Das Buch Esra

Esra war ein Urenkel des Hohen Priesters Seraja, der von Nebukadnezzar 586 v.Chr. in Ribla getötet worden war, und demzufolge ein Verwandter des amtierenden Hohen Priesters. Vermutlich hatte er am persischen Hof die Stellung eines Staats­sekretärs für jüdische Angelegenheiten inne, als er im Jahr 458 v.Chr. vom König (Esra 7,1) nach Judäa gesandt wurde und damit die zweite Rückwanderungswelle nach der Babylonischen Gefangenschaft einleitete. Esra war ein exzellenter Schriftgelehrter, der wahrscheinlich das nach ihm genannte Buch selbst zusammenstellte. In ihm finden sich Berichte, Dekrete, Genealogien, Briefe und persönliche Erlebnisse. Esra hat sein Material nicht chronologisch, sondern eher nach Sachgruppen geordnet, was man beim Lesen beachten sollte. Zusammen mit dem Buch Nehemia, das seine letzte Fassung vielleicht von Esra erhielt, umfasst der Bericht einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren, nämlich von dem Edikt des Kyrus im Jahr 538 v.Chr. bis zur zweiten Rückkehr Nehemias nach Jerusalem um 430 v.Chr.


Kyrus erlaubt die Rückkehr der Juden

1 Im ersten Regierungsjahr des Perserkönigs Kyrus[1] sollte sich erfüllen, was Jahwe durch den Propheten Jeremia angekündigt hatte.[2] Jahwe bewegte den König dazu, in seinem ganzen Reich folgende Verfügung mündlich und schriftlich bekannt zu machen: „Kyrus, der König von Persien, gibt bekannt: Jahwe, der Gott des Himmels, hat alle Königreiche der Erde in meine Gewalt gegeben. Nun hat er mich beauftragt, ihm in Jerusalem in Judäa einen Tempel zu bauen. Wer von euch zu seinem Volk gehört, möge nach Jerusalem in Judäa hinaufziehen, wo Jahwe, der Gott Israels, wohnt, und sein Haus bauen. Und sein Gott möge mit ihm sein! Wer irgendwo vom Volk dieses Gottes übrig geblieben ist, soll von den Leuten seines Ortes mit Silber und Gold, mit beweglicher Habe und Vieh unterstützt werden. Dazu kann man ihnen freiwillige Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem mitgeben.“

Da machten sich die Sippenoberhäupter der Stämme Juda und Benjamin auf, die Priester, die Leviten und viele andere, die Gott bereit gemacht hatte, den Tempel Jahwes in Jerusalem zu bauen. Alle ihre Nachbarn unterstützten sie in jeder Weise mit Silber und Gold, mit beweglicher Habe und Vieh und vielen anderen wertvollen Dingen. Dazu kamen noch alle möglichen freiwilligen Gaben. König Kyrus gab auch die Tempelgeräte für das Haus Jahwes wieder zurück, die Nebukadnezzar in Jerusalem erbeutet und in das Haus seines Gottes gebracht hatte. Der Perserkönig ließ sie unter der Aufsicht des Schatzmeisters Mitredat hervorholen, der sie Scheschbazzar[3], dem Statthalter Judas, abgezählt aushändigte. Es waren unter anderem 30 goldene Schalen, 1000 silberne Opferschalen und 29 Ersatzstücke, 10 30 goldene Becher, 410 zweitrangige Silberbecher und 1000 andere Objekte, 11 insgesamt 5400 Gegenstände aus Gold und Silber.[4] Das alles nahm Scheschbazzar mit, als er die nach Babylonien verschleppten Juden wieder nach Jerusalem zurückführte.

Verzeichnis der Heimkehrer

2 Es folgt eine Liste der Einwohner, die aus der Gefangenschaft in die Provinz[5] nach Jerusalem und Juda heimkehrten.[6] Sie waren die Nachkommen derer, die der babylonische König Nebukadnezzar nach Babel verschleppt hatte. Jeder kehrte an den Ort zurück, aus dem seine Familie stammte.

Angeführt wurden sie von Serubbabel[7], Jeschua[8], Nehemja, Seraja, Reelaja, Mordochai, Bilschan, Mispar, Bigwai, Rehum und Baana.

Die Zahlen der Männer, die zu den jeweiligen Sippen gehörten, waren: Parosch: 2172; Schefatja: 372; Arach: 775; Pahat-Moab, die Nachkommen von Jeschua und Joab: 2812; Elam: 1254; Sattu: 945; Sakkai: 760; 10 Bani: 642; 11 Bebai: 623; 12 Asgad: 1222; 13 Adonikam: 666; 14 Bigwai: 2056; 15 Adin: 454; 16 Ater von den Nachkommen Hiskijas: 98; 17 Bezai: 323; 18 Jora: 112; 19 Haschum: 223; 20 Gibbar: 95; 21 aus Bethlehem: 123; 22 aus Netofa: 56; 23 aus Anatot: 128; 24 aus Asmawet: 42; 25 aus Kirjat-Jearim, Kefira und Beërot: 743; 26 aus Rama und Geba: 621; 27 aus Michmas: 122; 28 aus Bet-El und Ai: 223; 29 aus Nebo: 52. 30 Nachkommen des Magbisch: 156; 31 Nachkommen eines anderen Elam: 1254; 32 Nachkommen von Harim: 320; 33 aus Lod, Hadid und Ono: 725; 34 aus Jericho: 345; 35 die Nachkommen Senaas: 3630.

36 Von den Priestersippen kamen die Nachkommen Jedajas, Nachfahren von Jeschua: 973; 37 Immer: 1052; 38 Paschhur: 1247; 39 Harim: 1017.

40 Von den Leviten kamen die Sippe Jeschua, die Nachkommen von Kadmiël, Binnui und Hodawja: 74. 41 Tempelsänger: die Nachkommen von Asaf: 128; 42 Torwächter: die Nachkommen von Schallum, Ater, Talmon, Akkub, Hatita und Schobai: 139;

43 Tempelsklaven[9]: die Nachkommen von Ziha, Hasufa, Tabbaot, 44 Keros, Sia, Padon, 45 Lebana, Hagaba, Akkub, 46 Hagab, Salmai, Hanan, 47 Giddel, Gahar, Reaja, 48 Rezin, Nekoda, Gasam, 49 Usa, Paseach, Besai, 50 Asna, die Mëuniter und Nefusiter, 51 Bakbuk, Hakufa, Harhur, 52 Bazlut, Mehida, Harscha, 53 Barkos, Sisera, Temach, 54 Neziach, Hatifa. 55 Sklaven Salomos[10]: Sotai, Soferet, Peruda, 56 Jaala, Darkon, Giddel, 57 Schefatja, Hattil, Pocheret-Zebajim, Ami. 58 Die Gesamtzahl der Tempelsklaven und der Nachkommen der Sklaven Salomos betrug 392.

59 Aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon und Immer kamen folgende Sippen, die ihre Herkunft aus Israel nicht nachweisen konnten: 60 Delaja, Tobija und Nekoda: 652.

