Hohelied – Teil 3 – Die Freude der Liebe (Teil 2/3)
Roger Liebi
13.11.2019
ID: 31733
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir stehen in Hohelied 1 und lesen heute ab Vers 9 bis Kap 2, 7, bis zum Refrain, wo er zum ersten Mal vorkommt:
9. Einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin.
10. Anmutig sind deine Wangen in den Kettchen, dein Hals in den Schnüren.
11. Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Punkten aus Silber.
12. Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.
13. Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht.
14. Eine Zypertraube ist mir mein Geliebter, in den Weinbergen von En-Gedi.
15. Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben.
16. Siehe, du bist schön, mein Geliebter, ja, holdselig; ja, unser Lager ist frisches Grün.
17. Die Balken unseres Hauses sind Zedern, unser Getäfel Zypressen.
Kapitel 2:
1. Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler.
2. Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Töchter.
3. Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne; ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß.
4. Er hat mich in das Haus des Weines geführt, und sein Banner über mir ist die Liebe.
5. Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe!
6. Seine Linke ist unter meinem Haupt, und seine Rechte umfasst mich.
7. Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschen des Feldes, dass ihr weder weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr gefällt!
Wir haben das letzte Mal gehört, wie das Hohelied mit seinen vier Strophen aufgebaut ist und dazwischen die drei Refrains. Wir haben auch die Bedeutung des Refrains angeschaut. Dann haben wir uns Vers für Vers von Anfang bis Vers 8 durchgearbeitet. Dabei ist es wichtig zu betonen, wir gehen das Hohelied auf drei Ebenen an. Manchmal sage ich etwas zu Ebene 1, manchmal zu 2, manchmal zu 3, manchmal zu allen drei. Das könnte vielleicht etwas Verwirrung auslösen, darum ist es so wichtig, dass man diese drei Ebenen immer wieder im Auge hat. Die müssen wir klar unterscheiden. 1. Ebene: Das Hohelied zeigt uns die Ehe nach Gottes Plan. Die Schönheit der Liebe von Mann und Frau in der Ehe. Ich möchte nochmals betonen, jedes Mal, wenn hier von der Braut gesprochen wird, hebr. kallah, dann ist hiermit im Hohelied die Jungverheiratete gemeint. Also es geht hier nicht mehr um die Verlobung, obwohl es zwischendurch auch Rückblicke in die Vergangenheit gibt, sogar in die Zeit vor der Verlobung. Im Hohelied geht es aber um Mann und Frau, die eins geworden sind, nach 1. Mose 2, 24 „ein Fleisch“. Daher haben wir auch in der Einleitung schon genauer angesehen, dass also hier überhaupt die Schönheit der Verbindung von Mann und Frau in jeder Beziehung aufgezeigt wird. Auch die Sexualität in der Ehe wird hier gezeigt. Aber was wir schon gesehen haben, in einer wunderschönen, blumigen Sprache. Es hat nichts mit dieser Derbheit und diesem Schmutz zu tun, der uns tagtäglich in unserer Gesellschaft entgegentritt. Es ist so etwas anderes. So etwas Sauberes. Die Ehe in ihrer Schönheit, wie wir es unseren Kindern weitergeben sollen, entsprechend dem Alter.
Aber die 2. Ebene ist der Messias und der Überrest Israels. Der König Salomo ist ein Hinweis auf den, der von sich sagte in Matthäus 12, er ist mehr als Salomo. Der große, der wahre Salomo, der König der Könige, der König Israels. Sulamith stellt den gläubigen Überrest aus Israel dar, der sich nach der Entrückung der Gemeinde bekehren wird. Zuerst 144.000 aus allen 12 Stämmen und dann 1/3 der Bevölkerung in der Drangsal. Und ihre Gefühle und ihre Gedanken, die finden wir auch im Hohelied beschrieben. Und schließlich dann das Kommen des Messias, der Anfang des Tausendjährigen Reiches mit dem Überrest Israels den neuen Bund schließt. Das ist eben ein Ehebund. Das ist diese Beziehung im Hohelied, der König Messias und der Überrest Israels.
Aber im Licht des NT erkennen wir, dass das Hohelied auch schon in verborgener Sprache auf das Geheimnis Christus und die Gemeinde hinweist, wie das in Epheser 5, 22-32 beschrieben wird. Und Paulus sagt in Vers 32: „Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es ja in Bezug auf Christus und auf die Gemeinde.“ Das ist der dritte Aspekt.
Also diese drei Aspekte müssen wir ständig unterscheiden, es kommt dann etwas dazu. Das habe ich auch schon am Anfang angedeutet, das können wir aber so mit Ebene 2 in Verbindung bringen: Das ganze Hohelied beschreibt in gleichnishafter Sprache die gesamte Geschichte Israels, von den Erzvätern, über den Auszug aus Ägypten bis dann zum Kommen des Messias vor 2000 Jahren und darüber hinaus bis ins Tausendjährige Friedensreich. Die ganze Geschichte Israels im Ablauf, wie die Verse, die Kapitel vor uns liegen, wird das auch noch dargestellt. Aber wichtig ist einfach, dass man diese drei Ebenen ganz klar im Kopf hat und im Herzen.
Jetzt haben wir gesehen, es ist ständig eine Zwiesprache zwischen Sulamith und König Salomo. Während er in Kap 1, Vers 8 seine Geliebte „die Schönste unter den Frauen“ nennt, sagt er jetzt in Vers 9 „einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin“. Es ist mir bewusst, dass manche Frauen sich hier in Europa denken, ich möchte mich jetzt nicht unbedingt Stute nennen lassen. Aber erstens Mal müssen wir uns in orientalische Sprache einarbeiten und auch in orientalische Symbole. Wir werden nach und nach diese Symbole kennenlernen. Letztes Mal haben wir ausführlich davon geredet, der Wein, der schon in Vers 2 erwähnt wird, ist ein Bild der irdischen Freude. Und Sulamith macht klar, dass die Liebe des Messias nicht mit irgendwelchen irdischen Freuden zu vergleichen ist. Seine Liebe ist besser als Wein. Aber wir haben letztes Mal schon verschiedene andere Symbole kennengelernt und wir werden fort zu ständig neue Symbole kennenlernen. Bei Symbolen ist es ganz wichtig, dass man weiß, was ein Symbol ist. Ein Symbol ist ein Bild, das einen weiten, ausführlichen Gedanken auf eine ganz begrenzte Form bringt.
