Roger Liebi – Das Buch Josua

Teil 10 – Josua 13

Audioabschrift – Bibelklasse Bodensee 14.02.1999

 

 

 

Wir lesen jetzt erst einmal aus Kapitel 13 die Verse 1-14: „Und Josua war alt, wohlbetagt, und Jehova sprach zu ihm: Du bist alt, wohlbetagt, und vom Lande ist sehr viel übrig in Besitz zu nehmen. Dies ist das Land, das noch übrig ist: alle Bezirke der Philister und das ganze Gesuri; von dem Sihor, der vor Ägypten fließt, bis an die Grenze von Ekron gegen Norden, wird es zu den Kanaanitern gerechnet; die fünf Fürsten der Philister: der Gasiter, der Asdoditer, der Askaloniter, der Gathiter und der Ekroniter, und die Awim. Im Süden das ganze Land der Kanaaniter und Meara, das den Zidoniern gehört, bis Aphek, bis an die Grenze der Amoriter; und das Land der Gibliter und der ganze Libanon gegen Sonnenaufgang, von Baal-Gad, am Fuße des Berges Hermon, bis man nach Hamath kommt; alle Bewohner des Gebirges, vom Libanon bis Misrephot-Majim, alle Zidonier. Ich selbst werde sie vor den Kindern Israel austreiben; nur verlose es Israel als Erbteil, so wie ich dir geboten habe.

Und nun verteile dieses Land als Erbteil den neun Stämmen und dem halben Stamme Manasse. - Mit ihm haben die Rubeniter und die Gaditer ihr Erbteil empfangen, welches Mose ihnen gegeben hat jenseits des Jordan gegen Osten, so wie Mose, der Knecht Jehovas, es ihnen gegeben hat: von Aroer an, das am Ufer des Flusses Arnon ist, und zwar von der Stadt, die mitten im Flusstale liegt, und die ganze Ebene Medeba bis Dibon, und alle Städte Sihons, des Königs der Amoriter, der zu Hesbon regierte, bis zur Grenze der Kinder Ammon; und Gilead und das Gebiet der Gesuriter und der Maakathiter und den ganzen Berg Hermon und das ganze Basan bis Salka, das ganze Reich Ogs in Basan, der zu Astaroth und zu Edrei regierte; (er war von dem Überrest der Rephaim übriggeblieben;) und Mose schlug sie und trieb sie aus. Aber die Kinder Israel trieben die Gesuriter und die Maakathiter nicht aus; und Gesur und Maakath haben in der Mitte Israels gewohnt bis auf diesen Tag. Nur dem Stamme Levi gab er kein Erbteil; die Feueropfer Jehovas, des Gottes Israels, sind sein Erbteil, so wie er zu ihm geredet hat.“

Dann lesen wir einfach noch ein paar Verse. Vers 15 und 16: „Und Mose gab dem Stamme der Kinder Ruben nach ihren Geschlechtern. Und es wurde ihnen als Gebiet zuteil: von Aroer an, das am Ufer des Flusses Arnon ist, und zwar von der Stadt, die mitten im Flusstale liegt, und die ganze Ebene bei Medeba.“ Dann werden verschiedene Städtenamen aufgeführt. Und dann lesen wir Vers 22: „Und Bileam, den Sohn Beors, den Wahrsager, töteten die Kinder Israel mit dem Schwerte, nebst ihren Erschlagenen.“ Und dann Verse 24-25: „Und Mose gab dem Stamme Gad, den Kindern Gad, nach ihren Geschlechtern. Und es wurde ihnen als Gebiet zuteil: Jaser und alle Städte Gileads, und die Hälfte des Landes der Kinder Ammon bis Aroer, das vor Rabba liegt.“ Jawohl und dann Vers 29: „Und Mose gab dem halben Stamme Manasse. Und dem halben Stamme der Kinder Manasse wurde nach ihren Geschlechtern zuteil.“ Dann wird das Gebiet aufgeführt. Und dann noch die Verse 32-33: „Das ist es, was Mose in den Ebenen Moabs als Erbe ausgeteilt hat, jenseits des Jordan von Jericho, gegen Osten. Aber dem Stamme Levi gab Mose kein Erbteil; Jehova, der Gott Israels, ist ihr Erbteil, so wie er zu ihnen geredet hat.“

Ich habe ja vor einiger Zeit mal eine Übersicht ausgeteilt über das Buch Josua. Wer das vielleicht noch hat, kann das mal zur Hand nehmen. Da sehen wir nämlich, dass mit Kapitel 13 ein neuer Teil im Buch Josua beginnt. Wir haben in den Kapiteln 1-12 die Beschreibung der Eroberung des Landes Kanaans gefunden, die Vorbereitungen dazu und die Eroberung selbst, Südkanaan und auch Nordkanaan. Das Ganze wird gekrönt und abgeschlossen mit Kapitel 12, was wir letztes Mal durchgenommen haben. Da haben wir eine Königsliste mit vielen Königen gefunden, die durch Israel geschlagen worden sind. Übrigens, solche Listen erscheinen vielleicht manchem Bibelleser etwas langweilig, wenn so viele Namen so monoton aufgeführt werden. Aber dazu ist zu sagen, dass das genau der Stil ist, den man in vielen solcher Listen in altorientalischen Texten gefunden hat. Das heißt also, wir haben zum Beispiel in Kapitel 12 bei dieser Königsliste eine originale Liste aus der Zeit vor uns, die Josua dann in sein Buch eingebaut hat. Also solche Listen sind nicht einfach langweilig, sondern sie zeigen uns gerade, dass diese Bibelbücher nicht viel später verfasst worden sind, wie moderne Theologen behaupten, sondern dass wir es mit Dokumenten aus dieser Zeit selber zu tun haben. Also mit Kapitel 12 haben wir einen ersten Höhepunkt im Buch Josua gesehen, die Erfolge des Volkes Israel bei der Landnahme. Und wenn man das Kapitel 12 so liest, bekommt man den Eindruck, jetzt hat Israel das Land in der Hand. Und dann kommen wir zu Kapitel 13 und dort lernen wir, Josua ist alt und der Herr sagt zu ihm: „Du bist alt, wohlbetagt, und vom Lande ist sehr viel übrig in Besitz zu nehmen.“ Das ist so die Erfahrung, die manche Christen machen können. Sie sind zum Glauben gekommen, sie haben viele Entdeckungen gemacht, die Bibel ist für sie ein wunderbares Buch geworden, sie haben die Bibel mit Eifer durchstudiert, viel Erkenntnis aufgenommen und dann denken sie: Ich bin so reich im Glauben, ich habe so viel erfassen können. Und dann muss Gott uns sagen: Es ist noch sehr viel übrig in Besitz zu nehmen. Also selbst dann, wenn man mal das Gefühl hat, jetzt habe ich wirklich viel von der Bibel verstanden, viele herrliche Dinge entdeckt, kann Gott uns immer wieder sagen: es ist noch sehr viel übrig. Wir haben erst ein Ende gesehen von aller Vollkommenheit um die Worte des Psalmisten in Psalm 119 zu verwenden.

Teilnehmer: Mose sagt am Ende seines Lebens: Du hast gerade angefangen, uns deine Herrlichkeit zu zeigen. Liebi: Ja, also das ist genau diese Situation. Also man muss ja nie an den Punkt kommen und denken: Ach, jetzt habe ich wirklich sehr viel gesehen, jetzt reicht es. Und denken wir daran, es ist wichtig zu sehen, Josua war alt, wohlbetagt, über 100 Jahre alt. Und dann wird ihm deutlich gemacht, ein Leben reicht nicht aus um den Reichtum des Glaubens zu erfassen. Das ist eine ganz wichtige Lektion.

Teilnehmer: Ich habe da eine Stelle aus 4. Mose, Kapitel 33, Verse 50-53: „Und Jehova redete zu Mose in den Ebenen Moabs, am Jordan von Jericho, und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan ziehet, so sollt ihr alle Bewohner des Landes vor euch austreiben und alle ihre Bildwerke zerstören; und alle ihre gegossenen Bilder sollt ihr zerstören, und alle ihre Höhen sollt ihr vertilgen; und ihr sollt das Land in Besitz nehmen und darin wohnen, denn euch habe ich das Land gegeben, es zu besitzen.“ Und dann Vers 55: „Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch austreibet, so werden diejenigen, welche ihr von ihnen übriglasset, zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten werden, und sie werden euch bedrängen in dem Lande, in welchem ihr wohnet. Und es wird geschehen: so wie ich gedachte, ihnen zu tun, werde ich euch tun.“ Was bedeutet es für uns Gläubige, wenn wir das eben nicht alles in Besitz nehmen, was uns der Herr zugedacht hatte? Oder wenn wir die Feinde nicht völlig austreiben?

