Roger Liebi – Das Buch Josua

Teil 05/15 - Josua 6, 1-27

Audioabschrift – Radolfzell 08.03.1998

 

 

Das Buch Josua ist das Buch der Landnahme. Wir haben in den ersten fünf Kapiteln bisher die Vorbereitungen gefunden, um das verheißene Land in Besitz zu nehmen. Aber jetzt mit Josua 6, mit der Eroberung von Jericho beginnt das eigentliche Drama der Landnahme Kanaans. Ein Thema, das eigentlich hochaktuell ist, denn gerade heute ist die Weltpolitik bestimmt von Frage «Land für Frieden». Wem gehört das Land? Wir sehen, das ist nicht ein neues Thema, vielmehr ist es schon dreieinhalb tausend Jahre alt. Da ging es auch um die Frage von Land und Frieden. Nun, wir haben gesehen, Gott hat Abraham, Isaak und Jakob die Verheißung gegeben, das ganze Land Kanaan zu besitzen. Und mit diesem ersten Bollwerk, das hier in Kapitel 6 fällt, ist das eigentlich eine Bestätigung dieser Bundesverheißung. Was muss Israel schon tun? Es ist wirklich das Werk Gottes, dass sie das Land hier so in Besitz nehmen dürfen. Und darum finden wir gerade in diesem Kapitel sehr viel prinzipielle Dinge über dieses Thema.

Also das Volk ist über den Jordan geschritten und das Bollwerk Jericho steht nun entgegen. Der Name Jericho bedeutet was? «Jareach» bedeutet Mond oder Monat. Also Jericho ist eigentlich die Mondstadt und hängt wohl zusammen mit der Verehrung des Mondgottes.[1] Und jetzt kommt ein Volk, das von Jahwe, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Auftrag bekommt Jericho in Besitz zu nehmen. Also der Fall Jerichos ist damit nicht nur der Fall einer Stadt, sondern damit wird auch Gottes Überlegenheit über die falschen Götter der Heiden demonstriert. Nun wollen wir ja immer versuchen, das auch neutestamentlich zu übertragen. Und da schlagen wir Epheser 6 auf, wo wir den Kampf der Christen finden. Epheser 6, 10-12: „Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.“ Also der Kampf der Christen ist gegen wen gerichtet, mit anderen Worten gesagt? Gegen den Teufel und seine Engel. Das ist beschrieben mit diesen Ausdrücken: Fürstentümer, Gewalten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, geistliche Mächte der Bosheit. Es wird hier betont, unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut. Also wir haben nicht gegen Menschen zu kämpfen. Das ist der Auftrag der Christen nicht. Im Fall von Israel sehen wir, sie hatten den Auftrag gegen Menschen zu kämpfen. Aber die Parallele ist doch sehr direkt da mit dem Kampf der Christen, denn hinter diesen Menschen in Jericho standen geistliche Mächte der Bosheit, der Finsternis. Gerade in Verbindung des Engelfürsten, der sich als Mondgott in Jericho verehren ließ. Also wir haben einen solchen Kampf gegen geistliche Mächte.

Und nun in Jericho haben wir einen Machtblock, hohe Mauern, ein Bollwerk, und davon spricht der Apostel Paulus in 2. Korinther 10. Da lesen wir einmal die Verse 3-6: „Denn obwohl wir im Fleische wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleische; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen; indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus, und bereit stehen, allen Ungehorsam zu rächen, wenn euer Gehorsam erfüllt sein wird.“ Hier haben wir den Ausdruck «mächtig zur Zerstörung von Festungen». Also da haben wir nun die Beziehung zu dem Bollwerk Jericho sehr direkt. Nun wird hier aber umschrieben, was für uns solche Bollwerke sein können. Was ersehen wir aus dem Text selber? Teilnehmer: Falsche Gedanken über Gott. Liebi: Ja, hier wird genannt Vernüfteleien, Vernunftsschlüsse in der Elberfelder. Und du erklärst es eben als falsche Gedanken über Gott. Teilnehmer: Was danach steht: wider die Erkenntnis Gottes. Liebi: Ja, jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes. Das heißt also nicht nur falsche Gedanken über Gott, sondern eigentlich gegen alles, was gegen das Denken Gottes geht, alles, was sich der Wahrheit Gottes widersetzt.

Und was kann das konkret heute sein? Was beinhalten solche Vernunftsschlüsse, solche Höhen, die sich erheben gegen die Erkenntnis Gottes? Teilnehmer: Ich denke, die ganzen Dogmen, die wir heute finden in der Kirchengeschichte zum Beispiel. Liebi: Die Dogmen in der Kirchengeschichte? Alle? Teilnehmer: Ja, ich denke gerade aus dem Katholizismus, die gegen die gesunde Lehre sind. Liebi: Gut, also die Dogmen, die eben gegen die Heilige Schrift sind. Genau, das sind die Bollwerke, die sich erheben gegen die Erkenntnis Gottes. Und da muss es einem immer wieder klar sein, das ist falsche Lehre und falsche Lehre ist nicht einfach nur so ein falscher Gedanke, sondern dahinter verbergen sich immer geistliche Mächte. Und das merkt man dann, wenn man mit Leuten spricht, die so überzeugt sind von Irrlehren. Man kann oft ganz eindeutig und logisch die Dinge widerlegen und es geschieht überhaupt nichts. Das sind geistliche Mächte, die sich dahinter verbergen.

Und das macht eben diese Bollwerke umso deutlicher. Und weiter, was könnte das noch sein? Teilnehmer: Ich denke, auch ganz persönliche schlechte Eigenschaften, die wir gefangen nehmen sollen unter den Gehorsam des Christus. Liebi: Was meinst du jetzt mit Eigenschaften? Teilnehmer: Es gibt einfach Dinge im Leben, die von der alten Natur herrühren, dass wir sie gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus. Das können bestimmte Gewohnheiten sein, die entgegen dem Worte Gottes sind. Ich denke zum Beispiel an Neid, Hass oder Missgunst, so viele Dinge, die eigentlich von dem alten Menschen herrühren. Liebi: Nun, es geht natürlich gerade speziell an dieser Stelle um falsche Schlüsse, falsche Gedanken. Aber gerade bei Neid und so weiter, stecken ja ganz falsche Überlegungen letztlich dahinter. Und so ist auch der Zusammenhang hier bestimmt gegeben.

Weiter? Teilnehmer: Die ganze Politik, die momentan in Palästina und in Israel abläuft und die Vernüfteleien: Land für Frieden. Denn im Grunde genommen wird ja Israel Land weggenommen oder zumindest streitig gemacht, was ihnen ja vorher zugesprochen wurde. Liebi: Also der Zusammenhang ist sicher ganz direkt da, denn es geht ja letztlich darum, dass man gegen den Bund Abrahams handelt. Gott hat dem Abraham das ganze Land Kanaan zugesagt und in der Weltpolitik macht man die Vernünfteleien, dass man versucht, den Bund mit Abraham ungültig zu machen. Also auch das sind Gedanken und Höhen, die sich erheben wider die Erkenntnis Gottes. Letztlich hängt ja die ganze Problematik damit zusammen, dass die Autorität der Schrift nicht anerkannt wird. Und darin ist es ein Kampf gegen Gott, letztlich natürlich auch begründet vom Koran her. Und da merken wir, da geht es eben auch um geistliche Mächte, die sich dahinter verbergen und somit nicht nur den Nahen Osten, sondern die ganze Welt zu einem Pulverfass machen. Weiter?

