Ein Gang durch die Apostelgeschichte – Teil 2/2

Roger Liebi

07.11.1998

BST in Aarau, Schweiz

ID: 23321

 

Wir fahren weiter mit der Übersicht über die Apostelgeschichte auf dem letzten Blatt im Skript: Einteilung gemäß dem Missionsbefehl im Schlüsselvers. Wir haben gesehen, dass die Apostelgeschichte nach dem Vier-Punkte-Programm des Missionsbefehls in Kapitel 1 Vers 8 aufgebaut ist: Jerusalem, Judäa, Samaria und bis an das Ende der Erde. Wir haben gesehen, dass die Kapitel 1-7 das Zeugnis der ersten Christen in Punkt 1 mit Jerusalem zeigen. Und wir haben gesehen, dass man aber nicht weitergegangen ist und erst mit der Verfolgung, die nach der Ermordung von Stephanus einsetzte, da wurden alle Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem, all die Tausende, zerstreut, hinaus nach Judäa und Samaria. Also der Herr musste mit dieser Verfolgung eingreifen, damit man wirklich im Missionsauftrag weiterging und nicht einfach so schön bei dem vertrauten Punkt 1 blieb. Und so wurde dann das Evangelium weiterverkündigt. Man liest in Kapitel 8, 4: „Die Zerstreuten (das waren alle mit Ausnahme der 12 Aposteln) nun gingen umher und verkündigten das Wort.“ Das gr. Wort für verkündigen hier ist wörtlich evangelisieren. Alle haben evangelisiert, obwohl ja nach Epheser 4 nur einzelne die Gabe der Evangelisten haben. Das heißt aber überhaupt nicht, dass nicht alle evangelisieren könnten. Also ganz eindrücklich: alle haben evangelisiert und in den Versen 1-3 sieht man, dass sie das gemacht haben in Judäa und Samaria.

Nun, es gibt Bremsen für die Evangelisierungsverkündigung. Das sind oft diese beiden Punkte des Konservativismus. „Wir haben es immer so gemacht“ oder „das haben wir noch nie so gemacht.“ Beides Argumente. So hat man argumentieren können, warum man in Jerusalem blieb. Aber der Herr hat durch diese Verfolgung wirklich Gewaltiges gewirkt, und all diese Tausende, die während diesem einem Jahr entlastet waren vom vollen Pensum der Arbeit, weil durch diese Gütergemeinschaft es möglich war, viel Zeit zu investieren beim Zuhören der Predigten und Vorträge der Apostel. So wurden sie also in diesem Jahr gegründet für das weitere Programm, alles in der Vorsehung Gottes.

Nun sehen wir aber diese Hindernisse gingen weiter. Es wird uns von Philippus in Kapitel 8 berichtet, wie er bei den Samaritern zu predigen begann. Und interessanterweise ohne irgendwelche Rücksprachen bei den Aposteln. Plötzlich beginnt er in Samaria zu predigen und es gibt eine Erweckung, Unzählige kommen zum Glauben, werden getauft, aber sie haben den Heiligen Geist nicht bekommen. Ganz eigentümlich. Ja wie war das eigentlich in Apostelgeschichte 2 bei Pfingsten? In Kap. 2, 38 sagte Petrus auf die Frage „Was sollen wir tun, Brüder?“ Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Zuerst Buße, dann Taufe und dann Empfang des Heiligen Geistes. Klare Reihenfolge. Jetzt haben wir aber in Apostelgeschichte Kapitel 8 bei den Samaritern, die glauben, die tuen auch Buße und werden getauft, V.12, aber sie bekommen den Heiligen Geist nicht, bis V. 14-17.

14. „Als die Apostel in Jerusalem gehört hatten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen.
15. Als diese hinabgekommen waren, beteten sie für sie, damit sie den Heiligen Geist empfangen möchten;
16. denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
17. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist!“

Es brauchte also noch Handauflegung durch Apostel. Was sollen wir damit anfangen? In Kapitel 10, ich greif jetzt ein bisschen voraus, da finden wir die Bekehrung von Kornelius, wie er und all die Seinigen auf die Predigt von Petrus hin Christen werden, in 10, 44. Und da liest man:

44. „Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten.
45. Und die Gläubigen aus der Beschneidung, so viele ihrer mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich, dass auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war;
46. denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott erheben. Dann antwortete Petrus:
47. Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir?
48. Und er befahl, dass sie getauft würden im Namen Jesu Christi. Dann baten sie ihn, einige Tage zu bleiben.“

Da haben wir Menschen, die hören das Evangelium und während des Hörens kommt der Heilige Geist auf sie, ohne Taufe, ohne Handauflegung. Ja, was sollen wir machen? Aufgrund von welchem Abschnitt sollen wir jetzt eine Lehre aufbauen? Ich habe auch einen Abschnitt auf dem Skript, ab Blatt 3 „Einige dogmatisch wichtige Themen“. Da haben wird zunächst „Taufe mit Heiligem Geist“, dann „Empfang des Heiligen Geistes“. Da haben wir gleich all diese Punkte. Bei den Juden am Pfingsttag nach der Taufe, ohne Handauflegung. Bei den Samaritern nach Taufe und Handauflegung. Bei den Heiden vor der Taufe ohne Handauflegung. Erklärung: Am Einfachsten hatten es die Heiden. Die Juden in Jerusalem mussten sich zuerst öffentlich durch die Taufe von dem Justizmord des Messias distanzieren. Kurze Zeit zuvor wurde der Messias Jesus vor den Toren Jerusalems ermordet. Eine große Volksmenge in Jerusalem hat vor Pilatus geschrien: „Er werde gekreuzigt, sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“ Jetzt predigt Petrus und wirft das der Volksmenge vor als Mord an den verheißenen, gesandten Gottes. Und so sagt er auf die entsetzte Frage: Was sollen wir tun? Lasst euch taufen! Und durch die Taufe distanziert man sich von der Zugehörigkeit, wo man vorher war. Das wusste jeder Jude. Wie wurde man damals als Heide ein Jude? Man musste ein Ritualbad auf sich nehmen. Das Ritualbad bedeutete: „Ich trenne mich von dem götzendienerischen Volk, dem ich angehört hatte und gehe über zum Volk Gottes.“ Und jetzt sagt Petrus solchen, die zum Volk Gottes gehören: „Lasst euch taufen und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes bekommen.“ Sie mussten sich also von der Masse, die sich nicht distanziert hatte vom Mord am Messias, durch Taufe distanzieren und dann wurde das bestätigt durch die Gabe des Heiligen Geistes. Und es ist auch heute noch wichtig zu sehen, die christliche Taufe macht wirklich den totalen Schlussstrich, wenn ein Jude zum Glauben kommt. Wenn ein Jude glaubt, dass Jesus der Messias ist, dann ist das in der Verwandtschaft oft schrecklich schlimm, aber es gibt noch Hoffnung. Wenn er sich aber taufen lässt, dann ist es aus. Es gibt eine rabbinische Lehre, die sagt, diese Sünde kann in Ewigkeit nicht mehr vergeben werden. Dann kommen alle Flüche aus 5. Mose 28 über einen. Man sieht, die Taufe ist wirklich der Punkt, wo es darum ging wirklich die Entscheidung ganz klar offen zu legen. So ist das geschehen.

Die Samariter, die wurden getauft, aber sie bekommen den Heiligen Geist nicht. Nun, der Grund liegt darin, Juden und Samariter waren verfeindet und pflegten keinen Umgang. Das sieht man schön deutlich in Johannes 4, 9 in der Geschichte der Samariterin am Brunnen. Es bestand daher die Gefahr, dass es in Samaria zu einer Kirchenspaltung gekommen wäre, dass die samaritischen Gläubigen gesagt hätte „Ja gut, wir sind gläubig, wir sind Christen. Aber mit denen von Jerusalem haben wir überhaupt nichts zu tun.“ Und sie hätten quasi diese Spaltung in den Völkern, der sie immer gelebt haben, jetzt quasi auch in die Gemeinde gebracht. Jetzt mussten die Samariter sich zuerst durch Handauflegung mit den gläubigen Juden identifizieren, eins machen. Handauflegung bedeutet immer Identifikation. Übrigens bedeutet das hebräische Wort für Handauflegung „smicha“ nicht einfach „auflegen“, sondern „draufdrücken“. Auch bei den Opfern ist „smicha“, das bedeutet der Opfernde drückt die Hände auf den Kopf des Opfers und überträgt diesmal das ganze Gewicht seiner Person, der Schuld auf das Opfer. Das ist Identifikation. Dann muss das unschuldige Tier sterben anstelle des Schuldigen. Dadurch, dass die beiden Aposteln Johannes und Petrus die Hände auf die Samariter aufdrücken machen sie sich eins und die Samariter eins mit ihnen, indem sie das an sich geschehen lassen. Sie erklären: Wir gehören 100% zusammen. Dann hat Gott mit dem Heiligen Geist geantwortet, das bestätigt. Das war alles zur Verhinderung, dass ein Landeskirchentum entstanden wäre. Landeskirche der Juden, Landeskirche der Samariter. Das ist also nicht gottgewollt. Es sollte ganz klar die Einheit deutlich werden.

Aber bei den Heiden, dort erlebte man, was in späteren Zeit allgemeine Norm wurde. Glaube und Empfang des Heiligen Geistes. Bei den Heiden war ja das Problem, das die Juden dachten Gott wird die kaum annehmen, akzeptieren, denn die haben wirklich nichts mit uns zu tun. Die Samariter hatte wenigstens noch etwas israelitisches Blut in den Adern. Wir haben in Apostelgeschichte 10 gelesen, dass die jüdischen Gläubigen, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, dass diese Römer den Heiligen Geist bekommen haben. Das ist ja unglaublich, das gibt’s ja nicht. Das war besonders wichtig, dass es bei ihnen am allerleichtesten und einfachsten ging um sie zu überzeugen, dass Gott sie wirklich akzeptieren will. Und zwar so akzeptieren will, dass sie nicht zuerst ins Judentum übertreten mussten! Wären sie zuerst getauft worden, dann hätte man interpretieren könne, aha, das ist so eine Art Proselytentaufe, die werden Juden und dann werden sie akzeptiert. Darum war es ganz wichtig ohne Taufe, ohne dass sie Juden wurden, wurden sie Christen. D.h. sie wurden Teil der Gemeinde Gottes. In Epheser 1, 13 lesen wir: „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung. Welcher das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preis seiner Herrlichkeit.“

Paulus sagt den Ephesern, den Nicht-Juden, ihr seid, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden. Nicht nachdem ihr getauft worden seid, nachdem ihr Handauflegung bekommen habt, nein, nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt mit dem Heiligen Geist. Die Frage ist, worauf soll man eine Lehre aufbauen? Jetzt kann man das machen, was man am liebsten hat. Die einen lieben es, wenn es zuerst eine Taufe gibt, die anderen, sagen wir die Neuapostolischen, wenn zuerst eine Handauflegung da ist, aber nicht nur sie. Und andere nichts von beidem. Wir müssen beachten, die Apostelgeschichte ist ein Geschichtsbuch. Der Epheserbrief ist ein Lehrbuch. Wir haben heute Morgen diese 7-fache Einteilung der Bibel gesehen, die Briefe sind der Teil, wo der Heilige Geist sie in die ganze Wahrheit leitet. Ein Geschichtsbuch berichtet uns, wie Gott an ganz bestimmten Momenten in der Heilsgeschichte gehandelt hat. Das heißt nun nicht, das Gott immer gleich handelt. Gott ist zwar immer derselbe, er ändert sich nie, aber er handelt nicht immer gleich. Durchs ganze A.T hindurch hat Gott immer anders gehandelt, Er ist aber immer derselbe geblieben. Wir können nicht einfach so etwas herausgreifen und sagen: Und das ist das Allgemeingültige! Das könnte das Allgemeingültige sein, aber nicht unbedingt. Und darum müssen wir die Bestätigung haben aus einem Lehrbuch, wie z.B. den Epheserbrief, dass das das Allgemeingültige ist. Das erklärt die Situation bei den Samaritern und es zeigt uns auch, wie tief in den ersten Jahrzehnten der Christenheit Wert auf Einheit gelegt wurde. Wir sehen in Apostelgeschichte 4, die ersten Christen waren ein Herz und eine Seele. Wir lesen Apostelgeschichte 4, 32: „Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“

Und dann haben wir gesehen, wie es plötzlich doch Spannungen gab, in Kapitel 6 zwischen den griechisch sprachigen, offeneren Juden, den Hellenisten und den hebräisch-aramäisch sprachigen Inland-Juden, die eher sich abschlossen gegen andere. Wir haben gesehen, dieser Konflikt musste gelöst werden, es durfte nicht irgendwie zu einer Trennung führen. Jetzt kommt eine neue Gruppe dazu, die Samariter. Das macht das Ganze noch komplizierter. Denn da war wirklich eine Feindschaft und die werden auch so hineingeführt, indem wirklich durch Handauflegung die Einheit demonstriert wurde und Gott dann mit dem Heiligen Geist antwortete. Aber diese Linie müssen wir beachten, das wird uns weiter beschäftigen. Gott will die Einheit der Erlösten. Nicht nur örtlich, sondern auch überörtlich. Und interessant ist, es hätte ja irgendeiner der 12 Aposteln kommen können. Es kommen aber Petrus und Johannes. Petrus spielte schon eine Schlüsselrolle am Pfingsttag. Er hat die große Pfingstrede gehalten, an der dann 3000 zum Glauben kamen. Da ging es um Juden. Jetzt haben wir eine neue wichtige Etappe: Samaria. Da spielt Petrus zusammen mit Johannes wieder eine Schlüsselrolle. Und dann, die nächste Etappe haben wir gesehen ist mit Kornelius, wo die Römer dazukommen. Die wirklich 100% Nicht-Juden. Wer hat dort gepredigt? Petrus. Petrus spielt Schlüsselrollen in allen Volksgruppen, die gewissermaßen neu dazukommen. Damit wird eigentlich das Missionsprogramm darin repräsentiert, denn Jerusalem-Judäa-Juden, Samaria und dann bis ans Ende der Erde, das sind die Heiden.

