Roger Liebi – Das Buch Josua

Teil 04/15 - Josua 5, 1-15

Audioabschrift – Radolfzell 11.01.1998

 

 

Wir haben gesehen, dass das Buch Josua das Buch der Landnahme ist. In den fünf Büchern Mose finden wir Gottes Verheißung an die Erzväter, ihnen das Land Kanaan zu geben. Im Buch Josua finden wir die Erfüllung der Verheißung an die Väter Abraham, Isaak und Jakob. Wir haben auch gesehen, einerseits hat Gott dieses Land seinem Volk zugesagt, aber eingenommen werden muss dieses Land durch Kampf. Wir finden hier in Josua 5 die letzten Vorbereitungen, bevor dann der Kampf um die Landnahme beginnt in Kapitel 6 mit der Eroberung Jerichos. Wir haben auch schon die Parallele gezogen zum Neuen Testament. Wir finden zum Beispiel in Epheser 1, 3 die klare Aussage, dass Gott, der Vater, uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus. Das heißt, dem gläubigen Christen steht der ganze Reichtum der Erlösung zu. Aber damit man den Reichtum der Erlösung auch wirklich erlebt und darin leben kann, braucht es Kampf und Eroberung.

Ich habe gerade gestern ein seelsorgerliches Telefongespräch gehabt und da fragte jemand, ob man irgendwie von den Vorfahren her noch belastet sein könnte, wenn die irgendwelche Zaubereien getrieben haben und so. Und es kam letztlich dabei heraus, diese Frau hatte ein besonderes Problem mit dem Thema Neid und Eifersucht und zwar ganz massiv. Und dann dachte sie, dass das vielleicht eine dämonische Ursache hätte. Ich habe dann erklärt, dass Neid, Eifersucht und viele andere Dinge aus uns selbst heraus kommen, aus unserer sündigen Natur, was im Römerbrief als die Sünde oder das Fleisch bezeichnet wird. Nun, die Bibel sagt uns, wer an den Herrn Jesus glaubt, ist errettet und damit auch befreit, aber dass man diese Befreiung dann im Alltag erlebt, da braucht es mehr. Da braucht es auch, dass man ganz konkret für sich in Anspruch nimmt, ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Das heißt, sobald man das böse Verlangen spürt, dass man gar nicht darauf eingehen muss, sondern sich bewusst ist, wie der Römerbrief uns in Kapitel 6, 9 lehrt: Haltet euch der Sünde für tot. Das heißt, betrachtet euch als Menschen, die tot sind im Blick auf das böse Verlangen.

Also braucht es jeden Tag neu, dass man den Reichtum der Erlösung ganz konkret im Glauben ergreift. Und dem entspricht auch hier im Buch Josua diese Schritt für Schritt-Eroberung. Jede Fußsohle, auf die ihr tretet, euch habe ich dieses Land gegeben. So lautete die Verheißung in Kapitel 1. Nun finden wir also im Buch Josua, hier in Kapitel 5, die letzten Vorbereitungen für die eigentliche Landnahme. Und zwar, was haben wir hier als erste Vorbereitung? Also die Beschneidung wird am ganzen Volk vollzogen, bevor irgendetwas Weiteres geschieht. Und dann, weitere Vorbereitung? Ich habe jetzt mit Vorbereitung mehr gemeint, was das Volk Israel selber tut. Aber natürlich, das gehört mit zur Vorbereitung, dass die Feinde selber wissen, sie haben keine Chance vor dem Gott Israels. Und weiter, nach der Beschneidung? Eine ganz wichtige Vorbereitung. Teilnehmer: Die Passahfeier. Liebi: Die Passahfeier, Vers 10, darauf kommen wir noch im Detail zurück. Und weiter? Teilnehmer: Vers 11, sie essen die Erzeugnisse des Landes. Liebi: Sie beginnen also zu genießen vom Land, ein bisschen. Und viertens? Teilnehmer: Der Mann mit dem Schwert. Liebi: Jawohl, die Begegnung Josua mit dem Heerobersten des Heeres des HERRN, diesem geheimnisvollen Mann. Also wir werden noch darauf zurückkommen, was das bedeutet. Aber das sind ganz wichtige Vorbereitungen für all das, was nachher folgt.

Nun wollen wir uns zunächst einmal ausführlicher mit der Beschneidung und der Bedeutung derselben beschäftigen. Wo wird die Beschneidung in der Bibel zum ersten Mal eingesetzt? Das hilft uns auch, die Bedeutung der Beschneidung besser fassen zu können. Teilnehmer: Bei Abraham zur Bestätigung des Bundes. Liebi: Jawohl. Also das war in 1. Mose 17. Ja, da sollten wir einige Verse lesen. Wir beginnen mal mit Vers 1: „Und Abram war 99 Jahre alt, da erschien der HERR dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige; wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen. Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir und will dich sehr, sehr mehren. Da fiel Abram auf sein Angesicht, und Gott redete mit ihm und sprach: Ich, siehe, mein Bund ist mit dir, und du wirst zum Vater einer Menge Nationen werden.“ Jawohl. Und dann von Vers 8: „Und ich werde dir und deinem Samen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitztum, und ich werde ihr Gott sein. Und Gott sprach zu Abraham: Und du, du sollst meinen Bund halten, du und dein Same nach dir, nach ihren Geschlechtern. Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: alles Männliche werde bei euch beschnitten, und ihr sollt das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden. Und das soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. Und acht Tage alt soll alles Männliche bei euch beschnitten werden nach euren Geschlechtern, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte, von allen Fremden, die nicht von deinem Samen sind, es soll gewisslich beschnitten werden dein Hausgeborener und der für dein Geld Erkaufte. Und mein Bund soll an eurem Fleische sein als ein ewiger Bund. Und der unbeschnittene Männliche, der am Fleische seiner Vorhaut nicht beschnitten wird, selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihrem Volke; meinen Bund hat er gebrochen!“

Ganz wichtig ist, den Zusammenhang zu sehen zwischen Kapitel 17 und dem vorangegangenen Kapitel 16. Abram und Sarah hatten schon lange die Zusage von Gott, dass sie ein Kind bekommen sollten, und dass durch dieses Kind dann das Volk der Verheißung entstehen würde, das Volk Israel. Aber es vergingen Jahre um Jahre und Abraham war uralt und auch Sarah war, obwohl zehn Jahre jünger, schon 90 Jahre alt. Und immer noch war kein Kind da. Und plötzlich hat Sarah eine Idee und sie sagt zu Abraham: Abraham, ich habe eine Idee. Wahrscheinlich hat Gott das ein bisschen anders gemeint, als wie wir das verstanden haben. Wahrscheinlich muss man das ein bisschen anders auslegen, die Verheißung. Wahrscheinlich ist es so, dass du vielleicht unsere Magd Hagar heiraten sollst und - wie das eben nach den Gesetzen damals im Nahen Osten war - dann wird dieses Kind mir zugerechnet werden. Und das soll dann der verheißene Nachkomme sein. Und Abraham ist darauf eingestiegen, hat Hagar geheiratet und daraus ist dann Ismael entstanden. Aber Gott hat ja dann ganz klar gesagt, das ist nicht der Erbe. Gott meinte tatsächlich, dass Sarah ein Sohn geboren werden sollte. Das ergab dann große familiäre Probleme, als dieser Ismael auf die Welt gekommen war. Und noch mehr, wenn wir 1. Mose 16, 15-16 lesen, da heißt es: „Und Hagar gebar dem Abram einen Sohn; und Abram gab seinem Sohn, den Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar.“

