Roger Liebi – Das Buch Josua
Teil 14 – Josua 21, 43-45 und Josua 22, 1-34
Audioabschrift – Bibelklasse Bodensee 13.06.1999
Wir kommen heute zu Josua 22. Und zwar lesen wir schon ab Kapitel 21, 43: „Und so gab Jehova Israel das ganze Land, welches er ihren Vätern zu geben geschworen hatte; und sie nahmen es in Besitz und wohnten darin. Und Jehova schaffte ihnen Ruhe ringsumher nach allem, was er ihren Vätern geschworen hatte; und keiner von allen ihren Feinden hielt vor ihnen stand: alle ihre Feinde gab Jehova in ihre Hand. Es fiel kein Wort dahin von all den guten Worten, welche Jehova zu dem Hause Israel geredet hatte; alles traf ein.
Eine Frage: Wenn hier am Ende von Kapitel 21 von der Erfüllung des Wortes des Herrn gesprochen wird, welches Wort ist dann damit gemeint? Welches Wort hat sich nun hier erfüllt für Israel? Teilnehmer: Das, was Mose gesagt hat. Liebi: Ja, aber wo speziell? Es geht ja um all die guten Worte, die eintrafen. Sie nahmen das Land ein, sie hatten Ruhe. Teilnehmer: Hier wird 4. Mose 23, 19 zitiert. Hier ist eine Kennung, eine Fußnote: Alles traf ein wird in der Fußnote mit 4. Mose 23, 19 in Verbindung gebracht. Liebi: Ja, das ist eine Parallelstelle. Dort sagt Bileam, dass Gott eben nicht lügen kann, dass er Aufrecht erhält, was er sagt. Aber dort steht nicht die Verheißung, die jetzt hier eingetroffen ist. Teilnehmer: 1. Mose 12, 7 wird noch zitiert. Liebi: Ja, das wäre Gottes Verheißung an Abraham, ihnen das Land zu geben. Ja, das könnte man anführen. Aber noch ausgesprochener?
5. Mose 28, das große Kapitel über Segen und Fluch. Die Verse 1-14 sind der Segen und ab Vers 15 kommt der Fluch. Und zwar, was erschreckend ist, bis einschließlich Vers 68. Und das entspricht ja auch diesen beiden Bergen Garizim und Ebal, darüber haben wir ja schon gesprochen. Der Berg des Fluches, der Ebal, war der höhere. Der Garizim, der Berg des Segens, der niedrigere. Hier haben wir auch dieses Verhältnis, der Segen ist kleiner, aber er ist da. Lesen wir mal etwas aus 5. Mose 28, Verse 1-4: „Und es wird geschehen, wenn du der Stimme Jehovas, deines Gottes, fleißig gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird Jehova, dein Gott, dich zur höchsten über alle Nationen der Erde machen; und alle diese Segnungen werden über dich kommen und werden dich erreichen, wenn du der Stimme Jehovas, deines Gottes, gehorchst. Gesegnet wirst du sein in der Stadt, und gesegnet wirst du sein auf dem Felde. Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes und die Frucht deines Viehes, das Geworfene deiner Rinder und die Zucht deines Kleinviehes.“ Ja, und jetzt Vers 7: „Jehova wird deine Feinde, die wider dich aufstehen, geschlagen vor dir dahingeben; auf einem Wege werden sie wider dich ausziehen, und auf sieben Wegen werden sie vor dir fliehen.“ Ja, da haben wir auch diese Verheißung, dass die Feinde nicht standhalten werden, dass es also mit Israel immer höher geht. Und nun, ganz wichtig, diese Segensverheißungen haben sich in der Zeit von Josua ganz deutlich erfüllt, so dass Josua schreibt: Es fiel kein Wort dahin, von all den guten Worten, welche der Herr zu dem Haus Israel geredet hatte. Alles traf ein. Und das gibt uns den Charakter des Buches Josua. Es ist das Buch des Sieges und Segens.
Ganz im Gegensatz dann zum nächsten Bibelbuch, dem Buch der Richter, das uns ja den Abfall zeigt und damit auch den Fluch, und so überhaupt die weitere Geschichte Israels. Auch was den Fluch anbetrifft, so ist er in Erfüllung gegangen, kein Wort ist dahingefallen. Auch dort nicht. Und zwar bis ins 20. Jahrhundert. Denken wir an 5. Mose 28, 64f: „Und Jehova wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde; und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, - Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden; und Jehova wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verschmachten der Seele.“ Wenn man diese Worte so hört, muss man unwillkürlich an die Bilder der Holocaustzeit denken. Lesen wir weiter: „Und dein Leben wird schwebend vor dir hangen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen! wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“ Ja, schrecklich! Aber wir können wirklich sagen, als Menschen des 20. Jahrhunderts, auch von diesen Worten ist kein Wort dahingefallen. Nun, das zeigt uns die Autorität des Wortes Gottes. Es erfüllt sich, wenn es sich um Segen handelt, und es erfüllt sich ebenso, wenn es sich um Fluch handelt und das durch die Jahrtausende hindurch.