Jedes Mal ist es Petrus und das erklärt uns nun eine ganz schwierige Stelle in Matthäus 16, wo der Herr Jesus Petrus sagt, ich gebe dir die Schlüssel des Reiches der Himmel. Dann müssen wir daran denken, dass das Reich der Himmel eben nicht einfach das Himmelreich ist, so wie es in der Lutherübersetzung heißt und man meint dann, das sei der Himmel. Das Reich der Himmel ist nämlich auf Erden. Matthäus 16, 18. In Vers 16 legt Petrus das Bekenntnis ab: „Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dann sagt der Herr in Vers 18:

18. „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.
19. Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein.“

Petrus ist nicht der Fels, sonst würde der Herr gesagt haben „Du bist Petros und auf diesen Petros will ich meine Gemeinde bauen.“ Er sagt aber: „Du bist Petros und auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen.“ Im Vatikan steht oben auf der Kuppel, wenn man von innen hinaufschaut, der Vers in lateinisch. Man hätte es besser auf Griechisch gelassen, dann hätte man den Betrug gleich erkannt. Es sind zwei verschiedene Ausdrücke: Petros ist nicht das gleiche wie Petra. Da besteht gerade eine Opposition. Die Grundlage der Gemeinde, der Kirche, der Versammlung ist Christus selbst. Darum heißt es in 1. Korinther 3, 11: „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Aber Petrus ist ein erster Stein dieses lebendigen Gebäudes der Gemeinde, auf der Grundlage des Felsens und das ist Christus. 1. Korinther 10: „Der Fels aber war der Christus.“

Wir sehen, Petrus hat eine ganz besondere Rolle. Er bekommt die Schlüssel des Reiches der Himmel. Der Ausdruck „Das Reich der Himmel“ kommt nur im Matthäus Evangelium vor, 32 Mal. Wenn man es mit den anderen Evangelien vergleicht, die Parallelstellen, dann heißt es in den anderen Evangelien „Das Reich Gottes“. Das hat mit dem Reich Gottes etwas zu tun. „Himmel“ bei den Rabbinern war ein Ersatzname für den unaussprechlichen Namen „JHAVE“, der Name des Bundes Gottes Israels. Sie sagten, um diesen Namen nicht irgendwie zu missbrauchen haben sie andere Wörter genommen, wie z.B. der HERR, Adonai oder eben Schamanim, Himmel. „Das Reich der Himmel“ ist nichts anderes wie eben das Königreich Jahvehs.

Als der Herr Jesus begonnen hat zu predigen, sagt er: „Das Reich der Himmel ist nahegekommen. Tut Buße.“ Das meint seine Herrschaft als Messias auf dieser Erde. Aber dann wurde er von der Masse des Volkes verworfen und in Matthäus 13 beginnt er dann die Himmelreichsgleichnisse zu erzählen und spricht über den vierfältigen Acker, wo der Same des Wortes ausgestreut wird. Im gleichen Kapitel wird erklärt, der Acker ist die Welt. Das heißt das Wort Gottes, der Same des Wortes Gottes, geht nun nicht mehr nur zu Israel, sondern in die ganze Welt. Das Reich der Himmel, das Reich Gottes nimmt eine neue Form an. In Matthäus 25 sagt der Herr, das Reich Gottes ist gleich einem hochgeborenen Mann, der wegging für eine Zeit und seinen Knechten den Auftrag gibt zu handeln, bis er dann wiederkommt. Das Reich der Himmel ist also heute die Zeit, wo die Jünger Jesu ihm dienen, wo der König selber abwesend ist, bis er dann wiederkommt.

So haben wir gewissermaßen zwischen der Auffahrt vom Ölberg, Apostelgeschichte 1, und der Wiederkunft Christi auf dem Ölberg, das haben wir heute Morgen behandelt, dazwischen haben wir das Reich der Himmel in der Form, wo dann der Messias abwesend ist, aber die Knechte auf der Erde handeln. Da gibt es gute und schlechte Knechte wie man in Matthäus 25 sieht. Es gibt 5 törichte und 5 kluge Jungfrauen im Reich der Himmel. Es ist der Bereich der Christenheit, kann man sagen, und da hat Petrus eine Schlüsselfunktion, er musste nämlich jeder Volksgruppe quasi separat den Zugang zum Reich öffnen. Apostelgeschichte 2 - den Juden, Apostelgeschichte 8 – den Samaritern, Apostelgeschichte 10 – den Heiden. Dann verschwindet Petrus von der Bildfläche und in Apostelgeschichte 13-28 übernimmt Paulus eine Schlüsselrolle in der Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden. Plötzlich bekommt vieles harmonische Bedeutung. Wir sehen dort übrigens gleich, was es bedeutet, „binden auf Erden und lösen auf Erden“. In Apostelgeschichte 8 haben wir jetzt gerade gelesen, wie die Samariter den Heiligen Geist bekommen haben und dann liest man von einem ganz speziellen Mann, Apostelgeschichte 8, 18:

18. „Als aber Simon sah, dass durch das Auflegen der Hände der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde, brachte er ihnen Geld
19. und sagte: Gebt auch mir diese Macht, dass der, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfängt!
20. Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei!
21. Du hast weder Teil noch Recht an dieser Sache, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott.
22. Tu nun Buße über diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir etwa der Anschlag deines Herzens vergeben wird!
23. Denn ich sehe, dass du in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit bist.
24. Simon aber antwortete und sprach: Bittet ihr für mich den Herrn, damit nichts über mich kommt von dem, was ihr gesagt habt!“

Der Ausdruck „Binden und lösen“ ist ein bekannter Ausdruck im rabbinischen Hebräisch. Jemanden binden heißt, auf jemanden einen Fluch legen, der Sünde begannen hatte und aus der Synagoge ausgeschlossen wurde, man hat ihn quasi „gebunden“. Wenn er umgekehrt ist und Buße getan hat, wieder aufgenommen wurde in die Gemeinschaft der Synagoge, dann wurde er „gelöst“. Und jetzt haben wir genau hier ein Beispiel, wo Petrus in apostolischer Gewalt bindet, nämlich diesen Simon. Er bindet ihn gewissermaßen, indem er die ganze Schuld auf ihn löst und ihm ganz klar deklariert „Du bist nicht frei von dieser Schuld, du musst zuerst Buße tun“. Dieser Simon spielt eine ganz wichtige Rolle in der Kirchengeschichte, denn die Zeugnisse der alten Kirche sagen, dass Simon eigentlich eine Schlüsselrolle gespielt hat in der Bewegung der Gnosis. Das war die schlimmste Irrlehrerbewegung im 1., 2., 3. Jhd. auf das Christentum. Die Irrlehre der Gnosis, die z.B. verleugnete, dass Jesus im Fleisch gekommen ist als wirklicher Mensch, seine Gottheit verleugnet usw. Das war eine der größten Gefahren der Christen überhaupt. Übrigens sind das Johannesevangelium und der 1. und 2. Johannesbrief spezielle Kampfschriften gegen die Irrlehre der Gnosis. Dieser Simon hat hier eine Schlüsselrolle gespielt. Er war getauft, aber nicht bekehrt. Er hat sich so gewissermaßen eingeschlichen und größtes Verderben gebracht. So nebenbei, das ist Kirchengeschichte. Aber was wir hier sehen ist die Schlüsselgewalt von Petrus, wie er bindet und löst in apostolischer Gewalt.

Nach diesem nächsten Schritt mit Samaria haben wir gesehen bringt Lukas drei Bekehrungsportraits. Ein Hamid, Äthiopier, der Kämmerer von Äthiopien, ein Samit, Saulus und ein Japhetit, Kornelius der Hauptmann, werden Christen. Um zu zeigen, das Evangelium geht jetzt zu allen Völkern, Stämmen und Sprachen. Jetzt müssen wir schauen, nach der Bekehrungsgeschichte des Äthiopiers und des Saulus haben wir ganz ausführlich von Kapitel 10 – 11, 18 die Sache mit den Heiden, wie die aufgenommen werden. Das ist diese Geschichte, wo Petrus wieder seine Schlüsselrolle spielte. Er war an einem Ort in Joppe, also bei Tel Aviv und dann hatte er eine Vision. Es hat sich der Himmel geöffnet und da kommt ein Tuch herunter mit allen Arten von Tieren auf der Erde. Und er hörte eine Stimme aus dem Himmel: Schlachte diese Tiere und iss. Das Ganze war so um die Mittagszeit, da wo es unter dem Herzen knurrt. Und was sagt Petrus? Apostelgeschichte 10, 13:

13. „Und eine Stimme erging an ihn: Steh auf, Petrus, schlachte und iss!
14. Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! Denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines oder Unreines gegessen.“

Gott sagt „Iss etwas, was nicht koscher ist“, und Petrus sagt „Nein, nein! Ich habe noch nie etwas Unkoscheres gegessen in meinem Leben!“ Da sieht man, wie das sitzt. Wenn Gott sagt, jetzt ändere ich etwas, dann kann er es nicht ändern. Das geschieht immer wieder. V.15:

15. „Und wieder erging eine Stimme zum zweiten Mal an ihn: Was Gott gereinigt hat, mach du nicht gemein!
16. Dies aber geschah dreimal; und das Gefäß wurde sogleich hinaufgenommen in den Himmel.
17. Als aber Petrus bei sich selbst in Verlegenheit war, was wohl diese Erscheinung bedeutete, die er gesehen hatte, siehe, da standen die Männer, die von Kornelius gesandt waren und Simons Haus erfragt hatten, vor dem Tor;“

Jetzt kommt eine Gesandtschaft von Kornelius und die wollen Petrus einladen, dass er zu ihnen nach Hause käme, um ihnen zu predigen. Und da hat er diese Vision. Das war wirklich eine schwere Entscheidung für Petrus, denn das war damals absolut undenkbar, dass ein Jude aus Israel zu Nichtjuden nach Hause geht. Aber Petrus überwindet sich und geht. Schauen wir mal, was er dann im Haus von Kornelius in V. 28 sagt: „Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, wie unerlaubt es für einen jüdischen Mann ist, sich einem Fremdling anzuschließen oder zu ihm zu kommen; und mir hat Gott gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu nennen.“

Er hat verstanden, was diese Vision bedeutet. Alle diese Tiere, von allen Arten gibt reine und unreine. Diese Unterscheidung soll jetzt aufgehoben werden. Das bedeutet, die reinen Tiere stellen Juden dar, die unreinen Tieren stellen Heiden dar. Jetzt sagt Gott, jetzt hebe ich diese Unterscheidung auf, Petrus du kannst essen, von diesem und von jenem. Jetzt verstand er: Aha, und das bedeutet letztendlich: Jetzt kann ich auch zu einem Heiden nach Hause gehen. Aber das war schwierig, ihr wisst, wie unerlaubt das für einen jüdischen Mann ist. Er versteht aber, in V. 34 heißt es:

34. „Petrus aber öffnete den Mund und sprach: In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht,
35. sondern in jeder Nation ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm.“

Er versteht also, was die Vision bedeutete. Das war nicht so einfach, jetzt hatte man eine Vision gehabt, jetzt hat er den Bleistift gefunden, den Gott ihn gezeigt hat. Das war nicht so etwas Nebensächliches. Das war wirklich ein Schlüsselereignis in der Heilsgeschichte, dass ein Petrus verstehen kann: Es kommt eine Änderung, wir können effektiv jetzt auch zu Heiden nach Hause gehen. Aber das war schwierig für ihn. Man fragt sich manchmal, was haben sich die Apostel auf dem Ölberg überlegt, als der Herr ihnen das 4-Punkte-Programm vorstellte. Jerusalem, Judäa, Samaria, bis an das Ende der Erde. Ja wie soll das gehen? Wer geht zu den Indianern? Da muss man irgendwann was essen. Oder wir gehen nach Afrika, das ist ein bisschen näher an Jerusalem. Wie soll man da essen? Wie soll man überhaupt diese Weltmission realisieren? Das haben sie sich alles nicht so konkret und praktisch überlegt, musste Schritt für Schritt geklärt werden. Petrus hat es dann nach inneren Ringen über sich gebracht. Er sagt zu Gott „Nein!“ und Gott sagt dreimal „Ja“. Da sehen wir, wie wir schon in Kapitel 10, 45 gesehen haben, wie die gläubigen Juden, die mit ihm gekommen waren, wie die entsetzt waren, als der Heilige Geist über die Römer gekommen waren. Und die Sache wird jetzt noch viel besser, Kapitel 11:

1. „Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hatten.
2. Und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm
3. und sagten: Du bist bei unbeschnittenen Männern eingekehrt und hast mit ihnen gegessen!“

Jetzt haben wir so ein großartiges Ereignis hier bei Kornelius gehabt und Menschen sind zum Glauben gekommen an Christus, sind getauft worden und haben den Heiligen Geist bekommen und er geht nach Jerusalem, da wo alles angefangen hat, die ganze Weltmission. Jetzt sollte man erwarten, die sagen: „Du, wir haben gehört, was da geschehen ist, das ist ja wunderbar, wir haben wirklich Freudentränen geweint.“ Es heißt aber nur „Sie hörten, dass die Nationen das Wort Gottes angenommen hätten“. Dann kommt er rauf und dann gibt’s Streit. Was ist das Problem? Du bist zu Nicht-Juden heimgegangen, hast mit ihnen gegessen. Wer hat denn das erzählt, dass er gegessen hat? Er hat nicht davon berichtet, dass er was gegessen hat. Gut, aber das war alles schon klar. Du warst dort und du hast gegessen. Und jetzt, was macht ein Mann, der von Natur aus expulsiv ist wie Petrus? V.4: „Petrus aber fing an und setzte es ihnen der Reihe nach auseinander und sprach: Ich war in der Stadt Joppe im Gebet, …“