61 Von den Nachkommen der Priester waren es die Sippen Habaja, Koz und Barsillai. Barsillai hatte damals eine Tochter von dem Barsillai aus Gilead geheiratet und dessen Namen angenommen. 62 Sie konnten ihre Abstammungsnachweise nicht finden. Deshalb wurden sie für unrein erklärt und vom Priesteramt ausgeschlossen. 63 Der Statthalter untersagte ihnen, von den hochheiligen Opfergaben zu essen, bis wieder ein Priester für die Urim und Tummim[11] auftreten würde.

64 Insgesamt kehrten 42.360 Israeliten[12] in die Heimat zurück. 65 Dazu kamen noch 7337 Sklaven und Sklavinnen und 200 Sänger und Sängerinnen. 66 Außerdem brachten die Israeliten 736 Pferde, 245 Maultiere, 67 435 Kamele und 6720 Esel mit. 68 Als sie dann am Tempelberg in Jerusalem ankamen, gaben einige von den Sippenoberhäuptern Spenden, damit das Haus Jahwes an seiner alten Stelle wieder aufgebaut werden konnte. 69 Nach ihren Möglichkeiten gaben sie 61.000 Dariken[13], 5000 Minen[14] Silber und 100 Priesterkleider. 70 Die Priester, die Leviten, die Sänger, die Torwächter, die Tempelsklaven und das übrige Volk ließen sich in ihren Heimatorten nieder.

Beginn des Tempelbaus

3 Als der Oktober[15] herankam – die Israeliten befanden sich bereits in ihren Heimatorten –, versammelte sich das ganze Volk in Jerusalem. Jeschua Ben-Jozadak und Serubbabel Ben-Schealtiël begannen mit ihren Brüdern, den Priestern und den anderen Israeliten, den Altar des Gottes Israels wieder aufzubauen. Sie wollten auf ihm die Brandopfer darbringen, wie sie im Gesetz von Mose, dem Mann Gottes, vorgeschrieben waren. Obwohl sie vor den Nachbarvölkern Angst hatten, errichteten sie den Altar auf seinen alten Fundamenten und opferten Jahwe auf ihm die Morgen- und Abendbrandopfer. Dann feierten sie das Laubhüttenfest nach der Vorschrift des Gesetzes und opferten jeden Tag die vorgeschriebene Zahl an Brandopfern. Von da an wurden alle Brandopfer wieder regelmäßig dargebracht, auch die an den Neumondtagen und allen anderen Festen Jahwes sowie die freiwilligen Opfer für Jahwe. Am 1. Oktober[16] hatten sie wieder angefangen, Jahwe Brandopfer darzubringen. Aber die Fundamente für den Wiederaufbau des Tempels waren noch nicht gelegt.

Dann nahmen sie Steinhauer und Zimmerer gegen Bezahlung in Dienst und beauftragten Arbeiter aus Sidon und Tyrus[17], Zedernstämme vom Libanon übers Meer nach Jafo zu bringen. Dafür lieferten sie ihnen Nahrungsmittel, Getränke und Olivenöl. Kyrus, der König von Persien, hatte sie dazu ermächtigt. Im Mai[18] des zweiten Jahres nach ihrer Rückkehr[19] wurde mit den Bauarbeiten für das Haus Gottes in Jerusalem begonnen. Jeschua Ben-Jozadak und Serubbabel Ben-Schealtiël standen zusammen mit ihren Brüdern, den Priestern, den Leviten und den anderen Israeliten, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekommen waren, geschlossen hinter dem Werk. Sie übertrugen den Leviten, die 20 Jahre und älter waren, die Aufsicht über die Bauarbeiten am Tempel Jahwes. Jeschua leitete zusammen mit seinen Söhnen, seinen Brüdern sowie Kadmiël und seinen Söhnen und den Söhnen Hodawjas[20] die Leute an, die die Arbeit am Haus Gottes ausführten. Auch die Leviten der Sippe Henadad gehörten zu den Aufsehern.

10 Als die Bauleute das Fundament für den Tempel Jahwes legten, waren die Priester in ihrer Amtskleidung angetreten. Sie hatten Trompeten in der Hand. Auch die Leviten, die zu den Nachkommen Asafs gehörten, standen mit Zimbeln bereit. Sie wollten Jahwe preisen, wie es David, der König von Israel, angeordnet hatte. 11 Dann stimmten sie den Wechselgesang an. Sie lobten und priesen Jahwe: „Wie gut ist er! Niemals hört seine Liebe zu Israel auf!“ Das ganze Volk fiel jubelnd in das Lob Jahwes ein, denn das Fundament für den Tempel war nun gelegt. 12 Doch während die einen vor Freude jubelten, weinten viele von den Alten, den Priestern, Leviten und Sippenoberhäuptern, die den ersten Tempel noch gesehen hatten. Sie weinten laut, als vor ihren Augen das Fundament gelegt wurde. 13 Doch das Jubelgeschrei übertönte das Weinen. Das Volk machte solchen Lärm, dass es noch in der Ferne zu hören war.

Widerstände gegen den Aufbau Jerusalems

4 Als die Feinde von Juda und Benjamin erfuhren, dass die Heimkehrer dabei waren, Jahwe, dem Gott Israels, einen Tempel zu bauen, kamen sie zu Serubbabel und den Sippenoberhäuptern und sagten: „Lasst uns gemeinsam bauen! Wir dienen doch dem gleichen Gott wie ihr! Seit der Zeit des Assyrerkönigs Asarhaddon[21], der uns hier angesiedelt hat, bringen wir ihm Opfer.“ Doch Serubbabel, Jeschua und die Sippenoberhäupter erwiderten: „Es geht nicht, dass ihr mit uns zusammen ein Haus für unseren Gott baut. Wir allein dürfen den Tempel für Jahwe, den Gott Israels, bauen. So hat es uns Kyrus, der König von Persien, befohlen.“ Von da an versuchten die Leute, die schon vorher im Land wohnten, die Heimgekehrten mutlos zu machen und vom Bauen abzuschrecken. Sie bestachen sogar einige Beamte von König Kyrus, um die Pläne der Heimkehrer zu vereiteln.[22] Diese Politik verfolgten sie bis in die Zeit des Perserkönigs Darius.[23]

In der Regierungszeit des Ahasveros[24], gleich am Anfang seiner Herrschaft, erhoben die Gegner der Juden schriftlich Anklage gegen die Bewohner von Judäa und Jerusalem.

Und in den Tagen von Artasasta[25] schrieben Bischlam, Mitredat, Tabeel und ihre Amtskollegen einen Brief an den persischen König. Der Text war in aramäischer Schrift[26] und Sprache verfasst worden.

