der Narren, der Sünder und Ungerechten und der Sterbenden. Denn das Evangelium wird den Armen gepredigt, die nehmen solche fröhliche Botschaft an. Matth. Kap. 11. Die Sünder ſingen und hören das Halleluja. Die Reichen aber und Frommen, Gewaltigen und Weisen, die ſingen und hören : Hallelunu , das iſt, lobet und preiset uns selbst. I [5. Nov.] Matth Kap. 20, V. 10 . 347 Da aber die ersten kamen , meinten sie, sie würden mehr empfangen. Wir sollen wissen, daß ein jeglicher unter uns einen großen Mönch in seinem Busen hat , das ist, wir wollen alle gerne solche köft liche Werke haben , welcher wir uns rühmen möchten, und sagen : Siehe , das habe ich gethan, ich habe heute meinen GOtt bezahlt mit Beten und guten Werken, deßhalb will ich nun desto mehr Ruhe im Gewissen haben. Mir widerfährt das auch , wenn ich meines Amts gewartet, und meinen Beruf fleißig ausgerichtet Dieſe habe, daß ich viel fröhlicher bin , als wenn ich es nicht gethan hätte. Freude ist wohl an ihr selbst nicht böse, doch ist sie ohne Glauben und nicht rein, und eine solche Freude, welche das Gewissen fangen und irre machen will. Weil aber das Gewissen ein sehr zartes Ding ist, kann es wider das Laſter der Ver meſſenheit nicht genug verwahrt sein. Deßhalb laſſet uns nicht sicher sein, son dern da wir Chriſtum bekennen , in Furcht leben und im Glauben zunehmen, auch wiſſen, daß ein jeder einen großen und häßlichen Mönch in seinem Herzen bei sich trägt , das ist, daß wir uns auf unsere Werke verlassen , welches dem Glauben ganz entgegen ist. 848 [6. Nov.] Psalm 37, V. 16. Das wenige, das ein Gerechter hat , ist besser , denn das große Gut vieler Gottlosen . Ein Ein Christ scharrt nicht das Irdische zu sich, er hat seinen Schaß in den Himmel gelegt, in den Schooß GOttes, und spricht : Lieber HErr , ich weiß , daß du noch mehr hast , du hast viel mehr, als du je vergeben magst, es wird mir in dir nicht mangeln. Denn wenn es Noth wäre , die Himmel müßten Gulden regnen, sei du mein Kasten , Keller und Söller , in dir habe ich alle Schäße, wenn ich dich habe, so habe ich genug. Das sind rechte Christen. nur könnten glauben , so hätte es keinen Mangel. guter Goldschmid , er kann aus Wenn wir Unser HErr GOtt ist ein einem Gulden mehr als hundert tausend ſchmieden, es liegt nicht an der Baarschaft. Es kann einer mit tauſend Gul den so weit nicht kommen mit unglaubigem Herzen , als einer, der GOtt ver traut, mit einem Gulden. [7. Nov.] 2. Tim . Kap. 3, V. 6. 349 Aus denselben sind, die hin und her in die Häuser schleichen, und nehmen die Weiblein gefangen. Perführerische Geisler schleichen nicht an Drte, da man dem Evangelio entge gen ist, sondern wo Chriſten und fromme Leute sind, denselben kriechen sie nach, hier in ein Haus, dort in ein anderes, durchreiten Alles so lange, bis ihr Gift in allen Winkeln unter dem Volke ausgelassen ist. Warum ziehen sie nicht unter die Gottlosen, und bekennen ihre Lehre frei öffentlich , wie wir von GOttes Gnaden gethan haben ? Aber die zarten Märtyrer fürchten der Haut, und flie hen die Gefährlichkeit. So lerne nun, daß es frommen Predigern gemeiniglich also zu gehen pflegt. Ueber dem, daß sie von der bösen undankbaren Welt er folgt werden , müssen sie noch leiden, daß, was sie mit großer Mühe und Ar beit schwer erbaut , von solchen falschen Geistern eingeriſſen wird. — Also ver hindert und hemmt der leidige Satan das liebe Evangelium zu beiden Seiten, zur Rechten und Linken, doch thut er zur Rechten mit seinem Bauen und Beſſer machen viel größern Schaden, als mit Verfolgen und Morden zur Linken. 350 [8. Nov. ] Matth. Kap. 6, V. 10.. Dein Wille geschehe wie im Himmel alſo auch auf Erden. Wenn ein guter Wille in uns wäre , so bedürften wir dieses Gebets nicht. Daher sich ein jeder zu prüfen hat, wozu er einen Willen hat, daß er das nicht thue, und wozu er nicht Lust hat, daß er das thue, sondern allezeit wider seiz nen Willen thue. Denn das muß er frei dafür halten, daß sein Wille nimmer gut sei , er scheine wie hübsch er mag , er sei denn gezwungen und gedrungen dahin, daß er's lieber nachließe. Und also soll ein Mensch sich selbst üben, daß er einen Ueberwillen habe wider seinen Willen , und nimmer unsicherer sei, als wenn er findet, daß nur ein Wille , und nicht zwei Willen wider einander in ihn sind , und also sich gewöhnen , dem Ueberwillen zu folgen gegen seinen Willen. Mußte doch Christi Wille ausgehen, der doch ohne Zweifel gut , ja der allerbeste allezeit gewesen ist, auf daß göttlicher Wille geschehe. Was wollen denn wir arme Würmlein prangen mit unserm Willen , der doch nimmer ohne ` Bosheit ist, und allezeit würdig, daß er verhindert werde. [9. Nov.] Phil. Kap. 3, V. 12. 13. 351 Ich schäße mich noch nicht , daß ich's ergriffen habe : Ich jage ihm aber nach, ob ich's ergreifen möchte, nachdem ich von JEsu Chriſtó ergriffen bin. Dieſes Leben ist nicht eine Frömmigkeit , sondern ein Frommwerden. Nicht eine Gesundheit , sondern ein Gesundwerden. Nicht ein Wesen , sondern ein Werden. Nicht eine Ruhe, sondern eine Uebung. werden's aber. und Schwange. Wir sind's noch nicht, wir Es ist noch nicht gethan und geſchehen , es iſt aber im Gange Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg. Es glühet und glänzet noch nicht Alles, es feget sich aber Alles. Kurz : Das Vater Unser be schließt , daß wir noch Alle in Sünden sind , weil alle Heiligen beten müssen : Dein Name werde geheiliget, dein Wille geschehe, dein Reich komme xc. , so be kennen sie, daß ſie GOttes Namen noch nicht genugsam heiligen, und doch das nicht beten könnten, wenn nicht der Geist schon angefangen hätte , sie zu heili gen. Sie bekennen , daß sie noch nicht thun den Willen GOttes , und doch nicht bitten möchten , wenn sie nicht angefangen hätten, seinen Willen zu thun. 352 [10. Nov.] Psalm 113, V. 5. 6 . Wer ist wie der HErr unser GOtt ? der sich so hoch gefeßt hat , und auf das Niedrige ſicht im Himmel und auf Erden. l GOtt der Allerhöchste , und nichts über ihm ist, mag er nicht über sich Weieil sehen, mag auch nicht neben sich sehen, weil ihm Niemand gleich ist , muß er nothwendig in sich selbst und unter sich sehen. Und je tiefer Jemand unter ihm ist, je besser er ihn sieht. Aber die Welt- und Menschen- Augen thun widerſinnig, die sehen nur über sich, und wollen hoch fahren , zur Ehre , zur Gewalt , zum Reichthum, zur Kunst und gutem Leben. Und wo solche Leute sind, denen hängt Jedermann an, da lauft man zu, da dient man gern und will der Höhe theils haftig werden. Aber in die Tiefe will Niemand ſehen, wo Armuth, Schmach, Noth, Jammer und Angst ist, da wendet Jedermann die Augen ab, da flieht, da scheut, da läßt man sie , und denkt Niemand ihnen zu helfen und beizu stehen, da ist kein Schöpfer unter den Menschen, der aus dem Nichts wolle et was machen. Darum bleibt GOtt allein solches Ansehen , das in die Tiefe, in Noth und Jammer sieht, und ist nahe denen, die in der Tiefe sind . [11. Nov. ] 353 Röm. Kap. 12 , V. 16. Trachtet nicht nach hohen Dingen, ſondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Rechte Demuth weiß nimmer, daß sie demüthig ist , denn wenn sie wüßte, würde sie hochmüthig werden von dem Ansehen solcher schönen Tugend, son dern sie haftet mit Herz, Muth und allen Sinnen an den geringen Dingen, die hat sie ohne Unterlaß in ihren Augen, das sind die Bilder, womit sie umgeht. Falsche Demuth aber weiß nimmer, daß sie hochmüthig ist , denn wenn sie das toüßte, würde sie bald demüthig werden von dem Ansehen der häßlichen Untu gend, sondern sie haftet mit Herz, Muth und Sinn an den hohen Dingen, die Das sind ihre Bilder, womit sie um hat sie ohne Unterlaß in ihren Augen. geht. Deßhalb wird man nicht demüthig , wenn man geringe verachtete Dinge in die Augen bildet, auch nicht hochmüthig, wenn man hohe Dinge in die Au gen bildet. Nicht die Bilder , sondern das Gesicht , oder wie Christus sagt : Die Augen müssen ausgestochen werden. Luther's Schazkäßlein 2r. Thl. 23 354 [12. Nov.] 2. Cor. Kap. 6, V. 9. Als die Sterbenden, und siehe, wir leben. GOtt läßt seine Kinder oft kraftlos und unterdrückt werden , daß Jedermann meint, es sei mit ihnen aus, und habe ein Ende, und eben in demselben ist er am stärksten da. Denn wo Menschen-Kraft ausgeht, da geht GOttes Kraft ein, wenn der Glaube da ist , und dessen wartet. Wieder läßt GOtt seine Feinde sich groß und mächtig erheben . Er zieht seine Kraft heraus , und läßt sie sich von eigener Kraft aufblasen. Denn wo Menschen Kraft eingeht , da geht GOttes Kraft aus. Wenn nun die Blaſe voll ist, und Jedermann meint, fie liegen oben, haben gewonnen, und sie auch selbst sicher sind , und haben's an's Ende gebracht , so sticht GOtt ein Loch in die Blase , so ist's gar aus . Die Narren wissen nicht , daß eben , indem sie aufgehen und stark werden , ſie von GOtt verlaſſen ſind, und GOttes Arm nicht bei ihnen ist. [13. Nov. ] 355 Gal. Kap. 1, V. 18. So auch wir, oder ein Engel vom Himmel, euch würde Evangelium predi gen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht. Du u mußt dich so fest und gewiß auf GOttes Wort bauen, daß wenn ich auch selbst zum Narren würde , da GOtt vor sei , und widerrufte oder verläugnete meine Lehre, daß du darum nicht davon treteſt, ſondern sprechest : Wenn auch Luther selbst, oder ein Engel vom Himmel anders lehrt, so sei es vermaledeit, denn du mußt nicht Luthers , sondern Chriſti Schüler sein , und ohne Wanken empfinden, daß es GOttes Wort ſei, wenn auch alle Welt dawider stritte. Du haft Sterben oder Verfolgung vor dir, da kann ich nicht bei dir sein, noch du bei mir, sondern ein jeder muß da vor sich selbst streiten , Teufel , Tod und Welt überwinden. Wenn du denn wolltest zu der Zeit dich umsehen, wo ich bliebe, oder ich, wo du bliebeſt, und dich bewegen lassen, ob ich, oder Jemand auf Erden anders sagt, so bist du schon verloren, und hast das Wort aus dem Herzen gelassen, denn du hafteſt nicht am Wort, sondern an mir oder an Andern, da ist denn keine Hülfe. 23 * 356 [14. Nov.] 1. Kön. Kap . 3 , V. 9. Du wollest deinem Knechte geben ein gehorsam Herz , daß er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. in Fürst soll sich in vier Orte theilen. Auf's erste : zu GOtt mit rechtem Vertrauen und herzlichem Gebet. Auf's andere : zu seinen Unterthanen mit Liebe und christlichem Dienst. Auf's dritte : gegen seine Räthe und Gewaltigen mit seiner Vernunft und ungefangenem Verstande. Auf's vierte : gegen die Uebel thäter mit bescheidenem Ernst und Strenge, so geht sein Stand auswendig und inwendig recht, der GOtt und Menschen gefallen wird. Fürsten- Stand ist ein gefährlicher Stand. Das erkannte Salomo, darum verzagte er an allem Recht, das ihm auch Moses durch GOtt hatte vorgeschrieben, und allen seinen Fürsten und Räthen , wandte sich zu GOtt selber , und bat um ein weises Herz , das Volk zu regieren . - Dem Erempel muß ein Fürst folgen , mit Furcht fahren, und sich weder auf todte Bücher noch lebendige Köpfe verlassen, sondern sich blos an GOtt halten , ihm in den Ohren liegen und bitten um rechten Ver ſtand über alle Bücher und Meister, seine Unterthanen weise zu regieren. [15. Nov. ] Jes. Kap. 32, V. 7 . 357 Die Fürsten werden fürstliche Gedanken haben, und darüber halten. Ein Fürst soll sich in seinem Herzen seiner Gewalt und Obrigkeit äußern, der Nothdurft seiner Unterthanen annehmen, und thun , als wäre es seine eigene Nothdurft. So sprichst du denn : Wer wollte denn ein Fürst sein ? Auf solche Art würde der Fürsten-Stand der elendeſte ſein auf Erden, da viel Mühe, Ar beit und Unlust innen ist. Wo wollten denn die fürstlichen Ergößungen blei ben , mit Tanzen , Jagen , Rennen , Spielen , und was dergleichen weltlicher Freuden sind ? Ich antworte : Wir lehren jeßt nicht , wie ein weltlicher Fürst leben soll , sondern wie ein weltlicher Fürst ein Christ sein soll , daß er auch gen Himmel komme. Ich rede auch nicht darum, daß ich hoffe, weltliche Fürsten werden's annehmen , sondern ob irgend einer wäre , der auch gern ein Chriſt sein und wiſſen wollte , wie er fahren sollte. Denn ich bin deß wohl gewiß, daß GOttes Wort sich nicht lenken noch beugen wird nach den Fürsten , son dern die Fürsten müssen sich nach ihm lenken. 358 [16. Nov.] Psalm 46, V. 12. Der HErr Zebaoth iſt mit uns, der GOtt Jacob ist unser Schuß . Sela ! (Aus einem Schreiben an den Churfürsten Friedrich, als Luther die Wartburg verlassen hatte.) Solches sei Ew . Chur-Fürstl. Gnaden geschrieben, der Meinung, daß ſie wiſſen, ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höhern Schuß, als des Churfürsten. Ich habe es auch nicht im Sinne, von Ew. Chur-Fürstl. Gnaden Schuß zu be= gehren. Ja, ich halte, ich wollte E. C. F. G. mehr schüßen, als sie mich schüßen könnte. Dazu, wenn ich wüßte, daß mich E. C. F. G. könnte und wollte schüßen, so wollte ich nicht kommen. Dieser Sache soll noch kann kein Schwert rathen oder helsen, GOtt muß hier allein schaffen , ohne alles menschliche Sorgen und Zuthun. Darum wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schüßen. Dieweil ich denn nun spüre, daß E. C. F. G. noch gar schwach im Glauben ist, kann ich keineriei Wege E. C. F. G. für den Mann ansehen , der mich ſchüßen oder retten könnte. Wen E. C. F. G. glaubte, so würde Sie GOttes Herrlichkeit sehen, weil Sie aber noch nicht glaubt, hat sie auch noch nichts gesehen. [ 17. Nov. ] Sprüchw. Salom. Kap. 10, V.J22 . 359 Der Segen des HErrn macht reich ohne Mühe. Arbeiten muß man, aber wo die Arbeit allein ist, und sich meint ſelbſt zu er nähren, das ist umsonst. Sie thut's nicht, GOtt muß es thun. Darum arbeite Dann aber arbeitest du umsonst, wenn also, daß du nicht umsonst arbeitest. du sorgst und dich auf deine Arbeit verläßt , daß sie dich ernähre. Arbeiten gebührt dir, aber Ernähren und Haushalten gehört GOtt zu. Darum mußt du diese zwei, Arbeiten und Ernähren, so weit von einander sondern, als Himmel und Erden, GOtt und Mensch von einander sind. Es beweiset's auch die Er fahrung, wo GOtt nichts hinlegt, da findet Niemand nichts , und sollte sich alle Welt zu todt arbeiten und suchen. Das sehen wir mit Augen und greifen's mit Händen. Noch glauben wir nicht. Wieder , wo er nicht zu Rathe hält und bewahret, da bleibets nicht, und wenn hundert tausend Schlösser davor ge legt würden, es zerstäubt und zerfliegt, daß Niemand weiß, wo es bleibt. 360 [ 18. Nov. ] Matth. Kap. 10, V. 25 . Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen , wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen. Wenn einen die Welt einen Keßer , Verführer und Lügner , Aufrührer ſchilt, das ist ein gutes Zeichen, daß es ein rechtschaffener Mann ist, und seinem HErrn Chriſto ähnlich , denn er mußte eben das sein , und mit den Mördern gerichtet und gekreuzigt werden. Was läge mir daran , wenn ich ein Prediger wäre, daß mich die Welt einen Teufel hieße , wenn ich weiß , daß mich GOtt seinen Engel heißt ? Die Welt heiße mich einen Verführer , so lange sie will , indeß heißt mich GOtt seinen treuen Diener und Hausknecht , die Engel heißen mich ihren Gesellen , die Heiligen heißen mich ihren Bruder, die Glaubigen heißen mich ihren Vater, die elenden Seelen heißen mich ihren Heiland, die Unwiſſen den heißen mich ihr Licht , und GOtt spricht Ja dazu , es sei also , die Engel auch sammt allen Creaturen. Ei , wie hübsch hat mich die Welt sammt dem Teufel getäuscht mit ihrem Läſtern und Schmähen ? mir gewonnen ? Ei , wie groß hat ſie an Wie großen Schaden hat sie mir gethan ? die liebe Traute. [19. Nov. ] Jerem. Kap. 44, V. 18. 361 Seit der Zeit wir haben abgelassen , Melecheth des Himmels zu räuchern, und Trank-Opfer zu opfern, haben wir allen Mangel gelitten. E´s ist selten GOttes Wort aufgegangen, es ist eine theure Zeit mit gekommen. Als zu Abrahams, Isaacs, Jacobs, Josephs, Elias , Eliſäus Zeiten, war große Theurung neben so großem Lichte der Wahrheit. Und im Anfange des Evan geliums war eine große Theurung durch die ganze Welt. Ap. Gesch. Kap. 11, V. 29. Das muß dann des lieben Evangeliums und GOttes Wort Schuld ſein , und nicht der Welt vorige Missethat und gegenwärtige verstockte Undankbarkeit. So gaben die Juden alle ihren Jammer Schuld der Lehre Jeremiä Kap . 44. Und die Römer, da sie von den Gothen zerstört wurden, wußten Niemand die Schuld zu geben, als daß sie Christen worden wären . Aber laß waschen , wer da wäscht, die Welt ist Welt ; wie jene zu Lügner worden und untergegangen sind, so sollen auch diese Lügner werden und vergehen , daß dennoch Christus und sein Wort bleibe. Da sißt er zur Rechten GOttes , wer Lust dazu hat, und böſe iſt, der reiße ihn herunter, so lange er aber sißen bleibt , wollen wir auch bleiben, was gilf's ? 362 [20. Nov.] Offenb. Joh. Kap. 3, V. 21 . Wer überwindet, dem will ich Macht geben mit mir zu ſißen auf meinem Stuhl. Eine solche Verwunderung sollten wir über dem Evangelio haben , daß wir darüber hoffärtig und fröhlich würden, und rühmten : Ich bin ein Chriſt und getauft, zweifle deßhalb gar nicht, ich werde durch den HErrn JEsum ein Herr sein und bleiben über Sünde und Tod, daß der Himmel und alle Creatur mir zu meinem Beſten dienen soll. Wenn ich gleich des türkischen Kaisers Krone hätte , so ist's doch nichts gegen dem, daß ich Theil habe an der Erbschaft Chriſti, und soll mit ihm in Ewigkeit leben. Aber wo findest du die , die es recht glauben und zu Herzen faffen ? Allzumal können wir's und wiſſen's nach zureden. Aber daß wir nicht glauben, deß sind wir bald zu überweisen, denn wir verwundern uns nicht, sonst würden wir nicht allein fröhlich, sondern auch darauf hoffärtig sein. Denn ein Chriſt iſt ein hoffärtiger seliger Mensch, der weder nach dem Teufel, noch nach allem Unglück fragt ; denn er weiß , daß er durch Christum über solches alles ein Herr iſt. [21. Nov. ] 1. Cor. Kap. 1 , V. 25. 363 Die göttliche Thorheit ist weiſer, denn die Menschen sind. Wenn GOtt etwas heißt, sagt oder thut , so sollst du dein Maul zuhalten, und auf deine Kniee fallen, weiter nichts fragen noch sagen, sondern thun, was er dich heißt, hören , was er dir sagt , und dir gefallen lassen , was er thut. Denn GOtt will von uns ungemeiſtert sein , die wir von Natur Kinder des Zorns, Sünder und Lügner ſind. Deßhalb sein Rath, Wort und Werk uns viel zu hoch ist, als daß wir's verstehen sollten. Noch sind wir so blinde vermeffene Narren, die sich dünken laſſen , daß sie es nicht allein verstehen , sondern auch Weil wir nun solcher Unart von Natur sind , so wohl besser machen könnten. sollten wir unsere Weisheit beiseit legen, und in GOttes Gebot und Sachen also denken: Siehet es mich närrisch an, so ist es in der Wahrheit keine andere Ursache, als daß ich ein großer Narr bin, der die göttliche Weisheit nicht faſſen noch verstehen kann, denn meine Thorheit und Blindheit hindert mich. 364 [22. No v. ] Eph. Kap . 6, V. 7. Laſſet euch dünken , daß ihr dem HErrn dienet, und nicht den Menschen. Der Chestand möchte wohl ein mühseliger Stand genannt werden, da Mühe und Arbeit genug inne ist, wenn du GOttes Geschöpf, Stiftung , Segen und Wort aus den Augen sehen willst. Darum lerne, wie man unserm HErrn GOtt auch wohl im Hauſe dienen kann, und nicht nöthig sei , etwas ſonderliches an zufangen. Denn ein Haus - Vater, der sein Haus in Gottesfurcht regiert , seine Kindlein und Gesinde zu Gottesfurcht und Erkenntniß, zu Zucht und Ehrbarkeit erzieht, der ist in einem seligen, heiligen Stande. Also eine Frau, die der Kin der wartet, mit Essen, Trinken geben , Wischen, Baden , die darf nach keinem heiligern, gottseligern Stande fragen. Knecht und Magd im Hause auch also, wenn sie thun, was ihre Herrschaft ſie heißt, so dienen ſie GOtt. Und so ferne fie an Christum glauben, gefällt es GOtt viel beſſer, wenn sie auch die Stuben kehren, oder Schuhe auswischen, als aller Mönche Beten, Fasten, Meſſe halten, und was sie mehr von hohen Gottesdiensten rühmen. [23. Nov. ] Sprüchw. Salom. Kap . 10, V. 22. 367 teten Der Segen des HErrn macht reich ohne Mühe. Findet sich in der Haushaltung ſchon Mangel, laß dich's nicht erschrecken, siehe nur, daß du Chriſtum bei dir hast und nicht gottlos seist, so will er aus Waſſer Wein machen, und deinen Stand so segnen , daß du sollst genug haben , und soll sich endlich finden, was man bedarf, ob es gleich eine Weile mangelt und anstößt. Ich halte es ganz dafür , es sei ein Handwerker , der seiner Arbeit fleißig obliegt und gottesfürchtig ist, wenn man ihm so viel Geldes auf einen Haufen auf einen Tisch vorschütte, wie viel er ein ganzes Jahr erarbeiten kann, der sich damit getraue, zu erhalten. Aber da geht GOttes Segen heimlich, daß man heute einen Pfennig, morgen wieder einen löset, und sich dermaßen behilft, daß man GOttes Segen bei solchem stillen Haushalten spüren muß. Daß also unser lieber HErr Christus noch heutiges Tages in meinem und deinem Hause (wenn wir gottselig sind, und ihn sorgen lassen) Wasser zu Wein macht . 364 - [22. Mov.] Luc. Kap. 18, V. 39. aber vorn angingen, bedräuten ihn, er sollte schweigen. Er schrie aber vielmehr : JEſu, du Sohn David, erbarme dich mein ! s ist ein rechter steifer und feiner Bettler , wie sie unser HErr GOtt gerne Daas hat. Darum sollen wir diese bettlerische Kunſt lernen, daß man vor GOtt wohl bitte , und sich nicht scheue noch schäme , etwas von ihm zu bitten , auch nicht ablasse, sondern anhalte. Denn wer blöde ist, der läßt sich bald abweisen, und taugt nicht zum Betteln. Man muß hier das Scham-Hütlein abthun, und denken , unser HErr GOTT wolle es also haben , daß wir anhalten sollen. Denn es ist seine Lust und Ehre, daß er viel geben will, und gefällt ihm wohl, daß man sich viel Gutes zu ihm verſieht , und von ihm bittet. So ist es auch unsere hohe Nothdurft. Darum soll man es ja so gerne thun, als gerne er's hat. [25. Nov.] Matth. Kap. 27, V. 2 . 367 Die Hohenpriester banden JEsum, führten ihn hin , und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontio Pilato. Pilatus hatte Chriſtum wohl sein Lebetage predigen und Wunder thun laſſen, und nichts darnach gefragt. Aber die Hohenpriester, der geistlose Haufe bringt so viel zuwege, daß Pilatus als ein Richter, und Chriſtus als ein Uebelthäter zuſammen geknüft werden. Also geht es noch. Des HErrn Chriſti ärgste Feinde sind die geistlosen Geistlichen, wenn die beſchloſſen haben, es ſei Keßerei, was ihnen nicht gefällt, oder wider sie ist, so trachten sie, wie sie weltliche Po tentaten wider das Evangelium heßen. Die müssen ihre Henker werden , und auf ihr Anklagen und Anhalten sich mit unschuldigem Blut besudeln , wie Pi latus, das leide, du frommer Christ. Mit deinem HErrn Christo hat man's auch also gespielt, und danke GOtt, daß du so würdig bist, um seines Namens willen solches zu leiden. 368 [26. Nov. ] Ebr. Kap. 4, V. 16. Laſſet uns hinzutreten zu dem Gnaden- Stuhl, auf daß wir Barmherzigkeit empfahen, und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hülfe Noth ist. Gott will helfen, und uns geben, was wir im Namen seines Sohnes bitten, da ist kein Zweifel. wolle. Aber da ist Zeit und Weise nicht bestimmt , wie er helfen Nun aber läßt uns unsere Vernunft, Fleisch und Blut nicht Ruhe ; so bald uns dünkt, der Weg, den wir vorhaben, wolle nicht fortgehen, so gedenken wir : es ſei aus, wir müßten zu Boden gehen. So geht's mit der Zeit auch, da dünkt uns , wenn uns in so viel Stunden , Tagen, Jahren nicht Rath ge schafft werde, so werde nimmermehr etwas d'raus. Deßhalb ist nöthig , daß wir uns an GOttes Wort halten und der Hülfe erwarten , es geschehe gleich Zeit, Weise und Wege halben, die wir nicht wissen, wie es wolle. Denn GOtt hat den Namen , und heißt : Abjutor in opportunitate (ein Helfer , der zu rechter Zeit hilft) . [27. Nov. ] 369 Joh. Kap. 3, V. 16 . Also hat GOtt die Welt geliebt , daß er seinen eingebornen Sohn gab. Hier ist Alles auf's Höchſte , der Geber , die Liebe , und das Gef ch e n k, welches uns aus lauter Liebe gegeben wird , nicht aus Verdienst, und alſo ge geben, daß es eine Gabe bleiben soll, und weder geborgt, geliehen, noch bezahlt heißen , da man nichts dafür giebt , und nichts mehr thut , als daß man die Aber GOtt sei Hand herhalte und solchen Schat willig und gern annehme. es geklagt, daß nicht Herzen und Hände da sind , welche solches Geschenk an - Denn wenn wir's recht bedächten , und nicht so kalt wären, sollten nehmen. unsere Herzen so sehr in Freuden brennen , daß wir GOtt nicht allein gern dienen , sondern auch Alles um seinetwillen gern leiden, und dennoch dazu lachen sollten, weil wir einen solchen Schaß von ihm haben. Aber Dank habe unser Unglaube, der solche Freude verhindert, und sich nach anderer Freude in der Welt in des Teufels Namen umsieht, die doch Alle umsonst und verloren iſt. Luther's Schaßkäſtlein 2r. Thl. 24 370 [28. No v . ] ' Joh. Kap. 3, V. 16. Also hat GOtt die Welt geliebt 2c. Dies geht also dich sowohl an, als St. Peter und Paul , weil du ein Mensch und ein Theil der Welt bist. Darum denke nicht : Wer weiß, ob ich auch unter denen sei , welchen der Sohn geschenkt , und das ewige Leben durch ihn ver heißen ist, denn das heißt unsern HErrn GOtt zum Lügner gemacht. Darum, wenn solche Gedanken dir einfallen , so schlage das Kreuz vor dich, als wäre der Teufel selber da, und laß dich solche Gedanken nicht betrügen, sondern sprich : Was frage ich darnach , daß ich nicht Petrus noch Paulus bin. Wenn GOtt diesen Schaß nur ihnen und ihres gleichen hätte geben wollen , die es würdig gewesen wären, würde er ihn den Engel gegeben haben , welche reine und un befleckte Geister sind , oder der Sonne und dem Mond. Aber hier steht , er habe ihn der Welt gegeben, dieselbe ist's würdig. Darum ob ich gleich weder Petrus noch Paulus bin, will ich dennoch von diesem Geschenk unausgeschlossen sein, ja eben so viel daran haben , als David und alle Apostel. [29. Nov. ] 371 Luc. Kap. 14, V. 24. Ich sage euch, daß der Männer keiner, die geladen find , mein Abendmahl schmecken wird. Dies ies sind einfache, kurze, aber sehr ernste Worte ; als sollte er sagen : Wohlan, mein Abendmahl ist auch etwas , und was gilt's , es soll besser sein , als ihre Ochsen, Aecker und Häuser , oder Weiber , ob sie es gleichfalls verachten , und ihre Aecker, Ochsen und Häuser viel köstlicher halten. Und es soll das Stünd lein kommen , wo sie ihre Ochsen, Aecker und Häuser laſſen müſſen , daß sie gern auch etwas wollen von meinem Abendmahl schmecken . Aber es soll denn auch heißen : Lieber , ich bin jezt nicht daheim, ich kann der Gäſte jezt nicht warten. Gehet hin auf eure Aecker, zu euren Ochsen, in eure Häuser, die wer den euch wohl ein besseres Abendmahl geben , weil ihr mein Abendmahl so ficher und frech verachtet habt. Ich hatte wohl auf euch gekocht , und viel darauf gewandt ; das verſchmähtet ihr ; habt ihr's nun besser gekocht , ſo eſſet und ſeid fröhlich, allein, daß ihr mein Abendmahl nicht schmecket. 24 * 372 [30. No v. ] Psalm 37, V. 25. Ich habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen, oder seinen Samen nach Brod´gehen. Das hat nie ein Mensch weder gesehen noch gehört, daß ein Chriſt wäre Hun gers gestorben. Man verfolgt sie wohl , wirft ſie in's Gefängniß , und tödtet ihrer viel ; aber wenn sie zuvor das erste und reiche Almosen hinweg haben und dem Worte glauben, so haben sie Alle zu essen gefunden, und sind ernährt worden. Denn daran soll einem Christen nicht gelegen sein, ob er's gleich nicht so gut, herrlich und viel hat, wie die reichen Leute haben. Der HErr Christus giebt seinen Gästen ein Stück Brod und Fisch , und einen Trunk Waſſers, sezt ihnen nicht zehn Gerüchte, köstlichen Malvaſier und mancherlei Weine vor , wie die Reichen pflegen, die den Ueberfluß haben. Denn was willst du mehr , als daß du dich des Hungers erwehren und gesunden Leib behalten könneſt . dem laß dir genügen. An [1. Dec. ] Röm. Kap. 16 , V. 12 . 373 Grüßet die Tryphena und die Tryphoſa , welche in dem HErrn gearbeitet. Das heißt durchaus GOtt gedient , wenn man thut , was GOtt befohlen hat, und unterläßt, was GOtt verboten hat. Und möchte also die ganze Welt voll Gottesdienstes sein. Nicht allein in der Kirche, sondern auch im Hause, in der Küche, im Keller, in der Werkstätte, auf dem Felde, bei Bürgern und Bauern, wenn wir uns nur recht darein schicken wollten. So könnte eine arme Dienst Magd die Freude im Herzen haben und sagen : Ich koche jezt , ich mache das Bette, ich kehre das Haus, wer hat mich's geheißen ? Es hat mich's mein Herr und Frau geheißen. Wer hat ihnen solche Macht über mich gegeben ? Es hat's GOtt gethan. Ei so muß es wahr sein , daß ich nicht allein ihnen , sondern auch GOtt im Himmel diene, und daß GOtt einen Gefallen daran habe. Wie kann ich denn seliger sein ? Ist es doch eben so viel , als wenn ich GOtt im Himmel kochen sollte. Also könnte ein Mensch bei aller seiner Mühe und Ar beit fröhlich und guter Dinge sein, und würde ihm nichts sauer werden , wenn er sich also in seinen Dienst und Beruf schickte. 44 54 09 .7 374 [2. Dec. ] 6 Matth. Kap. 22, V. 21 . Gebet GOtt, was GOttes ist. E3 s heißt nicht, gebet dem Kaiser Alles and GOtt gar nichts. Denn in GOttes Sachen dem Kaiser folgen, und nicht dem Worte GOttes, heißt den Kaiser über GOtt seßen, GOtt Alles nehmen, und dem Kaiser Alles geben. Das soll nicht ſein. - GOtt will dem Kaiſer Leib und Gut, Haus und Hof unterthänig machen, daß nur ihm das Herz bleibe , und er es durch sein Wort und Geiſt regiere. Wenn er aber solches nicht erhalten soll, und der Kaiser über die Gewalt , die er über Leib und Gut hat , auch über das Herz Macht haben und regieren will, daß Jedermann soll glauben und thun in GOttes Sachen, was er will, und nicht, was GOtt in seinem Wort gelehrt und befohlen hat, da wird nichts Gutes folgen, wie es denn je und je mit den größten Monarchen und Königen allenthalben gegangen ist. Sobald sie Alles haben , und GOtt nichts laſſen wollen, da hat GOtt gleichwohl das Seinige behalten, und sie , die Tyrannen, haben Alles verloren, und sind zu scheitern gegangen. [3. Dec.] Matth. Kap. 22, V. 21 . + Caza, 1879 375 Gebet dem Kaiser , was des Kaiſers iſt. Damit will Chriſtus der Obrigkeit zu verstehen geben , sie soll nicht mehr for dern noch nehmen, als was ihr ist. Mache also einen Unterschied zwischen dem, was dein iſt, und dem, was du von dem Deinen der Obrigkeit geben sollſt. Denn die Regimente sind nicht darum eingeseßt, daß man lauter Bettler machen, und Niemand etwas behalten soll. Darum giebt man der Obrigkeit Schooß , Zins oder Nent, daß die Unterthanen bei den Ihren bleiben , ihre Nahrung suchen, sich und die Ihrigen mit Ehren hinbringen, und das Ihrige vermehren mögen. Wenn Noth vorfällt, daß man zur Erhaltung gemeinen Friedens wider die Feinde etwas thun soll , da soll sich Niemand sperren , sondern mit Leib und Gut der Obrigkeit beiſtehen, so lange man kann. Aber außerhalb solcher gemeiner Noth foll die Obrigkeit nicht tyrannisch regieren , den Unterthanen nicht zu viel auf legen, sondern sie bei den ordentlichen und leidlichen Auflagen bleiben laſſen. Sonſt nimmt sie, was nicht ihr ist , und verursacht GOttes Zorn wider sie, der durch Aufruhr, durch fremde Feinde, und andere Wege die Tyrannen zu strafen pflegt. + Marie Plantier. 376 [4. Dec. ] Matth. Kap. 9, V. 24. Das Mägdlein ist nicht todt, sondern es schläft. Da lerne man den Unterſchied zwiſchen fleischlichen Augen und Chriſten-Augen . Christen-Augen sind solche Augen , wenn sie in den Tod , Sünde und Hölle sehen , die gewiß sagen können : Ich sehe keinen Tod , ich fühle keine Sünde, ich bin nicht verdammt, sondern ich sehe durch Christum lauter Heiligkeit, Leben und Seligkeit. Alſo, wenn ich arm bin, fühle ich keine Armuth . Mich dünkt, ich habe Alles genug. Denn ich habe Christum , der mir's alle Stunden geben kann, was ich bedarf, ob ich gleich nichts habe. Also, wenn du einen Christen sterben siehst, da sehen deine Augen einen todten Menschen , aber solche Augen thue zu, und öffne die geistlichen Augen , die auf das Wort sehen, so wirst du finden, daß solcher Mensch nicht todt ist, sondern vor GOtt lebt. sunt [5. Dec.] JEsus sprach zu ihm : 377 Marc. Kap 9, V. 23 . Wenn du könntest glauben : lich dem, der da glaubet. Alle Dinge sind mög Es sei ein Ding so groß So ein gewaltiges Ding ist es um den Glauben. es wolle, kannſt du es glauben , und dich zu Chriſto versehen , so soll es sein, und soll weder Teufel noch Tod so stark sein , daß sie es wehren könnten. Darum , ob wir arm und todt scheinen , in Sünden stecken , an der Pest oder andern Krankheiten darnieder liegen , sollen wir doch glauben , vor GOtt habe es viel ein anderes Ansehen, und fröhlich sagen : Ob gleich Armuth, Pest und Tod da ist, so weiß ich doch als ein Christ von keiner Armuth, Tod oder Pest. Denn vor meinem HErrn Christo ist's lauter Reichthum, Gesundheit, Heiligkeit und Leben. Ob ich's aber noch nicht sehe, ist's ihm nur um ein Wort zu thun, ſo werde ich's auch mit leiblichen Augen sehen, daß es wahr ist, und geſchicht gewiß also. Frf . Welanholl 1. 378 [6. Dec] Psalm 37, V. 7. Erzürne dich nicht über den, dem sein Muthwille glücklich fortgeht. Es Is will dich verdrießen, daß du in rechter Sache Unglück empfindeſt, und will nicht, wie du gerne wolltest , von statten gehen , und siehest doch, daß es dem Ungerechten nach allem seinem Muthwillen geht , daß auch ein Sprüchwort daraus worden: Je größer der Schalk, je besser Glück. Aber sei weise, liebes Kind, laß dich das nicht bewegen , harre auf GOtt , deines Herzens Begierde wird auch bald gar reichlich kommen. Es ist aber noch nicht Zeit , es muß des Schalkes Glück vorgehen, und seine Zeit haben, bis es vorüber kommt. Indeß mußt du es GOtt befehlen, in ihm dich erlüſten , seinen Willen dir gefallen laſſen, auf daß du sein Werk in dir , und in deinem Fund nicht hinderst , wie die thun, die nicht aufhören zu wüthen, sie haben denn ihr Ding entweder mit dem Kopfe hindurch, oder zu Trümmern gebracht. [7. Dec. ] 1. Buch Mos. Kap. 22, V. 7. 8. 