Liebi: Die Übertragung können wir heute mehr und mehr recht wörtlich nehmen. Und zwar in dem Sinn, das, was man im Glauben erfasst und an geistlichen Fortschritten macht, das bedeutet ja auch, dass man sieht, was Gott an unserem Leben nicht gefällt und gewissermaßen dem entspricht, was die Bibel Welt nennt. Oder wir können auch sagen, was noch heidnisch ist in unserem Leben. Wenn wir diese Dinge nicht wirklich hinaustun und konsequent sind, dann führt das eben dazu, dass wir zu einem Christentum der Anpassung kommen. Und gerade in unserer heutigen Zeit ist ja die Anpassung das große Problem. Das heißt also, dass man den Modeströmungen und den Trends dermaßen nachgibt, dass wir eigentlich eine Überfremdung des Christentums bekommen. Man kann heute von einer feministischen Überfremdung des Christentums sprechen, oder von einer postmodernen Überfremdung des Christentums und so weiter. Es gibt noch viele andere Strömungen, die das Christentum Überfremden. Und genau das ist hier die Situation. Gott hat Mose gesagt, das Volk Israel soll total brechen mit diesen Dingen. Aber wir sehen, das wird nicht so sehr im Buch Josua sichtbar, sondern noch viel deutlicher im Buch der Richter, wie man, anstatt diese Dinge zu entfernen, all das was mit Götzendienst und Abgötterei zu tun hat, sich dem angepasst hat. Und dadurch ist der jüdische Glaube überfremdet worden mit diesen Dingen. Und das ist die große Gefahr heute. Also es geht darum, dass wir die Reichtümer des Glaubens, die wir in Gottes Wort finden, erfassen und uns nicht überfremden lassen von diesem Abgöttischen, durch das unsere Gesellschaft heute geprägt ist. Nicht die Gesellschaft soll das Christentum prägen, sondern wir sollen als Christen Salz und Licht sein. Das ist der Punkt. Reicht das als Erklärung?

Also Kapitel 13, 1 soll nicht eine Frustration sein, wenn man plötzlich feststellt, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt, sondern es soll uns zeigen, wie spannend, wie interessant der Glaube ist. Wir müssen nie Angst haben, dass es einmal langweilig wird, weil wir die Bibel so gut kennen und sie uns deshalb nichts mehr sagen würde deswegen. Sondern es wird so bleiben und wir können einmal Psalm 119 dazu aufschlagen, den längsten Psalm der Bibel. Und dieser Autor muss die Bibel ja wirklich durch und durch gekannt haben. Aber er sagt nicht, dass sie langweilig, sondern dass sie wunderbar, spannend und so herrlich für ihn ist. Ich meine Vers 96: „Von aller Vollkommenheit habe ich ein Ende gesehen; sehr ausgedehnt ist dein Gebot.“ Ein kleiner Betonungsfehler, es heißt: von aller Vollkommenheit habe ich ein Ende gesehen. Also nur ein kleines Stückchen. Also die Bibel ist unerforschlich. Und die Reichtümer des Glaubens in Christus sind auch unerforschlich.

Jetzt schreibt Gott Josua vor, was es alles noch zu erobern gilt, in den Versen 2-6. Da kommen wir dann zur ersten Frage auf dem Blatt. Welche Landesteile sollten noch erobert werden? Teilnehmer: Der Gazastreifen. Liebi: Wie kommst du auf den Gazastreifen? Findest du den Ausdruck hier? Teilnehmer: Die Gaziter werden erwähnt. Liebi: Ja genau, die Gaziter sind die Einwohner von Gaza. Und die vier weiteren Philisterstädte, und das ist also das Gebiet des Gazastreifens und noch ein bisschen darüber hinaus. Und weiter? Libanon, und zwar wird präzisiert, der ganze Libanon. Das ist doch recht eindrücklich, wenn man das so liest. Teilnehmer: Ist das der Libanon, wie er sich heute kartenmäßig darstellt, oder umfasst der heutige Staat Libanon ein anderes Gebiet? Liebi: Nicht der Staat Libanon ist damit gemeint, sondern das Gebirge. Aber es umfasst natürlich in dem Sinn weitgehend auch das Staatsgebiet vom Libanon, was hier alles beschrieben wird. Denn es wird ja auch erwähnt: „der ganze Libanon gegen Sonnenaufgang, von Baal-Gad, am Fuße des Berges Hermon, bis man nach Hamath kommt; alle Bewohner des Gebirges, vom Libanon bis Misrephot-Majim, alle Zidonier.“ Und Zidon ist ja dann ganz am Meer drüben.

Teilnehmer: Aber hat nicht Syrien ein Stück vom Libanon jetzt auch? Liebi: Ja, Syrien heute hat den ganzen Libanon eingesackt. Das ist so gekommen: Nach dem Bürgerkrieg, der ja etwa dreimal so lang gedauert hat wie der zweite Weltkrieg, womit sich der Libanon selber völlig kaputt gemacht hat, ist Assad gekommen und hat Truppen in den Libanon einmarschieren lassen und hat ganz unterschwellig den Libanon so für sich eingesackt. Es sieht äußerlich so aus, als sei der Libanon noch ein souveräner Staat, aber in Wirklichkeit hat Syrien ihn vollkommen in der Hand. Und die können gar nichts mehr machen, also große Entscheide, ohne die Erlaubnis von Syrien. Darum können sie zum Beispiel auch keinen Frieden schließen mit Israel, denn das lässt Syrien nicht zu. Ich war selber im Libanon und bin durch die syrischen Kontrollen gegangen. Also wo man auch durchfährt, dauernd hat man die syrischen Kontrollen. Die haben also 30.000 Soldaten im Land stationiert. Assad hat eigentlich das gemacht, was Saddam Hussein mit Kuwait gemacht hat, nur alles ein bisschen schlauer und die Welt ist ruhig geblieben, während sie bei Kuwait damals aufgeschrien hat. Also das ist unglaublich. Teilnehmer: Der kleine Unterschied, weswegen sie aufschrien, war ja natürlich das Erdöl. Liebi: Ja klar. Der Libanon hat es nicht, jawohl. Also das zeigt, wie falsch die Weltpolitik ist.

Teilnehmer: Wenn man vom Libanon spricht, meint man dann auch den Antilibanon? Liebi: Ja, hier wird der Begriff Libanon mehr umfassen, als nur den Libanon, weil ja auch das Gebiet bis nach Hamat erwähnt wird und das ist tief in Syrien drin. Also wir haben hier gewaltige libanesische Gebiete und auch gewaltige syrische Gebiete, die Gott Israel zugesprochen hat. Und das führt nun eben zur Frage 2 auf unserem Blatt. Wieso sind die Verse 1-6 von höchster Bedeutung im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt heute? Das ist ja eigentlich schon ein bisschen deutlich geworden. Wenn also Gott eben Israel das Philistergebiet, den Gazastreifen, zuspricht und weitgehend das Gebiet des Libanon und große Gebiete von Syrien, dann merken wir, dass die Bibel ein sehr explosives Buch ist und das dreieinhalbtausend Jahre nach Josua. Nun, die Frage ist natürlich, haben diese Landverheißungen heute überhaupt noch Bedeutung? Oder galt das nur damals für diese Zeit? Ich höre schon aus dem Publikum Reaktionen, aber das muss schon begründet werden. Teilnehmer: Haben sie nicht durch Ungehorsam manches verloren von den alten Zusagen? Liebi: Also das ist ein gutes Argument, oder sagen wir besser eine Frage. Hat also Israel diese Zusagen nicht verloren durch Ungehorsam? Nun, es ist ja so. Die Bibel ist ja so aufgebaut: Wir haben zuerst die fünf Bücher Mose mit dem Versprechen an Israel und auch die Landverheißungen und so weiter. Und dann kommen die historischen Bücher mit Josua und das geht bis zu den Chronikbüchern. Da haben wir die ganze Zeit von Josua über die Richterzeit, die Königezeit bis zur Deportation nach Babylon. Und schon im Buch der Könige haben wir die Deportation der zehn Stämme nach Assyrien. Also wir können sagen, mit Josua haben wir die Landnahme, da wird uns gezeigt, wie Israel das Land einnimmt und schließlich wie Israel alles total verliert.

Aber damit ist das Alte Testament nicht fertig. Dann kommen nämlich auch die Bücher Esra und Nehemia, da kommt ein Überrest aus Babylon zurück und sie bauen wieder einen Staat auf, allerdings keinen unabhängigen Staat. Da war Israel nämlich nur eine persische Provinz. Aber doch wieder im Land, sie haben einen Staat, eine Regierung. Aber mit der Kreuzigung Christi und der darauf folgenden Zerstörung des Judenstaates im Jahr 70 nach Christus durch die Römer, wurden die Juden wieder in alle Welt zerstreut. Also die Frage ist berechtigt: Ist aufgrund von Ungehorsam nicht alle Landverheißung verloren gegangen? Nun, vielleicht gibt es noch andere Argumente zu dem Thema? Hat Israel alle Landrechte verloren? Teilnehmer: In Hesekiel wird ihnen doch wieder eine neue Landgrenze verheißen in Israel. Liebi: Ja, das wäre ein gutes Argument. Der Prophet Hesekiel spricht von der Endzeit und beschreibt die Grenzen Israels, und übrigens wieder mit libanesisch-syrischem Gebiet bis nach Hamat. Hesekiel 47 und 48 steht das.