Teilnehmer? Ich denke auch an die Religion von Leistungen. Zum Beispiel, wenn ich den Galaterbrief lese, die Menschen, die durch Gesetzeswerke das Heil erlangen möchten. Oder ich denke an den Kolosserbrief, durch die Philosophie und eitlen Betrug, falsche Demut. All diese Dinge sind alles so Jerichos. Liebi: Ja, du hast ja bereits das gesagt mit den falschen Dogmen. Das fällt natürlich auch genau darunter, diese ganze Überlegung der Werkgerechtigkeit. Aber du hast noch zusätzlich die Philosophie erwähnt. Also Philosophie im weitesten Sinn als menschliche Spekulation, die sich nicht dem Worte Gottes beugt. Das sind Höhen, die sich erheben wider die Erkenntnis Gottes, ganz klar. Teilnehmer: Gehören die Feinde des Kreuzes Christi auch dazu, die Paulus benennt. Liebi: Ja natürlich. Teilnehmer: Die, die wohl errettet sind, aber das Kreuz nicht auf sich nehmen und im Gehorsam weiterleben wollen. Liebi: Du meinst die aus dem Philipperbrief, oder? Teilnehmer: Ich glaube, die kommt nur einmal vor diese Stelle, aber ich weiß nicht wo. Liebi: Ja, aber da würde ich nicht unbedingt sagen, dass es Errettete sind, aber es sind gesetzliche Menschen. Teilnehmer: Weil es doch nicht heißt, es sind Feinde Christi, sondern Feinde seines Kreuzes. Sie wollen nicht aufgeben. Liebi: Ja, aber die Gesetzlichkeit ist ja quasi ein Feind des Kreuzes, denn die Gesetzlichkeit meint, es geht letztlich mit eigener Leistung, das Verdienst, das Christus am Kreuz errungen hat. Weiter?

Teilnehmer: Die ganze Psychologie, wenn man sich das mal anschaut. Da ist ein ganz anderes Menschenbild zugrunde gelegt, als die Schrift uns vermittelt. Da steht der Mensch im Mittelpunkt und im Wort Gottes steht eben Gott im Mittelpunkt. Liebi: Also die ganze säkulare Psychologie ist ein solches Bollwerk gegen Gott. Das ist nicht nur eine Sache für Psychologen. Wenn wir denken, wie stark das Denken der Gesellschaft im 20. Jahrhundert von der Psychologie geprägt ist, da sind wir eigentlich überrascht. Wie viel Freud zum Beispiel in den Köpfen drin steckt, selbst bei Leuten, die sich gar noch nie mit Freud beschäftigt haben. Aber die Gedanken, dass zum Beispiel die Sexualität nur ja nicht beschränkt werden, sondern dass der Trieb frei ausgelebt werden sollte, weil es sonst zu Psychosen kommen könnte, das prägen den ganzen Lebensstil unserer unmoralischen Gesellschaft heute. Also diese Bollwerke haben einen starken Einfluss auf die breite Bevölkerung und sogar da, wo man gar nie solche Bücher speziell gelesen hat.

Weiter? Teilnehmer: Wie viele Gemeinden es tun, eine Nebensache oder eine Kleinigkeit des Glaubens zur Hauptsache zu machen, zum Dogma für ihre Gemeinde, für ihre Glaubensrechte. Liebi: Ja, ja und das wird dann eben auch zu einem Bollwerk, das das christliche Zeugnis schädigt. C.S. Lewis hat gesagt, eine der größten Probleme der Christen ist, dass sie nicht wissen, was Hauptsachen sind und was Nebensachen. Das stimmt. Eines der Hauptprobleme überhaupt. Gut, weiter. Eben hat jemand noch etwas gesagt über Evolution, oder? Das habe ich nur so herausgehört. Die ganze Evolutionslehre ist genau so ein Bollwerk gegen Gott und ein Bollwerk, das sich eben ausgibt als besonders intelligent und als Produkt der neuesten Forschung des 20. Jahrhunderts. Gewissermaßen eben jede Höhe, die sich erhebt, wider die Erkenntnis Gottes. Das ist ein Bollwerk, denn wenn man mit Leuten darüber spricht, stellt man immer wieder fest, wie verzweifelt daran festhalten und sich daran klammern, obwohl sie eigentlich die Gründe für die Argumentation der Evolutionstheorie gar nicht kennen. Aber verzweifelt hängen sie daran und das macht auch wieder deutlich, dass dahinter geistliche Mächte stehen. Es geht nicht einfach nur um Gedanken, um Gedankenspiele, sondern es geht um geistliche Mächte, die sich hinter diesen Gedankengebäuden verstecken. Da wollte noch jemand was sagen?

Teilnehmer: Die Inspiration und Autorität der Bibel anzuzweifeln. Die historisch-kritische Methode, ich denke, dass das auch großen unterschwelligen Einfluss auf die Gemeinden hat. Liebi: Und immer mehr. Die ganze bibelkritische Theologie macht vor den Evangelikalen nicht halt und durchdringt immer mehr die Köpfe der Menschen. Und auch die liberale Theologie ist ein solches Bollwerk der Finsternis, wo den Menschen das Fundament, die Bibel, entrissen wird. Jemand sagt: Die Bibel ist nicht Gottes Wort, sondern es ist Menschenwort. Es enthält auch viele Fehler. Es ist geschrieben worden aus dem Weltbild der damaligen Menschen heraus und darum enthält die Bibel auch einiges von diesen verkehrten Ansichten von damals. Und so weiter. Oder man zersetzt, indem man sagt, die fünf Bücher Mose seien nicht von Mose geschrieben worden und Jesaja sei nicht von Jesaja, sondern von verschiedenen Autoren geschrieben worden. Und so weiter und so fort. Man zersetzt die ganze Bibel.

Und wenn wir das mal so kirchengeschichtlich überblicken, dann sieht es so aus: Die liberale Theologie ist eigentlich ein neues Phänomen. Ihre Anfänge kommen so auf im 18. Jahrhundert, dann besonders im 19. und 20. Jahrhundert hat es sich breit durchgesetzt. Aber was war früher? Der Mensch in Europa hat früher im Allgemeinen geglaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist und dass die Bibel Autorität hat. Aber er hatte keine Bibel. Diese geistlichen Mächte der Bosheit haben es fertig gebracht, dass dem Volk die Bibel vorenthalten wurde. Man durfte die Bibel nicht übersetzen in die Sprache des Volkes, sondern sie war in Latein und nur der Priester darf sie auslegen, denn der einfache Mann versteht das ja sowieso nicht. Aber was nützt es jemandem, wenn er glaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist, er sie aber nicht hat. Und dann kam die Reformation und die hat das alles umgerissen. Die Reformation war in dem Sinn ein solcher Kampf gegen Jericho. Diese Mauern, diese Bollwerke sind gefallen und eines vom ersten, was man gemacht hat, ist die Übersetzung der Bibel in die Sprache des Volkes, Luther- und Zwingliübersetzungen und andere. Schon Wycliff hatte davor seine englische Übersetzung gemacht. Dadurch sind die Bollwerke gefallen und man hat wieder neu auf den Leuchter gestellt: Allein die Schrift! Und jetzt lest die Schrift aber auch. Das hat sich ausgewirkt wie eine Atombombe in Europa. Aber eine gute Atombombe, das gibt es auch.

Und was ist dann gekommen? Nach der Reformation kam die Aufklärungszeit und damit wurde der Boden für die liberale Theologie bereitet. Und heute im 20. Jahrhundert ist es so, dass man die Bibel gratis bekommen kann oder für ganz wenig Geld, man kann sie auf CD-ROM studieren und da gleich vierzig Übersetzungen miteinander vergleichen. Der Zugang zur Bibel ist so leicht geworden, aber dem Menschen des 20. Jahrhunderts wird gesagt: Aber dieses Buch ist gar nicht Gottes Wort. Das ist ein Buch aus dem Altertum und das ist irgendwie zusammengesetzt aus verschiedenen Quellen und ist nicht authentisch, es enthält viele Fehler. So wird heute dem Menschen die Bibel weggenommen. Also da merkt man wirklich, dahinter ist ein Plan. Der Mensch glaubte an die Bibel, aber er hatte keine Bibel und dann hat der Mensch die Bibel, aber er glaubt nicht mehr an sie. Das sind solche Bollwerke und wenn wir uns das noch mal so vor Augen halten, was Paulus schreibt: „Denn obwohl wir im Fleische wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleische; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich, mächtig zur Zerstörung von Festungen; indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus, und bereit stehen, allen Ungehorsam zu rächen, wenn euer Gehorsam erfüllt sein wird.“

Aber das macht uns nun deutlich, wir haben einen Auftrag, solche Bollwerke zu zerstören. Man kann ja sehr schön sagen: Die Bibel müssen wir nicht verteidigen, die Bibel verteidigt sich selbst. Die Bibel ist Gottes Wort. Man kann es auch so sagen: Was soll man vor dem Käfig eines Löwen groß verteidigen und behaupten, der Löwe sei stark, der Löwe ist gefährlich und die Leute glauben's nicht. Am besten macht man mal die Türe auf und lässt den Löwen raus. Gut, aber auf der anderen Seite jetzt konkret, in unserer Situation ist doch das Problem, die Tür ist schon längst offen. Aber der Mensch im 20. Jahrhundert im Allgemeinen ist gar nicht mehr motiviert, die Bibel zu lesen. Also wir brauchen die Bibel nicht zu verteidigen, die Bibel hat das nicht nötig. Aber wir müssen den Menschen helfen, die hinter diesen Bollwerken eingesperrt sind, so wie die Menschen in Jericho, dass die Bollwerke fallen, damit Gottes Wort in ihre Herzen eindringen kann. Also die Bibel steht für sich, was immer die Menschen auch über sie sagen, sie ist und bleibt die Wahrheit. Aber es ändert etwas daran, ob Menschen aus diesem Kerker Jericho herauskommen oder nicht, und da haben wir aktiv als Christen einen Auftrag, solche Vernunftsschlüsse zu zerstören.