Es ist interessant, in der liberalen Theologie wird ja gesagt, dass es keine Prophetie gibt. Die liberale Theologie baut ja nicht auf den christlichen, biblischen Grundlagen auf, sondern auf der Philosophie der Aufklärungszeit. Und im Rationalismus gibt es ja nur das, was der Mensch mit seinem Verstand zu fassen glaubt. Die Prophetie geht aber darüber hinaus, also gibt es sie nicht. Darum hat man ja auch immer bei den Bibelbüchern, die Prophetie enthalten, gesagt, dass diese viel später geschrieben worden seien. Zum Beispiel hat man das Buch Daniel auf die Makkabäerzeit datiert, damit man all die Prophetien, die sich vor der Makkabäerzeit erfüllt haben, als unecht hinzustellen. Aber was machen die mit der Prophetie, die bis ins 20. Jahrhundert reichen. Da können sie ja nicht sagen, das 5. Buch Mose ist wahrscheinlich im 20. Jahrhundert geschrieben worden. Teilnehmer: Das müsste dann ja nach 1945 geschrieben worden sein. Liebi: Ja, aber wir haben ja von diesem Buch Handschriften aus Qumran, die 2000 Jahre alt sind. Also, wir haben so starke Argumente in der Hand, um zu zeigen, dass Gottes Wort glaubwürdig ist. Aber sowohl für Segen, als auch für Fluch. Und das können wir evangelistisch auch verwerten. Wenn wir zum Beispiel an Johannes 3 denken, Vers 36: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ Hier haben wir Segen und Fluch des Evangeliums. Das Evangelium bietet auch den Segen Gottes an: Wer dem Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Als gegenwärtigen Besitz. Und wer dem Sohn nicht glaubt und nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Und da sagen manche Leute: Ja, das glaube ich einfach nicht. Das gibt es doch gar nicht, eine Verdammnis. Nun, wir können sagen: Gottes Wort hat sich durch die Jahrtausende erfüllt, ob es um Segen oder Fluch ging. Und so wird auch dieses Evangeliumswort zu hundert Prozent in Erfüllung gehen. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben, Segen. Wer dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Also insofern ist das Buch Josua, gehen wir zurück, ein wichtiges Dokument, um zu zeigen, wie wahr Gottes Verheißungen sind und sich erfüllen.
Ist dazu noch eine Frage? Dann gehen wir zu Kapitel 22. Bevor wir das Kapitel angehen betrachten wir noch mal das Bild. Es ist alles so schön zur Ruhe gekommen, das Land ist auf alle Stämme verteilt worden, also eine idyllische Zeit für Israel. Und jetzt kommt Kapitel 22 mit einem gewaltigen Konflikt, der hier im Volk Gottes entsteht. Und wir sehen in diesem Kapitel, wie dieser Konflikt gelöst wird. Aber auch, wie dieser Konflikt zuerst geschürt wird. Ich nehme das schon mal vorweg, damit wir aufmerksamer lesen. Wir können aus diesem Kapitel sehr viel lernen für den Konflikt im Volk Gottes heute. Wie entstehen Konflikte? Wie entstehen Missverständnisse? Aber auch: Was sind die wichtigen Voraussetzungen, um solche Konflikte zu lösen? Also ein Kapitel von sehr praktischer Bedeutung.
Wir lesen also Kapitel 22: „Damals berief Josua die Rubeniter und die Gaditer und den halben Stamm Manasse, und er sprach zu ihnen: Ihr habt alles beobachtet, was Mose, der Knecht Jehovas, euch geboten hat, und habt meiner Stimme gehorcht in allem, was ich euch geboten habe. Ihr habt eure Brüder nicht verlassen diese lange Zeit bis auf diesen Tag, und habt das Gebot Jehovas, eures Gottes, beobachtet. Und nun hat Jehova, euer Gott, euren Brüdern Ruhe geschafft, wie er zu ihnen geredet hat; und nun wendet euch und ziehet nach euren Zelten, in das Land eures Eigentums, welches Mose, der Knecht Jehovas, euch jenseits des Jordan gegeben hat. Nur achtet wohl darauf, das Gebot und das Gesetz zu tun, welches Mose, der Knecht Jehovas, euch geboten hat: Jehova, euren Gott, zu lieben und auf allen seinen Wegen zu wandeln und seine Gebote zu beobachten, und ihm anzuhangen und ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele. Und Josua segnete sie und entließ sie; und sie zogen nach ihren Zelten.