Hesekiel 47 können wir kurz aufschlagen, ab Vers 13: „So spricht der Herr, Jehova: Dies ist die Grenze, nach welcher ihr euch das Land als Erbe verteilen sollt nach den zwölf Stämmen Israels: für Joseph zwei Lose. Und ihr sollt es erben, der eine wie der andere, das Land, welches euren Vätern zu geben ich meine Hand erhoben habe; und dieses Land soll euch als Erbteil zufallen.“ Hier ein ganz interessanter Vers. Vers 14 erklärt, das Land, welches euren Vätern zu geben ich meine Hand erhoben habe. Wer ist mit den Vätern gemeint? Abraham, Isaak und Jakob. Denen wurden im 1. Buch Mose Landverheißungen gemacht. Und diese Endzeitprophetie von Hesekiel nimmt also Bezug auf die Verheißungen an die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. Also sehr wichtig, dass hier wieder angeschlossen wird ans 1. Buch Mose. Und was heißt das: Ich habe meine Hand erhoben? Einen Schwur, ja. Also Gott schwört und wenn Gott schwört ist das ganz Außergewöhnlich, denn es reicht ja eigentlich, wenn Gott spricht. Gottes Wort steht. Aber wenn Gott noch ein zweites Mittel dazu nimmt, nämlich einen Schwur, um zu verdeutlichen, wie wahr sein Wort ist, dann  hat das schon eine ganz besondere Bedeutung. Das wird übrigens im Hebräerbrief aufgenommen. Hebräer 6, 17-18: „worin Gott, da er den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses überschwänglicher beweisen wollte, mit einem Eide ins Mittel getreten ist, auf dass wir durch zwei unveränderliche Dinge, wobei es unmöglich war, dass Gott lügen sollte, einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung.“ Also das erste Unveränderliche ist, wenn Gott spricht, dann steht es. Und wenn Gott schwört, dann ist doppelt nicht dran zu rütteln.

Wir lesen weiter Hesekiel 47, 15: „ Und dies ist die Grenze des Landes: Auf der Nordseite, vom großen Meere an, des Weges nach Hethlon, gegen Zedad hin; Hamath, Berotha, Sibraim, welches zwischen der Grenze von Damaskus und der Grenze von Hamath liegt, das mittlere Hazer, welches an der Grenze von Hauran liegt. Und die Grenze vom Meere her soll Hazar-Enon sein, die Grenze von Damaskus; und den Norden betreffend nordwärts, so ist Hamath die Grenze. Und das ist die Nordseite.“ Ja und dann wird die Ostseite, die Süd- und die Westseite beschrieben in den Versen 18-19. Da haben wir also ein Gebiet, das die besetzten Gebiete von heute umfasst, große Gebiete vom Libanon und Syrien. Lies grad noch weiter, Vers 21f: „Und dieses Land sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels. Und es soll geschehen: euch und den Fremdlingen, die in eurer Mitte weilen, welche Kinder in eurer Mitte gezeugt haben, sollt ihr es als Erbteil verlosen; und sie sollen euch sein wie Eingeborene unter den Kindern Israel; mit euch sollen sie um ein Erbteil losen inmitten der Stämme Israels. Und es soll geschehen, in dem Stamme, bei welchem der Fremdling weilt, daselbst sollt ihr ihm sein Erbteil geben, spricht der Herr, Jehova.“ Ist es nicht interessant, dass der, welcher als Nichtisraelit in diesem Land geboren wird, ein Erbrecht bekommt? Er soll quasi wie ein Eingeborener unter Israel betrachtet werden. Also das steht auch ganz deutlich in der Bibel. Gott übergeht sie überhaupt nicht, sondern er gibt ihnen gleiches Recht wie Israel in dem Land. Aber wie gesagt, es macht deutlich, dass die Landverheißungen nicht verloren gegangen sind. Was uns die Geschichtsbücher von Josua bis 2. Chronik zeigen, ist, dass Israel aufgrund von eigenem Verdienst alles wieder verloren hat. Und es kann nur noch aufgrund von Gnade wieder etwas in der Zukunft bekommen. Vielleicht noch ein Vers aus Hesekiel, Kapitel 36, Vers 24. Es ist ja so, dass die Kapitel 33-48 ein zusammenhängendes Ganzes bilden in Bezug auf die Endzeit. Und da finden wir folgende Aussage, Hesekiel 36, 24: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“ Also da haben wir die Rückführung des jüdischen Volkes aus allen Völkern der Welt in ihr Land. Und die Landzusagen sind fest. Und das umfasst eben auch, wie wir aus Josua 13 bereits gesehen haben, den Gazastreifen, den ganzen Libanon und große Gebiete von Syrien.

Teilnehmer: Der Fremdling in Vers 23, ist das jetzt auch der, der dort wohnt? Liebi: Also mit dem Fremdling ist jemand gemeint, der nicht zum Volk Israel gehört, aber in dem Land Israel geboren worden ist. Der hat ein Wohnrecht und sogar ein Bürgerrecht, dass er gleichgestellt wird den Israeliten. Teilnehmer: Aber die sollten doch vertrieben werden aus diesen Gebieten!? Liebi: Ja gut, da geht es um die Götzendiener damals. Aber in der Zukunft, wenn der Messias kommt und sein Reich aufrichtet, dann wird diesen Einwohnern eine ganz besondere Verheißung gemacht. Und es wird ja auch so kommen, – Hesekiel beschreibt ja in den Schlusskapiteln das messianische Reich, – dass, wenn der Herr Jesus wieder zurückkommt, auch der Götzendienst unter allen anderen Völkern ein Ende finden wird. Darum haben wir ja dann eine Situation, die nicht der Situation vom Buch Josua entspricht. Teilnehmer: Das heißt, die Palästinenser sind zu Recht dort? Liebi: Ja, also die berücksichtigt Gott, jawohl. Und zwar dazu noch eine Stelle aus Sacharja. Es ist ja interessant, das Wort Palästinenser kommt ja sprachlich von dem Wort Philister. Im Arabischen unterscheidet man gar nicht Palästinenser und Philister, da gibt es nur ein Wort, Filastini. Und heute ist auch die Tendenz da, dass sich Palästinenser bewusst mit Philistern identifizieren, mit den biblischen Philistern, obwohl es ja ein Mischvolk ist. Also Sacharja 9, 6-7: „Und ein Bastard wird in Asdod wohnen, und ich werde den Hochmut der Philister ausrotten. Und ich werde sein Blut aus seinem Munde wegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen hinweg; und auch er wird übrigbleiben unserem Gott, und wird sein wie ein Fürst  in Juda, und Ekron wie der Jebusiter.“ Also es geht da um die Philister und die haben hier eine Verheißung: Und auch er – das ist der Philister – wird übrig bleiben unserem Gott.

Was aber noch wichtig ist, in Vers 7: Ich werde sein Blut aus seinem Munde wegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen hinweg. Also der Philister wird beschrieben als ein blutrünstiges Tier. Und wie viel jüdisches Blut eben da bereits geflossen ist, das ist schrecklich. Aber Gott sagt, es kommt der Tag, wo er ihnen das wegwischen wird und es wird einen Überrest geben aus Philistäa. Und dieser Überrest wird sein wie ein Fürst in Judak, also kein minderwertiges Volk, das einfach nur geduldet wird. Aber auf der anderen Seite muss man sagen, Gott lässt auch nicht die Verschuldung gegenüber dem jüdischen Volk ungestraft. Genau so wie er das jüdische Volk nicht geschont hat, wegen dem, was sie gemacht haben, so bleibt auch das nicht ungestraft. Schlagen wir auf Hesekiel 25, 15-16: „So spricht der Herr, Jehova: Weil die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben mit Verachtung der Seele, zur Zerstörung in ewiger Feindschaft: darum, so spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich werde meine Hand wider die Philister ausstrecken, und werde die Kerethiter ausrotten und den Überrest an der Küste des Meeres vertilgen. Und ich werde durch Züchtigungen des Grimmes große Rache an ihnen üben. Und sie werden wissen, dass ich Jehova bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“ Also hier wird über die Rachsucht gesprochen, die Verachtung des Lebens, die Zerstörung und ihre ewige Feindschaft. Und Gott sagt, er wird diese Menschen an der Küste des Meeres – das ist der Gazastreifen – vertilgen. Also es wird ein schreckliches Gericht kommen, aber Sacharja 9 macht deutlich, dass es einen philistäischen Überrest geben wird und dieser wird volles Bürgerrecht bekommen.