Ist bis dahin noch eine Frage? Teilnehmer: Es heißt am Anfang von Josua 6, Jericho aber war verschlossen. Das ist auffällig, dass niemand ein- und ausgehen konnte. Liebi: Also dieses verschlossene Jericho illustriert irgendwie schön den modernen Menschen, der gefangen ist in solchen Gedankengebäuden. Er kann nicht raus. Teilnehmer: Ich möchte eigentlich die Frage stellen: Wie sind die Mauern Jerichos überhaupt gefallen? Ich denke, nur im absoluten Vertrauen auf Gottes Wort. Also nicht indem ich fleischlich kämpfe, sondern mich stütze auf Gottes Wort und dann wird Gott zur rechten Zeit dafür sorgen, dass die Mauern fallen. Liebi: Also das Vertrauen, das das Volk Israel hier hatte, war ganz entscheidend. Denn in Hebräer 11 lesen wir, Vers 30: „Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage umzogen waren.“ Ja, ganz klar, durch Glauben fielen die Mauern. Und das ist aber auch in der Parallele für uns so. Wenn wir nicht geprägt sind von einem tiefen inneren Vertrauen auf Gottes Wort, dann können wir auch anderen Menschen nicht helfen, die in Bollwerken des Unglaubens gefangen sind. Denn gerade das ist das Überzeugende, wenn wir einen frohen und echten Glauben, der sich im Alltag auch auswirkt, an den Tag legen, dann sind wir glaubwürdig. Es geht nicht um ein intellektuelles Spielchen.

Teilnehmer: Im 30. Vers steht eigentlich mehr drin als nur Glauben, sondern es ist der Glaubensgehorsam. Liebi: Du meinst, wenn es heißt durch Glauben? Ja, denn es ist der praktische Glauben. Es nützt ja nichts wenn sie glauben, dass Jericho fallen wird. Sie mussten um Jerichos Mauern herumgehen. Erst dann ließ Gott die Mauern fallen. Also es war nicht, weil sie herumgelaufen sind, weil sie so viel Lärm gemacht haben, sondern es war Gottes Werk. Aber Gott hat erst gehandelt, wenn der Mensch gehandelt hat im Gehorsam. Und es ist auch ganz wichtig. Wir können sagen, dass Menschen zum Glauben kommen, das ist Gottes Werk, das hängt nicht von uns ab, nur der Herr kann Herzen öffnen. Das steht doch auch in Apostelgeschichte 16: Der Herr tat Lydias Herz auf. Also das können wir nicht machen. Ja gut, aber wenn Paulus nicht gegangen wäre zum Fluß bei Philippi, dann hätte auch der Herr ihr das Herz dort nicht aufgetan. Also es ist so, dass der Mensch im Gehorsam auf Gottes Anweisungen handeln muss, seine Gebote erfüllen, und dann handelt Gott von seiner Seite. Das ist ja das ganz Interessante. Es hängt also nicht an unserem Handeln selber, es ist nicht so, dass wir Gott durch unser Tun zwingen könnten, etwas zu tun. Aber wenn er uns den Auftrag gibt, das und das zu tun, zum Beispiel das Evangelium weiter sagen, und wir das im Gehorsam tun, dann wird Gott von seiner Seite her wirken und es wird Frucht und Ergebnis bringen.

Teilnehmer: Ich denke an Petrus. Der sagte ja mal: Herr, auf dein Wort hin. Liebi: Genau. Das ist übrigens auch noch mal zu unterscheiden von dem, was heute unter Christen eigentlich eine große Tendenz ist in Verbindung mit der dritten Welle, dass man versucht durch gewisse Methoden, durch gewisse Handlungen, Gott zum Handeln zu zwingen. Also dass sogar gewisse Techniken entwickelt werden, dass dann der Heilige Geist beginnt zu wirken. Das ist auf dem Niveau von Magie. Denn in der Magie ist es so, dass der Mensch ein Ritual durchführt, um die Götter zum Handeln zu zwingen. Und im Prinzip ist es genau diese Art des Denkens, wenn wir meinen, durch gewisse Handlungen können wir Gott letztendlich zwingen in unserem Sinn zu handeln. Nein, so funktioniert es nicht. Aber Gott gibt uns ganz klare Aufträge. Wir haben das Evangelium zu verkündigen, wir haben den Auftrag, Vernunftsschlüsse zu zerstören. Und wenn wir bereit sind uns gebrauchen zu lassen, dann werden wir erleben, dass Gott von seiner Seite her die Kraft gibt und die Mauern zum einstürzen bringt. Teilnehmer: Soll das heißen, dass der Zuspruch Gottes nur mit dem Anspruch verknüpft gültig ist? Liebi: Habe ich das richtig verstanden: Ob das Handeln Gottes immer nur abhängig ist von dem, dass der Mensch handelt? Teilnehmer: Ich habe das so verstanden, dass Gott gebietet durch sein Wort und dann wartet er ob wir das tun. Das heißt der Zuspruch Gottes ist verknüpft mit dem Anspruch an uns Menschen. Ist das richtig?

Liebi: Ja genau. Wobei natürlich Gott in seiner Souveränität, wenn wir ungehorsam sind, das immer noch auf andere Weise tun, das ist klar. Aber es ist das Gleiche wie zum Beispiel mit dem Gebet. Manchmal denkt man, warum eigentlich Beten? Gott macht doch sowieso was er will. Aber das stimmt gar nicht. In Jakobus 4, 2-3 heißt es: „Ihr gelüstet und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnet nichts erlangen; ihr streitet und krieget; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfanget nichts, weil ihr übel bittet, auf dass ihr es in euren Lüsten vergeudet.“ Er sagt also, wenn ihr nicht bittet, so handelt Gott nicht. Wir können also sagen, dass es oft so ist, dass wenn wir Gott um gewisse Dinge nicht bitten, er sie auch nicht machen oder geben wird. Also es ist nicht so, dass wir denken können: Gott handelt ja sowieso, ob wir jetzt beten oder nicht, das ändert doch nichts. Nein, ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Aber das darf man dann auch wieder nicht so absolut machen, dass man meint, wenn wir Christen jetzt überhaupt nicht beten würden, dann würde auch nichts geschehen. Gott in seiner Souveränität handelt wie er will, aber wir müssen uns darüber klar sein, dass es einen Unterschied macht, ob wir beten oder nicht. Denn in vielen Fällen wird Gott nicht handeln, wo er handeln würde, wenn er von uns inbrünstig gebeten wird. Also das ist Jakobus 4, ein ganz wichtiges Prinzip.

Und vielleicht noch etwas, das Beispiel von Esther. Gott hätte das jüdische Volk damals, als das Schwert der Judenvernichtung im persischen Reich über ihnen hing, retten können, ohne dass er irgendwelche Menschen gebraucht hätte. Aber er hat Esther gebraucht. Esther musste ihr Leben aufs Spiel setzen und ungebeten zum persischen König gehen. Und Mordochai sagt ihr: Esther, du musst gehen. Schlagen wir das mal auf, das ist noch interessant. Esther 4, 13-14: „Und Mordokai ließ der Esther antworten: Denke nicht in deinem Herzen, dass du im Hause des Königs allein vor allen Juden entkommen werdest. Denn wenn du in dieser Zeit irgend schweigst, so wird Befreiung und Errettung für die Juden von einem anderen Orte her erstehen; du aber und deines Vaters Haus, ihr werdet umkommen. Und wer weiß, ob du nicht für eine Zeit, wie diese, zum Königtum gelangt bist?“ Also ganz deutlich, Gott ist nicht abhängig von uns in seinem Handeln. Wenn er einen Plan hat, dann führt er ihn aus, ob mit oder ohne uns. Oder durch einen anderen: So wird Befreiung und Errettung für die Juden von einem anderen Orte her erstehen. Also das zeigt uns auch wieder, wie klein wir sind, wie Gott wirklich nicht von uns abhängig ist und wie er verfügen kann und andere gebrauchen kann, wenn wir nicht bereit sind. Aber für Esther sollte das Konsequenzen haben. Also das macht das Ganze sehr ernst.