379 Hier ist Feuer und Holz, wo ist aber das Schaf zum Brand-Opfer ? Abraham antwortete: Mein Sohn, GOtt wird ihm ersehen ein Schaf zum Brand-Opfer. Das ist des Glaubens Art, daß er mit den Gütern handelt, die er nicht ſieht noch fühlt, und geht gerade damit um, als habe er si in Händen, hat keinen andern Trost, als daß er weiß, daß GOtt nicht lügt noch trügt. Solches thut er in allerlei Stücken, als wenn ich sterben soll, und der Tod mir unter Augen tritt, da muß ich davon, und weiß nicht, wo ich den Fuß im ersten Tritt hin sehen soll. Ist nun der Unglaube da, der zappelt, zagt und spricht : Wo will ich nun hin ? Wer weiß, wo ich bleibe ? Er will immer Sehen und Fühlen, wo er bleiben soll. Es wird aber nichts daraus , darum muß er verzweifeln. Der Glaube aber denkt also : Ich weiß nicht , wohin ich fahre , hinaus muß ich, sehe und fühle nichts. Ich will mich aber dem befehlen, der da gesagt hat im Psalm : Wirf dein Anliegen auf den HErrn , der wird dich versorgen. Darauf fahre ich dahin. Denn ich weiß , er wird nicht lügen, so hat er das Leben und sieht es nicht , ja sieht nichts, als das Widerspiel, wovon weiß er's denn ? Allein davon , daß GOTT gesagt hat, er wolle die, so ihm vertrauen, nicht lassen aus seiner Hand fallen. 380 [8. Dec. ] Apost. Gesch. Kap. 17 , V. 11 . Sie waren die edelsten unter denen zu Thessalonich, die nahmen das Wort auf ganz williglich, und forſchten täglich in der Schrift, ob sich's alſo hielte. Wenn enn man die Bösen unter dem Adel schilt , so soll es wider den löblichen Adel gehandelt heißen. Fürwahr eine sehr adelige Rede ist das , ohne daß sie uns unrecht thun. Denn wir schelten und schänden wahrlich den löblichen Adel Aber den schändlichen nicht, sondern halten ihn für ein gar theures Kleinod. Adel müssen wir schelten, der sich will unter Federn des löblichen Adels in seiner Untugend vertheidigen. Ein löblicher Adel heißt, der GOtt fürchtet, sein Wort ehrt, seinem Fürsten und Herrn treu und gehorsam ist , sein Haus züchtig und ehrlich regiert, seine armen Leute schüßt und fördert, wo er kann. Ein schänd licher Adel ist, der GOttes Wort verachtet, huret und bubet, ſtolz und hoffärtig ist, wuchert, arme Leute schindet , Fürsten und Herren untreu und ungehorsam ist. Und dieser schändliche Adel ist wohl größer, als der löbliche Adel. [9. Dec.] Jonä Kap. 2, V. 3 . 381 Ich rief in meiner Angst zu dem HErrn, und er antwortete mir. Bum ſum HErrn, zum HErrn, und sonst nirgends hin, eben zu dem, der da zürnt -und straft, und zu keinem andern. Es muß aber ein solches Schreien sein, dem GOtt antworte. Das ist nichts anders , als mit rechtem Glauben des Herzens rufen, welches sich (in der Noth) so aufrichtet, daß es durch des Geiſtes Beistand zu dem zornigen GOtt lauft, und unter dem Zorn Gnade ſucht. Läßt GOtt strafen , und darf sich dennoch zugleich seiner Güte trösten. Da merke du, welch ein scharfes Gesicht das Herz haben müsse, das mit lauter Zorn und Strafe umgeben ist , und doch keine Strafe noch Zorn, sondern Gnade und Güte sieht und fühlt , das ist , es will sie nicht sehen noch fühlen, ob sie es gleich auf's höchſte ſieht und fühlt , und will die Gnade sehen und fühlen , ob sie gleich auf's tiefste verborgen ist. Siehe , ein solch großes Ding iſt es , zu GOtt zu kommen, daß man durch seinen Zorn, durch Strafe und Ungnade zu ihm brechen muß, als durch lauter Dornen, ja durch lauter Spieße und Schwerter. 382 [10. Dec. ] 4. Buch Mos. Kap. 14, V. 9. Es ist ihr Schuß von ihnen gewichen. Der HErr aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen. Wer im Kriege mit gutem Gewiſſen ſtreitet , der kann auch wohl streiten , in dem es nicht fehlen kann, wo gutes Gewiſſen ist, da ist auch großer Muth und feckes Herz, wo aber das Herz keck und der Muth getrost ist, da ist die Faust auch desto mächtiger , und beide , Mann und Roß , frischer , und gelingen alle Dinge besser , und schicken sich alle Fälle und Sachen desto feiner zum Siege, welchen auch GOtt giebt. Wieder , wo das Gewiſſen blöde und unsicher iſt, so kann auch das Herz nicht keck sein. Denn es ist unmöglich , daß böse Ge wissen nicht sollten feig und zaghaft machen. Was aber rohe ruchlose Ge wiſſen im Haufen sind, welche tollkühne und Waghälse heißen, mit denen geht Denn wie es denen geht, Alles plumpsweise zu , sie gewinnen oder verlieren. die gute oder böse Gewissen haben, so geht's solchem rohen Viehe mit, weil sie im Haufen sind. Um ihretwillen wird kein Sieg gegeben. Denn sie sind die Schalen, und nicht der rechte Kern des Kriegs -Heeres. [ 11. Dec. ] Matth. Kap. 21 , V. 44. 383 Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen, auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen! Ach HErr GOtt ! es ist ein ungleiches Streiten, wenn die alten Töpfe wollen mit den Felsen streiten. Denn es gerathe, wie es wolle, so geht's über die Töpfe. Fallen sie an die Felsen, so stoßen sie sich und zerbrechen, fallen aber die Felsen auf sie, so zerschmettern und zermalmen sie die Töpfe, daß wahrlich den Töpfen zu rathen wäre, sie blieben Töpfe, wie sie sind in der Küche , und unterstünden sich nicht, auszuziehen zu Felde , und wider die Felsen und Berge zu streiten. Darum spricht auch Christus : Lieber , reibt euch nicht an mir , laßt mich den Fels sein, und seid mit mir unverworren. Wo nicht, so sage ich euch fürwahr : ich bin ein Stein, und werde mich nicht fürchten, daß die Töpfe große Bäuche haben und aufgeblasen sind, je größere Bäuche sie haben , je leichter sie zu brechen und zu treffen sind. So achte ich auch nicht , daß sie oben weite Mäuler und Löcher haben , viel wider mich schreien und läſtern können , als könnte sie Niemand stopfen. Eben damit sind sie am geringsten verwahrt, und leicht zerschmettert, daß weder Bauch noch Loch da bleibt, sondern, wie Jesaias sagt, taum ein Scherbe , darin man eine Kohle tragen mag. 384 [12. Dec.] Gal. Kap. 4. , V. 9 . Nun ihr GOtt erkannt habet, wie wendet ihr euch denn um wieder zu den schwachen und dürftigen Sazungen, welchen ihr von neuem an dienen wollet . Es sind gefährliche Sachen , wenn Jrrungen , Zwietracht und Secten unter den wahren Chriſten aufstehen , welche die Gewiſſen verrücken und irre machen, und heimlich von der Gnade im Geist herausreißen in äußer So ist nun liche Dinge und Werke. Hier ist zu wachen höchst nöthig. mein treuer Rath und Warnung , daß ihr euch vorsehet , und auf der einigen Frage beharret, was doch einen zum Christen mache ? Und laßt bei Leibe keine andere Frage noch Kunst dieser gleich gelten . Bringt Jemand etwas auf, ſo fanget an und sprechet : Lieber, macht dasselbe auch einen Chriſten oder nicht ? Wo nicht, so laßt's ja nicht das Hauptstück ſein, noch mit ganzem Ernſt darauf fallen. Ist aber Jemand zu schwach, solches zu thun, der nehme ihm die Weile, und harre doch, bis er sehe , was wir oder andere dazu sagen. Ich hab's ja GOtt Lob ! bisher in den Hauptstücken recht und gut gemacht, und wer's anders sagt, muß kein guter Geiſt ſein, ich hoffe, ich will's auch in äußerlichen Stücken (da solche Propheten allein pochen), nicht verderben. [ 13. Dec. ] 385 Jef. Kap. 8, V. 21 . Nach dem Gesez und Zeugniß , werden sie das nicht sagen , so werden sie die Morgenröthe nicht haben. Gott will Niemand den Geist noch Glauben geben, ohne das äußerliche Wort und Zeichen. Der falsche Geist aber kehrt diese Ordnung um. Was GOtt ordnet äußerlich zum Geist innerlich , ach wie höhnisch und spöttisch schlägt er das in den Wind, und will zuvor hinein in den Geist. Ja spricht er : Sollte mich eine Hand voll Wassers von Sünden rein machen ? der Geist, der Geist, der Geiſt muß es inwendig thun. Sollte mir Brod und Wein helfen ? Nein, nein, man muß Christi Fleiſch geistlich eſſen, daß, wer den Teufel nicht kennt, meinen • möchte, sie hätten fünf heilige Geiste bei sich. Wenn man sie aber fragt, wie kommt man denn zu demselbigen hohen Geiste hinein ? so weisen sie dich nicht auf's äußer liche Wort und Evangelium, sondern in's Schlaraffenland, und sagen : Warte, so wirst du es erfahren, es wird die himmlische Stimme kommen, und GOtt selbst mit dir reden. Siehst du da den Feind göttlicher Ordnung ? wie er mit den Worten : Geist, Geiſt, Geist, das Maul aufsperrt, und doch die Weile beide Brücken, Steg und Weg , Leiter und Alles umreißt , dadurch der Geist zu dir kommen soll, nemlich Taufe, Zeichen und mündliches Wort GOttes, und will dich lehren, nicht wie der Geist zu dir, sondern wie du zu dem Geist kommen sollst, daß du sollst lernen auf den Wolken fahren, und auf dem Winde reiten. - Wie dünkt dich um die Gesellen, greifst du schier, wer dieſer Geiſt ſei ? Luther's Schazkästlein 2r. Thl. 25 386 [ 14. Dec.] Eph. Kap. 4, V. 6 . Ein GOtt und Vater unser aller, der da ist über euch alle, und durch euch alle, und in euch allen. Es s sei eine Kirche , wo sie kann in der ganzen Welt , so hat sie kein anderes Evangelium oder heilige Schrift , keine andere Taufe und Abendmahl , keinen andern Glauben und Geist , keinen andern Christum und GOtt, kein anderes Vater Unser und Gebet , keine andere Hoffnung und ewiges Leben , als wir hier in unserer Kirche haben, und sind ihre Bischöfe unsern Bischöfen oder Pfarr herren und Predigern gleich, keiner des andern HErrn oder Knecht, haben einer lei Sinn und Herz, und Alles, was zur Kirche gehört, ist Alles gleich, ohne daß ein Prediger, auch wohl ein Christ , stärkeres Glaubens sein kann , andere und mehr Gaben hat, als der andere ; einer kann besser die Schrift auslegen, dieser beſſer regieren, dieſer beſſer predigen, dieſer beſſer die Geiſter richten, dieſer beſſer trösten, dieſer mehr Sprachen haben, und so fort an ; aber solche Gaben machen keine Ungleichheit noch Herrschaft in der Kirche , ja wohl keinen Chriſten , ſon dern muß zuvor ein Christ sein. [15. Dec.] 387 Psalm 110, V. 5 . Der HErr zu deiner Rechten wird zerſchmeißen die Könige zur Zeit ſeines Zorns . Da siehst du, was die Schrift von großen Königen und Herren der Welt hält und sagt: Es sollte bei dem lieben GOtt einer nicht wünschen , daß er ein Kö nig hieße, um dieses Textes willen. Sollte doch einer erschrecken , wenn er einen König nennen hört. Es ist zu viel , daß große Herren müſſen ſolches öffentlich von ihnen ſingen und sagen laſſen, und da in der Schrift ſtehen und ausgerufen werden , als dieses Mannes Feinde , der ihr Priester und Heiland heißt, und sie mit seinem Blut erkauft und errettet hat, ja von dem sie haben, daß sie Könige sind und auf ihren Stühlen ſizen. Sei nun stolz und rühme, wer da will, daß der König oder Fürst heiße , und poche auf seine große Ge walt, Ehre und Gut, so hört er hier das , daß ihm wohl möchten die Haare gen Berge stehen, und vor ihm selbst grauen , und lieber wollen , daß er nie ein Fürst und Herr geboren wäre, wenn er nicht die Federn niederschlägt, und ſich vor diesem HErrn demüthigt, und seine Krone, Gewalt und Ehre ihm unterwirft. 25 * 388 [16. Dec. ] 2. Buch Mos. Kap. 23 , V. 6. Du sollst das Recht der Armen nicht beugen. Die Rechtsgelehrten sind jegt viel , die wider die Großen sich nicht wollen brauchen lassen , sondern wollen ohne Gefahr die Thaler sammeln , und die Sachen (wo es arme Leute bedürfen) von sich weisen , damit sie ja Niemand erzürnen. Solche heiße ich goldene und silberne Rechtsgelehrte, die dem Nechte dienen, nicht um des Rechts willen, sondern nach den Personen um der Thaler willen. Wehe ! die Thaler mögen glatt eingehen , müssen aber sogleich wieder Es wäre einst viel besser , kein Rechtsgelehrter gewesen zu sein , als ausgehen. daß an jenem Tage etwa ein Lazarus sollte klagen : dieser reiche Rechtsgelehrte wollte mir nicht helfen wider große Herren , sondern hatte lieber Geschenk und Thaler als das Recht. B [ 17. Dec.] 2. Cor. Kap . 4, V. 7 . 389 Wir haben aber solchen Schaß in irdenen Gefäſſen. Eben darum läßt sich der böse Geist keine Mühe verdrießen, und schlägt getroſt darnach, ob er die Töpfe zerschlagen könne , denn sie stehen ihm so unter der Nase, daß er's nicht leiden kann. — Unser HErr GOtt sieht eine Weile zu, und steckt uns zwischen Thür und Angel , daß wir mit Erfahrung lernen , daß das kleine, schwache, elende Wort stärker ist, als der Teufel und die höllischen Pfor ten. Das Schloß sollen sie stürmen, sie sollen aber etwas finden, das ihnen den Schweiß austreiben soll , und dennoch nichts gewinnen , denn es ist ein Fels, wie es Christus nennt, der nicht zu gewinnen ist. So laßt uns leiden , was uns zukommt, so können wir erfahren , daß uns GOtt beistehen will, uns so ſchüßen und schirmen, wider diesen Feind und allen seinen Anhang. 390 [18. Dec.] 2. Cor. Kap. 4, V. 17. Unſere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit. Weil wir dennwiſſen , daß es GOtt so wohl gefällt, daß wir sollen leiden, und GOttes Ehre sich unserm Leiden erzeigt und sehen läßt, besser als in keinem andern Stücke, und wir solche Leute sind, die ohne Leiden im Wort und Glau ben nicht bestehen mögen, und haben doch daneben die edle theure Verheißung, daß unser Kreuz, das uns GOtt zuschickt, nicht ein schlechtes Ding ſei, ſondern ein köstliches und edles Heiligthum, warum wollen wir uns denn zu leiden wei gern ? Wer nicht leiden will, der fahre hin und sei ein Junkherr. -Haben wir doch so viel Trost und Verheißung, daß es uns nicht will im Leiden stecken laſſen, sondern heraus helfen, wenn gleich alle Menschen daran verzweifelten. Darum, ob es gleich wehe thut, wohlan, mußt du ſonſt etwas leiden, es kann nicht alle Wege gleich zugehen. Es ist eben so gut , ja tauſendmal beſſer , um Chriſti willen leiden, der uns Trost und Hülfe im Leiden zugesagt hat , als um des Teufels willen leiden, und ohne Trost und Hülfe verzagen und verderben. J [19. Dec.] Apost. Gesch. Kap. 24, V. 5 . 391 Wir haben diesen Mann gefunden schädlich, und der Aufruhr erregt allen Juden auf dem ganzen Erdboden. Jedermann klagt und schreit : das Evangelium mache viel Unfrieden , Hader und unordentliches Wesen in der Welt , und stehe Alles ärger , ſeit es aufge kommen ist, als vorher, wo es fein ſtille zuging und keine Verfolgung war, und die Leute mit einander lebten als gute Freunde und Nachbarn, - solchen un nüßen Mäulern iſt zu antworten : Es kann und soll nicht fein zugehen. Denn wie sollte es wohl zugehen, wo der Teufel das Regiment hat, und dazu dem Evangelio todtfeind ist ? darum hoffe keines Friedens und stilles Wesens, so lange sich Chriſtus mit seinem Evangelio in des Teufels Reich legt. Und wehe des Wohlgehens und guten Gemachs , das vorhin gewesen ist , und sie jezt wünschen und begehren, denn das ist ein gewisses Zeichen, daß der Teufel mit aller Gewalt regiert, und kein Christus da ist. Wie ich leider ! besorge, daß es wieder so gehen wird, und das Evangelium allzufrüh von uns Deutſchen kommen wird, darnach solche Schreier jezt ringen. 392 [ 20. Dec. ] Nöm Kap. 12, V. 19. Rächet euch selber nicht , sondern gebet Raum dem Zorn. Dar arum halte deine Fauſt ſtille, und gieb Raum ſeinem Zorn und seiner Strafe, und laß ihn machen , als der's nicht will ungerochen lassen , und härter straft, als du begehren magst. Denn er hat nicht dich, sondern viel höher GOtt ſelbſt angetastet, und ist schon in seinen Zorn gefallen, dem wird er nicht entlaufen, wie Was willst du denn zürnen , weil schon ihm denn noch keiner entlaufen ist. GOttes Zorn, der unermeßlich größer und schwerer ist, als aller Welt Zürnen und Strafen, über ihn gegangen ist, und bereits höher sich gerochen hat, als du dich rächen könnteſt ? und hat dir noch nicht das zehnte Theil so wehe gethan, als ihm selbst , warum willst du denn so viel fluchen und rächen ? weil du siehst, daß er in so schwerem Urtheil liegt, daß du dich vielmehr seines Jammers erbarmen ſollſt, und für ihn bitten, daß er möchte heraus kommen und sich bessern. [21. Dec. ] Klagl. Kap. 3, V. 24. 393 Der HErr ist mein Theil , spricht meine Seele , darum will ich auf ihn hoffen. Wohlan, wir müſſen die Welt laſſen Welt bleiben, und ob sie schon Alles zu sich geizt, muß sie es doch zulezt laſſen hinter sich, und uns auch etwas laſſen. Es ist Ismaels Theil eine Flasche mit Waſſer, die ihm Abraham an den Hals hing, und ließ ihn streichen. Wir aber haben ein anderes Theil , das heißt geistliches Gut und himmlischer Segen, und sind also fein geschieden. Ihr großes Gut, das sie haben, laſſen wir ihnen gerne, und wollen's nicht , ob sie es uns gleich nachwürfen. Wieder , mögen sie der geistlichen Güter, so wir haben, so behalten wir Grund und Boden , und das Erbe, das uns ewig bleibt , und lassen sie hoch troßen mit ihrer Sache, die heute oder morgen vergeht , und sie sich um derselben willen unsers Erbes berauben , das wir ihnen doch gerne ♦ gönnten. Berauben sie uns dagegen ihres Theils , so haben wir allezeit so viel, daß wir uns des Schadens wohl erholen können. 394 [22. Dec. ] Psalm 77, V. 3. In der Zeit meiner Noth suche ich den HErrn. Das ist ein schalkhafter Teufel , der mich so wohl plagt als Andere, und mir oft solche Tücke bewiesen hat, wenn eine Anfechtung oder Bekümmerniß angeht, es ſei in geistlichen oder weltlichen Sachen, daß er den Kopf flugs hinein stecke, und dahin bringe, daß man sich selbst damit freſſe, damit er uns von dem Ge bet reißt und den Kopf irre macht, daß man nicht daran gedenkt, und ehe man . anfangt zu beten , hat man sich schon halb zu todt gemartert , denn er weiß wohl, was das Gebet schafft und vermag ; darum wehrt und stört er , wie er immer kann, daß man ja nicht dazu komme, darum sollten wir uns gewöhnen, so bald uns eine Angst und Noth unter Augen stößt, nur flugs auf die Kniee zu fallen, und GOtt die Noth vorzulegen , so wäre uns geholfen. - Denn es ist eine sehr köstliche Arznei, die gewiß hilft, und nimmer fehlt, wenn man sie nur braucht. 395 [23. Dec.] S.77. Matth . Kap. 7, V. 12. Was ihr wollt , daß euch die Leute thun ſollen , das thut ihr ihnen auch. Bist du ein Handwerks-Mann, ſo findest du die Bibel in deine Werkſtatt , in deine Hand, in dein Herz gelegt, die dich lehrt und dir vorpredigt, wie du dem Nächsten thun sollſt. Siehe an deinen Handzeug, deine Nadel, Finger-Hut, dein Bier-Faß, deinen Kram, deine Wage, Elle und Maß, ſo lieſe du dieſen Spruch darauf geschrieben, daß du nirgends' hinsehen kannst, da dir's nicht unter Au gen stoße , und kein Ding so gering ist , damit du täglich umgehest , daß dir's ſolches nicht ohne Unterlaß ſage, wenn du es hören willst, und mangelt ja an Predigern nicht, denn du haſt ſo manchen Prediger, so manchen Handel, Waare, Handzeug, und andere Bereitschaft in deinem Haus und Hof, das schreit allzu mal über einen Hals : Lieber , handle so mit mir gegen deinen Nächsten , wie du wolltest, daß dein Nächster gegen dir handeln sollte mit seinem Gut. 396 [24. Dec. ] Sprüchw. Salom. Kap. 23, Va 17. Dein Herz folge nicht den Sündern. n du den Augen nachſiehſt, wie andere Leute leben und glauben, so wird Wen enn dich solches Aergerniß hinreißen. Ein jeder soll so leben in der Welt , als sei er allein , und lasse ihm Chriſti Wort und Predigt das allergrößte sein auf Erden. Daß er also denke : Ob ich gleich sehe , daß mein Nachbar und die ganze Stadt, ja alle Welt anders lebt, und Alles, was groß, edel, reich, Fürsten und Herren sind , mit ihr hält, noch habe ich einen Freund, der ist größer als sie Alle, nemlich Christum und ſein Wort. Darum, wenn ich schon allein gehe, so bin ich doch nicht allein. Denn , weil ich GOttes Wort habe, so habe ich Christum bei mir sammt allen lieben Engeln und Heiligen vom Anfange der Welt, so daß viel eine größere Menge und herrlicher Proceß um mich her ist, als jezt in der ganzen Welt sein möchte, nur daß ich's nicht vor Augen sehe, und das Aergerniß sehen und tragen muß , daß so viele Leute von mir fallen, oder wider mich leben und wandeln. Matth. Kap. 11 , V. 6 . [25. Dec. ] 397 Selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Das ist wahrlich ein seltsames Aergerniß , da sich die Welt an Christo ärgert, der Todte auferweckt , Blinde sehend macht , Taube hörend , und den Armen das Evangelium predigt. Wer solchen Heiland für einen Teufel hält, was will der für einen GOtt haben ? Aber da liegt's , er will das Himmelreich geben, so will die Welt das Erdreich haben. Er will gewisse , unvergängliche , ewige, selige und himmlische Güter schenken , so will die Welt irdische vergängliche ha ben, da sie mehr Sorge und Angst, als Lust und Freude davon hat. scheiden sie sich, da ärgert sich's . Darüber 398 [26. Dec. ] Matth. Kap. 10, V. 16 . Wer euch höret , der höret mich. Welche unaussprechliche Gnade ist's, daß GOtt durch sein Wort mit uns redet, und so gnädig mit uns redet , daß er uns dadurch seinen seligen Frieden und ewiges Reich verkündigt und anbietet. Ach HErr GOtt, warum sind wir denn nicht stolz und hoffärtig, und rühmen uns, daß wir GOtt hören mit uns reden, so herzlich und freundlich, vom ewigen Leben , Friede und Seligkeit ? .pfui dich, du schändlicher leidiger Unglaube , wie beraubst du uns so großer Herr lichkeit ? O wehe dir verdammte Welt ewiglich, die du mit hörenden Ohren taub und mit ſehenden Augen blind biſt, und muthwillig sein und bleiben willſt. [27. Dec.] Luc. Kap. 19, V. 5. 399 Zachäi ! ſteige cilend hernieder , denn ich muß heute in deinem Hause ein kehren. Bachäus war ein Zöllner, hat aber einen schönen Namen , dem die Zöllner und alle , welche wollen selig werden , müssen nachkommen und genug thun. Denn Zachäus heißt : Rein , wie David GOtt rein spricht Ps. 51 : Auf daß Denn GOtt will gern, und kann du rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. auch sonst nicht sein noch wohnen , ohne in dem Hause der Zachäorum , das Die ist, die GOtt wollen lassen rein sein , und recht haben in seinem Wort. weil unſträfliche, und reine iſt, für das Zachäos, selben hält er auch wieder für er , da haben lassen Recht und Wort seinem in rein ist sie ihn Zachäum , das spricht : Daß wir alle Sünder und Kinder des Zorns von Natur ſind, und müssen seiner Gnade leben. 400 [28. Dec.] Jef. Kap. 63, V. 9. 10 . Er nahm sie auf, und trug sie alle von Alters her , aber sie erbitterten und entrüsteten seinen heiligen Geiſt, darum ward er ihr Feind, und ſtritt wider sie. Wir ir versuchen GOtt zu hoch , und werden ihm keine Ruhe lassen mit Reizen, Erzürnen und Erbittern , bis daß er müſſe ein Wetter über uns laſſen gehen. Und wie soll und kann er auch anders thun der liebe GOtt ? Es ist da kein Hören und Sehen, es hilft kein Lehren, kein Beten , kein Ermahnen , kein Bit ten, kein Flehen, keine Demuth, keine Geduld, kein Drohen, kein Wunder, kein Zeichen , wir zwingen GOtt zum Zorn mit aller Gewalt , und wollen durchaus ihn nicht laſſen gnädig sein, wie gern er's auch thäte, so daß ich wahrlich dem lieben Vater es nicht kann verdenken, daß er uns 1 einmal eine reichliche Staupe gebe, es will doch nicht anders sein , unsere Sünde und Undankbarkeit ist zu reif und übermächtig , gleichwie der Juden auch war , da sie Chriſtum und die Apostel nicht mit Liebe und Dank annahmen. [29. Dec.] 1. Cor. Kap. 15, V. 10. Ich habe mehr gearbeitet denn sie alle, nicht aber ich, sondern GOttes Gnade , die mit mir iſt. Waas s ich gethan , habe ich zu deinem Dienst den lieben Christen gethan, und zu Ehren einem , der droben sißt, der mir alle Stunde so viel Gutes thut, daß, wenn ich tausendmal so viel und fleißig arbeitete und dollmetschte (über sette) , dennoch nicht eine Stunde verdient hätte zu leben , oder ein gesundes Auge zu haben. Es ist Alles seine Gnaden und Barmherzigkeit, was ich bin und habe, ja es ist seines theuren Blutes und ſauren Schweißes Verdienst, darum soll's auch (ob GOtf will) Alles Jhm zu Ehren dienen, mit Freuden und von Herzen. Lästern mich die Feinde, wohlan, so loben mich die frommen Christen sammt ihrem HErrn Christo , und ich bin allzu reichlich belohnt , wenn mich nur ein einziger Christ für einen treuen Arbeiter erkennt. Ich frage nach jenen nichts, sie sind nicht werth , daß sie meine Arbeit sollen erkennen , und sollte mir im Grunde meines Herzens leid sein , daß sie mich lobten. Jhr Lästern ist mein höchster Ruhm und Ehre , ich will doch ein Doctor , ja auch ein ausbündiger Doctor sein, und sie sollen mir den Namen nicht nehmen bis an den jüngsten Tag. Das weiß ich fürwahr. Luther's Schahkäſtlein 2r. Thl. 26 Matth. Kap. 16, V. 18 . Auf diesen Felsen will ich_bauen meine Gemeinde , und die Pforten der Hölle sollen ste nicht überwältigen. Jhr Nachkommen betet und treibet GOttes Wort fleißig, erhaltet das arme Windlicht GOttes, seid gewarnt und gerüstet , als die alle Stunden gewarten müſſen, wo euch der Teufel eine Scheibe oder Fenſter ausstoße, Thür oder Dach aufreiße, das Licht auszulöschen. Denn er stirbt nicht vor dem jüngsten Tage; ich und du müſſen ſterben, und wenn wir todt ſind, bleibt er gleichwohl der, der er allezeit gewesen ist, und kann sein Stürmen nicht lassen. GOtt helfe uns . — Denn wir sind es doch nicht , die da könnten die Kirche erhalten , unsere Vor fahren sind es auch nicht gewesen, unsere Nachkommen werden's auch nicht sein, sondern der ist's geweſen, ist's noch, und wird es sein, der da ſpricht: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, JEsus Christus gestern und heute, Ja, so heißt der Mann, und der es war, der es ist, und der es sein wird. so heißt kein anderer Mann, und soll auch keiner so heißen. [31. Dec. ] 403 Joh. Kap . 4, V.A 39. 41 . Es glauben viel an ihn — um des Weibes Rede willen , und viel mehr glaubten um seines Wortes willen . D daß doch GOtt wollte, daß meine und aller Lehrer Auslegung untergingen, und ein jeder Christ selbst die bloße Schrift und lauter GOttes Wort vor sich nehme. Du siehst ja aus diesem meinem Geschwäß , wie unermeßlich ungleich GOttes Worte sind gegen aller Menschen Worte , wie gar kein Mensch mag einiges GOttes Wort genugsam erreichen und erklären mit allen seinen Worten. Es ist ein unendliches Wort , und will mit stillem Geiste gefaßt und betrachtet. sein, wie Ps. 83 sagt: Ich will hören, was GOtt selbst in mir redet. Es be greift's auch sonst Niemand, als ein solcher stiller und betrachtender Geist. Wer dahin könnte ohne Gloßiren und Auslegen kommen , dem wäre mein und aller Darum hinein , hinein, Menschen Gloßiren gar nicht noth , ja nur hinderlich. liebe Christen, und laßt mein und aller Lehrer Auslegen uns ein Gerüſt ſein zum rechten Bau , daß wir das bloße lautere Wort GOttes selbst fassen, schmecken und da bleiben, denn da wohnt GOtt allein in Zion! Amen. 26 * 1 Dritter Theil von Dr. Martin Luther's biblischem Spruch . & Schatzfäftlein. Enthaltend: eine Sammlung geistreicher Ausſprüche Dr. Luther's. 406 Von GOtt, dessen Eigenschaften und Werken. Weil GOtt der Allerhöchste und nichts über ihm iſt , ſo mag er nicht über Je tiefer nun sich, noch neben sich sehen, sondern sieht in ſich, und unter sich. Jemand unter ihm ist , je besser er ihn sieht. Er fist droben, der die Bettler mit denselbigen Augen ansieht , mit denen er die Könige ansieht, und darf wohl so keck sein, daß er die Könige nicht anſieht, und sieht einen Bettler an. Wenn Jemand wollte GOtt malen und treffen , der müßte ein solch Bild treffen , das lauter Liebe wäre , als sei die göttliche Natur nichts anders , als ein Feuer- Ofen und Brunſt ſolcher Liebe, die Himmel und Erde erfüllt. Von GOtt, deſſen Eigenſchaften und Werken. 407 GOtt ist wahrhaftig, doch stellt er sich als unwahrhaftig . Er ist ſo klug, daß er dich irre macht, in dem Erfüllen, daß du nicht wiſſen kannſt, woran du ſeieſt *) . GOtt ist heilig bei den Heiligen, auch wenn ſie ſündigen **). GOtt ist ein solcher HErr, der nichts anders zu schaffen hat, als nur erhöhen, was niedrig ist; erniedrigen, was hoch ist; brechen, was gemacht ist, und machen, was zerbrochen iſt. GOtt ist ein allmächtiger Schöpfer, ich kann ihm nicht zu tief fallen , er kann mich heraus heben, ich kann ihm nicht zu hoch ſizen, er kann mich ſtürzen. *) Was er zusagt, hält er gewiß, aber die Zeit, wann er es hält , und die Weise, wie er es hält, macht uns öfters irre. **) Das iſt : Daß ihnen solches nicht zugerechnet, sondern um Chriſti willen geſchenkt und vergeben sein soll. 408 Von GOtt , deffen Eigenschaften und Werken. GOttes Natur ist, daß er aus nichts etwas mache ; darum, wer noch nicht Nichts ist, aus dem kann GOtt auch nichts machen. Gott nimmt Niemand auf, als die Verlaſſenen ; macht Niemand geſund , als die Kranken ; macht Niemand sehend als die Blinden ; macht Niemand lebendig, als die Todten ; macht Niemand fromm, als die Sünder ; macht Niemand weiſe, als die Unweisen. GOttes Werke sind nicht wie Menschen-Werke , sondern ganz widerſinnig , es geht also , daß, wenn etwas aufgehen soll, so muß es vorher untergehen. ? Von GOtt, dessen Eigenschaften und Werken. 409 GOttes Werken geht es so in der Welt: Ehe sie geschehen , so glaubt Nie mand; wenn sie aber geschehen sind, so achtet's Niemand. Unglaube geht vor her; Vergessen folgt nach. DEus non est Deus passivus, sed activus. GOtt ist ein GOtt, der sich nicht will lehren und regieren lassen, sondern der Andere regieren und lehren will. 410 Von der Vorschung und Versorgung GOttes. GOtt will sich ihm den Zeiger nicht stellen laſſen von Königen, Fürſten , Herren und Weisen auf Erden , er will solchen ihnen stellen ; wir sollen ihm nicht sa gen , was es geschlagen hat , er will es uns ſagen. Wo GOtt ſoll HErr bleiben, und ſein erstes Gebol vertheidigen und erhalten, so muß er das wenigere Theil unserer Gedanken gerathen laſſen. Es kann einer mit tausend Gulden so weit nicht kommen , mit ungläubigem Herzen, als einer, der GOtt traut, mit einem Gulden. Von der Vorsehung und Versorgung GOttes. 411 Wenn wir nur könnten glauben, so hätten wir keinen Mangel , unſer HErr GOtt ist ein guter Goldschmid , er kann aus einem Gulden mehr , als hundert Tausend schmieden. Unser HErr GOtt richtet viele Handwerke auf einmal aus , und ohne einiger Menschen Hülfe pflügt, erntet, drischt, mahlt, backt er, faſt in Einem Augenblick. Wer er GOtt nicht kann den Bauch vertrauen , der kann ihm nimmermehr die Seele vertrauen, 412 Von der Vorsehung und Versorgung GOttes. 1 Arbeiten gebührt dir, aber Ernähren und Haushalten gehört GOtt allein zu . Sodann : Wer haushält und Hausherr ist, den laß sorgen. Gehört viel in ein Haus, wohlan, so ist GOtt größer , als ein Haus . erfüllt, wird ja dein Haus auch füllen können. Der Himmel und Erden Reichthum ist das geringste Ding auf Erden , und die allerkleinste Gabe , die GOtt einem Menschen geben kann. Darum giebt ihn unser HErr GOtt ge= meiniglich den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt. In GOttes Gebot und Sachen sollen wir unsere Weisheit bei Seite legen, und alſo denken : Siehet es mich närrisch an, so ist's in der Wahrheit keine andere Ursache, als daß ich ein großer Narr bin, der die göttliche Weisheit nicht faſſen noch begreifen kann. Von der Vorsehung und Versorgung GOttes. 413 GOtt ist's gewohnt, und ist sein Glück in der Welt nicht anders , als immer Wohlthun, und immer Undank vergessen , verachten , ja , lästern , schänden und alle Bosheit dafür leiden. Es fahre mir lieber weg Fürften- und Menschen-Gunst, und bleibe mir GOttes Huld, so wird sich Menschen-Huld wohl finden ; findet sie sich nicht, so fahre ſie zum Teufel; GOttes Huld ist mir genug. Laß nehmen , und Unrecht thun die ganze Welt , du wirst genug haben , und nicht eher Hungers sterben , oder erfrieren , man habe dir denn deinen GOtt genommen, der für dich sorgt. 414 Von Christo. Es s muß Alles in dem einzigen Christo sein , oder wird gar kein Chriſtus, GOtt, noch heil. Geiſt, Gnade und Seligkeit mehr sein. Christus hat sich nicht gegeben für erträumte oder gemalte, sondern für wahr haftige; nicht für kleine und geringe , sondern für überaus große und grobe ; nicht für eine oder zwei, ſondern für Alle ; nicht für überwundene und getilgte, sondern für überwundene und ſtarke gewaltige Sünden. Laß mir den nicht einen schlechten Doctor der heiligen Schrift ſein , der den Namen JEsus recht nennen kann. Von Christo. 415 Es s fündigt in der Welt Niemand , als nur der eingeborne Sohn GOttes. Dagegen ist Niemand gerecht und fromm, als der Teufel ; Alles , was er sagt und thut, ist recht und wohl gethan. Es Is thut's nicht anders ; wo Chriſtus iſt, da muß ſein Judas, Pilatus, Herodes, Caiphas, Hannas, dazu auch sein Kreuz, oder ist nicht der rechte Christus. Dor or dem schwachen Christo , wenn er am schwächsten ist , muß man sich am allermeisten fürchten. " 416 Von Christs . Christus und Belial können sich nimmermehr vertragen in Einem Bette um die Braut; sobald dieselbe auch einen andern zuläßt, und buhlet mit ihm, wird sie zur Hure und Ehebrecherin. Du wirst Christum und Belial nicht vertragen , die Feindschaft ist zu hart an Einer muß zulezt untergehen , und der andere bleiben, einander geschworen . da wird nichts anders d'raus . EÉs geben einige Klüglinge (in der Sache zwiſchen Chriſto und Belial) vor, man sollte auf beiden Seiten weichen und nachgeben ; die laſſen wir zwar versuchen und machen, was sie können, gönnen ihnen der Mühe wohl. Werden sie aber den Teufel fromm, und mit Christo eins machen, so sind diese die erſten. 417 Von Christo. Christus ist des Sauer- Eſſens nicht ungewohnt, kann aber noch viel Säureres kochen ; wehe denen , die es eſſen müſſen. Weil Christus zur rechten GOttes fizen bleibt , so wollen wir auch bleiben Herren und Junkherren , über Sünde , Tod , Teufel und alle Dinge , da ſoll nichts für sein. Deer Teufel mag Christum wohl aus einer Stadt in die andere jagen , aber aus der Welt wird er ihn ungejagt laſſen. Luther's Schaßkäſtlein 3r. Thl. 27 418 Von Christo. Ach HErr GOtt ! es iſt ein ungleich Streiten , wenn die alten Töpfe wollen mit dem Felsen streiten. Denn es gerathe, wie es wolle , so geht's über die Töpfe. Fallen sie an die Felsen , so stoßen sie sich und zerbrechen ; fallen aber die Felsen an ſie, ſo zerschmettern ſie die Töpfe , daß wahrlich den Töpfen zu rathen wäre, sie blieben Töpfe , wie sie sind in der Küche , und unterſtünden ſich nicht auszuziehen zu Felde, und wider die Berge und Felsen zu streiten. Von der Sünde. 