Biblische Urgeschichte - Teil 04/10 - Nach der Sintflut bis Abraham
Roger Liebi
Audioabschrift – Bibelstudientage Aarau 1999
1. Mose 8, 1 - 1. Mose 11, 32
1. Mose 8, 4: «Und im siebten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, ruhte die Arche auf dem Gebirge Ararat».
Auf dem Blatt habe ich bemerkt, das die höchste Spitze des Ararat auf 5.165 Metern über dem Meer liegt. Er ist übrigens ein vulkanischer Berg, also den muss man sich nicht vorsintflutlich vorstellen, sondern in der Sintflut und ihren Katastrophen entstanden. Nun folgendes: Der 17.07. ist der 17. Abib, später Nissan genannt. Das war der siebente Monat bis zum Auszug aus Ägypten, da hat man das geändert. In 2. Mose 12, 2 sagte nämlich Gott zu Mose: Dieser Monat, der Monat Abib, soll euch er erste der Monate sein. Da ist die Zeitrechnung geändert worden. Also aus dem siebten ist dann der erste Monat geworden, mit dem Auszug aus Ägypten. Das ist die Erklärung dafür, dass man heute noch im Judentum zwei verschiedene Kalender hat. Man hat den alten Kalender immer noch und der rechnet eigentlich ab der Tag-/Nachtgleiche im Herbst, das ist der Kalender ab Erschaffung der Welt. Und dann hat man den anderen Kalender ab der Tag-/Nachtgleiche im Frühjahr und das ist der Kalender ab dem Auszug aus Ägypten. So können die Juden zweimal im Jahr Neujahr feiern, und wenn sie irgendwo im Ausland leben, dann sind es sogar dreimal. Ja, Feste muss man feiern, wie sie fallen, sagt man. Also wir haben dann zwei Zählungen in der Bibel: Die eine ab Erschaffung der Welt und die andere ab der Erlösung aus Ägypten. Aber auch nach dem Auszug aus Ägypten blieb der alte Kalender gültig für die Juden. So feiern sie immer noch Rosh Hashannah im Herbst nach dem alten Kalender, da feiert man nämlich die Erschaffung der Welt.
Nun, der 17.07. in 1. Mose 8 bedeutet, die Arche ist gelandet genau am Auferstehungstag Christi, denn Christus wurde am 15. Nissan gekreuzigt, am dritten Tag ist er auferstanden, 15., 16., 17. Nissan. Und nun, da wir schon gesehen haben, dass die Arche ein Bild von Christus ist, der durch das Gericht Gottes hindurch gegangen ist, dann ist das Ruhen auf dem Berg Ararat gewissermaßen das Ende, also ein Hinweis auf die Auferstehung Christi, alles ist erfüllt. Ausgerechnet dieser Tag ist später tatsächlich der Auferstehungstag Christ geworden. Und das Ganze wird eigentlich noch augenfälliger in 1. Petrus 3, 18-22. Da spricht Petrus über die Sintflut. Und dann sagt er, welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe. Da macht er einen Vergleich zwischen Sintflut und Taufe. Das ist doch schwierig zu verstehen, oder. Was haben Taufe und Sintflut miteinander zu tun? Sehr viel! Was bedeutet die Taufe? Der Täufling wird ins Wasser untergetaucht, das bedeutet ich bin gestorben mit Christus, sein Tod ist mein Tod. Aber Christus ist wieder auferstanden, er ist also aus dem Wasser herausgekommen, und deshalb bin ich auch mit Christus auferstanden. Das bedeutet die Taufe. Und Petrus nennt das in den genannten Versen ein Gegenbild, griechisch antitypos. Das Wort antitypos bedeutet ein anderes Bild für das Gleiche. Das heißt sowohl Sintflut, als auch die Taufe, sind Bilder. Die Realität sind der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Aber auch da ist der Vergleich interessant. Petrus selbst bringt die Sintflut in Zusammenhang mit dem Tod und der Auferstehung Jesu, dargestellt durch die Taufe. So wie die Arche durch das Wasser hindurchging und dann auf dem Ararat landete. Die Bildersprache ist schon beeindruckend und es ist nicht so, dass wir quasi später erst etwas hineinprojizieren müssen, sondern Gott hat diese Bilder so geplant, damit sie uns dann einmal Jesus Christus und sein Werk am Kreuz verständlicher machen. Mit diesen konkreten Bildern können wir diese Dinge besser fassen. Und es ist auch nicht die Erfindung von gewissen Theologen, sondern wir sehen, dass Petrus im Neuen Testament diese Übertragungen selber macht. Das ist die Rechtfertigung dafür, dass wir so etwas überhaupt tun dürfen.
In Kapitel 8 lesen wir dann weiter, wie Noah aus der Arche ausgestiegen ist, einen Altar gebaut hat und darauf reine Tiere geopfert hat. Von den Reinen musste er ja je sieben Tiere nehmen, nicht nur ein Paar. Drei Pärchen konnte er frei lassen, so hatten die reinen Tiere eine bessere Ausgangslage für die Verbreitung, und ein Tier konnte er opfern. Und da heißt es, Vers 21: «Und der Herr roch den lieblichen Geruch, und der Herr sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich hinfort den Erdboden verfluchen um des Menschen willen, denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an. Und nicht mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe.» Dieser liebliche Geruch heißt auf hebräisch «reach nichoach», reach ist der Duft und nichoach bedeutet lieblich oder Ruhe, also «Duft der Ruhe». Da sehen wir die Anspielung auf den Namen Noah (noach). Das Opfer von Noach (Ruhe) war ein reach nichoach (Duft der Ruhe). Nun, auch das weist auf Jesus Christus hin. Wir können sagen, Gott ist durch das Opfer Jesu Christi so vollständig verherrlicht worden, befriedigt worden, dass Gott in diesem Opfer zur Ruhe gekommen ist. Und das ist die Grundlage dafür, dass wir heute Heilssicherheit, Heilsgewißheit haben können. Ein Dichter hat dies so ausgedrückt:
Da, wo Gott mit Wonne ruhet,
bin auch ich zur Ruh’ gebracht.