Und jetzt kommt unser Kapitel 17: „Und Abram war 99 Jahre alt, da erschien der HERR dem Abram und sprach zu ihm.“ Ja, da haben wir jetzt eine Lücke zwischen Kapitel 16 und 17 von 13 Jahren. Das heißt also 13 Jahre Schweigen. Gott hat oftmals früher gesprochen mit Abraham und jetzt 13 Jahre lesen wir nichts mehr davon, dass Gott je mit Abraham gesprochen hätte. Und das war nach der Geburt von Ismael. Und erst jetzt in Kapitel 17, 1 lesen wir wieder, dass Gott mit Abraham sprach: „Ich bin Gott, der Allmächtige.“ Also der Gott, der keine Tricks braucht. Der Allmächtige, der eben auch einer 90jährigen Frau ein Kind erwecken kann. Und dann geht es weiter: „Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.“ Das heißt, führe ein Leben, dass in Übereinstimmung ist mit meiner Heiligkeit. Und dann kommt der Bund der Beschneidung. Und das zeigt uns eben deutlicher mit was das in Verbindung steht, die Beschneidung. Die Beschneidung ist also ein Akt, bei dem Blut fließt und wo eigentlich dem Volk Israel und zuerst Abraham klar gemacht werden sollte, dass die menschliche Natur und Zeugungsfähigkeit unter Gottes Gericht steht. Das heißt, ein Mann kann immer nur einen Sünder zeugen und da liegt das Problem. Also die sündige Natur des Menschen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Und dann sollte das Zeichen des Bundes, die Beschneidung, deutlich machen, dass Gottes Gericht über der menschlichen, verdorbenen, sündigen Natur steht. Und das Zeichen der Beschneidung soll also immer wieder deutlich machen, dass wir eben von Natur sündig sind. Und nur wenn Gottes Gericht über die sündige Natur kommt, können Gottes Gnadenbeschlüsse Wirklichkeit werden. Darum wird das eben als Zeichen des Abrahambundes, des Gnadenbundes, eingesetzt.

Teilnehmer: Dazu würde ja auch passen, dass er nach dem Römerbrief tot war, dem Fleisch nach, also nicht mehr zeugungsfähig. Liebi: Ja klar. Abgestorben, jawohl. Aber dennoch hat Gott eben Leben erwecken können durch Abraham und Sarah. Aber, wie gesagt, Abraham musste wissen: Ich bin verdorben und ich kann auch immer nur eine sündige Natur weitergeben. Ja da würde vielleicht ein orthodoxer Jude sehr böse sein über diese Aussage und sagen: Ja, aber das glauben wir nicht, dass der Mensch von Natur aus verdorben ist. Das ist neutestamentlich. Aber dann müsste man eine Antwort haben. Wo steht im Alten Testament, dass der Mensch schon von Anfang an verdorben ist? Teilnehmer: Die Sintflut. Liebi: Ja, aber da könnte man sagen – sie denken an den Vers: Und Gott sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. 1. Mose 6, 5. – aber da steht von Jugend an. (?) Aber wirklich schon von Anfang an. Teilnehmer: Psalm 51. Liebi: Psalm 51, ein Bußpsalm von Davids, je nach Zählung Vers 5 oder 6. Lesen wir mal die Verse 3-5: „Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir. Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt werdest, wenn du redest, rein erfunden, wenn du richtest. Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter.“ Also das ist eine sehr deutliche alttestamentliche Aussage von König David. Noch etwas, noch ein Psalm von David, Psalm 58, 3: „Abgewichen sind die Gesetzlosen von Mutterschoße an, es irren von Mutterleibe an die Lügenredner.“

Teilnehmer: Das kommt in Psalm 14 noch einmal in den Versen 1-3. Liebi: Nicht so, nicht derart, sondern einfach, dass die ganze Menschheit verdorben ist. Teilnehmer: Sie haben doch gerade gesagt, dass die Juden das bestreiten. Liebi: Sie bestreiten, dass der Mensch in Sünde geboren ist, dass er eine sündige Natur hat von Anfang an, so. Nicht die Verdorbenheit der Menschheit an sich, aber weiter zurück, nämlich das, was im Neuen Testament tatsächlich breit und ganz grundsätzlich ausgearbeitet wird, Römer 6, wo wir die Lehre der Erbsünde finden. Schlagen wir auf Römer 5, 12: „Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben (denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist. Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Moses, selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“ Also durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen durch Adams Fall und als Folge davon ist auch der Tod in die Welt gekommen. Und der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Also hier wird deutlich gelehrt, dass die Sünde in die Welt gekommen ist durch einen Menschen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass im Römerbrief ab Kapitel 5, 12 die Sünde in der Einzahl nicht eine bestimmte Tat oder Vergehung bedeutet, sondern es bezeichnet die dem Menschen innewohnende verdorbene Natur, die sich durch böses Verlangen, durch die Neigung zum Negativen auswirkt. Das ist die Sünde. Diese Natur wird die Sünde genannt, weil sie nichts anderes kann und will, als Sünden hervor zu bringen. Sie wird auch das Fleisch genannt. Das darf man aber wiederum nicht falsch verstehen. Es bedeutet nicht das Fleisch des Körpers, sondern es bezeichnet die verdorbene Natur des Menschen, weil der Mensch – im Alten Testament ist das ein übliches Wort für Mensch, das Fleisch – durch diese Natur dermaßen gekennzeichnet ist. Darum heißt sie gewissermaßen Fleisch in dem Sinn. Aber das hat nichts damit zu tun, dass der Körper irgendwie abgewertet würde in der Bibel. Ganz im Gegenteil. Gut, also wir finden im Alten und im Neuen Testament die Lehre der Erbsünde. Das bedeutet aber nicht, dass der Mensch im Mutterleib schon irgendetwas Böses begangen hätte, aber er hat in sich schon eine Natur, die die Neigung hin zum Bösen hat. Und Abraham musste den Bund der Beschneidung einführen, das Zeichen, das ihm immer wieder vergegenwärtigt: Ich habe eine sündige Natur und wenn ich nicht in der Gemeinschaft mit Gott lebe, dann falle ich und dann verunehre ich Gott. Und darum sagt Gott ihm in Verbindung mit diesem Bund: Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.

Also der ganze Trick mit Ismael war verheerend, denn von Ismael her kommen die Ismaeliter. Übrigens Muhammed ist ein Nachkomme von Ismael. Durch diese Linie von Ismael ist auch der Islam entstanden. Und Ismael hat große Eroberungszüge gemacht im ganzen Nahen Osten, all die verschiedenen nahöstlichen Völker eigentlich durchmischt und heute haben wir daher diesen gewaltigen Konflikt zwischen Ismael einerseits und Isaak dem Erben andererseits, also zwischen muslimischen Völkern und dem Volk Israel. Und Ismael will auch heute noch das Erbe von Isaak ihm streitig machen. Und das ist der große Nahostkonflikt, dieses Pulverfass, das eine gewaltige Gefährlichkeit ausstrahlt. Das geht zurück auf diese Uminterpretation der Verheißung durch Sarah und Abraham. Aber eben die Beschneidung soll immer wieder erinnern, wo eigentlich die Ursache von all diesen Konflikten lag.

Nun kommen wir zurück zu Josua. Teilnehmer: Ich habe da noch eine Frage. Wenn vom Fleisch die Rede ist, dann meint doch bestimmt Gottes Wort die sündige Neigung, da dachte ich so an Galater 5. Aber wenn hier von dem Leib selber gesprochen wird, hier im Positiven, dachte ich an Psalm 139. Da hab ich grad den 14. Vers: Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke. Meine Seele weiß es sehr wohl. Liebi: Wunderbar, nicht wahr, da wird der menschliche Körper, der Leib, als Wunderwerk Gottes hier gepriesen. Genau. Also diese Vermischung darf man ja nicht machen. Und selbst im Neuen Testament heißt Fleisch nicht immer das Gleiche. Man muss immer vom Zusammenhang her schauen. Wenn es zum Beispiel heißt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“, dann heißt das nichts anderes, als dass der Sohn Gottes Mensch geworden ist – aber ohne Sünde. Er hatte keine sündige Natur in sich. Darum schreibt auch Johannes im 1. Brief, Kapitel 3, 8: Sünde ist nicht in ihm. Also Fleisch bedeutet oftmals einfach Mensch, der menschliche Körper, oder der Mensch an sich als eine Einheit von Geist, Seele und Körper oder, besonders im Galater- und im Römerbrief, bezeichnet dieser Ausdruck dann die sündige Natur, die eben die Menschheit dermaßen kennzeichnet.