Er hat alles schön der Reihenfolge nacherzählt und das macht deutlich, dass er nicht explodiert ist, denn dann kann man nicht mehr der Reihenfolge nach die Dinge erzählen. Er ist also ruhig geblieben. Hat gewusst, der Kampf wird kommen, hatte auch Zeit sich zu überlegen, wie soll ich das tun, also sich innerlich vorbereitet. Er kann das alles erzählen, genau wie der Herr ihn geführt hatte. Jetzt schauen wir mal das Gewaltige in Vers 17: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, wer war ich, dass ich hätte Gott wehren können?“

Interessant, ich habe bei mir das gelb angestrichen, dass er da einen Fragesatz stellt. Er hat nicht gesagt: „Ihr habt die gleiche Gabe bekommen wie wir, also ist es ganz klar, so und so“. Er hat es in Frageform gestellt. Man muss nicht immer alles sagen: So und so und so, sondern in Frageform. Und dann muss der Zuhörer sich überlegen, ja, wer war Petrus dann um nicht so zu handeln, die Taufe verwehren, muss man selber verstehen. Also sehr taktvoll auch wie er spricht. Dann Vers 18: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, wer war ich, dass ich hätte Gott wehren können?“

Das ist ganz eindrücklich ein Beispiel von Takt. Er erzählt es ruhig der Reihe nach und gewinnend und die beruhigen sich alle. Aha, dann ist das so. Nicht nur beruhigen, sie verherrlichen sogar Gott. Wir sehen, welche gewaltigen Bremsen es da zu überwinden gab. Das haben wir noch nie gemacht, das haben wir immer so gemacht. Jetzt denkt man sicher, ja, die Halbbürde ist überwunden, aber die weitere Geschichte zeigt uns, das Problem wird noch lange, lange weiterbestehen. Für einige war das klar, aber lange nicht klar für alle.

Aber jetzt kommt ein ganz Entscheidendes in der Fortsetzung, Kapitel 11, 19: „Die nun zerstreut waren durch die Bedrängnis, die wegen Stephanus entstanden war,...“ Merken wir, nach dem Einschub der drei Portraits mit den Söhnen Noahs, die zum Glauben kommen, wird jetzt zurückgegriffen auf Kap. 8, Vers 4. Das Ganze war eigentlich ein Einschub. In Kapitel 8, 1 entsteht die Verfolgung gegen die Gemeinde, die Versammlung. Sie werden zerstreut nach Judäa, Samaria. V.4: „Sie verkündigen überall das Wort Gottes.“ Und es kommt als Einschub die ganze Sache mit Samaria und den drei Söhnen Noahs. Jetzt setzt Kap.11, 9 direkt wieder dort an bei den Zerstreuten. Merkt man das, wie der Anschluss hier direkt ist? Jetzt kommt wieder die Geschichte auf mit den Zerstreuten durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war. V.19: „... zogen hindurch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia.“ Aber schon ein Fortschritt, in Kapitel 8 waren sie noch in Judäa, Samaria. Jetzt sind sie schon in Phönizien, oben im Libanon und noch weiter übers Meer bereits nach Zypern hinüber und nach Antiochien. Wo ist Antiochien? Es ist in Syrien. Heute ist es in der Türkei, weil Atatürk im letzten Moment noch Antiochien rübergeschnappt hat. Darum ist diese eigentliche syrische Stadt heute in der Südtürkei. Ganz oben in Syrien, bis dort hinauf sind sie gekommen. Jetzt erzählt Lukas uns weiter in Vers 19: „... und redeten zu niemand das Wort als allein zu Juden.“ Toll, sie sind von Programmpunkt zwei und drei eigentlich schon zu vier geschritten. Judäa, Samaria ist schon zu den Heiden in Richtung Ende der Welt, bis zur Türkei sind sie gekommen. Was haben die Schlaumeier gemacht? Den Missionsauftrag erfüllen, indem man den Juden bis ans Ende der Welt das Evangelium bringt. Den Heiden haben sie nichts erzählt. Dann gibt es ein paar Progressive, V.20: „Es waren aber unter ihnen einige Männer von Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochia kamen, auch zu den Griechen redeten, indem sie das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.“

Was machen die da? Einige unter ihnen haben eine ganz andere Idee. Der Ausdruck „Griechen“ im N.T. bezeichnet speziell griechisch-sprachige Menschen, die zum römischen Reich gehören. Nicht nur alle römischen Bürger. Man sprach griechisch fast überall, außer in Spanien, dort nur Latein. So war der Ausdruck Grieche gleichzusetzen mit dem Ausdruck Römer. Nicht zu verwechseln mit Hellenisten. In Kapitel 6 haben wir gesehen, Hellenisten sind griechisch-sprachige Juden. Griechen sind Römer, die griechisch sprechen.

Jetzt haben sie plötzlich begonnen, zu denen zu predigen. Ohne Rücksprache bei den Aposteln. Sie konnten sich auf den Auftrag des Herrn berufen. Es war direkt der Herr in ihrem Dienst verantwortlich. V.21: „Und des Herrn Hand war mit ihnen, und eine große Zahl, die gläubig wurde, bekehrte sich zum Herrn.“ Es fand eine Erweckung in Antiochia statt. Der Herr hat es dort bestätigt. Was geschieht in V.22?: „Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Gemeinde[4] in Jerusalem.“ Es kommt wie eine Refrain. Das haben wir schon in Samaria gesehen. Plötzlich hört man das in Jerusalem. Jetzt geschieht das in Antiochia. Was machen sie? „... und sie sandten Barnabas aus, nach Antiochia hinzuziehen.“

Eine Bibelstudiumempfehlung: Man nimmt eine Konkordanz und sucht alle Stellen mit Barnabas raus. So bekommt man eine Biographie von Barnabas. Ein ganz wunderbarer Mann. Immer wenn es schwierig wird, kommt Barnabas auf den Plan. Ich will ganz kurz erklären, wer Barnabas ist, denn er ist sehr wichtig für die erste Missionsreise. In Kapitel 4, 36 wird er zum ersten Mal erwähnt:

36. „Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – was übersetzt heißt: Sohn des Trostes –, ein Levit, ein Zyprer von Geburt,
37. der einen Acker besaß, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel nieder.“

Er war ein Auslandsjude, genauer gesagt ein Levit. Zwei Kennzeichen: 1. Man gab ihm den Namen Barnabas, Sohn des Trostes, weil er offensichtlich gut anderen Menschen Mut zusprechen konnte. 2. Er war ein Mann, der nicht am Geld klebte.

Nach der Bekehrungsgeschichte von Saulus, Saulus hat sich in Damaskus bekehrt, dann sind drei Jahre vergangen, bis er aus Arabien zurückgekehrt ist bis nach Damaskus Dann kommt er zum ersten Mal nach Jerusalem, nach seiner Bekehrung, drei Jahre später. Apostelgeschichte 9, 26: „Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei.“

Der griechische Text benutzt eine Zeitform „versuchte er sich anzuschließen“, eine Zeitform, die ein Durativ ist. Das heißt, er versuchte sich immer wieder anzuschließen. Er hat also mehrmals versucht in der Gemeinde in Jerusalem zugelassen zu werden in die Gemeinschaft. Sie haben es nicht gemacht, sie dachten, er sei ein Spion. Und dann heißt es in Apostelgeschichte 9, 27: „Barnabas aber nahm sich seiner an, brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe...“ Da ist alles klar und er wird voll aufgenommen. Er hat nicht gewartet und gedacht, wenn er es wirklich ernst meint, dann kommt er nochmal wieder, also wenn der Herr ihn wirklich hierherführt, dann wird er ihn nochmals hierherführe. Nein, Barnabas nahm ihn, brachte ihn. Er legt ein Zeugnis ab, der Mann ist echt bekehrt und aufgrund dieses Zeugnisses wird er empfangen.

Jetzt kommt wieder in Problem. Es entsteht eine Gemeinde aus Heiden in Antiochia. Das ist gefährlich, was wissen die schon von der Bibel? Die Juden haben von Kind auf schon jeden Sabbat Thorastunden gehabt. Und noch viel mehr dazu. Die kennen wenigstens das A.T., sie haben eine Basis. Und jetzt kommen die zum Glauben und sie möchten eine Gemeinde anfangen? Das ist das ganz gefährlich, wie könnte sich das entwickeln? Das könnte ja schließlich ein Chaos geben Die werden ihre Ideen entwickeln und ausbreiten. Das wird nur Probleme geben! Ich kann voll zustimmen, diese Überlegungen sind doch effektiv berechtigt. Wie soll das weitergehen in der Entwicklung der Gemeinde? Dann schickt man Barnabas. Wir schauen mal, wie er reagiert in 11, 22:

22. „Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und sie sandten Barnabas aus, nach Antiochia hinzuziehen;
23. der freute sich, als er hingekommen war (und die
Probleme sah? Nein!) als er hingekommen war die Gnade Gottes sah.“

Er sah, was der Herr gewirkt hat. Und zweitens heißt es nicht er hatte seine Bedenken“, sondern „er freute sich“. Aber dann heißt es drittens „und alle ermahnte mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren.“ Er wusste schon um die Probleme, aber das Einzige ist, ihr müsst wirklich eine Entscheidung des Herzens fällen, dass ihr nur mit dem Herrn leben wollt und dann funktioniert es. Er war ein Sohn des Trostes, er konnte sie ermahnen, indem er ihnen Mut machte. Lukas erklärt uns weiter, warum er das konnte, V.24 „denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens;...“ Ein guter Mann, der kann auch die guten Sachen sehen bei den anderen. Das ist ein guter Mann. Nicht der, der immer nur das Schlechte sieht bei den anderen. Aber trotzdem sieht er, wo die Probleme sind bei den anderen. Er war voll Heiligen Geistes und voll Glaubens im Vertrauen, dass der Herr auch weiterführen kann, auch wenn es schwierig wird. Dann heißt es in V.24: „... und eine zahlreiche Menge wurde dem Herrn hinzugetan.“ Er war also keine Bremse. Dann geht er plötzlich nach Tarsus. Was hat er vor? Will er baden gehen da am türkischen Strand? Nein! V.25: „Er zog aber aus nach Tarsus um Saulus aufzusuchen.“ Saulus war in der Zwischenzeit, nachdem er in Jerusalem war und man ihn dort umbringen wollte, zurückgegangen nach Tarsus, in die Heimatstadt, um dort ein Zeugnis zu sein, wo er als Kind aufgewachsen war. Barnabas ist in Antiochia. Jetzt ist eine schwierige, neue Situation. Wie mache ich es? Ich hole Saulus, das ist der ideale Mann für diese Arbeit. Er hat bereits seine Berufung im Blick auf die Heiden erkannt. Saulus war ideal, weil er ein Hellenist war, er stammt nämlich aus dem Ausland, aber ist Hebräisch voll trainiert worden bei Gamalien. Er war Schüler von Gamalien. D.h. er hat beide Tendenzen, die Tendenzen der Hellenisten und die der Hebräer, die kennt er durch und durch. Er weiß, wo es gilt offen zu sein und wo es gilt sich abzuschirmen. Der ideale Mann. Den holt er und das geht so schön weiter. V.26: „Und als er ihn gefunden hatte, [also es ging noch einige Zeit, bis er wusste, wo er ist,] brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.“

Ein Jahr intensives Studium mit diesen Gläubigen, dass sie fundiert werden. Darum hat er auch Saulus geholt und selber da gewirkt. Ein Jahr, das erinnert uns wieder an das Jahr bis zur Steinigung von Stephanus. Nachher sehen wir dann, wie Paulus von dieser Gemeinde aus auf die 1.Missionsreise weggeht.