Rehum, der Befehlshaber Samarias, und Schimschai, sein Sekretär, verfassten also folgendes Schreiben gegen den Wiederaufbau Jerusalems und schickten es an König Artasasta. Als Absender werden genannt: der Befehlshaber Rehum, der Sekretär Schimschai und ihre Amtskollegen, die Richter, die Beamten, die Schreiber und die Verwalter, sodann die Leute aus Erech, Babel und Susa – das sind Elamiter – 10 sowie die Vertreter der übrigen Volksgruppen, die der große und berühmte Assurbanipal[27] in die Städte Samarias und das übrige Gebiet westlich des Euphrat umgesiedelt hat. 11 Das Schreiben lautet: „An König Artasasta von seinen Untertanen westlich des Euphrat. 12 Wir haben dem König Folgendes zu melden: Die Juden, die aus deiner Nähe weggezogen und zu uns nach Jerusalem gekommen sind, wollen die böse, aufrührerische Stadt wieder aufbauen. Sie errichten Mauern und bessern Fundamente aus.[28] 13 Wir geben dem König zu bedenken, dass die Bewohner dieser Stadt keine Steuern, Abgaben und Zölle mehr zahlen werden, sobald ihre Mauern wieder stehen. Das wird zum Nachteil des Königshauses sein. 14 Weil wir nun dem König Treue geschworen[29] haben, können wir nicht tatenlos zusehen, wie der König bloßgestellt wird. Darum erstatten wir Bericht und schlagen vor, 15 in den Chroniken deiner Vorgänger nachzuforschen. Dort wirst du den sicheren Beweis finden, dass diese Stadt immer schon rebellisch war und den Königen und Statthaltern viel Schaden zugefügt hat. Ihre Bewohner sind seit jeher Unruhestifter gewesen, und darum wurde die Stadt ja auch zerstört. 16 Wir machen den König darauf aufmerksam: Wenn diese Stadt wieder aufgebaut wird und ihre Mauern wiederhergestellt sind, wird die ganze Westeuphrat-Provinz dem König verloren gehen.“

17 Der König ließ folgende Antwort übermitteln: „An den Befehlshaber Rehum, den Sekretär Schimschai und ihre Amtskollegen in Samaria und in der ganzen Westeuphrat-Provinz meinen Gruß. 18 Der Brief, den ihr an uns geschickt habt, ist mir Wort für Wort vorgelesen worden. 19 Ich habe daraufhin in den Chroniken nachforschen lassen und herausgefunden, dass diese Stadt sich seit jeher gegen die Könige aufgelehnt hat; immer wieder gab es Aufruhr und Empörung in ihr. 20 Dort haben Könige regiert, die ihre Herrschaft über das ganze Land westlich des Euphrat ausdehnten und von den Bewohnern Abgaben, Steuern und Zölle erhoben haben. 21 Darum sollt ihr den Leuten dort befehlen, die Bauarbeiten einzustellen. Jerusalem darf erst wieder aufgebaut werden, wenn ich selbst es ausdrücklich anordne. 22 Seid auf der Hut, dass diese Angelegenheit nicht verzögert wird und kein Schaden für das Königshaus entsteht!“

23 Sobald das Schreiben des Königs vor Rehum, Schimschai und ihren Kollegen verlesen worden war, machten sie sich schnellstens auf den Weg nach Jerusalem und hinderten die Juden mit Waffengewalt am Weiterbau.

24 Schon vorher war der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem verhindert worden. Bis zum zweiten Regierungsjahr des Perserkönigs Darius[30] ruhte der Bau.

5 Dann traten die Propheten Haggai und Sacharja, der Enkel Iddos, in die Öffentlichkeit. Sie weissagten und ermutigten die Juden in Judäa und Jerusalem im Namen des Gottes Israels über ihnen. Da machten sich Serubbabel Ben-Schealtiël und Jeschua Ben-Jozadak an die Arbeit und nahmen den Tempelbau wieder auf. Die Propheten Gottes standen ihnen zur Seite und unterstützten sie.

Tattenais Brief an Darius

Kaum hatten sie begonnen, kamen auch schon Tattenai, der Statthalter der Westeuphrat-Provinz, und Schetar-Bosnai mit ihren Amtskollegen zu ihnen und fragten: „Wer hat euch die Genehmigung erteilt, diesen Tempel in seiner früheren Form wieder aufzubauen?“ „Wie heißen die Männer, die für diesen Bau verantwortlich sind?“, fragten sie weiter. Aber Gott sorgte dafür, dass sie nichts gegen die Ältesten der Juden unternahmen und sie ungehindert weiterbauen konnten, bis eine Entscheidung von König Darius eingetroffen war.

Hier folgt eine Abschrift des Briefes, den Tattenai, der Statthalter der Westeuphrat-Provinz, und Schetar-Bosnai zusammen mit den königlich-persischen Beamten an König Darius schickten: „An König Darius: Möge es dir wohl ergehen. Wir haben dir zu melden, dass wir im Bezirk Judäa waren. Wir sahen dort, dass der Tempel des großen Gottes wieder aufgebaut wird. Die Leute arbeiten mit großen Quadersteinen[31] und fügen Lagen von Balken in die Mauern ein. Sie arbeiten zielstrebig und kommen schnell voran. Wir fragten die Ältesten, wer ihnen die Genehmigung erteilt habe, diesen Tempel in seiner alten Form wieder aufzubauen. 10 Wir fragten sie auch nach ihren Namen, um dir eine Liste ihrer führenden Männer senden zu können. 11 Sie antworteten: ‚Wir sind Diener des Gottes, der Himmel und Erde regiert, und bauen den Tempel wieder auf, der früher viele Jahre hier gestanden hat. Ein großer König von Israel hatte ihn gebaut. 12 Weil unsere Vorfahren aber den Gott des Himmels erzürnten, gab er sie in die Gewalt des babylonischen Königs, des Chaldäers Nebukadnezzar. Der zerstörte dieses Haus und verschleppte das Volk nach Babylonien. 13 Doch in dem Jahr, als Kyrus König von Babylonien wurde, gab er den Befehl, dieses Haus wieder aufzubauen. 14 Er ließ auch die goldenen und silbernen Gegenstände, die Nebukadnezzar aus dem Jerusalemer Tempel mitgenommen und in den Tempel seines Gottes nach Babylon gebracht hatte, wieder herausgeben. Zum Verwalter darüber hatte er einen Mann namens Scheschbazzar bestimmt. 15 Er befahl ihm: Nimm diese Gegenstände, bringe sie in den Tempel nach Jerusalem und sorge dafür, dass dieses Gotteshaus an seinem alten Platz wieder aufgebaut wird. 16 Daraufhin kam jener Scheschbazzar und legte das Fundament für das Haus Gottes in Jerusalem. Seither wird daran gebaut, aber das Haus ist noch nicht fertig.’ 17 Wenn der König es nun für richtig hält, lasse er im königlichen Archiv von Babylonien nachforschen, ob König Kyrus wirklich den Befehl gegeben hat, dieses Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen. Außerdem bitten wir, uns die Entscheidung des Königs zukommen zu lassen.“