Teilnehmer: Beschneidung, was bedeutet das für uns heute neutestamentlich gesehen? Liebi: Darauf kommen wir jetzt in Verbindung gerade mit Josua 5. Also bevor irgend der Segen des Landes eingenommen wird, musste die ganze Generation, die in der Wüste Sinai geboren worden war und darum nicht beschnitten war, nachträglich beschnitten werden. Teilnehmer: Gibt es einen Grund, warum die Israeliten während der Wüstenwanderung nicht beschnitten wurden? Liebi: Ja, man könnte das als eine Vernachlässigung hinstellen, denn das Gesetz war klar gegeben an Abraham, dass dies am achten Tag geschehen sollte. Übrigens hat auch das seine symbolische Bedeutung. Der achte Tag ist ja im Wochenzyklus gleichzeitig auch der erste Tag. Und darum ist im Wochenzyklus der achte Tag eigentlich der Neubeginn, der Neuanfang. Und Gott hat nach diesen dreizehn Jahren Schweigen mit Abraham einen Neuanfang gemacht. Da musste aber eben Abraham das Gericht über das Fleisch des Menschen zuerst ausführen. Und dann gab es einen Neuanfang in seinem geistlichen Leben. Also das war vernachlässigt worden. Und Gott gibt nun dem ganzen Volk hier die Gelegenheit das nachzuholen.

Aber nun hat das eine gewaltige Bedeutung, wenn wir Kolosser 2 aufschlagen. Da wird nämlich gesagt, was die Beschneidung geistlich bedeutet. Wir lesen Kolosser 2, 9ff: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm, welcher das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist; in welchem ihr auch beschnitten worden seid mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in welcher ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat. Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen. indem er sie an das Kreuz nagelte, als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt. So richte euch nun niemand über Speise oder Trank, oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi.“

Also ein schwieriger Text mit sehr geballter Information. Aber wir wollen ganz einfach herausarbeiten, worum es in diesen Versen geht. Es geht um das Kreuz Christi, das Kreuz von Golgatha. Der Herr Jesus ist als Stellvertreter am Kreuz gestorben, der Gerechte für die Ungerechten. Darum haben wir in Vers 14: als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war. Also der Herr Jesus hat eigentlich den Schuldbrief, der sich gegen uns richtet, auf sich genommen und hat die Strafe, das Gericht Gottes über das, was wir getan haben, auf sich genommen. Und da wird in diesem Zusammenhang die Verbindung erstellt zu der Beschneidung. Ihr seid beschnitten worden mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung. Und das wird genannt „die Beschneidung des Christus“, Vers 11. Also da wird deutlich gemacht, dadurch das Christus das Gericht von Gott stellvertretend erduldet hat, hat er das Gericht erduldet, das wir verdient hätten, das Gericht über unsere sündige Natur. Und das wird da bezeichnet als eine nicht mit Händen geschehene Beschneidung. Und darum wird hier auch die Verbindung gemacht mit der Taufe, Vers 12. Denn durch das Unterauchen bei der Taufe drückt ja der Täufling aus, dass der Tod von Christus eigentlich sein Tod ist. Und wenn der Täufling aus dem Wasser herauskommt, sagt er damit, dass die Auferstehung Christi am dritten Tag, eigentlich seine Auferstehung ist. Das heißt, wenn jemand an den Herrn Jesus glaubt, wird er von Gott identifiziert mit dem Erlöser. Das heißt, der Herr Jesus hat die ganze Strafe am Kreuz erduldet, aber wenn jemand zum Glauben kommt an den Erlöser, wird er so mit ihm identifiziert, dass Gott sagen kann: Den Tod Christi rechne ich dir zu, es ist so, als wärest du am Kreuz gehangen. Und einsgemacht mit dem Erlöser gilt auch für die Auferstehung. Wenn der Herr Jesus Christus am dritten Tag auferstanden ist als Sieger, dann sagt Gott: Weil du einsgemacht bist mit ihm, ist seine Auferstehung, wie wenn du auferstanden wärst. Und darum hier die Verbindung mit der Taufe, mit ihm begraben.

Teilnehmer: Wobei man mit Bezug auf Römer 2 auch sagen könnte, dass die Taufe im Wasser, der Beschneidung im Geist vorausgeht. Römer 2 spricht ja von der Beschneidung nicht mit Händen, sondern im Geist. Liebi: Jawohl, genau. Teilnehmer: Also könnte man die Taufe auch auf den Vorgang der Wiedergeburt im Geist beziehen. Liebi: Nun, die Taufe folgt ja nach der Wiedergeburt, oder sollte. Ja, die Wassertaufe. Die Wassertaufe folgt auf die Wiedergeburt, genauso wie die Beschneidung Israels auf die natürliche Geburt folgt, am achten Tag. Also erst natürliche Geburt, dann am achten Tag Beschneidung. Und im Christentum, die Neugeburt durch den Glauben und dann darauf die Wassertaufe. Oder machen Sie die Verbindung mit der Taufe des Heiligen Geistes. Teilnehmer: Nicht zu ??, sondern einfach wie in Römer 2 steht: Die wahre Beschneidung, Römer 2, 28-29, ach ich les mal vor: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleische Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geiste, nicht im Buchstaben; dessen Lob nicht von Menschen, sondern von Gott ist.“ Liebi: Und da ist es dann eben das Werk Gottes in einem Menschen, der zum Glauben kommt. Teilnehmer: Genau, das hatte ich an sich bisher auch immer gedacht, das mit einer Art Taufe zu vergleichen, wenn der Heilige Geist in mein Herz kommt und mich in den Christus hinein bildet. Liebi: Hier wird ja nicht die Verbindung gemacht vom Leib, aber hier geht es darum, dass Gott eben, wenn ein Mensch zum Glauben kommt, gewissermaßen geistlich diese Beschneidung vollzieht, so dass man sagen kann: Ich bin mit Christus gekreuzigt, das Gericht über meine sündige Natur ist vollzogen, nämlich auf Golgatha.

Und nun, was bedeutet das für das Buch Josua? Das Buch Josua ist das Buch des Sieges, das Buch der Erfolge. Nun, wenn wir geistlich Erfolg haben wollen, dann braucht es die gleiche Vorbereitung wie Israel in Gilgal. Die haben sich beschneiden lassen. Das heißt also, wenn wir nach wie vor irgendwie ein dermaßen großes Selbstvertrauen haben, dass wir denken, eigentlich ist in uns ja schon ein ganz guter Kern da, dann ist damit schon die Voraussetzung für den Misserfolg gegeben, geistlich. Also es geht hier in Gilgal darum, übertragen für uns, wir lernen hier, dass unsere Natur, unser Inneres völlig verdorben ist. Und es war absolut nötig, dass der Herr Jesus nicht nur für meine Tatsünden, sondern auch für das, was ich bin, sterben musste. Und wenn das einem richtig bewusst wird, dann hat man die gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Kampf, geistlichen Kampf. Das sehen wir dann mit Jericho und so weiter. Also Gilgal war der Ausgangspunkt für all diese erfolgreichen Feldzüge im Buch Josua. Und Gott sagt in Verbindung damit, Josua 5, 9: „Und der HERR sprach zu Josua: Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt. Und man gab selbigem Orte den Namen Gilgal bis auf diesen Tag.“ Und Gilgal heiß Abwälzung. Also man sieht, die ganze Vergangenheit ist abgewälzt. Wenn ein Mensch wirklich erfasst, Christus ist für mich gestorben, nicht nur für meine Tatsünden, sondern auch für das, was ich bin, dann wird eigentlich die ganze Vergangenheit abgewälzt und die Voraussetzung für ein siegreiches Christsein ist damit gegeben. Übrigens, das hebräische Wort Gilgal kommt von einer Wurzel galal, das heißt wälzen und dann galgal, das ist das Wort für Rad. Und dann ist es auch verwandt mit dem aramäischen Wort Golgatha. Interessant, nicht wahr. Das aramäische Golgatha heißt Schädel. Warum heißt der Schädel Golgatha? Weil man ihn rollen kann. Einen Totenkopf kann man rollen. Daher kommt das.