Wir sind in Apostelgeschichte 11 stehen geblieben und haben gesehen, wie dramatisch die Weltmission sich ausbreitet und welche Schwierigkeiten und Bremsen zu überwinden waren. Wir sind also bis zur Gründung der Gemeinde aus den Nationen, den Heiden in Antiochia gekommen und haben gesehen, wie diese Gemeinde ein Jahr lang durch den Dienst von Barnabas und Saulus gefestigt und gegründet worden ist. Dann kommt die Ankündigung einer Hungersnot durch Argabus, einem Prophet aus Jerusalem. Ich habe das im Skript etwas behandelt unter „Archäologische und geschichtliche Streiflichter“. Es wird in Kap. 11, 28 erklärt, dass diese Hungersnot auch tatsächlich eingetreten ist, über den Erdkreis gekommen ist. Erdkreis – Eukumene, ein Ausdruck in der Bibel, der speziell das römische Reich bezeichnet. Das sei eingetroffen unter Kaiser Klaudius. Wir wissen darüber etwas aus der Geschichte. Ich habe das hier aufgeführt. Die Hungersnot hat in Israel begonnen und zwar in den Jahren 47/48, dann wanderte sie weiter nach Griechenland 48/49. Und schließlich erreichte es Italien in den Jahren 50/51. Das war eine sehr entscheidende Katastrophe damals im Römischen Reich, kann man sagen. Durch diese Ankündigung von Agabus hat man sich dann darangemacht, Hilfsleistung den Armen in Judäa zu bringen. Wir lesen dazu 11, 29:

29. „Sie beschlossen aber, dass, je nachdem wie einer der Jünger begütert war, jeder von ihnen zur Hilfeleistung den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas senden sollte. [Dort hat eben die Hungersnot begonnen.]
30. das taten sie auch, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten.“

Eine sehr delikate Sache. Es geht hier um Geldtransport, das muss absolut sauber sein in der Gemeinde. Wenn es da Skandale gibt, dann ist das katastrophal. Darum hat man diese Aufgabe nicht irgendjemanden anvertraut, sondern Barnabas. Er macht das zusammen mit Saulus. Wieder der Mann, der immer in kritischen Situationen guten Rat weiß, ausgeglichen, ein guter Mann voll Heiligen Geist und Glauben ist. Sie gehen nach Judäa mit dieser Hilfssendung. Dann kommt dieses Kapitel 12 mit der Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis, das haben wir heute Morgen schon behandelt, weshalb das heilsgeschichtlich sehr hilfreich war und zeigte, wie das Königreich Juda unter diesem Herodes Agrippa I., wie Gott das eigentlich zur Seite stellt und entlarvt. Vom Judentum aus gesehen waren diese ersten jüdischen Christen Irrlehrer. Sie glaubten an drei Personen in der Gottheit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das konnten sie gut abtun, das sei nämlich ein Verstoß gegen den einen Gott, offenbart im A.T. Am letzten BST haben wir das Thema der Trinität und auch der Geschichte dieser Lehre in der alten Kirche behandelt und gesehen, wie man das selbst aus dem A.T. ganz deutlich belegen kann: Es gibt einen Gott, aber es sind drei voneinander unterschiedene Personen. Hier wird durch diese außergewöhnliche Befreiung von Petrus deutlich gemacht, dass dieser Entscheid von Herodes nichtig ist und Gott seinen Weg mit diesem Volk von Gläubigen aus den Juden geht. Nach diesem Einschub kommt dann Kap. 12, 24 mit der Bemerkung:

24. „Das Volk Gottes wuchs und mehrte sich.
25. Barnabas aber und Saulus kehrten, nachdem sie den Dienst erfüllt hatten, von Jerusalem zurück und nahmen auch Johannes mit dem Beinamen Markus mit.“

Die Hilfssendung ist erfüllt worden. Jetzt kommen sie zurück und nehmen noch ein Mitbringsel aus Jerusalem mit: Johannes Markus, der Schreiber des Markusevangeliums.

Jetzt gehen wir zur 1.Missionsreise von Paulus. Kap. 13, 1-3:

1. „Es waren aber in Antiochia, in der dortigen Gemeinde, Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaën, der mit Herodes, dem Vierfürsten, auferzogen worden war, und Saulus.
2. Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe!
3. Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie.“

Wir sehen, wie diese Gemeinde in Antiochia zur strategischen Ausgangslage für die Heidenmission wird und nicht Jerusalem. Was wir deutlich in diesen 12 Kapiteln sehen, ist dass Jerusalem seine Zentralposition verliert, die es im Judentum hatte. Wir haben gesehen, immer wieder kam es wie ein Refrain: „Zu den Ohren von denen in Jerusalem.“ Also Jerusalem hatte in dem Sinn eine Zentralposition und die verlor es. Darum war es sehr wichtig, dass Paulus nicht von Jerusalem ausging, sondern von Antiochien, um deutlich zu machen, im Christentum haben wir keine Stadt, die gewissermaßen die Zentrale der Christenheit ist. Interessant, in der Apostelgeschichte sehen wir die ganze Bewegung von Jerusalem nach Rom. In der Geschichte der Kirche hat man das in das Zentrum von Jerusalem nach Rom verschoben. Aber Rom war der Ort, wo Paulus als Gefangener hinkam und wo er schließlich auch geköpft worden ist. Aus diesem Ort wollte man später das Zentrum machen. Das wird schon deutlich gemacht, das ist nicht mehr die Zentrale. Schon der Herr hatte das der samaritischen Frau in Johannes 4 gesagt. Sie sagte: Du bist ein Prophet, jetzt kann ich endlich fragen. Wo muss man anbeten? Ihr sagt in Jerusalem sei der Ort, unserer Väter haben auf dem Berg Garizim angebetet. Und der Herr sagt: Es kommt die Stunde, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden. Er erklärt: Es ist nicht mehr an diesem Ort oder an jenem Ort, sondern einfach da, wo die wahrhaftigen Anbeter in Geist und Wahrheit anbeten. Der Vater selbst sucht solche Anbeter und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.

Da macht der Herr schon deutlich, das ist alles vorbei. Es kommt eine ganz neue Zeit, wo es nicht mehr eine geographische Zentrale gibt. Darum dieser Wechsel. Jetzt wird nicht Jerusalem, sondern Antiochien die Ausgangslage, das ist ganz entscheidend. Ein Ort, der damals sehr verachtet war, denn man dachte ja, Antiochien ist ein gefährlicher Ort, das ist nicht so gut, das sind alles Jungbekehrte, die gar keinen Hintergrund haben. Gerade diesen Ort wählt Gott, damit man nicht auf die Idee kommen kann sich die Frage zu stellen, was das für eine neue Zentrale ist.

Wir sehen jetzt, wie die Aussendung von Barnabas und Paulus geschieht. Wer hat ausgesandt? Man könnte spontan sagen, die Gemeinde in Antiochien hat ausgesandt. Aber das stimmt nicht. In Apostelgeschichte 13, 4 heißt es nämlich: „Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleuzia.“ Nicht die Gemeinde sendet aus, sondern der Heilige Geist sendet aus, das ist ganz wichtig. Aber die Gemeinde hat es bestätigt und darum haben sie ihm auch die Hände aufgelegt in V.3. Nicht einfach so, weil man so gerne Hände auflegt, sondern wieder ganz entscheidend ging es darum, dass die ganze Gemeinde zeigt: Wir stehen voll hinter dieser ganzen Aufgabe, die ihr jetzt im Auftrag des Heiligen Geiste ausführt. Es ist der Herr, der aussendet, aber die Gemeinde stellt sich dahinter und identifiziert sich mit dieser Aufgabe. Die erste Station ist Seuleuzia und dann Zypern. Wir schauen uns die erste Karte an. Es wird in 13, 2 gesagt: „... Der Heilige Geist sprach: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus.“ Es wird nicht gesagt, wie der Heilige Geist gesprochen hat. Wir können nur mutmaßen, aber die Mutmaßung ist eigentlich sehr naheliegend, dass ein Prophet diesen klaren Befehl geäußert hat, denn vorhin in V.1 wird betont, dass in dieser Versammlung Propheten und Lehrer waren.

Die Reise ging von Antiochia aus nach Zypern, Salamis und Paphos. Salamis, da wird gesagt, sie haben in der Synagoge gepredigt. V.5 erklärt noch, sie haben Johannes Markus mitgenommen. Er war beim Auftrag nicht erwähnt. Es hieß in V.2 nur: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus. Dann haben sie noch Johannes Markus mitgenommen. Sie kommen dann nach Paphos und jetzt kommt eine ganz interessante Geschichte ab Apostelgeschichte 13, 6:

6. „Als sie aber die ganze Insel bis Paphos durchzogen hatten, fanden sie einen Mann, einen Magier, einen falschen Propheten, einen Juden, mit Namen Barjesus,
7. der bei dem Prokonsul Sergius Paulus war, einem verständigen Mann. Dieser rief Barnabas und Saulus herbei und begehrte das Wort Gottes zu hören.
8. Elymas aber, der Magier – denn so wird sein Name übersetzt –, widerstand ihnen und suchte den Prokonsul vom Glauben abzubringen.
9. Saulus aber, der auch Paulus heißt
[hier wird er zum ersten Mal Paulus genannt und dann wird er nur noch Paulus genannt] blickte, mit Heiligem Geist erfüllt, fest auf ihn hin
10. und sprach: Du, voll aller List und aller Bosheit, Sohn des Teufels, Feind aller Gerechtigkeit! Willst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?
11. Und jetzt siehe, die Hand des Herrn ist auf dir! Und du wirst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen. Und sogleich fiel Dunkel und Finsternis auf ihn; und er tappte umher und suchte solche, die ihn an der Hand leiteten.
12. Dann, als der Prokonsul sah, was geschehen war, glaubte er, erstaunt über die Lehre des Herrn.“

Lukas wählt immer aus. Er hat geschrieben, wie sie nach Salamis gekommen sind, aber es wird nur in einem Satz darüber berichtet. Plötzlich aber wird diese Geschichte ganz ausführlich berichtet, am Anfang der Missionsreisen. Ich habe im Skript auf S.2 unter dem Titel „Typologisch wichtige Abschnitte“ Kapitel 13, 4-12. Da habe ich geschrieben Demonstration von Römer 9-11. Dort haben wir das Verhältnis von Israel und den Heiden in der heutigen Zeit beschrieben. Römer 9-11 erklärt uns nämlich Israel als Nation ist für eine Zeit auf die Wartebank gestellt. Und diese Zeit ist die große Chance für die heidnischen Völker das Evangelium anzunehmen. Israel ist für eine Zeit zum Teil blind, also Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren. Nur zu einem Teil, nicht ganz. Aber Römer 9-11 zeigt uns, Israel wird in der Zukunft als Nation sehend gemacht werden. Genau diese Situation haben wir hier. Der Jude versucht den Heiden zu hindern, das Evangelium anzunehmen. Und dann kommt als Gericht über ihn die Verblendung, aber Paulus sagt ganz ausdrücklich: „Er wird blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen.“ Diese Blindheit war zeitlich begrenzt. Und als der Heide, der Prokonsul das alles sah, glaubte er und staunte über die Lehre des Herrn. Diese Geschichte hat einen Doppelsinn. Im gewissen Sinn zeigt sie, dass die große Chance der Völker jetzt da ist während Israel zum Teil blind ist, aber nur für eine gewisse Zeit.

Dann geht Paulus als nächstes nach Antiochien in Pisidien. Aber er muss durch das schwierige Gebiet hindurch von Pamphylien V.13 und da heißt es: „Johannes aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem zurück.“ Pamphylien ist eine sehr unwirkliche Gegend und da wird es Johannes Markus zu viel und er geht, er hört auf. In Antiochien wird eine ausführliche Predigt in einer Synagoge beschrieben. Das ist wieder sehr typisch. Jetzt haben wir hier zum ersten Mal eine Predigt des Apostel Paulus beschrieben. Wie hat er den Juden das Evangelium gepredigt? Wenn man auszählt von diesen 26 Versen, sind 15 eigentlich Anführungen aus dem AT. Unglaublich, dieser Prozentsatz. Seine Predigt ist ganz klar auf das Wort Gottes begründet und ganz klar ist die Bibel im Zentrum. Die Art der Predigt ist ganz ähnlich wie bei Stephanus. Er erzählt einfach die ganze Heilsgeschichte, indem er vorne bei Israel beginnt: Auszug aus Ägypten, Wüstenwanderung, die Zeit der Richter und der Könige, usw., bis er dann schließlich kommt zum Höhepunkt des Messias. Das macht Stephanus genau gleich. Einfach die Heilsgeschichte erzählen, die klarmachen und so kann man die Bedeutung des Herrn Jesus als Erlöser zeigen. Dann gibt es in dieser Synagoge zuerst großes Interesse und dann sagt man hier, ihr müsst am nächsten Sabbat wieder predigen. Da kommt fast die ganze Stadt um das Wort Gottes zu hören. Wir lesen Apostelgeschichte 13, 44:

44. „Am nächsten Sabbat aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören.
45. Als aber die Juden die Volksmengen sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem, was von Paulus geredet wurde, und lästerten.
46. Paulus aber und Barnabas sprachen freimütig: Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßt und euch selber des ewigen Lebens nicht für würdig haltet, siehe, so wenden wir uns zu den Nationen.
47. Denn so hat uns der Herr geboten: [
Jetzt kommt ein Zitat aus Jesaja 49, 6 wo Gott zum Messias sagt:] »Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, dass du zum Heil bist bis an das Ende der Erde.«
48. Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und es glaubten, so viele zum ewigen Leben verordnet waren.
49. Das Wort des Herrn aber wurde ausgebreitet durch die ganze Gegend.
50. Die Juden aber erregten die anbetenden vornehmen Frauen und die Ersten der Stadt und erweckten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihren Grenzen.“

Hier sehen wir genau das noch einmal, was in Paphos geschehen ist. Die Masse der Juden lehnt ab und die Heiden kommen. Sie nehmen voll Freude das Wort Gottes an.

Nächste Station, wir kommen nach Ikonion, Lystra und Derbe. Dieses Gebiet ist das Gebiet von Südgalatien. Es ist ganz wichtig, ich habe es im Skript auf S.1 geschrieben unter „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“. Im Gegensatz zu Paulus, der in seinen Briefen immer Provinznamen gebraucht, werden in der Apostelgeschichte vor allem Gebietsnamen als geographische Bezeichnung verwendet. Das muss man sich gut merken, wenn man die Briefe von Paulus mit der Apostelgeschichte vergleicht. Der eine spricht immer mit Provinznamen und der andere meistens Gebietsnamen. Dann realisiert man, dass sie nicht immer von einem gleichen Gebiet sprechen. Hier wird nun nicht gesagt, das ist die Provinz Galatien, sondern es wird einfach über dieses Gebiet von Ikonion, Lystra und Derbe gesprochen. Das ist sehr wichtig, um zu verstehen was der Galaterbrief zu bedeuten hat. Denn der Galaterbrief wurde ganz kurz nach dieser Missionsreise geschrieben. Die Probleme, die dort beschrieben wurden unter den Galatern, die gesetzlich wurden, das waren diese Gemeinden von Ikonion, Lystra und Derbe. Das führt uns zu Kapitel 14.

