Das Hohelied - Teil 02 - Die Freude der Liebe - Teil 1/3
Roger Liebi
30.10.2019
ID: 31732
Guten Abend, ich begrüße alle herzlich zu unserem Studium über das Hohelied. Und zwar wollen wir zu Beginn nochmals die Verse in Kap 1 lesen:
1. „Das Lied der Lieder, von Salomo.
2. Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.
3. Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name; darum
lieben dich die Jungfrauen.
4. Zieh mich: Wir werden dir nachlaufen. Der König hat mich in seine Gemächer geführt:
Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als
Wein! Sie lieben dich in Aufrichtigkeit.
5. Ich bin schwarz, aber anmutig, Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie
die Zeltbehänge Salomos.
6. Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat:
Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, bestellten mich zur Hüterin der Weinberge;
meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.
7. Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo weidest du, wo lässt du lagern am
Mittag? Denn warum sollte ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner
Genossen?
8. Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geht hinaus, den Spuren
der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.
9. Einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin.
10. Anmutig sind deine Wangen in den Kettchen, dein Hals in den Schnüren.
11. Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Punkten aus Silber.
12. Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.
13. Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht.
14. Eine Zypertraube ist mir mein Geliebter, in den Weinbergen von En-Gedi.“
Wir haben letztes Mal einige Einleitungsfragen behandelt. Wir haben gesehen, wer der Autor ist, Salomo, die Zeit, will ich alles nicht mehr wiederholen. Was wir noch nicht behandelt haben, ist die Einteilung des Buches. Die ist immer ganz wichtig, wenn man ein Bibelbuch beginnt, denn die richtige Einteilung hilft für das richtige Verständnis. Dabei ist es wichtig nach Markierungen zu suchen, die der Heilige Geist selber in den Text gegeben hat, um einzuteilen. Damit man nicht einfach mutwillig irgendwie einteilt nach Gutdünken. Dazu ist im Hohelied ein Refrain gegeben. Man sieht hier in der Übersicht, das Buch besteht aus vier Teilen und das ergibt sich eben durch drei Stellen, wo der Refrain in diesen schönsten aller Lieder von Salomo vorkommt. Also Kap 2, 7; 3, 5 und 8, 4. So ergibt sich natürlicherweise die Einteilung von Kap 1, 1 bis 2, 6: Die Freude der Liebe wird hier vorgestellt. Dann geht es um die Sehnsucht der Liebe von 2, 9 bis 3, 4. Dann der längste Teil: Die Höhen und auch Tiefen der Liebe von 3, 6 bis 8, 3. Wobei wir sehen werden, dass dieser lange Teil nochmals unterteilt werden kann, aber es ist die dritte Strophe. Und schließlich der letzte Teil, der Höhepunkt, sehr kurz, von 8, 5 bis 8, 14, aber da wird uns die Vollkommenheit der Liebe vorgestellt.
Nun lesen wir den Refrain, Kap 2, 7: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschen des Feldes, dass ihr weder weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr gefällt!“ Also sie spricht die Mädchen von Jerusalem an, das sind die Töchter Jerusalems. Und zwar stellt sie die Töchter Jerusalems unter Schwur, das heißt also, was sie da in dem Vers sagt, die Braut Sulamith, die Jungverheiratete, wie wir letztes Mal gesehen haben und sagt damit etwas ganz Ungewöhnliches. Die Ermahnung ist, die Liebe soll nicht aufgeweckt werden. Sie verwendet zwei Wörter, „nicht weckt noch aufweckt die Liebe“ bis zu dem Zeitpunkt, wo es eben ihr selber gefällt. Diesen Schwur bestärkt sie noch mit zwei Tieren. Mit den Gazellen und den Hindinnen des Feldes. Eine Hindin ist ein altes Wort für die Hirschkuh. Zwei Tiere, die ganz besonders empfindlich sind auf kleinsten Lärm, kleinste Beunruhigung. Wenn man diese Tiere beobachten will, heißt es absolute Ruhe, sich nicht bewegen. Nur kleinste Unruhe bewirkt schon, dass sie Gefahr wittern und davon sind im Eiltempo. Also ja nicht irgendwelchen auch geringen Lärm verursachen, um die Liebe zu wecken, bis es ihr gefällt. Das ist ein ganz, ganz wichtige Grundsatz für die gesunde Entwicklung von Kindern. Das ist genau das Gegenteil der Gender-Ideologie von heute. Die möchte die Liebe bei den Kindern aufwecken im Kindergarten und schon vorher. Und möchte etwas in dem Kind wecken, bevor überhaupt die natürliche Entwicklung in Gang gekommen ist. Es ist ein Grundsatz, das wissen alle, die da Kinder erzogen haben und einige Kinder erzogen haben, die wissen ganz genau, man muss, wenn es um das Thema Liebe und Sexualität geht, muss man mit den Kindern immer so reden, wie es ihrem Verständnis und ihrem Entwicklungsstand angepasst ist. Die einen sind ein bisschen frühreifer als andere, aber immer entsprechend. Wenn sie mit Fragen kommen, die Fragen ernst nehmen und darüber offen sprechen. Die Bibel spricht auch offen über dieses Thema, aber nie derb und nie schmutzig. Das ist gerade auch das, was wir aus dem Hohelied lernen, da geht es um die Sexualität in der Ehe, aber alles ist sauber, schön, lieblich, anmutig ausgedrückt. Und so ist es wichtig, dass man wie die Bibel ist, nicht verklemmt aber auch nicht schamlos, sondern eben auf diese saubere Art, wie die Bibel uns das vorstellt. Aber man muss auf die Kinder eingehen und ihnen das so erklären, dass sie für den bestimmten Entwicklungsstand das mitbekommen, was sie wissen müssen. Die Entwicklung geht natürlich und die Zeit der Liebe, die kommt. Aber eben nicht früher aufgeweckt und da muss man sehr aufpassen gerade im Umfeld, dass man da nichts Falsches macht und nicht etwas auslöst, was nicht ausgelöst werden soll. Da spielt natürlich die ganze Sexualisierung in unserer Gesellschaft eine Riesenrolle. Da wird bei den Kindern ein Riesenlärm gemacht und das geht über Reklame, über die Medien, über die Schule, überall wird Lärm gemacht und die Bibel sagt: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschen des Feldes, dass ihr weder weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr gefällt!“
In Hesekiel 16 wird Jerusalem beschrieben, in bildlicher Sprache wird die ganze Geschichte Jerusalems dort dargestellt. Die Zeit, da Gott Jerusalem, die früher eine heidnische Stadt der Kanaaniter war, als seine Stadt annahm, unter König David, wird hier sehr schön beschrieben. Kap 16, 6:
6. „Da ging ich an dir vorüber und sah
dich zappeln in deinem Blut; und ich sprach zu dir: In deinem Blut lebe! Und ich
sprach zu dir: In deinem Blut lebe!
