Roger Liebi – Das Buch Josua

Teil 07/15 – Josua 8, 1-35 und Josua 9, 1-27

Audioabschrift – Radolfzell 09.08.1998

 

 

Wir stecken in Josua 8. Wir hatten die großartige Eroberung von Jericho in Kapitel 6 besprochen. Aber auf diesen Erfolg kam die Selbstüberschätzung und damit die Niederlage bei Ai. Gott hat allerdings eine Wende bewirkt. Und nach dieser Niederlage, nachdem die Hindernisse geordnet waren, kam es in Kapitel 8 zu einem Sieg. Und wir haben gesehen, dass die ganze Kriegsstrategie gerade deshalb so erfolgreich war, weil vorher eine Niederlage gewesen war. Also Gott hat gerade diese Niederlage benutzt, um dann in Kapitel 8 den überwältigenden Sieg über Ai zu schenken. Das ist Gnade. Und jetzt kommen wir zu Kapitel 8, Vers 30: „Damals baute Josua dem Jehova, dem Gott Israels, einen Altar auf dem Berge Ebal.“ Wir haben gesehen, das Volk Israel ist aus dem Gebiet des heutigen Jordanien hergekommen über den Jordan. Die erste Station war Jericho, die tiefste Stadt der Welt. Dann stellen sie sich die Frage: Wie geht jetzt der Kampf weiter? Das ganze Land Kanaan war vor ihnen. Sie hätten ja nach Westen gehen können bis ans Mittelmeer und dann, sagen wir mal, den Landstrich am Mittelmeer aufwärts erobern können. Nein, sie gingen stattdessen ins judäische Bergland, nach Norden. Es ist ja so, wenn man sich das Land Israel so plastisch vorstellt: Von Norden bis Süden wird das Land von einer Bergkette durchzogen. In der Bibel werden diese Berge, die Berge Israels genannt, so 14 Mal im Buch Hesekiel. Das Volk Israel war nicht ein überaus gut bewaffnetes Volk, es war ja ein Sklavenvolk, das vierzig Jahre in der Wüste herumgereist war. Also sie hatten zum Beispiel keine eisernen Wagen oder eine Kavallerie, wie die Kanaaniter. Aber gerade diese eisernen Wagen sind nicht gerade sehr geländefähig und darum hat man mit dem Gebirgsgebiet begonnen. Darum ging man zuerst nach Ai und, wie wir sehen werden, dann auf dieser Bergkette weiter nach Norden. Damit man sich das besser vorstellen kann, Kapitel 9 und 10 behandeln die Eroberung Südkanaans, in Kapitel 11 haben wir dann die Eroberung Nordkanaans, Kapitel 12 schließt mit einer Königsliste all der eroberten Stadtkönigreiche.

Und damit wären wir dann schon am Ende des ersten Teils von dem Buch Josua. Aber jetzt, bevor es um Gibeon geht, gehen wir zu dieser wichtigen Station mit dem Altar auf dem Berg Ebal und der Verkündigung von Fluch und Segen von Ebal und Garizim aus. Welche Stadt liegt zwischen diesen beiden Bergen heute? Nablus und das war biblisch Sichem. Also einer der wichtigsten und größten Palästinenserstädte heute. Ausgerechnet dort musste Josua Segen und Fluch verkündigen lassen. Garizim als der Berg des Segens ist der niedrigere und Ebal als der Berg des Fluches der höhere. Das entspricht genau 5. Mose 28, wo in den ersten 14 Versen der Segen verheißen wird und in den Versen 15-68 der Fluch, also 54 Verse lang. Also das Größenverhältnis ist ganz genau so wie das mit diesen beiden Bergen ist. Und schauen dass der Befehl zur Verkündigung von Segen und Fluch gerade vor 5. Mose 28 gegeben wird, nämlich in Kapitel 27. Kann jemand mal ein paar Verse lesen? 5. Mose 27, 1-14: „Und Mose und die Ältesten von Israel geboten dem Volke und sprachen: Beobachtet das ganze Gebot, das ich euch heute gebiete! Und es soll geschehen, an dem Tage, da ihr über den Jordan in das Land hinüberziehet, das Jehova, dein Gott, dir gibt, sollst du dir große Steine aufrichten und sie mit Kalk bestreichen; und wenn du hinübergezogen bist, sollst du alle Worte dieses Gesetzes auf dieselben schreiben, damit du in das Land kommest, welches Jehova, dein Gott, dir gibt, ein Land, das von Milch und Honig fließt, so wie Jehova, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat. Und es soll geschehen, wenn ihr über den Jordan gezogen seid, so sollt ihr diese Steine, betreffs welcher ich euch heute gebiete, auf dem Berge Ebal aufrichten; und du sollst sie mit Kalk bestreichen. Und du sollst daselbst Jehova, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar von Steinen; du sollst kein Eisen über dieselben schwingen: von ganzen Steinen sollst du den Altar Jehovas, deines Gottes, bauen. Und du sollst Jehova, deinem Gott, Brandopfer darauf opfern, und du sollst Friedensopfer opfern, und daselbst essen und dich freuen vor Jehova, deinem Gott. - Und auf die Steine sollst du alle Worte dieses Gesetzes schreiben, indem du sie deutlich eingräbst. Und Mose und die Priester, die Leviten, redeten zu dem ganzen Israel und sprachen: Schweige und höre, Israel! an diesem Tage bist du Jehova, deinem Gott, zum Volke geworden. So gehorche der Stimme Jehovas, deines Gottes, und tue seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete. Und Mose gebot dem Volke an selbigem Tage und sprach: Wenn ihr über den Jordan gezogen seid, sollen diese auf dem Berge Garizim stehen, um das Volk zu segnen: Simeon und Levi und Juda und Issaschar und Joseph und Benjamin; und diese sollen auf dem Berge Ebal stehen zum Fluchen: Ruben, Gad und Asser und Sebulon, Dan und Naphtali. Und die Leviten sollen anheben und zu allen Männern von Israel mit lauter Stimme sprechen:“