Hier finden wir zum ersten Mal eine Predigt, wie Paulus zu den Gemeinden spricht. Paulus hat dort einen Gelähmten in Lystra geheilt. Die Leute sind so überwältigt, die denken, Barnabas ist Zeus und Paulus Hermes. Apostelgeschichte 14, 11:

11. „Als die Volksmengen aber sahen, was Paulus tat, erhoben sie ihre Stimme und sagten auf Lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen.
12. Und sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes, weil er es war, der das Wort führte.“

Ich erkläre kurz: Hermes heißt Ausleger, Übersetzter. Er war gewissermaßen der Götterbote der Mythologie. Weil Paulus normalerweise predigte, deswegen sei Paulus der Götterbote und der, der ruhig neben ihm steht ist der Zeus. Dann wollte sie ihnen opfern. V.14:

14. „Als aber die Apostel Barnabas und Paulus es hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen hinaus unter die Volksmenge und riefen
15. und sprachen: Männer, warum tut ihr dies? Auch wir sind Menschen von gleichen Empfindungen wie ihr und verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen
Götzen zu dem lebendigen Gott bekehren sollt, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist.
16. Er ließ in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen in ihren eigenen Wegen gehen,
17. obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte.“

Eine Kurzpredigt, von Lukas zusammengefasst. Was fällt auf? Sie verkündigen den Schöpfergott. In der Synagoge hat er es nicht gemacht. Da begann er einfach vorne mit Israel, ausgezogen aus Ägypten in der Wüste, usw., die Heilsgeschichte. Der Schöpfergott war vorauszusetzen. Bei diesen war der Schöpfergott nicht vorauszusetzen, dazu musste er es noch bringen. Das zeigt uns also auch, wie wir das Evangelium verkündigen müssen, wenn die Menschen nicht an einen Schöpfergott glauben. Da können wir nicht mit dem Kreuz und der Erlösung beginnen, denn wenn jemand nicht glaubt, dass er verantwortlich ist vor dem Schöpfer, dann glaubt er auch nicht, dass er ein Sünder ist und wenn er nicht glaubt, dass er ein Sünder ist, dann glaubt er auch nicht, dass er Vergebung braucht und wenn er nicht glaubt, dass er Vergebung braucht, dann glaubt er auch nicht an einen Retter-Gott. Man muss dann ganz vorne anfangen, und das haben sie gemacht. Sie haben zuerst den lebendigen Gott, den Schöpfer vorgestellt und nicht nur den Schöpfer, sondern auch den Gott der Geschichte, der die Nationen, obwohl sie ihre eigenen Wege gegangen sind, sich durch die Jahrtausende hindurch immer bezeugt hat als der Gott, der Regen und fruchtbare Zeiten gegeben hat. Keine Bibelstelle wird zitiert, aber wir könnten zu allem viele Bibelstellen an den Rand schreiben. Die Verkündigung ist immer noch bibelzentrisch, die Bibel im Zentrum, aber nicht so, dass er sagt: Jesaja 16, dort und dort steht. Er hat nicht zitiert, weil sie es sowieso nicht kannten, aber er hat das, was die Bibel sagt, gebracht und zwar so, dass sie es verstehen.

Dann wurden sie verfolgt. Paulus wurde fast durch Steinigung getötet. Zuerst sind sie Götter und dann die Allerletzten. Sie müssen weitergehen, aber mit dieser kurzen Arbeit in diesem Gebiet waren bereits Gemeinden entstanden. Wir lesen weiter V.20:

20. „Als aber die Jünger ihn umringten, stand er auf [nach der Steinigung] und ging in die Stadt hinein; und am folgenden Tag zog er mit Barnabas aus nach Derbe.
21. Und als sie jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern
22. Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und
sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen.
23. Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.
24. Und nachdem sie Pisidien durchzogen hatten, kamen sie nach Pamphylien;
25. und als sie in Perge das Wort geredet hatten, gingen sie hinab nach Attalia;
26. und von da segelten sie ab nach Antiochia, von wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie erfüllt hatten.

Der Kreis ist wieder geschlossen, sie kommen jetzt zurück nach Antiochien und erzählen dort, was der Herr auf dieser ersten Reise bewirkt hatte. Interessant ist, da sind Gemeinden entstanden. Paulus besucht sie zweimal und erst beim zweiten Mal werden Älteste eingesetzt. Es waren also bereits Gemeinden, aber ohne Älteste. Das waren Gemeinden. Das zeigt uns, man kann nicht sagen, eine Gemeinde ohne einen Ältesten ist keine Gemeinde, das ist nicht von dem abhängig. Aber dann kommen sie nochmals und setzen Älteste ein. Interessant ist, nicht die Gemeinde wählt die Ältesten, sondern sie, Paulus und Barnabas wählen und setzen sie ein. Wir nehmen das einfach so zur Kenntnis. Und dann sind sie wieder zurück in Antiochia.

Jetzt kommt das Kapitel 15. Jetzt knallts in Antiochien, jetzt kommen die Probleme. Apostelgeschichte 15, 1: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten worden seid, nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden.“ Jetzt wird durch eine Lehrfrage die Gemeinde durcheinandergeschüttelt. Aber interessant ist, woher kommt das Problem? Nicht aus Antiochia, sondern aus der alt eingesessenen Gemeinde in Jerusalem. Da kommen die Unruhestifter her. Und was sagen sie? Ihr, aus den Heiden, ihr seid gar nicht richtig gerettet. Ihr müsst nämlich ins Judentum übertreten, dann seid ihr gerettet, so war das immer im AT. Eine Ruth, sie trat über und wurde eine Jüdin und war sogar ein Vorfahre des Messias. Die Menschen traten zum Judentum über, also müsst ihr auch beschnitten werden und dann ist alles okay mit euch, schon gut, dass ihr glaubt. Aber das reicht nicht. Hier wird die Lehre des Heils angegriffen. Was ist die Reaktion? Schlagen wir das Blatt auf bei einigen dogmatisch, wichtigen Themen. Da sollte man den Titel finden: Gesetz und Gnade. Die Irrlehre, die von Judäa herkommt, besagt, die Heiden müssen durch Beschneidung zum Judentum übertreten, um gerettet zu werden. Das hat Auswirkungen und zwar zeigt V.2, es gibt Zwiespalt und viel Wortwechsel, und auch Streit, denn am Ende von V. 2 wird von einer Streitfrage gesprochen. V.24 spricht von Beunruhigung und Verstörung. Es wird eine junge Gemeinde total durchgeschüttelt, katastrophal. Und das sind die Alteingesessenen, die das gemacht habe. Aber, was macht man jetzt? Riesige Diskussionen, eben nicht geringe Wortwechsel. Jetzt lesen wir V. 2: „Als aber ein Zwiespalt entstand und ein nicht geringer Wortwechsel zwischen ihnen und Paulus und Barnabas, ordneten sie an, dass Paulus und Barnabas und etliche andere von ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten, wegen dieser Streitfrage.“ Jetzt spielt wieder Barnabas eine wichtige Rolle in diesem Problemfall. Paulus und Barnabas gehen nach Jerusalem und die Apostel, die von dem Herrn mit einer ganz besonderen Autorität eingesetzt waren, die sollten über diese grundsätzlich, wichtige Frage der Lehre entscheiden. Wir sehen, man hat nicht gesagt, ja gut, das ist die Ansicht von diesen und wir sind ein bisschen anderer Ansicht, aber das können wir so stehen lassen, oder? Nein, es ging um die Lehre des Heils und das kann man nicht stehen lassen, das muss geklärt werden.

Sie gehen nach Jerusalem hinauf und auch dort gibt es viel Wortwechsel, V.7, also dass viel Wortwechsel entstanden war. Und dann steht Petrus auf und klärt einigen, dem Barnabas und Paulus und dann auch Jakobus. Alle kommen zum Schluss: Nein, es ist nicht so, dass die Heiden Juden werden müssen. Wir haben unter dem Punkt, Lösung, Gesetz und Gnade: Die Heiden müssen nicht zum Judentum übertreten und sollen sich nicht unter das Gesetz von Sinai stellen. Also das Gesetz, das Gott beim Bund am Sinai mit Israel gegeben hatte, denn da war nur ein Bund geschlossen mit Israel und nicht mit den anderen Völkern. Jedoch müssen sie sich der Schöpfungsordnung, nach 1. Mose 1 und 2, unterstellen. Die Schöpfungsordnung sagt, es gibt nur einen wahren Gott, also ist Genuss von Götzenopfer und Götzendienst absolut unmöglich, da kann man keine Kompromisse machen. Hurerei geht auch nicht, denn Gott hat von Anfang an die Ehe von einem Mann und einer Frau eingesetzt, das gilt für die ganze Welt, das geht auf die Schöpfungsordnung zurück. Dann sagen sie: Und auch die Gebote des Bundes mit Noah müssen sie einhalten. Denn der Bund mit Noah, 1. Mose 9, war geschlossen mit allen lebendigen Wesen der Erde, ein ewiger Bund. Dieser noahitischer Bund gilt immer noch. Und der noahitische Bund sagt unter anderem, dass man Blut nicht essen soll und darum wird das dann auch in dieser Lösung gesagt: Alle diese Dinge müssen sie einhalten, aber sie müssen sich nicht unter das Gesetz von Sinai stellen. Das war eigentlich eine ganz entscheidend wichtige Sache, denn hier wurde ganz klar gemacht: Die Gemeinde als Leib Christ, sie umfasst gläubige Juden und gläubige Heiden. Das ist weder etwas Jüdisches noch etwas Heidnisches, sondern etwas völlig Neues. Epheser 3 zeigt, das war ein Geheimnis, das Gott beschlossen hatte vor Erschaffung der Welt, aber es wurde erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes geoffenbart. Die Gemeinde ist etwas ganz Gewaltiges und von einer viel höheren Ordnung als das Judentum früher und das vergessen viele Leute. Man sieht gar nicht mehr, dass im Heil-Ratschluss Gottes die Gemeinde als Geheimnis das Höchste ist, was es überhaupt gibt im Ratschluss Gottes mit Menschen! Und darum war es so wichtig zu zeigen: Nein, die dürfen nicht ins Judentum übertreten. Sie müssen nur die Schöpfungsordnung und den noahitischen Bund einhalten, das gilt für alle Menschen, aber der Bund von Sinai ist für Israel.

Das Gewaltige ist, diese Sache hat Einheit gebracht, in Apostelgeschichte 15, V.22 heißt es: „Dann deuchte es den Aposteln und Ältesten samt der ganzen Gemeinde gut, Männer aus sich zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden.“ Da wurde die ganze Sache geklärt. Die gesunde Lehre bewirkt auch fünf Auswirkungen, V. 31: „Freude und Trost“, V.32: „Ermunterung und Stärkung“, V.33: „Frieden“. Sehr interessant ist es zu sehen, was eine Irrlehre bewirkt, und was eine gesunde Lehre bewirkt.

Der Galaterbrief ist der härteste Brief im NT, und die Galater sind zum Glauben gekommen und plötzlich sind sie durch Irrlehrer hinübergeschwenkt. Diese Irrlehrer wollten ihnen sagen:

1. Ihr müsst Juden werden.

2. Ihr müsst euch auch beschneiden lassen.

3. Ihr müsst die jüdische Feste einhalten, usw.

Dann schreibt Paulus in aller Eile den Galaterbrief und sagt in Galater 3, 1: „Ihr unverständige Galater! Wer hat euch bezaubert?“ Ein Brief mit aller Härte, diese Ausdrücke findet man nur im Galaterbrief. Er wünscht, wie sie die Galater beschneiden wollten, sagt er, die sollen sich kastrieren lassen. So stark drückt er sich aus in V.12: „Ich wollte, dass sie sich abschnitten, die euch aufwiegeln!“ Das meint Kastration, so scharf.

Der Galaterbrief ist geschrieben worden vor diesem Konzil um 48 n.Chr., nämlich am Ende der ersten Missionsreise und noch vor diesem Konzil. Warum kann man das so sagen? Paulus argumentiert mit allen Waffen und allen Registern im Galaterbrief, aber er erwähnt kein Wort von diesem Beschluss der Apostel in Jerusalem. Das macht deutlich, dass die galatischen Gemeinden eben die Gemeinden aus Südgalatien und nicht aus Nordgalatien sind. Die sind gesetzlich geworden und die sind dann durch den Galaterbrief befreit worden. Genau dort ist auch das Thema:

·        Die sollen nicht Juden werden.

·        Die sollen kein einziges Fest von den Juden beobachten; denn das Christentum ist nicht jüdisch, nicht heidnisch, sondern etwas völlig Neues!

Wir sehen, wie heute auch die Tendenzen da sind, all diese Dinge wieder zu vermischen, und darum haben wir aus der Apostelgeschichte so viel zu lernen.