Teilnehmer: Aber wegen dieser endzeitlichen Verheißungen der Philister kann man doch sicherlich nicht sagen, dass sie jetzt zu Recht so handeln, wie sie handeln im Land. Liebi: Nein, überhaupt nicht. Darum habe ich ja jetzt diese Stelle angeführt, um zu zeigen, dass Gott diese Rachsucht, diese Verachtung des Lebens – wenn man da an den Terrorismus denkt – diese Zerstörung und diese ewige Feindschaft, nicht einfach ungestraft durchgehen lässt. Und als Parallelstelle kann man sich vielleicht noch Zephanja 2 merken. Dort wird sogar ausdrücklich über Gaza, den Landstrich am Meer, gesprochen. Zephanja 2 schlagen wir doch vielleicht grad auf. Verse 4-7: „Denn Gaza wird verlassen und Askalon eine Wüste sein; Asdod: am hellen Mittag wird man es vertreiben, und Ekron wird entwurzelt werden. Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meere, der Nation der Kerethiter! das Wort Jehovas kommt über euch, Kanaan, Land der Philister! und ich werde dich vernichten, dass kein Bewohner mehr bleibt. Und der Landstrich am Meere wird zu Triften voll Hirtenzisternen und Kleinviehhürden werden; und es wird ein Landstrich sein für den Überrest des Hauses Juda: sie werden darauf weiden und am Abend sich lagern in den Häusern Askalons; denn Jehova, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihre Gefangenschaft wenden.“ Es wird ein Landstrich sein für den Überrest des Hauses Juda, ganz in Übereinstimmung mit Josua 13. Also wir sehen, dieses Thema, die Besitznahme des Landes Israels, ist nicht nur so ein kleines Randthema in der Bibel, sondern es zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel.

Gut, jetzt müssen wir weiter gehen. Teilnehmer: Ich habe aber doch noch eine Frage. Wir haben ja jetzt in Sacharja gelesen, dass kein Bewohner mehr übrig bleiben wird. Vorher haben wir aber etwas über die Verheißungen der Philister gelesen. Wir passt das zusammen? Liebi: Ja in Zephanja wird ja speziell über den Landstich am Meer gesprochen. Also ist da besonders der Gazastreifen im Visier. Aber nicht in dem Sinn gemeint, dass das philistäische Volk als Ganzes vertilgt würde und es keinen Überrest mehr geben würde. Teilnehmer: Ich habe vielleicht an dieser Stelle etwas aus Amos, wo über den Gazastreifen gesprochen wird. Liebi: Welche Stelle meinst du? Teilnehmer: Amos 1, 6-8: „So spricht Jehova: Wegen drei Freveltaten von Gaza und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen: Weil sie Gefangene in voller Zahl weggeführt haben, um sie an Edom auszuliefern, so werde ich ein Feuer senden in die Mauer von Gaza, und es wird seine Paläste verzehren; und ich werde den Bewohner ausrotten aus Asdod, und den, der das Zepter hält, aus Askalon; und ich werde meine Hand wenden wider Ekron, und der Überrest der Philister wird untergehen, spricht der Herr, Jehova.“ Liebi: Jawohl. Gut der Gazastreifen hat in der vergangenen Geschichte schon diverse göttliche Gerichte erlebt. Also hat diese Prophetie hier sicherlich schon Vorerfüllungen gehabt, das muss man sehen. Zum Beispiel hat Alexander der Große auch den Gazastreifen erobert, dann Nebukadnezar schon vor ihm. Darum ist mit einigen Vorerfüllungen schon zu rechnen, grad in Amos, wo ja auch auf bestimmte Taten damals Bezug genommen wird. Während zu sagen ist, dass in Hesekiel und ganz besonders deutlich auch in Zephanja 2, effektiv bis auf die Endzeit hingewiesen wird. Denn diesen Ausdruck, den wir in Zephanja gelesen haben, vom jüdischen Volk: Ich werde ihre Gefangenschaft, oder ihr Schicksal wenden, das ist ein Ausdruck, der immer wieder in der Prophetie vorkommt und speziell auf die endgültige Wende des jüdischen Schicksals hinweist. Also darum beziehen sich diese Stellen ganz deutlich aktuell auf unsere Zeit.

Teilnehmer: Ja also für mich war eben ganz entscheidend, dass in dem einem Vers stand: ich werde euch zusammenholen, aber ihr müsst eure Herzen ändern. Und das ist ganz entscheidend. Das spielt doch eine ganz entscheidende Rolle. Das ist doch der Knackpunkt. Liebi: Ja, wobei wir haben ja grad dort gar nicht weiter gelesen. Wir haben ja nur den Vers vorher gelesen. Sie spielt an auf Hesekiel 36, 24. Wir haben von der Rückkehr gelesen. Und in den weiteren Versen steht dann, dass Gott ihnen ein neues Herz geben wird und Reinigungswasser auf sie sprengt. Teilnehmerin: Ja und er wird sie zusammenholen aus allen Erdteilen, so habe ich das verstanden. Aber auch nur dann, wenn sie bereit sind, das anzunehmen, was von Gott gesagt wird, also wenn sie sich in ihren Herzen ändern. Liebi: Ja, aber es heißt nicht, sie müssen sich ändern, sondern Gott wird ihnen ein neues Herz geben. Das sind die beiden Seiten. Der Mensch muss umkehren, Gott wirkt die Erneuerung. Teilnehmer: Wenn der Mensch nicht bereit ist das anzunehmen, dann geht es nicht. Liebi: Ja genau, dann geht es nicht. Das ist der Punkt. Aber ganz wichtig ist, dass das jüdische Volk in unreinem Zustand zurückkehren soll. Und erst im Land ist dann die Reinigung angesagt. Also niemand soll denken, das jüdische Volk müsse zuerst eine Wende erleben und dann erst kann es ins Land zurückkehren. Nein, es geht unrein zurück. Und denken wir daran, 80 Prozent der Israelis betrachten sich ja nicht als religiös, sondern als Atheisten, als Gnostiker, als alles Mögliche. Dann gibt es noch die 20 Prozent, die religiös sind. Aber was heißt denn das schon? Wie viele davon sind Heuchler? Da könnte man schöne Geschichten erzählen. Aber ich sage nur, das Volk kehrt in einem unreinen Zustand zurück. Und es gibt manche, die argumentieren: Ach, das kann doch nicht die Erfüllung sein der Prophetie. Schaut mal dieses Volk an! Nein, es ist genau die Erfüllung. Gott sagt: Ich führe sie zurück und wenn sie im Land sind, dann kommt die Erneuerung. Also das ist noch Ausstehend, dass eine Erweckung im Land kommen wird.

Teilnehmer: Ich denke, dann hat es seine Berechtigung, dass diese Organisation Exodus, die wohl 1992 angelaufen ist, die Menschen wieder zurückführt nach Israel. Das heißt, ohne dass man ihnen heute das Evangelium predigt, sondern man weist ihnen einfach den Weg zurück in ihr Land. Liebi: Gut, das Problem ist natürlich das: Wenn man mit solchen Leuten spricht, die sich gerade aktiv für die Rückführung aus aller Welt einsetzen, kann man sehen, wie die staunen, wenn man ihnen Sacharja 13, 8-9 vorliest: „Und es wird geschehen im ganzen Lande, spricht Jehova: zwei Teile davon werden ausgerottet werden und verscheiden, aber der dritte Teil davon wird übrigbleiben. Und ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen, und ich werde sie läutern, wie man das Silber läutert, und sie prüfen, wie man das Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich werde ihm antworten; ich werde sagen: Es ist mein Volk; und es wird sagen: Jehova ist mein Gott.“ Dann sagen sie: Das hat sich erfüllt, das ist nicht mehr zukünftig. Das ist schon früher mal geschehen, im Holocaust zum Beispiel. Halt! Der Holocaust war nicht im Land, sondern außerhalb des Landes. Sacharja 13, 8 sagt, so wird es kommen im Land. Dann weiter. Wenn man sagen würde, das hat sich erfüllt im Jahr 70, als die Römer Jerusalem zerstört haben, können wir antworten: Die haben nicht zwei Drittel des jüdischen Volkes ausgerottet, sondern viel weniger. Aber dann vielleicht damals bei Nebukadnezar. Auch dort waren es nicht zwei Drittel, das sieht man sogar ausdrücklich aus Hesekiel. Das heißt, diese Prophetie hat sich nie in der Vergangenheit erfüllt und steht ja in Sacharja 12-14 in einem Kontext, der ganz klar auf die letzten Tage hinweist. Also auch da kommt Schreckliches. Und wenn man nun die Juden zurückführt und sagt, wir brauchen ihnen das Evangelium nicht zu verkündigen, sie kommen ins Land und dann macht Gott schon. Ja gut, aber dann ist es so, wie Sie gesagt haben, wenn der Mensch nicht will, dann wird das auch nicht passieren. Aber ein Drittel wird überleben. Und darum, der Apostel Paulus sagt das ganz klar als Jude in Römer 1, 16: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“ Ja also, wenn es hier heißt, dem Juden zuerst, wie kommt es dann, dass Leute sagen: „Wir brauchen ihnen das Evangelium nicht zu verkündigen, wir machen nur Sozialarbeit“? Nein, nicht nur Sozialarbeit, so wichtig das auch ist, aber ganz klar, wir müssen ihnen auch das Evangelium verkündigen. Und das steht heute so fest wie damals. Es ist unsere Pflicht, auch das jüdische Volk zu evangelisieren.