Die Antwort des Königs

6 König Darius ließ in den Archiven Babyloniens nachforschen, dort, wo auch die Schätze aufbewahrt wurden. Schließlich fand man eine Schriftrolle in der Königsstadt Ekbatana, die in der Provinz Medien liegt. In ihr war folgender Erlass aufgezeichnet: „Geschrieben im ersten Regierungsjahr des Königs Kyrus: König Kyrus ordnet in Bezug auf das Gotteshaus in Jerusalem Folgendes an: Das Haus soll wieder aufgebaut werden und eine Stätte sein, wo man Opfer bringen kann. Seine alten Fundamente sollen wieder hergerichtet werden, es soll 30 Meter hoch und 30 Meter breit[32] werden. Auf drei Lagen Quadersteine soll eine Schicht neue Balken kommen. Die Kosten bestreitet der königliche Hof. Auch die goldenen und silbernen Gegenstände, die Nebukadnezzar aus dem Jerusalemer Tempel mitgenommen und nach Babylon gebracht hat, sollen zurückgegeben werden. Jedes soll wieder an seinen Platz im Haus Gottes in Jerusalem kommen.“

Der Abschrift dieses Dokuments ließ der König folgendes Schreiben anfügen: „An Tattenai, Statthalter der Westeuphrat-Provinz, Schetar-Bosnai und die königlich-persischen Beamten dort: Haltet euch aus der Sache heraus! Lasst den Juden freie Hand! Ihr Statthalter und ihre Ältesten sollen das Gotteshaus wieder aufbauen, wo es früher gestanden hat! Außerdem ordne ich an, die Ältesten der Juden beim Bau dieses Gotteshauses zu unterstützen: Die Baukosten sind in voller Höhe aus den Steuereinnahmen der Westeuphrat-Provinz zu bezahlen. Sie sollen diesen Männern pünktlich ausgehändigt werden, damit sie zügig weiterbauen können. Auch alles, was zum Brandopfer für den Gott des Himmels nötig ist – junge Stiere, Schafböcke und Lämmer, dazu Weizen, Salz, Wein und Öl – soll den Priestern in Jerusalem täglich und pünktlich ohne Nachlässigkeit geliefert werden, 10 damit sie dem Gott des Himmels wohlgefällige Opfer bringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten. 11 Schließlich befehle ich: Jedem, der diesen Erlass missachtet, soll der tragende Balken aus dem Haus gerissen und er selbst darauf gepfählt werden. Sein Haus wird zu einem Schutthaufen gemacht. 12 Der Gott, der diesen Ort zum Wohnsitz seines Namens bestimmt hat, möge jeden König und jedes Volk vernichten, die versuchen, diesen Befehl zu missachten und das Haus Gottes in Jerusalem zu zerstören. Ich, Darius, habe diesen Befehl gegeben. Man befolge ihn gewissenhaft!“

Die Vollendung des Baus

13 Tattenai, der Statthalter über die Westeuphrat-Provinz, Schetar-Bosnai und ihre Berater hielten sich gewissenhaft an die Anweisungen von König Darius. 14 So konnten die Ältesten der Juden ungehindert weiterbauen. Sie kamen gut voran, weil die Propheten Haggai und Sacharja, der Enkel Iddos, sie durch ihre Weissagungen ermutigten. So vollendeten sie alles, was der Gott Israels ihnen befohlen hatte. Gleichzeitig befolgten sie die Anweisungen der persischen Könige Kyrus, Darius und Artaxerxes.[33]

15 Der Tempel wurde am 3. März[34] im sechsten Regierungsjahr des Darius fertiggestellt. 16 Die Priester, die Leviten und alle anderen aus der Verbannung heimgekehrten Israeliten feierten die Wiedereinweihung des Tempels mit großer Freude. 17 Zu diesem Anlass opferten sie 100 Stiere, 200 Schafböcke und 400 Lämmer, dazu als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke, für jeden Stamm einen. 18 Dann teilten sie die Priester und Leviten zum Dienst für Gott in Jerusalem in die Gruppen ein, die das Gesetz Moses vorschreibt.

19 Am 14. April[35] feierten die Heimgekehrten das Passafest.[36] 20 Die Priester und Leviten hatten sich alle den vorgeschriebenen Reinigungen unterzogen und waren bereit. Die Leviten schlachteten die Passalämmer für alle, die aus der Verbannung heimgekehrt waren, für die Priester und für sich selbst. 21 Doch nicht nur die heimgekehrten Israeliten aßen vom Passa, sondern auch alle, die sich vom Götzendienst der heidnischen Bevölkerung getrennt hatten, um mit ihnen zusammen Jahwe, den Gott Israels, zu verehren. 22 So begingen sie auch das anschließende Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit großer Freude. Jahwe selbst hatte ihnen diese Freude geschenkt und dafür gesorgt, dass der König, der jetzt auch Assyrien[37] beherrschte, geholfen hatte, den Tempel von Israels Gott wieder aufzubauen.

Esra kommt nach Jerusalem

7 Nach diesen Ereignissen[38] reiste Esra Ben-Seraja, der unter der Herrschaft des Perserkönigs Artaxerxes lebte, nach Jerusalem. Seine Vorfahren waren Asarja, Hilkija, Schallum, Zadok, Ahitub, Amarja, Asarja, Merajot, Serachja, Usi, Bukki, Abischua, Pinhas und Eleasar, der Sohn des ersten Priesters Aaron. Dieser Esra kam jetzt aus Babylon. Er war ein Lehrer, der das Gesetz sehr gut kannte, das Jahwe, der Gott Israels, Mose gegeben hatte. Weil Jahwe seine Hand über ihn hielt, erfüllte der König alle seine Bitten. Mit ihm zogen eine ganze Anzahl Israeliten nach Jerusalem: Priester, Leviten, Tempelsänger, Torwächter und Tempelsklaven. Das war im siebten Regierungsjahr des Artaxerxes. Im August[39] dieses Jahres erreichten sie Jerusalem. Den Tag der Abreise hatte Esra auf den 1. April gelegt. Schon am 1. August kamen sie in Jerusalem an, weil Gottes gütige Hand über ihm war. 10 Denn Esra hatte sich mit ganzem Herzen der Aufgabe hingegeben, das Gesetz Jahwes zu studieren und zu befolgen und in Israel seine Ordnungen und Rechte zu lehren.