Und der einen Hälfte des Stammes Manasse hatte Mose in Basan ein Erbteil gegeben; aber seiner anderen Hälfte hatte Josua mit ihren Brüdern diesseits des Jordan, gegen Westen, ihr Erbteil gegeben. Und als Josua sie nach ihren Zelten entließ, da segnete er auch sie, und er sprach zu ihnen und sagte: Kehret nach euren Zelten zurück mit vielen Reichtümern und mit sehr vielem Vieh, mit Silber und mit Gold und mit Erz und mit Eisen und mit Kleidern in großer Menge; teilet die Beute eurer Feinde mit euren Brüdern. So kehrten die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse zurück und zogen weg von den Kindern Israel, von Silo, das im Lande Kanaan ist, um in das Land Gilead zu ziehen, in das Land ihres Eigentums, in welchem sie sich ansässig gemacht hatten nach dem Befehle Jehovas durch Mose. Und als sie in die Bezirke des Jordan kamen, die im Lande Kanaan sind, da bauten die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse daselbst einen Altar am Jordan, einen Altar, groß von Ansehen. Und die Kinder Israel hörten sagen: Siehe, die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse haben einen Altar gebaut, angesichts des Landes Kanaan, in den Bezirken des Jordan, den Kindern Israel gegenüber. Und als die Kinder Israel es hörten, da versammelte sich die ganze Gemeinde der Kinder Israel nach Silo, um wider sie hinaufzuziehen zum Kriege. Und die Kinder Israel sandten zu den Kindern Ruben und zu den Kindern Gad und zu dem halben Stamme Manasse, in das Land Gilead, Pinehas, den Sohn Eleasars, des Priesters, und zehn Fürsten mit ihm, je einen Fürsten für ein Vaterhaus, von allen Stämmen Israels; und sie waren ein jeder das Haupt ihres Vaterhauses unter den Tausenden Israels. Und sie kamen zu den Kindern Ruben und zu den Kindern Gad und zu dem halben Stamme Manasse, in das Land Gilead, und redeten mit ihnen und sprachen: So spricht die ganze Gemeinde Jehovas: Was ist das für eine Treulosigkeit, die ihr gegen den Gott Israels begangen habt, dass ihr euch heute abwendet von der Nachfolge Jehovas, indem ihr euch einen Altar bauet, um euch heute wider Jehova zu empören? Ist es uns zu wenig an der Ungerechtigkeit Peors, von welcher wir uns noch nicht gereinigt haben bis auf diesen Tag, und doch kam die Plage über die Gemeinde Jehovas? Und ihr, ihr wendet euch heute ab von der Nachfolge Jehovas! Und es wird geschehen, empöret ihr euch heute wider Jehova, so wird er morgen über die ganze Gemeinde Israels erzürnen. Jedoch wenn das Land eures Eigentums unrein ist, so kommet herüber in das Land des Eigentums Jehovas, wo die Wohnung Jehovas weilt, und machet euch ansässig in unserer Mitte, aber empöret euch nicht wider Jehova, und empöret euch nicht wider uns, indem ihr euch einen Altar bauet außer dem Altar Jehovas, unseres Gottes. Hat nicht Achan, der Sohn Serachs, Untreue an dem Verbannten begangen? und ein Zorn kam über die ganze Gemeinde Israels; und er kam nicht als ein Einzelner um in seiner Ungerechtigkeit.
Und die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse antworteten und sprachen zu den Häuptern der Tausende Israels: Der Gott der Götter, Jehova, der Gott der Götter, Jehova, er weiß es, und Israel soll es wissen: wenn es aus Empörung, und wenn es aus Treulosigkeit gegen Jehova geschehen ist, - so mögest du uns nicht retten an diesem Tage! - dass wir uns einen Altar gebaut haben, um uns von der Nachfolge Jehovas abzuwenden, und wenn es geschehen ist, um Brandopfer und Speisopfer darauf zu opfern, und wenn, um Friedensopfer darauf zu opfern, so möge Jehova es fordern! Und wenn wir nicht aus Besorgnis vor einer Sache dies getan haben, indem wir sprachen: Künftig werden eure Kinder zu unseren Kindern sprechen und sagen: Was habt ihr mit Jehova, dem Gott Israels, gemein? Jehova hat ja eine Grenze, den Jordan, zwischen uns und euch gesetzt, ihr Kinder Ruben und ihr Kinder Gad; ihr habt kein Teil an Jehova! Und so würden eure Kinder machen, dass unsere Kinder aufhörten, Jehova zu fürchten. Und so sprachen wir: Wir wollen uns doch daran machen, den Altar zu bauen, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer; sondern ein Zeuge soll er sein zwischen uns und euch und zwischen unseren Geschlechtern nach uns, damit wir den Dienst Jehovas vor ihm verrichten mit unseren Brandopfern und mit unseren Schlachtopfern und mit unseren Friedensopfern, und damit nicht eure Kinder künftig zu unseren Kindern sagen: Ihr habt kein Teil an Jehova! Und wir sprachen: Geschieht es, dass sie künftig zu uns oder zu unseren Geschlechtern also sprechen, so