Also wir sind jetzt in Josua 13 bis Vers 7 gekommen. Und liest jetzt jemand bitte die Frage drei auf unserem Blatt vor? Frage 3: Um welche Stellen geht es im Kapitel? Also diejenigen, die das Kapitel schon früher bearbeitet haben, können uns hier helfen. Jetzt ab Vers 8. Teilnehmer: Die zweieinhalb Stämme. Liebi: Die zweieinhalb Stämme, das sind welche Stämme? Teilnehmer: Gad, Ruben und der halbe Stamm Manasse. Liebi: Ja, da haben wir jetzt also eine Beschreibung in den Versen 8-31, wie Mose bereits früher diesen Stämmen jenseits des Jordan – also im heutigen Jordanien – das Land ausgeteilt hat. Also das ist auch noch bemerkenswert. Wir haben nämlich bisher davon gesprochen, dass der philistäische Gazastreifen, Libanon und große Gebiete von Syrien, zum verheißenen Land gehören. Aber, jetzt kommt noch Jordanien, denn auch große Teile von Jordanien waren damals schon dem Volk Israel zugesprochen. Wir haben also hier die Verteilung des Ostjordanlandes. Das geschah damals unter Mose.

Wir haben so zwischendrin die Bemerkung gefunden mit Bileam, in Vers 22. Liest das bitte nochmals jemand? Da wird daran erinnert, wie Bileam sein Ende gefunden hatte. Josua 13, 22: „Und Bileam, den Sohn Beors, den Wahrsager, töteten die Kinder Israel mit dem Schwerte, nebst ihren Erschlagenen.“ Dieser Bileam ist ja eine der zwielichtigsten Gestalten in der Bibel. Hier wird er nicht als Prophet bezeichnet, sondern als Wahrsager. Teilnehmer: Wahrsagerei war auch was Schlimmes. Liebi: Ja natürlich. Das ist Okkultismus. Auf der anderen Seite hat Bileam auch als Prophet gewirkt. Gott hat mit ihm gesprochen, 4. Buch Mose. Also das ist eine so schillernde Person. Einerseits hat Gott mit ihm gesprochen und andererseits war er ein Okkultist. Und dafür hat er dann auch sein verdientes Ende genommen. Die Kinder Israel haben ihn mit dem Schwert getötet. Teilnehmer: Eine zwiespältige Gestalt war Bileam. Liebi: Ja eben. Er war einer der zwielichtigsten der ganzen Bibel. Bileam wird im Neuen Testament wie oft erwähnt? Ja, dreimal. Schlagen wir mal den Judasbrief auf, Vers 11: „Wehe ihnen! denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Balaams überliefert, und in dem Widerspruch Korahs sind sie umgekommen.“ Also hier wird über den Irrtum Balaams gesprochen. Worin hat sich Bileam geirrt? Teilnehmer: Bileam. Liebi: Balaam ist einfach die griechische Aussprache von Bileam. Das ist das Gleiche. Im Neuen Testament werden oft Namen aus dem Alten Testament anders ausgesprochen, weil es eben griechisch ausgesprochen wird. Wie zum Beispiel Jesus, das ist die griechische Aussprache von hebräisch Jeschuah. Oder im Alten Testament steht Elia und im Neuen Testament steht Elias. Oder im Alten Testament steht Mosche und im Neuen Testament Moses. Übrigens oft, nein immer, wird ein Sch-Laut im Alten Testament im Griechischen zu einem S-Laut, weil es im Griechischen kein Sch-Laut gibt. Und noch die heutigen Griechen können diesen Laut nicht aussprechen. Die essen keinen Fisch, sondern Fis. Das ist also bis heute geblieben. Es gibt im Griechischen auch keinen Buchstaben der diesen Laut ausdrücken könnte.

Gut, also der Irrtum Bileams. Worin hatte er sich geirrt? Teilnehmer: Er hat wohl gedacht, dass Gott sein Volk nach seinem augenblicklichen Zustand beurteilen müsste und dem könnte er ja eigentlich nicht gnädig sein. Liebi: Ja, also mit anderen Worten, hat er geglaubt, dass Gott bereit wäre, sein auserwähltes Volk zu verfluchen. Und darin hat er sich gründlich geirrt und letztlich hat er es mit seinem Leben bezahlt. Übrigens, interessant in diesem Vers, es wird gesprochen von dem Weg Kains, dem Irrtum Balaams und dem Widerspruch Korahs. Der Weg Kains, das war der Weg weg von Gott. Es heißt in 1. Mose 4, Kain ging weg vom Angesicht des HERRN. Also Abfall von Gott. Ganz aktuell für die heutige Christenheit, der Weg Kains. Und dann aus Liebe zum Geld, für Lohn, dem Irrtum Balaams überliefert, was die Geldliebe in der Christenheit bedeutet hat, womit man bereit ist, in den Irrtum zu gehen für Geld. Sehr aktuell. Und dann der Widerspruch Korahs. Korah hat die Autorität von Mose verworfen und das Priesteramt von Aaron angegriffen. Der heutige Führer ist der Herr Jesus Christus, unser großer Hohepriester ist Jesus Christus. Der Widerspruch Korahs ist, dass man die Autorität und das Priestertum Christi angreift, sein stellvertretendes Opfer. Das ist genau das, was man in der modernen Theologie macht. Für sie ist Jesus einfach nur ein Mensch und sein Opfer am Kreuz war kein sühnendes Opfer, sondern ein sinnloser Tod. Also der Widerspruch Korahs.

Aber merkt man, dass dieser Vers das genaue Gegenteil von einem der bekanntesten Verse in der Bibel ist, Weg, Irrtum, Widerspruch. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der Weg – zum Vater. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Das ist das Gegenteil von dem Weg Kains. Ich bin die Wahrheit. Das ist das Gegenteil von dem Irrtum Balaams. Und ich bin das Leben ist das Gegenteil von der Rotte Korah, die umgekommen ist. Diese sind im Widerspruch Korahs umgekommen. Dieser Gegensatz ist ganz interessant von Johannes 14, 6 zu Judas 11. Also der Irrtum Bileams. Dann haben wir in Offenbarung 2 noch einen Hinweis auf ihn, Vers 14: „Aber ich habe ein weniges wider dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Balaams festhalten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“ Hier haben wir nicht den Irrtum Balaams, sondern die Lehre. Und worin bestand die Lehre? Er hat festgestellt, dass es unmöglich ist Israel zu verfluchen. Jedes Mal, wenn er es verfluchen wollte, musste er sie segnen. Dann hat er dem Balak einen Rat gegeben: Schau, du kannst es so machen: Du musst Israel zur Sünde verführen und dann muss Gott eingreifen. Und so hat das Balak dann auch gemacht. Die Israeliten wurden eingeladen zu einem Götzenopferfest, der verbunden war mit Tempelprostitution. Und Unzählige sind dabei zu Fall gekommen, so dass Gott mit seinem Gericht zuschlagen musste. An einem Tag sind mehr als 20000 umgekommen. Also die Lehre Balaams ist, Okkultismus einzuführen ins Volk Gottes, götzendienerische Praktiken, Unzucht ins Volk Gottes einzuführen. Das ist hochaktuell. Also die Lehre Balaams ist, dass man götzendienerische Praktiken und Unzucht ins Volk Gottes einführt.