11 Es folgt eine Abschrift des Briefes, den König Artaxerxes Esra mitgab, dem Priester und Gesetzeslehrer, der sich auskannte in den Geboten und Ordnungen, die Jahwe Israel gegeben hatte:[40] 12 Artaxerxes, König der Könige, an Esra, den Priester, den Beauftragten für das Gesetz des Himmelsgottes, meinen Gruß. 13 Hiermit ordne ich an, dass jeder israelitische Priester und Levit in meinem Reich mit dir nach Jerusalem ziehen darf, wenn er will. 14 Der König und seine sieben Räte senden dich, festzustellen, ob in Juda und Jerusalem alles nach dem Gesetz deines Gottes, das du in Händen hast, geordnet ist. 15 Außerdem sollst du das Gold und Silber hinbringen, das der König und seine Räte dem Gott Israels gespendet haben, der in Jerusalem seine Wohnung hat! 16 Auch das Silber und Gold, das du in der ganzen Provinz Babylon bekommst, bringe dorthin, ebenso die Spenden für den Tempel in Jerusalem, die du vom Volk und den Priestern bekommst! 17 Kaufe von dem Geld Stiere, Schafböcke und Lämmer und die dazugehörigen Speis- und Trankopfer und bringe sie auf dem Altar im Haus eures Gottes in Jerusalem dar! Geh gewissenhaft mit dem Geld um! 18 Sollte noch etwas von dem Silber und Gold übrig bleiben, könnt ihr Priester nach dem Willen eures Gottes darüber verfügen, wie es euch richtig erscheint. 19 Die Gegenstände, die dir zum Dienst im Haus deines Gottes gegeben wurden, liefere vollständig vor deinem Gott in Jerusalem ab! 20 Den restlichen Bedarf für das Haus deines Gottes, für den du verantwortlich bist, bekommst du aus dem königlichen Schatz. 21 Hiermit erteile ich, König Artaxerxes, allen Schatzmeistern der Westeuphrat-Provinz den Befehl: Alles, was Esra, der Priester und Beauftragte für das Gesetz des Himmelsgottes, von euch fordert, ist ihm gewissenhaft und pünktlich auszuhändigen, 22 und zwar bis zu 100 Talente Silber, 100 Kor Weizen und je 100 Bat Wein und Olivenöl,[41] dazu Salz, so viel er braucht! 23 Alles, was nach Befehl des Himmelsgottes erforderlich ist, soll für seinen Tempel gewissenhaft bereitgestellt werden, damit nicht sein Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne kommt. 24 Außerdem wird euch mitgeteilt, dass niemand das Recht hat, von den Priestern und Leviten, den Sängern und Torwächtern, den Tempelsklaven und allen anderen, die an diesem Haus Gottes Dienst tun, Steuern oder Abgaben zu fordern. 25 Und du, Esra, setze nach der Weisheit deines Gottes, die in dir wohnt, Richter und Rechtspfleger ein, die eurem ganzen Volk in der Westeuphrat-Provinz Recht sprechen! Das gilt sowohl für die, die das Gesetz deines Gottes kennen, als auch für die, die es noch nicht kennen, denn Letztere sollen darin unterrichtet werden. 26 Und jeder, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht gewissenhaft befolgt, soll vor Gericht gestellt und je nach Schwere seines Vergehens verurteilt werden: zum Tod, zum Ausschluss aus der Gemeinschaft, zu einer Geldstrafe oder zum Gefängnis.“

27 Gepriesen sei Jahwe, der Gott unserer Väter! Er hat es dem König ins Herz gegeben, Jahwes Haus in Jerusalem Ehre und Ansehen zu verleihen. 28 Er hat mich die Gunst des Königs und auch die seiner Räte und hohen Beamten finden lassen. Und ich fasste Mut, weil Jahwe seine Hand über mir hielt, und konnte eine ganze Reihe Häupter israelitischer Sippen gewinnen, mit mir zurückzukehren.

Verzeichnis der Heimkehrer

8 Verzeichnis der Sippenoberhäupter und der bei ihnen eingetragenen Männer, die während der Regierungszeit von König Artaxerxes[42] aus Babylonien mit mir nach Jerusalem kamen. Aus der Sippe Pinhas: Gerschom; aus der Sippe Itamar: Daniel; aus der Sippe David: Hattusch Ben-Schechanja. Aus der Sippe Parosch: Secharja mit 150 eingetragenen Männern. Aus der Sippe Pahat-Moab: Eljoënai Ben-Secharja mit 200 Männern. Aus der Sippe Sattu: Schechanja Ben-Jahasiel mit 300 Männern. Aus der Sippe Adin: Ebed Ben-Jonatan mit 50 Männern. Aus der Sippe Elam: Jesaja Ben-Atalja mit 70 Männern. Aus der Sippe Schefatja: Sebadja Ben-Michael mit 80 Männern. Aus der Sippe Joab: Obadja Ben-Jehiël mit 218 Männern. 10 Aus der Sippe Bani: Schelomit Ben-Josifja mit 160 Männern. 11 Aus der Sippe Bebai: Secharja Ben-Bebai mit 28 Männern. 12 Aus der Sippe Asgad: Johanan Ben-Katan mit 110 Männern. 13 Aus der Sippe Adonikam die Letzten: Elifelet, Jëiël und Schemaja mit 60 Männern. 14 Aus der Sippe Bigwai: Utai Ben-Sabbud mit 70 Männern.


Vorbereitung für den Aufbruch

15 Ich ließ alle am Kanal zusammenkommen, der nach Ahawa[43] führt. Drei Tage blieben wir dort. Als ich mir die Leute ansah, fand ich einige Priester vor, aber keinen einzigen Leviten. 16 Da schickte ich einige Sippenoberhäupter, nämlich Eliëser, Ariël, Schemaja, Elnatan, Natan, Secharja und Meschullam, dazu Jojarib und Elnatan, zwei kluge Männer, 17 zu Iddo, dem Vorsteher des Levitendorfes Kasifja. Ich hatte ihnen genau gesagt, was sie Iddo und seinen Brüdern, den Tempeldienern dort, ausrichten sollten, damit sie uns Männer mitgaben, die den Dienst am Haus unseres Gottes verrichten konnten. 18 Weil Gottes gütige Hand über uns war, schickten sie uns Scherebja Ben-Machli. Das war ein Enkel von Levi Ben-Israel, ein verständiger Mann. Er kam mit seinen Söhnen und Brüdern, 18 Mann. 19 Außerdem schickten sie uns Haschabja und Jeschaja von den Nachkommen Meraris. Die brachten ihre Söhne und die Brüder von Haschabja mit, 20 Mann. 20 Und von den Tempelsklaven, die David und die Führer des Volkes damals dem Tempel zur Bedienung der Leviten übergeben hatten, kamen 220 mit, alle namentlich eingetragen.

21 Dort am Ahawa-Kanal rief ich ein Fasten aus. Alle sollten sich vor unserem Gott beugen und ihn um eine glückliche Reise für uns und unsere Familien und unser Eigentum anflehen. 22 Ich hatte mich nämlich geschämt, vom König eine Reitertruppe zu erbitten, die uns unterwegs vor Überfällen schützen könnte. Denn wir hatten zum König gesagt: „Unser Gott hält seine gütige Hand über alle, die ihn suchen, doch wer sich von ihm abwendet, bekommt seine Macht und seinen Zorn zu spüren.“ 23 So fasteten wir und ersuchten unseren Gott um seinen Beistand, und er erhörte uns. 24 Dann wählte ich zwölf von den Oberhäuptern der Priester sowie Scherebja und Haschabja und zehn weitere Leviten aus. 25 Vor ihnen wog ich das Silber, das Gold und die Gegenstände ab, die der König, seine Ratgeber, seine Minister und die Israeliten, die ‹in Persien› blieben, als Opfergabe für das Haus unseres Gottes gegeben hatten. 26 Ich übergab ihnen genau abgewogen 650 Talente Silber, 100 Talente silberne Gegenstände und 100 Talente Gold, 27 dazu zwanzig goldene Becher im Wert von 1000 Dariken[44] und zwei Gefäße aus feiner polierter Bronze, wertvoll wie Gold. 28 Ich sagte zu ihnen: „Ihr seid Jahwe genauso geweiht wie diese Gegen­stände. Dieses Silber und Gold sind freiwillige Gaben für Jahwe, den Gott eurer Väter. 29 Bewacht sie also mit aller Sorgfalt, bis ihr sie den Schatzkammern des Tempels in Jerusalem übergebt. Ihr werdet sie dort vor den Oberhäuptern der Priester und Leviten und den Oberhäuptern des ganzen Volkes nachwiegen.“ 30 Die Priester und Leviten übernahmen das abgewogene Silber und Gold und die Gegenstände, um sie nach Jerusalem in den Tempel zu bringen.