Jetzt wollen wir das mal mit der Stute anschauen. Es ist ja nicht irgendeine Stute, also nicht irgendein unförmiger Gaul, sondern eine Stute „an des Pharaos Prachtwagen“. Das waren die besten Pferde damals, so wie später in der Geschichte die Araber. Die Araber, das sind einfach die besten Pferde. Und wenn man die betrachtet, Proportionen, den ganzen Körperbau, das ist nur Schönheit! Perfektion! Harmonie! Salomo sagt, „du Schönste unter den Frauen“, „einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich“. Also nicht irgendein überaus gutes Pferd aus Ägypten, sondern die allerbesten aus Ägypten, nämlich die am Wagen des Pharaos. Das war wirklich die Creme von der Creme, la crème de la crème, das Allerhöchste.
Dann müssen wir uns fragen, woran uns der Begriff „Pferd“ weiter erinnert. Es spricht von Schönheit, aber dann weiter? Kraft! Das ist etwas ganz Ausgesprochenes beim Pferd. Nicht wahr, das würde auch für ein Kamel gelten, aber er sagt nicht, ich vergleiche dich mit einem Kamel an der Karawane von Ismaels Söhnen, sondern „eine Stute an des Pharaos Prachtwagen“. Ein Kamel das geht auch nicht so edel wie ein Pferd. Der Gang ist königlich, edel. Aber ein Kamel ist dafür bekannt, dass sie auf einer Seite gleichzeitig treten und auf der anderen Seite. Darum machen sie ständig solche Bewegungen und das macht das Kamelreiten so mühsam, eine Stunde reicht und man hat wirklich genug! Ich frage mich, wie das Rebekka gemacht hat, tausend Kilometer von Haran, um ihren Geliebten Isaak dann das erste Mal zu sehen. Das war eine Strapaze, das stellt man sich nicht vor. Aber das ist eben ein Kamel, mit einem Pferd wäre es schon anders gewesen. Aber er sagt, „eine Stute an des Pharaos Prachtwagen“. Also Schönheit, Kraft, Eleganz.
Man muss sich überlegen, bis ein Pferd diese Funktion übernimmt, wie hier vorgestellt, das braucht einiges. Man muss mal bedenken, ein Pferd ist nicht ein Tier, das einfach von Natur aus gehorsam ist. Das hat einen Willen und akzeptiert keinen Reiter auf sich! Da muss einiges geschehen, bis – nicht der Wille gebrochen ist – aber der Wille untergeordnet ist. Ein Pferd, das ein gutes Pferd ist, hat immer noch einen Willen. So ist es auch bei der Erziehung, übrigens. Wir müssen den Willen der Kinder nicht brechen, aber helfen, ihren Willen unterzuordnen. Das muss bei einem guten Pferd geschehen. Unterordnung gegen die eigene Natur. Wenn nun Salomo sagt, ich vergleiche dich mit einer Stute, der Herr Jesus, wenn er die Gläubigen sieht, lobt er sie hier in ihrem Gehorsam. In ihrer Bereitschaft, sich seinem Wort zu unterstellen. Das ist Schönheit!
Was verbindet sich weiter noch mit diesem Wort, Symbol? Geschwindigkeit, jawohl. Philipper 3, 13: „... eins aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ Ausgerechnet im Philipperbrief, was heißt nämlich Philipper? Pferdeliebhaber. Und da sagt er, „jage ich“, diese Schnelligkeit und Energie.
Und weiter? Graziös, elegant, Schönheit. Das können wir alle so nebeneinander stellen. Das ergänzt sich. Leidenschaft. Diese Leidenschaft kommt auch darin zum Ausdruck, Philipper 3, 13: „hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“.
Etwas überrascht mich, das noch nicht gekommen ist, das ist so naheliegend. Jemand sagt Ausdauer. Ja, das auch. Das können wir auch gerade wieder mit diesem Vers aus Philipper 3 umschreiben und vielen anderen, z.B. Hebräer 12, 1-3. Die Treue und Nützlichkeit. Mut ist glaube ich schon gesagt worden. Kampfwille! Wenn wir das Kriegspferd betrachten und wir müssen daran denken, Salomo sagt „Stute an des Pharaos Prachtwagen“, dann können wir gleich den Link zu 2. Mose 14, 6 zurückmachen. Als die ägyptische Armee den Israeliten nachjagte, da lesen wir von den Wagen des Pharaos. Das ist das gleiche Wort wie hier, der angespannt wurde. Da waren die Pferde an des Pharaos Prachtwagen eben Kriegsrosse. Die werden so eindrücklich in Hiob 39 als Kriegsross beschrieben. Gott selber stellt dort Hiob über 70 Fragen, ab Kap 38-41. Zuerst wollte Hiob ja Gott Dinge fragen, aber schließlich verstummt er und Gott stellt Fragen. Da sehen wir etwas davon, Hiob 39, 19:
19. Gibst du dem Pferd Kraft, bekleidest du seinen Hals mit der wallenden Mähne?
20. Bewirkst du, dass es aufspringt wie die Heuschrecke? Sein prächtiges Schnauben ist Schrecken.
21. Es scharrt in der Ebene und freut sich der Kraft, zieht aus, den Waffen entgegen.
22. Es lacht über die Furcht und erschrickt nicht und kehrt vor dem Schwert nicht um.
23. Auf ihm klirrt der Köcher, der blitzende Speer und Wurfspieß.
24. Mit Ungestüm und Zorn jagt es dahin und lässt sich nicht halten, wenn die Posaune ertönt.
25. Beim Schall der Posaune ruft es: Hui!, und aus der Ferne wittert es die Schlacht, den Donnerruf der Heerobersten und das Feldgeschrei.