Also da sehen wir jetzt deutlich diese Ankündigung und wie Josua das ganz genau einhält. Das hat alles einen tiefen Sinn, dass der Fluch ausführlicher ist, dass der Berg des Fluches höher ist. Das zeigt, kein Mensch kann Gottes Gesetz einhalten und so zum Segen Gottes kommen. Also wer sich unter das Gesetz stellt, der kommt automatisch unter den Fluch. Also wer denkt, er könne durch das Einhalten der Gebote irgendwie Gottes Wohlgefallen erreichen, also durch Leistung, der hat keine Chance, denn das führt immer zum Fluch. Und das Neue Testament zeigt uns, dass eben das Gesetz gerade aus dem Grund gegeben wurde, um durch Israel eine Illustration zu geben für alle Völker der Welt. Der Mensch kann aufgrund von Leistung vor Gott nicht bestehen. Und wenn er es versucht, dann bringt er Gottes Fluch über sich selbst. Also das war schon symbolisch mit diesen beiden Bergen dort gezeigt worden. Aber es kommt dazu, im diesem Fluch in 5. Mose 28 werden drei Landverluste angekündigt und das hat Israel alles erlebt. Der erste Landverlust war 720 vor Christus, als das Nordreich Israel nach Assyrien deportiert wurde. Der zweite Landverlust war 586 vor Christus als das Südreich Juda nach Babylon gebracht wurde. Und dann gibt es noch einen dritten Landverlust, die Zerstreuung unter alle Völker, und das hat sich erfüllt nachdem Jerusalem im Jahr 70 nach Christus durch die Römer zerstört wurde. Aber mehr Landverluste gibt es nicht im Gesetz. Diese drei und nicht mehr.

Das ist sehr wichtig, denn es gibt ja Leute die sagen, das mit Israel könnt ihr alles vergessen. Die Juden, die heute zurückgekehrt sind ins Land, das ist nicht die Erfüllung von Prophetie, sondern das ist Zionismus und ihr eigenes Werk und so weiter. Und wer weiß, die werden vielleicht wieder aus dem Land vertrieben. Nein, drei Landverluste waren nach dem Gesetz vorausgesagt und alle sind in Erfüllung gegangen. Mehr bleibt nicht. Aber der Fluch ist völlig über sie gekommen und es hat der ganzen Welt gezeigt, dass aufgrund von Leistung niemand das Ziel erreichen kann, da ist man völlig chancenlos. Und es ist doch eigentlich traurig, der dritte Landverlust ab dem Jahr 70 nach Christus hat fast 2000 Jahre angedauert. Das jüdische Volk ist in alle Welt zerstreut worden. Aber was hat diese 2000 Jahre sonst charakterisiert? Das ist die Zeit der Christenheit. Und es ist die Zeit, die hauptsächlich durch den Katholizismus geprägt worden ist, der gelehrt hat, dass der Mensch sich aufgrund der eigenen Leistung das Heil verschaffen kann. Dabei war doch gerade in der gleichen Zeit das so anschaulich in aller Welt zu sehen, dass über das jüdische Volk ein Fluch gekommen ist. Also diese Lüge hat man dennoch verbreitet, obwohl sie dauernd Lügen gestraft wurde durch die Erfüllung dieser Flüche vom Berg Ebal. Aber wunderbar, es gab nicht zwei Altäre, sondern ein Altar musste dort noch errichtet werden. Auf welchem Berg? Auf dem Ebal, auf dem Berg des Fluches, dort sollte ein Altar stehen. Und das ist doch eindrücklich. Wir haben gelesen in Josua 8, dass dort Opfer geschlachtet wurden, unschuldige Tiere. Also ein unschuldiger Stellvertreter musste sterben. Und das zeigt uns genau das Evangelium, in dem der Tod des Herrn Jesus am Kreuz ganz zentral ist. Der ist für welche Leute? Für die Leute, die gemerkt haben, dass sie aufgrund eigener Leistung nur unter Gottes Fluch kommen. Genau für die ist das.

Wir haben gelesen, wie betont wird, dass der Altar aus ganzen Steinen hergestellt werden sollte, über die man kein Eisen geschwungen hatte, Josua 8, 31. Was hat das wohl zu bedeuten? Eisen spielt ja gerade in Kriegen eine große Rolle, und durch Eisen, wie Schwerter und Messer und Speere und Bomben sind Millionen und Abermillionen Menschen getötet worden. Aber der Altar ist ja ein Hinweis auf Golgatha, auf den Ort, der Leben bringt aus dem Tod. Und der sollte nicht mit dem Symbol hergestellt werden, welches so vielen Menschen den Tod gebracht hat. Also darum kein Eisenwerkzeug. Der Altar – eigentlich der Schlachtplatz, denn das ist die genaue Übersetzung des hebräischen Wortes mizbeach, der Ort wo man schlachtet – weist hin auf Golgatha und dieser Ort ist der Ort, an dem Gott fluchbeladenen Menschen Leben gibt. Wir lesen dazu etwas aus Galater 3, nämlich die Verse 10-14: „Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluche; denn es steht geschrieben: «Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!» (5. Mose 27, 26). Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn «der Gerechte wird aus Glauben leben» (Habakuk 2, 4). Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: «Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.» (3. Mose 18, 5). Christus hat uns losgekauft von dem Fluche des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist, denn es steht geschrieben: «Verflucht ist jeder, der am Holze hängt!» (5. Mose 21, 23) auf dass der Segen Abrahams in Christo Jesu zu den Nationen käme, auf dass wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“ Also im gleichen Buch, wo es heißt, dass jeder verflucht ist, der nicht in allem bleibt, was im Buche des Gesetzes steht, steht auch, wo der Ausweg ist. Und das weist uns wieder hin auf den Altar. Verflucht ist jeder, der am Holze hängt. Sehen wir, das ist genau die Entsprechung. Auf dem Berg Ebal wurde der Fluch verkündigt, aber gerade dort wurde auch der Altar gebaut. In 5. Mose 27 wurde der Fluch des Gesetzes verkündigt, aber im gleichen Buch, in Kapitel 21 schon der Hinweis auf Golgatha. Und so hat Christus alle Menschen freikaufen können, die unter dem Fluch des Gesetzes waren und dieses Werk in Anspruch nehmen, auf dass der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen käme.