7. Zu Zehntausenden, wie das Gewächs des Feldes, machte ich dich; und du wuchsest
heran und wurdest groß, und du gelangtest zu höchster Anmut; die Brüste rundeten
sich, und dein Haar wuchs; aber du warst nackt und bloß.
8. Und ich ging an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war die Zeit
der Liebe; und ich breitete meinen Zipfel über dich aus und bedeckte deine Blöße;
und ich schwor dir und trat in einen Bund mit dir, spricht der Herr, HERR, und du
wurdest mein.“
Also dieser Ausdruck „und siehe, deine Zeit war die Zeit der Liebe“, darum geht es mir speziell, das ist eben in der Entwicklung, wo dann das erwachen soll, und zwar eben nicht auf forcierte Art, sondern auf richtige Art.
Übrigens, die Freundinnen der jungverheirateten Braut in Hohelied 1, das sind ja diese Jungfrauen, die wir schon in Kap 1, 3 gefunden haben. Also das sind Freundinnen der Braut und die sind sehr stolz, dass sie mit Sulamith befreundet sind und zwar weil sie befreundet sind mit dieser jungen Frau, die erwählt worden war von König Salomo. Die schätzen natürlich König Salomo und sind stolz, dass sie eine Beziehung haben zu dem höchsten Herrscher Israels über alle 12 Stämme. Darum heißt es in Vers 3: „... darum lieben dich die Jungfrauen.“ Das Wort Jungfrau hier ist [alma], das bedeutet Jungfrau aber es kommt von einer Wurzel [alam] und im Arabischen findet man diese Wurzel mit der Bedeutung „Verlangen haben zu Heiraten“. Also alma bezeichnet eine Jungfrau, aber nicht ein Mädchen. Darum hat mich das ein bisschen gestört, als du vorgelesen hattest, bei dir heißt es nämlich „darum lieben dich die Mädchen“. Aber das wäre [na’ara], aber hier haben wir [alma], das ist eigentlich die Jungfrau, und zwar die heiratsfähige Jungfrau, aber noch nicht verheiratet.
Frage: Ist das der gleiche Ausdruck an der Stelle, wo Maria als Jungfrau genannt wird: „Eine Jungfrau wird...“
Antwort: Sehr gut, genau. Dieses Wort kommt im AT sieben Mal vor. Eine weitere Stelle ist Jesaja 7, 14: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel (Gott mit uns) nennen.“ Das ist eine Prophezeiung auf die Frau, die die Mutter des Messias werden soll, aber eben als Jungfrau. Und dieses Wort alma kennt man auch aus der verwandten Sprache Ugaritisch, von den ugaritischen Inschriften, die man in Nordsyrien gefunden hat, dort wird dieses Wort ganz exakt gebraucht für Jungfrau. Das sage ich aus dem Grund, weil man in der liberalen Theologie sagt, alma bedeutet nicht Jungfrau, sondern eine junge Frau oder eben Mädchen. Aber das stimmt nicht. Es ist eine Jungfrau im heiratsfähigen Alter.
Das sind Freundinnen der Braut, die jetzt geheiratet hat, Sulamith, und sind selber auch heiratsfähig. Also sie hat Freundinnen so im ähnlichen Alter, die sie da stolz (im guten Sinne des Wortes stolz) unterstützen, nicht hochmütig. Im Französischen sagt man [fier], stolz im guten Sinn und [orgueilleux] das ist eben stolz im schlechten Sinn. Sulamith sagt im Kollektiv „zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“. Der König soll sie, die Braut ziehen und dann kommen ihre Freundinnen auch mit und zwar zu einer Einladung. In Vers 4 heißt es „... Der König hat mich in seine Gemächer geführt“. Gemächer ist hier nicht irgendwie das Hochzeitsgemach gemeint, sondern das ist das normale Wort [cheder] für einen Raum oder Saal, z.B. einen Speisesaal in einem großen Hotel nennt man [cheder]. Das sind die Säle, die Räume des Palastes. Der König führt seine jungvermählte Braut hinein und auch ihre Freundinnen.
Nun hat das eine besondere Bedeutung: „Ziehe mich“. Keiner von uns wäre zum Glauben gekommen, wenn Gott uns nicht gezogen hätte. In Römer ab 3, 11 lesen wir: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht.“ Also, kein Mensch sucht Gott! Aber es gibt doch Menschen, die Gott suchen und vielleicht können wir uns an diese Zeit erinnern, da haben wir begonnen nach Gott zu fragen. Aber das ist nicht, weil wir plötzlich von uns aus auf die Idee gekommen wären, sondern es ist Gottes Güte, die zieht. Das sagt uns Römer 2, 4: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“ Da wird also klar gemacht, dass Gott den Menschen zur Buße hinleitet, zieht. Und jetzt noch ein ganz besonders schöner Vers aus dem Buch Hosea 11, es geht um die zehn Stämme, genannt Ephraim, Vers 3: „Und ich gängelte Ephraim – er nahm sie auf seine Arme -, aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte. Mit Menschenbanden zog ich sie, mit Seilen der Liebe; und ich wurde ihnen wie solche, die das Joch auf ihren Kinnbacken emporheben, und sanft gegen sie, gab ich ihnen Nahrung.“ Also diese Ausdrucksweise, dass Gott zieht mit Menschenbanden und zwar mit Seilen der Liebe, so geschieht das, so kommt ein Mensch zum Glauben, wenn er dann diesem Zug schließlich nachgibt. Gott zieht alle Menschen, darum wird auch in Römer 2, 5 gesagt „Nach deinem Starrsinn und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zorns.“ Also der Mensch kann diesen Zug mit Seilen der Liebe widerstehen, aber der, der nachgibt, kommt schließlich zur Bekehrung und zum Glauben.