Also wenn Gott durch das Opfer von Jesus Christus so zur Ruhe gekommen ist, dann darf jeder Gläubige das auch und darf wissen: «Also ist keinerlei Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind »(Römer 8, 1). Und da sagt Gott, aufgrund dieses Duftes der Ruhe: Nicht mehr soll eine Sintflut stattfinden. Und neutestamentlich Römer 8, 1.
Wir kommen dann zum letzten Punkt von Kapitel 8. Von den acht Überlebenden, die ja aus der Arche ausgestiegen sind, hat sich in der Folge, gemäß der Bibel, die gesamte Menschheit heute von ca. 6 Milliarden ergeben. Die Bevölkerungsstatistik ist in diesem Zusammenhang interessant. Wenn wir nämlich eine gewisse Annahme machen für ein Bevölkerungswachstum, dann reichen etwa 5000 Jahre aus, um von acht Menschen auf die heutige Bevölkerungszahl zu kommen. Übrigens ist das ein gering angesetztes Bevölkerungswachstum, das eben Rechnung trägt, dass es immer wieder Kriege; Hungersnöte, Seuchen gegeben hat, und dann reicht diese Zeit von Noah bis heute wunderbar, um diese 6 Milliarden Menschen hinzukriegen. Aber gehen wir davon aus, dass der Mensch evolutionistisch vor einer Million Jahre, oder sogar noch früher, entstanden ist, dann bekommen wir enorme Probleme zu erklären, warum es heute nur 6 Milliarden Menschen gibt. Es müsste dann unzählige Milliarden Menschen geben. Und es müssten auch viel, viel mehr Überreste von früheren Menschen gefunden werden. Aber tatsächlich sind es dafür viel zu wenig. Also gerade die Tatsache der heutigen Menschheit ist eine interessante Bestätigung für die Historizität der Sintflut. Ich verweise da auf ein Kapitel des Buches die Sintflut von Whitcomb und Morris, Seite 410ff. Da wird das ausgeführt mit der Bevölkerungsstatistik. Außerdem ist die Zahl der Steinwerkzeuge die man gefunden hat und die ja im Gegensatz zu Gegenständen aus Holz oder Leder nicht verrotten können, so gering, dass eine Steinzeit, die von 2'500'000-1600 v. Chr. gedauert haben soll, vollkommen unsinnig ist.
Wenn wir weiter nachdenken über diese Annahmen der Bevölkerungsstatistik, dann kommen wir zu dem Schluss, dass heute fast genau so viele Menschen leben, wie seit der Sintflut bis heute gesamt je gelebt haben. Das heißt, wir könnten etwa die Hälfte der Menschheit seit Noah mit dem Evangelium heute erreichen. Nur schon in unserer heutigen Zeit, ich rede nicht von den letzten zweitausend Jahren. Und gerade in unserer heutigen Zeit haben wir die Massenmedien, Fernseher und Radios, wo wir wirklich auch die entferntesten Länder mit der frohen Botschaft erreichen können. Also, das zeigt auch, wie Gott in seinem Plan, in seiner Voraussicht, die Entwicklung der Zivilisation im Blick hatte. In dieser Zeit der Gnade vor der Wiederkunft Christi, da wird die Hälfte der Menschheit seit Noah leben und sie können erreicht werden. Da ist nur die Frage: Was tun wir dafür? Aber das macht uns natürlich unheimlich verantwortlich.
Übrigens bei dieser Bevölkerungsstatistik kommt man auch zu dem Schluss, dass zurzeit Jesu es ungefähr 350 Millionen Menschen gegeben hat. Das ist nicht gerade viel, oder? Wenn man denkt, heute in China rechnet man zwischen 60 und 80 Millionen echte Gläubigen. Das wäre damals ja fast ein Viertel der Menschheit gewesen, bekehrt und errettet. Aber das zeigt auch etwas von diesen Dimensionen. Und fast jeder sechste Mensch auf der Welt ist heute ein Chinese. Irgendwie muss Gott die Chinesen ganz besonders lieben, darum hat er so viele gemacht. Aber es gibt auch viele Europäer. Ja, das nur so nebenbei.