Interessant ist folgendes: In der sogenannten Tempelrolle, die man in Qumran gefunden hat in Höhle 11, findet man einen Kommentar über dieses Gesetz, verflucht ist jeder, der am Holze hängt. Und es wird dort so erklärt, dass sich das auf eine Kreuzigung bezieht. Das wird also in dieser Rolle aus Qumran so erklärt. Und zwar geht es in 5. Mose 21 darum, wenn jemand eine todeswürdige Sünde begangen hat, dann konnte er an ein Holz gehängt werden. Und die Tempelrolle erklärt das insbesondere auf Landesverrat. Und jetzt versteht man auch besser, warum der Hohepriester Kajaphas den Herrn Jesus zum Kreuzestod verurteilt hatte. Das war die Überlegung: Er hat Landesverrat begangen, denn er hat gesagt: ich bin ein König. Und damit hat er sich gegen die Römer, unsere Herren, erhoben und darum muss er sterben. Das war ja der Trick, wie sie Pilatus überzeugen wollten, dass er getötet werden sollte: Er hat gesagt, er ist ein König. Aber Pilatus merkte dann: Er kein Rebell ist, denn er hat mir ja selber gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft. Nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Aber die führenden Juden haben gesagt: Wenn du des Kaisers Freund sein willst, dann - Und das hat ihm dann Beine gemacht. Und so hat er gewissermaßen gestützt auf die Lex Juliana, das julianische Gesetz, das besagt, wenn jemand sich als König erklärt und eine Rebellion macht, muss er nach römischem Gesetz sterben. Nur die Rebellion ist noch ausgeblieben. Aber das zeigt uns so auf dem Hintergrund der Zeit, wie man also damals diese Stelle 5. Mose 21 ganz klar mit Kreuzigung in Verbindung gebracht hat und man hat da sogar angeblich einen Grund gefunden, den Herrn Jesus zu kreuzigen.

Aber dadurch ist der Segen Abrahams zu den Nationen gekommen. Und das ist ja interessant, dass hier gesagt wird, der Segen Abrahams. Das Gesetz hat nur Fluch gebracht, aber Gott hatte Abraham Segen für Israel und Segen für die Völker verheißen. Und das haben wir ja schon früher gesehen, dass der Bund mit Abraham ja nur einseitig war, das heißt, Gott wollte alle Verantwortung übernehmen. Und so kann Gott aufgrund des Abrahambundes immer noch Segen geben für Israel, aber auch für die Völker. Und das Bemerkenswerte ist: Welche Rolle hat Sichem im Abrahamsbund gespielt? Was hat Abraham in Sichem gemacht? Er baute einen Altar. Das war nämlich die erste Phase des Abrahambundes im Land Israel. 1. Mose 12, 6-7: „Und Abram durchzog das Land bis zu dem Orte Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Und die Kanaaniter waren damals im Lande. Und Jehova erschien dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben. Und er baute daselbst dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar.“ Also im gleichen Ort dort gab es auch den Altar von Abraham, dass Gott aufgrund von reiner Gnade dennoch segnen kann. Also wir sehen, dieses Ereignis scheint so angehängt zu sein in Josua 8, aber das ist ganz zentral. Es zeigt uns, wie der Mensch vor Gott bestehen und Segen bekommen kann. Auf der anderen Seite zeigt diese Geschichte grade auch, dass Israel das Land verlieren wird, denn der Berg des Fluches ist höher. So sehen wir im Buch Josua, wie Israel damals das Land eroberte, aber eigentlich schon dort im Ansatz deutlich wird, dass Israel das Land verlieren wird, was auch geschehen ist. Gut, ist bis dahin noch eine Frage?

Teilnehmer: Du sagst, es gibt drei Stellen, die darauf hinweisen, dass Israel dreimal das Land verliert. Kannst du uns die angeben? Liebi: Also die stehen in 5. Mose 28. Vers 25 bezieht sich auf die Wegführung nach Assyrien. Vers 36: „Jehova wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter.“ Das ist die Wegführung nach Babylon. Und Vers 64: „Und Jehova wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das ist die Zerstreuung weltweit ab dem Jahr 70 nach Christus. Das sind diese drei Wegführungen. Übrigens, es gibt ja auch bibeltreue Christen, die sagen, die Prophetie über die Rückkehr der Juden ins Land, habe sich erfüllt, als die Juden aus Babylon zurückgekehrt sind. Und das, was heute passiert, hat mit der biblischen Prophetie und der Heilsgeschichte gar nichts zu tun. Wie kann man das ganz eindeutig widerlegen? Teilnehmer: Es kommen ja nur zwei Stämme zurück aus Babylon, Juda und Benjamin. Liebi: Ja gut, hauptsächlich Juda und Benjamin, aber man muss schon sagen, dass es auch aus allen zwölf Stämmen Leute gab, denn in der Zeit der Könige gab es immer wieder Überläufer aus Israel zum Südreich Juda. Und letztlich sieht man, dass zur Zeit des Herrn Jesus hauptsächlich aus den zwei Stämmen Juda und Benjamin und dem Stamm Levi Leute da waren, aber auch aus den anderen Stämmen. Zum Beispiel die Prophetin Anna in Lukas 2, die ja aus dem Stamm Asser stammt. Und der Apostel Paulus sagt selber in der Apostelgeschichte 26: Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht im Tempel. Und Jakobus schreibt seinen Brief an die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind. Also da könnte man noch ein Gegenargument finden, aber noch stärker?