Aber interessant die Beziehung zwischen Gilgal und Golgatha, die ist nicht nur sprachlich da, sondern auch inhaltlich. Es ging ja hier wirklich um die Abwälzung der Bosheit des Menschen und auf Golgatha ging es um die endgültige Lösung des Problems der Sünde im Menschen. Aber es erstaunt schon, dass im orthodoxen Judentum noch heute die Meinung vertreten wird, dass der Mensch nicht durch und durch verdorben ist von Natur aus. Warum erstaunt das? Weil die Beschneidung das eigentlich sehr deutlich ausdrückt. Aber weiter auch die ganze Verunreinigungslehre im Gesetz Mose. Die zeigt immer das. Die Verunreinigungslehre im Gesetz Mose ist sehr kompliziert, welche Dinge eine Verunreinigung bewirken. Aber man kann allgemein sagen, sie haben immer zu tun mit Ausflüssen aus den Geschlechtsorganen, also immer irgendwie zu tun mit der Quelle des Lebens. Und das ist eine Quelle der Verunreinigung. Eigentümlich nicht wahr. Und die zweite Quelle ist der Tod, also die Berührung mit einem Toten. Also die Quelle des Lebens verunreinigt nach dem Gesetz Mose und das Ende des Lebens ebenso. Und dadurch war eigentlich der ganze Alltag der Juden geprägt, und das gilt auch heute noch für den Alltag des orthodoxen Juden. Alles hängt irgendwie damit zusammen.

Und da haben wir eigentlich die beiden großen Lehren des Evangeliums. Nämlich erstens: Der Mensch ist in Sünde geboren. Und zweitens: Der Lohn der Sünde ist der Tod. Und diese Grundlehren sollten den Menschen eigentlich dazu führen, dass er das Evangelium, die frohe Botschaft, annimmt, indem er erkennt, Gott hat alles gelöst, das Problem der Sünde und des Todes. Das ist alles auf Golgatha gelöst worden. Also das erstaunt, dass eigentlich im orthodoxen Judentum das immer noch nicht durch ist und hat noch eine Logik dabei. Denn sie versuchen heute immer noch, das Gesetz Mose einzuhalten, um so vor Gott wohlgefällig zu sein. Aber eigentlich sollte man ja merken, sobald man die Gebote einzuhalten versucht, dass keiner dazu fähig ist, Gottes Gesetz zu halten. Aber eben, wenn heute, zweitausend Jahren nach Golgatha, ein Mensch immer noch sagt: Ich werde das wahrscheinlich schon können, ich probiere es trotzdem noch! dann ist ihm logischerweise auch nicht bewusst, dass er durch und durch verdorben ist. Und dann kann er auch nicht akzeptieren, dass der Mensch in Sünde geboren ist. Er versucht immer noch, vielleicht gibt es bei mir doch noch eine Chance, dass ich Gott wohlgefällig bin durch das Halten der Gebote.

Tja, gibt es noch Fragen bis dahin? Teilnehmer: In Kolosser 2 haben wir ja den Ausdruck gelesen in der Beschneidung des Christus. Das meint ja nicht die Beschneidung des Herrn Jesus als Kind, sondern effektiv das geschah an uns? Liebi: Ja, genau. Die Beschneidung des Christus bedeutet die Beschneidung, die an uns Gläubigen geschehen ist durch den Messias. Also diese geistliche Beschneidung durch das Sterben des Herrn Jesus am Kreuz. Aber es ist gut, dass du das noch andeutest, dass der Herr Jesus als Kind auch beschnitten worden ist. Und das stellt ein Problem dar, in Verbindung mit dem, was wir bis jetzt gesehen haben. Das wird sehr deutlich in der Bibel behandelt, Lukas 2, grad nach der Weihnachtsgeschichte, Vers 21: „Und als acht Tage erfüllt waren, dass man ihn beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt, welcher von dem Engel genannt worden war, ehe er im Leibe empfangen wurde.“ Also ganz nach dem Bund mit Abraham, 1. Mose 17, wurde der Herr Jesus als acht Tage altes Kind beschnitten. Aber warum wurde er beschnitten und warum wird das im Neuen Testament ausdrücklich erwähnt? Teilnehmer: Damit die Gerechtigkeit Gottes erfüllt würde. Ich denke dabei auch an die Taufe im Jordan. Liebi: Ja genau. Also eigentlich müsste es uns schockieren, die Beschneidung hier, denn er wurde ja gerade nicht in Sünde geboren. Sünde ist nicht in ihm, 1. Johannes 3, 5. Teilnehmer: Ja gibt es denn überhaupt einen Hinweis, dass der Herr beschnitten worden ist? Da steht doch nur, dass man ihn beschneiden sollte. Liebi: Da man ihn beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt. Ja also mit der Namensgebung hat man gewartet bis zum Tag der Beschneidung. Dann erst bekommt ein Kind einen Namen. Also acht Tage lang ist er noch ohne Namen. Das hat man also bei ihm genau so eingehalten.

Das kann übrigens manchmal praktische Probleme geben. Grad vor Kurzem ist im Kanton Aarau ein jüdisches Kind zur Welt gekommen und man wollte, dass sie ihm einen Namen geben. Aber die Eltern wollten das nicht. Sie sagten: Nein, das wollen wir nicht. Erst am achten Tag geben wir einen Namen. Sie sollten aus einem bestimmten Grund dringendst zurückfliegen nach Israel, aber die Fluggesellschaft wollte kein Kind ohne Namen akzeptieren. Ein Kind muss einen Namen haben, sonst kann man es nicht transportieren. Also da mussten sie irgendwie halt doch einen Namen geben vor dem achten Tag, damit er bei der Fluggesellschaft einen Platz bekommt. Also das sind so Probleme des modernen Lebens.