Gut, wir gehen zurück zu Josua 6. Was sind die Instrumente, die gebraucht wurden in Verbindung mit der Eroberung Jerichos? Also 1. Posaunen. Was für Posaunen? Teilnehmer: Bei mir steht Widderhörner. Liebi: Widderhörner, also das sind Schofarhörner, das sind einfach Tierhörner. Schofar (Mz. Schofarot) sagt man auf Hebräisch, das waren also Tierhörner. Wovon spricht in der Bibel das Horn? Teilnehmer: Kraft. Liebi: Ja, wenn man mit einem Stier irgendwie Probleme bekommt, dann merkt man, dass Hörner ein Bild der Kraft sind. Und wo wurden Widderhörner im Alten Testament sonst noch verwendet? Teilnehmer: Im Halljahr, im 50. Jahr. Liebi: Ja, genau, da wurde das Schofar geblasen, immer im 50. Jahr. Wir können das ganz kurz aufschlagen, 3. Mose 25, 8-10: „Und du sollst dir sieben Jahrsabbathe zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Jahrsabbathen dir 49 Jahre ausmachen. Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, den Posaunenschall ergehen lassen; an dem Versöhnungstage sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land. Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Lande Freiheit ausrufen für alle seine Bewohner. Ein Jubeljahr soll es euch sein, und ihr werdet ein jeder wieder zu seinem Eigentum kommen, und ein jeder zurückkehren zu seinem Geschlecht.“ Also, und dieser Posauenschall war auch dieses Schofar.

Gottes Rechtsordnung war so: Im Land Kanaan bekam von Anfang an jede Familie einen gewissen Anteil an Grundbesitz. Und im Verlauf von 49 Jahren konnte da einiges geschehen und jemand war vielleicht ganz verarmt. Er hatte durch Schicksalsschläge Landbesitz verkaufen müssen um zu überleben. Und dann kam das 50. Jahr und da musste all der verkaufte Grundbesitz wieder an den ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden. Also eine gewaltige Einrichtung. Da kommen weder Kapitalismus noch Kommunismus mit. Denn es gibt Eigentum. Eigentum ist also nicht Diebstahl, wie der Kommunismus behauptet. Aber wenn er im Laufe der Zeit das Eigentum verliert, so bekommt er zu einem gewissen Zeitpunkt alles wieder zurück. Und dadurch war auch von Anfang an Großgrundbesitz verhindert. Also man konnte auch nicht übermäßig reich werden. Diese Einrichtung ist also ganz gewaltig. Also zu großer Reichtum war durch diese Rechtsordnung verhindert, aber auch eine totale Verarmung und die Bildung von Proletariat. Im 50. Jahr, am Versöhnungstag, wenn die Posaune geblasen wurde, dann gab es die totale Freiheit, Sklaven wurden wieder frei und den verkaufte Besitz bekam man wieder.

Teilnehmerin: Wird das heute auch noch gemacht? Seit Israel wieder besteht sind ja schon mehr als 50 Jahre vergangen. Liebi: Nein, wird nicht mehr praktiziert, sowie auch die ganzen Jahrsabbate normalerweise nicht mehr eingehalten werden. Aber das wäre die Rechtsordnung der Thora. Nun das hängt damit zusammen, dass Israel ein säkularer Staat ist, und kein religiöser. Das wird also nicht praktiziert. Aber das war die Ordnung, wie Mose sie einsetzen musste von Gottes Seite her. Aber das wollte ich illustrieren, um zu zeigen, wie gewaltig der Schall der Schofarhörner war im 50. Jahr am Neujahrstag des religiösen Jahres. Im siebten Monat, das ist der erste Monat des religiösen Jahres. Und am Neujahrstag wurden diese Schofarhörner dann geblasen. Freiheit!

Teilnehmer: Hat das etwa etwas damit zu tun, als der Herr Jesus in der Synagoge aus Jesaja liest? Liebi: Ja, da wollte ich gerade aufschlagen. Ja, ja gut, dann fahr weiter. Teilnehmer: Als er sagt: Er hat mich gesandt auszurufen das angenehme Jahr des Herrn. Ist das das Halljahr? Liebi: Ja, natürlich. Schlagen wir auf Lukas 4, und zwar geht es eben um die endzeitliche Erfüllung im Messias. Das meint er damit. Der Herr Jesus liest nämlich aus Jesaja in der Synagoge. Lukas 4, 14-22a: „Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und das Gerücht über ihn ging aus durch die ganze Umgegend. Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen. Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen war; und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbathtage in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesajas gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: «Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen das angenehme Jahr des Herrn». Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt. Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde hervorgingen.“

Also der Herr Jesus liest in der Synagoge Jesaja 61, 1-2 vor und sagt: Heute ist das erfüllt. Und Jesaja hat schon die Worte des Messias erklärt, dass er kommt, um Menschen wirklich die Freiheit und das Heil zu verkündigen. Das bedeutet also, dass Halljahr hatte prophetisch noch eine Bedeutung gehabt auf die endgültige Befreiung, die einmal durch den Messias kommen sollte. Und da sagt er in Nazareth in der Synagoge: Heute ist dieses Wort vor euren Ohren erfüllt. Also der Ruf der Schofarhörner ist gewissermaßen der mächtige, gewaltige Ruf des Messias, den Gebundenen Freiheit zu verkündigen. Das angenehme Jahr des Herrn, das ist das Jubeljahr, das Jahr der Freiheit. Nun, das macht die Auslegung jetzt von Josua 6 im Licht des Neuen Testaments für uns noch viel verständlicher. Also die Schofarhörner verkündigen eigentlich die Freiheit von den Mauern Jerichos. Und für die Familie Rahab war das dann wirklich die Freiheit, denn die konnten aus dem Bollwerk Jericho herausgeholt werden. Die waren nicht mehr gefangen, so dass sie nicht mehr ein- und ausgehen konnten. Sie wurden befreit aus diesem Bollwerk. Eine Frau, die so tief im Schlamm der Sünde drin war, und ihre ganze Familie werden befreit durch den Ruf der Schofarhörner.

Teilnehmer: Ich habe noch eine Frage. In 1. Thessalonicher 4, 16 steht: „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.“ Das ist ja auch ein Ruf, der uns herausholt aus den Umständen, in denen wir jetzt noch gefangen sind. Liebi: Ja, genau. Da kann man auch eine Verbindung schaffen. Gut, sonst noch eine Frage? Teilnehmer: Hat man diese Hörner auch benutzt für die Salbung von den Königen oder waren das andere Hörner? Liebi: Ja, das waren natürlich auch Tierhörner, die man benutzte als Ölbehälter. Und das drückt eben auch aus, dass dem Gesalbten Macht verliehen wird, die Macht des Königtums. Das Bild vom Horn, das kommt dauernd. Aber während David aus einem Horn gesalbt worden ist, wurde Saul aus einer zerbrechlichen Flasche gesalbt. Wenn man ein Schofarhorn auf den Boden wirft, dann geht sie nicht kaputt, die Flasche schon. Und das deutete an, dass das Königtum Sauls nicht beständig sein wird, während das Königtum Davids beständig sein sollte, denn Gott hat ihm ein ewiges Königtum versprochen in seinem Nachkommen, dem Messias, der dann in alle Ewigkeit herrschen würde. Also auch die Art der Salbung, mit Horn oder mit Flasche, ist sehr bedeutsam und der Zusammenhang ganz auf der Hand liegend.