Teilnehmer: Das Land hat nicht öde gelegen, wie in den letzten 2000 Jahren. Liebi: Ja gut, aber da könnten sie auch sagen, während der paar Jahrzehnte ist das Land auch verödet geworden und Gott hat den Segen entzogen, was man ja in Haggai auch liest. Noch stärker? Teilnehmer: Gott hatte gesagt, nach Babylon sollt ihr vertrieben werden und von Babylon kamen sie zurück. Und er hatte gesagt, ihr werdet in alle Länder zerstreut werden und da kommen sie jetzt zurück. Liebi: Also das ist schon mal ein gutes Argument: In alle Länder und ich werde euch aus allen Ländern zurückführen. Teilnehmer: Wenn das nicht zuviel Mühe macht und ablenkt, könnten wir dann noch mal die drei Rückführungen durchgehen? Eine wäre schon gewesen, etwa bei Hertzel, eine ist jetzt und eine kommt noch in der Drangsal. Habe ich das richtig behalten? Liebi: Nein, nicht so. Das ist wahrscheinlich ein Missverständnis. Ich will hinweisen auf Amos, die letzen beiden Verse, das ist ganz schlagend. Amos 9, 14-15: „Und ich werde die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden; und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, und deren Gärten anlegen und deren Frucht essen. Und ich werde sie in ihrem Lande pflanzen; und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe, spricht Jehova, dein Gott.“ Merkt man, worauf es hier ankommt? Teilnehmer: Die aus Babel zurückgekommen waren, sind ja wieder in die Gefangenschaft gekommen. Liebi: Ja natürlich. Und hier heißt es, sie sollen nicht mehr herausgerissen werden. Das ist es ja gerade, die aus Babylon zurückkamen haben dann die allergrößte Zerstreuung nachher erlebt, ab dem Jahr 70 nach Christus. Aber der Prophet sagt hier, wenn Gott einmal das Schicksal seines Volkes wenden wird, und sie die verwüsteten Städte wieder aufbauen werden, dann sollen sie nicht mehr aus dem Land gerissen werden. Also das zeigt wie der Fluch eben begrenzt ist auf drei Landverluste und dann aufgrund des Abrahambundes, aufgrund reiner Gnade, der Altar auf Ebal, Gott sein Volk zurückführt und dann wird es nicht mehr herausgerissen werden. Also ich meine, diese Schlussverse von Amos sind wirklich ein schlagender Beweis.

Wir fahren weiter mit den Gibeonitern. Ganz am Anfang bei der Einführung zu Josua habe ich ja wiederholt betont, dass das Buch Josua das Buch des Sieges ist, während das darauf folgende Buch der Richter, das Buch der Niederlage und des Niedergangs ist. Aber so schwarz-weiß ist es auch nicht, denn wir finden auch im Buch Josua etwas von Niederlage und wir finden im Buch der Richter viele gewaltige Siege, wo Gott in seiner Gnade sein Volk wieder aufstehen lässt. Aber der Akzent ist deshalb im Buch Josua der, wenn Israel gehorsam ist und auf Gottes Wort hört, dann hat es Sieg. Und diese Niederlagen bei Ai oder jetzt bei Gibeon zeigen uns, wenn wir nicht in einer ständigen und engen Verbindung mit dem Herrn leben, dann haben wir keine Chance gegen den Feind, dann sind wir geliefert. Und der altböse Feind, wie Luther ihn genannt hat, ist sehr listig. Wir sehen, es ist ganz anders gegangen in Ai, als jetzt bei den Gibeonitern. Da hat er sich was Neues ausgedacht, die Gibeoniter handeln mit List. Wir finden also Satan hauptsächlich im Buch Josua, wie er mit Gewalt gegen Gottes Volk kämpfen will. Wir können sagen, er kommt so wie der brüllende Löwe, das ist eine Erscheinungsweise. Aber er kann auch wie eine Schlage kommen und so haben wir das hier in Josua 9, 4: Handelten sie auch ihrerseits mit List. Also die Gibeoniter handelten mit List.

Um das ein bisschen neutestamentlich abzustützen: Wo wird er dort als brüllender Löwe bezeichnet? Wir lesen 1. Petrus 5, 8-9: „Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im Glauben, da ihr wisset, dass dieselben Leiden sich vollziehen an eurer Brüderschaft, die in der Welt ist.“ Übrigens, der Ausdruck hier, wie ein brüllender Löwe, ist eigentlich ein Zitat aus dem Psalm 22, wo der Herr Jesus am Kreuz ist und das erfahren hat. Also das ist eine Angriffsform. Wo finden wir im Neuen Testament Satan als Schlange? In der Offenbarung. Das schlagen wir auch auf. Also im ersten Buch der Bibel kam Satan als Schlage. Die Schlange war dort das erste Medium, in der Geschichte des Okkultismus, kann man sagen. Und im letzten Buch der Bibel wird daran erinnert, indem Satan auch dort wieder Schlange genannt wird. Offenbarung 12, 9: „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“ Es geht jetzt nicht um den Zusammenhang, sondern um die Bezeichnungen für Satan, hier eben die alte Schlange, also der altlistige Feind.

Wo finden wir noch eine Anspielung darauf, also auf seine List wie eine Schlange? 2. Korinther 11, darauf wollte ich hinaus. Lesen wir mal zuerst Vers 3: „Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [also] auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus.“ Also die Korinther standen in der Gefahr auf die gleiche Weise wie Eva verführt zu werden, und zwar mit Schlangenlist. Manuela hat hingewiesen auf Vers 14, lesen wir noch Vers 13 dazu. Also 2. Korinther 11, 13-15: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird.“ Also Schlage, Vers 3, dann Engel des Lichts, Vers 14, steht auf der gleichen Linie. Teilnehmer: In Offenbarung 20, 10 steht, der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuersee geworfen. Liebi: Du meinst wegen dem verführen. Ja, auch dort nochmals. Jetzt noch zu 2. Korinther 11, es ist sehr interessant, wenn wir noch Vers 4 dazu lesen, zu dem verführen, wie die Schlange Eva verführte. Also Vers 4: „Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertrüget ihr es gut.“ Also drei ganz interessante Dinge, die eben die List Satans gegenüber den Christen zeigt. Er bringt einen anderen Jesus, einen anderen Geist und ein anderes Evangelium.