1. Mose 9, der Bund mit Noah. Das Kapitel beginnt mit Segen: «Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde.» Also aufgrund des Opfers von Noah verspricht Gott, dass es kein solches Gericht mehr geben wird und aufgrund des Opfers kann er segnen. Und das zeigt uns auch: Nur aufgrund des Opfers von Jesus Christus können wir Gesegnete sein. In Epheser 1, 3 schreibt Paulus aus dem Gefängnis in Rom: «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» usw., in Christus Segen. Hier ist der Segen die Vermehrung der Menschheit. Also ist dies ein Segen, dass es viele Menschen gegeben hat und wir müssen daran weiterhin festhalten. Menschenleben ist ein Segen, Kinder sind ein Segen Gottes. Nun, in unserer Gesellschaft fasst man das anders auf und weltweit werden ja heute durch Abtreibung 50 Millionen ermordet, im Jahr, jedes Jahr. Das sind so viele Tote in einem Jahr wie während des ganzen zweiten Weltkrieges. Das sind doch Dimensionen, wenn man das vergleicht. Zur Zeit Jesu Christi wären 50 Millionen ein Siebtel der damaligen Menschheit gewesen. Und das jedes Jahr, weg damit. Und wehe, man äußert sich öffentlich gegen die Abtreibung, da kann man dann böse Erfahrungen machen oder wenigstens ein mitleidiges Lächeln ernten.
In 1. Mose 9, 3-4 erlaubt Gott den Fleischgenuss, allerdings mit der Einschränkung, ohne Blut. Das ist eine Neuerung, denn in 1. Mose 1, 29-30, haben wir letztes Mal gesehen, da hat Gott den ersten Menschen den Pflanzengenuss erlaubt, aber mit der Einschränkung, nicht vom Baum der Erkenntnis. Jetzt wird der Speisezettel erweitert, nämlich auch Fleisch dürft ihr essen, aber das Blut nicht. In Apostelgeschichte 15, 20+29 und Apostelgeschichte 21, 25 wird das neutestamentlich wieder aufgenommen und es wird dort erklärt, dass dies auch für die Heidenchristen Gültigkeit hat. Und warum? Weil das eben nicht ein jüdisches Gebot vom Sinaibund ist, sondern ein Gebot aus dem Bund Gottes mit Noah. Und der Noachitische Bund, den wir hier finden in Kapitel 9, war ein Bund mit der ganzen Menschheit. Und dieser hat nicht aufgehört, während der Bund vom Sinai mit Israel geschlossen war und hinweggetan wurde. Und darum, wenn heute Menschen versuchen, Gläubige unter jüdische Gesetze vom Sinaibund zu bringen, dann ist das ein Vergehen. Der Bund vom Sinai war noch nie für Nichtjuden bestimmt, der ist nur mit Israel geschlossen worden. Und das wurde eben geklärt in Apostelgeschichte 15. Also Gott möchte immer wieder den Gehorsam testen: Alle Pflanzen, aber ohne den Baum der Erkenntnis. Alles Fleisch, aber nicht das Blut als Genussmittel verwenden. Und damit sollte die Menschheit lernen: Ich kann leben, weil ein anderer für mich das Leben gelassen hat. Und das Blut wird nicht benutzt als gewöhnliches Genussmittel, sondern es muss beim Schlachten abfließen. Damit können wir ausdrücken, dass wir das Blut wertschätzen und achten, denn unser Erlöser konnte uns nur durch sein geflossenes Blut erlösen.
Dann 1. Mose 9, 5: «Jedoch euer eigenes Blut will ich fordern, von der Hand aller Tiere will ich es fordern und von der Hand des Menschen, von der Hand seines Bruders will ich das Leben des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.»
Hier haben wir die Einsetzung der Todesstrafe. Aber nicht für irgendetwas, sondern für Mord. Gott sagt, wenn ein Mensch einen anderen Menschen tötet, dann muss der Mensch sein Blut vergießen. Man kann also nicht die Verantwortung abschieben und sagen, das passt in unsere aufgeklärte Gesellschaft nicht mehr hinein. Es gibt vielleicht noch einige Amerikaner, die das tun, aber die waren wahrscheinlich schon immer ein bisschen hinter dem Mond, aber das passt nicht mehr in eine aufgeklärte Welt. Vielleicht kann man noch sagen, da soll doch Gott nach sehen. Aber Gott hat gesagt, nein, ihr müsst das juristische Problem lösen. Und in Römer 13, 4 wird das wieder aufgenommen und Paulus sagt, die Obrigkeit trägt das Schwert nicht umsonst. Das heißt, die Obrigkeit hat Schwertgewalt. Dann in den Versen 8-17 wird erklärt, der Bund wurde mit der ganzen Menschheit geschlossen. Der Bund ist ewig und weltweit gültig. Es gibt hier ein Symbol für den Bund und das ist der Regenbogen. Und der Regenbogen hat die Menschen zu allen Zeiten immer wieder beschäftigt. Und auch uns geht es so. Gott hat diesen Regenbogen gesetzt um sich zu erinnern an den Bund mit Noah, keine Sintflut mehr, aufgrund des Opfers mit dem Duft der Ruhe. Und da kann ein Gläubiger denken, wenn ich den Regenbogen sehe, dann kann ich immer wieder daran denken, dass es keine Verdammnis mehr gibt für die, welche in Christus sind. Nie mehr! Schön, oder?
Und dann kommt die Prophetie von Noah. Noah, dieser gerechte, treue Mensch, wird nach der Sintflut Ackerbauer und der Alkohol wird ihm zum Fallstrick. Schon tragisch. Er betrinkt sich und entblößt sich dann in seinem Zelt, Ham geht hinein und verachtet zutiefst seinen, aus seiner Sicht, dummen Vater. Aber die beiden anderen Söhne, als sie dies hören, gehen nicht auf das Gespött von Ham ein, sondern sie gehen rückwärts in das Zelt hinein und decken ihren Vater zu. Dann kommt Noah wieder zur Besinnung und es wird ihm erzählt, was geschehen ist. Und dann hat er als Prophet Aussprüche getan. 1. Mose 9, 25: «Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern! Und weiter sprach er: Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems, und Kanaan sei sein Knecht!»