419 Die Erbsünde wird nicht gethan , wie alle andern Sünden, ſondern ſie iſt, ſie lebt, und thut alle andern Sünden. Die Erbsünde mag mit keinem Geſeß oder Strafe vertrieben werden , wenn gleich tausend Höllen wären , sondern allein die Gnade GOttes muß sie aus fegen, und die Natur rein und neu machen. Die Natur iſt ſo böſe, daß ſie weder recht zürnen, noch lieben kann , sondern in beiden sich selbst und den Eigennuß sucht. Kein Stein , Stahl , Diamant, je kein Ding auf der Erde iſt ſo hart , als eines unbußfertigen Menschen Herz. 27 * 420 Von der Sünde. Eine Sünde muß oft der andern Arznei werden, um unserer verkehrten Bos heit willen. Die Großgeistlichen und Weisen können nicht anders, als ihnen ſelbſt wohlge fallen, sicher sein, groß von sich halten, keine Thorheit fühlen, Alles wohl reden, recht thun, heilig meinen, sonderlich sein gegen andere, nicht viel Gleiche wiſſen. Freude in Sünden ist ein Teufel ; aber Freude mit guten frommen Leuten in Gottesfurcht, Zucht und Ehren, gefällt GOtt wohl. Von der Sünde. 421 Goldene und silberne Juristen dienen dem Recht nicht. Die Sünde muß ganz getödtet ſein, oder ſie wird dich tödten. Ein Heuchler ist ohne Unterlaß ein inwendiger Sünder wider das Geſeß, und ein auswendiger Heiliger nach dem Geſeß. Fleisch und Blut kann sich so weit nicht überwinden , daß es ſollte für alle Wohlthat und Gutes nichts als eitel Böses nehmen, und noch dazu stille schwei gen, und Deo gratias sagen (GOtt danken). 422 Von der Sünde. Ein in Geiziger kann nichts nüßlicheres und beſſeres thun , als wenn er stirbt, denn im Leben ist er weder GOtt, noch Menschen, ja ihm selbst kein nüş . Di e Güter haben und geben nicht denen, ſo es bedürfen, gehören auch in das Jie Regiſter, darin die Diebe ſtehen. Die größten Haufen find die größten Diebe, denn ſie haben am meiſten übrig, und geben Andern am wenigsten. Des Menschen Wille macht entweder Vermeſſfenheit oder Verzweiflung. Von der Sünde. 423 Gehest du hier von deinem Nächsten vorüber , so wird er dort im Wege lie gen, daß du mußt wieder vor der Himmels - Pforte vorüber gehen. Geht es nicht im Glauben und GOttes Wort , so laß es gleich ſein , Todte auferwecken , so keusch und rein leben , wie die Mutter GOttes , so ist es vor GÖtt nicht besser, als öffentliche Sünde und Schande. 424 Von der berufenden, erleuchtenden, umschaffenden, GOtt grüßet alle Welt, aber Wenige danken ihm. GOttes allein ist Anfangen, Fördern und Vollenden. Alles, was du anfangſt, ist Sünde und bleibt Sünde , es glänze wie hübsch es wolle , du kannſt nichts als sündigen, thue wie du willst. Natur will fühlen und gewiß sein , ehe ſie glaubt ; Gnade will glauben , ehe Gnade tritt fie fühlt ; darum geht die Natur nicht weiter , als in ihr Licht. heraus fröhlich in die Finsterniß , folgt dem bloßen Wort und der Schrift, es dünke die Natur wahr oder falsch, so hält sie am Worte fest. Da wird nichts anders daraus, dem Bilde und Leiden Chriſti mußt du gleich förmig werden, es geschehe in dieſem Leben, oder in der Hölle. rechtfertigenden und heiligenden Gnade. 425 Gläubige und Heilige mögen wohl durch die hübschen Geberden und Gleißen der ungläubigen Heiligen betrogen werden , und irren , daß sie für gut halten, was nicht gut ist ; aber endlich bleiben sie nicht d'rinnen , sie müssen eher vom Himmel herab unterrichtet und erlöſet werden . Ein Christ soll sein ein solcher Mensch , der es von Geburt habe , und heiße ein gebornes GOttes -Kind. Das iſt unſer einiger Ruhm und Seligkeit, von GOtt geboren sein, und nicht vom Geblüt. n der heil. Geiſt ein neues Herz schafft , so hat es Lust zum Geſeß, und Wen Jenn Haß zu den Sünden, da sind nicht mehr Werke des Gesetzes, sondern es ist da ein Herz des Geſeßes . 426 Von der berufenden, erleuchtenden, umſchaffenden, Ein in Mensch soll sich üben , daß er einen Ueberwillen wider seinen Willen habe, und nimmer unsicher sei , denn wenn er findet , daß nur ein Wille, nicht aber zwei Willen wider 7 einander in ihm ſind, und so sich gewöhne, dem Ueber willen zu folgen, gegen seinen Willen. Wo dieser Artikel (von der Rechtfertigung) hinweg ist , so ist die Kirche weg, und mag keinem Irrthum Widerſtand_werden . *) Verstehen wir diesen Artikel von der Rechtfertigung recht und rein , so haben wir die rechte himmlische Sonne. Verlieren wir ihn aber , so haben wir auch nichts anders, als höllische Finsterniß. Wenn wir GOtt sollen gerecht werden, so sind die Sünden nicht unſere, sondern Christi . *) Denn außer der Rechtfertigung herrscht entweder Sicherheit oder Werkheiligkeit. rechtfertigenden und heiligenden Gnade. 427 Chriſtus müßte eher ſelbſt verdammt werden, ehe die Sünden den verdammen ſollten, für den er sich gegeben hat. Ich will mich ſelbſt ſchelten, ſo lobt mich GOtt ; ich will mich schänden, ſo ehrt mich GOtt; ich will wider mich reden , so wird GOtt für mich reden ; ich will mich verklagen, so wird mich GOtt entschuldigen ; ich will meine Schuld sagen, so wird er meine Verdienste sagen, wie er that der Maria Magdalena im Hause Simonis . ier r höre ich weder Moſen noch Phariſäer (in der Rechtfertigung), ſondern Chriſtus Hie soll hier allein regieren und Alles sein , und will , gleichwie Maria , zu ſeinen Füßen sißen, und sein Wort hören , draußen ſoll Martha bleiben , und in der Küche umgehen und ihre Haus-Arbeit thun, und das Gewiſſen zufrieden laſſen. 428 Von der berufenden, erleuchtenden, umschaffenden, Wir sollen wiſſen, daß ein jeglicher unter uns in seinem Herzen einen großen häßlichen Mönch ſizen habe. Büche s will der Teufel machen , wo er eine ledige Stelle findet, die ihm weder Waas auf Sünde, noch Heiligkeit antworten will. Ein Christ ist im Werden, nicht im Wordensein. Wer deßhalb ein Chriſt iſt, der ist kein Christ ; d . i.: Wer sich dünken läßt, er sei schon ein Christ gewor den, da er nur ein Chriſt werden soll, der iſt nichts. GOtt verleihe uns Gnade, daß wir fromme Sünder und nicht heilige Läſterer werden. *) *) Arme am Geist find fromme Sünder, stolze Geister dagegen sind heilige Lästerer. rechtfertigenden und heiligenden Gnade. 429 Es leidet sich nicht bei einander : Ein Chriſt ſein, und den Glauben haben, und nach des Fleisches Muthwillen leben, in Sünden und Laſtern wider das Gewiſſen. s ist keine Kunst, allein bei frommen Leuten sein , sondern bei bösen Leu Daas ten bleiben können, und doch nicht auch böse werden. Die Jie Liebe rechtet und fechtet nicht , sie ist nur darum da , daß sie wohl thun will, darum thut sie auch mehr, als sie schuldig ist, und fährt über das Recht. Laß den Leib arbeiten und wachen , daß der alte Mensch nicht zu muthwillig werde, und auf Eis tanzen gehe, und breche ein Bein, sondern gehe im Zaum, und folge dem Geist. 430 Von der berufenden, erleuchtenden, umſchaffenden, Das Fleisch ist also zu casteien , daß es diene , und unterthan sei dem Geiſt, und den Herrn nicht aus dem Sattel werfe. Wieder auch also, daß es gehen, und den Herrn tragen könne. Ein Christ soll in seinem Gewiſſen ein Arzt , von außen aber, im äußerlichen Lebenswandel , ein laſtbares Thier sein , welches die Laſten und Brüder trage. Ein Chriſt iſt ein hoffärtiger ſeliger Mensch, der weder nach dem Teufel, noch allem Unglück fragt , denn er weiß , daß er durch Christum über solches Ales ein Herr ift. rechtfertigenden und heiligenden Gnade. 431 Christen find eitel Helfer und Heilande , ja Herren und Götter der Welt, ja, ſie ſind die Beine, die die ganze Welt tragen , dafür sie ihnen auch den Lohn giebt, daß ſie müſſen gedruckt, verachtet und in Unflath_gehen. Dbwohl die Sünde in den Gläubigen ist, so ist sie doch nicht in ihrem Willen, sondern im Fleisch wider ihren Willen. Züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt heißt : Mitten im Schenk Hause nüchtern , mitten im Huren-Hause züchtig , mitten im Tanz -Hauſe gött lich, mitten in der Mörder- Grube rechtfertig leben. Wir müſſen den alten Menschen mit so viel Backenstreichen geißeln, und Dornen peinigen, und mit Nägeln durchſtechen, bis er das Haupt neigt und verſcheidet. 432 Von der berufenden, erleuchtenden 2c. Gnade. Gute, fromme Werke machen nimmermehr einen guten frommen Mann , ſon dern ein guter frommer Mann macht gute fromme Werke. Wieder : Böse Werke machen nimmermehr einen bösen Mann, sondern ein böser Mann macht böse Werke. Sind wir Christen , so sollen wir gestorben sein , und sollen auch leben , oder sind keine Chriſten. Dies Leben ist nicht eine Frömmigkeit, ſondern ein Frommwerden ; nicht eine Ge sundheit, sondern ein Gesundwerden ; nicht ein Wesen, sondern ein Werden ; nicht eine Ruhe, sondern eine Uebung ; wir sind noch nicht, wir werden's aber ; es ist noch nicht gethan und geschehen, es ist aber im Gange und Schwange ; es ist nicht das Ende, sondern der Weg ; es glüht und glänzt nicht Alles, es fegt sich aber Alles. Fleisch und Blut bleibt für und für unrein, bis man mit Schaufeln über sel biges herschlägt. Von der heiligen Schrift und dem Worte GOttes . 433 Moses und die Propheten sind solche Lehrer, die die Weiſen und Klugen zu Narren machen, und der Vernunft die Augen ausstechen, wo sie sollen verstan den und geglaubt werden. GOttes Wort muß beides zugleich thun : Auf's höchste erleuchten und ehren, die es glauben, und auf's höchſte blenden und schänden, die ihm nicht glauben. Fürwahr, mein lieber Chriſt, du kannſt nicht zu viel in der Schrift leſen ; und was du liesest, kannst du nicht zu wohl lesen ; und was du wohl liesest , kannst du nicht zu wohl verstehen ; und was du wohl verstehst , kannst du nicht zu wohl lehren ; und was du wohl lehreſt , kannst du nicht zu wohl leben. Ein Wort Pauli hat drei Orationes Ciceronis . *) *) Das ist : Hat mehr Geist und Nachdruck , als drei kunst- und dunstvolle Reden des Heiden Cicero. 28 Luther's Schaßfästlein 3r. Thl. 434 Von der heiligen Schrift und dem Worte GOttes. Ich habe an alle Aeftlein und Zweige der Bibel angeklopft , und gerne wiſſen wollen, was daran wäre, und was sie vermöchten , und allezeit noch ein paar Aepfelein oder Birnlein herunter geklopft. Wenn enn mich der Teufel außer der Schrift ergreift, da ich anfange, mit meinen Gedanken zu spazieren, und gen Himmel zu flattern, so bringt er mich dahin, daß ich nicht weiß, wo GOtt oder ich bleibe. Dem Worte GOttes mag kein Meister noch Richter , also auch kein Schuß Herr gegeben werden, als GOtt selber. Allein GOttes Wort bleibt ewiglich, der Frrthum geht aber immer neben ihm auf, und wieder unter. Von der heiligen Schrift und dem Worte GOttes . 435 Es s ist keine Lehre so närrisch oder schändlich, die nicht auch Schüler und Zu hörer fände. Wo man das Wort öffentlich verfolgt, da will es sein; und wo es frei und öffentlich ist , da will man es nicht haben. Der er größte und schwerste Streit ist, daß man mit der Schrift wider die Schrift streiten soll. Hat man es mit den Geiſtern, die oben in den Lüften ſind , zu thun, da ge hört etwas mehr zu, als Jura und Juriſten. *) *) Jura und Juristen haben es mit öffentlichem Recht und Unrecht zu thun. Erleuchtete Theologi und Gläubige aber müſſen mit den scheinbaren Kräften der Finsterniß kämpfen, sie prüfen, aufdecken, und zu Schanden machen. 28 * 436 Von der heiligen Schrift und dem Worte GOttes. GOttes Wort muß nicht die geringsten , sondern die allermächtigſten Feinde haben, an welchen es kann Ehre einlegen, nach seiner großen Gewalt. Seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Sollte einer doch einen solchen Spruch von Rom und Jerusalem holen auf seinen Knieen ; aber weil wir ihrer so viel haben, so achten wir's nicht. Einige haben Glauben ohne Wort, das gilt nicht ; andere haben Wort ohne Glauben , das hilft nicht. Darum beide , Wort und Glauben , fein in Eines verbunden, wie GOtt und Mensch in Chriſto ist eine Person. Dem Worte gehorſam ſein, heißt GOtt nicht verſuchen , aber das heißt ver suchen, wenn man, ohne das Wort zu haben, etwas vornimmt. Vom Gefeß und Evangelio. 437 Der große Haufe will einen Moſen haben mit Hörnern. Wenn enn das Evangelium nicht recht verstanden wird , so macht es sichere, rohe Leute ; wieder , wenn es recht verstanden und geglaubt wird, so macht es fromme und gottselige Leute. Tit. Kap . 2, V. 14. Moses ist der höchste Prediger , aber die Kunst kann er nicht , daß er arme Sünder trösten sollte. *) Wenn das Geset recht verſtanden wird, ſo macht es verzagt, und richtet Ver zweiflung an. Wird's aber nicht recht verstanden, ſo macht es Heuchler. *) Was nemlich sein Amt betrifft , da er durch das Gefeß den Sünder schreckt, und die Verdammniß predigt. 438 Vom Gesetz und Evangelio. Wenn Gesez und Vernunft zuſammen kommen, so hat der Glaube ſeine Jung frauschaft verloren. Das Evangelium ist die rechte Glocke und Orgel zum GOttes-Dienſte. An keinem Orte der Welt ist das Evangelium lauter und rein geblieben über eines Mannes Gedenken. Es Es ist keine Predigt, die da beffert, als das Evangelium. Von der Taufe und dem Abendmahl. 439 Die Taufe iſt ein solches Waſſer, da GOttes Sohn darinnen badet, der heilige Geist darüber schwebt, und GOtt der Vater darüber predigt, und alſo ein gna denreiches Waſſer geweiht und geheiligt, durch GOtt Vater, Sohn und heiligen Geist. Es räumt sich nicht mit einander, getauft ſein und in Sünden leben. *) Du u mußt mit deiner Taufe in Christi Taufe kommen, alſo daß Chriſti Taufe deine Taufe, und deine Taufe Chriſti Taufe, und allerdings eine Taufe sei. *) Wer also in Sünden lebt, der hat die Tauf- Gnade verloren. 440 Von der Taufe und dem Abendmahl . Gläubige sind rechte Priester-Kinder , und erben den Namen von ihrem Va ter in der Taufe, geweiht und geboren durch Christum. Das ist die Frucht des heiligen Abendmahls , daß wir uns wieder eſſen und trinken laſſen, wie wir Chriſti Leib und Blut gegeſſen und getrunken haben. Die Frucht soll nicht außen bleiben, Deinen Nächsten sollst du lieben, Daß er dein genießen kann , Wie dein GOtt an dir gethan. Vom Glauben. 441 Der Glaube ist ein lebendiges, thätiges Ding, daß man sich mit ganzem Erwägen darein gebe, und an dem Worte hange. GOtt gebe, es gehe uns, wie es wolle. Das ist des Glaubens Art, daß er mit den Gütern handelt , die er nicht ſieht noch fühlt, und geht gerade damit um , als habe er sie in Händen , hat keinen andern Troſt, als er weiß, daß GOtt nicht lügt noch trügt. Es ist ein lebendiges, geſchäftiges, thätiges, mächtiges Ding um den Glauben, ſo daß es unmöglich ist , daß er nicht sollte ohne Unterlaß Gutes wirken . Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu thun sind ; ehe man fragt , hat er ſie ſchon gethan, und ist immer im Thun. Hilf GOtt , wie ein überschwengliches , reiches , mächtiges Ding iſt es um den Glauben. Macht er doch den Menschen allerdings zu einem GOtt, dem nichts unmöglich ist. Marc. Kap. 9, V. 23. 442 Vom Glauben. Wenn ich auch schon dem Teufel im Rachen steckte , kann ich das Wort er greifen, so muß ich wieder heraus, und muß bleiben, wo das Wort bleibt. Fallen wir , ſo fällt Chriſtus auch mit , nämlich der Regierer der Welt , und ob er gleich fiele , so wollte ich doch lieber mit Chriſto fallen , als mit dem Kaiser stehen. Meiner Lehre halben bin ich dem Teufel, Kaiſer , Königen und Fürſten und aller Welt viel , viel , viel zu ſtolz , ſteif und hoffärtig, aber meines Lebens halben bin ich auch einem jeglichen Kinde demüthig und unterworfen. Alle andere Werke mag ein Heide , Jude , Türke und Sünder auch thun, aber GOtt fest vertrauen, ist niemand möglich, als einem Christen, mit GOttes Gnade erleuchtet. Vom Glauben. 443 Wenn man mir die Wahl gäbe , so wollte ich eines Bauern , oder einer Dienstmagd, die Christen sind , Werke, wie unflätig und bäurisch es auch sein möchte, lieber haben, als alle großen Siege und Triumphe des großen Alexan ders, Julius Cäsars und anderer Heiden. Gott giebt einem großen Heiligen wohl einen kleinen Glauben , und einem kleinen Heiligen einen großen Glauben , daß immer einer den andern höher halte, als sich selbst. Die Juden wollen aus den Werken, und nicht aus dem Glauben hinan , ſie wollen , es sollen nur Juden gelten im Himmel , und GOtt will , es sollen lauter Christen gelten (die es wahrhaftig ſind). 444 Vom Glauben. Wenn es an ein Treffen geht, daß ich mit Teufel , Sünde , Welt , Tod und Noth mich soll beißen , und sonst kein anderer Rath und Trost da iſt , als der einige Eckstein , Christus JEsus , da finde ich wohl , was ich kann , und was es für eine Kunst sei, an Christum zu glauben. 1 I Der Glaube weiß nichts von Nonnen und Mönchen, nichts von Laien und von Pfaffen, nichts von Schuster und von Schneider, nichts von Fasten und von Be ten, so wenig er weiß von Juden und Griechen , von Mann und Weib , von Eigenen und Freien ; sondern er iſt in Allen und über Allen, ohne allen Unter schied der Stände , der Orden , der Person , der Gederden , der Werke , der Kleider , der Speise , der Tage , der Städte , der Handwerker , kurzum, an dem keinen liegt die Frömmigkeit und Seligkeit. Vom Glauben. 445 Sie drohen uns mit dem Tode ; wenn sie so klug wären, als thöricht ſie ſind, sollten sie uns mit dem Leben drohen. Denn es ist ein elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben , Sir. Kap . 40 , V. 1., und Sterben ist der Gläubi gen Gewinn. Phil. Kap. 1, V. 21 . Es ist tausendmal beffer, um Chriſti Willen gelitten, der uns Trost und Hülfe im Leiden hat zugesagt, als um des Teufels Willen leiden , und ohne Trost und Hülfe verzagen und verderben. 446 Vom Kreuz und der Verfolgung. Wohlan, will ich ein Christ sein, so muß ich die Hof-Farbe auch tragen. Der Liebe Chriſtus giebt kein ander Gewand aus an seinem Hofe, es muß gelitten ſein. Das ist das rechte chriftliche Kreuz , daß man nicht allein Böses leidet , ſon dern auch Unrecht haben muß , und zu den Uebelthätern , wie Chriſtus, muß gerechnet werden. Wer er Chriſti Bruder und Miterbe ſein will , der denke auch , ein Märtyrer und Mitleider zu sein. Versuchungen find den Heiligen so noth und nöthiger , als eſſen und trinken, daß sie in Furcht und Demuth bleiben, und lernen sich allein an GOttes Gnade halten. Vom Kreuz und der Verfolgung. 447 Eine jegliche Trübsal ist eine Geburt, durch welche der neue Mensch geboren wird, und der alte stirbt. Da geht ein jämmerliches Kreuz und Sterben an, wenn Chriftus in mir ſtirbt, und ich ihm auch sterbe. Es kann sich ein böser Geiſt in die Gestalt der Majestät verstellen. In die Gestalt aber des Kreuzes kann er sich nicht verstellen, denn in dieser ist er über wunden und zu Boden geworfen. Wollen wir Chriſti Kleid ſein, ſo müſſen wir es wahrlich leiden , daß er es mit Kreuz reinige, er mag und will nicht in unreinem Kleide gehen. 448 Vom Kreuz und der Verfolgung. Das iſt der größte Schaden nicht, die der Chriſtenheit von Tyrannen zugefügt wird, sondern das Stücklein Fleisch, das hinter den Zähnen steckt, das thut den größten Schaden dem Reiche Chriſti (die Zunge!) . Der Beruf zum Himmel bringt nichts anders mit sich , als Gutes thun , und Böses dafür leiden. Das iſt die gefährlichſte Anfechtung, wenn keine Anfechtung da iſt. Das as sind geringe Teufel, die mit Hurerei, Geiz und Ehre anfechten ; das aber find höhere Geister, die da anfechten mit Unglauben, Verzweiflung und Keßerei. Es ist ein seliger Unfriede, Aufruhr und Rumor , den GOttes Wort erweckt. 449 Vom Gebet. Eines Christen Handwerk ist Veten. V. 17. Luc. Kap. 18 , V. 1. Teſſ. Kap. 5, GOtt giebt nicht dem Maße, der Weise und Zeit, die man ihm im Gebete vor schreibt; er will ungebunden sein, er häuft und rüttelt's, wie Chriſtus ſagt. Das as Gebet muß frei aus dem Herzen gehen , ohne gemachte und vorgeschrie bene Worte, und muß selbst Worte machen, darnach das Herz brennt. Das Vater Unſer iſt der größte Märtyrer auf Erden, denn Jedermann plagt's und mißbraucht's. Luther's Schazkästlein 3r. Thl. 29 450 Vom Gebet. Niemand bittet gründlich, der noch nicht gründlich erschrocken und verlaſſen iſt, denn er weiß nicht, was ihm gebricht, steht die Weile ficher in anderer Stärke und Troſt ſein selbst, oder der Creaturen. Ich kann nicht beten, ich muß dabei fluchen. Soll ich sagen : Geheiliget werde . dein Name, muß ich dabei sagen : Verflucht , verdammt und geschändet müſſe werden aller deren Name, die deinen Namen läſtern. Von der christlichen Kirche. 451 Wo GOttes Wort (rein) gepredigt wird, da will er ſich gewiß finden laſſen. Wo aber dasselbe nicht ist, da iſt ſein Haus nicht , und wenn man lauter Kirchen auf einander baute. Laſſet uns in der Kirche , mit der Kirche , für die Kirche bitten. Drei Dinge erhalten die Kirche , treulich lehren , fleißig beten , mit Ernst Leiden. Wo die Christenheit ist, da muß es Blut kosten, oder sind nicht rechte Chriften. Es sind nicht Weide- Schafe, sondern Schlacht- Schafe. 29 * 452 Bon der christlichen Kirche. Im Reiche Christi iſt das der größte Fürſt und mächtigste Herr , der sich am ´tiefſten herunter läßt , und den Leuten am fleißigsten dient mit ſeinem Amt, Gaben und Gnaden, die er hat. Geistlicher Obrigkeiten haben wir viel , aber geistlicher Negierung nichts , oder wenig. Fromme sollen in der höchsten Schwachheit , und in dem Augenblick , wenn ſie sollen unterdrückt werden, ein gutes Vertrauen haben, hinaeaen follen sich Gott lose witten im Triumphe und Siege fürchten. Von der christlichen Kirche. 453 Willst du ein Theil von der christlichen Kirche oder Gemeine der Heiligen sein, so mußt du ja auch heilig sein , wie sie ist , aber nicht aus dir , sondern aus Christo, aus welchem auch Andere heilig sind. Ein in Christ , er komme hin , wohin er wolle , so findet er den Wirth , den Teufel daheim . Christi Reich ist ein Spital , in dem lauter Gebrechliche und Sieche liegen, der man warten muß. Unser HErr GOtt will Chriſtum nicht ohne Leute laſſen , die ihn bekennen, follte es gleich nur ein Dieb am Galgen und ein Mörder auf dem Rade sein. 454 Von der christlichen Kirche. as Neich Chriſti besteht aus solchen, die da tragen, und aus solchen , die da Das getragen werden. Kein Ding ist dem chriftlichen Glauben und der Kirche unleidlicher und schäd licher , als der Dünkel. Er kann's nicht lassen , er muß einige Weise vor nehmen, und aus der gemeinen Weiſe treten, daß er ein Eigenes anrichte, und darin ihm selbst wohlgefalle. Es ist kein größerer Schade der Chriſtenheit, als die Versäumniß der Kinder. Darum soll man der Christenheit wieder helfen , so muß man fürwahr an den Kindern anfangen. Wenn dem Teufel soll ein Schade geschehen, der da recht beiße, der muß durch's junge Volk geschehen, das in GOttes Erkenntniß aufwächst und GOttes Work ausbreitet , und andere lehrt. Vom Predigt-Amte. 455 Hohe Schulen sind große Pforten der Hölle , wenn ſie nicht emſiglich die hei lige Schrift üben und treiben in das junge Volk. EiEin n Arzt ist unsers HErrn GOttes Flicker, hilft leiblich, wir Theologen geiſt lich, daß wir die Sachen gut machen, die der Teufel verderbt hat. Dor or Chriſti Leiden waren die Apostel Gäſte des HErrn , aßen und tranken von seiner Weisheit und Verſtand, und waren fromm für sich selbst. Aber nach der Auferstehung wurden sie Wirthe , speisten die andern , und machten ſie fromm durch den Geist der Weisheit und des Verstandes . Ein jeder soll mit seiner Gabe zufrieden ſein, die ihm GOtt gegeben hat. Denn sie können nicht alle Pauli und Johannes der Täufer sein, sondern es müſſen auch Timothei und Titi sein, man bedarf der Füllsteine mehr an einem Gebäu, als der Quadratfteine. 456 Von der christlichen Kirche. Wo einer ein Wort GOttes hat, und kann nicht eine Predigt daraus machen, der soll nimmermehr ein Prediger sein. Ein guter Prediger muß eine Sache vor sich nehmen, und sie mit zwei oder drei Worten faſſen und schließen können , und demnach , wenn es nöthig iſt, ausstreichen und erklären, mit Sprüchen und Exempeln , und aus einer Blume eine ganze Wiese machen. Kein christlicher und evangeliſcher Prediger kann den Mund aufthun, er muß eine Absolution sprechen. Vom Predigt- Amte. 457 Lieber , laß dir die Kunſt den Bauch nicht zerreißen, GOtt hat deiner nicht vergessen ; sollst du sein Wort predigen , er wird dich zu seiner Zeit wohl for dern, seße ihm kein Ziel , Zeit oder Stelle. Denn wo du nicht hin willst , da wird er dich hintreiben, und wo du gerne hin wolltest , da sollst du nicht hin kommen. Wenn ich das Wort GOttes predige, ist's so viel, als wenn ich schwüre. Es ist keine Gewalt von Chriſto , als die allein , die den Leuten beſſerlich iſt. Da la der geistliche Stand weltlicher ist, als der weltliche ſelbſt , darüber muß die Christenheit verderben. 458 Vom Predigt-Amte. Wer nicht das Evangelium Predigt, den sollst du wiſſen , daß er weder auf Mosis noch Chriſti Stuhl ſiße, darum sollst du weder nach seinen Worten, noch nach seinen Werken thun. Ein Ein recht gutes Zeichen ist, daß die Predigt recht christlich ist , wenn ſie ver folgt wird ; wieder, nicht rechtſchaffen ist, wenn sie gelobt und geehrt wird. Es steht nicht wohl um einen Prediger , wenn er Friede hat , und von Nie mand angefochten wird ; es ist ein Zeichen , daß er nicht die rechte Lehre hat. So geht es dem Predigt-Amte auf beiden Seiten , daß es entweder die liegen laſſen, die es führen follten , oder daß es die führen wollen , denen es nicht befohlen ist. Vom Predigt-Amte. 459 Das as Predigt-Amt ist weder ein Hof- Diener , noch Bauern-Knecht , sondern es ist GOttes - Diener, und sein Lefehl geht über Herren und Knechte. Prediger, die nicht Sünde ſtrafen und Sünde vergeben , ſchließen die Hölle auf und den Himmel zu. *) Mit hohen prächtigen Worten einherfahren , ärgert und zerbricht mehr , als daß es baut. Viel mit wenig Worten , fein kurz anzeigen können, ist Kunst und große Tugend, Thorheit aber ist's, mit vielen Reden nichts reden. **) *) Sind also keine evangeliſche Prediger. **) Sonſt ſchreibt Luther : Man muß den armen Leuten weiß weiß, ſchwarz ſchwarz fa gen , auf's allereinfältigste , wie es iſt , ſie faſſen's doch kaum. Und als einstmals Doctor Albertus ihn bat, er möchte ihm doch eine Art vor Fürsten zu predigen vorschreiben , gab er zur Antwort : Er sollte predigen , wie es ſein Name mit sich brächte , fein albern und ein fältig. 460 Von der Obrigkeit . · Geräth ein Fürſt, daß er klug, fromm, oder ein Chriſt iſt, das iſt der größten Wunder eins , und das allertheuerste Zeichen göttlicher Gnade über das Land. Mer er wohl regieren will und soll , der wird wohl den Teufel zu Gevattern haben. Ich bin deß wohl gewiß , daß GOttes Wort sich nicht lenken noch beugen wird nach den Fürsten, sondern die Fürsten müssen sich nach ihm lenken . Große Fürsten und Herren soll man nicht schänden. Aber das sage ihnen, daß ſie ſich ſelbſt nicht schänden mit unfürstlichen Laſtern . Hof-Gaul und Hof-Maul iſt gut ſein , aber Hof-Eſel zu ſein , iſt Mühe und Arbeit; gleichwohl , wenn Hof-Efel nichts thäte , so würde Hof- Gaul und Hof Maul nicht so überflüſſig freſſen, ſaufen, müßig gehen und spielen. Vom Ehestande. 461 Wer in den Eheſtand geht, der geht in ein Kloster, das voller Anfechtung iſt. Es iſt beſſer, du trägſt Kinder im gemeinen Glauben Chriſti, als daß du dem Teufel eine Jungfrau bleibeſt. Vom Tode. Selten stirbt einer wohl, der übel gelebt hat. Wohl sterben heißt gern sterben ; gern sterben bringt der Glaube, wohl sterben bringen die Früchte des Glaubens. Der ist selig, der im Glauben Chriſti ſtirbt ; aber der iſt viel ſeliger , der um des Glaubens Christi willen stirbt. 462 Vom Tode und jüngsten Tage. Alle, die an Christum glauben , find des Todes Herren , und der Tod ihr Unterthan, ja ihr Uebelthäter , den sie richten und abthun sollen , wie sie denn thun im Sterben und am jüngsten Tage. Œ3 3 ist Niemand besser gerüstet auf den jüngsten Tag , als der da begehrt, ohne Sünde zu sein. Denn er kommt, daß er von Sünden erlöſen will. Vom Himmel und ewigen Leben. Ich wollte nicht Einen Augenblick im Himmel für aller Welt Gut und Freude geben, wenn es gleich tauſend und aber tausend Jahre währte. Ein in jeder wird seine Werke mitbringen , dadurch er wird leuchten und GOtt preisen. Alles soll gleich sein vor GOtt im Glauben und Gnade und himm lischen Wesen, aber in den Werken und ihrer Ehre unterſchieden. Vierter Theil von Dr. Martin Luther's Spruch- & biblischem Schatzfäßtlein. Enthaltend eine Reihe von vorzüglichen Erklärungen wichtiger Bibelſtellen. 465 Joh. Kap. 8, V. 46 . Wer aus GOtt ist, der höret GOttes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht aus GOtt. Diese Worte redet Chriſtus ſo einfältig, daß Niemand meint, daß ſie ſo große Dinge in sich haben ; aber wer sie recht ansieht , wer ihnen fleißig nachdenkt, was da sei von GOtt oder nicht von GOtt ſei, der wird bekennen müſſen, daß er ein großes und treffliches Ding iſt, davon Chriſtus redet. Denn wahr und gewiß iſt, daß man einen Menschen nicht härter urtheilen noch heftiger angreifen kann, als wenn man sagt, er ſei nicht von GOtt. Daß mich Jemand einen Schalk und Bösewicht heißt, oder mir gar den Hals abſticht, iſt nichts gegen dieſen greulichen Jammer, welchen der HErr mit kurzen Worten hier faßt, da er zu den Juden spricht : Ihr seid nicht von GOtt. Darum liegt es an diesem Stück Alles, daß wir GOttes Wort gern hö ren, und fleißig behalten sollen. Denkt, liebe Kinder, was ihr davon für einen Vor theil habt. Da wisset ihr, daß ihr von GOtt seid, und habt den Teufel und die Hölle überwunden, und soll euch weder Sünde noch GOttes Gericht Schaden thun. Was neben solchem euch für Unrath begegnet, dem sollt ihr Allem entlaufen können, da hingegen die Welt auch in dem geringsten Anliegen ungeduldig und verzagt wird. Luther's Schazkästlein 4r . Thl. 30 466 Die Christen müssen zwar viel leiden, als denen der Teufel und die Welt bitterfeind ist, müſſen deßhalb Leib und Leben, Gut und Ehre wagen und in Gefahr sehen. Wie können sie aber solches Alles leiden und geduldig dazu sein ? Durch nichts anders, als daß sie am Worte bleiben hangen, und sagen : Lasse gehen, wie es gehet ; ich bin nicht von der Welt, sondern von GOtt, sonst würde die Welt anders mit mir umgehen; es iſt mir aber viel lieber, ſie haſſe mich, und lege mir alles Leid an, als daß sie mich lieb hätte und ich nicht von GOtt wäre. Wo das Herz also gesinnt ist, da geht allerlei Anfechtung und Widerwärtigkeit überhin, gleich wie die Wolken am Himmel über uns, oder die Vögel in der Luft, die uns ein wenig an kecken, fliegen darnach davon, und lassen uns unverworren. Das soll unſer einziger Trost sein, daß wir des Wortes Kraft hier im Leben sollen fühlen, und sonderlich dann zumal, wenn das leßte Stündlein hertritt, daß alsdann der Tod um des Worts willen, dem wir glauben, gleich wie ein Schlaf ſein ſoll. Denn das Wort macht " feine sanfte Leute, und stille fröhliche Herzen, die in Aengsten nicht verzagen, noch ungeduldig werden, sondern laſſen es Alles überhin gehen, trösten sich deß allein, daß sie aus GOtt sind , und also einen gnädigen Vater durch Chriſtum im Himmel haben ; solches lernen sie im Wort, sonst wüßten sie es nicht. 467 Matth. Kap. 13. V. 33. Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den ein Weib nahm, und ver mengte ihn unter drei Scheffel Mehls , bis daß es gar durchſäuert ward. Nachdem das Evangelium als ein neuer Sauerteig einmal unter das menschliche Geschlecht (das ist der Teig) gemengt worden, so wird es nicht aufhören bis an's Ende der Welt, sondern wird sich durch die ganze Masse derer, die da ſollen selig werden, ziehen, und zu allen kommen, die es werth sind, auch wider Willen aller Pforten der Hölle. Und gleichwie es unmöglich ist, daß die Säure , wenn sie einmal unter den Teig gemengt worden, jemals wieder vom Teige abgesondert werden kann, weil sie die Natur des Teiges verändert hat ; also ist es auch unmög lich, daß die Chriſten von Chriſto können gerissen werden. Denn Chriſtus ist ihnen als ein Sauerteig also einverleibt, daß es Ein Leib ist, Eine Maſſe, Ein Kuchen, Ein Brod 2c. Deßwegen ist es vergeblich, daß der Teufel die Kirche aus der Welt jagt und verfolgt, das ist, wenn er Christum von den Gläubigen, die Säure von dem Teige absondern will. Denn so unmöglich es dem Menschen ist, die eingemengte Säure vom Teige abzusondern , so unmöglich ist es auch dem Teufel, Christum von Seiner Kirche zu trennen. Der Teig ist gesäuert ; der Teufel wird die Säure nicht sondern vom Teige. Er koche oder brate fie, oder röste und börne ſie dazu, so ist der Sauerteig, Christus, drinnen. Und soll drinnen bleiben, bis an den jüngsten Tag, daß Alles durchsäuert werde und nichts von dem Teige ungesäuert bleibe. 30 * 468 1 Joh. Kap . 1 , V. 8. So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns ſelbſt, und die Wahrheit ist nicht in uns . Das Reich Chriſti iſt ein ſündliches Reich, kein Heiliger wird hier nicht müſſen ſagen : allmächtiger GOtt, ich bekenne mich einen armen Sünder, rechne Du der alten Schuld nicht ! Werden alle das Liedlein müſſen ſingen : Vater Unser 2. Ver gieb uns unsere Schuld , wie wir vergeben unsern Schuldigern ! Die andern frommen Heiligen, die ihrer Heiligkeit kein Ende wiſſen, verſtehen hievon gar nichts, und meinen, es sei mit dem Reich Chriſti also gethan, daß gar keine Sünde da sei, muß Alles rein und sauber sein, als hätten's die Tauben erlesen ; wollen einen solchen Christen, der gar ohne Sünde und heilig ist, ja wie Chriſtus 1 selbst ist. Noch lange nicht ! Das ist aber ein Christ, der ein Sünder ist, und erkennt seine Sünde , verdrießt ihn , und ist ihm von Herzen zuwider , daß er Sünde noch fühlt. Der ist kein Christ, der gar keine Sünde hat, noch fühlt. Findest du aber einen solchen , der spricht : Ich bin ohne alle Sünde ; der ist ein Widerchrist, kein wahrer Christ, ja der höllische Teufel. Psalm 42, V. 5 . 