Also eine wunderbare, poetische Beschreibung von Gott selber. Das Pferd, aber hier eben das Kampfpferd. Da kommt noch ein Gedanke dazu, den wir noch nicht gesehen haben. Wir haben die Unterordnung des Pferdes entgegen seiner Natur gesehen und da ist es auch wichtig zu denken, das Pferd ist kein Zebra. Das Zebra kann man nicht dressieren. Es ist verwandt, und man kann ja Pferde und Zebra kreuzen, aber das Zebra wird nie seinen Willen den Menschen unterordnen. Es ist wie der Wildesel, der übrigens auch in Hiob 39, 5 beschrieben wird:
5. Wer hat den Wildesel frei entsandt, und wer gelöst die Fesseln des Wildlings,
6. Zu dessen Haus ich die Steppe gemacht habe und zu seinen Wohnungen das Salzland?
7. Er lacht über das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht.
8. Was er auf den Bergen erspäht, ist seine Weide, und allem Grünen spürt er nach.
Der Wildesel „lacht über das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht“. Das ist auch etwas Interessantes, der Hausesel lässt sich wunderbar dressieren. Er kann schon bockig sein, aber ist ein phantastisches Tier. Aber es braucht einen Treiber, und es gibt solche, die treiben es zu stark. Aber es braucht einen Treiber und dann ordnet es sich unter. Aber der Wildesel, obwohl eng verwandt mit dem Hausesel, ist nicht zu zähmen. Wie beim Zebra, das geht nicht. Darum „lacht er über das Getümmel der Stadt“, der würde nie auf den Gedanken kommen, je sich einem Menschen, dem Treiber und seinem Geschrei, unterzuordnen. Das hört er schon gar nicht, das ist kein Thema für ihn.
Darum ist das Pferd etwas Spezielles, es ordnet sich unter, aber das Kriegsross ist noch spezieller. Und zwar ist es so, Pferde sind sehr schreckhaft und deswegen sagen wir Fluchttiere. Wenn man so mit gewissen Pferden unterwegs ist, und da muss nur ein Motorrad hinten kommen, schon muss man schauen, dass man die Zügel zieht. Also wirklich mit Gewissen ist es ganz schwierig. Sie sind Fluchttiere und nur irgendetwas, und das kann sich erschrecken und sie werden unkontrolliert. Aber das Kriegsross ist sogar gegen seinen Fluchttrieb dressiert, um ins Getümmel hineinzugehen! Da wird das so eindrücklich beschrieben, dass „sein prächtiges Schnauben ist Schrecken. Es scharrt in der Ebene und freut sich der Kraft, zieht aus, den Waffen entgegen.“ Es flieht nicht, sondern geht dem entgegen. „Es lacht über die Furcht und erschrickt nicht“, aber das gegen die Natur. Und das zeigt, was Wiedergeburt bewirken kann! Dass ein Mensch entgegen seiner Natur handeln und leben kann.
Das wird alles in dem Begriff eingeschlossen, darum habe ich gesagt, ein Symbol ist ein Bild, das weit ausgedehnte Gedanken auf eine ganz begrenzte Form bringt. Darum sind Symbole in der Bibel so wertvoll. Das ist nicht, wie oft in der Literatur, also bei Kunstliteratur der Welt, da gibt es auch viele Symbole. Aber oft sind Symbole einfach da, um ein bisschen verdeckt zu reden. Gerade in der Lyrik, Gedichte, sind Symbole da, um zu zeigen, du Leser, du verstehst ja eigentlich gar nicht, was ich Autor gemeint habe. Du könntest eigentlich nur, wenn ich in anderen Büchern ein paar hints und Hinweise gebe. Dann sind da Literaturspezialisten, die holen das her und können die Lyrik deuten. Aber es geht nicht darum, einfach irgendwie so ein bisschen elitär zu sprechen. In der Bibel geht es gar nicht darum, sondern es geht darum, dass wir Gottes Gedanken noch besser verstehen. Darum sind diese Bilder, Symbole da. Wenn man später, vielleicht morgen, nochmal über das Pferd nachdenkt, dann kommen durch Assoziationen Schönheit und Kraft, Gehorsam, Nützlichkeit, Eleganz, Mut, Kampfwille. Es kommt alles wieder. So verknüpft sich das im Gehirn. Das ist eben das, was Gott uns auch im Denken gegeben hat, Assoziationen. Assoziation ist z.B. die Erklärung, wie kann man Goethe mit Kupfer verwechseln. Indem man Goethe mit Lessing verwechselt und Lessing mit Messing und Messing mit Kupfer. So funktioniert das mit der Assoziation. Aber Gott benutzt unsere Fähigkeit zum assoziativen Denken, damit wir Dinge besser behalten können. Darum ist es auch so ein Reichtum, wenn man die Stiftshütte kennengelernt hat, die Symbolik. Dann sind diese Begriffe, was es heißt, „in Christus zu sein“, die Bretter überzogen mit Gold, „auf der Erlösung stehen“, die Bretter auf den Silbersockeln, usw. Man hat das viel tiefer drin im Denken und dann auch im Herzen.
Jetzt verstehen wir, dass das ein Lob ist „einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin“. Jetzt aber die Bedeutung des Kriegsrosses. Da müssen wir an Judas 3 denken. Das sind alles Dinge, die der Herr Jesus an den Gläubigen als Schönheit sieht. Nicht wahr, Judas hat ja ein brennendes Anliegen, als er im Begriff stand, diesen Brief zu schreiben.
3. Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.
Das Kämpfen für die Wahrheit. Das heißt nicht, die Köpfe einschlagen, sondern hinstehen für das Wort der Wahrheit, da wo es angegriffen wird. Das sieht der Herr Jesus als Schönheit. Im Überrest Israels wird das so sein und das gilt genauso für die Gemeinde. Und für jeden Einzelnen Gläubigen, der so dem Herrn treu nachfolgen will. Es ist auch wichtig, dass man dieses Thema Christus und seine Gemeinde auch immer für sich persönlich bezieht, weil jeder Gläubige ja ein Teil der Gemeinde, der Brautgemeinde ist. Damit ist ja der Ausdruck, die Beziehung jedes einzelnen Gläubigen zum Herrn Jesus, das fügt sich zusammen zum Ganzen. Das ist ein Beitrag zur Schönheit der Gemeinde.