Dieser Zug geht weiter und die Braut, die eben jetzt verheiratet ist, verbunden ist mit dem König, der den Messias vorstellt, den Herrn Jesus sagt „zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“. Hier stellt natürlich Sulamith Israel vor, diesen zukünftigen Überrest, wie ich das letzte Mal erklärt habe, der nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben kommen wird. Der ist diese zukünftige Braut Israel und die Jungfrauen, die Freundinnen, das sind die anderen Nationen. Nicht wahr, in Offenbarung 7, 1-8 wird zuerst der Überrest aus Israel vorgestellt, und zwar die Vorhut, 144.000 Versiegelte aus allen 12 Stämmen Israels. Aber dann ab Vers 9 sieht Johannes eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Die werden durch die große Drangsal hindurchgehen aber sie werden ihre Gewänder im Blut des Lammes waschen und werden gerettet werden. All diese Nationen werden hier dargestellt durch diese Jungfrauen, die auch den König lieben, aber natürlich auf eine andere Art als die Braut. Die tiefste Beziehung wird Israel selber haben. Die Braut ist schon in Verbindung und sie sagt „ziehe mich“.
Jetzt können wir das wieder auf uns beziehen, weil das NT ja klar macht, dass Sulamith, die Braut im Hohelied, nicht nur Israel vorstellt, sondern auch die Gemeinde. Jeder einzelne Gläubige heute gehört zur Gemeinde und soll diesen Wunsch im Gebet ausdrücken: „Ziehe mich. Wir werden dir nachlaufen.“ Dieser Wunsch, dass der Herr uns immer näher zu sich zieht und dieser Wunsch „ziehe mich“ kommt nachdem, was sie in Vers 3 gesagt hat: „Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name; darum lieben dich die Jungfrauen“. Der Name in der Bibel drückt sehr oft das aus, was eine Person ist, ganz besonders, wenn es um die Namen Gottes geht. Die drücken aus, wie Gott ist. Wenn man die Bibel studiert und sich vornimmt, jeden Namen Gottes, den man antrifft beim Lesen speziell anzustreichen, dann wird man nach einiger Zeit Hunderte von Namen Gottes haben. Und jeder Name Gottes drückt etwas aus, wie Er ist. „...Ein ausgegossenes Salböl ist dein Name“, da denken wir natürlich an einen besonderen Namen des Messias, ausgegossenes Salböl, nämlich „Messias“. Messias heißt ja der Gesalbte.
König Salomo war ja gesalbt worden zum König und zwar wo? Wir wissen ganz genau die Stelle und können die heute noch Meter genau lokalisieren. Bei der Gichon-Quelle, schon auf dem Tempelberg, aber auf dem Südabhang grad bei der Davidstadt. Das ist ja die ganzjährige Quelle Jerusalems gewesen im AT, die Wasserversorgung Jerusalems. Dort wurde er mit Öl zum König gesalbt. Im AT konnten drei Ämter durch Salbung eingesetzt werden. Ich sagte „konnten“, weil man nicht sagen kann, dass alle immer durch Salbung eingesetzt wurden. Der König, dann der Hohepriester und drittens der Prophet. Wo haben wir ein Beispiel, wo ein Prophet gesalbt wird? Elia musste Elisa salben. Wenn wir an den Namen Messias denken, dann denken wir daran, Er ist König, Priester und Prophet. Wie in dem Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“. Später heißt es dann, „so fliehen zu ihm wir im Gebet, so ist uns Jesus alles, König, Priester und Prophet“.
Als Prophet hat Er in unsere Dunkelheit hineingeleuchtet, als Priester hat Er uns gerettet dadurch, dass Er sich selber zum Opfer gegeben hat und wer so gerettet ist durch sein Opfer, der wird durch Ihn als Herrn durchs Leben geführt. Da hat Er die königliche Autorität über unser Leben. Nun heißt es hier „ein ausgegossenes Salböl“, Salböl muss man ja in Flaschen gut gedeckt aufbewahren, damit nicht der Geruch entweicht. Aber wenn es dann zu dem Moment kommt, wo man ausgießt, dann entfaltet das Salböl seine ganze Geruchskraft. Da kommt uns vielleicht dieser besondere Moment in den Sinn, wo eine Frau das gemacht hat, Maria in Johannes 12, 3: „Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.“ Es war ja in einer Alabasterflasche und die Alten Ägypter hatten begonnen Öle in Alabasterflaschen mit Pfropfen aufzubewahren. Diese Maria hat ihre Wertschätzung für den Herrn und für das, was Er ist für ihr Herz, das hat sie ausgedrückt, indem sie diese enorm teure Salbe, die man hätte für einen Jahreslohn verkaufen können, 300 Denare. Der Denar war damals der Tageslohn für einen Arbeiter. Aber sie hat das für den Herrn so ausgegossen. Das ganze Haus wurde erfüllt und der Geruch dieser Salbe drückte eben die Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus aus. Darum geht es hier: „Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name“ und dazu sollten wir noch Apostelgeschichte 4, 12 lesen. Denken wir daran, wie der Engel zu Josef gesagt hatte damals in Matthäus 1, 21 „... und du sollst seinen Namen Jesus heißen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.“ Jesus heißt „der Ewige ist Retter“, Jesus ist die griechische Aussprache von Jehoshua. [Je] heißt der Ewigseiende, [shua] heißt Rettung, Retter = der Ewigseiende Retter. Der Herr Jesus mit dem Namen Jesus Christus, Jesus der Messias. Und jetzt lesen wir Apostelgeschichte 4, 12: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen.“ Jawohl, das ist der Einzige, der retten kann und das ist alles gefasst in seinem Namen Jesus Christus und in all den Namen, die eben seine Person beschreiben. Wenn das so vor dem Herzen steht, dann kommt der Wunsch „ziehe mich: Wir werden dir nachlaufen“.