Aber wie du sagst, man könnte sagen, vielleicht ist er ja gar nicht beschnitten worden, weil nur steht, dass man ihn beschneiden sollte. Aber im Römerbrief ist es ganz deutlich gesagt. Teilnehmer: Es gibt auch noch eine Stelle, die ist noch deutlicher. Liebi: Ja, und zwar in Römer 15, 8: „Denn ich sage, dass Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen, auf dass die Nationen aber Gott verherrlichen möchten um der Begnadigung willen, wie geschrieben steht: ‚Darum werde ich dich bekennen unter den Nationen und deinem Namen lobsingen’.“ Also hier wird deutlich gesagt, dass er ein Diener der Beschneidung geworden ist. Aber es wird auch grad eine Erklärung gegeben, warum er das gemacht hat. Er wollte damit die Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob bestätigen. Und Reinhold, du hast schon die Parallele angeführt mit der Taufe im Jordan. Das war nämlich auch ein Problem. Der Herr Jesus ließ sich ja von Johannes taufen, so wie die ganze Volksmenge, die zu ihm gekommen war an den Jordan. Die haben ihre Sünden bekannt und dann hat Johannes sie getauft. Und dann kam Jesus von Nazareth auch zu Johannes und wollte sich taufen lassen. Aber Johannes sagt: Nein, auf keinen Fall. Lesen wir das gleich. Lukas 3, oder besser lesen wir das in Matthäus 3, 13-17: „ Dann kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um von ihm getauft zu werden. Johannes aber wehrte ihm und sprach: Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt so sein; denn also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen, Dann lässt er es ihm zu. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald von dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme kommt aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“

Also eine ganz ähnliche Situation. Der Herr will von Johannes getauft werden. Und Johannes ist entsetzt, aber er lässt es schließlich zu. Nun, alle Leute sehen, wie der Mann aus Nazareth, aus Galiläa, sich taufen lässt. Und von weitem könnte da ja jeder denken: Aha, einer von der gleichen Sorte wie wir, der musste auch Sünden bekennen. Davon wird aber kein Wort gesagt, dass er Sünden bekannt hätte. Der Herr brauchte auch keine Sünden zu bekennen, ließ sich aber dennoch taufen. Und das erklärt diese Intervention von Gott, dass plötzlich eine Stimme aus dem Himmel und sagt: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe. Übrigens, das ist ein Phänomen, das man im Judentum noch mehr kennt, diese Stimme aus dem Himmel. Die nennt man im Talmud die Bat Kol, die Tochter der Stimme. Das hat man also noch öfters erlebt, wohl besonders seit der Zeit, da man keine Schriftpropheten mehr hatte. Der letzte Prophet des Alten Testaments, das war Maleachi, der um 400 vor Christus wirkte. Und dann kam dieses lange Schweigen. Aber was man offensichtlich verschiedentlich erlebt hat, sind solche Bat Kol, dass plötzlich eine Stimme hörbar war vom Himmel. So auch hier und die sagt: Dieser ist mein geliebter Sohn! so dass niemand auf die Idee kommen würde, der Mann, der sich da von Johannes taufen lässt, sei ein Sünder wie die anderen. Nein, das ist der geliebte Sohn, an welchem Gott Wohlgefallen hat, der keine Sünde getan hat.

Der Herr ließ sich also taufen als Dreißigjähriger und er ließ sich beschneiden als acht Tage altes Kind, um sich gewissermaßen einszumachen. Bei der Beschneidung hat er sich einsgemacht mit dem Volk Israel und bei der Taufe wollte er sich einsmachen, sich verbinden, mit denen, die ihre Sünden bekennen. Das war der Sinn. Teilnehmer: Kann da auch Galater 4 passen? Liebi: Ja, gerne. Warten Sie, wir schlagen das alle auf. Teilnehmer: Galater 4, 4: „als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz, auf dass er die, welche unter Gesetz waren, loskaufte, auf dass wir die Sohnschaft empfingen.“ Also der Herr Jesus musste aus dem Grunde auch beschnitten werden, denn sonst wäre er nie unter Gesetz gewesen und hätte damit auch Sünde gehabt, wenn er irgendwie gegen das Gesetz gehandelt hätte. Das war also auch mit ein Sinn, dass er unter dem Gesetz in allem den Gehorsam erweisen musste. Liebi: Und dadurch hat er auch gezeigt in seinem Leben, es ist möglich, dass ein Mensch Gottes Gebote einhält. Er hat es getan. Sonst keiner. Aber er hat es getan als Mensch. Er hat gezeigt, es ist möglich, dass ein Mensch es einhält, aber es war ein Mensch, ohne die sündige Natur. Also es kann niemand sagen, es ist eigentlich übermenschlich, es ist gar nicht menschlich, das Gesetz Mose. Es ist menschlich. Aber das Gesetz Mose sollte zeigen, der Mensch hat ein Problem in sich und das Problem muss gelöst werden – die Sünde. Dort liegt es, das Problem. Es geht nicht um die Frage: Ist es menschlich oder übermenschlich? Es liegt an der Frage: Hat der Mensch eine sündige Natur oder nicht? Dort liegt der Kernpunkt.

Also gut, zu Josua 5 zurück. Sie mussten sich beschneiden lassen und wir denken nochmals an 1. Mose 17, wo Gott Abraham gesagt hat bei dem Bundesschluss der Beschneidung: Ich werde dir das ganze Land Kanaan geben. Ich möchte betonen: das ganze Land Kanaan. Was ist das ganze Land Kanaan? Das ist das ganze Land Israel heute mit allen besetzten Gebieten und geht noch weiter hinauf bis in den Libanon. Das gehört alles zu dem alten Ausdruck Kanaan. Und bei diesem Bund hat also Gott gesagt, 1. Mose 17, 8: „Und ich werde dir und deinem Samen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitztum.“ Also nicht nur bis zum Jahr 70 nach Christus, sondern zum ewigen Besitztum. Und der Herr Jesus hat sich als Mensch beschneiden lassen, um die Verheißung an Abraham, an die Väter, zu bestätigen. Das haben wir in Römer 15 im Neuen Testament gelesen. Also er, Jesus Christus selber, hat diese Verheißung damit auch bestätigt, dass Israel das ganze Land Kanaan zusteht. Und hier im Buch Josua geht es darum, jetzt kommt das Volk und will das Land Kanaan, das ganze Land Kanaan, aber Schritt für Schritt, einnehmen. Und darum muss dieser Bund, dieses Bundeszeichen, zuerst nochmals vollzogen werden.

Wir fahren weiter. Also das Thema Beschneidung haben wir ausführlich behandelt und jetzt kommen wir in Vers 10 zur Passahfeier. Das ganze Volk schlachtet also Passahlämmer und isst sie. Auch das ist eine Vorbereitung für die Landnahme. Was bedeutete das Passah ganz einfach gesagt? Teilnehmer: Bewahrung. Der Herr hat Israel vor dem Würgeengel bewahrt. Liebi: Gut, du sagst Israel. Also Gottes Gericht sollte über Ägypten kommen und über Israel. Über beide. Und dadurch, dass Israel die Passahlämmer schlachtete, wurde es aus reiner Gnade verschont. Also sie waren nicht besser als die Ägypter. Aber auf der Grundlage des sterbenden Stellvertreters, wurde Israel verschont. Teilnehmer: Aber nur die Erstgeburt. Liebi: Die Erstgeburt ja, aber die steht gewissermaßen als Teil für das Ganze. Die Erstgeborenen repräsentieren das ganze Volk. Teilnehmer: Das weist ja ach auf den Herrn hin, denn es wurde ja geschlachtet. Liebi: Ja, aber darum interessant hier: Wir haben die Beschneidung, dann das Passah. Auch hier wieder muss Israel daran denken: Wir sind gar nicht bessere Menschen. Wir sind nicht besser als die Ägypter gewesen, sondern aus reiner Gnade auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers können wir leben. Und da wieder als Voraussetzung für den Sieg im Land, ganz bewusst, ein tiefes Bewusstsein haben von der Gnade Gottes und der unverdienten Gunst Gottes.