469 Ich wollte gerne hingehen mit dem Haufen , und mit ihnen wallen zum Hause GOttes , mit Frohlocken und Danken , unter den Haufen die da feiern. Die frommen Chriſten achten's ſehr groß, daß ſie an einem Orteſein können, da man GOttes Wort frei öffentlich lchrt und bekennt, und die Sacramente nach Christi Befehl reicht. Aber solche sind gar dünne gesät ; der falschen Chriſten ſind allezeit viel mehr, als der frommen . Derselbige große Haufe fragt nichts nach GOttes Wort, erkennt es auch nicht für eine Wohlthat , daß er es ohne allen Schaden und Gefahr hören kann , ja wird sein bald satt und überdrüſſig , und rechnet es gleich für eine Beschwerung, daß er es hören, und das heilige Sacra ment empfangen soll. Wieder, die unter den Tyrannen und Feinden der Wahr heit sich leiden müſſen, ſchreien mit großem Verlangen Tag und Nacht darnach, und kommt ihnen etwa nur ein kleines Bröcklein von unserm Brod zu, das uns Christus reichlich hat ausgetheilt, das nehmen sie mit großer Freude und Dank fagung an, und machen's ihnen sehr nüß ; da unsere Schweine dagegen das liebe selige Brod selbst reichlich und viel ganze Körbe voll Brocken haben , aber vor Ueberfluß dazu nicht riechen mögen , ja stoßen mit dem Rüßel um , wühlen d'rinnen, treten mit den Füßen und laufen darüber hin. Darum geht es nach dem Sprichwort : Wenn etwas gemein wird, so gilt's nimmer und wird verachtet, wenn 470 es noch so köstlich wäre. Und solch Sprichwort wird , leider! vornemlich wahr haftig erfunden an dem lieben Wort. Wo man es hat , da will man es nicht haben ; wieder, wo man es nicht hat, da hätte man es nur gar herzlich gerne. Wo man die Kirche vor der Thüre hat, darin man GOttes Wort lehrt, da geht man unter der Predigt spazieren auf dem Markte und schlenkern um den Graben; wo man zehn, zwanzig 2c. Meilen dazu hat, da wollte man gerne mit dem Haufen ge hen, und mit ihnen zum Hause GOttes wallen, mit Frohlocken und Danken 2c. Selig sind die, die des Wortes beraubt sind, und hätten's doch von Herzen gerne , und nehmen indessen mit Dank an die Brocken, die ihnen widerfahren können, bis es einmal besser wird. Hören sie nur nicht auf, darnach zu seuf zen; es wird gewißlich unser HErr Christus ihr Seufzen erhören, und mit der Zeit ihr Gefängniß wenden. Wieder , unselig und aber unselig sind die , so diesen Schat reichlich vor der Thüre haben, und ihn doch verachten. Es wird an diesen Schweinen das Wort Christi erfüllt werden, da Er sagt : Viele wer den kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham, Isaac und Ja cob im Himmelreich fißen ; die Kinder aber des Reichs werden ausgestoßen wer den in die Finsterniß hinaus 2c. Matth. Kap. 8, V. 11. 12 . Joh. Kap . 14, V. 2 . 471 In meines Vaters Hauſe ſind viele Wohnungen 2 . Das ist sehr tröstlich , daß er seine Jünger nicht allein der Wohnung halben tröstet, daß sie bereit sei, sondern daß er auch will wiederkommen , und sie zu sich nehmen. Dies laß deinen Trost sein in allerlei Anfechtung und Trübsal, und halt fest. Es ist um eine kleine Zeit zu thun , so wird er kommen , dich erlösen und zu sich nehmen, daß du seist, wo er ist , und wird dich deines Lei dens wohl ergößen. So komm, lieber HErr, bald, und verzeuch nicht. Amen. 472 Psalm 147, V. 14 . Er sättigt dich mit dem besten Weizen. n wir Aecker oder Korn ansehen , sollten wir nicht allein GOttes Güte, Wen enn sondern auch GOttes Macht erkennen, und also denken : O du liebes Korn, wie giebt dich uns GOtt so voll auf; aber auch, mit was für großer Gewalt behütet er dich von der Stunde an, da du gesäet bist, bis du auf den Tisch kommst? Wie gar durch unzählige Gefahr alles Unglücks bist du gekommen ? Wie ge waltig reißt er dich durch aller Teufel Finger und Hände, die nach dir greifen, schießen und schlagen , daß sie dich verderbten und uns mit Hunger tödteten ? Ja, ja, so sollten wir denken. Wir haben aber , leider ! anders zu thun, als folche Gnade und Kraft GOttes zu erkennen . Wir sind's, die am Korne das meiſte gethan haben ; hätten wir nicht gearbeitet, so hätte GOtt nicht geben können 2c . 1. Corinth. Kap . 11 , V. 26-29. 473 Denn so oft ihr von diesem Brod effet und von diesem Kelch trinket, follt ihr des HErrn Tød verkündigen, bis daß er komme 2c. 2c. Man muß diesen Unterschied bleiben laſſen , daß etliche das Sacrament wür dig und seliglich zum ewigen Leben empfangen , welche aber unwürdig , ihnen zum Gericht, daß fie GOtt leiblich darum strafen, und wo sie durch Buße und Glauben nicht umkehren , ewig verdammen wird. Deßhalb liegt es Alles an dem , daß man wiſſe , was das heiße , würdig oder unwürdig das hochmüthige Sacrament empfangen. Im Papstthum hat man also gelehrt , daß Niemand soll zum Sacrament gehen , er befände ſich denn wohl geschickt und gar rein. Solche Reinlichkeit aber haben sie gestellt auf das Beichten , Reuen , Fasten, Beten, Almosen geben, und dergleichen Werke, die man Werke der Buße hieße, welche die Prediger rühmten , und Jedermann hielt's dafür , daß man damit für die begangene Sünde genug thäte. Aber solche Würdigkeit laſſe fahren, und verzweifle daran ; denn unmöglich ist's , daß wir können um unserer Werke willen ganz rein sein , oder zur Reinigkeit kommen. So hat Christus selbst dieses Abendmahl den Jüngern nicht gegeben, daß sie die Füße waschen, da redet er nicht von dem Wasserwaschen, sondern von Vergebung der Sünden. 474 Deßhalb soll man hier fleißig lernen und merken, daß die das hochwürdige Sacra ment nicht unwürdig empfangen, die da klagen und bekennen, ſie ſind arme Sünder, fühlen mancherlei Anfechtung, fluchen bisweilen, werden ungeduldig, halten sich nicht immer mäßig mit Eſſen nnd Trinken. Solches sind tägliche Sünden, die an uns kleben, weil wir auf Erden leben, an einem mehr als am andern. Deßwegen sollst du nicht sagen, du wollest um solcher Sünden willen nicht zum Sacrament gehen; denn so lange du den alten Adam am Halse trägst, wird dir gewißlich begegnen, daß du mit Ungeduld, mit bösen Gedanken und andern mehr wirſt angefochten werden und dich versündigen. So du nun nicht eher das Sacrament wolltest empfangen, du wärest denn von allen Sünden befreit, so müßte folgen, daß du nimmermehr zuni Sacrament müßtest kommen. Die aber empfangen das hochwürdige Sacrament unwürdig, die da wiſſentlich in Sünden verharren, als da iſt, mörderlicher Haß gegen den Nächsten, Mord, Hurerei, Ehebruch und andere dergleichen öffentliche Sünden, und gedenken davon nicht abzulaſſen. Denn das Sacrament iſt von dem HErrn Chriſto dazu eingesetzt, nicht, daß man in Sünden bleiben, sondern Vergebung der Sünden suchen und frömmer ſoll werden . Dazu helfe uns unſer lieber HErr GOtt im Himmel mit seinem Heiligen Geist, durch Christum seinen Sohn, unfern Erlöser. Amen. Joh. Kap . 8 , V. 51 . 475 So Jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Wie ein groß und mächtig Ding iſt's um einen Chriſten, der da glaubt. Dem muß auch der Tod, Sünde und Teufel weichen. Und er fangt auch hier in die ser Zeit das ewige Leben an. Das macht Christus, GOttes Sohn, an welches Wort er glaubt. Darum sollte ein Christ in diesem Reim : Ich lebe, und weiß nicht wie lang ; Ich muß sterben, weiß auch nicht wann ; Ich fahr von dannen, weiß nicht wohin ; Mich wundert, daß ich so fröhlich bin. die lezten zwei Verſe ändern, und mit fröhlichem Mund und Herzen ſo reimen : Ich fahr', und weiß, GOtt Lob ! wohin : Mich wundert, daß ich so traurig bin. Gut wär's, daß unbußfertige sichere Leute diesen Reim , wie er von Alters lautet, immer vor Augen hätten, ob sie dermaleins, dadurch erinnert, klug woll ten werden, das ist, in sich schlagen und bedenken , daß sie sterblich und keines Augenblicks ihres Lebens sicher wären, und also bewegt würden, GOtt zu fürch ten, Buße zu thun und sich zu bessern. Wie denn Moses in seinem Pfalm alle Adamskinder, zu GOtt also zu beten, ernstlich ermahnt : Lehre uns , HErr , be denken, daß wir sterben müssen, auf daß wir flug werden. Pf. 90, V. 12. 476 Pred. Sal. Kap. 12, V. 12. Viel Büchermachens ist kein Ende. Ich halte für überflüssig, und achte mich für untüchtig, noch mehrere Schriften über das heilige Bibelbuch herauszugeben, welches nunmehr unter dem Scheffel des Papstthums hervor gezogen , und auf den Leuchter gestellt ist , daß es für sich heller, als die Sonne, Allen, die zum Haufe Chriſti eingehen, leuchtet. Und wenn wir die Sache recht überlegen wollen, ſo ſind jezt weit mehr Bücher, als Leser , vorhanden ; auch giebt's derer weit mehr , die da schrei ben , als lernen. Also , daß , da viel Bücherschreibens kein Ende iſt, zu befürchten steht, es werde in kurzer Zeit die Menge der Bücher, so die besten nicht sind , die geringe Anzahl der guten un terdrücken , auch selbst die Bibel endlich wieder wird ver dunkelt, und unter einen weit dunklern der vorige gewesen , gebracht werden. Scheffel, als Matth. Kap. 9, V. 9 . 477 JEsus sahe einen Menschen am Zolle fißen , der hieß Matthäus , und sprach zu ihm: Folge mir ! Und er stund auf, und folgete ihm. Das ist ein trefflicher Trost , daß er ſo Unwürdige und Sünder zu Aposteln erwählt, auf daß dieselben wegen eines so hohen Amts nicht stolz würden, oder daß kein einziger Sünder in Christo ein Mißtrauen sezen , oder an ihm ver zweifeln möchte. Denn, wer sind doch die, welche im höchsten Chor und in dem innersten Rath der Heiligen sigen ? Fürwahr , es sind große ausnehmende Sünder und Zöllner , die ihrer Gerechtigkeit nach billig mitten in der Hölle Deßwegen hat Petrus nicht. Ursache , warum er mich verachten, fißen sollten. oder sich wider mich rühmen könnte , ob ich gleich ein Sünder bin ; denn er hat Ursache , zurück zu denken , nemlich , daß er in der Gesellschaft der Sünder gewesen , und die größten Sünden mit begangen habe. 478 Col. Kap . 1 , V. 14. An Christo haben wir die Erlösung durch sein Blut , nemlich die Ver gebung der Sünden . Wenn lenn ich Petrum abbilden oder abmalen könnte , wollte ich allenthalben auf ein jedes Härlein auf seinem Haupte schreiben : Vergebung der Sün den. Kein Stück in der Paſſion iſt Denn so malen ihn die Evangeliſten ab. mit so vielen Worten beschrieben, als der Fall Petri . Alles , was Chriſto wi derfahren, ist mit kurzen Worten von den Evangelisten angezeigt , und damit davon; Petrum aber zerhauen sie so schändlich, daß sie von seinem Falle nicht Worte genug machen können, sondern der Evangelist Johannes , als wollte er sagen : Die Frucht und der Nußen des Leidens Chriſti ſoll dieser sein, daß ihr darin Vergebung der Sünden habt. Matth. Kap. 20, V. 16. 479 Denn Viele sind berufen, aber Wenige auserwählt. Aus diesem Spruch schöpfen die vorwißigen Köpfe mancherlei ungereimte und ungöttliche Gedanken ; gedenken also : Wen GOtt erwählt hat, der wird ohne Mittel selig; wiederum aber : wen er nicht erwählt hat, der thue was er wolle, sei fromm und gläubig, wie er wolle, so ist's doch von GOtt also versehen, daß er fallen muß, und kann nicht selig werden. Deßhalb will ich's gehen laſſen, wie es geht. Soll ich selig werden, so geschieht's ohne mein- Zuthun ; wo nicht, so ist's doch vergebens, was ich thue und vornehme. Was nun für unartige, sichere Leute aus solchem Gedanken wachsen, kann Jedermann bald aus sich selbst abnehmen. Darum soll man sich vor solchem Gedanken als vor dem Teufel hüten, und eine andere Weise zu studiren, und von GOttes Willen zu gedenken vornehmen, nem lich, man soll GOtt in seiner Majestät und mit der Vorsehung zufrieden lassen, denn da ist er unbegreiflich. Wer aber GOtt und seinen Willen recht erkennen will, der soll den rechten Weg gehen, so wird er nicht geärgert, sondern ge bessert. Der rechte Weg aber ist unser HErr Chriftus, wie er gesagt hat, Joh. Kap. 14, V. 6.: Niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Etliche schöpfen ihren andere Gedanken, und deuten die Worte also : Biele sind berufen, das ist, GOtt bietet seine Gnade Vielen an, aber Wenige sind auserwählt, das ist, er läßt aber solche Gnade Wenigen widerfahren ; denn es werden ihrer wenig selig. Das ist zumal ein gottloser Verstand. Das sind lauter teufliſche Gottes 480 lästerungen. Denn wie kann's möglich sein, wenn einer von GOtt nichts anders halt und glaubt; daß er GOtt nicht sollte darum feind werden, an deß Willen (wenn er sich also hielte) es allein fehlt, daß wir nicht alle selig werden . Deßhalb hat's weit eine andere Meinung mit dem Spruch : Viele sind be rufen, aber Wenige auserwählt ; denn die Predigt des Evangelii geht insgemein und öffentlich , wer es nun hören und annehmen will, und GOtt läßt auch darum sogar gemein und öffentlich predigen, daß es Jedermann hören, glauben und annehmen soll , und selig werden. Aber wie geht's ? Wie hernach im Evangelio folgt : Wenige sind auserwählt ; das ist, Wenige halten sich also gegen das Evangelium, daß GOtt ein Wohlgefallen an ihnen hat. Denn etliche hören's und achten's nicht ; etliche hören's und halten nicht fest daran, wollen auch nichts darüber zusehen noch leiden; etliche hören's, nehmen sich aber mehr um Geld und Gut und weltliche Wollust an. Das gefällt aber GOtt nicht und mag solcher Leute nicht. Das heißt Christus , nicht auserwählt sein, das ist, sich nicht so halten, daß GOtt einen Gefallen an ihnen hätte. Das aber sind Auserwählte und GOtt wohlgefällige Leute , die das Evangelium fleißig hören, an Christum glauben, den Glauben mit guten Früch ten beweisen, und darüber leiden, was sie leiden sollen. Dieser Verstand ist der rechte Verstand, der Niemand ärgern kann, sondern beſſert die Leute, daß sie gedenken: Wohlan , soll ich GOtt wohlgefallen und auserwählt sein , so wird sich's nicht -481 leiden , daß ich im bösen Gewissen leben , wider GOttes Gebot fündigen , und der Sünde nicht wehren wollte ; sondern ich muß zur Predigt gehen, GOtt um seinen heiligen Geist bitten, das Wort nicht aus dem Herzen lassen, und wider den Teufel und sein Eingeben wehren, und um Schuß , Geduld und Beistand bitten; da werden denn feine Chriſten aus uns . Dagegen jene, die dafür halten, daß GOtt nicht Jedermann die Seligkeit gönne, entweder verzweifelte oder sichere gottlose Leute werden, die hinleben wie das Vieh, und denken : Es ist doch schon geordnet , ob ich soll selig werden oder nicht, was will ich mir denn faſt wehe thun? Nein, nicht also ; du hast Befehl, du sollst GOttes Wort hören und an Christum glauben, daß er dein Heiland sei, und für deine Sünde bezahlt habe. Dieses Befehls gedenke, daß du ihm nachkommest. Findest du dich ungläubig oder schwach, bitte GOtt um seinen heiligen Geist, und zweifle nicht, Chriſtus ist dein Heiland, und du sollst durch ihn, wenn du an ihn glaubst, das ist, dich seiner tröstest, selig werden. Das verleihe uns Allen, unser lieber HErr JEsus Chri ſtus. Amen. Luther's Schaßkäftlein 4r. Thl. 31 482 Marc. Kap. 6, V. 26. Herodes ward betrübt; doch um des Eides Willen, und derer, die zu Tische ſaßen, wollte er sie nicht laſſen eine Fehlbitte thun. Es giebt eine gedoppelte Art von Heuchlern. Die eine ist diese , welche sich ſtellt , als ob sie andere Tafel halte, daß ſie die erste übertrete. Dergleichen jene waren , die da sagten : Ich habe einen Acker , ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, ich habe ein Weib genommen , darum kann ich nicht kommen. Die andere Art ist diejenige, die sich ſtellt, als ob sie die erste Tafel halte , ſie die andere übertreten könne. damit Dergleichen sind Herodes und ſeines gleichen. Jene geben die Liebe vor , auf daß sie den Glauben mit einem guten Schein können fahren lassen. Diese geben den Glauben vor , auf daß sie die Liebe unter einem heiligen Scheine verfolgen . Und, obgleich beide Alles , nemlich den Glauben und die Liebe , verderben, doch sind diese, die Füchse, schlimmer , als jene Säue. 483 Gal. Kap. 2, V. 16. Wir glauben an JEſum Chriſtum , auf daß wir gerecht werden durch den Glauben, und nicht durch des Geseßes Werke. Wider die Gnade sündigen, geschieht auf zweierlei Weise. Die erſte : Wenn ich gesündigt habe wider GOttes Gebot, und ich zu der Sünde diesen teufliſchen Zusah thue, und verzweifle, oder verzage , daß ich glaube, und ein Gewiſſen mir mache, als wollte mir GOtt die Sünde nicht vergeben, und sei keine Gnade mehr da. Da ist auch keine Gnade, ſondern GOtt mit aller Gnade ist verläugnet und zu nichte geworden. Die andere Weise : Wenn ich gute Werke thue, und ich zu denselben diesen teuflischen Zusaß mache , und verlasse und tröste mich darauf, daß ich dadurch vor GOtt beſtehe, und sei nicht Sünde da; damit mache ich mir die Gnade zu nichte, als sei sie nicht noth und nüße , weil solches die Werke mögen ausrichten. Da ist abermal GOtt mit aller Gnade verläugnet. 31 * 484 Marc. Kap. 8, V. 9 . Ihrer waren bei vier Tauſend , die da gegessen hatten. ei Chriſto waren dieſe ſo viel tausend Menschen schon längst, auch schon vom Anfange der Welt her gesättigt, denn er sieht und weiß die Sättigung und den Ueberfluß , gleich als wäre sie schon vor tausend Jahren geschehen. Aber in den Augen der Jünger ist Alles unmöglich, auch nach tausend Jahren, und in Ewigkeit. Ach ! Fleisch, du bist wohl Fleisch und bleibest Fleisch. Wenn keine Gefahr und Noth vorhanden, oder, wenn du mit gegenwärtigen Gütern erfüllt biſt, ſo glaubeſt du tapfer ; aber , wenn dir's am nöthigen Unterhalt gebricht, oder wenn Noth vorhanden , so singest du , oder heulest vielmehr aus Pf. 4 : Jene haben viel Wein und, Korn. So gar sehr vertieft sich das Fleisch und der Unglaube in die gegenwärtigen Dinge, und so gar sehr ist es in Unachtſam keit auf die abwesenden oder zukünftigen Dinge ersoffen. Röm. Kap . 5 , V. 11 . 485 Wir rühmen uns GOttes durch JEſum Christum , durch welchen wir die Versöhnung empfangen haben. Es s pflegt der Teufel oft eine geringe Sünde zu erwischen , damit er alle gute Werke , die du jemals dein Lebenlang gethan hast , also verdunkle , daß du in dir nichts anders, als dieselbige einzige Sünde siehst. Das kommt aber daher, wenn du dich mit dem Teufel in eine Disputation begiebst. Darum überwin det ein Christ solche böse Gedanken nimmer ganz , als wenn er sie verachtet. Denn der hoffärtige Geist, der Teufel, kann die Verachtung nicht leiden. Aber, dazu gehört der heilige Geist und eine fleißige Uebung im Gebet , und daß man auch die heilige Schrift treulich lese , denn es ist kein menschliches Werk, die Gedanken zu überwinden, und aus dem Sinne zu schlagen. 486 Ich habe Jej. Kap. 10, V. 13 . es durch meiner Hände Kraft ausgerichtet , und durch meine Weisheit, denn ich bin flug. la ist der Untergang der Gottlosen am nächsten , wenn sie am ſichersten ſind, Da und auf der höchsten Stufe des Hochmuths , wegen des gewissen Fortgangs, GOtt stehen. Die Ursache ist , weil GOtt den Hochmuth nicht leiden kann. verleiht zwar seine Gaben ohne Maaß ; aber wenn wir damit hoffärtig ein hertreten, und machen ein Ego (ich) , und ein Feci (hab's gethan), ſo iſt's ſchon aus, weil es GOtt nicht leiden kann noch will. Daher machte uns GOtt gern reich , und gäbe gern ganze Königreiche ; weil wir aber alsbald , nachdem wir reich worden sind, dieses verhaßte Wörtlein : Feci (ich hab's gethan), hinzu ſeßen, deßwegen wird er genöthigt , uns mit Schande, Dürftigkeit , Verfolgun gen, Schwert 2c., zu züchtigen, kann uns dennoch das Ego und das Feci mit aller Noth schwerlich nehmen. Matth. Kap . 11 , V. 28. * 487 Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken! Gott, der Allmächtige , will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich befehre und lebe. ( Ezech. Kap . 18, V. 23. ) Es iſt ſein ernstlicher Wille und Meinung, auch Befehl, von Ewigkeit beſchloſſen, alle Menschen selig und der ewigen Freu den theilhaftig zu machen. Seine Gnade reckt und streckt sich vom Aufgang bis zu dem Niedergang, von Mittag bis gegen Mitternacht, und überschattet Alle, die sich bekehren, wahre Reue und Buße thun, und sich seiner Barmherzigkeit theil haftig machen und Hülfe begehren. Dazu gehört ein rechter wahrer Glaube, der Alles Zagen und Verzweifeln austreibe, welches ist unsere Gerechtigkeit, wie Röm. K. 3, V. 22 steht : Die Gerechtigkeit GOttes durch den Glauben an JEsum Chriſtum, welcher ist in allen und über alle Menschen. Merkt diese Worte : in Alle über Alle , ob ihr nicht auch darunter gehöret und deren einer seid, die unter der Sünder Feldzeichen liegen und friegen. Und wenn euer Herz euch davon über= zeugt, so gehet nicht lange um und irre. Habt ihr doch einen guten , geraden, richtigen Weg, den euch GOtt der Vater mit dem Finger selber zeigt und weißt, wie Er gegen euch gesinnet sei, da Er mit heller, lauter Stimme ruft : (Matth. 488 . Kap. 3, V. 17.) Dies ist mein geliebter Sohn, an den Ich ein Wohlgefallen habe. Den höret ! den höret ! was er euch sagen und rathen wird. Und wenn ihr also hart verstockt und ganz taub wäret, und hübet eure Augen nicht auf gen Himmel, als ein verzweifelter, verstockter Mensch, und wären auch eure Ohren vom Gehör verfallen, daß ihr GOtt den Vater in der Höhe nicht schreien hört, so sollt ihr doch den Sohn, der an dem Wege steht, da Jederman vorüber gehen muß, vernehmen und sehen, und gleicher Weise, ja, noch viel heftiger, Ihn hörest rufen, der mit einem großen Getöne, als einer gewaltigen Posaune, aufbläſet, wie Matth. Kap. 11 , V. 28, herrlich geschrieben ist. Kommet! kommet ! kommet! Wo ! wo wollt ihr hinaus mit euern vergebenen Gedanken ? Ihr werdet euch nicht selig machen mit diesen und dergleichen Träumen. Kommet Alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken . Er sagt nicht allein: kommet, sondern: Alle, Keinen ausgeschlossen, er ſei, wer er wolle, und wenn er gleich der Aller ärgſte wäre ; denn diese werden zuleßt die Besten. Huren und Buben müſſen es thun ; die Welt-Frommen gehören hieher nicht, die saubere Kleider tragen. Ei, damit sie denn Alle kommen sollen, keinen ausgenommen, er sei gleich oder ge denke, was er wolle, so laufet auch mit, und springet auch hinzu , und bleibet 489 nicht muthwillg dahinten bei dem verlornen Haufen, und verſäumt euch ja ſelbſt nicht also hinläßig und muthwillig. Weiter sagt Er : zu Mir ; findet euch nicht zu einem Andern, der des Weges Bescheid nicht wüßte, und selbst den Faden in dem Labyrinth verloren hätte, und hin und wieder irre ginge, sondern Er sagt : zu Mir , der Steg und Weg bei Tag und Nacht finſterlings treffen kann, und gewiß weiß, ohne alle Verlegung der Füße. Denn der Chriſtus der einige Weg und Steg allein iſt, und der Cirkel , da er einige Punkt innen steht, darin alle andere Figuren begriffen werden, ja das schwarze Pläßlein und Ziel, darauf alle Schüßen zielen und schießen müſſen, und das einige Eins , das der Anfang ist aller Zah len, sie sind so groß oder strecken sich, so weit sie immer mehr wollen, und wenn man sie auch nicht aussprechen könnte ; darum sagt Er : zu Mir. Wer sind sie aber, die da kommen sollen? Es sind die, welche voll Mühe und belastet sind - die ihr mühselig und beladen seid. Was ist das für ein Gesindlein ? Ich kenne die Vauern nicht, Meister Mühselig und Beladen. Statt liche Namen, als Bürgermeister 2c. sollten's sein. - Ja freilich, Klügling und Meister, wie die Vernunft des Menschen in GOttes Wort zu grübeln und wühlen pflegen, wie ein Schwein in einem Rüben-Acker. Nun dieser wird gerufen, welcher 490 mit vieler Mühe und Arbeit beladen und übrigen Gedanken beschwert ist , die von dem Teufel ihren Ursprung nehmen und entstehen, der da nicht feiert , da große Bürden und Lasten, auch Berge daraus werden, und endlich so groß, daß man nicht weiß , wo hinaus , und darüber zu Grunde und Boden will gehen und verzagen. Darum sagt Er auch : Beladen — als wüßte Er's wohl, und wollte tragen helfen , und unsere Bürden und Last auf Seinen Nacken nehmen , und nicht allein helfen , sondern uns desselbigen ganz und gar ent ledigen , die ihr's seid ; als wollte Er sagen : Ich weiß wohl , daß ihr schwer getragen habt und müde ſeid , ihr dürft euch nicht so wohlauf und ge ruhet stellen. Gebt her die Bürden eures Nackens von Rückens und ruhet ; laßt die heillosen Gedanken fallen. Ich will euch erquicken. Ich ! sehet Mich dafür an, und vertrauet und glaubet Mir, Ich will Ruhe geben. Ich will euch wieder machen und zurecht bringen, Seid ihr zuvor von einem geringen Erden Kloß geschaffen und aus nichts gemacht, so bin ich noch alſo mächtig, daß Ich euch von dem Bösen absolviren und die bösen Gedanken vertreiben kann und will. 491 Jes. Kap. 52, V. 13 . Siche, mein Knecht wird weislich thun. Das ist: Er wird mit lauter Weisheit regieren . Er wird Waffen , Harniſch, Schwerter , Büchsen , Bogen und Spieße liegen lassen , und eine solche Weise, die sonderlich ist, anfangen, die Leute fromm zu machen. Nicht mit dem Rade oder Galgen, sondern mit oder durch das Evangelium . Wird also die Leute faſſen , dabei sie am besten zu fassen sind , nemlich bei dem Herzen und nicht bei dem Halse, auf daß sie sich willig unterthun , und ihm gerne folgen. Da ſiehest du , daß er darum König ist , daß er den Leuten helfe , und dasselbe thue ohne Schwertschlag , allein durch's Evangelium , darum er auch von den Todten auferstanden ist, und läßt sein Evangelium predigen durch den heiligen Geist in aller Welt. 492 Jac. Kap. 5, V. 17 . Elias war ein Mensch , gleichwie wir. Wohl wahr ist es, daß wir nicht sind Josua, der durch sein Gebet die Sonne am Himmel hieße still stehen ; auch nicht Moses, der durch sein Gebet das rothe Meer zertrennt ; auch nicht Elias , der Feuer vom Himmel herabstreuet durch ſein Gebet. Wir sind aber gleichwohl eben dieſelben Leute , denen GOtt sein Wort befohlen, und durch seinen Geist uns predigen läßt, ja eben so wohl sind wir solche Leute, als Moses , Josua , Elias, und alle andere Heiligen. Denn wir desselbigen GOttes Wort und Geist haben, desselbigen GOttes Prediger und Diener und Amtleute sind, deß sie geweſen ſind, ob wohl sie herrlicher, als wir, doch keinen höhern beſſern GOtt gehabt, als wir ; auch nicht beſſer Fleisch und Blut gehabt, als wir ; denn sie sind Menschen geweſen, wie wir, und eben des GOttes Creaturen, deß wir sind. Und so muß GOtt eben so wohl unser Ge bet hören als jener Gebet ; denn wir sind seiner Kirche Glieder, das ist, seines licben Sohnes Braut , die er nicht kann verachten , wenn sie ernstlich schreien. 2. Buch Mos. Kap . 20, V. 8. 5. Buch Moſ. Kap . 5 , V. 12. 493 Du sollst den Feiertag heiligen. Den Feiertag heiligen , heißt so viel als : heilig halten. Was iſt denn heilig halten ? Nichts anders, als : heilige Worte , Werke und Leben führen ; denn der Tag bedarf für sich selbst keines Heiligens , denn er iſt an ihm selbst heilig geschaffen ; GOtt will aber haben, daß er dir heilig sei. Alſo wird er deinethalben heilig und unheilig , so du heilig oder unheilig Ding daran treibest. Wie geht nun solches heiligen zu ? Nicht alſo, daß man hinter dem Ofen site, und keine grobe Arbeit thue, oder einen Kranz auffeße, und seine beſten Kleider anziehe , sondern , daß man nach GOttes Wort handle und sich darin übe. Und zwar wir Christen sollen immerdar solchen Feiertag halten, lauter heilig Ding treiben, das ist : täglich mit GOttes Wort umgehen, und solches im Herzen und Mund umtragen. Aber weil wir nicht Alle Zeit und Muße haben , müssen wir die Woche etliche Stunden für die Jugend, oder zum wenigsten einen Tag für den ganzen Haufen dazu brauchen, daß man sich allein damit bekümmere , und also unser ganzes Leben und Wesen nach GOttes Wort richte. Welche Zeit nun das im Schwang und Uebung geht, da wird ein rechter Feiertag gehalten ; wo nicht , so soll es kein Chri 494 sten-Feiertag heißen. Denn feiern und müßig gehen können die Unchristen auch wohl. Das Wort GOttes ist das Heiligthum über alle Heiligthümer, ja das einige, das wir Chriſten wiſſen und haben, und der Schaß, der alle Dinge heilig macht. Welche Stunde man nun GOttes Wort handelt , predigt, hört , liest oder be denkt, so wird dadurch Person, Tag und Werk geheiligt , nicht des äußerlichen Werks halben, sondern des Worts halben, so uns Alle zu Heiligen macht. Deß halb sage ich allezeit : daß alle unser Leben und Werk in dem Wort GOttes gehen müſſen, ſollen ſie GOtt gefällig oder heilig heißen. Wenn das geſchieht, so geht dies Gebot in seiner Kraft und Erfüllung. Wieder, was für Wesen 4 und Werk außer GOttes Wort geht, das ist vor GOtt unheilig, es scheine und gleiße, wie es wolle, wenn man's mit eitel Heiligthum behänge. Darum merke, daß die Kraft und Macht dieſes Gebots ſtehet nicht im feiern, sondern im heiligen , also , daß dieser Tag eine sonderliche heilige Uebung habe. Denn andere Arbeit und Geschäfte heißen eigentlich nicht heilige Uebun gen, es sei denn der Mensch zuvor heilig. Hier aber muß ein solches Werk gefchehen , dadurch ein Mensch selbst heilig werde , welches allein durch GOttes 495 Wort geschieht; dazu denn gestiftet und geordnet sind Stätte, Zeit, Person, und der ganze äußerliche GOttesdienst, daß solches auch öffentlich im Schwang gehe. Darum fündigen wider dies Gebot nicht allein, die den Feiertag gröblich miß brauchen und verunheiligen, als die um ihres Geizes oder Leichtfertigkeit willen GOttes Wort nachlaſſen zu hören, oder in Tafernen (Wirthshäusern) liegen, toll und voll sind, wie die Schweine ; sondern auch der andere Haufe, so GOttes Wort hören als einen andern Tand, und nur aus Gewohnheit zur Predigt und wie der herausgehen , und wenn das Jahr um ist , können sie heuer so viel , als fernd. Denn wisse, daß es nicht allein um's Hören zu thun ist , sondern soll auch gelernt und behalten werden. Und denke nicht, daß es in deiner Willkühr stehe oder nicht große Macht daran liege , sondern daß es GOttes Gebot ist, der es fordern wird, wie Du ſein Wort gehört, gelernt und geehrt haſt. 496 Matth. Kap . 5, V. 44. Bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen . Hier müssen gemeine Christen und Personen , die ein Amt haben , unterschie den werden. Denn, obwohl jene für sich gütig sind , beten für Beleidiger und Verfolger , so muß doch Recht und Strafe von Amtswegen auch gehen. Und wäre nicht recht , daß sie dasselbe aus Barmherzigkeit wollten anstehen laſſen. Denn das wäre zum Bösen geholfen, gestärkt und Raum gegeben. Als wenn ich zu unsern Feinden , die das Evangelium , und die armen Leute, die daran hangen, verfolgen und mit Füßen treten , sagen wollte : Liebe Herren ! lohne euch der liebe GOtt, ihr seid fromme Leute und heilige Väter 2c. , oder wollte schweigen und sie anbeten , oder die Füße küſſen. heißt also : Nein , lieber Bruder , es Ich bin ein Prediger, der da ſoll Zähne im Maule haben, beißen und salzen, und ihnen die Wahrheit sagen , und , wenn sie3 nicht wollen hören, in den Bann thun; den Himmel zuſchließen , höllisch Feuer zuordnen, und dem Teufel geben von GOttes wegen. 497 1. Cor. Kap . 10 , V. 12 . Wer sich läßt dünken , er ſtehe , mag wohl zuſchen , daß er nicht falle. Ach, ich weiß leider ! faſt wohl, daß Aergerniſſe müſſen kommen, und iſt wohl kein Wunder, wenn ein Mensch fällt ; das ist aber ein Wunder , wenn ein Mensch aufsteht vom Falle, und darnach bleibt ſtehen. Petrus ist gefallen, da mit er erführe, er- sei ein Mensch; es fallen auch heut zu Tage wohl Cedern Libanons, die mit ihren Gipfeln an den Himmel langen ; ja es ist auch sogar -welches alle Wunder übertrifft · ein Engel im Himmel und Adam im Pa radiese gefallen. Was ist's denn Wunder, wenn das Rohr vom Sturmwind bewegt wird, und das glimmende Tocht auslöscht ? Luther's Schaßkäſtlein 4r. Thl. 32 498 2. Corinth. Kap . 5 , V. 21. GOtt hat den, der von keiner Sünde wußte , für uns zur Sünde gemacht, daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt. Was las eure Seele macht, möchte ich gerne wiſſen, ob sie endlich einmal der eignen Gerechtigkeit überdrüſſig worden, und sich nach der Gerechtigkeit JEsu Chriſti ſehnen wollte. Es versuchen es heut zu Tage Viele, und die am meiſten, so aus allen Kräften gerecht und fromm sein wollen, wissen aber nichts von der Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, und uns in Christo so reichlich geschenkt ist, suchen vielmehr bei sich so lange Gutes zu wirken, bis sie meinen mit Verdienst und Tugend vor GOtt zu bestehen, so doch ganz unmöglich ist. Ihr seid seither in der Meinung und Irrthum gestanden. Ich auch, ja noch jezt streite ich wider den Irrthum und bin noch nicht völlig Herr. Darum, mein lieber Bruder, lerne Christum den Ge kreuzigten erkennen , lernet an euch selbst verzagen , und sagen: HErr JEsu, du bist meine Gerechtigkeit , ich aber bin deine Sünde. Hütet euch so rein zu sein, daß ihr kein Sünder mehr sein wollt. Christus wohnet sonst nirgends als bei Sündern. Darum ist er vom Himmel gekommen , allwo er unter Gerechten wohnte, daß er auch unter Sündern wohnen möchte. Diese Liebe betrachtet, so werdet ihr den süßesten Trost und Friede eurer Seele genießen. 2. Buch Moſ. Kap. 14 , V. 15 . 499 Mose , was schreieſt du zu mir ? Ach! ch! man soll einen Christen nicht so gering achten , wie einen Türken', Hei den, oder gottlosen Menschen. Er ist theurer vor GOtt geachtet, und sein Ge bet ein allmächtig großes Ding ; denn er ist mit Christi Blut geheiligt , und mit dem Geiste GOttes gesalbt. Was er ernstlich bittet, sonderlich mit dem un aussprechlichen Seufzen seines Herzens, das ist ein groß unleidlich Geſchrei vor GOTTES Ohren , er muß es hören , wie er zu Mose spricht : Was schreiest du zu mir ? so doch Mose vor Sorgen und Zittern nicht wohl zischen konnte, als er in der höchsten Noth war. Solch Seufzen seines Herzens zerriß auch das rothe Meer , machte es trocken , führte die Kinder Israel durch , ersäufte Pharao mit aller seiner Macht. Das , und noch viel mehr , kann thun und thut ein rechtes geistliches Seufzen. 32 * 500 Joh. Kap. 8, V. 29. Wenn ihr mich kennet , so kennet ihr auch meinen Vater. Hebe demnach nicht hinten , noch oben an, daß du wolltest den Vater vorher erkennen lernen , da wird nichts daraus. Sondern also thue ihm : Schließ die Augen zu , und sage, ich weiß nichts von GOtt, noch vom Vater, ich komme denn hieher, und höre, was Chriſtus sagt. Denn, was sonst außer dieses Mannes Wort, wie hoch es auch sein mag , gepredigt , oder erdacht wird , das iſt nicht der Vater , sondern bleibt Blindheit , Irrthum, und der Teufel selber. Wenn ihr aber mich kennet , so kennet ihr auch den Vater. Denn der Vater hat gesagt, er will durch den Sohn erkannt sein, und nimmt uns aus allen hohen Schulen, aus aller weisen Leute Gesez , aus aller heiligen Leute Leben, aus aller Religionen Glauben und Lehren, Klosterkappen und Platten, und spricht : Wer wissen will, wer ich GOtt der Vater sei, der höre Christum, den Sohn. 501 1. Buch Mos. Kap . 