Das war ja auch die Erfahrung in Matthäus 4, als der Herr am See von Genezareth spazierte, da sah er Andreas und Simon und was sagt er ihnen? Schlagen wir Matthäus 4, 18f. auf: „Als er aber am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sie aber verließen sogleich die Netze und folgten ihm nach.“ Er zieht, „folgt mir nach“, das ist sein Ruf. Das war übrigens der typische Ruf eines Rabbi, der Studenten in seine Nachfolge rief. Sie sollten nicht nur von ihm lernen, was er ihnen an Wissen beibrachte, sondern auch von seinem Vorbild lernen. Darum wurden diese Studenten Jünger genannt, die nicht nur einfach kopfmäßig lernen, sondern das auch umsetzen und nachfolgen. Aber das ist nicht irgendein Rabbi, das ist der Sohn Gottes, der König, Priester und Prophet und er sagt „kommt, folgt mir nach“ und dann heißt es, „sie aber verließen sogleich die Netze“, also wir werden dir nachfolgen, das ist genau das. Das war nicht die erste Begegnung mit Petrus und Andreas. Das war nicht eine erste Begegnung und er rief und da kamen sie sofort. Was ging voraus? Die Taufstelle am Jordan bei Jericho, bei Bethanien oder Batara (?) wie der Ort heißt. Davon lesen wir in Johannes 1. Nicht wahr, an einem Tag hat Johannes in Vers 29 gesagt: „...Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“, und da weist er auf den Herrn Jesus hin und jetzt Vers 35:
35. „Am folgenden Tag stand Johannes wieder
da und zwei von seinen Jüngern,
36. und hinblickend auf Jesus, der da wandelte, spricht er: Siehe, das Lamm Gottes!
37. Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.
38. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht
ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi (was übersetzt heißt: Lehrer), wo hältst du dich
auf?
39. Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt,
und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.
40. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von Johannes
gehört hatten und ihm nachgefolgt waren.“
Johannes sagt nochmals in Vers 36 „Siehe, das Lamm Gottes!“, das ist sein Name und dieser Name ziehet und darum heißt es „und die zwei Jünger hörten ihn reden“, und zwar Jünger von Johannes dem Täufer, „und folgten Jesus nach“. Die verlassen Johannes den Täufer, um dem Messias nachzufolgen und sie haben dann den Wunsch, bei ihm zu sein. Der Herr testet sie aber und fragt „was sucht ihr?“ – „Wo hältst du dich auf?“ Sie möchten dort sein, wo er ist und dann sagt er, und das ist übrigens auch ein typisch rabbinischer Ausdruck „kommt und seht!“ Da sind sie dann den ganzen Tag bei ihm, sie wollen bei ihm sein, also ganz entsprechend wie im Hohelied Vers 4: „... Der König hat mich in seine Gemächer geführt: Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Sie lieben dich in Aufrichtigkeit.“
Schauen wir den nächsten Vers an, so schön, wie das mit Andreas weitergeht, Vers 41:
41. „Dieser findet zuerst seinen eigenen
Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (was übersetzt ist:
Christus).
42. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der
Sohn Jonas, du wirst Kephas heißen (was übersetzt wird: Stein).“
Andreas führt jetzt Simon zu dem Messias und was zieht ihn dorthin? Er sagt zu Simon „wir haben den Messias gefunden“. Johannes benutzt extra das hebräische Wort, er hätte auch sagen können „wir haben den Christus gefunden“. Auf Griechisch heißt der Gesalbte Christus, Christos, aber er möchte das Hebräisch ausdrücken, wir haben den Messias gefunden. Und das ist das Wunderbarste, wenn ein Jude zu dem Punkt kommt, dass er sagt „wir haben den Messias gefunden!“ Dann heißt es, er führte ihn zu Jesus und dann bekommt er eben diesen Zweitnamen Kephas (auf Aramäisch) und Johannes übersetzt dann das aramäische Wort noch auf Griechisch, Stein, Petros. Das war die Bekehrung! Da kam Petrus zur Erkenntnis, das ist der Messias. Sein Name ist ein ausgegossenes Salböl. Aber dann gingen sie von dieser Stelle, die in Johannes 1, 28 Bethanien, jenseits des Jordan genannt wird. Das ist also auf jordanischer Seite des Jordans, gegenüber von Jericho. Dieser Ort heißt auf Arabisch „Qasr al yahud“, das darf man nicht mit Bethanien auf dem Ölberg verwechseln, sondern dort unten. Später gingen die alle wieder nach Galiläa, eine weite Reise und dann waren sie wieder in ihrem Beruf. Derselbe Mann von Nazareth geht dort am See entlang und sieht die beim Arbeiten. „Folgt mir nach“ und sie verlassen alles und folgen ihm nach. „Zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“, er hatte sie schon längst gezogen aber jetzt hatte er sie nochmals gezogen und so ist es etwas Wichtiges, dass der Herr uns ständig zieht, auch als Erlöste und wir eben diesen Wunsch haben „zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“.