Und jetzt haben wir noch eine dritte Stelle über Bileam im Neuen Testament, im 2. Petrusbrief. Das ist Petri Testament, weil Petrus diesen Brief aus der Todeszelle in Rom geschrieben hat. 2. Petrus 2, 15: „Kinder des Fluches, welche, da sie den geraden Weg verlassen haben, abgeirrt sind, indem sie dem Wege des Balaam nachfolgten, des Sohnes Bosors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, aber eine Zurechtweisung seiner eigenen Verkehrtheit empfing: ein sprachloses Lasttier, mit Menschenstimme redend, wehrte der Torheit des Propheten.“ Ja, also hier haben wir was? Den Weg Bileams. Das ist doch interessant. Wir haben gelesen über den Irrtum Bileams, dann über die Lehre Bileams und jetzt über den Weg Bileams. Was war der Weg Bileams? Ja, er sollte ja nicht gehen. Als diese Boten von Balak zu ihm kamen – eine große Reise haben sie gemacht, bis an den Euphrat hinauf, denn da wohnte er ja – da sagten sie zu ihm: Komm und verfluche Israel. Und dann sagt er: Ich werde nur das tun, was der HERR mir sagt. Eigenartig, er sagt nicht, was die Götter mir sagen, sondern was der HERR mir sagt. Er schläft, Gott spricht zu ihm und sagt: Geh nicht mit diesen Leuten. Aber er will unbedingt doch gehen, eben wegen der Habsucht, weil er wusste, dass ein guter Lohn winkt. Und schließlich sagt Gott: Geh! Aber das bedeutet: Dann geh halt, wenn du unbedingt deinen Kopf durchsetzen willst. Und dann kam ja der Engel des HERRN, der ihm dann plötzlich entgegenstand und mit dem Schwert zuschlagen wollte. Die Eselin hat es gemerkt, er, der törichte Prophet, nicht. Also der Weg Bileams war: Er setzt seinen Kopf durch, um seinen Eigenwillen tun zu können, obwohl er weiß, Gott möchte das nicht. Also ein eigenwilliges Durchdrücken des Eigenwillens, das ist der Weg Bileams, ungehorsam.

Gut, und Bileam – das haben wir in Josua 13, 22 gefunden – wurde dann durch Israel getötet. Wir gehen zur 4. Frage auf dem Blatt: Weswegen sollte der Stamm Levi kein Erbteil im Lande bekommen? Ja, wir haben das ja in welchen Versen gefunden? Also in Vers 14 und auch nochmals in Vers 33. Alle Stämme bekommen etwas, Levi bekommt nichts. Warum? Teilnehmer: Das war der Priesterstamm. Liebi: Jawohl. Also anstatt Landbesitz sollten sie das Vorrecht haben, im Tempel zu dienen. Wir werden dann später sehen, in Josua 21, wie für den Stamm Levi einige Städte ganz zerstreut in Israel ausgesondert wurden. Und da sollten sie wohnen und sie hatten dort rundherum etwas Land. Aber sie bekamen kein Stammesgebiet. Da kommen wir noch ausführlicher drauf zu sprechen. Und dann auch auf die Zufluchtsstädte, ein ganz interessantes Thema. Aber warum sollten sie eigentlich nicht ein festes, eingegrenztes Stammesgebiet bekommen? Sie könnten ja Tempelpriester sein und trotzdem Landbesitzer. Teilnehmer: 1. Mose 49. Liebi: Gut, 1. Mose 49. Welcher Vers? Teilnehmer: Vers 7, aber man kann schon ab Vers 5 lesen. Liebi: In Vers 5 sieht man, es geht um Simeon und Levi. Und dann lesen wir Vers 7: „Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam! Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“ Ja, also für Levi hat sich dieser Fluch, dass sie in Israel zerstreut werden sollten, so erfüllt, dass sie kein Erbteil bekamen, aber verschiedene Städte, zerstreut im Land Israel. Aber eigentlich ist das ja kein Fluch mehr, sondern ein Segen. Sie durften Tempelpriester und Tempeldiener sein.

Wie kam es eigentlich, dass dieser Fluch von Jakob in einen Segen umgewandelt wurde? Teilnehmer: 2. Mose 32, 25. Da sagt Mose, tretet her zu mir, wer für Jehova ist. Und da kam Levi. Liebi: Also es geht um das goldene Kalb. Nach dem Auszug aus Ägypten, bevor Mose mit den Gesetzestafeln herabkam vom Berg, hatte Israel sich im Götzendienst verstrickt. Und zwar in den Apiskult von Ägypten. Darum hatten sie ja ein goldenes Kalb. Sie haben also begonnen, den Apiskult zu betreiben. Und ein Stamm hat sich dagegengestellt und diesen Götzendienst ganz massiv verurteilt. Und das war der Stamm Levi. Und weil sie sich so für den HERRN eingesetzt haben, haben sie dann das Vorrecht bekommen, Priester und Tempeldiener werden zu dürfen. Also durch diesen Gehorsam und ihre Treue Gott gegenüber, wurde der Fluch von Jakob, obwohl erfüllt, in Segen umgewandelt. Und, was wir auch sagen können, wenn es dieses Ereignis mit dem goldenen Kalb nicht gegeben hätte, dann wäre der Stamm Levi ja eigentlich nicht der Stamm für den Tempeldienst geworden. Wer wäre es dann gewesen? Teilnehmer: Die Erstgeborenen. Liebi: Ja genau. Wir sehen das nämlich in 4. Mose 3, 11-13: „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Und ich, siehe, ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel genommen, anstatt aller Erstgeburt, welche die Mutter bricht unter den Kindern Israel; und die Leviten sollen mir gehören. Denn mein ist alle Erstgeburt: an dem Tage, da ich alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlug, habe ich mir alle Erstgeburt in Israel geheiligt vom Menschen bis zum Vieh; mir sollen sie gehören, mir, Jehova.“ Also die Erstgeborenen, die verschont worden sind in Ägypten, die waren eigentlich ausersehen, Priesterdienst zu tun. Mit anderen Worten, eigentlich wären aus allen zwölf Stämmen immer die Erstgeborenen Priester geworden. Aber durch dieses Ereignis mit dem goldenen Kalb und der Treue des Stammes Levi, ist der Priesterdienst von den Erstgeborenen übertragen worden auf den Stamm Levi. Und dadurch konnte der Fluch Jakobs in Segen umgewandelt werden.

Teilnehmer: Die hatten doch dann eigentlich kein Einkommen. Oder was hatten die Leviten als Priester für ein Einkommen? Liebi: Ja ein gewaltiges. Und letztendlich hatten sie sogar viel zu viel. Es gab also ganz bestimmte Abgaben, die die übrigen Stämme regelmäßig zum Tempel bringen mussten, die Mose verordnet hatte. Davon sollten sie leben. Dann bekamen sie auch Anteile an den Opfern, zum Beispiel von den Friedensopfern musste immer ein Teil dem Priester abgegeben werden. Das war also die Nahrung für die Priester. Und dann bekamen von den Speisopfern, also von den Broten, ein großer Teil die Priester. Also durch den ganzen Tempeldienst gab es genügend Regelungen, so dass der Unterhalt ganz klar gewährt war. Aber, ich sage deshalb «zu viel», denn in der Zeit der Evangelien war es so üblich, dass man auf Opfertiere, die man in Jerusalem verkaufte, völlig überhöhte Preise forderte und dadurch konnte sich die levitische Aristokratie schändlich und schamlos bereichern. Und das ist der Hintergrund der Tempelreinigung in Johannes 2, wo der Herr Jesus diese Tische umwirft und die Verkäufer der Opfertiere aus dem Tempel hinausjagt und sagt, ihr habt das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus gemacht. (In Matthäus 21, 13 sagt er Räuberhöhle). Und wer die Ausgrabungen mal anschaut im jüdischen Quartier – da hat man ja in der Folge des Sechstagekrieges die Häuser aus der Zeit des 1. Jahrhunderts freilegen können, und da kamen diese Gebäude der Priesteraristokratie ans Licht – wird sehen, dass sie förmlich schwelgten im Luxus. Das war wirklich schlimm. Darum sage ich, es war schließlich zu viel. Aber deshalb, weil sie daraus wirklich eine Geschäftsindustrie gemacht haben, so dass der Sohn Gottes eingreifen musste.

Teilnehmer: Sind die Rabbiner heute eigentlich mehr oder weniger Nachfolger dieses Stammes Levi, die heutigen jüdischen Rabbiner? Liebi: Nein, Rabbiner, auch damals zur Zeit der Evangelien, konnten aus allen möglichen Stämmen sein. Ein Lehrer, ein Rabbi, musste keine levitische Abstammung haben. Es war auch so, dass zur Zeit des 1. Jahrhunderts, zur Zeit der Evangelien, es Rabbiner waren, möglicherweise aus anderen Stämmen, die die Hohenpriester unterweisen mussten, zum Beispiel für den Jom Kippur, dass er die Rituale auch ja haargenau so durchführt. Das konnten also auch nicht levitische Rabbiner sein, die ihn genau belehrten. Und auch der Hohe Rat bestand ja aus Priestern, aber nicht nur, sondern auch aus Rabbinern aus anderen Stämmen. Teilnehmer: Während eben heute das sogenannte Rabbinat in Israel unglaubliche Reichtümer ansammelt, weil sie die Koscher-Zertifikate verkaufen. Liebi: Ja, ja eben, da gibt es genügend Mittel, wie man zu Geld kommen kann und nicht nur die offiziellen, es gibt auch noch die inoffiziellen Dinge. Ja, ja. Teilnehmer: Aber es gibt auch heute noch Leute, die ganz klar sagen können, ich stamme aus dem Stamm Levi und die sind dann sehr stolz darauf. Liebi: Ja, das sind dann die Leute die Levi heißen im Familiennamen. Teilnehmer: Kohen. Liebi: Das sind die Priester, die stammen von Aaron ab. Aber Levi ist der allgemeine Stamm, zum Beispiel heißen sie heute Levinski. Die kommen aus dem Stamm Levi. Oder Levin, es gibt da alle möglichen Kombinationen. Oder von Aaron, Kohen, Kahn, Kogut und so weiter. Das sind alles levitische Namen.