Diese Prophetie gibt in großen Linien die Geschichte der Menschheit wieder. Also Ham wird in seinen Nachkommen, Kanaan, verflucht. Ein Knecht der Knechte soll er sein, das heißt der ausgesprochene Knecht par excellence. Nun ist es interessant: Wer hat damals nach der Sintflut die ersten zivilisatorischen Leistungen erbracht? Das waren die Hamiten, denn höchstwahrscheinlich waren die Sumerer Hamiten und wenig später nach der Sintflut haben die Sumerer eine Zivilisationsexplosion bewirkt. Plötzlich ist da eine Zivilisation da. Wenn man gräbt, die Archäologen graben im Irak, plötzlich kommt eine Hochzivilisation ans Licht und man hat keine Vorstufen dazu. Und in den Fachbüchern kann man immer wieder lesen, die Sumerer seien nach dem Südirak eingewandert von woanders her; aber sie finden kein Buch, wo stehen würde, woher sie gekommen sind. Und man hat auch keinen Ort gefunden, wo die vorsumerische Kultur greifbar wäre. Also am besten lässt man die Sumerer wo sie sind und sagt, die haben noch so viel Wissen gehabt von Noah her, der ja in der Lage war, ein gewaltiges Schiff zu bauen, dass sie diese Bauwerke errichten konnten. Und dann, etwas zeitverschoben, in Ägypten (wir werden gleich sehen, die Ägypter sind auch Hamiten), eine Hochkultur. Aber merken wir: Sie sind vom Ararat ausgewandert, der heutigen Türkei, in den Südirak. Dort ist der Turm zu Babel gebaut worden. Dann kam die Sprachverwirrung, und kurz nach der Sprachverwirrung, haben die, die im Gebiet vom Südirak geblieben sind, die Sumerer, eine Kultur entwickelt. Aber die Ägypter mussten weiterwandern bis ins Niltal und deshalb kam ihre Kultur etwas zeitverschoben. Und nochmals zeitverschoben im Industal, in Indien. Aber in Europa dauert es noch ganz lang, denn da war die Eiszeit, als eine weitere Folge der Sintflut. Und da musste man mit diesen unwirtlichen Umständen kämpfen und in Höhlen überleben und dort schöne Malereien machen. Dort konnten sie sich zivilisatorisch auslassen. Aber die Europäer blieben noch sehr lange zurück. Aber Ham in Ägypten hat eine hohe Zivilisation geliefert.
Und dann, was haben die Semiten und die Jafetiten gemacht? – Wir werden gleich noch sehen, von Jafet stammen vor allem die Europäer ab. – Die haben das später alles übernommen. Ham hat der Welt die Urzivilisation geschenkt und ist gewissermaßen zum Knecht der Knechte geworden für die ganze Welt. Aber später haben dann die Jafetiten ihren Namen groß gemacht, aber nicht, weil sie das alles selber erfunden hätten, sondern weil sie es von Ham bekommen haben. Er ist ihr Diener geworden. Also man sollte ja nicht die Sklaverei der Schwarzen mit solchen Stellen rechtfertigen wollen, das wäre ganz böser Sarkasmus, denn das war ein gewaltiges Unrecht, allerdings unter der Zulassung Gottes. Aber was wir wirklich sagen können ist, dass Ham tatsächlich zum Knecht aller Völker der Erde geworden ist und ihnen die Zivilisation geschenkt hat, Schrift, Architektur, Mathematik, Astronomie und so weiter. Das geht insoweit alles zurück auf Ham.
Japhet heißt «weit ausgedehnt». Und Noah sagt: «Weit mache es Gott dem Japhet.» Und effektiv haben sich die europäischen Völker am meisten in allen fünf Kontinenten verbreitet. Und bei Sem sagt Gott durch Noah: «Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems.» Und da haben wir den Glaubenssegen. Gott ist der Gott Sems. Und durch die semitische Linie hat Gott sich geoffenbart, über Israel, und durch die Heilige Schrift, die dann der ganzen Welt geschenkt worden ist.
Also Ham hat die Zivilisation geschenkt, Sem hat uns die biblische Offenbarung weitergegeben und Japhet hat davon profitiert und hat sich einen Namen gemacht in der ganzen Welt. Also das gibt uns wirklich die großen Linien der Menschheitsgeschichte. Nun, bei dem Fluch über Ham bzw. Kanaan ist natürlich zu betonen, dass Ham früher auch gesegnet worden ist, denn der Segen in 1. Mose 9, 1 über Noah und seine Söhne galt auch Ham. Ham hatte also sowohl Fluch als auch Segen. Und noch etwas. Im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, haben wir drei Portraits von Bekehrungen. Zuerst das Portrait von dem Kämmerer aus Äthiopien, Apostelgeschichte 8. Dann das Portrait von Saulus von Tharsus, wie er sich bekehrt hat, Apostelgeschichte 9. Und in Kapitel 10 das Portrait vom Hauptmann Kornelius. Der Äthiopier war ein Afrikaner, Saul war ein Semite, und der Hauptmann Kornelius war ein Japhetite. Diese drei Portraits sind uns gegeben, um zu zeigen, wie Gott alle Söhne Noahs segnen will. Und da haben wir es wieder: Von allen Arten! waren Tiere in der Arche. Und auch alle drei Söhne Noahs waren ja in der Arche, die Stammväter aller Völker der Welt.