Dann noch etwas, ich habe ja gesagt, in Vers 8 sagt Salomo „weißt du es nicht, du Schönste unter den Frauen“. Dann in Vers 9 „einer Stute vergleiche ich dich“. Er macht nicht den Fehler wie Abraham. Abraham hat auch über die Schönheit von Sara gesprochen, 1. Mo 12. Abraham geht wegen einer Hungersnot nach Ägypten hinab. Da auf dem Weg realisiert er, dass seine 65-jährige so schön ist, dass das ihm in Ägypten das Leben kosten konnte. Und dass sie ihn, den Ehemann umbringen, damit einer in Ägypten Sara heiraten kann. Auch die Rabbiner in ihren Schriften rühmen die Schönheit Saras in den höchsten Tönen. Er sagt in 1. Mose 12, 11-12: „Und es geschah, als er nahe daran war, nach Ägypten zu kommen, da sprach er zu Sarai, seiner Frau: Sieh doch, ich weiß, dass du eine Frau schön von Aussehen bist; und es wird geschehen, wenn die Ägypter dich sehen, so werden sie sagen: Sie ist seine Frau; und sie werden mich erschlagen und dich leben lassen.“ Hier wird klar, er sieht, dass sie schön ist und das ist gefährlich für ihn. Darum gibt er ihr den Rat, sage du bist meine Schwester, dann werden sie ihn leben lassen. Er stiftet sie zu einer Lüge an, indem er die Wahrheit sagt. Denn sie war ja seine Halbschwester, wie wir später in 1. Mose lesen. Das war damals vor 4000 Jahren noch möglich. Später, nach dem Auszug aus Ägypten, wurden alle nahen Verbindungen für Ehebeziehungen im Wort Gottes verboten. Aber dann kommt er also nach Ägypten, Vers 14-17: „Und es geschah, als Abram in Ägypten ankam, da sahen die Ägypter, dass die Frau sehr schön war. Und die Fürsten des Pharaos sahen sie und priesen sie dem Pharao; und die Frau wurde in das Haus des Pharaos geholt. Und er tat Abram Gutes um ihretwillen; und er bekam Kleinvieh und Rinder und Esel...“ In Ägypten sehen die Leute, dass sie sehr schön ist. Darum haben diese zwei Brüder hier im Saal gesagt, er hätte zu ihr sagen sollen, du bist sehr schön.
Es ist doch traurig, wenn das Lob des Ehemannes niedriger ist als das der anderen Leute! Das darf ja nicht sein. Aber Salomo sagt, du bist die Schönste, die es überhaupt gibt auf der ganzen Welt. Es ist ja auch so, dass jede Frau eine ihr eigene Schönheit hat. Es gibt keine Kopie. Wenn der Ehemann die ganz spezielle Schönheit und auch spezielle Ausdruckskraft erkennt, und wenn er das nicht tut, ja bitte, dann hätte er auch nie heiraten sollen. Warum genau die? Da geht es darum, dass es eben eine Schönheit gibt, so dass jeder Ehemann von ihr, von seiner Frau sagen kann, du Schönste unter den Frauen. Und es gibt keine Kopie, du bist absolut einmalig.
Und es ist nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere. Wenn das Innere ein Schatz ist, wie das Petrus in 1. Petrus 3, 4 nennt: „sondern der verborgene Mensch des Herzens,... welcher vor Gott sehr kostbar ist.“ Dann kommt das heraus, gerade in 1. Petrus 3 wird gesagt, dass der Schmuck der Frauen nicht das Äußere ausmachen soll. Das ist kein Befehl grundsätzlich gegen Schmuck. Aber es wird gesagt, dass der äußere Schmuck nicht die Schönheit der Frau ausmachen soll. Wir wissen ja, zu viel Schmuck entwertet die Person. Es ist so, wer übermäßig Schmuck hat, das ist in jeder Kultur ein bisschen anders. In Italien haben sie ein bisschen mehr, stimmt das? Aber auch dort gibt es ein zu viel, dann ist sie billig. Das sagt also Petrus, diese innere Schönheit und dort wird Sara als Vorbild gebracht. Diese Frau, die mit 65 so war, dass der Pharao sie unbedingt heiraten wollte, weil er dachte, sie ist ledig. Und Abraham ist der liebe Bruder, und der bekam dann Hochzeitsgeschenke, in allem Überfluss, wie wir gelesen haben.
Darum nochmals Salomo, er hat den Fehler von Abraham nicht wiederholt, von seinem Urvater Abraham. Sondern er sagt, „wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen“ und „einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin“. Wenn man zu wenig Kosenamen im Vokabular für die eigene Frau hat, die sind ganz wichtig. Dass man auch immer wiederholt, wie schön die Frau ist. Die vergessen das sofort wieder, das ist ganz ähnlich wie bei Alzheimer. Das ist nicht Alzheimer, aber man muss das wiederholen und immer wieder sagt Salomo, „meine Schöne“, „meine Schöne“, „du Schönste unter den Frauen“. Man muss das wiederholen, aber wenn man weitere schöne Ausdrücke lernen will, dann muss man das Hohelied studieren. Ein weiterer ist „meine Freundin“. Da denke ich gerne an einen guten Freund von mir. Er hat als Lehrer gearbeitet, in den letzten Jahren unter Jugendlichen, die integriert werden sollten als Fremde in der Schweiz. Da hatte er einmal von seiner Freundin gesprochen und dann kommt ein Mädchen muslimischen Hintergrund und sagt: Sie haben eine Freundin, hätte ich von Ihnen nicht gedacht. Dann hat er gesagt, das ist meine Frau. Sie ist meine beste Freundin, natürlich habe ich eine Freundin. Dann lernt man eine ganz andere Perspektive. Warum meint man mit Freundin gerade nicht die Ehefrau?! Aber das ist der Ausdruck, der gerade wichtig ist, dass die eigene Ehefrau die beste Freundin ist, die es gibt. Das wird hier immer wieder, immer wieder wiederholt.
Dann sagt er eben zu seiner besten Freundin, zu seiner einzigen Freundin, das ist auch noch ein Punkt. Freundschaft zwischen Geschlechtern gibt es in der Bibel kein einziges Beispiel von einer Freundschaft zwischen Mann und Frau, die nicht eine Verlobung und Ehe war. Freundschaft einfach so zwischen den Geschlechtern kommt in der Bibel gar nicht vor. Gut, es kann einer sagen, das ist noch kein Beweis, dass man das dann nicht dürfte. Ja, aber Boas sagt der Ruth, halte dich zu meinen Mägden. Er hat ihr nicht gesagt, halte dich zu meinen Jungs. Aber die haben schon Umgang in der Erntezeit gehabt. Die haben auch zusammen gegessen, da war schon ein Umgang und trotzdem ein Abstand zwischen den Geschlechtern. Freundschaft zwischen Mann und Frau kann nicht neutral sein. Und wenn es nicht neutral ist, dann ist die Frage, warum ist es dann nicht eine Verlobung? Das heißt ja ein Eheversprechen. Also dieses Zwischendurch gibt es gar nicht. Umso mehr aber dieses besondere Thema „Freundschaft in der Ehe“, zwischen einem Mann und eine Frau.