31 Am 12. April[45] brachen wir vom Ahawa-Kanal nach Jerusalem auf. Und die gütige Hand unseres Gottes beschützte uns vor Feinden und Räubern. 32 So kamen wir in Jerusalem an und ruhten uns drei Tage aus. 33 Am vierten Tag übergaben wir dem Priester Meremot Ben-Uria im Haus unseres Gottes das Silber, das Gold und die Gegenstände. Sie wurden vor ihm in Gegenwart von Eleasar Ben-Pinhas und den Leviten Josabad Ben-Jeschua und Noadja Ben-Binnui nachgewogen. 34 Alle Gegenstände wurden nachgezählt und gewogen. Ihr Gewicht schrieb man auf. 35 Danach brachten alle, die aus der Verbannung heimgekehrt waren, dem Gott Israels Brandopfer: Sie opferten zwölf Stiere für die zwölf Stämme Israels, dazu 96 Schafböcke, 77 Lämmer und außerdem zwölf Ziegenböcke als Sündopfer. Alle Tiere wurden für Jahwe als Opfer verbrannt. 36 Dann händigten sie den Satrapen[46] und Statthaltern der Westeuphrat-Provinz die Verfügungen des Königs aus, sodass diese das Volk und das Haus Gottes unterstützten.

Ehen mit fremden Frauen

9 Einige Zeit später kamen Obere des Volkes zu mir und sagten: „Das Volk Israel, auch die Priester und Leviten, haben sich mit der Bevölkerung der Länder eingelassen und sich nicht von den Gräueln der Kanaaniter, Hetiter, Perisiter, Jebusiter, Ammoniter, Moabiter, Ägypter und Amoriter abgesondert. Sie haben Frauen aus diesen Völkern geheiratet, so dass das heilige Volk sich mit den fremden Völkern vermischt hat. Und bei diesem Treuebruch waren die Oberen und Vornehmen auch noch die Ersten.“ Als ich das hörte, zerriss ich vor Entsetzen mein Unter- und Obergewand, raufte mir die Haare und den Bart und setzte mich wie betäubt auf den Boden. Da versammelten sich alle um mich, die wegen des Treuebruchs der Heimgekehrten Angst vor den Worten Gottes hatten. Und ich blieb bis zur Zeit des Abendopfers auf dem Boden sitzen. Dann erhob ich mich aus meiner Erstarrung, kniete in meiner zerrissenen Kleidung hin und breitete meine Hände aus zu Jahwe, meinem Gott. „Mein Gott“, sagte ich, „ich schäme mich und wage nicht, zu dir aufzublicken. Unsere Sünden sind uns über den Kopf gewachsen, und der Berg unserer Schuld reicht bis an den Himmel! Seit der Zeit unserer Väter stehen wir bis heute in großer Schuld. Wegen unserer Vergehen wurden wir, unsere Könige und Priester in die Gewalt fremder Herrscher gegeben. Wir waren dem Schwert und der Gefangenschaft, der Plünderung und der Schande ausgeliefert. Bis heute ist es so geblieben. Jetzt hat uns Jahwe, unser Gott, zwar für einen kurzen Augenblick Gnade geschenkt. Er hat einen Rest Geretteter von uns übriggelassen und uns an seiner heiligen Stätte einen Halt gegeben. Gott hat unsere Augen wieder aufleuchten und uns in der Sklaverei ein wenig aufleben lassen. Denn Fremde herrschen über uns. Aber auch da hat unser Gott uns nicht verlassen, sondern uns die Gunst der Könige von Persien finden lassen. Er hat uns neu belebt, sodass wir das Haus unseres Gottes aufrichten und diese Trümmerstätte wiederherstellen konnten. Er hat uns in Judäa und Jerusalem wieder etwas Sicherheit geschenkt. 10 Aber was sollen wir jetzt, nach solchen Vorkommnissen sagen, o Gott? Wir haben ja deine Gebote nicht beachtet, 11 obwohl du sie uns durch deine Diener, die Propheten, eingeschärft hast.

Du sagtest: ‚Das Land, das ihr in Besitz nehmen werdet, ist durch die Unreinheit seiner Bewohner besudelt worden. Durch ihre Götzengräuel haben diese Völker es von einem Ende bis zum anderen mit Unreinheit angefüllt. 12 Deshalb sollt ihr eure Töchter und Söhne nicht mit ihnen verheiraten. Ihr sollt ihre Freundschaft und ihr Wohlergehen auch in Zukunft niemals suchen. Denn ihr selbst sollt stark werden, den Ertrag des Landes genießen und es euren Nachkommen für alle Zeiten weitervererben.’

13 Und jetzt, nach allem, was wegen unserer bösen Taten und unserer großen Schuld über uns gekommen ist – obwohl du, unser Gott, uns mehr geschont hast, als unsere Sünden es verdienten, und uns hier übrig gelassen hast, – 14 sollten wir da wieder deine Gebote übertreten und uns mit diesen Götzendienern ver­schwä­gern? Müsste uns da nicht dein Zorn treffen, bis es ganz mit uns aus ist und es keinen Rest und keine Rettung mehr gibt? 15 Jahwe, du Gott Israels, du bist gerecht! Wir sind als ein geretteter Rest übrig geblieben und stehen heute vor dir mit unserer Schuld. Nein, so kann niemand vor dir bestehen!“

Die Mischehen werden aufgelöst

10 Während Esra weinend vor dem Haus Gottes auf den Knien lag und die Schuld des Volkes bekannte, sammelte sich eine große Menge von israelitischen Männern, Frauen und Kindern um ihn. Auch sie weinten sehr. Dann sagte Schechanja Ben-Jehiël zu Esra: „Ja, wir sind unserem Gott untreu geworden und haben Frauen aus der heidnischen Bevölkerung des Landes geheiratet. Doch es gibt trotzdem noch eine Hoffnung für Israel. Lasst uns jetzt einen Bund mit unserem Gott schließen, der uns verpflichtet, alle fremden Frauen mit ihren Kindern wegzuschicken. So hast du, Herr, uns geraten. Und so wird es von allen, die noch Ehrfurcht vor dem Gebot unseres Gottes haben, befürwortet. Das Gesetz muss befolgt werden! Steh auf, denn du musst das erledigen! Doch wir stehen hinter dir! Hab Mut und pack die Sache an!“

Da stand Esra auf. Er verlangte von den Oberhäuptern der Priester, der Leviten und ganz Israels einen Eid, nach diesem Vorschlag zu handeln. Und sie schworen es. Dann verließ Esra den Platz vor dem Haus Gottes und ging in die Tempelkammer von Johanan Ben-Eljaschib. Dort übernachtete er, ohne zu essen oder zu trinken, denn er trauerte über den Treuebruch der Heimgekehrten.