Dann drittens: Was können wir sagen zum Essen der Erzeugnisse des Landes? Teilnehmer: Dass wir uns jetzt von dem verherrlichten Christus nähren. Liebi: Wie machst du die Verbindung zu den Körnern des Landes auf den verherrlichten Christus? Teilnehmer: Die gerösteten Körner sprechen ja von dem durch Leiden gegangenen Christus. Dass wir uns so von ihm nähren. Liebi: Du bist sehr vertraut mit der Bildersprache der Bibel. Aber jetzt jemand, der das zum ersten Mal hört, sollte irgendeine Brücke haben, wir du überhaupt darauf kommst, geröstete Körner mit dem Christus in Verbindung zu bringen. Teilnehmer: In Johannes 12, das Weizenkorn, da sieht man, das das Korn ein Bild des Herrn Jesus ist. Liebi: Komm, schlagen wir das auf, gerade für solche, die hier sind, denen vielleicht diese Übertragungen von Bildern des Alten Testamentes eher neu sind. Johannes 12, 24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Hier vergleicht der Herr Jesus sich mit einem Weizenkorn, das eben in die Erde gesät wird, so sollte er sterben und der Weizen, der eben daraus aus der Erde herauswächst und Frucht ansetzt, ist dann ein Bild auf die Auferstehung. Nun können wir Reinhold besser nachvollziehen in dem Gedanken, dass diese Körner, die die Israeliten hier im Land zum ersten Mal essen, ein Hinweis sind auf den gestorbenen und auferstandenen Christus. Von dem nähren sie sich jetzt. Teilnehmer: Ich dachte eher an Johannes 6, wo der Herr Jesus von dem Manna gesprochen hat, welches die Väter gegessen haben, Vers 31. Liebi: Ja, schlagen wir auf, Johannes 6, 31: „Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: ‚Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen’. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herniederkommt und der Welt das Leben gibt.“ Liebi: Du wolltest damit die Verbindung machen zu den Körnern oder zum Manna? Teilnehmer: Vielleicht auch beides. Liebi: Ja eben, der Herr Jesus Christus als die Nahrung aus dem Himmel.

Ja, und dann können wir weitergehen zu dem letzen Abschnitt, zu diesem Heerobersten, zu dieser eigentümlichen, geheimnisvollen Erscheinung bei Josua. Also ein unbekannter Mann kommt mit gezücktem Schwert. Josua sieht ihn und stellt die Frage: Bist du für uns oder für unsere Feinde? Er stellt sich vor: Nein, sondern als der Oberste des Heeres des HERRN bin ich jetzt gekommen. Und Josua fällt vor ihm nieder. Wer ist dieser geheimnisvolle Mann? Ich höre nur flüstern. Teilnehmer: Christus im Alten Testament. Oder Michael. Liebi: Also Michael, ein Erzengel. Und andere sagen Jesus Christus. Sollen wir eine Abstimmung machen? Nein, so muss man ja nicht die Bibel lesen, mit Mehrheitsbeschluss. Aber wir brauchen Argumente. Teilnehmer: Die Engel lassen sich nicht anbeten. Liebi: Ja, das ist vielleicht deine Behauptung. Hast du einen Beweis dafür? Teilnehmer: In der Offenbarung sagt doch ein Engel: Bete nicht mich an. Und Paulus sagt doch das auch zu irgendjemand. Liebi: Ja, also du hast Beweise? Teilnehmer: Auch in Daniel steht das, bete nicht mich an. Liebi: Also schlagen wir mal auf, Offenbarung 19, 10. In Daniel 10 ist es nicht so ausdrücklich wie hier. Offenbarung 19, 10: „Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, ihn anzubeten. Und er spricht zur mir: Siehe, tue es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben; bete Gott an. Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu.“

Also dieser Engel Gottes reagiert sofort: Auf keinen Fall, das darfst du nicht tun, ich bin auch nur ein Knecht Gottes. Aber hier dieser geheimnisvolle Mann bei Jericho der fährt nur weiter und sagt: Ziehe deine Schuhe aus. Wie in 2. Mose 3, wo Gott im Dornbusch erscheint. Also das macht deutlich, es ist hier nicht eine Engelerscheinung, sondern es geht hier um eine Erscheinung des Sohnes Gottes im Alten Testament. Es gibt sehr viele solcher Erscheinungen im Alten Testament. So in theologischen Bücher wird das jeweils genannt «Theophanien», also Gotteserscheinungen. Wo zum Beispiel noch? Teilnehmer: Bei Gideon. Liebi: Bei Gideon, ja. Und bei Manoach, dem Vater von Simson erscheint auch einfach ein Mann. Er weiß im ersten Moment nicht, dass das nicht ein gewöhnlicher Mann ist. Plötzlich merkt er es dann und hat Angst er müsste sterben, weil er jetzt Gott gesehen hat. Das steht in Richter 13, das ist also der Vater von Simson. Aber bei Gideon eben auch. Schlagen wir mal auf, Richter 6, 11: „Und der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Terebinthe, die zu Ophra war, welches Joas, dem Abieseriter, gehörte. Und Gideon, sein Sohn, schlug eben Weizen aus in der Kelter, um ihn vor Midian zu flüchten. Und der Engel des HERRN erschien ihm und sprach zu ihm: Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!“ Also wer wird hier genannt? Teilnehmer: Der Engel des Herrn. Liebi: Der Engel des Herrn.

Jetzt schauen wir mal weiter. Da gibt es ein Zwiegespräch in den weiteren Versen. Und nun Vers 20-24a: „Und der Engel Gottes sprach zu ihm: Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen und lege es hin auf diesen Felsen da, und die Brühe gieße aus. Und er tat also. Und der Engel des HERRN streckte das Ende des Stabes aus, der in seiner Hand war, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen; da stieg Feuer auf aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen. Und der Engel des HERRN  verschwand aus seinen Augen. Da sah Gideon, dass es der Engel des HERRN war, und Gideon sprach: Ach Herr, HERR! Dieweil ich den Engel des HERRN gesehen habe von Angesicht zu Angesicht! Und der HERR sprach zu ihm: Friede dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben. Und Gideon baute daselbst dem HERRN einen Altar und nannte ihn: Jehova-Schalom.“ Also es sieht aus wie ein gewöhnlicher Mann und erst nachher stellt Gideon fest, dass das der Engel des Herrn ist. Und dann denkt er: Jetzt muss ich sterben. Das heißt also, er merkt, dass der Engel des Herrn Gott selbst ist. Denn in 2. Mose 33, 20 heißt es: „Und Gott sprach: Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch mich sehen und leben.“ Das wird nur von Gott gesagt.

Aber noch deutlicher wird das Ganze, wenn wir 1. Mose 16 aufschlagen. Hagar war dort gerade geflüchtet aus diesen prekären, familiären Verhältnissen. 1. Mose 16, 7: Und der Engel Jehovas fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Wege nach Sur. Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe hinweg von meiner Herrin Sarai. Und der Engel Jehovas sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände.“ Und so weiter, er spricht mit ihr und dann Vers 13: „Da nannte sie Jehova, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt!“ Ja also, was ganz interessant ist hier: In Vers 7 wird gesagt, es ist der Engel des Herrn, der mit Hagar spricht, aber in Vers 13 wird von Mose erklärt: Da nannte sie den Herrn, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt. Also da wird ganz deutlich, dass der Engel des Herrn, der Engel des Ewigen, und der Ewige, Jahwe selbst, identisch sind. Das wird hier ganz deutlich. Und sie nennt Jahwe hier: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt. Jetzt muss ich erklären, das Wort Engel, auf Hebräisch mal’ach, bedeutet einfach jemand, der gesandt ist, also ein Gesandter. Und nicht unbedingt so in unserem engen Verständnis im Deutschen. Ein Engel, das ist für uns klar, ist ein geschaffenes Geistwesen, ein Diener Gottes. Aber das hebräische Wort mal’ach kann gebraucht werden für solche Geistwesen, aber es kann auch gebraucht werden für Menschen. Zum Beispiel der letzte Prophet des Alten Testaments heißt Mal’achi, mein Bote, mein Engel. Das bedeutet sein Name. Also «Engel des Herrn» würde man wahrscheinlich besser übersetzen mit «der Gesandte des Herrn», dann ist es nämlich noch völlig offen. Und hier wird plötzlich klar: Oh, der Gesandte des Herrn ist der Herr selbst, ein Gott, der sich schauen lässt.