Dann wird gezeigt, dieser Messias, das ist der König. 5x wird Salomo im Hohelied König genannt. Jetzt gehen sie in seinen Palast hinein und sie sprechen über diese wunderbare Liebe des Königs zu diesem schlichten Mädchen Sulamith, auf Hebräisch sagt mach „Schulamith“. Das hängt ja zusammen mit Shalom – die Friedliche. Salomo spricht man aus mit „Schlomoh“, da merkt man auch das Wort Shalom drin, das heißt der Friedliche oder Friedemann. Wir haben letztes Mal in Kapitel 8 gesehen, sie hat Frieden gefunden in der Gemeinschaft mit ihm, dem König. In diesem Zusammensein preisen sie die Liebe des Königs, das müssen wir auch in dem Zusammenhang sehen, wie nachher eine Tafelgemeinschaft in Vers 12 beschrieben wird: „Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.“ Da sind sie zusammen am Tisch, aber die Liebe ist viel wichtiger als Wein. Wir haben gesehen, letztes Mal habe ich die Bibelstellen als Beweis geliefert, dass Wein ein Bild der natürlichen Freude ist. Sie preisen eben seine Liebe mehr als Wein. Und so können wir als Gläubige sagen, es gibt nichts an Schönem auf dieser Erde, das seine Liebe übersteigt, das ist das Höchste. Wir haben letztes Mal gelesen aus Psalm 73, 25: „Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde.“ Es gibt so viele schöne Dinge auf dieser Erde und ich habe eine Tochter, die reist so gerne und die sieht so gerne schöne Sachen, Nordlichter oder was auch immer, das ist dieser Wein, aber diese Liebe, die ist über allem. Man kann nichts aufwiegen an diesen Schönheiten, die es hier auf der Erde gibt gegenüber seiner Liebe. Wenn wir im NT Galater 2, 20 aufschlagen, da sagt der Apostel Paulus ganz persönlich und wir dürfen das auch ganz persönlich auf uns übertragen und von uns aussagen „... was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ Also der Sohn Gottes hat mich geliebt, hat sich selber für mich hingegeben. Er hat das nicht unter einem Druck gemacht oder einfach unter einer Notwendigkeit, sondern das war sein Wunsch, sein Wunsch bis zum Letzten zu gehen. Wie es in Johannes 13 am Anfang heißt „... da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.“ Und Ende ist das Wort „thelos“, das heißt Ende und gleichzeitig auch Ziel, beides. Darum ist thelos im Griechischen auch ein Wort für Tod. Der Herr ist in seiner Liebe bis zum Allerletzten gegangen. Er hat sein Leben gegeben, sein Blut, jeder Gläubige kann das so sagen, der Sohn Gottes, „der mich geliebt sich selber für mich hingegeben hat“, und kann daran denken, dass der Herr Jesus, als er von Jericho seinen letzten Gang nach Jerusalem hinaufging, da hat er an mich persönlich gedacht. Weil er der Sohn Gottes ist, konnte er an jeden Einzelnen denken, und da ging er als Mensch durch die Wüste hinauf nach Golgatha. Aber eben nicht nur nach Golgatha, wirklich bis zum Letzten, zum Tod am Kreuz. So umschreibt eigentlich Vers 4 das, was ein Gottesdienst ist, ein Anbetungsgottesdienst: „Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Sie lieben dich in Aufrichtigkeit.“
Dann kommt so eine Rückblende, Sulamith denkt darüber nach, wie das war in dieser Anfangszeit der Verlobung mit Salomo. Jetzt ist sie schon verheiratet, das habe ich das letzte Mal erklärt, im Hohelied geht es um die verheiratete Braut und in Kap 3, 11 heißt es: „Kommt heraus, Töchter Zions, und betrachtet den König Salomo in der Krone, mit der seine Mutter ihn gekrönt hat am Tag seiner Vermählung und am Tag der Freude seines Herzens!“ Die Hochzeit wird der“ Tag der Freude seines Herzens“ genannt. Nun blendet sie aber zurück, in Vers 5:
5. „Ich bin schwarz, aber anmutig, Töchter
Jerusalems“, jetzt spricht sie so allgemein die Mädchen von Jerusalem an, „wie die
Zelte Kedars, wie die Zeltbehänge Salomos.
6. Seht mich nicht an (sie hat irgendwie ein Problem), weil ich schwärzlich bin,
weil die Sonne mich verbrannt hat: Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, bestellten
mich zur Hüterin der Weinberge; meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“
Da denkt sie zurück wie das war, noch vor der Heirat und noch weiter zurück, eben bevor sie aus diesem früheren Leben durch den König herausgezogen worden war. Sie hatte Brüder, wenigstens zwei Brüder und übrigens auch noch mindestens eine Schwester wird erwähnt, im letzten Kapitel, Kap 8, 8: „Wir haben eine Schwester, eine kleine, die noch keine Brüste hat; was sollen wir mit unserer Schwester tun an dem Tag, da man um sie werben wird?“ Wir werden später noch auf sie zu sprechen kommen, aber jetzt wird klar, sie hatte noch eine ganz kleine Schwester, die noch nicht einmal in die Pubertät gekommen ist.
Sulamith hatte den Auftrag, Weinberge zu hüten. Wir wissen nicht, wie viele, aber mindestens zwei Weinberge und „hüten“ bedeutet, sie musste darauf schauen, dass keine Füchse kommen und die Weinberge in der Blüte zerstören. Das ist so eine Eigenart der Füchse, die kommen und wollen da schon etwas Abfressen, aber sie kommen aufgrund der Größe nicht ran, also buddeln sie, bis die Weinstöcke kippen und dann holen sie sich, was sie wollen. Da muss man also die Weinberge hüten, damit das, was einmal Freude bringen soll, der Wein als Bild der natürlichen Freude, das soll eben gehütet werden. Die Brüder waren gar nicht zufrieden mit ihr, sie hat diese Aufgabe mangelhaft erfüllt. Dann sagt sie in Vers 6 „...meinen eigenen Weinberg...“, sie hatte also einen weiteren, mindestens dritten Weinberg da im Spiel, den hat sie nicht gehütet.