Teilnehmer: Die Hörner am Altar, haben die eine Bedeutung in dem Zusammenhang? Liebi: Ja klar. Am Altar gab es vier Hörner, in der Stiftshütte und dann auch im Tempel. Diese drückten aus, dass das Heil von Macht und voller Bedeutung ist für die ganze Welt, denn es waren ja vier Hörner, wie die vier Ecken der Erde, die vier Himmelsrichtungen. Das Heil des Opfers ist mächtig im Blick auf die ganze Welt, das heißt, jeder Mensch, der kommen und das Opfer Christi in Anspruch nehmen will, dem wird Heil zuteil. Die Hörner zeigen also die Macht und weltweite Bedeutung. Teilnehmer: Ich habe noch eine Frage. Es wird ja gesagt, dass Rahabs ganze Familie gerettet wurde. Warum ist das gewagt, wenn man das für sich auch so erhofft? Liebi: Das ist nicht gewagt, sondern eigentlich das Normale. Denn das Prinzip, dass Gott Familien rettet, finden wir in verschiedenen Beispielen. Denken wir an die Familie Noah, während die ganze Welt das Heil ablehnte, wurde die ganze Familie Noahs gerettet. Dann hier bei Rahab das Gleiche. Dann beim Kerkermeister in Philippi. Als dieser die Frage stellt: Ihr Herren, was soll ich tun? antwortet Paulus ihm: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus gerettet werden. Teilnehmer: Und bei Lot? Liebi: Bei Lot sehen wir eigentlich auch, wie die Familie gerettet werden sollte, aber Lots Frau, die so sehr an Sodom hing, schaute zurück, und wurde nicht gerettet. Gerade dieses Beispiel von Lot zeigt, dass dieses Versprechen nicht zwingend ist, denn der Einzelne muss sich bekehren, sonst wird er nicht gerettet. Und so ist es auch beim Kerkermeister in Philippi, lesen Sie nach in Apostelgeschichte 16, er frohlockte, an Gott glaubend, mit seiner ganzen Familie. Das heißt, die kamen auch tatsächlich alle zum Glauben. Und die Familie von Rahab: Woran kann man erkennen, dass bei denen auch etwas geschehen ist? Also die hatten den Glauben, dass das geschehen würde, was die Spione gesagt haben und dieser Glaube verhalf ihnen zum Heil.

Teilnehmer: Dazu würde ja auch passen, dass die Hallposaune am Versöhnungstag geblasen wurde. Also mit der Befreiung war gewissermaßen auch eine Versöhnung verbunden, denn sie wurden ja aufgenommen in das erlöste Volk. Liebi: Ja, wobei, das war zehn Tage vor dem Versöhnungstag. Aber der Zusammenhang ist doch da. Am 1.7. war das Fest des Hörnerschalls, da wurden die Posaunen geblasen. Und zehn Tage später war Jom Kippur, der große Versöhnungstag. Und darum wird es heute noch so praktiziert im Judentum, an Neujahr wird geblasen und das soll eigentlich die Menschen aufwecken. Rabbi Mosche ben Maimon, einer der größten Rabbiner im Mittelalter, erklärt den Hall der Posaunen und sagt: Das bedeutet: Wache auf, der du schläfst! Merkt man etwas? Ja, das ist eine alte rabbinische Tradition. Und im Epheserbrief schreibt Paulus, Epheser 5, 14: „Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ Deshalb sagt er, wo steht das im Alten Testament? Nirgends. Aber es ist offensichtlich ein bekannter Spruch: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten.

Das ist genau die Bedeutung von den Posaunen am Hallfest. Dann wird an den ersten zehn Tagen des neuen Jahres eine Selbstprüfung durchgeführt. Im Judentum bekennt man dann die Schuld, überdenkt sein Leben und dann kommt am zehnten Tag der Jom Kippur, wo man alles ablädt. Das Opfer wird gebracht für das ganze Volk. Ein gutes Rezept, meine ich. Warum nicht einmal die ersten zehn Tage im neuen Jahr dazu gebrauchen, sein Leben wirklich mal zu überdenken und zu ordnen? Nicht einfach ein kleines Festchen feiern und ansonsten alles beim Alten lassen. Zehn Tage im neuen Jahr werden gebraucht, um sich wirklich Gedanken zu machen: was stimmt in meinem Leben eigentlich nicht? Und das ganze Volk muss das tun. Teilnehmer: Vorsicht! Die Gewerkschaften können mithören. Liebi: Ja. Und dann kommt aber der 10. Tag: Alles abgeladen. Und fünf Tage später kommt das Laubhüttenfest, das Fest von dem die Thora sagt, das Gesetz: Du sollst dich nur freuen vor dem Herrn. Das größte Freudenfest in Israel, das Laubhüttenfest. Wann kann man sich wirklich freuen? Wenn die Schuld abgeladen ist, Jom Kippur vorbei ist. Also diese Zusammenhänge sind ganz dramatisch.

Teilnehmer: Ich habe eine Frage. Freut euch allezeit, wo steht das? Liebi: Philipper 4, 4. Teilnehmer: Wo steht das im Alten Testament: Ihr sollt euch nur freuen? Liebi: Ach du meinst, du sollst dich nur freuen, beim Laubhüttenfest? Das steht in 5. Mose. Der Befehl der Freude wird dreimal gegeben. Und dann am stärksten in 5. Mose 16, 15: „Sieben Tage sollst du Jehova, deinem Gott, das Fest feiern an dem Orte, den Jehova erwählen wird; denn Jehova, dein Gott, wird dich segnen in all deinem Ertrag und in allem Werke deiner Hände, und du sollst nur fröhlich sein.“ Gut, jetzt sollen wir Pause machen.

Teilnehmer: Ich habe noch eine ganz wichtige Frage: Ich suche den Sündenbock. Wenn der Prophet Samuel den Saul nicht mit dem Öl aus der Flasche gesalbt hätte, sondern aus dem Ölhorn, dann hätte doch sein Königtum ewiglich bestanden. Also wer ist denn jetzt Schuld daran, dass das Königtum von Saul zerbrach? Ist es Gott, Samuel oder Saul selber? Liebi: Ja also Saul war Schuld, aber Gott in seiner Vorkenntnis hat Saul erwählt, um dem Volk zu zeigen, dass der von ihnen gewünschte König in den Ruin führt und dass nur der von Gott erwählte König eben ein beständiges Königtum bringen kann. Also das war in dem Sinn eine Lektion Gottes. Gott war ja enttäuscht und er sagt zu Samuel: Sie haben nicht dich, sondern sie haben mich verworfen mit dieser Forderung nach diesem Königtum. Und so hat er ihnen Saul gegeben, aber gewissermaßen als eine Zucht Gottes über sein Volk. Wenn ihr wollt, gut, ich gebe ihn euch. Jetzt schaut mal, was dabei heraus kommt. Sie haben ja gedacht, wenn wir wirklich einen Mann, mächtig und groß, größer als unsere Probleme, dann kann der alles lösen. Das denken viele auch in der Weltpolitik: Wir brauchen einfach einen Mann, der größer ist als unsere Probleme. Und Saul war wirklich einen Kopf größer als alle anderen aus dem Volk. Aber das 1. Buch Samuel führt dann eben zur Pointe. In Kapitel 17 kommt dann nämlich plötzlich ein Problem, das größer ist als Saul. Dieses Problem ist 3, 20 Meter und heißt Goliath aus Gath, aus dem Gazastreifen. Also der starke Mann ist nur so lange stark, wie das Problem nicht größer ist als er.

Wir fahren weiter mit Josua 6. Wir haben nachgedacht über die Bedeutung der Posaunen. Und nun gab es ja noch etwas anderes, das mitgetragen wurde. Die Bundeslade. Übrigens, was haben die Kanaaniter auf Jerichos Mauern von der Bundeslade gesehen, wenn sie herum getragen worden ist? Die Decke ist gesagt worden. Woraus schließt du das? Teilnehmer: Die musste doch immer, wenn sie transportiert wurde, verhüllt werden, denke ich. Liebi: Ja genau. Wo steht das? In 4. Mose 4, 1-6: „Dies ist der Dienst der Söhne Kehaths am Zelte der Zusammenkunft: das Hochheilige. Und Aaron und seine Söhne sollen beim Aufbruch des Lagers hineingehen und den Scheidevorhang abnehmen und die Lade des Zeugnisses damit bedecken; und sie sollen eine Decke von Dachsfell darüber legen und ein Tuch, ganz von blauem Purpur, oben darüber breiten und ihre Stangen daran tun.“ Also ein normaler Israelit hat die Bundeslade nie gesehen, seit den Tagen Mose bis heute. Die Bundeslade konnten also nur ganz exklusive, einzelne Menschen sehen. Die Bundeslade war immer bedeckt mit Dachsfell und einem Tuch von blauem Purpur.