Damit deckt man alle Arten von Irrlehren durch die 2000 Jahre Kirchengeschichte ab. Es ging immer um diese drei Dinge. Ein anderer Jesus. Übrigens, in den ersten 500 Jahren der Kirchengeschichte, es ist ja bekannt, dass der große Angriff Satans wie ein brüllender Löwe die Christenverfolgungen unter den römischen Kaisern waren, angefangen mit Nero, Domitian, Trajan, Hadrian und so weiter bis Diokletian. 312 nach Christus war es dann damit fertig. Unzählige Christen sind auf schreckliche Weise ermordet worden in dieser Zeit. Aber in der gleichen Zeit kamen auch Wellen von Irrlehren in Bezug auf die Person des Herrn Jesus, in allen Variationen. Und das war gleichzeitig. Also es war ein Frontalangriff auf das Christentum, als brüllender Löwe und gleichzeitig mit List. Und zwar sagten die Gnostiker, Jesus hat nicht einen wirklichen menschlichen Körper angenommen, sondern nur einen Scheinleib. Andere leugneten die Gottheit Jesu, das waren die Nestorianer. Dann gab es die Sabelinaner, die sagten, es gibt gar keine Dreieinigkeit, sondern Gott hat gewissermaßen drei Gesichter. Es ist nur eine Person, aber er erscheint mal als Vater, mal als Sohn und mal als Heiliger Geist. Und noch viele andere Irrlehren gab und gibt es. Wir haben jetzt nur einige Beispiele gebracht, aber es gibt eine Fülle von Lehren. Man könnte jetzt sagen, das ist alles Haarspalterei, aber sie haben genau das Herz des Evangeliums damit getroffen, einen anderen Jesus. Dann einen anderen Geist, das hat im 2. Jahrhundert schon mit dem Montanismus begonnen. Der Montanismus geht zurück auf einen gewissen Montanus, der sagte: Die Offenbarungen Gottes sind mit dem Neuen Testament nicht abgeschlossen, sondern es geht noch weiter und der Geist spricht heute auch noch durch mich. Das war übrigens auch massiv durch Zungenreden begleitet und dann sagten sie, in Kürze wird das Neue Jerusalem hernieder kommen und so weiter. Das war eine ganz ekstatische Bewegung und hat viele, viele mitgerissen, und zwar aus dem Grund, weil sie moralisch sittenstreng waren. Und das hat manche in diese Bewegung hineingezogen, auch wenn sie vielleicht gedacht haben, dass das doch nicht alles so lupenrein sei, haben sie sich doch davon verführen lassen. Also das mit dem anderen Geist das geht kirchengeschichtlich schon sehr weit zurück. Und ein anderes Evangelium. Das beginnt ja schon mit dem Galaterbrief. Das Evangelium wird gemischt, Gnade plus noch etwas dazu. Also das sind diese Arten von Listen. Und dann eben, Satan selber nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an, haben wir gelesen. Und dann Vers 15: Darum nehmen eben auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit an. Das heißt, Menschen, die Verführer sind, scheinen absolut sehr gerechte, fromme Menschen zu sein. Wie viele haben doch gesagt, Rudolf Bultmann, das war ein tief frommer Mensch. Und dabei hat er wirklich versucht, das Christentum von Grund auf aus den Angeln zu heben. Ein schrecklicher Verführer, aber er galt als tief frommer Mensch und seine Bekehrung hat man als eine Bekehrung um 360 Grad bezeichnet. Das ist eben nicht biblische Bekehrung. Gut, also das gewissermaßen als Hintergrund und als neutestamentliche Aktualisierung zu der Gefahr der List durch die Gibeoniter in Josua 9.

Sind bis dahin noch Fragen oder Ergänzungen? Teilnehmer: Warum ist das eine Niederlage, das hier mit den Gibeonitern? Warum bezeichnen Sie das als Niederlage? Liebi: Niederlage insofern, als Gott ja Israel den Auftrag gegeben hatte, die Kanaaniter zu vernichten. Und die Gibeoniter haben sie durch List dazu gebracht, dass sie sie gar nicht mehr vernichten konnten. Also war es insofern eine Niederlage, weil sie so Gottes Auftrag nicht mehr erfüllen konnten. Teilnehmer: Wobei ich aber denke, von heutiger Sicht aus gesehen, dass doch jeder Mensch froh ist, wenn er die Chance hat, anderen Gottes Wort weiterzusagen oder ihn in die Gemeinschaft aufzunehmen in der Hoffnung, dass er umkehrt. Liebi: Gut, natürlich muss man das so sehen mit den Kanaanitern: Abraham hatte schon Jahrhunderte zuvor unter den Kanaanitern gelebt und die Hethiter bezeugen von ihm in 1. Mose 25: Du bist ein Fürst Gottes unter uns. Er war ein Zeugnis inmitten dieser Götzendiener. Die Kanaaniter waren geprägt durch eine ganz perverse Sexualität, Kinderopfern und Spiritismus. Und Gott sagte, wenn das Maß voll ist, dann werde ich sie richten. Aber zur Zeit von Abraham sagt Gott: Das Maß der Amoriter ist noch nicht voll. Also es war Gnadenzeit, aber mit dem Kommen Israels unter Josua war die Gnadenzeit abgelaufen. Also Israel musste Gottes Gericht über die Kanaaniter indirekt ausführen. Und das war das Problem. Aber wir sehen natürlich, dass wenn Menschen noch umkehrten, konnten sie gerettet werden, so wie wir das bei Rahab und ihren Angehörigen sehr eindrücklich gesehen haben.