35 , V. 3 . Lasset uns auf sein und gen Bethel ziehen , daß ich daselbst einen Altar mache dem GOtt , der mich erhöret hat zur Zeit meiner Trüb sal , und ist mit mir gewesen auf dem Wege, den ich gezogen bin. Dpfern ist eigentlich anders nichts in der Wahrheit, als : GOtt danken und loben , daß er unser GOtt ist , der uns nach seiner Verheißung erhören wolle, und bei uns sein in der Trübsal, und uns aus dem Tode erretten. Denn das heißt, daß er unser GOtt ist , und daß man ihm danke , daß er uns bis her versorgt und bewahrt hat , und hinfort auch versorgen will , wie wohl er uns läßt versucht werden schier über unser Vermögen. 7 Eben zu solchem Ende werden die Kirchen gebaut. Wenn aber diese rechten Opfer nicht da sein , so mögen's billiger Küh- und Schwein - Ställe genannt werden, als Altäre oder Kirchen. Denn dazu ist es verordnet, daß man in der Kirche zusammen kommt, daß wir darin die Leute von GOtt also lehren und be richten sollen , daß er unser GOtt sei, der uns läßt versucht werden , uns zu gute. Das ist die Predigt vom Glauben , von unserer Geduld , von GOttes Gnade , und wie er die Seinen führt und regiert. Wo diese Lehre 502 nicht gehört wird , da sollst du es dafür nicht halten , Altar sei. daß eine Kirche oder Willst du vergebens nicht in der Kirche suchen den Altar, O so bringe du selbst ihn im Herzen mit dir ! Da, da muß er ſtehen, da muß ihm entſteigen die Flamme, Frømmes Gebet und Dank, Lob und Ehre und Preis. Aber vor Allem ſei - die Eigenliebe geſchlachtet, Diese opfere dem HErrn ganz -– dein eigenes Ich! Matth. Kap. 5 , V. 39. 40. 503 So dir Jemand einen Streich giebt auf den rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und, so Jemand mit dir rechten will , und deinen Rock nehmen , dem laß auch den Mantel. Hier wird zweierlei Weiſe geſeßt, dadurch einem Unrecht geschieht. Zum ersten, aus lauter Gewalt und Frevel , da man einen auf das Maul schlägt , und fragt nicht das Recht darum. Zum andern , wenn es nicht öffentliche Gewalt Als , wenn heißt, sondern mit dem Schein und Behelf des Rechten geschieht. Jemand vor Gericht eine Sache zu dir sucht, als habe er gut Recht wider dich, daß er dir das Deine abdringe. Jenes ist , Christo einen Backenstreich geben, dieses aber, Christo vor Gericht den Rock genommen. Da man dir das Deine abspricht, und mußt beides , unschuldig Unrecht leiden, und doch dazu Schuld haben, als habest du Unrecht. Nicht, daß das Recht dir Leid oder Gewalt thue, welches dazu geſeßt iſt, daß es die Frommen schüße , sondern daß Schälke und Buben am Gerichte sißen, und im Amte sind, daß sie sollen Recht sprechen, und doch, wo man dir mit Gewalt nicht zu kann , dasselbe beugen und krümmen, und mißbrauchen zu ihrem Muthwillen. Wie denn die Welt meisterlich kann, und täglich treibt, daß jeßt nichts so gemein ist , als, aus Recht Unrecht, und aus Unrecht Recht machen , mit allerlei geschwinden Fündlein und seltsamen Ränken. 504 Joh. Kap. 2, V.. Ob Jemand fündiget , so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater. Das ist des Teufels Art und rechte Farbe , dabei man ihn kennen ſoll. Ein solcher Bösewicht istfer, daß er kann große Sünden klein machen, daß man ſie ja nicht sehen soll ; und wieder kleine Sünden groß machen , daß man ſich da mit beiße, zermartere und sich selbst tödte. Darum soll ein Christ lernen , daß er ihm nicht leicht lasse ein böses Gewissen machen, sondern, so er an Chriſtum glaubt, und gern wollte fromm sein, streitet wider die Sünde, so viel er kann, versieht es doch , daß er zuweilen stolpert und strauchelt , da laß er ihm solch Stolpern sein gut Gewissen nicht verderben , sondern spreche : Es fahre dahin dieser Irrthum und Stolpern mit andern meiner Gebrechen und Sünden, die ich bringen muß in den Artikel des Glaubens und in die fünfte Bitte : Ver gieb unsere Schuld 20. Pſalm 31 , V. 1 . 505 HErr, auf dich traue ich , laß mich nimmermehr zu Schanden werden. Der Glaube behält immer den Sieg , und überwindet alle Fehle und Gefahr, so den Heiligen begegnen. In Summa, er sündigt oder verliert nichts, oder wo er ja bisweilen aus Thorheit oder Unvorsichtigkeit sich stößt oder fehlt, so pflegt doch GOtt solches vorher zu sehen und zu bessern, auf daß die Fehle zugedeckt werden, und endlich dennoch einen glückseligen guten Ausgang gewinnen mögen. Ich weiß, daß ich auch oftmals viel Dings närrisch und fast unvorsichtig aus gerichtet habe, sogar, daß ich wohl gedacht habe : Warum hat mich GOtt zum Predigt= Amt berufen, dieweil zwar an mir so viel Kunſt, ſo viel Raths oder Verſtandes oder Klugheit nicht ist, als zu dem großen Amt gehört? Denn wiewohl ich Alles aus gutem und einfältigem Herzen, dazu auch mit Fleiß und gutem Eifer ausgerichtet habe, so ist dennoch zum öftenmale viel ungereimtes Dings und etliche Fehle vorgefallen und mit untergelaufen, daß sich's ließ ansehen, als wollte der Himmel und die ganze Welt einfallen. Daselbst mußte ich auf meine Knie fallen, und Hülfe und Rath von GOtt begehren, der da mächtig ist und kann machen , daß auch ein harter greulicher Anstoß oder Unfall einen fröhlichen Ausgang gewinnen muß. Und das thut er , dieweil wir liegen und schlafen. Gleichwie er die Eva ge schaffen hat, dieweil Adam schlief. Denn da nimmt er Adam im Schlaf seiner Rippen eine , und schließt die Stätte zu mit Fleisch , und bauet ein Weib aus der Nippe. Da möchte einer sagen, daß GOtt seidene Finger hätte, daß er ein solches großes Werk so gering und leicht ausrichten kann. 506 Psalm 147 , V. 13. Er macht feste die Riegel deiner Thore und segnet deine Kinder d'rinnen . Feste will und kann er machen, aber es sollen deine Riegel da ſein und deine Thore, die er fest machen könne ; ohne deine Riegel macht er nicht feste. Und steht doch dabei , daß die Riegel an sich selbst nicht feste sind. Darum soll es beides da sein : Du sollst Riegel und Thore machen und haben, aber er will sie feste machen. Du sollst sie nicht feste machen, so will er nicht Riegel machen. So theile es nun recht. Schaffe du Riegel und Thore, und lasse ihn sie feste machen. Arbeite du , und lasse ihn Früchte bescheren. Regiere du, und lasse ihn Glück dazu geben. Kriege du , und lasse ihn den Sieg geben. Predige du , und lasse ihn die Herzen fromm machen. Iß und trink du, und laſſe ihn dich nähren und stärken , und so fort in allem unserm Thun soll er Alles in uns durch uns thun, und er allein die Ehre davon haben. Pſalm 34, V. 6 . 507 Welche ihn ansehen und anlaufen, deren Angesicht wird nicht zu Schanden. Wie die Noth unser enger Raum ist , der uns betrübt und klemmt , alſo iſt die Hülfe GOttes unser weiter Raum, der uns frei und fröhlich macht. Merke hier die große Kunst und Klugheit des Glaubens , daß er in der Noth nicht hin und her lauft, alle Ohren voll plarret, den Feinden flucht und schilt, auch nicht wider GOtt murrt : Warum thut mir GOtt das ? Warum thut er es nicht andern, die böser sind, als ich ? Verzagt auch nicht an GOtt , der ihm folches zuschickt, hält ihn darum nicht für zornig, noch für einen Feind, wie doch das Fleisch, Welt und Teufel eingeben mächtig , sondern erhebt sich wider und über solches Alles , und kann solches väterliches Herz sehen durch solchen un freundlichen Anblick , und die Sonne erkennen durch eine solche trübe , dicke, finstere Wolfe und Wetter, und darf den herzlich anrufen , der ihn schlägt und sich sogar sauer gegen ihn stellt. Das ist die Kunst über alle Kunst, und allein des heiligen Geistes Werk, denen gottesfürchtigen und rechten Christen bekannt. 508 Psalm 118 , V. 5 . Ich rief den HErrn an. Es Is heißt : Ich rief den HErrn an. Rüfen mußt du lernen , das hörst du, und nicht da ſizen bei dir ſelbſt , oder liegen auf der Bank , den Kopf hängen und schütteln , und mit deinen Gedanken dich beißen und fressen , sorgen und suchen, wie du los werdest , und nichts anders anſehen , denn wie dir's übel gehe , wie wehe dir sei , wie ein elender Mensch du feist. Sondern , wohlauf, du fauler Schelm ! auf deine Knie gefallen, die Augen und Hände gen Himmel gehoben , einen Pſalm , oder Vater Unſer, vorgenommen , und deine Noth mit GOTT will's haben, Weinen vor GOtt dargelegt , geklagt und angerufen 2c. daß du ihm deine Noth sollst vorlegen , nicht auf dir lassen liegen , und dich selbst damit schleppen, nagen und martern, womit du aus einem Unglück zwei, ja zehn und hundert machest. Matth. Kap. 6, V. 13. 509 Und führe uns nicht in Versuchung (Anfechtung) . In diesem Gebet lernen wir, wie ein elend Leben auf Erden sei; denn es eine Lautere Anfechtung ist. Und wer ihm hier Friede und Sicherheit sucht, thut un weislich ; er mag es auch nimmer dazu bringen. Und ob wir es alle begehrten, iſt es doch umsonst; es ist doch ein Leben der Anfechtung und bleibt also. Darum sprechen wir nicht : Nimm von mir die Anfechtung , sondern : Führe uns nicht hinein. Als spräche er : Wir sind umgeben hinten und vornen mit Anfechtungen, und mögen uns derselben nicht entſchlagen ; aber, o Vater Unser ! hilf uns, daß wir nicht hineinfahren, das iſt, daß wir nicht darein verwilligen und alſo überwunden, untergedrückt werden ! Denn wer darein verwilligt, der ſündigt und wird der Sünde Gefangener, wie der heilige Lehrer St. Paulus sagt (Röm. Kap . 7, V. 23.) . Alſo ist dies Leben, wie Hiob (Kap. 7, V. 1 ) sagt, nichts anders, als ein Streit und ſteter Hader wider die Sünde, und der Drache, der Teufel, stets uns ansicht und in seinem Rachen zu verschlingen sich befleißt, als St. Petrus ( 1. Pet. Kap. 5, V. 8) sagt : O! ihr lieben Brüder, seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht um und um als ein grimmiger Löwe, und sucht, ob er Jemand möge verſchlin gen. Sehet, unser lieber Vater und getreuer Bischof, St. Petrus, spricht : Unser 510 Feind sucht uns , und nicht an einem Ort, sondern an allen Orten rings herum ; das ist : alle unsere Gedanken und Sinnen , inwendig mit bösem Ein geben, auswendig mit bösen Vorbildungen, Worten und Werken reizt , bewegt, hindert er, durch Menschen und alle Kreaturen, zu Unkeuſchheit, Zorn, Hoffart, Geiz und dergleichen, braucht alle Liſt und Schalkheit , damit er den Menschen einführe in Verwilligung. Und so man dasselbe merkt und spürt, ſoll man ſchnell zu GOtt die Augen aufheben : o GOtt, Vater ! fiche, wie werde ich bewegt, ge reizt zu dem und diesem Laster, und verhindert an dem und dieſem guten Werk! Wehre, lieber Vater, und hilf mir, laß mich nicht unterliegen und hineinfahren. O! wer diese Bitte wohl brauchte und übte, wie ſelig wäre der ! Denn viele sind, die nicht wiſſen, ob sie angefochten werden, oder was ſie thun ſollen in den Anfechtungen. 1. Buch Mos. Kap . 3, V. 15 . 511 Ich will Feindschaft_ſehen_zwiſchen_dir_und_dem Weibe , und zwiſchen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Da steht, daß Adam ein Chriſt iſt gewesen, schon so lange vor Chriſti Geburt ; indem er eben den Glauben an Christum gehabt hat, den wir haben. Denn die Zeit macht keinen Unterschied des Glaubens . Der Glaube ist einerlei vom An fang der Welt bis an's Ende. Darum hat er eben das empfangen durch seinen Glauben, das ich empfangen habe. Christum hat er nicht mit Augen gesehen, wie auch wir ; er hat ihn aber im Wort gehabt , so haben wir ihn auch im Wort. Das ist allein der Unterschied , in dem , daß es da sollte geschehen ; jezt aber ist es geschehen. Der Glaube ist eben einerlei. 512 Matth. Kap. 17 , V. 5 . Dies ist mein lieber Sohn , an welchem Ich Wohlgefallen habe, den ſollt ihr hören. Die heiligen Märtyrer find, ohne Erscheinung der Engel, allein durch's Wort ge stärkt worden, daß sie um des Namens Christi willen in den Tod gegangen sind ; warum halten wir uns nicht auch an dasselbige Wort, und sind damit zufrieden ? Wir haben klare und schöne helle Erscheinungen genug, als nemlich die Taufe, das Abendmahl des HErrn, die Schlüssel, das Predigtamt, welches gleich ist, ja weit übertrifft alle Erscheinungen aller Engel ; dagegen Abraham nur kleine Tröpflein und Brofamen gehabt hat. Deßhalb achte ich der Engel nicht, und pflege GOtt täglich zu bitten, daß er ja der keinen zu mir senden wolle, es sei gleich, in welcher Sache es immer könne. Und wenn mir auch schon einer würde vorkommen, so wollte ich ihn doch nicht hören. Denn die göttliche Verheißzung ist nun in Christo reichlich genug erfüllt und geoffenbart. Der hat mir sein Wort gelassen, damit ich mich unter weise und stärke, und darf ich mich deß nicht besorgen, daß er so unbeständig oder wankelmüthig sei, daß er jezt diese , bald eine andere Lehre daher bringe , wie auch 4. Mos. Kap. 23, V. 9. steht : GOtt ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenfind, daß ihn etwas gereue. Wir haben GOttes Wört, das Abend mahl des HErrn, die Taufe, die zehn Gebote, den Ehestand, die weltliche Obrig keit mit ihrer Ordnung, und das Haus -Regiment ; daran sollen wir uns genu gen lassen, und uns darin üben bis an's Ende der Welt. - 513 1. Cor. Kap. 4 , V. 7 . Wer hat dich vorgezogen ? Was haſt du , das du nicht empfangen hast ? So du es aber empfangen hast, was rühmest du dich denn ? Aeußerlich soll ein Unterschied ſein, ein Fürst höher und beſſer, als ein Bauer, ein Prediger gelehrter, als ein schlechter Handwerksmann. Da kann ein Herr nicht Knecht, und eine Frau nicht Magd sein. Gleichwohl aber sollen die Herzen in solchem Unterschiede gleich gesinnt sein, und ſich derselben Ungleichheit nichts annehmen. Das geschieht, wenn ich dem Nächſten zu gute halte , ob er wohl geringern Standes ist, und weniger Gaben hat, als ich, und lasse mir sein Werk, da er, als Hausknecht, seine Pferde wartet , eben so wohl gefallen , als meine Werke, da ich predige, oder Land und Leute regiere, obgleich das meine besser ist, und mehr Nußen schafft, als jenes. Denn ich muß nicht ansehen die äußer lichen Larven, sondern, daß er in demselben Glauben und Chriſto lebt, und hat eben so viel von der Gnade, Taufe und Sacrament , ob ich gleich höher Werk und Amt habe. Denn es ist einerlei GOtt, der solches Alles schafft , und läßt ihm das geringste eben so wohl gefallen, als das allergrößte. Luther's Schahkäſtlein 4r. Thl. 33 514 Col. Kap. 3 , V. 13 . Vergebet euch unter einander , gleichwie Christus euch vergeben hat , also auch ihr. Man an muß gern vergeben und vergessen , was einem zu Leide geschieht , wie GOtt mit uns gethan und noch thut , wenn er die Sünde vergiebt, daß er sie gar aus dem Register vertilgt, und ihrer nimmermehr gedenkt. Doch nicht, daß man's nur in der Art könne vergeben , daß man nicht mehr daran gedenken dürfe , ſondern alſo , daß du eben so ein freundliches Herz gegen den Nächſten tragest, wie zuvor, ehe er dich beleidigt hatte. Bleibt aber der Stift im Herzen, daß du nicht so freundlich und gütig bist gegen ihn, als zuvor , so heißt es nicht vergeſſen, auch nicht von Herzen vergeben, und bist noch eben der Schalk, der vor den Altar kommt mit dem Opfer , und will GOtt dienen , und ſteckt doch voll Zorns, Neid und Haß im Herzen. Aber, das achten gar wenig Leute, gehen alle hin in der schönen Larve, sehen nicht, wie ihr Herz steht gegen dieſes Gebet, welches kurzum keinen Zorn noch Groll gegen den Nächsten leidet. 515 Matth. Kap. 7, V. 14. Die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal , der zum Leben führet. Ein in Christ führt so ein schweres Leben , als ginge er auf einem schmalen Steige, ja auf eitel Scheermessern. So ist der Teufel unter uns in der Welt, der schnappt ohne Unterlaß nach uns mit seinem Rachen , daß er uns bringe in Ungeduld , Verzweiflung und Murren wider GOtt. Dazu geht uns die Welt entgegen, und will uns nicht weichen, noch überlassen zum Himmel. So liegt uns unser Fleisch auf dem Halse , daß wir allenthalben bedrängt ſind. Und der Weg ſelbſt iſt ſo schmal, daß ohne das Mühe genug, wenn sonst keine Gefahr noch Hinderniß wäre. Noch müſſen wir da hindurch, oder der Welt Darum denke und richte dich darnach; und dem Teufel zu Theil werden. willst du ein Chriſt ſein , so sei es , denn es wird doch nichts anders daraus, du wirst den Weg nicht breiter machen. 33 * 516 Luc. Kap. 2, V. 17 . Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von dieſem Kinde geſagt war. Wenn ein Christ anfangt , Christum zu kennen , als seinen HErrn und Hei land, durch welchen er ist erlöst aus dem Tode , und in ſeine Herrschaft und Erbe gebracht worden, so wird sein Herz gar durchgöttert , daß er gern wollte Jedermann auch dazu helfen. Denn er hat keine höhere Freude, als an dieſem Darum fährt er heraus, lehrt und ermahnt Schaß, daß er Christum erkennt. die andern, rühmt und bekennt dasselbe vor Jedermann, bittet und ſeufzet, daß sie auch möchten zu solcher Gnade kommen. Das ist ein unruhiger Geist in der höchsten Ruhe , das ist , in GOttes Gnade und Friede, daß er nicht kann stille noch müßig sein , sondern immer darnach ringt und strebt mit allen Kräften, als der allein darum lebt , daß er GOttes Ehre und Lob weiter unter die Leute bringt. Matth. Kap. 6, V. 19. 517 Ihr sollt euch nicht Schäße sammeln auf Erden , da sie die Motten und der Rost fressen, und die Diebe nachgraben und stehlen. Hier giebt der HErr JEsus denen Schäßen auf Erden drei Pfundgrübner, nemlich: Rost , Motten und Diebe. Das sind ja schändliche Hüter, wenn man sie über Schäße sezt. Nun hat's GOtt fein geordnet, daß , wo ein Schaß ist, da müſſen auch solche Gesellen sein, die sein hüten. Wie gemeinig lich die Sperlinge, oder Ratten und Mäuse bei dem Korn. Es ist auch nichts beſſers werth , weil wir des Geldes und Gutes nicht recht brauchen , sondern durch den leidigen Geiz zu uns scharren , und keiner dem andern giebt , noch gönnt. Nun siehe , was der Mammon für ein schöner GOtt ist , der keine bessere Hüter und Hofgesinde um sich hat, als Rost und Motten. 518 Joh. Kap. 8, V. 21. Ich gehe hinweg . las ist erschrecklich, wenn er weggeht , denn er nimmt mit sich das ewige Le Das ben und Seligkeit, und Alles, was GOtt den Seinen geben will, und läßt da Man sieht gegen hinter sich den Tod , Teufel , Sünde und alles Unglück. Unter den Türken ist er auch weg. Im Pabstthum Also sind wir mit Es ist nicht einer, der eine Seele erretten könnte. unſerer großen Undankbarkeit auf der Bahn. Und wenn das Häuflein weg ist, das jezt seufzet, Luſt und Liebe zum Evangelio hat, und der Kern ausgescheelt iſt, ſo wird man darnach auch Prediger haben , die nicht eine Seele erhalten, solches unter den Juden. auch . lehren, noch tröſten werden können. Ist alſo erschrecklich , wenn er sagt : Ich gehe weg. Denn es geht mit weg GOttes Erkenntniß, der Verſtand der Taufe und des Abendmahlz, daß man nicht weiß , was GOtt , was Leben, Gerechtig keit und Seligkeit ist , oder , wie man von Sünde und Tod los werden soll. Es geht Alles mit weg, und wird ärger, oder ja ſo arg, als es vor war. Joh. Kap. 1 , V. 29. 519 Siche, das ist GOttes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. Es Es ist über die Maaßen fein und tröstlich von Christo, unserm Heiland, gepredigt, wir können's mit Worten, ja auch mit unsern Gedanken nimmermehr erlangen. In jenem Leben werden wir in Ewigkeit unsere Freude und Lust daran haben, daß der Sohn GOttes sich so tief herunter läßt und nimmt meine Sünde auf seinen Rücken ; ja , nicht allein meine Sünde , sondern auch der ganzen Welt , die von Adam an bis auf den allerleßten Menschen gethan ist, die will er gethan haben, und auch dafür leiden und sterben, damit ich ohne Sünde ſei und das ewige Leben und Se ligkeit erlange. Wer kann doch nach Nothdurft davon reden oder denken, nem lich, daß die ganze Welt mit aller ihrer Heiligkeit, Gerechtigkeit, Macht und Herrlich keit unter die Sünde geschlossen sei, und gar vor GOtt nichts gelte, und wenn Je mand wollte ſelig und seiner Sünde los werden, daß er wisse, daß seine Sünde alle auf des Lammes Rücken gelegt sind ? Deßhalb weißt Johannes seinen Jüngern dies Lamm, und spricht : Willst du wissen, wo da sind die Sünden der Welt hingelegt, daß sie vergeben würden ? Siehe nicht auf das Gesez Moses, noch laufe ſonſt zum Teufel; denn da wirst du Sünde finden, davor du erschricht und verdammt wirst. - 520 Aber willst du wissen und finden einen Ort, da die Sünden der Welt getödtet und weggenommen worden sind , so siehe : an das Kreuz und auf den Rücken dieses Lammes hat der HErr alle unsere Sünden ge legt, und sonst auf Niemand anders. Das Lamm hat er dazu geordnet, daß es der ganzen Welt Sünde tragen sollte. — Auf diesem Spruch soll ein Christ einfältig bleiben und ihm denselbigen nicht nehmen laſſen. Hierauf steht der Grund aller christlichen Lehre ; wer die glaubt, der ist ein Christ ; wer's nicht glaubt, der ist kein Chriſt, der wird ſeinen Theil auch finden. Es iſt ja klar genug gesagt : Dies ist das Lämmlein GOttes , das da trägt die Sünde der Welt, und ist der Text GOttes Wort und nicht anser Wort, noch von uns erdacht, daß GOtt dies Lamm darum habe geſchlachtet, und das Lämmlein aus Gehorsam gegen den Vater der ganzen Welt Sünde auf sich geladen hat. Aber die Welt will nicht hinan, sie will dem lieben Lämmlein die Ehre nicht gönnen, daß wir allein ſe lig würden darum, daß es unsere Sünden trägt. Sie will auch etwas sein, und je mehr ſie thun will und Sünde büßen, je ärger ſie es macht. Denn außer dieſem Lämmlein ist kein Sündenbüßer , GOtt will sonst von keinem wissen. Joh. Kap. 6, V. 63 . 521 Die Worte, die ich rede, die sind Geiſt, und sind Leben. Es s ist leider ! derer wenig , auch unter denen , die es billig vor andern thun sollten, die zur Schrift , oder zu einigem Pſalm , ihr Lebenlang von Herzen sprechen : Du bist mein liebes Buch, du sollst mein eignes Pſalmlein ſein. Und ist freilich der größten Plagen eine auf Erden , daß die heilige Schrift so ver achtet ist, auch bei denen, die dazu gesezt sind. Alle andere Sachen, Kunst und Bücher, treibt man Tag und Nacht , es ist des Arbeitens und Bemühens kein Ende. Allein, die heilige Schrift läßt man liegen, als bedürfte man ihrer nicht. Und die ihr so viel Ehre thun , daß ſie ſie einmal leſen, die können es flugs Alles, und ist nie eine Kunst noch Buch auf Erden gekommen, das Jedermann so bald ausgelernt hat, als die heilige Schrift. Da es doch ja nicht Lese worte, wie sie meinen, sondern eitel Lebeworte darinne, die nicht zum Spekuliren und hoch zu dichten, sondern zum Leben und Thun dargeſeßt ſind. 522 Jer. Kap. 23 , V. 6 . Dies wird sein Name ſein, daß man ihn nennen wird : HErr , der unsere Gerechtigkeit ist. Weil der Mensch von Natur in allen seinen Werken, womit er GOtt gefallen will , ungewiß ist und im Zweifel steht, so kann er kein rechtes Herz zu GOtt haben , sich zu ihm kehren und ihn anrufen , sondern ist schüchtern, und flieht und muß zuleßt in GOttes , Haß und Verzweiflung fallen. Denn, wenn es zum rechten Kampf kommt, da er vor Gericht stehen soll, da fühlt und sieht er, daß er mit Leben und Werken vor GOttes Zorn nicht bestehen kann , sondern muß mit alle dem in den Abgrund sinken. Sollen wir nun in solchen Nöthen bestehen und überwinden, so müssen wir einen andern Grund haben, als unsere oder des Gesetzes Gerechtigkeit , nemlich , diese ewige Gerechtigkeit Christi, welche da steht an dem Orte zur Rechten des Vaters , da sie der Teufel nicht umstoßen, und GOttes Gericht nichts darwider klagen kann . Mich kann der Teufel umstoßen, wenn er will , mit alle meinem Leben und Werken, mit Vorhalten göttlichen Gerichts und Zorns, und das Alles hinweg blasen, wie der Wind eine Pflaumfeder. Aber, wenn ich ihn von mir und meinen Werken weise zur rechten Hand des Vaters, da mein HErr Christus sißt, der mir seine Gerechtigkeit schenke , den wird er wohl unangefochten und unumgestoßen laſſen müssen. Ephes. Kap. 5, V. 1. 2. 523 So seid nun GOttes Nachfolger, als die lieben Kinder, und wandelt in der Liebe, gleich wie Christus uns hat geliebet , und sich selbst dargegeben für uns zur Gabe und Opfer, GOtt zu einem ſüßen Geruch. JEfus sprach : Nehmet hin und eſſet, das ist mein Leib. Als wollte er ſagen, da bin ich selber, der für dich wird gegeben , den Schaß schenke ich dir. Was ich habe, sollst du auch haben, wenn dir's mangelt , soll mir's auch mangeln, da hast du meine Gerechtigkeit , Leben und Seligkeit , daß dich weder Sünde noch Tod, Hölle noch Unglück überwältigen soll; so lange ich gerecht bin und lebe, so lange sollst du auch fromm und lebendig bleiben. Solche Worte müſſen wir wieder zu unserm Nächsten reden, nemlich also : Siehe , mein lieber Bru der, ich habe meinen HErrn empfangen, der ist mein, und habe nun übrig ge nug und alle Fülle, so nimm du nun auch, was ich habe , das ſoll Alles dein sein, und will es auch für dich darsehen, ist es nöthig, daß ich für dich sterben soll, so will ich's auch thun. ( 1. Joh. Kap. 3, V. 16. ) 524 Joh. Kap . 8, V. 25 . Wer bist du denn ? Und JEsus sprach zu ihnen : mit euch rede. Erstlich der, der Ich Sie wollen erstlich wissen , wer er sei , und nicht achten , was er rede ; so will er , sie sollen erstlich hören , so werden sie wissen, wer er sei. Es heißt : Höre, und laß das Wort den Anfang sein , so wird das Wissen wohl folgen. Denn es ist be Hörest du aber nicht, so wirst du nimmermehr nichts wissen. schlossen , GOtt will ungesehen , unerkannt , unbegriffen sein , ohne allein durch Darum ist's umsonst , was man vornimmt zur Seligkeit, außer sein Wort. feinem Wort. Er will's nicht thun, er will's nicht haben, er will's nicht anders Darum laß dir sein Buch, darin er mit dir redet, befohlen sein. Denn er hat's nicht umſonſt laſſen ſchreiben , daß man's da soll laffen liegen , als leiden. redete er mit den Mäufen unter der Bank, oder mit den Fliegen auf dem Man soll es leſen , denken , reden und treiben , und gewiß sein , daß Pulpet. er selbst, nicht Engel noch Creatur mit uns d'rinnen rede . Psalm 41 ; V. 10. 525 Auch mein Freund , dem ich mich vertraute, der mein Brod`aß , tritt mich unter die Füße. Ich hatte bisher allerlei verſucht und erlitten , aber mein Absalom , mein lie bes Kind , das hatte seinen Vater David noch nicht verjagt und geschändet ; mein Judas, der die Jünger Chriſti zerscheucht, und seinen HErrn verrieth, der hatte das Seine noch nicht gethan an mir. Das ist nun auch im Werke. GOtt sei gelobt, und seine Gnade müsse es walten. Wunder hatte michs, warum mir die Worte im Pfalter gar nicht schmecken wollten, da er spricht : Der mein Brod aß, tritt mich mit Füßen ; und abermal : Du warest mein Gesell, Pfleger und mein Freund , die wir freundlich mit einander waren in geheim, wir wandel ten im Hause GOttes mit einander. Wie faule Weiden schmeckten sie mir zu der Zeit. Aber ich meine , ich habe Köche gekriegt , die sie mir gewürzt , und zur Gallreden gesezt haben, daß sie mir schmecken müssen. 526 Richt. Kap. 7, V. 19-22 . Gideon kam mit hundert Mann an den Ort des Heers der Midianiter, weckten sie auf und_blieſen_mit_Posaunen , und zerschlugen die Krüge in ihren Händen. Da war das ganze Heer laufend, schricen und flohen. So pflegt es GOtt zu machen , ſo oft er mit uns handeln will , so ergreift er diejenigen Gestalten, welche die Welt für die thörichteſten und schwächſten hält. So befiehlt er, die Seinen in der heiligen Taufe mit Waſſer zu begießen , daß die Sünden abgewaschen werden. Was kann aber ungereimteres erdichtet wer den, als um den Tod und die Hölle zu überwältigen, sich mit Wasser begießen zu laſſen, dazu noch der elende Odem eines Sünders kommt , der die Taufe verrichtet ? So verhält sich's auch mit allen andern Werken GOttes , damit er unsere Weisheit zur Thorheit mache, auf daß wir nicht stolz werden. Jes. Kap. 29, V. 13 . 527 Dies Volk nahet zu mir mit seinem Munde , und ehret mich mit seinen Lippen , aber ihr Herz ist ferne von mir. Das Wesen und Natur des Gebets ist nichts anders, als eine Aufhebung des Gemüths oder Herzens zu GOtt. Ist aber die Natur und Art des Gebets des Herzens Aufhebung, so folgt, daß alles andere, was nicht des Herzens Er hebung ist, nicht Gebet ist. Darum ist Gesang, Reden, Pfeifen, wenn das herz liche Aufsteigen nicht da ist, gleich ein Gebet, als die Poßen im Garten Menschen ſind. Das Wesen ist nicht da, sondern der Schein und Name allein. Das be währt auch St. Hieronymus , der schreibt von einem heiligen Vater Agathon, daß er in der Wüste dreißig Jahre einen Stein in seinem Munde trug, daß er Womit hat er aber gebetet ? Ohne Zweifel innerlich wollte schweigen lernen. mit dem Herzen , daran GOtt am meisten liegt, und auch dasselbe allein an sieht und sucht. Es hilft aber wohl dazu , so man die Worte hört und also Ursache überkommt, zu trachten und recht zu beten. Denn die mündlichen Worte sollen nicht anders gehalten werden, als eine Trompete , Trommel oder Orgel, oder sonst ein Geſchrei , damit das Herz bewegt und erhoben werde zu GÖtt. Ja, es soll Niemand sich auf sein Herz verlassen, daß er ohne Worte wolle be- . ten , er sei denn wohl geübt im Geist, und habe Erfahrung , die fremden Ge danken guszuschlagen, sonst wird ihn der Teufel gar und ganz verführen, und sein Gebet im Herzen bald verstören. Darum soll man sich an die Worte hal 528 ten, und an denselben aufsteigen, so lange , daß die Federn wachsen , daß man fliegen mag ohne Worte. Denn das mündliche Gebet oder die Worte verwerfe ich nicht; soll auch Niemand verwerfen , ja mit großem Dank annehmen , als fonderlich große GOttes - Gaben. Aber das ist zu verwerfen, daß man der Worte nicht zu ihrem Amte und Frucht gebraucht, nemlich das Herz zu bewegen, son dern in falscher Zuversicht sich verläßt darauf, daß man sie mit dem Munde nur gemummelt oder geplappert hat , ohne alle Frucht und Besserung , ja mit Aergerung des Herzens. Auch hüte sich ein jeder, wenn er nun, neben den Worten, oder sonst, ein Fünklein empfängt und Andacht spürt , daß er nicht der alten Schlange Vergift, das ist der mörderischen Hoffart folge, die da spricht : Ach, ich bete mit dem Herzen und Mund , und habe solche Andacht , daß ich halte , es werde schwerlich sein ein anderer , der ihm so recht thue , als ich. Denn die Gedanken hat der Teufel eingegeben, und wirft damit ärger, als alle die , die da nicht beten. Ja ist nicht weit von Gotteslästerung und Vermale deiung solcher Gedanke. Denn nicht dich , sondern GOtt sollst du loben in allem Guten, das du empfindest oder hast. 529 Matth. Kap. 16 , V. 17. Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbaret , sondern mein Vater im Himmel. Denen, die nicht selbst gottesgelehrig find, und den heiligen Geiſt, nebſt meinen Predigen, zum Meister haben, denen ist mit keinem Schreiben und Lehren nimmer mehr zu helfen. Denn denen wird GOtt ſelbſt nicht, und die ganze heil. Schrift, genug sein. Ja , bei denen wird kein Predigen , Lehren , Reden und Schreien helfen , wenn auch gleich Laub und Gras , Bäume , Berge und Thal , ja alle Creaturen , Zungen hätten , und lehren könnten. Vernunft , Fleisch und Blut, kann's nicht verstehen, noch faſſen, was die Schrift ſagt, sondern GOtt muß es durch seinen Geist offenbaren im Herzen, über das, daß es mit dem Wort ver kündigt wird in den Ohren. Christum zu erkennen , sind alle Bücher zu wenig , alle Lehren zu gering , alle Vernunft zu stumpf. Allein der Vater selbst muß uns ihn offenbaren. Matth. Kap. 11 , V. 27. Luther's Schaßkäftlein 4r. Thl. 34 530 Jes. Kap. 40, V. 9. Zion ! du Predigerin , steige auf einen hohen Berg. Jeruſalem! du Pre digerin , erhebe deine Stimme mit Macht , hebe auf und fürchte dich nicht. Das las hindert einen Prediger gar sehr, wenn er sich will umsehen, und ſich da mit bekümmern, was man gerne hört oder nicht, oder was ihm Ungunſt, Scha den oder Gefahr bringen möchte ; sondern, wie er hoch auf dem Berge an einem öffentlichen Orte steht , und frei um sich sieht , so soll er auch frei reden , und Niemand scheuen, ob er gleich mancherlei Leute und Köpfe fieht, und kein Blatt vor's Maul nehmen, weder gnädige , noch zornige Herren und Junkern , weder Geld, Reichthum, Ehre, Gewalt noch Schande, Armuth und Schaden, ansehen, und nicht weiter denken , denn daß er rede , was ſein Amt fordert, darum er da steht. 531 Psalm 118, V. 21 . Ich danke dir, daß du mich demüthigeſt , und bist mein Heil. Das as ist ein fröhlicher Vers, und singet mit Lust daher : Bist du nicht ein wun derlicher, liebreicher GOtt, der du uns so wunderlich und freundlich regiereſt ? Du erhöheſt uns, wenn du uns niedrigest; du machst uns gerecht, wenn du uns zu Sündern macheſt. Du führeſt uns gen Himmel, wenn du uns in die Hölle stößest. Du giebst uns Sieg , wenn du uns unterliegen läßt. Du machst uns lebendig, wenn du uns tödten läßt. Du tröstest uns , wenn du uns trauern läßt. Du machst uns singend , wenn du uns weinen läßt. Du machst uns stark, wenn wir leiden. Du machst uns weise, wenn du uns zu Narren machſt. Du machst uns reich , wenn du uns Armuth zuschickſt. Du machſt uns zu Herren, wenn du uns dienen läßt, und dergleichen unzählige Wunder mehr, die in diesem Verse begriffen sind, und von der Christenheit gerühmt werden. 34 * 532 Jac. Kap. 1 , V. 12. Selig ist der Mann , der die Anfechtung erduldet. Heil ! warte auf den HErrn, und handle getroft , lieber Antoni ! (ein Freund Luthers.) Wenn keine Versuchung wäre, die den christlichen Glauben übte, ſollt ihr denken , was würde aus sichern , müßigen , wollüſtigen Chriſten werden ? Eben das, was aus dem Pabstthum geworden. Da nun die Versuchungen der Christen Rhabarber , Myrrhe , Aloe und Gegengift wider alle Würmer , Eiter , Fäulniß , Geschwür und Koth dieses Leibes der Sünden sind , so folgt, daß wir sie nicht verach ten, oder nach unserm Willen begehren, oder wählen müſſen , ſondern vielmehr, wie und welcherlei GOtt dieselbe zuschickt, anzunehmen ſind , daß ſie uns , wie, welcherlei, und wie groß sie auch sein mögen, dienen und nüßen. 2. Buch Mos. Kap . 20 , V. 17. 5. Buch Moſ. Kap . 5 , V. 21. 