Sehen wir, jetzt ist es schon Viertel vor und wir haben nur einen Vers betrachtet. Ich habe ja gesagt, ein Symbol ist sehr ausgedehnt. Dann sagt Salomo in Vers 10:
10. Anmutig sind deine Wangen in den Kettchen, dein Hals in den Schnüren.
Jetzt müssen wir über die Wangen nachdenken. Wir werden noch über viele Körperteile nachdenken können, denn Salomo war ein Detailist und nicht ein Großist. Er wusste zu berichten über die Schönheit des Mundes, der Augen, der Schläfen und, und, und. Und hier über die Wangen, aber alles hat eine Bedeutung. Wovon sprechen die Wangen? Wieso eignet sich gerade die Wange, um eine zu erwischen, von jemanden, der einen als Person ablehnt? Weil das genau der Ort der Wertschätzung oder der Ablehnung ist. Wenn man einem kleinen Kind mit dem Rückenteil der Finger über die Wange streichelt, dann drückt das Wertschätzung für einen Menschen aus. Diese Zärtlichkeit braucht es auch in der Ehe. Das drückt sich gerade in diesem Körperteil aus, diese Wertschätzung. Also die Wangen sind der Ort, wo die Wertschätzung oder auch die Verachtung zum Ausdruck kam. Bei dem Herrn Jesus hat man seine Wangen gerauft, so steht das in Jesaja 50, 6, in dieser prophetischen Stelle. Das macht klar, dass der Herr Jesus einen Bart trug. Als Jude war das ganz normal. Aber sie haben die Wangen gerauft und ein Mann hat ihm bei diesem Prozess auf die Wange geschlagen. Der Herr sagt, warum hast du mich geschlagen? Nicht wahr, in der Bergpredigt hat er gesagt, dann biete auch die andere dar. Dort sehen wir, der Herr Jesus sagt, nimm Stellung, warum hast du das gemacht? Gib Zeugnis, wenn aber nicht, so hätte er das bleiben lassen müssen. Er muss begründen, warum er ihn abgelehnt hat.
Hier sagt Salomo, „anmutig sind deine Wangen in den Kettchen“, in diesem Kopfschmuck so rundliche Metallstücke, Silber, queer über die Wangen, die das Wertvolle ihrer Person unterstreichen sollen. Wir müssen daran denken, jetzt muss man nicht nach Hause gehen und solche Silberplättchen anhängen. Sie war Prinzessin, die Frau des Königs. Dann wird gesagt, „dein Hals in den Schnüren“, dein Hals ist anmutig. Wovon spricht der Hals? (Jemand sagt „stolz“.) Der Hals drückt noch mehr aus. Wenn man die Menschen beobachtet, jemand, der hartnäckig ist, der hat auch da im hinteren Bereich im Nacken ein Problem. Damit habe ich übrigens nicht gesagt, alle, die Nackenprobleme haben, dass die hartnäckig wären. Es gibt auch andere Gründe. Aber ich will sagen, Hartnäckigkeit drückt sich durch einen harten, steifen Hals aus. Aber hier wird das positiv gelobt, anmutig, „dein Hals in den Schnüren“. Da schlagen wir doch Sprüche 1, 9 auf: „Denn sie werden ein anmutiger Kranz für dein Haupt und ein Geschmeide für deinen Hals sein.“ Hier geht es in dem Zusammenhang um die göttliche Unterweisung durch den Vater und durch die Mutter. Nämlich durch Salomo und die Frau von Salomo. Vers 8: „Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter!“ Kap 3, 3: „Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen; binde sie um deine Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens“. Auch da soll die Belehrung, die Wahrheit der Bibel um den Hals gehängt werden. Wie eine Halskette. Hier geht es in Hoheslied 1, 10 darum, „dein Hals in den Schnüren“. Das ist der Halsschmuck. Wenn die Wahrheit der Bibel uns quasi so um den Hals gelegt ist, sich unter Gottes Wort zu stellen und nicht so, wie in Jeremia 7, 26. Da heißt es in Bezug auf das abgefallene Volk Israel: „Aber sie haben nicht auf mich gehört und ihr Ohr nicht geneigt; und sie haben ihren Nacken verhärtet, haben es schlimmer gemacht als ihre Väter.“ Jemand sagt: Da fällt mir Matthäus 11, 28 ein, bezüglich dem Joch, dem sanften Joch. Dazu gibt es auch noch weitere Stellen im AT, dass das Joch bei den Tieren auf ihren Hals gelegt wird und da ist genau dieser Gedanke von Matthäus 11, 28, wo der Herr Jesus sagt:
28. Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.
29. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen;
30. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Also hier geht es um dieses sich unter das Wort, die Gebote des Herrn Jesus zu stellen. Willig, wie Tiere, die um den Hals das Joch legen. Aber es ist ein sanftes Joch, nicht ein hartes Joch. Weil der Herr kein harter Herr ist, sondern uns gute Gebote gegeben hat und dabei uns ein neues Leben gegeben hat, die neue Natur, das ewige Leben, Christus in uns ist ja auch die Kraft, damit wir seine Gebote tun können. Darum sagt in 1. Johannes 5 der Apostel „und seine Gebote sind nicht schwer“. Wie kann er das sagen? Die sind doch so schwer. Wenn wir es aus unserer Kraft heraus, aus dem Fleisch heraustun müssen, unmöglich. Aber mit seiner Kraft und dieser Willigkeit, die er uns schenken will, kann man zum Schluss kommen „und seine Gebote sind nicht schwer“.
Dann unterstützt das Salomo noch einmal bei seiner geliebten Frau, Vers 11:
11. Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Punkten aus Silber.