Jetzt sind wir am Ende der ersten Reise und wir kommen zur zweiten Reise, Apostelgeschichte 15, 35: „Paulus aber und Barnabas verweilten in Antiochien und lehrten und verkündigten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn.“ Wir sehen, es gab kein Ein-Mann-System nur mit dem Apostel Paulus. Interessant, muss ein freier Dienst da sein, denn die zwei lehrten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn. V.36: „Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns nun zurückkehren und die Brüder besuchen in jeder Stadt, in der wir das Wort des Herrn verkündigt haben, und sehen, wie es ihnen geht.“ Hier wollte Barnabas Markus mitnehmen und Paulus sagt „Nein, auf keinen Fall. Der ist von uns weggegangen in Pamphylien und hat nicht durchgehalten, der soll nicht mitkommen.“ V. 39-41:

39. „Es entstand nun eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten, und dass Barnabas den Markus mitnahm und nach Zypern segelte.
40. Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen.
41. Er durchzog aber Syrien und Zilizien und befestigte die Gemeinden.“

Katastrophal! Jetzt geraten die beiden aneinander und zwar wegen der Frage: Markus ja, oder nein? Es kommt zu einer Erbitterung. Nicht mal der gute Barnabas weiß hier eine Lösung. Das zeigt uns, wie Leute, die wirklich so ideal sind und so gut Probleme lösen können, sollen wir sie nie bis in den Himmel hinaufheben, denn plötzlich wissen sie es auch nicht, wie ein zwischenmenschliches Problem gelöst werden muss. Und beide erbittern sich und beide haben gute Argumente. Ich könnte mir vorstellen, Paulus sagt: „Du, wir können doch nicht so einen gebrauchen. Der hat sich nicht bewährt im Dienst.“ Barnabas erwidert: „Du hör mal, ein junger Bruder, dem müssen wir eine zweite Chance geben. Ihn einfach abschieben, wenn er mal versagt hat und einfach nicht mehr Mut gehabt hat weiterzugehen?“ Jeder hatte gute Argumente, wer hatte Recht? Und die Gemeinden mischt sich nicht ein, die lassen beide gehen, es gibt auch keine Gemeindezucht und das im gleichen Kapitel, wovon ihm eine Frage so klar ans Licht gebracht worden ist. Dass Lukas diese Dinge zusammengestellt hat zeigt uns: Wenn es um eine Lehrfrage geht, grundsätzlich wichtige Dinge, die müssen geklärt werden. Wenn es um zwischenmenschliche Dinge geht, wo man im Guten, Treuen, verschiedener Meinung sein kann, denn es steht nirgends in der Bibel, ob Markus mit soll oder nicht, dann muss man so etwas stehen lassen können. Und hätten sie da Gemeindezucht gemacht, die hätten mit dem die ganze Gemeinde in aller Welt durcheinander gebracht. Was hätten die anderen gemacht? Hätten sie für Paulus Partei genommen oder für Barnabas, der war sowieso ein guter Mann, wenn wir für den uns entscheiden, ist sowieso gut. Nein, und so haben sie viel Unheil verhütet. Wir haben gesehen, der Zwiespalt zwischen Barnabas und Saulus wurde nicht zu einer Gemeindeangelegenheit gemacht. Die beiden haben sich einfach in ihrer Arbeit getrennt, es ging nicht mehr zusammen, und so ist einer in diese Richtung gegangen und der andere in jene.

Aber was wir noch sehen, sechs Jahre später, im 1.Korintherbrief, der im Jahr 54 geschrieben wurde, da erwähnt Paulus Barnabas in Kapitel 8 und spricht in Hochachtung über ihn und stellt ihn auf seine Stufe. Also sehen wir, dass auch in der Zeit einiges gegangen ist und das ist manchmal so, dass man solche Fragen, wo man im Guten und Treuen zwar gemein sein kann, dass es manchmal einfach Zeit braucht, man kann es nicht von einen Tag auf den anderen erzwingen. So ist es auch hier gut gekommen. Und was Markus anbetrifft, in seinem letzten Brief vor seinem Märtyrium in Rom, schreibt Paulus im Jahr 67, in 2.Timotheus 4, 11: „Nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“ Gewaltig, Jahre später wird Markus ein begehrter Mitarbeiter von Paulus. Sehr interessant was wir da lernen können und wie eben auch ein Barnabas seine Grenzen hatte.

Im Weiteren erzählt uns Lukas nicht mehr die Reise von Barnabas, sondern wie Paulus weiter gegangen ist, er nahm anstatt Markus Silas mit. Und jetzt auf der zweiten Reise gehen wir hinauf nach Zilizien und wieder in das Gebiet von Derbe, Lystra und Ikonium. Diese Gemeinden werden nochmals besucht und gestärkt und dort trifft Paulus Timotheus, Apostelgeschichte 16, 1-3:

1.    „Er gelangte aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, daselbst war ein gewisser Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer jüdischen, gläubigen Frau, aber eines griechischen Vaters;

2.    der ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium.

3.    Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe, und er nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, die ihn jenen Orten waren; denn sie kannten alle seinen Vater, dass er ein Grieche war.“

Man denkt, jetzt stehen wir auf dem Kopf, Paulus hat den Galaterbrief geschrieben, dann hat er die Sache mit der Beschneidung in Apostelgeschichte 15 so deutlich geklärt. Jetzt kommt er hierher, nimmt Timotheus und beschneidet ihn um der Juden willen. Was ist mit ihm geschehen? Gar nichts. Es wird hier erklärt: Seine Mutter war Jüdin und damit ist er nach rabbinischer Auffassung voll Jude. Und der hat ihn als Jude beschnitten, er war kein Nicht-Jude, den er jetzt ins Judentum rüberholt, sondern ein richtiger Jude, der nicht beschnitten war. Das war wegen seines Vaters, der war ein Grieche, und Paulus beschneidet Timotheus um der Juden willen. Damit kann er 1. Korinther 9, 20 erfüllen: „Ich bin den Juden ein Jude geworden, damit ich so viele wie möglich gewinne.“ Timotheus konnte als Jude beschnitten werden, nicht, weil die Beschneidung besondere Bedeutung hätte, dass man gerettet wird, sondern einfach um den Juden näher kommen zu können. Aber nie hätte Paulus einen Nicht-Juden beschnitten, das ist der Punkt. Und wir werden später sehen, als Paulus nach Jerusalem kommt, da war er sogar bereit Opfer zu zahlen. Man fragt sich, jetzt ging er sogar in den Tempel um zu opfern? Paulus, Paulus, wo bist du hingekommen? Nichts davon, er als Jude war frei das zu tun um der Juden willen, damit er so viele wie möglich gewinne. Aber nie und auf keinen Preis andere hineinzubringen. Und wir sehen, Paulus ist nicht umgefallen, es wäre in der Zeitung damals, hätte man schreiben können mit großen Buchstaben: „Paulus ist umgefallen.“ Nichts davon. Schauen wir weiter in Apostelgeschichte 16, 4: „Als sie aber die Städte durchzogen, teilten sie ihnen zur Beobachtung die Beschlüsse mit, die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem festgesetzt waren.“ Mit diesen vier Punkten aus Apostelgeschichte 15, 28-29, „… um keine größere Last auf euch zu legen, als diese notwendigen Stücke: euch zu enthalten von Götzenopfer und von Blut und von Ersticktem (wenn ein Tier erstickt in der Falle, dann kann man das Blut nicht mehr abfließen lassen, darum „Ersticktem“), und von Hurerei. Wenn ihr euch davor bewahrt, so werdet ihr wohltun.“ Und diese Dinge werden jetzt von Ort zu Ort weitergegeben als Lehre, die es einzuhalten gilt!

Übrigens, ich wurde in der Pause ein paar Mal gefragt, wie ist es mit Chateaubriand? Es geht darum, dass beim Schlachten das Blut abgelassen werden soll, der Noahitische Bund sagt, das Blut darf nicht als Genussmittel gebraucht werden. Aber beim Schlachten, auch wenn man Schächtet, auch wenn man im Judentum oft noch wässert, kann man das Blut letztlich aus den Kapillaren, den Feingefäßen, nicht herausbringen. Es geht als nicht darum! Es geht einfach darum, dass das Blut prinzipiell abgelassen wird und das Fleisch dürfen wir essen. Aber dass man Blutreste nicht herauskriegt, das ist klar, ganz normal und das ist der Punkt. Das wird hier mitgeteilt, weil es zum Noahitischen Bund gehört, es ist ein Gehorsamstest. Im Garten Eden sagt Gott, von allen Bäumen dürft ihr essen, ausgenommen ein Baum. Nachher kam bei Noah Fleisch auf die Speisekarte und Gott sagte, ihr dürft das Fleisch essen, aber ohne das Blut – Gehorsamstest. Das Blut soll das Mittel zur Erlösung werden und darum soll das Blut nicht zu einem alltäglichen Genussmittel werden. Aber gewissermaßen aus Respekt vor der Bedeutung des Blutes, das Erlösung bringt.

Also, Paulus ist nicht umgefallen, sondern er weiß genau, wo die Grenzen sind, was darf ich, wo darf ich anfassen und wo nicht, das ist der Punkt. Das wissen wir heute oftmals nicht. Aber die hatten genau ähnliche Probleme wie wir heute, sie mussten sich auch entscheiden, was kann man und was kann man nicht.

Gut, die Reise geht weiter durch Phrygien und dann die Galatische Landschaft und zwar Nordgalatische Landschaft. Mit Phrygien ist Nordgalatien gemeint. Sie gehen weiter und plötzlich wird nicht klar, wohin sollen sie weitergehen? Schließlich kommen sie nach Troas, eine ganz entscheidende Station in der Nähe von Europa. Dort bekommt Paulus diesen Traum in der Nacht. Apostelgeschichte 16, 9: „Und es erschien Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein gewisser mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Offensichtlich hat er im Traum an der Kleidung oder vielleicht am Akzent erkannt, dass es ein Mazedonier ist. Es war nicht klar, was das bedeutet. Vers 10: „Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen.“ Paulus hat öffentlich mit Arbeitern, inklusive mit Lukas besprochen und dann sind sie zum Schluss gekommen, dass der Traum effektiv etwas zu bedeuten hat. „… wir schlossen“, es war nicht einfach so klar und sie kommen zum Schluss, ja, wir sollen ziehen. Aber wir sehen auch, wie dieser Traum nicht einfach irgendwie so eine Kleinigkeit wäre, sondern es ging hier um die Entscheidung letztlich, die Reise geht jetzt hinüber nach Europa. Also eine ganz entscheidende Weichenstellung, können wir sagen, aber nicht eine Nebensache, die einfach irgendwie durch einen Traum, das und das, geklärt wird, sondern wieder eine ganz klare Weichenstellung. Und dann kommen sie nach Philippi.

Philippi war eben eine Stadt mit einem sehr hohen Prozentsatz an hochgestellten Leuten. Es entsteht hier eine Gemeinde und Lukas bleibt hier, um diese Arbeit weiterzuführen. Aber er wechselt ganz diskret von "wir“ auf „sie“. Jetzt gehen wir nach Thessalonich und dort in Apostelgeschichte 17, 2 geht Paulus zu ihnen in die Synagoge hinein „… und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften, indem er eröffnete und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste und dass dieser, sprach er, der Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist.“ In Thessalonich sind sie also nach Europa gekommen und die erste, in der Bibel erwähnte Europäerin, die gläubig geworden war, das war Lydia, Apostelgeschichte 16, 13-15, eine Frau, speziell herausgestrichen.

Dann ging die Reise nach Thessalonich am Meer weiter, mit einem wichtigen Hafen. In der Synagoge spricht er mit den Juden und zuerst legt er einfach theoretisch dar, dass der Christus, das heißt der Messias, leiden und aus den Toten auferstehen musste. Er legt also dar, dass der Messias nach dem AT prinzipiell sterben und auferstehen muss und sie müssen das aus der Schrift nachvollziehen. Ja, tatsächlich! Dann kommt die zweite Phase, der Herr Jesus, von dem ich zu euch dauernd rede, das ist der Messias, denn er ist gestorben und auferstanden! Sieht man, in zwei Phasen: zuerst einmal theoretisch über den Messias gesprochen und zweitens ist der Messias dieser Jesus. Ich habe das auch schon mal als Teenager auf dem Gymnasium so gemacht, mit einem orthodoxen Juden habe ich abgemacht, dass wir uns treffen und über den Messias zusammen sprechen. Ja, ein gutes Thema! Die interessieren sich für den Messias, also sprechen wir über den Messias. Dann kann man als nächsten Schritt erklären, der Messias, das ist dieser Jesus. So hat also Paulus auch taktvoll das Evangelium verkündigt und Menschen auch in Thessalonich gewonnen. Dann gab es die Verfolgung und er musste schnell an den nächsten Ort weitergehen, nämlich nach Beröa, Apostelgeschichte 17, 10-15. Das Gewaltige ist, Paulus war also im schlechtesten Fall etwa zwei Wochen, im besten Fall etwa vier Wochen in Thessalonich und in dieser Zeit ist die Gemeinde entstanden. Schon kurz darauf schickt er den 1. Thessalonicherbrief an die Gemeinde in Thessalonich. Das ist unglaublich, sie kommen aus dem Heidentum und aus dem Judentum zum Glauben und innerhalb von Wochen ist alles schon gelaufen. In jedem Kapitel des Thessalonicherbriefes spricht er über die Wiederkunft Christi und im 2. Brief sagt er, ihr wisst ja, ich habe es euch ja gesagt, das mit dem Antichristen. Wow, all diese Themen bis in die prophetischen Themen behandelt in dieser kurzen Zeit!

Er sagt in 1. Thes 1, 7-8, es ist wunderbar, ihr seid zum Vorbild für viele andere Gläubige geworden, indem euer Glaube in der ganzen Welt ausgebreitet wird. Die Thessalonicher haben es wirklich geschafft, das Evangelium in der kürzesten Zeit in der ganzen Welt auszubreiten. Nun, vor ein paar Wochen bin ich mit meinem ältesten Sohn beim Missionseinsatz in Kroatien gewesen und dann habe ich noch diesen Zug ein bisschen verlängert und bin dann nach Thessalonich. Dort sind wir zusammen am Mittelmeer entlanggelaufen. Dort war übrigens in der Nähe die Synagoge und dann habe ich ihm den Schiffshafen gezeigt und erklärt, siehst du, sie haben Schiffsmannevangelisation gemacht. Die sind zum Hafen gegangen, haben Matrosen evangelisiert und die sind mit dem Schiff in alle Welt weitergefahren und haben es dort wieder weitererzählt. So ist der Glaube aus Thessalonich in die ganze Welt ausgebreitet worden. So einfach ist das, also gewaltig. Die waren gerade bekehrt, die Gemeinde entstanden und schon machen sie Weltmission mit Matrosenmission.