Also als die Bundeslade da um Jericho getragen wurde, war das ein Geheimnis, etwas ganz Geheimnisvolles. Natürlich hat das Geheimnis von der Bundeslade von sich reden gemacht. Wenn wir zum Beispiel daran denken, wie in den Büchern Samuel später die Philister geschrien haben vor Angst, als plötzlich die Israeliten mit der Bundeslade in den Krieg zogen. Also das Geheimnis, das Mysterium Bundeslade ist nicht erst seit Spielberg etwas, das die Massen faszinieren kann. Spielberg hat doch einen Film gedreht, Indiana Jones, wo es um die Suche nach der Bundeslade geht. Das kann Leute faszinieren. Aber das ist nicht erst heute, sondern das war auch damals so. Also das Geheimnis der Bundeslade wurde gewissermaßen um Jericho getragen. Wenn wir uns aber fragen. Was bedeutet die Bundeslade? Dann sehen wir, was dieses Geheimnis wirklich birgt. Die Bundeslade, was bedeutet sie symbolisch?

Teilnehmer: Die Gegenwart Gottes. Liebi: Ja, wobei eher noch die Wolken- und Feuersäule über der Bundeslade. Teilnehmer: Ein Bild vom Herrn Jesus, der Gnadenstuhl, von dem der Paulus redet, der Petrus. Liebi: Ja, der Deckel wurde ja genannt der Sühnedeckel und der Herr Jesus wird in Römer 3 mit dem gleichen Ausdruck, Sühnedeckel bezeichnet. Römer 3, 23-25: „denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl (od. als ein) Sühnungsmittel} durch den Glauben an sein Blut, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes.“ Jawohl, alle Menschen sind Sünder, aber Gott gibt einen Ausweg und das ist die Erlösung in Christus Jesus. In hat Gott dargestellt als einen Gnadenstuhl, und das griechische Wort hilasterion hier, ist der Begriff, der den Deckel der Bundeslade bezeichnet. Das kommt in Hebräer 9 nochmals vor, wo die Bundeslade beschrieben wird und da wird das gleiche Wort hilasterion für den Deckel der Bundeslade verwendet. Also so ausdrücklich wird im Neuen Testament die Bundeslade auf den Herrn Jesus Christus hin ausgelegt.

Auf den Sühnedeckel musste ja der Hohepriester am Jom Kippur, zehn Tage nach dem Posaunenhallfest, das Blut des Opfers für das ganze Volk einmal sprengen. Und aufgrund dieser Tat gab es Versöhnung und Sühnung vor Gott. Also die Bundeslade spricht von dem Herrn Jesus, der der einzige Weg zum Heil ist. Römer 3: Alle Menschen haben gesündigt, aber sie können durch den Glauben an das Opfer Christi gerettet werden. Und darum macht es das noch viel dramatischer, dass ausgerechnet die Bundeslade um das Bollwerk Jericho herumgetragen wird. Und der Großteil der Bevölkerung von Jericho fiel dem Gericht zum Opfer, aber eben nicht Rahab und ihre Familie. Was hatte Rahab ins Fenster gehängt als Zeichen? Teilnehmer: Ein rotes Seil. Liebi: Und zwar ein karmesinfarbenes. Und die Karmesinfarbe entspricht genau der Farbe des arteriellen Blutes des Menschen. So sieht es aus, ein hell leuchtendes, starkes Rot. Sie hat gewissermaßen den Ausweg, jetzt neutestamentlich gesprochen, durch das Blut Jesu in Anspruch genommen. Das macht es also dramatisch, der Kampf um Jericho ist ein Kampf, wo die Bundeslade, die auf Jesus Christus als das einzige Sühnungsmittel hinweist, mitgetragen wird.

Und so ist es genau in unserem geistlichen Kampf heute, wo es um diese Bollwerke geht, die zerstört werden müssen. Da tragen wir ganz vorne die Schofarhörner, wir verkündigen die Freiheit durch Christus, und wir verkündigen eben mit dem Tragen der Bundeslade auch, dass das Heil allein in Christus und seinem vergossenen Blut begründet ist. Teilnehmer: Kann ich noch was fragen: Verstehe ich das richtig: Die Bundeslade war nie zu sehen, außer beim Durchzug durch den Jordan, beim Umherziehen um Jericho und als die Philister sie geholt haben? Liebi: Aber sie war nicht zu sehen, sie war immer bedeckt. Einige haben gesagt mit einer Delphindecke, andere mit einer Dachsfelldecke. Beides ist nicht ganz richtig, denn es ist eigentlich eine Seekuhfelldecke. Teilnehmer: Aber die, die die Lande zudeckten, wenn sie transportiert werden musste, müssen sie doch gesehen haben. Liebi: Ja gut, die Priester mussten ja den Scheidevorhang abnehmen und über die Bundeslade werfen und wohl möglichst so, dass sie den Blick auf die Bundeslade nicht bekamen. Also im Normalfall war es nur der Hohepriester, der einmal im Jahr, an Jom Kippur, die Bundeslade sehen konnte. Und zum Beispiel im späteren Tempel war es ja so, dass es noch ein Zimmer über dem Allerheiligsten gab mit einem Fallboden. Da wurde, wenn unter dem Jahr Reparaturen nötig waren, das kam vor, ein Priester in einer Kiste hinunter gelassen, genau an die Stelle, wo die Reparatur durchgeführt werden musste, aber so, dass er möglichst nichts sah. Also nur um zu zeigen, dass das im Normalfall nicht zugänglich war.

Teilnehmer: Aber die Philister hatten keine Decke drauf? Liebi: Ja, die Philister hatten ihnen ja die Bundeslade weggenommen und dann wollten sie die Bundeslade natürlich anschauen. Sie wollten endlich das Mysterium der Bundeslade lüften. Das steht in 1. Samuel 6, aber schau mal, was dann geschehen ist. Teilnehmer: Ich glaube, die Juden selber sind ja gestorben nachher. Liebi: Ja. Bei den Philistern steht ja nicht, dass sie sie aufgedeckt haben, aber da kam sowieso die Plage über die ganzen Philisterstädte, wo die Bundeslade mitgenommen wurde. Darum wollten sie sie dann nicht mehr haben und wollten sie wieder zurück schicken. Wie du richtig sagst, 2. Samuel 6. Teilnehmer: 1. Samuel 6, 19: Weil sie reingeguckt haben, mussten sie sterben. Oder liege ich da falsch? Liebi: Ja genau, richtig. Teilnehmer: War das nicht auch in 2. Samuel? Liebi: Nein, dort wollte jemand sie anrühren. In 1. Samuel 6, 19 waren die Leute von Beth-Schemesch, also Israeliten, die wollten die Lade sich anschauen. Teilnehmer: Sogar in sie hinein. Liebi: Ja, das ist ein Übersetzungsproblem. Es heißt im hebräischen Text nicht unbedingt in, es kann in oder an bedeuten. Es ist eher anzunehmen, dass sie die Bundeslade anschauen wollten, das heißt, sie wollten die Decke wegnehmen. Und dann sind eben viele durch ein Gericht Gottes geschlagen worden.

Und das kann uns folgendes illustrieren: In der Person des Sohnes Gottes liegt etwas Unerforschliches und immer wieder in den vergangenen zweitausend Jahren haben Menschen versucht mit ihrem eigenen Verstand das Geheimnis des Herrn Jesus zu ergründen und wollten ergründen, wie ist das Verhältnis von seiner menschlichen Natur und seiner Gottheit. Sie wollten in Dinge hineindringen, die die Schrift uns nicht offenbart, weil sie uns sowieso übersteigen. Und dadurch entstanden immer wieder Irrlehren über die Person des Herrn Jesus, über seine Gottessohnschaft und so weiter. Also diese Beispiele anhand der Bundeslade lehren uns die Ehrfurcht vor der Person des Sohnes Gottes. Und der Herr Jesus sagt: Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater. Wir können das aufschlagen. Lesen wir Matthäus 11, 25-27: „Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.“ Also das ist eindrücklich: Niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater. Der Herr Jesus ist aber in die Welt gekommen und hat Gott geoffenbart, den dreieinen Gott.