533 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren seines Weibes, Knecht, Magd, Vich, oder was ſein ist. In diesen zwei Geboten wird verboten, selbst der Zunder und die unüberwind In liche Begierlichkeit , die in unserer Natur steckt , ja selbst die Wurzel der bösen Gedanken . Daß also im sechsten und ſiebenten Gebot des Herzens Verwilligung, Zeichen der Glieder, Worte des Mundes und Werke des bösen Leibes verboten wird ; hier aber auch selbst die ersten Regungen , zugleich nebst dem Zunder und Wurzel, als deren Ursprung. Denn wir müssen also rein werden, ehe wir in das Himmelreich kommen, daß auch keine böse Regung, noch die Wurzel, die zum Bösen neigt, mehr in uns sei, ſondern eine vollkommene Gesundheit des Leibes und der Seele, daß wir von allen Lastern rein sein. Das doch in diesem Leben nicht geschieht, und ſteht auch nicht in unserer Gewalt. Denn wer mag sich rühmen, daß er ein reines Herz habe ? Wer mag auslöschen das grimmige Feuer der bösen Luft, das also tief in unsern Gliedern steckt, daß auch der hei- , lige Paulus (Röm . Kap. 7) klagt wider dies Geseß der Glieder und Geseß der Sünden? Wir zähmen unsere Ohren , Augen und alle Sinne von innen und yon außen, daß die Sünde in uns nicht herrsche, aber die böse Luſt mag Nie 534 mand dämpfen. Darum ſind dies zwei Gebote, die von keinem Menſchen, wie heilig er ist, einigermaßen mögen erfüllt werden. Die Frommen erfüllen alle andere Gebote , denn sie dämpfen die bösen Werke , Worte und Verwilligung ; aber hier in diesen zwei Geboten bleiben sie verdammt und arme Sünder, die weil sie nichts von diesen Geboten erfüllen , da ihnen eingewurzelt ist die böse Lust des -Fleisches und der Geiz zu andern Dingen. Und also fündigen sie alle, und mangeln des Ruhms GOttes . (Röm. Kap. 3, V. 23.) Darum bittet Jedermann : Geheiliget werde dein Name ; dein Wille g eschehe; vergieb uns unsere Schuld. Jedermann ver zweifelt an seinen guten Werken, von wegen der angebornen Unreinigkeit , und sezt seine Hoffnung auf die Barmherzigkeit GOttes . Und also hat GOtt Ge= fallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Barmherzigkeit hoffen. (Pf. 147, V. 11.) Wer nun sich dünken läßt, er habe andere Gebote erfüllt , der findet sich hier noch unrein , und daß ihm Noth ist die reinigkeit Christi , für ihn geopfert, und angenommen von GOtt, dem Vater aller Barmherzigkeit. Matth. Kap. 15 , V. 27. 535 Es ist nicht sein , daß man den Kindern das Brod nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, HErr ; aber doch eſſen die Hündlein von den Broſamen, die von ihrer Herren Tiſche fallen. Das bringt uns allen Ungnade, daß wir GOttes Urtheil nicht leiden , noch ja dazu sagen können , wenn er uns für Sünder hält und urtheilt. Und, wenn es die Verdammten könnten thun, so wären sie des Augenblicks selig. Wir sa gen es wohl mit dem Munde, daß wir Sünder sind ; aber wenn es GOtt sagt im Herzen, ſo ſtehen wir nicht, und wollten gern für fromm, und als die Frommen gehalten, und des Urtheils los sein. Aber es muß sein, soll GOtt Recht haben in seinen Worten, daß du ein Sünder seist , so magst du denn brauchen des Rechts aller Sünder, das ihnen GOtt gegeben. hat, nemlich Vergebung der Sünden. So isſest du nicht allein die Brosamlein unter dem Tische, wie die Hündlein, sondern biſt auch Kind, und haſt GOtt zu eigen nach deinem Willen. 536 2. Petr. Kap. 1 , V. 20. Das sollt ihr wiſſen , daß keine Weiſſagung in der Schrift geſchicht aus eigener Auslegung . Darum sollen wir GOttes Wort mit Furcht hören , und mit Demuth darin handeln, und nicht mit unserm Gutdünkel d'rein plumpen. Du möchtest lieber in alle Sünden fallen, als in deinen eigenen Dünkel, so ein gefährliches, schäd liches Ding ist es . Denn es ist mit GOttes Wort nicht zu scherzen ; kannst du es nicht verstehen , so ziehe den Hut vor ihm ab. Es leidet keinen Schimpf und keine menschliche Deutung, sondern es ist lauter Ernſt da, und will geehrt und hochgehalten sein. Kommst du mit deinem Dünkel d'rein , so wirst du dich versteigen, und nicht wissen , ob du hinten oder vorne darin bist, und wird dir schwer zu rathen sein. Denn , wenn einer in seinen Dünkel fällt , dem kann man nicht leicht wieder heraus helfen. Pſalm 18, V. 4. 537 Ich will den HErrn loben und anrufen, so werde ich von meinen Feinden erlöst. Man kann nicht glauben, was das Lob GOttes für ein kräftiges Mittel bei zustoßender Gefahr sei. Denn sobald du anfangen wirſt, GÖtt zu lo ben, sobald wird das Uebel gemildert, der getroste Muth wächst , und es folgt die Anrufung GOttes mit Zuversicht. Deßwegen haben sich alle rechtschaffene Knechte GOttes wohl vorzusehen, daß sie sich nicht unterfangen, auf eine andere Weise, oder in einer andern Ordnung sich im Unglück zu trösten, oder das Uebel zu überwinden , als in diesem Verse vorgeschrieben ist. Man soll den HErrn nicht zuerst anrufen , sondern zuerst loben. Denn es giebt Leute , die da schreien zum HErrn, und werden nicht erhört ; sie rufen, aber da ist kein Helfer , zum HErrn, aber er antwortete ihnen nicht. (Ps. 18, V. 42.) Warum das? Weil sie, wenn sie zum HErrn geschrieen, ihn nicht ge lobt, sondern auf ihn unwillig gewesen ; sie haben sich nicht den HErrn vorge stellt, wie füße er ist, sondern nur auf ihre Bitterkeit gesehen. Niemand aber wird vom Bösen befreit dadurch , wenn er nur auf seine Uebel sicht und vor denselben erschrickt ; sondern dadurch, wenn er dieselben überwindet und an dem HErrn hangt, und auf deſſen Güte sieht. gewiß ein schwerer Rath ! Und das ist was seltsames, mitten in dem Un glück sich GOtt süße und liebenswürdig einzubilden, und ihn, wenn er sich von 538 uns entfernt hat und unbegreiflich ist, stärker ansehen, als unser gegenwärtiges Unglück, das uns abhält, ihn anzusehen. Es versuche es aber nur Jemand, und greife zum Lobe GOttes, wenn ihm nicht wohl zu Muthe ist; er wird als bald eine Erleichterung empfinden. Aller anderer Trost nüßt entweder gar nicht, -oder er nüßt auf eine betrügliche Weise, das ist, er ist höchſt ſchädlich. Ich gestehe, daß ich öfters auf diese Weise den Kummer meines Herzens er Leichtert habe: Von deinem Lob soll meine Zunge zeugen, Auch dann, wenn du mir ferne scheinst ; Vou deinem Ruhm will ich auch dann nicht schweigen, Wenn ich nicht sehe, wie du's meinst. Ich soll in meiner Kleinheit mich erkennen, Wenn Noth und Leiden mich umringt ; Dich aber will ich groß, will dich die Liebe nennen, Der mein Gemüth Anbetung bringt ; Dann, dann erhebet sich mein Muth, Und neu erfährt mein Herz : Du, HErr, bist treu und gut ! Röm. Kap. 15 , V. 7 . 539 Nehmet euch unter einander auf, wie Christus euch aufgenommen hat zu GOttes Lobe. Nehmet die unordentlichen irrenden Brüder auf, und traget sie in Geduld, und machet aus ihren Sünden die euren. Und wenn ihr was Gutes habt, so laßt es ihre sein. Wenn ihr euch für beſſer haltet , so achtet es keinen Raub , als wenn es nur euer eigen wäre, ſondern erniedriget euch, und seid, wie einer aus ihnen, daß ihr sie traget. Denn das ist eine unglückselige Gerechtigkeit , die andere neben sich, als schlimmer , nicht tragen will , und die Flucht und Ein samkeit im Sinne hat, der doch mit Geduld, Gebet und Erempel, ihnen gegen wärtig nußen sollte. Das heißt, den Zentner des HErrn verbergen , und den Mitknechten nicht ihren Theil geben. Wenn ihr denn eine Lilie und Roſe ſeid, ſo wiſſet, daß euer Wandel unter den Dornen sein muß . Sehet aber zu , daß ihr nicht durch Ungeduld und freches Urtheilen, oder heimlichen Hochmuth, ſelbſt ein Dorn seid. Das Reich Christi ist mitten unter seinen Feinden. ihr denn eine Mitte unter den Freunden ? Was dichtet 540 Ich bin Jedermann 1. Cor. Kap . 9, V. 22. allerlei worden , auf daß ich selig mache. allenthalben ja etliche Heil ! daß euer Orden so verdirbt , meine ich , daß andere Orden nichts beſſer ſind, und ſaumſelig handeln , damit , die zu Hütern darüber gesezt sind , deſto wachſamer handeln. Darum, wenn ihr nicht mit Frieden und im Guten etwas schaffen könnet , rathe ich nicht , daß ihr mit Gewalt und hartem Sinne unter den meisten der Eurigen streitet , sondern gebet Raum dem Zorn , und lasset das Unkraut mit dem Weizen wachsen. Es ist besser , wenige im Frie den selig machen , als alle wegen vieler in Unruhe seßen. Und es ist besser, vieler wegen wenige dulden , als weni ger wegen viele zu Grunde richten. 541 Nöm. Kap . 12 , V. 2 . Stellet euch nicht dieser Welt gleich , ſondern verändert euch ze. Deßwegen uns Noth iſt , aufzusehen , daß wir weder der Welt Weiſe , noch unſerer Vernunft und guten Meinung folgen, sondern immer unsern Sinn und Willen brechen, und anders thun und leiden, als Vernunft und Wille vorgiebt, damit wir ja der Welt immer ungleich , und im Widerſpiel fahren , so werden wir täglich verändert und verneuert in unserm Sinn. Das iſt, daß wir täglich mehr und mehr halten von dem, was die Welt und (verderbte) Vernunft haßt, als daß wir täglich (um Wahrheit und Chriſti willen) lieber arm , krank , ver achtet, Narren und Sünder werden, und zulezt den Tod besser als Leben, Thor heit theurer als Weisheit , Schande edler als Ehre , Armuth seliger als Reich thum, achten 2c. Welchen Sinn die Welt nicht hat , sondern allerdings anders gesinnt ist , und in solchem alten Sinne unverändert, und nicht erneuert , son dern verstockt und steinalt bleibt. 542 Luc. Kap . 23 , V. 18. Hinweg mit diesem (JEsu), und gieb uns Barnabam los. Also soll es gehen, so ist es gegangen, und gehet noch allezeit so. Denn das ist der Welt Brauch und Lauf. Je edler der Schaß und das Gut ist, so GOtt Gold giebt , je feinder ist die Welt und der Teufel solchem Schaß und Gut. ist das geringste Gut , dennoch kann es der Teufel nicht leiden, daß man des Goldes recht brauche. Ordentliche Gewalt und leiblicher Friede ist ein schönes Kleinod, aber der Teufel kann es nicht leiden, sondern richtet immer Mord und Kommst du aber auf die hohen Gaben GOttes , als da Blutvergießen an 2c. Wenn find heilige Schrift , Evangelium , göttliche Wahrheit und Chriſtus 20. dieser Schaß in die Welt kommt, welcher ewige Gerechtigkeit und Leben bringt, ſo ſoll es also gehen , wie hier der Text sagt : Barnabas soll los, Chriſtus aber gekreuzigt werden. Ehe die Wahrheit sollte unverdammt bleiben, eher müß ten alle Teufel zugelassen werden. Eph. Kap. 4, V. 26. 543 Zürnet und sündiget nicht. Unser Zorn soll so rein ab sein , daß gar keiner erfunden werde , und nichts mehr , als GOttes Zorn gehe , entweder aus dem befohlenen Amte , oder aus brüderlicher Liebe, welches ist aus GOttes Zorn. Denn wir sind alle von Na tur Lügner, in Erbsünde und Blindheit geboren, daß wir nicht wissen, wie wir zürnen sollen , und sehen nicht , wie die Natur ſo böse ist , daß sie weder recht zürnen , noch recht lieben kann , sondern in allen beiden nichts mehr, als sich selbst sucht, und eigenen Nußen. Weil sie nun so verderbt ist, so ist beides verboten und aufgehoben , menschliches Lieben und menschliches Zürnen, darin die Natur das Ihrige sucht. Und ist dagegen geboten die gött liche Liebe , die nicht das Ihre sucht , sondern des Nächsten , und ein solcher Zorn, der nicht um ſeinetwillen zürnet, ſondern von GOttes wegen, als welchem gebührt , zu strafen und zu rächen , was wider sein Gebot geschieht , oder aus Liebe, dem Nächsten zu gute , daß er ihm helse. 544 Joh. Kap. 16 , V. 32. Matth . Kap . 18 , V. 20. Der Vater ist bei mir. Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Es geschehen viel mehrere und größere Sünden , wenn die Leute allein ſind, als wenn ſie ſich zu anderer Leute Gesellschaft halten. Ich habe es an mir auch erfahren , daß ich nimmer in mehrere Sünden falle , als wenn ich allein bin. Wenn man allein ist, da denkt man einem Dinge emfiger nach. Und ist uns etwas Widerwärtiges geschehen, so bilden wir es uns desto heftiger ein, und machen es größer und ärger , als es an ihm ist. Gedenken , es sei Nie mand unglückseliger, als wir sind, und träumen uns davon , als werde es ein böses Ende mit unsern Sachen nehmen. In Summa : Wenn wir allein ſind, so haben wir wunderbare Gedanken , und legen ein Ding immer ärger aus, als es an ihm ſelbſt iſt, meinen dagegen , daß andere Leute viel glückseliger ſind, als wir , und thut uns dann sehr wehe , daß es andern also wohl geht, und wir dagegen in Trübsal und allerlei Noth stecken. 545 Tit. Kap. 3, V. 5 . Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit , die wir gethan hatten , son dern nach seiner großen Barmherzigkeit macht er uns ſélig. Du lu mußt Leben und Wort weit von einander scheiden. Willst du das Leben ansehen, so will ich dir geben St. Petrus, Paulus, oder St. Johannis Leben, und wirst dennoch damit zu Schanden werden. Es muß Barmherzigkeit und Gnade, nicht Leben oder Werke sein. Welche allein sehen auf das ehrbare, scheinbare Leben, denen wäre es besser, daß sie Huren und Buben wären, und im Koth lägen. Und dennoch will GOTT nicht, daß wir ein schändliches böses Le ben führen, denn er leidet's nicht und es ist verdammt. Führeſt du aber ein gut Leben, so willst du daran hangen. Das will er auch nicht leiden. Darum mußt du zusehen , daß du auf dem mittelsten Steige bleibest , weder zur linken noch rechten Seite wankest, ein still fein säuberlich Leben vor der Welt führen, aber nichts davon halten , nichts beſſer , denn ob ich schlafe , oder wache, und damit nicht den Himmel verdiene. Luther's Schatkäſtlein 4r. Thl. 35 546 1. Cor. Kap. 7 , V. 20 . Ein jeglicher bleibe in dem Beruf, darin er berufen ist. Gnade und Friede ! Wenn die Höfe nach ihrem Gefallen wollen die Kirche regieren, so wird GOTT schlechten Segen geben , und das lehte ärger werden , als das erste, weil, was nicht aus dem Glauben geht, Sünde ist. Was aber ohne Beruf geschieht, das geschieht außer Streit ohne Glauben, und vergeht. Demnach mögen ſie entweder selbst Pfarrherren abgeben, predigen, taufen, Kranke besuchen, Abendmahl austheilen, und alle priesterlichen Verrichtungen übernehmen, oder sie mögen auf hören, den Beruf zu hindern . Vielmehr mögen sie für ihren Hof forgen, und die Kirchen denen überlaſſen, die dazu berufen sind , auch GOtt dafür Rechenschaft geben werden. Denn es gar nicht zu dulden ist , daß Andere sich darum be fümmern , wofür doch wir Rechenschaft zu geben haben. Die Aemter in der Kirche und bei Hofe müssen was unterschiedenes sein , sonst laſſen wir beide. Satan bleibt ein Widersacher. Unter dem Pabst hat er die Kirche in das welt liche Regiment gemischt. Zu unsern Zeiten will er das weltliche Regiment unter die Kirche mischen. Allein wir widersehen uns mit GOttes Hülfe , und beweisen uns nach allen Kräften, die Berufsfache unvermischt zu laſſen. 547 Phil. Kap. 4, V. 13 . Ich vermag Alles durch den, der mich mächtig macht, Chriſtus. er Glaube ist ein allmächtig Ding , dessen Kraft un mäßig ist. Aus welcher Beschreibung folgt, daß, wer das ohnmächtige Ding, die Welt, durch das allmächtige Ding , den Glauben , nicht überwindet , den Glauben nicht habe. Dieser Glaube ist nicht eine otiosa qualitas , oder un nüßes, faules, todtes Ding, das im Herzen auch eines todten Sünders verbor gen liege, wie eine leichte unnüße Spreu, oder todte Fliege zur Winterszeit in einer Rize steckt, bis so lange die Liebe dazu komme, und ſie aufwecke und le bendig mache, sondern , wo es anders ein rechtſchaffener wahrer Glaube iſt , ſo ist es ein gewiſſes Vertrauen, und eine starke feste Zuversicht des Herzens, da durch man Christum ergreift. Das ist Kunst über alle Künste , und allein des heiligen Geistes Werk, den gottesfürchtigen und rechten Chriſten bekannt. 35 * 548 Ebr. Kap. 12, V. 24. Ihr seid kommen zu dem Blute der Besprengung, welches beſſer redet, als So rufet das Blut JEſu Chriſti , unſers einigen Mittlers und Fürsprechers, ohne Aufhören für und für , so , daß GOtt der Vater seines geliebten Sohnes Nufen und Fürbitte für uns anſieht, und uns armen elenden Sündern gnädig ist. Denn er kann an uns keine Sünde sehen , ob wir schon voller Sünde ftecken, ja, eitel Sünde sind inwendig und auswendig an Leib und Seele, vom Schedel an bis auf die Fersen , sondern steht allein das theure köstliche Blut seines lieben Sohnes , unsers HErrn , damit wir besprengt sind. Denn das selbige Blut ist der goldene Gnadenrock , damit wir angezogen sind , und darin vor GOtt treten , daß er uns nicht anders ansehen kann , noch will, denn als wären wir der liebe Sohn selbst, voll Gerechtigkeit, Heiligkeit, Unschuld. Matth. Kap. 9, V. 2. 549 Dir sind deine Sünden vergeben . Unsere Frömmigkeit vor GOtt heißt : Vergebung der Sünden. Daher müſſen wir uns aus uns selbst wirken, und über die Vernunft erheben, die mit uns disputirt, und vorhält beide, Sünde und gute Werke, und so hoch fahren, daß man weder Sünde, noch gute Werke ansehe, sondern ſich gründe und ſenke in diesen Artikel, und nichts weiter sehe, noch wisse. Also , daß man Gnade und Vergebung sehe , nicht allein wider die Sünde , sondern auch wider gute Werke, und alle menschliche Gerechtigkeit und Heiligkeit ausschließe. Also ist der Mensch getheilt in zwei Regimente : Außen in diesem Leben soll er fromm ſein, und gute Werke thun, wenn er aber über dies Leben fährt, und mit GOtt han deln will, soll er wissen , daß da weder Sünde noch Frömmigkeit gelte. Und ob er gleich Sünde fühlt, die das Gewissen drücken, und das Gesez gute Werke fordert, daß er der feines sehe und höre , sondern frisch antworte : Habe ich Sünde, so hat Christus Vergebung , ja, ich size Throne, dahin die Sünde nicht kommen kann. in dem 550 Sprüchw. Sal. Kap. 8, V. 14. Mein ist beide, Rath und That. Das find thörichte Leute, die da sagen : Ich habe es gut Recht, ich will's thun, wer will mir's wehren ? Denn, daß sie sagen : Ich habe es gut Recht, ist wohl geredt; aber, daß sie dazu noch sagen : Ich will's thun, das iſt zu viel. Denn solches Thun ist nicht dein, so wenig das Recht dein ist. GOtt muß helfen, daß es geschehe, sonst sollst du wohl sehen, daß dir's gewehrt werde. Und wenn du noch so gut Recht hätteſt, GOtt will dein Troßen und Pochen auf's Recht nicht leiden. Du sollst auch demüthig um Hülfe bitten , daß er dir , und nicht du selbst, das Recht erhalte, auf daß du lerneſt, was der Teufel, und was du selbst ſeiſt , und daß dir GOtt muß helfen , nicht allein aus Unrecht , sondern auch zum Recht, beide, in großen und kleinen, ja allerlei Sachen. Biele haben gu ten Rath, aber das Gerathen folgt nicht, sondern wird ein großer Unrath aus großem Rath. Darum spricht die Weisheit Sprüchw . Sal. Kap. 8 , V. 14 : Mein ist beide , Rath und That. Matth. Kap . 5, V. 4 . 551 Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden . Wer kein Weltkind sein, sondern mit den Chriſten Theil haben will, der laſſe sich auch in dem Register finden , daß er helfe seufzen und Leide tragen , auf daß er auch getröstet werde. Denn das ist der Chriſten Vortheil, daß , ob sie gleich eitel Leid und Jammer in der Welt sehen müſſen , es doch zuleht dahin kommt, wenn die Welt am sichersten ist , und in lauter Freuden fährt, daß sich das Rädlein umkehrt , und plöhlich ein Unglück über sie kommt , darin ſie blei ben und verderben muß , sie aber heraus gerissen und gerettet werden , wie Loth und Sodom, nachdem sie lange sein Herz gequält und zugemartert hatten mit ihrem schändlichen Wesen. Darum laß die Welt jezt lachen, und im Sauſe leben, nach ihrer Lust und Muthwillen. Und, ob du mußt trauren und Leide tragen, und täglich sehen, was dein Herz betrübt, so leide dich, und halte dich des Spruchs , daß du dir es laſſeſt wohlgefallen, und dich damit tröſteſt , und auch äußerlich dich erquickeſt und fröhlich macheſt, ſo viel du kannſt. 552 Luc. Kap . 15 , V. 2. Dieser nimmt die Sünder an , und iſset mit ihnen. In der Linie oder Geſchlechtregiſter Chriſti iſt zu merken, daß der Evangeliſt vier Weiber darin anführt , die in der Schrift sehr berüchtigt sind , als Tha mar , Rahan , Ruth, Bathseba ; aber der wohlberüchtigten Weiber, als Sara, Rebecca , Lea und Rahel, deren ist verschwiegen. Ich halte,. daß es darum geschehen ist, weil sie Sünderinnen gewesen sind, und daß Chri ſtus in dem großen Geschlechte hat wollen geboren werden, da Huren und Bu ben darin sind, damit anzuzeigen, was für Liebe er zu (bußfertigen) Sündern trage. Denn rechte Heiligkeit , je heiliger sie ist , je näher sie sich zu den Sündern macht. Wenn Chriſtus ein Pharisäer gewe sen wäre , so hätte er sich ihrer nicht gerühmt , ja , sie hätten vor ihm sinken müssen, und er hätte die Nase gerümpft; aber weil er heilig war , mußten sie unter seine Großzmütter gezählt werden. 2. Buch Mos. Kap . 20 , V. 14. 5. Buch Mos. Kap . 5 , V. 18. 553 Du sollst nicht Ehebrechen. Dieses Gebot lautet eigentlich auf den Ehebruch , ist aber auch wider allerlei Unkeuschheit gestellt, wie man sie nennen mag, und nicht allein äußerlich die That verboten, sondern auch allerlei Ursache, Reizung und Mittel, alſo daß Herz, Mund und der ganze Leib keuſch ſei, kein Raum, Hülfe noch Rath zur Unkeuschheit gebe ; und nicht allein das, sondern auch wehre, schüße und rette, wo die Gefahr und Noth ist, und wieder helfe und rathe, daß sein Nächster bei Ehren bleibe. Denn wo du solches nachläſſet, ſo du könntest davor sein, oder durch die Finger siehst, als ginge dich's nicht an, bist du eben so wohl schuldig, als der Thäter selbst. Also auf's kürzeste zu fassen, so viel gefordert : daß ein jeder , beide für sich selbst , keusch lebe , und dem Nächsten auch dazu helfe ; also , daß GOtt durch dies Gebot eines jeden ehelich Gemahl will umſchränkt und bewahrt haben, daß sich Niemand daran vergreife. Dies Gebot ist aber auch ein Laster- Büchlein und ein Schand - Titel, schilt uns Alle, Niemand ausgenommen, daß wir Hurentreiber sind. Oh wir's gleich nicht vor der Welt öffentlich ſind, ſo ſind wir's doch im Herzen, und wo wir Raum, Zeit, Statt und Gelegenheit hätten , brüchen wir alle die Ehe. Die Art ist allen 554 Menschen eingepflanzt, es wird keiner ausgenommen, er heiße Mann oder Frau, alt oder jung, fie liegen allzumal in dieſem Spital krank. Und die Seuche hängt uns nicht an, wie ein rother Rock, daß wir's könnten ausziehen oder weglegen, ſondern wir haben's aus Mutterleibe gebracht, und ist uns durch Fell und Fleiſch, Mark und Bein, und durch alle Adern durch und durch gezogen. Sind doch Viele , die nicht huren, sondern ein fein Leben führen. Ei , Lieber ! ich sage nicht vom Thun , ſondern von der Art. GOtt läßt sich nicht mit den Werken äffen ; die Schrift nennt ihn einen Herzen - Erkenner ; Er sieht tiefer, als wir. — Daß nun etliche fromm sind, und wider dies Gebot nicht fündigen, das richtet seine göttliche Gnade aus, oder Meister Hans mit dem Schwert, Staupe und Besen , treibt ihnen eine Furcht ein , daß sie öffentlich solche Sünden ver meiden. Wenn solches nicht wäre , so würden wir wohl an Tag geben , was uns im Herzen steckt , und also leben , wie etliche Heiden , halb der Ehe nicht gestraft haben. die Hurerei außer 2. Tim. Kap . 2 , V. 22. 23. 555 Fliehe die Lüste der Jugend , jage aber nach der Gerechtigkeit , dem Glau ben, der Liebe, dem Frieden, mit Allen, die den HErrn anrufen von reinem Herzen. Aber der thörichten und unnüßen Fragen entſchlage dich. Die tägliche Reinigung der Sünde, die Verneuerung des Herzens von Tage zu Tage, den Gang von einer Tugend zur andern, und die Zerstörung des sünd lichen Leibes dieſe göttliche Kunst des Kreuzes laſſen etliche anstehen , und gehen ganz gefährlich um in großen Dingen, die ihnen zu wunderlich sind, gleich als hätten sie sonst nichts anders, darüber sie sich bekümmern und Leid tragen dürfen. Also lesen wir in dem Buch der Altväter, wie zwei junge Brüder sich dermaleins über eine Frage von Melchisedech bekümmert haben, und dieselbe Frage an einen Altvater gelangen lassen. Da der die Bekümmerniß hörte, schlug er an seine Bruſt, und sprach : Wehe mir armen Sünder, da ich anstehen laſſe meine Sünde, und werde auf solche unnüße Fragen geriſſen ! Da schämten ſich diese zwei jungen Brüder , gingen stillschweigend davon , und krochen ein jeder in seine Zelle. 556 Joh. Kap. 14 , V. 4 . Wo ich hingehe , das wisset ihr , und den Weg wisset ihr auch. Also stehet , und muß stehen des Menschen Herz , wenn es ohne Chriſto iſt, daß es immerdar hangt und zappelt im ewigen Zweifel, Schrecken und Zagen, wenn es des Todes gedenkt, daß es nicht weiß, wo aus, wollte gern dem Tode und der Hölle entfliehen, und weiß nicht, wie, als der Reim heißt : Ich lebe, und weiß nicht, wie lange ; ich sterbe, und weiß nicht, wann ; Ich fahre, und weiß nicht, wohin ; mich wundert, daß ich ſo fröhlich bin. Ein Christ aber muß seiner Sache gewiß sein, und, weil er Chriſtum hat, so hat er Alles, daß er billig alle Tage foll in Sprüngen gehen, und wohl wiſſen, wo er hin fahren und bleiben soll. Darum soll er den Reim nur getrost umkehren, und sagen : Ich lebe, und weiß wohl, wie lange ; Ich sterbe, und weiß wohl, wie und wann ; Ich fahre, und weiß, Gottlob ! wohin ; Mich wundert, daß ich noch traurig bin. Joh. Kap. 14, V. 27. Phil. Kap . 4, V. 7 . 557 Meinen Frieden gebe ich euch; nicht gebe ich euch, wie die Welt giebt. Der Friede GOttes, welcher höher ist, denn alle Vernunft 2c. Ihr suchet und begehret zwar Frieden, aber verkehrt. wie die Welt ihn giebt, nicht wie Christus. Denn ihr ſuchet ihn, Wisset ihr auch, geliebtester Va ter ! *) daß GOtt darum wunderbar in seinem Volk , weil er seinen Frie den in die Mitte keines Friedens gestellt hat, das ist, mitten unter Er alle Versuchungen, wie er spricht : Herrsche mitten unter deinen Feinden. hat also nicht einen Frieden, den Niemand stört, denn das ist der Welt Friede, sondern einen solchen , der , wenn ihn Alles beunruhigt , und von Allen beun ruhigt wird, Alles ruhig mit Frieden duldet. Ihr ſprecht mit Israel : Friede! Friede! und ist doch nicht Friede. Sprecht vielmehr mit Christo : Kreuz ! Kreuz ! und ist doch kein Kreuz. Denn so bald ist das Kreuz nicht mehr Kreuz, wenn ihr fröhlich saget : Gebenedeites Kreuz, unter Allen ist keines dir zu gleichen ! *) Michael Dressel , Prier zu Neuſtadt. 558 Anhang einiger Sprüche, welche der sel. Dr. Luther mit eigener Erklärung zu fammen getragen, und chriftlichen Freunden in die Bibeln geschrieben hat. Von denselben grafen rühmte Georg Rorarius gegen Albrecht , Mark von Brandenburg , daß diese kurzen Spruch- Erklärungen mehr enthalten als große Commentare. Psalm 82 , V. 1 . GOtt stehet in der Gemeinde GOttes. s Wort : GOttes Gemeinde , ist ein theuer werthes Wort , und wer Die ies fich darin findet , das ſollte ihm zehnmal lieber sein , als daß er in der Römer Bürgerschaft geschrieben wäre , welches ein großes herrliches Ding auf Erden war, aber die Vernunft achtet's nicht . 559 Psalm 1, V. 1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rath der Gottlosen 2c. Das lautet gerade, als wären der wenige auf Erden , die nicht im Rath der Gottlosen wandeln. Will doch jest Niemand mehr Sünder sein noch Unrecht thun. Wo kommen denn die Gottlosen, und der so viele her ? Es ist die Ur sache, spricht er, sie heißen's Rath , Klugheit , Weisheit , Recht und Gut , Alles was sie thun, Niemand soll's anders nennen noch strafen. So gehet's denn nach dem Sprichwort : Einem jeden gefällt seine Weise wohl, Darum die Welt so Narren voll. Also ist die Erde voller Heiligen , allein der Himmel muß voller Sünder sein. Summa, allein GOttes Sohn, und die Seinen müſſen Sünder ſein; der Teufel und seine Welt ist heilig , und wandelt in eitel Rath , Heiligkeit und Weisheit, so gehet's , so muß es gehen. Es wird aber zuletzt übel ausgehen, wenn das Ende dieses Psalms auch einmal wird angehen : Der HErr kennet den Weg der Gerechten, aber der Weg der Gottlosen vergeht. 560 Psalm 1 , V. 6. Der HErr kennet den Weg der Gerechten. Solches glaubt Fleisch und Blut nicht , denn auch die rechten Heiligen und Christen, wenn sie sehen, daß es so ungleich zugeht in der Welt, da die Bösen oben schweben , und die Frommen unterliegen , dann denken ſie , GOtt habe ihrer vergessen, kenne sie nicht, und habe sie gar verlassen. Wieder, die Gott losen, weil sie sich fühlen, daß es geht nach allen ihren Wünschen , und thun, was sie wollen, meinen sie, ſie ſizen in GOttes Schooß, den Niemand kenne, als sie allein, darum mußt du diesen Vers mit geistlichen Augen , nicht mit thierischen Augen ansehen , daß GOtt der Gerechten Weg kenne, und von den Gottlosen nichts wiſſe, ſonſt verſtehſt du ihn nimmermehr. 561 Psalm 2 , V. 10. So lasset euch nun weisen ihr Könige, und laffet euch züchtigen ihr Richter auf Erden. Dienet dem HErrn mit Furcht 2c. Warum läßt hier der Prophet den Pöbel außen, und spricht allein die Kö nige und Regenten an ? Ohne Zweifel darum, daß wo die Regenten Christo dem HErrn dienen und gehorsam sind, so kann der Pöbel nichts hindern. Wo sie aber GOttes Wort verfolgen, oder verachten, da kann der Pöbel nichts hel fen. Wo nun Kirchen und Schulen wohl stehen , da wird Chriſtus der Obrig keit wieder wohl wissen reichlich zu danken. Wo aber Kirchen und Schulen, ohne welche GOttes Wort nicht bleiben kann, versäumt werden , als wird Nie mand Schuld sein , als der Obrigkeit und großer Herren. Denselben wird's auch gehen, wie er sagt in diesem Psalm, daß sie werden umkommen auf dem Wege in seinem Zorn. Luther's Schagfäſtlein 4r. Fol. 36 562 Psalm 110, V. 1. Seße dich zu meiner Rechten. Ex Er seht ihn sehr hoch, nicht gen Rom, noch gen Constantinopel , sondern zu seiner Rechten, da wird er wohl vor seinen Feinden sicher sizen bleiben. Wer sich nun fürchtet, der ziehe einen Panzer an, hilft's, so hilft's . Aber wir wissen, daß es helfen muß , denn er lebt und bleibt leben , der Schefflemini, *) das iſt der HErr, zu dem der HErr sprach : Seße dich zu meiner Rechten. Da steckt's . Darum freuen sich des HErrn, und ſingen fröhlich alle Gerechten, und rühmen alle Frommen. *) Schefflemini iſt Ebräiſch, und heißt auf Deutsch : Sege dich zu meiner Rechten . 563 1. Petr. Kap. 5, V. 7. Wirf dein Anliegen auf den HErrn , der wird dich versorgen. Sorge werfet auf ihn, denn er ſorgt für euch. Alle eure Ach ! wer das Werfen wohl lernen könnte, der würde erfahren, daß es gewiß also sei. Wer aber solches Werfen nicht lernt , der muß bleiben ein verworfe ner , zerworfener , unterworfener , ausgeworfener , abgeworfener Mensch. 36 * 564 Psalm 118, V. 22. Der Stein, den die Bauleute verworfen , ist zum Eckstein geworden. Also muß es gehen, denn ſo iſt's geſchrieben , daß Chriſtus und die Seinen verachtet werden vor der Welt, von den besten , gelehrtesten , größten als die der Welt Helfer und Regierer heißen , und auch allein die rechten Baumeiſter aller Stände ſein wollen. Gleichwohl ist und bleibt er der Eckstein, auf welchen alle, die an ihn glauben , erbaut sind , und durch ihn selig werden . Dagegen die Bauleute, die ihn verwerfen , immer einer nach dem andern wie das Vieh dahin sterben , und zum Teufel in die Hölle fahren , da ihr Wurm nicht ster ben, und ihr Feuer nicht verlöschen wird. Psalm 143, V. 5 . 565 Ich rede von allen deinen Thaten, und sage von den Werken deiner Hände . Die heilige christliche Kirche iſt das vornehmste Werk GOttes , um welches willen Alles geschaffen ist; darin täglich die großen Wunder geschehen , als Sünde vergeben , Tod wegnehmen , Gerechtigkeit und ewiges Leben , welches Niemand sieht, als der Glaube, darum muß es durch's Wort gepredigt werden. Der Unglaube sieht nichts , auch die Sonne , Himmel und Erden nicht , oder sieht's nicht für GOttes Werk an , son dern braucht's wie eine Kuh oder ein Schwein , denn er re det nicht davon , lobt auch den Schöpfer nicht dafür. 566 Joh. Kap. 8, V. 51 . So Jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Das mag heißen ein guter Apotheker , der solche Arznei geben kann , daß der Tod nicht allein überwunden sein, sondern auch nicht, und nimmermehr soll geschehen wer den. Und es ist ein wunderlichs Ding, daß ein Mensch sterben muß, und doch den Tod nicht sehen soll, wo er GOttes Wort im Herzen hat , und daran glaubt. Solche starke Arznei ist GOttes Wort im Glauben behalten , daß es aus dem Tode ein ewiges Leben macht. auch hier in diesem Leben! Ower da könnte glauben , wie selig wäre er, Joh. Kap. 14, V. 24. 567 Das Wort , das ihr höret, ist nicht mein, ſondern des Vaters , der mich gesandt hat. Wer er glaubt das ? Es ist wahr, ich höre das Wort. Aber wenn ich könnte glauben, daß es GOtt selber ist , der mir's sagt , und mit mir redet. Lieber, sage, wo würde ich vor großer Demuth und Hoffart bleiben ? Vor Demuth, daß ich mich entseßen würde, daß mit ſolchen Würmlein, ja (wie Abraham ſagt) mit Staub und Aſche die Majeſtät im Himmel selbst redet. Vor Hoffart, daß solche hohe Majestät mich armen Koth nicht verachtet , anzusehen, ja auch mit mir zu reden; und das ſo ſüß und tröstlich. von allen Creaturen ! Amen. O verflucht seiſt du Unglaube 568 Psalm 34, V. 18 . Wenn die Gerechten schreien, so höret der HErr, und errettet sie aus aller ihrer Noth. Eine Eine große Gewißheit ist das : wenn wir rufen , will der HErr hören , und will lieber und viel mehr hören, als wir immer rufen können. Sind wir aber nicht Scheltens werth, daß wir so faul sind zu rufen, die wir doch so herrliche und tröstliche , und derer so viele Verheißungen haben. O rufe und schreie, wer da kann , es fehlt am Hören nicht , und besonders will in dieser argen legten Zeit, kurz vor dem Ende der Welt, des Rufens und Schreiens zu GOtt dem Vater unsers HErrn JEsu Christi , hoch nöthig sein , darum_laſſet uns wachen, und ohne Unterlaß rufen, daß wir nicht in Anfechtung fallen. Psalm 119, V. 569 105 . Dein Wort ist meines Fußes Leuchte, und ein Licht auf meinem Wege. Wer von euch ein anderes Licht ſucht, als GOttes Wort, der findet gewiß nur Irrlichter, bei welchen es viel gefährlicher zu gehen ist , als in der Finsterniß selbst. Denn ein solches falsches Licht ist zweifältige Finsterniß , weil es nicht allein irre führt in der Finsterniß, sondern läßt sich auch kein Licht weisen, ja will selbst Licht sein. Darum ist seiner Finsterniß nicht zu helfen. Viel besser ist's ganz finster sein, da kann man doch helfen, und zum Lichte weiſen. 570 Matth. Kap. 6, V. 24. Er wird einen haſſen, und den andern lieben. Da muß wahrlich ein Mann und ein ritterlicher Mensch da ſein, — ja es muß eine große Brunst und Feuer der Liebe sein , die so brenne , daß der Mensch Alles kann fahren lassen , Haus und Hof , Weib und Kind , Ehre und Gut, Leib und Leben, ja dazu verachten und mit Füßen treten , daß er nur den Schatz behalte, den er doch nicht sieht , und der in der Welt verachtet ist , son= dern allein im bloßen Wort vorgetragen, und mit dem Herzen geglaubt wird. 571 Psalm 118, V. 6. Der HErr ist mit mir , darum fürchte ich mich nicht. Siche, David hat nichts, als das Wort und den Glauben , daß der HErr bei ihm ist, den er doch nicht sieht : Fühlt aber wohl die Welt und Fleisch, die ihm den Weg enge , und das Leben sauer machen. Doch stehet er fest , läßt ihm genügen an dem , daß der HErr bei ihm ist , ' und mit ihm hält, und ist sicher, daß er von ihnen bleiben und ſiegen wird, obgleich alle Welt wider ihn iſt. 572 Matth. Kap. 7, V. 7. 