werden wir sagen: Sehet das Abbild des Altars Jehovas, welches unsere Väter gemacht haben, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer; sondern ein Zeuge sollte er sein zwischen uns und euch! Fern sei es von uns, dass wir uns wider Jehova empören und uns heute von der Nachfolge Jehovas abwenden, indem wir einen Altar bauen für Brandopfer, für Speisopfer und für Schlachtopfer, außer dem Altar Jehovas, unseres Gottes, der vor seiner Wohnung ist! Und als Pinehas, der Priester, und die Fürsten der Gemeinde und die Häupter der Tausende Israels, die mit ihm waren, die Worte hörten, welche die Kinder Ruben und die Kinder Gad und die Kinder Manasse redeten, war es gut in ihren Augen. Und Pinehas, der Sohn Eleasars, des Priesters, sprach zu den Kindern Ruben und zu den Kindern Gad und zu den Kindern Manasse: Heute erkennen wir, dass Jehova in unserer Mitte ist, weil ihr diese Treulosigkeit nicht gegen Jehova begangen habt. Nunmehr habt ihr die Kinder Israel von der Hand Jehovas errettet. Und Pinehas, der Sohn Eleasars, des Priesters, und die Fürsten kehrten zurück von den Kindern Ruben und von den Kindern Gad, aus dem Lande Gilead in das Land Kanaan, zu den Kindern Israel und brachten ihnen Antwort. Und die Sache war gut in den Augen der Kinder Israel; und die Kinder Israel priesen Gott und sprachen nicht mehr davon, wider sie hinaufzuziehen zum Kriege, um das Land zu verderben, in welchem die Kinder Ruben und die Kinder Gad wohnten. Und die Kinder Ruben und die Kinder Gad nannten den Altar Zeuge: denn er ist ein Zeuge zwischen uns, dass Jehova Gott ist.“
Ja, ein langes Kapitel, aber sehr lehrreich. Wie hat der Konflikt begonnen? Teilnehmer: Die Israeliten haben etwas sagen gehört. Liebi: Ja, also mit Hörensagen, mit einem Gerücht hat es begonnen. Oder noch vorher. Es ist ja tatsächlich etwas geschehen, Vers 10. Als die Stämme aus dem Ostjordanland in ihr Gebiet zurückgekehrt waren, – Übrigens noch mal mit der deutlichen Warnung von Josua, wirklich dem Herrn die Treue zu halten, Vers 5. – haben sie einen Altar beim Jordan gebaut. Dann kam das Gerücht, Vers 11. Und der nächste Schritt? Teilnehmer: Krieg, oder besser Kriegsvorbereitung. Liebi: Ja, also Mobilmachung der Armee Israels. Das wäre fast schief gegangen, oder? Also für sie war das Hörensagen schon so klar, dass man die Armee bereits einberufen hat, um zuzuschlagen. Aber nicht aus irgendwelchen bösartigen Überlegungen heraus, sondern sie wollten das Böse im Volk Gottes nicht stehen lassen. Sie haben sich gesagt: Wir sind verantwortlich! Wenn die so etwas machen und wir das einfach gleichgültig hinnehmen, dann wird letztlich der Zorn Gottes auch uns treffen. Also es ging eigentlich wirklich um die Ehre Gottes, aber sie haben trotzdem ganz entscheidende Fehler gemacht. Das Hörensagen ist so gefährlich, denn da wird so vieles verdreht, nur halb gesagt und auch falsch verstanden, so dass man fast immer damit rechnen kann, dass die Nachricht nicht richtig rüber gekommen ist. Aber schließlich machen sie als nächsten Schritt dann eben doch keinen Krieg. Sondern? Teilnehmer: Sie schicken eine Delegation. Liebi: Ja, und zwar was für Leute? Teilnehmer: Priester. Liebi: Ja Priester, und zwar einen ganz besonderen Priester. Teilnehmer: Den Hohepriester. Liebi: Den Hohepriester, ja, Pinehas.
Wo hat der schon eine große Rolle gespielt? Teilnehmer: Bei Peor, wo er den Peor durchbohrt hat. Liebi: Ja, Baal-Peor, also das war kurz bevor Israel ins verheißene Land kam. Da haben sie sich ja von den Moabitern zur Kultprostitution verführen lassen. Und Pinehas hat einen derartig feurigen, göttlichen Zorn gehabt und hat dann einen Israeliten dort durchbohrt. Und so ist dann der Zorn Gottes von Israel gewichen. Das war in 4. Mose 25. Also dieser Pinehas hatte schon einmal Treulosigkeit im Volk Israel erlebt, wie dadurch das Gericht Gottes über Israel gekommen ist und das nur gestoppt werden konnte, indem Pinehas diesen israelitischen Mann zusammen mit der moabitischen Hure getötet hatte. Im Ganzen sind damals durch diese Plage 24000 Leute im Volk gefallen. Übrigens steht in 1. Korinther 10, an einem Tag fielen 23000. Aber diesen Konflikt kann man ganz einfach lösen. In 4. Mose 25 steht 24000 und in 1. Korinther 23000, aber im 1. Korinther steht an einem Tag und in 4. Mose 25 gibt es keine Zeitangabe. Also in 4. Mose haben wir das Total von 24000 und in 1. Korinther die 23000, die an einem einzigen Tag gestorben sind. So als kleiner Hinweis für Leute, die immer wieder Unstimmigkeiten in der Bibel entdecken wollen.