Aber das bedeutet nun nicht, dass wir seine Person irgendwie erfassen könnten, denn sogar, wenn der Herr Jesus zurückkehren wird (Offenbarung 19, 11), wenn er als König der Könige zum Gericht zurückkehrt auf die Erde, dann heißt es: Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst. Eigentümlich! Wir können das aufschlagen. Und das sind Jahre schon nach der Entrückung der Gemeinde, wo wir vom Glauben zum Schauen gekommen sein werden und dennoch wird das hier so gesagt. Offenbarung 19, 11: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, [genannt] Treu und Wahrhaftig, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupte sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst.“ Teilnehmer: Das wird den Überwindern in Pergamos auch verheißen. Liebi: Dort ist es aber für die Überwinder, jawohl. Aber hier vom Sohn Gottes und das zeigt, dass in seiner Person ein Geheimnis bleibt. Also das mahnt uns zur Demut und zur Ehrfurcht vor der Person des Sohnes Gottes. Es gibt Dinge, da können wir nicht einfach eindringen. Wir müssen die Offenbarung der ganzen Schrift erforschen, was sie uns über den Sohn Gottes mitteilt. Aber das ist nicht etwas zum Spielen und Spekulieren. Das ist ganz wichtig. Und das sehen wir eben in dem Geheimnis der Bundeslade. Das war ja nur ein Bild. Und wenn Gott schon so eingegriffen hat, als man das Bild anschauen wollte, wie viel mehr, wenn jemand spekuliert und versucht unwürdig in Dinge einzudringen, die uns übersteigen. Wir sind Geschöpfe und er bleibt der ewige Gott und darum können wir ihn nicht erfassen.

Teilnehmer: Haben die Feinde Israels erkennen können, was die Bundeslade für sie bedeutet? Das heißt, Israel umzieht diese Mauer sieben Mal, so dass es für sie doch eine gewaltige Chance gewesen wäre, Zuflucht zu nehmen zu dem Gott Israels. Das wäre doch die Chance gewesen für die Feinde. Liebi: Ja, in dem Sinn waren diese sieben Tage gewissermaßen noch wie eine Frist. Teilnehmer: Ja konnten das die Feinde erkennen, was diese Bundeslade überhaupt für sie bedeutet? Liebi: Das wird nicht ausdrücklich gesagt, aber was wir einfach sonst aus Geschichten aus dem Alten Testament sagen können, ist, dass sich das unter den heidnischen Völkern verbreitet hat, wie ein Lauffeuer gewissermaßen, dass es mit diesem geheimnisvollen Tempelschatz etwas auf sich hat. Was man eben später bei den Philistern auch sehr deutlich sieht. Und es kommt ja dazu, wir haben bei Josua 2 gesehen, dass die Leute von Jericho ganz genau wussten, was in Ägypten geschehen ist. Die Plagen und der Auszug aus Ägypten, das war alles bereits in Kanaan bekannt, als sie dahin gekommen sind. Also so hinter dem Mond waren die damals nicht, auch wenn sie in der Mondstadt wohnten. Teilnehmer: Was bedeutet die Zahl sieben? Es heißt ja: Sieben Priester, sieben Hallposaunen, sie sollten sieben Tage die Stadt umziehen und am siebten Tag siebenmal. Liebi: Die Zahl sieben ist immer die Zahl der Vollkommenheit in der Symbolik. Also alles, was Gott tut, ist vollkommen. Das wird damit ausgedrückt. Es ist eine vollkommene Freiheit, die da verkündigt wird. Und wenn wir nochmals an Rahab denken, sie hat später geheiratet und wir finden sie wieder im Geschlechtsregister bei Matthäus, in der königlichen Linie des Messias. Das heißt, sie wurde letztendlich eine Vorfahrin des Erlösers. Das ist ganz gewaltig, solche Bilder malt uns Gott in seinem Wort, wie wirklich Menschen aus dem Sumpf der Sünde und der Gefangenschaft in den Bollwerken Jerichos befreit werden können und sogar so mit dem Erlöser verbunden, dass sie sogar in die messianische Linie aufgenommen worden sind. Also die Zahl sieben spricht von der Vollkommenheit.

Wir sehen, dass die Leute um Jericho ganz stumm herumgelaufen sind. Vers 10: „Ihr sollt kein Geschrei erheben.“ Aber dann kam auch der Moment, Vers 16: „Erhebet ein Geschrei.“ Und das ist vielleicht auch noch eine wichtige Belehrung wert. Wenn es darum geht, dass wir heute Bollwerke zusammenschlagen, dann brauchen wir nicht die ganze Zeit zu schreien. Manchmal muss man einfach drum herum laufen im Glauben. 1. Petrus 3 geht es um Frauen, die verheiratet sind mit einem Mann, der dem Wort Gottes nicht gehorcht, gefangen in den Mauern Jerichos. 1. Petrus 3, 1-2: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig, auf dass, wenn auch etliche dem Worte nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Weiber ohne Wort mögen gewonnen werden, indem sie euren in Furcht keuschen Wandel angeschaut haben.“ Ja da haben wir den Wandel, um die Mauern Jerichos, ohne irgendetwas zu sagen. Und plötzlich können die Mauern zum Einsturz gebracht werden.

Nun gehen wir noch zu Vers 26. Josua verflucht Jericho. Er sagt ganz konkret, was geschehen wird, wenn jemand die Stadt einmal wieder aufbaut. Und denken wir daran, Jericho ist die Stadt die von der ganzen Welt am tiefsten liegt. Jericho liegt auf 400 Meter unter Meer, die tiefste Stadt der Welt. Das zeigt uns also auch von der Topologie her, um was es hier geht. Die tiefste Stadt der Welt und sie wird verflucht. Und tatsächlich finden wir in der späteren Heilsgeschichte, wie jemand diese Frechheit hatte, trotz des Fluches von Josua, Jahrhunderte später Jericho wieder aufzubauen. In 1. Könige 16, schlagen wir das mal auf. Ich habe ja damals, als wir das Thema behandelt haben von der Revision der ägyptischen Chronologie, dass die Mauern Jerichos aus der Mittleren Bronze II B nach außen gefallen sind. Und dann zeigen die weiteren Schichten an, dass Jericho während einigen Jahrhunderten dann nicht mehr besiedelt war. Es gibt also eine Besiedelungslücke. Aber nachher kommt wieder eine Besiedlungsschicht. Und nun 1. Könige 16, 34: „In seinen Tagen baute Hiel, der Betheliter, Jericho wieder auf. Mit Abiram, seinem Erstgeborenen, legte er ihren Grund, und mit Segub, seinem Jüngsten, stellte er ihre Tore auf, nach dem Worte Jehovas, das er durch Josua, den Sohn Nuns, geredet hatte.“ Also er hat begonnen zu bauen, den Grund gelegt von Jericho und dann starb sein Erstgeborener, so wie Josua es gesagt hatte: Mit seinem Erstgeborenen wird er ihren Grund legen, der wird also sterben. So viel kostet das. Und wenn er dann die Tore aufstellt, wird der jüngste Sohn sterben und auch das ist hier geschehen. Jahrhunderte später hat sich der Fluch noch erfüllt. Und das ist doch auch so etwas Gewaltiges, wenn wir sehen, wie Gottes Wort sich durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hin, erfüllt.