Oh, „wir“! Salomo ist doch nur „ich“, wie kommt das „wir“? Nun, Sulamith ist im Hohelied ja auch nicht allein. Wen hat sie an ihrer Seite? Die Töchter Jerusalems und dann ganz speziell noch ein innerer Kreis, die Jungfrauen, die auch mit ihr in den Palast geführt worden sind, um am Tisch die Liebe des Königs zu preisen. Das haben wir in Kap 1, 4: „Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein!“ Vorher heißt es in Vers 4: „Zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“. Es geht da um diese Jungfrauen, von denen es in Vers 3 heißt „darum lieben dich die Jungfrauen“. Das sind die Freundinnen der Königin, die stolz darauf sind, Freundinnen von dieser Frau zu sein, die die Frau des Königs Salomos ist und sie wertschätzen Salomo. In diesem Wort „lieben“ ist keine erotische Bedeutung drin, sondern die Wertschätzung einer Person.
Der Bräutigam hat auch Freunde. Er spricht z.B. in Kap 5 Vers 1 am Schluss „...Esst, Freunde; trinkt...“ Und diese Freunde, das sind die Freunde des Bräutigams. Kommt uns da ein neutestamentlicher Bezug in den Sinn? Wo sind die Freunde? Johannes der Täufer war „Freund des Bräutigams“, Johannes 3. Aber dann in Matthäus 9, das sind die „Söhne des Brautgemachs“, das sind die Freunde des Bräutigams, die auf die Hochzeit alles zubereiten. Da geht es ja darum, dass der Herr Jesus gefragt wird, warum fasten die Jünger des Johannes? Und auch die Pharisäer. Aber die Jünger Jesu, die fasten überhaupt nicht. Und die Erklärung ist Matthäus 9, 15: „Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Gefährten des Bräutigams trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten.“ Ganz wörtlich übersetzt heißt es „Söhne des Brautgemachs“. Das sind nicht irgendwelche Hochzeitsgäste, sondern die VIP, die Freunde des Bräutigams. So zeigt der Herr Jesus seine Jünger, seine Nachfolger als Freunde des Bräutigams. Nun, wie kommt der Herr dazu zu sprechen, der Bräutigam ist da und jetzt ist die Zeit der Freude und nicht des Fastens und des Trauerns. Das ist ein direkter Rückbezug auf das Hohelied! Aber man fragt sich, wo ist die Braut?
Und auch in Matthäus 22. Ein König will seinem Sohn Hochzeit machen, und die Braut kommt gar nicht vor. Auch in Matthäus 25, das gleiche mit den zehn Jungfrauen. Das sind die Freundinnen der Braut und die gehen dem Bräutigam entgegen. Aber wo ist die Braut? Die wird gar nicht genannt! Das ist das Eigenartige. In den Evangelien ist der Bräutigam da, aber wo ist die Braut? Sie war nicht bereit! Und Israel war damals nicht die auserwählte Braut, denn die Masse von Israel hat den Herrn verworfen. So waren die aus Israel, die auf der Seite des Bräutigams waren, nicht die Braut, sondern die Freunde des Bräutigams. Aber die Braut, das kommt noch. Das ist dann der Überrest Israels in der Zukunft! Aber ich will damit nur sagen, auch da haben wir im NT ganz klare Rückbezüge, die klar machen, dass das Hohelied eine geistliche Bedeutung hat. Es gibt manchmal Leute, die sagen, wieso spricht man da wieder symbolisch über das Hohelied? Ja glücklicherweise. Es ist ja so ein geistlicher Reichtum und Schatz, in jedem Vers. Aber die wörtliche Bedeutung ist uns auch ganz wichtig. Aber das ist nicht alles. Und das NT macht klar, dass das Hohelied von dem Messias spricht, dem Bräutigam. Und er sagt, aber der Bräutigam wird weggenommen werden und dann werden die Söhne des Brautgemachs trauern. Ja, der Bräutigam wurde schließlich gekreuzigt. Der Messias wird ausgerottet werden und nichts haben (Daniel 9, 26). So kam es, aber es gibt Hoffnung für Israel. Die Erfüllung des Hohenliedes steht noch bevor.
Wir gehen zurück zu Vers 11 und Salomo sagt, „wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Punkten aus Silber“. Da sind eben die Freunde des Bräutigams mit dabei. „Goldene Kettchen mit Punkten aus Silber“. Was bedeutet „Gold“, was „Silber“ in der Bibel? Ich habe gesagt, wir wollen die Bildersprache der Bibel uns aneignen. Was ist eine Erklärung für Gold? Antworten aus dem Publikum:
- Göttliche Heiligkeit.
- Reinheit. Weil Gold sich nicht einfach mit anderen Elementen verbinden lässt.
- Herrlichkeit. Weil Gold ein Edelmetall ist.
Der älteste Freund von Hiob hieß Eliphas und das bedeutet eli - „mein Gott“, phas – „Feingold“, „mein Gott ist Feingold“. Also spricht Gold von der göttlichen Herrlichkeit, Reinheit. Diese Bedeutung ist ganz wichtig mit der Symbolik der Stiftshütte und des Tempels, u.a. Und was ist die Bedeutung von Silber? Erlösung! Das französische Wort argent heißt ja „Silber“ und auch „Geld“. Also ist Silber der Kaufpreis. Wenn du das anstatt auf Französisch auf Hebräisch machen würdest, dann wäre es noch besser. kesef heißt nämlich genau „Geld“ und „Silber“. Also kesef ist wirklich der Inbegriff von Kaufkraft und damit eben Erlösung. Denn 1. Petrus 1, 18-19 sagt „indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Flecken und ohne Fehl“. Da sehen wir, Gold und Silber sind nur Bilder, aber es ist ein Hinweis auf den wahren Kaufpreis, den der Messias bezahlen musste für den Überrest Israels und für die Gemeinde, für alle, die erlöst werden aus allen Zeitaltern. Darum spricht Silber von der Erlösung.