Jetzt kommen wir zu 1. Mose 10, das ist die Völkertafel. Da werden uns Noah und seine Söhne aufgeführt und wieder deren Söhne. Wir finden in dieser Tafel 70 Namen aufgeführt. Eine solche Tafel ist in der Weltliteratur absolut einzigartig und noch heute in der Archäologie staunt man über die Präzision der Völkertafel, was die Herkunft der verschiedenen Völker angeht. Wir können 1. Mose 10 als Gottes Dokument der Weltmission bezeichnen. Da wurden quasi die Urväter der verschiedenen Völker aufgezählt. Unter dem dritten Punkt möchte ich etwas erwähnen. Zum Beispiel in 1. Mose 10, 2 heißt es: «Die Söhne Japhets waren: Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Mesech und Tiras.»
Von Gomer leiten sich die Kelten und Germanen her, von Madai die Meder (Kurden, die Kurden sind stolz darauf, Meder zu sein), Tubal und Mesech sind Stämme, die an der Wurzel des russischen Volkes stehen, von Jawan stammen die Griechen ab (in hebr. ist heute noch javan das Wort für Griechenland). Kusch, ein Sohn von Ham, bedeutet «der Schwarze». In der Bibel wird Kusch speziell verwendet für das Gebiet von Sudan, Äthiopien, und letztlich ganz Schwarzafrika. Mizraim ist auch ein Nachkomme von Ham und er ist der Stammvater von Ägypten. Auch dafür ist der Name im Hebräischen gleichgeblieben; man sagt auch heute noch mitzraim. Auf Arabisch heißt Ägypten Msr. Put ist ein Stammvater nordafrikanischer Völker, westlich von Ägypten. Kanaan ist klar, der Vater der Kanaaniter, also im heutigen Israel und bis in den Libanon hinauf. Die christlichen Libanesen sind noch ganz besonders reine Kanaaniter und sind auch stolz darauf. Elam steht an der Wurzel von einem Teil von Persien. Assur ist Stammvater von den Assyrern, Aram von den aramäischen Syrern. Also wir haben hier Namen um Namen und sie sind so präzise hier aufgelistet. Warum hat Gott diese Liste gegeben? Weil er damit zeigen wollte: Ich liebe die ganze Welt und kein Volk ist vor mir vergessen. Auch wenn jetzt mit Kapitel 11 die Geschichte mit Abraham beginnt und dem Volk Israel, dann heißt das nicht, dass jetzt die anderen Völker vergessen sind. Gott hat sie dokumentiert als Weltmissionstafel bereits im Alten Testament. Also wenn wir neutestamentlich über Weltmission sprechen und so weiter, dann müssen wir immer zurückgehen zu 1. Mose 10, da haben wir das Grunddokument für die Weltmission.
Gott liebt alle Völker. Ich habe aufgelistet unter dem zweiten Punkt: Es sind genau siebzig Namen. Und die Zahl 70 ist im Judentum die symbolische Zahl der Völker. Am Laubhüttenfest wurden ja immer 70 Stiere geopfert. Das ist in 4. Mose 29, 12-34 so vorgeschrieben. Man muss dort alle Stiere zusammenzählen und dann kommt man auf 70 Stück. Und man hat im Judentum gesagt, die siebzig Stiere entsprechen den siebzig Namen der Völker in 1. Mose 10. Wir bringen diese Opfer dar im Hinblick auf alle Völker der Welt. Am Laubhüttenfest! Eben ein Opfer für alle Völker. Gott hat sie nicht vergessen.
Und nun noch eine Bemerkung zu Vers 25, dort haben wir die semitische Linie der Verheißung. Und es heißt dort: «Und Heber wurden zwei Söhne geboren; der Name des einen war Peleg, denn in seinen Tagen wurde die Erde geteilt; und der Name seines Bruders war Joktan». Die Erde wurde also geteilt, oder zerteilt. Was bedeutet das? Nun, Ausleger haben daran gedacht, dass dies wahrscheinlich bedeutet, dass zur Zeit Pelegs nach der Sintflut die Sprachenverwirrung geschehen ist. Aber das Wort hier für zerteilen «palag», - beachten wir das Wortspiel palag zerteilen und Peleg - das wird in 1. Mose 10 und 11 nie in Verbindung mit der Sprachenverwirrung gebraucht. Aber palag bedeutet im hebräischen viel eher «Abtrennen von Land durch Wasser». Zum Beispiel kommt das Wort peleg auch in Psalm 1 vor. Der Gerechte dort wird beschrieben als gepflanzt al-palgei-majim (also von peleg), an Strömen von Wassern. Wasserbäche ist das Wort peleg. Und was ist ein Wasserbach? Eine Teilung von Land durch Wasser. Oder auch die Stelle in Hiob 38, 25, wo das Wort palag im Pi’elstamm gebraucht wird (pilag) und beschreibt, dass Gott Kanäle abtrennt für Wasser. Nun, die Erde, nicht die Weltbevölkerung, die Erde wurde geteilt in den Tagen von Peleg. Im Jahr 1917 hat Wegener die Kontinentalverschiebungstheorie entwickelt, weil die Kontinente gut zusammenpassen, wenn man sie verschiebt. Diese Theorie stieß auf Ablehnung, aber später hat man sie wieder aufgegriffen. Heute wird sie allgemein vertreten. Der Vater von Wegener war Pastor und wahrscheinlich hatte er die Idee von seinem Vater. In den Tagen Pelegs wurde die Erde zerteilt. Also wir können da denken an die Kontinentalverschiebungen, die wiederum nicht vor Millionen von Jahren geschehen sind, sondern in einem kürzeren historischen Zeitrahmen, als Folgeerscheinung der Sintflut.