Wir wollen zuerst herausfinden, was das wörtlich bedeutet, die Hintergrundgeschichte verstehen und dann werden wir sehen, was das geistlich zu bedeuten hat. Nun, sie sagt, ich bin schwarz, aber anmutig, das heißt, sie war dunkelgebrannt, weil sie eben draußen arbeitete. Die aus der High Society damals, die mussten nicht auf dem Feld draußen arbeiten, und darum war ihre Körperfarbe heller und darum hat man in dieser Zeit das Ideal möglichst hell gesehen. Nicht wahr, da wo die meisten Menschen hell sind, da wollen sie dunkel sein und darum sind die dunklen Menschen so gepriesen. Dort, wo alle dunkel sind, wollen alle weißt sein. Es ist so furchtbar in Thailand, die wollen alle helle Haut haben. Sie kaufen auch Sonnencreme, aber da steht noch drauf, dass Weißmittel drin ist. Also man kann sich einstreichen und dann wird man nicht nur gegen die Sonne geschützt, sondern auch weiß. Manche haben so keine Ahnung, wie man das aufträgt, sie sind so richtig weiß verschmiert im Gesicht, so hässlich, aber Hauptsache sie sind weiß und damit etwas Besseres. Aber dass man versteht, das Ideal war hell zu sein weil eben nur die Armen, oder die Normalverdienenden, die mussten draußen arbeiten, die wurden braun gebrannt. Darum sagt sie den Töchtern Jerusalems in Vers 6 „Seht mich nicht an (sie hat irgendwie ein Problem), weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat...“ Sie sagt, ich bin schwarz, aber sie weiß, sie war blitzschön und darum nennt sie Salomo immer „meine Schöne“. Also sie sagt, „Ich bin schwarz, aber anmutig, Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars“, das sind die Zelte der Beduine. Kedar ist ein Beduinenstamm in der arabischen Wüste. Und wie sind die Zeltdecken? Schwarzes Ziegenhaar ist ganz typisch, darum sagt sie, ich gleiche, weil ich so braungebrannt bin, den Zelten der Beduinen. Aber dann sagt sie, „den Zeltbehängen Salomos“. Das waren keine schwarzen, gewöhnliche Beduinenzeltdecken, sondern in allen Farben, auch teuren Farben wie roter und blauer Purpur, Karmesin. Sie sagt, ich gleiche den Zeltbehängen Salomos, also so schön bin ich. „Schwarz“ bezieht sich auf Zelte Kedars, „anmutig“ bezieht sich auf die Zeltbehänge Salomos.
Da sehen wir wunderbar bildlich dargestellt im AT das wichtige Thema im NT von Stellung und Zustand. Die Bibel sagt, wenn jemand sich bekehrt wird er aus der Stellung eines Sünders in die Stellung eines Gerechten versetzt. Wo steht das ausdrücklich so? Römer 5, 19: „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“ Also, durch das Werk des Herrn Jesus, durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz werden Menschen, die sich bekehren, aus der Stellung von Sündern in die Stellung von Gerechten versetzt. Sie können sagen: Ich bin nicht mehr ein Sünder, sondern ich bin in meiner Stellung vor Gott ein Gerechter.
Aber, wenn man sich das praktische Leben anschaut, Römer 12, 13, 14, 15 erklärt ja, wie ein gerechter Mensch gerecht leben soll, das praktisch umsetzen soll, dass er verwandelt werden soll in einem Prozess in seinem Denken und nicht gleichförmig zu sein dieser Welt usw. Jetzt können wir Epheser 5, 8-9 aufschlagen. Dort haben wir in einem Vers Stellung und praktischer Zustand beieinander, was mit Verantwortung zu tun hat. „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn; wandelt als Kinder des Lichts (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit).“ Hier wird gesagt, „einst wart ihr Finsternis“, das war ihr Zustand, ihre Stellung, „jetzt aber seid ihr Licht im Herrn“, das ist die Stellung eines Erlösten, er ist Licht in dem Herrn. Aber dann heißt es gleich „wandelt als Kinder des Lichts“. Lebt auch so, das entspricht diesem Prinzip „noblesse oblige“ – Würde verpflichtet. Also wenn man in eine Diplomatenfamilie geboren ist und als Amerikaner in der Schweiz lebt, sagen die Eltern, ihr müsst euch so verhalten, dass Amerika in der Schweiz nicht so negativ gesehen wird. Das hängt sehr davon ab, wie ihr lebt. Sie sind Amerikaner in einer besonderen Stellung in der Schweiz, aber wenn sie auch noch so leben wie gute Amerikaner, das ist wichtig. So ist es wichtig, dass wir als Christen nicht nur wissen, wir sind Licht in dem Herrn, sondern wir sollen auch wandeln als Kinder des Lichts!