Teilnehmer: Ich habe da eine Frage. Du hast vorher die Kanaaniter erwähnt und dann die Amalekiter. Liebi: Die Amoriter habe ich erwähnt. Teilnehmer: Ja, also die Amoriter und die Hethiter hast du noch erwähnt. Wer sind denn dann die Gibeoniter? Zu wem gehören die? Liebi: Die Gibeoniter haben sich ja verteilt auf vier Städte. Schauen wir mal in Josua 9. Teilnehmer: Also war das eine örtliche Absplitterung der Kanaaniter? Liebi: Ja die Kanaaniter waren ja aufgeteilt. Die Staatsform der Kanaaniter waren ja Stadtkönigreiche. Also es gab einen König in Jerusalem, es gab einen König in Hazor und so weiter. Also kleine Stadtkönigreiche mit ein paar Dörfern und einige Städte im Verbund. Die Gibeoniter finden wir in Josua 9, 17b: „Und ihre Städte waren Gibeon und Kephira und Beeroth und Kirjath-Jearim.“ Also diese vier Städte. Teilnehmer: Ich wollte wissen, ob neben den Gibeonitern, die ja nun gerettet wurden, es auch noch andere Gibeoniter gab, die vernichtet worden sind. Liebi: Darüber wird nichts gesagt. Also diese Gibeoniter waren für sich wieder eine Untergruppe der Kanaaniter. Also die Kanaaniter muss man sich als eine Sammlung ganz viele Stadtkönigreiche denken, die als Sammelbegriff eben als Kanaaniter bezeichnet werden. Teilnehmer: In Vers 7 sieht man doch, dass das speziell Hewiter waren, also eines der sieben Völker, die immer wieder aufgezählt wurden. Liebi: Ja gut. Die Kanaaniter sind wiederum in einzelne Stämme, könnte man sagen, aufgeteilt, während die Gibeoniter wieder ein Teil der Hewiter sind. Teilnehmer: Es gibt auch eine Parallele zwischen den Gibeonitern und der Rahab, nämlich insofern, dass Rahab erkannte, dass Jahwe der einzige wahre Gott ist. Und sie wollte diesen Gott anbeten. Und bei den Gibeonitern war es doch ähnlich. Liebi: Ja, das ist das Erstaunliche und zwar haben wir das ja in Vers 24, wo der Betrug aufgeflogen war. Wer liest das? Josua 9, 24: „Und sie antworteten Josua und sprachen: Weil deinen Knechten für gewiß berichtet wurde, dass Jehova, dein Gott, Mose, seinem Knechte, geboten hat, euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch zu vertilgen, so fürchteten wir sehr für unser Leben euretwegen und taten diese Sache.“

Teilnehmer: Vers 9 noch: „Und sie sprachen zu ihm: Aus sehr fernem Lande sind deine Knechte gekommen, um des Namens Jehovas, deines Gottes, willen; denn wir haben seinen Ruf gehört und alles, was er in Ägypten getan.“ Aber sie reden doch irgendwo davon, dass sie ihm dienen wollen, dass sie ihn anbeten und ehren wollen, als ihren eigenen Gott erkennen. Liebi: Welche Stelle meinst du? Teilnehmer: Sie reden eben nirgends davon, dass das ihr Gott ist, dass sie ihm dienen wollen. Liebi: Ja, und sie nennen ihn auch, deinen Gott. Also die Beziehung ist schon nicht da, aber das Beeindruckende, was eben die Parallele ist zu Rahab, dass sie anerkennen die Macht, Majestät und Größe des einen wahren Gottes. Teilnehmer: Aber letztlich ging es ihnen um die Rettung ihres Lebens. Liebi: Ja klar. So gesehen war es ja nur ein Schmeicheln, wenn sie da kommen: Wir sind aus fernem Land gekommen, um des Namens des Herrn, deines Gottes, willen. Das war ja alles nicht wahr. Aber trotzdem war unter dieser Volksgruppe eine Furcht vor Gott da und Gott in seiner Souveränität hat dadurch diesem Volk dennoch Segen gegeben. Sie werden verflucht, aber dieser Fluch ist eigentlich ein gewaltiger Segen. Denn zu was wurden sie verflucht? Zum Tempeldienst, das ist ja unerhört. Verflucht, um dem lebendigen Gott zu dienen. Also das ist Gottes Gnade und bestimmt darum, weil er diese Ehrfurcht vor Gott unter den Gibeonitern gesehen hat. Aber das ist Gottes Souveränität. Die andere Sache ist, dass Israel auf diesen Betrug herein gefallen ist. Und das ist das Schwerwiegende, das ist ja die Niederlage. Und es wird uns genau gesagt, was der Grund hierfür war. Warum sind die reingefallen? Vers 14, das ist der Schlüsselvers für das ganze Kapitel: „Und die Männer nahmen von ihrer Zehrung; aber den Mund Jehovas befragten sie nicht.“ Also wiederum zeigt es diese Unabhängigkeit Gott gegenüber.

Das haben wir schon bei Ai gesehen, wo sie Gott auch nicht gefragt haben, wie sie das am Besten machen sollen. Sie haben dort in eigener Selbstsicherheit gehandelt und das bringt zu Fall. Und darin sehen wir eine schöne Illustration zu 1. Korinther 10, 12: „Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, dass er nicht falle.“ Ja, also diese falsche Selbstsicherheit, das ist Israel zweimal zum Fallstrick geworden. Und eben Unabhängigkeit Gott gegenüber. Dort sehen wir also gewissermaßen eine Wurzel von Versagen in der Nachfolge. Übrigens, wie gesagt, ist der Fluch über die Gibeoniter ihnen eigentlich zum Segen geworden. Fällt jemandem ein paralleler Fall ein, wo ein Fluch zum Segen wird? Teilnehmer: Wie Bileam auf dem Berg fluchen sollte, und dann gesegnet hat. Liebi: Bileam, ja. Das ist schon interessant. Der sollte fluchen, aber musste segnen. Aber meine Frage war mehr, wo Fluch zum Segen geworden ist? Ganz etwas Ähnliches wie bei den Gibeonitern. Teilnehmer: Durch das Kreuz von Golgatha, verflucht sei jeder, der am Holz hängt. Liebi: Ja, genau und dadurch ist uns der Segen geworden. Ja genau, sehr schön.

Und dann? Der Stamm Levi, der wurde doch kurz bevor Jakob starb, von diesem noch verflucht. Das muss man sich so vorstellen, dieser steinalte Jakob versammelt noch mal seine zwölf Söhne und sagt: Ich möchte euch jetzt sagen, was euch in der Zukunft begegnen wird. Und dann hat jeder lange Ohren gemacht. Aber einige werden zusammengezuckt sein und den anderen ein dankbares Lächeln über ihr Gesicht gehuscht sein, denn so verschieden sind diese Ankündigungen über die Söhne. Er beginnt in 1. Mose 49, 3: „Ruben mein Erstgeborener bist du.“ Das war ein Lob, nicht wahr? Und sagt er plötzlich: „Du sollst keinen Vorzug haben, denn du hast das Lager deines Vaters bestiegen.“ Da ist Ruben wohl zusammen gezuckt. Dann Vers 5: „Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung! Denn in ihrem Zorn haben sie den Mann erschlagen und in ihrem Mutwillen den Stier gelähmt. Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam! Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“ Zerstreuung in Israel. Und das ist auch so gekommen. Der Stamm Levi hat kein Erbteil unter Israel bekommen, aber sie haben ihre Städte ganz zerstreut in Israel bekommen, aber gerade weil ihr Erbteil der Herr ist, gehörte ihnen der Tempeldienst. Und die anderen Stämme sollten sie unterstützen mit Nahrung, so dass sie den Tempeldienst tun konnten. Also so ist der Fluch dieser Zerstreuung in Israel von Gott umgewandelt worden in Segen.