Ja gut, das ist doch also schon eindrücklich, wie Gott Fluch in Segen umwandeln kann. Und das gilt eigentlich auch für jeden, der, sagen wir aus einer Familie kommt, wo Zauberei und Dinge getrieben worden sind. Da gibt es solche, die sagen: Ach, das ist alles so schlimm und das belastet mich. Nein, Gott kann alles in Segen umwandeln für solche, die Gott lieben. Das ist der Punkt. Also da ist man nicht dem Schicksal verfallen. Und da ist der Stamm Levi ein wunderbares Beispiel. Teilnehmer: Darf ich noch einmal fragen: Wie stellt man sich das vor, diese Koscher-Zertifikate? Wie geht das in der Praxis? Liebi: Also, sagen wir eine Bäckerei. Dass die Brot verkaufen kann mit dem Koscher-Etikett, also man muss nicht mehr untersuchen, es ist sicher alles eine ganz saubere Sache, dafür muss ein Rabbi vorbeikommen, muss diese Bäckerei prüfen, wie machen sie ganz genau das Brot und dann gibt er das Zertifikat. Teilnehmer: Einmal für immer, oder ist das wie bei uns? Liebi: Nein, die werden immer wieder kontrolliert. Teilnehmer: Und für dieses Zertifikat müssen sie bezahlen, oder? Liebi: Ja da müssen sie Geld geben dafür. Teilnehmer: Machen die eine Ausbildung dafür, dass sie wissen, wie das genau auszusehen hat? Liebi: Ja, wenn sie mit solchen Dingen zu tun haben, müssen sie das studiert haben. All diese Dinge sind ja im Talmud festgelegt. Also ein Rabbi muss diese talmudischen Gesetze und ihre Anwendungen kennen. Gut, das zu dem Stamm Levi.

Aber noch etwas. Welcher Stamm wäre eigentlich der Erstgeborenenstamm? Ruben. Also wenn man das stammesmäßig anschaut, dann wäre eigentlich das Priestertum speziell Ruben zugefallen. Ich habe gesagt, von den Erstgeborenen allgemein. Aber wenn schon auf einen Stamm begrenzt, dann Ruben. Ruben hat es aber nicht bekommen. Warum nicht? Teilnehmer: Weil er das Bett seines Vaters entweiht hat. Liebi: Ruben hat ja Blutschande begangen und darum kam ja dieser Fluch in 1. Mose 49 über ihn, dass er das Erstgeburtsrecht verlieren sollte. 1. Mose 49, 3-4: „Ruben, mein Erstgeborener bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke! Vorzug an Hoheit und Vorzug an Macht! Überwallend wie die Wasser, sollst du keinen Vorzug haben, denn du hast das Lager deines Vaters bestiegen; da hast du es entweiht. Mein Bett hat er bestiegen!“ Also wegen dieser Schandtat wurde ihm das Erstgeburtsrecht weggenommen. Keinen Vorzug sollst du haben, heißt es. Jetzt sehen wir also, was das Vorrecht des Priesterdienstes betrifft, bekam Levi das Erstgeburtsrecht. Aber das Erstgeburtsrecht umfasst ja noch mehr. Was zum Beispiel sollte der Erstgeborene auch noch bekommen? Teilnehmer: Doppeltes Erbe. Liebi: Wo steht das? Da wird geregelt, dass der Erstgeborene immer doppelt so viel bekommen soll, 5. Mose 21, 17. Wer bekam unter den Stämmen Israels einen doppelten Anteil? Teilnehmer: Joseph. Liebi: Joseph? Wieso? Das gehört doch zu unserem Kapitel, denn wir sehen ja dort, dass Joseph eigentlich in die Stämme Ephraim und Manasse aufgeteilt ist. Und jeder Teilstamm bekam ein Erbe. Levi bekam keins. Dafür bekamen diese beiden Teilstämme jeweils ein Erbe. Teilnehmer: Haben wir nicht heute eine Stelle gelesen, wo stand, Joseph sollst du zwei Teile geben? Liebi: Nein, das haben wir heute nicht gelesen. Oder du hast es zwischendurch mal gelesen, weil du Josua studiert hast. Liebi: Gut, also das doppelte Erbteil hat Joseph bekommen, indem seine Söhne, Ephraim und Manasse, separat als Stämme gerechnet wurden. So bekommt man wieder zwölf Stämme, und Levi steht auf der Seite.

Dann, was gehört noch zum Vorzugsrecht des Erstgeborenen? Teilnehmer: Der Segen des Vaters. Liebi: Ja das ist alles segnet. Priesterdienst ist ein Segen. Doppeltes Erbe ist ein Segen. Aber wir haben in 1. Mose 49 gelesen, Vorzug an Hoheit und Macht. Der Erstgeborene hat immer ein Vorrecht des Herrschens über die anderen in der Familie. Darum war ungewöhnlich, wenn Gott gesagt hat in Bezug auf Esau und Jakob, dass der Ältere dem Jüngeren dienen sollte. Dort wurde eben das Erstgeburtsrecht dem Zweiten gegeben und nicht dem Ersten. Israel sollte über Esau (Jordanien) herrschen. Gut, dann müssen wir uns fragen: Welche der zwölf Stämme Israels hat Vorzug an Hoheit und Macht? Teilnehmer: Juda. Liebi: Juda, warum? Teilnehmer: Hängt es damit zusammen, dass er mit dem Verkauf des Joseph nicht einverstanden war? Liebi: Nein, das war weniger die Begründung, warum er es bekommt. Sondern wie hat sich das gezeigt? Teilnehmer: Weil aus Juda der Herrscher kommen sollte, der Messias. Liebi: Ja. Und die ganze Königsdynastie. Das Haus Davids kommt aus Juda, David, Salomo, das ist die Königslinie. Und das führt uns dann eben nächstes Mal zu Kapitel 14 und 15, die erste Verteilung im Westjordanland, also im eigentlichen Land Kanaan. Da haben wir Ostjordanland hier nochmals besprochen, Kapitel 14 und 15 die Verteilung im Westjordanland und diese beginnt mit dem Stamm Juda, dem Stamm, dem Vorzug an Macht und Hoheit einmal zukommen sollte.

Teilnehmer: Ja, was ist jetzt die Begründung, dass Juda diesen Vorzug bekam? Liebi: Ja, Sie haben bereits etwas angetönt. Es könnte sein, dass es wegen Joseph war, aber es wird ja nicht ausdrücklich gesagt. Teilnehmerin: Auch das Verhalten von Juda, als Joseph sich seinen Brüdern offenbart in dieser Geschichte, als Juda sich als Bürgen für Benjamin zur Verfügung stellt. Könnten das die Gründe sein? Liebi: Ja, das könnte man sicher anführen. Aber auf der anderen Seite bleibt das einfach auch unter dem Gesichtpunkt in der Souveränität Gottes sehen. Ruben hatte es verspielt und Gott verteilt das Erstgeburtsrecht auf verschiedene Stämme, wie er will. Man könnte ja auch andere Stämme aufführen, die sich irgendwann mal gut vorgetan haben. Aber es hat eben Juda bekommen. Also man muss schon auch mit der Souveränität Gottes rechnen. Er verteilt Vorrechte, wie es ihm gefällt. Teilnehmer: Wie ist das eigentlich mit dem Stamm Simeon? Der wurde ja auch verteilt. Das haben wir doch gelesen in 1. Mose 49, 3-4. Da kamen ja Simeon und Levi unter den Fluch. Liebi: Ja, bei Simeon sehen wir, dass er zunächst einmal ein Erbteil bekommen hat. Aber in der späteren Geschichte hat es Veränderungen gegeben. Da wurde das Simeongebiet aufgeteilt. Und da hat man eine gewisse Zerstreuung von Simeon in Israel. Teilnehmer: Und dort in Hesekiel bekommt er seinen Erbteil? Liebi: Dort in Hesekiel bekommen alle Stämme einen Streifen, jeweils einen Landstreifen von West nach Ost. Das Land wird dann völlig neu verteilt in Landstriche von Norden nach Süden, in zwölf Streifen geteilt, wobei Jerusalem ein gesonderter Bereich sein wird, eine Stadt von 80 mal 80 Kilometern, die keinem der Stämme speziell zugesprochen ist. Aber die Randstämme sind Juda und Benjamin. Das sind genau die Stämme, die sich in alttestamentlicher Zeit Jerusalem geteilt haben. Darauf werden wir nächstes Mal noch kommen. Denn die Grenze zwischen Juda und Benjamin verlief mitten durch Jerusalem, so dass die Stadt durch die Grenze geteilt wurde. Also kein Stamm konnte sich rühmen, Jerusalem gehört mir, sondern es war eine Grenzstadt zwischen Juda und Benjamin.