Diese Kettchen, wir haben gesehen, sie sollen von der Wahrheit und der göttlichen Belehrung sprechen, die wir um den Hals binden sollen. Und das sind Belehrungen in Bezug auf göttliche Gerechtigkeit, Herrlichkeit, in Bezug auf die Wahrheit der Erlösung. Das ist alles darin enthalten. Jetzt müssen wir noch einen Rückbezug zu Vers 9 machen. Sulamith wird mit einer Stute verglichen. Aus welchem Land? Aus Ägypten. Und Salomo hatte ja eine Ahnung von Stuten aus Ägypten. Wieviel hat er pro Stute dafür bezahlt? 150 Silberschekel! 1. Könige 10. Er hatte ja Handel bis nach Indien getrieben und darum heißt es, dass die Tarsisflotte immer wieder zurück kam, Vers 22: „... beladen mit Gold und Silber, Elfenbein und Affen und Pfauen.“ „Affen und Pfauen“ sind Wörter aus dem Sanskrit und aus dem Malajalam. Das ist die Sprache an der Westküste von Indien. Aus Indien hat er dann diese Dinge gebracht. Die Pferde hat er nicht aus Indien geholt, sondern aus Ägypten, Verse 28.29: „Und die Ausfuhr der Pferde für Salomo geschah aus Ägypten; und ein Zug Kaufleute des Königs holte einen Zug für Geld. Und ein Wagen kam herauf und wurde ausgeführt aus Ägypten für 600 Sekel Silber, und ein Pferd für 150. Und so führte man für alle Könige der Hethiter und für die Könige von Syrien durch ihre Hand aus.“ Hethiter, die ihr Reich in der heutigen Türkei hatten, ein riesiges Reich, dieses hethitische Reich. Und Aram, das ist Syrien. Also Salomo hat diese Prachtstuten und Hengste aus Ägypten geholt, durch die Sinaiwüste bringen lassen. Er hat genommen, was er brauchte. Er hat zu viel genommen, aber das wäre ein anderes Thema. Der König soll die Pferde nicht sehr mehren, sagt 5. Mose 17, 16. Er hat sie sehr gemehrt und dann noch weitervermittelt ans Königreich der Hethiter und der Aramäer. Er wusste, durch einen Silberpreis holt man die besten Pferde aus Ägypten. Ägypten ist ja das Symbol dieser Welt in der Bibel. Darum wurde Israel aus Ägypten erlöst mit starker Hand und zwar auf der Grundlage des Blutes des Lammes. So spricht das wirklich von der Erlösung aus dieser Welt, um ganz dem Herrn zu gehören, seinem Herzen anzuhängen.
12. Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.
Wir haben schon in Vers 4 gesehen die Freude der Liebe. Die Braut sagt „zieh mich: Wir werden dir nachlaufen“. Ich, zusammen mit meinen Freundinnen. Dann heißt es in Vers 4, „der König hat mich in seine Gemächer“, also in seine Räume geführt. Ich habe letztes Mal erklärt, cheder kann auch ein riesiger Esssaal sein. In die Säle des Palastes hineingeführt, „wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein!“ Also da zusammen am Königstisch und sie sprechen über die Schönheit der Liebe des Königs. Das ist ein wunderbares Bild des Gottesdienstes. Am Tisch des Herrn versammelt, 1. Korinther 10. Und dann von der Liebe des Herrn sprechen. „Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen“. Kommt da einem ein Lied in den Sinn? Seh ha jom – dies ist der Tag aus Psalm 118, ein messianischer Psalm. Ein Psalm, der prophetisch auf den Messias hinweist, auf den Stein, der von den Bauleuten verworfen worden ist. Dann heißt es, nach dieser Erwähnung in Vers 22, in den folgenden Versen 23.24: „Von dem HERRN ist dies geschehen; wunderbar ist es in unseren Augen. Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat; frohlocken wir, und freuen wir uns in ihm“. Das ist genau der gleiche Ausdruck wie in Hohelied 1. Hier heißt es „frohlocken wir und freuen wir uns in ihm“. Hier wird der König angesprochen, also man muss hier einen Rückbezug zu Psalm 118 herstellen, die Freude an dem König, dem Messias, an dem Herrn Jesus.
Nun geht dieses Thema in Vers 12 weiter. Während der König an seiner Tafel war, „gab meine Narde ihren Duft“. Hier machen wir sofort einen Link ins NT, Johannes 12. Das ist so direkt. Das sind alles Bezüge, die der Heilige Geist so in die Bibel hineingelegt hat. Wir müssen diese Bezüge entdecken. Manchmal sind sie etwas versteckter, manchmal sind sie so an der Oberfläche direkt erkennbar. Das war also in diesem Haus in Bethanien, wo Lazarus, Martha und Maria waren. Da lesen wir in Johannes 12, 3:
3. Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.
Dieses Haus erfüllt mit Narde. Der Bezug zu Hoh 1, 3 „ein ausgegossenes Salböl ist dein Name“. Dort wird Salböl gesagt und da kann man an Olivenöl denken. Bei „Öl“ einfach so eher das Olivenöl, mit dem der König, der Priester und der Prophet gesalbt wurden. „Ein ausgegossenes Salböl ist dein Name“ ist eben der Messias. Der Name Messias heißt ja „der Gesalbte“, der gesalbte König, Priester und Prophet. Aber hier haben wir ein anderes Öl, eben das Nardenöl, darum wird das mit Namen genannt. Wir werden darauf noch später in Kap 4 kommen. Da kommt die Narde dann wiederholt nochmals vor. Wenn wir die Symbole schon jetzt lernen, dann können wir sie gleich wieder anwenden. Das ist ein wunderbares Bild der Anbetungsversammlung der Gemeinde. Da wird dieses kostbare Nardenöl freigesetzt. Das spricht von der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Sie hat das ja im Blick auf sein Sterben gemacht, im Voraus gesalbt. Judas, dieser Betrüger, heuchlerisch und frömmlerisch, sagt, das hätte man den Armen schenken können. Dabei war er ja ein Dieb. Es ging ihm nicht um die Armen, aber er sagt, für 300 Denare, d.h. für 300 Tageslöhne. Stellt man sich vor, was diese Maria für den Herrn hergegeben hat. Im Blick auf seinen wertvollen Erlösungstod hat sie das hergegeben.