Dann kommt Paulus nach Beröa, dort war es mit den Juden ganz anders als in Thessalonich. Es heißt nämlich in Apostelgeschichte 17, 11: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich so verhielte.“ Das waren edle Leute. Edle Leute nehmen etwas mit Bereitschaft auf, die sagen nicht dauernd aber, aber… Sie können nur einmal zuhören und dann sagen sie nicht einfach ja, ja…, sondern sie nehmen die Bibel täglich und vergleichen, stimmt es oder stimmt es nicht? Die sagen nicht, Paulus hat gesagt, also…, sondern sie sagen, er hat das gesagt, ja, interessant, und jetzt schauen wir mal, ob das mit der Bibel übereinstimmt. Und das nennt die Bibel edel. Also wir sollen nicht dauernd sagen aber, aber… und auch nicht immer ja, ja…., das lernen wir in Beröa.

Dann geht aber Paulus weiter und kommt auf dem Schiffsweg nach Athen, Apostelgeschichte 17, 16-34. Er kommt zuerst allein, Silas und Timotheus hatten einen anderen Auftrag, aber sie sollten dann später nachkommen. Jetzt ist Paulus allein in Athen und was macht ein Missionar in einer Weltstadt wie Athen, wenn er allein ist und warten muss? Er macht einen Stadtrundgang. Oh, ein Missionar gebraucht die Zeit, um einen Stadtrundgang zu machen? Ja, der interessiert sich für die Athener. Allerdings wird er innerlich sehr erregt, denn er sieht die Stadt ist voll Götzenbilder und schon in der Antike wird überliefert „Es war einfacher in Athen einem Gott zu begegnen als einem Menschen“. Dann beginnt Paulus in den Synagogen mit den Juden und den Anbetern (das sind Heiden, die zum Judentum übergetreten waren oder nahegekommen sind) zu sprechen. Und dann geht er auf den Marktplatz und da spricht er mit den epikuräischen und stoischen Philosophen. Die sagen, ach, das ist nur ein Schwätzer, der sollte mal etwas verstehen von den philosophischen Systemen. Gut, das muss ein Missionar in Kauf nehmen, das man als dummer Schwätzer abgetan wird. Aber andere sagen, er scheint ein Verkündiger fremder Götter zu sein. Wie können die meinen, er bringt Götter nach Athen? Lukas erklärt, weil er ihnen das Evangelium von dem Herrn Jesus und der Auferstehung verkündigte und sie dachten, Jesus ist ein Gott und die Anastasia, die Auferstehung, sei eine Göttin. Ach ist das schwierig, das Evangelium zu erklären, wenn Leute nichts von der Bibel wissen. Nun, einige Jahrhunderte früher hatte man doch Sokrates vor dem Areopag durch den Giftbecher hingerichtet, mit dem Vorwurf, er bringe fremde Götter nach Athen. Jetzt geschieht das gleiche nochmal, und tatsächlich, jetzt wird er gepackt und vor den Areopag gebracht, Apostelgeschichte 17, 19. Das Religionsministerium will wissen, was ist das für eine neue Lehre? Das ist etwas ganz Fremdes. Sie machen eine Voruntersuchung aber Lukas erklärt uns in den Versen 20-21, das war nicht einfach, weil sie um die Reinheit der Religion besorgt waren, sondern die Athener sind unwahrscheinlich neugierig. Sie wollen etwas Neues hören! Also, da müssen wir die Leute auch bei ihrer Neugierde holen.

Dann beginnt Paulus seine Areopag-Rede (V. 22-31) und er sagt, ihr seid wirklich sehr religiös. Der Ausdruck in Vers 22 „den Göttern ergeben“, heißt religiös zu sein. Aber der Ausdruck kann positiv oder negativ sein, man weiß gar nicht, was er jetzt dabei wirklich denkt. Er sagt, ihr seid sehr religiös und ich habe in eurer Stadt einen Altar gesehen, dem unbekannten Gott gewidmet. Paulus kannte die Geschichte bestimmt, Jahrhunderte früher gab es Pest in Athen. Die Menschen starben wie Fliegen dahin. Man opferte allen Göttern und nichts half, bis der Areopag sagte, ihr müsst Epimenides von Kreta holen und der wird uns einen Rat geben. Er kam und sagte, ihr müsst einem unbekannten Gott opfern und dann hat man diese Altäre gemacht und die Pest war besiegt. Volltreffer. Paulus sagt, ihr habt da einen Alter mit der Aufschrift „dem unbekannten Gott“, den ihr nun, ohne ihn zu kennen, verehrt. Diesen verkündige ich euch (V. 23). So, jetzt ist es raus. Er bringt keine fremden Götter nach Athen, sondern er verkündigt den Gott, der in Athen schon vor Jahrhunderten angebetet worden ist. Dann erklärt er, das ist der Schöpfergott, der alles gemacht hat. Wieder geschieht Heidenmission, man muss zuerst den Schöpfergott verkündigen und erst nachher beginnt er dann, über die Auferstehung Christi und auch das letzte Gericht zu sprechen. Er verkündigt also den Schöpfer, den Erlöser und den Richter, alles ist drin, aber so wunderbar vorgestellt, dass die Leute zuhören. Es gab nämlich ein Gesetz, wer vor dem Areopag unlogisch spricht, muss unterbrochen werden und dass er so lange reden konnte, das zeigte, es war für sie logisch, bis er über die Auferstehung sprach. Das war absolut unlogisch. Da heißt es in Vers 32: „Als sie aber von Toten-Auferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.“ Für das griechische Denken ist Totenauferstehung die größte Torheit. Der Geist ist das höchste, Materie ist nicht wichtig. Also soll der Körper nochmal kommen? Sicher nicht, wenn man vom Körper endlich befreit ist, es war für sie unlogisch. Aber Paulus hat es bis auf den Schluss aufgespart, er hat nicht damit begonnen: Übrigens, bei uns ist Totenauferstehung ganz zentral! Nein, er hatte es aufgespart, aber wir lernen, wie taktvoll und wie liebevoll der Apostel das Evangelium rüberbringt.

Drei Gruppen: die einen spotten, die anderen sind interessiert und die anderen bekehren sich. Wir haben auch heute immer wieder diese drei Gruppen und wir müssen uns für die Gruppen b und c besonders interessieren. Die Interessierten in Hauskreisen zusammenfassen und die sich bekehren in Gemeinden.

Dann geht es nach Korinth, Apostelgeschichte 18, 1. In Korinth ist ein ganz anderes Bild, etwa 60% Sklaven, also eine Stadt wo der Unterschied dominiert, gerade ein Gegenteil von der feinen Stadt Philippi und wo die Unmoral eine besondere Stelle hatte. Es gab das Verb im Griechischen „koriath somai“, korinthisch leben, das heißt in der Unmoral leben und es gab Tausend Tempelprostituierte, eine schreckliche Stadt. Apostelgeschichte 18, 1:

1.    „Danach schied er von Athen und kam nach Korinth.

2.    Und als er einen gewissen Juden fand, mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priszilla, seine Frau (weil Klaudius befohlen hatte, dass Juden sich aus Rom entfernen sollten), ging er zu ihnen,

3.    Und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn sie waren Zeltmacher von Beruf.

4.    Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen.“

Dieses weltgeschichtliche Ereignis, das haben wir schon gesehen, dass Klaudius die Juden aus Rom hinausgeschmissen hatte und zwar gab es Unruhen unter den Juden, übrigens weil Juden sich bekehrt hatten und andere Widerstand leisteten, es gab einen Riesenaufruhr in Rom. Politische Konsequenz von Kaiser Klaudius: alle Juden sollten weg. Da kommt eben auch dieser gläubige Aquila aus Rom weg, aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt und kommt als Asylant nach Korinth, genau dann, wann Paulus kommt und genau „zufällig“ ist er vom gleichen Handwerk. So kam Paulus in der Firma „A&P“ als Teilzeitkraft unter und damit hat er ein Sprungbrett für die Gemeindegründung in Korinth. Es gibt viel Widerstand, aber der Herr erscheint in der Nacht, Vers 9-11:

9. „Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!
10. Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
11. Er hielt sich aber ein Jahr und sechs Monate dort auf und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.“

Ausgerechnet in Korinth kann Paulus arbeiten, um nicht von Unterstützung zu leben. Dann entsteht die Gemeinde, eine sehr schwierige Gemeinde. Die beiden Korintherbriefe schildern uns ein Bild, was für ein Chaos unter den Leuten war, wirklich in jeder Beziehung ging es chaotisch hin und her. Gut, ein Zaudermann hätte gesagt, dann gründet man keine Gemeinde in Korinth, das bringt nur Probleme und die Probleme sind gekommen, übermäßig, aber der Herr sagt ihm selbst in Vers 10 „denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt“. Man musste einfach mit diesen Problemen fertig werden. Es ging nicht darum, irgendwie einen Bogen zu machen, wenn schwierige Menschen zum Glauben kommen, dann müssen schwierige Menschen auch weitergeführt werden, ganz klar. Nun, die Korinther sagten mit der Zeit, Paulus, wir wissen, was du willst und er muss sich in 1. Korinther 9 verteidigen und zeigen, es geht ihm nicht ums Geld (V. 9-18), es geht ihm wirklich um das Ziel. Und dann sagt er, ich habe nichts von euch angenommen und das ist der Beweis, dass ich nicht euer Geld will. Aber die Teilzeitarbeit hatte er bekommen, bevor das mit den Korinthern und dem Geld kam. Also auch da ist es wunderbar, wie der Herr alles fügt, um im richtigen Moment mit den richtigen Leuten zusammenzukommen. Die richtige Ausgangsstellung, um arbeiten zu können, damit sie ihm einfach nichts anhaben konnten. Es geht mir nicht ums Geld, es geht mir um euch.

Da wird auch noch die Sache erzählt, wie es Streit gab und der Streiter vor Gallion dem Prokonsul von Achaja gebracht wurde (Apostelgeschichte 18, 12f.). Interessant, man hat eine Inschrift in Delphi gefunden, wo der Prokonsul Gallion vorkommt und man kann genau datieren, in welchem Jahr etwa er Prokonsul war. Man kommt also auf etwa Juni 51 – Juni 52. Das ist ein ganz wichtiger Pfeiler, um eine Chronologie des Lebens des Paulus aufstellen zu können in Verbindung mit der weltlichen Chronologie der Geschichte. Dieses Datum ist ganz wichtig, um Chronologie eichen zu können. Ich habe das auf dem Skript unter „Chronologie und Geschichte“ erwähnt, aber wir wollen weitergehen.

Es kam die Zeit, wo Paulus auch in Korinth Schluss machte und weiterging. Was wir sehen ist, dass Paulus die Leute in den verschiedenen Gemeinden nie an sich gebunden hat. Er hat aufgebaut und dann ist er gegangen, sie mussten selber weiterführen. Das ist etwas, was man in der Mission oft, gerade z.B. in Afrika, nicht gemacht hat. Die Weißen haben alles an sich gebunden und die Schwarzen waren immer nur ihre Helfer. Daraus können wir lernen, nein, das ist nicht gut. Wir müssen hingehen, anfangen und dann müssen sie in die Verantwortung kommen und selber weiterfahren. Dann müssen die Weißen gehen. Das lernen wir bei Paulus, er konnte weitergehen, er band die Leute nicht an sich. Über Ephesus ging es dann schließlich nach Antiochien zurück (Apostelgeschichte 18, 22), die zweite Reise ist zu Ende. Wir sehen dann, die dritte Reise beginnt ab Vers 23.

Wieder geht er zurück, von Antiochien ausgehend, geht er wieder durch all die Gemeinden hindurch um sie zu befestigen, schließlich kommt er nach Ephesus (Apostelgeschichte 19, 1). Ephesus wird wieder ein besonders wichtiger Punkt, Paulus bleibt dort nämlich wieder zwei Jahre. Apostelgeschichte 19, 10: „Dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.“ Und zwar ist es interessant, in Ephesus hat er bei den Juden wieder zu missionieren begonnen, bis es dann zu einem Bruch gekommen ist. Gut, er hat das akzeptiert, hat dann die Gläubige in eine Gemeinde gesammelt und Vers 9 ist ganz wichtig: „Als aber einige sich verhärteten und nicht glaubten und vor der Menge schlecht redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete.“ Dies aber geschah zwei Jahre lang. Also hat er das gemacht, die Gläubigen hat er gesammelt und die hat er jeden Tag in der Schule des Tyrannus unterrichtet. Also ein Schulgebäude zur Verfügung gestellt bekommen, es gibt eine griechische Handschrift, die den Hinweis gibt, dass es genau in den Stunden, wo in der Schule Pause war, auch in der heißen Zeit, das er dann unterrichtet hat. Das quasi in den Zwischenstunden, wo es unangenehm war, da hat man dann Bibelunterricht gemacht. Aber interessant, zwei Jahre lang systematisch Bibelunterricht. Was ist die Konsequenz davon? Alle haben sich dann so in ihrem Elfenbeintürmchen abgeschirmt, und sind alle Theologen geworden? Nichts davon! „Dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.“ Das ist doch gewaltig! Diese Provinz Asien ist so groß wie die Schweiz und innerhalb von zwei Jahren haben alle in diesem Gebiet das Evangelium gehört. Und wieso? Weil jeden Tag Bibelunterricht war! Das zeigt uns also ganz klar, wie Bibelunterricht nicht im Gegensatz steht zum Hinausgehen und das war gerade Motivation, um hinausgehen zu können. So ist also ein machtvolles Werk Gottes entstanden. (…) Das hat dann auch Auswirkung auf die Wirtschaft von Ephesus gehabt. Wir sehen, dass das Geschäft der Götzentempelverkäufer fast eingegangen ist. Es gab Alarm, aber nicht weil Paulus in den Tempel gegangen ist und mit der Axt die Götzenbilder zusammengeschlagen hätte. Es wird nämlich in diesem Kapitel attestiert, von einem hohen Politiker in Ephesus gesagt, dass diese Leute keine Tempelräuber sind (Apostelgeschichte 19, 37). Wir können auch daraus viel lernen. Wir müssen in unserer Stadt keinen Bildersturm machen, da, wo Götzenbilder sind, sondern wir müssen einfach das Evangelium verkündigen. Wenn dann die Leute ihre Götzenbilder und all ihren Götzendienst in ihrem Leben fallen lassen, dann ist das die Konsequenz davon. Aber wir sind nicht gegangen und haben diese Dinge zusammengeschlagen. Es ist so wie beim Hund, wenn man beim Hund den Knochen wegnehmen will, dann beißt er einen. Was muss man machen? Man muss ihm ein Steak hinlegen und dann kann man den Knochen nehmen. So müssen wir evangelisieren. Wir müssen nicht dauernd den Knochen wegreißen, wir müssen das Steak, das Positive, das Gute des Evangeliums bringen und dann lassen sie den Dreck auch fahren, den Knochen meine ich.