Darauf ließ man in ganz Juda und Jerusalem ausrufen, dass alle Heimgekehrten sich in Jerusalem versammeln sollten. Jeder, der nicht innerhalb von drei Tagen erscheinen würde, sollte aus der Gemeinschaft der Heimgekehrten ausgeschlossen werden und sein ganzer Besitz würde dem Bann[47] verfallen. So hatten es die Oberen und Ältesten beschlossen. Innerhalb von drei Tagen versammelten sich alle Männer aus Juda und Benjamin in Jerusalem. Es war am 20. Dezember.[48] Sie setzten sich auf den freien Platz vor dem Haus Gottes und zitterten wegen der anstehenden Sache und der Regengüsse. 10 Der Priester Esra stand auf und sagte zu ihnen: „Ihr habt Jahwe die Treue gebrochen! Ihr habt heidnische Frauen geheiratet und so noch größere Schuld auf Israel geladen! 11 So gebt jetzt Jahwe, dem Gott eurer Väter, die Ehre, indem ihr eure Schuld bekennt und tut, was er von euch erwartet. Trennt euch von der Bevölkerung des Landes und besonders von den heidnischen Frauen!“ 12 Die ganze Versammlung rief laut: „Ja, das müssen wir tun! 13 Aber wir sind zu viele hier, und es ist mitten in der Regenzeit. Da kann man sich unmöglich im Freien aufhalten. Und außerdem ist diese Angelegenheit nicht in ein oder zwei Tagen zu erledigen. Es sind ja  viele von uns darin verwickelt. 14 Lass doch unsere Vorsteher die Versammlung vertreten. Dann sollen alle aus unseren Ortschaften, die fremde Frauen geheiratet haben, zur festgesetzten Zeit zusammen mit den Ältesten und Richtern des Ortes vor ihnen hier erscheinen. Alles soll in Ordnung gebracht werden, damit wir den glühenden Zorn unseres Gottes von uns abwenden.“

15 Nur Jonatan Ben-Asaël und Jachseja Ben-Tikwa sprachen dagegen. Dabei wurden sie von Meschullam und dem Leviten Schabbetai unterstützt. 16 Doch die Heimgekehrten blieben bei ihrem Beschluss. Der Priester Esra rief dann für jede Sippe ein Oberhaupt namentlich auf und betraute die Männer mit dieser Aufgabe. Am 1. Januar[49] traten sie zusammen, um mit der Untersuchung zu beginnen, 17 und am 1. April[50] waren sie damit fertig. Alle Männer, die fremde Frauen geheiratet hatten, mussten vor ihnen erscheinen.

18 Von den Priestern waren es Maaseja, Eliëser,  Jarib und Gedalja aus der Sippe von Jeschua Ben-Jozadak und seinen Brüdern, die heidnische Frauen geheiratet hatten. 19 Sie verpflichteten sich mit Handschlag, ihre fremden Frauen fortzuschicken. Einen Schafbock brachten sie als Opfer für ihre Schuld. 20 Aus der Priestersippe Immer waren es Hanani und Sebadja. 21 Aus der Sippe Harim: Maaseja, Elija, Schemaja, Jehiël und Usija. 22 Aus der Sippe Paschhur: Eljoënai, Maaseja, Jischmaël, Netanel, Josabad und Elasa.

23 Von den Leviten waren es Josabad, Schimi, Kelaja, der auch Kelita genannt wurde, Petachja, Juda und Eliëser.

24 Von den Tempelsängern war es Eljaschib, von den Torwächtern: Schallum, Telem und Uri.

25 Von den restlichen Israeliten waren es aus der Sippe Parosch: Ramja, Jisija, Malkija, Mijamin, Eleasar, Malkija[51] und Benaja. 26 Aus der Sippe Elam: Mattanja, Secharja, Jehiël, Abdi, Jeremot und Elija. 27 Aus der Sippe Sattu: Eljoënai, Eljaschib, Mattanja, Jeremot, Sabad und Asisa. 28 Aus der Sippe Bebai: Johanan, Hananja, Sabbai und Atlai. 29 Aus der Sippe Bani: Meschullam, Malluch, Adaja, Jaschub, Scheal und Jeremot. 30 Aus der Sippe Pahat-Moab: Adna, Kelal, Benaja, Maaseja, Mattanja, Bezalel, Binnui und Manasse. 31 Aus der Sippe Harim: Eliëser, Jischija, Malkija, Schemaja, Simeon, 32 Benjamin, Malluch und Schemarja. 33 Aus der Sippe Haschum: Mattenai, Mattatta, Sabad, Elifelet, Jeremai, Manasse und Schimi. 34 Aus der Sippe Bani: Maadai, Amram, Uël, 35 Benaja, Bedja, Keluhi, 36 Wanja, Meremot, Eljaschib, 37 Mattanja, Mattenai, Jaasai, 38 Bani, Binnui, Schimi, 39 Schelemja, Natan, Adaja, 40 Machnadbai, Schaschai, Scharai, 41 Asarel, Schelemja, Schemarja, 42 Schallum, Amarja und Josef. 43 Aus der Sippe Nebo: Jëiël, Mattitja, Sabad, Sebina, Jaddai, Joël und Benaja. 44 Alle diese Männer hatten fremde, heidnische Frauen geheiratet. Und einige von ihnen hatten Kinder mit diesen Frauen.



[1] 1,1: ersten Regierungsjahr. Das war im Jahr 538 v.Chr., nachdem Kyrus im Oktober 539 v.Chr. Babylon erobert hatte.

[2] 1,1: Jeremia 29,10-11.

[3] 1,8: Scheschbazzar ist der amtliche chaldäische Name für Serubbabel (Esra 2,2) und kommt nur im Buch Esra und nur in offiziellen Schreiben vor.

[4] 1,11: 5400 Gegenstände. Das ist die Gesamtsumme aller ausgehändigten Gegenstände. Direkt aufgezählt werden nur die wichtigsten und kostbarsten.

[5] 2,1: Damals gehörten Juda und Jerusalem noch zur Provinz Samaria.

[6] 2,1: Möglicherweise lag Esra eine Abschrift der Liste vom Aufbruch der Rückkehrer aus Babylon vor.

[7] 2,2: Serubbabel. Nachkomme des letzten jüdischen Königs.

[8] 2,2: Jeschua. Legitimer Nachkomme des letzten Hohen Priesters vor der Gefangenschaft.