Die Narde ist ein kleines Blümchen, ganz klein, wie das bei uns in den Alpen so typisch ist. Die kleinen Blümchen ganz oben auf den Bergen. Gott hat sie so eingerichtet, da wo es keine Bäume gibt und der Wind hindurchgeht, dass die überleben können. Wären sie groß, brechen sie leicht, darum sind die Alpenpflanzen klein. Die Narde ist eine Gebirgspflanze und zwar aus dem Himalaya, aus Indien. Auf 3500 – 5000 Metern Höhe. Also wenn man sie von dort oben holt, dann muss man schon ein bisschen mit dem Atem aufpassen. Außer man ist es gewöhnt, die kolumbianische Fußballmannschaft, die spielt ja zum Training gerne ganz oben, auf 4000 Metern. Ich war mal an diesem Ort, die üben dort, weil sie dadurch dann fähig sind, viel besser Sauerstoff aufzunehmen, wenn sie unten sind. Darum sind sie dann einfach besser, schon deswegen. Und dann gibt es auch andere Gründe. Aber ich sage, das ist schon eine Leistung, bis auf 5000 Metern hinaufzugehen. Wenn man dort oben war, auf 5000 Metern, da springt man nicht einfach so herum, sonst kriegt man mit dem Atmen Probleme. Dort holt man die Narde. In Indien, im Himalaya und dann muss das nach Israel gebracht werden. Jetzt ist es klar, warum das so teuer war, so wertvoll. Aber ein kleines Blümchen, ganz hoch oben, und es bewirkt einen wunderbaren Duft. Das spricht von dem Herrn Jesus, der da in Gestalt Gottes, war, wie Philipper 2, 6 sagt „es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein“. Er war Gott gleich, er musste das nicht an sich reißen, so wie der Teufel das gerne gemacht hätte, wollte sein wie Gott. Sondern er erniedrigte sich selbst, indem er Knechtsgestalt annahm und in Gleichheit der Menschen ein Mensch wurde und in Gleichheit der Menschen auftrat. Es ist eine siebenfache Erniedrigung bis Nr. 6, er war gehorsam „bis zum Tod“. Aber nicht irgendein Tod, der schändlichste Tod, Nr. 7 „ja, zum Tod am Kreuz“. Wir sehen die Erhabenheit der Person des Herrn Jesus gerade in seiner unsäglichen Erniedrigung. Genau das wird durch die Narde ausgedrückt. Wenn man das nochmals liest, „während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft“. Das ist Anbetung, wenn wir in der Anbetung über diese Herrlichkeiten des Herrn Jesus, seiner Erniedrigung und in dieser Erniedrigung seine Erhabenheit sehen, darüber sprechen.
Dann sagt die Braut weiter in Hoh, Vers 13:
13. Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht.
Jetzt müssen wir uns fragen, was bedeutet die Myrrhe symbolisch? Das ist eben nicht Narde! Antwort aus dem Publikum: Es bedeutet Bitterkeit und Schmerz.
Die Myrrhe ist ein Harz aus einem Busch, typischerweise aus Jemen. In Jemen oder auch Ostafrika werden Bäume geritzt. Aber die biblische Myrrhe kam speziell aus Jemen. Das ist der Ort, wo die Königin von Sheba herkam. Sheba ist in der Bibel Jemen. Man hat das angeritzt, damit dieses Harz ausfließt. Gewissermaßen so wie Blut beim Menschen, wenn man ihn mit dem Messer anritzt. Oder beim Herrn Jesus mit dem Speer durchsticht und seine Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt. Also das Harz fließt aus, aber die selbstausgeflossene Myrrhe, das ist die höchste Qualität. Wenn man die Myrrhe isst ist sie bitter im Geschmack, und wenn man sie verbrennt, entwickelt sie ihren Wohlgeruch. So spricht die Myrrhe ganz klar von den Leiden des Herrn Jesus. Von den bitteren Leiden am Kreuz.
Wenn sie eben dieses Bündel Myrrhe in ihrer Kleidung trägt, dann trägt sie es eben auf ihrem Herzen. Diese Magier aus dem Morgenland, es wird nicht gesagt, wie viele es waren, aber die haben genau diese Dinge gebracht: Myrrhe, Weihrauch und Gold. Die werden wir im Hohelied alle wiederfinden. Myrrhe und Gold haben wir schon, Weihrauch werden wir auch finden und sehen, was dort die Bedeutung ist. Die haben das gebracht im Blick als Gabe für den König. Aber ohne es zu wissen, war die Myrrhe ein Hinweis auf den Tod, das Sterben des Messias. Wir sehen, sie trägt das zwischen den Brüsten, d.h. auf dem Herzen. Es ist interessant, das Brustschild des Hohenpriesters mit den 12 Edelsteinen für die 12 Stämme Israels, da wird gesagt in 2. Mo 28, dass er das auf seinem Herzen tragen soll. Aber es war ein Brustschild. Das Brustschild ist eben auf dem Herzen. Wenn sie sagt, „Bündel zwischen meinen Brüsten“, dann meint das wirklich auf dem Herzen. Das drückt diese Herzensverbundenheit mit dem Herrn Jesus aus, der sich für uns hingegeben hat. Und zwar werden wir dann noch ausdrücklich in Kap 5 die selbstausgeflossene Myrrhe antreffen. Die selbstausgeflossene Myrrhe spricht von Galater 2, 20 „der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“. Er musste nicht, er wollte und hat an jeden Einzelnen persönlich gedacht. Das ist genau das, „ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht“.
Frage aus dem Publikum: ...
Der Begriff Smyrna in Offenbarung 2, der Städtename, bedeutet effektiv Myrrhe. In diesem Sendschreiben geht es ja um die verfolgte Gemeinde, die der Herr ermutigt, so wie er in den Tod gegangen ist, auch bereit zu sein zu sterben. Dort sieht man, Smyrna ist also neutestamentlicher Link zu dem Thema Myrrhe im AT.
Ich wäre gerne ein bisschen weitergekommen, hätte so gerne etwas über die Zypertraube in den Weinbergen von En-Gedi erzählt und über die Narzisse von Saron und die Lilie der Täler, usw. Dann machen wir das einfach nächstes Mal. Wir sind nicht unter Stress und wir sehen, es ist eine solche Fülle, Satz für Satz. Darum kann man wirklich sagen, das Hohelied werden die Herzen der Erlösten tiefer und enger mit unserem Herrn verbunden.
Frage aus dem Publikum: Haben wir schon ausgelegt, was der „Prachtwagen“ des Pharao bedeutet?
Das machen wir nächstes Mal.