Und nun kommen wir zu Kapitel 11. Da wird dann beschrieben wie die Menschheit nach der Ursintflut ausgewandert ist. «Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte. Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Lande Sinear und wohnten daselbst. Und sie sprachen einer zum anderen: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und das Erdharz diente ihnen als Mörtel. Und sie sprachen: Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde! Und HERR fuhr hernieder, die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschenkinder bauten. Und HERR sprach: Siehe, sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache, und dies haben sie angefangen zu tun; und nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht verstehen! Und HERR zerstreute sie von dannen über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn daselbst verwirrte HERR die Sprache der ganzen Erde, und von dannen zerstreute sie HERR über die ganze Erde.»
Schon in 1. Mose 10 wird gesprochen über diese 70 Namen und wie sich dann die verschiedenen Familien in der Welt ausgebreitet haben. Nun, 1. Mose 11, 1-9 erklärt uns nun, wie es zu diesen Völkerwanderungen nach der Sintflut gekommen ist. Das ist also ein Rückgriff, eine Rückschau. Übrigens möchte ich noch etwas erklären zu Japhet, das interessiert ja die meisten von uns. Von Japhet heißt es schon in Kapitel 10, Vers 5: «Von diesen aus verteilten sich die Bewohner der Inseln der Nationen in ihren Ländern, eine jede nach ihrer Sprache, nach ihren Familien, in ihren Nationen.» Bei der alten Elberfelder Übersetzung gibt es bei Inseln der Nationen eine Fußnote und da wird erklärt, dass das hebräische Wort überall im Alten Testament die Inseln und Küstengebiete des Mittelländischen Meeres bezeichnet, von Kleinasien bis Spanien. Das sind also nicht irgendwelche Inseln bei Hawaii oder so, sondern der Ausdruck, der dort gebraucht wird im Bibeltext, bezeichnet speziell die mittelländischen und europäischen Küstengebiete. Das zeigt uns also nochmals wie Japhet insbesondere nach Europa gegangen ist und dann hat er sich ausgebreitet über alle fünf Kontinente. Weit mache es Gott dem Japhet.
Jetzt erklärt uns 1. Mose 11, wie es eigentlich dazu gekommen ist. Sie ziehen ja aus ins Land Sinear. Der Ausdruck «Land Sinear» bezeichnet insbesondere den Südirak bis etwa nach Bagdad hinauf. In Vers 4: wird beschrieben, wir sie da einen Turm bauen wollen. Gemeint ist damit, was man im akkadischen mit zikkuratum bezeichnet, ein Zikkurat. Man hat in Mesopotamien etwa zwei Dutzend Zikkurate gefunden. Das sind so Stufentürme mit langen Treppen hinauf und oben drauf hatte man ein Heiligtum für einen Gott. Übrigens, ganz, ganz ähnlich wie diese Pyramidenbauten in Mexiko. Also erstaunlich ähnlich in Details. Wo haben die Mexikaner das her? Nun, sie hatten auch den gleichen Ursprung. Wir können uns das ganz gut erklären. Und auch die Pyramiden, die später in Ägypten gebaut wurden, gehen von der Architektur her auf dieses Vorbild der Zikkurate in Mesopotamien zurück. Also die Zivilisation nach der Sintflut beginnt gleich mit einer Explosion, man beginnt Gigantisches zu bauen. Nicht wahr, schon Vater Noah wusste, was es heißt, etwas Gigantisches zu bauen. Aber diese Zikkurate haben es in sich. Das akkadische Wort «zikkuratum» heißt eigentlich Bergspitze. Also für sie sollte das quasi wie ein Tempelberg sein in den Ebenen des Südirak. Da hatten sie keine hohen Berge, da mussten sie diesen Berg zuerst bauen. Und dann oben drauf ein Tempelchen. Sehen wir da wieder die Kopie des himmlischen Zionberges und darauf der himmlische Tempel?! Aber sie machten das nicht für den Gott der Bibel, sondern für die Naturgötter, die sie in den Sternen und Sternbildern verehrten. Und darum kann man sagen, die Frühgeschichte da von Babel beginnt mit Magie, Aberglaube, Zauberei und Wahrsagerei. Das wird uns auch gesagt in Jesaja 47, 12: Babel hat von Jugend auf Zauberei getrieben.
Das Ziel war, man baute diese erste Zikkurat, um die Götter von oben herabzuholen zu den Menschen. Und das hat Gott gesehen. So schnell ist der Mensch in die Abgötterei gefallen. So schnell ist Vater Noah in den Alkoholismus gefallen. Das ist tragisch. Gott wollte einen Neuanfang machen und der Mensch macht alles so schnell wieder kaputt. Ein Machtsystem sollte entstehen. Dann kommt Gott und verwirrt die Sprache, damit dieses Projekt nicht vollendet werden kann. Dadurch kam die Völkerwanderung. Aber die späteren Bewohner des Landes Sinear, die haben dann später wieder solche Türme gebaut. Darum hat man eben ca. zwei Dutzend davon gefunden. Gott hat die Sprache verwirrt und darum hieß dann die Stadt Babel, das haben wir gelesen in Vers 8 und 9. Babel heißt auf hebräisch «babhel», das kommt von der Wurzel «balal», verwirren. Die alten Sumerer haben die Stadt «babillum» genannt und man weiß gar nicht, woher dieses Wort kommt. Man kann es aus dem sumerischen nicht erklären. Ist doch eigenartig. Warum? Weil die Wortherkunft auf eine hebräische Wurzel zurückgeht. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Ursprache Hebräisch war. Und auch die Namen der vorsintflutlichen Patriarchen, von Noah zurück bis auf Adam, kann man alle vom Hebräischen her erklären – außer bei Lamech, dort hat man die Wurzel nicht gefunden. Also die Sumerer haben weiter diese Stadt Bablillum genannt, aber in ihrer Sprache konnten sie das gar nicht mehr erklären.