8. Bittet, so wird euch gegeben , ſuchet , so werdet ihr finden , klopfet au , jo wird euch aufgethan. Es wäre nicht Wunder , und sollte wohl so sein , daß ein Christ alle Stunde GOtt mit Gebet in den Ohren läge , und nicht von ihm ließe , weil er sich so gar gnädig hören läßt, und uns ohne Unterlaß in den Ohren liegt, und spricht : Bittet, suchet, klopfet an. O daß wir so fleißig wären zu beten (zum wenigsten mit Seufzern des Herzens) als GOtt ist mit Reizen, Locken , Gebieten , Ver heißen und Nöthigen zum Gebet. Ach ! wir sind ja zu faul und undankbar, das vergebe uns GOtt , und stärke uns den Glauben. Amen ! Luc. Kap. 1 , V. 45. 573 O selig bist du, die du geglaubet hast. D Glaube , Glaube ! wie schwer geheſt du ein , und ist doch der ein überaus seliger Mensch, der da glaubt, wie denn ? Denn er ist, spricht Christus, eine Wohnung und Palast der göttlichen Majestät, wieder ist der, der da nicht glaubt, des Teufels Hütte , der wird seinem Wirthe wieder Herberge bestellen , im Ab grund der Hölle. den Glauben. O behüte uns, lieber HErr ! vor Unglauben, und stärke uns 574 Joh. Kap. 15, V. 7 . So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt , und es wird euch widerfahren. Das iſt , und heißt ja eine große Herrlichkeit und Freiheit, daß wir getroſt und kühn zu GOtt beten können , und soll Alles gewiß erhört sein , wenn wir Und ist fürwahr ein auch ihn zuvor hören und bei seinem Worte bleiben. schöner Wechsel. Hörst du mich, so höre ich dich ; hörst du aber mich nicht, so höre ich dich wieder nicht. Eins um's andere, wie du willst. Wie unſelig sind nun die Feinde und Verächter des Worts GOttes, die haben keinen GOtt, und ob sie gleich viel beten, so hört er's doch nicht. Helfer, zum HErrn, aber er hört nicht. Sie rufen, aber da ist kein Joh. Kap. 16, V. 33. 575 Seid getrost, ich habe die Welt überwunden . Mo lo ist nun dein Wüthen , o Satan ? Wo ist deine Bosheit , o Welt ? Wo ist dein Kampf, o Fleisch ? Hier ist Sieg. Dies ist der Tag , den der HErr gemacht hat. Lasset uns freuen , und fröhlich darinnen sein. Ach , wer das glauben könnte, wie selig wäre eine solche Seele ? Denn wenn die Welt über wunden ist , was kann sie thun ? was kann ihr GOtt und Fürſt , der Teufel, thun ? Ist aber die Welt nichts, so ist auch ihr GOtt und Fürſt nichts . Wür gen mag er den Leib, Ehre und Gut rauben, aber damit muß er unser unter thäniger, unwilliger Diener sein, zu unserm besten und ewigen Leben, das hat er davon. 576 Joh. Kap. 17 , V. 17 . Heilige sie , Vater, in deiner Wahrheit. Merke also , daß vor GOtt nichts heilig ist , sondern Alles sündig und ver dammt, was der Mensch ohne GOttes Wort lobt und thut. Wieder ist nichts so unheilig und schrecklich , das durch GOttes Wort nicht könnte zu rechte ge bracht werden. Wie denn der Gläubigen Tod so gar, die durch's Wort gehei Liget sind, vor GOtt theuer und werth gehalten wird , welcher doch sonst aller Welt über alle Maaße schrecklich ist. Röm . Kap. 14, V. 7. 577 Leben wir, so leben wir dem HErrn , sterben wir , so sterben wir dem HErrn. Was las fürchten wir uns denn so sehr vor dem Tode, der uns nur ein Eingang ist in das ewige Leben ? Denn so lange wir in diesem Leibe wohnen, sind wir Fremdlinge in des Teufels Herberge. So bald wir aber aus diesem Leben ge kommen, fahren wir gen Himmel in unser ewiges Vaterland. — So komme nun her, Alles was Böses in der Welt. Sie können uns kein Leid thun, denn wo mit ſie uns schaden wollen, damit thun sie uns eben den größten Dienſt, und helfen uns zu einer ewigen Krone. Denn der ist selig, der im Glauben Chriſti stirbt, aber der ist viel seliger, der um des Glaubens Christi willen stirbt. *) *) Als ein Märtyrer, der im Glauben und um des Glaubens willen stirbt. Luther's Schatkäftlein 4r. Thl. 37 578 Röm. Kap . 15 , V. 4 . Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Man soll die Bibel fleißig lesen und hören , so wird man ſehen , daß ſonſt nirgends Trost in Geduld, das ist, in den Nöthen des Gewiſſens und des To des zu finden ist. Da ist kein anderes Buch im Himmel und auf Erden , das uns lese und sage, wie GOttes Sohn für uns habe Sünde , Tod und Teufel überwunden. Und wenn es gleich goldene Bücher, goldene Weisheit , goldene Lehren wären, so ist's doch Alles nichts , wo der Trost dieses Buchs nicht ist, ohne welches die Geduld selbst nicht bleiben kann. 579 1 Tim. Kap. 4, V. 13. Halt an mit Leſen , mit Ermahnen , mit Lehren. Reine Thiere käuen wieder. Wiederkäuen aber heißt GOttes Wort mit rech tem Ernst annehmen , es zu Herzen fassen , Liebe und Lust dazu haben, fleißig betrachten und fest daran halten. Das thun die Reinen , das ist, die rechten . Christen , welcher Herzen durch den Glauben an's Wort gereinigt sind . Die andern, welche das Wort mit Ernſt nicht meinen, bleiben unreine Thiere. 37 * 580 Röm . Kap. 5 , V. 3 . Wir rühmen uns der Trübsal. Wenn der Teufel so klug wäre, und schwiege ſtille, und ließe das Evangelium predigen , so würde er weniger Schaden haben. Denn wenn das Evange lium nicht angefochten wird , so verrostet es gar , und hat keine Ursache und Gelegenheit , seine Gewalt und Kraft an den Tag zu legen. Deßwegen kann dem Evangelio nichts beſſers widerfahren, als wenn sich die Welt dawider legt mit Gewalt und Klugheit. Je mehr mich mein Gewiſſen , die Sünde und der Teufel anfechten, je stärker wird meine Gerechtigkeit. Denn die Sünden , die mich drücken , machen mir Wehe , so halte ich härter und stärker an mit Beten und Schreien zu GOtt , so wird denn der Glaube immer stärker und stärker. Dieweil wir nun einen solchen Schuß haben , der von Anfechtung und Wider wärtigkeit stärker wird , so sollen wir uns nicht fürchten, sondern gutes Muths sein, und uns der Trübsal rühmen. Psalm 55 , V. 23 . 581 Er wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Können önnen die Gottlosen, die doch nichts glauben, im Winter sagen : Ei, es wird wieder Sommer werden , und sind gewiß , daß kein ewiger Winter sein wird, so lerne doch du auch , und ein jeder in seinem Winter sagen : Wohlan, laß ſchneien, reifen und frieren, es gehe wie übel es wolle, so wird es doch wieder Sommer und gut werden , GOtt wird's nicht ewig lassen schneien und frieren. 582 Joh. Kap. 10, V. 29 . Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben , und sie werden nimmermehr · umkommen. Darum mag sich ein jeder Christ , wenn er das Evangelium gläubig ange nommen hat, wohl freuen , daß er unter diesem Hirten und Christo ist , und Lasse sich seine Sünde nicht irren ; hat er das Evangelium ergriffen , Chriſtus, unter dem er ist, wird es wohl ausführen. Der Teufel wird ihn noch wohl anfechten mit dieſem und jenem Laſter, mit Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, Neid, Haß, Zorn, und wie die Sünden heißen mögen ; aber es hat nicht Noth , er hat einen starken mächtigen König , der wird ihn wohl vertheidigen. Schwer wird dich's ankommen, sauer wird dir's werden, darum bedarf es wohl Bittens, es mögen auch andere für dich bitten , daß du einen starken Muth und keckes Herz habest, dem Teufel zu widerstehen. Aber , gewiß ist es , du wirst nicht verlaſſen , Chriſtus wird dich wohl erretten , falle nur nicht aus seinem Reiche. 583 Zweiter Anhang , so in dieser neuen Auflage aus eigenen Worten Dr. Suther's hinzu gethan worden. Luther in der Erklärung des evangeliſchen Lobgesangs . Luc. Kap . 2, V. 14. Es ist kein Lafter so tief in dem Menschen als die Ehrsucht. Niemand will nichts sein , Jedermann gefällt ihm selbst wohl ; daher denn aller Jammer, Unfriede und Krieg auf Erden kommt. Ebendaselbst. Willst du Niemand gefallen, so laß dir Niemand gefallen. Willst du Jeder mann gefallen, so laß dir Jedermann gefallen ; so ferne doch, daß du GOttes Wort nicht darüber läßest; denn da hört alles Gefallen und Mißfallen auf. Ueber den 6ten Pfalm. In allem Leiden und Anfechtung soll der Mensch zu allererst zu GOtt Laufen , und erkennen und aufnehmen , daß Alles von GOtt zugeschickt werde, es komme vom Teufel oder von Menschen. 584 Ebendaselbst. Dies Leben soll nichts anders sein, als ein Haß über den alten Menschen, und ein Suchen und Verlangen des Lebens in dem neuen Menschen. Ebendaselbst. Soll GOttes Barmherzigkeit gepriesen werden, so müssen alle Verdienste und Würden zu nichte werden ; denn welchem GOtt hilft nach seinem Verdienſte, der wird billiger geehrt und gepriesen , als GOttes Barmherzigkeit; das wäre aber eine hohe Schmach. Luther in der Erklärung des 32. Pſalms . Dich dünkt, es sei verderbt, wenn es nicht geht, wie du denkst. Dies Denken ist dir schädlich, und hindert mich. Es muß gehen nicht nachdeinem Verstande, sondern über deinen Verstand. Senke dich in Unverstand, so gebe ich dir meinen Verſtand. Ebendaselbst. Nicht_wiſſen, wo du hingehst, d. i. recht wissen, wo du hingehſt; mein Ver stand macht dich gar unverständig. ebenso Deine Augen sollen zu sein über dich, dieweil meine Augen offen sind über dich. Luther in der Erklärung des 38. Psalms . Es ist ein Wunder- Ding , wer da keine Sünde hat, der fühlt und hat sie; und wer da Sünde hat, der fühlt sie nicht, und hat keine. 585 Ebendaselbst. Es ist nicht möglich, daß ein Mensch über und wider die Sünde klagte, wenn er nicht in der Gerechtigkeit und Gnade lebte. Denn ein Teufel jagt den andern nicht aus. Ebendaselbst. Die rechten Christen müssen voll Sünde und ohne Sünde sein. Ebendaselbst. GOttes Hülfe ist nicht , wo Menschen-Hülfe ist; denn GOtt ist nicht ein Vater der Reichen, sondern der Armen, Wittwen und Waiſen. Luther in der Erklärung des 51. Psalms. Wer da nimmer für einen Sünder sich will halten und gehalten werden, der will GOtt zu einem Lügner machen , und sich zur Wahrheit , welches die schwerste Sünde und Abgötterei über alle Abgötterei ist. Ebendaselbst. Das Verborgene der Weisheit ist nichts anders, als sich selbst gründlich erkennen, und also sich selbst haſſen, und alle Gerechtigkeit nicht bei sich, sondern bei GOtt ſuchen. Ebendaselbst. Niemand kann GOtt ehren und lieben, er schände und schelte sich ſelbſt. 586 Ebendaselbst. GOtt will sich erbarmen, und nicht Richter sein, er will nicht ansehen, wie fromm wir sein wollen, sondern wie fromm wir aus ihm werden wollen, daß also er, und nicht wir, geehrt und gelobt werden, daß wir ihm nichts geben, sondern allein von ihm nehmen Gerechtigkeit, Weisheit, Wahrheit, Verdienst, gute Werke. Ebendaselbst. Das Herz giebt GOtt nichts, sondern nimmt nur von ihm , das will auch GOtt haben, auf daß Er GOtt sei wahrhaftig. Denn GOtt gebührt es, zu ge ben und nicht zu nehmen. Luther in der Erklärung des 102. Pſalms. Ein gut Leben muß auch ein närrisch Leben sein, darum, daß der Menſch sich ab kehrt von allem , da sich die andern zu kehren. Ebendaselbst. Die zeitlichen Güter sind gegen dem ewigen Gut gleichwie die Bilder in dem Traume gegen das rechte Bild. Ebendaselbst. GOtt sieht nicht an die schönen Worte und Werke der Reichen , Weisen, Heiligen (denn da ist seine Ehre zu nichte geworden), sondern allein die Be gierde und das Gebet deren, die nichts haben. 587 Luther in der Erklärung des 130. Psalms. An der Hülfe zweifeln die Frommen nicht, sie geben ihr auch keinen Namen nicht (d. i. sie bestimmen nicht Art und Weise der Hülfe), sie lassen sich GOtt taufen und nennen , und sollte es auch lange ohne Maaße verzogen werden. Wer aber der Hülfe einen Namen giebt , dem wird sie nicht ; denn er wartet, und leidet GOttes Rath und Willen und Verziehen nicht. Ebendaselbst. Ob GOtt auch verziehen wollte den ganzen Tag , sollen wir auch bis auf den andern Tag warten. Ebenso : Obgleich unserer Sünden viel sind , so ist doch seines Erlösens viel mehr. Ebendaselbst. Wer ihm selbst will gnädig sein , dem wird GOtt ungnädig, und wer ihm selbst ungnädig ist, dem ist GOtt gnädig. Luther in der Erklärung des 143. Psalms. Ein jeglicher Abel hat seinen Cain , und Isaac seinen Ismael, Jacob sei nen Esau, und Christus seinen Judam. Ebendaselbst. Eine trostlose Seele, die nichts in sich findet , die ist GOtt das liebſte Opfer, sonderlich wenn sie zu seiner Gnade schreit ; denn GOtt hört nichts lie ber, als Geschrei und Durst nach seiner Barmherzigkeit. 588 Luther über Gal. Kap. 1 , V. 4. 5. GOttes Sohn ist nicht gegeben für der Heiligen Gerechtigkeit, noch für der Engel Unschuld, sondern für der armen Sünder Ungerechtigkeit. Wäre ich ge recht, und hätte keine Sünde , so bedürfte ich Christi , des Mittlers nicht , der mich mit GOtt versöhnte ; warum willst du mich denn so verkehrter Weise zum Heiligen machen, du heilloser Satan, und eitel Gerechtigkeit von mir fordern ? der ich doch gar nichts, als nur eitel Sünde habe. Ebendaselbst. DerSatan ist ein solcher abenteuerlicher Künstler und behender Meiſter, daß er auch meine allerbesten Werke und Gerechtigkeit zu den allergrößten Sünden machen kann. Ebendaselbst. Wer die Sünde aus dem Sinn nicht schlagen kann , sondern behält sie im Gedächtniß, martert und plagt sich damit, und gedenkt, wie er möge mit ſeinen eigenen Kräften und Werken ihm selbst rathen und helfen , oder will so lange warten, bis daß sein Gewissen vor sich selbst zufrieden werde, und Ruhe habe, der kommt allererst dem Teufel recht in seine Stricke, martert ſich ſelbſt jämmerlich, und fällt mit der Zeit, wenn die Anfechtung größer wird, in Verzweiflung. Ebendaselbst. Wenn dir der Teufel in's Herz giebt, daß Christus sei ein anderer Mann, als ihn St. Paulus allhier macht , so sage nur also : er hat's nicht recht ge 589 troffen, sondern in allen seinen Worten und Buchstaben gelogen. nehmest du ihrer dich auch nicht an. Luther über Gal. Kap. 3, V. 13. Darum Alle Sünde, die ich , du und wir alle gethan haben , und noch immerðar hinfort thun, die sind allesammt als Chriſti eigene Sünde, als hätte er sie selbst gethan. Ebendaselbst. Wo kein Glaube , kein gutes Gewissen zu GOtt ist , da ist den Werken der Kopf ab, und alle ihr Leben und Güte nichts . Luther über Joh. Kap . 14, V. 5. 6 . Halte dich durch den Glauben an Christum, so fangst du recht an. Bleibe an ihm, so gehst du recht fort. Beharre also bis an's Ende , so bist du selig. Luther über 2. B. Mos. Kap. 20, V. 2. Einer, der selig werden will, ſoll alſo gesinnt sein, als sei sonst kein Mensch auf Erden, als er allein, und daß aller Trost und Zusagung GOttes hin und wieder in der heil. Schrift ihn allein angehe, sei auch um seinetwillen allein geschrieben. MONAC Spruch - Register. 2. Buch Mose. 1. Buch Mose. Seite. of cò Cap. 2, V. 17. 15. 18, 22, 28, 32, 35, 45, 19. 7. 8. 17. 26. 3. 4. 257 Cap. 170 511 171 379 133 198 511 216 Cap. 14, V. 15 . 8. 20, 12. 14. 15. 17. 6. 23, Seite. 499 493 163 553 162 533 388 4. Buch' Mose. 14, V. 9. 382 591 Spruch- Register. 5. Buch Mose . Psalmen. Seite. Cap. 5 , V. 18 . 12 . 21. 33, 11. 553 Psalm 493 533 320 Buch der Richter. Cap. 7, V. 19-22. 526 1. Buch von den Königen. Psalm 9. 356 Psalmen. 7 1 , V. 1. 6. 10. 2, 13. 14. 17, 4. 18, 559 560 561 245 537 3, V. | Cap. Seite. 18, V. 23. 19, 8. 7. 22, 5. 23 , 7. 8. 30, 31 , 6. 32, 8. 9. 33, 34, 6. 18. 1. 35, 5. 37, 7. 7. 8. 16 . 37, 25 . 41, 10. 5. 42, 335 258 290 186 57 321 139 236 507 568 505 207 378 280 348 372 525 469 592 . Spruch- Register. Psalmen. Psalmen. Psalm 46, V. 12. 8. 9. 49, 21 . 16. 17. 50, 6. 51, 55, 23. 9. 56, 5. 62, 7. 9. 10. 4. 65, 7. 68, 24. 73, 77, 3. 1. 82, Seite. Seite. 358 Psalm 90, V. 12. 100 94, 20. 315 3. 101, 129 4. 228 6. 109, 581 4. 305 110, 1 1. 145 3. 144 5. 146 5. 147 4. 111 , 184 5. 6 . * 113, 138 1. 115, 116, 10. 268 15 . 394 255 5. 118, 558 6. 9. 165 328 511 267 310 149 562 329 387 562 185 352 346 53 27 508 571 143 Spruch = - Register. Sprüche Salomon. Psalmen, Seite. Psalm 118, V. 21 . 22. 22. 23. 9. 18 . 105. 593 531 Cap. 23, V. 17. 24, 16. 564 49 Prediger Salomon. 119, 113 19 Cap. 4, V. 13. 12. 159 12, 569 Jesaias. 3. 187 125, 1. 148 Cap. 127, 3, V. 4 . 10. 5. 8, 130, 141 21 . 7. 138, 131 6. 5. 143, 565 9, 10, 13. 13 . 506 147, 16. 14. 472 28, 19. 587 29. Sprüche Salomon. 13. 29, 21. Cap. 550 8, V. 14. 30, 10, 22. 352. 365. 7. 32, 38 Erstes Register. Seite. 396 166 247 476 333 125 385 265 486 254 239 206 527 215 357 594 Spruch- Register. Ezechiel. Jesaias. Seite. 40, V. 9. 13. 52, 6. 53, 8. 9. 10. 63, Cap. Jeremias . Cap. 1, 9, 17, 23, 44, 18. 19. 24. 16. 6. 28. 29. 31. 32. 18. Seite. 530 Cap. 491 161 68 400 Cap. 114 240 261 522 38 Cap. 303 361 3, V. 18. 17, 22. 23. 34, 5. 6. 106 305 276 Jona. 2, V. 3, 3. 9. 10. 381 345 Habacuc. 1, V. 2, 3. 4. 11. 3. 313 314 130 Zacharias . Klaglieder Jeremiä. Cap. 3, V. 24. 393 Cap. 2, V. 8. 150 595 Spruch- Register. Maleachi. Matthäus. Seite. 58 Cap. Cap. 2, V. 10. 11. 9. 10. 15, 32. 38. 24, 1. 40, 208 44 181 445 Matthäus . 1, V. 21. 11. 2, 15. 3, 17. 19. 3. 4, 11 . 5, 4. 11. 13. 28. 104 221 304 180 517 65 67 551 200 118 157 Cap. 5, V. 39. 40. 44. 3. 6, 7. 9. 9. 10. 10. 13. 19. 24. 26 . 6. 7. 8. 12 . 14. 18 . 29 . 25. 26 . 38 * 111 3, V. 3. Sirach. [ + ] ]] | Cap. Seite. 503 496 120 188 78 21 350 509 517 570 336 342 572 395 515 175 108 284 344 596 Spruch- Register. Matthäus. Matthäus. Seite. Cap. 9, V. 10, 11, 13, 2. 9. 24. 38. 1. 16 . 22. 23 . 25. 34. 36. 42. 5. 6. 17. 27. 28. 30. 33. 549 Cap. 477 376 109 260 398 126 293 360 34 211 242 397 233 529 156 487 330 467 15, V. 16, 17, 18, 3. 27. 17. 18 . 5. 3. 20. 19, 20, 29. 10. 16. 21, 2. 44. 21 . 3. 37. 37. 38. 42 . 22, 23, 25, Seite. 317 535 529 402 512 298 213 "524 225 317 62 479 33 383 374. 375 44 54 334 91 597 Spruch- Register. Lucas. Matthäus. Seite. Cap. 26, V. 10. 26. 27. 2. 27, 19. 28, 256 | Cap. 89 367 249 Marcus . Cap. 5, V. 19. 6, 20. 26. 9. 8, 23. 9, 13. 10, 14. 326 263 482 484 272 193 298 Lucas. Cap . 1 , V. 45 . 47. 47, 48 . 573 116 406 1 , V. 51 . 17. 2, 34. 21. 22. 6, 4. 5. 7, 33. 10, 32. 12, 13 , 23. 24. 14, 2. 15, 22. 16, 1. 18, 7. 8. 39. 19, 5. 44. 23, 18 . 42. 38. 24, Seite. 223. 226 516 234 61 115 325 229 327 371 552 324 449 183 366 399 232 542 250 598 Spruch- Register . Johannes . Johannes. Seite. Cap. 1 , V. 12. 13. 17. 29. ' cò 0 4 || | + | œ 36. 4. 5. 16. 39. 41 . 42. 50. 5. 39. 54. 63. 68. 21 . 25. 85 Cap . 137 288 519 222 179 331 369. 370 403 105 72 74 210 257 521 286 518 524 Seite. 8, V. 29. 44 . 46. 51. 10, 11, 12, 14, 52. 5. 12. 28. 29. 29. 25. 35. 2. 6. 12. 19. 24. 500 111 465 475 566 235 44 80 237 582 227 64 471 173. 204. 196 259 567 599 Spruch- Register. Apostelgeschichte. Johannes . Seite. Cap. 14, V. 26 . 15, 7. 16 . 20. 16, 2. 13 . 20. 21. 22 . 23. 32 . 33. 10. 17, 17. 24. 29. 20, 340 Cap. 574 246 338 253 127 83 278 93 544 575 279 576 197 Cap. 48 Cap . 3, V. 23. 251 4, V. 19. 20. · 30. 8, 10, 44. 16, 9. 10. 17, 11. 18. 20, 20. 30. 31. 24, 5. 87 307 228 132 380 318 308 323 391 Römer. 3, V. 28. 31 . 5. 4, 20. 25. 1. 5, || Apostelgeschichte. Seite, 262 155 88 202 69 75 Cap. 5, 9, 10, 11, 200121100 600 Spruch - Register . Römer. Römer. V. 11 . 1. 2. 4. 14. 18. 20. 1. 2. 3. 14. 17. 28. 29. 32. 38. 39. 3. 5. 4. 18. Seite. 372 270 Cap. 177 92 46. 168 136 164 98 94 56 154 201 300 158 60 23 178 28 322 Cap . Seite. 11, V. 20. 22. 12, 2. 19. 19. 13, 4. 8. 14, 1. 7. 23. 15, 1. 4. 7. 25. 16, 12. 134 271 541 353 294. 392 309 299 275 577 43 40 160 539 287 372 1. Corinther . 1, V. 9. 540 601 Spruch - Register. Corinther. 1. 1. Corinther. Seite. ] ] ] ] ] ] gl 7, 10 , 8. 13 . 20. 12. 24. 277 Cap. 90 363 31 214 311 112 Cap. 220 59 274 332 513 199 142 76 546 497 190 11 , V. 26-29. 12. 14, 3. 4. 15, 10. 511111-1 [ ] ] ] &] 1 , V. 18 . 19. 25. 30. 31. 1. 2, 2. 4. 3, 18. 4. 4, 7. ‫ܠ‬ Cap. 2. Seite. 473 337 100 401 Corinther. 2, V. 14. 4, 5. 7. 17. 5, 4. 7. 15. 17. 21 . 4-7. 9. 205 267 389 390 191 192 77 95 51 498 316 354 602 Spruch- Register. Seite. Cap. 6, V. 16. 1 17. 19 . 11, 12 , 7. 10. 12, Cap. 1 , V. 244 Cap. 81 63 241 343 Galater. [ [2 ]] 2, [ + ]S 4, 5, 19. 13. 26. 27. 9. 31 . 1. 174 588 355 Cap. 37 483 96 589 306 57 384 42 289 5, V. 13 . 17. 24. 1. 6, 2. 6. 14. Epheser. 1, V. 20. 22. 8. 9. 2, 10. 6. 18 . 26 . 32. 1. 2. + ] ] ] ~| | 3, 4. 4. 5. 8. 16 . 15110 Galater. 2. Corinther. 5. Seite. 71 107 84 166 39 172 169 25 323 141 186 297 298 328 70 523 209 603 Spruch- Regiſt e r. Epheser. Colosser. Seite. Cap . 5, V. 30. 5. 6. 6, 5. 9. 7. 9. 10. 97 Cav. 112 182 364 41 35 Cap. 1. V. 14. 6. 7. 2, 14. 16. 13 . 3, 1. Thessalonicher. 1 , V. 8. 9 . 5, 17. Philipper. 1 , V. 21 . 29. 3. 2, 8. 3, 9. 12. 13. 13. 20. 13. 4, 445 281 Cap. 32 26 447 351 285 82 547 1. Timotheum. 1 , V. 5 . 15. 10. 13 . 16 . 21 . 6. 10. .] + [ eg Cap. Seite. 478 22 291 324 514 47 121 449 176 86 231 579 292 264 295 119 1 604 Spruch- Register. 2. 1. Timotheum. Petri. Seite. 1 Seite. 153 212 101 151 195 18 152 45 563 | 1 . Betri. 2, V. 9. 11. | Cap. 3, V. 12 . 14. 17. 1. 4, 8. 10. 19. 5, ] ] ] [[ + ] Cap. 220 Cap. 282 59 * 555 349 66 238 230 283 ] ] *] ] 1, V. 8. 2. 2, 11. 12. 22. 23. 6. 3, 12. 16. 4. 4, 5. Titum. 2, V. 11. 12. 14. 4. 3, 5. 5, 14. 2. 50 194 Cap. 296 545 36 Cap. 298 102 | Cap. Petri. 1, V. 20. 536 1. Johannis . 1 , V. 8. 1. 2, 2. 18 . 3, 23. 468 500 252 20 176 605 1. Johannis . Seite. Cap. 4, V. 16 . 19. 5, 29 Cap. 459 2. Johannis . Cap. 1, V. 9. 100101 Spruch- Register. 301 Hebräer. 1, V. 14. 2, 11. 2. 4, 16. 4. 5, 3. 11, 8. 1. 12, 6. 24. Seite. 1, V. 12. 18. 13. 17. 18. 7. 16. 5, 17. 67 73 Offenb. Johannis . 103 1, V. 5. 6 . 368 Cap. 18. 302 1. 140 3, 21 . 122 319 14. 5, 4. 248 12, 5. 548 21, | Cap. Jacobi. 532 52 312 30 189 203 492 135 24 55 362 217 224 339 Register der Materien , die in allen IV. Theilen enthalten sink . A. Abendmahl Gottes , wie solches verachtet wird, Seite 371. Wie es den Verächtern desselben ergehen soll , S. 371. Christi giebt Gerechtigkeit , Leben und Seligkeit, . 70. 3ft oft zu gebrauchen, S. 190. Einsehungsworte, wie sie zu nehmen find, S. 89. Wie dasselbe würdig und un würdig empfangen wird, S. 228. Frucht desselben S. 66. Abgötterei und falscher Gottesdienst wird befördert, S. 91 . Adam war auch ein Christ, S. 66. Adel , verachtet Leute von geringerem Stande, S. 332. Wird deßhalb von Gott ge straft S. 332. Kann die Bestrafung nicht Der rechte heißt, von leiden , S. 180. Gott geboren sein, S. 332 u. 425. Aemter in der Kirche und bei Hofe find un terschieden, S. 546. Aeußerlicher Unterschied der Stände, C. 513. Almosen müssen aus rechtem Herzen gege ben werden, S. 120. Amen, dasselbe muß man bei dem Gebet ſtark machen, S. 217. Anfechtung lehrt die Bibel verstehen, S. 1 und 2. Wie sie zu überwinden ist, S. 73 und 76. Findet sich , wo der Glaube iſt, S. 107. Ist eine Arznei wider die Sünde, S. 508. Arbeit allein ist umsonst, S 359. Armer Leute Kinder sind oft die tauglichſten, S. 247. Müssen oft Land und Leute regie ren, S. 247. Register der Materien. 607 Kann nicht ausgelernt werden, Auferstehung Christi , muß im Herzen Bibel. G. 238. Kann man ohne Anfechtung nicht und Leben empfunden werden, S. 76. verstehen, S. 239. 3ft unter Gebet und Augen, Unterschied zwischen fleischlichen und Erleuchtung zu lesen, S. 19. Enthält Le christlichen, S. 376. bensworte, S. 521. Hat viel Aehnliches Ausgehen von der Welt, was es heißt, S. 81 . mit Christo, S. 290. Die kurze und allge meine, 395. Ist das beste Buch unter allen 3. Büchern, S. 403. Liegt oft unter dem Barmherzig und gnädig , Gottes tröst Scheffel, S. 476. Siehe auch : Wort Gottes. liche Namen, S. 185. Begierden des Fleiſches werden angeboren, Bild Christi, dem wir müſſen ähnlich werden, S. 300. C. 46. Beichte ist der Christen nöthigste Schule, Blindheit unserer Vernunft iſt groß , S. 99 . Werke, woher, S. 432. It nöthiger als Böses , Wurzel desselben in unserer Natur, digen, S. 308. 6. 88. Bekenntniß der Sünden ist heilſam, S. 427. Bosheit, eine zweifache, S. 304. Berufende Gnade, S. 424-432. Beruf, demselben soll abgewartet werden, Braut Jesu find die Gläubigen, 492. Bruder der Glänbigen iſt Chriſtus, S. 73. C. 546. Beruf zum Predigtamt von GOtt durch Bücher, sind mehr als Leser, S. 476. Sind mehr schlechte, als gute, S. 476. Menschen, S. 302. Befferung anderer soll im Frieden geschehen, Bürgermeister oder Richter sollen gerecht sein, S. 119. C. 540. Bettler, die Gott am liebsten sind, S. 366. | Bürgerschaft der Gläubigen im Himmel, E. 82. Bibel, ſie macht alle andern Bücher zur Narrheit, S. 19. Macht alle Weiſen zu Narren, S. 238. 608 Register der Materien. Christus, giebt in seinem Reiche nicht irdische C. Güter , S. 265. Wird selten gepredigt, Centner , soll man nicht verbergen , sondern S. 276. Der Gekreuzigte ist die höchste mittheilen, S. 539 . Er ist der Zweck der Weisheit, S. 277. Christus , ist der höchste Schaß der Gläu Schrift, S. 228. An ihm haben alle bigen, S. 26. Ist uns gemacht zur Weis Gläubigen gleichen Antheil, S. 240. Ist heit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung, kein Moses und Schulmeiſter, S. 279. Macht C. 31. Ist Gesetz , Sünde und Tod, die Leute fromm, S. 491. Hat alle Sünde S. 96. Gerechtigkeit und Leben, S. 96 . auf sich genommen , S. 291. Ist aus Ein armer Sünder, S. 97. Hat uns vom einem kleinen, ein großer Christus gewor Geset befreit, S. 97. Kommt nicht uns den, S. 305. Ist ein guter Kaufmann, zu strafen , sondern zu trösten und zu S. 330. Wo er nicht geduldet wird, geht Ist ein Gift der Sünde locken, S. 33. Alles zu Grunde, S. 334. Der Schwache und des Todes, S. 96. Der Gläubigen ist am meisten zu fürchten, S. 343. Macht Bruder, S. 73. Muß erst als Mensch, noch immer aus Wasser Wein, S. 365. dann als Gott erkannt werden, S. 173. Giebt seinen Nachfolgern nur die Nothdurft, Muß Alles in Allem fein, S. 123. Wird S. 352. Ist ein Fels, der die Töpfe zer in den Seinen beleidigt, S. 150. Ein gu bricht, S. 383. Erhält allein die Kirche, ter Arzt wider den Tod , S. 566. Wird S. 402. Will die Seinen zu sich nehmen, von der Welt verworfen, S. 564. Sigt S. 471. Hat ein gedoppeltes Bild, S. 234. jezt sehr hoch und sicher, S. 562. Und Gereicht zum Falle und Aufstehen, S. 234. die Seinigen sündigen nur, aber der Teufel Ist der getreueste Seelenhirte, S. 237. Be ist fromm, S. 200. Der Sünder Freund und friedigt allein das Gewissen, S. 440. Was Heiland, S. 252. Heißt und regiert wun Ist unsere wir an ihm haben, S. 477. derbar, S. 265. Regiert mit Weisheit, Gerechtigkeit, S. 522. nicht mit Waffen, S. 491 . Register der Materien. 609 Christus , ist der Gläubigen höchſter Ruhm, | Chriſti Scevter läßt sich nicht beugen , 328. 485. Ist die Quelle aller Seligkeit, Schafe werden errettet, und erhalten, 582. 414. Ist am stärksten , wenn er schwach, Christum kann Teufel und Welt nicht lei 415. Stimmt nicht mit Belial , 416. den, 542. Aber doch auch nicht vertilgen, Sigt zur Rechten Gottes , 417. Ist ein 417. Recht lieb haben , ist eine große Fels , der die Feinde zerschmettert , 418. Kunst, 286. Wenn er weggeht, ist es erschrecklich, 518. Von Christo wird mehr gehandelt , 414-418. Ist alle Gnade und Heil dahin, 518. st von Juden , Türken und dem Pabstthum Christliche Kirche , siehe Kirche. gewichen, 518. Wo der rechte ist , da ist Christ , von Christo genannt , 227. Cin solcher ist , der sich als Sünder erkennt, Judas, Pilatus, Caiphas und Kreuz, 23. 415. Ist die höchste Freude der Sei 468. Ist von einem frommen Manne unter nen, 516 . schieden, 95. Kann sich Chriftus nennen, Christi Hoffarbe ist Kreuz und Leiden, 446. 105. Ist ohne Gesez und Sünde , 97. Auferstehung ist der wichtigste Artikel, Muß immer gereinigt werden , 58. Ist ein Erlöser , muß aber ein neues Leben 259. Kreuzesgestalt kann Satan nicht führen , 194. Stirbt nicht , wird auch ertragen , 447. Kleid find Christen , das nicht begraben , 227. Er ist innerlich er reinigt , 447. Fürbitte , der Trost im ein Arzt, 275. 436. Ist ein besonnener Straucheln , 504. Hingang zum Vater, Mensch , 282. Ist im Werden , nicht im 590. Erkenntniß wird vom Vater gegeben, Ist eine große Wordenſein, 285. 428. 550. Erkenntniß ist der Anfang , Gett Creatur, 362. Ist nie Hungers gestorben, zu erkennen, 500. Reich mitten unter sei nen Feinden , 539. Blut ruft für uns, 372. Muß sich an der Menge der Bösen nicht ärgern, 396. 547. Blut ist der Gläubigen Gnaden rock, 547. Christen , find gebrechliche Leute, 39. Zweites Register. 39 610 Register der Materien. Christen, fromme , achten den Gottesdienst Christen haben wider ihren Willen noch hoch, 469. Um einen solchen, der glaubt, Sünde im Fleisch , 431. Ihre Thränen ist's ein mächtig Ding , 477. Haben zählt und sammelt Gett, 269. Beten ist einen bessern Troß , als die Welt , 212. ihr Handwerk , 451. Sind Herren des Sind die Beine , welche die ganze Welt Rechtschaffene werden an Todes , 462. tragen, 196. Haben es bei Christo im Lehre und Leben erkannt , und von den geistlichen Kriege gut, 186. Fühlen noch falschen unterschieden, 129. Sünde, und hassen sie, 168. Müssen bei Christenth um , dasselbe muß Gott in uns Christi Sache nicht trauren und za anfangen, 82. gen, 158. Müssen Christo im Leiden ähnlich werden , 151. 154. Werden am Kreuze erkannt , 126. Beten stets , 121 . D. Sterben mit Gewißheit und Freudig feit, 589. Sind Lilien und Rosen , die Demuth , wahre und falsche , 353. Die unter Dornen wandeln, 539. Haben kei falsche, 56. Die wahre ist nöthig, weil nen irdischen , sondern himmlischen Sinn, man fallen kann , 62. Ist namentlich 541. Können von Christus nicht ge bei guten Werken nöthig, 120. trennt werden , 467. Falsche sind mehr als fromme , 469. Tragen Leid und Deus non est Deus passivus, sed activus, 409. feufzen , 551. Ihr höchster Ruhm ist Rühmen sich auch der Diebe , find wir alle vor Gott , und der Jesus , 485. Welt, 162. Die größten sind besonders Sind selige Menschen, Trübsal, 116. Geizige, 423. Helfer, Heilande, 431. Ihr Leben und Kreuz 431. Sind als die Getödteten, Doctor der heiligen Schrift ist, wer Jesu und leben noch, 432 . Namen recht nennen kann, 104. 414. Register der Materien. E. Eigendünkel ist gefährlich, 536 . Eigenschaften eines guten Predigers, 518. Eigensinn und harter Kopf wider das Böse sind gut, 89. Einigkeit im Geist bleibt bei dem Unter: schied der Stände, 513. Einsamkeit, wann und warum sie schäd lich ist, 544. Einsehungsworte bei dem heil. Abend mahl find schlechthin zu nehmen, 87. Ehestand ist besser , als uureine Jungfrau schaft, 461. Ein Wehstand, voll Anfech tung , 461. Aber doch ein feliger Stand, 364. In demselben wird noch immer aus Wasser Wein gemacht, 365. Eltern sollen von den Kindern geehrt wer den, 163. En gel, heilige, dienen den Menschen, 67. Hei lige, sind unsere besten Freunde, 124. Erbsünde , was sie sei, 419. Wird auch vom Gesez verdammt, 92. Erde, ſie ist voller Heiligen, der Himmel voll Sünder, 559. 611 Erhebung über andere , ist ein gemeines Ucbel, 40. Erhörung des Gebets, 568. 572. 573. 492. 499. 508. Erkenntniß Gottes, deren Anfang ist von Christo zu machen, 500. Ernähren und Haushalten , kommt Gott 3u, 359. Erscheinungen muß man nicht glau ben , wenn sie nicht im Glauben ähnlich find, 202. Erwählt von Gott sein macht selig, 479. Evangelium , bleibt nicht lange an einem Orte, 64. Davon muß man kein Haar breit weichen , 87. Richtet seligen Un frieden und Aufruhr an , wenn es recht gepredigt wird, 34. u. 420. Wo dasselbe recht bekannt gemacht wird , da ist der rechte Gottesdienst, 47. Nichtet das Gefeß auf, 155. It an feinen Ort gebun den, 293. Leidet keine äußerliche Gewalt, 293. Dessen eigentliches Werk , 335. Wird zur rechten und Linken angefoch ten, 349. Hat einen großen Geber, Liebe und Geschenk, 369. 39 * 612 Register der Materien. Evangelium , ist dem Teufel unleidlich), 389. | Fe indſchaft ist beständig zwischen Chriſtus und Belial, 170. Muß sich des Aufruhrs beschuldigen laſſen, 391. Ist die rechte Glocke und Orgel, 439 . Finger , die ihres gleichen nicht haben, 222. Ist ein neuer Sauerteig unter dem mensch Finsterniß ist, wo die Lehre von der Rech lichen Geschlechte, 439. Bessert allein, 466. fertigung sich verliert, 88 u. 426. Erempel von Schwachheitsfünden der Hei Fleisch , folches soll man kasteien und war ten, 430. ligen find nöthiger , als große Tugend erempel , 208. Gläubiger Beter , Mose, Fleisch und Blut sind und bleiben un rein, 431 . Jefna, Elias, 491. 499. Freude in Sünden, Freude in Gottesfurcht, sind unterschieden, 421 . F. Freier Wille, ein elendes Ding, 254. Freiheit muß in äußerlichen Dingen blei Fasten, wie es geschehen muß , 102. Täg ben, 324. liches, 324. Friede , wahrer_und__falscher, ist zu unter Gottes ist der wahre, ſcheiden , 313. Feiertag , denselben heilig halten , was es heiße, 493. kommt aus dem Glauben, 75. Gottes ist in der Mitte keines Friedens, 557. Feinde der Wahrheit , wenn ſie ſiegen, 314. Kennen Gottes Wege und Gerichte nicht, Friedemacher , falsche , wollen Christum 314. Spotten der Frommen und Ge= und Belial vereinigen, 328. Machen übel rechten, 314. Eind vor Gott wie ge ärger, 328. mästetes Vieh , 315. Läßt GOtt über Fromme werden andern zum Nußen , von Gott durch Leiden geführt, 332. In der feine Kinder tanzen, 288. Haben Ursache, fich mitten im Siege zu fürchten, 343. Welt verfolgt, 50. Register der Materien. 613 Frommer Manu , ein solcher ist noch kein 6. Christ, 95. Fromme Sünder sind besser , als heilige Gäste, find Gläubige in der Welt, 110. Lästerer, 428. Frömmigkeit der Gläubigen , ist Vergeb Gebet , ist das höchste Opfer, 198. Int ung der Sünden, 549. Wie dieselbe er nicht zu unterlaſſen , 93, Ueberwindet langt wird, 84. GOtt, wenn man anhält, 198. Solches Führung Gottes , ist wunderbar, doch lieb muß auf Gottes Verheißung gegründet reich, 531 . werden , 93. Wird alsdann von Gott Fünklein des Glaubens kann der Teufel nicht verachtet, 217. Soll auch andächtig verlöschen, 22. geschehen, 188. Deßgleichen, einträchtig Fürbitte Christi , diese ist der Gläubigen von allen frommen Christen , und für Trost, 504. Seiner Jünger für die Bes alle , 217. Besonders um treue Lehrer, leidiger, 496. 