Nun, nach diesem gewaltigen Tumult in Ephesus geht die Reise weiter und schließlich kommt Paulus wieder nach Troas (Apostelgeschichte 20, 6). Dort beginnt wieder ein Wir-Abschnitt, Lukas kommt mit dazu. Ein schönes Erlebnis in Troas, Paulus predigt bis Mitternacht, ein junger Mann vom Schlaf überwältig, fällt aus dem Fenster. Das war so ein junger Mann im Spannungsfeld zwischen Gemeinde und Welt, genau auf der Grenze und dann ist immer das Risiko, wenn sie einschlafen, ob sie nach innen oder nach außen fallen und er ist nach außen gefallen. Nach diesem Drama geht Paulus hinunter und sagt, macht keinen Lärm, nehmt ihn auf und es kommt alles gut. Also, wenn die jungen Leute rausfallen, dann machen wir kein Theater und sagen, seht ihr, das sind eben die Grenzgänger, die so am Rande der Gemeinde sind und dann fallen sie ab. Wir haben immer gesagt, nein, Paulus geht selber runter auf sein Niveau, nimmt ihn auf, sagt, macht keinen Lärm und die ganze Gemeinde wird getröstet, indem dieser junge Mann wieder lebendig da ist.

Gut, Paulus hat bis zum Morgengrauen gepredigt, also nicht bis Mitternacht, sondern bis zum Morgengrauen (Apostelgeschichte 20, 7-12). Am nächsten Morgen ist er dann weitergegangen und zwar zu Fuß. Unwahrscheinliche Kondition musste er gehabt haben. Er kann die ganze Nacht hindurchpredigen und dann geht er zu Fuß weiter. Also das zeigt uns etwas von der Kondition, wie Gott eben diesen kleinen Saulus damals in Tarsus geschaffen hatte. Genauso, dass er dann die Arbeit später auch tun konnte. Sein Vater hat ihm das Handwerk von Zeltmacher beigebracht und genau das Handwerk war dann in Korinth wichtig, es ist alles so wunderbar, wie es schon von Anfang an geführt war.

Nun, Paulus geht weiter und er kommt nach Milet (Apostelgeschichte 20, 15) und da ruft er die Ältesten von Ephesus herüber und hält ihnen eine ergreifende Abschiedsrede (Apostelgeschichte 20, 17-35). Er macht sie auf Folgendes wirklich aufmerksam:

-      ihr werdet riesige Probleme in der Gemeinde bekommen,

-      es werden Jünger aus der Gemeinde selbst aufstehen, die werden verkehrte Dinge reden und viele hinter sich herreißen,

-      es kommen verderbliche Wölfe zu euch hinein.

Unglaublich! Man denkt, in Apostelgeschichte 19 fand eine so schöne Arbeit statt, in zwei Jahren die ganze Provinz Asien erreicht und dann muss er sagen, es wird nicht einfacher, denn große Probleme kommen. Nun, wir haben gesehen, die Geschichte der Gemeinde ging immer durch Spannungen hindurch und man musste sich den Spannungen stellen. Nicht einfach abhauen, denn Spannungen müssen angegangen werden. Paulus geht nach dieser ergreifenden Rede weiter und kommt schließlich nach Jerusalem (Apostelgeschichte 21, 15). In Jerusalem kommen die Brüder und Jakobus, der Bruder des Herrn und sie sagen: Du Paulus, überall in der Welt sagt man, du seist ein Verführer, du redest gegen den Tempel und du redest gegen die Beschneidung. Aha, jetzt kommt die ganze Sache wieder auf. Was hat er dabei gesagt? Die Nichtjuden dürfen sich nicht beschneiden lassen und schon heißt es, er bringe die Juden dazu, sie sollen vom Judentum abfallen. Also klar Verleumdung. Und dann sagen sie, schau mal, wir haben hier fünf Brüder, die haben ein Gelübde. Kannst du den Leuten hier zeigen, dass es alles nur Lüge ist, übernimmt doch du die Kosten dieser Opfer. Gut, Paulus ist bereit, geht in den Tempel, reinigt sich selber mit dem Wasser der roten jungen Kuh und sieben Tage der Reinigung macht er durch. Unglaublich, der, der den Galatern geschrieben hat, reinigt sich mit dem Opfer der roten jungen Kuh! Plötzlich dann sehen ihn Juden aus Asien, die haben mit ihm was in Asien erlebt, die waren auch auf Besuch im Tempel da und sie sagen: Der Mann hat Heiden, Griechen in den Tempel hineingeführt. Man stürzt sich auf ihn los und will ihn auf der Stelle umbringen. Es war alles nur ein Lug, erklärt uns Lukas, sie haben ihn in der Stadt einfach mal mit einem Griechen gesehen und schon hieß es, er hat sie in den heiligen Bereich hineingeführt, wo nur Juden hineindürfen. Nun, Paulus wird in letzter Sekunde von den römischen Soldaten aus der Burg Antonia gerettet.

Siehe Karte: Da ist der Tempelplatz, da in dieser Halle war das Synedrium, hier in der Säulenhalle Salomos versammelten sich die Christen von Anfang an und hier die Burg Antonia. Da sind sie die Treppe heruntergekommen und haben Paulus noch retten können, als ihn der Volksaufstand fast das Leben gekostet hätte. Sie tragen ihn gleich über die Treppe rauf und auf der Treppe sagt Paulus dem Offizier: Darf ich etwas sagen? Was? Du sprichst Griechisch? Aha, du bist nicht dieser Verführer? Nein, ich bin nicht dieser Verführer, ich habe sogar römisches Bürgerrecht. Und man hat verhandelt. Dann steht er da auf der Treppe hier zur Burg Antonia hinauf und hält dann diese Rede in Apostelgeschichte 22, wo er seine ganze Bekehrungsgeschichte erzählt und zwar auf Hebräisch. Alle hören ruhig zu und am Schluss sagt er: Der Herr ist mir erschienen und hat gesagt, hier in Jerusalem werden sie nicht auf dich hören, aber Ich schicke dich weit weg zu den Heiden (V. 21). Der Mann muss sterben (V. 22)! So evakuieren ihn die Römer in die Burg und Paulus ist in Sicherheit.

Nachher wollen die Juden, dass er zum Synedrium runterkommen soll und er wird zum Synedrium gebracht, wie hier auf dem Bild. Dann hält er die Rede vor dem Synedrium in Apostelgeschichte 23 vor dem Hohenpriester Ananias. Der war übrigens als völlig korrupter Mensch bekannt, er hat über ihn richten wollen und Paulus kommt auf die Idee: das Synedrium besteht aus Sadduzäer, die nicht an Auferstehung glauben und Pharisäern, die an Auferstehung glauben. Dann sagt er: Ich werde eigentlich nur verfolgt, weil ich an Auferstehung glaube, eben weil Jesus am dritten Tag auferstanden ist. Dann gab es einen Zwiespalt und einen Tumult im Gericht. Die Römer evakuieren Paulus wieder in die Burg und schließlich wird er aus Sicherheitsgründen nach Cäsarea transportiert.

Jetzt kommt die Romreise. In Cäsarea ist er längere Zeit im Gefängnis, also er wird von Jerusalem nach Cäsarea gebracht, weil da der eigentliche Hauptsitz der Römer in Israel war. Dort ist er im Gefängnis, er kann viel mit Felix dem Landpfleger sprechen und nachher kommt ein anderer dran, Festus, und Festus versteht überhaupt nichts vom Evangelium. Er interessiert sich überhaupt nicht dafür. Dann kommt plötzlich König Agrippa II mit seiner Schwester Bernice auf Besuch. Man sagte in damaligen Zeiten, die lebten in einem Verhältnis, Inzest und Festus sagte: Ich verstehe überhaupt nichts vom Judentum und von der Bibel, wie soll ich da über ihn Gericht sitzen? Deshalb freute er sich, dass dieser Agrippa II, der auch als Jude galt, nun hierher kommt und sagt: Agrippa, darf ich ihn dir mal vorführen? Sicher wird mit großen Gepränge und Prunk hier eine Gerichtsverhandlung gehalten und das ist die Rede in Kapitel 26. Paulus legt wieder ein Zeugnis über seine Bekehrung ab und er kann Agrippa in dieser Rede überzeugen, dass Christen nicht staatsgefährdend sind. Das ist ganz wichtig zu wissen, später nämlich, als Jerusalem im Jahr 70 zerstört wurde, sind aufgrund dessen, was der Herr gesagt hat (wenn Jerusalem von Heerscharen umzingelt ist, dann sollen die, die in Judäa und Jerusalem sind, auf die Berge fliehen, Lukas 21, 20-21) alle jüdischen Christen noch vor der Zerstörung geflohen. Dann gingen sie über den Jordan nach Pela und Agrippa II hat sie alle als friedliebende Bürger empfangen. So kam im Jahr 70 bei der Zerstörung von Jerusalem, wo anscheinend mehr als 1 Million umgekommen sind, kein einziger jüdischer Christ ums Leben, weil Agrippa sie aufgenommen hatte. Also die Rede in Apostelgeschichte 26 sollte gewaltige Folgen für die jüdischen Christen haben, auch wenn sich Agrippa leider nicht bekehrt hatte. Er sagte nur ironisch, in Kurzem überredest du mich ein Christ zu werden. Agrippa und Festus besprechen sich dann zusammen und es wird ihnen klar, der Mann ist kein Verbrecher. Aber er hatte sich schon vorher auf den Kaiser berufen, jetzt muss er nach Rom.

Das führt uns in Apostelgeschichte 27 zur Romreise. Es ist die ausführlichste Beschreibung im Detail und technischen Ausdrücken einer Schiffsfahrt in der Antike, die wir haben. Unglaublich, und man fragt sich warum? Nun, ich habe das auf dem Skript andeutungsweise unter „Typologischer Geschichte“ aufgeführt. Diese Schiffsreise stellt symbolisch die ganze weitere Entwicklung der Kirchengeschichte bis zur Entrückung dar. Am Ende der Apostelgeschichte wird so gewissermaßen die ganze Reise wie es weitergeht symbolisch dargestellt. Das wäre mal ein Thema für sich, so entspricht Epoche für Epoche genau, wie die Kirchengeschichte bis heute verlaufen ist. Also, es ist dramatisch, im Detail sieht man den Katholizismus und die Herrschaft der Kirche, wo die Sterne alle nicht mehr sichtbar sind (V.20), alles ist dunkel, niemand isst mehr, seit langer Zeit ohne Speise, das Wort Gottes wird dem Volk vorenthalten. Dann sehen wir die Periode der Reformation, usw, wunderbar dargestellt, aber das nur so andeutungsweise als Behauptung. Was deutlich wird, die Geschichte der Gemeinde sollte keine Vergnügungsfahrt werden und das haben wir auch schon erlebt, denke ich.

Es ist eine Sturmreise, aber es kommen alle auf dem Schiff ans Ziele. Das Schiff wird am Schluss völlig zerschlagen aber alle auf dem Schiff kommen ans Ziel auf die Insel Melite. Gut, so ist es, wir müssen uns alle keine Illusionen machen, es wird immer besser, es ist eine Sturmreise, die ans Ziel kommt und das ist die wunderbare Verheißung. Dann sehen wir in Kap. 28, wie Paulus nach langer Zeit über Sizilien, Syrakusa (Stadt in Sizilien) und Italien hinauf schließlich nach Rom kam. In welchem Zustand? In Vers 15 heißt es: „Und von dort (also von Rom) kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii-Forum und Tres-Tabernä entgegen; und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“ Die Schnellsten sind 69 km weit gekommen, die langsameren nur 59 km, also die sind Paulus entgegengeeilt. Sie haben ihn noch nie gesehen, er hat ihnen vor Jahren den Römerbrief geschrieben: Ich habe so den Wunsch zu euch einmal nach Rom zu kommen (Römer 1, 10). Aber er hat sich nicht vorgestellt, dass es so kommen würde. Dann heißt es, als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut. Er war innerlich auch am Boden, er war auch kein Supermensch und einfach als die Brüder von Rom kamen, das machte ihm Mut. So kommt er nach Rom und muss dann eben zwei volle Jahre warten. Offensichtlich sind die Verkläger von Cäsarea und Jerusalem nicht kommen, sodass er dann nochmals frei wurde und umherreiste. Der Titusbrief und 1. Timotheusbrief fallen in diese Zeit hinein. Dann wurde er wieder gefasst und kam in die Todeszelle, wovon der 2. Timotheusbrief berichtet. In diesem Brief sagt er dann noch in Kap 3, 1: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden“. Da macht er quasi den Ausblick bis ans Ende. Aber er gibt auch Anweisungen, wie Christen in den letzten Tagen sich verhalten müssen, um zu bestehen. Also es nicht eine idealisierte Geschichte, es ist eine Geschichte von Stürmen, aber wo wir die Gnade Gottes, das Wirken und die Macht des Wortes Gottes erleben dürfen, mit der Gewissheit, der Herr kommt bald, die Entrückung, und dann nimmt die Kirchengeschichte ihr Ende.