Teilnehmer: Ich denke, dass das mit der Geschichte Dinas zusammenhing, dass die Brüder klarer gesehen haben, was Gottes Urteil über diese Stadt war, als Jakob selber. Liebi: Ja gut, sie haben ganz klare moralische Maßstäbe gehabt, was ihre Schwester anbetrifft, aber sie haben unmoralisch gehandelt gegenüber den Hethitern. Sie haben aus reiner Rache, aus reiner Wut gehandelt. Und ich meine, dass gibt es auch unter Christen, dass man über Dinge, wo Unrecht geschieht, dermaßen rasend und wütend wird und dann mit ungeistlichen Mitteln zurück schlägt. Das ist genau das Gleiche. Also die haben ganz klar erkannt, das ist Unzucht, Hurerei, aber dann haben sie ganz ungeistlich zugeschlagen und deshalb sagt Jakob, mit denen will ich nichts zu tun haben. Der Fluch Jakobs ist in Erfüllung gegangen, aber so, dass Gott ihn in Segen umgewandelt hat. Teilnehmer: Heißt es nicht, dass wir Gläubige gar nicht fluchen sollen? Wir sollten gar keinen Fluch aussprechen über einen Menschen, sondern wir sind dazu da, zu segnen. Liebi: Ja genau. 1. Petrus 3 sagt, ihr seid berufen zu segnen, weil ihr wisst, dass ihr auch Segen erben werdet. Also wir haben keinen Auftrag einen Menschen zu verfluchen, aber Jakob musste das, klar.

Gut, jetzt ist noch besonders bemerkenswert in Kapitel 9, was da steht in Vers 27: „Und Josua machte sie an jenem Tage zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar Jehovas, bis auf diesen Tag, an dem Orte, den er erwählen würde.“ Also der Ausdruck ist interessant: an dem Ort, den er erwählen würde. Der kommt ja im 5. Buch Mose wie oft vor? Dieser auserwählte Ort, wo Gott seinen Namen wohnen lassen wollte. Einundzwanzig Mal, das kann man sich ruhig merken, denn das ist der typische Ausdruck im 5. Buch Mose, drei mal sieben. Gott erwählt diesen Ort, nennt ihn aber im 5. Buch Mose nie mit Namen. Und hier wird das wieder aufgegriffen, das ist ein ganz klarer Rückgriff auf das 5. Buch Mose. Also die Gibeoniter sollten dem Altar des Herrn dienen. Wir haben gelesen, dem Haus Gottes, und hier auch für den Altar. Übrigens: Wozu braucht es eigentlich Wasserschöpfer? Teilnehmer: Das Blut musste weggewaschen werden. Liebi: Ja genau. Und dann wird es vermischt, Wasser und Blut, was uns auch wieder deutlich auf Golgatha hinweist, wo Wasser und Blut aus der Seite des Herrn floss.

Aber dann heißt es: bis auf diesen Tag. Welcher Tag ist denn da gemeint? Teilnehmer: Der Tag, wo das Buch geschrieben wurde. Liebi: Ja natürlich. Es ist manchmal erstaunlich, dass da Leute denken, wenn es heißt bis auf diesen Tag, dann würde das bis heute meinen, wo wir das lesen. Natürlich nicht. Bis auf diesen Tag, das ist die Zeit der Verfassung des Buches Josua. Dieser Ausdruck kommt übrigens im Buch Josua immer und immer wieder vor und ist ein Hinweis, wie man das Buch Josua etwa zeitlich einordnen kann. Also ein großer Teil stammt von Josua selbst, aber er hat sicher nicht die Endredaktion gemacht vom Buch Josua, denn er stirbt ja auch in diesem Buch. Aber wenn man all diese Stellen zusammen nimmt, dann sieht man, dass es irgendwann nach dem Tod Josuas endgültig abgefasst worden, aber noch vor Saul, noch bevor das Königtum aufkommt. Denn das Königtum wird noch nicht erwähnt, Jerusalem als Hauptstadt auch nicht. Auch hier wird nichts von Jerusalem gesagt, wenn er von dem Ort spricht, den er erwählen würde. Wie im 5. Buch Mose ist der Ort immer noch unbekannt. Also das macht deutlich, dass das Buch jedenfalls noch vor der Zeit der Könige geschrieben wurde.

Teilnehmer: Waren denn die Gibeoniter auch noch Tempeldiener zum Beispiel in der Zeit Salomos? Liebi: Ja, das musste ja eingehalten werden auf immer. Sie werden natürlich nicht mehr oft in der Bibel erwähnt, aber zum Beispiel in 2. Samuel 21 werden sie in der Zeit von Saul erwähnt, weil Saul ja Gibeoniter getötet hatte und deshalb eine Plage über Israel kam, weil sie den Bund mit den Gibeonitern gebrochen hatte. Nach Jahrhunderten! Und das ist schon interessant das zu sehen, grad 2. Samuel 21 zeigt ja, dass solche Dinge bei Gott nicht nach einigen Jahrhunderten verjährt sind. Aber diese Auffassung haben die Menschen oft. Sie denken, wenn vor 50 Jahren Gold gestohlen worden ist, dann können wir das heute vergessen. Gras darüber. Oder die Amerikaner denken, dass sie vor noch viel längerer Zeit den Indianern das Land gestohlen haben, das sei schon so lange her und da muss man nicht mehr darüber diskutieren. Diskutieren muss man, wenn es um die besetzten Gebiete in Israel geht. Aber die alten Geschichten muss man nicht immer aufwärmen. Wir sehen aber, dass Gott die Plage über Israel geschickt hat, weil Saul nach Jahrhunderten den Bund mit den Gibeonitern gebrochen hatte. Gibt es dazu noch irgendwelche Fragen?