Und die Babylonier später, die haben dann die Sumerer abgelöst. Die Babylonier waren ein semitisches Volk und die haben den Namen auch übernommen, aber sie haben ihn dann volksethymologisch abgeleitet aus ihrer eigenen Sprache und haben gemerkt, das Wort babillum klingt so ähnlich wie unser Wort «babilu» oder «babilum». Und auf Akkadisch heißt «bab-ilu» oder «bab-ilami» Tor Gottes oder Tor der Götter. So haben die Babylonier den Namen erklärt aus ihrer eigenen Sprache. Aber das war nicht die ursprüngliche Bedeutung. Die ursprüngliche Bedeutung kommt eben von Verwirrung. Babel, wie wir schon gesehen haben, weist hin auf Babylon in der Offenbarung, ist also schon eine Vorschattung der Perversion des Christentums. Ist das nicht erstaunlich? Da haben wir die Sintflut, ein Hinweis auf den Tod und die Auferstehung Christi. Und dann hat Gott die Söhne Noahs gesegnet. Und was machen sie dann? Dann bauen sie ein Machtsystem auf, ein geballtes Machtsystem in einer Stadt bauen sie auf und führen Götzendienst ein. Genau das ist geschehen in der Geschichte der Christenheit. Ein Machtsystem hat sich gebildet und man hat Götterverehrungen hineingeführt in die Kirche. Die Heiligenverehrung, Marienverehrung, das geht alles zurück auf die heidnischen Götter, die früher verehrt worden sind.
Und dann ist es ab einem gewissen Zeitpunkt zu einer Sprachenverwirrung gekommen. Das war speziell in der Reformation, da ist das ganze Machtsystem auseinandergebrochen. Und es sind so viele hinausgegangen, aber in alle Richtungen und heute haben wir ein Chaos von Kirchen, Gemeinschaften, Sekten, Sondergruppen, zu Tausenden. Das ist wirklich eine Aufsplitterung wie die babylonische Sprachenverwirrung. Und es gibt eine Sprachenverwirrung untereinander. Alles, was schließlich geschichtlich in der Reformation herausgekommen ist, aus Babylon, hat Mühe, sich überhaupt noch zu verständigen. Da braucht man schon einen Dolmetscher. Sie können gleiche Ausdrücke verwenden und meinen doch etwas ganz anderes damit. Da sagt Einer: Ich bin ein Kind Gottes. Und der liberale Theologe sagt: Wir sind doch alle Kinder Gottes. Oder es sagt einer: Ich glaube, dass Christus auferstanden ist. Sagt ein anderer: O ja, das glaube ich auch, er lebt in unserer Erinnerung weiter, er war ein guter Mensch. Wir können also die gleichen Ausdrücke gebrauchen und uns doch nicht mehr verstehen. Aber wir können sagen, diese ganze Sprachenverwirrung in der Christenheit ab der Reformation ist eigentlich ein Gericht über die Christenheit. Und da können wir nicht einfach mit den Fingern auf die Anderen zeigen, sondern wir müssen sagen, wir sind alle im gleichen Boot. Wir leiden alle unter diesem Problem. Es ist das Gericht Gottes über eine untreue Christenheit.
Nun noch etwas zur Sprachenverwirrung in Babel. Heute gibt es weltweit mehr als 6000 Sprachen, ohne die Dialekte mitzuzählen. Und das Interessante ist, wenn man die Sprachen der Welt miteinander vergleicht, kann man sie nicht auf eine Ursprache zurückführen. Man kann viele Sprachen zusammenfassen zu einer Gruppe, z.B. Deutsch, Englisch, Holländisch. Und dann etwas weiter verwandt: Französisch, Italienisch, Spanisch. Und wieder auf einer anderen Seite weiter weg verwandt: Polnisch, Russisch, Kroatisch etc. Diese alle gehören zu den Indoeuropäischen Sprachen. Die sind alle irgendwie miteinander verwandt und so könnte man sie vielleicht auf eine oder mehrere Ursprachen zurückführen. Aber man kann nicht alle Sprachen der Welt auf eine Ursprache zurückführen. Chinesisch und Deutsch kann man zum Beispiel nicht miteinander in Verbindung bringen. Chinesisch lässt sich auch nicht mit den Bantusprachen in Verbindung bringen, das ist ein ganz anderer Sprachstamm. Aber was man bis heute herausgefunden hat, ist, dass man diese 6000 Sprachen auf ungefähr 50-100 Ausgangssprachen zurückführen kann. Nun, was ist geschehen in Babel? Da gab es eine Ursprache und dann hat Gott neue Sprachen geschaffen, nach ihren Arten. Gott hat also mehrere Grundtypen geschaffen und im Laufe der Zeit sind natürlich Dialekte entstanden und die haben sich dann aufgeteilt. Genau gleich wie in der Biologie. Gott hat nicht eine Uramöbe geschaffen und am Schluss ist dann Goethe da herausgekommen, sondern nach ihren Arten. Gott hat Grundtypen geschaffen und die haben sich durch freie Zuchtwahl in der Natur aufgespalten in verschiedene Arten. Und mit den Sprachen ist es eben gleich. Einige Grundtypen hat Gott geschaffen und mit der Zeit sind daraus die vielen Sprachen entstanden.