109. Darf nicht auf eigene Würdigkeit Fürst , dessen löbliche Regierung, 356. geschehen, 93. Dazu macht uns unsere Untüchtigkeit tüchtig , 93. Soll ernstlich Fürsten , müssen der Unterthanen Noth ihre eigene sein lassen, 357. Sich nach Got geschehen , 183. Wird erhört , und ist tes Wort richten , 357 und 459. Sich fräftig, 183. 492. 499. Beispiele davon, selbst nicht schänden , 461. Auch nicht 183. Eine Art desselben ist das geistliche geschändet werden , 461. Haben schwere Seufzen, 492 und 496. Wesen und Na Arbeit , 461. Gute , sind ein Zeichen Kann nicht ohne tur desselben , 527. Fluchen geschehen, 320 u. 450. Kämpfen göttlicher Gnade und Glück des Landes, 460. Gute haben an dem Teufel einen des, 321. Das beste Hilfsmittel , 394. Ist der Christen Handwerk, 449. Muß Feind , 461. Churfürst Joh. Friedrichs Beispiel, 461 . Gott nichts vorschreiben, 449. 614 Register der Materien. Gebet, soll aus dem Herzen geschehen, 449. ¦ Geſ eß , iſt des Gewiſſens Stockmeister, Strick Geht einen wahren und Kette , 138. Ist der Angefochtenen Geschäft, 450. Chriften nicht an, 98. Nichtet nicht allein Gebrauch , rechter , des Evangeliums, 437. die Werke , sondern auch das Herz , 92. Geduld, ist nöthig, wenn Gott verzieht, 130. Dessen Wirkungen, Kraft und Nugen, 262. 437. 139. Geist , heiliger, iſt ein Prediger, 127. Geistlicher Stand ist oft weltlicher , als Geschliche Menschen, find den Ochſen ähu der weltliche, 457. lich, 289. Geistlose Geistliche verfolgen Christum, 367. Gewohnheit muß der Wahrheit weichen, 317. Geiziger, ein solcher kann nichts bessers Glaube an Jesum , wird vom Heiligen thun, als daß er stirbt , 109. Gehört Geist gewirkt , 74. Behält immer den unter die Diebe, 423. Sieg, 205. Ist mehr als Mosis , des Kaisers , und Gottes Gesez , 176. Ist Geld und Gut an Christum zu wenden, 221. bald schwach , bald stark , 134. Ist ein Gerechte Sache mit Demuth zu treiben, 274. lebendiges , thätiges Ding , 122. 441 . Gerechtigkeit , zweifache, 304. Macht auch die geringsten Werke Gott an Gerechtigkeit wird durch Chriſtum erlangt, genehm, 211. Macht demüthig und hof färtig , 567. Ist höher, als Wohlthat 80. 94. Aus eigenen Werken ist falsch, 51. Vor Gott , komme aus dem Glau und Sünde , 25. Ist eine rechte Kunst, 49. 461. Hält sich an das Wort , 72. ben, nicht aus dem Gesetz, 483. Hält sich einzig an Christum und sein Gesellschaft , in Jesu Namen iſt geſeg net, 535. Wort , 105. Ist wie Maria , die guten Werke find wie Martha, 76. Gefeß, ist Christus, in welchem Verstande, 96. Register der Materien. 615 Glaube an Jefum ist ohne Herzensände- | Glaube , thut, wie ihm GOtt gethan, 326. rung falsch , 77. 102. Dessen Frucht ist Sieht Gottes väterliches Herz , 507. Iſt ein allmächtig Ding , 547. Behält den der Friede , 75. Macht das Herz gewiß, 74. Ist nicht auf Menschen gegründet, Sieg , und überwindet alle Fehler , 505. 105. Läßt den Menschen nicht müßig, 74. Kann mit der Sünde wider das Gewiſſen Ist bei vielen nur im Munde , wird aber nicht bestehen , 429. Ihm ist nichts un möglich , 441. Ist allein bei den Be mit den Werfen verläuguet, 30. 77. Ueber windet Spott und Verfolgung der Welt, gnädigten , 442. Maaß desselben von GOtt gegeben , 443. Weiß von keinem 60. Steht nicht in der Rhetorik , noch Unterschied der Personen , 444. Sterben Philosophie, 48. Glaube, derselbe muß in Anfechtung vom ist bei ihm ein Gewinn, 444. Gesez zum Evangelio appelliren , 137. Davon siehe weiter 441 , 446. Wird in der Noth offenbar , 49. Ueber Glaubige bleiben , wo Christus bleibt, 25. windet alle Anfechtungen , 75. Hat viele Sind nicht ohne Gebrechen , 128. Wahre Anfechtungen, 107. Sicht alles, der Un Israeliten, 339. Sammeln nicht Schäße, glaube nichts , 565. Hält den ganzen 358. Sind von GOttes Gnaden alles, Leib im Zaum, 102. Ist die enge Pforte, 401. Fürchten den Tod nicht, 577. Sind 319. Muß stehen, wenn viele fallen, 355. die Braut des Sohnes Gottes, 492. Dessen rechte Art , 53 und 379. Geht Daven siehe mehr unter dem Wort schwer ein, 573. Widersteht allem Un Christen. glück, 254. Ist ein Herr über alles, 272. 377. Fühlt sich nicht , wenn er schwach , Gnade Gottes , macht alle Menschen gleich, 182. Hebt aber die Sünde nicht auf, ist , 284. Steigt durch Chriſtum zu 182. Ist wider die Sünde sowohl , als Gott, 301. Hat es mit Gottes Güte zu thun , 301 . menschliche Gerechtigkeit und Heiligkeit, 549. 616 Register der Materie n. Gnade Gottes , widersteht dem alten Men | Gott , will sich nicht lehren und regieren laffen , sondern selbst lehren und regieren, schen , 21. Auf dieselbe hin soll man 106. 410. Wer ihn hat , hat alles , auch nicht fündigen , 270. Trost wider das in der Noth , 224. Dessen Töpferwerk, Gericht, 312. Der Laufe ist durch Sünde 233. Bietet seine Gnade vielen an, 479. verloren , 439. Ruft , erleuchtet , wieder Will nicht den Tod des Sünders , 487. gebiert,_rechtfertigt und heiligt , 424. 432. Will nur durch das Wort erkannt sein, Ist besser , als Fürsten- und Menschen gunst, 143. 413. 379. Macht Hoffärtige zu Narren , 226. Wohnt in den Herzen der Gläubigen, Gnade und Natur , wie sie unterschieden 244. Geht mit ihnen oft hart um , 248. find, 424. Hat einen verborgenen Rath unter den Gnadenwahl , stößt den Glauben nicht Leiden , 268. Sorgt für die geringsten um, 174. Dinge, 269. Will , daß man seiner Re gierung alles Ungleiche überlasse, 280. An Gott , deffen Eigenschaften und Werke, 406, dessen Segen ist alles gelegen, 295. Schickt 411. Der Verborgene, in Christo geoffen ins Predigtamt , wen, und wohin er will, bart , 204. Fängt das Werk der Befeh 302. Straft böse Juristen, 313. Sft ein rung an, 424. Hilft, wenn die Noth am größten ist, 140. 187. 207. Ist der Gläu großer Koch , 315. Was er macht, wenn er sein Reich zerstören will , 333. Zürnt bigen Zuversicht, 144. Kann böse Sachen gut machen, 201. Läßt sich Zeit und Art nicht eher , als bis keine Hoffnung mehr der Hülfe nicht vorschreiben , 141. 179 . vorhanden ist , 345. Ist ein guter Gold Kennt den Weg der Gerechten , 560. ſchmid, 348. 410. Sicht nicht über , fon Schafft aus nichts etwas , 141. Richtet dern unter sich, 352. seine Augen und Ohren auf die From men, 153. Register der Materien. 617 Gott , was es ist , von Gott und nicht von Gottes Gnade, siehe : Gnade Gottes. Gott sein , 465. Wer von Gott erwählt Dienst ist recht , wo das Evangelium ge trieben wird , 47. Wort soll nicht nach ist, wird ohne Mittel felig , 479. Deſſen Allmacht in menschlicher Unmacht , 354. der Vernunft betrachtet werden, 38. Wort Ihm soll man schlechthin glauben , 363. muß ins Herz kommen, 38. Hat alle Menschen geliebt , 370. Wird Davon siehe weiter : Bibel ; Wort zum Zorn gezwungen , 400. Bei wem er Gottes. ist, der ist sicher , 575. Sieht auf das Gottheit Chriſti überwie gt unsern Niedrige , 406. Zieht die Bettler vor, Jammer, 178. 406. Ist eitel Liebe , 406. Ist wahr haftig, heilig, allmächtig, 406-410. Ist Gute Werke , bei wem sie zu finden sind, 432. Sind nöthig , doch soll man sich wunderbar in seinen Werken , 408. Thut nicht darauf verlassen, 37. viele Werke zugleich , 411. Ernährt und füllt die Häuser, 411. Ihm soll man Leib und Seele anvertrauen, 411. Erhält Un H. dank zum Lohn für seine Wohlthaten, Halleluja Stimme der Armen und , eine 413. Soll in unserm Thun alles in uns | thun , 506 . Stimme auch der Eine , 346. Glenden Gottes Gabe, die kleinste ist der Neichthum, Gottlosen, 346. und Reichen 406-409 . , 6. Eigenschaften und Werke Sohn nimmt meine und der Welt Sünde Haus bauen und Haushalten kann Gott allein recht, 148. auf sich, 518. Werke sind von Menschen werken unterschieden, 408. Vorsehung und Heilige , die so scheinen , werden hoch ge Vorsorge, 411-416, achtet, 142. Lästerer , Ungläubige be trügen andere, 425. 618 Register der Materien. Sin Heilige, stolze , werden beschrieben ; 425. | Heuchler, find zweierlei Art , 482. Wahre , werden verachtet, 142. Müssen solcher ist Herodes gewesen, 482. im Gericht weder von Sünde , noch Hei ligkeit wissen , 164. Müssen sich selbst Himmel, darin sind nur wahre Chriſten, 443. Daselbst werden auch die Werke der Gläubi verläugnen , und an Gottes Hand han gen aus Gnaden belohnt, 462. Dagegen gen, 164. ist aller Welt Gut und Freude nichts, 462. Heiligkeit , die recht ist, erbarmt sich der Sünder, 316. Hochmuth, geistlicher , findet sich_oft_bei Anfängern im Christenthum , 40. Den Heiligthum ist nicht Hunden und Schwei Gottlosen will Gott nicht dulden, ſondern nen zu geben, 342. straft ihn, 486. Herz , der Unbußfertigen , ist das härteste Ding, 419. Dessen Wille ist treßig und | Höchst e Freude der Gläubigen an Chrifte, 516. Neues , bei Wiederge verzagt, 423. bornen, 425. Des Geſeßes, 425 . Muß Höchster Ruhm iſt , von Gott geboren ſein, 425. vor Gott in der Noth ausgeschüttet wer den, 146. Höfe sollen die Kirche nicht regieren, 546. Herodes , ein Heuchler, 492. Hölle , wird manchen schwerer zu verdienen , Heuchelei der Welt ist gewöhnlich, 145. als der Himmel, 101 . Heuchler , haben das Evangelium nur im Hofehre und Hefmüh e , wie sie verschieden Namen Munde, 20. find, 310. des Glaubens ohne Werke , 20. Deren innere und äußere Gestalt, 421. Können Hoffärtige macht Gott zu Narren, und nicht Alles nachthun, 421 . ihre Anschläge zu Schanden, 226. Register der Materien. Hohe Schulen sind oft große Pforten der Hölle, 455. Hungers ist nie ein Christ gestorben, 372. J. 619 Jugend , derselben soll man sich am meisten annehmen , 115. Soll man mit guten Schulmeistern verſorgen, 115. Sucht der Teufel besonders zu verderben, 224. Deren Versäumniß , der Christenheit größter Schade, 454. Deren Erziehung in Gottes furcht, des Teufels Schade, 224. Jesus, der himmlische Joseph , 216. Chri stus, ist wahrhaftiger Gott , 188. Ein mehreres von ihm siehe unter dem Namen: Jura und Juristen , können mit den bösen Geistern nicht streiten, 435. Chriſt us. Johannes , der Täufer , hat Finger , wie Juristen , machen aus Recht Unrecht , 313 . Verkehren den Sinn der Gesetze , 313. kein anderer Mensch, 222. Sind deßwegen ärger als öffentliche Ischarioth, heißt Lohn, und bedeutet Falsche, Diebe, 313. Wollen der gerechten Sache die bei ihren Verrichtungen nur Lohn wider die Großen nicht beistehen , 388. suchen, 95. Heißen goldene und filberne , weil sie nur auf die Thaler ſehen, 388. Indas, heißt ein Bekenner , wie die Schein heiligen sind, 55. K. Juden, sollen freundlich behandelt werden, 322. Sind vom Geblüte Christi, 322. Kennzeichen der Wiedergeburt, 74. Jüngster Tag , erlöst von Sünden , 462. Dazu ist geschickt, wer diese Erlösung be Keuschheit , ist geboten und möglich , 157. Wie solche zu üben, 553. gehrt, 462. 620 Register der Materien. Kinder Gottes , glauben an Christum , 85. | Kirche , die wahre, der größte Fürst darinnen , 452. Ist ein Reich , wie man Werden gekreuzigt , 56. Sind weiter be trägt und getragen werden muß, 454. Ist zeichnet unter den Worten : Chriſt, wie ein Spital, 453. Hat ihre Bekenner Christen. allezeit , 453. Ihre Glieder sollen heilig Kinderzucht , iſt nöthig und nüglich, 171. fein , 453. Wird nicht durch Geld , ſon Der Eltern vornehmste Arbeit, 41. Soll dern reine Lehre geschmückt, 133. 213. nach Gottes Willen geschehen, 41 . Kleid Christi, muß immer gereinigt werden, 58. Kinder , gerathen öfters nach der Taufe übel und warum, 193. Siehe auch vorher das Kluge der Welt , sind vor Gott Narren, 90. Wort : Jugend. Knechte, die gottlosen , dienen ums Brod, Kirche , die falsche und wahre , 229. Die 111. Die frommen, um Chriſti willen, 111 . falsche ist prächtig, wie Sodom, 229. Die wahre, hat kein äußerliches Ansehen, 229. | Könige , geistliche, find die Gläubigen, 135. Weltliche , find Gottes Töpferwerk , 223. Kirche , die wahre , wird durch drei Dinge Die Gott nicht fürchten , stürzt er , 223 . erhalten , 229. Ist mehr als der Römer Sind im gefährlichen Stande, 387. Sellen Bürgerschaft, 558. Hat alle Güter Gottes nicht hoffärtig und tyranniſch ſein , 309. gemein, 386. Hat es unter den Königen gut, 267. Will Gott selbst erhalten, 250. ¡ Korn , wie man es anzusehen hat, 472. Wo dieselbe zu finden ist, 451. Derselben Leiden, 451. Deren größter Schade, Ver Kreuz und Verfolgung der Christen, was es fäumniß der Kinder, 454. Deren Heilig ſei , 446. Ist Christi Hoffarbe , 446. feit, 453. Macht demüthig, 447. Register der Materien. 621 Kreuz, ist nothwendig, 447. Ist ein Kenn- | Leiden , muß man sich nicht ſelbſt machen, zeichen christlicher Predigt , 458. Um des 101. Um Christi willen , warum es rar Wortes und Glaubens willen nicht ange= geworden , 228. Führt göttlichen Trof nehm, 281. bei sich , 390. Findet sich von selbst , 66. Wie sich ein Christ darin zu verhalten Kreuz e s gestalt kann Satan nicht lei hat, 80. 81 . den, 447. Kunst der Christen ist , sich am Kreuz Liebe Christi , wird mit einer Gluckhenne recht zu verhalten , 152. Geschickt zum verglichen, 74. GOttes , erfüllt Himmel und Erde, 29. Wird mit einem glühen Gebet zu werden , ist, wenn man sich un geschickt fühlt, und doch betet, 184. den Ofen verglichen , 29. Des Nächsten, welches die rechte sei, 429. Des Nächsten, Kunst über alle Kunst , ist der Glaube, 507. preise ihm die Heilsgüter an , 70. Was für ein Gebot, 299. Muß geübt werden, L. obgleich die Welt undankbar ist, 167. Die menschliche, ist verboten, die göttliche allein Laster , eigene , ſehen wir nicht , wohl aber geboten, 543. anderer, 155. Leben auf Erden ist ein Leben der Aufech Lob Gottes , ist , wenn der Mund aus der tung, 164. Ewiges, siehe : Himmel. Fülle des Herzens redet, 116. Der Welt, ist Gläubigen eine Schaude, 401. Gottes, Lehrer , siehe Prediger. künftiges Mittel in Gefahr, 537. Leib , derselbe ist zu zähmen, 429 . Leiden Christi, deſſen Nußen, 301. 477. Lust , welche Gläubige fühlen und bestreiten, Leiden und Märtyrer , Chriſti und des Sa verdammt nichts gleich , 108. Wird nicht tans Unterschied, 445. ganz getilgt, 84. 102 . i 622 Register der Materien . Luther , achtet seine Schriften und Aus M. legungen des Druckes unwerth, 18. Seine Lehre soll unbeweglich stehen , 114. Will sich unter Jedermann demüthigen , der Macht und Gewalt der Kirche, ist von Christo zu beſſern gegeben, 457. Lehre wegen aber Niemand weichen , 316. Hat die Theologie nach und nach gelernt, Mammon , deſſen Hüter sind Rost und Mot 239. Hält den Schulmeisterstand für den ten, 517. besten , 172. 231. Ist Pauli Sohn im Glauben, 339. Kann es weder mit Härte, Märtyrer Christi und des Satans , find weit unterſchieden, 445. Sind, die in dem noch Sanftmuth den Menschen recht machen, Glauben , und um des Glaubens willen, 316. Merkt des Teufels Tücke bei dem Aufschieben des Abendmahls, 319. Macht sterben , 461. Der größte auf Erden , ist das Vater unser , 188. Wurden durchs Christum mit Fleiß zur Hauptsache in seiner Lehre , 252. Behandelt hiernächst Wort gestärkt, 512. den Artikel von der Rechtfertigung mit Maulchristen und Werkheilige , wie sie be Fleiß nachdrücklich , 292. Will , wenn er schaffen sind, 449. 42. wanken sollte, darin keine Nachfolger haben, 355. Will in der Sache Gottes nicht | Menschenkraft ist verloren, 354. von Menschen geſchüßt ſein , 299. Will von seinem Namen nichts wissen , weil er Mensch heißt , der aus Fleisch und Blut ge boren ist , 227. Sucht das Leben im aber die rechte Lehre führt, ihn doch nicht Tode, 257. ganz und gar verwehren, 220. Luther, zieht die Beichte, des Nußens wegen, Menschen sind nicht dazu , daß man auf ſie tausend Welten vor , 308. Wie er ge= vertrauen soll, 147. predigt hat, 337. Register der Materien . 623 Menschliche Nat ur scheuet ſich vor Christo,, Nächster , ein solcher gibt genug zu thun , 325. Rechte Liebe zu demselben, 429. und flieht vor ihm , da sie doch zu ihm laufen sollte , 156. Ist böse und ganz Natur des Menschen , siehe : Menschliche verderbt, 543. Natur. Verderbte , kann gute Tage nicht ertragen, 309. Ist so sehr verderbt , daß Mißgeburten des Christenthums , wie sie feine Creatur , sondern nur Gottes Sohn, beschaffen sind , 42. Gott sie versöhnen konnte , 100. Und Mönch, solchen hat jeder Mensch im Herzen, Gnade sind weit unterschieden, 424 . 317. 428. Moses und die Propheten , machen die Wei | Nüßliche Leute , wenn sie böse find , abzu schaffen, ist ein großes Werk, 266. sen zu Narren, 433 . Mosis und Christi Neich ist unterschie Nußen des Leidens Christi , ist Vergebung den, 242. der Sünden, 301 und 477. Muth eines gläubigen Chriſten ſehen wir an Luther, 114. Und Tapferkeit eines guten Gewissens, 382 . 19 . Obrigkeit , solche hindert oft das Gute, 561. Läßt sich durch geistlose Geistliche wider Christum aufheßen, 367. Soll die Name Christi, wodurch er verläſtert wird, 71 . Unterthanen nicht übersehen , sondern ihnen Jeſus, ist der verachteſte Name, 104. auch etwas laſſen , 375 . Name des Herrn muß allein geehrt werden, 73. n. 624 Register der Materien. Obrigkeit, soll nicht über die Gewissen | Prediger sollen fleißig sein im Beten und Studiren , 181. Sollen die Sünder herrschen, 374. Sollen Jedermann zu strafen , 106. Opfern, ist nichts anders , als Gott dan Gott bringen , 106. Sollen Niemand fen, 501 . schonen , sondern gerade durchgehen , 108. Sollen selbst Gottes Wort folgen , 38. P. Ihr Haben ungleiche Gaben , 455. Ihr Vorzug vor den Aerzten , 455. Paulus ist ein herrlicher Prediger , 210. Vorzug vor den Juristen , 435. Wenn Petrus , ein Bild des schwachen Glau fie geizig, find sie nichts mehr nüße, 119 . bens, 344. Ist ein sonderbares Beiſpiel Die nicht das Evangelium lehren , find der Gnade, 477. weder zu hören , noch ihnen zu folgen, 44. Der Höchste und die höchste Pre Prediger, sollen billig vorher Schulmeister digt , 180. Der Rechtschaffenen Lohn ist gewesen sein, 231. Können es der Welt Spott und Schande , 63. Ihr Troft ist nicht recht machen , 233. Sollen in der Sind Gottes Salz, Verfolgung , 61. Gemeinde Gottes stehen , 255. Deren müssen aber kein dummes Salz werden, herrliche Werke, 246. Ihr Verhalten in 118. Um solche sollen wir bitten , welche Verfolgungen , 261. Werden gerne ge gerüstete Schüßen mit scharfen Pfeilen hört , bis sie das Herz treffen , 263. find , 46. Welche die Welt nicht leiden Müffen Hohe und Niedere ſtrafen , 264. fann , 61. Welche geduldet , und welche Müssen das Evangelium predigen , 283. verfolgt werden , 63. Wenn sie Frieden Sollen auch für Arme sorgen , 287. Sollen das Sacrament nicht vor die haben , ist es kein gutes Zeichen 34. 61 und 458 . Schweine werfen , 307. Sollen sich der Einfalt befleißen, 311. Register der Materien . 625 Prediger werden von Gott zu Menschen | Nechte Liebe des Nächsten, 429. geschickt , ehe sie sich's versehen , 132. Sollen nur Christum predigen , 112. Rechtfertigung , muß man sich von keiner Creatur rauben lassen , 88. Findet kein Deren Kennzeichen ist Verfolgung, 458. Gehör , 230. Wo der Artikel nicht ist, Predigt des Worts , enthält lauter Eid da ist keine Kirche, 251. Leidet kein Ge schwüre, 457. seg, 261. Ist die Stüße der Kirche, 426. Predigten , evangeliſche, find lauter Abſo ende Gnade , 424 und 428. Rechtfertig lution, 456. Welche die Welt nicht lei den kann, 61. Regel, allgemeine, 395. Predigtamt , ist nicht um des Bauchs und siehe : Fürsten , Obrigkeit. Regenten, der Ehre willen zu übernehmen, 302. R. Reich Christi hat Schwache und Kinder, 166. Ist einem Spital gleich, 39. Gottes, dessen nimmt sich keiner an, 91 . ann s Rache , ist Gott zu überlaſſen 378 und 392 . Reich des Teufel wird von Jederm befördert, 91. Rathschläge , kann Gott zu nichte machen, Reiche r Leute Kinder taugen nichts, 244. 125 u. 214. Reich thum irdischer , das schlechteste Rath und That, iſt Gottes allein und ohne Ding auf Erden, 45. Wird nur groben ihn vergebens, 550 . Eseln gegeben, 45. Recht, aller Sünder : Vergebung der Sün Reizungen zur Sünde, stecken im Herzen, 46. den, 543. 40 Zweites Register. 626 Register der Materien. Richten anderer , geschieht am meisten von weltehrbaren Personen, 40. S. Satan, siehe: Teufel. Rock, darin steckt die Sünde nicht, sondern Sättigkeit , die falsche , und der Eckel an im Herzen, 46. Gottes Wort , sind bei uns , aber höchst schädlich, 199. Rotten, treiben in Gottes Wort hinein, 323. Rühmen sich des heiligen Geistes , 340. Schafe Christi , wollen das rechte Futter haben, 276. Kennen die rechte · Hirten Sind nach dem Worte zu prüfen , 340 . ſtimme, 303. Ihr Geist ist der Teufel , 340. Führen von der Gnade auf Werke, 384. Art, fie kennen zu lernen, 384. Wollen den Geist Schälke und Buben ſizen oft am Gericht, 466. ohne Wort erlangen, 385. Schäße , irdische, ſind vergänglich, 517. Ruhe des Gewissens , ist aus den Kern Schrift , die heilige , ist ganz um des Sohnes Gottes willen geschrieben , 210. sprüchen zu erlangen, 69. 228. Ohne sie hat die Lehre und der Glaube keinen Bestand, 117. Fließt nicht Nuhm der Gläubigen , ist Jesus, 485. Und aus der Vernunft, 258. die Trübsal um Jesu willen, 583. Der Schrecken , aus Gottes Wort , worauf kein Gottlosen, kann Gott nicht leiden, 486. Trost folgt, ist schädlich, folgt aber Troft, ist es von Christo, 79. Ruf der göttlichen Gnade , wird nicht ange nommen, 424. Schulen, in welche man die Kinder schicken foll, sind meistens verderbt, 113. Register der Materien. chulen, müssen die Welt regieren, 231. Schwachheiten , fremde , muß man tra gen, 275. Eigene sollen nicht zur Ent schuldigung der Unbußfertigen gebraucht werden, 177. Seele, eine ledige, antwortet dem Teufel we der auf Sünde, noch Heiligkeit, 428. Selbstrache ist verboten, 294. Seligkeit, wird nicht um der Werke willen, sondern aus Barmherzigkeit geschenkt, 541 . Seufzen der Christen , 551 . Sicherheit der Seele , finden 627 Stärke, wird erlangt , wenn Gottes Wort und unser Herz ein Ding wird, 35. Sterben , übel oder wohl sterben , was es heiße, 461 . Strafe und Zorn Gottes währt nicht lange, aber seine Barmherzigkeit immerdar, 185 . Der Unbarmherzigkeit, 429. Streit , welches der größte und schwerste ist, 435. wir in Sünde , davon wird gehandelt, 419. Erb sünde, was sie sei, 136. u. 419. Tödtet, Christe, 80. und ist zu tödten , 421. Wider das Ge Sieg über Teufel, Welt und Sünde, 59. wissen , kann mit dem Glauben nicht be stehen , 429. Davon hat uns Christus Sinn der Christen , ist von dem irdischen erlöset , 28 u. 80. Unsere , hat Christus Sinn weit unterſchieden, 541 . Wer auf sich genommen , 71 u. 161. Sorge ist durch Gebet zu vertreiben , 45. dieselbe immer begeht , kann sich des Ver Muß man auf Gott werfen, 563. dienstes Christi dabei nicht trösten , 77. Spruch Christi , Joh. 17, 24., soll das 3ft bei den Gläubigen noch im Fleisch, nicht im Willen , 431. Wozn sie bei Hauptkissen und Bett für unsere Seele im Gläubigen dienen soll, 72. Sterben sein, 197. 40 * 628 Register der Materien. Sünde, die in uns , ist von der Sünde am T. Kreuze verschlungen worden, 69. 94. Und Taufe , Christi , ist unsere Taufe, 439. 180. Kampf fühlen alle Heilige in dieser Welt, Ist ein herrliches und gnadenreiches Waſſer, 191. Ist oft der andern Arznei, 419. 420. 249. 439. Schafft rechte Priesterkinder, 329 und 440. Gibt keine Freiheit zu Sündigen wider die Gnade , geschieht auf sündigen, 177. zweierlei Weise, 483. Laufgnade wird durch fündiges Leben ver Sünden, die größten, wider die erste Tafel, loren, 439. 253. Gehören auf die Schultern Chriſti, 288. Deren Bekenntniß ist felig , 285. Lapferkeit des guten Gewiſſens, 382. Teufel, derselbe ist ein Mörder und Lügner, Deren Vergebung durch Christum, 477. 110. Ist mit seinem Anhange fromm, 200. Von ihm werden wir durch Gottes Sünder , auch für die größten , ist Christus Wort errettet, 73. Hat Luther zum Theo gestorben , sie dürfen daher nicht verzweis logen gemacht , 239. Leidet den größten feln , 86 und 478. Werden von Jesu angenommen, 552. Aller Recht ist Ver Schaden durch die Jugend , 224. 454. Derselbe hat nicht Ursache , uns zu ver gebung der Sünden , 535. Als großer, klagen, 243. Ist ein Poltergeist, wie ihm aber begnadigter Sünder , ist Petrus ein tröstliches Beispiel , 477. Sind wir zu begegnen ist, 260. Deſſen Art, zu dis putiren , 306. Verfolgt ohne Unterlaß alle, 534. das Wort , 402. Ist überwunden , 575. Wird noch durch den Heiligen Geist , Ge Sündliche Begierden sind im Herzen , und nicht im Rocke, 43. bet und Schrift, überwunden, 485. Register der Materien. 629 Teufel , kann sich in die Majeſtät verſtellen, 1. aber die Kreuzesgeſtalt nicht leiden , 447. Macht geringe Sünden groß , große aber ueberwindung des Teufels, der Welt und flein, 485. 504. Ist der Wirth der Welt, Sünde, 59. 453. Ist ein Feind guter Regenten, 460. Und die Welt können Christum nicht lei Unfriede , ſeliger, was er ſei, 448. den, 408. Ungläubige zagen , wenn sie an den Tod. denken, 557. Theologen, deren Vorzug vor den Aerz ten, 526. Uukeuschheit ist ein Laster , das in allen Gliedern und Seelenkräften wüthet , 157. Thränen , der Gläubigen , zählt und ſam melt Gott, 269. Unrecht , wie sich dabei zu verhalten ist, 503. Tod , ein seliger , folgt auf Glauben und ein gutes Leben, 165. 461. Schadet nicht, Unruhiger Geist, in der höchſten Ruhe, 516. sondern fördert die Gläubigen , 24. Der Unterschied zwiſchen Natur und Gnade, 424. Gläubigen ist theuer vor dem Herrn , 27. Dessen Unverstand , ist der rechte Verstand , wenn Wie er nicht bitter ist , 321. man Gott auf uns unbekannten Wegen Herren sind die Gläubigen, 462. folgt, 139. Trübsal , ist eine geistliche Geburt, 478. Ist Unvollkommenheit des Christen der Gläubigen Nuhm , 583. thums, 351 . Trost, aus Christi Verdienst ist falsch , wenn il Gottes , daß alle Menschen Sünder Urthe man in der Sünde bleibt, 77. find, sell man bejahen, 535. 630 Register der Materien. D. Verheißungen Gottes in seinem Worte sind nicht in den Wind geschlagen, 160. Väterliches Herz Gottes, ſolches sieht der Verläugnung aller Dinge , was sie er Glaube, 507. fordert, 570. Vater unser kann Niemand recht sprechen, Vernunft , sie ist in geistlichen Dingen stock und haben wir immer daran zu lernen, blind, 297. Kann das Erkenntniß Chriſti 78. Dasselbe faßt Himmel und Erde in nicht geben , 445. Ist in der Taufe nicht fich, verschlingt die Welt, und alle Teufel, nöthig, 298. Weiß nichts vom Glauben, und ist der größte Märtyrer auf Erden, 203. 99. Wird von Gett zu Schanden ge macht, 131 . Verachtung des Worts , ist allgemein, 521. Ist aber die größte Sünde, 232. Versöhnung mit Gett , hat durch keine Creatur geschehen können, 100. Und zieht das Verderben nach sich, 232. Versuchung der Gläubigen , 57, Des Vereinigung mit Christo, ist fester als ein Teufels , 65. Der Christen Arznei wider Cheband, 97. die Sünde, 532. Vergebung der Sünden, ist das Recht Verzagen , am Verdienst seiner Werke , ist aller Sünder , 535. Ist eine Frucht des nöthig. 51 . Leidens Christi , 477. Geschieht in der Verzwe iflung , in solcher soll man sich zu Rechtfertigung, 426. Christo wenden, 86. Vergeben dem Nächsten , dieses muß von Verzweifel n ſollen auch die größten Sünder Herzen geschehen, 514. nicht, wenn sie Gnade suchen, 478. Register der Materien. 631 Weltfreude hat ein Ende, 551. If nichts Vögel, beschämen die Menschen, 336. gegen den Himmel, 462. Vollkommenheit ist nicht in dieſer Welt, 192. Werke Gottes scheinen thëricht , sind aber groß, 526. Ohne Glauben, find vor Gott böse, 43 und 424. Des Gefeßes , und W. Herz des Gesetzes ſind unterſchieden, 425. Durch solche wird Niemand gerecht , 85. Weg zum Leben , derselbe ist schmal, 515. Des Glaubens , wie sie beschaffen sind, Ist nicht Werkheiligkeit , noch fleischliche 43. Sind besser, als große Thaten, 442. Sicherheit, 164. 215. 443. Gute , find nöthig , aber nicht ver vor Thorheit , ist Welt der Weisheit dienstlich, 36. 37. Gute , machen keinen Gett, 90. frommen Mann , sondern ein frommer Mann macht gute Werke, 175, 432. Gute Welt, muß einem Chriſten gekreuzigt ſein, find hoch zu achten, 256. Deren Gnaden 169. Ist eine Mord- und Lügengrube. lohn , 462. Geringe , den Bauern und 110. Ihr Wirth ist der Teufel, 453. Mägde , find durch den Glauben herr Wird vom Glauben überwunden , 60. licher, als große Thaten, 341. 432. Aergert sich an Christe, 397. Mag nicht leiden , was von GOtt kommt, 338. Ist schon überwunden , 575. Verkeßert die Werk heiligkeit , hängt den größten Hei ligen an, 241. Ist ein Mönch in jedem Gläubigen, 360. Sie will Uebels nicht Herzen, 347. haben , und Gutes fann sie nicht lei den, 149. Werkheilige , halten Werke für die enge Weltkinder , freuen sich, wenn es Kindern Pforte, 330. Gottes übel geht, 83. 632 Register der Materien. Wiedergeburt , ist eine Geburt aus Gott, | Wort Gottes , ist mehr als ein Hundert 331. Aendert den ganzen Menschen, 52. tausend Künstler , weil es den Tausend Schaffet geborne Gotteskinder, 425. Künstler verjagt , 189. Ist die beste Arznei, 235. Dadurch ist Himmel und Wiedergebärende Guade, 424-436. Erde entstanden , 287. Hat insgemein Theurung bei sich, 361. Ist das einzige Wille , den bösen Willen müſſen böse Zun Ist bei der Welt verachtet, Licht, 402. gen, böse Menschen , ja der Teufel 435 und 521. Wird durch die Erfahrung brechen, 21. Erleuchtet und ver schmackhaft, 525. blendet, 433. Muß mit allem Fleiß ge Wille , dem Neberwillen muß man folgen, lesen , auch immer betrachtet werden, 350 und 426. 433 u. 434. Bleibt ewig , ob es schon verfolgt wird , 434. Giebt den besten Winter , der Gläubigen wird sich in Som Trost , muß Glauben wirken und gehor mer verwandeln, 338. ſam machen, 436 . Wort Gottes ändert den Menschen , 52. Wunderbar e und liebreiche Führung Im Glauben gefaßt , errettet aus aller Gottes, 60. Gefahr, 103. Warum es nicht recht aus gebreitet wird ? Weil wir nicht darum Cie bitten, 109. Muß nicht mit bloßer Ver Wunder Christi , sechserlei , 242. nunft betrachtet werden , 52. wollen Glauben haben , 272. Ein solches Macht hungriger, wenn es in's Herz kommt, 38. ist es , wenn ein Mensch vom Falle auf Ist die rechte Sonne , aber Menschenlehre steht, 497. ist eitel Finsterniß, 159 . Register der 3. Zachaus , hat einen schönen Namen , 399. Solche müssen alle gleich werden, die selig werden wollen, 399. Zeitliche Dinge sollen als ein Gasthaus angesehen werden , aus dem man wegeilt , 81. Materien. 633 Zorn Gottes über die Sünde, wird aus dem Leiden Christi recht erkannt, 68. 3 unge, dieselbe thut dem Reiche Chriſti den größten Schaden , 448. Muß rein ge schaben werden , wenn man Chriſtum da mit bekennen will, 123. 3 wei Willen , müssen im Menschen sein , die mit einander streiten, 426. In demselben Verlage sind weiter erschienen und können durch alle Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz bezogen werden : Evangelische Gebet- , Predigt- und Erbauungsbücher, Bibeln, Testamente etc. Arndt , Joh. (weil. Generalsup . des Fürstenthums Lüneb) . 6 Bücher vom wahren Christenthum nebst deſſen Paradiesgärtĺ. Quart. Roh fl. 2. 42 kr. od. Th . 1. 20 Ngr. Schweinlederband mit Schloß, netto 48 fr. od. 15 Ngr. Halbfranzband, netto 42 kr. od. 14 Ngr. Joh. ditto Paradiesgärtlein , enthaltend : Andächtige lehr- und trostreiche Ge bete zur Erneuerung des Bildes Gottes 2c. Mit 8 Kupfern. Octav . 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Mit colorirten Kupfern , roh 12 kr. od. 4 Ngr. gebunden 15 kr. od. 5 Ngr. Dieses ausgezeichnete Schriftchen wird von allen christlichen Familien und Vereinen will kommen geheißen werden , zumal da es in der eleganten Ausstattung zu Geschenken sehr ge eignet ist. Psalter und Harfenſpiel , Neues, der Kinder Zion. (Bruderbüchle.) Zwei ter Theil der Sammlung auserlesener geistlicher Lieder. Neue, auf's Gewiſſenhafteſte durch gesehene Ausgabe. Auf Maſchinenpapier. kl. 8. 337 Seiten . Broch. 24 kr. od. 8 Ngr. Gebunden mit Futteral 36 kr. od . 12 Ngr. (Der erste Te ist im gleichen Verlage zu haben.) Nambach , Joh. Jak. , Dr. und Profeſſor der Theologie, die ſiegreiche Auferstehung unseres Heilandes Jesu Chrifti in fünfundzwanzig Betrachtungen. Neur, schöne Ausgabe. f. 1. 12 fr. ob. 24 Ngr. 639 Roos , M. Fr. , Zwölf Paſſionsandachten über Cap. 53 des Propheten Jesaja , für Kirche und Haus. Mit einer Beigabe über Jes. Cap. 52 , V. 13-15 nach den Schriften der Reformatoren, herausgegeben von einem evang. Geistlichen. Broch. 12 kr. ed. 4 Ngr. Sammlung auserlesener geistl. Lieder zum gemeinschaftlichen Geſang und eigenen Gebrauch Roh 18 kr. od. 6 Ngr. in christlichen Familien. 12. Sammlung christlicher Gebete für jeden Morgen und Abend der Woche , für die hohen Festtage, sowie für besondere Zeiten und Lagen, mit besonderer Nücksicht für Reisende und Soldaten. Von verschiedenen gottseligen Verfassern. Nebst dem 91. Psalm mit Aus legung in Liedern und Bildern. Mit einem Titelbild. 2. Aufl. Roh 9 kr. od. 3 Ngr. Schazkästlein , christliches , oder erbauliche und lehrreiche Denksprüche der ersten Christen, des Jahrs. Für Freunde der Wahrheit und des Lichts. Quer Duedez. 420 €. Noh 18 kr. od. 6 Ngr. Halbfranzband mit Futteral netto 12 kr. od. 4 Ngr. Schmolken's Morgen- und Abendandachten. Noh 18 kr. od . 6 Ngr. Halbfranzband netto 12 kr. od. Ngr. Seelenapotheke, Heilsame , zur Bewahrung vor muthwilligen und verfäßlichen Sünden. Nebst einem Anhang von Morgen- und Abendgebeten. 8. 33 Bogen. Roh 36 kr. od. 12 Ngr. Halbfranzband netto 18 kr. od . 6 Ngr. Lederband mit Schloß 18 kr. od . 6 Ngr . Vied. Sendbrief, evangelischer , von Jos. Schaitberger , von einem Bekenner der Wahrheit in Roh 36 fr. od. 12 Ngr. Druck gegeben. 8. 30 Bogen . Lederband mit Schloß netto 18 kr. od . 6 Ngr. Halbfranzband netto 18 kr. ed. 6 Ngr. 640 Seufzer- Schaß käſtle in eines mit GOtt verbundenen Herzens , das Feuer der Himm lischen Liebe unter allen äußern Umständen zu unterhalten. Nebst einem A B É. für Kinder GOttes, als eine Anleitung zum vertrauten Umgange mit Gott. 20. Aufl. - Noh 12 kr. od. 4 Ngr. Halbfranzband mit Futteral netto 6 kr. oder 2 Ngr. Stark, J. Fr., Tägliches Handbuch in guten und bösen Tagen. Mit einem Anhange von Gebeten für Schwangere, Gebärende und Unfruchtbare. roh. 36 kr. od. 12 Ngr. 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POSA 1 44 125... ครั้งที่ ไฟส่อง ฟัน ‫ון‬ • q * ;;}}} {** +4+ 1 4 ม 4 16 jn ** 用 ju #. 11 7? .4. *** Additi www 207 1 11. H ། F 1. +38 1 Muidentuihi b.1 。 བཅ། 4 If 1 t.