Das bringt natürlich einige Probleme für einen orthodoxen Juden, der jeden Tag das Sch’ma’ Jis’rael wiederholt, 5. Mose 6, 4. Das ist das Glaubensbekenntnis Israels: „Höre Israel: Jahwe, unser Gott, ist ein Jahwe.“ Das ist also im Judentum das Glaubensbekenntnis, das jeden Tag wiederholt wird, um zu betonen, dass es nur einen Gott gibt. Aber wenn wir jetzt im Alten Testament sehen, dass der Engel des Herrn, der Gesandte des Herrn, der Herr selbst ist, von wem ist er dann gesandt? Ja, vom Herrn ist er gesandt. Er ist ja der Gesandte des Herrn. Aber er ist selber auch der Herr. Dann muss es also in der Gottheit mindestens zwei Personen geben. Das ist doch recht problematisch, oder? Ja und das findet man im Alten Testament noch viel häufiger. Zum Beispiel in Sacharja 2 – man kann das für sich selber mal nachlesen – spricht der Herr der Heerscharen, Jahwe der Heerscharen, zum Volk Israel und sagt dann: Und du wirst erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Ja, da hält man die Hand an den Kopf und denkt: Der Herr der Heerscharen sendet den Herrn der Heerscharen? Also dann muss es mindestens zwei Personen geben. Und so gibt es eine ganze Reihe von Stellen im Alten Testament, wo das vorkommt, und gerade auch diese Erscheinungen an vielen verschiedenen Stellen, wo der Engel des Herrn erscheint.

Nun, wie kann man dann zurechtkommen mit 5. Mose 6, 4? Nun, machen wir ein bisschen Hebräischunterricht, ich hoffe das schadet nichts. Also: Höre Israel, Jahwe, unser Gott, ist der einzige Jahwe. Oder wie heißt das in Ihrer Übersetzung? Im Hebräischen gibt es noch ein anderes Wort für «einziger», das heißt jachid, aber das wird hier nicht gebraucht. Hier steht echad. Wenn Gott zum Beispiel zu Abraham sagt: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, dann steht dort jachid für den einzigen. Aber hier steht echad. Warum? Nun, das Wort echad bezeichnet im Hebräischen oft eine zusammengesetzte Einheit. Also wenn zum Beispiel über Tag und Nacht gesprochen wird, die Schöpfungstage in der Bibel sind zusammengesetzt aus einen Teil Tag und einem Teil Nacht, und die können dann mit echad bezeichnet werden. Und es gibt verschiedene Dinge im Alten Testament, die zusammengesetzt eine Einheit bilden und dann mit echad bezeichnet sind. Also hier haben wir genau dieses Wort: Der Herr, unser Gott, ist ein einziger Herr. Aber das kann beinhalten, dass er, mit Ehrfurcht gesagt, eine Einheit ist, die aus mehr besteht. Teilnehmer: Das war doch auch das entscheidende Argument vom Herrn Jesus gegen die Pharisäer, als er sie fragt: Wie kann David sagen: Mein Herr sprach zu meinem Herrn!, wenn das doch nur der Sohn Davids ist? Liebi: Ja, und dann haben die Pharisäer keine Antwort gegeben und dann war das die letzte Frage, die er dem Judentum gestellt hatte.

Ja, aber interessant ist, in einem rabbinischen Kommentar aus dem Mittelalter, in dem Buch Zohar, wird diese Stelle so ausgelegt (5. Mose 6, 4). Wieso wird hier der Name Gottes dreimal genannt in dem einen Vers? Und zwar haben wir Jahwe, unser Gott und dann einziger Jahwe. Also dreimal wird Gott erwähnt. Das erstaunliche in diesem rabbinischen Kommentar ist, dass sie daraus den Schluss ziehen, dass Gott eine Dreieinheit ist. Die Dreieinheit – im Judentum! Und zwar aufgrund von diesem Vers, der gerade die Einheit Gottes betont, wird erklärt, wie drei eins sein kann. Diesen Gedanken findet man also im Judentum. Und wenn man mal mit einem Juden spricht über diese Dinge und er dann sagt: Ein solcher Gedanke, eine Dreieinheit, das hat überhaupt keinen Platz im jüdischen Denken!, dann muss man einmal fragen: Haben Sie das Buch Zohar zu Hause? Ja, dort steht es, wie drei eins sein können. Also das Alte Testament zwingt einen tatsächlich dazu, zu akzeptieren, dass in der Gottheit eine Vielzahl von Personen da sind. Und wie dann ganz deutlich wird im Neuen Testament, das dies sind: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Übrigens, noch eine interessante Stelle ist Sprüche 30, 4: „Wer ist hinaufgestiegen gen Himmel und herniedergefahren? wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? wer die Wasser in ein Tuch gebunden? wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“ Großes Geheimnis im Alten Testament: Was ist der Name seines Sohnes? Und zwar nicht eines Sohnes von ihm, als gäbe es noch viele andere, sondern im Hebräischen ganz klar: der Name seines Sohnes. Es gibt nur einen Sohn. Teilnehmer: Auch in Psalm 2 steht ja: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Liebi: Gut, dort könnte man sagen, da steht es ja in Verbindung mit der Zeugung, mit der Menschwerdung. Aber in Sprüche 30 ist noch viel stärker. Es geht noch gar nicht um die Menschwerdung und es wird trotzdem gefragt: Was ist der Name seines Sohnes? Das heißt, seines einzigen Sohnes. Ein großes Geheimnis, das dann im Neuen Testament enthüllt wird.

Aber wir haben im Alten Testament immer und immer wieder solche Erscheinungen, wo Gott in Menschengestalt erscheint, so dass der Mensch es ertragen kann, sonst müsste er sterben. Aber es ist niemand anderer als der Sohn Gottes, ein Gott, der sich schauen lässt. Warum können wir sagen, dass das garantiert der Sohn Gottes ist und nicht zum Beispiel der Vater? Teilnehmer: Gott kann niemand sehen, aber der Sohn hat ihn offenbar gemacht. Liebi: Ja gut, aber der Sohn ist ja auch Gott. Man muss natürlich die Stelle auch so verstehen, niemand hat Gott jemals gesehen, das ist der dreieine Gott, und der eingeborene Sohn hat ihn kundgetan. Das heißt Gott offenbart sich immer nur durch seinen Sohn. Jede Offenbarung Gottes geht nur über den Sohn Gottes. Darum, wenn jemand zum Beispiel sagt: Gott, das kann ich noch akzeptieren, ein höheres Wesen und so, aber nicht Jesus!, dann geht das nicht, denn Gott offenbart sich nur durch seinen Sohn. Wer den Sohn ablehnt, hat Gott auch nicht. Also das einfach mit dem höheren Wesen, das funktioniert nicht. Ein Evangelist hat das mal sehr gut aufgezeigt in einer Fußgängerzone. Er ist da auf einem Stuhl gestanden und hat ein Schild um gehabt: Ich bin ein höheres Wesen. Ja, und da sind die Leute mit ihm ins Gespräch gekommen. Einfach nur ein höheres Wesen? Nein, Gott hat sich geoffenbart im Sohn und wir können Gott nur kennen über den Sohn Jesus Christus. Und darum, wenn Gott sich im Alten Testament offenbart, sichtbar macht, dann geschieht das immer über den Sohn. Der eingeborene Sohn hat ihn kundgemacht, er ist das Bild des unsichtbaren Gottes.