Teilnehmer: Ich denke wir sollten mal darüber nachdenken, was uns das zu sagen hat. Ich meine, wie viele Schwüre werden gemacht, wie viele Versprechen werden einander gegeben, und man geht einfach darüber hinweg. Wenn wir nur daran denken, was der Bund der Ehe bedeutet, was für ein heiliges Versprechen das ist. Und ich bin überzeugt davon, dass Gott auch nicht ungestraft lassen wird, wenn wir ein Versprechen einem Menschen gegenüber, vor Gott getan, brechen werden. Liebi: Das wird auch im Neuen Testament ganz klar bezeugt. Wobei im Neuen Testament vor dem Schwören überhaupt gewarnt wird. Wobei damit nicht das Schwören vor Gericht gemeint ist. Wenn Jakobus sagt, schwöret überhaupt nicht, und auch der Herr Jesus in der Bergpredigt, dann ist damit die Bekräftigung des Gesagten im Alltag gemeint. Der Herr Jesus selber, als er vor Kajaphas stand und dieser ihn unter Schwur gestellt hat, hat diesen Schwur anerkannt. Darum, wer vor Gericht wegen einer ganz außergewöhnlichen Sache einen Schwur ablegen muss, braucht deswegen nicht Gewissensbisse zu haben, weil das Neue Testament nicht diese speziellen Situationen meint, sondern dass einfach im Alltag gedankenlos Dinge mit dem Eid bekräftigt werden. Und es kommt ja oft so heraus, dass die Leute, die am meisten schwören, gerade die größten Lügner sind, weil ihr Wort so wenig Wert hat, dass sie es mit einem Schwur bekräftigen müssen.

Teilnehmer: Kannst du uns noch ein paar Worte sagen zu dem Schwur zwischen Saul und Jonathan. Weil Saul schwor ja gegen den, der von dem Honig genommen hatte, dass dieser getötet werden sollte, selbst wenn es sein Sohn wäre. Und als sich herausstellte, dass es Jonathan gewesen war, wollte ja Saul diesen Schwur erfüllen, aber er wurde durch das Volk entlastet. Welche Konsequenzen hatte das? Liebi: Es ist natürlich noch etwas anderes, wenn ein Fluch ausgesprochen wird, der vor Gott nicht recht ist. Ich habe das grad in der Seelsorge kürzlich erlebt, wo eine Frau aus einer Gemeinde weggegangen ist, die zu einer Sekte entartet war. Und man hat sie schwer belastet, als sie wegging und gesagt: Gott wird dich strafen dafür. Und diese Frau hatte noch Jahre später einen seelischen Schaden davon und litt unter Angst. Und ich habe dann auf einen Vers in den Sprüchen hingewiesen und zwar 26, 2: „Wie der Sperling hin und her flattert, wie die Schwalbe wegfliegt, so ein unverdienter Fluch: er trifft nicht ein.“ Wunderbar, man muss doch keine Angst haben vor unverdienten Flüchen. Er trifft nicht ein, so einfach ist das. Also das bei Saul war natürlich ein unsinniger Fluch und Gott hat Jonathan bewahrt, genau. Noch etwas? Es lohnt sich nicht mit Kapitel 10 anzufangen, das sparen wir uns für das nächste Mal auf.

Teilnehmer: Vorhin kam ja die Sprache auf das bis zu diesem Tag, wo dieses Buch geschrieben wurde. Da dachte ich noch an die Stelle aus dem Matthäusevangelium, am Ende desselben, wo es da um diese Lüge geht der Soldaten bezüglich des Leibes des Herrn, also ich denke da an Vers 15. Also in Matthäus 28, 15 wo es heißt: „Und diese Rede ist bei den Juden ruchbar geworden bis auf den heutigen Tag.“ Wie kann man das näher definieren, zeitlich gesehen, dieses bis auf den heutigen Tag? Liebi: Ja, das hast du in Matthäus noch einmal in Kapitel 27, 8. Es ging da um den Acker, der mit dem Blutgeld gekauft wurde. Matthäus 27, 8: „Deswegen ist jener Acker Blutacker genannt worden bis auf den heutigen Tag.“ Das ist aus der Perspektive des Matthäus geschrieben, der das Evangelium abgefasst hat. Das zeigt zumindest, dass seit der Zeit des Todes und der Auferstehung des Herrn und der Abfassung des Evangeliums eine gewisse Zeit vergangen war. Das zeigt also, dass das Matthäusevangelium nicht unmittelbar nach Passion und Auferstehung des Herrn abgefasst wurde. Also wenn Matthäus schreibt «bis zum heutigen Tage», dann ist damit gemeint, bis zum Zeitpunkt der Abfassung des Evangeliums. Dieser Ausdruck «bis zum heutigen Tag» kommt in mehreren Bibelbüchern vor und es ist ein wichtiges Indiz, um diese Bücher datieren zu können, denn es gibt den letztmöglichen Datierungspunkt an.

Teilnehmer: Würde das zu weit führen zu sagen, die Juden glauben das dann heute nicht mehr, denn unter Ungläubigen habe ich in Gesprächen schon solche Worte wieder heutzutage zitiert gehört. Liebi: Ja gut, Matthäus sagt, bis heute, wo ich das Evangelium schreibe, ist es immer noch so. Aber das sagt ja nicht, dass gleiche Argumente 2000 Jahre später immer noch kursieren. Aber das ist nicht das, was er jetzt damit sagen will. Teilnehmer: Ich hätte zu Jesaja 19, 4 noch eine Frage. Welcher König ist da gemeint? „Und ich will die Ägypter überliefern in die Hand eines harten Herrn; und ein grausamer König wird über sie herrschen, spricht der Herr, Jehova der Heerscharen.“ Welcher König ist denn gekommen nachher? Kann man das wissen? Gibt es da Anhaltspunkte? Liebi: Ja gut, das ist ja ein prophetischer Text. Der geht bis in die Endzeit. Das kann also noch ein endzeitlicher Herrscher über Ägypten sein. Teilnehmer: Also hier aus dem fortlaufenden Text kommt dann kein König, auf den die Stelle sich hier beziehen könnte? Liebi: Nein, nein. Das können wir endzeitlich sehen, denn diese Prophetie geht bis in die Endzeit und die Wiederkunft Christi.