Denken wir zum Beispiel an einen anderen Fluch. Gott hat Abraham gesagt, 1. Mose 12, 3: Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. Und wir können durch die ganze Geschichte hindurch gehen, sobald ein Volk Israel geflucht hat, ist es unter das Gericht Gottes gekommen. Die Ägypter haben die Israeliten unterdrückt und dann kam der Zusammenbruch durch die zehn Plagen. Das ägyptische Reich brach zusammen. Später hat das assyrische Weltreich das Zehnstämme-Reich zerstört und etwas mehr als 100 Jahre später brach tosend das Reich Ninive zusammen. Im Jahr 612 vor Christus wurde Ninive verwüstet. Dann haben die Babylonier unter Nebukadnezar das Südreich der Juden erobert und verwüstet. Einige Jahrzehnte später war das babylonische Weltreich erobert durch die Perser. Als die Perser am Ende ihrer Zeit begannen, die Juden massiv zu unterdrücken, kam ein junger Mann namens Alexander mit ein paar tausend Soldaten und innerhalb von etwas mehr als zehn Jahren hat er das gesamte persische Weltreich bis nach Indien erobert. Später gab es Verfolgungen unter den Nachfolgern des Alexanderreiches und dann kamen die Römer und haben mit allen Resten aufgeräumt. Und so geht es durch die ganze Geschichte. Wir kommen zum Ende des letzten Jahrhunderts. Die Zaren haben die Juden verfolgt in Russland, dann kam die russische Revolution und hat das Volk in Erz und Eisen gefesselt während 70 Jahren. Dann das dritte Reich, das eigentlich tausend Jahre dauern sollte, hat sich an den Juden vergangen und es krachte tosend zusammen 1945. Dann kam 1948 die Staatengründung. Die arabischen Nachbarstaaten stürzten sich auf den eben wiedererstandenen Judenstaat, aber nach eineinhalb Jahren waren sie alle besiegt und die Landesgrenzen Israels waren größer als vorher. Dann kam in den 50er Jahren der Sinaikrieg, dann der Sechstagekrieg und die Nachbarn dachten: Jetzt haben wir genug aufgerüstet, jetzt können wir sie total vernichten. Aber nach sechs Tagen waren alle Feinde besieg, an allen drei Fronten. Und als Folge davon gab es Revolutionen in diesen besiegten Ländern, aus Frustration. Im Irak gab es massive Revolutionen und in Ägypten, als Folgen des verlorenen Sechstagekrieges. So könnten wir weiter gehen bis ins 20. Jahrhundert. Es hat sich immer erfüllt.

Und so auch der Fluch Josuas, er ging wortwörtlich in Erfüllung. Das zeigt uns eben etwas von der Machtgewalt und Bedeutung des Wortes Gottes. Nun Jericho wurde in den Tagen Ahabs wieder aufgebaut und so gab es die Stadt Jericho eben auch in der weiteren Zeit, bis ins Neue Testament. Und der Herr Jesus erzählt dann das Gleichnis: Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho und fällt unter die Räuber. Jerusalem, 1200 Meter höher als Jericho, ist die Stadt des Friedens, die Stadt Gottes. Ein Mensch geht weg aus der Gegenwart Gottes in Richtung Stadt des Fluches und kommt unter die Räuber. Satan ist der Menschenmörder von Anfang an, Johannes 8. Wer kann ihm helfen? Da kommen ein Priester vorbei und ein Levit, sie sehen ihn und machen einen Bogen darum. Warum? Wenn ein Priester einen Toten berührt, dann ist das mühsam, dann muss er das ganze Reinigungsritual durchlaufen und es dauert eine Woche, bis man wieder rein ist. Und wenn so ein Verletzter da liegt, sieht man ja nicht so einfach ob er noch lebt oder schon tot ist. Dazu muss man ihn ja anrühren. Der Levit desgleichen. Sie helfen nicht. Bis der Samariter kommt, der hilft. Und Samariter war ein Schimpfwort. In Johannes 8, 48 haben die Führer der Juden dem Herrn Jesus gesagt: „Die Juden antworteten und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast?“ Das war ein Schimpfwort. Genau dieses Schimpfwort verwendet er und sagt: Es kam aber ein Samariter, hat ihn aufgenommen, hat ihn gepflegt. Also wir sehen da den Heilsweg. Der Herr Jesus ist in diese Welt gekommen und nur er kann heilen und retten. Das Gesetz, der Priester und der Levit, können nicht heilen und nicht helfen. Also nur der verachtete, der als Samariter beschimpfte, kann heilen, zurückführen und das Nötige geben für die Pflege und dann auch die Verheißung geben: Ich komme wieder, und mein Lohn mit mir. Das sagt er dem Wirt: Pflege ihn, bis dass ich wiederkomme. So zeigt uns diese Geschichte, wo Jericho nun eben eine ganz wichtige Rolle spielt, gewissermaßen die Geschichte der Menschheit. Der Mensch ist aus der Gemeinschaft mit Gott heraus und zum Fluch nach Jericho hinunter gegangen. So bleibt also Jericho durch die ganze Bibel, vom Anfang bis ins Neue Testament hinein, die Stadt des Fluches. Aber was wir im Neuen Testament lernen, ist, wie Menschen unter dem Fluch zurückgebracht werden können unter den Segen Gottes.

Teilnehmer: Es wurde ja davon gesprochen, dass die heidnischen Völker eine unheimliche Angst vor der Bundeslade hatten, auch die Einwohner Jerichos, zu Recht. Aber jetzt steht in 2. Mose 14-16 und auch an anderen Stellen, dass, wenn die übernatürliche Wolke, die die Bundeslade verbarg, sich erhob von der Bundeslade, vom Heiligtum, dann musste das ganze Volk weitergehen, auch wenn sie nur ein oder zwei Tage blieb. Die Wolke war eigentlich die Führung für das Volk. Sie war die ganze Zeit die Führung für das Volk. Wo ist sie geblieben beim Durchzug durch den Jordan? Bis zum Jordan war sie noch da und nachher bei der Eroberung von Jericho hört man nichts mehr von ihr. Liebi: Gut, sie wird nicht immer erwähnt, aber wir dürfen aus dem Stillschweigen nicht den Schluss ziehen, dass sie nicht mehr da war. Aus Stillschweigen können wir keine Schlüsse ziehen. Aber die Wolkensäule war auch später im Land auf der Stiftshütte. Erst da nämlich, wo die Bundeslade von den Philistern genommen wurde, da wich die Herrlichkeit des Herrn von Israel für eine Zeit. Das ist ja dann in 1. Samuel das große Drama. Also das macht deutlich, die Wolkensäule war auch weiterhin da bei Israel, auch beim Durchzug durch den Jordan und auch später im Salomotempel war sie da. Erst kurz vor der Wegführung nach Babylon wich die Schechina, Hesekiel 8-11 beschreibt das, und da ist sie nie mehr zurückgekommen zum Tempel.

Teilnehmer: Frage: Eine übernatürliche Wolke? Liebi: Ja klar. Und eben darum nachts eine Feuersäule sogar. Gut, noch etwas? Teilnehmer: Aus dem 12. Vers ist mir aufgefallen, dass Josua sich des Morgens früh aufmachte, eben um diese Stadt Jericho da zu umzingeln und das geschah also sechs Tage lang. Ich dachte da an den Jakobusbrief: Euer Ausharren habe ein vollkommenes Werk. Liebi: Ja, schön, genau. Teilnehmer: Dieses Umziehen, ich könnte mir vorstellen, dass die Leute von Jericho ganz schön gelästert haben und gespottet. Und da mussten die einfach in Ruhe diese Stadt umgehen, mussten sich diese Lästerungen anhören und ich denke, uns geht es manchmal auch so. Wenn wir im Dienst sind für den Herrn, bringt das auch Spott mit sich und da heißt es: Euer Ausharren habe ein vollkommenes Werk. Und was mir gut gefiel, sie machten sich früh des Morgens auf und dasselbe nicht nur ein oder zwei Tage lang, sondern sechs Tage und dann in Vers 15: Es geschah am siebten Tag, da machten sie sich früh auf, beim Aufgang der Morgenröte und umzogen die Stadt. Liebi: Ja, und währen sie nur sechs Tage gezogen und hätten aufgegeben, dann wäre nichts geschehen. Und so ist es auch in unserer Arbeit für den Herrn wichtig, wenn wir einen Neuaufbau machen, dass wir dranbleiben, auch wenn die Anfangszeiten schwieriger sind oder nicht so die großen Resultate zeigen. Wir müssen das durchziehen und plötzlich kommt dann auch der Durchbruch. So kann eine Arbeit sehr klein anfangen, aber es kann sich entwickeln. Also das ist eine wichtige Anwendung, die du machst, danke. Tja wir sind am Ende.



[1] Aus Abraham Meister Namenlexikon: Jericho = „Ort der Düfte“. Nach dem Stammwort: „reach“ = Geruch, Duft. Eine bekannte Stadt in Israel unweit vom Jordan und dem Toten Meer, in der fruchtbarsten Gegend von Israel, berühmt durch ihren Balsam und ihre Gärten. Sie wird Palmenstadt genannt (5. Mose 34,3; Richter 1,16).