Gut, also Pinehas, ein Mann mit Erfahrung auf diesem Gebiet, wird gesandt. Wer ging noch weiter mit? Teilnehmer: Die Fürsten der zehn Stämme. Liebi: Ja, also nicht nur Levi und dann vielleicht noch zwei bis drei aus anderen Stämmen. Nein, jeder Stamm hat die Verantwortung wahrgenommen und einen Vertreter geschickt, also seinen Fürsten geschickt. Und dann auch noch die Tausendschaftsführer, also die Häupter, die immer über Tausend waren. Das sind Unterfürsten innerhalb eines Stammes. Gut, und was war der nächste Schritt? Teilnehmer: Und dann haben sie geredet. Liebi: Die haben geredet. Wie würde man den Ton einschätzen indem sie geredet haben? Teilnehmer: Erst einmal aggressiv. Liebi: Ja, aber wenn wir es vielleicht noch positiver ausdrücken wollen, können wir sagen, sie hatten einen scharf ermahnenden Ton. Aber sie haben den anderen die Möglichkeit zur Erwiderung gegeben. Das ist schon mal viel wert. Sie haben ihnen zugehört. Für sie war die Sache zwar klar, aber sie gehen eben doch hin und hören sich an, was sie dazu zu sagen haben. Und es ist schon eindrücklich, wenn Gott, der ja ein Gott des Wissens ist (so wird er von Hanna im 1. Buch Samuel 2 genannt), bei der Sache mit Babel und dem Turmbau, bevor er mit dem Gericht eingreift, hinabgeht und sich das noch aus der Nähe anschaut. Obwohl er doch alles weiß. Warum hat er das getan? Also Gott zeigt uns als Beispiel, er, der sowieso alles weiß, geht hin und schaut nach. Wie viel mehr sollten wir das tun.
Das ist also 1. Mose 11, 7. Nachdem in Babel der Turm in Angriff genommen wurde, sagt Gott in Vers 7: „Wohlan, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht verstehen!“ Nein, Vers 5, in Vers 7 kommt ja schon das Gericht: „Und Jehova fuhr hernieder, die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschenkinder bauten.“ Gott schaut sich das aus der Nähe an. Nicht weil er es nötig hätte, aber um uns ein Beispiel zu geben. Übrigens, wenn er dann in Vers 7 sagt: Wohlan, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache verwirren!, dann ist dieses «lasst uns» ist ein früher Hinweis auf die Trinität. Teilnehmer: Es könnte aber doch auch einfach darauf hinweisen, dass er noch Engel dabei hat. Liebi: Gut, so würde man es im Judentum jedenfalls auffassen. Und das auch schon in 1. Mose 1, 27: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild. Aber dort ist das Problem: Wie kann Gott zu den Engeln in unserem Bild sagen, so als wären quasi die Engel auf der gleichen Stufe wie Gott? Dort scheitert es. Teilnehmer: Ja, aber die Menschen sind ja auch in seinem Bild. Warum sollten es dann die Engel nicht sein? Ja, aber dann wäre der Mensch im Bild der Engel gemacht. Teilnehmer: Ja aber wenn die Engel im Bild Gottes gemacht wären, so wie die Menschen, dann ist es ja kein Problem mehr, dass die Menschen den Engeln ähneln. Dann sind beide Gott ähnlich. Liebi: Gut, aber der weitere Beweis wäre dann: Lasst uns Menschen schaffen. Und das Wort für Schaffen, bara, wird nur für Gott verwendet. Das wird im Hebräischen zum Beispiel nie für Künstler verwendet, die ja auch ein Werk schaffen. Dieses Wort für Schaffen wird aber nur für Gott verwendet. Es ist natürlich wichtig, solche Argumente anzuführen. Es gibt ja oft so Argumente, die man aus Respekt schluckt und sie nicht weiter bedenkt, aber wir müssen ja schließlich auch solchen Gegnern wirklich Argumente bringen können, die etwas aushalten. Sehr gut, danke. Übrigens, gibt es noch ein anderes Beispiel, wo Gott auch zuerst hinabgeht und nachschaut, bevor das Gericht kommt? Sodom und Gomorrah. Das heißt, dort gingen zwei Engel im Auftrag Gottes hin. Nur zu Abraham ging Gott mit zwei Engeln. Nach Sodom schickte er zwei Engel. Aber Gott schaut eben auch dort nach, um uns ein Beispiel zu geben. Man darf sich nicht aufs Hörensagen verlassen.