Eine andere Stelle, die Stellung und Zustand zusammen erwähnt, Hebräer 10, 14: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Da wird gesagt, durch das eine Opfer von Golgatha hat der Herr Jesus die Erlösten auf immerdar vollkommen gemacht. Das ist abgeschlossen, sie sind vollkommen und zwar nicht nur für eine gewisse Zeit, für immer vollkommen. Aber auf wen bezieht sich das? Wen hat er auf immerdar vollkommen gemacht? „... die geheiligt werden“, das heißt fortdauernd in der Heiligkeit zunehmen, das kann man im Griechischen gut sehen. Also vor Gott sind wir vollkommen, weil alle Sünden weggenommen sind. Aber jetzt muss sich das auch im praktischen Leben auswirken und da ist die Heiligung ein Prozess. Darum steht dann auch später in Hebräer 12, 14 jaget der Heiligkeit nach, das ist also etwas, was mit Energie verfolgt werden muss, das unser Leben immer mehr in Übereinstimmung kommt mit dem Herrn und eben auch wirklich praktisch heilig ist. Aber wir sind doch vollkommen? Ja, das ist die Stellung! Aber es ist ganz wichtig, dass man versteht, was die Stellung ist. Das kann einen im Glauben zur Ruhe bringen, wenn man weiß, ich bin nicht irgendwie halb oder dreiviertel oder 90% errettet. Wer weiß, ob ich am Schluss die 10% auch noch schaffe bis zur Rettung. Nein, die Erlösten, die Wiedergeborenen sind errettet, die sind vollkommen. Aber das soll jetzt Mut machen das auch im praktischen Leben umzusetzen. So ist die Stellung kein Ruhekissen, wo man sagt, jetzt kann ich leben wie ich will. Nein, wer so spricht, der macht eigentlich klar, dass er gar nicht wiedergeboren ist. Der Wiedergeborene möchte ja, auch wenn er es nicht schafft, er möchte so leben, wie der Herr es will, das ist sein Wunsch. Aber weil er weiß, ich bin vollkommen gemacht, alle Sünden sind weg, das motiviert dieses auch praktisch umzusetzen. Das entspricht im Hohelied „ich bin schwarz“. Die Sonne hat gebrannt, da geht es um den Alltag, es geht auch um das Versagen, sie sagt „meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet“. Aber anmutig! Sie wusste, dass sie schön ist und er wird es ihr noch mehr sagen und das ist übrigens auch noch ein Punkt, dass Männer das ihren Frauen sagen. Auch wenn sie schön ist, eigentlich wusste sie es ja, „ich bin anmutig“, er sagt „du bist schön“. Er sagt nicht „du bist hübsch“, das ist zu wenig.
Wir sehen das auch bei Abraham, als er mit Sara nach Ägypten hinunterging in 1. Mose 12, 11 sagt er „... dass du eine Frau schön von Aussehen bist“. Die werden mich umbringen, das ist ein Risiko, aber dann, als sie nach Ägypten kommen, heißt es, dass die Fürsten zum Pharao gingen und sie dachten, die Frau ist ledig, weil der Bruder gesagt hat, das ist meine Schwester (und sie war ja seine Halbschwester), aber da hat er eben gelogen, denn er hat gesagt, das ist meine Schwester, damit sie denken, dann ist sie nicht seine Frau. Er hätte sagen müssen, das ist meine Halbschwester, aber die habe ich geheiratet, weil das damals vor 4000 Jahren noch möglich war. Dann heißt es, die Fürsten priesen sie dem König, dass die Frau sehr schön war! Das war ein Fehler von Abraham, „sehr schön“ hätte er sagen sollen, nicht die Fürsten in Ägypten. Das ist traurig, wenn unsere Frauen von den anderen bessere Komplimente bekommen als von den Ehemännern, das ist nicht gut. Gerade durch das Hohelied kann man lernen, was Komplimente sind. Er sagt z.B., ich habe mir all diese Namen in der Bibel angestrichen, Kap 1, 8: „du Schönste unter den Frauen“, Vers 9 „meine Freundin“, er preist ihre Schönheit in Kap 4, 1: „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön“, er sagt es sogar zweimal! Er sagt als Detailist nicht einfach „du bist schön“, sondern er sagt, deine Augen..., dein Haar..., deine Zähne... Er beschreibt alles, er sieht wirklich im Detail diese Schönheit. So sieht der Herr Jesus auch unsere Schönheit, die wir eben durch Ihn haben, wie die Zeltbehänge Salomos. In Epheser 1, 6 heißt es, dass wir angenehm gemacht geworden sind in dem Geliebten. Es steht „begnadigt“, aber man kann auch übersetzten mit „angenehm gemacht“. Das ist dieser Konflikt, „ich bin schwarz aber anmutig“.
Was bedeutet in Hohelied 1, 6 „... Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, bestellten mich zur Hüterin der Weinberge...“ In Bezug auf Israel sind die Söhne der gleichen Mutter die Propheten! Die Propheten Israels haben Israel einen Auftrag gegeben, und zwar sollte Israel ein Zeugnis sein für Gott im Blick auf die Heidenvölker. Jesaja 43, 9: „Alle Nationen mögen sich miteinander versammeln, und die Völkerschaften mögen zusammenkommen! Wer unter ihnen kann dies verkünden? So mögen sie uns Früheres hören lassen! ...“ Also die Völker werden aufgerufen wer kann richtig prophezeien? Wirklich sagen, was kommt und dann geht es in Erfüllung! Das findet man nicht unter den Heidenvölkern, nur bei Israel in der Bibel. Dann sagt Gott in Vers 10: „Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe...“ und nochmals in Vers 12 am Schluss: „... und ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR,...“ In Vers 21: „Dieses Volk, das ich mir gebildet habe, sie sollen meinen Ruhm erzählen“ oder die Tugenden Gottes verkündigen, das wird übrigens in 1. Petrus 2, 9 aufgenommen, dass die Gläubigen ein königliches Priestertum darstellen, um zu verkündigen die Tugenden dessen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. Das wird hier in Jesaja 43, 21 von Israel gesagt, „sie sollen meinen Ruhm erzählen“ und dann heißt es in Vers 22: „Doch nicht mich hast du angerufen, Jakob, dass du dich um mich bemüht hättest, Israel!“ usw. Er sagt, ihr seid mir untreu gewesen. Israel hat den Auftrag gehabt, die Weingärten der Nationen zu hüten und ihnen ein Licht, ein Zeugnis zu sein, damit sie auch diese Freude des Königs einmal kennenlernen könnten. Aber die Söhne der Mutter, sie zürnen ihr, weil sie diese Aufgabe nicht erfüllt hat und Israel hat in der Vergangenheit diese Aufgabe als Zeugnis so mangelhaft erfüllt, und die Propheten zürnen ihr in vielen Abschnitten in Jesaja 43. Sulamith sagt in Vers 6 „... meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“ Ich habe nicht mal auf mich selber aufgepasst. Kein Zeugnis für die anderen aber auch bei mir nicht richtig. In 1. Timotheus 4, 16 sagt Apostel Paulus zu Timotheus: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre...“, also man muss auf sich selbst aufpassen: Wo stehe ich?, Was tue ich? Man muss auch auf die Lehre achten, die darf in nichts angetastet werden. Darum heißt es auch im nächsten Befehl in Vers 16: „... beharre in diesen Dingen...“. Man muss nicht einfach sagen, es ist so oder so, sondern man muss darauf beharren, so steht es, so gilt es im Wort Gottes. „... beharre in diesen Dingen, denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich hören.“ Ja, das sind die anderen Weinberge, aber den eigenen Weinberg muss man auch hüten. Kennt man das Problem? Da bekommt man den Auftrag, mach doch das oder du könntest auch noch diese Aufgabe machen und man setzt sich ein für so vieles und merkt, dass man sich selber dabei vernachlässigt hat. Dass man auf sein eigenes Verhältnis zum Herrn viel zu wenig geachtet hat. Man kann auch in einen Aktivismus verfallen, aber es ist wichtig, dass man auch den eigenen Weinberg gut hütet. Ja, das sagt Sulamith und ist enttäuscht über sich selbst.