Gott hat also hier den Menschen plötzlich die Fähigkeit eingegeben, eine neue Sprache, ohne sie gelernt zu haben, zu sprechen. Aber nicht so passiv, dass es einfach so durch einen hindurchläuft, sondern sie haben die Sprache wirklich beherrscht. Allerdings konnten sie die anderen nicht mehr verstehen, sondern nur die Sprache, die Gott ihnen eingegeben hatte. Und das hat dann zu der Wanderschaft der Völker über die ganze Erde geführt.
Wir haben dann in 1. Mose 11, 10-26 die neun Generationen von Sem bis Abraham. Man kann sagen von Adam bis Noah sind es zehn Generationen und von Noah bis Abraham wieder zehn. Abraham stammt dann von Sem ab. Im Hebräischen spricht man das «schem» und es bedeutet einfach «Name». Und bei der Berufung in 1. Mose 12, 3 sagt Gott zu ihm: «Und ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen und ich will deinen Namen (schem) groß machen.» Das ist die Linie Sems. Gott ist der Gott Sems und den Samen von Abraham aus dem Samen Sems, will er groß machen, zum Segen für alle Völker. 1. Mose 12, 3: «Und ich will segnen, die dich segnen und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. Und in dir sollen gesegnet werden alle Familien der Erde.» Nicht alle Menschen der Erde, sondern alle Familien, von jedem Stamm und jeder Sprache und jeder Nation.
Übrigens die Lebensdaten der Nachkommen nach Noah, die gehen langsam runter. Die sind also deutlich tiefer als die Vorsintflutlichen und gehen langsam immer weiter runter. Die Lebensalter nach der Flut kann man mit einer Exponentialfunktion mathematisch beschreiben. Die Alter vor der Sintflut waren auf einer Konstanten, mit einer starken Abweichung bei Henoch, der entrückt wurde, und nach der Flut entspricht es mathematisch einer Exponentialfunktion. Woher kannten die alten Hebräer Exponentialfunktionen? Kannte man gar noch nicht. Wenn also jemand sagt, die haben die Zahlen einfach erfunden, können wir sagen, das geht doch nicht, die beschreiben eine Exponentialfunktion. Und in der Biologie ist es so: Manche zeitabhängige biologische Prozesse können ebenfalls mit Exponentialfunktionen beschrieben werden. Und das weist darauf hin, dass es sich offensichtlich um einen für uns heute weitgehend noch unbekannten biologischen Prozess handelt, der für die Abnahme der Alter nach der Flut verantwortlich ist. Auch das ist höchst erstaunlich.
Jetzt haben wir noch etwas Zeit für Fragen.
Frage: Heute nimmt das Lebensalter doch wieder zu. Warum?
Antwort: Heute nimmt das durchschnittliche Lebensalter wieder zu. Aber könnte man nicht noch sagen, vor allem im Abendland, also Europa und Amerika? Und da hängt es natürlich sehr stark zusammen mit der modernen Medizin. Man könnte auch ausdeutend noch sagen, die moderne Medizin hängt ja sehr stark zusammen, geistesgeschichtlich gesehen, mit der Reformation. Die Reformation hat bei der Entstehung der modernen Wissenschaften, nebst dem Humanismus, sehr stark mitgewirkt und hat sich so auch als Segen für unsere Kultur ausgewirkt. Aber wir erreichen auch wieder die Lebensalter, die Mose für seine Zeit als normal hinstellte, 70-80. Gut manchmal auch noch darüber hinaus, aber Mose wurde schließlich auch 120 Jahre alt und dort ist heute ungefähr auch die absolute Grenze. Also es gibt kaum jemanden, der die 120-Jahresgrenze durchbrechen kann. Aber die Frage ist: Was machen wir im Abendland eigentlich mit diesem Segen? Gott verlängert dadurch vielen Europäern die Gnadenzeit, denn mit dem Tod ist sie vorbei. Also man muss das auch unter diesem Aspekt sehen. Offensichtlich liebt Gott die Europäer schon sehr, dass er ihnen quasi eine so lange Chance gibt, nebst dem, dass sie eine so lange Tradition haben von dem Evangelium in ihren Ländern. Und das macht uns natürlich ungeheuer verantwortlich.
Frage: Es heißt in 1. Mose 9, 27: Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems und Kanaan sei sein Knecht. Wie hat sich das gezeigt?
Antwort: Das bedeutet, dass Japhet gewissermaßen Gebiete einnimmt von Sem und das ist auch in der Geschichte geschehen. Zum Beispiel die Engländer und Franzosen sind schon im letzten Jahrhundert, schon seit Napoleon, in semitisches Gebiet eingedrungen. Und weiter gewissermaßen hat Japhet den Segen, den Sem weitergegeben hat, so einnehmen können. Das ist das christliche Abendland, dieses Wohnen in den Zelten Sems.