Aber in der Argumentation der zehn Stämme unter Pinehas fällt mir einiges Interessante auf. Wie argumentieren sie? Sie machen ja nicht einfach nur den Vorwurf: Was ist das für eine Treulosigkeit! Das enthält schon viel mehr. Sie gehen zurück auf die biblische Geschichte, was schon früher geschehen ist. Worauf nehmen sie Bezug? Teilnehmer: Auf die Sünde von Peor. Liebi: Jawohl, also genau auf das Kapitel von 4. Mose 25, dort wo Pinehas eine führende Rolle gespielt hat. Also sie gehen zurück und nehmen biblische Beispiele, um ihnen zu zeigen: Seht ihr, das war schon früher so im Volk Gottes. Da hat man so etwas begangen und war dem gegenüber gleichgültig und dann ist die Plage Gottes über das ganze Volk gekommen. Teilnehmer: Bei Achan. Liebi: Ja, in welchem Vers wird das erwähnt? Vers 20. Also es wird nicht nur auf 4. Mose 25 verwiesen, sondern auch auf Josua 7. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt, es wird biblisch, heilsgeschichtlich argumentiert. Das was früher geschehen ist, ist nicht einfach wie ausgelöscht. Es ist auch sehr wichtig, wenn wir heute im Volk Gottes Konflikte haben, dass wir auch die Geschichte der Kirche in früheren Zeiten dabei betrachten, dass wir nicht blind sind für das, was schon früher geschehen ist. Manchmal sehen wir unsere Gemeinde quasi nur so im Moment, aber wir sollten Kirchengeschichtlich denken. Wenn irgendein neues Phänomen aufkommt, sagen wir zum Beispiel der Torontosegen, dann sagen wir: Das ist halt einfach so. Dann muss man aber argumentieren: Erweckung und dann fallen die Leute um. Wie war das in der Reformation? Das war doch die Erweckung, die Gott in Europa geschenkt hat. Nun, sind die Leute dort auch umgefallen? Nein. Hat Luther in Zungen gesprochen? Nein. Ja, wieso haben wir eine derartige Erweckung gehabt und all das fehlte? Oder gehen wir weiter zurück. Und so muss man auch argumentieren: Wie hat Gott mit seinem Volk schon früher gehandelt? Und ganz besonders: Wie hat Gott gehandelt in der biblischen Geschichte? Und wir lernen daraus, wie wichtig es ist, auch die ganze biblische Geschichte gut zu kennen. Denn für alle möglichen Situationen und Fälle, die heute eintreten können, finden wir Beispiele, die in der Geschichte Israels schon früher vorgekommen sind. Gerade in einer solchen Situation, Streit im Volk Gottes durch ein Missverständnis, und man meint voreilig, schon alles zu wissen. Wenn man solche Beispiele griffbereit hat, dann hilft das einem eben, diese Fehler zu vermeiden.
Teilnehmer: Aber ist da nicht das Problem, dass diese Männer schon in der zweiten Stufe argumentieren, also die Folgen beschreiben von etwas, das noch gar nicht bewiesen ist. Das heißt, sie argumentieren ja: Ihr habt eine Treulosigkeit begangen und deshalb. Das heißt, bevor nicht diese Sache klar ist, macht es doch keinen Sinn, darauf jetzt irgendwelche Dinge aufzubauen. Aber es klingt natürlich sehr fromm und sehr bibeltreu. Liebi: Ja, ich meine, was ich damit positiv werten wollte, ist, dass sie auf frühere Beispiele zurück gehen und aus den Beispielen der Heilsgeschichte lernen. Und das sollen wir für uns nehmen. Aber man kann natürlich, wie du sagst, schon vorschnell Schlüsse ziehen und Bibelstellen zitieren und dabei hat das mit der Situation gar nichts zu tun. Es ist ganz ähnlich wie bei den Freunden Hiobs. Was haben die doch für tolle Argumente vorgebracht. Aber sie haben es der falschen Person und zur falschen Zeit gesagt. So kann man also ganz toll argumentieren, alles stimmt, nur es passt trotzdem nicht, weil die Person, die man bombardiert, in einer ganz anderen Situation ist. Teilnehmer: Aber vielleicht muss man ja auch die Einstellung Israels in Schutz nehmen, denn was wirklich sichtbar war, war der Altar. Und Gott hatte ja gesagt, nur an dem Ort, den ich bestimmen werde. Und diesen Altar hatten sie ja mit ihren Augen gesehen, und ich denke, es waren mehr als zwei bis drei Zeugen, die den anderen das mitgeteilt haben. Liebi: Ja gut, die Tatsache des Altars war da. Aber da muss man trotzdem mal nachfragen, wie das gemeint ist, denn durch die Begründung können diese Tatsachen schon wieder relativ sein. Ja, die Tatsache des Altars war da und das Gebot, dass es nur einen Altar im Land Israel geben sollte, auf dem geopfert wird, auch. Das hatte ja Mose in 5. Mose 12 gesagt. Und da hätte man fragen müssen: Wollt ihr wirklich Brandopfer auf dem Altar darbringen? Und dann hätten sie gesagt: Nein, natürlich nicht. Das war nicht unsere Absicht. Aber eben, das war schon wieder zu viel gedacht. Der Altar, ja das stimmt. Aber dass sie darauf opfern wollten stimmt nicht.