[9] 2,43: Tempelsklaven. Unfreie Menschen, die dem Tempel für profane Arbeiten verpflichtet worden waren wie die Gibeoniter (Josua 9,27).

[10] 2,55: Sklaven Salomos. Nachkommen von Sklaven, die von Salomo zum Tempeldienst verpflichtet worden waren.

[11] 2,63: Urim und Tummim. Die heiligen Lose, die in der Brusttasche des hohenpriesterlichen Gewandes aufbewahrt wurden, vgl. 2. Mose 28,30.

[12] 2,64: 42.360 Israeliten. Die Zahl ist höher als die Summe der einzelnen Angaben. Es könnte aber sein, dass nur die Nachkommen aus den Stämmen Juda und Benjamin gesondert aufgezählt sind und die Differenzsumme Menschen aus den anderen Stämmen betraf.

[13] 2,69: Älteste in der Bibel genannte Goldmünzen im Gewicht von 510 kg.

[14] 2,69: 5000 Minen. Wenn wir eine Mine zu 50 Schekel rechnen, wie es sich aus dem Vergleich von 1Könige 10,17 (3 Minen) und 2. Chronik 9,15 ergibt, wäre das ein Gewicht von 2,75 Tonnen Silber.

[15] 3,1: Oktober. Wörtlich: der 7. Monat. Am 10. war der große Versöhnungstag, am 15. begann das Laubhüttenfest. Zum Datum siehe unter „Schaltmonat“ im Vorwort des Übersetzers.

[16] 3,6: Oktober. Wörtlich: des 7. Monats.

[17] 3,7: Sidon und Tyrus waren die wichtigsten Hafenstädte Phöniziens (heute: Libanon).

[18] 3,8: Mai. Wörtlich: im 2. Monat.

[19] 3,8: Rückkehr. Das war im Jahr 536 v.Chr.

[20] 3,9: Hodawjas. So nach Esra 2,40. Wörtlich: Judas.

[21] 4,2: Asarhaddon. 681-669 v.Chr. König von Assyrien, der die aggressive Umsiedlungspolitik seiner Vorgänger fortführte (seit dem Fall Samarias 721 v.Chr.). Die derzeitigen Gegner der Heimkehrer konnten ihren Stammbaum im Gebiet Israels bis zu Asarhaddon zurückverfolgen.

[22] Das begann wohl schon im Jahr der Grundsteinlegung des zweiten Tempels 536 v. Chr.

[23] 4,5: Gemeint ist Darius I. 522-486 v.Chr. Der Widerstand der Landbewohner hatte einen 16-jährigen Baustopp zur Folge.

[24] 4,6: Ahasveros ist ein Königstitel und bedeutet etwa „der ehrwürdige König“. Gemeint ist wahrscheinlich Kambyses, ein Sohn von Kyrus, der von 530 bis 522 v. Chr. regierte, oder der Ahasveros aus dem Buch Ester, der mit Xerxes (486-465 v.Chr.) identifiziert wird.

[25] 4,7: Artasasta ist auch ein Königstitel und bedeutet etwa „der erhabene König“. Gemeint ist wahrscheinlich Artaxerxes I., der von 465 bis 424 v.Chr. regierte, siehe Esra 7,1; 8,1.

[26] 4,7: aramäischer Schrift. Kapitel 4,8 bis 6,18 enthält vorwiegend offizielle Korrespondenz auf Aramäisch, die in den hebräisch geschriebenen Text eingefügt wurde.

[27] 4,10: Assurbanipal. Der letzte große assyrische König, 669-630 v.Chr., berühmt durch seine Bibliothek in Ninive. Vielleicht war es der in 2. Könige 17,24 ungenannte König.

[28] 4,12: bessern Fundamente aus. Das bezieht sich wahrscheinlich auf die Gruppe von Juden, die 457 v.Chr. mit Esra zurückkehrt war.

[29] 4,14: Treue geschworen. Wörtlich: Das Salz des Palastes gegessen, d.h. den Amtseid abgelegt. Damals wurde ein Bund oft mit Salz besiegelt.

[30] 4,24: zweiten ... Darius. 520 v.Chr., siehe Esra 4,5.

[31] 5,8: Quadersteinen. Wörtlich: zu rollenden Steinen. Die behauenen Steinblöcke waren so groß, dass sie auf Rollen transportiert werden mussten.

[32] 6,3: Wörtlich: 60/60 Ellen. Die Maße stimmen allerdings nicht mit dem salomonischen Tempel überein, es fehlt auch die Länge, siehe 1. Könige 6,2.

[33] 6,14: Artaxerxes gab den Befehl zum Mauerbau unter Nehemia und unterstützte auch den Tempel, siehe Esra 7,15-22; Nehemia 2,1.8.

[34] 6,15: März. Wörtlich: des Monats Adar. 516 v.Chr., vier Jahre nach Wiederaufnahme des Baus am 24. September 520 v.Chr., siehe Esra 4,24 und Haggai 1,15. Etwa 70 Jahre nach seiner Zerstörung wurde der Tempel wieder eingeweiht.

[35] 6,19: April. Wörtlich: des 1. Monats. – Von diesem Vers an ist der Grundtext wieder in Hebräisch abgefasst, siehe Esra 4,7.

[36] 6,19: Passa. Siehe 2. Mose 12-13.

[37] 6,22: König von Assyrien war ein Titel des persischen Königs, ebenso wie König von Babylon. Ein früherer König von Assyrien hatte das Nordreich Israel zerstört, von dem sich jetzt einige Menschen, Nachkommen der Überlebenden, wieder dem Gott Israels zugewandt hatten.

[38] 7,1: Nach diesen Ereignissen von Kapitel 6 (Einweihung des Tempels) sind mindestens 58 Jahre verstrichen.

[39] 7,8: August. Wörtlich: im 5. Monat. Es war das Jahr 458 v.Chr.

[40] 7,11: Abschrift. Die Verse 12-26 sind wieder in Aramäisch zitiert.

[41] 7,22: Etwa 3 t Silber, 4,5 t Weizen und 1000 l Wein und Öl.

[42] 8,1: Artaxerxes. Hebräisch: Artasasta. Das ist ein Königstitel und heißt etwa „der erhabene König“. Er regierte von 465 bis 424 v. Chr. über das persische Reich.

[43] 8,15: Ahawa. Die geografische Lage von Kanal und Ort ist nicht bekannt.

[44] 8,27: Persische Goldmünzen im Gewicht von 8,36 kg.

[45] 8,31: April. Wörtlich: des 1. Monats.

[46] 8,36: Satrapen. Das persische Reich war in mehr als 20 Satrapien eingeteilt, von denen jede im Schnitt sechs Provinzen umfasste.

[47] 10,8: Bann. Entweder würde alles vernichtet werden oder es würde in den Besitz des Tempels übergehen.

[48] 10,9: Dezember. Wörtlich: des 9. Monats. Es war mitten in der Regenzeit 458 v.Chr.

[49] 10,16: Januar. Wörtlich: des 10. Monats.

[50] 10,17: April. Wörtlich: des 1. Monats.

[51] 10,25: LXX: Haschabja.