Vielleicht kann ich das kurz andeuten, nächstes Mal werden wir das ausführlicher sehen. Josua 15, 8-9: „Und die Grenze stieg das Tal des Sohnes Hinnoms hinauf, nach der Südseite der Jebusiter, das ist Jerusalem; und die Grenze stieg zu dem Gipfel des Berges hinauf, welcher vor dem Tale Hinnom, gegen Westen, am Ende der Talebene der Rephaim, gegen Norden liegt; und die Grenze zog sich herum von dem Gipfel des Berges nach der Quelle des Wassers Nephtoach, und lief nach den Städten des Gebirges Ephron hin; und die Grenze zog sich herum nach Baala, das ist Kirjath-Jearim.“ Ja, also da haben wir diesen Verlauf der Grenze, da bei Jerusalem hinauf auf den Berggipfel. Es geht da um den Stamm Juda. Jetzt Josua 18, 16. Dort haben wir das Gebiet von Benjamin beschrieben. Josua 18, 16: „Und die Grenze stieg hinab zu dem Ende des Berges, welcher vor dem Tale des Sohnes Hinnoms in der Talebene der Rephaim gegen Norden liegt; und sie stieg das Tal Hinnom hinab nach der Südseite der Jebusiter, und sie stieg hinab nach En-Rogel.“ Merkt man, da treffen sich diese Grenzen. Wir haben in Kapitel 15 diese Grenze, wie sie hinaufgeht für Juda und dann in Kapitel 18 die Grenze von Benjamin, nur dass sie umgekehrt, von oben nach unten beschrieben wird. Und es kam so heraus, dass später, – bei diesem Gipfel des Berges geht es um den Tempelberg Zion – das Tempelhaus auf benjamenitischem Boden stand und der Altar davor, etwas unterhalb der Bergspitze, stand in Juda. Also die Grenze zwischen Benjamin und Juda verlief über den Tempelplatz hinweg, zwischen Tempelhaus und Altar durch, so dass niemand sich rühmen konnte, ihm gehöre der Tempel. Auch der Tempelplatz selber war Grenzgebiet. Übrigens, diesen Gipfel des Berges in 15, 8 kennen wir gut. Wo ist der heute? Der ist in der Moschee drin, und zwar in der Omarmoschee. Der Fels ist topologisch der Gipfel des Berges Zion, 743 Meter über dem Meer. Und den finden wir bereits hier in dem Buch Josua. Also das Thema dieses Berges zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel, bis in die Offenbarung hinein.

Teilnehmer: Jetzt habe ich noch eine Frage: Spielt es für die Juden, die heute zurück ins Land kommen, eine Rolle, zu welchem Stamm sie gehören? Oder ist das gar nicht mehr bekannt heute? Liebi: Ja, gute Frage. Es ist so, dass normalerweise kein Jude mehr weiß, aus welchem der zwölf Stämme er stammt. Das ist aber für Levi anders. Da wissen das Viele. Viele von ihnen wissen sogar, dass sie Aaroniter sind, weil das in der Familientradition erhalten geblieben ist. Aber nicht, was die anderen Stämme anbetrifft. Da gibt es eine totale Vermischung, weil man die Geschlechtsregister ab dem Jahr 70 nach Christus verloren hat. Die Geschlechtsregister im Tempel wurden ja verbrannt und dadurch ging die ganze Kontrolle verloren. Bis dahin hatte man die aufbewahrt. Darum konnte man zum Beispiel auch kontrollieren, als Jesus von Nazareth kam, ob er wirklich ein Sohn Davids ist. Das wurde sofort kontrolliert. Das war also eindeutig, er ist aus der Davidsdynastie und darum ist sein Anspruch, der Messias zu sein, gut begründet. Darum sieht man ja auch im Neuen Testament, wie das Volk gerufen hat: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und die Pharisäer oder die Rabbiner haben nie gesagt: Halt! Was sagst du da? Das stimmt ja gar nicht. Das war bekannt. Aber ab dem Jahr 70 gingen diese Geschlechtsregister verloren. Aber was man sagen kann, ist, solche aus levitischer Abstammung haben Vorrechte in der Synagoge. Also man hat es sehr gern, wenn Leviten besondere Dienste in der Synagoge tun während des Gottesdienstes. Oder auch, wenn bei einem Fest in der Familie ein Levit mit dabei ist, dann soll er das Tischgebet sprechen und nicht der Hausvater. Das sind so Sitten, die heute noch durchgeführt werden.

Teilnehmer: Vielleicht hab ich jetzt nicht aufgepasst, aber wenn die Unterlagen verbrannt sind, wie weiß man dann, dass der ein Levit ist? Nur durch seinen Namen? Liebi: Familientradition. Bei jeder Familie wurde das weitergegeben bei den Leviten. Und natürlich auch über den Familiennamen. Teilnehmer: Ach so. Also das hat mit dem Verbrennen der Unterlagen nichts zu tun? Liebi: Nein, das wurde da besonders mündlich weitergegeben, während das bei den anderen Stämmen mehr und mehr verloren gegangen ist. Wobei, es gibt eben diese Falascha, die äthiopischen Juden, die behaupten, dass sie aus dem Stamm Dan sind. Und dann gibt es diese Gruppe, die aus Indien gekommen ist, die sagen, sie seien aus dem Stamm Manasse, traditionell. Also es scheint, dass in dieser Richtung doch einige Identifikationen beginnen, sich wieder zu klären. Aber unter denen, die man im Allgemeinen als Juden bezeichnet, da ist eine Vermischung von Blut aus allen zwölf Stämmen. Nun kann man sich fragen: Ja wie geht das dann mit der Aufteilung auf die zwölf Stämme? Eine ganz interessante Sache ist, im Buch Esra kommen doch die Juden aus Babylon zurück und bauen den Tempel wieder auf. Aber wenn man dort gut nachliest bei diesen Geschlechtsregistern, stellt man fest, dass von den vierundzwanzig Priesterklassen nur vier zurückkamen. David hatte ja vierundzwanzig Priesterklassen eingeführt unter den Priestern. Die hatten alle ihre Arbeitsordnung. Aber es kamen nur vier aus Babylon zurück. Jetzt hat man dort künstlich diese vier wieder aufgeteilt, jede in drei Gruppen, und hat so die zwölf Gruppen wieder künstlich bekommen. Aber die hat man dann einfach nur Priesterklassen genannt. Das bedeutet also nicht, wenn man aus der Klasse von Abija war, dass man auch von Abija abstammte.

Das ist interessant bei Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer. Von ihm heißt es in Lukas 1, 5: „Es war in den Tagen Herodes’, des Königs von Judäa, ein gewisser Priester, mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abias; und sein Weib war aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth.“ Also aus der Abteilung Abijas. Das heißt nicht, dass er aus der Familie des Abija stammte, denn Abija kam nicht zurück. Aber er gehörte zu dieser künstlich geschaffenen Gruppe und so hatte man wieder die 24 Priesterklassen, wie zur Zeit von David. Und das ist eine Möglichkeit, dass auf diese Art, bei allen Juden gewissermaßen, das Blut der zwölf Stämme da ist, dass man so wieder künstlich die zwölf Stämme klar abteilt in der Zukunft. Teilnehmer: Aber bei den 144000 in der Offenbarung, da trifft ja Gott die Unterscheidung, wer zu welchem Stamm. Das wird dann wieder die richtige, Gott gewollte Ordnung sein. Liebi: Das wäre eine Möglichkeit. Gott selber weiß das ja, auch wenn die Geschlechtsregister verloren gegangen sind. Nur ist das Problem, dass man sich ja im Verlauf der 2000 Jahre untereinander verheiratet hat und so durchmischt hat. Also könnte es sein, dass Gott quasi eine Neueinteilung macht oder er weiß, wo die Linien am deutlichsten durchgegangen sind. Das können wir mal offen lassen. Das ist Gottes Allmacht. Aber nur um zu sagen, zur Zeit des Herrn hat das mit den 24 Priesterklassen funktioniert und der Herr hat den Priesterdienst dort akzeptiert. Er hat den Tempel als Haus seines Vaters bezeichnet.