Weiter, wie reagieren nun die zweieinhalb Stämme? Teilnehmer: Sie rufen Gott als Zeugen an, dass sie nichts Böses damit vorhatten. Liebi: Ja, sie beginnen mit Gott und geben ihm ganz besondere Titel: Der Gott der Götter, der Ewige. Das zeigt uns wirklich ihre Gesinnung. Es geht ihnen um den Herrn und nicht um sie. Das ist ganz eindrücklich. Und normalerweise ist es doch unter uns Menschen so, dass es bei Druck Gegendruck gibt. Und wie reagieren sie auf den Druck? Wie würde man das neutestamentlich beschreiben? Es gibt dort ein wunderbares Wort dafür. Teilnehmer: Sie argumentieren geistlich. Teilnehmer: Sie reagieren mit Sanftmut. Liebi: Ja, sanftmütig. Peter, wie würdest du Langmut und Sanftmut definieren? Das ist die beste Erklärung des Wortes, die ich je gehört habe. Du hast gesagt, Sanftmut drückt das Maß der Härte aus, mit der man reagiert. Und Langmut die Schnelligkeit, also wie lange man mit der Reaktion wartet. Also sie haben Langmut gezeigt, indem sie nicht einfach explodiert sind. Und Sanftmut, indem sie nicht mit Gegendruck und Härte reagiert haben.
Teilnehmer: Ein Altar ist doch ein Zeugenstein, oder? Liebi: Ja, dass Steine quasi benutzt werden als Zeugnis, das findet man immer wieder. Teilnehmer: Das nannte man doch Altar dann, oder? Liebi: Nein, nein. Ein Altar, mizbeach, meint effektiv einen Schlachtplatz. Mizbeach heißt Schlachtplatz. Die Wurzel zabach heißt schlachten und viele Wort die mit einem . Mose beginnen, bezeichnen einen Ort. Mizbeach ist der Ort des Schlachtens. Der makom, das ist der Ort des Stehens. Und so weiter. Also das ist ein Schlachtplatz, aber eben symbolisch. Sie geben Gott die Ehre. Und dann sagen sie weiter: Wenn es wirklich so wäre, wie ihr sagt, dann möge der Herr uns bestrafen, dann braucht ihr uns nicht zu retten. Aber dann erklären sie ihnen auch, aus welcher Überlegung heraus sie das getan haben. Und zwar? Teilnehmer: Weil die Kinder der 9, 5 Stämme sagen könnten, ihr gehört gar nicht zu uns. Was mich besonders trifft, ist der Ausdruck Besorgnis in Vers 24. Es ist aus Besorgnis geschehen. Also die haben Sorgen gehabt im Blick auf die künftigen Generationen. Das ist doch gewaltig. Die hätten doch so in der Gegenwart leben können, jetzt haben wir das Land, jetzt haben wir die Ruhe vor den Feinden. Aber die haben gedacht: Wie geht das weiter? Wie wird das mit den künftigen Generationen weitergehen? Wir haben jetzt Ruhe, eine tolle Situation, aber wie wird das später sein? Und das ist doch so wichtig, dass man auch heute in örtlichen Gemeinden überlegt, Besorgnis hat, wie das mit den weiteren Generationen wird. Zum Beispiel, nur mal so praktisch aus dem Leben gegriffen, findet man in der neuen Generation allgemein kein großes Interesse mehr am Bibelstudium. Sondern was gefragt ist, sind Erfahrungen, Gefühlserlebnisse und so weiter. So wie es ein Einkaufserlebnis gibt und einen Erlebnispark, so muss es auch einen Erlebnisgottesdienst geben. Aber Bibelstudium: Nein! Was kommt dabei heraus, wenn die biblischen Grundlagen immer mehr verloren gehen?