Also zurück zu Josua 5. Wir wissen nun, dieser Heeroberste der Armee Israels ist niemand anderes als der Sohn Gottes selbst. Josua anerkennt das und jetzt weiß er, die ganzen Feldzüge, die wir jetzt tun werden durch Kanaan, die sind unter der Leitung des Sohnes Gottes. Und es ist der gleiche Sohn Gottes, der später in Lukas 2 sind als Kindlein beschneiden lässt, um den Bund zu bestätigen, dass Israel ganz Kanaan bekommt. Wir sehen, das passt alles zusammen. Nun müssen wir das übertragen auf das christliche Leben. Wir lesen zuerst noch mal Epheser 1, 3-7: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe; und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade.“

Also hier haben wir den vollen Segen der Christen: Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern. Und jetzt in Kapitel 6 sehen wir, dass es einen Kampf gibt. Teilnehmer: Ich hab da mal ne Frage. Wo sind die himmlischen Örter, sind die zukünftig oder sind die jetzt schon gegenwärtig? Liebi: Die himmlischen Örter, das ist – viele machen da so etwas Kompliziertes draus, aber das ist ganz einfach – ein Ausdruck für alles, was im Himmel ist. Also alles, was die Himmelswelt Gottes umfasst, das wird umschrieben mit diesem Ausdruck «himmlischen Örter»., das himmlische Vaterhaus, das Vaterland, das Paradies etc. Nun die Christen sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern. Warum? In Christus. Wo ist Christus heute? Im Himmel. Teilnehmer: Es heißt doch: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeitalter. Liebi: Ja gut, aber Christus als Mensch ist im Himmel. Und alle Segnungen der Christen sind zusammengefasst in der Person des Herrn Jesus Christus. Ohne ihn gibt es keine Segnung, aber in ihm ist alles. Und weil er im Himmel ist sind diese Segnungen, Segnungen in den himmlischen Örtern. So einfach ist es eigentlich. Aber das Gewaltige: Mit jeder geistlichen Segnung gesegnet. Also das ist ein Reichtum, den wir nur ahnen können.

Jetzt aber Epheser 6. Da sehen wir, da gibt es auch einen Kampf, so à la Land für Friede. Vers 10: „Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Ja also, wir haben gesehen, der Erlöste ist gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern. Aber da gibt es Feinde, die möchten einem das Erlebnis der geistlichen Segnungen streitig machen. Das ist also Satan und sein ganzes Heer. Genau so wie die Kanaaniter alle ihre Heere gegen Israel richtete, um ihnen das Land streitig zu machen. Israel hätte Frieden haben können, wenn sie einfach nichts geholt hätten. Und als Christ kann man oft auch ein sehr ruhiges Leben führen, wenn man einfach nichts mehr will, keine geistlichen Fortschritte. Solche Leute lässt der Teufel gerne in Ruhe. Aber wenn jemand Fortschritte machen will, wachsen im Glauben, dem Herrn gehorchen, dem Herrn gefallen, dann gibt es Probleme. Dann gibt es Widerstand aus der geistlichen Welt. Nun gilt es hier zu kämpfen. Aber es wird ganz klar gesagt: Übrigens Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Also wer ist der Heeroberste der Armee der Christen heute? Das ist auch der Sohn Gottes. Also die Parallele ist wirklich sehr direkt.

Und nun kann Satan natürlich die Erlösung einem Erlösten nicht rauben, aber er kann ihn zum Beispiel im Alltag daran hindern zu erleben, dass er eben dem Neid, dem Stolz, dem Geiz nicht mehr gehorsam sein muss. Zum Beispiel die Befreiung von der Macht der Sünde, dass wir das wirklich erleben können, das interessiert Satan, das möchte er verhindern. Er möchte nicht, dass wir diese Befreiung im Alltag erleben. Er möchte, dass wir fallen. Und deshalb gilt es hier, ganz klar Widerstand zu leisten. Und darum ist das ganze Buch Josua mit all diesen Feldzügen ein Buch, das uns viel zu sagen hat, es enthält praktische Anweisungen für ein erfolgreiches christliches Leben.

Sind bis dahin noch Fragen oder Ergänzungen? Teilnehmer: Also ich habe das noch nicht ganz verstanden mit dem Man, also mit den zwei verschiedenen Speisen. Was sie vorher hatten, das Man, und dann das Korn des Landes. Liebi: Ja gut, das Manna war die Speise während der Wüstenwanderung und die Körner, waren die Speise des verheißenen Landes. Das heißt also, sowohl das Manna als auch die Körner sprechen von Jesus Christus. Er sagt ja selber: Ich bin das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Also beides spricht von Christus. Das will folgendes sagen: Der Herr ist gewissermaßen in allen Umständen für den Gläubigen die Erfüllung und die Nahrung, die wirklich sättigt. Also wenn wir Erfahrungen machen in der Wüste, das heißt gewissermaßen die Auseinandersetzungen des täglichen Lebens erfahren, da ist Christus die Nahrung und Erfüllung für uns. Aber wenn es jetzt hier darum geht, im Glauben zu wachsen und den Reichtum der Erlösung kennen zu lernen, da ist Christus auch die Nahrung. Das sind zwei verschiedene Aspekte. Also für Israel war das eins nach dem anderen und für einen Christen heute, geistlich gesehen, ist das etwas, das parallel läuft. Noch etwas?

Teilnehmer: Wie ist es denn eigentlich, wir haben ja gelesen, Christus ist der Führer. Aber für Israel sehen wir ja aus Daniel 10 und 12, dass es auch noch Fürsten gibt. Michael wurde ja erwähnt. Kann man das auch übertragen auf das christliche Leben. Gilt das auch für uns in der Beziehung, dass Engel irgendwie eine Funktion haben in unserem geistlichen Glaubensleben? Liebi: Ja, das wäre eine Frage, die brauchte ein bisschen mehr Zeit und uns bleibt nicht mehr so viel. Aber da können wir nächstes Mal noch darauf kommen, wenn du dann noch mal nachfragst. Also in Daniel 10 sieht man, wie verschiedene Engelmächte, Engelfürsten, an der Spitze von den verschiedenen Völkern stehen, zum Beispiel an der Spitze von Persien oder Griechenland. Und in Daniel 12 wird von dem Erzengel Michael gesagt, dass er für Israel steht. Das hebt übrigens nicht auf, dass der Herr nach wie vor der Fürst für Israel ist, der Heerführer, denn Michael ist ja gewissermaßen wieder nur ein Untergebener des Herrn. Nun finden wir aber im Neuen Testament, dass die Engel nach wie vor eine Funktion haben, wenn wir zum Beispiel an Hebräer 1, 14 denken. Da wird von den Engeln gesagt: Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen? Also auch im Neuen Testament wird bestätigt, dass Engel nach wie vor im Dienste Gottes eine Funktion haben an Menschen. Das gilt also auch noch für heute. Da muss man gar nicht darauf aus sein, Engelerscheinungen zu erleben, aber die Engel haben ihre Funktion und ihren Dienst und das hat nicht aufgehört. Reicht das mal so als Kurzantwort?

Übrigens noch etwas vom letzten Mal. Die Frage war da: Kommen alle 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets in den zehn Geboten vor? Wir haben uns ja beschäftigt mit der Entstehung der Schrift und wir haben gesehen, dass die Alphabetschrift zum ersten Mal in der Geschichte genau in der Zeit aufkommt, als Israel aus Ägypten auszog und dann die zwei Tafeln am Sinai bekommen hat mit den zehn Geboten. Und Mose hat dann die ersten Bücher der Bibel in einer Alphabetschrift, in dieser ersten Alphabetschrift, aufgezeichnet. Und ich habe das nachgeprüft und man findet tatsächlich in den zehn Geboten alle 22 Buchstaben. Also diese Tafeln sind gewissermaßen gleich auch eine Schreibübung für das Alphabet, eine Einführung in das hebräische Alphabet.