Aber dann schaut sie von sich weg und das ist so wichtig. Vers 7: „Sage mir an, du, den meine Seele liebt...“, das ist jetzt ein Kosename für den Mann, du, den meine Seele liebt, „... wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag?...“ Sie kannte Salomo nicht nur als König, sondern auch als Hirten. Die Könige Israels mussten sich an dem Beispiel von David orientieren. Dieser wunderbare König nach dem Herzen Gottes war König und Hirte und nicht König und Jäger, wie ein Nimrod von Babel. Das ist das Ideal der Diktatoren, diese Leute sind Jäger und die wissen, wie man Leute unterdrückt, aber einer, der führt und Hirte ist, der pflegt die Untertanen. Hirte sein war in Israel nicht etwas Minderwertiges, sondern das war diese Beschäftigung, die König David ausgeübt hat, bevor er König geworden war und war dann weiter Hirte Israels.
Sulamiths Frage geht auf die frühere Zeit der Verlobung zurück, wo sie noch nicht zusammen wohnten und jetzt sehen wir auch, sie hat auch noch Hirtenaufgaben wahrgenommen, nicht nur Weinberge gehütet. Sie sagt, wo bist du unterwegs mit den Schafherden deiner Diener: „... wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag?...“ Das ist genau die Frage von Johannes 1, 38: „Rabbi, wo hältst du dich auf? Er spricht zu ihnen: Kommt und seht!“ Und was sagt hier Salomo? Kap 1, 8: „Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geht hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.“ Er sagt ihr keine Adresse, er gibt ihr auch keine Nadel im GPS. Dann wüsste man, wo in der Wüste, denn die Schafe wurden typischerweise in der Judäischen Wüste gehütet, damit man mit den Herden ja nicht das fruchtbare Ackerland geht, weil das im Nahen Osten zu einer Katastrophe führen würde. Die Äcker gingen schnell durch Schafe und Ziegen kaputt, darum ging man in die Wüste Judäa. „Wo hältst du dich auf? Warum sollte ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Genossen?“ Also warum soll ich meine Herde da hüten, wo deine Knechte sind, aber ich habe dich nicht. Und dann müsste sie ja ihren Schleier anziehen. Nicht wahr, man hatte in Israel nicht ständig einen Schleier an. In 1. Mo 24 sehen wir Rebekka, als sie von Haran die große Reise bis nach Kanaan gemacht hatte. Dann sieht sie einen Mann auf dem Feld. Wer ist das? Das ist er! Er hat erklärt, das ist der Mann, dem sie zugesagt hat, ihn zu heiraten. Und dann heißt es, sie nahm einen Schleier hervor und verschleierte sich. Symblisch bedetet das, ich entziehe mich den Blicken aller anderen Männer. Ich bin nur reserviert für ihn. Also für sie war klar, mein Ja bedeutet ein Nein für alle anderen. Aber ich möchte gerne meine Schafe, meine Ziegen hüten da, wo du bist. Und er sagt, du musst einfach den Spuren der Herde in der Wüste nachgehen, dann wirst du den Ort finden, wo ich bin. Dann sagt er: „... weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.“ Ist es nicht wunderbar als Bild für Sonntagsschullehrerinnen. Das sind Hirtinnen der Zicklein, der Kleinsten, die eben geweidet werden müssen. Weiden heißt, dass man ihnen gute Nahrung gibt, das ist auch ganz wichtig überhaupt für Jungbekehrte, dass die gute Nahrung bekommen.
Der Herr Jesus sagt zu Petrus am Strand des Sees Genezareths, auf dem Kohlefeuer waren die Fische, der Herr sagt, liebst du mich mehr als diese? Die Frage war ganz schwierig für Petrus und er versucht sie, sehr abgeschwächt zu beantworten, aber der Herr gibt ihm dann den Auftrag und sagt in Johannes 21, 15: „... Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmlein.“ Das sind die jungen Gläubige, die muss man weiden, gute Nahrung geben, die sie richtig voranbringen, die sie motivieren. Aber dann, beim nächsten Mal in Vers 16 sagt der Herr: „... Hüte meine Schafe!“ Das sind die Alten und bei den Alten im Glauben ist die Gefahr, dass es sein kann, dass ihre Herzen langsam etwas kälter geworden sind und dann sind sie anfällig für Verführung! Darum muss man sie hüten. [... Tonaufnahme fehlt]
Hoheslied 1, 8: „... weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.“ Jetzt angewendet auf die Sonderschullehrerin, in Übereinstimmung auch mit denen in der Gemeinde, die Kinder lehren. Das sind die Hirten. Nächstes Mal gehen wir dann weiter mit Vers 9, da wird sie mit einem Pferd verglichen, aber einem Prachtpferd, einem Araber.