Also ist es ganz wichtig, dass die ältere Generation sich die Frage stellt: Wie geht es weiter mit den künftigen Generationen? Die haben Besorgnis gehabt. Und sie haben sich überlegt, dass es zu einem Bruch kommen könnte und das alles, wegen dieser Jordangrenze. Da könnte quasi das Volk Gottes einmal auseinander fallen, aus geographischen Gründen. Und sie haben sich gesagt: Wir stellen dieses Symbol hier auf, ein Abbild des einen Altars in Silo, damit ein solcher Bruch verhütet werden kann. Und die Reaktion der übrigen Stämme auf diese Erklärung? Teilnehmer: Erleichterung. Liebi: Ja, wie heißt es wörtlich im Text? Es war gut in ihren Augen. Also sie konnten es akzeptieren, haben sich also besänftigen lassen. Und sie gehen dann wieder zurück nach Silo und informieren das ganze Volk Gottes. Alles kommt zur Ruhe. Aber in der Kirchengeschichte ist es leider nicht immer so glatt gelaufen wie hier. Und wir können dennoch sehr viele Prinzipien daraus lernen. Wie können wir Konflikte lösen? Wie kann man sie angehen. Wo muss man aufpassen, dass man die andere Partei nicht noch mehr anheizt. Also ein herrliches Beispiel dafür, wie Gott ein Auseinanderfallen des Volkes Gottes hier verhindert hat. Und wie man sieht, die scheinbar Liberalen, die 2, 5 Stämme, hatten nicht die Absicht, irgendwie untreu zu werden, sondern sie hatten wirklich Besorgnis für die künftige Generation.
Teilnehmer: Ein Bibelausleger hat diesen Aspekt sehr wenig herausgehoben, dass die 9, 5 Stämme ein wenig voreilig waren, sondern er hat mehr auf den 2, 5 Stämmen rumgehackt, sage ich mal, weil sie ja den eigentlichen Plan Gottes durch Eigenwillen verlassen haben. Und dass sie hier eigentlich noch eine Chance hatten, sich doch noch westlich des Jordan anzusiedeln und sie diese Gelegenheit aber verpasst haben. Kann man das so sehen? Liebi: Das würde ich auf keinen Fall so sehen, weil Gott ihnen das Ostjordanland effektiv gewährt hat durch Mose. Wenn Gott das nicht gewollt hätte, hätte er gesagt: Nein, das geht nicht. Aber unter Mose hat er ihnen ja zugestanden, dass sie sich dort ansiedeln dürfen. Teilnehmer: Ja, aber die erste Reaktion von Mose war ja klar ablehnend. Liebi: Ja sicher, weil er alle jenseits des Jordan haben wollte. Teilnehmer: Und dann hat über Umwege Mose und auch Gott der Sache zugestimmt. Und wenn das passiert ist, dann muss man fragen, ist man dann noch treuer, wenn man später sagt: Jetzt gehe ich doch dahin, wo ich ursprünglich mal hin sollte. Der Ausdruck kommt ja hier in Vers 19: Macht euch ansässig in unserer Mitte. Liebi: Gut, aber es kommt ja noch dazu, das Gebiet jenseits des Jordan war das Kernland, das Gott als verheißenes Land versprochen hatte. Aber das Land östlich sollte sowieso auch im Plan Gottes einmal verheißenes Land werden, wenn man sich den Plan in Hesekiel anschaut für die Endzeit. Also in diesem Sinn haben das schon vorweggenommen. Es lag nicht völlig außerhalb des Planes Gottes. Und deshalb würde ich sie wirklich nicht verurteilen. Sie sind nicht über die Schrift hinausgegangen, sondern haben das ausgeschöpft, was im Rahmen des Gesetzes möglich war. Ein Altar als Symbol war möglich, ein Altar für Opfer nicht.
Teilnehmer: Dann hätten sie doch einfach hingehen können und mit den anderen sprechen, bevor sie den Altar bauen. Liebi: Klar, so hätten sie es verhindern können. Aber da kommt doch eine Autonomie heraus, die ja auch gesund ist. Teilnehmer: Aber es kommt doch auch heraus, dass sie Gott nicht genug vertrauten, dass er sie auch ohne diesen Altar zusammenhalten konnte. Liebi: Gut, aber könnte man dann nicht auch sagen: Wir, im Blick auf unsere zukünftige Generation, müssen gar nichts machen, lasst uns einfach nur beten? Teilnehmer: Aber das ist uns doch verheißen, dass wir unsere Sorgen und Anliegen vor Gott bringen sollen. Liebi: Gut, in der Bergpredigt geht es ja um die alltäglichen Dinge, aber wir müssen doch trotzdem bereit sein, unsere Verantwortung auch in der Tat wahrzunehmen. Also beten einerseits, aber auf der anderen Seite auch unsere Verantwortung konkret wahrnehmen. Ich meine, die Kinder erziehen können wir auch nicht, indem wir nur beten. Wir müssen beten und erziehen. Teilnehmer: Und ich denke auch, wenn man immer erst fragt, dann bedeutet das ja, dass man selber keine eigene Vorstellung hat, keine eigene Perspektive. Liebi: Sie meinen jetzt, die anderen Stämme fragen? Teilnehmer: Ja. Könnte man das tun, jeder hat ja letztlich eine eigene Verbindung zu Gott und sieht Dinge, die die anderen nicht sehen. Liebi: Das meinte ich ja mit der Autonomie. Also nicht falsch verstehen. Eine gewisse Selbstständigkeit vor Gott ist gesund, die muss auch da sein.